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Full text of "Grundzüge altrömischer Metrik"

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Grundzüge 
altrömischer 
Metrik 


Richard  Klotz 


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ALTRÖMISCHER  METRIK 


VON 


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RICHARD  KLOTZ. 


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LEIPZIG, 

L)  K  U  C  K  INI»  V  K  K  L  A  U   VON  B.  U .  T  K  IT  B  N  K  K. 

1890. 

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DKM  ANDENKEN 

FRIEDRICH  RITSCHL'S 

GEWIDMET. 


Vorwort. 


Die  vorgedruckte  Widmung  ist  nicht  der  gewöhnliche  Zoll, 
der  dem  unvergesslich  um  Plautinische  Kritik  verdienten  Meister 
von  jedem  Mitforscher  geschuldet  wird,  sondern  der  Ausdruck 
sehr  persönlicher  Gefühle.  Ich  verlasse  den  Weg  der  aller- 
strengsten  Observanz  und  zähle  in  Kitschl'schem  Sinne  nicht  zu 
den  eigentlichen  Bdx%oi,  wenn  ich  auch  den  erhobenen  frvQöog  nicht 
von  mir  werfe.  Bei  einem  ehemaligen  Mitgliede  der  Ritschl'schen 
Societät  und  Senior  des  Leipziger  philologischen  Seminars  könnte 
man  darin  eine  Impietät  um  so  eher  finden,  als  besonders  im 
Eingange  dieses' Werkes  die  Gegensätze  wiederholt  schroff  hervor- 
gekehrt sind.  Einem  derartigen  Gedanken  soll  die  Widmung 
von  vornherein  vorbeugen.  Auch  ist  der  Unterschied  nicht  so 
gross,  wie  er  scheint.  Jene  scharfe  Form  soll  dazu  dienen,  das 
Neue  der  eignen  Methode  in  s  rechte  Licht  zu  stellen,  nicht  in 
Schatten  zu  setzen,  was  ich  persönlich  dem  Lehrer  verdanke,  der 
überall  den  kritisch  -  historischen  Standpunkt  betonte  und  nach 
der  ratio  zu  forschen  anwies.  So  finde  man  auch  hier  die 
Ritschl'sche  Methode  wieder,  wenn  auch,  wie  ich  hoffe,  nicht 
ganz  unwesentlich  erweitert.  Richten  sich  aber  manchmal  die 
Ausführungen  gegen  Ritsehl,  so  soll  darin  zugleich  die  An- 
erkennung liegen,  dass  aller  Fortschritt  an  dessen  Leistungen 
anzuknüpfen  ist. 

Dasselbe  gilt  auch  von  Ritschl's  Schule,  vor  allen  von  den 
durch  Ritsehl  selbst  erkorenen  Fortsetzern  der  Plautusausgube, 
Georg  Goetz  und  Friedrich  Schoell,  ganz  abgesehen  davon,  dass 
der  Erstgenannte  mich  persönlich  trotz  principiell  abweichender 
Stellung  zu  den  grossen  Fragen  der  Plautinischen  Kritik  durch 
Anregung  und  Belehrung  sich  verpflichtet  hat. 


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VI  Vorwort. 

Die  ganze  Anlage  des  Buches  bringt  es  mit  sieh,  dass  vieles 
Gute  nicht  ausdrücklich  erwähnt  wird,  woraus  man  nicht  gleich 
8chliessen  möge,  dass  es  unbekannt  oder  weniger  anerkannt 
geblieben  ist.  Im  Citiren  bin  ich  sparsam  gewesen,  nur  nicht  bei 
eignen  Leistungen,  hier  jedoch  nur  darum,  um  bereits  Gesagtes 
nicht  zu  wiederholen. 

Der  Titel  „Grundzüge"  ist  in  dem  Sinne  gemeint,  dass  hier 
kein  vollständig  durch-  und  ausgearbeitetes  System  vorliegt.  Zu 
einem  solchen  fehlte  es  mir  an  Zeit  und  Sammlung.  Ich  ver- 
sehe seit  Jahren  ein  Lehramt,  mit  dem  lateinischer  Unterricht 
in  zwei  Leipziger  Primen  und  griechischer  in  einer  Prima  mit 
8ämmtlichen  dazu  gehörenden  Correcturen  verbunden  ist.  Für 
diejenigen,  die  nicht  mit  den  besonderen  Verhältnissen  bekannt 
sind,  sei  dazu  erwähnt,  dass  eine  lateinische  Primanercorrectur 
bei  uns  schon  nach  dem  äusseren  Umfange  der  Arbeiten  so  viel 
wie  eine  deutsche  und  griechische  zusammen  ist.  Unter  solchen 
Umständen  habe  ich  nur  die  Wahl  ein  nach  den  gewonnenen 
Principien  durchgeführtes  System  auszuarbeiten,  dessen  Aus- 
führung nur  sehr  stückweise  möglich  und  dessen  Vollendung 
unabsehbar  ist,  oder  einen  kühnen  Wurf  zu  wagen,  alle  Feier- 
stunden und  Ferientage  eines  Jahres  zusammen  zu  nehmen  und 
ein  Werk  wie  das  vorliegende  zu  verfassen. 

Damit  ist  angedeutet,  wofür  ich  um  besonders  gütige  Nach- 
sicht zu  bitten  habe.  Hier  sei  davon  nur  zweierlei  hervorgehoben. 
In  der  ersten  Freude  des  Findens  mag  ich  den  Fortschritt  der 
metrisch-rhythmischen  Kunst,  der  sich  mir  herausstellte,  zu  sehr 
verfolgt  und  darüber  die  Schattenseiten  in  der  consequenten,  aber 
auch  etwas  einseitigen  Technik  der  römischen  fyvftyLOTtoioC  zu 
wenig  hervorgehoben  haben,  wie  ich  das  bei  dem  kretischen 
Versmasse  nachgeholt  habe.  Sodann  gehört  vielleicht  das  eine 
oder  das  andere  von  dem,  was  ich  den  lateinischen  Dichtern  zu- 
zuschreiben geneigt  bin,  noch  den  Griechen  an.  Doch  ist  die 
neue  attische  Comödie,  sicherlich  eine  hochzuschätzende  Kunst- 
leistung  des  nachclassischen  Hellenenthums,  so  trümmerhafi 
erhalten,  dass  es  schwer  ist  hier  scharfe  Grenzlinien  zu  ziehen. 
Jedenfalls  bleibt  den  Hörnern  noch  genug,  die  hohe  Meinung  von 
dem  in  Italien  erreichten  Kunstfortschritt  zu  rechtfertigen. 


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Vorwort. 


VII 


Schliesslich  ergreife  ich  die  Gelegenheit  allen  denen  zu 
danken,  die  in  irgend  einer  Weise  mich  und  mein  Buch  gefördert 
haben.  Es  sind  ausser  dem  bereits  genannten  Prof.  Dr.  Georg 
Goetz  in  Jena  Herr  Prof.  Dr.  Heinrich  Bellermann  in 
Berlin,  dem  ich  durch  freundliche  Vermittelung  meines  hiesigen 
Collegen  Dr.  Reinhard  Kade  Aufklärung  über  die  in  einem 
Terenzcodex  stehenden  Musiknoten  verdanke,  sowie  mein  Freund 
und  Vetter  Dr.  Alexis  Schumann  hier,  der  für  mich  eine 
sorgsame  Collation  der  erwähnten  Noten  besorgt  hat,  sodann 
mein  Bruder  Gymnasialoberlehrer  Dr.  Walter  Klotz,  der  einzige, 
der  das  Werk  vor  dem  Drucke  vollständig  gekannt  hat,  und  ganz 
besonders  mein  lieber  College  Dr.  Richard  Opitz  hier,  der  in 
aufopferndster  Weise  fast  sämmtliche  Druckbogen  einer  gründ- 
lichen Revision  unterzogen  hat. 

Leipzig,  im  Januar  1890. 

Richard  Klotz. 


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Inhalt. 


Einleitung.  Seite 

Bedeutung  der  Kunstforni  des  altrömischen  Dramas   3 

Bisherige  Leistungen  über  dieselbe   9 

Methode  der  Forschung   27 

Frosodie. 

I.    Das  metrische  Kürzungsgesetz. 

1.  Allgemeines.    Unterschied  zwischen  metrischer  Kürzung  und  pro- 
sodiBcher  Kurze   .   39 

2.  Gewöhnliche  Fälle  des  metrischen  Kürzungsgesetzes   G3 

3.  Weitere  Erscheinungen  des  metrischen  Kürzungsgesetzea   68 

Ergebnisse   94 

4.  Prosodie  der  Saturnier   97 

II.  Hiatus. 

1.  Allgemeines   102 

2.  Der  logische  Hiatus   104 

1.  Im  Satzbau  begründet   104 

2.  Bei  Eigennamen   107 

3.  Bei  Personenwechsel   110 

Ergebnisse   118 

3.  Der  proßodische  Hiatus   119 

1.  Allgemeiner  Gebrauch  im  Griechischen  und  Lateinischen  119 

2.  Bei  Plautns   123 

8.  In  der  Senkung  der  Iamben  und  Trochäen   137 

Ergebnisse   141 

4.  Metrischer  Hiatus   142 

1.  In  der  iambischen  Cäsur  iambischer  Langverae   142 

2.  In  der  trochäischen  Cäsur  trochäischer  Langverse  ....  14« 
8.  In  der  iambischen  Cäsur  trochäiscner  und  der  trochäischen 

Cäsur  iambischer  Langverse   167 

4.  In  den  Cäsuren  des  iambiechen  Senars  zu  verwerfen    .  .  165 

5.  Ergebnisse   179 

Hiat  in  den  Cäsuren  der  anapästischen,  kretiBchen  und  bacchiischen 

Laugverse                                                                            .   .  180 

Ergebnisse   183 


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Inhalt. 


IX 


Metrik. 

I.  Bildung  der  Cäsuren  und  Schlüsse. 

Seite 

1.  Allgemeines.    Durch  Elision  getrübte  Casaren   187 

2.  Vernachlässigung  der  Hauptcäsnren   199 

1.  Im  griechischen  Vorbilde   199 

2.  In  den  iambischen  und  trochäischen  Versen  der  römischen 
Comödie   207 

Ergebnisse   213 

3.  Vernachlässigung  der  Cäsuren  in  anapästischen,  bacchiischen 

und  kretischen  Langversen   216 

Ergebnisse   828 

3.  Trochäische  Schlüsse   223 

4.  Iambische  Schlüsse   232 

Ergebnisse  '      .  .  248 

II.  Bildung  der  Hebung  und  Senkung. 

1.  Allgemeines.    Bildung  der  iambiHch  -  trocbiiischen  Hebungen      .  .  250 

1.  Allgemeines   260 

2.  Hebung  durch  zwei  verschiedenen  Wörtern  angehörende 
Kürzen  gebildet  im  Griechischen   251 

3.  Desgleichen  im  Lateinischen   254 

Ergebnisse   266 

4.  Hebungen  durch  zwei  ein  Wort  schliessende  Kürzen  ge- 
bildet im  Griechischen   208 

6.  Desgleichen  im  Lateinischen   273 

Ergebnisse   278 

2.  Die  Hebungen  im  anapästischen  Rhythmus  ........  281 

1.  Nach  griechischem  Vorbilde     281 

2.  Unter  dem  Einfluss  der  Iamben  und  Trochäen   ...  287 
Ergebnisse   29G 

3.  Die  aufgelösten  Hebungen  in  kretischen  und  bacchiischen  Verden  297 

1.  In  kretischen  Versen   297 

Ergebnisse   298 

2.  In  bacchiischen  Versen   299 

Ergebnisse   303 

4.  Verschiedenheit  der  Senkungen  im  ytvog  taov  und  ävtaov  ....  304 

1.  Im  Allgemeinen   304 

2.  Der  erste  Fuss  der  iambischen  und  trochäischen  Verse.  .  308 

3.  Unterschied  zwischen  den  äusseren  und  inneren  Senkungen 
des  ytvog  aviaov.    Anapästisch  -  choriambische  Wortfiisse 

in  innerer  Senkung   311 

5.  Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  ytvog  uviaov   315 

In  -den  Saturniern   317 

In  Plautus'  und  Terenz'  Iamben  und  Trochäen   319 

In  Kretikern  und  Baechien   341 

Ergebnisse   .  .  344 

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X  Inhalt. 


Seit«. 

t).   I>as  Zusammenstoßen    der   aufgelösten    Hebung   und    au  gelösten 

Senkung  '{40 

Ergebnisse  357 


Rhythmik. 

I.    Elemente  der  Rhythmik. 

1.    Ergehnisse  über  Plautinische  und  Terenzische  Metrik   'M\f 

•_'     Bedeutung  der  einheitlichen  metrischen  Technik   für  die 

l.'hythmik   .    :t7(» 

3.  Vortrag  der  Cantica  nnd  Diverbia   379 

Ergebnisse    

t.   Symmetrie  und  Eurhythmie   .'.'Jl 

Die  strenge  und  die  freie  Art  der  ununterbrochenen  Taktfolgr  Kit 

Systematische  Bildung   404 

Continuatio  numeri   40h 

Ergebnisse   415 

»'.,    Katalektwhe  Bildungen    1 1 0 

Ergebnisse   432 

7    (lebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Uhvthmeugattuugen  , 

a.  Das  ytvog  icov  .       .      Mili 

b.  Das  yivog  SinXüciov  .    .   1 1s 

c.  Da«  yivog  ijUtöliov   401 

d.  Allgemeine*.    Ergebnisse   ti'.rs 


II.    Die  rhythmische  Metabole. 

1.  Mtzaßolr}  %ax'  ayrtöiatv   ....  471 

2.  Die  Epiinixis  alloeometrischer  Reihen   .    477 

Ergebnisse    .~>u* 

3.  Tuktwechaelnde  Verse  in  stichim-hem  (iebraucli.    5J_L 

■i,  Takt  wechselnde  Cantica          .  ,  .  ,  ,    

Bei  Terenz.   .   .    ,    ,    .    &2Ji 

Iri  der  Tragödie  530 

Bpi  Plantim   5Ji3 

Die  M etahole  der  Compositionaartcn  .  .  .   .  .  .  .  544 

6.  Schlüsslet  nie  htung.    Ergebnisse  .    ....  551 

Nachträge  502 

S.ichtr^iHt'-r    .    ,    .    .   -'ii'.s 

Stellcnregiatcr  .   57tf 


>ogie 


Einleitung. 


Kunz,  GrumlsttiKO  altromiHchcr  Metrik.  1 

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In  der  alten  Geschichte  ist  die  grossartigste  und  für  Mittel- 
alter und  Neuzeit  folgenschwerste  Erscheinung  das  Emporkommen 
Roms.  Diesem  gelang  es  die  Völker  der  alten  Welt  zu  einem 
Reiche  zu  vereinigen.  Wurden  dabei  auch  die  Nationen  des  Abend- 
landes in  ihrer  Eigenart  vernichtet  und  das  in  den* griechischen 
oder  griechisch-niacedonischen  Staaten  fortlebende  Hellenenthum 
militärisch  und  politisch  überwunden,  so  musste  doch  Rom  die 
griechische  Cultur  als  weltgebietenden  Factor  anerkennen.  Wenn 
man  nun  behauptet,  das  besiegte  Griechenland  habe  die  barbari- 
schen Sieger  durch  seine  höhere  Bildung  bezwungen,  so  ist  das 
natürlich  nicht  in  dem  Sinne  zu  verstehen,  als  sei  das  Römerthum 
der  Cultur  des  Besiegten  auch  nur  annähernd  so  vollständig 
unterlegen,  wie  etwa  die  germanischen  Stämme,  welche  die  alt- 
römischen Gebiete  eroberten.  Vielmehr  geht  neben  dem  welt- 
historisch-politischen Kampfe  fortwährend  ein  viel  verzweigter, 
für  den  Verlauf  der  Weltgeschichte  höchst  wichtiger,  manchen 
Fortschritt  zeitigender  Kampf  einher  auf  den  verschiedenen  Ge- 
bieten der  Kunst  und  des  Wissens,  der  in  wechselreichem  Ver- 
luste bald  der  griechischen  Welt  siegreichen  Eingang  in  das 
Abendland  verschallt,  bald  wieder  die  echt  nationalen  Elemente 
des  Römerthums  zu  reagirender  Bewegung  zusammeni'asst,  bis 
sich  das  Schlussergebniss  dahin  herausstellt,  dass  Rom,  allerdings 
unter  mancher  Einbusse  und  nur  mit  Hilfe  der  in  Spanien,  Gallien 
und  Afrika  gemachten  Eroberungen,  sich  neben  der  hellenischen 
Cultur  behauptet.  In  diesem  Jahrhunderte  währenden  Process 
der  Angleichung  und  Abstossung  der  beiden  weltgebietenden  gei- 
stigen Potenzen  bildet  natürlich  die  Literatur  und  besonders  die 
Poesie  ihrem  Inhalte  wie  ihren  Kunstformen  nach  ein  sehr  wich- 
tiges, aber  auch  eins  der  umstrittensten  Gebiete.  Diese  Kunst- 
formen der  römischen  Poesie,  soweit  sie  in  den  vollständig 
erhaltenen  Dichterwerken  aus  der  Blüthezeit  der  Republik  uns 
entgegentreten,  behandelt  unser  Versuch. 

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Schon  lange,  mindestens  mehrere  Generationen  vor  der  Zeit, 
der  die  ältesten  uns  erhaltenen  T.iteraturwerke  der  Römer  an- 
gehören, halte  der  trwünnte  Process  seinen  Anfang  genommen. 
Denn  dass  bereits  vor  Mitte  des  dritten  vorchristlichen  Jahr- 
hunderts der  griechische  Einfluss  in  den  Formen  der  römischen 
Dichtkunst  sich  geltend  gemacht  hat,  beweisen  unverkennbar  die 
Scipionengrabschriften.  Schon  die  älteste  uns  erhaltene  Sciturnier- 
•  poesie  steht  unter  griechischem  Einflüsse,  wie  wir  später  aus- 
führen werden,  vgl.  Rhythmik  I,  1.  Hier  erscheint  die  metrische 
Technik  schon  ausgebildet,  wie  sie  in  den  Hauptmassen  des 
römischen  Dramas  gehaudhabt  wird.  Livius  und  Naevius  haben 
also  in  ihren  Iamben  und  Trochäen  nichts  erfunden  und  geordnet, 
sondern  die  in  der  saturnischen  Poesie  herrschende  und  für  die 
gewöhnlichen  Metra  ausreichenden  Anhalt  gebende  Praxis  befolgt. 
Dagegen  haben  Männer  wie  Naevius,  Plautus  und  Ennius  da- 
durch, dass  sie  sämmtliche  Metra  ihrer  griechischen  Vorlagen  nach- 
bildeten, einen  J?  •khtlniiu  der  poetischen  Kunstformeu  entwickelt, 
der  für  ihre  'Ht.'gabung  das  beste  Zeugniss  ist,  zumal  da  es  ihnen 
vollständig  gelungen  ist,  die  für  Athen  allerdings  historisch  be- 
rechtigte metrische  Zwitterhaftigkeit,  die  der  Comödie  von  den 
' i-eben  Zeiten  her  anhaftete,  und  die  fast  zur  Spielerei  aus- 
ueur.'f'i»  lY.Vmetrie  der  spätem  attischen  Tragödie  durch  ein 
sei,!-  wirk.-unie.s  Mittel  auszugleichen.  Wie  nämlich  die  Einheit 
der  Handlung  durch  die  neue  attische  Comödie  bereits  errungen 
war,  so  wahrten  die  römischeu  Dichter  die  formale  Einheit  des 
Kunstwerkes  in  der  durch  alle  verschiedensten  Versarten  streng 
durchgeführten  Einheitlichkeit  der  metrischen  Technik,  deren 
Darlegung  die  besondere  Aufgabe  unsres  Versuches  ist 

Griechische  Künstler  waren  mit  und  nach  Alexander  in 
Schaaren  nach  dem  fernen  Osten  gewandert,  aber  auch  in  den 
hellenischen'  Culturcentren  des  römischen  Reiches  zu  Hause  ge- 
blieben. Als  der  römische  Staat  den  auch  in  Rom  heimisch 
gewordenen  dionysischen  Künstlern  griechischer  Abk  mit1)  Cor- 


1)  Die  griechische  Herkunft  ist  besonders  bezeugt  bei  Livius  aus 
Tarent  und  Ennius  aus  Rudiae,  'Podtcti,  noiig'EXlrivtg  nach  Strabo  VI.  j>.  281; 
vgl.  über  beide  Sneton.  de  gramm.  1  seinigraeci  —  quos  utraque  lingua 
domi  forisque  doeuisse  adnotatum  est;  über  Ennius  noch  Festus  sub  v. 
solitanrilia  p.  293  ut  pote  Graecus  graeco  more  usus.  Aus  italischer  Land- 
schaft, die  längst  unter  griechischer  Cnltur  stand,  stammt  u.  a.  der  Cam- 
panier Naevius. 


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Einleitung. 


porationsrechte  verlieh  und  dein  Livius  Andronicus  zn  Ehren  im 
Minervatempel  auf  dem  Aventin  den  Dichtern  und  Schauspielern 
eine  geweihte  Stätte  anwies,  fand  das  im  Ersterben  begritlenc 
attische  Drama  eine  Erneuerung,  die  z-ugu  -ich  in  Mündiger  Ent- 
wickelung  das  fortsetzte,  wozu  bereits  der  Ansatz  in  der  helleni- 
schen Kunst  gemacht  war.    Man  verstehe  dies  nicht  falsch.  In 
den  Zeiten  des  Hellenismus  wurden  die  Dramen  eines  Sophokles, 
Euripides  und  Menander  beständig  aufgeführt,  die  griechische 
Schauspielkunst  teierie  allenthalben  grosse  Triumphe.    Aber  so 
manches  im  attischen  Drama  hatte  nur  in  den  besoudern  atheni- 
schen Einrichtungen  sacraler  oder  localer  Natur  seine  historische 
Berechtigung.  Als  aber  die  Kunst  in  Folge  ihrer  ungeahnten  Aus- 
dehnung aus  einer  attischen  zu  einer  gemeingriechischen,  ja  fast 
universalen  geworden  war,  als  das  griechische  Schauspiel  wie  an 
den  Höfen  und  in  den  grossen  Städten  des  Morgenlandes,  so 
auch  in  den  Grossstädten  des  römischen  Reiches  und  in  Rom 
selbst  in  Originalsprache l)  zur  Aufführung  kam,  verlor  gar  vieles, 
was  in  Attika  voll  berechtigt  war  und  verstanden  wurde,  Sinn 
und  Berechtigung  vollständig,  wie  die  dreifn<\    "BeVamllun.;  der 
Tri nieter  und  Tetrameter  und  überhaupt  die  v  rschiedenartigsten 
Stile  gleicher  oder  ähnlicher  Kunstformen,  denen  wir  im  attischen 
Drama  bf gegueu.  Solche  althergebrachte  l;-.itei\schiedc  festzuhalten 
wäre  nicht  mehr  stilvoll  gewesen,  sondern  geschmacklos.  Wie 
dies  Gustav  Hroysen  in  seiner  Geschichte  des  Hellenismus  so 
tri       «!  ausführt,  besonders  III,  1.  S.  331,  III,  2.  S.  171  und  III, 
1 .  S.  332,  gab  es  zur  Zeit,  als  die  Blume  der  attischen  Schön- 
heit verblüht  war,  nicht  mehr  jenes  urkräftig  erwachsene  oder 
die  im» 'TwüchMgi'U  . .  luIi«;  unmittelbar  beseelende  Leben  frühere«- 
Jahrhunderte;  was  sich  davon  noch  zeigte,  wu*  nur    in  z.ts  'tzier 
Rest.  iiberm-Jt  ;hu-.|,  andre  n«  uj  < «  vlui'a:       ,  denen  sich,  alle. 
Anerken»«-jsis>        Miiweii  und  die  strebende  Förderung  der  Besten 
■      .nulte.    Es  waren  nur  die  zertrümmerten  und  zerschlissenen 
!ie       ,  i   i-  naturgetreuen  Eniiaitungeti,  in  denen  sich  das  Griechen- 
thura  so  überreich  ausgestaltet  und  erschöpft  hatte;  die  Zeit  der 
monadischen,  nur   diesem   vJrie,  diesem  Stamme  angehörenden 
Bihluntren  war  vorüber;  und  wie  sie  sonst  die  bedingende  Grund- 
lage, gieicnsaui  das  konstitutive  im  hellenischen  Leben  gewesen 


i)  üeber  die  ludi  graeci  in  Horn  vgl.  Welcker,  Die  griech.  Trag. 
S.  1323  fgg. 


Einleitung. 


waren,  mussteii  sie  nun,  sobald  erst  die  Formen  für  die  neuen 
Bildungsmomonte  gefunden  waren,  von  diesen  subsumirt  und 
allmählich  vertilgt  oder  durchdrungen  werden.  Das  ist  die  un- 
geheure Revolution,  die  seit  Alexander  und  Aristoteles  der  grie- 
rhi  .  ho  lieist  über  die  Welt  gebracht  hat.  Die  erste  granitne 
Schale  der  Menschheit  in  ihren  starr  gewaltigen  Formen  ist  zer- 
setzt uud  zerbröckelt,  es  beginnt  sich  ein  Boden  zu  weiterer, 
reicherer  Lebensentwickelung  zu  bilden;  vgl.  a.  0.  III,  2.  S.  177. 
So  war  eine  ganz  andre  Zeit  heraufgekommen,  neue  Charaktere 
beherrschen  das  hellenische  Leben,  wie  sie  sich  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  auch  im  spätem  attischen  Drama  wiederspiegeln. 
Allein  der  ganz  veränderten  Gesammtrichtung  des  hellenischen 
Lebens  trug  das  neuere  attische  Lustspiel  —  von  der  Tragödie 
können  wir  hier  nicht  reden,  da  sie  uns  zu  wenig  bekannt  ist  — 
in  seinen  Kunstformen  nur  wenig  Rechnung,  fnst  nur  dadurch, 
dass  es  die  formale  Einheit  durch  Anwendung  möglichst  wenig 
verschiedener  oder  überhaupt  möglichst  weniger  Metra  annähernd 
zu  errcir1)»  ;!  suchte.  Und  das  war  der  Tod.  Die  Consequenz 
dieser  Richtung  führte  zum  steifen  alexandriuischen  Drama,  das 
nie  vuiksthümlich  werden  konnte. 

Da  ist  es  nun  ein  wirklicher  Fortschritt  in  der  formalen 
Kunst  gewesen,  dass  man  in  Rom  unter  Erhaltung  manches  echt 
attischen  Körnchens  und  überhaupt  in  lebendiger  Anknüpfung 
au  die  attische  Art  bei  reichem  Wechsel  der  Metra  die  höhere 
formale  Einheit  durch  eine  gleichmäßige  Behandlung  aller  Vers- 
arten,  erzielte.  Denn  dass  die  Zwiespältigkeit,  die  man  durch  die 
Unterscheidung  zwischen  „zahmen"  und  „wilden"  Rhythmen  in 
das  römische  Drama  hat  hineinbringen  wollen,  gar  nicht  in 
demselben  vorhanden  ist,  gedenken  wir  in  diesem  Werke  zu 
erweisen. 

Man  wende  nicht  ein:  Unsre  Auffassung  der  dramatischen 
Metrik  der  Römer  setze  eine  grössere  Reflexion  bei  den  Dichtern 
Rums  voraus,  als  mau  anzunehmen  berechtigt  sei;  die  Dichter 
hätten  mehr  nach  innerem  Drange,  nach  Eingebungen  des 
Augenblicks  gehandelt.  Es  lag  vielmehr  eine  solche  Speku- 
lation ganz  im  Geiste  ihrer  Zeit.  Eben  das  ist  das  Wesen  des 
Hellenismus  des  dritten  und  zweiten  vorchristlichen  Jahrhunderts, 
das  Droyseu,  wie  wir  sahen,  uns  zu  verstehen  gelehrt  hat,  a.  0. 
III,  2,  S.  177.  Mit  ihm  zum  ersten  Male  erfüllen  und  durchdringen 
die  Welt  gemachte  Zustäude,  Formen,  die  Verstandeswillkür  schuf, 


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Einleitung. 


7 


Tendenzen  mehr  von  dem,  was  gesucht  wird,  als  von  dem,  was 
gegeben  ist,  bestimmt.  Es  ist  die  Zeit  der  Absichtlichkeit,  des 
Bewusstseins,  der  Wissenschaft,  des  verschwundenen  Jugendhauches 
der  Poesie,  wie  des  zerstörten  Rechts.  Wie  alexandrinische  Be- 
rühmtheiten, ein  Zenodot,  Alexander  Aetolus,  Philetas,  Callimachus, 
Apollonius  zugleich  Vertreter  der  Wissenschaft,  der  Grammatik 
und  der  verschiedenen  Dichtungsgattungen  sind,  so  war  es  auch 
in  Rom:  Appius  Claudius  Caecus,  ein  Zeitgenosse  der  genannten 
Alexandriner,  in  dem  wir  wohl  den  Ordner  der  römischen  Saturnier- 
poesie  zu  suchen  haben,  war  abgesehen  von  seiner  sehr  prakti- 
schen staatsmännischen  Wirksamkeit  und  seiner  grossen  Rechts- 
kenntniss  der  erste  uns  persönlich  entgegentretende  Dichter  Roms 
und  zugleich  ein  Mann  der  Theorie,  der  sich  mit  Fragen  der 
Grammatik  befasste.1)  So  waren  auch  im  folgenden  Jahrhundert 
Dichter  zugleich  Grammatiker,  Andronicus  und  Ennius  waren 
Lehrer  der  griechischen  und  lateinischen  Sprache  und  wie  nach 
ihnen  u.  a.  der  Tragiker  Accius  Männer  der  grammatischen  Theorie. 
Ganz  entsprechend  dieser  damals  ganz  gewöhnlichen  Verbindung 
der  Dichterpraxis  und  Grammatikertheorie  ist  das  Ergebniss  unserer 
Betrachtung  über  die  Kunstformen  der  altrömischen  Dichtung.  Der 
vom  griechischen  Vorbilde  abweichenden  Behandlung  der  einzelnen 
Versarten  sowie  den  grundlegenden  Normen  für  die  römische 
Poesie  überhaupt  ging  eine  zielbewusste  Speculation  vielfach  be- 
gabter Männer  voraus  oder  zur  Seite.  Die  römischen  Dichter 
haben  nicht  etwa  nur  einen  vielfältig  nach  Inhalt  und  Form  rohen 
oder  inissratheneu  Abklatsch  des  griechischen  Dramas  gegeben, 
sondern  sie  haben  ganz  im  Sinne  ihrer  Zeit  schattend  auf  dem 
Punkte,  wo  die  althellenische  Kunst  erstarrte,  mit  Beseitigung 
alles  Veralteten,  zu  der  sich  das  attische  Drama  nicht  verstand, 
iu  lebendiger  Anknüpfung  an  die  in  Rom  bereits  unter  griechi- 
schem Einfluss  ausgebildete  poetische  Form  eingesetzt  und  die 
dramatische  Kunstform  —  denn  von  dieser  können  wir  nur  reden, 
da  alle  übrigen  gleichzeitig  mit  dieser  in  Rom  entwickelten 
Dichtungsgattungen  uns  nur  noch  in  verhältnissmässig  geringen 
Trümmern  vorliegen  —  durch  ein  an  sich  echt  künstlerisches  und 

1)  Zwei  Einzelheiten  aus  dieser  seiner  Thätigkeit  sind  uns  überliefert 
Dig.  I  2,  2  §  36  Appius  Claudius  Caecus  .  .  .  Idem  R  litteram  invenit,  ut 
pro  Valesiia  Valerii  essent  et  pru  Fusiis  Furii,  und  Martian.  Capell.  p.  64,  4 
ed.  Eyssenhardt.  Z  vero  ideirco  Appius  Claudius  deteatatur,  quod  dentes 
mortui  dum  exprimitur  imitatur. 


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8 


Einleitung. 


der  ganzen  Zeitrichtung  entsprechendes  consequent  durchgeführtes 
Princip  ähnlich  bereichert,  wie  dies  einst  in  Athen  das  Euripi- 
deische  Drama  erreicht  hatte,  das  seiner  Zeit  iu  seiner  Kunst- 
form eine  moderne  Richtung  vertrat  und  auch  in  den  Glanzzeiten 
der  römischen  Republik  allgemein  herrschte.  *  Denn,  um  nur  ein 
Beispiel  anzuführen,  der  trochäische  Tetrameter  eines  Plautus 
und  Ennius  verhält  sich  zu  dem  des  altern  und  spätem  griechi- 
schen Dramas  in  seiner  metrischen  Bildung  etwa  so  wie  zu  des 
Aeschylus  erhabenen,  aber  schon  dem  nachfolgenden  Geschlechte 
ziemlich  steif  erscheinenden  Trimetern  diejenigen  des  Euripidei- 
schen  Dramas,  die  neu  belebt  worden  waren  durch  Uebertragung 
der  metrischen  Variationen,  die  das  alte  Drama  nur  in  den  Doch- 
mien  und  Klaganapästen  zum  Ausdruck  der  tiefsten  Erschütte- 
rung und  Klage  stilgerecht  verwandt  hatte.1) 

Die  weitere  Ausführung  dieses  Gedankens  müssen  wir  uns 
auf  einen  späteren  Abschnitt  aufsparen,  Rhythmik  I,  2.  Hier 
haben  wir  nur  zu  betonen,  dass  die  römischen  Sceuiker  in  ihrer 
metrischen  Technik  ausführten,  was  bereits  das  griechische  Drama 
in  einzelnen  Phasen  zu  erringen  wohlgelungene  Versuche  ge- 
macht hatte,  aber,  da  es  sich  von  manchen  auf  attischem  Roden 
entwickelten  und  durch  Jahrhunderte  festgehaltenen,  allein  in 
der  Zeit  nach  Alexander  bedeutungslos  gewordenen  Gepflogen- 
heiten nicht  frei  machte,  nicht  vollständig  durchsetzen  konnte. 
Mag  mau  also  auch  mit  einem  gewissen  Rechte  behaupten,  nach 
Inhalt  und  sprachlicher  Form  stehe  das  römische  Drama  weit 
unter  dem  griechischen  Vorbilde,  was  jedoch  nicht  unbedingt 
zuzugeben  ist2);  wir  gedenken  den  Nachweis  anzutreten,  dass 
das  metrische  Princip,  die  Kunstform  des  römischeu  Dramas  im 
Allgemeinen  durchaus  kein  Rückschritt  war,  sondern  auf  römischem 
Boden  in  lateinischer  Sprache  sich  die  natürliche.  Weiterentwicke- 
lung vollzog,  die  auf  dein  ausgesogenen,  für  neuen  Samen  un- 
empfänglichen Boden  Attikas  in  hellenischer  Zunge  nicht  mehr 
zu  Stande  kam. 

1)  Vgl.  Verf. "s  Beobachtungen,  <le  numero  dochmiaco  obaorw.  i>.  30 
bis  3*2.  2)  Ueber  die  Unterschiede  in  den  Adolphen  des  Menander  und 
Torenz  haben  wir  z.  B.  ziemlich  viele  Nachrichten,  die  jedoch  durchaus 
nicht  zum  Nachtheil  des  römischen  Nachahmers  zeugen.  Wenn  ferner 
Cicero  Stellen  der  römischen  Dramatiker  über  das  griechische  Vorbild 
stellt,  so  braucht  man  allerdings  Cieero's  Urtheil  nicht  gelten  zu  lassen, 
muss  aber  doch  zugeben,  dass  der  belobte  römische  Dichter  dem  tJeschmatke 
semer  Zeit  betser  entsprach. 


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Einleitung. 


In  den  grossen  Familien  Roms  fehlte  es  nicht  an  Verständ- 
niss  für  diese  Entwicklung  der  römischen  Metrik  und  Rhythmik. 
Seit  der  Zeit  des  erwähnten  Appius  Claudius  finden  wir  beständig 
auch  in  hellenischem  Sinne  hochgebildete  Kreise  unter  den  römi- 
schen Senatoren  und  Rittern.  Mau  kann  dies  förmlich  durch  die 
einzelnen  Generationen  verfolgen.  Für  die  frühesten  Epochen 
des  römischen  Dramas  beweisen  dies  verschiedene  Thatsachen, 
wie  das  Benehmen  der  Gönner  eines  Livius  und  Ennius;  auch 
Naevius  erfreute  sich  wohl  der  Gunst  der  Marceller.  Für  das 
nächste  Menschenalter  lässt  sich  erwähnen  die  allgemeine  Achtung, 
in  der  der  insubrische  Freigelassene  Caecilius  Statius,  Terenz' 
unmittelbarer  Vorgänger,  stand.  Accius  war  eng  befreundet  (anii- 
cissimus)  mit  D.  Brutus,  der  Consul  des  Jahres  616  war,  summus 
vir  et  imperator.1)  Und  über  die  Proteetion  des  Terenz  hatte 
sich  schon  im  Alterthum  ein  reicher  Kranz  von  Sage  und  Klatsch 
gebreitet.*)  Jedenfalls  war  der  Dichter,  der,  wie  wir  in  der 
Rhythmik  I,  1  sehen  werden,  einen  wichtigen  Wendepunkt  der 
metrischen  Kunst  bedeutet,  ein  vertrauter  Freund  des  Laelius 
und  Aemilian  und  verkehrte  und  fand  Anregung  und  Anleitung 
•  in  dem  berühmten  Scipionenkreise,  dem  nachher  auch  der  römische 
Ritter  und  Satirendichter  Lucilius  angehörte.  In  der  Generation 
nach  dem  jüngern  Scipio  und  Laelius  scheint  sogar  ein  römi- 
scher Senator  sich  mit  Plautinischer  Metrik  in  eingehender 
Weise  beschäftigt  und  Coninientare  zu  Plautinischen  Stücken  ver- 
öffentlicht zu  haben,  der  Historiker  L.  Cornelius  Sisenna,  den 
Ritsehl3)  zu  ungünstig  beurtheilt.  Denn  schon  die  wenigen  bei 
Rutinus4)  aufgeführten  Bruchstücke  beweisen,  dass  er  auf  Pro- 
sodie,  Metrik  und  Rhythmik  einging  und  besonders  die  letztere 
mit  feinem  Stilgefühl  behandelte,  insofern  er  für  das  Erbos 
der  einzelnen  Rhy thmenguttungen  Verständniss  zeigt;  vgl.  unten 
Rhythmik  I,  7.  Cicero,  wenig  jünger  als  Sisenna,  spricht  mit 
wahrem  Stolz  und  hoher  Anerkennung  von  der  römischen  Tra- 
gödie und  Comödie  sowie  den  andern  Dichtungsarteu  an  vielen 
Stellen,  die  von  1.  Kubik:>)  zusammengestellt  und  besprochen  sind. 
Er  und  sein  schon  ziemlich  verwöhntes  Zeitalter  erfreuten  sich 

1)  Nach  Cic.  pro  Archia  poet.  11,  27.  2)  Belege  dafür  in  Teuffel» 
röni.  Litt.  §  82.  89-95.  3)  Parerga  8.  374-386.  4)  Kuiin.  couim.  in 
metr.  Terent.  6«0.  561  ed.  Keil.  5>  I.  Kubik,  De  M.  Tullii  Ciceroiiis  poe- 
tarunf  Latinorum  studiis,  Dissertationen  philologao  Vindouoncmes.  Vol.  1. 
p.  237  fg. 


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10  Einleitung. 

au  diesen  poetischen  Froducten,  (He  nunmehr  über  hundert  Jahre 
alt  waren,  aber  durch  treffliche  Schauspieler  fort  und  fort  dem 
Volke  vorgeführt  wurden,  das  mit  Verständniss  zuhörte;  vgl.  Cic. 
de  orai  III,  50,  196  u.  51,  198. 

Cicero's  Zeitgenosse  ist  M.  Terentius  Varro  aus  altsenatori- 
schem  Geschlechte,  ein  echt  alexandrinischer  Polygraph,  vielseitig 
zugleich  als  Poet  und  Gelehrter.  Für  uns  handelt  es  sich  nicht 
um  seine  literarischen  und  antiquarischen  F orschungen  über  Plauti- 
niscüe  Comödien  und  ä.,  sondern  um  seine  "1 '*n  Studien. 

Direct  ist  uns  in  dieser  Hinsicht  weni^  uLeineiert  wie  dass  er 
die  recht  praktischen  Bezeichnungen  versus  quadrati,  octonarii, 
septenarii  u.  ä.  aufbrachte  und  dass  er  als  Annänger  der  nach 
F.  Leo's1)  ansprechender  Veruiuthuug  den  Pergamenern  entstam- 
menden s.  g.  Derivationslehre  die  einzelnen  Lang-  und  Kurzverse 
aus  dem  Triineter  und  Hexameter  entstehen  Hess,  aber  dabei  die 
Plautinisch -  Terenzischen  Langverse  ihrem  rhythmischen  Werthe 
nach  richtig  verstand.  Ganz  der  altrömischen  Technik,  wie  wir 
sie  in  der  Metrik  I,  3  entwickeln  werden,  entspricht  auch  Varro's 
Theorie  der  Versschlüsse,  die  mit  der  Trennung  der  octonarii 
und  septenarii  zusammenhängt,  wonach  er  die  Katalexis  im  grie- 
chischen Sinne  nicht  kennt,  d.  h.  die  vorletzte  dreizeitige  Länge, 
sondern  die  betreffenden  Formen  durch  Fehlen  von  semipedes 
erklärt. ä)  Er  wie  der  auf  ihm  fussende  zu  Nero's  Zeit  lebende 
Metriker  Caesius  Bassus  hat  die  altrömischen  Dichter  in  seiner 

- 

Theorie  vielfach  berücksichtigt,  und  auf  diese  ist  mittelbar  das 
Meiste  zurückzuführen,  was  die  römischen  Grammatiker  über  alt- 
römische Verse  uns  erhalten  haben,  wie  denn  in  Varro's  Werken 
Alles  das  verarbeitet  sein  mochte,  was  bereits  Einzelne  über  altes 
Drama  veröffentlicht  hatten.  Freilich  lag  Varro's  Blüthezeit  weit 
über  hundert  Jahre  hinter  der  Schaffenszeit  eines  Plautus;  ob 
der  von  uns  geschilderte  tiefere  Zusammenhang  zwischen  griechi- 
schem und  römischem  Drama  ihm  klar  war,  lässt  sich  nicht  ent- 
scheiden; dass  er  ein  ähnliches  Verständniss  wie  Sisenna  für  Ethos 
und  Gebrauch  der  Rhythmen  besass,  ist  angesichts  seiner  eiguen 
poetischen  Thätigkeit  wahrscheinlich;  ob  jedoch  das  volle  Ver- 
ständniss, ist  zweifelhaft.  Denn  er  wie  sein  ganzes  Zeitalter 
standen  dem  immerfort  zunehmenden  Einfluss  des  Alexandrinismus 


1)  Herme«  XXIV.  S.  280  —  301.  2)  Vgl.  darüber  F.  Leo,  a.  0. 

S.  283  Anroerk. 


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9 


Einleitung.  1 1 

lange  nicht  mehr  so  selbststandig  in  echt  römischer  Technik 
schaffend  gegenüber  wie  die  römischen  Dichter  der  voraus- 
gegangenen Jahrhunderte.  Auch  bei  Cicero  lässt  sich  das  be- 
ginnende Schwinden  des  Verständnisses  für  altrömische  Metrik 
wahrnehmen,  so  darin,  dass  er  erklart,  manche  Cantica,  wie 
bacchiische  Verse  mit  irrationaler  Senkung,  die  doch  noch  Terenz 
einmal  in  seinem  ersten  Stücke  angewandt  hatte,  könne  man 
nicht  verstehen  ohne  die  dazu  gehörende  Musik.1)  In  den  nächsten 
Generationen  fehlte  das  Verständniss  für  die  alten  Kunstformen 
schon  fast  ganz.  Bekannt  ist  ja  das  Urtheil  des  Horaz  über  die 
numeri  Plautini2)  und  noch  charakteristischer  die  Aeusserung 
Quintilian's  über  die  Comodieri  des  Terenz,  die  er  durchweg  in 
iambischen  Trimetern  verfasst  wünscht.8)  Das  war  die  Wirkung 
der  längst  zur  allgemeinen  Anerkennung  durchgedrungenen  neuen 
Grundsätze  für  die  poetischen  Formen,  die  in  einer  noch  nicht 
ganz  klargelegten  Verquickung  altgriechischer  Tradition  und  neu- 
griechischer Theorie  ihren  Ursprung  haben. 

Das  Hadrianische  und  Nachhadrianische  Zeitalter  beschäftigte 
sich  wieder  vielfach  und  eingehend  mit  der  altrömischen  Dichtung 
wie  überhaupt  mit  der  archaischen  Zeit.  Man  edirte  von  neuem 
v  für  die  Leetüre  die  alten  Comödien  und  versah  sie  mit  Argu- 
menten in  iambischen  Trimetern,  die,  charakteristisch  für  diese 
archaistische  Richtung,  ein  wunderliches  Gemisch  bieten  von  alter- 
thümlicher  und  moderner  Technik,  insofern  sie  echt  Plautinische, 
aber  bereits  von  Terenz  gemiedene  Hiate,  das  metrische  Kür- 
zungsgesetz in  alterthümlicher  Ausdehnung  sowie  die  Irrationalität 
der  inneren  Senkungen  der  Dipodien  beibehalten,  aber  in  der 
Cäsurstelle  die  Elision  meiden  und  den  Hiat  zulassen.4)  Wir 
verdanken  auch  dieser  Epoche  in  prosodisch- metrischen  Dingen 
manche  Belehrung,  wie  dem  bereits  unter  Traian  lebenden  Flavius 
Caper  über  die  Versarten  der  Diverbia,  worüber  unten  Rhythmik 
I,  3,  dem  Q.  Terentius  Scaums  einzelne  prosodische  Bemerkungen  '') 
und  dem  ungenannten  Gewährsmaune  des  Marius  Victorinus6)  die 
Beobachtungen  über  den  Gebrauch  der  Senare  und  Langverse,  in 
denen  ein  Einfluss  der  Eupolideisch- Aristophanischen  Comödie  auf 
das  alte  römische  Drama,  allerdings  in  ziemlich  oberflächlicher 

1)  Or.  45,  184.  2)  Epist.  II,  1,  70.  Art.  poet.  270.  3)  Inat.  or. 
X,  1,  99  plus  adhuc  habitura  gratiae,  ei  intra  vergas  trimetros  stetiesent. 
4)  Vgl.  darüber  unter  Prosodie  II,  4  gegen  Ende.  5)  Kitsehl ,  Parerga 
S.  375.       6)  p.  7b.  79  ed.  Keil. 


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12 


Einleitung. 


Begründung,  behauptet  wird.  In  dieser  Stelle  jedoch  finden  wir 
einen  Beleg  dafür,  dass  man  kein  rechtes  Verständniss  für  die 
Bedeutung  der  dramatischen  Kunstforni  der  Römer  und  ihren 
Zusammenhang  mit  der  griechischen  Eutwickelung  hatte,  was  ja 
bei  der  Eutwickelung,  die  die  zwischenliegenden  Jahrhunderte  - 
genommen  hatten,  nicht  Wunder  nehmen  kann.  Jedenfalls  aber 
hat  man  in  dieser  Zeit  die  alten  Dichterwerke  ileissig  studirt 
und  commentirt. 

Dann  kamen  die  Jahrhunderte  der  reinen  Compilation ,  in 
denen  das  Wissen  über  die  alten  Dichtungsformen  immer  dürftiger 
wurde.  Doch  neben  dieser  antiquarisch-gelehrten  Beschäftigung 
mit  der  Comödie  geht  die  praktische,  theatralische  einher,  diese 
blieb  in  ununterbrochenem  Zusammenhange  mit  den  alten  Zeiten. 
Noch  in  der  Kaiserzeit  behaupten  die  Tragödie  und  Comödie  einen 
Platz  im  Theater,  wenn  sie  auch  immer  mehr  hinter  dem  Mimus 
und  Pantoniinius  zurücktreten.  Spuren  von  Aufführungen  alter 
Comödien  finden  sich  noch  in  sehr  später  Zeit.1)  Doch  waren  ' 
das  wolil  vielfach  nur  noch  Recitationen  im  Theater  und  in  andern 
Kreisen,  aber  immer  noch  in  gewissem  Zusammenhange  mit  den 
alten  Auiiührungen.  Ein  solcher  Recitator  scheint  Calliopius  ge- 
wesen zu  sein  nach  einer  im  codex  Victorianus  des  Terenz  er- 
haltenen Notiz.2)  Derselbe  hat  eine  Recension  des  Terenz,  nicht 
die  palatinische  des  Plautus  veranstaltet,  die  letzte  in  einer  Art  orga- 
nischen Zusammenhangs  mit  der  alten  Tradition  stehende  Gabe 
des  classischen  Alterthums,  die  wir  über  das  altrömische  Drama 
haben.  Diese  Recensionen  sind  zwar  weder  für  Plautus  noch  für 
Terenz  die  ältesten  uns  erhaltenen,  und  das  Urtheil  über  ihren 
Werth  für  die  Textkritik  ist  noch  schwankend,  jedenfalls  aber 
sind  sie  für  unsre  Betrachtung  höchst  wichtig,  weil  sie  uns  viele 
Spuren  der  alten  echten,  von  uns  in  einem  besondern  Abschnitt, 
Rhythmik  I,  3,  besprochenen  Semeiosis  im  Plautus  und  v<Toihz«lte 
im  Terenz  erhalten  haben,  von  der  sich  kein  Rest  vorfindet  in 
unsern  älteren  Recensionen,  die  wohl  mittelbar  auf  die  Reeen-iouen 
der  Hadrianischen  Zeit  zurückgehen.  Ein  Rest  von  Gelehrsam- 
keit über  altrömisches  Drama  sammelte  sich  in  reichhaltigen 
Glossarien  und  einigen  Scholiencomplexen,  in  denen  von  Prosodie 


1)  Vgl.  Teuffei,  röm.  Litt.  §  85.  1  Anmerk.  2)  Scholien  zu  Andr.  9M 
verba  Calliopii.  Calliopias  .  .  recitavi  hanu  fabulani.  finita  tabula  in  theatro 
recitator  fabulac  aiobat. 


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Einleitung.  13 

und  Metrik  nur  selten  geredet  wird.  Die  letzte  Spur  einer  in 
selbststündigen  Werken  niedergelegten  Kenntniss  der  alten  Metrik 
•  zeigt  das  ausgehende  Alterthuui  in  einigen  dürftigen  Grammatiker- 
commentaren  de  nietris  Terentianis.  Denn  Terenz  wurde  noch  viel 
und  gern  gelesen  und  wurde  es  das  ganze  Mittelalter  hindurch. 

Desshalb  ist  es  kein  Zufall,  dass  die  erste  mit  altrömischer 
Metrik  sich  befassende  Schrift  der  Neuzeit  de  metris  Terentianis 
6%edCaciia  von  Richard  Bentley  ist,  in  dem  der  bahnbrechende 
englische  Philolog  im  Anschluss  an  seine  Textrevision  der  Teren- 
zischen  Comödien  (zuerst  Camtabr.  1726)  ein  metrisches  System 
in  einzelnen  Zügen  entwirft.  Im  Anschluss  an  Bentley  hat 
Gottfried  Hermann  von  jeher  theoretisch  in  seinen  verschie- 
denen Schriften  über  antike  Metrik  (besonders  in  den  Elementa 
doctrinae  metricae,  Lips.  1816  und  de  cantic.  in  Rom.  fabulis 
sceuicis,  Lips.  1811),  und  praktisch  in  seinen  Einzelausgaben 
Plautinischer  Stücke  (wie  des  Trimimmus,  Lips.  1800  und  der 
Bacchides,  Lips.  1845)  eine  Gesetzmässigkeit  des  Versbaues  der 
altrömischen  Comödie  behauptet,  die  nicht  nur  innerhalb  ihrer 
eigenen  Grenzen  einer  ähnlichen  Regelstrenge  unterworfen  sei 
wie  die  der  griechischen  Dichter  oder  des  Augusteischen  Zeit- 
alters, sondern  selbst  qualitativ  den  Principien  des  letztern  näher 
stehe,  als  die  Beschaffenheit  des  überlieferten  Textes  unmittelbar 
erkennen  lasse.  Das  hat  auch  Friedrich  Ritsehl,  opusc.  II 
S.  183,  anerkannt.  So  verdanken  wir  Richard  Bentley,  Gottfried 
Hermann,  Friedrich  Wolfgang  Reiz  u.  a.  manche  auch  jetzt  noch 
werthvolle  Beobachtung.  Allein  das  Meiste  beruhte  ausschliess 
lieh  auf  genialer  Diviuationsgabe,  der  eine  exaete  Beweisführung 
nicht  zur  Seite  ging/  da  man  selbst  eines  Hermann  ziemlich 
willkürliches  kritisches  Verfahren  nicht  als  solche  annehmen 
darf.  Einen  Schüler  wie  Friedrich  Ritsehl  hatte  Hermann  nicht 
von  der  Richtigkeit  seiner  Theorie  überzeugen  können.  Vielmehr 
hatten  sich  in  diesem  desto  stärkere  Bedenken  geregt,  je  mehr 
die  Fortschritte  der  Philologie  subjective  Willkür  zu  verbannen 
anfingen,  die  objectiven  Grundlagen  zu  respectiren  lehrten  und 
für  die  Wortkritik  vor  Allem  den  streng  historischen  Gesichts- 
punkt ala  ebenso  unerlässliche  Forderung  stellten,  wie  er  für 
andere  Gebiete,  deren  Object  auf  urkundlicher  Ueberlieferung 
beruht,  längst  gegolten  hatte.  Ritsehl,  der  unterdess  selbstständig 
im  Plautus  arbeitete  (man  vergleiche:  Ueber  Kritik  des  Plautus, 
jetzt  opusc.  II,  S.  1 — 16f>),  hatte  sich  einen  Uniriss  der  für  Plautus 


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14 


Einleitung. 


geltenden  metrisch -prosodischen  Hauptgesetze  gemacht,  kam  je- 
doch, wohl  nur  zum  Vortheil  für  die  Sache,  in  Folge  seiner 
italienischen  Heise  nicht  mehr  zur  schriftlichen  Ausarbeitung 
desselben,  vgl.  opusc.  II,  S.  161.  185.  Erst  der  gelegentlich 
dieser  Reise  gewonnene  Einblick  in  die  Blätter  des  Mailander 
Palimpsestes,  der  etwa  die  Hälfte  aller  Herinann'schen  Auf- 
stellungen bestätigte,  machte  Ritsehl  zum  überzeugten  Anhänger 
der  Hermann -Bentley'schen  Theorie,  die  die  Grundlage  seines 
eigenen  Systems  wurde.  Alsbald  wagte  er  den  kühnen  Wurf, 
die  Gesetze  der  Plautinischen  Metrik  zum  ersten  Male  in  einem 
geschlossenen  Zusammenhange  darzulegen  und  zwar  iu  umfassen- 
derer  Weise,  als  Bentley  für  Terenz  gethan  hatte.1)  Und  doch 
fusste  damals  Ritsehl  im  Wesentlichen  auch  nur  auf  Bentley 's 
Terenz  und  einer  geringen  Anzahl  Flautinischer  Stücke,  zu  denen 
er  erst  selbst  einen  verlässlichen  kritischen  Apparat  zusammen- 
brachte. Unter  solchen  Umständen  ging  es  nicht  ganz  zu  ver- 
meiden, dass  auch  bei  einem  so  genialen  hochverdienten  Forscher 
was  um  der  Sache  willen  und  wegen  der  Folgen,  die  es  gehabt 
hat,  hier  nicht  verschwiegen  werden  darf,  einige  einseitige  Auf- 
fassungen und  Unklarheiten  bestehen.  So  lehrt  Ritsehl  den  s.  g. 
griechischen  oder  prosodischen  Hiatus  für  Plautus  ganz  so  wie 
ihn  Bentley  für  Terenz  richtig  festgestellt  hatte,  merkte  aber 
doch,  dass  bei  Plautus  auch  ein  bei  Terenz  unerhörter  Fall  von 
derartigem  Hiat  sich  findet,  und  erkannte  diesen  an,  allerdings 
nur  als  eine  Singularität  des  Mercator,  des  Stückes,  in  dem  er 
ihn  wiederholt  und  so  vorfand,  dass  eine  Stelle  die  andere  stützte, 
vgl.  prol.  204.  Diesen  im  Mercator  beobachteten  Hiat  auch  in 
anderen  Plautinischen  Stücken,  wie  A.  Spengel,  T.  Maccius  Plautus, 
Göttingen  1865,  S.  204-209  that,  anzuerkennen  hat  Ritsehl  nicht 
vermocht;  allerdings  fehlte  bisher  noch  jede  rationelle  Begrün- 
dung eines  solchen  Hiates.  Ritschl's  Schule  verwarf  schliesslich 
auch  noch  die  von  ihm  im  Mercator  anerkannten  Fälle,  sich 
hier  unter  den  Einfluss  des  Hiatus  tilgenden  C.  F.  W.  Müller, 
s.  u.,  stellend. 

Auch  in  der  Frage  über  die  Hiate  in  den  Hauptcäsuren  der 
Langverse  ist  Ritschl's  Standpunkt,  wie  wir  sehen  werden,  der, 


1)  Prolegomena  de  rationibus  criticis  grammaticis  prosodiacis  metricis 
emendationi«  Flautinae,  zuerst  in  Keiner  Trinuuiimifmupgabe,  lionn  1848,  jetzt 
opusc.  V,  S.  285—561. 


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Einleitung. 


15 


welchen  die  Ueberlieferung  für  Terenz  als  den  richtigen  erweist, 
wahrend  sie  für  Plautus  einen  anderen  Sachverhalt  giebt.  Ferner 
das  Kürzungsgesetz,  wie  es  dargelegt  zu  haben  das  hauptsäch- 
lichste Verdienst  des  genannten  Müller  ist,  hat  Ritsehl  nicht  an- 
erkannt, wenn  er  auch  im  Laufe  der  Zeit  über  diese  Frage  seine 
Ansicht  geändert  hat.    Fälle  wie   eömpedes   in    Iamben  oder 

lniperä  und  öbsScrÖ  in  Anapästen  und  Daktylen  wusste  er  nicht 
zu  erklären.  Bei  Terenz  finden  sich  solche  Messungen  nicht 
mehr,  weil  bei  diesem  die  Voraussetzung  derselben,  das  ana- 
pästische Versmass  und  der  auf  den  beiden  Endkürzen  betonte 
Daktylus  in  Iamben  oder  Trochäen  fehlte.  Dazu  kam  noch, 
dass  Ritsehl  gerade  in  den  ersten  Stücken,  die  er  herausgab, 
in  vielen  Anapästen,  wie  öfters  auch  später  noch,  theilweise  nach 
dem  Vorgänge  von  Reiz,  Hermann  u.  a.,  freier  gebaute  akata- 
lektische  trochäische  Tetrameter  sah  und  dann  in  den  wenigen 
Scenen,  die  er  wirklich  anapästisch  niass,  solche  Erscheinungen, 
da  sie  ihm  vereinzelt  sich  zeigten,  mit  Hilfe  der  Textkritik  zu 
beseitigen  sich  für  berechtigt  hielt,  in  einer  Weise,  für  die  z.  B. 
seine  Behandlung  der  ersten  Scene  des  zweiten  Actes  des  Persa 
charakteristisch  ist. 

Ein  entschiedener  Anhänger  Bentley's  ist  Ritsehl  auch  in 
der  Frage  über  den  Eintluss  der  Wortbetonung  auf  den  Versbau 
und  hat  hierin  im  Ganzen  stets  den  Standpunkt  vertreten,  den 
zuletzt  P.  Langen  im  46.  Bande  des  Philologus,  S.  400 — 420 
geistvoll  und  umfassend  dargelegt  hat.  Der  genannte  Gelehrte 
giebt  selbst  zu,  dass  hier  lediglich  eine  Hypothese  vorliegt.  Es 
ist  eben  auch  eine  Divination  Bentley's.  Einheimische  und  aus- 
wärtige Mitforscher  haben  wiederholt  und  noch  in  neuester  Zeit 
gegen  dieselbe  polemisirt  Es  scheint,  dass  man  auf  beiden 
Seiten  zu  weit  geht.  Man  wird  wohl  z.  B.  kaum,  wie  dies  Ritsehl 
in  seiner  Ausgabe  that,  mil.  71  mit  Camerarius  lediglich  um  Wort- 

und  Verston  in  Einklang  zu  bringen  öperani  dare  negötio  stellen 

statt  des  überlieferten  dare  öperäm  negötio.  Ueberhaupt  lässt  sich 
nicht  sicher  beweisen,  dass  der  lateinische  Wortton  schon  zu 
Plautus'  Zeiten  eine  grössere  Intensität  als  der  griechische  ge- 
habt hat.  Dass  später  sowohl  in  lateinischer  als  auch  in  grie- 
chischer Poesie  die  Wortbetonung  sehr  intensiv  wirkte,  ist 
unleugbar;  aber  dass  das  spätere  Verhältniss  bereits  in  den  clas- 
sischen  Zeiten  bestanden  habe,  ist  nur  Vermuthuug.   Unser  Ver- 


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16 


Einleitung. 


such  vermeidet  daher  jede  derartige  petitio  principii,  verwirft 
aber  darum  noch  nicht  die  Bentleysche  Theorie  so  vollständig, 
wie  Ritschis  Gegner  thun.  Denn  ein  wesentlicher  Unterschied, 
mit  dem  der  Metriker  zu  rechnen  hat,  besteht  allerdings  zwi- 
schen dem  lateinischen  und  griechischen  Wortaccent.  Während 
der  griechische  ziemlich  frei,  nur  durch  das  Schlusssilbengesetz 
gebunden,  Worte  derselben  Quantität  sehr  verschieden  treffen 
kann:  ^  ^ ,  u^;  o_ ,  ^  ± ,  ,  _  c*,  ^  ^  u ,  «^^^,  _  o  ^ , 

-vO;  v^_w,  u-^w,  ^_  o;  ,  _   (wie  TQECpSTCCL  U.  ä) ; 

y_,  _  j:,  -i  -  ^,  -,  -v  z,  -\j       iu.  (wie  fiaLVSxai 

u.  ü.)  u.  s.  w.,  ist  er  im  Lateinischen,  weil  er  sich  nach  der 
Quantität  der  vorletzten  Silbe  richtet,  für  jedes  Wort  gleicher 
Quantität  ein  fester;  es  kann  hier  nur  ^ -  -  - ,  ,  -  _ , 
o_,  Owu,  u.  s.  w.  und  nicht  anders  betont  werden.  In 
dieser  unwandelbaren  Betonung  lässt  sich  auch  der  Grund  dafür 
finden,  dass  im  römischen  Verse  z.  B.  ein  fäcile  nur  als  aufgelöster 
Trochäus  Co^  oder  allenfalls  mit  elidirter  Schlusssilbe  als  Sen- 
kung eines  Anapästs  gemessen  wird,  nie  aber  als  aufgelöster 
Iambus  üoo,  während  im  griechischen  Trimeter  auch  iu  der  spä- 
testen Comödie  die  Wörter  von  der  gleichen  Quantität  auch  als 
aufgelöste  Iamben  u.  ä.  verwendet  werden,  da  die  Wortbetonung 
dies  oft  geradezu  unterstützte,  z.  B.  in  OÄOtfa,  onvQiöi,  naxgido^ 
XojtdSa,  icaxiga  neben  raxaoa,  vdocgtg,  xa&ccQog,  aitakov7  txarov, 
kafivgov  und  den  mit  der  lateinischen  übereinstimmenden  Be- 
tonungen f^ofifr,  vdatos  u.  a. 

Im  Ganzen  aber  bewährte  sich  dem  Meister  seine  Theorie 
noch  nach  zwei  Decennien,  vgl.  Ritsehl,  opusc.  II.  S.  VIII.  als 
ein  haltbarer  Grund,  auf  dem  jedoch  erst  ein  vorläufiges  Gerüst 
aufgeschlagen  war,  welches  erst  noch  durch  den  Verein  vieler 
Kräfte  nach  allen  Seiten  hin  zum  fertigen  Hause  auszubauen 
war.  Besonders  diesen  Zwecken  hatte  die  Bonner  Schule  dienen 
sollen.  In  dieser  sammelten  sich  geeignete  Kräfte,  die  im  Ver- 
laufe der  Zeit  sich  mehrten  und  unter  beständiger  Leitung  und 
Anregung  des  Meisters  weiter  schufen.  Jetzt  sind  an  Stelle  des 
einen  Schulhauptes  längst  mehrere  getreten,  die  im  selbstständigen 
Schaffen  wieder  einen  Kreis  zielbewusster  Forscher  um  sich  zu 
sammeln  und  anzuregen  wussten.  So  erweiterten  sich  immer 
mehr  die  Plautinischen  Studien,  die  ja  den  Mittelpunkt  aller  For- 
schung über  altrömische  Metrik  bilden;  es  wurden  die  einzelnen 
Gebiete  von  verschiedenen  Seiten  in  eingehender  und  ausführender 


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Einleitung. 


17 


Weise  bearbeitet.  Vieler  Gelehrten  angestrengte  methodische 
Forschungen  haben  so  reiche  Früchte  gebracht,  dass  hier  auf 
eine  Aufzählung  der  einzelnen  Leistungen  verzichtet  werden 
niuss.1)  Diese  Vertiefung  und  Ausbreitung  der  Studien  hatte 
aber  auch  Schattenseiten.  Es  war  vielfach  die  Gefahr  unver- 
meidlich, dass  der  ursprüngliche  Zusammenhang,  je  mehr  die 
Forschung  ins  Einzelne  ging,  um  so  mehr  sich  verlor. 

Li  der  That  hat  die  Specialisirung  der  Forschung  zu  manchem 
offen  zu  Tage  liegenden  Missstande  geführt.  Nicht  bloss  die 
Textkritik  wird  nach  verschiedenen  Grundsätzen  gehandhabt,  son- 
dern auch  die  Untersuchungen  über  einzelne  prosodische  und 
metrische  Erscheinungen  gehen  von  so  verschiedenen  Grundlagen 
aus  und  kommen  zu  so  von  einander  abweichenden  Ergebnissen, 
dass  es  Zeit  wird,  den  gemeinsamen  Grund  hervorzukehren,  den 
zu  diesem  neu  aufgeführten  Ausbau  zu  prüfen,  etwa  sich  morsch 
zeigende  Grundlagen  zu  entfernen  und  wo  möglich  zu  ersetzen, 
die  hier  und  da  noch  fehlenden  Stützen  und  Verbindungsglieder 
zu  suchen  und  jeden  einzelnen  bisher  gewonnenen  Baustein  ge- 
hörig unterzubringen.  Hat  man  doch  so  Manches  zum  Ausbau 
des  allerdings  auch  jetzt  noch  lange  nicht  fertigen  Systems  zu 
Tage  gefordert,  das  schlechterdings  nicht  zum  Ganzen  passen 
will  und  schon  oft  zu  sehr  gereizten  oder  ziemlich  unfruchtbaren 
Debatten  geführt  hat.  Ist  doch  die  Specialisirung  längst  so 
weit  gegangen,  dass  man  für  einzelne  Rhythmen  besondere  pro- 
sodische und  metrische  Gesetze  aufstellt  und  zugiebt,  ohne  sie  in 
der  eigensten  Natur  des  Rhythmus  genügend  begründen  zu  können. 
Allerdings  war  auch  hier  Ritsehl  wenigstens  in  Einzelheiten  vor- 
angegangen, wenn  er  z.  B.  eine  laxere  Praxis  'in  versibus  libe- 
rioribus',  besonders  in  seinen  trochäischen  Octonaren  annahm, 
vgl.  prol.  p.  161.  170  u.  ö.,  auch  noch  opusc.  II,  S.  595  fgg. 
III,  S.  23,  zuletzt  III,  S.  145,  und  für  die  Kretiker  eine  von  dem 
sonstigen  Gebrauche  abweichende  Prosodie  von  ego,  mihi  u.  ä., 
vgl.  prol.  170.  171,  was  z.  B.  A.  Spengel,  Reformvorschläge  u.  s.  w., 
s.  u.  S.  240.  262  und  anderwärts  auf  ttä  in  Bacchien  ausdehnt, 
das  sicher  immer  nur  pyrrhichisch  zu  messen  ist,  wie  quia.  Der 
Unterschied  zwischen  zahmen  und  wilden  Rhythmen  beruht  nur 

1)  Dae  Wesentlichste  hat  Hugo  Gleditsch,  Metrik  der  Griechen  und 
Kömer  in  Iwan  Müller'e  Handbuch  der  classischen  Altertumswissenschaft,  II. 
S.  591  u.  692  zusammengestellt,  worauf  hier  verwiesen  sein  mag. 

Kro-rx,  Urundzilgf  altruintich«  r  Metrik.  «J 


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18  Einleitung. 

auf  conventionellen  Usancen  der  Textkritik.  Die  angeblichen 
„]>rosodi8chen  und  Accentuationslicenzen"  lassen  sich  nicht  durch 
die  Natur  der  sog.  wilden  Rhythmen  begründen.  Denn  es  ist 
von  vornherein  klar,  dass  ein  Octonar  dieselbe  Behandlung  wie 
ein  Septenar  verträgt,  z.  B.  im  trochäischen  Versmass  so  gut 
wie  im  iambischen,  wo  das  Niemand  bestreitet. 

Zudem  waren  im  Verlaufe  einer  so  vielseitigen  Forschung 
neue  Probleme  hinzugetreten,  deren  Lösung  schon  viel  Arbeit 
erfordert  hat,  aber  bisher  meistens  noch  nicht  gelungen  ist  Auch 
die  beiden  seit  Ritschi  s  bahnbrechendem  Werke  erschienenen 
zusammenfassenden  Darstellungen  haben  diese  kurz  angedeuteten 
Missstände  nicht  beseitigt 

C.  F.  W.  Müller,  Plautinische  Prosodie,  Berlin  1869  XI 
und  800  S.  in  gr.  8.  mit  Nachträgen  dazu,  Berlin  1871  XVI  und 
159  S.  desgl.,  der  sich  im  Wesentlichen  auf  Prosodie  und  Hiat 
beschränkt,  und  A.  Spengel,  Reformvorschläge  zur  Metrik  der 
lyrischen  Versarten  bei  Plautus  und  den  übrigen  lateinischen 
Scenikern,  Berlin  1882  IV  und  430  S.  desgl.,  der  sämmtlichc 
Cantica  des  Plautus  und  Terenz  behandelt,  haben  Manches  ge- 
leistet, ersterer  besonders  durch  Aufstellung  des  metrischen  Kür- 
zungsgesetzes für  Plautus  und  Terenz,  das  dann  Ludwig  Havet, 
De  saturnio  Latin  orum  versu,  Paris  1880  XII  und  517  S.  gr.  8. 
und  cours  elementaire  de  metrique  grecque  et  latine.  Redig« 
par  Louis  Duvau,  Paris  1886  u.  1888.  S.  133—144  zu  dem  Gesetz 
der  breves  breviantes  gestaltet  hat,  während  A.  Spengel's  Haupt- 
verdieust  in  dem  wohlgelungenen  Nachweis  des  strengen  Baues 
der  trochäischen  Octonare  besteht,  wodurch  erst  Einheit  in  die 
Theorie  der  Iamben  und  Trochäen  gewonnen  wird.1)  Das  Ziel 
einer  zusammenfassenden  Darstellung  aber  haben  diese  Forscher 
nicht  erreicht.  Sehen  sie  sich  doch  genöthigt  für  einzelne  Vers- 
arten von  den  übrigen  abweichende  Gesetze  der  Prosodie,  Metrik 
und  Wortbetonung  anzunehmen,  was  von  vornherein  ganz  un- 
wahrscheinlich ist.  Müller  sagt  selbst  am  Schlüsse  des  Abschnittes 
über  die  besonderen  Freiheiten  der  Anapäste  S.  423:  „Ich  habe 
mich  vergeblich  bemüht,  irgend  welche  nähere  Bestimmungen 


1)  Ueber  Spengel,  Havet  und  andere  ähnliche  V ersuche  hat  sich  Ver- 
fasser ausgesprochen  in  Bursian-Müller's  Jahresbericht  36.  Band  S.  387 — 
428  n.  48.  Band  S.  126  fgg.,  und  über  Havet's  neueste  Schrift  in  der  Ber- 
liner philolog.  Wochenschrift  VIII  (1888).  3,  S.  84  —  88. 


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Einleitung. 


19 


ausfindig  zu  raachen,  wünsche  aber  aufrichtig,  dass  andere  glück- 
licher darin  sein  möchten;  denn  ich  gestehe  gern  ein,  dass  das, 
was  ich  zu  geben  im  Stande  bin,  mich  selbst  äusserst  unbefrie- 
digt lässt."  Die  Müller'schen  Freiheiten  der  Anapäste  kehren 
auch  bei  Spengel  wieder,  wie  folgende  Kürzungen:  mitte,  magna, 
cfignä,  ädpftcäre  u.  a.,  vgl.  besonders  S.  317— 310. 

Nur  eine  solche  Theorie  der  Anapäste,  die  dieselben  me- 
trischen, prosodischen  und  Betonungsgesetze  lehrt,  die  sich  unter 
gleichen  Verhältnissen  in  jambischen  und  trochäischen  Versen 
nachweisen  lassen,  wird  dies  so  lange  schon  ungelöste  Problem 
lösen.  Bentley  hat  sich  mit  den  lateinischen  Anapästen  nicht 
befasst,  weil  Terenz  diese  Versgattuug  nicht  anwendet,  und  Ritsehl 
ist  hier  nicht  zum  Ziel  gekommen,  wie  wir  oben  ermähnten,  ja 
er  hat  noch  in  seinen  letzten  Jahren  sich  zu  ziemlich  heftiger 
Polemik  über  diese  Frage  hinreissen  lassen.  Anfangs  in  seinen 
ersten  Plautusausgaben  suchte  er,  wie  Hermann,  die  metrischen 
Schwierigkeiten  mit  Hilfe  der  niederen  Kritik  zu  beseitigen.  So 
wollte  er  Mil.  1016  muller  ämät  statt  ämnt  raulter  schreiben, 
1024  üt  Übt  inugts  est  cöncinnüm,  bloss  um  der  Messung  maxüme' 
zu  entgehen,  ähnlich  1031  imperftä,  quid  vis  statt  imperü  st 
quid  vis,  1043  digntÖr  hoc  fuit,  Bacch.  1180  nüllüm  statt  neminem 
n.  v.  a.  Später,  als  er  sah,  dass  die  Zahl  der  mit  solchen  Mes- 
sungen überlieferten  Stellen  viel  zu  gross  war,  um  durch  Text- 
änderung beseitigt  werden  zu  können,  gab  er  das  durch  nichts 
begründete  und  durch  nichts  zu  begründende  Gesetz,  dass  jedes 
kretische  Wort  in  anapästischen  Gedichten  beliebig  als  Anapäst 
oder  Daktylus  gemessen  werden  könnte,  ein  Gesetz,  das  zwar 
jetzt  ziemlich  allgemein  von  der  Plautinischen  Textkritik  gehand- 
habt wird,  aber  im  Grunde  genommen  weiter  nichts  war  als  eine 
Bemäntelung  der  Verlegenheil,  in  der  man  sich  den  überlieferten 
Texten  gegenüber  befand.  Den  Versuch,,  die  einzelnen  Stellen 
zu  bewältigen,  der  dem  jugendlichen  Eifer  eines  Ritsehl  miss- 
lungen  war,  nahm  in  viel  späterer  Zeit  ein  Mitglied  des  Bonner 
philologischen  Seminars  wieder  auf,  P.  E.  Sonnenburg,  De  ver- 
suum  Plauti  anapaesticorum  prosodia  in:  Exercitationis  grain- 
maticae  speeimina  ed.  Seminarii  Philologorum  Bonnensis  so- 
dales.  Bonn  1881  S.  16—29;  nur  ging  dieser  nicht  textkritisch 
vor,  sondern  rief  die  Sprachwissenschaft  zu  Hilfe;  allein  sein 
Versuch  scheiterte  gleichfalls,  denn  Formen  wie  venrant,  die  er 
coustruirt ,  sind  der  Plautinischen  Sprache  sicher  fremd ;  an/.u- 


20 


Einleitung. 


erkennen  bleibt,  dass  er  die  Messung  des  kretischen  Wortes  als 
Anapäst  verwarf. 

Von  welcher  Bedeutung  aber  solche  metrische  Fragen  sind, 
ersieht  man  sofort,  wenn  man  bedenkt,  dass  um  ihretwillen  trotz 
vieler  ausführlicher  Auseinandersetzungen  der  Mitforscher  auch 
jetzt  noch  das  Versmass  ganzer  Plautinischer  Scenen  wie  ein- 
zelner Partien  bestritten  ist,  wie  die  vielbehandelte  erste  Scene 
des  vierten  Actes  des  Trinummus.  Diese  unserer  Ansicht  nach 
wohlgelungene  anapästische  Scene  wird  von  dem  neuesten  Heraus- 
geber noch  in  der  dritten  Auflage  der  Ritschl'schen  Ausgabe 
als  trochäisch  bezeichnet,  wenn  auch  an  einzelnen  Stellen,  vgl. 
zu  832.  835—837,  geschwankt  und  sogar  die  Annahme  aufge- 
stellt wird,  vgl.  zu  820,  dass  ein  grösserer  erster  Theil  820—834 
trochäisch,  der  kürzere  zweite  Theil  anapästisch  zu  messen  sei, 
wofür  erst  recht  jeder  Anhalt  fehlt.  Doch  es  mag  die  Pietät 
gegen  Ritsehl,  dessen  Namen  die  Ausgabe  trägt,  mitbestimmend 
gewesen  sein  gerade  in  dieser  Scene.  Denn  der  Meister  war 
hier  für  den  trochäischen  Rhythmus  wiederholt  und  zuletzt  noch 
besonders  heftig  eingetreten.  „Ganz  sauber,  glatt  und  anstosslos 
flössen"  ihm  hier  die  Trochäen  in  seinen  „philologischen  UnVer- 
ständlichkeiten", opusc.  III,  S.  144 — 154,  in  einer  zuerst  im  rhei- 
nischen Museum  Bd.  31  (1876)  S.  530  ig.  zum  Abdruck  gebrachten 
Abhandlung.  Brix'  Ausgabe,  die  bis  jetzt  vier  Auflagen  erlebt 
hat,  giebt  in  jeder  Auflage  die  Scene  in  verändertem  Rhythmus: 
1.  trochäisch,  2.  anapästisch,  3.  trochäisch  und  4.  wieder  ana- 
pästisch. Aehnliches  Schwanken  findet  sich  auch  anderwärts. 
Rudens  928—937,  Verse,  iu  denen  sich  kein  Wechsel  der  Stim- 
mung zeigt,  der  ein  anderes  rhythmisches  Ethos  bedingen  könnte, 
früher  bald  trochäisch,  bald  anapästisch  gemessen,  giebt  die  neueste 
Ausgabe  in  der  ersten  Hälfte  anapästisch,  in  der  zweiten  tro- 
chäisch. Unter  Kretikern  finden  sich  Capt.  208  u.  209  zwei  ganz 
richtig  überlieferte  trochäische  Octonare,  diese  werden  durch 
drei  unnöthige  Aenderungen  gleichfalls  in  der  neuesten  Ritschl- 
schen  Ausgabe  zu  zwei  anapästischen  Septenaren  umgestaltet 
u.  dgl.  mehr.  Wie  weit  bleiben  wir  aber  unter  solchen  Umständen 
davon  entfernt,  von  metrischen  Gesetzen,  von  einem  bestimmten 
Ethos  eines  Rhythmus  zu  reden. 

Nicht  anders  ist  das  Bild,  das  sich  uns  zeigt  bei  einer  Be- 
trachtung der  verschiedenen  Ansichten  über  den  Hiatus.  Die 
Einen,  wie  A.  Spengel,  vertheidigen  den  Hiat  nicht  bloss  in  jeder 


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•  Einleitung.  21 

■ 

Cäsur,  sondern  auch  au  anderen  Versstellen;  Andere  wieder, 
ausser  Ritsehl  uud  seiner  Schule  besonders  der  Schüler  von 
K.  Lehrs,  der  bereits  genannte  C.  F.  W.  Müller,  geben  ausser 
dem  s.  g.  hiatus  legitimus  oder  graecanicus  in  qu!  ämant  u.  ä., 
der  mit  prosodischen  Erscheinungen  zusammenhängt,  und  dem 
durch  die  häufig  vorkommende  syllaba  aneeps  geschützten  Hiatus 
in  der  Hauptcäsur  der  iambischen  Langverse  überhaupt  keinen 
Hiatus  bei  Plautus  und  Terenz  zu.  Auch  Fr.  Leo  vertritt  noch 
ganz  Ritschl's  Standpunkt,  wenn  er  in  der  Vorrede  zu  seiner 
Plautu8ausgabe,  1.  Bd.;  Berlin  1885,  p.  VII,  den  Hiat  bei  Plautus 
in  demselben  Umfange  wie  Müller  in  Abrede  stellt  und  dies  u.  a. 
damit  begründet,  dass  nicht  bloss  in  zusammenhängender  Rede, 
sondern  auch  bei  Personenwechsel  und  in  der  Cäsur  Silben- 
verschleifung  eintritt.  Welche  dieser  Amiahmen  ist  die  richtige'? 
Die  consequenteste  scheint  jedenfalls  die  Ritschl's,  Müller's  und 
Leo  s  u.  a.  Unsere  handschriftliche  Ueberlieferung  entscheidet 
ihnen  nichts,  da  sie  nicht  über  die  Hadrianische  Zeit  zurückgehe. 
Alle  die  fraglichen  in  unseren  Handschriften  vorkommenden  Hiate, 
erklärten  sie  darum,  sind  erst  mit  und  nach  Hadrian's  Zeit  in 
den  Plautinischen  Text  gekommen.  Aber  ihre  Beweisführung 
ist  nicht  zwingend.  Denn  die  gerade  als  entscheidendes  Moment 
angeführte  Silben verschleifuug  an  den  Stellen,  wo  Andere  wirk- 
liche Hiate  annehmen,  findet  sich  ja  auch  in  der  Hauptcäsur  der 
iambischen  Septenare,  wo  das  Vorkommen  des  Hiatus  durch 
unbestreitbare  metrische  Thatsachen  bewiesen  und  auch  von  jenen 
Kritikern  nicht  bestritten  wird.  So  scheint  es  fast,  als  gebe  es 
keine  Möglichkeit  in  diesen  beispielshalber  hervorgehobenen  und 
manchen  anderen  Fragen  altrömischer  Metrik  ein  entscheidendes 
Moment  zur  Geltung  zu  bringen. 

Hier  sei  nur  noch  ein  Problem,  bei  dem  die  Forschung  in 
ähnliche  Widersprüche  gerathen  ist  wie  in  der  Anapästen-  und 
Hiatusfrage,  berührt,  das  bereits  erwähnte  Kürzungsgesetz,  weil 
man  sich  hier  fälschlich  auf  die  Plautinische  Sprache  berufen 
hat.  Hier  liegt  der  Fall  vor,  dass  Ritsehl  zu  einer  von  seiner 
ursprünglichen  wesentlich  abweichenden  Ansicht  gekommen  ist.  In 
seinen  epi graphischen  Briefen,  jetzt  opusc.  IV,  besonders  S.  404, 
erklärt  er,  wie  vor  ihm  schon  Bentley  und  Corssen  u.  a.  gethan, 
solche  Verkürzungen  wie  studSnt,  pätrSm  vor  folgendem  Conso- 
nanten  als  Vulgärbildungeu,  glaubt  also,  dass  z.  B.  Bacch.  404 

patrSin  sodalis  et  magistrum  hinc  atfscultabo  quam  rem  agant 


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22  Einleitung. 

Plautus  pätrS'  ohne  Zweifel  sprach  und  sehr  möglicher  Weise 
schrieb.  Dass  aber  auch  diese  Erklärung  nicht  das  Richtige 
trifft,  läset  sich  daraus  ersehen,  dass  mau  ihr  zufolge  ebenso  gut 
solche  Kürzungen  bei  vorausgehender  Länge  finden  müsste,  etwa 
inätrem  uiäglstrum  u.  ä.  in  Anapästen  oder  anderwärts,  was 
bekanntlich  unstatthaft  ist.  Auch  kommen  solche  Kürzungen  in 
solchen  Endsilben  vor,  wo  kein  Abfall  des  oder  der  Endcouso- 
nanten  nachzuweisen  ist,  wie  in  pater,  amör,  vgl.  Th.  Mommsen, 
corp.  inscr.  lat.  I,  78  adnot.  u.  a.,  oder  in  obsequens,  sedens  u.  s.  w. 

Hier  sei  abgesehen  von  Allem  Anderen  nur  hervorgehoben, 
dass  wir  keine  Berechtigung  haben,  der  Sprache  der  fabuhi 
palliata  solche  Vulgarismen  in  einigermassen  grösserer  Ausdeh- 
nung zuzuniuthen.  Denn  alle  diese  so  häutigen  Kürzungen  ge- 
hören nicht  ausschliesslich  der  Comödie  an,  sondern  nachweislich 
auch  der  Tragödie,  die  wohl  eine  mass volle  Anlehnung  an  den 
gebildeten  Umgangston  verträgt,  aber  nicht  das  Eindringen  des 
gewöhnlichen  Volkstones,  was  eine  so  grosse  Stillosigkeit  wäre, 
wie  wir  sie  einem  Naevius  und  Ennius  u.  a.  auf  Grund  dessen, 
was  wir  von  diesen  Dichtem  noch  besitzeu,  nicht  zutrauen  können. 
Die  Sprache  des  römischen  Dramas  ist  im  Wesentlichen  der  vor- 
nehme Umgangston.  Diesem  entsprechend  hat  zwar  die  römische 
Comödie  eine  Anzahl  Kürzungen  aufgenommen,  allein  wie  wir 
Prosodie  I,  1  sehen  werden,  sind  das  meist  nur  wenige  gewöhn- 
liche Pronominalformen,  auch  handelt  es  sich  da  nicht  um  End- 
silben, sondern  um  die  erste  Silbe  bei  Doppelconsonanz,  nicht 
aber  um  dreifache  Consonanz,  wie  sie  oft  in  diesen  metrischen 
Kürzungen  begegnet.  Aber  in  allen  solchen  sprachlichen,  me- 
trischen und  rhythmischen  Erscheinungen  steht  die  Comödie  ihrer 
Schwester  der  Tragödie  völlig  gleich.  Also  liegt  in  solchen 
Fällen  sicher  kein  Vulgarismus  vor.  Z.  B.  die  sehr  gewöhnlich 
scheinende  Wendung  vldßn  ut  ist  auch  echt  tragischem  Stile  eigen, 
lässt  ja  noch  Vergil,  Aen.  VI,  780  den  Anchises  in  seinem  Ge- 
spräche mit  Aeneas  in  der  Unterwelt  sie  brauchen  gerade  in 
einer  sehr  gehobenen  Stimmung.  So  kann  man  in  solcher  Hin 
sieht  nur  von  Sprache  und  Metrik  der  Fabula,  des  Dramas  über 
haupt,  nicht  der  Comödie  insbesondere  reden.  Wenn  wir  Plau- 
tinische  Sprache  und  Metrik  sagen,  meinen  wir  in  einfacher  Ab- 
kürzung auch  Naevius,  Ennius,  Pacuvius,  Accius  u.  s.  w.  mit, 
nennen  aber  nur  Plautus,  weil  von  diesem  vollständige  Werke 
vorhanden  sind. 


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Einleitung. 


23 


Diese  Gleichmassigkeit  der  Sprach-  und  Kimstforni  des  rö- 
mischen Dramas  lässt  sich  auch  auf  natürliche  Weise  aus  dem 
griechischen  Vorbilde  erklären.    Denn  schon  die  spätere  attische 
Comödie  und  Tragödie  zeigte  nicht  mehr  den  grossen  sprach- 
lichen und  metrischen  Stilunterschied,  wie  in  der  ersten  Hälfte 
des  fünften  vorchristlichen  Jahrhunderts,  besonders  seitdem  Euri- 
pides  vielfach  die  alten  tragischen  Helden  und  Heldinnen,  wie 
Telephos  und  Elektra,  in  gewöhnliche  bürgerliche  Verhältnisse 
gebracht  und  anstatt  der  Satyrspiele  Schauspiele  zur  Aufführung 
brachte,  wie  Alcestis  und  Orestes,  die  zwar  den  alten  Schauplatz 
der  Tragödie  beibehielten,  in  ihrer  Handlung  aber,  besonders 
durch  die  allgemeine,  ziemlich  heitere  Versöhnung  am  Ende  des 
Stückes  der  späteren  Comödie  ziemlich  nahe  kamen.    Denn  dem 
Inhalte  entsprach  auch  die  Form.    Den  tragischen  Trimeter 
z.  B.  hatte  Euripides  durch  massenhafte  Anwendung  der  aufgelösten 
Hebungen  auch  bei  irrationaler  Senkung  und  durch  häufigen  Ge- 
brauch des  Anapästes  statt  des  Iambus  dem  komischen  Verse  so  weit 
genähert,  dass  hier  der  Unterschied  trotz  einzelner  principieller 
Verschiedenheiten  immer  mehr  zurücktrat.    Denn  abgesehen  von 
der  Bildung  der  vorletzten  Senkung,  die  für  die  römische  Metrik 
nicht  in  Betracht  kommt  und  vielleicht  auch  bei  Euripides  laxer 
war,  was  jedoch  noch  Streitfrage  ist,   blieb   der  wesentliche 
principielle  Unterschied  zwischen  tragischem   und  komischem 
Dialogvers  nur  noch  darin  bestehen,  dass  die  Tragödie  den  Ana- 
päst als  Ersatz  für  den  Iambus  häutig  und  in  allen  Wörtern 
nur  im  ersten  Fusse  zuliess,  in  den  folgenden  lediglich  bei  Eigen- 
namen, so  jedoch  in  jeder  Senkung  ohne  Unterschied  mit  Aus- 
nahme der  letzten,  selbst  vor  der  Hauptcüsur,  wie  im  Tetraineter 
Eur.  Or.  15o5  övyyovov  x1  i^irjv  TIvXdöriv  xe  |  tbv  tdöe  ^wÖQmvtu 
ftot,  während  die  Comödie  die  Anapäste  auch  im  zweiten  bis 
fünften  Fusse  nicht  auf  Eigennamen  beschränkte.  Andere  Unter- 
schiede sind  ganz  unerheblich  und  auch  dieser  eine  in  Praxi 
nicht  so  gross,  da  er  in  dem  späteren  attischen  Drama  sich 
immer  mehr  ermässigte.    Dass  gegen  diese  metrische  Technik 
der  späteren  attischen  Tragödie  in  Alexandrinischer  Zeit  eine 
Reaction  eintrat,  die  schliesslich  noch  weit  über  Aeschylus  hin- 
ausging, hat  keinen  Einfluss  auf  das  römische  Drama  haben 
können.  Denn  die  Alexandriuische  Tragödie  wurde  nicht  Vorbild 
der  altrömischen.    Dagegen  beherrschte  Euripides  und  Menunder 
die  griechische  Biiliue  zur  Zeit,  wo  das  römische  Drama  ins 


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24 


Einleitung. 


Leben  gerufen  wurde.  Und  da  der  Letztere  auch  in  seiner  metri- 
schen Technik  von  der  Ungebundenheit  der  ausgelassenen  Aristo- 
phanischen Comödie  abgekommen  war,  so  zeigte  sich  bereits, 
wie  oben  angedeutet,  der  Unterschied  zwischen  tragischem  und 
komischem  Stile,  ausserlich  metrisch  genommen,  als  ein  ganz 
minimaler. 

So  beruht  auch  Sprache  und  Versbau  der  Tragödie  und 
Comödie  Roms,  im  Wesentlichen  übereinstimmend,  durchaus  nicht 
auf  Vulgärlatein,  sondern  auf  dem  color  urbanitatis,  wobei  natür- 
lich der  individuelle  Stil  der  einzelnen  Schriftsteller  sich  recht 
gut  geltend  machen  kann,  wie  dies  besonders  P.  Langen,  Bei- 
träge zur  Kritik  und  Erklärung  des  Plautus,  Leipzig  1880,  für 
Plautus  und  Terenz  dargethan  hat.  Dass  Terenz  uns  die  feine 
Umgangssprache  Roms  wiedergiebt,  bestreitet  Niemand.  Denn 
hier  liegt  eine  authentisch  bezeugte  Thatsache  vor,  vgl.  z.  B. 
Adelph.  prol.  15  fg.  Dennoch  finden  sich  bei  Terenz,  dessen  Stil 
so  grosse  Verwandtschaft  mit  dem  Briefstil  Cicero's  zeigt,  auch 
die  in  Frage  stehenden  Kürzungen,  wie  stödent,  l£vl  u.  ä.  Aber 
auch  dafür,  dass  Plautus  und  Naevius  die  Sprache  der  gebildeten 
Senatorenkreise  vertreten,  die  man  in  dem  letzten  Jahrhundert 
vor  Christus  etwa  incorrupta  antiquitas  nannte,  haben  wir  voll- 
giltige  Zeugnisse,  vgl.  Ritsehl,  opusc.  III,  S.  155.  Unter  diesen 
erwähnen  wir  nur  das  unanfechtbare  des  grössten  lateinischen 
Stilisten.  Cicero,  de  or.  III,  12,  44  und  45,  lässt  den  Redner  Crassus 
von  der  Sprache  seiner  Schwiegermutter  Laelia  sagen:  sie  audio, 
ut  Plautum  mihi  aut  Naevium  videar  audire.  Und  führt  dies  in 
folgender  Weise  aus:  Sono  ipso  vocis  ita  recto  et  simplici  est, 
ut  nihil  ostentationis  aut  imitationis  afferre  videatur  .  .  .  non 
aspere,  non  vaste,  non  rustice,  non  hiulee,  sed  presse  et  aequa- 
biliter  et  leniter.  Es  ist  ihm  die  certa  vox  Romani  gencris 
urbisque  propria,  in  qua  nihil  oflfendi,  nihil  displicere,  nihil  ani- 
madverti  possit,  nihil  sonare  aut  olere  peregrinum. 

-  Eine  solche  Sprache  kann  stellenweise  auch  derb  und  echt 
volksthümlich  sein,  aber  Ausdrücke  des  ganz  gemeinen  Lebens, 
wie  caballus  u.  v.  a.,  stehen  ihr  fern,  auch  eignen  ihr  schwerlich 
solche  alterthümliche  Formen,  die  wohl  vereinzelt  noch  in  In- 
schriften aus  Plautinischer  Zeit  sich  vorfinden,  wie  die  Ablativ- 
endungen -ad,  -od,  -id  oder  Pluralnominative  auf  is  und  as  statt 
i  und  ae  bei  Substantiven,  eubi  und  cunde  statt  ubi  und  unde 
u.  ä.    Für  alle  diese  Formen  kann  Ritsehl,  Neue  Plautinische 


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Einleitung. 


25 


Excurse  I.  Leipzig  1869,  keine  durchschlagende  innere  Begrün- 
dung geben.  Doch  um  ihre  Berechtigung  nachzuweisen,  führt  er 
ein  äusseres  Moment  an,  das  an  sich  zu  beachten  ist,  nämlich 
die  gute  handschriftliche  Ueberlieferung.  Allein  keine  einzige 
der  von  Ritsehl  angeführten  Stellen  kann  als  ein  unbedingtes 
Zeugniss  für  diese  Alterthümlichkeiten  im  Plautustexte  gelten, 
ausgenommen  natürlich  die  Stellen,  an  denen  med  und  ted  für 
ine  und  te  erscheint  Ein  wirkliches  Zeugniss  für  einen  solchen 
Ablativ  von  irgend  einem  Substantiv  fehlt  in  der  Plautinischen 
Ueberlieferung.  Denn  dafür  nimmt  man  weder  ein  dicto  ad  est 
opus  Amph.  109,  wo  Ritschls  Ausgabe  jetzt  mit  Recht  nach 
Bergk  dicto  adeost  opus  giebt,  noch  eine  ganz  vereinzelte  Variante 
in  B  Merc.  982,  über  die  C.  F.  W.  Müller,  Nachträge  S.  74—77 
zu  vergleichen  ist.  Für  die  Form  eubi  (quobi)  glaubte  Ritsehl 
ein  sicheres  handschriftliches  Zeugniss  in  B  gefunden  zu  haben, 
Trin.  934  illa  eubitus  gignitur,  während  die  übrigen  Handschriften 
nur  illa  ubi  etc.  geben.  So  steht  auch  jetzt  noch  in  der  dritten 
Auflage  von  Ritschl's  Trinummus  Illa  ciibi  tus  gignitur.  Allein  die 
Lesart  von  B  lässt  sich  viel  ungezwungener  als  Müller,  a.  0.  S.  29 
meint,  dadurch  erklären,  dass  man  eine  falsche  Trennung  der 
Buchstaben  annimmt,  wie  sie  zu  ungezählten  Malen  alle  unsre 
besten  Plautushandschriften  geben:  illac  ubi  tus  gignitur,  unter 
der  Voraussetzung,  dass  man  illa  vor  ubi,  hier  allerdings  fälsch 
lieh,  als  adverbium  loci  nahm,  wo  die  Ansetzung  eines  c  in 
unsern  Handschriften  ganz  gewöhnlich  ist.  Darnach  bleiben  zwei 
Stellen  mit  einem  Nominativ  hisce  für  hi,  nämlich  Mil.  374  u. 
486  vielleicht  zu  beanstanden.  Ueberliefert  ist  an  der  ersten 
Stelle  allerdings  Non  pössunt  mihi  minäciis ')  tuis  hisce  oculis 
(so  ABF)  oder  oculi  (so  CDZ)  exfodiri  (A,  reliqui  fodiri).  Hier 
Hegt  kein  unanfechtbares  Zeugniss  vor,  sondern  es  kann  sich 
um  einen  ganz  gemeinen  Schreibfehler  handeln,  den  unsre  Plautus- 
handschriften oft  bieten,  der  darin  besteht,  dass  die  Endungen 
gedankenlos  gleichmässig  fortgeschrieben  werden.  Dasselbe  Ver- 
sehen begegnet  z.  B.  Trin.  820,  wo  nach  vier  Endungen  auf  i, 
unter  denen  der  Genetiv  Iovis  steht,  schliesslich  auch  Neptuni 
statt  Neptuno  geschrieben  ward:  Salsipotenti  et  multipotenti  Iovis 

1)  A  mini8,  aber  minäciis  der  Palatini,  auch  liud.  796.  Truc.  948,  ist 
aicher,  vgl.  ausser  M.  Haupt,  lud.  lect.  aest.  Berolin.  1856.  p.  10  noch 
G.  Groeber,  Vulgürlateinische  Substate  romanischer  Wörter,  im  Archiv  für 
latein.  Lexikogr.  IV,  1.  S.  116. 


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26  Einleitung. 

f'ratri  et  Nerei  Neptun/,  Truc.  483  Manibus  duellü  statt  ni.  duella, 
Mil.  1049  tili  cupientes  statt  t.  cupient*  u.  ä.  o.  a.  Auch  au  der 
zweiten  Stelle  ist  es  ähnlich.  Hier  ist  sogar  in  BCD  überein- 
stimmend hisce  als  Nominativ  überliefert,  allein  da  ein  hominis 
statt  homines  folgt,  kann  auch  diese  Stelle  nicht  als  vollgiltiges 
Zeugniss  angenommen  werden.  Ja  einmal,  Pseud.  183,  findet  sich 
derselbe  Fehler  in  nnsern  Handschriften  und  zugleich  vou  Nonius 
p.  500  unter  der  Rubrik  Ablativus  pro  geuetivo  als  ziemlich  alt 
bezeugt:  vino  modo  cupidae  estis  offenbar  statt  vini  modo  cupi- 
dae  estis.  Keinen  höheren  Werth  aber  hat  es,  wenn  derselbe 
Grammatiker  ebenda  unter  der  Rubrik  Accusativus  pro  nomina- 
tivo  dem  Pomponius  folgenden  Vers,  dessen  Zusammenhang  wir 
nicht  kennen,  zuschreibt:  Quod  laetitias  insperatas  modo  mihi 
iurepsere  in  sinuin.1)  Einzelue  Archaismen,  wie  hisce  und  Aehn- 
liches,  aber  nur  in  Pronominalformen,  nicht  im  Substantivgebiet, 
ferner  das  bereits  erwähnte  med  und  ted,  sowie  noenum  statt 
non,  für  die  wir  ausdrückliche  Zeugnisse  haben,  vgl.  Ritsehl, 
opusc.  II.  S.  242,  wird  man  nicht  verwerfen.  Dagegen  für  langes 
a  im  Nominativ  der  ersten  Declination  giebt  es  kein  wirklich 
beweisendes  Zeugniss  in  der  zahlreichen  Sammlung  bei  Brix  zu 
Trin.  187  und  Müller,  Prosodie  u.  s.  w.  S.  3 — 10.  Alle  Stellen, 
die  man  für  diese  Annahme  aufgeführt  hat,  lassen  sich,  wie  wir 
im  Verlaufe  unsrer  Darstellung  sehen  werden,  anders  erklären, 
meist  sogar  mit  kurzer  Nominativendung  messen,  selbst  die  schein- 
bar sicherste  Stelle  Trin.  251  lässt  nach  Form  und  Inhalt^  aua-  ^ 
pästische  Messung  zu  nöx  dätür,  dücltür  fämiria  tötä,  aMeufSlis 
lässt  sich  aogar  familia  tota  bei  kretischer  Messung  als  Ablativ 
fassen,  sodass  zu:  ducitur  die  Hetäre  Subjekt  wäre,  wenn  auch 
dann  die  Aufzählung  der  famuli  im  Nominativ  erfolgt. 

Mit  dieser  Auffassung  der  Plautinischen  Sprache  fallt  aber 
wieder  ein  Auskuiiftsmittel  für  viele  Verse,  das  Ritsehl  besonders 
in  der  letzten  Zeit,  allerdings  unter  beständigem  Widerspruche 
Theodor  Bergk's  u.  A.  zu  häufiger  Anwendung  brachte.2) 


1)  Etwa  inrepsisse  in  sinum  sc.  arbitratis  oder  dergleichen. —  Mil.  44 
Sardis  ist  nicht  beweisend,  weil  sexaginta  folgt.  Dagegen  hisce,  von  Priscian 
XII  p.  693  Keil  sogar  für  Terenz  bezeugt,  ist  glaublicher  an  den  von  Brix 
zu  Trin.  877  beigebrachten  Stellen.  2)  Und  unter  andern  auch  Verfasser 
im  Zittauer  Üsterprogramm  vom  Jahre  1876,  der  dafür  tüchtig  und  zwar 
in  diesem  Falle  mit  Recht  gescholten  wurde,  vgl.  Philol.  Anzeiger  Vll^. 
1876.  S.  292-  294  und  IX.  1»77.  S.  278—280. 


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Einleitung. 


27 


Eine  zusammenfassende  Darstellung,  die  sich  das  Ziel  setzt, 
den  Versbau  des  altromischen  Dramas  in  rationeller  Weise  zu 
erklären,  muss  nach  neuen  Stützen  suchen.  Das  Ergebniss  aller 
bisherigen  Bemühungen  auf  diesem  Gebiete  ist  gewesen,  dass 
unsre  Handschriften  allein  keine  metrische  Theorie  stützen 
können,  wenn  auch  die  Plautinische  Textkritik  eine  nach  Ver- 
fassers Ansicht  wohlberechtigte  eminent  conservative  Richtung 
einschlagen  sollte.  Bei  Terenz  liegt  die  Sache  freilich  günstiger. 
Denn  für  diesen  haben  wir  eine  sehr  alte  Handschrift  im  Bem- 
binus  (A)  und  ausserdem  die  Calliopische  Recension  in  zwei  von 
einander  innerlich  durch  abweichende  Lesarten  und  äusserlich 
durch  andre  Reihenfolge  der  Stücke  und  durch  künstlerische  Aus- 
stattung unterschiedene  Handschriftenclassen  spätestens  aus  dem 
zehnten  Jahrhundert  in  DGV  d.  i.  Victorianus,  Decurtatus  und 
Fragmentum  Vindobonense  einerseits  und  iu  PCF,  eventuell  E 
d.  i.  Parisinus  regius,  Vaticanus  von  einem  Hrodgarius  geschrieben, 
Ambrosianus  und  Riccardianus  andererseits,  die  am  ausführlichsten 
in  Umpfenbach's  Ausgabe,  praef.  p.  IV  sqq.  beschrieben  werden.1) 
Das  Verhältniss  dieser  beiden  Classen  zu  einander  und  zum 
Bembinus  ist  zwar,  so  viel  auch  darüber  schon  geschrieben  ist, 
ebensowenig  klar  dargelegt  und  entschieden,  wie  insbesondre  die 
Frage,  ob  A  auch  unbedingt  da,  wo  die  beiden  andern  Classen 
völlig  übereinstimmend  von  ihm  abweichen,  den  Vorzug  ver- 
dient, natürlich  abgesehen  von  offenbaren  Flüchtigkeiten,  wie 
wenn  Ad.  701  ego  in  A  fehlt  in  dem  Schlüsse  nunc  ego  amö 
meos  u.  ä.  Da  jedoch  nur  in  sehr  vereinzelten  Stellen  für  unsre 
metrischen  Untersuchungen  etwas  auf  diese  Handschriftenfrage 
ankommt,  behandeln  wir  die  Sache  lediglich  im  Anschluss  an 
diese.  Ungünstiger  sind  wir  mit  der  Ueberlieferung  des  Plautus 
gestellt  Denn  in  der  s.  g.  Classe  der  Palatini  BCD,  beziehent- 
lich E  und  I  d.  i.  Vetus  oder  Palatino- Vaticanus,  Decurtatus  oder 
Palatinus  Heidelbergensis,  Ambrosianus  und  Londinensis,  am  aus- 
führlichsten beschrieben  in  Ritschl's  proleg.  p.  VII — LI  und  in 
den  Vorreden  der  einzelnen  textkritischen  Ausgaben  Ritschl's  und 
seiner  Genossen,  haben  wir  nur  eine  einfache  Recension  und  die 
Blätter  des  Mailänder  Palimpsestcs  A  (beschrieben  a.  0.)  d.  i. 
Ambrosianus  geben  uns  trotz  ihres  hohen  Alters  bei  Weitem 
nicht  das,  was  für  Terenz  der  Bembinus  giebt.    Auch  über  das 


1)  Vgl.  auch  f.  Dziatzko's  Ausgabe,  Leipzig  1884  \>.  IX  sqij. 


28 


Einleitung. 


Verhältnis»  der  beiden  Recensionen  ist  man  hier  bisher  noch 
nicht  ins  Klare  gekommen.  Denn  auch  der  neueste  Versuch 
über  diese  Frage,  Bruno  Beyer,  de  Plaut,  fab.  recens.  Ambros.  et 
Palat.  Vratislaviae  1885,  hat  die  Sache  nicht  entschieden. 

Nichtsdestoweniger  brauchen  -wir  für  unsre  metrischen  Fragen 
nicht  von  vornherein  zu  verzweifeln  und  die  gewöhnliche  An- 
nahme gelten  zu  lassen,  dass  sich  für  diese  Dinge  keine  diplo- 
matische Beglaubigung  finden  lasse,  die  gut  gerechnet  etwa  bis 
über  die  Zeit  Hadrians  zurückreiche.  Denn  es  giebt  für  Plautus 
eine  nicht  unerhebliche  Nebentradition  in  den  Citaten  Plautini- 
scher  Verse  bei  Varro,  Festus,  Nonius,  wenn  auch  bei  diesem 
verschieden,  je  nach  der  Quelle,  die  er  benutzte,  und  andern 
Grammatikern.  Diese  wird  zwar  recht  schlecht  gemacht,  und  es 
ist  erwiesen,  dass  z.  B.  Nonius  und  selbst  Varro  entweder  Citate 
schlecht  aus  dem  Gedächtniss  gaben  oder  schon  vielfach  sehr 
verderbte  und  stellenweise  verdorbenere  Exemplare  hatten,  als 
wir.  Ueber  Varro  und  Festus  in  dieser  Hinsicht  handelt  Müller, 
Prosodie  S.  693  fg.,  und  für  Nonius  haben  wir  selbst  oben  Belege 
gegeben.  Aber  aus  einem  grossen  Theile  dieser  Abweichungen 
geht  eben  hervor,  dass  sie  einen  alten,  oft  von  dem  unsern  ab- 
weichenden Text  hatten.  Es  findet  sich  auch  ziemlich  häufig, 
selbst  bei  Nonius,  der  Fall,  dass  der  Grammatiker  uns  eine  viel 
bessere,  ja  die  sicherlich  richtige  Lesart  überliefert.  Daraus  folgt 
aber,  was  man  besonders  für  metrische  Erscheinungen  nicht  con- 
sequent  verwerthet  hat,  dass  Überall  da,  wo  die  Lesart  unserer 
Handschriften  mit  den  erwähnten  Grammatikercitaten  überein- 
stimmt, ein  durch  verschiedene  Tradition  als  sehr  alt  beglaubigter 
Text  erhalten  ist.  Wir  werden  bei  unserm  Versuche,  ein  System 
der  metrischen  Eunstformen  des  römischen  Dramas  zu  begründen, 
für  eine  Reihe  prosodisch-metrischer  Erscheinungen  so  eine  wirk- 
lich gute  und  alte  diplomatische  Grundlage  gewinnen  können; 
aber  selbst  in  diesen  glücklichen  Fällen,  noch  mehr  aber,  wo 
wir  auf  die  einfache  Tradition  unserer  Handschriften  angewiesen 
sind,  können  wir  das  urkundlich  Ueberlieferte  im  Einzelnen  wie 
im  Ganzen  nur  halten,  wenn  es  sich  durch  andre  rationelle  Gründe 
stützen  lässt.  Denn  auch  das  kommt  vor,  dass  durch  Ueberein- 
stimmung  unserer  Handschriften  mit  dieser  Nebentradition  eine 
Textverderbniss  als  sehr  alt  bezeugt  wird,  wieRud.  183,  Amph.  238, 
Stich.  502,  Pseud.  183  u.  a. 


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Einleitung. 


29 


Die  Verpflanzung  der  attischen  Tragödie  und  Comödie  auf 
römischen  Boden,  die  Umgiessung  der  bei  den  Griechen  nach 
festem  Herkommen  gebrauchten  Rhythmen  in  lateinische  Verse 
lässt  sich  bis  auf  einen  gewissen  Grad  recht  wohl  mit  einem 
chemischen  Process  vergleichen.  Dass  hier  nicht  Alles  in  un- 
veränderter Gestalt  aus  der  einen  Sprache  in  die  andere  herüber- 
genommen werden  konnte,  lag  nicht  bloss  an  dem  verschiedenen 
Sprachmaterial,  sondern,  was  bisher  theils  noch  nicht  genug, 
theils  noch  gar  nicht  beachtet  worden  ist,  auch  daran,  dass  die 
dramatischen  Dichter  in  Rom  an  die  bereits  vorhandenen  Kunst- 
formen der  nationalen  Dichtung  anzuknüpfen  hatten.  So  kam 
von  vornherein  in  die  einzelnen  Erscheinungen  eine  Zwiespältig- 
keit, über  die  man  sich  vielfach  nicht  klar  geworden  ist,  weil 
mau  sie  nicht  durch  historische  Betrachtung  zu  begreifen  und 
zu  erklären  suchte. 

Dies  sei  zunächst  an  zwei  Beispielen  erläutert.  Wie  erwähnt, 
kam  man  nicht  über  die  Thatsache  hinweg,  dass  in  den  Lang- 
versen Elisionen  über  die  Hauptcäsur  hinüber,  ja  auch  noch  engere 
Verbindung  der  beiden  rhythmischen  Glieder  des  Verses  durch 
Unterlassen  jeder  trennenden  Cäsur  und  zugleich  ausgedehnte 
Hiate,  beziehentlich  syllabae  ancipites  an  den  gleichen  Cäsur- 
s teilen  geduldet  wurden.  An  sich  ist  ein  solches  Bedenken  ge- 
rechtfertigt. Das  griechische  Vorbild  weist  diese  verschiedene, 
einen  innern  Widerspruch  enthaltende  Behandlung  nicht  auf.  Aber 
eine  historische  Kritik  der  Elemente,  aus  denen  die  dramatische 
Dichtungsform  der  Römer  erwachsen  ist,  hilft  über  alle  Bedenken 
hinweg  und  verstärkt  das  bereits  erwähnte  Beweismoment  der 
jambischen  Septenarcäsur.  Das  erste  rhythmische  Kolon  durch 
Elision  und  sogar  durch  Vernachlässigung  des  die  rhythmische 
Gliederung  markirenden  Haupteinschnittes  mit  dem  zweiten  zu- 
sammenwachsen zu  lassen,  entspricht  vollständig  der  griechischen 
Praxis.  In  iambischen  Tetrametern  findet  sich  z.  B.  unter  andern 
bei  Aristophanes  wie  bei  Plautus  und  Terenz: 

Equ.  419  öxeipaöd-e ,  naldeg'  ov%  OQad-' ;  |  &Qa  vecc,  %tkid<6v 
vgl.  ibid.  366  u.  a. 

Mil.  915  Nam,  mi  patrone,  hoc  cögitato:  |  ubi  pröbus  est 
architectus. 

Ad.  707  Quod  hoc  est  negoti?  hoc  est  patrem  esse  |  aut  htfc 

est  filium  esse?  u.  a. 
Nub.  1353  xal  ftr^v  o&sv  ye  tiq&zov  rjg\^d^sa^a  Aorfoptftffru. 


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30 


Einleitung. 


Ibid.  1039  iv  rolöi  (pQovi 'KSralöiv ,  ort  |  jrpraTitfTOs  sjiei'urjöa, 
vgl.  ibid.  1354.  1359.  1430.  1440  u.  a. 

Amph.  257  Velatis  manibus  orant,  igno  scdmus  peccatiim  suom. 

Andr.  261  Amor  mi'sericordia,  htfius  nuptidrum  sollicitatio  u.  a. 

.  Aber  neben  dem  griechischen  Beispiele  wirkte  auch  der  in 
Rom  vor  Livius  häufig  gesungene  saturnische  Langvers,  den  Livius 
und  Naevius  in  ihren  epischen  Dichtungen  anwandten  und  der 
auch  sicher  das  Hauptmass  der  altrömischen  Lyrik  und  Epik 
war,  soweit  von  einer  solchen  die  Rede  sein  kann.  Dieser,  be- 
sonders wenn  der  erste  Theil  kretisch  schliesst,  dem  iambischen 
Septenar  der  Comödie  so  ähnliche  Langvers  besteht,  ja  ist  erst 
zusammengesetzt  aus  zwei  selbstständigen,  durch  Hiatus  oder 
syllaba  anceps  oft  getrennten  Kurzversen  z.  B.: 

Corp.  inscr.  lat.  I,  32,  5  hec  eepit  Cörsicw  |  ^leriaque  ürbe. 
Darnach  bauten  die  römischen  Dramatiker  unbedenklich  aucli 
solche  asynartetische  Verse,  wie: 

Mil.  1226  Namque  edepol  vix  fuit  cöp«?  |  adeündi  atque  im- 
petrandi  u.  v.  a. 
Ganz  das  Gleiche  aber  wie  von  der  iambischen,  gilt  auch 
von  der  trochäischen  Cäsur.  Im  gewöhnlichen  trochäischen  Tetra- 
meter z.  B.  ist  bei  den  Griechen  Hiat  und  syllaba  anceps  in  der 
Hauptcäsur  ebenso  unerhört,  wie  im  iambischen  Tetrameter,  da- 
gegen Elision  vor  der  Hauptcäsur  und  gänzliche  Vernachlässigung 
der  Hauptcäsur  eine  gewöhnliche  Erscheinung.  Darnach  haben 
sich  auch  die  römischen  Nachbildner  dieser  Verse  gerichtet,  z.  B.: 

Ar.  Nub.  589  «rr'  av  vpus  Igapaprqr',  |  im  ro  ßeXtiov  rpeWtr, 
vgl.  1121  u.  a. 

Ibid.  607  l]vC%    i]^€lg  Ösvq    äyoQtta  öftai  TcaQsaxfväo^ted-a. 
vgl.  609  u.  a. 

Plaut.  Amph.  738  Prfmulo  dilüculo  abiisti  |  fid  legiones.  ::  Quö- 
modo?  u.  s.  w. 

Poen.  554  Dfdicimus  tecum  rina,  ut  respon\derc  possiimis 
tibi  u.  s.  w. 

Ter.  Ad.  864  Clemens,  placidus,  nülli  laedere  |  6s,  adridere,  omni- 
bus  u.  s.  w. 

Andr.  231  Tarnen  eam  adducam?  Importuni  tutem  spectate 
aniculae  u.  s.  w. 

Der  Saturnier  aber  kennt  auch  bei  trochäischem  Schlüsse 
des  ersten  Heinistichs  die  syllaba  anceps  und  den  Hiatus  zwischen 
seinen  beiden  rhythmischen  Bestandteilen,  wie: 


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Einleitung. 


31 


Liv.  Od.  1  Virdm  mihi  Caniena  |  /nsece  vorsütutu  u.  a. 
Darnach  bildet  der  römische  Dichter  unbedenklich: 

Cure.  567  Priusquam  te  huic  meae  machaera«  |  o'bicio,  mastigia, 
auch  von  Festus  bezeugt,  und  so  eine  grössere  Reihe  Tetrameter. 

Im  ersteren  Falle  bei  iam bisch- kretischen  Schlüssen  kann 
statt  der  ursprünglichen  Schlusslänge  auch  eine  Kürze  eintreten, 
braucht  also  eine  Mora  der  letzten  Hebung  nicht  durch  sprach- 
liches Material  ausgedrückt  zu  werden.  Bei  trochäischen  Schlüssen 
aber  kann  dieser  Fall  nicht  vorkommen,  da  es  sich  hier  nicht 
wie  bei  iambischen  Schlüssen  um  eine  zweimorige  Hebung,  sondern 
um  eine  einmorige  Senkung  handelt,  deren  Kürze  auch  mit  einer 
irrationalen  Länge  vertauscht  werden  kann.  Der  Hiat  aber  bleibt 
in  beiden  Schlüssen  derselbe,  die  syllaba  aneeps  ist  in  dem  einen 
Falle  nur  ein  nebensächliches  Moment.  Vorhanden  aber  ist  sie 
sowohl  bei  trochäischen  wie  bei  iambischen  Schlüssen,  bei  ersteren 
nur  unabhängig  von  dem  Schlüsse.  Man  sieht  daraus,  wie  äusser- 
lich  und  falsch  es  ist,  den  Hiat  principiell  nur  da  zuzulassen, 
wo  der  Gebrauch  der  syllaba  aneeps  in  der  Hebung  ihn  an- 
gezeigt erscheinen  läset,  mit  andern  Worten,  ihn  von  vornherein 
auf  iambische  Schlüsse  zu  beschränken.  Bei  trochäischen  Schlüs- 
sen konnte  eben  das  fragliche  Indicium  gar  nicht  in  Erschei- 
nung treten. 

Noch  ein  zweites  Beispiel  soll  angeführt  werden  zur  Erhär- 
tung unserer  Behauptung,  dass  die  dramatische  Metrik  in  Rom 
ausser  durch  das  griechische  Vorbild  auch  durch  die  bereits  vor- 
handene altrömische  Technik  ihre  Impulse  erhielt.  In  den  kata- 
lektischen  Zeilenschlüssen  des  iambischen  Tetrameters  ist  eine 
Auflösung  der  vorletzten  Silbe  im  Griechischen  unerhört;  diese 
kann  nur  schliessen,  wie: 

Ar.  Nub.  1039  aitavtcc  tavt    ivavzUxig  yvci^icciöL  GvvTaQccfccu. 

Flaut.  Mil.  886  Regiönem  fugere  cönsili  priusquam  repertam 
haberent. 

Ausserdem  aber  schliesst  er  bei  den  Römern  auch  ganz  regel- 
recht mit  aufgelöster  Vorletzter: 

Plaut  Mil.  1249  Immo  öpperiamur,  dum  exeat  aliquis.  ::  Durare 
nSqueö. 

Ter.  Heaut.  733  Currfculo  percurre:  äpud  eum  miles  Dionysia 
ägitat,  u.  ä.  a. 

Auch  hier  war  offenbar  das  altlateinische  Vorbild  massgebend, 
«las  Schlüsse  wie: 


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32 


Einleitung. 


Corp.  inscr.  lat.  I,  33,  3  Honos  fama  virtiisque  glöria  atque 

•j 

ingenium  u.  a.  bietet. 
Diese  Andeutungen,  auf  die  im  Verlaufe  der  systematischen 
Darstellung  näher  einzugehen  ist,  mögen  genügen  zum  Beweis 
dafür,  dass  das  römische  Drama  in  seiner  Verstechnik  nicht  bloss 
durch  das  griechische  Vorbild,  sondern  ebenso  sehr  durch  die 
saturnische  Poesie  der  Römer  beeinfiusst  wurde. 

So  gewinnen  wir  zwei  Stützen,  die  uns  einen  Halt  ge- 
währen bei  unserm  Versuche,  die  einzelnen  metrischen  Erschei- 
nungen rationell  oder,  um  einen  bereits  in  der  Berliner  Akademie 
eingebürgerten  Ausdruck  zu  brauchen,  „entwickelungsgeschichtlich" 
zu  erklären,  die  Technik  des  griechischen  Dramas  und  die  alt- 
nationale der  Römer.  Dazu  tritt  noch  ein  drittes  Moment,  das 
in  demselben  Masse  für  die  Erkenntniss  der  Metrik  des  alt- 
römischen Dramas  fruchtbar  zu  machen  ist.  Wie  das  römische 
Drama  nicht  als  ganz  fremdes  hellenisches  Kind,  sondern  viel- 
fach in  noch  jetzt  trotz  der  Geringfügigkeit  der  in  Frage  kom- 
menden Bruchstücke  der  alten  Poesie  nachweisbarem,  organischem 
Anschluss  an  die  heimische  Art  gedieh  seiner  Metrik  wie  seinem 
Inhalte  nach,  so  findet  sich  auch  eine  breite  Brücke,  die  zur 
gleichzeitigen  und  späteren  epischen  und  lyrischen  Poesie  führt. 
Auch  dies  mögen  zwei  Beispiele  aus  verschiedenen  hier  in  Frage 
kommenden  Gebieten  erläutern. 

Wir  mussten  oben  S.  21  die  Erklärung  verwerfen,  wonach 
solchen  Messungen  wie  stüdönt,  pätrem,  p^gSt,  sedens,  öbse- 
quens  u.  a.  Vulgärlatein  zu  Grunde  liegen  sollte,  etwa  studS', 
patre',  pigß'  oder  gar  sßdß',  obsSquß'.  Es  liegt  offenbar  die- 
selbe Kürzung  vor  wie  in  völö,  pütä,  öbsecrö,  ImperÖ  u.  ä.  Dass 
Ennius,  der  durch  diese  Beschränkung  des  Gesetzes  tonangebend  für 
die  spätere  Kunstpoesie  wurde,  in  seinem  daktylischen  Hexameter 
nur  noch  die  Kürzungen  bei  vocalischen  Ausgängen  zuliess  und 
nicht  mehr  bei  doppelter  und  dreifacher  Consonanz  am  Ende  des 
Wortes,  hängt  nicht  mit  einer  angeblichen  „prosodischen  Locker- 
heit", mit  dem  vielbehaupteten  „Nichtvorhandensein  des  Positions- 
gesetzes" in  der  bisherigen  Poesie  zusammen.  Im  nächsten  speciell 
über  dies  Gesetz  handelnden  Abschnitte  werden  wir  erörtern, 
welcher  Grund  den  Dichter  Ennius  veranlasst  haben  mag,  in 
seinen  Annalen  das  metrische  Kürzungsgesetz  so  zu  beschränken, 
während  er  in  seinen  dramatischen  Werken  sich  an  keine  solche 


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Einleitung. 


38 


Beschränkung  gebunden  hat.  Hier  heben  wir  für  unsern  Zweck 
hervor,  dass  uns  diese  Silbe nniessungen  nur  so  lange  eine  Singu- 
larität des  alten  Dramas  erscheinen,  als  uns  die  Analogie  des 
Vergil'schen  vÖlÖ,  des  Horazischen  öbsecrö,  wie  Epist.  I,  7,  95,  oder 
quo  mÖdo  Serin.  1,  9,  43,  ferner  pütä  u.  a.  entgeht.  Denn  durch 
diese  erklärt  sich  nicht  bloss  die  öfters  bei  Plautus  vorkommende 
daktylische  Messung  kretischer  Wörter  und  Wortausgänge,  wie 
öbsScrö,  mäxüme,  iiissSro,  sondern  zugleich  auch  die  anapästisch- 
daktylische,  wie  öbsecro,  Imperä  u.  dgl.,  insofern  die  letztere 
Messung  doch  der  hexametrischen  Poesie  von  Ennius  bis  Vergil 
und  Horaz  nur  darum  fern  bleibt,  weil  dieser  die  Voraussetzung 
für  diese  Messung,  die  in  zwei  Kürzen  aufgelöste  Hebung,  fehlt. 

Auch  für  die  aus  verschiedenen  Momenten  zu  erklärenden, 
an  sich  verwunderlich  erscheinenden,  aber  doch  gut  überlieferten 
Arten  des  Hiatus  gewinnen  wir  zum  Theil  durch  Anknüpfung 
an  die  spätere  Zeit  bedeutsame  Parallelen.  Wenn  man  z.  B.  bei 
Horaz  den  Hiatus  bei  Eigennamen  auch  in  der  Senkung  iambischer 
Verse  gelten  lässt,  wie: 

Epod.  5,  100  Et  Esquilinae  |  alites,1) 
so  kann  man  sich  füglich  nicht  weiter  sträuben  gegen  denselben 
Hiatus  bei  Plautus: 

Amph.275  Nec  iugulae  neque  vesperugo  neque  Vergiften!  Jccidunt, 
in  einem  Verse,  wo  derselbe  möglichst  gut  überliefert  ist,  da  er 
zugleich  durch  Varro  und  Festus  bezeugt  wird.  Jedenfalls  ist 
eine  Aenderung  wie  Vergilias  als  Nominativ,  an  die  Ritsehl 
dachte,  hier  abzuweisen;  s.  oben  S.  26. 

Eine  andre  Art  von  logischen  Hiatus  kommt  z.  B.  auch  bei 
Vergil  in  dessen  gefeiltestem  Werke  vor.  Er  steht  z.  B.  und  zwar 
nicht  in  der  Hauptcäsur: 

Georg.  1,  4  qui  cultus  habendo 

Sit  pecori,  apibus  quanta  experientia  parcis, 
ein  Hiat  bei  einer  scharfen,  durch  chiastische  Wortstellung  her- 
vorgehobenen Gegenüberstellung  von  cultus  —  pecori  und  apibus  — 
experientia.  Niemand  denkt  jetzt  an  Beseitigung  dieses  Hiates 
durch  Textänderung.  Aber  warum  soll  denn  nicht  Plautus  mit  dem 
gleichen  Rechte  bei  ähnlichem,  durch  dasselbe  rhetorische  Mittel 
gehobenem  Gegensatze  dasselbe  wie  Vergil  sich  erlaubt  haben  z.  B.: 

1)  Iam  Daedaleo  |  ocior  Ieuro,  Carm.  II  20,  13  wird  auf  Gm  ml  ver- 
schiedener Lesarten  der  Handschriften  bestritten ,  ist  jedoch  ganz  der- 
selben Art. 

Ki.otz,  (triinilzügi«  nltroininclu  r  Metrik  Ii 


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34  Einleitung. 

Cure.  436  Argen  tum  des  lenont  :  huic  des  virginem. 
Trin.  776  Det  alteram  illj,  alteram  dicat  tibi 
Dare  sese  velle. 
Wenn  vielfach  über  Plautinische  Hiate  gespottet  worden  ist, 
so  sind  das  ganz  andre,  deren  Behandlung  einem  besondern  Theile 
unseres  Werkes  zufallt,  vgl.  Prosodie  II. 

Hier  sollte  nur  an  wenigen  Beispielen  die  Methode  gewonnen 
werden,  die  wir  anzuwenden  haben,  um  die  metrische  Technik 
des  altrömischen  Dramas  zu  begreifen.  Es  sind  immer  drei 
Elemente  in  Betracht  zu  ziehen:  das  Vorbild  des  Euripideisch- 
Menandrischen  Dramas,  die  Praxis  der  saturnischen  Poesie  und 
die  nicht  ausser  innerem  Zusammenhang  mit  der  altrömischen 
Dichtkunst  stehenden  Gepflogenheiten  der  classischen  Epik  und 
Lyrik.  Fassen  wir  so  das  altrömische  Drama  als  natürliches  Glied 
in  der  Entwickelung  der  lateinischen  Poesie  und  zugleich  als 
organische,  der  ganzen  Zeitrichtung  entsprechende  Erscheinung 
der  hellenistisch  -  römischen  Culturwelt,  die  noch  in  manchem 
Widerstreit  sich  befand,  dann  steht  zu  erwarten,  dass  auf  manche 
jetzt  noch  dunkle,  miss verstandene ,  vielumstrittene  Partien  ein 
helleres  Licht  fällt.  Und  gelingt  es  uns  wirklich,  die  römischen 
und  hellenischen  Elemente  der  dramatischen  Metrik  der  Lateiner 
abzusondern,  so  muss  das  zurückbleiben,  was  die  römischen  Dra- 
matiker Eigenartiges  geschaffen  haben,  wovon  wir  den  Ergeb- 
nissen vorgreifend  und  sie  einleitend  im  Eingange  dieses  Ab- 
schnittes gehandelt  haben. 

Den  umfangreichen  Stoff  gruppiren  wir  in  folgender  Weise. 
Zunächst  betrachten  wir  die  prosodische  Grundlage,  vorzugs- 
weise das  öfters  erwähnte  Kürzungsgesetz,  das  ganz  auf  römi- 
schem Boden  erwachsen  ist,  weshalb  sich  in  natürlicher  Weise 
ein  Anhang  über  die  Prosodie  der  Vorplautinischen  Saturnier 
anschliesst.  Daran  reihen  wir  eine  zusammenfassende  Besprechung 
der  verschiedenen  Arten  des  Hiatus,  die  ja  zum  grossen  Theile 
auch  prosodischer  Natur  sind;  hier  werden  wir,  wie  bereits  an- 
gedeutet, den  griechischen  und  römischen  Einfluss  friedlich  neben 
einander  hergehen  sehen. 

In  einem  zweiten  Theile  behandeln  wir  das  Wesentlichste 
der  eigentlichen  Metrik  und  suchen  besonders  unsre  Behauptung 
einer  durch  alle  Versarten  durchgeführten  einheitlichen  Technik 
zu  erweisen,  die,  ein  grosser  Fortschritt  gegenüber  der  bisherigen 


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Einleitung. 


35 


Praxis,  neues  Leben  in  alle  metrischen  Formen  brachte,  die  zum 
Theil  in  Griechenland  bereits  abzusterben  drohten  und  bald  nach- 
her  wirklich  abstarben.  Hier  werden  wir  finden,  dass  sich  grie- 
chische  und  romische  Elemente  in  der  verwickeltsten  Weise  kreuzen, 
aber  trotzdem  wirklich  harmonisch  wirkende  Kunstformen  erreicht 
worden  sind. 

Der  letzte  Theil  soll  die  rhythmischen  Verhältnisse  der 
einzelnen  Versmasse  darstellen  und  namentlich  auf  Gebrauch  und 
Ethos  der  einzelnen  Rhythmengeschlechter  und  ihrer  eigenartigen 
Erscheinungen  eingehen  und  dabei  die  Composition  einzelner  Par- 
tien und  ganzer  Scenen  wenigstens  in  charakteristischen  Typen 
zur  Darstellung  bringen. 


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Prosodie. 


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I.  Das  metrische  Kürzungsgcsetz. 


1.  Allgemeines.   Unterschied  zwischen  metrischer  Kürzung 

und  prosodischer  Kürze. 

Schon  Richard  Bentley  hatte  beobachtet,  dass  Terenz  sich 
einer  von  Plautus  und  Caecilius  überkommenen  „Licenz"  bediene, 
wenn  er  besonders  im  ersten  Fusse,  wo  der  Schauspieler  nach 
der  Ruhepause  wieder  mit  vollem  Athem  einsetze,  einzelne  ein- 
und  zweisilbige  oder  mit  Präpositionen  zusammengesetzte  positions- 
lange Wörter  mit  anscheinender  Vernachlässigung  der  Positions- 
kraft der  Consonanten  kurz  misst  und  als  Erklärung  dafür 
anführt  populärem  pronuntiandi  morem,  vgl.  schediasma  p.  XLVI 
ed.  Vollbehr.  Es  betrifft  dies  meist  iambische  Wörter  und  Wort- 
anfange. Fr.  Ritsehl  in  seinen  Prolegomena  fügt  zu  diesen 
von  Bentley  aufgestellten  und  von  ihm  selbst  im  cap.  X  behan- 
delten Fällen,  in  denen  es  sich  um  Positions Vernachlässigung 
handeln  soll,  in  cap.  XI  noch  eine  grössere  Anzahl  iambischer 
Wörter  mit  Naturlänge  hinzu,  bei  denen  die  gleiche  Verkürzung 
eintritt,  wie  bövßs,  manüs  u.  dgl.,  und  sucht  diese  durch  eine 
Art  tx&Xtil>LS  oder  Synizese  zu  erklären,  da  es  nur  solche  Wörter 
wären,  die  ein  v  oder  eine  Liquida  zwischen  den  beiden  Vocaleu 
hätten.  Diese  Auffassung  hat  jetzt  noch  u.  a.  W.  Christ,  Metrik8, 
S.  31  u.  a.  Im  Anschluss  an  Studien  über  altlateiuische  Sprache 
ist  später,  vgl.  oben  S.  21  fg.,  Ritsehl  hierüber  zu  einer  anderen 
Ansicht  gekommen.  Wie  bereits  W.  Corssen,  Aussprache,  Vo- 
calismus  und  Betonung  der  lateinischen  Sprache  II8,  S.  618,  und 
Fr.  Bücheler  in  seinem  Grundriss  der  lat.  Declination,  s.  u., 
erklärt  er  die  angenommene  Vernachlässigung  der  Position  aus 
vulgärer  Aussprache. !) 

l)  Mit  Recht  beruft  man  sich  nicht  auf  (Grammatiker,  wie  Priscian  I, 
p.  693,  10,  der  Andr.  468  illic  ohne  Noth  mit  Apokope  lesen  will,  oder  1, 
p.  17,  2  zu  Andr.  66  Sine  Invidia  meint,  v  wie  griechisches  Digamma  pro 
nihilo  invenitur.  Denn  da«  sind  niÜBBige  Einfülle  ohuo  Werth  für  die 
Sprachgeschichte. 


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40  Prosodie.    I.  Das  metrische  Kürzungsgeaetz. 


Wie  schon  Ritsehl  hier  schwankte,  so  auch  andere  Mit- 
forscher. Den  entscheidenden  Punkt  übersah  man  und  constatirte 
eine  Vielheit  von  Regeln  oder  sprachlichen  Vorgängen,  wie  dass 
iambische  Vocalformen  und  selten  andere  Wörter  ihre  Endsilben 
verkürzen,  in  einer  grossen  Anzahl  von  anderen  Wörtern  die 
Positionskraft  vernachlässigt  wird,  andere  wieder  Synkopen  oder 
irrationale  Vocalaussprache  erleiden,  vielfach  nicht  bloss  einzelne 
Endvocale,  sondern  ganze  zweisilbige  Wörter  elidirt  werden,  wie 
quidein,  tibi,  so  früher  Bücheler,  Grundr.  d.  latein.  Declination, 
S.  113  W.,  letzteres  noch  jetzt  Luc.  Müller,  Der  saturnische  Vers, 
Leipzig  1885,  S.  154  und  F.  Leo,  Hermes  18.  Bd.  S.  584  und 
in  seiner  Plautusausgabe,  vol.  I,  Berlin  1885  zu  Aniph.  918. 
Bacch.  491  u.  a.  Dazu  kommt  die  schon  erwähnte  Abstossung 
consonantischeu  Auslautes,  wie  pige',  sede',  patre',  auch  bei  apud, 
soror  u.  a.,  sowie  die  Annahme,  dass  die  einfache  Schreibung 
der  Doppelconsonanz  die  Verkürzung  der  vorhergehenden  Silbe 
zur  Folge  gehabt  habe  u.  a.,  worüber  die  Belege  bei  Müller, 
Prosodie  S.  83  und  84  stehen,  sowie  auch  für  die  folgenden 
Citate. 

Zuerst  bemerkte  Fleckeisen  und  nach  ihm  Corssen  uud  Brix 
daran,  dass  wohl  vide  und  cunSs  u.  ä.,  aber  nicht  vide  und 
mores  die  letzte  Silbe  kürzen  können,  die  Wichtigkeit  iambischer 
Silbenfolge.  Aber  erst  Müller  gebührt  das  Verdienst,  diese 
zunächst  nur  an  einzelnen  Wortclassen  zur  Beobachtung  gekom- 
mene Erscheinung  als  eine  allgemein  giltige  erwiesen  zu  haben. 
Aus  der  so  eben  erwähnten  Thatsache,  dass  cänes  die  letzte 
Silbe  bei  Plautus  kurz  haben  kann,  aber  nicht  mores,  folgert 
er,  dass  bei  Verkürzung  der  Endsilbe  nicht  irgend  eine  Eigen- 
schaft dieser  Endsilbe  es,  sondern  die  Quantität  der  anderen  Silbe 
des  Wortes  das  massgebende  gewesen  ist,  und  dadurch,  dass  er 
in  einer  ausführlichen  Zusammenstellung  nachwies,  dass  ganz 
dasselbe  Verhältniss  bei  allen  übrigen  Declinations-  und  Con- 
jugationsendungeu  sowie  bei  den  Partikeln,  bei  Positionslänge, 
bei  zwei  oder  mehr  Consonanten  nicht  minder  als  bei  Naturlänge 
vorliegt,  gewinnt  er  den  Beweis,  dass  es  sich  hier  nicht  um 
sprachliche,  sondern  um  metrische  Erscheinungen  handelt.  Quan- 
tität, Betonung  und  Zusammengehörigkeit  der  fraglichen  Silben  ist 
ihm  das  entscheidende. 

Ludwig  Havet,  a.  0.  s.  oben  S.  18  schliesst  sich  zwar 
vielfach  in  .seiner  Lehre  von  den  breyes  breviantes  an  Müller  an, 


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1.*  Allgemeines. 


41 


geht  aber  seinerseits  zu  weit,  wenn  er  hier  eiu  allgemein  giltiges 
prosodisches  Gesetz  findet.  Er  stellt  nämlich  die  Regel  auf, 
dass  jede  im  Anfang  eines  mehrsilbigen  Wortes  stehende  oder 
ein  einsilbiges  oder  durch  Elision  einsilbig  gewordenes  Wort  bil- 
dende Kürze  eine  folgende  Positions-  oder  Naturlänge  ohne 
Weiteres  verkürzen  kann.1)  Dies  begründet  er  so:  jede  erste 
Silbe  habe  ganz  unabhängig  vom  eigentlichen  Wortaccent  eine 
„intensivere  Pronuntiation",  die  die  folgende  Silbe  merklich  „affi- 
cire."  So  werde  aus  pro  facto  ein  profecto,  aus  ad-focio  ein 
afficio  u.  a.a)  Diese  „Affection"  des  facio  zu  -ficio  ist  unleugbar 
und  Havefs  Beobachtung  vollkommen  richtig,  aber  einseitig  ver- 
werthet.  Denn  bei  ad-ficio  handelt  es  sich  nicht  einmal  um  eiue 
brems  brevians,  sondern  um  eine  Länge,  und  ähnliche  Affectionen, 
wenn  auch  nicht  in  demselben  Umfange,  finden  sich  sogar  bei 
zweisilbigen,  aus  Längen  bestehenden  Präpositionen,  z.  B.  circum- 
sptcio,  uicht  circumspccio,  circumeädo,  circumclwdo  und  andere 
zum  Theil  schon  ganz  alte  Bildungen.  Wir  haben  hier  offenbar 
eine  rein  sprachliche  Erscheinung  bei  Wortcomposition.  Die 
Anfangssilbe  oder  der  erste  Theil  des  coniponirten  Wortes  kann 
wohl  Trübung  des  folgenden  Vocals  oder  Diphthongs  bewirken, 
aber  keine  prosodische  Verkürzung  auch  nur  eines  Vocals,  ge- 
schweige denn  einer  ganzen  Silbe.  Denn  stets  bleibt  die  ur- 
sprüngliche Quantität  trotz  der  Vocaltrübung  gewahrt,  z.  B.  caedo 
concldo,  cädo  concido,  audio  oboedio  u.  s.  w. 

Wir  haben  also  kein  rein  prosodisches  Gesetz,  sondern  ein 
metrisches  Positionskürzuugsgesetz,  wie  wir  sehen  werden,  bei 
dem  noch  zweifelhaft  bleiben  kann,  wie  weit  die  Aussprache  der 
Endsilben  einen  Einfluss  gehabt  hat.  Denn  nicht  sowohl  das 
ist  entscheidend,  dass  die  Silbe,  die  der  zu  verkürzenden  Länge 
vorhergeht,  die  Anfangssilbe  eines  iambischen  oder  mehrsilbigen 
iambisch  anlautenden  Wortes  ist  oder  aus  einem  einsilbigen  oder 
durch  Elision  einsilbig  gewordenen  Worte  besteht  bei  folgender 
langer  Anlautssilbe,  als  vielmehr  der  Umstand,  dass  eine  in  irgend 
einem  näher  zu  begrenzenden  Zusammenhange  stehende  Kürze  und 
Länge  zugleich  in  dieselbe  Hebung  oder  Senkung  des  Verses 

1)  Vgl.  darüber  Verfasser  in  Bursian- Müllers  Jahresbericht  36.  Bd. 
S.  391—894  und  in  der  Berliner  philolog.  Wochenschrift  VIH.  3.  S.  87.  — 
2)  Aach  die  Analogie  mit  Agrtgmtuin  gegen  'Anqayavxtt  beweist  nichts. 
Diesen  Städtenamen  hat  die  römische  Sprache  sich  wohl  bequem  gemacht 
durch  volksetymologische  Anknüpfung  an  agri  gentea,  argentum  u.  ä. 


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42 


Proßodie.    I.  Das  metrische*  Kürzung*gesetz. 


kommen.  Denn  es  ist  klar,  dass  Müller  s  Gesetz  noch  viel  mehr 
zu  erweitern  ist.  Die  Erscheinung  eines  verkürzten  vÖlö"  ist 
nicht  zu  trennen  von  der  eines  öbsöcrö,  weil  beide  Kürzungen 
an  den  gleichen  Versstellen  sich  finden.  Z.  ß.  ganz  wie  in  der 
classischen  Zeit  sie  völö  und  öbsecrÖ  regelrechte  Daktylen  sind, 
so  bei  Plautus1) 

Aul.  715  —  Öbsccrö  vös  SgÖ  mi  aüxißum. 

ibid.  725  —  -  dämno  päti  nequeö. 

Pseud.  597  Hl  Iba  sunt  ätque  häe  reglönes. 

Rud.  222  Perdtdt  spem  qua  me  öblectilbäm  u.  s.  w. 

Auf  der  gleichen  Stufe  wie  die  Plautinischen  Anapäste 
stehen  in  dieser  Hinsicht  die  Daktylen  in  Ennius'  Annalen  und 
in  den  von  Th.  Moinmsen,  corp.  inscr.  lat.  I,  p.  267  —  270  her- 
ausgegebenen sortes.  Hier  begegnen  uns  I,  1438  cörrtgt  vis 
tandem,  1442  sed  tv  veKi  non  pötSs  istöc,  1444  quöd  metuät 
id  seqtii  sätlüst,  1451  übet  profüi  grätiä  nemöst,  1453  ttbei 
quöd  daiür  spernSre  nolei,  1454  cönslliüin  quöd  rogäs  non  est; 
bei  Ennius  z.  B.  annal.  15  mSmlni  me  ftert  privöm,  76  lüdtcre 
saxä  u.  ä. 

Der  einzige  principielle  Unterschied  zwischen  dem  Drama 
und  den  Orakelversen  einerseits  und  dem  Ennianischen  Kunstepos 
andererseits,  das  auch  hierin  die  Norm  für  alle  spätere  hexa- 
metrische Dichtung  wurde,  besteht  darin,  dass  Ennius  die  Ver- 
kürzung nur  bei  naturlangem  Vocal  vornimmt  und  somit  die 
Positionslängen  hierbei  ausschliesst.  Das  kann  aber  nicht  daran 
liegen,  dass  allgemein  im  römischen  Drama  das  Positionsgesetz 
wesentlich  anders  wirkte  als  im  Ennianischen  Epos.  Denn  auch 
in  jenem  hat,  etwa  abgesehen  von  diesen  an  ganz  bestimmte 
Versstellen  gebundenen  Kürzungen,  die  ja  ebenso  wenig  die  Natur- 
länge wie  die  Positionslänge  aufheben,  worauf  wir  im  Verlaufe 
unserer  Darstellung  zurückkommen  werden,  das  Positionsgesetz 
seine  volle  Kraft.  Ein  stüdent  z.  B.  in  anderer  Stellung,  als  wo 
das  Gesetz  wirkt,  ist  im  altromischen  Drama  ebenso  unmöglich, 
wie  im  gleichen  Falle  ein  manu,  hömö,  ja  auch  übt,  tbi  u.  ä. 
Gewiss  liegt  hier  ein  berechtigtes  Streben  nach  einem  Stilunter- 
schied vor,  das  jedoch  schwerlich  in  einer  auffälligen  sprachlichen 
Thatsache  begründet  ist,  da  ja  Ennius  in  seinen  Tragödien  und 


1)  Citate  immer  nach  der  Ritscbrschen  Ausgabe,  nur  für  Casina  und 
Cistellaria  nach  Ussiug. 


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1.  Allgemeines. 


43 


Comödien  ganz  auf  seiner  Vorgänger  Standpunkte  beharrt.  Wir 
haben  also  hier  das  bewusste  Eingreifen  eines  Theoretikers,  dessen 
Praxis  vorbildlich; für  alle  hexametrische  Poesie  wurde,  aber  doch 
nicht  gleich  vollständig  durchdrang,  da  bei  Lucilius  und  Lucretius 
und  vielleicht  sogar  bei  Horaz  vereinzelt  noch  Spuren  der  alten 
Praxis  wahrnehmbar  sind,  wovon  wir  später  handeln  werden.  Das 
griechische  Vorbild  ist  wohl  hierbei  von  Bedeutung  gewesen, 
wie  denn  im  epischen  Verse  die  Positionskraft  der  Consonanten 
sich  auch  bei  den  Griechen  starker  zeigte  als  im  Drama,  vgl. 
Kossbach-Westphal,  Metrik  III3,  1,  S.  103  fgg.  Allein  es  können 
auch  daneben  recht  praktische  Erwägungen  gewesen  sein,  die 
Ennius  bestimmten,  bei  Positionslängen  das  Kürzungsgesetz  ausser 
Wirksamkeit  zu  setzen  sowie  auch  die  Hebungen  nicht  in  zwei 
Kürzen  aufzulösen.    Die  dramatischen  Dichter  brauchten  einen 
Unterschied  zwischen  Positions-  und  Naturlänge  nicht  zu  be- 
achten, die  episch-lyrischen  Dichtungen  dagegen  waren  zugleich 
auch  für  die  Leetüre  einzurichten,  wobei  die  Positionskraft  schon 
äusserlich  durch  die  Schrift  augenfälliger  war,  ebenso  wie  häufige 
Auflösungen  der  Hebungen  bei  Zusammenziehung  der  Senkung 
den  Versbau  für  das  Auge  verdunkeln  mussten.  Horte  man  eine 
oder  mehrere  Hebungen  hinter  einander  in  der  im  Drama  so 
beliebten  Auflösung  richtig  vortragen,  so  glitt  der  Vers  dem 
Ohre  ebenso  glatt  und  wohllautend  hin,  wie  bei  der  einfachsten 
Gestaltung  desselben.    Dagegen  das  Auge  brauchte  bei  der  Lee- 
türe, wenn  uicht  erst  längeres  Suchen  oder  Versuchen  zum  Ver- 
ständniss  des  Verses  eintreten  sollte,  einen  festen  Halt  für  die 
Hebungen  und  Senkungen,  um  sogleich  einen  klaren  Einblick  in 
den  Versbau  zu  gewinnen.    Beide  principielle  Abweichungen  von 
der  bisherigen  auch  von  ihm  selbst  in  seinen  Dramen  befolgten 
Praxis  hat  Ennius  demnach  vielleicht  nicht  bloss  nach  dem 
griechischen  Vorbilde  eingeführt,  sondern  auch  um  der  leichteren 
Lesbarkeit  willen. 

Die  Sortes  dagegen  behielten  in  beiderlei  Hinsicht  die  alte 
Praxis  auch  in  ihrem  Hexameter  bei.  Denn  wenngleich  die 
Täfelchen  mit  dem  Texte  dem  Rathsuchendeu  ausgehändigt 
wurden,  der  gewöhnlich  nicht  selbst  lesen  konnte,  so  war  doch 
das  Wichtigste  wohl  die  Verkündigung  durch  geweihten  Mund, 
und  man  wählte  die  metrische  Form  eben  darum,  dass  der  Aus- 
spruch feierlicher  klang  und  sich  so  dem  Gedächtniss  effectvoller 
einprägte. 


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44 


l'rosodie.    1.  Das  metrische  Kürzungsgesetz. 


Ehe  wir  unser  Gesetz  weiter  verfolgen,  ist  die  Frage  zu 
erledigen,  wo  wirklich  prosodische  Kürze  vorliegt  und  wo  me- 
trische Positionskürzung  langer  Silben  eintritt.  Denn  erst  die 
Beantwortung  dieser  Frage  ermöglicht  einen  Einblick  in  die 
wirklich  unter  das  metrische  Kürzungsgesetz  gehörenden  Fälle. 

Im  Wesentlichen  stimmt  die  Prosodie  der  Plautinischen  Zeit 
mit  der  classischen  Überein.  Die  im  Verhältniss  zu  dem  grossen 
Material  recht  geringen  Abweichungen  sind  am  ausführlichsten 
in  dem  bereits  öfters  genannten  Werke  C.  F.  W.  Müller's,  Pro- 
sodie S.  1  —  80  behandelt.  Verfasser  hat  demselben  in  allen 
wesentlichen  Punkten  einfach  beizustimmen,  wenn  auch  über  ein- 
zelne Verse  abweichende  Auffassungen  bestehen  bleiben,  die  im 
Verlaufe  unserer  Darstellung  begründet  werden  sollen. 

Während  demnach  die  Endung  a  im  Nominativ  sing,  und 
Nom.  und  Accusativ  plur.1)  sowie  in  quia,  ita  immer  kurz  ist, 
ebenso  c  im  Ablativ  der  dritten  und  im  Vocativ  der  zweiten  Decli- 
nation  und  im  Imperativ  der  dritten  und  im  Infinitiv  und  Passiv- 
imperativ aller  Conjugationen,  ferner  er  in  pater,  super,  circiter, 
propter  u.  ä.,  ur  in  igitur  und  in  der  dritten  Person  des  Passivs  und 
its  im  Nominativ  der  zweiten  und  vierten  Declination  und  im  Ablativ 
und  Dativ  der  dritten  Declination,  wie  im  Nominativ  und  Accu- 
sativ sing,  der  Neutra  der  dritten,  weiter  met  in  egomet  u.  ä., 
zeigen  die  Substantiva  und  Comparative  auf  or,  die  Verbal- 
endungen auf  or,  er,  ar,  at,  et  und  in  der  vierten  Conjugation 
und  im  Perfect  und  Conjunctiv  des  Präsens  auf  it  die  ursprüng- 
liche Länge  in  Widerspruch  mit  der  späteren  Verkürzung  und 
umgekehrt  die  ursprüngliche  Kürze  frusträ. 

Dass  Synizesen  wie  eb,  mebs,  debs  u.  ä.  zu  verwerfen  und 
immer  ßö,  meös,  d6Ös  mit  Verkürzung  der  Endsilbe  zu  messen 
«ei,  meint  mit  Müller  auch  L.  Havet,  metrique  a.  0.  S.  142,  wäh- 
rend Ritsehl  und  Andere  sie  verfochten.  Es  waren  entschieden 
beide  Messungen  zulässig,  wie  sich  im  Verlaufe  unserer  Unter- 
suchung wiederholt  herausstellen  wird.  Die  Müller-Havet'schen 
Messungen  führen  zu  bedenklichen  Consequenzen,  wie  eädem  als 
Ablativ  für  eädem;  ein  dreisilbiges  eorundem  bei  Ennius,  zwei- 


1)  Vgl.  darüber  unten  II,  3.  Metrik  I,  2,  2  u.  a.  Säninitliche  von 
W.  Corssen,  Aussprache  u.  s.  w.  IIS,  S.  449  fg.  aufgeführten  Stollen  werden 
sich  im  Verlaufe  unserer  Untersuchung  von  selbst  erledigen. 


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1.  Unterschied  zwischen  metrischer  Kürzung  u.  prosodischer  Kürze.  45 


silbiges  mearuia,  e^rum,  duaruni  u.  ä.  bei  Terenz  muss  Havet 
anerkennen.  Wenu  er  sich  darauf  versteift,  dass  wohl  ein  quid 
ais?  als  Versschluss  vorkommt,  aber  gerade  kein  quid  eo  oder 
atque  mea,  so  sei  hier  nur  bemerkt,  dass  wenigstens  Cas.  297 
=  II  5,  10  die  Ueberlieferung  lautet: 

Cum  eadem,  qua  tu  Semper  es  .  ::  Cum  uxöre  mea? 
nur  dass  die  Handschriften  ausser  E  das  es  hinter  semper  fort- 
lassen und  E  tua  statt  mea  giebt. 

Endlich  dass  nach  kurzem  Vocal  s  am  Ende  der  Wörter 
fdr  die  Quantität  belanglos  war,  wie  Ter.  Ad.  839  tempüs  fert 
und  ähnliche  Versschlüsse  beweisen,  braucht  hier  nicht  besonders 
erwähnt  zu  werden,  da  diese  Erscheinung  ja  noch  bis  in  Cicero's 
Zeit  hinein  fortbesteht.1) 

Abweichend  von  der  classischen  Prosodie  und  offenbar  ein 
Zugeständniss,  aber  auch  wohl  das  einzige  derartige  an  die  ge- 
wöhnliche Umgangssprache  ist  eine  andere  Erscheinung,  nämlich 
die,  dass  persönliche  Pronomina  und  ähnliche  häufig  im  gewöhn- 
lichen Gespräche  gebrauchte  Wörter  vom  Umfang  eines  Trochäus 
oder  Spondeus,  und  in  ihren  auch  dreisilbigen  casus  obliqui  ihre 
aus  kurzem  Vocal  bei  einfacher  Doppelconsonanz  bestehende 
Silbe  verkürzen  können.  Dieser  Vorgang  hat  nichts  mit  dem 
später  weiter  zu  entwickelnden  Kürzungsgesetze  gemein.  Denn 
die  fraglichen  Silben  stehen  nicht  bloss  an  den  ganz  bestimmten 
Stellen,  wo  metrische  Kürzung  eintritt,  sondern  solche  Wörter  ver- 
theilen sich  beliebig  auf  Hebung  und  Senkung  des  Verses.  Auch  lässt 
sich  hier  nicht  ein  eigentlicher  Vulgarismus,  nämlich  der  Abfall 
der  Anfangssilbe  annehmen,  etwa  stuc,  stoc,  ;le,  'la  für  istuc, 
istoc,  ille,  illa  u.  s.  w.  Denn  diese  Formen  finden  sich  auch  kurz 
gemessen  an  Stellen,  wo  ein  solcher  Abfall  ganz  ausgeschlossen 
ist,  z.  B.  in  der  Hebung  llle,  llltc  hÖmö,  omnlbüs  u.  ä.,  während 
au  keiner  einzigen  Stelle  der  Abfall  der  ersten  Silbe  angezeigt 
wird.    Wir  haben  hier  wirkliche  Kürzen,  wie  folgender  durchaus 

1)  Dagegen  spricht  nach  Verfassers  Ansicht  Manches  für  folgende  von 
Müller  nicht  anerkannte  Messungen:  Men.  921  päreipit  insunia,  Amph.  665 

facis  ut  tufs  nulla  apüd  te  fidea  sit,  Cure.  267  faclt  hic,  quod  pauci,  wie 
Cure.  864  qu6d  cupls  efFecero;  da  dies  nicht  gewöhnliche  Verha  der  dritten 
Conjugation  sind,  wie  percipi'o,  percipmnt,  percipiam,  percipi'ebam  u.  a.  be- 
weist; bei  cupls  kommt  noch  die  Nebenform  nach  der  vierten  Conjugation 
in  Betracht,  wie  Inn-ret.  1,  72  cupTret  u.  a. 


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46 


Prosodie.    I.  Daa  metrische  Kürzungsgesetz. 


nicht  erschöpfender  und  aus  dem  von  Müller  a.  0.  gegebenen 
Materiale  leicht  zu  vervollständigender  Ueberblick  lehrt. 

In  Hebungen  steht  llle  Trin.  853.  947.  Merc.  446.  540.  975. 
Stich.  559.  Bacch.  550.  950.  Poen.  533.  613.  Aul.  107  llle  me 
nun  videt,  wo  man  gewöhnlich  haud  statt  non  setzt;  bei  Terenz, 
wo  diese  Erscheinung  C.  Conradt,  metr.  Compos.  der  Comödien 
des  Terenz,  Berlin  1876,  S.  147  geleugnet  hat,  findet  sich  sicher: 
Ad.  863  llle  suam  Semper,  Eun.  618  llle  cönttnüö,  Hec.  465  llle 
rgvivescet  iam  nunquam  etc.,  ferner  lllud  Rud.  425.  Asin.  123 
Nam  ego  lllud  argentum,  ohne  Noth  geändert;  llllus  Bacch. 
494.  lllani  ämabam  olim:  nünciam  alia  ciiro  impendet  pectori 
Epid.  135. 

tlllc  Trin.  862.  Aul.  185.  260.  265.  Capt.  901.  Amph.  323. 
431.  Asin.  272.  288.  Poen.  917.  Rud.  79.  147.  1058. 

Istlc  Rud.  572;  Istlus  Trin.  552,  allenfalls  auch  zu  messen 
qui  quldem  istius  sit  inÖdi  oder  mit  kürzerer  Endung. 

tpse  capt.  580  Ipse  nec  praeter  se  linquam  Sl  servos  fuit. 
Cure.  170  wohl  Ipse  se  exerüelät,  qul  h6mö  etc.,  weil  sonst  hömu 
in  eine  innere  Senkung  käme,  worüber  unten  zu  handeln  ist. 
Andr.  377  Ipse  sibi,  aber  beides  nicht  ganz  sicher,  Amph.  170 
wird  bei  der  Messung  Ipsß  dominus  etc.  den  umgebenden  Versen 
gleich,  vgl.  unten  unter  Senkung. 

ecquls  Trin.  870.  Amph.  1020.  Poen.  327.  Rud.  413. 
Bacch.  582  (581  Conjectur).  Capt.  830;  ecquld  Bacch.  583, 
ecquldem  nach  A  Stich.  342,  vgl.  eccum,  eccani  eecos  u.  ä.  Müller 
S.  295  fgg. 

ötunls  Capt.  536  6mnts  in  incertö,  möglich  auch  Ömnls  In 
incerto;  omnlä  Poen.  834.  905  (unnöthig  geändert).  Rud.  1100. 
1359.  Stich.  336.  Mil.  982;  omnlum  Trin.  236.  973.  Stich.  526; 
oinnlbus  Stich.  114.  684.  Amph.  55.  [Naev.  com.  58,  wo  andre 
Messungen  allerdings  nicht  ausgeschlossen  sind:  Atque  ex  bonis 
meis  oinnlbus  ego  te  berede oi  faciam.]  Man  vergleiche  Pers.  775 
bSne  Ömnlbüs,  Hec.  367  illco  ömnls  simul  möglich.  Trin.  621 
sine  omni.  Truc.  448  Quam  mihimet  omnlä  qui  mihi  faciö  mala. 

In  Senkung:  llle*  qui  u.  ä.  Trin.  137.  Poen.  72.  119.  182. 
Asin.  637;  Illä  ,  Trin.  809  Lepidust  lllä  causa.  Merc.  728  lllä 
sunt.  Eun.  342  lllä  sese  interea.  —  HKc  ^  Asin.  676.  Poen.  435. 
625.  680  (ohne  Noth  geändert).  Rud.  887.  Stich.  605.  Capt.  1034. 
ibid.  39  ohne  Noth  geändert.  —  ecquis  l^xit  Bacch.  583.  —  ömnla 
tiiunes  Hec.  867  u.  v.  a.  derartige. 


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1.  Unterschied  zwischen  metrischer  Kürzung  u.  prosodischer  Kürze.  47 

Auf  Hebung  und  Senkung  vertheilt.:  Inter  tllud  tarnen  negö 
tium  meis  curavi  amicis  Stich.  679.  Aufer  Istaec  quaeso  Cure.  245 
unnöthig  umgestellt.  Auch  Poen.  584  ist  Näm  Istorum  zu  messen, 
worüber  unten,  vgl.  auch  oben  Pers.  775  bene  ömntbus.  Cas.  411 
ut  llle  trepidabat,  vielleicht  richtiger  ut  llle  trgpldabat,  vgl.  unten 
mit  erlaubtem  Proceleusmaticus.  Truc.  309  non  enim  llle  mere- 
triculis,  desgleichen,  ebenso  bei  ipse,  wie  sed  Ipse  Heaut.  1023, 
Andr.  176,  bei  omnes  wie  Mil.  55  quod  omnes.  Trin.  78  qula 
cmnis.  Aehnlich  auch  bei  huius  und  eius:  Poen.  882  mäle  eius, 
Capt.  1015;  besonders  bei  Terenz:  Heaut.  552  si  quid  huius  simile. 
Eun.  980  quid  huius.  Phorm.  505  slbi  eius.  Phorm.  113  per 
eius  Phorm.  483  u.  ä.  mehr. 

Endlich  sind  besonders  auch  in  der  inneren  Senkung  der 
Dipodien  sehr  häufig  Fälle  wie  Epid.  326  hercle  8go  lllum. 
Andr.  266  hüc  vel  tlluc.  Truc.  317  verum  ego  lllum.  Stich.  513. 
599  .  äd  lllum.  Amph.  660  Näm  quöd  llle  huc.  Epid.  217  atque 
ego  lllam  tili,  ferner  Poen.  265  intßr  tstas  (richtig  wie  pröpter 
umörem  s.  unten).  Bacch.  52  non  Sgo  tstuc.  Truc.  842  Te  quldeni 
Istänc.  Rud.  1100  ömnla  tstaec  (nicht  zu  ändern,  doch  ist  Ömnla 
istaec  möglich  8.  o.).  Truc  309  non  ßnim  Wie,  wie  Bacch.  1160 
etsi  iam  ego  tpsüs  in  Anapästen ;  ähnlich  auch  Capt.  810  tpsis. 
Pers.  650.  Andr.  202.  359;  weiter  Aul.  606  nunc  sine  Ömni,  so 
in  innerer  Senkung  auch  Amph.  1013.  1022;  ähnlich  Trin.  78 
qula  Ömnis.  Andr.  694  pßr  ömnis.  ibid.  393  sine  Ömni  u.  a.  mehr. 

Andre  Messungen  können  auch  unter  das  metrische  Kürzungs- 
gesetz fallen,  wie  Ad.  866  ego  llle  ägrestis,  ibid.  703  Quid  llle 
abist  Hec.  885  In  lllum  Iniquos.  Andr.  745  quid  Uli  homlnuni 
und  vieles  derartige,  was  wir  desshalb  nicht  erst  zur  Sprache 
bringen. 

Zweifelhaft  ist  es,  ob  ambo  diesen  Pronominalformen  bei- 
zurechnen ist.  Denn  die  beiden  dafür  angeführten  Stellen  be- 
weisen  das  nicht  unbedingt.  Stich.  741  st  tibi  ämbo  aeeepti 
suraus  kann  selbst  in  der  inneren  Senkung  einer  Wirkung  des 
metrischen  Kürzungsgesetzes  die  nöthige  Quantität  zu  verdanken 
haben,  und  Heaut.  338  quöd  ambo  confiteamini,  wo  quod  gewöhn- 
lich gestrichen  wird,  lässt  sich  gleichfalls  unter  das  metrische 
Kürzungsgesetz  bringen.  Auch  die  Messung  össe  ist  selbst  nach 
der  reichen  Materialsammlung  bei  Müller,  a.  0.  S.  298  fgg.  nicht 
sicher.  Vielleicht  aber  gehört  hercle  in  diese  Wortklasse,  vgl. 
Müller,  n.  0.  S.  317,  auch  quippe,  wie  Amph.  745. 


f 

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4* 


Prosodie.  .1.  Das  metrische  Kürzunff'sgeaetz. 


Gleichfalls  wirkliche  prosodische  Kürzen  sind  n£mpe,  in  den 
Handschriften  auch  nepe  geschrieben,  wofür  Belege  bei  Ritsehl, 
prol.  p.  131.  132,  sogar  ganz  wie  ille  u.  s.  w.,  in  der  Hebung 
nempe  Bacch.  188.  Epid.  449,  wohl  auch  Ad.  742  u.  a.,  wogegen 
auch,  wie  bisweilen  Ille,  illud,  auch  nempe'  als  Trochäus  richtig 
ist:  so  Phorm.  310;  ferner  Imo,  wie  Merc.  737  Imö  sie  sequestro, 
vgl.  Hec.  650.  437.  Phorm.  936  u.  a.  Ebenso  sicher  ist  auch 
lüde  und  iinde,  Belege  bei  Müller,  a.  0.  S.  351.  372,  darum  ist 
auch  nicht  zu  ändern  Aul.  679.  707  Indeque  exspectabam,  Gas.  133 
ündS  tu  avscultare. 

Zweifelhaft  bleibt,  ob  inter,  interim,  interea,  intus  als  solche 
prosodische  Kürzen  genommen  wurden  oder  als  Zusammensetzungen 
mit  in  unter  solche  Fälle  des  metrischen  Kürzungsgesetzes  fielen, 
wie  Mil.  28  at  Indiligenter.  Unter  den  bisher  beigebrachten 
Stellen,  bei  Müller  S.  354 fgg.,  findet  sich  keine  entscheidende. 
Jedenfalls  bleibt  Ritschl's  Bedenken  gegen  tntro  an  Stellen  wie 
Stich.  534  und  Aul.  451  gerechtfertigt. 

Jedenfalls  nicht  hierher  gehört  älter  wegen  einer  einzigen 
Stelle,  Pseud.  1260,  wo  entweder  ubi  Älter  alterrfm  bilingui  etc. 
jambisch  zu  messen  oder  ubi  nicht  etwa  nach  alter,  was  fehler- 
haft und  geschmacklos  ist,  sondern  hinter  alterum  zu  stellen  ist, 
wo  es  leicht  ausfallen  konnte:  alterü  bilingui. 

Aus  der  angeführten  Liste,  die  sich  leicht  vergrössern  liesse, 
geht  unzweifelhaft  hervor,  dass  wir  in  diesen  Pronominalformen 
wirkliche  Kürzungen  haben.  Diese  können  sogar  da  gebraucht 
werden,  wo  ein  reiner  Schluss  unbedingte  Regel  ist,  z.  B.  im 
trochäischen  Zeilenschlusse 

Hec.  613  Quid  vis,  Painphile?  : :  Hinc  abire  mätrem  ?  Minume. 
::Quid  ita  Istüc  vis? 
und  vor  der  iambischen  Hauptcäsur  in  Fällen  wie' 

Mil.  1231   spero  ita  futurum  quämquam  lllüm  |  multae  sibi 
expetescunt. 

sowie  bei  trochäischer  Hauptcäsur  vor  einsilbigem  Worte,  wie 
Bacch.  41V»  Nun  sino  neque  equidem  lllilm  me  |  vivo  corrumpi 
sinaui. 

Andr.  359  Redeunti  interea  ex  Ipsä  re  |  mi  meidit  suspicio.  hem. 

Heaut.  266  Quantum  ex  Ipsä  re  |  cöniecturam  feciuius. 

Aus  demselben  Grunde  stehen  alle  diese  Formen,  wie  bereit« 
erwähnt,  sehr  häufig  in  den  inneren  Senkungen  der  Trochäen 
und  Iamhen,  ohne  eine  Ausnahme  von  dem  s.  g.  Dipodiengesetz 


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1.  Unterschied  zwischen  metrischer  Kürzung  n.  prosodischer  Kürze.  49 

zu  bilden,  von  dem  später  Metrik  II,  5  zu  handeln  ist.  Nur  in- 
sofern sind  sie  nicht  ganz  vollständige  Kürzen,  als  sie,  wenn  auch 
trochäischen  Cäsur-  und  Zeilenschluss  mit  einsilbigem  Schluss- 
wort und  iambischem  Cäsurschluss,  so  doch  nicht  iambischen 
Zeilenschluss  geben.  Wenigstens  findet  sich  dazu  kein  Beleg. 
Natürlich  kann  auch  eine  solche  Kürze  wie  die  erste  Silbe  von 
illaec  oder  lllum  vor  Consonanten,  nicht  eine  s.  g.  brevis  brevians 
sein,  d.  h.  ein  solcher  Iambus  kann  unter  keinen  Umständen 
durch  das  metrische  Kürzungsgesetz  zum  Pyrrhichius  werden, 
was  uns  ein  Fingerzeig  bei  der  Erklärung  dieses  Gesetzes  sein 
kann.  Z.  B.  Trin.  137  kann  die  Lesart  von  F  nicht  richtig  sein: 
illüm  qui  mandavit,  (eum)  exturbasti  ex  aedibus,  sondern  nur  die 
der  besten  Handschriften  IIIS  qui  mandavit,  so  dass  wir  hier 
dieselbe  grammatische  Erscheinung  haben,  wie  bei  Vergil  Aen.  1, 
573  urbein  quam  statuo  vestrast.  In  allen  übrigen  Beziehungen 
aber,  wie  ausführlich  dargelegt  wird,  gelten  diese  Silben  als 
wirkliche  Kürzen.  Diese  Kürzen  aber  haben  sicherlich  in  der 
Aussprache  dieser  Wörter  im  Umgangstone  ihre  sprachliche  Be- 
gründung, was  näher  darzulegen  ins  Gebiet  der  Sprachwissen- 
schaft gehört,  bisher  jedoch  noch  nicht  befriedigend  durchgeführt 
wurde.1) 

Ganz  anders  ist  es  mit  den  unter  das  metrische  Kürzungs- 
gesetz fallenden  Wörtern.  Die  Endsilben  in  volo  und  obsecro 
und  sämmtlichen  Wörtern  von  gleicher  prosodischer  Beschaffen- 
heit gelten  nur  an  der  bestimmten  Versstelle,  als  die  zweite  Mora 
einer  aufgelösten  Hebung  oder  zweisilbigen  Senkung  und  im 
letzterem  Falle,  wie  wir  sehen  werden,  nicht  ohne  Einschränkung 
als  metrische  Kürze,  sonst  aber  bleiben  sie  durch  alle  Zeiten 
der  guten  Latinität  volle  Längen,  eine  Thatsache,  die  zwar  von 
Müller  behauptet,  aber  noch  lange  nicht  gehörig  gewürdigt  ist. 
Z.  B.  cänö,  übi,  tbi  sind  zu  allen  Zeiten  prosodisch  ein  richtiger 
Iambus,  und  wieder  ausschliesslich  jambisch,  als  das  metrische 


1)  Am  eingehendsten  versuchte  es  VV.  Corasen,  a.  0.  II  S.  G11  fgg., 
allein  er  beschrankte  Bich  nicht  auf  diese  von  uns  ausgehobenen  Formen. 
Kg  ist  auch  der  Nachweis  im  Einzelnen  hier  schwer  zu  liefern,  da  wir  eben 
die  wirkliche  Aussprache  nicht  kennen.  Fruchtbar  scheinen  hier  auch  Ver- 
gleiche mit  ähnlichen  griechischen  Eigenheiten,  wie  Verfasser  durch  Richard 
Meister  auf  die  Analogie  zwischen  nepe  statt  nempe  und  griechischem  reite 
statt  nivrt  aufmerksam  gemacht  wird;  vgl.  K.  Meister,  die  griechischen 
Dialekte  II,  S.  202. 

Klotz,  Gründung*  i\lr  .inincher  Metrik.  4 


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50 


ProEodie.   I.  Das  metrische  KürzungsgeseU. 


Kürzungsgesetz  ausser  Gebrauch  kommt,  besonders  in  der  spätem 
Augusteischen  Zeit.  Der  in  seiner  metrischen  Technik  mit  über- 
triebener Consequenz  noch  über  Ovid  hiuausgehende  Provinciale 
Lucan  giebt  bis  auf  ganz  wenig  Keste,  nämlich  die  Pronominal- 
formen mihi,  tibi  und  sibi,  das  alte  Kürzungsgesetz  ganz  auf. 
In  Consequenz  davon  erscheinen  bei  ihm  Ibi,  übi,  cänö  u.  ä. 
ausnahmslos  wieder  als  Iamben  mit  voller  langer  Endsilbe,  vgl. 
darüber  E.  Trampe,  de  Lucan i  arte  metrica,  Berlin  1884. 

Eine  Verkennung  dieser  Thatsache  war  es,  wenn  Ritsehl  u.  A. 
lange  Zeit  alles  Ernstes  glaubten,  es  könne  bei  Plautus  und 
Terenz  sibi,  mihi,  tibi,  Ibi  u.  ä.  nur  als  zwei  Kürzen  gemessen 
werden.  Sie  kamen  schliesslich  so  sehr  in  Widerstreit  mit  den 
durch  die  Ueberlieferung  gewährleisteten  Thatsachen,  dass  sie 
die  fraglichen  Wörter  schliesslich  sämmtlich  auch  als  richtige 
Iamben  gelten  lassen  mussten.1)  Nur  bei  ibi  schwankt  man, 
aber  auch  hier  mit  Unrecht.  Denn  Thatsache  ist,  dass  alle 
diese  Wörter  sich  stets  als  Iambus  messen  lassen,  ja  Über- 
haupt immer  so  gemessen  werden  müssen,  wenn  ihre  Schlusssilbe 
nicht  die  bestimmte  zweite  Mora  eines  Halbfusses  bildet.  So 
erklärt  sich  auch  ganz  natürlich  eine  Thatsache,  die  Ritsehl,  vgl. 
opusc.  II.  S.  638,  grosse  Schwierigkeiten  machte.  Unsre  älteren 
metrischen  Inschriften  schrieben  regelmässig,  sobald  sie  ei  für  I 
anwandten,  sibei,  ubei  u.  s.  w.,  auch  wo  die  letzte  Silbe  für  den 
Vers  eine  Kürze  ist,  vgl.  corp.  inscr.  lat.  I,  38,  3  sibei,  542,  1 
tlbel,  1008,  19  suae  gnatae  sibei  que  uxori  hanc  constituit,  1009, 
G  und  1027,  1  übel.  t)amit  wird  sicher  sibi,  tibi  und  ubi  ge- 
meint, und  das  ist  die  ganz  natürliche  Schreibung.  Denn  sprach- 
lich -prosodisch  genommen  blieb  eine  solche  Silbe  immer  lang 
an  sich  und  fiel  nur  in  dem  besondern  Falle  zu  einer  metrisch 
gekürzten,  aber  darum  nicht  wirklich  kurzen  herab.  Ferner 
kommt  Ritsehl,  ebenda  S.  618  fg.,  mit  Fleckeisen  und  Dziatzko 
nicht  über  die  Thatsache  hinweg,  dass  Phorm.  284  öbstüpefecit 
in  einem  an  sich  ganz  unverdächtigen  Verse  steht:  ita  eüin  tum 
timidum  ibi  öbstüpefecit  pudor.  Allein  der  Vers  ist  ebenso  in 
Ordnung,  wie  jeder  mit  mihi,  sibi  u.  dgl.  So  findet  sich  auch 
vereinzelt  Asin.  599  vlde  licet  gemessen  gegenüber  dem  gewöhn- 
lichen vldellcet;  so  ferner  auch  vlde  z.  B.  Meu.  220,  Mil.  376,  hier 


1)  Vgl.  Niemeyer  in  Brix,  Trinummus4  zu  v.  761,  wo  ein  Ver/eichniss 
iarabisch  gemessener  mtliT,  ttbT  uud  sibi  gegeben  wird. 


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1.  Unterschied  zwischen  metrischer  Kürzung  n.  prosodischer  Kürze.  51 


in  folgender  Gestalt:  finde  nisi  domo.  ::Dömö.  ::Me  vide. ::  Te 
vldeö;  sicher  ist  auch  cäve  als  Iambus  gemessen:  Pseud.  1296 
cäve  ne  cadam,  wohl  auch  Heaut.  1031  et  cäve  pösthac  si  ine 
araäs,  unquam,  istuc  verbuui  ex  te  aüdiam,  sicher  auch  iübe 
Eun.  836.  Capt.  843  u.  a.  Ebenso  kommen  auch  die  gewöhnlich 
gekürzten  Formen  mit  voller  Länge  vor,  wie  sciö,  uesciö,  lbi, 
ubi,  quasi,  msi,  mödö  auch  als  Adverbium  u.  ä.    Man  messe 

Bacch.  324  Profecto  de  uno  nihil  sciö  nisi  nescio. 

Meu.  406  Nesclö  quem  mulier  alium  höminem,  non  me  quaerites. 

Merc.  365  Söllicitus  mihi  nesciö  qua  re  videtur.  ::  Ättatae, 
jede  Aenderung  ist  unnöthig. 

Cure.  340  Dico  me  illi  advenisse  animi  causa:  Tbl  rae  iuter- 
rogat.  Denn  ein  lbi  zu  bezweifeln  liegt  kein  Grund  vor,  die 
Inschriften  bezeugen  es  an  36  Stellen  im  corp.  insc.  lat.  I,  an- 
geführt im  Index  p.  582,  dazu  interibei  ibid.  196,  21  u.  ä.,  auch 
Cas.  prol.  73  lässt  sich  messen  Maiöreque  opere  lbi  serviles 
nuptiae. 

Poen.  325  Obsccro  hercle  ut  mülsa  loquitur.  : :  Nihil  nisi 
laterculos.    A  et  reliqui  codd. 

Rud.  1092  Hic  msi  de  opinione  certutn  nihil  dico  tibi. 

Poen.  243  Ntsl  multa  aqua  üsque  et  diu  macerantur. 

Amph.  89  Quid  id  admirati  esti's  quasi  vero  novom;  mit  s.  g. 
caesura  latens.  ibid.  74  quasi  sibi  magistratum. 

Aul.  700  Ibo  intro,  üH  de  cäpite  meo  sunt  comitia,  unnöthig 
geändert;  Truc.  506  Quin  übt  natdst  machaeram  etc. 

Poen.  241  Quasi  salsa  etc.,  jedoch  BCD  geben  dafür  Quam 
si  salsa. 

Dasselbe  ist  es  mit  modo,  quömödö  z.  B.  Aul.  47.  Poen.  558. 
Tace  mödö  Asin.  869.  876.  Merc.  426.  876;  so  auch  modö  als 
Adverbium  Poen.  216.  926.  Aul.  239.  Asin.  5.  Pseud.  689. 
Andr.  630  u.  a. 

Dagegen  ego  ist  sicher  ein  richtiger  Pyrrhichius.  Denn  so 
muss  es  gemessen  werden  vor  allen  Mil.  1138  Neminem  pol  Video 
nisi  hunc  quem  völuraus  couventum.  : :  Et  egö  vos.  Dazu  lässt 
sich  in  zweiter  Linie  anführen  Rud.  238  Die  ubi's?  ::  Pol  egö 
uunc  j  in  malis  plüruinis,  auch  Mil.  925  Qui  növerit  me,  qui's  egö 
simV  ::  Nimis  lepide  fabulure.  Auch  in  der  classischen  Zeit  ist 
ego  fast  ausschliesslich  pyrrhichisch.  Doch  findet  sich  vereinzelt 
auch  iambische  Messung,  wie  Verg.  Catalect.  III,  1  im  Anfang 
eines  prosodisch  und  metrisch  tadellosen  Gedichtes:  Hüne  egö 

4* 

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52 


Pro8odie.   I.  Das  metrische  Kürznngsgesetz. 


iüvenes  löcürn.1)  Daher  scheint  es,  als  ob  die  letzte  Silbe 
dieses  Wortes,  vielleicht  unter  dem  Einflüsse  des  griechischen 
iy(6  als  anceps  zu  betrachten  sei.  Da  auch  bei  Plautus  und 
Terenz  einzelne  Endsilben  ancipites  sind,  wie  quandö,  so  liegt 
die  Frage  nahe,  ob  auch  schon  bei  Plautus  neben  der  allgemein 
üblichen  pyrrh ichischen  Messung  auch  eine  iambische  zulässig 
sei.  Dafür  sprechen  einige  Stellen,  die  sonst  zu  ändern  oder 
weniger  natürlich  zu  messen  wären,  wie  Poen.  1185  spero  equl- 
dem  et  pol  egö,  quöm  ingeniö  statt  pol  egö  quom  tng.  Rud.  1184 
Suinne  egö  scelestus.  Aul.  570  Non  pötem  egö  quidem  hercle. 
::  At  ego  iussero.  Truc.  357  Vah,  vapulo  hercle  ego  nunc  atque 
adeö  male.  Capt.  1021  Sed  die,  oro,  pater  meus  tun  es?::  Egö 
sum,  gnäte  mi.  vgl.  Cist  577  Sgö  sum  nach  Ussing.  Asiu.  609 
Ego  te?  gewöhnlich  Egon  te?  vgl.  ferner  Mil.  1379.  Amph.  577. 
Epid.427  (hier  wohl  egö  si  adlegassem).  Amph.  199.G01.  Rud.  1077. 
Aul.  45.  Andr.  864  ed.  Dziatzko  (SgÖ  iam);  so  auch  Schoell  Rud.  188. 
Auch  Trin.  281.  293  zieht  man  wohl  Nölo  ego  cum  improbis  und 
His  egö  de  ärtibus  der  Messuug  egö  cum  impr.  und  ego  dt* 
artibus  vor. 

Ferner  bette  und  male,  die  sogar  in  der  gewöhnlichen  Schul- 
praxis als  besondere  Ausnahmen  gelten,  haben  ganz  dasselbe 
Recht  auf  iambische  Messung,  wie  mihi  u.  s.  w.  Dass  man  sie 
in  der  Sprache  als  entschieden  iarabisch  und  nicht  pyrrhichisch 
empfand,  dafür  haben  wir  in  einer  sprachlichen  Tliatsache  einen 
vollgiltigeu  Beweis.  Denn  wenn  bene,  male  wirklich  die  letzte 
Silbe  entschieden  kurz  gehabt  hätte,  dann  hätte  man  bemne, 
maline  statt  benene,  malene  bilden  müssen  nach  dem  von  Ritschl, 
opusc.  II,  S.  556 fgg.,  entwickelten  Gesetze,  ganz  wie  hociue  statt 
hocene  u.  dgl.  In  der  Tliatsache  aber,  dass  unsre  Ueberlieferung 
ausnahmslos  benene,  mälene  giebt,  ebenso  wie  bendiciunj,  makficium, 
drückt  sich  die  Wirkung  des  langen  c  am  Ende  des  ersten  Wort- 
theiles  aus,  vgl.  a.  0.  S.  566.  Daher  dürften  wir,  selbst  wenn 
sich  nur  eine  vereinzelte  Stelle  mit  bSne  oder  male  fände,  diese 
grundsätzlich  nicht  ändern,  da  ja  schon  die  Analogie  der  übrigen 
iambischen  Wörter  massgebend  ist.  Es  giebt  folgende  Stellen: 
Cure.  508  Vos  faenore,  hi  male  suadendo  et  lristris  lacerant 
homines. 

Cure.  517  Elöquere,  quid  vis?  : :  Quaeso  ut  hanc eures,  bene  sit  isti. 
  -» 

1)  Andre  Belege  bei  Corssen,  Aussprache  n.  s.  w.  II*  S.  483. 


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2.  Gewöhnliche  Fälle  des  metrischen  Kürzungsgesetzes.  53 


Ferner  setzt  die  Ueberlieferung  an  folgenden  zwei  Stellen 
ein  i arabisches  male  voraus,  vgl.  II,  3 

Aul.  658  hfppiter  te  dique  perdant.    hatfd  male  ägit  gratias. 

Pseud.  133  Exite  agite  exite  ignavi  malß  habiti  et  male 
concüiati,  so  nach  A.  Auch  die  folgenden  Verse  bis  137  bietet 
die  Ueberlieferung  als  anapästische  Octonare.  Trochäische  Octonare 
hat  Ritsehl  erst  durch  Tilgung  des  durch  A  und  die  Palatini  ge- 
sicherten ego  in  v.  136  hergestellt.  Darnach  wird  mau  mit  ein- 
facher Umstellung  male  te  statt  te  male,  das  unmetrisch  ist, 

Cure.  622  Itfppiter  male  te  perdat:  intestatus  vivito 
schreiben,  weil  der  sich  wiederholende  iambische  Ausgang  — 
plter  male  hier  zulässig  ist,  da  er  verschiedenen  Dipodien  an- 
gehört, vgl.  darüber  Metrik  I,  4.  Vielleicht  ist  auch  Cist.  57 
dadurch  herzustellen,  dass  man  einfach  male,  nicht  male  ego 
statt  des  überlieferten  mea  schreibt,  also  Mäle  exerucior,  me'a 
Gymnasium;  male  mihist,  male  maceror;  vgl.  II,  3.  Endlich 
Aul.  208  lässt  sich  nur  messen  Nnuis  male  timui  etc.,  nicht  n. 
male  tlmui.  Denn  alle  diese  iambischen  oder  iambisch  aus- 
gehenden Wörter  können  ihre  Schlusslängen  nur  dann  kürzen, 
wenn  sie  die  die  Kürzung  bedingende  Position  haben,  d.  h.  die 
zweite  Silbe  einer  aufgelösten  Hebung  oder  zweisilbigen  Senkung 
bilden. 

2.  Gewöhnliche  Fälle  dos  metrischen  Kürzungsgesetzes. 

Nachdem  wir  die  Wirkung  der  metrischen  Positionskürzung 
im  Allgemeinen  festgestellt  und  besonders  von  den  Kürzen  der 
Pronominalformen  geschieden  haben,  welche  in  allen  Hebungen 
und  Senkungen  mit  Ausnahme  der  letzten  bei  iambischen  Schlüssen, 
ja  in  der  verschiedensten  Vertheilung  auf  Hebung  und  Senkung 
auftreten,  kommt  es  darauf  an,  statistisch  die  Masse  der  metrisch 
gekürzten  Wörter,  Wortformen  und  Wortcoraplexe  geordnet  dar- 
zulegen. 

Was  zunächst  die  iambischen  Wörter  betrifft,  so  kann 
Verfasser  auf  die  Stellennachweise  verzichten,  weil  diese  Wörter 
bereits  mit  den  Belegen  von  Müller,  Plautinische  Prosodie  S.  86 
bis  222,  zusammengestellt  sind.  Hier  nur  ein  Verzeichnis«  der 
Wörter  selbst,  aus  dem  hervorgeht,  dass  man  es  mit  einem  ganz 
allgemein  geltenden,  nicht  etwa  auf  einzelne  besonders  geartete 
Wortgruppen  beschränkten  Gesetze  zu  thun  hat. 


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54 


Prosodie.    I.  Das  metrische  Kfirzungsgesetz. 


Von  einfachen  iambischen  auf  einem  naturlangen  Vocal  aus- 
gehenden Wörteru  begegnen:  ago  anio,  uvi.  bibi  (zweifelhaft  ist 
jedoch  Cas.  863),  bibo,  bona  (abl.),  bonae,  boni,  bono.  cado,  cani, 
cave,  cibo,  cito,  dabo,  dari,  dato  (aber  dato  Merc.  777  ganz  nach 
A  mit  regelrechter  Cäsur  nach  dari),  dedi,  doce,  doli,  domi,  domo, 
eini,  erae,  eri,  ero  (dat.  u.  verb.).  fere,  feri,  fero,  fide.  habe,  heri. 
Iovi  (Most.  243),  iube.  levi,  loci,  loco,  loqui,  lupo  (Ter.  Euu.  832). 
mali,  malo,  niane,  manu,  meri,  metu  (Ter.  Ad.  613  nach  der  über- 
lieferten Versabtheilung),  modi,  modo,  moro,  move.  nego,  nova 
(abl.),  novae,  novi,  novo,  pati,  probe,  probri.  queo.  roga,  rogo. 
seni,  sino.  tace  (Pseud.  600  unsicher),  tene,  tuli.  vale,  veni,  via 
(abl.),  vide,  viri,  viro,  voco,  vola,  volo,  voto.  uti. 

Von  einfachen  iambischeu  auf  einen  oder  mehrere  Couso- 
nanten  endigenden  Wörtern:  agas,  agit,  agunt,  amas,  amat,  amant, 
amans  (Asin.  141),  ames,  ament,  amor,  anum,  apud,  aquam,  avcs- 
bibunt,  bonum,  bonam,  bonas,  bonis,  boves,  brevin.  canes,  Caput, 
clues,  cluet,  cluens,  cocum>,  cocos,  colas,  colunt,  color,  culex 
(Cas.  221  als  trochäischer  Octonar  zu  messen),  dabit,  datin, 
datur,  dedin,  dedit,  decem,  decet,  decent,  dolet,  dolis,  dolos,  domum, 
domos,  duas  (jedoch  Merc.  402  düäs  neu),  duplex,  edunt,  egon, 
ehern,  enim,  erum,  eram,  eris  (dat.  plur.),  erat,  eraut,  erit,  erunt. 
facit,  facin,  feror,  feres,  fidem,  foret  (aber  Rud.  218  wohl  mit  B 
si  servä  forem  nata),  forum,  fori«  (=  fores,  oft,  in  innerer  Senkung 
Araph.  1021.  Mil.  328  von  Ritsehl  geändert,  aber  so  auch  Ter. 
Ad.  168  8.  unten),  foris  (adv.),  fugit,  fugat,  fuaiu,  fuit  (Synizese 
möglich),  habes,  haben,  habet,  habent.  iacit,  iocon,  iuben,  iubes, 
iubet,  iit,  idem,  itan,  lovem.  labos,  licet,  licent,  loces,  locum, 
locis,  loquor,  loquar  (auch  Asin.  152,  wo  keine  Veranlassung  ist 
umzustellen  quo  loquar  mödÖ  statt  quo  modo  löquär),  lubens 
(zweifelh.  Trin.  821,  wo  auch  laetüs  lubens  möglich  ist),  lubet 
(oft,  jedoch  Pers.  277  zweifelhaft),  malam,  malum,  manen,  manum, 
memor,  merum,  metum,  mihin  (mihi,  tibi,  sibi,  ubi,  ibi  u.  ä.  er- 
wähnen wir  nicht  erst  besonders),  minam,  minas  (doch  Phorm.  662 
ob  decem  mlnäs  etc.),  miser,  modis,  moror.  nätis,  uegat,  negas 
(ohne  Noth  geändert  Men.  1028,  desgl.  Capt.  571),  nequit  (Truc.  553 
zweifelhafte  Lesart),  novom,  novos.  opuin  (Cistell.  27  oder  volunt). 
parem,  parit,  parum,  pater,  patrem,  pedes  (Mil.  344  vielleicht  pedo 
ego  statt  pedes  ego  gehört  nicht  hierher),  petit,  piget,  placet, 
pluet  (doch  ist  areüs  plüet  möglich),  potes,  potest,  potin,  prior, 
proeul  (jedoch  andre  Messung  möglich),  pudet,  puer,  putet.  queant, 


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2.  Gewöhnliche  Fälle  des  metrischen  Kürnrngsgesetzes. 


55 


q ui an,  quidem.  rogat,  rogant,  rogem,  ruont.  salus,  sacrum,  satin, 
sciam  (Pers.  575  nach  BC,  mit  D  ut  sciäni),  sciat,  sciens,  sciunt, 
sedens  (Bacch.  48  ist  jede  Aenderung  überflüssig),  semel,  senex, 
senem,  simul  (Stich.  306  aber  simülque),  sinas,  solent,  sopor 
(Cas.  163  wohl  Nam  übt  domi  sola  sum,  sopor  nianus  calvitur), 
soror,  studet,  student,  Syrum.  tacet,  tacen,  tarnen,  times,  tulit. 
valet,  vehes,  veliin,  velis,  velint,  veni,  vides,  viden,  videt,  vident, 
virura,  viros,  vocat,  volet,  volunt,  volat.  utin,  utrum.  Dabei  haben 
wir  eine  grössere  Anzahl  Wörter  gar  nicht  erwähnt,  weil  Synizese 
möglich  ist,  so  die  Formen  von  meus,  tuos,  suos,  deus,  eo,  eum, 
eam,  dies,  duint,  duo,  duae,  trium,  scio  u.  a. 

Ebenso  wie  die  gewöhnlichen  iambischeu  Wörter  werden 
auch  solche  behandelt,  die  erst  durch  Zusammensetzung  mit 
Präpositionen  entstanden  sind,  auch  diese  ohne  jeden  Unterschied 
zwischen  positionslanger  oder  naturlanger  Endsilbe: 

adest,  inest  (oft,  jedoch  nicht  Capt.  250),  subest,  abi  (sehr 
oft,  zweifelhaft  Capt.  870),  abis,  redin,  redit  (auch  Men.  37,  zweifel- 
haft Phorm.  686). 

Aus  diesem  gewissenhaft  von  Müller  zusammengestellten  Ver- 
zeichniss  sicher  belegbarer  Beispiele  für  unser  Gesetz  geht  hervor, 
da«8  es  sich  hier  um  alle  möglichen  Endsilben  handelt,  besonders 
auch  um  die  schwersten  Längen,  zu  denen  die  diphthongischen 
zu  rechnen  sind,  wie  bonae,  und  die  diesen  gleichstehenden 
Plurale  loci,  locis  u.  a.  Auch  unter  den  consonan tischen  Endungen 
finden  sich  viele  besonders  schwere,  so  solche  auf  ns  wie  sedens 
(vgl.  weiter  unten  obsequens),  auf  x  (culex,  senex1),  auf  1  und  r,  wo 
ein  Abfall  des  Endconsonanten  unerhört  wäre,  vgl.  Theod. 
Mommsen,  corp.  inscr.  lat.  I,  78  adnot.;  auch  finden  sich  unter 
diesen  Beispielen  solche  Formen,  die  durch  Verlust  ihres  End- 
consonanten geradezu  einen  andern  Sinn  bekämen,  wie  eigent- 
liche Passivformen  feror  u.  ä.  Alles  dies  weist  darauf  hin,  dass 
wir  für  dieses  Gesetz  eine  mehr  mechanische  Begründung  suchen 
müssen,  sowie  auch  verschiedene  andre  Beobachtungen,  die  wir 
machen  werden. 

Eine  nähere  Betrachtung  der  Versstellen,  wo  sich  solche 
Verkürzungen  finden,  ergiebt,  dass  dies  metrische  Positionsgesetz 
in  sämmtlichen   auflösbaren   Hebungen  ohne   jede  Ausnahme 

1)  Diea,  öfter»  überliefert,  ist  sicher  nicht  in  eine  unerweisliche  Neben- 
form senis  zn  ändern,  wie  Fr,  Blass  in  FletkfiBen'B  Jahrb.  1886.  136.  Band. 
S.  461—464  vermuthet  hat. 


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50 


Prosodie.    I.  Das  metrische  Kürzuugsgesetz. 


wirksam  ist,  bei  trochäischen  Schlüssen  also  auch  in  der 
letzten,  wie 

Pers.  316  Inspicere  morbuui  tüom  lubet.  ::  Ahäh,  abi  atque 
cave  sis, 

ferner  in  allen  Senkungen  der  Anapäste  ohne  Unterschied;  da- 
gegen in  den  iambischen  und  trochäischen  Versen  zeigen  sich 
solche  Kürzungen  regelrecht  nur  in  den  äusseren  Senkungen 
der  Dipodien,  den  geraden  bei  den  Trochäen  und  den  ungeraden 
bei  den  Ianiben;  im  iambischen  Senar  am  häufigsten  im  ersten 
Fusse,  ziemlich  oft  auch  im  fünften,  doch  auch  im  dritten,  wie 
Eun.  832  Scelesta  ovem  lüpÖ  cömmisisti.  dispudet,  wo  Bentley's 
Conjectur  commisti  dem  Verse  jede  Cäsur  rauben  würde,  eine 
Umstellung  aber  unnöthig  ist,  da  ja  auch  in  den  iambischen 
Langversen  in  dritter  und  in  trochäischer  in  zweiter  Senkung 
die  gleiche  Erscheinung  legal  ist.  Kommt  sie  in  den  iambischen 
Trimetern  recht  selten  vor,  so  erklärt  sich  dies  einfach  daraus, 
dass  die  Hauptcäsur  dieselbe  fast  unmöglich  machte.  Doch  findet 
sie  sich  bisweilen,  wie  ausser  der  angeführten  Stelle  vielleicht 
auch  Phorm.  686  Ad  restim  mihi  quldem  |  res  redit  planissume  u.  ä. 
beweisen,  wo  gleichfalls  keine  Umstellung  vorzunehmen  ist,  da 
der  Proceleusmaticus  gleichfalls  ein  legaler  ist,  wie  wir  Metrik  II,  6 
sehen  werden;  weiterhin  Stellen  wie  Hec.  107  u.  a. 

Dagegen  in  der  vorletzten  Senkung  der  iambischen  Septenare, 
die  im  griechischen  Vorbilde  immer  ganz  rein  gehalten  werden 
musste,  bietet  unsre  Ueberlieferung  kein  Beispiel  einer  solchen 
Kürzung. 

Auch  in  den  inneren  Senkungen  der  Iamben  und  Trochäen 
sind  diese  Kürzungen  fast  ganz  ausgeschlossen.  Nur  die  aller- 
hänfigsten  Kürzungen  erscheinen  hier  und  zwar  so  vereinzelt,  dass 
die  Absicht  unzweifelhaft  hervortritt,  sie  an  diesen  Stellen  zu 
meiden,  die  auch  im  griechischen  Verse  rein  gehalten  werden, 
ähnlich  wie  die  vorletzte  Senkung  der  iambischen  Tetrameter,  in 
der  wir  die  gleiche  Behutsamkeit  in  Bezug  auf  unser  Kürzungs- 
gesetz soeben  erwähnten. 

Ausser  den  gebräuchlichsten  Formen  wie  mihi,  tibi,  sibi  u.  ä. 
begegnen  uns  bei  Plautus  in  solchen  inneren  Senkungen  die  so 
oft  angewandten  Imperative  cave  nur  dreimal,  Mil.  1125.  1372. 
Most.  1031,  und  iube  zweimal:  Most.  1091.  Stich.  396  (oder  lieber 
iube  Pinaeiuni  V),  mane  nur  in  manedum,  womit  es,  wie  wir  später 
sehen  werden,  eine  ganz  andre  Bewandtniss  hat,  insofern  durch 


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2.  Gewöhnliche  Fälle  des  metrischen  Kürzungsgesetzes.  57 

die  angehäugte  Enclitica  die  Verbindung  eiue  besonders  enge  ist, 
nur  einmal,  Cas.  363;  ferner  quidern  und  tarnen,  wie  Capt.  297. 
Mil.  585  Verüm  tarnen;  enim  Stich.  302,  apud  Stich.  515  nach  A, 
Bacch.  79,  und  der  parenthetisch  gestellte  Ausruf  maluui  Bacch.696 
Quam,  malum,  facile,  Stich.  597;  vielleicht  auch  das  sonst  oft 
gekürzte  domi  Asin.  237.  Capt.  21  (wo  jedoch  Umstellung  leicht  ist). 

Alles  andre  aber  ist  sehr  zweifelhaft  oder  entschieden  anders 
zu  messen;  so  wohl  abi  Capt.  870  und  abis  Cas.  213  Quo  abis 
nunc?  statt  Quo  ntfnc  abis?,  velis  Amph.  703  von  Kitsehl  entfernt, 
vielleicht  mit  Unrecht,  ero  Epid.  585  (tarnen  ero  statt  tarn  ero); 
trium  an  drei  Stellen  erleidet  Synizese,  ebenso  meae,  meo,  tuo, 
suo  u.  ä.;  vidßn  honiines  Poen.  979  ist  richtig  viden  kurz  zu 
messen,  ferner  ist 

Rud.  218  Nunc  qui  minus  <ego>  servio  quam  si  servä  förem  näta 
mit  B  zu  lesen. 

Bacch.  592  non  lt,  negat  se  itüram,  wo  die  Handschriften  esse 
statt  se  bieten. 

Cas.  143  Hic  quidem  pol  certo  nihil  äges  .sine'  me  ärbitro  oder 
Hi  quidem  etc. 

Poen.  1405  ist  zu  messen  im  pater,  ne  quid  tibi  cum  istoc  rei 
sit  incassum  öbsecro. 

Stich.  121  nach  A  und  BCD  zu  lesen  qui  pötest  mulier  vitare 
vi'tiis  etc. 

Pers.  216  steht  prior  jedenfalls  nicht  in  innerer  Senkung, 
sondern  es  ist  mit  Verdoppelung  des  prior 

Quo  ägis?  : :  Quo  tu?  : :  Die  ttf  prior:  priör  rogavi. : :  At  pöst  scies 
zu  lesen. 

Bacch.  923  Lubet  mi  etiam  statt  etiam  mi.  Merc.  435  ecce 
Muni  video  etc.  Truc.  879  corrupt,  vielleicht:  multum  amö  te 
ob  tstänc  rem  ecastor.  Dagegen  giebt  die  beste  Ueberlieferung  B 

Pers.  30  Sicut  et  tibi  bene  esse  pöte  päti,  vönt,  vives  mecuui, 
einen  metrisch  correcten  trochäischen  Octonar,  dem  bei  richtigem 
Verständniss  des  sicut,  das  wie  einfaches  ut  gebraucht  wird,  auch 
ein  richtiger  Sinu  sich  abgewinnen  lässt. 

Mil.  328  ändert  Ritschl  und  vor  ihm  schon  Lindemanu:  Sed 
fÖres  crepueruut,  doch  lässt  sich  die  Ueberlieferung  halten,  wenn 
man  misst  Sed  fores  concrepüerunt  nostrae.  At  etc.,  der  Schluss 
ist  verdorben  Überliefert.  Nach  A  und  nicht  nach  den  Palatiui 
ist  zu  stellen  und  zu  messen  Stich.  602  Mihi  modo  auscultä:  iübe  | 
döml  cenam  cÖqui.  ::  Non  me  quidem;  längst  ist  Pseud.  544  Quasi 


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58 


Proeodie.    I.  Das  metrische  KürzuagageBetz. 


quom  in  fibrö  scribüntur  calamo  h'tterae  richtig  gestellt,  während 
die  Handschriften  in  libro  cum  und  mit  Ausnahme  von  B  litterae 
calamo  geben,  beides  uumetrisch. 

Trin.  328  wird  uevis  falschlich  und  unnöthig  in  die  innere 
Senkung  gebracht;  es  ist  vielmehr  zu  messen:  nön  nSvIs. ::  Nempe 
de  tuo?  Most.  66  liisst  sich  verschieden  messen,  wir  behandeln 
diesen  Vers  später.  Aul.  660  miss  Fügin  ab  oculis?  Äbin 
hinc  an  non?  mit  Tilgung  des  ersten  hinter  fugin  überlieferten 
hinc,  während  gewöhnlich  das  zweite  gestrichen  wird.  Capt.  250 
Memoriter  memimsse  inest  spes  nöbis  In  häe  astutia  mit  L.  Havet, 
vgl.  unten  3.  Mil.  1085  Quin  ergo  abis,  quandö  responsumst  :: 
Ibo  atque  illam  addücam  huc  oder  quandöst  responsum.  ::  Ibo 
atque  illam  huc  addücam  oder  nach  B  fbo  8t  illam  huc  addücam. 
Endlich  Cure.  170  werden  wir  unten  messen. 

Auch  bei  Terenz  findet  sich  diese  metrische  Positionskürzung 
in  innern  Senkungen  nur  bei  vielgebrauchten  Formen  und  zwar 
eher  noch  seltner.  Die  Falle  sind  folgende:  vidg  Hec.  223,  in  E 
aus  quidem  corrigirt;  cave  vielleicht  gar  nicht.  Denn  Heaut.  1031 
haben  wir  schon  oben  S.  51  gemessen:  Et  cäve,  posthäc  si  me 
ämäs,  umquam  istuc  verbum  ex  te  aüdiam,  und  Andr.  760  lässt 
sich  nach  Donat  (isto  statt  istoc)  schreiben:  Mäne:  cäve  quoquam 
ex  isto  excessis  loco,  jedoch  bleiben  die  beiden  iambischen  Worte 
hinter  einander  im  Anfang  zweifelhaft.  So  findet  sich  nur  noch 
einmal,  Ad.  517,  apud  in  siebenter  Senkung  des  trochäischen  Octo- 
nars  und  öfters  quidem:  Eun.  731  (iambischer  Octonar  6. Senkung), 
Heaut.  396  (trochäischer  Septenar  3.  Senkung),  Heaut.  566  (iam- 
bischer Dimeter  2.  Senkung),  Hec.  278.  430,  sowie  enim,  jedoch 
nur  in  den  Wendungen  verum  enim,  immo  enim  und  immo  enim 
vero:  Eun.  742  (troch.  Octonar  3.  Senkung).  Andr.  823.  Phorm.  338. 
Ad.  201,  jedoch  Ad.  168  nur  nach  A,  die  übrigen  tu  enim.  Ver- 
einzelt findet  sich  und  ist  wohl  zu  ändern  Hec.  753  Quid  völö 
potius  auffällig  statt  Quid  potius  vÖltf,  und  Ad.  167  ac  iÖres 
aperi  (atque  aperi  förßs  oder  ac  forem  aperi?  Wenigstens  steht 
Bacch.  833  forem  —  aperi). 

Andre  Stellen  erlauben  eine  solche  Messung,  dass  die  inneren 
Senkungen  von  diesen  Kürzungen  frei  bleiben.   Es  sind: 

Andr.  299  Sed  cur  tu  äbis  ab  lila?  ::  Öbstetricem  accerso.  :: 
Propera  atque  aüdin? 

Ibid.  538  Per  te  deos  etc.  mit  Synizese,  ebenso  664.  Heaut.  148 
meo,  659  spei,  851  tuo.  1038. 


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2.  Gewöhnliche  Fälle  de»  metrischen  KüntungfgeBetzea.  59 


Ibid.  976  Trios  nunc  est  Chremea:  factürum  quae  völes  scio 
esse  dinnia. 

Heaut.  910  Quid?  Istüd  tlmes,  quöd  llle  öperam  amico  dat  suo. 

Ibid.  998  Erit,  tarn  facillume  pätris  pacera  in  leges  conficiet 
suas,  patri  ohne  Schluss-s. 

Phorm.  337  Non  potß  sätls  pro  merito  ab  illo  tibi  referri  grä- 
tiam  mit  erlaubtem  Proceleusinaticus. 

Ibid.  489  Nequeo  te  exorare  ut  maneas  triduom  hoc?  quo 
nunc  abis,  so  Calliopius,  A  non  queo  mit  Synizese,  aber  ver- 
gleiche 511. 

Hec.  527  Peperit  filia?  hem  taces?  ein  besonderer  Dimeter 
nach  A. 

Ibid.  064  Vosmet  videte  iäm  Lachet  et  tu  Pamphile,  oder  tu 
zu  streichen. 

Ad.  264  Nihil  potest  süprä. : :  Quid  näm  förls  crepuit?  etc.,  föri 
ohne  Schluss-s,  s.  oben  Heaut.  998. 

Heaut.  812  Huius  modl  mihi  res  Semper  comminiscere. 

So  selien  wir  also  an  der  Ausdehnung  und  Beschränkung 
des  Kürzungsgesetzes,  dass  die  inneren  Senkungen  der  Iamben 
und  Trochäen,  sowie  der  vorletzte  Fuss  bei  katalektischem,  tro- 
chäischem Schlüsse,  die  im  griechischen  Vorbild  keine  irratio- 
nalen Längen  vertrugen,  auch  in  der  römischen  Verstechnik  zar- 
ter behandelt  wurden,  was  wir  später  weiter  verfolgen  werden. 

Für  die  Verkürzung  der  Schlusssilbe  kretischer  Wörter 
giebt  es  in  den  Anapästen  des  Plautus  sichere  Belege  in  grosser 
Menge.  Wir  führen  hier  nur  folgende  an,  ohne  den  Unterschied 
zwischen  vocalisch  oder  consonantisch  endigenden  durchzuführen, 
da  er  wie  bei  den  ia  in  bischen  Wörtern  völlig  gleichgiltig  ist. 

Die  Verkürzung  in  der  Hebung  zeigt  die  grössere  Zahl: 
Pers.  768  tempert  zweimal.  Cas.  685  illco  zweimal.  Mil.  1088 
dicttS.  Pera  173  litteras.  Pers.  500  pgllego.  Rud.  222  perdldl, 
dasselbe  Poen.  1190  und  Aul.  724.  Cistell.  213  perdltS.  Cist.  205 
ditteror,  disträhor  —  nüblläm  mentem.  Bacch.  1182  päenltet. 
Cure.  140  glitt url  Poen.  1183  ceteris  öwnlbüs.  Stich.  43  Iinprobl. 
Cure.  134  öppldo.  Pers.  181  llberä  (abl.).  Aul.  437  augülos  us<que> 
omnes.  Trin.  829  divltes.  Trin.  835  türbtnes.  Cure.  139  vlneas. 
Pers.  181  öbsequens  (vgl.  oben  sedens).  Bacch.  1180  neminem. 
Rud.  934  öppldum  magnum.  Rud.  936  vldulüm  coudam  (vgl. 
Sjhrüm  fieri  Ad.  960  u.  ä.  s.  oben).    Rud.  956b  növeräm  (nöram 


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60 


Prosodie.    I.  Das  metrische  Kürzungsgesetz. 


unnöthig).  Truc.  112  ädgerant  (falsch  gemessen  ist  adgeränt). 
Bacch.  1184  ältcrum  tan  tu  tu.  Poen.  1181  veneräut.  Truc.  113 
verberät  verbis.  Aul.  446  dlfferäm.  Aul.  722  öbtiillt.  Poen.  1187. 
1191  Iüpptter  vor  consonantischem  Anlaut.  Truc.  111  grätläni 
fürlbus  nostris.  Pseud.  166  gläudlum  sumen.  Pseud.  597  septu- 
mäs.  Pseud.  598  symbolum.  Bacch.  616  nequlor  nemo.  Pseud.  603 
nüntlum.  Pers.  174  Interim.  Pers.  757  divtdäm  u.  a.  In  andern 
Fällen  kann  man  an  Abfall  des  schliessenden  s  denken,  wie 
Bacch.  1150  pössumüs  nos.  1169  reddltts  uobis.  1181  victlbus. 
1190  fillus.  1202  nemlnts1)  quam  mea.  Cas.  202  ömnlbüs. 
Bacch.  1094  Chrysälüs. 

Aber  an  folgenden  Stellen  wird  man  schwerlich  eine  sonst 
bei  Plautus  nicht  nachweisbare  Synizese  annehmen,  sondern  die 
bereits  beobachtete  Wirkung  unsers  Gesetzes:  Trin.  838  ötlo, 
839  filto,  desgleichen  filH,  fllTIs  Bacch.  1076.  1091.  1204.  1206, 
fillüm  1175;  auch  Cure.  139  aürea  (abl.).  Pseud.  181  präebeo. 
Rud.  961b  censeo.   Trin.  821  grättäs.    Pers.  772  PaegnlÜm  u.  a. 

In  der  Senkung  findet  sich  die  gleiche  Erscheinung  etwas 
seltner:  Pers.  785  machinäs.  Aul.  715  obsßcrÖ  (^wie  bei  Horaz 
vgl.  unten).  Mil.  1024  maxüme  cönciunumst.  Aul.  713  öccldi. 
Mil.  1031  impßrä.  Pers.  755  Iiippltiür,  iüvisti.  Truc.  125  aüdiens 
(sicher  ohne  Synizese).  Pers.  786  cönip£des.  Mil.  1043  dignior. 
Pers.  497  ättlnSnt.  Pseud.  1317  grätiäm.  Bacch.  1108  ütimür. 
sie.  Aul.  438  perviüm  facitis,  vgl.  Rhythmik  II,  3  gegen  Ende. 
Wie  bei  den  bereits  genannten  audiens  und  gratiam  wird  mau 
auch  keine  Synizese  annehmen:  Mil.  1081  filii.  1083  pridlß. 
Bacch.  1164.  1197  fillÖ,  eher  Abfall  des  Schlussconsonanten  in 
Chrysälüs  und  fißüs  Bacch.  1181. 

Ganz  vereinzelt  sind  Stellen,  wo  ein  mehr  als  dreisilbiges 
kretisch  ausgehendes  Wort  unter  den  gleichen  Bedingungen  wie 
kretische  und  iambische  Wörter  in  der  letzten  Silbe  Kürzung 
erfährt.  Sicher  sind  folgende  Fälle  in  Hebung:  Cure.  127  se 
merum  ävärlter.  Pseud.  603  stratlöttcum,  in  der  Senkung  Bacch. 
617  IndignlÖr,  ganz  wie  Mil.  1043  dignlÖr. 

Dazu  kommen  noch  einzelne  Stelleu,  wo  anstatt  des  Creticus 
der  entsprechende  Paeon  mit  erster  aufgelöster  Silbe  steht,  so  in 
Hebung  Cist.  211  märltumls.  Truc.  111  rßferlmüs,  wenn  man 
hier  nicht  Abfall  des  letzten  Consonanten  vorzieht,  und  etwa 


1)  Nach  F.  Leo's  uns  evident  scheinender  Conjectur  statt  ne  iB. 


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2.  Gewöhnliche  Fülle  des  metrischen  Kfirzungsgesetzes. 


61 


Trin.  833  sätgllttes,  in  Senkung  wohl  nur  Bacch.  1205  sequlminl1) 
Natürlich  ist  der  Gebrauch  dieser  zuletzt  aufgeführten  Formen  ein 
sehr  beschränkter,  für  den  wir  unten,  Metrik  II,  2,  die  näheren 
Bedingungen  angeben  werden;  wie  ja  auch  der  Gebrauch  des 
Daktylus  statt  des  Anapästs  im  anapästischen  Rhythmus  an  be- 
stimmte Regeln  gebunden  ist,  über  die  wir  a.  0.  in  andern]  Zu- 
sammenhange handeln  werden. 

In  den  daktylischen  Versen  des  Plautus  und  Terenz, 
wie  etwa  Cas.  867  fg.  Cure.  96  fg.  Andr.  625  finden  sich  natürlich 
wie  in  den  Ennianischen  und  classischen  Hexametern  nur  in  der 
Senkung  gekürzte  kretische  wie  iambische  Wörter  und  zwar  nicht 
sehr  häufig,  wie  Cas.  867*  ardöö.  Cure.  97  prollcit  per  teuSbras; 
bei  Terenz  nur  Andr.  625  hocmSst,  worüber  weiter  unten  zu 
sprechen  ist. 

Dass  in  dieser  Kürzung  kretischer  Wörter  keine  besondre 
Freiheit  des  anapästischen  Rhythmus  anzunehmen  ist,  ist  schon 
hiernach  klar.  Denn  soweit  das  Gesetz  in  Evidenz  treten  kann, 
nämlich  in  den  Senkungen,  findet  es  sich  auch  in  den  Daktylen, 
in  den  Plautinischen  so  gut  wie  in  den  Ennianischen  und  classi- 
schen. Ja  es  begegnet  sogar  bei  Horaz  in  den  logaödischen 
Daktylen  der  Alcäischen  Oden,  wie  carm.  II,  1,  14  Et  consulenti 
Polltö  curia  beweist;  andre  Belegstellen  für  Horaz  geben  wie  später. 

In  den  iambischen  und  trochäischen  Versen  kann  wieder  der 
in  der  Senkung  gekürzte  Creticus  nicht  vorkommen,  weil  dessen 
Voraussetzung,  der  Daktylus  mit  den  zwei  Kürzen  in  der  Senkung, 
unmöglich  ist,  z.  B.  ein  mäxümß  verslbus  in  Iamben  und  Trochäen 
ebenso  verpönt  ist  wie  ein  dtcßrS  versibus.  Nur  in  einem  ganz 
bestimmten  Falle,  wo  ein  solcher  Daktylus  in  gewissem  Sinne 
möglich  ist,  werden  wir  die  entsprechende  Kürzung  finden,  worüber 
wir  im  nächsten  Abschnitt  handeln.  Dagegen  wäre  ein  solcher 
durch  Kürzung  entstehender  Daktylus  wenigstens  da  denkbar,  wo 
auch  der  gewöhnliche  Daktylus  als  Wort-  und  Versfuss,  wie  wir 
später  Metrik  II,  1  sehen  werden,  nicht  unerhört  ist,  nämlich  im 
Eingange  iambischer  Masse  sowie  im  zweiten,  nach  der  Haupt- 
cäsur  iarabisch  einsetzenden  Theile  der  Langverse  und  etwa  bei 
akatalekti schem  trechäischen  Ausgange  so,  dass  die  vorletzte 
Hebung  die  beiden  Endliingen  des  daktylischen  Wortes  enthielte. 

1)  Aul.  724  Violleicht  sedülo.  rgömet  me  defamlävi 


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62 


Prosodie.    I.  Das  metrische  Kfirzungsgesetz. 


Zu  allen  diesen  Möglichkeiten  werden  wir  a.  0.  Beispiele  bei- 
bringen. Die  Belege  für  diese  Daktylen  sind  jedoch  wenig  zahl- 
reich, wenn  auch  ganz  sicher;  etwas  häufiger  ist  der  Daktylus 
nur  im  Anfange  des  Senars.  Für  Terenz  kommt  dieser  Fall  gar 
nicht  in  Betracht,  da  dieser  grundsätzlich  solche  Daktylen  wie 
das  ganze  anapästische  Versmass  meidet.  Sollte  sich  aber  bei 
Plautus  neben  solchen  in  Iamben  und  Trochäen  recht  vereinzelt 
vorkommenden  Daktylen  kein  gekürzter  Creticus  finden,  so  wür- 
den wir  darum  noch  keinen  Beweis  gegen  unsre  Annahme  einer 
einheitlich  durchgeführten  prosodisch-metrischen  Technik  sehen, 
sondern  einen  von  vornherein  nicht  unwahrscheinlichen  Zufall. 
Allein  wir  würden  immerhin  eine  unliebsame  Lücke  in  unsrer 
Beweisführung  haben.  Nun  der  Zufall  hat  es  anders  entschieden, 
die  Ueberlieferung  giebt  wirklich  eine  Reihe  solcher  metrischer 
Kürzungen  im  iambisch- trochäischen  Rhythmus.  Wie  man  die 
Senareingänge  z.  B.  ömnta,  cönsultt,  öptümä,  möribfis,  pisctbiis, 
die  Dimeter  türpldä  tempestas  he"ri  fuit  u.  ä.  bildete,  wofür  die 
Belege  a.  0.  unten  angegeben  werden,  so  finden  sich  auch  fol- 
gende, an  sich  ganz  untadelige  Anfänge  jambischer  Verse,  die 
man  zum  grössten  Theile  durch  Textänderungen  oder  durch  un- 
natürliche, von  der  Ueberlieferung  abweichende  Verseintheilungen 
beseitigen  wollte: 

Poen.  1348  Ncnüriem  venire,  qiu  istas  adsereret  manu,  so 
nach  A  und  den  übrigen  massgebenden  Handschriften,  ganz  wie 
wir  neminem  in  Anapästen  hatten,  s.  oben. 

Rud.  944  Eriecas  iam  me  odio,  quisquis  es,  ist  ganz  wie  kurz 
vorher  942  Nön  vtdes  referre  me  tfviduni  gebaut.  An  eine  andre 
Verseintheilung  ist  hier  sicher  nicht  zu  denken,  da  mehrere 
Dimeter,  mindestens  acht,  vorausgehen  und  noch  einer  folgt:  Non 
sinam  ego  abire  te:  maue. 

Truc.  119  Enccas  me  miseram  quisquis  es,  in  der  Vers- 
abtheilung des  A.  *)  Auch 

Stich.  223  Herciiles  te  amabit,  prandio?  cena  tibi  bietet,  so 
nach  A  und  reliqui,  nicht  den  geringsten  metrischen  Anstoss,  die 
Bedenken  von  Ritsehl  und  Goetz  lassen  sich  wohl  durch  die  an- 
genommene Interpunction  beseitigen. 

In  andern  Versen  wird  man  an  Abfall  des  schliessenden 


1)  Dagegen  ist  Stich.  389  ridtculösissumos  sicher  in  ridtcüllgsümus  zu 
ändern  mit  F  gegen  ABD. 


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2.  Gewöhnliche  Fälle  des  metrischen  Kürzungsgesetzes.  63 


Consonauten  denken,  wie  Bacch.  574  Ml  litis,  qui.  Poen.  65  Unl- 
cus  qui  u.  ä.    Dagegen  Jialten  wird  man  auch 

Naev.  com.  23.  24  l)  Alfens  nuces  in  proclivi  proftfndere. 

Capt.  prol.  8  Alterum  quadrimum  ptferum  servos  stfrpuit,  wie 
ülterum  tantum  in  Anapästen  Bacch.  1184. 

Anth.  epigr.  lat.s)  X,  1  Immlnet  Leoni  Virgo  caelesti  situ,  vgl. 
Cönsullt  vor  Consonanten  bei  Plautus,  s.  o. 

Ibid.  IX,  1  Hercules  invicte  sancte  Silvanc  etc., 
wo  weder  lmlnet  nocli  Herdas  zu  messen  ist;  auch  Plautus  misst 
Hercules  kretisch,  wie  Epid.  178. 

Wie  sich  der  Daktylus  im  Anfange  des  zweiten  Theiles  eines 
iambischen  Octouar  findet,  z.  B. 

Pseud.  185  Nunc  adeo  hoc  factumst  öptumum,  ut  |  nomine 
quemque  appellem  suo, 

so  erklärt  sich  auch  die  entsprechende  Messung  von  cömpedes, 
das  Ritsehl  willkürlich  in  pe'dfcäs  änderte,  und  Hercull,  das  sich 
nicht  zu  Hercli  zusammenziehen  lässt,  wie  wir  soeben  gesehen 
haben;  cömpSdßs  in  Anapästen  begegnete  uns  bereits  u.  ä. 

Pers.  269  Verberibus  caedi  iiisserit  |  wmpedefi  impingi :  väpulet. 

Epid.  179  Neque  sexta  aerumna  acerbior  |  Hercüti  quam  illä 
mihi  obiectast. 

Wie  ferner  Pseud.  1269  höstlbüs  fugatis  und  Rud.  922  süscltet 
öflflclum  den  Schluss  eines  trochäischen  Octonars  bilden,  so  kann 
man  auch  daran  denken  in  einer  ganz  eigenartigen  Stelle  Cas.  211 
einen  ähnlichen  iambischen  Octonarschluss  zu  halten;  also  nach 
Postquam  opus  meum  ömne  ut  volui  pörpetravi  hosttbus  fugatis 
und 

Nön  Snim  lllum  ezspectäre  oportet,  dum  erus  se  ad  suom  süscitrt 
officium 

Uxör  raea  meaque  amoenitas,  quid  tu  agis?  ::  Abi  atque  äbstlrie 
manum. 

Alle  von  Müller,  a.  0.  S.  226,  vorgeschlageneu  Aenderungen 
dieses  eigentümlichen  Verses  sind  unrhythmisch.  Die  einzige 
Möglichkeit,  mit  den  überlieferten  Worten  einen  gewöhnlichen 
ganz  regelmässigen  Schluss  zu  gewinnen,  ist  die  Aenderung  von 
atque  in  ac  und  Umstellung  von  abstine  und  manum.  Aber 
man  lese  aufmerksam  die  beiden  Ausgänge  neben  einander,  den 


1)  Citate  der  Fragmente  der  römischen  Tragiker  und  Komiker  nach 
ttibbeck*.        2)  a  Fr.  Buechelero  conf.  spec.  I. 


uigmz 


64 


Prosodie.    1.  Das  metrische  Kürzungsgesetz. 


glatten,  durch  Vermuthung  erst  zu  gewinnenden  ac  uianum  äbstine 
und  den  überlieferten,  aber  rauheren,  und  man  wird  finden,  dass 
der  Dichter  das  abweisende  Wesen  der  Cleostrata  kaum  durch 
drastischeren  Versbau  auch  metrisch  hat  wiedergeben  können. 

So  tritt  uns  das  metrische  Positionskürzungsgesetz,  wie  in 
den  Anapästen,  so  auch  in  den  Daktylen,  Iamben  und  Trochäen 
in  dem  Umfange,  in  welchem  es  die  Eigenart  eines  jeden  Rhythmus 
zulässt,  in  unzweifelhafte  Erscheinung,  und  wir  können  darum 
hier  mit  Recht  von  einem  allgemein  wirkendeu  Gesetze  reden. 
Denn  auch  in  Kretikern  und  Bacchien  ist  dasselbe  zu  erkennen, 
soweit  es  dort  Oberhaupt  vorkommen  kann. 

In  Kretikern  muss  die  Senkung  rein  gehalten  werden,  ent- 
spricht überhaupt  der  inneren  Senkung  der  iambischen  und  tro- 
chäischen Dipodien,  desshalb  ist  auch  dort  eine  solche  Kürzung 
unmöglich,  da  die  Voraussetzung  derselben,  die  Zweisilbigkeit  der 
Senkung,  gänzlich  fehlt,  vgl.  unten  Metrik  II,  5  gegen  Ende.  Da- 
gegen die  auflösbaren  Hebungen  bieten  diese  Kürzungen  und 
zwar  häufiger  die  erste,  wie  Cas.  605  Cäve  tibi,  Cleöstrata  ab- 
scede  ab  ista,  obsecro.  Trin.272  Bont  sibi  haec  expetunt.  Cas.  164 
Nam  übt  domi  sola  sum,  s6p6r  manus  cälvitur,  auch  von  Nonius 
bezeugt.  Vgl.  Trin.  266  Äpage  sis,  äm6r  tüäs  etc.,  worüber  unten 
II,  3,  sowie  auch  in  der  erst  noch  zu  besprechenden  Vertheil ung 
Trin.  250  Quod  eebibit,  quöd  comest.  Cas.  167  domi  et  föris, 
seltner  in  der  zweiten  Hebung  des  Kretikers:  Asin.  131  vösträque 
ibl  nöminä.   Pers.  758  Itö  foräs :  hi'c  volo  ante  östium  et  iäuuam. 

In  den  Bacchien  findet  eine  solche  Kürzung  am  leichtesten 
auch  in  der  ersten  Hebung  statt,  wie  Cas.  624  Mal  ihn  pessu  intim 
quod  modo  hic  intus  äpiid  vos,  wie  in  jedem  trochäischen  Schlüsse 
aller  übrigen  Versarten,  vgl.  das  oben  S.  56  angeführte  Pers.  316 
atque  cäve  sis,  doch  auch  in  der  zweiten  Hebung  wie  Aul.  131 
Neque  decultum  id  haberi  neque  per  metvim  mussäri.  Zweifel- 
hafter könnte  sein,  ob  das  Kürzungsgesetz  auch  in  den  Senkungen 
der  Bacchien  wirken  darf;  nach  der  Analogie  der  katalektischen 
iambischen  Dipodie,  wie  am  Schlüsse  der  iambischen  Septenare, 
wäre  dies  nicht  zu  erwarten,  vgl.  oben  S.  56,  und  im  letzten 
Bacchius  eines  Verses  lässt  sich  auch  kein  Beleg  finden,  ebeuso 
wenig  in  dem  zweiten  Takte  vor  der  Hauptcäsur;  allein  im  ersten 
Takte  aller  bacchiischen  Verse  und  gelegentlich  im  dritten  der 
Tetrameter  könnte  man  solche  Verkürzungen  nicht  principiell 


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2.  Gewöhnliche  Falle  des  metrischen  KürzungsgeseUes. 


G5 


abweisen.  Die  Ueberlieferung  giebt  uns  eine  solche  im  Anfangs- 
takte eines  Trinieters  Rud.  205  Ita  hic  solis  locis  compotita,  und 
für  den  zweiten  Fall  Poen.  222  Binae  singuh's  quae  dätae  nobfs 
ancillae,  beide  Stellen  sind  jedoch  und  wohl  mit  Recht  geändert 
worden.  Auch  andere  Stellen  sind  sicher  ohne  solche  Kürzung 
zu  messen ,  wie  Merc.  335  HÖmr  me  miserior  uulhist  aeque  opi- 
uor  und  Pers.  816  Cäve  sis  me  attingas,  ne  tibi  hoc  scipione. 

Hiermit  haben  wir  die  gewöhnlichen  Erscheinungen  des 
metrischen  Kürzungsgesetzes  besprochen;  was  wir  in  dem  folgen- 
den Abschnitte  als  weitere  Wirkungen  desselben  zusammenstellen, 
ist  nur  geringfügig  gegenüber  der  Masse  der  bisher  aufgeführten 
Verkürzungen,  und  wir  können  jetzt  recht  gut  einmal  Halt 
machen,  um  eine  Begründung  dieses  der  römischen  Sprache  ganz 
eigenthümlichen  Gesetzes  zu  suchen. 

Wenn,  wie  wohl  unzweifelhaft  ist,  die  unter  den  ganz  glei- 
chen Verhältnissen  vorkommende  Verkürzung  der  iambischen  und 
kretischen  Wörter,  eines  vfde  und  Impörä,  den  gleichen  Grund 
hat,  dann  kann  dieser  nicht  oder  doch  wenigstens  nicht  in  aus- 
schlaggebender Weise  die  Wortbetonung  so  direct  sein,  wie  man 
annahm  und  besonders  L.  Havet  a.  0.  mit  seiner  Aufstellung  der 
breves  breviantes.  Denn  die  „intensive  Pronuntiation",  die  ja  nur 
im  Anfang  des  Wortes  vorhanden  ist,  erklärt  die  Kürzung  von 
impera  nicht.  Freilich  haben  wir  es  in  unsern  beiden  Fällen 
mit  Wort-  und  Versbetonung  irgendwie  zu  thun.  Die  der  Kür- 
zung verfallende  Silbe  ist  stets  eine  unbetonte  Endsilbe,  der 
im  ersten  Theile  des  Wortes  Vers-  und  Wortton  gegenüberstehen, 
und  zwar  in  den  iambischen  Wörtern  auf  der  einen  vorhergehen- 
den Kürze  vereint,  insofern  man  auch  in  aufgelöster  Hebung  die 
erste  Kürze  vor  der  zweiten  heraushebt,  während  in  den  kreti- 
schen Wörtern  sich  diese  beiden  Betonungen  auf  die  erste  und 
zweite  Silbe  vertheilen,  natürlich  nur,  wenn  die  Verkürzung  in  der 
Hebung  eintritt.  Findet  sie  dagegen  in  der  Senkung  statt,  so  . 
wird  man  wohl  der  ersten  Silbe  auch  in  der  Senkung  eine  ge- 
wisse durch  den  Vers  gebotene  Auszeichnung  nicht  absprechen 
wollen.  Bei  dem  anapästischen  Rhythmus  kann  die  erste  Silbe, 
brevln  an  longinquo  seYnioui,  eines  etwas  kräftigen  Einsatzes  nicht 
entbehren  und  der  Vorgang  des  ersten  Fusses  mag  sich  unwill- 
kürlich durch  die  übrigen  zweisilbigen  und  auch  zweimorigeu 
Senkungen  fortsetzen.   Aehnlich  wenigstens  ist  es  auch  im  iam- 

Klotz,  Oruüdxug«  altr»iuUelj«r  Mvtrilt.  b 

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66 


Prosodie.    I.  Das  metrische  Kürzungsgesetz. 


bischen  Eingang.  Der  Umfang  der  irrationalen  Senkung,  soweit 
er  sich  überhaupt  exact  ausdrücken  lässt,  sinkt  nicht  unter  den 
Wert  von  1%  Moreu;  der  Einsatz  ist  beim  Sena  ran  fang  wesent- 
lich so  wie  im  Anapäst,  und  auch  im  Versinnern  steht  die  Kür- 
zung meist  so,  dass  von  Neuem  angehoben  wird,  wie  Aul.  584 
Fides,  novisti  me  et  ego  te:  cave  sis  tibi,  oder  Amph.  1126  Äbi 
domum,  iube  väsa  pura  acttftuni  adornan  mihi  u.  ä.  Darnach 
liesse  sich  auch  erklärlich  finden,  wesshalb  die  inneren  Senkungen 
von  der  Kürzung  so  verschont  geblieben  wären.  Doch  würden 
wir  so  schwerlich  alle  Erscheinungen  erklären  können. 

Wichtiger  ist  das  Moment,  dass  es  sich,  wie  bereits  gesagt, 
um  unbetonte  Endsilben  handelt.  Denn  überhaupt  ist  Endsilben 
zu  kürzen  und  zwar  sowohl  vocalische  wie  consonantische  eine 
durch  die  ganze  lateinische  Sprachgeschichte  durchgehende,  nie 
unterdrückte  Tendenz,  die  ganz  ohne  jede  Rücksicht  auf  rhyth- 
misch-metrische Verhältnisse  auftritt.  Unter  andern  hat  W.Corssen, 
a.  0.  II*  S.  436—511  diese  Thatsache  durch  reiche  Sammlungen 
von  allerdings  nicht  immer  zutreffenden  Beispielen  klar  gemacht. 
In  den  archaischen  Zeiten  lässt  sich  dieselbe  auch  bei  conso- 
nantischen  Endungen  aus  den  Inschriften  und  durch  Grammatiker- 
zeugnisse nachweisen.    Erst  gräcisirende  Theorie    hat  diesen 
drohenden  Verfall  der  Endsilben  aufgehalten,  wenn  auch  nicht 
ganz  verhindert,  während  die  Vocalkürzung,  besonders  mit  Aus- 
gang der  Augusteischen  Zeit,  seit  Properz,  Ovid,  Seneca,  Martial 
u.  a.  reissende  Fortschritte  macht,  vgl.  besonders  a.  0.  S.  473.481. 
485.    Mit  Recht  findet  auch  Corssen,  a.  0.  S.  511,  den  letzten 
treibenden  Grund  jener  Verkürzungen  in  der  eigenartigen  Be- 
tonuug  der  lateinischen  Sprache,  die  deu  Hochton  in  den  Wort- 
leib zurückzog  und  die  Endsilben  mit  ganz  wenig  Ausnahmen 
niemals  des  Hochtons  würdigte. 

So  hat  diese  Tendenz  wohl  in  der  Aussprache  ihre  Ver- 
anlassung. Allein,  wie  gesagt,  alle  diese  Momente  können  höch- 
stens die  fraglichen  Schlusslängen  zu  einer  Verkürzung  geeignet 
gemacht  und  vorbereitend  oder  begleitend  gewirkt  haben.  Die 
wirkliche  letzte  Entscheidung  enthalten  sie  nicht.  Denn,  wie 
L.  Havet,  metrique  etc.  S.  142.  143  richtig  bemerkt,  liegen  in 
dönö  oder  auch  sölvendö  u.  ä.  die  Verhältnisse  der  Wort-  und 
Versbetonung  ziemlich  gleich,  und  doch  tritt  bei  solchen  Wörtern 
wenigstens  in  der  guten  alten  Zeit  keine  derartige  Kürzung  ein. 
Bedeutsamer  müssen  also  hier  schon  die  Quantitätsverhältnisse 


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2.  Gewöhnliche  Fälle  de«  metrischen  Kürzongagesetzes.  67 

gewesen  sein.  Denn  wahrend  in  douö  die  tonlose,  an  sich  zur 
Verkürzung  geneigte  Schlusssilbe  an  der  unmittelbar  vorher-  * 
gehenden  Länge,  auf  der  der  Hochton  breit  und  voll  ruhen  kann, 
einen  festen  Halt  gewinnt,  ist  die  letzte  unbetonte  in  iinpero 
schon  darum  der  Kürzungstendenz  gegenüber  weniger  widerstands- 
fähig, weil  sie  in  ihrer  quantitativen  Eigenart  ganz  isolirt  da- 
steht. Selbst  in  Fällen,  wie  vi  de,  kann  sie  an  der  betonten  Kurze 
keinen  Halt  gewinnen,  weder  quantitativ  noch  prosodisch,  weil  der 
Wortton  auf  der  Kürze  natürlich  auch  nur  flüchtig  sein,  keines- 
falls sich  so  breit  machen  kann,  wie  auf  der  Länge  in  dono. 
Denn  die  lutensivität  des  Aceeutes  war  eben  in  dieser  Zeit  lange 
nicht  so  gross,  dass  sie,  wie  später  zu  Commodians  Zeit,  aus  eiueui 
tenet  auch  nur  annähernd  ein  tenet  für  den  Vers  gemacht  hätte. 

Aber  dies  alles  reichte  immer  noch  nicht  aus,  diese  nach- 
tonigen Endsilben  für  den  Vers  wirklich  zu  kürzen.  Denn  vide, 
tibi,  mihi,  impera,  obsecro  u.  s.  w.  bilden  immer  im  Verse  einen 
Iambus,  beziehentlich  Creticus,  wenn  eben  nicht  noch  das  ent- 
scheidende Moment  hinzukommt.  Das  ist  der  Umstand,  dass 
eine  solche  tonlose,  in  ihrer  gäuzlichen  Verwaisung  wenig  wider- 
standsfähige, an  keiner  vorhergehenden  oder  folgenden  Länge 
einen  Halt  gewinnende  Schlusssilbe  mit  der  vorausgehenden  Kürze 
in  die  eng  geschlossene  Gemeinschalt  einer  aufgelösten  Hebung 
oder  zweisilbigen  Senkung  kommt.  Dies  erst  bewirkt,  dass  sich 
die  in  ihrer  Eigenart  isolirte  Silbe  ihrer  metrischen  Quantität 
nach  an  die  vorhergehende  Kürze  assimilirt  Wir  haben  also 
in  erster  Linie  eine  Art  Schwächung  des  Moreugehalts  der  nach- 
tonigen Silbe  unter  metrischem  Hochdruck  anzuerkennen,  wesshalb 
wir  auch  nur  metrische  Positionskürzung,  nicht  schon  wirkliche 
sprachliche  Kürze  sehen,  wie  wir  bereits  oben  S.  40  eingehend 
erläuterten.  Dass  wir  mit  dieser  allerdings  mehr  mechanischen 
als  organischen  Erklärung  den  entscheidenden  Punkt  treffen,  be- 
weist uns  die  Thatsache,  dass  alle  die  erwähnten  Nebeunioinente 
wegfallen  können,  ohne  die  metrische  Kürzung  in  Frage  zu  stellen; 
weiterhin  auch  der  Umstand,  dass  auch  die  allerschwersten  con- 
sonantischen  und  vocalischeu  Endsilben  widerstandslos  der  Kür- 
zung verfallen  können,  wie  diphthongische  Endungen  bonae,  wozu  % 
unsre  sogleich  zu  besprechende  Ueberlieferuug  noch  weitere  Be- 
lege giebt,  wie  tibi  aüt,  quia  huic  u.  s.  w.,  ferner  sedens,  obsö- 
quens,  auch  solche  Formen,  die  bei  Abfall  der  Consonanten  ganz 
andern  Sinn  erhielten,  wie  feror  als  Passiv  u.  a. 

r.* 


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08 


Prosodie.    I.  Das  metrische  Kfirzungagesetz. 


An  dieser  Annahme,  dass  eine  mehr  mecbanisch  wirkende 
metrische  Positionskürzung  hier  das  ausschlaggebende  Moment 
ist,  müssen  wir  festhalten,  wenn  wir  die  im  folgenden  Abschnitte 
anzuführenden  Wirkungen  unsers  Gesetzes  verstehen  wollen,  be- 
sonders bei  solchen  Silben,  die  in  einigem,  allerdings  mehr  oder 
minder  lockerem  Zusammenhange  mit  den  folgenden  Silben  stehen. 


3.  Weitere  Erscheinungen  des  metrischen  Küraungsgesetzes. 

Wir  haben  bereits  den  Fall  berührt,  dass  das  Kürzungs- 
gesetz wirkt,  obgleich  eigentlich  eine  Zusammensetzung  vorliegt, 
wie  in  äb-i,  rgdl,  süb-e"st,  äd-est  u.  ä.  Denn  die  Präpositionen 
haben  sprachlich  wie  metrisch  genommen  eine  gewisse  Zwitter- 
stellung, bald  werden  sie  als  selbstständigere  Wörter  behandelt, 
bald  messen  sie  mit  dem  nächsten  Worte  ganz  zusammen.  So 
erklärt  sich  Manches  in  der  Praxis  der  Alten,  z.  B.  wenn  diese 
die  Präposition  mit  ihrem  Casus  zusammenschrieb,  wie  eDavo, 
exore.  Auch  metrisch  kommt  diese  enge  Verbindung  zwischen 
Präposition  und  Substantiv  in  Bildungen  zum  Ausdruck,  wie 
prÖpte>  ämörem,  vgl.  Mil.  1284  und  ibid.  184.  1288  u.  a.,  die  mit 
den  beiden  neben  einander  stehenden,  aber  genau  genommen, 
verschiedenen  Wörtern  angehörenden  Kürzen  in  jeder  Senkung 
der  Tamben  und  Trochäen  stehen  können,  während  das  Gleiche  bei 
zwei  andern  Wörtern,  wie  Bacch.  1160  scire  püto  me  u.  ä.  im 
iambischen  und  trochäischen  Versmasse  ganz  unmöglich  ist.  Trotz- 
dem haben  aber  die  Präpositionen  ein  selbstständiges  Gepräge,  das 
metrisch  zur  Erscheinung  kommt.  Zwar  bei  Messungen  wie 
Heaut.  825  deämo  te  Syre,  oder  Epid.  219.  Poen.  894  deamat. 
Poen.  1170  deämavit,  Truc.  703  Meä  dönä  deamata  aeeeptaque 
häbita  esse  apud  Phronesium  könnte,  wie  wir  unten  II,  3  gegen 
Ende  sehen  werden,  rein  sprachliche,  prosodische  Kürzung  wie 
bei  ptäre  u.  ä.  vorliegen.  Aber  bezeichnend  sind  andre  Fälle,  in 
denen  sich  diese  Zwitterhaftigkeit  der  Präpositionen  auch  metrisch 
zeigt.  Während  nämlich  Rud.  145  circümis.  Asin.  742  cireümit 
und  ähnliches  bei  introire  u.  a.  sich  findet,  was  sich  nur  unter 
der  Voraussetzung  erklärt,  dass  circumire,  introire,  anteire  u.  8.  w. 
als  ein  Wortcomplex  gefasst  wurde,  vgl.  unten  II,  3  gegen  Ende, 
kommt  auch  eine  solche  Messung  vor,  in  der  die  Präposition  als 
selbstständiges  Wort  elidirt  wird,  wie  z.  B. 


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3.  Weitere  Krecheinungen  des  metrischen  Kürzungsgesetzes.  69 

Andr.  202  Ita  aparte  ipsaru  rein  uiödo  locutu's,  nihil  circutnl- 
tlone  usus  es, 

wo  also  tircuru  itio  wie  zwei  Wörter,  etwa  wie  domum  itio,  be- 
handelt wird. 

Dieser  Thatsache  gewinnen  wir  für  unser  Kürzungsgesetz 
zwei  Consequenzen  ab.  Wie  ab-i  uiid  ad-est  der  metrischen 
Kürzung  verfallen,  so  ist  dies  auch  angänglich  in  Fällen  wie 
in  hoc,  in  hac,  ob  haue,  per  haue,  weiter  auch  bei  andern  pro- 
klitischen  Wörtern,  wie  sed  has,  sed  hoc,  sed  est,  is  est,  id  est, 
auch  wo  die  Präposition  das  zweite  Wort  ist,  sed  in,  quis  est, 
sed  ex,  quod  est,  sat  est,  et  hunc  u.  ä. 

So  kann  eine  stattliche  Reihe  Beispiele  angeführt  werden 
dafür,  dass  zwei  einsilbige  Wörter,  die  zusammen  einen 
Iambus  bilden,  wenn  sie  eine  Hebung  oder  Senkung  ausmachen, 
ganz  wie  ein  wirklicher  Iambus  zum  Pyrrhiehius  herabsinken. 
Die  Belege  dazu  findet  man  bei  Müller,  a.  0.  S.  281—380,  be- 
ziehentlich 393  fg. 

Anerkannt  sind  solche  Kürzungen  zweier  einsilbiger  Wörter 
bereits  überall  da,  wo  es  sich  um  Positionslängen  handelt,  also 
ausser  den  bereits  genannten  is  hunc,  vel  hunc,  vel  hic,  sat  hoc, 
ut  hoc,  pol  is  (Ad.  293),  pol  id,  et  id,  quid  id,  in  id,  quid  in, 
ut  in,  vel  in,  sed  in,  is  in,  vel  ut,  quis  ad,  et  ad,  nec  ab. 

Bestritten  aber  wird  die  gleiche  Erscheinung,  wo  es  sich 
um  Naturlängen  handelt,  allein  ohne  jeden  triftigen  (»rund,  da 
ja  die  Analogie  von  äbi,  redi'u.  ä.  für  ein  In  hac,  in  hÖc  u.  ä. 
entschieden  spricht.  Den  Ausschlag  giebt  demnach  lediglich  die 
Ueberlieferung.    Wir  führen  Folgendes  auf: 

Asin.  59  Bene  hercle  facitis  et  a  me  tnitis  gratiam. 

Capt.  206  Quid  ä  nöbis  metuit?  senuus  nos.  Vgl.  Epid.  607. 

Most.  1012  Quid  ä  Tränione  servo?  ::  Multo  (hercle)  id  minus, 
in  B  Raum  für  hercle  o.  ä. 

Triu.  969  Quod  ä  me  te  accepisse  passu  s. : :  Abs  te  aeeepisse?  : : 
Ita  loquor. 

Amph.  773  Si  haec  habet  pateram  lllam.  : :  An  etiani  id  credit» 
quae  I«  hac  cistellula.  libri  credis  id. 

Capt.  250  Me'moriter  meminisse  tuest  spes  nöbis  in  hac  astü- 
tia;  alle  andern  hier  vorgeschlagenen  Messungen,  wie  lnßst  spes 
oder  einsilbiges  nobis  sind  zu  verwerfen. 

Epid.  620  Se*d  quis  haec  est  muliercula  et  ille  grävastellus  qui 
advenit  bleibt  kaum  zweifelhaft,  obgleich  es  sich  hier  um  innero 


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70  Proaodie.    I.  DaB  metrische  Kümingdgeactz. 

Senkung  handelt  und  Festus  metrisch  correcter  Sed  quis  haec 
est  mülier  et  ille  giebt.    Sicher  dagegen  ist 

Stich.  237  Adibo  ad  hominem.  : :  Quis  haec  est,  quae  advorsüui 
venit. 

Poen.  1171  üt  haec  fnveniantur  hödie  esse  huius  filiae. 
Truc.  335  Sed  quid  haec  hic  autem  tarn  diu  ante  aedes  stetit? 
Pers.  195  Abi  modo.  : :  Ego  laudäbis  faxo.  : :  Sed  htis  tabellas, 
Paegniuni. 

Cist.  531  In  Jufc  iam  loco  cum  altcro  constitit;  lue  meis  türba 
oculis  modo  se  obiecit. 

Pers.  37  Quös  continuo  tibi  reponam  in  hoc  tnduo  aut  quadn'- 
duo.  Pers.  231  zweifelhaft. 

Poen.  619  Sed  quid  huc  tantum  hominum  incedunt?  ecquidnam 
ätlerunt? 

Stich.  10?  Quid  istuc  est,  quod  huc  exquaesitum  niülierum  mores 
venis? 

/Truc.  480  Übi<st  A>staphium?  fir  huc  verbenam  mi  intus  et 
belläria. 

Eun.  071  Quid  hüc  tibi  reditiost?  Vestis  quid  mutatiostV 
Hec.  807  Ab  nostro  adfine  exeuutem  Video V  quid  huic  hic  est  reiV 
Ad.  638  Quid  huic  hic  negotist?  ::  Tüne  has  pepulisti  forisV 

Endlich  wohl  auch 

Amph.  195  Me  a  portu  praemisit  domum,  |  üt  haec  nuntiem 

uxon  suae. 

Selbstverständlich  tritt  die  gleiche  Verkürzung  ein,  wenn 
ein  Iambus  aus  zwei  Wörtern  unter  Elision  entsteht,  da  ja  durch 
die  Elision  die  Verbindung  nur  noch  enger  wird.  So 

ego  äbs  te.  ego  ab  iänua.  nlsi  ab  sese.  tibi  äb  sodali. 
neque  äb  hlventute.  qula  äd  tres  viros.  cito  äd  me  (Seyfferts 
Coniectur  Most.  1 134).  nSquc  äd  ddtexundum.  quldem  äd  carnu- 
ficemst.  Ita  äd  me.  Sho  an.  sclo  ät.  bibo,  ät.  däbo.ät.  böni.ät 
pöstquam,  ferner  ltäst  tbist.  üblst.  quidemst.  tlblst  mlhist.  siblst. 
doinlst.  quia  et.  ddmi  et.  bene  et.  erum  et.  ego  et.  dabo  et.  növa 
ßt.  sclo  et.  tibi  et.  ägo  6t.  quldem  ex.  modo  ex.  Stiche,  hem.  ego 
hänc,  auch  Pers.  233.  ego  httne.  tibi  hänc.  übi  hänc.  quasi  hünc. 
qula  haue,  quldem  hänc.  nlsi  hinc.  Ita  hinc.  ego  hmc.  viri  hinc. 
ita  Inc.  quideni  hic.  quldem  Id.  malum  Id.  äbi  in  malam  rem 
u.  ä.  cäve  In.  tibi  In.  quldem  In.  lüpum  In.  ego  In.  tibi  In.  übi  In. 
era  in.  domum  üt.  vide  üt.  Ita  üt.  modo  üt.  ibi  üt.  ütö's.  niälä's. 
quldem  es  u.  ä.,  wofür  Belege  bei  Müller  a.  0.;  ausserdem 


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3.  Weitere  Erscheinungen  de«  metrischen  Kürzungsgesetzes,  71 


Pseud.  1143  Tüne  is  es?  ::  Clamydate,  cave  sis  tibi  ä  curvo 
infortünio;  ttem  ä  Truc.  375  nach  A. 

Bacch.  491  Satin  ut  quem  tu  habeäs  fidelem  tibi  aitt  quoi  cre- 
das,  nescias? 

Pers.  563  Verba  quidem  haüd  indocte  fecit.  ::  Ex  tuo  inqnani 
ustfst,  eme  hanc,  doch  lässt  sich  hier  auch  Verba  quidem  haüd 
indocte  messen,  indem  man  quidem  enklitisch  nimmt 

Amph.  733  Neque  meum  pcdem  hüc  mtuli  etiam  in  aedis,  ut 
cum  exercitu. 

Mil.  997  Dömina  si  clam  domo  hüc  transibit,  quae  htfius  cu- 
piens  c<5rporist,  der  Anfang  zweifelhaft. 

Ebenso  ggo  hüc  Bacch.  1066.   hömo  hüc  Amph.  309. 

Bacch.  610  Neque  indignior,  quoi  di  bene  faciant,  neque  quem 
quisquam  homo  aut  amet  aiit  adeat. 

Bacch.  480  Manus  ferat  ad  eius  papillas,  labra  a  labris  nus- 
quam  aüferat. 

Cas.  475  Quibus  batuatur  tibi  os,  senex  nequissume?  allenfalls 
auch  Übt  os  senex  s.  unten. 

Alle  diese  Fälle  finden  sich  entweder  in  der  Hebung  oder 
in  solchen  Senkungen,  wo  wir  bereits  die  Verkürzung  der  iain- 
bischen  Wörter  regelrecht  eintreten  sahen.  In  der  inuern  Senkung 
der  Trochäen  begegnet  diese  Kürzung  ausser  Hec.  528.  Eun.  290. 
Heaut.  658  > 

Andr.  302  Qui  scis?  : :  Apud  fortfm  modo  e  Davo  audivi. : :  Vae 
miserd  mihi, 

wofür  wir  den  (Jruud  unteu  in  anderm  Zusammenhang  angeben 
werden;  vereinzelt  noch  Ad.  559  und  706  tü  fite  üt  dixi  si  sapis 
und  he*m  vide  üt  discidit  labrum,  wo  Umstellungen  wie  fac  tu  ut 
dixi  und  hem  labrum  vide  ut  discidit  kaum  vorzunehmen  sind. 

Auch  in  einem  andern  Falle,  wo  die  Verbindung  zweier  ein- 
silbiger Wörter  besonders  eng  wird,  nämlich  bei  prosodischem 
Hiatus  wie  tarn  In  brevi  und  quae"  In  te,  kann  das  metrische 
Kürzungsgesetz  wirken.  Allein  wir  sind  meist  nicht  in  der  Lage 
zu  entscheiden,  ob  prosodischer  Hiatus  mit  Kürzung  oder  ein- 
fache Elision  vorliegt.  Doch  ist  der  erstere  Fall  offenbar  viel 
öfter  anzunehmen,  als  man  denkt,  uud  es  entfällt  so  eine  grössere 
Menge  von  vollständigen  Silbenverschleifungen.  Nur  in  zwei 
Einzelheiten  haben  wir  einen  sichern  Anhalt  für  das  wirkliche 
Vorkommen  dieses  Hiatus  mit  metrischer  Kürzung.  Bei  Plautus 
finden  sich  logaödische  Verse,  in  denen  eine  Zusammenziehung 


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72 


*  Prosodie.    I.  Das  metrische  Küreungsgeeetz. 


der  regelrechten  Daktylen  zu  Spondeen  ausgeschlossen  ist  So 
giebt  Bacch.  980  fgg.  viermal  hinter  einander  folgenden  Vers 

stets  mit  reinen  Daktylen,  desshalb  ist  der  eine 
dieser  Verse  so  zu  messen:  üt  scias  quae  bic  scripta  sient,  vgl. 
unten  Rhythmik  I,  7. 

Haben  wir  hier  einen  Beweis  dafür,  dass  Plautus  diese  Mes- 
sung kannte,  so  lässt  sich  das  Gleiche,  dass  auch  Terenz  öfters 
so  mass,  durch  eine  besondre  Beobachtung  einleuchtend  machen. 
Terenz  meidet  es  nämlich  trochäische  Verse  mit  einem  einsilbigen 
vollständig  zu  elidirenden  Worte  zu  beginnen  aus  demselben 
leicht  ersichtlichen  Grunde,  der  auch  die  hexametrischen  Dichter 
diese  Eingänge  zu  umgehen  veranlasste.  Daraus  aber  geht  her- 
vor, dass  Terenz  uicht,  wie  man  allgemein  notirt,  Andr.  308 
Quam  l'd  loqui,  sondern  quam  Id  loqui  mass,  desgleichen  lleaut.  955 
tarn  tu  brSvi,  wo  das  Wort  tarn  auch  durch  Inhalt  und  Stellung 
stark  hervorgehoben  ist.  Solche  Stellen  sind  ein  Fingerzeig,  wie 
andre  ähnliche  zu  messen  sind.  Im  Anfange  trochäischer  Verse 
begegnet  noch  so  Andr.  322  s!  td  fäcis.  376  s!  Id  sus.  331  quoni 
1s  nil;  ähnlich  Ad.  880.  Eun.  211.  Phorin.  208.  524;  ebenso  quam 
ob  rem  Heaut.  897.  944.  Phorm.  861.  864.  1020.  Hec.  453.  562. 
Ad.  560;  ferner  Hec.  230.  543.  Ad.  687.  Heaut.  649.  954.  Hec.  285. 
Andr.  964.  Eun.  752,  vgl.  dazu  Andr.  362.  380.  345.  608.  980.  982; 
auch  376.  Heaut.  963.  1021.  1024;  ferner  ibid.  322.  388.  633. 
658.  878.  880.  Phorm.  212.  330.  547.  Eun.  232.  797.  1053.  Hec. 
464.  475.  auch  377.  Ad.  168.  322.  Ueberhaupt  finden  sich  bei 
Terenz  keine  trochäischen  Verse,  die  mit  elidirtem  einsilbigen 
Worte  beginnen.  Denn  Hec.  750  ist  Si  aliud  scirem  Fleckeisens 
Vermuthung,  für  die  die  Handschriften  Aliud  si  sc.  geben; 
ebenso  schreibt  Bentley  Hec.  537  de  häc  re  gegen  die  Hand- 
schriften (ex  hac  re);  Andr.  922  Näm  quae  dixi  nach  Priscian 
und  C,  vielleicht  auch  mit  A,  ohne  ego.  Phorm.  347  SI  eaiu 
sustinueris  post  illa,  dt  lubet,  ludäs  licet  nach  A.  Denn  das  iam, 
das  die  Calliopischc  Keceusiou  nach  post  illa  bietet,  scheint  nur 
durch  den  alten  Fehler  post  illam,  den  auch  der  Bembinus  hat, 
veranlasst  zu  sein.  Phorm.  483  geben  die  Handschriften  Nain 
per  eius  unam  etc.  Phorm.  549  ist  zu  messen  Tum  Igttür,  dum 
licet  dumque  adsunt  etc.  und  ibid.  529  Näm  hlc  me  huius  niodl 
sciebat  (wohl  nicht  hüiüs  lnöctt  sciebat)  esse,  ego  hüue  esse  aliter 
credidi.  Darnach  können  wir  diese  Erscheinung  unseres  Kürzungs- 
gesetzes mit  Sicherheit  an  sehr  vielen  andern  Hebungen  im  Vers- 


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3.  Weitere  Erscheinungen  des  metrischen  Kürziingagesetzes.  73 

innern  vermuthen,  ja  es  macht  sogar  alles  den  Eindruck,  als  ob 
sie  die  gewöhnliche  gewesen  sei. 

Der  Thatsache,  dass  die  Präpositionen  in  Zusammensetzungen 
mit  Verben  und  Verbalsubstantiven  eine  gewisse  metrische  wie 
sprachliche  Selbstständigkeit  gewahrt  haben,  gewinnen  wir  noch 
eine  zweito  Consequenz  ab.  Eine  solche  Präposition  kann  mit 
einem  vorhergehenden  einsilbigen  oder  durch  Elision  einsilbig 
gewordenen  Worte  wie  ein  selbstständiges  iambisches  Wort  oder 
zwei  einsilbige  zu  einem  Iambus  zusammentretende  Worter  unter 
das  metrische  Kürzungsgesetz  fallen.  Mit  andern  Worten,  wie 
man  z.  B.  Rud.  904  Sed  äd  prandium  uxor  me  vocat,  Poen.  844 
Sed  ad  postremum  nihil  apparet  u.  ä.  niass,  so  konnte  man  auch 
unbedenklich  in  folgenden  Fällen  kürzen,  wie  Pseud.  1055  et  ub-\ 
ducere.  Aul.  645  Quid  afojtulisti.  Amph.  125  tn  esjercitum.  Mil.  28 
ät  in  di'ligenter  u.  ä. 

Für  diese  Erscheinung  lassen  sich  aus  Plautus  und  Terenz 
mit  Leichtigkeit  so  viele  Beispiele  (weit  über  sechzig)  aufstellen, 
dass  man  hierin  eine  eigne  Art  unter  den  vielen  Besonderheiten 
dieses  metrischen  Kürzungsgesetzes  auerkennen  muss.  Weitere 
Belege  sind  folgende: 

In  Hebung  Amph.  873  memet,  ut  occepi  semel.  Trin.  964 
Quod  accepisti.  250  Qu6d  ecbibit.  Acc.  trag.  538  nee  äffari. 
Epid.  474  tibi  addam.  Cure.  648  Quis  arripit.  Mil.  341  fit  exire 
hinc.  Amph.  1061  sibi  luvocat  am  Versende.  Trin.  318  Quid? 
exprobras.  Caec.  com.  196  Quod  imperat.  Most.  507  Quid  6b- 
secro.  Pseud.  130  tace  obsecro.  Stich.  618  ubi  äceubes.  Cure.  121 
ägc  eefunde.  Pers.  267  bene  ädmordere  (zweifelhaft).  Trin.  664 
In  occulto,  wie  Capt.  83  in  öcculto,  Ritsehl,  proll.  p.  123;  in 
Schreibungen  wie  oculto  braucht  durchaus  kein  Vulgärlatein  zu 
sein;  denn  die  Handschriften  geben  derartige  Lesarten  auch,  wo 
die  Kürze  durch  das  Versmass  ausgeschlossen  ist,  wie  E  Cistell.  32 
ocaslÖ  in  Bacchien.  Truc.  907  Nuuiquam  hoc  uno  die  «/Kciatur 
opus  quin  onus  Semper  siet,  über  den  Proceleusmaticus  s. 
Metrik  II,  6.  Stich.  514  tibi  exoptatum.  Bacch.  1195  ld  even- 
turum.  Poen.  1078  bene  evenisse.  Truc.  753  feine  experiri  (nach 
Bothe  statt  exp.  sine).  Men.  468  ita  ignoräbitur.  Poen.  276 
mage  inmortalis.  Capt.  70  Eo  quia  invocatus.  Cas.  828  forem 
obdo.  [Pers.  arg.  5  Ita  Intricatum].  Cure.  268  quidem  l neu- 
bare.   [Amph.  257  üt  Ignoscamus  nach  Nonius  u.  C.J  Most.  308 


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74  Prosodie.    I.  Das  metrische  Kürzungsgesetz. 


äge  accumbe.  Capt.  571  nego  lu-quain.  Heaut.  1010  äd  Integram. 
Andr.  289  et  Ingenium  allenfalls  zulässig,  doch  wohl  richtiger 
in  et  genium  geändert;  andre  Beispiele  besprechen  wir  noch 
unten. 

In  Senkung:  Stich.  418  Äge  äbdric.  Pseud.  594  dabo  ln- 
si'dias.  Bacch.  616  NSque  tndignior.  Cist.  210  id  Östentat. 
Pseud.  946  übi  effe'ceris.  Pseud.  950  msi  öffecero.  Merc.  652 
tibi  exi'lio.  Mil.  1011  tibi  ßxöptatum.  Poen.  733  ibi  extemplo. 
Mil.  58  nSque  ininria.  Most.  896  tibi  öbtemperem.  Aul.  482  St 
Invidia.  Aul.  47  üt  incedit.  Amph.  140.  504  ab  Sxercitu,  äd 
exercitum.  Gas.  815  und  Poen.  1182  tta  inridiculo  und  ibi  ln- 
n'diculo.  [Epid.  arg.  8  Sed  inveuta.  Asin.  arg.  2  Siib  lnperio.j 
Eun.  777  Quid  tgnäve.  Heaut.  734  Quid  Inceptat.  Heaut.  932 
Quöt  incöminoditates.  Andr.  466  Bönum  mgenium.  Phorm.  143 
vel  Öccidito.  Eun.  506  Douii  invidia.  Phorm.  793  ego  usten- 
derem.  Ad.  142  sunt  mihi:  seil  östendere.  Heaut.  600  quod  In- 
ceptat.  Ad.  238  pe"r  öppressionem  u.  ä. 

Alle  diese  Beispiele  zeigen  die  Verkürzung  ganz  legal,  meist 
im  ersten  Iambus  oder  im  vorletzten,  aber  auch  im  dritten  Fusse 
der  Langzeilen  wie 

Heaut  600  Väh  vide,  quÖd  luceptat  facinus.  füit  quaedam 
anus  Corinthia. 

Aber  es  finden  sich  auch  ziemlich  viel  Beispiele  einer  solchen 
Verkürzung  in  den  inneren  Senkungen  der  iambischen  oder 
trochäischen  Dipodien,  wie  Pers.  268  virtüst,  übi  öccasio  äd- 
monet.  Truc.  698  ubi  male  äccipiar.  Epid.  729  Si  quid  luprudens. 
Poen.  981  Quid  iäniV  ::  Quta  incedunt.  ibid.  577  ändert  man  aller- 
dings gewöhnlich  mit  Bothe  incedit  in  einfaches  cedit,  allein 
Hermanns  Herstellung  Basilico  exornatu  incedit  verdient  wohl 
den  Vorzug.  Stich.  576  ne  quid  ädveniens  perderem.  Trin.  1052 
Si  mäge  Sxigere.  Aul.  613  Quin  übi  äccessat  ine  meam  extemplo. 
|Hud.  arg.  1  de  märi  extraxit  vidulum.|  Poen.  1207  Nös  före 
invito  domino.  (Amph.  prol.  36  braucht  nicht  Iusta  aiitem  ab 
luiustis  peterest  insipientia  umgestellt  zu  werden,  sondern  der 
Vers  ist  richtig  überliefert  mit  caesura  hephthemimeres:  lusta 
autem  ab  iniustis  petere  |  insipientiast.)  Phorm.  439  Dicäm  tibi 
Inpingam  grändem.  Phorm.  707  anguis  per  lupluvium.  Eun.  589 
vem'sse  clanculüm  per  lnpluvium.  Andr.  830  Filiam  ut  darem  in 
seditionem  atque  In  incertas  nuptias.  Diese  Stellen  sind  vielfach 
von  den  Herausgebern  angetastet  worden,  aber  sicherlich  mit 


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3.  Weitere  Erscheinungen  des  metrischen  Kürzungsgesekes.  75 

Unrecht  Mit  Ausnahme  vielleicht  der  letzten,  Andr.  830,  die 
durch  Streichung  des  ganz  überflüssigen  und  nicht  zum  Vortheil 
für  die  Euphonie  wiederholten  in  vor  incertas  gewinnen  kann, 
sind  sie  sämmtlich  zu  halten;  dazu  noch  die  folgenden  gleich- 
falls in  den  neusten  Ausgaben  zum  Theil  veränderten:  Capt.  791  ne 
quis  mi  Öbstiterit  obviam.  Stich.  435  Äge  äbdtfc  eas  nach  den  Palat. 
Epid.  237  sese:  ego  äbscessi  sciens  nach  A  und  allen  andern 
Handschriften.  Capt.  71  scio  äbsürde.  Pers.  758  böne  äccipere. 
Truc.  571  neque  datori  neque  acceptrici,  da  letzteres  weder  mit 
Guyet  in  captrici  noch  mit  Schoell  in  factrici  zu  ändern  ist.  Denn 
die  meretrix  wird  acceptrix  genannt,  quia  numuios  accipit  a 
datore,  wie  Mil.  1062,  man  braucht  darum  die  Stelle  noch  nicht 
unbedingt  in  ganz  obscöneui  Siune  zu  fassen;  ferner  Most.  186 
bene  edüctam.  Cure.  271  tibi  eveiriat,  da  der  Proceleusmaticus 
nicht  unmöglich  ist,  vgl.  Metrik  II,  6;  doch  ist  G.  Goetz'  Um- 
stellung ev.  tibi  sehr  gefällig.  Wie  Poen.  1078  bene  evenisse, 
so  auch  Merc.  774  si  quid  tibi  evenit,  fd  non  est  culpa  mea  nach 
der  Recension  der  Palatini,  mit  der  A  stimmt,  nur  dass  er  das 
erklärende  secus  zusetzt.  Dieselbe  Messung  ist  herzustellen  uach 
den  Handschriften  Poen.  1227  Tene.  ::  An  putruos. 

Auch  Messungen  wie  Poen.  489  uec  um -quam  (so  A  und 
reliqui,  nicht  non  u.),  Truc.  231.  240  u.  ä.  erklären  sich  daraus, 
dass  man  die  Zusammensetzung  der  beiden  Adverbia  noch  fühlte. 
Auch  ergo,  aus  erogo  (nicht  erigo),  vgl.  I.  M.  Stowasser,  Wiener 
Studien  XI.  1889  S.  161  —  168  scheint  hierher  zu  gehören  in  den 
von  Müller  a.  0.  S.  297.  298  aufgeführten  Stellen;  erga  Pseud.  1020 
bleibt  zweifelhaft,  da  Elision  eintritt,  also  auch  üt  £rga  als  lanibus 
verkürzt  sein  kann,  worüber  wir  unten  weiter  handeln.  Dagegen 
Capt.  724,  wo  die  Handschriften  richtig  ibi  quom  alii  octonos 
geben  und  Bacch.  1069  üt  övans  sind  nur  durch  einen  Irrthum 
Müllems  in  dieses  Verzeichniss  gekommen. 

Da  diese  Erscheiuuug  jedenfalls  eine  ziemlich  ausgebreitete 
ist,  kann  man  recht  gut  daran  denken,  eine  Anzahl  Stellen  als 
Analogiebildungen  aufzufassen,  wie  Stich.  493  ego  tnfumatis  m- 
furaus  nach  A.  Merc.  329  sed  optume  (nach  optinere  u.  ä.),  ebenso 
Pers.  543.  Most.  410  vel  öptumo  vel  pessunio,  was  jedoch  andern 
Bedenken  unterliegt;  Ritsehl  und  in  neuerer  Zeit  P.  Langen, 
Plautin.  Studien,  S.  330  verwerfen  den  ganzen  Vers.  Bacch.  97 
ego  obsonabo  trotz  griechischem  otyibviov  u.  ä.  Men.  320  an 
obsono.  Capt.  832  vel  assulutiin,  das  ja  in  Wirklichkeit  durch 


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76 


ProBodie.    I.  Das  metrische  Künsangsgeseta. 


Veruiittelung  von  assula  mit  assilio  zusammenhängt,  wie  ag^er 
mit  ad-gerere.  Pers.  472  tta  ancllla  mea,  da  ancilla,  dessen  Ety- 
mologie auch  uns  noch  unklar  ist,  wohl  mit  ancisus  u.  ä.  zu- 
sammengestellt werden  mochte.  Man  vergleiche  Varro's,  Ovid's  u.  A. 
Erklärung  von  an-cilia  (Reinhold  Klotz,  Handwörterbuch  s.  v.) 
als  Zusammensetzung  mit  an-amb,  nicht  um  die  wirklich  richtige 
Etymologie  zu  finden,  sondern  um  zu  begreifen,  was  die  Alten 
bei  solchem  und  ähnlichem  Anlaute  empfanden.  Stich.  179  ist 
per  annonam  caram  überliefert,  nach  dem  unten  zu  besprechen- 
den Fall  wie  cum  nÖvo  örnatu  u.  ä.,  doch  stellt  man  gewöhnlich 
per  caram  annonam  wohl  auch  sinngerechter.  Aehnlich  liesse 
sich  das  oft  in  seiner  ersten  Silbe  verkürzte  ärgentum  fassen 
nach  Analogie  von  ar-bitror,  ar-cesso  u.  ä.,  vgl.  Cure.  613  quod 
ärgentum,  quas  tu  mihi  tricas  närras?  ähnlich  Pers.  676.  Pseud.378 
(hier  in  innerer  Senkung),  ibid.  1321.  Capt.  1031  nec  ärgenti. 
Phorm.  557;  allein  es  lässt  sich  dies  auch  noch  unter  eine  später 
zu  behandelnde  Rubrik  bringen. 

Zu  erklären  bleibt  uns  hier  nur  noch,  wie  es  möglich  war, 
dass  gerade  diese  Kürzungen,  was  beim  selbstständigen  Iambus  nur 
ganz  besondre  und  seltne  Ausnahme  war,  in  einem  ziemlich  er« 
heblichen  Umfange  —  wir  haben  es  bei  den  einzelnen  Stellen 
bemerkt  —  auch  in  den  inneren  Senkungen  der  Iamben  und 
Trochäen  erscheinen.  Man  bedachte  sich  wohl  darum  nicht,  an 
diesen  sonst  zart  behandelten  Stellen  die  Kürzung  eintreten  zu 
lassen,  weil  bei  der  engen  Zusammengehörigkeit  der  gekürzten 
Silbe  mit  dem  nächsten  Bestandteile  des  Wortes  ein  qma  ln- 
cedit  z.  B.  fast  wie  ein  Wort  recübäre  wirkte,  während  bei  einem 
dömö  cedunt  noch  die  am  Schlüsse  jedes  Wortes  unvermeidliche 
Pause  den  zwei  Silben  ein  grösseres  Gewicht  beilegte,  das  eben 
in  der  regelrecht  irrationalen  Senkung,  die  die  alte  Theorie  als 
etwa  l72morig  mass,  sowie  vollends  in  der  zwei  volle  Moren  be- 
tragenden Senkung  der  Anapästen  und  Daktylen  den  für  diese 
Versstelle  bestimmten  Zeitraum  noch  nicht  überstieg,  aber  in 
den  inneren  iambisch-trochäischen  Senkungen,  die  nicht  merklich 
über  eine  Zeitmora  beanspruchen  durften,  zu  schwer  fiel.  So 
erklären  sich  die  sonst  vereinzelt  dastehenden  Messungen: 

Merc.  176  Tu  qxCtdem  ex  ore  orationem  mihi  eripis. : :  Taceö. 
: :  Tace  u.  ä.1)    Von  Terenz 


1)  Wie  Truc.  443  ego  isti  non  uiunua  mfttam?  iam  modo  ex  h6c  loeo. 


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3.  Weitere  Erscheinungen  des  metrischen  Kürzungagesetzes. 


77 


Andr.  302  Qui  scis?  : :  Apud  foniin  modo  e  Davo  audivi.  ::  Vae 
misenS  mihi. 

Eun.  290  Mirör  qtiid  ex  Piraeo  abierit:  uam  ibi  custos  publice 
est  nunc;  gewöhnlich  geändert  qui  ex. 

Heaut.  658  De  illa.  ::  Nescio  nm  ex  ipsa  quaeras,  unde  hunc 
häbuerit. 

Hec.  528  Perii:  ex  quo  cense's  ntsi  ex  illo,  cm  datast  nuptum, 
öbsecro? 

als  erträglich  in  den  innern  Senkungen,  weil  zwischen  e  Davo, 
ex  illo  u.  ä.  keine  merkliche  Pause  war,  sondern  eDavo,  exillo 
gesprochen  wie  vielfach  geschrieben  wurde ;  Stellen,  zu  denen  uns 
die  folgende  Betrachtung  noch  weitere  Analogien  bringen  wird. 

Ist  das  Gesetz,  wonach  Formen  wie  vide  und  obsecrö  ge- 
kürzt werden,  ganz  das  gleiche,  so  muss  auch  die  zuletzt  erwähnte 
Erscheinung,  die  wir  bisher  nur  auf  dem  Gebiete  eines  gekürzten 
lambus  verfolgten,  auch  von  dem  gekürzten  Creticus  gelten  und, 
soweit  möglich,  auch  wirklich  vorkommen.  Das  ist  zunächst  in 
den  Plautinischen  Anapästen  der  Fall.  Beispiele,  die  einem  zum 
Pyrrhichius  gekürzten  lambus  wie  tSne  hoc  pellege  u.  ä.  ent- 
sprechen, finden  sich  bei  kretischen,  beziehentlich  kretisch  endigen- 
den  Wörtern.    Wir  führen  Folgendes  auf: 

Pseud.  592  Söd  hunc  quem  vldSÖ?  quis  h\c  est  qui  öculis 
m£is  obvtam  «raobifts  oblcitur,  nach  A,  reliqui  und  Festus. 

Pers.  176  Mgmfni  et  scto  et  callco  et  commemlni. 

Pers.  767  Tü  Sägärlstfo  accümbe  in  sümmo. 

Men.  367  Prändtum  td  iüssisti  hlc  curütumst. 

Pseud.  575  M8o  in  pectörß  cönditümst  cönslliüm. 

Pers.  754  Inteyro  exircUn  et  präestdtis  oder  integro  exercttu  H 
pruesldits,  vgl.  II,  3. 

Cas.  689  LSplde  excüratüs  mcessisti. 

Pers.  796  fgg.  schliessen  eine  längere  anapästische  Partie 
folgendermas8en  ab: 

Quid  ais  crux?  stimulonim  tritor? 

Quomddo  me  hodie  vorsavisti? 

Ut  me  in  tricas  coniecisti? 

Quomtfdo  de  Pers«  mämts  äddttast? 

: :  Iürrjium  Kinc  aüferäs,  si  sapias. 

Ueberall  in  den  markirten  Takten  wird  man  zu  dem  kretischen 
Gegenstück  das  iambische  Vorbild  leicht  entdecken.   Denn  selbst 


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78 


Pro8odie.    I.  Das  metrische  Kürzungegesetz. 


ctnditünist,  äddttäst  sind  nach  Analogie  von  dätuinst  Pers.  272. 
773  u.  ä.  und  Bacch.  11G1  haud  maläst  mülier  erträglich. 

Schwierig  ist  die  Messung  von  Mil.  1062,  da  dem  Vers  in 
unserer  Ueberlieferung  ein  Halbfuss  fehlt: 

Minus  ab  nemine  aeeipiet.  ::  Heu  ecastor  niuiis  vilest  tandem 
lautet  diese  mit  ganz  unerheblichen  Abweichungen.  Ritsehl  ver- 
vollständigte den  Vers,  indem  er  hoc  vor  nimis  einsetzte.  Allein 
dadurch,  zerstörte  er  die  Hauptcäsur.  Eine  genaue  Betrachtung 
des  Versbaues  giebt  uns  die  Stelle  an,  wo  der  Halbfuss  fehlt. 
Der  letzte  Theil  ist  nämlich  ganz  richtig.  Wir  haben  eine  s.  g. 
caesura  latens,  von  der  Metrik  1,1  zu  reden  sein  wird,  also 
Heu  |  ecastrir  nimis  vilest  tändein.  Doch  der  Anfang  scheint 
nicht  in  Orduung.  Die  Messung  nein  ine  äeeipiet  wäre  zwar  ebenso 
richtig,  wie  oben  Sägäristfo  äccumbe,  aber  der  Daktylus  im 
zweiten  Fusse  nach  voraufgehendem  Anapäst  minus  ab  nemtne 
ac-  ist  von  Plautus,  wie  wir  Metrik  II,  2  sehen  werden,  gemieden. 
Demnach  fehlt  im  Anfang  ein  Halbfuss,  den  man  sich  beliebig 
ergänzen  kann:  Pol,  Hic  oder  Nain.  Letzteres  scheint  auch 
kurz  vorher  v.  1047  in  allen  Handschriften  ausgefallen  zu  sein, 
während  B  wenigstens  noch  eine  Spur  in  dem  quam  statt  qua 
zeigen  mag  Qua  nam  ab  illarum,  möglich  freilich  auch  Qua  ab 
illarum.    Demnach  hier  etwa: 

(Nani  hic)  minus  ab  tvnütie  accipiel.  :  :  Heu  ecastor  nimis 
vilest  tändem. 

Dieselben  Conseq uenzen  des  Kürzungsgesetzes  finden  sich 
auch  in  den  Daktylen,  z.  B.  Ter.  Andr.  025  Hocimst  credlblle 
aüt  memÖräbilS,  vgl.  Rhythmik  II,  2. 

Das  Gleiche  begegnet  in  den  Hexametern  der  Sortes,  wie 
corp.  inscr.  lat.  I,  144G 

Hostia  «Hcertus  de  certo,  nisi  eaveäs,  <fiet>. 

Endlich  giebt  es  selbst  in  der  iambisch- trochäischen 
Verstechnik  einen  solchen  aus  einem  zusammengesetzten  Creticus 
gekürzten  Daktylus  in  einem  Falle,  den  Müller  a.  O.  S.  312, 
sowie  Andre  nicht  verstanden  haben,  der  jedoch  die  Identität  der 
iambischen  und  kretischen  Kürzung  in  überraschender  Weise  be- 
stätigt. Oben  hatten  wir  das  Vorkommen  von  Kürzungen  in 
inneren  Senkungen,  wie  -um  modo  e  Di»vo,  si  mage  Bxtgere,  quin 
iibi  ärcessat,  nos  före  invito.  dicam  tibi  tnpingam  damit  er- 
klärt, dass  wir  behaupteten,  alle  diese  Verbindungen  seien  so  eng, 
als  ob  die  Wortformen  ^,  ^    v,  z.  B.  nos  möderari  u.  ä.  vor- 


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3.  Weitere  Erscheinungen  des  metrischen  Kürzungagesetzes.  79 

lügen.  Nun  kann  aber  eine  solche  Dipodie  auch  aus  einem  einen 
Adonius  bildenden  Worte  bestehen,  wie  eripiätur,  inferiore,  oder 
aus  einem  Wortcouiplexe,  wie  die  enge  Verbindung  einer  Prä- 
position mit  ihrem  Substantiv  bildet,  z.  B.  propter  ulnarem.  War 
also  unsere  Erklärung  der  angezogenen  Fälle  richtig,  so  folgt, 
dass  auch  allenfalls  nach  Analogie  von  si  muge  exigere  ein 
maxüme  exigere,  wie  ein  Integro  exercitu  u.  ä.  in  Anapästen, 
möglich  ist.  Solche  Stellen  aber,  deren  Messung,  wie  gesagt, 
bisher  noch  niemand  rationell  hat  erklären  können,  begegnen 
uns  in  unzweifelhafter  Ueberlieferung: 

Stich.  716  Haiid  tuom  istuc  est  te  vereri:  erlpe  tx  ore  tibias. 
Vgl.  Merc.  176  Tu  quldem  ex  öre. 

Stich.  696  Sed  amica  mea  et  tiia  dum  comit  dütnque  se  fa- 
ornat,  n<5s  volo,  dazu  vgl.  u.  a. 

Capt.  791  Eminor  interminorque,  nequis  mi  <#stiterit  öbviam, 
s.  oben  S.  73  fg.  vgl.  Stich.  331. 

Dagegen  von  Poen.  f)77  Bäsilice  exornatus  incedit  etc.  war 
bereits  oben  S.  74  die  Rede.  So  lassen  sich  wohl  noch  manche 
vereinzelte  Stellen  finden,  wie 

Capt.  240  Audio.  ::  et  propterea  saepius  |  ted  üt  memineris 
niöneo,  vgl.  oben  csllle'o  et  in  Anapästen;  hier  in  einem  iambi- 
schen  Septenar,  wie  auch  der  folgende  Vers:  Non  ego  erus  tibi, 
sed  servös  sum.  |  nunc  öbsecro  te  hoc  tfnuni,  u.  ä. 

Dass  es  nicht  viele  solcher  Stellen  giebt,  ist  natürlich.  Allein 
solche,  wie  besonders  Stich.  716  eripe  8x  öre  bilden  ein  be- 
weiskräftiges Schlussglied  für  unsre  Behauptung  einer  gleich- 
massig  alle  Versarten  durchdringenden  Technik;  sie  zeigen,  wie 
das  Ktirzungsgesetz  in  allen  Versarten  unter  gleichen  Voraus- 
setzungen völlig  gleich  wirkt  und  vor  allem,  dass  die  Anapästen 
nicht  die  geringste  Freiheit  aufweisen,  die  nicht  auch,  soweit 
sie  nach  Lage  der  metrischen  Verhältnisse  es  kann,  überall  in 
Evidenz  tritt. 

Zuletzt  haben  wir  solche  Fälle  behandelt,  in  denen  sprach- 
lich wie  in  einzelnen  metrischen  Erscheinungen  ein  engerer  An- 
schluss  der  metrisch  gekürzten  Silbe  an  das  Folgende  wahrnehm- 
bar war.  Wir  müssen  schliesslich,  um  alle  Consequenzen  unsers 
Gesetzes  zu  entdecken,  die  zuletzt  hervorgetretene  Frage  weiter 
verfolgen  und  untersuchen,  wie  weit  ein  engerer  Anschluss  der 
zu  kürzenden  Silben  an  das  Folgende  gehen  darf,  ohne  dass  er 


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80 


Prosodie.   I.  Das  metrische  Kfirgungsgesetz. 


die  Kürzung  beeiu trachtigt.  Dass  die  Elision  zwei  Wörter  nicht 
trennt,  sondern  verbindet,  haben  wir  wiederholt  beobachtet.  Es 
entsteht  nun  die  Frage,  ob  ein  erst  durch  Elision  zwei- 
silbig, beziehentlich  dreisilbig  gewordenes  und  also  in 
seiner  für  die  Wirkung  des  metrischen  Kürzungsgesetzes  mass- 
gebenden zwei-,  bez.  dreisilbigen  Gestalt  eng  an  das  folgende  sich 
anschliessendes  Wort  noch  Kürzung  erleiden  kann.  Wir  werden 
diese  Frage  nicht  von  vorn  herein  verneinen  können.  Denn  es 
finden  sich  Belege  dafür,  dass  die  Verkürzung  auch  bei  Elision 
eintritt. 

Trin.  109  Vuletque  ipse  ad  paupertatem  protractum  esse  se. 

Stich.  347  Miinditias  volo  fi'eri:  ecferte  huc  scopas  simiUqtte 
hantndincni.  A.  reliqui.1) 

Rud.  957b  Fcroque  ei  condicionem  hoc  pacto. 

Trin.  1116  Voluptatibus  gauditsque  antepotens. 

Pseud.184  Eo  v6s  vostr<um>  os  päntt  ctsque  ädeo  nach  O.Seyffert's 
uns  evident  scheinender  Vermuthung. 

Pseud.  574  Lepide  omnia  pröspcnquc  eveniunt. 

Trin.  821  Laetüs  lubens  laudes  ägo  et  grates  gratiasque  habeo 
et  flucti bus  salsis. 

[Asin.  prol.  3  Gregique  huic  et  dominis  atque  conductöribus.J 
Hier  finden  wir  prospßrß  mit  angehängtem  qtte  ganz  so  ge- 
messen wie  Mil.  1024  mäxüme  concinnüuist,  ferner  pänttcesque 
ädSö,  gratiasque  habBo  wie  Trin.  835  türblnes  venti  oder  829 
pärcere  sölltum  u.  ä.  Das  angehängte  elidirte  que  hat  also  gar 
keinen  Einfluss  auf  die  prosodische  Gestaltung  des  ersten  Wortes. 
Das  Gleiche  liegt  entschieden  in  den  vielen  Fällen  mit  gekürztem 
atque  vor,  das  offenbar  mit  que  zusammengesetzt  ist,  ursprüng- 
lich adque  wie  litt  oder  at-que  wie  namque  u.  ä.  gebildet, 
aber  schon  ein  viel  unselbstständigeres  que  hat.  Man  vergleiche 
nur  die  abgekürzte  Form  ac,  in  der  keine  Zusammensetzung  sich 
herausfühlen  lässt.  Diese  Nebenform  ac  vor  Vocalen,  was  in 
der  guten  Latinität  unerhört  ist,  statt  atque  in  den  Plautustext 
zu  setzen  war  ein  unglücklicher  Gedanke.  Sicher  sind  folgende 
Beispiele  mit  atque: 

Ad.  351  äbi  atque  Hegioui.  Aul.  273  ttce  atque  abi.  Cure  146 
monbus  esse  Ire  atque  ingenio.    Rud.  227  sunt  quam  hae'c  loca 


1)  Dagegen  ibid.  30G  ist  sYuiülqne  zu  messen  in  einem  iumbiachen 
Octonac  mit  trochaiacher  Hauptcilanr. 


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3.  Weitere  Erscheinungen  des  metrischen  KürzungsgeseUes.  81 

ätque  Lae  rßgiönes.  Triii.  824  deös  gratläs  ägo  ätque  habcu 
süniniäs  mit  regelrechtem  Proceleusmaticus,  s.  Metrik  II,  6. 
Truc.  112  bona  ätque  etiam  ultro  ipsi  adgerunt  ad  nos.  Andr.  614 
Nec  nie  qmdem  ätqtte  ld  ago  sedulo,  hier  in  einer  irinern  Senkung 
eines  iainbischen  Octonars.  Einmal  giebt  unsre  Ueberlieferung 
diese  Verkürzung  sogar  bei  doppelter  Elision: 

Poen.  Hin  Sed  i  atquc  evoca  und  zwar  A  übereinstimmend 
mit  den  übrigen  Handschriften.   Ausserdem  noch  in  anapästischer 
Senkung,  wie  Rud.  227  und  Truc.  112,  bei  kretischem  Worte: 
Truc.  125  Tins  scrvio  ätque  audiens  sum  itnpßriix 

Schon  die  vollständige  Analogie  mit  que  ergiebt,  dass  hier 
überall  atque  beizubehalten  ist 

Wenigstens  ebenso  eng  wie  que  verbindet  sich  das  enclitische 
ne  mit  dem  vorhergehenden  Worte,  ja  wohl  noch  enger,  wie  Ab- 
kürzungen in  vlden,  täcen  u.  ä.  beweisen.  Auch  bei  dieser  Ver- 
bindung tritt,  im  Fall  dass  ne  elidirt  wird,  iauibisch-pyrrhichische 
Kürzung  ein: 

Truc.  931  Venitne  in  mentem  tibi,  quod  verbuni  iu  cävea 
dixit  histrio? 

Cure.  401  Licetne  inforare,  si  l'ncomitiare  hatfd  licet? 
Aul.  812  Erumnc  ego  aspiciö  nieurn? 

Merc.  130  Äperite  aliquis.    tibi  Chariuus  erus  est?  domtnest 
an  foris? 

Phorm.  546  SeM  pärümtie  est,  quod  ömnibus  nunc  n<5bis  suscenset 
senex  ? 

In  Anbetracht  solcher  Thatsachen  kann  man  der  weiteren 
Frage  nicht  ausweichen,  ob  nicht  auch  andre  wirklich  erst 
durch  Elision  des  Endvocals  iambisch  gewordene  Wörter 
oder  Wortcomplexe  der  metrischen  Positionskürzung  verfallen. 
Bejaht  mau  diese  Frage,  dann  liisst  sich  noch  manche  Stelle 
nach  der  guten  Ueberlieferung  halten,  die  man  bisher  ändern  zu 
müssen  glaubte.  Wir  wollen  zwar  auf  folgende  Fälle  noch  kein 
Gewicht  legen,  weil  da  eine  andre  Auffassung  möglich  ist,  vgl. 
oben  I,  1  den  Abschnitt  über  prosodische  Kürzen: 

Stich.  520  tit  quoique  houiini  res  paratast,  p' rinde  amicis  ütitur. 

Bacch.  1194  lam  pol  id  qmdem  esse  haud  perlönginquom. 

Mil.  1118  Dicäs  uxorem  tibi  necessum  esse  dticere.  Vgl. 
Asin.  217. 

Aul.  831  Itä  loquar. : :  At  sein  quo*  modo?  : :  Vä  lu-rclc  enica  etc. 
nach  0.  Sejffert's  Verranthung. 

Ki. <>Tr,  (iruml/.iK«1  uhr.imWchf r  Metrik  <J 

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H2 


Proßodie.    I.  Das  metrische  Kürzungsgegetz. 


Anders  ist  es  schon  bei  intro: 
Gas.  819  übi  Intro  hac  novain  nuptani  deduxi. 

Allein  ausserdem  giebt  es  noch  eine  Reihe  von  Stellen,  wo 
jede  andre  Auffassung  ausgeschlossen  ist  als  die,  dass  das  durch 
Elision  iambisch  gewordene  Wort  ganz  wie  ein  wirklicher  Iainbus 
durch  die  beschriebene  Positionskürzung  pyrrhichisch  wird.  So 
erklären  sich  verschiedene  Stellen  mit  angeblich  anapästischem 
profScto,  die  sich  die  unwahrscheinlichsten  Aenderungen  haben 
gefallen  lassen  müssen;  dazu  kommen  noch  andre,  die  keinen 
sonstigen  Anstoss  bieten;  hier  sind  solche: 

Poen.  907  Troßcto  ad  incitas  lenonem  rediget  si  eas  abdu- 
xerit,  mit  A  und  den  übrigen  Handschriften,  wo  die  Lesart  auch 
durch  ein  Citat  des  Nonius  in  allem  Wesentlichen  gesichert  wird. 
Mil.  186  Profccto  ut  ne  quoquani  de  ingenio  degrediatur  müliebri. 
Pseud.  255.  256  Manta.  :  :  Omitte.  : :  Ballio,  audi,  sürdu's. 
: :  Profccto  inanilogistae. 

So  schreiben  wir,  während  die  Ueberlieferung  surdus  sum 
giebt.  Ballio's  Bemerkung  beginnt  mit  profecto,  zu  dem  natür- 
lich aus  dem  surdu's  ein  surdus  sum  zu  deuken  ist,  wodurch 
wohl  auch  erst  das  sum  hineingekommen  ist,  das  den  Rhythmus 
zerstört  hat.  Endlich  Pseud.  201  liegt  kein  anapästisches  pro- 
fecto vor,  sondern  man  misst  es  iambisch:  Id  tibi  profecto  tadrus 
fiet  etc.  Mil.  290  ist  doch  wohl  Propcto  <id>  vidi  etc.,  da  der 
Ausfall  eines  id  vor  vidi  leicht  denkbar  ist.  Andre  Beispiele 
sind: 

Men.  689  Tüte  ultro  ad  me  detulisti:  (fidtsti  eam  dono  mihi. 

Stich.  713  Bibe  tibicen:  age  si  quid  agis.  Vtbendum  hercle 
hoc  est:  ne*  nega. 

Aul.  599  Enle  imperium  edi'scat,  ut  quod  fröns  velit  oculi 
sciaut. 

Stich.  700  Amica(my  uter  utrobi  äccumbamus?  ::  Abi  tu  sane 
süperior.  libri  amica;  dies  verstand  Camerarius  als  amicae.  Leider 
ist  in  A  gerade  das  erste  Wort  nicht  zu  lesen  gewesen,  kann 
aber  auch  kein  anderes  gewesen  sein. 

Most.  504  Scelrstae  hae  sunt  aedes:  impiast  habitatio.  Daraus 
folgt  also  noch  nicht,  dass  auch  sonst  scelestus,  inolSstus  ohne 
Weiteres  gemessen  werden  kann.  Studeiuuiul's  Coujectur  zu  Mil.  69 
ist  richtig,  wenn  man  Molestae  hae  sunt  etc.  liest. 

Ilud.  456  giebt  unsre  beste  Ueberlieferung  den  Versanfang 
ScSIrstus  leno,  nicht  quam  huc  scelestus  1. 


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3.  Weitere  Erscheinungen  des  metrischen  Kurznngsgesetzes.  83 

Merc.  448  Qutesce  inquam  istanc  rem  ego  recte  videro. : :  Quid 
agis?  : :  Quid  est,  wo  man  kaum  au  eine  Synizese  quiesce  denken 
wird. 

Capt.  90  Vel  tre  extra  portam  tngeminani  ad  aaccdm  licet,  wo 
jede  Aenderung  wie  ilicet  mit  Ausstossung  von  ire  unnöthig 
wird;  auch  Pseud.  1182  ist  kein  Grund  ilicebit  statt  licebit  zu  ver- 
muthen.  Denn  ire  ist  dort  überflüssige  Erklärung.  Eine  so  ab- 
sonderliche Conjugation  wäre  uns  doch  irgendwo  von  Gramma- 
tikern notirt  worden,  wenn  sie  öfter  in  Plautushandschriften  zu 
finden  gewesen  wäre.  Selbst  Stellen  wie  Capt.  409  decken  eine 
solche  nicht. 

Ferner  lässt  sich  eine  verzweifelte  Stelle  halten,  zu  der  schon 
eine  Menge  Conjecturen  gemacht  worden  sind: 

Bacch.  51  Ddae  ununi  expetitis  palumbem:  perti  haründo  äläs 
verberat. 

Der  Vers  giebt  nach  Inhalt  und  sprachlicher  Form  durchaus 
keinen  Anstoss;  dass  der  erste  Theil  metrisch  ganz  richtig  ist, 
gedenken  wir  unten  II,  3  in  auderm  Zusammenhang  zu  erweisen. 
Endlich  auch  der  zweite  Theil  ist  metrisch  in  Ordnung,  sobald 
wir  das  elidirte  harundo  eiuem  Iambus  gleich  als  zwei  Kürzen 

0* 

messen.  Denn  auch  der  Proceleusmaticus,  der  so  entsteht,  perli 
häründo  ist  bei  Elision  und  in  diesen  Betonungsverhältnissen 
ohne  Anstoss,  wie  wir  unten,  Metrik  II,  6  erkennen  werden. 

Pseud.  168  Intro  abtte  ätque  häec  cltÖ  celernte,  ganz  nach 
Analogie  von  intro  ab!  tu,  nicht  intro  äbtte  zu  messen. 

Epid.  99  Ttf  quidem  ante  hac  aliis  solebas  däre  consilia  mütua. 
Dagegen 

Stich.  331  Respice  ad  me  et  reltnque  egentem  pärasitum, 
Pane*gyris  lässt  sich  auch  respice  äd  me  et  reh'nque  messen,  wie 
oben  S.  79.  erlpe  8x  cre.  Cas.  231  ist  wohl  jambisch  Reh'nque 
aliquantum  orätionis  etc.  Ebenso  ist  kaum  anzuführen,  weil 
lückenhaft  überliefert: 

Cas.  222  Senecta  aetate  ungent<is  unct>us  per  vias,  ignäve, 
incedis. 

Most.  131  ist  Ritschl's  Angabe:  tibi  ünum  emeritumst  Stipen- 
dium wohl  falsch,  vgl.  0.  Fr.  Aug.  Lorenz  z.  d.  St 

Auch  wird  man  zu  Gunsten  der  erörterten  Erscheinung  nicht 
Stich.  256  negato  esse  anführen,  da  A  dort  negat  esse  bietet. 
Auch  Trin.  983  ist  schwerlich  ein  Beispiel  für  verkürztes  ablre 
äctiitum,  da  die  Hauptcäsur  dazwischen  treten  würde;  es  ist  woM 

6* 


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84 


Prosodie.    I.  Das  metrische  Kürsungsgesetz. 


mit  ire  —  ab  his  statt  abire:  Pröperas  au  non  pröperas  ire 
actiStum  ab  Iiis  regiönibus  zu  lesen.  Endlich  ist  Poen.  1301  und 
Cist.  126  wohl  Synizese  von  puellani  anzunehmen.  Jedoch  scheint 
Bacch.  615  nach  der  besten  Quelle  (B)  wie  sicher  die  folgenden 
Verse  anapästisch  zu  messen,  nicht  als  trochäischer  Octouar,  da 
B  nach  natus  eine  Rasur  von  fünf  Buchstaben  hat:  MalS 
volente  ingenlö  natus  ^  - :  postremo  mist  quod  n61o  aliis.  Cre- 
dibile  hoc  est?  nequior  nemost  |  Nec  indignior,  quoi  di  bene 
faciant  etc. 

So  Hesse  sich  endlich  allenfalls  die  Messung  Trin.  270  äd- 
pltcäre  änimüin  in  anapästischem  Rhythmus  wie  ädpltcäs  änimüm 
denken,  nicht  etwa,  wie  A.  Speugel  misst,  sidpficare  animüm, 
allein  die  fragliche  Stelle  ist  so,  wie  sie  A  bietet,  überhaupt  un- 
metrisch und  eher  kretisch  als  anapästisch  zu  fassen;  dasselbe 
gilt  von  der  Relation  der  Palatini. 

Auch  andre  Stellen,  wo  man  eine  ähnliche  Messung  finden 
könnte,  wie  Cure.  258  Facit  hic  quod  pauci,  ü*t  si<e>t  magistro 
obsequens  (etwa  facit  hic  —  ut  si't  magistro  <swo>  öbsequens)  und 
Poen.  1406  Aüsculta  söröri:  ab!  diiunge  sind  hier  schwerlich  an- 
zuführen. Stich.  474  LübSnte  hercle  me  facies  t(u^>.  : :  Idcm  ego 
istiic  scio  nach  A,  doch  da  von  tu  in  den  übrigen  Handschriften 
keine  Spur  vorhanden  ist,  sebeiut  die  Umstellung  me  hercle  facies 
ohne  tu  vorzuziehen. 

Demnach  bleiben  nicht  gerade  viele  Beispiele  für  diese 
Messung  elidirter  Wörter,  und  ein  Theil  derselben  gestattet,  wie 
bereits  angegeben,  auch  andere  Messung.  Dennoch  können  wir 
diese  Wirkung  des  metrischen  Kürzungsgesetzes,  durch  deren 
Annahme  doch  eine  Reihe  Stellen  vor  jeder  Aenderung  bewahrt 
wird,  nicht  unbedingt  verwerfen,  da  sie  auch  eine  gewisse 
Stütze  in  den  später  noch  zu  besprechenden  Messungen  vÖlupta- 
tibus,  inägisträtus,  verebämini  u.  ä.  finden.  So  lässt  sich  die 
Scansion  von  vel  ire  extra  portam,  scelestae  ha<*  sunt  u.  ä  recht 
gut  in  Parallele  mit  verebamini  stellen,  da  die  Elision  die  Wörter 
eint  Darum  darf  es  auch  nicht  von  vorn  herein  abgewiesen 
werden,  wenn  man  versucht  mit  solchen  Messungen  andre  Stellen 
zu  halten  oder  zu  heilen,  die,  obgleich  sonst  ohne  Anstoss  un- 
geheilt  oder  unheilbar  schienen,  wie  wir  das  mit  perii:  arundo 
alas  verberat  u.  a.  thaten.    Einfach  ist  z.  B.  die  Aenderung: 

Stich.  721  Äge  tibicen:  quando  blblsti,<i>  refer  ad  labeas  tibias. 
Vgl.  Bacch.  1051)  i,  fer  Mio  u.  ä. 


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3.  Weitere  Erscheinungen  des  metrischen  KürzungHgesetzeB.  85 

Stich.  614  Non  metuo:  per  hörtum  <6go>  transibo,  non  pro- 
dibo  in  publicum. 

Endlich  haben   M.  Haupt  und  Fr.  Ritsehl  zwar  geistvoll 
übereinstimmend  hergestellt: 

Mil.  24  Nisi  ünum  epityrum  illi  estur  insane  bene, 
allein  eine  nähere  Prüfung  der  Ueberlieferung  dieses  Verses,  der 
bereits  eine  kleine  Geschichte  hat,  kann  sich  nicht  bei  dieser 
Vermuthung  beruhigen.  An  sich  ist  schon  wenig  wahrscheinlich, 
dass  ein  vorhandenes  apud  illa  für  apud  illum  verschrieben 
und  dies  als  Glosse  für  illi  eingesetzt  sei.  Denn  apud  illum  ist 
lediglich  Lindemann's  Conjectur,  wie  auch  epityrum,  das  für 
unsern  Plautusvers  nicht  überliefert  ist.  Sicher  ist  zunächst  der 
zweite  Theil,  dieser  wird  uns,  abgesehen  von  geringfügigen  Ab- 
weichungen, wie  estuer  in  Varro's  codex  Florentinus  und  estu- 
rieusa  uebene  in  B  und  esturiens  ane  bene,  unzweifelhaft  als 
estur  insane  bene  überliefert.  Ebenso  sicher  aber  ist,  dass  weder 
unsre  Plautushandschriften  noch  das  so  wichtige  Varrocitat  epi- 
tyrum bieten,  sondern  den  Plural  epityra.  Die  gegenteilige  An- 
nahme beruht  auf  einem  Missverständnisse  des  Varrotextes.  Varro 
citirt  ganz  richtig  und  mit  den  Palatini  des  Plautus  überein- 
stimmend epityra.  Nur  in  seiner  dem  Verse  folgenden  Erklärung 
sagt  er:  epityrum  vocabulum  est  eibi  quo  frequentius  Sicilia  quam 
Italia  usa.  Id  vcJicnienter  quom  vellet  dicere,  dixit  insane,  quod 
insani  faciunt  omnia  vehementer.  Dass  er  also  den  Singular  des 
Wortes  bei  der  Worterklärung  setzt,  ist  doch  ganz  natürlich,  und 
wenn  id  im  Anfang  des  zweiten  Satzes  verderbt  sein  soll,  was 
nicht  uubedingt  anzunehmen  ist,  so  kann  man  ebenso  gut  dafür 
edi  wie  C.  0.  Müller's  id  edi  lesen.  Jedenfalls  aber  giebt  Varro 
und  die  Palatinische  Kecension  des  Plautus  den  Plural  epityra 
für  den  Text  des  Verses.  Der  Ambrosianus  giebt  uns  jetzt 
zwischen  unum  und  -tur  eine  Lücke.  Zufällig  ist  auch  in  dieser 
Stelle  das  Varrocitat  lückenhaft,  wie  oft  bei  solchen  Citaten, 
in  denen  mehr  nur  auf  die  zu  erklärenden  Worte  (hier  epityra 
*  und  estur  insane  bene)  geachtet  wurde.  Die  Stelle  lautet 
bei  Varro  si  unum  epityra  estur  insane  bene,  was  an  sich 
sinnlos  ist,  da  etwas  zur  Vermittelung  der  Construction  fehlt, 
offenbar  das  apud  illa  der  Palatini.  Denn  diese  sind  die  einzige 
Kecension,  die  wirklich  einen  lückenlosen  und  völlig  sinngerechten 
Text  bieten.  Nisi  unum:  epityra  ut  apud  illa  estur  insane  bene. 
Ueberflüssig  und  störend  ist  nur  das  ungeschickt  zwischen  epityra 


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ProBodie.    I.  Das  metrische  Kürzungsgesetz. 


und  den  dazu  gehörenden  Worten  apud  illa  gesetzte  ut.  Es  war 
vermuthlich  übergeschrieben  über  das  vel  des  folgenden  Verses,  das 
im  Sinne  von  ut,  velut  steht,  und  im  Archetypus  der  Palatini 
recht  gut  gerade  unter  epityra  apud  illa  stehen  konnte:  Ubi  tu* 
es.  ::eccum.  edepol  vel  elephanto  in  fndia;  so  konnte  es  auch 
mitten  in  die  zusammengehörenden  Worte  hineingerathen.  Aehn- 
liche  Versehen  sind  sicher  in  unserem  Plautustext  vorgekommen, 
vgl.  z.  B.  Schoell,  praef.  ad  Capt.  p.  XV,  wo  nachgewiesen  wird, 
dass  Capt.  59  ein  esse  aus  einem  ähnlichen  Versehen  in  den  vor- 
hergehenden Vers  kam  u.  a.  Darauf  scheint  auch  der  Ambrosianus 
zu  führen,  dessen  Lücke  augenscheinlich  nicht  alles  deckt,  was 
im  Palatinischen  Texte  steht.  Jedenfalls  aber  stand  auch  im 
Ambrosianus  wie  bei  Varro  und  in  den  übrigen  Plautushandschriften 
epityra,  nicht  epityrum.  Da  aber  apud  illa  nicht  fehlen  darf, 
bleibt  nur,  wie  angedeutet,  das  überflüssige  ut  der  Palatinen  zu 
streichen.  Die  Construction  epityra  apud  illa  estur  insane  bene 
ist  echt  Plautinisch  und  giebt  einen  guten  Sinn:  „Bei  solchen 
Leckerbissen  isst  sich's  unsinnig  gut/'  Die  Wortstellung  ist  wie 
Cure.  195  maledictis  pro  istis.  Asin.  130  at  malo  cum  tuo,  vgl. 
Capt.  406.  Asin.  187  u.  a.,  und  über  die  locale  Bedeutung 
von  apud  ist  nicht  weiter  zu  reden:  ja  man  kann  hier  sogar 
eine  treffliche  Pointe  des  Parasiten  auf  den  Bramarbas  finden, 
wenn  er  statt  apud  illum  eben  sagt  apud  illa  epityra,  weil  dies 
das  einzige  ist,  das  ihn  bei  diesem  hält.  Dies  alles  erwogen  er- 
halten wir  folgenden  auf  alter  Ueberlieferung  fussenden  Vers: 
Nisi  ünum:  epityra  apud  illa  estur  insane  bene. 

Das  ist  ein  neuer  Beleg  für  die  in  Rede  stehende  Messung. 
Die  Krage,  ob  ein  erst  durch  Elision  iambisch  gewordenes  Wort 
oder  ein  solcher  Wortcomplex  metrische  Positionskürzung  erleiden 
kann,  sind  wir  demnach  zu  bejahen  geneigt  Zehn  unter  den 
angeführten  Stellen  bieten  eine  solche  Kürzung  deutlich  in  unserer 
Ueberlieferung.  Eine  Anzahl  Stellen  müsste  geändert  werden, 
wenn  man  das  Gesetz  nicht  zugiebt.  Wir  erklären  diese  Fälle 
um  so  mehr  für  legal,  weil  alle  hier  in  Frage  kommenden  Wort- 
gruppen, wie  bereits  oben  angedeutet,  in  der  noch  zu  besprechen- 
den letzten  Erscheinung  unsers  Kürzungsgesetzes  ihre  Analogie 
finden.  Bindet  die  Elision  die  einzelnen  Wörter,  so  finden  wir 
in  einem  hilründo  ülas,  nisi  unum  epityra,  vel  ire  extra  u.  ä.  die- 
selben Betonuugs-  und  metrischen  Positionsverhältnisse,  wie  in 
voluptates,  seneetüti,  verSbäinini  u.  ä. 


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3.  Weitere  EracheinnDgen  des  metrischen  Kürzungsgesetzes. 


87 


Es  ist  aber  bei  Plautus  eine  ganz  gesetzmassige  und  von 
der  Textkritik  längst  allgemein  anerkannte  Erscheinung,  dass 
die  zweite  an  sich  lange  Silbe  in  mindestens  viersilbigen  Wörtern, 
deren  Hauptton  auf  der  dritten  langen  Silbe  ruht,  in  der  be- 
stimmten metrischen  Position  gekürzt  wird,  wie  in  mägistratus, 
mäglstratibus,  während  mägister  immer  die  zweite  Silbe  lang 
hat.  Dies  letztere  ist  ein  Fingerzeig  für  die  Erklärung  dieser 
Kürzung.  In  solchen  iambisch  beginnenden  Wörtern  haben  wir 
ähnliche  Tonverhältnisse,  wie  bei  einfachem  iambischen  Worte, 
denen  noch  ein  anderes  zwei-  oder  mehrsilbiges  Wort  folgt. 
Schon  Ritsehl,  prol.  p.  327  macht  auf  die  Analogie  von  pÖtS- 

stätem  mit  pötSst  aufmerksam.   Man  mass  eben  pot&stgtem  ganz 

wie  potgst  tantum;  voluptätem  wie  völup  tatein.  Die  Tonverhält- 
nisse sind  also  die  gleichen,  nur  dass  der  Silbencomplex  volup 
auf  der  Stammsilbe  natürlich  nur  einen  Nebenaccent  hat,  während 
der  volle  Hochton  auf  der  dritten  Silbe  ruht.  Sichtlich  aber 
wird  durch  diese  Accentverhältnisse  der  erste  Theil  in  pote- 

s  tat  cm,  iiWen-tütem  wenigstens  so  weit  von  der  Haupttonsilbe 
und  der  folgenden  Silbe  isolirt,  dass  er  der  metrischen  Kürzung 
verfallen  konnte,  wie  ein  einfaches  iambisches  Wort  Da  er 
jedoch  näher  mit  dem  Folgenden  verbunden  wird,  als  ein  selbst- 
ständiges iambisches  Wort,  erklärt  es  sich,  dass  diese  Art 
Kürzung,  wenn  auch  nicht  allzu  häufig,  ebenso  in  den  inneren 
Senkungen  der  iambischen  und  trochäischen  Dipodien  erscheint, 
wie  in  dem  zuvor  besprochenen  Falle  mit  Dlcam  tibi  tnpingam  u.  ä. 

Unter  solchen  Verhältnissen  gekürzte  Wörter  sind  die  folgen- 
den: Fgrentärium  Trin.  456.  iüventutis  u.  s.  w.  Amph.  154. 
Cure.  38.  Most.  30.  Pseud.  202.  gubernabant  Mil.  1001.  mägi- 
stratus Belege  bei  Müller,  a.  0.  S.  243;  dies  auch  in  innerer 
Senkung  Pers.  76.  Truc.  761,  jedoch  Epid.  592  Epidicus  mihi 
fiüt  magister  oder  nach  Spuren  in  A:  Epidicust  mihi  inagister; 
ferner  mlriisträre,  auch  in  innerer  Senkung  Cure.  3G9.  Stich.  689. 
pÖtestateni,  aber  Trin.  822  nicht  pÖtgstas  bei  falscher  Ergänzung, 
sondern  quom  penes  nie  <fuit  nullä)  pötestäs  oder  ähnlich;  quä- 
drlngönti  oder  quädrigenti  u.  ä.,  aber  nicht  dücentös,  sondern 
Bacch.  272,  wie  immer  gerade  bei  dieser  Zahl  mille  et  ducentos; 
säglttatus,  aber  nicht  sägltta;  Aul.  395  ist  statt  cönfigß  sägttüs 
oder  cönftge'  saglttls  oder  silgltls,  was  alles  ungebräuchlich  ist, 
unter  Vertauschung  eines  Buchstaben  mit  einem  sehr  ähnlichen 


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88 


Prosodie.    1.  Das  metrische  Kürzungsgeeet«. 


cöiiftcc  sägittis  zu  schreiben;  es  ist  der  gewöhnliche  Ausdruck 
an  Stelle  des  gewählteren  gesetzt  worden,  vgl.  Plaut.  Pseud.  464 
Conficiet  iam  te  his  verbis  u.  ä.,  vgl.  Reinh.  Klotz,  Handwörter- 
buch I  S.  1037;  und  Pers.  25  Sagitta  Cupido  cor  meum  trans- 
ffxit.  ::  lam  servi  lue  amant  ist  nicht  mit  Ritsehl  cor  Cupido 
meum  zu  stellen,  weil  dadurch  dem  Verse  die  Hauptcäsur  ge- 
raubt würde,  sondern  nur  meum  cor,  wie  Trin.  223  meo  corde, 
wo  A  corde  meo  hat,  ähnlich  ibid.  257  cum  meo  animo,  A  cum 
animo  meo;  und  dann  bacchiisch  zu  messen:  Sagitta  Cupido  meum 
cor  transfixit.  ::  Iam  servi  hic  amant,  worüber  unten  Rhythmik  II,  4 
am  Ende  zu  handeln  ist;  in  Bacchien  findet  sich  so  meum  cor 
Sext.  Turpil.  88  Satin  tft  se  meum  cor  voluptatibüs  dat?  ähnlich 
Stat.  230  nünc  meum  cor  cumulätur  ira  u.  ä.  o.  Ferner  sSdön- 
tarius  Aul.  513.  seneetüti  u.  s.  w.  Trin.  398.  Phorm.  434.  [süb- 
Örnäta  Pers.  arg.  4].  süpellectilis  u.  s.  w.  Poen.  1145.  Stich.  62. 
Phorm.  666.  täbgrnaculuni  Trin.  726.  vßnüstatis,  vgtüstate,  vÖlün- 
tatis,  vÖluptatem  u.  s.  w.  völüptarii,  s.  Müller  S.  260  fgg.,  in 
innerer  Senkung  davon  vÖlüntate  Mil.  1124.  Stich.  50  und  vö- 
luptatis  u.  ä.  Auiph.  039.  Pseud.  60.  537.  1280.  Poen.  1263. 

Dies  sind  sämmtlich  Positionsliingen,  und  man  hat  gemeint, 
vgl.  Müller,  Plautio.  Prosodie,  S.  266 — 280,  es  sei  diese  Kürzung 
auf  Positionslängen  zu  beschränken,  nicht  auch  auf  Naturlängen 
auszudehnen.  Allein  wir  haben  in  allen  den  zahlreichen  Fällen, 
wo  wir  dieses  metrische  Kürzungsgesetz  beobachtet  haben,  ge- 
funden, dass  nicht  der  geringste  Unterschied  zwischen  naturlangen 
und  positionslangen  Silben  gemacht  wurde,  weil  eben  dies  Ge- 
setz in  erster  Linie  ein  metrisches,  das  entscheidende  Moment 
eine  bestimmte  Position  bestimmter  Silben  im  Verse  ist  und 
keine  vulgäre  Vernachlässigung  des  gewöhnlichen  Positions- 
gesetzes vorliegt.  So  würde  es  von  vorn  herein  auffallen,  wenn 
in  diesem  einen  Punkte  eine  wesentliche  Unterscheidung  zwischen 
den  nur  im  Sprachmaterial  begründeten  Arten  der  Länge  ge- 
macht worden  wäre.  Dazu  kommt,  dass  wirklich  derartige  Bei- 
spiel*1 mit  Naturläuge  in  der  gekürzten  Silbe  durch  unsre  beste 
Ueberlieferung  bestätigt  werden,  wie 

Phorm.  002  Quid  ad  me  ibatis?::  Ridiculum  —  ::  Fmbämini, 
wenn  auch  in  der  einen  Klasse  der  Calliopischen  Handschriften 
herumcorrigirt  sein  mag.    Allein  diese  von  Bentley  wieder  auf- 
genommene Lesart  veremini  ist  nach  der  ganzen  Construction 
unmöglich  und  die  von  Dziatzko  aufgenommene  Conjectur  Müller's 


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3.  Weitere  Erscheinungen  des  metrischen  KürzungBgesetzes.  89 

rebäminin  Me  nön  id  facere?  statt  Verebämini,  Ne  nön  id  facerem 

nicht  wahrscheinlicher.  Die  Form  vere-bliniini  ist  metrisch  nicht 

anders  behandelt  worden  als  cäle-fTeri;  die  zweite  unbetonte  Silbe 
ist  durch  den  Nebenton  der  Stammsilbe,  durch  den  hier  überdies 
der  erste  Theil  der  Compositum  eine  gewisse  Selbstständigkeit  er- 
hält, ein  wenig  von  den  nächsten  Silben  isolirt,  und  schon  diese 
geringe  Selbstständigkeit  dieses  jambischen  Einganges  genügte,  die 
unbetonte  zweite  Silbe  gegen  die  metrische  Kürzungstendenz 
ebenso  un widerstandsfähig  zu  machen,  wie  im  einfachen  iam- 
bischen  Worte  vidf»,  vidg  licet  u.  ä. 

Wie  weit  man  dieser  unzweifelhaften  Belegstelle  für  der- 
artige Kürzung  bei  Naturlänge  noch  andre  aus  Plautus  an  die 
Seite  setzen  will,  ist  eine  specielle  Frage  der  Textkritik.  Ueber- 
liefert  sind  uns  verschiedene  Stellen  mit  solchen  Kürzungen. 
Hier  führen  wir  Folgendes  an: 

Amph.  930  Ibo  egoniet:  comitem  mihi  j»r«#citiai)]  dtixero, 

wo  nur  ganz  gewaltsame  Aenderungen  diese  Erscheinung  weg- 
schaffen können.  Auch  der  so  entstehende  Proceleusmaticus  ist 
regelrecht  gebaut,  vgl.  Metrik  II,  G.  Andre  Stellen  bei  Müller 
a.  0.  S.  275. 

Pseud.  1262  prqnn&xv  äwitcissuniam  amicitiam, 

wo  sich  die  an  sich  tadellose  Ueberlieferung  halten  lässt,  wenn 
man  die  den  zwei  vorhergehenden  Stellen  ganz  aualoge  Kürzung 
in  demselben  Dimeter  zweimal  au  nimmt. 

Merc.  846  Vitam,  amtcitiam  civitatem,  laetitiam,  ludiim,  iocum. 

civitatem  ist  jedenfalls  richtig,  es  bildet  den  Gegensatz  zu  exi- 
liuni  in  der  zwei  Verse  später  folgenden  Aufzählung;  aber  man 
kann  daran  denken,  cm  als  eine  Silbe  zu  messen,  wozu  sich 
obliscere  u.  ä.  stellen  lässt,  vgl.  Metrik  II,  2.  Rud.  601  wird 
vldebatur  überliefert,  jedoch  folgt  später  videtur,  Men.  37  viel- 
leicht Sjhracusas  u.  ä. 

Die  Messung  verSbämini  lässt  sich  nicht  aufechten,  selbst 
wenn  nur  wenige  Beispiele  aus  Plautus  sich  daueben  stellen 
lassen.  Denn  sie  erhält  noch  einen  Rückhalt  in  einer  andern, 
aber  ganz  ähnlichen  Erscheinung.  Wir  sahen  oben,  dass  einem 
einfachen  vlde  ganz  gleich  behandelt  wurde  eine  unter  Elision 
erfolgte  Verbindung  zweier  Wörter,  wie  vlde  üt  discidit  labrum 
ganz  wie  vlde  discidit  labrum  u.  ä.    Die  Consequenz  davon  ist 


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90 


l'rosodie.    I.  Das  metrische  Kflrzungsgesetz. 


für  unsern  Fall  klar.  Eine  Messung  wie  növo  Örnatu  in  dem 
Dimeter: 

Trin.  840b  Cum  növo  örnatu  specleque  sliuul. 

ist  ebenso  legal,  wie  z.  B.  Heaut.  1025  volöntate  öbsecro;  doch 
auch  hier  findet  sich  Positious-  und  Naturlänge  ohne  Unterschied 
gekürzt.  Denn  gerade  ornatus  hat  naturlange  Anfangssilbe.  Man 
wird  also  mit  der  Möglichkeit  rechnen  müssen,  auch  andre  Stellen 
so  zu  messen,  vgl.  Capt.  340  ut  aestimatum,  Cure.  594  neque  vidi 
neque  aüdivi,  so  besonders  nach  L.  Havet,  wo  jedoch  Fleckeisens 
nec  vidi  aut  audivi  immerhin  eine  leichte  und  gefällige  Aende- 
rung  ist.    Stich.  213  quöt  aiitem  lässt  sich  halten,  wenn  man 

quÖt  aiitem  mit  enklitischem  autem  betont,  wofür  qu6t  Item 
conjicirt  ist. 

Jedenfalls  haben  wir  hier  nur  eine  sehr  vereinzelte  Er- 
scheinung. Es  lassen  sich  fast  nur  noch  Beispiele  mit  uxor  auf- 
stellen, die  mehrfach  recht  zweifelhaft  sind.  So  Phorm.  770  ist 
wohl  mit  Streichung  des  zweiten  überflüssigen  ut  zu  lesen:  lta 
faciain,  ut  frater  eensuit:  uxorem  eius  huc  addücam.  Doch  scheint, 
wiewohl  auch  hier  geändert  wird,  sicher  zu  sein 

Merc.  244  Ad  me  domum  intro  ad  üxoreni  dueturam  inean», 
schwerlich  intro  ad  üx. 

Dreimal  begegnet  die  Wendung  sed  uxör,  wo  es  sich  wegen 
der  Betonung  um  eine  der  schwersten  Kürzungen  handeln  würde: 

Rud.  904  Sgd  uxör  vocat  me  ad  prandium.   redeö  domum. 

Kud.  895  Sed  uxör  scelesta  me  omnibus  servät  modis. 

Cas.  209  Sed  uxör  me  exeruciat,  quia  vivit. 
Und  die  Stellen  scheinen  sich  gegenseitig  zu  schützen.  Aliein 
die  erste  beruht  gar  nicht  auf  handschriftlicher  Ueberlieferung, 
sondern  auf  Fleckeiseu  s  Vermuthung,  sie  lautet  vielmehr  in  den 
Handschriften  ohne  diese  harte  Kürzung:  Sed  ad  prandium  uxor 
me  vocat.  redeo  domum  ohne  Variante.  In  der  dritten  Stelle, 
die  noch  nicht  endgiltig  hergestellt  scheint,  ist  Sed  ßxerriciat  me 
uxor  quia  vivit  eine  siungerechte  Umstellung,  wahrend  die  zweite 
sich  vielleicht  Sed  me  uxor  scelerata  oder  ähnlich  lesen  lässt. 

Allein  so  selten  auch  der  hier  erwähnte  Fall  vorgekommen 
sein  mag  und  so  leicht  sich  vielfach  ändern  lässt,  wie  növö  cum 
omati  u.  dgl.,  als  unmöglich  kann  man  ihn  nicht  hinstellen. 
Ja  es  findet  sich  sogar  zu  diesem  cum  novo  örnätu  die  analoge 
Kürzung  bei  kretischem  Worte  überliefert: 


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3.  Weitere  Erscheinungen  dea  metrischen  Kürzungsgesctzes.  91 

Aul.  721  mälß  perditüs  pessüme  ornätus  eo. 
Auch  hier  konnte  man  nachhelfen  wollen  mit  pessume  eo  Jrnatus 
oder  pessume  omistus  eo  nach  Epid.  375  dolis  astutiisquc  onu- 
8tam  u.  ä.  Doch  trifft  alles  zu,  wie  bei  cum  novo  Örnatu.  Die 
gekürzte  Silbe  ist  tonlos  und  durch  Elision  mit  dem  vorher- 
gehenden Creticus  verwachsen.  Aber  eine  Messung  wie  cöntü- 
bernalis  ist  haltlos,  vgl.  Müller,  a.  0.  S.  263—265. 

Wir  haben  beständig  hervorgehoben,  dass  die  zu  kürzende 
Silbe  eine  unbetonte  war.  Aber  selbst  davon  scheinen  Aus- 
nahmen vorzukommen,  zwar  lange  nicht  soviel  als  L.  Havet, 
a.  0.  S.  137  fg.  annimmt,  der  Verkürzungen  wie  fenestra  als 
ganz  legal  hinstellt.  Denn  ein  grosser  Theil  der  hierfür  auf 
gestellten  Beispiele  entfallt  bei  näherer  Betrachtung.  Für  fenestra 
ist  uns  ausdrücklich  die  Nebenform  festra  für  des  Ennius  Zeit 
durch  die  besten  Grammatiker  verbürgt,  aufgeführt  von  Müller 
S.  239,  für  ävonculus  an  vier  Stellen  der  Aulularia,  s.  Müller 
S.  232.  233,  lässt  sich  mit  der  Form  avonclus  auskommen,  ein- 
mal allerdings  mit  Umstellung;  unbedenklich  aber  ist  es  eine 
solche  Form  einzusetzen,  da  ja  auch  periculum  u.  v.  ä.  unsere 
Handschriften  da  bieten,  wo  der  Vers  die  kurze  Form  periclum 
u.  s.  w.  verlangt.  Poen.  1206  ist  ein  ärüspex  durch  Beseitigung 
eines  que  von  Müller  gebessert:  quod  ärüspex.  Es  ist  wohl 
gleichfalls  unter  Streichung  eines  que  zu  lesen 

Capt.  246  IVr  commune  servitiuni,  quod  hostica  evemt  manu, 
libri  perque  c.  conservitium,  da  man  die  Geschmacklosigkeit  eines 
conmune  conservitium  dem  Phutus  kaum  zutraut  und  die  Cäsur 
nach  servltmm,  quod  ganz  legal  ist,  vgl.  Metrik  1,  3  gegen  Ende. 
Ferner  hat  Ritsehl  mit  Streichung  des  dritten  quibus  Pseud.  180 
Quibus  vitae,  quibus  deh'ciae  estis,  savi'a  mämillae  mellitae,  wie 
es  scheint,  richtig  geschrieben.  Auch  griechische  Eigennamen,  wie 
Alexander,  Most.  775.  Bacch.  947  u.  u.  PhilÖxenus  Bacch.  1106 
oder  Philippus,  doch  vgl.  unten,  und  Achilles  (Nebenform  'AjtfXtv<$) 
u.  ä.,  s.  Müller  S.  231  fgg ,  können  natürlich  hier  nicht  angeführt 
werden.  Andre  Stellen  sind  bereits  oben  gelegentlich  besprochen 
worden. 

Cas.  199  ist  kein  Grund  nitorlbus  zu  messen.  Denn  Ussing 
sagt  richtig:  'rebus  et  uitoribus'  iuepte  iunguntur.  Nur  durfte  er 
desshalb  nicht  rebus  und  et  streichen.  Man  vermuthe  moribus  statt 
nitoribus  und  lese:  Omnibus  rebus  auiorem  ego  credo  et  moribus 
nitidis  antevenire. 


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02  Prosodie.    I.  Das  metrische  Kürzungsgesctz. 

Andr.  613  stände  die  Messung  fidüciä  einzig  bei  Terenz  da, 
der  Vers  bietet  noch  einen  Anstoss,  von  dem  weiter  unten  zu 
handeln  ist;  es  ist,  wie  wir  sehen  werdeu,  anders  als  gewöhn- 
lich die  Versabtheilung  vorzunehmen.    Ferner  ist  zu  schreiben 

Most.  217  Dum  tibist  nunc  haec  aetätula,  in  sßnecta  etc. 
statt  des  uberlieferten  tibi  .  . .  aetatulast,  wie  est  gern  ans  Ende 
oder  ans  Particip,  zu  dem  es  gehört,  gerückt  wurde,  vgl.  ib.  314 
u.  v.  a. 

Allein  es  bleiben  einige  ganz  unzweifelhafte  Fülle,  wo  ein 
Wort  von  der  prosodisehen  Gestalt  eines  Bacchius  oder  Diiambus 
(<^__  und  in  der  zweiten  Silbe  gekürzt  ist.    Bei  slnitl- 

liunae  und  sätSllites  Asiu.  241  und  Trin.  833,  vielleicht  auch  bei 
tabellae,  das  jedoch  nirgends  sicher  als  anapästisch  gemessen 
erscheint  und  leicht  mit  tabulae  zu  ersetzen  geht,  mag  mau  zu 
einer  sprachlichen  Erklärung  greifen;  aber  sich  nicht  etwa  darauf 
berufen,  dass  zu  Plautus'  Zeit  die  Doppelconsonanz  nicht  durch 
die  Schrift  ausgedrückt  wurde,  was  j*a,^  wie  Müller  a.  0.  S.  253 
ausführt,  für  die  Aussprache  nicht  massgebend  ist,  sondern 
entweder  auf  die  Natur  des  1  mouille  hinweisen,  das  auch  in 
der  griechischen  Poesie  vielfachem  Schwanken  unterworfen  ist, 
wie  sich  AlejyXXov  und  Al<i%vXo$  u.  ä.  neben  einander  findet, 
oder  auf  die  ältere  Art  die  Stammsilbe  zu  betonen,  die  besonders 
W.  Corssen,  Aussprache  u.  s.  w.  IT  S.  892  —  906  wahrscheinlich 
zu  machen  suchte. 

Mit  der  Betonung  hängt  wohl  die  Quantität  vÖlüptas  zu- 
sammen. Dies  wird  an  zehn  Stellen  (Müller  S.  262)  so  über- 
liefert, dass  man  es  unbedingt  als  Anapäst  messen  muss.  Aber 
diese  Ausnahme,  scheiut  es,  bestätigt  gerade  die  Regel,  dass  die 
der  Kürzung  verfallende  Silbe  eine  unbetonte  sein  muss.  Denn 
das  gekürzte  voluptas  findet  sich  nur  in  der  Verbindung  mit  mea 
im  Versausgange  voluptas  mea,  sonst  aber,  wie  Pseud.  52  und 
Truc.  899,  wo  im  Versinnern  ineä  vÖlüptäs  steht,  hat  es  die 
natürliche  bacchiische  Messung.  Das  mea  hinter  voluptas  ist 
offenbar  ein  Enklitikon,  es  wirft  seinen  Acceut  auf  die  letzte 
Silbe  des  vorhergehenden  voluptas,  und  dies  wahrte  unter  diesem 
Einflu8s  seine  Betonung  voluptas,  so  dass  vÖlüptäs  mea  als  enge 
auf  der  drittletzten  Silbe  betonte  Wortverbindung  im  Verse  wie 
völüptärii  galt.  Auch  sonst  scheinen  sich  Anzeichen  für  die  Be- 
tonung der  Wörter  auf  äs,  ätis  in  Plautinischeu  Versen  erhalten 
zu  haben,  wie  Kud.  901  Ut  tempestäs  est,  wo  gleichfalls  ein 


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3.  Weitere  Erscheinungen  deB  metrischen  Kürzungagesetzes.  03 

enclitisches  Wort  nach  einem  Substantiv  auf  äs  steht,  eine  Stö- 
rung des  s.  g.  Dipodiengesetzes  ebensowenig  ist,  wie  ein  pergin 
an  der  gleichen  Stelle. 

Dies  kann  ein  Fingerzeig  sein,  wie  wir  die  vereinzelten  Aus- 
nahmen, die  sich  sonst  noch  in  dieser  Beziehung  finden,  zu  er- 
klären haben.  So  dedistiu  im  Anfange  zweier  Verse  Trin.  127. 129, 
auch  Cure.  345.  Ist  in  Folge  des  Autretens  des  enclitischeu  ne  der 
Hochton  des  Wortes  einmal  verrückt  und  bleibt  auf  der  dritten 
Silbe  auch  nach  Abfall  des  letzten  Vocals,  so  gilt  diese  Form 
für  den  Vers  ganz  wie  ein  längeres  regelrecht  auf  der  dritten 
Silbe  betontes  z.  B.  vÖlüptatem,  vßrSbamini,  verebarne,  und  die 
zweite  Silbe  ist  dann  gegen  die  Einwirkung  der  Positionskürzung 
nicht  geschützter  als  in  den  längeren  Formen  d^cßsting.  Freilich 
steht  an  der  Curculiostelle  dedisti  überliefert  und,  da  beide  Stellen 
offenbar  gleich  zu  gestalten  sind,  kann  man  an  der  ersten 
Stelle  schwanken  zwischen  dedi'sti  argentum  und  dedistin  argen- 
tum.  Doch  Plautinischer  Sprachgebrauch  empfiehlt  die  letztere 
Form. 

Ebenso  lehrreich  ist  eine  andre  Ausnahme: 
Mil.  1061  Dabitür  quantum  ipsus  preti  poscet.  :  :  Tälentum 
Philippum  huic  opus  aifrist. 

tälentum  behielt,  wie  auch  die  Vocalisation  zeigt,  seinen  griechi- 
schen Accent  auf  der  ersten  Silbe  und  verfiel  daher  mit  seiner 
unbetonten  Mittelsilbe  der  Kürzung  etwa  wie  ein  tamSn  tüm,  was 
man  auch  für  Philippus,  s.  oben,  geltend  machen  kann. 

Zum  Nachweis  etwaiger  weiterer  Consequenzen  unsers  Ge- 
setzes giebt  unsre  Ueberlieferung  keinen  Anhalt.  Auch  sind  nach 
unserer  Erklärung  kaum  andre  als  die  besprochenen  Fälle  denk- 
bar. Die  Messung 

Aul.  723  Perdlttssümüs  ego  suni  Ömriium  in  terra 
ist  in  unserer  handschriftlichen  Grundlage  nicht  unmittelbar  be- 
gründet, da  diese  Worte  in  einem  besonderu  Vers  geschrieben 
stehen,  einer  trochäischen  katalektischen  Pentapodie.  Da  jedoch 
der  Vers  sich  sonst  sehr  gut  in  den  anapästischeu  Rhythmus, 
der  durch  die  ganze  Scene  geht,  einreiht,  so  könnte  man  allenfalls 
die  regelwidrige  Positionskürzung  der  hoch  betonten  Mittelsilbe 
mit  der  Länge  des  schwerfälligen  Wortes  einigermassen  für  ent- 
schuldigt halten.1)    Dass  auch  in  griechischen  Anapästen  bei 

1)  Sicher  ist  dies  jedoch  keineswegs,  da  auch  im  zweiten  Theile  de« 
so  entstehenden  Octonars:  Natn  qnid  mihi  opus  est  vita,  qui  tantum  auri, 


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94  Proeodie.    I.  Das  metrische  Kürzungsgesetz. 

langem,  schwer  in  den  Vers  sich  fügenden  Wörtern  eiuzelne  Frei- 
heiten gestattet  wurden,  hat  Verfasser,  studia  Aescbylea  p.  32 
mit  Beispielen  belegt.  Aber  nirgend  heben  solche  vereinzelte 
Nothstände,  mit  denen  sich  der  Dichter  abfinden  muss,  die 
Regel  auf. 

Wir  haben  daran  festzuhalten,  dass  bei  all  diesen  Kürzungen 
das  Entscheidende  allerdings  die  Assimilation  der  Quantität  unter 
metrischer  Beeinflussung  ist,  eine  gewisse  metrische  Positions- 
kürzung, dabei  aber  sehr  wesentlich  bleibt,  dass  die  der  Kürzung 
verfallende  Lange  nach  beiden  Seiten  hin  möglichst  isolirt  und 
überhaupt  möglichst  wenig  widerstandsfähig  ist.  Letzteres  wird 
sie  aber,  wenn  der  grammatische  Hochton  auf  ihr  ruht,  daher 

die  Verschiedenheit  der  Quantität  eines  mäjrlsträtus  und  eines 

maglster  u.  ä.  Wie  weit  in  den  einzelnen  Fällen  sprachliche  Vor- 
gänge wirksam  waren,  ist  eine  nicht  leicht  zu  beantwortende 
Frage,  wir  haben  auch  hierfür  verschiedene  Anhalte  oben  an- 
gegeben. Ob  dagegen  vor  der  zu  kürzenden  Silbe  nur  eine  Kürze 
oder  ausser  dieser  eine  oder  mehrere  Silben  stehen,  ist  an  sich 
für  den  Vorgang  der  Kürzung  gleichgiltig.  In  Trochäen  und 
Iamben  waren  Kürzungen  wie  erlpe  Sx  dre  nur  darum  selten,  weil 
eine  Form  ertpß  ttbias  oder  mitte  täbellas  nicht  zulässig  ist. 
Gewöhnlich  und  zwar  in  weitaus  den  meisten  Fällen  war  die 
gekürzte  Silbe  die  letzte  eines  iambischen  oder  iambisch  endigen- 
den Wortes  oder  Wortcomplexes.  Allein  es  konnte  auch  eine 
Anlehnung  an  das  Folgende  stattfinden.  Je  lockerer  diese  ist, 
desto  zahlreicher  erscheint  die  Kürzung.  Je  enger  sie  ist,  um 
so  seltner  begegnet  die  Wirkung  des  metrischen  Kürzungsgesetzes. 
Um  so  mühsamer  war  für  uns  der  Weg  der  Beobachtung  und 
Untersuchung,  die  sich  sogar  öfters  in  einzelne  Textbetrachtungen 
verlieren  musste. 

Allein  diese  ausführliche  Betrachtung  ergiebt,  dass  in  die- 
sem zuerst  zur  Erörterung  gelangten  Gesetze  die  Einheit- 
lichkeit der  metrischen  Technik  durch  alle  verschiedenen 
Rhythmengeschlechter  hervortritt,  die  auch  auf  andern  Gebieten 
zu  verfolgen  und  darzulegen  eine  Hauptaufgabe  für  uns  ist. 


auch  wenn  man  mi  opüst  liest,  eine  Silbe  zu  viel  bleibt.  Porditissumus 
kann  aus  dem  Anfang  des  folgenden  Verses  I'erdidi  vorschrieben  sein  und  etwa 
für  Pes8timu8  stehen,  wodurch  ein  richtiger  Octonar  gewonuen  würde. 


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3.  Weitere  Erscheinungen  des  metrischen  Kürznngsgesetzes.  95 

Es  entspricht  ganz  der  eigenartigen  Natur  des  slöog  ncaco- 
vtx6v,  dass  in  bacchiischen  und  kretischen  Versen  unser  Ge- 
setz am  seltensten  ist,  sich  überhaupt  nur  auf  iambische  Wörter 
und  Wortcomplexe  beschränkt  und  besonders  in  Senkungen  der 
kretischen  Versarten,  die  auch  sonst  noch  reiner  als  die  gewöhn- 
lichen inneren  Senkungen  sind,  vgl.  Metrik  II,  5  am  Ende,  gar 
nicht  und  in  denen  des  Bacchius  auch  nur  sehr  spürlich  vor- 
kommt, während  es  in  den  Hebungen  entsprechend  den  Verhält- 
nissen der  Auflösungen  wahrnehmbar  ist. 

Umgekehrt  muss  in  den  Anapästen  das  Gesetz  am  meisten 
in  Evidenz  treten.  Dass  gerade  hier  alle  Consequenzen  desselben 
sich  in  grösserer  Zahl  zeigen,  liegt  augenscheinlich  in  der  Natur 
dieses  Rhythmus.  Da  dieser  lauter  zweimorige,  der  Hebung 
gleichwerthige  Senkungen  hat  und  die  Hebung  häufig  in  zwei 
Kürzen  auflöst,  so  kann  das  Gesetz  unbeschränkt  in  allen  Vers- 
stellen und  in  allen  möglichen  Wortformen  wirken. 

In  Iaraben  und  Trochäen  kann  die  Kürzung  zwar  in  den 
Hebungen  ausser  bei  iambischen  Wörtern  auch  in  kretischen 
vorkommen,  aber  längere  kretisch  auslautende  Wörter,  wie  sö 
merum  avärifer  faucibus  plenis,  vgl.  Cure.  127,  sind  ausgeschlossen, 
auch  der  gekürzte  Creticus  ist  nur  im  Anfange  der  iambisch 
anhebenden  Reihe  möglich;  in  den  iambisch -trochäischen  Sen- 
kungen aber  trat  nach  den  Grundregeln  des  yevog  iapßixöv  hier 
nothwendig  die  Beschränkung  auf  iambische  oder  iambisch  be- 
ginnende Wörter  und  Wortcomplexe  ein.  Denn  verkürzte  Krc- 
tiker  waren  einfach  dadurch  ausgeschlossen,  dass  die  der  Hebung 
nicht  gleichwerthige  Senkung  nur  die  flüchtigen  Kürzen  duldete, 
vor  allem  keine  Endkürzen  eines  daktylisch  auslautenden  Wortes. 
Dennoch  sehen  wir  auch  hier  die  einheitliche  Technik  durch- 
geführt, insofern  selbst  in  trochäisch- iambischen  inneren  Sen- 
kungen in  dem  einen  speciellen  Falle,  wo  sie  denkbar  war,  die 
Verkürzung  eines  Creticus  auch  wirklich  eintrat,  vgl.  Stich.  710 
eripe  8x  öre  u.  ä. 

Ganz  im  Gegensatz  zur  iambisch -trochäischen  Rhythmen- 
gattung konnte  im  daktylischen  Versmasse  das  Kürzungs- 
gesetz naturgemäss  nur  in  der  Senkung  zur  Geltung  kommen, 
weil  die  Hebung  nicht  aufgelöst  wurde.  Hier  aber  traten  die- 
selben Erscheinungen  ein,  wie  in  der  anapästischen  Senkung, 
lediglich  in  der  einen  von  uns  im  Eingange  unserer  Untersuchung 
begründeten  Beschränkung  auf  vocalischen  Ausgang.   Die  Con- 


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or» 


Proßodie.    I.  Das  metrieche  Kurznngßgesetz. 


sequenz  des  Gesetzes  zeigt  sich  auch  in  den  Daktylen.  Dass  der 
Ennianische  Hexameter  selbst  Kürzungen  wie  lucficrS,  fißri  nicht 
verschmähte,  haben  wir  bereits  oben  S.  42  belegt.  Aber  selbst 
solche  Fälle,  wie  excürätüs  incesslsti,  die  der  Plautinische  Ana- 
päst wie  die  alten  Sortes  vereinzelt  bieten,  sind  nicht  mit  einem 
Male  aus  den  daktylischen  Hexametern  verschwunden.  Schon 
Isidor,  de  natura  rerum  cap.  30  las  einen  Vers  des  Lucretius, 
VI  1133  ganz  so  wie  ihn  unsre  Handschriften  haben:  an  caelum 
nobis  ultro  natura  cÖrüptum  |  deferat  in  völlig  sinngerechter 
Form,  an  der  nichts  zu  ändern  ist.  Ebenso  bezeugt  uns  die  ars 
Consentii  de  barbarismis  et  metaplasmis,  eine  Schrift,  der  gute 
Quellen  zu  Grunde  gelegen  haben,  p.  30,  dass  Lucilius,  üb.  inc.  171, 
ore  cörüpto  gemessen  habe,  und  auch  bei  Ennius  muss  sich  nach 
derselben  Stelle  Aehnliches  gefunden  haben.  So  wird  man  selbst 
einem  Horaz  noch  ein  pyrrhichisches  pälüs,  das  uns  Uberliefert 
ist.  zutrauen,  trotz  Luc.  Müller,  de  re  uietrica  p.  342.  So  scheint 
das  Kürzungsgesetz  noch  in  einer  Specialität  wirksam,  wo  aller- 
dings auch  sprachliche  Vorgänge  es  erleichterten.  Auch  die  clas- 
sische  Hexameterdichtung  der  Augusteischen  Zeit  hat  sich  prin- 
cipiell  noch  nicht  von  diesem  Gesetze  frei  gemacht.  Wir  führen 
hier  nur  an,  dass  selbst  Horaz,  der  über  die  Plautini  nuraeri 
spottet,  ausser  dem  oben  S.  Gl  aus  den  Oden  angeführten  Pölttö 
in  seinen  Hexametern  sich  folgende  Kürzungen  gestattet:  cäve 
epist.  I  13,  19.  dixerö  sat.  I  4,  104.  mentiö  Ibid.  93.  nesciö 
oft,  besonders  in  nescio  quts.  quömÖdÖ  sat.  I  9,  43.  eÖ  sat.  I 
G,  119.   vetö  sat.  I  1,  104  u.  ä.  bei  Luc.  Müller,  de  re  metr.  p.  337. 

Entschieden  mit  dem  Kürzungsgesetz  zu  brechen  hat  sich 
erst  der  Provinciale  Lucan  entschlossen,  bei  dem,  wie  wir  bereits 
erwähnten,  immer  nur  cänö,  ämö,  ubl,  Ibi  u.  ii.  begegnet.  Ganz 
hat  aber  auch  dieser  auf  metrischem  Gebiete  consequent  vor- 
gehende Neuerer  das  Gesetz  nicht  beseitigen  können.  In  den 
Pronominal  formen  mihi,  tibi  und  sib!  hat  sich  dies  Gesetz  auch 
bei  ihm  forterhalten  und  darnach  bis  in  die  Zeiten  der  allgemei- 
nen Schwächung  des  Auslauts  und  zeugt  von  der  römischen 
Zähigkeit  ebenso  gut,  wie  das  Festhalten  alter  nicht  mehr  ver- 
standener Formen  und  Formeln  auf  dem  Gebiete  des  Cultus  und 
des  Rechtes. 

Denn  dass  wir  auch  in  diesem  metrischen  Gesetze  eine  acht 
römische  Eigenheit  haben,  ist  klar,  da  sich  in  der  ganzen  grie- 
chischen Poesie  nicht  eine  einzige  ähnliche  Erscheinung  wahr- 


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4.  Prosodie  der  Saturnier. 


97 


nehmen  lässt,  die  für  dieses  so  allgemein  wirkende  Gesetz  vor- 
bildlich hätte  werden  können.  Nur  fehlt  noch  zu  der  von  uns 
angestellten  kurzen  Betrachtung  über  spätere  Nachwirkungen  des 
Gesetzes  der  Nachweis,  dass  Livius  und  Naevius  dies  Gesetz 
nicht  willkürlich  gemacht,  sondern  bereits  in  der  römischen  Vers- 
technik ihrer  Zeit  vorgefunden  haben.  So  reiht  sich  anhangs- 
weise ein  Abschnitt  an  über  die  Prosodie  der  römischen  Saturnier. 
Wir  glauben  nämlich  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  folgende 
Beispiele  für  unser  Gesetz  anführen  zu  können: 

Corp.  inscr.  lat.  I  32,  6  DSdet  tempestatebus  aide  mereto. 
Ibid.  I  33,3  Hönös  famä  virtusque  glöria  atque  ingenium, 

zu  denen  sich  aus  späterer  Zeit  stellen  lässt 

Ibid.  I  1006  Bene  re*ni  geras  et  väleas,  dörmias  sine  cüra. 

4.  Prosodie  der  Saturnier.1) 

Um  die  zu  Livius'  und  Naevius' Zeiten  herrschende  prosodisch- 
metrische  Technik  der  Saturnier  darzulegen,  besitzen  wir  als  authen- 
tische Quelle  unter  den  Elogia  Scipionum  die  Grabschrift  auf 
Lucius  Cornelius  Scipio  Barbati  filius,  den  Consul  des  Jahres  259, 
einen  Helden  des  ersten  punischen  Krieges,  Corp.  inscr.  lat.  I  32, 
die  ihrem  Alter  nach  unter  den  metrischen  Inschriften  einzig 
und  darum  auch  eigenartig  dasteht.  Mit  ihr  lassen  sich  noch 
verbinden  die  erst  nachträglich  von  der  Familie  gesetzte  Grab- 
schrift auf  den  Vater  des  obengenannten  Scipio  und  die  auf 
den  frühzeitig  verstorbenen  Sohn  des  ältem  Africanus  ibid.  30 
und  33. 

Sie  lauten  in  Minuskelschrift  umgesetzt  folgendermassen: 

hone  oino  ploirvme  cosentiont  H<omai> 

dvonoro  optvnio  fvise  viro 

Lvciom  Scipione  filios  Barbati 

consol  censor  aidilis  hic  fvet  a<pvd  vos) 

hec  cepit  Corsica  Aleriaque  vrbe 

dedet  Tempestatebvs  aide  mereto<(d)>. 

1)  Ueber  die  Theorie,  welche  unprosodiBche  Saturnier  annimmt,  luit 
Bich  Verfasser  ausführlich  geäussert  in  Bursian-MüllerH  Jahresbericht  48.  Bd. 
S.  117  —  125  und  in  der  Berliner  philologischen  Wochenschrift  VI.  18   S  r>G0 
503.  VII.  45.  S.  1408—1411. 

Klotz,  (ir  Izitj/o  nltr  .miM.  )u-r  Metrik  7 

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98 


Prosodie.   J.  Das  metrische  Kürzungsgesetz. 


Oornelivs  Lvcivs  Scipio  Barbatvs 

Gnaivod  patre  prognatvs  fortis  vir  sapiensqve 

qvoivs  forma  virtvtei  parisvma  fvit 

consol  censor  aidilis  qvei  fvit  apvd  vos 

Tavrasia  Cisavna  Saninio  cepit 

svbigit  ouine  Lovcanam  opaidesqve  abdovcit. 

[Qvei  apice  insigne  dial^is  fl>aniinis  gesistei] 
mors  perfe<cit>  tva  vt  essent  omnia  brevia 
bonos  fama  virtvsqve  gloria  atqve  irgenivm 
qvibvs  sei  in  longa  licv<i>set  tibe  vtier  vita 
facile  facteis  svperases  gloriam  maiorvm 
qva  re  Ivbens  te  in  gremiv  Scipio  recip<i>t 
terra  Pvbli  prognatvm  Pvblio  Corneli.1) 

Die  älteste  Scipioneniuschrift  unterscheidet  sich  von  den 
beiden  jüngern  vielfach  durch  ihre  Sprachformen  und  ihre  Ortho- 
graphie, die  sichtlich  auf  einer  altern  Stufe  stehen,  vgl.  Ritsehl, 
Opusc.  IV,  S.  223,  ebenso  aber  auch  in  metrischer  Hinsicht.  Wäh- 
rend die  beiden  jüngern  offenbar  unter  dem  Einfluss  des  Livianisch- 
Naevianischen  Kunstepos  nur  noch  die  sog.  vorletzte  Senkung 
unterdrücken,  erscheint  hier  die  doppelte  Katalexe  in  beiden 
Halbversen  sechsmal  und  nur  zweimal  im  zweiten  Theile  einfacli 
im  vorletzten  Fusse.  Dagegen  findet  sich  viermal  in  den  sechs 
Versen  der  kretische  Ausgang  des  ersten  Hemistichs,  den  die 
jüngern  Inschriften  nicht  aufweisen.  Dass  diese  älteste  metrische 
Inschrift  durchaus  keine  Singularität  in  ihrer  Technik  war,  be- 
weist das  Elogium  auf  dem  Grabe  des  Calatinus,  dessen  Anfang 


1)  Unbedingt  von  unserer  Betrachtung  auszuscheiden  ist  cor»,  inscr. 
lat.  I  34,  eine  nicht  genau  datirbare,  spätere  Grabschrift  auf  einen  L.Cor- 
nelius Cn.  f.  Cn.  n.  Scipio.  Der  erste  Satz  bietet  bei  einer  harten  Con- 
struetion:  virtutes  parva  cum  aetate  possidet  hoc  saxum,  wenigstens  einen 
richtigen  Sinn;  im  zweiten  Satze,  cui  vita  defecit,  non  bonos  honore,  ist 
das  letzte  Wort  sinnloses  Füllsel  des  Verses;  im  dritten,  is  hic  situs 
qui  nnmquam  victus  est  virtuti,  ist  das  letzte  Wort  nicht  unbedenklich. 
Der  letzte  Satz  ist  wohl  sinnlos,  doch  nicht  fehlerhaft  überliefert.  Wie  die 
grammatische,  so  ist  auch  die  metrische  Form  im  ersten  und  letzten  Verse 
unverständlich.  Die  Inschrift  hat  keine  Versabtheilung.  Verse  Bind  aber 
offenbar  gemeint.  Vermnthlich  hat  der  Verfertiger  derselben  ohne  Ver- 
ständnis des  Rhythmus  sich  seine  Verse  nach  den  Schemata  der  ältern 
zusammengestellt.  Dann  erklärt  sich  neben  manchem  Richtigen  auch  ein 
Halhver»  wie  ne  quiürätfs  honorem  nach  tffrra  Publl  prügnütuiu  u.  ü. 


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4.  Proaodie  der  Saturnier. 


99 


Cicero  an  zwei  Stellen  uns  erhalten  bat,  vgl.  Cat.  mai.  17,  61 
und  fin.  II  35,  116  hunc  ilnum  plüximae  |  consentiunt  gentes  || 
populi  primariura  |  füisse  virum.  Der  wiederholt  sich  zeigende 
Abfall  des  Accusativ-tw  scheint  ziemlich  willkürlich.  Hierbei  hat 
wohl  nur  die  Laune  des  Meisslers  gewühlt,  einmal  scheint  er  auch 
ein  Nominativ-s  fälschlich  gesetzt  zu  haben,  auf  Z.  3  der  ersten 
Inschrift.  Der  quantitative  Werth  des  Wortes  erscheint  unab- 
hängig davon,  ob  der  Endconsonant  m  wirklich  ausgeschrieben 
war  oder  nicht.  Aehnliches  Schwanken  findet  sich  auch  bei  co- 
sentiont  gegen  consol  censor,  während  auf  einer  etwas  altem 
Scipioneninschrift,  corp.  inscr.  lat.  I  31,2  aidiles  cosol  cesor  steht. 

Die  erste  Scipioneninschrift,  in  die  spätere  Schreibart  und 
die  gewöhnlichen  Formen  umgesetzt  und  mit  den  die  Anfiiuge 
der  Dipodien  bezeichnenden  Accenten  verseilen,  lautet  demnach: 

Hunc  imuni  pldrimi  |  consentiunt  R6mae 
Bonorum  Optimum  |  Wisse  virum 
Lucmm  Scipiönem  |  fflium  Barbäti. 
Consül  censor  aedilis  |  hic  fuit  apüd  vos. 
Hic  cepit  Corsicam  |  Äleriamque  urbem. 
Dedit  Tempestatibus  |  ae'dem  merito. 

Die  Messung  Lucius  statt  Lucius  angenommen,  bietet  sie  in 

prosodischer  Hinsicht  kaum  eine  Abweichung  von  der  späteren 

Praxis.   Denn  an  den  Versausgaug  füisse  virum  ist  kein  Anstoss 

zu  nehmen,  da  sich  ähnliche  Ausgänge  noch  bei  Plautus  und 

Terenz  nachweisen  lassen:   Bacch.  105  aqua  cälet  und  Ad.  523 

ntst  quia  pröpest  nach  bester  Ueberlieferuug.    Das  einzige,  was 

auffallig  ist,  ist  der  Hiatus  nach  bonorum.    Dieser  lässt  sich 

aber  gut  durch  die  Katalexe  erklären.    Denn  offenbar  dehnte 

man  in  solchen  Versen  nicht  zweimal  hinter  einander  die  lange 

Silbe  zur  zQfatipog,  wie  im  Griechischen,  sondern  liess  lieber 

eine  sog.  XQÖafrtGig,  d.  i.  Pause  eiutreten,  ganz  wie  im  iambischen 

Septenar  die  Katalexis  behandelt  wurde,  sodass  der  Bacchius 

bonorüm  genau  dieselbe  Geltung  hat,  wie  Mil.  907  Lepide  et  sa- 

pienter,  commode  et  facete  res  |  pardtäst  u.  ä.   So  ausser  bonorum 

A  Optimum,  auch  hic  cepit  a  Corsicam.    In  dem  gleichen  Falle 

zeigen  die  beideu  andern  Inschriften  je  einmal  syllaba  anceps, 

die  ja  in  solcher  Hinsicht  dem  Hiatus  gleichzustellen  ist.  Beide 

Erscheinungen,  Hiatus  und  syllabae  ancipites,  haben  den  gleichen 

Grund  und  schützen  und  erklären  sich  gegenseitig:  pänssunui 

7* 


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100 


Prosodie.    I.  Das  metrische  Kürzungsgesetz. 


A  fiiit  und  onirilä  a  brevia.  Demnach  sind  die  beiden  spätem 
Inschriften  wohl  folgendermassen  zu  messen: 

Cornelius  Lucius  |  Scipio  Barbatus 
Gnaivdd  patre  prognätus  [  fortis  vir  sapiensque, 
Quoius  vita  virttftei  |  pänssümä  a  frtit, 
Cons<51  censor  aidilis  j  hic  fuit  apiid  vos, 
Tauräsiam  Cisaiinam  |  Sämnio  a  ce*pit, 
Subiglt  omnem  Loucanam  |  öbsidesque  abdoücit. 

Mors  perfecit,  tua  ut  essent  |  <5mniä  a  brevia: 
HÖnös,  fämä  virttfsque,  |  glöria  atque  iugenium, 
Qulbüs  sei  in  löngä  Kcüiset  |  tibe  utier  A  vita, 
Facile  factis  süperases  |  'gldriani  inaiörum. 
Quare  lubens  te  in  gremiuni,  |  Sciptö,  a  recipit 
Terra,  Publi,  prognatum  |  Pdblio,  Corneli. 

Finden  wir  so  eine  Bestätigung  dafür,  dass  das  ausführlich 
im  römischen  Drama  nachgewiesene  Kürzungsgesetz  ein  acht 
römisches  ist,  in  den  zwei  höchst  wahrscheinlichen  Messungen 
dedet  Tempestatebus  und  hÖnös  fama  etc.,  so  beweist  anderer- 
seits unsre  älteste  metrische  Inschrift  in  lateinischer  Sprache, 
dass  die  Quantität  der  Silben  in  jeder  Weise  correct  auch  im 
Verse  zum  Ausdruck  gekommen  ist.  Lucian  Müller,  Der  satur- 
nische Vers  S.  67  fgg.  und  vor  ihm  L.  Havet,  a.  0.  haben  für  die 
saturnische  Poesie  als  ein  festes  Gesetz  aufgestellt,  dass  jede 
kurze  Endsilbe  in  der  Vershebung  gelängt  werden  könne,  ein 
Gesetz,  das  ihren  Gegnern  ein  willkommenes  Argument  für  un- 
prosodische  Saturnier  geworden  ist,  vgl.  darüber  Verfasser,  in 
Bursian-Müller's  Jahresbericht,  36.  Bd.,  S.  392  fgg.  Berlin,  philol. 
Wochenschrift  VI,  S.  562.  Das  älteste  authentisch  überlieferte 
Monument  der  saturnischen  Poesie  zeigt  von  diesem  angeblichen 
Gesetze  keiue  Spur,  ganz  wie  auch  die  oben  erwähnte  Inschrift 
des  Calatinus.  Auf  der  /.weiten  Inschrift  findet  man  zwar  sublgit, 
nicht  subicit,  wo  man  die  Länge  als  ursprünglich  nehmen  könnte, 
und  auf  der  dritten  sogar  fäcile  und  terra  Allein  daraus  folgt 
noch  nicht  die  Richtigkeit  jenes  Havet-Müller'schen  Gesetzes.  Es 
ist  eine  solche  Verlängerung  nicht  Gesetz,  sondern  Ausnahme, 
die  sich  auf  den  ersten  Fuss  beschränkt  zeigt.  Bei  Livius  tritt 
allerdings  noch  eine  Versstelle  hinzu,  wo  eine  solche  Kürze  in 
der  Hebung  sicher  bezeugt  ist,  die  zweite  Hebung  des  zweiten 
Halbverses  bei  dreisilbigem  Worte  im  Anfange  dieses  Verstheiles, 


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\.  Prosodie  der  Saturn ier. 


101 


wie  Odyss.  1.  Virum  mihi  Cainena  I  insece  vorsiituni.  Allein 
auch  hier  handelt  es  sich  nicht  um  Regel,  sondern  um  Ausnahme. 
Nach  dem  uns  vorliegenden  Material  zu  urtheilen,  waren  solche 
Längungen  der  alten  Poesie  der  Römer,  der  die  erste  Inschrift 
zugehört,  ganz  fremd  und  Bind  in  die  zwei  jüngeren  vereinzelt 
hineingekommen  unter  dem  auch  in  anderer  Hinsicht  wahrnehm- 
baren Einflüsse  des  saturnischen  Kunstepos.  In  diesem  aber  er- 
klaren sie  sich  ganz  natürlich  aus  dem  griechischen  Vorbilde, 
der  homerischen  Dichtung  ganz  in  der  gleichen  Weise,  wie  in 
Ennius'  Annalen,  denen  doch  Niemand  alle  prosodische  Grund- 
lage absprechen  wird,  weil  sich  dieselben  Längungen  wie  in  den 
Saturniern  rinden,  z  B.  v.  148  äquila  und  00  pöpülua  atque,  in 
der  Vershebung  wie  insece,  facile  und  terra,  eine  Erscheinuug, 
die  ja  selbst  bei  Vergil  noch  ziemlich  häufig  ist,  vgl.  Ph.  Wagners 
Vergilausgabe,  im  Index  unter  productio  syllabarum. 

Solche  Längungen  aber  sind  im  saturnischen  Epos  nicht 
häufiger  als  im  hexametrischen.  Denn  ausser  dem  augeführten 
insece  Odyss.  1  lässt  sich  aus  Livius  mit  einiger  Wahrscheinlich- 
keit nur  anführen  Od.  2  ed.  Müller  mea  puer.  6  und  48  tuque 
mihi;  inque  manum,  aus  Naevius  bell.  poen.  4  ordine  ponuntur, 
wohl  richtige  Länge,  wie  öfters  sonst  anzunehmen,  zweifelhaft 
7  cäpitibüs  opertis,  18  summe  deum  regnätor,  vgl.  Fl 72  tpilä  IxvqI 
dstvog  te  u.  ä.  o.,  ferner  32  sägmina  sumpserunt,  57  pectoni  pos- 
sidet.  Bedenkt  man  nun  den  Zustand,  in  welchem  uns  die  meisten 
saturnischen  „Verse"  des  Livius  und  Naevius  überliefert  sind, 
nämlich  lediglich  in  gelegentlichen  Citaten,  die  unwesentliche 
Wrorte  häufig  sparen  und  dadurch  die  Constituirung  wirklicher 
Verse  äusserst  schwierig  und  zweifelhaft  erscheinen  lassen,  ho 
wird  man  auch  von  dieser  Liste  noch  so  manches  Beispiel  vor- 
sichtigerweise lieber  ganz  streichen.  Jedenfalls  zeigt  sich  die 
prosodische  Grundlage  der  Saturnier  gesichert.  Und  um  diese 
handelt  es  sich  jetzt.  Auf  die  metrischen  Eigenheiten  dieser  Verse 
kommen  wir  in  den  folgenden  Kapiteln  wiederholt  zu  sprechen, 
wie  wir  bereits  in  der  Einleitung  andeuteten,  gleich  im  nächsten, 
in  dem  wir  die  verschiedenen  Arten  des  Hiatus  zusammenfassend 
behandeln. 


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II.  Hiatus. 

1.  Allgemeines. 

Wohl  die  verwickeltste  Frage  der  altrömischen  Metrik  ist 
die  über  den  Hiatus.  Die  Forscher  stehen  sich  hier  ziemlich 
schroff  gegenüber,  wie  bereits  in  der  Einleitung  S.  20 fg.  ausgeführt 
wurde.  Die  strengste  Richtung  lässt  den  Hiat,  abgesehen  von 
dem  sog.  prosodischen  oder  griechischen  bei  einsilbigem  vom 
Verston  getroffenen  Worte,  wie  qut  ämant,  nur  an  solchen  Stel- 
len gelten,  wo  er  durch  wiederholtes  Vorkommen  der  syllaba 
anceps  unzweifelhaft  gesichert  ist,  d.  h.  nur  in  der  iambischen 
Hauptcäsur  der  iambischen  Septenare  und  Octonare.  Eine  ver- 
mittelnde Richtung  entschliesst  sich  auch  noch  die  Hauptcäsuren 
einiger  andrer  Langverse  als  Hiatus -begünstigend  hinzustellen. 
Vielfach  schwankt  man  und  ist  rathlos.  Andre  wieder  lassen 
nicht  bloss  in  jeder  Cäsurstelle  der  Langverse  und  des  Senars, 
sondern  auch  noch  in  Hebung  und  Senkung  an  andern  Versstellen 
ihn  gelten.  Auch  darüber,  ob  der  verkürzende  Hiat  bei  ein- 
silbigem Worte  auch  auf  die  Senkung  der  Trochäen  und  Iamben 
auszudehnen  sei,  was  A.  Fleckeisen,  Jahrb.  für  class.  Philologie 
u.  s.  w.  61.  Bd.  S.  49  fgg.,  und  August  Luchs,  Studemunds  Studien  1 
S.  18,  gethan  haben,  ist  man  nicht  einig.  Einen  ähnlichen  Hiat 
bei  zweisilbigen  Wörtern  hatte  Ritsehl,  prol.  p.  204  an  drei 
Stellen  des  Mercator  zugelassen  und  A.  Spengel,  T.  Maccius  Plautus, 
Göttingeu  1865,  S.  203  unter  Zustimmung  von  Job.  Ludw.  Ussiug, 
Prolegomena,  in  seiner  Plautusausgabe  I.  S.  224,  auch  in  andern 
Plautinischen  Stücken  zur  Anerkennung  zu  bringen  gesucht.  Allein 
wie  Müller,  a.  0.  S.  699  —  714  auch  diesen  Hiat  gänzlich  verwarf, 
so  ist  er  auch  in  den  neuern  Plautustexten  nicht  anerkannt. 
Dagegen  hat  L.  Havet,  metrique  etc.  S.  147,  und  Verfasser  in 
Bursiau-Müller's  Jahresbericht  36.  Bd.  S.  405  und  Berliner  philol. 
Wochenschrift  VIII  (1883)  3,  S.  86  auch  in  der  zweiten  Silbe 
einer  aufgelösten  Hebung  bei  einsilbigem  Worte  die  Verkürzung 


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1.  Allgemeines*. 


103 


anstatt  voller  Elision  für  erlaubt  erklärt:  Most.  696  ducere  me 
änüs,  Mil.  1314.  1338  ömnlä  quae  Isti  dedi;  und  endlich  hat  Aug. 
Luchs,  in  Studemunds  Studien  I.  S.  22  und  23,  an  21  Stellen 
Plautinischer  Comödien  Hiatus  auch  bei  mehrsilbigen  Wörtern  in 
der  drittletzten  Hebung  der  Senare  u.  s.  w.  behauptet,  wie  schon 
K.  Lachmann  ad  Lucret.  VI  743. 

Doch  von  einzelnen  Zustimmungen  abgesehen,  sind  diese 
sämmtlichen  Hiate  nicht  zur  Anerkennung  gekommen.  Das  Stärkste 
in  Zulassung  von  Hiaten  hat  neuerdings  Erich  Below,  de  hiatu 
Plautino  quaestionum  prima  pars,  Berlin  1885,  geleistet.  So 
werden  verschiedene  Hiate  behauptet  und  wieder  abgewiesen. 
Der  Boden  ist  hier  aber  besonders  darum  so  unsicher,  weil  alle 
diese  Aufstellungen  bloss  auf  textkritischer  Empirie  beruhen, 
rationelle  Begründungen  bisher  nicht  gegeben,  ja  meist  gar  nicht 
versucht  wurden.  Darum  war  auch  bei  dem  jetzigen  Stande  der 
Forschung  eine  Einigung  bisher  nicht  zu  erzielen  gewesen. 

•  Um  eine  solche  in  dieser  Frage  womöglich  herbeizuführen, 
haben  wir  zweierlei  vorzunehmen.  Es  muss  jede  Art  von  Hiatus 
aus  einer  der  drei  von  uns  in  der  Einleitung  besprochenen  Quellen 
begründet  und  zugleich  nachgewiesen  werden,  wesshalb  er  gerade 
nur  an  ganz  bestimmten  Versstellen  vorkommt,  an  andern  wieder 
nicht  Gehen  wir  auch  nach  diesen  Grundsätzen  an  die  Prüfung 
dieser  Frage,  so  darf  man  sich  von  vornherein  nicht  verhehlen, 
dass  die  Verhältnisse  bei  dem  bedeutend  älteren  Plautus  ganz 
anders  liegen  können  als  bei  Terenz.  Auch  lässt  sich  nicht  leug- 
nen, dass,  so  geschickt  auch  mancher  Hiatus  wegdisputirt  und 
wegconjicirt  sein  mag,  die  massenhaften  kleinen  Einschiebereien 
überflüssiger  und  die  Rede  schleppend  machender  Wörtchen,  wie 
sie  vielfach  beliebt  und  sogar  als  evident  angenommen  werden, 
im  Allgemeinen  nicht  gerade  sehr  glaublich  sind. 

Vor  Allem  aber  bleibt  zu  beachten,  dass  wir  die  einzelnen 
Arten  des  Hiatus  wohl  auseinander  halten.  Deren  aber  giebt  es 
in  der  altrömischen  Poesie  drei  ganz  verschiedene.  Der  Hiatus 
ist  rein  prosodischer  Natur,  wo  eine  Verkürzung  eintritt,  die 
man  ansprechend  so  erklärt,  dass  von  den  zwei  Moren  einer 
Länge  eine  elidirt  wird  und  durch  die  übrig  bleibende  Mora  die 
Silbe  den  Werth  einer  Kürze  behält.  Den  Hiat  dagegen,  der  die 
einzelnen  rhythmischen  Glieder  der  einzelnen  Metra,  zunächst 
der  Tetrameter  trennt  und  in  der  Pause  zwischen  den  einzelnen 
Hemistichien  seine  Erklärung  findet,  können  wir  den  metrischen 


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104 


Prosodie.    II.  Hiatus 


oder  rhythmischen  nennen.  Zu  diesen  zwei  Arten,  die  in  pro- 
sodischen  Vorgängen  und  metrisch -rhythmischen  Verhältnissen 
begründet  sind,  tritt  noch  ein  ganz  anderer,  den  wir  zum  Unter- 
schiede den  logischen  nennen  wollen,  der  ohne  jeden  Zusammen- 
hang mit  Prosodie  oder  Metrik  lediglich  beruht  auf  irgend  einem 
sprachlichen  Verhältnisse.  Dieser  hat,  genau  genommen,  mit  der 
Metrik  gar  nichts  zu  thun,  muss  jedoch  desswegen  mitbehandelt 
werden,  damit  man  nicht  Gefahr  läuft,  metrische  Vorgänge  zu 
suchen,  wo  keine  vorliegen.  Befassen  wir  uns  zuerst  mit  diesem. 

2.  Der  logische  Hiatus. 

1.  Im  griechischen  Drama  findet  man  Uiat  und  syllaba  an- 
ceps  bei  Personenwechsel  am  Ende  oder  auch  in  der  Mitte  des 
Verses;  sonst  kommt  ein  logischer  Hiatus,  wie  etwa  bei  So- 
j>hocle8  Ant.  1324  äystt  p  öxv  rcfyög,  |  äysre  p  ixitodtbv,  bei 
Euripides  Phoen.  1497  aifian  dttva,  |  aiuccri  XvyQip,  Hcl.  685  tcyct- 
fiog,  ttTexvog,  a>  jrö\ft,  xataött'vfi  itya(iov  0Li6%vvavf  vgl.  Verfassers 
de  numero  dochmiaco  observationes  p.  25,  bei  rhetorischen  Fi- 
guren wie  in  der  Anaphora  u.  ä.  vor,  allein  so  selten  und  wohl 
gar  nicht  in  der  Comödie,  dass  man  hier  von  einem  Einfluss  des 
griechischen  Vorbildes  zu  reden  kaum  berechtigt  ist.  Das  Gleiche 
gilt  vom  Hiatus  am  Satzende  und  nach  Ausrufungspartikeln,  vgl. 
W.  Christ,  Metrik2  S.  40. 

Die  saturnische  Poesie  giebt  uns  nicht  den  geringsten  An- 
halt für  einen  derartigen  Hiatus.  Desshalb  werden  wir,  um  zu 
sehen,  was  man  einem  Plautus  gestatten  darf,  an  die  classischen 
Dichter  Roms  anzuknüpfen  haben.  Da  bieten  sich  Vergil  und 
Horaz.  Aber  selbst  von  Vergils  Aeneide  sehen  wir  lieber  ganz 
ab,  weil  man  hier  den'  Einwand  machen  kann,  dass  der  Dichter 
bei  wiederholter  Durchsicht  seines  Entwurfs  die  Hiate  beseitigt 
hätte,  abgesehen  etwa  von  den  prosodischen  Hiaten  bei  den 
griechischen  Eigennamen  und  einzelnen  ganz  besonders  gearteten 
Stellen,  wie  Aen.  IV,  667  femineö  ululatu.  Ein  solcher  Einwand 
aber  kann  nicht  gegen  die  Hiate  in  dem  gefeiltesten  Werke  Ver- 
gils erhoben  werden.  Ein  logischer  Hiat,  und  zwar,  wie  aus 
Georg.  1,4  hervorgeht,  unabhängig  von  der  Hauptcäsur,  erscheint 
bei  Aufzählungen,  in  Anaphora  und  iu  scharfen  Gegensätzen: 
Georg.  1,341  Tum  pingues  agm,  et  tum  mollissima  vina, 

Tum  somni  dulces  densaeque  in  montibus  umbrae. 


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2.  Der  logische  Hiatus. 


105 


Ibid.  2,  86  Orchades  et  radü  et  amara  bausia  paca 

Pomaque  et  Alcinoi  silvae. 
Eclog.  10,  13  Illum  etiam  laun\  etiam  flevere  myricae; 

Pinifer  illum  etiam  sola  sub  rupe  iacentem 
Maenalus  et  gelidi  fleverunt  saxa  Lycaei. 
Ibid.  3,  6  Et  sueus  pecon  et  lac  subducitur  agnia. 
Ibid.  8,41  Ut  vidi,  ut  per«,  ut  me  malus  abstulit  error. 
Georg.  1,  4  qui  ctdtus  habendo 

Sit  pecori,  apibus  quanta  ezperientia  parcis.1) 
Bei  Terenz  findet  sich  kein  derartiger  Hiatus.  Denn  an 
Stellen,  wie  Ad.  574  schreibt  man  lieber  sursus  statt  sursum; 
ebenso  Andr.  264  Misera  timeo  'incertura'  hoc  quorsus  accidat 
statt  quorsum,  vgl.  Heaut.  713,  wo  A  rursum,  die  Recension  des 
Calliopius  rursus  bietet  u.  ä.  Darum  aber  können  wir  bei  Plautus 
Hiate,  die  den  Vergil'schen  entsprechen,  principiell  nicht  aus- 
schliessen  und  einzelne  Stellen  —  es  sind  allerdings,  wie  bei  Vergil, 
nicht  gerade  viel  —  unverändert  lassen. 

Cure.  46  Kam  volt  meretricem  facerc  :  ea  me  de'perit. 
Stich.  728  Uno  cantharö  potare,  ünum  scortum  dücere,  zugleich 
in  Hauptcäsur. 

Truc.  466  Id  Uli  morbo,  id  Uli  seniost,  ea  illi  misera  miseriast, 
ein  dreifaches  est  würde  den  Vers  nur  schlechter  machen. 

Pseud.  673  Hie  argentww,  htc  amanti  anrica  erili  fflio. 

Cure.  436  Argcntum  des  lenöni  :  huic  des  virginem. 

Trin.  776  Det  ältoram  Uli,  älteram  dicät  tibi. 

Mil.  23  Mc  sibi  habefo  :  ego  me  maneipiö  dabo. 

Capt.  444  Tu  höc  ägc :  tu  mihi  erus  nunc  es,  tu  patronus,  tu  pater. 

Afranius  63  Septembris  herc  Calendac  :  halte  ater  dies. 

Trin.  185  Km  mea  malefacfo,  cm  meam  avaritiäm  tibi.  Vgl. 
auch  Poen.  383.  388—390. 

Poen.  1290  fta  replebo  dtritate  dtrior  multo  ilt  siet. 

Cure.  369  Tu  tabellas  ctfnsignato  :  hie  ministrabit,  <d\lm>  ego 
edam. 

Mil.  8  Praestringat  oculorum  ädern  in  acic  hostibus,  im  Wortspiel. 
Most.  1032  Turbdvit. : :  Imo  exturbuvU  ömnia,  betonte  Correctur. 
Men.  550  lamne  dbiit  intro?  äbiit,  operuit  foris. 

1)  Gelegentlich  sei  bemerkt,  dasa  in  der  handschriftlichen  Ueberliefe- 
rung  VergiU  eine  hititustilgende  Richtung  zü  Tage  tritt,  die  z.  Ii.  hier 
hinter  pecori  ein  atque  überschrieb;  bei  Piautas  begegnet  etwas  Aehnliches, 
wie  wir  später  sehen  werden. 

/ 

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ich; 


Prosodie.    II.  Hiatus. 


Most.  498  Hic  häbifo,  haec  mihi  deditast  habitatio. 

Mil.  1330  0  mei  oculi,  6  mi  an i nie.  :  :  Obsecro,  tene  miilierem. 

Truc.  579  Erus  rncüs,  oce'Uus  tuos  nie  ädferre  haec  iussit  tibi. 

Trin.  1059  Eo  domum.  ::  Heus  tu,  asta.  üico  autfi,  hcus  tu. 
: :  Non  sto.  : :  Te  volo. 

Trin.  447  Homo  cyo  sunt]  homo  tu  es  :  ita  me  amabit  Itfppiter. 
A  stellt  es  tu,  dieser  letzte  Vers  lässt  sich  jedoch  ohne  Hiat 
messen  hÖnio  tü's. 

Ueberhaupt  wird  man  einige  dieser  Stellen  lieber  ändern 
wollen,  wie  Poen.  1290  replebo  eam,  Truc.  579  u.  a.,  dennoch  lässt 
sich  diese  Art  des  Uiates  nicht  ganz  beseitigen.  Vielfach  kann 
auch  der  äussere  Vortrag,  wie  ihn  der  Dichter  beabsichtigte,  Ver- 
anlassung zum  Hiat  gewesen  sein.  Z.  B.  wird  das  unsichere  Stocken 

Trin.  907  Ltfbet  audire.  ::  Uli  edepol  —  illi  —  Ali  —  vae  uii- 
serö  mihi 

trefflich  bezeichnet.  Hierin  liegt  vielleicht  auch  der  Schlüssel 
für  die  vielen  auf  den  ersten  Blick  auffallenden  Hiate  in  dem 
Asin.  756  fgg.  zum  Vortrag  kommenden  Contract.  Sollte  etwa 
gerade  eine  recht  komische  Wirkung  erzielt  werden,  wenn  der 
Vortragende,  etwa  weil  ihm  das  Lesen  schwer  wird,  stockend, 
ja  buchstabirend  vorliest?  Wer  will  das  jetzt  noch  sicher  wissen? 

Eine  wirkliche  natürliche  Pause,  die  nicht  auf  willkürlicher 
Annahme  beruht,  kann  gleichfalls  einen  Hiat  entschuldigt  haben, 
wie  Most.  484,  wo  auf  ausculta  eine  längere  Erzählung  folgt; 
ähnlich  vielleicht  Trin.  1071,  oder  wenn  eine  den  Vortrag  unter- 
brechende Gesticulation  statthat,  wie  wenn  nach  eccum  Men.  567. 
Most.  686  offenbar  eine  Wendung  des  Kopfes  oder  des  ganzen  Kor- 
pers nach  der  Seite  geschieht,  wo  die  angekündigte  Person  auftritt. 
Durch  eine  wirksame  Pause  lässt  sich  der  Hiat  halten 

Cure.  334  Quod  tibist,  item  sibi  esse  mäguam  argenti  —  inopiam, 
i%  ärtQoödoxtfTov ,  wo  man  cöpiani  statt  inopiam  erwartet. 

Aehnlich  ist  es  auch  bei  Interjectionen,  wie  heus,  heu  u.  ä. 

Rud.  830  Sed  vöbis  dico  :  heiis  vos  :  num  molestiast. 

Men.  737  Heu  :  Aertle,  mulier,  miiltuui  et  audax  et  niala's. 
Vgl.  Truc.  695.  Rud.  415.  821.  833,  eine  auch  in  der  Augusteischen 
und  griechischen  Dichtung  nicht  seltne  Ercheinung,  vgl.  Christ, 
Metrik2  S.  40. 

Ausserdem  ist  der  lateinischen  Dichtung,  wie  wir  bei  Vergil 
beobachteten,  eigenthümlich  der  Hiatus  bei  asynthetischen  oder 
polysynthetischen  Aufzählungen.    So  bei  Plautus: 


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2.  Der  logische  Hiatue. 


107 


Men.  476  Prandi,  potavi,  scörtum  accubin,  |  äbstuli. 

Ibid.  1158  V^nibunt  servf,  supellex,  fundt,  |  aedes:  omnia. 

Merc.  745  Videre,  amplecJ*,  |  atfsculari,  |  adloqui. 

Bacch.  428  Ibi  cursu,  luctando,  |  hasta,  disco  pugilatü,  pila. 

Merc.  852  Egomet  mihi  comes,  calator,  equos,  agaso,  ]  armiger, 
ein  nach  agaso  eingesetztes  sum  wäre  geschmacklos. 

Auiph.  1012  Äpud  emporium  atquc  in  macella,  |  in  palaestra 
atque  in  foro,  zugleich  in  Hauptcäsur. 

Rud.  420  Sed  quid  ais,  mea  le*pida,  |  hilara?  ::  Ah  nimium 
familiäriter,  zweifelhaft. 

Cas.  529  Pröpter  operam  ilh'us  hirqui,  |  improbi,  |  edentuli. 

Truc.  33  Aut  aera  aut  vinwm  |  aüt  olewm  \  aut  tnticum;  vgl. 
Rud.  778  in  Hauptcasur.  Dagegen  Aul.  511  ist  aüt  murobala- 
narii  ohne  Hiat  zu  schreiben;  aut  in  sonst  asynthetischer  Auf- 
zählung, wie  Stich.  226-230.  In  asynthetischer  Aufzählung 
Hiatus  bei  kretischem  Versmass 

Most.  152  Ärte  gymnastica,  disco,  |  hastis,  pila, 
Cürsu,  |  arm  13,  equo  vöctitabam  voiup, 
wo  jedoch  die  Annahme  von  trochäischen  Tripodien  möglich, 
wenn  auch  nicht  wahrscheinlich  ist.    Schliesslich  gehört  auch 
hierher 

Men.  882  Lumbi  sedendo,  1  öculi  spectandö  dolent. 
Denn  daraus,  dass  Ausonius,  sept.  sap.  Chil.  1  den  Vers  ohne 
Hiatus  verwendet:  Lumbi'  sedendo  ocuhque  spectandö  dolent, 
folgt  nicht,  dass  Plautus  so,  wie  Ausonius  schrieb,  sondern  nur, 
wie  Kitschi,  Neue  Plautiu.  Excurse  S.  72  richtig  bemerkt,  dass 
Letzterer  den  Vers  auf  eigne  Hand  so  modificirte,  wie  es  seine 
Metrik  verlangte,  vgl.  auch  Pers.  67. 

In  den  angeführten  Beispielen  findet  sich  mit  Ausnahme 
von  zwei  Stellen  Gas.  529  und  Truc.  33  der  Hiatus  in  der  Senkung, 
und  man  kann  fragen,  ob  hier  eine  Verkürzung  der  Schlusslänge 
eintrat.  Nöthig  ist  es  in  keinem  Falle;  ist  Rud.  420  richtig, 
was  jedoch  zweifelhaft  bleibt,  geradezu  ausgeschlossen.  Die  Frage 
lässt  sich  nur  in  Verbindung  mit  den  folgenden  Hiaten  lösen. 

2.  Hiatus  bei  Eigennamen  mit  Verkürzung  in  der  Senkung 
weist  bekanntlich  die  hexametrische  Poesie  in  ziemlich  grosser 
Anzahl  auf,  wie  Verg.  eclog.  10,  12  Aouie  |  Aganippe,  Aen.  10, 
179  Hos  parere  iubent  Alpheaö  Örigine  Pisae.  Allein  ein  solcher 
Hiatus  könnte  nur  für  die  gleiche  Erscheinung  in  den  Plauti- 


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ins 


ProöOdie.    II.  Hiatus. 


nischen  Anapästen  verwerthet  werden,  nicht  aber  für  jambischen 
und  trochäischen  Rhythmus,  der  in  der  Senkung  ganz  andre 
Quantitäts Verhältnisse  zeigt.  Da  ist  es  besonders  bedeutsam,  das«, 
worauf  wir  oben  S.  33  hingewiesen  haben,  Horaz  in  einem  iani- 
bischen  Gedichte  einen  Hiatus  bei  Eigennamen 

Epod.  C>,  100  Et  Esquilinae  |  alites 
gestattet  Aehnlich  ist  zwar  Vergil.  georg.  1,  221  Eoae  Atlan- 
tidea,  doch  kann  dort  auch  der  gewöhnliche  prosodische  Hiat  bei 
griechischen  Eigennamen  vorliegen;  gleich  ist  nur  ibid.  431  der 
Verseingang  Glaucö  et.1)  Auch  hier  wie  bei  Horaz  ist  die  An- 
nahme eiues  kürzenden  Hiatus  etwa  Esquilinae  alites  nicht  ge- 
boten; Horaz  lässt  in  diesem  Gedichte  die  irrationalen  Längen 
in  den  ungeraden  Senkungen  regelmässig  zu.  Dass  man  mit 
gleichem  Rechte  Uhuliche  Hiate  bei  Plautus  zu  halten  hat,  wurde 
bereits  oben  8.  33  einleitungsweise  dargelegt.  Mit  unserer  hand- 
schriftlichen Ueberlieferung  übereinstimmend  bezeugt  ihn  Varro, 
de  ling.  lat.  VII,  3  p.  335  ed.  Sp.  und  Festus,  p.  368,  16. 

Amph.  275  Nec  iugulae  neque  vesperugo  ne*que  Vergil iae 
üccidunt,  ferner 

Naev.  trag.  68  Quam  numquam  nobis  GratV  |  atque  barbari 
Cicero  or.  55,  152. 

Demnach  sind  folgende  ganz  gleiche  Fälle  zuzulassen: 

Racch.  7  Verum  m'c  adulescens  mülto  Ulixc?»  |  anteit. 

Asiu.  804  Ancillam  ferre  Vener*  |  aut  Cupidini. 

Amph.  872  Si  id  Alcumena«  |  innocenti<ae>  expctat. 

Hacch.  307  Qui  ilh'c  sacerdos  est  Dianae  |  Ephcsiae. 

Mil.  1326  Ni'nn  nil  miror,  si  lubenter,  Philoeoinasim«,  |  lue  eras. 

Amph.  486  Sed  Älcumenw  |  huius  honoris  gnitia. 

Ibid.  498  Simul  cum  Älcuuicu«  |  uxore  usuaria. 

Asin.  85  Dotalem  servom  Saurectw  |  uxor  tua,  in  Hebung,  vgl. 
364.  372;  dagegen 

Stich.  270  Sed  eccum  Rinaei/im  |  eius  puerum:  hoc  vide  ist 
irgendwie  verdorben. 

Cure.  485  Di'tis  darnnosos  maritos  apud  Leueadiam  |  Öppiam. 

Racch.  171  Postfjuam  hinc  in  Ephesnw  |  abii,  conspiciö  lubens. 

Ibid.  354  Senex  in  EphesMW  |  ibit  aurum  arcessere. 

1)  Wenn  Wagner  u.  A.  diesen  auffallenden  Hiat  mit  Stellen  wie  11.  17,  40 
riccvQvi  Iv  vergleicht,  so  ist  zu  bemerken,  tlass  Homer  IlavQoto  Iv  meinte. 
Doch  findet  Bich  ein  ähnlicher  Hiat  bei  Eigennamen  im  griechischen  Drama 
und  bei  Pindar,  vgl.  Rossbach-WeBtphal ,  Metrik3  III,  1.  S.  129  und  130. 


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2.  Der  logische  Hiatus. 


109 


Merc.  312  Lysiraache,  |  auctor  süm  uti  me  amando  enicas;  bei 
offener  kurzer  Endsilbe. 

Poen.  1130  Cognostin  Giddemnew  |  ancillam  tuam. 

[Poen.  prol.  94  Huc  cömmigravit  in  Calydowew  |  haüd  diu.] 
In  allen  diesen  Beispiefen  tritt  der  Hiat  nach  den  Eigen- 
namen ein.  Nur  Bacch.  307  steht  er  zugleich  vor  einem  solchen. 
Ist  aber  einmal  der  Eigennamen  die  einzige  Veranlassung  zu  dem 
Hiat,  so  nimmt  man  wohl  als  Erklärung  desselben  das  Bestreben 
an,  die  an  sich  weniger  verständlichen,  meist  griechischen  Eigen- 
namen von  allen  andern  Wörtern  abzutrennen  und  so  deutlich 
ohne  Silbenverschleifung  zum  Vortrag  zu  bringen.  Nun  aber 
leuchtet  ein,  dass  ein  solches  Bestreben  sich  nicht  ausschliesslich 
auf  die  Endung,  die  am  ersten  noch  römisches  Gepräge  hatte, 
bezieht,  sondern  der  Hiat  mit  gleichem  Rechte  auch  vor  solchen 
Eigennamen  beliebt  werden  konnte,  wie 

Cure.  358  Tälos  arripio,  l'nvoco  alinain  meani  nutriem  j 
Herculeni. 

Capt.  339  Fac  is  homo  ut  redimätur. : :  Faciam,  sed  id  te<d>  oro,  | 
Hegio. 

Poen.  443  Nam  isti  quideni  hercle  oratio«/  |  Oedipo  ||  Opust., 
so  A  cum  rell.  et  Prisciano. 

Aul.  569  Potare  ego  hodie,  |  Etfclio,  teciim  volo. 

Amph.  145  Sub  petaso:  id  sigtmw  |  Ämphitruoni  non  erit. 

Ibid.  401  Qui  cum  |  Amphitruöne  hinc  una  l'erain  in  exercituni, 
zweifelhaft. 

Ibid.  785  Tu*  peperis/*  |  Äniphitruonem,  ego  aliuin  peperi  Sosiam. 

Cure.  389  Quis  hic  est  qui  operto  capite  |  Aesculapium,  mit 
kurzer  Silbe  in  der  Senkung  vor  dem  Eigennamen,  mau  stellt 
gewöhnlich  um  operto  capite  qui. 

Capt.  1024  Quasi  per  nebulam  ,  Hegionem  meuni  patreni  vocarier. 

Bacch.  799  Constnnge  tu        |  Ärtamo,  actutüm  manus. 

Ibid.  987  Nunc  sdperum  limen  scinditur,  nunc  adest  exitium  I 
flio,  vgl.  ibid.  946. 

Capt.  426  fd  ut  scias  Iovem  supremum  testem  laudo,  |  Hegio. 
laudo  Nonius,  do  codd.  Palatini,  dagegen  wäre  do  laudo  oder 
laudo  do  geschmacklos.   Ferner  folgende  drei  Stellen: 

Capt.  93  Ita  nunc  belligerant  Aetoli  cum  |  Aleis.  Vgl.  ibid.  24. 

Ibid.  169  Nam  hic  eccum  captivom  adulcscentm  |.Äleum,  andre 
Lesart  eccum  hic. 

Ibid.  prol.  31  Suinmuque  genere  captuin  esse  equitew  |  Äleuin. 


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110 


Prosodie.    II.  Hiatus. 


Was  Fr.  Schoell,  praef.  ad  Capt  p.  XIV  gegen  diesen  Hiat 
oder  vielmehr  gegen  die  Form  Valeis  u.  8.  w.  vorgebracht  hat, 
ist  Verfasser  bekannt,  und  die  Schreibung  Valeis  ist  entschieden 
zu  verwerfen.  Dagegen  das  von  Schoell  eingeschobene  illi  24 
und  93  ist  bei  der  Bedeutung  von  belligerare  nicht  nur  über- 
flüssig, sondern  nach  Aetoli,  wo  es  schwerlich  als  Adverb  ver- 
standen wird,  eher  störend.  Man  vgl.  noch  Truc.  562.  Cure.  438. 
Most.  885  u.  a. 

Bei  Terenz  begegnet  man  solchen  Hiaten  vereinzelt,  so  in  der 
Hauptcüsur  des  iambischen  Octonars,  die  jedoch  sonst  bei  Terenz 
keinen  Hiat  gestattet 

Ad.  947  Quid  nü*nc  quod  restat?  Hegio  |  est  his  cognatus  pro- 
xumus,  dagegen  ist 

Hec.  830  Eum  haec  cognovit  Myrrhina  in  digito  modo  me 
habente  mögliche  Messung. 

Auch  hier  sei  bemerkt,  dass  einzelne  Verse  den  fraglichen 
Hiat  oder  die  syllaba  aneeps  in  der  Hebung  geben.  Dass  bei 
diesen  Hiaten  eine  Verkürzung  eintritt,  etwa  Esquilinaä  alites, 
Vergiliaß  occidunt  u.  ä.,  ist,  wie  bereits  gesagt,  nicht  nothwendig 
anzunehmen,  wie  es  auch  nicht  nöthig  war  im  ersten  Falle  des 
logischen  Hiates;  selbst  nicht  in  den  kretischen  Stellen,  Most.  152, 
da  die  beiden  Hiate  in  der  ersten,  beziehentlich  dritten  Senkung 
des  Tetrameters  stehen,  wo  die  Länge  ganz  gesetzmässig  ist,  also 
cursü  armis  equö,  wie  Rud\  234  certö  vox  mullebrts  u.  ä.  sich 
messen  lüsst. 

Dasselbe  gilt  endlich  auch  von  der  zuletzt  zu  besprechenden 
Art  dieses  Hiates,  dem  bei  Personen wecli sei.  Auch  hier  ist  es 
gestattet,  dass  selbst  eine  Kürze  in  Hebung  eine  Länge  vertritt, 
da  die  hinzutretende  Pause  die  fehlende  Zeitmora  ausfüllt.  Des- 
gleichen findet  sich,  wenn  auch  seltner,  die  Kürze  in  der  Senkung 
vor  vocalisch  anlautender  Rede  der  andern  Person.  Damit  sind 
aber  selbst  Stellen  wie  Merc.  312  Lysiinache  auetor;  Rud.  420  u.  a., 
wie  Truc.  579  erus  mgus,  Öcrllus  etc.,  Capt.  444  u.  ä.  entschuldigt, 
wenn  man  auch  einzelne  dieser  Stellen  lieber  textkritisch  be- 
seitigt. Denn  bei  Personenwechsel  zeigen  sich  diese  Erscheinungen 
so  häufig,  dass  ein  Zweifel  nicht  aufkommen  kann. 

3.  Bei  den  bisher  behandelten  Hiaten  ist  ein  Zweifel  immer- 
hin leicht  begreiflich.  Manches  erscheint  recht  vereinzelt  und 
Anderes  beruht  auf  einer  Auffassung,  die  ziemlich  subjectiv  ist. 


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2.  Der  logische  Hiatus. 


111 


Nur  in  der  Praxis  der  classischen  romischen  Dichtung  fanden 
wir  einen  gewissen  Anhalt.  Der  Hiatus  bei  Personenwechsel 
dagegen  ist  nach  dem  griechischen  Vorbilde  zu  erklären.  Schon 
die  classische  Tragödie  bietet  ihn  nicht  selten,  vgl.  Rossbach- 
Westphal,  Metrik5  III,  1.  S.  127,  Metrik2  II.  S.  411,  ganz  wie 
die  syllaba  unceps,  die  wir  von  solchen  Hiaten  nicht  trennen 
dürfen.  Im  altrömischen  Drama  ist  diese  Erscheinung  eine  ganz 
gewöhnliche;  sie  geht  so  weit,  dass,  ganz  sowie  wir  es  vereinzelt 
auch  bei  andern  Arten  des  logischen  Hiates  fanden,  selbst  kurze 
Silben  so  Längen  vertreten.  Der  Versuch  C.  F.  W.  Müller  s  a.  0. 
S.  628 — 674,  diesen  Hiatus  in  der  Hebung  wenigstens  dann  zu 
leugnen,  wenn  die  kurze  Silbe  dabei  gelängt  wird,  ist,  abgesehen 
davon,  dass  sich  genügende  Belege  dafür  finden  lassen,  auch 
darum  abzuweisen,  weil  das  griechische  Vorbild  gleichfalls  solche 
syllabae  ancipites  aufweist,  selbst  in  den  anvsvöxt  vorgetragenen 
anapästischen  Systemen,  wie  Soph.  Ant.  932  ßQadvTtjros  vtcbq. 
: :  ofuot.  Oed.  Col.  131)  rö  cpaxi^^svöv.  : :  Ith.  Ibid.  143  Ttpiößvg. 
: :  ov  itdvv  u.  ä.,  allerdings  regelmässig  in  der  Hebung. 
Solche  Hiate  in  Hebung  sind  bei  Plautus: 
Merc.  1 82  Qm  potuit  videre  ?  : :  Oculis.  : :  Quo"  pactoV : :  Iliäntibus, 
mit  noch  einem  zweiten,  s.  unten. 

Ibid.  726  Scio  innoxiu.9.  : :  Audäcter  quamvis  dicito. 

749  Abi.  : :  Quid  abeaui?  : :  St',  äfct.  : :  \hmm?  : :  Abi. 

788  Ut  veniat  ad  me  iam  siraul  tecum.  : :  Eo.  A  cum  rell. 

900  Die  igitur,  ubi  illäst?  ::  In  nostris  aedibüs.  ::  Aedis 

probas. 

Ibid.  930  N6n  slno. ::  Ego  me  moror.  tu  pdere  abi  hinc  intro 
deius.  Prisciau  hat  allerdings  egomet  memor,  wonach  man  auch 
Ndn  sino. : :  Egomet  ine  m<or^>or  schreiben  kann. 

Ibid.  934  Stilltus  es.  noli  istuc  quaeso  dicere. : :  Certum  exsequist. 
Vgl.  Amph.  345. 

Trin.  375  Ducore  uxorem  sine  dote.  : :  Sine  dote  uxorem?  ::  Ita. 
Die  Aenderung  uxoremne  ist  abzuweisen,  da  das  an  das 
dritte  und  letzte  Wort  angehängte  ne,  geschmacklos  an  sich, 
nicht  einmal  dem  betouten  Worte  sine  dote  sich  anschliesst;  die 
von  Ritsehl  angezogene  Stelle  ibid.  178  ist  andrer  Natur;  ein 
sinene  dote  uxorem  endlich  wäre  unschön;  andre  Aenderungen  der 
Stelle  sind  noch  willkürlicher.  Der  Vers  ist,  wie  ihn  der  Mai- 
länder Palimpsest  übereinstimmend  mit  allen  Handschriften  giebt, 
richtig. 


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1  12  Prosodie.    II.  Hiatus. 

Trin.  584  Nain  certumst  sine  dote  haud  dare. ::  Quin  tu  i  modo. 
818  Mittrim. ::  Eo  ego  igitur  nitro  ad  officium  meum. 
1185  Mi'seria  <una>  uni  quidem  homiuist  adfatfm.  ::  Imuio 
huic  parumst. 

Amph.  38G  Fügit  te  ratio.  ::  Utinam  istuc  pügni  fecissent  tili. 
Vgl.  543. 

Ibid.  719  Verum  non  est  püero  gravida.  ::  Quid  igitür'?  ::  In- 
sania,  dagegen  ist  andre  Messung  möglich  Aul.  459.  Cure.  41. 
Poen.  191. 

Aul.  636  Ecquld  agis?  : :  Quid  ngaw?  :  :  Auferre  nön  potes. 
: :  Quid  vis  tibi? 

Asin.  828  Age  de*cumbamus  sis  pat<r.  ::Ut  idsseris. 

Bacch.  78  Scfo  quid  ago.  : :  Et  pol  ego  scio  quid  metuo,  sed 
quid  ais?  ::  Quid  est?  unsicher. 

Ibid.  774  Atque  hiquidem,  opinor,  Chrysalus. ::  Accessero. 
806  Et  sycophantiamV  ::  Egone  istuc  dix«?  ::  Ita. 

Capt.  139  Ne  üc. ::  Egone  illum  nön  fleam?  egon  non  deHeani? 
allenfalls  auch  fle . .  ego. 

Poen.  432  Neque  quäntum  aqua^rum^st  in  mari. ::  Abiturun  es? 
Desgleichen  marl.  ::  abiturun;  ahnlich 

Poen.  739.  1136.  Kud.  1275. 

Poen.  722  Quid  si  auimus  esse  nön  %\mtt  : :  Esto  ut  sinit. 
Kud.  1086  Etcrepundia.  ::  Quid  si  ea  sunt  aiire«.::  Quid  istuc  tua? 
Epid.  485  Heör  peccatum  largitff. ::  Immo  haec  east. 
Pers.  4.S2  Quid   agis?  ::  Credo.  ::  Hude   agis   te,   Dördah  ? 
: :  Credo  tibi. 

Mil.  1316  Tibi  salutem  me  iusserunt  dicerr.  : :  Salvae  sient 

Hud.  975  Mare  quidem  commune  certost  öuinibus.  ::  Adsentio. 

Ibid.  1170  Et  suculu.  :  :  Quin  tu  l  dierecta  cum  sueula  et  cum 
pörculis-   Priscian  bezeugt  sueula. 

Cas.  395  ist  mortuö's  zu  schreiben,  Poen.  705  kaun  Quid  ita? 
oder  Quid  ita  gemessen  werden. 

Pseud.  347  Quid  ego  ex  te  audio.::  Amicam  tuam  esse  factam 
argentearu. 

Men.  147  Die  hominem  lepidissumum  esse  im . ::  Ubi  essun  sumusV 
216  Sequere  tu. : :  Ego  hercle  vero  te  et  servabo  et  te  sequor. 
299  Sed  ü"bi  novisti  »«/  ?::  Ubi  ego  te  növerim? 
Amph.  805  fn  eodem  lecto?  : :  In  eodem.  : :  Ei,  nön  placet  con- 
vivium. 

Asin.  733  Argentuin  ad  ic.  ::  Ut  tempore  opportitneque  attuhsti. 


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2.  Der  logische  Uiatu9. 


113 


Cure.  493  Et  ntfnc  idem  dicö. : :  Et  commemimsse  ego  haec  volam 
te,  zweifelhaft  wegen  fehlender  Cäsur,  die  jedoch  bei  einem  fiinf- 
silbigen  Worte  vernachlässigt  sein  könnte.  Vielleicht  Et  nihic 
idem  dico. : :  Et  <quidem>  comme*minisse  ego  haec  volam  te. 

Asin.  306  Vae*  tibi.  : :  Hoc  te'stamento  Servitus  legät  tibi,1)  ähn- 
lich Most.  948. 

Cist.  474  Periimus  niiserö^. : :  Utrum  hac  me  fe*riam  an  ab  laeva 
latus.  Dagegen  ist 

Cas.  755  Ät  ego  amö. : :  At  ego  hercle  nihil<i>  facio.  Tibi  amor 
perdit<ust>  Vermuthung. 

Merc.  490  Tanti  quanti  pöscit,  vin  tanti  fllani  emt. : :  Auctarium 
gegen  A  mit  Festus  und  den  Palatini  zu  schreiben,  während  ibid.  298 
die  Lesart  des  A  ohne  Hiat  vorzuziehen  ist. 

Mil.  49  Edepdl  meraoria's  optumü. : :  Offae  monent  mit  A. 

Rud.  107  Virile  secus  numquam  tfllum  habui.  :  :  At  di 
dabunt,  zweifelhaft,  weil  die  Handschriften  und  Priscian  sexus 
haben. 

Stich.  77 1  Fac  tu  höc  modo. : :  At  tu  hoc  modo. : :  Babae. : :  Tatae. 
: :  Babae.  : :  Pax. 

Truc.  899  Male  volö. : :  Ego  mea  voluptas,  si  quid  peceavi  prius. 

Merc.  677  Da  säne  hanc  virgam  latfri:  abi  tu  intro.  ::Eo.  Vgl. 
Most.  392. 

Von  Terenz  lässt  sich  anführen 

Eun.  697  Fraterne?  : :  Itö. ::  Quando?  ::  Htfdie. ::  Quam  dudrfni? 
::Modo;  doch  Fatc'rne  ::  Ita  möglich. 

Phorm.  542  ftane?  : :  Itä.  ::  Sane  hercle  pulchre  suades:  etiani 
tu  hinc  abis. 

Heaut.  83  Quaesö  quid  de  me  tantum  meruisti? ::  Eheu.  So  A 
cum  rell.,  nur  E  ei'  mihi,  Claud.  Sac.  p.  25  heu. 

In  Senkung  begegnet  derselbe  Hiatus: 
Trin.  432  Temptist  adeundi.  : :  6stne  hic  Philto  qui  ädvenit? 
Ibid.  790  Paterni  signum  nossg?  ::  Etiam  tu*  taces?  növisse 
liegt  nahe. 

Amph.  344  Äin  vero?  ::  Äio  enim  vero. ::  Verbero.  ::  Mentiris 
nunc,  äin,  äio  kann  auch  langes  ä  haben,  wie  Epid.  29  Sed  quid 
ais?  u.  ä.  —  Ibid.  356  besser  snm  servos. 

1)  Asin.  592  wohl  mit  Verdoppelung  des  ersten  Wortes:  Vale  vule. 
:  :  Aliquanto  uniplins  valdres,  »i  hic  manercs.   So  schon  Hibbeck. 

Klotz,  GrunilzUgo  nltrJ.mUchor  Metrik-  8 


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114 


Prosodie.    II.  Hiatus. 


Ibid.  720  In  somnis  fortassc?  ::  Imnio  vigilans.  ::  Vae  raisero 
mihi. 

Ibid.  1100  Maxumi*  eontinuo  extollunt  ämbo  capita. ::  Ei  mihi. 
Aul.  307  Inimo  equidem  credo.  ::At  sein  etiam  quomodo? 

538  An  audivisti?  ::  Üsque  a  prineipio  dmnia.  Vgl.  570. 
Asin.  100  Atque  aifdin  etiam? ::  Ecce. : :  Si  quid  te  volaui.  Vgl.  941. 
Cure.  88  Ita  fiiciaw. : :  Agite,  bibite,  festivae  fores. 

512  Tacuisse  niallem.  ::  Hatfd  male  nieditate  maledicax  es. 
Baech.114  Cumtanta pouipo. : :  Huc. ::  Quidhuc?  quis  isti'c  habet 
21 1  Tanto  hercle  melior.  : :  Immo. : :  Immo  hercle  abiero. 
203  Turbare  in  portu. : :  Edepol  mortalis  malos. 
Ibid.  552  Improbum  istunc  esse  oportet  nomine»«.  : :  Ego  ita 
esse  arbitror. 

Ibid.  707  Ego  dabo.  :  :  Tum  nobis  opus  est  stimpttf.  :  :  Ah 
placide  volo. 

Ibid.  785  Ego  faciani  verbum  <nüll«m.>  :;  Etiam,  carnufex.  Vgl. 
Capt  152. 

Ibid.  824  Numquam  aiiferes  hinc  aurww.  :  :  Atqui  iäui  dabis. 
Denn  die  von  Müller  a.  O.  S.  64G  angeführten  Stellen  mit  At 
pol  qui  beweisen  nichts,  da  sie  kein  iam  dabei  zeigen.  At  pol 
qui  iam  ist  hier  eben  vermieden  und  mit  Recht.  Vgl.  Merc.  727  u.  a. 

Capt  354  Mihi  des  pro  illo?  ::  Optuma  immo. ::  Sölvite  istunc 
ntfnciam. 

Merc.  182  Qui  potuit  viderc.  : :  Oculis.  ::  Quo  pacto?  ::  Hiantibus, 
mit  einem  zweiten  Hiat,  s.  oben  S.  111. 

Ibid.  982  Fateor,  deliqui  profecto.  ::  Etiam  quaeris,  improbe? 
860  Estne  illic  Channus?  Cives,  bene  valet£. : :  flico. 

Ibid.  888  Tüam  amicam  —  ::  Quid  eerm?  ::  Ubi  sit,  ego  scio. 
: :  Tune  öbsecro. 

Ibid.  889  Sanam  et  salvam.  ::  Übi  eam  salvamV  ::  Ego  scio. 
: :  Ego  nie  mavelim. 

Ibid.  054  Meo  patri  cum  matre:  nam  nunc  e*st  iratö.  ::  (  modo. 
Vgl.  Stich.  147. 

Poeu.  608  Complexum  contrectare.  : :  Is  lenö  viam,  so  auch  A. 

1041  Popularitatis  causa.  ::  Habeo  gratiam. 
Ibid.  783  Vae  vestrae  aetaft.  :  :  id  quidem  <in>  raundöst  tuae, 
Lesart  zweifelhaft. 
Ibid.  107(5  Mi  patrue,  salve.  ::  Et  tu  salve,  Agorastocles. 
Kud.  7*5  Tangam  hercle  vor«. ::  Agedmu  ergo,  accede  huc  modo. 
S70  Mannte,  dum  ego  huc  rede«.  ::  Equidem  suadeo. 


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2.  Dor  logische  Hiatus. 


115 


Epid.  398  Sed  tu  hanc  iübe  sis  (tubcs  oder  lubens  codd.)  nitro 
abduct.  : :  Heus  foras. 

Ca8.  300  Quid  agit,  quid  loquitur  tecww. : :  Orat,  obsecrat. 

Asin.  445  Non  etiaro.  ::  Hern  non?  si  velis,  da  coramoda  honiiui 
aun'co. 

Ibid.  579  Argenti  viginti  uiinas  habesne.  : :  Ariolare. 

755  Addöw«?  : :  Adde  et  scnbas  vide  plane  et  probe. 
910  fnvocasü. : :  Ecquis  currit  pollictorem  arcessere.  Hiat 
allerdings  leicht  zu  beseitigen. 

Pseud.  846  It  incenatus  cubitttw.  : :  I  in  malam  crucem. 
Cas.  260  Quo  id  velis  modo,  ld  velim  nie  scire.  ::  Ausculta:  *:go 
loquar. 

Cist.  376  Extunuit  tum  ill«.  : :  Hdrret  corpus,  cor  salit. 

418  Iam   mihi   monstrare.  : :  Ät  non   missum  oportuit, 
vgl.  430.  439.  325. 

Ibid.  257  Quid  faciam?  : :  Ad  matrem  eius  deveniäs  domum. 

Epid.  302  Face  modo:  est  lucruni  hic  tibi  amplum.  ::  Deös  qui- 
dem  oro. ::  fmpetra<s>. 

Men.  547  Non  habeo.  : :  At  tu,  quando  habebis,  tum  dato.  Vgl. 
ibid.  380. 

Ibid.  898  Atque  eccum  ipsum  honrinew.  :  :  Öbservemus,  quam 
rem  agat 

Ibid.  954  Iam  hic  erunt.  adserva  tu  istunc,  medicc. ::  Immo  ego 
ibo  domum,  wenn  man  nicht  ego  ganz  streichen  will,  da  es  nur 
in  B  steht. 

Merc.  283  Tantümst. : :  Lysimache,  salve.  : :  Euge,  Demipho. 
709  Disperit.  : :  Equidem  hercle  öppido  perii  miser. 
723  Nescio  quid  dicawt?  : :  Haeres.  haud  vidi  magis. 
727fcDic  lgitur. ::  Dicam?  : :  Atqui  dicundümst  tarnen. 
762  Mihi  quidem  herc/c. : :  fta  me  amabit  Iuppiter. 
Müller's  (a.  0.  S.  653)  Einschub  von  ille  (ita  me  ille  a.  I.) 
ist  schon  desshalb  verfehlt,  weil  wir  es  mit  einer  stehenden 
Formel  der  feierlichen  Versicherung  zu  thun  haben,  vgl.  Trin.  447. 
Truc.  276. 

Merc.  928  Mane,  mane,  Chaniic.  : :  Erras  etc.  ist  zweifelhaft. 

Mil.  303  Certumst  facere.  : :  Hic  te  opperiar,  eadem  il Ii  insidias 
dabo;  leicht  zu  änderu. 

Ibid.  534  Complexum  atque  osculanttm  : :  Eancst. : :  Nescio.  Vgl. 
351  esse  fateart:.  : :  Äge  face  zweifelhaft. 

Ibid.  794  At  8cies.  sed  ecqune  ancillast  llh"?  : :  Est  pritn«*  cs«ta. 

8* 


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110 


Prosodie.    II.  Hiatus. 


Mil.  1158  Däte  modo  operam.  ::  fd  dos  ad  te,  si  quid  velles, 
venimus. 

Ibid.  1219  Tuonist  principiwm.  ::  Obsecro,  tute  ipsum  convenisti? 

1267  lila  ad  nos  pergit : :  V6s  volo. : :  Et  nos  te. : :  Ut  iussisti. 
Mil.  1307  Habeo  equidein  hercle  oculum.  : :  At  laevom  dica 
: :  Eloquar. 

Ibid.  1315  Philocomasium,  salv*.  ::Et  tu  salve.  ::  Materque  et 
soror. 

Ibid.  134G  Quid  istuc  est  negöti? ::  Aniraus  hanc  modo  hic  reli- 
querat.  Vgl.  1357. 

Ibid.  1385  Pacetum  pueraw.  : :  fntro  te  ut  eas  rtbsecrat 
Most.  567  Spes  est  de  argeuto. ::  Hilarus  est:  frustrast  homo. 
586  Iam  hercle  ego  illum  nominäbo. : :  Euge  streuue. 
1175  Nihil  opust  profec/o.  ::  Age  iam  siue  ted  exorarier. 
Pers.  159  llo&sv  örnamenta.  : :  Abs  chorago  stfmito.  Vgl.  198. 
482  Quid  agis  ?  : :  Credo. : : Ünde  agis  te,  Dordale. : :  Credo"  tibi. 
726  Inimicum  ulcisct. : :  Ecce  me.  numquid  moror. 
750  Sine  dicani. : :  Nolo. :":  Aildi. : :  Surdus  sum,  anibula. 
Poen.  347  Bellula  hercle. ::  f  dierecte  in  maxumam  malam  cruceui. 
329  Eamus,  mea  germana.  ::  Age  sis,  itt  lubet,  sequerc 
hac.  : :  Sequor. 

Ibid.  1381  Qui  hasce  emt.  ::  Et  tute  ipse  periisti,  Lyce. 

173  Nou  scis?  ::  Non  hercle.  ::  At  ego  iam  faxö*  scies. 
Pseud.  31  Lege  vel  tabellas  redrfc.  ::  Immo  enim  pellegam. 

452  Tibi  aüsculta&o.  : :  Itur  ad  te,  Psetidole.  Vgl.  1079. 
Rud.  337  Quid  agis  tu?  ::  Aetatem  hatfd  inalam  male. ::  Melius 
omina'ire. 

Stich.  381  Sambucas  advexit  secum  forma  exiuiia.  : :  Eugepae. 
Vgl.  388  nach  den  Palatini. 

Cas.  447  Bona  mülta  faciam  meara  uxorewi.  ::  Ättatae,  unsicher. 
Terenz  wendet  einen  solchen  Hiatus  zwar  seltner  an  als 
Plautus,  scheint  sich  aber  principiell  nicht  von  ihm  zu  unter- 
scheiden, da  er  Verse  baut,  wie 

Phorin.  146  Quod  det  fortasse?  ::  Immo  nil  nisi  spem  meram. 
963  Ulcisci.  ::  Attat,  m'si  mi  prospicio,  haereo. 

Ad.  697  Öbsecro,  nura  Iridis  tu  nie?::  Ego  te?  quamobrem? 
: :  Nescio.1) 

1)  Die  auch  bei  Plautus  (vgl.  Per«.  616)  wahrnehmbare  hiatustilgende 
Hand  zeigt  sich  auch  hier,  da  in  den  zwei  Classen  der  Calliopistben  Recen- 
sion  ein  nunc  an  verschiedenen  Stellen  eingeschoben  wurde. 


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2.  Der  logische  lliatu». 


117 


Phorm.  542  und  Euu.  697  siehe  oben  S.  113. 
Ad.  604  Egoraet  narräbo  quae  mihi  dixti.  : :  Iinuio  ego  ibo. 
: :  Bene  facis. 

Wir  haben  uns  bisher  auf  die  jambischen  und  trochüischen 
Verse  beschränkt.  Manche  von  den  angeführten  Beweisstellen  mag 
nicht  beweiskräftig  sein  und  anders  aufgefasst  werden  können. 
Besonders  ist  der  Hiatus  bei  sog.  Sinnespause,  in  Aufzählung, 
in  Gegensätzen  ein  sehr  dehnbarer  Begriff,  und  Verfasser  mag 
hier  zu  viel  für  möglich  gehalten  haben.  Allein  au  dem  Vor- 
handensein eines  logischen  Hiatus  bei  Plautus  und  in  beschränk- 
terem Masse  bei  Terenz  lässt  sich  nicht  zweifeln.  Insbesondere 
ist  der  Hiatus  bei  Personenwechsel  in  allen  möglichen  Versstellen 
gestattet,  in  Hebung  und  Senkung,  auch  innerhalb  der  Dipodien 
bei  langen  und  kurzen  Silben.  Der  Versuch,  diese  Art  von  Hiat 
auf  die  Senkung  zu  beschränken  und  auch  da  nur  bei  Ausgängeu 
auf  langen  Vocal  oder  m  muss  schon  angesichts  der  angeführten 
Beispiele  als  verfehlt  betrachtet  werden.  Es  würde  auch  jede 
rationelle  Erklärung  für  eine  solche  Beschränkung  fehlen.  Denn 
dass  hier  unmöglich  ein  sog.  prosodischer,  d.  h.  die  lange  End- 
silbe verkürzender  Hiat  vorliegen  kann,  werden  wir  im  nächsten 
Theile  erklären.  Darum  kann  aber  auch  eine  kurze  offene  End- 
silbe, wie  Viderß.  |  ocülis,  wofür  22  Beispiele  vorliegen,  ebenso 
gut  wie  jede  andre  Kürze  oder  Länge  vorkommen.  Denn  mit 
eigentlicher  Metrik  und  Prosodie  haben*  diese  Hiate  gar  nichts 
zu  thun.  Sie  beruhen  lediglich  auf  sprachlich-logischen  Verhält- 
nissen, die  mit  Metrik  nicht  im  mindesten  Zusammenhange  stehen. 

Wie  in  Iamben  und  Trochäen  sind  wir  natürlich  berechtigt 
auch  in  den  Versen  der  andern  Rhythmengattungen  einen  ähn- 
lichen Hiatus  zu  finden.  Für  den  Hiatus  bei  Personenwechsel 
führen  wir  noch  einzelne  Stellen  an  und  zwar 
in  anapästischem  Rhythmus  folgende: 
Mil.  1058  Meam  ne  sie  volgo  pollicitare  operäm.  : :  Audiu  tu, 
indlier? 

so  mit  der  besten  Quelle  (B).  Die  Vorschläge  pollicitares  und 
pollicitarere  beruhen  nicht  auf  handschriftlicher  Ueberlieferung, 
sondern  auf  einer  kaum  zulässigen  Combination  aus  derselben 
und  zerstören  noch  dazu  die  Hauptcäsur  des  anapästischen  Sep- 
tenars;  man  kann  den  Satz  recht  gut  selbstständig  fassen  und 


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118 


Piosodie.    11.  Hiatus. 


(las  vorhergehende  quotiens  hoc  tibi  —  intertlixi  fassen:  „Wie 
oft  habe  ich  dir  so  etwas  untersagt".  Zulässig  wäre  natürlich 
auch  liitschl's  Verinuthuug  pol  Heitere  operaui. 

Aehulich  messen  wir  ein  längeres  System  mit  demselben 
Hiatus: 

Bacch.  1167  fgg.  Probri  pellecebrae  et  persuustriees, 
Quid  nünc?  etiam  redditis  nobis 
Fih'os  et  servoin?  an  ego  experiar 
Tecum  vim  maiorew?  ::  Abin  hiocV 
Non  homo  tu  quidem  es,  qui  istöc  pacto 
Tarn  lepidam  inlepide  appelles. 
Pers.  29  Basihce  agito  eleutheria.  :  :  Quid  iam  V  : :  Quia  eru's 
peregrist.  ::  Ain  tu  peregrist. 

Der  Vers  ist  nach  unserer  Ueberlieferung  ein  anapästischer 
Octonar  und  die  syllaba  aneeps  nicht  auffallender  als  ein  dicere 
u.  s.  w.  bei  Personenwechsel  in  Iamben  uud  Trochäen. 

Pseud.  24 1  It  dies,  ego  mihi  quom  cesso.  i  prae,  puere. : :  Heus 
abit:  quin  revocas, 

weim  man  nicht  das  Perfect  der  Handschriften  beibehält,  das 
jedoch  schwerlich  zur  ganzen  Situation  passt;  vgl.  Bacch.  1157. 

Im  kretischen  Versmass  begegnet: 
Uud.  243  Cedo  nianüw. ::  Äccipr. ::  Die  vivisue,  öbsecro? 
Denn  da  neun  kretische  Tetrameter  vorhergehn  und  ebenso  viele 
folgen,  ist  dies  sicher  auch  ein  ganz  regelrechter  kretischer  Vers 
mit  dem  in  allen  ander»  Metren  legalen  Hiatus. 

Für  bacch iisches  Metrum  endlich  lässt  sich  aufführen: 

Cas.  (597  Servös  sum  tuos.  ::  Optume'st  ::  Obsecrö. 
Most.  798  Ut  istas  remittat  sibi.  : :  Haud  opinor.  Wahrschein- 
lich auch 

Cas.  785  Tene  hanc  lampadtm.  ::  Iinmo  ego  hanc  iam  teuebo. 
Der  Vers  lässt  sich  nur  vermuthungsweise  constituiren,  da  die 
Plautushaudschriften  nur  iam  statt  hanc  iam,  der  die  Stelle 
citirende  Priscian  (VII,  p.  758,  nicht  785  wie  bei  Ussing  falsch- 
lich steht)  nur  hanc  ohne  iam  bietet. 

Mit  dieser  Zusammenstellung  haben  wir  eine  grössere  An- 
zahl von  Stellen  der  verschiedensten  Versarten  zu  halten  gesucht 
und  dabei  das  Beweismaterial  für  andre  Hiate,  die  man  annehmen 
wollte,  bedeutend  vermindert.  Eine  grosse  Zahl  solcher  Verse, 
die  man  für  die  Zulässigkeit  eines  Hiatus  in  der  Hauptcäsur  des 


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3.  Der  prosoilisthe  Hiatus. 


119 


Seuars  auführte,  ist  hiermit  beseitigt.  Das  Gleiche  gilt  von  den 
Belegen  für  einen  Hiat  in  der  Haupteäsur  der  Langverse  bei 
Terenz,  insbesondere  der  trochäisehen  Septenare.  Denn  allen  deu 
bereits  oben  angeführteu  Stellen  der  Art  —  und,  wie  wir  sehen 
werden,  sind  es  die  einzigen,  die  sich  für  diesen  Hiat  anführen 
lassen  —  müssen  wir  auf  Grund  unserer  Listen  jede  Beweiskraft 
für  etwas  Anderes  absprechen  als  dafür,  dass  Terenz  bei  Personen- 
wechsel Hiatus  gestattet. 

3.  Der  prosodische  Hiatus. 

1.  Der  logische  Hiatus  hat  vielfach  acht  römisches  Gepräge 
und  selbst,  wo  sich  in  der  griechischen  Poesie  eiu  vorbildlicher 
Vorgang  nachweisen  lässt,  wie  im  Hiat  bei  Personenwechsel,  zeigte 
sieh  der  griechische  Keim  (Hiat  fast  nur  in  der  Hebung  von 
Anapästen)  in  reicher,  selbstständiger  Entfaltung.  Ganz  anders 
liegt  die  Sache  bei  dem  prosodischen  Hiatus.  Dieser,  der  sog. 
hiatus  legitimus  oder  graecanicus,  besteht  darin,  dass  beim  Zu- 
sammentreffen eines  langvocalischen  Wortausganges  mit  voca- 
lischem  Anlaut  keine  vollständige  Elision  der  auslautenden  Silbe 
eintritt,  sondern  nur  eine  partielle,  nämlich  der  Hälfte  des  Moren- 
gehaltes,  insofern  von  der  langen  oder  auf  w  ausgehenden  Schluss- 
silbe nur  eine  Mora  elidirt  wird,  sodass  diese  Schlusssilbe  für 
den  Vers  genau  einer  Kürze  gleichkommt.  Im  Griechischen  und 
Lateinischen  lag  ein  solcher  Hiatus  darum  nahe,  weil  jede  Silbe 
die  lange  wie  die  kurze,  durch  die  Elision  nicht  vollständig  ver- 
schluckt wurde,  sondern  bei  voller  Elision  auch  nur  einer  Kürze 
die  Silbe  immer  noch  wahrnehmbar  gesprochen  wurde,  wenn  auch 
so  schnell,  dass  sie  für  den  Vers  weiter  nicht  messbar  war,  ähn- 
lich wie  es  in  der  modernen  Musik  mit  den  sog.  Vorschlags- 
uoten  gehalten  wird.  Aus  welchen  Thatsachen  diese  Vortrags- 
art für  die  beiden  alten  classischen  Sprachen  folgt,  werden  wir 
unten  Metrik  I,  1,  1  bei  der  in  der  Elision  latenten  Cäsur  sehen, 
die  die  römische  Verstechnik,  der  sie  ursprünglich  ganz  fremd 
war,  gleichfalls  aus  dem  griechischen  Vorbild  herübernahm.  War 
also  schon  eine  Kürze  auch  bei  voller  Elision  noch  hörbar  im 
römischen  Bühnenvortrag,  so  lag  es  wahrlich  nicht  weit  ab,  die 
zu  elidirende  Länge  ein  wenig  vor  der  elidiiten  Kürze  zu  bevor- 
zugen, mit  andern  Worten,  den  griechischen  Hiat  in  die  römische 
Praxis  herüberzunchmen,  da  man  doch  der  Sprache  dabei  nichts 


120 


Prosodie.*  11.  Hiatus. 


Unerhörtes  zuinuthete,  sondern  eben  in  der  Aussprache  dieselbe 
Stütze  fand,  die  im  Griechischen  der  Grund  dieses  Hiates  gewesen 
war.  Dieser  demnach  in  der  römischen  Metrik  nicht  vereinzelt 
dastehende  Vorgang  ist  auch  gar  nicht  bestritten.  Denn  man 
giebt  allgemein  Fälle,  wie  omnes  qul  ämant  bei  den  Scenikcrn, 
si  nie*  ämäs  in  der  hexametrischen  Dichtung  zu.1)  Nur  Ober  die 
Ausdehnung  dieser  Erscheinung  ist  es  zu  keiner  Einigung  ge- 
kommen. Eine  römische  Eigenheit  ist  der  prosodische  Hiatus 
allerdings  nicht.  Denn  die  altnationale  Poesie  bietet  uns  nicht 
den  geringsten  Beleg  dafür.  Es  ist  vielmehr  sicher  ein  proso- 
disches  Gesetz,  das  im  griechischen  Epos  und  Melos  ziemlich 
allgemein  ist,  von  den  altrömischen  Dichtern  ins  Lateinische 
übertragen  worden.  Dass  man  hier  wirklich  etwas  Fremdes  sah, 
erhellt  schon  daraus,  dass  dieser  Hiatus  in  keiner  metrischen 
Stilgattung  je  recht  zu  vollem  Leben  kam  und  nach  vereinzelten 
meist  auf  griechische  Wörter  beschränkten  Anwendungen,  die  bis 
in  die  classische  Zeit  hinein  sich  verfolgen  lassen,  schliesslich 
ganz  ausser  Gebrauch  gesetzt  wurde.  Schon  Terenz  hat  hier 
Plautus  und  Ennius  gegenüber,  wie  wir  sehen  werden,  die  römische 
Reaction  gegen  den  griechischen  Brauch  in  energischer  und  mass- 
gebender Weise  durchgesetzt. 

Die  verschiedenen  von  uns  hier  zum  ersten  Male  in  inneren, 
rationellen  Zusammenhang  gebrachten  Erscheinungen  des  proso- 
dischen  Hiates  wurden  bisher  wohl  in  einzelnen  Fällen  beobachtet, 
aber  nicht  erklärt  und  darum  wieder  abgeleugnet  und  wegconjicirt. 
Hier  zeigte  sich  die  Folge  davon,  dass  die  Plautinische  Metrik, 
wie  wir  einleitungsweise  erläuterten,  im  engsten  Anschluss  an  die 
zunächst  doch  nur  für  Terenz  geltenden  Normen,  wie  sie  Richard 
Bentley  aufgestellt  hat,  dargelegt  wurde.  Bentley  giebt  die  für 
Terenz  unzweifelhaft  richtig  gefasste  Regel  über  die  Beschränkung 
des  prosodischen  Hiates  auf  einsilbige  Wörter  in  der  ersten  Kürze 
der  aufgelösten  trochäischen  oder  iambischen  Hebung,  wenn  er 
sagt:  Tria  observanda  sunt:  numquam  hoc  fieri  nisi  in  verbo 
monosyllabo;  quod  verbum  si  in  vocalem  exit,  oportet  syllabam 
esse  longam;  ictum  denique  habere  in  prima  syllaba  anapaesti 
vgl.  schedia8ma  p.  48  ed.  Vollbehr.  Anders  war  aber  die  Praxis 


1)  Im  Grunde  genommen  ist  es  ja  nur  die  Anwendung  der  bekannten 
Rtgel:  vocalis  ante  vocalem  corripitur,  die  die  lateinische  Sprache  unab- 
hängig vom  Metrum  auch  sonst  auwendet  prehendo,  ptärc  u.  s.  w. 


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3.  Der  proaoditsche  lliatus. 


121 


bei  Plautus  und  Ennius  und  von  dieser  finden  sieb  vereinzelt 
auch  in  der  nachterenzianischen  Zeit  Belege. 

Ennius  hatte  z.  B.  gemessen  ann.  321  S&pw  invicte,  486  Dum 
quulem  uuus,  rut  saepe  apud  Ennium'  Festus  673,  336  am  Ende  eines 
Hexameters  mifttüm  Öcto,  so  von  Priscian  I,  p.  30  ed.  Keil  aus- 
drücklich bezeugt;  ferner  Epigramm.  1,  1  Aspicite,  o  cives,  senis 

knni  «mäginis  formam.  Aehnlich  findet  sich  z.  B.  bei  Lucilius 
VIII,  1  auophclc  inquit,  allerdings  in  griechischem  Worte,  bei  Lucrc- 
tius  6,  743  remufi  öblitae,  bei  Catull,  carm.  57,  7  in  Hendeka- 
syllaben  ein  ähnlicher  Daktylus:  uno  in  leetülo  erudituli  atnbo, 
in  Vergil's  Eclogen  3,  79  vale  vale  inquit,  ibid.  6,  44  Hylä  üyla 

ouine  sonaret,  georg.  I,  281  Petiö  üssam,  Aen.3,  211  tnsülae  Ionio, 

in  Ovid,  amor.  II,  13,  21  Lenis  ades  preeibusque  nieTs  fave  Ilithyia, 
metam.  3,  501  dictoque  vale  vale  inquit  et  Echo  und  in  andern 
bei  Christ,  Metrik2  S.  26  angeführten  Stellen.  Selbst  die  Ver- 
kürzung einsilbiger  Wörter  in  der  ersten  Kürze  der  Senkung  in 
daktylischen  Versen,  von  der  doch  Terenz  in  seinen  aufgelösten 
Hebungen  noch  einen  ausgedehnten  Gebrauch  gemacht  hatte,  ist 
nach  Terenz  nur  noch  recht  vereinzelt  wahrzunehmen,  nach  Horaz 
und  Vergil  gar  nicht  mehr.  Wir  führen  auf  Lucret  3,  1080  sed 
dum  abest  2,  681  cum  Ödore.  6,  716  qut  etesiae  esse  feruntur, 
in  CatiüTs  Liedern  97,  1  ita  me  di  äment,  für  Vergil  Aen.  6,  507 
te  amice  nequivi.  Eclog.  8,  108  an  qul  umäut  und  in  Horaz' 
Satiren  I,  2,  28  coctö  nüm  ädest  honor  idem.  Ibid.  I,  9,  38  Si 
me  ämas  u.  ä.  bei  Luc.  Müller,  a.  0.  p.  307. 

Prosodischer  Hiatus  zwischen  zwei  Wörtern  ist  in  allen 
Uhythmengattungen  der  griechischen  Poesie  zulassig,  sobald  zwei 
zusammen  zwei  volle  gpoVoi  Ttqmxov  betragende  Kürzen  in  Hebung 
oder  Senkung  vereinigt  stehen.  Dagegen  ist  er  ausgeschlossen, 
wo  die  beiden  in  Frage  kommenden  Kürzen  verschiedenen  örjuetoc 
des  Verses,  also  die  eine  der  Senkung  und  die  andre  der  Hebung 
angehören  und  auch  da,  wo  nur  zwei  flüchtige  Kürzen  für  eine 
an  sich  nur  1  —  VfaxQovoi  itQaxot,  betragende  Senkung  eintreten, 
d.  h.  in  allen  Senkungen  des  aviöov  yivog,  insbesondre  auch  der 
Iamben  und  Trochäen.  Die  Hebung  iambischer  und  trochäischer 
Verse  dagegen  erträgt  diesen  Hiat  ebenso  wie  die  der  Anapästen, 
der  sie  an  Morengehalt  gleichwerthig  ist. 

Sehen  wir  vom  daktylischen  Hexameter  ab,  weil  dort  diese 


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122 


Proaoiüe.    II.  Hiatus. 


Erseheiiiiiiigen  des  prosodischen  Hiats  ganz  gewöhnliche  sind, 
so  ergiebt  sich  besonders  für  das  griechische  Drama  folgendes: 
Häufig  findet  sich  unser  Uiat  in  daktylischen  und  anapusti- 
schen  Versen  des  Dramas  ganz  wie  bei  Homer,  zunächst  in  der 

Senkung  Sophocl.  Oed.  rex  155  ap<pl  üoi  a^o^ievog.  Ibid.  172 
X&ovog  aultrat  ovxe  xixouftv.  Oed.  Col.  237  a  %ivoY  aidoygoveg. 
Philoct.  1204  &  £fW,  iv  yi  po?  ev%os  ogi&xe.  Ibid.  1100  <o 
%ivoY9  ik&sx'  inrjkvÖeg  av&ig.  Ibid.  1111  (in  Logaöden)  (6%ov 
dkkä  po?  aoxojta.  Ibid.  1200  iggixdt  *7Atov,  oi  vit  ixeivcj. 
Ibid.  1135  nolvprixavoi)  ävdgog  igictsav.  rhid.  1130  r\  nov  iknvov 
ogag,  <pgivag  st  uvag.  Ibid.  1097  akko&sv  et  xvx«  ad1  dno  pti- 
lovog.  Eur.  Troad.  511  c^upi  poi  "Miov,  ©,  im  Chorgeaang,  aber 
ebenso  wie  bei  Sophocles  in  der  Monodie  ibid.  605  anoktUexar 

vficiv  u.  ä.  o.,  so  ferner  Soph.  Oed.  Col.  143  Ztv  äkt%rjxog,  xig 

srod1'  6  xgiößvg;  Eur.  Troad.  788  xat  dvavÖgtia  u.  s.  w.,  auch  in 
der  neuem  attischen  Coiuödie,  wie  bei  Eubulos  107,  3  ix  pofiot) 

ikfttov.  107,  17  onT  iyd>  og  viog  Sv.  107,4  nokkcc  xat  av  tqwöTj  xtg 
dxgatxog.  107,  26  iXa%ov  ßtov,  ot  dl  nkavavxai,  139,  1  ovxot 
dvixxoiiodtg\  bei  Anaxandrides  41,  55  goat  tgnvkkog,  Mnesimachos 
4,  30  xokoxvvxrj  sxvog.  4,  48  xditgov  atyog  dkexxgvovog  vt}xxt^ 
wie  auch  bei  Aristophanes  z.  B.  nub.  293  xal  ßovkopat  dvxano- 

nagdslv.  316  neydkai  &eat  dvdgdötv.  346.  347  Kevxavga  ofioiav  j 
?;  nagddkst  tj  kvxa  rj  xavga.    355  xal  vvv  y    ort  Kkuöd'ivrj 

Ganz  derselbe  prosodische  Vorgang  in  sämmtlichen  zwei- 
morigen  Hebungen,  wie  daktylisch  -anapästischer  Gedichte,  wie 

Eur.  Med.  1085  dkkd  ydg  iöxiv  povea  xat  ijfiiv.  Troad.  145  xgv- 

Xtxcu  "Iktov  aidfapsv.  Arist.  nub.  324  yavzy  avxdg,  iu  der  neueren 
Comödie  z.  B.  bei  Anaxandrides  41,  v.  46.  47.  48  xdgaßoi  onxoi. 

atrial  £(p&ai.  xeoßtot  iipdoi.   Ephipp.  12,  7  öfjjri«  ogqxog.  Alexis 

162,  11.  12  y(v%xoti  toxgov.  xov  ßtov  ioxivy  auch  bei  einsilbigen 
Wörtern,  wie  in  einzelnen  Stellen  au9  Sophokles  und  Earipides, 

s.  oben,  so  bei  Aristophanes  z.  B.  nub.  327  vvv  yi  xot  -Sjdtj. 

Ganz  dasselbe  kommt  auch  in  den  Hebungen  der  laiuben 
und  Trochäen  vor  z.  B.  Sophocles  Oed.  rex.  167.  El.  164. 

(o  xojrut  dvagtftna  yag  (piga  «=  av  nötig  dvdgt,&(iog  okkirxat. 
ov  y   iysa  dxduaxa  noxipivova  axtxvog. 


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3.   Der  probodischc  Hiatus.  ]2'.\ 


Ferner  Philoct.  854.  Trachiu.  847.  Oed.  Cul.  207.  l>hiloct.  851 

». 

fidXa  rot  anoQa  nvxivoig  ividstv  ncc&rj.   rj  nov  ädtvtav  gAapaV. 

w  &voi  anoTttohg. 

i&dov,  ottös  rtQa&ig  =  (pQovxiÖog  bgag  Sjöy. 

Dasselbe  zeigt  sich  im  ionischen  Rhythmus,  nur  dass  dieser 
Hiat  da  wie  beim  Daktylus  nur  in  der  Senkung  möglich  ist,  z.  B. 
Aesch.  suppl.  1020 

itokiov%ov$  tb  xat  o'C  %ti>p  'EqccOlvov. 

Bei  den  Dochmien  kann  dieser  Hiat  nur  in  den  beiden  ersten 
Hebungen  vorkommen,  wie  Soph.  Oed.  rex  686.  06 1.  Eur.  Or.  1546. 

(paivtrat  £v&'  iXtj£tv,  "AkioV  imi  ä&eog.  tikog  ünä  iftiktt,  = 
vtpeöig  ig  *EXivav. 

Allein  weder  der  ionische  noch  der  dochmische  Rhythmus 
kommt  für  uns  weiter  in  Betracht,  da  derartige  Verse  im  römi- 
schen Drama  nicht  nachweisbar  sind.  Wir  führten  sie  hier  nur 
mit  auf,  um  anschaulich  zu  machen,  dass  es  sich  hier  um 
ein  rein  prosodisches  Gesetz  der  griechischen  Metrik  handelt, 
wie  denn  solche  prosodische  Hiate  in  den  verschiedensten  Stil- 
gattungen, Chorgesang,  Monodie,  Recitativ  vorkommen,  wie  wir 
in  unserm  Verzeichniss  kurz  andeuteten.  Wohl  aber  bleibt  zu 
beachten,  dass  auch  die  Hebung  des  päonischen  Taktes,  die  ja 
auch  je  zwei  %qovoi  ffponu  beträgt,  bei  Auflösungen  diese  pro- 
sodische Kürzung  der  vocalischen  Endsilbe  gestattet,  wie  folgende, 
auch  für  die  römische  Nachahmung  wichtigen  Stellen  lehren: 
Find.  Olymp.  II,  150.  Ibid.  166.  Aesch.  Eum.  244 

nokkd  uof  vit  |  dyxmvog.    av\ödoopat  iv\oQxiov  j  Xoyov  dlct  - 
i/o'co. 

opa  op|a  pal'  av  j  Xevöös  tbv  \  naviä,  so  richtig  nach  dem  Me- 
diceus,  was  man  gewöhnlich  in  einen  dochmischon  Dimeter  ab- 
ändert, vgl.  Verfassers  de  numero  dochmiaco  pag.  11. 

2.  Ganz  nach  dem  griechischen  Muster  erscheinen  solche 
prosodische  Hiate  bei  Plautus  zunächst,  wie  auch  im  griechi- 
schen Drama,  in  Anapästen,  nämlich 

in  Senkungen  bei  einsilbigem  Worte  Bacch.  1165  si 
auiant,  1192  te  amäbo.  Cure.  141  qui  ämät  Sgt't.  144  si  Id 
»wspectas.  Aul.  714  quo  eäm.  716  qui  eam  abstulcrit.  Cas.  685 
st  ea-.    688  tu  ämäs.   818  quae  ego  intus.  Mil.  1012  quem  ego 


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124 


l'roöodie.    II.  Hiatus. 


hic  audivi.  1047  qu&  ab  ]  Harum  (jedoch  da  B  quam  giebt,  auch 
quäuam  ab  lllärum  gemessen).  Rud.  222  iia  res  se  habet  225 
quo  Säin.  930  iam  übt.  937  cum  äceto  (vgl.  bei  Lucrez  cum 
ödore  u.  a.  s.  oben).  Pers.  492  ita  ine  di  äment  (wie  Catull.  97,  1). 
778  qul  erant.  Poen.  1174  qul  amabilitati.  [1176  deaiuavi.]  Pseud. 
231  nÖ  ämicam.  Stich.  321  quas  tü  Sdis  sainmtlich  in  der  ersten 
Kürze  der  Senkung,  dagegen  auch  in  der  zweiten  nach  dem 
griechischen  Vorbilde,  vgl.  z.  B.  vvv  yl  rot  u.  ä.  möglich  und  auch 
Mil.  1007  Sed  ämäbö  uiitte"  m8  äctutum  richtig  überliefert,  dem 
eutsprechend  auch  bei  zweisilbigen  Wörtern  Truc.  113  Me 
Ulis  qutdem  häec  verberät  verbis,  ganz  wie  bei  Ennius  s.  oben 
dum  quidem  unus  homo;  so  wohl  auch  Bacch.  1205  quo  lübet 
tamquam  qutdem  addictos,  vgl.  1184.  1204,  a.  unten  Rhythmik  I,  6, 
gegen  Ende.  Mil.  1036  voco  ergo  hanc  quae  quaerit1).  1040 
mültae  ältae  item  istüc  cuplunt.  Pers.  495  Viväs.  ::  Bene  dictis 
tuis  bene  facta  äTires  mSaS  aüxilium  exposcunt,  so  die  Ueberlie- 
ferung,  die  Ritsehl  ganz  willkürlich  geändert  hat  in  aüxilium  ex- 
pöstulant;  endlich  bei  dreisilbigem  Worte,  wie  ij  nctQÖalu  rj 
Xvxa  i}  zavQG)  und  Eunius  rniUtüm  octo,  s.  oben,  Mil.  1049  Nam 
hihic  anülüm  ab  tui  cüpienti.  Pers.  498  Nam  ex  Perstä  adlatae 
mihi  sunt  ab  ero  istaec.  ::  Quando?  ::  Haud  ditdum.  182  Cön- 
venlam  hünc  Töxtlüm,  eius  aüris  quae  sunt  mandata  onerabo  u.  a. 

Die  gleichen  Erscheinungen  begegnen  natürlich  auch  in  der 
aufgelösten  Hebung:  Mil.  1041  te  häbes  cum  in.  Pseud.  912  ulinls 
metuebäm  niäle,  ne  äbisses.  Pseud.  599  Bälllon  leno  ubl  hlc 
häbttet  nach  der  Ueberlieferung.  Bacch.  1204  quam  quidcm  äctu- 
tum emorlämur,  vielleicht  auch  1184  quem  qutdem  Sgo  ütl  nöu 
excriktein  statt  quem  quidem  t»go  üt  non  excruclem.  Ferner 
Bacch.  1193  Nön  tibi  vtmlt  in  nient&m  </mäbÖ.  Cure.  137  Phäe- 
droine  mi,  ne  plöra  ämäbo  *).  Dieser  ganz  rationell  gebildete  Hiatus 
ist  gleichfalls  von  einem  Theile  der  Textkritiker  durch  unwahr- 
bcheiuliche  Conjecturen  entfernt  worden;  dass  sich  im  iambischen 
und  trochäischen  Yersmass  nichts  Aehnliches  findet,  erklärt  sieb, 
wie  wir  später,  Metrik  II,  1  sehen  werden,  ganz  natürlich  daraus, 
dass  das  Prototyp  für  diesen  gekürzten  Spondeus,  der  auf  der 
letzten  Kürze  betonte  Trochäus  bei  folgendem  bacchiischen  Worte, 


1)  Leicht  7.u  andern  voco  (ego^  ergo,  doch  ist  ego  nicht  überliefert. 
2)  Mit  ähnlichem  Hiat  hält  Ritbehl  auch  einen  nicht  ganz  sichern  Prolog- 
ren*  vidi  äru^at^ores.   Merc.  13. 


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3.  Der  proaodiacho  Hiatus. 


12f> 


also  ein  mente  mänebö  oder  Aehnliches  unmöglich  ist.  Endlich 
für  dreisilbige  Worter  mit  solchen  End  kürzen,  die  ja  auch  in  der 
griechischen  Comödie  selten  sind,  wie  rjOv%^  ccvtdg  lassen  sich 
nur  unsichere  Beispiele  anführen:  Mil.  1060  Non  hic  suo  semineo 
quemquam  pörculum  (codd.  proculem;  porculem)  impertittfrust. 
Pers.  273  Päegnlum  äüscülta,  wahrscheinlich  trochäisch  zu  messen. 

Manche  der  angeführten  Stellen  lässt  sich  leicht  verbessern, 
andre  wieder  nicht,  keine  erfordert,  abgesehen  von  der  fraglichen 
Prosodie,  eine  Aenderung;  insbesondere  haben  wir  keinen  Grund 
Hiate  wie  mentem  äinabo,  plorä  ämabo,  mitte  me*  actutum,  ja 
auch  Perslä  ädl.  u.  a.  zu  verwerfen.  Diese  Messungen  sind  zwar 
selbst  nicht  besonders  häufig.  Aber  man  bedenke  dabei,  dass  auch 
ihre  Prototype,  der  auf  der  ersten  Silbe  betonte  Daktylus  und  die 
Verbindung  eines  trochäischen  und  bacchiischen  Wortfusses  zu 
einer  anapästischen  Dipodie  (wie  mirä  vldentur)  nicht  besonders 
häuög  sind,  erstere,  weil  sie  die  Vernachlässigung  der  dipodischen 
Cäsur  voraussetzen,  letztere  wegen  der  bereits  angedeuteten  Be- 
tonungsschwierigkeiten. Und  so  bieten  sie  uns  immerhin  im 
Verein  mit  dem  griechischen  Vorbilde  den  Schlüssel  zum  Ver- 
ständniss  einer  grösseren  Anzahl  ähnlicher  Stellen  im  trochäischen 
und  iambischen  Rhythmus,  zu  deren  Betrachtung  wir  jetzt  tiber- 
gehen wollen. 

Doch  es  begegnet  uns  hier  eine  Abweichung  vom  griechischen 
Vorbilde,  die  geeignet  sein  konnte,  von  vornherein  bedenklich 
gegen  die  im  nächsten  Abschnitt  verfochten en  prosodischen  Hiate 
zu  raachen.  Das  griechische  Drama  bietet  den  fraglichen  Hiat 
nur  im  Melos,  wenn  auch  da  in  allen  Versarten,  aber  nicht  im 
ge wohnlichen  Dialog  der  iambischen  Trimeter  und  trochäischen 
Tetrameter,  bei  Plautus  dagegen  begegnet  er  uns  im  Senare  eben- 
sogut wie  in  den  Langversen  des  Dialogs.  Allein  es  ist  darum 
nicht  zu  zweifeln  an  dem  thatsächlichen  Vorkommen  desselben, 
da  ja  bei  einsilbigem  Worte  diese  Erscheinung  im  gewöhnlichen 
Senar  und  Septenar  ganz  unbestreitbar  vorliegt,  während  sie  der 
iambische  Trimeter  des  griechischen  Dramas  nicht  aufweist.  Eine 
Brücke  mögen  hier  die  Anapästen  gebildet  haben,  in  denen  ja 
auch  das  griechische  Vorbild  lange  Dialogpartien  nicht  scheut, 
die  wir  darum  auch  an  die  Spitze  gestellt  haben.  Wir  beobachten 
hier,  was  wir  bereits  wiederholt  thaten  und  noch  in  vielen  Fällen 
thun  werden,  dass  durch  die  römischen  Dramatiker  grundsätzlich 
die  verschiedenen  (fo#|tot  und  pi-tga  nach  ganz  einheitlicher 


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12Ü 


Froaodie.   II.  Hiatus. 


Technik  gestaltet  werden.  Ob  bereits  Livius  und  Naevius  diesen 
Hiat  eingeführt  haben,  lässt  sich  nicht  mehr  feststellen.  Denn 
bei  Plautus'  Vorgängern  findet  sich  keine  Stelle,  die  sich  mit 
einiger  Sicherheit  so  messen  lässt.  Selbst  Naev.  com.  108.  109 
lässt  sich  zwar  messen :  Etiam  qui  res  magnas  manu  j  saepe  gessit 
gloriose  ||  Cuius  facta  viva  nunc  vigent,  |  qui  äpud  gentes  sölus  prae- 
stat,  allein  andere  Auffassungen  sind  nicht  ausgeschlossen,  be- 
sonders da  die  Folge  von  iambischen  Dimetern  und  akatalektischen 
trochäischen  Dimetern  eine  rhythmisch  sehr  auffallende  ist.  An 
dem  Vorkommen  solcher  Hiate  aber  bei  Plautus  ist  nach  dem 
Gesagten  kein  principieller  Anstoss  zu  nehmen,  und  wir  deuteten 
oben  auch  an,  wie  eine  Eigenart  der  Aussprache  der  elidirten 
Endsilben,  die  im  römischen  und  griechischen  Bühnen  Vortrag  die- 
selbe ist,  diesen  Hiatus  naturgemäss  begünstigen  musste.  Die 
Ueberlieferung  bietet  uns  eine  Reihe  Belege  für  denselben,  die 
wir  im  Folgenden  anführen. 

Uebereinstimmend  mit  Nonius'  Citat  geben  unsere  Hand- 
schriften 

Bacch.  51  Duae  ünum  expStttis  pälumbem.  perti,  häründo  iiläs 
verberät, 

einen  Vers,  der  nach  Inhalt  und  sprachlicher  Form  tadellos  ist 
Ambae,  das  man  vorgeschlagen  hat  für  duae,  .um  den  gut  be- 
zeugten Hiat  zu  entfernen,  ist  ganz  unpassend,  da  hier  gerade 
das  „zwei  gegen  einen"  hervorgehoben  wird.  Was  die  metrische 
Form  betrifft,  so  haben  wir  das  zweite  Hemistich  mit  Hilfe  des 
Kürzungsgesetzes  oben  S.  83  gehalten,  und  die  Zulässigkeit  des 
Proceleusmaticus  in  dieser  Form  wird  unten,  Metrik  II,  6  darge- 
than  werden.  Der  Anfang  bietet  ganz  denselben  Hiat,  wie  im 
Griechischen  etwa: 

ov  y  iytb  axdpata  TtoTi^tvovö'  atexvog  u.  a.,  zu  dem  hier 
weitere  Belege  folgen. 

Merc.  181  Ttutm  amicam.  :  :  Quid  eam?  : :  Vidit.  :  :  Vidit?  vae 
misero  mihi. 

Ibid.  208  Si  illam  matri  meae  emisse  dicam,  post  autem 
mihi,  vgl.  211. 

Merc.  286  Dicäm  si  videam  tib\  esse  operam  aut  otiuin. 

257  Navem  ex  Epheso,  quast  Äm  advectus  filius  nach  A, 
r<*ll..  u.  Priscian.  Vgl.  Amph.  714. 

Merc.  475»  Tv'am  amicam.::  Ni'minm  multum  sei's.  : :  Tuis  in- 
grutiis. 


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3.  Der  prosodische  liiatun.  127 

Merc.  765  Non  nön  te  odisse  aibat,  verum  uxorem  suaiu.  A  roll. 
ni8i  in  A  spatium  pro  Verum*. 

Merc.  766  Et  südm  uxorem  rtfri  esse  aibat.  ::  Haec  east.  So  A; 
rell.  uxorem  suam  wie  oben,  unmetrisch. 

Merc.  794  Cum  tüä  amica  ctfnique  amatiönibus,  vgl.  239  uxoris 
dotem  suae  ambedisse  öppido. 

Merc.  796  Conci'vit  hostis,  dom\  uxor  acerrumast.  712  ntst  ut 
adeam  atque  adloquar. 

Merc.  845  Dornt  erat,  quod  quaeritabain.  sex  sodales  repperi. 
888  Ittam  amicam.  ::  Quid  eam?  ::  Ubi  sit,  ego  scio.  :: 
Tune  öbsecro? 

Merc. 966  Di  ine  servant.  ::  Tibi  amicam  esse  nullam  uüntio. 
Amph.  622  Nön  soleo  ego  soramculose  ort  imperia  persequi, 
vgl.  577  dömt. 

Amph.  675  Magis  nunc  meum  officium  facere,  si  huic  eam  ad- 
vorsuni,  arbitror. 

Amph.  714  Ecastor  equidem  te  certo  Acr*  advenientem  llico. 
924  Da  mihi  hanc  veniam,  ignösce,  irata  ne  sies. 
1086  Ämphitruo  piam  et  pudicam  tutim  esse  uxorem  üt 

scias. 

Amph.  1106  Nön  metuo  quin  mear.  uxori  latae  suppetiae  sient. 
252  Ipsüsque  Ämphitruo  regem  Pterelam  suä  obtrun- 
cavi't  manu,  vgl.  193  ägro. 

Asin.313  Tantum  faciuus  modo  inveni  ego,  ut  nos  dicamur  duo. 
141  Quae  priusquam  istam  adii  atque  amans  ego  ani- 
ujum  meum  isti  dedi. 

Ä8io.  316  Äriolari  quae  öcceperunt,  stbt  esse  in  mundo  malum. 
894  Sic  amabo,  an  foetet  an ima  tuac.  uxoris?  ::  Nauteani; 
so  Nonius;  codd.  uxoris  tuae. 

Asin.  75  Ut  s1b7  amanti  facerem  argen ti  cöpiam. 
Aul.  329  Atque  tibi  intro  illuc  et  vos  illum  sequimiui  zweifel- 
haft, vgl.  455. !) 

Aul.  463  Quf  8imulavit  nitit  honoris  mittere  huc  caussi  coquos. 

Bacch.  381  Tun  infamia  fecisti  gerulifigulos  flagiti. 

946  Miles  Menelaust,  ego   Agamemno:  tdem  Ulixes 

Lartius. 

1)  Vielleicht  Capt.  403  quin  te  manu  emittat  gratiis.    Ibid.  304  i»t 
cKmH  hnic  statt  hnic  ilotli  die  einfacli»te  Acn<lernnR. 


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12S 


Prosodie.    II.  Biatus. 


Capt.415  Merito  ttbt  ea  evenerunt  a  mc:  nam  nunc  Phflocrates, 
vgl.  Merc.  766. 

Capt.387  Petäm  id  persequarque  corde  et  aniino  atque  viribus; 
BDE  jedoch  atque  auribus  unmetrisch. 

Capt.749  Periistis  ntst  hunc  iam  e  conspectu  adddcitis. 

950  £76*  estis  vos?  fte  actutu.i  Tyndarum  huc  arcessite. 
824  Mirumqueadeost,ni  htfnc  fecere  sibt  Aetoli  agoranorautn. 
Cas.  733  Cena  übt  erit  cocta,  ego  ruri  cenavero. 

756  Mtht  inanitäte  iaui  duduni  intestina  milrmurant. 
915  Tut  amoris  catfsa  ego  istuc  feci.  ::  Immo  hercle  fllius. 
447  Bona  miUta  faciam  trieam  uxorem.  ::  Attatae  s.S.  116. 
C^stelL  152  Nam  mtht  Auxiliost  nömen.   Nunc  operära  date 
324  Et  me,  si  umquam  üb%  uxorem  ffliam  dederö  mearo. 
Cure.  178  Sibi  sua  habeaut  regna  reges,  si'bi  divitias  divites, 
179  Sibt  honores,  sibi  virtutes,  sibi  pugnas,  sibi  proelia; 
slbt  honores  wegen  der  Anaphora  vorzuziehen,  wahrend  auch  s!bi 
honöres  slbt  virtutes  möglich  ist. 

Cure.  549  Quid  nunc?  Quod  mandasti,  feci,  tut  honoris  gratia. 
497  Alienos  manu  emittitis  alienisque  imperatts. 
597  Nego  me  dicere:  ut  eum  eriperet,  mänum  arripuit 
mordicus. 

Epid.580  NT;gb  ego  eam  me  novisse.  Pro  deum  atque  homi- 
nü*m  fidem.  [432  nach  Nonius.] 

Men.389  Egon  te  iussi  coquere?  ::  Certo  Jifc!  et  parasito  tuo. 
690  Eandem  nunc  reposcis:  patiar:  tWt  habe,  aufer,  ütere, 
wo  mit  Ritsehl  habeto  zu  schreiben  wegen  der  folgenden  Impera- 
tivformen aufer,  utere  nicht  angeht 

Mil.23  Me  stln  habeto.  ego  me  maneupiö  dabo. 

620  A  te  expetere:  ex  dpibus  summis  mrt  honoris  gratia. 
626  Hancine  aetatem  exercere  met  amoris  gratia.  BCD  hier 
allerdings  me  statt  mei,  unmetrisch. 

Mil.644  i&m  ero;  neque  ego  <5blocutor  suni  alteri  in  convivio. 

685  Ubi  eiim  possim  invenire,  wo  jedoch  Bothels  possieni 
sehr  nahe  liegt. 

Mil.  932  A  tun  uxore  mihi  data  esse  eamque  fllum  depenre. 

Pers.217  ego  hinc,  haud  longe.  ::  Et  quidem  ego  hau«! 
louge.  ::  Quo  ergo? ::  Scelus. 

Pers. 226  Ubi  illa  alterast  furti'fica  laeva?  ::  Dornt  eccam:  huc 
nullani  attuli. 


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8.   Der  prosodische  Hiatus.  129 

Pers.  651  Emtim  opiiior.  ::  Etiani  'opinor'?  ::  Siimnio  genere 
esse  arbitror. 

Pers.  93  Ne  mihi  incocta  detis  ::  Rem  loquitür  uieram. 

Poen.  873  Völucres  tibi  erunt  tuae  hirquinae.  : :  I  in  malam 
rem.  ::  I  tu  atque  erus.  A  cum  rell. 

Poen.  888  Ntst  ero  meo  indicasso:  atque  ei  quoque  ut  ne  entfn- 
tiet.  A.  cum  rell.;  wobl  auch 

Poen.  301  Bono  ingenio  me  esse  ornatam  quam  aüro  multo 
mävolo  zu  schreiben,  da  bono  me  ingenio  esse,  was  A  bietet, 
unmetrisch  ist;  ähnlich  1200  ex  meo  amore;  ferner 

Poen.  571  At  edepol  nos  tibi  in  lumbos  h'nguam  atque  oculos 
in  solum. 

Poen.  1144  Matrem  hic  salutat  suam,  haec  autem  filiani.  suain 
fehlt  in  A. 

Poen.  1308  Quod  tibi  hanc  digito  tactiost?  : :  Quia  mihi  lubet, 
A  cum  rell. 

Pseud.  650  Suam  huc  ad  nos,  ctfm  eo  aiebat  velle  mitti  müli- 
erem,  A  cum  rell. 

Pseud.  1202  En  imagine  tfbsignatam  epistulam  hic  ante  östium. 
739  homo  aceti  nach  den  Palatini. 

Rud.581  Tibi  ego  numquam  quicquam  credam,  ntsi  accepto 
pignore.  nisi  si  wäre  hier  unpassend.  Man  sagt  doch  numquam 
nisi,  nicht,  wie  man  hier  vermuthet  hat,  numquam  nisi  si  bei 
accepto  pignore. 

llud.  752  Tttae  Istae  sunt. : :  Contende  ergo,  uter  sit  tergo  verior. 
484  Si  quhlcm  bis  mihi  intro  adgerunda  etianist  aqua 
ist  an  sich  nicht  anstossig,  obgleich  derselbe  Hiat  hier  zweimal 
vorkommt;  beides  quidt'tn  und  mlh!  wird  öfters  gekürzt,  wie 

Asin. 463  Salvom  horcle  erit  : :  Credam  fore,  |  dum  rjmdtm  ipse 
in  manu  habeo;  wie  bei  Ennius,  s.  oben  S.  121.  123. 

Truc.  842  Eundein  pol  te  iüdicasse  qmdcm  istam  rem  intellego. 
(pul  te  B,  pulte  CD.) 

Truc.  77  Nam  mihi  hacc  meretrix  quae  hic  habet  Phronesiura. 
465  Male  quod  mulier  facere  incepit,  mst  ecficere  per- 

petrai 

Truc.  762  Postid  ego  (in)  te  manvm  iniciam  qusldrupuli,  ve- 
n«*fica. 

Truc.  759  Tarn  horcle  ego  tibi,  inlecebra,  ludos  faciam  clair-' 
in  via. 

Klotz,  GrunilxOgc  »UrömlBclier  Metrik.  *J 

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130 


l'rosodie.    II.  iliatns. 


Truc.  733  Quia  enim  plus  dedi.  ::  Plus  cnim  es  nitro  missus, 
quoui  dabas. 

Truc.  885  Verumst  verbum  quöd  ineinoratur:  übt  auiici,  ibi- 
dem opes. 

Most  377  labe  abire  rursuni.  quid  i  11  i  reditio  etiani  lnSc  fuitV 
über  den  zweiten  Iliat  vgl.  unten  S.  133. 

Most.  1179  Jb\  utrumque  et  hoc  et  illud  poteris  ulcisci  probe, 
vielleicht  Amph.  462  üti  ego  etc.,  während  Asin.  23f>  statt  dabo 
ut  scire  possis  sich  leicht  dubo  uti  sc.  p.  schreiben  liisst. 

Dagegen  hilft  ein  eatu,  eum  u.  ä.  über  diesen  Hiatus  hinweg 
Bacch.  472  Mil.  919  u.  a. 

Trag.  inc.  59  v.  111  Mento  sumiuam  äqunm  attingens  enectus 
siti l). 

In  den  Prologen  finden  sich  diese  Hiate  öfters  z.  B.  Poen. 
prol.  120.  Cas.  50.  58.  Desgleichen  in  den  Argumenten,  wie  Mil. 
arg.  1,  5  u.  s.  w. 

Endlich  bei  Plautus  noch 
Stich.  152  Sf  quae  forte  ex  Asia  navis  Am  aut  hodie  venerit. 
A.  cum  rell. 

Stich.  338  Pröpere  a  portu  tut  honoris  cailsa.  ::  Kcqnid  ad- 
portas  boni? 

Diese  Stellen  sind  natürlich  in  ihrer  Beweiskraft  nicht  gleich- 
werthig.  Eiu  Theil  derselben  lässt  sich  durch  ziemlich  leichte 
Aenderungen,  wie  sie  auch  sonst  viel  mit  Recht  zur  Anwendung 
kommen,  beseitigen,  und  über  die  Ausdehnung  dieses  Hiatus  im 
Einzelnen  lässt  sich  streiten.  Allein  eine  nicht  unerhebliche  An- 
zahl Verse  gewinnt  durch  keine  Aenderung,  sondern  kann  dadurch 
nur  verlieren.  Bei  mehreren  aber  ist  jede  Aenderung  geradezu 
ausgeschlossen  und  das  entscheidet  unbedingt.  Z.  B.  um  noch- 
mals auf  den  an  die  Spitze  gestellten  Vers  Bacch.  51  zu  kommen, 
verliert  der  Ausdruck  duae  unum  expetitis  durch  jeden  Einschub, 
und  der  neuste  Vorschlag,  unter  Aenderung  des  zweiten  Thciles 
dies  duae  unum,  das  durch  Nonius,  Charisius  und  eine  Glosse 
(cod.  Paris,  nouv.  acqu.)  lat.  1298  als  feste  alte  Lesart  bezeugt 
ist,  ganz  zu  streichen,  macht  den  Satz  kahl  und  nimmt  ihm  allen 


♦)  Der  Vera  craeheint  bei  Cicero,  Tnsc.  T,  5,  10  in  die  Conntruction 
hineingezogen  und  darum  eine  kleine  Aenderung  deraelben  nicht  ansge- 
schloaaen.  Triu.  111  vielleicht  unum  uxorem  statt  des  sinnlosen  Miamque 
ux    Are.  85  zweifelhaft. 


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3.  Der  prosodische  Hiatus. 


131 


Reiz.  Ebensowenig  liisst  sich  etwas  durch  Einschub  oder  auf 
andere  Weise  andern  in  den  verschiedenen  Stelleu,  die  offenbar 
eine  stehende  Wendung  enthalten,  wie  tui  honoris,  tui  amorts 
causa  oder  gratia  u.  ä.  Vor  allen  ist  sicher  nicht  mei  nie  honoris 
u.  ä.  zu  ändern;  ein  solches  nie,  te,  se  verlangt  der  Plautinische 
Sprachgebrauch  durchaus  nicht.  Was  er  in  solchen  Constructionon 
wagt,  zeigen  Stellen  wie  Merc.  667. 

So  ergiebt  sich  eine  genügende  Anzahl  Stellen,  die  beweisen, 
dass  der  durch  Hiat  gekürzte  Trochäus  unbeschränkt  an  allen  den 
Hebungsstellen  stehen  kann,  wo  sein  Prototyp  der  Pyrrhichius 
häufig  ist,  d.  h.  in  allen  Hebungen  mit  Ausnahme  der  letzten 
und  in  iambischen  Schlüssen  auch  der  vorletzten. 

Erkennt  man  aber  diesen  Hiatus  an  auf  Grund  der  Ueber- 
lieferung  und  weil  er  nach  dem  griechischen  Vorbild  sich  rationell 
gebildet  erweist  und  auch  in  der  gleichzeitigen  und  späteren 
Hexameterdichtung  unzweifelhaft  vorkommt,  so  folgt  daraus  auch 
die  Zulässigkeit  eines  Hiatus  bei  einsilbigem  Worte  in  der  gleichen 
zweiten  Kürze  einer  aufgelösten  Hebung,  wie  im  Griechischen  ein 
paka  rot,  vvv  y%  tot  u.  ä.  ganz  analog  der  Kürzung  wie  KVÖga 
po7  £vv67te,  lateinisch  mitte  mS  äctutuin  legal  erscheint.  Von 
mehr  als  zweisilbigen  Wörtern  kommt  nur  der  auf  den  beiden 
Endkurzen  betonte  Daktylus  als  Prototyp  für  ähnliche  Kürzungen 
eines  Creticus  in  Betracht.  Allein  auch  im  griechischen  Iamb  ist 
ein  solcher  selten,  und  nur  einmal  sicher  nachweisbar:  i%idov 
ojtag  =  <pQovTidog  voag.  Im  römischen  Drama  ist  er  ebenso 
wenig  zu  erwarten,  weil  ja  auch  der  auf  den  beiden  Schlusskürzen 
betonte  Daktylus  fast  nur  im  iambischen  Eingang  gebraucht  wird. 
Dennoch  wird  er  uns  auch  einmal,  wie  es  scheint,  ganz  richtig 
überliefert  Asin.  709  Tosfeä  ad  pistores  dabo,  ut  ibi  crucierecurrens. 
In  gleicher  Weise  ist  die  Voraussetzung  für  ein  in  der  zweiten  Silbe 
der  Hebung  gekürztes  einsilbiges  Wort  nicht  gebräuchlich,  näm- 
lich ein  lpsSmet  In  exercitum  Ainph.  102.  Daher  wird  man  gegen 
einen  dem  entsprechenden  Hiat  bei  einem  einsilbigen  Worte  zwar 
keine  principielle  Einsprache  erheben,  aber  es  auch  nicht  ver- 
wunderlich finden,  wenn  er  nicht  gerade  häufig  ist.  Er  erscheint 
in  unserer  Ueberlieferung : 

Cas.  134  Quoni  mi  lila  dicat:  mi  anlmütä,  tnt  Olympio. 

Mil.  1314  Quid  vis?  ::  Quin  tu  iiibes  ecferri  ommV'i  qua*'  isti  dedi. 
133«  Exite  atque  ecferte  huc  intus  umni«  quar  isti  dedi. 

Poen.  1052  Haec  mi  hospitalis  tesser'/  cum  illo  fuit 

9* 


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132 


Proßodie.    II.  Hiattw. 


Anipb.  438  Qins  ego  sum  saltem,  si  non  sum  Söst«?  tc  interrogo. 

Merc.  995  Eutych£  it  or6,  sodalis  eius  es  serva  et  stfbveni. 
Auch  im  letzten  Verse  darf  nicht  geändert  werden,  etwa 
Eutyche  ted  oro,  was  einen  falschen  Eingang  gäbe,  da  der  erste 
Fuss  des  trochäischen  Septeuars  durchaus  nicht  freier  gehalten  wird 
als  jeder  andere,  vgl.  darüber  Metrik  II,  4.  Anführen  könnte  man 

Truc.  703  Meä  dönä  deamata  acceptaque  habita  esse  apud 
Phronesium,  wie  etwa  deämat,  8.  oben  S.  68. 

Most.  696  Völuit  in  ctfbiculuin  abducer?'  nie  anus,  vielleicht 
auch 

Asin.  199  Cetera  quae  uti  solemus  Graeca  mercamür  fide,  docli 
ist  diese  Lesart  ganz  unsicher. 

Amph.  752  ist  dicere  quae  illa  aütumat  nur  Lesart  von  F,  da- 
gegen kann  man  verbessern 

Men.  405  Deslne  iäm  amäbo  ludos  facere  atque  i  hac  mecum 
semul 

durch  einfache  Umstellung  der  unmetrisch  überlieferten  Worte 
iam  amabo  desine  ludos  etc. 

Aber  noch  eine  weitere  Consequenz  ist  zu  ziehen.  Wenn 
einmal  dieser  prosodische  Hiat,  wie  sich  jetzt  zeigt,  eine  Ueber- 
tragung  einer  griechischen  Eigenheit  ins  Lateinische  ist,  dann  ist 
es  von  vorn  herein  unwesentlich,  ob  er  bei  einem  einsilbigen  oder 
mehrsilbigen  Worte  eintritt  Die  Beschränkung  auf  ein  einsil- 
biges Wort  ging,  wir  wir  sehen,  erst  von  Terenz  aus.  Dagegen 
gab  es   auch  im   griechischen  Vorbilde  neben  rj  itov  ikeivbv 

oQ</g  auch  xoXoxvvtrj  hvog,  wie  im  Hexameter  et  dr;  opov  und 
nXdyifti]  ind  u.  ä.  Daher  wird  man  im  lateinischen  Verse  einen 
solchen  prosodischen  Hiatus  in  der  ersten  Silbe  der  aufgelösten 
Hebung  wie  bei  einsilbigen  so  auch  bei  mehrsilbigen  Wörtern 
nicht  unnatürlich  finden.   Bei  einsilbigen  Wörtern,  wie 

Bacch.  966  Post  cifm  magnifico  nu'lite,  urbes  verbis  qiu  hi- 
ermüs  capit, 

ist  es  eine  so  allgemein  anerkannte  Erscheinung,  dass  kein  wei- 
teres Beispiel  nöthig  ist.  Allein  ebensogut  wie  es  einen  Ver- 
schluss wie  qut  anlmö  süo  giebt,  kann  es  auch  einen  solchen 
wie  sequi  ultimo  süö  oder  öbsequi  änlmü  süo  (nicht  aber  öbsequi 
äriinio  süö)  geben.  Für  diesen  Hiatus  an  dieser  Versstelle  haben 
wir  eine  grössere  Zahl  von  Belegen,  vgl.  Aug.  Luchs,  Stude- 
munds  »Studien  I,  S.  22.  23.   Wir  stellen  folgende  zusammen: 


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3.  Der  prosodische  Hiatus. 


133 


Poen.  176  Se  aniare  velle  et  öbseqtu  //ulnio  suo,  vgl.  ibid.  432 
bei  Personenwechsel. 

Merc.  615  Nec  tibi  istuc  inagis  dividiaest  quam  miht  hodle  fuit, 
libri  cum  Varrone. 

Bacch.  134  Ibidem  ego  meam  operam  perdldt,  übl  tu  tuam,  so 
auch  Charisius. 

Pers.  433  Mirtfm  quin  tibi  ego  crederdw,  üt  Itein  mihi. 

Poeu.  088  Prob  di  inmortales,  plürum?  äd  illuin  modum. 

Cure.  308  Eloquere,  obsecro  hercle.  : :  Eloquere  te  öbsecro,  nb\ 
sint  meae. 

Most.  999  Numquid  processit  ad  fon/m  /jodle  novi. 

1090  Experiar,  ut  opinor.  : :  Certum  est.  : :  Miä*  /umil- 
nein  cedo. 

Capt.  373  Sequcre.  em  tibi  hominem.  ::  Gratia  m  häh&ö  tibi. 
Asin.  775  Neque  lllaec  ulli  pede  p^/?m  Ziomin!  premit. 

Poen.  497  Certüm.  : :  Tum  tu  igitur  die  böno  .4phrödisiis. 

Cist.  585  Isüc  quidem  edepol  mo!  vi/*  //abitat  gener. 

Pseud.  346  Militi  Macedonio;  et  iam  quindSm/i  7<abeo  minas. 

Aul.  671  Qui  indicium  fecit,  ut  ego  Uli  «liquid  boni. 

Most.  1165  Si  höc  pudet  fecisse  sumptum,  süppfta  AabCÖ  satis, 
vgl.  377,  s.  oben  S.  130. 

Amph.  401  Qui  cum  Amphitruone  hinc  uua  ieram  in  exercituni, 
der  Anfang  vielleicht  nach  Spuren  bei  Nonius  Ni'si  qui  cum  A.; 
den  Vers  für  unächt  zn  erklären  ist  kein  triftiger  Grund  da. 

Poen.  903  Qui  etfm  surripuit,  hric  devexit  meoque  Src  tum  lue 
vendidit;  vgl.  Cure.  41.  Poen.  191. 

Rud.  183  Si  apüd  me  esuru's,  mlh!  därl  operam  volo,  möglich 
auch  esurus  es  mihi  dari  operam  volo. 

Mil.  1425  öbsecro  vos.  ::  Sölvite  istunc.  ::  Gratia?/*  ZiabSo  tibi. 

Aul.  658  IiSppiter  te  dique  perdant.  häüd  inäZc  agit  gratias. 

Vidul.  I,  7  Dare  pössum  opinor  sätls  bÖUMW  öperärium. 
IT,  32  Quom  mihi,  qui  vivam,  copiaw  inöpi  facis. 

Men.  258  Nam  itust  haec  hominum  nätrö  ^pidämuia  nach  den 
Palatini;  doch  nach  A  nätöo.  In  Epidamniis. 

Pseud.  925  Numquam  edepol  erit  ille  Harpax  potior  quam  ego ; 
habt:  anlmüm  bouum.  libri:  potior  Harpax. 

Aber  der  Ausgang  Mil.  1357  habe"  bönüm  unlraüni  ist  un- 
möglich, wie  auch  nübere  mülier  oder  dergleichen. 


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1 i 


Prosodie.    II.  liiutus. 


Ampi).  1)  (prol.)  Me  adferre  voltis,  ea  ad  feiern  ni\  mintiem, 
wohl  ohne  ein  zweites  ea  vor  uti. 

Cure.  arg.  1  Curculio  missu  Phraedönu  <*>it  Ciiriam  oder  it  in 
Cariaui. 

Im  gewöhnlichen  Senar  ist  kaum  eine  andre  Stelle  denkbar, 
an  der  ein  solcher  Hiat  eintreten  könnte,  als  eben  in  der  Mitte 
des  zweiten  Theiles.  Denn  selbstverständlich  muss  ein  zwei-  oder 
dreisilbiges  Wort  wie  mihi  und  öbsequt  in  diesem  Falle  ganz  so 
behandelt  werden,  wie  jedes  pyrrhichisebe  oder  daktylische,  das 
mit  seiner  letzten  Kürze  in  die  erste  Silbe  der  Hebung  zu  stehen 
kommt,  worüber  wir  später  die  näheren  Normen  aufstellen,  vgl. 
Metrik  II,  1,  3.  Es  muss  also  immer  ein  solches  zwei-  oder  drei- 
silbiges Wort  folgen,  das  den  Wortton  auf  der  ersten  Silbe  hat, 

wie  öbsSqul  änimö  und  öbsScro  übi,  oder  ein  längeres,  das  auf 
seiner  ersten  Stammsilbe  einen  starken  Nebenton  hat  wie  sätis 

bönüm  öperäriuin  nach  den  Beispielen  dicere  völul.  nübßre  tüo 

und  bona  mala  toleräbimus.  Dadurch  ist  aber  das  Vorkommen 
dieses  Hiatus  im  ersten  Theile  des  Senars  ausgeschlossen,  da 
dieser  zu  wenig  Umfang  hat,  um  diesen  unbedingt  erforderlichen 
Wortverbindungen  gehörig  Raum  zu  bieten.  Höchstens  in  dem 
ganz  besondern  Falle,  dass  die  Hauptcäsur  zurückgezogen  ist  und 
das  der  im  Hiat  verkürzten  Endsilbe  folgende  Wort  womöglich 
Elision  erleidet,  könnte  einmal  auch  im  ersten  Theile  genügender 
Platz  für  diese  Erseheinuug  da  sein.  Und  wirklich  wird  unter 
solchen  Umständen  uns  ein  solcher  Hiat  überliefert 

Most.  675  Atque  evöca  aliquem  intus  |  ad  te,  Träuio;  so  A 
cum  reih, 

wo  also  jede  Aenderung  (evocato,  evocadum;  evoca  aliquem  huc) 
überflüssig  ist,  wenn  auch  dieser  Versbau  sonst  nicht  nachweisbar 
ist  ausser  etwa: 

Stich.  488  Haud  pöstülo  eqnldem  me  in  |  lecto  accümbere, 
equidem  med  unnöthig. 

Ausserdem  ist  noch  im  Anfang  des  Verses  mit  zweisilbigem 
Worte  ein  solcher  Hiat,  wie 

Cist.  160  UM  h  ab  itabat-,  tum  lila  quam  compresserat 
möglich  nach  dem  allerdings  auch  recht  seltnen  pyrrhichischen 
Senareingang  wie 

Ibid.  149  Itä  inroperavit  de  puellae  pröloqui. 

Dagegen  im  ersten  Theile  der  Septenare  ist  dieser  Hiatus 


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3    Der  prosodische  Hiatus. 


185 


mit  Verkürzung,  wenn  auch  bisher  noch  nicht  beobachtet,  doch 
recht  gut  denkbar,  da  dort  genügend  Spielraum  für  diese  Art 
lliat  ist,  wenn  auch  immer  nur  die  zweite  Hebung  in  Betracht 
kommen  kann.  Gar  zu  viel  Falle  wird  mau  jedoch  auch  hier 
nicht  erwarten  können,  wenn  man  bedenkt,  dass  das  Prototyp 
zu  diesem  Typus  des  prosodischen  Hiates,  also  ein  Pers.  6G6  T6- 
xile  quid  ägo?,  wie  unser  Verzeichniss,  Metrik  II,  1,3  ergiebt, 
recht  selten  ist.  Aber  hier  findet  sich  unser  Hiat  wenigstens  in 
einigen  Versen,  die  sonst  keinen  Anstoss  geben,  überliefert: 

Amph.  523  Clancü/«m  abii  ä  legione  :  öperam  surrupui  tibi. 

Poen.  824  Quoi  hoiniw  mis  e'st  cousimilis,  velut  ego  habeo 
huuc  huius  modi. 

Rud.  1060  Qu<5  modo  Aabeas,  id  refert,  iureue  anne  iniuria. 
Men.  081  verschiedene  Messung  möglich. 

Cas.  238  Quoi  hornim  /«klie  peculi  nniumus  non  est  pltfmbeus. 
Vgl.  Truc.  957  dedt  üti. 

Asin.  871  Euin  eturw  /wmiuem  in  senatu  däre  operam  aut 
cluentibus. 

Asin.  372  Möx  quoni  Sauream  /tnitabor,  cave  tu  ne  suscenseas, 
codd.  caveto,  doch  vergl.  Capt.  431  caveto  statt  cave  tu,  ahnlich 
Trin.  495  iuito  B  statt  quin  tu  u.  a. 

Accius  apud  Non.  p.  15  MeleagrS  tibi  t<5rris  esset  interfectus 
llammcus  =  452  ed.  Ribbeck. 

Demgemä8s  wird  mau  besser  mit  diesem  lliat  als  mit  un- 
gewöhnlicher Elision  die  folgenden  Verse  scandiren: 

Most.  259  Una  öpSra  ebur  atrameuto  caudefacere  pöstulas  st. 
uua  Öpera  ebur. 

Cure.  204  Aedltüoro  apen're  fanum.  Quo  üsque  quaeso  ad  hiiuc 
modum  statt  aedttiiom  äperire.  Denu  eine  Aenderung  ist  hier 
überhaupt  nicht  nöthig;  audio  aedituom  aperire  fanum  ist  ebenso- 
gut wie  Bacch.  798  audio  aperiri  fores  u.  a. 

Amph.  827  vielleicht  Ämplntrüo  älius  qui  forte  etc. 

Endlich  wird  man  unbedenklich  deuselben  Hiatus  auch  im 
zweiten  Theile  eines  Langverses  für  möglich  halten,  falls  dieser 
katalektisch  ist,  wenn  nur  die  vorhin  angegebenen  und  später  a.  0. 
zu  entwickelnden  Betonungsgesetze  gewahrt  sind,  wie  etwa 

Cas.  751  Suavi  cantu  concelebra  omnem  haue  pläteam  /»yme- 
uaeo  oder  hymenaeo,  io. 

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136 


Prosodie.    II.  Hiatus. 


So  linden  wir  diesen  prosodischen  Hiat  bei  ein-  und  mehr- 
silbigen Wörtern  im  iatubisch- trochäischen  Rhythmengeschlecht 
überall,  wo  er  überhaupt  auftreten  kann,  bei  Plautus  nach  den 
festen  Regeln  angewandt,  die  für  die  Wörter  und  Wortformeu 
gelten,  denen  die  in  der  letzten  Silbe  verkürzten  Wörter  ent- 
sprechen, zugleich  ein  Beweis  dafür,  dass  wir  mit  Recht  nur  die 
Messung  öbsßqul  anlmo  suo  u.  s.  w.,  nicht  öbs€qui  äniniö  suo 
ansetzten.  Ein  iambisches  und  kretisches  Wort  kann  hier  nur 
so  eintreten,  wie  ein  pyrrhichisches  und  daktylisches  gebraucht 
wird.  Dies  haben  wir  in  allen  denkbaren  Verhaltnissen  durch- 
geführt gefunden,  eine  Beobachtung,  deren  Tragweite  erst  voll- 
ständig klar  wird,  wenn  die  entsprechende  Partie,  Metrik  II,  1 
u.  s.  w.  abgehandelt  ist.  Hier  recapituliren  wir  nur  kurz,  dass 
z.  B.  pöstea  mit  der  Betonung  der  beiden  Kürzen  (griechisch 
^0i>2>})  wie  ein  pisctbus  nur  im  iambiscben  Eingang  begegnet; 
ein  öbsßqul  nur  an  den  Stellen  und  unter  den  Umständen,  wo 
ein  dtcere  möglich  ist.  Ferner  ein  dorn!  in  allen  Hebungen,  wo 
ein  neque  erscheint,  dieser  Fall  darum  der  verhältnissmässig  häu- 
figste; endlich  ein  däri  nur  in  den  Fällen,  wo  ein  auf  der  letzten 

Kürze  betonter  Pyrrhichius  vorkommt,  also  mihi  däri  Öpßräm 

volo  ganz  nach  tibi  quid  süperest,  dolet.  Auch  der  auf  der 
letzten  Silbe  verkürzte  Spondeus  wie  plörä  ämäbö  fand  in  einem 
uiirä  vldentur  seine  Begründung.  So  lässt  sich  hier  bei  diesem 
verkürzenden  Hiat  der  zwei-  und  dreisilbigen  Wörter  der  Kreis 
der  Beobachtung  vollkommen  schliessen  und  dabei  auch  das  nu- 
merisch so  verschiedene  Vorkommen  der  einzelnen  Erscheinungen, 
insbesondere  die  verhältnissmässige  Häufigkeit  der  iambisch- 
pyrrhichischen  Kürzung  in  den  Hebungen  ganz  rationell  erklären. 
Die  einsilbigen  Wörter  dagegen  sind  nicht  an  solche  strenge 
Regeln  gebunden,  da  sie  auch  ohne  unsern  Hiat  überall  frei  ver- 
wendet werden  können.    So  ist  z.  B.  Versbau  und  Betonung 

Bacch.  966  Post  cü*m  magnifico  niflite,  urbes  verbls  qwt  twer- 
lnüs  capit 

ganz  unanstössig,  weil  auch  der  Ausgang  verbis  et  Inermiis  capit 
ganz  legal  ist,  während  ein  obsßqul  tnermüs  cito  ebenso  unmög- 
lich ist,  wie  ein  dicere  modestö  modo,  was  wir  Metrik  II,  1  aus- 
führlich darlegen  werden.  Daher  erklärt  es  sich  auch,  dass  die- 
ser verkürzende  Hiat  bei  einsilbigem  Worte  noch  am  häufigsten, 
gebraucht  wurde,  auch  noch  von  Terenz  in  solcheu  harten  Be- 


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3.  Der  prosodische  Hiatus. 


137 


touungen,  die  ihu  bei  mehrsilbigen  Wörtern  unmöglich  machen, 
vgl.  Eun.  119  rem  häbebam.  Hec.  448  quam  aniori  u.  a. 

So  erscheint  der  prosodische  Hiat  in  den  Plautinischen  Iam- 
beu,  Trochäen  sowie  Anapästen  überall  da  angewandt,  wo  er 
überhaupt  in  Evidenz  treten  kann.  Uebrig  bleibt  noch,  diesen 
Iliat  in  dem  päoni sehen  Rhythmengeschlechte  zu  constatiren. 
Auch  die  griechische  Metrik  kennt  ihn  in  diesem  Rhythmus,  wie 
wir  bereits  an  Fällen  wie  noXld  poi  vri  dyx.,  avödtioncu  ivoQxiov, 
oqü  oqci  pdl'  av  sahen.  Für  Plautus  lässt  sich  anführen:  Trin.272 
Bont  slbi  haec  expetunt  rem  ftcföm  /iSnörem  als  kretischer  kata- 
lektischer  Tetrameter;  ibid.  266  Apage*  sis  amor,  tüas  res  tibi  ha- 
b*;tö  oder  nach  der  Lesart  der  Palatini  rüs  tibi  habe  ein  eben- 
solcher Tetrameter  mit  weitergehender  Eatalexis.  A  bietet  zwar 
statt  apage  sis  ein  AÜArETE  unsiuniger  Weise  in  griechischen 
Buchstaben,  allein  daraus  darf  man  nicht  apage  te  sis  amor  res 
tuas  tibi  habeto  combiniren,  weil  dies  apage  te  eine  natürliche 
Verschreibung  scheint,  hervorgerufen  durch  das  kurz  vorher 
V.  258  gleichfalls  im  Anfang  des  Verses  dagewesene  apage  te 
amor,  das  dort  ganz  richtig  ist,  worüber  wir  später,  Rhythmik 
II,  2,  25,  handeln  werden. 

Dagegen  Trin.  281.  293  scheint,  wie  bereits  oben  S.  52  be- 
rührt, kein  Hiat,  sondern  ein  iambisches  ego  vorzuliegen  Nölo 
egö  cum  impröbis  und  His  ggö  de  ärtlbüs,  nicht  6gS  cum  iuipr. 
ego  de  artibus. 

3.  So  haben  wir  diesen  prosodischen,  der  griechischen  Praxis 
entlehnten  Hiat  in  allen  Versarten  der  römischen  Comödie  da 
gefunden,  wo  er  möglich  war.  Andre  als  die  bereits  besproche- 
nen Hiate  kommen  im  Versinnern  durch  das  ganze  griechische 
Drama  nicht  vor;  insbesondere  wird  ein  solcher  verkürzender 
Hiat  nur  in  solchen  Hebungen  und  Senkungen  gebraucht,  die 
den  Umfang  von  zwei  vollen  xqovoi  ngmtoi  nach  Aristoxenischer 
Theorie  haben,  aber  nicht  in  der  einmorigen  Senkung  der  Iamben 
und  Trochäen.  Vereinzelte  Stellen  sind  längst  beseitigt,  wie 
Pind.  Pyth.  8,  136  Gxiag  uvccq  dv^ganol'  dkX'  oxav  statt  dv&ga- 
itog,  hier  nach  Schol.  Nem.  6,  4.  Plut.  de  consol.  6.  Eustath. 
II.  757,  32  offenbar  ein  Schreibfehler.  In  keinem  Falle  war  bei 
den  zuerst  besprochenen  logischen  Hiaten  eine  prosodische  Kür- 
zung nöthig.    Ein  verkürzender  Hiatus  in  ianibibch- trochäischer 


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138 


Prosodie.    II.  Hiatus. 


Senkung  lässt  sich  also  weder  durch  prosodische  noch  durch 
metrische  Verhältnisse  erklären.  Es  müssten  denn  die  römischen 
Dichter,  die  doch  entweder  Griechen  von  Geburt  oder  semigraeci 
waren,  geradezu  die  griechische  vorbildliche  Praxis  aufs  gröbste 
luiss verstanden  haben.  Das  einzige  beachtenswerthe,  auch  von 
A.  Luchs  a.  0.  hervorgehobene  Moment,  ist  die  Thatsache,  dass 

Pseud.  800  Sed  quör  sedebas  in  foro,  si  erds  coquos? 

Eun.  400  Verbis  saepe  in  se  tränsmovet,  qui  habet  salein  u.  ä. 
ganz  legale  Senarschlüsse  geben,  während  ein  einfaches  gras  co- 
quos und  habet  salem  am  Versende  unmöglich  ist  Allein  dass 
auch  hier  keine  Messung  qui  habet,  si  gras,  sondern  gewöhnliche 
Elision  anzunehmen  sei,  werden  wir  in  anderm  Zusammenhange 
nachweisen,  Metrik  I,  4  gegen  Ende. 

Doch  bei  einer  solchen  zweisilbigen  Senkuug  könnte  man 
immer  noch  eher  an  eine  Analogiebildung  nach  der  anapästischen 
und  daktylischen  Senkung  denken,  wiewohl  das  schon  darum 
ausgeschlossen  scheint,  weil  der  quantitative  Unterschied  zwischen 
den  zwei  volle  Moren  ausfüllenden  zwei  Senkungskürzen  des  ydvog 
iöov  und  den  minderwerthigen  des  yivos  iafißixov  trotz  aller 
Aehnlichkeit,  die  die  Einheitlichkeit  der  Technik  schuf,  stets 
auch  metrisch  wohl  gewahrt  wird,  wovon  später  wiederholt  zu 
handeln  ist.  Aber  noch  viel  unrationeller  wäre  eine  Kürzung 
unter  Uiat  bei  einsilbiger  Senkung,  für  die  jeder  Anhalt  fehlt. 
Und  doch  hat  man  auch  diese  behauptet,  wie  A.  Fleckeisen  und 
A.  Luchs,  8.  oben  S.  102,  so  auch  A.  Speugel  T.  Maccius  Plautus 
S.  209  fgg.,  vgl.  schon  Hermann,  Philologus  III.  S.  467.  Speugel 
bucht  diesen  Hiat  mit  eiuer  grössern  Zahl  Beispiele  zu  belegen, 
a.  0.  S.  211-214,  deren  Beweiskraft  Müller,  a,  0.  S.  725-766 
nicht  zugeben  will.  Und  gewiss  ist  ein  grosser  Theil  der  an- 
gezogenen Stellen  nicht  dazu  zu  verwenden,  einen  solchen  Hiat 
zu  beweisen.  Die  zahlreichsten  Beispiele  sind  die  mit  me  te  uud 
se,  diese  sind  gar  nicht  in  Anrechnung  zu  bringen,  weil  dafür 
ein  med,  ted  und  sese  ohne  Weiteres  eingesetzt  werden  kann. 
Viele  andre  lassen  sich  anders  messen  oder  leicht  verbessern, 
wie  auch  meist  geschehen.  So  der  auch  in  A  überlieferte  Vers 
Pers.  512  Nam  is  mihi  honores  statt  Nam  is  mi  h.  Stich.  158 
Nam  lila  med.  Rud.  888  Nam  in  columbari.  Asin.  130  Nam  iam  ex 
hoc  locö.  Rud.  190  Nam  hoc  mihi  haud  (uil).  Triu.  15.  Truc.688 
ut<i>  luecum  oder  niecum  ut.  Pers.  120  argentum  quoi  st.  qu.  a. 
Cist.  408  di  med.  Merc.  451  u.  s.  w. 


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3.  Der  prosodische  Hiatus. 


139 


Allein  einzelne  wenige  Stellen  scheinen  wirklich  tadellos  zu 
sein  eben  bis  auf  diesen  metrisch  unerklärbaren  Hiatus.  Eine 
ist  uns  auch  besonders  gut  überliefert 

Asin.  706  Demam  hercle  iam  de  hördeo,  tolutini  ni  badizas 
gleichlautend  in  unsern  Plautushandschriften  und  bei  Nonius,  wo 
Luc.  Müller  iamiam  vermuthet.  Diese  kann  einen  Fingerzeig 
geben,  was  für  eine  Erscheinung  wir  hier  haben.  Nonius  bezeugt 
auch  Capt  672  ein  funfsilbiges  deartuasti,  und  Aehnliches  werden 
wir  weiter  unten  aus  andern  Plautusstellen  anführen.  Ziemlich 
Gleichartiges  giebt  die  Ueberlieferung 

Cas.  591  Cum  hac  cum  istac  cümque  amica  etiäm  tua. 

Capt.  395  Dicito  patn  quo  pacto  mihi  cum  hoc  convenerit, 
wo  cum  hoc  mihi  conv.  allerdings  nahe  liegt    Der  vereinzelte 
Senarschluss  Aul.  arg.  I,  2  cum  opibus  kann  hier  jedoch  nicht 
geltend  gemacht  werden. 

Die  angeführten  und  noch  ein  paar  ähnliche  Stellen1)  schei- 
nen wirklich  richtig  zu  sein,  erklaren  sich  aber  dann  nicht  aus 
einem  verkürzenden  prosodischen  Hiatus  und  überhaupt  nicht 
aus  metrischen  Verhältnissen,  sondern  aus  sprachlichen.  In  der 
durch  Nonius  bestätigten  Lesart  des  Asinariaverses  z.  B.  kann 
allenfalls  iam  dehördeo  gemessen  werden,  weil  die  Präposition 
mit  ihrem  Substantiv  eng  verwachsen  war.  Ueber  die  auch  in 
prosodisch-metrischen  Dingen  hervortretende  Zwitterhaftigkeit  der 
Präpositionen  haben  wir  bereits  oben  S.  68  gehandelt.  Substantiv 
und  Präposition  wurden  ja  in  der  alten  Orthographie  in  einem 
Worte  geschrieben  und  konnten  ein-  und  das  andre  Mal  als  ein 
Wort  behandelt  werden,  wie  dies  auch  bei  den  Präpositionen 
vor  Verbis  verschieden  geschieht.  Gerade  von  cum  und  de  aber 
wissen  wir,  dass  sie  sich'  auch  mit  dem  Casus  des  nächsten 
Wortes  besonders  eng  verbinden,  beide  können  ihm  enklitisch 
nachgesetzt  werden.  Man  denke  an  mecum,  quocum,  res  qua  de 
agitur  u.  ä.,  an  deinde,  das  dreisilbig  bei  Andr.  483  überliefert  ist, 
dehortor,  prehendo,  circumire,  anteire,  introire,  die  in  der  Plau- 
tinisch-Terenzischeu  Metrik  verschieden  behandelt  werden  können.*) 
An  eine  Verkürzung  braucht  man  zunächst  auch  hier  nicht  zu 
denken.  Denn  wenn  clrcümirß  gemessen  wird,  so  geschieht  dies 


1)  Wie  Aniph.  562  Scclcstissumüin  te  arbitrör.  : :  Nara  quam  6b  rem 
mit  dreisilbigem  quamobrem  u.  U.  2)  Besonders  introire,  wodurch  eine 
Anzahl  Aenderuugen  wegfällt,  wie  Andr.  860  Modo  tutroivi. 


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140 


Prosodie.    II.  Hiatus. 


schon  darum,  weil  circüm  die  letzte  Silbe  kurz  bat,  die  bier  nur 
nicht  durch  Position  gelängt  wird;  daher  kann  man  sogar 

Rud.  145  Heus  tü  qui  fana  ventris  causa  circtfcnis 
schreiben,  nicht  circüis;  ebenso  ist  es  mit  cÖ niedere 

Trin.  250  Quod  ecblbit,  quöd  camest,  quöd  facit  sümpti,  vgl. 
Men.  637.  Cure.  451.  Asin.  742.  Truc.  407  u.  ä. 
Dass  daneben  die  Elision  eintreten  kann,  haben  wir  bereits  oben 
S.  69  gesehen  an 

Andr.  202  Ita  aperte  ipsam  rem  modo  locutus,  nihil  ärc(um)t- 
tionc  usus  es. 

So  findet  sich  neben  Terenzischem  coeniisse  Ad.  225  ein  cöäc- 
eedunt  bei  Plautus  Cure.  344  Triginta  niirils  vestem,  auruni,  et 
pro  his  deceui  coäccedunt  minae.  Dagegen  Epid.  7  coadsolet 
(A  eoadsolet,  B  eoassolet).  Cas.  497  coaddito  (B  eo  addito). 
Asin.  203  coactio.  Bacch.  976  coeniptionalem.  Dass  hier  nicht 
Silbenverschleifung,  also  Synizese,  sondern  gänzliche  Elision  ein- 
tritt, scheint  durch  Pers.  100  Terrestris  te  coepülonus  compellat 
tuos  bewiesen  zu  werden;  daher  man  Phorm.  346  prima  cottiost 
acerruma  nicht  coitio  lesen  mag,  ebenso  Trin.  1019  cohiberent 
Doch  herrscht  hier  überall,  wie  gesagt,  Schwanken,  neben  ge- 
wöhnlichem praebpto  findet  sich  Capt.  688  präeoptfivisse,  zu  quöd 
cÖmest  s.o.,  Trin.  360  quin  cömedit,  ibid.  753;  Cure.  560  coniedini, 
Andr.  361  Nöu  cohaerent.  Gegen  deartuatus  Capt.  640.  deasciari 
Mil.  884  auch  deartüasti  Capt.  672,  ferner  dreisilbiges  dehortor. 
Poen.  674  Neque  vos  hortari  neque  dehortari  decet 
Capt.  209  Fdgitivos  imitäri.  : :  Immo  edepol,  si  erit  occasio 
band  dehortor, 

ein  ebenso  regelrechter  trochäischer  Octonar  wie  der  vorher- 
gehende Vers: 

Nös  fugiamus?  Quo  fugiamus?  ::  fn  patriaui.  ::  Apage  haud 
nös  id  deceat. 

Jedenfalls  aber  bleibt  dies  eine  vereinzelte  Erscheinung,  die, 
selbst  wenn  Verkürzung  des  einsilbigen  Wortes  eintritt,  mit  pro- 
sodisch-metrischen  Verhältnisse  nichts  gemein  hat,  vgl.  oben  S.  68. 
Als  griechische  Analogie  lässt  sich  vielleicht  apöVixopat,  tcqo 
u0t€os  u.  ä.  anführen. 

Wie  weit  sich  dieser  Vorgang  ausgedehnt  hat,  das  Material 
bei  Müller  a.  O.  S.  451—455,  weiter  zu  untersuchen  fällt  einer 
sprachwissenschaftlichen  Monographie  anheim.  Häufiger  finden 
sich  Beispiele  bei  dum  u.  ä.,  in  dem  man  einen  proklitischen  Ge- 

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3.  Der  proaodische  Hiatus. 


141 


brauch  finden  konnte.  Hier  sei  nur  auf  die  Thatsache  hingewiesen, 
dass  noch  in  den  romanischen  Sprachen  ein  Unterschied  zwischen 
ein-  und  mehrsilbigen  Wörtern  auf  m  gemacht  wird,  insofern 
die  mehrsilbigen  ihren  Auslautsconsonanten  einbüssen,  die  ein- 
silbigen ihr  m  voll  erhalten,  eine  Wahrnehmung,  die  Verfasser 
einer  freundschaftlichen  Mittheilung  G.  Gröber's  in  Strassburg 
verdankt. 

Ueberhaupt  glauben  wir  hiermit  alle  im  Innern  des  Plautini- 
schen  Verses  vorkommenden  Hiate  aufgeführt  zu  haben.  Man 
könnte  ja  daran  denken  nach  dem  Vorbilde  der  daktylischen  Poesie 
der  Griechen  auch  in  Anapästen  einen  Hiat  wie  den  Vorgesehen 
femineö  ululatu  anzunehmen.  Allein  nur  ein  einziger  I3eleg  Hesse 
sich  anführen: 

Trin.  834  Bonaque  omnla  Item  una  mecum  passim  caeruleos 
per  campos, 

was  allerdings,  da  die  ganze  Scene  aus  Octonaren  besteht,  nicht 
als  Septenar  gemessen  werden  kann.  Allein  der  Vers  ist  so  ver- 
einzelt und  wird  durch  Umstellung  (item  passim  mecum  una,  eine 
in  Anapästen  durchaus  nicht  unerhörte  Wortfolge)  oder  durch 
naheliegende  Aenderung,  wie  item  una  <mea>  mecum  oder 
i<bid>em  una  mecum,  leicht  beseitigt,  sodass  man  auch  diesen 
in  den  griechischen  Anapästen  unzulässigen  Hiatus  dem  Plautus 
mit  Recht  abspricht 

So  ergiebt  sich,  dass  Plautus  den  prosodischen  Hiat  nur  in 
der  ganz  rationellen  Weise  angewandt  hat,  die  er  bei  den  Grie- 
chen vorfand.  Denn  die  einzige  wirkliche  Abweichung  von  dieser, 
nämlich  dass  der  römische  Dichter  auch  in  den  Iamben  und 
Trochäen  des  Dialogs  diesen  Hiat  zuliess,  der  im  griechischen 
Drama  nur  in  den  melischen  Iamben  und  Trochäen  gebraucht 
wurde,  haben  wir  zu  erklären  verstanden.  Als  einen  besondern 
Gewinn  unserer  Untersuchung  sehen  wir  an,  dass  es  uns  gelungen 
ist,  abgesehen  von  dem  aus  sprachlichen  Gründen  zu  erklärenden 
Hiat,  der  an  sich  gar  nicht  ins  Gebiet  der  Metrik,  sondern  in 
das  der  Grammatik  gehört,  alle  die  verschiedenen  Arten  dieses 
Hiates  im  Innern  des  Verses  nach  dem  griechischen  Vorbilde 
aus  einem  einzigen  consequent  festgehaltenen  Princip  zu  erläutern. 

Uebrig  bleibt  noch  die  Frage,  wieweit  in  den  verschiedenen 
Verseinschnitten  ein  Hiatus  gestattet  ist.  Im  griechischen  Drama 


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142 


Prosodie.    IL  Hiatus. 


ist  Hiatus  in  Folge  einer  Cäsur  nicht  zugelassen,  selbst  die  ans 
zwei  Diraetern  zusammengesetzten  Tetrameter  gestatten  keinen 
Hiat  zwischen  beiden  die  Langzeile  bildenden  Kurzversen.  Auch 
in  den  anapästischen  Systemen  der  Tragödie  und  Comödie  ist 
Synaphie  strengste  Regel.  Nur  die  Skolienpoesie  und  die  lesbische 
Lyrik  scheint  etwas  nachlässiger  in  dieser  Beziehung  gewesen  zu 
sein,  was  natürlich  für  das  römische  Drama  ganz  belanglos  ist. 
Wie  wir  schon  einleitungsweise  andeuteten,  ist  hier  römischer 
Einfluss  massgebend  gewesen,  den  im  Zusammenhange  zu  ver- 
folgen wir  im  nächsten  Abschnitt  unternehmen. 

- 

4.  Metrischer  Hiatus. 

1.  Ganz  unbestritten  ist  der  Hiatus  bei  der  gewöhnlichen 
Hauptcäsur  des  iambischen  Septenars.  Denn  hier  tritt  zu 
den  zahlreichen  Beispielen  desselben,  die  unsre  Ueberlieferung  des 
Plautustextes  bietet,  die  nicht  minder  grosse  Zahl  der  Stellen 
bestätigend  hinzu,  wo  ebendaselbst  die  syllaba  aneeps  angewandt 
ist.  Beide  Erscheinungen  sind  so  häufig,  dass  wir  darauf  ver- 
zichten, die  einzelnen  Fälle  anzuführen.  Als  Beispiele  dienen: 
Mil.  1239  Si  p<51  me  nolet  dücerv  |  ux<5rem,  genua  amplectar. 
1226  Namque  edepol  vix  fuit  copui  |  adeiSudi  atque  iui- 
petrandi. 

Mil.  1269  Indtfxi  in  animum,  ne  oäerlm  |  item  ut  alias,  quando 
orasti,  vgl.  1275. 

Rud.  388  Sed  quid  flet?  ::  Ego  dicam  ft&i:  |  hoc  sese  exeruciat 
animi. 

Rud.  390  Qui  süos  parentes  noscerl  \  posset  :  eam  veretur. 
Wir  haben  bereits  auf  das  massgebende  Vorbild  der  römi- 
schen Saturnierdichtung  hingewiesen.  Gerade  der  iambische  Septe- 
nar  kommt  dem  saturnischen  Verse  mit  kretischem  Ausgange 
sehr  nahe  in  seinem  Baue  und  besonders,  wenn  noch  ein  Auftakt 
im  zweiten  Saturnierhemistich  hinzutritt,  auch  ganz  dem  rhyth- 
mischen Werthe  nach,  z.  B.  s.  oben  S.  30  u.  99. 

Hunc  ünum  pliirumae    conse*ntiunt  g^ntes 

Popli  primarium  ftfisse*  virum. 

Und  gerade  auch  bei  kretisch  endendem  ersten  Theile  findet  sich 
diese  sog.  asynartetische  Bildung:  Corp.  iuscr.  lat.  I,  32,  5  u.  6. 

Hic  cepit  Corsicam  \  Älcriamque  urbem 

Dedet  T('inpes^7i7/fi.<?  |  aedem  mereto. 

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4.  Metrischer  Hiatus. 


h:5 


In  der  Saturnierpoesie  ist  diese  Behandlung  offenbar  darin  be* 
gründet,  dass  hier  zwei  Kurzverse  zu  einer  Langzeile  vereinigt 
sind.  Aber  auch  die  iambischen  Tetrameter  sind,  im  Grunde 
genommen,  nichts  anderes  als  die  Zusammenrückung  zweier  Di- 
nieter  zu  einem  Verse,  die  im  Septenar  nur  darum  etwas  enger 
wird,  weil,  ganz  wie  im  Saturnier,  der  zweite  immer  katalektisch  ist. 

Beim  iambischen  Octonar  ist  die  Zusammensetzung  die 
gleiche,  nur  dass  beide  Dimeter  akatalektisch  sind,  sodass  man 
oft  wirklich  nicht  genau  weiss,  ob  man  Langzeilen  oder  Kurz- 
verse vor  sich  hat.  Es  ist  jedenfalls  eine  ganz  natürliche,  ja  selbst- 
verständliche Consequenz,  dass  man  auch  beim  Octonar  zwischen 
beiden  selbstständig  gebauten  Dimetern  Hiat  und  syllaba  auceps 
gestattete.   Dies  geschieht  z.  B. 

Amph.  190  Quod  nitflta  Thebanö  poplö  \  acerba  obiecit  fiinera, 
vgl.  157.  192. 

Amph.  208  Redücturum,  abiturös  agrö  |  Argivos,  pacem  atque 
otium  vgl.  199.  203. 

Amph.  211  Haec  tibi  Telebois  ordirih  |  iterarunt  quos  praefecrat. 
250  Perduelles  penetrant  se  m  fugam:  |  ibi  nöstris  ani- 
mus  additusi 

Amph.  262  Nunc  pergam  eri  imperia  ex  sequi  |  et  me  domum 
capessere,  wo  Nonius  sinnlos  persequar  statt  exsequi  giebt;  ferner 
999.  1000.  1055.  1069  von  Nonius  bestätigt.  Bacch.  930.  933.  934. 
942.  Capt.  780.  Epid.  27.  48  zweifelhaft  Men.  596.  597.  598.  599. 
Merc.  115.  125  (syllaba  anceps).  Pers.  23.  255  durch  Nonius  be- 
zeugt. 256.  Poen.  818.  Pseud.  157  (syllaba  anceps).  191.  923. 
Truc.  216. 

Anders  liegt  die  Sache  bei  den  iambischen  Langversen  des 
Terenz.  Hier  führt  man  gewöhnlich  an  als  iambischen  Septenar 
in  folgender  Messung 

Hec  830  Eum  haec  cognovit  Myrrlurw  |  in  digito  modo  nie 
habente 

und  als  Octonar 

Ad.  947  Quid  nunc  quod  restat?  : :  Hegiö  |  his  est  cognatus 
pröxumus. 

Allein  beide  Verse  bieten  an  der  entscheidenden  Stelle  Eigen- 
namen1), die  jede  Aenderung  wie  cognatus  his  est  unnöthig  machen. 
Der  erste  Vers  lässt  sich  ausserdem  auch  ganz  anders  messen, 


1)  Ebenso  Ueaut.  688.  G96.  699.  Ad.  611».  Andr.  957. 


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1-U 


Prosodie.    II.  Iliatus. 


nämlich  Myrrhina  in  digitö  mödö  nie  haben te  mit  caesura  latens 
und  iambischem  mödö,  was  beides  ganz  legal  ist,  vgl.  oben  S.  110. 
So  beweisen  diese  Stellen  den  fraglichen  Hiat  gar  nicht  Auch 
was  man  sonst  dafür  anführen  kann,  bildet  für  die  Annahme  des 
Hiatus  in  der  Hauptcäsurstelle  iambischer  Septenare  und  Octonare 
bei  Terenz  keine  besondere  Stütze: 

Heaut.  698  Si  abdüxeris  celäbitür,  Itidem  dt  celata  adhrfc  est. 

Eun.  1014  Adulescens  ni  miserum  insuper,  ößam  patri  indiea- 
res,  doch  E  giebt  den  Vers  mit  correcter  caesura  latens  misertfui 
patri  |  iusuper  etiam  ind.  Aehnlich  Heaut.  575  ömnni  mea  |  oc- 
ciilta,  Phorm.  248  ömnla  mea  |  incöninioda. 

Phorm.  727  Rogabo.  ::  Ubi  illas  nunc  egÖ  röpenre  possim  co- 
gito  nach  A;  rell.  ubi  ego  illas  nunc. 

Hec.  344  Labörem  iuanem  ipsus  capit  et  Uli  molestiam  adfert. 
Dieselbe  Form  bei  Eigennamen 

Phorm.  784  Agedum  tft  soles  Nausisträtä,  fac  lila  tft  placetur 
nöbis. 

Hec.  243  Etsi  scio  ego,  Philümeua,  mßum  iü*s  esse,  ut  te  cögam. 
Hec.  325  Quonam  modo,  Phiiümena  mea,  ntfnc  te  offendam 
affectam. 

Alle  diese  Verse  können  nicht  beweisen,  dass  Terenz  die 
iambischen  Septenare  asynartetisch  bildete.  Denn  ein  Theil  der- 
selben hat  trochtiische  Cäsur,  in  der  der  Schluss  wie  Philumena 
mea.  omniä  mea  gestattet  ist;  vgl.  Ad.  523  m'si  quiä  propest, 
worüber  unten  Metrik  I,  3  gegen  Ende,  und  die  andern  können 
allenfalls  ganz  ohne  Cäsur  sein,  wie 

Ad.  711  Ne  forte  imprudens  faciam  quod  noh't;  scieus  cavebou.a. 
Ferner  Eun.  261  u.  1012  sind  die  asynai  tetischen  Bildungen 
quaerere:  |  hÖmö  coepit  und  credere  |  quae  di'xi  lediglich  Ver- 
muthung.  Die  Handschriften  bieten  noch  ein  ibi  und  ea: 

Tarn  facile  victum  quaerere  :  ibi  homö  |  coepit  me  obsecrare  und 

Quid?  llicone  credere  ea  quae  |  dixi  oportuit  te. 
Das  sind  ganz  correcte  Verse  mit  der  auch  sonst  üblichen  tro- 
chaischen  Hauptcäsur. 

Eun.  593  It  lavit  rediit  deinde  eam  in  lectulo  eonlocarunt  giebt 
zwar  A,  aber  immetrisch.  Daraus  wird  mau  nicht  gerade  6äm  | 
in  lecto  machen,  sondern  eher  mit  Berücksichtigung  der  Lesart 
der  Calliopischen  Uecension  (in  lectü  illae  co.)  einen  richtigen 
Septenar  mit  trochilischer  Cäsur: 

It  hivit  rediit,  deinde  eam  in  lectulo  |  illae  eonlocarunt 


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4.  Metrischer  Hiatus. 


145 


Andr.613  qui  süm  pollicitus  dtfcere  qua  flducia  id  facere  aüdeam? 
ist  doppelt  anstössig,  a.  oben  S.  92.  Zunächst  verräth  sich  facere, 
das  an  verschiedenen  Stellen  überliefert  wird  und  unpassend, 
jedenfalls  überflüssig  ist,  als  Glossem  gerade  wie  in  den  beiden 
nächsten  Versen  de  und  iam  und  sonst,  wie  Hec.  745  amicum.  Ad.  697 
nunc.  Wahrscheinlich  sind,  wie  in  demselben  Stücke  635—639 
in  diesem  lebhaften  Gespräche  Dimeter  anzunehmen;  an  der 
citirten  Stelle  giebt  die  Ueberlieferung  sie  wenigstens  zum  Theil. 
Hier  also:  Nam  quid  ego  nunc  dicam  patri?  |  negabon  velle  me, 
modo  (|  qui  silm  pollicitus  ducere?  ||  Id  qua  fiducia  aiideam?  j 
Nec  quid  me  nunc  faciam  scio.  ||  ::  Nec  me  quidem  atque  id  ago 
sedulo.  So  sind  wahrscheinlich  schon  von  610  an  Dimeter  an- 
zunehmen. 

Heaut.  724  Decem  minas  quas  mihi  darö  |  pollicitus  est.  quod 
si  is  ntfnc  me 

ist  wohl  darest  |  pollicitus  zu  schreiben,  eine  Verbesserung,  wie 
sie  sehr  häufig  vorgenommen  werden  muss.  Ein  est,  sunt,  sum  - 
wird  oft  zu  der  Verbalform  gestellt,  zu  der  es  grammatisch  ge- 
hört, so  auch  Andr.  613  Donat  und  D  pollicitus  sum  statt  sum 
pollicitus,  ferner  Pers.  182  u.  ä.  o. 

Heaut.  739  Quid?  ::  Tränseundura  huc  nunc  tibi  ad  Menede- 
mum  est  et  tua  pömpa 

richtig  nach  DG,  die  andre  Classe  der  Calliopischen  Itecension 
lässt  huc  nunc  weg  und  giebt  in  Folge  dessen  unmetrische  Worte. 
A  hat  huc  nicht  und  stellt  est  zu  trauseundum  nach  der  soeben 
erwähnten  Gewohnheit,  wodurch  allerdings  ein  Hiat  entsteht: 

Quid?  Tränseundumst  nunc  tibi  |  ad  Menedemum  et  tua  pöinpa. 
Hec.  609  Quod  faciundum  sit  post  fortasse  idem  hoc  nunc  si 
feceris  ist  jedenfalls  arg  verderbt  und  nicht  für  einen  Hiat  in 
Hauptcasur  beweisend. 

Hec.  784  Quod  mi  istaec  narras?  an  qulä  non  tüte  dudum  audisti 
ist  nur  Conjectur,  A  mit  den  Hauptvertretern  der  beiden  andern 
Classen  giebt  än  quiä  non  tüte  |  l'psc  dudum  audisti  mit  einer 
Cäsur,  die  eben  so  richtig  ist,  wie  viele  andre  z.  B. 

Hec.  252  Haud  ita  decet,  si  perpgtüom  vis  |  esse  adfinitatem 
hanc,  vgl.  Metrik  I,  3  gegen  Ende.   Vgl.  auch 

Ad.  188  Lend  sum,  fateor  permcies  |  communis  adulcscentium, 
wo  jedoch  gewöhnlich  fateor  hinter  communis  gestellt  wird. 

Da  alle  diese  Stellen  eine  asynartetischc  Bildung  der  Teren- 
zischen  iambischen  Langverse  nicht  beweisen  können,  bleibt  nur 

Klotz,  Grund«(igo  altn.miicher  Metrik.  10 


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146 


rrosodie.    IT.  Hiatus. 


eine  Stelle,  die  eine  syllaba  anceps  in  tadelloser  Form  bietet, 
mim  lieh : 

Hec.  741  Est  magna  ecastor  gratifi  |  de  istac  re  quam  tibi 
habeam, 

wo  Bentley  kaum  richtig  magnam  —  gratiam  vermuthet.  Eher 
könnte  man  eine  Stellung  Ecastor  magna  gratiast  wahrscheinlich 
finden.   Andr.  702  u.  a.  geben  Personenwechsel. 

Jedenfalls  geht  aus  diesem  Verzeichuiss  hervor,  dass  der 
fragliche  Hiatus  bei  Terenz  nicht  mit  Gewissheit  nachzuweisen 
ist.  Man  könnte  ja  aus  Stellen,  wie  Heaut.  739  herauslesen 
wollen,  dass  der  Bembinus  eine  ältere  Tradition  mit  einzelnen 
Uiaten  böte,  die  Calliopius  getilgt  hätte.  Allein  der  Anhalt  ist 
zu  gering.  Denn  gerade  hier  ist  die  Stellung  des  est  nach  Mene- 
demum,  die  die  Calliopischen  Bücher  geben,  sicher  das  Richtige, 

der  Bembinus  hat  einen  oft  vorkommenden  und  vielfach  nach- 

< 

zuweisenden  Irrthum.    Umgekehrt  Heaut.  668  giebt  A  richtig 
*  ohne  Hiat,  während  die  übrigen  Handschriften  einen  solchen 
bieten,  allerdings  nur,  weil  sie  aus  leicht  begreiflichem  Versehen 
eins  der  multum  weglassen. 

Vielmehr  hat  Terenz  diesen  Hiatus  vermieden.  Eine  Be- 
trachtung des  überlieferten  Textes  muss  zu  diesem  Ergebniss 
kommen,  dass  Terenz  diesen  Hiatus  entweder  gar  nicht  mehr 
oder  höchstens  ganz  vereinzelt  gestattet  hat.  Und  das  stimmt 
vollkommen  zu  unserer  Annahme,  dass  die  Einführung  dieses 
Hiatus,  die  im  Widerspruch  mit  der  griechischen  Technik  steht, 
dem  Einflüsse  der  Saturnierpraxis  zuzuschreiben  ist.  Denn  als 
Terenz  dichtete,  war  bereits  die  Zeit  der  Saturnier  vorüber.  Und 
so  erklärt  sich  der  Unterschied  zwischen  Plautinischer  und  Te- 
renzischer  Gepflogenheit  ganz  natürlich. 

2.  Ebenso  entschieden  und  ganz  mit  dem  gleichen  Rechte, 
wie  bei  den  iambischen  Cäsuren  der  iambischen  Langverse,  müssen 
wir  für  Plautus  den  Hiat  bei  den  trochäischen  Hauptcäsuren 
der  trochäischen  Langverse  anerkennen.  Lange  ist  darüber 
gestritten  und  geschwankt  worden,  ob  man  auch  diesen  Hiat 
zulassen  dürfe.  Denn  hier  fehlte  ja  die  Bestätigung  desselben 
durch  die  Erscheinung  der  syllaba  anceps,  da  ja  die  trochäische 
Senkung,  um  die  es  sich  bei  diesem  Hiat  handelt,  an  sich  schon 
lang  oder  kurz  sein  kann.  Allein  selbst  wenn  man  das  massen- 
hafte Vorkommen  dieses  Hiatus  in  unserer  Ueberlieferung  nicht 


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4.  Metriacher  Hiatus. 


147 


für  beweisend  ansieht  mit  Müller,  a.  0.  S.  542—610,  so  fehlt  es 
doch  nicht  an  einer  Bestätigung  dessen,  was  unsere  Handschriften 
als  Plautinische  Praxis  vermuthen  lassen.  Der  zur  Erklärung  der 
Hiate  der  iambischen  Hauptcäsur  herbeigezogene  kretische  Schluss 
im  ersten  Hemistich  der  Saturnier  ist  ja  der  seltnere  Ausgang; 
gewöhnlich  schliesst  auch  der  erste  Theil,  und  zwar  ganz  regel- 
mässig in  der  Saturnierpoesie  des  Livius  und  Naevius  trochäisch. 
Und  auch  bei  diesem  trochäischen  Haupteinschnittc  ist  Hiatus 
und  syllaba  anceps  eine  ganz  regelrechte  Erscheinung,  z.  B. 

Li?.  Od.  1  Virü*m  mihi  Camemi  |  fnsece  vorsiftum. 

Corp.  inscr.  lat.  I,  32,  0  Subigit  omnem  Lucnnam  |  dbsidesque 
abducit. 

Nach  diesem  Vorbilde  konnte  und  musste  sich  Plautus  den 
Hiat  in  trochäischer  Cäsur  ebenso  gestatten,  wie  bei  kretisch-iambi- 
schein  Einschnitte.  Denn  ganz  wie  der  iambische  Septenar  sich 
ans  zwei  selbstständigen  iambischen  Dimetern,  einem  akatalekti- 
schen  und  einem  katalektischen  zusammensetzt,  ebenso  besteht 
ja  der  trochäische  Septenar  aus  einem  akatalektischen  und  einem 
katalektischen  trochäischen  Dimeter.  Wir  führen  für  diesen  Hiat 
Belege  in  grösserer  Anzahl  an,  damit  die  auch  jetzt  noch  von 
verschiedenen  Seiten  bezweifelte  Erscheinung,  die  wir  vollkommen 
ausreichend  durch  principielle  Erwägungen  erklärt  zu  haben 
glauben,  sich  als  durch  die  Ueberlieferung  in  derselben  Ausdehnung 
bezeugt  erweise,  wie  der  von  der  Plautuskritik  ganz  anders  an- 
erkannte parallele  Vorgang  in  den  iambischen  Langversen.  Ganz 
besonders  sicher  ist 

Men.  778  Nescio  quid  vos  ve'litati  |  estis  inter  vös  duo. 
Denn  hier  wird  die  Ueberlieferung  der  Plautushandschriften  durch 
Festus  und  Nonius  bestätigt  als  eine  gute  und  alte.  Wir  stellen 
dies  Beispiel  auch  darum  au  die  Spitze,  weil  es  beweist,  dass 
eine  enge  Verbindung  zweier  Worte  den  Hiatus,  der  in  einer 
rein  äusserlichen  metrischen  Thatsache  seinen  Grund  hat,  nicht 
unmöglich  zu  machen  braucht.  Enger  als  velitati  estis,  das  ja 
nur  eine  einfache  Verbalform  bildet,  können  zwei  Worte  kaum 
verbunden  sein  und  doch  kann  dieser  Hiatus  dazwischentreten, 
der  offenbar,  nicht  wie  der  im  vorigen  Abschnitte  besprochene 
prosodische  Hiat,  die  Wörter  bindet,  sondern  trennt.  An  der 
Richtigkeit  der  alten  Ueberlieferung  ist  desshalb  nicht  zu  zwei- 
feln. Denn  eine  solche  Trennung  eng  zusammenhängender  Wörter 
gestatten  die  altrömischen  Dramatiker  auch  durch  den  Zeilen- 

10* 


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148 


Prosodie.    II.  Hiatus. 


schluss,  der  doch  sicher  noch  viel  mehr  trennt,  als  einfache 
Ciisur  im  Versinnern;  so  z.  B.  Ad.  331,  wo  ein  iambischer  Octo- 
nar  schliesst  spes  opesque  omnes  sitae  und  der  nächste  beginnt 
Erant?  qin  sine  hac  etc.,  ebenso  Heaut.  293  ancillula  ||  Erat :  ea. 
Ad.  382  laudi  putat  ||  Fore,  si  perdiderit,  zwischen  Senaren, 
dazu  noch  andre  ähnliche  Stellen,  angeführt  bei  C.  Conrad  t,  me- 
trische Composition  der  Comödien  des  Terenz  S.  67.  Darum 
wird  man  also  an  diesem  velitat*  |  estis  und  ähnlichen  wie  plds 
triginta  |  annis.  negott  |  est.  certwm  |  est  nicht  den  geringsten 
Anstoss  zu  nehmen»  haben,  und  wir  machen  von  vornherein  kei- 
nen Unterschied  zwischen  engerer  und  loserer  Verbindung  bei 
unserer  Aufzählung.  Durch  Festus  wird  die  Lesart  der  Plautini- 
schen  Handschriften  ferner  bestätigt 

Cure.  567  Pn'usquam  te  huic  meae  machaerae  |  öbicio,  mastigia; 
durch  Nonius  ausser  Men.  778  noch 

Amph.  631  Nö*n  ego  cum  vinö  simitw  |  ebibi  imperiüm  tuom. 

Amph.  673  Nf  ego  illi  puteö,  si  oeeepso  |  animam  omnem  inter- 
truxero. 

Asin.  320  Si  istam  firmitüdinem  animi  |  öbtines,  salvi  suraus  und 
Men.  859  Össe  fini(?)  dedola&o  |  assulatim  viscera. 

Zu  diesen  sechs  besonders  gut  bezeugten  Hiaten  lassen  sich 

folgende  stellen  nach  den  Plautushandschriften: 

Amph.  272  Credo  ego  hac  noctü*  NocturnMm  |  öbdormivisse 

ebrium. 

Amph.  319  Mirum  ni  hic  me  quasi  muraenam  |  ^xossare  c<5gitet, 
wo  gewiss  nicht  exdorsuare  einzusetzen  ist,  ein  Verbum,  das  No- 
nius, wie  wir  unten  sehen  werden,  deutlich  für  eine  ganz  andre 
Stelle  giebt  Denn  hier  steht  exossare  muraenam  in  Wortspiel  mit 
dem  folgenden  Verse  qui  exossat  hömines,  ferner  vgl.  Amph.  401, 
oben  S.  109  u.  133. 

Amph.  429  Cadus  erat  vini:  mde  impleW  |  hirneam.  ::  Ingres- 
süst  viam. 

Amph.  518  Carnufex,  non  ego  te  novi?  |  abin  e  conspectd  meo? 
523  Clanculum  äbii  a  legiom:  |  öperam  hanc  subrupui  tibi. 
622  Nön  soleo  ego  somniculose  |  eri  imperia  persequi. 
714  ^castor  equidem  te  certö  |  heri  advenientem  flico. 
839  Nön  ego  illam  mihi  dötem  dueo  |  esse  quae  dos  dicitur. 
849  Quid  si  addueo  tüom  cognatum  |  hüc  a  naviNaücratem? 
1012  Äpud  emporium  atque  in  macelb,  |  in  palaestra  at- 
que  in  foro,  vgl.  S.  107. 


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4.  Metrischer  Hiatus. 


149 


Amph.  1015  Nimc  domum  ibo  atque  ex  uxorc  |  haue  rem  per- 
gam  exquirere. 

Amph.  1032  Qufdum?  ::  Quia  senecta  aetate  |  a  me  niendicas 
mal  um. 

Amph.  1050  Seil  patrem  sive  ävom  videbo,  |  tfbtruncabo  in 
ae*dibus. 

Amph.  1094  Manibus  puris,  capite  operto,  |  ibi  continuo  cdn- 
tonat,  ea  ist  jedoch  Ibi  möglich. 

Amph.  1128  Ego  Teresiam  cöniectorem  |  ädvocabo  et  cdnsulam; 
dazu 

Amph.  350  Quid  apud  hasce  aedis  negott  |  est  tibi?  : :  Immo 
quid  tibist?  und 

Amph.  253  Haec  illi  est  pugnäta  pugna  |  dsque  a  mani  ad 
vesperum,  siehe  darüber  unten  S.  159. 

Asin.  198  Di'em  aquam  solem  ltfnain  noctew,  |  haec  argento 
ndn  emo. 

Asin.  515  Et  meam  partem  legendi  |  et  tuam  tradö*  tibi. 

332  Animum  advorte,  ut  aeque  inecHW  |  haec  scias.  : : 
Taceö.  ::  Beas. 

Asiu.  347  Äit  se  ob  asinos  ferre  argent«m  |  ätriensi  Saüreae. 
366  Defraudare :  di'xit  sesc  |  öperam  promiscam  dare. 
379  fliest  ipsus  :  iam  ego  recurro  |  hüc  :  tu  hanc  interea 
hic  tene. 

Asin.  532  Nunc  adeo  nisi  mi  hüc  argenti  |  adfert  viginti  minas, 
vgl.  534  apud  me. 

Asin.  542  Sine  me  amare  unum  Argyrippaw*  |  animi  causa, 
quem  volo. 

Asin.  851  Äin  tu  meum  virum  hic  potan?,  |  öbsecro,  cum  fflio. 
883  Quid  fatere?  ::  Me  ex  amore  |  hüius  corruptum  öppido. 
887  Censen  tu  illuin  hodie  primura  ire  |  adsuetum  esse 
in  ganeuin? 

Asin.  934  Cäno  capite  te*  cuculum  |  üxor  ex  lustns  rapit. 

946  Nünc  si  voltis  deprecar*  |  huic  seni,  ne  väpulet. 
Aul.  176  Et  tu  frater. : :  Ego  conveniaw  |  Eüclionem,  si  domist, 
bei  Eigennamen,  wie  252.  Capt.  605.  Psend.  1244. 

Aul.  602  Ne"c  sua  opera  rediget  umquam  |  in  splendorem  cömpedes. 
Capt.  331  Elim  si  reddis  mihi,  praeterea  |  ünum  nummum  ne 
duis,  vgl.  349  periclo  |  hüius. 

Capt.  429  fstaec  dicta  tüa  experin  |  et  opera  et  factis  volo. 
438  Scito  te  hinc  minüs  viginti  |  aestumatum  mittier. 

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150 


Prosodie.    II.  Hiatus. 


Capt.  449  Sequere  ine  viaticuni  ut  dem  |  a  tarpezita  tibi.  Vgl. 
Haccl).  687  hodie  dedisti  statt  dedisti  hodie. 

Bacch.  602  Quid  vis  curein?  ::  Ut  tid  seneui  etmm  |  alteram 
facias  viaui. 

Capt.  840  Juben  an  non  iubes  astitu/  |  aülas,  pätinas  elui. 
861  Vasa  tibi  pura  adparan  |  ad  rem  divinum  cito. 
977  Plnlocrates,  per  tuoui  te  genitrm  |  obsecro,  exi  :  te 
volo.   Vgl.  1116  iWum  |  hiiius  (nicht  huiiis). 

Bacch.  86  Ätque  ecastor  apud  hunc  fluvium  |  aliquid  perdun- 
dumst  tibi. 

Bacch.  394  Nam  pol  meo  quideni  aniino  ingrato  |  nomine  nihil 
impensiust. 

Bacch.  416  Paülisper,  Lyde,  est  lubido  |  höinini  suo  animo 
obsequi;  schwerlich  homim  suo  animo  öbsequi. 

Bacch.  446  Ita  magister  -quasi  lucerna  |  lincto  expretus  h'nteo. 
462  Verum  ingenium  plus  triginta  |  annis  maiust  quam 

alteri. 

Bacch.  757  Nüm  quid  aliud?  ::  Hoc  atque  eti«m:  |  übi  erit  ac- 
cubitüm  semel. 

Cas.  229  Si  ego  in  os  meum  vini  gutterw  |  indidi.  : :  Immo  age, 
üt  lubet. 

Cas.  239  Mmnn  ecastor,  te  senecüi  aetate  officiiim  tuoin. 

243  Nön  oportet  dpitulari  |  unico.  ::  At  quamquam  üni- 
cust.  Vgl.  269  te  |  esse. 

Cas.  529  Propter  operam  illius  hirqu*  |  improbi,  edentuli.  Vgl. 
oben  S.  107. 

Cas.  531  Quasi  catillatilm.  Flagitiwm  |  hominis,  qui  dixit  mihi. 
Sonst  kommt  die  Wendung  flagitium  hominis  im  Versanfang 
vor  und  ist  wohl  zu  erganzen:  o  flagitium  hominis. 

Cist.467  Quamquam  invita  te  careba,  |  animum  ego  inducam  tarnen. 

Cure.  180  Verum  totum  insanum  amare  |  hoc  est  quod  meus 
erus  facit. 

Cure.  612  Cum  bolis,  cum  bulbis?  redde  |  etiam  argentum  aut 
virginem. 

Cure.  614  Mc  reposcisV  ::  Quam  ab  lenoue  abduxti  hudie, 
scelus  viri,  vgl.  369. 

Cure.  618  Kgo  quidem  pro  istae  rem  solii  |  ab  tarpezita  meo, 
vgl.  619  abs  te. 

Cure.  680  Nam  et  bene  et  male  credi  dico:  |  ul  adeo  hodie 
expertus  sum  nach  B,  rell.  hodie  ggo  exp. 


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4.  Metrischer  tiiatua. 


151 


Cure.  690  Atque  ita  te  nervo  torquebo,  |  l'tidein  ut  catapultae 
solent. 

Epid.  130  Hercle  miserumst  nigratum  esse  |  houiinem  id  quod 
facias  bene. 

Epid.  243  Quam  tacile  et  quam  iörtunate  |  evenit  Uli,  öbsecro, 
möglich  illic  oder  Aehuliches. 

Epid.  270  Ubi  erit  empta,  ut  aliquo  ex  urbe  |  amoveas,  nisi 
quid  tuast. 

Men.  219  Spörtulam  cape  atque  argentttw.  |  eecos  tris  nuin- 
mös  habes. 

Meu.  399  Ego  quidem  neque  ümquam  uxorem  |  habui  ueque 
habeo,  neque  huc. 

Men.  407  Neseio  quem,  mülicr,  aliwm  |  hominem,  nou  rae  quae- 
ritas.   Vgl.  431  te  :  |  hunc. 

Men.  435  Habeo  praedam,  täntnm  ineepi  |  operis,  i  quantiim 
potest. 

Men.  «11  Certe  familiarium  aliquo/  |  irata  s?  ::  Nugäs  agis. 
62«  Ne  illam  ecastor  faenerato  |  äbstulisti.  sie  datur. 
667  Nam  ex  hac  mmilia  me  plane  |  excidisse  intellego. 
Vgl.  «81.  694. 

Men.  796  Postulas  virös?  dare  uno  |  opera  pensum  pdstulas. 
847  Ni  öecupo  aliquod  mihi  consilittm,  |  hi  domum  me 
ad  se  aiiferent. 

Men.  851  Ne  lue  te  obtundet.  ::  Fugio,  ainabo,  |  udserva  istunc, 
nu'  pater. 

Men.  870  Sed  quis  lue  est,  qui  me  capillo  |  hme  de  curru  deripit. 
913  Nou  potest  haec  res  ellebort  |  unguine  obtinerier  nach 
Laehmann. 

Men.  923  Die  mihi  hoc:  solent  tibi  umquam  |  öculi  duri  ft'eri. 
930  Perdormisco,  si  resolw  |  argentuiu,  quoi  debeo. 
950  Helleboruin  potatis  faxo  |  aliquos  viginti  dies,  viel- 
leicht 1013  Maximo  hodie  nialo  hercle  vostro:  istinc. 

Men.  1091  Memorat :  meliust  vös  adirc  |  atque  hunc  percon- 
tarier. 

Men.  1112  Cum  patre  ut  abii'  Tarentuw  |  ad  mercatum:  pustea 
nach  Eigennamen,  auch  Mil.  448. 

Merc.  428  Milndavit,  ad  illam  faciem  |  ita  ut  illast,  emerem  sibi. 
470  Fuissc  credo,  praeüt  quo  pacto  [  ego  divorsus  distrahor. 
598  Sed  isnest,  quem  currentem  video?  |  ipsus  est,  ibo 
obviani.   codd.  inest  wie  satin  est  u.  ä. 


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152  Prosodie.  II.  Hiatus. 

Merc.  858  Me  vlsque  quaerere  fllani  quoquo  |  hinc  abductast 
gentium. 

Merc.  862  Non  concedam  neque  quiescaw  |  dsquani  noctu 
neque  dius. 

Merc.  057  Quasi  tu  nuinquain  quicquam  adsiinife  |  hüius  facti 
feceris. 

Merc.  966  Di  me  servant : :  Tibi  amicam  |  esse  nullam  mintio. 
.1021  Neu  quisquam  post  hac  prohibeto  |  adulescenteni 

filium. 

Mil.  237  Nunc  sie  rationem  incipissaw.  |  hanc  instituam  astü*- 
tiara.1) 

Mil.  339  Sem  tu  nullum  cumuieatt/m  |  hinc  esse  a  nobis?  : :  Scio. 
639  Ut  apud  te  excmpluin  experiund/  |  habeas  ne<u  quaer>as 
foris,  zweifelhaft. 

Mil.  692  Praecantrici,  cöniectrici,  |  nriolae  atque  hartfspicae. 
11G8  Ne  flle  mox  vereatur  intro  |  ire  in  alienam  domum. 
Vgl.  1180. 

Mil.  1314  Quid  vis?  ::  Quin  tu  iübes  eefern  |  omnia  quae 
isti  dedi. 

Mil.  1322  Näm  tu  quamvis  p6tis  es  facere,  ü*t  fluat  facetiis. 
1342  Age,  Palaestrio,  bono  animo  |  es.  ::  Heu,  nequeo  quin 
fleam.  Vgl.  oben  zu  Men.  778. 

Mil.  1376  Stülte  feci,  qui  hiinc  amist.  |  lbo  hinc  intro  nünciam. 
1395  Facite  inter  terram  atque  caelwm  |  mtersit  discindite. 

libri  ut  sit  d.  i.  int  sit. 

Mil.  1398  Quin  iamdudum  gestit  moecho  |  hoc  abdomen  adimere. 
1408.  1426.  te. 

Mil.  1402  Quor  es  ausus  sübigitarc  |  alienam  uxorem,  impudens. 
1411  Itfra  te  non  nociturum  esse  |  hoinini  de  hac  re  nemini. 

Most.  389  Satin  habes  si  ego  advenientew  |  l'ta  patrem  faciani 
tuom.  380  übj. 

Most.  394  Natu  intus  potate  haü*d  tantillo  |  hac  quidem  causa 
minus. 

Most.  1047  Eaque  eduxi  omnein  legioucw  |  et  maris  et  feuiinas. 
qua  m.  qua  f.  hat  andern  Sinn,  desshalb  nicht  zu  ändern. 


1)  Mil.  279  ist  richtig  Maxumum  in  maliim  cruciatunique  insiliainue. : : 
Tu  sali.  Denn  malum  ist  Substantiv  und  durch  explieativea  quo  mit  cru- 
ciatum  verbanden. 

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4.   Metrischer  Hiatus. 


15JI 


Most  1090  Experiar,  ut  opinor.  ::  Certuin  |  est.  mihi  honiine'm 
cedo.  Vgl.  1098. 

Mo9t.  1157  Sttfltitiae  adulescentiaeque  |  eius  ignoras:  tuost. 

Pers.  234  Sed  ego  cesso.  : :  Mane.  : :  Molesta  |  es.  :  :  Ego  quo- 
que,  nisi  scio.   libri:  ergo  quoquc. 

Pers.  566  Evortes  tuo  arbitrato  |  honiines  fundis,  familiis.  Vgl. 
665,  wohl  periculo. 

Pers.  576  Quid  agis,  hospes?  ::  Venio,  adduco  |  haue,  ut  dudum 
d  ix  er  am. 

Pers.  836  Te  mihi  dicto  esse  aiidientem  |  äddecet.  naui  hercle 
absque  ine. 

Poen.  294  Quid  eo  opust?  : :  Ego  dicam:  ut  Uli  |  et  tibi  limem 
caput,  oder  illic?  Vgl.  383.  1290. 

Poen.  371  Ego  faxo,  si  udn  irata  |  es,  nitnium  pro  te  dabit, 
Rost:  irata  es,  aes  nimium  unnöthig.1) 

Rud.  637  Et  tibi  eventurum  hoc  omne  |  übereui  messem  mali. 
Vgl.  715.  1152. 

Rud.  1266  Mi  liberte,  uri  patrone,  |  immo  potius,  mi  pater. 
Vgl.  Stich.  734  me. 

Pseud.  390  Paüci  ex  multis  sifnt  amict  |  homini  qui  certi  sieut. 
614  Nam  haec  mihi  ineus  est.  proeudaw  |  ego  hodie  hinc 
multos  dolos. 

Pseud.  751  Sed  quid  es  actiirus?  ::  Dicam:  |  tfbi  hominem  ex- 
oruavero.  Vgl.  1232. 

Rud.  643  Quibus  advorsum  ius  legesqw  |  insignite  iniüria  hic. 
766  fbo  hercle  aliquo  quaeritatow  |  ignem.  : :  Quid  quom 
inveneris? 

Rud.  778  Carnufici  aut  tale'utum  magmwt  |  aiit  hunc  hodie 
sistere.   Desgl.  1357. 

Rud.  1410  Miixume.  ::  Pro  illo  diuiidio  |  ego  Gripum  emittaui 
manu. 

Stich.  716  Haüd  tuom  istuc  est  te  veren:  |  eripe  ex  ore  ti'bias. 
728  Üno  cantharo  potarc,  |  tmum  scortuui  dücerc,  zu- 
gleich logischer  Hiat  möglich,  s.  oben  S.  105. 

Trin.  606  Non  credibile  dicis.  : :  At  tu  |  edepol  nullus  creduas. 
Donat  citirt  nullus  credas. 

1)  Ibid.  863  ist  nichts  au  ilndera,  aber  auch  kein  Hiat;  man  messe 
nach  A:  At  ob  banc  möram  tibi1  reddam  operam,  xxbi  voles,  ubi  iusseris. 
rell.  rem  statt  moram.  Epid.  184  kein  Hiat,  sondern  j.  avi  simstra  auspicio 
h'quido  atquo  ex  aentöntia,  doch  ist  Alles  unsicher. 


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154 


Prosodie.   II.  Hiatus. 


Triu.  052  Ätque  istuui  ego  agruiu  tibi  relinqiu  |  ob  eaui  rem 
enixe  expeto. 

Triu.  1)57  Mihi  concederet,  ui  nie  ille  |  et  ego  illuui  iiossem 
äpprobe,  allerdings  leicht  zu  beseitigen. 

Triu.  1W0  Vapulabis  ineo  arbitrato  !  et  novorum  aedilium.  Desgl. 
Ii  13.  Ü07. 

Trin.  1025  Nisi  etiam  laborcin  ad  daninffw  !  apponaui  epithecaui 
insu  per.   Vgl.  1059  vor  heüs  tu. 

Truc.  270  Ne  attigas  ine.  : :  Tene  ego  tangamV  |  ita  nie  aiuabit 
surculum. 

Truc.  570  Pallidast.  ut  peperit  puenw*.  ädloquar,  quasi  nesciuui. 
Vgl.  400  ist  Hiat,  s.  8.  105  logischer  Hiat. 

Truc.  7!M)  Mco  nepote?  capita  rentm  |  expedite.  ::  Istue  dedi. 
852  Sed  nimium  pol  opportune  ;  ecce  ab  se  egreditur  foras. 
902  Puero  opust  eibo,  opus  est  ruatn'  |  aüteiu  quae  puerüm 
lavit,  zweifelhaft. 

Truc.  D03  Meura  quidem  te  tectuiu  certe  |  occupare  uon  sinain. 
Nichts  ist  verdorbeu.  Denn  quidem  certe  zu  verbinden  ist  acht 
Plautinisch,  vgl.  Bacch.  1177. 

Wir  haben  eine  lange  Reihe  Beispiele  angeführt,  ein  nicht 
geringer  Theil  derselben  lässt  sich  allerdings  durch  leichte  uud 
an  andern  Stellen  ohne  weiteres  gerechtfertigte  Aenderungen  be- 
seitigen. Wir  werden  selbst  später  ausfuhren,  wesshalb  an  man- 
chen Stellen  ein  Hiat  in  der  Hauptciisur  erst  nachtraglich  in  den 
Plautustext  gekommen  sein  mag.  Andererseits  lässt  sich  auch  die 
Möglichkeit  nicht  ableugnen,  dass  mancher  ursprüngliche  Hiat 
bei  einer  Textreceusiou  entfernt  wurde.  Darauf  weisen  doch  solche 
Erscheinungen  in  unserer  Ueberlieferung  hin,  wie  z.  B.  Pers.  510, 
wo  die  Palatinischen  Handschriften  die  Worte  falsch  gestellt,  aber 
ohne  Hiatus  folgendennassen  geben:  Quae  istaec  Fortuna  ludi- 
licast  ::  l.stas  quae  norünt  roga,  A  dagegen  die  richtige  Wort- 
folge mit  Hiat  erhalten  hat:  luditicast  Fortuna.  ::  fstas.,  ebenso 
Aul.  610,  wo,  um  den  Hiat  hominem  |  audio  faeiniis  loqui  zu  mei- 
den, mau  die  beiden  Worte  umgestellt  hat,  wodurch  ein  unrhyth- 
mischer  Versausgang  entsteht.   Vgl.  Metrik  I,  4. 

Ziehen  wir  aber  auch  eine  grössere  Zahl  der  angeführten 
Belegstellen  ab,  der  Hiatus  am  Ende  des  ersten  rhythmischen 
Kolons  des  trochäischen  Septenars  bleibt  darum  ausser  allem 
Zweifel.  Denn  wir  haben  ihn  rationell  begründen  können,  und  die 
Ueberlieferung  unserer  Plautushaudschriften  steht  ganz  im  Eiu- 

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4.  Metrischer  Hiatua. 


155 


klang  mit  den  Texten,  die  den  alten  Grammatikern  Festus  und 
Nonius  vorlagen.  Denn  kein  einziges  Grammatikereitat  bietet  da, 
wo  unser  Plautustext  den  Iiiat  giebt,  einen  hiatuslosen  Vers, 
sondern  bestätigt  stets  den  Hiatus  und  zwar  sicher  an  sechs 
Stellen,  darunter  zwei  bei  Festus. 

* 

Selbstverständliche  Consecjuenz  dieser  Wahrnehmung  ist,  dass 
auch  der  trochäische  Octonar  ebenso  den  Hiat  zwischen  den 
beiden  Dimetern,  aus  denen  er  besteht,  zuliisst,  wie  der  trochäische 
Septenar  und  die  jambischen  Langverse.  Bei  Plautus  finden  sich 
dafür  folgende  Belege: 

Bacch.  612  Petulans,  protervo,  iracundo  |  änimo  indomito,  in- 
cogitato. 

Bacch.  614  tncredibilis  nnposque  aninn  |  inamabilis,  inlepi- 
dus  vivo. 

Men.  504  Nec  magis  manufe'stum  ego  hoininew  |  ümquam  ullum 
teneri  vidi. 

Merc.  341  Miser  amicam  mihi  parav/|  änimi  causa,  pretio  eripui. 
Ampi».  159  lta  quasi  incudem  me  unserem  |  hömines  octo  vä- 
lidi  caedunt. 

Amph.  575,  anders  zu  theilen.  Aul.  822.  Stich.  329  ist  an  der- 
selben Stelle  Hiatus  mit  Personenwechsel. 

Das  sind  zwar  nicht  viele  Belegstellen,  allein  da  der  trochäische 
Octonar  bei  Plautus  nicht  häufig  ist,  kann  man  von  vornherein 
nicht  viel  erwarten.  Das  Verhältniss  der  hiatuslosen  Octonare 
zu  diesen  fünf,  beziehentlieh  acht  mit  Hiatus  wird  nicht  wesent- 
lich anders  sein  als  bei  den  trochäischen  Septenaren  und  den  iain- 
bischen  Langversen.  Die  fragliche  Erscheinung  ist  also  schon 
durch  die  angezogeneu,  an  sich  ganz  tadellosen  Stellen  sowie 
durch  die  Erwägung  erwiesen,  dass  hier  ganz  dieselben  rhyth- 
mischen Verhältnisse  walten,  wie  bei  den  übrigen  Langversen. 

Ganz  anders  Hegt  die  Sache  bei  Terenz.  War  es  schon  bei 
den  iambischen  Langversen  recht  zweifelhaft,  ob  er  den  Hiatus 
in  dem  die  beiden  Dimeter  trennenden  Haupt  einschnitt  zuliess, 
so  kann  man  auf  Grund  der  Ueberlieferung  kaum  daran  zwei- 
feln, dass  bei  trochäischen  Langversen  Terenz  sich  keinen  Hiatus 
in  der  trochäischen  Hauptcäsur  gestattet,  sondern  hierin  mit  der 
strengen  Praxis  der  Griechen  übereinstimmt.  Sämmtliche  Verse, 
die  man  etwa  anführen  könnte,  sind  nicht  beweisend. 


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156 


Prosodie.   II.  Hiatus. 


Phorm.  528  Sic  hunc  decipi.  ::  Immo  enim  vero,  Äntipho  hic 
rae  decipit. 

käme,  wenn  man  ja  mit  Hiatus  messen  wollte,  nur  ein  solcher 
vor  Eigennamen  heraus,  doch  kann  man  auch  immo  enim  vero 

oder  decipi.  : :  Immo  enim  vero  messen. 

Adelph.  G97  Öbsecro,  num  liidis  tu  me?  ::  Ego  te?  quam  ob 
rem?  : :  Nescio. 

Es  ist  zwar  gewiss  diese  Lesart  des  A  den  beiden  andern  Hand- 
schriftenklassen, die  nunc  an  verschiedenen  Stellen  einschieben, 
vorzuziehen,  allein  der  Hiatus  ist,  wie  so  oft,  wegen  Personen- 
wechsel1) gestattet.   Umgekehrt  ist  mit  DG  zu  schreiben: 

Heaut.  902  Est  mihi  ultimis  conclave  in  aedibus  quoddam  retro, 
da  die  auch  in  D  hineincorrigirte  Umstellung  des  'in'  vor  ultimis 
sich  sehr  natürlich  erklärt.  Wenigstens  kann  Verfasser  auch  an 
dieser  Stelle,  wie  in  den  bereits  oben  S.  146  angeführten  Stellen 
keinen  ausreichenden  Beweis  dafür  finden,  dass  im  Bembimus  eine 
ältere  Hiatus  gestattende  und  in  den  Calliopischen  Handschriften 
eine  jüngere  Hiatus  tilgende  Recension  vorliegt.  Das  Gleiche 
gilt  von 

Hec.  561  Peccatum:  aderam  cilius  consilio  ea  par  fuerat  prö- 
spici. 

Denn  zieht  man  auch  diese  Lesart  des  Bembinus  derjenigen  der 
übrigen  Handschriften  fderat  par  ea  pröspici,  die  auch  Donat  im 
Lemma  hat,  vor,  so  lässt  sich  ohne  Hiat  cüius  cönsilio  lesen. 

Hec.  762  Näm  non  sunt  solae  ärbitratae  haec:  ego  quoque 
etiam  credidi 

ist  gut  verbürgte  Lesart,  die  auch  Donat  zweimal  im  Lemma 
hat.  Wenu  die  eine  Classe  der  Calliopischen  Handschriften  hae 
statt  haec  bietet,  das  nachträglich,  wie  dies  so  oft  geschieht,  in 
D  hineincorrigirt  ist,  so  bedarf  die  Einsetzung  der  spätem  regel- 
rechteren Form  für  die  alterthümlichere  keiner  weiteren  Erklärung. 
A  ist  gerade  an  dieser  Stelle  verschrieben.  Uebrig  bleibt  noch 
eine  Stelle,  wo  man 

Ad.  994  Haec  reprehendere  et  corrigere  et  secundare  in  loco 
mit  Hiat  lesen  könnte.   Denn  das  nach  corrigere  überlieferte  me 
ist,  da  ecce  me  als  Nachsatz  folgt,  geschmacklos  und  muss  ent- 
fernt werden,  wie  es  auch  in  Donat's  Lemma  fehlt.   Allein  darum 


1)  Wie  auch  Andr.  957  Pamphilus:  |  atque. 


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4.  Metrischer  Hiatus. 


157 


ist  hier  noch  kein  Hiat  anzunehmen.  Denn  sämmtliche  Hand- 
schriften und  Douat's  Lemma  geben  das  in  seiner  Bedeutung  ganz 
passende  et  öbsecundare  in  loco.  Man  vergleiche  nur  Heaut.  827 
obsecundato  in  loco  und  Cic.  de  imp.  Cn.  Pompei  IG,  48  venti 
obsecundarint.  Nach  Donat's  Worten  ist  höchstens  anzunehmen, 
dass  man  einmal  secundare  für  öbsecundare  gelesen  hat,  vermuth- 
lich  nur,  um  Raum  für  das  me  zu  finden,  das,  wie  gesagt,  fälsch- 
lich hinzugefügt  wurde,  was  nicht  auffälliger  ist  als  z.  B.  Hec. 
215.   Unzweifelhaft  ohne  Hiat  zu  lesen  ist  schliesslich 

Heaut.  950  Sed  Syrum.  ::  Quid  eum?  ::  Egone?  si  vivo,  adeo 
exornatüm  volo. 

Denn  diese  Lesart  bestätigt  Nonius  in  einem  zweimaligen  Citat 
und  Donat  ad  Ad.  400.  Wenn  aber  der  Bembinus  ohne  Personen- 
abtheilung  quidem  statt  quid  eum,  darnach  aber  übereinstimmend 
mit  den  übrigen  Handschriften  egone  si  vivo  giebt,  so  kann  man 
daraus  nicht  ein  Sed  Syrum  quidem  ego  si  vivo  herauslesen  und 
etwa  eine  andere  Lesart  mit  Hiat  construiren  wollen,  wie  dies 
Umpfenbach  that,  sondern,  wie  das  auch  im  A  richtig  erhaltene 
egone  si  vivo  beweist,  liegt  ein  ganz  gewöhnlicher  Schreibfehler 
quidem  statt  quid  eum  vor,  der  sich  ja  sehr  leicht  erklärt.  Damit 
aber  ist  die  Frage  dahin  entschieden,  dass  Terenz  in  der  Haupt- 
cäsurstelle  trochäischer  -Verse  keine  asynartetische  Bildung  ge- 
stattet, was  doch  Plautus  gethan  hat. 

3.  Haben  wir  somit  als  Ergebniss  festzuhalten,  dass  Plautus 
die  beiden  Dinieter  der  Langzeilen,  ganz  nach  der  Technik  der 
Saturnier,  durch  Hiatus  und  syllaba  anceps  als  selbstständige 
rhythmische  Glieder  trennen  konnte,  im  Widerspruch  mit  dem 
griechischen  Vorbilde  und  der  Technik  seines  Nachfolgers,  so  tritt 
nunmehr  die  Frage  hinzu,  wie  dies  bei  den  seltneren  Cäsuren 
gehalten  sein  mag,  also  in  den  iambischen  Versen  bei  tro- 
chäischer Hauptcäsur  und  in  den  trochäischen  Versen  bei 
iambischer.  Um  zunächst  bei  Terenz  zu  bleiben,  bemerken  wir, 
dass  dieser  in  seinen  iambischen  Septenaren  viel  häufiger  als 
Plautus  die  stellvertretende  trochäische  Hauptcäsur  anwendet,  aber 
dabei  kein  Beispiel  von  Hiat  oder  syllaba  anceps  zeigt.  Für  Jam- 
bische Octonare  Hessen  sich  zwar  zwei  Verse  dieser  Art  an- 
führen : 

Audr.  204  Incertumst  quid  agam?  ::  Misera  timoo  |  'inccrtum' 
hoc  quorsum  uccidat. 


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158 


ProBodie.  II.  Hiatus. 


Ad.  313  Satis  mihi  id  habeam  stfpplici,  dum  |  lllos  ulciscar 
modo.1) 

An  der  ersten  Stelle,  wo  übrigens  ein  logischer  Hiat  angenommen 
werden  konnte,  hat  bereits  Bentley  alle  Schwierigkeit  beseitigt, 
indem  er  quorsus  statt  quorsum  einsetzte,  ganz  wie  Ad.  574  sursus 
statt  sursum,  die  einfachste  Art  diese  beiden  sonst  einzig  im  Terenz 
dastehenden  Hiate  zu  entfernen.  Denn  aus  Pseud.  871  ergiebt 
sich,  dass  die  beiden  Formen  auf  -um  und  -us  in  diesen  und  ähn- 
lichen Worten  bei  Plautus  und  wohl  auch  bei  Tereuz  üblich  sind.2) 
—  Den  andern  Vers  aber  kann  man  erst  recht  nicht  als  Beleg 
für  Hiatus  in  trochäischer  Hauptcäsur  ansehen,  da  wir  doch  offen- 
bar iambische  Hauptcäsur  nach  supplici  haben,  höchstens  für  den 
bereits  oben  S.  140  besprochenen  Hiatus  einsilbiger  Wörter  in 
Senkung;  allein  auch  hier  konnten  wir  nur  vereinzelte  Fälle  an- 
erkennen, die  nicht  aus  der  Analogie  mit  verwandten  Erscheinungen 
heraustreten.  Unser  Vers  aber  ist  schwerlich  in  Ordnung.  Denn 
der  Zusatz  dum  illos  ulciscar  modo  passt  zu  dem  ersten  Dimeter, 
wie  man  diesen  verstehen  muss,  gar  nicht  und  zeigt,  da  dum 
aegritudo  haec  est  recens  den  vorhergehenden  Vers  schliesst,  eine 
schwerfällige  Wiederholung  derselben  Partikel  in  ganz  anderem 
Sinne.  Bentley  hat  auch  hier  bereits  das  Richtige  gesehen.  Die 
Worte  dum  —  modo  entfernt  er  aus  dem  Terenztext.  Sie  sind 
eine  verunglückte  Erklärung  des  nicht  ganz  leicht  zu  verstehen- 
den id  in  den  Worten  satis  mihi  id  habeam  supplici  und  der 
Versuch  ein  Heinistich  zu  vervollständigen,  das  man  in  neuster 
Zeit  gleichfalls  auswerfen  will.  In  die  Anordnung  der  ganzen 
Scene  passt  ein  solcher  Dimeter  ganz  vortrefflich,  wie  wir  später 
Rhythmik  IT,  1  im  Anfang  sehen  werden,  aber  nicht  die  zwei  Dime- 
ter A.  Spengel's.  Auch  ist  der  Sinn  der  Worte  satis  —  supplici 
nach  ähnlichen  Stellen  desselben  Dichters,  wie  Andr.  903  klar. 

Demnach  können  wir  behaupten,  dass  in  den  trochäischen 
Cäsuren  der  iambischen  Langverse  Terenz  keinen  Hiatus  gestattet, 
was  ja  schon  von  vornherein  wahrscheinlich  war,  da  er  die  ent- 
sprechende trochäische  Hauptcäsur  in  den  trochäischen  Versen 

1)  Ileaut.  G68  ist  die  Tilgung  des  ersten  multum  von  späterer  Hand 
ein  Irrthum  und  Ileaut.  1001  bietet  A  zwar:  mir6r  continuo  hone  ärripuisse.  | 
ad  Mencdenuiui  bunc  p»-rgam;  allein  schon  das  doppelte  bunc  beweist,  dass 
hier  die  Call  ionischen  Bücher  die  bessere  Ueberlieferung  haben.  —  2)  Hier 
durch  A  ein  rursus  gesichert,  auch  durch  eine  Glosse,  bei  Ritsrhl,  opusc.  II, 
S.  25«»,  wohl  auch  Aul.  049,  sieber  Per«.  71. 


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4.  Metrischer  Hiatus. 


1 59 


gleichfalls  nach  strenger  Praxis  behandelt.  Ebenso  aber  findet 
sich  in  der  auch  bei  Terenz  anzuerkennenden  iambischen  Haupt- 
cüsur  der  trochäischen  Verse,  wie  sie  z.  B.  in  der  kurzen  Schluss- 
scene  des  Heautontimorumenos  V.  1041.  1040,  wohl  auch  1055. 
1056  u.  a.  erscheint,  kein  einziges  Beispiel  von  Hiatus  oder  syl- 
laba  anceps. 

Müssen  wir  also  bei  Terenz  hier  jeden  Hiat  in  Abrede  stellen, 
so  folgt  daraus  noch  nicht,  dass  die  Plautinische  Praxis  ebenso 
streng  war.  Zwar  für  die  bei  Plautus  viel  seltener  angewandte 
trochäische  Hauptcäsur  iambischer  Langverse  lässt  sich  kein 
einigermassen  sicherer  Beleg  aufführen,  weder  für  die  Septenare 
noch,  wo  diese  Cäsur  überhaupt  häufiger  ist,  für  die  Octonarc. 
Man  schreibt  zwar: 

Amph.  253  Haec  lllis  est  pugnata  pugna  |  tfsque  a  mani  ad 
vesperum 

und  könnte  diesen  Fall  mit  der  Analogie  der  trochaischen  Cäsur 
der  trochäischen  Langverse  entschuldigen.  Allein  dass  diese  sowie 
das  Vorbild  der  Saturnier,  steng  genommen,  einen  solchen  Hiat 
nicht  decken  kann,  werden  wir  alsbald  ausführen.  So  lange  also 
dies  das  einzige  derartige  Beispiel  ist,  haben  «vir  guten  Grund 
zu  zweifeln.  Auf  die  verschiedenen  Vorschläge,  die  zur  Beseitigung 
des  Hiatus  bereits  gemacht  sind,  ist  nichts  zu  geben;  evident  ist 
keiner.  Wohl  aber  lässt  sich  der  Vers,  wenn  auch  die  ganze  Scene 
fast  aus  lauter  iambischen  Octonaren  besteht,  recht  wohl  tro- 
chäisch fassen.  Ulis  bietet  nur  Nonius,  i  1 11  E,  der  auch  sonst  in 
diesem  Stücke  öfters  allein  die  richtige  Lesart  bewahrt  hat,  die 
übrigen  Handschriften  illic;  darnach  kann  den  Vers,  für  sich  allein 
betrachtet,  eine  methodische  Textkritik  nur  schreiben: 

Haec  illi  est  pugnata  pugna  |  tfsque  a  mani  ad  vesperum 
als  trochäischen  Septenar  mit  legalem  Hiatus.   Dass  aber  diese 
Stelle  wirklich  trochäisch  gemessen  werden  kann,  sowie  noch  ein- 
zelne andere  Verse  derselben  Scene,  wird  in  der  Rhythmik  II,  1 
im  Abschnitt  über  die  ^naßolt}  aar   avxl^iaiv  erklärt  werden. 

Anders  liegen  die  Verhältnisse  wieder  bei  der  iambischen 
Hauptcäsur  in  den  trochäischen  Septenaren.  Diese  Cäsur 
hat  zwar  Wilhelm  Meyer,  Ueber  die  Beobachtung  des  Wortac- 
centes  in  der  altlateinischen  Poesie,  München  1884,  S.  7(5  fg.,  gaur 
verworfen,  allein  Verfasser  denkt  in  Bursian-Müller's  Jahresbe"' 
48.  Bd.,  S.  131  dieselbe,  die  auch  die  griechischen  Komiker  kf 
als  berechtigt  erwiesen  zu  haben.   Besonders  sicher  is 


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160  Prosodi«.   II.  Hiatus. 

Araph.  269  Ätque  hunc  telo  su6  sibi,  |  inalitia,  a  foribus 
pellere  und  aus  demselben  Stücke  noch  286  veni  huc  |  invenies. 
338  mandata  eri  |  perierunt.  605  quid  est  |  mali.  655  cöntra 
amo:  |  praesertim.  971  quantuin  potest  |  paräta.  809.  1072; 
ferner  Amph.  616.  Asin.  145.  255.  378.  Aul.  589.  Bacch.  461. 
Capt.  326.  343.  804.  1031.  580  ipse  nec.  1007  (latent).  Cure.  342. 
554.  Epid.  673  (tlle  quidenj  zweifelhaft).  618.  Men.  641.  1086. 
Merc.  923.  619.  Mil.  604.  986  illius  quae  hinc  |.  Most.  306.  310 
sodäfis  qui  huc  |.  830.  984.  812.  Poen.  866.  Kud.  646.  574  zweifel- 
haft. 660.  1119.  1103  latent.  Trin.  364.  370.  656.  1147.  845.  338. 
Andr.  364.  377.  907.  Eun.  1061.  1068.  704.  762.  Heaut.  883. 
963  habere'  nec.  u.  ä.  s.  S.  159.  Phorm.  199.  551.  863.  1037.  1045. 
881.  Hec.  379.  Ad.  591.  967.  983  u.  a. 

Diese  Cäsur  zeigt  fünfmal  die  asynartetische  Bildung,  wie 
so  oft  die  iambische Hauptcüsur  der iambischen  Laugverse, nämlich: 
Amph.  860  Quidquid  est,  iam  ex  Nattcräti  |  cognato  id  cog- 
noseäm  meo. 

Capt.  534  Nunc  enim  vero  ego  oeetdi:  |  eü*nt  ad  te  hostes, 
Tyndare. 

Bacch.  736  Quia  tibi  aurum  rtddidi  |  et  quia  non  te  fraudu- 
verim. 

Pers.  191  Fäciam.  ::  Quo  ergo  is  nunc?  ::  Dornum:  |  uti  dömi 
sim,  quom  il Ii  censeas. 

Pers.  274  Exhibeas  molcstuim,  |  ut  opinor,  siquid  debeain. 
An  diese  könnte  man  noch  solche  Stellen  reihen,  wie  Stich.  513 
Quiim  me  ad  illum  promittere,  |  nisi  nollem  ei  advorsärier.  Mil.  226 
Reperi  conmini'scere,  |  cedo  cälidum  consiliiiiu  cito,  u.  v.  ä.,  wo 
jedoch  die  Scansion  promittere  nisi,  comminiscere,  cedo  wenigstens 
nicht  ganz  unmöglich  ist,  vgl.  Metrik  I,  3  am  Ende. 

Da  kein  Grund  vorliegt,  die  fünf  zuerst  angeführten  Stellen 
zu  ändern,  ja  manche  derselben  durch  die  vorgeschlagenen  „Ver- 
besserungen", wie  Guyet's  Naücrate  id  cognato  und  quia  non  te 
<(de>fr&udaverini  entschieden  verlieren,  so  wird  man  geneigt  sein  auf 
Grund  dieser  Zeugnisse  diesen  Hiat  bei  Plautus  anzuerkennen.  Er 
wird  wenigstens  äusserlich  leicht  begründet  durch  die  entsprechenden 
Erscheinungen  bei  der  iambischen  Cäsur  des  iambischen  Octonars, 
von  dem  sich  ein  solcher  trochäischer  Septenar  nur  dadurch  unter- 
scheidet, dass  er  die  Auftaktsilbe  des  ersten  Dimeters  entbehrt, 
also  einen  trochäischen  Dimeter  statt  eines  iambischen  im  ersten 
Heinistich  aufweist.   Dass  aber  dann  der  Hiat  in  der  trochäischen 


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4.  Metrischer  Hiatus. 


10] 


Cä8ur  der  iambischen  Langverse  nicht  ebenso  legal  sein  soll,  kann 
man  auffallend  finden.  Allein  diese  verschiedene  Behandlung  der 
iambischen  Cäsur  in  trochäischen  Septenaren  und  der  trochäischen 
in  iambischen  Langversen  versteht  man,  wenn  man  auf  unsere 
historisch-rationelle  Erklärung  der  im  griechischen  Vorbilde  nicht 
zugelassenen  asynartetischen  Behandlung  der  Mitte  der  Tetra- 
meter zurückgeht.  Der  Saturnier  kann,  seinem  ganzen  Baue 
nach,  da  er  aus  zwei  selbstständigen  Versen,  gewöhnlich  einem 
iambischen  Dimeter  und  einem  trochäischen  Kurzvers  besteht, 
nur  Vorbild  und  Veranlassung  zu  dieser  freieren  Art  bei  solchen 
Langversen  sein,  die  aus  zwei  rhythmischen  Gliedern  bestehen, 
die  selbstständigen  Werth  bei  selbstständigem  Gebrauch  haben 
können. 

Dies  ist  bei  folgenden  Verbindungen  zweier  Dimeter  zu  Lang- 
versen der  Fall: 

1)  Iambischer  Octonar  besteht  aus  zwei  iambischen 
akatalektischen  Dimetern,  die  sich  häufig,  auch  in  stichischer 
Compositum  selbstständig  zeigen. 

2)  Trochäischer  Octonar  aus  zwei  trochäischen  aka- 
talektischen Dimetern,  die  im  trochäischen  Octonar  ähnlich 
zusammengereiht  sind,  wie  in  den  trochäischen  Systemen  der 
griechischen  Komödie,  nur  dass  sie  paarweise  im  romischen  Drama 
erscheinen,  doch  nicht  immer,  nämlich  nicht  in  den  Fällen,  wo 
wir  auch  in  lateinischen  Komödien  längere  Systeme  oder  ein  Ge- 
dicht in  fortlaufender  trochäischer  Taktfolge  annehmen,  worüber 
im  dritten  Haupttheile  zu  handeln  ist.  Diesen  Messungen  ent- 
sprechen die  gewöhnlichen  Hauptcäsuren,  welche,  dem  Rhythmus 
nach  die  natürlichsten,  die  beiden  gleichgebauten  Dimeter  son- 
dern. Durch  dieselben  gewöhnlichen  Cäsuren  werden  aber  auch 
die  Septenare  in  regelrechte  Dimeter  zerlegt,  nämlich: 

3)  Iambischer  Septenar  in  zwei  iambische  Dimeter, 
deren  zweiter  katalektisch  ist  und  wie  der  erste  a k ata lek tische 
auch  als  selbstständige  rhythmische  Reihe  im  Melos  vorkommt, 
wofür  der  letzte  Hauptabschnitt  Belege  bringen  wird;  ebenso: 

4)  Trochäischer  Septenar  in  zwei  trochäische  Di- 
meter, deren  zweiter  katalektisch  ist,  wie  er  sich  in  den 
Canticis  sogar  öfters  als  der  akatalektische  fiudet. 

In  allen  diesen  vier  Verbindungen  ist  der  Einfluss  der  Sa- 
turnier, wie  man  sieht,  vollkommen  erklärlich,  da  zwei  selbst- 
standige  Kurzverse  ganz  wie  im  Saturnier  zusammengerückt  sind. 

Klotz,  Gnindttlge  altrftmUcher  Metrik.  11 


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162 


Prosodie.   II.  Hiatus. 


Aber  selbst  hier  wirkte  das  saturnische  Vorbild  zu  Terenz'  Zeiten 
entweder  gar  nicht  mehr  oder  nur  noch  ganz  unbedeutend,  näm- 
lich da,  wo  der  von  Terenz  mit  Vorliebe  in  den  eigentlichen  Can- 
ticis  und  dem  parakatalogisch  vorgetragenen  Dialog  gebrauchte 
akatalektische  Dimeter  mit  seiner  katalektischen  Nebenform  ver- 
eint wird. 

Dagegen  muss  auch  schon  Plautus  die  Verbindung  eines  sog. 
hyperkatalektischen  iambischen  Dimeters  mit  einem  trochiiischen 
Dimeter,  in  welche  zwei  Verse  der  iambische  Octonar  und  Sep- 
tenar  bei  trochäischer  Hauptcäsur  metrisch  zerlegt  wird,  als 
eine  viel  engere  Verbindung  angesehen  haben,  auf  die  der  Vor- 
gang in  der  Mitte  der  Saturnier  nicht  übertragen  werden  konnte. 
Denn  ein  sog.  hyperkatalektischer  Vers  ist  in  Wirklichkeit  ent- 
weder ein  katalektischer,  wie  z.  B.  hyperkatalektischer  iambischer 
Monometer  ^  _  ^  _  _  meist  eine  iambische  katalektische  Tripodie, 
eine  hyperkatalektische  iambische  Tripodie  in  Wirklichkeit  ein 
katalektischer  Dimeter,  oder  solche  Verse  sind  nur  metrisch  be- 
trachtet, in  Folge  des  Haupteinschnittes  hyperkatalektische  Bil- 
dungen, rhythmisch  genommen  aber  gehört  ihr  überschiessender 
Halbfuss  zur  benachbarten  Reihe,  die  dadurch  erst  verständlich 
wird;  also: 

Iambischer  Octonar  bei  trochäischer  Hauptcäsur  ist  metrisch 
angesehen  zwar  ein  hyperkatalektischer  iambischer  Dimeter  und 
ein  katalektischer  trochäischer  Dimeter,  nämlich 

dabei  bleibt  er  aber  rhythmisch  dasselbe,  wie  bei  der  gewöhn- 
lichen iambischen  Hauptcäsur,  die  ihn  in  seine  zwei  rhythmischen 
Kola  scheidet 

daher  wohl  die  Diärese  völlig  legal  ist,  aber  nicht  der  Hiatus. 
Ueberall  wo  durch  die  Cäsur  ein  hyperkatalektischer  Dimeter  ent- 
steht, haben  wir  daher  ein  Kennzeichen  dafür,  dass  die  metrische 
Verbindung  der  zwei  Dimeter  eine  so  enge  ist,  dass  eine  asyn- 
artetische  Behandlung  nach  dem  Vorgange  der  Saturnier  aus- 
geschlossen ist.  Dies  trifft  zu  bei  den  trochäischen  Cäsuren  der 
iambischen  Langverse  sowie  bei  der  iambischen  Cäsur  der  trochäi- 
schen Octonare. 

Nicht  so  aber  liegen  die  Verhältnisse  bei  dem  durch  iam- 
bische Hauptcäsur  getheilten  trochäischen  Septenar, 
dass  eine  Hyperkatalexis  entstände.   Zwar  hebt  die  metrische 


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4.  Metrischer  Hiatus. 


163 


Zerlegung  desselben  in  trochäischen  katalektischen  Dimeter  und 
iarabischen  akatalektischen  Dimeter  die  ursprüngliche  rhyth- 
mische Zusammensetzung  desselben  aus  einem  akatalektischen 
und  katalektischen  trochäischen  Dimeter  nicht  auf,  wie  z.  B.  im 
epischen  Hexameter  trotz  der  männlichen  Hauptcäsur  nicht  etwa 
eine  katalektisch-daktylische  und  hyperkatalektiseh-anapästische 
Tripodie,  sondern  zwei  akatalek tische  daktylische  Tripodien,  nur 
in  engerer  metrischer  Vereinigung  erscheinen.  Aber  wir  haben 
in  einem  so  gegliederten  trochäischen  Septenar  immerhin  eine 
Zusammenrückung  zweier  Metra  oder  vielmehr  Dimeter,  die  jeder 
für  sich  allein  recht  gut  selbstständigen  rhythmischen  Werth 
haben  können  und  beide  vielfach  auch  als  selbstständige  Verse 
vorkommen.  An  einzelnen  Stellen  kann  man  wirklich  schwanken, 
ob  man  nicht  beide  Elemente  als  getrennte  rhythmische  Glieder 
fassen  soll.  Charakteristisch  ist  hierfür  unter  andern  die  erste 
Scene  des  dritten  Actes  der  Aulularia  in  der  Versfolge,  die  die 
Handschriften  geben,  auch  ohne  wesentliche  Aenderung  des  über- 
lieferten Textes,  nur  dass  413  statt  aperit  die  von  allen  Heraus- 
gebern gebilligte  Aenderung  des  Camerarius  aperitur,  die  noth- 
wendig  der  Sinn  erfordert,  eingesetzt  wird  und  im  Anfang  das 
verschriebene  und  sinnlose  Optati  vires  als  0  atti  d.  i.  0  Attici 
cives  gelesen  wird,  sodass  das  0  mit  dem  folgenden  Eigennamen 
nach  Art  der  griechischen  Krasis  zu  einer  Silbe  verwächst,  wie 
z.  B.  Ter.  Ad.  449  ojVeschine  u.  ä.1) 

Diese  Scene,  Aul.  406—414,  besteht  aus  fünf  trochäischen 
Octonaren,  einem  trochäischen  Septenar  und  drei  iambischen  Oc- 
tonaren,  ist  also  eine  rhythmische  Continuation  von  trochäischen 
Takten  im  Umfang  von  neun  Tetrametern  oder  36  dipodischen 
Takten,  deren  letzter  katalektisch  ist.  Hätte  nun  der  Dichter  diese 
Masse  so  weiter  gruppirt,  wie  er  angefangen,  so  wäre  der  kata- 
lektische  Schluss  sehr  unvermittelt  gekommen  und  der  fortwährende 
trochäische  Ausgang,  achtmal  allein  am  Ende  der  Langverse,  die 
trochäischen  Cäsurausgänge  noch  gar  nicht  mitgerechnet,  wäre 
entschieden  höchst  monoton  gewesen.  Desshalb  geht  der  Dichter 
nach  der  Mitte  ganz  allmählich,  um  den  iambischen  Schluss  bei 
dem  athemlos  nach  Rettung  schreienden  Koch  natürlich  vorzu- 
bereiten, aus  dem  trochäischen  Octonar  in  das  Schema  der  iam- 
bischen Octonare  über;  sollte  der  für  die  ganze  Situation  sehr 


t)  V.  412  natürlich  Acidalius'  docet  statt  doeuit. 

11* 

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104 


Pro8odie.   II.  Hiatus. 


bezeichnende  fortlaufende  Rhythmus  nicht  durch  irgend  eine  Ka- 
talexis unterbrochen  werden,  so  musste  ein  trochäischer  Septenar 
den  Uebergang  vermitteln,  in  dessen  Katalexe  der  Auftakt  des 
folgenden  iambischen  Octonars  ohne  jede  Pause  eingreifen  konnte. 
Wie  fein  hat  nun  der  Dichter  diesen  Uebergang  metrisch  ge- 
staltet, indem  er  eine  iambische  Hauptcäsur  bereits  im  trochäi- 
schen  Septenar  eintreten  lässt  und  zwar  mit  asynartetischer  Be- 
handlung, sodass,  genau  genommen,  schon  mitten  in  der  sechsten 
Langzeile,  nicht  erst  mit  der  siebenten  iambischer  Rhythmus 
hörbar  wird.  Um  diesen  Uebergang  recht  zu  veranschaulichen, 
könnte  man  auch  die  letzten  vier  Verse,  ohne  den  Rhythmus 
irgendwie  zu  stören,  wirklich  als  lauter  Dimeter  schreiben. 

Also  erst  trochäisch: 

0  Ätti<ci>  cives  —  senex  gymnasium,  dann 

Trochäischer  Dimeter  katalektisch.  | 

Ättat  perii  hercle  ego  miser,   .     ,  « .   ,  0 
T     ...       *  .      f .  . .   .    M  trochaischer  öeptenar. 

Iambischer  Dimeter  akatalektisch. 

Apent<(ur^  Bacchanal  adest:  I 

Sequitiir,  scio  quam  rem  gerani:  hoc  1  .     ...  ~ 

•w    .         •  j        *  j     i  >  iambische  Octonare. 

Ipsüs  magister  me  docet.  ) 

Neque  lingua  ego  usquam  gentium! 
Praeberi  vidi  ptilchrius. 

Itaque  ömnis  exegit  foras 
Me  atque  hösce  onustos  fiistibus. 

In  dieser  rhythmisch-metrischen  Selbstständigkeit  der  beiden 
Versglieder  findet  demnach  der  Hiat  in  dieser  iambischen  Cäsur 
eines  trochäischen  Verses  seine  Erklärung.  In  einem  trochäi- 
schen Octonar  dagegen  zeigt  sich  keine  asynartetische  Glie- 
derung bei  iambischer  Hauptcäsur.  Denn  Bacch.  628,  das  einzige 
Beispiel,  das  sich  anführen  Hesse,  ist  ganz  zweifelhaft,  in  einem 
Canticum,  wo  sowohl  die  vorausgehenden  als  auch  die  folgenden 
Verse  streitig  sind.  Das  Unterbleiben  aber  jeder  asynartetischen 
Behandlung  ist  hier  ganz  natürlich  und  entspricht  den  bereits  dar- 
gelegten Grundsätzen.  Denn  bei  der  fraglichen  Gliederung  ist 
zwar  metrisch  gerechnet  das  erste  Glied  ein  trochaischer  katalek- 
tischer  Dimeter,  das  zweite  aber  ein  an  sich  unselbstständiger 
hyperkatalektischer  iambischer  Dimeter,  also  ^.  u  _  o  ±  ^  _  und 

Damit  aber  haben  wir  alle  rhythmisch-metrischen  Cäsuren 


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4.  Metrischer  Hiatus. 


165 


erklärt  und  zugleich  eine  Grenze  gefunden,  wie  weit  bei  denselben 
Hiat  und  syllaba  anceps  zulässig  siud.  Denn  was  sich  im  An- 
schlus8  hieran  über  die  anapästischen  Septenare  und  Octonare 
sagen  lässt,  vgl.  am  Ende  dieses  Abschnittes,  ist  eine  einfache 
Consequenz  dieser  Beobachtungen.  Das  Gleiche  gilt  von  der  Cäsur 
uach  dem  ersten  Dimeter  der  kretischen  und  bacchiischen  Lang- 
verse, worüber  der  bereits  erwähnte  Schlussabschnitt  Auskunft 
giebt. 

4.  Denn  ehe  wir  von  den  Rhythmen  des  iambischen  Takt- 
geschlechtes scheiden,  haben  wir  noch  die  letzte  Consequenz  aus 
dem  Erörterten  zu  ziehen.  Diese  betrifft  die  Cäsuren  des  iam- 
bischen Senars.  Diese  sind  selbstverständlich  keine  rhythmisch 
oder  metrisch  gliedernden  Einschnitte.  Denn  der  Trimeter  ist 
nach  Aristoxenos'  hierin  allgemein  anerkannter  Theorie  als  eine 
einheitliche  Reihe  anzusehen,  ein  einziges  fihgov  von  18  xQovoi 
xq<dtoi,  demnach  wird  man  den  Senarcäsuren  nicht  einmal  eine 
solche  Bedeutung  beizulegen  haben,  wie  etwa  der  trochäischen 
Cäsur  in  iambischen  Langversen.  Denn  diese  scheidet  und  bindet 
zugleich  zwei  an  sich  selbstständige  di^arQa  zu  einem  retgafts- 
tqov  und  nimmt  nur  die  auftaktische  Senkuug  des  einen  zum  an- 
dern herüber,  kann  daher  auch  nicht  über  eine  Hebung  vorwärts 
oder  rückwärts  geschoben  werden,  sondern  hat  ihre  feste  Stelle. 
Die  Cäsur  des  Senars  dient  zunächst  dazu,  das  Athemholen  an 
einem  geeigneten  Orte  zu  ermöglichen,  giebt  also  keine  feste  rhyth- 
mische Gliederung  des  Verses  an,  desshalb  kann  sie  auch  sowohl 
vor  der  dritten,  wie  vor  der  vierten  Hebung  eintreten.  Dass  man 
keine  andre  Stelle  für  einen  Einschnitt  wählte,  hatte  äusserliche 
Gründe.  Da  der  Vers  iambisch  schliesst,  entschied  man  sich  für 
einen  trochäischen  Einschnitt,  und  da  die  Cäsurpause  in  erster 
Linie  das  Athemholen  unterstützen  und  so  einen  geordneten  Vor- 
trag des  ziemlich  umfangreichen  Kolons  fördern  sollte,  durfte  man 
sich  nicht  allzuweit  von  der  Mitte  entfernen,  wo  das  Athemholen 
eben  stattzufinden  hatte.  Aber  im  Laufe  der  Zeit  ist  die  Senar- 
cäsur  zur  festen  Praxis  geworden,  bis  zu  dem  Grade  schliesslich, 
dass  man  jedem  Trimeter  eine  regelrechte  Cäsur  gab,  wie  dies 
bald  nach  Terenz'  Zeit  strengste  Regel  ward.  Geben  wir  darum 
immerhin  diesen,  wenn  auch  beweglichen,  so  doch  an  die  unge- 
fähre Mitte  des  Verses  gebundenen  Senarcäsuren  einen  gewissen 
metrischen  Werth,  so  kann  es  immer  nur  höchstens  derselbe  sein, 


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IÜG 


Prosodie.   II.  Hiatus. 


wie  der  der  trochäischen  Cäsuren  in  iambischen  Versen  über- 
haupt, und  diese  waren  auch  bei  Pluutus  nicht  Hiatus  begünsti- 
gend, wie  die  iambischen  Cäsuren  ianibischer  Langzeilen  und 
trochäischer  Septenare  oder  die  trochäischen  Hauptcäsuren  trochäi- 
scher  Tetranieter.  Immer  kommt  auch  bei  der  Theilung  des  iam- 
bischen Senars  ein  hyperkatalektisches  Glied  zum  Vorschein, 
nämlich  entweder  hyperkatalektischer  iambischer  Monometer 
mit  katalektischem  trochäischen  Dimeter: 

oder  ianibische  hyperkatalektische  Tripodie  nebst  trochäischer 
katalektischer  Tripodie:  Mit  andern  Worten 

die  Cäsuren  des  iambischen  Senars  sind  nicht  trennender  Natur 
und  darum  Hiatus  begünstigend,  sondern  sie  binden  das  Ganze  wie 
jede  trochäische  Cäsur  in  iambischen  Versen.  Die  durch  die  beiden 
Cäsuren  geschaffenen  metrischen  Partikeln  des  Verses  sind  keine 
selbststandigen  rhythmischen  Ttaka.  Denn  wenn  auch  z.  B.  Discrü- 
cior  animi  wiederholt  bei  Plautus  Senaranfang  ist  und  bei  Terenz 
Ad.  610  als  sog.  clausula  im  Anfange  einer  trochäisch- choriam- 
bischen Monodie  gut  bezeugt  ist,  so  ist  doch  der  Werth  in  beiden 
Fällen  eiu  ganz  verschiedener.  Denn  seiner  rhythmischen  Geltung 
nach  ist  der  Anfangsvers  der  Monodie  kein  hyperkatalektischer 
Monometer,  sondern  ein  katalektischer  Vers,  an  dessen  Ende  ganz 
der  Situation  angemessen  eine  Pause  eintritt,  wie  dies  iu  dieser 
Monodie,  die  wir  in  der  Rhythmik  I,  6,  Mitte,  ausführlich  be- 
sprechen werden,  noch  öfters  wiederkehrt.  Nicht  anders  ist  es 
bei  der  zweiten  Hauptcäsur,  der  sog.  iq>&ijfU(iSQ^  ^er  erste 
durch  diese  vom  übrigen  Senar  abgetrennte  Theil  gleicht  zwar 
äusserlich  einem  katalektischen  iambischen  Dimeter,  wie  er  oft 
in  Canticis  vorkommt,  hat  aber  in  Wirklichkeit  nur  den  Werth 
einer  hyperkatalektischen  Tripodie,  die  kein  selbstständiger  iam- 
bischer Vers  ist.  Eine  Katalexe,  die  diese  erst  zum  Dimeter 
macheu  würde,  kann  ja  unmöglich  angesetzt  werden. 

So  ergiebt  eine  solche  Betrachtung,  dass  Hiate  in  den 
Senarcäsureu  principiell  mit  Entschiedenheit  zu  verwerfen 
sind.  Der  Saturnier  kann  nicht  vorbildlich  gewirkt  haben  und 
andere  Hiatus  fordernde  Einflüsse  lassen  sich  in  Plautinischer  und 
Tereuzischer  Zeit  nicht  finden,  weder  in  einer  Betrachtung  der 
rhythmisch- metrischen  Verhältnisse,  noch  in  den  griechischen  Vor- 
bildern oder  in  sonst  einer  an  alte  Technik  des  römischen  Dramas 
etwa  anknüpfenden  Gepflogenheit  der  classischeu  Metrik. 


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4.  Metrischer  Hiatua. 


167 


Alleiii  die  Frage  ist  durch  diese  principielle  Erörterung  noch 
nicht  entschieden.  Denn  thatsächlich  giebt  es  in  unserni  Plautus- 
text  ziemlich  viele  Senare  mit  Hiaten  in  der  gewöhnlichen  Haupt- 
eäsur  überliefert.  Es  ist  eine  lange  Reihe,  am  vollständigsten 
aufgeführt  bei  Müller,  Plautin.  Prosodie  S.  481—525.  Wie  lässt 
sich  aber  diese  Thatsache  mit  unserer  principiellen  Entscheidung 
in  Einklang  bringen?  Wir  können  uns  nicht  ohne  Weiteres  ent- 
schliessen,  wie  das  Müller  thut,  allen  diesen  Ueberlieferungen 
als  unglaubwürdigen  Zeugnissen  den  Glauben  zu  versagen,  ohne 
in  eingehender  Weise  ihre  Unglaubwürdigkeit  erwiesen  zu  haben, 
was  Müller  mit  seiner  Sammlung  angeblicher  an  andern  Stellen 
im  Senar  überlieferter  falscher  Hiate  noch  nicht  erreicht  hat. 
Denn  nach  den  neusten  erst  wirklich  überall  zuverlässigen  Col- 
lationen  unserer  besten  Plautushandschriften  stellt  sich  die  Plau- 
tinische  Ueberlieferuug  unbedingt  als  viel  besser  heraus,  als  sie 
Müller  darstellt;  ist  sie  oft  recht  fehlerhaft,  so  kann  man  doch 
vielfach  den  Ursprung  der  Fehler  feststellen  und  gewinnt  mit  ihr 
den  wirklichen  Text.  Jedenfalls  muss  die  alte  Ueberlieferuug,  wo 
sie  in  einer  solchen  Weise  vorliegt,  wie  über  den  Hiat  in  der 
Senarcäsur,  wenn  wir  auch  unsere  Bedenken  gegen  sie  haben, 
uns  mehr  gelten  als  ein  noch  so  geistvoller  moderner  Gelehrten- 
witz, der  eine  solche  Thatsache,  wie  diesen  vielfältig  bezeugten 
Hiat  kurzer  Hand  mit  Hilfe  der  niedern  Textkritik  beseitigt. 
Denn  es  sind  viel  zu  viel  Stellen,  als  dass  wir  sie  dieser  niedern 
Kritik  überlassen  könnten.  Auch  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass 
eben  in  der  Hauptcäsur  der  Hiat  viel  öfter  bezeugt  ist,  als  au 
irgend  einer  andern  Stelle  des  Verses,  wo  er  keine  Erklärung 
tiudet.  Solche  Zeugnisse  könuen  wir  also  nicht  darum  für  un- 
giltig  erklären,  weil  wir  sie  ebenso  zahlreich  an  jeder  andern 
Versstelle  fänden.  Denn  die  Zahl  der  als  wirklich  falsch  ange- 
nommenen Hiate,  die  unsere  Handschriften  au  andern  als  der 
Cäsurstelle  geben,  ist  durch  unsere  Erörterungen  über  den  logi- 
schen und  prosodischen  Hiat  so  weit  zusammengeschmolzen,  dass 
wir  diese  geringe  Zahl  wohl  als  irgend  wie  verderbt  erklären  und 
der  niedern  Kritik  zur  Heilung  anvertrauen  können.  Aber  mit 
jedem  Verse,  in  dem  wir  einen  regelrechten  prosodischen  oder 
logischen  Hiat  nachweisen,  schwindet  nicht  bloss  die  Zahl  der  an- 
geblich fehlerhaft  überlieferten  Hiate,  sondern  wird  auch  das  Ge- 
wicht der  den  Hiat  in  der  Senarcäsur  bietenden  Stellen  erhöht,  da 
sich  dadurch  unsre  Ueberlieferung,  richtig  verstanden,  als  besser 


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16s 


Prosodie.  II.  HiatuB. 


herausstellt  als  man  sie  bisher  ansah,  und  das  Zahlen  verhältniss 
sich  immer  mehr  zu  Gunsten  der  Cäsurhiate  der  Senare  ver- 
schiebt. Im  Laufe  der  Jahrhunderte  haben  sich  zwar  manche 
Fehler  in  unsern  Plautustext  eingeschlichen,  deren  Entstehung 
auf  Zufall  beruhen  mag,  jedenfalls  von  uns  im  Einzelnen  nicht 
mehr  nachgewiesen  werden  kann.  Wo  aber  eine  bestimmte  Er- 
scheinung deutlich  erkennbar  in  unserm  Texte  gegeben  ist,  wie 
dieser  Senarhiat  in  eiuer  stattlichen  Reihe  von  Beispielen,  da 
müssen  wir  mit  einer  historisch  gegebenen  Thatsache  rechnen. 
Sollen  also  diese  Hiate  nicht  dem  Plautus  angehören,  dann  muss 
man  ihre  Entstehung  in  einer  spätem  Zeit  nachweisen  oder  we- 
nigstens irgendwie  wahrscheinlich  machen.  Unwahrscheinlich  ist 
allerdings  nach  unsern  Darlegungen,  dass  Plautus  diese  Hiate 
selbst  verschuldet  habe,  die  mit  den  Grundsätzen  nicht  zu  ver- 
einbaren sind,  die  für  ihn  sonst  in  der  strengeren  oder  freieren 
Behandlung  der  Cäsurbildung  massgebend  sind.  Auch  lüsst  sich 
eine  grössere  Anzahl  ohne  Weiteres  durch  andre  als  die  gewöhn- 
lich angenommenen,  aber  durchaus  zulässigen  Messungen  besei- 
tigen. Der  eifrigste  Verfechter  dieses  Hiatus,  A.  Spengel,  a.  0. 
S.  189—199,  führt  die  grosse  Zahl  von  240  Stellen  aus  allen  Plau- 
tinischeu  Stücken  auf,  die  diesen  Hiat  zeigen.  Allein  22  sind  von 
vorn  herein  in  Abzug  zu  bringen,  weil  zugleich  mit  der  Cäsur 
Personenwechsel  eintritt,  der  an  jeder  Versstelle  Hiatus  zur  Folge 
haben  kann.  Ferner  lassen  sich  allenfalls  noch  59  der  angeführten 
Hiate  unter  die  andern  Arten  des  logischen  Hiatus,  besonders 
des  bei  Eigennamen  rechnen. 

Es  sind  Amph.  103.  125.  134.  145.  471.  486.  498.  872.  978. 
(1131).  Asin.  756.  757.  759.  769.  778.  779.  Aul.  354  (doch  ergiebt 
sich  hier  nach  Festus  ein  hiatusloser  Vers).  569.  712.  Bacch.  7. 
171.  354.  799.  880.  907.  Capt.  169.  Cas.  322.  Cisi  454.  Cure. 
276  (doch  wohl  exi  viermal  statt  dreimal).  278.  429.  446  (jedoch 
corrupt).  Men.  544—546.  550  (Anaphora).  567.  898.  Merc.  239 
(wohl  mit  Umstellung  uxöris  dotem  süae  ambedisse  6ppido).  745. 
Mil.  1379  (ego  iam  conveniam  illünc  ubl  übist  gentium  mit  cae- 
sura  latens?).  Most.  484  (doch  ut  wohl  in  uti  zu  ändern).  675. 
686.  1032.  Pers.  392.  Poen.  694.  1075  (jedoch  corrupt).  1113. 
1127.  Pseud.  410.  532.  897.  Rud.  106  (zweimal  unam).  830. 
Stich.  233.  Trin.  185.  Truc.  33.  684. 

Die  noch  verbleibenden  159  Stellen  sind  weiter  zu  vermin- 
dern.  Denn  51  Verse  lassen  sich  ohne  jede  Aenderung  anders 


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4.  Metrischer  Hiatus 


160 


als  von  A.  Spengel  geschehen  messen ,  sodass  der  anstössige  Hiat 
wegfallt: 

Amph.  89  Quid  ädmirati  estfs,  quasi  vero  novom  mit  caesura 
latens.  AuL  707  üb!  abstrudebdt  senex.  Cas.  570  (oder  uxoreni 
zweimal).  Cisi  160,  s.  S.  134  mit  prosodischem  Hiat.  179  eain. 
180.  374  e"L  403  8am.  453  eam.  Epid.  390  ego  me  excruciare 
animi  quäsl  mit  caesura  latens  oder  me"d  excruciare  —  quäsl.  Men. 
251  enlm  verbo.  276  prlüs  iam.  524  &it  te.  Merc.  89  ipsüs  süa. 
Most.  685  itä  mea.  760  äit.  423  ne  etiam.  Mil.  142  eo.  Pers.  66 
8Ü1  oder  mägis  quam.  69  5a.  Poen.  1367  hüius  mälö.  Pseud.  490. 
Itud.  484.  1236  übi.  Stich.  238,  desgl.  Trin.  10  intröierit  als  ein 
Wort  behandelt  wie  circumis  u.  ä.,  s.  II,  3  S.  140.  Triu.  781  tu 
Igitur.  794.  Truc.  85  eo  zweisilbig; 

oder  mit  ganz  geringfügigen  Aenderungen: 

Amph.  909.  Aul.  65  ut<i>.  Bacch.  304  exte'mp<u>lo.  Es  liegt 
kein  Grund  vor,  diese  Form  aufs  Ende  des  Verses  zu  beschränken, 
wo  die  Handschriften  gleichfalls  mit  ganz  wenig  Ausnahmen  die 
kürzere  Form  geben,  wie  umgekehrt  auch  öfters  im  Versinuern 
die  längeren,  wo  nur  die  kurzen  passen,  wie  vehicula,  periculo, 
wo  der  Vers  vßblclä,  pSriclö  verlangt  u.  ä.  Capt.  372  ut<i>.  Cist. 
137.  Cure.  386  me<[d>.  Merc.  742  Coquenda  cenast  statt  coquen- 
dast  cena,  vgl.  oben  S.  145.  Most.  432  me<d>.  484  ut<i>.  Pers. 
167  me<d>.  524  pßricülo  nach  A.  Pseud.  775  lenonist  hödie  (vgl. 
zu  Merc.  742).  Pseud.  1027.  Rud.  608.  Stich.  504  me<d>.  Truc. 
666  extemp<u>lo; 

oder  sind  nach  der  jetzt  bekannt  gewordenen  Ueberlieferung 
zu  verbessern: 

Aul.  336  usque  in  den  Plautushandschriften  und  bei  Nouius. 
354  nach  Festus,  s.  unten  S.  174.  Cure.  3  nach  Nonius  und  Ser- 
vius.  Pers.  392  nach  A  mit  caesura  latens.  Poen.  701  ganz  nach 
A  ibi  ego  te  re"plebo(?).  1369  reecidit  nach  A  statt  redit.  Pseud. 
897  noch  nicht  sicher  hergestellt.  Trin.  574  quoiquam  tarn  nach 
F(?),  jedoch  lässt  sich  auch  die  Lesart  von  ß  und  den  übrigen 
Handschriften  allenfalls  messen  num-quäni  edepol  quöiquain  cx- 
spectatus  filius.  Truc.  24  nach  Prisciau. 

Somit  bleiben  immer  noch  112  Stellen.  Aber  von  diesen 
müssen  noch  in  Abzug  kommen  alle  Hiate  in  den  Argumenten 
und  einzelnen  nachweislich  in  nachplautinischer  Zeit  abgefassteu 
Prologen.  Denn  diese  sind,  wie  wir  sogleich  sehen  werden,  nach 
einer  wesentlich  von  der  Plautinischen  abweichenden  Verstecbiiik 


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170 


Prosodie.   II.  Hiatua. 


gebaut,  die  in  der  Cäsur  Elision  verwirft  und  Hiatus  gestattet. 
Dies  sind  bei  Spengel  31  und  es  bleiben  somit  ungefähr  80  Se- 
nare  mit  Hiatus  in  der  Hauptcäsur.  Von  diesen  ist  zwar  eiu 
Theil  als  corrupt  auch  aus  andern  Gründen  anzusehen,  wie  Poen. 
prol.  105.  Poen.  137,  in  andern  lassen  sieh  durch  Umstellungen 
die  Hiate  beseitigen,  wie  oben  zweimal  von  est  angegeben  u.  ä., 
wieder  andere  empfehlen  von  selbst  die  leichtesten  Verbesserungen 
laudavisse,  adlegavissem,  exivissem  anstatt  der  kQrzeren  Formen, 
ein  Fragment  bei  Festus  s.  v.  profanum  ist  überhaupt  nicht  in 
Anrechnung  zu  bringen,  da  kein  vollständiger  Vers  vorliegt. 
Allein  im  Ganzen  gerechnet  wird  sich  diese  Zahl  von  70—80 
Hiaten  kaum  sehr  wesentlich  vermindern  lassen,  da  Spengel's 
Verzeichuiss  nicht  ganz  vollständig  ist,  wie  Müllers  Nachträgen, 
a.  0.  S.  502 — 511  zu  entuehmen  ist 

Es  bleiben  jedenfalls  noch  so  viele  Stellen,  die  nicht  das 
geringste  Anzeichen  einer  Verderbniss  bieten,  dass  man  hier,  wie 
bereits  gesagt,  kein  blosses  Werk  des  Zufalls  erkennen  kann,  son- 
dern mit  einem  gut  beglaubigten  bestimmten  Vorgänge  sich  ab- 
zufinden hat. 

Trotzdem  müssen  nach  unsern  principiellen  Erwägungen  alle 
solche  Senare  mit  Hiatus  in  der  Hauptcäsur  Kinder  einer  andern 
Zeit  als  der  Plautinischen  sein.  Damit  ist  unter  solchen  Ver- 
hältnissen natürlich  nichts  gewonnen,  wenn  man  sich  darauf  be- 
rufen wollte,  dass  unsre  älteste  Ueberlieferung  von  der  Zeit  des 
Plautus  mehrere  Jahrhunderte  abliegt  und  dass  eben  im  Verlaufe 
dieser  langen  Zeit  die  für  uns  jetzt  nicht  mehr  erkennbaren  Ver- 
derbnisse in  den  Text  gekommen  sind.  Denn  wir  haben  hier 
wohl  Zufälligkeiten  anzuerkennen,  allein,  wie  schon  erwähnt,  liegt 
hier  sicher  eine  in  irgend  einem  Zusammenhange  mit  einem  be- 
stimmten Vorgange  stehende,  sich  gleichmässig  wiederholende  Er- 
scheinung vor.  Und  darum  lässt  sich  eher  bis  auf  einen  gewissen 
Grad  sogar  zur  Evidenz  bringen,  dass  die  Verse  mit  dem  frag- 
lichen Hiat  Geschöpfe  einer  späteren  Zeit  sind,  in  der  eine  audre 
Verstechnik  herrschte. 

Niemand  merkt  z.  B.,  abgesehen  von  dem  in  Frage  stehen- 
den Hiat,  folgenden  zwei  Versen,  die  iu  unsern  Plautushaud- 
schriften  ohne  jede  Variante  überliefert  werden,  an,  dass  sie  einer 
späteren  Aenderung  ihren  Wortlaut  verdanken: 
Aul.  398  Dronitf,  desquama  pisces:  tu  Machaerio 
399  Congrüm,  muraenaw  exossata  nie  sient 

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4.  Metrischer  Hiatus. 


171 


Und  doch  sind  diese  Verse  im  Verein  mit  einer  Anzahl  ähnlicher 
Fälle  besonders  geeignet,  uns  Klarheit  in  dieser  Sache  zu  bringen. 
Denn  wir  wissen  genau,  dass  der  letzte  Theil  des  zweiten  Verses, 
der  ganz  alterthümlich  aussieht  und  sonst  nicht  im  Geringsten 
anstössig  ist,  nicht  von  Plautus  herrührt,  sondern  durch  eine 
spätere  Aenderuug  seinen  jetzigen  Wortlaut  erhalten  hat.  Es  ist 
ganz  evident,  dass  Plautus  vielmehr  schrieb: 

Congriün,  muraenam  exdorsua,  quantilm  potest  (oder  potes). 
Denn  so  citirt  den  Vers  an  zwei  verschiedenen  Stellen  Nonius 
mit  Nennung  unsere  Plautinischen  Stückes  im  Verein  mit  den 
vorhergehenden  Worten,  so  dass  kein  Zweifel  möglich  ist,  dass 
Nonius  eben  unsre  Stelle  meint.  Plautus  hatte  also  hier  keinen 
Hiatus,  wohl  aber  eine  sogenannte  caesura  latens  in  muraenam  | 
exdörsua  zugelassen,  von  der  wir  später  handeln  werden. 

Eine  solche  in  der  Elision  latente  Cäsur  liebte  Plautus  und 
noch  Terenz  sehr.  Plautus  hatte  sie  in  seinem  griechischen  Vor- 
bilde als  eine  ganz  gewöhnliche  Erscheinung  vorgefunden  und 
wendet  sie  nach  Ausweis  unserer  Ueberlieferung  an  jeder  Cäsur- 
stelle  unbedenklich  an.  Allein  die  spätere  Verstechnik  hatte 
sich  von  dieser  griechischen  Art  wieder  ganz  frei  gemacht,  dul- 
dete überhaupt  in  den  beiden  Hauptcäsuren  der  Senare 
keine  Elision  mehr.  Das  beweisen  die  Trimeter  des  Tragikers 
Seueca.  Denn  dieser  baut  seine  Verse  so,  dass  keine  Elision  in 
der  Cäsurstelle  entsteht.  So  finden  sich  bei  ihm,  wenn  auch  schon 
recht  vereinzelt,  Verse  wie: 

Thyest.  405  miserisque  sunirnum  ac  |  maximum  exulibus  bouum. 

Herc.  für.  75  perge  ira,  perge  et  magna  |  meditantem  opprime. 

1287  monstrum  impium  saevumque  et  |  inmite  ac 

ferum. 

Vgl.  Herc.  für.  101.  315.  02<>.  783.  1156.  12G4.  1274.  Thyest. 
42<>  u.  a. 

Herc.  für.  824  ira  furentum  et  bella  |  temptautem  inrita. 

280  subitusque  ad  astra  emerget.  |  inveuiet  viam, 

wo  natürlich  die  Hauptcäsur  nach  emerget  anzusetzen  ist,  vgl. 
ibid.  93.  Thyest.  214.  722  u.  a. 

Ganz  vereinzelt  ist  Herc.  für.  347  quod  civibus  teuere  te  iu- 
vitis  scias,  wo  jedoch  auch  tenetur  statt  teuere  te  ohne  Elision 
in  der  Hauptcäsur  tiberliefert  wird,  eine  Lesart,  die  guten  Sinu 
giebt  urfd  vorzuziehen  ist 


172 


Prosodie.    II.  Hiatua. 


Dagegen  findet  sich  bei  Seneca  keine  solche  Elision  in  der 
Cäsur,  wie  sie  bei  Plautus  und  Terenz  beliebt  sind: 
Aul.  282  Ut  dispertirew  |  obsöniww  |  hie  bifäriara. 

352  TibicinainqMe  |  obsöniumque  in  nuptiis  u.  ä. 
Ja  nicht  einmal  die  einfachste  Elision,  wie 

Aul.  336  Ubi  si  quid  poscam  usqi/c  |  ad  ravim  poscam  prius. 
350  Heus  Stäphyla,  prodi  atque  |  östiutn  aperi.  ::  Qui 

vocat? 

Aul.  313  Collegit,  omnia  |  abstulit  praesegmina  u.  s.  w. 

Offenbar  hängt  damit,  dass  die  späteren  Dichter  in  der  Cäsur- 
stelle  jede  Elision  sorgsam  vermieden,  eine  andre  Erscheinung 
eng  zusammen,  nämlich  die,  dass  sie  an  der  gleichen  Stelle 
weniger  empfindlich  gegen  einen  Hiatus  sind.  Schon 
im  Texte  des  Seneca  finden  sich  Verse  überliefert  mit  solchen 
Hiaten : 

Herc.  für.  1291  pavidamque  matrem?  |  arma  nisi  dantur  mihi. 

Thyest.  301  prece  commovebo.  |  hinc  vetus  regni  furor. 

Herc.  Oet.  1205  mortis  carercni.  |  o  ferae  victae  ferae. 

Octav.  528  Tristes  Philipp*.  |  hausit  et  Siculum  mare. 
Die  Conjectur  zur  letzten  Stelle  exhausit  statt  des  überlieferten 
hausit  beseitigt  zwar  den  Hiat,  bringt  aber  dafür  eine  in  der 
Elision  latente  Cäsur  in  den  Vers,  die  in  diesem  Gedichte,  wie 
überhaupt  jede  Elision  in  der  Cäsur  sicher  nicht  g^tattet  ist. 
Hier  handelt  es  sich  zwar  immer  um  ein  h  und  m  sowie  um  eine 
„Sinnespause",  doch  sind  es  ganz  dieselben  Hiate;  wie  in  uusern 
Plautushandschriften. 

Phaedrus  steht  in  dieser  Beziehung  der  Technik  des  Seneca 
sehr  nahe,  insofern  er  nur  noch  vereinzelt  Elision  in  der  Haupt- 
cäsur  gestattet,  dagegen  kennt  er  Hiatus  an  dieser  Stelle  noch 
nicht.  Weiter  aber  hatte  sieb  diese  neue  Technik  nach  Seneca's 
Zeit  entwickelt. 

Denn  mau  kann  nicht  zweifeln,  welche  Technik  die  Ver- 
fasser der  Argumenta  zu  den  Plautinischeu  Stücken  befolgt 
haben.  Es  ist  hierin  dieselbe  wie  bei  Seneca,  nur  dass  der  Hiatus 
sich  in  der  gewöhnlichen  Hauptcäsur  noch  viel  breiter  macht. 
Man  findet  ihn  unter  136  Versen  sicher  20 mal,  sodass  es  gauz 
verlorene  Mühe  ist,  denselben,  wie  immer  noch  geschieht,  weg- 
zueorrigiren.  Je  häufiger  Hiat  iu  der  Hauptcäsur  ist,  um  so 
mehr  wird  die  Elision  an  derselben  Stelle  vermieden.  In  den 
Argumenten  giebt  es  überhaupt  nur  scheinbare,  nicht  wirkliche 


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4.  Metrischer  Hiatus.  171) 

Ausnahmen  an  zwei  Stellen  des  ersten  Arguments  zum  Pseudolus, 
v.  3  u.  7  bei  einsilbigem  Worte  qui  eum  und  quem  is,  wo  natür- 
lich qui  Sum  cum  reliquo  adferet  zu  messen  ist  und  quem  is 
supposuit.  So  giebt  es  überhaupt  keinen  Fall,  wo  in  der  Haupt- 
cäsur  elidirt  werden  muss.  Vereinzelt  steht  zwar  ein  Vers  im 
zweiten  Argument  zum  Miles  gloriosus  in  unsicherer  Ueberliefe- 
rung:  Deportat  Ephesum  invitat  |  servos  Attici,  was  Unsinn  ist. 
In  der  gewöhnlichen  Aenderung  invitam  statt  invitat  ist  es  ein 
Vers  wie  Sen.  Herc.  für.  75  perge  ira  pergc  et  magna  |  meditantem 
opprime,  und  tritt  also  nicht  aus  der  gewöhnlichen  Praxis  dieser 
Zeit  heraus,  wie  denn  auch  die  Argumente  diese  zweite  Haupt- 
cäsur  verwenden.  Demnach  haben  wir  hier  in  solcher  Hinsicht 
eine  feste  von  der  alten  Plautinischen  ganz  abweichende  Technik, 
die  sich  auch  chronologisch  bestimmen  lässt,  denn  sie  tritt  uns 
deutlich  erkennbar  entgegen  in  einem  Gedicht,  das  uns  inschrift- 
lich erhalten  ist  und  sich  fest  datiren  lässt. 

Bücheler,  Anthol.  epigr.  lat.  XXXVIII  zeigt  die  innere  Sen- 
kung noch  in  alter  Weise  irrational  gebaut,  dazu  den  griechi- 
schen prosodischen  Hiat  de  äpotheca,  streng  gemieden  die  Elision 
in  der  Cäsurstelle,  auch  v.  15  Sensu  decore  adque  arte  |  supti- 
lissima,  dagegen  unter  19  Versen  zweimal  Hiat  in  der  Haupt- 
cäsur  8  und  10: 

Foliöque  niulto  |  adque  unguento  macido  und 
Nignim  Palermo»  |  atft  Setinum  aut  Caecubum, 
also  in  allen  Einzelheiten  genau  dieselbe  metrische  Technik,  wie 
die  Argumenta,  die  ungefähr  derselben  Zeit  angehören.  Denn 
die  Erwähnung  des  ter  consul  Verus  patronus  ergiebt  für  die 
Inschrift  unzweifelhaft  das  Jahr  169  nach  Chr. 

In  dieser  im  Laufe  der  Zeit  ganz  veränderten  Technik  suchen 
wir  die  Erklärung  für  die  unzulässigen  Cäsurhiate  in  den  Plau- 
tinischen Senaren.  Für  die  Plautinische  in  Elision  getrübte  Cäsur 
hatte  man  damals  kein  Verständniss,  ja  jede  Elision  in  der  Cäsur 
galt  für  verpönt 

Dass  wir  aber  nicht  willkürlich  eine  fremde  Erscheinung  in 
Zusammenhang  mit  der  Plautinischen  Textüberlieferung  bringen, 
dafür  haben  wir  den  Beweis.  Denn  die  oben  nur  beispielsweise 
angeführte  Stelle  aus  der  Aulularia,  in  der  ein  solcher  Hiat  der 
späteren  Praxis  nachweislich  erst  lange  nach  Plautus'  Zeit  in 
den  Text  gekommen  ist,  ist  nicht  die  einzige  in  dieser  Art. 
Denn  sehen  wir  von  einer  nicht  voll  beweisenden  Stelle  ab: 


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174 


Prosodie.    II.  Hiatus. 


Stich.  502 *)  und  von  zwei  andern:  Rud.  534,  wo  exissem  statt 
exivissem  steht  und  Poen.  791  mit  bedeutsamer  Variante,  alles 
Stellen,  wo  es  sich  nur  um  Noniuscitate  handelt,  so  findet  sich, 
dass  sonst  keiner  dieser  Hiate  durch  Citate  der  Grammatiker 
bestätigt  wird,  während  wir  doch  für  die  andern  Hiate  Bestäti- 
gung durch  Varro  und  Festus  und  verschiedene  Andre  haben. 
Im  Gegentheil  die  Citate  bei  Festus,  Nonius,  Servius  und  Cha- 
risius  weisen  uns  h  iattislo.se  Verse  auf  und  auch  sonst  haben 
wir  in  unsern  Plautushandschriftcn  vielfachen  Anhalt,  diese  Hiate 
als  erst  später  eingedrungen  zu  erweisen.  Es  sind 

Aul.  399  Congrü*m  muraenam  |  ^xossata  fac  sient,  die  Plautus- 

handschriften  (BDI). 
Gongrtfm  muraenam  exdörsua  quanttfni  potest.  Nonius. 
Aul.  354  Gerenn  Strobile  |  has  facturi  nifptias,  Plautushand- 
schriftcn (BDIF). 
Cerenn  Strobile  has  su*nt  facturi  nuptias.  Festus. 
Cerenn  Strobile  hi  sunt  facturi  nüptias.  Macrobius. 
Bacch.  95  6go  tibi  argenttfm  iubeo  tarn  |  intus  ecfem  foras, 

Plautushandschriften  (BDCF),  an  sich  richtig; 
Ego  tibi  argentüm  iubebo  iam  intus  ecfem2)  foras. 
Charisius,  mit  Elision. 
Cure.  3    Quo  Ve*nus  Cupido  |  imperat  suadetque  Amor.  Plautus- 
handschriften (BEIF). 
Quod  Venus   Cupidoque  imperat  suadetque  Amor. 
Nonius. 

Quem  Venus  Cupidoque  imperat  suade't  Amor.  Servius. 
Truc.  950  Pecua  ad  hanc  collo  ego  in  crumina  |  obsignata  defero. 

Plautushandschriften  (BCDL),  an  sich  richtig; 
Pecua  ad  hanc  collo  in  crumina3)  ego  obsignata  de- 
fero.  Charisius,  mit  Elision. 
Allein  unsre  Handschriften  reichen  manchmal  aus,  das  Ein- 

1)  Hier  bietet  allerdings  Nonius  in  Uebcreinstiinmung  mit  unsern 
Handschriften:  ego  auspieavi  mit  Hiatus  statt  des  richtigen  auspieavi  ego. 
Doch  ist  die  Beseitigung  der  unnatürlichen  Wortstellung  in  unsern  Hand- 
schriften ganz  naturlich;  bei  Nonius  aber  stand  in  der  vorhergehenden  Zeile 
bereits  ein  Citat  mit  der  dort  richtigen  gewöhnlichen  Wortfolge  ego  auspi- 
eavi, konnte  also  leicht  dem  Schreiber  dieselbe  im  nächsten  Verse  ohne 
jede  tiefere  Veranlassung  in  die  Feder  kommen.  Aber  seibat  wenn  hier 
durch  Nonius  unsre  Ucberlieferung  als  älter  bezeugt  würde,  ändert  das 
nichts  an  der  Sache.  2)  et  ceteri  bei  Charisius.  3)  nerumina  d.  i. 
(i^n  crumina. 

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4.  Metrischer  Hiatus. 


175 


dringen  der  Praxis  der  spätem  Zeit  zu  illustriren.  Wer  darauf 
achtet,  findet  auf  manchem  Blatte  einen  bedeutsamen  Fingerzeig 
in  dieser  Richtung.  Z.  13.  bieten  die  Plautinischen  Handschriften 

Most.  1010  Minas  triginta  |  accepisti,  quöd  sciam. 
mit  dem  spater  ganz  legalen  Hiatus  ohne  jede  Variante.  Doch 
ist  es  ganz  klar,  dass  Plautus  Minus  quadraginta  accepisti  mit 
Elision  schrieb,  da  nur  diese  letztere  Summe  die  richtige  und 
anderwärts  erwähnte  ist. 

Bacch.  687  geben  unsre  Plautushandschriften  unmetrisch 
fstoc  pacto  dedisti  hodie  |  in  cruciatum  Chrysalum, 
während  es  doch  offenbar  tu"  dedisti  (oder  dedidisti)  hodie  mit 
Elision  heissen  rauss.  Oder  greifen  wir  beispielshalber  die  Verse 
Aul.  475—500  heraus,  so  finden  sich  nach  der  handschriftlichen 
Ueberlieferung  alle  Verse  mit  richtigen  Cäsuren  ohne  Elision  in 
tler  Hauptcäsur.  Nur  im  Senar  482  ist  offenbar  falsche  Um- 
stellung der  Worte  eingetreten:  Et  invidia  minore  nos  utamur 
quam  utimur,  die  in  solcher  Folge  keinen  Vers  geben.  Heben 
wir  die  unmetrische  Wortfolge  auf,  so  erscheint  folgender  Vers: 
Et  nös  minore  invidia  utamur  quam  ütimur,  ein  acht  Plautini- 
sches  Kind,  aber  die  beiden  möglichen  Hauptcäsuren  in  Elision 
getrübt.   Und  so  könnte  man  noch  Manches  anführen. 

Selbst  in  den  beiden  verschiedenen  Recensionen,  die  wir  in 
unsern  Plautushandschriften  besitzen,  können  wir  noch  oft  das 
Umsichgreifen  gerade  dieser  Verderbniss  wahrnehmen,  nämlich 
dass  hier  Hiat  eintritt,  wo  dort  noch  die  ursprüngliche  Elision 
in  der  Hauptcäsur  steht. 

So  hat  der  Mailänder  Palimpsest  den  Hiat,  wo  die  Recen- 
sion  der  Palatini  noch  die  ursprüngliche  Elision  bezeugt: 

Trin.  1071  Video  j  e*stne  hic  statt  Video  :  estne  |  ipsus.  Mil.  211 
poetae  |  e*sse  audivi  statt  poetae  esse  |  indaudivi,  Palatini  inaudivi. 
Poen.  375  sine  prehendam  |  atfris  statt  sine  prehendam  |  aunculis 
mit  caesura  latens.  964  liberah'  |  ädseres  statt  Kberali  iam  |  ;'id- 
seres.  1322  lubido  |  tfbsecro  statt  lubidost  öbsecro.  1351  fiirto  | 
opus  est  statt  furto  mi  |  <5pus  est  u.  a. 

Und  umgekehrt  giebt  der  Ambrosianus  den  hiatuslosen  Vers 
mit  Elision  in  der  Cäsur,  während  die  übrigen  Handschriften  die 
spätere  Entstellung  durch  Hiat  bieten: 

Poen.  701  s.  oben  S.  169.  Ibid.  1369  Maliim  postremo  omne 
äd  lcnonem  reccidit.  Pal.  postremo  |  omne  ad  lenonem  redit. 
Cas.  92  Quasi  ilmbra  quoquo  tu  |  ibis  te  Semper  sequi;  während 


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176 


Prosodie.    IL  Hiatua. 


in  den  Büchern  der  andern  Recension  die  erste  Silbe  von  Semper 
ausgefallen  ist  und  dann  unschön  mit  Hiat  quoquo  |  fbis  tu  te 
persequi  umgestellt  wurde,  vgl.  Most.  937  Tranio,  etiamne  ]  aperis?, 
Palatt.  etiaw  |  aperis.  Ferner  Mil.  1159  nunc  hoc  tibi  ego  |  impero 
Palatini,  dagegen  nach  A  nunc  tibi  hanc  ego  |  fmp.  Epid.  165 
Ne  hmc  foras  exambulet  neve  |  öbviam  veniat  seni  A  gegen  nec 
hie  fÖräs  ambulet  neve  usquam  |  öbviam  etc.  Vgl.  auch  Pseud.655. 
Weiter  871  rursus  |  ex  sene  A,  rell.  rursum  |  ex;  Ober  die  Berech- 
tigung der  Form  rursus  s.  oben  S.  158.  Poen.  1061. 1306.  Pers.  524 
periculo  u.  a.  dgl.  —  In  andern  Stellen  ergiebt  vielleicht  eine  Coni- 
bination  aus  beiden  Recensionen  das  Richtige,  wie 

Poen.  1327  Si  quidem  (A)  quid  (Pal.)  lenoni  öbtigit  magni  mali. 

Nach  diesen  und  ähnlichen  Wahrnehmungen  wird  man  darin, 
dass  eine  Elision  in  der  Hauptcäsur  statt  des  Hiatus  dabei  ent- 
steht, die  Ansetzung  verschiedener  längerer  bei  Plautus  Qblicher 
Formen  anstatt  der  kürzeren  vollständig  gerechtfertigt  finden. 

So  uti  statt  ut  Amph.  909  revorti  |  uti  Truc.  688  habeto,  | 
uti  mecum.  Aul.  65  uti  visam,  |  estne.  Vgl.  Capt.  372  servitutem 
ita  |  fers,  uti  fern  decet.  Most  484  ausculta:  |  uti  foris  cena- 
verat  laudavisse  Most.  760,  jedoch  unnöthig,  wenn  man  äit  misst. 
adlegavissem  Epid.  427.  Aehnlich  Amph.  797  Huic  dedisti,  p6st- 
hac  rursum  |  obsignavisti  clänculum  (rursum  |  öbsignasti  jedoch 
auch  möglich),  exivissem  Rud.  534,  so  wohl  auch  Bacch.  900 
lila  atfteni  in  arcem  abivit  aedem  visere.  Pseud.  26  Int^rpretari  | 
aliü*m  po<te]>s8e  neminem  mit  der  später  so  verpönten  caesura 
latens.  Rud.  prol.  65  Lenönem  abi<v>isse.  dd  portum  adulescens 
venit;  ferner  sies  statt  sis  ist  nach  Pylades'  Verbesserung  wieder 
aufzunehmen  Rud.  103  Pater  salveto  |  amböque  adeo.  ::  Salvös 
si<e>s  mit  caesura  latens.  med  statt  me  Most  432  Quom  med 
amisisti  |  a  te  vix  vivtfm  modo.  Rud.  829  Ut  pöt<is>  est,  ignavi  | 
homines  satis  rect^  monent,  nach  Bothe,  jedoch  auch  ohne  Aen- 
derung  Ut  potest,  ignavi  hominis  satis  recte  monent  mit  latenter 
Cäsur.  Merc.  15  Quos  (ede)>pol  ego  credo  |  hümanas  querimönias. 
Aehnlich  esse  beim  Infinitivus  perf.  pass.  wie  Capt.  709  Sed  m&lene 
id  factum  esse  |  arbiträre?  : :  Pessume.  Most.  83  Video*  corruptum 
esse  |  ex  adulescente  öptumo;  weiter  extempulo  auch  im  Innern 
des  Verses:  Bacch.  304  Quom  extempulo  a  portu  |  ure  nos  cum 
aurö  vident  Truc.  666  Qui  n6n  extempulo  |  l'eris?  : :  Anne  opör- 
tuit?,  endlich  priüsquam:  Rud.  494  Utinäm  prnisquam  te  |  öculis 
vidiss^m  meis. 


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4.  Metrischer  iliatua. 


177 


Bestätigung  erhalten  so  die  Verniuthungen  SchoeH's  zu 
Meu.  292  <I>:  ns'rni  equidem  insanum  |  esse  te  certo  scio.  Ritschl's 
zu  Bacch.  306  omne  |  aürum  depos<f>uimus,  vgl.  577.  Pseud.  873 
Immo  edepol  vero  <suni>  hominum  servator.  : :  Ehem.  Aehnlich 
Stich.  489  und  Pseud.  44  Lacrumäns  titubanti<que>  änitno,  corde 
et  pectore.  Bacch.  279  Dum  circumpecto  <me>,  atque  ego  lembum 
eonspicor,  ebenso  Fleckeisen's  und  Müllers  Verbesserungen  zu 
Auiph.  874,  des  Letztern  zu  Poen.  453  Sex  immolavi  (ego)>  |  ägnos 
nec  potui  tarnen.  662  At  enim  hic  clam  furtim  <(se^>  |  esse  volt, 
ne  quis  sciat,  wenn  die  Verderbniss  nicht  tiefer  liegt,  des  Came- 
rarius  zu  Poen.  982  Adibo  <(ad^  hosce  atque  |  appellabo  Punice; 
Mahler's  zu  Asin.  20  Si  quid  <tu>  med  erga  |  hödie  falsum  dixeris. 
Leo  s  und  Guyet's  zu  Poen.  455. 456  Quoniam  litare  nequeo,  abi<v>i 
illim  llico  |  Iratus  votui<que>  exta  prosicarier.  L.  Havet's  Er- 
gänzung zu  Aul.  69  Queo  cömminisci  :  ita  me  miseram  ad  hünc 
<semper>  modura.  Hermann's  Bacch.  261  Continuo  <ibi>  anti- 
quom  |  hospitem  nostnlm  sibi.  Fleckeisen's  Men.  91  Suo  arbitrato 
<usque>  |  adfatim  cotidie,  da  an  andern  Stellen,  wo  keine  Eli- 
sion in  der  Cäsur  dadurch  entsteht,  immer  usque  adfatim  über- 
liefert ist,  vgl.  zu  Poen.  534.  Müller's  Men.  26  Impönit  geini- 
num  <item>  |  alteruiu.  Fleckeisen's  Amph.  875  Hodie  frustatiönem  | 
iniciam  statt  frustr.  ho.,  ähnlich  Cas.  326  Non  istuc  ego  verbura  | 
empsini;  ferner  Trin.  48  0  ami'ce  salve,  salve  aequalis.  üt  vales 
statt  atque  aequalis.  Pseud.  443  w  Zev  <Z«£>,  quam  pauci  estis 
homiues  comniodi.  em.  Poen.  791  nach  Nonius'  Lesart  quam  statt 
quom  ein  Adverb  zu  verrauthen  wie  Eheu.  ||  Quam  ego  häbui 
<pervorse>  äriolos  hanlspices;  und  manche  andre  Vorschläge,  die 
wir  hier  nicht  sämmtlich  aufführen,  um  uns  nicht  allzusehr  in 
nicht  ganz  zu  entscheidende  Einzelheiten  zu  verlieren.  Denn 
eine  Anzahl  Stellen  wird  sich  nicht  mit  auch  nur  einiger  Wahr- 
scheinlichkeit wieder  herstellen  lassen,  was  natürlich  an  der  Sache 
selbst  nichts  ändert. 

Ist  aber  aus  inneren  Gründen  und  nach  äussern  Indicien  der 
Hiatus  in  der  Hauptcäsur  der  Senare  zu  verwerfen,  so  versteht 
es  sich  als  Consequenz  von  selbst,  dass  er  an  jeder  andern  Stelle 
im  Versinnern  noch  mehr  verpönt  ist.  Bei  Tercnz  ist  dies  beides 
längst  anerkannt.  Für  Plautus  dagegen  behauptet  man,  beson- 
ders A.  Spengel  a.  0.  S.  232—237  und  Aug.  Luchs,  Studemund's 
Studien  I,  S.  6.  7,  dass  an  bestimmten  Stellen,  besonders  in  der 
Senkung  vor  dem  letzten  Creticus  und  in  der  Hebung  vor  dem 

Kmitz,  (immlzUgo  altrüniiaclicr  Mutrik.  12 


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178 


Prosodie.    II.  Hiatus. 


letzten  Diiambus  Hiat  eintreten  könne.  Ein  grosser  Theil  dieser 
Hiate,  insbesondre  fast  alle  der  letzteren  Art  hat  bereits  uusre 
Betrachtung  über  die  ersten  zwei  Classen  von  Hiaten  genügend 
erklärt.  Die  noch  übrig  bleibenden  Stellen  aber  können  nicht 
als  voll  beweisend  angesehen  werden.  Auch  hier  gilt,  dass  die 
Nebenüberlieferung  der  Grainniatikercitate  nicht  als  Bestätigung 
dienen  kann.  Denn  selbst  Kud.  533  lässt  sich  des  Nonius  Lesart 
Utinam  fortunam  nunc  anatinam  terent  nicht  zu  Gunsten  des  in 
den  Plautushandschriften  überlieferten  Hiatus  fortuna  nunc  ana- 
tina  uterer  anführen. 

Unter  den  von  Luchs  aus  Senaren  angeführten  Beispielen 
für  Hiate  vor  dem  letzten  Creticus  sind  bereits  erledigt  Asin.  700. 
Bacch.  7.  307.  Cure.  258.  Epid.  398.  (Personenwechsel).  Men.  prol. 
13.  40.  Men.  476.  Mil.  4.  Poen.  443. 

Sonst  findet  sich  fast  überall  eine  leichte  Verbesserung  oder 
andre  Messung:  Amph.  872  innocenti<ae>  expetat.  897  miserain 
med  statt  me  m.  Capt.  682  parvi  <id>  aestumo.  Cist.  157  ist 
auch  abgesehen  von  dem  anstössigen  Hiatus  lückenhaft,  ebenso 
mit  doppeltem  Hiat  Rud.  859  und  Pers.  67,  ähnlich  Most.  39,  wo 
auch  der  nächste  Vers  lückenhaft  ist  Cure.  415  öbdormivi  (cgo)> 
ebrius.  Men.  519  tft  si^e^t  gesta  eloquar.  526  atfri  pondo 
<(unam)  dneiam.  533  Non  <com)>ineministi,  öbsecro.  563  nach 
CD  cum  coronam  ebrius  zu  verbessern.  Most.  21  Corrümpe 
<nostrum>  erflem  adulescentem  optumum,  wo  nostrum  nicht  nach 
erilem  einzuschieben  ist  Most  625  id<que>  me  scire  expeto, 
vorher  Id  völo  mihi  dici.  Pers.  697  commonuisti  <id>  hatfd  male. 
Poen.  486  necabam  <ego>  üico  oder  necabam  <iam>  llico.  1025 
sese  statt  se  oder  ut<i>  iubeas.  Stich.  271.  Trin.  15  Dedi  ei  m&im 
gratara,  quicum  |  aetatem  exigat  mit  Hephthemimeres  und  zuläs- 
sigem Spondeus  im  dritten  Fusse.  158  Quae  mihi  mandatas^t,  e>i 
habeo  dotem,  ünde  dem,  obgleich  illius  filiae  vorhergeht,  ähnlich  wie 
Ter.  Ad.  358  u.  a.,  die  Handschriften  haben  sämintlich  mandata  si. 
Trin.  539  Nam  fulguritae  <(istf>  sunt  alternae  ärbores.  540  erledigt 
sich  wohl  durch  Umstellung  Moriüntur  angina  sues  acerrume,  die 
erst  im  Capitel  über  die  Cäsurvernachlässigung  erklärt  werden  kann. 

Aehnlich  ist  es  mit  dem  Hiat  an  der  entsprechenden  Septenar- 
stelle;  erledigt  sind  bereits  folgende  Stellen:  Amph.  275.  Asin.  379 
(Hiat  in  der  Hauptcäsur  ganz  legal).  Capt.  337.  Cure.  358.  Merc. 
852.  Mil.  1326;  zu  bessern  Asin.  873  noctu  ad  (me)  venit.  Men. 
1115  gnitus  <tum>  cum.  Poen.  835. 


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4.  Metrischer  Hiatus. 


179 


Andre  Hiate  sind  zu  beseitigen,  wie  Bacch.  577  Tu  düdum, 
puer(e>,  cum  lllac  usque  isti'  seinul.  Auiph.  911  ted.  948  ea  ego 
exsolvani  öninia.  Aul.  111  veri  siniile  nun  est.  Men.  495  Mihi  qui 
male  dicas  homini  hic  ignoto  insciens,  nach  A  und  Bb.  Capt.  196 
Üecet  id  pati  anirao  aequo.  263  Hüc  secede.  Aul.  251  nach  L.  Havet 
linpero  auctorque  <tibi>  sum  ut  ne  cuivis  castrandüm  loces,  viel- 
leicht nnpero  <ip8e>  auctörque  sum  oder  nnpero<que>  auctorque 
sum  u.  ä. 

5.  Wir  haben  sämmtliche  in  iambischeu  und  trochäischen 
Vrersen  vorkommenden  Hiate  besprochen.  Es  ist  eine  lange  Reihe 
von  Beispielen,  aus  verschiedenen  Gründen  zu  erklären.  Am 
meisten  zweifeln  wird  man  über  die  sog.  logischen  Hiate,  weil 
hier  dem  subjectiven  Ermessen  Vieles  zu  überlassen  ist.  Nichts- 
destoweniger haben  wir  für  diesen  Hiatus  Anhalt  in  der  classi- 
schen  Poesie  gefunden  und  sein  Vorkommen  durch  Varro's  Auto- 
rität bestätigt  gesehen. 

Grossem  Bedenken  begegnet  vielleicht  auch  unsre  Ausdehnung 
des  prosodi8chen  Hiatus  auf  mehrsilbige  Wörter.  Allein 
auch  hierfür  konnten  wir  ein  Varronisches  Zeugniss  beibringen, 
und  wir  suchten  die  allgemeine  Giltigkeit  desselben  durch  den  Nach- 
weis festzustellen,  dass  dieser  Hiatus  überall  da,  wo  er  möglich 
ist,  auch  wirklich  in  Evidenz  tritt,  endlich  die  Gesetzmässigkeit 
desselben  zu  erläutern  dadurch,  dass  wir  dieselben  Beschränkungen 
im  Gebrauche  desselben  aufdeckten,  denen  die  Wörter  gleicher 
Quantität  ohne  prosodischen  Hiat  in  den  gleichen  Versstellen 
unterworfen  sind,  wodurch  auch  die  ganz  verschiedene  Ausdehnung 
dieses  Hiates  bei  den  verschiedenen  Wörtern  an  den  verschiede- 
nen Versstellen  ihre  Erklärung  fand,  insbesondre  das  vcrhältniss- 
mässig  häufige  Vorkommen  der  iambischeu  Wörter  wie  dornt 
in  der  aufgelösten  Hebung  und  die  Seltenheit  aller  übrigen  der- 
artigen Erscheinungen  mit  Ausnahme  der  prosodisch  in  der  ersten 
Uebungsstelle  gekürzten  einsilbigen  Wörter.  In  allen  diesen  Be- 
obachtungen, das  ist  unleugbar,  findet  dieser  Hiatus  eine  ganz 
natürliche  indirecte  Bestätigung. 

Der  Gebrauch  der  Cäsurhiate  endlich  wurde  uns  voll- 
kommen klar,  sobald  wir  den  richtigen  Ausgaugspunkt  für  seine 
Erklärung  besassen  in  dem  Vorbilde  der  Saturnierpoesie,  der 
asynartetischen  Behandlung  der  Heinistichien  der  altlateinischen 
Langzeile.   Es  ergab  sich,  dass  die  römischen  Sceniker  dies  Vor- 

12* 

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180 


Prosodio.    II.  Hiatus. 


bild  consequent  verfolgten,  aber  auch  gegenüber  der  griechischen 
Technik  sich  zu  keiner  Neuerung  verstanden,  die  nicht  unmittel- 
bar durch  dies  ihr  römisches  Vorbild  gedeckt  wurde. 

Jetzt  bleibt  uns  nur  noch  übrig  zu  erörtern,  wie  weit  dieses 
Beispiel  der  Saturnier,  das  für  die  Behandlung  der  Hauptcäsuren 
der  iambischen  und  trochäischen  Langverse  von  so  eminenter 
Bedeutung  gewesen  ist,  auch  mit  und  nach  diesen  die  andern 
Versmasse,  also  Anapäste,  Cretiker  und  Bacchien  massgebend 
beein llusst  hat.  Denn  wir  erwarten  auch  hier,  was  wir  bereits 
im  Gebrauch  des  metrischen  Kürzungsgesetzes  beobachteten,  dass 
die  Gepflogenheiten  des  einen  Rhythmengeschlechtes  auch  auf  die 
übrigen  übertragen  werden,  und  zwar  um  so  mehr,  weil  wir 
auch  in  den  übrigen  Gattungen  des  Hiates  die  Einheitlichkeit 
der  prosodisch-metrischen  Technik  gewahrt  sehen.  Dasselbe  ist 
unschwer  auch  in  diesen  rhythmisch-metrischen  Hiaten  wahr- 
zunehmen. 

Ueberall  wo  auch  sonst  selbstständig  verwandte  metrische 
xgU«  zu  einem  grosseren  fittgov  zusammentreten,  ist  Hiatus  in 
der  diese  Glieder  markirenden  Hauptcäsur  zulässig.  Wo  aber 
durch  die  Gäsur  auch  nur  ein  unselbstständiges,  hyperkatalekti- 
sches  Glied  entsteht,  ist  diese  asynartetische  Behandlung  aus- 
geschlossen. 

Dies  ergiebt  für  die  anapästischen  Septenare  und  Octo- 
nare  ganz  wie  bei  den  entsprechenden  Reihen  des  iambischen 
Rhythmus  Zulässigkeit  des  Hiates  und  der  syllaba  anceps  am 
Ende  des  ersten,  stets  akatalektischen  Dimeters,  da  sowohl  aka- 
talektische  als  katalek tische  Dimeter  vielfach  als  selbstständige 
Reihen  vorkommen. 

Beispiele  für  die  Septenare  sind: 
Mil.  1055  Exprome  benignum  ex  te  ingeniMW,  |  urbicape,  occisor 
regum. 

Mil.  1012  Homo  quiclamst  qui  seit  quöd  quaerls  |  ubi  sit.  :: 
Quem  ego  hic  audi'vi;  vgl.  Truc.  019. 
und  für  die  Octonare: 

Bacch.  1093  Omni'a  me  mala  consectantwr,  |  omnibus  exitiis  mterii. 

Pseud.  168  Intro  abite  atque  haec  cito  celeratr,  |  ne  niura  quae 
sit,  cocus  quom  veniat. 

Trin.  837  Ruere  antemnas,  sciiuh're  vehi,  |  ni  ttia  propitia  pax 
foret  praesto. 


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4.  Metrischer  Hintun. 


181 


Vgl.  Bacch.  1178.  1183.  1184.  1082  nach  Hermann's  Umstellung 
l'nstitul,  |  animo  öbsequium  ut  suiuere  possit 

Kein  Hiat  ist  gestattet  bei  der  überhaupt  sehr  seltnen  tro- 
chäischen Hauptcäsur,  wie  Bacch.  1097  Ommaque  ut  quidque 
actum  st  mßuionivit:  |  eäm  sibi  hunc  anuum  cöndnctani,  wofür 
der  Grund  auf  der  Hand  liegt. 

Dagegen  kann  neben  Synaphie,  die  das  griechische  Vorbild 
kennt,  auch  die  asynartetisehe  Behandlung  erfolgen  zwischen  den 
einzelnen  Dimetern  der  Systeme  und  zwar  nicht  bloss  der  ana- 
pästischen, sondern  auch  der  trochäischen  und  iauibischeu,  wofür 
wir  im  dritten  Abschnitte  Beispiele  geben  werden.  Denn  hier 
sind  ja  die  einzelnen  Glieder  noch  viel  selbstständiger  als  in  der 
regelrechten  Vereinigung  zu  Tetrametern,  was  weiter  keines  Be- 
weises bedarf. 

In  den  kretischen  Laugversen  ist  Hiatus  erlaubt  nach 
der  Hauptcäsur  am  Ende  des  Diiueters,  der  ja  vielfach  einen  Vers 
für  sich  allein  bildet: 

Cas.  178  Ne'c  mihi  iüs  meum  |  öbtiuendi  optiost. 

Asin.  135  Naui  in  mari  repper*,  |  hic  elavi  bonis. 

Aul.  144  fd  quod  in  rem  tuam  |  optumum  esse  arbitror. 

Cas.  149  Quando  is  mi  et  filio  |  advorsetur  suo. 

Kud.  234  Certo  vox  müliebrid*  |  aüris  tetigit  meas. 

Asin.  134  Näm  mare  haud  est  mari;,  |  vos  mare  acerrunium. 

Rud.  199  U  navem  atque  öinnui  |  perdidit  in  mari.  ||  Haec  bo- 
norum eius  sunt  reliquiae,  vgl.  Uud.  243.  Most.  718  mit  Personen- 
wechsel. Asin.  137  ist  bßne  |  fe'ci  zu  messen. 

Ganz  das  Gleiche  gilt  von  den  katalektischen  Tetrametern 
oder  denjenigen  Versen,  die  einen  kretischen  Dimeter  mit  einem 
trochäischen  Kolon  verbunden  zeigen: 

Trin.  273  Glöriam  et  gratiaw:  |  hoc  probis  pretiumst. 

Bacch.  1112  Ät  mihi  Chrysaltte  |  <5ptuuius  homo. 

Most  340  Salve  amicissuuir  |  mi  omuiuui  hominüiu. 

342  Ünde  agis  teV  ::  Ünde  homo  |  ebrius  probe. 
710  Peius  posthac  for<  |  quam  fuit  mihi. 
Vgl.  Most.  337.  Pseud.  1294. 

Nach  denselben  Grundsätzen  wird  sich  in  den  bacchiischen 
Tetrametern  der  Hiat  in  der  Hauptcäsur  nach  dem  zweiten  Fusse 
halten  lassen,  wenn  man  auch  dagegen,  vgl.  Müller  a.  0.  S.  019  fg., 
Bedenken  erhoben  hat.    Denn  er  wird  durch  die  Analogie  der 

■ 

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182 


Proaodie.    II.  Hiatus. 


trochäischen  Hauptcäsur  der  trochäischen  Septenare  und  Octonare 
genau  so  gerechtfertigt,  wie  der  Hiat  in  der  Hauptcäsur  der 
kretischen  Tetranieter  durch  die  iambische  Hauptcäsur  der  jam- 
bischen Langzeilen. 

Ein  sicheres  Beispiel  dafür  ist  zunächst  Men.  968.  Denn 
der  Anfang  der  sechsten  Scene  des  fünften  Actes  dieses  Stückes 
wird  als  vier  bacchiische  Tetraineter  überliefert,  am  Ende  des 
zweiten  syllaba  anceps,  die  nicht  zu  tilgen  ist,  der  vierte  kata- 
lektisch,  worüber  unter  Rhythmik  I,  G  Anf.  gehandelt  wird,  im 
dritten  der  Hiat  in  der  regelrechten  Hauptcäsur,  also: 
Spectämen  bonö  servo  id  4st  qui  rem  enlem 
Prociirat  videt  collocät  cogitätque, 
Ut  äbsente  erö*  rem  |  eri  diligenter 
Tutetur,  quam  si  ipse  adsit  aiSt  rectiiis. 
Truc.  463  Vosmet  iam  vidoü.s,  |  ut  ornata  iucedo,  vgl.  Kud.  103. 
459  Lucn  causa  avärä  |  probrtfm  sum  exseciita,  Seyffert's 
avare  liegt  nahe. 

Cas.  633  Quid  est?  : :  Intereniert'  |  ait  velle  vitam. 
Poen.  242  Sine  omni  leportf  |  et  sine  suavitäte  recht  gut  mög- 
lich, da  die  umgebenden  Verse  gleichfalls  bacchiische  Tetra- 
meter sind 

Quam  si  salsa  mtiriatica  esse  autumäntur  und 
Nisi  multa  aqua  usque  et  diu*  maceräntur. 
Dagegen  kann  bei  der  ianibischen  Nebencäsur  wohl  kein  Hiat 
eintreten,  wofür  nur  eiue  Stelle  in  Betracht  käme.  Poen.  211 
Navem  et  niulierew  |  liaec  du6  comparäto,  man  vermuthe:  Et 
nävem  et  mulierem  haec  duo  comparäto.  Cas.  785  u.  697  ist  an 
dieser  Stelle  Hiat  wegen  Personenwechsel  gestattet.  Diese  Cäsur 
trennt  ja  den  Tetrameter  in  einen  katalektischen  bacchiischen 
Diineter  und  einen  hyperkatalektischen  kretischen  Dimeter,  steht 
also  den  oben  erwähnten  Nebencäsuren  gleich,  die  ähnliche  un- 
selbstständige  Glieder  des  trochäischen  und  iambischen  Rhythmus 
markiren  und  darum  nicht  Hiatus  begünstigend  sind. 

Einmal  ist  wohl  auch  im  bacchiischen  Pentameter  Hiat 
nach  dem  ersten  Dimeter  anzuerkennen,  nämlich 

llud.  193  Tum  ini  höc  indecöre  )  im'que  immodeste  datis  di. 
Die  Handschriften  geben  datis  di  im  Anfang  des  nächsten  Verses, 
der  jedoch  nicht  bacchiisch  ist,  und  den  Eingang  in  der  Wort- 
folge Tum  hoc  mihi,  was  man  ohne  jede  Aenderung  mit  proso- 
dischem  Hiat  messen  könnte  Tum  hoc  mthS  Indeeöre  etc. 

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4.  Metrischer  Hiatus. 


183 


So  tinden  wir  auch  in  diesem  Capitel  vom  Hiatus  überall 
eine  einheitliche  Technik,  nach  der  alle  Versmasse,  nicht  bloss 
Ianiben  und  Trochäen,  in  deuen  wir  die  zuletzt  besprochenen 
Eigentümlichkeiten  zunächst  beobachteten,  sondern  auch  die  Ana- 
päste und  die  Masse  des  paonischen  Rhythmengeschlechts  gebaut 
werden.  Wir  verfolgen  diese  Einheit  der  metrischen  Technik 
weiter  auch  im  übrigen  Bau  der  Verse  und  sind  uns  dabei  immer 
der  Elemente  bewusst,  aus  denen  sich  die  Kunstform  des  alt- 
römischen Dramas  gebildet  hat,  die  wir  gerade  in  der  Hiatus- 
frage in  der  verschiedensten  Weise  wirksam  fanden,  die  es  uns 
erst  ermöglichten,  die  verschiedenen  Arten  von  Hiat  und  asyn- 
artetischer  Bildung  zu  ermitteln  und  zu  begründen,  die  uns  end- 
lich wichtigen  Anhalt  gewährten  bei  Entscheidung  der  bisher 
noch  ungelösten  Frage,  wie  weit  man  in  Zulassung  und  Ver- 
werfung der  Hiate  gehen  darf.  Wir  haben  dabei  schon  mehrfach 
das  Gebiet  betreten,  dem  der  folgende  Hauptabschnitt  gewidmet 
werden  soll,  insofern  wir  den  Bau  der  Hauptverseinschnitte  unter 
dem  Eintiu8s  der  altrömischen  Technik  verfolgten.  Am  natürlich- 
sten beginnen  wir  daher  in  Auschluss  hieran  den  nächsten  Theil 
damit  nachzuweisen,  wie  weit  das  griechische  und  römische  Vor- 
bild für  die  verschiedenen  anderweitigen  Erscheinungen  mass- 
gebend war,  die  man  in  dem  Baue  der  Hauptcäsuren  beobachten 
kann. 


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Metrik. 


■ 


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I.  Bildung  der  Cäsumi  und  Schlüsse. 
1.  Allgemeines.  Durch  Elision  getrübte  Cäsuren. 

1.  Haben  wir  iui  vorigen  Abschnitte  den  Einfluss  der  altröuii- 
schen  Verstechnik  verfolgt,  der  sich  in  der  Zulassung  asynarte- 
tischer  Bildung  in  gewissen  Hauptcäsuren  zeigt,  so  kehren  wir 
jetzt  das  griechische  Vorbild  hervor,  das  neben  dem  römischen 
die  Behandlung  der  Cäsuren  und  Zeilenschliisse  im  altrömischen 
Drama  massgebend  bestimmt  hat. 

Was  insbesondere  die  Vernachlässigung  der  Hauptcäsur  be- 
trifft, so  war  schon  die  neuere  attische  Comödie  zu  einer  ziemlich 
strengen  Praxis  in  Einhaltung  der  Hauptcäsur  gekommen,  na- 
mentlich in  den  iarabischen  Trimetern,  den  einzigen  Versen,  wo 
das  erhaltene  Material  ein  vollkommen  sicheres  Ergebniss  ermög- 
licht. So  ist  z.  B.  ohne  jede  Vernachlässigung  in  dieser  Hinsicht 
das  grösste  G8  Trimeter  umfassende  Bruchstück  aus  des  Damoxenos 
ZvvTQo<poi  V,  Kock  III,  S.  349  und  das  erste  Bruchstück  des 
Anaxippos  von  48  vollen  Versen.1)  Schon  Menander  beobachtet 
die  Trimetercäsuren  sehr  genau,  viel  genauer  als  Aristophanes, 
und  im  Laufe  der  Zeit  wurde  man,  wie  wir  weiter  unten  sehen 
werden,  hierin  immer  strenger,  so  dass  die  römische  Praxis  nur 
eine  Weiterführuug  der  im  hellenischen  Drama  begonnenen  Rich- 
tung scheint.  Nur  müssen  wir,  um  den  richtigen  Standpunkt  in 
dieser  Frage  zu  gewinnen,  von  dem  Grundsätze  ausgehen,  dass 
unter  allen  den  Bedingungen,  unter  denen  Versschluss  nachweis- 
bar ist,  auch  ohne  Weiteres  ein  Hauptcäsurschluss  angenommen 
werdeu  kann. 

Trimeter  und  Tetrameter  können  in  der  neueren  attischen  Co- 
mödie —  aber  selbst  das  classische  Drama  war  hierin  voraus- 


1)  Citate  der  griechischen  Eomikerfraguieute  nach  Kock,  des  Ariito- 
phanes  nach  Bergk,  des  Aoschylua  nach  Wecklein,  des  Sophokles  nach 
Dindorf,  des  Euripides  nach  Kirchhoff. 


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188 


Metrik.    I.  CiUuren  und  Schlüsse. 


gegangen,  man  vergleiche  Aesch.  Choeph.  666.  Soph.  Oed.  tyr.  015. 
Eur.  suppl.  727  u.  ä.  —  unbedingt  schliesseu  mit  Wörtern  wie  ydg 
Antiphanes  26,  22.  Alexis  126,  12,  auf  ^  Antiphanes  77, 1.  119,  3. 
Amphis  30,  3.  Alexis  108,  2.  Timokles  12,  1.  Philem.  44,  1,  be- 
sonders mit  Elision  wie  Men.  547,  5  ei  pi}  öex  rj  evdexa  yvval- 
xag,  nach  xai  Antiphanes  140,  3.  Ephipp.  14,  2.  Eubulos  38,  1. 
Mnesarch.  3,  4.  7,  8.  Xenarch.  8,  2.  Fhileni.  71,  4.  Antiphanes 
194,  10  (im  Schluss  eines  trochäischen  Tetrameters);  te  xai  Ti- 
mokles 22,  5.  Philem.  103,  3,  nach  ov  Alexis  92,  3;  nach  ver- 
schiedenen Formen  des  Artikels,  dem  das  Hauptwort  im  Anfang 
des  nächsten  Verses  folgt,  wie  Men.  319,  11  ovx  etada  rrjv  ||  otf- 
<pvv.  Id.  320,  1.  402,  9  u.  12.  Antiphanes  85,  4.  Amphis  30,  5. 
Alexis  20,  4.  Ephipp.  7,  1.  Philem.  126,  2  u.  a.  in.,  endlich  nach 
Präpositionen,  zu  denen  der  andere  Vers  den  abhängigen  Casus 
bringt,  so  schon  bei  Aeschylus  Euin.  238.  Sophocles  Ai.  425  /io- 
Xovx  dito  1  'EXXavCdog.  Oed.  tyr.  555.  Phil.  626.  Oed.  Col.  495, 
XQog  am  Ende  eines  trochäischen  Tetrameters  Aristophon  4,  5; 
Hexet  Timokles  22,  1  u.  ö.,  auch  in  Elision  wohl  Eubulos  119,  5 

Nach  solchen  Beobachtungen  über  das  Ende  des  Verses  muss 
man  für  folgende  Trinieter  auch  noch  regelrechte  Hauptcäsureu 
anrechuen:  Alexis  173,  2.  219,  12.  263,  7.  272,  3.  143,  2.  Aua- 
xandrides  15,  2  (vgl.  id.  37,  2).  Axionik.  6,  2.  Herakleides  1,  1. 
Men.  177,  2: 

xolg  oifraQiotg  7j  |  t6  tttöov  r  xccrcortgco . 
wenn  man  hier  nicht  Ilephthemimeres  ansetzt. 

dtptL^evovg  ix  \  xov  ftavccxov  xal  xov  tixoxovg. 

xotipov  de  tc5  ßi'(p  to  |  Totot>Toi>  yioag. 

iv  xtp  öradib)  x(ov  |  dvxayfovMitmv  [it  xig. 

näg  avpßoXdg;  ::  xäg  j  xcccvi'ag  ol  XaXxiöttg. 

cog  evQVtf^og  Xaßcjv  xi>  \  iieXexqxijQiov. 

<PiXo£ivov  xijg  |  UtQVQXonidog  vtog  ix'  av. 

\lXtxxQvovfx  xov  |  xov  <PiXi'n7tov  jtaQccXaßfov. 

xaxa<p&apelg  ev  \  ^laxQvXei'oi  xov  ßiov. 
Desgleichen  Alexis  173,9.  Antiphanes  08,  12.  129,  6.  190,6.  202, 
0.  Anaxaudrides  2,  3.  Eubulos  1.  107,  0.  119,  5  (zugleich  mit 
latenter  Cäsur).  Nikostrat,  10,  3  (dgl.).  2,  2.  Anaxilas  3,  1.  9,  2. 
25,  2.  Alexis  9,  10.  30,  0.  128,  7.  135,  12.  141,  7.  145,3.  170.  1. 
200,  0.  209,  7.  222,  10.  242,  2.  200,  2.  278,  4.  290,  1.  Philem. 
04,  2.  Timokles  9,  3.  11,  4.  18,  1.  23,  4.  Theophil.  6,  3.  12,  0. 


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1.  Allgemeines. 


189 


Diphilos  94,  3.  103,  1.  Menander  42,  1  u.  a.  o.  So  auch  schon  die 
classische  Tragödie,  z.  B.  Soph.  Oed.  Col.  280  ßtiiteiv  81  itQog 
rovg  |  dvCösßeig,  (pvyr^v  de  zov. 

Unter  dem  Einflüsse  der  in  solcher  Hinsicht  sehr  strengen 
Saturnierpraxis  scheint  die  Technik  der  altern  römischen  Comödie 
nicht  ganz  so  lax  gewesen  zu  sein.  Wenigstens  finden  sich  bei 
Plautus  Zeilenschlüsse  auf  aut,  et  oder  gar  Präpositionen  nicht 
sicher  überliefert  Vereinzelt  begegnet  Capt.  244  per  precem  et  | 
Per  fortunam,  ein  Versschluss,  der  wohl  bei  Plautus  zu  verwerfen 
ist.  Ein  Versausgang  aber,  wie  ihn  Fr.  Schoell  auf  Grund  der 
besten  Ueberlieferung  constituirt  hat 

Rud.  455  Palaestrae,  prius  in  aram  ut  confugiämus  quam  huc  n 
Scelestus  leno  veniat. 

ist  darum  nicht  zu  beanstanden.  Denn  in  den  Hauptcäsurschlüssen 
sämmtlicher  Verse  begegnet  derartiges  nicht  selten,  wie  Mil.  986 
gleichfalls  nach  Bilh'üs  quae  hinc  || ,  Most.  310  sodäßs  qui  huc  |j  u.  iL  o., 
wegen  des  verstummenden  s  auch  im  Versausgang  bei  Plautus, 
vgl.  Bacch.  192  moribündüsque  est  u.  ä.  Ueberhaupt  befolgt 
Plautus  in  dem  Bau  der  Cäsurschlüsse  offenbar  das  laxere  Vor- 
bild der  Griechen.  Denn  Stellen  mit  Cäsuren  wie  Capt.  987  füit, 
quem  |.  Bacch.  408  leniter,  quiji,  oder  wo  die  Cäsur  nach  aut 
eintritt,  wie  Trin.  89.  1128 

Haben  tu  amicum  aut  |  familiärem  quempiam 
oder  nach  et,  wie  Trin.  79.  164.  461,  nach  ut  Trin.  180.  443  u.  ä. 
besonders  in  Elision,  sind  so  häufig,  dass  wir  uns  mit  wenigen 
Belegen  begnügen:  Cure.  213.  215.  252.  281.  282.  336.  349.  368. 
539.  617.  Asin.  38  u.  s.  w. 

Ebenso  auch  bei  Präpositionen,  wie  Trin.  82.  579 

Suspiciost  in  |  pectore  alienö*  sita. 

8ed  Stäsime  abi  huc  ad  |  meam  sororem  ad  Calliclein. 
So  ferner  Trin.  462.  468.  508.  784.  Asin.  413  u.  v.  a.  Aehnlich 

Amph.  912  Quor  dixisti,  inquies.   ego  |  expediani  tibi,  wie  auch 

Ter.  Andr.  783  Quis  hic  löquitur?  O  Chremes,  per  |  tempus 
advenis. 

Ganz  so  bei  ne,  wie  Capt.  308  non  verear,  ne  u.  v.  ä. 

Wenn  also  Plautus  in  der  Bildung  der  Zeilenschlüsse  sich 
mehr  an  die  Saturnierpraxis  gehalten  zu  haben  scheint,  so  be- 
obachtet er  sie  sicher  schon  nicht  mehr  in  den  Cäsurausgängen, 
sondern  baut  die  gewöhnlichsten  Cäsuren  ebenso  frei  wie  seine 
griechischen  Vorgänger. 


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190 


Metrik.   I.  Cäsuren  and  Schlüsse. 


Ennius  vollends  scheint  bereits  ganz  die  griechische  Praxis 
auch  in  den  Versschlüssen  angenommen  zu  haben.  Denn  man 
muss  Joh.  Vahlen,  Ueber  einige  Bruchstucke  des  Ennius,  in  den 
Sitzungsberichten  der  kgl.  preuss.  Akademie  der  W.  in  Berlin. 
1888.  III.  S.  31 — 48,  besonders  S.  44,  beistimmen,  wenn  er  die 
bei  Cicero,  de  orat  I,  45,  191)  gut  überlieferten  Trimeter  des  En- 
nius folgendermassen  abtheilt: 

Summarum  rerum  incerti,  quos  ego  öpe  mea  ex 
Incertis  certos  cömpotesque  consili 
Dimittam,  ut  ne  res  te'mere  tractent  ttfrbidas. 
Alle  andern  Messungen  nämlich,  die  man  zu  diesen  Versen  auf- 
gestellt hat,  wie  8x  incertis  oder  x  incertis,  sind  unhaltbar. 
Höchstens  könnte  man  sich  mit  der  Annahme  einer  längeren  con- 
tinuatio  numeri  behelfen,  aber  auch  diese  ist  für  unsre  Stelle  un- 
wahrscheinlich. 

Ferner  hatte  bereits  G.  Fabricius,  Aluret  u.  A.  bei  /Terenz 
Eun.  prol.  7  male,  ex  |  Graecis  bonis  Latinas  fecit  haüd  inalas 
abgetheilt,  allein  hier  sicher  mit  Unrecht;  zwischen:  male  und 
ex  ist  Interpunction  und  desshalb  keine  Synaphie  anzunehmen,  und 
die  Präposition  lässt  sich  sehr  wohl  im  folgenden  Verse,  wo  sie 
uns  überliefert  wird,  unterbringen  in  folgender  Messung  male,  || 
Ex  Graecis  bonts  Latinas  etc.  Dagegen  zeigen  andre  Terenzische 
Stellen  die  Ennianische  Eigenheit  sicher: 

Eun.  859  Conservam?  vix  me  cöntineo,  quin  involem  in 

Capfllum:  monstrum  etiam  ültro  derisum  advenit 
Denn  es  erleidet  keinen  Zweifel,  dass  jede  Aenderung,  wie  in- 
volem jj  Monstro  m  capillum,  vgl.  Conradt,  Hermes  X.  S.  107,  den 
Vers  nur  schlechter  macht.  Auch  geben  der  Bembinus  und  ein 
Hauptvertreter  der  Calliopischen  Hecension  die  Präposition  richtig 
am  Versende.  Ebenso  giebt  die  handschriftliche  Ueberlieferung 
die  Präposition  am  Versausgange: 

Eun.        Aliäm  rem  ex  alia  cögitare  et  ea  omnia  in 

Peiorem  partein  etc.,  wo  Bentley's  Umstellung  om- 
nia ||  Peiorem  in  partem  unnöthig  ist.  Vielleicht  theilt  man  auch 
Hec.  513  lieber  pacto  hoc  iürgium  ad  |]  Ux<5reui  ab,  als  dass  man 
äd  üxörem  misst,  vgl.  oben  S.  90.  Ferner 

Andr.  226  Sed  Mysis  ab  ea  egreditur.    at  ego  hiuc  me  ud- 

feram,  ut 

Conveniam  Pamphilüm,  ne  de  hac  re  pater  impru- 

dentem  o]>priinat, 


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1.  Allgemeines. 


191 


wo  jedoch  offenbar  eine  fortlaufende  rhythmische  Reihe  beab- 
sichtigt ist. 

In  diesem  Zusammenhange  wird  man  auch  die  bei  Terenz 
überlieferten  Versausgänge  auf  aut,  et  u.  ä.  etwas  anders  ansehen, 
als  dies  gewöhnlich  geschieht,  vgl.  F.  Leo,  rhein.  Mus.  38.  Bd.  S.  12. 
Mancher  solche  Ausgang  ist  mit  Recht  beseitigt,  wie  Ad.  465, 
wo  atque  in  A  fehlt  und  desshalb  selbst  von  Umpfenbach  getilgt 
wird.  Allein  andre  wieder  sind  kaum  in  Zweifel  zu  ziehen,  wie 
Audr.  560,  vgl.  Reinhold  Klotz  z.  d.  St 

Uxörem  demus.  spero  consuetudine  et 

Conidgio  liberali  devictüm,  Chremes. 
Ferner  ausser  Andr.  51  (Sösia,  et).  Eun.  349  Die  mihi  aut  Vi- 
distiu?  Ad.  38  instituere  aut  ||  paräre;  aber  Ad.  217.  375  ein  zu 
elidirendes  atque  ist  sehr  zweifelhaft.  In  allen  diesen  Fällen  han- 
delt es  sich  um  iambische  Schlüsse  vor  iambisch  beginnenden 
Versen.  Die  gleiche  Erscheinung  wird  aber  auch  bei  iambischem 
und  trochäischem  Schlüsse  vor  folgenden  trochäischen  Versen  an- 
zunehmen sein: 

Andr.  256  proloqui  aut  ||  L'llain  causam,  ineptam  saltem  fälsain 
iniquam?  obmütui. 

Doch  giebt  P  das  aut  am  Anfange  des  nächsten  Verses,  und  das 
kann  richtig  sein,  dann  haben  wir  die  Folge  von  trochäischem 
Septenar  und  iambischem  Octouar,  die  durchaus  zulässig  ist,  da 
die  Stelle  einem  Canticum  angehört.  Der  Bembinus  fehlt  zu 
dieser  Stelle. 

Eun.  260  llle  libi  miser  faraelicus  videt  mi  esse  tantum  ho- 
norem et 

Tarn  fäcile  victum  quaerere:  ibi  homo  coepit  me 

obseeräre, 

wo  A  das  et  im  Anfange  des  zweiten  Verses  hat,  allerdings  un- 
metrisch. 

Lassen  sich  in  unserm  Plautustext  derartige  Erscheinungen 
in  den  Zeilenschlüssen  gar  nicht  oder  wenigstens  nur  ganz  ver- 
einzelt, s.  oben  S.  189,  erkennen,  so  ist  der  Anuahme  nicht  aus- 
zuweichen, dass  Ennius  und  Terenz  im  Gegensatz  zu  ihrem  Vor- 
gänger sich  bisweilen  am  Versende  solche  Freiheiten  gestatteten, 
die  in  den  Cäsurschlüssen  von  jeher  das  römische  Drama  ge- 
stattete. Hierbei  näherten  sie  sich  wohl  der  griechischen  Praxis, 
doch  bleibt  immer  noch  ein  wesentlicher  Unterschied  der  römi- 
schen und  griechischen  Art.   Die  erstere  hat  solche  Wörter  am 


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11)2 


Metrik.   I.  Cäsuren  und  Schlüsse. 


Verschlusse  immer  nur  in  Elision,  überträgt  also  lediglich  auf 
die  Versausgänge  eine  Cäsurenschlussbildung,  die  der  altern  Praxis 
ganz  geläufig  war.  Z.  B.  in  der  iambischen  Hauptcäsur  iambischer 
Septenare  bei  Plautus  Asin.  413  Quor  nön  venisti  ut  idsseram 
in  |  tonstnnam?  ::  Hic  me  niorätur,  u.  o.  a.  Diese  Cäsurschlüsse 
haben  sich  auch  in  der  classischen  Zeit  erhalten,  so  bei  Horaz 
Carm.  I,  1,  2  o  et  praesidium  et  |  dulce  decus  meuui  u.  ä.,  ja  sogar 
noch  bei  Seneca  tragicus,  der  sonst  jede  Elision  in  der  Cäsur 
meidet,  wie  oben  S.  171  bereits  angegeben  ist  Horaz  hat  ganz 
wie  Ennius  und  Terenz  auch  die  Zeilenschlüsse  gebaut,  die  in  der 
spätem  Praxis  unerhört  sind,  z.  B.  Carm.  I,  35,  40.  III,  G,  3: 

Inende  diffingens  retrusum  in 

Massagetas  Arabasque  ferrum  und 

Aedesque  labantes  deorum  et 

Foeda  nigro  simulacra  fnmo. 
Ebenso  nimmt  Horaz  eine  Mittelstufe  zwischen  altrömischen  Dra- 
matikern und  den  Dramen  des  Seneca  dadurch  ein,  dass  er  in 
der  Cäsur  noch  griechische  Elision  kennt,  wie: 

Carm.  III,  1,  5  Regum  timendorum  |  in  proprios  greges. 
Dagegen  andere  Elisionen  in  der  Cäsurstelle,  die  die  alten  Sce- 
niker  dem  griechischen  Vorbilde  entlehnten,  hat  auch  Horaz  bereits 
aufgegeben.   So  die  in  der  Elision  latenten  Cäsuren,  die  wir  zu- 
nächst behandeln. 

2.  Schon  für  die  griechische  Tragödie  der  classischen  Zeit 
haben  Siegfried  Mekler  und  M.  W.  Humphreys,  der  erstere  im 
Jahresbericht  des  k.  k.  Gymnasiums  in  Wien  1878  und  Wiener 
Studien  III,  1881,  S.  37—42,  letzterer  in  verschiedenen  kleineren 
Abhandlungen,  die  vom  Verfasser  in  Bursian-Müller's  Jahresbe- 
richt 36.  Bd.  S.  368  zusammengestellt  und  besprochen  sind,  be- 
obachtet, dass  die  Hauptcäsur  der  iambischen  Trimeter  auch  so 
gebildet  werden  kann ,  dass  die  eigentliche  Schlusssilbe  des  ersten 
Abschnittes  elidirt  wird  und  der  zweite  Abschnitt  iambisch  statt 
trochäisch  einsetzt,  wie: 

Aesch.  Ag.  20  vvv      tVTvxyg  yivoiro  |  aitaXXayrj  novtov. 

Soph.  Ai.  435  ta  tiqcotcc  xakkiöreta  \  agiarevtSag  örgatov. 

Oed.  Col.  1317  rhagrov  ' Iitnopiäovta  \  antötuXtv  itatriQ  u.  ä. 
Auch  in  den  Tetraraetem  des  Aeschylus  findet  sich  bereite  diese 
Cäsur: 

IVrs.  168  tavrd  ftot  diitlr^  fitgiftva  \  a<pQa6tog  icxiv  Iv  <pQ£<sh>. 


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1.  Durch  Elision  getrübte  CiUuren. 


193 


Nicht  so  eingehend  erörtert  ist  jedoch,  dass  diese  durch  die 
Elision  latent  gewordene  Cäsur  auch  in  der  neuern  attischen  Co- 
raodie  eine  ganz  gewöhnliche  Erscheinung  ist,  wie  dies  folgende 
Beispiele  beweisen: 

Alexis  269,  2  rj       no&ovvxa  \  <p9ag  itoiy\xx\v  xal  fiikrj. 

Anaxilas  27,  1  rj  povticxr]  91  \  aiöitBg  sttßvrj  ngbg  rmv  &tmv. 

Eubul.  116,2  xaxmg  djtokoi&\  \  oaxig  ywalxa  devrsgog. 

Nikostrat.  4,  2  r«9eiQixov      |  vitoydaxgiov  itagBiOixco. 

Epikrates  3,  13  xaneiza  xovxo  \  elvccv  vopitjtxai  xigag,  vgl.  An- 
tiphan.  106,  1. 

Alexis  36,  9  i^ipccfte ,  xrjv  91  \  dgxrjöfav  6wiqgita6BV. 

77,  1  xovg  XaignpCkov  91  \  vUlg  'A&rivaCovg  ort,  wo 
7touiz%  für  vUlg  falsche  Coujectur  ist,  vgl.  den  folgenden  Vers. 

Diphilos  32,  10  iav  91  pridl  |  bxtovv  £%<o  £jj  nokvxskag. 

73,  3  nag  av  ßdkoifii  |  EvQinidrjv;  : :  ovx  av  xoxb. 

Menand.  I  <o  pBigdxiov  p  Zotig  yvvatx  ov  kapßdva,  aller- 
dings nach  Conjectur. 

Menand.  131,2  xbv  sv  novovv&'  |  okag  dnoyv&vaC  nors,  vgl. 
118,  1.  127,  2.  129,  6  u.  v.  a.  Stellen. 

Eher  noch  häufiger  lüsst  sich  die  in  der  Elision  getrübte 
Casur  als  Hephtheminieres  finden,  so 

Anaxandrides  15,  5  xcodaviöag  7te)iipat  ob  \  dycoviovfisvov. 

Antiphanes  191, 11  xj\v  \uf\xig"  dyavaxx&v  91  \"A9ga6xog  Bv&i&g. 

Anaxandr.  52,  13  (doV  ovdaftag  xaxov  ye  |  apagxBlv  yCvBxai. 

Ephipp.  6,  1  iicsixd  y  sCoiovxa  |  iav  Xvnoviievog,  vgl.  Anaxilas 
4  und  5. 

Alexis  45, 4  ngmxiOxov  dtpvßgioai  xb  \  dnav&rjöavxi  d*ij,  vgl.  36, 9. 
65,  3  xmv  ivdoftev  xouiovvxa  \  ixst&Bv.  : :  pav&dvco. 
219,  17  navr\yvgi6ag  rjdißra  \  ditijkd'BV  otxaöe. 
234,  4  pakiOza  nQoatÖQtveiv  xb  \  dgCoxovg  reo  Ttofte*. 
276,  8  og  av  Big  ixigav  krjtpftij  Öl  \  dxoöxikkav  nokiv. 
Epigenes  7,  2  axmkrjxag  £xi  xovxovg      |  iaoov  xaxayayilv. 
Dionys.  6,  1  ngbg  xbv  xBkBvxrj<Sav&y  \  Bxaoxog,  xav  0(p69ga. 
Henioch.  5,  11  oxs  xcöv  tpogcov  iyivovxo  \  iksv&Bgtxi  6xb96v. 
Philem.  48,  1  dxb  öxopaxog  aitavxa,  \  iav  ßovktj<S&\  igw. 
68,  1  i^bv  dno(sdxtB6&ai  dl  \  okrjv  xijv  r\uigav. 
79,  16  xr\v  koitdd*  f^ons  ukkoi  91  \  idCaxov  xaxd  x69ag. 
100,  1  oxav  91  Ttagaxygovvxa  \  t9<o,  xig  BitxagBv; 
120,  2  6xBicxoiiB%a  xdvayxala  \  ixdoxrjg  rjpigag. 
124,  1  yvvaixbg  i^oitiG&B  \  ikBV&igag  ßkiita. 

Klot*,  Grundlage  nltrömiachor  Motrik.  13 


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194 


Metrik.   I.  Cüauren  und  Schlüsse. 


Diphilos  32,  19  oQäfisv  o^favovv^  \  ixdöxijg  tjptQag. 
Menand.  96,  4  dtxaiog  av  aittdm'i  \  o<sag  av  xataßäXco. 

118,  1  xrjv  &vyaT£Q*  iteSax'  |  ixtlvog,  cog  s<pr}. 

127,  2  OvXriv,  xb  Nvptpatov  Öh  \  o&ev  XQoeQxofiai. 

129,  6  xal  X7]v  %oXr^v  oöxä  xe  |  aßgaxa  xotg  faolg 
u.  v.  a.  Stellen. 

Auch  bei  Personenwechsel,  wie  es  im  Lateinischen  oft  der 
Fall  ist,  z.  B.: 

Mnesimach.  3,  4  (isxqi(6x£q\  &  datfiov*' ;  ::  oicag;  ävvxtfiva  xal. 
Vgl.  Nikostrat.  10,  3  u.  a. 

In  ähnlicher  Weise  mag  man  auch  einige  Stellen  ohne  Haupt- 
cäsur  entschuldigen,  in  denen  sich  an  der  Cäsurstellc  eine  Krasis 
und  dergleichen  zeigt,  in  der  die  Cäsur  ebenso  latent  vorhanden 
sein  kann,  wie  in  der  Elision.  Derartige  Stellen  sind: 

Alexis  36,  1  6  dtGitotrig  6  \  ipbg  (ov[ibg)  nsQl  Xoyovg  yaQ  noxt 
46,  6  elg  xrjv  dyoQav  xo  |  ofov  (xovtyov)  XQidfiavog 

oÜ%£xai. 

Antiphanes  191,  13  £xsi&'  oxav  prjöftv  dvvcovx*  tlntiv  in. 

Bei  Formen  mit  dem  deiktischen  —  t 
Anaxilas  5  ovx  av  y   ipol  xovx\l  ysvrjxai  xeQdpivov,  ebenso 
vvv£,  6o7,  xadi. 

Vgl.  Araros  16,  2.  Diphilos  19,  3;  desgleichen 

Anaxandrid.  28,  2  i£bv  xoiovxov\l  dv  aydX(iax'  dyoQctöai,  ferner 
Theophilos  12,  5  iya)  fifv  ovv  xal  |  avxbg  (xavxbg)  xt^aQiCxQCag 

igcjv. 

Vereinzelt  ist  Alexis  220,  4,  wo  vielleicht  *Eiu%aQCdiig  fiev\xoi 
xvvag  xaxstöUi  2u  scandiren  ist,  aber  recht  gut  wegen  der  zwei 
viersilbigen  Wörter  die  Hauptcäsur  ganz  vernachlässigt  sein  kann, 
wofür  wir  weiter  unten  Belege  aus  griechischer  und  römischer 
Praxis  beibringen  werden. 

Die  hier  geschilderte  Art  einer  freieren  Cäsurbehandlung 
kommt  natürlich  für  römische  Dichter  nicht  näher  in  Betracht, 
wenn  man  nicht  Fälle  hierher  ziehen  will,  wie 

Plaut.  Trin.  734  Paräta  dos  domist,  nisi  exspectäre  vis. 

Ter.  Ad.  389  Ellam  intus.  ::  Eho  an  domist  babiturus?  ::  Credo 
ut  est, 

wo  man  jedoch  eine  regelrechte  Elision  annehmen  und  wirklich 
lesen  kann:  domi  est. 

Dass  in  allen  diesen  Fällen  von  Elision  eine  trochäische  Cäsur 
noch  vorhanden  war,  wenn  auch  nur  latent,  erklärt  sich  daraus, 


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1.  Durch  Elision  getrübte  Cäsuren. 


195 


dass  die  zu  elidirende  Silbe  stets  noch  hörbar  war;  sie  wird  ähn- 
lich behandelt  worden  sein,  wie  in  unserer  Musik  die  sog.  Vorschlag- 
noten^  für  die  rhythmische  Gestaltung  der  Worte  sind  diese 
Silben  ohne  Werth,  werden  aber,  wenn  auch  in  unmessbar  kurzer 
Zeit  vorgetragen,  ohne  dass  dadurch  irgend  eine  Störung  im  Me- 
trum eintritt.  Darauf  führt  auch  die  Sitte,  die  wir  vielfach  in 
alten  Handschriften  und  metrischen  Inschriften  erkennen,  die  elidirte 
Silbe,  wie  wir  es  oben  thaten,  auszuschreiben,  was  ja  in  der  rö- 
mischen Poesie  immer  geschah.  Dass  insbesondre  im  attischen 
Bühnenvortrag  die  elidirten  Vocale  irgendwie  wahrnehmbar  waren, 
beweist  unzweifelhaft  die  von  den  Scholiasten  zu  Eur.  Or.  279 
und  Aristoph.  ran.  306  erzählte  bekannte  Geschichte  von  dem 
fehlerhaften  Vortrag  des  Schauspielers  Hegelochos,  der  die  Eu- 
ripidesstelle  yaXrjv'  opto  so  sprach,  dass  man  yaXijv  oqco  heraus- 
hörte, und  darum  verlacht  wurde. 

Nahmen  nun  die  Römer  diese  iu  Elision  latenten  Cäsuren 
aus  dem  griechischen  Drama  auf,  so  versetzten  sie  damit  schwer- 
lich etwas  Unnatürliches  in  ganz  fremdartigen  Boden.  Vielmehr 
muss  der  Vortrag  der  Elisionsvocale  bei  ihnen  ein  ähnlicher  wie 
bei  den  Griechen  gewesen  sein.  Und  darin  finden  wir  eine  Er- 
klärung des  so  häufigen  Vorkommens  der  Elision  bei  Plautus  und 
Terenz,  deren  Verse  bei  vollem  Verschlucken  der  elidirten  Silben 
vielfach  gar  nicht  mehr  verständlich  sein  würden.  Die  Voraus- 
setzung ist  offenbar  falsch,  dass  schon  in  Plautinischer  Zeit  die 
elidirten  Vocale  so  unausgesprochen  geblieben  wären  wie  in  der 
modernen  italienischen  Poesie.  Wie  eine  solche  Voraussetzung 
nicht  zu  beweisen  ist,  so  spricht  auch  Manches  direct  dagegen. 
So  lässt  die  Aeusserung  bei  Gellius  XIII,  21,  6,  dass  Vergil  im 
Vers  Aen.  2,  224  die  Form  tum'm,  nicht  turrem  sagte,  also  Tur- 
rim  in  praeeipiti  stantem,  allerdings  vermuthen,  dass  noch  in 
Augusteischer  Zeit  die  Dichter  die  Elision  ganz  so  behandelten, 
wie  die  classisch  griechische  und  mit  dieser  übereinstimmend  die 
altrömische  Bühne.  Erst  in  der  Zeit  des  Seneca  mied  man  die 
Elision  in  der  Cäsur  ganz,  und  in  dieser  Zeit  mag  auch  eine  der 
spätem  italienischen  Praxis  ähnliche  Behandlung  der  elidirten 
Silben  aufgekommen  sein  oder  sich  vorbereitet  haben.  Es  hat  ja 
auch  manche  metrische  Vorschrift,  die  die  classischen  Dichter 
einhalten,  wie  den  zweiten  Theil  des  Pentameters  von  Elisionen 
rein  zu  halten  u.  ä.  eben  nur  Sinn,  wenn  die  fraglichen  Silben 

nicht  ganz  verschluckt  wurden.  So,  scheint  es,  haben  die  Augustei- 

13* 

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196 


Metrik.    I.  Cäsuren  und  Schlüsse 


sehen  Dichter  sich  der  Vortragsweise  des  römischen  Dramas  an- 
geschlossen. Ja  man  kann  indirect  eben  aus  den  vielen  Elisionen 
bei  Plantus  schliessen.  Denn  nur  wenn  die  elidirten  Vocale  hörbar 
vorgetragen  wurden,  konnte  man  so  viele  Verschleifungen  eintreten 
lassen,  ohne  dass  dadurch  der  Vortrag  schwer  verstandlich  wurde. 

Es  bedarf  kaum  der  Beispiele: 
Trin.  114  Et  rem  suam  omnem  |  et  illtfm  corruptum  filium. 
302  Triis  ser  vi  vi  Servituten!  |  imperiis,  praeceptis,  pater. 
305  Quf  homo  cum  animo  inde  ab  ineunte  |  aetate  de- 
pugnat  suo. 

Trin.  40G  Exessum,  expotum,  |  exünctum  |  elutum  in  balineis. 

759  Potin  6st  ab  animo  |  aliciinde  |  exoran.  ::  Potest, 
Andr.  28  Vos  istaec  intro  |  aufe'rte,  |  abite.  Stfsia.  Vgl.  34.  123. 
120  Adeö*  modesto,  |  adeö  venusto,  ut  nii  supra. 
343  Sed  ubi  quaeram?  quo  nunc  primum  |  intendani?:: 
Cessas  adloqui. 

Phorm.  87  Nos  ötiosi  |  operani  dabamus  Phaedriae. 
Heaut.  675  Nihil  tarn  difficilest,  quin  quaerundo  |  investigari 
possiet.  Vgl.  518.  752. 

Beispiele,  die  sich  leicht  zu  Hunderten  vermehren  Hessen.  Trotz- 
dem dies  eine  ganz  gewöhnliche  Erscheinung  ist,  sind  solche  latente 
Cäsuren  noch  öfters  verkannt  worden.  Ohne  jede  Aenderung  der 
Ueberlieferung  lassen  sich  so  lesen,  z.  B.: 

Ampi).  89  Quid  id  admirati  |  estis,  quasi  vero  novoin.  Vgl. 
Trin.  206.  427.  794.  Epid.  422.  Merc.  305.  Cist.  403.  Truc.  85. 
Mil.  484.  Most.  774.  Cure.  28.  Poeu.  738.  Pseud.  29. 

Mil.  554  Fate<5r.  : :  Qui  ni  fateare  |  egomet  quod  vi'deram. 

Poen.  151  Mihi  quidem  hercle.  |  ::  Inimö  mihi  ::  Istuc  miivelim; 
Phorm.  146  fortasse  |  ::  Imm6.   644;  'ahnlich  Cure.  26. 

Auch  Amph.  36.  151  sind  richtig  Überliefert,  doch  tritt  hier  nicht 
caesura  lateus,  sondern  die  regelrechte  Cäsur  nach  der  Elision 
ein:  lusta  aütem  ab  iniustis  petere  |  insipientiast.  Adeste,  eilt 
operae  pretium  |  hic  speetäntibus.  Bei  Terenz  noch: 

Heaut  63  Aut  plü*s  eo  ut  conicio  |  agrum  in  bis  regionibus, 
da  der  Proceleusmaticus  mit  Elision  und  bei  den  vorliegenden 
Tonverhältnissen  zulässig  ist,  vgl.  II,  6.  Ferner: 

Phorm.  134  lila  quidem  nostra  |  erit.  : :  Iocularem  audäciara. 
637  partem  |  aequi.  Vielleicht  auch  Poen.  720  ergo  |  abdde  me. 
Man  vergleiche  die  besonders  ausführliche  Behandlung  der  Elision 


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1.   Durch  Elision  getrübte  Cäsuren. 


197 


in  der  Cäsur  bei  W.  Meyer,  Beobachtung  des  Wortaccents  etc. 
S.  60  fgg.  81  fgg. 

Die  Römer  konnten  in  der  Anwendung  solcher  latenten  Cä- 
suren noch  weiter  gehen  als  die  Griechen.  Diesen  war  ein  häu- 
figer Gebrauch  dieser  Erscheinung  nur  möglich  bei  trochäischen 
Cusurausgäugen,  nicht  bei  iambischen,  da  sie  keine  langen  End- 
silben elidirten  mit  ganz  wenig  Ausnahmen,  wie 

Arist.  equ.  886  ov  pel£ov  tlvai  cpaivizai  I  i^svQr^ia  xov  %it&vog. 

Im  Lateinischen  aber,  wo  Elision  langer  Vocale  ganz  ge- 
wöhnlich ist,  lag  kein  Bedenken  vor  die  Erscheinungen,  die  bei 
den  trochäischen  Cäsuren  sich  einbürgerten,  auch  auf  iambische 
Cäsursch lüsse  zu  übertragen.  Und  das  ist  in  reichem  Masse  ge- 
schehen. Es  genügt  auch  für  diese  in  Elision  latenten  iambischen 
Cäsuren  aus  der  grossen  Zahl  von  Beispielen  einige  Belege  her- 
zusetzen, wie 

Stich.  304  Exaugeam  atque  illam  aügeani  |  insperäto  oppor- 
tune loco. 

Rud.  1103  D£xi  equidem:  sed  sf  paruui  |  intellexti,  dicam  denuo. 

Mil.  1246  Nam  nulli  mortah'  scio  |  obtigisse  hoc,  nisi  duöbus. 

Audr.  181  Speräntis  iam  amotö  metu  |  interea  öscitantis  öpprimi. 
488  Cumque  huic  est  veritus  optumae  |  adulesce'nti  fa- 
cere  iniiiriam.  Vgl.  Eun.  1012  und  v.  ä.,  besonders  bei  Terenz. 

Plautus  scheint  mit  dieser  Art  von  Cäsur  noch  sorgsam  zu 
sein.  Zahlreicher  sind  bei  ihm  nur  solche  Fälle,  wo  ein  ein- 
silbiges Wort  auf  die  elidirte  Stelle  folgt,  wie  iüsscram  in  | 
tonstn'nani,  s.  oben  S.  192,  wo  allenfalls  auch  regelrechte  Cäsur 
eintreten  kann,  wie  Merc.  115  Detrüde,  deturba  in  viam.  haec  | 
hic  diseipliua  pessumast  nach  Coujectur,  wo  jedoch  die  hand- 
schriftliche Lesart  recht  gut  beibehalten  werden  kann: 

Detrüde  deturba  in  viätn.   haec  diseipliua  hic  pessumast; 

oder  es  folgt  ein  zweisilbiges  Wort,  nach  dem  gleichfalls  ein 
Haupteinschnitt  möglich  ist,  wie 

Mil.  1242  Prohibendani  mortem  mülieri  esse  |  Video,  adibon?  :: 
Mumme  nach  Ritschi. 

Doch  ist  eine  in  der  Elision  latente  Cäsur  bei  iambischen 
Schlüssen  bei  Plautus  unbestreitbar,  wofür  wir  oben  typische 
Verse  ausgehoben  haben. 

Wendet  doch  Plautus  diese  Cäsuren,  was  wir  nach  allem, 
was  wir  über  die  einheitliche  metrische  Technik  gesagt  haben, 


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108 


Metrik.    I.  Cäsaren  und  Schlüsse. 


schon  von  vornherein  erwarten,  auch  in  den  anapästischen 
Versen  an,  sowohl  in  der  dipodischen  Diärese,  wofür  wir  später 
S.  216  Beispiele  anführen,  als  auch  in  den  Haupteinschnitten: 

Truc.  105  Sin  vident  quempiam  se  adservare  [  oMudtfnt  qui 
custodem  öblectent 

Mil.  1062  <Nain  hic>  minus  ab  nemine  accipiet.  ::  Heu|ecastör 
nirnis  vilest  hindern. 

Cure.  126  Hoc  vide,  ut  ingurgitat  impura  |  in  se  Hierum  avariter 
faucibus  plenis,  wenn  man  hier  nicht  vorzieht  den  Einschnitt 
zwischen  in  und  se  zu  macheu-,  sicher  auch  Fers.  782. l) 

Ebenso  weisen  die  päonischeu  Rhythmen  die  ihrem  Charakter 
entsprechenden  latenten  Cäsuren  auf.  Wir  führen  beispielsweise 
an  für  Bacchien  mit  gewöhnlicher  Hauptcäsur: 

Trin.  229  Utram  aetati  agündae  |  arbitrer  firmiörem. 

Bacch.  22  Quam  fölles  taunni  |  halitant  quom  liquescunt. 
Vgl.  Amph.  171.  173.  174.  552.  Bacch.  1125.  1131.  Cas.  625. 
657.  665.  778.  Capt.  782.  (Men.  762b.)  Most.  91.  795.  Pers.  806. 
Poen.  223.  233.  Pseud.  1105.  Rud.  911.  915.917.  Andr.  481.  482. 
Dieselbe  latente  Form  kann  auch  die  iambische  Nebencäsur 
der  bacchiischen  Tetrameter  haben,  wo  es  sich  um  iambischen 
Schluss  handelt. 

Trin.  226  Magister  mihi  |  exercitör  animus  nü"nc  est 

Capt.  786  Quom  extemplo  ad  forum  |  advenero,  ömnes  lo- 
quentur. 

Vgl.  Cas.  153.  802.  Merc.  360.  Poen.  213.  248.  Kud.  280  u.  a. 

Endlich  in  den  kretischen  Langversen  findet  sich  der 
gleiche  Vorgang,  wie  in  den  andern  iambischen  Cäsuren;  so  in 
der  Cäsur  der  Tetrameter: 

Asin.  128  Promerenti  öptume  |  hocin  preti  redditur? 
Cas.  181  Quin  mihi  ancillulam  |  ingratiis  postulat, 

Quae  meast,  quae  meo  |  cdiicta  sumptü  siet. 
Vgl.  Cas.  605.  632.  Cure.  118.  Most.  106.  699.  733.  Rud.  213.  277. 
Andr.  626. 

Selbst  in  den  kretisch-trochäischen  Versen  findet  sich  diese 
latente  Cäsur  nach  dem  ersten  Dimeter  ganz  nach  Analogie  der 
durchweg  kretischen  Tetrameter,  wie 

Amph.  233  Cae'luin  fremitü'  virum  |  ex  spiritu  atque  anhelitu, 


1)  Wo  Ritsehl  unnöthig  zweimal  ändert:  Vehicluui  argenti  miscr  eieci 
amißf,  neque  quam  ob  rem  eie'ci  habeo. 


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1     Durch  Elision  getrübte  Cäsuren. 


199 


wo  jede  Aenderung  wie  halitu  für  das  auch  von  Nonius  bezeugte 
anhelitu  uiuiöthig  ist 

Dasselbe  gilt  natürlich  auch  von  den  katalektischen  kretischen 
Versen  und  ähnlichen: 

Pseud.  1299  Cum  corolla  ebriuui  |  ince'dere?  ::  Lubet. 
Most.  696  Völuit  in  cdbiculuin  |  abddcere  nie  auus  u.  ä. 

2.  Vernachlässigung  der  Hauptoäsnren. 

1.  Nachdem  wir  gefunden  haben,  dass  für  so  Manches  im 
Baue  der  Cäsuren  das  griechische  Drama  vorbildlich  gewirkt  hat, 
sehen  wir  uns  die  neuere  attische  Comodie  in  Bezug  auf  wirklich 
ciisurlose  Verse  an,  die  auch  nicht  in  einer  sog.  caesura  latens 
ihre  Erklärung  finden.  Dabei  können  zunächst  die  trochäischen 
und  iambischen  Tetrameter  nicht  in  Betracht  kommen,  da  die 
Zahl  derartiger  auf  uns  gekommener  Langverse  zu  geringfügig 
ist  Für  die  Triraeter  aber  ist  der  Sachverhalt  durch  eine  hin- 
reichend grosse  Menge  von  Belegstellen  völlig  klar  zu  machen. 
Da  jedoch  darüber  bisher  noch  keine  einigerrnassen  genügende 
Untersuchung  angestellt  ist,  so  haben  wir  dieselbe  erst  selbst 
vorzunehmen.  Wir  thun  das  in  der  Weise,  dass  wir  ausführlich 
zuerst  die  Bruchstücke  berücksichtigen,  die  in  Kock  s  Comicorum 
Atticorum  fragmenta  vol.  II  als  novae  comoediae  fragm.  pars  1, 
Lipsiae  1884,  Aufnahme  gefunden  haben,  und  die  Ergebnisse  des 
zweiten  Theiles  Com.  Att.  vol.  III  novae  comoediae  fragm.  pars  11 
iu  verkürzter  Zusammenstellung  anschliessen. 

Im  iambischen  Trimeter  der  Comödie  wie  der  Tragödie 
könuen  wir  nach  der  alten  Theorie,  vgl.  Rossbach- Westphal, 
Metrik  II2,  S.  481,  nur  die  beiden  trochäischen  Cäsuren,  die  sog. 
penthemimeres  nach  der  dritten  und  die  hephthemimeres  nach  der 
vierten  Senkung  anerkennen.  Sämmtliche  Trimeter,  die  keinen 
dieser  beiden  Einschnitte  aufweisen,  selbst  nicht  latent  in  Eli- 
sion, gelten  uns  als  cäsurlos.  Eine  solche  Vernachlässigung  der 
Iiauptcäsur  ist  aber  in  den  Trimetern  der  neueren  attischen  Co- 
mödie ziemlich  selten  und  muss  als  völlig  entschuldigt  gelten, 
wenn  ein  oder  mehrere  Wörter  unterzubringen  waren,  die  ohne 
diese  Vernachlässigung  der  Cäsur  entweder  gar  nicht  oder  doch 
nur  sehr  schwer  sich  dem  Verse  fügten. 

So  zeigen  ein  oder  zwei  mehr-  als  viersilbige  Wörter,  zum 


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200 


Metrik.   1.  Cäsuren  und  Schlüsse. 


Tlieil  mit  einem  oder  zwei  viersilbigen  oder  dreisilbigen  Wörtern 
folgende  29  Stellen: 

Antiphan.  108,4  xrjgvxxo^dvoig  oßoXoöxdxrjg  av  ixgiaxo. 

Eubul.  122,3  xal  nivxe  —  ::  ite  vxrjxoöxoXoyog  yivx\Qtxai. 

Philetairos  12,  1  xig  dort  fiai^axxrjgLtov;  : :  öixaöiuog. 

Alexis  245,  13  död^avxog,  r\  <piXoxiiita  datfiovog. 

Ephipp.  8,  6  xal  ytxg  nagapaövvxag  xivag  Jtagaßoöxofiiv. 

Anaxandrid.  47,  2  xal  xdg  aXexxgvovag  ^sagovö1  aöfisvoi. 

Alexis  40,  2  xoiovd'  axsgov.  Xi&ivi]g  inE&vntjoav  xcgqg. 
112,5  tnavöe,  paivopivag  xaxaöxi'iöeiev  dv. 
141,  10  xal  %iova  plv  nivnv  nagaöxevdlo^sv. 

146.7  oC  piv  ye  övyyvd^iijv  e%ovöy  döixov^svot. 

210.8  iyvaxa  yovv  ovxtog  iitioxoitovpevog. 
221,8  Xenxol  di ea piXevutvai  xs  ipgovxidsg. 

Diodor.  2,  IG  xccl  xtjv  ftvgav  dvscoyiidvrjv  Ei6ig%o  pai. 
Alexis  278,  3  oivor  6s  xbv  TtaXaioxaxov  oicovöd^oiisv. 
Klearchos  3,  1  ei  xotg  ^e^vöxo^iivoig  ixdöxijg  ^fisgag. 
Dromo  1,  4  igv&goxegov  xoxxov  itegiitaxovvx*  eö&'  bgdv. 
Eubul.  41,  2  f]  xr\gonXa<Sxr\6ag  "Egafr'  vxonxegov. 
Auaxilas  20,  1  xov  xsaxgeag  xaxedridoksv  xo  xgaviov. 
Alexis  2,  7  taag  exegag  iffvxxrjgidiov  xe  dtx  oßoXovg. 

125,4  l%&vv  V7toxi^irjöag  dnodoax*  iXdxxovog. 
222,8  rj  xov  itaga\La6vvxy\v  fd©  xbv  dvoüiov. 
33,2  itivovötv  dv&gc&xoig  dniovg  naoccxsi  utvccg. 
Diodor.  2,  30  £%ovxag  ovötag  xaX&g  ßsßuoxoxag. 
Henioch.  4,  1  Ttgbg  ifiavxbv  iv&vftov^ievog  vi]  xovg  ftsovg. 
Timokles  18, 5  foetvog,  dXX'  ixagxigi\c\  a  tptXxaxe,  aller- 
dings in  Elision. 

Timokles  32,  5  xav  iöxiaiiivcav  idei  Öl  xov^ixaXtv. 
Alexis  245,  4  xbv  "Eqcoxcc,  övvxofKoxaxov  d'  eiitelv,  oöoi. 
Antiphan.  136,  2  tpiguv  dnovCtyaö&ai.  ::  Öota  xig  dsvg1  vdag. 
192,4  xdxxuv  X£  yswixag  itaQaoxsvdfcxai. 
Ferner  zwei  oder  mehr  viersilbige  Wörter,  oft  mit  schweren 
dreisilbigen  22  Verse: 

Antiphan.  1,  6  xL  Xtya;  ::  xgayaÖ luv  ittgaivm  EoyoxXeovg. 

331,  2  xov  Xevxoxdxov  ndvxav  iXaiov  2Japiaxov 
=  Alexis  342,  2. 

Eubul.  57,  4  Tipoxgixog  iXXelitav  nvaXCxr\g  iittösxog. 

110,  1  w  noXvxeXmg,  dXXa  xa&agsi<og  oxi  av  y. 
Nikostrat.  6,  2  w  noXvxsXmg,  dXXa  xa&agei'ag  datvitoda. 


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2.  Vernachlässigung  der  HauptciUuren. 


201 


Aniphis  26,3  QatpavtÖag  im&vpet  itQiaöfrat  ^aivetai. 

27,  1  ^qIolöl  xovg  xoC%ovg  xvxka  M Lkrjöiog. 
Ephipp.  22,  3  7}  Ztxektxcig  uitxijv  Jtoitjöa;  ::  Uixekixwg. 
Anaxilas  19,3  ovoöCxlov  pikksig  voarikevstv;  Zöov. 

20,2  avctQxdoag  Mdzav,  iya  6*  dxokkv^ai. 
Epikrat.  2,  2  avkrjXQtdag  ndöctg  'Anokktavog  vofiov. 
Alexis  46,  5  inccv  yag  ixvetpiag  xaxaiyiöccg  tvxV- 

133.4  itctQuö%i,oov  iQr\oxa>g  dianxv^ccg  okov. 
135,3  ineix'  dvayvciöei,  ndvv  yt  diaöxonav. 
141,3  £Q(üuev  dkkoxQi&v,  itaQOQG>ii£v  övyyeveig. 

Klearcb.  2,  3  to  (pcovaQiov  rjfimv  nsQtCaQyov  ytyvtxai. 
Diodor.  2,  32  x<av  evnoQ&v  xivlg  itctQctöixovg  ikoptvot,. 

2,36  (aq>avtdag  rj  aanQOV  oikovQOV  xaxayccycov. 
Henioch.  5,  8  öxrjvqv  bgdv  &stoQixrjv  vofiifcrat. 
Tiraokl.  27,  5  cov  ikeyev  inivsvov  dtaxivrjg.  ::  x<p  Ö*  aper. 
Philem.  88,  9  wötkq  tt  xaxd%Qeiov  xeqxtkaiov  ixxivei. 
Diphil.  43,  31  otyaQiov  dyoQcclov  notstv  xtg  ßovkertu; 
Mit  der  Lunge  dieser  Wörter  müssen  wir  unbedingt  das 
Unterbleiben  des  Hauptabschnittes  für  entschuldigt  halten.  Er- 
giebt  doch  der  Augenschein,  dass  in  den  meisten  Fällen  die 
langen  Wörter  ohne  diese  Vernachlässigung  gar  nicht  in  den 
Vers  zu  bringen  waren.   Die  gleiche  Beurtheilung  müssen  auch 
solche  Verse  finden,  in  denen  erstens  viersilbige  Wörter  mit  zwei 
oder  drei  dreisilbigen  zusammentreffen  oder  zweitens  nur  vier- 
silbiges und  dreisilbiges  Wort  vorkommen,  zumal  wenn  diese  be- 
sonders schwer  sind,  d.  h.  aus  mehreren  Längen  gebildet  sind, 
die  ihre  Unterbringung  im  Verse  schwierig  machen ,  ja  vielfach  an 
einzelnen  bestimmten  Versstellen  fordern. 

Der  erste  Fall  ist  häufiger  bei  Alexis,  kommt  aber  auch 
sonst  vor,  im  Ganzen  16 mal: 

Alexis  124,  13  "Alto kkov,  dtg  taxQixcSg.  <a  rkavxCa. 
36,4  cig  <pao\  'Agioxinitog  <So<pi0xt)g  tv<pvr]g. 
15,  13  dta  xovxo  xb  xdgi%og  xl&fixag  öinkaciov. 
59,  2  Iv  uQyvQtß  itoxtiQCa  itexd%vcn  xivi.  9 
146,11  exovoi  xal  xdpvuv  ktyovö'  txdaxoxe. 

234.5  izoirjxLXOvg  t&aiiovg  itQoftvpovg  evno  govg. 
291,  2  lÖCcc  xb  xal  xotvy  xvkixa  ngonio^ai. 

Antiphan.  68,  1 1  xovg  yccQ  peydkovg  xovxtwg  ctnavxag  ve- 
vofiixa. 

Antiphan.  76,  2  r)  Kakkiptdcov  ykavxov  xqooix'  av  xoaviov, 


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202 


Metrik.   I.  Cäsaren  und  Schlüsse. 


Antiphan.  126,  2  vtiov  'slygodCxy,  yiXoiov.  ::  dyvoelg. 

168,7  fti^d*  av  6  riv&ayogag  ixsivog  rjOftiEv. 
Eubul.  119,  12  dV  a6%okiav  ijxatv  itagov&  f}(iega. 
Amphis  17,3  ittviav  xe  OvyxgvTixeiv  intoxaxai  fiovog. 
Anaxilas21,3  ix  xtjg  ixaigCag  txaiga  xovvofta. 
Diodor.  2,  24  iv  anaöi  xolg  dqiiotg  ftvöiag  noiovptvri. 
Diphil.  55,  4  ix  rrjg  dyogäg  og&bv  ßadi&iv  vnoXdßoi. 

Zum  zweiten  Fall  folgende  24  Verse: 
Antiphan.  20,  5  igitpov'  dta  xrjv  dxagniav  ydg  xmv  ccdgüv. 

44,4  ditoXavE  xov  ^a^iov,  <pogei  xovg  ßväxaxag. 

152.3  sxoifidösi,  önovddg  noitjasty  xdXX'  oöa. 
168,2  d<ptx6fi7jv  ax&els  vxo  xivog  ipKOQOv. 

206.4  tjuIv  dl  totg  frinjroig  ingidnqv  x&ßtovg. 
212,2  iv  ysixovav  avva  xaxoixovötjg  xivog. 

Anaxaudrid.  52,  2  opfhog,  dioxi  ßovXevixni  iovxa  yttfiet. 
Eubul.  80.  2  xrjg  o  ix  tag  xoivbv  xanrjXflov  niya. 

117,  14  xu%i(og  yi  p   al  xgtjdxal  yvvalxeg  iniXinov. 
120,4  dXX'  ovÖE^Cav  dXXijv  ixaCgav  iidi  xig. 
128,2  XQtifraö'  bfiov  öpvgvr]  didxaxxe  xi)v  bdov. 
Anaxilas  21,  2  totg  dsopivoig  xivmv  vnovgyfj  irgbg  %dgiv. 
Alexis  16,  8  idv  d'  igax  rjöyg  'noöov  xovg  xt<Sxgiag\ 
41,2  Vficcg  xa&i^ovoag  fttagelv  dag  %e'vag. 
47,2  xbv  Kogvöov  sl  Öolca  avvagi6xnv  xidiv. 
173,4  av&QfüJtogi  ovx  inCöxaöai  %t}V  ii>v%gd  öoi. 
213,  2  ovg  av  öotpaxdxovg  dvvioti'  iv  xy  itoXu. 
222,6  xal  xotg  piu  dyevstoig  ictog  intGxi  xtg. 
255,  1  sl  xov  [is&vöxaöfrai  ngoxtgov  xb  xgatnaXäv, 
besser  zum  ersten  Fall. 

Alexis  296  Xvnr\  paviag  xoivwvCav  i%u  xivd. 
Diodor.  2,  25  e(g  xag  ftvöiag  xavxag  nagaalxovg  rc5  &e<p. 
Tiniokles  35,  3  ovxog  pexa  frovxav  x£&v)jX(ag  Tttginaxtt. 
Philem.  3,  3  otu  xi  xäv  aXXoov  öiafpigetv  &i]gC(ov. 
Diphil.  87,  3  xaxa  xyv  bÖiv  n&Xtiv  negiitaxtov  ßovXo^iat. 
JSs  bleibt  noch  ein  kleiner  Rest  ciisurloser  Trimeter,  allein 
auch  von  diesem  müssen  wir  noch  manche  Verse  als  hinreichend 
entschuldigt  ansehen,  wie  wenn  ein  viersilbiges  Wort  in  die  Cäsur- 
stelle  fallt,  wobei  die  Einhaltung  der  Cüsur  unmöglich  wird: 
Antiphanes  33,  3  Xevxrj  ^Aai/tg,  (pcubg  %ix(ov£6xog  xaXvg. 

184,  1  iyd)  ntgl  xr\v  btycovlav  fiev  ov  ndw.  Vgl. 
190,  5  vielleicht  umzustellen. 


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2.  Vernachlässigung  der  HaitptciUuren. 


203 


Antiphanes  207,  4  öxQotprj  Xoyav  ineX&txo  xtg,  rjdv  xot. 
Eubul.  25,  4  xovxovg  povovg  iXsv&egovg^  xdv  öovXog  y. 
Ephipp.  16,3  fäong  xs  xazcc  dtlnvov  GeodaQog  poi  Xiyu 
mit  Eigennamen. 

Droino  1,  2  psXXav  dävpßoXovg  ndXiv  demvetv.  itdvv.  Vgl. 
Alexis  126,  1.5  unsicher. 

Diodor.  2,  9  ov  d1  av  xaXmg  iöxQapevrjv  xXi'vtjv  Cdt). 
Alexis  146,  5  nixqdv  ye  xal  f/etfrifv  yvvaixeCag  ioXr\g. 

Das  Gleiche  hat  auch  noch  von  solchen  Versen  zu  gelten, 
wo  mehrere  dreisilbige  Wörter  vorkommen,  von  denen  mindestens 
eins  schwer  ist,  d.  h.  aus  drei  Längen  besteht  oder  zwei  Längen 
neben  einander  hat: 

Eubul.  57,  2  xrjgvvog  svdaificjv  xvväxeg  aprta. 

110,4  ftijrpai/,  20'pt«,  nvov,  XdßQaxog  xquvlov. 
Anaxilns  15,  1  iya  dl  ßaQßixovg  TQixoQÖovg,  Jiqxztöag. 
Alexis  21,  2  6  Xatgtag  xvd&ovg  nqoitivtiv  elxoöiv. 
36,  5  uuXXov  Öl  ito&xsvcov  aitdvxav  xmv  rote. 
59,  1  EtoijXd-ev  r\  itaiga  yiQOvöa  xbv  yXvxvv. 
145,2  %ivovg  ixsQovg  vftcav,  ysvolpijv  £y%eXvg. 
213,  1  i'yays  Svo  Xaßetv  pay&igovg  ßovXo^at. 
265,  3  noulv  6  yaQ&eog  dsdcaxmg  xdyct&d.  Vgl.  135,2. 
172,8.  201,4  unsicher. 
Alexis  271,  5  xa  d*  ctXXa  TtQoöfryxag  anavxa  %9V  xctXslv. 
Mnesimach.  3,  3  ptxQict  Öi  y  d>g  &e£&  oeavxov.  ::  xmg  ixt; 
Timokles  33,  2  &£Q(triv  Oxd<pi]v  dspfimv  litvixcäv  rjö&iov. 
Xenarch.  2,  4  r\  xov  Öl  ocoxrjQog  dibg  xd%i<5xd  ys. 
Diphil.  33,3  avxäv  aitb  xrjg  xifiijg  exdoxrjg  ijuegag. 
Dionysios  4,  2  nXdvov   xiv     iv  'A&^vatg   ysveö&ai,  xi\v 

Axionik.  6,  4  oöxmv  xe  xb  piye&og  xotfavxag  möxs  pe. 

Man  wird  auch  da  endlich  keine  leichtsinnige  Vernachläs- 
sigung der  Hauptcäsur  annehmen,  wo  drei  dreisilbige  Wörter  in 
den  Vers  zu  bringen  waren  in  folgender  Art: 

Aristophon  9,  3  txovxag  rj  tpoQttv  xgiß&vag  ijdi&g  und 

Alexis  245,  5  tou  daifiovog  tovxov  noiovöiv  aixovctg 
oder  wo  zwei  dreisilbige  und  noch  ein  spondeisches  Wort  in  ihrer 
Nähe  unterzubringen  war: 

Anaxandrid.  17,  1  6  ro  öxoXiov  svqiov  ixetvog,  06x1g  rjv,  wo 
6  —  el'QOJv  ein  Begriff  ist. 

Kratin.  neoter.  12,3  xrjv  lyyvi\v  &xt\v  Xiyovx  ; : :  r\V  dXX'  iyri. 


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204 


Metrik.  I.  Casaren  und  Schlüsse. 


Philem.  114,  1  ag  avq>vlg  £t5ov  xoxXiag  vi\  xbv  &sov. 

Theophil.  12,  7  xdXXsi  xaXrjg,  (isys&ei  fisydXrjg,  rixvV  4°<PVS- 

Alexis  1,2  nXdxovv  xal  yvoitiet,  XCxgov  xal  xqou{xvoi>. 

Aristophon  8,  3  ovxcog  iv  fj^tgaig  oXCyaig  vexQovg  noulg, 
wenn  man  nicht  oXCyaig  ^tgaig  umstellen  will. 

Darnach  bleiben  aus  der  grossen  Masse  Triuieter  noch  zehn 
übrig,  und  selbst  da  kann  man  nicht  unbedingt  einen  leichtfer- 
tigen Versbau  finden  wollen,  sondern  die  Eigenart  der  Wort- 
verbindungen war  das  Massgebende.  Denn: 

Antiphanes  68,  6  l%ftvv  xiv  \  rideag  <pdyoig  av\  ::  dg  dyQov 
besteht  genau  besehen  aus  drei  oder  vier  dreisilbigen  Wörtern, 
da  xiv   und  sig  enklitisch  und  proklitisch  sind. 

Anaxandrid.  39,  6  riiietg  dl  \  x6v  otfxov  |  piyiöxov  naga  xoXv 
ist  wohl  xcLQanoXv  gemeint  uud  somit  ein  vier-  und  dreisilbiges 
Wort  entschuldigend. 

EubuL  119,  10  nXtiv  f)  Svolv  \  nodolv  nccQtlvai  xrjg  öxiäg 
entschuldigt  sich  ähnlich,  da  die  untrennbare  Wendung  itXelv  % 
dvolv  als  viersilbiges  Wort  gilt,  wie  der  Anfang  in 

Kratin.  neoter.  7,  3  xijg  xmv  Xoycov  \  Qcopijg  \  xagdxxetv  |  xal 
xvxäv  als  sechssilbiges.  Desgleichen  werden  als  vier  dreisilbige 
Wörter  gefasst  die  Wendungen  in 

Alexis  30,  4  pigog  xi  |  x&v  ft&iav  \  xooovxo  |  re5  xqoicg). 
So  bleiben  überhaupt  noch  fünf  Stellen,  nämlich 

Eubul.  116, 5  o  d'  olov  rjv  yvvri  xaxbv  nEJtva^ivog,  wo 
wenigstens  ein  viersilbiges  Wort  vorkommt. 

Epikrat.  5,  4  ij  xrjv  dpida  ytQuv  \  ugäv  xt  |  xft'/if^a,  wo 
zwei  dreisilbige  und  ein  durch  Euklisis  dreisilbig  gewordenes 
Wort  die  wesentlichsten  Bestand theile  bilden. 

Alexis  16,  6  inav  idco  xdtca  ßXtitovxag,  xag  d  o<pQvg,  wo 
das  nicht  zu  trennende  xdxa  ßXtnuvxag  wie  ein  füufsilbiges  Wort 
in  der  Cäsur  steht;  endlich 

Alexis  79,  6  dv  av  d'  föij  hqüxov  ntvtjxa  xal  viov  mit  einer 
zusammenhängenden  Phrase  von  sechs  Silben,  und  der  allerdings 
zweifelhafte  Vers 

Philemon  128,  1  cj  ytgoV)  sxav  idtjg  ytQovxa  xal  povov  mit 
Wortspiel  wie  Timokles  33,  2  und  Theophil.  12,  7,  s.  oben  S.  203. 

Aus  diesen  Zusammenstellungen  geht,  was  keiner  weiteren 
Darlegung  bedarf,  unzweifelhaft  hervor,  dass  die  neue  attische 
C'omödie  überhaupt  viel  seltner  die  Trimetercäsuren  verletzt  als 
die  ulte  und  fast  ausnahmslos  immer  nur  aus  einem  klar  ersicht- 


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2.  Vernachlässigung  der  Hauptcäanren. 


205 


liehen  Grunde,  nur  unter  dem  Zwange,  den  die  Unterbringung 
längerer  Worter  herbeiführte.  Man  sucht  vergebens  so  leicht- 
fertig gebaute  Verse,  wie  sie  bei  Aristophanes  häufig  sind: 

Ach.  111  ays  drj  6v  (pQaöov  ipoi  öcupäg  itQog  rovxovC  oder 
auch  nur,  wie 

Ach.  170  xolg  &qo.%\  ittQl  piöd-ov'  Xfyco  $*  vptv  ort  u.  a. 
Menander  huldigt  ganz  der  gleichen  Praxis,  wie  seine  nächsten 
Vorgänger.  Die  Stellen,  die  dies  beweisen,  sind  folgende:  5,  3. 
66,  1  n.  5.  94,  2.  102,  2.  113,  3.  128,  1  u.  3  u.  10.  158  zweifel- 
haft. 204,  2.  223,  2.  245,  1.  248,  5.  273,  2.  281,  2.  282,  3.  283,  1. 

292,  2  u.  5.  294,  1.  302,  6.  306.  2.  325,  16.  354,  2.  376  zweifel- 
haft. 393,  2.  402,  2  u.  13  u.  15.  404,  9.  406,  1.  418  corrupt  453,  2 
zweifelhaft.  462,  6  u.  10  u.  11.  467,  2.  481,  2.  (481,  5  falsche  Con- 
jectur).  481,  10.  482,  4.  489,  4.  492,  1.  504,  1.  518,  4  u.  6.  530,  1. 
532,  12.  534,  12.  538,  1.  539,  5.  546,  1.  547,  1  Eigennamen.  554,  2. 
562,  3.  599,  3.  600,  2.  602,  3.  604,  2.  Caesura  latens  z.  B.  252,  2. 

293,  3.  301,  6.  302,  9.  344,  2.  348,  9.  532,  10.  544,  2.  625,  1  u. 
631,  2.  Alle  diese  Stellen  beweisen  zur  Genüge,  dass  die  Vers- 
technik des  Menander  in  dieser  Hinsicht  ganz  die  gleiche  wie  die 
der  neuen  Comödie  überhaupt  ist.  Sicherlich  aber  ist,  das  lässt 
sich  auch  aus  den  erhaltenen  Bruchstücken  schliessen,  im  Ver- 
laufe der  Zeit  die  Beobachtung  der  Trimetercäsuren 
immer  sorgfaltiger  geworden.  Ausser  der  in  der  Elision  ge- 
trübten Cäsur  kommt  z.  B.  nur  eine  Stelle  ohne  Cäsur  mit  zwei 
mehrsilbigen  Wörtern  vor  bei  Apollodor.  Gel.  4,  2,  bei  Apollodor. 
Karyst  5,  3  u.  19.  15,  2.  16,  3  idaxs,  rdöv  xextrj^svcav  dJ  dq>£t- 
/Utro,  Anaxippos  nur  3,  4,  Philippides  9,  3  u.  6.  25,  6.  Eine  Ver- 
nachlässigung der  Hauptcäsur  zeigt  gar  nicht  äegesippos  mit  36 
Versen,  Euphron  bei  92  Trimetern,  Machon  mit  15,  Baton  mit 
57,  Epinikos  mit  20,  Phoinikides  nur  an  2  Stellen  mit  vier- 
und  fünfsilbigen  Wörtern,  und  2  mit  vier-  und  dreisilbigen, 
Sosipater  einmal  bei  sechssilbigem  Worte.  Nur  Verse  mit  Cä- 
suren  sind  überliefert  ferner  von  Poseid ippos  77,  Damoxenos  82, 
Krito  9,  Demetrios  12,  Dioxippos,  Stephanos,  Strato  (47),  Theo- 
gnetos  (14)  u.  A. 

So  stimmt  die  Praxis  der  Comödie  im  Wesentlichen  zu  der 
der  classischen  Tragödie,  die  auch  nur  ausnahmsweise  bei  langen 
Wörtern  das  Unterbleiben  eines  trochäischen  Einschnitts  in  der 
Mitte  der  Trimeter  gestattet,  wie  Aesch.  Pers.  51 2  bei  negaöavzeg 
in  Cäsurstelle,  ibid.  504  xQvtfrakkonrjya.  468  SsQ^g  ava^ailev. 


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206 


Metrik.  I.  Casaren  und  Schlüsse. 


Prom.  667  ovx  otö'  oVrag  ijfitv  ajtiörrjöai  XQ'h  Sept.  444  u.  a. 
s.  Bursian-Müller's  Jahresbericht  46.  Bd.  S.  222  u.  223. 

Von  den  trochäischen  Tetrametern  der  neuen  attischen 
Comödie  haben  wir  zu  wenig  Material,  um  etwas  Sicheres  aufzu- 
stellen. Aeschylus  wahrte  hier  ausnahmslos  die  Cäsur,  einmal 
nur,  wie  wir  oben  sahen,  gestattete  er  sich  die  sog.  caesura  latens. 
Allein  schon  Sophokles  scheint  den  Haupteinschnitt  bisweilen 
ganz  unterlassen  zu  haben,  wenn  ein  schweres  Wort  in  die  Cä- 
surstelle  fiel,  wie  Philokt.  1402  tl  doxsl  öttCx&iiEv.  ::  co  yev\- 
vatov  ££qt]xco$  &tos,  wenn  man  hier  nicht  iambische  Cäsur  nach 
to  vorzieht,  die  jedoch  auch  ihr  Bedenkliches  hat. 

Aristophanes  erlaubt  sich  neben  der  trochäischen  Hauptcäsur 
auch  die  iambische,  ganz  wie  die  römischen  Comiker,  vgl.  Ver- 
fasser in  Bursian-Müller's  Jahresbericht  48.  Bd.  S.  130  fg.,  wie 
in  den  Vögeln  in  155  trochäischen  Tetrametern  120  trochäische 
Hauptcäsur,  20  iambische  und  nur  15  Verse  keine  Hauptcäsur 
zeigen,  davon  9  durch  längere  Wörter  entschuldigt  Dass  in  der 
neuen  attischen  Comödie  neben  der  trochäischen  auch  die  iam- 
bische Hauptcäsur  vorkam,  beweist 

Timokles  16,  6  Tr\Xiyi,a%ov  *A%aQvia  \  öcoqov  ts  xvdfiav  xaxa- 
kaßdv. 

Ebenso  konnte  wie  im  iambischen  Trimeter,  so  auch  im 
trochäischen  Tetrameter  die  neuere  Comödie  bei  längeren  Wörtern 
jeden  Haupteinschnitt  in  der  Mitte  unterlassen.  Darauf  scheint 
wenigstens  ein  Vers  schliesseu  zu  lassen,  den  man  mit  Meineke 
(itäaiv  statt  des  überlieferten  ndciiq)  so  liest: 

Autiphanes  17(J,  2  diaytQovta  xäaiv 'Iititovixs,  trjg  oixov- 
lievrjg. 

Was  die  iambischen  Tetrameter  anbetrifft,  so  bietet  uns, 
was  aus  der  neuen  attischen  Comödie  auf  uns  gekommen  ist, 
keinen  Anhalt.  Doch  behandelt  Aristophanes  in  seinen  iambischen 
Langversen  die  Hauptcäsur  ganz  so  wie  in  den  trochäischen,  vgl. 
Verfasser  a.  O.  S.  130.  Von  den  147  iambischen  Septenaren  der 
Kitter  haben  110  die  regelmässige  iambische  Hauptcäsur  nach 
der  vierten  Hebung,  22  die  trochäische  nach  der  fünften  Senkung, 
und  von  den  übrig  bleibenden  15  Fällen  zeigen  zwei  in  der  Cäsur- 
stelle  sechssilbige,  drei  fünfsilbige,  fünf  viersilbige  schwere  Wörter 
(eines  mit  Elision)  und  nur  fünf  molossisches  Wort,  wie  ftcolnsCcis. 
Demnach  aber  ist  zu  vermuthen,  dass  die  neue  attische  Comödie 
iambische  wie  trochäische  Langverse  etwa  gleich  behandelte. 


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2.  Vernachlässigung  der  HaaptcUsnren. 


207 


2.  Dieser  hier  dargelegten  griechischen  Praxis  entspricht 
thatsächlich  die  der  römischen  Dramatiker  principiell  und  in 
allen  wesentlichen  Einzelheiten. 

Das  beweisen  für  Plautus  Senare  wie  folgende: 

Cure.  393  De  Cdclitum  prosäpia  te  esse  drbitror,  von  Varro  und 
Servius  bestätigt. 

Merc.  29  Inhaeret  aüiditds,  desidia,  inciiria,  bei  drei  viersilbigen 
Wörtern,  ähnlich 

Merc.  49  Perfidiam  iniustitidm  lenonum  exprömere,  bei  einem 
fünfsilbigen  uud  zwei  viersilbigen  Wörtern;  sodass  sicher  nichts 
zu  ändern  ist.1) 

Aul.  510  Flammdrii  vidlärii  carindrii  mit  zwei  fünfsilbigen  und 
einem  viersilbigen  Worte. 

Merc.  58  Amöris  vi  diftunditari  ac  di'dier  mit  schwerem  fünf- 
silbigen Worte. 

Stich.  227  Ac  pcricratiünculas  parasüicas  mit  sieben-  und  fiinf- 
silbigem  Worte. 

Rud.  525  Equidem  me  ad  velitätionem  exerceo  mit  sechssilbigem 
und  viersilbigem  Worte. 

Rud.  1341  Isque  m  potestatem  meam  perv&tcrit  bei  zwei  vier- 
silbigen Wörtern. 

Capi  159  Multis  et  multigeneribus  opus  est  tibi  mit  sechs- 
silbigem Worte. 

Capt.  664  At  dt  conßdcnttr  mihi  contra  ddstitit  mit  schwerem 
viersilbigen  und  einem  dreisilbigen  Worte. 

Stich.  300  Secündas  fortunds  decent  sujitrhiae  bei  einem  vier- 
und  zwei  dreisilbigen  Wörtern,  in  lyrischen  Versen,  aber  als 
Senar  gut  bezeugt,  in  A  eingerückt. 

Andre  Stellen  sind  Mil.  485.  Pseud.  430.  Pers.  410  u.  s.  w. 
Dagegen  Amph.  139  ist  wohl  umzustellen  donis  sit  donatus  statt 
sit  donis  donatus. 

Dies  sind  zunächst  nur  einige  sichere  Beispiele  aus  solchen 
Stücken,  zu  denen  wir  einen  neuen  zuverlässigen  kritischen  Appa- 
rat besitzen.  Allein  auch  schon  aus  diesen  geht  hervor,  dass 
principiell  kein  Unterschied  zwischen  griechischer  und  römischer 
Praxis  in  dieser  Hinsicht  besteht.  Wenn  auch  Terenz  an  dieser 
Praxis  noch  festhält,  so  darf  man  darin  keinen  ungesunden  Still- 


1)  Die  Behandlung  des  Mercatorprologs  durch  Leop.  Reinhardt  ist  Ver- 
fasser bekannt. 


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208 


Metrik.    I.  Cäsuren  nnd  Schlösse. 


stand  in  der  Entwickelung  sehen,  vielmehr  war  gerade  mit  Me- 
nander  die  griechische  Entwickelung  auf  eine  gesunde  Mässigung 
gekommen.  Wenn  Plautus  und  Terenz  Bedenken  trugen  die  nach- 
menandrische  Entwickelung  mitzumachen,  was  ja  nach  Terenz 
wirklich  geschah,  vgl.  W.  Meyer,  a.  0.  S.  113,  so  haben  die  beiden 
Koryphäen  nur  mit  grossem  Takt  gehandelt  Einen  numerischen 
Unterschied  kann  man  wohl  herausrechnen  zwischen  Plautus  und 
der  neuern  attischen  Comödie,  worauf  wir  sogleich  zurückkommen 
werden,  und  zwischen  Plautus  und  Terenz.  Er  mag  jedoch  nicht 
so  erheblich  sein,  wie  es  nach  der  jetzigen  Ueberlieferung  scheint. 
Denn  es  besteht  kein  Zweifel,  dass  ähnlich  wie  bei  den  Senar- 
cäsurhiaten,  s.  S.  171  fgg.,  die  spätere  Technik  Veranlassung  war  die 
Ueberlieferung  auch  hierin  zu  trüben.  In  manchem  Verse  scheint 
der  Mangel  der  Cäsur,  den  man  später  unbedingt  als  etwas  Un- 
schönes empfand,  erst  nachträglich  durch  Umstellung  beseitigt 
zu  sein.    Charakteristisch  hierfür  sind  Verse,  wie: 

Epid.  498  Potuit :  plus  iam  qninqumnium  sum  libera,  den  die  Hand- 
schriften mit  richtiger  Hauptcäsur,  aber  falscher  Quantität  geben: 
Potuit  :  plus  iam  sum  |  h'berü  quinquennium,  in  sehr  unnatür- 
licher, ja  wohl  unzulässiger  Wortstellung,  da  plus,  iam  zu  quin- 
quenuium,  nicht  zu  libera  gehört.  Darum  wird  man  auch  ander- 
wärts, wo  ähnliche  Tndicien  dafür  sprechen,  bei  längeren  Wörtern 
lieber  durch  Umstellung  unter  Missachtung  der  Hauptcäsur  als 
durch  Textänderungen  abhelfen  oder,  wo  dies  bereits  geschah, 
die  überlieferte  Wortfolge,  die  nur  wegen  der  fehlenden  Cäsur 
anstössig  erschien,  halten.    Zum  ersten  Falle  gehören: 

Merc.  233  In  simiac  custodiam  concvderc  statt  in  cust.  s.  conc. 

Trin.  540  Morimitur  angind  sues  aevrrume  st.  sues  in.  ang.  ac, 
wohl  auch 

Aul.  546  Plus  phisque  sospitmt  istuc  quod  niinc  habes  u.  a. 
Zum  zweiten  Falle: 

Capt  146  Alicnus  quom  eius  inedmmodum  tarn  aegre  feras. 

Bacch.  344  Id  mi  haiid  utrum  velim  licere  intcllego  u.  a.  Vgl. 
Truc.  680.   Dagegen  ist 

Rud.  127  Nam  ego  pröpter  L-iüs  |  m6dt  viros  vivo*  miser  zu 
messen. 

Zur  Erläuterung  der  Terenzischen  Praxis  führen  wir  beispiels- 
halber an: 

Andr.  66  Eoruni  öbsequi  studiis,  (uJversus  nemini  vier  dreisilbige 
Wörter,  dazu  eorum. 


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2.  Vernachlässigung  der  Hauptcäsuren. 


209 


Andr.  G0  Gaudebam.  ::  Non  iniuria  :  nain  id  ärbitror. 
737  Ego  quid  agas  nihil  intellego  :  sed  si  quid  est. 
767  0  fäcinus  animadvtrtendum. : :  Quid  cldmitas,  wo  kaum 
caesura  latens  vorliegt. 

Andr.  801  Quem  Video?  estne  hic  Crito  sobrinus  Chrysidis? 
Hec.  176  Quid  adhtfc  habent  inftrmitatis  mipüacY 
177  Nunc  atidies.  primös  dies  complüsados. 
508  Deliberet  renüntietque  hodi^  mihi. 
Ad.  57  Pudare  et  Itberdlitate  Uberos. 

373  Ehem  Demea,  haud  aspexeram  te.  Quid  agitur? 
463  Quem  fratri  adoptandtim  dcdisti,  neque  boni. 
Ferner  Eun.  190.  436.  929.  Phorm.  60.  454.  447.  609.  Heaut.  64. 
444.  776  u.  a.  Eun.  836  zweifelhaft. 

Alle  diese  Fälle  von  Vernachlässigung  der  Hauptcäsur  er- 
klären sich,  wie  die  aus  Plautus  angefahrten,  ganz  nach  dem 
griechischen  Vorbilde.  Irgend  eine  sonst  nicht  gebrauchte,  der 
alten  Theorie  gänzlich  unbekaunte  Neben-  oder  Hilfscäsur  oder 
andre  künstliche  Mittel,  wie  Annahme  einer  Cäsur  bei  Zusammen- 
setzungen mit  Präpositionen  u.  ä.,  sind  nach  diesen  vergleichen- 
den Zusammenstellungen  wohl  ohne  Weiteres  zu  verwerfen.  Be- 
denklich ist  nur  ein  Vers,  wie  Andr.  801,  da  hier  keine  längeren 
Wörter  als  die  nicht  besonders  schweren  dreisilbigen  am  Ende  des 
Verses  vorhanden  sind.  Hier  ist  wohl  nach  der  bei  Umpfenbach 
angeführten  Nebenüberlieferung  folgendermassen  zu  schreiben: 

Quem  Video?  estue  hic  Crito  consobrinus  Chrysidis? 
wobei  Crito  pyrrhichisch  gemessen  wird  in  der  dritten  Senkung, 
wie  Eun.  832  lüpÖ,  s.  oben  S.  56,  oder  man  entachliesst  sich  hic 
vor  estne  zu  stellen. 

Die  gleichen  Gründe  sind  massgebend  für  die  Vernachlässi- 
gung der  Hauptcäsur  der  Langverse.  Die  meisten  Beispiele  weist 
natürlich  der  am  meisten  gebrauchte  Tetrameter  auf,  der  tro- 
chäische Septenar,  z.  B.: 

Amph.  707  Kölner it  salütarc.  ::  Inritdbis  crabrones.  ::  Tace,  in 
allen  Handschriften  und  bei  Nonius.  Hier  handelt  es  sich  um 
drei  viersilbige  Wörter;  ferner  bei  viersilbigem  Eigennamen  und 
vier  dreisilbigen  Wörtern: 

Trin.  604  Quoi  homini  despundet?  ::  LysitcU  Philtonis  filio. 

646  Ad  quaerundum  honorem :  tu  fecisti  ut  difficilis  foret 
Viersilbiges  Wort  mit  drei  dreisilbigen. 

Klüt/.,  ÜruntUUtfo  ftltrüniitcbur  Metrik.  14 


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210 


Metrik.    I.  Cäsnren  und  Schlösse. 


Trin.  853  ftle  qui  me  condüxit,  ubi  conduxit,  adduxü  domum. 
Drei  dreisilbige  schwere  Wörter  in  Wortspiel. 

Trin.  1145  Neu*  qui  rem  ipsam  pösset  intellegerc  thesaurüm 
tuom.    Fünfsilbiges  Wort  in  Cäsurstelle. 

Trin.  1148  Bvnevolens  emmentust.  ::  Quin  collaüdo  consilium  et 
probo.   Zwei  viersilbige,  zwei  dreisilbige  Wörter. 

Epid.  239  Nec  satis  exaudibam  nec  sermonis  faUebdr  tarnen. 
Viersilbiges  und  zwei  dreisilbige  Wörter. 

Epid.  546  Hüne  congrediar  astu.  : :  Muliebris  mi  adliibcnda  md- 
litiast.   Vier  viersilbige  Wörter. 

Epid.  626  Quem  Apella  atque  Zeiixis  duo  pingeut  pigmentis 
dlmeis,  zweifelhaft;  anders  zu  stellen?1) 

Cure.  604  Nügas  garris.  : :  Söleo :  nani  propttr  eas  vivo  fäcilius. 

Asin.  233  Nön  omnino  iam  perii :  est  rcUctwm,  quo  pcreäm  magis. 

Aul.  180  Ve'nit  neque  tnagister  quem  divtdere  argentum  oporluit 
644  Ätque  id  quoque  iam  fiet,  nisi  fatere.  ::  Quid  fatear 
tibi,  oder  nisi  fatere,  fiel? 

Amph.  267  Decet  et  facta  ratfresque  huius  habere  me  simitis  item. 
297  Credo  misericörs  est :  nunc  propterea  quod  me  meus 

erus. 

Amph.  962  Sed  age  respondc  :  iam  vos  redistis  in  concördiam? 
oder  redistis  iam  vos? 

Amph.  973  Recte  loquere  et  profnde  diligmtem  ut  uxoretn  decet 
1117  Mira  memoras :  nimis  formidohkum  facinus  praedicas. 

Mil.  223  Jnterclude  inimteis  commeätum,  tibi  nium  viam;  BCD 
intercludite. 

Merc.  216  Quin  quieque  ut  dicebam,  mihi  credebat.  ::  Verum  ut 
tibi  quidem. 

Stich.  759  Si  hoc  eduxetis,  proinde  ut  consmHus  antehac,  ccln  iter. 
Poen.  554  Dtdicimus  tecum  rina  ut  respondere  possimiis  tibi. 
Cure.  537  Nön  edepol  nunc  ego  te  medioeri  macto  infortüuio. 
Capt.  285  Quod  erat  ei  nomen?  ::  Tlwsaurwhrysonicochrysidcs. 
306  Qui  Imperare  insiieram,  nunc  alterius  imperio  öbsequi. 
592  Eum  vero  iam  nequeo  continoti.  :  :  Heus  quid  ait? 
Quin  fugis?  Ba  in  rasura:  heus  audin  quid  ait. 

Capt.  962  Ät  ego  faciam  ut  piideat :  nani  in  rnb&rem  te  totiim 
dabo. 

1)  Schwerlich  ZeuxY»  duo,  denn  ähnliche  Synizeaen  finden  sich  hei 
scio  u.  ii.  am  Ende  des  Dimeter«,  wie  Bacch.  1158,  oder  Que"m  Apella  ac 
Zeiixis  düö  etc. 


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2.  Vernachlässigung  der  Hauptcäeuren. 


211 


Cas.  378  Quondam  proynatis,  in  sortiendo  sors  deUctwrit. 
Vgl.  Rud.  423.  Men.  825  Eigennamen.  Mil.  208.  966.  Rud.  1049 
u.  a.,  aber  nicht  Pers.  216,  wo  mit  Verdoppelung  des  einmal 
überlieferten  prior  zu  schreiben  ist: 

Quo  ägis?  : :  Quo  tu?  : :  Die  tu"  prior  :  prior  rogavi.  : :  At  pdst 
scies.   Vgl.  S.  57.  Aehnlich: 

Cas.  523  Vm  vocem?  ::  Sine,  <sioe)>  nolo,  si  öccupatast.  :: 
ötiumst. 

Auch  andre  Stellen  sind  zweifelhaft,  so  Trin.  675.  1049,  wo 
nicht  A,  sondern  die  Palatini  das  Richtige  zu  geben  scheinen 
mit  caesura  latens.  Dagegen  ist  wohl  zu  stellen 

Trin.  1127  Nam  absque  te  foret,  me  exaedificasset  ex  his  aedibus. 
Zweifelhaft  ferner  ist  Epid.  50.  Cure.  554,  wo  nach  den  Hand- 
schriften eher  si  veis  per  uie<d>  statt  si  lubet  per  rae  zu 
schreiben  ist.  Truc.  579.  Aul.  249.  Amph.  344  Äin  vero?  ::  Äio 
enimvero.  : :  Verbero.  : :  Mentiris  nunc;  nach  den  Handschriften 
s.  oben  S.  113,  ferner  Amph.  356.  513.  1035.  Stich.  750.  Rud.  591. 
767.  Bacch.  964.  Capt.  316  messe  man  tüom  tum  |  pater;  und 
Capt.  580  Nam  1s  est  servos  Ipse  uec  praeter  se  |  dm  quam  el 
servös  fuit.  Capt.  408.  Pers.  656.  Mil.  986  nach  B  mit  iambischer 
Cäsur  Haec  celox  illiüs  quae  hinc  J  egreditur  etc.  wie  Most  310 
sodäKs  qui  hüc.  Most.  831  (quid  statt  quidquid  oder  quidque). 
.  376  corrupt.   Poen.  505  amanti,  qui  quid  |  quid. 

Unter  denselben  Bedingungen  wie  Plautus  verletzt  auch  Te- 
reuz  die  Hauptcäsur  der  trochäischen  Septenare,  z.  B. 

Andr.  231  Tarnen  eam  adducam?  Importunitdtem  speetate  äniadac. 
317  Abiu  hinc  in  inalain  rem  cum  sttspteione  istäc,  scelus? 
326  Nihil.  ::  Quam  Vellern!  ::  Nunc  te  per  amidtiam  et 
;w,t  amorem  öbsecro.    Dagegen  in 

Andr.  258  Quod  si  ego  rescissem  ld  prius  quid  facerem,  si  quis 
nunc  me  roget  ist  wohl  nunc  zu  streichen. 

Audr.  896  Ego  me  amare  hanc  fätcor  :  si  id  pecearest,  fateor  ld 
quoque. 

Andr.  945  Heus  Chremes,  quod  quaeris,  Pasibnlast.  ::  lpsa  east. 
::  East. 

Heaut.  599  Pcssima  haec  est  tneretruc.  : :  Ita  vidäur.  : :  Immo 
si  scias. 

Heaut.  961  Quidquid  ego  huius  feci,  tibi  prosi*!xi  et  stultitiac  tuae. 
Phorm.  1042  Nihil  pudere?  quo  dre  illum  obiurgäbis?  respondc 
mihi. 

14* 

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212 


Metrik.    I.  Ciisuren  und  Schlüsse. 


Phorm.  327  Quöd  me  censes  hömines  iam  devtrberasse  usque 
ad  necem. 

Hec.  234  Sätis  scio  peccdndo  detrimenti  nil  fieri  potest,  ebeuso 
370  viersilbiges  Wort. 

Ferner  Hec.  220.  Ad.  627. 633.  700. 972.  Zweifelhaft  ist  Phorm.  535. 

Die  gleichen  Regeln  könnten  natürlich  auch  für  die  tro- 
chäischen Octonare  gelten,  aber  es  findet  sich  kaum  eine 
sichere  Stelle  mit  fehlender  Hauptcäsur,  was  ja  in  diesem  langen 
Verse  nicht  auffällig  ist.   Vereinzelt  und  unsicher  sind 

Epid.  69  Ibi  manere  iüsstt  eö.  ventürust  ipsus.  ::  Quid  ita?  :: 
Dicam  oder  iüsslt  eo? 

Capt.  240  Audio.  : :  Et  propterea  saepiüs  ted  ut  nicmineris  rao- 
neo,  s.  oben  S.  79. 

Sicher  dagegen  sind  Beispiele  für  die  iambischen  Octo- 
nare, wie 

Amph.  257  Velätis  inanibus  orant,  (ut)  ignoscämus  peccatüm 
suom;  auch  zweimal  bei  Nonius. 

Capt.  196  Dece't  id  pati  animo  aequo  :  si  id  facietis  levior  liibos 
erit,  nicht  ganz  sicher. 

Andr.  239  Praescfsse  me  ante?  nönne  prlus  conimünicatum  opör- 
tuit  (möglich  non  priüs). 

Andr.  261  Amor  nüsericordia  hilius  nuptiärum  sollicitdtio. 

499  Quid  credas?  quasi  non  tibi  rcnuntuita  sint  haec 
sie  fore.  Phorm.  742  u.  a. 

Dagegen  Andr.  949  lässt  sich  messen  De  uxöre,  ita  ut  pos- 
sedi,  nihil  |  mutät  Chreraes?  ::  Causa  öptumast.  Aehnlich  kaun 
ibid.  508  mit  DG  fd  ego  iam  nunc  tibi  renuntio,  ere,  futurum 
ut  sis  sciens  gelesen  werden. 

Endlich  auch  in  den  iambischen  Septenaren  finden  sich 
Verse,  in  denen  die  beiden  rhythmischen  Bestandtheile  durch 
Unterlassen  jedes  Haupteinschnitts  eng  verbunden  werden: 

Cure.  493  Et  nunc  idem  dicö.  : :  Et  commminisse  ego  haec  volam 
te,  doch  vgl.  Prosodie  II,  2,  3  S.  113. 

Eun.  1021  Tu  iam  pendebis,  qui  stultum  adxdesccntulum  nobi'litos. 

Ad.  711  Ne  forte  impnidcns  fdeiam  quod  nolit,  scieus  cavcbo  u.  iL. 
Doch  sind  derartig  gebaute  Verse  recht  selten;  die  meisten  halten 
die  Hauptcäsur  ein,  gewöhnlich  die  iambische,  seltner  die  tro- 
chäische nach  der  fünften  »Senkung,  doch  etwas  häufiger  bei 
Terenz.  Belege  für  die  letztere  sind  Rud.  318.  1296.  Cure.  526. 
Asin.  556.  720.  Eun.  2««.  603.  604.  606,  vgl.  593.  Heaut.  703. 


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2.  Vernachlässigung  der  Ilaaptcäsuren. 


213 


Phorni.  754.  759.  777.  794.  828.  Hec.  250.  252.  254.  (359.)  832. 
(833.)  834.  Ad.  708;  in  Elision  latent  Hec.  790.  818. 

Ueberblicken  wir  nochmals  alle  hier  aufgeführten  Fälle  von 
Vernachlässigung  der  Hauptcäsuren  in  den  trochäischen  und  iam- 
bischen  Versen,  so  finden  wir  das  griechische  Vorbild  befolgt, 
wie  dies  bei  den  Trimetern  nach  unsern  Zusammenstellungen 
ohne  Weiteres  in  die  Augen  springt.   Wenn  in  den  lateinischen 
Senaren,  rein  statistisch  betrachtet,  die  Hauptcäsur  seltner  ver- 
misst  wird  als  in  den  griechischen  Trimetern,  so  bleiben  die 
Verhältnisse,  unter  denen  man  den  Haupteinschnitt  aussetzt,  wie 
gesagt,  principiell  dieselben,  und  der  äusserliche  Unterschied  der 
geringem  Frequenz  erklärt  sich  ganz  natürlich.  Im  griechischen 
Verse  drängten  sich  alle  schweren  zwei-,  drei-  und  gar  viersilbigen 
Wörter,  soweit  sie  nicht  im  Eingang  des  Verses  oder  in  den  Längen 
der  Schlussdipodie  unterzubringen  waren,  noth wendig  in  die  Cäsur- 
stellen,  z.  B.  schon  ein  avrtjv,  v^itv  u.  ä.  neben  ytveaftai,  ytvoC- 
Itqv  u.  a.  ganz  gewöhnlichen  Formen,  machte  dem  griechischen 
Dichter  Schwierigkeit,  wie  Alexis  145,  2  beweist  &tvov$  ittgovs 
vficov  yevoi'iirjv  ty%Ekv$  u.  ä.   Dagegen  im  lateinischen  Senar  war 
für  schwere  Wörter  mit  auch  noch  so  viel  Längen  überall  im 
Verse  Raum,  daher  uns  schon  Verse,  wie  der  oben  S.  207  angeführte 
Capt.  6G4  auffallen,  weil  ein  confidenter  u.  ä.  im  Lateinischen 
leicht  auch  anderwärts  als  in  der  Cäsurstelle  unterzubringen  ist. 
Können  ja  sämmtliche  Senkungen  mit  Ausnahme  der  letzten  in 
den  iambisch  schliessenden  Versen   lang  sein.    Eine  grössere 
Rücksicht  auf  Wortbetonung  braucht  also  auch  hier  nicht  ange- 
nommen zu  werden,  sondern  da  sich  schwerfällige  Wörter  an 
viel  mehr  Versstellen  verwenden  Hessen  als  im  griechischen  Tri- 
meter,  so  war  es  ganz  natürlich,  dass  diese  sieh  nicht  so  sehr 
in  die  Cäsurstellen  drängten.    Das  Princip  aber  ist  ganz  das 
gleiche.    Auch  war,   wie  wir  sehen  werden,  die  Beobachtung 
des  Wortaccents  im  dritten  nicht  mehr  oder  weniger  erforderlieh 

als  in  dem  ersten  und  fünften  Fusse.   Verse,  wie  SeeCndäs  ivr~ 

tuntts  decent  süperbiae  und  isque  in  pötesfrif-Tttt  meäui  pervenerit, 
sind  abgesehen  von  der  fehlenden  Cäsur  nicht  minder  correct 

als  süperbiae  secündas  iörtnnas  decent  und  is  autem  venlt  in 
putesfe/lcm  meäin.  Die  Beobachtung  von  W.  Meyer,  a.  0.  S.  77  fgg., 
wonach  in  den  Langversen  ohne  Hauptcäsur  nach  der  auf  die 
fünfte  Hebung  folgenden  Senkung  ein  Einschnitt  gemacht  werde, 


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214 


Metrik.    I.  Ciisuren  und  Schlüsse. 


sucht  zwar  P.  Langen,  Philo!.  Bd.  46  a.  0.,  zu  dem  Schlüsse  zu 
verwerthen,  dass  man  bestrebt  gewesen  wäre  auch  hier  die  Won- 
betonung möglichst  in  Einklang  mit  dem  Versictus  zu  bringen. 
Allein  massgebend  war  doch  lediglich  die  Länge  des  Wortes, 
das  die  Vernachlässigung  der  regelrechten  Cäsur  veranlasste. 
Wo  dies  nicht  trochäisch  oder  kretisch  endigt,  treten  auch  hirr 
abweichende  Tonverhältnisse  ein  z.  B.  wie  oben  Stich.  300  fortiina-, 

Kud.  1341  pÖtestatem,  so  ferner  Capt.  159  raultlgeneribus.  Cure 

537  mediöcri.    Merc.  29  avldftäs.    Andr.  66  stüdiis.    Hec.  177 

primös,  Epid.  546  müliebris.  626  pingent.  Trin.  604  Lysiteli. 
Andr.  258  fäcerein.   Capt.  1009  adsiinüles  u.  a.  m. 

Auch  das  ist  nicht  auffällig,  dass  in  den  Langversen  die 
Vernachlässigung  der  Cäsur  nicht  seltner  ist,  als  in  den  Senaren. 
wo  scheinbar  weniger  Kaum  ist,  um  schwerfällige  Wörter  unter- 
zubringen. Denn  der  iambische  Senar,  z.  B.  verglichen  mit  dew 
trochäischen  Septenar,  bietet  im  Wesentlichen  denselben  Spiel- 
raum für  lange  Wörter.   Da  die  Scnarciisur  beweglicher  war,  :n 
zwei  verschiedenen  Vcrsfiissen  eintreten  konnte,  so  stand  für  d-:: 
zweiten  Theil  immer  ganz  der  gleiche  Umfang  eines  katalektiscliei: 
trochäischen  Dimcters  auch  im  Senar  zu  Gebote,  für  den  erst-: 
Theil  aber  auch  ziemlich  der  gleiche  Raum,  da  dieser  eint!:: 
katalektischen  iambischen  Dimeter  gleich  kommen  kann.  iKr 
gegen  ist  in  den  Langzeilen  die  die  beiden  Dimeter  rhythuii.«' 
scheidende  Hauptcäsur  viel  unbeweglicher,  da  sie  nur  zwische: 
einer  einzigen  1 — l'/.morigen  Senkung  schwanken  kann. 

Jedenfalls  aber  haben  wir  in  den  römischen  Langversen  hie: 
bei  ganz  die  griechische  Praxis  anzuerkennen.    Denn  es  zein- 
sich  für  diese  ciisurlosen  Verse  besonders  zwei  Typen  ausgebiU-' 
nämlich 

Dulicimus  tecum  üna  ut  rcsjxmdnc  possimüs  tibi. 

Vgl.  dili  gentem,  ignoWimus,  conti  neri,  sorti  endo,  obiurga'  i- 
detri  nienti  u.  a.  sowie 

flle  qui  me  coruhixit,  hb)  am  dtixit,  adduxit  domum. 

Vgl.  tut,  ntsi  fa  tere.  nönne  prlus  coinjmünicatuin.  quasi  non  t:  . 
renüntiata.  nieretrix  Vtt  vi|de'tur.  Zeiixis  duT»  pin|gent,  wozu  iw  ' 
diejenigen  Verse  kommen,  in  denen  wir  oben  S.  144  cäsurl  •<■ 
erkannten  im  Abschnitt  über  die  Cäsurhiate,  Prosodie  11,4,  An- 
fang, wie  nunc  ego  repe'rire,  Phaedria  poteretur,  wo  es 
auch  meist  um  sehr  lange  Wörter  handelt. 


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2.  Vernachlässigung  der  Hanptcäsuren. 


215 


Zu  jedem  dieser  beiden  besonders  scharf  ausgebildeten  Typen 
erscheint  auch  das  Prototyp  im  griechischen  Vorbilde  unver- 
kennbar.  Man  vergleiche  nur  für  den  ersten 

Antiphanes  179,2  öiacptgovra  naöivtIitii6\vi'iiE  rijg  oixovpiivrjg 

und  viele  bei  Aristophanes,  und  für  den  zweiten  solche  Verse, 
wie  sie  Aristophanes  häufig  bietet: 

Nub.  1031)  sv  tolöi  (pQovTiöTcciöiv  ort  ngtor  torog  iizevori<Sa. 

Auch  wird  man  in  allen  solchen  einigermassen  typisch  ge- 
wordenen Formen  nicht  eine  unverzeihliche  oder  verzeihliche  Nach- 
lässigkeit oder  Rohheit  des  Versbaues  sehen  dürfen,  sondern  die 
Hindung  der  beiden  den  Langvers  bildenden  Diuieter  gab,  mit 
Mass  angewandt,  den  durch  regelrecht  wiederkehrende  Cäsuren 
leicht  monoton  werdenden  Langversen  einen  eigenen  Reiz,  eine 
vielleicht  manchmal  wohlberechnete  Abwechselung,  die  den  rhyth- 
mischen Aufbau  einer  Scene  eher  zu  beleben  als  zu  erschweren 
seinen.  Ist  es  doch  derselbe  Vorgang,  den  die  classischen  Rhyth- 
mopoioi,  eiu  Aeschylus  an  ihrer  Spitze,  gern  im  Melos  eintreten 
Hessen,  wenn  sie  eine  rhythmisch  zusammengehörende  Periode 
von  zwei  oder  drei  Dimetern  auch  metrisch  banden,  indem  sie 
in  der  Commissur  der  einzelnen  xc5A«  Wortende  vermieden,  be- 
sonders gern  und  absichtlich  in  der  Schlussperiode  einer  Strophe, 
wie  Aesch.  Sept.  823-825  —  830-833  u.  o.  a. 

3.  Auch  hier  stellen  wir  uns  schliesslich  die  Frage,  wie  sich 
die  bei  den  Iamben  und  Trochäen  beobachtete  Technik  in  den 
übrigen  Versarten  zeigt.  Zufolge  der  im  römischen  Drama  durch 
alle  Metra  durchgeführten  einheitlichen  Behandlung  linden  wir 
auch  hierin  die  entsprechenden  Verse  der  andern  Rhythmen- 
gattungen beeinflusst  und  doch  dabei  das  griechische  Vorbild 
noch  wirksam,  insbesondre  bei  den  Anapästen. 

Bereits  die  Aristophanische  Comödie  hatte  die  in  der  Tra- 
gödie streng  eingehaltene  dipodische  Cäsur  der  akatalektischen 
Dimeter  nicht  mehr  als  ausnahmsloses  Gesetz  behandelt.  Verse 
wie  Arist.  nub.  346.  353.  355  tiör\  töV  äva'ßleilfag  tldeg.  tavz7 
äga  ravta  Kke  avvfiov  avtai.  xttt  vvv  y  öti  Kkti  6&£vri  udov, 
ogag  u.  ä.  sind  in  der  griechischen  Comüdie  häufig,  besonders 
allerdings  bei  längeren  Wörtern,  vgl.  Verfassers  de  numero  ana- 
paestico  p.  44  sq. 

Dass  auch  die  neue  attische  Comödie  in  Vernachlässigung 


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216 


Metrik.   I.  Cäeuren  und  Schlüsse. 


dieser  dipodischen  Cäsur,  die  allerdings  die  Verse  sehr  steif  zu 
machen  geeignet  ist,  den  gleichen  Standpunkt,  wie  die  älteren 
Komiker  Athens  einnahm,  beweisen  folgende  Bruchstücke  deutlich: 

Mnesimach.  4,  17  XQaxr\Q  ijj£(»|pot/3 6*171:'  otvov. 

Id.  4,48  naitQov  atyog  aXsx\xQvovos  vqxxr\g. 

Alexis  162,5  övo  d'  avxolg  avy\xoiva)vovfi6v. 

Nach  diesem  Vorgange  gestattet  sich  Plautus  diese  dipo- 
dische  Cäsur  zu  vernachlässigen.  Er  bindet  so  die  beiden  Dipo- 
dien  des  Diraeters  etwa  in  dem  gleichen  Masse  wie  die  griechi- 
schen Komiker.  Z.  B.  in  der  ersten  Scene  des  vierten  Actes  des 
Trinununus,  also  unter  18  Octonaren1)  d.  i.  36  Dimetern  und 
ausserdem  in  einem  System  von  vier  Dimetern  beobachten  wir 
die  Bindung  zweier  Dipodien  sieben-  bez.  neunmal,  nämlich  in 
1  Iovis  frätri  aetherei  Neptuno.  2  Laettfs  lubens  laudes  ägo 
grates.  5  deos  grutias  ago  atque  habeo  suuiinas.  6  Nam  te  öinnes 
saevomque  severumque  |  atque  ävidis  moribus  cömmemorant. 
15  passim  caeruleos  pe>  campos.  (16  Ha  iäm  quasi  canes  |  haud 
accus  circum.)  20  fiho  dum  divitias  quaero.  (23  Pol  quamquani 
domi  |  cupio,  <5pperiar.)y  während  die  dipodisclie  Cäsur  allein 
innerhalb  der  einzelneu  Dimeter  eingehalten  wird  nicht  weniger 
als  30 mal,  darunter  einmal  als  trochäische  Cäsur,  wie  bei 
Aeschylus  und  Aristophanes,  nämlich  5  Atque  ego  Neptune  |  tibi 
ante  alios,  so  auch  Fers.  494  ünde  tu  pergrande  |  hierum  facias 
uud  Cist.  204  vorsör  in  amoris  |  rotä  misera2),  und  einmal  als 
caesura  latens  13  Fidüs  füisti  |  Infidum  esse  iterant.  Das  ent- 
spricht im  Wesentlichen  der  griechischen  Praxis.  Von  einem 
freien  Versbau,  den  man  diesem  als  „wild"  verschrieenen  Rhyth- 
mus aufdrängt,  ist  auch  hier,  wie  in  den  prosodischen  Verhält- 
nissen, nichts  zu  bemerken.  Denn  die  andern  anapästischen  Verse 
und  Scenen  sind  nicht  anders  als  diese  Scene,  die  Ritsehl  gerade 
wegen  der  Ungeheuerlichkeiten,  die  bei  anapästischer  Messung 
entständen,  einer  andern  Rhythmengattung  vindiciren  wollte. 

Am  Ende  jedes  Dimeters  dagegen  sowohl  in  den  Systemen 
als  auch  in  den  Tetrametern  forderte  auch  die  griechische  Co- 
mödie  unbedingt  die  Einhaltung  einer  Cäsur.  Nur  konnte  diese 
auch  ausnahmsweise  die  trochäische  Hilfscäsur  nach  der  ersten 
Kürze  des  folgenden  Dimeters  sein;  wie  in  Tetrametern: 

1)  9  nnd  12  gehören  nicht  zum  Plautustext,  vgl.  unten  Rhythmik  1,7. 
2)  Auch  noch  in  der  spätem  ComÖdie  gebraucht,  wie  Mnosimachos  4,  49 


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2.  Vernachlässigung  der  Hauptcasuren. 


217 


Ar.  vesp.  568  xav  firj  rovzoig  ävaitSL&cineO&cc,  \  za  naipdoi 
iv&i>g  uvikxsi. 

Ar.  av.  600  z&v  aQyvgCav  avtol  yap  factar  j  keyovGi  de  toi 
tads  ndvzsg. 

Ar.  nub.  987  dv  Öl  zovg  vvv  tvftvg  iv  [pazioiöi  \  öiödexeig 
ivtezvlixd-at. 

Plat.  Symmach.  fr.  2  etg  d'  a^KpozEgav  oötqccxov  avzafoiv  \ 
avfyö'  etg  petiov  töz&g. 

Kallias  Kyklop.  fr.  2  zi  yaQ  tj  zQvytQa  xal  xaXAizQane&g  | 
'IcovCa  eixp   o  rt  XQccOOei; 

so  auch  in  den  anapästischen  Systemen  nur  einmal: 

Ar.  vesp.  752  tV  o  xifouj;  tpr\ci^  \  zig  utyri<pi6zog  \  aviOtd- 

6&tü  Xzk. 

Auch  Plautus  befolgt  diese  Gesetze;  die  trochäische  Cäsur 
wendet  er  an,  wenn  auch  nur,  wie  es  scheint,  an  drei  Stellen: 

Bacch.  1007  Omm'aque,  ut  quidque  actümst,  niemörävft,  |  eam 
sibi  hunc  annum  conductaro. 

Cure.  141  Qui  me  m  terra  aeque  förtunätüs  |  8nt,  si  illa  ad 
nie  bitet,  im  Systeraschluss.  Endlich 

Pers.  779  Solus  ego  oranibus  antideo  facile  |  miserrumus  ho- 
minum  ut  vivam,  allerdings  bei  Auflösungen,  die  bestritten  wer- 
den, aber  bei  Plautus,  wie  in  jedem  trochäischen,  selbst  kata- 
lektischem  Schlüsse  kaum  zu  beanstanden  sind,  wovon  im  nächsten 
Abschnitt  zu  handeln  ist. 

Soweit  stimmt  des  Plautus  Praxis  zum  griechischen  Vorbilde. 
Es  erübrigt  aber  noch  die  Frage,  ob  er  sich  abweichend  von  der 
griechischen  Technik  durch  die  Analogie  der  iambischen  und 
trochäischen  Laugverse  habe  bestimmen  lassen,  auch  in  anapä- 
stischen Langversen  bei  längeren  schweren  Wörtern  die  Haupt- 
cäsur  gänzlich  zu  vernachlässigen.  Von  vornherein  ist  dies  nicht 
abzuweisen,  zumal  da  Plautus  in  der  Behandlung  der  Hauptcäsur 
der  anapästischen  Tetrameter  die  iambische  Praxis,  wie  wir  be- 
reits in  zwei  Fällen  beobachteten,  annahm,  nämlich  die  Zulassung 
des  Hiatus,  vgl.  oben  S.  180  fg.,  und  die  Anwendung  der  in  der 
Elision  getrübten  Cäsur,  vgl.  oben  S.  198.  Demnach  wird  man 
einen  wenn  auch  vereinzelten  Vers  halten,  wie  den  zwischen 
lauter  richtigen  Anapästen  stehenden 

Aul.  715  Nequeo  cum  animo  certum  investigarc  :  öbsecro  vos 
ego  mi  auxilium 

mit  der  analogen  Erscheinung,  die  wir  soeben  bei  Iamben  und 


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218 


Metrik.    I.  Cäauren  und  Schlüsse. 


Trochäen  behandelt  haben,  wie  velätis  mauibus  örant  igno\scdmus 
peccatüm  suom;  darnach  wird  man  auch 

Trin.  835  Ita  iam  quasi  canes  haud  secus  ärcumlstabdnt  naveni 
turbines  venti 

nicht  nöthig  haben  eine  tprjäig  in  circum  und  stabant  oder  gar 
Umstellung  navem  circümstabant  anzunehmen.  Fraglich  bleibt, 
ob  noch  andre  Stellen  in  Betracht  zu  ziehen  sind,  wo  andre 
Messung  möglich  oder  Abhilfe  leicht  ist,  überhaupt  auch  kein 
langes  Wort  in  die  Cäsurstelle  käme,  wie  Cas.  165.  Bacch.  651. 
Cist.  532  (illuc  |  hinc).  Truc.  559  nicht  fehlerfrei  überliefert  und 
wohl  mit  Tilgung  des  zweiten  quidera  so  zu  schreiben:  Quandö 
quidem  ipsiis1)  perditum  sese  it,  secreto  hercle  illam  aditftabo. 
Ferner  ist  Pseud.  178  bereits  von  Goetz  nach  Spuren  in  A  mit 
gewöhnlicher  Cäsur  hergestellt  und  ibid.  1111  Cum  his  mihi  nec 
locus  nec  sermo  umquam  |  conveuit  ueque  is  nobilis  süi  durch 
Umstellung  von  umquam  verbessert. 

Endlich  haben  wir  auch  in  den  Bacchien  und  Kretikem 
die  gleiche  Praxis  anzuerkennen  in  Bezug  auf  die  Cäsarbildung 
wie  bei  den  Iamben  und  Trochäen. 

In  den  bacchiischen  Tetrametern  giebt  es,  wie  bereits 
oben  S.  198  erwähnt,  zwei  Einschnitte,  den  gewöhnlichen  nach 
dem  ersten  Dimeter  und  eine  Cäsur  nach  der  ersten  Hebuug  des 
zweiten  Bacchius,  die  zu  der  trochäischen  Hauptcäsur  in  einem 
ähnlichen  rhythmischen  Verhältnisse  steht,  wie  die  iambische  in 
trochäischen  Langversen.  Diese  letztere  ist  auch  da  immer  an- 
zusetzen, wo  die  zweite  Hebung  des  zweiten  Bacchius  aufgelöst 
ist,  wie  in  folgenden  Versen: 

Pers.  815  Restnn  tü  tibi  |  cape  crassam  äc  te  suspende. 

Poen.  230  Postremo  modus  |  mullebris  nullust:  nüuiquara. 

Andr.  484  Quod  iiissi  ei  däri  |  btbere  et  quäntum  imperävi. 
Vgl.  Amph.  750.  Pseud.  1129.  Bacch.  1126.  Cist.  514.  Meu.  755. 
Cas.  173  istüc,  wie  Bacch.  419  u.  a.  s.  oben  S.  48.  Die  An- 
setzung  dieser  Cäsur  bei  solcher  Auflösung  ist  auch  immer  an- 
gänglich,  weil  der  erste  Theil,  der  den  Umfang  eines  katalekti- 
schen  bacchiischen  Dimeters  hat,  den  schliessenden  Iambus  im- 
mer rein  hat.    Die  Cäsur  ist  wie  metrisch  stets  richtig  gebildet, 


1)  Vgl.  Bacch.  1160  Sed  quid  istuc  est?  etel  iam  ego  IpHÜa  quid  eit 
prope  ßcire  puto  me. 


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2.  Vernachlässigung  der  Hauptcäsnrcn. 


219 


so  auch  rhythmisch  wohl  begründet.  Denn  sie  zerlegt  den  Te- 
trameter wie  die  Hauptcäsur  iu  zwei  Diineter,  nur  nicht  in  zwei 
gleiche,  sondern  in  einen  katalektischen  bacchiiscben  uud  einen 
hyperkatalektischen  kretischen;  also  ganz  wie  eine  iambische 
Cäsur  den  trochäischen  Octonar  theilt.  Belege  sind:  Amph.  554. 
567.  640  (im  Hexameter).  642.  643.  650.  Bacch.  1130.  Capt.  786 
(latent).  780.  922.  924.  Cas.  145.  153  (latent).  626.  627.  632  (la- 
tent). 639.  642.  643.  645.  646.  649.  658.  659.  664.  670.  672.  675. 
783.  797.  802  (latent).  804.  805.  806.  Gist.  4  (durch  Umstellung). 
22.  29.  34.  Men.  571.  754.  759.  765.  767.  768.  967.  970.  Merc. 
336.  343.  345-348.  354.  360  (latent).  Most.  86.  95.  97.  126. 
783.  786.  796  (ven<um>  dedisse).  Pers.  814.  Poeu.  234.  235.  238. 
244  (katalektische  Tetrameter).  249.  Pseud.  245.  250.  254.  258. 
1128.  1281.  1282.  Uud.  194.  204.  281.  286.  Trin.  225.  Truc.  713. 
Zweifelhaft  Pers.  804.  Truc.  715. 

Wie  dies  Verzeichniss  lehrt,  ist  die  Annahme  dieser  Cäsur 
eine  wohl  berechtigte.  Durch  sie  aber  wird  die  Zahl  der  cäsur- 
losen  bacchiiscben  Tetrameter  so  stark  vermindert,  dass  kaum 
ein  Dutzend  solcher  Verse  ohne  jede  Hauptcäsur  übrig  bleibt. 
Eine  nähere  Betrachtung  dieser  Verse  aber  hat  zum  Ergebniss, 
dass  auch  die  bacchiischen  Tetrameter  nur  da  cäsurlos  sind,  wo 
es  auch  andre  Tetrameter  sein  können,  nämlich  wenn  besonders 
schwerfällige  und  lange  Wörter  in  der  Mitte  des  Verses  zu  stehen 
kommen.  Das  beweisen  sämmtliche  cäsurlose  Tetrameter  dieser 
Khythmeugattung,  die  wir  anführen: 

Cas.  641  Insänit.  ::  Scclvstis\sumum  me  esse  credo,  mit  fünf- 
silbigeni  W'orte. 

Most.  99  Auseultale  argumenta  dum  dico  ad  haue  rem,  mit  zwei 
viersilbigen  Wörtern,  ebenso 

Most.  121  Et  fundamentum  substrw'mt  liberdrum. 

791  Sinuil  flare  sdrbcrcquc  haud  factu  fäcilest. 

Poen.  236  Vix  aegreque  amdtorculds  invenimua. 

241  Quani  si  salsa  müriatiea  esse  autumdulur. 

Pseud.  1126  lamne  llluni  eomessurus  es?  ::  Dum  recens  est. 

1334  Verum  sultis  ddplaudere  ätque  adprohdre  haue  nach 
O.  Seyttert. 

Truc.  462  Nisi  ästu  (dockte  ddcurateque  exscqudn: 

Dazu  noch  zwei  Stellen,  wo  man  latente  iambische  Neben- 
cusur  ebenfalls  annehmen  kann: 

Cas.  668  Nemo  audet  prope  |  decedere,  : :  Exoret.  : :  Örat  und 


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220 


Metrik.    I.  Cäsuren  und  Schlüsse 


Rud.  280  Manüs  mihi  date  |  vxsurgite  a  genibus  ämbae. 

Dagegen  ist  Most.  330  Iacentis  tollet  pöstea  |  nos  ämbos 
aHquis  kein  bacchiischer  Vers7  wenn  man  ihn  auch  durch  Aen- 
derung  dazu  hat  machen  wollen,  wie  wir  unten  Rhythmik  II,  4 
im  Anfang  sehen  werden. 

Vereinzelt  steht,  da  zwei  dreisilbige  in  den  bacchiischen 
Rhythmus  sich  fügende  Wörter  nicht  das  Fehlen  der  Hauptcäsur 
entschuldigen  können,  nur 

Bacch.  1138  Grassentur?  quin  aetate  credo  esse  nnitas, 
wo  jedoch  kaum  eine  Umstellung  wie  quin  miitas  aetute  esse 
credo  vorzunehmen  ist.  Der  Vers  bildet  den  Abschluss  eines 
längern  bacchiischen  Tetrametersystems  mit  vorletztem  katalekti- 
schen  Dimeter.  Hier  mochte  die  engere  Bindung  des  Schluss- 
tetrameters denselben  rhythmischen  Zweck  haben,  wie  der  gleiche 
Vorgang  im  Paroemiacus,  der  auch  gern  als  Schlussvers  eines 
längeren  Systems  ohne  jede  Hauptcäsur  bereits  von  den  griechi- 
schen Tragikern  gebaut  wurde.   Vgl.  unten  Rhythmik  II,  2. 

Die  Amph.  633  fgg.  als  Hexameter  überlieferten  und  sicher 
auch  aufzufassenden  Verse  geben  überall  regelrecht  gebaute  di- 
metrische  Cäsuren. 

Was  schliesslich  die  kretischen  Verse  anlangt,  so  liegt  die 
Sache  darum  nicht  so  klar,  weil  es  zweifelhaft  erscheint,  ob  über- 
haupt ausser  der  die  beiden  Dimeter  regelrecht  trennenden  Haupt- 
cäsur für  den  kretischen  Tetrameter  noch  eine  andre  nach  der 
ersten  Hebung  des  dritten  Fusses  in  Betracht  kommt.  Diese 
würde  den  Tetrameter  zwar  ähnlich,  wie  die  Nebencäsur  der 
bacchiischen  Langzeilen,  in  einen  hyperkatalek tischen  kretischen 
und  katalektischen  bacchiischen  Dimeter  scheiden.  Allein  sie 
würde  immerhin,  was  sonst  keine  der  rhythmischen  Nebencäsuren 
thut,  weder  in  den  jambischen  oder  trochäischen  noch  in  den 
anapästischen  oder  auch  in  bacchiischen  Tetrametern,  die  den 
Hauptton  eines  ganzen  Fusses  tragende  Silbe  diesem  entziehen 
und  dadurch  die  rhythmischen  Verhältnisse  dahin  verschieben, 
dass  man  einen  Trimeter  gegen  einen  Monometer  mit  Auftakt 
empfände.  Sodann  lnüsste  natürlich  der  um  seine  Uaupthebung 
gebrachte  zweite  Theil  kretisch  fortgelesen  werden.  Wollte  man 
ihn  wirklich  als  katalektischen  bacchiischen  Dimeter  betonen 
^  r  _  v  ±  statt  ^  -  ^  -,  so  würde  eine  vollständige  Verschiebung 
nicht  bloss  der  Versicten,  sondern  auch  der  Wortbetonung  ein- 


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2.  Vernachlässigung  der  Hauptcasaren. 


221 


treten  müssen,  also  etwa  Rud.  250  Li'tus  hoc  persequamür.  :: 
Sequdr  quo  lubet  statt  Sequor  qud  lubet.  Nun  könnte  man 
zwar  einwenden,  dass  das  bei  der  entsprechenden  iambischen 
Nebencäsur  der  bacchiischen  Verse  nicht  anders  sei.  Allein  es 
ist  in  Wirklichkeit  nicht  völlig  dasselbe.  Zunächst  raubt  diese 
Nebencäsur  dem  ersten  bacchiischen  Dimeter  keine  so  wesent- 
liche Silbe,  wie  das  die  angenommene  Kretikercäsur  mit  dem 
zweiten  Theile  thut,  wie  bereits  angedeutet  wurde.  Denn  der 
zweite  bacchiische  Versfuss  eines  Dimeters  wurde,  wie  wir  unten 
II,  3  darlegen  wollen,  metrisch  einer  katalektiachen  trochäischen 
Dipodie  gleichgestellt.  Den  Charakter  einer  Hebung  hat  die  letzte 
Silbe  des  ersten  wie  des  zweiten  Dimeters  einer  bacchiischen 
Reihe  metrisch  nqr  dann  bewahrt,  wenn  sie  mit  dem  folgenden 
Fusse  gebunden  wird,  wodurch  sie  ja  oft  wieder  auflösbar  wird; 
und  das  geschieht  ja  erst  bei  dieser  Nebencäsur,  wie  wir  soeben 
sahen  S.  218.  Ferner  müssen  zwar  die  Versicten  auch  bei  den 
Bacchien,  wollte  man  den  zweiten  Theil  eines  Tetrameters  bei 
iambischer  Nebencäsur  wirklich  kretisch  lesen,  ebenso  verschoben 
werden,  wie  bei  der  fraglichen  Cäsur  diejenigen  des  Restes  des 
zweiten  Theiles  eines  kretischen  Langverses,  aber  die  Wort- 
betonung bleibt  in  der  iambischen  Nebencäsur  der  Bacchien  auch 
im  zweiten  Dimeter  ganz  dieselbe.  Da  die  Bacchien  lange  nicht 
so  streng  in  Bezug  auf  Senkungen  gebaut  sind,  wird  man  stets 
einen  kretischen  Vers  an  einen  bacchiischen  Anfang  in  der  be- 
schriebenen Weise  ohne  jede  Störung  anreihen  können.  Wollte 
man  aber  das  Gleiche  umgekehrt  machen,  an  einen  kretischen 
Eingang  bacchiische  Verse  reihen  und  doch  kretisch  weiter  scan- 
diren,  so  würden  die  ärgsten  Missklänge  möglich  sein.  Doch  es 
ist  zuzugeben,  dass  besonders  das  zuletzt  angeführte  Moment 
kein  durchschlagendes  Bedenken  erregt.  Desshalb  wollen  wir  die 
Thatsachen  reden  lassen,  indem  wir  hier  die  kretischen  Tetra- 
meter aufführen,  die  nicht  durch  die  gewöhnliche  Hauptcäsur 
regelrecht  in  zwei  kretische  Dimeter  halbirt  werden. 

Rud.  250  Latus  hoc  persequamür.  : :  Sequor  quo*  lubet. 
252  Hoc  quod  est,  id  necessäriumst  perpeti. 

Pseud.  92(j  Ptflchre  ego  hanc  cxplicaülm  tibi  r6m  dabo. 

1303  Miissici  raontis  uberrumos  quattuor.    1300  hat  A 
andre  Wortstellung  als  die  Palatini. 

Andr.  631  Post  ubist  tempus  promtesa  iam  perfici.  codd.  ubi 
tempust,  CP  und  Donat  ubi  tempus  ohne  est 


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222 


Metrik.   I.  C&suren  und  Schlüsse. 


Andr.  632  Tum  coactf  necessärio  se  äperiunt. 

634  fbi  tum  eorum  tmpudenUssuma  orätiost. 

Epid.  174  Quam  tu  uxorem  txtulisti  pudore  exsequi. 

Bacch.  28  Mel  meum,  suävitudö,  cibus,  gaüchum. 

Epid.  175  Quoius  quotiens  septdcrüm  vides  sacrtificas. 

323  Scire  cupio. ::  Per  illum  tibi  copiam, unsicher  überliefert. 

Amph.  228  Cönsonat  terra,  clamorem  utrimque  efferunt.  231  ist 
kein  bacchiischer  Vers,  vgl.  Rhythmik  II,  2. 

Gas.  176  Corde  accepi  querelds  tuas;  öbsecro  ist  nach  der  Ueber- 
lieferung  ein  Pentameter: 

Nam  pol  haud  sätis  meö  |  cörde  accepi  quereläs  tuas  mit  regel- 
rechter Cäsur  nach  dem  zweiten  Creticus. 

Most.  729  Müsice  hercle  agitis  aetdtetn  ita  ut  vös  decet  140 
unsicher- 

Diese  Liste  entscheidet  gegen  diese  Nebencäsur.  Denn  es 
lässt  sich,  genau  genommen,  nur  die  eine  Stelle  Epid.  323  an- 
führen. Sechs  andere  Stellen,  die  man  für  sie  noch  anführen 
könnte,  lassen  sich  anders  erklären,  nämlich  so  wie  die  übrigen 
Tetrameter  ohne  Hauptcäsur.  Bei  den  fünf-  und  sechssilbigen 
Wörtern,  necessarium,  necessärio,  impudentissuma  ist  es  ja  ganz 
klar,  dass  die  Hauptcäsur  gänzlich  vernachlässigt  ist,  um  die 
langen  Wörter  unterzubringen,  wie  bei  jedem  andern  Tetrameter. 
Aber  auch  bei  den  viersilbigen  extulisti,  persequamur,  explicatam 
haben  wir  dasselbe  nach  Analogie  der  iambischen  und  trocbäi- 
schen  Langverse  anzunehmen,  man  vergleiche  sie  nur  mit  dili- 
gentein,  commeatum,  respondere  u.  ä.  oben  S.  209.  Aber  selbst 
solche  dreisilbige  Wörter,  wie  aetatem,  clamorem,  sepulcrum 
und  selbst  proinissa,  wo  mindestens  zwei  Längen  nebeneinander- 
treten, machten  in  dem  kretischen  Rhythmus,  der  bis  auf  die 
AnfangsfUsse  der  beiden  dimetrischen  Verstheile  die  Senkung 
rein  von  jeder  Länge  hielt,  bereits  erhebliche  Schwierigkeit.  Zu 
Gunsten  der  angeblichen  Nebencäsur  aber  wird  man  sie  kaum 
verwerthen  können,  da  von  den  vier  Stellen  eine  dieselbe  gar 
nicht  und  zwei  nur  mit  Elision  zulassen.  Vereinzelte  trochäischc 
Septenare,  wo  bei  dreisilbigem  in  die  Mitte  fallenden,  schwerem 
Worte  die  Hauptcäsur  unterblieb,  fanden  sich  ja  auch  in  uusern 
Verzeichnissen  S.  210. 

Jedenfalls  hat  sich,  mag  man  immerhin  wegen  dieser  Neben- 
cäsur noch  einige  Stellen  anders  erklären,  auch  für  die  kretischen 
Tetrameter  bestätigt,  was  für  alle  übrigen  Versarten  als  Regel 


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3.  Troch&ische  Schlüsse. 


223 


nachgewiesen  ist,  dass  bei  längeren  Wortern  jede  Hauptcäsur 
fehlen  kann. 

Dies  beobachten  wir  sogar  auch  in  solchen  Versen,  die  eine 
Verbindung  eines  kretischen  Dimeters  mit  einer  trochäischen 
Reihe  enthalten,  wie 

Pseud.  1309  Quae  tibi  dixi,  ut  cffeda  reddidi. 

Most.  134  In  fabrorum  potestdte  dum  fui,  kretischer  Dimeter  mit 
trochäischer  Tripodie,  eine  sehr  häufige  Verbindung,  vgl.  Rhyth- 
mik II,  3.  Ebenso  bei  kretischem  Dimeter  mit  trochäischem  Di- 
meter: 

Aniph.  223  Deinde  utrique  imperatöres  in  medium  exeunt. 
Auch  hier  ist  die  Hauptcäsur,  welche  die  beiden  selbstständigen, 
sogar  verschiedenen  Rhythmusarten  angehörenden  xmka  zu  trennen 
hatte,  unterblieben  offenbar  unter  dem  Drucke  eines  fünfsilbigen 
Wortes,  besonders  im  Verein  mit  einer  Anzahl  dreisilbiger  Wör- 
ter. Darin  können  wir  aber  nicht  mehr  etwas  Auffallendes  finden, 
da  wir  gerade  schon  bei  diesen  beiden  Verscombinationen  S.  198 
die  ähnlich  verbindende  Erscheinung  der  in  der  Elision  getrübten 
Cäsur  beobachteten,  wie 

Amph.  233  Caelum  fremitü*  virom  ex  spiritu  atque  anhelitu; 
ja  sogar  häufig  ganz  richtige  Elision  in  der  Commissur,  wie 

Pseud.  1314  At  negabäs  daturum  esse  te  mihi  u.  ä. 

So  sehen  wir,  wie  eine  im  griechischen  Vorbilde  nur  bei 
iambischen  Trimetern  und  Tetrametern,  sowie  bei  trochäischen 
Tetrameteru  geltende  metrische  Erscheinung,  von  den  lateinischen 
Dichtern  in  verständiger  Consequenz  durch  alle  Rhythmengattungen 
durchgeführt  wird  und  schliesslich  sogar  auch  bei  Versen  zur  An- 
wendung gelangt,  die  selbst  erst  aus  verschiedenen  Rhythmen 
nach  einem  bestimmten,  unten  Rhythmik  II,  3  zu  besprechenden 
Principe  gebildet  sind,  eine  glänzende  Illustration  für  die  von  uns 
behauptete  einheitliche  metrische  Technik,  die  wir  auch  in  den 
andern  metrischen  Erscheinungen  wirksam  finden  werden,  zu- 
nächst bei  den  trochäischen  Schlüssen. 

3.  Trochäisohe  Schlüsse. 

■ 

Nachdem  wir  die  Frage  erledigt  haben,  nach  welchen  rhyth- 
mischen Gesetzen  die  Cäsuren  eingehalten  und  unter  welchen  Be- 
dingungen sie  ausnahmsweise  vernachlässigt  werden,  gehen  wir 
daran,  die  Bildung  der  Cäsuren-  und  Zeilenschlüsse,  die  ja  im 


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224 


Metrik.   I.  Cäsaren  und  Schlüsse. 


Wesentlichen  die  gleichen  sind,  nach  ihren  Hauptzügen  zu  be- 
trachten. 

Strenge  römische  Weise  war,  einen  rhythmisch  berechtigten 
Einschnitt,  der  ein  (idiQov  in  seine  zwei  xwXa,  also  ein  xbxqol- 
[istqov  in  seine  zwei  öCptxQa  zerlegte,  ausnahmslos  einzuhalten. 
Wenn  dies  die  römischen  Dramatiker  nicht  thaten,  so  war  ihnen, 
wie  wir  in  den  zwei  vorhergehenden  Abschnitten  darlegten,  die 
griechische  Praxis  massgebend.  Denn  nur  unter  denselben  Be- 
dingungen, wie  die  griechischen  Dramatiker,  erlaubten  sie  sich, 
diese  wichtigen  Haupteinschnitte  zu  verletzen.  Was  jedoch  den 
Bau  der  Schlüsse  der  Verse  oder  Yersglieder  anlangt,  so  befolgten 
sie  einfach  die  heimische  Praxis  und  zwar  bei  den  trochäischen 
Ausgängen  sicher  in  jeder  Weise.  Für  iambische  Schlüsse  giebt 
uns  zwar  das  vorhandene  Material  nicht  überall  festen  Anhalt  zur 
Beurtheilung;  allein  da  auch  diese  vom  griechischen  Vorbilde 
ganz  abweichen,  wird  man  vermuthen  können,  dass  die  römische 
Art  auch  hier  allenthalben  gewahrt  wurde.  Es  mögen  auch  in 
der  altrömischen  Poesie  einzelne  Gepflogenheiten,  wie  die  Rein- 
haltung der  vorletzten  Senkung  in  Schlüssen  wie  äpud  vös,  süas 
res  u.  ä.  trotz  ihrer  Eigenartigkeit  bereits  griechischen  Einfluss 
verratheu;  allein  da  hier  eine  alt  eingebürgerte  Art  vorliegt, 
deren  Aufkommen  sich  jeder  historischen  Betrachtung  entzieht, 
müssen  wir  uns  begnügen,  die  dramatische  Praxis  aus  der  heimi- 
schen zu  erklären,  ebenso  wie  bei  dem  auch  bereits  in  der 
saturnischen  Poesie  in  derselben  Ausdehnung  wie  im  Drama  vor- 
liegenden sog.  Dipodiengesetz,  das,  wohl  gleichfalls  eine  Conces- 
sion  an  die  im  griechischen  Metrum  ziemlich  streng  durchgeführte 
dipodische  Messung,  in  Rom  so  früh  eingebürgert  war,  dass  die 
Begründer  der  dramatischen  Kunstform  der  Römer  mit  ihm  als 
einer  bereits  längst  festgewordenen  Praxis  zu  rechnen  hatten. 
Alle  weiteren  Aufstellungen  über  die  Zeit  der  Entstehung  dieser 
Gesetze  sind  Hypothesen.  In  der  ältesten  römischen  Poesie  treten 
sie  uns  fertig  und  eigenartig  entgegen.  Eine  wirkliche  weitre 
Entwicklung  könnte  man  nur  bei  den  iambischen  Schlüssen  an- 
nehmen, die  darin  bestände,  dass  man  sich  der  griechischen  Praxis 
näherte  durch  Einführung  eines  iambischen  Wortes  am  Ende  des 
Verses,  wofür  die  alte  Poesie  kein  sichres  Beispiel  aufzuweisen 
hat.  Allein,  wie  gesagt,  kann  hier  auch  eine  Lücke  unserer  in 
diesem  Punkte  gerade  äusserst  dürftigen  Ueberlieferung  vorliegen. 
Behandeln  wir  darum  erst  die  trochäischen  Schlüsse. 


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3.  Trocbüische  Schlüsse. 


225 


Das  griechische  Vorbild  kennt  diese  fast  nur  ohne  Auflösung 
der  Hebung.  Nur  im  Melos  ist  der  trochäische  Schluss  bisweilen 
mit  aufgelöster  Hebung  gebildet,  aber  nur  in  akatalektischen 
Versen,  wie  in  den  trochäischen  Dimetersystemen  u.  ä.  Alle  ka- 
talektischen  trochäischen  Ausgänge  aber  gestatten  nirgends  im 
griechischen  Drama  eine  Auflösung.  Im  Dialog  zeigt  nur  der  iam- 
bische  Tetrameter  trochäischen  Versschluss,  immer  in  Katalexe, 
die  trochäischen  Tetrameter  wenigstens  den  gleichen  Cäsurschluss 
akatalektisch.  Beide  sind  im  Griechischen  streng  gebaut.  Auf- 
lösung der  Hebung  findet  sich  in  den  Zeilenschlüssen,  die  kata- 
lektisch  sind,  gar  nicht,  in  den  Cäsurschlüssen  und  dem  diesen 
gleichstehenden  Endfusse  des  Dimeters  innerhalb  eines  Systems 
nur  ganz  selten,  ja  fast  nur  in  den  Systemen,  wie  Arist.  equ. 
284.  300,  wobei  man  beobachtet,  dass  in  diesem  Systeme  am 
Dimeter8chlusse  nicht  einmal  immer  Wortende  stattfindet,  wie  an 
der  gedachten  Stelle  gleich  im  folgenden  Verse  301,  eine  Er- 
scheinung, die  schon  darum  für  die  Zeilenschlüsse  des  römischen 
Dramas  nicht  in  Betracht  kommen  kann,  da  dies  in  derartigen 
Systemen  Wortende  am  Schlüsse  jedes  Dimeters  erfordert. 

Die  Zeilenschlüsse  der  römischen  Comödie  und  ihnen  ent- 
sprechend auch  die  Cäsurschlüsse  sind  vielmehr  ganz  dieselben 
wie  in  den  Saturniern.  Zunächst  ist  in  Bezug  auf  die  vor  dem 
schliessenden  Trochäus  stehende  Senkung  ein  ächt  römisches 
Verfahren  anzuerkennen.  Diese  ist  im  griechischen  Drama  immer 
rein,  in  den  Cäsurschlüssen  schon  nach  dem  Dipodiengesetze,  aber 
ebenso  streng  rein  gehalten  in  den  Zeilenschlüssen,  wo  es  sich 
um  die  anlautende  Senkung  der  Dipodie  handelt,  die  an  sich  irra- 
tionale Behandlung  verträgt.  Und  zwar  hält  die  griechische  Co- 
mödie diese  Senkung  noch  reiner  als  die  inneren  der  Dipodien, 
insofern  selbst  die  leichten  Doppelkürzen  nur  ganz  ausnahms- 
weise bei  Eigennamen  geduldet  sind,  wie  Arist.  Thesin.  547  JItj- 
vilönr\v  ös,  was  um  so  mehr  als  eine  ganz  singulare  Licenz  zu 
gelten  hat,  weil  sich  Aehnliches  sogar  in  iambischeu  Cäsur- 
schlüssen findet,  Ar.  Thesm.  550  IlrjveloTCriv  |.  Ran.  912  rj  JSrt6- 
ßtjv  \.  Ibid.  932  innaXexrQvovä  |  £qrx5v  in  einem  langen,  einem 
Eigennamen  gleich  behandelten  Worte,  wenn  man  nicht  vorzieht 
in  allen  diesen  Tetrametern  Vernachlässigung  der  Cäsur  anzu- 
nehmen.  Vgl.  Rossbach-Westphal  IF,  S.  49G. 

In  der  Bildung  dieser  Senkung  weicht  die  Saturniertechnik 
vom  griechischen  Drama  ganz  in  derselben  Weise  ab,  wie  das 

Klotz,  UruudnOgu  nllrdmisclHr  Mutrik.  IT» 


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226 


Metrik.   I.  Cäsuren  und  Schlüsse. 


romische  Drama.  Natürlich  finden  sich  auch  die  strengen  Schlüsse, 
wie  Liv.  Odyss.  16 l)  Gräeciäm  redire.  19  prae  pävöre  frlxit. 
Naev.  bell.  Poen.  1  filläe  söröres.  44  mävölünt  Ibidem.  68  fe- 
cSrät  quletem.  Aber  daneben  kommen  noch  ganz  andre  Schlüsse 
vor.  Wir  betrachten  zunächst  nur  die  dem  schliessenden  Trochäus 
vorausgehende  Senkung  weiter.  Diese  behandelt  die  saturnische 
Dichtung  ganz  wie  jede  andere  inlautende  Senkung,  d.  h.  sie  kann 
sie  sowohl  durch  eine  Länge  als  auch  durch  zwei  Kürzen  aus- 
drücken; Letzteres  geschieht  z.  B.  Corp.  inscr.  lat.  I,  30,  2  förtis 
vir  säplensque"  «*»  Lucian  Müller,  Carm.  sat.  rel.  inscr.  4, 2,  ebenda  7 
inäxümäs  legiönes.  8  regibüs  sübigündis;  Corp.  inscr.  lat.  I,  1006 
dörmiäs  stnß  qüra,  ferner  Liv.  Od.  38  <töppßr>  insüfrmüntur.  Naev. 
bell.  Poen.  53  content  iSgiönes,  45  äd  süös  populäres  (oder  po- 
plares?);  ebenso  in  Cäsurschlüssen,  wie  Corp.  inscr.  lat.  I,  33,  4 
u.  5  longa  llcüiset.  facteis  süperäses.  Inscr.  ed.  Müller  8  magno 
dirimündo.  Natürlich  müssen  die  beiden  Kürzen  sog.  leichte  oder 
flüchtige  sein,  wie  in  jeder  Senkung  der  Iamben  und  Trochäen, 
d.  h.  sie  dürfen  nicht  durch  Wortende  von  einander  oder  von  der 
zunächst  folgenden  Hebung  getrennt  sein. 

Beispiele  für  die  Länge  in  dieser  Senkung  sind  Corp.  inscr. 
lat.  1,  32,  3  fillös  Bärbäti.  Ibid.  I,  33,  5  glöriäm  mäiörum.  I,  30,  6 
öpsldesque  äbdöucit.  Liv.  Od.  1  insece  vörsütum.  24  meäm  do- 
inüm  vemsse.  Naev.  bell.  Poen.  63  quömodö  Titäni.  56  öbsldes 
üt  reddant.  58  hösttüm  pro  möene.  Epigramma  Naevii  1  si  föret 
las  flere.  2  träditüs  thesaüro.  Corp.  inscr.  lat.  I,  1175,  2  u.  5  pä- 
rens  timens  höc  vövit.  sömöl  te  öriit  se  vöti. 

In  allen  diesen  Beispielen  wird  die  irrationale  Länge  dadurch 
gemildert,  dass  entweder  zwischen  Senkung  und  Hebung  kein 
Wortende  eintritt  und  die  Senkung  durch  unbetonte,  die  Hebung 
durch  betonte  Länge  gebildet  ist,  wie  mäiörum,  vörsutum  oder, 
wo  Hebung  und  Senkung  durch  Wortende  getrennt  sind,  nur  ein 
einsilbiges  Wort  die  Senkung  füllt,  wie  ut,  fas.  Die  vorher- 
gehende Senkung  ist  eine  reine  Kürze,  was  jedoch  einen  Grund 
hat,  der  nicht  mit  der  Bildung  des  Schlusses  zusammenhängt, 
wie  wir  später  sehen  werden.  Selbst  solche  Schlüsse,  wie  der 
einer  nicht  ganz  alten  saturnischen  Inschrift  Corp.  inscr.  lat  I, 
1006,  2  angehörende  restttistei  |  seedes  scheinen  ursprünglich, 


1)  Citate  nach  Lucian  Müller,  carm.  saturn.  reliquiae.    Der  satnr- 
niache  Vers,  S.  121—160. 


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3.  Trocbilische  Schlüsse. 


227 


wenn  auch  nicht  ganz  gemieden,  so  doch  selten  gewesen  zu  sein. 
Jedenfalls  ist  Christ's  Umstellung  im  letzten  Verse  des  Naeviani- 
schen  Epigramms  höchst  bedenklich,  da  sich  ein  ähnlicher  Schluss 
aus  guter  alter  Saturnierpoesie  nicht  nachweisen  lässt,  während 
der  hier  überlieferte  saturnische  Vers  in  seiner  Wortfolge  einen 
richtigen  Schluss  giebt,  dabei  aber  allerdings  kein  sechsfüssiger 
Alexandriner  sein  kann:  obliti  sunt  Romae  löquier  linguä  lätma. 
Eine  betonte  Länge  wird  jedenfalls  in  der  dem  schliessenden 
Trochäus  vorausgehenden  Senkung  ferner  dann  vermieden,  wenn 
die  folgende  Hebung  durch  eine  unbetonte  Silbe  gebildet  wird. 
Gestattet  ist  z.  B.  Naev.  bell.  Poen.  69  rümltänt  inter  se.  Liv. 
Od.  31  nexebant  multa  inter  se,  weil  der  Wortton  hier  auf  der 
Hebung  liegt,  inter  se  etwa  wie  interne  betont  wird;  dagegen 
unerhört  sind  Schlüsse  wie  inagnis  dis,  miiitas  res  u.  ä.  Viel- 
mehr muss  bei  einsilbigem  Schlussworte  diese  Senkung  kurz  ge- 
halten werden,  wie  es  regelmässig  geschieht  z.  B.  Corp.  inscr.  lat. 
I,  30,  4  quei  fuit  äpüd  vos.  Naev.  bell.  Poen.  23  süstülit  süas 
res  u.  ä. 

Es  bedarf  kaum  eines  eingehenden  Nachweises,  dass  in  allen 
diesen  Fällen  die  Praxis  des  römischen  Dramas  mit  der  saturni- 
schen Poesie  übereinstimmt.  Nur  die  Schlüsse  wie  restitistl  |  sedes 
sind  im  Drama  wie  scheint  geläufiger,  aber  doch  nicht  sehr  häufig. 
Die  dritte  Scene  des  dritten  Actes  des  Plautinischen  Miles  glo- 
riosus  874—946  giebt  19  Schlüsse  auf  trochäische  oder  anapä- 
stische Wörter,  aber  stets  geht  eine  Kürze  voraus:  876  percipiatls 
plane.  882  egone  frustra.  885  saepS  vidi.  892  facietis  ambae. 
904  peccetts  paveo.  908  adsimulare.  ::  Fiet.  911  futurä  dicis. 
913  verä  dicis  (nicht  etwa  verum  dicis).  914  commemiuere?  : : 
Meliust.  921  paratä  navis.  922  rogarß  mirumst.  929.  934  aliä 
ciSra.  940  mulier  öperaiu;  zweifelhaft  ist  899  oruatus  incedit, 
jedenfalls  irgendwie  corrupt.  912  detulerlt  äd  me  (F  ad  me  de- 
tülerit).  920  quod  opus  qui  det.  924  num-quam  vidit,  auch  sonst 
gilt  numquam  und  ähnliche  metrisch  als  zwei  Wörter,  vgl.  nec 
umquam  u.  ä.  937  habeat  hodie.  Also  es  findet  sich  in  dieser 
umfangreichen  Scene  kein  einziger  Schluss  wie  restitistl  sedes. 
Doch  in  der  andern  iambischen  Septeuarscene  desselben  Stückes 
1216 — 1283  kommen  mehrere  dieser  Schlüsse  vor,  wie  1218  peiores 
fieri.  1223  amnri  videör.  : :  Dignus.  1235  specietn  spernat.  In 
allen  andern  Punkten  baut  das  römische  Drama  diese  Senkung 
ganz  wie  die  Saturniertechnik,  so  besonders  in  der  Gestattung 

15* 

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228 


Metrik.   I.  Ciiauren  und  Schlüsse. 


der  zwei  flüchtigen  Kürzen  statt  einer:  z.  B.  Mil.  1276  est  mßtü- 
endus.  879  pölltcitäri.  1283  hanc.  ::Itä  credo  und  viele  andre 
Stellen  in  allen  Versmassen  mit  trochäischem  Ausgange.  Das 
Gleiche  gilt  von  der  vorsichtigen  Behandlung  dieser  Senkung  bei 
einsilbigem  Schlussworte,  wie  Mil.  1227  ita  Venus  volt.  1234 
viderit  me.  1238  pulchrior  sis.  1253  niutüom  fit.  1261  miMem 
pol,  und  viele  andre  Stellen,  wie  Amph.  583  miser  sis.  Cist.  561 
impKcat  sc  Es  scheint  sich  hier  jedoch  der  trochaische  Cäsur- 
schluss  vom  trochäisch-katalektischen  Zeilenschi uss  in  etwas  zu 
unterscheiden.  Denn  während  im  Cäsurschluss  Fälle  wie  Trin.  351 
habeäs  St  tllüc,  quöd.  Stich.  702  lubet  Stlam  nunc.  Merc.  728  sunt 
etiam  vis.   Amph.  481  dßcumö  post.   Aul.  55  Abscide  gtlam  nunc. 

540  nitidior  sis.   614  atque  gfiani  nunc.  Cure.  264  inter  se.  628 

servä  me.  Epid.  249  retrudSret  homlnüm  me.  666  lüdibrtö  nos. 
Bacch.  149  videö  nimiö  iam.  419  illum  me.  Capt.  110  advÖrte 
untmüm  sis.   262  nön  Igltür  nös.   292  sübrüptat.  proinde  |  aliis. 

308  non  verear  ne.  420  intör  se.  Poen.  397  propter  te.  858 
sälvos  sis  oder  sälüos  sis,  vgl.  331.  1131  sSd  ubi  sunt  (oder  sed 
übt  sunt).  Rud.  467  ßtfamne  hänc.  606  ariimö  iära.  1060  inter 
vos;  vgl.  1034.  Asin.  230  ätto  sit.  395  non  rediit.  ::  Nön,  vgl. 
Eun.  1007  u.  v.  a.1)  vorkommen,  begegnet  etwas  dem  Aehnliches 
nicht  im  Zeilenschlusse.  Denn  Ad.  712  ist  meis  nüptiis  egoniet 
sim  nur  Conjectur  von  Dziatzko  statt  egomet  siem,  das  ganz  richtig 
ist.  Es  werden  fünf  iambische  Septenare  durch  einen  Octonar 
wirksam  abgeschlossen.  Und  der  Ausgang  Amph.  582  Amphi- 
trüo  sum  beruht  nur  auf  Ausfüllung  einer  vermutheten  Lücke  durch 
A.  Spengel.  Sollte  sich  jedoch  wirklich  einmal  ein  solcher  Vers- 
ausgang finden,  so  wird  er -wohl  kaum  principiell  zu  verwerfen 
sein,  da  die  entsprechenden  Cäsurschlüsse  ihn  öfters  bieten.  In 
den  Saturniern  und  dem  römischen  Drama  jedoch,  soweit  wir  diese 
kennen,  findet  er  sich  nicht,  was  recht  gut  eine  Nachahmung  der 
strengen  griechischen  Praxis  sein  kann,  die  in  dieser  Senkung 


1)  Auch  ist  für  den  Bau  trochiiischer  CäBnren  ein  Unterschied,  ob  sie 
in  solche  Stellen  fallen,  wo  nach  dem  za  besprechenden  Gesetz  für  innere 
Senkung  der  Dipodien  der  auf  der  letzten  Silbe  betonte  Spondeus  zulässig 
ist;  worüber  unten  11,  5.  In  Bacchien  begegnet  auch  einmal  ein  Cäsur- 
schlusH  der  Art:  Most.  101  cxtemplo  sunt,  wie  im  Senar  bei  Uephtheinirneres- 
Cäsur.  Vereinzelt  auch  bei  der  Penthemimeres  Per«.  617  qnäntüm  tu, 
v?l.  625. 

• 


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3.  Trochäische  Schlüsse. 


229 


die  Doppelkürze  verwirft.  Denn  die  oben  vereinzelte  Stelle  bei 
Aristophanes,  dergleichen  sicher  nicht  in  der  neuen  Comödie  vor- 
kommen, Thesin.  547  TIriviXbnr]v  da  kann  ebenso  wenig  ins  Ge- 
wicht fallen,  als  die  bereits  in  der  alten  attischen  Comödie  ganz 
seltnen  Fälle  wie  devgö  itttkiv,  litfaxbitbq  rjxco  u.  ä.  unten  zu  be- 
sprechende Stellen  für  den  Bau  der  Senkungen. 

Ueberhaupt  gehen  hier  die  Erscheinungen  im  römischen 
Drama  und  der  saturnischen  Poesie  so  parallel,  dass  wir  eine  be- 
reits fest  gewordene  heimische  Praxis  anerkennen  müssen,  die 
Livius  und  Naevius  lediglich  übernommen  haben,  eine  Praxis,  die 
zwar  wie  natürlich  unter  dem  Einfluss  der  griechischen  Poesie, 
aber  doch  vielfach  selbstständig  sich  entwickelt  hat. 

Noch  selbstständigere  Entwickelung  zeigt  die  Behand- 
lung der  Hebung  der  trochäischen  Schlüsse.  Im  griechischen 
iambischen  Tetrameter  durfte  diese  nicht  aufgelöst  werden.  Im 
entsprechenden  iambischen  Septenar  lösen  die  römischen  Drama- 
tiker sie  sehr  häufig  auf.  Dafür  war  gleichfalls  die  Technik  der 
Saturnier  vorbildlich.  Denn  der  Saturnier  bietet  diese  Auflösung 
in  fast  allen  möglicheu  Wortfüssen  z.  B.: 

Corp.  inscr.  lat.  I,  33,  3  glörfa  ätque  Ingenium,  ibid.  6  quäre 
lübens  In  gremlum,  ibid.  2  omnia  brevla.  Corp.  inscr.  lat.  I,  1006,  3 
bßnS  rem  gßräs  et  väleas,  ferner  Corp.  iuscr.  lat.  I,  32,  6  aede 
mereto  d.  i.  aedem  merlto.  Ibid.  2  fuise  vlro  d.  i.  fuisse  vlruin. 
—  Liv.  Od.  14  quändo  dies  ädvenlet  Naev.  bell.  Poen.  49  auspl- 
cat  aüsplclum  u.  ä.  theils  im  Zeilenschlusse,  theils  am  Ende  des 
ersten  Hemistichs.  Auch  bei  diesen  Auflösungen  ist  die  zwei- 
silbige Senkung  im  vorletzten  Fusse  gemieden,  was  natürlich  ist. 
Dass  in  dieser  Senkung  nie  eine  Kürze  erscheint,  wie  überhaupt 
auch  bei  unaufgelöster  Hebung,  kann  Zufall  sein;  man  wählte 
wohl  unwillkürlich  hier  lieber  eine  Länge,  weil  die  vorhergehende 
Senkung  ausnahmslos  durch  eine  kurze  Silbe  wiedergegeben  wurde, 
wovon  unten  II,  5  zu  handeln  ist.  Auch  giebt  es  kein  Beispiel 
für  eine  Verbindung  wie  recte  memoras,  was  offenbar  damit  zu- 
sammenhängt, dass  man  auch  Schlüsse  wie  restitisti  |  sedes  nur 
erst  in  denjenigen  Saturniern  findet,  die  unter  dem  Einfluss  der 
dramatischen  Verstechnik  stehen  können. 

Auffällig  ist  dagegen  der  Versschluss  fuisse  vlrum.  Dass 
dieser  in  der  alten  Saturnierposie  nicht  vereinzelt  dastand,  ergiebt 
sich  daraus,  dass  uns  Cicero,  der  an  zwei  Stellen,  (Jat.  mai.  17, 
61  und  tin.  II,  35,  116,  wenn  auch  in  modernisirter  Form  das 


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230 


Metrik.   I.  Ctlsureu  und  Schlüsse. 


Elogium  auf  A.  Atilius  Calatinus  citirt,  offenbar  als  Ausgang 
des  zweiten  Saturniers  ebenfalls  fuisse  vlrum  verbürgt.  Wir 
werden  nachweisen,  dass  solche  Bildungen  der  Hebung  wie  Bacch. 
103  meüs  ille  quldemst.  Aul.  732  Quo!  tänta  mäla  u.  s.  w.  im 
Innern  der  dramatischen  Verse  sehr  häufig  und  ganz  legal  sind, 
und  begnügen  uns  hier  ihr  Vorkommen  auch  im  Zeilen-  und 
Cäsurschlusse  zu  belegen,  wodurch  die  Uebereinstimmung  zwi- 
schen saturnischer  und  dramatischer  Technik  in  diesem  Punkte 
evident  wird.  Solche  Stellen  sind: 

Bacch.  105  Ciipio.  ::  Dabitur  öpera  aqua  calet:  eämus  hinc  intro 
üt  laves.   Vgl.  Aul.  261. 

Stich.  741  Sl  amäbilltäs  ttbt  nösträ  pläcet.  Bacch.  83  Übi  tu 
lepide  voles  esse  tibi. 

Ad.  523  Et  lllud  rus  uulla  alia  causa  tarn  male  odi,  n!sl  qula 
propest, 

im  Zeilenschlusse;  allerdings  in  einer  weit  ausgesponnenen  con- 
tinuatio  numeri;  im  Cäsurschlusse : 

Ad.  348  Postre'mo  quaudo  ego  cönsclä  mihi  sum  |  6,  me  culpam 
esse  hänc  procul  u.  ä. 

Auch  Asin.  430  ist  wohl  zu  schliessen  in  aedlbus  habet,  wofür 
die  Handschriften  unraetrisch  habitat  haben,  Hec.  620  ist  der 
Schluss  fabülä  sünius  ||  Paniphlle  senex  atque  änus  nur  Veruiu- 
thung  Faber's  und  Guyet's. 

Das  Charakteristische  dieses  Zeilenschlusses  scheint  eben 
gewesen  zu  sein,  dass  er  auf  eine  Weiterführung  hindeutet, 
woraus  es  sich  erklärt,  dass  er  in  den  alten  Elogien,  die  meist  aus 
drei  Distichen  bestanden,  immer  nur  das  erste  Distichon  be- 
endete. —  Dass  auch  sonst  die  dramatische  Poesie  sich  derselben 
Schlussformen  bedient,  wie  die  saturnische,  bedarf  keines  Nach- 
weises. Nur  wurde  bereits  erwähnt,  dass  hier  auch  die  im  feier- 
lichen Elogienstil  der  Saturnier  nicht  vertretenen  laxeren  Schluss- 
formen vorkommen,  die  zwischen  der  Länge  der  Senkung  und 
dem  letzten  Anapäst  oder  Trochäus  Wortschluss  zulassen,  wie 
Mil.  1218  peiöres  |  üen.  1273  istuc  |  factunt.  Asin.  407  inagui 
facere  u.  v.  a.,  wie  auch,  was  jedoch  anders  zu  erklären  war,  die- 
selbe Form  mit  schliessender  Kürze  in  der  Senkung  Mil.  940 
mulier  operam.   1249  durarg  nequeo  u.  dgl. 

Bisher  behandelten  wir  die  Schlüsse  in  jambischen  und  trochäi- 
schen Versen.   Uebrig  bleiben  noch  die  trochäischeu  Schlüsse  in 


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8.  Trochäische  Schlüsse. 


231 


bacchiisehen  und  anapästischen  Reihen.  Am  Ende  und  in 
der  Hauptcäsur  der  bacchiisehen  Verse  zeigen  sie  den  gleichen 
Bau  wie  in  den  iambischen  katalektischen  Versen,  denen  sie  ja 
auch  sonst  metrisch  ganz  gleich  stehen.  Sie  haben  nicht  immer 
reine  Senkung,  sind  öfters  molossisch,  meist  aber  rein  bacchiisch; 
selten  finden  sich  Schlüsse  mit  zweisilbiger  Senkung,  ganz  aber 
fehlen  sie  nicht,  da  sie  ja  auch  in  den  Iamben  ganz  legal  sind; 
z.  B.  in  den  bacchiisehen  Tetrametern  wie  Men.  754  pröperäbo, 
80  Poen.  229  Ornantur,  läväntur,  |  terguntur,  pöUilntur. 

Der  schliessende  Molossus  ist  entweder  ein  drei-  oder  mehr 
als  dreisilbiges  Wort  wie  Men.  763  ärcersät  oder  Men.  766  süb- 
servire  oder  besteht  in  seinem  letzten  Theile  aus  einem  spondei- 
sehen  Worte,  wie  Most.  100  rem  mecum,  Merc.  345  incerti  certant, 
oder  den  entsprechenden  Auflösungen,  wie  Merc.  348  cönslllum. 
Men.  765  esse  altquid  u.  v.  a.,  alles  ganz  wie  bei  dem  vorbild- 
lichen trochäischen  Schlüsse.  Auch  bei  einsilbigem  Schlusswort 
gelten  dieselben  Regeln  wie  für  die  übrigen  trochäischen  Schlüsse, 
wie  Cist.  20  ämo  vos,  vgl.  ibid.  519.  Merc.  343  perdldit  me. 
Ibid.  351  mihi  me.  352  existümet  me.  Men.  756  consttus  sum 
759  advenit  fert.  764  sISt  rei.  Amph.  568  slmül  sit.  Poen.  215. 
227  u.  a.,  oder  Cäsurschlüsse  wie  Poen.  252  ämö  te  beweisen. 
Ebenso  begegnet  Cist.  22  Hunc  esse  ordlnem  |  benevole'ntes 
inter  se.  Nur  Most.  101,  vgl.  oben  S.  228  Anm.,  ist  überliefert 
Aedes  quam  extemplö  sunt  paratae  expoh'tae  mit  sonst  unerhörtem 
Cäsurschluss,  doch  ist  eine  Umstellung  Quom  extemplö  sunt  aedes 
wenig  wahrscheinlich.   Vielleicht  fasst  man  sunt  enclitisch. 

Endlich  im  anapästischen  Rhythmus  kommt  der 
trochäische  Ausgang  nur  in  den  katalektischen  Reihen  in  Be- 
tracht. Derselbe  hat  sich  —  und  darin  ist  eine  der  wesentlich- 
sten Wirkungen  der  einheitlichen  Behandlung  der  verschiedenen 
Rhythmengattungen  zu  sehen  —  ganz  nach  dem  in  iambischen 
und  trochäischen  Versen  erläuterten  römischen  Vorbilde  ge- 
richtet, durchaus  nicht  nach  der  strengen  griechischen  Praxis,  die 
im  katalektischen  Anapästenschluss  keine  aufgelöste  Hebung  und 
seit  Sophokles  und  Aristophanes  bis  auf  die  jüngste  Zeit  der 
neuen  attischen  Comödie  herab  auch  keine  zusammengezogene 
Senkung  duldete.  Beides  gestattet  sich  Plautus  mit  vollem  Rechte 
nach  den  Principien,  die  wir  bisher  in  Bezug  auf  Prosodie,  Cäsur- 
hiat,  latente  Cäsuren  und  Vernachlässigung  der  Hauptcnsuren 
consequent  auch  in  den  Anapästen  durchgeführt  fanden;  die  Auf- 


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232 


Metrik.   I.  Cäsuren  und  Schlüsse. 


lösung  der  Hebung  also  sicher  nach  der  Analogie  der  in  Rom 
längst  üblich  gewordenen  Auflösung  aller  trochäischen  Schlüsse, 
auch  der  katalektischen,  die  ^usaninienziehung  der  Senkung  in 
consequenter  Befolgung  des  unten  noch  weiter  zu  entwickelnden 
Princips,  nach  dem  im  metrischen  Baue  der  Iamben,  Trochäen 
und  Anapästen  alles,  was  in  dem  einen  Versmass  gewonnen  war, 
auch  dem  andern  zu  Gute  kam,  soweit  es  das  Wesen  der  Rhyth- 
men irgend  zuliess.  So  wurde  auch  diese  Senkung  ebenso  frei 
in  den  Anapästen  wie  in  den  Iamben  und  Trochäeu  behandelt. 
Das  ist  eine  so  häufige  Erscheinung,  dass  Beispiele  kaum  nothig 
«ind.  Die  auapästische  Septenarscene  des  Miles  1011 — 1093  bietet 
solche  Schlüsse  gleich  in  den  ersten  vier  Versen,  wie  sie  im 
griechischen  Drama  verpönt  waren :  ne  förmida.  iam  ad  te  redeo 
u.  s.  w.,  in  grösseren  Auflösungen,  wie  Bacch.  1 102  Viden  haue?  :: 
VidSo.  ::  Haiid  mäläst  uiülier.  Bei  einsilbigem  Schlüsse  jedoch 
musste  in  iambisch-trochäischen  wie  bacchiischen  Reihen  diese 
vorletzte  Senkung  stets  rein  gehalten,  d.  h.  kurz  sein:  aino  te  u.  ä. 
Dem  entsprechend  durfte  auch  in  den  Anapästen  bei  einsilbigem 
Schlusswort  die  vorletzte  Senkung  nicht  zusammengezogen  werden, 
eine  Regel,  von  der  es  in  den  Plautinischen  Anapästen  auch  nicht 
eine  Ausnahme  giebt,  vgl.  Bacch.  1160  quid  sit  prope  scire  j>wtö 
me.  Pseud.  937  ntfttlb  sit,  nicht  etwa  nilo  sit  Aul.  443  mortaßs 
üti  sis.  Und  hier  tritt  das  griechische  Vorbild,  das  diese  Senkung 
durchweg  rein  hielt,  d.  h.  aus  zwei  Kürzen  bestehen  Hess,  in 
Wirksamkeit,  aber  doch  nur  in  einer  Beschränkung,  wozu  die 
andern  trochäischen  Schlüsse  die  feste  Norm  hergegeben  haben. 


4.  Iambisohe  Schlüsse. 

Ebenso  eigenartig  wie  die  Bildung  der  trochäischen  Schlüsse 
ist  auch  die  der  iambischen.  Eine  Beobachtung  des  im  Trimeter 
und  Tetrameter  der  griechischen  Tragödie  geltenden  sog.  Por- 
son'schen  Gesetzes,  nach  dem  die  einem  kretischen  Wortschlusse 
vorhergehende  Endsilbe  eines  mehrsilbigen  Wortes  eine  Kürze 
sein  muss,  wird  man  schon  darum  nicht  erwarten,  weil  dasselbe 
ausschliesslich  für  die  Tragödie  gilt  und  nicht  liir  die  Comödie, 
Uberhaupt  aber  im  spätem  Euripideischen  Drama  schon  laxer  ge- 
liamlhubt  wird.  Es  handelt  sich  hierbei  auch  gar  nicht  um  ein 
Versschlussgesetz,  sondern  auch  im  ersten  Theile  der  Tetrameter 
am  Ende  der  ersten  trochäischen  Dipodie  gilt  ganz  dasselbe,  z.  B. 


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4.  Jambische  Schlüsse. 


Pers.  176  ev  tod'  fofriy  yijg  ävaööcc  TrjgÖs^  ob  dlg  tpQaöcu 
wird  ganz  nach  Hegel  die  erste  Dipodie  geschlossen,  während  eiu 
ev  rdd'  avftiSy  yijg  avaööa  u.  ä.  fehlerhaft  wäre,  vgl.  L.  Uavet, 
cours  eleinentaire  de  uietrique  greeque  et  latine,  p.  104.  105.  Der 
feierliche  Elogienstil  der  Römer  giebt  keine  Ausnahme  von  diesem 
griechischen  Dipodienschlussgesetz.  Der  bewegliche  Charakter 
der  dramatischen  Metra  bindet  sich  nicht  an  diese  Fessel,  ein 
Dipodienschluss  wie  restitisti  |  sedes  war  ja,  wie  wir  sahen,  hier 
ganz  legal.  Denn  es  ist  natürlich  überhaupt  nicht  bloss  in  der 
Comödie,  wo  es  auch  bei  den  Griechen  nicht  wirksam  war,  sondern 
auch  in  der  Tragödie  Roms  dies  Gesetz  aufgegeben  worden.  Denn 
auch  die  Dipodienschlüsse,  wie  ld  magis  verl  |  siinile  esse  oder 
Nämque  Apollo  |  fätis  fandis  oder  mulier  meliör  |  miilierum  sind 
in  der  römischen  Tragödie  ebenso  untadlig  wie  in  der  Comödie. 
Abgesehen  aber  von  diesem  eineu  nicht  einmal  direct  mit  dem 
Zeilenschlusse  zusammenhängenden  Gesetze  waren  die  iambischen 
Schlüsse  in  der  griechischen  Tragödie  wie  Comödie  ganz  frei. 

Anders  im  Lateinischen.  Die  saturnischen  Inschriften  bieten 
iam bische  Schlüsse  nur  mit  kretisch  oder  daktylisch  endigenden  Wör- 
tern. Corp.  iuscr.  lat.  I,  32,  Vers  1.  2.  5  u.  6:  plöerüme.  optumö. 
Cörsfcä.  tempestatSbüs,  das  von  Cicero  8.  oben  S.  99  citirte  Elo- 
giuin  auf  Calatinus  in  V.  1  u.  2  plurimäe,  primäriüm.  Corp.  inscr. 
lat.  I,  1175,  4  HercÖlei.  Die  Reste  der  epischen  Saturnier  geben 
uns  keine  sicheren  mit  kretischen  Worten  schliessende  Kola.  Denn 
Naev.  bell.  Poeu.  42  sin  illos  deserant  fortissumos  viros,  magnum 
stuprum  populo  fieri  per  geutis  ist  ofifeubar  kein  ganz  wörtliches 
Citat  Denn  es  lassen  sich  daraus  nur  mit  erheblichen  Test- 
änderungen gerade  des  ersten  Theiles  zwei  Saturnier  construiren, 
die  natürlich  gar  keine  Beweiskraft  haben.  Das  Gleiche  gilt  von 
dem  durch  Priscian  p.  792  citirten  Bruchstück  aus  Appius  Claudius: 
amicum  cum  vides,  obliviscere  miserias.  inimicus  sies  commeutus 
uec  übens  aeque.  Bei  dieser  Geringfügigkeit  des  Materials  ist  es 
misslich  eine  feste  Norm  aufzustellen,  nichtsdestoweniger  er- 
hellt deutlich  die  Thatsache,  dass  kein  einziger  in  Satur- 
niern  überlieferter  iambischer  Schluss  gegen  die  Regeln 
verstösst,  die  die  römischen  Dramatiker  streng  ein- 
hielten, denen  ein  Vers  wie  der  Horazisehe  Suis  et  ipsa  Roma 
viribds  ruit  in  seinem  Ausgange  eine  unerträgliche  Kakophonie 
bot,  für  die  der  alexandrini.sch  gebildete  Verskünstler  kein  Ge- 
fühl hatte.  Offenbar  entstammen  die  Regeln,  welche  die  iainbi- 


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234 


Metrik.   !.  Cäsuren  und  Schlüsse. 


sehen  Schlüsse  im  Widerspruch  zur  griechischen  und  späteren 
römischen  Technik  so  streng  beschränkten,  der  altheimischen 
Poesie  der  Saturnier  und  sind  in  der  Eigenart  der  römischen 
Sprache  begründet. 

Schon  Ritsehl,  Prol.  p.  210  fg.,  hatte  in  Anschluss  an  eine 
ähnliche  Beobachtung  Richard  Bentley's  zu  Horaz,  Sermon.  II, 
5,  75  festgestellt,  dass  nie  mit  drei,  recht  selten  (z.  B.  dreimal 
in  Trinummus  und  Bacchides)  mit  zwei  iambischen  Wortfüssen 
ein  Vers  geschlossen  werde.  Darüber  ist  in  neuerer  Zeit  August 
Luchs,  in  seinen  im  Anfang  des  ersten  Bandes  der  W.  Stüde« 
niund'schen  Studien  auf  dem  Gebiete  des  archaischen  Lateins, 
Berlin  1883.  S.  1 — 75  abgedruckten  quaestiones  metricae  weit 
hinausgegangen;  er  erweitert  die  Beobachtung  Bentley's  und 
Ritschl's  dahin,  dass  Überhaupt  jeder  Schluss  auf  iambischen 
Wortfuss,  dem  ein  zweites  iambisches  oder  kretisch  schliessendes 
Wort  vorausgeht,  gemieden  wurde.  Die  widersprechenden  Bei- 
spiele beseitigt  er  entweder  durch  meist1)  recht  ansprechende 
Conjecturen  oder  dadurch,  dass  er  sie  in  irgend  einer  Weise  weg- 
disputirt,  was  ihm  weniger  gelungen  ist.  Wenn  er  z.  B.  29 
Schlüsse  bei  Plautus  auf  mäläm  crucem  damit  rechtfertigen  will, 
dass  er  meint,  mala  crux  werde  als  ein  Wort  empfunden,  weil 
es  eine  ganz  feste,  untrennbare  Verbindung  sei,  so  widerlegt  dies 
eine  Plautusstelle  Men.  849  Nf  iam  ex  meis  ocuh's  abscedat  in 
malam  maguani  crucem,  die  ganz  heil  ist.  Ritschl's  und  Luchs 
Aenderungsversuche  maxumam  in  malam  crucem  oder  maxumam 
malam  crucem  haben  keine  Wahrscheinlichkeit.  Denn  wenn 
Plautus  auch  sonst  immer  malam  erücem  zusammenstellt  und 
miset,  so  kann  er  es  doch  an  einzelnen  Stellen  anders  machen. 
So  ist  auch  an  der  Messung: 

Rud.  1162  Pergite,  obsecrö,  continuo.  ::  Placido  aut  ite  in 
malam  crucem. 

Phorm.  368  Videäs  te  atque  illum,  ut  narras.  ::  Äbi  htne  in 

malam  crucem}  doch  hier  nach  A  I  In  malam  crucem, 

kein  Anstoss  zu  nehmen.  Ebenso  hat  Plautus  gewöhnlich  auch 
die  Wendung  volui  dicere  gebraucht,  an  8  Stellen  nach  Ritschl's 
Beobachtung  opusc.  II,  S.  438,  aber  darum  mit  vollem  Rechte  doch 

1)  Doch  einzelne  Stellen  widerstehen  jedem  AenderungsYersuche,  wie 
Trin  533  quoius  ille  ager  fuit.  Merc.  749  s.  S.  111  u.  a.  —  Cure.  479  euprä 
lacum  ist  wohl  als  ein  Wort  zu  nehmen. 


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4.  larabische  Schlüsse. 


235 


einmal  dicere  volui  gestellt,  wo  das  zur  Verbesserung  dienende 
Wort  diese  Stellung  erforderte,  nämlich  Mil.  27.  Desgleichen 
billigen  wir  nicht,  wie  wir  im  Abschnitt  über  Hiatus  sahen  S.  138 
in  Versen,  wie  Pseud.  800  die  Messung  st  gras  coquos,  sondern 
nur  mit  richtiger  Elision  si  gras  coquos. 

Aber  anzuerkennen  bleibt  jedenfalls  Luchs'  Beobachtung,  dass 
nicht  bloss  zwei  iambische  Wortfüsse  hinter  einander,  sondern  schon 
ein  solcher  anstössig  ist,  wenn  ein  kretisches  oder  kretisch 
schliessendes  Wort  vorausgeht.  Nur  hat  er  eine  Anzahl  Stellen 
verworfen,  die  an  sich  keinen  Anstoss  geben  und  sich  gegen- 
seitig decken.  Dies  hängt  mit  der  eigenartigen  Begründung  zu- 
sammen, die  Aug.  Luchs  für  diese  Erscheinung  giebt,  gegen  die 
wir  aber  von  vornherein  etwas  misstrauisch  werden,  weil  ihre 
Consequeuz  alle  die  erwähnten  Ausgänge  zu  verwerfen  mit  der 
Ueberlieferung  in  Widerspruch  bringt.  Luchs  geht  von  einer 
Stelle  des  Grammatikers  Diomedes  aus  p.  507,  wonach  der  ko- 
mische Senar  den  Spondeus  und  Anapäst  an  erster,  dritter 
und  fünfter  Stelle  haben  kann,  der  tragische  Senar  dagegen 
ut  gravior  iuxta  materiae  pondus  esset,  setnper  quinto  loco  spon- 
deum  reeipit;  aliter  enim  esse  non  potuit  tragicus.  Demnach  sei  auch 
im  altrömischen  Senar  principiell  der  Spondeus  oder  Anapäst  im 
fünften  Fusse  anzusetzen.  Wo  dieser  nicht  steht,  sei  das  beson- 
ders zu  erklären;  so  bei  vier-  und  mehr  als  viersilbigen  Wörtern, 
ferner  sobald  der  Vers  mit  einem  kretischen  Wortfüsse  schliesst. 
Denn  davor  sei  eine  Cäsur  mit  Pause  anzusetzen,  die  die  fehlende 
Zeit  ausfülle  edidissö  |  creditur;  eine  Cäsur,  die  auch  Hiatus  be- 
günstige, vgl.  dagegen  oben  S.  178,  wie  parvi  |  aestumo.  Plautus 
und  Terenz  hätten  zwar  nicht  die  Silbenfolge  ^  ^  wohl 
aber  ^  u  ^  u  _  und  ^,  ^  ^  _,  o  _  zugelassen,  weil  hier  der  Iamb 
numerorum  varietate  rhythmique  celeritate  quasi  furtim  sese  in- 
sinuat.  Allein  auf  diese  Weise  lassen  sich  nicht  alle  Ausnahmen, 
deren  es,  wie  wir  sehen  werden,  auch  ausser  den  bereits  auge- 
führten giebt,  erklären,  ja  nicht  einmal  die  zuletzt  angeführten. 
Ueber  die  Cäsur  vor  dem  letzten  Creticus  haben  wir  a.  0.  oben 
gehandelt  Diese  Cäsur  beruht  keinesfalls  auf  besonderu  rhyth- 
misch-metrischen Verhältnissen,  ist  daher  auch  nicht  Hiatus  be- 
günstigend, sondern  es  liegt  lediglich  Wortende  mitten  in  einem 
Versabschnitte  vor,  das  keine  bemerkenswerthe  Pause  bedingt, 
sondern  nur  eine  solche,  die  für  den  Vers  nicht  ins  Gewicht 
fallt.  Dass  die  angeführte  Grammatikerstelle  nicht  auf  Plautus 


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23G 


Metrik.   1.  Cäsaren  und  Schlüsse. 


und  Terenz  geht,  hat  Luchs  selbst  richtig  geseheu.  Die  Beobach- 
tung des  Grammatikers  ist  zutreffend,  aber  nur  für  die  Tragödien 
des  Seneca  und  ähnliche  Dramen  der  Kaiserzeit. 

P.  Langen,  in  dem  bereits  oben  S.  15  citirteu  Aufsatze, 
scheint  denselben  Staudpunkt  zu  haben,  wenn  er  den  Spondeus 
im  vorletzten  Fusse  mit  der  gravitas  der  Horner  erklären  will, 
die  zur  häufigen  Auwendung  des  Spondeus  veranlasst  habe.  Es 
lässt  sich  natürlich  nicht  leugnen,  dass  Spondeen  den  Vers 
schwerer  und  gewichtiger  machen.  Auch  zeigen  die  alten  Komiker 
wohl  Sinn  für  die  ethische  Wirkung  der  Verbindung  langer  Silben, 
wie  das  z.  B.  die  feierlich  klingende  Versicherung  Mil.  51  be- 
weist: Conmünicabo  Semper  te  mensa  mea  u.  ä.  Allein  dies  erklärt 
nicht  den  Spondeus  gerade  an  dieser  Stelle,  sondern  den  Ge- 
brauch desselben  im  Allgemeinen  und  überhaupt  nicht  den  Ge- 
brauch der  flüchtigen  Anapästen,  die  doch  im  komischen  Trimeter 
ganz  wie  bei  Aristophanes  und  in  der  griechischen  Comödio 
überhaupt  eine  dem  Spondeus  entgegengesetzte  Wirkung  haben, 
worüber  wir  später  II,  4  sprechen  werden.  Nichts  von  romischer 
gravitas  steckt  doch  z.  B.  in  den  Versen  der  Bacchis: 

Bacch.  83  Übi  tu  lepide  völes  esse  tibi,  mea  rosa,  mihi  dicito: 
'Dato  qui  bene  sit\  ego  ubi  bene  sit,  tibi  locum 

lepMm  dabo. 

Besonders  auch  in  den  letzten  Worten  mit  dem  Anapäst  tibi 
locum  lepidüm  dabo  hört  man  nur  den  leichtfertigen  Ton  der 
griechischen  Hetäre.  Ganz  im  Einklang  mit  dem  Inhalt  giebt 
der  Vers  das  Graziöse,  Tänzelnde,  Verführerische,  aber  von  Ernst 
und  Würde  keine  Spur.  Dagegen  sollte  die  mala  crux  in  den  so 
häufigen  Versschlüssen  malani  crucem  sicher  nicht  als  etwas 
Leichtes  erscheinen. 

W.  Meyer,  a.  0.  S.  105  meint,  aus  der  Beachtung  der  be- 
tonten Wortschlüsse  sei  auch  das  Verbot  von  zwei  reinen  iam- 
bischen  Wortschlüssen,  wie  cäput  dÖlet  hervorgegangen.  Allein 
abgesehen  davon,  dass  in  auapästisch-iauibischen  und  spondeisch- 
iam bischen  Schluss Wörtern,  die  doch  ganz  legal  sind,  die  Beach- 
tung der  betonten  Wortschlüsse  dieselbe  sein  müsste,  gewinnen 
wir  schon  darum  nichts,  weil  Beachtung  der  betonten  Wortschlüsse 
nur  ein  anderer  Ausdruck  für  die  Sache  selbst  ist  Da  keine 
weitere  Begründung  folgt,  bleibt  diese  Aulfassung  unverständlich. 
Du  gegen  zeigt  W.  Meyer  das  richtige  Gefühl  an  einer  andern 
Stelle  S.  40:  „Zwei  völlig  gleiche  iambische  Wörter  hinter  einander 


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4.    lambische  Schlüsse. 


2^7 


wie  quis  potest  pati,  klangen  im  Versschluss  klappernd  und  mo- 
noton; dasselbe  ist  der  Fall,  wenn  der  vorletzte  Iambus  nur  Wort- 
schlu8s  zu  einer  langen  Silbe  ist,  wie  in  äntea  fui't." 

Dies  lässt  sich  noch  weiter  ausführen.  Auch  in  audern 
Dipodien  hat  man  es  gemieden,  zwei  iambische  Wörter  neben 
einander  zu  stellen.  Z.  B.  in  Plautus  Amphitruo,  Asinaria  und 
Stichus  und  in  Terenz'  Adelphen  finden  sich  nur  folgende  aus  zwei 
lamben  gebildete  Dipodien:  Amph.  991  (von  Guyet  getilgt),  PaUr 
vocat  me,  etfm  sequor,  wahrscheinlich  vocat  me  zu  betonen,  995 
amat,  sapit.  1059  captft  dolet  (könnte  auch  nach  der  unten  zu 
besprechenden  Ausnahme  am  Versende  stehen).  Asin.  prol.  13 
Inest  lepos.  681  virütn  quidem.  Ad.  242  minas  decem;  sonst  tritt 
noch  Elision  dazu.  Stich.  647  cadüm  modo  hinc,  wie  Aul.  68  malae 
rei  eveni'sse.  Ad.  836  bonae'  tuae  istae.  Ad.  392  ist  pude't  piget- 
que  nicht  als  zwei  lamben  zu  fassen,  sondern  pige*tque  wird  ganz 
wie  etwa  pigere  accentuirt  und  metrisch  behandelt.  Im  Griechi- 
schen finden  sich  die  im  römischen  Verse  verpönten  iambischen 
Schlüsse  sehr  häufig  und  erregten  offenbar  dem  Ohre  des  Athe- 
ners nicht  den  geringsten  Missklang.  Darum  ist  aber  der  Athener 
sicher  nicht  als  minder  feinfühlend  in  dieser  Hinsicht  anzusehen, 
sondern  im  Griechischen  waren  eben  solche  Ausgänge  gar  nicht 
monoton  und  klappernd,  weil  durch  den  Wortaccent  eine  ange- 
nehme Modulation  in  den  zwei  quantitativ  gleichen  Bestand- 
teilen der  Schlussdipodie  eintrat,  wie  dies  folgende  Triineter- 
ausgänge  bei  Menander  veranschaulichen:  xaxaöxgafpdg  oXog. 
slaußyicc,  cptQei.  xqvgCov  Xäßot.  anoXXvxai  XQta.  ifitpavrig  (pCXog. 
ava^ta  xivi.  atxica  &eov.  xaXov  ndvv.  aXag  tpaxovg.  UvQovg 
Xaßi.  tvxv%mv  povog.  6v6xv%a  ftovrj.  &ebv  Xoycp.  £&£i  xivi. 
i%oi  vexQog.  ßiov  mxQov.  xwbg  noXv.  odov  xq£%hv.  xaXcö  X6y&. 
ayttv  OioXrjv.  ftscov  tycog  u.  v.  a.  Im  Lateinischen  war  dagegen 
der  Wortton  immer  ein  fester,  mit  ganz  verschwindend  wenig 
Ausnahmen  betonte  man  jeden  Iambus  (o  _)  auf  der  ersten 
Kürze.  Ein  solcher  Schluss  auf  Iambus  war  der  einzige,  den  die 
römischen  Rhetoren  unbedingt  verwarfen,  während  sie  die  übrigen 
Wortfüsse  als  rhetorische  Schlüsse  gelten  Hessen:  multa,  miUtos, 
multabo,  selbst  e"xigunt  u.  a.,  der  Wortton  ruht  dabei  auf  einer 
langen  Silbe.  Bei  agit,  ägunt  u.  ä.  fällt  der  letzte  Wortton  auf 
eine  Kürze,  wodurch  ein  Missverhältniss  entstand,  sobald  man 
den  letzten  Wortton  länger  aushalten  wollte.  Wiederholte  sich 
nun  ein  solcher  Iamb  am  Ende  des  Verses,  so  wurde  das  an- 


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238 


Metrik.    I.  Casuren  und  Schlüsse. 


stossig,  weil  dazu,  dass  der  gleiche  Wortkörper  zweimal  hinter 
einander  erschien,  auch  jeder  Wechsel  in  Vers-  und  Wortton 
fehlte,  da  diese  zweimal  nach  einander  in  ganz  gleicher  Weise 
dissonirten.  Wo  einer  dieser  Anstösse  wegfiel,  gestattet  man 
solche  Schlüsse  auf  zwei  jambische  Wörter: 

Most.  670.  Tuos  emit  aedis  fifiik  : :  Hönau  f  ide. 
Pseud.  700  Növos   mihist  : :  Nimiilrast  mortalis  graphicus: 
ivQBtrjg  mihist. 

In  beiden  Versenden  fallt  der  eine  Missklang  weg,  da  auch  bonan 
den  Wortton  auf  die  letzte  Silbe  zurückzieht  und  somit  ebenso 
wenig  Anstoss  erregt  wie  etwa  id  est  ffdes,  vgl.  Bacch.  574. 
682.  705,  also  eine  Variation,  wie  sie  der  griechische  Accent 
häufig  bietet.1) 

Ganz  so  schwer  wie  bei  zwei  i  am  bischen  Wörtern  im  Ver- 
schluss war  der  Anstoss  nicht,  wenn  ein  regelrecht  betonter 
Iambus  mit  einem  ein  anderes  Wort  schliessenden  Iambus  in  der 
Enddipodie  zusammentraf,  aber  viel  geringer  konnte  er  auch  nicht 
sein.  Der  Versschliessende  Iambus  hat  den  Wortton  auf  der  ersten 
Kürze,  der  das  vorletzte  Wort  sch liessende  hat  gar  keine  Wort- 
betonung und  beide  erhalten  nun  auf  ihre  unbetonte  Schlusssilbe 
den  Versictus.  Durch  die  Pause  nach  dem  längern  vorletzten 
Worte  wird  der  unschöne  Schlussiamb  etwas  isolirt  und  tritt  da- 
durch mit  seiner  Dissonanz  mehr  hervor.  Der  Anstoss  war  hier 
jedenfall  schwerer  als  in  dem  angeführten  Mostellariavers.  Da 
stimmte  ja  im  vorletzten  Iamb  Vers-  und  Wortton  überein,  bot 
also  nur  der  zweite  Iamb  denselben  Anstoss,  wie  in  jedem  andern 
unbedenklich  zugelassenen  Schluss  mit  letztem  Iambus,  hier  aber 
kam  noch  der  Anstoss  hinzu,  dass  der  Versictus  zweimal  hinter 
einander  in  derselben  Dipodie  auf  unbetonte  Endsilbe  fiel.  Es 
lässt  sich  auch  der  Beweis  erbringen,  dass  die  Wiederholung 
zweier  Iamben,  die  sechs  einzelne  Momente  des  Anstosses  ent- 
hält, am  Ende  des  Verses  mehr  gemieden  war  und  mithin  un- 
schöner erschien  als  der  Ausgang  mit  kretisch  endendem  Worte 
vor  Versschliessendem  Iambus,  wo  man  nur  fünf  derartige  Mo- 
mente herausfinden  kann. 

August  Luchs  dehnt  das  in  Frage  stehende  Gesetz  nur  auf 


1)  Ausführlicher  hat  hierüber  gesprochen  Verfasser  in  Bursian  Müller's 
Jahresbericht  48.  Bd.  S.  127.  131  fgp.  Mil.  1120  wird  man  nicht  Itane  tu 
censes?  halten  nach  Analogie  von  bonan  fide,  sondern  Itan  achreiben. 


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4.   lambische  Schlüaae. 


23il 


die  Schlüsse  der  jambischen  Dinieter,  Senare  und  Octonare,  sowie 
auf  die  des  trochäischen  Septenars  aus;  hinzuzunehnien  ist  natürlich 
auch  der  trochäische  Seiiar,  der  überhaupt  selten  ist,  doch  bis- 
weilen im  Cauticum  vorkommt,  wie  Ad.  615,  vgl.  Rhythmik  I,  6, 
sowie  der  trochäische  Dimeter,  der  ausser  im  Canticum  besonders 
im  ersten  Theile  der  trochäischen  Langzeilen  erscheint,  wenn 
diese  iambische  Hauptcäsur  haben.  Es  ist  August  Luchs  jedoch 
entgangen,  dass  das  Gesetz  nicht  unbedingt  für  die  trochäi- 
sche Tripodie  gilt,  die  besonders  in  Verbindung  mit  kretischem 
Dimeter  nicht  so  gar  selten  ist  A.  Spengel,  Reform  vorschlage 
u.  s.  w.  S.  80  fgg.  führt  gegen  50  Beispiele  auf,  zu  denen  man 
noch  eine  Reihe  gleichfalls  ganz  sicherer  solcher  Verse  hinzu- 
setzen kann.  Bacch.  620.  643.  645.  Pseud.  259  u.  v.  a.,  wo  zwei 
solche  Tripodien  zu  einem  Verse  verbunden  stehen.  In  diesem 
reichlichen  halben  Hundert  trochäischer  Tripodien  findet  man  den 
doppelten  Iambus  am  Ende  sehr  selten,  nämlich  Pseud.  1294. 
Cas.  616  in  der  auch  im  Senarschlusse  oft  vorkommenden  Formel 
in  malam  crucem;  ähnlich  lässt  sich,  wie  wir  sehen  werden, 
Most.  707  quam  domi  cubem  fassen,  eine  Aenderung  wie  domi 
accubem  wäre  verfehlt;  ferner  durch  Elision  sind  entschuldigt, 
wie  in  den  iambischen  Senarschlüssen,  worüber  wir  sogleich  han- 
deln werden,  Pseud.  1292.  Bacch.  663  sitast  mihi,  aüruni  erus 
sibi;  ferner  Most.  690.  710  lassen  sich  mit  vorletztem  Spon- 
deus  messen,  der  in  der  trochäischen  Tripodie  zulässig  ist,  vgl. 
A.  Spengel  a,  O.  S.  83  quam  fuit  domi.  quam  fuit  mihi.  Endlich  ist 
Most.  133  der  überlieferte  Vers  nur  zu  halten  als  kretischer  Tri- 
nieter:  Nain  ego  ad  lllud  frugi  üsque  et  probüs  fül.1)  Keinesfalls 
kann  es  ein  kretischer  Dimeter  mit  trochäischer  Tripodie  sein. 
A.  Spengel  S.  35  fgg.  hat  bewiesen,  dass  im  kretischen  Tetra- 
meter der  zweite  Creticus  immer  reine  Senkung  haben  muss, 
selbst  wenn  die  Hauptcäsur  vernachlässigt  ist.  Ter.  Andr.  631 
8.  S.  221,  die  einzige  Ausnahme,  die  sich  anführen  lässt,  beweist  nichts 
gegen  diese  Regel.  Wird  aber  einmal  der  kretische  Dimeter  in 
durchweg  kretischen  Reihen  so  streng  gebaut,  so  muss  man  das 
unbedingt  auch  da  verlangen,  wo  dieser  Dimeter  als  erstes  Glied 
mit  einer  alloeometrischen  Reihe,  wie  eben  mit  der  trochäischen 
Tripodie  zusammentritt.  Von  den  dieser  Forderung  widerstrebeu- 

1)  Wenn  man  nicht  ändern  will,  da  usque  neben  ad  illud  uncorrect 
scheint,  Tg).  Lorenz  z.  <1.  St.,  etwa:  Näni  ego  ad  illud  probusque  e*t  frugi  fui. 


240 


Metrik.  I.  C&suren  und  Schlüsse. 


den  Versen,  die  A.  Spengel  S.  82  aufführt,  lässt  sich  Most.  113 
mit  reinem  kretischen  Dimeter  messen:  Nequiör  factüs  iamst  | 
üsus  aedium,  ganz  wie  Asin.  132  Fäxo  ßrünt,  capitis  te  |  perdo 
ego  et  fiham.  Pseud.  1300  ist  wohl  Quid  lubet?  Pergis  ructare 
in  os  mihi  dem  auch  durch  Nonius  verbürgten  pergin  vorzu- 
ziehen, doch  ist  der  Vers  nicht  sicher,  da  A  offenbar  andre  Wort- 
stellung hatte.  Most.  703  ist  unraetrisch  überliefert,  aber  ganz  in 
Ordnung,  wenn  man,  was  Spengel  S.  88  aus  andern  Gründen 
thut,  das  am  Ende  unmetrisch  stehende  Verbum  an  die  richtige 
Stelle  einsetzt:  si  quis  dotatam  habet  |  ätque  uxorem  anum.  So 
kommen  wir  zu  der  Beobachtung,  dass  in  trochäischen  Tripodien 
zwei  schliessende  iambische  Wortschlüsse  ebenso  selten  sind,  wie 
in  allen  sonstigen  iambischen  Schlüssen.  Denn  drei  Stellen,  wo 
die  Ritschl'sche  Ausgabe  solche  iambische  Schlüsse  bietet,  sind 
gleichfalls  zu  verwerfen.  Denn  Most.  G98  geben  die  Handschriften 
nicht  me  dedi  foras,  wie  Ritsehl  nach  Gnlielmus,  Verisimilia  II,  22 
schreibt,  sondern  me  edidi  foras.  Ibid.  699  haben  die  Palatini: 
Töta  turget  mihi  uxör  scio  nü"nc  domi  einen  ganz  richtigen  kre- 
tischen Tetrameter  mit  latenter  Cäsur  oder  einen  kretischen  Di- 
meter mit  trochäischer  Tripodie,  jenachdem  inan  scio  niisst;  der 
Ambrosianus  lässt  zwar  nunc  aus,  verdient  aber  darin  keine  Be- 
achtung, weil  er  auch  sonst  in  den  benachbarten  Versen  für  den  Sinn 
ganz  nothwendige  Worte  auslässt,  wie  707  potius  nach  Schwarz- 
mann's  zuverlässiger  Collation.  Und  so  werden  wir  auch  in  der 
dritten,  demselben  Canticum  angehörenden  Stelle  ibid.  695  lieber 
der  Lesart  der  Palatini  folgend  im  Einklang  mit  der  Technik  der 
übrigen  Verse  lesen  Melius  quom  pnlndium  quam  solitum  dedit 
statt  mit  dem  Ambrosianus  unschön  quam  solet  dedit.  Vereinzelt 
bleiben  fast  nur  noch  Pseud.  1288.  Rud.  924b  nach  B.  Man  wird 
diese  Vermeidung  zweier  iambischer  Wörter  im  Schlüsse  der  Tri- 
podien wohl  kaum  aus  rein  mechanischen  Gründen,  an  die  man 
auch  denken  könnte,  erklären,  sondern  eine  analoge  Erscheinung 
zu  den  übrigen  iambischen  Schlüssen  darin  zu  suchen  geneigt 
sein.  Giebt  man  somit  zu,  dass  auch  in  den  Tripodien  der  dop- 
pelte Schlussiambus  in  derselben  Weise  wie  sonst  in  den  gleichen 
Schlüssen  gemieden  wurde,  so  ist  doch  andererseits  unleugbar, 
dass  der  Iambus  nach  kretischem  Worte  hier  eine  ganz  legale 
Erscheinung  ist,  die  wir  beinahe  in  der  Hälfte  aller  Tripodien 
finden,  nämlich  sicher:  Bacch.  643.  645.  Callidum  senem.  Callidis 
dolis.   filio  sonis.  Tbid.  4  Quae  sodalem  sUque  me  exercitos  habet. 


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4.   Jambische  Schlüsse. 


241 


(kretischer  Dimeter  und  trochäische  Tripodie  mit  latenter  Cäsur). 
Pseud.  1285  exciet  foras,  ferner  Bacch.  664.  667  reddidi  patri. 
<5bviam  mihist.  Most.  141.  337.  342.  343.  691.  692.  694.  698.  708. 
714.  717  neglegens  fui.  öptume  volo.  ebrius  probe.  Delphiuni 
mea.  itfverit  magis.  perbonum  dedit.  llico  fuit.  edidi  foras. 
moribus  sient.  adloqui  mihi,  plurumuni,  Simo.  Most.  711  fece- 
rit  male.  Pseud.  1287  u.  a.  Nur  eine  Stelle  Most.  109  fmbri- 
cesque  ibi  ist  durch  Elision  entschuldigt  und  würde  auch  sonst 
regelrechten  Schluss  geben.  Man  wende  nicht  ein,  dass  Plautus 
ohne  diese  Freiheit  überhaupt  zu  sehr  beengt  gewesen  wäre,  um 
Tripodien  in  grösserer  Anzahl  bauen  zu  können.  Er  hat  ja  in 
der  grösseren  Hälfte  der  Verse  diese  Freiheit  sowie  den  Schluss 
auf  doppeltem  Iambus  vermieden  und  leicht  hätte  er  in  den  meisten 
Fällen  anders  stellen  oder  sich  ausdrücken  können,  da  ja  sowohl 
irrationale  Senkung  als  auch  Auflösung  der  Hebungen  gestattet 
war,  vgl.  Spengel  S.  81  u.  82.  Vielfach  lag  die  Vermeidung  des 
iambischen  Ausganges  sehr  nahe,  so  htfuc  mihi  adloqui.  füi 
neglegens.  me  foras  exciet.  habet  exercitos.  suö  patri  j  quäntutn 
reddidit.  mihi  dedit  üxor  perbonum.  füit  ilico,  me  foras  edidi. 
tft  sint  moribus  u.  ä.  lediglich  durch  sinngemässe  Wortstellungen. 
Es  ist  vielmehr  klar,  dass  Plautus  sich  hier  nur  bemühte  die 
auch  sonst  gemiedenen  zwei  Ianiben  nicht  zu  gebrauchen,  da- 
gegen sich  an  eine  weitere  Beschränkung  bei  kretischem  Worte 
vor  iambischem  Schlusswort  nicht  gebunden  fühlte.  Wir  werden 
für  diese  Thatsache  noch  eine  indirecte  Bestätigung  erhalten  und 
sie  bei  Erklärung  der  Senarschlüsse  u.  s.  w.  zu  verwerthen  suchen. 

Hier  müssen  wir  zunächst  nach  einer  Erklärung  dieses  Plau- 
tinischen  Gebrauchs  uns  umsehen.  Wir  suchen  sie  in  Folgendem: 
Was  den  kretischen  Ausgang  vor  schliessendem  iambischen  Worte 
besonders  anstössig  machte,  mag  der  Umstand  gewesen  sein,  dass 
von  diesem  kretischen  Ausgange  die  letzten  zwei  eben  einen 
lambus  bildenden  Silben  mit  dem  Schlussiambus  im  Senar  zu 
einer  Dipodie  sich  vereinigten.  Erst  dadurch  wird  der  doppelte 
iambische  Ausgang  mit  seinen  vom  Versictus  getrofl'enen  unbe- 
tonten Endsilben  unerträglich.  Genau  genommen  ist  ja  nur  in 
dem  iambischen  Üiuieter,  Senar  und  Octonar  nach  äusserem  Schema 
der  ganze  Iambus  von  dem  kretisch  endigenden  Wortcomplex 
abgesondert;  allein  auch  im  trochäischen  Septenar,  der  ja  viel- 
fach, sobald  er  iambische  Hauptcäsur  hatte,  in  seinem  zweiten 
Thcile  factisch  ein  iaiubischer  Dimeter  wurde,  konnte  der  iambische 

Klotz,  OrumlnUg«  »Hroniwcher  Metrik.  10 

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242 


Metrik.  I.  Cäsuren  nnd  Schlüsse. 


Schluss  nicht  anders  sich  gestalten  wie  bei  jedem  von  Anfang 
an  iambischen  Verse.  Dagegen  in  der  Tripodie  findet  entweder 
überhaupt  keine  dipodische  Gliederung  statt  oder  es  wird  gerade 
dadurch  der  letzte  Fuss  für  sich  gestellt,  ist  also  z.  B.  ein  ebrius 
probe  ebenso  richtig,  wie  ein  ebrius  probissunie,  wo  sich  durch- 
aus dieselben  Silbenverhältnisse  zeigen. 

Ist  dies  aber  richtig,  so  erklärt  sich  auch  eine  Erscheinung, 
die  bisher  dunkel  blieb,  und  dient  zugleich  zu  weiterer  Bestä- 
tigung. Schon  Aug.  Luchs  a.  0.  S.  13  u.  14  hat  richtig  beobachtet, 
dass  die  Silbenfolge  revennlnt  dorn  um  und  ut  alti  cÖqut  sowie 
sät  agttat,  tamen  und  erüs  operäin  däre,  endlich  insuper  ettam 
stet  u.  ä.  einen  legalen  Schluss  geben,  dagegen  solche  wie  iueüs 
eriis  dömüin  einen  unerlaubten.  Was  ist  wohl  der  Grund  von 
dieser  verschiedenen  Behandlung  von  sät  ägität  tarnen  oder  sub- 
tgltat  tarnen  oder  insuper  ägitat  täinen  einerseits  und  dem  doch 
so  ähnlichen  sätts  ägät  tarnen  andererseits?  Stände  die  Frage 
nur  zwis'chen  einem  sätts  ägität  tarnen  oder  tnsüper  a  gl  tat  tarnen 
und  diesem  sätts  ägät  tarnen,  so  träfe  0.  Brugmann  a.  0.  S.  17 
das  Richtige,  wenn  er  diese  Sache  so  bezeichnet:  si  ultima  versus 
vox  est  iambica,  verba  quae  praecedunt  non  ita  se  habere  lici- 
tum  est,  ut  iusta  eis  conclusio  versus  formari  possit,  eine  an  sich 
recht  feine  Beobachtung,  der  sich  L.  Havet  a.  0.  S.  124  anschliesst, 
wonach  also  ein  insuper  etiam  vor  dem  Schlussiamb  noch  zu- 
lässig ist,  weil  es  keinen  Versschluss  auf  giebt,  da- 
gegen satis  agat  vor  tarnen  unmöglich  ein  Versausgang  ist,  weil 
der  Vers  auf  ein  oo,^_  recht  gut  schliessen  kann.  Doch  auch 
diese  Begründung  ist  noch  anders  zu  fassen.  Denn  sie  erklärt 
nicht  alle  Erscheinungen.  Brugmann  musste  lediglich  in  Conse- 
quenz  seiner  Erklärung  eine  Anzahl  Stellen  verdächtigen,  die  ganz 
heil  sind,  nämlich  sämmtliche  Fälle  mit  dem  Schlüsse  oo^,^. 
Denn  es  ist  ganz  unbestreitbar,  dass  z.  B.  revenlünt  ein  ganz 
richtiger  Versschluss  ist;  desshalb  kann  Brugmann  ein  reveuiünt 
domum  am  Ende  des  Verses  nicht  dulden.  Solche  Schlüsse  finden 
sich  aber  sicher  überliefert:  Amph.  188  revenidut  domum.  Most  57 
reveniät  senex.  Fhorm.  507  retineäm  scio.  Men.  550  operuit  foris. 
Truc.  539  ex  Arabiä  tibi  *)  u.  a.,   weiterhin  solche   Fälle  wie 


■ 

1)  Nur  Bacch.  220  Philipp»"©"  quidem  ist  unsicher.  Vgl.  i\  Langen, 
Beiträge  8.  8G.  Poen.  prol.  27  heri  <Vo>veniant  domum  lässt  sich  schwerlich 
andern  emomliren.   Vgl.  Capt.  arg.  4.      Mil.  871  Kern  otnnem  tibi,  Acrote- 


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4.   Iambische  Schlüsse 


243 


qut  tnvidet  mihi  u.  v.  ä.,  schliesslich  auch  Verbindungen  wie  äd 
antmüm  uief.m  u.  ä.,  und  überhaupt  würde  diese  Ausstellung  auch 
die  Schlüsse,  wie  sät  ägität  tarnen  treffen.  Denn  ein  solcher 
Schluss  0,0^^.  ist  zwar  nicht  häufig,  principiell  aber  ist  er  nicht 
zu  verwerfen  und  findet  sich  sicher  überliefert,  z.  B.  Ad.  40  Is 
ädöö,  vgl.  auch  Mil.  1138  et  egö  vos  u.  ä.,  Aul.  arg.  I,  2  ist 
sogar  cum  oplbus  gewagt. 

Auf  die  richtige  Begründung  der  fraglichen  Erscheinung 
kann  uns  unsre  Beobachtung  über  die  Tripodien  führen.  Man 
darf  nicht  rein  äusserlich  fragen,  ob  das  dem  Sehlussiamb  vor- 
ausgehende Schema  an  sich  schon  auch  einen  Versschluss  geben 
kann.  Vielmehr  ist  allen  den  verschiedenen  Fällen  die  Auflö- 
sung der  drittletzten  Hebung  gemeinsam  und  zwar  eine 
solche,  die  die  beiden  letzten  Dipodien  eng  verbindet.  Denn 
weder  in  insuper  etiam  siet  noch  in  novos  erüs  Öperam  dare  oder 
condio  üt  älti  coqui  noch  in  rerum  sat  ägitat  tarnen  oder  rerum 
sutls  agat  tarnen  findet  sich  am  Ende  der  vorletzten  Dipodie  eine 
den  Schluss  dieser  Dipodie  markirende  feste  Silbe,  wie  etwa  in- 
super |  iamiäm  siet  oder  auch  nur  novos  et  operam  dabat  erus  u.  ä. 
Tritt  aber  in  den  angegebenen  Silbenfolgen  keine  wirklich  wahr- 
nehmbare dipodische  Scheidung  ein,  so  ergiebt  sich  im  iambi- 
schen  Ausgange  metrisch  und  euphonisch  das  gleiche  Silben- 
verhältniss  wie  in  den  trochäischen  Tripodien.  Die  iambische 
Schlussdipodie  in  der  Wendung  reventünt  dömüm  oder  insuper 
ettäm  siet  wird  unwillkürlich  mit  dem  vorhergehenden  Fusse  un- 
trennbar verbunden,  es  kann  also  nicht  der  vorletzte,  einem  mehr- 
silbigen Worte  augehörende  lauibus  mit  dem  Schlussiambus  zu 
einer  für  sich  allein  wirkenden  missklingenden  Dipodie  eng  zu- 
sammentreten und  verliert  so  das  Anstössige,  was  er  sonst  haben 
würde,  gerade  so  wie  der  entsprechende  iambische  Ausgang  im 
wirklich  tripodischen  Takte.  Aber  wie  dort  der  doppelte  Iambus 
trotzdem  gemieden  wurde,  weil  er  ein  ärgerer  Missklang  war, 
der  auch  bei  weniger  fühlbarer  Verbindung  nicht  paralysirt  wird, 
so  blieb  auch  in  diesen  iambischen  Schlüssen  trotz  der  engeren 
Bindung  der  letzten  Dipodie  mit  dem  vorhergehenden  Fusse  der 
doppelte  iambische  Wortfuss  verpönt. 

So  bestätigen  wir  im  Wesentlichen  das  Luchssche  Gesetz. 


leutium,  tibique  una,  Milphidi'ppa.    Denn  das  zwischen  Acrotele  und  utium 
gerathene  tibi  ist  dem  Nuinen  vor,  uicht  nachzustellen. 

IG* 

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244 


Metrik.  I.  Cäsuren  und  Schlösse 


Nur  müssen  wir  mehrere,  bei  unserer  Erklärung  aber  wohlbe- 
rechtigte Ausnahmen  anerkennen,  nämlich,  wie  bereits  angegeben: 

1)  Alle  Formen  auf  o  o  «  ^,  ^  ^  wie  Cure.  86  Quisnam  istic 
fluvius,  que'm  non  reeipiät  mare?  Dafür  bei  Luchs  7  Beispiele, 
mehrere  s.  oben  S.  242,  ferner  solche  auf  0,0^1,^1,  wie  Mil.  39 
Facete  advortis  tiiom  animum  ad  animüm  mcumf  ebenda  S.  16.  17 
in  16  Beispielen,  gewöhnlich  aber  mit  Elision  wie  Pseud.  524 
Priusquam  istam  pugnam  prignabo,  ego  etidm  prius]  dafür  24 
Beispiele  S.  15  u.  16,  dazu  Pers.  733  Ne  ego  hodw  tibi;  sodann 
Ausgänge  in  „0,0^,^  Capi  362  Vobisque:  volt  te  n<5vos  erus 
operäm  dare.  Phorm.  162  Alh's  quia  defit,  qu<5d  ainant,  aegrest: 
tibi  quia  mperest,  dolct,  vgl.  Asin.  110  ausser  Luchs  a.  0.  auch 
0.  Brugmann  a.  0.  S.  18  Anmerkung,  oder  ^^o,  o^^,^^  Trin.  906 
Capere  soleo.  ::  Quid  eist  nomen?  ::  Qu6d  edepol  homini  probo. 
Men.  211,  endlich  von  der  Form  ^0,0^,^  sehr  viele  Bei- 
spiele wie  Merc.  693  Ni  siimptuosus  instiper  etidm  siet,  dazu 
Luchs  S.  17  u.  18  noch  18  Beispiele,  auch  bei  Brix  zu  Mil.  27. 

2)  Dazu  stellen  wir  die  bereits  oben  S.  241  fg.  aufgeführten 
Schlüsse  mit  iambisch  endigendem  Worte  vor  schliessendem  Iam- 
bus  in  den  trochäischen  Tripodien,  wie  Bacch.  643  Callidum 
senem  callidis  dolis. 

3)  Eine  dritte  Classe  von  Ausnahmen  finden  wir  in  allen 
den  Stellen,  wo  durch  irgend  ein  Moment  das  Monotone  der 
beiden  Iamben  aufgehoben  wurde. 

Oist.  93  Coepi  amare  cöntra  ego  illum.  : :  0  raea  Silem'um.  : : 
Quid  est? 

wo  die  zwei  einsilbigen  Wörter,  wie  in  quid  agara  u.  ä.,  zwar 
als  ein  Iamb  metrisch  angesehen  wurden,  aber  auch  Personen- 
wechsel zwischen  den  beiden  Iamben  eintrat,  ähnlich  Andr.  1 16 
Hem  quid  est.  ::  Scies.  Auch  Phorm.  667  mag  man  dece*m  iuinas 
wie  das  bereits  von  Luchs  erwähnte  suprä  lacum  als  ein  Wort 
mit  verschobenem  Accent  gelten  lassen.  Ob  dagegen  Cas.  374 
lücrüm  facit,  Men.  750  patrem  raeuni,  ja  selbst  Amph.  1058 
aquäm  velliu,  Aul.  417  coquöm  decet  eine  gewisse  positio  debilis 
und  die  Eigenartigkeit  der  Verbindung  qu  mildernd  wirkte,  lässt 
sich  schwer  entscheiden,  doch  scheinen  derartige  Stellen  sich 
gegenseitig  zu  schützen.1)    Dazu  tritt  noch  Titinius  apud  Non. 


1)  An  der  letzten  Stelle  würden  wir  sonst  wenigsten*  coquom  (cocum) 
<con>deoet  dem  addecet  SpongH**  vorziehen. 


v 


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4.  Iambische  Schlüsse. 


245 


p.  157,  8  (65  R.)  und  ähnl.  Most.  164  perpluit  meum  vor  der 
Hauptcüsur  eines  iaiubischen  Octonars  ist  wohl  perplüit  oder 
perplüvit  meum  zu  messen.  Auch  das  oben  S.  238  erwähnte 
bönän  fide  Most  670  u.  Ii.  gehört  hierher.  Allein  das  sind  nur 
Einzelheiten.  Eine  grössere  Zahl  von  Ausnahmen  erklärt  sich 
daraus,  dass  das  Vorkommen  irgend  einer  Elision  die  Mo- 
notonie vollständig  hob  uud  die  beiden  Iamben  selbst  im  Schlüsse 
uuanstössig  machte.  Und  das  ist  ganz  natürlich,  da  die  elidirte 
Silbe  immer  noch  etwas  hörbar  blieb.  Und  zwar  ist  es  gleich- 
giltig,  ob  die  Elision  ein  einsilbiges  Wort  im  letzten  oder  vor- 
letzten Iamb  trifft  oder  ein  mehrsilbiges.  Das  entscheidende 
Moment  war  eben,  dass  bei  Elision  der  Iambus  nicht  mehr  ganz 
rein  war  und  durch  die  hörbare  Vorschlagssilbe,  wenn  diese  auch 
für  unmessbar  galt,  Mannigfaltigkeit  anstatt  der  Einförmigkeit 
entstand.  Demnach  halten  wir  nicht  bloss  solche  Stellen,  die  Luchs 
hielt,  wie  si  eras  coquos,  diese  freilich  unter  der  falschen  An- 
nahme eines  prosodischen  Hiatus;  sondern  auch  solche,  wie  ille 
ager  fuit,  quando  amör  iubet  u.  ä.,  also  ausser 

Pseud.  800  Sed  quör  sedebas  in  foro,  si  erds  coquos,  ebenso 
Poen.  200.  Eun.  400.  474.  Hec.  495.  Ad.  143. 

Dazu  vor  allem  auch  solche,  wo  ein  wirklicher  Hiatus  aus- 
geschlossen ist,  wie  nach  A  cum  rell. 

Men.  480  Ait  hanc  dedisse  me  sibi  atquc  eäm  meäe. 

Trin.  533  Neque  tfmquam  quisquam  quöius  ille  ager  fuit. 

Poen.  447  Ibo  utque  arcessani  testis:  quando  dmor  iubet,  ferner 

Cure.  204  Aedituom  aperire  fanum:  quo  üsque  quaeso  äd  hünc 
diem,  ähnlich  Pers.  689.    Wohl  auch 

Most.  583  Iinmo  äbi  domum.  verum  hercle  dico:  übt  domüm. 

Amph.  991  Pater  vocat  me,  cum  sequor,  |  eius  dicto  imperio 
sum  audiens  im  Cäsurschluss. 

Aehnlich  vielleicht  Cas.  924  faciam  ut<i>  iubes.  Epid.  668  iam 
üt(iy  sciäs  u.  a.  Natürlich  auch 

Merc.  585  Null  um  hercle  praeter  hünc  diem  illa  apüd  me  crit. 

Stich.  394  fmmo  venisse  etfm  siinitu  mi  ai  bant  Uli:  ego  hüc  citus. 
537  öptumest:  iam  istöc  raorae  minus  crit.  iam  ego 
apud  te  ero. 

742  Mörigerabor,  meae  deliciae:  nam   ita  me  Venus 
amoena  amat. 

Heaut.  304  Ubi  dieimus  redisse  te  et  rogarc,  üti. 


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246 


Metrik.   I.  CiUuren  und  Schlüsse. 


Andr.  1*45  Heris  Chreines,  quod  quaeris  Pasibulast.  : :  Ipsa 
edst.  : :  East.  mit  Personenwechsel. 

Vgl.  Stich.  275  nuntiäbo  erae.  Merc.  677  Intro  abite. : :  Eo.  Aul.  325 
Uticrdrum  hömo  u.  a. 

4)  Die  letzte  Ausnahme  bestätigt  nur  die  Hegel.  Es  sind 
dies  die  von  Luchs  S.  18fgg.  aufgeführten  Verse  mit  dem  Aus- 
gang mal  «-im  crucem,  wie 

Cas.  590  Ducas  easque  in  m-dxümäm  malam  crucvm.  Vgl. 
Capt.  526. 

Zu  diesen  treten  noch  einige  Stellen  mit  ähnlichem  In- 
halte, wie 

Rud.  775  Quaere  erum  atque  abduce.  ::  At  hic  ne  —  ::  Maxt/wö 
mälo  süö. 

Asin.  419  Qui  latera  contiraw  tüä,  |  quae  occälluere  plägis  u.  ä., 
zu  denen  man  auch  die  bereits  angeführte  Stelle  Most.  707  stellen 
kann.  Hier  war  der  Missklang  gesucht,  weil  er  ganz  zum 
Ausdruck  des  Sinnes  dieser  Stellen  diente,  die  immer  gerade  in 
diesem  Schlüsse  von  einer  höchst  misslichen  Sache  redeten.  Die 
Kakophonie  kann  hier  als  Tonmalerei  dienen.  Denn  wie  mala 
crux  keine  feste  Wendung  war,  die  als  ein  Wort  sich  nehmen 
Hess,  vgl.  oben  S.  234,  so  wird  dies  Niemand  von  m aluin  suum 
behaupten  wollen  und  dies  maxumo  malö"  suo  (in  A  u.  rell.)  ist 
ebenso  zuverlässig  überliefert  als  die  Ausgänge  in  maxumam  ma- 
laui  crucem,  mit  denen  es  im  Sinne  übereinstimmt. 

Bei  Terenz  finden  sich  fast  nur  Ausnahmen  der  ersten  Classc: 
Andr.  89.  749.  762.  907.  Ad.  655.  Phorm.  162.  Andr.  267;  mit 
Elision  Euu.  400.  474.  Hec.  495.  Ad.  143  u.  a.  Dagegen  Ad.  559 
discidit  labrum,  kommt  das  discldit  von  discldo,  nicht  als  discidit 
von  discindo. 

Was  endlich  das  Vorkommen  der  Elision  und  einsilbiger 
Wörter  im  letzten  Versfusse  sowohl  bei  trochäischen  wie 
jambischen  Schlüssen  betrifft,  so  halten  wir  uns  hier  kurz.  Diese 
Fragen  sind  von  W.  Meyer  a.  0.  S.  44  t'g.  eingehend  behandelt, 
und  Verfasser  hat  sich  in  Bursian-Müller's  Jahresbericht  48.  Bd. 
'S.  127.  128.  132  geäussert,  sodass  hier  ein  weiteres  Eingehen 
überflüssig  ist.  Das  Ergebniss  ist,  dass  die  römischen  Dichter  die 
Elision  im  letzten  Fusse  zwar  meiden,  aber  durchaus  nicht  gänz* 
lieh  aus8chliessen.  So  Trin.  467  ätque  opes.  663  te  honor.  749 
se  habet.   986  an  tu  is  es?  1169  quidnam  id  est?  (auch  öfters 


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4.   lambische  Schlüsse.  247 

anderwärts).  1003  quam  rein  agant.  Asin.  78  contenteque  habet. 
79  dmnia  haec.  147  eadem  era's.  220  sum  ego.  383  advocäto 
huc.  537  mone.  ::  Em.  614  vitä's  mi.  679  auiplexäre  banc.  36 
dicere.  ::  Ah.  Truc.  29  fidem!  hui.  285  inquain  abi.  366  asper- 
sisti  aquam.  406  in  sese  habet.  421  dsque  ero.  513  Coniectur. 
776  tranquilldsque  homo.  885  esse  opes.  919  adrum  habes.  939 
si  amas.  Poen.  122  didici  ego.  327  mumme  amat.  426  ätque 
abi.  431  etiämno  abis?  873  ätque  erus.  978  antiquösque.  habet. 
1025  atque  eo.  1075  atque  adest.  1112  ipsa  east.  1128  atque 
eho.  1361  praetdre  opust.  Rud.  216  esse  (ita)  uti  sum.  349 
öpdmque  huc.  454  dicere  hanc.  455  confugiäinus  quam  huc  nach 
SchoelPs  ansprechender  Vermuthuug.  691  habete  hanc.  715  ae- 
tatemque  ibi.  844  eccum  adest.  1072  Quid  tu  ais?  Capt.  672 
deärtuavistique  opes.  823  hiquidem  habet.  928  macerävi  hoc. 
960  rede  adhuc.  Bacch.  192  nioribundusque  est  (ähnlich  teinpüs 
fert  u.  s.  w.  mit  Abfall  des  s).  214  i'psum  amo.  247  wie  Truc.  366, 
ferner  Bacch.  387  esse  ita.  398  obvigiläto  opust.  404  quam  rem 
agant.  505  planeque  amo.  718  immo  adest.  806  dixi.  : :  Ita.  822 
abddcite  hunc.  901  estne  ibi.  1063  res  se  habet.  Epid.  417  esse 
eam.  485  east.  493  homo's.  640  mi  homo.  Cure.  3  suadetque 
Amor.  323  ömnia  haec.  412  Quis  tu  horao's?  419  Time  is  esV 
422  Mihine  ::  Ita.  455  di  te  ament.  664  vivät,  me  alat.  Aul.  47 
res  se  habet.  55  etiamne?  ::  Ohe.  325  litterärum  homo.  331 
i8ti  habent.  377  est  qui  emam.  574  rem  agat.  Amph.  91  pro- 
scaenio  hic.  94  ipse  aget.  214  promde  uti.  261  dicam  erae. 
270  quam  rem  agat.  443  atque  ego.  614  aetate  item.  796  atque 
eam.  954  llle  agat.  Merc.  155  volo  ah.  330  viso  opust.  487 
dnde  erit.  567  intro  eas.  655  si  habes.  677  abite.  : :  Eo.  720 
vidistine  eam?  755  hercle  anet.  897  ätque  is  est.  918  contra 
amo.  924  ipsa  abest.  Vgl.  585  s.  oben.  Stich.  258  datariaui  : :  Au. 
265  ätque  abi.  330  Finäcium.  : :  UbistV  275.  537  u.  742  s.  oben. 
582  ätque  is  est.  634  cäpto  opust.  710  \indm  tu  habes  u.v.a. 
Weitere  Belege  auch  bei  W.  Meyer  a.  O.  Terenz  unterscheidet 
sich  nicht  wesentlich  vou  Plautus  in  dieser  Hinsicht;  Belege  bei 
Meyer  a.  0. 

In  Anwendung  einsilbiger  Wörter  am  Ende  iambisch  wie 
trochäisch  ausgehender  Verse  befolgen  die  römischen  Dichter,  ab- 
gesehen von  den  in  Elision  bei  trochäischen  Schlüssen  stehenden 
Monosyllabis,  wofür  bereits  Beispiele  aufgeführt  sind,  im  Allge- 
meinen dieselbe  Praxis  wie  die  griechischen  Dramatiker.  Schon 


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248 


Metrik.   T.  CHsureo  und  Schlüsse. 


die  Saturnierpoesie  hatte,  wie  wir  sahen,  in  iainbischen  Schlüssen 
einsilbiges  Wort  zugelassen,  in  Fällen  wie  rümitant  inter  se  ohne 
Beschränkung,  dagegen  in  Ausgängen  wie  sdstulit  suäs  res  immer 
mit  reiner  vorletzter  Senkung,  von  welchen  Regeln  die  Dramatiker 
nicht  wesentlich  abweichen:  Ausgänge  mit  sämmtlichen  Formen 
des  Personalpronomens  und  des  verbum  substantivum,  die  enkli- 
tischer Natur  sind,  finden  sich  ziemlich  häufig,  sodass  Beispiele 
unnöthig  sind,  deren  viele,  aber  lange  nicht  alle  von  W.  Meyer 
a.  0.  verzeichnet  werden;  Öfters  bei  res.  Andre  Schlüsse  sind  bei 
Plaut us :  vis,  volt,  dem  (bei  Euripides  öovg),  gens  (Trin.  286 
hiulca  gens,  von  Meyer  nicht  angeführt),  bei  Terenz  vis,  mos, 
fert  (auch  Ad.  839  ita  tempüs  fert),  fit  (Ad.  822)  u.  ä.  Dass  dies 
dem  griechischen  Vorbilde  entspricht,  hat  Verfasser  eingehend 
besprochen,  Bursian-Müllers  Jahresbericht  48.  Bd.  S.  128. 

Ebenso  kurz  lässt  sich  schliesslich  die  Frage  erledigen,  wie 
es  mit  der  Behandlung  jambischer  Schlüsse  in  den  übrigen 
Rhythmengattungen  steht  Ausser  den  bereits  besprochenen 
Trochäen  und  Iamben  kommen  solche  Schlüsse  nur  in  den  kre- 
tischen Tetrametern  und  vereinzelt  in  katalektisehen  Bacchien 
am  Versende  und  in  der  Hauptcäsur  der  kretischen  und  der  Neben- 
cäsur  der  bacchiischen  Langverse  vor.  In  allen  diesen  Fällen 
stimmen  die  iambischen  Schlüsse  zu  den  strengsten  Regeln  des 
iainbischen  Senarschlusses,  weil  ein  doppelter  Iambus  hier  über- 
haupt unmöglich  ist,  da  vor  dem  schliessenden  Iambus  stets  zwei 
Hebungen  hinter  einander  stehen,  also  sämmtliche  Ausgänge  epi- 
tritisch  sind,  nämlich  wie  Amph.  224  conlÖquöntür  slmfd 

in  kretischem  Verse,  ibid.  642  Sed  höc  nie  bÖät  in  bacchiischem, 
oder  die  aus  diesen  aufgelösten  Formen:  und  _  ^  w  _ , 

wie  Amph.  235  nösträ  süperat  mänüs,  Asin.  131  vösträque  Ibl 
nöminä  oder  Amph.  235  Denique  ut  vclüinius,  Capt.  924  Quora- 
que  ex  mlserfis  u.  ä.  Das  sind  ganz  dieselben  Schlüsse,  wie  die 
legalen  des  Senars  gnätäm  süäm,  erücier  unser,  ut  volüimüs  u.  a. 

So  stellt  sich  auch  in  dieser  Untersuchung  über  den  Bau  der 
Cäsuren  und  der  Zeilenschlüsse  als  Endergebniss  dasselbe  heraus, 
wie  in  den  früheren  Abschnitten  über  das  metrische  Positions- 
kürzungsgesetz  und  den  Hiatus.  Die  römischen  Dramatiker  be- 
handeln sämmtliche  auf  wirklichen  rhythmischen  und  metrischen 
Verhältnissen  beruhende  Cäsuren  nach  dem  Princip  der  einheit- 


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4.  Iambische  Schlüsse. 


LM9 


liehen  Technik.  Im  Arischluss  an  das  griechische  Vorbild  nahmen 
sie  die  in  der  Elision  getrübten  Cäsureu  als  Ersatz  für  einen 
wirklichen  Einschnitt  auf  und  zwar  durchaus  in  Uebereinstim- 
mung  mit  dem  römischen  Sprachgebrauch,  der  die  elidirten  Vo- 
cale  im  Vortrag  nicht  gänzlich  unterdrückte.  Die  Hauptcäsuren 
vernachlässigten  sie  nur,  wo  es  galt  schwere  Worte  unterzu- 
bringen. Beides  war  von  den  griechischen  Dramatikern  nur  in 
den  iambischen  und  trochäischen  Dialogversen  zu  reichlicherer 
Anwendung  gebracht  worden.  Beides  dehnen  die  römischen 
Dichter  auf  sämmtliche  andern  Rhythmengattungen  aus. 

Das  Priucip  einheitlicher  Behandlung  aller  Versmasse  zeigt 
sich  'auch  im  Bau  der  Cäsur-  und  Zeilenschlüsse  im  romischen 
Drama  durchgeführt,  nur  war  hier  dieselbe  leichter  gemacht, 
weil  die  saturuische  Poesie  feste,  dem  Geiste  der  lateinischen 
Sprache,  besonders  dem  Systeme  der  nach  der  Wortquantität 
starr  geregelten  Wortbetonung  entsprechende  Gesetze  ausgebildet 
hatte,  die  für  trochäische  Schlüsse  freier,  für  iambische  strenger 
waren.  Bei  den  iambischen  Schlüssen  trat  das  Princip  aus  Grün- 
den, die  im  qv&hi£6ii6vov,  d.  h.  in  der  durch  die  metrischen 
Schemata  geforderten  Silbenfolge  beruhen,  nicht  in  volle  Erschei- 
nung, für  die  trochäischen  Schlüsse  zeigt  es  sich  durch  alle 
Rhythiuengattungen  in  höchst  charakteristischer  Weise  gleich- 
massig  durchgeführt. 


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II.  Bildung  der  Hebung  und  Senkung. 


1.  Allgemeines.    Bildung  der  iambisch-trochäischen  Hebungen. 

1.  Nachdem  wir  durch  Darlegung  des  metrischen  Kürzungs- 
gesetzes und  der  verschiedenen  Arten  des  Hiatus  die  prosodische 
Grundlage  gewonnen  hatten,  haben  wir  die  für  die  Zerlegung 
der  Verse  in  ihre  rhythmischen  xmXa  massgebenden  Hauptein- 
schnitte behandelt  und  die  Bildung  der  Cäsuren-  und  Zeilen- 
schlüsse durch  alle  Metra  verfolgt.  Dabei  sind  wir  bereits  mehr- 
fach vom  Ende  der  Verse  aus  ins  Innere  derselben  mit  unserer 
Betrachtung  eingedrungen.  Wollen  wir  unsre  Behandlung  der 
metrischen  Verhältnisse  der  eiuzelnen  Versglieder  zu  einem  ge- 
wissen Abschlüsse  bringen,  so  bleibt  noch  übrig  diesen  Kern 
näher  zu  untersuchen.  Gewöhnlich  wird  gerade  dieser  ziemlich 
abfällig  beurtheilt,  wobei  man  sich  auf  die  Thatsache  stützt, 
dass  die  alten  Dramatiker  Roms  die  irrationale  Bildung  in  allen 
Senkungen  mit  Ausnahme  der  letzten  bei  iambischem  Schlüsse 
anwandten,  wodurch  sie  schwer  gegen  die  hergebrachte  dipodische 
Messung  Verstössen  haben  sollten.  Diese  Thatsache  hat  man 
bereits  anders  zu  beurtheilen  angefangen  und  wir  werden  sie 
noch  voll  zu  würdigen  haben.  Unsre  Betrachtung,  die  einige 
wesentliche  Punkte  berücksichtigt,  hat  nicht  das  Ziel  eine  Vor- 
stellung zu  geben  von  der  vielfach  wahrhaft  souverän  über  das 
Sprachmaterial  schaltenden  Genialität  der  alten  Dichter,  die  sich 
in  jeder  grösseren  Sceue  verfolgen  lässt.  Schon  Euripides,  der 
den  tragischen  Trimeter  durch  Aufnahme  der  zuerst  im  doch- 
mischen Rhythmus  aufgekommenen  aufgelösteren  Formen  leb- 
hafter gestaltete,  verfuhr  nicht  willkürlich  in  Anwendung  dieser 
metrischen  Mittel.  Man  lese  nur  aufmerksam  auf  diese  achtend 
eine  grössere  Scene,  z.  B.  den  Anfang  des  Orestes,  und  mau 
kann  finden,  wie  jede  Auflösung  wohl  berechnet  sein  mag,  nicht 
bloss  den  Vortrag  belebt,  sondern  eine  bestimmte  Nüance  mar- 
kiren  kann.    Aehnlich  wirken  auch  die  römischen  Dichter  mit 

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1.  Bildung  der  iambisch-troebiiisclien  Hebungen. 


251 


ihrer  freieren  Gestaltung  der  regelrechten  Folge  von  langen  und 
kurzen  Silben.  Sie  suchen  mit  diesen  Mitteln  den  Ausdruck  zu 
variiren  und  zu  verstärken,  die  Affecte  zu  steigern,  wenn  es 
auch  von  uns  vermessen  wäre  in  jedem  einzelnen  Falle  gleich 
eine  bestimmte  Nüance  des  Inhalts  hineingeheim nissen  zu  wollen. 
Hier  walteten  sicher  sehr  oft  individuelle  Gründe,  die  sich  nicht 
säuberlich  statistisch  nachweisen  lassen.  Vieles  ist  da  Sache  des 
Gefühls,  wie  in  der  Musik.  Einzelnes  lässt  sich  jedoch  auch 
jetzt  noch  ziemlich  deutlich  erkennen.  Um  nur  ein  Beispiel  von 
Terenz  anzuführen,  dem  man  in  metrischen  Dingen  fast  allgemein 
weniger  Begabung  als  Plautus  zuschreibt,  welche  Tonmalerei 
zeigt,  richtig  gewürdigt,  das  Canticum  des  Ctesipho,  Ad.  517  sqq. 
in  den  Versformen  ita  se  defetigant  velim  oder  misere  niinis  cu- 
pio  ...  in  laetitia  degere,  ferner  in  Auflösungen  gerade  am  Schlüsse, 
wo  der  steigende  Unmuth  oder  die  Angst  hervortritt,  die  unwill- 
kürlich grösser  wird,  je  mehr  sich  der  furchtsame  Sprecher  die 
beängstigenden  Folgen  seines  Benehmens  klar  macht  und  aus- 
malt. Et  lllud  rus  nulla  älia  causa  tarn  male  odi,  nlsl  quiii 
pröpest  oder  quam  hü*c  revorti  pösset  Herum  und  dem  Aehnliches 
in  jeder  Scene. 

In  dieser  Weise  die  Gestaltung  der  Wortkörper  im  Einzelnen 
zu  verfolgen  ist  unmöglich,  würde  auch  vielfach  zu  subjectiven 
Auffassungen  führen;  auch  war  gewiss  manche  Nüance  im  Vortrag 
und  in  der  begleitenden  Musik,  von  der  unser  Text  keine  Spur 
'aufweist.  Unter  diesen  Umständen  müssen  wir  unbedingt  darauf 
verzichten,  auf  solche  Einzelheiten  und  Eigenartigkeiten,  die  viel- 
fach lediglich  Gefühlssache  sind,  einzugehen  und  begnügen  uns 
mit  allgemeinen  Betrachtungen  über  Bildung  der  liebungen  und 
Senkungen,  auf  deren  Wechsel  und  Verhältniss  zu  einander  der 
Wohllaut  der  Verse  vor  Allem  beruht. 

2.  Um  zunächst  die  Bildungsgesetze  für  die  iambischen 
und  trochäischen  Hebungen  richtig  zu  beurtheilen,  haben  wir 
das  griechische  Vorbild  ins  Auge  zu  fassen,  das  auch  hierin 
die  römische  Praxis  vielfach,  aber  durchaus  nicht  in  jeder  Hin- 
sicht bestimmte. 

Während  in  den  zweisilbigen  Senkungen  des  ytvog  aviöov 
zwei  auslautende  Kürzen  oder  die  Vertheilung  der  beiden  Kürzen 
auf  verschiedene  Wörter,  bei  Aristophanes  nur  noch  in  ein  paar 
ganz  vereinzelten  Fällen  av.  1022  emaxoxog  ijxa  öivqo  r«  xW^w 


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252 


Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 


Xa%mv.  Thesm.  637  xantw  ditoövöex'  ivvia  Ttatdcov  jUT/xt'p«  und 
ran.  652  av^ganog  Cegog.  Ösvqo  ndXiv  ßadiöxeov.  Ach.  6  xotg 
nevxe  xaXdvxoig,  olg  KXetov  f  jjijftftffv,  iu  der  attischen  neuen 
Comödie  unbedingt  vermieden  wurden,  hat  Aristophanes  die 
Hebung  so  gebildet,  dass  sie  aus  einer  Schluss-  und  Anfangs- 
kürze besteht  wie  xaöixd  Xeytov.  ipbg  dvqg.  aOitida  Xäßetv. 
itct&og  d^ieyaQxov.  fta  xbv  /tia  xbv  ^OXv^tniov.  dxovsxe  Xia 
(alte  Forme],  bereits  bei  den  ältesten  Komikern),  avxCxa  (idXa. 
xa%v  Ttdvv  u.  a.  Vgl.  nub.  884.  Lys.  52.  102.  Thesm.  1049.  nub. 
817.  equ.  115U.  Ach.  161.  1023.  Plut  838  u.  a.  War  diese  Praxis 
bei  Aristophanes  schon  sehr  selten,  sodass  sie  sogar,  wenn  auch 
mit  Unrecht,  von  Ottomar  Bachmann,  zur  Kritik  der  Comödien 
des  Aristophanes,  Philologus,  Supplement-Bd.  V,  2  (1885)  S.  229 
— 260,  ganz  geleugnet  wird,  so  tritt  sie  noch  vielmehr  in  der 
neuen  attischen  Comödie  zurück. 

Abgesehen  von  der  Verbindung  der  Präposition  mit  Sub- 
stantiv und  der  ähnlichen  mit  di  und  dem  Artikel,  wie  vico  xtvog. 
viieq  ifiov.  icsqI  Xoyovg.  Öia  xv^v.  litt  xb.  ipl  dh.  dia  öe 
u.  ä.  findet  sich  und  zwar  ganz  selten  in  der  neuern  Comödie 
die  Erscheinung,  dass  ein  aus  zwei  Kürzen  bestehendes  Wort 
mit  seiner  letzten  Kürze  im  Verein  mit  der  anlautenden  Kürze 
des  folgenden  Wortes  die  erste  oder  zweite  Hebung  eines  Tri- 
ineters  bildet  und  zwar  nur  in  folgenden  Stellen: 

Herakleid.  1,  4  eva  xaxaxtyvtyag  pdXa  <3v%vovg  idsCnviCsv. 

Philemon  150,  1  otia  Sia  xovg  ngdxxovxag  avxovg  yiyvsxai. 

Antiphan.  177,3  ov  yaQ  xaxbv  £%&  fiijä*  exoifi.  idv  Ö'  aga. 

Ibid.  55,  12  toxai  ndvv  noXvg.  ::  ngbg  dsav  reo  xoTtdßco. 

Ibid.  140,  3  [iccXaxag  ö(p6$Qa,  dV  ctg  piXixi  itQoöitaifci  ßia. 
und  in  der  vierten  Hebung  des  Trimeters  ganz  vereinzelt 

Eubulos  127,2  qdcpavov  xs  vopiöad  Big  ips  6v  xr\v  XQaindXqv. 
Ferner  vgl.  Antiph.  26, 22.  Anaxandrid.  33,  5.  Alexis  135,8.  187,6. 
Philemon  143,  2.  Weiter: 

Men.  481,  10  6%Xog  dyoQcc  xXenxai  xvßetat  ötaxQißat  in  einer 
hastigen  Aufzählung;  mit  dV: 

Men.  531,  10  xb  öl  xetpdXaiov  xmv  Xoyatv,  dv&Q<ßizog  el. 

Ibid.  776  Xiysig,  ade  Xeyeig  evexa  xov  Xaßelv  Xiyeig.  Vgl.  533,2. 

Apollodor.  13,  10  o&ev  £7U%£iQst  itdvx'  aTtijQvfrQiaxox&g. 

Anaxipp.  1,  23  eph  xaxaxoif>ccg,  ov%  o  ftveiv  peXXofiev. 

Ibid.  1,47  Iva  bieyeiqag  nvevfiaxa  xbv  adgec. 

Euphron  1,26  TtoXvv  Inoirfiag  %6$vßov.    'ovx  £j<»  vetpQov9. 


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1.  Bildung  der  iambisch-trocbäischen  Hebnngen.  253 

Baton  5,  4  xlvti  dia  ah  vvv  ngoxsgov  ovx  sid-ia^evog  bei  einer 
Präposition. 

Ibid.  7,7  xiva  yag  £%ei,  itgbg  xrjg  ^A^vag,  ätaqpooav; 
Kriton  3,  6  ovxog  xgia  povov  aya&d  xextija&ai  dornt,  Kock 
fiovov  xgC 

Demetrios  1,2  oaov  aitb  xavxrjg  xijg  xi%vv\g  tlgyaap  iyci.  Kock 
richtiger  oöov  d'  dnb  . . 

Das  sind  wenig  Beispiele,  aber  bis  auf  die  des  Anaxippos 
und  Euphron  herab  schwerlich  zu  bezweifeln.  Wir  erinnern  hier 
daran,  dass  es  sich  stets  um  pyrrhichische  Wörter  handelt,  bei 
denen  selbst  noch  die  spätere  epische  Verstechnik  die  Verlänge- 
rung der  Schlusskürze  unter  der  Wucht  der  Hebung  unbedenk- 
lich gestattete,  wie  dies  Alois  Rzach  nachgewiesen  hat  in  seinen 
Neuen  Beiträgen  zur  Technik  des  nachhomerischen  Hexameters. 
Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften.  Philosophisch-historische 
Classe.  Wien.  C.  Band.  1.  Heft  (1882)  S.  308-343. 

Etwas  häufiger  ist  es,  dass  ein  trochäisches  Wort  mit  seiner 
Endsilbe  in  die  zweisilbige  Hebung  fällt,  jedoch  geschieht  dies 
nur  im  Anfang  der  Trimeter: 

Alexis  105,  2  öcpatgav  dnsdsi^s  xrjv  itaxgnav  ovaiav. 

Ibid.  110,26  ngolxa  ngoÖiddaxuv,  av  dtky  zig  pav&dvtiv. 

Ibid.  214,  1  kevxbg  'A<pgod£xrig  etpl  yag  xsgiaxegog. 

Ibid.  286,  1  i%&hg  intnivEg,  elrcc  vvvl  xgainakäg. 

Diodor.  2,  8  ov%l  öiaxgCvag  xrjv  ittvi%gäv  tj  nkovcCav. 

Sotades  1,  20  yoyygov  iitl  xovxoig  iitgidiirjv  ita%vv  Gcpodga. 

Philemon  71,  10  nkovxov  vyieiav  alxov  olvov  rjdov^v. 

Philem.  neoter.  1,5  xovxo  itdkiv,  eig  xr\v  adgxa  Ö'  ovx  eigövstai. 

Diphilos  32,20  ov%i  pexgC&g  ßikxtaxi  a\  äkk'  vitegrjipavcog. 

Ibid.  66,9  ourog  anoxgivtx av  igcaxrjarig  *3t6aov\ 

Ibid.  17,  1  oio v  äyogdfav  itdvxa,  (ir^dh  ¥v  <T  i%tlv- 

Amphis  71,4  aaxv  dh  ftiaxgov  dxv%iag  6a<pov$  y(\iov. 

Alexis  127,2  dkkd  kty  oxov  dst.  krjifjopai  yag  ndvx  tyd. 

Ibid.  203,  1  nslgav  iiti&vfiovv  ftdxdgov  ßiov  kaßslv. 

Dionys.  2,  18  iaxlv  b  xoiovxog,  6  dh  pdyeigog  dkko  xi. 

Xenarch.  11,  1  iitxa  dh  xaitdvt\g  frgeyov  etg  'Okvfima. 
Vgl.  ferner  Antiphanes  163,2.  Amphis  26, 2.  Alexis  59, 4.  116,11. 
135,9.  219,3u.l6.  230,3.  245,7.  246,3.  261,4  (ib.  47,4.  116,14. 
163,  1.  59,4).  Epigenes  4,  4.  Mnesimach.  7,7.  Sophilos  4, 1.  8,2. 
Xenarch.  4,11.  Philemon  68, 1.  91,3.  134,1.  135,3.  142,1.  154,1. 
155  2.  200.  Diphilos  61,3.   Aehnlich  bei  Menander  30  Stellen  u.  a. 


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* 

254  Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 


Im  dritten  Fusse  mochte  überhaupt  die  Hauptcäsur  ein  häu- 
figes Vorkommen  dieses  auf  der  letzten  Silbe  betonten  Trochäus 
verhindern;  möglich  ist  er^nur  bei  Hephthemimeres,  wie 

Men.  549,  1  av&Qconog  av  (irjdd  itots  \  trjv  aXvniav, 
wo  firjÖBTtoTS  als  ein  Wort  gilt,  wie  in  iXfretv  opcog  £v%oiufta 
xal  ö7tovda^ofisv  u.  ä.,  oder  bei  Vernachlässigung  der  Hauptcäsur 

Ibid.  187,  1  nrj  fteofiaxu,  ^tjäe  TtQoödyov  riß  ngaytiau, 
wo  man  allenfalls  fiq-ite  getrennt  fassen  könnte,  wie  bei  fiav  roi 
u.  ä.,  ausserdem 

Eubulos  110, 1  =  Ephipp.  15,3  fi??  TtoXvreXwg ,  ccXXcc  xccfragetog, 
ort  ccv  und 

Nikostratos  6,  2       itoXvTsXäg,  aXXa  Ttafragetog  daövitoda, 
wo  die  Noth  gross  war,  die  viersilbigen  Wörter  unterzubringen. 
Im  fünften  oder  vorletzten  Fusse  ist  diese  Erscheinung  ganz 

unerhört;  einen  Schluss  wie  dXXä  rifate  verwarf  man. 

Hiernach  kann  man  mit  vollem  Rechte  behaupten,  dass  in 
der  griechischen  Comödie  nur  der  Fall  und  zwar  auch  recht 
selten  vorkam,  dass  ein  trochäisches  Wort  in  der  ersten  und  ein 
pyrrhichisches  Wort  in  der  ersten  und  zweiten  Hebung  (beziehent- 
lich ausnahmsweise  in  der  vierten)  mit  der  Endsilbe  in  die  auf- 
gelöste Hebung  trat.  Denn  von  längeren  Wörtern  begegneten 
uns  nur  noch  vereinzelte  bei  Aristophanes,  in  der  Redensart 
axovere  Xsa;  bei  diesem  haben  wir  nur  eine  Reminiscenz  aus 
den  alten  Komikern  anzuerkennen. 

3.  Ganz  abweichend  von  dieser  griechischen  Praxis  ist  die- 
jenige der  römischen  Dichter.  Was  im  griechischen  selten,  ist 
im  römischen  Drama  eine  häufige  Erscheinung.  Was  gerade  im 
Griechischen  besonders  beachtet  wurde,  nämlich  dass  das  erste 
mit  seiner  Endsilbe  zur  Bildung  der  ersten  Hebungskürze  ver- 
wendete Wort  trochäisch  im  ersten  Fusse  oder  pyrrhichisch  im 
ersten  und  zweiten  sein  muss,  ist  im  Lateinischen  ganz  gleich- 
giltig.  Einzelheiten  in  dieser  Hinsicht  haben  Brix  zu  Mil.  27, 
Otto  Podiaski,  Berliner  Doctordiss.  1882  Quomodo  Terentius  in 
tetrametris  iambicis  et  trochaicis  verborum  accentus  cum  nume- 
ris  consociaverit,  vgl.  Verfasser  in  Bursian- Müllers  Jahres ber. 
36.  Bd.  S.  425  fg.,  Ritsehl,  prol.  S.  225.  W.  Corssen,  Aussprache 
u.  s.  w.  II2  S.  993  u.  a.  beobachtet,  allein  im  vollen  Umfange  hat 
noch  Niemand  diese  Verhältnisse  erkannt. 

Denn  wie  die  unten  anzuführenden  Beispiele  zeigen,  finden 


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1.  Bildung  der  iambiach-trochäischen  Hebungen. 


255 


sich  neben  pyrrhichischen  and  trochäischen  Wörtern  wie  bona, 
nösträ  auch  tribrachische,  sodass  ein  Proceleusmaticus  entsteht, 
wie  res  ägitur  apud  iüdices ,  ferner  daktylische  wie  dicöre  und 
noch  längere  wie  homluibüs,  mültigeneribus,  redtisse  u.  s.  w. 
verwendet.  Auch  ist  die  Bildung  nicht  auf  die  erste  und  zweite 
Hebung  des  Senars  u.  s.  w.  beschränkt,  wiewohl  sie  auch  da  ganz 
gesetzniässig  auftritt,  wie  Men.  236  Märe  süperum  onine  Grae- 
ciamque  exötieain.  Eun.  1  IG  niäter  ubi  accepit,  coepit  studio.se 
omnia.  Phorna.  725  Volo  ipsius  quoque  vclüntäte  haec  fieri  etc., 
sondern  sie  erscheint  überall,  wo  sie  überhaupt  möglich  ist,  in 
Senaren,  Dimetern,  Septenaren  und  Octonaren  ohne  Unterschied. 

Nur  eine  Beschränkung  hat  die  römische  Technik  mit  der 
griechischen  gemeinsam.  Im  vorletzten  Versfusse  der  iambisch 
ausgehenden  Verse  darf  keine  mit  solchen  Silben  gebildete  Hebung 
vorkommen.  Wie  man  im  Griechischen  Ausgänge  wie  akka  ÖC- 
doraiy  aXXcc  didots  mied,  so  auch  im  Lateinischen;  also  war 
multä  nlhili  als  iambischer  Ausgang  nicht  zu  brauchen,  eine  Be- 
schränkung der  Auflösung  der  Hebung,  für  die  der  Grund  nach 
dem,  was  wir  über  die  iambischen  Schlüsse  erörtert  haben,  sich 
unschwer  erkennen  lässt.  Durch  eine  solche  Auflösung  war  der 
Uebergang  von  einer  Dipodie  zur  andern  förmlich  aufgehoben, 
daher  mit  sätis  ägitat,  dtcere  vc  lüt  u.  ä.  kein  regelrechter  dipo- 
discher  Schluss  zu  erzielen  war;  dagegen  fällt  in  trochäischen 
Schlüssen  eine  solche  Rücksicht  hinweg;  tibi  nösträ  placet,  ntst 
qulä  popest,  ja  tarnen  ego  u.  ä.  sind  noch  erträgliche  Cäsur- 
Schlüsse  und  zum  Theil  sogar  Versausgänge. 

Eine  andre  Beschränkung  ist  dem  Lateinischen  eigentümlich. 
Während  bei  unsem  aufgelösten  Hebungen  im  Griechischen  das 
erste  Wort  immer  ein  Pyrrhichius  oder  Trochäus  ist  und  im 
Lateinischen  jede  in  den  Vers  passende  Ausdehnung  haben  kann, 
ist  es  mit  dem  zweiten  bei  einer  solchen  Auflösung  nöthigen 
Worte  gerade  umgekehrt.  Im  Griechischen  ist  dies  freigegeben, 
denn  es  begegnen  uns  ein-  bis  vier-  und  fünfsilbige  Wörter.  Im 
Lateinischen  dagegen  ist  dies  durchaus  nicht  ins  freie  Belieben 
gestellt,  sondern  es  muss,  abgesehen  von  einsilbigen  Wörtern, 
die  nicht  sehr  häufig  sind  wie  Amph.  102  u.  ä., 

entweder  ein  zweisilbiges, iambisches  oder  pyrrhichisches, 
wie  tuö,  calöt,  oder  ein  solches  dreisilbiges  Wort  sein,  das 
wie  die  vorgenannten  den  Wortton  auf  seiner  ersten  Silbe 
trügt,  wie  volül,  nicht  vglnnus, 


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256 


Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 


oder  ein  solches  vier-  oder  mehrsilbiges  Wort,  das  auf 
seiner  ersten  Silbe  gleichfalls  einen  starken,  für  die  Metrik 
bedeutsamen  Wortton  trägt,  während  die  zweite  Silbe  gänzlich  - 

tonlos  ist,  wie  tolSräbimus,  iuventütis  u.  ä.  bereits  im  Abschnitt 
über  das  metrische  Kürzungsgesetz  behaudelte  Wörter  s.  S.  87. 

Dagegen  war  ausgeschlossen  ein  solches  drei-  oder  mehr- 
silbiges Wort,  das  den  Wortton  auf  der  zweiten  Silbe  trug,  wäli- 

rend  die  erste  unbetont  blieb.  Z.  B.  dlcere  ISpldö  modo  gäbe  einen 

richtigen  Versausgang,  falsch  aber  wäre  dicere  mödestö  raodö. 
Der  Grund  hierfür  liegt  in  der  eigenartig  starren  lateinischen 
Wortbetonung.  Die  das  erste  Wort  schliessende  Kürze  in  böuä, 
ägitiir,  dicere,  nüllä,  generibüs  u.  s.  w.  erhält  durch  die  am  Ende 
jedes  Wortes  eintretende  Pause  unwillkürlich,  wenn  auch  nicht 
einen  merklichen,  metrisch  messbaren  Zeitzuwachs,  so  doch  eine 
Verstärkung,  die  sie  befähigt,  die  erste  Ictussilbe  zu  vertreten. 
Aber  die  zweite  Hebungssilbe  kann  nur  dann  gleichberechtigt 
sich  der  ersten  anschliessen  und  der  folgenden  Senkung  gegen- 
über sich  abheben  und  als  Ictussilbe  behaupten,  wenn  sie  bei 
sonst  gleicher  Quantität  durch  einen  Wortton  ihr  überlegen  ist. 
Diese  Praxis  ist  nicht  durch  das  griechische  Vorbild  veranlasst, 
sondern  war  schon  vor  Einführung  des  hellenischen  Dramas  in 
Rom  üblich,  wie  die  Saturnierausgänge  auf  fuisse  vlrum  in  den 
bereits  öfters  citirten  Elogien  beweisen.  Anders  lagen  natürlich, 
worauf  wir  schon  jetzt  aufmerksam  machen,  hierin  die  Quantitäts- 
verhältnisse bei  dem  anapästischen  Rhythmus.  In  diesem  ist  ein 
nüllä  potestäs  u.  ä.  etwas  Legales  und  erregt  ebensowenig  Be- 
denken als  ein  nulla  pote  oder  nüllä  potest  in  Iaraben  und  Tro- 
chäen. Denn  im  Anapäst  ist  die  Senkung  der  Hebung  quantitativ 
ganz  gleichwertig  uud  steht  ihr  in  metrischer  Hinsicht  gleich- 
berechtigt gegenüber.  Doch  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  auch 
in  anapästischen  Gedichten  Dipodien  aus  solchen  Wortfüssen  wie 
unrä  vtdentur  viel  seltner  als  im  Griechischen  sind,  worüber  im 
nächsten  Abschnitt  zu  handeln  ist. 

Dies  sind  aber  auch  die  einzigen  beschränkenden  Bestim- 
mungen; sonst  finden  sich  diese  aus  zwei  verschiedenen  Wort- 
theilen  gebildeten  Hebungen  überall  im  Verse,  wo  sie  sich  nur 
anbringen  lassen.  Nur  ein  Unterschied  ist  noch  zwischen  Plautus 
und  Terenz  anzuerkennen.  Während  Tereuz  eine  solche  Hebung 
mit  vorhergehender  irrationnler  Senkung  nur  an  den  ungeraden 


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1.  Bildung  der  iambiack-trochäischen  Hebungen.  257 

Senkungen  des  Senars  u.  s.  w.,  meist  nur  in  der  ersten  anwendet, 
gestattet  sich  Plautus  solche  unreine  lange  Senkungeu  auch  im 
Innern  der  Dipodien,  d.  h.  er  stellt  auch  in  die  innere  Senkung 
die  betonte  Läuge  eines  trochäischen  Wortes  in  allen  den  Fällen, 
wo  er  in  gleicher  Lage  einen  spondeischen  Wortfuss  zulässt,  was 
im  Abschnitt  Über  die  Senkungen,  vgl.  unten  II,  5,  weiter  zu 

besprechen  ist,  z.  B.  tibi  nostra  placet  nach  Analogie  von  nieas 
pugnas  dum  praedicem  u.  ä.  Daher  kann  z.  B.  der  zweite  Theil 
eines  iambischen  Septenars  ganz  wie  ein  Paroemiacus  gebildet 
erscheinen:  z.  B.  Pseud.  171  dicere  paene  fui  obh'tus,  Rud.  218 
quam  si  servä  forem  näta  u.  ä. 

Im  zweiten  Theile  iambischer  Senare,  Septenare  und  Octo- 
nare  sowie  der  trochäischen  Septenare  und  Octonare  und  zwar 
in  der  gewöhnlichsten  Form  finden  sich  solche  aufgelöste  Hebungen: 

Trin.  1046  Ndn  hoc  publice  änimadvorti?  nam  fd  genus  Äomt- 
num  höminibus. 

Epid.  471  Estne  6mpta  mihi  istis  tegtbus?  ::  Häbeäs  licet. 
Cure.  27  Nec  me  ille  sirit  Iuppttcr.  : :  Ego  item  volo. 

V 

Asin.  184  Volt  famulis,  volt  etiam  ancillis:  et  qitoqiw  cätülö  meo. 
Truc.  297  Quöd  scias?  Eriiis  noster  flUus  äpiid  nös  Strabax. 

333  Quem  iam  revocabas  tmpröbe  nih'Uiquc  homo. 
Aul.  378  lta  ilh's  impuris  ommbus  äclii  manum. 
Amph.  94  Hanc  fabulam  inquam  hic  Iüppiter  Iwdie  ipse  aget. 

102  Is  priusquam  hinc  abiit  ipsemet  in  exercitum. 

882  Duräre  nequeo  in  aerfibus.  tta  me  probri. 

Merc.  Cll  MiÜier  alienatast  abs  te. ::  EutychX'y  cäptUd  facis;  hec 
in  B  nach  Eutyche  ist  wohl  Dittographie. 

Merc.  693  Ni  srimptuosus  Insüpvr  ctium  siet? 

1008  Erit;  eamus.  ::  Hic  est  intus  f  itius  äpmi  nös  tuos. 

Stich.  209  Damna  eveuerunt  maxüma  miaero  mihi. 

574  Sed  quid  agit  parasitus  noster  (Jcla-simus?  ctuim 
valet?  Vgl.  615. 

Stich.  660  Stiche,  quid  fit.  ::  Euge,  Säyarinv  Upulissuim. 

Poen.  93  (proi.)  Is  ex  Anactorio,  übi  priüs  ItabUavcrat. 

628  Euin  oportet  amnem  quanvre  cotmfrm  sibi.  Vgl.  129 1 
bei  Personenwechsel. 

Klotz,  Grunriz.üyo  iiltrüiniüdu-r  Metrik.  17 


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258  Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 

Poen.  901  Ni'mium  lepidum  me*moras  facinus:  nam  erus  meus 
Agorastocles. 

Bacch.  83  Übi  tu  lepide  völe8  esse  tibi,  mea  rosa  mihi  dicito. 

Capt.  143  Quoni  quae  in  potestate  luibuimüs  ea  ainisimus. 

159  Multis  et  mülttgenh  ibüs  opus  est  tibi. 

362  Vobisque:  volt  te  n<5vos  crtis  opicram  dare.  Vgl.  Rud. 
1086  mit  Personenwechsel. 

llud.  1158  Post  altrinsecrist  securicula  äncipcs,  itidem  atirea. 

Most.  402  Tämquam  si  intus  nätus  nemo  in  aedibus  häbittt  : : 
Licet. 

Most.  1118  Ciim  pedibus,  nianibiis,  cum  digitis,  aüribtis,  octdts, 
labris. 

Pers.  186  N6n  edepol  scis.  : :  Da  hercle  pignus,  ni  ömriia  me- 
mmi  et  scio. 

Men.  887  Utnim  me  dicam  dücerc  niedicwn  an  fabruni? 

Pers.  653  Iam  hoc  tibi  dico  :  actiituin  ecastor  meus  patlr  übl 
me  seiet 

Pseud.  59  Haec  praestitutast  prdxütm  Dionysia. 

1185  Quid  meret  machaera?  ::  Helleborum  hisce  Jiomtnthas 

opus  est.  : :  Eho. 

Mil.  27  Quid  bracchiuni?  ::  Illud  dicere  volui  'feniur'. 

618  Me  tibi  istuc  aetatis  homini  fticmora  puhllia.  Most.  256 
B  mulieri  memorärier. 

Cist.  61  Quid  faciam?  ::  In  latebns  abscondas  pectort  perittlssunio. 

Cas.  406  Quid  opus  est  qui  sie  mortüos  equidem  tarnen. 
Capt.  973  Quoi  homini  Theodoromedi  in  Ältdc  Fblyplusi»  u.  v.  a. 
Vgl.  Cist.  610.  Epid.  127.  Amph.345.  Cure.  312.  Pseud.  660  u.s.  w. 

Dieselbe  Auflösung  bei  zweisilbiger  Senkung,  sodass  ein 
Proceleusmaticus  entsteht: 

Men.  211  Aüt  sineipitamenta  porcina  aüt  iiUqiüd  ad  eum  modum. 
Pseud.  645  Ät  illic  nunc  negotiosust.  res  ägttur  tipüd  iudices. 
Pers.  552  Haud  potui  etiam  in  priino  verbo  prrspuxre  sapientiam. 

Ferner  in  den  trochäischen  Octonaren,  hier  auch  in  der 
dritten  Hebung  des  zweiten  Theiles: 

Pers.  14  Similis  est  Saganstionis.  : :  Toxtlus  hiqutdem  meus 
amicus. 

Pers.  16  (3  Sngaristio,  di  ament  te. : :  ToxtÜ;,  dnbnnt  di  quae  exoptas. 


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1.  Bildung  der  iambiBch-trochiiiachen  Hebungen.  250 

Pers.  487  f  ad  forum,  e  praetöre  exquire,  si  quidein  crederc 
mihi  non  vis. 

Pers.  263  Nunc  et  amico  prösperabo  et  genio  meo  multa  bona 
faciam. 

Pers.  273  Paegnium  ausculta.  : :  Emere  oportet,  quem  tibi  öboti- 

(Ure  velis.  ::  Asta. 

In  den  letzten  Stellen  ist  die  irrationale  Senkung  eine  ganz 
legale;  bei  irrationaler  innerer  Senkung  löst  Plautus  gleichfalls 
die  Hebung  in  der  geschilderten  Weise  auf.  So 

Poen.  365  Mea  voluptas,  mea  delicia,  mea  vita,  mea  amoenitas. 

Gas.  220  Üt  te  bonus  Merctfrius  perdat,  myropolay  quia  haec 
mihi  dedisti. 

Stich.  714  Quia  hic  fastidis,  qu<5d  faciendum  vides  esse  tibi? 
quin  bibis? 

Ganz  die  gleichen  Erscheinungen  beobachtet  man  auch  bei 
iambisch  einsetzendem  zweiten  Theile,  wie  folgende  Beispiele  zeigen, 
sogar  hier  auch  in  der  ersten  Hebung: 

Marc.  451  Pöst  autem  communis  est  |  ilUi  mihi  cumalio.  quiscio. 

Stich.  537  Optume8t:  iam  istdc  mörae  |  minus  ertt.  iam  ego 
apiid  te  ero. 

Rud.  291  Praesertim  quibus  nec  quaestus  est  |  ncqiic  ditticcrc 
artem  üllam,  vgl.  166. 

Poen.  1245  Et  prae*dicabo,  quoinÖdö  |  fürtti  ßeuitts  mtflta;  aber 
auch  in  der  zweiten: 

Pseud.  153  Huc  ädhibete  auris,  quae  ego  löquar,  |  plan%(ßrüla 

genera  höminum. 

Merc.  540  Nullum  adulescentem  plus  ämö.  |  : :  Puer  est  Uli  qtü- 
dem,  stülta.  Aehnl.  Bacch.  634. 

Aul.  40  Exi  inquam,  age  exi  cxeilnduui  herete  tibi  hinc  est  foras. 

Trin.  329  De  meo.  Nam  quod  tilömst,  |  ineumst,  omni  meum 
autem  tuomst,  nicht  nach  A. 

Epidic.  179  Neque  sexta  aerumiui  acerbiör  |  Hercult  quam  iUa 

mVii  obiectast. 

Poen.  1194  Stulta,  soror  magis  es  quam  völö.   an  tu  eo  pülcra 
videre  öbsecro. 

Rad.  218  Nunc  qm  minus  <ego>  servlö,  |  quam  si  serra  forrm 
niita  nach  B  richtig,  s.  oben  S.  57. 

17* 

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260  Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 

•  < 

Pseud.  171  Vel  opperire  :  est  quod  dorm :  dlcere  paene  füi  obh'tus. 
Im  ersten  Theile  beobachtet  man  naturgemäss  diese  Er- 
scheinung am  häufigsten  bei  den  trochäischen  Septenaren,  be- 
ziehentlich Octonaren,  am  häufigsten  in  der  zweiten  Hebung: 

Trin.  938  Nisi  quiti  lübet  experiri  quo  evasurust  denique. 

Epid.  82  Eptdtct:,  nisi  quid  tibi  in  tete  aüxilist,  absiimptus  es. 

Ebenso  161  Epidicc,  vidc. 

Epid. 055  Epidtcr,  ßttor.::  Abi  intro  ac  iiibe  huic  aquam  calefieri. 

Cure.  599  Phat:drdme  propicra.  ::  Quid  properem?  ::  Parasitum 
ne  amiseris. 

Aul.  (»03  Nam  erus  meus  ätnat  fi'liam  huius  Euclionis  pauperis. 
Vgl.  053. 

Ajnph.  409  Quid  igitnr  ego  diibito?  aut  quor  non  nitro  eo  in 
nostram  domum.   Vgl.  Aul.  204.  223. 

Stich.  133  Placet  illc  meus  mihi  mendicus  :  sdos  rex  reginae 
placet. 

Stich.  528  Quid  ag'üür,  Epignömc?  ::  Quid  tu?  quam  dudum  in 
portdm  venis. 

Stich.  56 1  Hercle  illc  qutdem  certo  adulescens  docte  vorsu- 
tüs  fuit. 

Stich.  700  Ämicam  ittrr  ütrifoi  accumbanius?  ::  Äbi  tu  sane 
superior. 

Stich.  749  Sugarinh::  Quid  est?  ::  Totus  doleo.  ::  Totus?  tanto 
miserior. 

Bacch.  89  Agc  igitur  cqüidim  pol  nihili  fäcio  nisi  causa  tua. 

103  Meus  Ufo  quidemst.  tibi  nunc  operani  dabo  de  Mne- 
siloeho,  soror. 

Baccli.  481  Näm  aliä  mhmnriire  quae  illum  fäcere  vidi,  dispndet. 

751  Qina  mi  da  lübet  :  pdtin  ut  eures  te  atque  ut  n? 
parcas  mihi? 

'  r 

Rud.  100]  Quod  scelus  hodie  hoc  inveni. ::  Verba  faeimus.  lt  dies. 
WliiFiha  im«/,  salve:  ego  is  sum  qui  te  produxit  pater. 

■  0 

Pers.  258  Eaui  fort:  mihi  occasiouera,  ea  nunc  quasi  decidi't  de 
caelo. 

Pers.  661»  Toxilr,  quid  ago?  ::  Di  deaeque  te  agitant  iratf,  scelus. 
627  Mihi  qwxpii't  Lurndim  eonfido  fore  te.  ::  Tu  si  haue 

euieris. 


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1.  Bildung  der  iambiech-trochaibchen  Hebungen.  261 

Most.  1111  Nain  ömrita  malcfucta  vostra  repperi  radicitus 
u.  s.  v.  a. 

Ebenso  mit  irrationaler  Senkung  oder  bei  pyrrhichi- 
schem  Worte  so,  dass  ein  Proceleuswaticus  entsteht: 
Trin.  320  Bencfücta  henef actis  aliis  pertegito  ne  perpluant. 

005  Sine  dötc.  ::  Sine  dote  iile  illam  in  tantas  divitias 
dabit;  ebenso  714  Sine  dote  neque. 

Cure.  166  TuTinüre  lJätinüre.  ::  Eloquere,  quid  est,  quod  Pa- 
linurüm  vocas.   Vgl.  211. 

Asin.  175  Übi  Ima  bene  agat  cum  quiquam  anianti  qui  Irugi 
esse  volt. 

Asin.  178  Quasi  plscts  itkfcmst  auiator  lenae  :  uequamst  m'si 
recens. 

Aul.  732  Quoi  hinta  mala  maestitudoque  obtigit.  : :  Animo  bono's. 

Merc.  417  Neque  propttr  cam  quicquam  eveniet  noatris  foribus 
flagiti,  doch  gilt  propter  eam  wie  ein  Wort. 

Stich.  507  livd^issc  vidcö  bene  gesta  re  ambos  te  et  fratrem 
tuom. 

Stich.  683  Ägite  Ue  föras  :  terte  pompam  .  cado  te  praeficiö* 
Stiche. 

Stich.  603  Suoni  qtwmquc  deeet :  quibus  divitiae  domi  sunt,  sca- 
phiis,  cantharis. 

Stich.  696  Sed  ümica  mca  et  tüa  dum  couiit  düuique  se  exornat, 
nos  volo. 

Stich.  737  Mea  sxtiwts  ämäbWis  auioena,  Stephanium,  ad  amo- 
res  tuos. 

Stich.  746  Ntmtoqub  sibi  mulier  meretrix  reperiet  odium  ocius. 
755  Äge  mulsa  nun  suavitudo,  salta  :  saltabo  ego  simul. 
Ebenso  Pers.  472  lta  ancillä  mca. 

r  V 

Poen.  841  Et  ädire  lübet  hominem  et  autein  m'inis  eum  ausculta 
lubens. 

Capt.  424  Boucfaäa  ettmuhire,  ut  erga  hunc  rem  geras  lideliter. 
Vgl.  640. 

Capt.  648  Subru/us  atiquantüm,  crispus,  cineinnatus. : :  Cönvenit. 

Pseud.  964  Tercyrina  facics  videtur  hominis  atque  ignobilis  u.  a. 
Vgl.  363.  364  bei  Personenwechsel. 

Trin.  715  Siu  älitcr  tmimatüs  es,  bene  quod  agis  eveuiat  tibi. 


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262  Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 

Trin.  852  Hllüricu  föcies  videtur  hominis:  eo  ornatu  advenit. 
Vgl.  Cure.  167  mit  Personenwechsel. 

Aul.  204  Credo  edepbl  uln  mentionem  ego  fecero  de  filia. 

215  Certe  edepbl  cqnide~m  te  civem  sine  mala  omni  niali- 

tia.  470  Credo  edepbl  ego. 

Merc.  444  Certe  edepbl  udülescens  ille,  quoi  ego  emo,  efÜictun 
perit.  Ebenso  Stich.  573.  575. 

Merc.  900  Dtc  igititr,  ubi  illäst.  : :  In  nostris  aedibus.  : :  Aedi's 
probas. 

Stich.  532  Nös  pottus  oneremüs  nosmet  vicissatim  voluptatibus 
nach  A,  jedoch  zweifelhaft. 

Poen.  293  Curram  igitur  uUquo  ad  piscinam  aut  ad  locuni, 
limtfni  petam. 

Rud.  948  Eloqucrc  quid  id  est  vide  etc.  unsicher. 

Ferner  auch  in  der  dritten  und  in  der  vierten  Hebung,  ein- 
mal sogar  in  diesen  beiden  zugleich: 
Trin.  624  Euntque  uterque:  tllc  reprchcndU  hü*nc  priorem  pallio. 
629  Lesbonice,  esse  vtdeätür,  glö*riae  aut  famae,  siuam. 
889  Quid  istuc  est  nömen  ädülesecns?  : :  'Pax'  id  est  no- 
nien  mihi. 

Trin.  941  Süb  solio  Iovts?  ::  Itä  dico.  ::  E  caelo?  ::  Atque  e 
mediö  quidem. 

Amph.  700  Hic  in  aedibus,  übt  tu  habitas. : :  Nümquam  factumst. 
::  Nun  taces? 

Merc.  439  Nequiquam  poscXt :  ego  habebo.  ::  At  fllic  pollicitust 
prior. 

Men.  1021  tt  tibi  di  Semper  udülescens,  quisquis  es,  faeiänt 
bene.  Vgl.  991. 

Stich.  62  Iäm  quidem  in  sub  qulcquc  locö,  nisi  erit  mihi  situm 
supellectilis. 

Stich.  85  PvrpUxubUttvr  cärutn  hodie  perpavefaciam  pectora. 

Rud.  1130  Estne  hic  vldulus,  übt  cistellam  lue  tuain  inesse 

aibat?  ::  Is  est;  1219  Et  tua  ßttä  fäcito. 

Pers.  558  Nona  iniüria  decumüm,  quod  pessumum  adgressüst, 
scelus. 

Pers.  573  Ferreas  tüte  tibi  impingi  vi'deas  crassas  cömpedis. 
Rud.  1 1 14  Eo  tacent,  qtua  taetfä  botuist  niiilier  Semper  quam  loquens. 


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1.  Uildung  der  ianibisch-trochäiscben  Hebungen.  263 

Truc.  505  Tani  hoc  in  inare  abit  mtserequc  perlt  sine  bona 
omni  gratia. 

Truc.  786  Nlsl  quin  tinico  tarnen  egoy  ne  quod  peccavi  sciat 

Aul.  764  Te  abstulisse.  ::  Neque  edqwl  aß  dixi  neque  feci.  :: 
Nega. 

Stich.  741  Si  amabilitas  tibi  uösträ  pläeet,  sT  tibi  ambo  accepti 
sumus. 

Bacch.  83  Ubi  tu  lepide  v<5Ies  esse  fibi,  inea  rosa,  mihi  dicito. 
Vgl.  Cas.  609. 

Stich.  634  Iämne  abierunt?  Geläsitne  vtdc,  quid  es  capturus 
cönsili  nach  den  Palatini  oder  nunc  consilio  capto  opust  besser 
nach  A.  Jedenfalls  wird  man  hier  nicht  mit  iambischer  Haupt- 
cäsur  und  syllaba  aneeps  messen  Gelasime  |  vide  ntfnc  etc.  Denn 
dieselbe  Wendung  kommt  auch  au  andern  Stellen  in  unserer 

Messung  vor,  z.  6.  Ad.  343  Sostril  tä  vide,  quam  rem  agas.  Und 
so  wird  man  auch  «sonst  noch  öfters  zu  messen  vorziehen,  wie 

Rud.  1119  Üt  id  oeeepi  dicere  senex,  eam  te  quaeso  cistulam. 
Derselbe  Fall  liegt  ferner  vor: 

Ainph.  1024  Sösia  mal.  Aul.  261  cöntröverslu  mihi.  Mil.  226. 
Asin.  641  u.  a.  So  sicher  auch 

Bacch.  105  Cüpio.  ::  Dabitur  öpera:  iußiii  outet:  eämus  hinc  in- 
tro  dt  laves: 

Die  parallelen  Erscheinungen  bieten  auch  die  i  am  bischen 
Verse  im  ersten  Theile:  Besonders  häufig  ist  die  erste  Hebung 
in  dieser  Weise  aufgelöst,  aber  auch  die  zweite  erscheint  öfters 
so,  sogar  bei  proceleusmatischer  Form: 

Trin.  425  M\Ut-  drachümariim  tarpezitac  Olympico,  wenn  nicht 
mille  zu  messen,  Ygl.  Bacch.  928. 

Trin.  568  Si  untc  vblülsses,  esses  :  nunc  serö"  cupis. 

Epid.  7  Cenä  tibi  dabitur.  ::  Spöndeo.  ::  Quid?  ::  Me  aeeeptu- 
rum,  si  dabia. 

Epid.  340  Crcdt-  modo  tu  mihi  :  sie  ego  |  ago  :  sie  egerunt 
ntfstri. 

Cure.  9  Tüte  tibi  puer  es:  laütus  luces  cereuin,  vgl.  48. 
Asin.  773  Ne  Uta  minus  aut  plus  quam  tu  sajiiut.  : :  Satis  pla- 
cet.   Vgl.  762. 
Truc.  385  Quömqtie  bene  provemsti  salva,  gaiideo. 


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264  Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 

Stich.  252  lila  qu'idcm  nulluni  säcruficavit  ::  Quo  modo?  Vgl. 
260  nülla  tibi.  A  nullam  tibi. 

Poen.  420  Perqtfe  tüäm  libertatera.  : :  Em  nunc  nibil  öbsecras. 
Vgl.  Stich.  422  Servos  hömö. 

Poen.  467  Afinä  mihi  argenti  d6no  postilla  datast. 

687  Mülta  tibi  di  dent  bona  quom  me  salvom  esse  vis. 
Vgl.  691. 

Poen.  1194  StüUa  sbror  niagis  es  quam  volo.  au  tu  eo  pulcra 
videre  obsecro. 

Poen.  1246  Quöque  modo  vos  huius  fflias  apud  v6s  habeatis  seVvas. 

Bacch.  808  Nüllus  hörnö  dicit:  hae  tabellae  te  arguont. 

Capt.  104  Nüllä  iüventii/is  spes  est':  sese  omnis  auiant,  Conjectur. 

371  Tiltt  tibi  tuopte  ingenio  prodes  pliirunium. 
Rud.  166  Neque  gtübirniUor  tfinquain  potuit  rectius. 

942b  Rc&  sine  sqamosö*  pecu? 

1253  Nüllus  trat  illo  pacto,  ut  illi  itfsserant.   Vgl.  1348 
lila  negat. 

Rud.  1327  Milte  dabo  nuninniin.::  Sömnias.  ::  Nihil  addo.  ::  Abeo 

igitur.  ::  Audi.  Mille  ist  hier  ausgeschlossen. 

•r 

Pers.  57  Pätir  ävos  proavos,  abavos,  atavos,  tntavos. 
63  Neque  quädrüphlrl  me  volo  :  ueque  enini  decet. 
355  PäCir}  liotninnm  immortalis  est  iufämia. 
Cist.  149  Hh  propemvit  de  puellae  proloqui. 

•  r 

Most.  637  Vusmct  u/Uür,  si  salvomst. : :  Aedis  fi'lius  u.  v.  a.,  wo- 
bei wir  Stellen  wie  Poen.  1193  inter  alias.  Bacch.  1146  praeter 
eos.   Capt.  287  propter  uvaritiam  nicht  mit  anführen. 

•t 

Amph.  1080  In  aedibüs,  ubi  tu  habitas,  nimia  mira  vidi .  vae  mihi. 

Asin.  382  Demaenetus  übt  dicitur  habitare.   i,  puere,  ptflta. 

615  Complictire.  ::  Fäcw  lubeus.  ::  Utinsun  sie  efferämur. 

831  Pietas,  patir,  ocülts  dolorem  prohibet.  quamquam  ego 
istunc  amo. 

Aul.  139  Nam  öptumä  nulla  potest  eligi  mit  innerer  irrationaler 
Senkung. 

Poen.  239  Nimia  omtnu  nimutm  exhibent  negoti  hominibus 
ex  se. 


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1.  Bildung  der  iambiBch-trochäischen  Hebungen.  265 

Epid.  334  Quippe  tu  rui  illiquid  äliquö  modo  alicunde  ab  ali- 
quibtis  blatis  u.  a. 

Auch  Ainph.  120  (pro!.)  Nam  nleus  päter  Intus  nunc  est  |  eeeum 
luppiter  kann  richtig  sein. 

Diese  zahlreichen  Beispiele,  die  sich  leicht  vermehren  Hessen, 
haben  wir  angeführt,  um  zugleich  die  Thatsache  zu  erhärten, 
dass  hier  die  Hebung  durch  zwei  verschiedenen  Worten  angehörende 
Kürzen  gebildet  wird,  nicht  etwa  eine  Dehnung  kurzer  Endsilben 
stattfindet.  Es  mag  in  einzelneu  Fällen,  wie  bei  den  Ablativen 
auf  c  eine  alte  Länge  noch  im  Gebrauch  gewesen  sein,  worauf 
wenigstens  die  Lesart  mulieri  Most.  256  u.  ä.  führt,  aber  in  weit- 
aus den  meisten  Fällen  ist  an  eine  ursprüngliche  Länge  gar 
nicht  zu  denken.  Eine  Langung  kurzer  Schlusssilben  unter  der 
Wirkung  des  Versictus  ist  in  griechischer  wie  römischer  Lite- 
ratur nur  der  epischen  Poesie  eigen,  natürlich  unter  gewissen 
Einschränkungen,  vgl.  oben  S.  101  und  A.  Rzach  a.  0.  besonders 
S.  365 — 385,  und  dort  auch  anzuerkennen;  im  Drama  aber  ist 
sie  abzuweisen.  Der  beste  Beweis  dafür  ist,  dass  unter  so  vielen 
Stellen,  abgesehen  von  ganz  vereinzelten,  sicher  corrupten  Versen, 
in  keinem  Falle  nur  eine  Silbe  für  die  der  angeblich  gelängten 
Endsilbe  folgende  Senkung  bliebe,  sondern  immer  zwei.  Wir 
haben  daher  eine  alte  römische  Gepflogenheit  anerkannt,  die  sich 
bereits  in  den  ältesten  authentisch  überlieferten  Saturniern  er- 
kennen lässt.  Besonders  für  die  Kürze  dieser  Endsilben  sprechen 
Stellen,  wie  Truc.  786.  Stich.  62.  634.  741.  Bacch.  83  u.  s.  w. 

Auch  die  von  uns  aufgestellten  Regeln  sind  bei  dieser  Art 
Auflösungen  eingehalten.  Nur  zweimal  unter  so  vielen  Fällen 
stossen  wir  hinter  der  die  erste  Hebungskürze  ausmachenden 
Endsilbe  auf  ein  dreisilbiges  Wort  mit  zweiter  langer  Silbe, 
aber  beidemal  in  Elision  und  demnach  regelrecht  angewandt,  vgl. 
G.  Hermann,  elem.  doctr.  metr.  p.  64  u.  v.  a.,  nämlich  Stich.  85 
eörum  hodie,  wo  die  Umstellung  hodle  eörum  unnöthig  ist,  und 
Poen.  1194  vldere  dbsecro,  da  bei  der  Elision  der  Accent  vor- 
rücken kann,  vgl.  auch  Ritsehl,  opusc.  II  S.  209.    Endlich  ist 

Stich.  737  eine  besondre  Abweichung  mSä  sujivts  umabllls  ämoena, 
die  sich  begründen  lässt.  Es  handelt  sich  hier  um  eine  beab- 
sichtigte Tändelei,  in  der  offenbar  die  Stammsilbe  am  in  auia- 
bilis  und  amoena  verschieden  behandelt  werden  sollte,  nach  der 
bekannten  Regel,  die  K.  Lachmann  ad  Propert.  II  3,44  aufstellte 
und  L.  Buchhold,  De  paromoeoseos  etc.  usu  auf  ävaÖMcoöis 


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266 


Metrik.    11.  Hebung  und  Senkung. 


und  intfßviig  beschränkt  wissen  will,  vgl.  Verfasser,  Bursian- 
Mülier's  Jahresber.  48.  Bd.  S.  147. 

Die  letzte  iambische  Dipodie  wird  unbedingt  frei  gehalten 
von  derartig  aufgelösten  Hebungen,  die  sich  jedoch  nicht  selten 
bei  trochäischen  Schlüssen  sogar  ganz  am  Ende  finden,  wofür 
sich  schon  die  Saturnierpraxis  entschieden  hatte  und  unser  Ver- 
zeichniss  verschiedene  Beispiele  aus  Plautus  giebt,  wie  Stich.  513, 
Mil.  226  u.  s.  w.,  zu  denen  sich  Analoga  aus  Terenz  stellen  lassen, 
s.  oben  S.  229.  230. 

Endlich  ist  noch  zu  bemerken,  dass  Terenz  die  gleichen 
Liegein  in  diesen  Hebungen  befolgt  hat  und  zwar  ohne  jede  Aus- 
nahme. Dass  bei  Terenz  ein  Trochäus  nie  so  verwandt  wird, 
dass  er  mit  seiner  ersten  langen  Silbe  in  eine  innere  Senkung 
der  Dipodie  fällt,  was  bei  Plautus,  wie  unsre  Sammlung  aus- 
weist, öfters  geschieht,  ist  eine  einfache  Consequenz  von  dieses 
Dichters  verschiedener  Behandlung  der  spondeischen  Worter  an 
gleicher  Stelle,  die  Plautus  vielfach  ganz  so  wie  die  erwähnten 
trochäischen  Wörter  verwendet,  während  bei  Terenz  nur  noch 
vereinzelt  solche  unreine  Dipodie  vorkommt,  worüber  in  anderm 
Zusammenhang  zu  handeln  ist,  unten  unter  5. 

Da  aber  sonst  die  Terenzische  Praxis  in  diesem  Falle  mit 
der  Plautinischen  übereinstimmt,  halten  wir  es  für  überflüssig 
sämmtliche  Terenzische  Beispiele  ihrem  vollen  Wortlaute  nach 
zum  Abdruck  zu  bringen.  Wir  geben  sie  daher  in  anderer  Forin, 
die  nochmals  zur  Anschauung  bringt,  was  wir  bereits  oben  kurz 
erläuterten,  aber  bei  der  Anführung  der  Plautinischen  Beispiele 
nicht  zum  directen  Ausdruck  gebracht  haben,  nämlich  dass  das 
erste  Wort  in  allen  diesen  Verbindungen  völlig  frei  ist,  also 
wie  ein  einsilbiges,  so  ein  pyrrhichisches,  trochäisches,  dakty: 
lisches  und  noch  längeres  sein  kann,  soweit  der  Vers  nicht  Ein- 
schränkungen gebietet. 

So  wird  bei  Terenz,  abgesehen  von  einsilbigen  Wörtern,  wo 
es  ja  sehr  oft  geschieht,  die  erste  Hebungskürze  gegeben  durch 
die  kurze  Schlusssilbe  vou 

1)  pyrrhichischen  Wörtern,  natürlich  auch  in  der  zweiten 
Hebung  der  Dipodien:  Andr.  950  pater  ait.  Heaut.  898  quoque 
Syrus.  Phorm.  725  quoque  voluntate.  'Phorm.  162  qulä  siiperest. 
Ad.  523  qulä  propest.  Phorm.  877  ego  quoque.  Ad.  749#  eg&  tuam. 
Ad.  553  tarnen  ego.  Phorm.  556  mala  tolerabimus.  Ad.  281  Syre 
quid  est.    Zweifelhaft  bleibt  Phorm.  654.  Hec.  344.  Andr.  322 


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1.  Bildung  der  iambisch-trochäisehen  Hebungen.  267 


(facis  hodie).  Ad.  538  Pater  ädest  nur  die  eine  Calliopische  Hand- 
schriftenklasse. 

2)  trochäischen  Wörtern,  nur  locis  imparibus  bei  iani- 
bischein,  paribus  bei  trochäischem  Versmasse:  Andr.  77  tinüs  et 
item.  809  Semper  enim.  Heaut  237  pergln  Istuc.  679  nüllä  mihi. 
Euu.  116  mäter  übi.  Hec.  650  nüllä  tibi.  Hec.  255  caüsä  retinendi. 
Hec.  398  esse  sclo.  Phorm.  372  pergln  ero.  Eun.  131  nüper  eius 
cf.  ibid.  980.  Phorm.  134  illiquidem.  Ad.  139  iste  tuos.  457  ille 
tibi;  unsicher  dagegen  Andr.  978  u.  a.  Abgesehen  ist  dabei 
von  solchen  Verbindungen  wie  inter  eas  (eos)  Eun.  726.  734. 
Andr.  852.  Hec.  178.  313.  419.  479  u.  a.,  propter  egestatcm 
Phorm.  416.  Heaut.  190,  ferner  ectmls  eani  Eun.  523.  ecquld  ego 
Ad.  877  u.  ä. 

3)  häufiger  durch  daktylische  Wörter:  Heaut.  189  ömrilä 
pätris.  575  omniä  mea.  942  omniu  bona.  1055  omniä  faciam. 
Eun.  789  omniä  prlus.  Ad.  262  omni?  slbi.  (Phorm.  248).  — 
Andr.  23  male  dicere  mäle  facta.  535  nubere  tuo.  —  Eun.  1023 
munere  tibi.  Hec.  531  tempore  süo.  Ad.  346  pro  virgine  däri. 
Ad.  598  virginls  eas.  —  Heaut  879  desine  deos.  Eun.  601  oppri- 
ralt  ego;  ähnlich  Eun.  1082  acciplt  honio,  vgl.  Eun.  214.  484; 
zweifelhaft  Phorm.  160  angeret  animum,  so  auch  250.  297.  Ad. 
839,  dagegen  Phorm.  510  vendidlt. ::  Ain;  ähnlich  Heaut  316.  — 
Eun.  230  turpiter  hodie.  Heaut  256  Iuppiter  ubinamst;  ähnlich 
Andr.  930  mit  Personenwechsel.  Eun.  1014  insuper  etiam.  —  Ad.  348 
consciä  mihi  vor  trochäischer  Hauptcäsur,  ebenso  Heaut  217  filiüs 
erit.  Ad.  521  rectius.  : :  Ita  Personenwechsel.  —  Bei  Eigennamen 
Andr.  267  Pamphile  quid  agit.  301  Burriä  däturne  illa,  vgl.  bei 
Plantus  eörum  und  vldere  in  Elision,  siehe  Seite  265.  965  Pam- 
philus  ubi.  Eun.  558  Chaerea  quid  est  Phorm.  154.  179  Phae- 
dria  patrem.  484  Phaedriä  tibi.  865  Sophronä  modo.  1037  Nausi- 
stratä  prlus.  Hec.  290  Pamphile  sclo.  621  sumus,  Pamphile, 
senex  atque  anus  im  Dimcter.  Ad.  260  Aeschinus  übist  343  Sö- 
stratä  ?lde.  588  Aeschinus  odiose.  634  Aeschinus  ego;  wohl  auch 
Eun.  707.  Phorm.  830.  Ad.  619,  da  Terenz  in  der  Hauptcäsur 
nicht  syllaba  anceps  anwendet:  Phaedriä  poteretur.  Chaerea  tiiam. 
Famphilä  quid  agat;  s.  oben  S.  143  fg.  155  fg. 

4)  bei  tribrachischen  Wörtern:  Andr.519  Quls  lgitur  cum. 
Ad.  568  möttÜ8;  ldem  vor  der  trochäischen  Hauptcäsur.  Eun.  107 
Samiä  mihi.  Vgl.  Hec.  561. 


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268 


Metrik.    LI.  Hebung  und  Senkung. 


5)  bei  proceleusmatischen  Wortern:  Heaut.  803  faclKus 
ego.   1059  faclliä.  : :  Fäciaui,  letzteres  mit  Personenwechsel. 

6)  bei  viersilbigen  daktylisch  endigenden  Wortern:  Eun. 
264  vocäbula,  pärasiti.  Heaut.  216  ex  stfa  lubidine  inöderantur. 
Hec.  325  Philomena  mea.  Vgl.  Heaut.  955.  Hec.  413.  Vereinzelt 
ist  Andr.  596  Ego  vero  solus.  ::  CÖrrlgere  mihi  gnätum  porro 
emtere  überliefert,  eine  bei  Terenz  unerhörte  proceleusmatische 
Complication,  zu  der  sich  bei  Plautus  nicht  volle  Analogien  fin- 
den lassen.  Doch  die  gewöhnlich  gebilligte  Umstellung  Fleck- 
eisens macht  den  Vers  nicht  viel  besser.  Vielleicht  ist  er  doch 
richtig  überliefert.  Dieselbe  proceleusmatische  Form  begegnet 
ja  auch  bei  Plautus,  nur  nicht  gerade  an  dieser  Stelle,  s.  S.  258  fg. 

Selbstverständlich  gehören  noch  als  Beispiele  hierher  alle 
diejenigen  Stellen,  oben  S.  133  fg.  u.  135  angeführt,  an  denen  unter 
ganz  gleichen  Bedingungen  die  auf  langen  Vocal  auslautende 
Endsilbe  vermöge  des  prosodischen  Hiatus  gekürzt  ist;  ein 
Vorgang,  der  abgesehen  von  einsilbigem  Worte  in  erster  Hebungs- 
kürze nur  bei  Plautus  zu  beobachten  ist  Wie  aus  unseren  Ver- 
zeichnissen erhellt,  treten  diese  prosodischen  Hiatus  au  denselben 
Stellen  auf,  wo  die  eben  behandelten  aufgelösten  Hebungen  mög- 
lich und  wirklich  vorhanden  sind,  die  ja  die  Voraussetzung  für 
diese  Hiate  sind.  Nur  scheint  im  letzten  Fusse  vor  trochäischer 
Cäsur  der  verkürzende  Hiatus  gemieden,  also  in  den  Fällen,  die 
entsprechen  würden  einem  cönscia  mihi  vor  trochäischer  Haupt- 
cäsur  und  wohl  auch  im  ersten  Iambus,  wo  doch  Verbindungen 
wie  nullä  mihi  ziemlich  häufig,  nur  solche  wie  märe  superum  u.  ä. 
seltner  sind.  Denn  nicht  beweisen  dies  Stellen  wie  Aul.  323 
Cocüm  ego,  wohl  Cocum  ergo,  oder  Merc.  19  vidi  äm<at>oris, 
wo  Ussing  vi  vidi  amoris  sehr  passend  vermuthet.  Sonst  aber 
stimmt  dieser  Hiat  bei  Plautus  vollständig  zu  den  behandelten 
Auflösungen. 

Endlich  wenn  die  zwei  eine  Hebung  bildenden  Kürzen  im 
Aufauge  oder  im  Inlaute  eines  Wortes  stehen,  ist  bekanntlich 
eine  derartige  Beschränkung  nicht  wahrzunehmen.  Selbst  Mes- 
sungen wie  niediöcriter,  praeterleris  u.  s.  w.  sogar  im  Versausgauge 
sind  zulässig. 

4.  Dagegen  ist  im  Lateinischen  der  Gebrauch  zweier  ein 
Wort  schliesseuder  Kürzen  in  der  Hebung  ein  sehr  be- 


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1.  Bildung  der  iambisch-trochäischen  Hebungen.  269 

schränkte!*,  bei  Terenz  noch  mehr  als  bei  Plautus.  Doch  gewinnen 
wir  zunächst  in  der  gleichen  Weise  wie  in  früheren  Fällen  einen 
Ueberblick  über  die  Praxis  der  neuern  attischen  Comodie 
in  dieser  Beziehung. 

Betonungen  wie  r&ere  =  ^  ^  und  (ivrjaxbgeg  =  ^  ^  8ind  im 
griechischen  Drama  überhaupt  häufig.  Dionysius,  de  comp,  verhör, 
cap.  11  bezeugt  uns  ausdrücklich  ein  n'^ftf,  iu  dem  ßagvxtga 
filv  rj  tcqcott}  yivexat,)  al  dvo  dl  (lex*  avxfjv  6%vxovo£  xs  xal 
o{i6<pcovoL  als  Anfang  eines  Dochmius  xfötts  ^irj  xxvitstx1  als 
v^oo-^_#  Auch  für  die  neuere  attische  Comödie  ergiebt  das 
Material,  welches  wir  im  Folgenden  anführen,  dass  solche  Silben- 
folge, nämlich  zwei  auslautende  Kürzen  in  der  Hebung  weit 
häufiger  vorkommen  als  die  soeben  besprochenen  Hebungen  der 

Form        ^ . . .  und  -  °,  ^          So  findet  sich  der  mit  den  beiden 

letzten  Kürzen  in  eine  Hebung  fallende  Tribrachys  in  allen 
Hebungen,  z.  B. 

in  der  ersten  Hebung: 
Antiphanes  44,2  yeyovag;  ixnvav  xmv  vo^icjv  ^eO-exreW. 

228,6  ixopev  6(ioiag'  ovxl  xolg  Xa^iTtgoiöt  de'. 
Nikostratos  6,4  bito6a  6v  ßovUi  xal  xi%\ag  xal  xoiftLxovg. 
Alexis  110,3  ikaßov  txCvovg  t'  aöxi  yäg  ngootfiLov. 

127,  5  ndga&Qov  avrj&ov  vänv  xavXbv  ö£X<piov. 
198,  2  vdaxog  aniy&ov  xva&ov'  av  d'  oa^ivv  itCyg. 
202,  5  Ex parte,  (piAttg  drjnov  pe,  Ov  dl  XafiTtgäg  zgtysig. 
230,4  &d0iog.  ::  opoiov  xal  öCxaiov  xovg  %ivovg. 
253,  2  txega  dt  %coQig  iöxi  xalg  iktv&igaig. 
Dionysios  2,  12  dvvapiv,  6  fieVroi  dvvapsvog  xdv  Ttgdypaöiv. 

3,  7  xaxsga  noujöag  xavta  xal  ££öag  <S<podga. 
Mnesimach.  3,3  pixgia  de'  y   iv  #etö  aaavxov.  ::  nag  er*. 
Diphilos  17,  13  xd&aXa  noirjffag  icdvxa  xdöxogodiotisva. 

58,3  vdaglg  dnav  xom   iöxi  rij  ipvxf]  xaxov. 
Vgl.  Amphis  20,  3.  Aristophon  13,  8.  Alexis  186,  10  u.  a. 

Ebenso  häufig  in  zweiter  Hebung: 
Antiphanes  34,  1  iv  xaig  öitvgCd  dl  xi  nox'  ivsaxi,  yiXxaxt\ 
122,  7  our'  st  ngoxegov       iöxiv  o  ys  vvv  yivtxat. 
124,  7  ividgag  d'  evexa.  vvvl  öl  xom  iyvoi>x\  im. 
183,  2  yvvai'  6x6 gada  xvgbg  jtXaxovvxeg  ngdy^iaxa. 
Anuxandrid.  17,  1  o  to  oxuXiov  fvgwv  ixftvog  oöxig  r]r. 
Alexis  221,  10  agxog  xctitagbg  tig  txaxiga,  7toxr\giov. 


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270  Metrik.   IL  Hebung  und  Senkung. 

• 

Heniochos  5,  1  iya)  d*  ovofia  xb  plv  xa&'  ixdöxrjv  avxixa. 
Timokles  11,  3  6  yovv  KoQVÖog  axXrjxog,  6g  iuol  Öoxtt. 
Theophil.  9,  1  tW  iv  %aQaxi  plv  xavxa  xal  xagspßoXfj. 
Philemon  48,  1  dxb  Gxopaxog  d%avx\  iav  ßovXri<s&',  iQa. 

79,  8  ovxag  ana-Xbv  idaxa  xal  ngäov  xb  xvq. 

91,  7  iv  xatg  TtoXeOi  xdöaiötv,  iv  xatg  olxiaig. 

104,  1  xi  £ijv  oweXog,  &  pt]  f6xi  vb  £rjv  etötvai; 
Diphilos  60,5  dXX*  ov%  sxsqov  dyytlov  iv  tc^qcc  wiQotg. 
Aristophon  11,8  tag  de  nxigvyag  ag  slxs  xfj  Nlxy  woqhv. 
Epikrates  5,  4  rj  xr\v  apida  tpiQEiv  6(päv  ts  xeifuva. 
Alexis  15,  17  möxsQ  xvQtxbg  dvijxsv  elx*  iv  imxilti. 

172,11  nvovy  psXixog  otvßawov,  dxoxayriviä. 
Vgl.  Anaxandrid.  52,  2.  Eubulos  75,  14.  110,  2  und  4.  Alexis 
107,  2  u.  v.  a. 

Seltner  steht  natürlich  ein  solches  tribrachisches  Wort  wegen 
der  Cäsur  in  der  dritten  Hebung,  aber  es  ist  dort  durchaus 
nicht  unerhört,  wie 

Alexis  135,  12  Hipov  xi%vriv  iXaßeg.  ::  b  £l(wg  d*  iöxl  x£$- 
beweist,  wohl  auch 

Dionysios  2,  24  ' AQjiGxqaxog  yiyQawi  xs  xal  do£d££r<u  mit 
Enklisis. 

Antiphanes  277,  1  iav  fisv  ctgct  xs'xsqi  <ptQtj  XQidpsvo^. 
codd.  av  plv  n.  xig  w.  xg. 

Menander  481,5  xvq'  xavxa  xav  ixaxbv  htj  /3(.c3g,  dsc,  codd. 
ixt}  xav  i.  ßi<o6sxai  (-rjxai). 

In  der  fünften  Hebung  finden  sich  solche  Wortformen  nicht, 
was  leicht  begreiflich  ist,  ausser  Ephippos  22,  1  xoxeqov  iyei, 
was  ein  sehr  verdächtiger  Schluss  ist.  Dagegen  in  der  vierten 
ebenso  oft  wie  in  der  zweiten: 

Antiphanes  89,  5  =  Epikrat  5,  8  ydöXQiv  xaXovöa  xal  Xauv- 
qov  og  av  ffdyrj. 

Eubulos  31,  2  xa&aQ(DT£QOV  yaQ  xbv  xigapov  slQya^optjv. 
Amphis  36,  3  xal  xoivop  avxb  xrjg  xaxqldog  iv  xotg  xqoxois. 
Epikrates  3,  18  ixsl  ds  öoXi%ov  xotg  sxs6iv  rjdrj  xgi%si. 

9,  3  xav  Osgtsiwaxxav ,  mg  ddpaX  ig,  a>g  xagbivog. 
Alexis  135,  4  dxo  xmv  ixiyQappdxav  dxQipa  xs  xal  6%oX{]. 
141,5  iffdvov  tptQovxeg  ov  <p£Qopsvf  dXX*  rj  xaxag. 
188,2  XQmxiCxov  vxo&slg  s(g  Xoxdda  veavixrjv. 
291,  2  iöia  xs  xal  xoivy  xvXixa  XQoxtopai. 
297,  1  cj  diöxo&\  vyCaiv.  mg  iQoviog  iXt\Xv&ag. 


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1.  Bildung  der  iambisch-trochüischen  Hebungen. 


"21 \ 


Tiniokles  10,  4  ov  NslXog  aX(pix\  ov  Kogvdog  davfißoXog. 

Theophil.  7,  1  novrigbv  vtbv  xal  itaxiga  xal  firjtega. 

Philemon  188  ovog  ßadd&ig  et$  a%vga  xgayrjfidxav. 

Diphilos  17,  f»  xb  xcöv  idopevcav  tu  öxo^axa  itgoBidevai. 

Menander  663,  2  xr\do^Bv  aXrj&äg,  ovx  itpBÖgov  t£sig  ßiov. 
Vgl.  Anaxandrid.  51,  1.  Nikostratos  15,  4.  Timokles  34,  1.  Phile- 
mon 42,  3  u.  v.  a. 

Das  Gleiche  gilt  von  den  entsprechenden  Stellen  des  tro- 
chäischen Tetrameters,  z.  B.  findet  sich  die  zweite  Hebung 
so  gebildet: 

Antiphanes  40,  5  Big  acpodov  iX&<bv  opoiov  naGiv  avxbv  obstat. 

Euphanes  1  ig  xogaxag'  rfea  yigav  xb  dsvgo  xbv  Ildgv^  oXov. 
Vgl.  Antiphanes  204,  6.  Timokles  16,  6. 
und  in  der  sechsten  Hebung: 

Alexis  301,  2  xb  dioQL&6&cu  ßeßaccog  xa  6x6  (tax  t  xa  ygd^ifiaxa. 

Philemon  213,  9  xav  pBv  bg^ia&tj  xig  ^cov  Big  Xipiva  xbv 
xijg  ti%vrig. 

Nicht  in  Betracht  kommen  natürlich  die  erste  und  fünfte 
Hebung,  wohl  aber  bietet  auch  die  dritte  Hebung  derartige  Wort- 
formen, wie  bewiesen  wird  durch  Alex.  156,  2. 

Dasselbe  wie  von  tribrachischen  Wörtern  gilt  auch  von 
längeren  tribrachisch  endigenden,  nämlich  schon  in  der 
zweiten  Hebung: 

Antiphanes  68,  3  /ZtW,  dgyigiov. ::  dXXog  yag  ovx  inCöxapai. 

120,  l  iig  dvofiBvog  eig  nogxov,  o&ev  ££a>  ndXiv. 
273,2  ovö1  iyxitpaXov,  mitxa  de  xal  tag  xoiXiag. 
Anaxandrid.  7  7tBgiGxigia  ydg  tfoayav  xal  Cxgovftia. 

50,  2  imxaigixaxov  tog  bI  povov  xov  odftarog. 
Ephippos  15,  10  (og  (iixgoXoyog  ei.  ::  6v  dt  ye  XCav  itoXvrBXiqg. 
Anaxilas  34,  1  aititfxoxBgog  bI  xc5v  xoxXlov  itoXXa  ndvv. 
Alexis  45,  1  opoioxaxog  av&gamog  otva  xr\v  yvtiiv. 

116,6  vnoxQivofiBvov  bi  xolg  ßiotg,  oygvg  ixov- 
158,2  t6  d'  a&dvaxov  iirjgs  ngbg  xbv  diga. 
186,2  xaditofiBvog  ivxav&a  xtjv  o^xavCav. 
186,9  iitBöxidaOa  xovXaiov  el&'  tyav  noim. 
Klearchos  2,  3  xb  (povdgiov  rj^iav  nBgißagyov  ylvBxai. 
Philemon  61,  1  iibqI  xovnxdviov  ov  yivB%*  r\  Gxtvcagia. 
Diphilos  64,  1  xo  ÖBinvdgiov  dvftt]gbv  ijv,  yXd(pvgov  OtpoÖga. 
66,  14  xax'  ä (Mpox £ gct  Öb  xqv  xaraXXayriv  *x{l- 
Vgl.  Anaxandr.  .'»,  2.  Araros  16,  2.  Nikostratos  6,  5.  32,  2.  Alexis 


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272 


Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 


51,  1.  195,  5.  Diodor.  2,  23.  Herakleides  1,  1.  Timokles  9,  3.  12,  4. 
Theophil.  11,  5  u.  v.  a. 

In  der  dritten  Hebung  findet  sich,  offenbar  wegen  der 
Oäsur,  kein  Beispiel,  dagegen  sehr  viele  in  der  vierten  He- 
bung, wie: 

Antiphanes  122,  6  ovd'  iöxi  ydg  neu  yivoptvov  o  yivexai. 

260,  1  xig  d*  ov%\  ftavdxov  fiitffroqpo'pos,«»  yikxdxtj. 
Anaxandrides  9,  3  "Avxua.  ::  xal  xov&  yuexsgov  i]\>  xaiyvi'ov. 
Eubulos  69,  1  uiöcä  xdxiöxov  ygapiiax ixov  ixTca^i  au. 

72,  1  o  itgcöxog  svgav  xdkkoxgia  dunviiv  avyg. 
Nikostratos  10,  l  %  vavg  d£  xoxegov  sixoöogo  g  lex  rj  xvxvog. 
Ephippos  15,4  oCiag  evex  dgxel  xevfrtdia  öijmdia. 
Alexis  62,  6  fggaiöov  i)iunv  d-oi^axia  xal  (fxgmpaxa. 

127,4  akV  iöxiv  ivdov.  ::  daxafptda  xsxo^ivrjv. 
261,  10  vitstpaivev  a6v  rj^Lxofia  xovg  döxsgag. 
Timokles  8,  14  xsxfiijgiov  xi  itapiisyefteg  olpai  y  igelv. 
Philemon  97,  6  ovxog  yeeg  tj^kov  pvgidöag  incäv  ygayu. 
Diphilos  43,  26  xoiovxog  6  xgoitog'  petgaxiov  igtov  itdkiv. 
Vgl.  Ephippos  10,  2.  Epikrates  10,  1.  Alexis  46,  4.  88.  179,  3.  Kle- 
archos  1,  3.  Diodor.  2,  31.  Xenarch.  10,  1.  Philemon  137,  1  u.  s.  w. 
Für  die  fünfte  Hebung  führen  wir  an: 
Antiphanes  209,  9  itotovöiv  i^Tckixovxeg  dkkurgia  [itkrj. 

Die  gleichen  Erscheinungen  unter  den  gleichen  Verhaltnissen 
zeigen  die  trochäischen  Tetrameter,  wie  in  der  zweiten 
Hebung: 

Antiphaues  142,  1  doxatpidog  dkcSv  OigaCov  öiXyiov  xvgov 
&vpov. 

Ebenso  Antiphanes  142,  4.  204,  6.  Anaxandrid.  6,  3.  Nikostratos 
24,  3.  Amphis  8,  2.  Timokles  16,  6.  Menander  23,  2  u.  a. 
In  der  dritten  Hebung: 
Alexis  156, 2  xal  xd  6v{i7i6<5ia  zu  nokkd  xal  xaO-'  yut'gav 
xouiv. 

Für  die  sechste  Hebung,  im  trochäischen  Tetrameter  bei 
Aristophanes  nicht  selten,  wie: 

Equ.  277  rjv  d*  dvatdeta  nagik&i]  ö\  \  rjpexsgog  6  nvgapovgi 
bei  trochäischer  und 

Lys.  654  tW  dvakdaavxtg  ovx  dvxtiöyigexe  xeeg  eiöyogdg 
bei  iambischer  Hauptcäsur  bietet  der  Rest  der  neuern  Comödie 
zufällig  kein  Beispiel  in  trochäischen  Tetrametern;  dagegen  gieht 
eins  folgender  i  am  bische  Tetrameter: 

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1.  Bildung  der  iambiseh-trochiiischen  Hebungen.  273 

Anaxandrides  34,  11  iäv  dl  xqiov,  4>Qi£og'  av  dl  xcotidgiov, 
'Idöav. 

Daktylische  Wörter  als  Vertreter  der  Iamben  sind  viel 
seltner,  ihr  Gebrauch  ist  nur  an  den  drei  ungleichen  Stellen  der 
Trimeter  möglich;  im  dritten  Fusse  tritt  aber  die  Cäsur  hem- 
mend ein,  sodass  sich  nur  im  ersten  Fusse  ein  häufigerer  Ge- 
brauch nachweisen  lässt,  wofür  folgende  Beispiele: 

Eubulos  119,  7  tlxoGi  noömv  (iszqovvzl  zo  <szol%sIov  y. 
Ephipp.  8,  3  tzQta,  zQwyripa&1  ^xc,  7tVQanovg,  a^g. 

24,  1  xaQva  Qoag  tpoCvtxag  (zegee  vooyaXa. 
Alexis  108,  2  etdtzi,  zoiovzog  ysyovsv  Otvomav  rig  rj. 
239,  4  ctQficcxa  övvwoidsg  re  nsvzsxaidexa. 
283,3  dvÖQciöi  novriQotg  ovdy  dnatösvza  ßto. 
Axionikos  6,  15  avQiov  ZaXov  zovz'  £%(ov  ovx  ag&o/tat. 
Theophilos  8,  3  zezzoQag  vEiovg.  i'/Ugaxkeig.  ::  ßoog  öl  zgelg. 
Philemon  39,  2  uöptvog  £%oig  av,  Nixoqxov,  ä  vvv  £%ug. 

60,2  pccQTVQag         yap,  ort  povog  <pv6xz\v  xoia. 
116,  2  nvquata  naQek&mv  xal  zdyovg  dv&Qamvovg. 
122,3  örjGaiiov  ikeuov  XQOfivov  o£og  aiktpiov. 
Diphilos  55,  2  OzQoifiaza  öiyvvov  döxonrjQav  ftvkaxov. 
65,  2  oq&qiov  ixoxxv£  aQzicog  dXsxzQvav. 
Vgl.  Antiphanes  26,  4.  58,  3  =  Eriphos  2,  3  (nctQ&ive).  Eubulos 
38,  1.  67,  10.  94,  6.  Ephipp.  16,  5.  Alexis  107,  3.  135,  6.  Axioni- 
kos 7,  1.  Diodor.  2,  17.  Dionysios  2,  9.  Timokles  9„4.  Philomon 
G7,  1.  92,3.  125,2.  150,  2  u.  v.  a. 

Aehnlich  im  ersten  Fusse  des  zweiten  Theiles  des  iam- 
bischen  Septenars: 

Antiphanes  25,4  tfovzog  vdazog;  ei  61  pj,  |  pridi7to&'  vÖodq 

Für  den  dritten  Fuss  des  Trimeters  sind  Beispiele: 
Anaxandrid.  39,  10  zovg  ftQiag  iv&dde  plv  onoxXrj  Qovg  vo^iog. 
Aniphis  9,  5  ovoyuxxa  zmv  ötodexa  fcäv  Öul^kv^ag. 

Im  fünften  Fusse  giebt  ein  daktylisch  schliesseudes  Wort: 
Nikostrat.  26,  4  pvQov  özstpdvovg  hßavanbv  avkrjzQida  kaßi. 

5.  Dies  die  griechische  Praxis.  Ganz  anders  auch  hier  die 
römische.  Ein  tr ibrachisches  Wort  als  Vertreter  für  einen 
Jambus  braucht  weder  Plautus  noch  gar  die  Terenzische  Zeit. 
Vereinzelte  Stellen,  wie: 

Kixvrz,  GrundcOgc  i»UrOtiii*cher  Metrik.  18 


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274 


Metrik.   IL  Hebung  und  Senkung. 


Most.  1100  Quöd  agis  id  agas.  quöd  tu  porro  vis  serere  ne- 
götium  und 

Men.  877  Qui  me  vi  cogunt,  iit  validus  insäniem 
sind  als  falsch  erkannt  und  durch  Umstellung  verbessert  serere 
vis  und  validus  ut  vesäniam  oder  validus  uti  insaniaru.  Die 
folgende  Erscheinung  deckt  diese  Ueberlieferung  schwerlich. 

Bei  längeren  tribrachisch  schliessenden  Wörtern 
hat  Plautus  dreimal  eine  Betonung  der  beiden  letzten  Kürzen 
durch  den  Versictus  sich  gestattet,  nämlich: 

Stich.  378  Tüm  Babylonica  peristroma  <et>  fönsilta  tapetia, 
wie  Goetz  unzweifelhaft  richtig  hergestellt  hat,  und 

Men.  842  Üt  ego  illi<c>  oculös  exuram  lampadlbus  ardentibus, 
sowie  sicher: 

Pseud.  147  nec  Alexandrina  beluata  tonsittä  tapetia. 

Für  diese  drei  ganz  vereinzelt  dastehenden  Messungen,  die 
offenbar  nach  dem  griechischen  Vorbilde,  wie  tEv&Cdia  örimdia, 
zu  verstehen  sind,  lässt  sich  geltend  machen,  dass  es  sich  um 
Unterbringung  langer  griechischer  Fremdwörter  handelt,  Um- 
stände, die  die  sonst  beispiellos  dastehende  Messung  wohl  ent- 
schuldigen können.  Wir  sehen  hier  lediglich  eine  bei  Plautus 
auch  sonst  nachweisbare  Concession  an  die  griechische  Art.  Denn 
Messungen  wie  prÖpittä  neben  cörporä  in  Anapästen  haben  mit 
ihnen,  wie  unten  II,  2  ausgeführt  wird,  nichts  gemein. 

Dagegen  ist  der  Daktylus  als  Wortfuss  für  einen  Jambus  in 
Iamben  und  .Trochäen  dem  Plautus  unanstössig.  Schon  im  grie- 
chischen Vorbilde  war  ein  solcher  auf  seinen  beiden  Endsilben 
betonter  Daktylus  ursprünglich  eine  Eigenart  des  anapästischen, 
beziehentlich  dochmischen  Rhythmus,  vgl.  Verfassers  de  numero 
dochmiaco  p.,30sq.,  und  dort  hat  er  sich  bis  in  die  spätesten 
Zeiten  als  ganz  gewöhnliche  Erscheinung  behauptet  Plautus 
übertrug  ihn,  wie  gesagt,  unbedenklich  ins  römische  Drama  und 
zwar  nicht  bloss  in  den  Anapästen,  worüber  im  nächsten  Ab- 
schnitt ausführlich  zu  handeln  ist,  sondern  auch,  wie  dies  be- 
reits längst  im  griechischen  Vorbild  geschehen  war,  in  den 
Versmassen  des  aviCov  yivog.  So  gewahrt  man  einen  solchen 
Daktylus  besonders  wie  im  Griechischen  als  ersten  Fuss  des 
iambischen  Verses,  auch  im  Anfang  desjenigen  iambischen  Di- 
meters,  der  den  zweiten  Theil  einer  Langzeile  bildet: 
Trin.  54  Ommbus  amicis,  quöd  mihist,  cupio  esse  item. 
75  Omnibus  amicis  mörbum  tu  incuties  gravem. 


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1.  ßildong  der  iambisch-trochäischen  Hebungen. 


275 


205  Qui  omriiä  se  simulant  scire  neque  quicquaui  sciunt. 
396  Cönsutit  advorsum  filiuru,  nugäs  agit. 

Aul.  139  Nam  optima  nullä  potest  eligi. 

395  Cönfice  sagittis  fiires  thensaurärios,  codd.  confige  un- 
raetrisch ;  vgl.  Truc.  1 1  transi^imus  statt  transicimus  u.  ä.  s.  S.  87. 88. 

Aul.  504  Mbribüs  praefectum  mdlierum  hunc  factüm  velim. 
Rud.  513  piscibüs  in  alto  credo  praehibent  pabulum. 

526  Nam  omniä  corusca  prae  tremore  fabulor. 

940  Türtfida  tempestas  heri  fuit. 

944  Enccäs  me  iam  odio  qufsquis  es. 

290  Omnibus  modis  qui  patfperes  sunt  hömines  miseri 

vivont. 

Truc.  119  Enecäs  me  miseram,  qufsquis  es.  Vgl.  Bacch.  624. 
656b. 

Bacch.  574  Milltts  qui  amicam  secum  avexit  ex  Samo.  Vgl.  511 
ütpote  etc. 

Bacch.  588  Bdcchidem.  ::  utrain  ergo?  ::  Nfl  scio  nisi  Bac- 
chidem. 

Bacch.  782  Omnta  rescivit  scelera  ex  Mnesilochö*  tua. 

850  Chrysale,  quis  illest,  qui  minitatur  ftlio.    Vgl.  981 
öptüinus  zweifelhaft. 

Poen.  65  Ünicus  qui  fuerat,  abditivos  a  patre  (prol.). 

85  Altem  quinquennis,  altera  <erat>  quadnmula  (prol.). 
464  Omnibus  in  extis  ai'bat  portendi  mihi. 
1340  Nam  ömntbus  amicis  meis  idem  ununi  convenit. 
1348  Neminem  venire,  qui  istas  adsereret  manu. 

Merv.  261  Filius  quam  avexit  meus  matri  ancillam  suae. 
Men.  741  Degcris  amicae.   satin  haec  recte  fabulor? 
Stich.  223  Hercules  te  amabit,  prandio?  cenä  tibi. 

Capt.  8  Alterum  quadrimum  püeruin  servos  sürpuit  (prol.). 
Pers.  406  Töxile,  quid  agitur?  ::  Eho  lutum  lenönium. 

412  Accipin  argentum?  accipesis  argentum,  impudens. 

Cas.  55  Filius  is  autem  armigerum  adlegat  suom  (prol.)  un- 
sicher. 

Cist.  573  Cömmodä  loquellast;  ttf  tibi  nunc  prödes.  Confitemur. 
Lesart  zweifelhaft. 

Im  zweiten  iambisch  beginnenden  Theile  der  Langverse  be- 
gegnen: 

18* 


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276 


Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 


Pseud.  171  Vel  öpperire:  est  quöd  domi  |  (Heere  paene  fui 
oblitus. 

Pseud.  185  Nunc  ädeo  hoc  factust  öptumum,  ut  |  nomine  quem- 
que  appellem  suo. 

Pers.  269  Verberibus  caedi  iüsserat,  cönipedcs  impiugi:  väpulet. 
Vgl.  dazu  Baccb.  960  detuli  ego.  939  Bäechldem  habet.  988 
Chrysäle  ädes  u.  ä. 

Bei  Naevius  findet  sich: 

Com.  23  Alfens  inanem  bülbaui  madid<at>ain  dari, 

24  Al&rh  nuces  in  pröclivi  proftfndere. 

Bei  Terenz  wird  ein  solcher  Daktylus  nur  ganz  vereinzelt 
überliefert: 

Hec.  701  Omnibus  modis  miser  sum  n^c  quid  agäm  scio,  wo 
jedoch  auch  ömnibus  betont  und  gemessen  werden  kann,  da  Te- 

renz  auch  Hec.  867  Oinnia  ömnes.  Ad.  971  Omnibus,  wie  Plautus, 
u.  ä.  misst,  während 

Eun.  348  Deslne:  iam  conclamatumst.  ::  Alias  res  agis. 

eine  Umstellung,  wie  Iam  cönclamatumst:  desine  weniger  wahr- 
scheinlich ist.  Jedenfalls  hat  Terenz  diese  Betonung  als  hart 
empfunden  und  absichtlich  gemieden,  abgesehen  von  solchen 
Fällen,  die  nur  scheinbar  solche  Daktylen  bieten:  Quo  modo  als 
zwei  Worte,  nescio;  ferner  haecine  (haecin)  sicine  u.  ä.  auch  im 
Versinuern. 

Aul.  707  ist  indeque  spectabam  unberechtigte  Aenderung;  das 
Ueberlieferte  indeque  exspectabam  ist  ganz  richtig.  Selbstver- 
ständlich sind  auch  Fälle,  wie  Amph.  514  höclne  placet  (hoem 
placet).  Aul.  335  hüclne  detrusisti  (huem  detr.).  Rud.  884  sicine 
u.  v.  ä.,  wie  bei  Terenz,  nicht  erwähnt 

Vereinzelt  steht  auf  Inschriften  (nicht  alter  Zeit):  Bücheler, 
Antholog.  epigraph.  lat. 

X,  1  lmminet  Leoni  Virgo  caelesti  situ  (nicht  fnrtnet  zu  messen) 
und 

IX,  1  Hercoles  invicte,  sänete  Silvane  etc. 

Schon  viel  seltner  zeigt  sich  ein  solcher  auf  seinen  End- 
kürzen betonter  Daktylus  im  Anlaute  der  späteren  Dipodien,  am 
ersten  noch  der  Schlussdipodie: 

Pseud.  1269  Pöstquam  opus  meum  omne  ut  volui  perpetravi 
IwstXbus  fugatis, 


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1.  Bildung  der  iambisch-trochäischen  Hebungen.  277 


so  wohl  auch  1261  mit  dem  Schlüsse  si  lübet,  cörpörä  cöndüpll- 
cant,  doch  ist  die  Messung  zweifelhaft. 

Rud.  922  Ndn  enim  illum  exspectäre  oportet,  dum  erus  se  ad 
suom  süscitet  officium.1) 

Cas.  211  Ux<5r  mea,  meaque  anioenitas,  quid  tu  ägis?  ::  Abi 
atque  äbsttne  manum,  wozu  man  das  oben  erwähnte  avXrjrQida 
Xaßi  vergleichen  kann. 

Bei  mehrsilbigen,  daktylisch  endigenden  Wörtern  begegnet 
das  Gleiche: 

Pseud.  146  Ut  ne*  ^nstromatd  quidem  aeque  picta  sint  Cam- 
pänica. 

Stich.  737  Meä  suävls  kmäbtlts  amoena,  Stephanium,  ad 
amores  tuos. 

Endlich  findet  sich  an  zwei  Stellen  der  Daktylus  so  gestellt, 
dass  er  mit  seiner  ersten  Länge  in  die  innere  Senkung  der  Di- 
podie  fällt,  allerdings  ganz  unter  denselben  Bedingungen,  unter 
denen  Plautus  auch  die  auf  der  Endsilbe  betonten  Trochäen 
(s.  oben  S.  259  fg.)  und  Spondeen  (s.  unten  II,  5)  an  gleicher  Stelle 
zulässt: 

Pseud.  218  Ain  exceträ  tu  quae  tibi  aiuieos  tot  habes  tarn 
probe  6\eo  onustos. 

Bacch.  614  fncredibilis  nnposque  animi,  inamabitis  inlepidus 
vivo.  Vgl.  Rud.  921. 

Und  ganz  vereinzelt  ist  es,  dass  im  Anfang  eines  iambischen 
Dimeters  ein  solcher  daktylischer  Wortfuss  zweimal  hinter  einander 
überliefert  wird: 

Bacch.  656  Improbls  quom  Improbus  sit,  harpaget,  |  furtbtts 
furetur,  qu<5d  queat, 

in  einem  Verse,  der  sonst  keinen  Anstoss  gewährt  und  wohl 
richtig  ist,  da  jeder  der  beiden  Daktylen  für  sich  auch  sonst, 
wie  wir  sahen,  nachweisbar  und,  weil  ein  mit  seiner  Länge  in 
die  innere  Senkung  fallender  Daktylus  eine  aufgelöste  Hebung 
vor  sich  erfordert,  der  erste  Daktylus  durch  den  zweiten  nahe 
gelegt  wurde.  Diese  Auflösung  der  Hebung  scheint  aber  dadurch 

1)  8elbat  der  vorhergehende  Vers  braucht  kein  anapastischer  Octonar 
zu  «ein,  sondern  läset  sich,  wie  er  unter  lauter  Trochäen  steht,  als  trochäi- 
scher  Octonar  fassen:  Vigf  lärtj  dt*cet  höminem  qui  volt  süä  tempen  (s.  so- 
gleich unten)  conficere  officia.  Doch  ist  schwer  zu  entscheiden,  ob  der 
Dichter  hier  durch  complicirten  Versbau  oder  lieber  gleich  durch  rhythmi- 
sche ptTaßoXq  charakterißiren  wollte. 


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278 


Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 


begründet  zu  sein,  dass  wir  in  dieser  zuletzt  genannten  Art  Dak- 
tylen ein  Eindringen  der  anapästischen  Technik  verinuthen  können, 
wie  denn  umgekehrt  die  iambische  Technik  vermöge  des  Princips 
möglichst  einheitlicher  Behandlung  aller  Metra  in  die  Anapästen 
eingedrungen  ist,  was  erst  im  nächsten  Abschnitt  klar  wer- 
den kann. 

Im  Ganzen  also  finden  wir  bei  Plautus  den  Gebrauch  des 
daktylischen  Iambus  im  Vergleich  zum  griechischen  eher  erweitert. 
Denn  dass  der  Daktylus  mit  seiner  Länge  auch  in  die  innere 
Senkung  der  Dipodie  zu  stehen  kommt,  ist  im  Griechischen 
selbstverständlich  ohne  Vorbild;  doch  wird,  wie  im  griechischen 
Vorbild,  dieser  Daktylus  vorwiegend  im  ersten  Fusse  iambischer 
Verse  angewandt.  Erst  Terenz  hat  auch  mit  diesem  Daktylus 
so  gut  wie  ganz  gebrochen,  da  ihm  die  Betonung  cörpöra  mit 
Recht  unschön  erschien.  Eine  Betonung  wie  fäclle  hat  aber  be- 
reits Plautus  nicht  zugelassen.  Denn  die  zwei  oben  angeführten  Se- 
nare  beweisen  nichts.  Verfasser  hat  als  Grund  für  die  verschiedene 
Behandlung  von  cörpöra  und  faclle,  in  Bursian-Müller's  Jahres- 
bericht 48.  Bd.  S.  13$,  den  Umstand  bezeichnet,  dass  das  auf  der 
Anfangs-  und  Endsilbe  betonte  cöpörä  nur  schwer  in  den  iani- 
bisch-trochäischen  Vers  passte,  etwa  am  Ende  und  höchstens  im 
Anfang  des  zweiten  trochäisch  anhebenden  Theiles,  wobei  die  von 
uns  unter  3  besprochenen  Beschränkungen  noch  hemmend  wirkten, 
wogegen  ein  fädle"  überall  sich  leicht  einfügte,  sogar  noch  im 
letzten  Takte  wie  erfniectura  facile  fit  u.  a.  Wir  möchten  auch 
noch  einen  inneren  Grund  angeben.  Bei  einer  Verwendung  der 
ersten  Silbe  von  cöpörä,  in  Senkung  wurde  die  Wortbetonung 
nicht  in  dem  Masse  alterirt,  wie  es  der  Fall  gewesen  wäre,  wenn 
faclle  mit  seiner  ersten  hochbetonten  Kürze  in  die  Senkung  ge- 
kommen wäre.  Denn  auf  der  langen,  auch  im  Verse  noch  1% 
Xqovol  ngmtoi  zufolge  der  alten  Theorie  ausgehaltenen  Silbe  in 
corporä  konnte  der  Hochton  des  Wortes  doch  breiter  ruhen  als 
bei  faclle,  wo  die  Silbe,  die  den  Wortton  trägt,  für  den  Vers 
als  eine  ziemlich  flüchtige,  als  ein  einziger  %qovo§  ngaxog  gilt 
Sicher  aber  war  es  für  das  römische  Ohr  ein  ziemlicher  Miss- 
klang, wenn  zwei  an  sich  unbetonte,  ein  drei-  oder  mehrsilbiges 
Wort  schliessende  Kürzen  eine  Vershebung  bildeten.  Sie  waren 
dazu  an  sich  viel  schwächer  als  zwei  auf  Wortende  und  betonten 
Wortanfang  sich  vertheilende  Kürzen,  die  auch  bei  Plautus  viel 
häufiger  in  der  Hebung  gebraucht  werden  als  die  beiden  End- 


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1.  Bildung  der  iambisch-trochäi sehen  Hebungen. 


270 


kürzen.  Bei  der  schliessenden  Kürze  kam  noch  die  kleine  Ver- 
stärkung durch  die  Pause  am  Wortende  hinzu  und  die  folgende 
Hebungskürze  war  stets  eine  betonte,  hob  sich  also  von  den  fol- 
genden etwas  ab,  wahrte  aber  auch  immer  die  enge  Verbindung  mit 
den  folgenden  Verstheilen,  was  bei  aufgelöster  Hebung  nöthig  war. 
Diese  zweite  Hebungskürze  gehörte  ja  fast  immer  einem  zwei- 
oder  mehrsilbigen  Worte  an,  oder,  wo  sie  ein  einsilbiges  Wort 
ist,  schliesst  sie  sich  immer  eng  an  das  Folgende  an,  wie  ad 
ßüm  modum  u.a.,  8.  oben  S. 257 fg.,  oder  wurde  durch  prosodischen 
Hiat  mit  dem  Nachbarworte  verbunden,  wie  omnia  quae  Isti  dedi 
s.  oben  S.  131  fg.  Nichts  von  alle  dem  findet  sich  bei  cörporä,  fa- 
clle.  Im  Gegentheil,  obgleich  die  aufgelöste  Hebung,  da  sie  keinen 
dipodischen  Abschluss  giebt,  wie  wir  S.  243  sahen,  auf  eine  Ver- 
bindung wenigstens  mit  der  folgenden  Senkung  in  trochäischen 
Schlüssen  und  mit  der  folgenden  Senkung  und  Hebung  in  iam- 
bischen  Schlüssen  hindrängt,  wird  dann  diese  nur  in  innern  leicht 
hinfliessenden  Versgliedern  zugelassene  zweisilbige  Hebung  durch 
die  Pause  am  Schlüsse  des  Wortes  nur  noch  mehr  von  dem  Fol- 
genden abgesondert.  Dies  auch  der  Grund,  wesshalb  eine  solche 
Silbenverbindung  meist  nur  im  Anfang  gestattet  wurde.  Dabei 
wollen  wir  gar  nicht  besonders  betonen,  dass  die  beiden  Hebungs- 
kürzen in  diesem  Falle  recht  ungleich  werden,  insofern  die  erste 
eine  flüchtige,  nachtonige  und  gänzlich  tonlose  Silbe  ist,  während 
die  zweite  ihr  offenbar  in  verschiedener  Hinsicht  überlegen  ist.  Im 
Griechischen  lagen  die  Betonungsverhältnisse  auch  hier  ganz  an- 
ders. Der  Hochton  war  nicht  so  fest  und  hing  insbesondere  von 
der  Quantität  des  Wortes  durchaus  nicht  in  dem  Masse  ab,  wie 
dies  im  Lateinischen  der  Fall  ist,  wo  ein  tribrachisches  Wort, 
weil  es  immer  den  Hochton  auf  der  ersten  Silbe  trug  bei 
Verwendung  als  Iambus  stets  mit  seinem  Wortton  in  Wider- 
spruch zu  der  Versbetonung  gerieth.  Im  Griechischen  zeigen  sich 
die  verschiedensten  Touverältnisse  auch  bei  tribrachischen  Wör- 
tern, wie  bereits  einleitungsweise  S.  IG  ausgeführt  wurde.  Denn 
es  begegnet  neben  t%o{iev  u.  a.  ojrdöa,  671vq{<h,  a/u'da,  nat gidog, 
londda,  itaxega  und  zaxsQa,  vdctQsg,  xa&aQog,  anedov,  itvQsrog, 
exaxov,  kapvQOv,  wie  neben  ägyvQiov  u.  ä.  pixpokoyog,  (iiG&o- 
<p6gog,  ccörayidag,  fivQicidag  und  yQa^fiattxov  u.  a.  Eine  so 
vielfach  wechselnde,  von  dem  Umfang  des  Wortes  unabhängige 
Betonung  konnte  im  Versbau  keine  Berücksichtigung  finden,  was 
Dionysius,  de  compos.  verb.  cap.  11  des  breiteren  im  Anschluss 


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280  Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 

an  das  erste  fiüog  in  Euripides'  Orestes  auseinandersetzt.  Aehn- 
lich  wird  im  Griechischen  auch  der  Gebrauch  der  daktylischen 
Worter  anstatt  eines  Iambus  durch  die  Wortbetonung  nicht  ge- 
stört, sondern  öfters  sogar  nahe  gelegt.  Denn  vielfach  stimmt 
ja  auch  hier  Wort-  und  Verston  überein,  jedenfalls  war  die  Wort- 
betonung bei  daktylischen  Wortern  ebenso  beweglich  wie  bei 
tribrachischen;  es  erscheint  neben  efxoöi  u.  a.  auch  dvdgdöi,  iv- 
d-dds  u.  s.  w.  Im  Lateinischen  war  bei  der  festen  Wortbetonung 
ein  fädle  im  Vers  unerträglich.  Und  da  ein  corpora  auch  viel- 
fach anstössig  war,  so  hatte  es  seine  volle  Berechtigung,  wenn 
Terenz  nicht  bloss  faclle  oder,  was  Plautus  noch  gestattete,  ton- 
s* IIa,  lämpädlbüs  mied,  sondern  auch  den  bei  Plautus  ziemlich 
häufigen  mit  seinen  Endkürzen  in  die  Hebung  fallenden  Daktylus. 

Andre  Bildungen  der  Hebung  als  die  bereits  besprochenen, 
sind  vielfach  gestattet,  so  auch  der  Fall,  dass  ein  einsilbiges 
kurzes  und  die  Anfangskürze  eines  mehrsilbigen  Wortes  zusammen 
die  Hebung  ausmachen,  dies  selbst  in  vorletzter  Hebung  bei  iam- 
bischeni  Ausgange  noch  bei  Terenz  gebräuchlich  und  mit  Unrecht 

angezweifelt,  wie  Ad.  40  Is  ädßö.    373  Quid  agitür,  ähnlich 

Mil.  1138  et  egö  vcs  u.  a.   Aul.  arg.  I,  2  findet  sich  in  einem 

derartigen  Schlüsse  sogar  prosodischer  Hiat  cum  Öplbus. 

Wir  haben  Iamben  und  Trochäen  stets  zusammen  behandelt, 
weil  sie  als  demselben  avidov  yivog  angehörig  nach  den  gleichen 
Grundsätzen  auch  in  dieser  Hinsicht  gebaut  sind.  Denn  es  war 
die  erste  Wirkung  des  Princips  der  einheitlichen  metrischen  Tech- 
nik, dass  all  der  Formenreichthum,  die  mit  diesem  verbundene 
grössere  Beweglichkeit,  die  der  iambische  Trimeter  im  griechi- 
schen Drama,  seit  Euripides  auch  in  der  Tragödie  erreicht  hatte, 
ohne  Weiteres  auch  auf  sämmtliche  andre  iambische  sowie  auf 
die  trochäischen  Metra  übertragen  wurde.  In  allen  bisher  be- 
handelten Kapiteln  haben  wir  gesehen,  dass  das  gleiche  Princip 
auch  auf  die  Masse  der  andern  Rhythmengattungen  ausgedehnt 
wurde.  Alles  was  wir  an  lamben  und  Trochäen  beobachteten 
über  asynartetische  Behandlung  der  beiden  Hemistichien  der  Lang- 
zeilen und  der  einzelnen  x&Xa  der  Systeme,  über  die  Erscheinung 
der  latenten  Cäsuren  und  die  Vernachlässigung  derselben,  über 
Zeilenschlüsse,  fand  sich  immer  auch  auf  die  Anapästen,  Bac- 
chien  und  Kretiker  angewandt,  soweit  die  Eigenart  der  einzelnen 


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2.  Die  Hebungen  im  anapästischen  Rhythmus.  281 


Rhythmen  es  irgendwie  in  Erscheinung  treten  lassen  konnte, 
ohne  jede  Rücksicht  darauf,  ob  hier  römische  oder  griechische 
Gepflogenheit  vorlag.  So  erübrigt  auch  hier  noch  zu  untersuchen, 
wie  weit  die  übrigen  Rhythmen  in  der  Bildung  ihrer  Hebungen 
durch  die  Iamben  und  Trochäen  beeinflusst  wurden. 

2.  Die  Hebungen  im  anapästischen  Ehythmus. 

1.  Im  anapästischen  Rhythmus  wird  von  Plautus  eine  Be- 
tonung wie  facile  ebenso  gemieden,  wie  in  Iamben  und  Trochäen. 
Eine  Messung  wie  lampädlbus,  tonsiltä  schloss  der  Rhythmus  aus, 
dagegen  findet  sich  bisweilen,  aber,  wie  wir  unten  sehen  werden, 
in  ganz  bestimmter  Beschränkung  eine  Betonung  wie  facitöä, 
pröplttä,  die  eine  Consequenz  der  häufig  den  Anapäst  ersetzenden 
Daktylen  sein  mag,  worauf  auch  ihr  besonderer  Gebrauch  hin- 
weist. Diese  Daktylen  aber  entstammen  dem  griechi- 
schen Vorbilde.  Das  geht  ganz  entschieden  aus  ihrem  Ge- 
brauche hervor.  Denn  ein  daktylischer  Wortfuss  darf  nur  unter 
ganz  denselben  Bedingungen  den  Anapäst  vertreten  wie  im  Griechi- 
schen. Ja  im  Lateinischen  sind  diese  Bedingungen  aus  einem 
leicht  ersichtlichen  Grunde  noch  strenger  eingehalten  als  im  hel- 
lenischen Vorbilde. 

Nach  dem  jetzigen  Stande  der  Forschung,  vgl.  Verfasser  in 
Bursian-Müiler's  Jahresbericht,  48.  Bd.  S.  107  u.  108,  wird  im 
griechischen  Drama  der  Daktylus  regelrecht  im  ersten  Fusse  der 
Dipodie  ohne  jede  Einschränkung  zugelassen,  abgesehen  etwa 
davon,  dass  in  den  strengen  Systemen  der  Tragödie  und  meist 
auch  der  Comödie  die  Folge  von  vier  kurzen  Silben  dabei  ver- 
mieden wird;  an  zweiter  Stelle  der  Dipodie  dagegen  wird  er  regel- 
mässig nur  gebraucht,  wenn  bereits  der  erste  Theil  durch  einen 
Daktylus  gegeben  wird,  ausgenommen  bei  Eigennamen  und  sonst 
noch  in  ein  paar  bestimmten,  ziemlich  vereinzelten  Fällen,  wie 
wenn  ein  Daktylus  folgt: 

Mnesimach.  4,  35  u.  45  ftvvvls  xaßibg  riXaxatijveg. 
Zulässig  ist  auch,  dass  durch  zwei  benachbarte  Dipodien  der  Dak- 
tylus ganz  durchgeht.  Ja  unter  solchen  Umständen  verträgt 
sogar  der  letzte  Fuss  eines  akatalektischen  Dimeters  im  System 
oder  ersten  Hemistich  des  Tetrameters  diese  Auflösung,  wie  Ver- 
fasser bereits  in  seinen  quaestiones  metricae  p.  42  dargelegt  hat. 
Man  betrachte  nur  Verse,  die. ganz  heil  sind,  wie: 


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282  Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 

Vesp.  350  iattv  onij  dij&\  r\vxiv  av  ivdo&ev  \  otog  x  ftyg 

Besonders  im  Euripideischen  Drama  vgl.  a.  0.  p.  14: 
Med.  160  (5  fisydXa  (dipi  xal  noxvC  "^Qxefii,  |  Xsvööeft'  a 

Med.  1405  Zev,  xdd'  dxoviig,  ag  dneXavvo^s^ ,  old  xe  näo- 
Xoptv  ix  tijg  pvatQag. 

Troad.  107  f;  7taiQig  iggei  xal  xixva  xal  noGtg;  o  noXvg 
oyxog  u.  a. 

So  bereits  auch  bei  Aeschylus,  wie: 

Ag.  1552  xdjiictoe  xdx&ave  xal  xaxafrdil>oii€v  ov%  vnb  xXavft- 
[iciv  u.  a. 

Ganz  der  gleiche  Gebrauch  liisst  sich  auch  in  den  Plautini- 
schen  Anapästen  wahrnehmen.  In  der  ersten  Stelle  der  Dipodie 
begegnet  wie  im  griechischen  Drama  häufig  der  Daktylus  in  allen 
den  Formen,  die  auch  in  der  spätem  attischen  Comodie  noch 
ganz  legal  sind,  wie  wir  dies  aus  jeder  beliebigen  anapästischen 
Scene  exemplificiren  können,  etwa  aus  der  ersten  Scene  des  vierten 
Aktes  des  Trinummus  v.  820—842: 

1.  _  o  o,  _  ^  Mnesimachos  4,  45  syzsXvg  agxxog.   fräugere  iuä- 

luin,  scindere  vela.  atque  ego  Neptuue.  spürclftcum  Inmanem 
int.  in  pätrtam  ürbis.  dlvltes  damuare  atque.  türblnes  veuti. 
Pseud.  236  vincere  päcto  u.  a. 

2.  _  o,  o  _  i  Axionikos  4, 10  Oa^ia  Xiitdvag.  atque  domäre.  dis- 
que  tulissünt.  usus  sum  In  ältö  (nur  ähnlich),  fldüs  fbisti:  in- 
fidum.  sät  scto  In  älto.  Men.  361  mlrä  vldentiir.  Pseud.  167 
esse  reäntur,  im  Lateinischen  verhältnissmässig  recht  selten,  dazu 
mit  prosodischem  Hiat:  Bacch.  1193  mentem  äinäbo.  Cure.  137 
plörä  ämäbo. 

3.  .oo.i  Mnesimachos  4,  43  novXvnodeiov.  sälslpotenti  et 
uiülslpotönti.  intoleraudüin.  Pers.  760  laedlficantis.  Mil.  1013 
cönslllörum  et  u.  s.  w.,  ähnlich  Ag.  42  ijd'  'Aya^i^ivav^  so  Pseud. 
595  hae  reglöues.  Mil.  1057  hercle  odlösas  u.  a.  Pseud.  181  niüne- 
rtggrüli  s.  unter  5. 

4.  _oo_,  ^  Mnesimachos  4,  24  avxix  £pc5  tfot.  Choeph.  1066 
naidoßoQot,  (itv  u.  a.  äbsque  foret  te.   pauperlbüs  te  u.  a. 

5.  .oo,  wv/i  Ephipp.  12,  8  xaßibg  aqptW.  Arist.  pac.  169 
xal  hvqov  iiti%tig',  Thesm.  822  xavxiov,  b  xuvav.  pärcere  soHtüni. 
ötlo  däre"  nie,  nicht  gar  häufig.   Vgl.  Mil.  1076  vendere  pottiit. 


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2.  Die  Hebungen  im  anapiistischen  Rhythmus. 


283 


1082.  Rud.  223.  Bacch.  640.  641.  Trin.  821.  287.  288.  Poen.  11  Hl 
veiieräiit  Veuerem.  1191  öinnlä  faclet.  Pseud.  184.  230.  233. 
Vers.  763.  795.  Aul.  716  sitls  et  hominem.   Stich.  18.  20.  35  tuom 

läets.  : :  Itä  pol.  Cist.  201.  Gas.  685  u.  ä. 

Ebenso  entspricht  der  griechischen  Praxis  der  Gebrauch 
dieses  Daktylus  an  der  zweiten  Stelle  der  Dipodie  oder  er  ist 
vielmehr  in  einer  Beziehung  noch  strenger.  Denn  richtig  ge- 
messen zeigen  die  folgenden  Beispiele  mit  dem  Daktylus  an 
zweiter  Stelle  der  Dipodie  den  Daktylus  auch  als  ersten  Fuss 
oder  wenigstens,  doch  nur  selten,  dessen  Stellvertreter,  den  Pro- 
celeusraaticus,  über  dessen  Gebrauch  noch  zu  handeln  ist: 
Trin.  822  böuls  mels  quid  forct  et  ineae  vitäe. 

823  Quom  sftts  me  ex  locis  in  pätrtam  ürbis. 
827  meo  üsque  modo  üt  rolüi  usus  sum  In  älto.  Vgl.  264. 
269  Quös  tibi  ohnöxihs  fecisti. 
Cure.  127  in  |  se  nierum  avärtter  fäüclbus  plenis.  Vgl.  134.  135. 
140  Quäe  tu6  guttun  slt  möiiumentüui. 
145  Quid  si  ädeam  ftd  fores  ätque  öccenteui?  ::  Si  lübet 
nequg  (nec)  voto  nßquS  (nee)  iubeo. 

Cure.  146  Quändo  ege  tc  Video  immutätis  murlbüs  esse  ere  a/que 
Ingenium. 

Cure.  139  Tibi  ne  ego  si  ftdem  servas  mecum  vlneuin  pro 
aürtä  statüä  statüiiin, 

wo  eine  Synizese  von  aurea  wohl  nicht  anzunehmen  ist,  da  solche 
Verbindungen  zweier  Dipodien,  bei  denen  vier  Kürzen  zusainmeu- 
stossen,  nicht  bloss  im  alten  Drama,  s.  Rossbach- Westphal  II2, 
409,  sondern  auch  in  der  spätem  attischen  Comodie  vorkommen, 
vgl.  Mnesiinachos  4,  44  xagcißog  ftfjrcpog  |  atpvai,  ßekoveu. 

Mil.  1063  Nön  mihi  üiaritia  ürnquam  innätast. 
Pers.  173  iäm  fteri  üt  proU  interna  sclret,   Vgl.  174. 

181  Ire  decc/  me  \d  c/ae  öbsequens  fiäiu. 

754  integro  vxrrciiu  et  präesldlis;  möglich  ist  auch  iu- 

tegro  exercitu  et  präestdils. 

Pers.  761  Quorum  opera  hacc  mihi  facilta  fäctu. 

762  Nam  improbus  cat  homo  qui  beiiefleium  seit  aceipere 
et  reddere  nescit. 

Pers.  767  Tü  Sagäriäl?o  f/eeiimbe  iu  sümniö. 

779  Sölus  ego  ömnibus  änttdeö  tactle  j  mlserrümus  honilnum 
üt  vivam. 


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284 


Metrik.  II.  Hebung  und  Senkung. 


Pers.  780  PBrli  Intern,  pessumüs  hic  miKi  |  diös  hodle  mlüxlt 
cörrüpter. 

Pers.  784  Töxllüs  käcc  mihi  cöneivit 

787  Si  quldem  hüc  ütnquam  erus  rScnerlt  eiüs  zweifelhaft. 
791  Dördäle  howtö  %)!dissunie  salve. 
796.  797  quöniodo  de  Persä  raäniis  äddttast  ::  Iürglum 
hlnc  aüferas  im  System.  Vgl.  800. 

Pseud.  1G7  Magnuflcc  Ä  me  vlros  sümmos  |  äcelpere  üt  mVn 
rem  esse  reäntür. 

Pseud.  177  Fädte  hodle  üt  mihi  münerä  mültä  |  hüc  äb  äniä- 
torlbüs  cönvenlant,  nicht  etwa  mülta  hüc  |  äb  sunttförttäs  cön- 
venlant  zu  schliessen. 



Pseud.  241  It  dies,  ego  tntht  quöm  cesso.  i  präe  8.  auch  S.288. 

242  Quid  properas?  pUtcide. : :  At  prlüsquam  äbSat.  | : :  Quid, 
mal  um,  täm  pläcide  Is,  püere? 

Pseud.  603  Iäm  pol  ego  hünc  straltötlcum  nüntium  |  ädvenlen- 
tem  prÖbe"  percütlam.  Vgl.  596. 

Pseud.  910  Tum  pol  ego  inttrii,  hÖmÖ  si  ille  äblit  |  neque  hßc 
opus  qubd  volni,  hÖdle  ecfielam. 

Pseud.  1326  Rgcft  modo;  nön  ens  deeeptus. 

Rud.  961  völo  üt  dicäs.  ::  Immo  hercle  etlam  ämpttüs  im  Sy- 
stem. Vgl.  937.  959. 

Rud.  221  pectort»  sunt  cürae  exanlmäVilcs  im  System  wäre  mög- 
lich, da  Nonius  p.  376,  12  exanimabiliter  bezeugt,  doch  ist  exä- 
nlmäles  gut  überliefert,  wie  Plautus  auch  Bacch.  848  schrieb. 

Bacch.  1076  quäs  meus  filiüs  türbas  türbet.   Vgl.  1082.  1085. 
1091  quäe  meus  filiüs  türbävit. 

1093  Omnlä  me  mala  cönsectentür. 
1169  Nön  homo  tü  qutdem  es,  qui  istöc  pacto  |  täm  le- 
ptdam  Intepide  appelles. 

Bacch.  1182  Me  nihil  päentfet,  üt  sim  aeeeptus.  Vgl.  1179. 

1190  EgÖn  übt  filiüs  cörriimpätür.  Vgl.  1201.  1202. 

1163  Tüne  höino püfide  ainätor  Istac  ftßri  äetäte  äüdes. : : 

Qui  non? 

Der  hier  und  an  ähnlichen  Stellen  angewandte  Einschnitt 
findet  sich  bei  solchen  daktylischen  Auflösungen  auch  im  grie- 
chischen Drama  z.  B.  Arist.  nub.  353  ravt*  apa,  |  xavta  \  KXeci- 
vvpov  avtai,  noch  freier  av.  566  ijv  Öl  IJooUdmvi  zig  olv  &vij 


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2.  Die  Hebungen  im  anapüstischen  Rhythmus.  28  f> 

u.  ä.,  doch  fast  nur  bei  Eigennamen  und  längeren  Wörtern,  wie 
dtxaaT^Qiov  u.  ä.,  aber  auch  sonst  Arist  ran.  1517  rjv  ao'  iyci  xote 
ösvq*  aqpt'x&furi. 

Aul.  720  die  Igltör,  qms  habet?  nescis?  Vgl.  714. 

722  mi  hic  dies  obtuttty  famem  H  päupßriem. 

Truc.  111  rSfertmus  grätiam  fürtbus  nöstris.  Dagegen  ist  un- 
sicher überliefert: 

Tnic.  612  Meöne  ero  tu  improbe  et  5  male  dicere  |  äüdes,  föns 
vtti  et  periuri,  so  nach  B,  vielleicht  m.  ero  impr.  et  o  male  tu 
audes  male  dicere  fons  v.  et  p.  oder  nicht  anapästisch,  sondern 
mit  den  folgenden  Versen  trochäisch  zu  messen.1) 

Poen.  1179  Äräblus  mürfmus  ömnis  etc.  nach  den  Palatini;  A 

hat  unrichtig  Äräbus  mürrlnus. 

Poen.  1183  Quöd  soror  ceCeris  ömnlbus  föetümst;  codd.  quod 
pol  soror,  doch  quod  pol  ohne  soror  würde  den  Rhythmus  zer- 
stören. 

Poen.  1185  quibüs  sumus  ätque  ali&e  gnoscö,  ebenso  1184.  % 
1187  Iüpptter  qui  genus  cÖlis  ällsque  hömtnwn. 
1190  präemlum  ut  esse  sei  am  ptetäti. 

Stich.  43  Et  sl  Uli  imprbbi  siut  atque  äßter.   28  Decet:  neque 
td  inmeri  to  evenlet  41. 

Men.  361  Animule  mly  mihi  mlrä  vldentur. 

Gas.  206  döml  facto  niagts  quam  ex  äüditis.  202. 

199  Omnibus  rebus  ämörem  ego  credo  et  |  mörlbiis  nitidis 

äntevenire,  die  Lesart  ist  jedoch  zweifelhaft,  da  ego  vor  amorem 
und  mroribus  statt  moribus  überliefert  ist,  s.  oben  S.  91. 

Cist.  205  ExanlmöV  flror  differcr  dlstrakbr  |  dlrlplor;  I/«  nü- 
blläm  meutern. 

Cist.  208  ltä  me  ämor  lässutn  antnü  lucftftcät,  lässt  sich  auch, 
wie  ein  Theil  der  hier  angeführten  Stellen  in  anderer  weiter  unten 
zu  besprechender  Weise  fassen.   Zweifelhaft  ist  auch  211. 

Cist.  212  mi  ülla  abest  perdtib  pernlcles;  ähnlich  533  Ad  tuSs 
ättlnet,  jedoch  unsicher. 

Durch  diese  Stellen,  von  denen  sich  nur  ein  Theil  nach  der 
sogleich  von  uns  zn  besprechenden  Bildungsart  erklären  Hesse, 
ist  wohl  unzweifelhaft  geworden,  dass  die  lateinischen  Anapästen 

1)  Ibid.  619  Tielleioht:  Quid  nunc  ergo  hic  es  ödiose  |  ömnlbus  te(8ttb>us 
confessus  statt  odiose  es  confessus  omnibus  te  ua. 

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28tJ 


Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 


auch  in  ihren  Hebuugen  nicht  so  regellos  gebaut  sind,  sondern 
vielfach  nach  dem  griechischen  Vorbilde  sich  richten,  wie  wir 
das  Gleiche  bereits  in  andern  Beziehungen  beobachtet  haben,  so 
bei  den  dipodischen  und  trochäischen  Cäsuren,  bei  den  Schlüssen 
wie  scire  püto  nie,  mhilo  sit,  mörtalis  üti  sis.  Eine  grossere  An- 
zahl der  oben  ausgehobeneu  Verse  zeigen  ein  daktylisches  odrr 
daktylisch  endigendes  Wort  am  Ende  einer  Dipodie,  aber  »tets 
geht  dann  im  ersten  Fusse,  wie  im  Griechischen  eine  aufgelöste 
Hebung  voraus,  vgl.  quös  tibi  ÖbnöxiÖs.  se  merum  äväriter. 
quäe  tüö*  güttüri.  vln€äm  pro  äüreä.  hercle  eflam  äinpliüs.  quäs 
(quäe)  niSüs  fillüs  u.  ä.,  roe  nihil  paenttSt.  hlc  dies  öbtülit.  quöd 
soror  ceterls.   et  si  illi  impröbi.    dlfferör  disträhÖr. 

Von  diesem  Gesetze  giebt  unsre  Ueberlieferung  nur  drei  Aus- 
nahmen, eine  wirklich  auffällige,  nämlich  Pseud.  £>47  et  inter 
pöculä  pülpämentis,  und  zwei  zulässige: 

Pers.  781  Itä  nie  Tuxtlüs  perfäbrtcävit  ätque  meäm  rem  di 
vexüvit, 

ein  Vers,  der  sicher  nicht  zu  ändern  ist  etwa  in  Ita  Töxilus  me. 
sondern  eine  auch  ganz  nach  griechischer  Technik  gerechtfertigte 
Ausnahme  enthält,  da  er  einen  Eigennamen  in  dem  fraglichen 
Daktylus  bietet  und  in  der  nächsten  Dipodie  die  Fortführung  des 
Daktylus  in  perfabrt — .  Es  bleibt  noch  ein  Vers,  wenn  wir 
messen : 

Pocn.  1187  lüpptter  qul  genüs  cöfts  ällsque  hÖminum,  j*r 
qium  vlvhntis  vitalem  aevom, 

der  zunächst  mit  dem  durch  Cicero's  indirectes  Zeugniss  gegen 
Athetese  geschützten  Senar  des  Terenz 

Andr.  52  Liberius  vivendi  fiiit  potestas  —  nam  äntea, 
sich  zusammenstellen  lässt.  In  beiden  Stellen  sind  zwei  Formen 
desselben  Verbums  —  eine  dritte  Stelle  übergehen  wir  absichtlich  — 
scheinbar  um  eine  Silbe  zu  lang.  Denn  auch  in  dem  Terenzvers 
lässt  sich  nicht  librlüs  schreiben  und  messen,  was  eine  unterenzi- 
sche  Form  und  einen  bei  Terenz  ungebräuchlichen  Daktylus  geben 
würde.  Da  liegt  es  nahe  nach  Analogie  von  obliviscor,  an  vielen 
Stellen  obliscor  zu  sprechen,  dites,  dis,  ditiae,  navis,  das  z.  B. 
Bacch.  797  Bene  nävis  agitatur,  ptflcre  haec  confertur  ratis  ein- 
silbig zu  messen  ist,  u.  ä.  sowohl  vivimus  wie  vivendi  zweisilbig 
zu  fassen,  wodurch  beide  sonst  ganz  unanstossige  Stellen  rich- 
tiges Vcrsmass  erhalten. 


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2.  Die  Hebungen  im  anapästischen  Rhythmus.  287 


2.  Trotzdem  giebt  es  noch  eine  grössere  Anzahl  von  Aus- 
nahmefällen. Wollten  wir  die  Regel  dahin  erweitern,  dass  nicht 
bloss  ein  daktylisches  oder  daktylisch  schliessendes  Wort,  sondern 
überhaupt  jeder  in  seiner  Hebung  aufgelöste  zweite  Anapäst  der 
Dipodie  eine  gleiche  Auflösung  im  ersten  Fusse  fordere,  so  wür- 
den wir  mit  der  Ueberlieferung  arg  ins  Gedränge  kommen.  Viel- 
mehr ist  im  Lateinischen  —  ganz  abweichend  vom  Griechischen  — 
eine  Auflösung  der  zweiten  Hebung  der  anapästischen  Di- 
podie ganz  legal,  sobald  vor  ihr,  also  nach  der  zweiten  Sen- 
kung Wortschluss  eintritt.   Solche  Stellen  sind: 

Baccb.  1078  Magis  cüräest  |  mäglsque  ädformidÖ. 

1080  dedi  döuavi:  |  ätenim  id  räro. 

1096  Ita  miles  |  memorät  meretriceni.   Vgl.  1094. 

1098  stultissumus  |  homo  prounsissein. 

1152  Meum  pensum  ego  |  lepide  accürabo. 
1158  Tacttfs  sum  |  vehementer  visco. 

1161  Verum  aüdire  |  eüam  ex  te  studeo. 

1176  Abin  ä  me,  |  scelüs.  ::  Sine  niea  pietas. 

1181  I  hac  mecum  intro,  |  üb\  tibi  sit  lepide.  Vgl. 
1179.  1180. 

Bacch.  1183  Quadragmta  |  Phitippis  fflius  me. 

1188  Etiäm  tu  homo  |  mhtli,  quöd  di  dant. 

1193  Caput  prürit:  |  perii.  vix  negito. 
Rud.  957  Post  ad  furem  |  egomet  devenio. 

962  Nunc  advorte  |  ätiimum:  nauique  hoc  omne|ad  te  etc. 
Trin.  824  deos  gratias  |  ägo  atque  habeö*  summas. 

V 

835  Ita  iam  quasi  |  cänes  haud  secus  circum. 

841  Fol  quamquam  |  dornt  cupio  öpperiar. 
Cure.  129  bibit  arcus:  1  plucty  credo,  hercle  hodie. 

131  Male  tibi  di  |  facianf.  ::  Dice  isti. 
Poen.  1183  Malim  istuc  |  älUs  videatur. 

Pseud.  176  quam  venalein  |  hoctie  experiar,  doch  ist  et  quam 
venalem  hodie  experiar  wahrscheinlicher. 

Pseud.  179  ubi  isti  sunt,  |  qutbtis  vos  6culi  estis,  allenfalls  auch 
nach  griechischer  Art  zu  rechtfertigen.  Vgl.  oben  zu  Pers.  781, 
ebenso: 


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288  Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 

Pseud.  180  Quibus  vitae,  |  qutbus  deh'ciae  estis.  Ferner: 

235  Quid  opüst?  ::  Potin  |  aliatn  rem  ü"t  eures? 

237  quam  re  advorsa  |  änimum  ausctfltes. 

241  It  dies,  ego  |  mihi  quom  cesso.   i  prae;  doch  ist  it 
dies  recht  gut  möglich  s.  oben  S.  284. 

Pseud.  601  Nova  re*s  haec  |  sütfito  mi  öbiectast. 

907  mihi  tarn  doctum  |  hömtnem  atque  ästutura. 

1322  mihi  grätiam  |  fäcere  hinc  argenti. 

1324  hoc  si  non  |  liodic  effecissem. 
Pers.  169  pro  rüstica  (rulla)  |  rebr  habitam  esse  abs  te. 
180  Qui  ml  amat,  |  quid  ei  homini  opus  vitast? 

801  Cor  tfritur,  j  cäput  ne  ardescat. 

769  Meum  natalem  |  ägitemus  amöcnüm,  vgl.  oben  Bacch. 
1158.  Sonst  handelt  es  sich  um  ein-,  zwei-  oder  dreisilbige  auf 
der  ersten  betonte  Wörter;  hier  um  ein  längeres,  noch  dazu  im 
zweiten  Theile  in  eine  neue  Auflösung  verstricktes  Wort.  Lassen 
wir  aber  einmal  die  Vernachlässigung  der  dipodischen  Gliederung 
durch  das  lange  Wort  als  entschuldigt  gelten,  so  kann  uns  dies 
ägitemus  nicht  mehr  stören,  als  ein  age  |  demüs  amöenüm  oder 
Aehnliches.  Vgl.  Pers.  271  S.  284. 

Mil.  1032  Ait  lllam  |  miscram  erüciari. 

1048  Ab  illa  quae  |  digttos  despoliat  suos  e"t  tuos  |  digtios 
decorat. 

Mil.  1068  quid  illam  miseram  |  ämmi  exerdeias. 
1069  Quae  nümquam  |  mute  de  te  meritast? 
1078  vivönt.  : :  Vae  |  tkbi  nugätor. 
1088  cordate.  : :  ut  ehr  ei  säliat  (?). 

Aul.  717  Quid  ais  tu?  |  tibi  credere  certumst,  allenfalls  nach 
griechischer  Art  zu  verstehen  s.  S.  286.  Vgl.  Pseud.  176. 

Stich.  22  Spes  est  euru  |  melius  fäcturum. 

42  Maneo  ü*t  tuom  |  memineris  öfficium,  wegen  des  Pro- 
celeusmaticus  s.  unten. 

Stich.  310  Nimis  haec  res  |  sine  cura  geritur. 

312  Nimis  velleni  haec  |  ßres  erum  fügissent. 

Cas.  201  Habeat.  coquos  j  eqmdcm  demiror  |  nimis  qui  ütuntur 
condi'inentis;  codd.  nimis  demiror. 


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2.  Die  Hebungen  im  anapäatischen  Rhythmus.  289 

'0 

Cas.  204  Neque  sälsum  |  neque  suave  e*sse  potest. 

208  ubictinique  est  |  lepidum  ungue*ntum  unguor.1) 
Daran  reihen  sich  einige  Verse,  in  denen  in  der  zweiten 
Hebung  ein  viersilbiges  Wort  mit  seinen  zwei  mittleren  Kürzen 
so  steht,  dass  die  Betonung  ganz  die  gleiche  ist,  wie  in  den  so- 
eben angeführten  dreisilbigen,  beziehentlich  zweisilbigen  Wörtern 
in  derselben  Hebung: 

Trin.  834  passi'm  caerüieos  per  campos. 

820  Iovis  frätri  aetherei  Ne*ptuno,  Vermuthung  statt  Iovis 

fratri  et  Nerei  Neptuni  s.  S.  25. 

•/ 

Pseud.  1329  Si  is  atft  dimidium  aut  plüs  etiam. 
911  ut  it  tft  magmfice  infert  sese. 

Rud.  957b  Feroque  e*i  condicionem  hdc  pacto,  letzteres  jedoch 
lässt  sich  auch  nach  griechischer  Art  erklären. 

Diese  Auflösungen  der  zweiten  Hebung  widerstreiten  mit 
ganz  wenig  Ausnahmen,  die  wir  andeuteten,  der  vom  Verfasser  de 
numero  anap.  p.  14  sqq.  42  sqq.  studia  Aeschyl.  p.  32  dargelegten 
Praxis  der  Griechen.  Ebenso  unverträglich  mit  derselben  sind 
Bildungen  der  ersten  Hebung,  die  den  aufgeführten  Auflösungen 
der  zweiten  Hebung  conform  sind,  aber  nicht  einmal  in  der 
griechischen  Comödie  sich  nachweisen  lassen,  vgl.  Verfasser,  de 
numero  anap.  p.  48,  also  Wortfüsse,  wie  folgende: 

Bacch.  1080  Duxi,  habui  scortum,  pötavi. 

1081  Neque  placitant  mores  quibus  video. 
Rud.  959  Indicium  döniino  nön  faciam.  Vgl.  959b. 

Trin.  825  atque  ävidis  moribus  cömmemorent. 

•i  . 

Pers.  753  Re  pläcida  pacibus  peVfectis. 

Mil.  1017  de  dlgtto  donum  mi'ttunt.  Vgl.  ibid.  1053. 1085.  Stich. 
23.  24  u.  a. 

Ja  selbst  solche  Wortfüsse,  wie: 

Bacch.  1179  Omma  quae  cüpio  cömmemoras. 

1180  Vidi  ego  nequam  tömines,  verum  te  neminem  de- 

terlorem.  ::  Ita  sum. 

Pseud.  166  Facito  In  aqua  iactant.  sätin  audis? 

1)  Ibid.  209  wohl  sed  excruciat  mc  uxor  quia  vivit  zu  stellen,  8.  oben 

8.  90. 

Klotz,  Grundlage  »ltrömiicher  Metrik.  19 


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1 


290  Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 

Pseud.  596  Ut  ego  öculis  rätiouem  capio,1) 
sind  in  griechischen  Anapästen  nicht  geläufig. 

In  allen  diesen  Formen  haben  wir  ein  dem  römischen  Drama 
eigenthümliches  Bildungsprincip  anzuerkennen.  Alle  diese  Formen 
gestatteten  sich  die  römischen  Dichter  nicht  etwa  aus  Nachläs- 
sigkeit oder  weil  sie  ohne  solche  „Freiheiten"  überhaupt  keine 
Anapästen  hätten  bauen  können.  Denn  dass  Plautus  ganz  nach 
der  strengen  Praxis  der  Griechen  in  diesem  Rhythmus  dichten 
konnte,  beweist  die. grosse  Zahl  solcher  Anapäste,  die  zum  grie- 
chischen Vorbilde  stimmen,  die,  besonders  wenn  man  von  der 
freieren  Behandlung  des  Schlusses  absieht,  sehr  beträchtlich  ist. 
Aber  man  vergleiche  nur  die  heitere  Beweglichkeit  der  Plauti- 
nischen  Anapäste  mit  den  steifen,  fast  monotonen  Gebilden  der 
neuern  attischen  Comödie,  wie  Mnesimachos  fr.  4  u.  ä.,  ja  selbst 
mit  den  vielfach  in  feierlichem  Tone  gehaltenen  und  diesem  ent- 
sprechend wenig  bewegten  Tetrametern  des  Aristophanes,  und  der 
grosse  Unterschied  in  Gebrauch  und  Ethos,  dem  die  Technik  ent- 
spricht, wird  in  die  Augen  springen.  Offenbar  hat  der  ana- 
pästische  Rhythmus  in  der  römischen  Comödie  ganz  denselben 
Process  durchgemacht,  den  z.  B.  auch  die  Trochäen  bestanden 
haben.  Wie  in  diesen  letzteren  alle  Freiheiten  des  i ambischen 
Senars  eingeführt  wurden  und  dadurch  neues  Leben  sich  ent- 
wickelte, ganz  so  erklärt  sich  die  römische  Technik  der  Ana- 
pästen aus  dem  Streben,  die  verschiedenen  Metra  und  Rhythmen, 
soweit  es  das  Wesen  derselben  einigermassen  zuliess,  nach  einer 
gemeinsamen  Technik  zu  behandeln.  Es  ist  ganz  dasselbe  Princip, 
das  wir  bereits  in  den  katalektischen  Schlüssen  der  Anapästen, 
wie  quem  vldeo,  cömmerltumst  u.  ä.  anerkannten,  auf  die  inneren 
und  ersten  Hebungen  der  Verse  übertragen.  Demnach  sind,  um 
es  kurz  zu  sagen,  neben  den  im  griechischen  Vorbilde  gebrauchten 
Auflösungen  der  anapästischen  Hebung  alle  die  Formen  derselben 
gestattet  worden,  die  an  den  entsprechenden  Stellen  der  iambi- 
schen  Verse  legal  sind.  Z.  B.  wie  omnia  quae  ctfpio  cömmemoras 
mit  denselben  Ictussilben  ausser  einem  anapästischen  Dimeter 
Bacch.  1179  auch  den  Anfang  eines  iambischen  Senars  bilden 
kann:  omnia  quae  cupio  cömmemoras.  sane*  quidem,  so  ist  es 


1)  Truc.  714  pröme  venüstätera  tuam  amäntl  erklärt  eich  wie  agitemus 
oben  S.  288,  vgl.  Pera.  769. 


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2.  Die  Hebungen  im  anapästischen  Rhythmus.  291 


mit  8ämmtlichen  soeben  angeführten  im  griechischen  Verse  un- 
erhörten Wortfüssen,  wie: 

Bacch.  1103  Caput  priirit:  perii  vix  negito.  non  tibi  venit  als 
Senar  ganz  richtige  Wortfüsse  und  dieselben  Versaccente  wie  im 
anapästischen  Rhythmus  hat,  und  so  ist  es  bei  allen  den  übrigen 
Beispielen  mit  derartig  aufgelöster  zweiter  Hebung. 

Das  ist  natürlich  auch  der  Schlüssel  zum  Verständniss  der- 
selben Formen  im  ersten  Versfusse,  wie  der  zuletzt  angeführten 

Trin.  825  Atque  ävidis  moribus  cömmemorant. 

Mil.  1017  De  di'gito  donum  mi'ttunt  u.  s.  w. 

So  finden  wir  also  auch  in  dem  anapästischen  Rhythmus  die- 
selben Regeln  durchgeführt,  wie  in  den  Iamben  und  Trochäen, 
und  daneben  auch  aus  der  griechischen  Technik  das  für  den 
Rhythmus  Charakteristische  nicht  ganz  aufgegeben.  Aus  dem 
Princip  der  einheitlichen  Technik1)  erklärt  sich  auch  das  so 
häufige  Vorkommen  der  proceleusmatischen  Formen.  Denn 
überall  da,  wo  in  Iamben  und  Trochäen  in  Folge  der  Auflösung 
der  Hebungen  erst  ein  Tribrachys  eintritt,  muss  in  den  Ana- 
pästen ein  ganz  legaler  Proceleusmaticus  entstehen.  Gehäufte 
Kürzen  an  sich  bietet  das  anapästische  Versmass  nicht  mehr  als 
die  Iamben  und  Trochäen  gestatten,  nur  sind  es  beim  Anapäst 
stets  gleich  vier,  wo  es  sich  im  avitiov  ytvog  nur  um  drei  handelt 
Immer  aber  werden  diese  Kürzen,  was  Wortfüsse  und  Wortbe- 
tonung betrifft,  denen  in  iambischen  und  trochäischen  Versen  ganz 
gleich  behandelt.  Die  bestimmteren  Regeln  stellen  wir  im  letzten 
Abschnitte  dieses  Theiles  auf,  der  sich  mit  den  Proceleusmatikern 
beschäftigen  soll.  Hier  betonen  wir  nur  vorläufig,  dass  folgende 
und  ähnliche  anapästische  Proceleusmatici  auch  in  iambischen 

f 

Versen  stehen  könnten:  Bacch.  1082  EgÖ  däre  me.  1153  factto. 
ego  quod  dixi.  1162  Quid  multa?  ego  tuno.  ::  An  ämas.  Mil.  1011 

bonum  habe  änlmum,  ue  formida,  wie  im  lamb  Ad.  118  Amät: 

dabltur  a  me  u.  v.  ä.  Ebenso  ist,  wie  wir  sehen  werden,  die  iam- 
bisch-trochäische  und  anapästische  Praxis  nicht  bloss  bei  steigen- 

1)  Denn  sicherlich  haben  nicht  die  freieren  anapästischen  Systeme, 
gerade  die  sog.  Klageanapäste,  wie  Aescb.  Pera.  924  fgg.  hier  Vorbild  sein 
können,  ebensowenig  die  im  (itlog  vereinzelt  Torkommenden,  wie  Aristoph. 
av.  327  fgg.  Eur.  Or.  1484—1487  u.  ä.,  in  denen  ein  ganz  anderer  Ton 
herrscht. 

19* 


i 


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Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 


dem,  sondern  auch  bei  fallendem  Proceleusmaticus  die  gleiche. 

Z.  B.  Bacch.  1081  qulbus  video.  1105  mall  video.  Eine  Vor- 
stellung von  dem  ausgedehnten  Gebrauch  dieser  Proceleusmatici, 
auf  die  wir,  wie  gesagt,  im  letzten  Abschnitte  zurückkommen, 
giebt  folgendes  Verzeichniss : 

Bacch.  1176.  1177.  1181.  1182.  1187.  1191.  1194.  1202.  Rud. 
221.  931.  937.  Trin.  822.  824.  835.  841.  Cure.  128.  139.  140. 
Poen.  1174.  1176.  1181.  1187.  Pseud.  168.  176.  177.  182.  183. 
239.  240.  241.  596.  598.  910.  912.  1325.  1326.  Pers.  169.  170.  177. 
180.  767.  772.  773.  784.  785.  801.  Truc.  112.  611.  Mil.  1011. 
1016.  1030.  1037.  1040.  1063.  1082.  1084.  Aul.  713.  726.  Stich. 
28.  33.  47.  312.  325.  Men.  363.  Cas.  194.  201.  206.  210.  Cist.  202; 
wobei  natürlich  von  der  bereits  aus  dem  griechischen  Vorbilde 
entnommenen  Form  j  o  o  |  vi  u  ^  abgesehen  ist,  für  die  oben  Belege 
angeführt  stehen  S.  282  fg.,  ebenso  von  den  beim  Zusammenstoss 
der  Dipodie  sich  ergebenden  Proceleusmatici,  wie  Aul.  722,  wofür 
man  die  bei  Rossbach- Westphal  II2,  S.  409  angeführten  griechi- 
schen Verse  als  Vorbild  nehmen  kann. 

Eine  andre  Frage  ist  die  nach  dem  Gebrauche  der  proce- 
leusmatischen  Wortfüsse  in  Anapästen.  Diese  erscheinen  au 
wenigen  Stellen  theils  auf  den  ersten,  theils  auf  den  letzten  Silben 
betont,  also: 

oowv  zu  belegen  durch 

Bacch.  1205  Vesper  hlc  est:  sequtmini.  ::  Duette*  nos. 
Pers.  494  Unde  tri  pergrande  lucnim  facias:  föclam  ut  mei 
metrinerts,  dum  vltam. 

Stich.  42  Möneo  üt  tüÖm  metmnerts  officium. 

47  PläcSt:  taeeo.  ::  At  memineris  faclto. 

Mil.  1024  Nulliimst  hoc  stbtidiüs  saxüm; 
also  immer  nur  in  der  zweiten  Hebung  des  Dimeters  unter  Ver- 
nachlässigung der  dipodischen  Cäsur,  in  derselben  Auflösung,  wie 
in  den  oben  S.  287  fg.  angeführten  Stellen. 

w  o  o  offenbar  etwas  öfter  gebraucht. 

Bacch.  1098  Belicuom  %d  äüri  factiim  quod  ego  ei. 

1106  Philoxerie  sälve.  ::  Et  tu  unde  agis?  ::  Unde  homo. 
641  DüpUcibus  spÖKi8  sum  affectus. 
Trin.  833  Sätelli&s  tül  me  miserüm  foede. 
837  Ni  ttta  pröpitta  päx  firet  präestö. 


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2.  Die  Hebungen  im  anapästischen  Rhythmus. 


2\)S 


Pers.  761  Quorum  operä  mVti  faciUa  factii  facta  haec  sunt  quae 
volui  ecfieri. x) 

Truc.  111  Nam  ecastor  nos  rurstfm  lepide  |  refenmüs  grätlam 
fürlbüs  nöstris. 

Men.  361  Äntmule  ml,  mihi  mira  vldentür. 

Cist.  211  MarUtmns  uiörlbüs  mecum  experitur  (?). 

Poen.  1179  Ärafous  mürrlnus  etc.  nach  der  richtigen  üeber- 
lieferuog  der  Palatini.  A  bietet  Arabus.2) 

Hier  könnte  man  einwenden,  das  sei  eine  unerhörte  Wort- 
betonung, hier  zeige  das  anapästische  Versmass  doch  eine  sonst 
verpönte  Freiheit  Aber  auch  hier  haben  wir  keine  dem  ana- 
pästischen Rhythmus  ganz  eigenthümliche  Art.  Denn  Wörter 
wie  facilia  finden  sich  ja  auch  in  Iamben  und  Trochäen,  müssen 
aber  dann  zweimal  durch  den  Versictus  getroffen  werden,  so: 

Mil.  618  ßmnora  puerflia.  Capt.  143  häbmmus  ea  amisimus  u.  a. 
Heaut.  803  Et  simul  conficiam  |  fäciliüs  ego  quöd  volo.  1059 
faclßä,  ::  Facläm  pater  u.  ä. 

Da  haben  wir  also  die  gleiche  Betonung  facilia  wie  in  ine- 
inlnerls  der  Anapästen.  Der  einzige  Unterschied,  dass  in  iam- 
bischen  und  trochäischen  Versen  noch  ein  zweiter  Versictus  die 
letzte  Silbe  treffen  muss,  ist  lediglich  durch  das  Silbenschema 
bedingt.  In  dem  anapästischen  Verse  wurden  eben  die  beiden 
letzten  Kürzen  für  die  Senkung  verbraucht,  während  im  aviäov 
yivog  ein  solches  fäclftä  fäctu  wegen  der  metrisch  und  quantitativ 
schwächeren  Senkung  ausgeschlossen  war.  Den  Anapästen  stehen 
in  dieser  Wortbetonung  diejenigen  daktylischen  Hexameter  gleich, 
welche  Auflösung  der  Hebung  gestatten,  wie  in  den  metrischen 
Inschriften  Corp.  inscr.  lat.  I,  542  v.  5: 
Cögendei  dissölvendei  tu  üt  ßäUä  faxseis. 

So  ist  die  Betonung  niemlnerls,  sequlmint  nicht  anstössiger  als 
müne'ris,  mäxüinS,  memtni  u.  ä.,  und  die  andre  Betonung  facilia 
u.  h.  ist  lediglich  die  Consequeuz  der  ersteren,  gerade  so  wie 
neben  cörpÖrä,  impSrä  auch  cörpora,  impera  trat.    Ein  fäclllä 


1)  Das  nach  opera  überlieferte  baec  ist  zwischen  facta  sunt  zu  setzen; 
sonst  ist  der  Vers  ganz  heil;  ebenso  der  vorhergehende:  Unde  ego  Ömnis 
hfläros  ltidentis  laedificantis  facio  üt  fiant.  2)  Ist  Pseud.  590  anapästisch, 
so  ist  umzustellen:  Factnora  magna  decet  me  efflcere,  wahrend  die  über- 
lieferte Stellung  magna  me  facinora  die  in  solchen  Fällen  später  allgemein 
übliche  i»t,  vgl.  magna  me  «pes  teuet,  Tusc.  I,  41,  97  u.  ä. 


294 


Metrik.    II.  Hebung  und  Senkuog. 


als  seltene  Nebenform  von  cörporä  wäre  im  yevog  aviöov  nur 
im  Anfangstakte  der  lamben  überhaupt  denkbar.  Dass  man  aber 
iarabische  Verse  nicht  mit  faciliä  begann,  darf  nicht  Wunder 
nehmen.  Der  Gebrauch  eines  Daktylus  im  ersten  Fusse  der 
Iauiben  war  überhaupt  nicht  sehr  häufig,  und  war  schon  die  Be- 
tonung cörpcrä  misslich,  so  war  es  mindestens  ebenso  ein  faciliä. 
Allein  der  statt  des  Iambus  gebrauchte  Daktylus  ist  ja  nicht  die 
einzige  Voraussetzung  für  eine  Messung  wie  faciliä,  sondern  auch 
der  Proceleusmaticus,  der  wohl  in  besondern  Wortverbindungen 
an  dieser  Stelle  zulässig,  aber  doch  etwas  erst  in  den  iambischen 
Rhythmus  Hineingetragenes  ist,  wie  wir  sehen  werden,  und  aus 
guten  Gründen  nur  unter  Bedingungen  angewandt  wurde,  die  ein 

faciliä  ausschlössen,  wie  ja  auch  ein  Samtä  mihi  u.  ä.  ein  sehr 
seltner  jambischer  Eingang  ist.  Dagegen  deckt  sich  das  anapä- 
stische faciliä  eher  mit  den  in  Trochäen  und  lamben  von  Plautus 
vereinzelt  gestatteten  tonsillä,  lampädlbus.  Im  Anapäst  ist  ein 
Proceleusmaticus  eine  viel  häufigere  Erscheinung  als  im  iam- 
bischen und  trochäischen  Rhythmus  aus  Gründen,  die  in  der 
eigensten  Natur  der  anapästischen  Versart  liegen.  Und  die 
zweite  Voraussetzung,  der  auf  den  beiden  letzten  Kürzen  betonte 
Daktylus  ist  ja  in  Anapästen  eine  ganz  gewöhnliche  Erscheinung. 
Daher  braucht  man  nicht  an  ein  griechisches  Vorbild  für  diese 
Formen  zu  denken,  etwa  an  den  Proceleusmaticus,  der  vereinzelt 
in  Klaganapästen  vorkommt,  wie  Aesch.  Pers.  945  pirdtposro? 
in  ifioi  u.  ä.,  sondern  es  lässt  sich  eine  solche  nur  selten  ge- 
brauchte Wortform  genügend  auf  römischem  Boden  erklären. 
Denn  dass  wir  hier  weiter  nichts  als  einen,  wenn  auch  recht 
selten  gebrauchten  Ersatz  für  den  aufsteigenden  Daktylus  haben, 
beweist  die  sehr  vorsichtige  Behandlung  dieser  proceleusmatischen 
Wörter.  Denn  sie  stehen  ausnahmslos  entweder  im  Eingang  des 
Dimeters,  wo  die  eigentliche  Stelle  des  Daktylus  war,  oder  mit- 
ten unter  diesen  ihnen  so  nahe  verwandten  Daktylen.  Ersteres 
ist  der  Fall  Bacch.  641.  1098.  1106.  Trin.  833,  das  andere  Trin. 
837.  Pers.  761,  beides  zugleich  Truc.  111.  Men.  361.  Cist.  211. 
Poen.  1179.  Daraus  aber,  dass  Plautus  überhaupt  nur  selten 
und  immer  in  besonders  vorsichtiger  Weise  solche  nach  lateini- 
schem Sprachgefühl  nicht  gerade  schön  betonte  Wortfüsse  setzt, 
kann  man  auf  die  Sorgfalt  schliessen,  die  er  gerade  in  seinen 
Anapästen  nicht  minder  als  in  andern  Rhythmen  zeigt. 


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2.  Die  Hebungen  im  anapästiachen  Rhythmus. 


295 


So  lassen  sich  alle  Erscheinungen,  die  sich  bei  aufgelöster 
Hebung  der  Anapästen  ergeben,  ganz  wie  bei  den  vorher  be- 
handelten Iamben  und  Trochäen  aus  zwei  Quellen  hinreichend 
erklären  aus  dem  griechischen  Vorbilde  und  dem  den  römischen 
Dramatikern  eigentümlichen  Kunstprincip,  die  formale  Einheit 
des  Kunstwerkes  durch  einheitliche  Behandlung  der  verschiedenen 
Rhythmen  zu  gewinnen.  Nur  eine  Lücke  würde  anzuerkennen 
sein,  die  die  Consequenz  der  an  zweiter  Stelle  genannten  Quelle 
allerdings  in  Frage  zu  stellen  geeignet  wäre,  nämlich  wenn  nicht 
auch  die  auf  zwei  Wörter  vertheilten  zwei  Hebungskürzen  in 
allen  den  Fällen  nachweisbar  wären,  wo  sie  Iamben  und  Tro- 
chäen zeigen.  Allein  auch  diese  Consequenz  hat  Plautus  gezogen 
und  er  bestätigt  somit  unsre  Auffassung  in  allen  Stücken.  Man 
beachte  bei  den  folgenden  Stellen,  die  ganz  abweichend  von  der 
griechischen  Praxis  derartige  Auflösungen  zeigen,  dass  auf  die 
aus  einer  Schlusskürze  gebildete  erste  Hebungssilbe  ein  zweisilbiges, 
also  mit  betonter  Kürze  beginnendes  Wort  folgt  nach  der  bei 
Trochäen  und  Iamben  streng  durchgeführten  Regel,  wodurch  die 
Identität  dieser  Hebungen  bestätigt  wird.  Ein  dreisilbiges  auf 
erster  Kürze  betontes  Wort,  das  in  diesem  Falle  Iamben  und 
Trocnäen  gleichfalls  zulassen,  wird  durch  das  anapästische  Vers- 
ma8s  ausgeschlossen;  ein  auf  zweiter  Silbe  betontes  und  somit 
die  erste  Kürze  unbetont  lassendes  dreisilbiges  Wort,  das  das 
anapästische  Versmass  ebenso  zulassen  würde,  wie  das  iambische 
und  trochäische,  wird  gleichfalls  in  allen  hier  in  Frage  kommen- 
den Formen  gemieden  und  regelrecht  nur  in  der  ersten  Hebung  der 
anapästischen  Dipodie  zugelassen,  wo  es  im  griechischen  Vorbilde 
ganz  geläufig  war,  im  römischen  Drama  aber  schon  viel  seltner. 

So  wird  also  ganz  nach  dem  Anfang  z.  B.  von  Aul.  731  quo! 
tänta  mala  maestitudoque  etc.,  einem  trochäischen  Langverse  die 
entsprechende  Silbenverbindung  auch  in  derselben  zweiten  Hebung 
der  Anapästen  zugelassen: 

Bacch.  1162  Pol  vero  Ista  rnäla  et  tu  nihilt 

Rud.  930  Iäm  übi"  tibvr  cro,  lgltür  demüm,  wo  eine  andre  Mes- 
sung unmöglich,  aber  auch  keine  Aenderung  nöthig  ist;  ferner 

Rud.  228  NSque  st  vivU  eäm  viva  ümquäni  quin  inveniam  de- 
sistain. 

Poen.  1178  in  süo  quique  Vkö  s!tä  münde,  dies  allenfalls  auch 
nach  griechischer  Art  zu  rechtfertigen. 


296  Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 

Cure.  128  Mint  quoque  sttmülo  ßdere  lübet  te.  *) 

Dies  nach  Analogie  von  Merc.  900  Die  tgitur  übt.  Amph.  409.  Quid 

igttur  igo.  Aul.  204  Credo  edepol  tibi.   Poen.  841  Et  adire  lübet. 

'i  •> 
Eun.  107  Sämta  mihi.  Ad.  568  mßliüs;  Idem  u.  ä.,  wie  wohl  auch 

Pers.  801  Da  illi  cäntharum:  extingue  ignem,  si  |  cor  tfritur,  caput 

ne  ardescat. 

Dazu  sind  noch  solche  Fälle  zu  stellen,  wo  im  ersten  Fusse 
der  Dipodie  eine  durch  das  griechische  Vorbild  nicht  gegebene 
Wortverbindung  eintritt.  Dies  ist  jedoch  nicht  der  Fall  Cas.  700 
Cenä  tibi  si  |  slt  cöeta,  vgl.  Trin.  827,  da  derartige  Formen  das 
griechische  Vorbild  bietet,  s.  oben  S.  232;  eher  Pers.  781  ttaque 
meäm  rem;  wohl  aber  in  einzelnen  Versen,  wie 

Trin.  821  Laettis  lubens  laudes  ägo  gratas. 

Truc.  614  Tange  modo\  iam  ego  hic  ted  agnum  faciam  etc. 
Bacch.  1205  Vesper  Ine  est.  sequimini.  : :  Dücite  nos  u.  ä. 

So  ergiebt  sich  die  Bildung  der  Hebung  in  den  Anapästen 
ganz  nach  den  gleichen  Grundsätzen,  wie  die  der  trochäischen 
und  iambischen  Hebungen.  Das  griechische  Vorbild,  die  alt- 
römische Technik  und  das  Streben  nach  einheitlicher  Gestaltung 
der  verschiedenen  Versmasse  wirkten  mit  der  gleichen  Consequenz 
zusammen,  um  ein  reich  bewegtes  Leben  zu  bringen  in  ein  Vers- 
mass,  das  nach  den  erhaltenen  Bruchstücken  der  neuern  attischen 
Comödie  zu  urtheilen  steif  und  starr  geworden  war,  das  bereits 
im  classischen  Drama  der  Griechen  vermöge  des  streng  durch- 
geführten dipodischen  Aufbaues  meist  zu  dem  regelrechten  Marsch- 
schritt erklang. 

Mag  man  auch  bei  unserer  eingehenden  Scheidung  der  Ele- 
mente des  anapästischen  Rhythmus  manches  Zwitterhafte  finden 
wollen,  so  ist  das,  wie  die  römische  Comödie,  ja  nur  ein  achtes 
Geschöpf  dieser  ganzen  Zeit;  allein  einen  wirklichen  Verstoss 
gegen  eine  höhere  Harmonie  kann  man  in  den  nach  festen  Kegeln 
in  die  Anapästen  versetzten  aufgelösten  Hebungen  nicht  ent- 
decken. Denn  das,  was  aus  der  Technik  der  Iaraben  und  Tro- 
chäen fürs  anapästische  Versmass  gewonnen  wurde,  ward  nicht 


1)  Vielleicht  läset  sich  auch  Most.  323  so  fassen:  Quod  tfbi  cordist 

fiicere  licet:  ::  Leplda'a,  doch  stellt  man  hier  wohl  besser  um,  worüber  wir 
später  handeln  werden,  Rhythmik  II,  4. 


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3.  Die  aufgelösten  Hebungen  in  kretischen  und  bacchiischen  Versen.  297 


als  etwas  ganz  Unorganisches  hineingetragen;  insbesondre  finden 
sich  sämmtliche  Arten  der  aufgelösten  Hebungen  bereits  im 
anapästischen  Masse  nach  griechischem  Vorbilde,  nämlich  im 
ersten  Fusse  der  Dipodie  gegeben.  Dass  sie  aber  nicht  von  da 
aus  sich  principlos  über  die  übrigen  Stellen  des  Versmasses  ver- 
breiteten, sondern  wie  der  nur  der  römischen  Technik  der  Iamben 
und  Trochäen  eigenthümiiche  Schluss  mit  aufgelöster  vorletzter 
Silbe  durch  das  Princip  der  einheitlichen  metrischen  Technik  zu 
erklären  sind,  beweist  uns  die  Thatsache,  dass  alle  nicht  im 
griechischen  Vorbilde  gegebenen  Auflösungen  der  Hebung  an  die 
gleichen  Beschränkungen  gebunden  sind,  wie  die  entsprechenden 
der  römischen  Iamben  und  Trochäen.  Wie  wenig  man  also  auf 
Grund  der  Bildung  der  Hebungen  hier  von  einem  „wilden" 
Rhythmus  reden  kann,  leuchtet  demnach  ein.  Dass  auch  die 
zweisilbigen  Senkungen,  besonders  wo  sie  mit  den  aufgelösten 
Hebungen  zusammentreffen,  denselben  festen  Normen  in  den  Ana- 
pästen wie  in  den  Iamben  und  Trochäen  unterworfen  sind,  wer- 
den wir  im  letzten  Abschnitte  dieses  Theiles  erörtern.  Zunächst 
betrachten  wir  noch  die  aufgelösten  Hebungen  der  Rhythmen 
des  yivog  rjfiiokiov. 

3.  Die  aufgelösten  Hebungen  in  kretischen  und  bacohüsohen 

Versen. 

1.  Sehr  einfach  liegt  die  Frage  nach  den  aufgelösten  Hebungen 
bei  den  kretischen  Versen,  die  ja  grösstenteils  Tetrameter, 
beziehentlich  Dimeter  sind.  Diejenigen  Kretiker,  die  das  Vers- 
ende bilden  oder  vor  der  Hauptcäsur  stehen  oder  überhaupt  mit 
Wortschluss  enden,  werden  ganz  so  behandelt  wie  der  letzte 
Creticus  bei  iambischen  Schlüssen  der  Verse  des  aviöov  yivog. 
Da  begegnen  alle  die  Auflösungen  in  der  Anfangssilbe  der  Kre- 
tiker wie  in  der  vorletzten  Hebung  bei  iambischem  Schlüsse 
überhaupt,  z.  B.  Amph.  235  volnhnm.  Truc.  622  tuDttust.  Andr. 
632  apmünt.  Rud.  679  bono  «nimö  s.  Rud.  232.  238  pol  faß  nunc 
(vgl.  Mil.  1138  et  egÖ  vös  im  trochäischen  Septenarschluss).  239. 
rseud.  1306.  Most.  106.  696.  Epid.  178.  Cure.  152.  Cas.  180.  Most. 
729  u.  ä.  Ebenso  sind  im  Anfang  des  Dimeters  die  Auflösungen 
unanstössig,  wie 

- 

Amph.  234  Nebüla  cön^stat,  cädunt.  240  ^iwlmam  ö  mittönt 
prlua.   Rud.  274  grrifa  egüntes  Öpiim.   Most.  141.  690.  695.  696. 


298 


Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 


707.  736.  Epid.  168.  169.  173.  175.  176.  Cure.  149.  Cas.  605  cave 

tibi.  Most.  733  bei  caesura  latens:  oc  ctcümus  ömneB,  Simö. 

Beides  stimmt  ganz  zur  griechischen  wie  zur  römischen  Praxis. 
Vereinzelt  steht 

Pseud.  1304  Fructüs  eblbere  In  una  höra.  ::  Hlberna  ädeßtö,  " 
wo  zugleich  mit  Bindung  der  beiden  Cretici  des  Dimeters  eine 
Auflösung  der  Anfangshebung  des  letzten  Taktes  stattfindet  Ge- 
wöhnlich werden  diese  beiden  Fttsse  nur  durch  die  Auflösung 
der  Schlusslänge  des  ersten  Fusses  verbunden,  wie 

Amph.  233  Caelüm  fremitü  virüm.  235  nösträ  superät  mänfs. 

241  quisque  üt  stätcrat  iäcet   243  Rico  eqiütes  iübet.   Cas.  600 

membrä  nuserae  trßmunt.   Epid.  175  Quoiüs  quottetis  sSpulcrum. 

Most.  136  Perdldi  operam  fabrörum.  Rud.  234  aüris  tätigt t  m8äs, 

ähnlich  ibid.  233.  Truc.  594  Tristls  ocutts  malts,  stets  bei  drei- 
silbigem anapästischen  Worte.  Vereinzelt  ist  Asin.  131  vosträque 
IM  nomlnä  und  die  doppelte  Auflösung  bei  katalektischem  Schlüsse, 
die  an  sich  keinen  Anstoss  giebt: 

Rud.  273  Undg  nös  höstiäs  ägerS  völutsti  hüc,  auch  von  No- 
nius  bezeugt. 

In  einer  andern  katalektischen  Form,  der  sog.  in  unam  syl- 
labam  findet  fast  immer  Auflösung  statt,  wie 

Most.  693  Ntfnc  dormitüm  iubet  |  me  irß  min  um  e  u.  a. 

Vielleicht  ist  auch  Andr.  629  zu  stellen  homlnüm  genus  pes- 
sümüm. 

Diese  Uebersicht  ergiebt  immerhin  einige  Beweglichkeit  in 
dem  meist  recht  streng  gehaltenen  kretischen  Rhythmus.  Allein 
so  sehr  Trochäen  und  Iamben  durch  das  neue  Leben,  das  die 
einheitlich  durchgeführte  Technik  ihnen  brachte,  gewonnen  haben, 
die  römischen  Kretiker  nehmen  am  wenigsten  an  dieser  allge- 
meinen Belebung  Theil,  sie  lassen  sich  nicht  entfernt  mit  dem 
päonischen  Rhythmus  der  alten  und  neuen  attischen  Comödie 
in  dieser  Hinsicht  vergleichen.  Welches  Leben  und  welcher  Silben- 
weehsel  tritt  uns  in  den  wenigen  kretischen  Bruchstücken  der 
neuern  attischen  Comödie  entgegen,  wie 

Eubulos  104,  6  av^opevog  \  ectQog  6Xo\Xvy6vog,  oder 
Eubul.  112  a>g  yctg  iioi\k&e  tec  yeQovna  roV  |  stg  dopovg, 
ev&vg  avt  xXivsro'  naQtfv  Otitpavog  |  iv  xa%H% 

u<5£«  %aQi\roßki<paQog  u.  ä. 


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3.  Die  aufgelösten  Hebungen  in  kretischen  und  bacchiischen  Versen.  299 

Das  ist  wirklich  päouisches  Versmass.  Die  römischen  Kre- 
tiker  bleiben  dagegen  immer  Kretiker  mit  einigen  Auflösungen. 
Zum  guten  Theil  trug  hierfür  das  Sprachmateriai  die  Schuld. 
Denn  ein  päonischer  Takt  wie  av^ofievog  (-  «-»  ^)  u.  ä.,  also  etwa 
latnpädlbus,  tönsilta  war  ja  auch  in  Iamben  und  Trochäen  ver- 
pönt und  gar  solche  kühne  Formen  wie  fads  tu  ys-govtiu  tot 
sind  in  lateinischer  Sprache  unerhört.  Die  römischen  Kretiker 
sind  eher  nach  solchen  Versen  gedichtet,  wie 

Anaxilas  12,  2  tovg  dl  7tav&rjQag,  äkkovg  äyQCOörug  Xvxovg  oder 
Eur.  Or.  1419  fiij  tig  eCrj  dolog.  [)  xccdoxet,  tolg  plv  ou,  |  totg  d' 

ig  ccQxvctatav  pa%avuv  IpnXlxuv  \  naiöa  tnv  Tvvdagi'd1  6  pr\- 

tgofpovtag  öquxcöv, 

eine  Frage,  die  wir  im  dritten  Haupttheile,  Rhythmik  I,  7  gegen 
Ende  weiter  verfolgen. 

2.  Umgekehrt  ist  es  bei  den  Bacchien.  Diese  hatten  nach 
griechischem  Stilgefühl  nur  sehr  selten  Auflösungen,  bestanden 
vielmehr  gewöhnlich  aus  schweren  Langen,  hatten  meist,  wenn 
auch  nicht  immer  Wortschluss  am  Ende  jedes  Fusses,  vgl.  Aug. 
Nauck,  Euripid.  Stud.  I  S.  61,  Verfasser  de  nuraero  dochm.  p.  9  sqq. 
und  stud.  Aeschyl.  p.  19.  Das  alles  gab  einen  ziemlich  einfachen 
und  schwerfalligen  Gang.  Hier  brachte  das  Princip  der  einheit- 
lichen metrischen  Technik  einiges  Leben  hinein.  Denn  jeder 
Bacchius  mit  Wortende  erfuhr  alle  die  Freiheiten,  die  ein  tro- 
chäischer Schluss  in  Iamben  und  Trochäen  gestattete,  und  ausser- 
dem fand  wenigstens  zwischen  den  zwei  Nachbarfüssen  innerhalb 
des  Dimeters  öfters  Bindung  in  Verein  mit  Auflösung  der  Hebung 
statt.   Dies  erläutern  uns  die  folgenden  Beispiele. 

Im  Schlusstakt,  in  dem  selbstverständlich  nur  die  erste 
Hebung  aufgelöst  werden  kann,  begegnen  uns  die  bekannten 
Formen  aller  trochäischen  Ausgänge  wieder.  Die  einfachste  Form 
der  Auflösung  ist  diejenige  ohne  Bindung  mit  dem  vorhergehen- 
den Takte,  eine  Form,  die  jedoch  verhältnissmässig  recht  selten 
angewandt  wird  aus  dem  einfachen  Grunde,  weil  ein  solcher 
belebte  Schlusstakt  dann  leicht  isolirt  erscheint;  manchmal 
findet  sich  daher  wenigstens  Elision,  wie  Amph.  563  dabiint 

atque  ego  hö'dle,  ausserdem  nur  Amph.  570  pröui&rltus.  Merc.  348 

cönsi'ltum.  Capt.782  in  änlmö.  Cist.  2  mihi  hödle.  516  intro  äbli. 

Most.  91  ego  hömlnem.  Truc.  717  sit  ödtö;  zweifelhaft  ist  Cas.662 


300 


Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 


und  Most.  326.  Etwas  öfter  findet  sich  dieselbe  Schlussform  in 
Bindung  mit  dem  vorletzten  Takte:  Amph.  558  lubet  quidquß 

factäs.  Capt.  783  essg  mi  hö'dle.  787  verbä  däta  sunt.  Cas.  671 

•/  •/  •/ 

nuböt  hÖdle.  Cist.  4  irS  rai  häbltum.  Poen.  250  dicere  ällös. 

256  sunt  Aphrodista  hÖdle.  Rud.  675b  rebus  mlseris.  Truc.  455 

corde  cäptö.  456  mortö  püeri.  Andr.  482  essS  vldeö,  also  immer 
mit  kurzem  Vocal  vor  dem  dreisilbigen  Schlussworte,  und  zwar 
hierin  dem  alten  Saturnierschlusse  entsprechend,  s.  oben  S.  226  fg. 
Nur  Capt.  229  tüo  cärö  cäplte  oder  ist  tud*  capitS  cärö  umzustel- 
len? Most.  791  factü  fädlest  (oder  facilest  fäctu  oder  facilS  fäctust) 

und  Poen.  223  öpSräm  dßderunt(?)  u.  ä.  begegnet  eine  Länge,  die 
zwar  an  ähnlichen  trochäischen  Schlüssen  einen  Halt  findet,  aber 
doch  verdächtig  ist  und  wenigstens  als  gemieden  zu  gelten  hat 

Auch  Poen.  258  liegt  veterts  vmi  statt  vinl  vöteris  nahe. 

So  wird  nun  auch  im  Innern  des  Verses  die  erste  Hebung 
des  Bacchius  öfters  aufgelöst  und  zwar  in  allen  Füssen.  Steht 
das  die  beiden  Kürzen  enthaltende  Wort  ohne  Verbindung  mit 
dem  vorhergehenden  und  folgenden  Takte,  so  kommen  ganz  die- 
selben Formen  zum  Vorschein,  wie  am  Schlüsse: 

Amph.  637  expertor.  640  nunc  vldeor.  Bacch.  1120  Quis 
söinltu  ac.  Cas.  800  rellcüom.  Merc.  345  ita  anlnii.  Aul.  130  et 
mihi  te.  Most.  124  materlae.  126  expoliunt.  Poen.  255  et  cele- 
brem.  Pseud.  1252  probe  äbeo.  Truc.  455  in  änlmo.  716  sie  faclat, 
wohl  auch  Poen.  225  apägesis,  nur  muss  man  mit  C  wirklich 
die  Wendung  als  ein  Wort  fassen  und  darf  nicht  trennen  apage  sis, 
weil  ein  apage  an  sich  ebenso  unmöglich  in  dieser  Stelle  der 
Bacchien  ist,  wie  ein  entsprechendes  fädle  u.  ä.  in  den  Iamben, 
s.  oben  S.  274. 

Eine  Bindung  kann  hier  regelrecht  nur  zwischen  den  beiden 
ersten  und  beiden  letzten  Füssen  stattfinden,  nur  ausnahmsweise 
begegnet  eine  solche  bei  aufgelöster  erster  Hebung  zwischen  dem 
zweiten  und  dritten  Takte,  wenn  bei  einem  schwer  unterzubringen- 
den Worte  die  Hauptcäsur  vernachlässigt  wird  an  einer  Stelle 
Poen.  241  Quam  si  salsa  mürtatica  esse  autumantur.  Wird  das 
die  beiden  Hebungskürzen  enthaltende  Wort  nur  mit  dem  vorher- 
gehenden verbunden,  so  ergeben  sich  gleichfalls  ganz  dieselben 
Formen  wie  am  Verschlusse: 

Amph.  571  Kogäsne  imprÖbe  etlam.  Pseud.  1252  edepÖl  ego 
nunc.  Cas.  669  Negat  ponere  älio.  Amph.  647  belli  clüeat,  aber 


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3.  Die  aufgelösten  Hebungen  in  kretischen  und  bacchiischen  Versen.  301 

nach  Spuren  in  D  wohl  Dattfr  mi,  metfs  victor  vir  belli  ut  clüeat, 
mit  geläufiger  Schlussforui;  Cist.  12  wohl  lubenti  edepöl  tintnio. 
Ebenso  ist  auch  ohne  Anstoss  Cas.  633  Quid  est  interemere,  wie- 
wohl sich  nicht  gerade  ein  ganz  entsprechender  Schluss  findet; 
doch  vergleiche  man  Poen.  250  dicSre  ällos  u.  ä. 

Nähere  Bindung  mit  dem  folgenden  Takte  tritt  nur  ver- 
einzelt bei  langen  Wörtern  ein:  Rud.  281  mlsertcördiör.  Poen.  249 
Seit  mürlattca  üt  (dasselbe  Wort  in  Bindung  des  zweiten  und 
dritten  Taktes  ibid.  241  s.  oben).  Cist.  3  Aperuistls  tu  atque  haec. 
Ibid.  20  Nemo  ältenüs  hic  est.  Poen.  242  et  sine  suavttate.  Ganz 
vereinzelt  giebt  die  Ueberlieferung  Cist.  519  perdttä  perdidit  me, 
was  recht  gut  richtig  gemessen  sein  kann.  Denn  aus  der  ganzen 
Behandlung  der  aufgelösten  Hebung  geht  zur  Genüge  hervor, 
dass  man,  wie  dies  auch  die  griechische  metrische  Technik  that, 
den  Bacchius  einem  katalektischen  iambischen  Monometer  gleich 
stellte.  Es  wäre  also  hier  im  Anfange  des  zweiten  selbstständigen 
Theiles  des  Tetrameters  eine  Analogie  nicht  gerade  fernliegend, 
wie  die  oben  S.  276  besprochenen  nomine  quemque  appellem  suo 
oder  die  Ausgänge  höstfbus  fugatis.  cörporä  conduplicant  süscl- 
tet  officium.  Eine  Auflösung  der  ersten  Hebung,  die  die  beiden 
Kürzen  auf  zwei  Worte  vertheilt,  wie  Most.  316  Itä  mäle  convivi 
sermönisque  taesumst,  ist  nicht  nachweisbar;  in  der  ausgehobe- 
nen Stelle  geben  unsere  Handschriften  Ita  me  male  convivi  etc. 

So  hat  man  in  Durchführung  der  einheitlichen  metrischen 
Technik  in  das  ziemlich  steife  Schema  der  griechischen  Bacchien 
schon  durch  Auflösung  der  ersten  Hebung  sämmtlicher  Füsse 
vielfach  neues  Leben  gebracht,  aber  dabei  durch  die  vorsichtige 
Behandlung  dieser  Auflösungen  den  ursprünglichen  Charakter 
des  Versmasses  nicht  zerstört 

Noch  viel  beschränkter  musste  die  Auflösung  der  zweiten 
Hebung  des  Bacchius  sein,  wenn  das  Wesen  dieses  Rhythmus 
dadurch  nicht  schwer  getroffen  werden  sollte.  Dies  zu  verhüten 
beschränkte  man  diese  Auflösungen  auf  drei  ganz  bestimmte  Fälle. 

Zunächst  stört  eine  solche  Auflösung  am  wenigsten,  wenn 
sie  nach  der  iambischen  Nebencäsur,  also  im  Anfang  des  zweiten 
kretisch  einsetzenden  Theiles  vorkommt,  wie  in  folgenden  schon 
oben  S.  218  behandelten  Fällen:  Ampb.  553.570.  Bacch.  1126. 
Capt.230.  Cist.  4  (zweifelhaft).  22.514.  Men.  755.  Pers.815.  Most. 
890.  Pseud.  1129  (zweifelhaft).  Andr.  484,  z.  B. 


uigiiizea  oy 


302 


Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 


Dendert?  nös.  \  ::  Sine  suo  üsque  arbiträtu. 

Hunc  esse  ordirüm  |  fcewevolentes  inter  se. 

Qui  se'mper  mäld  \  multebri  sunt  lube*ntes. 
Ebenso  an  der  entsprechenden  Stelle  im  Hexameter: 

Amph.  640  Sola  hic  mihi  nunc  videor,  |  quia  llle  hic  äbest,  \ 
quem  ego  amö*  praeter  ömnes. 

Dies  ist  ganz  wie  bei  einem  Eingange  des  kretischen  Tetrameters, 
Asin.  129  Benevolenü'  mala's,  wa/evoleuti  bona's  u.  a. 

Terenz  kennt  ausser  dieser  überhaupt  keine  weitere  Auflösung. 
Piautus  gestattet  sie  auch  da,  wo  eine  Bindung  von  zwei  Takten 
möglich  ist,  d.  h.  im  ersten  und  dritten  Fusse,  aber  immer  nur 
so,  —  diese  Beobachtung  stammt  von  0.  Seyffert,  zuletzt  aus- 
gesprochen in  der  Berlin,  philolog.  Wochenschrift  3887  S.  1629 
—  dass  Wortschluss  mit  der  ersten  Hebung  eintritt,  die  zwei 
Kürzen  also  neben  der  ersten  Hebung,  die  dann  nie  aufgelöst 
wird,  durch  eine  kleine  Pause  abgehoben  werden.  Im  ersten 
Fusse,  wo  die  Senkung  sehr  häufig  durch  eine  irrationale  Länge 
gebildet  wird,  erscheint  trotzdem  wenigstens  vielfach  vor  der 
aufgelösten  zweiten  Hebung  ein  reiner  Iambus,  im  dritten  ist  er 
die  Regel.    Die  Beispiele  hierfür  sind: 

Im  ersten  Fusse:  Amph.  567  Vidit  |  nec,  nicht  neque.  640  Sola 
hic  |  mihi  nunc  videor  (oder  sola  hic  mi?).  Aul.  122  Causa  |  fä- 
cere  ut  aequomst.  Capt.  924  Quömque  ex  |  mtsertis.  Cas.  650  Nüm 
quid  |  mlht  minatur?  Cist.  519  Nüllast  |  neque  ego.  Poen.  256 
Dignum  |  Venere.  Men.  769  Verumst  |  modus  tarnen;  mit  reinem 
Iambus  Pseud.  1252  Pröfecto  |  edepol.  Rud.280  Mänus  |  mihi  date. 
675  Nöque  est  |  melius  mörte.  Trin.  228  üträm  |  pottus  harum. 

Im  dritten  Fusse  begegnen  nach  reinem  Iambus  folgende 
Auflösungen:  Amph.  556  quidem  hercle  |  ego  tibi  fstam.  645 
zweifelhaft.  Bacch.  1131  arbltrör  |  malltia  esse.  1133  sclö  |  quls 
eo  opüs  sit.  Capt.  781  mSo  |  magts  volüto.  Most  91  arbltrör  | 
8lm!Iem  ego  höminem.  Pers.  814  suadeÖ  |  iac!s?  ::  Quid  est  id? 
Poen.  215  sätis  |  sätletäs  est.  223  elüendo  |  operam  dederunt 
227  sätis  |  däre  potis  sunt.  245  sümus:  |  muller^s  sunt.  Cf.  ibid. 
248,  ferner  Poen.  260  excldit,  |  ut  ego  opinor,  im  vorletzten  Takte 
eines  Trimeters,  ganz  wie  beim  vorletzten  des  Tetrameters;  weiter 
noch  im  dritten  des  Tetrameters  Pseud.  1247  iäcentem  |  ällquls 
töllat.  Rud.  280  exsur^lte  ä|genlbus  ämbae.  Trin.  226  exercitör  | 
änlmüs  nünc  est.  230  obsequi  |  pottus  par  sit.  Truc.  457  mägis  | 
stüdeo  vi'tae;  mit  vorausgehendem  Spondeus  nur  Most.  93  veri  | 


3.  Die  aufgelösten  Hebungen  in  kretischen  und  bacchiiachen  Versen.  303 

st mlle  vöbis.  Poen.  225  Quantum  ia|mültere  dnast.  231  scimüs  j 
facerS  mecum  nicht  ganz  sicher,  Cist.  11  Semper  |  ineminSrinius. 
Dagegen  mit  Truc.  464,  ebensowie  ebenda  210  und  251  fgg.,  lässt 
sich  keine  solche  Auflösung  belegen;  es  scheint  dies  ein  iam- 
bischer  oder  trochäischer  Vers  im  Uebergange  von  Bacchien  zu 
trochäischen  Septenaren  zu  sein: 

Puerperio  ego  nunc  esse  me  aegram  adsimulo. 

Wir  erkennen  aus  diesen  Verzeichnissen  einen  stilgerechten 
Gebrauch  der  Auflösungen,  insofern  diese  den  Rhythmus  in  sei- 
nem ganzen  Wesen  durchaus  nicht  zerstören,  wohl  aber  nicht 
unerheblich  beleben. 

Nur  in  drei  vereinzelten  Stellen  finden  sich  freiere  Auf- 
lösungen, entschuldigt  durch  ziemlich  lange  Eigennamen,  die 
sonst  schwer,  zum  Theile  gar  nicht  im  Verse  unterzubringen 
waren: 

Poen.  248  Coquast  haec  quidem  ^iyrästÖcles,  öt  ego  opinor 
mit  latenter  Nebencäsur. 

Capi  788  Sßd  Ergoplus  e"stne  hic  prÖcul  quem  <egÖ>  vi'deo; 
ähnlich : 

Cist.  2  Mea  Gymnasium  et  mätrem  tuäm  tum  id  mihi  hddie. 
Dagegen 

Poen.  256  Dignüm  VerierS  p6l  quoi  sunt  Aphrodisia.  Kbdle  bietet 
bei  zwei  Eigennamen  und  regelrechter  Hauptcäsur  zwar  drei  Auf- 
lösungen, doch  sind  diese  letzteren  auch  bei  gewöhnlichen  Wör- 
tern nicht  unerhört  und  jede  einzelne  für  sich  ganz  legal,  wie 

Pseud.  1252  Pröfecto  edepöl  eg6  nunc  |  probe  äbeo  mädulsä 

bei  ganz  regelrechtem  Bau  drei  aufgelöste  Hebungen  sich  finden. 

Ja  es  scheinen  überhaupt  in  den  bacchiischen  Canticis,  ihrem 
metrischen  Baue  nach  zu  schliessen,  verschiedene  Stilarten  hervor- 
zutreten. Denn  manche  Lieder  zeigen  in  Folge  häufiger  Auflösungen 
grössere  Lebhaftigkeit,  andere  wieder  verschmähen  jede  aufgelöste 
Hebung  und  gleichen  ganz  dem  griechischen  Vorbilde.  So  viel 
aber  lässt  sich  jedenfalls  nach  diesen  Zusammenstellungen  be- 
haupten, was  wir  später  ausführen  werden,  dass  ein  Vergleich 
zwischen  griechischen  und  römischen  Bacchien  in  dieser  Hinsicht 
nicht  zu  Ungunsten  der  letzteren  ausfällt 

So  haben  wir  auch  in  der  Frage  nach  den  aufgelösten 
Hebungen  durch  lamben,  Trochäen,  Anapästen  und  Bacchien  hin- 


304 


Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 


durch  gehend  eine  in  bedeutendem  Masse  neu  gestaltende  Wir- 
kung des  Princips  der  einheitlichen  metrischen  Technik  wahr- 
nehmen können.  Nur  bei  den  Kretikern  zeigte  es  sich,  dass  die 
römischen  Dichter  nicht  die  Beweglichkeit  der  griechischen  Päo- 
nen  erreichten,  wiewohl  auch  einige  Anläufe  zur  lebhafteren 
metrischen  Gestaltung,  ja  sogar  fünfsilbige  leichte  Kretiker 
vorkamen.  Für  diese  im  Ganzen  zahmere  Behandlung  der  Kre- 
tiker hat  schwerlich  ein  tieferer  Grund  gewirkt,  etwa  die  Be- 
obachtung, dass  die  Bacchien  eigentlich  nur  Kretiker  mit  Auf- 
takt seien  und  als  solche  in  ähnlicher  Weise  das  lebhaftere  Mass 
sein  sollten  wie  die  Anapästen  gegenüber  den  Daktylen.  Viel- 
mehr war,  wie  wir  bereits  andeuteten,  diese  strengere  Bauart 
der  Kretiker  wohl  nur  aus  dem  andersartigen  römischen  Sprach- 
material zu  erklären.  Uebrig  bleibt  unserer  Betrachtung  noch 
die  Bildung  der  Senkungen,  welche  in  den  letzten  drei  Abschnitten 
behandelt  werden  soll. 

4.  Verschiedenheit  der  Senkungen  im  ysvog  taov  und  üviöov. 

1.  In  den  letzten  Abschnitten  dieses  metrischen  Theiles  haben 
wir  die  Bildung  der  Senkungen  und  diejenigen  Complicatiouen 
zu  besprechen,  die  durch  Auflösungen  und  Zusammenziehungen 
der  benachbarten  Hebungen  und  Senkungen  entstehen,  d.  h.  die 
Frage,  unter  welchen  Umständen  Spondeen  und  im  kretischen 
und  bacchiischen  Rhythmus  auch  Molossi  sowie  andererseits  Pro- 
celeusmatici  zulässig  sind.  Diese  beiden  zuletzt  genannten  Fragen 
nach  den  gehäuften  Längen  oder  Kürzen  sind  in  dieser  Beziehung 
die  wichtigsten,  haben  aber  auch  die  meisten  Debatten  hervor- 
gerufen. Denn  die  übrigen  Regeln  über  Bildung  der  Senkungen 
sind  einfach  und  meist  bereits  allgemein  anerkannt  Nur  in  dem 
einen  Punkte  weicht  hier  Verfasser  von  der  bisher  herrschen- 
den Annahme  ab,  dass  er  nicht  anzuerkennen  vermag,  dass  im 
ersten  Versfusse  eine  Reihe  von  „Licenzen"  zulässig  wäre,  die 
zum  Theil  mit  den  Grundregeln  der  Versmasse,  wie  sie  in  allen 
übrigen  Füssen  streng  durchgeführt  sind,  ganz  unverträglich 
scheinen.  Doch  geben  wir  erst  einen  Ueberblick  dieser  Haupt- 
regeln. 

Ganz  verschieden  ist  bereits  in  der  griechischen  Metrik  die 
Behandlung  der  Senkungen  des  foov  und  aviGov  ytvog,  d.  h.  der 
Daktylen,  Anapästen,  Choriamben  u.  ä.  einerseits  und  der  Iamben, 


4.  Verschiedenheit  der  Senkungen  im  yivog  taov  und  ävicov.  305 


Trochäen,  Kretiker  und  Bacchien  andrerseits.  Diese  verschiedene 
Behandlung  findet  ihre  volle  Begründung  in  dem  ganz  verschie- 
denen quantitativen  Werthe  dieser  Senkungen.  Denn  die  Senkung 
der  Daktylen  und  Anapästen  beträgt  zwei  volle  %qovoi  tcqcötol, 
d.  h.  genau  so  viel  wie  die  Hebung;  daher  sind  hier  alle  die 
Formen  zulässig,  die  die  aufgelöste  Hebung  kennt,  und  ebenso 
kann  in  jeder  Senkung,  besonders  in  der  ersten  wie  der  zweiten 
der  anapästischen  Dipodie  jede  lange  Silbe  als  Ersatz  der  zwei 
vollwerthigeu  Kürzen  stehen.  Das  braucht  nicht  erst  ausführlich 
erläutert  zu  werden.  Wir  führen  nur  an  i-X(6\-Qia  \  t£v\xs  xv\- 
viööi  in  Daktylen  und  Zevg  |  7toXv\d\voQog  \\  d(i\<pl  yv\vaixbg  |j 
xoX\Xä  na  XaC\6^axa  \  xal  \  yvioßa\Qrj  in  Anapästen.  Auch  der 
prosodische  Hiat  war  hier  in  Hebung  und  Senkung  gleichmässig 
in  Gebrauch,  wie  wir  oben  S.  122  sahen:  äv\ÖQa  (iot  \  ivvene. 
nXdy\%%i\  iptl  in  Daktylen,  fiovfia  xal  |  rj^tv.  KX£i\a&ivy  |  eldeg 
u.  ä.  in  Anapästen,  in  Hebung  wie  Senkung.  Dagegen  in  den 
Versen  des  yivog  (apßixov  und  rjnioXiov  haben  nur  die  Hebungen 
den  Werth  von  zwei  vollen  Moren  oder  xQovoi  icqcüzoi  und  können 
daher  auch  alle  die  Silben  Verbindungen  haben,  die  in  den  ana- 
pästischen Hebungen  und  Senkungen  sowie  in  den  Senkungen  der 
Daktylen  vorkommen,  was  in  den  vorigen  Abschnitten  ausführlich 
erörtert  wurde,  so  besonders  an  Fällen  wie  omnibus  ämicis,  niäxuwa 
mtsSräe  mihi  u.  ä.  Ebenso  war  auch  der  prosodische  Hiat  ganz 
nach  dem  griechischen  Vorbilde  in  den  Hebungen  der  lamben  und 
Trochäen  zulässig,  worüber  gleichfalls  im  Abschnitt  über  den  Hiat 
S.  126  fg.  ausführlich  gehandelt  ist;  das  Gleiche  gilt  von  den  Kreti- 
kern,  wie  rem  tidem  honorem  u.  ä.  Dagegen  liegen  die  Quantitäts- 
verhältnisse der  Senkungen  im  aviöov  yivog,  also  in  den  lamben, 
Trochäen,  Kretikern  und  Bacchien  ganz  anders,  und  darin  hat 
der  wesentliche  metrische  Unterschied  seine  Begründung,  der  im 
Versbau  der  verschiedenen  Rhythmengattungen  zum  scharfen  Aus- 
druck kommt.  Nach  der  alten  Theorie  beträgt  die  Senkung  im 
Iambus  und  Trochäus  gewöhnlich  einen  zqovoq  itQatog;  nur  in 
den  äussern  Senkungen  der  Dipodien  kann  der  Zeitwerth  von 
IV,  Mora  verbraucht  werden.  Das  kommt  metrisch  so  zur  Gel- 
tung, dass  die  innere  Senkung  nur  aus  einer  einzigen  Kürze,  die 
eben  einen  %o6vog  TtQcäxog  ausmacht,  gebildet  wird,  während  die 
äussere  Senkung  auch  durch  eine  aXoyog  paxoa,  eine  irrationale 
Länge,  a  oder  a,  die  ungefähr  I1/*  %q6voi  nQcotot  nach  Aristo- 
xenischer  Theorie  beträgt,  bestehen  kann. 

K-Lotx,  Uruudicügu  altroiniaclivr  Metrik.  20 


306 


Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 


Ausserdem  aber  sind  in  allen  Senkungen  mit  Ausnahme  der 
letzten  auch  zwei  besonders  flüchtige  Kürzen  zulässig,  und  zwar 
in  der  Comödie  ohne  Einschränkung,  im  Euripideischen  Drama 
nur  im  ersten  Fusse  bei  gewöhnlichen  Wörtern  (wie  auch  bei 
Aeschylus  und  Sophokles),  in  den  übrigen  Senkungen  aber  nur 
in  Eigennamen,  jedoch  selbst  vor  der  trochäischen  Hauptcäsur,  wie 
Or.  1535  tivyyovov  x*  ipr\v  Ilvkadnv  xs  \  tbv  tctds  %vv- 
Ögmvxd  poi. 

Nun  hat  man  nach  Hephästion's  (21)  Vorgange  den  folgen- 
schweren Fehler  begangen,  den  bereits  Rossbach- Westphal  II2 
S.  455  gründlich  abgewiesen  haben,  dass  man  diese  Kürzen  als 
die  Auflösung  der  irrationalen  Länge  ansah  und  darauf  hin  in 
den  Texten  der  Tragiker  die  zwei  Kürzen  in  der  inneren  Senkung 
vielfach  wegconjiciren  wollte,  vgl.  Aug.  Nauck,  Euripid.  Studien  I 
S.  63  u.  a.,  sicher  mit  Unrecht.  Denn  diese  beiden  Kürzen  unter- 
scheiden sich  durchaus  von  den  die  zweimorige  Hebung  sowie 
die  anapästische  und  daktylische  Senkung  ausfüllenden  Kürzen 
und  ebenso  auch  von  den  die  äussern  Senkungen  der  trochäischen 
und  iambischen  Dipodien  bildenden  irrationalen  Längen,  von 
jenen  dadurch,  dass  sie  nicht  durch  Wortpause  von  einander 
getrennt  oder  Endsilben  eines  mehrsilbigen  Wortes  sein  und  als 
solche  vom  folgenden  Worte  getrennt  werden  dürfen;  von  diesen 
aber  dadurch,  dass  sie  weder  in  der  Tragödie  noch  in  der  Co- 
mödie bloss  an  die  äusseren  Hebungen  gebunden  sind.  Daraus 
aber  geht  mit  Evidenz  hervor,  dass  diese  Kürzen  Stellvertreter 
nicht  etwa  der  irrationalen  Länge,  sondern  der  regelrechten  Kürze 
sind,  also  in  ihrem  quantitativen  Umfange  noch  nicht  den  Werth 
der  irrationalen  Länge,  1%  xqovol  itQcoTOi  erreichen,  sondern 
etwa  —  denn  alle  diese  Messungen  sind  doch  nicht  völlig  exact 
7.U  verstehen,  sondern  nur  approximativ  —  in  der  Mitte  zwischen 
V/2  und  1  XQQV°S  iiq&ios,  höchstens  etwa  1  —  l'/i  mora,  also 
etwa,  was  in  unserer  exacten  Notenschrift,  die  aber  auch  die 
wirklichen  Zeitwerthe  nur  annähernd  giebt,  vgl.  darüber  W.  Bram- 
bach, rhythmische  und  metrische  Untersuchungen  S,  16,  zwei  ein 
Achtel  vertretende  Sechszehntel  sind.  Damit  stimmt  auch  der 
metrische  Charakter  und  ethische  Werth  dieser  flüchtigen  Kürzen 
vollständig,  wie  diesen  die  Verstechnik  der  griechischen  und 
römischen  Comödie  fest  ausgeprägt  hat;  sie  retardirten  nicht,  wie 
die  irrationalen  Längen,  sondern  belebten  den  rhythmischen  Fluss. 
Pis  beweist  jede  Aristophanische  oder  Plautinische  Stelle,  die 


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4.   Verschiedenheit  der  Senkungen  im  yivog  taov  und  üviaov.  307 

solche  flüchtige  Kürzen  in  erheblicher  Zahl  bietet,  unzweifel- 
haft, wie 

Vesp.  979  xatdßa  xatdßa  xatdßa,  xatdßa. : :  Kataßr^öo^ai  u.  v.  a. 
Trin.  457  Abin  hinc  dierecte  etc.  u.  v.  ä. 

Desshalb  sind  es  auch  immer  ganz  flüchtige  Kürzen,  wie  oben 
bemerkt.  Wortende  innerhalb  eines  solchen  einen  Iambus 
vertretenden  Anapästes  ist  bereits  bei  Aristophanes  äusserst 
selten  und  nur  mit  gewissen  Cautelen  zugelassen,  vgl.  Rossbach- 
Westphal,  Metrik  II2,  S.  486,  in  der  neueren  attischen  Co- 
mödie  aber  ganz  verpönt;  in  den  Trochäen  war  der  ent- 
sprechende Vorgang  bereits  der  alten  Comodie  fremd. 

Die  gleiche  strenge  Technik  in  Bezug  auf  diese  Kürzen  in 
den  Senkungen  der  Iamben  und  Trochäen  finden  wir  auch  in  der 
romischen  Dichtung.  Die  alte  Saturnierpoesie  in  ihrem  feierlichen 
Tone  gestattet  sie  nur  in  der  äussern  Senkung,  und  zwar  auch 
da  nur  in  der  flüchtigsten  Gestalt,  d.  h.  ohne  Wortende  inner- 
halb der  Senkung  und  meist  mit  der  folgenden  Hebungssilbe  zu 
einem  Worte  vereinigt,  wie  Corp.  inscr.  lat.  I,  30,  2  fortls  vir  | 
soptensque;  ibid.  I,  33,  4  qulbüs  si  in  löngä  |  ßcüisset  u.  ä.  Die 
allerälteste  Scipioneninschrift,  ibid.  1, 32  weist  keine  solchen  Kürzen 
auf,  die  ja  auch  ihrem  ganzen  Wesen  nach  wenig  zu  dem  ernsten 
Elogienstil  passen,  vielleicht  mit  einer  Ausnahme.  S.  97. 

Das  romische  Drama  behandelt  diese  Kürzen  ganz  wie  die 
neuere  attische  Comödie,  wie  dies  zuerst  Lachmann  ad  Lucret. 
II,  719  und  Ritsehl,  praef.  Mil.  p.  XXII  bewiesen  haben.  Denn 
während  in  der  zweimorigen  Hebung  der  Iamben  und  Trochäen 
Wortende  ganz  gesetzmässig  eintreten  konnte  wie  in  den  zwei- 
morigen Hebungen  und  Senkungen  der  Anapästen,  ist  dies  in  der 
Senkung  der  Iamben  und  Trochäen  wie  der  Kretiker  und  Bacchien 
unmöglich.  Nur  die  Verbindung  der  Präposition  mit  dem  Sub- 
stantiv und  Wendungen  wie  quid  ägäm  u.  ä.  sind  zulässig.  Allein 
hier  ist  auch  der  flüchtige  Charakter  dieser  leichten  Kürzen  voll- 
kommen gewahrt,  da  alle  diese  Verbindungen  wie  ein  Wort  an- 
gesehen und  vielfach  auch  geschrieben  wurden.  Solche  Stellen 
sind  z.  B.: 

Mil.  1284  Alium  alio  pacto  proptSr  ämorem  nf  sciam. 
Merc.  780  Opsönium  istuc  ante"  pÖdes  illi  seni,  wohl  nicht 
ante  pedes. 

Ad.  386  Istdc  est  sapere,  n6n  quod  ante*  pödes  modost. 
Vgl.  Mil.  184.  1288.  Poen.  880.  Cas.  540  u.  a. 

20* 


308 


Metrik.   Ii.  Hebung  and  Senkung. 


Ad.  542  Vidi:  is  filiüm  negat  esse  ruri:  nec  quid  agtni  scio, 
nicht  nec  quid  agam  u.  v.  a. 

Vgl.  Ritsehl,  Prol.  p.  237. 

Andre  vereinzelt  überlieferte  Ausnahmen  beruhen  auf  falscher 
Lesart,  wie  Aul.  297  aridüs  nach  uusern  Handschriften  statt 
ärdüs,  wie  auch  Lucilius  nach  Nonius'  Zeugniss  p.  74,  30  sagt 
und  Corp.  inscr.  lat.  I,  577.  2,  21  arda  caementa  steht.  Most.  40 
ist  ni8ticu8  entschieden  alte  Glosse  für  rullus,  vgl.  Usener,  rheiu. 

Mus.  17.  Bd.  S.  469  u.  24.  Bd.  S.  331.  Stellen  mit  hosclnS,  häe- 
cinS  u.  ä.  statt  hoscin,  haecin  u.  s.  w.  sind  natürlich  hier  gar 
nicht  in  Anschlag  zu  bringen.  Men.  405  haben  wir  oben  S.  132 
durch  Umstellung  verbessert,  der  Vers  ist  jedenfalls  unmetrisch 
überliefert  und  beweist  nicht  eine  Senkung  desing  lüdos  in  Tro- 
chäen. Weiteres  bei  Müller,  Nachträge,  S.  13  fgg.  In  solchen 
und  ähnlichen  Stellen  wird  Niemand  eine  Ausnahme  anerkennen; 
auch  ist  diese  Auffassung  allgemein  anerkannt. 

2.  Dagegen  hat  man  behauptet,  dass  der  erste  Fuss  i am- 
bischer und  trochäischer  Verse  besondere  Freiheiten 
gerade  in  dieser  Hinsicht  gestattet,  vgl.  Fleckeisen,  Jahrbücher 
1867,  Bd.  95.  S.  625  fg.  Brix  zu  Plaut.  Mil.  721,  Dziatzko  zu  Ter. 
Ad.  971. 

Zunächst  kann  nicht  von  besondern  Freiheiten  des  ersten 
iambischen  Fusses  die  Rede  sein.  Anfänge  wie  1116  qui,  Inde 
iam  u.  dgl.  bieten  Messungen,  die  auch  an  andern  Stellen  ganz 
legal  sind.  Ebenso  finden  sich  alle  durch  das  metrische  Kürzungs- 
gesetz im  ersten  Iambus  hervorgerufenen  Abweichungen  von  der 
gewöhnlichen  Quantität  auch  besonders  häufig  im  fünften  Iambus, 
im  dritten  nur,  soweit  es  die  Cäsur  zulässt;  z.  B.: 

Mil.  28  Ät  Indiligenter  lcerani. : :  Pol  si  quidem  u.  ä.  sind  ebenso 
zu  verstehen  wie: 

Mil.  58  Amänt  te(dy  omnes  mülieres,  näque  Iniüria  u.  v.  a. 

Einige  Einzelheiten,  wie  der  Stich.  768  überlieferte  Anfang 
RöddÖ  cäntionem,  wofür  man  wohl  richtig  CßdÖ  cantionem  ge- 
schrieben hat,  ändern  nichts  an  der  Thatsache,  dass  der  erste 
lamb  der  Senare,  beziehentlich  der  erste  und  fünfte  der  Lang- 
zeilen durchaus  keine  andern  Quantitätsverhältuisse  kennt  als 
jeder  andere  ungerade  iambische  Fuss.  Es  waren  hier  nur  die 
letzten  Nachwirkungen  von  Bentley's  bereits  durch  die  Darlegung 


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4.  Verschiedenheit  der  Senkungen  im  yivog  taov  und  &viaov.  309 

des  metrischen  Kürzungsgesetzes  beseitigten  Aporien,  vgl.  Sche- 
diasm.  p.  45.  46  ed.  Vollb. 

Langer  hat  sich,  wie  unsre  Citate  beweisen,  die  gleiche  Theorie 
in  Bezug  auf  die  trochäischen  Eingangstakte  erhalten;  hier  liegt 
eine  ausführlich  entwickelte  Theorie  RitschFs  vor,  Prol.  p.  240  sq.; 
es  ist  wohl  die  Derivationslehre  der  alten  Metriker  nicht  ohne 
Einfluss  gewesen,  wonach  der  trochäische  Septenar  erklärt  wurde 
als  iam bischer  Senar  mit  vorgesetztem  Creticus,  der  iambische 
Octonar  als  derselbe  Vers  mit  vorgesetzter  iambischer  Dipodie 
il  s.  w.  Wir  begnügen  uns  hier  den  Nachweis  zu  liefern,  dass 
auch  im  ersten  Takte  trochäischer  Verse  ganz  wie  in  jedem  andern 
Takte  iambischer  oder  trochäischer  Verse  die  beiden  die  Senkung 
bildenden  Kürzen  die  gleiche  flüchtige  Beschaffenheit  zeigen,  d.  h. 
nicht  durch  Wortende  getrennt  werden,  noch  die  Schlusssilben 
eines  mehr  als  zweisilbigen  Wortes  bilden. 

Eine  grössere  Anzahl  der  für  die  entgegengesetzte  Behaup- 
tung angeführten  Stellen  ist  von  uns  bereits  anders,  ohne  diese 
angeblichen  Freiheiten  gemessen  worden.  So: 

Cure.  599  Pkaedröme  jwoperä.  ::  Quid  properem?  ::  Parasitum 
ne  arafseris. 

Merc.  995  EÜtyche  te  orö  :  sodalis  eius  es  :  serva  et  sribveni, 
nicht  in  Eutyche'  |  ted  orö"  oder  Erityche  id  te  orö  zu  ändern, 
sondern  mit  demselben  Hiat  zu  messen  wie  Auiph.  438  Susiä  te 
Interrogo  u.  ä.  s.  S.  131  fg. 

Pers.  666  Töxlle,  quid  ägö?  Di  deaeque  te  ägitant  irati,  scelus, 
nicht  Toxlle"  |  quid  ägö  di  deaeque. 

Ferner  enthalten  keine  Beweiskraft  alle  Eingänge  mit  ille, 
omnibus  u.a.,  da,  wie  wir  glauben  nachgewiesen  zu  haben,  auch  an 
andern  Hebungsstellen  llle,  omnibus,  ferner  Ömnia  und  vieles 
andere  derartige  vorkommt;  demnach  ist  zu  messen: 

Mil.  713  llle  wuserrumiim  se  retur,  mmumum  qui  misi't  mihi. 
Vgl.  Trin.  611.  1070. 

Mil.  1192  Ute  iwbebit  me  ire  cum  illa  ad  pörtum.  ego  adeo, 
ut  tri  scias. 

Bacch.  90  llTe  qutdem  hänc  abdricet :  nullus  tu  adfueris,  si  u6n 
lubet,  mit  Umstellung  von  tu  und  nullus;  möglich  ist  allerdings 

auch  die  Lesart  der  Handschriften  llle  qutdem  hanc  libdücet :  tu 
nullus  etc.   Vgl.  unten  Abschnitt  6. 


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310  Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 

Ad.  971  Omnibus  grütiam  liabeo  et  seorsum  tibi  praeterea, 
Demea.  Vgl.  Hec.  380.  Trin.  655.  Stich.  114  u.  ä.,  in  unbedenk- 
licher Messung,  da  Terenz  z.  B.  auch  Hec.  867  Ömnla  tfmnes  ubi 
resciscunt :  hic  quos  pär  fuerat  resciscere  oder  nach  A  hic  quos 
füerat  par  resciscere  und  Plautus  unter  andern  im  Innern  des 
Verses  cimnlbüs  giebt  s.  oben  S.  46.  In  Fällen,  wie 

Trin.  855  Quo*  mÖdÖ  quidque  agerem  etc.  ist  nichts  Anstössiges, 
da  quo  modo  auch  als  zwei  Wörter  behandelt  werden  kann,  so 
Ter.  Ad.  614  Quo  rnödo  me  ex  hac  expediani  turba?  Ebenso  be- 
weist nichts 

Asin.  199  CetSrä  quae  völuraus  uti  graeca  mercamür  fide,  s. 
oben  S.  132.  Ferner 

Trin.  347  Multä  bonä  benS  pärta  habemus,  beue  si  amico  fe- 
ceris  und 

Trin.  880  Mültä  sluiul  rogitäs  nescio  quid  expediam  potfssu- 
mum  ist  der  Proceleusruaticus  anzuerkennen,  den  wir  im  letzten 
Abschnitte  dieses  Theiles  besprechen,  nicht  aber  mültä  slmül, 
mültä  böna  bene  zu  scandiren,  oder  in  mültä  slmul  rogäs  zu 
andern.  Trin.  1010  Adde  gradum  adproperä  etc.  beweist  keine 
besondere  Freiheit  des  ersten  Fusses,  sondern  auch  hier  ist  der 
Proceleusmaticus  möglich,  da  in  der  Messung  äddS  grädum  äd- 
propSrä  prosodisch  ein  grädum  äd  —  pröperä  einem  dornt  cüplö 
u.  ä.  gleichkommt,  worüber  unter  6  ausführlich  zu  handeln  ist. 

Bacch.  981  ist  zwar  ein  trochäischer  Octonar  wahrscheinlich, 
obgleich  andre  Messung  nicht  ausgeschlossen  ist.  Wie  jedoch  der 
Vers  überliefert  ist,  lässt  er  sich  überhaupt  nicht  messen,  darum 

ist  auch  dör  Anfang  Öptümüs  sum  orätör  erst  durch  Umstellung 
gewonnen.  Man  nehme  coegi  lieber  vor  ad  lacrumas  statt  nach 

horainem  und  messe  es  wie  cÖemfsse  Ad.  225  u.  ä.,  s.  oben  S.  140, 
so  erhält  man: 

Öptumüs  sum  orätor  coegi  ad  lacrumas  hominem  cästigando. 
So  bleiben  nur  äusserst  wenige  Stellen,  die  in  ihrer  Ver- 
einzelung eben  so  wenig  etwas  beweisen  können,  wie  ähnliche  für 
andre  VersfÜsse,  wie  Men.  405  im  Innern  dösine  ludos,  s.  oben 
S.  132  oder  Most.  40  Germäna  inluvies  rüsttciis  hircus  hära  suis, 
s.  S.  308,  dies  wie  scheint  sogar  durch  ein  Citat  Donat's  zu 
Phorm.  709  als  alte  Lesart  bestätigt.  Auch  aus  dem  vereinzelten 

Iönküs  äüt  (Ionlcüs  äut)  lässt  sich  nichts  folgern  in 


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4.  Verschiedenheit  der  Senkungen  in»  yivos  foov  und  üvioov.  311 

Stich.  769  Qui  IÖrfcus  aut  cyuaedicus,  qui  hoc  täle,  facere 
possiet?  u.  a. 

So  kommt  es  schliesslich  für  den  ersten  Fuss  der  trochäischen 
Verse  auf  zwei  Stellen  hinaus: 

Men.  386  Accipe  dum  hc  c  :  iam  sci'bo  utrum  haec  me  mäge  amet 


an  marsüppium. 

Epid.  3  Itesjnce  ve"ro,  Thesprio!  ::  Oh. 
Allein  keiner  von  diesen  beiden  Versen  kann  eine  besonders  freie 
Behandlung  des  ersten  Fusses  beweisen.  Denn  hier  haben  wir 
eine  Enklisis  anzuerkennen;  accipedum  gilt  als  ein  Wort  und  ist 
im  Versanfang  ebenso  richtig,  wie  Pseud.  696  CÖmuiSmtni  öm- 
nia  u.  a.  Aehnlich  ist  es  mit  sis,  z.  B.  Poen.  225  äpage  sis  als 
Bacchius  und  Pers.  412  äcclpe  sis  im  Innern  eines  iambischen 
Verses.  Ueber  Kesplcedum  u.  ä.  handelt  ausführlich  Ritsehl, 
opusc.  II,  S.  568.  Dass  aber  die  gleiche  Entschuldigung  auch  für 
respice  vero  gilt,  beweist  der  Umstand,  dass  enimvero,  verum  enim- 
vero  u.  ä.  zusammengeschrieben  werden,  wie  nondum,  cedodum, 
agedum  u.  dgl.  Aehnlich  wäre  es  auch  mit  Truc.  262  Comprlme' 
sis  nach  A,  wo  jedoch  ReprlmS  sis  nach  den  Palatini  und  Sa- 
cerdos*  Citat  richtiger  scheint.  Demnach  gilt  ein  respice  vero  ganz 
als  ob  der  Vers  mit  respicöretur  u.  ä.  begönne. 

Es  ergiebt  sich  also,  dass  sich  keine  ausreichenden  Beleg- 
stellen finden  lassen  für  die  Behauptung,  dass  der  erste  Fuss 
irgendwie  freier  gebaut  werde  als  andre.  Es  zeigt  sich  überhaupt  die 
Bildung  der  iambisch-trochäischen  Senkungen  auch  hier  ebenso 
streng  wie  im  griechischen  Vorbilde.  Auch  in  einem  andern  be- 
sondern Falle  stimmt  der  Bau  dieser  Senkungen  mit  der  griechi- 
schen Praxis  überein.  Wie  wir  bereits  gesehen  haben,  ist  jeder 
prosodische  Hiat  mit  Verkürzung,  etwa  näm  ttast  hömö  diesen 
Senkungen  fremd,  die  nie  den  Umfasg  von  zwei  vollen  Morcn 
erhalten,  was  auch  im  Bau  derselben  deutlich  ausgedrückt  wird; 
wogegen  die  Hebungen,  weil  sie  zwei  volle  %q6voi  7tg(öroi  be- 
tragen, wie  in  den  Anapästen,  so  auch  hier  solchen  Hiatus  nicht 
gar  selten  bieten. 

Die  äussern  Senkungen  der  iambisch-trochäischen  Dipodien 
können  ganz  wie  im  Griechischen  ausser  durch  Iamben  und  Ana- 
päste auch  durch  jeden  beliebigen  Spondeus  gegeben  werden. 

3.  Doch  gehen  wir  von  den  Anfangstakten  mit  unserer  Be- 
trachtung in  die  inneren  vor,  so  ist  die  Hauptfrage,  ob  überhaupt 


312 


Metrik.   IT.  Hebung  und  Senkung. 


und  wie  weit  die  romische  Metrik  den  Unterschied  zwischen  den 
äussern  im  griechischen  Drama  auch  durch  volle  Lange  aus- 
drückbaren und  den  innern  nur  durch  eine  oder  zwei  flüchtige 
Kürzen  wiedergegebenen  Senkungen  gewahrt  hat.  Die  verschie- 
dene Behandlung  dieser  Senkungen  beruhte  auf  alter  Theorie  und 
erlitt  keine  Ausnahme.  Im  Lateinischen  haben  wir  bisher  nur  in 
der  Wirkung  des  metrischen  Kürzungsgesetzes  gefunden,  dass  ein 
merklicher  Unterschied  zwischen  äusserer  und  innerer  Senkung 
der  Dipodie  gemacht  wurde.  Vor  allem  aber  ist  auch  hier  zu 
betonen,  dass  der  Anapäst,  beziehentlich  der  Choriamb,  der  in 
die  inneren  Stellen  zwei  Senkungskürzen  bringt,  wie  im  griechi- 
schen Drama,  so  auch  in  den  römischen  Versen  ebenso  legal  ist 
wie  in  den  äusseren.  Also  darin,  dass  ein  solcher  Versfuss  den 
zweiten  lambus  der  iambischen  Dipodie  oder  die  entsprechende 
Stelle  in  den  trochäischen  Versen  inne  hat,  kann  man  keine  Stö- 
rung* des  Dipodieugesetzes  finden.  Man  vergleiche  nur  Verse  wie 
Arist.  Ach.  40  aAA'  ol  itQvrdveig  yaQ  ovtod  ^sör^ißgiroC,  56 
(»vdQeg  itQvtdvfig,  adixette  r^v  ixxXi\<sCav.  58  onovdag  xoitj- 
6ai  xal  xQspdö ai  rag  atiitidag  und  unzahlige  ähnliche  und  die  latei- 
nischen, wie,  wenn  auch  etwas  seltner,  im  zweiten  Fusse  des  Senars 

Trin.  458  Nisi  quid  me  aliud  vis,  Philto  responde  mihi. 

Trin.  397  Miser  ex  ämmo  fit,  fäctius  nihilö*  facit. 

Cist.  449  Prior  pdsterwr  sit  et  posterior  Sit  prior. 

Truc.  347  Ita  ego  lllam  edepöl  servem  itaque  parce  victitem. 

Poen.  1093  Leno  hic  habitat  vicinus.  ::  Male  faxim  lubens. 

Aul.  507  Sed  hö*c  etiäm  pulchrümst,  praequam  ubi  sumptris 
petunt.   Doch  ist  hier  andre  Messung  möglich. 

Truc.  66  Nam  niisquam  äUbi  si  sü*nt,  circum  argen tarias. 

Capt.  110  Advorte  änimum  sis  tu:  fstos  captivös  duos.  Dagegen 

Kud.  606  Atque  üla  änimö  iam  fieri  feröcior  und 

Enn.  trag.  170  Seuex  sum :  üt'inäm  mortem  |  oppetam  prius  quam 
evenat  lassen  sich  anders  messen.   Aber  sicher  ist 

Heaut.  912  Quemquarane  änimö  tarn  comi  esse  aut  lern  putasV 
Ferner  Bacch.  149  uitiilo  iam.  Pseud.  808  drächümis  post.  Poen. 
681  Videre  Öquldem  vos.  Pers.  372  öp&räm  do.  Men.  300  Qui 
amicam  häbcas  eram.  Doch  nach  A  häbcs.  Amph.  481  Alter  dS- 
cüuiü  post.  Merc.  728  ßtiäm  vis.  Bacch.  518  nihilö  plus.  Mil.  547 
gquldeni  nie  (zweifelhaft).  Ad.  486  Sciö*.  ::  Mlsöräm  me.  Hec.  507 
Sublati  änlmt  sunt.  Heaut.  113  ädßö  res  u.  v.  a.,  ebenso  natür- 
lich auch  im  zweiten  Fusse  der  iambischen  Langverse,  wie  Asin.499 


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4.  Verschiedenheit  der  Senkungen  im  yivoe  i'aov  und  &vtaov.  313 


Fortasse.  ::  Etiam  nunc.  Pers.  282  CaedeVe  hodte  tu  restibus. 
Asin.  449  Quam  möx  mi  Öperäm  das?  u.  a. 

Sehr  häufig  ist  ein  solcher  Anapäst  oder  Choriamb  auch  in 
allen  andern  inneren  Senkungen,  sei  es  im  zweiten  oder  ersten 
Theile  der  iambischen  oder  trochäischen  Verse  von  jeder  Aus- 
dehnung, wie  Trin.  1013  esse  kontinent  te.  Cure.  534  Quös  ego 
äpüd  te  z.  B.: 

Trin.  184.  310.  320.  334.  348.  352.  363.  381.  397.  476.  582.  622. 
636.  701.  886.  910.  918.  931.  941.  951.  965.  1008.  1013.  1022. 
1033.  1042.  1051.  1056.  1060.  1124  (zweimal;.  1128.  1129.  Epid. 
50.  67.  77.  80.  126.  148.  155.  195.  230.  264.  279  (zweifelhaft).  292. 

405.  442.  567.  587.  591.  613.  659.  664.  666.  722.  Cure.  183.  191. 
198.  314.  333.  338.  366.  476.  483.  536.  5G4.  565.  567  (oblctö?). 
713.  Bacch.  52.  70.  90.  144.  151.  246.  300.  348.  432.  532.  565 
(zweifelhaft).  572.  634.  964.  1119.  Capt.  287.  296.  301.  322.  509. 
551.  563. 604.  617.  671.  723.  725.  798.  805.  815. 816.  878.  881.  895. 
Pnen.  30.  66.  192.  209.  278.  346.  358.  359.  368.  369.  371.  381. 
403.  475.  510.  546.  570.  581.  637.  681.  887.  900.  927.  1202.  1212. 
1224.  1283.  1284.  1294.  1335.  1384.  Rud.  27.  54.  93.  107.  113. 
143.  441.  473.  515.  587.  606.  729  (zweimal  im  trochäischen  Sep- 
f  enar).  738.  761.  776.  855.  998.  1021.  1067.  1084.  1095.  1103. 
1120.  1156.  1167.  (1189.)  1208.  1215.  1243.  1273.  1387.  1391. 
1408.  1417.  1420.   Merc.  64  (zweifelhaft).  159.  171.  182.  365.  378. 

406.  421.  453.  464.  483.  491  (zweifelhaft).  592.  622.  705.  708.  728. 
831.  839.  846.  851.  963.  Stich.  64.  81.  105.  118.  122.  142.  263. 
276  (troch.  Octon.).  347.  358.  363.  367.  490.  509.  513.  523.  583. 
599.  603.  614.  617  (edepol,  dies  noch  sehr  oft  wie  Pseud.  555. 
Gas.  128  u.  s.  w.).  659.  684.  704.  753.  760.  761.  Vgl.  auch  719.  756. 
Truc.  225.  258.  262  (zweifelhaft).  267.  274.  286.  291.  298.  344. 
429.  599.  769.  773.  778.  781.  783.  794.  809.  833.  836.  842.  844. 
852.  872.  Asin.  279  u.  886  mit  edepol,  ausserdem  105.  157.  184. 
230.  243.  297.  362.  449  (zweifelhaft).  516.  532.  (779.)  Amph. 
oft  edepol,  wie  371.  399.  441;  ausserdem  363.  366.  368.  385.  481. 
526.  576.  590.  605.  664.  678.  086.  707.  709.  718.  739.  741.  1016. 
1027.  Fr.  XIV  zweimal.  1061.  1106,  ferner  bei  edepol  753.  843. 
1041.  Aul.  55.  102.  164.  165.  199.  291.  365.  421.  424.  437.  444. 
458.  464.  523.  540.  557.  600.  609.  614.  635.  734.  753.  774.  791. 
Mil.  6.  18.  29.  845.  1094  1110  und  an  vielen  andern  Stellen 

U.  S.  W.  U.  8.  W. 

Zufolge  des  Princips  der  einheitlichen  metrischen  Technik 


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314 


Metrik.   II.  Liebung  und  SenkuDg. 


vertheilen  sich  solche  Anapäste  und  Choriamben  auf  alle  Jambi- 
schen und  trochäischen  Versmasse  so  gleichuiässig,  dass  wir  nicht 
erst  eine  besondre  Trennung  vornehmen.  Ueberall  finden  sich  zahl- 
reich solche  Formen  der  Hemistichien ,  die  bei  spondeischen,  be- 
ziehentlich molossischen  Wortfüssen  in  gleicher  Stelle  verboten 
sind,  wie 

Capt.  322  Me  \  sätürüm  j  scrvTrc  |  äpud  tc  j  stfmptu  et  vestitu  tuo. 
509  Eo  prötinus  ad  fratrem  inde  ubi  |  mci  \  sunt  \  äUi  \ 

cäptivi. 

Poeu.  30  Ne  et  fpsae  sitiant  j  et  j  puert  \  penfent  \  fäme~.  Vgl.  200. 
371  Ego  faxo,  si  non  irata  es,  aes  \  trifft  mm  |  pro  tc  | 
däbit  Vgl.  475. 

Cas.  743  Quid  hic  speculare?  ::  Nil  \  eqtüdem  \  spccülör.  ::  Abi. 

Rud.  1021  St  |  venmt  \  nunc  \  dominus  \  qtwiüst,  \  ego  qui  in- 
spectavi  procul. 

Rud.  729  Occipito  \  modo  |  ülTs  ädferre  |  vim  \  iocüto  \  pausfl- 
lulum. 

Rud.  1215  Sed  \  properü.  \  ::  Licet,  ::  Iam  htc  |  fac  Sit,  |  cena  ut 
curetür.  ::  Licet. 

Merc.  159  Quid  id  est  igitur  quöd  vis?  : :  Dicam.  ::  Dtce.  ::  Ät  i 
entm  \  pläclde  |  völo.  Vgl.  Rud.  1387.  1273. 

Mil.  31  Nolo  istaec  iiic  nunc.  : :  Ne  |  hercle  \  öpcräe  \  pretiümst  \ 
qmdem.  Vgl.  Most.  3. 

Men.  873  Vel  hi'c  qui  insanit  |  quam  |  valüJt  |  päulc  |  prius. 

Pers.  385  Tace  stülta  :  non  tu  |  nunc  \  hbnünüm  \  mores  \  vides? 
Aehnlich  579  vendiderö  |  prgtiö  |  süö. 

Merc.  705  Perii  hercle  :  rure  |  iätn  \  redtit  |  üxor  \  mcä  u.  s.  w. 

Die  Masse  der  Stellen,  von  der  unser  aus  nur  wenigen  Partien 
zusammengestelltes  Verzeichniss  wenigstens  eine  Vorstellung  geben 
kann,  ist  überhaupt  so  gross,  dass  hier  unbedingt  eine  ebenso 
legale  Bildung  im  römischen  Drama  anzunehmen  ist,  wie  die  ent- 
sprechende im  griechischen.  Wenn  wirklich  diese  sog.  inneren 
Anapäste  etwas  seltner  sind,  als  die  in  den  äussern  Senkungen, 
auch  im  vierten  Fusse  des  Senars  gegen  den  fünften,  so  hat  dies 
seinen  natürlichen  Grund.  Da  der  folgende  vorletzte  Fuss  nach 
den  iambischen  Schlussregeln  gewöhnlich  aus  Anapäst  oder  Spon- 
deus  besteht,  so  wurde  an  dieser  Stelle  ein  reiner  Iamb  schon 
darum  vor  dem  Anapäst  bevorzugt,  um  Wechsel  und  Klarheit  des 
Versbaues  zu  fördern,  vgl.  darüber  Verfasser  in  Bursian-Müllers 


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5.  Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  yivog  &vioov.  315 

Jahresbericht  48.  Bd.  S.  133.  Terenz  meidet  geradezu  die  Folge 
zweier  anapästischer  Füsse  nach  J.  Krauss'  Beobachtung,  N.  rhein. 
Museum  VIII,  S.  550,  was  allerdings  Plautus  nicht  thut.  An  sich 
aber  haben  solche  Anapäste  in  der  innern  Senkung  durchaus  nichts 
Anstössiges,  stehen  sie  doch  ziemlich  häufig  auch  in  der  inneren 
Senkung  vor  der  trochäischen  Cäsur,  wie  Andr.  858  ntl  öquldem, 
nisi  |  u.  a.  s,  oben  S.  228. 

5.   Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  yivog  aviöov. 

Dies  müssen  wir  festhalten,  dass  Gebrauch  und  Ethos  dieser 
anapästischen  Iamben  oder  daktylischen  Trochäen  ganz  verschieden 
ist  von  den  Spondeen  an  derselben  Stelle.  Während  erstere  den 
Gang  des  Verses  beschleunigen,  jedenfalls  beleben  und  leicht 
machen  wie  im  griechischen,  so  auch  im  romischen  Drama,  sind 
die  Spondeen  feierlicher,  würdevoller  und  dienen  somit  gerade 
zur  Hervorhebung  des  entgegengesetzten  Effekts.  Wir  haben  schon 
oben  erwähnt,  dass  in  Versen,  wie 

Bacch.  84  'Dato  qui  bene  sit,'  ego  ubi  bene  sit,  tibi  locum 
Upidum  dabo  u.  ä. 

durch  die  Auflösungen  und  den  Anapäst  im  vorletzten  Fusse  ganz 
der  leichtfertige  Ton  der  griechischen  Hetäre  getroffen  ist,  während 

Mil.  51  Cönmf mcäbö  Semper  te  mensä.mea, 
und  in  vielen  ähnlichen  hochpathetischeu  Stellen  der  Tragödie,  auf 
deren  Aufzählung  wir  hier  verzichten,  ein  feierlicher  Ton  unverkenn- 
bar ist.  Auch  hier  stimmt  das  romische  Drama  mit  dem  griechi- 
schen Vorbilde  völlig  überein,  wie  letzteres  Verfasser,  de  numero 
dochmiaco  p.  30—32  dargestellt  hat.  Darum  finden  sich  solche 
Anapäste  in  der  ältesten  Scipioneninschrift  wohl  nicht,  in  den 
nächst  älteren  aber  bereits  unter  dem  Einflüsse  des  saturnischen 
Epos  stehenden  wie  in  diesem  nur  in  den  äusseren  Senkungen, 
was  ganz  zu  dem  feierlichen  Elogienstil  passt,  vgl.  oben  S.  307. 

Mit  diesen  Ausführungen  aber  fällt  die  Erklärung  vom  Ge- 
brauch der  Spondeen  statt  der  Iamben  und  Trochäen  in  den  in- 
neren Senkungen,  wie  sie  zuletzt  noch  W.  Meyer,  Beobachtung 
des  Wortaccentes  in  der  altlateinischen  Poesie,  S.  39.  24  gegeben 
hat,  wonach  der  Ordner  der  altlateinischen  Iamben  und  Trochäen 
„ganz  verständiger  Weise"  keinen  Unterschied  zwischen  spon- 
deischen  und  anapästischen  Wortschlüssen  gemacht  haben  soll, 
und  die  Regel,  dass  jede  Senkung  mit  Ausnahme  der  letzten  durch 


316 


Metrik.  II.  Hebung  und  Senkung. 


eine  lange  Silbe  ausgedrückt  werden  könne,  „auf  natürliche  Weise" 
dadurch  entstanden  wäre,  dass  jener,  da  ihm  zwei  Kürzen  einer 
Länge  gleich  galten  und  er  nicht  einsah,  warum  die 
beiden  Kürzen  vor  der  Länge  den  Vorzug  verdienten, 
überall,  wo  er  die  Senkung  durch  zwei  Kürzen  wiedergegeben 
fand,  auch  eine  Länge  setzte.  Auch  im  römischen  Senar  ist  die 
Behandlung  des  Anapästes  und  des  Spondeus  eine  verschiedene, 
und  wie  im  Senar,  so  auch  in  allen  andern  iambischen  und  tro- 
chäischen Versen.  Hier  finden  wir  Anapäst  für  Iambus  und  Dak- 
tylus für  Trochäus,  abgesehen  von  der  Einhaltung  des  strengen 
Baues  dieser  flüchtigen  Senkungen,  von  denen  wir  im  vorigen 
Abschnitte  handelten,  gar  nicht  gemieden,  sondern  ganz  wie  im 
Menandrischen  Drama  angewandt.  Spondeen  in  der  inneren 
Senkung  sind  sichtlich  schon  von  Plautus  und  noch  mehr  von 
Terenz  gemieden  worden.  Sie  kommen  an  sich  schon  viel  seltner 
vor  als  die  Anapästen,  sind,  wie  wir  sehen  werden,  nur  unter  ge- 
wissen Voraussetzungen  zulässig  und  werden  manchmal  sogar 
durch  sehr  auffällige  Wortstellung  umgangen.  Hat  doch  z.  B. 
Plautus 

Bacch.  050  Dolis  ego  deprensus,  Ille  mendicäns  paene  inventus 
interit1) 

lieber  eine  so  verschrobene  Wortstellung  gewählt  statt  der  natür- 
lichen flle  inventus  mendicäns  paene  interit,  die  jedoch  einen  an- 
stössigen  Spondeus  geben  würde. 

In  zahlreichen  Fällen  haben  die  römischen  Dichter  die  Spon- 
deen auch  in  den  inneren  Senkungen  unbedenklich  zugelassen  und 
sie  thaten  Recht  daran.  Denn  sonst  hätten  sie  ihrer  Muttersprache 
in  unverantwortlicher  Weise  Gewalt  anthun,  einen  wesentlichen 
Theil  des  lateinischen  Sprachgutes  bei  Seite  werfen  müssen.  Wir 
sahen  oben  S.  213  bereits,  welche  Mühe  es  im  griechischen  Tri- 
meter  machte  ein  molossisches  Wort,  ja  manchmal  auch  schon 
uur  zwei  spondeische  ganz  gewöhnliche  Wörter  wie  at/rcp,  ysvoi- 
firjv  u.  ä.  unterzubringen,  weil  die  inneren  Senkungen  ausnahmslos 
von  Längen  freigehalten  werden  mussten.  Für  vier  Längen  hinter 
einander  bieten  die  iambischen  und  trochäischen  Verse  überhaupt 
keinen  Raum.  Wörter  mit  vier  und  noch  mehr  langen  Silben 
sind  freilich  im  Griechischen  nicht  allzu  häufig,  aber  im  Lateini- 
schen finden  sie  sich  zahlreich.  Iambische  und  trochäiache  Verse, 


1)  So  nach  den  Palatini,  nach  A  DoUb  ego  prensus. 


6.  Spondecn  in  den  inneren  Senkungen  deB  yevog  aviaov.  317 


die  einen  ernsten  Ton  einhalten  und  nicht  geziert  klingen  sollen, 
liessen  sich  gar  nicht  ohne  die  Freiheit  einer  Länge  auch  in  den 
inneren  Senkungen  vermöge  der  lateinischen  Sprache  bilden.  Das 
beweisen  zur  Genüge  die  leichtgeschürzten  lamben  eines  Horaz 
und  Catull,  besonders  des  letzteren  carmen  IV.,  wo  gar  keine 
Spoudeen  gebraucht  werden;  gerade  dieses  recht  artige  Gedicht 
ist  ein  Beweis,  wie  weit  man  die  lateinische  Sprache  mit  der  Zeit 
wider  ihre  eigene  Natur  gezwungen  hatte,  macht  aber  doch  ent- 
schieden den  Eindruck  des  Manierirten.  Nun  aber  erst  in  der 
alten  Zeit,  wo  die  Sprache  in  solcher  Hinsicht  noch  wenig  aus- 
gebildet, eine  wirkliche  römische  Kunstpoesie  noch  gar  nicht  vor- 
handen war;  da  wäre  bei  strenger  Beobachtung  des  griechischen 
Dipodiengesetzes  überhaupt  kein  ernst  gehaltener  Vers  in  den 
einfachsten  trochäischen  und  iambischen  Rhythmen  den  Römern 
möglich  gewesen.  Darum  hatte  sich  die  römische  Praxis  schon 
vor  Livius'  und  NaevW  Zeiten  für  die  Zulassung  der  Längen 
auch  in  den  inneren  Senkungen  entschieden.  Ob  wir  hierin  eine 
uralte  der  römischen  Sprache  aus  vorhistorischer  Zeit  überkom- 
mene Gepflogenheit  zu  erkennen  haben,  nach  der  überhaupt  kein 
dipodischer  Zuschnitt  der  alten  Kurz-  oder  Langverse  nöthig  war, 
lässt  sich  jetzt  nicht  mehr  beurtheilen.  Jedenfalls  hatte  aber 
auch  in  einem  solchen  Falle  das  griechische  Vorbild  schon  lauge 
vor  unseren  ersten  lateinischen  Literaturwerken  die  dipodische 
Messung  und  eine  dem  entsprechende  metrische  Behandlung  der 
lamben  und  Trochäen  durchgesetzt  Das  erkennen  wir  aus  den 
am  Ende  des  ersten  prosodischen  Abschnittes,  oben  S.  97  fg.  an- 
geführten ältesten,  inschriftlich  erhaltenen  Saturuiern,  in  denen 
das  sog.  Dipodiengesetz  nicht  weniger  scharf  hervortritt,  als  in 
dem  späteren  Drama. 

In  diesen  Scipioneninschriften  tritt  der  dipodische  Bau  der 
Verse  zunächst  deutlich  in  dem  Gebrauch  der  inneren  Katalexeu 
hervor.  Denn  diese  markiren  die  Dipodien  ganz  so,  wie  in  den 
Aeschvleischen  Churgesängen  iambischen  und  trochäischen  Vers- 
masses  u.  a,,  vgl.  Rossbach- Westphal,  Metrik  II*,  §.  39.  43  u.  46. 
Innere  Katalexis  tritt  immer  nur  am  Ende  der  Dipodie  ein,  im 
ersten  Fusse  der  Dipodie  aber  nur  im  Verein  mit  der  Katalexis 
des  zweiten,  was  ja  auch  eine  Grundregel  der  griechischen  clas- 
sischen  Metrik  ist.  Letzteren  Fall  bietet  die  älteste  Scipionen- 
inschrift  dreimal  im  ersten  und  zweimal  im  zweiten  Hemistich 
in  Vers  1.  2.  4  u.  5,  ebenso  zweimal  und  einmal  die  des  Calatinus, 


318 


Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 


deren  Anfang  uns  Cicero  erhalten  hat.  Die  etwas  jüngeren  Sci- 
pioneninschriften  bieten  überhaupt,  abgesehen  von  den  kata- 
lektischen  Schlüssen,  nur  einfache  Binnenkatalexis  immer  am 
Ende  der  Dipodie  wie  quoius  forma  virtütei.  pärlsümä  |  fuit. 
Samnl6<m>  |  cepit.  omnlä  |  brevla.  hönÖs  famä  vir|tüsque.  tibi 
ütler  |  vita.  Sctpio  |  reclpit  Ferner  werden  wohl  in  den  äussern 
Senkungen  zwei  Kürzen,  selbst  zwei  erst  durch  das  metrische 
Kürzungsgesetz  entstandene  Kürzen  gestattet,  wie  fortös  vir  |  sä- 
plensque.  dSdSt  tempestätibus.  hÖnÖs  färaa  virttfsque;  ebenso 
qulbüs  si  in  longa  |  ßcüisset  Fädle  factis  |  süperässes.  sübigit 
omnem  Lucänam,  aber  es  findet  sich  kein  Fall,  wo  zwei  Kürzen 
in  der  inneren  Senkung  stehen.  Das  sind  alles  Anzeichen  dafür, 
dass  man  dipodiscbe  Messung  mit  vollem  Bewusstsein  anwandte. 

Ebenso  aber  zeigt  die  Vertheilung  der  Spondeen  unzweifel- 
haft bereits  in  den  Scipioneninschriften  das  Streben  nach  dipo- 
discher  Markirung.  Nur  sechs  Längen  fallen  in  die  inneren 
Senkungen  in  den  zwanzig  angeführten  saturnischen  Langversen. 
Darunter  ist  V.  3  der  ältesten  Inschrift,  wenn  er  Lüciom  Sclpio- 
nem  zu  messen  ist,  nach  der  allgemein  im  Drama  herrschenden 
Praxis  ohne  jeden  Anstoss,  da  er  in  der  fraglichen  Senkung  eine 
unbetonte  Schlusslänge  zwischen  zwei  betonten  Längen  bietet. 
Die  auch  im  Drama  geltende  Vorschrift,  dass,  wenn  die  der 
inneren  Senkung  folgende  Hebung  durch  eine  Endsilbe  gebildet 
wird,  diese  innere  Senkung  kurz  sein  soll,  erscheint  in  denselben 
20  Saturniern  26  mal  streng  beobachtet.  Das  Dipodiengesetz 
ist  im  zweiten  Theile  sämmtlicher  Verse  ausnahmslos  durch- 
geführt Ausnahmen  im  ersten  Hemistich  finden  sich,  wenn 
tmnem  im  letzten  Verse  der  zweiten  und  perfe...,  ut  tua  im 
ersten  des  dritten  Gedichts  nicht  gerechnet  wird,  wiewohl  an 
letzterer  Stelle  kaum  anders  als  perföcit  ergänzt  werden  kann, 
nur  in  folgenden  drei  Fällen,  die  ganz  zur  Praxis  des  römischen 
Dramas,  wie  wir  sogleich  sehen  werden,  stimmen,  nämlich  in 
dem  gleichlautenden  Anfang  des  je  vierten  Verses  der  ersten 
und  zweiten  Inschrift  und  in  der  dritten  V.  3  u.  4: 

consöl  censör  aidilis.  quibüs  si  in  longa  ßcüisset  ladle  factis 
süperässes. 

In  diesen  drei  Versen  ist  eine  gewisse  Nothlage  unverkennbar. 
Die  Namen  der  drei  Staatsämter  Hessen  sich  nicht  so  einfach  in 
den  Vers  bringen.  Ordnete  man  die  Aemter  in  der  chronolo- 
gischen Reihenfolge:  aidilis  consol  censor,  so  gab  das,  wie  Ver- 


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6.  Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  yivog  ävicov.  319 

fasser  in  Bursian-Müller's  Jahresbericht,  48.  Bd.  S.  124  dargelegt 
hat,  eine  arge  Kakophonie,  dreimal  hinter  einander  trochäischen 
Wortaasgang,  der  auch  einem  weniger  geschulten  Ohre  um  so 
auffälliger  sein  musste,  weil  trochäischer  Ausgang  am  Ende  des 
vorigen  Verses  da  war  und  auch  im  zweiten  Theile  nicht  zu 
vermeiden  ging.  Die  umgekehrte  Reihenfolge  censor  consöl  aidi- 
lis  war  durch  die  Endkürze  von  consöl  ausgeschlossen.  So  blieb 
die  wirklich  gesetzte  immer  noch  der  beste  Ausweg.  Dass  ganz 
dasselbe  auch  von  den  beiden  andern  Versen  gilt,  leuchtet  ein- 
handelt  es  sich  doch  hier  sogar  um  viersilbige  Worter,  die  noch 
viel  mehr  Schwierigkeiten  machten. 

Für  diese  der  lateinischen  Sprache  angemessene  Behandlung 
der  inneren  Senkungen,  die  wir  in  der  altheimischen  Epik  und 
Lyrik  noch  an  einzelnen  Stellen  verfolgen  konnten,  entschieden 
sich  auch  die  dramatischen  Dichter  Roms  ebenso,  wie  sie  es  mit 
den  Gesetzen  für  die  Bildung  der  Versschlüsse  und  der  Hebungen 
t  abweichend  vom  griechischen  Vorbilde  gethan  haben;  ohne  darum 
in  den  ernsten  Ton  der  Elogienform  zu  verfallen,  insofern  sie 
die  belebenden  Doppelkürzen  besonders  in  Verbindung  mit  den 
schwersten  Längen  und  als  milderndes  Gegenstück  dazu,  wie  wir 
im  Folgenden  sehen  werden,  häufig  einmischten.  Und  wir  können 
in  dieser  Entscheidung  durchaus  nicht  eine  Rohheit  oder  Ge- 
schmacklosigkeit finden,  wie  es  die  späteren  alexandrinisch  ge- 
bildeten und  theilweise  verbildeten  römischen  Dichter  und  ihnen 
nachsprechend  auch  neuere  Gelehrte  vielfach  gethan  haben,  son- 
dern wir  meinen,  dass  die  Livius  und  Naevius  ganz  richtig 
wählten,  wenn  sie  die  bereits  eingebürgerte  Metrik  bei  ihrer 
neuen  Kunstgattung  in  einer  Weise  zur  Anwendung  brachten, 
die  mit  dem  Wesen  ihres  Kunstwerkes  wohl  verträglich  war, 
wobei  wir  noch  absehen  von  der  schon  oben  S.  316  hervor- 
gehobenen nothwendigen  Rücksicht  auf  das  lateinische  Sprach- 
material, das  Über  so  viele  Wörter  mit  mehreren  Längen  im 
In-  und  Auslaut  verfügte.  Gingen  doch  Wörter,  wie  folgende, 
die  wir  einer  kurzen  Plautinischen  Scene  beispielsweise  ent- 
nehmen: consolari,  lamentetur,  fortunatum,  bellatorem,  difflavisti, 
praefregisti,  adsentandumst,  quinquaginta,  sexaginta,  occidisti, 
invictissumis,  fortunatae,  praeterducerem ,  consignavi  u.  v.  ä. 
gar  nicht  ohne  eine  solche  durch  eine  Länge  wiedergegebene 
innere  Senkung  in  den  Vers.    Noch  grösser  musste  in  solcher 


320  Metrik.    11.  Hebung  und  Senkung. 

Hinsicht  der  Nothstand  in  den  oft  hochpathetischen  Scenen  der 
Tragödie  sein. 

Bei  dieser  ganz  sachgemässen  Entscheidung  haben  die  römi- 
schen Dramatiker  das  Dipodiengesetz  immer  noch  gewahrt,  wenn 
auch  in  beschränkterer  Weise  als  es  im  Griechischen  geschah.1) 
Sie  haben  diese  Senkungen  von  den  allerschwersten  Längen  rein 
zu  halten  gesucht,  wie  sie  dies  auch  mit  der  von  den  Griechen 
sehr  streng  behandelten  vorletzten  Senkung  bei  trochäischen 
Schlüssen  thuteu,  von  denen  oben  S.  227  fg.  die  Rede  war.  Dass 
aber  darum  nicht  etwa  eine  Uebertragung  dieser  Zeilen-  und 
Cäsurschlussregeln  auf  diese  Stellen  anzunehmen  sei,  wie  W.  Meyer 
glaubt,  denkt  Verfasser  a.  0.  genügend  bewiesen  zu  haben,  ins- 
besondere durch  Hervorhebung  der  Thatsache,  dass  bei  der 
Hephthemimeres  des  iambischen  Trimeters  die  schwerbetonten 
Laugen  ganz  regelrecht  in  dritter,  also  dem  trochäischen  Schlüsse 
unmittelbar  vorausgehender  Senkung  stehen,  weil  diese  als  un- 
gerade auch  im  griechischen  Trimeter  alle  Längen  verträgt;  wie 
z.  B.  das  überlieferte 

Mil.  828  Accede  huc:  periisfl  iam,  |  nisi  verüm  scio 
ebenso  richtig  ist,  wie  jede  andre  gleich  schwere  Länge  in  der 
äussern  Senkung  der  Dipodie,  etwa  Trin.  378  Egon  iudotatam  te 
uxorem  ut  pätiar?  : :  Patiundümst,  pater  oder  Trin.  358  Quof  tu 
egestatem  tolerare  u.  v.  a.,  was  alles  nicht  selten  und  ganz  legal 
ist  Der  Grund  ist,  dass  im  griechischen  Vorbild  an  diesen 
Stellen  eine  Länge  gesetzmässig  war.  Man  vergleiche  beispiels- 
halber griechische  Trimeter,  wie 

Aesch.  Prom.  11  özsQyew,  (piXav&gioxov  dl  \  nave6ftai  xqoxov 
Aribt.  equ.  722  ovx,  <oyd&\  iv  ßovXy  (is  \  do&ig  xa&vßQLöcu 
mit  lateinischen  Beispielen,  die  verhältnissmässig  nicht  wenig, 
jedenfalls  in  ausreichender  Zahl  und  in  ihrem  Texte  gesichert 
sind,  wie 

Mil.  853.  Pers.456.  Cas.317  (ibid.  63  zweifelhaft;.  Bacch.  1065. 
Cist.  154.  Cas.403.  Andr.540. 718.  Eun.418.856.  Heaut.  147. 429. 
543.  Ad.  139.  Capt.  51  (prol.)  u.  a. 

Sed  in  ce'lla  erat  paulüm  nimis  |  loculi  lübrici. 


1)  Dieser  Gedanke  ist  zuerst  von  J.  Draheim,  Herraes  XV.  S.  238—243 
ausgesprochen,  vgl.  Verfasser  in  Bursian-MüUer's  Jahresb.  36.  Bd.  S.  427.  428, 
sodann  auch  von  W.  Meyer  a.  0.,  jedoch  mit  einer  Begründung,  der  Ver- 
fasser a.  O.  48.  Bd.  S.  129  —  130  entgegengetreten  ist. 


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6.  Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  yevog  &vtoov.  321 


Igitür  provenMräw  bene  |  confidö  mihi. 

Opuiione  eiüs  res  !  tibi  habeät  tua,  andre  Messung  möglich. 

Amicam  ama/orem,  virum  |  in  quo  vis  loco. 

Quid  fecSras?  ::  Päillvm  quiddam.  |  ::  Eho  paulum,  impudens. 

Numquidnam  de  gndto  meo  |  audistf,  Chremes? 

Et  niinc  quid  expectat,  Syre?  |  an  dum  hinc  denuo. 

Quom  ita  tft  volo  est:  iste  töos  |  ipse  se*ntiet  u.  s.  w. 
Daraus  geht  hervor,  dass  sowohl  im  katalektischen  trochäi- 
schen  Schlüsse  wie  in  den  inneren  Senkungen  der  iambisch-tro- 
chäischen  Dipodien  das  griechische  Vorbild  für  die  römische 
Technik  massgebend  war.  Denn  nur  gerade  da,  wo  im  griechi- 
schen Verse  die  Länge  ganz  verboten  war,  haben  die  Römer  die 
fraglichen  schweren  Längen  gemieden  ohne  jede  Rücksicht  auf 
Cäsurschlüsse.  Demnach  haben  wir  auch  nicht  in  erster  Linie  eine 
Rücksicht  auf  die  Wortbetonung  anzunehmen,  die  man  auch  in  den 
benachbarten  Füssen  nicht  nahm,  die  die  vollen,  auch  schwersten 
Längen  in  ihrer  Senkung  ertrugen,  sondern  wirklich  das  Streben, 
das  griechische  Dipodiengesetz,  das  in  der  inneren  Senkung  eine 
leichtere  Silbe  als  in  der  äussern  erforderte,  soweit,  zu  wahren, 
als  es  anging,  ohne  dass  der  lateinischen  Sprache  Zwang  an- 
gethan  wurde.  Dies  erreichte  man  dadurch,  dass  man  von  diesen 
inneren  Senkungen  möglichst  die  schwersten  Längen  fern  hielt. 
So  wurden  unbedenklich  die  Spondeen  und  spondeischen  Aus- 
gänge im  zweiten  lambus  der  iambischen  Dipodie  und  in  der 
entsprechenden  Stelle  der  trochäischen  Verse  überall  so  zugelassen, 
dass  eine  tonlose  Länge  in  diese  Senkung  und  eine  vom  Hochton 

getroffene  Länge  in  die  Hebung  kam,  wie  ne  \&mentctur.  Quo 

pacfö  pügno  prae/re^Fsti  bräcchium.   häs  acrürnnÄs  auribus.  Fa- 

cete  ädvöriis  u.  s.  w.,  natürlich  auch  bei  aufgelöster  Hebung,  wie 

Itä  res  est  ßfeor.  et  cöndücdnle.  pro  cömmcritä  nöxia  u.  ä.  Denn 
die  Hebung  hat  da  immer  noch  Vers-  und  Wortton  vor  der 
Senkung  voraus.  Ja  man  ging  noch  einen  Schritt  weiter  und 
gestattete  sich  an  den  fraglichen  Stellen  noch  solche  Spondeen, 
deren  beide  Längen  entweder  gleichmässig  vom  Wortton  ge- 
troffen oder  vernachlässigt  waren,  weil  dann  die  in  Hebung 
stehende  Länge  immer  noch  wenigstens  den  Versictus  voraus 

behielt  ceteris  paribus,  also  auch  cön*rä  cönserta  manu,  mihi 

omsoluri  volo.  qui  bis  tarn  pulcher.  acta  haec  res  Sit  u.  a.  Aehn- 
liches  gilt  vom  Verhältniss  zur  vorausgehenden  Hebung,  worauf 

Klotz,  Grundxügo  altrOmiaobrr  Metrik.  21 


322 


Metrik.    II.  Hebung  and  Senkung. 


wir  später  gelegentlich  kommen  werden.  Aber  man  vermied  ein 
drittes  Verhältniss,  wie  cönsul  censor  äedilis.  qulbüs  si  in  longa 
Iicuisset  und  ähnliches,  wie  Quod  si  tu  obicias  formt  eis  päpä- 
vereui.  Denn  in  diesem  Falle  hat  die  durch  keinen  Wortton  ge- 
troffene Länge  der  Hebung  kaum  noch  etwas  voraus  vor  der  ihr 
quantitativ  gleichstehenden,  aber  noch  durch  den  Wortton  ge- 
hobenen Länge  der  Senkung,  sondern  beide  Längen  erscheinen 
im  Wesentlichen  gleichgewichtig,  trotzdem  auf  der  einen  der 
Versictus  liegt,  da  dieser  durch  den  Hochton  der  Senkung  in 
seiner  Wirkung  paralysirt  wird.  Dagegen  konnte  natürlich  in 
den  Fällen  wie  ömnes  äinant  te  der  Wortaccent  auf  der  Senkungs- 
silbe gar  nicht  den  Vers  alteriren,  weil  diese  Silbe  als  Kürze 
quantitativ  der  Hebung  nur  halbwerthig  gegenübertritt  und  ihr 
Hochton  eben  nur  auf  der  einen  Zeitmora  kürzer  ruhte  und  für 
den  Vers  flüchtiger  war,  die  Quantitätsverhältnisse  überhaupt 
ganz  so  wie  im  griechischen  Vorbilde  waren.  Ganz  anders  aber 
die  hochbetonte  Länge  in  der  inneren  Senkung.  Hier  ruhte  dieser 
im  Lateinischen  fest  an  der  vorletzten  langen  Silbe  haftende 
Hochton  entschieden  länger  als  eine  Zeitmora,  machte  sich  darum 
breiter  und  in  seiner  Wirkung  auch  für  den  Fluss  des  Verses 
bedeutsamer,  ja  er  störte  so  das  natürliche  Verhältniss  von  Hebung 
und  Senkung,  und  darum  wurden  solche  hochbetonte  Spondeeu 
in  innerer  Senkung  gemieden. 

Diese  Erklärung  des  der  alten  römischen  Dichtung  eigen- 
thümlichen  Dipodiengesetzes  hat  Verfasser  bereits  in  Bursian- 
Müller's  Jahresbericht  48.  Bd.  S.  135  fgg.  ausführlich  gegeben,  ohne, 
soweit  ihm  bekannt  ist,  bisher  auf  directen  Widerspruch  zu 
stossen.  Denn  selbst  P.  Langen,  der  in  einem  längeren  Aufsatze 
„Zur  Accentlehre",  Philologus  46.  Bd.  (1887)  S.  400—420  noch- 
mals den  alten  Bentley-Herinann-Ritschl'schen  Standpunkt  in  die- 
ser Frage  darlegt,  giebt  die  Möglichkeit  von  Verfassers  Er- 
klärung zu,  hält  sie  jedoch  besonders  darum  nicht  für  zutreffend, 
weil  sie  nicht  für  die  Anapäste  an  der  gleichen  Stelle  gilt.  Für 
jeden  aber,  der  den  in  der  griechischen  Metrik  bereits  überwun- 
denen Irrthum  des  Hephästion  nicht  theilt,  wonach  der  Anapäst 
entstanden  sein  soll  durch  Auflösung  der  irrationalen  Länge  der 
lamben,  eine  Lehre,  die  durch  die  griechische  Verstechnik  der 
Iamben  und  Trochäen  unzweifelhaft  als  irrthümlich  erwiesen  ist, 
enthält  gerade  dieser  Umstand  eine  treffliche  Bestätigung.  Denn 
bei  unserer  Auffassung  wird  eben  nur  das  erklärt,  was  allein  als 

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6.  Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  yhog  aviaov.  323 

von  der  griechischen  Praxis  abweichend  bisher  unerklärlich  war. 
Also  man  mied  einfach  da,  wo  im  Griechischen  reine  Senkung 
erforderlich  war,  wenigstens  keine  Länge  in  der  Senkung  ge- 
duldet wurde1),  eine  hochbetonte  Länge  in  der  Senkung  gegen 
unbetonte  Länge  in  der  Hebung  zu  stellen. 

Und  dass  hier  der  fest  auf  der  vorletzten  langen  Silbe  haf- 
tende Wortton  wirklich  das  bedeutsame  Moment  war,  geht  auch 
daraus  hervor,  dass  diese  Spondeen  ganz  anstosslos  in  den  frag- 
lichen Stellen  sind,  sobald  in  Folge  von  Enklisis  oder  aus  einem 
besondern  sprachlichen  Grunde  der  Hochton  nicht  auf  die  innere 
Senkung  zu  ruhen  kommt,  wodurch  ja  an  sich  die  Quantität  des 
Wortes  nicht  geändert  wird.  Sehr  lehrreich  sind  in  dieser  Hin- 
sicht Stellen  wie  die  folgenden  u.  ä. 

Andr.  235  Opperiar  ut  sei  am  nümquidn&m  haec  türba  tristitiae 
ädferat 

Ein  einfaches  numquid  oder  ein  quantam  wäre  an  dieser  Stelle 
auffällig  gewesen,  durch  die  Enklisis  von  nam  aber  tritt  der 
Hochton  um  eine  Stelle  zurück  von  der  Senkung  auf  die 
Hebung,  und  somit  fällt  jeder  Anstoss  weg.  Aehnlich 

Eun.  1037  Bene,  ita  me  di  ament,  factum.  : :  audin  tu,  hic  qui'd 
ait?  : :  Tum  autem  Phae*driae, 

wo  ein  äüdis  tu  unmöglich  gewesen  wäre,  wogegen  bei  ange- 
hängtem ne  (n)  Alles  in  Ordnung  ist,  weil  dadurch  der  Wortton 
von  der  inneren  durch  eine  Länge  gebildeten  Senkung  auf  die 
benachbarte  Hebung  gezogen  ist,  sodass  die  Wortgruppe  audin 
tu  hinc  keine  andern  Accentverhältnisse  hat,  als  das  an  gleicher 

Stelle  ganz  regelrechte  äudito  hic.  An  gleicher  Stelle  erscheint 
so  ferner: 

Capt.  917  Cocüm  percöntabatür,  pössenttä  seriae  fervescere. 

Trin.  905  Növislin  hömmem?  ::  Ridicule  rögitas,  quocuin  una 
eibum. 

Stich.  393  VidistJn  vlrüm  sororis  Pämphilippum?  Nun  adest? 

ebenso  ValuistTn  Stich.  586.  Amph.  679.  prÖmlstln  Cure.  709  u.  ä. 
Asin.  333.  932. 

Kud.  901  Ut  tempestas  est  |  nunc  atque  ut  noctü*  fuit,  s.  S.  92. 


1)  Denn  selbst  in  den  troebäiechen  Schlüssen  kommt  vereinzelt  eine 
aus  zwei  Kürzen  'bestehende  Senkung  vor,  wie  Thesm.  647  nrjveloicTiv  8e, 
igi.  Eur.  Or.  1635  u.  a.,  sogar  im  Veraausgang,  vgl.  ran.  937. 

21* 


324 


Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 


Enn.  trag.  197  Plebes  in  hoc  regi  antestät  loco:  licet  zweifelhaft. 

Aehnlich  Capt  431  hörünc,  wie  hörüncö  accentuirt  u.  ä.  Ueber 
tili  u.  a.  ist  bereits  ohen  S.  48  gehandelt,  vgl.  noch  Capt  314. 
595.  600.  658.  810.  954.  964.  969.  Bacch.  301.  485.  599.  1018. 
Stich.  675.  Rud.  436.  752.  966.  978.  1034  (in  der  Cäsur).  1063. 
1076.  1100.  Poen.  265.  364.  381.  385.  898.  389  (huius).  1319. 
Ebenso  bilden  keine  Ausnahme  die  Formen  mit  Elision  von  est  u.  a., 
z.  B.  Epid.  599  visumst  non  oder  Visum  est  non;  Bacch.  470. 
Poen.  633  tantündemst  643  Ita  vöstrast.  959  mönsträtust  Cure. 
275  Estne  hic  parasitus  qui  mlssust  in  Cäriam.  Capt.  91  nül- 
lümst.  Merc.  610  odiösäst.  663  quäntümst  Stich.  427  äütemst 
Aul.  76  Megädörüst.  Amph.  100  präefeetüst.  Truc.  508  Iäm  mäg- 
nüst?,  Poen.  991  nüllust  med(?).  Dasselbe  gilt  von  der  Verbin- 
dung der  Präpositionen  und  der  Personalpronomina  und  ähn- 
licher Enklisis:  pröpter  te,  inter  se  (auch  in  Saturniern  s.  oben 
S.  227),  inter  vos  u.  s.  w.  Poen.  397.  440.  775.  1143.  1398.  Merc. 
417.  Capt.  420.  590.  702.  746.  Cure.  264.  Bacch.  413.  1146.  Trin. 
619.  Rud.  1060.  1104  (ambo).  (1401.)  1411.  Trin.  682  täntam  rem 
wohl  zu  halten  und  mit  der  enklitischen  Natur  von  res  zu  ent- 
schuldigen; so  schon  Ritsehl,  prol.  p.  237,  während  er  später  um- 
gestellt hat  Vereinzelt  ist  Cure.  628  serva  nie.  Andre  Fälle 
ähnlicher  Art  sind:  mülto  pöst:  Asin.  168.  Capt.  854.  Cure.  182. 
Anders  Cure.  502  vcbiscum.  Amph.  818  mecüm;  ebenso  erklären 
sich  als  Zusammensetzungen  Asin.  427  täm-quäm.  Capt.  118.  340 
nüm-quam,  quem-quam.  Merc.  1021  quis-quam.  Merc.  195  ne- 
qui-quäm.  Cure.  295  ex  ünöquöque  eorum  u.  v.  ä. 

Aber  es  finden  sich  bei  den  Dramatikern  noch  andere  Aus- 
nahmen an  diesen  Senkungsstellen,  wie  sie  auch  die  Saturnier- 
poesie  zuliess.  Bei  Terenz  sind  es  verschwindend  wenig,  bei  Plautus 
in  unserer  Ueberlieferung  eine  grössere  Reihe,  die  ohne  Noth 
vielfach  durch  Conjectur  vermindert  ist.  Es  handelt  sich  ent- 
weder, wie  in  der  Saturnierdichtung  um  längere  besonders  schwer- 
fällige Wörter  oder  es  wird  die  schwere  Senkung  dadurch  einiger- 
massen  aufgehoben,  dass  eine  benachbarte  Hebung  in  zwei  Kürzen 
aufgelöst  ist  und  so  durch  ihre  grössere  Lebhaftigkeit  ein  Gegen- 
gewicht bildet,  oder  es  vereinigen  sich  diese  beiden  Momente,  um 
die  schwere  innere  Senkung  erträglich  zu  machen. 

Wir  führen  zunächst  Beispiele  für  den  ersten  und  dritten 
Fall  auf. 

Am  häufigsten  begegnen  uns  solche  schwere  Wortverbin- 


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5.  Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  ytvog  äviaov.  325 

düngen  im  zweiten  trochäisch  anhebenden  Theile  des  Senars  und 
trochäischen  Septenars,  beziehentlich  iambischen  und  trochäischen 
Octonars. 

Asin.  159  iSgo  pol  istum  portitorem  prtväbö  pörtirio,  von  No- 
nius  bestätigt 

Asin.  298  0  catenarüm  Colone. : :  0  virgärum  läsclvia. 
Ebenso:  834  ägltemus  cönvlvium  (im  zweiten  Theile  des  iam- 
bischen Octonars).  864  ad  cenam  cötidie.  897  ülciscar  pötissu- 

mum  und  907  dldlcistt  rullöniam,  auch  wie  834  nach  2.  Da- 
gegen 207  ist  vielmehr  zu  messen  Tum  mihi  äedes  quoque  ädri- 
debant  etc.  334  falsch  umgestellt.  Vgl.  Bücheler  z.  d.  St, 
Pällaßö  zu  messen. 

Trin.  410  Quam  sf  tu  öbicias  ßrmicTs  päpäverem,  nach  Nonius 
regelrecht  formicis  obicias  papaverem  gestellt. 

Trin.  648  Praeöptavisti  amorem  tuom  uti  vtrtuti  praeponercs. 
673  Insanumst  et  mälum  id  hospitium. 

Trin.  862  Ni  fllic  homost  aut  dörmitator  out  sector  sömrius. 

886  Cöncubium  sit  noctis,  priusquam  ad  pöstremüm  per- 

veneris. 

Trin.  947  De'putare  opörtet  qui  abs  terra  ad  caelüm  pervenerit. 

977  Pom  tute  itidem  ut  chdrmidatus  es,  rursüm  recJiärmida, 
von  Ritsehl  geändert. 
Epid.  288  Rem  hercle  loquere. : :  Et  repperi  haec  te  qut  äbscedat 

süspttio,  auch  nach  2. 

Epid.  497  Neque  me  qui  dem  emere  qmsquam  uüä  pecünia,  s. 
unten,  magna  p£cunia. 

Cure.  352  Ntfque  diem  dece't  remorari  neque  nocti  nbcerier  im 
Wortspiel,  auch  unter  2. 

Cure.  371  Beatus  videor  :  sübduxt  rattünculam,  besonders  dieser 
Fall  ist  längst  anerkannt  und  von  0.  Brugmaun,  a.  0.  p.  49  mit 
Beispielen  belegt. 

Cure.  375  Verum  he*rcle  vero  quom  belle  recogito,  codd.  cum 
velle  recogito. 

Cure.  380  Qui  homö*  mature  quaestvit  pecüniam.  481.  482  Ei- 
gennamen. 572  Coniectur. 

Capt  40  (prol.)  Et  hic  hödie  expediet  hänc  doäe  fälUiciam. 

192  Ibo  intro  atque  intus  subdueätn  rattünculam. 


326  Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung-. 

Capt.  258  Quös  tarn  grandi  si'm  mercatus  praesentt  pecünia. 

482  Dico  unum  ridiculum  dictum  de  dictts  mefiöribus. 
557  ist  corrigirt. 

Capt.  813  Qui  av.ehuntur  quadrupedanti  cruciatm  cäutherio,  auch 
nach  2;  zweifelhaft  863.  965. 

Capt.  822  6t  petronem  et  döininuin  reddain  mortalts  tmscrrth 
mos;  falsch  ist  1022. 

Capt.  914  Adveniens  totum  deturbavit  cum  cdrnt  crirtiärium. 
Bacch.  39  Sequere  hac.  : :  Quid  agunt  dtfae  germanae  tucre- 

trices  cögnötnincs,  auch  unter  2. 

Bacch.  277  Postquam  atfrum  abstulimus,  in  ndvtm  cönscendimtis. 
544  gehört  nicht  hierher;  der  Vers  ist  corrupt  über- 
liefert und  nur  mit  Aenderungen  zu  halten:  Ne  sibi  invideatur 
ipsi  ignävi<a>  recte  cavent.  Ignavi  recte  cavent  ist  gemieden. 

Bacch.  675  Sic  hoc  digituh's  duobus  sumebas  primöribus. 

Rud.  14  (prol.)  Pettfnt,  quique  in  iure  äbiurtmt  pecüniam,  ebenso: 

89  abduxi  negotium.   91  lenonem  prghendere.    461  üx- 
träxt  präefi  seine. 

Rud.  997  cäpluntür  päuxlllulum,  auch  unter  2. 

633  Sänun  es?  ::  —  seu  tibi  confidis  fire  multäm  magti- 
darim,  auch  unter  2. 

Rud.  651  Fraudis  sceleris  parricidi  ptriuri  plenlssume. 

872  Bono  animo  meliust  in  nervont  conreperc]  aber  805 
eccum  clavatör  venit  mit  B. 

Rud.  987  Sed  tu  enumquam  ptscatorem  vidisti,  venefice. 

1081  Ädmodum  :  et  ea  quae  öl  im  parva  gestävit  crepündia. 
1136  zweifelhaft. 

•  0 

Rud.  1246  Semper  cavere  hoc  saplentts  äequlssumumst,  zugleich 
auch  unter  2. 

Rud.  1394  Sälvos  sum  :  lenö  labascit :  Vibertäs  portenditur,  etwa 
libertäs,  s.  S.  92, 

Rud.  1396  Ego  tibi  hunc  porrö*  servavi  cüm  nmgnä  pecünia. 
1345  corrupt. 

•  0  •  j 

Poen.  7  (prol.).  28  (prol.)  fecistis  säplentius.  infaiitis  mlnütulos. 
Ebenso: 

Poen.  155  Lenönis  huius  meretricPm  mäiüsculam,  auch  nach  2, 
498  meretricem  mintfscularu. 


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6.  Spondecn  in  den  inneren  Senkungen  des  yivog  ävioov.  327 

Poen.  339  mercatus  merStri'cius.  402  de  nöstro  nSgötio.  480 
zweifelhaft. 

Poen.  650  Nisi  dtfdum  mane  ut  ad  portüm  pröcessitmis. 

1341  Ut  me  suspendam,  ne  addicar  Agorästocli.  1406 
zweifelhafte  Lesart. 

Merc.  6  (prol.)  Eadem  latine  MercätÖr  Mäcci  Titi  mit  Eigen- 
namen. 

Merc.  15  (prol.)  humänas  querlmö'nias;  ferner  328  äd  portfim 

'/  *9  *0 

negotium.   380  ädversum  sententiam.  206  dixisti  verissumum. 

Stich.  194  praecouis  cömpendiuin.  (273  sübrnSrüni  scltlssume.) 
306  (im  iambischen  Octonarausgang)  äd  ludos  Olympios.  400 
dC*  dictis  mgllöribus.  447  ad  cenam  cöndicere.  515  cum  vöstris 
üxöribus. 

Amph.  42  (prol.)  Vidi'  Neptunum,  Virtutctn,  Victbriam, 

490  celetur  cönsuetio.    840  sedatuui  Cüpi'dineni.  841 
cognätüm  cöncordiain.  962  u.  1049  ist  die  Lesart  unsicher. 

Aul.  375  Vituh'num,  cetum,  jwrcinäm,  cara  ömnia,  wohl  noch 
zu  entschuldigen. 

Aul.  576  Post  höc  quod  habeo  ut  commütät  cöloniam. 

Pseud.  456  Si  quid  superfit,  vteinos  inipertio. 
Truc.  892  Ne  istum  ecastor  hödie  hostissim  (codd.  hastis)  cön- 
feetüm  falüciis. 

Truc.  272  zweifelhaft,  nach  Studemund  arinilias  an  e<5's  ferox. 
A  armilia.   B  arme,  rell.  arma. 

Vidul.  fr.  II,  1  Ibo  et  quaeram  si  quem  possim  socibrum  nän- 

■i 

ciscier,  auch  unter  2. 

Alle  diese  Fälle  sind  als  legal  anzuerkennen;  sie  werden 
durch  lange  Worte  sümmtlich  hinreichend  entschuldigt  und  da- 
durch zugleich  die  Wiederholung  eines  solchen,  den  Gang  des 
Verses  stark  beeinträchtigenden  Spondeus  ausgeschlossen.  Nur 
im  Mercatorprolog  begegnet  uns  ein  solcher  Spondeus  doppelt, 
V.  6  Mercafor  Macci,  allein  hier  ist  der  Versbau  gleichfalls  durch 
die  Noth  entschuldigt  und  wegen  der  Eigennamen  gewagt  Noch 
eine  zweite  Ausnahme  würde  es  geben,  wenn  Aul.  336  richtig  ist: 
Ubi  s£  quid  poscam  usque  ad  raviin  poscam  prius,  allein  trotz 
der  Citate  eines  Festus  (poscamus  quod)  und  Nonius  (poscamus 


328 


Metrik.   II.  Hebung  and  Senkung. 


que)  ist  der  Vers  unsicher.  Brugmann's  Herstellung  pdscam 
usque  ad  ravim  prius  ist  ansprechend. 

Auch  im  Anfang  der  trochäischen  Langverse,  der  ja  im 
Wesentlichen  mit  dem  trochäischen  Eingang  des  zweiten  Theiles 
übereinstimmt,  wird  ein  solcher  Spondeus  oder  Molossus  nur  so 
gebraucht,  dass  die  missliebige  Betonung  A  ±  ^  nicht  zweimal 
hinter  einander  erscheint;  fast  überall  handelt  es  sich  auch  hier 
um  längere  Wörter: 

Trin.  702  CÖgnatos,  adftmtätem,  ami'cos  factis  ntfptiis. 

720  Ftdmhüas  iübeäm  suppingi  söccis?  non  sisti  potest. 
1021  Eigennamen,  zweifelhaft. 

Trin.  1082  Ärgenti  mims  numeratis.  : :  Quöt?  : :  Quadraginta. : : 
Öccidi. 

Trin.  1160  Postremo  quöd  vis  non  duces,  nisi  illud  quod  non 
vis  feres.  Dass  postremo  am  Anfang  steht,  darin  braucht  man 
noch  keine  Freiheit  des  ersten  Fusses  zu  sehen,  sondern  das  be- 
deutsame Wort  fand  sich  auch  im  Innern  des  Verses  so,  vgl.  886. 
Bacch.  570. 

•/  _r_  . 

Epid.  44  De  praedä  mercätust  oder  De  praedast  mercatus;  46 
corrupt  und  lückenhaft. 

Epid.  123  Quam  ärgentt  fuero  elocutus  ei  postremam  syllabam, 
doch  ist  wohl  Quäm  ärgenti  zu  messen  und  die  Ausnahme  unter 
den  zweiten  Abschnitt  zu  setzen,  ebenso  252  Eum  ärgentum. 

Epid.  326  Absurde  facis,  qui  angas  te  animi,  si  he*rcle  ego 
illüm  semel  prendero,  doch  ist  das  Versmass  unsicher,  hei  tro- 
chäischer Messung  vielleicht  Fäcls  absurde. 

Cure.  289  Qul  tncedünt  stiffärcinati,  cüm  libris,  cum  spörtulis, 
auch  unter  2;  ebenso  Rud.  437. 

Cure.  344  Trigintä  mlnis  vestem  aurum  et  pro  his  decem 
coaccedünt  minae;  vgl.  zu  Merc.  429. 

Cure.  591  Äntiquom  poäam  audivi  dixisse  in  tragoedia. 

632  Quäerätts  chlamydem  et  machaeram  hanc,  ünde  ad 
me  pervenerit. 

Cure.  706  Dicundi,  non  rem  perdundi  gratia  haec  natast  mihi 

Capt.  257  An  verö  non  iüsta  causast,  tit  vos  servem  s^dulo, 
derselbe  Anfang  Poen.  533,  vgl.  postremo. 

Capt  335  Prtvdttm  medtet  Menarchi.  : :  Pöl  is  quidem  huius 
est  cliens. 


6.  Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  yivoq  avicov.  329 

Capt.  482  Dtco  unum  ridtculum  dictum  de  dictis  meliöribus. 

898  Äetcrnüm  tibi  dapindbo  vi'ctum,  si  vera  atftumas.  851 
HoraSum.  Vgl.  Pellaeo,  s.  S.  325. 

Bacch.  9 1  Sumne  autem  rithilt,  qui  nequeam  itigenio  moderari  meo. 
416  PaiUispSr,  Lyde,  £st  lubido  hömini  suo  animo  öb- 
sequi;  eine  Umstellung,  etwa  Lyde,  paulisper  lubidost  würde  den 
Vers  nur  schlechter  machen;  entschuldigt  wird  der  harte  Anfang 
hier  vielleicht  durch  die  Zusammensetzung  paulis-per,  vgl.  sem-per 
Cure.  292,  vobiscum,  mecum  u.  ä.,  auch  wurde  Lyde  und  lubido 
wohl  absichtlich  neben  einander  gestellt,  ähnlich  Rud.  1036. 

Bacch.  441  Extemptö  puer  paedagogo  tabula  disrumpit  caput. 

Rud.  1373  Iürätus  sum  et  ntfnc  iurabo,  sf  quid  voluptatfst  mihi, 
wohl  Enklisis  von  sum. 

Merc.  407  Contempfönt,  conspfciant  omnes,  ntftent,  nictent,  si- 
bilent. 

Merc.  414  Ändllam  virdginem  aliquam  nön  malam,  forma  mala. 
429  VTgtnti  minfs  opinor  pösse  me  illam  vendere,  hier 
wie  oben  Cure.  344  ist  zu  beachten,  dass  das  ungefüge  undecli- 
nirbare  Zahlwort  nicht  vom  Substantiv  minis  zu  trennen  ging, 
daher  triginta  minis  u.  ä.  wie  ein  fünfsilbiges  Wort  zu  gelten  hat. 
Vgl.  Asin-  348. 

Merc.  451  Post  äüttm  comtminis  est  illa  mihi  cum  alio  :  qui  scio. 
Vgl  postremo  am  Anfang  des  Verses,  vgl.  ferner  Amph.  303 
Iam  pridem. 

Merc.  644  NÖn  pössum  (aus  potis  sum)  durare  etc.  giebt  keinen 
Anstoss,  vgl.  Amph.  340. 

Stich.  381  Sämbucäs  advexit  secum  förma  eximia. : :  Etfgepae. 

Amph.  508  Ecastor  te  experior  quanti  facias  uxorem  tuam ; 
ecastor  so  auch  537.  663.  714. 

Amph.  661  Qui  dudum  properäre  se  aibat?  an  ille  me  temptat 
sciens. 

Aul.  168  Clämoris,  impdria,  eburata  vehicla,  pallas,  pürpuram. 
232  ÜJt  te  utär  iniquiore  et  meus  med  ordo  inrideat. 

Asin.  351  Extemptö  faew  facetum  me  atque  magnificiim  virum 
drei  dreisilbige,  ein  viersilbiges  Wort. 

Asin.  530  Ecastor  nobts  perichm  et  fämiliae  portenditur.  Der 
auffallend  harte  Eingang  wird  durch  zwei  vienulbige  und  zwei 
dreisilbige  Wörter  einigermassen  entschuldigt. 


330  Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 

Asin.  930  Ecästor,  qui  stibruptuntm  pällaui  promistt  tibi. 

939  De  pdlla  memento,  amabo. : :  Itfben  hanc  hinc  accedere? 

Truc.  830  Näm  vinüm  si  fdbulari  posset,  se  defenderet. 

Rud.  656,  wo  die  Ueberlieferung  unmetrisch  scheint,  lässt  sie 
sich,  die  Messung  mälÖ  in  erster  Senkung  zugegeben  (mälüm 
findet  sich  so  einmal,  s.  oben  S.  57),  allenfalls  halten:  Ät  malo 
cum  magno  süö  |  fecit  hercle.  ite  istinc  foras;  gefalliger  wäre 
hercle  fecit;  jedenfalls  ist  diese  Stelle  frei  von  auffallenden 
Spondeen. 

Endlich  bleiben  noch  übrig  die  Spondeen  im  zweiten  Fusse 
iambischer  Verse,  die  überhaupt  sehr  selten  sind  (im  zweiten 
iambisch  einsetzenden  Theile  der  bereits  erwähnte  Asin.  834 
agttemüs  cönvivium,  auch  nach  2  zulässig).  Meist  sind  sie  ohne 
jeden  Anstoss,  wie  in  Wendungen  nümquid  vis  und  ähnlichen 
Cure.  516.  vobiscum  Cure.  502.  Satis  est.  nüm-quam,  wo  ein  aus 
zweien  zusammengesetztes  Wort  den  Spondeus  ausmacht.  Säramt- 
liche  Fälle  des  Senars  bespricht  0.  Brugmann,  a.  0.  S.  22  u.  23 
so  sachgemäss,  dass  hier  einfach  darauf  verwiesen  werden  kann. 
Ueber  die  iambischen  Septenare  vgl.  P.  Mohr,  de  iambico  apud 
Plautum  septenario.  diss.  Lips.  1883.  S.  18. 

Bacch.  968  Eum  ego  adao  Und  menddeio  devici,  uno  ictu  ex- 
tempulo,  auch  nach  2. 

Rud.  1284  Nam  talionis  cx  gattdio  credo  esse  proereätos.  Poen. 
991  wohl  nulldst  med. 

Asin.  555  Vi  jmgnändo  periuriis  nostrfs  fugae  poti'ti. 

561  Ubi  ftdvnthn  fraudäveris,  ubi  ero  in  fidel  is  fderis.  571 
damno  <et>. 

Das  ist  zwar  eine  grosse  Reihe  von  Ausnahmen,  allein  sie 
sind  zu  entschuldigen.  Sicherlich  gilt  dies  von  den  zahlreichen 
Stelleu,  gegen  60  aus  13  Plautinischen  Stücken,  wo  im  Versaus- 
gang drei-  oder  viersilbiges  Wort  vor  schliessendem  viersilbigen 
steht,  wozu  man  ohne  Weiteres  die  Fälle  rechnen  kann,  wie  de 
dictis  meliöribus,  da  doch  de  dictis,  cum  magna  u.  s.  w.  als  ein 
Wort  gelten  kann.  Aehnliehe  Stelleu  finden  sich  auch  bei  den 
Tragikern,  wie  Enn.  93  de  mürö  iactarier.  Nel.  carm.  II  Foede 
stupreque  castigör  coü'die.  Inc.  inc.  17  Omnis  aequalis  vincebat  quin- 
quertio  u.  ä.  Aber  auch  im  ersten  Theile  der  trochäischen  und 
iambischen  Langverse  müssen  wir  unter  ähnlichen  Bedingungen 
dieselben  Ausnahmen  gelten  lassen.   So  sind  als  legal  zu  behan- 


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5.  Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  ysvos  ävicov.  331 


dein  Anfange,  wie  bei  trocbäischen  Septenaren  Cögnatos  adfini- 
tatem.  Clamores  irnperia  eburata.  C<5ntemplent  conspfciant.  An- 
cillam  viräginem  oder  bei  iambischen  Langzeilen  Vi  ptfgnando 
periüriis.  Ubi  fidentem  fraudaveris.  Nam  lenones  ex  gaddio.  Aber 
auch  schon  solche  Stellen,  wie  Eum  ego  ädeo  uno  mendacio.  Dico 
unam  ridiculum.  Et  te  utar  im'quiore,  före  multam  magädarim, 
abgesehen  davon,  dass  einzelne  auch  in  die  andere  Classe  von  Aus- 
nahmen sich  bringen  lassen,  wie  Nlsl  multis  blanditiis,  können 
nach  solchen  Saturniern  wie  Qulbüs  si  in  longa  Hcüisset.  Consul 
censör  äedtlis  als  völlig  nach  alter  Technik  gerechtfertigt  ange- 
sehen werden. 

Andre  bisher  nicht  angeführte  Spondeen  finden  Entschul- 
digung darin,  dass  sie  in  einem  dreisilbigen  kurzen  Satze  von 
einer  Person  gesprochen  wurden  und  so  ganz  isolirt  sind.  Das 
sind  in  den  13  oben  genannten  Plautinischen  Stücken: 

Bacch.  699  Quid  dixit? : :  Si  tu  fllum  solem  sibi  solem  esse  diceres. 

Ferner  Rud.  1027  (eiozelne  Frage  QuC  pacto?).  1278.  1372.  1393. 
Poen.592.  Merc.  182.391.  395.  907.  Stich.  379.  Amph.  802,  ähnlich 
726.  Asin.  261  (CÖnsuadent  im  Anfang  des  Verses  als  Schluss  des 
Satzes  isolirt).  Most.  595  ist  die  auffallende  Stellung  ausserdem  noch 
entschuldigt  dadurch,  dass  dasselbe  spondeische  Wort  zweimal  in 
einem  Senar  unterzubringen  war:  Non  dat,  non  debet.  ::NÖn  de- 
bet?::Ne  gry  quidem;  ähnlich  Pers.  408  bei  viermaliger  Zusam- 
mensetzung mit  in.  Impüre  inhoneste  iniüre  inlex  labe's  popli. 

Andre  Stellen  lassen  sich  vielleicht  auch  auf  andre  Weise 
entschuldigen,  wie  Rud.  749  durch  drei  viersilbige  Wörter, 
Amph.  832  Iunöuem  als  Eigennamen.  Rud.  1075  scheint  hic  noster 
nos  Enküsis,  ähnlich  in  Kretikern  Amph.  221  nös  nöstras.  Rud. 
1 132  ist  nur  Ergänzung.  Rud.  630  schwankt  die  Versabtheilung 
und  Ueberlieferung  in  B  C.  So  bleiben  nur  ganz  wenig  Stelleu, 
wo.  zunächst  von  keiner  formalen  metrischen  Entschuldigung  die 
Rede  sein  kann:  Cas.  426.  Rud.  1104.  Truc.  64.  Poen.  1105,  Lesart 
unsicher,  wohl:  una  sünt  subreptae  etc.,  Mil.  502,  jedoch  in  B 
zweifelhaft.  Manchmal  mag  ein  gewisser  Zwang  im  Satzbau  ge- 
legen haben.  So  bei  Versen,  die  mit  postremo,  an  vero,  post 
autem,  dem  betonten  aeternum  anfangen,  so  auch  im  gleichen 
Sinn  aetatem  Asin.  274.  Poen.  332  Salve  extra  pretitfm,  wohl  nicht 
als  sälue  extra  prßtlum  aufzufassen  mit  L.  Havet,  cours  elera.  de 
metrique  grecque  et  latine  p.  144.  145. 


332  Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 


Dass  an  manchen  Stellen  beabsichtigte  Tonmalerei  vorliege, 
hat  Verfasser  in  Bursian-Müller's  Jahresbericht,  Bd.  48,  S.  136 
behauptet,  wie  von  Eun.  trag.  93  de"  muro  iäctarier  (vorher  vidi 
videre  quö*d  sum  passa  aegerrume).  174  cruclatü  perbiteret;  ahn- 
lich bei  Plautus  cum  magna  pecünia  s.  oben,  ferner  Rud.  437  Nisi 
magnis  blandi'tiis,  Capt.  822.  Cure.  352  im  Wortspiel  u.  ä.,  wie  bei 
Vergil  Aen.  3,  12  penättbüs  et  magnis  dis  iL  a.  So  Hessen  sich 
wohl  manche  Stellen  fassen,  wie  Cure.  361. 

Daher  bleibt  es  recht  zweifelhaft,  ob  man  einen  solchen 
schwerfalligen  Spondeus  ohne  Weiteres  als  eine  besondre  Freiheit 
des  ersten  Fusses  etwa  in  trochäischen  Septenaren  auffassen  soll. 
Eine  solche  Freiheit  wird  man  ja  eher  zugeben  als  den  Daktylus 

als  erstes  Wort  oder  gar  einen  Anfang  wie  AddS  |  grädum,  die 
beide  nur  im  daktylischen  und  anapästischen  Rhythmus  zulässig 
sind.  Mit  einer  solchen  Schwerfälligkeit  des  Anfangs,  die  sich 
allenfalls  mit  dem  Wesen  des  trochäischen  Yersmasses  verträgt, 
Hessen  sich  die  üben  als  unbefriedigend  angeführten  Stellen 
sämmtlich  genügend  erklären,  sowie  eine  kleine  Reihe  noch  nicht 
angeführter.  Es  sind  Cure.  292.  333. 632.  Epid.  326,  s.  oben,  ferner 
Cure.  344.  580.  728.  Rud.  1051.  Amph.  795.  Poen.  409  (lässt  sich 
auch  anders  entschuldigen).  Aul  214.  275.  Asin.  299.  938.  (421?) 
Merc.  428.  465.  483.  Stich.  369.  390.  Trin.  1160  u.  a.  Man  sieht, 
dass  diese  Erscheinung  jedenfalls  vereinzelt  war. 

Die  Richtigkeit  der  Beobachtung,  die  bereits  Hermann  und 
Ritsehl,  vgl.  dessen  prol.  p.  206 — 250,  gemacht  haben,  wonach 
ein  Spondeus  in  den  ungeraden  Senkungen  in  der  ausgeführten 
Weise  gemieden  wurde,  ist  wohl  ausser  Frage,  trotz  der  nicht 
unbedeutenden  Zahl  besonderer  Ausnahmen,  die  wir  auf  Grund 
der  Ueberlieferung  anführten.  Allein  manche  Stelle  mag  auch 
in  dieser  Hinsicht  nicht  richtig  auf  uns  gekommen  sein;  Aus- 
lassungen und  Umstellungen  sind  ja  unzweifelhaft  im  Laufe  der 
Jahrhunderte  vorgekommen.  Sehr  lehrreich  dafür  sind  Stel- 
len wie: 

Rud.  745  Argentüm  pro  istisce  ambabus  quöiae  erant  domino 

dedi,  wo  nur  B  das  richtige  ego  nach  argentüm  giebt:  Argentüm 
ego  pro  istisce  etc. 

Aul.  657  Yostremö  iam  hunc  perscrutavi :  hic  nihil  habet,  abi 
quo"  lubet, 

nach  unseru  Handschriften  also  ein  Beispiel,  wie  oben  Trin.  1160 


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6.  Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  yivog  ävioov.  333 

u.  a.;  allein  Nonius  p.  172  belehrt  uns,  dass  Pöstremo  nunc  iam 
pe*rscrutavi  die  richtige  Stellung  war. 

Hier  handelte  es  sich  in  weitaus  den  meisten  Fällen  um  Aus- 
nahmemessungen, die  aus  einem  bestimmten  Zwange  hervorgehen 
mochten,  den  das  Sprachmaterial  mit  sich  brachte.  Es  giebt  aber 
bei  Plautus  noch  eine  längere  Reihe  von  ganz  gesetzmässigen  der- 
artigen Spondeen  in  der  inneren  Senkung,  für  die  sich  nicht  ein 
Vorbild  in  der  saturnischen  Poesie  finden  lässt,  wiewohl  nicht 
ausgeschlossen  bleibt,  dass  hier  eine  Lücke  in  unserer  dürftigeu 
Ueberlieferung  vorliegt.  Die  bisher  erwähnten  Ausnahmen  waren 
bereits  vom  Verfasser,  in  Bursian-Müller's  Jahresbericht,  48.  Bd. 
S.  135  u.  136  bei  Gelegenheit  einer  Besprechung  von  W.  Meyer, 
Beobachtung  des  Wortaccents  u.  oben,  aufgestellt  wordeu. 

Die  folgende  Beobachtung  ist  jedoch  neu  und  muss  desshalb  hier 
besonders  erläutert  werden.  Sobald  eine  innere  Senkung  aus  einer 
hochbetonten  Länge  eines  molossischen  Wortes  besteht,  findet 
eine  Verletzung  der  rhythmischen  Verhältnisse  dieser  Senkung 
nicht  bloss  zur  letzten  Hebung,  sondern  auch  zur  ersten  der  Di- 
podie  statt;  ja  sogar  bei  dieser  Hebung  eher  eine  stärkere.  Denn 
da  die  letzte  Hebung  ausnahmslos  aus  einer  langen  Schlusssilbe 
in  diesem  Falle  gebildet  wird,  wie  in  allen  den  bisher  angeführten 
Stellen,  so  kommt  zur  einfachen  Länge  hier  immer  noch  die  un- 
umgängliche Pause,  die  am  Ende  jedes  Wortes  eintritt.  Diese 
ist  zwar  eine  für  die  Metrik  unmessbare,  giebt  aber  doch  der 
Schlusssilbe  einiges  Gewicht,  wie  wir  oben  S.  225  fg.  sahen,  wo  wir 
die  zahlreichen  Fälle  besprachen,  in  denen  die  aufgelöste  Hebung 
aus  unbetonter  Schlusskürze  und  betonter  Anfangskürze  gebildet 
erscheint.  Daraus  erklärt  es  sich  nun,  dass  alle  diejenigen  Fälle 
dem  Plautus  nicht  für  Ausnahmen  vom  sog.  Dipodiengesetze 
galten,  in  denen  sich  auch  die  erste  Hebung  der  Dipodie  leb- 
hafter gestaltet  zeigt,  sodass  sie  einiges  metrisches  Gegengewicht 
gegenüber  den  durch  den  sprachlichen  Hochton  ausgezeichneten 
Längen  besitzt.  Das  geschieht  aber,  wenn  die  erste  Hebung  auf- 
gelöst ist,  sei  es  in  einem  selbstständigen  zweisilbigen  Worte, 
das  einen  besondern  Hochton  hat,  oder  in  einem  viersilbigen 

Worte  von  der  Form  wie  mörtätür,  erüelätü,  das  auf  der  Stamm- 
silbe einen  Nebenton  hat  und  also  ähnliche  Tonverhältnisse  bietet, 

wie  fÖre  magnam.   Solcher  Stellen  führen  wir  folgende  an,  ohne 


334  Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 

einen  Unterschied  zwischen  dem  ersten  oder  zweiten  Theil  des 
Verses  zu  machen,  der  hier  nicht  vorhanden  ist: 

Epid.  33  Sine  perdat  :  alia  ädportabunt  ei  Nerei  ftliae  (transp. 
Nerei  ei  f.). 

Epid.  200  Roifitandö  sum  radcus  factus,  paene  in  cursu  concidi. 
217  Quam  ad  pbrium  venio  ätque  ego  illam  illi  Video 
praestolarier. 

Epid.  380  Atque  attquantü  lubentius  quam  abs  te  sum  egressus 
intus,  allenfalls  auch  nach  dem  ersten  Fall  zu  entschuldigen,  wi  • 
umgekehrt  aus  dem  oben  angeführten  Verzeichniss  sich  eine 
grössere  Anzahl  Stellen  auch  hierher  ziehen  lassen;  ferner: 

Epid.  400  Atque  addin?  ::  Quid  vis?  ::  Cävc  siris  cum  filia. 

Triu.  664  In  bcculto  iacebis,  quom  te  mäxume  darum  voles. 
186  nach  den  Palatini  nialedictas  famas  ferunt. 

Trin.  693  Te  Itbnestet,  me  cönlutulentet,  si  sine  dote  duxeris. 

716  Ego  amtcüs  numquam  tibi  ero  alio  pacto  :  sie  sen- 

tentiast. 

Trin.  850  JSeque  novt  neque  natus  necne  füerit,  id  solide  scio; 
ebenso  844  Trlbus  nummis  etc. 

Trin.  883  Faciam  ita  ut  vis.  aged um  nomen  tuom  prtmüm  memora 
mihi;  ebenso  898  sub  guato. 

Trin.  891  Quast  dteas,  si  quid  crediderim  tibi,  cpax'  periisse 
llico;  ähnlich  Men.  499  quasi  nömen. 

Trin.  968  Adülescens  cedodum  istuc  aurum  mihi.  : :  Quod  ego 
dem  aunim  tibi? 

Cure.  175  Emm  vero  nequeö  durare,  quin  ego  erum  accusem 
meum. 

Cure.  179  Sibi  honores,  sibi  virtutes,  st&i  pugnas,  sibi  proelia. 
312  Et  äqualem  cum  aqua?  properatin  öcius?  ::  Animo 

malest. 

Cure.  599  Phaedrome,  propera.  ::  Quid  properem?  ::  Pärasitüm 
ne  amiseris. 

Cure.  613  Quod  ar<ßntum}  quas  td  mihi  tricas  narras?  quam 
tu  vi'rginem. 

Capt  15  (prol.)  Vos  qui  potestis  ope  vfetra  censerier.  Cure.  649 
neque  vivam  neque  mörtuam  zu  schreiben. 

Capt.  85  Prolatis  rebus  parasttt  venatici,  auch  nach  1;  ebenso 
209  Ftufttivos  imitari. : :  Immo  edepol,  si  erit  occasio  haud 
dehortor. 


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6.  Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  ytvog  aviaov.  335 

Capt.  254  hti  vincliS  custtfdiisquc  ciicummoeniti  suuius,  auch 
nach  1. 

Capt.  468  Ith  ventvr  guttürque  resident  eswrialis  ferias. 

592  Enim  verd  iam  nequeo  contine'ri  etc.,  das  übrige 
unsicher. 

Capt.  620  Sed  Iwc  prlmftm  uie  expririgare  tibi  volo  nie  insauiaui. 
929  Satis  iain  audivi  tüas  aerumnas  tqriid  partum  mihi 
quas  meinorasti,  wo  freilich  ad  portuui  A  und  andre,  nur  I  je- 
doch apud  portum,  wodurch  die  Stelle  regelrecht  wird. 

Bacch.  44  Id  amliba  te  huic  caveas. : :  Quid  isti  caveam?  ::  Ut 
revehatür  doniuin. 

Bacch.  53  Quv  timäbo'?  ::  Quia,  Bacchis,  Bacchas  metuo  et  Bac- 
chanal tuoin. 

Bacch.  74  Equideui  tibi  do  hanc  operam. ::  At  niniium  pretlösas 
operaria,  jedoch  Elision. 

Bacch.  75  Stmuldta  me  amäre.  : :  Utruin  ego  istuc  iöcon  adsi- 
muleni  an  serio? 

Bacch.  428  Itä  cnrsü,  luctaudo,  hasta,  disco,  pugilatü,  pila. 

429  Sülihuta  sese  exercebant  inägis  quam  scorto  aut 

säviis. 

Bacch.  438  Nam  ölim  populi  pnus  honorem  cäpivbat  suffragio, 
auch  nach  1.  672  zweifelhaft. 

Bacch.  682  Qiu  in  menföm  venit  tibi  istuc  facinus  facere  tarn 

malum?  487  Üt  opino  tlltus? 

Bacch.  712  St  id  cdpsa,  geritöte  amicis  vöstris  aurum  cörbibus. 
96S  Eum  ego  adeo  una  mendacio  devici,  uno  ictu  ex- 
tempulo,  schon  oben  S.  330  angeführt 

Bacch.  1145  Qniä  nostros  agnös  conclusos  l'stic  esse  aiünt  duos. 
445  geben  die  Handschriften  Ne  ättlugas,  aber  Nonius 
bezeugt  ausdrücklich  Ne  atflgas. 

Rud.421  M%  (tdtrcdäs'i  ::  Pro  di  immortales,  Veneria  effigia 
haec  quidemst.   Me  at  trectas  B. 

Rud.  437  Nist  magrits  blanditiis  a  me  gütta  non  fern'  potest, 
auch  nach  1. 

Rud.  588  Qtt(%i  vtnts  Graecis  Neptunus  nöbis  suffudit  mare. 

589  Itaque  dlvom  prodi  speravit  nöbis  salsis  pöculis. 
997  Quo   colorest?  ::  Hoc   colore  captuntur  pauxi'lluli, 
auch  nach  1. 

Rud.  1151  7  t:  ad  vrrüm  convörti,  nugas,  nnflier,  maguas  egeris. 


336  Metrik.  II.  Hebung  und  Senkung. 

Poen.  276  Quid  nabelt  s,  qui  mäge  inmortalis  v<5s  credam  esse 
quam  ego  siem? 

Poen.  283  Heu  ecästb~ry  quom  ornatum  adspicio  nöstrum  am- 
baruni,  paenitet. 

Poen.  286  Nön  enim  pote  quaestus  fieri,  ntst  sumptus  se- 
quitür,  scio. 

Poen.  287  ftidem  ut  quaestus  non  consistet,  si  tum  sumpius 
superat,  soror. 

Poen.  304  Meretricdm  pudörem  gerere  mägis  decet  quam  pür- 
puram. 

Poen.  371  Ego  fäxö,  si  nön  irata's,  aes  nimium  pro  te  dabit. 
519  Quom  argtntttm  pro  capite  dedynus,  nöstrum  dedi- 
mus,  nön  tuom. 

Poen.  540  Tua  causa  neraö  nostrorumst  süos  rapturus  ramices. 
584  Näm  tstorum  nulltfs  nefastust,  cömitiales  sunt  meri. 
844  Sed  ad  postremum  nihil  apparet:  male  partum  male 

disperit. 

Poen.  871  St m  pinnts  volare  haud  facilest:  meae  alae  pinnas 
nön  habent. 

Poen.  1223  Sed  ut  dstü  sum  adgr^ssus  ad  eas.  ::  Lepide  hercle 
atque  cömraode. 

Merc.  154  Egon  äüstm  tibi  üsquam  quicquam  facimus  falsum 
pröloqui? 

Merc.  221  Befinebtt,  rogitabit  unde  illam  e*meris,  quando  ömeris. 
401  Labi'fäcto  paulatim.   verum  quöd  praeterii  dicere. 
495  Satin  tsttic  mandatumst?  : :  Potin  ut  aliud  eures?  :: 
Nön  potest.  Istuc  möglich. 

Merc.  634  Rogttäris,  quis  esset  aut  unde  esset,  qua  prosapia. 
647  Stcybriem, Cnidtfm, Zacy nthum,  Lesbumne  an  Boeötiam. 
796  Concivit  hostis  :  dornt  uxor  acerrumast 
860  Nec  calor  nec  frigus  metuo  neque  vlntum  neque 
grändineui. 

Merc.  873  Näm  ämteus  tibi  benevolenti  advenio  multum  be*ne- 
volens. 

Merc.  931  läm  tn  currüm  conscendi,  iam  lora  in  manus  cepi 
meas. 

Merc.  992  Modo  pdctm  faciatis  oro,  ut  ne  mihi  irattfs  siet 
Stich.  77  Quast  nümquäm  quicquam  ddeo  adsimulem  ac  quasi 
quid  indaudiverim.   Vgl.  S.  330. 

*\ 

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6.   Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  ytvoq  avtaov.  337 

■ 

Stich.  98  Viros  nostros,  quibus  tu*  nos  voluiati  esse  matres 
fumilias? 

Stich.  130  Nam  aut  olim,  nisi  tibi  placebant,  non  datas  optfrtuit. 
137  Quid  illos  exspectätis  qui  abhinc  iam  abterünt  tri- 
ennium?  auch  unter  1. 

Stich.  144  Probwres,  credo  ärbitrabunt  si  probis  narräveris. 
188  Nunc  reppererunt  iam  et  verbo  vicarium. 
331  Respice  ad  me  et  relinque  egentem  parasitum,  Pan6- 
gyris,  auch  unter  1. 

Stich.  398  Enimvero,  Gelasime,  opinor  pr<5venisti  fiittile.  enlm- 
vero  auch  Amph.  723. 

Stich.  457  Ut  eum  advenientem  weis  dfcits  deleniam;  wahr- 
scheinlich auch  532. 

Stich.  580  Cum  amicts  deliberavi  iam  et  cum  cognatis  meis. 
661  Fer<5  convivam  Dionysum  mihique  et  tibi. 

Amph.  511  Ego  fäxim  ted  Ämphitruonem  malis  esse  quam 
Iovem.  400  wohl  Neque  nobis. 

Amph.  608  Cäve  qutcquam  nisi  quöd  rogabo  te,  mihi  respönderis. 
611  Neque  pöstquam  sum  uätus,  habui  nisi  te  servoni 

Sösiam. 

Amph.  683  Sic  salutas  atque  adpellas,  quäst  dudum  non  vfderis 
und  der  Parallelvers: 

Amph.  685  Atque  me  nunc  promde  adpellas,  quasi  mülto  post 
videris. 

> 

Amph.  729  Übt  primüm  tibi  sensisti,  miüier,  impliciscier?,  viel- 
leicht auch  808. 

Amph.  968  Blepharontm  qui  re  divina  facta  mecum  prandeat. 
1042  Iam  ad  regem  recta  me  ducam  resque  ut  factast 

eloquar. 

Amph.  1112  Ego  cunäs  reeessim  rursum  vörsum  trahere  et 
ducere. 

Aul.  240  Eo  dich,  ne  nie  thensauros  repperisse  censeas,  vgl.  76 
neque  qulcquam. 

Aul.  279  Näm  ecastor  maliim  maerorem  metuo,  ne  iminixtun 
bibain,  s.  Asin.  188.  Truc.  315. 

Aul.  407  Neque  ego  ümquam}  nisi  hödie,  ad  Bacchas  veui  in 
Bacchanal  coquinatum. 

Aul.  594  Retinere  ad  salütem,  noenum  quo  incumbät  eo  impel- 
lere,  codd.  non  enim  quo. 

Klotz,  Cmncluflffo  altriimischor  Metrik.  22 


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338 


Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 


Aul.  742  Vehs  credo  volm'sse  :  nam  ni  vellent,  non  fieret,  scio. 
745  Qtua  vtnt  vitio  atque  amoris  feci.  : :  Homo  audacissume. 

Asin.  156  Fixus  hic  apud  n6s  est  animus  tuos  clavd  Cupidinis, 
vgl.  178  Quaal  pisces. 

Asiii.  188  St  ecästör  nunc  häbeas  quod  des,  älia  verba  prae- 
hibeas,  ähnlich  Truc.  315  St  ecastör  nach  B,  s.  S.  337. 

Asin.  192  Quta  nobts  lucrö"  fuisti  pötius  quam  decon  tibi,  ähnlich 

268  Üt  ego  Illös. 

Asin.  266  Metuo  quod  illic  öbscaenavit  meae  falsäe  fallaciae. 
529  Te  facturum  divitem,  si  nwrtätür  mater  sua,  ähnlich 
Cist.  450  quäm  txörem? 

Asin.  800  Neque  lilli  verbo  male  dtcat :  si  di'xerit,  ähnlich  Men.  499 
quasi  nömen.  Pers.  60  nach  B  u.  a. 

Asin.  834  Merito*  tuo  facere  possum. ::  Age  ergo  hoc  agiiemus 
convfviuin,  auch  nach  1. 
Truc.  284  Mihi  närräs,  ubi  müsca  nulla  femiuast  in  aedibus? 
305  Nihtl  mirum  —  vetus  est  maceria  —  läteres  si  ve- 
teres  ruont  nach  A  und  Priscian;  rell.  non  mirum  unrhythmisch. 
Truc.  334  Tibi  nulle  passum  peplrtsfi  niöre  moram. 

482  Ne  exspectetis,  spe'ctatores,  mväs  pugnas  dum  prae- 

dicem. 

Truc.  545  Vehementer  nunc  mihist  irata  :  sentio  atque  intellego. 
Aehnlich  Pers.  825  Fäctebät. 

Truc.  823  Neque  vivos  neque  niörtuos  sum  neque  quid  nunc 
faciam  scio. 

Truc.  943  Cäve  fäxis  :  volntfs  tibi  icam ,  quoi  sunt  dentis  ferrei, 
vgl.  Cas.  733. 

Diese  Beispiele  Hessen  sich  leicht  noch  vermehren,  doch  ge- 
nügen die  aufgeführten  zum  Beweis  dafür,  dass  hier  eine  ganz 
legale  Erscheinung  vorliegt.  Denn  wenn  sich  auch  ein  Theil  nach 
der  ersten  Ausnahme  mit  der  Nothwendigkeit,  längere  Wörter 
in  dem  Verse  unterzubringen,  erklären  lässt,  so  bleibt  doch  immer 
ein  grosser  Rest,  wo  durch  einfache  Umstellung,  die  man  auch 
vielfach  fälschlich  vorgenommen  hat,  oder  sonst  sehr  leicht  die 
schwere  Länge  aus  der  inneren  Senkung  zu  entfernen  war,  und 
gerade  diese  Zahl  Hesse  sich  noch  vermehren  durch  Beispiele  wie 
Men.  394  Tibi  pal  1  am  dedi  quam  uxori  meae  surrupui?  sanane's?, 
nicht  Tibi  dedi  pallam  und  viele  ähnliche.  Und  darin  besteht  der 
wesentliche  Unterschied  zwischen  diesen  beiden  Ausnahmen. 
Während  die  erste  mehr  aus  metrischer  Noth  zugelassen  sein 


6.   Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  yipog  &vicov.  339 


mag,  findet  die  zweite  in  rhythmischen  Verhältnissen  eine  ge- 
nügende Erklärung,  wie  bereits  dargethan. 

Aus  denselben  rhythmischen  Gründen  ist  aber  selbstverständ- 
lich eine  solche  betonte  Länge  in  innerer  Senkung  zulässig,  wenn 
die  folgende  Hebung  aufgelöst  ist  im  Verein  mit  der  vorher- 
gehenden, an  einzelnen  Stellen  auch  ohne  diese  zweite  Auflösung. 
Solche  Fälle  sind  bei  Plautus  nicht  gar  selten  und  sogar  in  der 
zweiten  Dipodie  der  Langverse  vor  der  Hauptcäsur  gebräuchlich: 

Bacch.  83  Übi  tu  lepide  |  voles  esse  tibi,  [|  meä  rösä  mihi  dicito. 
331  Sed  disne  (divesne)  est  istic  Theotimus?  : :  JStiäm 

rogas? 

Bacch.  614  fncredibilis  imposque  animi,  tnämdbtlts  inlepi- 
dus  vivo. 

Bacch.  656  Improbts  cum  improbus  sit,  harpaget. 
Capt.  424  Benefadä  CMmulare,  ut  erga  hunc  rem  geras  feh'citer. 
Stich.  507  Redttsse  vtdeö  bene  gesta  re  anibos  te  et  fratrem 
tuom. 

Stich.  693  Süom  quemquc  decet  :  quibus  divitiae  dömi  sunt, 
scaphiis,  cantharis. 

Stich.  696  Sed  ämica  mea  et  tü"a  dum  comit  dümque  se  exornat, 
n6s  volo,  so  683. 

Stich.  714  Quid  hic  fastidis,  quöd  faciundum  indes  esse  tibi? 
quin  bibis?  ähnlich  753. 

Stich.  737  Meä  snävts  «mabilis  amoena,  Ste'phanium,  ad  amo- 
re*s  tuos. 

Stich.  741  Si  amabilitas  übt  nosträ  pläcet,  si  tibi  ambo  accepti' 
sumus. 

Stich.  755  Age  mulsä  mea  suavitudo,  salta  :  saltabo  ego  simul. 
Poen.  365  Mea  voluptas,  mea  delicia,  mea  vita,  mea  amoeuitas. 

841  Et  ädtre  lübet  höminem  et  autem  m'mis  eum  auscultö* 

lubens. 

Poen.  1194  Stulta  soror  magis  es  quam  volo.  an  tu  eo  pukrä 
vfdere,  obsecro? 

Trin.  320  llenefäcta  tönefactis  aliis  pertegito,  ne  perpluant. 
605  Stne  dote?  ::  Stne  döte  ille  illain  in  täntas  divitias 

dedit. 

Trin.  714  Stne  dote  tieqtie  tu  hinc  abituru's,  quö*d  meumst,  id 
erit  tuom. 


340 


Metrik.  II   Hebung  und  Senkung. 


Cure.  166  Tatinure,  Polin tfre.  ::  Eloquere,  quid  est,  quod  Pa- 
linunim  vocas,  ähnlich  211. 

Asin.  175  Übt  lena  bene  agat  cum  quiquam  amanti  qui  frugi 
e*sse  volt. 

Aul.  139  Nam  öptuma  nÜUa  potest  e'ligi. 

732  Qum  tdnta  mala  maestitudoque  öbtigit. ::  Animö  bono's. 
Capt.  648  Subrußs  aliquautuin,  crispus  cincinnatus.  : :  Cönvenit. 

Pseud.  218  Ain  excetra  tu  quae*  tibi  amicos  t6t  habes  tarn 
probe  öleo  onus  tos? 

Pseud.  964  Peregrina  /«cies  videtur  hominis  atque  ignöbilis. 

Rud.  218  Numqui  minus  <ego>  seVvio,  quam  st  serva  forem 
näta?  nur  nach  B,  s.  oben  S.  57. 

Men.  991  Sapt  enter  Aabeätis  curae,  quae  imperavi  atque  nnpero. 
1066  u.  a. 

Damit  haben  wir  die  Plautinischen  Beispiele  für  diese  freiere 
Behandlung  der  innern  Senkung  erledigt.  Denn  nur  ganz  ver- 
einzelt finden  sich  solche  Spondeen,  wo  man  keinen  besondern 
Grund  für  dieselben  erkennt,  aber  auch  eine  Aenderung  nahe  liegt, 
wie  Men.  294  (Umstellung).  Ibid.  484  (höchst  unsicher,  es  fehlt 
ein  ganzer  Fuss).  Mil.  820  und  einige  andre.  Hier  heben  wir 
nochmals  hervor,  dass  von  besonderen  Freiheiten  des  ersten  Fusses 
kaum  die  Rede  sein  kann,  da  alle  die  in  Frage  kommenden  Er- 
scheinungen auch  im  Innern  des  Verses,  gelegentlich  sogar  in  der 
letzten  Dipodie  vor  der  Hauptcäsur  der  Langverse  nachweis- 
bar sind. 

Bei  Terenz  giebt  es  überhaupt  nur  noch  verschwindend  wenig 
Verse  mit  schwerbetonter  Länge  in  einer  inneren  Senkung.  Solche 
irrationale  Dipodien,  wie  die  zuletzt  aufgeführten,  finden  sieh  bei 
Terenz  gar  nicht.  Vereinzelt  sind  Verse,  wie: 

Hec.  488  Amöque  et  laudo  et  vehementer  destdero  bei  zwei  vier- 
silbigen Wörtern. 

Hec.  320  Profecto,  Parmenö,  me  celas. : :  Uxotvm  Phtlümenam 
mit  langem  Eigennamen. 

Hec.  506  Quia  patflum  vobis  ttecesstt  pecüniae;  vielleicht  Quia 
accessit  nobis  paiilulum  peedniae,  da  A,  die  eine  Calliopische 
Classe  und  Donat  paululum  überliefern. 

Phorm.  619  Visiitnst  mi  ut  eius  temptdrem  senlentiam. 

Andr.  7  Vetens  poetae  maCe  dictis  respondeant. 


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5.  Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  ytvog  avioov.  341 

Andr.  490  Non  imperabat  ccram,  quid  opus  facto  esset  püer- 
perae  u.  ä. 

Endlich  gleichfalls  vereinzelt  nach  Plautinischem  Vorgange: 
Ad.  865  Sibt  viztt,  sibi  sümptum  fecit :  dmnes  bene  dicünt, 
amant. 

Phorm.  985  Rape  hünc.  ::  Sic  agitis?  emm  vert  vocest  opus, 
vgl.  Andr.  221  futt  6ltm. 

Dagegen  ist  schwerlich  richtig  überliefert: 

Ad.  748  Cur  nön?  ::  Sanum  te  credis  esse?  ::  Equidem  ärbitror. 
Da  eine  Calliopische  Handschriftenclasse  Sanumne  te  er.  e.  giebt, 
hat  Beutley  wohl  richtig  geschrieben:  Sanumne  credis  te  esse? 
Endlich  ist  durch  besonders  langes  Wort  entschuldigt: 

Andr.  767  0  fäcinus  anlmädvertendum.  ::  Quid  clamitas? 
Kerne  Ausnahmen  bilden  Fälle  wie  Phorm.  710  quae  cäussast 
iustissuma;  auch  Phorm.  667  ist  unsicher  überliefert;  doch  ist 
wohl  inquit  richtig,  wie  ibid.  911  popuii  Inqutt,  si  id  feceris. 

Nachdem  wir  die  Bildung  der  inneren  Senkungen  in  den 
Iamben  und  Trochäen  besprochen  haben,  erübrigt  noch  ein  Blick 
auf  die  andern  Rhythmen.  Ausser  Betracht  bleibt  der  anapä- 
stische, da  dort  Hebung  und  Senkung  gleich  werthig  ist  und  gleich  - 
massig  gebildet  wird,  die  Zusammengehörigkeit  zweier  Anapäste 
aber  zu  einer  Dipodie,  wie  wir  bereits  oben  II,  2  sahen,  nach 
dem  griechischen  Vorbilde  in  ganz  anderer  Weise  zur  Geltung 
gebracht  wird. 

Der  Kretiker  ist  in  Bezug  auf  seine  innere  Senkung  der 
trochäischen  Dipodie  gleichzusetzen,  wird  aber  in  Wirklichkeit 
viel  strenger  gehalten.  Denn  da  der  je  zweite  Kretiker  in  Di- 
metern,  Tetrametern  u.  s.  w.  immer  rein  gebildet  ist,  so  ist  eine 
irrationale  Senkung  Überhaupt  selten.  Es  finden  sich  ziemlich 
viele  kretische  Gedichte,  völlig  übereinstimmend  mit  dem  griechi- 
schen Vorbilde,  durchweg  mit  reiner  Senkung,  wie  Bacch.  1109. 
Cas.  599.  Cure.  105.  147.  Men.  112.  Pseud.  926,  Gedichte  zum 
Theil  schon  von  einigem  Umfange.  Eine  lange  Senkung  im  ersten 
und  beziehentlich  im  dritten  Fusse  ist  gestattet,  aber  dabei  wird 
die  schwerbetonte  Länge  sorgfaltig  gemieden.  Sie  findet  sich  nur 
ganz  vereinzelt  im  ersten  Fusse  des  Langverses: 

Amph.  221  Nos  nöstras  morö  nostro  et  mÖdo  tnstrüximüs, 
vielleicht  in  Enklieis. 


3 42  Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 


Most  109  Cönfnngit  tegüläs  l'mbricesque  ibi  und  wohl  auch 

717  Äccedam.   Di  te  ament  plürumum,  Sinio,  aber  nicht 

108  Atque  lllüd  saepe*  fit  etc.,  sicher  auch  nicht  im  ror 
letzten  Fusse 

Epid.  177  vivendö  vtncSre.  6h.  Der  Vers  ist  vielmehr  ein  al 
loeometrisches  nagariXamov  nach  unserer  Ueberlieferung:  Quü 
tibi  licitumst  (licuit)  eam  vivendo  vüicere.  Auch  im  Anfang 
dieser  kurzen  Scene  v.  166  giebt  der  Ambrosianus  einen  richtig«. 
Senar.  Man  wird  also  nur  in  den  drei  zuerst  aufgeführten  Ver>er 
eine  schwerbetonte  Länge  im  Anfangsfusse  annehmen. 

Demnach  finden  sich  auch  die  unbetonten  Längen  im  erst* 
und  dritten  Fusse  entweder  nur  bei  längeren  Wortern,  wie: 

Amph.  220  Disjwrtiti  viri,  disperditi  Ördmes. 

Capt.  210  Ü  num  ororäre  vos  sfnite  nos.  ::  Quidnam  id  est? 
Vgl.  Capt.  205.  206».  220.  Cas.  176.  Epid.  320.  Most,  693.  Tul 
713.735.  Rud.  267.  272.  673;  ähnlich  auch  bei  Tereuz  Andr.621 
Üt  malis  gaddeant  atque  ex  incömmodis,  wie  einsilbiges  Wort  auch 
Amph.  241.  Most.  739, 

oder  so,  dass  der  erste  oder  dritte  Fuss  mit  einem  Spondei? 
beginnt,  der  mit  seiner  unbetonten  Endsilbe  in  die  Senkung  fall:: 

Amph.  236  Höstes  crebri  cädünt,  nostri  contra  tngrüöni  Ibid. 
224.  232.  233.  246.  Capt.  211b.  (Men.  113.)    Most  734. 
242.  267,  auch  bei  Auflosung  der  ersten  Hebung  mit  Anapä*' 
im  Anfang,  wie: 

Amph.  244  Equltes  pareut  citi,  ab  dextfcra  mäxümf 
oder  mit  Elision,  wie  ausser  Capt.  218.  Rud.  242. 

Asin.  136  Ingräta  atque  irrlta  esse  Öninla  intellSgo. 

Anders  ist  es  bei  den  Bacchien.  Denn  da  diese  der  iac- 
bischen  Dipodie  gleichgestellt  werden,  kann  wenigstens  im  erst^ 
Racchius,  beziehentlich  im  dritten  ein  spoudeisches  Wort  den 
Anfang  bilden,  was  sich  zwar  nicht  in  den  vier  bacchiiscbf: 
Tetrameteru  des  Terenz,  Andr.  481  fgg.  findet,  aber  bei  Plauts 
und  sonst  nicht  selten  ist,  wie: 

Amph.  648  Virtus  prä^miümst  t ptümäm  etc.  Ibid.  567.570.64  ' 

Aul.  122  Causa  fäcere  ut  aequo  in  st  germauam  sordreni.  Men. 
765.  Poen.  256. 

Racch.  1120  Quis  sönltu  äc  tümultu  täntfr  nCmlnat  me\  W 
1123.  Most.  93.  Trin.  223. 


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5.  Spondeen  in  den  inneren  Senkungen  des  yivos  ävioov.  343 

Capt.  782  Täntö  mi  äegrttüdo  auctlor  est  in  änlmo.  Pseud.  251. 
Rud.  286.  909. 

Cas.  628  Possüm  sctre  ego  istvic  ex  te,  qulä  negott.  Ibid.  642. 
798.  Cist.  28.  Truc.  211. 

Vereinzelt  ist  Cist.  519  Nulläst  neque  ego  sum  üsquam;  per- 
dtta  perdldit  me. 

Dass  diese  schwerbetonte  Länge  nicht  auch  im  zweiten  und 
vierten  Fusse  vorkommt,  ist  lediglich  eine  Folge  des  Zeilen-  und 
Cäsurschlusses.  Denn  vor  einsilbigem  Schlusswort  wird  im  bac- 
chiischen  wie  in  dem  entsprechenden  Schlüsse  der  iambischen 
Septenare  u.  s.  w.  ein  reiner  Iainbus  gefordert,  wovon  oben  S.  231 
gehandelt  und  eine  Ausnahme,  allerdings  nur  bei  Cäsurschluss, 
angeführt  wurde.  Jedenfalls  bilden  keine  Ausnahmen  von  dieser 
Kegel  Most  101.  121.  330.  Cas.  173  (istuc,  wie  llium  vor  iambi- 
scher  Hauptcäsur  des  Langverses),  s.  oben  S.  48. 

Dagegen  ist  die  zweisilbige  Senkung,  gebildet  durch  die 
flüchtigsten  Kürzen  überall,  auch  im  letzten  Fusse  (wozu  Bei- 
spiele oben  S.  231  gegeben  sind)  zulässig: 

Amph.  565  Tun  me\  verbero,  arides  erum  ludißcärt.  Men.  971. 
Most.  89.  Poen.  229. 

Aul.  123  Quamquam  haüd  falsa  sü*m  nos  ödfösas  haben.  Ibid. 
124.  Most.  800.  Truc.  460. 

Bacch.  1129  Vetüläe  sünt  minae  ämbae.  :  :  At  bonäs  fuisse 
credo.  Trin.  225  Egömet  me  etc. 

Cas.  631  Iniitatür  malärum  maläm  disciplmam.  Aul.  131  Neque 
öccultum  Id  haben  etc. 

Nur  wird  die  zweisilbige  Senkung  nie  durch  Wortschluss  von 
der  folgenden  Hebung  abgetrennt,  sondern  durch  Bindung  mit 
der  folgenden  Hebung  in  einem  Worte  möglichst  schwach  und  un- 
»elbstständig  erhalten.  Aul.  124  findet  immer  noch  Bindung  durch 
Elision  statt:  Nam  miÜtum  loquäces  merito  ömries  habemur  und 
Amph.  175  ist  opus  est  als  onust  zu  fassen:  Habendum  et  fenindum 
hoc  önust  cum  laböre. 

Trotz  dieser  Vorsicht  entsteht  durch  alles  dies  eine  Freiheit 
der  Bildung,  die  Cicero's  Ausspruch,  s.  oben  S.  11,  dass  man 
bacchiisches  Versmass  ohne  die  dazu  gehörende  Musik  nicht  ver- 
stehen könne,  zwar  einigermassen  rechtfertigt,  aber  doch  ganz 
rationell  in  der  Wirkung  der  einheitlichen  metrischen  Technik 
eich  erklärt.  Auffallen  könnte,  dass  die  Kretiker,  wie  A.  Spengel, 
Reformvorschläge,  S.  16  fgg.  nachgewiesen  hat,  nie  eine  Senkung 


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344 


• 

Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 


aus  zwei  Kurzen  bieten,  während  doch  der  Anapäst  in  der  in- 
neren Senkung  der  iainbischen  und  trochäischen  Dipodien  im 
römischen  Drama  ebenso  legal  ist,  wie  im  griechischen  Vorbilde. 
Das  ist  ein  sicheres  Zeichen,  dass  das  Streben  nach  gleich  massiger 
Behandlung  aller  Rhythmen  nicht  über  ganz  bestimmte  Grenzen 
die  römischen  Rhythmopoioi  hinausgeführt  hat.  Wie  wir  trotz 
der  vielfachen  gegenseitigen  Berührung  und  Beeinflussung  zwi- 
schen den  Iamben  und  Trochäen  einerseits  und  den  Anapästen 
andererseits  doch  immer  das  in  jedem  Rhythmus  beachtet  fanden, 
was  das  wesentliche  Merkmal  des  yivog  faov  und  äviöov  ist, 
nämlich  die  verschiedene  Quantität  und  dieser  entsprechende  me- 
trische Behandlung  der  Senkung,  so  haben  diese  feinfühligen 
Männer  bei  der  Neugestaltung  des  päonischen  Rhythmenge- 
schlechtes doch  auch  dessen  Grundcharakter  gewahrt.  Denn  so- 
bald der  Kretiker  eine  zweisilbige  Senkung  erhalten  hätte,  wäre 
er  bei  der  monopodischen  Messung  dieses  Versmasses  kein  Vers 
des  ydvog  ri^toXiov  mehr,  sondern  ein  Choriamb,  während  in  den 
Iamben  und  Trochäen,  die  dipodisch  gemessen  werden,  eine  zwei- 
silbige Senkung  den  Grundcharakter  des  Verses  nicht  aufhebt 
Auch  bei  den  Bacchien  lag  nicht  dieselbe  Gefahr,  wie  bei  den 
Kretikern  vor.  Eine  massvolle  Belebung  der  Senkung  durch  zwei 
Kürzen  der  allerflüchtigsten  Art  verwischte  den  Grundcharakter 
noch  nicht  allzu  sehr,  da  diese  flüchtigen  Kürzen  sofort  in  den 
folgenden  zwei  schwergebauten  Längen  ihr  Correctiv  finden.  Im- 
merhin aber  wurde  der  bacchiische  Rhythmus  im  Vergleich  zu 
dem  griechischen  Vorbilde  fast  ebenso  belebt  und  in  seinem  Ethos 
verschoben,  wie  die  trocbäischen  Langverse.  Desshalb  haben  auch 
nur  in  verhältnissmässig  recht  wenigen  Takten  solche  Doppel- 
kürzen Aufnahme  gefunden  und  zwar,  wie  wir  oben  anführten, 
nur  solche,  die  mit  dem  folgenden  Worte  eng  verbunden  sind; 
meist  auch  nur  im  Anfang  längerer  Wörter,  wie  odiösas,  poliiintur 
u.  ä.  Nur  vereinzelt  sind  Dimeter,  wie  Amph.  565  eröm  ludift- 
cari  und  Poen.  240  Söror  cogita,  ämabo,  |  ttem  nos  pßrhtberi. 
Denn  sorör  cogita,  araäbo  ist  zulässig  wie  ertfni  ludificäri,  weil 
die  Elision  die  beiden  auch  grammalisch  zusammengehörenden 
Wörter  bindet 

So  finden  wir  auch  in  dem  Gebrauche  der  langen  Silben  in 
den  Senkungen  ein  einheitliches  Princip,  das  nicht  bloss  in  den 
Iamben  und  Trochäen  wahrnehmbar  ist,  sondern  auch  bei  der 


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6.  Das  Zusammenstoasen  der  aufgelösten  Hebung  and  Senkung.  345 

Behandlung  der  Kretikersenkung,  die  der  inneren  Senkung  der 
iambisch-trochäischen  Dipodien  entspricht,  und  der  Senkungssilbe 
der  Bacchien,  die  der  ersten  Senkung  der  iambischen  Dipodie 
gleichsteht,  noch  viel  strenger  durchgeführt  wird.  Trotzdem  haben 
die  römischen  Dichter  den  eigentümlichen  Charakter  des  päoni- 
schen  Rhythmus,  der  durch  freiere  Behandlung  der  Senkungen 
ganz  verloren  zu  gehen  drohte,  zu  erhalten  gewusst,  indem  sie 
die  zweisilbige  Senkung  im  kretischen  Versmass  gar  nicht,  bei 
den  Bacchien  nur  vereinzelt  gestatteten  und  dann  in  einer  Weise, 
die  jede  Annäherung  an  einen  andern,  etwa  den  ionischen  Rhyth- 
mus aussen  liesst. 

6.  Das  ZusammenatoBsen  der  aufgelösten  Hebung  und 

aufgelösten  Senkung. 

Nachdem  wir  die  Bildung  der  Hebungen  und  Senkungen  in 
den  verschiedenen  Versmassen  betrachtet  hatten,  kamen  wir  im 
Anschluss  daran  auch  zur  Erörterung  der  verschiedenen  Compli- 
cationen,  die  entstehen,  wenn  die  Hebung  aufgelöst  und  die  Sen- 
kung irrational  ist.  Nur  eine  derselben  ist  noch  nicht  im  Zu- 
sammenhang behandelt,  nämlich  die  Frage,  wie  weit  Hebung  und 
Senkung  neben  einander  durch  je  zwei  Kürzen  gegeben  werden 
dürfen,  mit  andern  Worten  die  schon  viel  umstrittene  Frage  nach 
der  Zulässigkeit  der  Proceleusmatici  in  Iamben  und  Trochäen. 
Denn  auf  diese  beiden  Versmasse  beschränkt  sich  die  Unter- 
suchung, da  die  Proceleusmatici  in  den  Anapästen  nicht  bestritten 
werden  und  von  uns  bereits  oben  S.  291  berührt  sind,  die  Kre- 
tiker  und  Bacchien  aber  überhaupt  zu  wenig  aufgelöste  Hebungen, 
beziehentlich  zweisilbige  Senkungen  gestatten,  als  dass  hier  eine 
grössere  Menge  von  Kürzen  hinter  einander  vorkommen  könnte, 
wie  im  Verhältniss  der  Senkung  zur  Hebung  so  auch  etwa  durch 
gleichzeitige  Auflösung  der  benachbarten  Hebungen,  auch  wo  sie 
an  sich  nicht  bedenklich  ist,  da  beide  Hebungen  vollwerthige 
Längen  zu  je  zwei  %q6vov  tiqcötol  sind.  Solche  Complicationen 
sind  im  gewöhnlichen  Gange  dieser  Rhythmen  schon  durch  das 
Ethos  ausgeschlossen.  Damit  soll  natürlich  nicht  in  Abrede  ge- 
stellt werden,  dass  wie  im  Griechischen  vereinzelt  sich  Kretiker 
oder  Päone  aus  fünf  Kürzen  nachweisen  lassen,  vgl.  Verfasser, 
de  numero  dochm.  p.  11,  so  auch  im  römischen  Drama  bei 
Auflösungen  eine  grössere  Zahl  Kürzen  vorkommt,  wie  Rud.  273 


34(3  Metrik.   II.  Hebung  und  Senkung. 

Ünde  nos  htfstias  ägerS  voluisti  huc.  Doch  bleibt  derartiges  stets 
eine  Singularität,  die  in  der  besondern  Beschaffenheit  der  ein- 
zelnen Stelle  ihre  Erklärung  findet. 

Schwierig  ist  es  im  römischen  Drama,  die  ziemlich  zahlreich 
überlieferten  Procelensmatici  als  Ersatz  der  Iamben  und  Trochäen 
zu  erklären.  Wir  ziehen  zunächst  das  attische  Drama  herbei.  Die 
ältere  attische  Comödie  kennt  wohl  den  Proceleusmaticus  statt  des 
Iambus  im  gewöhnlichen  Dialogtrimeter,  aber  in  sehr  beschränktem 
Grade,  sodass  hervorragende  Kritiker  ihn  ganz  zu  entfernen  such- 
ten, vgl.  darüber  Rossbach-Westphal,  Metrik  III3,  2,  S.  228  fg.  und 
besonders  August  Nauck,  Nachlese  zu  den  Fabeln  des  Phaedrus 
in:  Melanges  Greco-Romains  etc.  Petersburg.  V.  3,  1888,  p.  303. 
Der  Gebrauch  einer  aufgelösten  Hebung  mit  folgendem  Anapäst 
ist  nur  mit  sehr  wenigen  und  unsicheren  Stellen  zu  belegen  und 
sicher  zu  verwerfen;  aber  auch  der  proceleusmatische  Iambus  ist 
nur  ganz  vereinzelt  wahrzunehmen  und  lässt  sich  vielfach  durch 
leichte  Textänderung  beseitigen  (aufgeführt  a.  0.).  Das  Euripi- 
deisch-Menandrische  Drama  ist  frei  von  diesen  schon  in  der  alten 
Comödie  nur  vereinzelt  zugelassenen  Proceleusmatici.  Denn  die 
wenigen  Stellen,  die  unsre  Ueberlieferung  giebt,  beweisen  mit 
einer  einzigen  Ausnahme  gar  nichts.  Es  sind  Men.  583,  2,  ein 
Vers,  den  Stobaeus  an  einer  Stelle  als  einen  regelrechten  Vers  giebt 
und  nur  an  einer  zweiten  Stelle  durch  ein  zugesetztes  de  nach 
fieva  erweitert,  das  Porson  nach  ywaixbg  setzt,  das  aber  wohl 
besser  ganz  entfernt  wird,  also  xa  fttxä  ywaixbg  (ö1)  etatovx'  sig 
oixtav;  ähnlich  Alexis  209,  2  im  Anfange  eines  Citats,  das  mitten 
im  Verse  beginnt,  wohl  dnokaßs  \\  xovxi,  ::  xi  xovxo  <$'  iöxiv;  :: 
6  naQ1  vfimv  iya  nach  Kock  statt  des  ungeschickten  und  sicher- 
lich falschen  iaxl  xi\  Diphilos  104,  2  ist  zur  Verbindung  der 
beiden  Sentenzen  ein  yorp  eingesetzt;  fälschlich  wird  Damoxenos 
2,  22  angeführt,  vgl.  Kock  zu  d.  St.,  ibid.  59  lässt  sich  gleichfalls 
durch  Streichung  eines  Öe  leicht  ändern.  Am  sichersten  scheint 
demnach  noch  zu  sein 

Machon  2,  11  sfaaye  ölcc  xaöav  Nixokatdag  Mvxoviog,  ein 
Vers,  der  im  Verein  mit  den  noch  um  besten  verbürgten  Aristo- 
phanischen Beispielen,  wie  Nub.  663  dXexxQvova  xaxä  xavxb  xal 
xov  aQQSva  (selbst  Lysistr.  1148  ddixiofisg^  aXX1  6  ngcoxzog  aqxxxog 
mg  xakog  ist  nicht  die  handschriftliche  Ueberlieferung,  vgl.  Nauck, 
a.  0.)  u.  ä.  gerade  für  die  im  römischen  Drama  vorkommenden 


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6.  Das  Zusammenstoesen  der  aufgelösten  Hebung  und  Senkung.  347 

Proceleusniatici  kein  Vorbild  gewesen  sein  kann,  da  diese  ganz 
anders  geartet  sind. 

Läset  uns  also  in  dieser  Frage  das  griechische  Vorbild  im 
Stich,  so  müssen  wir  zunächst  das  Material  untersuchen,  welches 
das  romische  Drama  bietet. 

Der  aufsteigende  Proceleusmatiker  ist  gewöhnlich  im 
Eingang  iambischer  Senare  oder  Dimeter,  sowie  im  Beginn  des 
zweiten  iambisch  einsetzenden  Theiles  der  Langverse.  Man  ver- 
gleiche darüber  Ritsehl,  Prol.  p.  289.  Nur  muss  die  zweisilbige 
Senkung  aus  einem  oder  zwei  besondern  Wörtern  bestehen  und 
die  erste  Hebungskürze  entweder  den  Hauptton  bei  einem  zwei- 
oder  dreisilbigen  Worte  oder  den  Nebenton  auf  der  Stammsilbe 
bei  vier-  und  mehrsilbigen  Wörtern  tragen: 

Trin.  66  Sed  /toc  äwlmum  advorte  atque  adfer  ridicularia. 
538  Magis  «page  dicas,  si  6mnia  ex  me  audiveris. 

p 

440  Ego  quoque  volo  esse  liber.  nequiquam  volo  u.  a. 

Andr.  43  Sed  hoc  nüht  molestumst :  uam  istaec  commemorätio. 

150  Satis  retemens  causa  ad  öbiurgandum.  ::  Qui  cedo? 
Dasselbe  gilt  vom  zweiten,  dritten  und  selbst  fünften  Fusse: 

Trin.  472  Si  quid  tibi  pkkeat,  quöd  illi  congestum  siet. 

773  Illura  bene  gercre  rem  et  valere  et  vivere. 

86  Ätque  td  tarnen  mihi  lulkut  suspieärier. 

Capt.  920  Dlcam  Öt  slbi  penüs  aliud  ornet,  si  quidem  sese 
uti  volet,    codd.  penum.  Prician.  aliud  penus. 

Andre  Beispiele  bei  Ritsehl,  a.  0. 

Längere  zusammengesetzte  Wörter,  beneficium,  Philopolemus 
u.  a.,  können  nur  so  verwendet  werden,  dass  die  beiden  Bestand- 
theile  des  zusammengesetzten  Wortes  zu  einander  treten,  wie  die 
zwei-  oder  mehrsilbigen  Wörter,  z.  B.: 

Capt.  873  Tuom  modo  in  pörtu  PJülÖ'polemum  vivom  salvom 

et  söspitem,  und  so  in  den  vielen  Fällen,  wo  man  bgngflctum, 

mattficium,  wie  benS  föclas  u.  ä.,  z.  B.  Poen.  635  lesen  kann, 
ohne  zu  einer  vulgärlateinischen  Form  benficium,  inalficium  zu 
greifen,  für  die  die  Ueberlieferung  bei  Plautus  und  Terenz  sonst 
nicht  den  geringsten  Anhalt  bietet. 

Noch  freier  sind  die  Wortfüsse,  wenn  eine  Elision  zwei  den 


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348  Metrik.  II.  Hebung  and  Senkung. 

Proceleusinaticus  bildende  Worter  verbindet.  Denn  dann  kann 
auch  das  erste  Wort  ein  mehr  als  zweisilbiges  sein: 

Trin.  576  Di  förtunabunt  vöstra  constfta.  : :  lta  volo. 
Andr.  118  Quae  ibi  aderant,  forte  unaui  asptcto  odwlescentulani 
u.  s.  w. 

Einen  fallenden  Proceleusmaticus  dagegen  hat  6.  Her- 
mann uud  F.  Ritsehl,  vgl.  dessen  Prol.  p.  290  sq.,  unter  keinen 
Umständen  zulassen  wollen  und  sie  können  dafür  geltend  machen, 

dass  in  Fällen  wie  itä  fäctam,  bSneficlum,  PhllÖpölemus  der 
Vers-  und  Wortton  sofort  die  Gliederung  klar  hervortreten  lässt, 
sodass  der  rhythmische  Gang  des  Verses  hier  immer  leicht  und 
gefällig  bleibt;  dagegen  in  Fällen  wie  PhllöpÖlSmüs  z.  B.: 

Capt.  157  Quoi  obtigerat  postquam  captust  PhllopÖlemüs  tuos, 

wo  man  im  Eigennamen  eine  Entschuldigung  finden  könnte,  die 
rhythmische  Durchsichtigkeit  nicht  die  gleiche  sei,  insofern  nur 
die  erste  Kürze  den  Ton  trage  und  nach  ihr  drei  unerhörte 
Kürzen  vor  dem  nächsten  Ictus  zu  stehen  kämen,  jedenfalls  also 
die  richtige  Gliederung  äuaserlich  nicht  gehörig  markirt  sei. 
Allein  ganz  so  ungünstig  liegt  doch  die  Sache  nicht.  Denn  auch 
die  zweite  Kürze  einer  aufgelösten  Hebung  hatte  einen  Ictus  wie 
die  erste,  das  ist  in  der  alten  Semeiographie,  z.  B.  Anon.  mus. 
§  100  u.a.  und  von  Dionysius  de  comp.  verb.  11  bezeugt.  Letzterer 
beschreibt  uns  die  metrische  Gestaltung  eines  tigere  als  ooo: 
ßctQVTSQa  pev  rj  xq(6ttj  yCvstaL,  al  dvo  dl  ft£t'  avtr^v  6%vzovol 
T£  xai  biLotpavoi.  Und  auch  im  römischen  Drama  war  es  hierin 
so  wie  im  griechischen.  Das  war  aus  der  Behandlung  der  beiden 
Hebungskürzen  zu  erkennen.  Man  erwäge,  was  wir  oben  S.  256 
Über  die  Beschränkungen  der  verschiedenen  Wörtern  angehörenden 
Kürzen  der  aufgelösten  Hebung  beobachtet  haben,   wie  dass 

niäxüma  miserae  mihi  zulässig,  dagegen  Ömniä  modesto  modo 
unzulässig  war.  Waren  also  die  beiden  Hebungskürzen  als  be- 
sonderes Wort  enger  verbunden  und  durch  Wortende  von  der 
folgenden  Senkung  getrennt,  so  war  die  Gefahr,  dass  die  drei 
letzten  Kürzen  der  ersten  gegenüber  im  Proceleusmaticus  zusam- 
mengenommen wurden,  bedeutend  geringer,  ja  sie  schwand  noch 
mehr,  wenn  eins  oder  beide  Wörter,  wie  mihi  quidem  nou  pla- 
cet,  erst  durch  das  Kürzungsgesetz  pyrrhichisch  geworden  war, 
weil  dann  die  richtige  Gliederung  auch  durch  dies  metrisch-pro- 


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6.  Das  Zusammenstossen  der  aufgelösten  Hebung  und  Senkung.  349 

sodische  Moment  unterstützt  wurde.  Wenn  nun  sonst  die  Silben 
flüchtig  und  leicht  waren,  so  kann  mau  einen  fallenden  Proce- 
leusmaticus  wirklich  noch  erträglich  finden.  Sind  solche  Proce- 
leusmatiker  in  einer  gewissen  Anzahl  in  unserer  Ueberlieferung 
gegeben,  so  wird  man  sie  hinnehmen  müssen.  Solche  Stellen  sind: 

Mil.  1437  Mägis  me/uant,  minus  häs  res  studeant.  : :  Eamus  ad 
me.  Platidite. 

Most.  384  Cedo  soleus  mihi ,  ut  ärma  capiam  :  iam  pol  ego  oc- 
cidam  patrem. 

Aul.  595  Quasi  piieri  qui  nare  discunt,  scirpea  induitiir  ratis, 
libri  cum  Festo  et  Donato. 

Dazu  das  von  Cicero,  Tusc  I  39,  94  überlieferte  Bruchstück 
eines  Tragikers: 

Modo  puerös,  modo  adulescentes  m  cursu  a  tergo  insequens. 
Amph.  581  sq.  Näm  quor  istuc  dicis?  equidem  väleo  et  salvos 

su*m  recte. : :  At  te  ;j  Ego  fäctam  hodte  proinde  ac  meritu's,  dt  minus 
valeas  et  miser  sis. 

Amph.  161  Ita  peregre  adveniens  hospitio,  libri  cum  Chariäio 
et  Prisciano,  Messung  zweifelhaft. 

Amph.  889  Aut  säüs  fäcivit  mi  ille  atque  adiuret  msuper. 
Phorm.  394. 

Bacch.  306  Nos  äpud  Theotimuw  omne  atfruni  deposivimus. 

Amph.  947  Ut  quae  äpud  legtonem  vöta  vovi,  si  domum. 
Capt  731  Diu  ego  hünc  cruciabo  nur  nach  F. 

Trin.  347  Multa  bona,  bene  pärta  habemus,  bene  si  amico  fe"ceris. 

Ad.  563  Quem  ego  modo  jw<e>Üni  tantillum  in  mänibus  gestavi 
meis;  andre  Messung  ausgeschlossen,  s.  oben  S.  72. 

Epid.  668  Tace  sis  sine  modo  me  höminem  apisci.  : :  Dico  egö 
tibi  nunc  tft  scias. 

Trin.  880  Mültä  simül  rogttas;  nescio  quid  expediam  potissu 
mum.  Vgl.  Bacch.  385. 

Merc.  965  Uxör  ttbi  pldctda.  et  placatast.  cette  dextras  nünciam; 
Bothe  :  placata  et  placidast. 

Iiud.  1008  Iam  ego  te  hie  Itldem  qttäst  pt'mcillus  növos  exsur- 
geri  solet. 

Stich.  517  in  hünc  dleni.  Sed  sättn  ego  tecuui  paeificatus  sum, 
Ätitipho. 


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350  Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 

Truc.  363  Veh'in,  si  fieri  pössit.  : :  Cedo  solea,s  mihi. 

Aniph.  718  Äuiphitruo,  speravi  ego  istain  tiln  jwnturam  ffliuin. 

Most.  1116  Exempla  edepol  faciam  ego  in  te.  ::  Qtnä  pläceo  : 
exemplum  expetis. 

Amph.  442    Quemädmodum    ego    sum   (saepe   in  speculura 

inspexi) :  nimts  simtlest  mei.  Truc.  507. 

Zu  diesen  20  Versen  könnte  man  noch  manche  hinzufügen,  wie: 

Cist.  334  Sättn  tibi  istuc  in  cörde  certumst  etc.,  doch  giebt 
Ussing  Satin  istuc  tibi  ohne  Variante. 

Eine  Anzahl  Proceleusmatiker  sind  mit  mihi  in  der  Hebung 
überliefert,  das  man  wohl  kaum  in  mi  ändern  wird,  das  an  dieser 
Stelle  sogar  ganz  verworfen  wird,  wiewohl  es  an  einzelnen  Stellen, 
wie  Truc.  653  gut  Überliefert  ist.  Jedenfalls  ist  mihi  in  der 
Hebung  so  gewöhnlich,  dass  wir  in  folgenden  Versen  proceleus- 
matische  Verbindungen  nach  der  Ueberlieferung  ganz  unverändert 
lassen  können: 

Hacch.  334  Nescit  quid  faciat  aü*ro.  : :  Mtlii  dedgrit  velim. 

Amph.  512  lllxperiri  istüc  mavellem  nie  quam  mVfi  twemorarier. 

Cure.  539  Ne  te  mlin  /«ciäs  ferocem  aut  supplicare  censeas. 

Trin.  968  Ädulescens,  cedodum  istuc  aurum  mtlu.  ::  Quod  ego 
aurum  dem  tibi? 

Trin.  927  MÜii  /«/ttabat.  : :  Si  adpellasses,  respondisset  nömini. 

Ad.  337  An  hoc  pröferundum  tibi  videtur  üsquain?  : :  Altlü 
qtadem  nön  placet 

Phorm.  686  Ad  restim  mihi  qutdem  res  redit  plamssume. 
Vgl.  Aul.  226  m!hl  MSgadore.  Anderes  s.  Müller,  Nachträge  S.  67. 

Andre  jedoch  weniger  sichere  und  zum  Theil  der  Verbes- 
serung bedürftige  Stellen  sind: 

Rud.  740  mSä  pÖpülaris,  möglich  auch  poplaris  oder  mea;  ähn- 
lich Trin.  185  Em  niea  inälgfäcta.  Cure.  93  V!d6n  Üt  apSrfüntur 
wäre  regelwidrig,  wohl  vide  ut  äperiuntur.  Aul.  603  Nunc  erus 

nißüs  amät  füiaiu  huius  Eüclionis  paüperis.  Amph.  513  lecti  übi  | 
cübüisti,  nicht  leetüs  übt  cübuisti.    Poen.  1198  Quid  est?  ::  Est 

lepide  et  lauta  üt  sapit.  : :  Ingenium  pätrts  häb&t,  quod  sapii 
Stich.  87  Mülta  scio  faeuinda.  Amph.  74  (prol.)  wohl  quasi  slbl  mä- 

gistratum  etc.  90  (prol.)  Iövem  facSre  htstriöniam,  nur  Conjectur. 
Trin.  338  Qulä  stne  Ömni  mah'tiast  tolerare  ei  egestatem  volo. 


6.  Das  Znsammen8to88en  der  aufgelösten  Hebung  und  Scnknng.  351 

Asin.  902  verbessert  Goetz  gut  sine  <re^>venias;  schwerlich  ist 
der  Proceleusmaticus  richtig  Bacch.  751.  Cas.  242.  Epid.  585  tain 
ero  statt  tarnen  erÖ  u.  a. 

Wir  finden  die  Regel  eingehalten,  dass  ein  zweisilbiges  Wort 
die  aufgelöste  Hebung  bildet  und  die  Senkung  durch  eine  vom 
Wortton  getroffene  Silbe  einsetzt,  sodass  die  metrische  Gliederung 
nicht  bloss  durch  Wortende,  sondern  auch  durch  Wortbetonung 
klar  zum  Ausdruck  gebracht  wird.  Denn  auch  das  gerade  die 
zwei  Kürzen  der  Senkung  enthaltende  Wort  muss  immer  ein 
zwei-  oder  dreisilbiges  auf  der  ersten  Kürze  betontes  sein  oder 
ist  auf  der  ersten,  der  Stammsilbe  mit  einem  Nebenton  versehen, 
wie  parituram,  penicillus,  legionem,  memorarier,  latitabat. 

Wie  bei  dem  aufsteigenden  Proceleusmaticus  längere  zusam- 
mengesetzte Wörter  nur  dann  zulässig  sind,  wenn  ihre  beiden  Be- 
standtheile  den  beiden  öTjpela  des  Iambus  nach  ihrer  Gliederung 
entsprechen,  so  können  wir  unter  den  gleichen  Verhältnissen  auch 
den  fallenden  Proceleusmaticus  nicht  unbedingt  verwerfen.  Stellen, 
wie  die  bereits  angeführte 

Capt  157  Quoi  obtigerat  postquam  cäptust  PJulopolemus  tuos, 
ferner: 

Rud.  43  Eam  vidit  ire  e  ludo  ftdidnlö  domum. 
Mil.  451  Dornt  et  tiümat,  Athenis  domus  est.  : :  At  erus  est.  : : 
Ego  istam  domum, 

sind  nicht  vereinzelt.  Denn  es  treten  die  Beispiele  mit  benefi- 
cium,  maleficium  u.  8.  w.  hinzu.  Eine  vulgärlateinische  oder  alter- 
tümliche Form  wie  benficium,  malficium  anzuerkennen  liegt  kein 
durchschlagender  Grund  vor.  Was  wir  über  den  Charakter  der 
Plautinischen  und  Terenzischen  Sprache  —  denn  auch  bei  Terenz 
finden  sich  diese  Messungen  —  wissen,  muss  uns  gegen  derartige 
Annahmen  sehr  vorsichtig  machen.  Sämmtliche  Verse  mit  diesen 
Worten  fügen  sich  den  angeführten  beschränkenden  Bestim- 
mungen: 

Rud.  1247  Ne  cönscii  sint  ipsi  malefictis  suis. 
Asin.  673  Redinie  istoc  beru  f icit  te  ab  hoc  et  tibi  eme  hunc 
isto  argento. 

Poen.  635  Malö  si  quid  bßnefucläs,  beneftCium  mterit 
Eun.  149  Cupio  aliquos  parere  auncos  betirftctö  meo. 

871  Ut  sölidum  parerem  hoc  mlht  &c??eficlum,  Chaerea. 

Phorm.  394  Di  tibi  »wa/efaclant.  : :  Prunus  esse  memoriter. 


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352 


Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 


Trin.  638  Ntfllum  beneficium  esse  duco  id,  qu<5m,  quoi  facias, 
nön  place t. 

Trin.  1051  Quöm  repetas,  inimicum  ainicuni  invenias  Wme- 
fictt  tuo. 

Rud.  1221  Atque  ut  gratum  mihi  benSftcluni  factis  experiar.  :: 
Licet 

Daneben  kann  recht  gut  einmal  bßneflclum  gemessen  sein, 
wie  bei  bßne,  so 

Trin.  1130  Nam  beneftcl  um  htfmini  proprium  quöd  datur,  pror- 
stfm  perit, 

sodass  hier  keine  Aenderung  nöthig  ist;  aber  nicht  Nam  beneflcium 
homini  oder  ähnliches.  Denn  ein  bSneftcium  ist  nach  unsern  Aus- 
einandersetzungen über  das  metrische  Kürzungsgesetz  unmöglich; 
wesshalb  denn  auch  ein  Versschluss  bildendes  beneftcium,  gegen 
das  Ritsehl,  opusc.  II,  S.  720  nichts  einzuwenden  hat,  überhaupt 
nicht  vorkommt.   Publilius  sent.  48  giebt  die  Ueberlieferung  Benc- 

ftetum  aeeipere  h'bertatem  est  vendere  mit  richtigem  Eingang, 

wie  Bonus  änluius  laesus  gravius  multo  iräscitur.  Dagegen  giebt 
sententiae  falso  inter  Publianas  reeeptae  49  ed.  VVölfl'lin  jedenfalls 
einen  Anstoss,  wenn  man  messen  soll  Beneflci  numquam  cito  dati 

obliviscere  statt  B^nßflcii. 

Weiterhin  wird  man  auch  solche  Fälle  nicht  verwerfen,  wie: 
Cure.  271  Petas  ne  forte  tibi  tveriiäi  magniim  malum,  doch  s. 
oben  S.  75,  da  auch  hier  durch  das  metrische  Kürzungsgesetz  die 
Gliederung  nach  Hebung  und  Senkung  scharf  hervortritt,  wie  bei 

beue  veniät. 

Dies  alles  zusammengenommen  giebt  eine  ziemliche  Anzahl 
Beispiele  für  fallende  Proceleusmatici,  die  nach  bestimmten  Regeln 
ohne  Schaden  für  den  rhythmischen  Fluss  der  Rede  in  die  Iamben 
und  Trochäen  eingeflochten  werden.  Es  giebt  aber  ausserdem 
noch  eine  Reihe  eben  solcher  Proceleusmatici,  die  darum  leicht 
und  gefällig  sind,  weil  die  einzelnen  Silben  durch  Elision  enger 
verbunden  sind.  Dass  in  diesem  Falle  die  Elision  eine  Folge  von 
vier  Kürzen  erträglicher  macht,  lässt  sich  durch  eine  Analogie 
klar  machen.  Eine  daktylische  und  auch  als  Daktylus  betonte 
Wortform  ist  an  sich  in  Iamben  und  Trochäen  verpönt;  allein 
ist  sie  erst  durch  Elision  daktylisch  geworden,  so  ist  sie  metrisch 
erlaubt.  A.  Spengel  zu  Ter.  Ad.  827  führt  ausser  der  genannten 
Stelle  mit  intellegSre  in  loco  noch  an:  Eun.  933  perpStuo  oderit. 


6.   Das  Zu8aniineusto8öeii  der  aufci-lusten  Hebung  und  Senkung.  353 

Heaut.  86  consilio  aut  rc  iüverit   Phon».  101  cöntinüo,  Antipho, 

G01  pertiuiüi  äüteni;  dazu  Ad.  318  eripercm  Öcülos  in  regelrechtem 
Proceleusmaticus;  ebenso  bei  Plautus,  Bacch.  528  Mnesilöchuni 
üt  und  oft.  Eine  ähnliche  bindende  Wirkung  der  Elision  fanden 
wir  in  Dipodien,  wie  Stich.  716  eripe  Sx  Örß  u.  ä.,  s.  oben  S.  79. 

So  brauchen  auch  Plautus  und  Terenz  solche  fallende  Pro- 
celeusinatiker  in  Elision  gleicher  Weise,  wie  die  aufsteigenden, 
vgl.  oben  S.  348.  Bei  Terenz: 

Ueaut.  63  Aut  plus  eo  ut  conicio  arjrum  in  his  reghSnibus,  da 
In  his  nicht  Terenzisch  scheint. 

Heaut.  502  Contmuo  hic  ädero.  : :  ltä  quaeso.  —  di  vostrain 
fidem;  öfters  bei  Plautus: 

Capt.  493  Qui  constfium  tmere,  quo  nos  victu  et  vita  prtfhi- 
beant. 

Aul.  539  Tarnen  meo  quidem  antmo  a/tquanto  facias  rectius. 
Asin.  634  Quos  hodic  atfulescens  Diabolus  ipsi  daturus  dixit. 
Trin.  804  Contintw  ujterito  denuo,  sed  clanculum. 

806  ltä  /äctam.  : :  At  emm  nimis  l(5ngo  sermone  ütimur, 
vgl.  Poen.  455. 

•i 

Aul.  168  Clamöres,  iinpena,  cbüraia.  ve'hicla,  pallas,  pürpurani. 

Rad.  940  Nihil  häbco  mtölesceus  piscium. 

Truc.  656  Fuit  JuxTte  edeyöl  Mors  meo  (pe^riratüs  patri. 

Men.  119  jVtmiuni  njo  te  häbüi  delicatam.  nunc  adeout  facturus 
dicam. 

Meu.  617  Quo  ego  rcdcam.  ::  Jüqtttdem  ad  phrygionem  censeo: 

ei  pallam  refer,  oder  Quo  Sg6  redeam. 

Merc.  1016  JVtttöquam  iÄius,  qua  se  lege  teueant  contenti- 
que  sint. 

•  < 

Bacch.  148  O  bärathrum,  ubi  nunc  es?  üt  ego  te  usurpem  lubens; 
leichte  Aendcrung  ist:  ubi's  uunc. 

Pseud.  314  Apud  novercam  querere.  ::  e)w  an  fimquam  tu  htfius 
nupsisti  patri. 

Bacch.  51  Duae  unum  expctitis  palumbem  :  peri  'i  ärttwdo  iilas 
verberat;  wohl  auch 

Mil.  1351  Parvi  ego  ältös  /ücto.  äyite  <i>te  cum  dis  benevolen- 
tibus  u.  a. 

Ki,ot/,  Oruii<l/üR<*  altrrimi  eher  Metrik.  i>3 


354  Metrik.    II.  Hebung  und  Senkung. 

Mil.  1118  Dicas  uxorem  tib%  «ecessum  esse  dücere,  wo  man 
allerdings  esse  sireichen  kann. 

Hier  sind  überall  die  strengen  Bestimmungen  eingehalten, 
wie  bei  den  gleichen  Formen  ohne  Elision.  Nur  wie  wir  oben 
bei  aufsteigenden  Proceleusmatikern,  die  man  allgemein  an- 
erkennt, in  der  Elision  etwas   freiere  Silbenverbindungen  be- 

merkten,  wie  Trin.  576  consißa. : :  Ita  volo.   Andr.  118  ädspielo 

ädulescentulam.  Ad.  318  eripSrem  Öculos,  die  ganz  den  ange- 
führten daktylischen  Ausgängen  wie  intellSggre  in  loco  entspre- 
chen, so  zeigen  sich  auch  bei  fallenden  Proceleusmatikern  ähnliche 

Formen  consillum  Inlere.  contlnüo  Öpgrito  u.  ä. 

Endlich  der  Fall,  dass  die  Elision  nicht  '6  o,  ^  ^  verbindet, 
sondern  ^,o^^  und  3oü,  u,  bei  längeren  Wörtern,  ist  so  ver- 
einzelt, dass  Zweifel  gestattet  ist,  nämlich  nur: 

Mil.  985  Venus  ine  amat.  : :  St  täce  apenuntur  föres  :  concede 
huc  clanculum  und 

Epid.  205  Ißctpisun  cwhelittfni.  : :  Clementer  requiesce.  :  :  Ani- 
mum  advörtite. 

In  Bacchien  erscheint  Cas.  153  Ego  pol  tllum  ganz  vereinzelt, 
auch  kaum  richtig  gebildet,  vgl.  S.  343. 

So  lässt  sich  also  das  Vorkommen  von  vier  Kürzen  im  fal- 
lenden Proceleusmaticus  durch  50—60  Stellen  belegen  und  ist 
ausser  Frage  zu  stellen,  da  dieser  fallende  Proceleusmaticus  ganz 
nach  denselben  Gesetzen  gebildet  erscheint  wie  die  aufsteigenden, 
wonach  nicht  beliebig  vier  Kürzen  zusammentreten  dürfen,  son- 
dern bestimmte  Verhältnisse  vorliegen  müssen,  die  die  metrische 
Gliederung  erleichtem. 

Es  bleibt  aber  noch  übrig  diese  Proceleusmatiker  rationell 
zu  erklären,  und  zwar  gilt  dies  nicht  bloss  von  den  verhältniss- 
mässig  seltneren  fallenden,  sondern  ebenso  von  den  steigenden. 
Denn  beide  finden,  wie  wir  sahen,  kein  eigentliches  Analogon 
im  griechischen  Vorbilde,  noch  viel  weniger  natürlich  in  der  alt- 
heimischen Saturnierpoesie  oder  gar  in  den  Gepflogenheiten  der 
classischen  römischen  Dichtkunst.  Hier  lässt  uns  die  Betrachtung 
der  geschichtlichen  Entwickelung  zunächst  rathlos.  Und  doch 
ist,  wollte  man  auch  die  mehr  als  50  Stellen  mit  vier  Kürzen 
im  fallenden  Rhythmus,  weil  man  sie  metrisch  nicht  erklären 
könnte,  durch  die  Textkritik  beseitigen,  damit  gar  nichts  ge- 
wonnen.   Die  ziemlich   massenhaften   Beispiele   wie  Trin.  440 


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6.   Das  Zusamnienstossen  der  aufgelösten  Hebung  und  Senkung.  355 

Egö  quoque,Capt.  912  Quasi  lÜpÜs,  Merc.235  Male  mihi  u.  s.  w.  u.  s.  w. 
bringt  man  nicht  hinweg.  So  wären  wir  bei  dem  letzten  Punkte 
unserer  metrischen  Untersuchungen  vollständig  rathlos,  wenn  wir 
nicht  längst  im  Verlaufe  unserer  Darstellung  das  Princip  der  ein- 
heitlichen metrischen  Technik  als  das  alle  die  verschiedenen 
prosodischen,  metrischen  und  rhythmischen  Einzelheiten  und 
Eigenheiten  im  grossen  Zusammenhange  ordnende  und  dabei 
selbstständig  schaffende  gewonnen  hätten. 

So  ist  auch  in  diesem  Falle  die  Erklärung  sehr  einfach. 
Von  den  lamben  war  die  einheitliche  Gestaltung  und  Neube- 
lebung der  übrigen  Versarten  ausgegangen,  und  da  kann  es  nicht 
Wunder  nehmen,  wenn  die  allgemeine  Wirkung  schliesslich  ein- 
mal wieder  auf  diese  zurückfällt.  Wir  haben  oben  nachgewiesen 
und  ausführlich  mit  Beispielen  belegt,  dass  die  im  Vergleich  zum 
griechischen  Drama  viel  zahlreicheren  Auflösungen  der  Hebungen 
der  gewöhnlichen  Anapästen  weiter  nichts  bedeuten  als  ein  Ein- 
dringen der  Praxis  der  iambischen  Hebungen,  zu  denen  sie  auch 
genau  in  allen  Einzelheiten  stimmen.  Der  durch  den  Grund- 
charakter der  beiden  Rhythmen  bedingte  Unterschied  dabei  war 
nur  der,  dass,  wo  im  Iambus  ein  Tribrachys  entsteht,  im  ana- 
pästischen Versmasse  der  Proceleusmatiker  unvermeidlich  wird, 
da  man  doch  nicht  immer  die  Senkung  zusammenziehen  konnte, 
ohne  den  leichten  Gang  des  Rhythmus  gänzlich  zu  zerstören  oder 
doch  wenigstens  die  durch  die  häufigen  Auflösungen  der  Hebungeu 
gewonnene  Belebung  sofort  wieder  aufzugeben.  Diese  in  den 
Anapästen  sehr  häufigen  Proceleusmatici  gleichen  aber  in  ihrem 
Aeussern  und  in  ihren  Baugesetzen  denen  der  lamben  und  Tro- 
chäen wie  ein  Ei  dem  andern.  Man  vergleiche  nur  folgende  ana- 
pästische Dimeter,  die  zugleich  auch  iambische  Versanfänge  sein 
könnten.   Das  ist  die  Wirkung  gleicher  metrischer  Technik. 

Mil.  1011  fomuni  lidbe  antmum,  ne  formida.  101G  amät 
müh  er  quaedam  quendam,  vgl.  Ad.  118  amät  :  däbttur  a  me  Ar- 
gentuni in  lamben  u.  ä.  o.;  ferner  Mil.  1030  Ältquäm  mihi  pärtem 
hodte  Öperae  des.  1037  adi  midier.  : :  Pulcer  salve.  1063  satia 
liabc'6  divitiärum.  Bacch.  1152  Meuni  pensum  tgo  Itjnde  acciirabo. 
1153  Factto:6g6  quod  dixi  haud  miitabo.   1162  Quid  multa?  ego 

ämo.  ::  An  amas.  ::  val  yccQ.    1172  Tibi  mulum  magnum  dabo 

iäui.  : :  Patiar.   1177  Egö  quidem  ab  hoc  certe  exörabo.  1188 

23* 


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350  Metrik.    II  Hebung  und  Senkung. 

boni  cäve  culpa  tua  amfssis.  1190  egon  übt  —  meüs  ibt 
pötem. 

Nun  aber  begegnen  auch  die  fallenden  Proceleusmatici  in 
den  Anapästen  als  ganz  legale  Erscheinung,  wenn  auch,  wie  in 
den  Iamben  und  Trochäen  nicht  ganz  so  häu6g,  wie  die  auf- 
steigenden, so  doch  ganz  unbestritten  in  ausreichender  Menge. 
Auch  hier  sind  sich  die  vier  Kürzen  in  Anapästen  und  Iainbo- 
Trochäen  völlig  gleich  gebaut.  Man  vergleiche  folgende  Anapäste 
mit  den  oben  angeführten  Beispielen: 

Mil.  1082  Postrfduo  natus  sum  ego  mutier.  1084  Iani  iam 

sat  amabost  :  stritte  abcaw.    Bacch.  1173  Nön  metiiö  ne  quid 

mihi  doleät.    1174  Ei  nühi  mttüö.    1176  Abiu  a  nie  scelus.  : 

Sine  mea  piettis.   1187  Mmüme,  nölö  :  nihil  mörbr'.sinc  sie.  Trin. 

841  Pol  quamquäni  dornt  cüpio,  oppSriar.    Pseud.  136  Neque  ego 

hoiniues  mätfi-s  ästnos  ümquam.    182  Quör  ego  vesteni  äürum 

ätque  tä  qutbus  est.  183  Dornt  nist  malüm  vostra  öperast 
hodie  u.  s.  w. 

Es  sind  ganz  dieselben  metrisch-rhythmischen  und  Accent- 
verhältnisse,  und  es  hat  offenbar  ein  gegenseitiger  Austausch 
zwischen  Anapästen  und  Iamben  stattgefunden.  Wie  die  aufge- 
lösten Hebungen  der  Anapästen  ihre  Erklärung  durch  den  Einfluss 
der  Iamben  und  Trochäen  erhielten,  und  umgekehrt  der  dakty- 
lische lamb  im  Eingang  iambischer  Verse  unter  dem  Eiufluss 
der  iu\ anapästischen  Versmasse  ganz  legalen  Daktylen  bei  Plautus 
sich  auch  im  Innern  der  iambisch  -  trochäischen  Verse  zeigt, 
vielleicht  auch  ein  Theil  der  inneren  Spondeen  (besonders  die- 
jenigen nach  aufgelöster  erster  Hebung  der  Dipodie)  durch  die 
analoge  Erscheinung  in  den  Anapästen  wenigstens  gestützt  wurde, 
so  hat  im  iambischen  und  trochäischen  Rhythmus  die  zweisilbige 
Senkung  vor  oder  nach  aufgelöster  Hebung  ihre  Stütze  und  wohl 
auch  Quelle  in  den  entsprechenden  anapästischen  Senkungen.  Es 
ist  hier  nur  die  fast  selbstverständliche  Kehrseite  zu  der  oben 
erörterten  Wirkung  der  gleichmässigen  metrischen  Behandlung 
aller  Rhythmen.   Wie  man  solche  anapästische  Dimeter:  passim 

caerüleos  per  campos.  Pol  vero  ista  mala  et  tu  nihili  u.  ä.  darum 
abweichend  vom  griechischen  Vorbilde  baute,  weil  sie  sich  ganz 
mit  dem  entsprechenden  Senaranfange  deckten,  so  war  ein  Ana- 
päst: Pol  quaniquäm  dorn*  ctqno,  oppßrlär.   bonum  habe  anlmüm, 


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6.   Das  Zusammenetosaen  der  aufgelösten  Hebung  und  Senkang.  357 

ne  förmtda  u.  ä.  vorbildlich  für  ut  quae  äpüd  %<Önein.  Iani  ego 

te  hic  tttdem  quasi  2>cmcillus.   Täce  sis  sitie  modo  nie  homlneni. 

Di  tibi  male  factant.  Nihil  häbeo  ärfulescens  u.  s.  w.  Denn  das 
könnten  alles  auch  anapästische  Takte  sein.  Gerade  so  ist  es 
auch  in  den  Fällen,  wo  die  vier  Kürzen  sich  im  zweiten  Theile 

des  Senars  u.  s.  w.  finden:  Veh'm  si  fieri  possit  cedo  sdle&s  mihi  u.  ä. 

Daraus  ergiebt  sich  aber  auch,  dass  der  Anapäst,  wie  er  im 
Baue  seiner  Hebung  sich  nach  festen  Regeln  gebildet  zeigte,  vgl. 
oben  S.  281—296,  so  in  Bezug  auf  die  Senkungen  auch  bei  noch 
so  vielen  Kürzen  durchaus  nicht  ein  'wilder'  Rhythmus  ist,  son- 
dern so  viel  und  so  wenig  streng  gebaut  ist,  wie  die  Iamben  und 
Trochäen. 

Somit  haben  wir  die  metrischen  Erscheinungen  des  Princips 
einheitlicher  Verstechnik  in  allen  wesentlichen  Punkten  bespro- 
chen. Es  hat  sich  nunmehr  eine  zusammenfassende  Erörteruni; 
Uber  dieselbe  anzuschliessen,  in  der  kurz  darzulegen  ist,  was  in 
den  Kunstformen  des  altrömischen  Dramas  der  altheimischeu 
Technik  entlehnt  ist,  was  dem  griechischen  Vorbilde  entstammt 
und  was  die  Schöpfer  und  Hauptvertreter  des  römischen  Dramas 
durch  eigne  Leistungen  für  Fortschritte  gegenüber  der  bisherigen 
hellenischen  Dichtung  erreicht  haben.  Eine  von  dieser  Erörterung 
abhängige  Entscheidung  ist  dann  zu  suchen  in  der  Frage,  wie 
weit  diese  einheitliche  Gestaltung  der  Versmasse,  die  die  alt- 
römischeu  Verskünstler  so  cousequent  durchführten  —  und  durch 
dieses  Princip  erklären  sich  alle  die  verschiedenen  Probleme  und 
die  Abweichungen  von  der  bisherigen  Art  in  einfachster  und  un- 
gezwungenster Weise  —  den  wesentlichen  Charakter  der  einzelnen 
Versgattungeu  alterirt,  das  Ethos  der  verschiedenen  Rhythmen 
zu  verschieben  vermocht  hat.  Damit  eröünen  wir  unsern  dritten 
Theil. 


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Rhythmik. 


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I.  Elemente  der  Rhythmik. 

1.  Ergebnisse  über  Plautlnische  und  Terenzisohe  Frosodie 

und  Metrik. 

Wir  haben  einen  ziemlich  langen  Weg  zurückgelegt,  indem 
wir  die  Plautinisch-Terenzische  Verstechnik  nach  den  wesentlich- 
sten Gesichtspunkten  erörterten.  Dabei  haben  wir  uns  begreif- 
licherweise überall  nur  an  die  gebräuchlichsten  Versarten  und 
Versmasse  gehalten,  selten  vorkommende  Verse  nur  in  einzelnen 
Fällen,  wo  sie  ein  wesentliches  Moment  der  Entscheidung  brach- 
ten, iu  die  Betrachtung  gezogen.  Diese  Beschränkung  war  un- 
bedingt geboten,  wo  es  galt,  erst  Grundzüge  für  ein  System  der 
Metrik  darzulegen.  Die  seltneren  Versarten  sind  vielfach  ihrer 
Existenz  nach  Gegenstand  des  Streites,  der  sich  erst  entscheiden 
lässt,  wenn  man  au  den  sicher  anerkannten  Formen  einen  festen 
Halt  gewonnen  hat.  Trotz  dieser  Beschränkung  aber  denken 
wir  erreicht  zu  haben,  was  wir  Eingangs  in  Aussicht  stellten. 
Wir  haben  überall  —  nur  in  der  Frage  über  den  Bau  iambischer 
Schlüsse  und  in  einer  Einzelheit  des  Gebrauchs  der  Spondeen  in 
den  inneren  Senkungen  der  Iamben  und  Trochäen  lässt  uus  viel- 
leicht das  überlieferte  Material  in  Unsicherheit  —  Normen  ge- 
funden, nach  denen  sich  zwei  Bestandteile  ausscheiden  liefsen, 
die  altrömischen  Elemente  und  die  Wirkung  des  griechischen 
Vorbildes.  Nach  Ausscheidung  dieser  beiden  Faktoren  blieb  uns 
alles  das  zurück,  was  die  römischen  Dramatiker  selbstständig 
geschaffen  haben,  und  für  das  alles  stellten  wir  eine  einzige  und 
sehr  einfache  Erklärung  auf  in  der  Annahme  der  einheitlichen 
metrischen  Technik.  Man  mag  da  einwenden,  auch  das  sei  nur 
eine  neue  Hypothese  an  Stelle  verschiedener  alter.  Allein  sie 
hat  doch  den  Vorzug,  dass  sie  sich  einfach  schon  aus  einer  Ver- 
gleichuug  der  römischen  Trochäen  und  Iamben  mit  den  griechi- 
schen ergiebt  und  auf  einem  bisher  schon  anerkannten  metrischen 
Uniwandlungsprocess  als  Ausgangspunkt  beruht  und,  was  nicht 


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3G2 


Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 


minder  zu  beachten,  alle  Probleme,  auch  die  bisher  noch  ganz 
ungelösten,  mit  einem  Schlage  erklärt  und  so  vielfach,  wie  wir 
sahen,  die  Bestätigung  in  sich  selbst  enthält.  Haben  wir  aber 
unser  Princip  mit  Consequenz  durch  die  wichtigsten  prosodischen 
und  metrischen  Erscheinungen  hindurch  verfolgt,  so  dürfen  wir 
schliesslich  auch  nicht  davor  zurückschrecken,  zu  untersuchen, 
ob  das  altrömische  Drama  auch  in  seiner  Rhythmik  durch  Ein- 
führung dieses  Princips  ähnliche  Umwandlungen  hervorgerufen 
hat;  selbst  wenn  wir  von  vorn  herein  uns  bewusst  sind,  wie 
schlüpfrig  bei  dem  heutigen  Stande  der  Forschung  und  der 
Geringfügigkeit  des  in  den  Bruchstücken  der  neuen  attischen 
Comödie  vorliegenden  Materials  hier  der  ganze  Boden  ist 

Doch  fassen  wir  zunächst  die  bisherigen  Ergebnisse  zu- 
sammen, ehe  wir  auf  diesen  weiter  bauen.  Das  römische  Drama 
hat  eine  ziemlich  hundertjährige  Entwickelung  durchgemacht,  die 
manche  Veränderungen  brachte.  Gewiss  sind  auch  für  die  Aus- 
bildung der  metrischen  Kunstformen  Livius  und  Naevius,  Ennius, 
Accius  und  Caecilius  u.  a.  von  hoher  Bedeutung  gewesen.  Was 
aber  die  metrische  Behandlung  der  allgemeinen  Vorgänge  und 
der  einzelnen  Versmasse  betrifft,  so  sind  für  uns  nur  noch  zwei 
Epochen  klar  zu  unterscheiden,  die  sich  lediglich  an  die  Namen 
Plautus  und  Terenz  knüpfen,  wenn  auch  in  Wirklichkeit  vieles, 
was  wir  kurz  diesen  beiden  Dichtern,  von  denen  wir  noch  voll- 
ständige Dramen  haben,  zuschreiben,  auf  andere  zurückgehen 
mag.  Auch  können  wir  die  metrische  Technik  der  Römer  ebenso 
wenig  wie  die  römische  Poesie  selbst  bis  zu  ihren  Anfangen 
zurückverfolgen,  und  es  wäre  zwecklos,  hier  die  einzelnen  Zeug- 
nisse über  die  verschiedenen  uralten  poetischen  Erzeugnisse  der 
Römer  zusammenzustellen.  Selbst  das  Arvallied  und  Anderes  kann 
uns  keinen  verlässlichen  Anhalt  für  eine  metrische  Theorie  geben. 
Auch  die  älteste  uns  bekannte  Saturniertechnik  hatte  gewiss  eine 
längere  Vorgeschichte.  Die  nächste  Verwandtschaft  mit  ihr  mögen 
die  wiederholt  von  Cicero  (Brut.  19,  75.  Tusc.  I,  2,  3.  IV,  2,  3 
unter  Berufung  auf  Cato's  Origines)  erwähnten  uralten  carmina 
de  clarorum  virorum  laudibus  in  epulis  cautitata  a  singulis  con- 
vivis  gehabt  haben,  sowie  die  nach  Varro's  Zeugniss  (bei  Non. 
p.  76)  von  pueri  modesti  assa  voce  oder  cum  tibicine  vorgetra- 
genen mit  den  von  Cicero  genannten  vielleicht  identischen  Lieder, 
in  denen  sich  unter  Einwirkung  bestimmter  altheimischer  Me- 
lodien so  eigenthümliche  Versformen  lange  vor  der  Scipionenzeit 


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1.  Ergebnisse  über  Plautinische  u.  Terenzische  Prospdie  u.  Metrik.  363 

(nach  Cato  multis  saeculis  ante  aetatem  suam)  entwickelt  haben 
mochten,  wie  sie  uns  die  ältesten  uns  erhaltenen  Saturnier  als 
althergebracht  vermuthen  Hessen,  vgl.  S.  229  fg. 

Diese  in  den  Grabsteinen  der  Scipionen  eingemeisselten  Sa- 
turnier gehören  zwar  einer  von  der  Comodie  grundverschiedenen 
Stilgattung  römischer  Poesie  an,  aber  so  sehr  sie  auch  in  ihrem 
feierlich  gehaltenen  Elogienstil  von  dem  in  dem  römischen  Drama 
herrschenden  lebhaften  Tone  abweichen,  lassen  sie  doch  den 
gemeinsamen  Boden  hinreichend  erkennen.  Sie  zeigen  uns  acht 
römische  Eigenheiten  der  metrischen  Technik,  wie  die  sorgfäl- 
tige Behandlung  iambischer,  grössere  Freiheiten  bei  trochäischen 
Schlüssen,  einen  scharf  trennenden  und  darum  Hiatus  duldenden 
Einschnitt,  der  noch  die  Entstehung  der  Saturnischen  Langzeile 
aus  zwei  Kurzversen  erkennen  lässt,  die  Unterdrückung  von 
Senkungen  nicht  bloss  am  Ende  des  Verses,  irrationale  Langen 
auch  in  den  inneren  Senkungen  der  Dipodie  und  Eigenheiten  in 
der  Bildung  der  Hebungen,  die  Wirkungen  des  metrischen  Kür- 
zungsgesetzes u.  a. 

Dagegen  ist  auch  bereits  der  griechische  Einfluss  wahrnehm- 
bar, der  ja  ganz  natürlich  ist.  Denn  zu  der  Zeit,  da  das  unter 
Rom 8  Herrschaft  geeinte  Italien  des  dritten  vorchristlichen  Jahr- 
hunderts in  den  politisch-militärischen  Kampf  mit  den  hellenistisch- 
makedonischen Reichen  und  der  in  Karthago  vertretenen  letzten 
Macht  des  Phönicierthums  eintrat,  beherrschte  griechische  Lite- 
ratur, die  eine  nach  Praxis  und  Theorie  völlig  entwickelte  poe- 
tische Technik  besass,  vielfach  die  Culturcentren  des  römischen 
Gebietes,  ohne  dass  die  heimische  Kraft  irgend  etwas  Nennens- 
werthes  dagegen  stellen  konnte.  So  hatte  der  Process  der  Ein- 
wirkung griechischer  Bildung  auf  römisches  Wesen  auch  bereits 
die  poetische  Form  ergriffen.  So  erklärt  sich  der  unverkennbare 
Ansatz  zu  dem  im  Laufe  der  nächsten  Jahrhunderte  immer  mehr 
zum  Durch bruch  kommenden  Dipodiengesetze,  das  in  den  Satur- 
niern  ungefähr  ebenso  durchgeführt  ist,  wie  bei  Plautus,  s.  oben 
S.  317  fg.  und  S.  319  fg.,  bei  Terenz  aber  noch  sorgsamer  beachtet 
wird  S.  240  fg.,  ebenso  die  Vermeidung  der  schweren  Länge  wie 
in  den  inneren  Senkungen,  so  auch  in  der  letzten  Senkung  bei 
trochäischen  Schlüssen,  s.  oben  S.  225  fg.  u.  a. 

Bei  Plautus  finden  sich  die  hauptsächlichsten  Eigenheiten 
der  römischen  Verstechnik  erhalten,  die  Auflösbarkeit  der  vor- 
letzten Silbe  in  den  katalekti sehen  trochäischen  Schlüssen,  die 


304 


Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 


Irrationalität  aller  Senkungen  mit  Ausnahme  der  letzten  bei 
iambiscbem  Schlüsse  und  die  den  Laugvers  zu  zwei  selbststän- 
digen Kurzversen  gestaltende  Kraft  der  Hauptcäsur.  Aber  er 
nimmt  natürlich  auch  alles  das  an  und  bildet  es  weiter  aus, 
worin  wir  auf  griechischem  Einfluss  beruhende  Erscheinungen  in 
den  Saturniern  suchten,  vor  allem  hält  auch  er  die  im  griechi- 
schen Vorbilde  nur  durch  ein  oder  zwei  Kürzen,  aber  nie  durch 
eiue  lange  Silbe  ausdrückbaren  Senkungen  frei  von  den  aller- 
schwersten  Längen. 

Ueberhaupt  aber  ist  in  der  Plautinischen  Metrik  keine  Re- 
action  gegen  griechischen  Einfluss  zu  erkennen,  im  Gegentheil 
sie  weist  viele  nach  griechischem  Vorbilde  geschaffene  Neuerungen 
auf.  Dahin  gehört  in  erster  Linie  die  Elision  in  deu  Haupt- 
einschnitten auch  der  Langverse,  die  sogenannten  latenten  Cä- 
suren,  die  Vernachlässigung  der  Hauptcäsur  selbst  in  Lang- 
versen, die  Annahme  zahlreicher  daktylischer  Wörter  und  Wort- 
ausgänge mit  der  Betonung  der  letzten  beiden  Kürzen  durch  deu 
Versictus,  und  zwar  nicht  bloss  in  dem  anapästischen  Rhythmus, 
sondern  auch  in  den  Iamben  und  Trochäen,  desgleichen  verein- 
zelt sogar  die  gleiche  Versbetonung  bei  längeren  tribrachisch 
schliessenden  Wörtern,  wenn  auch  nicht  bei  tribraebischen  Wör- 
tern selber,  endlich  die  sog.  prosödischen  Hiate  mit  Verkürzungen 
in  Hebung  und  Senkung  der  Verse  des  ydvog  i'oov,  sowie  in  den 
Hebungen  der  Iamben,  Trochäen  und  Kretiker.  Hier  geht  Plautus, 
soweit  wir  nach  dem  vorliegenden  Material  urtheilen  können, 
sogar  weit  über  die  griechische  Praxis  hinaus.  Denn  im  attischen 
Drama  begegnen  wir  diesen  prosödischen  Hiaten  wohl  in  deu 
indischen  Iamben  und  Trochäen  sowie  in  den  Logaöden,  Dakty- 
len und  Anapästen,  allein  in  den  eigentlichen  Dialog versen,  den 
iambischen  Trimetern  und  Tetrametern  sowie  den  trochäischen 
Tetrametern  sind  sie  nicht  gebräuchlich  gewesen.  Den  Grund 
für  diesen  ausgedehnteren  Gebrauch  haben  wir  bereits  oben  S.  125 
angegeben  und  wir  werden  im  nächsten  Abschnitte  darauf  zurück- 
kommen. Jedenfalls  aber  ersieht  man  aus  diesen  Thatsachen, 
wie  vielfach  sich  die  griechische  Technik  in  die  altheimische 
eindrängte,  wie  wenig  die  letztere  Widerstandskraft  zeigte,  ihre 
Eigenart  zu  bewahren. 

Dem  gegenüber  finden  wir  in  der  Terenzischen  Verskunst 
eine  entschiedene  Reaction  in  nationalrömischem  Sinne.  Zwar 
die  laxere  Art  der  Anfügung  der  beiden  Hemistichien  zu  einem 


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1.  Ergebnisse  über  Plantini8che  u.  Tereuzische  Prosodie  u.  Metrik.  365 

Langverse  hat  Terenz  in  seinen  trochäischen,  bacchiischen  und 
kretischen  Tetranietern  ganz  aufgegeben,  bis  auf  einen  ver- 
schwindend kleinen  Rest  oder  vielleicht  auch  ganz  in  den  Jam- 
bischen Octonaren  und  Septenaren.  Darin  aber  braucht  man 
kein  erhebliches  Fortschreiten  des  griechischen  Einflusses  zu 
sehen.  Denn  diese  asynartetische  Compositionsweise  der  Kurz- 
verse zu  Langzeilen  hatte  nur  in  den  Saturniern  ihr  Vorbild  und 
dies  Vorbild  mochte  zu  Terenz'  Zeit  mit  dem  Abkommen  dieser 
Verse  selbst  unwirksam  geworden  sein;  es  war  diese  Art  dem- 
nach für  Terenz  weder  eine  historisch-berechtigte,  noch  hatte 
sie  irgend  eine  innere  Begründung.  Denn  es  lasst  sich  nicht 
leugnen,  dass  diese  verschiedenartige  Behandlung  der  Cäsur  in 
den  Langzeilen,  wie  sie  Plautus  zeigt,  einen  offenbaren  Wider- 
spruch in  sich  selbst  enthält.  Denn  es  ist  unverträglich  Hiatus, 
syllaba  anceps  und  somit  völlige  Trennung  zwischen  Heraisti- 
chien  eintreten  zu  lassen,  die  doch  rhythmisch  eng  zusammen- 
gehören, und  diese  enge  Zusammengehörigkeit  wieder  durch  Eli- 
sionen, latente  Cäsuren,  Vernachlässigung  aller  Hauptcäsureu  und 
Bindung  durch  lange,  von  dem  ersten  bis  weit  ins  zweite  hinein- 
reichende Wörter  auch  in  der  metrischen  Technik  vielfach  zum 
Ausdruck  zu  bringen.  Diese  zwiespältige  Behandlung  erlitt  weder 
der  Saturnier  noch  der  griechische  Tetrameter.  Vor  diese  bei 
Plautus,  wie  wir  sahen,  noch  historisch  berechtigte  Zwiespältig- 
keit und  Zwitterhaftigkeit  gestellt,  konnte  bei  Terenz  die  Ent- 
scheidung nicht  zweifelhaft  sein.  Elision  und  latente  Cäsur  waren 
sehr  wohl  verträglich  mit  der  römischen  Aussprache  und  haben 
sich  auch  in  der  classischen  Zeit  erhalten.  Wir  finden  sie  zuerst 
in  Seneca's  tragischen  Versen  gänzlich  gemieden.  Terenz  ver- 
zichtete lieber  auf  die  freiere  asynartetische  Behandlung  der  Te- 
trameter, was  unter  den  vorliegenden  Umständen  das  nächst 
liegende  war.  Wenn  das  also  auch  eine  thatsächliche  Annähe- 
rung an  die  griechische  Praxis  war,  so  lag  doch  der  Grund  dazu 
in  der  Sache  selbst;  es  war  hier  lediglich  eine  Consequenz,  die 
zu  ziehen  den  Plautus  wohl  nur  die  Wirkung  der  damals  noch 
nicht  abgestorbenen  Saturnierpoesie  abhielt.  Wir  sehen  also  hier 
nur  den  Kampf  gegen  die  Zwitterhaftigkeit,  der  auch  Altrömi- 
sches beseitigt,  wenn  es  mit  der  einmal  reeipirten  Praxis  un- 
verträglich ist. 

Eine  andre  Annäherung  an  die  griechische  Technik  bei 
Ennius  und  Terenz,  s.  oben  S.  100  fg.,  könnte  man  darin  suchen, 


36G 


Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 


dass  diese  beiden  Dichter  einsilbige  Präpositionen  u.  ä.  ans  Ende 
der  Verse  stellten,  was  Plautus  nicht  zu  kennen  scheint.  Allein 
das  ist  kaum  als  etwas  Wesentliches  zu  bezeichnen  und  ent- 
sprach auch  nicht  der  griechischen  Praxis  vollständig,  sondern 
war  vielmehr  nur  eine  consequente  Uebertragung  eines  auch  bei 
Plautus  ganz  gewöhnlichen  Vorganges  in  den  Hauptcäsurschlüsseu 
der  Langverse  auf  die  Zeilenschlüsse.  So  sehen  wir  in  diesen 
Fällen  bei  Terenz  wohl  einen  rationellen  Fortschritt,  aber  nicht 
sclavischeu  Anschluss  an  dir  fremde  griechische  Art.  Dasselbe 
gilt  von  dessen  Behandlung  der  schwerbetonten  Längen  in  den 
inneren  Senkungen  der  Dipodien.  Hier  hat  Terenz  gegenüber 
den  ziemlich  zahlreichen  Ausnahmefällen  bei  Plautus  verschwin- 
dend wenige  zugelassen,  principiell  aber  unterscheidet  er  sich 
nicht  von  seinem  Vorgänger.  Ebenso  in  allen  andern  Fällen, 
wo  Plautus  im  Gegensatz  zur  griechischen  Praxis  die  acht  romi- 
schen Gepflogenheiten  wahrte,  ist  auch  Terenz  ganz  auf  dem 
gleichen  Standpunkte  geblieben.  So  in  Anwendung  des  metrischen 
Kürzungsgesetzes,  sowohl  in  Fällen  wie  lSvi,  wo  es  sich  um 
iambische  Wörter  handelt,  als  auch  in  kretischen,  soweit  diese 
ausserhalb  des  anapästischen  Rhythmus  bei  ihm  möglich  sind, 
wie  in  Daktylen  Andr.  G25  Hocincst  credibile  äüt  memöräbile, 
und  auch  in  Zusammensetzungen  mit  Präpositionen,  wie  p£r  up- 
pressiones,  und  längeren  Wörtern,  wie  vÖlüptäÜ,  vßrßbämini; 
ferner  in  den  Gesetzen  über  iambische  und  trochäische  Schlüsse, 
in  der  ganz  eigenartigen  Bildung  der  zweisilbigen  Hebungen, 
dies  selbst  in  Schlusshebungen,  wie  nlsl  quiä  propest  nach  Plau- 
tinischem  aqua  cälet  u.  ä.,  endlich  in  der  vom  griechischen  Vor- 
bilde abweichenden  Zulassung  der  fallenden  wie  aufsteigenden 
Proceleusmatici  u.  a. 

Aber  auch  eine  entschiedene  Reaction  gegen  manches  Un- 
römische in  des  Plautus  prosodischer  und  metrischer  Technik  ist 
bei  Terenz  wahrnehmbar.  Dahin  gehört  vor  allem  die  Beschrän- 
kung der  prosodischen  Hiate,  die  im  griechischen  Drama  bei 
Daktylen  und  Anapästen  sowie  in  den  Hebungen  der  Päonen, 
melischen  Iamben  und  Trochäen  vorkommen  und  von  Plautus 
gleichfalls  in  allen  diesen  Versarten  verwendet  wurden.  Denn 
alle  diese  Plautinischen  Hiate  sind  bei  Terenz  verschwunden  bis 
auf  den  einen  ganz  besondern  Fall,  nämlich  bei  einsilbigem  Wort 
in  der  ersten  Stelle  der  aufgelösten  Hebung  der  Iambeu  und 
Trochäen;  dort  aber  wie  bei  Plautus  in  stichischen  und  melischen 


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1.  Ergebnisse  über  Plautinische  u.  Terenzische  Prosodie  u.  Metrik.  367 


Partien  gleichniässig.  Plautus'  Zeit  mochte  solche  Uiate  darum 
noch  gern  zulassen,  weil  so  der  noch  schwerfalligen  und  spröden 
Sprachform  manche  Kürze  abgewonnen  wurde,  wie  in  öbsßqul 
anlmo  suo.  Aber  es  geschah  dies  doch  durch  ein  prosodisches 
Experiment,  das  sich,  wie  wir  sahen,  nie  auch  nur  in  einer  Gat- 
tung der  romischen  Dichtung  recht  hat  einbürgern  können. 

Noch  folgenschwerer  war  die  Reaction  des  Terenz  in  einem 
zweiten  Punkte.  Plautus  hatte  eine  ziemliche  Menge  im  Grie- 
chischen zwar  ganz  gewöhnlicher,  dagegen  mit  dem  römischen 
Accentgesetz  durchaus  unverträglicher  Betonungsarten  aus  dem 
fremden  Vorbilde  herübergenommen.  Wir  heben  hier  weniger 
solche  Fälle  wie  lämpädlbus,  tönslllä  und  pröpittä  u.  ä.  hervor, 
weil  diese  auch  bei  Plautus  nur  vereinzelt  und  besonders  die 
letzteren  nur  unter  gewissen  strengen  Cautelen  vorkommen.  Aber 
ganz  gewöhnlich  sind  doch  bei  ihm  Betonungen  wie  corpörä 
nicht  bloss  in  Anapästen,  sondern  auch  in  Iamben  und  Trochäen, 
oft  allerdings  in  prächtiger  Spielerei  wie  meä  suavls  äinabllls 
änioena,  8.  oben  S.  277,  aber  auch  sonst  ziemlich  häufig,  gewöhn- 
lich, aber  nicht  ausschliesslich,  im  Anfange  iambischer  Verse. 
In  den  Anapästen  wagt  Plautus  unter  der  Einwirkung  des  grie- 
chischen Vorbildes  und  nur  an  der  Versstelle,  wo  sie  das  grie- 
chische Vorbild  giebt,  nämlich  in  dem  ersten  Fusse  der  Dipodie 
die  Betonung  möre  modesto,  die  in  lamben  und  Trochäen  selbst 
bei  Plautus  ganz  unerhört  ist,  auch  in  dessen  Anapästen  nicht 
so  häufig  erscheint,  wie  in  den  griechischen,  aber  doch  an  der 
bestimmten  Stelle  ganz  legal  ist.  Diese  Betonung  hat  Terenz 
gar  nicht  und  die  erste  in  daktylischen  Worten  vielleicht  in 
zwei  ganz  vereinzelten  iambischen  Eingängen,  die  jedoch  Zweifel 
gestatten,  a.  oben  S.  276.  An  sich  müssen  wir  hierin  eine  recht 
gesunde  Reaction  des  römischen  Wesens  gegen  einen  ausländischen 
Eindringling  erblicken.  Denn  sie  beseitigt  nur  unnatürliche,  dem 
römischen  Ohre  widerlich  klingende  Betonungen.  Allein  die  Con- 
sequenz  davon  ist,  wie  wir  andeuteten,  eine  höchst  wichtige,  das 
völlige  Aufgeben  des  anapästischen  Rhythmus,  in  dem 
so  manche  schöne  und  wirksame  Partie  dem  Plautus  gelungen 
war.  Wenn  trotzdem  Terenz  ganz  auf  diesen  Rhythmus  ver- 
zichtete, so  that  er  das  wohl  im  vollen  Bewusstaein  des  Wertes 
dessen,  was  er  aufgab;  aber  um  so  entschiedener  und  ziel- 
bewusster  zeigt  sich  auch  seine  reagirende  Richtung.  Mit  sol- 
chen dem  Griechischen  entlehnten  Messungen,  wie  perdere,  mira 


368 


Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 


vtdentür  war  das  charakteristische  Merkmal  der  Anapästen  ver- 
schwunden. Aber  schon  Plautus  hatte  nicht  gewagt  mit  den 
griechischen  Formen  allein  ohne  jede  Neuerung  lateinische  Ana- 
päste zu  bauen,  —  was  er  da  herausgebracht  hätte,  beweisen 
uns  genugsam  die  monotonen,  klappernden  auapästischen  Di- 
meter  eines  Seneca  — ,  sondern  schon  Plautus  hatte  eine  grössere 
Anzahl  Gepflogenheiten  der  entsprechenden  iambischen  Verse, 
besonders  beim  Baue  der  Hebungen  zur  Hilfe  genommen.  So 
war  der  Plautinische  Anapäst  eine  rechte  Zwitterbildung  aus 
griechischen  und  römischen  Elementen.  Wollte  nun  Terenz  dies 
Zwitterhafte  beseitigen,  etwa  indem  er  die  griechischen,  mit  der 
römischen  Sprachgewohnheit  unverträglichen  Elemente  entfernte, 
so  blieb  eben  kaum  noch  ein  Anapäst  zurück,  sondern  besonders 
in  sämmtlichen  Hebungen  ein  fast  ganz  iambischer  Vers,  der 
sich  nur  am  Ende  erst  und  da  auch  bloss  in  den  akatalektischen 
Versen  und  bisweilen  durch  seine  schwerere  Senkung  von  den 
gewöhnlichen  Zeilen  des  aviöov  ytvog  einigermassen  abhob.  Da 
that  Terenz  den  am  nächsten  liegenden  Schritt  Er  brauchte  als 
Ersatz  für  den  anapästischen  Vers  die  entsprechenden  iambischen 
Langverse,  die  dem  Charakter  der  lateinischen  Sprache  seit  alter 
Zeit  schon  viel  mehr  angepasst  waren,  wie  z.  B.  im  Finale  der 
Adelphen  v.  934  —  957  Me  dücere  autem  etc.  solche  iambische 
Octonare  erscheinen  an  einer  Stelle,  die  Plautus  wohl  in  Ana- 
pästen componirt  hätte.  Die  iambischen  Langverse  genügten  ihm 
in  den  Dialogpartien  vollständig  als  Ersatz  der  Plautinischen 
Anapäste.  Freilich  für  die  in  den  Canticis  vereinzelt  ganz  nach 
griechischem  Vorbilde,  wie  wir  sehen  werden,  vgl.  I,  7,  gebrauch- 
ten, also  sog.  melischen  Anapäste  konnte  der  Iambus  kein  rechter 
Ersatz  sein.  So  mag  Terenz  darauf  gekommen  sein  Ersatz  zu 
suchen  in  einem  Rhythmus,  der  seinem  Ethos  nach  recht  gut 
die  bewegten  melischen  Anapäste  vertreten  konnte,  auf  deu 
Choriambus,  den  er  in  seinem  letzten  Stücke  recht  gewandt 
und  bedeutsam,  wie  wir  sehen  werden,  nach  ähnlichen  Monodien 
der  neuern  attischen  Comödie  zur  Anwendung  bringt  Wir  finden 
in  dem  jugendlichen  Terenz  einen  der  strebsamen  Künstler.  Von 
manchen  dem  römischen  Wesen  zuwiderlaufenden  Neuerungen 
hat  er  sich  abgewandt,  die  Anapäste  ganz  aufgegeben,  Kretiker 
und  Bacchien  nur  noch  in  seinem  ersten  Stücke  nach  Flau  tini- 
scher Art  gebaut,  nach  neuen  Kunstforuien  —  Lateinische  Chor- 
iamben   vor  Terenz  sind   nicht  sicher   zu   erweisen,  worüber 


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1.  Ergebnisse  über  Plautinische  u.  Terenzische  Prosodie  u.  Metrik.  309 


unter  I,  7  —  sich  umgesehen.  Er  stand  offenbar  noch  am  An- 
fange seines  Schaffens  und  Wirkens,  als  er  in  Griechenland  reiste 
und  neue  Stoffe  für  küuftige  Dichtungen  sammelte;  sein  sechstes 
Stück  ist  im  Vergleich  zu  seinen  früheren  schon  ein  grosser 
Fortschritt  in  jeder  Beziehung.  Der  vielverheissende  Dichter  ge- 
langte nicht  zum  reichen  Abschluss  seines  künstlerischen  Stre- 
bens, da  ihm  nicht  die  Jahre  eines  Plautus  oder  Caecilius  be- 
schieden waren.  Dennoch  zollt  Horaz  besonderes  Lob  seiner 
ars,  ep.  11,1,59,  worunter  doch  sicher  seine  dem  römischen 
Wesen  angepasste  Verstechnik  mit  zu  verstehen  ist.  Und  dem 
Terenz  ist  auch  im  Kampfe  gegen  die  alte  Richtung  der  Sieg 
geblieben.  Abgesehen  von  dem  bereits  gleichzeitig  mit  ihm  wir- 
kenden, aber  viel  später  gestorbeneu  Sextus  Turpilius  hat  erst 
der  tragische  Dichter  Seneca  wieder  Anapästen  gebaut  und  zwar 
ohne  jeden  äusseren  oder  inneren  Zusammenhang  mit  den  von 
heiterer  Lebenslust  übersprudelnden  Plautinischen,  von  denen  die 
steifen  Dimeter  Seneca's  grundverschieden  in  jeder  Hinsicht  sind. 
Die  Einführung  der  Choriamben  in  Verbindung  mit  trochäischeu 
Versgliedern,  wie  sie  uns  sicher  nachweisbar  in  der  römischen 
Literatur  zuerst  bei  Terenz  entgegentreten,  ist  nicht  ohne  Nach- 
ahmung geblieben,  sie  bildet  wohl  die  Brücke  zu  Catull's,  Horaz' 
u.  a.  asklepiadeischen  Oden  u.  a. 

Zeigt  sich  bei  Plautus  die  Richtung,  die  mit  Erhaltung  einiger 
zum  Theil  allerdings  auch  schon  schwankend  werdender  alt- 
römischer Eigenheiten  dem  Eindringen  des  griechischen  Wesens 
freie  Bahn  schafft,  so  finden  wir  hier  ein  Abweisen  verschiedener 
ausländischer  Formen  oder  Mittel  zur  Formgebung,  die  in  einer 
Weise  importirt  werden,  die  mit  dem  römischen  Wesen  auf  die 
Dauer  unverträglich  ist.  So  bietet  uns  die  Geschichte  der  metri- 
schen Technik  wie  die  römische  Literatur  überhaupt  ein  getreues 
Bild  der  welthistorischen  Entwicklung.  Charakteristisch  ist 
hierbei,  dass  wie  die  ersten  Begründer  der  Kunstforui  des  römi- 
schen Dramas  nicht  geborene  Römer,  sondern  ltaliker  sind,  zum 
Theil  wie  Livius  Andronicus  geradezu  griechischer  Herkunft  oder 
wie  Ennius  Halbgriechen,  so  auch  wieder  die  Gegenbestrebungeu 
durch  einen  Nichtgriechen  vertreten  sind,  der  mit  dem  vornehm- 
sten Kreise  der  gebildeten  Römer  in  beständigem,  vertrautem 
Verkehre  stand.  Doch  wir  verfolgen  solche  allgemeine  Betrach- 
tungen hier  nicht  weiter,  sondern  nachdem  wir  kurz  wiederholt 
haben   was  unsre  bisherigen  Untersuchungen  als  speciell  grie- 

Klotz,  Grundzügr  altrümisclier  Metrik.  2A 


370 


Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 


chisch  und  was  als  ursprünglich  römisch  in  der  metrischen  Technik 
des  römischen  Dramas  ergeben  haben,  wenden  wir  uns  zu  einer 
zusammenfassenden  Betrachtung  dessen,  was  wir  als  selbststäu- 
dige  Elemente  in  dieser  Technik,  die  weder  dem  griechischen 
Vorbilde  noch  der  römischen  Saturnierpoesie  entlehnt  sind,  heraus- 
gefunden haben,  worin  wir  den  eigentlichen  Fortschritt  in  der 
jetzt  zusammenlaufenden  hellenistisch-römischen  Technik  des  Dra- 
mas erkennen  müssen. 

2.  Die  Bedeutung  der  einheitlichen  metrischen  Technik  für 

die  Rhythmik. 

Wir  haben  gefunden,  dass  es  bei  der  Nachbildung  der  grie- 
chischen Versmasse  im  römischen  Drama  recht  natürlich  herging. 
Die  Abweichungen  der  Verstechnik  von  dem  griechischen  Vor- 
bilde ergeben  sich  folgerichtig  aus  der  Entwickelung,  die  die 
römische  Poesie  zur  Zeit  der  Einführung  des  griechischen  Dramas 
bereits  genommen  hatte,  und  noch  im  Verlaufe  der  hundert- 
jährigen Weiterentwickelung  des  römischen  Dramas  wurde  so 
Manches,  was  bereits  in  ausgedehnter  Weise  von  den  Griechen 
her  übergenommen  war,  mit  Bewusstsein  wieder  aufgegeben  oder 
doch  beschränkt.  Aber  eine  durchgehende  Neuerung,  die  das 
eigentliche  einigende  Band  der  verschiedenartigen  Kuustelemente 
bildet,  ist  noch  nicht  zur  zusammenfassenden  Besprechung  ge- 
kommen. Das  ist  die  durch  alle  Rhythmengattungen  streng  in 
Prosodie  und  Metrik  durchgeführte  einheitliche  Technik.  In  ihr 
glauben  wir  einen  zeitgcmässen,  aber  auch  wahrhaft  künstlerischen 
Fortschritt  der  metrischen  Kunst  nachgewiesen  zu  haben. 

Die  griechische  Tragödie,  ein  in  historischer  Entwickelung 
durch  religiöse  und  locale  Traditionen  reich  gegliederter  Organis- 
mus, war  als  Kunstform  an  sich  betrachtet  mit  jenen  fest  nor- 
mirten  melischen  und  Dialogpartien,  die  ja  nicht  bloss  durch  die 
metrische,  sondern  auch  durch  die  sprachliche  Form  streng  ge- 
schieden waren,  für  die  hellenistische  Zeit,  sobald  das  Verständ- 
ni83  für  die  in  Athens  Leben  begründeten  Stil  unterschiede  inner- 
halb des  einen  Kunstwerkes  ausging,  in  sich  nicht  mehr  homogen, 
eine  Zwitterbildung  von  sehr  ausgeprägter  Art.  Eher  noch  bunter 
war  eine  attische  Comödie  des  füuften  Jahrhunderts  in  ihren  for- 
malen Elementen  zusammengestellt.  In  den  Aristophanischen 
Stücken  finden  sich  Stellen  vom  höchsten  dichterischen  Schwünge 


2.  Die  Bedeutung  der  einheitl.  metr.  Technik  für  die  Rhythmik.  371 

in  diesem  entsprechenden  lyrischen  Formen  vereinigt  mit  dem 
verschiedenartigsten  Dialog  und  Partien  in  reiner  Prosa.  Eine 
wirklich  künstlerische  formale  Einheit  war  in  einer  solchen  Co- 
mödie  nicht  zu  erkennen.  Das  änderte  sich  bereits  etwas  mit 
dem  Wegfall  des  komischen  Chores.  Denn  dadurch  verminderte 
sich  das  rein  melische  Element  der  mittlem  und  neuen  attischen 
Comödie  und  wäre  ganz  geschwunden,  wenn  nicht  der  Sologesang 
schon  vor  der  Entfernung  des  komischen  Chores  ein  fester  Be- 
standteil des  griechischen  Dramas  gewesen  wäre.  Wie  weit  in 
der  neueren  Comödie  auch  dieser  letzte  Rest  des  eigentlichen 
Gesanges  zurückgedrängt  war,  können  wir  jetzt  nicht  mehr  be- 
urtheilen.  Nur  so  viel  steht  fest,  dass  in  der  Menandrischen 
Comödie  der  iambische  Trimeter  das  ganz  vorwiegende  Mass 
war,  neben  dem  die  trochäischen  und  iambischen  Tetrameter 
weit  mehr  zurücktraten  als  bei  Aristophanes.  Darin  kann  man 
wohl  das  Streben  nach  einem,  wenn  auch  nicht  in  strenger  Ein- 
heit durchgeführten,  so  doch  wenigstens  das  ganze  Kunstwerk 
unbestritten  beherrschenden  gleich  massigen  Tone  wahrnehmen. 
Aber  alle  die  andern  Rhythinengattungen  fürs  Drama  aufzugeben 
wäre  ein  zu  hoher  Preis  gewesen.  In  der  nachclassischen  atti- 
schen Tragödie  entwickelte  sich  sogar  im  Gegensatz  zur  Comödie 
eine  übertriebene,  oft  wohl  recht  stillose  Polymetrie.  Auch  die 
attische  Comödie  hat  sich  nie  dazu  verstanden,  alle  andern  Masse 
ausser  den  gewöhnlichen  Dialogversen  ganz  zu  beseitigen.  Dann 
hätte  ja  das  griechische  Drama  seine  ursprüngliche  Natur,  das 
pikos  ganz  verleugnet,  und  trotz  der  mannigfaltigen  zweihundert- 
jährigen Entwickelung  hat  es  bis  zuletzt  an  seineu  Wurzeln,  den 
im  attischen  Volksleben  seit  unvordenklichen  Zeiten  eingebürger- 
ten Gesängen  festgehalten.  Durch  diese  localgeschichtliche  Ent- 
wickelung war  es  gekommen,  dass  jedes  Versmass  eine  feste 
besondre  Technik  hatte;  ja  ein  und  dasselbe  Metron  und  zwar 
gerade  die  am  häufigsten  gebrauchten  hatten  nach  festem  Her- 
kommen eine  verschiedenartige  Behandlung  und  liefen  in  solcher 
mit  der  ihr  entsprechenden  verschiedenen  Wirkung  sogar  in  eiu- 
und  demselben  Drama  neben  einander  her,  wie  denn  z.  B.  in 
den  Aristophanischen  Comödien  der  iambische  Trimeter  drei 
verschiedne  Formen  annahm,  er  erscheint  als  gewöhnlicher 
komischer  mit  unbeschränkten  Auflösungen  der  Hebungen  und 
zweisilbigen  Senkungen,  als  lyrischer  in  den  melischen  Partien 
ohne  Anapästen  und  mit  wenig  oder  gar  keinen  Auflösungen 

21* 


372  Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 

und  als  sog.  tragischer  mit  reichlichen  Auflosungen,  aber  ohne 
die  Anapästen  der  komischen  Dialogtrimeter,  den  der  Chor  aus- 
nahmslos braucht.  Auch  der  trochäische  Tetrameter  vertrug  eine 
zweifache  Behandlung,  der  iambische  Tetrameter  wie  der  Tri- 
meter  eine  dreifache,  vgl.  Rossbach- Westphal,  Metrik  III3. 2.  S.  237  ff. 
Th.  Zieliiisky,  Gliederung  der  altattischen  Comödie  S.  292  ff.  Alle 
diese  feineren  Unterschiede  waren  sicher  althergebracht,  hatten 
ihre  volle  historische  Berechtigung  auf  der  attischen  Bühne,  es 
brauchte  nicht  einmal  verschiedener,  musikalischer  und  nicht- 
musikalischer Vortrag  dabei  eine  Hauptrolle  zu  spielen,  vgl.  Ver- 
fasser, Bursian-Müller's  Jahresber.  48.  Bd.  S.  113  fg.  Der  Stil- 
unterschied in  solchen  Fällen  war  jedenfalls  eine  feste  Forderung 
der  metrischen  Technik  der  attischen  Comödie,  den  auch,  wie 
scheint,  die  neuere  nicht  ganz  verwischt  hat. 

Noch  viel  grösser  nun  war  der  Unterschied  der  metrischen 
Behandlung  bei  Massen  verschiedener  Rhythmengattungen.  Hier 
herrschten  überall  strenge  Normen,  die  dargelegt  zu  haben  immer 
ein  Hauptverdienst  der  Rossbach- Westphalschen  Metrik  bleiben 
wird.  Ein  kleiner  Verstoss  gegen  solche  Stil  Vorschriften  wurde 
streng  gerügt,  wie  wir  aus  Aristophanes,  besonders  in  dessen 
Fröschen  an  vielen  Stellen  ersehen  können,  vgl.  Arisiran.  1301  sqq. 
Der  Athener  war  mit  allen  diesen  Stilfeinheiteu  vertraut  und 
hatte  einen  wohlberechtigten  Genuss  davon.  Nur  einmal  ist  auf 
dem  Gebiete  des  fiiXog  eine  grosse  Neuerung  vorgekommen,  jedoch 
nicht  aus  der  Tragödie  selbst  heraus,  sondern  unter  dem  Einflüsse 
des  Dithyrambus  und  der  verfeinerten  Musik,  einmal  aber  auch 
eine  solche  aus  innen  heraus  in  dem  gewöhnlichen  Dialogverse 
gründlich  und  erfolgreich  durchgesetzt  worden.  Es  war  dies  eine 
nur  ein  einziges  Versmass  betreffende  Neubelebung,  der  bewegtere 
iambische  Trimeter  des  classischen  Dramas  im  letzten  Drittel 
des  fünften  Jahrhunderts.  Die  Häufung  der  Auflösungen  und 
der  durch  aufgelöste  Hebungen  und  irrationale  Senkungen  ent- 
stehenden scheinbaren  Daktylen  als  Vertreter  eines  Iambus  hatte 
zwar  das  Aeschyleische  Drama  schon  gekannt,  aber  es  hatte  alle 
diese  Mittel  im  tragischen  Trimeter  entweder  gar  nicht  oder  nur 
in  sehr  beschränkter  Weise  angewandt;  ihre  stilgerechte  Stelle 
hatten  sie  vielmehr  nur  in  den  Klaganapästen  und  besonders  in 
dem  dochmischen  Rhythmus,  der  die  höchste  im  Drama  denkbare 
Aufregung  darzustellen  hatte.  Das  nachäsehyleische  Drama  nahm 
alle  diese  Eigenheiten  in  den  iambischen  Trimeter  auf  und  zwar 


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2.  Die  Bedeutung  der  einheitl.  metr.  Technik  für  die  Rhythmik.  373 

in  grosser  Ausdehnung  und  erreichte  damit  eine  sehr  wirksame 
Belebung  des  dramatischen  Dialogs,  wie  dies  Verfasser  de  numero 
dochmiaco  p.  30—32  dargethan  hat.  Das  ist  aber  derselbe  Vor- 
gang, den  wir  bei  den  römischen  Dramatikern  nur  in  viel  aus- 
gedehnterem Masse  in  der  durch  alle  Versmasse  gleichmässig 
durchgeführten  metrischen  Technik  beobachteten.  Alle  die  Kunst- 
mittel, die  in  dem  einen  Rhythmus  geschaffen  waren,  werden  auch, 
soweit  irgend  möglich,  in  allen  übrigen  angewandt  und  dadurch 
alles  neu  belebt  und  zugleich  einheitlich  gestaltet,  ein  grosser 
Kunstfortschritt  an  sich,  für  die  Livianisch-Naevianische  Zeit  aber 
geradezu  unbedingt  geboten  durch  die  veränderten  Verhältnisse, 
die  für  alle  Kunst  massgebend  waren. 

Denn  in  Folge  der  welterobernden  Feldzüge  Alexanders  war 
auch  die  dramatische  Kunst  der  Griechen  nicht  mehr  eine  attische 
geblieben.  Diese  hatte  wohl  in  voralexandrinischer  Zeit,  wo  Athen 
die  geistige  Metropole  des  Hellenenthums  war,  überall  volles  Ver- 
ständniss  gefunden,  selbst  in  fernen  Colonien,  die  andern  griechi- 
chen  Volksstämmen  angehörten.  Allein  seitdem  man  in  den  mor- 
genländischen  Residenzen  der  Diadochen  der  griechischen  Kunst 
eine  Stätte  bereitet  hatte  und  hellenischer  Bildung  und  Kunst  auch 
die  im  Abendland  gebietenden  Römer  wie  sonst  überall  den  besten 
Willen  entgegenbrachten  und  ihr  helfend,  fordernd,  verbreitend 
zur  Seite  traten,  war  das  ursprünglich  ganz  an  die  localen  Tra- 
ditionen Attika's  gebundene  Drama  zu  einer  viel  umfassenderen 
Ausdehnung  gelangt.  Es  fand  seine  Würdigung  nicht  mehr  bloss 
im  Bereiche  der  Stadt  Athen,  sondern  es  war  jetzt  ein  organischer 
Bestandtheil  der  hellenistischen  Welt  und  der  weiten  Kreise,  die  von 
dieser  unmittelbar  oder  mittelbar  ihre  geistige  Anregung  erhielten. 

Die  attische  neuere  Comödie  hatte  wohl  diesem  universellen 
Zuge  der  Zeit  in  vielfacher  Weise  nachgegeben,  andre  Charaktere 
und  anderes  Leben  stellte  das  auf  weite  Kreise  ausgedehnte  Drama 
dar,  manches  rein  locale  wurde  auch  in  der  Metrik  beseitigt,  für 
das  man  in  den  fernen  hellenistischen  Städten  kein  Verständniss 
hatte.  Aber  zu  einer  gründlichen  Umgiessung  der  ursprünglichen 
Kunstform  oder  gar  zur  Einführung  neuer  Masse  und  Rhythmen, 
ja  auch  nur  zu  einer  mit  den  attischen  Traditionen  brechenden 
Neugestaltung  einzelner  wichtiger  Versmasse,  wie  sie  das  Euri- 
pideische  Drama  wie  im  Melos  so  besonders  im  Trimetordialog 
schon  einmal  vorgenommen  hatte,  zu  irgend  einer  lebenskräftigen 


374 


Rhythmik.   I.  Elemente  der  Rhythmik. 


umfangreichen  formalen  Neuerung  hat  sie  sieh,  soweit  wir  aus 
den  Bruchstöcken  sehliessen  können,  nicht  entschlossen,  sie  ist 
immer  attisch  geblieben,  nicht  eigentlich  hellenistisch  geworden. 
Und  gar  die  Kunstform  der  spätem  attischen  Tragödie  war  zu 
meist  wohl  recht  geschmackloser  Polymetrie  ausgeartet  uud  be- 
reitete durch  ihre  Uebertreibungen  nicht  etwa  ein  verfeinertes, 
mannigfaltigeres  Kunstwerk  von  internationaler  Bedeutung  vor, 
sondern  die  Reaction  der  steifen  Alexandriuischen  Tragödie,  die 
nicht  mehr  ins  Volksleben  eindrang. 

Sollte  nun  aber  dem  hellenistisch-morgenländischen  Drama, 
das  sich  den  Forderungen  der  neuen  Zeit  gegenüber  vielfach  ver- 
schloss,  ein  lebensvolles  hellenistisch-römisches  Drama  für  die 
abendländischen  Volkskreise  zur  Seite  treten,  so  lagen  insofern 
die  Verhältnisse  für  eine  aussichtsreiche  Entwickelung  oder  Neu- 
schöpfung viel  günstiger  als  in  der  von  der  griechischen  Zunge 
beherrschten  morgenländischen  Culturwelt,  weil  hier  alle  die  Fes- 
seln wegfielen,  die  das  Drama  an  althergebrachte,  feste,  wenn 
auch  historisch  nicht  mehr  vollberechtigte,  so  doch  noch  willig 
anerkannte  Localtraditionen  knüpften.  Es  war  die  Bahn  frei  ge- 
worden. In  Rom,  in  lateinischer  Sprache  fühlte  man  sich  nicht 
an  altattische  Tradition  gebunden,  hatte  keine  Rücksicht  auf  at- 
tische Eigenheiten  zu  nehmen.  Dafür  hätte  ja  jedes  Verständ- 
niss  gefehlt.  Tanz,  Musik,  ja  auch  noch  vieles  andre,  selbst  das 
ganze  Aeussere  war  anders.  Das  andere  Volksthum  war  noch 
nicht  an  feste,  unverrückbare  Grundsätze  der  Composition  oder 
gar  feinern  Stilunterschied  innerhalb  desselben  Kunstwerkes  ge- 
wöhnt, so  sehr  man  auch  an  vorgefundene  Sitten  und  Bräuche 
aller  Art  anknüpfen  mochte.  Was  lag  da  für  ein  Hindern iss  vor, 
den  Schritt,  der  schon  einmal  mit  grossem  Erfolge  in  der  helle- 
nischen Kunstentwickelung  gethan  war  in  Werken,  die  noch  die 
Bühne  beherrschten,  weiter  zu  thun  und  unter  Beseitigung  aller  der 
feinen  Stilunterschiede,  die  nur  für  die  verwöhnten  und  von  Jugend 
auf  mit  ihnen  vertrauten  Athener  eigentlich  Sinn  hatten,  für  die 
hellenistisch-römische  Welt  unverständlich  und,  wo  sie  sich  über- 
lebt hatten,  wirklich  geschmacklos  geworden  waren,  consequent 
vorzugehen  und  nach  streng  durchgeführtem  Kunstprincip  neues 
Leben  iu  abgenutzte  Formen  zu  giessen?  Wer  mag  darum  die 
attischen  Dramatiker  tadeln,  wenn  sie  vielfach  zu  sehr  an  der 
aus  glanzvoller  Zeit  überkommenen  Technik  zu  hängen  scheinen? 
Das  Wesentliche  bleibt  immer,  dass  das,  was  in  Griechenland 


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2.  Die  Bedeutung  der  einhcitl.  metr.  Technik  für  die  Rhythmik.  375 

sich  regelrecht  entwickelt  hatte  und  wofür  im  Volke,  mit  desseu 
Leben  es  eng  verknüpft  war,  noch  nicht  alles  Verständniss  ge- 
schwunden war,  seine  historische  Berechtigung  hatte.  Auf  dem 
römischen  Theater  aber,  das  keine  continuirliche  Tradition  mit 
dem  altgriechischen  verband,  fiel  diese  Berechtigung  weg.  Wie 
konnte  ein  römisches  Publicum  ein  Verständniss  dafür  haben, 
wesshalb  der  trochäische  Tetrameter  oder  die  i ambischen  Lang- 
verse steifer  behandelt  werden  sollten  als  ein  iambischer  Senar? 
War  aber  einmal  diese  Lage  geschaffen,  so  kann  man  nur  dem 
Geschmack  der  römischen  Dichter  Beifall  zollen,  die  einem  in 
solchen  metrischen  Stilfeinheiten  componirten  Kunstwerke,  wenn 
auch  keine  unbedingte  metrische  Einheit,  so  doch  bei  allem 
Wechsel  der  Rhythmen  ein  im  gleichmässig  durchgeführten 
Grundtone  gehaltenes  Drama  entgegensetzten.  Hierin  liegt  die 
künstlerische  Berechtigung  des  Princips  der  einheitlichen  metri- 
schen Technik,  dessen  Wirkung  wir  auf  den  verschiedensten  Ge- 
bieten bisher  verfolgt  haben. 

Dass  man  in  der  Prosodie  keinen  Unterschied  zwischen  den 
verschiedenen  Rhythmengattungen  machte,  sahen  wir  im  ersten 
Theile.  Denn  wie  man  das  metrische  Kürzungsgesetz  in  allen 
Versmassen  zur  Anwendung  brachte  in  iambischen  und  kretischen 
Wörtern,  Wortschlüssen  und  Silbenverbindungen,  soweit  es  die 
besondern  Verhältnisse  nur  einigermassen  gestatteten,  so  wurden 
alle  bei  dem  Hiatus  möglichen  Kürzungen  nicht  wie  im  griechi- 
schen Drama,  dem  man  sie  entlehnte,  auf  die  rein  melischen 
Partien,  einschliesslich  der  Daktylen  und  Anapästen  beschränkt, 
sondern  auch  in  sämmtlichen  Dialogversen  zugelassen,  in  den 
melodramatisch  oder  recitativisch  vorgetragenen  Laugversen  wie 
auch  im  iambischen  Senar.  Die  Hiate,  welche  die  Tetrameter  in 
selbstständige  Kola  zerlegten,  die  im  römischen  Vorbilde  zunächst 
nur  für  Iamben  und  Trochäen  galten,  wurden  auch  in  den  übrigen 
Versarten  zugelassen,  nämlich  in  den  anapästischen,  kretischen  und 
bacchiischen  Tetrametern.  Desgleichen  wurde  die  im  Griechischen 
auf  iambische  und  trochäische  Tetrameter  beschränkte  Art,  die 
zwei  rhythmischen  Glieder  derselben  durch  Wortbindung  untrennbar 
zu  vereinigen,  unter  denselben  Bedingungen  auf  die  Anapästen  und 
die  Tetrameter  des  yivos  rjfiiokiov  übertragen.  Die  acht  römischen 
Gesetze  für  trochäische  Zeilenschlüsse,  die  ziemlich  frei  sind, 
gelten  ohne  jeden  Unterschied  auch  für  die  gleichen  Schlüsse  der 


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376 


Rhythmik.   I.  Elemente  der  Rhythmik. 


Anapästen  und  Bacchien  uud,  wie  wir  gelegentlich  unten  II,  3 
sehen  werden,  auch  für  Logaöden.  Noch  viel  bedeutender  endlich 
ist  die  gegenseitige  Beeinflussung  der  einzelnen  Metra  in  Bezug 
auf  Bildung  der  Hebungen  und  Senkungen.  Die  Anapasten  können 
alle  die  aufgelösten  Hebungen  habeu,  die  die  römische  Praxis 
in  Iamben  und  Trochäen  gestattete,  und  die  für  die  Anapästen  so 
charakteristischen  mit  beiden  Endkürzen  in  die  Hebung  fallenden 
Daktylen  oder  daktylische  Wortausgange  sind  bei  Plautus  nicht 
bloss  im  Anfang,  sondern  auch  im  Innern  der  jambischen  und 
trochäischen  Reihen  zu  finden,  sowohl  im  ersten  wie  im  zweiten 
Fusse  der  Dipodie,  ja  selbst  in  Bacchien  giebt  es  einen  verein- 
zelten solchen  Daktylus,  Cist.  519  perdttä  perdidit  nie.  Eben- 
so gross  ist,  wie  wir  sahen,  der  Austausch  bei  den  Senkungen 
zwischen  den  Anapästen  und  Iambotrochäen.  Die  Existenz  der 
zahlreichen  Proceleusmatici  hat  in  diesem  alles  durchdringenden 
Principe  ihre  einfache  Erklärung.  Die  Bacchien  sind  besonders 
durch  diese  Beeinflussung  getroffen  worden  in  Auflösung  der 
Hebungen  wie  in  der  Bildung  der  Senkungen.  Dass  alle  diese 
gegenseitigen  Einflüsse  und  Belebungen,  insbesondere  in  der  Bil- 
dung der  Senkungen  und  Hebungen  zwischen  Iamben  und  Tro- 
chäen stattgefunden  haben,  ist  so  augenfällig,  dass  wir  darüber 
kein  Wort  verloren  haben.  Und  dabei  beweist  uns  jede  Sceue, 
dass  die  alten  römischen  Dichter  für  die  Wirkung  flüchtiger 
Kürzen,  wie  sie  der  griechische  komische  Trimeter  in  Hebung 
und  Senkung  liebte,  und  für  eine  grössere  Folge  von  schweren 
Silben  volles  Verständniss  hatten.  Bauten  sie  also  die  Langverse 
ebenso  frei  wie  die  Senare,  so  thaten  sie  das  sicher  mit  vollem 
Bewusstsein,  wie  wir  oben  S.  250  fg.  und  S.  311—315  u.  a.  aus- 
führlich entwickelten. 

Dabei  aber  drängt  sich  eine  andre  Frage  auf.  Ist  einmal 
die  Wirkung  der  einheitlichen  prosodisch-metrischen  Technik,  wie 
wir  sie  an  einer  Menge  Thatsachen  erläuterten,  eine  so  bedeutend 
uuiformirende  für  alle  Versmasse  gewesen,  dass  z.  B.  ein  iambi- 
«cher  und  anapästischer  Octonar  sich  noth wendiger  Weise  nur 
noch  durch  die  letzten  Senkungen  unterscheiden,  so  kann  man 
wohl  auch  als  unvermeidliche  Folge  des  übereinstimmenden  Baues 
eine  Zerstörung  des  ursprünglichen  besondern  Charakters  der  ver- 
schiedenen Rhythmengattungen  verniuthen,  eine  Auffassung,  die 
anscheinend  einige  Berechtigung  hat   Denn  mit  Verwischung  der 


X 


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2.  Die  Bedeutung  der  einheitl.  metr.  Technik  für  die  Rhythmik.  377 

metrischen  Stilunterschiede  scheint  auch  in  Gebrauch  und  Ethos 
der  Rhythmen  eine  Uniform iruiig  gegeben  zu  sein.  Diese  Ansicht 
hat  auch  manche  Vertreter  in  der  jetzigen  Gelehrteuwelt.  Bei- 
spielshalber erwähnen  wir,  dass  J.  Winter,  Ueber  die  metrische 
Reconstruction  der  Plautinischen  Cantica,  München  1880,  eine 
Theorie  aufgestellt  und  durchgeführt  hat,  wonach  die  beiden 
Gruppen  der  fallenden  und  steigenden  Rhythmeu,  also  Trochäen 
und  Kretiker  einerseits,  Iamben,  Anapästen  und  Bacchien  andrer- 
seits sich  wesentlicher  unterscheiden  sollen,  als  die  verschiedenen 
Rhythniengattuugen  selbst,  das  yivog  iöov,  ducXdoiov  und  ripi6- 
Xiov.  Beide  Gruppen  bestunden  nur  aus  Variationen  derselben 
Gattung,  insofern  Anapästen  nur  belebtere  Iamben  und  Bacchien 
katalektische  iambische  Dipodien  seien,  ebenso  Kretiker  nur  ka- 
talektische  trochäische  Monometer.  Auch  für  die  in  ihrem  ganzen 
Baue  so  charakteristischen  Versgattungen  der  Kretiker  und  Bac- 
chien haben  die  Specialbearbeiter  übereinstimmend  versichert, 
dieselben  bezeichneten  keine  besondre  Gemtithsstimmung,  man 
vergleiche  A.  Spengel,  de  versuum  creticorum  usu  Plautino  p.  14 
und  0.  Seyffert,  de  bacch.  vers.  usu  Plautino  p.  6.  Damit  aber 
spricht  man  den  Versen  jedes  besondre  r\&og  einfach  ab,  und  unsre 
Ergebnisse  Uber  die  einheitliche  metrische  Technik  scheinen  diese 
Auffassung  durch  sehr  greifbare  Thatsacben  zu  bestätigen. 

Allein  eine  solche  Ansicht  lässt  sich  bei  genauerem  Zusehen 
nicht  festhalten.  Denn  haben  wir  auch  eine  vielfache  Veränderung 
und  Verschiebung  in  der  metrischen  Technik  der  einzelnen  Vers- 
gattungeu  wahrgenommen,  so  ging  doch  in  keinem  Falle  die 
Wirkung  so  weit,  dass  sie  den  Grundcharakter  der  Rhythmen 
zerstörte,  sondern  es  entstand  nur  organische  Belebung  und  viel- 
fach Bewegung  und  Mannigfaltigkeit  an  Stelle  von  Schwerfällig- 
keit und  Steifheyt.  So  wurde  durch  die  Belebung  der  Trochäen 
durchaus  nichts  Fremdes  in  den  trochäischen  Rhythmus  hinein- 
getragen, sondern  nur  grössere  Bewegtheit,  sodass  der  trochäische 
Septenar  jetzt  fähig  wurde  zum  Ausdruck  einer  lebhaften  Action, 
hitzigen  Wortwechsels  und  der  vielberüchtigteu  Prügelscenen,  die 
im  Dialog  der  attischen  Comödie  —  man  vergleiche  z.  B.  den 
Prolog  der  Frösche  des  Aristophanes  mit  der  Sosiuscene  im  Ain- 
phitruo  I,  1,  besonders  Amphitr.  295  fg.  —  dem  iuuibisehen  Tri- 
meter  zufielen.  Der  neue  Trochäus  hatte  eben  alle  die  Elemente 
des  Iambus  in  sich  aufgenommen,  die  diesen  Ton  hervorbrachten, 
und  daher  ist  es  ganz  natürlich,  wenn  so  manche  Scene,  die  im 


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378 


Rhythmik.  I.  Riemente  der  Rhythmik. 


griechischen  Vorbilde  dem  TtgaxtLXoireQog  fapßog  eignete,  in  der 
römischen  Nachbildung  den  trochäischen  oder  iambischen  Lang- 
versen —  denn  auch  die  letzteren,  besonders  der  iambische  Octonar 
hatten  ja  die  gleiche  Belebung  erfahren  —  zufielen. 

Auch  die  freiere  Gestaltung  der  Anapästen  hat  nie  den 
wesentlichen  Unterschied  zwischen  Iamben  und  Anapästen  zer- 
stört. Denn  der  quantitative  Unterschied  zwischen  beiden  Rhyth- 
mengattungen blieb  auch  in  der  metrischen  Bildung  stets  genau 
ausgeprägt.  Die  schon  im  griechischen  Vorbilde  zwischen  diesen 
Versarten  gezogene  Grenzscheide  wurde  nie  überschritten,  wodurch 
aus  dem  Iambus  ein  gerader  oder  gar  aus  dem  Anapäst  ein  un- 
gerader Takt  geworden  wäre.  Denn  die  Senkung  der  Anapäste 
bleibt  unverrückbar  eine  volle  zweimorige,  zu  deren  Umfang  sich 
die  iambische  Senkung  nie,  ebenso  auch  die  trochäische  nicht 
erhebt,  auch  nicht  im  ersten  Fusse. 

Ferner  die  wesentlichste  Wirkung  des  bacchiischen  Rhythmus 
beruht  auf  den  unmittelbar  hintereinander  auftretenden,  im  Ganzen 
vier  xqovoi  tiqcoxoi  füllenden  zwei  Hebungen,  gegen  die  eine  bloss 
aus  zwei  doch  nur  sehr  flüchtigen  Kürzen  oder  einer  irrationalen 
Länge  gebildete  Senkung,  die  nie  bis  zwei  Moren  aufstieg,  immer 
noch  merklich  zurücktritt. 

Erheblicher  hätte  bei  den  Kretikern  die  Wirkung  einer  zwei- 
silbigen  Senkung  sein  müssen,  weil  hier  die  Hebungen  am  An- 
fang und  Ende  des  Taktes  sich  um  diese  gruppiren.  Allein  eben 
darum  wurde  die  kretische  Senkung  viel  vorsichtiger  behandelt 
Die  zweite  und  vierte  Senkung  wurde  immer  nur  durch  eine  Kürze 
gegeben  und  auch  im  ersten  und  dritten  Takte  nur  unbetonte 
Senkungslängen  zugelassen,  schwere  Längen  und  -zwei  Kürzen 
aber  gemieden.  Denn  erstere  finden  sich  nur  ganz  vereinzelt  im 
ersten  Fusse  der  Langverse,  wie  Amph.  221  nös,  nostras,  letztere 
aber  sind  nach  A.  Spengel's  Untersuchung  gar  nicht  gestattet, 
vgl.  a.  0.  S.  16  —  35,  oder  will  man  ein  paar  Verse  zweifelhafter 
Bildung,  weil  sie  unter  oder  neben  Kretikern  stehen,  durchaus 
kretisch  mit  zweisilbiger  Senkung  messen,  was  jedoch  in  keinem 
Falle  unbedingt  nöthig  ist,  so  sind  es  immer  nur  ganz  vereinzelte 
Stellen,  vgl.  0.  Seyffert,  Bursian-Müller's  Jahresb.  31.  Bd.  S.  43. 

Aus  allen  diesen  Thatsachen  ergiebt  sich,  dass  das  Princip 
der  einheitlichen  Technik  in  dieser  Hinsicht  nicht  irgendwie  zer- 
störend wirkte,  sondern  nur  belebend,  dass  es  nie  einem  Rhyth- 


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2.  Die  Bedeutung  der  einheitl.  metr.  Technik  für  die  Rhythmik.  37D 

mus  etwas  Wesentliches  nahm,  sondern  seinen  Wirkungskreis 
höchstens  erweitern  konnte,  wie  dies  aus  der  metrischen  Bildung 
bei  den  trochäischen  und  iambischen  Tetranietera,  bei  den  Ana- 
pästen und  besonders  auch  bei  den  Bacchien,  die  ja  einen  gegen 
das  griechische  Vorbild  sehr  erweiterten  Geltungsbereich  haben, 
sich  ganz  natürlich  ergiebt.  Allein  was  hier  besonders  betont 
werden  soll,  die  römischen  Dramatiker  waren  in  der  Lage  den  Ge- 
brauch der  einzelnen  Rhythmengattungen  ihrem  Ethos  entsprechend 
in  wesentlicher  Uebereinstimmung  mit  den  griechischen  Vor- 
gängern zu  gestalten.  Und  daraus  ergiebt  sich  für  uns  wenig- 
stens die  Berechtigung,  die  wir  in  den  folgenden  Abschnitten  uns 
nehmen,  wo  wir  den  Nachweis  versuchen,  dass  abgesehen  von 
den  angedeuteten  Verschiebungen  auch  im  römischen  Drama  die 
Wahl  der  Versarten  nicht  willkürlich  erfolgte,  sondern  in  einer 
mit  dem  Ethos  der  Rhythmen  und  ihrer  Variationen  verträglichen 
Weise.  Verfasser  ist  sich  bewusst,  dass  hier  ganz  besoudre 
Schwierigkeiten  vorliegen,  schon  weil  das  Ethos  der  einzelnen 
Rhythmen  auch  im  Griechischen  nicht  so  über  allem  Zweifel  steht 
und  ein  Versmass,  je  nach  der  Behandlung,  die  es  findet,  anders 
wirkt,  z.  B.  durch  häufig  eintretende  Katalexen  retardirt  wird  oder 
durch  das  Gegentheil,  wenn  die  Verse  in  ununterbrochener  Takt- 
folge dahinlaufen,  einen  heftigeren  Charakter  erhält.  Ferner  ist 
sicher  auch  von  grosser  Bedeutung  für  die  Wirkung 'einer  Com- 
position  das  declamatorische  und  musikalische  Element,  nicht 
bloss  das  Tempo  u.  a.,  sondern  auch  schon  die  Art  des  Vortrags 
an  sich.  Alles  dies  müssen  wir  daher  wenigstens  umrissweise  er- 
örtern, ehe  wir  daran  gehen  können,  Ethos  und  Gebrauch  eines 
gewöhnlichen  Rhythmus  einigermassen  zu  bestimmen. 

3.   Der  Vortrag  der  Cantica  und  Diverbia.1) 

Die  Frage  nach  dem  Vortrag  der  einzelnen  Scenen  ist  nicht 
leicht  zu  beantworten,  weil  wir  darüber  durchaus  nicht  aus- 
reichende Zeugnisse  besitzen.    Schon  im  griechischen  Vor- 


1)  Es  lässt  sich  schwer  entscheiden,  ob  tfeverbia  oder  t/tverhia  richtig 
ist.  Für  erateres  spricht  das  griechische  nccxaXoyiU  naQa*ccTcdoyri,  während 
die  Wortbilduug  in  diverbium  unklar  ist.  Die  handschriftliche  Ueberlie- 
ferung  schwankt  und  giebt  fast  ebensowenig  Anhalt,  wie  in  den  Ausdrücken 
describere  und  discribere,  delectus  und  dilectus  u.  ä.    Für  diverbia  eut- 


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380 


Rhythmik.  I.  Elemente  der  Rhythmik. 


bilde  ist  vielfach  nicht  zu  voller  Klarheit  darüber  zu  kommen, 
wie  jede  Scene,  jede  Versart  in  dieser  Hinsicht  behandelt  wurde, 
ob  sie  melisch  oder  parakatalogisch  oder  ohne  jede  Musikbeglei- 
tung war,  wo  Tanz  hinzukam  u.  a.  Verfasser  hat  sich  in  An- 
schluss  an  Zieliriski's  Untersuchungen  bereits  ausgesprochen  in 
Bursian-Müller's  Jahresbericht  48.  Bd.  S.  113  u.  114.  Zunächst 
sind  in  der  griechischen  Tragödie  wie  Comödie  die  rein  lyrischen 
Partien,  die  Chorlieder  und  Sologesänge,  insbesondre  die  Mono- 
dien als  richtige  (ieXi]  gesungen  worden.  Dagegen  wissen  wir 
durch  ein  altes,  zuverlässiges  Zeugniss,  bei  Plutarch,  de  mus. 
c.  28 1),  dass  die  {apßeta  der  Tragödie  ta  (ilv  adfffthu,  xa  öl 
Xiyeö&at,  nQog  xqovöiv,  d.  i.  theils,  wenn  auch  nur  recitativisch, 
gesungen,  theils  zu  Musikbegleitung  gesprochen  wurden.  In  Letz- 
term  findet  man  wohl  mit  Recht  die  viel  besprochene  naQmtuxu- 
Xoyrj.  Wie  trochiiische  Tetrameter  in  der  Tragödie  vorgetragen 
wurden,  ist  nirgends  überliefert,  abgesehen  von  einer  unten  zu 
besprechenden  Stelle,  die  jedoch  auch  auf  die  Tetrameter  einer 
Comödie  bezogen  werden  kann  und  für  xaQaxaxaXoyrj  spricht. 
So  weist  man  dieses  Versmass  gewöhnlich  ins  Gebiet  der  xctQa- 
x«r«Aoyij,  so  schon  Westphal,  prolegg.  ad  Aeschyl.  S.  200  und 
zuletzt  Christ,  Metrik  *  S.  680.  Allein  das  ist  nur  Vermuthung. 
Fest  steht  nur,  dass  die  ersten  trochäischen  Tetrameter  in  des 
Aeschylus  Persern  (von  V.  158  an)  ©  ßa&v&vav  avaööa  IJeg- 
ötdcav  vjtiQxaxri  xtA.  mindestens  recitativisch  gesungen  wurden. 
Denn  sie  müssen  einer  Aufforderung  des  Chorführers  zufolge 
(v.  157  itdvxag  ilv&ousi  nQoöavdäv)  vom  Gesammtchor  vorge- 
tragen sein  und  können  desshalb  kein  Melodram  gewesen  sein. 
Auch  über  den  Vortrag  anapästischer  Systeme  giebt  es  kein 
Zeugniss  und  gilt  demnach  dasselbe  wie  von  den  tragischen  Te- 
trametern. 

In  der  griechischen  Comödie  bleibt  die  Sache  gleichfalls 
zweifelhaft.  Dass  der  komische  Trimeter  eine  Leistung  der  1>iXtj 
Xs£ig  gewesen  sei,  ist  allgemeine  Annahme,  wird  jedoch  nirgends 


scheidet  sich  Verfasser  auf  Grund  einer  persönlichen  Belehrung  durch  Georg 
Goetz  in  Jena,  der  darauf  aufmerksam  macht,  dass  Diomede*  III,  pg.  491,  22 
offenbar  diverbia  las,  da  sich  in  seinen  Worten:  diverbia,  sunt  partes  co- 
moediarum,  in  quibus  diversorava  pensonae  wrsantur  mit  Reeht  ein  etymo- 
logischer Versuch  finden  lässt.  Dass  dieser  misslun^en  ist,  äudert  ja  an  der 
Lesart  diverbia  nichts.  —  1)  Vgl.  darüber  Verf.,  Bursian-Müller's  Jahresb. 
36.  Bd.  S.  373  und  Arist.  nub.  1371  i  i'  -  jo  Etiquiidov  ffjatv  tiv\ 


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3.  Der  Vortrag  der  Cantica  und  Diverbia. 


381 


ausdrücklich  überliefert.  Die  entschieden  als  tragisch  charakteri- 
sirte  naQaxaxaXoyr] l)  kann  hier  allerdings  nicht  in  Frage  kommen. 
Aber  es  ist  von  vornherein  nicht  glaublich,  dass  gerade  die  so 
frei  gebauten  komischen  Trimeter  so  vorgetragen  wurden,  dass 
der  Schauspieler  bloss  auf  seine  eigne  Stimme  beschrankt  war. 
Für  musikalischen  Vortrag  lässt  sich  jedoch  auch  nicht  das  ge- 
ringste Moment  beibringen.  Denn  dass  vereinzelte  Trimeter- 
syzygien  auch  symmetrisch  gebaut  waren,  wie  uns  z.  B.  zu  Pac. 
922—938  =  956—972  Heliodor  besonders  auf  die  gleiche  Vers- 
zahl der  mit  der  gleichen  Phrase  ays  drj  beginnenden  Parallel- 
scenen  aufmerksam  macht2),  braucht,  wie  wir  sehen  werden, 
nicht  unbedingt  mit  musikalischer  Begleitung  zusammenzuhängen. 
Wohl  aber  lässt  sich  der  Vortrag  der  komischen  Trimeter  ähn- 
lich denken  und  verstehen,  wie  derjenige  bei  den  gleichfalls  viele 
Auflösungen  und  sonstige  metrische  Freiheiten  bietenden  Sota- 
deen,  dass  er  nämlich  zwar  Xd&g  war,  auch  keine  Musikbe- 
gleitung hatte,  aber  doch  nicht  ^tkrj  M&g,  sondern  durch  Tanz- 
bewegnng  unter  ausdrucksvoller  Gestikulation  gehoben  wurde. 
Man  vergleiche  Aristides  12  Qv&fibg  piv  xa&  avxbv  inl  tffilrjg 
oQxrjötcog,  psta  dl  fit'Xovg  iv  xciXoig,  psxä  dl  ki&ag  novrjg  fiercc 
ji£7tXa6[i£vrig  vxoxQtöeag  olov  xcfrv  Ecozddov  xaC  tivav  xoiovx&v. 
Hephaestion  p.  19  W.  erklärt  die  Freiheiten  des  komischen  Tri- 
meters  (wohl  mit  Aristoteles)  ausdrücklich  so:  xbv  yaQ  ßCov 
ovxoi  (oC  xapixoC)  fiifiovfievoi,  ftiXovöt,  doxslv  dialeXv^idvag  Öia- 
Myso&ai  xal  prj  ififiixg&g,  vgl.  Rossbach- Westphal,  Metrik  P, 
S.  23.  Da,  wo  wir  im  komischeu  Trimeter  Symmetrie  wahrzu- 
nehmen glauben,  ist  auch  eine  lebhafte  Parallelaction  im  Texte 
irgendwie  gegeben,  wie  in  der  bereits  citirten  Syzygie  die  Opfer- 
handlungen. Für  diese  Vermuthung  über  den  Vortrag  der  komi- 
schen Trimeter  spricht  auch  die  Aristotelische  Charakteristik  der 
jambischen  Trimeter  und  trochäischen  Tetrameter.  Arist.  poet. 
c.  24  to  . . .  tctftßstov  xal  xsxQüfisxQOV  xivrjxixa'  xal  xb  filv 
(nämlich  xexQafiexQOv)  oqx^öxixov,  xb  dl  (iafiß.)  jiqccxzixov,  vgl. 
Ari8tid.  Quint,  p.  98  M  =  60,  5  I.  xmv  ...iv  diitXaöCovi  yivo^ievtav 
6%i6si  ot  . .  .  aitkol  xQoxaiot  xal  fapßoi  xd%og  xi  ixitpaivovat  xai 
slot  &£Qpol  xal  oQ%ri(ixixot. 

Endlich  die  Tetrameter  der  Comödie  wurden  wohl  sämmt- 


1)  Vgl.  Aristoteles,  problemat.  XIX,  6.  —  2)  Vgl.  Verf.,  Üursian- 
Mttller's  Jahreab.  48.  Bd.,  S.  116. 


382 


Rhythmik.  I.  Elemente  der  Khythniik. 


lieh  musikalisch  vorgetragen.  Darauf  führt  das  Zeugniss  des  Xe- 
nophon,  avfinoö.  VI,  3,  wo  vom  Schauspieler  Nikostratos  gesagt 
wird:  itgbg  xbv  avXbv  xsxgdfitxQa  xaxsXeytv,  wo  man  allerdings 
auch  an  tragische  Tetrameter  denken  kann;  beide  vertrugen  die 
Behandlung  durch  die  nagaxazakoyi].  Musikalischer  Vortrag  macht 
auch  Schol.  Arist.  nub.  1352  wahrscheinlich,  eine  Notiz  über  die 
iambischen  und  anapästischen  Tetrameter  der  Comödie,  wonach 
zu  diesen  getanzt  wurde.  Ja  nach  einer  gelegentlichen  Bemerkung 
des  Aristoteles,  poet.  cap.  4  xb  .  . .  itQaxov  xEXQapixQtjj  ixQÜvxo 
(die  Tragiker)  öux  tb  6axvQixi}v  xal  ogx^tfxixaDxeQav  rivai  xr)v 
itoirfiiv  ist  zu  vermuthen,  dass  auch  wenigstens  in  der  älteren 
Tragödie  die  Tetrameter  mit  Tanz  begleitet  wurden,  was  man 
selbst  noch  von  Stelleu,  wie  die  oben  aus  den  Persern  augeführte 
gelten  lassen  kann. 

Aus  alle  dem  aber  sehen  wir,  dass  uns  in  der  vorliegenden 
Frage  das  griechische  Vorbild  nur  geringen  Anhalt  gewährt. 
Doch  ist  dies  nicht  unsre  einzige  Quelle,  aus  der  wir  die  Frage 
nach  dem  Vortrag  der  einzelnen  Versmasse  in  dem  römischen 
Drama  beantworten  können. 

Es  tritt  noch  eine  zweite  Quelle  hinzu,  das  sind  die  besonders 
von  Kitsehl,  Bergk  und  Dziatzko  (Literatur  bei  Christ,  Metrik2 
S.  677)  besprochenen  Spuren  einer  alten  öijfXEtcoöig  in  unsern  Plau- 
tushandschriften,  Kitsch],  Opusc.  III,  S.  13 — 18,  zu  denen  sich  noch 
einige  Nachträge  aus  Plautushandschriften,  Gas.  III,  3  Senare  als 
DV.  V,  1  Bacchien  als  C.  Cist.  I,  2.  I,  3  Senare  als  DV.  III  troch. 
Septenare  als  C.  Poen.  V,  5,  vgl.  Ritsehl 2,  praef.  ad  Asiu.  p.  XIV  sq. 
Amph.  II,  2  Bacchien  mit  C  u.  a.  und  eine  vereinzelte  Terenz- 
scene,  Phorm.  II,  4  Senare  als  DV  bezeichnet  im  codex  P,  hin- 
zustellen lassen,  die  jedoch  die  bisherigen  Angaben  nur  bestätigen. 
Ausserdem  haben  wir  noch  einzelne  in  der  Literatur  zerstreute 
Notizen,  wie  bei  Cicero  und  einzelnen  Grammatikern,  damit  zu 
verbinden;  vieles  zusammengestellt  von  0.  Ribbeck,  röm.  Tragödie 
632  fgg.  Demnach  gewinnen  wir  folgendes,  in  einem  wesent- 
lichen Punkte  von  der  bisherigen  Forschung  abweichendes  Er- 
gebniss. 

Die  römische  Comödie  wie  Tragödie  zerfällt  in  Cantica  und 
Diverbia  oder,  wie  vielfach  auch  überliefert  wird,  Deverbia.  Diese 
beiden  Theile  werden  auch  in  einer  grösseren  Anzahl  Plautinischer 
Stiu-ke,  iu  einem  fast  vollständig,  durch  die  Zusätze  C  und  DV 


3.  Der  Vortrag  der  Cantica  und  Diverbia. 


383 


unterschieden,  die  ganz  wie  die  alten  Grammatiker  angeben,  nach 
dem  Personenverzeichniss  über  dem  ersten  Verse  der  Scene  stehen ; 
wo  eine  Scene  in  Oanticum  und  Diverbium  zerfällt,  wird  sie  ge- 
trennt und  erhält  jeder  Theil  eine  besondere  Vorzeichnung.  Bei 
Terenz  hatte  die  alte  6rj^isi'a6ig  noch  das  vollere  Zeichen  C.  M.  M. 
offenbar  für  die  lyrischen  Partien  „mit  Wechsel  der  Rhythmen 
oder  Melodien. 

Die  Chöre  der  Tragödien,  wie  der  nach  0.  Ribbeck's  An- 
nahme antistrophische  Soldatenchor  in  der  Ennianischen  Iphigenia, 
v.  183— 186  =  187  — 190,  waren  sicher  eigentliche  Cantica;  wohl 
auch  die  nur  vereinzelt  vorkommenden  Chorlieder  der  Comö- 
die,  in  den  uns  erhaltenen  Stücken  ein  Fischerchor  Rud.  III,  1, 
eine  iambische  Septenarperikope  und  einzelne  Schlusschöre,  die 
wie  die  Ueberschrift  besagt,  von  der  Caterva  oder  Grex,  nicht 
vom  dominus  gregis  vorgetragen  wurden  und  auch  ihrem  Inhalte 
nach  der  letzte  Rest  der  alten  komischen  Parabase  sind.  Ob  wir 
uns  aber  solche  Chorgesänge  in  jedem  einzelnen  Falle  mehr 
'recitativmässig'  behandelt  denken  sollen  oder  nicht,  entzieht  sich 
der  Entscheidung. 

Die  Sologesänge  der  Tragödie,  insbesondere  die  be- 
rühmten Monodien  des  Ennius,  die  der  Andromacha,  Enn.  75—88 
und  der  Cassandra,  Enn.  48 — 53,  stehen  dem  Euripideischen  Vor- 
bilde so  nahe,  dass  man  trotz  Ritsehl,  opusc.  III,  S.  23 fg.  wohl 
kaum  an  etwas  anderes  als  *arienmässigen'  Gesang  wird  denken 
können.  Dies  beweist  auch  Cicero's  Bemerkung  über  den  Gesang 
der  Klageanapäste,  der  Tusc.  III,  19,  46  ein  solches  Gedicht  Carmen 
et  rebus  et  verbis  et  modis  lugubre  nennt;  diese  Anapästen  aber 
gehören  zu  einer  taktwechselnden  Monodie.  Auch  in  den  eigent- 
lichen Cantica  der  Comödie  herrscht  kein  wesentlich  ab- 
weichender Ton,  sodass  man  richtigen  Gesang  von  vornherein 
nicht  ausschlie8sen  darf.  Doch  mag  auch  manches  Canticum  mehr 
Recitativ  gewesen  sein.  Entscheiden  lässt  sich  die  Frage  prin- 
cipiell  gar  nicht.  Aber  die  römische  Palliata  bietet  viele  Lieder, 
die  sich  zur  Grundlage  eines  Gesanges  ganz  besonders  eignen, 
wie  das  liebliche  naQaxkavGi^vQov  im  Curculio,  147  fgg.,  das  man 
auf  eine  Stufe  mit  ähnlichen  griechischen  zu  stellen  hat,  wie  in 
Aristophanes,  eccles.  960.  Die  überlieferte  öTjpttoöig  widerspricht 
dem  nicht.  Denn  sie  giebt  für  alle  eigentlichen  Monodien  und 
sonstigen  Cantica  im  engeren  Sinne  die  Vorzeichnuug  C,  sowohl 
für  solche  im  iambischen  und  trochäischen  Rhythmus,  als  auch 


392 


Rhythmik.  I.  Elemente  der  Rhythmik. 


Regel.  Allein  schon  bei  Aescbylus  finden  sich  aitolsXvueva,  vgl. 
N.  Wecklein,  Ueber  die  Technik  und  den  Vortrag  der  Chorge- 
sänge des  Aeschylus,  Jahrbuch  für  classische  Philologie.  13.  Sup- 
plementband, S.  213—238.  Diese  letztere  Form  ist  aber  die 
gewöhnliche  geworden  für  allen  Sologesang,  sei  er  nun  Wechsel- 
gesang oder  Monodie.  Nur  vereinzelt  begegnet  man  später  noch 
durchgeführtem  antistrophischeu  Bau.  Eine  besondere  Art  der  Mo- 
nodie bei  Euripides  ist  eine  Mischung  aus  beiden  Compositions- 
weiseu,  wie  die  Monodie  der  Elektra  im  Orest,  v.  9G0  fgg.  xa- 
T<xQiouai  crevaynov,  die  mit  einem  Strophenpaar  beginnt  und 
dann  erst  in  die  Form  des  anolelv^vov  übergeht.  Auch  von 
der  Compositionsart  der  lyrischen  Poesie  giebt  es  im  griechischen 
Drama  vereinzelt  Beispiele.  Die  dem  chorischen  Melos  entlehnte 
epodische  Bildung  kommt  bei  allen  drei  Tragikern  vor,  bleibt 
aber  doch  an  jeder  Stelle  aus  besondern  Gründen  zu  erklärende 
Ausnahme,  wie  in  der  Parodos  des  Aeschyleisehen  Agamemnon, 
104 — 169,  und  dem  ziemlich  gleich  gebauten,  ebenfalls  daktylischen 
Chorliede  bei  Euripides,  Phoen.  784—833.  Die  Art  der  lesbi- 
schen Lyrik  und  der  Skolienpoesie  dagegen,  wonach  ein  Lied  nur 
in  einer  immer  wiederholten  Strophe  verläuft,  hat  in  dem  ernsten 
Drama  überhaupt  keinen  Eingang  gefunden,  im  Satyrspiel,  vgl. 
Eur.  Cyclop.  495 — 518,  und  in  der  Comödie  trifft  man  sie,  jedoch 
auch  nur  besonders  in  der  letzteren  so  selten,  dass  sie  sich  als 
ein  stilfremdes  Element  charakterisirt,  vgl.  Acharn.  836 — 859, 
viermal  dieselbe  Strophe  u.  ä. 

Viel  gestritten  ist  über  die  Frage,  ob  und  wieweit  auch  im 
dramatischen  Dialog  Symmetrie  und  Eurhythmie  anzunehmen  sei. 
Sehen  wir  hier  von  allem  Zweifelhaften  ab,  so  muss  man  zunächst 
die  Frage,  ob  überhaupt  irgendwo  solcher  symmetrischer  Aufbau 
beabsichtigt  war,  für  den  tragischen  wie  komischen  Dialog  be- 
jahen. Längere  Dialoggruppen,  die  sich  an  ein  fisAos  anschliesseu, 
bietet  das  Aeschyleische  Drama  wie  auch  das  Sophokleische,  und 
selbst  noch  bei  Euripides  ist  solche  symmetrische  Anordnung  in 
manchen  Stellen  unzweifelhaft.  Allein  man  hat  ebensolche  Grup- 
pirungen  auch  da  in  dem  tragischen  Dialog,  wo  man  von  einer 
unmittelbaren  Wrirkung  der  Gesangsstücke  nicht  reden  kann; 
selbst  im  einfachsten  Dialog,  wie  um  nur  ein  paar  Einzelheiten 
hervorzuheben:  Prometh.  960  fgg.  eine  regelrechte  Stichomythie 
Prometheus  mit  zweimal  drei  Trimetern  abschliesst  und  daran 
sich  ein  Gespräch  zwischen  Hermes  und  Prometheus  anreiht,  das 


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4.  Symmetrie  und  Eurhythniie. 


393 


in  folgender  klar  durchgeführten  Anordnung  verläuft,  wonach  erst 
Hermes  dreimal  drei  Trimeter  und  Prometheus  zwei  Trimeter 
(976—986)  spricht  und  dann  dieselbe  Gruppirung  des  Dialogs 
nur  mit  Vertauschung  der  beiden  Personen  repetirt  wird,  nämlich 
dreimal  drei  Trimeter  des  Pronietheus  und  zwei  desgleichen  von 
Hermes  (987—997),  oder  im  Finale  des  Agamemnon  1613—1636 
folgende  Gruppen  der  Trimeter  überliefert  werden:  a  Chor  4. 
a  Aegisth  4.  ß  Aegisth  4.  Chor  3.  Aegisth  1.  Aegisth  4.  Chor  3. 
Aegisth  1.  Aehnliche  Anordnungen  wird  man  öfters  fiuden  auch 
bei  Sophokles  und  vereinzelt  bei  Euripides,  wo  ein  Zufall  aus- 
zuschliessen  ist.  Die  Diagramme  von  Heinrich  Weil  u.  a.  haben 
diese  Frage  so  in  Verruf  gebracht,  weil  hier  viel  zu  weit  ge- 
gangen wurde.  Man  wollte  eben  den  tragischen  Dialog  ganz  in 
symmetrische  Taktgruppen  auflösen  und  das  konnte  nicht  gelingen. 
Aber  darum  steht  doch  ausser  Zweifel,  dass  es  einzelne  symme- 
trische Partien  gab,  die  wegleugnen  kann  nur  wer  auf  die  Seh- 
kraft seines  Auges  verzichtet.  Ebenso  sicher  aber  muss  man  von 
vornherein  festhalten,  dass  sehr  viele  und  umfangreiche  Scenen, 
besonders  im  Sophokleischen  und  Euripideischen  Drama,  ja  ganze 
Stücke  selbst  ganz  frei  von  jedem  symmetrischen  Zwange  gebaut 
sind  und  auch  bei  einem  Vorgehen  mit  den  subjectivsten  Mitteln 
nicht  symmetrisch  zu  gestalten  sind.  Darum  aber  kann  man  sich 
der  Annahme  von  Symmetrie  in  den  einzelnen  Fällen  nicht  ent- 
ziehen, wo  sie  sich  ohne  jedes  Zwangsmittel  im  natürlichen 
Gange  des  Gesprächs  oder  der  Rede  ergiebt.  Dass  solche  Partien 
bei  Aeschylus  häufiger  erkennbar  hervortreten  als  bei  Sophokles 
und  Euripides  und  dass  bei  den  beiden  letzteren  ein  grosser 
Unterschied  zwischen  ihren  frühern  und  späteren  Stücken  herrscht, 
ist  ja  nur  eine  Bestätigung  und  stimmt  zu  der  Thatsache,  dass 
auch  im  eigentlich  melischcn  Gebiete  die  antistrophische  Com- 
positionsart  immer  mehr  abkommt. 

Aehnlich  liegt  die  Sache  in  der  griechischen  Comödie.  Noch 
bei  Aristophanes  finden  sich  grosse  Dialogpartien  unzweifelhaft 
in  symmetrischer  Anordnung.  Hier  lagen  in  der  Parabase  und 
andern  althergebrachten  Formen  feste  Typen  vor,  die  wir  auch 
jetzt  noch  nachweisen  können.  Hier  wissen  wir  auch,  dass  zu 
dem  musikalischen  Element  vielfach  auch  in  den  Dialogmassen 
das  orchestische  fördernd  hinzukam.  Allein  mag  man  auch  die 
Musik  hierbei  in  den  Vordergrund  stellen,  so  lässt  sich  doch 
kaum  leugnen,  dass  auch  ohne  solche  symmetrische  Gruppirung 


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394 


Rhythmik.   I.  Elemente  der  Rhythmik. 


des  Dialogs  denkbar  ist.  So  ist  uns  z.  B.  durch  Heliodor,  vgl. 
oben  S.  381,  ausdrücklich  auch  eine  solche  Gleichartigkeit  zweier 
schlichter  Trimetergruppen  allerdings  vor  melischen,  aber  nicht 
antistrophischen  Partien  bezeugt  in  Aristophanes  pac.  922 — 938 
=  95G — 972.  Es  sind  zwei  kleine  Scenen  zu  je  17  iambischen 
Trimetern,  beide  mit  dem  gleichen  Anfange  aye  di{.  Hier  tritt 
wohl  das  nQOLY.Tiy.6v*  die  vnoYQiCiq  besonders  hervor.  Es  wird 
während  dieser  Verse  eine  bestimmte  Handlung  vorgenommen, 
die  recht  gut  parallele  Momente  aufweisen  konnte  und  so  den 
symmetrischen  Eindruck  erhöhte.  Die  mittlere  und  neuere  attische 
Comödie  hat  vielleicht  noch  Aehnliches  gehabt,  wir  können  aber 
nichts  derartiges  nachweisen.  Selbst  der  vermuthlich  einem  Stücke 
der  mittleren  Comödie  nachgebildete  Fischerchor  in  Plautus' 
Rudens  II,  1  giebt  keinen  Anhalt  zu  antistrophischer  Gestaltung; 
er  ist  eine  sechszehnzeilige  Tetrameterperikope,  wie  sie  in  Ari- 
stophanischen Parabasen  und  sonst  gewöhnlich  sind. 

Diese  Betrachtungen,  auf  das  römische  Drama  angewandt, 
lassen  keine  besondre  Vorliebe  für  symmetrische  Gestaltung  von 
vornherein  erwarten. 

Bei  der  römischen  Tragödie  sind  wir  auf  Bruchstücke 
angewiesen.  Die  tragischen  Monodien  standen  wohl  denen  des 
Euripides  am  nächsten.  Das  lässt  die  bereits  erwähnte  Cassandra- 
Monodie,  s.  oben  S.  383,  vermuthen,  die  alle  Anzeichen  eines 
a7tolskviiivov  fis'log  hat,  u.  a.  Dagegen  könnte  man  bei  dem 
tragischen  Chorliede  antistrophischen  Bau  erwarten,  da  diesen 
die  römischen  Tragiker  in  ihren  Vorlagen  noch  vorfanden.  Das 
grösste  Bruchstück  eiues  tragischen  Chorgesanges,  der  Soldateu- 
ehor  in  der  Ennianischen  Iphigenia,  Enn.  183 — 186  =  187 — 190 
ed.  Ribbeck2  widerspricht  dieser  Erwartung  nicht,  sondern  scheint 
ein  wohlgelungenes  Strophenpaar  zu  zeigen.  Für  den  tragischen 
Dialog  endlich  fehlt  uns  ein  fester  Anhalt;  wahrscheinlich  ist 
symmetrische  Anlage  auch  hier  nicht,  wenigstens  nicht  in  aus- 
gedehnter Weise,  da  ja  das  Euripideische  Drama  vor  allen  mass- 
gebend war.  Doch  bearbeitete  man  sogar  auch  Aeschylus,  und 
darum  könnten  immerhin  einzelne  Partien  nach  Aeschyleischem 
Vorbilde  gestaltet  sein.  In  den  Fragmenten  lässt  sich  allen- 
falls Accius  4  —  9  ed.  Ribbeck2  darauf  hin  ansehen.  Symme- 
trische Anordnung  scheint  dort  natürlich  und  findet  eine  ge- 
wisse Bestätigung  an  der  Wiederholung  der  Worte  pervica- 
ciain  uud  pervicacem  in  den  einander  entsprechenden  Stellen. 


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4.  Symmetrie  und  Eurhythmie.  395 

Allein,  wie  gesagt,  es  fehlt  uns  zur  Entscheidung  an  genügen- 
dem Material. 

Ganz  anders  liegt  die  Sache  für  die  römische  Comödie. 
Hier  haben  wir  ein  reiches  Material,  und  man  sollte  denken,  die 
Entscheidung  wäre  nicht  schwer.  Es  sind  verschiedene  Versuche 
gemacht  worden,  auch  hier  weitgehende  Symmetrie  sowohl  in 
eigentlichen  Canticis  als  auch  in  den  Dialogscenen  zu  consta- 
tiren.1)  Allein  die  grosse  Masse  Plautinischer  Scenen  bietet  ent- 
schieden den  Beweis,  dass  die  alten  römischen  Komiker  weder 
in  den  Gesangs-  noch  den  Dialogpartien  strenge  antistrophische 
Anordnung  durchgeführt  haben.  Und  diese  Praxis  stimmt  ganz 
zu  dem,  was  sie  in  ihren  griechischen  Vorbildern  fanden.  Doch 
wenn  es  auch  die  allgemeine  Regel  ist,  dass  die  Cantica  ctnoks- 
Xvpivu  und  die  Dialogpartien  einfach  stichisch  gebaut  sind,  ohne 
erkennbare  regelmässig  wiederkehrende  Gruppen  zu  bilden,  so 
ist  damit  noch  nicht  principiell  jede  Uesponsion  abzuweisen. 

Im  eigentlichen  Canticum  kann  sie  ebensogut  einmal  und 
das  andre  Mal  vorkommen,  wie  in  den  Euripideischen  Monodien, 
die  sich  in  ihrem  ganzen  Baue  nicht  wesentlich  von  Menandrischen 
Monodien  unterscheiden  mochten.  Und  wirklich  scheinen  wir 
auch  bei  Plautus  solche  Cantica  zu  haben,  die  mit  einem  einzel- 
nen Strophenpaare  beginnen  und  dann  erst  in  die  Form  der 
eigentlichen  anolsXvniva  übergehen,  vgl.  Verfasser,  a.  0.  30.  Bd. 
S.  406  und  424  und  unten  unter  II,  2  Pseud.  243-248  =  249 
—254  u.  a.  Wir  begnügen  uns  je  ein  Beispiel  aus  Plautus  und 
Terenz  zur  Prüfung  herzusetzen,  ein  Duett  und  eine  eigentliche 
Monodie: 

Plaut.  Pers.  1 — 52,  ein  längeres  Canticum,  auf  das  wir  noch 
zurückkommen  müssen,  weil  sich  in  ihm  die  verschiedensten  Com- 
positionsarten  vereinigt  finden,  beginnt  mit  zwei  correspondirenden 
Monologen,  und  die  symmetrische  Vertheilung  der  Rede  geht  auch 
in  dem  darauf  folgenden  melischen  Dialog  weiter,  nämlich  in 
den  nächsten  trochäischen  Octonaren,  worin  eine  gegenseitige 
Begrüssung  sich  vollzieht;  auch  später  findet  sich  v.  30 — 35 
zweimal  hinter  einander  eine  Continuation  von  24  Dipodien.  Der 


1)  Literatur  besprochen  vom  Verfasser,  in  Bursian  Müller's  .Tahresber. 
36.  Bd.  S.  403  fe.  417.  419  fg£.  48.  Bd.  S.  113  fa.  117.  Dazu  Kudolf  Meyer, 
Programm  dea  LeibnitzgymD.  Berlin  18»6. 


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Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 


Anfang  lautet,  wenn  man  ira  ersten  Verse  die  unmetrisch  über- 
lieferten Schlussworte  zu  einem  richtigen  Versausgang  umstellt 
und  im  zweiten  Verse,  der  um  einen  Fuss  zu  kurz  ist,  die  denk- 
bar geringste  Ergänzung  vornimmt,  indem  man  statt  des  über- 
lieferten Genetiv  Herculis  (oder  Herculi)  durch  Zusetzen  eiuea 
Buchstaben  das  entsprechende  Adjectiv  einsetzt: 

Tox.  Qui  amans  egens  ingressust  prineeps  in  vias  Ainöris, 
Superavit  aerumm's  suis  aenimnas  Hercuh'<(a)s. 

Nam  cum  leone  cum  excetra  cum  cervo  cum  apro  Aetolico 
Cum  avibtfs  Stymphalici's  cum  Antaeo  deluctari  niavelim, 
Quam  ciini  Amore:  ita  fiö*  miser  quaenfndo  argento  miituo:  5 
Nec  qmcquam  nisi  'non  e'st'  sciunt  mihi  respondere  quos  rogo. 

Sag.  Qui  erö"  suo  servire  volt  bene  servos  servittftem, 
Ne  illum  edepol  multa  in  pectore  suo  cdnlocare  oportet, 

Quae  ero"  placere  censeat  praesenti  atque  absenti  suo. 
Ego  nec  lubenter  servio  nec  satis  sum  ero  ex  sententia:  10 
Sed  quasi  lippo  oculo  me  erus  meus  manum  abstinere  haud 

quit  tarnen, 

Quin  mi  imperet,  quin  me  suis  negdtiis  praefülciat. 

Dann  folgen  die  vier  bereits  erwähnten  trochäischen  Octonare 
mit  symmetrisch  vertheiltem  Zwiegespräch  zwischen  Toxilus  und 
Sagaristrio. 

T.  Quis  illic  est,  qui  cöntra  me  astat?   S.  <Ät>  quis  hic  est, 

qui  cöntra  me  astat? 
T.  Similis  est  Sagan'strionis.  8.  Toxilus  hiquidem  meus  amicus. 
T.  ia  est  profecto.  S.  Eum  esse  oportet.  T.  Cöngrediar.  S.  Con- 
tra adgredibor.  15 
T.  0  Sagaristrio,  di  ament  te.  S.  Töxile,  dabunt  di  quae  exoptas.  *) 
Als  Beispiel  für  Terenz  führen  wir  an  das  bereits  von  Bentley 
beobachtete,  Phorm.  153 — 158. 

A.  Ädeon  rem  redisse,  ut  qui  mihi  cönsultum  optume  velit  esse, 
Phaedria,  patrem  ut  extimescam,  ubi  in  mentem  eius  adventi 

veniat! 

Qudd  ni  fuissem  inc<5gitans,  ita  eum  exspectarem,  ut  par  fuifc. 
Ph.  Quid  istuc?  A.  Rogitas?  qui  tarn  audacis  facinoris  mihi 

cönscius  sis. 

1)  Vor  Toxile  fehlt  0  in  A,  mit  Recht. 


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4.  Symmetrie  und  Eurbytbmie. 


397 


Quöd  utinam  ne  Phörmioni  id  suadere  in  mentem  incidisset 
Netf  nie  cupidum  eo  mipulisset,  quöd  mihi  principiunist  mali! 
Der  Conjunctiv  in  der  Wendung  qui  —  cönscius  sis  ist  ächt 
Terenzisch  und  sicherlich  nicht  zu  ändern  (etwa  consciu's).  Da- 
gegen hat  wohl  Bentley  in  demselben  Verse  mit  Recht  Quid  istuc? 
geschrieben,  wie  Terenz  auch  sonst  sagt;  ein  solches  est  findet 
sich  in  C  zugesetzt  Ad.  544  u.  a.,  wo  es  ganz  unmetrisch  ist.  Hier 
hätten  wir  mit  Beibehaltung  desselben  eine  Continuatio  von 
24  trochäischen  Dipodien,  deren  Ethos  ganz  gut  zum  Inhalt 
passen  würde.  So  sind  es  zwei  solche  im  Umfange  von  je 
12  Dipodien.  Daran  schliesst  sich  noch  eine  Continuation  von 
18  trochäischen  Takten  als  Epode  an,  dann  kommt  eine  stichische 
Partie  in  iambischen  Octonaren,  sodass  also  genau  genommen 
bis  zu  V.  176,  dem  Schlüsse  der  Scene,  die  continuirliche  Takt- 
folge reicht 

So  kann  ja  noch  das  eine  oder  andre  Canticum  des  Plautus 
und  Terenz  gebaut  sein;  auf  einzelne  kommen  wir  in  unserer 
späteren  Darstellung  zurück.  Für  einzelne  bei  Terenz  ist  vom 
Verfasser  a.  0.  36.  Bd.  S.  424  eine  Möglichkeit  solcher  Anord- 
nung angedeutet.  Allein  gewiss  ist  für  Terenz  kein  einziges  sol- 
ches Canticum  nachzuweisen  und  sicherlich  ist  darauf  keine 
Theorie  zu  bauen.  Denn  auch  das  vorliegende  Gedicht  kann 
nach  der  Ueberlieferung,  wie  gesagt,  als  eine  zusammenhangende 
Reihe  trochäischer  Takte  in  continuirlicher  Bindung  betrachtet 
werden.  Für  Plautus  dagegen  lassen  sich  eher  analoge  Bildungen 
finden.  Ja  im  anapästischen  Finale  der  Bacchides,  in  dem  es 
sich  allerdings  um  Parallelhandlungen,  die  Verführung  zweier 
Greise  durch  die  Bacchides  handelt,  scheint,  wie  wir  später  am 
Ende  des  6.  Abschnittes  ausführen,  eine  wirkliche  Responsion 
durchgeführt  zu  sein.  Dasselbe  nur  in  freierer  Form  ergiebt 
wohl  auch  die  Monodie  des  Geta  in  den  Terenzischen  Adolphen, 
auf  die  wir  in  anderm  Zusammenhang,  II,  1  eingehen.  Und  so 
Hessen  sich  vielleicht  noch  andre  ähnliche  Bildungen  finden. 
Allein  selbst,  wenn  man  diese  Auffassungen  theilt,  so  bleibt  alles 
dies  nur  ganz  vereinzelt  als  letzter  Nachhall  der  alten  Art,  die 
längst  der  freieren  der  neuen  Zeit  gewichen  war. 

Aehnlich  ist  es  in  den  Dialogpartien,  die  jedoch  bei 
ihrem  stichischen  Baue  an  sich  noch  weniger  Anhalt  geben  einen 
regelrechten  Parallelismus   zu  erkennen.    Die  weitaus  grösste 


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398 


Rhythmik.   I.  Elemente  der  Rhythmik. 


Masse  der  stichischen  Dialogpartien  sind  frei  gebaut,  wie  die 
Trinieter  und  Tetrameter  des  Euripideischen  und  Menandrischen 
Dramas,  das  ist  eine  unbestreitbare  Thatsache,  die  in  Versuchen, 
wie  der  K.  Meissner'«,  Die  strophische  Gliederung  in  den  stichi- 
schen Partien  des  Terentius,  Jahrbücher  für  classische  Philol. 
120.  Bd.  S.  289—330,  vgl.  darüber  Verfasser  a.  0.  48.  Bd.  S.  143. 
144,  nur  von  Neuem  Bestätigung  erhält.  Allein  hin  und  wieder 
mag  auch  hier  die  althergebrachte  Art  des  komischen  Epirrhenia 
oder  Epirrhemation,  die  bei  Aristophanes  noch  in  voller  Blüthe 
stehende  Syzygiebildung  zur  Anwendung  gekommen  sein. 

Zunächst  für  trochäische  Septenare  führen  wir  ein  Plau- 
tinisches  und  ein  Terenzisches  Beispiel  an.  Eine  conservative 
Kritik  wird  ein  solches  Mittel,  wodurch  die  Richtigkeit  der  über- 
lieferten Verszahl  bestätigt  wird,  gern  ergreifen.  Ist  doch  die 
schon  früher  im  Zittauer  Osterprogramm  187G  S.  32  aufgestellte 
Syzygie  bereits  in  einer  Anzahl  Versen  verdächtigt  worden  und, 
wie  scheint,  nicht  ohne  jeden  Erfolg.  Es  ist  Trinummus  843 
—  8(>2.  Sind  darunter  wirklich  die  Verse  857 — 8G0  erst  nach 
Plautus'  Zeitalter  hinzugefügt,  so  könnten  sie  uns  ein  Fingerzeig 
dafür  sein,  dass  diese  Compositionsart  erst  in  der  Terenzischen 
Zeit  aufkam  oder  häutiger  wurde  und  bei  der  späteren  Aufführung 
erst  in  Plautus  hineingetragen  sein  mag.  Allein  die  ganze  Scene 
ist  acht  Plautinisch.  Mau  vergleiche  P.  Laugen,  Plautiuische 
Studien  S.  83.  Die  Symmetrie  ist  jedenfalls  da.  Denn  nur  unter 
der  Voraussetzung  beabsichtigter  Symmetrie  und  Eurhythmie  er- 
klärt sich  die  Wiederkehr  derselben  Gedanken  an  gleicher  Stelle 
hier  wie  auch  in  andern  ähnlich  gebauten  Partien,  die  wir  zum 
Theil  noch  erwähnen.  So  bieten  uns  die  Trinummusverse  eine 
epirrhematische  Partie  nach  dem  Vorbilde  der  griechischen  (Jö- 
rn öd  ie,  wie  sie  recht  gut  noch  in  der  mittleren  und  neuern  ver- 
einzelt vorkommen  mochte,  wenn  wir  auch  bei  der  Dürftigkeit 
unserer  Ueberlieferung  dies  nicht  beweisen  können.  Der  Syko- 
phant  ist  der  eigentliche  Sprecher  und  der  lauschende  Charmides 
vertritt  den  Chorus  der  alten  Comödie.  Die  Form  ist  die  ge- 
wöhnliche ab  ab. 

S.  llmc  ego  die  nomen  Trinuramo  facio :  nam  ego  operäm  meaui 
Tribus  nummis  hodie  locavi  ad  artes  nugatörias. 
Ädvenio  ex  Seleucia,  Macedonia,  Asia  atque  Ärabia,  845 
Quäs  ego  neque  ocuh's  neque  pedibus  üraquam  usurpavi  meis. 


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4.  Symmetrie  und  Eurhythmie. 


399 


Viden  egestas  quid  negoti  dat  homini  miserö  niali? 
Quin  ego  nunc  subigör  trium  nuninium  causa,  ut  hasce  epistulas 
Dicani  ab  eo  nomine  nie  äccepisse,  quem  ego  qui  sit  hoino 

nescio, 

Neque  novi  neque  natus  necne  füerit,  id  solide  scio.  850 

Ch.  Pol  hiquidem  fungino  generest :  cäpite  se  tottfm  tegit. 
Hflurica  facie  videtur  höminis  :  eo  ornatu  ädvenit. 

S.  h\e  qui  me  condüxit,  ubi  conduxit,  adduxit  domuui: 
Quae  voluit,  mihi  dixit,  docuit  et  praemonstravit  prius, 
Quo  modo  quicque  agerem.    nunc  adeo  si  quid  ego  addidero 

amplius,  855 
Eo  conductor  melius  de  me  nügas  conciliaverit. 

Üt  ille  me  exoruävit,  ita  sum  ornutus  :  argentum  hoc  facit: 
fpse  ornamenta  ä  chorago  haec  siiinpsit  suo  peneulo. 
Nünc  ego  si  potero  örnainentis  hominem  circuniducere, 
Dabo  operam,  ut  me  esse  ipsum  plane  sycophantam  sentiat.  8G0 

Ch.  Quam  magis  specto,  minus  placet  mihi  hominis  facies. 

mi'ra  sunt, 

Ni  lllic  homost  aut  dormitator  aüt  sector  sonärius. 

Der  Parallelismus  ist  hier  so  in  die  Augen  fallend,  dass  wir 
ihn  anzuerkennen  nicht  anstehen.  In  der  gleichen  Lage  befinden 
wir  uns  einer  Terenzischen  Partie  gegenüber,  Ad.  509  —  580. 
Es  ist  dies  der  dritte  und  letzte  Theil  einer  trochäischen  Septeuar- 
scene.  Im  ersten  Theile  reden  die  Personen  für  sich,  wie  sonst; 
es  ist  das  nur  scenische  Einleitung.  In  dem  mittelsten  Theile, 
einer  Perikope  von  IG  Septenaren  macht  der  schlaue  Syrus,  um 
seiue  frühere  Lüge  zu  verdecken,  dem  wider  Erwarten  zurück- 
gekehrten Demea  eine  Geschichte  vor,  er  wäre  von  dessen  Sohne 
Ctesipho  tüchtig  geprügelt  worden.  In  dem  angeführten  letzten 
Theile  beschreibt  er  dem  Demea  zwei  Irrwege,  auf  denen  er  sei- 
neu gesuchten  Bruder  angeblich  finden  würde.  Der  Parallelismus 
der  Handlung  ist  also  hier  entschieden  durch  den  Inhalt  gegeben. 
Dem  entspricht  aber  auch  die  Zahl  der  Septenare,  die  im  je 
ersten  Verse  das  Charakteristische  non  est  an  der  gleichen  Stelle 
bieten  und  am  Schlüsse  jedes  Abschnittes  das  nicht  minder  cha- 
rakteristische Verbuni  pergito  und  pergere,  um  das  sich  ja  alles 
dreht,  also: 


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400  Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 

D.  Sed  estne  fratcr  intus.  S.  Non  est.  D.  Übi  illum  inveniain 

cogito. 

S.  Scio  ubi  sit,  verum  hodie  numquain  mönstrabo.    D.  Hern 

quid  ais?   S.  Ita.  570 

D.  Diminuetur  tibi  quidem  iam  cerebrum.  S.  At  nomen  nescio 

/llius  hominis,  sed  locum  novi,  libi  sit.   D.  Die  ergo  locum. 

S.  Nostin  porticum  sipud  macellum  hac  deörsum?    D.  Quidni 

növerira? 

S.  Praetcrito  hac  recta  platea  siirsus  :  ubi  eo  veneris, 
Clivos  deorsum  vörsumst :  hac  te  praeeipitato  :  pöstea  575 
Est  ad  hanc  man  um  sacellum  :  ibi  angiportuin  pröpter  est. 
D.  Quödnam?  S.  Uli  ubi  etiain  caprificus  magnast.   D.  Novi. 

S.  Hac  pergito. 

D.   td   quidem  angipörtum  non  est  pervium.    S.  Verum 

hercle  :  vah, 

Censen  horainem  me  esse?  erravi  :  in  porticum  rurstfm  redi: 
Sane  hac  multo  propius  ibis  et  minor  est  erratio.  580 
Sein  Cratini  huius  ditis  aedes?  D.  Sci'o.  S.  Ubi  eas  praeterieris, 
Ad  sinistram  hac  recta  platea;  ubi  ad  Dianae  veneris, 
Ito  ad  dextram  :  pnusquam  ad  portain  venias,  apud  ipsum  lacum 
Est  pistrilla  et  exadvorsura  fabrica  :  ibist.  D.  Quid  ibi  facit? 
S.  Lectulos  in  sole  ilignis  podibus  faciundos  dedit  585 
D.  Übi  potetis  vos.  S.  Bene  sane.  D.  Sed  cesso  ad  eum  pergere. 

Eine  ähnliche  Symmetrie  bei  zwei  Parallelhandlungen  be- 
gegnet auch  im  Finale  der  Adelphen;  V.  958  —  970  =  971 
—984  wird  in  gleich  viel  trochäischen  Septenaren  erst  die  Frei- 
lassung des  Syrus,  dann  die  seiner  Frau  und  ihrer  Ausstattung 
verhandelt.  Auch  hier  fehlt  es  nicht  an  äussern  Indicien:  die 
je  ersten  Verse  der  Syzygie  schliessen  mit  Demea,  die  je  dritten 
mit  dem  bedeutsamen  liberum.  ::  Istunc  liberum?  und  tnecum  vi- 
deam  liberam  u.  ä.  Auch  die  vorhergehenden  iambi sehen  Octo- 
nare  enthalten  zwei  Handlungen,  Micio's  Heirath  und  Hegio's 
Bescheukung,  die  in  je  12  Langzeilen  vollzogen  werden.  Denn 
auch  V.  957  ist  als  iambischer  Octonar  überliefert  in  folgender 
Form 

Nunc  tu*  mihi  germanus  pariter     et  animo  et  corpore. 
Nur  das  offenbar  nach  pariter  und  vor  et  ausgefallene  esf  das  der 
Sinn  nothwendig  erfordert,  ist  in  den  beiden  diese  Stelle  ent- 


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4.  Symmetrie  und  Eurhythmie. 


haltenden  Handschriftenclassen  hinter  tu  oder  hinter  mihi,  beide 
Male  an  falscher  Stelle  eingesetzt.  Auch  der  vorhergehende  Vers 
ist  ein  iambischer  Octouar,  wenn  man  die  Ueberlieferung  recht 
versteht.  Die  Verschiebung  der  Schlussworte  von  V.  955  ist  ja 
schon  längst  nach  F,  der  einzigen  alten  Handschrift,  die  sie  nicht 
mitgemacht  hat,  beobachtet  und  verbessert  worden.  Aber  un- 
beachtet liess  man,  dass  die  eine  Handschriftenclasse  zwischen 
Gatfdeo  und  Nunc  tu"  mihi,  Worten,  die  von  Demea  gesprochen 
werden,  den  Namen  Micio  bietet;  es  steht  nämlich  B,  die  Sigle 
für  Micio  in  D,  während  G  giebt:  Mi.  nunc  etc.  Demnach  ergänzt 
man  unschwer: 

Quid  fsticV  dabitur,  quandoquidem  hic  volt.  D.  Gatfdeo;  <o  mi> 

Micio, 

Nunc  tu  mihi  gerraanus  pariter  es  et  animo  et  corpore, 
wodurch  die  Symmetrie  und  Eurhythmie  zwischen  Ad.  933  —  945 
—  946—957  gesichert  ist. 

So  wird  man  einzelne  Nachklänge  der  ursprünglich  der 
Comödie  eigenthümlichen  epirrhematischen  Compositionsart  der 
römischen  Comödie  ganz  abzusprechen  nicht  in  der  Lage  sein. 

Uebrig  bleibt  noch  die  Frage,  ob  auch  in  Senarscenen 
ähnlich  wie  im  griechischen  Vorbilde  die  römische  Comödie  bis- 
weilen symmetrische  Anordnung  zeigt.  In  derselben  Einschränkung 
wie  bei  den  trochäischen  Septenaren  glaubt  Verfasser  diese  Frage 
bejahen  zu  müssen.  Für  Plautus  begnügen  wir  uns  auf  zwei 
kleinere  Stücke  zu  verweisen. 

Kud.  450 — 457  in  der  Schoell'schen  Ausgabe,  der  sich  Ver- 
fasser vollständig  anschliesst,  sind  am  Ende  einer  Septenarscene 
acht  iambische  Senare,  die  sich  durch  Satzbau,  Inhalt  und  den 
gleichen  Eingang  in  zwei  Gruppen  von  vier  Versen  auflösen: 
Seil  quid  ego  misera  Video  procul  in  litore? 
Meum  ertfm  lenonem  Siciliensemque  höspitem, 
Quos  periisse  ambos  misera  censebam  in  mari. 
lam  illtfd  mali  plus  nöbis  vivit  quam  ratae. 

Sed  quid  ego  cesso  fdgere  in  fanuin  ac  dicere  haec 
J'alaestrae,  prius  in  aram  ut  confugiämus  quam  huc 
Scelestus  leno  veuiat  nosque  hic  dpprimat? 
Confugiam  hinc:  ita  res  sitppetit  subito"  mala. 

Das  ist  ganz  der  Text,  wie  ihn  diö  beste  Handschrift  B  giebt; 
es  ist  lediglich  zweimal  umgestellt.   Denn  V.  4  steht  mali  in  den 

Klotz,  liruuiUUgu  allrOmiachcr  Mutrlk.  26 


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402 


Rhythmik.   I.  Elemente  der  Rhythmik. 


Handschriften  nach  plus  und  V.  6  prius  vor  quam;  in  beiden  Fällen 
ist  die  gewöhnliche  prosaische  Stellung  für  die  dichterische  ein- 
gesetzt. Ueber  den  ganz  richtig  gebauten  Schluss  von  Vers  4 
ist  bereits  oben  S.  180  gehandelt.  Ausserdem  hat  Schoell  im 
letzten  Verse  trefflich  mala  ergänzt;  wesshalb  dies  ausfiel,  erklärt 
sich  aus  B  leicht.  Es  folgt  auf  457  in  B  v.  466,  der  gleichfalls 
mit  mala  schliesst. 

Aehnlich  ist  der  Anfang  von  Mil.  glor.  1 — 8  gebaut. 
Curäte  ut  splendor  me'o  sit  clupeo  clarior, 

Quam  sölis  radii  esse  6\\m  quom  sudümst  solent, 

Ut  ubi  tfsus  veniat  cöntra  conserta  manu 

Praestnngat  oculorum  aciem  in  acie  J^stüms. 
Nam  ego  hanc  machaeram  mihi  consolari  volo, 

Nc  lamentetur  neve  animum  despöndeat, 

Quia  se  iampridem  feriatam  gestitem, 

Quae  misera  gestit  frä<(gmeu)  facere  ex  fujstibus. 

Die  Lesart  ist  in  allen  Versen  sicher,  nur  im  letzten  ist  fra- 
tem  oder  fratrem  überliefert  statt  fragmen,  das  nur  unsre  Ver- 
muthung  ist,  ein  Nothbehelf,  wie  stragem,  frusta,  fractum,  far- 
ctum,  fracta  u.  ä.  An  feriatam  im  vorletzten  Verse  (fieri  attain 
in  den  Handschriften)  ist  wohl  nicht  zu  zweifeln.  Auch  in  den 
folgenden  Versen  dieser  Einleitungsscene  scheint  es  nicht  an 
Spuren  für  Symmetrie  zu  fehlen;  Verfasser  hat  wenigstens  eine 
Möglichkeit  für  eine  solche  besprochen  im  Zittauer  Osterpro- 
gramm  1876  S.  10—21. 

Gemeinsam  ist  diesen  beiden  Epirrhematien  eine  bewegte 
Action;  besonders  auch  im  zweiten  muss  mau  sich  parallele 
Handlungen  des  Bramarbas  mit  dem  Schild  und  Schwert  denken. 
Sie  erfüllen  also  die  Forderung,  die  auch  im  griechischen  Vor- 
bilde an  ähnliche  Compositionen  gestellt  wurde. 

Auch  an  kleinen  Indicien  für  Responsion  fehlt  es  nicht.  Sehr 
charakteristisch  und  im  Vortrag  sicher  besonders  markirt  war 
das  meo  und  mihi  an  der  gleichen  hochbetouten  Stelle  im  ersten 
Verse,  sowie  das  hostibus  am  Ende,  das  an  das  pergito  und  per- 
gere  am  Ende  der  Beschreibungen  der  Wege  im  oben  S.  399 
besprochenen  Septenarepirrhema  erinnert.  Man  mag  über  solche 
Kleinigkeiten  spotten,  es  ist  ja  bereits  geschehen.  Allein  es  sind 
doch  objective  nicht  wegzuleugnende  Bestätigungen  für  die  auch 
sonst  in  die  Augen  springende  Responsion,  wie  dergleichen  in 
Menge  auch  das  griechische  pJXog  und  die  griechischen  Dialog- 


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4.  Symmetrie  und  Enrhythmie. 


403 


masse  bieten  in  Partien,  deren  symmetrischen  Bau  niemand  be- 
streitet. Aus  der  grossen  Masse  wählen  wir  nur  ein  Beispiel 
für  letztere,  Aescb.  Sept.  356-358  =  359—361. 

HMIX.  f  toi  xatonxTjg,  ag  i^oi  doxel,  argarov 

HMIX.  xal  fii)v  ava£  od*  avrog  OtÖCnov  xoxog 
fiö'  agxixokXov  uyytkov  koyov  pa&ttv 
6 nov  dij  Öl  xal  rovd1  ovx  aitagxC&i  noda. 

Aehnliche  Indicien  bietet  der  Monolog  des  Chalinus  Cas.  403  -407 
=  408  -412,  Verf.  a.  0.  S.  23  u.  a. 

Auch  Tereuz  bietet  symmetrisch  gehaute  Triinetersyzygien. 
So  mit  besonders  bewegter  Action  der  beideu  altern  Brüder 
Ad.  88 — -100  =  101  —  113,  je  zehn  Senare  grjdig,  die  Behauptung 
und  Widerlegung  enthalten,  und  je  drei  Verse  des  erregtesten 
Wechselgesprächs,  worin  der  eine  dem  andern  den  grössten  Un- 
verstand vorwirft.  Es  seheint  immer  noch  die  Form  des  alten 
Epirrhema  a  b  a  b  vorbildlich  gewirkt  zu  haben. 

Auch  in  der  trefflichen  narratio  der  Adelphen,  v.  40—77, 
bat  man  Verse  entfernen  wollen,  weil  sie  allerdings  lediglieh 
Gedanken  wiederholen,  die  innerhalb  desselben  Abschnittes  vor- 
kommen, so  Ritsehl  v.  55 — 58,  obgleich  davon  Augustin  die  bei- 
den letzten  citirt,  vgl.  Otto  Schubert,  Symbolae  ad  Terentiuui 
emendandum,  Weimar  Progr.  1878  S.  7  u.  8.  Allein  die  ganze 
Erzählung  Micio's  besteht  aus  lauter  prächtigen  Versen,  nicht 
einer  bietet  für  sich  den  mindesten  Anstoss,  nicht  einen  möchte 
man  missen.  Ja  wenn  nur  nicht  fast  alles  in  dieser  gerade  von 
Varro  so  gepriesenen  und  sogar  über  die  griechische  Vorlage 
gestellten  Partie  zweimal  gesagt  würde.  Nun  alle  diese  paralle- 
len Gedanken  geben  eine  ungezwungene  Symmetrie,  eiue  klare 
eurhythmische  Gliederung,  die  sich  wiederholt.  Man  zerlege  nur 
die  Erzählung  in  ihre  zwei  Hälften  und  sehe,  wie  alles  an  seinem 
richtigen  Orte  ist,  wie  nicht  bloss  die  Gedanken  selbst,  sondern 
auch  der  äussere  Umfang  derselben  gleich  ist.  Wie  schön  reihen 
sich  hier  an  die  speciellen  Darlegungen  über  des  Micio  und 
Demea  verschiedene  Lebens-  und  Erziehungsweise  die  je  zweimal 
zwei  Senare  mit  allgemeinen  Grundsätzen:  55—58  =  74—77. 

Atque  ex  me  hic  natus  uön  est,  sed  ex  fratre.  l's  adeo  bis 
Ea  ne  nie  eelet  cänsuefeci  filiuni. 

•20* 


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404 


Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 


Nam  qin  meutiri  aut  fällere  insuen't  patrem 
Aut  <(pätruoin}>,  tanto  magis  audebit  ceteros. 

Pudöre  et  liberalitate  h'beros 
Retinere  satius  esse  credo  quam  metu. 

Haec  fratri  mecum  nön  conveniunt  neque  placent  bis 

»Studet  par  referre,  praesens  absensque  idem  erit. 
Hoc  pätriumst  potius  cönsuefacere  filium 

Sua  spönte  recte  facere  quam  alienö*  metu. 

Hoc  pater  ac  dominus  filterest :  hoc  qui  nequit, 

Fateatur  nescire  imperare  liberis. 

Tliatsächlich  liegt  hier  Symmetrie  vor.  Denn  man  wird  wohl 
zugeben  Jsönnen,  dass  ein  redseliger  Alter  dasselbe  zweimal  sagen 
darf,  allein  dass  dieselben  Gedankenreihen  auch  die  gleiche  Vers- 
zahl in  Anspruch  nehmen  und  sich  auch  durchsichtig  im  Einzel- 
nen weiter  gleich  massig  gliedern,  wer  will  das  erklären,  indem 
er  bei  einem  solchen  Kunstdichter  wie  Terenz  wiederholtes  oder 
vielmehr  beständiges  Walten  des  Zufalls  annimmt?  Offenbar 
steht  dieser  Monolog  Micio's  mit  dem  folgenden,  nur  durch  ein 
Wechselgespräch  von  zehn  Trimetern  getrennten  Epirrhema  in 
innerem  Zusammenhang.  Er  soll  auf  das  alles  Mass  uber- 
steigende Poltern  und  Gegeupoltern  vorbereiten,  kommt  doch 
schon  Micio  unwillkürlich,  indem  er  den  Bruder  redend  einfuhrt, 
aus  der  einfachen  fäöig  in  den  Dialog  und  bildet  schliesslich  mit 
seinen  zuletzt  selbstgefällig  vorgetragenen  kritisirenden  allgemei- 
nen Sentenzen  selbst  den  Chorus,  sodass  hier  Inhalt  und  Form 
immer  noch  an  die  alte  komische  Syzygie  erinnern.1) 

5.  Die  strenge  und  die  freie  Art  der  ununterbrochenen 

Taktfolge. 

Wir  wiederholen,  dass  im  römischen  Drama  nachzuweisende 
oder  zu  vcrniuthende  Symmetrien  und  Eurhythmien  nur  noch  etwas 
vereinzeltes  sind;  sie  können  uns  beweisen,  dass  die  neue  Zeit 
das  altgriechische  Vorbild  allseitig  zu  verwerthen  suchte,  und 

1)  Aehnliches  mag  sich  auch,  wie  bereit«  angedeutet,  bei  Plautus  finden 
lassen,  z.  B.  Pseud.  737  —  750  lassen  sich  die  Wiederholungen  in  dem  Examen 
über  die  Begabung  des  Sinimias  nur  unter  ähnlichen  Voraussetzungen  er- 
klären. A.  Kießling,  symbol.  philol.  Bonnens.  p.  339  und  P.  Langen,  Stud. 
Plautin.  S.  364  weisen  745—760  ein<>r  jüngern  Diaakoue  zu. 

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5.  Die  strenge  nnd  die  freie  Art  der  ununterbrochenen  Taktfolge.  405 


entfernen  sich  nicht  von  demselben,  soweit  wir  für  die  mittlere 
und  gelegentlich  wohl  auch  noch  für  die  neuere  attische  Comödie 
vermuthen  mögen.  Eine  irgendwie  befriedigende  oder  gar  in 
allen  Stücken  durchzuführende  Erklärung  für  den  Bau  der  Can- 
tica  und  der  Dialogpartien  können  sie  uns  nicht  bieten.  Denn 
die  grosse  Masse  der  komischen  Scenen  ist  ganz  frei  von  dieser, 
wie  man  sieht,  immer  noch  lebensfähigen  Compositionsart,  und 
wer  will,  mag  sie  ungläubig  ganz  verwerfen.  Unser  System  wird 
dadurch  wenig  oder  wohl  gar  nicht  berührt.  Denn  für  die  römi- 
schen Cantica  müssen  wir  andre  massgebende  Bildungen  an- 
nehmen. Zu  denen  hat  auch  das  griechische  Drama  die  Normen 
hergegeben;  allein  die  römischen  Dichter  haben  diese  frei  aus- 
gebildet und  erweitert,  ganz  wie  sie  das  auch  im  Bau  der  ein- 
zelnen Versmasse  thaten.  Wir  stellen  hier  diejenigen  Compo- 
sitionsarten  in  den  Vordergrund,  die  die  Römer  am  eigenartigsten 
und  ziemlich  häufig  verwandt  haben,  das  ist  besonders  die  Con- 
tinuatio  numeri,  die  jetzt  gleichberechtigt  neben  die  System- 
bildung tritt,  mit  der  sie  wohl  verwandt  ist,  von  der  sie  sich 
jedoch  innerlich  wie  äusserlich  unterscheidet.  Die  System- 
bildung  kennt  die  römische  Poesie  auch  und  hat  sie  sogar 
organisch  weiter  entwickelt,  wie  wir  sehen  werden. 

Die  römischeTragödie  zunächst  scheint  wie  die  griechische 
nur  anapästische  Systeme  gebaut  zu  haben,  deren  uns  eine  An- 
zahl, wenn  auch  recht  trümmerhaft  erhalten  ist,  zusammengestellt 
Trag.  Ribbeck2  S.  368.  Sie  entfernen  sich  nirgends,  wie  wir  unten 
7,  2  sehen,  von  den  griechischen  GepÜogenheiten  uud  Gebrauchs- 
arten. 

Auch  die  römische  Comödie  kennt  regelrechte  anapä- 
stische Systeme.  So  haben  schon  Hermann  und  Ritsehl  ein  sol- 
ches mit  Monometer  angenommen: 

Mem  361  Animrfle  mi,  mihi  mira  videntur 

Te  hic  stäre  foris,  fores  cui  pateant, 

Magis  quam  domus  tua,  doinus  haec  tua  sit. 

Omne*  paratumst, 

Ut  iüssisti  atque  ut  völuisti. 

Neque  tibi  <iam>st  ulla  mora  intus. 
Zwei  kleinere  nimmt  W.  Christ,  Metrik2  S.  260  richtig  nach  der 
Ueberlieferung  in  B  an  Most.  858  —  861.    Sicher  scheint  auch 
nach  der  Versabtheilung  in  A  ein  solches  System  nach  einer 
längeren  Octonarscene:  Trin.  840  fg.: 

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406  Rhythmik.   I.  Elemente  der  Rhythmik. 

Sed  quis  hic  est,  qui  in  plateam  ingreditur 

Cum  n«5vo  oruatu  specieque  simul. 

Pol  quainquam  domi  cupio,  öpperiar: 

Quam  hic  rem  ägät  animum  advörtam. 
Wir  finden  nach  der  be9ten  Ueberlieferung  in  B  noch  ein  solch* 
System  mit  Monometer  als  *«p««Wov  Most.  331 -335,  s.wto 
11  4    Längere  derartige  Compositionen  sind  anzunehmen  \m 
490  i'gg.,  auch  in  der  zweiten  Scene  des  fünften  Actes  in 
selben  Stücke.    Denn  nur  so  lässt  sich  v.  796  nach  der  Leber- 

lieferung  halten: 

Ut  me  in  tricas  coniecisti? 

Quomödo  de  Persä  inänüs  äddltäst? 

::  Iürglum  htne  äüferäs,  si  saplas  u.  s.  w.  bis  8<H> 

Ürltur  cor  mihi 

Da  tllt  canthäruin  extingue  fgnem,  si 
Cor  uritür,  caput  ne  ärdescat. 
Aehnlich  bilden  Rud.  056-962  ein  System.  Das  beweisen  u.a..*l 
Volo  ut  dicas  ::  Immo  hercle  etlam  äuipltus. 
Nara  nisi  dat,  domino  di'cendum 
Censeo.  : :  Tuo  consiliö  faciam: 
Nunc  advorte  animum  :  nämque  hoc  omne 
Attinet  ad  te.  : :  Quid  factuinstV 
Bicher  sind  endlich  die  Systeme  Pers.  168-171.  172-182,  da, 
auch  175-180  in  A  Dimeter  sind. 

Ueberhaupt  scheinen  auch  da,  wo  Octonare  und  Septem 
in  unsern  Handschriften  geschrieben  sind,  systematische  Bildung 
vorzuliegen,  sobald  ein  Septenar  als  Schlussvers   zu  Octonare 
steht,  sei  es,  dass  man  die  Langverse  in  Dimeter  zerlegen  * 
überhaupt  Systeme  aus  Langzeilen  annehmen  soll.    Zu  letzte 
Annahme  werden  wir  später  noch  verschiedene  Analogien  ^ 
stellen.  Cure.  137-141  haben  wir  ein  System  im  Umfange  r 
acht  Dimetern,  deren  letzter  mit  dem  Paroemiacus  zu  er, 
Septenar  vereinigt  erscheint  durch  die  trochäische  Cäsur,  die 
jedoch  auch  in» "griechischen  Dimetersystera  unmittelbar  in- 
einander tindet:  Arist  vesp.  752;  also: 

Qui  me  m  terra  aeque  förtumitüs  |  erit,  si  illa  ad  me  bitf 
Cure  12(5—132  sind  nach  der  guten  übereinstimmenden  l  ^ 
lieferung  in  HEI  ein  System  aus  fünf  Octonaren   und  «*- 
Septenar,  der  dem  Paroemiacus  im  Dimetersystem  gleiche 
also: 


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6.  Die  strenge  und  die  freie  Art  der  ununterbrochenen  Taktfolge.  407 


Hoc  vide  ut  ingurtitat  l'mpura  in  se  meruni  avariter  fauci'bus 

plenis  bis 

lamue  ego  huic  dico.  ::  Quid  dices?  ::  Me  pernsse.  ::  Age  dice. :: 

Anus,  atfdi. 

Dieselbe  Systembildung  mit  Dimetern  und  Monometern  und 
katalektischem  Scbluss  begegnet  uns  ganz  wie  im  griechischen 
Vorbild,  auch  bei  Trochäen  und  Iamben.  Wir  führen  je  ein 
Beispiel  auf.  Trochäisch  ist  nach  Leo's  Beobachtung,  rhein.  Mus. 
N.  F.  40.  Bd.  S.  138  u.  139  das  au  ein  Canticum  mit  llhythmen- 
wechsel  sich        hliessende  System  Men.  590  fg.: 

Äpud  aedilem  pro  eins  facti 8 

PlüTumisque  pessumisque 

Dixi  causam  :  cdndiciones 

Tetuli  tortas  cönfragosas. 

Arft  plus  aut  minüs  quam  öpis  erat 

Mrilta  dixeräm  controrsiam, 

Ut  <e>i  sponsid  finirefc. 

Quid  ille?  quid?  praedem  dedit. 
mit  Synaphie  zwischen  dem  dritt-  und  vorletzten  Üimeter,  ganz 
wie  in  den  regelrechten  anapästischen  Systemen  z.  B.  omne  |  ät- 
tlnefc  ad  te.  : :  Quid  factumst,  s.  oben  S.  406. 

Ein  regelrechtes  iambisches  System  am  Ende  eines  kreti- 
schen Gedichtes  Ter.  Audr.  635—638: 

fQuis  tu  es?  Quis  mi  es?  Cur  meäm  tibi? 

Heus  pnSxutnus  sum  egome*t  mihi.' 

At  tarnen:  fubi  fideV?  si  roges, 

Nihil  pudet  hic,  ubi  opust;  llli,  ubi 

Nihil  öpust,  Ibi  verentur. 
Dabei  ist  nichts  geändert  als  opust  statt  opus  est  und  mi  statt 
mihi.  Die  ersten  beiden  Dimeter  giebt  die  Ueberlieferuug  über- 
einstimmend richtig  abgetheilt;  dann  hat  P  andre  Verstrennung 
als  A,  vgl.  auch  Rud.  938—945. 

Endlich  haben  die  romischen  Komiker  die  Systerabildung 
noch  insofern  erweitert,  als  sie  auch  in  Bacchien  ähnliche  Com- 
positionen  erfanden,  wie  Bacch.  1122—1138  ein  Tetrametersystem 
mit  katalektischem  Dimeter  als  TtctQctTtXevtov  und  Aiuph.  633—643 
sogar  ein  Hexametersystem,  worüber  wir  erst  in  anderm  Zusam- 
menhang handeln,  vgl.  II,  2. 

Im  Wesentlichen  aber  ist  dies  immer  noch  die  alte  Systein- 
oder  hypcrmetriscbe  Bildung,  die  die  römischen  Dramatiker  ganz 


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408 


Rhythmik.   I.  Elemente  der  Rhythmik. 


wie  im  Griechischen  auwenden,  wie  sie  Oberhaupt  keine  der  vor- 
gefundenen Kunstformen  aufgeben,  selbst  nicht  die  Syzygien- 
composition,  sondern  die  alten  einfachen  Formen  an  geeigneter 
Stelle  wirksam  anbringen.  Allein  auch  die  Systembildung  ist 
gegenüber  der  griechischen  Comödie  recht  selten  geworden,  be- 
sonders in  ihrer  steifsten  Art  Man  hatte  eben  reichere  Formen 
als  Ersatz  entwickelt.  Jede  solche  hypermetrische  Compositions- 
art,  besonders  die  anapästische,  die  wir  allein  noch  in  der 
neuern  attischen  Comödie  nachweisen  können,  hatte  etwas  Mo- 
notones und  Steifes.  Haben  nun  auch  die  römischen  Dichter  diese 
Bildung  als  berechtigten  Factor  anerkannt,  sie  sogar,  wie  wir 
andeuteteu  und  später  ausführen,  nach  zwei  Seiten  hin  erweitert, 
indem  sie  sie  nach  dem  Frincip  der  einheitlichen  Technik  auch  aut 
Verse  und  Rhythniengattungen  übertrugen,  in  denen  diese  im 
griechischen  Vorbilde  unerhört  war,  so  wandten  sie  sich  doch  mit 
Vorliebe  der  freieren  Art  der  Bindung  und  Verkettung  der  rhyth- 
mischen Reihen  zu,  die  im  Wesentlichen  den  gleichen  Effect  er- 
reichte, wie  die  Systembildung,  aber  doch  das  Eintönige  derselben 
mied.  Das  ist  die  sog.  continuatio  nunieri. 

Auch  diese  war  dem  alten  griechischen  Drama  bereits  be- 
kannt, aber  sie  war  doch  sehr  beschränkt.  In  charakteristischer 
Weise  braucht  eine  daktylisch-anapästisehe  in  ununterbrochener 
Folge  ohne  Katalexen  fortgeführte  Taktreüie  Sophokles,  Oed.Col.22!»: 

ovöevl  (ioiQLÖia  tfaig  tQ%extu  \  av  itQondfrt]  to  tivetv  antritt 
Öy  t\na\xaioi  htgccig  srega  TtaQaßttlXo^i va  novov,  ov  %txQtv  dvti- 
didtoöiv  i\%uv.  ov  ds  tmvd1  eögdvtov  nctXiv  üxtoiiog  |  av&ig  atpoQ- 
pag  itidg  gd-ovog  fYftopf  |  /u?J  ri  ttsqu  XQ^og  ||  i(iä  xoksi  XQOödiyg 
mit  alloeometrischem  Epodikon. 

Aehnlich  ibid.  241 — 254  aAA'  tctv  ptks'av,  Cxfrevofiev  xtk. 
liebrauch  und  Wirkung  solcher  Taktfolgen  ist  im  griechischen 
Drama  woblbereehnet.  Eindringliche  Mahnungen  und  Bitten,  die 
nicht  eher  ruhen,  als  bis  sie  befolgt  sind,  und  Aehnliches  wird 
durch  diese  rhythmische  Form  veranschaulicht.  Die  alte  Tragödie 
wandte  solche  Formen  sparsam  an  und  zog  überhaupt  die  strengere 
hypermetrische  Bildung  der  Reihen  vor.  Die  römischen  Dichter 
nahmen  lieber  die  freiere  Art  und  gebrauchten  sie  besonders 
häutig  in  lamben  und  Trochäen.  Für  diese  war  aber  auch  das 
spätere  griechische  Drama  mit  etwas  häufigeren  Beispielen  vor- 
angegangen.  So  hat  Euripides  z.  B.  ähnlich  wie  Sophokles  com- 


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5.  Die  strenge  und  die  freie  Art  der  ununterbrochenen  Taktfolge.  409 

ponirt.  Or.  1005 — 1011  in  anapästisch-dakty lischer  Forin,  in 
ianibiscil-trochäischer  in  der  Monodie  des  Phryx,  Or.  1409  f gg. 
und  1444  u.  fg.: 

ot  de  7tQog  d"QOvovg  iöa  \  fioXovxeg  \  ag  iytjfi*  6  xofcoxag  IJccotg  \ 
yvvaixog,  \  bfifia  daxpvoig  \  ne<pvQ^iivoi,  xaiteivoi  \ 
?£ov&\  6  fiev  to  xetfrev,  6  de  xö  xelfrev,  aXXov  aXXo&ev  %e- 

tpoaypivot, . . . 

ayei  d'  ayei  viv  a  d'  i<pehtex\  \  ov  ngo^nvxig  av  ifieXXev  \ 
6  de  öweQybg  aXXy  eitgaöö'  \  iav  xaxbg  Ocoxevg; 

also  in  vorletzter  Reihe  ein  hyperkatalektiseher  iambischer  Octo- 
nar  nach  römischer  Auffassung  und,  wie  öfters  im  römischen  Can- 
ticum,  mit  trochäischem  Dimeter  fortgesetzt;  sodann  ebenda  weiter: 

*ovx  ifinodav  ix\  dXX1  del  xaxol  <I>Qvyeg;9  \  exXrjOe  d*  aXXov 
etXXoo*  iv  öxiyccig'  \\  rovg  ftev  iv  Gxa&noiöiv  CTCxtxotat,  \  xovg  d' 
fv  i£eÖQ(utit.,  xovg  ixelo'  ixeföev. 

1456  afupl  7tOQ(pvQHöv  itinXtov  vnb  cxoxov  \  £1917  öitdoccvxeg 
iv  %eQolv. 

1466  ag  xditQoi  d>  ÖQiöxeooi,  ywcuxbg  dvxioi  öxa&svxeg  \  ivvi- 
nov6i*  xaxftaveZ. 

1473  la%&  So (uov  frvtstoa  xal  6xa&(tovg  \  fio%Xoiöiv  ixßaXovxeg* 
ev&  ipiiivopev,  |  ßorjdQopLovuev  aXXog  aXXo&ev  Oxiyrjg.  |  6  piv 
nexQOvg,  6  d*  dyxvXag,  \  6  dt  &(pog  xqoxcotiov  iv  %eoolv  e%(ov.  \ 
evavxa  d'  r\X&ev.   Aehnlich  Arist.  Ach.  262 — 276  u.  a. 

Das  ist  ganz  die  Compositionsart  mit  durchlaufendem  Rhyth- 
mus, die  die  römischen  Dichter  so  oft  zeigen.  Die  Wirkung  ist 
die  gleiche.  Denn  wenn  man,  wie  Winter,  Metrische  Recon- 
struction  der  Plautinischen  Cantica,  München  1880,  zwei  Arten 
der  continuatio  numeri  unterscheidet,  nämlich  die  mehr  aus  for- 
malen Gründen  angenommene,  bei  Clausein,  die  zum  Abschluss 
eines  metrischen  Systems  dienen,  sich  als  iambische  Auslaufer 
an  Trochäen  und  in  trochäischer  Form  an  iambische  Verse  an- 
schliessen,  und  diejenige  Art,  die  mehr  aus  logischen  Gründen 
sich  erklärt,  nämlich  wenn  der  Redende  ob  der  Fülle  des  Stoffes 
und  der  Gedanken  in  grosser  Eilfertigkeit  spricht,  zumeist  im 
Anfange  der  Scenen,  wo  die  Personen  neu  auftreten,  so  kann  man 
diese  beiden  Arten  mit  dem  gleichen  Effect  auch  in  der  citirten 
Monodie  des  phrygischen  Sklaven  finden.  Aber  ein  Moment  stellt 
sich  im  griechischen  Vorbild  besonders  charakteristisch  für  diese 
Compositiousform  heraus.   Die  grosse,  ruhelose  Angst  spricht  aus 


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420 


Rhythmik.  I.  Elemente  der  Rhythmik. 


findet,  der  recht  gut  mit  denselben  rhythmischen  Mitteln  darge- 
stellt sein  konnte,  wie  der  eben  erwähnte  des  Callidamates.  Die 
alte  Ueberlieferung  giebt  die  Verse  folgendermaßen: 
Discrucior  animi 

Hocine  de  iinproviso  mali  mihi  obici  tantum 
Ut  neque  quid  me  faciam  nec  quid  agam  certum  siet 
'Membra  motu  debilia  sunt 
öAnimus  timore  obstipuit 
Pectore  consistere  nihil  consili  quit  vah 
Quomodo  me  ex  hac  expediam  turba 
Tanta  nunc  suspicio  de  me  incidit  neque  ea  inmerito 
Sostrata  credit  mihi  mc  psaltriam  hanc  emisse  id  anus  mihi 

indicium  fecit. 

Die  drei  kurzen  Verse  sind  im  Bembinus  nicht  in  eine  be- 
sondre Zeile  geschrieben  und  der  letzte  Vers  wird  nach  anus  ab- 
gebrochen. Allein  die  kürzeren  Verse  der  Calliopischen  Recension 
sind  die  richtige  Ueberlieferung.  Das  bestätigt  Varro,  der  nach 
einer  Notiz  bei  Rufin.  comm.  in  metra  Ter.  p.  556  ed.  Keil  discru- 
cior animi  als  Beispiele  für  eine  im  Eingang  stehende  sog.  Clausel 
ausdrücklich  angeführt  hat.  Im  Bembinus  jedoch  ist  zweimal  ein 
kürzerer  Vers  mit  seinem  Nachbarverse  zusammengeschrieben, 
eine  Erscheinung,  die  so  häufig  gerade  in  der  Terenzüberlieferung 
vorkommt,  dass  man  kaum  begreift,  wie  Hermann  hier  lieber 
einen  Irrthum  des  Varro  und  der  Calliopischen  Handschriften 
voraussetzen  konnte.  Im  Gegentheil,  es  ist  derselbe  Vorgang 
noch  an  zwei  andern  Stellen  unsers  Canticum  anzunehmen,  näm- 
lich in  den  beiden  letzten  Versen.  Für  den  vorletzten  beweist  die 
sonst  inlautende  Katalexis,  dass  mit  incidit  ein  Vers  schliesst 
und  neque  ea  inmerito  für  sich  steht,  und  der  letzte  Vers  ist  so 
lang,  dass  eine  Zerlegung  desselben  in  zwei  oder  mehrere  Kola 
unbedingt  vorgenommen  werden  muss.  Ganz  unmethodisch  aber 
wäre  es  aus  der  Clausel  des  vorletzten  Verses  und  dem  ersten 
Worte  des  nächsten  einen  besondern  Vers  herzustellen,  etwa  mit 
Hermann  :  Neque  ea  immerito  :  Söstrata,  da  das  letzte  Wort  So- 
strata als  Subjekt  des  neuen  Satzes  nicht  von  dem  Nächsten  ab- 
getrennt werden  kann.  Man  wird  vielmehr:  Neque  ea  inmerito 
ebenso  als  selbstständig  zu  fassende  Clausel  anzusehen  haben,  wie 
Discrucior  animi,  zumal  das  Satz-  und  Versende  in  unserm  Ge- 
dichte regelmässig  zusammenfällt,  wofür  auch  der  Grund  nahe 
liegt.    Denn  am  Ende  eines  Gedankens,  und  war  dieser  auch  noch 


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6.  Die  strenge  und  die  freie  Art  der  ununterbrochenen  Taktfolge.  411 

das  grosse  Geschick  hinwiesen,  mit  welchem  der  allmähliche 
Uebergang  aus  dem  trochäischen  Rhythmus  in  den  iambischen 
fast  unmerklich  sich  vollzieht.  Offenbar  haben  die  römischen 
Dichter  in  diesen  Compositionen  eine  besondere  Stärke,  ein  feines 
Gefühl  für  rhythmische  Uebergänge  und  Effecte  entwickelt,  eine 
Beobachtung,  die  sich  in  den  Plautinischen  und  Tereuzischen 
Stücken  durchfuhren  lasst.  Einzelne  solche  fortlaufende  Takt- 
complexe  sind  von  der  Plautinischen  Textkritik  noch  nicht  voll 
gewürdigt.  Hier  führen  wir  nur  ein  paar  Einzelheiten  auf,  die 
zu  den  bereits  genannten  zwei  Scenen  weitere  Orientirung  ge- 
währen können,  vor  allem  aber  unsre  Behauptung  bestätigen,  dass 
die  Wirkung  dieser  Compositionsart  ganz  die  gleiche  wie  in  der 
griechischen  Rhythmik  ist. 

In  der  gleichen  Angst,  wie  der  phrygische  Sklave,  der  aus 
dem  eroberten  Palaste  fliehen  will,  oder  der  seine  Furcht  keinen 
Augenblick  vergessende  Ctesipho  oder  der  feig  vor  seinem  Ver- 
folger flüchtende  Koch  schwebt  der  Sklave  Tyndarus,  capt.  III,  3, 
der  sich  für  seinen  Herrn  in  der  Gefangenschaft  ausgab  und  nun 
erleben  soll,  dass  sein  Betrug  entdeckt  und  grausam  bestraft  wird. 
Er  spricht  zuerst  in  iambischen  Octonaren: 

Nunc  fllud  est,  quom  nie  fuisse  quam  esse  nimio  mavelim  bis  524, 
also  auch  schon  in  einer,  wenn  auch  regelrecht  gebauten  eonti- 
nuatio  numeri.  Dann  v.  525  spricht  er  in  einem  trochäischen 
Senar  die  schlimme  Wahrheit  aus: 

ömnis  res  palamst,  n£que  de  bac  re  negötiumst. 
Daran  schliesst  sich  —  man  hat  anzunehmen,  dass  der  auf  der 
Bühne  anwesende  Hegio  mit  Aristophontes  jetzt  immer  näher 
kommt  —  eine  trochäische  Continuation  von  19  dipodischen  Takton 
in  der  Form  von  zwei  trochäischen  Octonaren,  einem  trochäischen 
Septenar  und  einem  iambischen  Octonar  nebst  einem  iambischen 
Senar  als  Schlussvers;  dann  kommt  nach  einer  wirksamen  und 
durch  den  Inhalt  gegebenen  Pause  noch  eine  kleinere  Taktgruppe 
von  sieben  trochäischen  Dipodien.  Das  ist  eine  rhythmische  An- 
ordnung, die  des  Tyndarus  Lage  und  Gefühle  über  dieselbe  und 
die  sich  mit  dem  Nahen  des  Hegio  immer  mehr  steigernde  Angst 
und  Rathlosigkeit  trefflich  bezeichnet,  sodass  eine  Aeuderuug  der 
handschriftlichen  Ueberlieferung,  etwa  in  eine  Reihe  trochäischer 
Septenare  abzuweisen  ist.  Die  einzige  Aenderung,  die  sich  nöthig 
macht,  ist,  dass  V.  527  me  statt  nach  perdidit,  das  die  letzte 
Silbe  lang  haben  kann,  nach  hic  gestellt  wird. 


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422 


Rhythmik.   I.  Elemente  der  Rhythmik. 


irgend  eine  andre  Abweichung  von  den  Handschriften  als  in  t.  2 
hociu  statt  hocine  wie  so  häufig  itane  statt  itan  steht,  sicine 
haecine  u.  ä.,  folgendermassen  zu  schreiben: 

1.  Discrticior  animi. 

Höcin  de  iraprovi'so  mali  mihi  öbici  tantum, 

üt  neque  quid  nie  faciam       nec  quid  agam  certifin  siet. 

2.  Me'mbra  meti  debflia  sunt. 
Animris  timore  obstipuit 

Pectore  consistere  nil       consili  quit.  vali. 

3.  Quo  modo  me  ex  hac  expediam  turba? 
Tänta  nunc  suspicio  de  me  incidit: 
Neque  ea  inmerito. 

Söstrata  credit  mihi  me       psältriam  hanc  eiuisse. 
Id  antfs  mi  indicium  fecit. 

Dies  ist  eine  regelrechte  Anordnung.  Denn  der  Schluss 
deblllä  svint  kann  nicht  auffallen.  Er  vergleicht  sich  mit  dem 
kurz  vorhergehenden  Ad.  G08  pläcäblllüs  est  Heaut.  1058  grävU 
sunt  u.  ä.  Die  Messung  metu  ist  ebenso  legal  wie  z.  B.  in  dem 
Schlüsse  Üec.  312  levl  sententia  u.  a.  Quöm6d6  betont  Plautu* 
Most.  458,  ähnlich  Trin.  23G  quem  ad  niodum  se  expedlant  u.  a^ 
während  man  wohl  lieber  zwei  Worte  schreibt.  Endlich  die  Mes- 
sung oblci  ist  längst  anerkannt,  Plaut  Asin.  814.  Merc  932  steht 
am  Senarende  oblcias.  conlcltis,  über  solche  Messungen  handelt 
ausdrücklich  Gellius  IV,  17. 

Nachdem  wir  so  Umfang  und  Messung  der  Verse  festgestellt 
haben,  können  wir  über  das  besondere  Ethos  dieses  Canticums 
sprechen.  Wie  sehr  die  Choriamben,  die  übrigens  ganz  regel- 
mässig gebaut  erscheinen  (denn  consistere  und  credit  finden  ja 
selbst  noch  in  Horaz'  Oden  ihre  Analogien),  hier  am  rechten 
Platze  sind,  werden  wir  später  erläutern.  Zunächst  interessirt 
uns  die  eigeuthümliche  Form  der  Katalexen,  die  das  rathlose  l'ro- 
schauen  versinnlichen  sollen:  Animüs  timore  obstipuit.  Id  anü> 
mi  indiciuni  fecit  u.  a.  Mindestens  an  zwei  Stellen  haben  wir 
scheinbare  hyperkatalektische  Bildungen:  Discrücior  animi  und 
Quo  m6do  me  ex  hac  expediam  turba?,  einen  iambischen  Mono 
meter  und  Dimeter  in  hyperkatalektischer  Form.  Allein  diese 
Hvperkatalexis  findet  schwerlich  ihre  Erklärung  in  einer  conti- 


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5.  Die  strenge  und  die  freie  Art  der  ununterbrochenen  Taktfolge.  413 

Vestiplica,  unctor,  aitri  custos,  fläbelliferae, 

Sändaligerulae,  cäntrices,  cistellatrices , 

Nüntii,  renüntii,  raptöres  paois  e*t  peni. 

Fit  ipse,  dum  illis  cömis  est,  inöps  amator. 
Die  ersten  zwei  Verse  konnte  man  auch  anapästiscb  messen; 
doch  ist  wohl  alles  zusammen  als  eine  trochäische  Continuation 
von  13  dipodischen  Takten  zu  fassen,  die  sehr  geschickt  vertheilt 
sind,  durchweg  Senare,  nur  als  nctQatdksxnov  ein  Septenar,  in 
dessen  Katalexe  der  letzte  Vers  ein  hyperkatalektischer  iambischer 
Senar  mit  seinem  Auftakt  hineingreift.  Das  Ethos  der  ununter- 
brochenen Taktfolge  passt  zu  dieser  Aufzählung  alles  dessen,  wo- 
durch der  unglückliche  Liebhaber  fortwährend  ausgebeutet  wird, 
ohne  dass  er  recht  zum  Bewusstscin  seiner  Lage  kommt  Man 
beachte  den  Wechsel  im  Baue  der  Senare  und  im  trochäischen 
Septenar  die  Vorbereitung  auf  den  iambischen  Schlussvers  durch 
die  iam bische  Hauptcasur. 

Ein  andres  Plautinisches  Beispiel  hat  Winter,  a.  ü.  S.  52  nach- 
gewiesen: Stich.  288—289 

Quidnam  dicam  Pinacium 

Lasel vibundum  tarn  lubenter  cürrere? 

Hariindinem  fert  spörtulamque  et  huinuluni  piseärium. 
Hier  soll  die  ununterbrochene  Taktfolge  das  Pinacium  currere 
ausmalen. 

In  diesem  Zusammenhange  erklären  sich  manche  Verse,  die 
nicht  in  stichischem  Gebrauche  sind,  besonders  akatalektische  und 
hyperkatalektische  Bildungen,  wie  trochäische  Senare,  hyperkata- 
lektische  iambische  Senare,  vor  allem  aber  die  vielfach  bestrittenen 
iambischen  Octonare  in  hyperkatalektischer  Form,  die  regelmässig 
mit  ihrem  Auftakte  den  vorhergehenden  iambisch  schliesscnden 
Vers  vollmachen  und  dann  durch  trochäisch  anhebende  Reihen 
weiter  geföhrt  werden,  wie  wir  bereits  oben  S.  410  zu  Ad.  523 
sahen  und  noch  öfters  bemerken  können.  Man  vergleiche  weiter 
in  richtiger  Continuation  Amph.  1067.  Pers.  34.  Pseud.  201.  Bacch. 
996  am  Schlüsse  einer  längeren  iambischen  Partie.  Dagegen  ist 
Ter.  Andr.  581  die  hyperkatalektische  Bildung  nur  zu  halten, 
wenn  man  Elision  annimmt  zwischen  aü*din  tu  illum?  ||  ::  Ego 
dtfdum  non  nihil  veritus  sum  oder  umstellt  Duduni  ego  etc.  Richtig 
dagegen  ist  ein  solcher  Vers  Stich.  275  mit  dem  Ausgange  erae 
meae  ntfntiabo,  wo  die  Handschriften  ineae  erae  n.  geben,  ferner 
gleichfalls  durch  conliimatio   nunieri   geschützt  Hec.  284.  523. 


Di 


424 


Rhythmik.  I.  Elemente  der  Rhythmik. 


Beides  sind  proodische  Verse,  wie  in  dem  angeführten  Aristopha- 
nischen Gedichte.  Ferner 

Bacch.  11491)  Söror,  est  quod  te  vtflo  secreto.  ::  Eho  amaho.  :: 

Quo  illae  äbeunt? 

ist  gleichfalls  nur  proodischer  oder  Uebergangsvers  zwischen  tro- 
chäischen  Septenaren  und  Anapästen  oder  katalektischer  Schluss- 
vers zu  den  vorhergehenden  Septenaren.  Die  beiden  zuerst  an- 
geführten erweitert  man  gewöhnlich  zu  Octonaren,  weil  dann 
solche  folgen,  den  letzten  gewöhnlich  zu  einem  anapästischen  Sep- 
tenar,  da  er  vor  einer  längeren  anapästischen  Scene  steht.  Allein 
jede  Aenderung  ist  überflüssig.  Die  drei  Verse  sind  ihrem  Inhalte 
wie  ihrer  Form  nach  nur  scenische  Vorbereitung  zu  den  folgen- 
den Canticis.  Und  die  Katalexe  mag  hier  das  Zusammenfinden 
oder  Zusammentreten  der  Personen  bezeichnen  sollen.  Auch 
Cas.  609  scheint  sich  ein  solcher  brachykatalektischer  trochäischer 
Vers  halten  zu  lassen;  es  scheint  nach  einer  kretischen  Partie 
eine  trochäische  Strophe  zu  stehen  mit  allerdings  nicht  ganz 
klarer,  vielleicht  complicirter  Anordnung.  Sicher  ist  ein  gewöhn- 
licher trochäischer  Septenar  im  vorhergehenden,  ersten  Verse  der 
Strophe: 

Nam  quid  est,  quid  haSc  hüc  timida  atque  exänimata  exsiluit 

foras? 

Die  Messung  der  folgenden  Verse  ist  allerdings  zweifelhaft, 
wahrscheinlich  ist  es  ein  iambischer  Septenar  als  ntxQaTsXtvrov 
und  ein  trochäischer  Septenar  als  Schlussvers. 

Eine  zu  den  oben  behandelten  drei  brachykatalektischen 
Versen  analoge  Erscheinung  ist  es,  wenn  eine  längere  stichische 
Partie  durch  einen  katalektischen  Vers  eingeleitet  wird,  wie  öfters 
bei  Terenz,  so  Ad.  II,  2  eine  iambische  Octonarscene  durch  einen 
Septenar,  wie  ibid.  712  ähnlich  eine  iambische  Septenarscene 
durch  einen  ebensolchen  Octonar  geschlossen  wird. 

Auch  ein  iambischer  Langvers  mit  ähnlichem  katalektischen 
Schlüsse  scheint  vorzukommen:  Most.  330  steht  nach  einem  kre- 
tischen Tetrameter: 

lacentis  tollet  p<5stea  |  uos  ambos  aliquis, 

1)  Bacch.  1116  ist  gleichfalls  trochuiseh,  ein  akatalektischer  Dimeter, 
ganz  wie  der  folgende  Dimeter  zu  messen,  der  jedoch  der  erste  Theil  eine» 
Septenars  ist:  Qui  ßcisV  ::  Vidi.  : :  Ei  mihi  disperii.  |  ::  Qmd  dubitaruu*  pül- 
tare  atque  hnc  etc.  Vgl.  den  iambischen  Dimeter  llec.  731  und  oben  S.  416. 


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6.  Katalektischc  Bildungen.  425 

was  nicht  zu  einem  bacchiischen  Vers  gemacht  werden  kann,  wie 
wir  oben  Metrik,  S.  220  nachgewiesen,  vgl.  jedoch  S.  419.  Ibid. 
328  Sine  sine  cadere  nie.  : :  Sino.  : :  Sed  (et)  hoc  quod  ini  in 
uiantfst.  scheint  auch  ein  bracbykatalektischer  Vers.  Doch  in 
solchen  Einzelheiten  ist  manches  unsicher,  desshalb  gehen  wir 
jetzt  nicht  weiter  darauf  ein  und  wenden  uns  einer  andern  Frage  zu. 

Nach  dem  Princip  der  einheitlichen  rhythmischen  Technik 
erwarten  wir  die  freiere  Verwendung  der  Katalexe,  wie  wir  sie 
in  dem  Terenzischen  Gedichte  beschrieben  haben,  nicht  bloss  in 
Versen  des  ydvog  Caiißixov  und  yfuokiov,  wo  wir  sie  bisher  ver- 
folgten, sondern  auch  in  anapästischen  Canticis.  Man  könnte  ja 
denken,  der  Aufbau  anapästischer  Gedichte  nach  Systemen  und 
xara  oxC%ov  sei  hier  nach  dem  griechischen  Vorbilde,  das  nur  die 
anapästische  Katalexe  als  Periodenschluss  kennt,  abgesehen  von 
einer  ganz  bestimmten  Art  Systeme,  wo  gerade  die  Hauptmasse 
der  Dimeter  katalektisch  und  der  Schlussvers  akatalek tisch  ist, 
wie  ran.  372—376  =  377—381,  vgl.  darüber  unter  I,  7,  a.  Man 
habe  in  den  Anapästen  desshalb  ganz  auf  die  beschriebene  Art 
der  Katalexe  verzichtet.  Dafür  scheint  wenigstens  die  Thatsache 
zu  sprechen,  dass  es  auch  keine  anapästisch- daktylische  oder 
daktylisch-anapästische  Continuation  gab.  Allein  dies  letztere  er- 
klärt sich  einfach  daraus,  dass  der  daktylische  Rhythmus  der 
komischen  Dichtung  überhaupt  stilfremd  ist,  wie  wir  I,  7,  a  sehen 
werden.  Dagegen  dient  ja  die  Katalexis  in  dem  die  Systeme 
sch liessenden  Paroemiacus  ganz  demselben  Zwecke,  wie  in  den 
übrigen  Rhythmen,  nämlich  das  Ende  einer  Reihe  zu  markiren. 
Hatte  nun  der  Plautinische  Anapäst  in  seiner  prosodischen  und 
metrischen  Technik  durch  den  Eiufluss  der  Iamben  so  reiches 
Leben  erhalten,  wie  er  im  Griechischen  nicht  besass,  so  ist  es 
doch  nur  Consequenz  den  in  metrischen  Formen  gewonnenen 
Reichthum  auch  ähnlich  in  der  rhythmischen  Composition  zu  ver- 
werthen.  Das  heisst  neben  der  Systembildung  und  den  regel- 
rechten Septenarscenen  auch  freiere  Compositionen  mit  charak- 
teristisch vertheilten  Katalexen  zu  schaffen,  wozu  in  diesem 
Rhythmus  alle  Vorbedingungen  vorhanden  waren  und  auch  die 
Analogie  der  übrigen  Rhythmen  Veranlassung  bot.  Hütten  wir 
keine  solche  freiere  anapästische  Compositionen,  so  würden  wir  eine 
Lücke  in  der  Durchführung  unsers  Princips  erkennen.  Bei  Plautus 
giebt  es  solche  freier  gebaute  anapästische  Scenen,  wie  Bacch.  V, 
2— »1087  fgg.,  wo  mit  zwei  Septenaren  begonnen  wird,  dann 


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426  Rhythmik.  1.  Elemente  der  Rhythmik. 


Octonare  folgen  und  wieder  Septenare.  Auch  iu  der  vorhergehen- 
den Scene,  Bacch.  1076—1083  scheint  die  Ueberlieferung  eine 
ähnliche,  aber  regelmässig  wiederkehrende  Gliederung  durch  die 
Katalexe  anzudeuten,  nämlich  viermal  hinter  einander  die  Folge  von 
acht  dipodischen  Takten  in  Form  von  einem  Wechsel  von  Octonar 
und  Septenar,  an  die  sich  V.  1084—1086  ein  auch  dem  Inhalte 
nach  selbstständiger  Uebergangstheil  zur  folgenden  gleichfalls 
anapästisch  beginnenden  Scene  anschliessi  Nimmt  man  an 
V.  1080.  1081  Anstoss,  weil  sie  Wiederholungen  enthalten  und 
noch  dazu  in  nicht  guter  Folge,  so  thut  man  jedenfalls  gut,  beide 
Verse  zu  entfernen,  nicht  mit  Ussing  1081  allein.  In  allen  solchen 
Beispielen  haben  wir  die  die  Periode  sondernde  Katalexe,  wie 
in  den  oben  angeführten  Beispielen  trochäischer  und  kretischer 
Verse. 

Allein  es  giebt  auch  ein  anapästisches  Gedicht,  dessen  Wirkung 
zu  einem  nicht  unwesentlichen  Theile  auf  einer  solchen  Verwen- 
dung der  Katalexe  beruht,  wie  wir  sie  in  der  Monodie  des  Aeschinus 
in  Terenz'  Adelphen  erläuterten.  Das  ist  das  Finale  der  Bacch  i- 
des  1150 — 1206.  Dasselbe  ist  uns  nach  Verfassers  Ansicht  gut 
überliefert.  Man  meint  jedoch,  es  sei  sehr  interpolirt.  Anspach 
und  Brachmann,  De  Bacchidum  Plautinu  retractatione  scaenica, 
Bonnae  1882  u.  Lips.  1880,  wollen  verschiedene  Recensionen  ent- 
decken. Allein  sie  widerlegen  sich  unwillkürlich  vielfach  gegen- 
seitig, indem  sie  zu  ganz  verschiedenen  Ergebnissen  kommen. 
Der  vorsichtig  prüfende  Goetz  hat  in  seiner  Ausgabe  noch  zwei 
Interpolationen  als  erwiesen  angenommen,  nämlich  1191  und  1202. 
Allein  der  erste  Vers  ist  richtig:  Age  iam  fd  utut  est  etsist 
dedecori  (dedecorum  codd.,  es  ist  derselbe  Fehler  wie  Most.  879 
hoc  pretium  statt  hoc  preti  u.  a.),  patiär,  facere  inducam  Äni- 
num;  man  muss  nur  age  iam  im  Sinne  des  griechischen  xal  öq 
als  Einleitung  einer  Hypothese  nehmen:  fAuf,  einmal  angenom- 
men, ich  wollte  es  geschehen  lassen,  mich  dazu  entschliessen,  soll 
ich  da  mit  ansehen  wie  u.  s.  w.'  Und  den  andern  Vers  kann  man 
doch  nicht  desshalb  verdächtigen,  weil  V.  1153,  also  fünfzig  Verse 
vorher  eine  ähnliche  Wendung  vorkommt:  ego  quod  dixi  haud 
uiutabo  gegen  quod  semel  dixi  haud  mutabo.  Denn  in  seiner 
ersten  Hälfte  bietet  er  keinen  Anstoss:  Satin  ego  istuc  habeo 
ofrTrniatum?  Denn  das  istuc  ist  nicht  auffallender  als  1197  istaec 
fiunt,  das  im  Sinne  unseres  'das  wird  sich  schon  machen*  keine 
directe  Beziehung  zu  den  vorhergehenden  Worten  hat.   Was  hier 


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6.  Katalektische  Bildungen. 


427 


gemeint  ist,  ist  klar;  nur  muss  man  die  Vertheilung  der  Worte 
beibehalten,  wie  sie  unsere  Handschriften  geben ;  was  auch  Ritsch! 
gethan  hat;  wonach  Satin  e'go  istuc  habeo  offurmatum?  die 
Bacchis  fragt,  offenbar  in  absichtlicher  Nachahmung  dessen,  was 
Nicobulus  so  eben  gesagt  hatte  V.  1200  Satin  offirmatum  |  Quod 
mihi  erat  id  me  exorat;  während  das  istuc  nicht,  was  ja  auch 
eine  besonders  witzige  Pointe  gäbe,  auf  das  unmittelbar  vorher- 
gehende Geständniss  des  Nicobulus:  tua  opera  et  propter  te  sum 
improbior  geht,  sondern  darauf,  dass  er  mit  hineingehen  will, 
was  ja  eben  durch  das  Geständniss  in  verschämter  Weise  zuge- 
geben wird.  Auch  die  meisten  Ausstellungen,  die  P.  Langen, 
Plautin.  Stud.  S.  270  an  der  ersten  Stelle  gemacht  hat,  sind  nicht 
zutreffend.  Wenn  man  überhaupt  schon  in  1190  eine  philiströse 
Unterscheidung  zwischen  potare  und  scortum  accumbere  fordern 
will,  was  nicht  angeht,  so  mag  man  sich  die  Action  so  denken: 
Nicobulus  will  natürlich  zu  potem  noch  etwas  hinzusetzen  (etwa 
atque  adeo  scortum  accumbam  oder  dergleichen);  aber  Philoxenus 
lässt  ihn  nicht  dazu  kommen  dies  zu  äussern,  sondern  sagt  ihm 
ins  Wort  fallend  Potandumst,  wonach  Nicobulus  von  neuem  mit 
age  iam  —  patiar  (sc.  potare)  anhebt.  Das  Ergebniss  ist,  dass 
der  Text,  wie  er  uns  überliefert  wird,  richtig,  keine  Interpolation 
oder  Umstellung  anzunehmen  ist.  Ebensowenig  ist  die  Annahme 
irgend  einer  Lücke  gerechtfertigt,  selbst  nicht  1174  Ei  mihi  metuo. 
Bacch.  Hic  magis  tränquillust.  |  I  hac  me'cum  etc.  Denn  so  kann 
Bacchis  wohl  sagen:  'Dieser  hier  (Philoxenus)  erhebt  keinen 
Widerspruch  und  ist  ruhig.  Geh  du  also  nun  auch  mit  hinein/ 
Denn  das  Vorkommen  von  akatalektischen  und  katalektischen 
Dimetern  ist  kein  Beweis  für  eine  Lücke.  Nur  eine  Lücke  ist 
wirklich  vorhanden  und  zwar  unzweifelhaft  durch  den  abge- 
brochenen Satzbau  und  das  Versmass  bewiesen,  d.  i.  nach  1185, 
wo  atque  ut  eis  |  dehcta  ignoscas.  : :  Fuciet  weder  einen  vollstän- 
digen Septeuar  noch  auch  nur  einen  Monometer  und  Dimeter  bietet. 
Diese  Lücke  kann  natürlich  auch  einen  grösseren  Umfang  gehabt 
haben,  was  um  so  glaublicher  ist,  weil  der  Satzbau  mit  f atque 
ut  —  ignoscas'  nicht  zum  Vorhergehenden  'in  hac  niecura 
nitro?'  passt. 

Betrachtet  man  die  Ueberlieferung  unsers  Gedichtes  näher, 
so  findet  man  mehr  als  in  andern  anapästischen  Partien,  die  als 
Systeme  von  Dimetern  anerkannt  sind,  Spuren  dafür,  dass  wir 
nicht  Langverse,  sondern  Dimeter  anzusetzen  haben;  nach  den 


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428 


Rhythmik    I.  Elemente  der  Rhythmik. 


gewöhnlichen  Indicien  für  mehr  als  zwanzig  Dimeter,  sodass 
nur  etwa  bei  40  Versen  dieses  ziemlich  umfangreichen  Gedichtes 
Septenare  und  Octonare  dastehen.  Nehmen  wir  auch  die  letzteren 
einfach  für  je  zwei  akatalektische  oder  katalektische  Dimeter,  die, 
wenn  sie  neben  einander  stehen,  oft  zu  einem  Verse  zusammen 
geschrieben  werden,  so  bleiben  nur  wenige  wirklich  zusammen- 
hängende Septenare,  nämlich  die  je  sechs  auch  in  ihrem  Baue 
sich  sehr  ähnelnden  1160  —  1165  und  1197  —  1202.  Beidemal 
folgt  ein  katalektischer  Dimeter  und  dann  je  ein  regelrechtes 
System  von  gleicher  Ausdehnung  und  auch  an  dieses  schliessen 
sich  jedesmal  gleichgebaute  Versgruppen  an,  nämlich  zwei  Septe- 
nare nebst  einem  katalektischen  Dimeter  (Ni  abeäs  quamquam 
tu  bella's  und  Tuos  est;  unde  illum  censes),  und  dann  folgt,  wenn 
man  das  ganze  Gedicht  in  zwei  gleiche  Partien  (natürlich  mit 
VVeirl  assung  des  nicht  anapästisch  überlieferten  Einleitungsverses 
1149  s.oben  S.424)  zerlegt,  nämlich  1150—1180  und  1181  —  1206, 
bis  zum  Schlüsse  die  gleiche  Anzahl  von  Dimetern.  Auch  im 
Anfange  dieser  beiden  Theile  begegnen  ziemlich  gleiche  Verse, 
vor  allem  auch  zwei  längere  Systeme  von  gleichem  Umfange, 
sodass,  wenn  man  von  der  Gegend  der  unzweifelhaften  Lücke 
absieht,  der  Bau  und  die  Zahl  der  Verse  eine  symmetrische  An- 
ordnung nahe  legt,  die  Vermuthung  erregt,  dass  uns  hier  ein 
sog.  ay&v  mit  paralleler  Handlung  vorliegt.  Denn  der  Inhalt 
stimmt  ganz  zu  einer  solchen  Form.  Die  beiden  Bacchides  neh- 
men Parallelhandlungen  vor,  die  Verführung  der  zwei  Alten. 
Gerade  an  der  Stelle,  wo  die  Verführung  des  einen,  der  von 
vornherein  keinen  wesentlichen  Widerstand  leistet,  entschieden 
ist,  schliesst  die  erste  Hälfte  des  Gedichtes:  Mecum  ut  sis.  | 
Ph.  Omnia  quae  cupio  cönmemoras.  |  N,  Vidi  ego  nequam  homi- 
nes,  verum  te  |  neminem  deteriorem.  Ph.  Ita  sum.  Und  dann 
beginnt  die  Verführung  des  zweiten,  der  sich  länger  sträubt 
Eine  conservative  Kritik,  die  vor  allem  die  vielfach  überlieferten 
Katalexen,  die  man  meistens  abgeändert  hat,  halten  und  erklären 
will,  darf  sich  das  Mittel  zur  Bestätigung  dieser  Katalexen,  das 
in  der  symmetrischen  Anordnung  liegen  kann,  nicht  entgehen 
lassen.  Wir  setzen  die  beiden  Hälften  des  Gedichtes  neben  ein- 
ander und  zerlegen  dabei  die  Langverse  durchweg  in  Dimeter, 
um  die  Vergleichung  zu  erleichtern;  die  katalektischen  Dimeter 
oder  zweite  Hälften  der  Septenare  rücken  wir  dabei  ein: 


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6.  Katalektische  Bildungen.  429 

I.  Bacch.  1150—1180.  II.  Bacch.  1181  —  1206. 

B.  Senera  illüm  tibi  dedo  ulte*riorem,     B.  I  hac  mecum  intro,  ubi  tibi  sit  lepide 
Lepide  iH  lenitum  reddas.  Victibus,  vino  atqne  nngue'ntis. 

Ego  ad  hünc  iratum  adgrediar.  N.  Satis  iam  vostrist  convivi. 

Po8sümu8  nos  hos  intro  fulicere  huc.     Me  nihil  paenitet,  ut  sim  acceptus. 

S.  Meum  pdnsum  ego  lepide  accürabo.  6  Quadrige'ntis  Philippis  filius  me 

Quam  odiöaumst  mortem  amplexari. l)     Et  Chry'aalua  circumdüxerunt. 

B.  Facito  üt  facias.  S.  Taceas.  tu  tuom     Quem  qufdem  ego  ut<i>  non  e"xcru- 

ciem, 

Facito.  ego  quod  dixi  haud  mutabo.  Alterum  tantum  auri  nön  meream. 
N.  Quid  illadc  illic  in  cönsilio  B.  Quid  tandem,  Bi  dimidiura  auri 

Duae  se"creto  Consultant?  10      Reddi'tur,  in'  hac  mecum  iutro? 

Ph.  Qnid  ai's  tu  homo?  N.  Quid 
me"  vis  ? 

Ph.  Pudet  me*  tibi  dicere  qufddam. 
N.  Quid  est,  qn6d  pudeat?  Ph.  Sed 
am  fco  homini 

Tibi  quöd  volo  dicere  ce*rtuimt. 
Nihilf  sum.  N.  Istuc  iampridem  acio:  15 

Sed  quf  nihili's,  id  mCmora. 
Ph.  Tactüs  sum  vehementer  Tisco. 

Cor  stimulo  foditnr.  N.  P61  tibi  mnlto  atque  ut  eis 

Aequfus  eBt  coxendicem.  Deh'cta  ignoscan.  Ph.  Fäeiet. 

Sed  quid  istuc  est?  etsf  iam  ego  ipaua  20  N.Minnme",  nolo :  nihil  möror :  sine  sie. 
Qnid  Bit  prope  acire  put6  nie:  Malo  illos  ulcisci  anibo. 

Verum  aüdire  etiam  ex  te  stndeo        Ph.  Etiam  tu  homo  nihili,di  quod  dant 
Ph.  Videnhanc  ?  N.Video.  Ph.  Haud         Boni  eave  culpa  tua  amfssis. 
malnat  mülier. 

N.  Pol  vero  ista  mala  et  tu  nihili.       Dimidium  anri  datur  :  aeeipias 
Ph.  Qnid  mülta?  ego  amo.  N.  An  26      Pote'sque  et  scortum  acciimbas. 
amaa?  Ph.  NalyaQ. 
N.  Tone  h6mo  putide  amat6r  iBtac      N.  Kgon  übi  filius  corrümpatur 

Fieri  aetate  andes?  Ph.  Qui  non?         Mens  ibi  potem?  Ph.  Potändumst. 
N.  Quia  flägitiumat.  Ph.  Quid  opüst     N.Ageiam  id  utut  est.etaiat  dedecori, 
Terbis? 

Meo  filio  non  8um  iratns,  Patiar,  facere  inducam  animum: 

Neque  te"  tuoat  aequom  eese  iratum:  30  Ego  quom  haec  cum  lllo  aceubet  in- 

spectem?  B.  Inimo 
Si  amant,  sapienter  fäciunt.  Equidem  pol  tecum  accümbani. 

B.  Sequere  häc.    N.  Eunt  eccas         Te  amabo  et  te  amplexabor. 
tandem. 

1)  Man  ändert  gewöhnlich  mit  Bcrgk  sehr  geschmackvoll  Quamquam 
odiost.  Doch  läsat  8ich  die  handschriftliche  Lesart  halten,  aobald  man 
annimmt,  dass  die  Schwester  erst  jetzt  einen  Blick  auf  ihr  Opfer  wirft, 
der  aie  zu  dem  Ausruf  veranlasst,  den  Bacchis  für  einen  Ausbruch  der  Reue 
Ober  das  Versprechen  ansieht,  wonach  sie  trefflich  fortfahrt:  Facito  ut 
facias.    Die  Kutalexcu  32  u.  1,  43  sowie  II,  49  mit  Fr.  Leo. 


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430 


Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 


Probri  peMlecebrae  et  persuustrices,       N.  Capnt  prurit  :  perii  :  vfx  negito. 
Quid  nunc?  etiam  redditis  nobib  B.  Non  tibi  venit  in  raent^m,  amabo, 

Filfos  et  servom  an  ego  experior     36  Si  dum  vivoa  tibi  bene  facias, 
Tecüm  vim  maioreni  ?  Ph.  Abin  hinc  ?     Iam  p61  id  quidem  esse  haud  per- 

16nginquom, 

Non  hömo  tu  qaidem  es,  qui  ist6c     Neque  si  höc  hodie  amis<jris,  post  in ') 
pacto 

Tarn  ldpidam  inlepide  appöllcs.  Morte  id  eventurumesseumquam? 

B.  Senex  6ptume  qoantumst  in  terra,     N.  Quid  ag6.  Ph.  Quid  agas,  rogitas 

etiam? 

Sine  (vaey  hoc  exorare  abs  te,   40      N.  Lubet  et  metuo.  Ph.  Quid  me- 

tuis? 

Ut  istüc  delictura  dösittas  N.  Ne  obnöxius  filio  sim  et  servo. 

Tanto  öpere  irc  oppugnätum.  B.  Mel  meum,  amabo,  istaec  fiunt. 

N.  Ni  abeas,  qaamquam  tu  bella's,         Tuos  est  :  unde  illum  ce*nses 
Malum  tibi  magnum  dabo  iam.  B.     Sume're,  uisi  quod  tu  illi  dederis? 
Patiar: 

Non  metuo  ne  quid  mihi  doleat,      45  Hancvcniam  illissineteäxorem.  N.  Ut 

Quod  fdrias.  N.  Ut  blandiloquast.         Tercbrät:  satin  offirmatum 
Ei  mihi  metuo.   B.  Hic  magis  trän-     Quod  mihi  erat,  id  me<d>  &torat? 
qaillust: 

I  hac  mecum  intro :  atque  ibi  si  quid  vis     Tua  sum  6pera  et  propter  te  improbior. 

Fih'ura  concastigato.  B.  Ne^mfn^is  quam  uieamav Allein. 

N.  Abin  ä  me  acelus?  B.  Sine,  mea  50  Satin  e*go  istuc  habeo  offirmatum V 
pictas, 

Te  exörem.  N.  Exores  tu  me?  N.  Quod  semel  dixi,  haud  mutabo. 

S.  Ego  quidem  ab  hoc  certe  exörabo.     B.  It  dies,  ite  ite  intro  accubitum. 
Ph.  Immo  6go  te  oro  ut  me  intro     Filii  vob  exspectant  intus, 
abducas. 

S.  Lepidüm  te.  .  Ph.  At  sein  quo     N.  Quam  quidem  actutum  emöriamur. 
päcto  me 

Ad  te  intro  abducas?   S.  Mecum  ut55B.  Vesper  hic  est  :  sequimini.  Ph. 

sis.  Dücite  nos 

Ph.  Omnia  quae  cupio  cömmemoraa.     Quo  lübet  tamquam  quidem  addictos. 
N.  Vidi  ego  uequain  homincs,  verum  te     B.  Lepide  ipsi  hi  sunt  capti  suis  qui 
Neminem  deteriorem.  Ph.  Ita  sum.  Filiis  fecere  insidias. 


Die  Responsion  in  diesem  Gedichte  steht,  wie  wir  sahen, 
im  Einklang  mit  dem  Inhalte.  Jedenfalls  war  unser  Lied  ausser 
durch  Musik  auch  mit  Tanz  begleitet.  Wir  bemerken  ausdrück- 
lich, dass  um  der  Symmetrie  willen  kaum  irgend  eine  Aenderung 

1)  Der  Vers  ist  tadellos  überliefert,  amissis  zu  schreiben  keine  Ver- 
anlassung; er  hat  latente  Casar  und  gleicht  sonst  ganz  einem  wie  Neque 
si  hoc  hodie  misens,  post  in.  Akatalektischo  Dimeter  ohne  dipodische 
Cäsur  sind  in  unserm  Tanzliedo  nicht  huntiger  als  sonst;  es  sind  im  Ganzen 
etwa  zwanzig. 


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6.  Katalektiache  Bildungen.  431 

von  Belang  vorgenommen  ist.  Nur  dreimal  steht  ein  katalekti- 
scher  und  akatalektischer  Dimeter  sich  gegenüber.  Denn  dass 
wir  1200  med  statt  me  schreiben,  kann  man  nicht  betonen.  Von 
diesen  drei  katalektischen  Dimetern  hat  auch  die  bisherige  Kritik, 
die  nicht  mit  Responsion  rechnete,  zwei  aus  andern  Gründen 
entfernt,  nämlich  I,  3,  wie  wir  denken,  mit  Unrecht,  da  wir  lieber 
11,3  das  eine  satis  weglassen1)  und  11,7,  wo  Hermann,  Ritsehl, 
Goetz  recht  geschmackvoll  hodie  einsetzen;  wir  erreichen  dasselbe, 
indem  wir  uti  für  ut  schreiben  und  quidem  mit  prosodischem 
Hiat  messen,  wie  noch  zweimal  II,  54  und  56;  auch  hier  Hesse 
sich  ein  solcher  Hiat  leicht  entfernen,  wie  V.  1204  durch  die 
Messung  quam  quidem  aetütum  e*moriamur  gegen  1179  Lepiddm 
te.  ::  At  sein,  quo  pacto  ||  me  ad  te  äbducas  etc.  Allein  ein  sol- 
cher Hiat  ist  ja  gerade  auch  bei  diesem  Worte  dem  Plautus  und 
noch  dem  Ennius  geläufig,  vgl.  S.  124  u.  a.  Endlich  haben  wir  II,  52 
ein  zweites  ite  zugesetzt.  Dies  ist  aber  nicht  einmal  ohne  jeden 
Anhalt  in  unserer  Ueberlieferung  geschehen.  Denn  dasselbe  ist 
am  Ende  des  letzten  Verses  1206  geschrieben,  wo  es  unmetrisch 
ist  und  nicht  hingehört.  Ritsehl  hatte  es  in  Vers  1205  auf- 
genommen, mit  Unrecht,  denn  der  Vers  bietet  keinen  Raum  dazu 
und  musste  erst  geändert  werden.  Die  einzige  Möglichkeit  es 
unterzubringen  ist  eben  der  katalektische  Dimeter  1203,  der  durch 
die  Verdoppelung  des  ite  zum  akatalektischen  Vers  wird;  ähnlich 
steht  z.  B.  Most.  333  i  i  simul.  Truc.  551  u.  ä.  Geändert  ist  also  von 
uns  um  der  Symmetrie  willen  im  ersten  Theile  gar  nichts,  im 
zweiten  ausser  uti  und  med  statt  ut  und  me  nur  ein  satis  statt 
zwei  und  zwei  ite  statt  eins  angesetzt.  Ausserdem  haben  wir 
V.  1199  anders  als  Ritsehl  hergestellt,  der  tuost  statt  tuos  est 
schrieb,  was  noch  die  Umstellung  sumere  censes  nothwendig 
machte.  Wir  lassen  den  ersten  katalektisch  überlieferten  Dimeter 
einfach,  wie  er  ist,  da  ihm  im  ersten  Theil  auch  ein  ebensolcher 
Kurzvers  entspricht,  und  entfernen  die  eine  überschiessende  Silbe 
des  zweiten  Dimeters  sumere  nisi  quod  tu  i Iii  dederis  oder  sumere 
nisi  tute  Uli  dederis.  Mit  der  Symmetrie  hat  diese  Aenderung 
nichts  zu  thun.    Denn  wie  uns  die  Zeile  überliefert  ist,  ist  sie 


1)  Die  Verdoppelung  dieses  ersten  Wortes  des  Verses  konnte  durch 
ein  Zeichen  veranlasst  sein,  das  die  Wiederholung  der  ganzen  Zeile  an- 
deuten sollte;  ähnliche  Versehen  scheinen  auch  im  griechischen  Drama  zu 
begegnen,  vgl.  Verf.  Stud.  Aesohyl.  p  13.  14. 


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432  Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 

kein  Vers  und  muss  erst  durch  eine  kleine  Aendernng  zu  einem 
solchen  gemacht  werden. 

Was  aber  die  Hauptsache  für  uns  ist,  gerade  durch  die 
Responsion  werden  uns  die  vielen  Katalexen  bestätigt  und  ge- 
sichert, die  man  bisher  gewöhnlich  süuimtlich  wegconjicierte. 
Aber  auch  wenn  man  den  Gedanken  an  symmetrischen  Aufbau 
unserer  Scene  verwirft,  so  wird  man  doch  unserer  Zusammen- 
stellung entnehmen,  dass  die  katalektischen  Dimeter,  auch  wo 
sie  nach  gewöhnlicher  Compositionsart  unmöglich  scheinen,  so- 
wohl hinter  einander  oder  am  Anfang  eines  Systems  sämmtlicb 
zu  halten  sind,  einschliesslich  1184  u.  a.  Durch  den  Nachweis 
dieser  Katalexen  aber  haben  wir  unserer  Darstellung  die  ge- 
wünschte Ergänzung  gegeben.  Denn  es  ist  klar,  dass  gerade 
hier  die  Katalexe  eine  bestimmte  rhythmische  Wirkung  hat. 
Aehnlich  wie  in  der  Monodie  des  Terenzischen  Aeschinus,  s.  oben 
S.  422,  malt  die  Katalexe  das  Schwanken  der  beiden  Alten,  die 
sich  nach  geringerm  oder  grösserm  Widerstand  in  denselben 
Netzen  fangen  lassen,  wie  ihre  Söhne.  Die  redselige  Verftthrungs- 
kunst  der  Schwester,  die  polternden  Ausfälle  des  Nicobulus  geben 
die  rastlos  dahin  eilenden  akatalektischen  Dimeter,  aber  ebenso 
trefflich  sind  die  wiederholt  neben  einander  stehenden  Katalexen 
iu  ihrer  Wirkung.  Mau  vergleiche  besonders  das  eigenartig  ge- 
baute System  I,  11 — 14  =  1155.  1156,  das  aus  lauter  katalekti- 
schen Dimetern  besteht  und  nur  einen  akatalektischen  Kurzvers 
als  xagatiksvzov  hat.  Wie  passt  hier  Form  und  Inhalt  zu- 
sammen. Man  glaubt  ordentlich  das  Drucksen  des  Philoxenus 
herauszuhören,  der  doch  einiges  Bedenken  hat  die  schimpfliche 
Wahrheit  über  sich  selbst  zu  gestehen  und  die  akatalektische 
Form  gerade-  bei  dem  Gedanken  braucht,  der  ihm  Muth  giebt 
mit  der  Sprache  herauszugehen:  Sed  amico  homini. 

Doch  wir  wollen  uns  nicht  in  Einzelheiten  verlieren,  die 
vielfach  nur  Gefühlssache  sind.  Das  Gedicht  zu  einer  regelrechten 
Septenarscene  zu  nivelliren  ist  jetzt  ziemlich  allgemein  aufgegeben. 
Wir  versuchen  in  den  verschiedenen  Octonaren,  Septenaren  und 
akatalektischen  und  katalektischen  Dimetern  eine  rationelle  Com- 
positionsart nachzuweisen,  indem  wir  das  Princip  der  rhythmi- 
schen Technik  zu  Hilfe  nehmen.  Was  die  römischen  Dichter  in 
der  einen  llhythmengattung  besassen,  das  trugen  sie  auch  auf 
die  (ihrigen  über.  So  war  es  bei  der  systematischen  Composition 
und  der  freieren  Combination  antithetischer  Takte,  wie  der  laraben 

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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Rhythmengattnngen.  433 

und  Trochäen,  der  Bacchien  und  Kretiker,  ganz  wie  sie  auch  die 
Vortragsart  der  iambischen  Senare  auf  trochäische  Septenare 
ausdehnten  u.  a.  So  ist  es  auch  mit  dem  eigena'rtigen  Gebrauch 
der  Katalexen.  Denn  in  dem  ausfuhrlich  behandelten  Finale  der 
Bacchides  gewinnen  wir  einen  vollgiltigen  Beweis,  dass  auch  in 
dem  anapästischen  Rhythmus  die  Katalexe  in  der  für  die  übrigen 
Metra  beobachteten  Weise  gleich  formgerecht  und  dem  Inhalt 
entsprechend  zur  Anwendung  kam  und  eine  Bereicherung  der 
Anapästen  ebenso  herbeiführte,  wie  die  verschiedenen  metrischen 
Neuerungen. 

Die  Consequenz  dieser  Beobachtungen  liegt  auf  der  Hand, 
wir  haben  sie  gelegentlich  schon  angedeutet.  Der  principielle 
Kampf  gegen  seltnere  katalektische  Formen  ist  aufzugeben,  wie 
in  den  iambischen  und  trochäischen  Massen ,  so  besonders  in  den 
Gedichten  des  yevog  ruuoXiov.  Wir  haben  bereits  oben  Verse 
wie  Rud.  273  Ünde  nos  höstias  agere  voluisti  huc  zugelassen, 
ebenso  andre  katalektische  kretische  Tetrameter,  wie  Trin.  260  f*gg. 
279  fgg.,  ferner  katalektische  Bacchien,  wie  Bacch.  1137  sölae 
libere  einen  katalektischen  Dimeter  als  TtaQaxiktwov  eines  länge- 
ren Systems,  auch  in  solchen  Katalexen  wie  Most.  706  Exequi 
ce>ta  res  est  üt  abeam  einen  kretischen  Tetrameter  anerkannt 
u.  a.  Ferner  wird  man  auch  nicht  ängstlich  Trimeter  und  Pen- 
tameter ändern,  wie  Rud.  199  Haec  bonorum  eius  sunt  reUiquiae; 
Most.  320  Semper  ist6c  modo  möra  tu's  :  tüte  debebas,  kata- 
lektische Hexameter  wie  Amph.  643  Vicit  et  domüm  laudis  ctfm- 
pos  revenit.  id  sdlatiöst;  ja  schliesslich  auch  solche  Verse  für 
möglich  halten,  wie  Cure.  102  Tü  prÖfüsü's  tbi  ego  ine  ||  per- 
velim  sepültam,  oder  Nam  übt  tu  prÖfüsus  etc.  Solche  und  ähn- 
liche Formen  werden  wir  im  zweiten  Theile  der  Rhythmik  viel- 
fach zu  besprechen  haben  und  wir  verzichten  desshalb  darauf, 
hier  die  angedeuteten  Consequenzen  ins  Einzelne  zu  verfolgen. 


7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Rhythmengattungen. 

a.  Das  yf'i/og  iöov. 

Uebrig  bleibt  uns  die  Betrachtung  desjenigen  rhythmischen 
Mittels,  das  die  Wirkung  der  verschiedenen  Cantica  noch  viel 
mehr  bestimmt  als  die  bisher  behandelten.  Das  ist  die  rhyth- 
mische lutaßolij.    Nur  ein  Punkt  ist  noch  zuvor  zu  behandeln. 

Kuvrz,  (Irundfciltfe  altrt">niiachrr  Metrik.  '28 


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434  Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 

Ein  Rhythmuswechsel  ist  ja  ein  wirksames  Mittel  zum  Ausdruck 
veränderter  oder  schwankender  Gefühle  nur  unter  der  Voraus- 
setzung, dass  jeder  Rhythmus  auch  wirklich  ein  besonderes  Ethos 
behalten  hat.  Wir  haben  oben  den  Nachweis  unternommen,  vgl. 
I,  2,  dass  die  durch  alle  Masse  durchgeführte  gleichartige  metrische 
Technik  nichts  wesentliches  den  einzelnen  Rhythmen  genommen, 
sondern  sie  nur  lebhafter  gestaltet  und  demnach  ihren  Wirkungs- 
kreis keinesfalls  geschmälert,  sondern  in  einzelnen  Fällen  er- 
weitert hat.  J§tzt  suchen  wir  in  Anschluss  daran  darzulegen, 
dass  Gebrauch  und  Wirkung  der  einzelnen  Rhythmengattungen, 
wie  sie  in  dem  griechischen  Drama  vorliegen,  auch  bei  den 
römischen  Scenikcrn  wiederzuerkennen  sind.  Nur  darf  man  dabei 
nicht  in  jede  Einzelheit  eindringen  wollen,  da  ja  vielfach  der 
Dichter  nach  freien  Neigungen  und  Stimmungen  bald  so,  bald 
so  schaffen  konnte.  Wir  glauben  die  Gleichheit  der  Rhythmen 
nach  Wirkung  und  Gebrauch  schon  dann  hinlänglich  dargethan 
zu  haben,  wenn  wir  sie  als  im  Allgemeinen  übereinstimmend 
schildern  und  in  einigen  besondern  Fällen  die  gleiche  Wahl  aus 
gleichen  Gründen  nachweisen  können.  In  andern  Einzelheiten 
können  dabei  immer  Unterschiede  bestehen  und  sind  um  so  mehr 
zu  erwarten,  als  wir  ja  die  beiden  Gattungen  des  Dramas  nicht 
vollständig  zum  Vergleich  ziehen  können,  da  gerade  die  römische 
Tragödie  und  die  neuere  attische  Comödie  nur  in  verhältniss- 
miissig  recht  geringfügigen  Trümmern  vorliegen.  Trotzdem  lässt 
sich  aber  auch  manche  Einzelheit  vergleichen. 

Dass  die  Alten  die  feineren  rhythmischen  Stilunterschiede 
voll  verstanden,  lässt  sich  nicht  in  Abrede  stellen.  Für  das 
griechische  Publicum  bedarf  dies  keines  Beweises.  Aber  auch 
das  römische  war  durchaus  nicht  so  ungebildet,  wie  man  ge- 
wöhnlich annimmt;  das  ersieht  man  z.  B.  aus  den  wenigen  er- 
haltenen Bemerkungen,  wie  des  Sisenna  und  Cicero  u.  a.,  8.  oben, 
Einleitung  S.  9,  sowie  späterer  Metriker,  die  wir  gelegentlich 
berühren.  Die  Nachrichten  hierüber  sind  nur  zu  spärlich,  um 
darauf  allein  eine  Theorie  aufzubauen.  Wir  versuchen  hier  durch 
Vergleiche  mit  dem  griechischen  Vorbilde  weiter  zu  kommen. 

Betrachten  wir  zunächst  das  ytvog  laov  und  beginnen  mit 
den  Daktylen,  mit  denen  wir  die  verwandten  Masse,  wie  Lo- 
gaöden und  Choriamben  verbinden.  An  sich  ist  der  daktylische 
Rhythmus  der  Tragödie  wie  Comödie  gleich  fremd.  Die  mehr 
episch  gehaltenen  Qrjötig  ayyskixaC  haben  von  Anfang  an  im 


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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Rhythmengattungen.  435 

jambischen  Trinieter  ihr  stehendes  Versmass  gehabt;  so  schon  in 
Aeschylus'  Persern,  dem  ältesten  für  uns  datirbaren  Drama,  in 
dem  abgesehen  von  den  $rj<S£ig,  V.  197—217.  305  fgg.  761  fgg. 
der  dialogische  Tetrameter  entschieden  vorherrscht.  Daktylische 
Chorgesänge  bildeten  nur  einen  secundären  Bestandteil  der 
meli8chen  Partien  des  griechischen  Dramas  und  vielfach  sind  sie 
als  Nachklänge  der  altern  chorischen  Lyrik  von  Rossbach- 
Westphal  (z.  B.  Metrik  III8.  2.  S.  100  fgg.)  erwiesen  und  kommen 
für  die  römische  Metrik  nicht  in  Betracht,  da  uns  unter  den 
Chorgesängen  des  römischen  Dramas  keine  Daktylen  erhalten  sind. 

Ausserhalb  der  Chorgesänge  kennt  aber  das  griechische 
Drama,  besonders  in  seiner  späteren  Eutwickelung  eine  grössere 
Anzahl  daktylischer  Klagemonodien.  Zu  diesen  findet  sich  ein 
Seitenstück  in  der  berühmten  Monodie  der  Cassandra  in  Enuius' 
Alexander,  Ribbeck2  V.  50—  53,  die  sich  nach  Inhalt,  Ethos  und 
Bau  mit  der  ältesten  dieser  Monodien,  Andromach.  1173  fgg.  ver- 
gleichen lässt  z.  B. 

lamque  mari  magno*  cita 
Texitur  :  exitium  examen  rapit: 
Ädveniet,  fera  velivolantibus 
Nävibus  complebi't  manus  littora  und 
mpoi  iya)  xaxbv  olov  oq(o  rods  .  .  . 
&sa<fak£a,  diokmkupsv  o^o/ifÖ-'. 
ovxiti  pot,  yivog'  ovxixi  fioi  xixva  .  .  . 
w  0%ixkiog  na&iav  iym  eig  xiva 
di}  tpikov  avydg  ßdkktov  rfo^oftat; 
(D  tptkiov  tixopa  xal  yivv  xal  %dgeg  .  .  . 
dkkcc  xBQavva  itgoG&tv  (.kiö&ai, 
pr]d'  inl  xotpGvva  <pov£<p  itaxQog  xxk. 
vgl.  besonders  auch  Antigone's  Monodie  Phoen.  1485  u.  a. 

Auch  in  der  spätem  attischen  Comödie  spielte  der  Daktylus 
noch  eine,  wenn  auch  vielleicht  nur  unbedeutende  Rolle.  So 
findet  sich  unter  trochäischen  Tetrametern: 
Antiphan.  174,  2.  5  u.  6, 

xal  naQS&rjxe  yipovOav  \  itip(iaöi  itavxodaitotg. 
rijg  zgvfpsQag  dito  Aiaßov  |  cspvoxdxov  öxayovo^ 
nkijQsg  oupQifcoV)  exaöxog  \  Ös^itsgct  dJ  ekaßtv. 
Alexis  132  xpQÖaQCov  xgopog  rixev  \  xal  JCBQixofipdxiov. 
Eubulos  105  Aiyiöiov,  Ov  dl  xovds  yogqoaig 

<rov>  Cxi<pavov  itokvnoixikov  av&tcav, 

28* 


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43<; 


Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik, 


yQVTtoTCCTOv ,  %aQii6xarov ,  m  Zev. 
t£g  yaQ  avtov  f^ovtfa  <ptXiJtf«; 
Ferner  ist  unzweifelhaft   in  Alexis'  TQoqxoviog  (fr.  237)  das 
Eupolidei8che  Versuiass,  wahrscheinlich  in  einer  Parabase 
(vgl.  auch  fr.  206)  in  stichischer  Folge 

yaCvri<Sfti  elvai  totg  diaevgsiv  vfiäg  ei&iöpdvoig  oder 
xal  ÖHicvtlv  imatafisvoi  |  dia  rikovg  rrjv  vvxtf  oXijv. 
Glykoneen  brauchten  Nikostratos  7,  Eubulos  105,4,  Anaxi- 
las  13;  endlich  auch  Choriamben,  wie  schon  oben  berührt, 
Axionikos  4,  13. 

Plaut.  Cure.  96.  97  hat  F.  Bücheler,  Rhein.  Mus.  N.  F.  39.  Bd. 
(1884)  S.  274—292  das  sogenannte  pixQov  XolqCXsiov  angenom- 
men in  Versen,  die  man  in  ziemlich  künstlicher  Weise  anapästisch, 
kretisch  oder  iambisch  hat  messen  wollen: 

Flö*s  veteris  vini  mSls  näribus  obiectast. 
iSius  amor  cupidam  mg  hüc  prölicit  per  tenebras. 
Wir  kennen  dieses  Versmass  als  ein  in  der  griechischen 
Comödie  gebrauchtes,  vgl.  Christ,  Metrik2  S.  202.  Dass  es  auch 
Diphilium  heisst,  deutet  wohl  entschieden  darauf,  dass  es  auch 
in  der  spätem  Comödie  vorkam,  die  für  Plautus  Vorbild  wurde. 
Dass  auch  das  Ethos  zu  unserer  Stelle  passt,  scheint  sich  aus 
der  Notiz  (vgl.  Christ  a.  0.)  zu  ergeben,  dass  das  Versmass  auch 
ayyektxov  hiess  und  von  Simonides  angewandt  wurde  als  metrum 
celeritate  nuntiis  aptuni;  auch  in  der  Plautinischen  Stelle  handelt 
es  sich  um  eine  Botschaft.  Denn  Leaena  tritt  mit  den  angegebe- 
nen Versen  auf  als  Vermittlerin  und  Botin,  allerdings  in  komi- 
scher Weise  geschwind  hinter  dem  Wein  her  und  schnell  im 
Trinken,  nicht  im  Melden.  Vom  griechischen  Vorbilde  scheint 
es  abzuweichen,  dass  der  Daktylus  auch  durch  einen  Spondeus 
ersetzt  wird,  allein  das  ist  nicht  so  auffallig,  da  wir  hier  wirk- 
liche Daktylen  haben,  in  denen  auch  die  tragische  Monodie,  wie 
die  angeführten  Beispiele  lehren,  den  Spondeus  zuliess. 

Aehnlich  finden  sich  Daktylen  auch  sonst  noch  in  der  Co- 
mödie und  zwar  ganz  reine 

Men.  114  Näm  quötiens  foräs  Ire*  vÖlö, 

Me  rgtlnes  rSvÖcäs  rogitäs;  ferner 
Cas.  867   Mäxümo  ego  ärdgÖ  flägMö 

Nec  quid  ägäm  niSis  rebus  sclö, 
Nec  meam  üt  üxöreni  äsplclaui 
Contra  Öcülis;  ltä  dispern, 


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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Rhythmengattungen.  437 

was  gleichfalls  reine  Daktylen  sind;  nur  stockt  in  höchst  cha- 
rakteristischer Weise  der  flotte  Rhythmus  gerade  bei  uxorem,  das 
einen  Spondeus  statt  Daktylus  bildet;  ärdßÖ  wie  oben  pröllcit 
per  ist  ganz  nach  dem  metrischen  Eürzungsgesetz  gemessen. 

Vereinzelt  sind  daktylische  Reihen  proodisch  oder  epodisch 
unter  Kretikern: 

Most.  327  Quam  illi  übt  lectüs  Sst  stratös  cÖtnius,  ebenda  322. 
Andr.  625  Hocinßst  credibile  äut  niginörabllg. 

Logaödisches  Versmass  hat  für  Bacch.  989  fgg.  und  ver- 
einzelt Cas.  752.  760  Fr.  Leo,  Rhein.  Mus.  N.  F.  40.  Bd.  (1885) 
S.  761  fgg.  angenommen.  Auch  hier,  wie  in  den  vorhergehenden 
Beispielen  ist  an  der  Ueberlieferung  gar  nichts  geändert;  die 
erste  Stelle  lautet: 
Quid  me  tibi  adesse  opus  e*st?  : :  Volo,  |  ut  quae  iubebo  fäcias. 

Ut  sciäs  quaß  htc  scripta  sle"nt. 

::  Nil  mÖrör  nSquß  scirß  vÖlö. 

::  TämSn  ades.  ::  Quid  öpüst.  ::  Täcßäs: 

Quöd  iübeo  Id  facläs.  : :  Ade™. 
Lagaödische  Wechselgespräche  finden  sich  sogar  in  der  grie- 
chischen Tragödie,  so  Soph.  Philoct.  1170—1217  ein  aitokelv- 
titvov,  das  sich  epodisch  an  aincbäische  logaödische  Stropheu- 
paare  anschliesst;  Aristophanes,  rau.  1323.  1324,  gestattet  auch, 
wie  in  der  Plautusstelle  geschieht,  innerhalb  des  Glykoneions 
Personenwechsel.  Im  Bau  ist  besonders  auffällig  nur,  dass  auch 
einmal  im  ersten  Fusse  ein  Daktylus  statt  Trochäus  steht,  der 
im  griechischen  Metrum  allerdings  zu  verwerfen  wäre,  im  römi- 
schen Drama  aber  regelrechter  Ersatz  für  Trochäus  sein  kann 
in  Consequenz  der  freieren  Behandlung  des  trochäischen  Vers- 
inasses  überhaupt.  Denn  an  eine  Synizese  in  iubeo  ist  hier 
schwerlich  zu  denken. 

Ueber  diese  und  ähnliche  Bildungen  lässt  sich  schwer  ur- 
theileu,  weil  die  Forschung  hier  wohl  noch  im  Anfang  steht 
oder  das  Material  auf  beiden  Seiteu  zu  dürftig  ist.  Desshalb  lässt 
sich  über  Gebrauch  und  Ethos  der  daktylischen  und  logaödischen 
Verse  zur  Zeit  nicht  mehr  sagen ,  als  dass  sich  in  der  griechi- 
schen Norm  keine  wesentlichen  Abweichungen  vom  römischen 
Brauch  erkennen  lassen.  Ein  bedeutsames  Zeugniss  für  das  Ethos 
der  Logaöden  ist  schwerlich  schol.  Hephaest.  A.  p.  163  W.  «*= 
141  St.  Xoyaoidixov  .  .  .  xexQt]Vtai  avT<p,  öte  diAovöi  xQtxtiv 
Xoyov,  da  man  hier  das  tQt'xeiv  Xoyov  und  ctvxm  lediglich  auf 


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438 


Rhythmik.    L  Elemente  der  Rhythmik. 


das  unmittelbar  vorhergehende  tQO%alov  bezieht  in  koyixbv  de 
dia  zov  %QO%alov. 

Endlich  Choriamben  hatte  bereits  E.  Klussniann,  Cn.  Naevii 
etc.  Jena  1843  p.  153  u.  208  bei  Naevius  vermuthet  und  neuer- 
dings Fr.  Leo,  a.  0.  bei  Plautus,  Men.  110;  allein  beide  Annahmen 
sind  nicht  ausreichend  zu  begründen.  Denn  auch  an  der  Plautus- 
stelle  werden  die  Choriamben  erst  durch  Aenderung  des  Textes 
gewonnen,  der  sich  auch  ohne  Aenderung  halten  lässt  z.  B.  als 
ianibisch-trochäischer  Eingang  in  continuirlicher  Taktfolge,  wie 
sie  recht  gut  möglich  ist 

Ni  mala,  ni  stulta  si's,  ni  indomita 
fmposque  animi,  qu<5d  viro  esse 
ödio  videas,  tüte  tibi  odio  habeas  d.  i. 
iambischer  hyperkatalektischer  Dimeter,  trochäischer  ukatalekti- 
scher  Dimeter  und  brachykatalektischer  Senar,  allerdings  nicht 
nach  der  Verseintheilung  in  B,  der  nur  zwei  ohne  Aenderung  in 
kein  Mass  passende  Zeilen  giebt  Ni  —  animi  und  Quod  —  habeas. 
Will  man  aber  einmal  ändern,  so  ist  choriambischer  Rhythmus 
nicht  wahrscheinlicher  als  andere. 

Demnach  bleiben  die  einzigen  Choriamben,  die  wir  aus 
äusseren  und  inneren  Gründen  annehmen,  die  bereits  in  anderem 
Zusammenhange  oben  S.  421  behandelten  Ter.  Ad.  612.  614.  617 

Üt  neque  quid  me  faciam  |  nec  quid  agam,  certüm  siet. 

Pectore  consistere  nil  ||  cönsili  quit.  ||  Vah. 

S<5strata  credit  mihi  me  ||  psältriam  hanc  emisse,  wie 
Axion.  4,  13  tovto  (pdyoi  y  i(p&6v  avr\Q  ||  Moo%l(ov  tpUavXog. 
Dagegen  Ad.  613  Me"mbra  metu  debiliä  |  sünt  auimus  timöre  | 
Öbstipuit  sind,  so  gut  sie  ihrem  Inhalte  nach  zu  dem  choriam- 
bischen Rhythmus  passen  würden,  nach  der  überlieferten  Vers- 
abtheilung anders  zu  messen.  Auch  würden  sie  verschiedene 
Abweichungen  von  der  Norm  der  übrigen  wirklich  als  Choriamben 
überlieferten  derartigen  Verse  bieten,  insofern  letztere  nur  die 
ganz  rationelle  Vereinigung  der  Choriamben  mit  trochäischen 
Kurzversen  eingehen,  und  die  Dehnung  am  Ende  des  zweiten 
Fusses  eines  Verses,  der  aus  einem  choriambischen  Trimeter  und 
einem  iambischen  katalektischen  Monometer  bestehen  würde, 
sich  durch  keine  Analogie,  wie  etwa  eines  kretischen  Trimeters 
decken  lässt. 

Die  wirklich  als  Choriamben  überlieferten  Verse  halten  die 
Vorschrift  ein,  wonach  satis  absone  choriambo  clauditur,  die 


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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  libythmengattungen.  439 

wohl  auf  Caesius  Bassus  zurückgeht,  vgl.  Terelit.  Maur.  1882. 
Mar.  Victor,  p.  127,  20  Keil.  Mallius  Theod.  p.  597, 13  Keil.  Das 
Ethos  endlich  stimmt  ganz  zum  griechischen  Gebrauch  der  Chor- 
iamben. Deun,  wie  bereits  oben  S.  419  fgg.  ausführlich  erläutert 
wurde,  zeigt  uns  das  Canticum  einen  Jüngling  in  grösster  Rath- 
losigkeit  und  angstvoller  Zerfahrenheit.  Christ,  Metrik  *  S.  4(32 
sagt  ganz  richtig  von  den  griechischen  Choriamben,  sie  „bringen 
durch  das  gewaltsame  Zusammenschlagen  der  Hebungen  etwas 
Unruhiges,  Leidenschaftliches  in  den  Rhythmus.  Stimmte  die 
Gleichmässigkeit  des  daktylischen  Metrums  schön  zur  ruhigen 
Besonnenheit  des  Apollinischen  Cultus,  die  Raschheit  der  Paeo- 
nen  zu  den  flinken  Wendungen  des  kriegerischen  Tanzes  der 
Diener  des  Ares,  so  passte  der  choriambische  Rhythmus  vorzüg- 
lich zu  den  ungestümen  Bewegungen  der  in  rasender  Verzückung 
bald  hierhin  bald  dorthin  gerissenen  Bacchantinnen.  So  ward 
denn  auch  passend  der  Choriambus  von  den  Musikern  ßaxxslos 
genannt  (Aristox.  de  mus.  p.  37  ed.  Marqu.),  und  werden  gern 
Choriamben  gebraucht  zur  Schilderung  des  bacchantischen  Tau- 
mels und  der  sinnbetäubenden  Verwirrung,  wie  Eur.  Bacch.  400 
paivonevav  oiöe  tgonov  xal  xataßovXav  ita$  tpoiys  (patdiv." 
Unsern  Terenzischen  Choriamben  kommen  jedoch  viel  näher  als 
die  von  Christ  charakterisirten  Euripideischen  Choriamben  die- 
jenigen des  Sophokles,  wie  sich  z.  B.  Oed.  rex  483  fgg.  im  In- 
halt mit  der  Adelphenstelle  deckt:  Suva  y&v  ovv,  dsiva  taQccöOei 
öoybs  otcovofthag,  \  ovta  öoxoivt  ovt'  uito<paoxov& '.  v  xi  Xs^oj 
d'  ajioQG)  und  Üt  neque  quid  nie  faciain  —  certum  siet.  Pectore 
consistere  nil. 

Das  Material  ist  zwar  für  die  Daktylen  und  ihnen  verwandte 
Verse,  wie  wir  sehen,  ziemlich  geringfügig;  immerhin  aber  haben 
wir  die  Uebereinstiramung  zwischen  römischer  Art  und  griechi- 
schem Vorbild  in  Gebrauch  und  Wirkung  eiuigermassen  verfolgen 
können. 

Reichlichere  Partien  bieten  sich  zu  einem  Vergleich  zwischen 
griechischen  und  römischen  Ana]) ästen.  Ziemlich  einfach  ist 
der  Gebrauch  der  Anapästen  in  der  griechischen  Tragödie.  liier 
linden  sich  in  der  Regel  nur  Systeme  oder  Hypermetra,  in 
strengerer  Form  die  sogenannten  Marschanapästen  bei  Auftreten, 
Bewegungen  und  Abgaug  des  Chores  oder  einzelner  Personen 
und  die  Klageanapästeu.  Völlig  übereinstimmend  mit  diesem  Ge- 


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440 


Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 


brauche  war  der  in  der  römischen  Tragödie.  Dass  uns  ausser 
Acc.  289 — 201  fast  keine  Marsch anapästen  erhalten  sind,  erklärt 
sich  sehr  einfach.  Es  waren  dies,  wie  im  griechischen  Vorbilde, 
im  Wesentlichen  nur  sog.  scenische  Verse  ohne  einen  solchen 
Inhalt,  der  zum  Citiren  besondern  Anlass  gab.  Dass  solche 
Marschanapäste  in  der  römischen  Tragödie  vorkamen,  kann  man 
ohne  Weiteres  nach  ihrer  gleichen  Anwendung  in  der  Comödie 
schliessen.  Doch  wissen  wir  auch  von  Eingangsauapästen  in 
des  Ennius  Iphigenia  uud  des  Accius  Philoctet. 

Sed  iam  Ämphilochum  vadere  cerno  et 
Nobis  datur  bona  pausä  loquendi 
Tempüsque  in  castra  reverti. 
Anders  bei  Christ,  Metrik2  S.  260,  besonders  die  von  Marius 
Victorin.  II,  3,  21  angeführte  Periode  aus  Accius:  Inclüte  parva 
praedi'te  patria,  |  Nomine  celebri  claröque  potens  |  pectöre  Achi- 
vis  classi'bus  ductor,  Gravis  Därdaniis  genti'bus  ultor,  |  Laertiade 
etc.  Ribbeck2,  520-536. 

Etwas  günstiger  sind  wir  gestellt  mit  den  Bruchstücken  der 
Klageanapästeu,  dergleichen  Cicero  gern  anführt.  Aus  allen  geht 
hervor,  dass  der  in  ihnen  herrschende  Ton  ganz  dem  griechischen 
Vorbilde  entsprach.  Besonders  bezeichnend  ist  die  Monodie  aus 
des  Ennius  Andromacha  Aechmalotis  V.  81 — 88  ed.  Ribbeck*. 

0  p£ter,  o  patria,  o  Pn'ami  domus, 

Saeptum  altisono  cardme  templum! 

Vidi  e*go  te  astante  ope  bärbarica 

Tectis  caelatis  läqueatis, 

Auro,  ebore  instruetam  regifice. 

Haec  ömnia  vidi  inflämiiiari, 

Prianiö*  vi  vitam  evitari, 

Iovis  äram  sanguine  türpari. 
Aehnlich  Pacuv.  256—262,  Niptra  9.  Accius  Amph.  1,  Philoct.  Ii». 
Stasia*t.  1  u.  2  u.  a.,  was  sich  recht  gut  vergleichen  lässt  etwa 
mit  Hec.  59  fgg.  und  Med.  112  fg.  ayex\  <a  xatdes,  xyv  yQavv 
7TQO  ÖüpfOV  .  .  .  CJ  6X£Q01tCC  4i6g,  co  öxoxia  vv%  . .  .  dtLpaet  <pa- 
öpaöiv,  w  noxvia  X&av,  \  psAavoiixtQvyav  ftfjjrfp  oveiQtov  und 
ina&ov  rld^ifav  tita&ov  peydXcov  a%i  odvgfimv'  w  xaxaQaxoi  \ 
naiötq  oAffrfrf  GxvytQaq  (irjxgus  I  6vv  xuxqI  xul  nag  öopog  iggti 
u.  v.  a. 

Ausser  diesen  beiden  Arten  anapästischer  Systeme  giebt  es 
noch  eine  dritte,  die  man  im  griechischen  Drama  noch  nicht  ge- 


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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  IlhythoieDgattungen.  441 

hörig  beachtet  hat,  die  jedoch  gerade  für  die  römische  Nach- 
ahmung von  Bedeutung  ist  Das  sind  die  vereinzelten  anapästi- 
schen Verse  in  den  Sologesäugen.  In  den  oft  den  Rhythmus 
wechselnden  Monodien  kann  auch  dieser  Rhythmus  angewandt 
werden,  allein  natürlich  nicht  stillos,  sondern  in  kleineren  Par- 
tien, die  sich  für  diesen  Rhythmus  besonders  eignen,  so  in  der 
Monodie  des  Phryx,  Eur.  Or.  1478  fgg.:  bvavxa  6'  ^X^sv  |  IlvXd- 
drjg  aXiaöxog  . .  .  tote  ör\  tote  diaitgenslg  iyivovxo  <&Qvyeg,  o0ov 
"AQtoq  dXxäv  rjtiöoveg  'EXXdÖog  iytvvfLt^  atxfMcg  |  6  plv  ol%6- 
psvog  tpvydg,  6  dl  vixvg  a>v,  |  6  dl  tQavpa  q/tgcov,  6  öl 
Xlööo [isvog,  |  ftavdxov  nQoßoXdv  \  vnb  oxoxovg  iytvyoptv. 
Hier  ist  am  Ende  kein  Paroemiacus  nöthig,  auch  der  Proceleus- 
maticus  wird  nicht  gemieden,  wie  auch  in  den  Klageanapasten, 
vgl.  Aesch.  Pers.  934  u.  a. 

Alle  diese  drei  Arten  der  Anapästen,  die  die  Tragödie  auf- 
weist, finden  sich  auch  in  der  Comödie.  Marschanapästen  be- 
sonders in  der  Parabase,  aber  auch  sonst,  vgl.  Christ,  Metrik2 
S.  261,  Klageanapästen,  z.  B.  Arist.  nub.  711,  allerdings  als  Parodie 
auf  die  tragischen  Klagesysteme,  in  lyrischen  Partien  vereinzelt 
z.  B.  Ach.  285  =  336  u.  a.  Dazu  kommen  aber  noch  als  vierte 
Art  die  Septeuare,  besonders  in  der  Parabase,  wo  ihr  ursprüng- 
licher Charakter  als  Marschrhythmus  gleichfalls  gewahrt  ist,  wie 
schon  der  Name  angiebt;  desgleichen  werden  Septenare  in  der 
Comödie  auch  da  angewandt,  wo  die  Tragödie  Systeme  baut,  wie 
bei  besondern  Bewegungen  auf  der  Bühne  oder  in  der  Orchestra, 
gern  auch  mit  der  althergebrachten  Formel  aXX*  i&i  u.  ä.  be- 
ginnend, wie  pac.  729.  vesp.  1009  u.  s.  w.,  selbst  in  der  Weise 
der  alten  Processionslieder,  wie  equ.  1316  fgg.  tv(pi}{iuv  %Qr\  xal 
ötüucc  xktuiv  xal  pctQxvQuov  d%ifiG%ai.  pac.  974.  1316  u.  a. 

Diese  vier  Arten  bietet  uns  sämmtlich  nach  Gebrauch  und 
Wirkung  übereinstimmend  mit  dem  griechischen  Vorbilde  die 
römische  Comödie  und  dazu  noch  eine  fünfte  nach  Analogie 
der  iambischen  und  trochäischen  Langverse  geschaffene,  die  der 
Octonare  und  endlich  das  freier  gebaute  Gedicht,  das  wir  bereits 
oben  S.  426  genauer  besprachen,  im  Finale  der  Bacchides. 

Für  die  Einzugsanapäste  ist  ein  treffliches  Beispiel  das 
auch  in  A  als  Dimetersystem  abgetheilte  vnig^iXQov  Trin.  840  fg. 
Sed  quis  hic  est  qui  in  plateam  l'ngreditur  etc.,  das  wir  bereits 
oben  S.  406  anführten;  auch  das  System  Men.  361 — 366  gehört 
hierher,  da  in  ihm  eine  Hetäre  zum  Eintritt  in  ihr  Haus  auf- 


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442  ithythuiik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 

fordert,  s.  oben  S.  405  u.  a.  Als  Klageanapäste  lassen  sich 
beispielsweise  anführen  Persa  780  fg.,  wo  zwei  Septenare  von 
ähnlichem  Ethos  vorangehen: 

Perii  interii  .  pessdmus  hic  mihi  |  dies  hödie  inluxit  cörruptor. 
Ita  me  Toxilus  perfäbricavit  j  itaque  meam  rem  divexavit. 
Vehiclum  ärgenti  miser  eieci  |  amisi  neque  quam  ob  rem  eieci 

habeo. 

Qui  illüm  Persam  atque  oinms  Persas  atque  etiam  omnis  per- 

sönas  etc. 

Aehnlich  auch  Bacch.  1089  fgg.  Auch  hier  bleibt  der  ursprüng- 
liche Charakter  des  Rhythmus  gewahrt.  Denn  diese  Klageana- 
pästen sind  zugleich  Einzugslieder  für  einzelne  Personen. 

Eine  ganz  besondre  Klasse  komischer  Anapäste  bilden  solche 
»Systeme,  die  aus  katalek tischen  Dimetern  bestehen,  denen  am 
Ende  ein  akatalektischer  Vers  angeschlossen  wird;  alle  vorwiegend 
spondeisch  gehalten,  wie  Arist.  ran.  372—376  =  377—381.  Auch 
dazu  findet  sich  wohl  das  römische  Seitenstück ,  wie  bereits 
G.  Hermann  sah: 

Cist.  208-210  Fug<it>ät  agit  adpetit  |  räptat 

Retinet  lactat  largitur; 
Quod  dat  non  dat;  delüdit  j 
Modo  quod  suasit,  dissuädet; 
Quod  dissuasit,  id  ostentat. 

Aehnlich  Gas.  099.  700  u.  ä. 

Auch  die  lyrischen  Anapästen  in  den  Canticis  entsprechen 
dem  griechischen  Vorbilde.  Ein  Mittelding  zwischen  diesen  und 
den  Klage-  und  Marschanapästen  sind  die  Verse: 

Trin.  1115—1119  Hic  homost  omnium  hominum  praeeipuos, 

Voluptatibus  gaudiisque  äntepotens. 
Ita  cömmoda  quae  cupio  eveniunt . . . 
Ita  gaiidia  gaudiis  süppeditant. 

Dass  es  aber  schon  lyrische  Anapästen  sind,  beweist  der  Um- 
stand, dass  sie  nicht  durch  einen  Paroemiacus  abgeschlossen  werden, 
sie  stehu  also  den  oben  aus  der  Monodie  des  Phryx  angeführten 
gleich"  und  werden  ähnlich  wie  diese  unvermittelt  von  Versen  des 
aviöov  yevog  fortgesetzt. 

So  bietet  das  Canticum  im  Eingang  des  Persa,  das  fast  alle 
Metra  nach  einander  aufweist,  auch  eine  Stelle,  wo  auch  der  In- 
halt diesen  Rhythmus  ebenso  nahe  legt,  wie  die  angeführten  Verse 


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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Khythmengattungen.  443 

aus  Euripides'  Orestes;  Fers.  29  Basih'ce  agito  eleutheria. : :  Quid 
iam?  ::  Quia  ertfs  peregrist.  ::  Ain  tü,  peregrist?  ein  Vers,  der  so 
wie  er  überliefert  ist,  sich  nur  als  anapästischer  Octonar  lesen 
lässt  und  mit  Unrecht  geändert  wurde.  Denn  er  ist  ganz  an 
seinem  Platze.  Es  handelt  sich  um  die  Mittheilung,  dass  der 
Herr  fortgegangen  ist  und  der  Sklave  sich  frei  bewegen  will. 
Agito  eleutheria  ist  der  richtige  Plautinische  Ausdruck,  nicht  ago, 
wie  hier  Ritsehl  mit  Bothe  geschrieben  hat;  man  vergleiche  nur 
agitare  conviviuni  Mil.  165.  Asin.  834  u.  a. 

Ein  ähnlicher  Fall  liegt  in  der  Monodie  des  letzten  Actes 
des  Amphitruo  vor,  Aiuph.  1062,  wo  das  Donnern  bei  der  Geburt 
des  Hercules  durch  einen,  wie  scheint,  hyperkatalektischen  aua- 
pästischen  Octonar  geschildert  wird.  Und  so  wird  noch  manche 
anapästische  Partie  in  den  Plautinischen  Canticis  anzuerkennen 
sein,  wenn  auch  nicht  alle  die  Verse,  die  A.  Spengel  anapästisch 
gemessen  hat;  anapästisch  ist  wohl  z.  B.  Merc.  337  — 340  nach 
Brix  und  Spengel,  und  manche  andre  Verse. 

Auch  die  stichisch  gebauten  anapästischen  Sceneu 
des  Plautus  stimmen  in  ihrem  Ethos  ganz  zu  dem  griechischen 
Vorbilde.  Eine  unbestrittene  anapästische  Septenarsceue  ist  z.  B. 
Mil.  1011 — 1093.  Hier  dreht  sich  alles  um  das  Kommen  des 
Pyrgopolinices.  Erst  wird  die  conveniundi  potestas  der  Milphi- 
dippa  gewährt:  1011  Erit  et  tibi  exoptatum  obtinget.  Dann  läuft 
Palaestrio  hin  und  her  1019.  1020  Cedo  te  mihi  solae  sölum.  Iam 
ad  te  redeo,  und  wieder  bei  1024.  1030  tandem  adesdum.  Adsuin; 
1034  Iube  adire.  1037  Adeät  . .  .  adi  . . .  salve,  und  weiter  die 
eigentliche  Verhandlung  über  des  Soldaten  Kommen  und  von 
1084  über  Milphidippas  Weggehen:  Siuitc  abeam  . .  .  Quin  abisV 
(wiederholt).  Abeo  u.  s.  w. 

Aehulich  liegt  die  Sache  im  Finale  der  Bacchides,  s.  oben 
S.  429,  nur  dass  hier  die  gegenseitigen  stürmischen  Angriffe 
öfters  hypermetrische  Bildungen  veranlassten  und  die  Bcdenklich- 
keiten  der  einen  Seite  in  gesteigerten  Katalexen  zum  Ausdruck 
kamen.  Auch  hier  zielt  Alles  auf  das  Hineinkommen  der  Väter 
zum  allgemeinen  Versöhnungsfeste. 

Ohne  jede  Katalexe  dagegen  ist  die  grosse  Octonarscene 
Trin.  IV,  1  gebaut.  Denn  Vers  836  wird  mau  nicht  als  einzigen 
Septenar  unter  Octonaren  gelten  lassen.  Es  ist  ein  Meisterstück, 
in  dem  Form  und  Inhalt  harmonisch  zu  einander  stimmen.  Der 
zurückkehrende  Kaufmann  schildert  sein  rastloses  Jagen  und  Reisen 


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444  Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 

nach  Gewinn,  besonders  wie  er  auf  dem  Meere  unter  Neptuu's 
Schutz  alle  Gefahren  und  Stürme,  die  ausführlich  ausgemalt  wer- 
den, glücklich  bestanden  hat.  Zu  einer  solchen  Schilderung  eignen 
sich  die  ohne  Pause  dahinlaufenden  Anapäste  vortrefflich.  Doch 
wir  haben  erst  den  anapästischen  Charakter  dieser  Scene  zu  er- 
weisen. Akatalektische  anapästische  Tetrameter  hat  die  griechische 
Dichtkunst,  so  viel  wir  wissen,  nicht  gekannt.  Sie  sind  eine 
Neuschöpfung  des  römischen  Dramas,  ähnlich  nach  dem  Princip 
der  einheitlichen  rhythmischen  Technik  zu  erklären,  wie  die  aus 
geringfügigen  Ansätzen  des  griechischen  Vorbildes  unter  den- 
selben Bedingungen  entstandenen  Scenen,  die  ganz  aus  iambischen 
Octonaren  bestehen,  worüber  wir  noch  in  anderm  Zusammen- 
hange handeln.  So  sind  Octonare  des  anapästischen  Rhythmus 
ebenso  legal,  wie  die  im  iambischen.  Dagegen  hat  es,  wie  scheint, 
in  trochäischen  Octonaren  durchgeführte  Scenen  gar  nicht  ge- 
geben, sondern  diese  Verse  erscheinen  in  den  lyrischen  Partien 
bei  Plautus  nicht  wesentlich  anders  gebraucht  als  im  griechischen 
Vorbilde,  wie  etwa  in  Euripides'  Monodien;  Terenz  wendet  sie 
etwas  öfter  an,  aber  führt  sie  auch  nicht  in  stichischer  Compo- 
situm durch  ganze  Scenen  durch,  was  doch  mit  iambischen  Octo- 
naren oft  geschieht.  Ein  aus  allgemeinen  rhythmischen  Betrach- 
tungen herzuleitendes  Bedenken  könnte  also  gegen  trochäische 
Octonare,  aber  keinesfalls  gegen  anapästische  erhoben  werden. 
Passt  aber  die  Versform  und  der  Rhythmus  trefflich  zum  Inhalt, 
so  inuss  man  sich  für  Anapästen  entscheiden.  Denn  der  über- 
lieferte Text  giebt  Anapästen,  keine  Trochäen.  Denn  letztere 
müssen  erst  durch  ziemlich  viele  Aenderungen  hergestellt  werden. 
In  der  neuesten  Ritschrschen  Ausgabe  sind  um  des  Versmasses 
willen  geändert  von  den  20  Versen  1.  2.  (3  ist  lückenhaft  über- 
liefert), 5.  6.  (9  ist  überhaupt  un metrisch  und  nach  allgemeiner 
Annahme  interpolirt),  10.  14.  15.  16.  (17  hat  eine  kleine  Lücke), 
18.  Dazu  kommen  die  bereits  von  A.  Speugel,  a.  0.  S.  166  zu- 
sammengestellten metrischen  und  prosodischen  Unzulässigkeiten, 
wie  fünfmal  daktylische  Wortfüsse  statt  des  Trochäus:  821  ndc- 
tibüs  |  salsis.  829  parcere  !  sölitura.  835  türbine  |  venti.  836  fran- 
gere  |  inaluiu.  837  scinderS  |  vela,  zwei  einzig  dastehende  Syni- 
zesen:  838  ötio  däre  me.  839  filio  drim  divitias  quaero  u.  ä.  Der 
uuapästische  Rhythmus  giebt  keinen  prosodischen  oder  metrischen 
Anstoss  und  erfordert  keine  Aenderung  ausser  in  V.  15,  wo  der 
Hiatus  bonaque  dmnia  item  uuä  mecum  am  Ende  der  Dipodie 


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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Rhythmengatt ungen.  445 

wohl  durch  Einschub  eines  mea  vor  mecuin  oder  durch  Umstel- 
lung zu  beseitigen  ist;  ein  trochäischer  Vers  ist  aber  auch  dieser 
in  unserer  Ueberlicferung  nicht,  sondern  musste  auch  erst  durch 
eine  Umstellung  dazu  gemacht  werden.  Trotzdem  ist  Ritsehl  ent- 
schieden, zuletzt  vgl.  opusc.  III,  S.  144  fgg.,  für  trochäische  Mes- 
sung dieser  Scene  eingetreten  und  hat  dafür  einen  „positiven  Be- 
weis" gebracht,  der  jedoch  nur  in  einem  einzigen  Worte  liegt. 
An  dem  Anfangsworte  der  ganzen  Scene  nämlich,  an  salsipotenti 
neben  et  multipotenti  Iovis  fratri  et  Nerei  Neptuno  nimmt 
Ritsehl  und  zwar,  wie  wir  zugeben  müssen,  mit  vollem  Rechte 
Anstoss,  insofern  es  nicht  die  Bedeutung  „Beherrscher  der  Salz- 
fluth"  „Meeresbeherrscher"  haben  kann.  Daher  billigt  Ritsehl 
Joh.  Brantz's  Aenderung  säßpötenti  und  entscheidet  sich  somit 
für  trochäische  Messung.  Allein  vorsichtig  muss  uns  dieser 
Aenderung  gegenüber  schon  der  Umstand  machen,  dass  sie  noch 
eine  zweite  nach  sich  zieht.  Denn  auch  darin  hat  Ritsehl  ein 
ganz  richtiges  Stilgefühl  für  Plautinische  Sprache  gezeigt,  dass  er 
das  et  zwischen  salipotenti  und  multipotenti  für  nicht  angänglich 
hält.  Aus  alle  dem  aber  ziehen  wir  den  Schluss,  dass  der  Sitz 
der  offenbaren  Corruptel  anderswo  als  in  salsipotenti  zu  suchen 
sei.  Der  Fehler  mag  eher  in  dem  schon  an  sich  nichts  sagenden, 
aber  mit  der  speciellen  Bezeichnung  salsipoteuti  oder  salipotenti 
geradezu  unverträglichen  multipotenti  liegen.  Man  schreibe  ein- 
fach mit  Vertauschung  eines  einzigen  Buchstaben  mulsipotenti, 
was  einer  griechischen  Zusammensetzung  mit  rjdv  —  entspricht. 
Eine  Aenderung  des  ganz  vereinzelt  dastehenden  mulsipotens  in 
das  häufige  multipotens  erscheint  nach  der  ganzen  Art  unserer 
Ueberlieferung  als  ein  sehr  natürlicher  Vorgang.  Dann  ist  alles 
in  Ordnung  und  wird  besonders  salsipoteus  verständlich.1)  Neptun 
wird  in  den  folgenden  Versen  gepriesen,  weil  er  wild  und  hurt 
nur  gegen  Reiche  sei,  gegen  arbeitsame  Arme  aber  freundlich 
und  gnädig.  Darauf  hin  wird  er  gleich  im  Anfang  —  man  ver- 
gesse nicht,  dass  wir  es  hier  trotz  alles  pathetischen  Schwunges 
mit  einer  Comödie  zu  thun  haben  —  angeredet  als  Beherrscher 
des  saUum  und  mulsum,  des  flüssigen  Elementes  in  seiner  an- 

1)  Ob  man  Iovis  frätri  et  Nerei  beibehalten  soll,  natürlich  in  dem 
Sinne,  dass  Nerei  Genetiv  ist  und  frater  auch  vom  Verwandten  oder  Vetter 
überhaupt  verstanden  wird,  oder  «Scaliger's  aetherii  für  et  nerei  den  Vorzug 
verdient,  wollen  wir  nicht  erttrtarn.  Für  den  ganx.nn  Oedanken  paaat  der 
Zusatz  aetherei  trefflich. 


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446 


Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rbjrthank. 


genehmen  und  unangenehmen  Wirkung;  und  wir  sehen,  wie  be- 
deutsam gerade  das  überlieferte  et  zwischen  den  beiden  Epitheta 
ist,  da  diese  erst  zusammengenommen  den  für  den  Gedanken- 
gang so  trefflichen  Sinn  geben.  Was  mulsum  war,  wusste  die 
Plautiuische  Comödie  natürlich  recht  gut,  vgl.  Pers.  87  commisce 
mulsum,  ibid.  821  Äge  circumfer  mdlsum.  Und  aqua  salsa  kannte 
der  römische  Landmann  selbst  zum  Wein,  vgl.  Colum.  12,  21,  4. 
Und  wie  mea  mulsa  in  der  Anrede  mit  mea  suavis  gleichbedeu- 
tend ist  —  man  vergleiche  z.  B.  nur  Stich.  737  und  755  Mea 
suavis  amabilis  amoena  mit  Age  mulsa  mea  suävitudo  u.  a.  — , 
so  ist  salsum  auch  sonst  Gegensatz  zu  suave,  z.  B.  Cas.  204  neque 
sälsuni  neque  suave  esse  potest.  Damit  aber  ist  der  Text  der 
ganzen  Scene  im  Wesentlichen  gesichert,  bis  auf  die  Frage,  wie 
weit  in  V.  828  —  831  Interpolation  vorliegt.  Denn  dass  hier  ent- 
schieden etwas  interpolirt  ist,  darüber  herrscht  allgemeine,  wohl- 
begründete Uebereinstimmung.  Ueber  die  Verwerfung  von  V.  831, 
der  aus  ein  paar  abgerissenen  Worten  besteht,  kann  man  nicht 
zweifeln.  Voss,  de  vers.  anap.  Plaut,  p.  13,  verwirft  die  ganze  Stelle, 
ebenso  P.  Langen,  Beiträge  zur  Kritik  u.  s.  w.  S.  278  die  Verse  828. 
829  und  832.  Allein  gegen  V.  829  und  832  lässt  sich  kein  stich- 
haltiger Einwand  erheben;  auch  Langen  hat  keinen  durchschlagen- 
den Grund  für  die  Verwerfung  dieser  beiden  Verse  vorgebracht1) 
Denn  der  Ausdruck  divites  damnare  ist  ganz  richtig:  „Die  Reichen 
zum  Hergeben  bringen",  da  damnare  ursprünglich  causativum  zu 
dare,  wofür  auch  die  Bedeutung .  von  damnum  spricht,  und  in 
V.  832  ist  nach  der  alten  Ueberlieferung  der  Sinn  von  iterant 
klar  und  das  Wort  nicht  anzutasten.  Ebenso  ist  die  parataktische 
Stellung  in  Fidtfs  fuisti  :  infidum  esse  iterant.  Nam  absque  foret 
te  etc.  durchaus  verständlich.  Dagegen  sind  Langen's  Bedenken 
gegen  V.  828  ganz  gerechtfertigt  und  die  Art,  wie  der  Vers  in  B 
geschrieben  ist,  lässt  es  uns  noch  erkennen,  dass  hier  in  V.  828 
und  831  eine  in  zwei  Theile  zerrissene  Erklärung  vorliegt,  in  dem 
Sinne,  wie  sie  Ritsehl,  opusc.  III,  S.  148  deutet:  Atque  haue  tuam 
gloriara  iam  ante  auribus  aeeeperam  et  nobilis  apra  (apud  rell.) 
homines  Semper  mendicis  modesti  sint  (C  sunt).  Die  nächste 
Veranlassung  zu  diesem  Zusätze  mochte  sein,  dass  man  die  ächt 

1)  Naturlich  rechnet  sich  Charniides  zn  den  paupere«,  weil  er  arbeiten 
und  ringen  musate,  um  Reicht. lmin  zu  erwerben;  daran  ist  also  kein  Anstoss 
zu  nehnieu. 


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7.  Gebranch  und  Ethos  der  einzelnen  Rhythmengattnngen.  447 

Plautinisch  klingenden  und  schwerlich  zu  entfernenden  Worte 
pauperibus  te  parcere  solitum,  divites  damnare  atque  domare 
nicht  zu  construiren  wusste.  An  das  Vorhergehende  sind  sie 
schwerlich  anzuknüpfen,  da  wir  keinen  Grund  sehen,  von  der  über- 
lieferten, bei  Plautus  allerdings  ungewöhnlichen  Verbindung  des 
Ablativs  mit  uti  abzuweichen.  Wohl  aber  können  diese  Worte 
von  laudo  abhängen,  sodass  das  dazwischenstehende  abi  nur  als 
parenthetische  Interjection  eingefügt  wäre,  was  ja  denkbar  ist. 
Aehnlich  findet  sich  z.  B.  Trin.  124  qiyd  taces  parenthetisch  ein- 
geschoben; abi  ist  ja  fast  zur  Interjection  auch  sonst  geworden 
z.  B.  Ter.  Ad.  564.  765  u.  ö. 

Darnach  setzen  wir  das  Gedicht  im  Wortlaut  her,  um  unsre 
Ansicht  zu  rechtfertigen,  dass  der  anapästische  Rhythmus  ohne 
irgend  welche  erhebliche  Aenderung  sich  ergiebt.  Denn  Kürzungen 
wie  grättäsque  habeo;  gratiäs  ägo  ätque  habeo,  an  denen  sich 
Ritsehl  stösst,  sind  ohne  Anstoss  und  ebenso  gebräuchlich  wie 
vlde,  ägo  ätque  u.  a.  in  Iamben  und  Trochäen  und  kommen  auch 
hier  nicht  auffallend  häufig  vor. 

Salsipotenti  et  mulsjpotenti  lovis  frätri  aetherei  Neptuno  820 
Laetü*s  lubens  laudes  ägo  et  grates  gratiasque  habeo  et  fiuctibus 

salsis: 

Quoin  penes  me  <fuit  nulla)  potestas,  bonis  m<e)is  quid  foret 

et  meae  vitae,1) 

Quom  sriis  me  ex  locis  in  pdtriam  urbis  cum  magna  <re>  re- 

ducem  faciunt2) 
Atque  ego  Neptune  tibi  ante  alios  deos  grätias  ago  atque 

habeö  summas. 

Nam  to  ouiiies  saevomque  severumque  atque  ävidis  moribus 

cönmemorant,  825 

Spurci'ficum   inmanem  intölerandum   vesänum:   <ego>  contra 

opera  expertus. 

Nam  pöl  placido  tc  et  clementi  meo  usque  modo,  ut  volui, 
  usus  sum  in  alto. 

1)  Die  Ergänzung  kann  man  sich  verschieden  denken;  an  dem  dop- 
pelten qnom  aber  ist  kaum  Anstoss  zu  nehmen.  Man  vergleiche  den  sog. 
exornativen  Gebrauch  ähnlicher  Partikeln,  (Jutjahr  Probst,  Beiträge  zur 
lat.  Gramm,  t.  Bd.  S.  188.  —  2)  cumä  der  üeberlieferung  wird  wohl  nichts 
andres  bedeuten  Bollen.  Truc.  111  steht  gräm  für  gratiam  n.  ä.  Capt.  927 
steht  in  A  und  rell.  haec  repertust  statt  hacc  re  repertast,  wie  hier  <re> 
reducem. 


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448 


Rhythmik.   I.  Elemente  der  Rhythmik. 


Pauperibus  te  parcere  solitum,  divites  damnare  atque  domare, 
Abi,  latfdo  :  scis  ordme,  ut  aequomst,  tractäre  homines.  hoc 

dis  dignumst.  830 
Fidiis  fuisti :  in  fi  du  tu  esse  iterant.   Nam  absque  foret  te,  sat 

8cio  in  alto 

Disträxi88et  disque  tulissent  satellites  tui  me  luiserüm  foede 
Bonaque  dmnia  item  una  <mea>  mecum  passim  caeruleos  per 

campos  :  — 

Ita  iäm  quasi  canes  ha^id  secus  cireumstabant  navem  tu  rb  in  es 

venti :  835 

Tinbres  fluctusque  atque  procellae  <ferri>  ihfensae,  frangere 

malum, 

Ruere  antemnas,  scindere  vela:  —  ni  tü*a  propitia  pax  foret 

praesto. 

Apage  a  me  sis  :  dehinc  iam  certumst  otio  dare  me  :  satis  par- 
tum habeo, 

Quibus  aerumnis  eluctavi,  fih'o  dum  divitias  quaero. 

Sed  quis  hic  est  qui  in  plateam  mgreditur  840 
Cum  novo  ornatu  specieque  simul? 
Pol  quamquam  domi  cupio,  opperiar: 
Quam  lue  rem  agat,  animum  advörtam. 

Hiermit  haben  wir  den  hauptsachlichsten  Gebrauch  des  aua- 
püstischeu  Rhythmus  im  römischen  Drama  verfolgt  und  dabei  ge- 
funden, dass  der  ursprüngliche  Charakter  dieses  Rhythmus  überall 
gewahrt  erscheint,  nicht  nur  in  solchen  Partien,  die  ganz  nach 
dem  griechischen  Vorbilde  gebildet  sind,  wie  die  Systeme  der 
Tragödie  und  Comödie  und  die  stichisch  gebauten  Septenare  der 
letzteren  sowie  die  in  den  Sologesang  aufgenommenen  kleineren 
Reihen,  sondern  auch  in  solchen  Scenen,  für  die  das  griechische 
Drama  kein  Analogon  bietet,  wie  Trin.  IV,  1  und  Bacch.  1150— 
1206,  in  denen  wir  eigenartige  Schöpfungen  der  römischen  Co- 
mödie vermutheten,  achte  Lieder  des  wie  in  seinen  metrischen 
Formen  so  auch  durch  die  rhythmische  Behandlung  neu  belebten 
Anapästes. 

b.  Das  yevog  6uiAa0iov. 

Somit  fanden  wir  im  Tiebrauch  und  Ethos  der  Versformen 
des  faov  yivog  zwischen  dem  griechischen  und  römischen  Drama 
Uebereiiistimmung  aller  wesentlichen  Punkte.   Wo  die  römischen 


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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Rhythmengattungen.  449 

Komiker  es  zu  eigenartigen  Neuschöpfungen  gebracht  haben, 
wussten  sie  doch  den  ursprünglichen  Charakter  der  Rhythmen 
immer  zu  wahren.  Wir  werden  dem  entsprechend  auch  beim 
aviGov  yivog  ein  gleiches  Verfahren  der  römischen  Dichter  er- 
warten. Die  dramatischen  Hauptmasse  sind  die  Iamben  und 
Trochäen  in  den  Dialogpartien  wie  auch  in  den  eigentlichen 
Canticis. 

Am  leichtesten  ergiebt  sich  die  Identität  der  lyrischen  Iamben 
und  Trochäen  der  Sologesänge  des  griechischen  und  römischen 
Dramas.  Ueberall  finden  wir  hier  bei  gleichem  Tone  auch  die- 
selben rhythmischen  Elemente.  Die  Langverse,  in  den  melischen 
Partien  nach  griechischer  Theorie  in  zwei  Kurzverse  geschrieben, 
wechseln  mit  Trimetern  und  Dimetern,  und  selbst  der  Gebrauch 
der  trochäischen  Tripodie,  der  der  römischen  Comödie  eigenthüm- 
lich  scheint,  ist  auch  ähnlich  im  griechischen  Vorbilde  wahrzu- 
nehmen. Die  Uebereinstimmung  ist  so  handgreiflich,  dass  wir 
uns  kurz  fassen  können. 

Für  die  Taktfolge  akatalektisch  dahineilender  Iamben  und 
Trochäen  haben  wir  oben  bereits  fürs  griechische  und  römische 
Drama  Belege  angeführt,  vgl.  S.  407.  So  finden  sich  ür.  1474— 
1477  iam bische  Senare  mit  einem  Dimeter  als  naQccxtkewov 

la%a  öoucüv  &vTSTQa  xal  tixa&iiovg 
fio%Xot<Siv  i^ßakovxeg^  iv&'  i^vouev, 
ßor}dQopovtL£v  akXog  akko&sv  6xiymg. 
6  (ilv  nixQovg,  l  <$'  dyxvkag, 
6       &(pog  XQoxaxov  iv  %eqoIv  *2<av, 

also  ein  Senareystem,  wozu  wir  Analoga  im  römischen  Drama 
vielfach  finden;  ähnlich  1488.  1489  Dimeter  und  Senar,  1402 
trochäischer  Septenar,  1408  trochäischer  Dimeter  und  1411  kata- 
lektischer  iambischer  Dimeter,  kurz  mit  gleicher  Wirkung  alle 
die  Versarten  und  Versformen,  aus  denen  sich  gewöhnlich  in  der 
römischen  Comödie,  besonders  bei  Terenz  ein  Canticum  zusam- 
mensetzt. Wie  wir  in  den  tragischen  Monodien  den  überein- 
stimmenden Gebrauch  der  Daktylen  und  Taraben  uns  vorstellen 
konnten,  so  haben  wir  auch  so  viel  Material,  das  Gleiche  in  Bezug 
auf  die  Trochäen  zu  constatiren.  In  der,  wie  wir  sahen,  mit 
der  berühmten  Ennianischeu  Kassandramouodie  im  ganzen  Tone 
übereinstimmenden  Monodie  der  Elektra  in  des  Euripides  Orest, 
960  fgg.,  treffen  wir  neben  den  gewöhnlichen  Reihen  des  iatnbi- 

Kr.oTZ,  (J  rund  lüge  i»ltrOim«clicr  Metrik.  29 


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450 


Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 


sclien  und  trochäischen  Senars,  akatalektischen  und  katalektischfu 
Diinetern  auch  richtige  Octonare,  von  1001 — 1004: 
o&ev  tgig  xo  xe  itxtQ&xbv  \  aktov  pex&ßuktv  aQ[itt 
xctv  XQog  söitegav  xikev&ov  \  ovq&vov  itQoCecQfioöaöa. 
Der  iambische  Octonar  z.  B.  bei  Aristophanes   im  Phale^liode 
Ach.  266  fgg.,  zweimal  hinter  einander  nach  iambischem  Dimetrr 
und  Septenar  und  vor  einem  ebensolchen  Dimeter: 
Oakrjg,  itatQB  Baxxtov, 
|i'yxoft£,  vvxT0iteQi7zkavr}TS)  (ioi%e,  itctidsgatixd, 
txxa  ö'  itsi  itgo6ttnov  ig  xbv  ör^iov  ik&av  aöfievog^ 
anovöag  Tcoirjcd^svog  /juai»rcä,  7tQayadrcov  xs  xal  ^a%Civ 
xal  Aapd%Giv  dnakkaytig. 
Aehnliches  ibid.  274.  275.   Aber  auch  die  tragische  Monodie  d« 
Euripides  kennt  den  iambischen  Octonar,  man  sehe  z.  B.  ein  dir 
Monodie  der  lokaste,  Phoen.  339  u.  a.    Dasselbe  gilt  von  «k 
trochäischen  Tripodie,  die  in  Wirklichkeit  wohl  ein  brachykiu* 
lektischer  Dimeter  ist,  ein  häufiges  Element  in  römischen  Cantit]* 
so  Or.  992  nach  iambischen  Senaren  und  katalektischeni  Dimet : 

l^vxoxvfioCiv  |  izgbg  rsQaiCxtaig  \  novxCov  ödkav 

oder  bei  Sophokles  in  der  Monodie  des  Aiax  401.  404  =  417.41.' 

dkkd  /i*  a  <dibg  \  dkxC^a  fteog  . .  .  not  xig  ovv  <pvyy;  \  xoi  po'wr 
titvä  =  (o  2Jxay,dvögioi  \  yeixoveg  QoaC  .  .  .  ovxex*  avÖQtt  ui, 
xovd'  iÖr\x\  tnog, 

also  die  Vereinigung  zweier  solcher  Tripodien;  so  ferner  E  r 
Ale.  218  u.  a„  s.  Christ,  Metrik2  S.  287.  Auch  der  Ton  ist  fr- 
ahnlicher,  wie  etwa  die  gern  paarweise  gebrauchten  trochäiscU 
Tripodien  der  römischen  Comödie  —  in  der  griechischen  Comu«ih 
sind  sie  wohl  auch  vorhanden  gewesen,  für  uns  aber  nicht  meti 
nachweisbar  — ,  z.  B.: 

Pseud.  259  Hetf  heu  quam  ego  malis  1  perdidi  modis.   121^3  V:r 
malus  viro  öptumo  obviam  it.  {  in  malam  crucem.   1302  Cr^i 
equidem  potis  |  esse  te,  scelus.    1308  Sed,  Simo,  ut  probe  \  tsurtw 
Balliost.   1310  Pessumus  homo.  |  ::  Miilier  hoc  facit.  Bacch. 
Omnibus  probris  |  quae  improbis  viris. 

Man  wird  nach  Form  und  Inhalt  trotz  der  verschiedene: 
Stilgattungen  doch  so  viel  Aehnliches  entdecken,  dass  auch  bitf 
die  vorbildliche  Wirkung  des  griechischen  Dramas  ausser  ZweUti 
steht.  Die  im  Lateinischen  gewöhnliche  Verbindung  mit  kri- 
tischem Versmass  lässt  sich  zwar  in  der  griechischen  Couiö^ 


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/.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Rhythmengattungen.  451 

nicht  nachweisen,  aber  sie  ist  wohl  auch  schon  im  neuern  atti- 
schen Lustspiel  üblich  gewesen.  Das  bleiben  zwar  immer  Einzel- 
heiten, aber  bei  den  dürftigen  Bruchstücken,  die  von  Monodien 
der  neuern  attischen  Comödie  vorliegen,  müssen  sie  uns  genügen. 

Und  so  mögen  diese  wenigen  Andeutungen  hinreichen  auch 
in  einer  Sache,  die  keines  ausgeführten  Beweises  bedarf.  Die 
wichtigste  Stelle  haben  ja  Iamben  und  Trochäen  in  den  Dialog- 
partien, und  hier  lässt  sich  Ethos  und  Gebrauch  derselben  auf 
Grund  genügenden  Materials  feststellen. 

Zunächst  unterscheiden  sich  Iamben  und  Trochäen  und  zwar 
nach  einer  sichern  Nachricht  bei  Aristoteles1)  gerade  die  stichisch 
gebrauchten  Masse  des  Dialogs  von  den  übrigen  Rhythraengat- 
tungen  dadurch,  dass  sie  xtvrjtixd  waren;  so  nach  Aristoteles 
Poet  c.  24.  1459b.  37  und  Aristides  Quint,  p.  60,  5  Jahn  ot . .  . 
«jrAof  tQO%aloi  xal  ta^ßoi  rcfyog  rs  ijii<pa£vov<Si  xal  eiöi  d-SQfiol 
xal  oQxrI6tlX0^  Diesen  Charakter  haben  sie  also  gewiss  im 
griechischen  Drama,  besonders  in  der  Comödie,  von  der  wir  ja 
fast  ausschliesslich  handeln  müssen.  Auch  stimmt  diese  Charak- 
teristik, die  die  besten  Gewährsmänner  für  solche  Fragen,  die 
wir  aus  dem  Alterthum  haben,  von  den  Iamben  und  Trochäen 
des  Dramas  geben,  trefflich  zu  unserer  Annahme,  dass  der  Tanz 
bei  allen  diesen  Versmassen  ein  wesentlicher  Factor  war.  Der 
iambische  wie  der  trochäische  Septenar  wurde  in  der  griechischen 
Comödie  und  letzterer  nach  der  in  der  letzten  Anmerkung  ange- 
führten Aristotelischen  Stelle  auch  in  der  Tragödie  getanzt;  aber 
auch  dem  iambischen  Trimeter  ging  eine  lebhafte  Gestikulation 
zur  Seite,  sodass  wir  den  Vortrag  desselben  recht  gut  auf  eine 
Stufe  mit  den  Sotadeen  und  ähnlichen  Versen  stellen  konnten, 
mit  denen  er  auch  die  vielen  Auflösungen  gemein  hatte.  In  den 
Anapästen  scheint  mehr  ein  Hin-  und  Hergehen  oder  Laufen,  je 
nach  dem  Tempo  stattgefunden  zu  haben,  worauf  besonders  auch 
die  lateinischen  Texte  deuten. 

Unter  einander  unterscheiden  sich  iambischer  Trimeter  und 
trochäischer  Tetrameter  so,  dass  der  erstere  mehr  ngaxTixog  war, 
der  letztere  xoQdaxixateQog,  nach  Aristot.  poet.  24.  14508.  37  com- 
binirt  mit  Rhetor.  III,  8.  1408b.  36  xal  rb  plv  (trochäisches  t£~ 
tQapeTQOv)  6q%i\6%ix6v,  to  61  (tafißetov,  d.  i.  iambischer  Trimeter) 


1)  Poet.  c.  4.  1449a.  22  to  hq&tov  .  .  .  ziXQCt^fXQO}  Iiqwvxo  <Jia  xo  aa- 
TVQi*Tiv  xal  6Qxrl<Jzl*a>T*Qav  etvat  tjjv  noiijatv  (nämlich  die  alte  Tragödie). 

29* 


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152 


Rhythmik.   1.  Elemente  der  Rhythmik. 


TCQdXTiitov  und  6  .  .  .  TQO%atog  xoQdaxixwTSQog '  dißol  öl  t«  ttzQa- 
ptTQcc.  Dasselbe  meint  wohl  auch  Iuba  nach  Mar.  Victorin. 
p.  84,  26  Keil,  wenn  er  sagt:  tetraractruni  autem  catalecticum 
quod  Archilochinm  et  Epicharmiuni  vocatur,  praeter  cetera  illustre 
est,  aptum  festivis  narrationibus;  est  enim  et  agitatum  et  volu- 
bile  (=  xivtjTLXov  des  Aristoteles).  So  stellt  sich  uns  ein  Unter- 
schied zwischen  iambischem  Trimeter  und  trochäischem  katalek- 
tischen  Tetrameter  ziemlich  deutlich  heraus,  den  zwei  Hauptmassen 
des  dramatischen  Dialogs,  den  auch  das  griechische  Drama 
wohl  beachtete.  Inwieweit  dieser  Unterschied  in  der  römischen 
Tragödie  festgehalten  ist,  können  wir  nur  vermuthen,  da  die 
Bruchstücke  nicht  so  zahlreich  sind.  Dennoch  lassen  sich  manche 
frappante  Aehnlichkeiten  im  Gebrauch  der  Tetrameter  zwischen 
griechischer  und  römischer  Tragödie  nachweisen.  In  Aeschylus' 
Persern  z.  B.  haben  wir  noch  sehr  ausgedehnte  Tetrameterdia- 
loge. Längere  Trimeterpartien  bilden  nur  die  Erzählungen  des 
Stückes,  der  Atossa  von  ihrem  Traume  179 — 217,,  eine  Einlage 
in  der  ersten  grossen  Tetrameterscene  158 — 251,  die  Boteuberichte 
über  die  Schlacht  bei  Salamis  293  fgg.  und  des  Dareios  durch 
einen  Rückblick  auf  die  persische  Geschichte  begründetes  Urtheil 
über  Xerxes  und  Prophezeiung  über  den  Verlauf  der  Schlacht  bei 
Platää.  Der  Schatten  des  Dareios  spricht  sonst,  abgesehn  von 
den  wenigen  ersten  Versen  mit  Chor  und  Atossa  in  Tetrametern, 
V.  G99 — 760  dXXy  ixü  xdx&ftev  yk&ov  öotg  yootg  xtitHöpivog  xrk. 
Offenbar  in  einer  ganz  gleichen  Situation  brauchte  auch  die  rö- 
mische Tragödie  dasselbe  Versmass,  wie  aus  den  von  Cicero, 
Tusc.  I,  16,  37  citirten  Versen  zu  ersehen  ist: 

Ädsuni  atque  advenio  Acherunte  vuc  via  alta  atque  ardua  etc. 
Ebenso  braucht  in  der  Tragödie  Iliona  des  Pacuvius  der 
Schatten  des  Deiphobus  nach  Cicero's  ausdrücklichem  Zeugniss, 
Tusc.  I,  44,  107,  gleichfalls  trochäische  Septenare,  als  er  seine 
schlafende  Mutter  weckt  und  an  seine  Bestattung  mahnt,  vgl. 
Ritsehl,  opusc.  III,  S.  26  Anmerkung.  Die  feierliche  Begrüssung 
der  Atossa  durch  die  persischen  Grossen,  an  die  sich  eine  Pro- 
phezeiung der  Atossa  über  die  trübe  Zukunft  knüpft,  Aesch.  Pers. 
158  fgg.,  iu  trochäischeu  Tetrametern  lässt  sich  mit  dem  Moment 
vergleichen,  wo  in  Ennius'  Alexander  Kassandra  demüthig  ihre 
Mutter  begrüsst,  um  Troja's  Unheil  zu  prophezeien,  vgl.  m  ßa&v- 
&v&v  ävaaaa  TlsQöiÖcöv  vmgxdzy]  xrL  mit  Ennius  Trag.  40  ed. 
Uibbeck  Mater  optumärum  multo  mtflier  melior  mülierum  etc. 


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7.  Gebrauch  und  Kthos  der  einzelnen  Rhythmengattungen.  453 

Und  so  könnte  man  noch  manches  nach  Inhalt  und  Ton  mit  ähn- 
lichen griechischen  Stellen  zu  vergleichendes  Bruchstück  aus  der 
römischen  Tragödie  anführen.1)  Soweit  wir  urtheilen  können, 
entsprach  eben  der  Gebrauch  der  trochäischen  Septenare  in  der 
römischen  Tragödie  dem  vorbildlichen  griechischen  Tetrameter. 
Nur  mag,  nach  der  Menge  der  erhaltenen  Verse  bemessen,  auch 
in  der  römischen  Tragödie  der  Septenar  etwas  häufiger  gebraucht 
gewesen  sein  als  in  dem  griechischen  Vorbilde;  das  würde  zu 
der  Beobachtung  stimmen,  die  wir  für  die  Comödie  machen 
werden.  Allein  da  wir  von  der  römischen  Tragödie  nur  Bruch- 
stücke haben,  lässt  sich  nicht  sicher  berechnen,  in  welchem  Ver- 
hältniss  die  Septenar-  und  Senarscenen  zu  einander  standen. 
Dieses  scheinen  auch  für  die  römische  Tragödie  die  einzigen  ge- 
wöhnlichen Dialogmasse  gewesen  zu  sein.  Es  sind  uns  zwar  auch 
trochäische  und  iambische  Octouare  aus  der  römischen  Tragödie 
überliefert,  allein  diese  gehörten  wohl  sämmtlich  zu  den  melischen 
Partien;  sicher  ist  dies  von  allen  trochäischen  Octonaren  anzu- 
nehmen. Eher  könnte  es  stichisch  gebaute  iambische  Octonare 
in  der  Tragödie  wie  in  der  Comödie  Roms  gegeben  haben.  So 
scheint  es  nach  Cicero,  Tusc.  II,  16,  38,  wo  zehn  solche  Verse 
im  Dialog  hinter  einander  verbürgt  sind;  doch  hisst  sich  in  der 
Tragödie  vor  Ennius  überhaupt  kein  iambischer  Octouar  sicher 
nachweisen;  bei  Ennius  auch  nur  vereinzelt  120.  163;  bei  Pacuvius 
112.  212.  227.  407  und  Accius  78.  150.  275.  317.  419.  499.  554. 
557.  Darnach  könnte  der  tragische  iambische  Octonar  auch  eine 
ähnliche  Entwickelung  durchgemacht  haben,  wie  wir  sie  bei  dem 
komischen  zu  erweisen  gedenken.   Doch  bleibt  dies  Vermuthuug. 

Besser  können  wir  über  die  Comödie  urtheilen.  Auch  hier 
sind  ausser  den  iambischen  Septeuaren  und  etwas  seltner  ge- 
brauchten Octonaren  der  iambische  Trimeter  und  trochäi- 
sche Septenar  die  eigentlichen  Dialogmasse.  Was  den  iam- 
bischen Senar  betrifft,  so  stimmt  sein  Gebrauch  ganz  zum  Griechi- 
schen, wie  wir  ihn  aus  der  Praxis  des  Dramas  und  aus  Aristoteles' 
und  Aristides'  oben  angeführter  Charakteristik  kennen.  Demnach 
fallen  die  eigentlichen  glasig  den  Senaren  zu,  sodann  alle  die 
Monologe  und  Zwiegespräche,  die  irgend  eine  Action  erfordern; 
dagegen  die  bewegteren  Dialogpartien  verlaufen  in  Tetrametern. 

1)  Im  Brutus  des  Accius  erzählt  der  König  seinen  Traum,  wie  Atossa 
bei  Aeschylus  in  Trimeteru;  der  Priester  redet  mit  ihm  in  Tetrametern;  u.  a. 


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454 


Rhythmik.   I.  Elemente  der  Rhythmik. 


Es  genügt  dies  Verhältniss  an  einem  einzelnen  Stucke  klar  zu 
machen.  Wir  wählen  die  Terenzischen  Adelphen.  Der  Prolog 
und  die  Einleitungsscenen  bestehen,  wie  sänimtliche  Prologe,  aus 
Senaren,  haben  wir  doch  auch  hier  wie  in  den  andern  Anfangs- 
scenen  eine  förmliche  narratio  des  Micio  I,  1,  in  der  jedoch  auch 
das  TtQctxuxov,  wie  oben  erläutert  wurde  S.  404,  eine  nicht  un- 
bedeutende Rolle  spielt;  ferner  sind  sämmtliche  Scenen  der  ersten 
vier  Acte,  in  denen  die  beiden  alten  Brüder  mit  einander  reden, 
trimetrisch.  Die  Form  der  §ij6ig  tritt  auch  hier  vielfach  hervor, 
wie  I,  2  in  Demea's  Erzählung  von  Aeschinus'  angeblicher  Frevel- 
that,  aber  ausschlaggebend  für  die  Senare  war  doch  auch  hier 
mehr  noch  das  XQaxtixov.  Denn  hier  gab  es  derbe  Action  auf 
beiden  Seiten,  da  auch  der  mildere  Bruder  sich  zum  Grundsatz 
gemacht  hatte,  vgl.  v.  142 — 147,  den  heftig  polternden  und  gesti- 
kulirenden  Alten  womöglich  zu  überbieten.  Ebenso  wird  713  fgg. 
von  Demea's  Auftreten  an  wieder  der  Senar  gebraucht,  besonders 
von  Micio  in  seinen  ruhigen  und  sachlich  gehaltenen  Ueberredungs- 
versuchen  bis  853;  so  verlaufen  auch  im  letzten  Acte  die  ein- 
fachen Begrüssungsscenen  des  Demea  mit  den  Sklaven  und  seinem 
Sohne  Aeschinus  in  Senaren;  erst  an  der  Stelle,  wo  Demea  mit 
seinem  Heiraths  Vorschlag  herausrückt,  schlägt  mit  Micio's  Wider- 
stand der  ganze  Ton  und  das  Versmass  in  Octonare  um.  Des- 
gleichen verlaufen  die  Scenen  des  dritten  Actes,  355 — 516,  wo 
Demea  von  seinen  Erziehungsgrundsätzen  und  Syrus  von  Ctesipho's 
Auftreten  erzählt,  Demea  mit  Hegio  verhandelt,  ganz  dem  q&og 
dieser  Partien  entsprechend  in  Senaren;  in  der  ersten  Scene  spielt 
das  Ttqaxxixov  eine  besondre  Rolle.  Ausserdem  findet  sich  der 
Senar  nur  als  Einlage  zwischen  trochäischen  Septenaren,  ganz 
wie  Aesch.  Pers.  179—217,  also  mitten  in  einem  längeren  meli- 
schen  Abschnitte,  trochäischen  Septenaren,  in  sehr  charakteristi- 
scher Weise,  v.  638—678,  wo  Micio  seinem  Sohne  mit  absicht- 
licher Breite  und  angenommener  Ruhe  und  Gleichgiltigkeit  die 
Geschichte  von  dem  Milesier  erzählt,  um  den  Sohn  sein  Unrecht 
empfinden  zu  lassen.  Sobald  dieser  aber  von  seiner  lange  be- 
kämpften Empfindung  überwältigt,  unter  Thränen  seinem  Vater 
das  Geständniss  ablegen  will,  treten  wieder  die  den  Ausbruch  des 
%a%o%  bezeichnenden  trochäischen  Septenare  ein.  WTie  er  dann 
durch  den  gütigsten  Vater  beruhigt  und  durch  dessen  Zuvor- 
kommenheit zur  grössten  Freude  gebracht  ist,  jubelt  er  in  iani- 
bischen  Septenaren  auf  und  tanzt  schliesslich  mit  einem  iambischen 


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7.  Gebrauch  und  Etho»  der  einzelnen  ltliythmengattungcn.  455 

Octonar  ins  Haus  dem  Vater  iiach.  Hier  sehen  wir  recht  den 
Unterschied  zwischen  Senar  und  trochäischem  Septenar.  Da  wir 
nichts  näheres  von  dem  Tanz  der  Comödie  wissen,  ist  uns  Ari- 
stoteles' Charakteristik  dieses  Versmasses  weniger  werthvoll; 
besser  ersieht  man  den  Charakter  des  trochäischen  Dialogs  aus 
solchen  Stellen,  wie  die  hier  angeführten.  Während  dem  Senar 
die  ()rj(5ig  oder  narratio  und  das  ngaxtixbr  oder  die  Action  eignet, 
ist  der  trochäische  Septenar  überall  da  am  Platze,  wo  irgend  ein 
itd&og  hinzukommt,  sobald  sich  der  Gang  der  Handlung  durch 
irgend  eine  Steigerung  über  das  gewöhnliche  Niveau  des  Dialogs 
erhebt  oder  auf  diese  Stufe  nach  grösserer  Erregung  zurücksinkt, 
wie  Sannio's  Erwägung  in  10  trochäischen  Septenaren  mitten  unter 
iambischen  Octouaren,  195—208;  ähnlich  321—  329  die  Mitthei- 
lung von  Aeschinus'  Untreue  durch  Geta,  der  vorher  in  einem 
stürmischen  Canticum  seiner  Wuth  Luft  gemacht  hat,  oder  IV,  2, 
wo  mit  Demea's  Auftreten  und  Verkehr  mit  Syrus  gleichfalls  eine 
Herabstimmung  des  Tones  sich  bemerklich  macht  nach  den  ohne 
Pausen  dahineilenden  Betrachtungen  des  angsterfüllten  Ctesipho. 
A cimlich  ist  es  endlich  auch  im  letzten  Acte,  wo,  als  Micios 
Widerstand  gebrochen  ist  und  über  des  Syrus  und  der  Phrygia 
Freilassung  als  die  minder  wichtigen  Gegenstände  ruhiger  ver- 
handelt wird,  aus  iambischen  Octonaren  trochäische  Septenare 
werden. 

Schon  hieraus  ergiebt  sich,  dass  der  römische  Senar  dem 
griechischen  Trimeter  in  Gebrauch  und  Ethos  noch  sehr  nahe 
steht,  aber  der  trochäische  Septenar,  wozu  er  durch  seine  ver- 
änderte metrische  Behandlung  geeigneter  geworden  war,  ein  be- 
deutend erweitertes  Wirkuugsgebiet  erhalten  hat,  ohne  etwas  von 
seiner  ursprünglichen  Natur  zu  verlieren.  Denn  er  ist  dabei 
immer  noch  der  alte  ausgelassene  scoptische  Vers;  das  beweist 
auch  in  den  Adelphen  des  Terenz  z.  B.  die  Scene,  in  der  Syrus 
den  Demea  foppt,  indem  er  ihm  zwei  Wege  beschreibt  und  ihn 
in  die  Irre  schickt.  Vor  allem  aber  kann  der  trochäische  Sep- 
tenar auch  in  solchen  Partien  zur  Anwendung  kommen,  wo  die 
Gestikulation  eine  besondre  Rolle  spielt,  und  greift  hier  ins  Gebiet 
des  Senars  ein,  ganz  abweichend  von  dem  griechischen  Vorbilde, 
das  manche  Scenen  in  Triraetern  giebt,  wo  Plautus  und  Terenz 
Septenare  eintreten  lassen.  So  in  den  IG  Septenaren  553—568, 
in  denen  Syrus  dem  Demea  vorgiebt,  von  dessen  Sohn  Ctesipho 
tüchtig  geprügelt  zu  sein.  Da  war  die  Gestikulation  gewiss  etwas 


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456 


Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 


sehr  wesentliches.  Doch  haben  wir  auch  bereits  erwähnt,  dass 
alles  das,  was  den  griechischen  komischen  Trimeter  und  den  So- 
tadeus  so  sehr  befähigte,  die  lebhafteste  Gestikulation  zu  tragen, 
in  Folge  der  einheitlichen  metrischen  Technik  auch  auf  den 
Trochäus  überging,  und  so  finden  wir  in  diesem  erweiterten  Ge- 
brauch des  romischen  Septenars  zwar  eine  wesentliche  Abweichung 
vom  griechischen  Vorbilde,  aber  eine  ganz  stilgerechte  und  wohl- 
begründete. Solche  Scenen,  die  diesen  erweiterten  Gebrauch  des 
trochäischen  Masses  zeigen,  bietet  die  römische  Comödie  ziemlich 
zahlreich.  Hier  erwähnen  wir  nur  noch  beispielshalber  eine  Plau- 
tinische.  Die  lang  ausgesponnene  Prügelscene  zwischen  Mercur 
und  Sosia,  Amph.  263—303  verläuft  nur  in  trochäischen  Septe- 
naren,  ein  griechischer  Komiker  hätte  sie  wohl  durchweg  in  Tri- 
metern  verfasst;  man  vergleiche  nur  die  ganz  ähnliche  Prügelscene 
zwischen  Bacchus  und  seinem  Diener  im  Eingang  von  Aristo- 
phanes'  Fröschen  u.  a. 

So  könnte  man  jedes  Stück  auf  diese  Frage  hin  durchnehmen 
und  würde  zu  dem  gleichen  Ergebniss  kommen,  dass  der  römische 
Senar  sich  im  Gebrauch  mit  dem  griechischen  deckt  und  den 
Charakter  der  fäoig  oder  des  jrpaxrixöV  wahrt,  der  trochäische 
Septenar  dagegen  nicht  bloss  da  eintritt,  wo  auch  im  griechischen 
Vorbilde  Tetrameter  zur  Anwendung  kamen,  sondern,  wie  er  in 
seiner  metrischen  Bildung  alle  die  Elemente  aufgenommen  hat, 
die  den  komischen  Trimeter  ebensowie  den  Sotadeus  zum  Gxi%os 
nQccxtixog  machten,  auch  solche  Scenen  beherrschen  kann,  wo 
neben  dem  6Q%ri6xix6v  das  ttqccxtixov  wesentlich  erscheint,  und 
insofern  ins  Gebiet  des  iambischen  Senars  eingedrungen  ist. 

Vergleicht  man  diesen  Gebrauch  mit  dem  Drama  eines  Me- 
nander,  Philemon  und  Diphilus,  so  kann  man  dem  Marius  Victo- 
rinus  oder  wer  dessen  letzter  Gewährsmann  ist,  nicht  Unrecht 
geben,  wenn  er  p.  78.  79  ed.  Keil  die  Behauptung  vertritt:  Te- 
rentianas  vel  maxime  fabulas  metrum  et  disciplinam  graecarum 
comoediarum  non  custodisse,  i.  e.  quas  Men ander,  Philemon,  Di- 
philus et  ceteri  ediderunt.  Wenn  er  aber  dagegen  meint:  nostri 
in  modulandis  metris  seu  rhythmis  veteris  comoediae  scriptores 
sequi  maluerunt,  id  est  Eupolin,  Cratinum,  Aristophanem,  und 
das  in  folgender  Weise  begründet:  Prologos  ...  et  primarum  sce- 
narum  actus  trimetris  couiprehenderunt,  deinde  longissimos  id  est 
tetrametros  subdiderunt,  qui  appellautur  quadrati,  postea  in  con- 
sequentibus  variaverunt:  modo  enim  trimetros,  modo  addito  qua- 


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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Rhythmengattungen.  457 


drante  vel  seuiisse  posuerunt,  id  est  semipede  adiecto  vel  integro 
pede  iainbo  vel  sesquipede.  haec  per  medios  actus  varie;  rursus 
in  exitu  fabularum  quadratos,  quales  diximus  in  secuoda  scena, 
locaruut,  so  ist  das  letztere,  selbst  ganz  äusserlich  genommen, 
nicht  richtig  beobachtet,  berechtigt  auch  nicht  zu  dem  Schlüsse, 
dass  ein  Plautus  und  Terenz  wirklich  die  alte  attische  Comödie 
des  Aristophanes  oder  gar  der  Aelteren  nachgeahmt  habe,  wenn 
natürlich  manches  einzelne  ihr  entlehnt  sein  kann.  Denn  der 
Unterschied  zwischen  den  Massen  der  römischen  Comödie  und  der 
alten  attischen  ist  zu  gross.  Vgl.  Verfasser,  in  Bursian-Müller's 
Jahresbericht,  48.  Bd.  S.  139  u.  140.  In  der  alten  attischen  Co- 
mödie trat  der  Senar  zurück  vor  dem  Chorvortrage.  Denn  ausser 
der  Parodos  stehen  auch  die  beiden  andern  Haupttheile  der  nfcht- 
trimetrischen  Dialogpartien,  der  Zielinskische  dyciv  und  die  Pa- 
rabase  gleichfalls  ganz  unter  dem  Einflüsse  des  Chores.  Auch 
sind  die  Tetrameter  der  alten  Comödie  von  viel  strengerer  me- 
trischer Bauart,  während  sie  in  der  römischen  Comödie  derselben 
metrischen  Natur  sind,  wie  die  iambischen  Senare,  und  somit 
ihr  ausgedehnterer  Gebrauch,  wie  wir  es  auffassten,  seine  Er- 
klärung in  der  veränderten  metrischen  Technik  finden  kann,  die 
ihn  gerade  von  den  entsprechenden  Versen  der  alten  Comödie 
ziemlich  auffallend  unterscheidet.  Von  den  alten  Formen  haben 
sich  höchstens  einzelne  Epirrhemata,  wie  wir  sahen,  gerettet,  was 
jedoch  auch  durch  Vermittelung  der  mittleren  oder  neuen  attischen 
Comödie  oder  auch  der  Tragödie  geschehen  sein  kann,  ebenso 
wie  bei  der  Parabase,  von  der  höchstens  der  Schlusschor  in  ein- 
zelnen Plautinischen  Comödien  ein  letzter  Nachklang  sein  kann, 
der  auch  nur  das  schliesslich  allein  noch  übrig  gebliebene  Plau- 
dite  umschreibt.  Darum  ziehen  wir  vor,  den  ausgedehnten  Ge- 
brauch des  trochäischen  Septenars,  der  übrigens  vielfach,  wie  wir 
andeuteten,  auch  noch  über  den  der  alten  Comödie  hinausgeht, 
aus  der  Geschichte  dieses  Rhythmus  selbst,  seiner  von  griechischer 
abweichenden  metrischen  Behandlung  zu  erklären  und  finden  in 
Marius  Victorinus'  Notiz  eine  bei  äusserlicher  Beobachtung  nahe 
liegende,  aber  nicht  tiefer  zu  begründende  Combination,  die  ohne 
Werth  ist  für  die  Auftindung  der  wirklichen  Entwickelung  uusres 
Masses,  und  zwar  umsomehr,  weil  die  Auffassung  des  Marius  * 
Victorinus  ganz  vereinzelt  dasteht.  Andre  Grammatiker  theilen 
sie  nicht;  Diomedes  z.  B.  III,  p.  489,  4  in  dem  Tractat  de  specie 
poematis  communis,  in  dem  er  gute  Gewährsmänner,  Varro  und 


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458 


Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 


Sueton,  namhaft  macht,  sagt  ausdrücklich:  Tertia  aetas  Menandri, 
Diphili  et  Philemonis,  qui  omnem  acerbitatem  comoediae  initi- 
gaverunt  ...  ab  his  Komani  fabulas  transtulerunt,  freilich  ohne 
die  metrische  Form  besonders  zu  betonen. 

Einfacher  liegt  die  Sache  bei  den  iambischen  Septenaren. 
Obgleich  sie  unter  der  Wirkung  der  einheitlichen  metrischen 
Technik  stehen,  haben  sie  doch  von  allen  Dialogmassen  am  we- 
nigsten von  der  allgemeinen  Belebung  erfahren,  besonders  bei 
Plautus,  der  noch  ziemlich  streng  die  iambische  Hauptcäsur  ein- 
hält. Die  romische  Technik  brachte  zwar  Abweichungen  vom 
griechischen  Vorbilde:  die  Katalexen  wurden  in  der  freieren  rö- 
mischen Weise  gebildet,  alle  Freiheiten  der  trochäischen  Schlüsse 
zugelassen.  Dafür  aber  ist  der  erste  meist  iambisch  schliessende 
Theil  in  Oonsequenz  der  iambischen  Schlussregeln  der  römischen 
Poesie  viel  strenger,  sodass  die  beiden  Abweichungen  sich  gegen- 
seitig in  ihrer  Wirkung  so  ziemlich  aufheben.  So  steht  der  iam- 
bische Septenar  in  seinem  Gebrauche  dem  griechischen  iambischen 
Tetrameter  gleich,  wie  wir  ihn  allerdings  nur  aus  der  Aristo- 
phanischen Poesie  kennen,  da  aus  der  neuern  Comödie  nur  so 
viel  in  diesem  Masse  erhalten  ist,  dass  wir  zwar  sicher  sind, 
dass  es  dort  vorkam,  aber  nichts  näheres  über  Gebrauch  und 
Wirkung  sagen  können.  Der  iambische  Septenar  blieb  ganz  wie 
im  griechischen  Vorbilde  auf  die  Comödie  beschränkt  und  zeigt 
sich,  wie  leicht  zu  exemplificiren  ist,  nach  Marius  Victorinus' 
zutreffender  Charakteristik,  p.  135,  28  ed.  Keil  iocosis  raotibus 
emollitum  gestibusque  agentium  satis  accommodatum.  Die  gestus 
agentium  entsprechen  der  Eigenart  des  iambischen  Rhythmus  im 
Allgemeinen  und  die  iocosi  motus  dem  Wechsel  der  bald  akata- 
lektisch-iambisch,  bald  katalektisch-trochäisch  schliessenden  Di- 
meter,  aus  denen  sich  dieser  ächt  komische  Langvers  zusammen- 
setzt. Darum  eignet  er  sich  auch  zu  längeren  komischen  Monologen 
und  Dialogen  und  hat  in  manchen  Stücken  einen  ziemlich  aus- 
gedehnten Gebrauch,  wie  bereits  in  der  Aristophanischen  Comödie. 

Besonders  lehrreich  dagegen  ist  die  Geschichte  des  iambi- 
schen Octonars.  Im  Melos  des  griechischen  Dramas  findet  sich 
dieser  Vers,  auch  in  den  Sologesängen,  z.  B.  in  der  Monodie  der 
*    lokaste,  Eur.  Phoen.  339  fgg.  nach  zwei  kurzen  iambischen  Versen: 

%ivoiöt,v  iv  dopotg  f'x£lv  I  l^vovg  ts  xijdog  aittptxeiv 

älaöta  fiatpl  rüde  Aa\i<p  t€  tg5  itakcuytvti, 

ydpav  inaxrov  axav. 


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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  tthythmengattungeu.  459 

Ebenso  in  der  Monodie  der  Comödie,  wie  Ach.  263  das  von  Di- 
kaiopolis  gesungene  Phaleslied,  durchweg  iambisch  gehalten,  aus 
folgenden  Reihen  besteht,  s.  oben  S.  450.  1  Dimeter,  1  Septenar 
=  continuatio  von  6  Dipodien;  ferner  2  Octonare,  1  Dimeter, 
3  Senare  und  1  Octonar. 

Allein  nirgends  erscheint  dieser  akatalektische  Tetrameter, 
ebensowie  der  entsprechende  trochäische  Vers,  in  der  griechischen 
classischen  Dichtkunst  xccrä  tzCxov  gebraucht,  er  bleibt  ein  wohl 
wiederholt  vorkommendes,  aber  nur  immer  vereinzelt  in  längeren 
Perioden  oder  in  combinirten  Takten  angewandtes  melisches 
Mass,  kein  Dialogvers.  Dass  der  trochäische  Octonar  kein  stichisch 
gebrauchter  Dialogvers  geworden  ist,  haben  wir  oben  S.  453  schon 
berührt.  Bei  Plautus  kommt  er  nur  in  der  Continuation  lyrischer 
Partien  vor,  öfters  wohl  bis  viermal  hinter  einander,  aber  trotz- 
dem immer  nur  im  eigentlichen  Canticum,  so  öfters  auch  bei 
Terenz.  Man  könnte  es  seltsam  finden,  dass  der  trochäische  Oc- 
tonar nicht  schlichter  Dialogvers  wurde.  Allein  der  Grund  hierfür 
liegt  doch  nahe.  Der  Vers  ist  für  eine  Wiederholung  zu  monoton, 
da  er  die  schleppenden  trochäischen  Schlüsse  nicht  bloss  am  Ende 
und  in  der  Hauptcäsur,  sondern  vielfach  nach  der  je  ersten  Di- 
podie  bietet.  Ein  längerer  etwa  zur  Flötenmusik  nur  gesprochener 
Dialog  in  diesem  Masse  wäre  nicht  abwechselungsreich  zu  ge- 
stalten gewesen.  Anders  ist  es  mit  dem  iambischen  Octonar, 
dessen  Gebrauch  im  griechischen  Drama,  wie  wir  oben  S.  450 
sahen,  vom  trochäischen  Octonar  noch  nicht  wesentlich  abwich. 
Der  iarabische  Octonar  glich  dem  trochäischen  Septenar  viel  mehr, 
da  beide  die  iambische  und  trochäische  Cäsur  gestatteten,  wenn 
auch  jeder  Vers  die  seiner  Versart  entsprechende  bevorzugte. 
Der  wesentlichste  Unterschied  war  nur,  dass  der  iambische  akata- 
lektische Langvers  mit  einem  lebhaften  Auftakte  einsetzte ,  der 
ihn  befähigte,  noch  eine  höhere  Stufe  der  Erregung  auszudrücken 
als  der  gewöhnliche  trochäische  Tetrameter.  Desshalb  blieb  er 
auch  nicht  auf  die  Comödie  beschränkt,  wie  der  iambische  Sep- 
tenar, sondern  war  auch  ein  ächt  tragisches  Mass,  wenn  wir  auch 
nicht  sicher  entscheiden  können,  wie  weit  ihn  die  Tragödie  im 
gewöhnlichen  stichischen  Dialog  verwendete.  Auch  in  der  Co- 
mödie, wo  er  ja  auch  ursprünglich  nur  melisches  Mass  war,  sehen 
wir  sein  Gebiet  sich  erst  allmählich  erweitern.  Plautus  braucht 
ihn  im  ausgedehnteren  Monolog  und  Dialog  selten,  im  grösseren 
Masse  fast  nur  in  Amphitruo  und  Bacchides,  sonst  nur  vereinzelt, 


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460 


Rhythmik.   I.  Elemente  der  Kh)tbinik. 


meist  in  rein  lyrischen  Partien  und  vielfach  in  Coutinuatiou  mit 
andern  Reihen.  In  mancher  Scene  ist  auch  Zerlegung  in  Dimeter 
angezeigt,  wie  Rud.  938—944  u.  a.1)  Viel  häufiger  ist  dieser  Vers 
hei  Terenz.  Hier  ist  er  schon  ziemlich  gewöhnlicher  stichisch 
gebrauchter  Dialogvers.  Er  tritt  vielfach  für  die  anapästischen 
Langverse  ein,  wie  wir  bereits  oben  erläuterten,  vgl.  S.  367  fgg. 
In  diesem  ausgedehnteren  Gebrauche  aber  ist  er  eine  ganz  ra- 
tionelle Neuschöpfung  des  römischen  Dramas,  die  nach  der  Ana- 
logie der  trochäischen  und  iambischen  Septenare  sehr  nahe  lag 
und  wie  die  Bildung  anapästischer  Octonare  als  eine  Wirkung 
der  rhythmischen  Technik  ebenso  natürlich  erscheint,  wie  die 
Cantica  im  bacchiischen  Rhythmus,  von  dem  im  nächsten  Ab- 
schnitt und  vielfach  noch  später  die  Rede. sein  wird.  Dass  er 
aber  auch  als  wirkliches  Dialogmass  aufgefasst  und  behandelt 
wurde,  ergiebtsich  unzweifelhaft  daraus,  dass  er  auch  durch  längere 
Scenen  durchgeht. 

Der  Charakter  dieses  Dialogverses  bestimmt  sich  unschwer 
gegenüber  den  Senaren  und  Septenaren.  Gegen  erstere  ist  er  eine 
Steigerung  durch  seinen  äussern  Umfang  und  den  musikalischen 
Vortrag,  den  Septenaren  gegenüber  dadurch,  dass  er  dem  leb- 
hafteren, aufsteigenden  Rhythmus  angehört  und  die  Katalexe  bei 
ihm  ganz  in  Wegfall  kommt.  Darum  ist  er  geeignet  zur  Be- 
zeichnung stürmischen  Drängens,  wie  Ad.  934  — 957,  der  Prügel- 
scene  Ad.  170  fgg.  und  zur  Schilderung  eines  lustigen  Gelags, 
Asin.  V,  1,  einer  Steigerung  des  xqccxthcov  des  Senars,  oder  für 
die  Redseligkeit  eines  selbstgefälligen  Sklaven  wie  Chrysalus 
Bacch.  925—952  oder  Sosia  Amph.  153  fg.  180  fgg.  und  der  ge- 
schwätzigen Alten  Micio  und  Hegio,  die  in  Höflichkeitsbezeugungen 
einander  zu  überbieten  suchen  Ad.  IV,  3,  als  Steigerung  der  ge- 
wöhnlichen Qtjöig  der  Senare,  oder  wieder  zur  Schilderung  der 
Stimmung  des  erkannten  Sklaven  Tyndarus,  der  sich  für  seinen 
Herrn  opfert,  Capt.  516  fgg.  und  für  Ctesipho's  überschwängliche 
Freude  Ad.  254  fgg.  und  ruhelose  Angst  Ad.  528  —  539,  hier  mehr 
dem  Charakter  der  iambischen  Continuation  entsprechend,  wie 
denn  der  bewegte  Dialog  zwischen  Ctesipho  und  Syrus  an  der 


1)  Vgl.  A.  Kieseling,  Aualect.  Plautin.  p.  6;  Merr.  183  fg.,  Men.  1004. 
Vielleicht  waren  auch  die  stichisch  gebauten  Cantica  der  kretisch -paoni- 
schen  Tetrameter  hier  mit  bestimmend,  diu  auch  das  griechische  Vorbild 
kannte,  wenn  auch  in  anderer  metrischer  Bauart. 


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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Rhythmengattnngen.  461 

letzten  Stelle  nur  eine  in  regelmässige™  Form  gekommene  Fort- 
setzung der  in  ununterbrochener  Taktfolge  gehaltenen  Monodie 
des  ersteren  ist,  ib.  517 — 527;  während  an  der  Plautinischen 
Stelle,  Capt.  416  fg.,  umgekehrt  mit  dem  Nahen  der  Entdeckung 
der  Vortrag  unruhiger  wird  und  in  unregelmässiger  gegliederte 
Taktfolgen  übergeht.  Aehnlichen  Charakter  haben  auch  die  iam- 
bischen  Octonarpartien  in  Getas  Canticum  Ad.  299  —  302.  306 
— 316  u.  a.  Und  so  würde  man  noch  viele  andre  Stellen  an- 
führen können,  allein  die  bereits  hervorgehobenen  beweisen  zur 
Genüge,  dass  der  iambische  Octonar  auch  im  Dialog  stilgerechte 
Anwendung  erfahren  hat. 

■ 

c.  Das  yevog  ri^tokiov. 

Dasselbe  gilt  endlich  auch  für  den  kretischen  und  bacchiischen 
Rhythmus.  Auch  hier  stimmen  Gebrauch  und  Wirkung  vielfach 
sehr  wesentlich  zum  griechischen  Vorbilde,  wenn  auch  besonders 
der  letztere  im  romischen  Drama  eine  grossartige  Erweiterung 
erfahren  hat. 

Der  kretische  Rhythmus  lässt  sich  auch  in  der  neuern 
attischen  Comödie  nachweisen,  z.  B.  Eubul.  112  fg.  sind  Reste 
eines  schonen  kretisch-päonischen  Canticuras  und  Anaxilas  12,  2. 
Allein  für  Gebrauch  und  Wirkung  dieses  Rhythmus  lernen  wir 
aus  dem  ersten  Bruchstücke  höchstens  das  eine,  dass  gewisse 
Schilderungen  dieses  Mass  vertrugen:  tag  yag  sfaijkd-E  ra  yegovtia 
toV  eig  dofiovg,  \  sv&vg  avtxh'veto'  nccQrjv  Otitpavog  iv  td%Bi'  \ 
flpfro  TQane^a'  jrao&ar'  afia  xtTQifisvr]  |  %aQtxoßkb<p(tQog. 
Doch  ist  die  metrische  Bildung  dieser  Tetrameter  sehr  abweichend 
von  der  römischen,  welche  in  sehr  strengem  Baue  den  entsprechen- 
den kretischen  Vers  in  zwei  Dimeter  zerlegt,  ganz  wie  die  Lang- 
verse des  dinkdöiov  yevog.  Eher  scheinen  solche  päonische  Ge- 
dichte sich  im  Bau  mit  den  römischen  Kretikern  zu  berühren, 
wie  Ae8chyius,  Suppl.  423—445,  ein  Bittgesang  der  Danaiden 
oder  der  Chorführeriu,  der  im  Versbau  den  römischen  Kretikern 
viel  näher  steht,  als  alle  Päone  der  attischen  Comödie,  insofern 
nur  der  erste  Fuss  des  Dimeters  in  der  zweiten  Hebung  auf- 
gelöst sein  kann  und  neben  den  Dimetern,  beziehentlich  Tetra- 
metern auch  Trimeter,  beziehentlich  Pentameter  vorkommen,  was 
beides  ganz  der  Technik  der  kretischen  Gedichte  der  römischen 
Böhne  entspricht: 


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462 


Rhythmik.  I.  Elemente  der  Rhythmik. 


tpQovnöov  xccl  yevov  \  itavdixag  evöeßTjg  itQo^svog'  || 
xav  (pvydda  p,rj  TtQodag,  \  xav  txa&ev  ixßoXaig  \  dvö&ioig  oQpi- 

vav  und 

fiij  xl  xXag  xav  Cxsxiv  siäidetv  |  xxX. 

Einen  etwas  andern  Ton  als  dieser  Bittgesang  haben  die 
Kretiker  in  Eurip.  Or.  1419  fgg.  in  der  Monodie  des  Phryx: 
TtQoöelTte  d'  |  aXXog  aXXov  itsöcov  iv  (pößco,  \  {ir\ug  iCr\  öoXog. 
xddoxei  xotg  (ilv  ov,  \  xotg  d'  ig  dgxvöxdxav 
firjiaväv  ifiTtXsxsiv  itatda  xbv  TvvdaQLÖ'  6  pr)XQO<p6vxag  dpccxav, 
gleichfalls  mit  wenig  Auflösungen,  nämlich  nur  eine  bei  einem 
Eigennamen.  Vorher  gehen  die  Worte:  negl  öl  yovv  %i$ag  ixt- 
öCovg  ißaXov  . . ,  'EXevag  ätupa.  dvcc  dl  ÖQOfLaösg  £&oqov  . . .  dfupC- 
noXoi  &Qvyeg,  die  für  den  folgenden  kretischen  Rhythmus  nicht 
bedeutungslos  scheinen.    Es  ist  also  hier  mehr  die  Schilderung 
der  Furcht  in  hilfloser  Lage. 

In  ähnlicher  Weise  wurde  der  kretische  Rhythmus  auch  in 
der  römischen  Tragödie  angewandt.  Das  beweist  die  Monodie 
in  Ennius'  Andromacha  aechmalotis  IX  ==  75  fg. 

Quid  petam  praesidi  aut  exsequar?  quöve  nunc 
Atfxilio  aut  exili  aitt  fugae  freta  sim? 
Ärce  et  urbe  örba  sum.   Quo  accidam?  quo  applicem? 
mit  folgenden  trochäischen  Septenaren. 

Aber  auch  die  römische  Comödie  bietet  Partien  mit  ähn- 
lichem Inhalte.  Zahlreich  sind  neben  Bacchien  die  kretischen 
Verse  in  der  dritten,  vierten  und  fünften  Scene  des  ersten  Actes 
des  Plautinischen  Rudens.  Hier  klagen  die  dem  Schiffbruch  ent- 
ronnenen Frauen  und  bitten  um  Schutz  und  Aufnahme  bei  der 
Priesterin  Polemocratia.  Stimmung  und  Lage  ist  also  die  gleiche 
wie  in  der  oben  angeführten  Partie  aus  des  Aeschylus  Schutz- 
flehenden, und  wir  können  nicht  umhin  die  Wahl  des  kretischen 
Rhythmus  als  wohlberechtigt  anzuerkennen,  woraus  folgt,  dass 
auch  römische  Kretiker  nach  Gebrauch  und  Wirkung  den  grie- 
chischen entsprechen.  Man  vergleiche  mit  der  oben  angeführten 
Aeschylusstelle  z.  B.  Rud.  274  u.  ä.:  % 

Nünc  tibi  amplectimur  genua  egentäs  opum, 
Quae  m  locis  nesciis  nescia  spe  sumus. 
Üt  tuo  recipias  tecto  servesque  nos 
Miseriarümque  tc  ambärura  uti  misereat, 
um  sich  zu  überzeugen,  wie  sehr  die  Plautinischen  Kretiker  in 
ihrem  Inhalt  und  Ethos  an  die  Aeschyleischen  Verse  anklingen. 


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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Rhythmengattungen.  463 


So  hat  wohl  auch  Sisenna  das  Ethos  unserer  Verse  aufgefasst, 
wenn  er  nach  Rufin.  comm.  in  nietra  Terent.  p.  561  ed.  Keil  sagt: 
Habiliore  metro  usus  est,  ut  solet  in  mulierum  oratione,  wiewohl 
wir  den  vollen  Sinn  dieser  abgerissenen  Bemerkung  nicht  nach- 
weisen können. 

In  ähnlicher  Weise  bitten  die  beiden  Gefangenen,  Capt.  II,  1, 
ihre  Hüter,  z.  B.  210  fg. 

Ünum  exorare  vos  sinite  nos.  : :  Quidnam  id  est? 
::Üt  sine  hisce  arbitris 
Nöbis  detis  loquendf  locuni, 

ein  Tetrameter  und  Pentameter  oder  Dimeter  und  Trimeter,  ge- 
wiss ebenso  richtig  wie  die  Dimeter  und  Trimeter  in  dem  an- 
geführten griechischen  Bittgesang.  Dieser  kretische  Rhythmus 
kehrt  in  der  genannten  Plautinischen  Scene  immer  wieder  bis  239 

Nam  secundüm  patrem  ttf's  pater  pröxumus. 

An  die  Verse  235.  236  Ex  bonis  pessumi  et  fraudulentissumi  | 
Fiunt.  nunc  u*t  mihi  te  volo  esse,  atftumo  erinnern  wieder  die 
Kretiker  des  Terenz  Andr.  626 — 634,  welche  denselben  Gedanken 
nur  breiter  geben;  almlich  ist  Epid.  168  fgg.  Auch  die  komische 
Verherrlichung  des  Weines  im  Munde  der  alten  Säuferin  Cure. 
99  fg.  streift  im  Ton  parodistisch  an  die  acht  tragischen  Kretiker, 
besonders  tu*  mihi  stäcte,  tu  cinnamum,  tu*  rosa  etc. 

Wie  trefflich  passt  ferner  der  kretische  Rhythmus  zu  dem 
Ständchen  des  Jünglings,  der  die  grausamen  Riegel  anfleht  auf- 
zuspringen und  ihm  seine  Liebe  herauszulassen,  Cure.  147  —  154. 
An  die  erste  Begegnung  der  schiffbrüchigen  Frauen,  Rud.  232  fgg., 
erinnert  das  Wiedersehen  der  beiden  durch  den  Sklaven  Chrysalus 
und  ihre  Sohne  geprellten  schwachen  Alten  im  letzten  Acte  der 
Bacchides  1109  fgg. 

Quid  tibist?  ::  Pöl  mihi  par  idemst,  quöd  tibi. 

: :  Ndmquidnam  ad  filiuni  haec  aegritudo  ättinet; 
ahnlich  Epid.  320  fgg. 

Exspectando  exedor  miser  atque  exenteror  etc. 

An  die  oben  angeführte  Ennianische  Partie  mahut  der  Ton  von 

Men.  112-118  z.  B. 

Quo  ego  eam,  quam  rem  agam,  quid  negoti'  geram, 
Quid  petam,  quid  feram,  quid  foris  egerim. 

Dass  der  ursprüngliche  Charakter  und  ganze  Ton  der  kre- 
tischen Gedichte  sich  merklich  ändert,  wenn  trochäische  Reihen 


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464 


Rhythmik.  I.  Elemente  der  Rhythmik. 


in  umfangreicherer  Weise  beitreten,  ist  selbstverständlich  und 
auch  in  Partien  wie  Most.  690  fgg.  u.  85  fgg.  leicht  zu  ersehen. 
Allein  schon  das  Angeführte  genügt  für  den  Nachweis,  dass 
Gebrauch  und  Wirkung  der  römischen  Kretiker  vielfach  mit  dem 
griechischen  Vorbilde  übereinstimmt.  Es  ist  zwar  nicht  angäng- 
lich,  dass  wir  diesen  Gebrauch  in  jedem  einzelnen  Falle  erörtern, 
allein  alle  römischen  Kretiker  lassen  sich  auch  schwerlich  aus 
den  wenigen  Vorbildern  ableiten,  die  wir  herausgehoben  haben, 
weil  sie  in  Ton  und  Bau  den  meisten  römischen  Kretikern  ähn- 
lich sind. 

Gar  nicht  passt  z.  B.  zu  diesem  Ton  die  ausgeführte  Be- 
schreibung des  siegreichen  Kampfes  des  Amphitruo,  die  der  Diener 
Sosia  sich  meditirt:  Amph.  219 — 247  Postquam  utrimque  exitumst 
maxuma  cöpia  bis  Foedant  et  pröterunt  höstium  copias  |  Itfre 
iniustas.  Es  ist  dies  ein  Tongemälde,  das  nach  und  nach  alle 
einzelnen  Momente  einer  Schlacht  in  sehr  ausgeführter  Weise 
darstellt.  Um  hier  die  Wahl  des  kretischen  Rhythmus  zu  ver- 
stehen, müssen  wir  uns  erinnern,  dass  der  Creticus,  wie  auch 
sein  Name  sagt,  ein  auf  Kreta  altheimischer  Tanzrhythmus  war, 
den  die  Kureten  gesungen  haben  sollen  und  bei  dessen  Vortrag 
man  mit  dem  Speere  auf  den  Schild  schlug;  vgl.  die  Stellen  bei 
Christ,  Metrik2  S.  385.  Es  war  also  eiu  kriegerischer  Tanz,  und 
so  passte  er  seiner  ursprünglichen  Natur  nach  zu  dieser  kriege- 
rischen Schilderung.  Das  Komische  liegt  eben  darin,  dass  hier 
ein  Feigling  der  Sprecher  ist,  aber  es  bleibt  auch  hier  eine  alt- 
hellenische Tradition  in  der  römischen  Comödie  wirksam.  Andrer 
Natur  sind  die  Aristophanischen  Chorpäone,  die  man  als  Vor- 
bild der  kretischen  Cantica  der  römischen  Comödie  hat  an- 
nehmen wollen,  wie  Verfasser  in  Bursian-Müller's  Jahresbericht 
Bd.  48  S.  140  bereits  erörtert  hat.  An  den  bewegten  Rhythmus 
kretischer  Hyporcheme,  der  aus  der  chorischeu  Lyrik  in  die 
Chorgesänge  der  altattischen  Comödie  kam,  klingt  selbst  diese 
Monodie  des  Sosia  und  ähnliches  nur  wenig  an,  da  der  Bau  der 
je  zweiten  Füsse  im  Tetrameter  ganz  verschieden  ist.  Doch 
kann  auch  dies,  wie  wir  andeuteten,  dem  Einfluss  der  übrigen 
in  zwei  Dimeter  nach  ihrem  Baue  zerfallenden  Langverse  zu- 
geschrieben werden.  Die  übrigen  Kretiker  des  Plautus  zeigen 
einen  ganz  andern  Ton,  zu  dem  wir  oben,  wenn  auch  nicht  das 
directe  Vorbild,  das  uns  ja  in  der  neuem  Comödie  verloren  ge- 
gangen ist,  so  doch  ein  Analogon  gefunden  haben,  das  uns  be- 


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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Rhythmengatttiogen.  465 


weisen  kann,  dass  auch  im  Gebrauch  der  Kretiker  nicht  willkür- 
liches Belieben,  sondern  das  hergebrachte  Ethos  entschied. 

So  bleibt  als  letztes  Versmass  für  unsre  Betrachtung  das 
bacchiische  übrig.  Dasselbe  ist  als  selbstständiger  Rhythmus 
eine  Neuschöpfung  des  römischen  Dramas,  aber  wie  es  nach  der 
einheitlichen  Behandlung  aller  Metra  bereits  an  innerem  Leben 
und  Beweglichkeit  gewann,  was  im  zweiten  Abschnitte  nach- 
gewiesen ist,  so  ist  die  Ausbildung  desselben  zu  einem  selbst- 
ständigen in  längerer  öwsxVS  QvfrponoUa  angewandten  Rhythmus 
eine  ganz  organische  Folge  des  Princips  der  einheitlichen  rhyth- 
mischen Technik;  gefördert  wohl  auch  dadurch,  dass  der  Bacchius 
besonders  gut  zu  den  Betonungsgesetzeu  der  lateinischen  Sprache 
passte. 

Das  griechische  Drama  hat  den  bacchiischen  Rhythmus 
überaus  selten  gebraucht  und  immer  nur  in  einzelnen  Reihen, 
in  den  Bruchstücken  der  attischen  Comödie  des  vierten  und  dritten 
Jahrhunderts  findet  man  ihn  gar  nicht,  wesshalb  man  auf  die 
Idee  kam ,  die  römischen  Bacchien  seien  nach  den  Dochmien 
oder  aufsteigenden  Ionikern  gebildet,  also  nach  ganz  andern 
Rhythmengattungen,  Ansichten,  die  Verfasser  in  Bursian-Müller's 
Jahresbericht  48.  Bd.  S.  140  widerlegt  zu  haben  denkt. 
Bei  Aeschylus  steht  z.  B.  in  einer  Monodie  Prom.  115 

zig  äx(6,  xCg  odpa  |  7tQ06ixta  p  aq>eyy^g] 
ähnlich  Sept.  101  in  der  Parodos 

tl  gifetg;  itQoötoasig,  \  itaXaiypav  HA$i]g,  yav  rsdv; 
Dazu  bei  Euripides  in  der  Monodie  des  phrygischen  Eunuchen 
Or.  1137 

7tQOöSL7tev  <?'  'ÖQiötag  \  Accxatvccv  xogav  <x>  \ 
diog  7taly  frlg  f%vog  \  ntöa  dtvQ*  anodxaöa  xfoopov  xxL, 
wohl  die  längste  Stelle  in  bacchiischem  Rhythmus;  ausserdem 
finden  sich  auch  etwas  freier  gebaute  Bacchien  oder  Päone  mit 
verschiedenem  Auftakte,  vgl.  Verfasser,  de  numero  dochmiaco 
p.  9— 12  und  Christ,  Metrik2  S.  414  fgg.,  die  dem  römischen 
Bacchius  noch  viel  ferner  liegen. 

Das  sind,  alles  in  allem  gerechnet,  recht  wenige  Bacchien; 
schwerlich  ist  auch  die  neuere  attische  Comödie  reicher  daran 
gewesen.  Auf  keinen  Fall  hat  sie  es,  wie  die  römische,  zu  wirk- 
lichen bacchiischen  Perioden  oder  Strophen  oder  gar  ganzen  Ge- 
dichten gebracht.  Das  geht  aus  des  Hephaestion  Notiz,  p.  4'.i  W. 

Klotz,  Grundlage  altrüinischcr  Metrik.  30 

Digi 


466 


Rhythmik.    1.  Elemente  der  Rhythmik. 


hervor,  wonach  to  ßccx%eiaxov  cnavuw  iöuv,  cnfrf,  ti  xnl  xov 
note  iiixtöoi,  £xl  ßQU%v  £vQi6xeö&aiy  eine  Regel,  zu  der  die  grie- 
chische Praxis  stimmt. 

Aus  den  angeführten  charakteristischen  Stellen  geht  über 
das  Ethos  der  Bacchien  nur  soviel  hervor,  dass  ein  Moment 
grosser  erwartungsvoller  Spannung  in  diesem  Masse  geschildert 
wird.  Dazu  passt  auch  der  Vers  trefflich  mit  seinen  zwei  schwe- 
ren Hebungen  am  Ende  und  dem  auf  diese  vorbereitenden  ver- 
hültnissmässig  sehr  kurzen  Auftakte.  Eine  vorwurfsvolle  Klage, 
die  fast  eine  verzweifelte  oder  ziemlich  trotzige  Bitte  bedeutet, 
enthält  der  Vers  aus  Aeschylus'  Sieben,  der  katalektisch  über- 
liefert ist  (xav  rtdv  statt  yav  teäv).  Es  ist  natürlich  unmöglich 
die  zahlreichen  bacchiischen  Cantica,  in  denen  dieser  Rhythmus 
eine  im  ganzen  griechischen  Alterthum  unerhörte  Ausdehnung 
hat  und  gegen  alle  griechische  Technik  in  6vvs%l]g  (ivd-ponoua 
erscheint,  nach  dem  Inhalte  einiger  weniger  griechischen  Verse 
eingehend  zu  beleuchten  oder  gar  das  Ethos  eines  jeden  bac- 
chiischen Canticums  nach  griechischem  Vorbilde  zu  bestimmen, 
wo  wir  eben  eine  Neuschöpfung  haben.  Allein  trotzdem  bleibt 
ersichtlich,  dass  auch  der  römische  Bacchius,  wie  er  trotz  seiner 
belebten  Formen  doch  den  vorbildlichen  griechischen  Versbau 
noch  erkennen  lässt,  so  in  seinem  Grundcharakter  mit  dem  grie- 
chischen Vorbilde  oder  vielmehr  Ansätze  stimmt.  Denn  ganz 
wie  in  der  Proode  der  Septemparodos  des  Aeschylus  der  Bacchius 
bedeutsam  hervortritt  unter  den  flehentlichen  Bitten  der  Jung- 
frauen, die  mit  einem  piionischen  Strophenpaare  schliessen,  ebenso 
vereinigt  sich  bacchiischer  Rhythmus  mit  Kretikern  im  zweiten 
Theile  des  ersten  Actes  des  Plautinischen  Rudens  und  dient  dazu, 
bedeutsame  Momente  in  den  Bitten  der  schiffbrüchigen  Frauen 
hervorzuheben.  Man  sehe  z.  B.  ein  Rud.  204.  205  und  278.  279, 
wo  zwei  bacchiische  Verse  als  Abschluss  von  Kretikern  stehen, 
im  erstem  Falle  ein  Tetrameter  und  Trimeter,  im  zweiten  awei 
Tetrameter: 

Quibus  nec  lociist  ullus  nec  spes  paratast, 
Neque  hoc  ampliüs,  quod  vides  nobis  qui'cquatnst. 
Dahinein  passen  auch  die  Bacchien  der  Priesterin,  die  nach  den 
Bitten  fragt,  258  fgg. , 

Qui  sunt  qui  a  patrona  preces  mea  expetessunt? 
und  Erbarmen  hat,  V.  280  fgg. 

Men.  75-5  —  774  kommt  der  alte  Vater  und  stellt  Betrach- 

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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Rhythinengattungen.  4(57 

tungen  an,  wesslialb  wohl  seine  Tochter  nach  ihm  geschickt 
habe;  auch  hier  Spannung  und  Ungewissheit,  mau  vergleiche 

Sed  haec  res  mihi  in  pectore  et  corde  curaest. 
Verüm  propeniodüui  iam  seid,  quid  siet  rei. 
Sed  ld  quidquid  est,  iam  sciain  .  .  .  u.  ä. 

So  möchte  man  wohl  noch  Einzelnes  herausfinden,  um  zu  be- 
weisen, dass  auch  der  bacchiische  Rhythmus  nach  Gebrauch  und 
Ethos  noch  vielfach  im  griechischen  und  römischen  Drama  über- 
einstimmt, wie  Bacch.  1120  erwartungsvolle  Fragen;  Rud.  906 
Danksagung  an  Neptun  für  glücklichen  Fang;  Capt.  922  Dank 
an  Iuppiter.  Allein  das  bleiben  immer  verhältnissmilssig  sehr 
geringfügige  Stellen.  Der  Rhythmus  ist,  wie  gesagt,  von  den 
römischen  Dichtern  wie  in  seinen  metrischen  Formen  reicher 
gestaltet,  so  in  seinem  Gebrauche  stilgerecht  erweitert.  In  wel- 
chem Sinne  das  geschah,  erfahren  wir  am  besten  aus  dem  um- 
fangreichsten dieser  Cantica,  Poen.  210— 260,  das  weit  über  vierzig 
bacchiische  Verse  enthalt.  Hier  wird  die  immer  von  Neuem 
ansetzende,  mühsame  Arbeit  geschildert,  die  nie  recht  fertig  wird, 
bei  Ausrüstung  von  Schiffen  und  Putz  der  Frauen.  Man  über- 
zeuge sich,  wie  sehr  dieser  Inhalt  zu  der  Form  stimmt.  Immer 
von  Neuem,  bei  jedem  Fusse  nimmt  der  bacchiische  Rhythmus 
einen  kräftigen  Anlauf  in  seinem  iatubischen  Auftakte,  aber  seine 
beiden  Hebungen  hinter  einander  malen  die  langsame,  Mühe, 
Anstrengung  und  Ausdauer  erfordernde  und  doch  nicht  zum  Ziel 
bringende  Thätigkeit.  Charakteristisch  sind  z.  R  Negdti  sibi  qui 
volet  vim  parare.  Natu  nüllae  inagis  res  duae  plus  negoti  —  Nec 
ünquam  sat  istae  duae  res  ornantur  —  Lavari  aut  fricari  aut 
tergeri  aut  ornari,  |  Polin  expoh'ri  —  lavando  eluendo  —  Ornan- 
tur, lavantur,  tergüntur,  poliüntur  u.  ä.  Nächstdem  scheinen  die 
Bacchien  ein  mühsames,  nach  Entscheidung  ringendes  Nachdenken 
zu  bezeichnen,  wie  Trin.  223  fgg. 

Multas  res  simitu  in  meö  corde  vdrso, 
Multum  in  cogitando  dolorem  indipiscor. 
Egomet  me  coquo  et  macero  et  defetigo. 
Magister  mihi  exercitdr  animus  nunc  est,  etc. 

und  Capt.  781  fg. 

Quanto  in  pectore  hanc  rem  med  magis  voliito, 
Tantd  mi  aegrittfdo  auetidr  est  in  auiino  etc.  u.  v.  ä. 

30* 


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408 


Rhythmik.    I.  Elemente  der  Rhythmik. 


d.  Allgineines. 

Bei  einer  Frage,  wo  vielfach  subjective  Empfindung  zu  ent- 
scheiden hat,  wo  es  schwer  ist,  in  jedem  einzelnen  Falle  die 
wirklich  massgebenden  Intentionen  des  frei  schaffenden  und  über 
die  Formen  verfügenden  Dichters  zu  ergründen,  wird  immer 
vieles  problematischer  Natur  bleiben.  Aus  unsern  Zusammen- 
stellungen über  Gebrauch  und  Wirkung  der  einzelnen  Rhythmen, 
die  sich  leicht  erweitern  Hessen,  ergiebt  sich  immerhin  einiges 
allgemeine  mit  einer  gewissen  Sicherheit. 

Obgleich  uns  das  unmittelbare  Vorbild  für  die  romische  Co- 
mödie,  insbesondre  für  die  Cantica  bis  auf  verhältnissmässig  ge- 
ringe Reste  verloren  ist  und  wir  desshalb  vielfach  bis  auf 
Aeschylus  und  Sophokles  zurückgreifen  mussten,  um  die  Wirkung 
einzelner  Rhythmen  zu  veranschaulichen,  so  ist  es  etwas  mehr 
als  blosse  Vermuthung,  dass  die  römischen  Dramatiker  in  ernsten 
und  heitern  Scenen  ihre  Rhythmen  in  allen  wesentlichen  Stücken 
nach  den  Grundsätzen  gewählt  haben,  die  auch  für  den  griechi- 
schen Qvfruoitoios  massgebend  waren,  dass  im  römischen  wie 
griechischen  Drama  die  einzelnen  Versarten  gleich  gebraucht 
wurden  und  demgemäss  auch  die  gleiche  Wirkung  ausübten. 
Allein  wie  wir  schon  bei  der  metrischen  Technik  die  reichere 
Ausgestaltung  einzelner  Rhythmen  wahrnahmen,  als  Folge  der 
einheitlichen  Behandlung  aller  Metra,  insbesondre  bei  den  Tro- 
chäen, Anapästen  und  Bacchien,  so  hat  sich  auch  Ethos  und 
Gebrauch  derselben  etwas  verschoben,  insofern  die  durch  Ein- 
führung der  massenhaften  Auflösungen  und  sonstiger  Eigen- 
heiten des  jambischen  Senars  sowie  einzelner  Besonderheiten  der 
andern  Versarten  zu  einem  grösseren  Reichthum  an  metrischen 
Formen  gekommenen  Rhythmen  einen  erweiterten  Gebrauch  er- 
fuhren. 

Denn  im  Anschluss  an  die  einheitliche  metrische  Technik 
und  in  Consequenz  derselben  war  auch  eine  einheitliche  rhyth- 
mische Technik  entstanden.  Wie  die  metrischen  Eigenheiten  der 
einzelnen  Versarten  sich  allgemein  verbreiteten,  war  auch  die 
Möglichkeit  gegeben,  die  besondre  rhythmische  Compositionsart 
eines  Metrums  auf  die  übrigen  zu  Übertragen.  Hatten  doch  andre 
Versarten  die  metrischen  Formen,  die  diesen  rhythmischen  zur 
Voraussetzung  dienen,  jetzt  auch  angenommen.  Der  Gewinn  ver- 
theilte sich  hier  ganz  naturgemäss  auf  die  Trochäen,  Anapäste 


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7.  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Rlnthmengattutitfen.  469 

und  Bacchien.  Die  erstcreu  erhielten  im  Dialog  einen  bedeutend 
erweiterten  Spielraum,  eine  Beobachtung,  die  durch  alle  die  Scenen 
bestätigt  wird,  die  im  griechischen  Original  in  Trimetern  und 
in  der  römischen  Nachbildung  in  trochäischen  Septenaren  ge- 
halten sind.  Der  iambische  Dialog  eroberte  sich  in  Folge  der 
einheitlichen  rhythmischen  Technik  ein  Gebiet  durch  den  neu 
geschaffenen  Dialogoctonar,  während  der  iambische  Septenar  ein- 
fach seinen  bisherigen  Besitz  behauptete. 

Dabei  wurde  auf  keine  Gebrauchsweise  verzichtet,  die  bereits 
im  Griechischen  es  zu  irgend  einer  typischen  Form  gebracht 
hatte,  wie  sich  denn  neben  verschiedenen  anapästischen  minder 
zahlreiche  trochäische  und  iambische  Dimetersysteme  erweisen 
lassen.  Erweitert  hat  sich  Gebrauch  und  Ethos  besonders  bei 
den  Anapästen,  denen  auch  der  grösste  Antheil  an  den  neu  ge- 
schaffenen metrischen  Formen  zugefallen  war.  Hier  hat  die  ein- 
heitliche rhythmische  Technik  ein  eigenartiges  Gebilde  geschaffen, 
indem  sie  von  den  Katalexen  denselben  Gebrauch  machte,  wie 
im  aviöov  yivog,  ein  Typus,  der  uns  in  dem  wohigeluugenen 
Fiuale  der  Bacchides  vorliegt;  dessen  Katalexen  haben  durchaus 
nichts  gemein  mit  denen  der  griechischen  Klageanapästen,  son- 
dern überhaupt  kein  griechisches  Vorbild.  Dazu  kommt  der 
gleichfalls  höchst  wirkungsvoll  stichisch  gebrauchte  Octonar,  etwas 
ganz  anderes  als  die  griechischen  Dimetersysteme,  für  den  das 
stil-  und  wirkungsvollste  Beispiel  die  erste  Scene  des  vierten 
Actes  des  Plautinischen  Trinummus  bleibt,  die  wir  desshalb  aus- 
führlicher behandelten. 

Endlich  der  bacchiische  Rhythmus  ist  in  seinen  metrischen 
Formen,  wie  wir  im  zweiten  Haupttheile  sahen,  wesentlich  be- 
reichert worden,  wenn"  auch  nicht  in  dem  Grade,  wie  die  Ana- 
pästen. Vor  allem  verlor  er  die  grosse  Schwerfälligkeit,  die  er 
vermöge  seiner  metrischen  Form  im  griechischen  Drama  hatte. 
Bei  dieser  Versart  war  wieder  die  Wirkung  der  einheitlichen 
rhythmischen  Technik  am  grössten.  Im  griechischen  Drama  gar 
nicht  in  <svvt%r]s  gv^^oTCoua  angewandt,  sondern  gewöhnlich  nur 
bis  zu  höchstens  fünf  Takten,  wird  er  von  den  römischen  <5i>0^o- 
noioC  nicht  bloss  in  einfacher  stichischer  Folge  bis  zu  40  Takten 
mit  wenigen  Unterbrechungen  ausgedehnt,  wie  Poen.  210,  son- 
dern auch  in  katalektischen  Perioden  sowie  in  sog.  continuatio 
numeri  gestaltet,  wie  wir  bereits  in  frühereu  Abschnitten  erläutert 
haben,  und  wurde,  wie  wir  in  deu  folgenden  Abschnitten  hervor- 


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470 


Rhythmik.    I.  Kiemente  der  Rhythmik. 


heben  werden,  in  allen  sonst  üblichen  Compositionsarten  durch- 
geführt.1) 

So  haben  wir,  wenn  auch  nur  in  mehr  aphoristischer  Form, 
versucht  darzulegen,  wie  weit  die  einzelnen  Rhythmengattungen 
und  Versarten  derselben  in  Gebrauch  und  Ethos  dem  griechischen 
Vorbilde  entsprachen  und  in  welchen  Fällen  eine  Erweiterung 
oder  Verschiebung  in  Folge  der  einheitlichen  metrischen  Be- 
handlung in  dieser  Hinsicht  eingetreten  ist.  Dabei  hat  sich 
herausgestellt,  dass  die  metrisch  in  ihren  Formen  vielfach  be- 
reicherten, von  den  localen  Traditionen  Attikas  befreiten  Rhyth- 
men, wenn  sie  auch  ihr  Ethos  bewahrten,  in  Folge  einer  einheit- 
lichen rhythmischen  Technik,  d.  h.  dadurch,  dass  man  die  nur 
in  einem  oder  dem  andern  Rhythmengeschlechte  üblichen  Com- 
positionsarten in  allen  durchführte,  vielfach  auch  neue  rhyth- 
mische Formen  ausbildeten,  ja  dass  auf  diese  Weise  ein  ganz 
neuer  Rhythmus  in  die  6vv£%ri$  Qv&uoTtoua  eingeführt  wurde. 
Darnach  können  wir  die  Betrachtung  über  die  verschiedenen 
Compositionsarten  wieder  da  aufnehmen,  wo  wir  sie  verlassen 
haben.  Denn  diese  Erörterung  über  Wirkung  und  Gebrauch  der 
einzelnen  Rhythmen  sollte  uns  zugleich  auch  eine  Vorbereitung 
sein  zum  Verständniss  der  schwierigeren  und  complicirteren  Can- 
tica  des  römischen  Dramas.  Mit  den  bisher  betrachteten  Bil- 
dungen des  Systems  und  der  ununterbrochenen  Taktfolge  sowie 
den  katalektischen  Compositionsarten  haben  wir  neben  dem  im 
Dialog  herrschenden  stichischen  Aufbau  der  Scenen  nur  erst 
einen  Theil  dieser  Cantica  erklärt. 


1)  In  einer  Stelle  ist,  wie  wir  oben  sahen,  S.  384,  in  der  uns  aus  dem 
Alterthum  überlieferten  amuCüiOig  eine  bacebiisehe  Partie  mit  der  Bezeich- 
nung i)V  überliefert,  und  man  könnte  darin  vielleicht  eine  unverfälschte 
Uebcrlieferung  finden  wollen,  nach  der  die  römischen  Dramatiker,  wie  hie 
mit  Consequenz  alle  rhythmischen  Stilarten  im  üaeehius  zur  Anwendung 
brachten,  auch  einen  vielleicht  vereinzelt  gebliebenen  Versuch  gemacht 
hätten,  wie  er  für  trochüische  Septenare  unserer  Ansicht  nach  an  mehreren 
Stellen  bezeugt  wird.  Allein  es  ist  dies  gerade  eine  Partie,  wo  die  Bac- 
chien  in  ununterbrochener  mit  Kretikern  combinirter  Taktfolge  stehen  und 
dadurch  wohl  der  indische  Charakter  der  Stelle  erwiesen  wird.  Auch  ist 
die  äussere  Gewähr  für  diese  Ueberlieferung,  nur  eiue  Handschrift,  wo  du^o 
eidem  Cy  ergänzt  werden  kann,  ziemlich  gering. 


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II.  Die  rhythmische  Metabole 


l.    Mexaßolij  xat  üvzi&eoiv. 

Uebrig  bleibt  die  grosse  Zahl  derjenigen  Cantica,  in  denen 
irgend  ein  Wechsel  des  Rhythmus  eintritt.  Auch  hier  werden 
wir  zu  untersuchen  haben,  was  die  romischen  Dramatiker  nach 
dem  griechischen  Vorbilde  schufen,  selbstverständlich  innerhalb 
der  Schranken,  die  uns  das  überlieferte  Material  auferlegt. 

Zunächst  weicht  die  alte  Theorie1)  über  die  netaßoXri  qv&hixi} 
erheblich  von  der  modernen  über  den  Taktwechsel  ab,  insofern  u.  a. 
auch  schon  der  Uebergang  von  einem  aufsteigenden  Verse  zum 
fallenden  in  derselben  Rhythmengattung,  also  vom  Iambus  zum 
Trochäus,  vom  Bacchius  zum  Creticus  und  umgekehrt  als  Takt- 
wechsel genommen  wird.  Dies  -hatte  bei  den  Alten  seine  volle 
Berechtigung,  da  diese  den  sog.  Auftakt  nicht  durch  den  Takt- 
strich abtrennten,  ein  Verfahren,  dem  auch  ein  tieferer  Unter- 
schied entsprechen  mochte.  Denn  auch  in  unserer  Musik  giebt 
es  Compositionen,  in  denen  sozusagen  der  Auftakt  in  jedem  Takte 
sich  wiederholt,  wenn  das  auch  nicht  äusserlich  in  der  Noten- 
schrift zur  Anschauung  kommt.  Diese  Art  allein  aber  entspricht, 
wenn  wir  die  antike  Theorie  cousequent  nehmen,  dem  alten 
Iambus  u.  s.  w.  Wechseln  nun  so  gebildete,  als  iambisch  durch- 
geführte Verse  mit  einem  Trochäus,  so  kann  man  recht  wohl 
von  einem  wirklichen  Taktwechsel  reden.  Diesen  besondern  Fall 
der  finaßolij  bezeichnete  die  rhythmische  Theorie  der  Griechen 
mit  ^EtaßoXij  tx  zwv  ccvTiftitiu  ÖiectptQvvxcov  eig  «AAtjAui^  oder 
kurz  niraßoXr]  xar  ärrifttöiv. 

1)  Vgl.  Franz  Susemihl,  De  fontibus  rhytbmicae  Aristiili»  (juintiliani 
doetrinae.  lud.  schul.  Gryphisw.  hib.  lHtiG  p.  12  Htjq.,  wo  nicht  bloas  die 
Stollen  der  CJuellensehriftateller  besprochen,  fondern  auch  die  neuere  Lite- 
ratur angeführt  wird.  Ausserdem  Ii.  Westphal,  Rhythmik  1  S.  234,  ausführ- 
licher Rhythmik2  §  62. 


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i 


472 


Kliytlunik.    II.   Die  rhythmische  Mctabole. 


Eine  zweite  Abweichung  derselben  Lehre  von  der  modernen 
Musiktheorie  besteht  in  der  ^exaßoXt]  xax*  dyayrjv,  d.  h.  dem 
Wechsel  des  Tempos,  der  ja  vielfach  sich  mit  den  übrigen  Arten 
der  ^exaßoXi]  vereinigen  mochte,  aber  nach  der  alten  Theorie  auch 
schon  für  sich  allein  zur  gv&^ixrj  fiexaßoXt]  gerechnet  wurde, 
während  unsre  Musiker  auch  das  noch  nicht  für  Taktwechsel 
nehmen. 

Eine  dritte  Art  rhythmischer  pexaßoXrj  im  Sinne  der  Alten 
gilt  gleichfalls  bei  uns  nicht  als  wirklicher  Taktwechsel,  nämlich 
wenn  die  Composition  an  der  einen  Stelle  monopodisch,  an  der 
andern  dipodisch  gemessen  wird. 

Diese  beiden  zuletzt  angeführten  Arten  der  Metabole  hat  das 
römische  Drama  sicher  auch  gekannt.  Die  Tripodien  und  Penta- 
podien  unter  den  Dimetern  und  längern  Versen  deuten  wohl  darauf 
hin,  dass  auch  diese  dritte  Art  vertreten  war.  Allein  wir  wissen 
in  keinem  Falle  genau,  ob  wirklich  monopodische  Messung  oder 
Brachykatalexis,  in  Hephaestion's  Sinne,  vorliegt.  Desshalb  ist 
uns  diese  letzte  Art  der  Metabole  nicht  sicher  nachweisbar.  Das- 
selbe gilt  natürlich  auch  von  der  zweiten  Art,  da  uns  jede  Nach- 
richt über  verschiedenes  Tempo  bei  gleichem  Rhythmus  fehlt 
Demnach  kommt  von  diesen  drei  Arten  nur  die  zuerst  genannte 
ix  xav  dvxi&daei  diayeQovxav  in  Betracht,  wenn  sich  auch  da- 
neben die  zweite  vermuthen  lässt. 

Die  Wirkung  der  Metabole  beschreibt  Aristides  (s.  Westphal, 
Rhythmik3  S.  227  fg.)  folgendermassen:  01  fiev  iq?  evbg  ydvovg 
^dvovxeg  (nämlich  xav  Qvfrpc&v)  rjxxov  xivovöiv,  ot  de  pexa- 
ßdXXovxeg  eig  exega  ßiaiag  dvftdXxovai  xr)v  tyvxrjv  sxdcxi] 
öia<poga,  itagdnsöftai  xe  xal  bpoiovodat,  xf]  zoixtXia  xaxavay- 
xd^ovxtg.  dib  xdv  xaig  xivfoeCi  xcüv  dgxrjgiäyv  aC  xo  per  eldog 
xavxb  xrjgovöai,  negl  de  xovg  XQvvovg  fxiXQav  noiovpevoi  diatpogav 
xagaxoadetg  [idv,  ov  [irjv  xivdvvmdetg'  at  de  ijxot  Xiav  itagaXdx- 
xovöai  xolg  %Qovoig  r)  xal  xd  ydvij  pexaßdXXovOai  (poßegaC  xd  eiöi 
xal  oXd&gtoi.  ev  ye  pi]v  xaig  nogeiaig  xovg  p.ev  evfirjxt}  xe  xal 
loa  xaxd  xbv  OTiovdelov  ßaivovxag  xoöptovg  xs  xb  r)&og  xal  dv- 
dgei'ovg  dv  xig  evgof  xovg  dl  evptjxi]  pdv,  uviGa  de  xaxd  xovg 
xaoxuiovg  r)  nai'fovag,  &eg(ioxdgovg  xov  Ödovxog'  xovg  öl  i'o~a  [idv, 
ItiXQtt  de  Xiav  xaxd  xbv  nvggtx'ov,  xaneivovg  xal  dyevelg'  xovg 
de  ßgax*  *ai  aviaov  xal  tyyvg  dXoyiag  änaöiv  dxdxxag 
XQ(o^idvovg  ovde  x?)v  diüvoiav  xa&eöxcHxag,  %aga<pogovg 
de  xaxuvoijöet,g. 


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1.    MttaßoXj)  x«r'  ccvtifttotv. 


473 


Daraus  folgt  nun,  dass  schon  die  aeraßoXr]  xat  avxfö&Oiv 
die  ausgesprochene  Wirkung  des  ßtaiog  äv&tXxeiv  xi\v  tyvnr\v 
gehabt  hat.  Auch  in  der  römischen  ComÖdie  lässt  sich  dieses 
Ethos  bei  dieser  Erscheinung  wahrnehmen.  Wir  haben  eine 
solche  Metabole  besonders  häufig  in  den  Terenzischen  Cantica, 
die  ja  fast  ausschliesslich  aus  Iamben  und  Trochäen  bestehen. 
Wir  begnügen  uns  aus  Terenz  ein  solches  Canticum  anzuführen, 
wo  die  von  den  griechischen  Theoretikern  beschriebene  Wirkung 
klar  vorliegt,  Ad.  III,  1  u.  2. 

In  der  ersten  Scene  des  dritten  Actes  der  Adelphen  tritt 
Sostrata  mit  ihrer  Dienerin  Canthara  auf  und  zeigt  sich  sehr  be- 
unruhigt über  die  nahe  bevorstehende  Niederkunft  ihrer  Tochter. 
Es  ist  ein  kleines  Canticum,  beginnend  mit  einem  trochäischen 
Septenar,  dem  sich  in  continuatio  numeri  iambische  Octonare 
anreihen.  Zum  Schluss,  wo  Canthara  mit  ihrem  Tröste  einiger- 
massen  durchdringt,  stehen  vier  trochäische  Septenare  295—208. 
Einmal  aber  haben  wir  die  iietaßokrj  xaz'  ävtfösöiv  bei  V.  292, 
der  nach  iambischen  Octonaren  trochäisch  einsetzt.  Es  ist  gerade 
der  Moment,  wo  Sostrata  sich  ihrer  hilflosen  Lage,  ihrer  gänz- 
lichen Verlassenheit  klar  bewusst  wird: 

Me  miseram  :  neminem  habeo  :  solae  sdmus.  Geta  autem  hie 

nön  adest: 

Nec  quem  ad  obstetneem  raittam,  nee  qui  arcersat  Aeschinuin, 

wo  Guy  et  und  Bentley  den  Effect  zerstören,  wenn  sie  Nec  est 
quem  mit  iambischem  Eingang  schreiben  wollen. 

Doch  noch  instruetiver  ist  die  folgende  Monodie  des  Geta. 
Diesen  schildert  der  Dichter  im  Gegensatz  zu  dem  verweichlichten 
Orientalen  Syrus  als  einen  ächten  Nordlaudstypus,  edel,  brav, 
rechtschaffen,  arbeitsam,  aber  leicht  in  eine  Art  furor  zu  bringen, 
der  jedoch  bald  wieder  verraucht  (vgl.  v.  312  dum  aegritudo  haec 
est  reeens).  Er  glaubt  bei  Aeschinus  Untreue  gegen  die  Tochter 
seiner  Herrin  bemerkt  zu  haben  und  betritt  in  grösster  Auf- 
regung die  Bühne.  Es  mag  ja  auch  die  \ittaßoXr\  xeez'  äyayrjv 
hier  eine  bedeutsame  Rolle  gespielt  haben;  die  für  uns  erkenn- 
bare {lEtaßoXy  jedoch,  auf  der  die  Hauptwirkung  beruht  haben 
inuss,  ist  die  xar  ävxfötGiv.  Denn  das  Gedicht  besteht,  abgesehen 
von  zwei  iambischen  Dimetern,  die  iambische  Perioden  abschliessen, 
lediglich  aus  iambischen  Octonaren  und  trochäischen  Septenaren 
in  einer  allerdings  ziemlich  durchsichtigen  Anordnung: 


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474  Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 

Nunc  lllud  est,  quoin  si  ömnia  omnes  stfa  consilia  cönferant 
Atque  huic  malo  saliitem  quaerant,  atfxili  nihil  adf'erant,  300 
Quod  mihique  eraeque  ffliaeque  enlist   vae  miserö  mihi: 
Tot  res  repente  circuuivallant,  tfnde  emergi  nön  potest: 

Vis  egestas  iniustitia  sölitudo  infämia. 
Höcine  saecluni!  o  sceHera,  o  genera  sacrilega,  o  hominem 

impiuni. 

::  Me  nnseram,  quidnamst,  quöd  sie  video  tinriduni  et  prope- 

rantem  Getam?  305 
::  Quem  neque  fides  neque  iitsiurandum  neque  illum  miseri- 

cördia 

Repressit  neque  reflexit  neque  quod  pärtus  instabat  prope, 
Quoi  imserae  indigne  per  vim  vitium  intulerat ::  Non  intellego 
Satis  quae  loquitur.  : :  Pröpius  obsecro  äccedamus,  Söstrata. : :  Ah. 

Me  miseruru,  vix  sum  cöinpos  animi,  ita  ardeo  iraciindia.  310 
Nihil  est  quod  malim  quam  l'llam  totam  familiam  dari  mi 

öbviam , 

Ut  ego  haue  iram  in  eos  evomam  oninem,  dum  aegritudo 

haec  est  recens. 

Satis  mihi  id  habeam  stipplici :  *) 

Seni  aniinani  primum  exstinguerem  ipsi,  qui  lllud  produxit 

scelus. 

Tum  ante'ui  Syrum  impuls^rem,  vah,  quibus  llluin  lacerareni 

modis!  315 

Sublimem  medium  primum  arriperem  et  capite  in  terram  sta- 

tuereni, 

Ut  cerebro  dispergat  viam. 

Adulescenti   ipsi   eriperein   oculos,  post  haec  praecipitein 

darem. 

Oeteros  ruerem  agerem  raperem  tunderem  et  prostemerem. 

Sed  cesso  eram  hoc  malo  i'mpertire  propere?  ::  Revocemüs. 

Geta.  : :  Hern.  320 
Nach  seiner  ganzen  Anlage  zu  urtheilen  wird  wohl  das  Ge- 
dicht durchweg  in  sehr  beschleunigtem  Tempo  gehalten  gewesen 
«ein,  ganz  natürlich  aber  mag  bei  303.  304  und  319.  320  eine 
fieraßokrj  xaz  äycoyiiv  eingetreten  sein,  was  wir  jedoch  nicht 
wissen.  Sicher  ist,  dass  an  der  Stelle,  wo  Geta  seiner  Wuth  be- 
sondern  Ausdruck  giebt,  wir  eine  ^fra(iokfj  xat'  ctVTtöetfiv  haben, 


1)  Uobur  «litbon  vun  IJcuth)  ln.rgei>U-liku  Diineter  s.  oben  6.  168. 


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1.     MtTC(ßoh)   %Ctt'  KVtC&HHV. 


475 


da  der  herrschende  ianibische  Rhythmus  iu  den  trochäischen  um- 
schlägt, nämlich  V.  303,  wo  er  in  wahrem  Wuthausbruche 
Aeschinus'  Verbrechen  ausspricht  und  ähnlich  wie  vorher  Sostrata 
der  Dürftigkeit  und  Verlassenheit  seiner  Familie  gedenkt,  und 
V.  318,  wo  er  erklärt  dem  jungen  Verräther  die  Augen  ausreissen 
uud  sonst  alle  vernichten  zu  wollen.  Die  Unthat  des  Aeschinus 
erzält  dann  Geta  seiner  Herrin  in  neun  trochäischen  Septenaren. 
Sobald  aber  Sostrata  von  Aeschinus'  Untreue  sicher  überzeugt  ist 
und  ihrerseits  mit  Ah  |  me  miseram  etc.  V.  330  in  bittere  Klagen 
ausbricht,  tritt  wieder  fierccßoXrj  xaz*  avxifrtGw  ein,  indem  in 
iara bischen  Octonaren  gesprochen  wird,  die  nun  in  regelrecht 
stichischer  Folge  bis  ans  Ende  der  Scene  laufen. 

Ganz  die  gleiche  Wirkung  hat  die  ctvtfötöig  in  der  Monodie 
des  Pamphilus,  der  sich  in  derselben  Stimmung  wie  Geta  befindet, 
Andr.  I,  5,  und  Überhaupt  in  sehr  vielen  Terenzischen  Canticis. 

Aber  auch  bei  Plautus  finden  sich  Belege  für  diese  pera- 
(ioXij  (Sufyuxf/,  die  in  den  neuem  Ausgaben  zum  Theil  mit  Unrecht 
durch  Conjecturen  beseitigt  sind.  Anerkannt  ist  sie  jetzt  allge- 
mein z.  B.  Bacch.  IV,  1.  Der  Monolog  des  Chrysalus  verläuft  im 
ersten  Theile  iambisch,  nämlich  in  20  und  8  Octonaren,  V.  925 — 
944  und  945 — 952,  dann  folgt  eine  trochäische  Continuation  im 
Umfange  von  16  Dipodien,  V.  953—956.  Den  Schluss  bildet  eine 
grossere  imbische  Reihe  in  freier,  aber  ununterbrochen  fortlau- 
fender Taktfolge  V.  971—978,  bestehend  aus  einem  iambischen 
hyperkatalektischen  Octonar,  einem  trochäischen  Septenar  und 
sechs  iambischen  Octonaren.  Der  vorletzte  Theil  aber,  V.  957  — 
970,  eine  grössere  Partie  Laugverse,  mit  einem  Dimeter  als 
Clausel,  bietet  wiederholt  die  fieraßokrj  xat'  avtfötOiVi  da  zuerst 
auf  sechs  ianibische  Octonare  zwei  trochäische  Septenare,  sodann 
auf  vier  ianibische  Octonare  ein  trochäischer  Septenar  folgt.  Frei- 
lich ist  hier  die  Wirkung  nicht  so  significant,  wie  in  dem  Te- 
renzischen Canticum. 

Aehnlich  gehalten  ist,  Ainph.  250—262,  Sosias  Erzählung 
von  den  Kriegscrt'olgen,  der  Flucht  der  Feinde  und  dem  Siege  der 
Seinigen,  die  sich  an  die  oben  S.  464  unter  den  kretischen  Ge- 
dichten erwähnte  Kampfschilderung  anschliesst.  Denn  V.  253  ist, 
wie  wir  oben  S.  159  sahen,  in  der  richtig  verstandenen  Ueber- 
lieferung  ein  trochäischer  Septenar  nach  vier  iambischen  Octo- 
naren; ebenso  lässt  sich  V.  259  trochäisch  messen,  wie  auch 
V.  254,  vielleicht  auch  252,  sodass  hier  zwei  bis  drei  trochäisehe 


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476 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


Verse  hinter  einander  ständen,  wie  in  Geta's  Monodie.  An  diesen 
beiden  Stellen  finden  wir  zwei  wichtige  Momente  nicht  unwirk- 
sam unter  Anwendung  der  fLStaßoXrj  xax*  ctvzL&etiiv  hervorge- 
hoben, nämlich  den  langwierigen  Kampf  und  die  allgemeine  Unter- 
werfung der  Feinde: 

Haec  Uli  est  pugnäta  pugna  üsque  a  mani  ad  vesperum  und 
fn  ditioncm  atque  in  arbitratum  cuucti  Thebanö"  poplo. 

Nach  diesem  Canticum  des  Sosia  kommt  die  bereits  oben 
S.  456  erwähnte  lange  trochäische  Septenarscene  zwischen  Mercur 
und  Sosia. 

Auf  dieser  peTaßoXrj  x«r'  avtföeötv  beruht,  wie  gesagt, 
wesentlich  die  Wirkung  des  grössten  Theiles  der  iambisch-tro- 
chäischen  Cantica,  besonders  der  Terenzischeu  Monodien,  was  wir 
hier  nicht  ins  Einzelne  verfolgen,  spater  in  anderm  Zusammen- 
hange wiederholt  berühren.  Hervorheben  wollen  wir  hier  noch, 
dass  selbst  die  Monodie  der  Bromia,  Amph.  1053—1071,  abge- 
sehen von  einer  einzigen  Stelle,  wo  wirklicher  Taktwechsel  ein- 
tritt, nur  die  ^ezaßok^  xaz'  avrtöeoiv  aufweist  und  doch  einen 
fast  ebenso  erregten  Ton  anschlägt,  wie  die  oben  als  Beispiel 
ausgehobene  Terenzische  Monodie  des  Geta.  Von  andern  Plauti- 
nischen  Beispielen  weisen  wir  hier  nur  auf  Epid.  1—66.  Stich. 
II,  1.  Poen.  V,  4  hin.  Anderes  bringt  der  nächste  und  vierte  Ab- 
schnitt in  grösserem  Zusammenhange  zur  Besprechung. 

Wir  finden  es  nach  allen  unsern  bisherigen  Beobachtungen 
selbstverständlich,  dass  die  römischen  Dramatiker  diese  Art  der 
Metabole  nicht  auf  das  iambisch-trochäische  Rhythmengeschlecht 
beschränkt  haben.  Eine  solche  zwischen  Daktylen  und  Anapästen 
ist  bei  der  Seltenheit  der  ersteren  nicht  nachweisbar;  dagegen 
erscheint  sie  bei  Kretikern  und  Bacchien.  Wir  erinnern  hier  nur 
au  die  bereits  S.  466  erwähnten  vorwiegend  kretisch-bacchiischen 
Partien  im  ersten  Acte  des  Rudens;  vorzüglich  an  die  letzte 
Sceue  dieses  Actes  (258—280),  die  mit  Bacchien  einsetzt,  dann 
unter  Vermittelung  alloeometrischer  Reihen  (263.  265),  der  auch 
sonst  in  kretischen  Gedichten  häufigen  trochäischen  Tripodien  und 
eiues  katalektischen  iambischen  Dimeters,  in  Kretiker  übergeht, 
mit  V.  278  an  einer  auffallend  pathetischen  Stelle,  in  der  Pa- 
laestra  ihre  gänzliche  Hilflosigkeit  schildert,  in  sehr  wirksamer 
Weise  wieder  bacchiisch  wird  ohne  Vermittelung  alloeometrischer 
xc5A«,  die  nur  im  Schlusstheile  282—289  in  grösserer  Zahl  vor- 
kommen. 


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2.  Die  Epimixis  alloeometrischer  Reihen. 


477 


Ein  zweiter  gleicher  Fall  liegt  ibid.  204  vor,  durch  Katalexis 
vermittelt.  Noch  ein  anderes  Beispiel  für  die  avri&saig  im  he- 
raiolischen  Rhythmus  bietet  Rud.  664  — 681 b,  ein  Gedicht,  das  trotz 
der  Verstümmlung  von  V.  666  fgg.,  abgesehn  von  V.  675  und  676, 
von  denen  wenigstens  der  zweite  wohl  eine  alloeometrische  Reihe 
bildet,  sich  als  rein  kretisch-bacchiisches  darstellt  mit  wieder- 
holter Anwendung  der  fieraßoXij  xat  uvxtöeGiv.  Aehnlich  ist 
Pseud.  1330  —  fin.  componirt.  Dagegen  Men.  571  fgg.  bilden  eine 
bacchiisch-kretische  Continuation,  was  schon  daraus  hervorgeht, 
dass  auch  die  Bacchien  so  rein  gehalten  werden,  wie  sonst  nur 
die  Kretiker. 

Wir  glauben  mit  diesen  Zusammenstellungen,  die,  wie  wir 
wiederholt  andeuteten,  sich  beliebig,  besonders  aus  Terenz,  ver- 
mehren lassen,  erwiesen  zu  haben,  dass  die  per aßo kr\  ocar  avti- 
&£6w  mit  der  Wirkung,  wie  sie  die  Theorie  und  Praxis  im  grie- 
chischen Drama  anerkennt,  auch  der  römischen  Bühne  eigen  ge- 
wesen ist,  aber  ebenso  auch,  dass  dieselbe  nach  dem  Princip 
einer  einheitlichen  rhythmischen  Technik  bei  den  römischen  See- 
nikern  von  den  Iamben  und  Trochäen  auf  die  Bacchien  und  Kre- 
tiker übertragen  worden  ist. 

2.  Die  Epimixis  alloeometrischer  Reihen. 

Von  den  rhythmischen  (ietaßoXa(  bleibt  uns  noch  eine  Art 
übrig  zu  betrachten,  das  ist  der  auch  von  der  modernen  rhyth- 
mischen Theorie  als  wirklicher  Taktwechsel  anerkannte  Ueber- 
gang  von  einem  dreizeitigen  in  einen  fünfzeitigen  Takt  oder  in 
irgend  eine  andre  Taktart,  vgl.  Westphal's  Rhythmik2  S.  687  fgg. 
Dies  ist  auch  für  uns  die  eigentliche  Metabole,  d.  i.  transitus  in 
aliud  genus  rhythmi,  wie  Quintilian,  instit.  or.  9,  4,  50  sagt. 
Trotzdem  dürfen  wir  nicht  schlechthin  jedem  solchen  Rhythraus- 
wechsel  ohne  Weiteres  die  Eigenschaft  beilegen,  die  Aristides  in 
der  oben  angeführten  Stelle  ausführlich  beschreibt,  dass  sie  unser 
Gemüth  gewaltsam  hin-  und  hertreibe.  Diese  Definition  in  ihrer 
Allgemeinheit  wird  auch  nicht  durch  das  griechische  pikog  be- 
stätigt, sondern  es  gab  auch  Taktwechsel,  bei  dem  man  sich  noch 
nicht  gleich  in  einer  peinlichen  Stimmung  fühlte,  nicht  in  heftig 
pulsirende  Bewegung  versetzt  wurde  oder  gar  in  denselben  krank- 
haften Zustand  gerieth,  in  dem  die  Pulsschläge  sich  in  ungleichen 
Zeiträumen  bewegen,  wie  Aristides  dies  so  schön  ausgemalt  hat; 


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478 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


doch  betont  er  ausdrücklich  die  noixikca.  Einen  einmaligen  Takt- 
wechsel also,  eine  Einfügung  alloeoinetrischer  Glieder  wandte 
das  griechische  Drama  sehr  häufig  an,  ohne  gleich  die  erschüt- 
ternden Wirkungen  des  Taktwechsels  zu  beabsichtigen.  Es  sind  dies 
die  sog.  proodischen  und  epodischen  xmla  der  Perioden  des  grie- 
chischen pekog,  zu  denen  man  noch  vielfach  mesodische  Reihen 
annimmt.  Ehe  wir  uns  also  ein  Bild  von  der  gewaltigen  Wirkung 
des  von  Aristides  beschriebenen  Taktwechsels  machen  können, 
haben  wir  diese  proodischen  und  epodischen  Glieder  zu  behandeln. 
Möglich,  dass  auch  hierfür  die  antike  Theorie  die  Bezeichnung 
einer  besondern  Metabole  hatte;  pttaßoki}  xata  gv^fioitouag  öt'öiv 
scheint  jedoch  eher  auf  den  bereits  erwähnten  Wechsel  zwischen 
dipodisch  und  monopodisch  gemessenen  Reihen  zu  gehen;  Bacchius 
ist  an  der  Stelle,  wo  er  diese  petaßolri  erklärt,  jedenfalls  lücken- 
haft, p.  14  orav  okog  6  qv&iios  xatcc  ßdaiv  ij  xktcc  öinoöiai'  ßaC- 
vi\xai  (oder  ytvrjvm). 

Doch  mag  diese  Art  Taktwechsel  eine  bestimmte  Bezeich- 
nung in  der  rhythmischen  Theorie  der  Alten  gehabt  haben  oder 
nicht,  so  viel  steht  aus  der  griechischen  Praxis  fest,  dass  sie  eine 
ganz  andre  Wirkung  hatte  als  der  eigentliche  Taktwechsel,  eine 
weniger  innerliche  und  tiefe.  Denn  die  Beimischung  alloeometri- 
scher  Reihen  am  Anfang  oder  Ende  der  Strophen  oder  Perioden 
ist  mehr  äusserlich  metrischer  Natur,  dient  mehr  docorativen 
Zwecken,  beruht  auf  einem  mehr  formalen  Princip.  Es  soll  der 
die  Strophe  beherrschende  Rhythmus  von  einem  andersartigen 
abgehoben  und  so  in  seiner  eigensten  Wirkung  hervorgekehrt 
werden  oder  was  sonst  noch  für  formale  Momente  in  jedem  ein- 
zelneu Falle  massgebend  gewesen  sein  mögen. 

Es  ist  kaum  nöthig,  diesen  bekannten  und  weit  verbreiteten 
Gebrauch  proodischer  und  epodischer  Glieder  mit  griechischen 
Beispielen  zu  belegen,  deren  jede  griechische  Metrik  in  Menge 
giebt.  Hier  also  nur  Einzelnes,  was  für  verschiedene  auch  im 
römischen  Drama  gebrauchte  alloeometrische  Glieder  vorbildlich 
gewesen  ist.  Wir  müssen  auch  hier  auf  das  ältere  Drama  zurück- 
gehen, da  uns  aus  der  neuern  attischen  Comödie  keine  voll- 
ständigen Strophen  erhalten  sind. 

Solche  alloeometrische  Glieder  erscheinen  meist  als  wirkliche 
epodische  oder  proodische  Verse  am  Ende  oder  Eingang  der 
Strophen.  Z.  B.  in  fast  sämmtlichen  iambischen  und  trochäisehen 
Chorstrophen  von  Aeschylus'  Agaraemuon  treten  logaödische  Verse 


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2.  Die  Epimixis  aUoeometriachcr  Reihen.  479 

epodisch  an  u.  a.,  was  die  Rossbach- Westphal'sche  Metrik  bei  den 
einzelnen  Strophengattungen  immer  besonders  hervorhebt.  So 
wird  Aristophanes  ran.  875—884  eine  durchweg  daktylisch  ge- 
haltene Strophe  mit  einem  iambischen  katalektischen  Dimeter  ab- 
geschlossen japff  TCQog  iQrov  ij<fy,  ibid.  814—817  mit  einem 
trochäischen  Dimeter  o^axa  ötQoßrjöeTai;  ähnlich  ist  Sophokles 
Oed.  Col.  235  nach  einer  daktylisch-anapästischen  Continuatio  ein 
katalektischer  iambischer  Dimeter  angefügt  ificl  itokei  itQotdfrjg, 
oder  umgekehrt  auf  Trochäen  folgt  ein  logaödisches  Glied,  wie 
Aesch.  Eum.  360,  ähnlich  auf  Iamben  Sept.  756  u.  v.  a.   In  seinen 
dochmischen  Strophen  hat  Aeschylus  das  Princip  mit  alloeoine- 
trischen  Epodika  zu  schliessen  ausnahmslos  befolgt,  vgl.  Ver- 
fasser, de  ninnero  dochmiaco  p.  8  und  Bursian-Miiller's  Jahres- 
bericht, 36.  Bd.,  S.  383.  Ein  päonisches  Strophenpaar  schliesst 
mit  einem  dochmischen  Trimeter  Sept.  156  u.  a. 

Ebenso  unbestreitbar  ist  die  Verwendung  alloeometrischer 
Verse  als  Proodika  in  den  verschiedenen  Strophen;  so  z.  B.  in 
den  Strophen  des  Euripideischen  Orestes,  140.  316  und  vielfach 
anderwärts,  was  wir  nicht  weiter  zu  erörtern  brauchen. 

Eine  besondre  Art  endlich  ist  es,  das  epodische  Glied  nicht 
zum  Schlussvers  der  Strophe  zu  machen,  sondern  zum  itaQazt- 
Xivxov.  Diese  Gepflogenheit  findet  man  z.  B.  in  Euripides'  Orestes. 
Man  betrachte  z.  B.  den  Bau  von  Or.  316— 331  ==  332— 347.  Ein 
Strophenpaar  bildet  proodisch  einen  päonischen  Langvers,  dann 
folgen  dochmische  Dimeter  und  Trimeter,  beziehentlich  Mono- 
meter  bis  328  =  344,  das  naQuttUvzov  ist  ein  katalektisches 
iambisches  xcoXov,  dem  als  eigentlicher  Schlussvers  noch  ein  doch- 
mischer  Trimeter  folgt.  Ebenso  kommt  es  vor,  dass  der  alloeo- 
metrische  Theil  nicht  als  erster  Vers  der  Strophe  erscheint 
sondern  als  zweiter,  dem  ein  Vers  des  die  ganze  Strophe  be- 
herrschenden Rhythmus  vorausgeht,  so  Or.  166  fgg.  ==  187  fgg. 
Hier  beginnt  ein  dochmischer  Dimeter  die  Periode,  dann  treten 
iambische  Glieder  ein,  bis  der  dochmische  Rhythmus  wieder  zur 
Herrschaft  kommt  von  174=  l<»f>  an. 

Aus  Aristophanes  führen  wir  noch  beispielsweise  an,  equ. 
616—623  =  683-  600,  wo  ein  päonisches  Gedicht  mit  einem 
brachykatalektischen  trochäischen  Septenar  als  proodisches  Glied 
eingeleitet  und  mit  einem  trochäischen  System  als  Epode  abge- 
schlossen wird;  ähnlich  ist  Ach.  971  fgg.  ein  päonisches  Gedicht 
mit  epodischem  trochäischen  Septenar  11.  v.  ä. 


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480 


Rhythmik.   II.  Die  rhythmische  Metabole. 


Dies  mag  genügen,  um  die  griechische  Art  zu  charakteri- 
siren,  alloeometrische  Theile  der  Strophe  proodisch  oder  epodisch 
beizumischen.  Für  unsern  Zweck  brauchen  wir  diese  Epimixis 
hier  nicht  weiter  zu  verfolgen.  Denn  es  geht  schon  aus  dem  An- 
geführten hervor,  dass  wir  einen  mehr  formalen  Rhythmuswechsel 
haben,  wie  wir  es  bezeichneten,  der  mit  der  Compositionsart  eng 
zusammenhängt.  Demnach  können  wir  auch  für  das  romische 
Drama  neben  der  gewöhnlichen  stichischen  Verbindung,  die,  wie 
wir  sahen,  in  einzelnen  Canticis,  vorzüglich  aber  im  Dialog  er- 
scheint, und  der  bereits  behandelten  systematischen  Bildung  und 
der  Art  die  aufsteigenden  und  fallenden  Takte  desselben  Rhyth- 
mengeschlechtes oder  verschiedenartige  Glieder  desselben  Vers- 
masses  in  ununterbrochener  Taktfolge  zu  vereinen  oder  im 
Gegentheil  die  rhythmische  Gliederung  durch  Schlusskatalexen 
hervortreten  zu  lassen,  auch  diese  Bildung  mit  stilgerechter  Epi- 
mixis alloeometrischer  Reihen  als  proodische  und  epodische  Theile 
der  Strophen  erwarten.  Für  dieselben  findet  sich  eine  grosse  An- 
zahl Beispiele,  deren  Betrachtung  wir  zugleich  benutzen,  um  eine 
Anzahl  Cantica  näher  zu  besprechen  nach  ihrer  ganzen  Compo- 
sition,  nicht  bloss  nach  diesen  proodischen  oder  epodischen  Versen 
allein,  wodurch  so  Manches  ergänzt  wird,  das  im  Vorausgehenden 
nur  kurz  erläutert  wurde.  Wir  berücksichtigen  vor  allem  Bacchien 
und  Kretiker,  weil  hier  die  alloeometrischen  Partien  am  deut- 
lichsten hervortreten. 

1.  Wir  beginnen  mit  dem  kleinsten  der  beiden  Terenzischen. 
Das  bacchiische  Canticum  Andr.  481 — 486  besteht  aus  vier 
Tetrametern  und  einem  iambischen  Dimeter  als  epodischem  Verse : 

Admic  Archiiis  quae  adsolent  quaeque  oportent  bis 
Quod  itfssi  ei  darf  bibere  et  quäntum  imperavi, 
epod.  Date  .  möx  ego  huc  revörtor. 

2.  Die  kretische  Monodie  Andr.  625 — 638  besteht  aus 
einem  System  engverbundener  Tetrameter,  da  man  an  der  Elision 
in  pessumum  in  |  Denegandö*  und  denegare.  j  Ibi  tum  eorum  keinen 
Anstoss  zu  nehmen  hat  und  V.  629  durch  die  Stellung  hömlnum 
genus  statt  genus  hominum  ein  Oreticus  erzielt  wird,  der  zwar 
singulär  ist,  aber  doch  principiell  nicht  zu  verwerfen,  da  auch 
Plautus  beide  Hebungen  zugleich  aufzulösen  wagt,  vgl.  Rud.  273 
ägere  voluisti  huc.  Voran  geht  eine  daktylische  Tetrapodie,  die 
auch  bei  Plautus  als  Clausel  kretischer  Verse  vorkommt  z.  B. 
Most.  327;  auch  ibid.  322:  Quam  llli  ubi  lectus  est  strätus  coimus 


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2.  Die  Epimixis  alloeometrischer  Reihen.  481 

* 

und  Visne  ego  ted  ac  tü  me  amplectere?  Die  Verkürzung  hc- 
clnest  und  lectüs  Sst  (wenn  man  hier  nicht  lectust  vorzieht)  ist 
nach  dem  metrischen  Kürzungsgesetz  unbedenklich  s.  S.  77  fg.  Den 
epodischen  Abschluss  bildet  ein  iambisches  System.  Denn  dessen 
beiden  ersten  Verse  werden  übereinstimmend  als  Dimeter  über- 
liefert, nämlich  635  u.  636  und  die  folgenden  Verse  können  nicht 
als  bacchiische  Tetrameter  gemessen  werden,  da  schon  der  An- 
fang At  tarnen  übt  fides  st  rhythmisch  sehr  bedenklich  wäre,  in- 
sofern sich  zum  ersten  Takte  kein  Analogon  finden  lässt.  Dass 
die  Versabtheilung  hier  schwankte,  beweist  die  Abweichung  bei 
V.  337  in  P.  Das  Gedicht  gruppirt  sich  also  mit  Proodikon  und 
Epodikon: 

prood.  Höcinest  credibile  aiit  memoräbile,  | 

Tanta  vecdrdia  innäta  quoiquam  ü*t  siet  |  bis 
fbi  tum  eorum  nnpudentissuma  oratiost:  | 
epod.  cQuis  ttf's?  Quis  mihi's?  cur  meäin  tibi?  | 

Heus  pröxumus  sum  egomet  mihi.'  | 
At  tarnen:  'ubi  fides?'  sf  roges, 
Nihil  ptfdet  hic,  |  ubi  opust:  |  Ali  ubi 
Nihil  <5pust,  ibi  verentur. 
Der  Taktwechsel  ist  hier  motivirt  dadurch,  dass  die  heftig 
abweisende  Rede  eines  andern  eingeflochten  wird.  Lebhafter 
Dialog  in  iambischen,  zu  einem  System  zusammentretenden  Di- 
metern  finden  wir  auch  z.  B.  Rud.  939  fgg. 

3.  Aehnlich  ist  die  Composition  von  Pseud.  243 — 264. 
Es  ist  ein  Gedicht,  das  aus  drei  Strophen  besteht,  deren  zwei 
erste  gleich  gebaut  sind.  Dies  Strophenpaar  besteht  aus  je  einem 
trochäischen  Octonar  als  Proodikon  und  fünf  bacchiischen  Tetra- 
metern. Vorher  geht  ein  anapästisches  Gedicht  von  grösserer 
Ausdehnung  230—242. 

prood.  Hödie  nate,  heus  hödie  nate  :  tibi  ego  dico  :  heus 

hödie  nate. 

Redi  et  respice  £d  nos.  tametsi  occupatu's, 
Moramur.  mane  :  e*st  conloqui  qui  voltfnt  te.  245 
: :  Quid  hoc  est?  quis  e*st  qui  moräm  mi  occupäto 
Molästam  obtulit?  ::  Qui  tibi  sospitalis 
Fuft.  : :  Mortuöst  qui  fuft :  qui  sit  risust. 
prood.  ::  Nimis  Buperbe.  ::  Ni'mis  molestu's. ::  Repre 

houiinem  :  adsequere. : :  I 
: :  Occedamus  hac  obvium.  : :  luppiter  to 

Klotz,  GruiiditUg.  altrömifcher  Metrik.  31 


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482  Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 

Perdät,  quisquis  es.  ::  Te  volo.  ::  Ät  vos  ego  ambos. 

Vorte  häc,  puere,  te.  ::  Non  licet  conloqiu  te? 

::  At  mihi  non  lubet.  ::  Sin  tuamst  quippiam  in  rem? 

::Licetue,  obsecrö  bitere  an  non  lice't?  ::  Vah. 
Die  dritte  Strophe,  eine  Epode,  liisst  sich  nur  bis  261  genau 
bestimmen,  während  die  Herstellung  des  Schlusses  nur  vermu- 
tungsweise gegeben  werden  kann.  Diese  Strophe  beginnt  gleich- 
falls mit  einem  proodischen  trochäischen  Octonar,  wie  das  vor- 
hergehende Strophenpaar.  Diesem  folgen  zunächst  noch  zwei 
bacchiische  Tetrameter,  dann  tritt  unter  Vermittelung  zweier 
trochäischer  Tripodien  (proodisches  Glied)  psraßolri  xar*  avzi- 

ein,  da  zehn  kretische  Takte  folgen,  in  der  Form  zweier 
Tetrameter  und  eines  Dimeters.  Den  Schluss  scheint  ein  bacchiischer 
Hexameter  oder  Tetrameter  und  Dimeter  zu  bilden,  dem  ein 
iambischer  Septenar  als  epodisches  alloeometrisches  Glied  sich 
anreiht: 

prood.       ::  Mänta.  ::  Omitte.  ::  Ballio,  audi,  sürdu's. ::  Profecto 

inanilogistae.1)  255 

: :  Dedi,  dum  f mt.  Ball,  (nicht  Pseud.)  Non  petö,  quod  dedisti. 

::  Dabö,  quando  erit.  : :  Ducito ,  quando  habebis. 
prood.       : :  Eheu  quam  ego  malis  perdidi  modis 

Quöd  tibi  detuli  et  quöd  dedi.  ::  Mörtua 

Verba  re  ntfnc  facis  :  shiltus  es,  rem  actum  agis.  260 
: :  Ntfsce  saltem  hu*nc  quis  est? 
::  Iam  diü  scio,  qui  fuit :  nunc  qui  Sit,  is  fpsus 
Sciat :  ambula  tu. 
epod.         ::  Potin  dt  semel  modo,  Ballio,  huc  cum  lucro  re- 

spicias? 

Daun  folgt  eine  trochäische  Septenarscene. 

4.  Auch  in  dem  bereits  erwähnten  längeren  Gedichte  Poen. 
210 — 260  sind  232  und  239  epodische  Langverse  des  iambischen 
Rhythmus  am  Ende  einer  längeren  Reihe  stichisch  gebrauchter 
Bacchien;  240  könnten  zwar  zwei  Pherecratei  sein:  Soror  cögita, 
amabo  und  item  v<5s  perhiberi  etwa  ein  logaödisches  Proodikon, 
allein  wir  haben  den  Vers  oben  S.  344  als  legalen  bacchiischen 
Tetrameter  nachgewiesen,  dem  noch  zehn  bacchiische  Verse  folgen, 

1)  Wir  haben,  8.  oben  S.  82,  das  nach  surdus  uberlieferte  sura  ge- 
strichen. Ballio's  Antwort  beginnt  offenbar  mit  profecto.  Das  sum  wurde 
nur  zugeschrieben,  weil  man  surdus  nicht  für  suröVs  nahm. 


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2.  Die  Epimixis  alloeometrischer  Reihen. 


483 


die  V.  251  wohl  ein  trochäischer  Octonar  abschliesst.  Auch  der 
letzte  Theil  scheint  einen  alloeometrischen  Abschluss  zu  haben, 
doch  ist  hier  alles  unsicher. 

5.  Mit  mehr  Sicherheit  lässt  sich  über  den  Aufbau  der 
grossen  Monodie  der  Alcmena  urtheilen,  Amph.  633  —  653,  der 
eine  längere  Scene  in  trochäischen  Septeuaren  folgt.  Unsre  Öeber- 
lieferung  giebt  bis  640  bacchiische  Hexameter,  die  sich  sämmt- 
lich  in  Tetrameter  und  Dimeter  oder  je  drei  Dimeter  zerlegen 
lassen.  So  regelmässig  sind  sie  auch  in  ihren  Cäsuren  gebaut. 
Wir  haben  also  offenbar  ein  ixrossartiix  angelegtes  Hexameter- 
System,  das  auch  trefflich  zu  dem  Inhalte  passt.  Alcmena  ergeht 
sich  in  ernsten  Gedanken  über  den  plötzlichen  Weggang  ihres 
Gatten,  den  sie  nicht  recht  begreifen  kann.  Wo  das  System  zu 
Ende  ist,  zeigt  die  Katalexe  ganz  deutlich,  nämlich  nach  id  so 
latiöst,  womit  auch  in  unserer  Ueberlieferung  ein  Vers  schliesst. 
So  besitzen  wir  in  unsern  Handschriften  eine  vollständig  richtig»; 
Versabtheilung.  Nur  in  den  letzten  zwei  Versen  des  Systems 
herrscht  offenbar  Verwirrung,  die  dadurch  entstanden  sein  mag, 
dass  wie  so  oft  in  Systemen  das  kürzere  xcöXov  jtaQatsXsvtov  mit 
den  Nachbarversen  zusammengeschrieben  wurde.  Nehmen  wir 
diese  kleine  Correctur  des  offenbar  viel  zu  langen  letzten  Verses 
vor,  dass  wir  Sed  höc  me  beat  und  saltem  quöm  perduellis  ver- 
binden und  von  dem  sch liessenden  katalektischen  Hexameter  tren- 
nen, so  tritt  uns  ein  wohlgebautes  System  entgegen,  bestehend 
aus  neun  akatalektischeu  Hexametern,  einem  akatalektischen  Te- 
trameter  als  nagaziksmov  und  einem  katalektischen  Hexameter 
als  Schlussvers: 

Satin  parva  res  est  volüptatum   in    vita  atque   in  aetate 

agünda  |  bis1) 

Plus  aegri  ex  (hoc)>  abitu  vin  quam  ex  adventu  voldptatis  cepi. 
Sed  höc  me  beat  saltem,  quöm  perduellis 
Vicit  et  donitfm  laudis  cömpos  revenit;  id  sölatiöst.  | 
Das  ist  ein  System,  das  in  seiner  grossartigen  Anlage  an  das 
lange  anapästische  Octonarsystem ,  Trin.  IV,  1  erinnert.  Wir 
glauben  es  ganz  nach  der  Ueberlieferung  halten  zu  können,  ver- 
hehlen uns  aber  nicht,  dass  der  Schluss  bestritten  wird.  Doch 

1)  V.  034  u.  635  ist  wohl  zu  schreiben:  itkat  quoiquc  in  aetate  honii- 
nüm  eompnratura.  TtaHt  iüh  <cora)i>lacitum,  da  die  Verstellung  des  est  zu 
der  Verbalform,  au  der  es  gehört,  häufig  ist,  vgl.  S.  146  u  a. 

31* 


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484 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


die  Ausstellungen,  die  man  gewöhnlich  an  dieser  Stelle  macht, 
können  wir  nicht  als  massgebend  ansehen.  Denn  die  Messung 
perdüellis  wie  düellum  wird  zwar  von  Ritsehl,  opusc.  II,  S.  599 
und  Lachmann  ad  Lucret.  p.  91  verworfen,  allein  sie  ist  an  sich 
ebenso  unbedenklich,  wie  ein  zweisilbiges  düö  und  duäe  neben 
düo,  duae  oder  ein  zweisilbiges  duobus,  düaruin,  ebrum  neben 
einem  dreisilbigen  düöbus,  görum  u.  ä.  besteht,  auch  wird  duello 
in  dieser  Messung  Amph.  189  überliefert  und  muss  erst  durch 
Umstellung  entfernt  werden.  Ebenso  kann  man  in  den  Worten 
id  sölatiöst  darum,  weil  sie  eine  Wiederholung  von  Sed  hö*c  me 
beat  saltem  sind,  noch  keinen  Anstoss  nehmen.  Denn  ähnlicher 
Satzbau  findet  sich  überall,  wonach  ein  Mittelsatz  durch  zwei  an 
sich  synonyme  Satztheile  umschlossen  wird.  So  Aesch.  sept.  211 
iitl  daipovav  TtQoÖQOfiog  r\k&ov  a.Q%ala  ßQtzrj  . .  oV  dkoäg  vupo- 
(tiveeg  ßQopog  vupdÖog  iv  xvlaig,  dt}  toY  rjg&riv  q>6ßc>  ngog 
fiaxaQov  hrdg.  Bei  Plautus  findet  sich  diese  Construction  z.  B. 
Trin.  832  fgg.  Absque  foret  te  —  distraxissent  disque  tulissent 
—  ni  tüa  propitia  pax  föret  praesto.1)  Entscheidender  würde 
es  sein,  wenn  sich  der  vorletzte  Vers  als  unmetrisch  nachweisen 
Hesse  in  Bezug  auf  die  lange  Senkung  des  dritten  Fusses:  Sed 
höc  me  beat  saltem  quöd  perdüellis.  Nach  der  iambischen  Cäsur 
wird  sonst  allerdings  immer  mit  reiner  dritten  Senkung  eingesetzt. 
Selbst  Merc.  347,  wo  man  gewöhnlich  mit  einer  solchen  Länge 
misst  Sciö.  Tantüs  cu*m  |  curä  meöst  error  animo  misst  man  ent- 
schieden besser  Scib.  tantus  cum  cüra  mgöst  error  änimo.  Allein 
alle  diese  Bedenken  sind  nicht  so  gross,  dass  man  desshalb  mit 
Verwerfung  von  id  solatiost  das  System  etwa  mit  einem  kata- 
lektischen  Dimeter  und  akatalektischen  Hexameter  beschlösse: 
Sed  höc  me  bedt 
Saltem  quom  perdüellis  vicit  et  domtim  laudis  cömpos  revenit. 
Denn  zu  dem  so  gebauten  System  Hesse  sich  wohl  einigermassen 
ein  anderes,  Bacch.  1122 — 1138  stellen,  das  aus  lauter  akata- 
lektischen Tetrametern  und  einem  katalektischen  Dimeter  als 
TCaQataXsvrov  besteht;  aber  die  Kürze  des  itaQaxiX&wov  stände 
hier  zu  dem  Umfang  der  Übrigen  xmXa  ausser  allem  Verhältniss. 
Bei  Senarsystemen  werden  wir  einen  Dimeter,  bei  Dimetersyste- 
men  einen  Monometer  als  legales  xaQazdXsvtov  sehen.  Das  giebt 


1)  Ja  sogar  gleich  in  dem  folgenden  Satze:  Absit,  dam  mod6  laude 
pirta  domüm  reeipiat  set  feram  6t  perferam  usque  eins  abitum. 

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2.  Die  Epimixis  allocometriecher  Reihen.  485 

aber  für  Hexameter  mindestens  einen  Trimeter  oder  Tetrameter. 
So  wird  unser  metrisches  Bedenken  gegen  das  nctgaxikswov  durch 
ein  gewichtigeres  rhythmische  paralysirt,  und  verliert  um  so  mehr 
an  Bedeutung,  als  sich  wirklich  einige  analoge  Fälle  nachweisen 
lassen,  insofern  Verse  wie  Pers.  815  Restim  tu  tibi  |  cape  crässaru 
äc  te  suspende  (codd.  suspende  te)  und  Andr.  484  Quod  itfssi  ei 
darf  |  blbere  St  quäntum  imper&vi,  wenn  auch  nicht  ganz  unter 
den  gleichen  Verhältnissen,  doch  nach  iambischer  Hauptcäsur 
irrationale  nächste  Senkung  bieten.  Die  irrationale  Länge  ver- 
liert aber  auch  darum  ihr  Bedenkliches,  weil  sich  kein  rechter 
Grund  denken  lässt,  wesshalb  man  sie  hätte  vermeiden  sollen, 
da  der  kretische  Anfang  in  jedem  kretischen  Verse  gleichfalls 
solche  irrationale  Silben  duldet,  wie  Amph.  246  Fondant  |  et  prö- 
terunt  u.  v.  ä. 

Schwieriger  ist  die  Versabtheilung  in  der  zweiten  Partie 
unserer  Monodie.  Hier  weist  schon  der  Inhalt  auf  eine  energi- 
schere Periodisirung  hin;  Alcmena  findet  Trost  in  der  hohen 
Tapferkeit  ihres  Mannes  und  preist  den  Werth  der  virtus  im 
höchsten  Masse.  Es  ist  nicht  möglich,  ohne  der  Ueberlieferung 
grossen  Zwang  anzuthun,  etwa  ein  System  von  Tetrametern  oder 
Hexametern,  wie  man  versucht  hat,  herauszubringen.  Sieht  man 
nur  auf  den  Anfang  dieses  zweiten  Theiles,  V.  644 — 653,  so  kann 
man  hier  an  eine  freiere  continuatio  numeri  denken,  da  V.  644  bei 
dem  Worte  parta  domtfm  mit  einer  Katalexis  schliesst,  die  durch 
die  erste  Silbe  des  nächsten  Verses  ausgeglichen  wird  und  ähn- 
lich das  Verhältniss  in  648b  und  649  ist  Virttfs  praemiümst  optu- 
mrini,  |  virtus  ömnis  res  anteit  profe"cto  nach  A,  Mit  dieser  An- 
nahme verträgt  sich  die  Thatsache,  dass  das  ganze  mit  einem 
alloeouietrischen  Epodikon  schliesst.  Denn  solche  Continuationen 
mit  derartigen  Epodika  finden  sich  sowohl  im  griechischen  Vor- 
bilde (z.  B.  Soph.  Oed.  Col.  236.  253  u.  s.  w.),  als  auch  bei  römi- 
schen Dichtern,  wie  Men.  583  u.  a.  Trotzdem  kann  die  über- 
lieferte Versabtheilung  nicht  ganz  richtig  sein,  weil  nach  ihr 
V.  645  so  von  dem  nächsten  abgetrennt  wird,  dass  seine  letzte 
Silbe  zu  elidiren  wäre  6t  perferam  üsque  I  abitum  eius  äninum  etc. 
Bleibt  somit  im  Anfang  die  Versabtheilung  etwas  problematisch, 
so  bieten  sich  die  Schlussverse  ungezwungen  nach  unsern  Hand- 
schriften. Trennt  man  die  an  den  letzten  Tetrameter  angeschrie- 
bene Clausel  ab,  so  ist  bis  648  zurück  alles  in  Ordnung.  Den 
Vers  G49  wird  man  keinen  Anstoss  nehmen,  lieber  mit  den  vor- 


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48G  Rhythmik.   11.  Die  rhythmische  Metaboie. 

horchenden  Worten  virtus  praeniiriinst  optumüm,  obgleich  sie 
auch  in  freier  Taktcombination  getrennt  gehalten  werden  können, 
zu  einem  Hexameter  zu  verbinden,  da  ein  solcher  in  der  Ueber- 
lieferung  folgt.  Veranlassung  zur  Theilung  kann,  abgesehen  von 
der  Länge,  die  noch  durch  den  fälschlich  in  dieselbe  Zeile  ge- 
nommenen Rest  des  vorigen  Verses  mi  esse  dicam  vergrössert 
wurde,  die  Anaphora  von  virtus  gewesen  sein,  des  Wortes,  das 
bereits  zwei  andre  Verse  beginnt  648°  u.  652.  So  stellen  sich 
mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  zwei  oder  wenn  man  auch  647 
und  748*  verbinden  will,  drei  Hexameter  heraus,  und  man  könnte 
schwanken,  ob  man  nicht  auch  die  beiden  letzten  bacchiischen 
Verse,  einen  Dimeter  und  Tetrameter  zu  einem  Hexameter  ver- 
einigen soll,  wie  z.  B.  A.  Spengel  gethan  hat.  Allein  der  Dimeter 
tutäntur,  servantur,  der  seinem  Inhalte  nach  ganz  an  den  vorher- 
gehenden Hexameter  sich  anlehnt,  eignet  sich  trefflich  für  einen 
bedeutsamen  Kurzvers  unter  längeren  Gliedern,  und  im  Anfang 
unserer  Periode  ist  kein  Hexameter  zu  gewinnen,  sondern  die 
Annahme  von  Dimetern  und  Trimetern  wahrscheinlicher.  Man 
müsste  denn  im  Anfang  die  Vereinigung  zu  einem  Pentameter 
vorziehen,  wodurch  wir  immer  noch  nicht  der  Nöthigung  über- 
hoben wären,  in  645  einen  Trimeter  anzuerkennen.  Dies  alles 
erwogen  kommt  man  zu  folgender  allerdings  nicht  andre  Mög- 
lichkeiten abschliessender  Anordnung  dieses  zweiten  Theiles,  der 
in  ununterbrochener  Taktfolge  verläuft,  aber  nicht  wie  der  erste 
Theil  mit  systematischer  Regelmässigkeit  gegliedert  ist  und  so- 
mit in  seiner  Compositionsart  eine  wohl  berechnete  Steigerung 
gegenüber  der  ersten  Hälfte  der  Monodie  enthält: 

Absit,  dum  mod<5  laude  pärta    Doniüm  j  recipiat  se. 

Feram  et  perferam  üsque  1  abitum  eius  animo  645 

Forti  atque  offirmäto  :  id  modd  si  mercedis  | 

Datilr  mi,  ut  meüs  victor  vir  belli  cliieat,    Satfs  |  mi  esse  ducam. 

Virtüs  praemiümst  optumüm.  |  Virtus  ömnis  res  anteit  profecto:  | 

Libertas,  salüs,  vita  res  et  parentes  <et>  patria  et  prognati  |  650 

Tutantur,  servantur.  |  Virtüs  omnia  in  sese  habet :  omnia  ädsunt, 
epod.    Bona  quem  penest  virtus. 

Der  epodische  Vers  ist  kein  iambischer,  da  penest  in  der  innern 
Senkung  des  Iambus  eine  harte  Kürzung  enthielte,  sondern  der 
auch  sonst  als  epodisches  Glied  zu  iarabischen  und  trochäischen 
Versen  vorkommende  sog.  versus  Reizianus,  über  dessen  wahre 
Natur  wir  im  nächsten  Abschnitt  ausführlich  handeln  werden. 


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2.  Die  Epimixis  alloeometriscber  Reihen. 


487 


6.  Ca s.  797  —  807  die  ausdrücklich  mit  der  Bezeichnung 
als  C  überlieferte  Monodie  der  Myrrhina  gliedert  sich  in  zwei 
Strophen,  die  erste  von  vier  bacchiischen  Tetrametern,  abgeschlos- 
sen durch  einen  ganz  richtigen,  von  Ussing  mit  Unrecht  geklam- 
merten, auch  von  Priscian  citirten  trochäischen  Octonar:1) 

Acce*ptae  bene  6t  commode  eximus  intus  bis 
Neque  h6c  quod  rehcuomst,  plus  rfsurum  opfnor. 
Ltfbet  Chalinum  quid  agat,  scire  növom  nuptum  cum  növo  marito.*) 
Die  zweite  Strophe  besteht  aus  fünf  bacchiischen  Tetrametern, 
die  gleichfalls  durch  einen  alloeometrischen  Vers  erweitert  wer- 
den, dessen  Metrum  nicht  ganz  feststeht,  wahrscheinlich  Locilm 
qui  praebet  Ali  einem  iambischen  katalektischen  Dimeter. 

7.  Die  sechs  bacchiischen  Tetrameter  des  Hegio  Capt.  922 
—  927  erhalten  ihr  Epodikon  durch  die  zwei  folgenden  Langverse 
des  Philopolemus.  Denn  erst  nach  diesen  treten  die  die  ganze 
Scene  beherrschenden  trochäischen  Septenare  als  Dialogmass  ein. 

8.  Die  andre  Monodie  Hegio's  Capt.  781—790  ist  zwei- 
strophisch gegliedert.  Denn  auf  die  ersten  drei  bacchiischen 
Tetrameter  folgt  ein  iambischer  katalektischer  Dimeter: 

784  Neque  ld  perspicere  qmvi. 
Au  die  zweite  aus  drei  Tetrametern  gebildete  Strophe  schliesst 
sich  noch  eine  neue  Periode  an,  zwei  Tetrameter  mit  einem  ähn- 
lichen epodischen  Vers  des  Ergasilus,  wie  oben: 

Sed  Ergasilus  estne  hic  procül  quem  <ego)>  Video? 
Conlecto  quidemst  palliö  :  quidnam  actürust? 
epod.       ::  Move  abs  te  moram  atque  Ergäsile,  age  hanc  rem. 
Daun  beginnt  der  regelrechte  trochäische  Tetrameterdialog. 

9.  In  dem  vielfach  noch  unsichern3)  ersten  Canticum  des 
Sosia  Ampb.  153—179,  lässt  sich  V.  163»  Haec  eri  inmodestia 
recht  gut  als  trochäischer  Dimeter  proodisch  zu  den  folgenden 
Bacchien  ziehen:  Coegit  me,  qui  hoc  noctis  |  A  pörtu  med  m- 

1)  Vielleicht  ist  derselbe  nach  803  zu  stellen,  sodass  sich  sechs  Tetra- 
nieU-r  für  die  erste  Strothe  ergeben  und  nur  drei  für  die  zweite.  2)  novom 
nuptum  ist  richtig,  weil  die  Braut  ein  verkleideter  Mann  ist.  Eine  ähnliche 
komische  Bildung  ist  Casinus,  ein  Mann,  der  ganz  Casina  ist.  Cas.  766  lam 
öboluit  Casinüs  procul,  hier  natürlich  in  anderui  Sinne.  3)  Nach  den 
ersten  sechs  Versen,  iambischen  Octonaren  scheint  in  V.  159 — 160  ein  tro- 
ch'aischer  Octonar  vorzuliegen.  Der  Hiatus  in  der  H.iuptc&sur  ist  legal, 
b.  oben  S.  166.  170  u.  171  scheiuen  gleiche  Veraatt:  ipse  döminus  dives, 
öperis  et  laböris  expers  und  Quodcünque  homini  atcidit  lubere  pösse  retur; 
auch  wohl  169. 


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488 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


gratiis  excitavit  und  in  den  auf  des  Sosia  bacchiiscbe  Tetranieter 
folgenden  Worten  des  Mercur  176—179 

Satitfst  me  queri  fllo  modö  servitdtem: 
Hodie*  qui  fuerim  h'ber, 

Elim  nunc  potivit  pat£r  servitutis: 
Hic  qui  verna  natust  queritur 
ist  V.  177  sicher  der  auch  anderweit  epodisch  zu  bacchiischen 
Gedichten  gebrauchte  iambische  katalektische  Dimeter  (vgl.  Capt. 
784  u.  a.),  hier  in  acht  Euripideischer  Weise  als  naQatiksvrov 
verwerthet,  während  der  letzte  Vers  ein  trochäischer  Dimeter 
oder  (mit  Umstellung  qui  hic?)  gleichfalls  ein  iambischer  Dimeter 
sein  kann. 

10.  Die  bereits  wiederholt  erwähnte  ununterbrochene  Folge 
von  Takten  des  yivog  ypioXiov,  Men.  571  fgg.,  geht  nach  unse- 
rer Ueberlieferung  mindestens  bis  577  Sin  dives  maltfst  is  cluens 
frugi  habetur;  ein  bacchiisch- kretischer  Theil  des  Canticums 
beginnt  mit  V.  578,  einem  Tetrameter  Qui  nec  lege's  neque 
aequöm  bonum  usquäm  colunt,  wo  man  allenfalls  caesura  latens 
annehmen  kann,  wodurch  der  Anstoss  wegen  fehlender  Haupt- 
cäsur  wegfallt;  579  und  580  kann  man  recht  gut  mit  Ritsehl 
für  katalektische  Trimeter  nehmen,  582  für  akatalektischen  bac- 
chiischen Dimeter,  sodass  nur  V.  581  noch  als  akatalekti scher 
trociläischer  Dimeter  etwas  ungewöhnlich  scheint,  den  Bothe 
und  A.  Spengel  mit  den  umgebenden  Bacchien  zu  einem  kleinen 
bacchiischen  System  vereinigen.  Wir  ziehen  jedoch  die  Ueber- 
lieferung vor  und  halten  den  trochäischen  Vers,  besonders  da 
der  nächste  Theil  der  Monodie  588  fgg.  trochäisch  ist,  vgl.  oben 
S.  407  ein  trochäisches  System,  und  von  594  eine  trochäisch- 
iatu bische  Continuation ,  bestehend  aus  trochäischem  Octonar  und 
Septenar,  in  den  dann  iambische  Octonare  eingreifen.  Der  frag- 
liche trochäische  Dimeter  581  lässt  sich  rhythmisch  so  erklären, 
dass  man  die  ununterbrochene  Taktfolge  bis  577  annimmt,  und 
dann  eine  freier  gebaute  bacchiische  Strophe,  zu  der  der  kretische 
Tetrameter  578  Proodikon,  der  trochäische  Vers  alloeometrisches 
TCaQaxdXevvov  ist.  Der  nächste  rhythmische  Abschnitt  ist  dann 
noch  584—587,  den  wir  nach  der  Ueberlieferung  in  B  und  der 
übrigen  Palatinen  halten,  von  denen  abweichend  A  wohl  nur 
V.  587  aedilem  statt  iudicem,  wohl  aus  590  hat.  Auch  dieser 
Theil  bildet  eine  besondre  iambische  Strophe  mit  bacchiischem 
Proodikon  als  zweitem  Verse  und  einem  bacchiischen  Tetrameter 


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2.  Die  Epimixis  alloeometrischer  Reihen. 


489 


als  Epodikon.  Eine  tiEtaßoXtf  des  Rhythmus  im  eigentlichsten. 
Sinne  ist  eine  solche  Composition  noch  nicht  ganz,  allein  sie 
berührt  sich  schon  nahe  mit  solchen  taktwechselnden  Gedichten, 
wie  wir  sie  im  vierten  Abschnitt  behandeln: 

I.  Bacchiisch- kretische  Taktreihen  in  ununterbrochener  Folge 
571-577 

Ut  höc  utimür  maxume  more  möro  bis 
Sin  dives  mahlst,  is  clue*ns  frugi  habetur. 

II.  Bacchiische  Strophe  mit  kretischem  Proodikon  und  tro- 
chäischem TtdQax dXsvtov  578 — 582 

prood.  Qui  nec  leges  neque  aequöm  bonum  usquäm  colunt, 
Sollfcitos  patrönos  habönt. 

Datum  denegant  quod  datümst:  580 
xagareX.  Litium  plem  rapaces, 
Viri  fraudulönti. 

III.  Iambische  Strophe  mit  bacchiischen  Reihen  als  alloeo« 
metrischen  Gliedern  583—587 

Qui  aut  fae'nore  aut  periüriis 
Habönt  rem  paratam  :  mens  est  in  querellis. 

Iuris  ubi  dicitiir  dies,  sinitfl  patronis  di'citur:  585 
Quippe  qui*  pro  illis  loquantur,  quae  male  fecerint: 
Aut  ad  populum  aut  in  iure  aut  äd  iudicem  rest.1) 
Die  in  diesen  Strophen  erst  wenig  und  dann  immer  stärker 
auftretenden  Iamben  und  Trochäen  bilden  die  Vermittelung  zu 
dem  zweiten  grösseren  Theil  der  Scene,  der  trochäisch- i ambisch 
gehalten  ist. 

11.  Fanden  wir  in  dieser  Scene  eine  schon  ziemlich  frei  und 
mannigfaltig  gebaute  Monodie,  so  tritt  uns  Men.  753 — 774  eine 
einfachere,  ganz  regelrechte  epodische  Composition  entgegen: 
22  bacchiische  Tetrameter  oder  6  Tetrameter,  4  Hexameter  und 
10  Tetrameter2)  mit  einem  katalektischen  iambischen  Dimeter 
als  Abschluss: 

Ut  aetas  meast  atque  ut  höc  usus  factost8),  bis 
Ante  aeMes  et  öius  vinlm  video  tristem, 
epod.      Id  e'st  quod  suspicäbar. 

1)  Oder  iudicemst  res.  2)  Wir  halten  die  zweite  Combination  für 
die  richtige.  Denn  762  u.  763  werden  in  B  aia  Hexameter  überliefert  und 
nehmen  wir  die  drei  vor  diesen  ab  Tetrameter  überlieferten  Verse  für  zwei 
Hexameter,  so  fallen  die  vielbesprochenen  Schwierigkeiten  in  V.  769  u.  760 
hinweg.  —  3)  Doch  762—768  nach  B  vier  alloeometriache  Verse. 


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490 


Ithythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


Unmittelbar  hierauf  folgt  trochäischer  Septenardialog. 

12.  Gleichfalls  ziemlich  einfach  angelegt  ist  Amph.  II,  1, 
wenigstens  im  ersten  Theile  551— 574.  Dieser  besteht  aus  einem 
bacchiischen  Canticum  von  21  Tetrametern  551—571  mit  einem 
alloeometrischen  naQaxiXsvxov  V.  572,  dem  noch  ein  bacchiischer 
Tetrameter  und  als  letzter  Abschluss  ein  katalektischer  iam- 
bischer  Dimeter  folgt,  der  gewöhnliche  Schluss  bacchiischer 
Strophen.  Das  7tagaxiXsvxov  lässt  sich  nicht  zu  einem  bac- 
chiischen Tetrameter  gestalten,  was  man  durch  Umstellung  und 
Einschub  eines  ganz  unnöthigen  non  versucht  hat,  wodurch  man 
auch  nur  einen  harten  Vers  erzielte  Merftö  mihi  mäledtcäs. 
Age  i  tu  secimduni.  ::  Sequdr,  subsequör  te.  bis 
Rogäsne,  im  probe,  e*tiam  qui  Mdos  facis  me? 

::  Meritö*  male  dicas  mihi,  |  si  est  ld  ita  factum.1) 
Verum  haiid  mentiör  resque  uti  facta  dico. 
::  Homo  hic  ebriust,  ut  opmor. 
Daran  schliessen  sich  zwei  trochäische  Abschnitte,  beide  durch 
Katalexen  geschlossen,  nach  denen  regelrechte  Dialogseptenare 
eintreten.  Die  Ueberlieferung  derselben  bietet  keine  Veranlassung 
zu  Aenderungen.  Selbst  über  die  Abtheilung  der  einzelnen  Vers- 
glieder kann  man  kaum  schwanken,  wenn  man  die  Ueberlieferung 
massgebend  sein  lässt.  In  dem  letzten  Abschnitte,  einer  Con- 
tinuation  trochiiisch-i  ambischer  Takte,  kann  man  ohne  Weiteres 
die  handschriftliche  Versabtheilung  beibehalten:  Octonar  Dimeter 
Octonar  Dimeter  und  Septenar.  Nur  muss  man,  wie  auch  be- 
reits geschehen,  V.  581  Araphitruo  als  Personenbezeichnung,  nicht 
in  den  eigentlichen  Text  nehmen  und  At  te  ans  Versende.  In 
dem  vorhergehenden  gleichfalls  trochäischen  Abschnitte  erkennen 
wir  im  Anfang  Senare,  nur  ist  in  den  zweiten  noch  falschlich 
das  die  Rede  des  Amphitruo  beschliessende  hominis  herauf- 
genommen, während  es  zum  nächsten  Verse  gehört.  Es  ist  das 
derselbe  ganz  natürliche  Vorgang,  der  wie  sonst  oft  und  V.  581, 
so  auch  bei  V.  563  u.  569  sicher  vorliegt,  wo  ein  zum  Nachbar- 
vers gehörendes  einzelnes  Wort,  weil  es  den  Abschluss  der  Rede 
des  Amphitruo  bildet,  noch  dem  Vers,  der  diese  enthält,  an- 
geschlossen wurde  (so  dabo*  und  perdät).    Die  noch  übrig  blei- 


1)  codd.  si  id  ita  factum  est.  —  Dagegen  Cist  33  liegt  schwerlich  ein 
alloeometrisches  Glied  Tor,  sondern  ein  bacchiischer  Vers:  Aquäm  frigid  um 
subdole  Bub<ter>fündunt. 


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2.  Die  Kpimixis  alloeometrischei  Reiben.  491 

benden  zwei  Versconiplexe  sind  offenbar  zu  zerlegen.  Denn  der 
letzte  wenigstens  ist  viel  zu  lang,  ein  Hiatus  theilt  ihn  in  einen 
Dimeter  und  Trimeter.  Demnach  werden  wir  auch  im  vorher- 
gehenden Verse  in  dem  Hiatus  inquam,  |  ecquid  audis?  mit  Recht 
einen  Anhalt  für  Verstheilung  sehen  und  gewinnen  dann  die  sehr 
einfache  Eintheilung  in  ein  regelrechtes  System  von  fünf  tro- 
chäischen Trimeteru  mit  einem  Dimeter  als  7taQaxdl£vtov,  das 
wir  mit  dem  oben  S.  449  erwähnten  iambischen  Trimetersystem 
in  der  Monodie  des  Eunuchen  Or.  1473—1477  vergleichen  kön- 
nen. Eine  Aenderung  der  Ueberlieferung  macht  sich  auch  hier 
nicht  nothwendig,  wohl  aber  stimmt  der  Bau  dieses  trochäischen 
Trimetersystems  ganz  mit  dem  oben  besprochenen  bacchiischen 
Hexametersystem  Amph.  633  fgg.  bis  auf  alle  Einzelheiten,  da 
auch  dieses  einen  Tetrameter  als  itaQaxiktvtov  bietet  und  mit 
Ausnahme  der  Katalexis  des  Schlussverses  akatalektisch  ver- 
läuft, also 

Ütinam  ita  essem. ::  Optäs  quae  facta. : :  Egone. : :  Tu  istic:  |  575 
•  Übi  bibisti?  ::  Nüsquam  equidem  bibi.  ::  Quid  hoc  sit 

Hominis?  |  ::  Equidem  deciens  dixi  :  doini  ego  sum,  inquam, 

Ecquid  audis?  et  apud  te  adsum  Sösia  idem.  | 

Satin  hoc  plane,  sätin  diserte, 

Ere,  nunc  videor  tibi  locutus  esse.  ::  Vah.  | 

Der  Kurzvers  als  itaQattktvtov  empfiehlt  sich  nach  Form 
und  Inhalt.   Mit  vah  schliesst  auch  die  oben  S.  482  besprochene 
Strophe  Poen.  252.  —  Die  letzte  Partie  des  Cauticum  ist  ohne 
jede  Textänderung  folgende: 

Äpage  te  a  me.  ::  Quid  est  negoti?  ::  Pestis  te  tenet.  ::  Näm 

quor  istuc  |  580 

Dicis?  Equidem  valeo  et  salvos  süni  recte.  |  ::  At  te 

Ego  faciam  hodie  proinde  ac  meritu's,  üt  minus  valeas  et  mi- 

ser  sis,  | 

SjUvos  domum  si  rediero.    Tarn  | 

Sequere  sis,  erum  qui  ludificas  dictis  delirantibus.  585 
Das  iam  des  vorletzten  Verses  gehört  dem  Sinne  nach  zum 
folgenden  und  es  ist  bei  der  durchgeführten  Taktfolge  gleich- 
giltig,  ob  wir  es  als  Auftakt  in  den  letzten  Vers  stellen,  der 
dann  ein  in  die  Katalexe  des  vorhergehenden  Dimeters  eingreifen- 
der iambischer  Octonar  wird.  Rhythmisch  richtig  ist  nämlich 
auch  die  Ueberlieferung,  weil  eben  dieser  Auftakt  des  letzten 
Verses  die  fehlende  letzte  Senkung  des  vorletzten  enthält.  Nach 


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492 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


der  Art,  wie  wir  unsre  Lieder  schreiben  und  drucken,  müsste  iam 
beim  letzten  Verse  stehen,  in  unsern  Musiknoten  ist  es  aber  so 
wie  die  handschriftliche  UeberlieferuDg  es  hier  giebt,  vermuthlich 
ein  Zeichen  dafür,  dass  die  alten  Exemplare  mit  den  Musiknoten 
hierin  ebenso  eingerichtet  waren,  wie  es  in  unserm  Notensystem 
als  ganz  selbstverständlich  erscheint  Auch  hier  haben  wir  eine 
Steigerung  der  Gompositionsart  anzuerkennen,  insofern  auf  regel- 
rechtes Trimetersystem  eine  freiere  Combination  von  Tetranietern 
und  Dimetern  folgt,  ähnlich  wie  im  vorher  behandelten  Canticum. 

13.  Ganz  eigenartig  ist  der  Bau  von  Bacch.  1120 — 1140b. 
Wir  haben  eine  einleitende  Strophe  bestehend  aus  zwei  bac- 
chiischen  Tetrametern,  deren  jedem  ein  kurzes  alloeometrisches 
Glied  angehängt  ist;  dem  zweiten  sicher  ein  katalektischer  iam- 
bischer  Dimeter,  dem  andern  nach  der  Ueberlieferung  eine  aka- 
talektische  trochäische  Tripodie,  in  Wirklichkeit  aber  wohl 
derselbe  Vers  wie  dem  zweiten,  da  A.  Spengel's  Vermuthung 
nominat  me  measque  statt  nominat  me  atque  zu  schreiben  viel 
für  sich  hat.  Dann  entspricht  dieser  einleitenden  Strophe  eine 
ganz  gleichgebaute  Schlussstrophe,  1139* — 1140b.  Die  mittelste 
Partie  besteht  wohl,  wenn  auch  einzelne  Verse  nicht  sicher  her- 
zustellen sind,  aus  einem  System  von  sechszehn  bacchiischen  Te- 
trametern mit  einem  katalektischen  Dimeter  als  itaQaxikavxov. 
Diesen  letztern  zu  verdächtigen  liegt  also  kein  Grund  vor,  son- 
dern er  ist  rhythmisch  gerade  da,  wo  er  in  unsern  Handschriften 
steht  und  auch  seinem  Inhalte  nach  hinpasst1),  an  der  richtigen 
Stelle. 

Quis  8<5nitu  ac  tumültu  tantö  nominat  (me) 

Meä<8>que  pultat  a6des? 
::  Ego  ätque  hic.  ::  Quid  höc  est  negöti  nam,  aniabo? 

Quis  has  htfc  ovis  ad£git?8) 

Ovis  nos  vocant  pessumae.  ::  Pastor  harum  bis 
Iam  ilh's  decidi't :  non  vide*s  ut  palantes 


1)  P.  Langen,  Plautin.  Stud.  will  sogar  den  ganzen  Satz  von  vides  bia 
Grassentur  auswerfen,  was  noch  weitere  Aenderungen  zur  Folge  hat;  Ussing 
streicht  noch  bis  abBant,  ohne  triftigen  Grund.  Doch  könnte  man  die  Sätze 
an  die  beiden  Schwestern  vertheilen.  2)  Bei  den  von  Fritz  Schmidt 
geforderten  Formen  hasce  und  haec  bleiben  diese  Verse  dieselben,  nur  ist 
dann  ovea  wie  mälae  zu  messen. 

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2.  Die  Epimixia  alloeome  tri  scher  Reihen.  493 
Solae  libere 

Grassentur?  quin  aetate  credo  esse  mütas. 

Ne  bälant  quidem,  quom  a  pectf  cetero  äbsunt: 

Stultae  ätque  mälae  videntur. 
Revortamur  nitro,  sorör.  : :  Ilico  ämbae 

Manete :  hae  oves  voltfnt  vos. !) 

14.  Most.  783  —  803  scheint  eine  stichische  Composition 
in  bacchiischen  Tetrametern  ohne  Epodikon  zu  sein.  Doch  sind 
die  zwei  letzten  Verse  nur  lückenhaft  überliefert.  V.  796  ist  wohl 
se  hasce  ven<^um^>dederunt  zu  schreiben,  dagegen  798  nichts  zu 
ändern,  da  der  Hiat  sibi.  : :  Haud  opinor  bei  Personenwechsel 
zulässig  ist,  vgl.  S.  118. 

Ebenso  einfach  gliedert  sich  der  bacchiische  Eingang  Rud. 
IV,  2  nämlich  906  —  919  in  eine  Periode  von  sechs  Tetra- 
metern, die  zwei  anapästische  Octonare  abschliessen,  und  eine 
etwas  kürzere  von  vier  Tetrametern,  zu  denen  ein  anapästischer 
Dimeter  den  epodischen  Abschluss  bildet. 

15.  Aehnlich  lässt  sich  noch  manche  Partie  gliedern.  Wir 
heben  hier  nur  noch  zwei  Einzelheiten  hervor.  Wir  bemerkten 
bereits  wiederholt  gelegentlich  der  Besprechung  Plautinischer 
Bacchien,  dass  bei  Plautus  die  sog.  systematische  Compositions- 
art  verschiedentlich  erweitert  erscheint.  So  beschränkt  sie  sich 
nicht  auf  Dimeter  und  Monometer,  wie  im  griechischen  Vorbilde, 
sondern  wurde  auch  auf  Trimeter,  Tetrameter  und  gar  Hexameter 
ausgedehnt,  zu  denen  dann  als  nccQctzekevzov  ein  Dimeter  statt 
des  Monometer  und  bei  Hexametersystemen  sogar  ein  Tetrameter 
treten  konnte. 

Der  epodische  Vers  im  naQaxiksvzov  konnte  auch  im  ge- 
wöhnlichen System  alloeometrisch  sein.  So  besitzen  wir  ein 
anapästisches  System,  dessen  itagaxtlzwov  ein  bacchiischer  Te- 
trameter ist:  Pseud.  592  —  594. 

Sed  hunc  quem  video?  quis  hic  est  qui  oculis  meis  öbviam 

ignobilis  öbicitur? 
Lubet  scire,  quid  venerit  cum  machaera2), 
Et  hic  quam  rem  agat,  hinc  dabo  insidias. 

1)  Vgl.  S.  492  Anm.  2.  2)  A  quid  hic  veniat.  Pall.  quid  hic  velit 
st.  quid  venerit,  beides  zu  halten,  wenn  man  quidnam  schreibt.  Aehnlich 
vielleicht  Peraa  V,  1;  anapästisch  bis  776  poculum  donat  ut  anunti.  dann 

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494 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


Aehnlich  vielleicht  Cure.  124  ein  anapästischer  Octonar  als 
itagccTEtevrov  unter  iambischen  Gliedern,  und  Gas.  608  —  611 
trochäisch  mit  iambischem  Septenar  als  naQareAsvTOV,  s.  S.  496. 

Eine  andre  Eigenart  der  Systeme  ist,  dass  sie  aus  katalekti- 
schen  Versen  bestehen  und  der  letzte  Vers  nur  akatalektisch  ist, 
eine  Eigenheit,  die  auch  das  griechische  Drama  kennt,  s.  oben 
S.  442.  So  hat  auch  Terenz  Ad.  707  —  7  1 2  den  jubelnden  Aeschi- 
nus  in  fünf  iambischen  Septenaren  sprechen  lassen,  zu  denen  ein 
Octonar  der  Schlussvers  ist: 

Quid  hoc  est  negoti?  hoc  est  patreni  esse  aut  höc  est  tilium 

esse  bis 

Ne  forte  imprudens  fäciaui  quod  noh't:  sciens  cavebo. 
Sed  cesso  ire  intro,  ne  morae  meis  nüptiis  egomet  siem. 
So  ein  akatalektischer  anapästischer  Octonar  nach  katalektischen 
Anapästen  Pseud.  1329. 

Im  Finale  der  Bacchides  V.  1 155  fg.  begegnete  uns  ein  ana- 
pästisches  System  aus  katalektischen  Dimetern,  dessen  arapw- 
ziksvtov  ein  akatalektisches  Glied  ist: 

Quid  ai's  tu  homo?  ::  Quid  me  vis? 
::  Pudet  me  tibi  dicere  qufddam. 
::  Quid  est  quod  pudeat?  ::  Sed  amico  homini 
Tibi  quöd  volo  credere  certumst. 
Bacch.  1122 — 1138  hatten  wir  umgekehrt  ein  bacchiisches  System 
von  16  akatalektischen  Tetrametern,  zu  denen  das  naQatiksvtov 
ein  katalektischer  Dimeter  ist. 

Noch  eine  Variation  zu  diesem  Grundschema  lässt  sich  viel- 
leicht gewinnen  aus  Capt.  506  —  508,  denen  bacchiische  Tetra- 
meter vorausgehen: 

Vix  ex  gratulando  miser  iam  eminebam. 
Tandem  äbii  ad  praetorem:  ibi  vix  requievi. 
Dann  giebt  unsre  Ueberlieferung  einen  an  sich  richtigen  iam- 
bischen Octonar: 

Rogo  syngraphum  :  datur  mi  flico  :  dedi  Tyndaro  :  ille  ahnt 

domura 

und  folgenden  Vers: 

Inde  ilico  revortor  domum  postquam  id  actumst. 

iambischcr  Dimeter  als  nccQccxiXtvxov  und  mit  Weglassnng  des  ei  vor  qni 
nach  bene  nnd  et  ein  Paroemiacus:  Amänti  decet.  : :  Cedo.  : :  Accipe. 
: :  Bene  qui  invidet  mi  et  qui  hoc  gaiidet.  Auch  die  nächste  Scene  bis  801 
ist  anapäatisch. 


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2.  Die  Epimixis  alloeometrischer  Reihen. 


495 


An  dem  wiederholten  ilico  und  domum  hat  man  in  der  Hede  des 
Alten  keinen  Anstoss  zu  nehmen.  Ebenso  folgt  sogleich  ein  rogo, 
das  man  nicht  streichen  kann:  Rogo  Philoeratem  ex  Älide  ecquis 
ömnium  |  Noverit?  Daun  kann  aber  dieser  letzte  Vers  kaum  etwas 
anderes  sein  als  ein  iambisches  nagatsXsvtov  und  ein  bacchiischer 
Dimeter.  Da  unzweifelhaft  Iamben  folgen  und  den  Schluss  des 
Canticums  bilden,  könnte  man  geneigt  sein  auch  hier  zwei  jam- 
bische Verse  anzunehmen.  Allein  das  ist  unwahrscheinlich;  weil 
wir  dann  zwei  ganz  verschiedene  Reihen  neben  einander  hätten. 
Auch  der  iambische  Octonar  ist  bisher  nicht  beibehalten  worden. 
Der  Umstand,  dass  dreimal,  in  rogo,  datür  mi  und  dedi  ganz 
gleichartige  Kürzung  in  der  Senkung  vorzunehmen  ist,  macht  ihn 
als  Sambischen  weniger  sicher,  und  es  liegen  auch  andere  Mes- 
sungen  nahe,  bei  denen  sich  diese  Kürzungen  gänzlich  vermeiden 
lassen.  Dies  alles  erwogen,  lässt  sich  folgende  Messung,  wenn 
auch  nicht  als  sicher  hinstellen,  so  doch  mit  einiger  Wahrschein- 
lichkeit vermuthen: 

Rogo*  syngraphüm. 

Datür  mi  ilico. 

Dedi  Tyndarö. 

Ille  äbiit  domtiin.  | 

Inde  ilico  revörtor 

Dornum,  postquam  id  actumst. 
Das  wäre  ein  System  aus  vier  in  den  Handschriften  in  einen 
Vers  vereinigten  katalektischen  bacchiischen  Dimetern  mit  einem 
akatalektischen  bacchiischen  Dimeter  als  Schlusskolon,  vor  dem 
ein  alloeometrisches  itaQaxiktvtov  in  Form  des  auch  sonst  gern 
in  Bacchien  epodisch  gebrauchten  katalektischen  iambischen  Di- 
meters.  Inhalt  und  Form  würde  so  in  allem  trefflich  zusammen- 
stimmen. Jeder  Satz  kommt  so  zur  vollen  Geltung,  ganz  anders 
wie  bei  iambischer  Messung.  Der  bedächtige  Alte  konnte  kaum 
besser  sich  selbst  schildern,  wie  er  die  wichtigen  Formalitäten 
an  Amtsstelle  vollzog.  Das  ibf  vix  requievi  verräth  uns  seine 
Art,  zu  der  die  Katalexen  des  Systems  passen.  Dass  aber  ein  so 
gebautes  System  nicht  der  sonstigen  Rhythmopoiie  der  römischen 
Dramatiker  widerspricht,  gedenken  wir  erwiesen  zu  haben.  Zwei 
ähnlich  gebaute  anapästische  Systeme  in  kurzen  Versen  mit  länge- 
rem Gliede  am  Ende  oder  als  naQctztktvtov  finden  wir  nach  der 
Versabtheilung  von  A  im  Anfang  des  Stichus,  worüber  wir  unten 
in  auderm  Zusammenhange  handeln. 


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49<; 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


Wie  die  Bacchien,  so  sind  auch  die  andern  Versarten,  was 
wir  wiederholt  hervorhoben,  nach  den  verschiedenen  Compositions- 
arten,  die  die  römische  Rhythmik  kennt,  gebaut  worden,  vgl. 
S.  493.  494.   Doch  genügen  hier  einzelne  Beispiele. 

16.  Iamben  und  Trochäen  zeigen  vielfach  recht  einfache 
rhythmische  Formen;  öfters  aber  auch  sehr  complicirte  Perioden. 
Z.  B.  in  der  kurzen  trochäischen  Partie  Gas.  608  —  611  haben 
wir,  wie  scheint,  innerhalb  vier  Versen  zwei  Compositionsarten 
combinirt.  Die  Trochäen  beginnen  und  schliessen  als  Septenare 
einfach  katalektisch,  in  ihrer  Mitte  aber  steht  ein  brachykatalekti- 
scher  gleicher  Vers,  wie  wir  deren  bereits  oben  S.  423  fg.  eine  Anzahl 
in  der  Ueberlieferung  erkannten;  diesem  ist  als  alloeometrisches 
nagats Xevtov  ein  iambischer  Octonar1)  angereiht,  also: 

Nam  quid  est,  quod  haec  hüc  timida  atque  exänimata  exsiluit 

foras? 

Pardalisca.  ::  Perii;  unde  meae  ustfrpant  aures  sönitum? 

::  Respice  modo  ad  me. ::  Ere  im. ::  Quid  tibist?  Quid  ti'mida's? 

::  Perii.::  Quid  <tibist>? 
Periisti?  ::  Perii  e*t  tu  periisti  ::  Äperi  quid  ita?  ::  Vae  tibi! 

17.  Einen  charakteristischen  Beleg  für  die  Eigenart,  von 
der  wir  oben  S.  479  griechische  Beispiele  anführten,  wonach  das 
alloeometrische  Glied  nicht  als  itQOtpdixov  an  die  Spitze  tritt, 
sondern  erst  als  zweites  xcükov  einen  besondern  Vers  bildet,  ähn- 
lich wie  das  alloeometrische  naQatiXevtov  sich  als  Variante  des 
gewöhnlichen  Epodikons  fassen  Hess,  haben  wir  u.a.  Trin.  235  fgg. 
in  einem  taktwechselnden  Canticum.  Einem  bacchiischen  Eingange 
223—232,  der  mit  iambischen  Septenaren  abgeschlossen  wird, 
V.  233.  234,  folgen  zwei  anapästische  Theile,  getrennt  durch  eine 
iambische  oder  trochäische  Continuation  von  fünf  dipodischen 
Takten  in  der  Form  eines  Dimeters  und  Senars:  Eös  cupit,  eos 
cdnsectatur,  |  Stibdole  blandftur,  ab  re  cönsulit.  Die  erste  ana- 
pästische Partie  besteht  aus  Dimeter,  zwei  Monometern  (im  A  als 
Dimeter  geschrieben2))  und  einem  Paroemiacus,  nur  ist  als  zweiter, 
all  Geometrischer  Vers  ein  sog.  versus  Reizianus,  Ober  den  der 
nächste  Abschnitt  handelt,  eingereiht,  also: 


1)  Oder  wie  man  den  Vers  messen  mag.  Verfasser  fehlen  genaue  An- 
gaben über  die  Ueberlieferung  desselben.  —  2)  Was  jedoch  nicht  von  Be- 
deutung ist,  da  A  hier  fast  regelmässig  zwei  Verse  in  eine  Zeile  schreibt, 
sogar  bei  kretischen  Tetrametern. 


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2.   Die  Epimixia  alloeometrischer  Reihen.       1  497 


Ita  fäciam  :  ita  placet.  Omnmm  primum 

Aiuöris  artes  eloquar,  quemadmöduui  se  expediant. 

Numquain  ämor  quemquam 

Nisi  ciipidum  hominem 

Postülat  se  in  piagas  com'cere. 
Aehnlich  ist  auch  die  zweite  anapästische  Strophe  gebaut,  wo 
ein  ianibischer  Diuieter  als  alloeonietrisches  Glied  die  zweite  Stelle 
einnimmt. 

Blandfloquentulu8  harpägo  mendax 

Cuppes  avarus  elegans 

Despöliator, 

Latebricolaruni  bominum  cörruptor  etc. 

18.  Vor  allem  besprechen  wir  noch  im  Anschluss  au  die 
oben  unter  Nr.  2  angeführten  Terenzischen  Kretiker  einige  kreti- 
sche Gedichte  des  Plautus.  Einfach  ist  Bacch.  1109-111'6 
zwei  Perioden  zu  je  drei  kretischen  Tetrametern,  die  letzte  mit 
epodischem  trochäischen  Diuieter  und  eingeleitet  durch  einen  ka- 
talektischen  Tetrameter:  Ät  mihi  Chrysalus  |  öptumus  hoinö. 

19.  Eine  rein  sticbische  Coraposition  ist  das  kretische  naQa- 
xXavoi&vQov  im.  Cure.  147  —  154,  acht  ganz  rein  gehaltene 
Tetrameter: 

Pe*88uli,  heus  pessuli,  vös  salutö*  lubens  bis 

Nec  mea  gratia  cömmoveut  se  öcius. 
Darauf  sollen  nach  unserer  Ueberlieferung  drei  hyperkatalektische 
Diuieter  folgen,  eine  Versart,  die  zumal  in  stichischer  Folge  sich 
nicht  nachweisen  lässt.  Auch  wären  sie  als  Anapästen  in  ihrem 
Bau  ganz  eigenartig;  es  fehlt  ihnen  jede  Cäsur.  Demnach  unter- 
liegt die  anapästische  Messung  dieses  „Epodikons"  zu  dem  vor- 
hergehenden kretischen  Liede  grossem  Bedenken.  Es  scheinen 
wirklich  nur  drei  gauz  gewöhnliche  iambische  Senare  zu  sein,  in 
denen  das  letzte  und  vorletzte  Wort  umgestellt  wurde,  mit  den 
Ausgängen  facere  grätiam;  sonitum  sentio  und  fiunt  pessuli.  Der- 
gleichen Verstellungen  beobachten  wir  im  Senarausgang  z.  B. 
Pseud.  544  litterae  calamo  statt  calamo  litterae  in  alleu  Hand- 
schriften ausser  B  und  Aul.  306  credere  credo  statt  credo  credere, 
in  allen,  auch  in  B  u.  ä.  o.  a.  Andre  Messungen  sind  versucht 
worden  und  auch  allenfalls  möglich,  vgl.  G.  Goetz  z.  d.  St.,  be- 
sondre Wahrscheinlichkeit  hat  keine  derselben. 

20.  Auch  fast  so  einfach  ist  die  Coinposition  des  längeren 
Canticums  Uud.  229  —  253*.    Es  wird  eingeleitet  durch  drei 

Klotz,  Grumtzügu  altrouiucht r  Metrik,  32 


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498 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


trochäische  Tripodienpaare,  die  auch  sonst  oft  mit  kretischen 
Versen  verbunden  sind,  dann  folgen,  wie  scheint,  ohne  jede  Ka- 
talexe lauter  kretische  Tetrameter,  nur  der  zweite  ist  als  Trimeter, 
wohl  richtig,  überliefert.  Der  letzte  Vers,  in  unseren  Handschriften 
ein  Hexameter,  ist  wohl  in  Tetrameter  und  selbstständigen  Dimeter 
zu  zerlegen.  Den  Schluss  der  ganzen  Scene  bilden  iambische  Verse. 

Mtilier  est,  müliebris  vöx  mi  ad  aures  venit. 
Eximes  ex  hoc  miseram  metu? 
::  Certo  vox  m liliebris  atfris  tetigit  meas:  bis 
::  Hoc  quod  est  ld  necessariumst  peVpeti. 
Sed  quid  hoc  öbsecrost? 

Nur  237  giebt  die  Ueberlieferung  einen  katalek tischen  Tetrameter, 
der  richtig  als  Periodenschluss  aufgefasst  werden  kann.  Die  erste 
Periode  würde  dann  aus  fünf  Tetrametern  bestehen,  denen  an 
zweiter  Stelle  ein  proodischer  Trimeter  eingefügt  wäre.  Allein 
da  der  überlieferte  Vers  237  jedenfalls  noch  zu  ergänzen  ist  —  er 
schliesst  auf  Palaest  statt  Palaestra  — ,  so  hindert  nichts  ihn  weiter 
bis  zum  akatalektischen  Vers  zu  vervollständigen. 

21.  Ferner  ist  auch  Cas.  173  —  191  ein  einfach  gegliedertes 
kretisches  Canticum.  Als  proodisches  Glied  dient  ein  bacchiischer 
Tetrameter: 

Arno*  te  atque  tstuc  expetö  scire  quid  sit,  über  dessen  Bau  man 
S.  218  und  343  sehe. 

Diesem  bacchiischen  Verse  folgen  zwei  kretische  Strophen,  eine 
grössere  von  neun  und  eine  kleinere  von  vier  Tetrametern,  die 
durch  alloeometrische  Verse  epodisch  abgeschlossen  werden.  Ebenso 
gebaut,  nur  ohne  Proodikon,  ist  Cas.  599  —  607,  nämlich  sieben 
Tetrameter  und  ein  Dimeter  kretisch,  dann  trochäischer  Dimeter 
und  Trimeter. 

22.  Epid.  II,  1,  d.  i.  166 — 180  ist  in  A  gut  erhalten  und 
abgetheilt.  Nur  V.  2  u.  3  in  den  Halbzeilen  Quom  usüst  ut  pudeat 
und  ubi  pudendumst  haben  wir  eine  doppelte  Fassung  anzuer- 
kennen, und  es  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  welche  die  acht  Plau- 
tinische  ist.  Ausserdem  ist  V.  4  der  Schreibfehler  parem  statt 
pauperem  am  Ende  des  Verses  richtig  corrigirt.  Dass  die  gleiche 
Versabtheilung  auch  der  Palatinischen  Recension  zu  Grunde  lag, 
ist  noch  daraus  ersichtlich,  dass  is  und  genere,  als  Anfang  von 
V.  3  u.  4  in  B,  obgleich  sie  mitten  in  der  Zeile  stehen,  grosse 
Anfangsbuchstaben  haben.  Das  Canticum  ist  in  zwei  Partien  zu 


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2.  Die  Epimixis  alloeometiischer  Reihen. 


490 


zerlegen,  die  beide  epodiscb  gebaut  sind  Das  Ganze  wird  durcb 
zwei  iambische  Senare  eingeleitet  und  durch  zwei  ianibische  Sep- 
tenare  geschlossen. 

I.  Plenque  homines1),  quos  qudm  nihil  refert  pudet, 
Quoni  usilst  ut  pudeat,  ibi  eos  deserit  pudor.2) 
fs  adeo  tifs.  quid  est;  quod  pudendüm  siet, 
Genere  natäm  bono  |  paüperem  doinura 
5  Dtfcere  te"  uxtfrem 

Praesertini    eam    qua  ex    tibi    cöramemores   hanc  quae 

domist  170 

Fi  Ii  am  prognatain. 

Das  ist  eine  kretisch-trochäische  Strophe,  eine  Versmischung,  wie 
sie  bei  Plautus  häufig  ist.  Im  Anfang  Kretiker  mit  der  ver- 
wandten und  häufig  unter  Kretiker  gemischten  trochäischen  Tripodie, 
dann  zwei  ebensolche  akatalektische  Tripodien  oder  wohl  brachy- 
katalektische  Dimeter  einen  iambischen  Senar  als  naQatilsvxov 
umfassend.  Nur  die  Messung  von  V.  5  ist  nicht  sicher.  Viel 
einfacher  ist  der  zweite  Theil,  ein  System  von  fünf  kretischen 
Tetrametern  mit  einem  iambischen  Senar  als  itaQaxikevxov,  letz- 
teres wie  im  ersten  Theil. 

: :  Revereor  fflium. : :  At  pol  ego  tc  credidi  bis 
frico  orco  höstiis  neque  adeo  initfria, 
Quiä  tibi  licuit  eam  vivendo  vincere.  ::  Oh 
Hercules  ego  fui,  dum  flla  mecüm  fuit. 

Den  Trimeter  geben  die  Plautushandschriften  Quiä  licitumst  eam 
tibi  v.  v.,  doch  hat  Servius  die  bessere  Wortstellung  und  verdient 
darum  wohl  auch  dessen  licuit  den  Vorzug  vor  dem  allerdings 
auch  zulässigen  licitumst  der  Handschriften.  Aehnlich  bieten  die 
Terenzhandschriften  Ad.  766  libitumst,  nur  A  hat  libuit  er- 
halten u.  ä. 

23.  Auch  das  kretische  Gedicht  Asin.  127  —  137  zeigt  die 
epodische  oder  proodische  Compositum.  Wir  finden  zwei  Strophen, 
eine  längere  aus  zwei  Perioden  bestehende  und  eine  kürzere  aus 
vier  Tetrametern  gebildete.  Die  zweite  Periode  der  ersten  Strophe 
wird  durch  einen  kretisch- trochäischen  Vers  eingeleitet.  Am  Ende 
derselben  steht  ein  alloeometrisches  Glied,  das  auch  zur  letzten 


1)  Der  Anapäst  ist  ganz  legal  vgl.  S.  312.  -   2)  Der  Trinieterauagang 
möglich  uach  Ausnahme  4,  s.  oben  S.  24G. 

32* 


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500 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


Strophe  Proodikon  sein  kann,  über  dessen  Messung  viel  gestritten 
wird.  Der  Vers,  v.  133,  kann  keinesfalls  ein  kretischer  Tetranieter 
sein,  da  er  drei  Choriamben  als  solcher  bieten  würde,  darunter 
einen  am  Ende  und  einen  vor  der  Hauptcäsur.  Er  kann  jedoch 
ein  bacchiischer  Tetrameter  oder  trochäischer  Senar  sein,  und  es 
lässt  sich  hier  schwer  entscheiden,  wie  ihn  der  Dichter  hat  messen 
wollen,  da  diese  Verse  beide  sich  auch  sonst  als  alloeometrische 
Glieder  im  kretischen  Rhythmus  nachweisen  lassen.  Also 

Siciue  hoc  fit?  foras  aedibus  me  eici?  bis 
Bene  merenti  mala's,  male  merenti  bona's. 

Ät  malo  cüm  tuo  :  nam  iam  ex  hoc  loco  130 
tbo  ego  ad  tres  viros  vöstraque  ibi  nomiua 
Faxo  erunt :  capitis  te  perdam  ego  et  ffliam. 

Pe*rlecebrae,  permcies,  adulescentum  exitium! 
Nam  mare  haud  est  mare :  vös  mare  acerrumum  bis 
Quae  dedi  et  quöd  bene  feci :  at  posthäc  tibi 

Male  quod  potero  facere  faciam  meritoque  id  faciäm  tuo. 

und  im  Anschluss  daran  noch  14  trochäische  Septenare. 

24.  In  andern  Gedichten  wird  die  Composition  schon  ver- 
wickelter, weil  neben  den  die  Perioden  sondernden  alloeometrischen 
Gliedern  auch  wirksame  Katalexen  eintreten;  ein  solches  Gedicht, 
in  dem  auch  zweimal  (iBtaßoXrj  xaz  uvxföeGiv  angewandt  wird, 
ist  Rud.  190 — 219,  wozu  uns  der  Eingang  185— 189  so  lücken- 
haft überliefert  ist,  dass  wir  ihn  hier  nicht  in  Betracht  ziehen 
können.  Wir  führen  es  daher  hier  von  199  bis  215  auf.  Alle 
die  angegebenen  rhythmischen  Mittel  wirken  hier  zusammen,  die 
vom  Schiffbruch  gerettete,  verzweifelnde  Frau  in  ihrer  hilflosen 
Lage  und  haltlosen  Unentschlossenheit  zu  eharakterisiren.  Auch 
die  einzelnen  Reihen  des  herrschenden  Rhythmus  sind  ungleich, 
bald  Trimeter,  bald  Tetrameter: 

la  navem  atque  öninia  perdidit  in  niari : 
Haec  bonorum  eius  sunt  reliquiae. 

Etiam  quae  simul  1?00 
Vecta  mecum  in  scaphast  ^xcidit. 

Ego  nunc  sola  sum. 
Quae  mihi  sf  foret  aälva,  saltem  labor 

Lenior  esset  hic  mi  eius  opera.    1 1 

Nunc  quam  spem  aut  opem  atft  consili  quid  cap^ssam, 
Ha  hic  solis  locis  compotita?  205 


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2.   Die  Epimixis  alloeometriseher  Reiben. 


501 


Hic  säxa  sunt,  hic  mare  sonat  neque  qmsquam  mi  obviam 

hö"mo  venit.1) 
H6c  quod  indrita  sum  stfmroae  opes  öppido, 
Nec  eibo  nec  loco  tecta  quo  sim  scio  : 
Quae  mihi  spe*s  qua  me  vivere  vehra?*) 
Nec  loci  gnara  sum  nec  diu8  hic  fui:3) 

Sältem  aliquem  velim,  qui  mihi  ex  hfs  locis 
Aü*t  viam  aut  semitam  mänstret :  ita  nunc 
Häc  an  illäc  eam  incerta  sum  cö*nsili, 
Nec  prope  usquam  hic  quidem  ciiltum  agrum  conspicor, 
Älgor,  error,  pavor,  me  omnia  tenent.  215 

Dann  folgen  noch  zum  Abschluss  vier  trochäische  und  iambische 
Langverse. 

Wir  haben  also  eine  Compositiou,  wo  sich  verschiedene  for- 
male Elemente  vereinigen  eine  Stimmung  darzustellen,  die  an  die 
von  Aristides  geschilderte  Wirkung  der  pexaßoXri  fv&nixtj  nahe 
heranreicht.  Trotzdem  können  wir  dies  Gedicht  noch  nicht  un- 
bedingt unter  diejenigen  stellen,  deren  Hauptwirkung  auf  der 
eigentlichen  rhythmischen  Metabole  beruht,  da  dieselbe  hier,  ab- 
gesehen von  der  einmaligen  peraßokv\  xat  ävti&söiv,  immer  nur 
als  mehr  decoratives  Element  in  der  Art  alloeometriseher  Glieder 
erscheint  und  andre  rhythmische  Mittel,  wie  Vereinigung  un- 
gleicher und  katalektischer  und  akatalektischer  Reihen  mehr  hervor- 
treten. Hier  möglichst  alles  in  gleiche  Tetrameter  zu  bringen, 
darauf  niuss  man  unbedingt  verzichten.  Besonders  die  Triineter, 
im  griechischen  Vorbilde  schon  seit  Aeschylus  nachweisbar,  s. 
oben  S.  462,  sowie  die  Katalexen  haben  nach  dem,  was  wir  im 
ersten  Theile  der  Rhythmik  erörterten,  hier  ihre  volle  Berech- 
tigung; nur  über  205  8.  oben  S.  343. 

25.  Die  Ratalexen  im  kretischen  Rhythmus  verbunden  mit 
alloeometrischen  Gliedern  treten  auch  sonst  hervor;  so  Tri  n. 
264 — 275,  in  dem  Schlusstheile  einer  längeren  taktwechselnden 
Monodie,  in  der  Kretiker  und  Anapästen  vorwiegen,  daher  auch 
hier  die  alloeometrischen  Partien  nicht  wie  gewöhnlich  Trochäen, 
sondern  Anapästen  sind: 


1)  Nach  Fr.  Schoell's  Umstellung  statt  hÖmö"  mi  öbvinni  venit.  — 
2)  Lässt  sich  die  vorletzte  Länge  bei  jambischer  Cäaur  hier  halten,  weil  es 
«ich  nm  zwei  einsilbige  Wörter  handelt?  vgl.  oben  S.  236  fg.  —  8)  diua  für 
diu  Conjectur  Fr.  Schoell's. 


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Khythinik.    11.  Die  rhythmische  Metabole. 


kretisch. 


anapast. 


anapast. 


kretisch. 


anapast 


Mille  modis  amor  ignörandust, 
Frocul  abhibendust  atque  äbstandust. 
Nara  qui  in  amoreui  praecipitavit, 
Peiüs  perit  quasi  saxö  saliat. 
Äpage  sis  amor  tuas  res  tibi  habeto. 
Amor  amicüs  mihi  ne*  fuas  tfuiquam: 
Sunt  tarnen  quos  miseros  maleque  habeas, 
Quos  tibi  obnoxios  fecisti. 
Certa  res  est  ad  frugem  adplicare  auimum. 
Qu  am  quam  ibi  animo  labos  grandis  capitür. 
Böni  sibi  haec  expetunt,  rem  fidem  honorem 
Gloriam  et  grätiam  :  höc  probis  pretiumst. 
Eö*  mihi  m&gis  lubet  cüm  probis  pötius 
Quam  cum  l'mprobis  vivere  vanidicis. 


265 


270 


275 


Apage  sis  V.  267  ist  sicher  richtig  in  den  Palatini  überliefert. 
Die  Lesart  des  Ambrosianus,  der  hier  das  unmetrische  AIJATETE, 
noch  dazu  albern  in  griechischen  Buchstaben  giebt,  verdankt  ihre 
Entstehung  der  ersten  Stelle  V.  258,  wo  wieder  apage  te  das 
Richtige  ist.  Denn  diese  Stelle  ist  trochäisch  zu  messen:  äpage 
te  amor,  nöu  places,  nihil  te  tftor,  derselbe  Vers,  wie  die  be- 
nachbarten Verse l).  Auf  welche  von  beiden  Stellen  das  Donat- 
citat  zu  Eun.  756  geht,  lässt  sich  nicht  entscheiden,  für  die  Text- 
kritik ist  es  jedenfalls  nicht  zu  verwerthen.  amicus  mihi  in  V.  267 
ist  die  richtige  Stellung  des  A,  wo  die  Palatini  mihi  amicus 
bieten,  das  nur  in  eiuem  anapästischen  Verse  zulässig  wäre.  Den 
Schluss  des  vorhergehenden  Verses  giebt  A  wohl  richtiger  mit 
habeto  als  die  andern  Handschriften  mit  habe,  was  dann  ein 
solcher  katalektischer  Vers  wäre,  wie  271.  Dass  endlich  uniquani 
im  nächsten  Verse  in  A  fehlt,  ist  blosses  Versehen,  ebenso  wie 
das  V.  271  fehlende  animo.  Ob  V.  270  die  lange  Senkung  des 
zweiten  Fusses  zulässig  ist,  mag  fraglich  sein,  jedoch  lässt  sich 
est  äd  frögem  unter  demselben  Gesichtspunkt  betrachten,  wie 


1)  267.  260.  -261  Hae"c  ego  quöin  ägo  cum  meo  animo  et  reputo.  Amor 
amari  dät  satis  quod  aegrest.  Fügit  forum,  fugät  suoa  cogoätos,  während 
267b.  259.  262  um  eine  Silbe  kürzere  iam bische  Verse  sind:  Ubi  qui  eget 
quam  preti  ait  parvi.  Quamquam  fllud  duleest  esse  et  bibere.  Fugat  ipßus 
se  ab  su6  contutu,  wenn  man  sie  nicht  rhythmisch  als  &%t(palct  den  andern 
gleichstellen  will  ^  _  w ,  _  l_  ...  Das  Schema  ist  a  b,  a  b,  a,  a  b. 
V.  263,  wenn  ücht,  i*t  unupäsliachet»  öchlustkolon,  wie  denn  auch  anapästische 
Dimeti  r  folgeu. 


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2.   Die  Epimixid  alloeometrischer  Reiben. 


503 


oben  S.  501  spes  qua  nie.  So  giebt  sich  die  ausgehobene  Schluss- 
partie als  ein  kleineres  System  von  zwei  cretici  catalectici  in  bi- 
s)  Hab  am  mit  anapästischem  Epodikon  (Dimeter  und  Paroemiacus  = 
Septenar),  und  eine  längere  Strophe  derselben  kretischen  Versart, 
nur  dass  der  zweite  Vers  eine  weitergehende  Eatalexe  in  syllabam 
hat  und  das  Epodikon  ein  einziger  anapästischer  Dimeter  ist. 
Wir  haben  uns  überall  an  die  auch  sonst  als  gut  bewährte  Vers- 
abtheilung in  B  gehalten.  Diese  findet  auch  ihre  Stütze  in  der 
alten  Notiz  in  B,  dass  unser  Canticum  aus  60  Versen  besteht. 
B  schreibt  58  Verse,  allein  V.  232  ist  allgemein  schon  der  Hexa- 
meter in  Tetrameter  und  Dimeter  zerlegt  und  239  ist  der 
anapästische  Monometer  offenbar  lediglich  um  Raum  zu  sparen 
mit  dem  vorhergehenden  iambischen  Dimeter  zusammengeschrieben. 
So  scheint  es,  dass  wir  hier  eine  ganz  besonders  zuverlässige 
Versabtheilung  besitzen. 

26.  Zum  Schluss  besprechen  wir  noch  ausführlich  Amph. 
219  —  247,  ein  Gedicht,  dessen  Hauptwirkung  gleichfalls  auf 
häufigem  Gebrauch  der  alloeometrischen  Glieder  und  der  Katalexen 
des  kretischem  Rhythmus  beruht.  Weil  die  Ueberlieferung  uns 
17  akatalektische  kretische  Tetrameter  uuter  27  Versen  giebt, 
haben  wir  noch  kein  Recht,  die  übrigbleibenden  Verse  zu  solchen 
zusammenzustreichen  oder  zu  erweitern,  wie  dies  bis  auf  einen 
237  meist  geschieht.  Nur  234,  ein  metrisch  und  rhythmisch  tadel- 
loser Vers  ist  wohl  nach  Luchs'  Vermuthung  zu  einem  Tetrameter 
herzustellen,  aber  nicht  aus  metrischen  Gründen,  sondern  weil  das 
überlieferte  volneris  vi  et  virium  unverständlich  ist  und  unter  der 

Voraussetzung,  dass  volneris"  vi  viri  im  Archetypus  stand,  die 
Vermuthung  volneris  vi  viri  grosse  Wahrscheinlichkeit  gewinnt. 
Von  den  übrigen  alloeometrischen  Gliedern  bietet  auch  nicht  eins 
nach  Inhalt  oder  grammatischer  Form  irgend  eine  Schwierigkeit. 
Denn  an  Wiederholungen  wie  legioues  in  V.  223  und  quisque  in 
230  wird  man  ebenso  wenig  Anstoss  nehmen,  wie  an  ähnlichen 
in  andern  Versen,  wie  uterque  und  utrimque  in  V.  223.  227.  228. 
229;  man  hat  vielmehr  mit  vollem  Rechte  die  kleine  Lücke  in 
V.  229  durch  ein  uterque  mit  0.  Seyffert  ergänzt.  Es  spricht  hier 
ein  gewöhnlicher  Sklave,  und  in  solchen  Reden  gewöhnlicher  Leute 
liebt  selbst  Aeschylus  Häufungen  desselben  Ausdrucks,  während 
er  in  Königs-  uud  Heldenreden  derartiges  streng  meidet,  vgl.  Ver- 
fasser, stud.  Aescilyi.  p.  26.  27.  Auch  V.  223  ist  in  der  von  Ser- 
vius  bestätigten  Fassung  unserer  Handschriften  richtig  Demde 


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504 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metaboie. 


utrique  imperatöres  in  medium  exeunt,  da  man  für  die  Bindung 
eines  kretischen  und  trochäischen  Dimeters  bei  fünfsilbigem  Worte 
recht  gut  die  gleiche  Erscheinung  bei  kretischem  Dimeter  und 
trochäischer  Tripodie  als  Analogie  anführen  kann,  die  wir  oben 
S.  223  belegten.  Betrachten  wir  nun  die  alloeometrischen  und 
katalektischen  Reihen,  so  zeigt  sich  sofort  eine  abwechselungs- 
reiche Gliederung  unsers  Canticums  in  einzelne  nicht  allzulange 
Perioden,  deren  jede  wie  in  ihrer  Form,  so  auch  ihrem  Inhalte 
nach  eine  gewisse  Selbstständigkeit  behauptet. 

Die  erste  Periode,  219 — 222,  aus  drei  akatalektischen  Tetra- 
metcrn  uud  einem  trochäischen  Septenar  (oder  nach  der  Ueber- 
lieferung,  da  legiones,  item  zum  vorhergehenden  Vers  geschrieben 
ist,  einer  kleinen  trochäischen  Periode)  als  Epodikon  bestehend, 
schildert  die  Aufstellung  der  beiderseitigen  Heere.  Die  Messungen 
leglönes  mit  innerer  schwerer  Seukung  sind  ganz  legal,  wie  wir 
im  metrischen  Theile  S.  333  fgg.  erwiesen. 

Ausser  dem  bereits  erwähnten  V.  223,  der  das  Proodikon  zur 
zweiten  Periode  ist,  ist  der  nächste  alloeometrische  Vers  227,  er 
kann  Epodikon  zu  dieser  noch  aus  drei  Tetrametern  bestehenden 
Periode  sein,  die  die  Verhandlung  der  Feldherren  erzählt,  oder 
Proodikon  zu  der  folgenden  vom  Schlachtruf  und  den  Ermah- 
nungen der  Führer  handelnden  Periode.  Der  Zusammenhang  und 
der  Anfang  Postquam  id  actumst  scheint  uns  für  das  letztere  zu 
sprechen.  Der  Vers  selbst  ist  jedenfalls  kein  akatalektischer  kre- 
tischer Tetrameter,  zu  dem  er  durch  verschiedene  Aenderungen 
allgemein  zugestutzt  wird.  Nach  Inhalt  und  grammatischer  Form 
ist  er  tadellos:  Postquam  id  actumst,  tubae  utrimque  canunt 
contra,  und  machen  wir  uns  von  der  Voraussetzung  frei,  dass  es 
ein  kretischer  Tetrameter  sein  muss,  so  kann  er  nur,  wie  alle 
alloeometrischen  Glieder  dieses  Gedichtes  in  dem  mit  Kretikern 
so  oft  und  so  eng  verbundenen  trochUischen  Rhythmus  gemessen 
werden.  Die  erste  Dipodie  Postquam  id  actumst,  ist  ganz  regel- 
recht; ebenso  aber  können  die  nächsten  drei  Worte  zusammen 
eine  zweite  trochäische  Dipodie  geben:  tubae  utrimque  cänünt, 
die  ebenso  gut  gebaut  ist  wie  manche  andre  trochäische  Dipodie 
in  den  gewöhnlichen  Septenaren  und  Octonaren,  wie  Truc.  505 
Mlscröque  perit.  Stich.  (32  Suö  quique  l6co.  133  Pläcet  ille  meus. 
603  suoin  qnlque  decet.  605  Sed  ämlca  mea.  746  Nlmlöque  slbi. 
755  Age  mülsä  mea.   Baech.  83  voles  esse  tibi.  Stich.  714  vldes 

esse  tibi.   Asin.  175  fcbl  lenä  bene.   Triu.  605  Sine  döte. ::  Sine 


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2.  Die  Epimixis  alloeometrischer  Keinen. 


505  ' 


u.  a.  Wir  haben  also  eiuen  Vers,  dem  wir  wiederholt  schon  be- 
gegneten, zuletzt  im  vorigen  Canticum  Trin.  256.  258.  260.  261; 
eine  akatalektische  trochäische  Pentapodie,  vermuthlich  einen 
brachykatalektischen  Senar,  der  sich  zum  gewohnlichen  katalek- 
tischen  Senar,  z.  B.  Ter.  Ad.  615  u.  a.  o.,  verhält  wie  der  sog. 
brachykatalektische  Septenar  zum  gewöhnlichen  Septenar,  vgl. 
oben  S.  423  u.  424.  Zu  ändern  ist  an  dein  Verse  dann  gar  nichts: 
Pöstquam  id  actumst,  tdbae  utrimque  canunt  cöntra.  Diesem 
Verse  folgen  drei  kretische  Tetnuneter,  die  nächste  Periode 
228—230.  Dagegen  V.  231  kann  kein  solcher  kretischer  Vers 
sein,  selbst  wenn  man  Aenderungen  annimmt,  wie  Hermanns 
Einschub  von  et  vor  potest  et  valet  oder  andre.  Denn  die  iain- 
bische  Hauptcäsur  muss  rein  sein  und  kann  nur  bei  längeren 
Wörtern  unterbleiben.  Mit  Ussing's  leichter  Aenderung  potis  est 
statt  potest  ist  es  ein  iambischer  Senar,  ohne  diese  ein  gewöhn- 
licher katalektischer  trochäischer  Trimeter,  der  auch  sonst  sich 
findet,  wie  wir  soeben  berührten.  So  sind  wir  auch  hier  jeder 
Aenderung  überhobeu.   Denn  auch  die  Bildung  der  einen  Hebung 

quisque  pötest  ist  durchaus  nicht  unerhört.  Man  vergleiche  ausser 
den  oben  zu  V.  227  angeführten  Stellen  Pers.  263  genio  meo 

mültä  böna  faciain.   273  quem  tibi  oboedire  vSlis  .  asta.   Aul.  732 

Quof  täntä  mala  maestitudoque.     Pseud.  171  dicere  päene  fui 

oblitus.   Aul.  40  exeiindum  hercle  tibi  hinc  est  foras.   Stich.  741 

tibi  nösträ  pläcet  u.  ä.  und  man  kann  folgende  Messung  nicht 
unbedingt  verwerfen:  Pro*  se  quisque  id  quöd  quisque  potest  et 
valet.  So  reicht  die  vierte  Periode  von  231—234  und  hat  ein 
alloeometrisches  nagatskeutov  vor  dem  Schlusstetrameter,  das  man 
als  iambischen  oder  trochäischen  Dimeter  nehmen  kann,  je  nach- 
dem man  nach  dem  kretischen  Dimeter,  mit  dem  es  zu  einem 
Verse  vereinigt  überliefert  wird,  Hiatus  oder  caesura  latens  an- 
setzt. Wir  möchten  uns  für  das  Letztere  entscheiden  und  auch 
hier  wie  überall  in  diesem  Gedicht  den  trochäischen  Rhythmus 
im  alloeometrischen  Bestandteil  finden,  da  auch  bei  der  häufigen, 
im  nächsten  Abschnitt  zu  besprechenden  Zusammensetzung  des 
kretischen  Dimeters  mit  trochäischer  Tripodie  caesura  latens  be- 
liebt ist,  vgl.  oben  S.  198.  223 und  eine  solche  Verbindung 

1)  Jedenfalls  ist  nicht  zu  ändern;  Nonius  citirt  unser  alloeometrischea 
Glied,  wie  es  in  unseru  Handschriften  steht. 


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506 


Rhythmik.    11.  Die  rhythmiache  Metabole. 


auch  in  der  siebenten  Periode  242 — 246  als  Proodikon  überliefert 
ist,  nämlich  242  Hoc  ubi  Amphftruo  erus  |  cönspicatus  est,  wo 
eine  Ergänzung  zum  vollen  Tetrameter,  wo  cönspicattfst  meus  un- 
nöthig  ist  und  eher  cönspicatüst  mit  Katalexe  vorzuziehen  wäre. 

Die  Katalexis  bieten  die  Handschriften,  und  zwar  immer  die 
in  syllabam,  an  drei  Stellen.  V.  237  ist  zwar  mit  dem  vorher- 
gehenden Verse  zusammengeschrieben,  inuss  aber  abgelöst  werden, 
da  sonst  ein  Heptameter  entstünde.  Es  giebt  dafür  drei  Möglich- 
keiten, entweder  Dimeter  und  Pentameter: 
Höstes  crebri  cadunt: 

Nöstri  contra  ihgruont :  vicimus  vi  feroces, 
oder  mit  Studemund  zwei  katalektische  Tetrameter: 

Höstes  crebri  cadunt :  nöstri  contra 

fngruont :  vicimus  vi  feroces, 
oder,  was  das  natürlichste  ist,  akatalektischer  Tetrameter  und 
katalekti scher  Triineter: 

Höstes  crebri  cadunt :  n<5stri  contra  ingruont. 

Vicimus  vi  feroces. 
Auch  in  der  letzten  Periode  hat  der  Schlussvers  dieselbe  Kata- 
lexis, er  ist  uns  als  Hexameter  überliefert,  und  da  Plautus  sicher 
öfters,  einmal  sogar  ein  längeres  System  hindurch  bacchiische 
Hexameter  braucht,  am  Ende  des  Systems  auch  katalektisch, 
Amph.  644,  so  liegt  keine  Nöthigung  vor  diesen  kretischen  Hexa- 
meter in  zwei  kleinere  Verse  zu  zerlegen.  Für  die  Beibehaltung 
eines  langen  Schlussverses  spricht  auch  der  Umstand,  dass  das 
itaQaiiXBvzov  ein  katalektischer  Tetrameter  ist:  Cü*m  clamore  m- 
volant  impetu  alacn,  ein  Vers,  den  zu  ändern  wir  schon  darum 
abstehn  müssen,  weil  er  auch  sonst  oft  in  kretischen  Gedichten 
gebraucht  wird,  den  selbst  der  grösste  Gegner  der  katalektischen 
Kretiker  und  Bacchien,  A.  Spengel,  Reformvorschläge,  S.  86 — 93 
anerkennt  und  mit  vielen  Beispielen  belegt. 

Dies  alles  zusammengenommen,  halten  wir  die  Ueberlieferung 
unsres  Gedichtes,  abgesehen  von  den  geringfügigen  Aenderungen 
230,  wo  uterque  am  besten  die  kleine  Lücke  ausfüllt  und  234, 
wo  die  Ueberlieferung  unverständliche  Worte  giebt  und  vielleicht 
238,  wo  jedoch  alte  von  Nonius  bestätigte  Lesart  vorliegt1), 

1)  Sud  fugaru  in  setamen  nümo  convOrtitur.  Liegt  in  setamen  irgend 
ein  seltne»  Epitheton  zu  fugam  versteckt;  separern,  segregem  und  seiugem 
pasaen  nicht  recht,  oder  ein  Particip  wie  insectitaus,  oder  ist  einfach  In 
fugam  aed  tarnen  zu  schreiben  mit  Hermann  u.  a.? 

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2.  Die  Epiinixis  alloeometrischer  Heihen. 


507 


ihrem  Wortlaute  nach  vollständig  und  üuderu  die  handschriftliche 
Versabtheilung  nur  insofern,  als  wir  V.  336.  337  als  zu  laug  zer- 
legen und  die  V.  221  nach  einem  kretischen  Tetrameter  über- 
lieferten Worte  legiones,  item  lieber  mit  dem  folgenden  Senar 
zu  einem  Septenar  verbinden  als  sie  getrennt  als  trochäische  Tri- 
podie  geben,  was  an  sich  auch  möglich  ist. 

1.  Pöstquam  utrimque  exitumst  mäxuma  cdpia, 
Disperditf  viri,  dispertiti  drdiues:  220 
Nös  nostraa  möre  nostro  et  modo  instrüximus 
Legiones,  item  hdstes  contra  legiones  suas  instruont. 

2.  Deinde  utrique  imperatöres  in  medium  exeunt, 
Extra  turbam  ördinum  cdnloquonttfr  simul. 

Cönvenit,  victi  utri  sint  eo  proelio,  225 
Ürbem  agrum  aräs  focos  seque  uti  dederent. 

3.  Pöstquam  id  actumst,  tübae  utrimque  canunt  contra : 
Cönsouat  terra  :  clamörem  utrimque  efferunt, 
Imperatör  uterque  hmc  et  ilh'nc  Iovi 

Vota  suscipere,  <uterque>  hörtari  exercitum.  230 

4.  Pro  se  quisque  id  qu<5d  quisque  potest  et  valet, 
Edit,  ferro  ferit :  tela  frangünt :  boat 

Caelum  fremitü  vir  um  :  ex  spiritu  atque  an  he  Ii  tu 
Nebula  constat :  cadunt  völnerum  vi  viri. 

5.  Denique  ut  völuimus  nöstra  superat  manus:  235 
Höstes  crebri  cadunt :  ntfstri  contra  l'ngruont. 

Vicimus  vi  feroces. 

6.  Sed  fugam  in  se  tarnen  nemo  convörtitur 
Nec  recedit  loco  quin  statim  re*ui  gerat: 

Änimam  omittünt  prius  quam  loco  de*migrent.  240 
Quisque  ut  steterat,  iacet  öbtinetque  ördinem. 

7.  Hoc  ubi  Amphitruo  erus  con^picatus  est, 
flico  equites  iubet  dextera  incedere. 
Equites  parent  citi,  ab  dextera  maxurao 

Cu*m  clamore  mvolant  linpetu  alacn:  245 
Foedant  et  proterunt  höstium  cöpias  idre  iniustas. 
Wir  sehen,  dass  sich  durch  die  alloeowetrischen  Bestand- 
theile  und  durch  die  Katalexen  Perioden  von  ziemlich  gleichem 
Umfange  ergeben.  Jede  bezeichnet  einen  besondern  Moment  der 
Schlacht.  1.  Die  Aufstellung.  2.  Die  Verabredungen  der  Führer. 
3.  Sehlachtgesehrei  und  Ermahnung.  4.  Kampf.  5.  Sieg.  6.  Wider- 
stand. 7.  Die  Entscheidung  durch  die  Reiterei.   Auch  die  gram- 


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508 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


matiscbe  Forin  spricht  für  diese  Eintheilung.  Man  vergleiche  nur 
die  Eingänge:  1.  Postquam.  2.  Deinde.  3.  Postquam  id  actumst. 
5.  Denique.  6.  Sed  —  tarnen.  7.  Hoc  ubi  Amphitruo  conspicatus 
est.  Nur  bei  dem  vierten  Abschnitt  fehlt  eine  überleitende  Wen- 
dung; doch  findet  sich  eine  metrische  Andeutung  für  Perioden- 
begiun.  Auch  würde,  wollte  man  hier  zwei  Abschnitte  zusam- 
mennehmen, der  Umfang  der  dann  entstehenden  Periode  von  acht 
Langversen  unverhältnissraässig  gross  sein.  Man  wird  daher  diese 
Monodie  schwerlich  in  andre  als  die  angenommenen  Perioden  zer- 
legen. Das  ganze  Gedicht  bleibt  aber  auch  bei  solcher  Einthei- 
lung ein  einheitliches.  Denn  die  epodischen  und  proodischen 
Reihen  gehören  sämmtlich  dem  trochäischen  Rhythmus  an,  der 
dem  kretischen  so  nahe  verwandt  ist,  und  die  Katalexen  treten 
nur  am  Ende  oder  einmal,  wie  auch  zweimal  die  alloeometrischen 
Glieder  als  itaQaxikevtov  auf.  Innerhalb  dieser  geringen  Variation 
haben  wir  so  reiche  Abwechselung,  dass  keine  Periode  der  andern 
gleicht,  wie  denn  jede  ein  besonderes  Moment  der  beschriebenen 
Action  ausmalt,  und  man  kann  mit  Recht  behaupten,  in  einer 
dem  Inhalte  entsprechenden  Form.  Die  eine  Strophe,  die  lediglich 
aus  vier  kretischen  akatalektischcn  Tetrametern  besteht  ohne  jede 
Variation,  schildert  gerade  das  zähe  Festhalten  der  Stellung, 
V.  238 — 241  nemo  conv<5rtitur  Nec  recedi't  loco.  Animam  oinit- 
tünt  prius  quam  loco  demigrent.  Quisque  —  öbtinetque  ördinem. 

Doch  wir  brechen  hier  diese  Untersuchungen  ab,  um  uns 
nicht  weiter  in  Einzelheiten  zu  ergehen.  Wir  haben  in  einer 
scheinbar  unbegreiflichen  bunten  Mannigfaltigkeit  der  metrischen 
und  rhythmischen  Formen  vieler  Gedichte  Regel  und  wohlbe- 
rechnete Ordnung  gefunden  und  indem  wir  uns  nicht  auf  die 
epodisch  gebauten  Theile  der  angeführten  Cantica  beschränkten, 
auch  zu  den  früheren  Abschnitten  über  systematischen  Aufbau 
und  freiere  continuirlich  fortgesetzte  Taktfolge  und  Verwendung 
katalektischer  Formen  sowie  Symmetrie  und  Responsion  manche 
Nachträge  und  Ergänzungen  zu  verzeichnen  gehabt.  An  eine 
Zusammenfassung  aller  Ergebnisse  können  wir  an  dieser  Stelle 
noch  nicht  denken,  weil  wir  das  Capitel  von  der  Metabole  noch 
nicht  erschöpft  haben.  Allein  einiges,  was  wir  in  der  bisherigen 
Darstellung  derselben  gewonnen  haben,  müssen  wir  schon  jetzt 
zusammenstellend  hervorheben,  um  nach  den  Einzelnntersuchungen 
wieder  die  allgemeine  Betrachtung  fortzusetzen. 


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2.  Die  Epiinixie  alloeometrischer  Reihen. 


501) 


Vor  allem  haben  die  römischen  Dichter  keine  bereits  in 
griechischer  Technik  vorhandene  rhythmische  Compositionsart  auf- 
gegeben; sie  haben  in  ihren  iambisch  und  trochäisch  gehaltenen 
melischen  Partien  von  der  coutinuatio  numeri  ausgedehnten  Ge- 
brauch gemacht  und  dabei  manches  Kolon  eingeführt,  das  keine 
stichische  Compositum  vertrug.  Auch  diese  letztere  ist  in  einer 
grosseren  Anzahl  Gedichte  durchweg  oder  in  einigen  charakteristi- 
schen Theilen  herrschend.  Eine  noch  reichere  Entwickelung  aber 
hat  die  sog.  systematische  Compositionsart  erfahren,  die  nach  der 
stichischen  an  sich  die  steifste  ist  und  im  griechischen  Drama 
sich  nie  von  dieser  Steifheit  frei  gemacht  hat,  ja  soweit  wir  die 
Entwickelung  der  komischen  Kunstformen  sowie  der  Tragödie 
verfolgen  können,  immer  monotoner  wurde.  Die  griechischen 
Rhythmopoioi  legten  sich  die  Fessel  auf,  dass  sie  nur  Dimeter 
anapästischer,  trochäischer  und  iambischer  Versart,  höchstens  mit 
eingestreuten  Monometern  bauten.  Nur  Euripides,  aber  auch  nur 
in  seinen  aitoXsXvpdva9  scheint  bisweilen  auch  einige  andre  For- 
men zu  systematischer  Compositum  zu  verwerthen,  wie  Or.  1474 — 
1477  Trimeter  mit  Dimeter-jra^aTfAfivrov.  Doch  bleiben  das  ver- 
einzelte Ansätze.  Welch  reiche  Variationen  haben  dagegen  die 
Römer  aufzuweisen.  Im  griechischen  Melos  war  es  Sitte,  kunst- 
volle Strophen  so  zu  schliessen,  dass  bei  durchweg  oder  vor- 
wiegend akatalek tischen  Reihen  der  letzte  Vers  ein  katalekti scher 
war  oder  bei  durchweg  oder  vorwiegend  katalektischen  Gliedern 
der  Schlu8svers  akatalektisch  gebildet  wurde.  In  den  strengeren 
Systemen  nahmen  die  griechischen  Dichter  nur  die  erste  Art  an. 
Die  Römer  bauten  aber  auch  Systeme  aus  katalektischen  Reihen 
mit  akatalektischem  Schluss,  wie  ein  iambisches  Ter.  Ad.  707— 
712,  ein  bacchiisches  Capt.  505,  ein  anapästisches  mit  akatalek- 
tischem jcaQaxiXsvxov  Bacch.  1155.  1156.  Ferner  verarbeiteten  die 
römischen  Komiker  auch  ihre  akatalektischen  Langverse  zu  regel- 
rechten Systemen,  so  anapästische  Octonare  Trin.  IV,  1,  bacchiische 
Tetrameter  Bacch.  1122 — 1138  mit  katalektischem  Dimeter  als 
naQatikevxov ,  sogar  bacchiische  Hexameter  mit  Tetrameter  als 
TtuQaxiXevzov  Amph.  633— 643,  ferner  auch  regelrechte  Systeme 
aus  trochäischen  Senaren  mit  Dimeter  als  naQazeXswov  Amph. 
675—579  u.  a.  Es  bleibt  ja  nicht  ausgeschlossen,  dass  für  manche 
dieser  für  uns  in  der  römischen  Comödie  neu  auftauchenden 
Formen  es  schon  griechische  Vorbilder  gegeben  hat.  Allein  wir 
haben  zu  weuig  Anhalt  für  diese  Behauptung,  und  Verschiedene? 


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510 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


ist  nur  unter  dein  Einflüsse  der  einheitlichen  rhythmischen  Technik 
denkbar,  die  erst  im  römischen  Drama,  das  nicht  mehr  an  die 
alten  classischen  Traditionen  gebunden  war,  so  allgemein  zum 
Durchbruch  kam.  Eine  Folge  dieses  Grundprincips  ist  wohl  auch 
die  Einführung  alloeoinetrischer  Bestandteile  in  die  systematische 
Compoaition,  allerdings  gewöhnlich  nur  als  7CaQatüevzov,  vgl. 
Amph.  572  u.  a.,  iu  anapästischem  System  ein  vorletzter  bacchiischer 
Vers  Pseud.  593  oder  ein  iambischer  Dimeter  als  zweiter  Trin.  239. 
Im  griechischen  Drama  wären  solche  einfache  Systeme  mit  al- 
loeometrischen  Gliedern  eine  arge  Stillosigkeit  gewesen,  im  rö- 
mischen erweisen  sie  sich  als  eine  ausdrucksvoll  gebrauchte  an- 
muthige  Variation.  Denn  da  sich  dieses  nicht  mehr  an  das  alte 
starre  System  gebunden  fühlte,  übertrug  es  eine  Eigenheit  des 
gewöhnlichen  gesungenen  Liedes  auf  diese  wohl  mehr  recitativ- 
artig  vorgetragenen  rhythmischen  Stilarten. 

Aber  auch  an  ihrer  eigentlichen  Stelle  hat  das  römische 
Drama  die  Epodika  und  Proodika  als  regelrechte  alloeometrische 
Bestandtheile  in  seiner  Strophenbildung  verwandt  und  zwar  in 
allen  den  Variationen,  die  das  griechische  Vorbild  gestattete 
bald  als  einleitende  Glieder,  bald  als  Schlussglieder,  bald  als  den 
Schluss  vorbereitende  jtaQatiXsvta,  was  wir  ja  reichlich  exempli- 
ficirt  zu  haben  glauben.  Zerlegte  sich  ein  Gedicht  in  verschie- 
dene einzelne  Strophen  oder  Perioden,  wie  in  der  zuletzt  aus- 
führlich besprochenen  Monodie  des  Sosia,  der  sich  eine  ausgedehnte 
Schlachtschilderung  erfinden  muss.  so  können  diese  alloeometri- 
schen  Glieder  bei  mehreren  Perioden  hinter  einander  sich  ein- 
stellen, und  der  Bau  eines  solchen  Canticums  nähert  sich  schon  • 
bedeutend  demjenigen  mit  der  eigentlichen  peraßoXri  Qv&(iixij. 
Treten  dazu  noch  andre  aufregende  Momente,  wie  häufige,  be- 
sonders charakteristische  Katalexen,  Wechsel  in  der  Ausdehnung 
der  Reihen,  oder  gar  die  (lataßoXi)  xaz'  avtifrsöiv,  dann  haben 
alle  diese  rhythmischen  Mittel  in  ihrer  Vereinigung  schon  eine 
gewaltige  Wirkung,  wie  wir  das  an  Rud.  190 — 219  erläuterten, 
allein  der  eigentliche  Rhythmuswechsel  blieb  auch  hier  zunächst 
immer  noch  im  Dienste  der  Form,  insofern  er  einzelne  Perio- 
den markirte.  Wir  sehen  aber  hieraus,  wie  besonnen  die  rhyth- 
mische Praxis  der  Römer  die  stärksten  Effecte  gebrauchte,  und 
können  erwarten,  dass  der  eigentliche  Taktwechsel  wirklich  nur 
da  angewandt  wird,  wo  ihn  die  griechische  Theorie  als  stilgerecht 
hinstellt;  wofür  sicher  diese  Stelle  aus  Plautus'  Hudens  ein  treff- 


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2.  Die  Epimixis  alloeometriacher  Reihen. 


511 


liches  Beispiel  ist.  Denn  hier  war  das  ßiai'cog  avfrifatuv  zr\v 
i>v%rp>  nicht  ausgeschlossen.  Es  erscheint  eine  schiffbrüchige 
Frau,  allein  und  hilflos  in  höchster  Noth  und  Verzweiflung,  eine 
Situation,  zu  deren  Darstellung  selbst  die  Tragödie  das  gleiche 
Mittel  des  eigentlichen  Taktwechsels  anwendet,  wie  wir  im  vier- 
ten Abschnitt  sehen  werden. 

Trotz  aller  Variationen  und  Erweiterungen  der  alten  Kunst- 
formen  des  classisch  griechischen  Dramas  finden  wir  also  auch 
hier  das  hellenische  Vorbild  wieder.  Der  Gebrauch  der  rhythmi- 
schen Metabole  ist  im  römischen  Drama  seinen  meisten  Einzel- 
heiten nach,  wie  wir  beobachteten,  immer  noch  derselbe  wie  im 
griechischen.  Ehe  wir  diesen  Gedanken  auch  für  den  eigentlichen 
Taktwechsel  durchführen,  haben  wir  noch  eine  gleichfalls  den 
beiden  Völkern  des  classischen  Alterthums  gemeinsame,  mit  der 
psTCcfioAr}  Qv&fiixri  zusammenhängende  Einzelheit  der  rhythmischen 
Technik  zu  betrachten.  Es  kommt  nämlich  vor,  dass  innerhalb 
ein-  und  derselben  Reihe  verschiedene  Rhythmen  sich  vereinigen. 
Schon  das  griechische  Drama  giebt  dafür  sichere  Belege. 

3.   Taktwechsolnde  Verse  in  stichischem  Gebrauch. 

1.  Aristophanes  baut  Lysistrate  1014—1035  eine  stichische 
Dialogpartie,  die  zwischen  einem  Manner-  und  Frauenchor  ver- 
theilt wird,  in  einer  Weise,  dass  er  einen  akatalektischen  trochäi- 
schen Dimeter  mit  einem  päonischen  Dimeter  eng  verbindet: 
ovöiv  iöti  ShigCov  yv\vcuxbg  cc^a%fotBQQV 
ovdl  nvQ  ovd'  aid'  avaidrß  \  ovdepia  nägdaXig  xtl. 
Hier  haben  wir  wirklich  ganz  enge  rhythmisch-metrische  Bindung, 
wie  z.  B.  V.  1021  beweist 

aXXa  xi\v  i^Ofiid*  ivdv\6a  6e  HQOtiiovtf'  syco, 
wo  nach  Art  jedes  andern  Langverses  die  Hauptcasur  gänzlich 
vernachlässigt  ist.  Aehnlich,  aber  doch  etwas  anderer  Natur  ist 
das  metron  Eupolideum  polyschematiston,  vgl.  Christ,  Metrik2 
S.  473,  oder  das  von  Hephaestion  c.  16  als  fidtgov  imcovixov  mit 
einigen  Beispielen  belegte  u.  a. 

Halten  wir  zunächst  die  an  die  Spitze  gesetzte  Art  fest,  so 
sehen  wir  daraus,  dass  es  möglich  war,  ein  trochäisches  xälov 
mit  einem  päonischen  Dimeter  zu  vereinigen.  Auch  im  römischen 
Drama  finden  sich  solche  enge  rhythmische  Verbindungen  zwischen 
kretischen  Versen  und  Trochäen.   Zwar  dass  öfters  trochäische 


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512 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


Dimeter  epodisch  oder  proodisch  an  Kretiker  antreten,  wie  ausser 
den  von  uns  im  vorigen  Abschnitt  aufgeführten  Fällen  z.  B.  Cas. 
60ö  Ne  quid  in  te  mali  |  fäxit  ira  pe>cita  oder  ibid.  147  Pran- 
dium  iüsserat  |  se*nex  sibi  paräri  ist  eine  etwas  andre  Erscheinung. 
Denn  dies  bleiben  immer  selbstständige  bedeutsame  Glieder  und 
treten  nie  regelmässig  in  stichischem  Gebrauche  ein. 

Einen  ähnlichen  Bau  scheint  auch  die  Monodie  des  Epidicus 
zu  bieten:  Epid.  81  —  103,  die  von  je  vier  trochäischen  Septenareu 
eingeleitet  und  abgeschlossen,  folgende  regelmässig  stichisch  ge- 
baute Hauptpartie  nach  der  Ueberlieferung  zeigt  85 — 99: 

Neque  ego  nunc  qu<5  modo  85 
Me  cxpeditum  ex  impedito  faciam  consiliiim  placet. 

Ego  miser  perpuli 
Meis  dolis  senem,  ü*t  censeret  stfam  sese  emere  fr'liam. 

ta  suo  filio 

Fi'dicinam  emit  quam  ipse  amabat,  quam  äbiens  mandavit 

mihi.  90 

Si  sibi  nunc  alteram 
Ab  legione  abdtixit  animi  catisa,  corium  pe*rdidi. 

Nain  übi  senex  se'nserit 
Sibi  data  esse  verba,  virgis  dörsum  despoliet  meum. 
enim  tu  praecave. 
enim  —  bat  enim  :  nihil  est  istuc  :  plane  hoc  corruptümst 

caput  95 

Nequam  homo's,  6pidice. 
Qui  lubidost  male  loqui?  quia  tüte  tete  de'seris.1) 

Quid  faciam?  w6n  rogas? 
Tu*  quidem  aute  hac  aln's  solebas  däre  consilia  rntftua. 
Allein  diese  offenbar  stichisch  componirte  Monodie  besteht 
unserer  Auffassung  nach  nicht  aus  taktwechselnden  Versen. 
A.  Spengel  hat  zwar  eine  Zusammensetzung  aus  kretischen  Di- 
metern  und  trochäischen  Septenaren  angenommen,  doch  die  Ueber- 
lieferung spricht  dagegen.  Denn  Spengel  muss  von  Vers  96  an 
einen  neuen  anders  componirten  Abschnitt  ansetzen,  wo  doch 
offenbar  das  siebente  und  achte  dem  vorhergehenden  gleichgebaute 
Glied  zu  suchen  ist  und  ausserdem  V.  91  umstellen  Si  alteram 
mtnc  sibi.  Halten  wir  uns  aber  an  die  handschriftlichen  Verse 
hier  wie  98  Quid  faciam?  und  Si  sibi  nunc,  so  ist  es  klar,  dass 


1)  codü.  tu  tete.  Goi.-tz  tute  te  ipse. 


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3.  Taktwechselnde  Verse  in  stichischem  Gebrauch 


513 


hier  keine  Kretiker  vorliegen  können,  da  diese  keine  zweisilbige 
Senkung  vertragen.  Es  müssen  vielmehr  katalektische  trockäische 
Monometer  oder  vielmehr  dikatalektische  Dinieter  neben  Septe- 
naren  sein.  Darauf  führt  auch  die  Versabtheilung  in  A,  der  so- 
wohl 94  als  98  in  zwei  kleine  Verse,  also  katalektische  trochäische 
Monometer  trennt.  Denn  so  bezeichnet  der  metrische  Redaktor 
des  A  in  der  Regel  die  Versstücke,  in  denen  er  Katalexen  an- 
nimmt. Charakteristisch  ist  hierfür  z.B.  im  Ambrosianus  dieUeber- 
lieferung  von  Pers.  17,  wo  ein  regelrecht  gebauter  kretischer 
Tetrameter  unter  lauter  trochäischen  Langversen  so  abgetheilt  ist: 
Ut  vales  ||  Ut  queo  quid  agitur  ||  Vivitur.  Da  vorher  Trochäen 
stehen,  sah  der  Redaktor  auch  hier  noch  Trochäen  und  schrieb 
Ut  vales  als  "besondern  Vers,  da  er  ihm  die  erste  Katalexe  zeigte; 
dagegen  den  zweiten  und  dritten  Kretiker  verband  er  zu  einem 
Verse,  weil  sich  dieser  auch  als  trochäische  Tripodie  lesen  Hess. 
Demnach  lässt  sich  wohl  auch  für  die  Epidicusstellen  nicht  in 
Abrede  stellen,  dass  eine  leidlich  alte  Tradition  nicht  kretisches 
Versmass,  gegen  das  der  Bau  zweier  Verse  spricht,  sondern  ka- 
talektische Trochäen  gab  und  zwar  hier  richtig.  Wie  sehr  aber 
diese  doppelte  Katalexe  in  den  Kurzversen  passt,  ist  einleuchtend. 
Es  ist  dieselbe  Wirkung  der  Katalexen,  die  wir  oben  S.  422  be- 
sonders an  der  Monodie  des  Aeschinus  in  Terenz'  Adolphen  IV,  4 
erläuterten:  Ueberlegung,  die  zu  keinem  Entschluss  zu  kommen 
vermag.' 

Ebenso  bleibt  noch  zweifelhaft,  ob  wir  ein  taktwechselndes 
Mass  in  den  besonders  Most.  III,  2  oft  gebrauchten  Versen  wie 
Äxsequi  certa  res  est  ut  abeam  anerkennen  sollen,  das  nach 
A.  Spengel,  Reform  vor  schlage,  S.  86—88  aus  einem  kretischen 
Dimeter  und  einem  einheitlichen  Versfusse  _  v,  „  ^  _  bestehen  soll. 
Verschiedene  Auffassungen  sind  hier  möglich,  vgl.  noch  Ritsehl, 
zu  Most.  693.  Es  kann  die  katalektische  Form  zu  dem  sogleich  zu 
besprechenden  Verse  sein,  aber  auch  ein  te- 

trameter  creticus  catalecticus  in  syllabam;  vermuthlich  an  man- 
cher Stelle  das  eine,  an  anderer  wieder  das  andre. 

2.  So  finden  wir  in  solchen  Compositionen  eine  in  regel- 
rechter stichischer  Folge  wiederkehrende  eigenartige  Periode,  aber 
keine  pezaßoli}  gvftiiixy  innerhalb  desselben  Verses.  Eine  solche 
liegt  aber  vor  in  der  häufig  gebrauchten  Verbindung  eines  kre- 
tischen Dimeters  mit  einer  trochäischen  Tripodie,  die  ganz  so  eng 
sein  kann,  wie  die  an  die  Spitze  unsres  Abschnittes  gestellte 

Klotz,  UrundzUgo  altrömischer  Metrik.  33 


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514 


Rhythmik.  II.  Die  rhythmische  Metabole. 


Aristophanische  Taktcombination.  Ganz  wie  diese  Aristophanische 
gebraucht,  kommt  in  der  römischen  Comödie  eine  ähnliche  Ver- 
bindung vor,  nur  dass  das  erste  Kolon  kretisch  und  das  zweite 
trochäisch  ist,  während  es  bei  Aristophanes  umgekehrt  ist.  Diese 
finden  wir  auch  stichisch  gebraucht,  wie  Bacch.  663 — 667,  wo 
eine  fünfgliederige  Periode  aus  diesem  Verse  ohne  jeden  andern 
Zusatz  besteht: 

Sed  lubet  scire,  quantum  atirum  erus  sibi 
Dempsit  et  quid  suo  reddidit  patri. 
Si  frugist,  He*rculeiu  fecit  ex  patre: 
Decumam  partem  ei  dedit,  sibi  novem  abstulit. 
Sed  quem  quaero,  <5ptume  eccum  öbviam  mihist. 

Dass  die  römischen  Dichter  eine  solche  Taktvereinigung  nicht 
immer  in  strenger  stichischer  Form  gehalten  haben,  werden  wir 
nach  alle  dem,  was  wir  sonst  von  ihrer  rhythmischen  Technik 
wissen,  nicht  auffallend  finden.  Gleich  im  Anfange  dieser  Monodie 
des  Chrysalus  tritt  sie  mit  grösserer  Freiheit  und  in  ziemlich 
selbstständiger  Bewegung  auf.  Im  Proodikon  ist  hier  sogar  zwei- 
mal paarweise  als  selbstetändiger  Vers  diese  trochäische  Tripodie 
vor  Kretikern  und  noch  einmal  als  naQaxiktvzov  gesetzt,  wie  wir 
sie  bereits  oben  Amph.  242  annahmen.  Denn  der  folgende  Vers 
Bacch.  651.  652  kann  nicht  anapästisch  sein,  wie  man  gewöhnlich 
annimmt,  da  dann  eine  durch  nichts  zu  entschuldigende  Vernach- 
lässigung der  Hauptcäsur  vorläge.  Aus  dem  gleichen  Grunde  kann 
man  auch  nicht  in  dem  dritten  der  drei  einleitenden  anapästischen 
Langverse  eine  Umstellung  vornehmen,  sondern  man  muss  den 
ersten  Dimeter  entweder  katalektisch  messen:  Erum  mäiorem 
meum  ut  ego  hödie,  was  ziemlich  hart  ist,  oder  als  Octonar:  Erum 
niaiorem  meum  ut  ego  hÖdie  |  lüsi  etc.  Der  erste  kann  ein  Octonar 
oder  Septenar  sein,  je  nachdem  man  Hiat  in  der  Hauptcäsur 
gestattet  oder  huic  in  Elision  stellt.  Dass  Ersteres  durch  die 
Anaphora:  Hunc  homiuem  decet  auro  expendi:  huic  decet  statui 
statuam  ex  auro  gefordert  werde,  lässt  sich  nicht  verfechten, 
braucht  doch  selbst  Horaz,  carm.  I,  19,  13  dieselbe  Anaphora  in 
Elision:  Hic  vivum  mihi  caespiteni,  hic  ||  verbenas  etc.  Endlich 
lässt  sich  V.  646  als  iambischer  Dimeter  lesen,  hat  aber  als 
solcher  einen  abscheulichen  Schluss;  ohne  jeden  Anstoss  ist  er, 
wenn  man  in  ihm  ein  paar  katalektische  kretische  Dimeter  finden 
will,  beziehentlich  die  katalektische  Form  der  trochäischen  Tripodie 


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3.   Taktwechaelnde  Verse  in  sticbischem  Gebrauch. 


»15 


s.  oben  Seite  513,  in  denen  ein  Schluss  wie  egt  Itbö  und  edo 
et  äniö  gerade  sehr  beliebt  ist. 

Die  ganze  Stelle  lautet  demnach  640—652  so: 
anap.       Hunc  höminem  decet  auro  expendi :  huic  decet  statuam 

statui  ex  aüro.  640 
Nam  düplex  hodie  facinus  feci :  duplici'bus  spoliis  sum 

adfectus. 

Erum  mäiorem  ineum  üt  ego  hodie  lusi  lepide,  ut  ludi- 

ficatust. 

troch.  Cällidum  senem  cällidis  dolis 

cret.         Compuli  et  perpuli  uii  ömmia  ut  crederet. 

troch.  Nünc  amanti  ero,  ti'lio  senis,  645 

cret  Quicum  ego  bibö,         quicum  edo  et  ;imö, 

cret.        Regias  cöpias  aüreasque  öbtuli, 

Üt  domo  sümeret  ned  foris  quaereret. 

Nön  mihi  isti  placent  Parmenones,  Syri, 
nagateX.  Qui  duas  tres  minas  aüferunt  eris.  650 

N6quiust  nihil  quam  egens  cönsili  servos, 
epod.  Nisi  habet  multipotens  pectus. 

So  sehen  wir  die  trochäische  Tripodie  schon  freier  als  iu 
gewöhnlicher  stichischer  Folge  angewandt.  Etwas  anders  wieder 
tritt  sie  Most  105 — 117  auf,  wo  folgende  Perioden  sich  ergeben: 

1.  Ätque  ubi  illo  mmigrat  nequam  homo  indiligens,  105 
Ctfm  pigra  fämilia,  inmündus  instrenuos, 

Hic  iam  aedibus  vitium  ädditur,  bonae  quom  curautdr  male. 

2.  Ätque  illud  saepe  fit :  teinpestas  venit, 
Cönfringit  tegulas  imbricesque  :  ibi 

Dominus  indiligens  reddere  alias  nevolt.  110 

3.  Veriit  imber,  lavit,  parietes  perpluont, 
Tigna  putrefacit  per  operam  fabri. 
Nequior  fäctus  iamst  tfsus  aedium. 

4.  Ätque  haud  est  fabri  cülpa,  sed  magna  pars 

Mdrem  hunc  induxerunt :  si  quid  nümmo  sarcin  potest,  1 15 
Üsque  mantänt  neque  id  faciunt,  donicum 
Parietes  ruönt :  tum  aedificant  aedis  totas  denuo. 
Regelmässig  ist  hier  die  erste  und  zweite  Periode  gebaut: 
1.  zwei  kretische  Tetrameter  mit  einem  iambischen  Octonar  als 
Epodikon.  2.  zwei  aus  kretischem  Dimeter  und  trochäischer  Tri- 
podie zusammengesetzte  Verse  mit  einem  kretischen  Tetrameter 
als  Schluss.   Freier  aber  ist  der  Gebrauch  der  trochäischen  Tri- 

33* 


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516 


Rhythmik    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


podie  in  der  dritten  und  vierten  Periode,  insofern  zwar  jeder  kre- 
tische Vers  auch  eine  trochäische  Tripodie  hat,  aber  der  je  erste 
die  Tripodie  an  erster  statt  zweiter  Stelle. 

Auch  in  dem  langem  kretisch -trochäischen  Gedichte  Most. 
690  —  742  herrscht  dieser  kretisch-trochäische  Vers  entschieden 
vor.  Er  bildet  in  regelrechtem,  stichischem  Gebrauche  das  Grund- 
mass;  nur  an  einzelnen  Stellen  tritt  der  Vers:  Nrinc  dormitüm 
iubet  me  ire  :  ininume  ein,  den  man  hier  geneigt  ist  als  die  kata- 
lektische  Form  des  Hauptmasses  aufzufassen,  wie  V.  693.  697 
sicher  als  Periodenschluss,  dagegen  702  als  Einleitung  der  Periode 
und  706  als  JcaQatiXtvtov.  Auch  699  ist  selbst  nach  der  Pala- 
tinischen Ueberlieferung  der  gewöhnliche  die  ganze  Scene  durch- 
dringende stichische  Vers  mit  einsilbigem  scio,  wie  so  oft:  Tota 
turget  mihi  uxör  scio  nunc  domi,  mit  caesnra  latens,  durch  die 
ja  selbst  der  trochäische  Dimeter  mit  einem  kretischen  verbunden 
werden  kann,  s.  oben  S.  505;  dasselbe  gilt  von  701,  sodass  wir 
bis  714  wirklich  diese  taktwechselnden  Verse  in  stichischer  An- 
wendung haben.  Mit  diesem  Verse  also,  mit  der  Begrüssuug  des 
Tranio  und  Simo  wird  der  Ton  der  Scene  ein  anderer  und  tritt 
auch  der  volle  kretische  Tetrameter  auf.  Doch  ist  in  diesem 
zweiten  Theile  die  Ueberlieferung  so  lückenhaft,  dass  man  die 
Composition  im  Einzelnen  nicht  sicher  erweisen  kann.  Aber  aus 
dem  ersten  Theile  geht  schon  mit  Sicherheit  hervor,  dass  hier 
eine  ursprünglich  stichisch  gebrauchte  taktwechselnde  Versver- 
bindung die  Grundlage  bildet,  deren  stichischer  Gebrauch  ent- 
weder ganz  beibehalten  oder  nur  wenig  variirt  ist.  Und  das  be- 
weist schon,  wie  sehr  man  auch  hier  nach  griechischen  Normen 
sich  richtete. 

Auch  Pseud.  1285  fgg.  ist  der  stichische  Gebrauch  dieser 
Versverbindung  in  der  ersten  Periode  durchgeführt,  nur  gegen 
Ende  derselben  treten  reine  kretische  Tetrameter  hinzu.  Alles 
spricht  also  dafür,  dass  alle  diese  Compositionen  veranlasst  wurden 
durch  einen  im  griechischen  Vorbilde  vielleicht  nur  vereinzelt  vor- 
kommenden Vers  mit  ähnlicher  lihythmenmischung  wie  der  Ari- 
stophanische, den  wir  im  Eingange  unseres  Abschnittes  erwähnten. 

Dies  glauben  wir  auch  noch  aus  einem  andern  Grunde  an- 
nehmen zu  müssen.  Wir  können  nämlich  noch  eine  derartige  aus 
zwei  verschiedenen  rhythmischen  Bestandtheilen  zusammengesetzte 
Heihe  in  streng  stichischem  Gebrauche  nachweisen.  Das  ist  der 
sog.  versus  Rei/ianus,  die  Verbindung  eines  alloeometrischen 

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3.  Taktwechselude  Verse  in  stichiscbeui  Gebrauch. 


517 


hyperkatalektischen  Monoraeters  oder  brachykatalektischen  Di- 
meters  mit  einem  iambischen  oder  trochäischen  Dimeter.  Auch 
hier  fehlt  uns  das  directe  griechische  Vorbild,  doch  hat  es  ein 
solches  wohl  gegeben.  Ehe  wir  aber  die  hier  hauptsächlich  in 
Frage  kommende  Scene  besprechen,  müssen  wir  über  den  rhyth- 
mischen Werth  des  sog.  versus  Reizianus  handeln. 

3.  A.  Spengel,  Reformvorschläge  S.  291 — 303,  hat  alle  diese 
Verse,  nicht  bloss  in  der  berühmten  Scene  Aul.  III,  2,  sondern 
auch  Stich.  3—5.  7.  Cas.  706-710.  Most.  892.  893.  899.  900.  Aul. 
II,  1,  31 — 38  u.  a.  als  Anapästen  genommen.  Dagegen  hat  Fr.  Leo, 
Eiu  Capitel  Plautinischer  Metrik.  Rhein.  Mus.  N.  F.  40.  Bd.  S.  161— 
203,  eine  vermittelnde  Richtung  eingeschlagen  und  meint,  sie 
seieu  nach  Art  der  ähnlichen  Schlusskola  der  attischen  Comödie 
bald  logaödisch,  bald  iambisch  zu  messen,  ohne  dass  der  Unter- 
schied in  der  römischen  Nachbildung  besonders  hervorzutreten 
brauche.  Man  muss  Leo  entschieden  soweit  Recht  geben,  dass 
der  sog.  versus  Reizianus  sowohl  einem  griechischen  logaodischen 
Schlusskolon  wie  q  ovxoydvTtjg  aXXog  oi  —  (icS&v  xa^söslxai. 
nuQMv  axod^ifisL  tov  tiijvbg  exdatov^  als  auch  einem  iambischen 
wie  öTQußst  nvxvmoag.  vip.£0&e  <pvka.  o&sv  zgicpeö&cu  entsprechen 
kann.  Aber  ebenso  hat  auch  Spengel  Recht,  wenn  er  Aul.  III,  2, 
wo  wir  eine  Doppel perikope  solcher  Verse  in  stichischer  Folge 
haben,  ein  und  denselben  durchgehenden  Rhythmus  für  dies  frag- 
liche Schlusskolon  verlangt.  Das  müssen  aber  dann,  wie  wir  sehen 
werden,  Anapästen,  nicht  Logaöden  sein.  Sparen  wir  uns  jedoch 
diese  Scene  auf  das  Ende  und  untersuchen  erst,  aus  welchen  Be- 
standteilen der  sog.  versus  Reizianus  besteht.  Zunächst  ist  es 
durchaus  nicht  nöthig,  dass  er  überall  dieselbe  Geltung  hat,  son- 
dern er  kann  in  den  verschiedenen  Gedichten  auch  verschiedenen 
Khythmengattungen  angehören.  Nach  den  Bildungsgesetzen  aber, 
die  wir  in  unseren  früheren  Hauptabschnitten  für  iambische,  ana- 
pästische und  logaödische  Verse  gewonnen  haben,  sind  wir  im 
Stande  feste  Normen  aufzustellen. 

1)  Da  wo  der  Vers  logaödisch  sein  soll,  darf  die  mittlere 
Senkung  nicht  zusammengezogen  werden,  vgl.  oben  S.  71.  72,  son- 
dern muss  immer  zweisilbig  sein,  und  zwar  sind,  wie  bei  den 
Anapästen  und  Daktylen  alle  Kürzen,  auch  die  schweren  bei  jeder 
Wortvertheilung  zulässig;  die  zum  Daktylus  gehörende  Hebung 
aber  darf  nicht  aufgelöst  werden,  die  erste  Senkung  endlich  kann 
lang  oder  kurz,  aber  nicht  zweisilbig  sein.    o  j.  v  ^  w  y. 


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518  Rhythmik.   II.  Die  rhythmische  Metabole. 

2)  Bei  den  lamben  wieder  sind  beide  Hebungen  auflösbar, 
können  die  Senkungen  durch  eine  Kürze  oder  Länge  gebildet 
werden,  auch  zweisilbig  sein;  doch  müssen  die  zwei  Kürzen  der 
Senkungen  immer  nur  flüchtige  Kürzen  sein,  ebenso  sind  schwere 
Längen  in  der  zweiten  inneren  Senkung  zu  meiden.  ^wL^wg. 

3)  Im  Anapäst  endlich  kann  Hebung  wie  Senkung  aus  einer 
beliebigen  Länge  oder  zwei  beliebigen  Kürzen  bestehen,  dagegen 
dürfen  die  Senkungen  nie  durch  eine  einzige  Kürze  ausgedrückt 
werden,  ccyyv^^y.  Selbstverständlich  sind  in  allen  drei  Versen 
die  Regeln  für  trochäische  Schlüsse  massgebend. 

Untersucht  man  nach  diesen  festen  Regeln  die  für  unsern 
Vers  angeführten  Stellen,  ohne  von  vornherein  einen  Rhythmus 
in  alle  hineintragen  zu  wollen,  so  ergiebt  sich  für 

Ca s.  707.  708.  710  entschieden  logaödische  Messung.  V.  706 
ist  ausser  Betracht  zu  lassen,  da  er  jedenfalls  unmetrisch  über- 
liefert ist  und  höchstens  durch  Streichung  zweier  Wörter:  nugas 
agunt  zu  einem  den  folgenden  ähnlichen  Verse  wird.  Da- 
gegen 709  kann  nur  erst  durch  Zusätze  und  Umstellungen  den 
benachbarten  gleichgemacht  werden  in  einer  Weise,  die  wenig 
Wahrscheinlichkeit  hat,  z.  B.  Tarn  cära  vita  mihi  meast  quam 
tü*a  tibi  cara,  wo  das  doppelte  cara,  das  man  erst  durch  Ein- 
setzung des  ersten  gewinnt,  sicher  eine  Verschlechterung  des  Stils 
ist,  abgesehen  davon,  dass  auch  noch  vier  Worte  verstellt  sind. 
Der  Vers  lässt  sich,  wie  er  überliefert  ist,  scaudiren:  Tarn  mea 
mihi  vita  quam  tuä  tibi  carast  als  katalektischer  iambischer  Senar; 
dieser  bildet  in  dieser  Schlussperiode  der  ganzen  Scene  das  xa- 
gaxtkfviov. 

j(iamb.)      Quin  tu  i  modo  inectfm  domum. 
I  (logaöd.)   : :  At  pol  mälüm  metuo. 
((iamb.)      I  tü  modo,  perspicitö  prius, 
\ (logaöd.)    quid  intus  agatur. 

::  Tarn  mihi  mea  vita  quam  tua  tibi  carast.  (iam- 

bisches  naQaziXsvTOv.) 
l(iamb.)      ::  Verum  <iui>  modo.  ::  Si  tü  iubes, 
((logaöd.)   imbttur  tecum. 

Dass  in  diesem  logaödischen  Schlussgliede  die  erste  Senkung 
bald  kurz,  bald  lang  ist,  stimmt  ganz  zum  griechischen  Vorbilde, 
z.  B.  Arist.  nub.  1346.  1348  =  1392.  1394,  wo  diese  Kola  ähnlich 
nach  je  einem  iambischen  Trimeter  stehen,  entsprechen  sich  tov 
avÖQtt  XQatr}G£ig  =  iti]däv  o  xi  Algert,   ovtog  dxokaOtog  «=  Atti&v 


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3.    Taktwechselnde  Verse  in  stichischem  Gebrauch.  510 


avaxsfau;  ebenso  Ach.  841  =  847  =  853  =  859  y  _  ^  u  y.  Da- 
gegen kann  man  daran,  dass  im  Lateinischen  die  letzte  Hebung 
in  At  pöl  malum  metuo  aufgelöst  ist,  keinen  Anstoss  nehmen,  da 
das  in  jedem  katalektischen  Schlüsse  im  romischen  Drama  zu- 
lässig ist,  wie  im  anapästischen,  so  natürlich  auch  im  logaödi- 
schen  Rhythmus,  der  so  gut  wie  jeder  andre  der  einheitlichen 
metrischen  Technik  unterliegt. 

Schwieriger  ist  die  Entscheidung  in  der  ersten  Scene  des 
Stichus.  Hier  wird  der  Vers  uns  3.  4.  5  und  dann  7b  und  8 
überliefert.  Ein  System  anapästischer  Kurzverse  (nach  A,  die  in 
den  Palatini  zu  zwei  längeren  vereinigt  sind)  steht  dazwischen 
und  voraus  geht  ein  ähnliches  anapästisches  System  aus  Mono- 
metern  mit  längerem  itagaxiksxrtov ,  während  im  erstgenannten 
System  der  Schlussvers  der  längere  ist.  Mit  der  Verseintheilung 
nach  A  messen  wir: 

Credo  ego  miseram 

Fuisse  Pgnclopam 

Soror,  suo  Sx  animo, 

Quae  tarn  diu  vidua 

5  Viro  süo  caruit.     j  | 

Nam  nös  eius  animum 
De  nöstris  factis  nöscimus,       quarüm  viri  hinc  absunt 
Quorümque  nos  negötiis  abseutum  ut  est  aequoni  *) 

Solh'citae  uoctes  e*t  dies,  sorör,  sumus  Semper.    |  \  5 

10  ::Nostrum  officium 

Nos  facere  aequomst, 
Neque  id  raägis  facimus, 

Quam  nos  monet  pietas.    1 1 
Sed  hic,  mea  soror  adsidedum  :  multä  volo  tecuni 
15  Loqui  de  re  <(nostra  et)  virum.  ::  Salvaene  ainabo?*) 
Dann  scheinen  regelmässige  anapiistische  Dimeter  einzutreten  mit 
Spero  equidem  et  volo  :  sed  hoc,  söror,  cruciat.  J  Patrem  tuöni 
meumque  adeo  umce  qui  unus  etc.,  wiewohl  im  Einzeln  manche 
Zweifel  bleiben. 

Hiernach  ist  klar,  dass  V.  13,  wohl  auch  4  u.  ß  nach  unserer 
Zählung  in  den  anapästischen  Partien  sicher  auch  anapästisch  zu 

J)  A  absentium  ita  ut  aequom  est,  woraus  man  absentum  ita  ut 
aequomst  gewinnen  könnte.  —  2)  Wenn  nicht  in  diesem  Verse  ein  kürzeres 
Schlusskolon  zu  suchen  int,  ein  katalektischer  jambischer  Senar. 


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520 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


messen  sind.  Dagegen  14  u.  15  können  nur  iambisch  sein,  sodass 
gar  kein  Rhythmenwechsel  innerhalb  desselben  Verses  stattfindet, 
sondern  diese  xdU«  mit  den  iambischen  Dimetern  zusammen  einen 
hyperkatalektischen  Senar  oder  richtiger  längeren  brachykatalek- 
tischen  iambischen  Vers  bilden.  Nur  die  drei  gleichfalls  mit  iam- 
bischen Dimetern  vereinten  7—9  scheinen  ihrer  Bildung  nach 
loga'ödisch,  allein  sie  können  auch  allenfalls  iambisch  sein,  V.  9 
unbedingt,  V.  8  besonders  nach  der  Fassung  von  A,  nur  V.  7  hat 
eine  ziemlich  schwere  Senkung,  die  durch  Umstellung  hinc  viri 
statt  viri  hinc  beseitigt  würde,  aber  auch  als  innere  Senkung 
der  Jamben  nicht  ganz  gemieden  wurde.  So  wird  auch  noch 
mancher  andre  vereinzelt  vorkommende  derartige  Vers  einfach 
iambisch  zu  messen  sein,  wie  wir  dies  oben  S.  220  von  Most.  330 
annahmen:  Iacentis  tollet  pöstea  nos  ämbos  äliquis. 

Kaum  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  lässt  sich  eine  ähnliche 
Partie  bestimmen:  Aul.  153—160.  Denn  offenbar  ist  V.  155  u. 
157  durch  Glosseme  so  verdeckt,  dass  jede  Herstellung  proble- 
matisch ist.  Vers  156  schliesst  mit  einem  unmetrischen  und,  wie 
scheint,  überschüssigen  soror.  Da  im  nächsten  Verse  die  Worte 
quam  dare  vis  aus  155  eingedrungen  sind,  wurde  dies  soror  wohl 
aus  diesem  Verse,  der  nun  zu  lang  war,  in  die  vorhergehende 
Zeile  geschrieben.  Dann  lautet  die  Ueberlieferung  ohne  Vers  155 
folgendermassen : 

Heia  höc  face  quod  te  itfbet  soror  : :  Si  ltfbeat  faciam. 

: :  In  rem  höc  tuamst.  :  :  Ut  quidem  emoriar,  pridsquam 

ducam.  154 

»       »  • 

Quae  cras  veniat,  perendie  foras  feratur.  156 

Soror,  his  legibüs  cedo  nuptias  adorna. 

::  Quam  maxuma  posstfm  tibi,  frater,  dare  dote: 

Sed  est  grandior  natü;  mediast  muh'eris  aetas. 

Eam  si  iubes,  frater,  tibi  |     me  pöscere,  poscam.  160 

An  dieser  Ueberlieferung  braucht  man  nicht  weiter  zu  än- 
dern. Quam  in  V.  158  ist  richtig;  man  hat  aus  dem  Zusammen- 
hange das  Verbuin  finitum  in  der  ersten  Person  zu  ergänzen. 
V.  154  wird  zwar  durch  die  Umstellung  von  Hermann  gefalliger, 
allein  sie  ist  überflüssig.  Denn  153—159  haben  wir  lauter  iam- 
bisches  Mass,  nämlich  wieder  sog.  livpirkatalektische  Senare.  Da 
diese  keine  Cäsur  nach  der  vierten  Hebung  zu  haben  brauchen, 
wie  auch  V.  157  beweist,  so  sind  die  Anapäste  in  emoriar  und 


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3.   Tnktwechselnde  Verse  in  Btichiscbein  Gebrauch. 


521 


mediast  (154  u.  157)  zulässig.  Den  letzten  Vers,  160,  hat  zwar 
Mahler  durch  Umstellung  auch  zu  einem  rein  jambischen  gemacht; 
aber  der  Vers  bietet  seinem  Inhalte  nach  keinen  Anstoss  und 
gegen  jede  Umstellung  spricht  der  Umstand,  dass  poscere  poscam, 
das  dann  getrennt  würde,  gerade  zusammengestellt,  erst  recht 
wirkt.  Wir  nehmen  daher  dieses  letzte  Glied  ohne  jede  Aenderung 
als  ein  logaödisches  oder  anapästisches  Epodikon  zu  dem  sonst 
durchweg  iambischen  Gedichte.  Darnach  folgt  Septenardialog. 
Ganz  den  gleichen  epodischen  Gebrauch  dieses  anapästischen  Ko- 
lons werden  wir  Most.  347  Age  tu  Interim  da  ab  Delphio  j|  cito 
cantharum  circum,  gleichfalls  nach  iambischem  Dimeter  beobach- 
ten, am  Schluss  eines  sehr  ausgedehnten  Canticums. 

Sonst  aber  haben  wir  bisher  alle  sog.  versus  Iieizianos  als 
rein  iarabische,  den  ersten  Dimeter  zu  einem  längeren  Verse  er- 
gänzende Verstheile  oder  ihrem  Baue  nach  als  logaödische  Schluss- 
kola ansetzen  müssen,  deren  uns  die  alte  Comödie  reichliche  Bei- 
spiele bietet  und  auch  die  sicilische  Comödie  eines  Epicharm  bot, 
von  dem  der  Vers  seinen  Namen  hatte.  Nur  in  einem  Falle  war 
anapästische  Messung  sicher.  Und  auch  zu  dieser  findet  sich 
weiterer  Beleg. 

Es  bleibt  uns  noch  eine  Scene  übrig,  die  eine  Folge  von 
32  Versen  dieser  Art  giebt.  Aul.  III,  2  =»  415—446.  Hier  hat 
A.  Spengel,  a.  0.,  ganz  recht  mit  der  Annahme,  dass  eiu  grosser 
Theil  derselben  nur  anapästisch  gemessen  werden  kann.  Es  stehen 
29  anapästische  Kola  (nicht  28,  wie  Spengel  meint.  Denn  im 
ersten  Verse  kann  doch  in  Quid  stölide  clamas?  das  mittelste 
Wort  recht  gut  Adverbium  sein,  wenn  auch  sonst  die  Wendung 
Quid  stultS  u.  ä.  mit  Vocativ  begegnet)  gegen  3  iambische.  Nun 
ist  es  von  vornherein  klar,  dass  die  stichisch  hinter  einander  ge- 
brauchten Verse  in  ein  und  demselben  Masse  gebildet  waren. 
Einer  dieser  drei  Verse  wird  uns  überhaupt  nicht  metrisch  richtig 
überliefert,  V.  7  res  ipsa  testis  est;  hier  sind  wir  genöthigt  die 
überschüssige  Silbe  zu  beseitigen  und  ziehen  es  vor  Hes  ipsast 
testis  oder  Est  res  ipsa  testis  zu  stellen  als  die  sonst  nicht  zu 
belegende  Form  testist  zu  creiren.  Im  zweiten  dieser  drei  Verse 
wählen  wir  lieber  Speugel's  Umstellung  von  me  abseilte  und  ne- 
goti  427  me  abseilte  |  negoti  statt  negoti  |  me  absente  als  den 
Einschub  eines  tuisque,  den  L.  Havet,  revue  de  philologie  XI. 
(1887),  4.  S.  147  153  vorschlägt,  der  die  schon  recht  schwer- 
fällig überlieferte  Wortstellung  noch  verschrobener  macht,  da 


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522  Rhythmik.  II.  Die  rhythmische  Metabole. 


zwischen  tibi  und  tuisque  noch  das  zu  in  aedibus  gehörende  meis 
tritt.  Ebenso  wenig  wie  die  erste  Stelle  kann  auch  die  dritte 
V.  417  fdr  iambische  Messung  geltend  gemacht  werden.  Denn 
die  beste  Ueberlieferung,  codex  B,  giebt  hier  Quia  cultrum  habes. 
::  Cocum  decet.  ::  Quid  cominatus  ||  Mihi.  ::  fstuc  male  factum 
arbitror  quia  nön  latus  fodi.  Die  Personenvertheilung  ist  von 
dieser  Scene  an  bis  IV,  2  in  B  erst  von  zweiter  Hand  nachge- 
tragen, in  unserer  Scene  überhaupt  wiederholt  nicht  in  Ordnung, 
wie  423.  434.  435.  445.  So  auch  hier.  Denn  den  folgenden  Vers 
418  spricht  noch  Euclio,  wodurch  auch  Spengel's  Anstoss  weg- 
fällt gegen  das  in  den  nächsten  Vers  überhängende  mihi,  dem 
Spengel  ein  immo  vorsetzen  zu  müssen  glaubte.  Der  Koch  ist 
flüchtig  vor  dem  unsinnig  verfolgenden  Euclio  und  vertheidigt 
sich  nicht  einmal,  sondern  hat  sich,  wenn  er  nicht  ausweichen 
konnte,  immer  prügeln  lassen,  vgl.  421.  422.  Res  ipsa  est  testis. 
Ita  füstibus  sum  möllior  magis  quam  üllus  cinaedus.  Auch  später 
fragt  er  436:  Quid  fe*cimus,  quid  diximus  tibi  secus  quam  velles? 
Wenn  er  Vers  425  wegen  der  empfangenen  Schläge  bemerkt  cum 
malo  tuo  magno,  so  meint  er  damit  nichts  anderes  als  446  pi- 
pulo  te  differani  ante  aedis.  Euclio  aber  konnte  recht  gut  be- 
dauern, dass  er  den  Koch  nicht  besser  getroffen  hat.  Er  ist  doch 
der  Verfolger  vom  ersten  Verse  an:  redi,  quo  fugis  etc.,  und  sagt 
von  dem  fissile  caput  v.  440  merito  fd  tibi  factumst  und  droht 
443  te  faciam  miserrumus  mortälis  uti  sis.  Demnach  werden  wir 
Spengel's  Quid  ed  mi<ni>tatu's?  nicht  billigen,  wiewohl  die  Ver- 
schreibung  co  statt  eo  denkbar  ist,  vgl.  Most.  334  cam  statt  eam 
gerade  auch  in  B;  ebensowenig  auch  Quid  comminatus  der  übrigen 
Handschriften  und  des  gewöhnlichen  Textes  (conminatu's),  was 
wohl  auch  nur  eine  Vermuthung  ist.  Was  in  dem  sinnlosen  co- 
minatus liegt,  lässt  sich  nicht  bestimmt  angeben.  Etwa  ein  Quid? 
<cö>co  innatust? ')  oder  irgend  eine  Wendung  mit  coquitatus  (co- 
quitare  ist  für  Plautus  durch  Paulus  Festi  p.  61,  18  bezeugt)  oder 
coqutnatus,  das  auch  V.  408  in  der  hier  erforderlichen  Messung 
gebraucht  ist?  Auch  die  vorhergehenden  Worte  hat  man  geändert 
in  Cocum  dddecet?,  eher  Cocum  addecet  oder  Cocum  condecet 
(Coquom  cöndecet).  Allein  der  Dinieterschluss  cocrim  (coquöm) 
decet  ist  wohl  als  vereinzelte  Ausnahme  allenfalls  zu  ertragen, 
wie  die  ähnlichen  Ausgänge  lücrum  facis.  äquam  velis  u.  a.  Jeden- 


1)  oder  Quid?  cöco  is  innatust?  oder  Quid?  cöcost  inoatns? 

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3.  Taktwechselnde  Verse  in  stichiscbem  Gebrauch. 


523 


falls  lasst  sich  auch  diese  Stelle  nicht  als  besonderer  Beweis  gegen 
anapästiscbe*  Messung  dieser  Kola  in  unserer  Scene  anführen,  wenn 
sie  sich  auch  nicht  mit  Evidenz  verbessern  lässt.  Denn  alle 
übrigen  Verse  enthalten  unzweifelhaft  die  Verbindung  eines  iam- 
bischen  Dimeters  und  eines  anapästischen  Kolons: 

C.  Quid  stdlide  clamas?  415 

Nome'n  tuom.    C.  Quamobrem? 

E.  Quid?  f  cominatns 

Qnia  nön  latus  fodi. 
Qni  vivät  hodie, 

Male  plus  lubens  fax  im.  420 

Res  ipsast  testiB. 

Magig  quam  üllus  cinaedus. 
Mendice  homo?  E.  Quae  res? 
Quam  <me>  aöquom^erat  feci? 
Tuo,  si  hoc  caput  sentit.  425 

Tuom  nunc  caput  sentit. 

Nam  erat  me  absente 
Volo  sci're.  C.  Tace  ergo. 
K.  Quid  tu,  malum,  curaa, 
Nisi  tu  mi  es  tutor?  430 

Nob  cöquere  hic  cenam? 
Mea  sälva  futura? 
Quae  <ego)  ättuli  salva. 

E.  Scfo  :  n6  doce  :  novi. 
Nos  cöqnere  hic  cenam?  435 

Tibi  accus  quam  velles? 
Qui  anguloB  us^que)  omnia 
Mihi  pervium  facitis? 
Ad  föcum  si  adesses, 
Merito  l'd  tibi  factumst;  440 
Tarn  nöscere  possis: 
Nisi  iüssero,  propius, 
Mortälis  uti  sis. 
Quo  abi's?  redi  rursum. 
Iam<iüm),  nisi  reddi  445 
Hic  di'flferam  ante 


1.  E.  Redi,  quö  fugis  nunc?  t^ne, 

tene. 

E.  Quia  ad  tris  yiros  iam  ego 
deferam 

E.  Quia  cültrum  habes.   C.  Co- 

cüni  decet. 
Mihi  fstuc  male  factum  arbitror, 

2.  Homo  nüllust  te  sceltfstior, 
Neque  quoi  ego  de  industria  am- 

plins 

C.  Pol  etsi   taceas   pal  am  id 

quidem8t: 
Ita  fustibus  sum  möllior 

3.  Sed  quid  tibi  nos  tactiost, 
Etiam  rogitas?  an  qufa  minus 
C.  Sine:  at  hdrcle  cum  magnö 

malo 

E.  Pol  ego  haud  scio,  quid  p6st 
foat: 

4.  Sed  in  aexübus  quid  tibi  meis 
Negöti,  nisi  ego  iiiaseram? 
Quia  veni  coctum  ad  nüptias. 
Utrüm  crudum  an  ego  coctum 

edim , 

1       C.  Volo  sci're  sinas  an  n6n  sinas 
E.  Volo  scire  ego  item,  m£ae  domi 
C.  Utinam  mea  mihi  modo  aü- 
feram 

Me  haud  pae'nitet,  tua  neexpetam. 

2.  C.  Quid  est  qua  nunc  prohibea 

gratia 

Quid  fe'cimus,  quid  diximus 
E.  Etiäm  rogitas,  sceleste  homo, 
Mearum  aedium  et  conclävium 

3.  Ibi  ubi  tibi  erat  negotium 
Non  caput  haberes  fissile : 
Adeo  üt  tu  meam  sent^ntiam 
Si  ad  ianuam  huc  acccsseria, 

4.  Ego  te*  faciam  mise'rrumus 
Scia  iam  meam  sentcntiam. 
C.  Ita  mö  bene  amet  Lavürna,  te 
Mihi  vasa  iubes,  pi'pulo 


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524 


Rhythmik.   II.  Die  rhythmische  Metabole. 


Manche  Stelle  ist  nicht  ganz  sicher,  wie  423  die  überlieferte 
Wortfolge  vielleicht  zu  halten  ist  Täctlo  est;  ähnlich  im  letzten 
Verse  pi'pulo  hic  |  differäin  ante  aedis;  425  vielleicht  in  über- 
lieferter Wortfolge:  Sine  :  at  hercle  cum  mälö  tüo  |  magno",  si  hoc 
sentit,  ohne  caput,  das  nicht  nöthig  erscheint,  weil  der  Koch 
durch  eine  Geste  bei  hoc  andeuten  konnte,  was  er  meinte,  während 
es  im  nächsten  Verse,  wo  Euclio  spricht,  natürlich  nicht  fehlen 
darf:  Tuom  nunc  caput  sentit;  so  vielleicht  auch  432.  433.  445. 
446.  Dagegen  lässt  sich  438  pervium  facitis  recht  gut  verstehen 
als  unsinnige  Hyperbel  des  Euclio:  „Ihr  macht  mir  alle  Winkel 
meines  Hauses  zu  einer  allgemein  zugänglichen,  offenen  Strasse." 

Eine  ähnliche  kleinere  Reihe  haben  wir  Cas.  864 — 866, 

dazu  noch  884,  nur  ist  hier  der  erste  Bestandtheil  nicht  ein  iam- 

bischer,  sondern  ein  trochäischer  Dimeter: 

Sed  abist  pallidum  tuom?  : :  Hic  intus  reliqui. 

: :  Quid  nunc  satis  lepide  additast  Vobis  manus?  : :  Merito. *) 

Se"d  coocrepuerünt  fores;  Num  lila  m«5  nunc  sequitur? 

Öccidi,  revocör;  quasi  Non  audiam,  adibo. 

Doch  bleibt  dies  nur  eine  kürzere,  gleichfalls  vereinzelt 
stehende  Variation. 

Die  Aululariascene  aber  ist  besonders  lehrreich  für  diese  Art 
der  Combinirung  rhythmisch  verschiedener  xmka.  Das  Princip 
ist  ganz  dasselbe  wie  bei  Aristophanes'  trochäisch-kretischer  Bil- 
dung, die  jedoch  noch  enger  ist.  Doch  müssen  wir  uns  dessen 
bewusst  sein,  dass  es  sich  hier  um  einzelne  komische  Kunststücke 
handelt,  die  mit  einem  effectvollen  Tanze  zusammenhängen.  Die 
Tragödie  kennt  unsers  Wissens  dergleichen  Fälle  der  psraßoXri 
Qv&fiixrj  nicht.  Bei  Plautus  lässt  sich  die  Wahl  der  Rhythmen 
vollständig  durchschauen,  obgleich  uns  dazugehörender  Tanz  und 
Musik  verloren  ist.  Der  iambische  Dimeter  ist  das  Mass  des  leb- 
haftesten, mit  deutlicher  Gestikulation  begleiteten  Dialogs,  wie 
Rud.  938  fgg.  Andr.  635  fgg.  Dagegen  die  kurzen  anapästischen 
Glieder  sind  das  charakteristische  Mass  für  die  Versuche  des 
Congrio  auszureissen  und  für  des  Euclio  Verfolgungen,  vgl.  v.  415 
Redi,  quo*  fugis  nunc?  444  Quo  abi's?  redi  rursum. 

Die  ganze  Partie  besteht  aus  32  solcher  eigenartig  gebauter 
Verse.  Dass  wir  diese  Zahl  nicht  für  zufällig  halten,  haben  wir 
bereits  im  Druck  angedeutet,  kein  einziger  dieser  Verse  ist  unächt. 

1)  Der  Proceleuamaticus  sätis  lcpKde  ist  regelrecht,  s.  oben  S.  349  fgg. 

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4.  Taktwechselnde  Cantica. 


f>2f> 


Dass  V.  426  in  den  schlechteren  Handschriften  fehlt,  ist  gewiss  nur 
Versehen  und  dieser  Vers  ebenso  wenig  zu  tilgen  wie  434,  noch 
viel  weniger  die  folgenden  Verse  435—440.  Alle  diese  Verse  sind 
nach  Inhalt  und  bis  auf  die  kleine  Umstellung  in  V.  440  auch 
nach  Form  unantastbar.  Dafür  aber,  dass  keine  einzige  Zeile  in- 
terpolirt  ist,  sondern  alle  auf  ächter  Ueberlieferung  beruhen,  finden 
wir  in  der  Zahl  32  eine  erwünschte  Bestätigung.  Denn  wir  haben 
so  zwei  regelrechte  Perikopen  von  je  16  Versen,  ganz  nach  Art 
der  Epirrhemata  der  alten  attischen  Comödie.  Selbst  die  weitere 
Zergliederung  in  Theile  von  je  vier  Versen  ergiebt  sich  ohne 
Zwang;  nur  iin  letzten  Gliede  ist  auch  logische  Bindung  einge- 
treten, es  fehlt  da  wenigstens  eine  grössere  Interpunction.  Bekannt- 
lich ist  keines  der  vielen  Aristophanischen  sechszehnstichischen 
Epirrhemata  so  durchsichtig  gegliedert,  wie  unsre  Plautinischen. 
Die  Composition  dieser  Scene  spricht  dafür,  dass  unser  Plautini- 
sches  Stück  nach  einer  älteren  Comödie,  etwa  aus  der  Zeit  der  mitt- 
lem, verfasst  ist.  .  Doch  ist  über  die  griechische  Vorlage  über- 
haupt nichts  zu  bestimmen  gewesen;  aber  eben  diese  Erhaltung 
der  Perikopenform  und  die  Anwendung  dieses  in  der  alten  Co- 
mödie gebrauchten  rhythmischen  Effects  scheint  für  eine  ältere 
Quelle  als  Menander  oder  Posidipp,  an  die  man  ohne  Berechtigung 
gedacht  hat,  vgl.  G.  Goetz,  Aul.  praef.  p.  1  sq.,  zu  sprechen.  Doch 
kennen  wir  die  neuere  Comödie  zu  wenig,  um  hier  bestimmt  zu 
entscheiden. 

4.  Taktwechselnde  Cantioa. 

1.  Wir  kommen  an  das  Ende  unserer  Betrachtungen.  Die 
zuletzt  beobachtete  Thatsache  einer  Verbindung  eines  iambischen 
und  anapästischen  Kolons  oder  eines  kretischen  und  trochäischen 
kennen  wir  nur  als  eine  Eigenart  der  Comödie;  es  handelt  sich 
hier  offenbar  um  einen  komischen  Effect.  Bei  der  kretisch- 
trochäischen  Reihe,  die  Überhaupt  die  beiden  rhythmischen  Be- 
standteile enger  vereinigt  und  der  man  auch  eine  iambisch- 
bacchiische  an  die  Seite  gestellt  hat,  vgl.  0.  Seyffert  a.  0.,  Christ, 
Metrik2  S.  425,  ist  der  Effect  nicht  so  vereinzelt,  und  es  finden 
sich  dieser  ähnliche  Verbindungen  auch  im  ernsten  Drama  der 
Griechen.  Für  die  römische  Tragödie  aber  haben  wir  keinen  An- 
halt das  Vorkommen  ähnlicher  Verbindungen  zu  beweisen  oder 
zu  leugnen. 


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526 


Rhythmik.    II.  Die  rhythunnche  Metubole. 


Eh  bleibt  nur  ein  Kapitel  noch  übrig,  das  ist  die  Lehre  von 
dem  Taktwechsel  im  eigentlichsten  Sinne.  Dieselbe  ist  durch 
unsre  bisherigen  Untersuchungen  bedeutend  vereinfacht  worden. 
Denn  wir  haben  verschiedene  Arten  der  rhythmischen  Metabole 
bereits  in  ihrer  Eigenart  darzustellen  unternommen  und  dadurch 
den  Kreis  der  eigentlichen  Metabole  merklich  verkleinert.  Neben 
dem  ausgedehnten  Gebrauch  der  einfachsten  Formen,  der  stichi- 
schen Composition  und  der  im  römischen  Drama  ziemlich  häufigen 
Art  eine  fortlaufende  Taktreihe  durch  verschieden  gebaute  und 
ausgedehnte  Einzelreihen  hindurch  zu  führen  und  neben  der  in 
romischer  Dichtung  so  reich  ausgestatteten  Systembildung  fanden 
wir  eine  grosse  Zahl  Cantica  wohl  in  verschiedeneu  Rhythmen 
gebaut,  konnten  sie  aber  trotzdem  nicht  zu  den  eigentlichen  axo- 
X&kvptva  mit  wiederholtem  Taktwechsel  rechnen,  sondern  mussten 
hier  in  dem  auf  eine  oder  einzelne  Reihen  beschränkten  Takt- 
wechsel,  der  auch  nicht  mit  der  Aristideischen  Definition  (vgl. 
xoixiXCa)  sich  deckte,  mehr  ein  formales  Anordnungsprincip  er- 
kennen, das  selbstverständlich  mit  dem  Inhalte  nie  in  Wider- 
spruch gerieth,  sondern  diesen  oft  bedeutsam  hob,  nämlich  die 
bereits  im  griechischen  Drama  vielfach  als  Proodika  und  Epodika 
gebrauchten  sog.  alloeometrischen  Reihen.  Dass  die  romischen 
Dichter  die  Epodika  auch  in  die  Systembildung  einführten,  ob- 
gleich diese  im  griechischen  Vorbild  der  eigentlichen  Liedform 
eigen  waren,  entsprach  ganz  ihrem  Princip  einheitlicher  rhythmischer 
Technik.  In  allen  diesen  Gedichten  ist  die  Wirkung  der  eigent- 
lichen rhythmischen  Metabole,  das  ßiatag  av&t'Axeiv  triv  ^v%^v 
meist  gar  nicht  oder  nur  in  sehr  schwachem  Masse  zu  bemerken; 
etwas  stärker  nur,  wenn  die  Erscheinung  häufiger  wird  oder  andre 
rhythmische  Effectmittel,  wie  ausgedehnte  Katalexen  hinzutreten. 
Eine  nicht  unerhebliche  Rolle  spielte  jedoch  die  pstaßoAr]  xat1 
cLvxLfttöiv  schon,  wo  sie  allein  auftrat,  vielleicht  mit  einer 
xat'  dycoy^v,  wie  in  einer  Anzahl  Plautinischer  Cantica,  wo  mau 
sie  bisher  zum  Theil  noch  gar  nicht  anerkannt  hat,  wie  Aniph. 
250—262.  Bacch.  953-970.  Epid.  1-80  u.  a.  im  troehäisch-iam- 
bischen  Canticum,  ebenso  in  kretisch-bacchiischen  Compositionen, 
wie  Rud.  I,  3.  I,  4  u.  I,  5,  wo  die  Vereinigung  der  verschiedenen 
rhythmischen  Mittel,  bei  nicht  häufiger  Anwendung  der  eigent- 
lichen Metabole  eine  grosse  Wirkung  hervorbringt.  Den  aus- 
gedehntesten Gebrauch  von  dieser  antithetischen  Metabole  hat 
Terenz  in  seinen  trochäisch  Jambischen  Canticis  gemacht.  Wir 


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4.  Taktwechselnde  Cantica. 


haben  bei  der  grossen  Masse  solcher  Cantica  auf  ein  Eingehen 
ins  Einzelne  verzichtet  und  an  einem  besonders  bezeichnenden 
Beispiele,  Ad.  299—320,  die  Wirkung  derselben  veranschaulicht. 
Es  muss  aber  auch  hier  bemerkt  werden,  wie  sparsam  Terenz 
mit  diesem  rhythmischen  Effect  umgegangen  ist.  In  der  ange- 
führten Monodie  des  Geta,  die,  trotzdem  sie  einen  Moment  höchster 
Aufregung  zur  Darstellung  bringt,  nach  einer  ziemlich  durchsich- 
tigen Weise  in  regelrecht  einander  entsprechende  Partien  getheilt 
erscheint,  finden  sich  unter  den  vorherrschenden  iambischen  Octo- 
naren  und  ganz  vereinzelten  Dimetern  nur  zwei  trochäische  Sep- 
tenarpaare  eingereiht,  an  ganz  bestimmten,  für  die  fistaßoXrj  xar' 
uvti&iöiv  geeigneten  Stellen,  s.  oben  S.  475.  So  ist  es  auch  in 
andern  Terenzi sehen  Canticis.  Z.  6.  in  der  Hecyra,  dem  Stücke, 
das  wegen  seiner  melischen  Theile  und  seiner  Musik  besonders 
gelobt  wurde,  ist  gewiss  ein  Moment  grosser  Aufregung  die  Be- 
gegnung der  Eltern  nach  der  Geburt  des  Enkels,  die  die  Frauen 
verheimlichen  wollen.  Myrrhina,  in  der  höchsten  Angst  (Perii, 
quid  agam?  quö  me  vortatn?  quid  viro  meo  respondebo  Miseraetc), 
Phidippus  in  grossem  Zorne,  dass  man  ihn  hintergehen  will  (Vir 
ego  tuos  sum?  tü  virum  me  aut  höminem  deputäs  adeo  esse?  etc.). 
Wie  hat  Terenz  dies  Gedicht  componirt?  Hec.  516  —  535,  doch 
schon  ein  längeres  Canticum,  zerfällt  in  einen  Monolog  der  Myr- 
rhina und  eine  dialogische  Partie.  Der  Monolog,  516 — 521,  be- 
steht aus  zwei  trochäischen  Continuationen  von  12  und  10  dipo- 
discheu  Takten,  die  erste  sogar  ganz  regelrecht  gegliedert  zu  zwei 
Octonaren  und  einem  Septenar.  Die  zweite  Partie,  in  der  Phi- 
dippus seine  Frau  zum  Geständniss  bringt,  522—528,  enthält 
gleichfalls  nur  zwei  ununterbrochen  fortlaufende  Taktgruppen  zu 
16  und  12  dipodischen  Takten,  die  Schlusspartie  endlich,  in  der 
Phidippus  seiner  Verwunderung  Ausdruck  giebt,  ist  auch  nur  in 
zwei  ähnlich  gebaute  Theile  zu  zerlegen,  529 — 531  zwölf  zu  regel- 
rechten trochäischen  Langversen  gegliederte  dipodische  Takte, 
mit  katalektischem  jcagatekevtov ,  während  das  letzte  Stück, 
532 — 535,  die  regelrechteste  Zusammenstellung  von  16  dipodi- 
schen Takten  ist  in  Form  von  drei  Octonaren  und  einem  schliessen- 
den  Septenar.  Man  wird  also  in  diesem  Gedichte  kaum  wirklichen 
Taktwechsel  aar'  avxfösoiv  annehmen,  sondern  eine  durchweg 
trochäische  Composition  mit  einzelnen  katalektischen  Abschlüssen, 
die  allerdings  nicht  bloss  formeller  Art  sind.  Denn  sie  treten  da 
ein,  wo  mit  einem  besoudern  Gedauken  ausdrucksvoll  wieder  von 


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52* 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


neuem  angehoben  werden  soll,  wie  V.  520  Quöd  si  rescien't  pe- 
perisse  eam.  526  Ndn  sie  ludibriö"  tuis  factis  häbitus  essem.  532 
Ädeon  pervicäci  esse  animo.  Durch  die  Katalexe  in  dem  jrapa- 
xiktvxov  des  vorletzten  Gliedes  tritt  das  Wort  partum  bedeutsam 
hervor.  Wir  sehen  also  in  dieser  aufgeregten  Scene  selbst  auf 
die  antithetische  Metabole  verzichtet.  Und  dabei  verfuhr  Terenz 
mit  acht  künstlerischer  Masshaltung.  Die  beiden  hier  auftretenden 
Personen  sind  ja  zwei  Alte.  So  spart  er  das  effectvollere  Kunst- 
mittel auf.  Auch  später  in  der  melischen  Partie  IV,  3  kommt 
die  avtfösöiq  wenig  zum  Vorschein.1)  Auch  in  der  so  wichtigen 
Begegnung  zwischen  Laches  und  Bacchis,  V,  1  finden  wir  keine 
(jLtraßokrj,  weder  xaz*  avri&eöiv  noeb  solche  in  eigentlichem  Sinne. 
Denn  Laches'  Monolog  727 — 730  verläuft  in  iambischen  öctonaren, 
sein  Gespräch  mit  Bacchis  erst  in  iambischen,  dann  in  trochä- 
ischen Septenaren.  Nur  als  Vermittlung  zwischen  diesen  beiden 
Theilen  haben  wir  eine  iambisch-trochäische  freiere  Partie,  in 
derselben  wohlberechneten  Anlage,  die  wir  zu  Plaut.  Aul.  III,  1  = 
406—414,  s.  oben  S.  163  fg.,  genau  beschrieben  haben.  Das  erste 
iambische  Stück  schliesst  durch  eine  Continuation  von  iambischer 
Natur  ab,  während  die  trochäische  durch  zwei  trochäische  Octo- 
nare  trefflich  eingeleitet  ist.  Die  avrt&söts  bezeichnet  hier  den 
entscheidenden  Vorschlag  746:  Quaere  alium  tibi  firmiorem  etc. 
Wir  sehen  also  auch  hier  nur  einen  vereinzelten,  aber  um  so  er- 
folgreichern Gebrauch  dieser  rhythmischen  avti&siJis.  Die  volle 
Wirkung  derselben  bleibt  auf  die  Schlussscene  aufgespart,  V,  4; 
bis  dahin  aber  sind  durchaus  sedati  modi  anzuerkennen. 

Wir  haben  auf  diesen  vorsichtigen  Gebrauch  aufmerksam  ge- 
macht, weil  er  uns  von  vorn  herein  erwarten  lässt,  dass  die  rö- 
mischen Dichter  mit  der  eigentlichen  Metabole  noch  viel  spar- 
samer gewesen  sind.  Der  Begriff  des  Rhythmuswechsels  wird  ja 
immer  ein  nicht  ganz  sicher  zu  begrenzender  bleiben.  Denn  schon 
überall  da,  wo  mit  einer  neuen  Scene  auch  neues  Versmass  er- 
scheint, liegt  fietaßoXij  §v&nixrj  meist  in  sehr  wirksamer  Form 
vor.  Hier  hängt  sie  damit  zusammen,  dass  mit  den  neu  auftre- 
tenden Personen  eine  ganz  andere  Lage  geschaffen  wird,  zu  der 
die  bisher  augewandte  Versart  nicht  mehr  passt   Aber  ebenso 

1)  Ganz  die  gleiche  Wirkung  hat  die  zweimalige  Anwendung  dieser 
Metabole  in  Ter.  Andr.  V.  178  u.  182,  die  in  äusserem  formalen  Zusammenhange 
stehon  und  auch  dem  Sinne  mich  sieh  entsprechen.  Jede  Aenderung,  wie  Ut 
ne  statt  Ne  ist  eine  Verschlechterung  des  Gedichts. 


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4.  Taktwechselnde  Cantica.  52!) 

wird,  auch  ohne  dasa  eine  Person  zu-  oder  abgeht,  ein  neues  Mo- 
ment in  die  Handlung  gebracht,  das  die  ganze  Situation  ver- 
ändert. Da  schlägt  natürlich  auch  das  Versmass  um,  manchmal 
sogar  mitten  im  Satze,  was  ja  ein  bei  Plautus  und  Terenz  be- 
liebter komischer  Effect  ist.  Aber  in  allen  diesen  Fällen  haben 
wir  eine  durch  die  äussere  Handlung  gebotene  fuxaßolilj,  für  die 
wir  oben,  als  wir  von  Gebrauch  und  Ethos  der  einzelnen  Rhyth- 
mengattungen und  Verse  sprachen,  reichliche  Beispiele  anführten. 
Das  ist  aber  nicht  das  Gebiet  des  rhythmisch-musikalischen 
Taktwechsels  im  engeren  Sinne.  Eine  solche  Qv&pixij  psTttßoXri 
finden  wir  nur  dann,  wenn  innerhalb  einer  einheitlichen 
indischen  Partie  der  Takt  umschlägt  und  nur  diesen  Rhyth- 
muswechseln schreibt  die  griechische  Theorie  die  erschütternde 
Wirkung  zu,  dass  sie  ßiatcog  av&sXxovöi  xr\v  i\>v%i\v  ixaöty 
diayoQcr  itaginetidctC  ts  xal  otioiovö&cu  tij  noixiXia  xaxavay- 
xd^ovxeg. 

Dadurch,  dass  wir  die  mehr  nur  formalen  Dingen  dienende 
Epituixis  alloeometri8cher  Reihen,  wie  mau  das  in  der  griechi- 
schen Metrik  schon  längst  gethan,  von  dieser  eigentlichen  fista- 
ßolij  genau  schieden,  haben  wir  uns  das  Verständniss  für  diese 
Erscheinung  erleichtert.  Eine  ganz  scharfe  Scheidung  lässt  sich 
freilich  nicht  durchführen.  Denn  die  Praxis  schaltet  mit  allen 
Mitteln  so  mannigfaltig,  dass  öfters,  besonders  wo  mehrere  Effecte 
sich  vereinigen,  wo  die  eigentlich  mehr  formale  Erscheinung  häu- 
figer wird,  eine  Composition  entsteht,  die  mau  bereits  der  vollen 
^txaßoXrj  zuzuzählen  berechtigt  ist,  wie  wir  das  auch  schon  in 
einzelnen  Fällen  bemerkt  haben.  Doch  die  grosse  Menge  solcher 
Cantica,  in  denen  nur  vereinzelte  Proodika  oder  Epodika  in  an- 
dern Rhythmen  gehalten  sind,  können  wir  ebensowenig  unter  die 
eigentlichen  Fälle  der  Metabole  theoretisch  rechnen,  wie  die 
griechische  und  römische  Praxis. 

Dadurch  aber  vermindert  sich  die  Zahl  der  Beispiele  für  Me- 
tabole  so  bedeutend,  dass  wir  die  Cantica  mit  reicher  Metabole 
leicht  übersehen  können.  Terenz  ist  fast  immer  mit  der  \iexaßoXr\ 
xax  avxfösöiv  ausgekommen.  Einmal  findet  sich  bei  ihm  Andr. 
IV,  1  die  Folge  eines  daktylischen  Proodikons,  eines  längern  kre- 
tischen und  eines  fünfgliedrigen  iambischen  Systems  uud  eines 
längern  Dialogs  in  trochäischen  und  iambischen  Langversen.  Aber 
hier  schildert  uus  auch  der  Dichter  einen  Jüngling,  der  um  sein 
ganzes  Lebcnsglück  sich  betrogen  glaubt,  und  wählt  die  Masse, 

Klotz,  GruruiiUgo  altrOmlnciior  Metrik.  34 

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530  Rhythmik.  II.  Die  rhythmische  Metabole. 


wie  wir  S.  481  andeuteten,  immer  entsprechend  dem  wechselnden 
Inhalte  der  Betrachtung.  Der  zweite  Fall  der  eigentlichen  Meta- 
bole beiTerenz,  Ad.  IV,  4,  ist  bereits  besprochen  S.  419— 423.  Hier 
handelt  es  sich  um  choriambische  und  trochäische  und  vereinzelt 
auch  iambische  Glieder.  Auch  hier  die  höchste  Aufregung  eines 
ganz  haltlosen  unentschlossenen  Jünglings.  Charakteristische  Ka- 
talexen erhöhen  hier  noch  die  Wirkung.  Das  sind  die  einzigen 
Fälle  bei  Terenz,  die  wir  bei  unserer  jetzigen  Betrachtung  voraus- 
nehmen, weil  sie  bereits  beide  ausführlich  besprochen  sind,  vgl. 
a.  0.  und  S.  438. 

Auch  bei  Plautus  wird  man  nicht  viel  über  ein  Dutzend 
Cantica  finden,  die  in  der  besprochenen  Weise  öfters  den  Takt 
wechseln.  Daraus  geht  hervor,  dass  die  römischen  Dichter  von 
diesem  grössten  Effectmittel  der  rhythmisch-musikalischen  Kunst 
mit  acht  künstlerischem  Masshalten  Gebrauch  gemacht  haben. 
So  stehen  sie  also  schon  in  dieser  Hinsicht  auf  derselben  Stufe 
wie  ihr  griechisches  Vorbild,  weit  über  dem  Niveau,  auf  das  man 
sie  vielfach  noch  herabgedrückt  sieht,  wenn  man  ihnen  die  will- 
kürlichsten Taktverbindungen  ohne  weiteres  Bedenken  zutraut. 
Denn  wie  in  allen  metrischen  und  rhythmischen  Fragen  finden 
wir  auch  hier,  wo  es  sich  um  die  wirksamsten  Mittel  handelt, 
ein  hohes  Verständniss  für  die  Ziele  der  wahren  Kunst.  Das  gilt 
aber  nicht  bloss  von  dem  Gebrauch  der  Metabole  überhaupt,  son- 
dern auch  von  der  Art,  wie  dieselbe  zur  Wirkung  gebracht  wird. 

Auch  im  griechischen  Drama  wird  die  Metabole  in  Tragödie 
wie  Comödie  sparsam  verwendet.  Häufiger  wird  sie  erst  in  den 
inelischen  Partien  des  Euripides,  besonders  in  dessen  Monodien, 
die  desshalb  auch  von  Aristophanes  mit  dem  avä  to  örndexa^ij- 
yavov  KvQtjvtjg  peÄonoicäv  u.  ä.  verspottet  werden,  besonders  ran. 
1309—1365.  Natürlich  kann  das  von  dem  Komiker  gegebene 
Sammelsurium  der  verschiedensten  Rhythmen,  weil  es  wie  jede 
Parodie  übertrieben  ist,  nicht  als  massgebendes  Vorbild  angesehen 
werden.  Euripides  hat  die  Metabole  selbst  in  seinen  Monodien, 
die  für  uns  allein  in  Betracht  kommen,  nicht  so  willkürlich 
verwandt. 

2.  Die  Praxis  in  Euripideischen  Monodien  ist  das  einzige, 
was  wir  als  griechisches  Vorbild  für  taktwechselnde  Cantica  des 
römischen  Dramas  aufstellen  können  sowohl  für  die  Tragödie  als 


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4.  Taktwechselnde  Cantica. 


531 


für  die  Comödie,  da  uns  aus  der  spätem  dramatischen  Dichtung 
der  Griechen  nur  vereinzelte  Bruchstücke  geblieben  sind,  die  be- 
reits in  unserer  Darstellung  möglichst  ausgenutzt  wurden,  aber 
in  dieser  Frage  keinen  Anhalt  bieten.  Wjr  wählen  daher  die  beiden 
taktwechselnden  Monodien  eines  solchen  Euripideischen  Stückes, 
das  durch  seinen  Ausgang  am  ersten  noch  an  die  Comödie  an- 
klingt, um  für  römische  Tragödie  und  Comödie  einen  Anhalt  zu 
gewinnen. 

Ganz  tragisch  gehalten  ist  die  grosse  Monodie  der  Elektra, 
Orest.  960 — 1012.  Elektra  hat  soeben  die  Entscheidung  erfahren 
die  zu  Ungunsten  ihres  Bruders  ausgefallen  ist,  dem  ihr  ganzes 
Leben  geweiht  ist,  und  befindet  sich  in  der  verzweifeltsten  Stim- 
mung, als  sie  mit  xataQxo^ai  6tsvaypLov  beginnt.  Trotzdem  ver- 
läuft der  grösste  Theil  der  Monodie  in  iambischen  und  trochiiischen 
Reihen,  mit  verschiedenen  Katalexen  und  Auflösungen,  dabei  aber 
doch  nur  und  zwar  nicht  allzuhäufig  mit  fisxccßoXi}  xat'  uvxifteoiv. 
Besonders  ergreifend  wird  die  rhythmische  Form  bei  992,  wo 
dreimal  hinter  einander  trochäische  Tripodien  erscheinen,  viel- 
leicht also  eine  Metabole  zwischen  dipodischeni  und  monopodischem 
Takt  vorkommt.  Diese  trochäischen  Kurzverse  werden  auch  durch 
ein  logaödisches  Epodikon  994  ?}o'o*iv  agnctxsvoag  abgeschlossen, 
das  sich  auch  am  Ende  der  nächsten  Strophe  wieder  einstellt 
V.  1000;  also  zunächst  nur  ein  mehr  formalen  Zwecken  dienender 
vereinzelter  Taktwechsel  als  Vorbereitung  auf  den  wirklichen, 
der  erst  ganz  zuletzt  wieder  unter  Vermittelung  eines  kleinen 
Epodikons  dadurch  erfolgt,  dass  nach  zwei  trochäischen  Octonareu 
eine  daktylische  Gruppe  eintritt,  gleichfalls  durch  ein  passendes 
Epodikon  vermittelt:  1001  fgg. 

o&ev  "EQig  to  T£  itzsQCOTov  \  deXiov  utrtßaXtv  appa, 

xuv  TtQog  tönsgav  xeXsvfrov  \  ovgavov  izQoöaQiioöctöK 
tiovuJtoiAov  ig  'sicä, 

tTtianoQov  re  dgotirjua  /IsXetdöog  |  dg  odov  dXXav  Ztvg  jtsr«- 
ßdXXei  und  dann  in  daktylischem  Rhythmus  weiter. 

Diesen  Effect  haben  auch  die  römischen  Dichter  in  acht 
tragischer  Weise  anzuwenden  verstanden.  Wir  erinnern  hier  an  die 
Ennianische  Kassandra  im  Alexander,  fragm.  VI,  v.  48  —  54, 
wo  gleichfalls  auf  trochäische  Verse  den  Euripideischen  (Orest. 
1006  fgg  )  gleichgebaute  daktylische  Glieder  folgen,  mit  derselben 
tragischen  Wirkung  des  ßiaicog  dvfttXxeiv  trv  i>v%T\v,  die  uns 
Cicero  für  diese  und  ähnliche  Stellen  bezeugt. 

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532  Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 

Ädest  adest  fax  öbvoluta  sanguine  atque  ince'ndio! 
Mdltos  annos  lätuit :  cives,  ferte  opem  et  restringite! 

Iainque  mari  magnö  classis  cita 
Te*xitur  i-exitium  examen  rapit: 
Ädveniet,  fera  velivolantibus 
Navibus  complebit  manus  littora. 

Später,  wo  die  Seherin  auf  Helenas  unheilvolle  Ankunft,  Hektar*  s 
Tod  und  Troja's  Fall  deutlicher  zu  prophezeien  kommt,  wechselt 
der  Rhythmus  wieder,  da  trochäische  Octonare  und  Septenare  zu 
erkennen  sind,  vgl.  0.  Ribbeck,  römische  Tragödie  S.  90. 

Einen  ähnlichen  tragisch  ergreifenden  Fall  des  Taktwechsels 
giebt  die  Monodie  in  Ennius'  Andromacha  aechmalotis  IX,  v.  75—88, 
die  Cicero  an  der  Stelle,  wo  er  sie  citirt  hat,  Tusc.  III,  19,  46 
'praeclarum  Carmen*  nennt.  'Est  enim  et  verbis  et  modis  lugubre'. 
Erst  wird  die  Noth-  und  Hilflosigkeit  stilgerecht  in  kretischen 
Tetrametern  geschildert,  an  die  sich  trochäische  Septenare  reihen, 
später,  wo  die  Klage  um  das  verlorene  Glück  der  Heimath  er- 
schallt, haben  wir  Anapäste: 

Quid  petam  praesidi  aut  exsequar?  quöve  nunc 
Aüxili  aut  exili  atft  fugae  freta  sim? 
Ärce  et  urbe  <5rba  sum.   Quo  accidam?  quo  applicem? 
Quoi  nec  arae  patriae  domi  stant,  fractae  et  disiectae  iacent, 
Fana  flamnia  deflagrata,  tosti  alti  staut  parietes  etc. 

0  päter,  o  patria,  o  Priami  domus, 
Saeptura  ältisono  cardine  templum! 
Vidi  ego  te  astante  ope  barbarica 
Tectis  caelatis  läqueatis, 
Auro  ebore  instructam  re'gifice. 

jO  poetam  egregium!  quamquam  ab  his  cantoribus  Euphorionis 
contemnitur.  Sentit  omnia  repentina  et  necopinata  esse  graviora. 
Ex  aggeratis  igitur  regiis  opibus,  quae  videbantur  sempiternae 
fore,  quid  adiungit?] 

Haec  omnia  vidi  inflammari, 
Priamö  vi  vitam  evitari, 
Iovis  aram  sanguine  türpari. 

Wie  stilgerecht  die  römischen  Tragiker  die  fieraßo^  §v&(itxii 
anwandten,  wie  übereinstimmend  mit  dem  griechischen  Vorbilde, 
lässt  sich  schon  aus  diesen  zwei  uns  erhaltenen  Fällen  erkennen. 


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4.   Takt  wechselnde  Cantica. 


533 


3.  Als  Beispiel  für  die  weniger  tragische  Wirkung  der  p&- 
taßolrj,  wie  wir  sie  in  der  Plautinischen  Coinödie  zu  erwarten 
haben,  führen  wir  die  andre  Monodie  aus  Euripides'  Orestes  an. 
Es  ist  die  schon  wiederholt  erwähnte  des  phrygischen  Eunuchen: 
1369  —  1502,  die  durch  je  einen  Chortrimeter  in  sechs  Theile  ge- 
gliedert wird.  I.  1369-1379.  II.  1381-1392.  III.  1395-1424. 
IV.  1426-1451.  V.  1453-1471.  VI.  1473-1502.  Die  Situation 
rechtfertigt  häufigen  Taktwechsel  vollkommen.  Ein  feiger  Sklave 
ist  zunächst  dem  allgemeinen  Blutbade  entkommen  ('jQytiov  £tqp°£ 
ix  davatov  niysvya)  und  erzählt,  selbst  immer  noch  in  bestän- 
diger Todesangst,  die  aufregendsten  Vorfälle,  das  Wüthen  des  zu 
verzweifelten  Schritten  gedrängten  Orestes  und  seines  Freundes 
Pylades.  Fast  alle  Versarten  kommen  zur  Anwendung,  oft  in 
jähem  Wechsel,  ohne  jede  Vermittlung,  in  dem  verschiedenartig- 
sten Baue,  so  wird  das  haltlose  Wesen  des  zittern  Jen  Feiglings 
drastisch  ausgemalt,  der  keine  Herrschaft  über  sich  und  die 
fürchterliche  Lage  besitzt.  Der  erste  The il  besteht  nach  logaodi- 
schem  Proodikon  zwar  ganz  aus  iambisch-trochäischen  Reihen, 
aber  mit  reichlichen  Katalexen  und  einmal  im  naQatiksvxov  aus 
eigenartig  an  Kretiker  erinnernden  Formen  (1376.  1377).  Der 
zweite  gleichfalls  logaödisch-daktylisch  einsetzend  steigert  die 
Trochäen  und  Iamben  durch  alloeometrische  Zusätze  im  Innern, 
Logaöden  oder  Dochmien,  während  das  Ende  daktylisch  gehalten 
ist.  Im  dritten  Theile  haben  wir  unvermittelten  Wechsel  zwi- 
schen Anapästen  (1395  ein  Dimeter,  1398  eine  Pentapodie,  1403 — 
1406  vier  Dimeter)  und  Trochäen  und  Iamben,  theils  einzelnen 
Versen  1396.  1399  Dimeter,  ebenso  1407,  theils  in  längerer  Con- 
tinuation  1400—1403  iambiscb,  1408—1411  trochäisch,  1412— 
1413  iambiscb  im  ersten  Abschnitte,  dann  reicher  aufgelöste  Par- 
tien derselben  Rhythmen  mit  logaüdischem  Epodikon  1417,  zum 
Scbluss  eine  längere  kretische  Partie.  Der  vierte  Theil  beginnt 
mit  zwei  anapästischen  Septenaren  (nach  römischer  Bezeichnung) 
und  einer  logaödischen  Clause],  1426—1430,  geht  dann  nach  ein- 
zelnen kurzen  alloeometrischen  Reihen  in  regellosere  Anapästen 
mit  daktylischem  oder  dochmischem  Epodikon  über.  Dann  folgt 
ein  längerer  bacchiischer  Theil  1437 — 1443,  die  Ansprache  des 
Orestes  an  Helene,  auf  die  noch  zwei  iambische  und  eine  trochäi- 
sche Continuation  gehäuft  werden.  Und  so  geht  das  in  den  zwei 
letzten  Theilen  fort.  Denn  während  im  fünften  wenigstens 
Trochäen  und  Iamben  vorherrschen,  allerdings  in  den  verschie- 


/ 

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534 


Rhythmik.    IL.  Die  rhythmische  Metabole. 


densten  Formen,  z.  B.  trochäische  Senare  katalek  tisch  und  aka- 
talektisch,  desgleichen  Diuieter,  Octonare  u.  s.  w.,  verläuft  der 
sechste  Abschnitt  abgesehen  von  einzelnen  Trochäen  zunächst 
in  einem  iainbischen  Hypermetron  1443—1447,  bringt  dann  eine 
freie  Mischung  von  Anapästen  und  iambischen  Massen,  dann  eine 
sehr  bezeichnende  anapästische  Partie,  lauter  akatalektische  Verse, 
Diineter  mit  eingereihtem  Monometer  bis  1488,  ferner  nach  einer 
kleinen  iambischen  Partie  von  sieben  dipodischen  Takten  fünf 
Dochmien,  die  Ankunft  der  Hermione  schildernd,  1490.  1491,  dar- 
nach wieder  eine  kleine  iambische  Composition  mit  katalektischen 
Schlüssen,  als  itttQaxiXtvtov  einen  anapästischen  Monometer,  der 
eine  Bewegung  andeutet  &  ^akocftav)  und  einen  katalek- 

tischen Senar  als  Schlusskolon  dieses  iambischen  Abschnittes.  Die 
abschliessende  Partie  bildet  eine  durch  einen  anapästischen  Di- 
meter  (in  der  Form  der  Klageanapäste  o>  Zsv  xal  yä  xal  (pag 
xal  vv%)  eingeleitete  trochäisch-ianibische  Continuation,  an  die 
sich  drei  epodische  Glieder  mit  reichen  Auflösungen  anreihen. 

Dieser  Ueberblick  gewährt  uns  wahrlich  einen  reichen  Wechsel 
aller  Taktarten  der  Monodien.  Wenn  auch  sogar  in  jedem  ein- 
zelnen Falle  der  Rhythmus  eine  wohlberechnete  Wirkung  nicht 
verfehlen  mag,  so  liegt  hier  doch  offenbar  die  Hauptwirkung  eben 
in  dem  bunten  Wechsel,  der  oft  ganz  unvermittelt  ist.  Das  ist 
das  Euripideische  dnoXeXvfisvov  im  eigentlichsten  Sinne,  hier  be- 
sonders trotz  des  vielfach  angeschlagenen  tragischen  Tones  und 
der  Dochmien  nicht  ohne  komischen  Anflug.  Denn  ein  furcht- 
samer Eunuch  statt  eines  i%dyytXog  und  eine  solche  Monodie 
anstatt  einer  Botenrede  in  gewöhnlichen  Trimetern  soll  mehr  er- 
heiternd wirken,  wie  ja  das  Stück  ähnlich  wie  Alcestis  als  viertes 
anstatt  eines  Satyrdramas  aufgeführt  wurde.  Darum  können  wir 
gerade  diese  taktwechselnde  Monodie  mit  einigem  Rechte  für  die 
verlorenen  Monodien  der  neuern  attischen  Comödie  zum  Vergleich 
mit  Plautinischen  Cauticis  herbeiziehen  und  haben  sie  auch  schon 
öfters  in  diesem  Sinne  benutzt. 

4.  Die  alte  Theorie  vom  Taktwechsel  stimmt  auch  hier  zu 
dieser  Art  Monodien,  nur  dass  natürlich  in  der  Comödie  der 
Effect  ein  anderer  sein  muss  als  in  der  Tragödie.  Aristides  a.  0. 
erläutert  uns  das  Ethos  der  rhythmischen  Metabole  durch  ein 
Gleichuiss.  Er  vergleicht  die  Wirkung  der  Metabole  mit  dem  Zu- 
stande eines  Fieberkranken,  dessen  Adern  unregelmässig  schlagen. 


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4.  Taktwechaclnde  Cautica. 


535 


In  einem  solchen  Zustande  befindet  sich  der  betrunkene  Callida- 
mates  in  der  Mo  st  eil  aria  I,  4,  der  geführt  von  seiner  Hetäre 
über  die  Strasse  zu  dem  bereits  mit  seiner  Philemation  zum 
Zechen  gelagerten  Philolaches  wankt.  Hier  haben  wir  einen 
Typus  für  den  Plautinischen  Gebrauch  der  Metabole.  Man  hat 
sich  vergebens  bemüht  dies  prächtige  Canticum,  Most.  313  —  347 
in  gleichmässige  Rhythmen  zu  bringen.  Ritsehl  z.  B.  hat  alles 
mit  Ausnahme  von  vier  Versen,  die  er  iambisch  oder  trochäisch 
inisst,  in  Masse  des  rjfiioXiov  yivog  gebracht.  Allein  er  hat  dazu 
über  zwanzig  Textänderungen  nöthig.  Von  diesen  wird  man  die 
geringen  Aenderungen  in  323  Si  tibi  fäcere  cordist  licet,  324  duc 
me  statt  duce  me  und  314  tibi  st  imperatum  statt  tibi  imperatum 
est  annehmen,  wiewohl  sich  alle  drei  Verse  auch  ohne  jede  Aen- 
derung  messen  lassen,  die  beiden  ersten  anapästisch,  der  letzte 
als  zusammengesetzt  aus  einem  bacchiischen  Dimeter  und  einem 
iambischen  Kolon.  Die  meisten  oder  vielmehr  alle  diese  Aen- 
derungen wird  man  als  unnöthig  verwerfen,  sobald  man  sich  ent- 
schliesst  die  überlieferten  Verse  anzuerkennen,  wenn  es  welche 
sind,  ohne  jede  Rücksicht  darauf,  dass  darüber  die  Einheit  des 
Rhythmus  verloren  geht. 

Abgesehen  von  der  Personen bezeichnung,  die  besonders  in 
B  wiederholt  confus  und  mangelhaft  ist,  glauben  wir  die  Ueber- 
lieferung,  wie  sie  uns  B  in  wesentlicher  Uebereinstimmuug  mit 
den  übrigen  massgebenden  Handschriften  bietet,  insbesondre  auch 
in  der  Versabtheilung  halten  zu  müssen.  Nur  an  einer  Stelle  343  ist 
das  Schlusswort  des  Verses  an  den  Anfang  des  nächsten  gekommen, 
wohl  darum,  weil  vor  dem  probe  eine  Personenbezeichnung  stand, 
ein  nicht  seltner  und  ganz  natürlicher  Vorgang,  s.  oben  S.  490. 
Denn  dass  an  zwei  andern  Stellen  zwei  Verse  auf  eine  Zeile  ge- 
schrieben wurden,  nämlich  319.  320.  321,  wo  schon  der  äussere 
Umfang  die  Zerlegung  natürlich  in  zwei,  nicht  in  drei  Verse 
nöthig  macht,  und  V.  325,  wo  der  Monometer  und  Paroemiacus 
zusammengeschrieben  sind,  kann  nicht  als  wesentliche  Abweichung 
angesehen  werden.  Aber  auch  an  den  Textesworten  glauben  wir 
nichts  ändern  zu  dürfen,  nur  V.  321  ist  das  sinnlose  uite  debebas 
wohl  einfach  tute  debebas  und  V.  34G  eum  ipse  sicher  als  eumpse 
zu  lesen,  und  V.  322  mag  man  mit  einem  ted  statt  te  aufhelfen. 
Dagegen  das  überlieferte  amplectere  zu  ändern  oder  amplectere 
zu  messen,  liegt  kein  Grund  vor.  Priscian.  I,  p.  393,  7  ed.  Keil 
bezeugt  das  Activuui  amplecto  für  amplector,  nachdem  er  vorher 


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53« 


Ithythmik.   II.  Die  rhythmische  Metabole 


amplexo  für  amplexor  mit  einem  Beispiele  belegt  hat.  Dies  Zeugniss 
aber  lässt  sich  nicht  anfechten,  weil  keine  Belegstelle  gegeben  wird. 
In  einer  Handschrift  ist  eine  Lücke  angedeutet  und  da  auf  *am- 
plecto'  quoque  pro  'amplector'  unmittelbar  complecto  pro  complector 
folgt,  so  ist  eben  der  Beleg,  vielleicht  gerade  unsre  Stelle,  ausgefallen. 
An  einer  andern  Stelle  kurz  vorher,  p.  381,  5  und  385, 1  wird  pas- 
sivisches amplexetur  aus  Lucilius  und  complecti  in  dem  gleichen 
Sinne  belegt.  Der  von  Bothe,  noch  dazu  an  zwei  Stellen  319  für 
inaramam  adire  und  331  für  mamma  madere1)  vermuthete  Witz 
ma-ma-raadere  bleibt  ein  nicht  zu  begründender  Einfall.  Denn 
tibi  mammam  adire  kann  recht  gut  Plautinisch  sein,  wie  die  oft 
gebrauchte  Redewendung  manum  adire  alicui  es  ist,  und  wurde 
hier  durch  Gestikulation  klar  gemacht;  fein  säuberlich  nach  unsern 
Begriffen  von  Anstand  geht  es  nun  einmal  in  dieser  Scene  auf 
offener  Strasse  nicht  zu,  in  geradezu  oder  nahezu  ganz  obscöneni 
Sinne  muss  man  auch  V.  327  ubi  lectus  est  stratus  coimus  ver- 
stehen. Im  andern  Vers,  331,  wo  Bothe's  Witz  allgemeine  Auf- 
nahme gefunden  hat,  bietet  es  gar  keine  Schwierigkeit,  wenn  Calli- 
damates  seine  Hetäre  kosend  mit  mamma  anredet,  vielleicht  gar 
in  einem  witzigen  Wortspiel  mit  madere.  Nach  alle  dem  lesen  und 
messen  wir  das  Gedicht  folgendermassen: 

I.  Advörsurn  veniri  mihi  ad  Philolachem 
Volö  temperi,  aüdi.  em  tibi'st  imperatum. 

Nam  Ali  ubi  fui,  |  mde  effugi  foras.2)  315 
fta  me  male  convfvi  sermouisque  taesumst 
Nünc  comissatum  lbo  ad  Philolachetem, 
Übi  uo8  hilari  ingenio  ac  lepide  accipiet 

II.  Ecquid  tibi  videor  ms'immam  adire? 

Semper  istöc  modo  möra  tu's  :  tüte  debebas.3)  320 
Visne  ego  ted  ac  tü  mS  ämplectere? 
: :  Si  tibi  facere  cordi  dst,  licet.  ::  Lcpida's. 
Düc  nie  aiuabo. : :  Cave  ne  cadas  :  asta. 
::  Oh   6h  occllus  es  meus  :  tuös  suni  alumnus,  uiel 

meum.  325 
::  Cave  modo,  ne  prius  in  via  accümbas, 


1)  So  hier  alle  Handschriften,  nur  dass  in  B  offenbar  in  Erinnerung 

an  die  erste  Stelle  ganz  unsinnig  adire  hineincorrigirt  ist  madere.  — 
2)  ltiUschl's  Messung,  andre  nicht  ausgeschlossen.  Dasselbe  gilt  auch  vom 
folgenden  Verse.  —  3)  moratu's  bei  anderer  Personenvertheilung. 

- 

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4.  Taktwechaelnde  Cantica. 


537 


Quam  1  Iii  ubi  Iectus  est  stratus  coinius. 
: :  Sine  sine  cadere  me. : :  Sino.  : :  Sed  <et>  hoc  quod  mi 

in  manust. 
Si  cades,  nön  cades,  qum  cadam  tecum. 
: :  Iacentis  tollet  pöstea  nos  ärubos  aliquis.  330 

III.  ::Madet  hörao. : :  Tun  rae  ais,  mamma,  madere? 
::  Cedo  mänum  :  nolo  equidem  te  adfligi. 

::Em  tene.  ::Age  i  i  simul.  Quo  ego  eam  an  scis? 
: :  Scio  :  in  mentem  venit  modo  :  ne*nipe  domum  eo 
Coniissatum. 

: :  Immo  istuc  quidem. : :  Iam  nieinini.  335 

IV.  ::Ntfm  non  vis  öbviam  his<ce>  ire,  anime  mi. 
::  llico  ex  ömnibus  <5ptume  volo. 

::  Iam  revortar.  : :  Diu  est  id  'iam*  mihi.1) 

: :  Ecquis  hic  est. : :  Adest.  : :  Etf  Philolaches. 

Salve  amicissume  mi  ömnium  homindm.  340 

: :  Di  te  ament.   accuba,  Callidamat^s. 

Ünde  agis  te?  : :  Ünde  homo  ebrius  probe. 

::Qum  amabo  accubas,  Delphium  mea? 

::  Da  illi  quod  bibat.  |    D6rmiam  ego  iam.2) 

: :  Ntfm  mirum  aut  novom  quippiam  facit?  345 

::Quid  ego  hoc  faciam  pöstea,  mea.  ::  Sic  sine  eumpse. 

: :  Age  tu  mterim  da  ab  Delphio  |  Cito  cäntharum  circum. 
Das  scheint  allerdings  auf  den  ersten  Anblick  eine  in  Folge 
fortwährender  Anwendung  der  rhythmischen  Metabole  wirr  durch 
einander  geworfene  Masse  aller  möglichen  Versmasse.  Und  un- 
zweifelhaft beruht  die  Gesammtwirkung  unsers  Cauticums  in  erster 
Linie  auf  der  häufig  gebrauchten  Metabole,  deren  Ethos  hier  zur 
vollen  Anschaulichkeit  kommt.  Hat  doch  Plautus,  ähnlich  wie 
Euripides  in  der  oben  skizzirten  Monodie,  die  ganze  Vorraths- 
kammer aller  seiner  Versarteu  und  Versmaase  uns  gezeigt.  Da 
finden  wir  Bacchien,  akatalektische  und  katalektische  Tetrameter 
314.  313,  katalektische  Kretiker,  Tetrameter  323.  324.  326. 
320,  Pentameter  320/321,  ferner  aus  kretischen  Dimetern  und 
trochäischen  Tripodien  zusammengesetzte  Verse  336.  337.  338. 
342.  343.  315,  ausserdem  noch  eine  kürzere  kretische  Reihe  339. 


1)  Ein  kretischer Trimeter: ...  dinBt  iam  ffd'  mihi,  wenn Ritschl's  Angabe 
über  die  Lesart  der  Handschriften  richtig  würe.  —  2)  So  nach  B,  wo  die 
xcbAa  durch  einen  größeren  Zwischenraum  getrennt  sind. 


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5-58 


Rhythmik.   II.  Die  rhythmische  Metabole. 


340.  341,  sodann  trochäische  Verse,  einen  aus  zwei  Tripodieu  345, 
einen  um  eine  Silbe  kürzeren  ähnlichen  344,  einen  trochäischen 
Dimeter  mit  sog.  Reizianus  oder  trochäischen  Senar  346,  tro- 
chäische akatalektische  Pentapodien  (in  Wirklichkeit  wohl  bracby- 
katalektische  Senare)  317.  318,  verschiedene  iambische  Verse,  einen 
Octonar  325,  drei  Arten  von  kürzeren  319.  327.  330,  dazu  ana- 
pästische Dimeter  in  akatalektischer  und  katalektischer  Form, 
sowie  einen  Monometer  331—335,  daktylische  Tetrapodien  322. 
327  und  zu  guter  Letzt  einen  richtigen  versus  Reizianus,  be- 
stehend aus  jambischem  Dimeter  und  sog.  hyperkatalektischem 
anapästischen  Monometer,  und  das  alles  nicht  nach  einander,  etwa 
wie  wir  es  aufzählten,  sondern  vielfach  in  einem  scheinbar  wirren 
Durcheinander.  Hier  haben  wir  die  Metabole  in  ihrem  ausge- 
prägtesten Typus.  Und  doch  wagen  wir  die  Behauptung,  dass  die 
Versarten  nicht  plan-  und  stillos  durch  einander  geworfen  sind. 
Die  Hauptgruppen  des  Canticums  haben  wir  bereit«  im  Texte 
angegeben. 

Der  erste  nur  von  Callidamates  gesprochene  Abschnitt  ist 
eine  bacchiische  Tetrameterstrophe  mit  katalektischem  Anfangs- 
vers und  trochäischen  oder  iambischen  Versen,  an  diese  Strophe 
schliessen  sich  noch  als  Uebergang  zum  nächsten  zwei  tro- 
chäische Pentapodien  oder  wohl  richtiger  brachykatalektische  Se- 
nare. Der  zweite  Theil  ist  ein  Gespräch  zwischen  Callidamates 
und  Delphium.  Dieses  verläuft  in  kretischen  katalektischen  Te- 
trametern, über  deren  Ethos  oben  S.  419  gehandelt  wurde,  nur 
der  erste  kretische  Langvers  ist  ein  katalektischer  Pentameter 
oder  akatalektischer  Trimeter  und  katalektischer  Dimeter;  dazu 
aber  treten,  mit  den  Kretikern  wechselnd,  alloeometrische  Glieder, 
wie  sie  auch  sonst  in  kretischen  Strophen  vorkommen,  in  ziem- 
lich ausgedehnter,  aber  nicht  stilwidriger  Weise,  sondern  epodisch 
oder  proodisch  an  die  kretischen  Reihen,  die  den  Hauptstock 
bilden,  nämlich  zweimal  eine  daktylische  Tetrapodie,  wie  sie  sich 
z.  B.  Ter.  Andr.  625  als  Proodikon  zu  Kretikern  akatalektisch 
findet:  Höcinest  credibile  atft  memorabile  oder  Men.  114  Nam 
quotiens  foras  ire  volo,  |  Me  retines  revoeäs  rogitas  u.  ä.,  die 
übrigen  sind  verschiedene  iambische  Verse.  Grösser  noch  wäre  die 
Mischung,  wenn  man  schon  in  diesem  Theile  V.  323  u.  324,  was 
sie  nach  der  Ueberlieferung  sein  könnten,  anapästisch  messen 
wollte.  Doch  gäbe  das  solche  Verse,  die  sonst  nicht  nachweisbar 
sind,  hyperkatalektische  Dimeter  oder  katalektische  Pentapodien. 


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4.  Taktwecbselnde  Cantica. 


539 


Als  dritten  Abschnitt  giebt  unsre  Anordnung  ein  regelrechtes 
anapästisches  System  von  vier  akatalektischen  Dimetern,  einem 
Monometer  als  itctgatiXtvcov  und  einem  Paroemiacus  als  Schluss- 
vers. Das  System  ergiebt  sich  aus  dem  Wortlaut  und  der  Vers- 
abtheilung unserer  Handschriften  ohne  jede  Aenderung,  es  ergiebt 
sich  aber  auch  die  Berechtigung  für  die  Anapäste  aus  der  Hand- 
lung. Denn  in  diesem  System  wird  nicht  bloss  vom  Gehen  ge- 
sprochen, sondern  es  dient  auch  dazu  den  Gang  des  Oallidamates 
und  der  Delphium  über  die  Strasse  bis  vor  das  Haus  des  Phi- 
lolache8  zu  markiren.  Denn  am  Ende  dieser  Partie  sind  sie  jeden- 
falls auf  der  andern  Seite  vor  Philolaches'  Hause  angekommen 
zu  denken.  Die  letzte  Partie  enthält  die  gegenseitige  Begrüssung 
der  beiden  Paare  und  ist  etwas  einheitlicher  wenigstens  als  die 
zweite  gehalten.  Wir  haben  hier  solche  Elemente,  die  auch  an- 
derwärts eng  verbunden  erscheinen,  auch  sonst  zu  Begrüssungen 
dieser  Art  gebraucht  werden,  vgl.  Pseud.  1285—1314  V6x  viri 
pessumi  nie  exciet  foras  etc.,  nämlich  kretische  Diuieter  mit  trochäi- 
scher Tripodie  oder  den  noch  kürzeren  Vers,  in  dem  man  einen 
tetrameter  creticus  catalecticus  in  syllabam  oder  einen  kretischen 
Dimeter  mit  einer  katalektischen  trochäischen  Tripodie  oder  einen 
akatalektischen  Monometer  von  gleichem  Rhythmus  finden  kann. 
Im  Einzelnen  ist  dieser  Schlusstheil  so  componirt,  dass  erst  je 
dreimal  die  beiden  Hauptformen  nach  eiuander  erscheinen,  dann 
die  längere  noch  zweimal,  darauf  die  beiden  Schlussglieder  un- 
verbunden  neben  einander  (in  B  durch  ein  Spatium  getrennt), 
endlich  zweimal  die  trochäische  Tripodie  und  als  Abschluss  ein 
irochäischer  Senar  (oder  Dimeter  mit  anapästischem  Kolon),  zum 
Schluss  jambischer  Dimeter  mit  anapästischem  hyperkatalektischen 
Monometer  (cito  cantliärürn  circüm),  der  uns  bereits  anderwärts  als 
alloeometrischerPeriodenschluss  begegnete,  Aul.  160,  s.  oben  S.  520. 

Wir  sehen  also  aus  alle  dem,  dass  wir  es  hier  zwar  mit 
einem  sehr  ausgelassenen  Kinde  Plautinischen  Witzes  zu  thun 
haben,  aber  trotzdem  mit  einem  wohlgearteten.  Die  Mischung 
der  verschiedeneu  Versarten  wirkt  ganz  nach  der  Vorschrift  der 
griechischen  Theorie  über  die  Metabole,  und  trotzdem  besteht  noch 
eine  stilgerechte  Anordnung,  die  die  einzelnen  rhythmischen  For- 
men in  ihrer  Bedeutung  hervortreten  lässt.  Damit  haben  wir  den- 
jenigen Typus  der  Gedichte  des  Plautus  gefunden,  der  den  Takt- 
wechsel in  der  grössten  Ausdehnung  nach  Euripideischem  Vorgange, 
aber  immer  noch  mit  künstlerischem  Masse  zur  Anwendung  bringt. 


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540 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmwehe  Metabole. 


Eine  ähnliche  Scene  ist  Pseud.  V,  1  die  Monodie  des  be- 
trunkenen Pseudolus,  doch  ist  hier  die  Rhythmenmischung  ge- 
ringer, da  das  Canticum  fast  nur  aus  Bacchien  und  Iainben, 
Kretikern  uud  Trochäen  in  längern  gleichmässig  gebauten  Par- 
tien besteht. 

Andrer  Art  wieder  ist  die  Wirkung  der  Metabole  Ainph.  V,  1. 
Die  Dienerin  Bromia  eilt  aus  dem  Palaste  in  ähnlicher  Bestürzung, 
wie  der  phrygische  Sklave  in  Euripides'  Orestes,  und  berichtet 
von  dem  alles  erschütternden  Eingreifen  des  höchsten  Gottes. 
Nachdem  sie  in  vier  iambischen  Octonarpaaren  ihre  Angst  und 
Betäubung  zum  Ausdruck  gebracht,  erzählt  sie  das  Ereigniss  iu 
folgenden  Rhythmen: 
Ita  erae*  meae  hodie  contigit :  nam  ubi  parturiens  deos  sibi 

invocat,  1061 
Strepitüs  crepitus  sonittfs  tonitrus  :  ut  stfbito,  ut  propere  ut 

välide  tonuit. 

Ubi  quisque  institerat,  cöncidit  crepitu  :  ibi  nescio  quis  maxuma 
Vöce  exclamat:  'Älcumena,  adest  auxiliuni,  ne  time: 
Et  tibi  et  tuis  propitius  caeli  cultor  ädvenit.  1065 
Exsurgite'  inquit  'qui  terrore  meo  öccidistis  prae  metu.' 
Ut  iaeui,  exsurgo  :  ardere  censui  aedis  :  ita  tum  c<5nfulgebant 
tbi  me  inclamat  Älcumena  :  iam  ea  res  me  horrore  ädficit: 
Erflis  praevortit  metus  :  acetfrro,  ut  sciscam  quid  velit, 
Atque  fllam  geminos  fflios  puerös  peperisse  conspicor:  170 
Neque  nöstrum  quisquam  sensinius,  quom  peperit,  |  neque  pro- 

vfdinius. 

Sed  quid  hoc?  quis  hic  est  senex,  | 
Qui  ante  ae"dis  nostras  sie  iacet?       Numnam  hrinc  percussit 

Iüppiter? 

Credo  edepol :  nam  pro  Idppiter       Septfltust  quasi  sit  mörtuos. 

Ibo  6t  cognoscam,  quisquis  est.        Amphitruo  hic  <est>  qui- 

dem  erus  meus.  1075 
Hier  ist  der  Gebrauch  der  Metabole  massvoll.  Der  jambische 
Octonar  bleibt  wie  bisher  in  diesem  Canticum  vorherrschend. 
Der  plötzlich  erschallende  Donner  wird  durch  ein  anapästisches 
Hypermetron,  v.  1062,  hervorgehoben;  darnach  kehrt  die  Erzählung 
wieder  zum  iambischen  Octonar  zurück,  V.  1063.  Die  feierliche 
Ansprache  des  Schutz  verheissenden  höchsten  Gottes,  1064  fg., 
wird  in   dem  tragischen  Dialogmass,  trochäischen  Septenaren 


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4.  Taktwechselnde  Cantica. 


541 


wiedergegeben.  Dagegen  an  der  Stelle,  wo  Juppiter  auffordert, 
man  solle  sich  erheben,  schlägt  in  der  antithetischen  Metabole 
das  Versmass  wieder  in  iarabisches  um.  Dieses  bleibt  dann  in 
abwechselungsreicher  Taktcombination  bis  1071,  wo  Bromia  ihre 
eignen  Erlebnisse  erzählt.  Mit  dem  Moment  aber,  wo  sie  den  be- 
täubten Amphitruo  erblickt,  tritt  wieder  nszaßoAri  xat  avt C&söiv 
ein,  wonach  jedoch  alsbald  in  eine  Continuation  übergeleitet  wird, 
die  lauter  iambische  Dimeter  giebt,  die  vielleicht  auch  nach  Kiess- 
liug  als  solche  zu  schreiben  sind;  nur  im  letzten  Dimeter  ist  es 
zweifelhaft,  ob  er  iambischer  oder  trochäischer  Versart  ist. 

Das  folgende  Gespräch  zwischen  Amphitruo  und  Bromia  ver- 
läuft in  regelrechten  iambischen  Octonaren  (1076 — 1085),  aber 
an  einer  bedeutsamen  Stelle,  wo  Bromia  die  Alcmena  gegen  Am- 
phitruo's  Vorwürfe  in  Schutz  nimmt  und  für  ihre  Unschuld  signa 
atque  argumenta  eloquitur,  tritt  wieder  neraßoXrj  xat1  avxföeöiv 
ein,  und  zwar  mitten  im  Satze  mit  den  das  Thema  für  die  fol- 
gende trochäische  Septenarscene  enthaltenden  Worten  1086  Am- 
phitruo :  piam  et  pudicam  triam  esse  uxorem  dt  scias.  Auch  hier 
finden  wir  demnach  dieses  rhythmische  Mittel  des  äussersten 
Effects  stilgerecht  gebraucht. 

Eine  grossere  Mischung  von  Rhythmen  bietet  Capt.  II,  1,  ein 
mit  einer  längeren  iambischen  Continuation  einsetzendes  Canticum, 
das  jedoch  als  Hauptmasse  Kretiker  und  Bacchien  in  kleinem  und 
grössern  Strophen  bietet,  an  die  sich  einzelne  trochäische  und 
iambische  Verse  mehr  nur  epodisch  anschliessen. 

Wieder  eine  etwas  andere  Art  liegt  Pseud.  574  —  583  vor. 
Der  verschlagene  Pseudolus  rühmt  sich  in  zehn  Versen  seiner  viel- 
seitigen List  in  wohlgeordneter  Folge  von  Anapästen,  Trochäen 
und  Bacchien;  hier  dienen  die  verschiedenen  Rhythmen  dazu  den 
in  allen  Lagen  bereit  stehenden  Witz  und  Trug  zu  veranschau- 
lichen: 

anap.     Proh  Iiippiter,  ut   mihi  quidquid  ago,  Lepide  <5mnia 

prospereque  eveniunt. l) 
Neque  quöd  dubitem  neque  quö*d  timeam,    Meo  in  pe"c- 

tore  conditumst.  consilium.  — 


1)  Nach  Spuren  im  Ambrosianischen  Palimpaost  vermuthet  Usener, 
Index  Gryphiaw.  aent.  1866  p.  16  sq.  Dimeter. 


* 

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542 


Rhythmik.   II.  Die  rhythmische  Metabole. 


*  troch.     Natu  ea  stultitia,  fäcinus  magnum  timido  cordi  credere. 
Nam  <5mne8  res  pennde  sunt, 
Üt  aga8,  ut  eas  magni  facias.    nam  ego  in  meo  prius 

pectore 

Ita  paravi  cöpias  — 
anap.     Duplici's  triplicis  dolos  perfidias,     Ut  ubiquomque  ho- 

stibus  congrediar  — 
baccb.        Maiörum  meüui  fretus  vurtute  dicani, 

Mea  industria  et  malitia  fraudulenta  — 
anap.     Facile  üt  vincam,  facile  üt  spoliem     Meos  perduellis 

meis  perfidiis. 

Ebenfalls  rhythmische  Metabole  in  wiederholter  Anwendung 
zeigt  Truc.  II,  5;  allein  Ueberlieferung  und  Messung  sind  hier  so 
unsicher,  dass  wir  auf  näheres  Eingehen  verzichten.  Auch  die  takt- 
wechselnden Cantica  der  Casina  und  Cistellaria  lassen  wir  lieber 
noch  ganz  ausser  Betracht,  weil  uns  ein  vollständig  zu  verlass- 
licher und  ausreichender  textkritischer  Apparat  zu  diesen  Stücken 
zur  Zeit  noch  fehlt. 


Eine  Gruppe  taktwechsclnder  Cantica  ähnlichen  Charakters 
bilden  Most.  I,  2.  Trin.  II,  1  uud  II,  2.  In  der  Trinuinmusmonodie 
und  dem  sich  an  diese  anschliessenden  melischen  Dialog  erhalten 
wir  eine  drastische  Schilderung  der  verschiedenartigsten  Erleb- 
nisse eines  Hetärenliebhabers,  der  artes  amoris,  ihrer  Folgen,  der 
fortwährenden  Brandschatzung  und  des  gänzlichen  Ruins.  Dies 
ziemlich  verwickelte  Thema,  das  immer  neue  Seiten  für  die  Be- 
handlung bietet,  wird  dem  Inhalte  entsprechend  in  häufig  wech- 
selnden Rhythmen  durchgeführt,  die  wir  bereits  oben  S.  496  und 
S.  501  in  den  wesentlichsten  Abschnitten  behandelten.  Für  diesen 
Typus  taktwechselnder  Cantica  gewährt  uns  auch  die  Scene  aus 
der  Mostellaria,  85 — 156,  eine  gute  Vorstellung.  Es  wird  ein 
ähnliches  Thema  abgehandelt,  der  Vergleich  des  Menschen  mit 
einem  Hausbau.  Ganz  wie  in  der  Monodie  des  Trinummus  er- 
öffnen Bacchien  die  Betrachtung,  die  das  viele  Kopfzerbrechen, 
das  mühsame  Nachdenken  über  den  Gegenstand  schildern.  Dieser 
Theil  ist  sehr  breit  gehalten  und  besonders  im  Anfang  scheinen 
sich  Interpolationen  zu  finden;  aber  sicher  nicht  so  viele,  als 
Ritsehl  annimmt.  Wir  haben  vier  bacchiische  Strophen,  abge- 
schlossen durch  iambische  Epodica,  deren  erstes,  drittes  und  viertes 
gleichmässig  als  katalektischer  jambischer  Dimeter  überliefert  ist, 


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4.  Taktwechselndo  Cantica. 


543 


wahrend  das  zweite,  etwas  längere,  durch  Streichung  von  at  oder 
ego  den  gleichen  Umfang  erhält.  Nehmen  wir  die  breite  Dar- 
stellung und  verschiedene,  allerdings  für  uns  unerträgliche  Wie- 
derholungen an,  mit  Weglassung  von  87  und  88,  so  erhalten  wir 
vier  Strophen  von  je  drei  bacchiischen  Tetrametern,  deren  erste 
durch  einen  Trimeter  als  naQcctikswov  erweitert  ist: 

Recördatus  m  dl  tum  et  diu*  cogitavi  85 

Argdinentaque  m  pectus  <^medm)>  multa  institui, 

Homine*m  quoius  rei  quando  natust 

Similem  esse  arbiträrer  simulacrumque  habere<ra>. 
Id  repperi  iam  exemplum. 
Die  Schlüsse  der  übrigen  Strophen  sind  94  At  id  fäciain  esse  tta 
üt  credätis  oder  nach  den  Handschriften:  At  ego  id  faciam  esse 
ita  üt  credatis.  98  Mea  haud  aliter  id  dicetis  und  102  Factae 
probe  examdssim,  nach  dem  letzten  noch  ein  iambischer  Octo- 
nar  103: 

Laudant  fabrum  atque  aedis  probant :  sibi  quisque  inde  exem- 
plum expetunt. 
Die  Schilderung  des  Schicksals  des  Hauses  unter  der  schlechten 
Einwirkung  des  Besitzers  und  der  Naturkräfte  wird  in  einer  kre- 
tischen Partie  gegeben,  die  wir  oben  S.  515  besprochen  haben, 
105—117.  Dann  folgt  ein  breiter  Uebergang,  vermuthlich,  da 
V.  118  ego  in  B  auf  einer  grösseren  Rasur  zu  stehen  scheint  und 
wohl  besser  getilgt  wird,  in  zwei  trochäischen  Septenaren: 

Huic  argumenta  aedifieiis  dixi  :  nunc  etiära  volo 

Dicere,  ut  homines  aediuni  esse  smiilis  arbitremini. 

Die  Beschreibung  der  Erziehung  und  mühsamen  Ausbildung 
der  Kinder,  V.  120 — 128,  ist  wieder  sehr  passend  in  Bacchien 
gehalten  entsprechend  dem  ersten  Theile,  der  mit  der  Voll- 
endung des  Baues  abschliesst,  wie  dieser  dritte  Theil  mit  der 
glücklichen  Vollendung  der  Ausbildung  des  jungen  Menschen. 
Endlich  wird  dieser  Abschnitt  auch  ganz  wie  der  erste  mit  einem 
iambischen  Octonar  abgeschlossen,  der  auf  dasselbe  Wort  endet, 
wie  der  den  ersten  Theil  schliessende,  128: 

Nitdntur,  ut  alii  sibi  esse  illörum  similis  expetant. 

Der  vierte  Theil  entspricht  nach  Inhalt  und  Rhythmus 
wieder  dem  zweiten.  Die  Verse  129 — 156  schildern  nämlich 
in  trochäischem  und  kretischem  Rhythmus  die  Gefahren,  denen  der 
junge  Mann  unterliegt,  welche  mit  dem  Sturm  und  Hagelwetter, 
die  das  Haus  zerstören,  verglichen  werden.    Hier  scheint  neben 

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544 


Rhythmik.   IL  Die  rhythmische  Metabole. 


dem  kretischen  und  iambischen  Veranlass  der  trochäische  Rhythmus 
zurückzutreten;  allein  das  ist  nur  scheinbar.  Denn  wir  haben  vor 
und  zwischen  den  einzelnen  kretischen  Partien  trochäisch  begin- 
nende Continuationen,  die  allerdings  immer  bald  in  jambische 
Octonare  übergehen,  V.  129—132.  142  u.  143.  145-148,  die  letzte 
sehr  durchsichtig  gegliedert  aus  einem  trochäischen  Septenar  und 
drei  iambischen  Octonaren.  Den  Abschluss  des  Ganzen  bilden 
trochäische  Septenare  154—156. 

Wir  bemerken  also  auch  hier  bei  der  Schilderung  eines  ver- 
wickelten Vorganges  und  der  Durchführung  eines  vielseitigen  Ver- 
gleichs zwar  eine  ^sraßoXrj  $v&[Lixrjy  allein  in  massvoller,  dem 
Inhalte  angepasster  und  kunstvoll  gegliederter  Anordnung.  Damit 
haben  wir  die  Plautinischen  taktwechselnden  Cantica  in  ihren  ver- 
schiedenen Typen  charakterisirt  und  dabei  auch  die  einzelnen  Ge- 
dichte vielfach  eingehend  behandelt,  um  nachzuweisen,  wie  dieses 
effectvollste  rhythmische  Mittel  mit  wohlberechneter  Kunst  ge- 
braucht wurde. 

5.  Als  einen  ganz  besondern  Typus  geben  wir  zu  allerletzt 
noch  ein  Canticum,  das  dadurch  eigenartig  dasteht,  dass  es  ausser 
der  Metabole  der  Rhythmen,  die  besonders  in  einem  Theile  stark 
vertreten  ist,  eine  Metabole  der  Compositionsarten  in  wirk- 
samer Abwechselung  bietet.  Wir  haben  schon  obeu  S.  48G  und 
S.  492  gelegentlich  beobachtet,  dass  Plautus  bemüht  war  in  der 
Compositionsart  der  eiuzelnen  Theile  seiner  Cantica,  auch  wenn 
er  diese  in  demselben  Rhythmus  hielt,  eine  Steigerung  zu  ge- 
winnen, wie  er  Aniph.  633  —  653  erst  in  regelrechtem  System  mit 
kürzerem  ica^atikEvrov  und  katalek tische m  Schluss  und  dann  in 
freier  gehaltener  Taktfolge  gliederte;  in  gleicher  Weise  ibid.  575— 
579  ein  regelrechtes  Senarsystem  durch  eine  ziemlich  frei  gehaltene 
Taktcombination  in  gleichem  Rhythmus  580—585  steigerte.  Das- 
selbe Verfahren  zeigt,  nur  in  erhöhtem  Masse  und  in  Verein  mit 
der  Metabole,  der  Eingang  von  Persa,  1  —  52. 

Es  treten  die  Sklaven  Toxilus  und  Sagaristrio  auf,  jeder  mit 
einem  kleinen  Monolog,  nach  dem  die  feierlich  komische  Be- 
grüssung  erfolgt  Bis  hierher  V.  1  —  16  haben  wir  vollständig 
durchgeführten  Parallelismus  der  Glieder  auch  in  der  äussern 
Form.  Dann  folgt  im  schärfsten  Gegensatz  zu  der  höchst  regel- 
mässig gehaltenen  Partie  ein  anoleXvpivov  in  allen  mög- 
lichen Rhythmen:  Kretikern,  Trochäen,  Iamben,  Anapästen  und 


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4.  Takt  wechselnde  Cantica. 


545 


wahrscheinlich  auch  Bacchien,  nämlich  V.  25,  vgl.  oben  S.  88. 
In  diesen  mutatis  modis  cantici  erzählen  sich  die  Sklaven  ihre 
bisherigen  Erlebnisse  V.  17—29.  Mit  der  Mittheilung  des  einen, 
dass  der  Herr  verreist  sei,  kommt  ein  anderer  Ton  in  ihr  Ge- 
spräch. Toxilus  macht  seinem  Mitsklaven  Vorschläge  zu  einem 
kostlichen  Leben  und  bittet  ihn  inständig  um  sescenti  nummi. 
Darauf  hin  fährt  aber  wieder  der  andere,  Sagaristrio,  auf,  weil  er 
ihn,  der  selbst  ein  durstiger  Schwamm  sei,  auspressen  wolle. 
Diese  Situation  wird  durch  eine  zweite  Aenderung  der  Composi- 
tionsart  eingeleitet  und  in  derselben  durchgeführt,  nämlich  in 
drei  trochäiscken  freier  gehaltenen  Taktcombinationen; 
die  zwei  ersten  zu  je  zwölf  verschieden  getheilten  dipodischen 
Takten,  während  die  dritte  viel  länger  und  abwechselungsreicher 
gegliedert  ist  Darnach  läuft  das  Canticum  in  zweimal  vier  iam- 
bische  Septenare  aus,  die  durch  zwei  iambische  Octonare  getrennt 
sind,  kommt  also  zu  der  ruhigeren  stichischen  Compositions- 
art.  Charakteristisch  sind  hier  in  den  ununterbrochen  fortlaufen- 
den längeren  Taktreihen  die  Katalexen,  durch  die  hier  bedeutsam 
auf  die  Hauptmomente  aufmerksam  gemacht  wird.  Toxilus  be- 
reitet durch  seine  Bemerkungen  auf  diese  vor,  vgl.  32  Sed  hoc 
me  ünum  excruciat  und  35  Fäcere  amicum  tibi  me  potis  est  sem- 
piternum,  und  wie  dann  Sagaristrio  fragt:  quidnam  id  est?  und 
quemädmodum?,  tritt  die  Pause  ein,  und  dann  beginnt  Toxilus 
die  neue  Taktreihe,  indem  er  mit  der  Hauptsache  heraustritt  mea 
atmca  sitne  libera  und  üt  mihi  des  nummos  sescentos.  Auch  die 
Katalexen  der  Septenare,  besonders  nach  der  langen  dritten  Takt- 
folge, 43—46  sind  ebenso  bezeichnend  für  den  Inhalt. 

Der  takt wechselnde  Theil,  17 — 29,  zeigt  uns,  obgleich  die 
HetaßoXri  Qv&iuxrj  sechsmal  eintritt,  doch  nicht  ordnungslose  Verse 
oder  stilloses  Durcheinander  der  verschiedenen  Rhythmen,  sondern 
regelrechten  Bau.  Zunächst  ein  kretisches  Stück  vom  Umfang 
eines  Tetrameters,  der  jedoch  nach  der  Ueberlieferung  in  A  aucli 
in  vier  Monometer  sich  zerlegen  lässt.  Es  ist  die  gegenseitige 
Frage  nach  dem  Befiuden:  Üt  vales?  etc.,  die  wir  zugleich  mit 
der  Bcgrüssung  aueh  sonst  bei  Plautus  im  kretischen  Masse  ge- 
geben finden,  z.  B.  Most.  718  Sälvos  sis,  Tränio.  ::  Üt  vales?  :: 
Non  male  etc.  Au  diese  kretische  Partie  reiht  sich,  wie  so  oft 
ein  trochäischer  Septenar,  der  auch  seinem  Inhalte  nach  zu  dem 
Kretiker  gehört.  Darauf  V.  19 — 24  kommt  ein  Gespräch  über 
Sagaristrio's  letzte  Vergangenheit  in  vier  jambischen  Septenaren 

Klotz,  flruudango  aUrüminrher  Metrik.  .'15 

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540  Rhythmik.    II    Die  rhythmische  Metabolc. 


uud  über  des  Toxilus  Verliebtheit  in  zwei  iambischen  Octonaren, 
sodass  dieselbe  Partie  entsteht  wie  43 — 48;  hier  abgeschlossen, 
wie  wir  annehmen,  durch  einen  bacchiischen  katalek tischen  Hexa- 
meter, ein  Versmass,  das  uns  anderwärts  bereits  begegnete,  sicher 
z.  B.  Amph.  643;  sich  auch  in  einen  Tetrameter  und  Dimeter  oder 
drei  Dimeter  zerlegen  liesse;  vgl.  darüber  oben  S.  545.  Die  dritte 
Partie  ist  eine  kleine  trochäische  Strophe,  bestehend  aus  kata- 
lektischen  und  akatalektischen  Langversen,  mit  einem  Kurzverse 
als  nagaxikivrov ,  darnach  der  letzte  Vers  dieses  taktwechseln- 
den Theiles  eiue  anapästische  Partie  vom  Umfang  eines  Octonars, 
die  ebenso  wie  die  vorhergehende  mit  ihrem  Ethos  dem  Inhalte 
entspricht.  Denn  Toxilus  verkündet:  agito  eleutheria  uud  erus 
peregrist 

Von  den  hierauf  folgenden  drei  trochäischen  Taktcombina- 
tionen  unterliegt  die  Versabtheilung  der  zweiten  und  dritten  keinem 
Zweifel;  nur  bei  der  ersten  können  solche  entstehen.  A  fehlt  ge- 
rade von  dieser  IS  teile  an  und  B  giebt  die  drei  ersten  akatalek- 
tischen Dimeter  in  einer  Zeile,  während  er  die  drei  letzten,  deren 
eiuer  katalektisch  ist,  in  zwei  Zeilen  zerlegt,  was  nicht  .richtig 
sein  kann.  Wir  ziehen  Ritschl's  Eintheilung  nach  Octonaren  und 
Septenaren  vor  und  gruppiren  folgendermassen: 

I.  a.       T.   Qui   ainans   egens   iugressust,  prineeps   in  vias 

Amoris1), 

Superävit  aerumnfs  suis  aerdmnas  Hercuh'<a>s. 

Nam  cüm  leone,  cum  excetra,  cum  cervo,  cum  apro 

Aetölico, 

Cum  avibüs  Styinphalicis,  cum  Antaeo  deluctari  mavelim, 
Quam   cum  Amore  :  ita  fiö   miser  quaertfndo  argento 

mütuo :  5 
Nec  qui'cquam  nisi  'non  est'  sciuut  mihi  re"spondere 

quös  rogo. 

a.       S.  Qui  ero  suo  servfre  volt  bene  servos  Servituten], 
Ne  illum  edepol  multa  in  pectore  suo  conlocare  opörtet, 
Quae  ero  placere  censeat  praesenti  atque  absenti  suo. 
Ego   nec   lubenter  servio  nec  satis  suin   ero  ex  sen- 

tentia :  10 

1)  Denkbar  bleibt  allerdings,  das«  die  uberlieferten  Schlüsse  in  Amoris 
via«  und  aerumnas  Horcuh\s)  richtig  sind;  der  erste  wird  auch  von  Servin« 
geboten,  jedoch  mit  einer  kleinen  Abweichung. 


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4.  Taktwechsclntle  Cantica.  547 

Sed  «quasi  lippo  oculo  me  erus  meus  manum  abstiuere 

haud  qiut  tarnen, 

Quin  mi  fnperet,  quin  me  suis  negötiis  praefulciat. 
b.       T.  Quis  illic  est,  qui  contra  nie  astat?  S.  <Ät>  quis  hic 

est,  qui  cöntra  nie  astat? 

T.  Similis  est  Sagarfstrionis.  S.  T<5xilus  hiquidein  mens 

amicust. 

T.  fs  est  profecto.  S.  Eum  esse  oportet.   T.  Ctfngrediar. 

S.  Contra  ädgredibor.  lf> 
T.  Ö  Sagaristri<5,  di  ament  te.   S.  Töxile,  dabunt  di  quae 

exoptes. 

IL  a.  Üt  vales?  |  T.  Üt  queo.  |  8.  Quid  agitur?  |  T.  Vivitur. 
crot.trocb.S.  Satin  ergo  ex  sententia?  T.  Si  eveniunt  quae  exopto, 

satis, 

b.  S.  Nimis  stillte  auiicis  ütere.    T.  Quid  iara?  8.  fn- 

■ 

iambisch.  perare  oportet. 

T.  Mihi  quideni  tu  iani  eras  niörtuos,  quia  non  te  vi- 

situvi.  20 
S.  Negotium  edepol.  T.  Ferreum  fortässe?  S.  Plusculiim 

annum 

Fui  praeferratus  apud  molas  tribrinus  vapularis. 

T.  Vetus  iani  istaec  militiast  tua.   S.  Satin  tu  üsque  va- 

luisti  ?  T.  Hatfd  probe. 
S.  Ergo  edepol  palles.   T.  Saiicius  factus  sum  in  Veneris 

proelio. 

bacch.        Sagitta  Cupi'do  merini  cor  transfixit.  S.  Iam  servi  hic 

amäut?  25 

c.  T.  Quid  ego  faciam?  deisne  advorscr  quasi  Titaui? 
truch.  .  cum  eis  belligerem, 

Quibus  sat  esse  non  queam? 

S.  Vide  modo  ut  meae  catapultae  ttfom  ne  transfigant  latus, 
uuap.         T.  Hasilice  agito  cleutheria.   8.  Quid  iam?  T.  Quiaerüs 

peregrist.  S.  Ain  tu  peregrist  V 
III.  a.       T.  Sicut  et  tibi  bene  esse  pote<s>  pati,  veni  :  vives 

mecum.1)  30 
Basilieo  accipiere  cultu.  S.  Vah,  iam  scapulae  prririunt, 
Quia  te  istaec  audivi  loqui.   T.  Sed  hoc  me  unum  exeru- 

cia<t>.   S.  Quidnam  id  est? 

1)  Die.H  die  richtige  Lesart  der  Handschriften;  sicut  wird  im  Sinne  vom 
einlachen  ut  gebraucht. 

35* 


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548 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Mctabole 


b.  T.  Haec  suuimast  hodie  dies,  mea  amica«eitne  Überall, 
An  sempiternam  servitutem  serviat.  S.  Quid  ntfnc  vis  ergo? 
T.  <Facere  ami^cum  tibi   me   potis   es  sempiternuni. 

S.  Quemädmodum  ?  35 

c.  T.  Üt  mihi  des  numoiös  sescentos,  quos  pro  capit* 

illius  pendam  : 
Quös  continuo  tibi  reponain  in  hoc  triduo  aut  quadn'duo. 
Age  ii  benignus  :  sübveni. 

S.  Qua  c6nfidentiä  rogare  tu  a  me<d>  argen  tum  tantuni 

audes, 

(mpudens,  quin  si  egomet  totus  veneaw,  vix  recipi  potis  est, 
Quöd  tu  me  rogas  :  nam  tu  aquam  nunc  postulas  a 

ptfuiice2),  41 
Qui  ipsiis  sitiat?  T.  Sitiäsne?  hoc  te  mihi  facere.  S.  Quid 

faciani?  T.  Rogas?8) 
IV.       Alicünde  exora  mtftuom.  S.  Tu  fac  idem,  quod  rogas  xae. 
T.  Quaesi'vi  :  nusquam  repperi.  S.  Quacram  equideni,  si 

quis  cre*dat. 

T.  Nempe  häbeo  in  mundo.  S.  Si  fd  domi  esset  mihi, 

iam  pollicerer.  45 

Hoc  meumst,  ut  faciam  se*dulo.   T.  Quicqiu'd  erit,  recipe 

te  ad  nos. 

S.  Quaere,  tarnen  idem  ego  sedulo.  si  quid  erit,  ut 

scias.  T.  Obsecro4) 
Te  resecro<que>,  operam  da  hänc  mihi  fidelem.  S.  Ah 

odio  me  enicas. 
T.  Amöris  vitio,  non  meo  nunc  tibi  morölogus  fio 
und  so  weiter  in  iambischen  Septenaren. 

Es  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  %ein  Hauptreiz  dieses  Ge- 
dichtes im  Wechsel  der  Compositionsart  liegt,  wofür  es  das  be- 
zeichnendste Beispiel  ist.  Denn  nach  dem  an  die  beiden  Acteur* 
gleich  vertheilten  ersten  monologischen  Strophenpaare  geht  die 
Responsion  noch  in  der  gegenseitigen  Begrössung  der  beiden 


1)  Der  Anfang  nur  verniuthnngsweise  hergestellt;  überliefert  ist  h*<* 
<1e  Riimma  hodie  est;  also  ist  anderes  möglich,  wie  Haec  eBt  summa  boii*1 
dien  u.  ä.  —  2)  codd.  a  pümice  nunc  pöstulas,  doch  wird  die  Umstellon* 
durch  das  Folgende  nahegelegt.  —  3)  Sitiare  ist  nicht  in  sicine  zn  ändern, 
waa  wohl,  auch  nur  aus  Conjeetur  in  F  steht,  sondern  entweder  als  durch 
hoc  aubatantivirter  Infinitiv  beizubehalten  oder  ähnlich  wie  geschehen  *u 
ändern.  —  4)  So  die  Handschriften,  nur  ohne  Personenbeseichnung. 


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4.  Taktwechselnde  Cantica. 


549 


Sklaven  durch  vier-  Octonare  fort,  dann  kommt  ein  achtes  a?ro- 
falvpivov  mit  reichstem  Wechsel  nicht  bloss  der  Rhythmen, 
sondern  auch  des  Periodenbaues,  erst  eine  kurze  kretische  Takt- 
reihe mit  trochäischem  Abschluss,  dann  eine  etwas  längere  Com- 
position  aus  iambischen  Langversen  mit  bacchüschem  Epodikon, 
endlich  eine  wieder  anders  gebaute  trochäische  Strophe  mit  einem 
Kurzvers  als  itaQaxikhvxov  und  dazu  einer  anapästischen  Reihe 
als  eigentlichem  Epodikon.  Darnach  folgen  zwar  drei  ununter- 
brochen fortlaufende  Taktreihen  mit  trochäischen  Eingängen  und 
iambischen  Schlüssen,  wie  bereits  oben  erwähnt,  die  ersten  zwei 
sogar  von  gleichem  Umfange,  aber  alle  aus  ganz  verschiedenen 
Massen  zusammengesetzt.  Denn  die  erste  gliedert  sich  aus  drei 
trochäischen  akatalek tischen  Dimetern,  desgleichen  aus  einem 
trochäischen  katalektischen  und  zwei  iambischen  akatalektischen, 
sodass  der  iarabische  Rhythmus  wenigstens  im  letzten  Theile  mehr 
hervortritt;  die  zweite  dagegen  bewahrt  den  trochäischen  Rhyth- 
mus noch  mehr,  sie  besteht  aus  trochäischem  Septenar,  ianibi- 
schem  hyperkatalektischera  Octonar  und  trochäischem  Septenar, 
sodass  die  einzige  Abweichung  vom  streng  durchgeführten  tro- 
chäischen Rhythmus  das  Uebergreifen  des  Octonars  mit  seinem 
Auftakt  in  die  erste  Reihe  ist,  wodurch  die  leicht  monoton  wer- 
denden trochäischen  akatalektischen  Schlüsse  vermindert  werden. 
In  der  dritten  trochäischen  Combination,  die  überhaupt  reicher 
ist,  tritt  der  iambische  Rhythmus,  der  dann  bis  ans  Ende  des 
Canticums  fortgeht,  viel  mehr  hervor.  Nach  troohäischem  Octonar 
und  Septenar  ein  iambischer  akatalektischer  Diraeter  und  hyper- 
katalektischer  Octonar,  dann  wieder  nach  trochäischem  Octonar 
und  Septenar  iambische  Octonare  und  zuletzt  Septenare. 

So  ist  uns  dies  Canticum  ein  Beispiel  für  die  Plautinische 
Kunst  der  Variation  nicht  bloss  in  der  Versgliederung  im  Einzelnen, 
sondern  auch  in  der  Anordnung  grösserer  Theile.  Auch  für  letztere 
haben  wir  oben  gelegentlich  Beispiele  beigebracht,  wie  die  bereits 
im  Eingange  dieses  Abschnittes  erwähnten:  Amph.  551 — 585,  wo 
wir  nach  einer  umfangreichen  einfach  gegliederten  bacchiischen 
Composition  eine  längere  trochäische  Partie  fanden,  in  der  wir 
ein  regelrechtes  Senarsystem  und  eine  freier  combinirte  Taktfolge 
erkannten,  und  Amph.  633— 653,  ein  Hexametersystem  und  eine 
aus  Trimetern,  Dimetern,  Tetrametern  und  Hexametern  zusammen- 
gestellte Taktfolge.  Hier  war  eine  Steigerung  der  Compositionsart 
einleuchtend. 


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550  Rhythmik.    II.   Die  rhythmische  Metabole. 

Wieder  anders  setzt  sich  die  grosse  Monodie  des  Chrysalus 
Bacch.  925—978,  8.  oben  S.  475  zusammen,  nämlich  aus  20  und 
8  stichischen  jambischen  Octonaren  (925—952),  einem  regel- 
rechten trochäischen  Tetrametersystem  (953—956),  einer  längern 
Gruppe  von  iambischen  Octonaren  und  trochäischen  Septenaren 
mit  iambischem  Dimeter  als  Clausel,  also  einer  Composition  mit 
ustaßokrj  xat'  avztd-eöiv  (957 — 970)  und  schliesslich  einer  iam- 
bischen Continuation  im  Umfang  von  32  dipodischen  Takten,  die 
erst  mannigfaltig  gegliedert  sind,  dann  aber  in  iambische  Octonare 
auslaufen. 

Noch  anders  wieder  der  Bau  des  bacchiischen  Canticums 
Bacch.  1120— 1140b,  ein  Tetrametersystem  mit  dimetrischem  na- 
getekevrov,  eingefasst  von  zwei  epodisch  componirten  kleinen 
Strophen,  weiterhin  umgeben  von  vier  und  acht  trochäischen 
Septenaren,  eine  treffliche  mesodische  Gruppirung;  bildet  doch 
das  bacchiische  Canticum  mit  dem  kurzen  vorausgehenden  kre- 
tischen Gedichte  selbst  nur  eine  Einlage,  eine  Mesode  in  dem 
sonst  durchweg  anapästisch  gehaltenen  fünften  Acte  der  Bacchides. 
Und  wieder  in  diesen  anapästischen  Scenen  welche  Steigerung 
in  der  Conipositionsart!  In  der  ersten  Scene  der  ziemlich  harmlos 
daher  wandelnde,  in  allgemeinen  Betrachtungen  sich  ergehende 
Philoxenus,  regelrechte  Tetrameter- Distichen  mit  einem  freieren 
epodischenSchluss;  viel  aufgeregter  die  vorwiegend  akatalektischen 
Verse  des  bereits  von  der  Verführung  der  Söhne  unterrichteten 
Nicobulus  und  danu  die  kunstvolle  Schlussscene,  in  der  die  beiden 
Alten  als  letztes  Opfer  der  Bacchides  fallen,  die  wir  oben  S.  442  fgg. 
näher  analysirt  haben.  Da  6ndet  man  ächte  geniale  Kunst.  So 
konnten  wir  noch  lange  die  Betrachtung  fortsetzen  Ober  die  fast 
unerschöpfliche  Erfindungsgabe,  die  sich  in  den  kunstvollen  rhythmi- 
schen Gebilden  aus  den  verschiedenen  metrischen  Formen  ersehen 
liisst.  Allein  hier  würden  wir  keine  festen  Regeln  entdecken. 
Denn  ein  lichter  Künstler  schafft  für  jede  Handlung  und  für  jede 
Lage  die  adäquate  Form  zwanglos  und  frei  nach  den  Ein- 
gebungen des  Augenblicks  aus  einer  nie  versiegenden  Gedanken- 
und  Formeufülle. 


■ 


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6.  SchlnsBbetrachtnng. 


551 


5.  Sohlussbetraohtung. 

Wir  stehen  am  Ende  unserer  Untersuchungen.  Denn  über 
Musik  und  Tanz  des  altrömischen  Dramas  oder  gar  anderer  römi- 
scher Gedichte  können  wir  aus  Mangel  an  Quellen  nichts  weiter 
erforschen.  Ueber  den  Tanz  fehlt  uns  jede  Nachricht  und  aus 
den  erhaltenen  Texten  können  wir  nur  an  Terschiedenen  Stellen 
den  Beweis  finden,  dass  Tanz  vorhanden  war,  wie  im  Fischerchor 
Rud.  II,  1,  der  sicher  darum  gerade  aus  sechszehn  jambischen 
Septenaren  besteht,  weil  er  ganz  nach  dem  Vorbilde  der  attischen 
Comödie  mit  Tanz  und  zwar  in  diesem  Falle  wie  die  Tetrameter- 
perikopen  der  Parabasen  u.  ä.  mit  Chortanz  verbunden  war.  Ein 
Tanzduett  ist  gewiss  auch  die  von  uns  oben  S.  521  ausführlich 
besprochene  Scene  Aul.  III,  2  gewesen,  die  darum  wohl  aus  zweimal 
sechszehn  Versen  d.  i.  zwei  Perikopen  besteht.  Ein  Tanzduett, 
und  zwar  ein  Tanz-aywv  liegt  gleichfalls  in  iambischen  Sep- 
tenaren vor  im  Finale  des  Stichus,  769  fgg.  u.  ä.  Ueber  Musik- 
begleitung und  selbstständige  Musik  im  alten  römischen  Drama 
können  wir  gleichfalls  nichts  näheres  wisseu.  Erhalten  sind  uns 
Reste  der  alten  öijfisi'coötg ,  die  vermuthen  lassen,  dass  die  Musik- 
begleitung etwas  sehr  wichtiges  war,  wie  denn  die  alten  Didas- 
kalien  stets  auch  den  Namen  des  Componisten  mit  enthalten. 
Aus  einzelnen  Stellen  Cicero's  ferner  kann  man  eine  Vorstellung 
erhalten  von  der  Wirkung  der  harmonirenden  Thiitigkeit  des 
Schauspielers  und  Musikers.  Auch  selbstständig  trat  die  Musik 
hervor  wohl  im  Vorspiel1)  und  vor  allem  in  den  Zwischenacten, 
vgl.  Donat.  argum.  Ter.  Andr.:  ubi  et  quando  scena  vacua  sit  ab 
oranibus  personis  —  tibieen  audiri  possit  und  Pseud.  573b  u.  a.; 
vielleicht  auch  innerhalb  der  einzelnen  Acte  und  Scenen,  was  wir 
jedoch  nicht  wissen  und  nur  aus  unsichern  Spuren  vermuthen 
mögen,  in  der  handschriftlichen  Ueberlieferung  einzelner  Scenen, 
wie  Rud.  II,  4,  wo  verschiedene  Zwischenräume  gelassen  sind,  zu 
denen  der  Text  an  sich  keine  Veranlassung  giebt,  die  aber  doch 
irgend  einen  Grund  zu  haben  scheinen,  vielleicht  andeuten  sollen, 
dass  Tanz  oder  Musik  oder  alles  beides  eine  Zeit  lang  ohne  ge- 
sprochene Worte  fortging.  Der  leer  gebliebene  Raum  für  zwei 
Verse  zwischen  Rud.  426  und  429  wenigstens  scheint  einen  Ab- 


1)  Was  jedoch  nicht  aus  Cic.  Acad.  II,  7,  20  zu  achliesaen  ist,  vgl. 
Hitachi,  parerga  S.  304. 


552  Rhythmik.   II.  Die  rhythmische  Metabole. 

schnitt  von  12  Tetrametern  markiren  zu  sollen  u.  ä.1)  Dass  die 
Musik  für  die  verschiedenen  Drainengattungen  verschieden  war, 
bezeugt  Cicero,  wenn  er  leg.  II,  15,  39  von  severitate  iucunda  der 
römischen  Tragödie  und  sonst  vgl.  S.  385  u.  532  von  Trauerweisen 
spricht.  Die  zu  einem  iambischen  Octonar  des  Terenz  im  Victo- 
rianus  erhaltenen  Musiknoten  vgl.  oben  S.  390  sind  nicht,  wie 
der  Umpfenbach'sche  Apparat  angiebt,  altgriechische  Instru- 
mentalnoten, sondern  sog.  Neumen;  einen  Einblick  in  alte  Musik 
würden  sie  uns  jedoch  auch  nicht  gestatten,  wenn  sie  auf  alter 
Ueberlieferung  beruhten. 

Aber  auch  in  die  Rhythmopoiie  des  altrömischen  Dramas 
ist  uns  keine  solche  Einsicht  möglich,  wie  in  die  prosodischen 
Verhältnisse  und  die  metrischen  Formen  desselben.  Denn  diese 
beiden  konnten  wir  nach  den  in  der  Einleitung  aufgestellten  Grund- 
sätzen mit  viel  grösserer  Sicherheit  behandeln;  hier  Hessen  sich 
die  Elemente  der  altrömischen  Prosodie  und  Metrik  fast  überall 
absondern  von  denjenigen,  die  man  dem  griechischen  Vorbilde 
entnahm,  und  so  ziemlich  klar  zur  Darstellung  bringen,  wie  die 
römischen  Dichter  diese  Elemente  verwertheten  und  was  sie  selbst 
hinzuthaten,  um  aus  diesen  ziemlich  heterogenen  Be stand th eilen 
ein  einheitliches  Kunstwerk  zu  schaffen. 

Anders  ist  es  bei  den  rhythmischen  Fragen.  Hier  musste 
unsere  Forschung  einen  andern  Gang  nehmen.  Von  vorbildlichen 
römischen  Elementen,  wie  wir  sie  in  den  prosodischen  und  me- 
trischen Erscheinungen  vielfach  wirksam  fanden,  kann  hier  keine 
Rede  sein.  Von  einer  ausgebildeten  römischen  Rhythmik  besitzen 
wir  keine  Kunde.  Aber  auch  die  griechische  vorbildliche  Rhyth- 
mopoiie ist  für  uns  verloren  bis  auf  ganz  kleine  Bruchstücke,  die 
uns  wohl  in  einzelnen  Fällen,  wie  zur  Erkenntniss  des  Terenzischen 
choriambisch-trochäischen  Canticums,  Ad.  610 — 614,  erwünschtes 
Licht  gewähren  konnten,  aber  für  eine  zusammenhängende  Theorie 
ganz  ungenügend  sind.  Da  mussten  wir  die  Compositionsart  des 
alten  griechischen  Dramas,  das  uns  in  vollständigen  Werken  er- 
halten ist,  zu  Hilfe  nehmen.  Wo  es  galt,  formale  Mittel  der 

1)  Wiewohl  andre  Erklärungen  recht  gut  möglich  sind,  vgl  Fr.  Schoell, 
zur  Scenenüberschrift  Kud.  II,  4.  Die  Scene  Belbet  414—444  gliedert  sich 
am  iiiitiirlichaten  in  3.  10.  10.  3,  Bcgrüssung  und  Abgang  und  in  der  Mitte 
ein  besonders  in  den  drei  letzten  Versen  426.  426.  429  —  438.  440.  441  auf- 
fallend correapondirendes  Paar,  das  recht  gut  den  Text  für  einen  Tanz  her- 
geben konnte.    V.  417  Ad  vos  venio,  ähnlich  430. 


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6.  Schlussbetracbtung. 


553 


griechischen  dramatischen  Kunst  darzulegen  oder  Gebrauch  und 
Ethos  der  einzelnen  Rhythmengattungen  im  Allgemeinen  zu  be- 
stimmen, war  das  noch  angänglich,  weil  alle  diese  Formen  in 
ihrer  ursprünglichen  Bedeutung  selbst  auch  in  der  Tragödie  zum 
Ausdruck  kommen  müssen.  Allein  in  vielen  einzelnen  Fällen  sind 
wir  nicht  in  der  Lage  sicher  zu  entscheiden,  was  die  hellenische 
Kunst  bereits  erreicht  hatte  nnd  was  römische  Neuerung  und  Zu- 
tliat  ist.  Doch  haben  wir  einen  Anhalt  zur  Beurtheilung  dieser 
Dinge  gewonnen  durch  unsre  Darlegungen  über  die  prosodischen 
und  metrischen  Verhältnisse.  Denn  hierbei  sahen  wir,  wie  die 
römischen  Dichter  schufen.  Es  war  ganz  im  Sinne  der  acht 
römischen  umsichtigen  Besonnenheit  und  verständigen  Consequenz. 
Man  hielt  sich  nicht  sklavisch  an  das  griechische  Vorbild,  sondern 
baute  selbstständig  weiter  auf  der  in  Rom  bereits  gewonnenen, 
für  Prosodie  und  Metrik  in  vielen  Fragen  eine  feste  Praxis  bie- 
tenden Technik.  Auf  dieser  festen  altrömischen  Grundlage  na- 
tionalisirte  mau  die  metrischen  Kunstformen  der  Griechen.  Ein- 
zelne Zwitterhaftigkeiten  oder  mit  dem  römischen  Wesen  auf  die 
Dauer  unverträgliche  griechische  Gepflogenheiten,  die  bei  der 
ersten  Uebertragung  der  fremden  Formen  kaum  zu  vermeiden 
gingen,  stiess  das  römische  Drama  in  seiner  weitern  Eutwickeluug 
bald  ab.  Aber  die  Hauptsache  blieb  doch,  dass  man  das  aus  den 
reichen  hellenischen  Brüchen  gewonnene  Baumaterial  nicht  auf 
dem  festen  römischen  Fundament  in  hergebrachter  Weise  hinzu- 
stellen sich  begnügte,  sondern  unter  ziemlich  vollständiger  Ver- 
werthung  und  Ausnutzung  dieses  Materials  einen  Neubau  auf- 
führte, der  nicht  etwa  lediglich  die  Bauweise  vergangener  Zeiten 
und  fremden  Volksthums  zeigte,  sondern  ein  Werk,  das  der  ge- 
waltig veränderten  Weltlage,  der  bereits  sich  überall  frei  regenden 
abendländischen  Cultur  entsprechend,  die  verschiedenartigsten 
Baustücke,  die  aus  den  alten  Fugen  gelöst  waren,  zu  einer  höheren 
Einheit  verband,  das  so,  als  Träger  eines  Kunstfortschrittes  ein 
in  seiner  Zeit  berechtigtes,  aber  auch  in  sich  selbst  vollkommenes 
und  befriedigendes  Kuustproduct,  eine  nachhaltige  Wirkung  durch 
sich  selbst  erzielte.  Alles  Wesentliche  aus  der  alten  Rhythmik 
haben  die  römischen  Dichter  sich  anzueignen  gewusst,  aber  den 
auf  Attika's  Boden  berechtigten  vielfach  dem  metrischen  Materialc 
augelegten  Schranken  gegenüber  fühlten  sie  sich  mit  Recht  voll- 
kommen ungebunden  und  lösten  darum  die  einzelnen  Bausteine 
vielfach  aus  ihrem  althergebrachten  Zusammenhange  und  stellten 


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554 


Rhythmik.    II.  Die  rhythmische  Metabole. 


sie  dahin,  wo  sie  sie  in  ihrem  neuen  Werke  am  besten  verwerthen 
konnten,  unbekümmert  um  etwaige  Hemmnisse,  die  einst  ein 
feines  athenisches  Stilgefühl  ausgebildet  hatte.  Dabei  wäre  aber 
ein  Verfall,  eine  Verrohung  der  Kunst  und  ihrer  Formen  nur 
dann  unvermeidlich  gewesen,  wenn  die  Männer,  die  vielfach  mit 
den  alten  hellenischen  Traditionen  brachen,  nur  zu  zertrümmern, 
nicht  weiter  oder  neu  aufzubauen  verstanden  hätten.  Allein  die 
damalige  italienische  Bevölkerung  brachte  Männer  hervor,  die 
mit  hohem  Formensinn  begabt  aus  den  metrischen  Formen  der 
griechischen  Dichtkunst  geniale  Werke  schufen,  wie  später  vene- 
zianische und  andre  Baukünstler  die  noch  jetzt  bewunderten  Kir- 
chen und  Paläste  zum  Theil  aus  althellenischen  Tempelresteu 
errichteten. 

Diese  Beobachtung,  die  wir  bereits  in  dem  metrischen  Theile 
machen  konnten,  bringt  uns  auch  den  Schlüssel  zum  Verständniss 
der  römischen  Rhythmopoiie.  Die  Thätigkeit  war  in  metrischen 
wie  rhythmischen  Dingen  die  gleiche  verständige  Sichtung  der 
classisch-hellenischen  Formen  und  der  consequente  umsichtige 
alles  Brauchbare  mit  Mass  und  Stil  verwerthende  Aufbau  derselben 
zu  neuen  Kunstwerken.  Und  weil  sie  in  acht  römischer  Weise 
so  umsichtig  und  consequent  schufen,  ist  der  Versuch  nicht  ganz 
aussichtslos  ihnen  auch  wirklich  das  in  der  Rhythmik  ihnen  zu- 
kommende Theil  zuzuweisen,  trotz  der  viel  ungünstigeren  Lage 
der  Beurtheilung,  die  wir  oben  geschildert  haben. 

Der  einfache,  aber  auch  oberste  Grundsatz,  den  die  römischen 
Dramatiker  befolgten,  um  die  metrischen  Formen  zu  neuem  Leben 
zu  bringen,  Steifheiten  zu  entfernen  und  das  Ganze  von  Neuem 
harmonisch  zu  vereinigen,  war  auch  für  ihre  schöpferische  Be- 
handlung der  rhythmischen  Formen  massgebend.  Alles,  was  in 
der  einen  Compositionsart  oder  Rhythmengattung  bereits  gewagt 
und  gelungen  war,  das  wurde,  soweit  dadurch  nicht  die  ursprüng- 
liche Form  ihre  wesentliche  Bedeutung  einbüsste,  zu  einem  Ge- 
meingut für  alle  übrigen  Formen  gemacht.  So  erklären  sich  ein- 
fach die  bisher  nicht  gelösten,  schwierigen  Fragen  der  Prosodie 
und  Metrik,  wie  die  einheitliche  Behandlung  der  Cäsuren  und  der 
Schlüsse,  die  Bildung  der  Hebungen  und  Senkungen,  der  compli- 
cirterc  Bau  des  römischen  Anapästs,  der  belebtere  der  Trochäen 
und  Bacchien,  ja  schliesslich  auch  die  grössere  Belebung  des  iam- 
bischen  Versmasses,  von  dem  erst  die  allgemeine  Belebung  aus- 
gegangen war.  Nicht  anders  verfuhren  die  römischen  Dichter  mit 


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5.  Schlussbctrachtung. 


r,55 


den  rhythmischen  Formen.  Im  griechischen  Drama  hatte  jede 
Rhythmengattung  ihre  besonderen  Compositionsformen.  Darin 
hatte  sich  die  hohe  Kunst  Athens  gezeigt,  dass  sie  Mass  hielt 
und  mit  wenig  formalen  Mitteln  Grosses  schuf.  Dies  bewährte 
sich  in  den  Zeiten,  wo  die  Mittel  selbst  noch  neu  waren  ;  als  diese 
sich  aber  immer  mehr  verbrauchten,  sann  man  auf  Neues,  wurde 
auch  auf  hellenischem  Boden  vielfach  variirt,  doch  blieb  dies 
immer  beschränkt  durch  die  festen  Traditionen  der  classischen 
Zeit.  Die  Tragödie  konnte  sich  z.  B.  der  Einwirkung  der  durch- 
greifenden Reformen  des  Dithyrambus  nicht  entziehen,  allein  diese 
traf  im  Wesentlichen  nur  einen  Theil  derselben,  die  Monodie. 
Die  strenge  Form  der  Trochäen,  die  steife  Fesselung  der  Ana- 
pästen in  regelrecht  verlaufende  Systeme  und  vieles  andere  erhielt 
Mich  in  fast  ursprünglicher  Gestalt.  Da  haben  nun  die  romischen 
Dichter  ähnlich  wie  in  den  metrischen  Formen,  auch  in  der  Rhyth- 
mopoiie  den  entscheidenden  Schritt  gethan,  der  allerdings  nur  eine 
Consequenz  der  einzelnen  Versuche  der  griechischen  Kunst  war; 
sie  haben  die  einheitliche  rhythmische  Technik  sowohl  durch  alle 
Rhythmengattungen  als  auch  durch  alle  Compositionsarten  durch- 
gesetzt und  dadurch  das  reiche  rhythmische  Leben  geschaffen, 
das  man  in  der  römischen  Comödie  bisher  immer  mit  so  grossem 
Misstrauen  betrachtet  hat,  weil  das  rechte  Verständniss  für 
diese  bunte  Masse  von  metrischen  und  rhythmischen  Formen 
fehlte,  die  uns  die  Ueberlieferung  bietet.  Mag  unser  Versuch 
auch  nach  der  andern  Seite  hin  zu  weit  gegangen  sein,  was 
erst  eine  weitere  reifliche  Prüfung  zu  erweisen  haben  wird,  jeden- 
falls denken  wir  die  Berechtigung  vieler  Formen  erwiesen  zu 
haben,  die  mau  bisher  verwarf,  weil  man  ihnen  keine  innere 
oder  äussere  Berechtigung  zugestehen  konnte.  Dabei  ist  das  Ver- 
fahren, das  wir  den  römischen  Dramatikern  zuschreiben,  auch  im 
Einzelnen  ein  sehr  einfaches. 

Es  wurden  zunächst  alle  rhythmischen  Mittel,  die  die  grie- 
chische Kunst  zum  Ausdruck  der  verschiedenen  Stimmungen  er- 
funden hatte,  beibehalten,  die  mit  Gestikulation  oder  Tanz  aus- 
drucksvoll begleitete  Declaiuation,  die  man  aus  den  Sotadcen  all- 
gemein kannte,  die  eigenartige  TtayaxccTaAoyq ,  das  Recitativ  und 
der  eigentliche  Gesang  im  Chor  und  Einzelvortrag;  ja  unserer 
Auffassung  nach  verzichtete  man  auch  nicht  gänzlich  auf  anti- 
strophische und  epirrheniatische  Composition,  weder  im  Melos 
noch  im  Dialog.  Auch  die  eigentlichen  rhythmischen  Kunstmittel, 


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556 


Rhythmik.   II.  Die  rhythmische  Metabole. 


wie  katalektische  oder  ununterbrochen  fortlaufende  Takte  ver- 
wandte man  zum  Ausdruck  alles  dessen,  was  die  hellenische 
Rhythmopoiie  damit  bezweckte.  Alle  Rhythraengattungen  braucht* 
man  in  der  römischen  Comödie,  die  das  griechische  Lustspiel 
aufwies;  ebensowohl  auch  in  der  Tragödie  alle  Versarten  des 
griechischen  Vorbildes,  mit  Ausnahme,  wie  scheint,  des  Dochmius, 
der  lediglich  ein  eigenartig  gebauter  Monometer  des  i'dov  yivog 
nach  Verfassers  Erklärung  ist,  vgl.  Bursian-Müller's  Jahresbericht 
Bd.  36.  S.  301-305  und  Bd.  48.  S.  59—61,  mit  der  die  alte 
Theorie  zu  stimmen  scheint.  Durch  die  freiere  Behandlung  der 
Anapästen  mochte  man  in  die  Lage  kommen  ihn  auf  einfachere 
Weise  zu  ersetzen.  Endlich  wurden  auch  die  verschiedenen  Com- 
positionsarten  sämmtlich  angewandt,  auch  in  der  einfachsten 
Weise  des  griechischen  Dramas;  so  die  einfache  stichische  Coni- 
position  nicht  bloss  im  Dialog,  sondern  auch  vielfach  in  Gesangs- 
partien,  die  strengen  Systeme  der  Tragödie  und  Comödie,  die 
^Trt  in  einer  ununterbrochenen  Taktfolge  zu  componiren,  ferner 
aucli  die  im  griechischen  Drama  so  häufige  Strophen-  und  Pe- 
riodenbildung mit  alloeometri sehen  Proodika  und  Epodika,  die 
komischen  Verscombinationen  aus  verschiedenen  Taktarten  meist 
in  stichischer  Bauart,  endlich  auch  die  wirklich  taktwechselndeu 
Compositionen  in  den  verschiedenen  Typen  des  griechischen  Vor- 
bildes. Dass  auch  alle  diese  Formen,  selbst  die  einfachsten,  wie 
die  xata  Gxiyov  und  xata  övOzr^a,  ihre  ursprüngliche  Wirkung 
noch  nicht  völlig  eingebüsst  hatten,  beweisen  uns  die  römischen 
Dichter  dadurch,  dass  sie  dieselben  nicht  so  gar  selten  und  offenbar 
in  sehr  wirksamer  Weise  anbringen.  Indem  sie  dies  thaten,  er- 
öffneten sie  umsomehr  das  Verständniss  für  die  complicirteren 
Schöpfungen  der  einheitlichen  rhythmischen  Technik,  die  in  ähn- 
licher  Weise  die  einzelnen  Rhythmen  und  Compositionsarten  be- 
lebend und  bereichernd  umgestaltete,  wie  es  die  metrische  Technik 
mit  den  einzelnen  Versarten  that. 

Die  römischen  Dichter  haben  z.  B.  aus  den  strengen  Systemen, 
die  ihnen  ja  auch  in  denselben  Formen  wie  der  griechischen  Co- 
mödie, d.  h.  in  Anapästen,  Iamben  und  Trochäen  geläufig  sind, 
die  reichsten  Variationen  geschaffen.  Die  griechische  Technik 
schrieb  vor  nur  akatalektische  Dimeter,  höchstens  mit  einzelnen 
meist  als  na^axiktmov  dienenden  Monometern  und  am  Ende  immer 
einen  katalektischen  Dimeter  anzuwenden.  Die  römische  Praxis 
hat  dies  ursprüngliche  Schema  nach  allen  Seiten  hin  erweitert 


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6.  Schla88betrachtnag.  557 

Zunächst  baute  sie  auch  solche  strenge  Systeme  aus  Trime- 
tern,  wie  Amph.  575—579,  aus  Tetrametern,  wie  Bacch.  1122 — 
1138,  ja  aus  Hexametern,  wie  Amph.  633 — 643;  das  naQatiktvzov 
war  dann  nicht  mehr  ein  Monometer,  sondern  bei  den  Trimetern 
und  Tetrametern  ein  Dimeter,  bei  den  Hexametern  sogar  ein 
Tetrameter.  Das  war  ja  nur  die  Consequenz  von  der  Ausdehnung 
dieser  strengen  Bildung  auf  längere  Glieder.  Aber  ebenso  variirten 
sie  durch  Verwendung  kürzerer  Reihen  zu  Systemen.  So  werden 
uns  in  glaubwürdiger  und  ältester  und  bester  Ueberlieferung  selbst 
auapästische  Systeme  aus  Monometern  überliefert,  Stich.  1 — 2b  u. 
6 — 7*.  Das  naQttziksvrov  kann  in  diesem  Falle  ja  nicht  kürzer 
sein,  da  es  nicht  unter  den  Werth  eines  Monometers  herabsinken 
kann,  sondern  es  ist  ein  etwas  längeres  Glied;  auch  das  war  ein 
sehr  vernünftiges  Verfahren.  Weiter  beschränkte  sich  die  System- 
bildung nicht  auf  die  drei  Rhythmengattungen,  die  das  griechische 
Drama  in  dieser  Compositionsart  brauchte,-  sondern  wir  finden 
z.  B.  auch  das  bacchiische  System  —  das  in  der  griechischen 
Kunst  ein  Unding  gewesen  —  wie  die  bereits  erwähnten  Amph. 
575  und  Bacch.  1122,  ein  kretisches,  Ter.  And r.  626-634.  Aber 
noch  mehr;  die  griechische  Periodenbildung  geschah  vielfach  in 
der  Weise,  dass  das  letzte  xäXov  katalektisch,  die  übrigen  akata- 
lektisch  waren;  dies  deckt  sich  vollständig  mit  dem  Baue  der 
strengen  Systeme.  Allein  es  gab  auch  den  umgekehrten  Perioden- 
bau; die  Periode  bestand  dann  im  Wesentlichen  aus  katalektischen 
Reihen  und  den  Schluss  bildete  ein  akatalektisches  Glied.  In  der 
Weise  bauten  auch  die  römischen  Dichter  Systeme,  in  Anapästen 
z.  B.  Pseud.  1325 — 1329,  aber  auch  in  andern  Versmassen,  z.  B. 
in  katalektischen  Bacchien  nach  unserer  Auffassung  Capt 500 — 505 
u.  ä.  Eine  Einwirkung  der  epodischen  Compositionsart  endlich 
ist  es,  wenn  im  nctQattXevzov  des  Systems  ein  alloeometrisches 
Glied  eintritt,  wie  Pseud.  593  in  einem  regelrechten  anapästischen 
System  als  naQatdXivzov  ein  sehr  charakteristischer  bacchiischer 
Tetrameter  erscheint,  oder  Capt.  506 — 508  ein  iambischer  katalek- 
tischer  Dimeter  in  einem  System  katalektischer  bacchiischer  Di- 
meter mit  akatalektischem  Schlüsse  u.  ä.  Und  wie  in  dieser 
beispielsweise  hervorgehobenen  Compositionsart,  so  ist  es  auch 
mehr  oder  weniger  mit  den  übrigen.  Von  den  fast  unerschöpflich 
scheinenden  Variationen  in  der  continuatio  numeri  haben  wir  nur 
einzelne  Proben  geben  können.  Ebenso  haben  wir  wenigstens  in 
den  charakteristischsten  Typen  die  andern  Compositionsarten  nach 


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558 


Rhythmik.   II.  Die  rhythmische  Metabolc. 


ihren  verschiedensten  Variationen  verfolgt,  was  wir  hier  nicht 
auszuführen  brauchen.  Ueberall  betonten  wir  diesen  Zusammen- 
hang bei  den  Compositionen  mit  Epimixis  alloeometrischer  Reihen, 
wie  bei  den  kunstvolleren  Verscombinationen  aus  verschiedenen 
rhythmischen  Bestandteilen  in  stichischer  uud  etwas  freierer 
Folge,  bei  dem  Gebrauche  der  fistaßokrj  xar  avxi&t6tv,  die  be- 
sonders bei  Plautus  nicht  auf  Iamben  und  Trochäen  beschränkt 
blieb,  bei  der  eigentlichen  fisraßolij  Qv&ntxrj,  allen  Compositions- 
arten,  die  wir  ziemlich  eingehend  erläuterten. 

Wohl  aber  haben  wir  in  diesem  Zusammenhange  hervorzu- 
heben, zu  welchen  rhythmischen  Neuschöpfuugen  die  italische 
Kunst  es  gebracht  hat.  Von  einzelnen  wurde  zwar  schon  ge- 
sprochen. So  entstammt  dieser  einheitlichen  Technik  der  Gebrauch 
der  iambischen  und  anapästischen  Octonare  in  stichischer  oder 
systematischer  Folge,  ebenso  was  uns  bereits  bei  der  System- 
bildung zur  Klarheit  wurde,  verschiedene  andre  Versarten,  wie 
akatalektische  und  katalektische  trochäische  Seuare,  bacchiische 
Hexameter  und  verschiedene  andre  katalektische  Verse. 

Nicht  der  geringste  Gewinn  aber  ist  die  fast  völlige  Neu- 
schöpfung  eines  Rhythmus  überhaupt,  das  ist  der  bacchiische, 
in  dem  ein  sehr  wesentlicher  Theil  aller  römischen  Cantica  ver- 
fasst  ist.  Dass  dieser  eine  römische  Schöpfung  ist,  wird  uns  ziem- 
lich direct  bezeugt  durch  Uephaestion,  p.  45  W.,  wo  für  griechische 
Metrik  angegeben  wird,  dass  dieser  Rhythmus  nicht  in  aw&xrß 
QV&fioTtoua  vorkommt,  s.  oben  S.  465.  Auch  diese  Neuschöpfung 
erklärt  sich  unschwer  und  natürlich  aus  der  einheitlichen  rhyth- 
mischen Technik. 

Nachdem  in  Folge  der  gleichartigen  Belebung  aller  Metra 
der  Bacchius  die  in  der  hellenischen  Dichtkunst  ihm  unstreitig 
anhaftende  Schwerfälligkeit  verloren  hatte,  bot  dieses  Versmass 
einer  umfassenderen  rhythmischen  Verwerthung  keine  Schwierig- 
keit mehr.  Durch  dieses  kam  man  in  die  Lage,  verschiedene  Ge- 
danken und  Situationen  zu  schildern,  die  die  hellenische  Poesie 
mit  diesem  Versmasse  immer  nur  kurz  andeuten  konnte.  Und 
wir  wollen  es  einem  Plautus  wie  andern  römischen  Dichtern  nicht 
verdenken,  wenn  er  mit  einer  gewissen  Vorliebe  von  diesem  acht 
römischen  Kinde  einen  ähnlichen  ausgedehnten  Gebrauch  machte, 
wie  etwa  Sophokles  gegenüber  den  iain bisch- trochäischen  Chor- 
liedern des  Aeschylus  von  seinen  glykoneisch-loguödischen  Stro- 
phen.  So  kam  dieser  Rhythmus  zur  reichsten  Entfaltung,  wurde 


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6.  Schlnssbetracbtunsj. 


559 


eine  des  alten  Hellas  würdige  Schöpfung  aus  hellenischem  Geiste, 
in  der  die  ganze  rhythmische  Kunst  der  Romer  sich  wirksam 
erwies.  Wir  besitzen  in  diesem  Versmasse  eine  verhältnissmässig 
grosse  Anzahl  Cantica,  sowohl  in  der  Tragödie,  wie  Ennius' 
Thyest.  fr.  8  u.  Hect.  lustr.  fragm.  4,  als  auch  in  der  Comödie,  so 
eine  grosse  Reihe  stichisch  componirter  Gedichte,  ferner  solche 
in  Periodenbildung  durch  abschliessende  Katalexen,  wie  Men.  966 — 
971,  wohlgebaute  respondirende  Strophen,  Pseud.  243 — 248  = 
249  —  254,  ferner  mit  Kretikern  combinirte  ohne  Katalexen  fort- 
laufende Taktreihen,  Men.  571—577,  auch  wohlgelungene  Systeme, 
in  Tetrametern  Bacch.  1122 — 1138,  oder  Hexametern,  Amph. 
633—643,  oder  in  Dimetern,  Cap.  506—508;  ferner  die  reichste 
Entwickelung  in  der  sog.  epodischen  Compositionsart,  Bacch. 
1120-1121h  —  1139a-1140b  und  Amph.  551-574.  644-653, 
Capt.  781  -791.  922-929.  Gas.  623—634,  dann  diesen  Rhythmus 
selbst  wieder  als  alloeometrisches  Epodikon,  wie  als  naQctxiktvrov 
in  einem  anapästischen  System,  Pseud.  593,  Proodikon  zu  Kretikern 
Cas.  173,  Epodikon  zu  lamben  Pers.  25,  und  ein  wesentliches 
Glied  in  den  eigentlichen  taktwochselnden  Canticis,  zeigt  er  uns 
die  Wirkung  der  fistaßokij  xaz  ävzt'&eöiv,  wie  Rud.  258 — 282 
nicht  minder  als  die  netaßoAr]  Qt&nixrj  im  strengsten  Sinne,  wie 
Most.  313 — 316.  Trin.  223— 232,  wahrlich  eine  reiche  Entwicke- 
lung und  wirkliche  Bereicherung  der  rhythmischen  Kunst. 

Doch  wir  brechen  hier  unsre  zusammenfassenden  Betrach- 
tungen ab.  Wir  haben  das  bunte  Durcheinander  der  in  den  Can- 
ticis der  römischen  Comödie  überlieferten  Formen,  das  man  bisher 
vielfach  mit  Hilfe  einer  mehr  subjectiven  Textkritik  zu  entfernen 
strebte,  nicht  beseitigt,  wohl  aber  zu  verstehen  und  zu  erklären 
versucht.  Ueberall  fanden  wir  das  Streben  nach  neuen  Variationen 
und  complicirteren  Kunstmitteln.  Wenn  unsre  Darstellung  viel- 
fach in  einen  Panegyricus  auf  diese  auslief,  so  mag  man  das 
nicht  so  deuten,  als  wollten  wir  darum  nicht  die  classische 
griechische  Kunst  in  ihrer  unübertrefflichen  Form  würdigen,  die 
gerade  mit  ihren  einfachsten  Mitteln  die  grossartigsten  Effecte 
erzielt  und  auch  jetzt  noch  auf  uns  eine  durchaus  harmonische 
Wirkung  auszuüben  vermag.  Aber  das  römische  Drama  mit  seinen 
reichen  metrischen  uud  rhythmischen  Kunstformen  und  deren  viel 
freierem  Gebrauche  gehört  einer  andern  Zeit  an.  Ein  Sophokles 
und  Aristophanes  wurzelten  mit  ihrem  ganzen  Wesen  untrennbar 
im  athenischen  Loben,  dem  so  herrlichen  Athen  des  fünften  Jahr- 


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560 


Rhythmik.   II.  Die  rhythmische  Metabole. 


Hunderts,  und  schufen  trotzdem  Werke  für  die  Ewigkeit  Das 
römische  Schauspiel  ist  zwar  die  erste  derartige  Kunstschöpfung, 
welche  alle  Stande  Roms  zu  gemeinsamem  Kunstgenuss  vereinigte, 
aber  es  gehört  nicht  ausschliesslich  dem  Volke  der  Stadt  Rom 
an,  sondern  Rom  wurde  bereits  immer  mehr  auch  in  den  ver- 
schiedensten Zweigen  des  geistigen  Lebens  der  Mittelpunkt  der 
in  der  hellenistisch-romanischen  Cultur  sich  zusammenschliessenden 
Welt,  der  es  gebot.  Dass  die  römischen  Dichter  den  abendlän- 
dischen Theil  dieser  Welt  mit  ihrer  Kunst  vollständig  befriedigten, 
dafür  haben  wir  Zeugnisse  aus  den  verschiedensten  Kreisen  und 
Zeiten,  unter  denen  wir  nur  das  classische  eines  Cicero  hervor- 
heben, der  ihnen  wiederholt  hohes  Lob  spendet  und  ihre  Behand- 
lung vielfach  über  das  hellenische  Vorbild  stellt.  Dagegen  ver- 
suchten wir  nachzuweisen,  dass  sie  bei  aller  Formfülle,  bei 
reichster  Ausnutzung  und  Erweiterung  aller  durch  die  alten  me- 
trischen und  rhythmischen  Gebilde  zu  erreichenden  Effecte  als 
ächte  Künstler  weise  Anordnung  und  Masshalten  verstanden  und 
dadurch  bei  einer  dem  Wesen  ihrer  Dichtung  entsprechenden 
Vielseitigkeit  eine  harmonisch  wirkende  Kunstform  geschaffen 
haben. 

Geborene  Griechen  und  Halbgriechen,  nach  Rom  gezogen, 
Männer  aus  den  verschiedensten  Landschaften  Italiens,  ja  auch 
aus  den  durch  Waffengewalt  gebändigten  Barbarenvölkern  des 
Nordens  und  Afrikas  hervorgegangen,  begegnen  sich  in  der  ersten 
grossen  Kunstleistung  der  eben  erst  sich  zusammenschliessenden 
italisch- romanischen  Nation  unter  der  Aegide  Roms,  das  als  welt- 
erobernde und  weltbeherrschende  Macht  auf  Jahrhunderte  berufen 
war,  die  alten  Culturelemente  zu  schützen  und  zu  fordern.  So 
sind  es  immer  noch  die  Formen,  die  der  edelste  Zweig,  die 
geistige  Vormacht  des  alten  Hellas  aus  den  Schöpfungen  anderer 
griechischer  Stämme  und  vor  allem  aus  dem  eignen  Volksthum 
gewann  und  in  classischen  Werken  harmonisch  verarbeitete.  Doch 
die  alte  Harmonie  besteht  längst  nicht  mehr.  Wie  in  Hellas' 
ganzem  Leben,  so  ringt  es  sich  auch  auf  den  Gebieten  der  Kunst 
von  den  alten  Banden  los,  in  denen  die  Menschheit,  jetzt  mit 
freierem  Blick  über  neu  erschlossene  Länder  und  alte  Culturen, 
nicht  mehr  das  künstlerische  Mass,  sondern  den  freien  Geist  be- 
schränkende Fesseln  sieht  Es  ist  ein  schweres,  vielfach  ver- 
zweifeltes  Ringen,  die  schöpferische  Kraft  des  alten  Hellenenthums 
war  wie  dessen  Grundlagen  gebrochen,  der  künstlerische  Trieb 


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5.   Schlussbetrachtang.  f>01 

vielfach  nicht  lebenskräftig  genug,  der  alten  Fesseln  sich  ganz  zu 
entledigen  und  die  vielen  Ansätze  zu  neuen  Gestaltungen  zu 
bringen.  Aber  im  Abendlande  spriesst  und  schiesst  es  überall 
empor,  in  einer  noch  jugendlichen  und  doch  schon  weltgebietendeu 
Nation.  In  sorgsamer  Pflege  des  alten  erhalten  die  hellenischen 
Formen  hier  neues  Leben,  wenn  dabei  auch  manches  aus  den 
Fugen  Gegangene  an  ganz  andre  Stellen  geräth.  Denn  das  neue 
Geschöpf  des  italischen  Geistes  tritt  hervor,  strahlender  in  bunt- 
schillernder Gewandung,  in  andern  Contouren,  manches,  was  einst 
nur  zum  Saum  diente,  zur  Füllung  der  Grundfläche  verwerthet, 
in  anderer  Anordnung  der  Farben,  der  Schatten,  des  Faltenwurfs 
und  des  ganzen  Ausputzes,  aber  —  und  das  ist  die  Hauptsache  — 
nicht  mehr,  wie  die  hellenische  Kunst,  in  einzelnen  Theilen  zurück- 
gegangen, in  andern  fortgeschritten  und  gediehen,  sondern  gleich- 
massig  weiter  und  grösser  geworden  und  wieder  in  harmonischen 
Formen  fest  gestaltet  durch  die  geniale  Schöpferkraft,  die  in  der 
italisch-romanischen  Nation  erwachte  und  an  dem  versiegenden 
Leben,  das  Griechenland  von  den  alten  Zeiten  her  noch  barg, 
sich  veredelte,  eine  vielverheissende  Schöpfung,  der  noch  herr- 
lichere im  Laufe  der  Jahrhunderte  folgen  sollton. 


Klotz,  <! nun) altrikitUHi  hrr  Metrik 


:ir, 


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Nachträge.1) 


Zu  8.  0.  Verfasser  hält  mit  Ritsehl  a.  0.  den  Historiker  L.  Cor- 
nelius Sisenna  für  den  Verfasser  der  Commentare  zu  einzelnen  Plautin i- 
sehen  Stücken.  Man  nimmt  zwar  jetzt,  vgl.  die  bei  Teuffei •  Schwabe, 
Geschichte  der  röm.  Literatur5  S.  262  angeführten  Gelehrten  und  A.  Swo- 
boda,  P.  Nigidii  Figuli  operum  reliquiae,  Lips.  1889,  wie  scheint  ziemlich 
allgemein  an,  dase  der  Plautiner  Sisenna  vom  Historiker  zu  trennen  sei. 
Allein  diese  Annahme  beruht  im  Wesentlichen  nur  auf  der  Auffassung  einer 
Stelle,  Charisius  p.  221,  9  Tractim  Plautus  in  Aniphitryone,  nbi  Sisenna 
'pro  lente'  iuquit.  Non  ut  Maro  georgicon  IUI  tractimque  susurrant  in- 
quit,  in  der  Sisenna  den  Vergil  citirt  haben  soll.  Doch  diese  Folgerung, 
so  nahe  sie  liegt,  ist  nicht  zwingend;  es  kann  das  Citat  aus  Sisenna  recht 
gut  nur  auf  die  einfache  Worterklärung  'tractim  pro  lente'  gehen,  vgl. 
Ritsehl,  opusc.  II,  233.  Das  Nächste  aber  sieht  wirklich  so  aus  wie  ein 
Zusatz  des  Julius  Romanus ,  den  Charisius  ausgeschrieben  hat.  Darauf 
deutet  die  Bezeichnung  des  Vergil  mit  Maro.  So  citirt  nämlich  Julius 
Romanus  stets,  so  dass  Teuffei4,  a.  0.  S.  888  gerade  darin  mit  Recht  ein 
Erkennungszeichen  des  Julius  Romanus  findet.  Ist  aber  diese  Stelle  nicht 
beweisend,  so  giebt  es  für  die  Ansetzung  eines  besondern  Grammatikers 
Sisenna  in  der  Hadrianischun  oder  nachhadrianischen  Zeit  keinen  Anhalt. 
Zur  Persönlichkeit  des  hellenistisch  gebildeten  Historikers  und  Übersetzers 
von  Aristeides'  Milnoiantä  passt  sehr  wohl  eine  grammatisch  -  metrische 
Schrift  über  Piautinische  Comödien.  Der  Titel  'commentarius'  weist  auch 
in  diese  Zeit.  Commentare  wurden  nach  Vorgang  der  griechischen  Wissen- 
schaft in  der  Generation  vor  Varro  mancherlei  geschrieben.  So  verfasste 
Aelins  Stilo  ausser  seinen  Iudices  über  Piautinische  Stucke  einen  commen- 
tarius  de  proloquiis  und  eine  interpretatio  carminum  Saliorum  und  der  duo- 
deeim  tabulae  (Beweise  s.  bei  Teuffei,  a.  0.  lö  S.  244),  in  denen  ganz  wie 
in  den  Sisenna -Commentaren  viele  etymologische  und  grammatische  Be- 
merkungen standen.  Man  sehe  die  Zusammenstellungen  über  die  früheste, 
mit  der  Geschichtsschreibung  im  Zusammenhange  stehende  Alterthnms- 
forschung  bei  Teuffei,  a.  0.  S.  66,  wo  unter  verschiedenen  Zeitgenossen 
auch  Sisenna  richtig  genannt  wird.  Entscheidend  ist  für  Verfasser  die  Art, 
wie  Charisius  den  Sisenna  citirt,  offenbar  ohne  einen  Historiker  und 
Grammatiker  zu  unterscheiden,  oft  ganz  nahe  bei  einander  Stellen  aus  dem 
Geschichtswerk  und  grammatische  Bemerkungen.    Z  B.  Charisius  p.  107, 

1)  Nicht  berücksichtigt  sind  solche  Stellen,  wo  einzelne  Accente  fehlen 
oder  ändert!  metrische  Zeichen  abgesprungen  sind,  die  man  leicht  ergänzt. 


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Nachträge.  563 

9—24  bespricht  die  Formen  familias  und  familiae  bei  Plnralen  ausführlich 
unter  Berufung  auf  Siaeuna's  Ansicht.  Dass  aber  mit  dieser  grammatischen 
Autorität  kein  anderer  als  der  Historiker  Sisenna  gemeint  wird,  ist  evident. 
Denn  Varro,  de  lingua  lutina  VIII  73  fin.  sagt:  Item  plures  patres  familias 
dicere  non  debuerunt,  sed,  ut  Sisenna  scribit,  patres  familiarum.  Also  will 
man  nicht  etwa  gar  neben  dem  angeblichen  Plautuscommentator  der  nach- 
hadrianiachen  Zeit  noch  einen  zweiten  Grammatiker  Sisenna  annehmen,  der 
mit  dem  Historiker  identisch  ist,  —  so  musa  man  bei  Hitachis  Ansicht 
verbleiben. 

Zu  S.  9  Anmerk.  2  u.  8.  12  Anmerk.  1.  Die  Citate  aus  Teoffel'a 
Geschichte  der  röm.  Lit.  waren  auf  die  fünfte  Auflage  berechnet;  da  diese 
jetzt  erschienen  ist.  geben  wir  dieselben  nachträglich  für  die  beiden  An- 
merkungen.   §  108.  5  und  §  97.  1.  1-    Zu  S.  4  Anmerk.  s.  ebenda  §100. 1. 

Zu  8.  27  (8.  12  AuineVk.  2  u«  8.  81)0).  Über  die  Bestimmung  des 
Werthverhältnisses  der  Plantinischen  Hundschriften  lässt  sich  viel- 
leicht nicht  mehr  ins  Klare  kommen.  Bei  den  Terenzischen  ist  Aussicht 
dazu.  Daea  Umpfenbach's  Angaben  über  die  Zeit  der  verschiedenen  Hände 
des  Bembinus  irrthüinlich  sind,  hat  E.  Hau ler,  Palaeographisches  etc.  zum 
Bembinns  des  Terenz.  Wiener  Studien.  XI.  (1889.)  S.  268—287  bcwieseu. 
Der  Codex  selbst,  man.1,  gehört  dem  4.-5.  Jahrhundert  an,  man.*,  die  ältere 
Glossen-  und  Scholienhnnd  ist  eine  schöne  Semicursive  des  6.  —  7.  Jahr- 
hunderts und  man.3,  welche  eine  der  sogleich  näher  zu  charakterisirenden 
Classen  der  Calliopischen  Kecension  in  den  Text  hineincorrigirt  hat,  ist 
keine  manus  recens  des  15.  Jahrhunderts,  sondern  gehört  ins  8.-9.  Jahr- 
hundert, ist  also  noch  ungefähr  hundert  Jahre  älter  als  unsre  älteste  Cal- 
liopische  Handschrift. 

Uber  den  Werth  der  beiden  Calliopischen  Handschriftenclassen  ist  viel 
gestritten  worden,  vgl.  Dziatzko,  Terentius,  praef.  XI  sq.  Verfasser  hat  die 
Überzeugung,  dass  beide  Classen  selbständigen  Werth  haben,  so  dass  wir 
uns  für  die  Terenzische  Textkritik  neben  dem  Bembinus  man.1  zwei  Arche- 
typi  der  Calliopischen  Recension  zu  construiren  haben,  einen  aus 
Bembinus  man.",  Victorianus,  Decurtatus,  fragmentum  Vindobonense  etc., 
und  einen  zweiten  aus  der  durch  den  früher  apud  sanetum  Dionysium  in 
Krancia  aufbewahrten  Parisinus  regius  geführten  Classe  mit  den  mehr  oder 
weniger  gelungenen,  aber  offenbar  auf  eine  treffliche  Vorlage  zurückgehenden 
Illustrationen.  Für  diese  letztere  Classc  wird  man  deu  Archetypus  etwa 
in  s  8.  Jahrhundert  ansetzen.  Denn  der  im  Vaticanus  zu  Phorm.  I06.r> 
genannte  Schreiber,  Hrodgarius  scripsit,  kann  nicht,  wie  im  Text  nach 
Umpfenbach  angegeben  wurde ,  der  Schreiber  dieses  Vaticanus  gewesen 
sein,  da  in  der  Zeit,  wo  dieser  geschrieben  wurde,  der  alte  deutsche  Laut  0 
bereits  in  allen  Dialekten  und  zwar  um  frühesten  gerade  im  fränkischen 
gespalten  war.  Demnach  ist  der  Schluss  erlaubt,  dass  der  Zusatz  Hrod- 
garius scripsit  von  dem  ungelehrten  Schreiber  aus  der  Vorlage  übernommen 
ist  wie  anderwärts  Calliopius  recensui  u.  ä.  So  haben  wir  wohl  in  dem 
Hersteller  des  illustrirten  Archetypus  einen  der  frühesten  Carolingerzeit 
angehörenden  Hrödgar  zn  veriuuthen. 

Aber  noch  bedeutend  älter  ist  wohl  der  Archetypus  für  die  andere 
Culliopischc  (Manne  gewesen.    Verschiedene  Indicien  Hessen  Verfasser  beson- 


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564 


Nachtrage. 


ders  im  Victorianus  eine  der  Handschriften  verinuthen,  die  nachweislich 
auch  noch  im  10.  Jahrhundert  in  .den  alemannischen  Klöstern  St.  Gallen 
and  Reichenau  vorhanden  gewesen  sind;  die  dann  möglicherweise  bei  den 
bekannten  grossartigen  Bücherräubereien,  in  Folge  deren  ganze  Wagen- 
ladungen werth voller  Manuscripte  über  die  Alpen  gingen,  nach  Italien-  kam. 
Doch  geht  Verfasser  hierauf  nicht  näher  ein,  sondern  verweist  auf  eine 
Veröffentlichung,  die  Herr  Director  Dr.  Emil  Gutjahr- Probst  nach  seiner 
in  nächster  Zeit  beabsichtigten  Florentiner  Reise  in  Aussicht  stellt.  Dieser 
Gelehrte  wird  insbesondere  sammtliche  im  Victorianus  Btehende  Priscian- 
Citate  einsehen  und  voraussichtlich  nachweisen,  dass  alle  diese  Stellen  den 
Text  des  irischen  Priecian  geben,  den  wir  gerade  aus  der  gleichen  Zeit 
durch  die  Bibliotheken  St.  Gallens,  Reichenaus  und  Leidens  kennen. 
.  .  So  erklären  sich  die  zwei  Calliopischen  Relationen.  In  der  Calliopischen 
Recension  war  offenbar  in  sehr  früher  Zeit  der  Terenztext  mit  kritischen 
und  anderen  Noten  nach  Irland  gebracht  worden;  mit  der  irischen  Mission, 
die  besonder»  bis  Alemannien  drang  und  bis  Bobbio  reichte,  kam  er  wieder 
auf  den  Continent  und  muss  im  8.  —  9.  Jahrhundert  ein  grosses  Ansehen 
genossen  haben,  da  nach  ihm  der  Bembinus,  den  ein  italienisches  Bene- 
dictinerkloster  im  Mittelalter  barg,  durchcorrigirt  wurde.    Die  Iren  sind 
bekanntlich  treffliche  Conservatoren  gewesen,  die  nichts  eigenes  zothaten, 
und  wir  müssen  darum  dieser  Relation,  nach  der  viele  Stellen  des  Bembinus 
offenbar  richtig  geändert  oder  vervollständigt  sind,  grossen  Werth  beilegen, 
den  Archetypus  in  eine  frühe  Zeit  ansetzen.    Da  aber  diese  Relation  oft 
ganz  allein  die  richtige  Lesart  erhalten  bat,  nach  unserer  Auffassung  auch 
zu  Heaut.  763  u.  902,  vgl.  S.  146  n.  166  u.  a.,  so  werden  wir  uuch  audere 
Notizen  derselben  beachten,  wie  die  über  des  Calliopius  Recitation  statt 
mit  0.  Jahn,  Berichte  über  die  Verhandlungen  der  königl.  sächB.  Gesell* 
schaft  der  Wissenschafben  zu  Leipzig.    Philolog.  •  histor.  C lasse.  Dritter 
Band.  (1861.)  S.  363  an  einen  Lesefehler  rec.  als  recitavi  statt  recensui 
zu  glauben.    Diese  Notiz  stand  bereits  in  der  Vorlage  des  Victorianus  und 
des  Fragmentum  Vindobonense,  wie  aus  des  letzteren  Lesart  zu  Andr.  981 
Calliopius  Plaudete  hervorgeht.    Wenn  freilich  Eugraphius  das  ausmalt: 
verba  sunt  Calliopii  eius  recitatoris  qui  cum  fabulam  terminaeset  elevabat 
aulaeum  scenae  et  alloquebatur  populum,  so  kann  das  Erfindung  sein, 
braucht  es  jedoch  nicht  zu  sein.   Jedenfalls  weist  diese  Nachricht,  nach 
der  Calliopius  Terenzische  Stücke,  wenn  vielleicht  auch  nicht  gerade  im 
Theater,  recitirte,  ihm  eine  Thätigkeit  zu,  die  recht  gut  zu  einem  bonus 
scholasticns  der  römischen  Kaiserzeit  pauste. 

Doch  bei  solchen  Einzelheiten  mag  man  zweifeln.  Das  Wichtigste  ist 
die  Conseqnenz,  dass  in  allen  den  Fällen,  wo  die  beiden  vielleicht  viele 
Jahrhunderte  getrennten  Relationen  der  Calliopischen  Recension  noch  jetzt 
übereinstimmen,  ein  ganz  alter  Text,  fast  so  gut  wie  das  eigene  Exemplar 
des  CalliopiuB  vorliegt,  den  man  wohl  mit  Fr.  Leo,  rhein.  Mus.  N.  F. 
38.  Band.  S.  321  fgg.  noch  vor  Donat,  also  in's  dritte  Jahrhundert  ansetzt 

Ein  ähnliches  Verhältniss  wie  zwischen  der  Calliopischen  Recension  und 
dem  JJembinus  des  Terenz  besteht  wohl  zwischen  der  sog.  Palatinischen 
Recension  und  dem  Ambrosianus  des  Plautus,  doch  können  wir  für  Plantus 
keinen  besonderen  Grammatikernaraen  uennen. 


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Nachträge. 


565 


S.  31.   Z.  13  v.  u.  üüb  „dieser"  statt  „diese". 

8.  46.  Zu  Hec.  367  lltco  ömnis  simul  vgl.  Cist.  361  tertio  Omni* 
effiucero. 

S.  56.  Za  Eon.  832  SceMsta  ovem  lüpo  cömmisisti.  dispudet  vgl. 
Eon.  185,  ibid.  692  (mödö  nnd  rogä  an  gleicher  Stelle).  8.  61  Anmerk. 
defraüdavi. 

8.  105.  Z.  1  pausia  baea  statt  bausia  paca. 

8.  109.  Z.  7  in  macello  statt  in  macella.  —  Zu  Men.  882  vgl.  jetzt 
SchoelJ's  ausführliche  Angaben.    S.  127.  Asin.  864  Die  amabo. 

8.  146  n.  492.  Ein  ähnlich  verstelltes  est  findet  sich  auch  Bacch.  1128, 
wo  mit  Bothe  Pol  bödie  alterast  iam  bis  dgtonsa  ce'rto  zu  lesen  ist  statt 
altera  .  .  .  certost,  und  Moßt.  314  tibist  imporätum  statt  tibi  imperatumst. 
vgl.  auch  S.  483  Anm. 

8. 146.  Hec.  741  wohl  Est  magna  ecastor  gratia  istac  de  re,  quam 
tibi  habeam  mit  latenter  Cäsnr. 

8.  177.  Men.  91  ist  nach  Schoell's  Angabe  in  A  zwischen  arbitratu 
und  adfatim  Raum  für  das  vermuthete  usque. 

8.  240.   Z.  12  lies  „Wortfüsse"  statt  „Wortschlüsse". 

8*  262.  Z.  1  v.  u.  Rud.  1114  ist  bona  wohl  falsch  geschrieben  statt 
melior;  s.  Schoell  zu  d.  St.    Z.  20  Aüxili  aut  etc. 

Zn  8.  269.  Die  Dionysiusstelle  wird  ausführlich  von  Westphal,  Metrik. 
III3,  1.  S.  28  von  einer  etwas  anderen  Seite  besprochen,  doch  vgl.  S.  348. 

8.  275.   Auch  Cas.  719  Vilicus  hic  autem  cum  ooroua  candide. 

Zu  8.  298  u.  513,  vgl.  S.  232.  483.  464.  506  u.  a.  Die  Abweichungen 
des  römischen  Kretikers  vom  griechischen  Päon  sind  besonders  beachtens- 
werth.  Hier  hat  die  Durchführung  der  einheitlichen  Technik  auch  Steif- 
heiten gebracht.  Die  nach  Analogie  der  übrigen  Langverse  eintretende 
Zerlegung  der  Tetrameter  in  regelrecht  schliessende  Dimeter  musste,  insofern 
sie  zur  Folge  hatte,  dass  überhaupt  nur  noch  zwei  Takte  die  letzte  Hebung 
auflösen  konnten  statt  wie  im  Griechischen  drei  oder  gar  alle  vier,  den 
kretischen  Langvers  in  zweifacher  Hinsicht  steifer  machen.  Ausserdem  war 
das  lateinische  Sprachmaterial  ein  Hemmniss  für  Ausbildung  richtiger  vier- 
silbiger Päonen.  Auch  im  Griechischen  war  die  podische  Cäsur  vorwiegend, 
Bindung  der  Takte  das  Seltenere.  Die  gleiche  Praxis  finden  wir  hierin  im 
römischen  Drama.  Allein  damit  war  wieder  ein  gutes  Stück  vom  ursprüng- 
lichen päonischen  Charakter  verloren.  Denn  Betonungen  wie:  nunc  pedt- 
bu«  oder  lampädtbüs  u.  ii.  Hchlosscn  die  lateinischen  Accentgesetze  aus. 
So  blieb  der  eigentliche  Päon  nur  bei  der  seltenen  Bindung  der  zwei  ersten 
oder  zwei  letzten  Takte  etwa*  häufiger  wie  nöstrü  süperät  manüs.  So  war 
der  römische  Kretiker,  zwar  immer  noch  der  altgriechische  Päon,  viel 
schwerfälliger  geworden,  zumal  da  in  Folge  der  einheitlichen  metrischen 
Technik  im  ersten  und  dritten  Fusso  eine  lange  Senkung  möglich  war. 
Wie  nun  die  Identität  der  Plautinischen  Anapästen  und  ihres  griechischen 
Vorbildes  besonders  in  der  Reinhaltung  des  vorletzten  Anapästes  mit  zwei 
Senkungskürzen  hervortrat,  vgl.  S.  282  wie  sclre  putö  me,  nYhYlö  sit, 
raortälts  ütl  ais,  so  scheint  auch  etwas  ähnliches  bei  den  katalektischen 
kretischen  Tetrametern  wie  bei  den  katalektischen  anapästischen  vorzuliegen, 
wenn  der  vorletzte  Päon  bei  Katalexis  in  syllabam  stets  rein  mit  drei  Kürzen 


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566 


Nachtrage. 


gehalten  wird:  Exjequi  certa  res  |  est  üt  äbeäm  u.  s.  w.  Ist  da«  richtig, 
dann  wird  man  in  allen  diesen  Katalexen  reinen  vorletzten  Päon  als  Regel 
annehmen  und  den  wenigen  widersprechenden  Schlüssen,  wie  die  S.  406  zu 
Aniph.  237  u.  246  aufgeführten  epodisch  gebrauchte  Trochäen  zuweisen. 

Zu  S.  312.  Das«  der  anapästische  Wortfuss  an  der  zweiten  Stelle  des 
lateinischen  Senars  viel  seltener  ist  als  im  griechischen  Trimeter,  ist  un- 
bedingt zuzugeben,  aber  darum  noch  nicht  jeder  Anapäst  im  zweiten  Fusse 
als  verdorben  anzusehen.  Im  lateinischen  Verse,  wo  jede  Senkung  auch 
durch  eine  unbetonte  Länge  ansdrückbar  war,  Hessen  sich  anapästische 
Wörter  auch  in  jedem  anderen  Fusse  unterbringen  und  zwar  so,  daes  die 
erste  Silbe  durch  den  mit  dem  Wortton  übereinstimmenden  Versictus  getroffen 
wurde.  Im  griechischen  Trimeter  aber  inussten  sich  die  Anapäste  viel  mehr 
an  diese  zweite  Stelle  drängen,  weil  ihre  Länge  nicht  in  die  innere  Senkung 
der  Dipodie  fallen  konnte  und  auch  sonst  schwer  unterzubringen  war.  Selbst 
Men.  300  mag  man  zweifeln,  ob  in  den  Worten:  Qui  atmcam  habes  alte 
richtige  Tradition  ist  oder  nur  in  A  ein  Flüchtigkeitsfehler:  habes  statt 
habeas  der  Palatini,  vorliegt,  wie  so  oft,  z.  B.  despolator  statt  despoliator 
Trin.  240,  Arabus  statt  Arabius  S.  293  u.  v.  ä. 

S*  827.  Z.  8  v.  u.  Aul.  336  ist  wohl  in  der  durch  Festus  und  Nonius 
bestätigten  Oberlieferung,  der  Handschriften  richtig.  Man  messe:  Ubi  si 
quid  poscam  üsque  ad  ravim  poscam  prius  mit  einsilbigem  ravim,  ganz 
wie  navis  einsilbig  sein  kann.    s.  S.  286. 

Zu  8.  850.    Eun.  166  Nonne  tibi  mihi  dixti  cüpere  te  ex  Aethiopia. 

Zu  8.  308.  Die  Katalexen  im  Innern  der  Hemistichien  sind  wohl  nach 
griechischem  Vorbilde,  vgl.  S.  317.  818,  doch  der  Uiat  dabei  ist  ächt  römisch, 
s.  S.  99.    8.  89».  Z.  7  Hflurica  faeiös  etc. 

S.  389.  Anmerk.  Vermuthet  man  im  Victorianus  zu  Ter.  Andr.  200 
wirklich  nicht  kritische,  sondern  metrische  Noten,  so  vergleiche  man  noch 
über  dwlri  und  &qxsqLo*os  Kossbach - Westphal ,  Metrik.  III3.  1.  S.  192.  193. 

8.  401.  Scheint  die  Ergänzung  0  mi  Mfcio  Ad.  966  zu  kühn,  so  nehme 
man  die  ganze  Partie  934  —  967  als  ein  grosses  iambisches  Octonarsystem 
mit  einem  Senar  als  naQccrtlevzov.  Denn  V.  967  ist  jedenfalls  ein  iam- 
bischer  Octonar.    Doch  stände  ein  solches  System  bei  Terenz  einzig  da. 

8.  404.  Ter.  Ad.  56.  66  ist  schwerlich  richtig  von  uns  ergänzt.  Viel- 
mehr ist  gerade  patrem  aut  audebit  alte  Überlieferung  aller  Terenzhand- 
ech ritten  Bowie  der  besten  alten  Handschriften  bei  Martianus  Capella 
p.  162,18  ed.  Eyssenh.  Gehen  wir  von  dieser  Grundlage  aus,  dann  muss 
das  übrigens  auch  unmetrische  insueiierit  des  A  und  das  insuerit  eines 
Theiles  der  Calliopischen  Handschriften  eine  nach  dem  unmittelbar  voraus- 
gehenden cönsuefeci  filium  sehr  nahe  liegende  Vermuthnng  sein.  Denn 
man  erwartet  ein  anderes  Verbum :  „Wer  das  beim  Vater  sich  vornimmt 
oder  gar  auszuführen  die  Frechheit  hat."  Das  passende  Verbum  giebt  die 
gute  alte  Lesart  bei  Martianus  Capella:  instituerit,  das  gerade  in  dem  mit 
dem  Terenzi8chen  so  nahe  verwandten  Briefstil  Cicero's  (s.  S.  24)  in  gleicher 
Bedeutung  und  Construction  vorkommt,  wie  denn  gerade  Micio,  der  Sprecher 
dieser  Worte,  auch  V.  38  einen  ähnlichen  breiten  Ausdruck  gebraucht  hat 
instituere  aut  |  parat  o  mit  ähnlicher  Steigerung  wie  hier.  Nur  muss  man 
dem  audebit  ronform  das  einfache  Futurum  statt  des  nach  dem  gewöhn- 


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Nachtrug«?. 


567 


liehen  Sprachgebrauch  vorzuziehenden  institucrit  einsetzen.  Demnach  scheint 
auch  hier  D,  der  vollständigste  Vertreter  der  irischen  Relation,  die  ächte 
Lesart  noch  am  getreusten  in  seinem  ins^tit^uet  bewahrt  zu  haben,  wenn 
man  liest: 

Nam  quf  mentiri  aut  fallere  institue*t  patrem  aut 
Audtfbit,  tanto  raägis  audebit  ceteros. 

Wegen  des  aut  am  Verschluss  in  Elision  vgl.  S.  191. 

S.  405.   Vgl.  jetzt  Schoell  zu  Men.  361  fgg.    Z.  8  haec  tua  »it. 

S.  483.  Cure.  102  ist  wohl  ein  iambischer  Septenar  mit  trochäischer 
Hauptcäsur:  Nam  ubi  tu  profusus  (?s,  ibi  ego  mc  |  pervelim  sepültam. 

S.  435.    2.  18  lämque  mari  magno  classis  cita. 

S.  489.   Z.  20  lies:  na%oßovXav  statt  xarceßovlav. 

S.  440.   Z.  18  lies:  „Anderes"  statt  „Anders'4. 

S.  445,  Tgl.  282.  Fr.  Bücheler  im  neusten  Hefte  des  rhoin.  Museums 
44.  Bd.  (1890.)  S.  160  stimmt  zu  Mil.  820  in  der  Sacherklärung  (salsipotenti 
et  mulsipotenti  etwa  aXvxöv  xoei  (jtfXitrjQiov)  mit  Verfasser  überein,  nur 
schreibt  er  saltipotenti  et  multipotenti.    8.  448.  Z.  4  Distr&xissent. 

S.  450.  Pseud.  1293  läset  auch  andere  Messung  zu,  z.  B.  als  iambischer 
Dimeter. 

S.  505.  507.  Amph.  280  läset  sich  auch  noch  einfacher  ergänzen:  Vota 
ßuaefpere  et  hortari  exercitnm  mit  epodischer  trochäischer  Tripodie.  Über 
Amph.  237  u.  246  vgl.  Nachtrag  zu  S.  298.    S.  507.  Z.  8  Dfspertitf. 

S.  512.  ünter  Beibehaltung  der  überlieferten  Lesart  in  Epid.  90  amat 
statt  amabat  und  97  tu  tete  statt  tute  tete  könnte  man  statt  stichiecher  Coni- 
position  strophische  Gliederung  annehmen  85  —  92  =«*  93  —  99  in  der  Form 
aaba  =  aaba,  wobei  a  die  Folge  von  dikatalektischem,  akatalektischem 
und  einfach  katalektischem  Dimeter,  b  die  Folge  eines  dikatalektischen  und 
zweier  einfach  katalektischen  Dimeter  wäre.  Auch  Hessen  sich  dann 
87.  91*  =  94.  98  allenfalls  iambisch  messen.  Doch  empfiehlt  sich  sicher  die 
angenommene  durchweg  stichische  Composition  trotz  der  beiden  Änderungen. 

Zu  S.  513.  Aul.  438  könnte  allenfalls  nach  der  S.  26  erwähnten  Gewohu- 
heit  hinter  aedmm  et  conclavturo  das  perviwm  gedankenlos  statt  pervios 
(zu  augnlos)  geschrieben  sein 

Zu  S.  519.  Die  angenommene  Proaodie  in  Penelopain  ist  bei  Planta* 
nicht  auffälliger  als  die  sonstigen  Schwankungen  der  Quantität  in  Eigen- 
namen, wie  Apulia,  Apulns,  Porsena  u.  ä.  Hält  man  aber  Penelopam  nur 
mit  erster  Länge  für  möglich,  so  bleibt  nur  logaödische  Messung:  1.  Credo 
egö  mYseräm  2.  Fuisse  Penelöpäm  3.  Sörtfr  süo  ex  äntmö  4.  Quae  tum 
diu  vidüa  6.  Vtro  süö  cärült  6.  Näm  nös  eius  äntmüm  etc.  Dagegen 
V.  10 — 14  ist  anapästische  Messung  unbedingt  geboten,  was  nns  veranlasst, 
auch  die  Kurzversc  des  Anfangs  ebenso  zu  fassen.  Die  erste  Periode  malt 
der  verlassenen  Penelopa  Schicksal  aus,  die  zweite  die  ähnliche  Lage  der 
beiden  Schwestern.  V.  6  bildet  nach  Inhalt  und  Form  den  Ubergang.  Da 
er  von  Penelopa  noch  handelt,  hat  er  das  Versmass  der  ersten  Periode, 
kann  aber  zur  zweiten,  zu  der  er  grammatisch  gehört,  recht  gut  Pro- 
odikon  sein. 


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V 


Sachregister. 


A  Präposition  gekürzt  69  71. 

—  a  im  Nom.  u.  s.  w.  nicht  gelängt, 
bei  Plautus  26  44  566,  in  den  Satur- 
niern  100,  bei  Ennius  101. 

abducere  73  74  76. 
abf  65  68,  wie  Interjection  gebraucht 
447. 
atfte  88. 

Ablative  auf  —  d  bei  Plautus  zu  ver- 
werfen 24  f. 
äbscedo  76.  , 
äbstulisti  73. 

Accent  8.  Wortbetonung,  Verston. 

acceptrici  76,  äccepisti  78. 

accesso  74. 

äccipio  73  74  75  78. 

Accius,  Dichter  und  Grammatiker  7 

362,  befreundet  mit  dem  Consul 

D.  Brutus  9. 
äccubes  73. 
äccumbo  77. 
Achilles  91. 

ad  vor  Consonanten  eekürzt  69  f. 

—  ad  im  Ablativ  24  f. 
äddam  73. 
admordere  74. 
advenio  74. 

Aeschvlus  baut  steife  Trimeter  8,  ver- 
nachlässigt die  Cäsur  im  Trimeter 
205,  nicht  im  Tetrameter  206,  latente 
Cäsuren  192  206,  braucht  in  den 
Persern  noch  ausgedehnten  Tetra- 
metcrdialog  452,  Technik  der  Kre- 
tiker  461  f. 

aestimatum  90. 

äffari  73. 

age  iam  =  xai  d??  426. 

agito  eleutheria,   convivium  u.  ä., 

nicht  ago  443. 
ttytoyri  472  f. 
&y6v  393  428  467. 
Agrtgaitum  gegen  'JnQdyavra  41 
äis,  äit  u.  ä.  118  169  211. 
&*itpalcc  502. 
Alexander  91. 

Alexandrinische  Tragödie  6  374. 
Alexandrinismua  in  Rom  11  319. 


Alcxiti,  Technik  der  Trimetercäsur 
201. 

Alloeometrische  Reihen  478  f. 

ambo,  Quantität  von  47. 

amYcam  82,  amteitiam  89. 

amor  22  64  502. 

an  vor  Cbnsonanten  75. 

üvadinXfoois,  Wortbetonung  bei  205. 

Anapäst.  Allgemeines  15  18  19  20, 
Prosodie  69  60,  Kürzungsgesetz  95, 
Hiat  bei  Personenwechsel  im  Grie- 
chischen 111,  im  Lateinischen  118, 
Hauptcäsuren  mit  Uiat  180,  latente 
Cäsuren  198,  dipodische  Cäsar  bei 
Aristophanes  und  in  der  neuen  att 
Comödie  215,  bei  Plautus  216  430, 
trochäische  Cäsar  181  216  217,  Ver- 
nachlässigung der  Hauptcäsnr  216— 
218,  Versschlüsse  231 ,  Hebnngen 
nach  griechischem  Vorbilde  281 — 
286,  im  ersten  Fusae  der  Dipodie 
282,  im  zweiten  283,  nach  römischem 
Muster  287,  Proceleusmatiker  291— 
294  355  356,  unrömische  Betonungen, 
von  Terenz  gemieden  367  368,  Ein- 
fluss  der  eioheitl.  Technik  375—378, 
erweiterter  Gebrauch  425 — 432  443  — 
448,  musikalischer  Vortrag  384,  nicht 
in  continuatio  numeri  414  416,  Sy- 
steme, gewöhnliche  405  —  407  637, 
freiere  291  440  442,  Vortrag  ders. 
383,  KlageanapäBte  440,  lyrische  im 
griechischen  Drama  441 ,  in  römi- 
scher Comödie  442  f,  Systeme  mit 
alloeometrischcn  Gliedern  493  496 
497  657,  TurpiliuH'  Anapäste  369, 
Seneca's  s.  Seneca,  Pentapodie  katal. 
nicht  anzunehmen  538.  —  Mono- 
meter  405  40G  519  538.  Dimeter 
als  Epodikon  486  493  502,  katalekt. 
im  SyBtem  432  442  494,  brachykatal. 
486  520  -526  s.  Reizianus.  Tri- 
meter nicht  nachzuweisen  497. 
Septenarscenen  443.  Oetonar 
443  493,  als  alloeometrische«  Epodi- 
kon 494  546,  im  System  406  446 
483,  hyperkatalektisch  414  640. 


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Sachregister. 


Ü69 


Anapästischc  Wortfüsse  iu  den  inne- 
ren  Senkungen  der  Iamben  und 
Trochäen  312-314  499  566,  bei 
Terenz  nicht  hinter  einander  316. 

Anaphora  104  f  168  514. 

Anaxippoe,  Technik  in  Bezug  auf 
Trimetercäsuren  187  205. 

äncilla  75. 

aneipites  eyllabae  in  den  Cäsuren  der 

Langverse  29 — 31,  in  Saturniern  99  f; 

bei  ego  51;  s.  auch  Hiat,  aeynar- 

tetieche  Bildung. 
Andronicus  s.  Livius. 
ante  83  523  524. 
anteire,  Quantität  68  139  140. 
AntistrophitäChe    Composition    395  f 

428  481  544  f. 

&7tol£lvfi£va  im  griechischen  Drama 
392  531  533,  in  der  römischen  Tra- 
gödie 394  531  f,  in  der  römischen 
Comödie  396  416  u.  o.  636  f. 

Apollodor  Gel.  u.  Caryst.  Technik 
in  Bezug  auf  Trimetercäsuren  205. 

Appius  Claudius  Caecns,  römischer 
Dichter,  Ordner  der  Saturnier  7. 

—  ar  Verbalendung,  Quantität  44. 
Archaismen  bei  Piautas  u.  a.  26  26. 
Archaistische  Richtung  seit  Hadrian 

11. 

ardus  statt  aridus  308. 
argen  tum  76. 

Argumenta  zu  Plautus'  Comödien, 
metrische  Technik  11  130  170  172, 
prosod.  Hiat  130,  Abfassungszeit  173. 

Aristophanes ,  Cäsuren  der  Trimeter 
187  206,  der  troch.  und  iamb.  Te- 
trameter 206,  dipodische  Cäsuren 
anapästischer  Verse  vernachlässigt 
216,  angebl.  Vorbild  für  die  röni. 
Komiker  456. 

ärripit  78. 

arüspex  91. 

Arvallied  362. 

—  aa  statt  ae  im  Nom.  plur.  24—26. 
Asclepiadeische  Oden  des  Catull  u. 

Horaz  369  422. 
ässulatim  75. 

Asynartetische  Bildung  in  den  Lang- 
versen  29  f  142  f,  im  Saturnier  30 
31  142  143,  bei  Terenz  gemieden 
365,  im  Senar  erst  seit  Seneca  165  ff, 
übrigens  s.  Hiat. 

—  ät  in  Verbalendungen  44. 

At  pol  qui  iam  bei  Plautus  gemieden 

114. 
atque  80  81. 

Attische  Comödie,  metrische  Technik 
im  Allgem.  31  187  ft',  latente  Ciisur 
193,  Vernachlässigung  der  Cäsuren 
in  Iamben  u.  Trochäen  29  30  199— 


206,  iu  den  Anapästen  215  —  218, 
trochäische  Schlüsse  225,  in  Ana- 
pästen 232,  iambische  Schlüsse  233 
237,  aufgelöste  Hebungen  in  Iamben 
u.  Trochäen  261—254  268—273  279, 
in  Anapästen  281  f,  im  Päon  298, 
zweisilbige  Senkungen  in  Iamben  n. 
Trochäen  251  306  307  812,  im  Tri- 
meter vor  der  Hauptcäsur  spon- 
deische  Wörter  oder  Wortausgange 
mit  einsilbigem  Schlusswort  320, 
Proceleusmatiker  im  Trimeter  346, 
wird  dem  universellen  Zuge  der  Zeit 
vielfach  gerecht  373,  am  wenigsten 
in  der  Kunstform  374. 
aüdivi  90. 

Auftakt  471,  Bezeichnung  desselben 
in  den  alten  Exemplaren  414  491, 
s.  Versabtheilung. 

aut  71,  aütem  90. 

avariter  60. 

—  avisse,    —  avissem  mit   —  asse, 

—  assem  verwechselt  170. 
avonclus,  avönculus  91. 

Bacchien  ohne  begleitende  Musik 
dem  Cicero  nicht  verständlich  11, 
Prosodie  64  65,  Kürzungsgesetz  64 
95,  Schlüsse,  trochäische  231,  iam- 
biBche  248  418,  Hiat  bei  Personen- 
wechsel 118,  in  der  trochäischen 
Hauptcäsur  181  f,  nicht  in  iambischer 
Nebencäsur  182,  im  Pentameter 
Cäsur  nach  erstem  Dimeter  mit 
Hiat  182,  latente  Cäsur  198,  Cäsuren- 
bildung  218  418 ,  Nebencäsur  im 
Tetrameter  198  218,  bei  langen  Wör- 
tern vernachlässigt  219  f,  sonstige 
Cäsuren  299,  Schlüsse  231,  Auflösung 
in  erster  Hebung  299  f,  in  zweiter 
301,  irrationale  Senkungen  842f  364, 
musikalischer  Vortrag  384  470,  im 
Griechischen  nicht  in  avvs%i]g  §v&- 
Itoitotia  465,  Ethos  u.  Gebrauch  im 
griechischen  und  römischen  Drama 
466  f,  Einfluss  der  einheitlichen 
Technik  376  378  414  469  658,  in 
continuatio  nunieri  414,  Systeme  in 
Tetrametern  407  492,  in  Dimetern 
495,  in  Hexametern  483,  in  anti- 
strophischer Composition  481,  Com- 
positionsarten  überhaupt  658. 
Dimeter  akatalekt.  482,  katalekt. 
433  492  495,  mit  iambischen  Kur/- 
versen  525.  Trimeter  486  643, 
katalekt.  488  489.  Tetrameter 
akatalekt.  als  alloeometr.  jr«pa- 
ziXtvtov  493,  als  alloeometr.  Pro- 
odikon  498,  katal.  418  637.  Hexa- 
meter 483  486  489,  katal.  433  646. 


s 

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570 


Sachregister. 


Baasus  8.  Cacaius. 
Baton,  Trimetcrcäaur  205. 
benf-  62  53  181. 
benücium  zu  verwerfen  351. 
Bentley,  Richard,  Terenzische  Metrik 
13  39. 

Betonung  s.  Wortbetonung,  Verston. 

bibendum  82,  bibtati  84. 

Bindung  der  Dimeter  zu  Tetrametern 
s.  Cäauren  vernachlässigt;  rhyth- 
mische Bindung  216,  durch  Elision 
8.  Elision. 

Binnenkatalexis  in  Saturniern  99,  bei 
Plautus  513,  8.  auch  Dikatalexis. 

Brachykatalexis  419  423—425,  übri- 
gena  8.  unter  den  einzelnen  Vera- 
arten. 

brevis  brevians  41  49. 

Caecilius  9  362  369. 

CaeeiiiB  Bassus  10. 

Cäsur  in  Saturniern  142  147,  in  iain- 
bischen  Langversen  142— 146,  in  tro- 
chäischen 146 — 157,  Nebencäauren 
troebäisch  in  iambiachen  Versen 
157  159,  iambisch  in  troebäischen 
Versen  159— 165,Cäsuren  inSenaren, 
Bedeutung  ders.  165,  ohne  Hiat  bei 
Plautus  u.  Terenz  167  f,  in  der  spatern 
Technik  Seneca  171,  Pbaedrus  172, 
Argumenta  u.  Inschriften  172  173, 
in  anapäatischen  Langveraen  180, 
in  Systemen  181,  in  kretischen  Lang- 
versen  181,  in  bacchiischen  181  f, 
iambische  Nebencäsur  ders.  182,  im 
bacch.  Pentameter  182,  latente  Cä- 
Buren  171;  ohne  Elision  bei  Seneca 
171,  mit  Hiat  bei  Seneca  und  in 
der  Technik  des  zweiten  Jahrh.  172 
173;  vernachlässigt  bei  langen  Wör- 
tern in  der  neuen  attischen  Comödie 
187  199  f,  Cäsurachlüase  nach  un- 
selbständigen einsilbigen  Wortern 
im  Griechischen  187,  bei  Plautus 
187  f,  in  Elision,  noch  in  der  claasi- 
schen Zeit  bis  auf  Seneca  192;  in 
den  Trimetern  der  neuen  att.  Com. 
193  f;  auch  bei  Personenwechsel  194, 
in  lateinischen  Dialogmaasen  196f, 
auch  in  trochäischen  Cäsuren  197, 
in  anapäatischen,  bacch.  u.  kret. 
Tetrametern  198,  in  kretisch  be- 
ginnenden Langversen  199;  im  jam- 
bischen Trimeter,  nur  die  zwei  tro- 
chiiiachenCäauren  anzuerkennen  199, 
diese  bei  langen  Wörtern  vernach- 
lässigt im  griech.  Trimeter  der  neuen 
Comödie  200  —  205,  in  der  griech. 
Tragiidie  205  206;  trochäische  katal. 
Tetrameter  mit  trochäischer  Haupt- 


oder iambischer  Nebencäaur  206,  im 
iamb.  katalekt.  Tetram.  iambische 
Haupt-  und  trochäische  Nebencäaur 
206,  Cäsuren  des  lat.  Senara  bei 
langen  Wörtern  vernachlässigt  von 
Plautua  207,  von  Terenz  209,  ebenao 
im  trochäischen  Septenar  bei  Plautus 
209f,  bei  Terenz  211,  ebenso  in  dem 
iambiachen  Octonar  und  Septenar 

'212,  s.  auch  Bindung;  in  den  Ana- 
pästen gewöhnliche  Cäaur  215,  tro- 
chäische  Nebencäsur  216  f.dipodische 
Cäaur  216  f,  Octonarcäaur  vernach- 
läasigt217f;  Cäsuren  im  bacchiischen 
Tetrameter  198  218,  vernachlässigt 
bei  längeren  Wörtern  219  f,  im  kre- 
tischen Tetrameter  220  f,  bei  langen 
Wörtern  vernachlässigt  221  f,  des- 
gleichen in  kretisch  -  trochäischen 
Versen  228. 

Cäaurschlü8ae  s.  Schluaae. 

Calliopius  Textrecension  mit  oijptUaet  s 
12  27  382  384  389  563  f. 

Cantica,  Vortrag  383,  sonst  8.  die 
einzelnen  Veraarten. 

carmina  de  virorum  laudibua  antiquu 
362. 

Caper  s.  Flavius. 
Catalexis  s.  Katalexis. 
Catull,  prosodischer  Hiat  121,  aacle- 
piadeiache  Oden  369. 
cave  51. 

XoiQÜttov  fitZQOv  436. 

Chor  fällt  im  apätorn  griechischen 
Drama  weg  371,  im  röm.  Drama 
383,  antistrophiach  883  394,  Bau 
der  Chorgesänge  im  griech.  Drama 
391  f. 

Choriamben  bei  Terenz  368,  metr. 

Technik  421  422,  Ethos  u.  Gebrauch 

438  439  530;  nicht  bei  Plautua  u. 

Naevius  438. 
Choriambische  Wörter  mit  den  zwei 

Kürzen  in  der  inneren  Senkung  der 

lamben  und  Trochäen  313. 
Cicero's  Urtheil  überdaa  röm.  Drama  8, 

Verständnisa  für  dasselbe  9  11  382 

385  434  582. 
cireümire  68  139  140  169. 
circumitio,  Quantität  69  140. 
Citato  aus  Plautus  bei  Grammatikern, 

Werth  derselben  28. 
emtatem  89. 
Claudius  s.  Appiua. 
clausula  166  420  421  480f  485. 
cOaccedunt,  coactio,  coaddito,  coad- 

solet  140. 
coegi  310. 
coeraptionalis  140. 
coepulonu8  140. 


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cöhaerent,  cöhibere  140. 
coitio  140. 

comedo,  Quantität  140. 
Commodian  längt  kurze  betonte  Sil 
ben  67. 

Comödie  als  Kunstform  im  Griechi- 
Hchen  ohne  formale  Einheit  370,  im 
Lateinischen  374  559 f,  s.  auch  atti- 
sche Comödie. 

conficere  u.  configere  verwechselt  87  f. 

continuatio  numeri  im  griech.  Drama 
408,  im  röm.  Ethos  u.  Gebrauch 
409—415,  Bau  163  417  485  489  491 
496  541  644  645,  mit  alloeometr. 
Epodikon  485. 

Contraction  in  civitatem  89,  vivimus, 
vivendi,  navis  286,  ravis  566,  s.  auch 
8ynizese. 

coruptus  96. 

Cratinus,  angebliches  Vorbild  für  die 

römische  Comödie  456. 
Cretisch  s.  Kretisch, 
eubi,  cunde  bei  Plantus  zu  verwerfen 
24  f. 

cum  vor  dem  abhängigen  Casus  nicht 
elidirt  139. 

Daktylischer  Rhythmus,  Prosodie 
42  43,  Kürzungsgesetz  95,  der  Co- 
mödie stilfremd  416  425  434,  in 
tragischen  Monodien  435  532,  in 
der  Comödie  419  435  437  481  529 
538  (Tetrapodien  oder  Dimeter). 
Tripodie  436. 

Daktylische  Wörter  mit  der  Endkürze 
in  Hebung  257  f  267,  desgl.  dakty- 
lisch endigende  268,  mit  beiden 
Kürzen  in  Hebung  im  Griechischen 
273,  im  Lateinischen  274—280,  von 
Terenz  gemieden  276  278;  dasselbe 
bei  daktylisch  endigenden  Wörtern 
273  277,  daktylische  Wortfüsse  im 
Anapäst  des  griechischen  Dramas 
281,  des  römischen  282ff,  im  zweiten 
Fusse  der  Dipodie  283  —  286,  im 
ersten  Fusse  282. 

damnare,  Bedeutung  446. 

Damoxenos,  Trimetercäsuren  187  206. 

de  vor  dem  abhängigen  Casus  u.  in  Zu- 
sammensetzung im  Verb  bald  eli- 
dirt, bald  nicht  68  132  139  140. 

deamo  68  132. 

deartuare,  deasciari  Quantität  140. 
dedisti  82,  dedtstin  93. 
dehortor  Quantität  140. 
DemetrioH,  Trimetercäsuren  206. 
Derivationslehre  bei  Varro  u.  a.  10, 
bei  Ritsehl  309. 
deverbia  379,  übrigens  s.  diverbia. 
Dikatalexis  612. 


ister.  571 

Dioxippos,  Trimetercäsuren  205. 

Diphilos  436  466. 

Dipodiengesetz  66  306  ft'  316  f  363. 

Dipodienschlussgesetz  in  griechisch. 
Tragödie  u.  in  Saturniern  233. 

discldit  perf.  v.  discldo  246. 

Dithyrambus,  Einfluss  auf  das  griech. 
Drama  372. 

diverbia  379,  Vortrag  ders.  382  ff. 

Drama,  alexandriuisches  s.  alexan- 
drinisch  -  attisches,  Ausdehnung  in 
hellenistischer  Zeit  5  373  f,  Kunst- 
form 370,  spätere  attische  6  373  374, 
übrigens  s.  attische  Comödje,  römi- 
sches Drama,  Werth  der  Kunstform 
7  8  373—375  659,  angeblich  durch 
die  alte  attische  Comödie  beeinflusst 
11  456 f,  Verständniss  desselben  bei 
den  Kömern  11  12,  Aufführungen  u. 
Eecitationen  noch  in  der  römischen 
Kaiserzeit  12,  Sprache,  Prosodie  u. 
Metrik  in  Tragödie  und  Comödie 
ziemlich  gleich  22—26. 

ducentos  87. 

duellum  484. 

dum  enklitisch  311,  keine  Elision 
nach  demselben  140  f. 
DV  s.  Semeiosis. 

e,  ex  69 f,  77  79,  —  e  im  Abi.  der 
dritten  Declin.,  Vocativ  der  zweiten, 
Imperat.  und  Infin.  44. 

ea,  eam,  eum  130  169  179,  eins  47. 

eebibit  73. 

eccum,  eccam,  eecos  u.  ä.  46. 
eefunde  73. 

ecquis,  ecquid,  ecquidem  u.  ä.  46. 
educere  76. 
efficio  73  74. 

ego,  Quantität  17  51  52,  egoniet  44. 
Eigennamen  im  Verse  n.  logischen 

Hiat;  ausserdem  281  286  303  310 

331  667. 

Einheitliche  Technik  des  römischen 
Dramas,  Berechtigimg  derselb.  374, 
Wirkung  375  —  377,  in  der  Rbyth- 
mopoiie  664  ff. 

Einsilbige  Wörter  gekürzt  68  f,  in 

Schlüssen  227  f  232  247  f. 
eins  s.  ea. 

Elision  in  den  Hauptcäsuren  29  f  170  f, 
später  gemieden  171 ,  schon  von 
Phaedrus  172,  mehr  von  Seneca  171 
192,  in  der  Technik  des  2.  nach* 
christl.  .Tahrh.  172  173,  im  Anfang 
trochäischer  Verse  vou  Terenz  ge- 
mieden 72,  in  Schlüssen  bei  Plautus 
189,  EuniuB  '90,  Terenz  190  191, 
Horaz  192,  in  Elision  latente  Cäsuren 
192f;  weshalb  im  zweiten  Theile  des 


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572 


Saehregiöter. 


FeutametoiB  u.  Ii.  gemieden  196, 
hebt  die  Monotonie  in  iambisehen 
Schlüssen  246,  sonst  noch  in  iam- 
bischen  u.  trochäischen  Schlüssen 
246  f,  bindet  die  Worte  enger  343 
3ö2,  in  Procelensmatikern  347  348 
352  f. 

Elogienstil  der  Saturnier  307  315  363, 
s.  Saturnier. 

Endsilben  gekürzt  66,  in  der  Hebung 
gelängt  nur  in  Saturniern  u.  Hexa- 
metern 100  f. 

Enklisis  bei  eis  300,  bei  dum,  vero 
u.  ä.  311,  bei  Präpositionen  307,  bei 
Personalpronomen  331. 

Ennius  griech.  Herkunft  4,  Lehrer  der 
griech.  n.  iat.  Sprache  7,  seine  Gönner 
9,  metrische  Technik  der  Annalen 
42  f,  meidet  in  den  Annalen  Kürzung 
bei  Positiousläugc  32  42  43,  Kür- 
zungsgesetz 96,  längt  in  der  Hebung 
Endsilben  nur  in  den  Annalen  101, 
prosodischer  Hiat  121,  Zeilenschlüsse 
auf  einsilbige  unselbständige  Wör- 
ter 190  366,  sonstiges  362,  Monodien 

436  402,  Gebrauch  der  Metabole 
531  632. 

Epicharm  521. 

Epiuikos,  TrimetercäHuren  206 

epionicum  raetrum  611. 

Epirrhematische  Compositionsart  in 
griech.  Comödie  393,  im  römischen 
Drama  394  398—404  427—431. 

inifcvtig,  Wortbetonung  266. 

Epodika  478 ff. 

Epodische  Composition  im  griech. 
Drama  392,  im  römischen  396  399 
481  482  492. 

—  er  in  Verbalformeu  und  pater  u.  ä. 
44. 

erga,  ergo  75. 
erile  82. 

Erster  Fuss  nicht  freier  als  andere 

132  308 ff  332. 
esse,  est  Quantität  47  69  77  78  81 

437  481  537. 

et  vor  Consonanten  09  77  79.  — et 
in  Verbalformen  44. 

Euphron,  Trimetercäsur  206. 

Eupolis,  angebl.  Vorbild  für  röm. 
Komiker  456,  Eupolideische  Verse 
in  der  neuen  att.  Comödie  436  611. 

Euripides  belebt  die  Trimeter  8  372, 
metrische  Kunst  23  f  260  372,  logi- 
scher Hiat  104,  Bau  der  Monodien 
409  435  441  449  462  466,  mit  Takt- 
wechael  630  631  633  634,  Bau  der 
Cborgesänge  im  Oreat  479. 

("venire  73  75. 

ex  s.  e. 


exauimabilis  u.  exanimalis  284. 
exercitus  73  77. 
exigere  74,  exiro  73. 
exoptatum  73  74,  exornat  79. 
experiri,  exprobras  73. 
extraxit  74. 

extemplo  74,  extempulo  169  176. 

fenestra,  festra  91. 
ferentarius  87. 

Festus,  Werth  der  Citate  28  113  147 

148  168  174. 
fidücia  92  146. 
Flavius  Caper  11  388. 
frustra  44. 

Glossarien  12. 

Glosseme  im  Terenztoxt  145,  s.  Inter- 
polation. 

Gracchus*  tibia  contionatoria  386. 
Grammatiker,  Werth  der  Citate  28, 

Commentare  de  metris  Terentianis 

13. 

Glykoneen  in  der  neueren  attischen 

Comödie  436. 
gubernabaut  87. 

Hadrianische  uud  nachhadrian.  Zeit 
beschäftigt  sich  mit  dem  alten 
Drama  11. 

Handschriften  des  Plautus  u.  Terenz 
27  663  f. 

harundo  in  Elision  83. 
haud  71. 

Havet,  Ludwig  (Louis)  18  41. 

Hegelochos,  Schauspieler  196. 

Hegesippos,  Trimetercäsuren  205. 

Heliodor  394. 

hercle  47  81. 

Hermann,  Gottfr.  13. 

Hiat  im  griech.  Drama  u.  bei  Pindar 
nach  Eigennamen  108,  sonst  104, 
prosodischer  Hiat  122  123  126  137; 
in  Saturniern  bei  Katalexis  99  f,  am 
Ende  des  ersten  Hemistichs  30  31 
142  147,  kein  prosodischer  Hiat  120; 
im  röm.  Drama  Ansichten  20 f  102  f, 
verschiedene  Arten  103 f,  —  logi- 
scher Hiat  von  Varro,  Cicero  und 
Festus  bestätigt  108,  bei  Inter- 
jectionen  106,  in  Gegensätzen  u.  ä. 
33  34  105,  enumerativ  106  107,  bei 
Eigennamen  33  107  tt  156,  bei  Per- 
sonenwechsel in  Hebung  111,  in 
SenkuDg  113,  ohne  Verkürzung  107  f 
110  117,  —  prosodischer  Hiat 
bei  Plautus  bestätigt  durch  Varro 
133,  Nonius,  Charisius  u.  Priscian 
126  130;  Allgemeine«  14  21,  eine 
griechische  Gepflogenheit  119,  vor 


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Sachregister. 


573 


Plautus  nicht  nachweisbar  120  126; 
bei  Piautas  71  364,  bei  Terenz  72. 
sonst  noch  268  279  305  309  366 
367,  in  den  Senkungen  der  lamben 
u.  Trochäen  zu  verwerfen  102  137  ff 
236;  insbesondere  in  einsilbigen 
Wörtern  120f  123  f  131  f  136,  in 
iambischen  121  124  126—130  133 
134  13ö  137,  in  kretischen  121  124 
131  133  (cum  Varrone)  135,  in 
spondeischen  124;  in  Anapästen 
123  f  141,  in  Päonen  137,  in  Bacchien 
182,  in  der  hexametrischen  Dichtung 
121,  —  metrischer  Hiat  in  Cä- 
suren  14 f  20 f  29  30  31  142  ff,  ins- 
besondere in  Saturniorn  142  147, 
bei  Plautus  in  iambischen  Lang- 
versen 142  f.  im  trochäischen  Sep- 
tenar 146— 164  161  f,  Octonaren  166, 
bei  Terenz  gemieden  143f  166  f,  des- 
gleichen im  Senar  auch  bei  Plautus 
166  ff,  bei  Seneca  172,  in  den  Plau- 
tinischen  Argumenten  172,  in  gleich- 
zeitigen Inschriften  173.  Hiat  vor 
dem  letzten  Creticus  177  f,  vor  dem 
letzten  Diiambus  178;  auch  andere 
Hiatc  im  Senar  zu  beseitigen  179; 
ferner  Cäsurhiat  in  Anapästen  180, 
in  kretischen  Versen  181,  in  Bacchien 
181  182,  nicht  bei  iambischer  Neben- 
cüsur  182;  Cäsurhiat  durch  enge 
Verbindung  zweier  Worte  nicht  ge- 
hindert 147,  in  dem  spätem  Text 
entfernt  164,  eingedrungen  167  f. 
Hiatus  tilgende  Richtung  im  Vergil- 
text 106,  bei  Plautus  u.  Terenz  116. 
hic,  haec,  huic,  nunc,  haue,  hac,  hoc, 

huc  gekürzt  69—71  77,  huius  47. 
Meine,  hocine  u.  ä.  Wortbetonung 
276  308. 

hi8ce  statt  hi  bei  Plautus  u.  Terenz 
26  26. 

Horaz  über  Plautinieche  Metrik  11, 
Kürzungsgesetz  61  96,  Hiat  bei  Eigen- 
namen 31  104  108.  prosodischer  Hiat 
121,  Cäsur-  u.  Zeilenschliisse  192 
614,  lobt  Terenz  369,  asclepiadeische 
Oden  369  422. 

hörtum  86. 

hustica  zweifelhaft  91. 

huiua  Quantität  47. 

Hyperkatalexis,  Bedeutung  ders.  162, 
hyperkatalektischo  Verse  413  420 
421,  e.  die  einzelnen  Versarten. 

Hypokrisis  381,  s.  Orchestik. 

lamben  im  griechischen  Drama. 
Dialog  23  187  ff  261  269  371—372, 
drei  verschiedene  Bebandlungen  der 
Trimeter  und  Tetrameter  37  lf,  neu 


belebt  von  Euripides   8   372,  im 
griech.  Mclos  450,  Vortrag  381 ;  im 
röm.  Drama  Kürzungsgesetz  95,  auf- 
gelöste Hebungen  254  —  268  275- 
280,   erster  Fuss  nicht  freier  308 
310,  Einfluss  der  einheitl.  Technik 
355  375  377,  braehy  katalekt.  Verse 
538,  iam  bische  Langverse  bei  Terenz 
Ersatz  für  Anapästen  368,  Cantica 
369  449  450.  —  Mono meter  schein- 
bar hyperkatalokt.  420.  Dioieter 
akatalekt.  407  412  474  481  489  541, 
als  alloeom.  Vers  im  anapästischen 
System  497,  Systeme  619,   in  leb- 
haftem Gespräch  145  481  524,  mit 
anapäst.  Kurzversen  423  521—625 
538,  mit  Logaöd-n  460  518,  kata- 
lekt.  407  414  416  421  480  481  487 
489   490    492    496    514    542  543. 
hyperkatal.  scheinbar  statt  braehy- 
katal.  Senar  421  487  502.  S-enar 
verschiedene  Behandlung  der  Pen- 
tbemimere8  u.  Hephthemimeres  320, 
Vortrag  381  384  388 f,   in  epirrhe- 
matischer  Composition  401  —  404, 
Gebrauch  im  Dialog  451—458,  als 
nuQUTfifvxov  499  618  566,   Cäsur  - 
u.  Zeilenscblüsse  187  — 196,  hyper- 
katalekt  413  490  518  619,  brachy- 
katalekt. 421  423  487.  Septenar, 
Vortrag  389,  Cäsur-  u.  Zeilenschlüsse 
(auch  der  Octonare)  189  191  197, 
Hiat  in  der  Cäsur  bei  Plautus  142, 
nicht  bei  Terenz  143  (auch  Octo- 
nare), Beispiele  fflr  Septenare  407, 
im  System  494,  Ethos  u.  Gebrauch 
468,  braehy  katalektisch  424  f  619  t. 
Octonar  (wegen  Schlüsse  u.  Hiat 
s.  Septenar)  Vortrag  385  389—391, 
Gebrauch  in  der  Tragödie  453,  in 
der  Comödie  459-461,  als  System- 
schluHS  494,  hvperkatalektisch  410 
412  413f  548. 
Iambische  Schlüsse  233  ff. 
Iambische  Wörter  pyrrbichisch  ge- 
messen 21  f  32 f  40  42  53 ff,  auch 
im  dritten  Versfusse  56  66  74  209 
566,   nicht  in  vorletzter  Senkung 
jambischer  Septenare  66,  beschränkt 
in  den  inneren  Senkungen  der  lam- 
ben und  Trochäen  56  f,  erst  durch 
Elision  iambisch  gewordene  Wörter 
gekürzt  81—86,  iambisch  anlautende 
vier-  u.  mehrsilbige  Wörter  gekürzt 
87  —  89,   iambische  Wörter  hinter 
einander  gemieden   innerhalb  der 
Dipodie  237,   im  Versschluss  285  f, 
auch  in  der  trochäischen  Tripodie 
240  f. 
ibl  60 f  96  149. 


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574 


Sachregister, 


—  id  im  Ablativ  24—26. 
igitür  44. 

Ygnavos  74,    fgnobilis  Tgnorabitur, 

Ygnoscamua  73. 
tlle,  Ulla,  tllud,  tllic  u.  ä.  46f  309 

324. 
lmö  48. 

Yncedo,  Inceptat,  Incertus  74  78. 

Incommoditates  74. 

Incubare  73. 

Tnde  48. 

tndignior  60  74. 

Yndiligenter  73. 

Infumatis  75. 

Ingenium  74. 

Ymuria  74. 

tnmortalis  73. 

Knperat  73,  lnperio  74. 

Inpingo,  Ynpluvium,  Ynprudens  74. 

tnquanj,  tnridiculo  74. 

fnsidias,  tntegram  74. 

tnter,  Interim,  tnterea,  Intus  48. 

Interjectionen  veranlassen  Hiat  106. 

Interpolation  bei  Terenz  146  403,  bei 

Plautua  398  426  f  446  498. 
Yntricatus  73. 

Intro  48  82,  introire  Prosodie  68 
139  f  169. 

tnventa,  tnvidia,  tnvitus  74. 

tnvocare  73. 

lönicuB  310. 

Ipse  u.  ü.  46  f  218  487. 

ire  in  vel  tre  e'xtra  83. 

Irrationale  Länge  in  den  innern 
Senkungeu  der  Iaraben  u.  Trochäen 
306  315—341,  in  Kretikern  341,  iu 
Bacchien  342,  nicht  durch  Zusammen- 
ziehung der  Doppelkürzo  entstanden 
306. 

—  is  statt  i  im  Nom.  plur.  24—26, 
in  Verbalformen  46. 

tstic,  tstuc  u.  ä.  46  f  218  343  498. 

—  it  in  Verbalformen  44  45. 
iterare,  Bedeutung  446. 

—  ivi»6e,  —  ivissem  u.  —  isse,  —  issem 
vertauscht  170. 

iuvrntutis  u.  ä.  87. 

Katalexi8,  Definition  bei  Varro  10, 
Bildung  der  Schlusskatalexis  mit 
Auflösung  31  32,  b.  auch  Schlüsse; 
in  Saturniern  98  317,  s.  auch  Binnen- 
katah'xis;  rhythmische  Oliedernng 
durch  dieselbe  416  —  418,  sonstige 
Wirkung  419ff  613,  b.  die  einzelnen 
Versarten. 

Klugeanapiiste  s.  Anapäste. 

Krasis  in  0  Aeschine,  <>  Attici 
163. 

Kretikc-r  Prosodie  64,  Kürzung*- 


gesetz  96,  Hiat  enumerativ  107,  bei 
Personenwechsel  118,  in  der  Haupt- 
cäsur  181,  in  Elision  latente  Cä- 
suren  198,  Tetrameter  haben  die 
zweite  Senkung  rein,  ebenso  die 
mit  trochäischen  Gliedern  zusammen- 
gesetzten Di  Dieter  239  240  601  602, 
in  Tetrametern  nur  eine  Hauptcäsur 
220  f,  bei  längern  Wörtern  vernach- 
lässigt 221  f,  Senkungen  nie  zwei- 
silbig 344  378,  Schlüsse  248,  auf- 
gelöste Hebung  seltener  als  im 
Griechischen  297—299,  irrationale 
Senkungen  341  378,  Kretiker  aus 
fünf  Kürzen  346,  Einfluss  der  ein- 
heitl.  Technik  375  378  565,  Ethos 
u.  Gebrauch  46111',  in  Continuation 
mit  Bacchien  414 f.  —  Monometer 
446.  Dimeter  482  498,  katalekt. 
484  637,  mit  trochäischer  Tripodie 
499  600  501  506  613  616,  mittroch. 
Dimeter  498,  eng  gebunden  223  604  f 
511  637,  mit  kürzerra  trochäischen 
Kolon  oder  katalekt.  Tetram.  613. 
Trimeter  433  461f  463  498  500f 
537,  katalekt.  506.  Tetrameter 
als  itctQateltvTov  unter  Hexametern 
483,  katalekt.  181  433  497  600 f  602 
506  687.  Pentameter  (katalekt.) 
433  463  536  637.  Hexameter 
akatalekt.  483  486,  katalekt.  483 
606.  Kretiker  immer  noch  Pftonen 
464  665. 

Kretische  Wörter  daktylisch  gemessen 
15  19  32  f  42  59  f,  auch  in  Jamben 
u.  Trochäen  62  63;  nicht  anapästisch 
20,  kretisch  endigende  Wörter  in 
der  Schluessilbe  gekürzt  60. 

Krito,  Triraetercäsuren  205. 

Komödie  s.  attische  Comödie,  Drama. 

Kürzungen  von  Endsilben  21  f  24  32  f 
89  ff. 

'la,  le  statt  illa,  ille  u.  ä.  45. 

Lange  Wörter  beeinflussen  den  Vers- 
bau 29f  98  199-232  288  290  316— 
330. 

Längung  kurzer  Silben  durch  Wort- 
betonung  bei  Commodian  67,  s.  auch 
Endsilben. 

Lesbische  Lyrik  142  392. 

Livius  Andronicus  griechischer  Ab- 
kunft 4,  Lehrer  der  griech.  u.  lat. 
Sprache  7,  Gönner  9,  scheint  keinen 
prosodischen  Hiat  zu  kennen;  in 
den  Saturniern  längt  er  kurze  End- 
silben 101,  bildet  nur  trochäische 
Schlüsse  147;  im  Allgemeinen  362. 

Loga  Öden  bei  Plantus,  Technik  u. 
Gebrauch  71  f  437  517-519  520  f  667. 


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Sachregister. 


575 


Logischer  Hiat  8.  Hiat. 

Lucan's  Technik  iu  Itezug  auf  das 
metr.  Kürzungsgesetz  60  96. 

Luchs'sches  Gesetz  über  iainbiache 
Schlüsse  234—246 

Luciliu8,  Satirendichter,  Mitglied  des 
Scipionenkreises  9,  ruetr.  Kürzungs- 
gesetz 96,  prosod.  Hiat  121. 

Lucretins,  Kürzungsgesetz  96,  prosod. 
Hiat  121. 

m  im  Auslaut,  Quantität  99. 

Machon,  Trimetercäsuren  205. 

maglstratus,  maglster  87. 

mala  crux  keine  feste  Wendung  246. 

male  52  f  490,  malticium  n.  ä.  zu 
verwerfen  351. 

mamilla,  Quantität  91. 

mauimam  adire,    manutu  adire  586. 

Marius  Victoriuus  11. 

Martial  kürzt  unbetonte  Endsilben  66. 

med  bei  Plautus  24  f  169. 

Menander,  Trimetercäsuren  187  205, 
Vorbild  für  das  röm.  Drama  378, 
in  der  Metrik  nicht  wesentlich  von 
Euripides  verschieden  23f,  bevor- 
zugtdieTrimetei  371,  seine  Adelphen 
mit  denen  des  Terenz  verglichen  8, 
Plautus' Hudens  nicht  nach  Menander 
gedichtet  526. 

—  met  in  egomet  u.  ä.  44. 
Metabole  oder  Steigerung  der  Coin- 

positionsarten  644  549,  übrigens  s. 

Taktwechsel, 
meua  beim  Substantiv  umgestellt  88, 

s.  auch  Synizese. 
mihi  Quantität  u.  ä.  17  50 f  96. 
minlstrare  87. 
Missklang  beabsichtigt  246. 
modo  Quantität  51. 
tnolestae  82. 

Monodien  s.  Cantica  u.  die  einzelnen 
Versarten. 

Musik  im  röm.  Drama  561  f,  Musik- 
noten s.  Noten,  Neumeu. 

Müller,  C.  F.  W.  18. 

Naevius,  Gönner  9,  in  Saturniern 
längt  er  Endsilben  101,  bildet  nur 
trochäische  Schlüsse  147;  proaod. 
Hiat  zweifelhaft  120,  braucht  keine 
Choriamben  438;  im  Allgemeinen 
362. 

navis  einsilbig  286. 

—  ne  in  Elision  ohne  EinHusa  auf 
metrische  Kürzung  81 ,  Betonung 
98  323. 

noceasuni  81. 
nempe,  nepe  18  f  58 
m-seio  Quantität  61. 


Neumen  im   cod.   Victorianus  des 

Terenz  390  652. 
nisi  Quantität  61. 
nitoribus  Quantität  91. 
noenum  bei  Plautus  26. 
Nominative  auf  is  u.  as  24 — 26. 
Nonius,  Werth  der  Citate  26;  ferner 

28  141  143  148  174  505. 
Noten  s.  Semeiosis  u.  Neumen. 

obdo,  öbsecro  73,  Öbsonare  75. 
obsequens  22  32  59. 
obstiterit  76  79. 
obatupefecit  50. 
Öbtempero  74. 

öccasio,  öccido  74,   öccipio  73. 

occultus,  ocultus  73. 

Octonar  s.  die  einzelnen  VerBarten. 

—  od  im  Ablativ  24—26. 

omnia  omnes  omni  um  Omnibus  omnia 

Quantität  46  ff  276  310  566. 
Öppressionea  74,  öptumus  76. 

—  or  Quantität  44. 

Orchestik  381  882  393  430  461  524 

661  f. 
ornatus  76  90  91. 
oh  71,   öatendere,  östentare  74. 
Ovid  kürzt  unbetonte  Endsilben  66, 

prosodischer  Hiat  121. 

Päon  s.  Kretiker. 

Päouisch  endigende  Wörter  in  der 
Endsilbe  gekürzt  61,  s.  Kretische  W. 

Parabase  393  467,  Beat  im  römischen 
Drama  383. 

nagaHutaloyr}  379  380  382  384-386. 

naQotvilavotitvqov  383  497. 

TiaQmsltvrct  479  ff. 

pater,  patrem  22  32  54. 

Penelopa  Quantität  619  667. 

perditTssumus  83,  perdüelli»  484. 

periculum  u.  periclum  verwechselt 
169  176. 

Perikopen  883  394  399  523. 

pertnde  81. 

perplüit  oder  perplüvit  245. 
nite  statt  ntvxt  49. 
Phaedrus  braucht  selten  Elision  in 
der  Cäsur  172. 

Philemou  angebliches  Vorbild  für  die 
römischen  Komiker  456. 
Philippus,  Philtppeus  91  93. 
Philoxenus  91. 

Phoinikides,  Trimetercäsuren  205. 
ptare  68  120. 

Plautinische  Studien  9  ff  16  f. 

Plautus,  Metrik  nach  Horaz1  Urthcil 
11,  Sprache  22-26,  Handschriften 
27  563  f,  Hiat  in  Gegensätzen  105, 
cimmerutiv    106  f,    braucht  nicht 


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Sachregister. 


Choriamben  438,  sparsam  mit  Takt- 
wechsel 530,  metrische  Technik  s. 
d.  einzelnen  Versarten,  Cäsur,  Hiat, 
Anapäst  u.  s.  w.t  im  Allgemeinen 
3G3  364. 

Posidipp  nicht  Verfasser  der  Vorlage 
zum  Plautinischen  Kudeus  626. 

positio  debilis  bei  Plautus  244  r>22. 

potestas,  potestatem  87. 

praeopto  Quantität  140. 

Präpositionen,  einsilbige  gekürzt  69  f 
73,  metrisch  bald  als  selbständige, 
bald  als  unselbständige  Wörter  be- 
handelt 68 f  73 f  307  324,  ans  Ende 
der  Zeile  gestellt  190  866. 

prehendo  Quautität  120  139. 

7iq6  aattog  140. 

Procelensmatiker  regelrecht  73 
81  83  89,  bei  aufgelösten  auf  ver- 
schiedene Wörter  vertheilten  Hebun- 
gen 256  258  261  f  265  268,  in  Ana- 
pästen 282 f  291 f  365f  441,  im 
daktylischen  Versmass  293,  in  Iam- 
ben  u.  Trochäen  346-367  624. 

Proceleusniatischo  Wörter  in  Iamben 
u.  Trochäen  268,  in  Anapästen  28! 
292  f,  in  Daktylen  293. 

TiQotffxouat  Quantität  140. 

profecto  82. 

Prologe  zu  Plautus1  Comödien  kennen 

den  prosodischen  Hiat  130. 
Proodika  478  ff. 

Properz  kürzt  unbetonte  Endsilben 
66. 

proptnare  89. 
prosodischer  Hiat  s.  Hiat. 
Prügelscenen ,    Versmars  derselben 

456  f  460  524. 
pudteitiam  89. 

Pyrrhichische  Wörter  auf  der  End- 
kürze vom  Versictus  getroffen  266  f, 
im  griech.  Epos  gelängt  265. 

qu  gilt  nicht  für  einfachen  Laut  244. 
quadrfngenti  87. 
quamobrem  Quantität  139. 
quando  52. 
quasi  51  169. 

que  ohne  Einfluss  auf  metrische 
Kürzung  80,  explicativer  Gebranch 
bei  Plautus  162. 

quiesce  Quantität  83. 

Quintiliau,  Urtheil  über  Terenz1  Co- 
mödien 11. 

quTppe  47. 

quomodö  51,  als  zwei  Wörter  metr. 

behandelt  310  422. 
quorsnm  u.  qnorsun  vertauscht  105. 

raviu  einsilbig  566. 


Reaction  gegen  griechischen  Kinfluss 
in  Torenz1  Metrik  364  366-368. 

Hecitation  der  röm.  Dramen  12  390 
664. 

reddo  Quantität  308. 

ReiziannB  versus  486  496  517  —  524 

538,  s.  auch  Anapästen. 
Maas  434  452  466. 
Ritsehl,  Plautin.  Metrik  13  —  16  17 

19  21  24—  26  39  60  f»2  102. 
rullus  statt  rusticus  308  310 
rursns  u.  rursum  vertauscht  lof»  158 

176. 

s    im  Auslaut   ohne   Einfluss  auf 

Quantität  46  69  f  63  189. 
saglttatus,  sagitta,  sagittis  87  f. 
satellites  61  92. 

Saturnier,  asynartetische  Bildung 
der  Hemistichien  30f  142  f,  troch. 
Schlüsse  mit  aufgelöster  Hebung 
31  f  99,  Kürzungsgesetz  97  f,  Pro- 
sodie  97-101,  Katalexen  98f  317, 
Endsilben  in  der  Hebung  gelängt 
100  f,  kein  logischer  Hiat  104,  kein 
prosod.  Hiat  120,  Cäsuren  u.  Cäsur- 
hiate  142  f  147,  Dipodienschluss- 
gesetz  233,  trochäische  Schlüsse 
226  f,  iambische  233  f,  Senkungen 
307  318  f,  Dipodiengesetz  317,  metr. 
Technik  im  Allgemeinen  363. 

Scaurus,  Q.  Terentius  11. 

scelestae  82. 

Schlüsse,  trochäische  mit  aufgelöster 
Hebung  31  f,  mit  zweisilb.  Senkung 
bei  einsilbigem  Schlusswort  146,  in 
den  inneren  u.  äusseren  Senkungen 
verschieden  228,  im  griech.  Drama 
225  323,  in  den  Saturniern  226  229, 
bei  Plautus  u.  Terenz  227  230  255 
263  815,  in  Anapästen  231,  in  Bae- 
chien  228  231,  Dipodienschlüsse 
streng  in  griechischer  Tragödie  u. 
Saturniern  233.  —  iambische  in 
Saturniern  233,  im  röm.  Drama 
234  f  264  f  280  499  622;  besondere 
in  trochäischen  Tripodien  239  f,  auf 
Choriamben  145. 

Scholien  12. 

scio  Quantität  51  58. 

Scipionen  9,  Scipionengrabschriften 
8.  Saturnier. 

sedens  22  32  55,  aedentarius  88. 

arjuetmotQ  in  Plautus1  Palatinischer 
u.  Terenz1  Calliopischer  Reccnsion 
12  382  ff  470  666. 

Senar  s.  Iamben  u.  Trochäen. 

Seneca  kürzt  unbetonte  Endsilben  <*•«*», 
meidet  die  Elision  in  der  Cäsur  171 
192  365,  Anapästen  steif  368. 


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Sachregister. 


577 


senecta  Quantität  83  92,  senectuti  etc. 
88. 

senex  pyrrhichisch,  keine  Nebenform 
senia  65  512. 

Senkungen  unterschieden  im  ytvos 
foov  u.  äviaov  304)  innere  u.  äussere 
der  iambischen  u.  troch.  Dipodie 
66  f  306  f,  irrationale  316—342,  zwei- 
silbige in  lamben  u.  Trochäen  306  f 
311—816  846  —  367,  im  kretischen 
Schlüsse  226  f,  s.  auch  die  einzelnen 
Versarten. 

Septenar  s.  die  einzelnen  VerBarten. 

seqaiminY  61. 

sibi  Quantität  50  96. 

Sicilische  Comödie  621. 

sicine  Betonung  s.  hicine. 

simtllumae  92. 

Simonides'  Gebrauch  des  XoiqÜLhov 
486. 

eis  enclitisch  300  311. 

Sisenna,  L.  Cornelius,  Kenner  Plautin. 

Metrik  9  484  463  662  f. 
Skolienpoesie  142  392. 
Sologesang  s.  Cantica. 
Sophokles,  logischer  Hiat  104,  latente 

Cäsuren    192  ?    vernachlässigt  die 

Hauptcäsur   in   Tetrametern  206, 

Choriamben  439. 
Sortes  in  Hexametern,  prosodische 

Technik  42  f  78  96. 
Sosipater,  Trimetercäsur  205. 
Sotadeen,  Vortrag  u.  metr.  Bildung 

381. 

Spengel,  A.  18. 

Spondeen  hinter  einander  bei  Plautus 
327  336  f,  s.  auch  irrationale  Sen- 
kungen u.  die  einzelnen  Versarten. 

Statius  s.  Caecilius. 

Stephanos,  Trimetercäsuren  205. 

Stichischer  Bau  der  Dialogpartien 
393 f  398. 

stoc  stuc  u.  ä.  46. 

stratioticüm  60. 

Strato,  Trimetercäsuren  206. 

subornata  88. 

sursum  u.  Büraus  vertauscht  106  158. 

Symmetrie  im  Dialog  des  griech. 
Dramas  392  f,  s.  übrigens  epirrhe- 
matische,  antistrophigche,  epodische 
Composition. 

Synize  in  eo,  meo,  deos,  meorura, 
eorum,  duorum  u.  ä.  46  65  67  f  60, 
in  coadsolet  u.  ä.  140,  in  vivimus, 
vivendi,  navis  286,  ravis  666,  nicht 
in  anrea  283,  filio,  otio  444;  in 
clientium  416. 

System bildung  im  röm.  Drama  er- 
weitert 405  -408  440  483  491-497 
509  566,  b.  die  einzelnen  Veraarten. 

Ki,ot/.,  liruml/ügc  ultromidi  lu.r  Mttrik. 


Syzygien  s.  Epirrhematische  Com- 
position. 

tabernaculura  88. 

Taktfolge  s.  continuatio  uumeri. 

Taktwechsel,  alte  Theorie  471  626, 
xar'  avxMtaiv  159  472  f  482  600 
610  626ff,  in  Terenz'  Hecyra  627  f, 
decorativer  477  ff,  in  stichisch  ge- 
brauchten Versen  611  ff,  eigentlicher 
501  610  525  ff,  bei  Terenz  429,  bei 
Euripidee  530  635,  in  röm.  Tragödie 
531  f,  in  röm.  Comödie  536 ff. 

talentum  93. 

Tanz  s.  Ürchestik. 

ted  bei  Plautus  24  f. 

tempestas  92. 

Terenz,  Adelphen  im  Vergleich  mit 
Menander's  Original  8,  Gebranch 
der  Senare  und  Septenare  in  den 
Adelphen  454  f,  Protection  9  369, 
von  Horaz  gelobt  367,  ürtheil  des 
Quintilian  11,  Handschriften  27  663, 
metrisches  Kürzungsgesetz  auch  iu 
kretischen  Wörtern  61  78  366,  meidet 
den  logischen  Hiat  105,  ausser  bei 
Eigennamen  110  u.  Personenwechsel 
113  116,  beschränkt  den  prosodischen 
Hiat  auf  einsilbige  Wörter  in  der 
ersten  Kürze  der  Hebung  120  3G6, 
meidet  die  Cäsurhiate  in  lamben 
143  f,  in  Trochäen  166  f,  ferner  157  f 
365,  u.  sonst  im  Innern  der  Verse 
177,  Zeilenschlüsse  auf  unselbstän- 
dige einsilbige  Wörter  in  Elision 
190  —  192  ,  Gebrauch  irrationaler 
Senkungen  sorgsamer  als  bei  Plau- 
tus 256  340  f,  dieselbe  Praxis  wie 
bei  Plautus  in  Bezug  auf  aufgelöste 
Hebungen  266,  meidet  den  auf  den 
Endkürzen  betonten  Daktylus  276 
278  867,  ebenso  die  Wiederholung 
anapästischer  Wortfüsse  316,  kämpft 
gegen  Zwitterhaftigkeit  u.  griech.  • 
Einfluss  in  Metrik  364—368,  führt 
das  choriambische  Versmass  ein  368, 
Terenz  Choriamben  421  488,  giebt 
die  Anapäste  auf  367,  Monodien 
476,  sparsamer  Gebrauch  der  avti- 
&eoig  527  f,  des  eigentlichen  Takt- 
wechsels  529. 

Theognetos,  Trimetercäsuren  205. 

tibi  Quantität  40  60  96. 

Tftijais  bei  Plautus  nicht  anzunehmen 
218. 

Tonmalerei  240  251  265. 

Tragödie,  griechische  als  Kunstform 
in  der  hellenistischen  Zeit  370,  Poly- 
melie der  späteren  attischen  Tra- 
gödie 371  374,  übrigens  s.  Drama. 

37 


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578 


Sachregister. 


alexandrinisches,  die  einzelnen  Vers- 
arten. 

Trochäen,  Kürzungsgesetz  95,  erster 
Fuss  309  332,  Hiat  in  der  Haupt- 
cäaur  bei  Plautus  im  Septenar  146  — 
166,  u.  Octonar  166,  nicht  bei  Terenz 
156  f,  iambische  Nebencäsur  164, 
Hiat  in  derselben  bei  Septenaren 
149  ft  Vortrag  in  der  Tragödie  383 
385,  in  der  Comödie  387  f,  Gebrauch 
im  Dialog  451—468,  unter  dem  Ein- 
Huss  der  einheitl.  Technik  375  377, 
Systeme  407  491,  troch.  Kurzverse 
in  Verbindung  mit  choriambischen 
Dimetern  421,  Gebrauch  im  Melos 
449  f,  Tetrameter  in  griech.  Comödie 
in  zweifacher  Form  872,  Vortrag 
380  382,  im  griech.  Melos  460.  — 
Mouometer  420  f.  Tripodien 
Schlüsse  239  f,  sonst  421  450  482 
492  499  f  538,  mit  kretischen  Di- 
metern s.  Kretische  Dimeter.  Di- 
meter  katulekt.  407  410  413  421 
487  498  649,  akatalekt.  488  491  497, 
brachykatalekt.421,  dikatalekt.  512, 
nicht  hyperkatalekt.  638;  in  Ver- 
bindung mit  anapästischen  Kurz- 
versen 428  f  638,  im  System  407. 
Senar  akatalekt.  413  422  491  498 
500  536,  katalekt.  411  422  491  496 
505,  brachykatalekt.  421  502  504 
538,  im  System  491.  Septenar 
brachykatalekt.  423  f,  als  Epodikon 
487  496  604.  Octonar  nicht  sti- 
chisch  gebraucht  459  647. 

Turpilius  baut  zuletzt  noch  Ana- 
pästen 369. 

ubi  Quantität  60  f  96  152  169. 

nmquam  Quantität  75. 

Umstellung  im  Plautustext  wegen 
Iliat  154,  wegen  der  Cäsur  175  208, 
am  Ende  der  Senare  497,  bei  est, 
sunt  u.  ä.  Verbalformen  92  146  169 
566,  die  prosaische  Stellung  statt  der 
poetischen  402  535. 

unde  Quantität  48  51. 

unum  in  ntsi  ünum  86. 

— ur,  —  us  Quantität  in  Endsilben  44. 

üt  vor  Consonanten  71  77  89,  ut  u. 
uti  vertauscht  169  176  431. 

üxor,  üxorem  90  190. 

v  angeblich  wie  griech.  Digatnma 
ohne  Einfluss  auf  Positionslängung 
39. 

Valeis  falsch  angenommene  Form  110. 

Varro,  M.  Terentins,  metr.  Studien 
10,  Werth  clor  Citate  28  33  85  f  108 
133  179,  bestätigt  Hiat  bei  Eigen- 


namen 108  179,  u.  den  prosod.  Hiat 
bei  mehrsilbigem  Worte  133  179. 

vehicla  u.  vehicula  vertauscht  169. 

venrant  unplautinisch  19. 

venüstatis  u.  s.  w.  88. 

verebamini  88  f. 

Vergil  längt  Endkürzen  in  der  Hebung 
101,  logischer  Hiat  bei  Aufzählungen 
104,  in  Gegensätzen  106,  bei  Eigen- 
namen 107,  prosod.  Hiat  121,  Stil  22. 

vero  enklitisch  311. 

Versabtheilung  in  der  continuatio 
nnmeri  414  491;  bei  Plautus  in  A 
u.  B  verschieden  496  f  503  513  619. 

Versschlüsse  s.  Schlüsse,  Zeilenscb). 

Verston  bei  aufgel.  Hebungen  269  348. 

vetüstate  88. 

Victorinus  s.  Marius. 

vide,  videlicet  Quantität  60. 

vivendi  vivimus  zweisilbig  286. 

Vocaltr Übung  in  der  Wortcomposition 
unabhängig  von  der  Quantität  41. 

volente  84. 

volüntatis,  volüptate,  volüptarii  88. 
volüptas  92. 

Vulgärlatein  im  röm.  Drama  24. 

Wiederholung  derselben  Worte  zu- 
lässig 495  603,  Betonung  dabei  265. 

Wilde  Rhythmen  fälschlich  ange- 
nommen 6  17—19  293 f  297  367. 

Winter 's  Theorie  vom  fallenden  und 
steigenden  Rhythmus  377. 

Wortbetonung,  Unterschied  der  röm. 
u.  griech.,  Einfluss  auf  Versbau  15  f 
92 f  237  279  367,  nicht  beachtet  bei 
Vernachlässigung  der  Hauptcäsur 
213  f,  Einfluss  auf Bildungiambischer 
Schlüsse  237  f  246;  auf  den  Bau  der 
Proceleusmatiker  347—354,  bei  den 
irrationalen  inneren  Senkungen  der 
Iamben  u.  Trochäen  316 ff  323f,  der 
Kretiker  341  f,  in  der  Bildung  der 
aufgelösten  Hebungen  134  256—268, 
auf  kurzen  Silben  flüchtiger  als  auf 
langen  278,  bei  Elision  266  289  497, 
bei  Wiederholung  derselben  Worte 
265,  in  hicine,  hicin,  sicine  u.  ä. 
276  308,  begünstigt  die  Auflösungen 
in  Anapästen  287  ff  366  f. 

Wortspiel  bei  Plautus  148. 

Zeilenschlüsse  auf  einsilbige  unselb- 
ständige Wörter  in  griech.  Tragödie 
u.  Comödie  187  f,  unsicher  bei  Plautus 
189,  sicher  beiEnnius  u.  Terenz  190f, 
Unterschied  der  röm.  u.  griech.  Praxis 
192,  mit  Elision  bei  Horaz  192, 
übrigens  8.  Schlüsse. 

Zusammenziehung  ».  Synizeae. 


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St  eilen  regist  er. 


Accius  trag.  4-9:  394.  85:  130.  289— 
291:  440.  452:  135.  520—536:  440. 
538:  73. 

Aesebylus  Again.  104  ff.:  392.  1613— 
1636:  393. 

—  Eumen.  244:  123. 

—  Per».  168:  192.  46«  504  512:  205. 
934:  441. 

—  Prometb.  115:  465.  667:  206.  960 
—997:  392. 

—  Sept.  101:  465.  211:  484.  356- 
361:  403.   444:  206.   823:  215. 

—  Suppl.  423— 445:  461  f.  1020:  123. 
Aframus  63:  105. 

Alexis  16,6  u.  30,4:  204.    36,1  u. 

46,  6:  194.    79,  6:  204.     132:  436. 

162,5:  216.  162, 11  f:  122.  206:  436. 

209,2:  346.  220,4:  194.  237:  436. 
Anaxandridea  28,2:  194.  39,6:  204. 

41  46—48  u.  55:  122. 
Auaxilas  5:  194.    12:  461.    13:  136. 
Antiphanes174:  435   179,2:  206  215. 

191,13:  194.    277,1:  270. 
Anthologia    epigrapb.    lat.    a  Fr. 

Buechelero  conf.  spee.  I.  IX,  1  u. 

X,  1:  63  276.    XXXVIII:  173. 
Araros  16,  2:  194. 

Arietid  Quint,  ed.  Jabn  p.  60,5:  451. 

97:  472  534. 
Aristophanes  Ach.  6:252.  266H:  450. 

285—336:  441. 

—  tfv.  1022:  251. 

—  equ.  1316:  441. 

—  Lysistrat.  1014— 1035: 61  lff.  1148: 
346. 

—  nnb.  293  816  324  u.  327:  122. 
346  t:  122  215.  363:  215.  355:  122 
215.    663:  346.    711:  441. 

—  pac.  729:  441.  922— 938  «  966— 
972:  394.    974  u.  1316:  441. 

—  ran.  372 tf:  442.  652:  262.  912 
u.  932:225.  1309  ff:  530.  1323  f:  437. 

—  Thesm.  547 : 229.  550 : 225.  637  : 252. 

—  veep.  1009:  441. 
Aristophon  8,3:  204. 

Aristoteles  poet.  c.  4  1449a  22  u. 
c.  24  1169»  87  u.  1169»'  37:  461. 


Aristoteles  problem.  XIX,  6:  384  386 
389. 

—  rhetor.  111,8.  1408b  36:  451. 
Ausonius  Bent.  aap.  Chil.  1:  107. 
Axionikos  4,  12-16:  421  436  438. 

Baccbius  p.  14:  478. 

CaeciliuB  Statius  com.  196:  73. 
Catull.  earm.  4:  317.    57,  7:  121. 

97,1:  121  124. 
Cicero  Academ.  II,  7,  20:  561. 

—  TW.  I,  44,  106  u.  107:  385  452. 
III,  19,  46:  532. 

corp.  inscr.  lat.  I  30:  98  ff  147  (im 
Text  fälschlich  1,32,6  statt  I,  30,6) 
226 f  307  318.  31:  99.  32:  30  97  ff 
142  226  229  233  307  317  t.  33:.  32 
98tf  226  229  307  318.  34:  98.  38,3: 
50.  196,21:  61.  542:  50  293.  1006: 
226  229.  1008,1  u.  1009,6  u.  1027, 1 : 
50.  1175:  226  233.  1438  1442  u. 
1444:  42.  1446:  78.  1453  u.  1451: 
42. 

Cratin.  u.  Crito  b.  Kratiu.  u  Kriton. 
Damoxenos  2,22  u.  2,69:  346. 
Demetrios  1,2:  253. 
Diomedes  III  p.  489,  4:  457  f. 
Pionyeios  Hai.  de  compOB.  vcrb.  c.  11 : 

269  279 f  565. 
Üiphilos  19,3:  194.    104,2:  346. 

Ennius  annal.  15  n.  76:  42.  90  u. 
148:  101.  321  u.  336:  121.  486: 
121  124. 

—  trag.  40:  452.  42  f:  559.  48-53: 
383  394  435  531  f.  75—88:  383  440 
462  532.  93:  330  332.  170:  312. 
174:  332.  183—190:  883  394.  197: 
324.    303  f:  559.    361:  190. 

Ephippos  12,7:  122. 

EpikrateB  6,4:  204. 

EobuloH  105:  435  f.   107,  3f  u.  17  u. 

26:  122.  112:  461.  116,5  u.  119,  10: 

204.    139,1:  122.  % 
Euripides  Androm.  11 73  ff:  435. 

—  Cyolop.  495-518:  392. 

37* 

Diaitize 


580 


Stellenregiater. 


Euripides  Uecub.  59  ff:  44«. 

—  Helen.  685:  104. 

—  Med.  112  ff:  44«.    1086:  122. 

—  Ore»t.  96«-  1012:  392  531.  992 
n.  1001—1004:  450.  1369  —  1502: 
533.  1419  ff:  462.  1437  (im  Text 
1137):  465.  1478ff:  441  f.  1535:  23 
306.    1546:  123. 

—  Phoeniss».  784-833:  392.  1485: 
435.    1497:  104. 

—  Troad.  146  511  605  u.  788:  122. 
GelliuB  IV,  17:  422.  XIII,  26,6:  195. 

Uepfaaestion  16:  511.    21:  306.  43: 

465  f  558.  —   bcoI.  Hepbaest.  A 

p.  163 W  =-  141  St.:  437. 
Homer.  11.  17,40:  108. 
Horat.  carm.  I,  1,2  u.  I,  35,40:  192. 

II,  1,  14:  61.  II,  20,  13:  33.  Hl,  1,5 

u.  III,  6,3:  192. 

—  epiat.  I,  13,19:  96.  II,  1,59:  369. 

—  epod.  6,  100:  83  108. 

—  sat.  I,  1,  104:  96.  I,  2,  28:  121. 
I,  4,  104  u.  I,  6,  119:  96.  I,  9,38: 
121.    I,  9,43:  96. 

In8criptione8  s.  Anthologia  n.  corp. 
üiBcr.  lat. 

Kratinos  neoter.  7,  3 :  204. 
Kriton  3,  6:  253. 

Livius  Andron.  Odyss.  1:  31  101  147 
226.  2  u.  6:  101.  14:  229.  16  19 
u.  24:  226.  31:  227.  38:  226.  48: 
101. 

Luciliua  VIII,  1:  121.    Hb.  inc.  171: 

96  (ed.  Gerlacb). 
LucretiuB  1,  72:  45.  2,  681.  3,  1080 

6,  716  u.  6,  743:  121.    6,  1133:  96. 

Machon  2, 11:  346. 

MariuB  Victorin.  p.  78  79:  388  456f. 

p.  84,26:  452.    p.  135,28:  458. 
Menander  583,2:  346. 
Mendel8BObn,  Antigone  v.  802:  386. 
Mnesimachos  4,  17:  216.    4,  30:  122. 

4,48f:  122  216.    4,49:  216. 

Naeviua  bell.  poen.  (ed.  Luc.  Müller) 
1:  226.  4  7  n.  18:  101.  23:  227. 
32:  101.  44  f:  226.  49:  229.  53  f: 
226.  57:  101.  58  63  u.  68:  226. 
69'  227. 

—  com.  23 f:  63  276.  58:  46.  108  f: 
126. 

—  epigramm.  1  u.  2:  226.    4:  227. 

—  trag.  68:  108. 


Ovidius auior.  II,  13,21  u.  metamorph. 
3,  501:  121. 

Paeuvius  256—262:  440. 

Philemon  128, 1:  204. 

Pindar.  Ol.  II,  150  u.  166:  123.  Pytb. 
8,136:  137. 

Plautua  Amphitr.  9:  134.  36:  74  196. 
42:  327.  55:  46.  74:  51  350.  83: 
339.  89:61  169  196.  90:350.  91: 
247.  94:  247  257.  100:  324.  102: 
131  257.  103:  168.  120:  265.  125: 
73  168.  139:  207.  140:  74.  145: 
109  168.  161:  196.  153-179:  460 
487  488.   154:  87.    159:  155.  161: 

349.  169:  25.  170:46.  171U.173F: 
198.  176:  343.  180  ff:  460.  188:  242. 
189:  484.  193:  127.  195:  7«.  199:  . 
52.  214:  247.  219—247;  464  5«3— 
508.  220:  342.  221:  331  341  378. 
223:223.  224:342.  228:222.  231: 
222  604.    232:  342.    233:  198  223 

298  342.  284 f:  247 f  298.  236:  342. 
238:  28.  240:  297.  241:  298  342. 
243:298.  244  u.  246:  342.  250  — 
262:  475  526.  252:  127.  253:  159. 
257:  30  73  312.  261:  247.  262: 
143.  263-303:456.  267:210.  270: 
247.  272:  148.  275:  33  108  178. 
297:  210.  303:  329.  309:  71.  319: 
148.  323:  46.  340:  329.  344:  113 
211.  345:  111  258.  350:  149.  356: 
113  211.  386:  112.  400:  337.  401: 
109  138  148.  409:  260.  429:  148. 
438:  132  309.  442:  350.  443:  247. 
471:  168.  481:  228  312.  486:  108 
168.  488:  168.  490:  327.  498:  108. 
504:  74.   508:  329.   511:  837.  512: 

350.  513:  211  350.  514:  276.  518: 
148.  528:  135  148.  587:  329.  643: 
112.  551—585:490  509  544  549  557. 
552:  139  198.  553:  301.  555:  45. 
556:  302.  558:  300.  563:  299.  565: 
343  f.  567:  302  342.  668:  231.  670: 

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Planta»  Asioaria  3:  80.  5:  51.  13:  237. 
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582 

i 


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1182:52  2hl.  1183:181  281.  1184: 
60  63  121  181-  1187:  35JL  1188: 
281  2Ml  1190  :  60  281  355,  1192: 
123.  1193:  124  287  1195-  73  1197: 
22.  1201  f:  284.  1202:  60  1204-  60 
1-24     1205:  61  121  222  296.  1206: 

l'laatua  Cuptivi  8:  22  215-  Uk  334,  21 : 
57   21:  109  f.  31i  M  39:  46.  40: 


325.  51  :  320-  59:  86  70:  73  71 ; 
ÜL  83j  13.  8ii  331.  22:  82.  21: 
32  4  93 ;  101H'.  104:  261.  110:  228 
312.  1ÜL:  321.  1JÜL  LLL  112:  25s. 
116:  208.  152  u.  124:  Hl.  Hill  348 
351.  122i  122  211  258-  liüL:  101) 
168.    122_:  325-     195  ff:  54_L  196: 

179  212.  205 :  312.  206 :  22  342. 
208 :  20.     209 •  2ü  Hü  334  2JjUff: 

163.  210:  140  312.  211  U.  218  U. 
312.    229:  300.    231h  3_0_L    240:  12 
212.     »244:  189.     246 :  91.  55 
58  61L    251-  335-    257  :  328.  258: 

326.  262:  228-  '285 ;  210.  287:  264. 
222:  228.  297 :  57.  306:  210  308: 
228.  314:  221.  316:  21_L  222:  314. 
33 1 :  149.  335:  328.  331  hni  Text 
S.  1011  fälschlich  339):  Hill  118. 
340:  91L  Silk  224.  349:  112.  362: 
244  258.  371:  261.  212:  162  112. 
32Ä1  133.  387:  128.  222:  132.  122: 
SJL  408:  121  2J_L  415:  128.  120_: 
228  324-  424;  261  332.  42T.:  HilL 
429:  149  431  :  135  321.  43s :  149. 
444:  123  112.  112:  L51L  468 :  385 
4*2:  322  322.  123--  353.  506  -  508: 
421  522  551  552.  509:  311.  516— 
i32_:  387  411  1ÜÜ.  522:  216-  531: 
100.  536 :  16-  557 :  326-  571  •  51 
14.  582:  16  2J_L  522:  321.  522: 
210  335  595:  321.  600:  324.  620: 
335  640:  112  261  648:  261  34n 
658:  324.  612:  139f  211.  682u  118. 
687:  169.  688;  140.  702:  824.  709: 
176.  724:  15-  731:  312.  746:  321. 
749:  128.  781  —  790:  161  481  522. 
781:  322.  782:  128  222  343.  783: 
300  786:  128  212.  787:  320-  788: 
323.  791:  12.  810:  41  324.  813: 
326.  822:  222  332,  823:  24L  824: 
128  830:  46-  882:  12.  843:  51. 
846:  150.  851  :  329.  854:  324  861: 
150.  870:  ÖJL  873:  341.  901:  46. 
914:  326.  917:  323.  920:  347.  922 
929:  421  4SI  522,  924:  322.  928: 
24L  929:335.  950:128.  954:324. 
960:241.  962:212.  969:324.  973: 
258  <J77;  15JL  1009:  i'14  1015:  41. 
1021:  52.  1024:  122.  1081:  12.  — 
Argument.  4:  212. 

Plautus  Casina  52:  132.  55:  275  58: 
130  63-  320  73:  51.  133:  48.  L31: 
131.  143:  57.  153:  198  219  354_  1 63  : 
55-  164  :  64.  1  ftfi  •  21 B  167:  64. 
173  -  191  •  498.  113:  218  343  552. 
176:  222  342  178-  181.  180:  297 
I8J_l  1U2.  122:  21  285.  221:  228. 
2Ü2:  22.  21LL  282.  222:  285-  222: 
i!2  289  f.  211:  23  211.  213:  57. 
222:  222.  222  :  83,  222:  122,  231: 


StellenregiBtor.  583 


83.  238;  im  239:  im.  212;  351 

211  IM  266:  115.  221  41  300; 
115.  317:  320.  322:  liü  326;  1U. 
Ml  51    314:  211  211  391 

112.  403—412:  403.  403;  320.  106; 
258.  411:  IL  121  331  HL  116 
128.  475:  H.  191 :  110.  521  «11. 
529-  107  1 50  531  r  150  540-  307 
570:  IM.  521  211  5 i»l  :  139.  599  — 
(i"7;  498  509:  311.  f>«><» :  296.  005: 
Iii  19E  298.  008—611 :  421  121  4M. 
0"ü:  263.  010:  239.  623--  634:  559. 
024:  Iii.  025:  121  628:  341  031: 
341  032:  IM  212.  033:  182  301. 
«»41  •  219  642-  343  fiftO-  302  657: 
128.  002:  299  005:  198  668:  219 
009  u.  071:  301  085:  M  IM  2M. 
088:  123.  089:  71  097:  11Ü  182. 
099  f:  412.  707—710:  5.18.  733:  128 
üäfi.  743:  314  751  .  1  KfS  752:  137. 
755:  111  750:  128.  700:  131  700: 
4SI  778:  IM.  785:  IIS  182.  797  — 
807:  481  798:  343,  800:  301  802: 
198  211  815:  H  818:  121  819: 
82.  824  u.  828:  7JL  803:  51  804— 
800:  423  521  807:  01  131  884: 
123  524.   915:  128    924:  211 

PlautuB  Cietellaria  2;  299  303.  3: 
301  1  212  300f.  11  :  303  12:  301. 
13:  418.  20  u.  22;  231  301  27:  54. 
28  :  343.  32:  73.  33:  490.  57:  53 
01  ■  258  Q3 :  244  126:  84  137» 
IM  111  131  261  ütl  128.  131: 
321  157-  178.  160:  IM  1Ü1L  179f: 
169.  201 :  as.H  204  •  216  205-  59 
285.  208—210:  112.  201  281  21Ü: 
71  211  :  ßü  2M  293.  212  -  285 
213:  59.  257 :  115.  324:  12S  325: 
115.  334-  350  374:  109.  37*,:  115. 
lo.'S:  109  121  1QS:  138.  418  U.43Ü 
u.  431  UIl  449_i  312,  450_i  Ml 
151  im  451;  101  4jüi  IM.  III 

113.  514-  2JÜ  30_L  516-  299.  519- 
:iol  f  M3  Üll    531;  11    Ml  2ls 
•'■.'{•):  -85.   561:  228    573-  >>75    57  7: 
52.   581  133.   610:  2M 

—  Cnrculio  3:  109  174  241.  1  261 
27:  251  21  196.  4M  133.  4üi 
105.  48:  263.  81  211.  81  114. 
93:  350  9rt:  43<S  97:  Iii  130.  102- 
433  561  101  311  111  IM  121; 
13.  124l  424.  120-132:  lillL  121 
121  127:  OQ  95  283.  12S:  296.  129 
»  131  ML  131  M  137—  I  ii  : 
101  137:  124  MiL  139:  59  f  3M 
Ulk  52  281  141  u.  111;  123.  145  f: 
281  147—151:  383  463  421.  141: 
341  149?  298  1 52 :  297  155- 
157:  497.    1 60 :  20,1  340.    107:  262. 

.  17  5:  331   .178:  IM    UM  128  331. 


180:  150.  1 95 :  86  201  135  215. 
211:  201  245  :  IL  258 :  15  84  178. 
264  :  228  321.  268:  11  271  :  15  352. 
270  u.  211  IM  2H9-  328  292:  329 
332.    295  :  324  .   308:  133.   312  :  258 

331.  323:  211.  233;  332.  231  106. 
340-  61.  344-  140  228  332.  345: 
93.  35M  325  332.  358:  109  178. 
301 :  331  3fil  (im  Text  fälschlich 
864):  45.  362;  81  IM  151  311  u. 
375  u.  380:  32a.  386:  169.  389: 
109.  393  :  201  2M  4Ü1;  81.  412: 
247  415:  118.  419  u.  122;  211  122; 
10,8.  430:  34  IM  438-  UM  4 1 0  • 
108.  4M  •  140  4f>S-  247  479:  234. 
485;  108.  493:  113  212.  491;  IM. 
ftoa  •  324  f>oft-  52.  512:  114 
510:  330  511;  52.  626;  212.  531; 
210  214.  539 :  350.  54'.>:  12 8.  551  : 
211.    5fiO-  140     5fi7-  31  UfL  580: 

332.  521;  3M  594:  22.  597:  IM. 
599:  262  3Ö2  äM.  604:  210.  012: 
1511  Kl 3-  7fi  334  614  u.  018 f:  IM. 
622:  53.  628:  2M  032:  3M  332, 
648:  13.  649:  331.  664:  211  680: 
IM.  690:  151.  706:  328.  709:  323. 
728:  332.  —  Argument.  Ii  134. 

Plautus  Epidicus  1-60  :  416  526.  3; 

311.  7:  140  263.  29:  113  33:  331 
44:  328.  50:  211.  62;  212.  81  — 
103-  5J2f.  8M  260.  92;  83.  1 23 : 
3M  121:258.  135;  46.  136:  151. 
101  :  200.  Ififi»  17P».  ir.fi  — 180:  49H. 
IM  f :  2M  163.  113;  2M.  UM  222 
2M  17JL-  228.  111;  342.  118;  63 
297  179:  63  259  221.  184:  153 
200:  334.    205;  351.    211:  11  331. 

2  1  '.1 :  08.  231;  15.  232;  210.  243  : 
151  2  19:  228.  279 :  151  2SH:  325. 
3Ü2;  Iül  320;  312  4M  32M  2M 
326;  41  3M  332.  334  •  265.  340 : 
263.  315j  21.  380;  331.  390:  162. 
3M;  115  118.  401k  334.  417:241 
422;  126.  421;  52  Iii»  UjL  132; 
121  IM  442;  48.  411;  251.  411; 
13.  485;  112  241.  123;  211.  121; 
325.  40&;  208.  516;  210  211.  580: 
128  5H5:  51  351.  592:  87  599: 
324.  607  u.  620:  62.  620:  210  211. 
640:  21L  656  :  260»  666:  2M  668: 
245  342.  729:  14.  —  Arg.  üi  14. 
—  Menaechmi  13;  IIS.  26;  111.  31; 
55  SIL  4M:  Ü8.  21;  III  HOft": 
43 S     112— IIS:  IM    112:  311  113: 

312.  114:  436.  119:  353.  147;  112, 
21 1 :  241  258.  216:  112.  219:  151 
220;  5XL  23JL  255.  251 :  169.  258: 
IM  2JM  IM  2M;  III  Ml  'AML 
222;  LL2.  300  :  312.  3211;  7JL  361  — 
36M  105  HL    261  282  285  223. 


(IC 


584 


Stellenregister. 


•Hill  TL  380:  H5_  386:  844.  389: 
128.  394:  338.  399 :  151.  405 :  132 
3M  3UL  -10«;  51-  4ül  u.  4M  U.  435- 
IM.  IfiSi  13.  4ULl  1ÜI  17*.  ML 
245.  484:  340.  495:  179.  499:  838 
51 9i  178.  524:  169  326  u.  53M  118. 
544—546:  168.  647:  HS,  560:  105 
lfifi  212.  563:  17s,  567:  IM  168. 
571-587:  4 1 4  411  488  659.  583  ff: 
485.  690ff:  4Q2  488.  694;  156  611: 
IM.  617;  353.  620;  151.  «27:  140 
667:  IM.  681:  135  IM  689:  82. 
690:  128.  694:  IM.  737:  IM.  741: 
215.  750:  214.  763—774:  414  466f 
480.  754:  2M.  766:  21ü  3XLL  756 
u.  769:  231.  762:  108.  763—766: 
2M.  766:  342.  769:  302  778:  147f 
796:  IM.  825:  211.  842:  274. 
847:  151.  849:  239.  861  :  151  859: 
148.  870:  151  873:  314  »77;  974 
882:  lül_  887:  258.  898:  115  l£& 
913:  IM.  921 :  45.  923  u.  930  u.  960: 
IM.  954:  115.  968;  182.  071  :  343. 
991:  3ÜL  1004:  46JL  1013:  15_L 
1021:  262.  1028:  64,  1066:  340. 
1091  n  1112;  151  1115:  178.  1158: 
IUI.  —  Argument.  8i  74. 
Plautus  Mercator  6_:  321.  13^  1'24. 
16:  176  321.  19:  268.  «9-  907  214. 
49  u.  58i  201.  89_:  180.  UM  197. 
130;  81  133— 136  u.  188  f:  460.  Uili 
80.  164:  336.  165:  247  159:  314 
176:  76  HL  181:  126.  182:  111  114 
331 .  IHM  324.  2ÜM  321.  208"  211- 
126.  216:  210  >221  :  336  233:  208. 
239:  127  168.  244:  90  267:  126 
261 :  215.  283 :  115  *2ftfi:  126.  298: 
113.  3oM  19JL  M2j.  109f.  32M  321. 
329:  15.  33ih  241.  33M  65.  337— 

34  0:  113  341  :  155  343:  231.  345^ 
231  300.  347:  484.  348:  231.  351  f: 
231.  360:  IM  219.  36M  M  380; 
32X  391  u.  30ÖJ  33L  4üii  33£,  4ü2^ 
54.  414:  329.  417:  261  324.  42M 
61  428:  151  429:  329.  435 •  57. 
439:  262.  444:  262.  446  :  46.  448: 
8-3.    4M:  138  2Ü1L    41tL  IM.  47ib 


1-26 

487: 

217 

490 : 

113 

495: 

386 

540: 

46  259. 

667: 

247. 

685: 

245 

249. 

698: 

151. 

610; 

;  324. 

611:  257. 

634  : 

336 

644: 

329 

647: 

336, 

662: 

14. 

655: 

247 

663: 

324. 

667: 

131. 

677 

:  113 

246, 

693: 

244 

257 

706: 

314. 

709 

:  115. 

720: 

247, 

723: 

445. 

726: 

Iii. 

727: 

114  f. 

728: 

46  228.  737: 

48. 

742: 

169. 

745: 

Uli 

16*. 

749: 

111 

234. 

756: 

241 

760: 

169. 

762: 

115. 

765: 

127 

766: 

127  f. 

774 

:  75. 

777 

:  64. 

780: 

307. 

788: 

111. 

794 

:  121 

.  796 

:  121 

336, 

845:  121.  846:  82.  852:  101  118. 
858:  152.  860:  336.  882:  152.  866: 

114.  873:  336  876-  51  888-  111 
121.  889:114.  897  :  241.  900:111 
262.  907  :  334.  918  o.  924  :  241,  928: 

115.  930:  III.  931 :  336.  932:  432. 
934:  HL  954:  114.  957:  152.  965: 
349.  966:  121  152.  975:  46.  982: 
25  114.  992  :  326.  996:  132  309 
1008:  251.  1016:  353.  1021:  152 
324. 

Piautas  Miles  glorioens  1  — 8i  402. 
4  (im  Text  fälschlich  8±:  IM  Iis. 
23:  105  128.  24:  85  f.  27:  235  244 
258.  28:  48  73.  31 :  314  39:  244. 
4Ai  2JL  4M  113,  Mi  236  315.  5M 
4L  58:  74  69:  82  71:  15  142: 
1 69  1S4:  68  301.  186:  82.  2<>K: 
211.    -211-  175.    223:  210     2*26:  160 

263  266.   231a.  2Uk  152.  200-  8-2 

303 :  115  328:  54  51.  339 :  152. 
341:  13.  344i  54.  351 :  115.  374 : 
Ü5.  376:  50  448:  151  451  :  351 . 
484:  196  485:  207  486:  25  502 : 
3M.  634:  115.  547:  312.  554:  196. 
5H5.  57  «18:  25K  620  IL  626  U.  644 
11.  686:  128.  692:  152.  713:  300. 
794-  115  820-  340  8*28:  320  853: 
320.  «74-946:  227  874:  242  879: 
228.  884:  140.  886:  3_L  915:  29. 
919:  130.  926:  M  932:  128.  966: 
211.  982  :  46.  985  :  354.  986:  180 
211.  997:  14.  1011  —  1093:  443. 
1011:  14  2M  355.  1012:  123  180. 
1013:  282  1016:  19  355  1017:  289. 
1024:  19  60  292.  1030:  355  1036: 
124.  1037  :  355.  1040:  124.  1043: 
10  60.  1047:  18  124.  1048  :  2M. 
1049:  26  124.  1053:  280.  1055: 
180.  1067:  282.  1058»  117  1059: 
10.  1060:  125.  1061:  03.  1062:  15 
18  198.  1063  :  283  355.  1067:  124. 
1068f  n.  1078:  288.  1081:  60.  1082: 
283  «66  1083:  60  1084-  366.  1085: 
58  280.  1088  :  50  288.  1118  :  84 
354.  1120:  238.  1124:  88.  1125: 
56.    1138:  M  243  280  201.  1158: 

116.  1168  u.  1180:  152.  1192:  309. 
1216—1283:221.  1219:  141L  1226: 
30.  1227:  228.  1231:  48.  1234  ü. 
1238:  228.  1239-  31  1253  U.  1261  : 
22 s  1267:448.  1276  u.  1283  :  228. 
1284  u.  1288:  68  30L  1307:  118. 
1314:  IM  IM  152.  1315:  lliL 
1316:  142.  1322:  152.  1326:  IM 
118.  1338:  IM  IM.  1342:  152. 
1346:  148.  1351:  353_  1857  f:  Uli 
1 33  137,2:  50.  1376:  152.  1379: 
52  168.  1385:  116.  1395  u.  1398  o, 
1402u.U08a.  1411:  152.  1425:  133. 

■ 


Steilenreguter. 


f)S5 


14-26:  152.  1437:  349.  —  Argument. 
I,  5:  130.  II,  4:  173. 
l'lautus  Mostellaria  3:  314.  21:  178. 
30:  87.  39:  178.  40:  308  310.  57: 
242.  66:  58.  83:  176.  85  —  156: 
542—544.  85:  464.  89:  343.  91: 
198  299  302.  93:302  342.  99:219. 
100:  231.  101:  228  231  343.  105- 
117:  515.  106:  198  543.  108:  342. 
109:  241  342.  113:  240.  121:  219. 
124  u.  126:  300.  133:  239.  134:  223. 
136:  298.  140:  222.  141:  241  297. 
152  f:  107  110.  155:  544  164:  245. 
186:  75.  217:  92.  243:  54.  256: 
268  261.  269:  135.  308:  73.  310: 
189  211.  313—347:  535—539.  314: 
92.  316:  801.  320:  433.  321—330: 
419  424  f.  322:  437  480.  323:  296. 
326:  300.  327:  437.  328:  425.  330: 
220  343  419  424  520.  331  —  335: 
406.  333:  431.  337:  181  241.  340: 
181.  342:  181  241.  848:  241.  847: 
521.  376:211.  377:130  133.  384: 
349.  389:  152.  392:  113.  394:  152. 
402:  258.  410:  75.  432:  169  176. 
458:  422.  484:  106  168f  176.  498: 
106.  604:  82.  567:  116.  583:  246. 
686:116.  596:831.  625:178.  637: 
264.  670:  238  246.  675:  134  168. 
685:  169.  686:  106  168.  690:  239 
297  464.  691  f:  241.  693:  298  342. 
694:  241.    695:  240  297.    696:  103 

132  199  297.  698:  240f.  699:  240 
516.  701:342.  703:240.  706:433. 
707:  239 f  246  298.  710:  181  239 
241.  711:  241.  713:  342.  717:  241 
342.  718:  181.  729:  222  297.  738: 
198  298.  734  f:  342.  736:  298.  739: 
342.  774:  196.  775:  91.  783-803: 
493.  791:219  300.  795:198.  796: 
211).   798:118.   800:343.  831:211. 

.  858—861:405.  886:110.  890:301. 
896:  74.  987:  176.  948:  113.  999: 
133.  1010:  175.  1012:  69.  1031:  66. 
1032:  105  168.    1047:  152.  1090: 

133  153.  1091:  56.  1098:  153.  1100: 
274.  1111:  261.  1118:  258.  1134: 
70.  1167:  153.  1165:  133.  1175: 
116.    1179:  130. 

—  Persa  1-52:  395 f  544-549.  14 
u.  16:  258.  25:  88  546.  29:  118 
443.  30-42:  412.  30:  57.  34:  413. 
37:70.  57:264.  60:338.  63:264. 
66:  169.  67:  178.  69:  169.  71:  158. 
76:  87.  93:  129.  100:  140.  120: 
138.  169:  116.  167:  169.  168  —  182: 
406.  169:  288.  173:  59  283.  174: 
60  283.  176:  77.  180:  288.  181: 
69  283.  182:  124.  186:  258.  191: 
160.    195:  70.    198:  116.    216:  57 


211.  217  u.  226:  128.  231  u.  233:  70. 
234:153.  258:260.  263:259.  267: 
73.  268:  74.  269:  63  276.  271:  284 
288.  272:  78.  273:  125  158.  274: 
160.  277:  54.  282:  313.  316:  66 
64.  355:  264.  872:  812.  383:  314. 
392:  168  f.  406:  275.  408:  331.  410: 
207.  412:  275  311.  433:  133.  456: 
320.  470-479:  417.  472:  76  261. 
482:  112  116.  487:  259.  490ff:  406. 
492:  124.  494:  216  292.  495:  124. 
497:  60.  498:  124.  500:  59.  512: 
138.  517:  228.  524:  169  176.  552: 
268.  658:  262.  563:  71.  566:  163. 
573:  262.  575:  55.  676:  153.  579: 
314.  625:  228.  627:  260.  650:  47.» 
651:129.  653:258.  656:211.  666: 
185  260  309.  676:  76.  689:  245. 
697:  178.  726:  116.  733:  244.  750: 
116.  763—777:493.  753:289.  754: 
77  283.  755  u.  767:  60.  758:  64  75. 
760  n.  761 :  283  293.  762  u.  763  u. 
767:  283.  768:  59.  769:  288  290. 
772:  60.  773:  78.  776:  46f.  778: 
124.  779:  283.  780 ff:  442.  780: 
284.  781:286.  782:198.  784:284. 
785  u.  786:60.  787  n.  791 :  284.  795: 
283  f.  796  —  801:  77  406.  797:  77. 
800:  284.  801:  494.  801:  288  296. 
804:  219.  806:  198.  814:  219  802. 
815:  218  301  485.  816:  65.  825: 
388.  836:  153.  —  Argument.  4:  88. 
5:  73. 

Plaotua  Poenultia  7:  326.  27:  242. 
30:  314.  65:  63  275.  85:  275.  93: 
257.  94:  109.  105:  170.  122:  247. 
137:170.  151:196.  155:326.  173: 
116.  176:133.  191:112  133.  209: 
314.  210-260:  469  482.  211:  182. 
213:  198  216:  231  802.  216:  61. 
222:  63.  223:  198  300  302.  225: 
300  303  311.  227:  302.  229:  231. 
230:218.  231:303.  233:198.  236: 
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219  300  f.  242:  182  301.  243:  51. 
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258:  300.  260:  302.  265:  47  324. 
276:  73  336.  288  u  286  u.  287:  836. 
290:246.  293:262.  294:153.  301: 
129.  804:  336.  325:  51.  327:  46 
247.  329:116.  331:228.  332:331. 
339:327.  347:116.  364:824.  365: 
259  339.  371:  153  836.  375:  175. 
381:  824.  383:  105  163.  386:  324. 
388:  105.  389:  105  324.  390:  105. 
397:  228  324.  402:  327.  409:  332. 
420:264.  426:247.  431:247.  482: 
112  183.    440:  324.    443:  109  178. 


Digitized  by  Go6gle 


586 


Stellenregistcr. 


445  (im  Text  fälschlich  435):  46. 
447:  245.  458:  177.  455:  177  353. 
456:  177.  464:  275.  467:  264  475: 
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498:  326.  505:  211.  519:  336.  533: 
46.  540:  336.  554:  30  210.  558: 
51.  571:  129.  577:  74  79.  584: 
47  336.  592:  331  613:  46.  619: 
70.  625:  46.  628:  257.  633:  324. 
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662:  177.  674:  140.  680:  46.  681: 
312.  687  u  691:  264.  694:  168. 
698:114  701:169  175.  705  n.  722: 
112.  733:  74.  7«8:  196.  739:  112. 
775:  324.  783:  114.  791:  174  177. 
•  824:  135.  834:  46.  841:  261  339. 
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258.  903:  133.  905:  46.  907:  82. 
917:  46.  926:  51.  959:  324.  964: 
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982:  177.  988:  133.  991:  324*330. 
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131.  1061:  176.  1075:  168  247. 
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324.  1144:  129.  1145:  88.  1161: 
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1181:  60  283.  1182:  74  1183:  59 
285  287.    1185:  52  286.    1187:  60 

285.  1190:  59.  1191:  60  283  288. 
1192ff:  476.    1194:  259  339.  1197: 

286.  1198:  350.  1200:  129.  1206: 
91.  1207:  74:  1227:  75.  1245:  259. 
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1341:  327.  1348:  62  275.  1351: 
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1381:  116.  1398:  324.  1405:  57. 
1406:  84. 

Plautus  Pseudulus  26:  176.  29:  196. 
31:116.  44:177.  52:92.  59:258. 
69:  88.  130:  73.  133—  137:  53. 
136:356.   146:277.   147:274  153: 

259.  166:  60  289.  167:  282  284. 
168:  83  180.  171:  267  260  276. 
176:  287.  177:  284    178:  218.  179: 

287.  180:  288.  181:  60.  182:  256. 
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277  340.  230:283.  231:124.  233: 
283.  235:  2*8.  236:282.  237:288. 
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395  481  f  559.  251 :  343.  255  u.  256: 
82.    259:  239  450.    314:  353  346: 


133.  347:  112.  363  u.  364:  261.  378: 
76.  390:  153.  410:  168.  430:  207. 
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169.  524:  244-  532:  168.  537:  88. 
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80.  575:77.  590:293.  592  -594: 
493  510  557  559.  592:77.  594:74. 
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I68f.  907:  288.  910:  284.  611:  289. 
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1246  ff  =  V,  1:  540.  1247:  302. 
1252:  300  302f.  1260:  48.  1261: 
277.  1262:89  277.  1269:62.  1280: 
88.  1285  ff:  516  539.  1287:  241. 
1288:  240.  1292:  239.  1293:  45Ö. 
1294:  239.  1296:  51.  1299:  199. 
1300:  240.  1302:  450.  1303:  221. 
1304:  298.  1306:  297.  1308:  450. 
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1317:60.  1821:76.  1322  u.  1324: 
288.  1326—1329:  557.  1326:  284 
1329:  289  494.  1330  — fin.:  477. 
1334:  219.  —  Arg.  I  3  u.  7:  173. 
Piatitus  Radeos  14:  326.  43:  351. 
65:  176.  79:  46.  89:  326.  103:  176. 
106:  168.  107:  113.  127:  208.  145: 
68  140.  147:  46.  166:  259  264. 
183:  28  133.  185  ff:  626.  188:  52. 
190-219:  500  510.  190:  138.  193: 
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267  259  340.  221:  284.  222:  42  59 
124.  228:  283.  226:124.  227:  80f. 
228:  295.  229  —  253:  497.  232  ff: 
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298.  237:  498.  238:  61  297.  239: 
297.  242:  342.  243:  118  181  498. 
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267:342.  272:342.  273:298  345  t'. 
433  480.  274:  297  462.  277:  198. 
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305  :  383  389  394  551.  290  :  275. 
291:269.  318:212.  390:142  413: 
46.  414  444:  551  f.  415:  106.  420: 
107  110.  421:  335.  423  (im  Text 
S.  46  fJllschlich  425):  46  211.  436: 


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Steilenregieter. 


f)87 


324.  437:  332  335.  450—457:  401  f. 
454:  247.  455:  189  247.  456:  82. 
4G7:  228.  484:  129  169.  494:  176. 
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312.  608:  169.  630:  331.  633:  326. 
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331.  752:  129  324.  766:  153.  767: 
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138.  895:  90.  901:  92  323.  .  904: 
73  90.  9Q6-919:  493.  906:  467. 
909:  343.  911  u.  915  u.  917 :  198. 
921:  277.  922:  63  277.  924:  240. 
928  —  937:  20.  930:  124  295.  934 
u.  936:  59.  937:  124  284.  938  — 
945:  407  460  481  524.  940:  275 
353.  942:  264.  944:  62  275.  948: 
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1327:  264.  1341:  207.  1345:  326. 
1357:  153.  1372:  331.  1373:  329. 
1387:314.  1393:831.  1394  u.  1396: 

326.  1401:  324.  1410:  153.  1411: 
324.  —  Argument.  1:  74. 

Plautua  Stichns  1—11:  519  557.  18 
U.  20:  283.  22:  288.  23  f:  289.  35: 
283.  41:  285.  42:  288  292.  43:  59 
285.  47:  292.  59:  «8.  62:  88  262 
265.  77:  336.  86:  262.  87:  850. 
98:  337.  107:  70.  114:  46  310. 
121:  57.  130:  337.  133:  260.  137 
u.  144:  337.  147:  114.  152:  130. 
158:  138.    179:  76.  188:  337.  194: 

327.  209:  257.  213:  90.  223:  62. 
226-230:107.  227:207.  233:168. 


237:  70.  238:  169.  252:  264.  256: 
83.  258:  247.  260:  264.  265:  247. 
270:  108.  271:178.  273:327.  274  ff: 
476.  276:  246f  413.  288f:  413.  300: 
207  214.  302:  57.  306:  55  80  327. 
310  u.  312:  288.  329:  155.  369:  329. 
378:  274.  381:  116  329  388:  116. 
390:  332.  393:  323.  394:  245  396: 
56.  398:  337.  400:  327.  418:  74. 
422:  264.  427:  324.  435:  75.  447: 
327.  457:  337.  474:  84.  488:  134. 
489:  177.  493:  75.  502:  28  174. 
604:  169.  507:  261  339.  513:  47 
160  266.  614:  73.  615:  57  327. 
517:  349.    520:  81.    526:  46.  528: 

260.  532:  262  337.  534:  48.  637: 
245  247  259.  559:  46.  561:  260. 
578:262.  674:257.  575:262.  576: 
74.  580:  337.  682:  247.  686:  323. 
597:  57.  699:  47.  602:  57.  606: 
46.  614:  84.  615:  267.  618:  73. 
634:  247  263  265.  647:  237.  660: 
267.  661:  337.  675:  324.  679:  47. 
688:  261  339.  684:  46.  689:  87. 
693:  261  339.  696:  79  261  339.  700: 
82  260.  702:  228.  710:  247.  713: 
82.  714:  259  339.  716:  79  95  163 
353.  721:  84.  728:  105  153.  734: 
153.  737:  261  265  277  339.  741: 
47  230  263  339.  742:245  247.  746: 

261.  749:  260.  760:  211.  763:  339. 
755:  261  339.  759  — fin.:  551.  759: 
210.  762—768:  384.  768:  308.  769: 
311.    771:  113. 

Plantus  Trinammns  10:  169.  15:  138 
178.  48:  177.  64:  274.  66:  347.  75: 
274.  78:  47.  86:  347.  109:  80.  124: 
447.  127:  93.  137:  46  49.  158:  178. 
186:  105  168  350.  186:  384.  205: 
276.  206:  196.  223  ff:  467  496  510 
542  559.  223:  88  342.  226:  343. 
226:  198  302.  228:  302.  230:  802. 
236:  46  422.  244 ff:  419.  250:  64 
73  140.  261:  26.  252  —  256:  412. 
257-263:  502.  257:  88.  258:  137. 
266  ff:  433.  266:  64  187.  269:  283. 
270:  84.  272:  64  137.  273:  181. 
276  ff:  542.  279  ff:  483.  281:  52 
137.  286:  248.  287  f:  283.  293:  52 
137.  318:  73.  320:  261  339.  328: 
58.  329:  269.  338:  350.  347:  310 
349.  351:228.  360:140.  375:111. 
396:  275.  397:  312.  398:  88.  410: 
325.  425:263.  427:196.  432:113. 
440:  347.  447:  106.  456:  87.  457: 
307.  458:312.  467:246.  472:347. 
495:  135.  533:  234  245.  638:  347. 
539:  178.  640:  178  208.  552:  46. 
568:  268.  674:  169.  676:  348.  684: 
112.   604:  209.   605:  261  339.  611: 


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588 


Stellenregister. 


322.  613:  IM,  619:  321,  621:  46. 
624  u.  629:  262.  646:  222.  648:  325. 
652:  IM.  655:  äliL  65fh  122.  663: 
246.  664:  13  334.  673:  325.  675: 
-11.  682:324  693:216.  702:228. 
714:221  322.  715:261,  716:331. 
726:  8S.  728:  4iL  734:  IM.  749: 
24iL  753:  142.  773:  341.  776:  31 
IM.  781:  162.  790:  113  LTiL  794: 
169.  804  ii.  SQ6:  353.  809-  46  818: 
112.  820—842 :  211  211i  '2^1  3S8  443— 
418  522.  825:  222.  827:  28JL  829: 
52.  832 ff:  4M.  833  :  61  22  222.  834: 
141  28h  835 f:  62  122  222.  838:  612. 
840:  22  4M  411-  843  —  862:  328  t. 
844:  331  850:  3M  862:  262.  853: 
46  210.  «55:  31fl.  862:  46  325.  870: 
42.  880:  312  312.  883:  331.  886: 
325  328.  889:  262.  891:  331.  905: 

323.  906:  211.  907:  126  Iii  927: 
ULiL  934:  25.  938:  262  353.  941: 
262.  947:  325.  957:  IM.  964:  73. 
96«:  3M  350_.  969:  62.  977:  325. 
983:  83.  986:  261.  990:  IM.  1003: 

211.  1010:  312.  1019:  1ÜL  1021: 
322.  1025:  IM.  1046:  251.  1049: 
2J_L  1051:  352.  1052:  JA.  1059: 
1416  IM  1070:  309.  1071:  106  115. 
1082:  328.  1115—1119:  412.  1116: 
22.  1130:  Hfiä.  1127  u.  1145  u.  1148: 

212.  1160:  322  332.    1169:  216. 
Plautue  Truculentue  11:  215.  Mi 

162.  2ik  211.  32:  121  162.  61:  331. 
61h  312.  hl:  122.  85:  162  122.  IM: 
121.  111:  üü  2*5  29JL  112:  Ü2  81. 
113t  6ü  121.  119  :  62  2hh  125;  6ü 
81.  210:  303.  211-  343.  231 U.  241h 
15.  251  ff:  808  2K2-  311  272:  327 
276:  154.  284:  338  285:  247.  221^ 
lL5h  305-  338  309  u.  317:  4h  333: 
25L  331:  338.  335:  12.  31h:  312. 
dhli  52.  262:  352.  3fiih  21L  315^ 
hh  38Jh  263.  426j  211.  407:  112. 
42 1  :  211.  411  (im  Text  fälschlich 
448):  46.  455  t':  mi  457-  322.  451k 
182.  4C0:  843  462  ■  219.  463  •  182. 
■Ulli  30JL  465:  122.  466:  IM  IM 
480:  12.  4h2-  338.  423j  26.  5DJh 
iL  508 :  321.  513:  211.  539 :  212. 
545  •  33*  55  t  :  431.  553:  54.  551k 
21*  562:  110.  565:  263.  571:  KL 
576:  IM.  679:  126  hin  21h  594: 
298.  612:  285.  614  :  226.  619:  182 
2*5.  622:  297.  653:  350.  656:  353. 
666:  liüL  680:  2Ü*.  684:  16*.  68«: 
138  116.  695:  126.  69«:  14.  703: 
68  132.  718:  212.  714:  222.  716: 
322.  717:  222.  733:  132.  753:  13. 
769:  122.  761:  8h  762:  122.  776: 
211.  7«6:  223  225.  790:  IM  «23: 


338.  830  :  332.  842:  11  129.  852: 
154.  879:  5h  886:  132  21h  892: 
327.  899:  22  113.  902:  IM  907: 
13.  919:  21h  931:  81.  939:  211. 
943:  338.  966:  114.  957:  135.  963: 
154. 

Plautus  Vidularia  ed.  Stademund. 

h  I:  133.  II,  1:  32h  II,  32:  133. 
Priscianus  I  p.  17^  2i  32.    p.  393,  1a 

535.    p.  693,  JJh  32. 
Publiliu«  Syrus  sent.  ed.  Wölfflin  48j 

352.    sent.  fals.  rec.  üh  352. 

Quintilian.  inst,  or.  9,  4,  50:  477. 

Seneca  Herc.  für.  Mhi  lßJL  1291: 
17Q. 

—  Herc.  Oet.  1205:  170, 

—  Thyeut.  32h;  112. 

Octav.  528:  170. 

Sophocles  Aiax  421  u.  404:  450 

—  Antig.  932:  111.    1824:  124. 

—  Elect.  IMj  122. 

—  Oed.  Col.  132:  11h  142:  111  122. 
211h  123.   23h:  122. 

—  Oed.  rex  155  u.  121  u.  112:  122. 
661  n.  686:  123.  * 

—  Philoct.  861  u.  854:  123.  1097  u. 
1111  u.  1130  u.  1135:  122.  1170  — 
1217:  437.  1190  u.  1200  u.  1204:  122. 
1402  :  226. 

—  Trachin.  847:  123. 

Terentius  Adelpboe  26  —  154:  454 
38-  191.  40  —  77:  4113.  Iii:  243  280 
57:  209.  88-113;  403,  118:  291 
365.  139-  221  322.  142-  74  143: 
245  f.  161  —  1611  417.  167:  58.  168: 
M  58  12.  170  ff:  462.  128:  115. 
195-208:  455.  201  •  58.  217-  12h 
225:  112  3JO.  23>h  II.  212:  23h 
254 ff:  462.  262  u.  262:  261.  264: 
52.  28h:  226.  288-298:  473  293: 
22.  299-  322  461  413—415  52h 
313:  158.  318;  353.  821  -  329:  155. 
322:  12.  33h:  352.  313:  263  26h 
34l>-  267  348:  232  26h  351:  «0. 
365  -  516  :  464.  313:  222  202.  315: 
12h  386:  32h  389:  IM.  392:  23h 
4  49-  163  457-  267  463:  209.  465 : 
191.  486:  312.  517 ff:  251  410.  511: 
58.  521:  267.  523:  99  141  228  266. 
528  ff:  462.  538:  26h  64Q:  455. 
553-56«:  455,  553 :  262.  559:  72 
2J1L  560;  12.  5Iiih  342.  56äj  26h 
669—686:  399f  455.  674:  IM  158. 
688:  267.  522 ff:  462.  598  :  26h 
604:  11h  608f:  421.  610—624: 
419—423  630  662.  612:  432.  613: 
M  432.    614  :  312  43>L    617-  13*. 


Stellenregister. 


589 


619:143  26L  621  u  633:212.  634: 
267.  638-678:  454.  638:  10.  655: 
240.  087:  12.  697:  Uli  145  156. 
700:  211  702:  4L  706:  12.  707 
712:  424  502.  707:  22.  708:  213. 
711:  144.  712:  228  421.  713-  853: 
454.  742:  48.  748:  34L  740:  266. 
766:  422.  822:  248.  827:  352.  830: 
23L  839:  45  2iiL  863:  4!L  864:  30. 
805:  341.  866:  4L  877:  26L  880: 
12.  911:  212.  934—957:  368  401L 
947:  110  143.  956  f:  399  f.  958 
984:  392  155.  960:  51L  971:  216 
'AUL  972:  212. 
Terentiua  Andria  Ii  340_  23;  26L 
43.:  311.  51;  12L  52j  286.  611:  21ÜL 
00:  39  208  211  IL  2!>L  82;  216. 
Ulk  244.  LLüi  348.  150;  34L  llik 
4L  118;  52*.  182;  528.  2Ü2;  II  62 
14».  221  •  341.  226;  121L  231 :  30 
211.  235;  323.  232;  212.  256  ff: 
475.  250 :  191  25K-  211  214.  201  • 
311  212.  204-  105  15L  267:  246  207. 
270:  TL  2Ht>-  74  2'.>9:  58  301  : 
2fiL   H02  n  308-  72     «17:  211.  322: 

12  266.  320:  211  331  u.  345;  12. 
359:  4If.  301:  140.  362  u.  316  u. 
380;  12.    391  (im  Text  falschlich 

393):  IL  400:  74  4SI  —  4s0:  480. 
481:  19S,    1S-J;  19S,  139.  184i 

218  301  485  490  :  341  499  n  608: 
2JJL  Ml»  n.  535:  207.  53H:  58.  541h 
320.  500 :  JJLL  581:  413.  596:  268. 
608:  12.  610  —  614:  145.  613:  92 
145.  014-  Hl  figft.-fi.Htt.  AHO  625: 
61  18  366  13L  620—034:  463.  626: 
198.  627:  342.  629:  228.  630:  51. 
631;  221  239.  631:  222  29L  034: 
222.  035  -  039:  145  401  524  521L 
004:  5JL  094:  4L  702:  146.  706: 
58.  718  :  320.  737:  209.  745:  4L 
749  :  246.  762  :  246.  767  :  209  34L 
801:  209.  809:  26L  823:  5JL  830: 
74:1'.  850:  139.  852  :  26L  864:  52. 
896:  21_L  907:  246.  922:  12.  930: 
26L  945:  211  246.  949:  212.  950: 
266.  957:  143  156.  964:  12.  965 
u.  978:  26L  980  u.  982:  12. 
—  Eunuchus  L  liüL  lüL  2üL  HO; 
255  201.  lilL  13L  131 :  207.  1  19- 
35L  190:  209.  211:  72.  214  u.  230; 
207.  232;  12.  200:  191  261 :  144. 
26J_:  216.  288;  212.  291k  II  IL 
342:  40  349 :  191.  400:  138  «45 f 
418:  321L  431b  2Ü1L  474-  245 f  484- 
207.  500:  74.  523  u.  558;  26L  589: 
IL  593 :  1  1 1.  001:  26L  ÜMu.OOO 
n.  008-  212.  018:  46.  631:  190.  671 : 
10.  097:  113  L1L  707-  HO 7  731  u. 
742:  58.     752:  12.    777 :  14.  7H9: 


207.  797:  12.  832:  54  56  209.  836: 
hl  209.  856:  320.  859:  190.  871: 
351.  929  :  209.  933  :  352.  980:  41 
207.  1007:  228.  1012:  144.  1014: 
141  207.  1021:  212.  1023:  207. 
1037:  32iL  1053:  12.  1082  :  26L 
TerentiuB  Heautontimorumenos  63: 
196  353.  83:  113  148:  58.  266:  48. 
322:  12.  33H_i  4L  388:  12.  396: 
58.  502  :  353.  551  (im  Text  552): 
4L  56JÜ  58.  blhi  144.  600:  74. 
033  u.  049:  12.  058:  12  IL  659: 
58.  608:  140  158.  688  U.  095 :  143 
698:  144.  699:  143.  713:  105.  724: 
145.  733:  3L  739:  145  f.  812:  69, 
H2fi-  OH  851 :  58.  878  u.  880  u.  897 : 
12.  902:  156.  910:  59.  932:  14, 
950:  156.  954f  u.  963:  12.  976  u. 
998:  59.  1001:  158.  1011:  58.  1021: 
12.  1023:  4L  1024:  12.  1031:  5_L 
1038:  58. 

—  Hecyra  10L  56.  Ulü  209.  HL 
209  214  220;  212.  223;  58.  230: 
12.  234;  212.  243-  144.  25iL  243. 
252:  145  21 3  254-  213  2ft5 :  267 
278:  58.  284:  413.  2H5:  12.  290: 
26L  3  1 2  :  422.  3211:  340.  325.:  111 
208  344:  144  200  369:  213.  307 ; 
HL  370:  212.  3H0-  310  398 :  207. 
413:  268.  430:  58.  437:  48.  448: 
137.  463;  Z2.  465;  46.  485  (im  Text 
fälschlich  885):  4L  488;  340.  425j 
245f.  506  :  340.  501;  312.  508;  209. 
513:  190.  516-635:  52L  523_I  413. 
527-  51L  ft2H  •  H  IL  MI  -  267  ft43  • 
12.  561;  156  267.  562;  12.  607  ff: 
528  609:  145.  613:  48.  620:  230. 
621  u.  650:  26L  664:  511  701 :  2I1L 
726:  48.  727-746:  528.  731:  414 
416  424.  741:  146  156.  753:  58. 
762:156.  784:145.  790:213.  807: 
10.  818  :  213.  830:  HÜ  143.  832- 
834:  213.  841ff:  528.  859  —  801: 
389 f.    807:  46  216  34LL 

—  Fhormio  00:  209.  101  :  353.  113: 
4L  134:  207  143:  74.  140-  110  1  DU. 
1A3-1AH:  396.  154n  100t  207.  102: 
244  246  268.  179  :  207  208  u.  212; 
72.  248  u.  250:  267.  284-  50.  297: 
26L  310;  48.  327-  212.  330;  72 
337:  59.  #38;  58.  346-  140  347: 
12.  308 :  234.  372:  207.  394:  349 
351.  416:  26JL  434;  88.  439;  14. 
154  u.  451;  209.  4H3:  47  12.  481; 
26L  489;  59.  50L  242.  510:  26L 
51  1  :  59.  624:  12.  528:  150.  529 : 
12.  535;  212.  542;  113  HL  646: 
8L  549:  12.  550:  266.  601:  353. 
009:  2iÜL  619:  34JL  662:  54,  000: 
88.    60L;  244  34_L    686;  551  350. 


590 


.Stellenregister. 


707:  74.  710:  »41.  725:  255  266. 
727:  144.  742:  212.  754  u.  759  ti. 
777:  213.  784:  144.  793:  74.  794 
n.  828:  213.  830:  2f»7.  861  u.  864: 
72.  865:  267.  877:  266.  902:  88 f. 
Uli:  341.  936:  48.  963:  116.  985: 
341.  1020:72.  1037:267.  1042:211. 

TheophiloH  12,  5:  194. 

Tiuiokles  16,  6:  206. 

Titinius  65:  244  f. 

Tnifjjici  Ncl.  earm.  II:  330.   ine  17: 
330.    111:  130. 


Vergilius  Aen.  1,  573:  49.  2,  224: 
195.  3,  211  u.  6,  507:  121.  6,  780: 
22.    10,  176:  107. 

—  bucol.  eclo?.  3,  6:  105.  3,  79  u. 
6,  44:  121.  8,41:  105.  8,108:  121. 
10,  12:  107.    10,  1»;  105. 

—  catalept.  3,  1 :  51 . 

—  (feorg.  1,  4:  33  105.  1,  221:  108. 
1,281:  121.  1,341:  104.  1,431:  108. 
2,  86:  105. 


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2»  M#  05  199^ 


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