Angriffswaffen
und
Verteidigung...
fossiler
Wirbeltiere
-iARVARD UNIVERSITY.
LIBRARY
OF THK
rSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOQY.
GIFT OF
ALEXANDER AGASSIZ.
OCT 16 19Cy
Separat -Abdruck ans den „Verhandlungen**
der k. k. zooloo-isch-botaTii sehen Gesellschaft
in Wien (Jahrgang 1908).
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Bericht der Sektion f&r Paläozoologie.
Versammlung am 13. Februar 1908,
■
Vonitzender: Herr Prof. Dr. 0. Allel.
Herr Prof. Dr. 0. Abel spricht Uber:
Ingrifswalhi iiiid f erteiiüfiiiigs]^ bssütr Wirbeltim.
Bei (leu fossilen Wirbeltieren finden wir ^j^anz ebenso wie bei
den le]>enden Waflen aii8|?ebildet: Angriffsw äffen, vorwiep^end
bei Heiscli fressenden und Verteidigungswaffen, vorwiegend bei
nicht fleischfressenden Tieren. In der folgenden ZuBammenstellung
sollen nur jene Waffen der fossilen Wirbeltiere berücksichtigt werden,
welche von jenen der lebenden in auffallender Weise abweichen.
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(208)
VerBammluug der Sektion für Paläoaoologie.
!• Die Zähne als Angrütswaffeu.
Die foasUen Fische zeigen im wesentlichen den l'ypus des
Angriffsgebisses wie die lebenden Fomen. Selbst die fnrehtbare
Kleferbewaflfuuni^ der Edestiden (Karbon nnd Permo-Karbon) mit
der meik\vlir(lifi:en Gattung llelicoprion^) aus der Artiuskstulc
(Permo-Karboiij von Krasnoufimsk im l rul findet sich bei lebenden
liochen, freilich in weit geringrereni Ausmaße wieder.*)
Bei den btegocephalen treten uns keine auffallenden An-
griffsgebisse entgegen; dagegen sind bei den südafrikanischen Thero-
morphen aus den unteren ßeaufort Beds (Perm) sowie den mitt-
leren und oberen Beaufortscbichten (Trias)'*) einzelne Zähne des
Gebisses in einer höchst auffallenden Weise spezialisiert.
Während einige dieser Reptilien in ihren Gebififormen an
fleischfressende Säugetiere erinnern (z. B. Cynoffnathus nnd Ltfco-
saurus), indem ungefähr an derselben Stelle, wo der Eckzahn des
Säufj^etieroberkiefers aus den Kiefern vorragt, ein besonders starker
Zaliii auHgebildet ist, ist Dkymdon dadurch merkwürdig, daß ein
sehr großer umi Kmürer, zugespitzter Zahn schräge iiaeli vorne und
unten aus dem Uberkiefer vorspringt. Diese starken und lioeli-
spezialisiertcn Hauer haben allem Anseheine nach als AngritTswatfen
gedient un(i ihre Aushildunir ist umso auiVallender. als das \'order-
ende der Kiefer zu einem /«üiulosen, schneidenden Schnabel um-
gestaltet ist, der bei. der vollständig zahnlosen Gattung Udemdon
an einen Schildkröten- oder Yogelscbnabel erinnert.
Mit diesen hingen dolcbartigen Hauern von Dicffnodtm lassen
sieh die extrem verlängerten Eckzähne der säbelzähnigen Tiger
^) A. Karpinaky, Über die Beste von Edestiden und die neue Gattmig
Bdicoprion. (Verbandl. d. ksis. rasa. Ilineralog. GeBellsch. zu St. Petenburg
[21 XXXVI, Nr. 2, 1899.)
*) Tb. F u ch B. (Sitaaagsber. der kais. Aksdemie der Wissenscb. in Wien,
mathem.-naturw. KL, Janoar 1900.)
^ CIh r d:i8 geologische AJter d«r Beanfort Beds in Südafriks siehe
E. Kokcu: Indisches Peru und die permlaGbe Eisxeit. (Neaes Jalirbttcli für
Miaer. etc.. Festband 1907, S. 521.)
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Vemmmlnng der Sektion für PalSoioologle.
(209)
oder Macbai rodootiden aas dem Neogen und Plistozäo der alteo
und Denen Welt sehr §*nt vergleichen.
Die Eckzähne von Mackairodus neogaeus ans dem Plisto^
▼on Südamerika sind yon anflerordentlicber Länge. Bei normaler
Weite der MnndVffiinng wäre der Eckzahn noch so weit Uber den
Unterkiefer vorgestanden, daß das Tier die Nahmng' nicht nach
Art der lebenden Katzen zwischen die Kiefer hätte aufmlmicn
können. Daher hat W. D. Matthew die Meiminji; aus^resprochen,
daß 3fachairo<lns den Unterkiefer fai?t senkrecht steilen konnte.
Ich halte das nicht fUr wahrscheinhVli ; der extrem verlängerte Eck-
zahn stand vermutlieh stet** Uber den Unterkiefer so weit vor, daß
auch bei vollstän Ii i (Jiinun;^^ der Mandspaite die Ixk^Uncudcn
noch Uber den Unterkiefer vorragten.
Brandes hat hervorgehoben, dafi die Schneide- nnd Backen-
z&hne von MaehairodM weit weniger leistnngsßlbig erscheinen als
bei den lebenden Tigern nnd Löwen. Er vertritt die Meinung, dafi
die extreme Spezialisation der Eckzähne von Machairotkts dnrch
die häufig geübte Gewohnheit bedingt gewesen sei, die Eckzähne
in den nngepanzerten Hals der grofien gepanzerten Glyptodonten
einzubauen.
A\ (■ i s III ann hat sidi dieser Auffassung augesehlossen und
bctraebtet (iie Anshilduiii,' der großen Machairod tts-i^ck/Mhnc einer-
seits und der schweren Olyptodontenpanzer anderseits als eine
„wechselseitige Steigerung der Anpassungen zwischen zwei Tier-
gnippen".
Es ist das wohl kein Hei spiel für eine derartige wechselseitige
Anpassungssteigemng, wohl aber dafür, dafi man bei solchen
Schillssen nicht vorsichtig genug zu Werke geben kann* Die grofien
Gürteltiere und Glyptodonten sind auf Südamerika beschränkt, aber
die Machairodontiden sind weltweite Formen, die in Europa schon
im Phosphorit des Quercy (Paläogen) auftreten und bereits hoch
spezialisiert erst im Pliozän, nach Herstellung der heutigen Land-
verbindung zwischen Nord- nnd Südamerika, nach Südamerika ein-
gewandert sind. Die europäischen, asiatischen und nordamerika-
A. WeiimanD, VortiXge tf her Deetendenstbeorie, Bd. II, 8.40d— 404.
Jeoa, 1902.
Z. B. Om. Bd. 88. O
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(210)
Vecnamdang der Sektion fir Paläomologle.
Fig. 1.
Anehisaufus colums BCareh.
Fandort nnd Alter: Connecticnt Bed
Senditone (obere TriM)vonlUndlieBter,
Conti., l". S. A. Nach der Photographie
des Originales von (>. C. Marsh ^nach
F. V. H uene).
R»M'ht«^r Ann in halber NatiirffTÖße.
JI distales Ende des Hinnerus, f' =
Ulna, Ä^rKadius, «/ = Ulnare, M J,
M2I, Ar/i7= HetacariMlta den eisten
bis dritten Fingers.
Dischen Machairodontidcn haben
ebenso gewaltige Eckzähne wie die
südamerikanischen Formen nnd die
Ansbildnng derselben hängt also
nicht mit dem Kampf zwischen den
Uachairodontiden nnd Glyptodonten
zusammen.
IL Die OltedinaOen als An-
griffswaffen.
Bei einzelnen tieischfressenden
Dinosauriern (Gruppe der Thero-
poden) aus der lYias-, Jura- und
Kreideformation sind die Endpba-
langen der Finger mit langen nnd
scharfen, stark gekrttmmten KraHen
bewehrt gewesen. Bei Änehisatmii
cdlurus Marsh (Fig. 1) ans dem Ck>n*
necticut Red Sandstone (obere Trias-
formation) Yon Manchester, Conn.
(U. S. A.), ist der Danmen außer
ordentlich stark und kräftig, weit
krälligcr als der zweite und dritte
Finger, und seine Endphalange trä4,'t
eine mächtige Kralle. Auch der
vierte und fünfte Finger, die noch
nicht hekannt, aher nach Marsh')
und V. H u e n e ^ ) vorhanden gewesen
sind, dürften beiLralU gewesen sein.
') 0. ('..Marsh, Kestoiation o{ Ancht-
saunis. (Ainer. Journal of Science, XLV,
Febr. 1893, p. 109-170, PI. VI.)
*) F. V. Huenc, über die Dino.sauri» r
der infieienropSiflehen Trias. (Geolog, u.
palSontoIog. Abhnndl., heimnsgegeben von
£. Koken. Nene Folge, Bd. VIU [XII),
Heft 2, p. 107, Taf. III. Jena, 1906.)
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Veratmmlaiig d«r ttektion für Paläoaooiogie.
Gauz ähuliche Fingerkralleo finden wir i>ei dem theropoden
Dinosaurier Ällosaurus aus Nordamerika (Oberjura oder Unterkreide) ;
äbnlichc Krallen sind wohl aaob dem erst vor kmtr Zeit be-
kannt gewordenen Tyrannosawrus rex vorhanden g:ewescn, welchen
U. F. Osborn ans den Laramie Beds (oberste Kreide) von Montana
in Kordamerika im Jahre 1905 beschrieb.^) Dieser aof den Hinter-
beinen flehreitende DinoBanrier war anfgerichtet 5*35 m hoeh; der
mit kräftigen EegehAbnen bewehrte Schädel ist auffallend robast
and plump gebaut, die Vordereztremittten aber ni winzigen Fang^
armen rerkttmmert.
Die fleischfressenden theropoden Dinosaurier waren vielleicht
Aaslresöer und beuützli^ii iIul' starken Fiii^'^erkrallen /.um Losreißen
der Fleischteile von den Ivinlaviiu der riesi^^en pllaiizenfre.ssendcn
DinoHiiurier, wie die olieiihar von den Krallen eines Allosn'inta
hervorgebrachten tiefen Verletzungen an den Wirbeln eines Brunio-
sawru& beweisen.
III. Fangapparate der paläozoischen Aster olcpiden«
Im Voijahre beriehtete der Vortragende äber die vermutliche
Funktion der Seitenoigane der Asterolepiden in der Sektionflsitzung
vom 20. Wktz 1907. Diese Seitenorgane, welche keine Homologa
der Brustflossen der übrigen Fische darstellen, haben vermutlich
in ähnlicher Weise wie die Fangapparate einzelner Krebse oder der
Oespenstheuschreeken funktioniert.
B, Verteidig uugsmittel.
L Die Zähne als YerteldlgnngswaJfen.
Bei vielen fossilen ptlauzeufressenden Siiu^^etieren sind ent-
weder die Eckzähne (wie bei den Dinoccratcu aus dem Eozän
der Bad Lands in Nordamerika) oder die Schneidezähne zu
langen Hauern um-efornit, welche eine wirksame Verteidiguugö-
waffe' gegen Angriffe von Kaubtieren bilden.
H. F. Osborn, Tyranmommtm and other Gretaeeoos Cunivoroiia
DinoMHU». (Bulletin Amer. Miu. Nat. Bist., XXI, p. 259—265. New York, 1905.)
— T}ffwmo9aimBt Upper CretaceouB Cunivorout Dinonur. (Second Coni'
muDicatioD.) {Ibidem, XXII, p. 281-296, PI. XXXIX. New York, 1906.)
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I
(212)
VersMumluDg der Sektion für PaläoMologieu
Bei einzelnen fossilen Huftieren wuchsen die Schneideziihne
in exzessiver Weise ans und konnten dann nicht mehr als Waffen
gebranclit werden. Dies ist z. 13. der Fall beim Kolumbus-Mammut
Nordamerikas (Elephas Columhi),^) wie das vor iiarzem im Ameri-
kanischen Museum in New York aufgestellte Skelett dieses Ele-
fanten zeigt. Die riesigen Stoßzähne sind hier eingerollt und legen
sich mit ihren Enden Übereinander.
II. Bie 6^11edinaßen als Terteldlgiiiigswaffeii.
Ein ganz einzij^ dastehender Fall der Umformnnp: einzelner
Finder zn einer Verteidigungswaffe ist der Daumen von Iguanodon
(Wealdentbnuatiou. I^nterkreide). Der Daumen ist zn einiM- kegel-
förmigen, sehr kräftigen Stoßwaffe imi^>:ebildet und an seiner ötelle
ist der fünfte Finger opponierbar geworden.')
III. Sckwaozstaelieln als VerteidigangswaifeiL.
Auf dem Schwänze einseehaer Dinosaurier, wie Stegasawms*)
ans dem Jura Kordamerikas und Tolactmthus^) aus dem Wealden
Englands, stehen Knockenstachelpaare, die sicher eine wirksame
Verteidigungswaffe gebildet haben. Es ist aber nicht wahrscheinlich,
daß die Stachelpaare bei diesen beiden Dinosauriern so steil nach
oben gerichtet waren, wie es die bisherigen Rekonstruktionen zeigen,
sondern es ist walinsclieinUcher, daii die Stacheln in der Srlnvanz-
region schräge seitlich wegstanden, wobei sie bei Srliwunz-
schiägen als eine wirksamere WatVe gel)raneht werden konnten.
Auch bei fossilen Sangetieren ist der Schwanz mitunter l)e-
wehrt. Dies ist der Fall bei Gljfptodan, dessen Schwanz von knö-
H. F. Oshoni. A Mounted Skelttuu of tlie (Jolumbiau Maiiimoth
(EUphas Columf'i/ ylUiA. Am. Mus. Nat. Hist., XXIII, 1907, p. *2^fv--257, 1 ig. 1.)
L. Doli», Prciiiieie Nute sur les Diuo.xanritns de liwriiissurt. (BulU
Mu». lio> . lliht. Nftt BcIk-, Vol. I, 1882, p. lt..!. Tl. IX, I i-. 2 und 3.)
') 0. C. Maiüh, Reatoration of SUgvsuuru^. (Am. Jouni. of Sdeace,
XLII, 1891, p. 179—181, PI. IX.)
*) F. V. Nopcaa, British Dinosaurs: Polacanthus. (üeol. Magazine,
DeeadeV, Vol. II, p. 241-250, Fig. p. 242. London, 1905.) — Nene Rekon-
i>tniktion: J, WAlther. Gesebichte der Erde und de« Lehens, f^. 445, Yig, 254.
Leipzig, 1908.
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Vcraaruiulung der Sektion fUr Paläozoologie.
(213)
ehernen J^taclic Iring^en iimliHllt war und rIcIk r als Waffe gebraudit
werden konnte. Kine sehr eii^eutünilichc lJnit'orniiiii<r des Schwanzes
7,11 einer Waffe zei^'t ein zu den Olyptodonten gehöriges I(iesen2:iirtei-
üer au8 dem Plistozäa ArgeDtiaieos» Doedicurus clavicaudaUis (Fig. 2).
Fig. 2.
Daedkums clavieaudaUts Owen.
Rekonstruktion des 3 f>is t m langen Tieres auf Gnintl der von R. Lydekker mit*
get^ten Phofn./niphicii des Panzers. Drr in eine nnbfwpfrlirhe Köhre elnge*
ncblosseue iüutere Teil des Schwanke» diente als Verteidigunj^swaffe.
Ana dem Funpaslö6 der Gegend ron Baenot^Afrea.
Der Körper ist durch einen geschlossenen Panzer geschützt;
dann fol^n in der vorderen Schwanzregion sechs rasch an Große
abnehmende bewegliche Knochenringe, die eine seitliche Bewegung
des Schwanzes gestatten; die letzten zwei Drittel des Schwanzes
sind in einer KnochenrOhre eingesehlossen. Diese R5hre ist am Ende
kolbig anfgetrieben und ti^gt tiefe nnd weite sebOsselfönnige Ver-
tiefnngcn. Es ist kantn ein Zweifel daran inöglicli, daß diese Gruben
zur Aufnahme von hornigen llautbuckel n oder Hau tstacheln
dienten, so daß der Schwanz das Aussehen eines Morgensternes be-
sessen haben mag, wie ich dies in Fig. !? dnrzu.«itellen versucht
habe. Zweifellos muß eine solche Waffe ein wirks^auics Verteidigungs-
mittel gewesen sein.
IT. 8chadel]irotuberan%cn und >iuckcuplatteii als Vertcldi-
gungsmittcl.
Zaiilreiche lieptilicn und Säugetiere, unter den letzteren uament-
iich die HuttierCf besitzen kegelförmige ächädeiproiuberatizeo, die
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(214)
VemmmluDg; der Mthw für PaliModlogio.
als wirksame Verteidigungswaffe dienen. Bei einzelnen Hnftiereii
sind diese Seb&delprotnbeianzen mebr&ch gegabelt (Rehe, Hirsebe).
Zu den merkwtlrdigsten Scbädelprotnberanzen gehören die mileh-
tigen paarigen Nascnzapfeii von Arsin&Wwrium^) aus dem Eozän
Ägyptens sowie die paarigen Nasenzapfen der beiden fossilen Nager-
gattungen Ceratogaulus^) ans dem Miozän von Kolorado und J'Jpi-
gaulus^) aus dem Miozän von Kansas. J. W. Gidley hält es nicht
fHr ausgeschlossen, daß die mächtigen Nasenzapfen von Epigaulus
nur hei den Miinnelien auftreten, ^and in that cvent were probably
used principally as lighting weapons". Epigaulus hat otfenbar eine
grabende, unterirdische I^ebensweise gcflihrt, wie die langen Scharr^
krallen und die ungewöhnlich kleinen Augenli<>iilcn beweisen.
Hei der ausgestorbenen DinoRaarierfamilie der Oeratopsiden
ist der Sebädel an seinem Hinterende zn einer breiten knttcbemen
Pkitte nmgeformt, welebe kaum eine andere Deutung als die einer
Nackensebntzplatte zuIftBt. Gleicbzeitig sind mebrere stark nacb
vorne geneigte Knocbenzapfen auf dem Sebüdel vorbanden, und
zwar meist ein kleiner unpaarer auf dem Vorderende der Sebnauze,
das Kas^born, sowie ein Paar Knoebenzapfen ober und binter den
Augenhöhlen, die von den beiden Postfrontalia gebildet werden^*)
Die niiiclitigste Schädelprotuberanz unter den fossilen Huf-
tieren besai3 Elasmotherium sibirii um aus dem Pleistozän.
Unter den Knoelienzapfenforaien der fossilen Huftiere ist be-
sonders jene der paarigen Scheitelzapfeu von SivatJierium gigantmm^)
1) C*W.AndrewBf A deBcriptiv« Catalogve of tbe Tertbry Vette-
brate of the Fajüm, Epypt. London, 1906, Tifelhild.
>) W. a Matthew. (Bulletin Amer. Maa. Mat.HiBt^ XYJ, p. 291. New
York, 1902.)
') .T. W. Gidley, A New Homed ■Rodetit troui ttie .Miooone of Kansas.
(Proc. U. S. Nat Mus., XXXII, p. 627 -036, V\. LVIII-LXV. WHi^hington, 1907.j
*) 0. C. Marsh, DiDosaurs of North America. (16*^ Annnal Report U. S.
Oe(rfo|?. Survejr, Part I, 1896.) — Eine auffallende Üb«rerastimmiiiig in der
Anordnunn^ der drei ScbSdelprotuberansen beatefat swischen TWonvIopt und
CliameUo Oue^ni: R. S. Lull, The Cranial Musculaturc and the Oriß^in of the
Frill in the Ceratopsian Dincsani«. (Amer. Journal of iicience, XXV, Haj
1908, p. 398, Fig. KO
*) O. Ab<'l, l In r ciiH'ii rund v((n Simthermm giganteum bei Adria-
nopei. Sit/.inijL^'sher. der ktü». Akad. der Wiss. ia Wien, matbom.-naturw. Kl.,
Bd. CXill, 1904, S. 629— 653, Fig. 2.)
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Veraammlung der Sektion für Paläozoologie.
(215)
M» dem Unterpliozän der Siwalik Hills in Ostindien und von Adria-
nopel bemerkenswert.
Y. Panzer.
Viele fossile Tiere sind entweder durch flache Panaerplatten
oder durch Stachelpanser gegen Angriffe von Feinden geschützt
geweeen. Gescbloesene Panzer, wie wir sie von den Schildkröten
kennen, kommen nur bei den gepanzerten Glyptodonten ans dem
Pleistozän von Südamerika nnd bei der Reptilienordnung der Vlaco-
dontia in der europäischen Trias vor (Phu-orhly^j. Viel iiäuti^^cr
sind partielle Panzer, wie die Panzer der altpaläozoiscben Panzerfische.
Afücylosaurus rnugniventris Brown.
Fundort and Alter: Hell Creek Beda (obere Kreide) von Montana, U.8.A.
Hekonstniktion auf Grundla((i> der von Bnmnm Brown VM^ voröffentllchten Ab-
bildungen Hull. Am. Mus. Nat. Hwt., XXIV, p. 187—201). Kurperlänge des Tieres
etwa 4— 5 m. uTbe girth of this fange Creatore exeeeded that of the Mastodon^
BrowB, Lfr, P.1M.)
Bei einzelnen Dinosauriern wie bei dem bekannten Stego-
samrus, femer hei Fcilaicantku$^) aas dem Wealden der Insel Wight,
*) F. V. Nopcsa, Notes on British Diiiosianrs. Part II: Polacanthus.
((ieolonrical Muf^axinc, Dec.nlc V. Vol. II, Juni- p. 241, PI. XII.) — Kine
neue Kekunstruktion von rulamnthus Foxi hat J. Walt her entworfen: Ge-
schichte der £rde und des Lebeos, S. 445, Fi^. 254. Leipzig, 1908.
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VflianiDiiüaiig der Sektion für FellooMlogle.
Crataeomus ans der Gosanformation der Neuen Welt bei Wiener-
Kenstadt/) ferner bei dem erst in letzter Zeit entdeckten Ankylo-
saurus magmoewtris aas der oberen Kreide von Nordamerika*)
Fig. 4.
Naoaaurus mkrodus Gope.
Perm von Paint Creek» Hardemen Goonty, Tezaa.
Achter Kückenwirbel von vorne in der natürlichen Größe. Oben Kopie der
Abbildung: rles Wirbels in E. C. Case, The Pelycomuria, 1907, PI. XXVIII, Fig. 3;
unten Verijuch einer I^ekoustruktioQ des WirbeU mit Uautbedeckuug.
( V'ig. 3), war der Rücken mit' Panzerplatten, Stacheln, Baekdn oder
hohen Ktiocheukämmeu bewehrt.
') Eine kritische Besprecbuogr der gepanzerten DinoBaurier
Alle den
Konstantinstollen bei Muthmannsdorr in der Neuen Welt bei Wtener-Neoatadt:
F. V. Ni>])(-8:i, Notizen über cretacischo Dinosuurier. (SitzungBber. der kais.
Akad. der Wies, in Wien, mathem.-naturw. Kl., Bd. CXI, 1902, S. 93—103.)
•) Bamum Brown, The Auh^losauridae, a New Family «f Armored
Dinosaurs froni the Upper CV( {acff)H5!. (BjiII. Amer. Mus. Nat. Ilist , XXIV,
p. 187—201. New York, February 13, 190^^ „Froin the line» in.iic.Htt'd by the
bones present, this dinosaur presents a strikini; piirallcl to the lari;t' Glypto-
(lons . . . The ribs, coossitied to the posterior tlorsals, form u rigid boüy frame
peculiaily litted to support the complcte armor that covered the body " (p. 201).
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!
Vermaunlimg der Sektion für Pftläosoologie. (^1?)
Eine g:anz einzig' dastehende Vcrteidif^ungswattc bilden die
außerordentlich verlängerten Dornfortsätze der Hals-, llllcken- nod
Lendenwirbel der Pelyeosaurier aas der PennforinatioQ. Die Dorn-
fortsätze tragen aber z. H. 1k i Xfwsaurtfs am dem Penn von Texas')
seitlicbe Enoehenstacheln (Fig. 4), so daß man daraus entncbtnen
kasD, dafi Dicht nar die hoben, senkrecht emporstarrenden Spiefie
der DomfortslUze, sondern auch die Seitenstacbeln derselben als
Verteidigangswaffe dienten.
YL Znssmineiiftissiiiig«
Wenn wir die verschiedeiieii Waffen der Wirbeltiere zu
gruppieren versuchen, so sehen wir, daß Fleischfresser vor-
wiej^^eud Aiipriifswafl'en, zuweilen aber auch Verteidigungswaffen
(z. B. die Fel^afsauria) besitzen, während unter den Waffen der
Pflanzenfresser passive und aktive Verteidigungswaffen zu
nnterscbeiden sind. 8o z. B. ist der Kackensehitd von Triceraiops
als passive, die Scbädeiprotaberanzen als aktive Yerteidigungswaffe
anzusehen. Eine Eombination von Angriffswaffen und Verteidigungs-
waffen finden wir bei Pteridtthffs ans dem Devon; die „Seiten-
Organe^ dienen zum Angriff, der Panzer als Schutz gegen stärkere
Feinde. Ebenso ist der kompakte fittckenpanzer von Doedicwrus
eine passive, die morgenstemartige SchwanzrObre eine aktive Ver*
teidigungswaffe.
H. P. Oaboro, A Hoanted Skeletoo ofNooseumn, a PelycoBsur from
tbe Farmlmii of Texas. (Bull. Amer. Mas. Nat Eht^ XXIII, p. 2Cn— 270, PI. IX,
X. New York, March 30, 1907.) — E. C. Case, ReviBion of the Pelycosauria
of North America. (Carnopie Institution of Washington, Pablicatton Mr. 55,
p. 1—176, PI. I-XXXV. Wiiihin^n, July 1907.)
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