Skip to main content

Full text of "Joseph Haydn"

See other formats


JOSEPH HAYDN 



Carl Ferdinand Pohl 



Digitized by Google 



STANFORD I'NIVERSITY LIBRARIES 



bv CjQdqIc 



Srfter 93anfc. 
(Svftc flfctbcilung. 



Digitized by 



Digitized by Google 



ton 



Stftet Söanb. 

(Srfle « b t & e i l u n fl. 




Snicf unt> »erlag ©on 53rcttfopf unb Partei. 

1878. 



Digitized by Google 



DEN MANEN 

OTTO JAHN'S 



Digitized by Google 



war nid)t wenig übcrrafcf)t, als id) int S^ruar 1867 burcrj 
bie borftefjenbe öudjljanblung aufgeforbcrt würbe, für bereit Verlag 
eine 93iograpfjie 3ofepl) £at)bn'$ 311 fdjrctben. £)ie ftirma ^atte 
fid) nämltd) 3ucrft an Dtto 3af)n gewenbet, biefer aber, ben Antrag 
ablefjnenb, 3iigleid) mtd) für biefe Arbeit r»orgcfd)lagen. 5>ic« mußte 
mtd) nur um fo ntefjr überragen; trotte id) ja bod) als bie einige 
größere literarifc^c Arbeit faum erft bie 2)ionograpf)ic „2Jto3art unb 
$anbn in tfonbon" öoüenbct, ju ber midj ebenfalls 3af)tt ermuntert 
^atte. 2>iefe Äluft nun, bie jtöifdjcn einer cngbegrenjten Slrbeit unb 
einer oielumfaffcnben Söiograpfjie liegt, foüte td) jefct mit einem <3afc 
überfpringen. öS war für ben (Smpt'djtcnben wie nid)t nttnber für 
ben (Empfohlenen ein bebenflidje« SSkgniß. Steine wicberljoltcn 53or- 
fteüungen, baß bie mufUaüfdjc Söclt bisher erwartet fjatte, gerabe Don 
tynt, Don Safju, biefe Aufgabe gelöft 31t feljen, unb baß c$ einer argen 
Chtttäuf ajung glcid) fäme, wenn jefct ein ööllig unbefannter Heuling in 
ber mufifalifd)en Literatur als Grfafemann einträte, führten 31t weiter 
nid)tS, als baß 3alm nod) im lefeten Moment nur um fo entfefjtcbener 
fid) bafjtn auSfprad), baß er bie SBiograp^ie auf feinen ftall f ^reiben werbe 
unb baß id) mid) unr»er3üglid) an bie Arbeit matten foHe. 2BaS 3al)tt 
bewog, gerabe mid) ins Slugc 3U faffen, ift mir Ijcute nod) ein 9fätf)fel. 
freute tfjn mein auSbauernbeS Arbeiten im British Museum unb bie 
im Sluffudjen nid)t unglütflidjc $anb ober rechnete er auf beS EUrjterS 
2£ort, baS ben Üttenfdjen mit feinen größeren 3wecfen warfen läßt — 
genug: id) fällig cnbltd) ein, nod) tjeutc 3Wcifclnb, ob id) bamit 9fed)t 
gctljan, 2öaS babei aber (abgefefjcn Don ber Derlocfenbcn SluSfidjt, eine 



Digitized by Google 



VI 



35orn?ort. 



angeborene SdjaffcnSluft jum 3mcde eines fo cfyrcnüoücn 3iclc8 in 
ein ^auptbctt geleitet ju fcljen) bcn 2fuSfd)lag gab, mar crftcnS bie 
Ucbcrjcttgung bon bcr 9?otr)mcnbigfctt biefcr bis jefet nod) immer 
fd)mer$lid) oermtftten Arbeit; jmeiteuS bie auf Erfahrung gegrilnbctcn 
3mcifel, ob 3afjn, entfernt »om Sehauplajjc, im Stanbe fein merbe, 
baS nöttnge Material auü> brittcr £anb boflftänbig erlangen 311 tonnen. 
Unb barin tyattc trii mid) uid)t gctäufdjt, benn id) erfuhr gar balb, 
mie nottjmenbig perfönltcfjed Eingreifen fei unb mic fo manches bereite 
Erlangte etma ein ^metteS 9Kal 311 erreichen aud) mir jeut moljl faum 
gelingen mürbe. 3dj machte mid) a(fo and Üöerf unb Oafjn freute 
ftd) über jeben neuen ftunb, über jeben neuen ftortfd)ritt, oon bem 
idj iljm berichten tonnte, unb immer brtngenbcr munterte er mid) 
3111U ftuStjarrcn auf. Xa tarn ber 9. September 18G9 — Oafjn 
mar tobt! $)ie Aufgabe, bie bcr öortrefflidje SDiann mir über« 
tragen hatte, betrachtete id) nun als ein 3$crmäd)tni§; fein 91n 
beuten ju ehren, fein ^utvaueu in mbglid)ft treuer Ausführung beS 
untentommenen SöerfeS nad) Gräften $n rechtfertigen, mürbe mir jur 
tjciligcn ^flidjt. 

Och fprad) öon ber 9?otfymcnbigfcit einer 5Mograpf)ic Apatjbn'S unb 
glaube um hl, bafc mir fjicrin Ocbermann beiftiminen mirb. Gilbet 
£anbn bod) baS uerbinbenbe ©lieb unfercr großen .'peroen beS oorigen 
OahrljunbertS. Gr trat als Oüngling in bie Süifjenmelt, als eben 
33 ad) fein tfyatcnrcichcS Leben bcfd)loffen fyattt; er erlebte in nächftcr 
9?äl)e bie crflen Reform Triumphe ©lud' S unb beffen £>infd)eibcn nad) 
rufmmoller SicgcSbaljn; ber ganje Lebenslauf Sftojart'S, mit bem er 
ein fo unt)crgef$lid)eS 5rcunbfd)aftSbünbnifä gcfchloffcn hatte, 30g an iljm 
vorüber mie ein SBunb erträum; unb fclbft bie Erfdjeiuung einer glutl)= 
ocrheitlenbcu ftcucrtcudjtc mar ihm in SBeet hoben, bem er in mancher 
©ejichung ein Vorläufer mürbe, nod) bcfchicbcn. 2llS zeitgemäße 33cr= 
mittelung biefcr Öegenfäfcc waren Schöpfungen, melche bie erregten 
©eifter burch mohlthuenbe Klarheit unb $ellc mieber bem ^armlofcrcit 
©eniefcen unb Smpfinben juführten, mie gefchaffen. Lcnft bod) auch 
ber Sanbercr nach öcn mächtigen öinbrürfen gigantifchcr Reifen unb 
fchauerlicher Älüfte gerne mieber feine Schritte ber fricblid) auSgcbrei= 
teten §lur entgegen. £>a«,bn fang unb fein ©efang verbreitete ftreube 
unb Luft am £afein. Vichts toermag mohl bejeidjncnbcr ben Einbrud 
feiner Schöpfungen 3U fehilbern als jenes 33efcnntniB eines ftritifcrS, 
ba§ er fich beim Anhören eines ^anbn'fchen SDluftffiürfcS immer Ott" 
geregt fühle, etmaS @utcS ju thun. 

3>ie LcbenSgefchichte ^atjbn'S, fo einfach ftc an fict) tft, bilbet so- 
gleich bie ©cfchidjtc beS ftortfdnitteS in bcr Sonfunft, ber er, an 



Digitized by Google 



Vorwort. 



VII 



VorhanbeneS anfnüofenb, neue ungeahnte Vahnen öffnete, bie öon tym 
felbft unb oon feinen 9?ad)folgcrn immer mächtiger erweitert mürben. 
SiefeS außerorbentlid)e Verbienft fann it)m fein ©ebilbeter abfpred)en, 
mag er ftd) oon beffen SBerfcn angeregt fielen ober nid)t. 2Bcm aber 
baS Verftänbniß gegeben tft, eben biefe ÜBcrfc nad) bem Ütfaßftabc ber 
gteid)$eitig entftanbenen ober beffer nod) ber öorangegangenen Scrfc 
ju beurteilen, ber mirb fic^ fdjon burd) baS bctetjrcnbe funfigefd)id)t= 
lic^c Outereffe, baS fic bieten, angejogen fühlen unb ihren SBcrtt) nad) 
Verbienft ju mürbigen miffen. SBerfc ber Vergangenheit immer nur 
an ben (Srjeugniffen ber (Gegenwart abjumägeu (unb fein ihmfijwcig 
^at mit biefem Uebet mcljr 31t fämofen als eben bie 9J?ufif), ift cbenfo 
unoorftd)tig als ungerecht unb läßt uns in Vorhinein fo maudjen ®e= 
nuffcS oerluftig werben. 

9cad) Uebemaljmc ber Arbeit galt eS nun, bie 2£ege ju ben 
nötigen Vorarbeiten auöjuforf^en. gür bie erften Oaljrjc^ntc in 
£anbn'S ?ebcn gaben $aobn'S eigener furjer biographifd)cr Abriß, bie 
Sfijjen Don X>ieS, (Triefing er unb Garpani bie einzigen ^liitjaltc* 
punfte. $anbn'S (Geburtsort, feine erfte Sdmljeü in Hamburg unb 
etwaige Srforfchung feiner Voreltern waren ins Auge 311 faffen. Vettern- 
^unft mar mir uid)t gleichgültig; t)ält bod) jeber bitter, @raf unb 
ftürft auf feinen Stammbaum, warum nidjt aud) ein oon @ott gc= 
abcltcr großer ftünftter. 2)ie Ausbeute gelang l)ier über Erwartung; 
cbenfo über $aobn'S Aufenthalt im ftapctlhaufe 311 SBicn, wiewohl 
erft nad) oicrmaligcm Anlauf. Aud) über bie 3wifd)cn3eit öi* 3ur 
erften Aufteilung tarn oieleS 311 Jage, obwohl t)itx bie 3d)Wanfungen 
rf)ronologifd)er ftolgc am unfidjerften waren, lieber bie faft Dreißig* 
jährige s #criobe in ßifenftabt unb Sftcr^dj blieb bagegen nod) faft AücS 
3u fagen; \j\tx tonnten auSfd)ließlid) nur amtlid)e Velcge fyetfeu. 33ei 
$aobn'S Aufenthalt in l'onbon genügte eine, bem ©angen cntforcdjenb 
augepaßte Verwerfung meine« oon mir bereits in anberer §orm be= 
mieten Materials. Xcr SKeft, als unS näher liegenb, mad)te weniger 
Sorge. £>aS Sföidjtigfte blieb immer noch £aObn'S eigentliche lang* 
jährige AmtSseit unb bie bamit eng oerfnüpfte @efd)id)te ber fürftlid)* 
efterhä30'fd)eu Sttufiffapclle. blieben l>icr Sfjür unb Siegel Oer^ 
fdjloffen, war alle Arbeit ocrlorenc 9ttühe. 9)?eine erften Schritte 
galten batjer aud) ber (5ntfd)cibung biefer ftragc. 3>aS ©lüd war mir 
günftig, obwohl eine vorläufige Anfrage bahinauSlief, baß cS nicht beS 
SBegeS nad) Csifcnftabt oerlohne, ba außer einigen Sftanufcriptcn ba= 
felbft foüiel wie nid)ts weber über £aobn noch » bcr öic Capelle oor= 
hanben fei. (SS fam aber anberS. Och fanb nicht nur 3ahlrcid)e 
hanbfd)riftliche Partituren, Briefe unb AintSftücfc ^aobn'S, gebrurfte 



Digitized by Google 



VIII 



$orn?ort. 



unb gefdjricbcne Wufifalicn feiner Gompofttion, fonbern aud) ba« 
nötige Stfatcrial $u einer öollftänbigen ©efd)id)tc ber Äapelle, unter 
taufenb unb Xaufcnben öon 5tmt«frfjriften jerftreut, bic aüe nur mbg= 
ltdjen Angelegenheiten be« £aufe« unb feiner ricfig auögebelmtcn 23e= 
fifcungen betrafen. 

2>a« 3öid)tigfte mar nun junädjft bic Anlegung tfjematifdjer unb 
d)ronologifd>er Skrjcidmiffe |öon §at>bn'3 SBerfcn. £aju fonnte aud) 
ber SBorrat^ in Sifenftabt nid)t ausreichen; e« muj?tc>eitcr aufgegriffen 
derben. Aud) tytx mar ber Grrfolg günftig unb lagen enblid) folgenbe 
£ülf «mittel bor: #at)bn'« erftcr (Sntrourf* unb ber größere, übrigen« 
mehrfad) befannte unb t»on Slftler gcfd)riebcne t^cmatifdjc ftatalog 
(„$er$eid)nif? aller berjenigen (Somöoftttoncn, meldjc id) mid) benläufig 
erinnere Don meinem 18. bis in ba« 73ftc 3al)r berfertiget ju haben"); 
bic in Gifenftabt borhanbenen 2ttufifalien; bie an Autographcn unb 8b» 
fdjriften reiche Ar taria* Sammlung, bon ermähntem (Silier, #atjbn'$ 
Gopiften in ben 30er Sohren ermorben; bie Sammlung ber ftirma 
»reitfoöf unb Härtel, enttjaltcnb eine 9fcif)e toidjtigcr ®cfd)äft«; 
ftürfc, 9?oti$cn unb Kataloge, au« iener 3eit (1799 unb föäter) (tont* 
menb, in ber §atobn mit biefer ftirma befmf« §erau«gabc feiner Scrfc 
in 3?crbiubuug trat, bei mcldjcr Gelegenheit ilmt aud) eine ftftc aller 
feiner, bamal« |im SBefife ber £anblung borrätfjigcn 2$erfe borgclcgt 
murbc, bic £mnbn fofort al« richtig ober nidjt öon ifnu ^errii^renb bc= 
jeid)nctc; zahlreiche bon JDtto 3a hn gcfammeltc Partituren £at)bn'«; 
ba« an ^anbn'fdjen Gompofitionen befonber« reirfje &ird)enmufH Ard)ib 
iu 3^ ttau ( aue Dcm 9?ad)(affe bc« bortigen Kaufherrn Auguft S^riftian 
Grucr, eine« leibcnfdjaftlidjen SWufiffrcunbc« unb Verehrer« $atobn'«) ; 
eine in ftrauffurt aufbewahrte Sammlung (möglidjcrrocife hen-ührenb 
üon bem j dmrfürfHid)cn l^offammerratb, bon 9)iaftiaur auö Sßonn, 
einem eifrigen 3)?ufifbilcttantcn unb Anbeter .^atjbn'«, mit bem er aud) 
in 23ricfMcd)fel ftanb); ba« anfehnltd)e 9)fuftfard)ib be« gciftlidjen 
Stifte« ©öttmctg in Unter = Dcfterrcid) (bic aaljlrcidjcn, furj nad) 
ihrem Gntftchen bafclbft aufgenommenen SBerfc £>atobn'« beuten litt» 
jmetfclhaft auf irgenb eine Süerbinbung mit Grifcnftabt fn'n); bic 9Ruf!f" 
ard)iüc ber gciftlid)cn Stifte 5t rcm«miinftcr unb St. ft-lortan i" 
£ berieft erreich; £of = 93ibtiothcfcn ju ÜZBicn unb SB er l in; ba« 
Ard)io ber @cfcllfd)aft ber SDfuf iffreunbe 31t 2Bien; einzelne iu 
muftfalifdjen Sammlungen unb in ^ribatbefifc beftnbltd)c Autographe 
unb Abfd)riften. ferner: ber im 3ahrc 1763 begonnene erfte ge= 
brudte tl)cmatifd)e Äatatog SBreitfopf« (cnthaltcnb alle in 
biefer ^anblung borräthigen gcfd)ricbcnen unb geftodjenen ÜRufifalicn 
bc« 3n» unb Au«lanbe«); (Berber'«, in ber 3)hiftfalifd)cn Sorrc^ 



Digitized by 



3.* erwert. 



IX 



fponbcn$ (1792) yifammeugeftettteS erftcä SBcrjcic^niß ber bis baljin 
crfdjiencneu 28erfe $at)bn'«, beroottftänbigt in feinem s $fuftfatifd)cn 
l'crifon, 2. Stuft. 1812; bie größeren fiatatoge ber Wufiffjanblungcn 
3. (£l). 933 e f t p t> a t in Hamburg (80er 3al)re) nnb 3. £raeg in 
Sien (1799); Äataloge Don 3. %. Slnbre* (Offenbad) a. 2R.), ©atjl 
unb gebier (ftranffurt am 9tfain), 0. §. Bf. SRellftab (Berlin), 
0. 3. $uutntel (Stmfhrbam unb Berlin), £>. ©. Wäg et i (3ürid)), 
OHhitfjer unb 93öf)m (Hamburg), oft (?cip$ig), Slrtaria et Co. 
(3S5ien); ba$ grof?e $er$eid)nifj (12079 Sümmern) ber im 3al)rc 1836 
berfteigerteu bei Sörcitfopf unb spartet borrätfjigen gebrueften unb 
gefdjriebencn SRufifaUen (barunter mctjrcre Rimbert (Sompofttiouen 
bon £>anbn). 

9?unmcf)r geigten fid) 3d)micrigfeiteu, bie uid)t immer ober nur 
aümafylig iibermunbcu werben founten; bal)in gehörte bie tjeillofc 93cr= 
wimmg ber mittfürlid) angenommenen burdjcinanberlaufenbcn Opu8- 
',at)Ien; mannigfache Bearbeitungen unb 33erftümmetungcn bon üfikrfcn, 
bereit urfprünglidje ©efklt Ijäufig ntdjt uad)$umeifcn war; Ija'uftgc llm- 
ftcUungcn üon ben £ät?en eine« unb beffetben 2Berfcö; jafjlreidje in 
2d)rift unb <£tid) borljanbenc Sefylcr unb eine grofcc 9nja(l jwcifel- 
fyafter, jum Sfjeil nadjmciSbar apofrtyptjcr 2Berfc. Ter fo oft betonte 
Langel eines auöfütjrtidjen tljematifdjen töatatogcS rädjtc fid) nun auf 
cmpfinblidjc üBeifc. Sdjon ©erber Hagtc barüber unb fudjte tym in 
obiger pcriobifd)cn 3 c ^fd)rift (5)?ufifalifd)c Äorrefponbenj ber teutfd)en 
ftilarmonifdjen @efeÜfd)aft für baö 3at)r 1792, 9?r. 17 unb 18) ab- 
helfen. Gr meinte bamalS, bafj Wenn fid) eine anfctmlid)c 9J?ufifalieu= 
fjanblung 511 biefem ,,(5l)rcngcbäd)tnij?" bereit fänbe, ein berartiger 
Katalog „gemife nidjt ju SDtafutatur würbe". 3 U einem Äatalog mar 
cö aber aud) 1812 nod) nid)t gefommen; nur SZBeftpt)at in Hamburg 
mar ©crber'3 Stufforberung um wcrftf)ätige Unterftü^ung entgegen ge= 
fommen. Qx mar (mic @erber tfagt) ber Ginjige, ber mit feinem 
$anbel$geifte bod) fo biet i'icbe jur Äunft unb Literatur berbanb, bafe 
er U)ttl eine tt)cmatifd)c$ Serjeidjnifc Don allen ^patjbn'fdjen 2Bcrfen, 
weld)c burd) feine £änbe gegangen maren, mit ben nötigen Angaben 
ber oerfd)iebcnen lluägabcn überfdjidte. 

Ten biograpfufdjen £f)cil ber Arbeit betreffeub mar e# bot altem 
nöttjig, eine Uebcrftdjt unb cingetjenbe Äenntnifj ber batjin einfd)tagenben 
Literatur bis auf unfere Jage ju geminnen. lieber ^anbn'ä £eben 
würbe jwar biet gefdjricben, bod) fiofjen mir bei näherer Untcrfud)ung 
meifienS nur auf SBiebcrfyotungcn, nur fetten bermcljrt burd) autt)cn= 
tifd)c neue 5Hittl)citungcn. Tie „ 2ööd)cnttid)c 9?ad)rid)ten unb ?lu= 
merfungen bie SKufif betreffend, i'cip$ig 1766—1770 (3. Ä. #itler); 



Uigitized by Google 



X 



«erlüort. 



G. 3unfcr „änmnjig Gomponiftcn", 53cm 177G; @otf)acr Sljeater-- 
Sllmanad) 1776; 3. @. 9Ncufcl „Scutfdje« Äünftlcrlcrifon, ?emgo 1778; 
SWufifafifdjer SUmanad) auf ba« 3af)r 1782, Sllcttnnopel (Ounfer) ftnb 
mir infofern fjier $u nennen, alt ftc bic erften ftnb, bic £>anbn über- 
haupt in f urgent ertoäfmen. Xte er ftc eigentliche biograptyifdjc 
Gfijje fd)ricb $aubn felbft einer Slufforbcrung fotgenb, im 3abrc 
1776 ober 1777 in ftorm eine« Briefe«. £icfe Sfyjc umrbe ju bem 
1778 cridjicncnen SÖerfc „Da« gcleljrte Ccftcrrcid)" (üon Xc ?uca) 
beuufet, am 2d)tuffe ergänzt mit einer furjen (iljaraftcrifttf an« bem 
Sötener Xiartum 1766. SJunt jweitenmale ftnben mir biefen Sttrifj 
üernmibct im , r SDhififali^cn SUraanadj für £cutfd)(anb auf ba« 
3al)r 1783", Veipjig (üon ftorfcl; 1784 mieber^ott, 1789 mit einigen 
ßeiten erweitert). European Magazine, ?onbon 1784, lieferte eine 
fcljr allgemein gehaltene, entftettte unb ttjeü« uuücrantlüortlid) fd)mä^ 
l)cnbc Sfyje, tu (5. fr Gramer'« „SHagajin ber SHuftf", 1784, ol« 
„Gurtofttm" in« £cutfd)c übertragen. Ter „Mmanad) ber f. F. 9?a= 
ttonat = ed)aubütme in ffiten" auf ba« 3af)r 1788, üon G. £11113 
(SBiett, gebr. unb 31t finbeu bei 3of. ©erolb) bringt nur einen „Weinen 
Schattenriß üon bem erflärten Liebling ber Sonfimft" (ben ber Sttma* 
nad) um« 3al)r 1730 ju SEBien geboren unb im 3efttitcn Kollegium 
cqic^cn läfit). Charte« turnen gab in feiner General Historv of 
Music, vol. IV, 1789, eine fur.je ^iograpfn'c, bie er burd) $crmittclung 
bc« englifdjen @efanbtcu ™ 2öicn, £tr Robert Betty, erhielt unb au« 
Eigenem üermcfjrtc. — Berber'« ^iftorif(^ = biograptnfd)c« S'crifon ber 
Üonfünftter, 1790, bringt bie fdjon üon ftorfel beutete efi$}e nebft 
turjem Bufafe. 3u ocr Stetten 3(u«gabc, 1812, ftellt Berber, ber 
unterbeffen mit §ai)bn brieflich üerfehrt hatte, mit gemiffentjafter £rcuc 
alle« jufammen, ma« bi« batjin über ben 3)Jciftcr gcfd)riebcn morbcu 
mar. — Da« „Wttfeum beutfdjcr Öeleljrtcn unb ttünftlcr" (G. Ä. 
eiebigfe), $rc«latt, $cft II, 1801, enthält ebenfaü« ftorfcl'« Sluffat* 
mit SBcnufcung einiger bi« baf)in crfd)icncucn 3citung«notijcit (al« 2k* 
riante manberte f)ier £>anbn junt Sdjulrector nad) „Hamburg"). — 
3m „3ottrnal bc« Vnru« unb ber SOiobcu", Weimar 1805, üeröffent* 
Udjt ber großer joglid) fädjfifdjc 2anbrath (5. iöert ud) au« 9£eimar 
£>attbn'« i'cbcn«abrtp, ber aber nur bi« jum Unterrieht bei Corpora 
rcidjt. ^ertlich empfing biefeu $Ibrif? üon ©riefinger unb nalmt ifm 
bann aud) auf in feine im 3aln:c 1808 crfdjicnenen „Söemcrfungcn 
auf einer pfeife au« Htyüringcn nad) 2Bicn im iüMntcr 1805 bi« 1806", 
©b. II. — fturj nad) £>anbn'« £obe crfd)iencn mehrere ^Biographien 
über £>anbn; bie midjtigften ftnb bic üon ©riefmger unb Xic«. @eorg 
§ütguft ©riefinger, f. f tic^fifc^cr Vcgation«rath, ber bie testen ^clju 



Digitized by Google 



©orwort. 



XI 



£eben$jafyrc «^patibn'S mit if)m in frcunbfdjoftlic^ftcm Serfefyr ftanb, 
«otirte ftd) oljnc bcffcit 35orwiffen aüc$, waä ifmi £anbn über feinen 
VebcnSlauf erjä^Ite, unb ücröffentlid)tc feine Slufjeidmungcn juerft in 
ber Veiüjigcr 5lUgcmetncn 3)fufifalifd)en 3eitung, 1809, nnb bann er- 
weitert in ber 33rofd)ürc „93iograüfnfd)e 9iotijen", ^eiüjig 1810. (fteti*, 
Biogr. univ. des Musiciens, bemerft 311 biefer mit Vicbe gcfdjriebenen 
Arbeit etwaö übereilt: Notice exaete mais ecrite avec froideur.) — 
Xer £anbfd)aft$maler Ulbert Gljrtftopf) Xie« würbe burd) ben 5Mlb s 
Ijauer ©raffi bei föaübn eigenö eingeführt, um Xaten über beffen 
Vebcn ju fammcln. $anbn genehmigte bieä nur 3ögernb, inbem er 
bemerfte: feine l'ebcnägcfd)id)te fönnc für 92iemanb intereffant fein. 
2>a* ftefultat feiner 30 23cfud)c (1805 bi« 1808) fyat Xie« in bem 
23üd)lein „33iograüfnfd)e 9Jad)rid)tcn oon -3of. £>anbu", 2Bicn 1810 
(mit Porträt nad) 3t)rwad)'ö 2ttcbattlon) niebcrgelcgt. ©3 mar in ben 
3atn*en, wo StlterSfdjwädje unb ftranffyeit bem ©reife Sdjonung auf^ 
erlegten unb baä Xagebud) bafycr etwaä ungeregelt ausfallen ticken. 
9fenfomm, ber mit $a\fi\\ fcfjon üorbem intim üertraut war (waä er 
auäbrücflid) f)crt>orf)ebt) , fyat, oon Oal)U aufgef orbert , $u biefen $lnf= 
3eid)nungen einzelnen fünften gegenüber juftimmenbe unb abwefjrenbe 
löemcrfungen niebergefdjriebcn, bie mir nod) üon Oalm fclbft jur 33e= 
nutMing ^ugefteüt würben. 9)talcr Dieä meint u. a., baß £at)bn 
^nefboten au£ feinem Vebcn, ber augcnblitflidjcn Statine freien £auf 
laffenb, mit Varianten crjät)lt fyabc. 2Rit ÜöiÜen Ijat bicö ber ÖrciS 
gewifl nid)t getrau, 31t oerwnnbcrn Wäre e$ aber ntdjt gewefen. 9)?an 
bebenfe bodj: (Sitte iKeilje Scanner löften einanber ab, ben alternbcn 
SDieifter über fein £ebcn auöjuljolcn — Öricfingcr, £ic$, (Sarpani, 
33crtud), 9?eufomm, 9?iäle nnb fo mandjen Slnbcrn foöte er 9tebc unb 
Antwort fteljen. 3)a$ war 31t Diel jugcmutfjet. Xennod) fyaben wir 
alle Urfadjc, biefen -Diännern banfbar 31t fein, benn ifyre 9D?ittljeiUmgcn 
waren widjtig genug, allen fpätcren Söiograülncn 31t ©runbc gelegt ju 
werben. 2lÜenfall$ föunte man mit ilmen redjtcu, bafi fie fidj eben 
nur auf lebenbige Ucberliefcrung ücrlicfjcn unb baß ftc, wenn eö fd)on 
ntd)t in ifjrer $bftdjt lag, nafye liegenben bocumentirten Oucüen nad) s 
jufpüren, ^anbn'd ^actotum, ben treuen (fidler, ber üon töinbedbeinen 
an um ifm war, 31t fein: außer %d)t gelaffcn fyabcn. — Xod) feljen 
wir in unferer 9iunbfd)au weiter: -3m Oafjre 1809 crfdjicncn Diefrologc 
£>attbn'ä in ben $atcrlänbtfd)cn blättern für ben öftcrreidjifdjcn &aifer= 
ftaat (alä $erf affer wirb 3)iof cl bejctdjnct) unb in bem Unterhaltung^ 
blatt „£>er Sammler" (nad) Örieftngcr'ö Mitteilungen in ber ?(Ug. 
SDhtflf. ßcitung abgcfürjt). Xaö Oaljr 1810 brad)tc nod) „Oofcptj 
Apatjbn, feine furje 33iograpf)ie unb ä|l()ctifc^e XarfteUnng feiner 2Berfc. 



Digitized by Google 



XII 



Storniert. 



33ttbung«bud) für junge £onfünft(cr" (oon 3g. Jvcrb. Ämolb), (Erfurt 
(2. Stoff. 1825, ficljc aud) „©alterte ber beritymteften Sonfünftfer", 
(Srfurt 1816) unb Don bemfelbcn SScrfaffcr „iDco^art unb £anbn. 3?cr- 
fud) einer ^arallete", Srfurt. ferner smei, üon ftetiö fjart mitgettam* 
ntene franjöftfdjc S3rofcf)üren: Notice sur J. Haydn etc. par Nicolas 
Etienne Framery, Paris, unb Notice historiquo sur la vie et 
les ouvrages de J. Haydn, par Joachim Le Breton (juerft gclcfcn 
in einer SitMtng bc$ Institut de France; crfdjienen im Moniteur 
unb bann als 33rof cf)ürc ; abgebrueft in Bibliographie musicale, Paris 
1822 unb in portugiefifdjer llcbcrfc^ung mit 3ufS^cn t)on 9)f. Siloa* 
i'iSboa, 9?io s 3anciro 1820). Vc 33rcton'ä ^auptquettc toaren (Mrtefutger'ä 
9?oti$en in ber SlUg. SOhifif. .Bcitung nebft Slnefboten nad) ^(cncl 
unb 9?cufomm. — Om Oatjre 1812 crfd)icii ju Sttailanb Le Hay- 
dine owero lettere bu la vita e le opera del celebre Maestro 
Gius. Haydn di Giuseppe Carpani (mit Porträt, 2. üerm. 9(ufl. 
$abitfi 1823). (Earpani, ein italienifdjcr $id)tcr, ging bei £atobn aus 
unb ein (ber italientfdjc £crt jut „3djbpfung" flammt üon ifjm). Xicfc, 
biß bafjiu umfangrcidjfte, SMograpf)ic tfl auf 17 Briefe Ocrtljcilt. Xa 
(Sarpani £aobn'$ Umgang genofc, als biefer nod) fräftig genug mar, 
feine betben großen Oratorien $u fdjrcibcn, nraf? c$ um fo meljr über* 
rafdjen, gcrabc iljn, ber fo üiclcS bei Tic<3, Vc Breton unb ftramern 
anzweifelt, fo oft fclbft ftraudjcln ju fcfyen. (5£ti$ fudjte ifjm mandjc 
Unridjtigfeitcu nad^utoeifeu, wobei er aber mciftcnS, bie ^cl^tcr Oer* 
beffern loollcnb, nod) neue tnn$ufiigtc.) 9?id)t$bcfton)enigcr fanb Gar* 
pannS, bod) immerhin mit l'iebe jur £ad)e gcfdjricbcneä SBudj rafdj 
einen Ucbcrfe^er unb Umarbettcr, ber cä jebod) als eigene Original* 
arbeit fycrauSgab. $11$ fold)c crfdjienen Lettres ecrites de Vienne 
en Autriche, sur le celebre compositeur J. Haydn, etc. par Louis 
Alexandre Cesar Bombet. Paris 1814. (9£cu bearbeitet unter bem 
Jitct: Vie de Haydn, Mozart et Metastase, par Stendhal, Paris 
1817.) Unter bem ^fettboitmu 33ombct unb <2tcnbf)al Ocrftccfte fid) 
ber £d)riftftcfler 33cnle; er fagt gerabeju oon feinem SBerfc: „11 y a 
plusieurs biographies de Haydn, je crois, comme de juste, la 
mienne la plus exaete." lieber bie Crrf)tl)cit entfpann fid) ein heftiger 
Streit: Carpani ücröffcntlidjte jmei 23riefe Dagegen (Lettere due dell' 
Autore delle Haydine etc. Yieuna 1815) unb legte bie Wbrtltdjc 
UcbcrfcjHtug jur ©enüge bar. Qennodj crfd)icn Söombet aud) in eng- 
lifdjcr Ucbcrfefcung: Lives of Haydn and Mozart etc. London, 1817, 
bann Boston 1839. jToö Original oon (Jarpani Farn erft 1838 in 
^ariS fjerau« in getreuer fran}öftfcf)er Ucbcrfcfcung oon 9ft. X. 9)ionbo 
unter bem Xitel „Haydines de Carpani." — Tic oon 0. (S. @r off er 



Digitized by Google 



XIII 



oerbff entließen „$öiograpf)ifd)e 9tortjttt", £irfd)bcrg 1826, fmb nur chic 
Slumenlefe früherer 23crid)tc. — eine bcflctftertc biograpWcfcäftljetifcfjc 
Sfr 5 $e lieferte 5*öf)Iid) in ber SUlgcmeincn (Sncnclopäbie ber SBiffen» 
fdjaftcu unb ftüufte, fjcrauögcgcbcn oon (Erfdj unb ©ruber, II. 2cction, 
3. Xljcit, ?eip$ig 1828. — Sfod) §. Söccfcr'ö gnffafe in ben 
„3citgcnoffen", £eip3ig 1832, if* tjicr ju nennen. — fteti«, Bio- 
graphie universelle des Musiciens etc., Bruxelles, V. 1839 (2. Ätlft 
Paris, IV. 18G2), bcnufcte mit beftem SBillcn in fleißiger 3ufammcn= 
ftcllung bic borfjcmbenen SMograpljicn, bie er oon feinem 21ufcntl)alte 
ou« natürlich, nidjt in ber £age mar, ju prüfen unb ju ftdjtcn. — 
üßcrtfjüoncrca, n>cil enblid) einmal auf fixeren CucÜcn 23crul)cnbe3, 
bradjte 2lug. edimibt'ä „Crpfycuö", muftfal. ^Qfdjcubud), 2£tcn 1841, 
unb bic nou ifjm rebigirtc 11% Liener- ^ufifjcitung, namentlid) 
3. Oafyrgaug, 1843. — Xaffctbe gilt oon. bem ©ricfioedifcl $aifbii0 
mit feiner üercfn*tcn ftrcuubin ftrau M. 21. Sabine GMc oon ®cir>ingcr, 
in onjie^cnbcr Tarftellung, mit SöenutMtng Don Tics unb Örinjingcr, 
ocnoertfjtf Oon %% ®eorg oon Starajan, 3al)rbud) für Oatcrlänbifdjc 
$efd)id)tc, 2Bicn 1861, fclbftftänbig crfdjiencn unter bem Titel „0. $aubn 
in i'onbon 1791 unb 1792". Bien bei ©crolb, 1861. — (Sine 
fleißig gearbeitete überfid)tlid)c 3«famnieHftcfluiifl ber befannten Taten 
brachte Dr. (Sonftantin oon SBurjbad) in feinem 23iograpfafd)eu ?crifon 
be8 £aifcrtl)um$ Tefterrctd), 8. Tfjeil, 1862; befonberer Slbbrucf: „3of. 
$aobn unb fein SBruber 9ttid)acl. 3n>ci biobibliograpf)ifd)C fiünftlcr* 
©Hajen". Sien 1861. — „Oof. #ai)bn. (Sin i'cbenSbilb", oon 
(£. 51. Vubtoig, ftorbljaufcn 1867, faßt jufammen, ma« in (Mricfmgcr, 
Tie«, ©urjbad), ttarajan unb einzelnen 3citfdjriftcn oorlag. — Tie 
le£te, feitbem crfdjicneuc Arbeit ift meine eigene üorcrttJäfjntc 9Jio- 
nograpfjic „ s D?o$art unb £aobn in I'onbon", 33anb II. Sien 1H67. 

— Ginjubejicljcn märe l)icr aud) nod) bic „ 33iograp()if d)e Sfi^c 
oon 2ttid)acl §a«bn" (üon 26)\\m unb Cttcr), Syburg 1808. — 
Unbcfannt geblieben ftnb mir: &. 0. ÜKaijcr. Brevi notizie isto- 
riche della vita e delle opere di G. Haydn. Bergamo 1809. 

— 3. Äinfer, Ter Nagedachtenis van J. Ilaydn. Amsterdam 
1810. — Essai historique sur la vie de J. Ilaydn. Strasbourg 
1812. — Tic fonftigen biograpl)ifd)cn 3»fl aücn 3« öcn ocrfd)icbeuen 
ÖcfammtauSgabcn £aubn'3, wie aud) bic Slrtifcl in ben befanntefteu 
l'erifa glaubte id), ^etiö unb Berber aufgenommen, ijicr uncrroäljut 
laffen ju fönnen. 

SBollftünbig $u ignoriren maren jene fabelhaften Grjäljlungcn , in 
beucn Momente au« ."panbn'S Vcben toillfürlid) cntftcllt fmb, toic 3. ber 
oicrbänbigc Vornan Consuelo oon George 2aub, bie Woocllc „£anbn'$ 



Digitized by Google 



XIV 



2?em<ert. 



erfte« Cluartett" (au« bcr „3buna" 1855, in mehrere 3?lätter über- 
gegangen), fowic im5ät)ttflc fonftige erträumte, in ben ücrfdjiebeuftcn 
3citfd)riften mitgetl)eilte Cspifoben. 

(Sine Otcitje bead)ten«wcrtf)cr 9)ftttr)eitungen unb Beiträge über 
$anbu liegen bagegen anberwärt« üor; id) erwähne ^icr beifpiel«wctfe 
nur Trieft, Ikftor in Stettin (?. Stfuf. 3eitung, 3. Saljrg., 1801), 
Gfjr. D. Sdjubart (Obecn }u einer flejitjctif ber Xonfunft, 2Bicn 
1806), 3. ftcidjarbt (Vertraute Söriefe, 2(mfrcrbam 1810), 
§. (3. Wägcli (^ortefuugen über 3)tufif, Stuttgart unb Tübingen 
1826), 2B. $. Stiehl (9)iuftf. G^araftcrföpfc, Stuttgart 1862), 
Dr. ft. i'orenj (3of. $at)bn unb feine fürfttidjeu 9)fäceue, Xcutfdje 
2}Jufif$eitung 1862), Dr. öb. $au«licf ($rief .ftatobn'« an bie Xon- 
fünftler Societät, Signale 1865), 8. Wof)t (OTuftfcrbriefc, 1867) k. 
benen fiefj fo manage literarifdje Grqcugniffe bi« ^erab auf unfere Tage 
anfd)liefeen. 

311« neu ^injugefommeue CueUen bienten auger ben in ©ifenftabt 
bcfmblidjeu ^aubuiana $al)lreid)c amtliche Slctcuftücfe unb Dofumente 
ocrfd)icbcner Slrd)it>c, autograpfje mir burd) gütige ^riDatmitttjciluug 
jur Ginfidjt jugefommene Gompofttioncn unb ©riefe (barunter bie ganjc 
(Sorrefponbenj $anbn'« mit bem $aufe Slrtaria), 5Bcrid)tc in bcr SBicucr 
SRealscirung unb im Söicner $lättd)en unb mancherlei millfommcue 
9?otijcn in ben 3at)rgängeu be«, in muftfalifdjen fingen, im 31U- 
gemeinen fd)Weigfamcn 2Biener Diarium«. Die erft in iüngftcr 3cit 
51t Tage gefommenen weitläufigen Tagebücher eine« Gftcr^njtj^djcn Be- 
amten boten bagegen weniger al« 311 erwarten war; eine jmeite Samm* 
tung weiter jurüefgreifenber minutiö« angelegter Tagebücher fteljt nod) 
in 2lu«fid)t. 2Ba« id) burd) bie (9üte £tto 3at)n'« 31« (Stnfid)t er 
hielt, beftanb nebft SJhififaltcu unb ben ermahnten Söemcrfuugcn 
fomnt« au« 9lbf Triften amtlicher 93elcgc, bie id) aber bereit« fclbft 
fd)on gefammelt t)attc, unb au« ben Hott Dr. £oren$ befolgten SCnf* 
jeidjnungen nad) münblichen Slu«fagen t)od)betagter, feitbem oerftorbener 
Witglicber ber fürftlid)en Capelle. 

Da« Örgebnifc biefc« (9cfammt= Material« bilbet bie Ohunblagc, 
wcld)e biefe erfte umfaffenbe DarfteUung be« Vcbeu«gange« £atobu'« 
möglid) machte; manche leiber bereit« eingewindelte irrtljümlidjc %n 
gaben, entftettte 9fad)rid)ten unb unverbürgte Slncfbotcn liefen fid) auf 
if)r rid)tigc« Waß jurücffüt)ren; fd)on bie Tt)atfad)en allein fonnten al« 
befte 2Biberlegung bienen; manche« üble Söort, mandje üble Slnjidjt 
über £at)bn wirb man jubem, ^offc id), nod) gerne jurürfnclmteu. 
2Bic ferjr e« Wotl) tr)ut, über fein getan flar 311 werben, beweift, bafe 
man nod) in uuferen Tagen, in einem 1874 erfd)ieucncn s }lbrij$ bcr 



Digitized by Google 



Vorwort. 



XV 



$?ufi?gefd)id)tc fcfen fann, bof? $aftbn biß jum 3af)rc 1790 In bcr 
mufifn(ifrf)cn 3Sclt faft unbefannt geblieben mar! 

Xie Aufarbeitung oorlicgenbcr Abteilung hmrbc bou 3aljr 31t 
Oaljr Verzögert unb unterbrochen burdj bic fid) bäufenben jeitraubenben 
v Jfad)forfd)ungen, burd) anbere unüermciblidjc Utcrarifdjc Arbeiten, burd) 
bic Ueberftebelung beä mir anvertrauten 9)htfifard)itJ^ ber (55cfcltfd)af t 
bcr 5)iufiffreunbc in 3Bicu, mic aud) burd) micbcrboltc fd)U)crc $ranf- 
tjeit. Da nunmcljr bad ganjc nöttjige Material Vorliegt, wirb efl 
fjoffeutlid) möglid) fein, bem Vcfcr mit Crnbc beä OaljrcS 1S78 ben 
<3cf)lu§ beä Üi>crfc3 vorlegen ju föunen. Die jmeite Abteilung um 
faßt t)Quptf ädjlid) ben 9lufcnth,alt föanbn'ä iu Öftcrljäj (bi$ 1 790) ; beibe 
Abtbcitimgcn bc$ ^ueiten 33anbcä merben, bic erfte, ftat)bn'ä $lufentl)olt 
in Bonbon unb bic Oaljrc biä inclufioc bcr erften Aufführung bcr 
„3d)öpfung", bic jrocitc, „Tue 3al)rc$}citen" unb bic legten Gebens- 
jaljre ^anbn'ä enthalten. Den beiben jnjeiten Abtbciluugcn mirb bic 
3krlag£f)anblung ein Porträt Apanbn'ä nad) meiner 2Baf)t unb bel- 
egen Abteilung bcö jmeiten SöaubcS ein intereffante« Sacfimile 
.£>at)bn'ä beifügen. 

Onbem id) hiermit ben erften Xljcil bc$ SBerfeä bcr Ocffentlidjfcit 
übergebe, füfjlc id) mcljr beim Je bic gau^c 3d)U)erc unb Verantwortung 
bcr von mir übernommenen Aufgabe. Tic Biographie bc$ üolfötljüm^ 
üefiften unferer großen 9J?ufifbcrocn oerlaugte aud) eine bem cntfprcd)cnbc 
XarfkÜimg. Od) bad)tc mir fein i'cben unb Sßirfcn fo barftcllen *u 
müffeu, baf? aud) bcr s }fid)tmuftfcr 3ntcrcffc baran nehmen fönuc. 9?id)t 
um £ai)bn allein b anoc ^ c $ fid) l)ier; oielmcljr mar auf bic gan^c 
3eit, bie er burdjlcbtc, fomeit ftc mufifalifd) auf it)n cinmirfen mußte, 
9?ücffid)t jh nehmen. Dicfe mar aber gcrabc bic atlcrintcreffanteftc in 
bcr (Sntmitfelung$gcfd)id)tc bcr SRufif unb gan$ baju gcfd)affcn, einen 
bclebcnbcn £>intergrnnb ju bilbcu, auf bem fid) bic Hauptfigur beä SBilbcS 
nur um fo glänjeuber abgeben fonnte. Die örtlichen unb perföntidjeu 
Vcrljältniffe, in benen fid) £>at)bn bemegte, mußten bafjcr ganj befonbcrS 
fo nalje mic möglid) oor klugen gerürft merbeu. Xic „(il)romf", eine 
fortlaufenbc tfette aller mistigeren Momente in $ai)bn'$ ^ebcnSjeit 
bilbenb, fotlte atd 3ammelpla($ bienen, auf bem fid) aud) mandjeä ntdjt 
aü}u abfeit« liegenbe Äulturlnftorifche (fo ungern id) bie« abgenutzte 
353ort gebrauche) über bie alte taiferftabt unbefdjabet bem ^auptjnxcfe 
einfügen ließ. 

£)b id) nur aunäljernb baö getroffen, ma« id) gcmollt, ob bafl 
©emoflte aud) baS 9ttd)tigc gemefen, barüber mirb ja balb bcr Srfolg 
entfd)ciben. Daß berfelbc aber fein ungünfiigcr fein möge, münfdjtc 
id) ebenfo lebhaft, al$ er befrudjtcnb auf bie ftortfefeung unb SMenbung 



Digitized by Google 



XVI 



einer Arbeit etnroirfen muß, bic oon mir, id) barf e« n>of>( au«- 
fprcd)cu, in ber cl)\lid)ftcn nnb uneigcnnÜt?igftcn Slbfidjt Übernommen 
mürbe, nm eine fo lange ocrmijHc Viicte in ber mufifalifdjen Literatur 
auffüllen. Od) )"nd)tc mir baju fclbft ben nötigen SDfotf) jujuforedjcn, 
inbem id) mir uorlnclt, baß, mer uad) bem 9)laj$e feiner Alraft c$ Oer- 
fud)t, baä nnd)utt)otcn, maS berufenere unterliefen, beä Sinforndje« auf 
billige 9?ad)fid)t mol)l nid)t unmertl) fei. Unb fo möditc id) benu, 
Apatjbu'S eigene ©orte bei Uebcrfenbung feiner „£d)öpfung" an 23rcit 
fopf gcbraudjenb, münfdjcn unb boffen, baß man meine Arbeit „nidjt 
oHju ftreng anfaffen unb ibr babei \n mebe tl)iin möge". 

Crä erübrigt mir fdjlicfUid) nod), allen Denen, bic mid) bei meinem 
Unternehmen bcrcitmilligft unterftütjtcn, meinen ticfgcfül)lteften Tmt 
t)ier öffentlich au^ufprcd)cn. SclbftOcrftäublid) ftcljt bicr in erftcr Vtnic 
3c. 3)urd)laud)t gürft s )Hcotan« efterbaj.) oon (Galant (ja »c. ic, 
beffen mir gcfdjcnftcä cbrcnoollcö Vertrauen id) in oollftcm 9Wa§e ju 
mürbigen roetfj, D$ne feine gütigft erteilte ^cmilligung, bic }lrd)ioc 
in (Jifcnftabt nad) 53ebarf ju beuutjen, märe meine Arbeit in $ort)incin 
ocrfel)It gemefen. Um fo größere befriebigung mußte c8 mir gemäl)ren, 
bofuntentarifd) nadjmcifen ju rönnen, baß bie Sonfunft oon jcljcr oon 
ben boljen ©orfo^ren biefcS erlaubten Sttrftcnljaufeä in funftfinniger 
Seife gepflegt mürbe unb baß baet feltcnc Öcnic nnb bic Sßcrbicnftc 
.Spanbn'ö unb bic Talente feiner Untergebenen jeber^eit in roal)rl)aft fürft- 
lidjer Seife gemürbigt mürben. .Spat c3 ja Apatjbn fclbft oft genug 
amSgcfprodjcn, mic gliirfltd) er fid) in feiner Stellung füljlc unb lote 
er nur unter biefeut ftürftenbaufe ju leben unb }it fterben fid) münfdjc. 
50icin (rrfolg märe aber nur ein falber gemefen, wenn mid) nidjt bic 
.sperren 2igitfntunb o. 53ubicö, inful. %bt oon s Diouofira nnb Oofjann 
5)Janbl, fürftl. ?lrd)ioar mit einer Liberalität olme ©Icidjcn mit Watl) 
nnb Tl)at uutcrftüfct l)ättcn. Ta# lebtjafte unb maljrljaft frcunbfd)aftüd)c 
Ontcreffc, baS beibe Apcrrcn für meine Arbeiten faxten, bereit unermüb- 
ltd)c SBcrcit.oilligfcit, meinen ü&ilnfdjcn jeber^eit nad)}ufomiucn, l)at mid) 
iljucu 31t gau$ befonberem Tau! ocrpflidjtct. 2lud) bic .Sperren löiblio- 
tljcfar bürgert, Söürgcnuciftcr ^ermatycr, 3?qirfärid)tcr ^regarb 
unb Ü)htfifbirector 3agit? Waren jeberjeit bcmüljt, mid) in meinen 
9?ndjf orfdjungen ju unterftüfccn ; Letzterer namentlid) mußte c»3 oft genug 
cmpfiubcn, baß man nidjt ungeftraft bic ßfjrc genießt, fid) einen birecten 
•Ämtänadjfolgcr Apaijbn'S nennen ju bürfen. 9)iciuc$ £anfcä bürfen 
aud) biefe «Sperren oerfidjert fein. — Xic midjtigftcn Ergänzungen ju 
ben £d)ä(?cn in (Sifcnftabt boten bic mir jnr Ginftd)t nnb 93cnu^ung 
anoertrauten Apatjbuiana im SöcfttJ ber 3$erlag8l)anblungcn Wrtaria 
unb (So. unb iürcitfopf unb .Spart cl. 3elbfl Verleger, miffen c3 



Digitized by Google 



■ 



Bottwrt XVII 

bicfc Oemit am tiefte«, melden gropen, banfenSroertfyen $icnfi flc 
meiner 3ad)c erroiefen Gaben. Xaffclbc gilt bon bcit reichen 9)iuftfalien- 
Sammlungen in 3tttait, ftranrfurt a. Wl. unb im geiftlidjen (Stifte 
©öttroeig; aud^ l)icr Ijabc id) eben nur 2Bortc bc« Xanfcä gegenüber 
ben häufigen ©efäUigfeiten, bie mir bie Herren $aul ^ifdjer, $$. 
Sfjriftian SBerfer unb P. ^ermann "ätfofer fo überaus juüorfommetfb 
crotefen fyaben. ÜJlit befonberem £anfc mufe id) namentfid) and) ba$ 
liberale (Sntgegenfommen aller jener Sperren 3>ed|ante unb Pfarrer an* 
erfennen, bie mir in Seriicffidjiuug bcö Bredes au3naf)in3tt)cife bie 
eigene ßinficfyt in bie ^farr 9tcgiftcr geftatteten. 2ic Me ju nennen, 
irürbe tjicr allein fd)on gan$e 2eitcn ausfüllen; bod) brängt eä mid), 
tucnigftatö nadjfolgenbc Herren namhaft 511 machen: Gljrenbomljcrr 
Oob. 23 rem (2t. Stephan in 2Bicn), Don ftnton 3)iaria Pfeiffer 
(2t. 9)itd)ael in Sien), 3)cd)ant ftcfcl ($rutf a. b. V.), Xcdjant 
3?üel)l (öirauenfjaib), ^ranj £>laujal (^ainbnrg^ $tub. itlcrifuS 
(9tof)rau), ;ßetcr 2d)legcl (2üttor), 3?onaDcntura ^allafd) (Xljern- 
berg). Sludj bie Herren ^IrdjiD-SSorftänbc fugten mir öurd) befonbere 
iPegünftigungen bie Arbeit ju erlcid)tcm, id) nenne l)icr nur bie 9?amen 
ftarl iföeif? (SBHener 2tabtard)io), Oof. Vaimcggcr (2B. Vanbgcrid)tö= 
ard)it>), (Sbuarb ftlofj (Äirdjcnmcifieramt) , Dr. Apiopolnt Äneifjler 
OB. 2)?agifrrat«^cgiftratur), Oof. ®roif$I (Hamburger 2tabtard)iü). — 
ßinen befonberen 5$ortl)cil bot mir bie rcid)f)attigc, mir jeber^eit offen^ 
fieljcnbc Söibliotfjef beä f. f. (SuftoS £errn Dr. Xfjcobor bitter öon 5ia- 
rajan; cd ift mir ein um fo fdjmcrjlidjereä (9efüf)l, ba§ td) itm roie fo 
SSielc, nun ju ben Heimgegangenen jäljlcn muft. $(ud) £>err Dr. ^ßaul 
9)icnbcl8f ofyn^Söarttjolbn, in 33erltn, ber mir feine r oftbaren ^anbn^ 
5lutograpl)e anöertrautc, ^iiljlt md)t mcljr ju ben Vcbcnbcn. (Eine lange 
9ieif)c tarnen fielen nod) auf ber XanieSlifte: £crr föubolpl) Öraf 2)f or^itt 
in ^>rag, £enrn Vittieton Cräq. unb ©corge @roöc Cräq. in Vonbon, 
bie -perren S J?. 2 im r od unb ftranj Gäpagne in Berlin, bie ^of* 
bibliotl)cf cn 3U 2Bicn unb Berlin, bie .'perren §ran$ ÄornljciSl, 
fürftcr$bifd)öflid)cr $anjleibirector, £ofratt) 9llfreb bitter öon 3lrnctt), 
Xircctor bc3 faif. gel). £au$ , £>of= unb 2taat3 Slrdjiöö, Dr. §ranj 
05 e bring, ftunftyänbler SBeffcln, ^rofeffor Dr. dornet unb tfranj 
Jaibing er in Sßien, ^rofeffor Dr. $lb. Wid) actis in Tübingen, 
Xomfapitular Ool). 5tlinglcr unb ^egenöa^ori 2antner in 2al3 ; 
bürg, 5rau Gntilic oon SBölföl in ^Pcft, bie gciftlidjen (Stifte Äremö- 
münfter, 5JMf, 2t. Florian unb 3 wctt ^ ^ U( *) ^icr ntct)t 
(benannten (Vieler mirb nod) am gehörigen Orte gebad)t) mögen Der 
fidjert fein, bafe mir it>re Öütc nnücrgctflid) bleiben wirb. Wit 

toljl, iunDn. 1. b 



Digitized by Google 



XVIII 



SJevttort. 



fo bieten üortreffudjen Sönnern in ©erityrung gefommen gu fein, 
bilbet eine ber ¥id)tfeiten biefer Don mancherlei Prüfung fycimgcfudjtcn 
Briefe. 

9focf) ein SBort an bie ©efifeer bon $> atjbn'fdjen 9tutograöf)en : 
Sollte (5iner ober ber 3Jnbere (nnb cö giebt beren gewiß nod) 3?ielc) 
burd) meine Arbeit anfmcrlfam gemadjt, fid) bewogen fiifjlen, mir jur 
Äemitnifmatjme foldjer Reliquien $u üerfjelfen, mürbe id) bied ald ben 
fdjönften S'ofjn meiner 33emitlmngcn Qnjefjen. 

SäMen, 25. 3nli 1875. 

Ä. f. pol)!. 



/ 



Digitized by Google 



1. tlt ^orfaJircii. $*9ta*l Urgrofctater 2. 1, — Xer ©rc&rater 2. 2. - Ii« «tef» 

mutier 2. 2. - X« 2iief*©rc6©a:ci 2.3.- Xie 2ebne lex ©tofjeltern. 2. 4. — 
<*eburt be« «atet« 2. 4. 

2. Tic Miilfcljcit. ret 2Harftfie<fen «e&rau 2. 6. — JBermäfcluBg tet öltcttt £a»bn't 

2. 8. — Jof. Rapfen*« ©eburt 2. 8. — Dal aSaterfcau* 2. 9. — Tie eitern 2. lt. 
— Xie aJlutt« €. 12. - Xer $ater 2. 13. — Tie erften Äinberja&re 2. 13. — 
Cnttoeibung über bie fernere <ir$ie$ung be« Heilten #a»?en 2. 14. — 2lbfcbieb »em 
CItern&aufe 2. 14. — Tie Seroantten 2. 15. 

3. $ie 3dj tilc tlt .ftatiiburfl. Xie $a$rt nacb £ainburg 2. 18. — Xie 2ebulc 

2. 20. - 2c$ulrcctcr ftranfb 2. 21. - Xer Heine. £atjrn al« ^aufcnfeblägcr 2. 24. 
£astn wirb al« 2Sngertnabe für ba* Äapefl&au« in 2Sien aufgenommen 2. 25. 

4. %m Wnpcllfjaitfc $U SötCtl. 5neb$ef unb Umgebung ten 2t. Stefan 2. 27. — 

Xie Sämerei 2. 31. — Sanieren unb Äapeflmeifier 2. 32. — lie 2ängerfnaben 
2. 33. — Xemtapeflmeifler JReutteT. 2. 37. — ^aupt.SHufiHa pelle bei 2t. Stephan 
2. 44. — 3»ttftf!aj»fDc beim Warianifebcn ©nabenbilb 2. 48. — 3D?nfifauffü$rungen 
im lern 2. 50. — Äircbjicbe ^eftc 5. 52. — Xie faif. #cf« v :DlufiiTapelIe 2. 55. 

4 a . Mati&tt fllv SängerfnabC. einbrüefe ber Umgebung 2. 58. — SKunbgang im 
Dem, bie 4 Orgeln 2. CO. — Ict »erfaufataben bei »urbttüntlcr« «inj 2. 61. — 
I« Unterri$t im Äapeflbaufe 2. 62. — Sedier ®egenbauer 2. 63. — teurer ftinfter» 
bafeb 2. 64. — <5empofitien#r>crfucbe 2. 65. — £aptn'# Ulitftbüler 2. 66. — Sin« 
flufj btt üRufirauffüfcrungen 2. 67. — Cinlabungen ju bürgerlichen heften 2. 67. — 
fleißige« 2tubium 2. 67. — Seerbigung be« £efÄapelImeificr# Ju? 2. 68. — 
fatriclifebe fcefMitiTciten 2. 69. — Xal faif. *ufifct«lef; 2cbönbrunn 2. 69. — 
Äaiferin 2Raria Ifrerefia unb £anrn 2. 70. — ätticftael, £aljbn'* «ruber, wirb alt 
2angetfnabe aufgenemmen 2. 71. — Xa« Vcepolbtfcfi in Älofierncuburg 2. 72. — 
£a»bn entgeht einer ernften öJefa&r 2. 74. — Sin ^riefkr. Jubiläum 2. 75. — «u# 
tem Äapeflbaufe rerfio§en 2. 77. 

5« (tfyroittf. SEMcnf mufifalifcbe 3uf»änbe 2. 79. — 'UJufiiftnn am faif. £cfe 2. 80. — 
Xal neue 2bj:ater näebft tcr «arg 2. 83. — Xa# franj. 2<$aufpiel 2. 65. — »als 
leite 2. 86. - 3tal. Cpcrn 2. 87. - UNufifalifcbe «ratemien 2. 89. - Xal 2tabt> 
tratet näebft bem Särt^nert^cTc 2. 91. — flemifer itrani^fr; 2. 94. — Äomirer 
^rebjufcr 2. 97. — "Plarienettenfuiele 2. 101. — lan^belufligungen 2. 102. — 
'Jiaajtmnfifcn 2. 106. — ^ritatfeftc 2. 108. — flcufifalien&anbel 2. 109. — SRufit' 
liebe be« pjier. «bei« 2. 113. - 'UIuftHapelle tefl 'Vrinjen p. J^ilbburgbaufen 2. 114. 

6. £e!jr* unb ^anbcrjalirc. lenerifi 2pangler 2. 117. - Seit ber 9lotD 2. 120. - 
«Qetlei fläne ; 2DaQfat)rt narb Tiariajed 2. 121. — Sitid Uf)x na<t ©icn 2. 122. — 
Tie Jamilie »ucb^elj 2. 122. — ^aöbn « etfle J«effc 2. 123. - 3m 2Ri<$aeleTf}au« 
2. 125. - 2tubien 2. 127. - i'ectionen 2. 128. - Icüc 2treiebe 2. 129. - Um 
«latitr 2. 130. — i^. «im. *aeb 2. 131. — Biolinflutien 2. 139. — Xitter«^ 
terf unb £apbn 2. 140. — 5{acvtmuftftn 2. 141. — Auftrag, eine Cpcr ju cemtoo* 
nieren 2. 142. — Äcmifer Äurj 2. 143. — Xer neue trumme leufel", ^apbn'l 
CTjie Cper 2. 151. — 3Wi*ael .^ar;tn 2.160. — Sefutb in Öic^rau, bie 3Wutter 
ftirb: 2. 161. — Xer !aif. .^ofpoet 2Wetafiar»o 2. 162. — Tlarianne ». SJJartine« 
2. 165. — Xer ita!. ^e|ang!e^rei unb Scmpcnifi ^erpora 2. 167. — Xer »enej. 
ftotf<ftafter (Sorter 2. 171. - Sabeert TIanner#bcrf 2. 172. - 2tutienirerfe 2. 175. 



Digitized by Google 



XX 



— ftastn'l cifle 2ebül;r in Xpeorie, «bunb 2Httpf$ 2. 17-s unb Kebert Äimmerling 
2. 179. — greiperr tcn Dürnberg 2. l&o. — Tal etblcfjcpen ©einjirl 6« 193. — 
£apbn cemponirt feine erften 2trei$«Cuartette 2. 185. — $apbn'l Tpätigtett in 
«ircpen 2. 196. — SSerorcitong feiner Gompofitionen ; wirb in feiner neuen ©opnung 
befteplen 2. 187. — ©räfin Ipun 2. 193. — «Michael £apbn'l rrfte Hnfteflung 
2. 199. — Ocf. $apbn wirb ifinfifbircctor beim ©rafcn Sftorjin 2. 190. — ©cplofj 
Unter-tutaeec bei i?ilfen 2. 191. — Tie gräjt. Sierjin'fcfre SDiufirTapcDe 2. li»2. — 
£apbn compcnirt feine crfte 2pmpponte 2. 193. — ©räfin SHerjiu unb $apbn 
2. 194. — ipapbn in Wien 2. 194. - Vermahlung 2. 196. — $apbn'l jweite «n» 
ftellung 2. 199. 

7. CPifcttftaM. Tie un$ar. greifiabt öifenftabt 2. 20ü. - Tal fürfll. 2<4lef). 2. 201. — 
Tie »evgpfarrrircbe 2. 202. - Tal OTufifgebaube 2. 203. - Tic fürfll. «flerbajp'. 
fcfce «OlufitrapcHc unb i$re fürfll. Öebicter. gürfl $aul 2. 204. — gürfl SWicpaeli 
AapeHmeiftcr 3i«ulpefer 2. 207. — gürflin SWatia Cctafcia 2. 208. — Äapcllmeifter 
©regoriul Oofep&ul ©erner 2. 209. — gürft 9 anl «nten 2. 212. — £apbn*l Bn« 
Peilung all jn?eitet fürfll. ÄapeÜmeifter 2. 216. — £apbn'l 2?crfenlicpreit 2. 219. 

— gürft Wicolaul 3. 222. — $apbn feinem Surften gegenüber 2. 223. — £aptn 
über feine ?age 2. 224. — 2tanb ber fürfll. ftapclle im Oapre 1762 ©. 226. — 
$4fyfctt'| amtliche 2teflung 2. 227. - $apbn'i «fte Gempofitionen in Ctifenftabt 
2. 229. — 3tal. Äemetien 2. 231. - Vermäplungifeft am fürfll. £efc ©. 232. — 
Tal ^afioralc „JlctEe" von $apbn 2. 232. — SJitcbacl £apbn wirb öencertmeifter 
bei Grjbifcjofl ton 2aliburg 2. 239. — Ter SBattr flirbt 2 . 240. — gürft 9Jicclau# 
bei ber Ärcnung bei öijperjogl 3ofcp& all rem. Äönig in granffurt a. Tl. 2. 241. 

— ätücMepr bei gürften 2 . 242. — Tc Demo 3 . 242. — gefteantate 2. 243. — 
-S-aprn'l jüngerer Sruber in bie fürfll. ÄapeÜc aufgenommen 2. 245. — Cine fürft- 
Ucbe Verwarnung 3. 247. — gürftlic&e Slnerlennung 2. 249. — Tal »arpten, 
i'tcl'lingltnftrumcnt bei gürften Wicolaul 3 . 249. — ©eitere Scmpcfitienen #apbn'l 
2. 257. — £<tränbtrungcn in ber fürfll. Äapelle 2. 2fii. — Sielinfpieler lemafini 
(ber 2Jalet; 2. 261. — Violinfpicler lomaflni iber 2opn) 2. 263. — PielenceHift 
©cigl 2. 261. — ©atbpornift 2teinmuHer 2. 266. — ©alb&crnift unb »arpten» 
fj?i;lfr gran} 2. 267. — Gopift Cljjler unb feine gamilic 2. 26S. — lenerift gri» 
bectb 2. 270. — 2erterifl Ticptler 3. 271. — .$>aptn'l Gompcfttioncn bil jum 
Oabre 1760 3. 272. — 2pmppenien 3 . 275. — Stationen, Titertimenti jc. 3. 315. 

— gclrtartien, läJtjrfAe, lanjmufir 2. 325. - 2trci*'Duartctte 2. 329. — 2trcicp. 
Iricl 3. .144. — (Slatiercompefittonen 2. 347. — ©efangeompefttionen , bie crfle 
Stoffe 2. 356. — To Doum 2. 362. - SaU.- l<c$\i\a 3 . 363. — 2 Cfertcrien 2. 364. 

— Cter.ÄapcIlmeifter ©erner 2 . 365. - £apbn rütft naip ©ernei'l lobe all aO» 
einiger ÄapeÜmeifter tor 2. 373. — 2<$lu§tecrt 2 . 373. 

Beilagen I— VII. 

I. Sludge aul i>farramtl.-Dtegiflern 2 . 379. 

II. Hutobiegrap&ifcfce 2Tijje ton Oofepp $<apbn 2. 3*1. 

III. »erjei<pnifj ber in ©ien in ben 3apren 1740— 1766 aufgeführten italientfeben Opern, 
2erenaten, geftc teatrali unb Äammer»»iantatcn 3. 3<3. 

IV. ee^rbüeper aul Oofepp $aptn'l 9lacbla§ 3. 399. 

V. Cef. 4>apbn'l «nfleOunglbecret all fStftl. efterbajp'ftper «iec^apeümeifler 2. 391. 
VI. a. ©rabfibrift ber Cltern ^>apbn'l 3. 395. 
VI. b. ©erner'l ©rabf^rift 2. 396. 
VII. JJluftrbeilagcn : 

1. 9tecitati» aul ber ».=bur 2pmppcnie, ce-mp. 1761 2. 397. 

2. Slbagio aul ber E»bur 2pmppenif, comp. 1763 2. 405. 

3. Snbante au« ber B-bur 2pmpbor.te, comp, tor 1*56 2. 412. 
tfnpang: Stammbaum ber gamilie .fcapbn. 



Digitized by Google 



1. 

Die florfrtljrem 1 

^er 11. ^\x\x be$ ^abreo 1683 mar für bic, in 5iiebcr= 
Defterreid) , am Ufer ber Tonern gelegene Stabt gainburg ein 
£ag be* £ abreden*. Stuf feinem 3 U 9 C Söien machte bicr 
fcer ©rofitoejicr ttara 3)iuftapba mit einem £beil feiner öeerc-^ 
mad)t öalt. Tie moljlbefeftigtc Stabt, in bie fi$ au$ bie l'anb= 
bemobner ber umliegenben Drtfcfyaften geflüchtet batten, i>er; 
tbeibigte fyelbenmütfjig, mufete jebodj enbli$ ber Uebermacfrt 
treiben. §n Xobeeangft flogen bie üerjmeifelnben (sinmobner 
burcf> eine fdmiale, ber £>onau sufüfyrenbe $ajfc bem 3U$*r* 
tborc su. £a aber biefer einjige fclceg sur Rettung burefy 
^errätber-?^anb wrfpcrrt mar, mürben faft SlHe um fo fixerer 
von beu nadjbrangenben dürfen mebergemefeelt. lieber a&U 
taufenb vierbunbert s JDicnfc^en fanbeu fjier ben Xob unb ucd> 
beute bat ftcf> ba* 3(nbenfen au biefe$ gräuliche ©lutbab im 
tarnen be$ engeu ©äf$ens erhalten, t>on bem au$ bic gorben 
nun bie Stabt burefoogen unb .Hir<§e, epital, s Jtatt>bau* unb 
bic meiften ^riüatgebäubc plünbcrteu unb in 3tf(be legten. 

Unter ben Wenigen, meldje bem £obc entrannen, befaub 
fid> aud) ein SöagncrgcfcUc, Selm bes §ainburget Bürger* 
tfaspar §atybn, bem in einem Urcnfel jener Wann erfteben 
follte, ben mir noa) fyeutjutagc als beu 3>ater ber ^umpbonie 
unb be* Quartette t»erebrcn. Ata*par Apcnibn, ein 5öurgfned)t, 



1 OneUen: ty'arr flegifkr unb 9latl>$ ^rotcfoHe ton ber Stabt »ain» 
bürg. Xa6 frübefk Warr>iHegtftcr öom Sabre 1030—105!) cntbalt bic kaufen 
unb Trauungen; bic 3abrc 1000-1685 fcblen gänjlicb. Crft mit 1080 ftnb 
$auf<, irauuna,*' unb £ebtcn-:Kcgificr tellftäubig »orbanecn. — Die üRatbö* 
^retetoüc beginnen mit Cctcber 1083 (na* "Sbjiifl bev Xürfcn). 
?olil, £atjbn. I. 1 



Digitized by Google 



2 



£cr Urgrcfefcatcr. — 25er ©rcffratcr. 



gebürtig tton beut, nafyc ber 6tabt gelegenen 3)orfe „hatten 
auf ber föaib"* n>ar bebtenftet in bem im 9tücfen ber <Stabt 
§ainburg gelegenen, nun als 9hiine no<$ üorfyanbenen uralten 
«erg^loffe. 

3m gebruar 1657 nafjm biefer ÜBurgfnedjt bie 33ürger^ 
tod)ter (Slifabetl; edjaller junt 28eib (»eil. I, 1). tiefem erften 
autf>entifa)cn, ben Hamburger ^farr- s Jlegiftern entnommenen 
9k<$feetfe ber «orfa^ren 8 §attbn'ä reil;t fia) junä^ft eine 
iftotij aus ben 9tat^=^rotofoÜen an. ÄaSpar £at;bn mar aU 
Bürget &u §ainburg geftorben unb fein 6ofm XfjomaS bittet 
nun am 5. Slpril 1686 um Auflieferung ber noa? »orfmnbenen 
©runbfrüde feines Katers, hierauf mürbe ijnn ber s 3cfd?eib, 
bafe er fi$ al* alleiniger @rbe gehörig legitimiren unb aua) 
Derbinblia) madjen foHe, alle uortyanbenen 6djulben bes Katers 
tilgen $u luollen. 

%m 23. 9ior>. 1687 fjatte fia) Stomas §apbn mit ber 
16jäljrigcn, aus^ainburg gebürtigen Jungfrau ßatl)arina 93 lan= 
uinger ücrmäfylt (Seil. I, 2) unb mürbe balb barauf, am 3. $uli 



2 „Stuf ber $aib" ifl eine noch h<utjutagc im SSolfömunb gebräuchliche 
©cjeichnung für jene ©egenb ber Umgebung Hamburg«, too gcgcntoärtig ein 
fläbtifchei 3icge(efen ficbt. 2>as einfl beflanbcne $orf, über bae jeber 9cacb> 
freiä fehlt, rourbe njabrfcheinltch ton ben dürfen jerfiört. 

3 Cb bie 9ia$genanntcn einer feiten Familie §aobn angehörten, tuar 
nicht ju ermitteln. 1) 3(1 im lauf «töcgiflcr 1655 ein £b>mae Reiben 
genannt; ba« befecte ©latt giebt aber nur noch ben tarnen (ber 3cit nach fann 
c« $aöbn'6 ©rofjtoatcr getoefen fein). 2) 1658, 2. 3an., erfcheint ber £aufact 
be« Äinbe« ©arbara; al« (Sltern ftnb genannt: SWichael $aibn, Scbloffcr, 
unb feine grau Sfana. 3) 1715, 19. 2tyril, »urbe 3of. $aiben, ©firger ton 
§ainburg, begraben. — £cr Familiennamen iuirb bjer unb anbertoärt« »er* 
fehieben angegeben : $atjrn — $aön — §aubtn — £>aiben — #aibn — Reiben — 
$aob'n — unb fetbft $>äbn, $aben, §ain unb §eim. Xie «Schreibart Laiben 
unb $aibn erfcheint am ^äufigfien unb erhielt ftch auch im gewöhnlichen 
©crfct)r am längflen. 9loch ©cethooen fdjrieb im 3ahre 1822 in einem ©riefe 
„§aibn". $anbn'« ©ruber SWichael fchrieb fiäj nur einigemal in früheren 
3ahren „$at)ben", fonft behielt er „$aöbn" r bie Schreibart be« ©ruber«, bei 
unb biefer hatte fic roohl bc«halb gctoahlt, um bei ben jahlreict)cn gleich- 
lautenben Familiennamen, namentlich in ßifenfiabt, ©erwechelungen fcorju» 
beugen. — 3n $rcb>en unb Katalogen loirb 3of. §aöbn häuf»8 mit bem 
gleichzeitig in SBien lebenben Organifien 3of. $atjba (t 1806) »ertc-cchfelt. — 
2>afj bie Jonfänfilerfamilie ^aöbn r ,bi$^mtfcr)en " Urfyrung« geteefen, ift in 
ber bettetriftifchen 3citfc^rift i'umtr, ^Jrag 1862, Kr. 3, ju lefen. 



Digitized by Google 



£te Großmutter. — 2>« «3ttef*@roBtater. 3 



1688, aU Bürger ber ©tabt aufgenommen. Sei Gelegenheit 
feiner Vermählung mirb £ai;bn nun auch als Sßagner be$eia> 
net, meines §anbmerf fortan in ber gamilie üorjugsmeife erbr 
lia) mürbe. 35er (Sfye entfprojfen fieben ©ohne. 2lm 4. ©ept. 
1701, nach ber ©eburt feinet fiebenten unb legten ©ot)neS, 
ftarb X^omaä £aöbn als aöagncrmeifter unb 3Jiitglieb beS innern 
föatfjä (Seil. I, 3). Söenige Sage juoor, am 30. Sluguft, lieg 
er fein £eftament auffegen, meines am 1. Cct. eröffnet mürbe 
unb fia) noch erhalten tyat. 4 @r jeigt fia) barin als ein reli= 
giöfer, re<htf<haffener 9)cann,*bem baS äßohl feiner gamilie am 
§erjen liegt unb ber baS 9lötr)ige oerfügt, bafj bei Verkeilung 
feiner geringen Serlaffcnfchaft feine Uneinigfeiten entfielen. 3)ie 
arme ©tabtpfarrfirche, jtoei Capellen unb baS Sürgerfpital mer= 
ben, menn auch mit Wenigem, boa? feinen Serhältniffen ent= 
fprechenb bebaut unb r»on ben fe$S (Söhnen (ber jmeite mar 
furj naa) ber ©eburt geftorben) erhält jeber als väterliches (Srb* 
theil fünfzehn ©utben rhein. ; £auS unb 2Birt^fct)aft, Siefer unb 
Weingarten unb §anbmerf oerma$t Sl^ntaS „feiner lieben 
(shemirthin megen it)rer, it)m jeberjeit ermiefenen ehelichen £ieb 
unb Sreue". $)afür forbert er aber, ba& fie alle oorhanbenen 
©djulben gemifteuhaft abjage unb bie ßinber als eine treue 
flutter in aller 3ua)t, Ght&arfeü unb gur$t ©otteS ersiehe. 
$ie @rsiet)ung von fechs Knaben allein auf ftdt) ju nehmen, 
fajeint ber, miemohl eben erft ins 31. SebenSjahr getretenen 
Butter boct) ju bebenfticl) gemejen §u fein. S)ie Serantmort= 
lichteit biefer Aufgabe fiel) ju erleichtern unb suglcia) baS §anb- 
merfSgefchäft fortbetreiben ju fönnen, vermählte fia) bie Mittue 
oier 3)lonate nach bem £obc ihres 9JlanncS, am 8. %an. 1702 
(Seil. I, 4), mit bem 29jährigen SöagnergefeHen SDlathiaS 
©eefranj. Sief er mar am 7. ©ept. 1673 ju Srucf an ber 
Jüeitha geboren, ©ohn beS bortigen aus ©teiermarf eingeman= 
berten bürgerlichen SöagnermeifterS 2lbam ©eefranj, ber im 
äahre 1655 in ^ainburg eine §uffa)miebStochtcr heirathete unb 
bann uaa) Smcf an ber ^eitt>a 50g, mo er im 3al;re 1704 als 
Sürger ber ©tabt ftarb. ©ein ©ofm SJiathiaS mürbe bann 
felber 3Heifter, im m<kn 1702 Sürgcr unb im 3ahre 1719 



4 3* berbanfe btefc« JefJotnent, beffen $or^anbenfein bie 9tatb>^rote» 
fottc nacb>iefen, ber ©üte beö feitbem beworbenen fläbt. «eamten $rn. 3. $ic$o. 

1» 



Digitized by Google 



4 2>ie Sityne ber ©rofeeltern. 

s J)titglteb beS äußern SHatbS ju §ainburg. 2luf feinem, in ber 
Liener ®affe gelegenen §aufe, bem früheren Gigcntfmm feinet 
Vorgängers Stomas §at>bn, beftebt noch jefet baS SBagner; 
gemerbe, gegenwärtig t?om 2Bagnermeifter 3)?ary fortgeführt, 
ber n?iebcmm eine Seefranj, au« Preßburg gebürtig, cbelicfctc. 
3m Seben öapbn'S r-erbient biefer, mie bie $KathS=protofoHe 
bezeugen, heftige unb mitunter auch ftreitfüchtige aber cnergifdtie 
9Kann nicht ganj überfehen ju merben, benn ihm toaren nun 
alle in ber Gf>c mit ber 2Bitme Katharina ßatybn übernommen 
neu Söfme anvertraut, unb baß fie 'rech tf Raffen erlogen mürben, 
werben mir im Vater unfern §aöbn erfennen. 3n ihrer jmeiten 
Ghe gebar Katharina nod; brei ©ohne unb eine Tochter; &fctere, 
^uliana Siofinc, mürbe bie grau beS erften SehrerS von £at>bu 
unb mährenb beffen Schulzeit gemiffermaßen feine Pflegemutter. 
Katharina ftarb am 17. SWai 1739 (»eil I, 5); fie bebaute in 
ihrem $eftamente Äir<$en unb Spitäler, ihre Äinber aus beiben 
(5hcn unb fefctc ihren „lieben Ghetoirth" jum Unioerfalerben 
ein, ber bann balb nach ihrem £>inf Reiben bie Schncibersnritme 
^Barbara ftaiiq beirathete. Seinen Pflichten als 3J?itglieb beS 
äußern 9tathS fam Scefranj gemiffenhaft nach, benn er fehlte 
im 3^itraum von 43 fahren faf* &ei feiner Sifcung unb nod> 
furz vor feinem Xobe, am 2. SJJai 17G2, finben mir ilm — be- 
reits ein 89 jähriger Örcis — bei einer 9tatbSocrfammlung gegen- 
wärtig. $)urch feinen britten Sohn, 3obann 3lbam, im £efta- 
ment ber 3Kuttcr als ÜRSagnermeifter ju 9ieufiebl am See angeführt, 
bat fich ber 91amc Seefranz in zahlreichen, i>or3ugSwcife in tttt* 
gam lebenben 9Iachfommcn biss auf unferc £agc erhalten. 

Von ben fea)s Söbnen, bie ibren Vater, Shoma* .§apbn, 
überlebten (fiehe Slnhang : Stammbaum) finberf mir ben älteften, 
Sofcpl) Tregor, als bürgerlichen SBagncrmeifter in bem freund- 
lichen Stäbtd?cn Ungarifch Wittenburg, mo er ^eiratt^cte; als 
Söttmcr feierte er feine zweite Vermählung in ftainburg. SBcitere 
$atcn über ilm unb feine gamilic finb mcber in Ungarifa> 
Ulenburg noch in ^ainburg zu fmben; boch ift aus bem Xefta-- 
ment ber (Großmutter, batirt 1739, zu erfehen, baß er bamalS fchon 
tobt mar. ^obanncS, beffen fpätcren Aufenthalt bie <oauv 
burger 9tatb*-^rotofotfc angeben (er hatte auf baS mütterliche 
Grbtbeil 311 (fünften einer Vermanbten verzichtet), ftarb im ^abre 
1751 als Söagnermeifter in Jyranfenmarft, einem bubja) gelegenen 



Digitized by Google 



Sie £öbne ber ©rofecltern. 



5 



3Jiarftflerfen in £ber=Deftcrreid;. (sr J?atte bafelbft, 26 3atjrc 
alt, al* Söagnergefelle, eine gerabe bopoclt fo alte ajuffdmücbäs 
irittue gcfyeiratfyet, bie ifm trofcbem noa) mit 3 1D iüinflen be= 
fdjenfte. 2Us fie im 70. £ebensjal;re ftarb, na^m er (bieämal 
etwas wä^lerifd)er unb nun felbft ein Reiftet) bie 23 jährige 
Softer eineö ©eilermeifterä alä jweite grau. Antonius, ber 
jüngfte, fd)eint im Safere 1721, in meinem 3al)re er oor (3ex\d)t 
{einen öeburtsbrief oerlangt, oou §ainburg weggezogen ju fein; 
uadj Süwroeiö obiger ^rotofoüe lebte er 1739 als Stabtgarbift 
in ^refeburg, oon wo aus er wegen vorenthaltenen (Srbtl;eite 
Klage führte; »eitere 9tad)rid)ten über ifm fehlen, lieber Äaä= 
par unb ©regoriuä, ben britten unb oierten Sofyn, war 
nid)te 5U ermitteln, bodj waren fie oor bem ^afyre 1739 fdjon 
tobt, ba fie im £eftamcnte ber ÜJluttcr nia)t erwähnt ftub. 

3)latf;iaS, ber oorlefcte ber trüber unb ^atybn'a ^ater, 
auf ben e£ l;ier boa; fyauotfädjlia) anfommt, würbe am 31. 3an. 
1699 geboren (iBeil. I, 6); er lernte bei feinem 6ticfoater ebem 
falls ba3 SiSagnergefdjäft unb 50g bann naa) §anbwerfebraudj 
auf bie Sßanberfdjaft, bie fia) bi$ granffurt a. -Di. erftredt fjaben 
foll. 5 N Jiaa)bem er fidj in ber SiSelt umgefel;en, feierte er in bie 
^eimatb jurüd unb liefe fia) in Woljrau, einem f leinen, am 
ü'eitf;afluj$ gelegenen 3Rarltftecfett nieber, ber nun bie Stiege 
3ofepb ^aobn'* unb feinee sBruber* Ü)iid)ael werben follte. 6 



5 £ie$, biogra^lntö* 9iacbjia)teu, @. 13. ©rieftnger, biograpljifctye l )lc 
tisen, 3. 7. 

6 Xn 9iame $at>bn in allen möglichen ^ebreibabweiebungen ift nameut* 
lieb, in ber ©egenb um ©teuer * Weufiabt noeb. jefet fe^r berbreitet. 2Nctflen8 
fabelt wir eö ba mit Üttüttcrmeiftcrn 511 tbun. Sic Ortfdjaften 3iaiugSborf, 
3cmcnborf f 2)?attcr$borf, Aremberg, 2:&erubcrg, Äirc^berg, Gblib;, Äircbjdjlag, 
Ritten, Grladj, 9?eunlira)en :c. weifen jum %\)t\t ganje Steigen fcon §av;bn 
bis jurücf inä 16. 3af>rb- auf. ?lncb, in Söieucr^euftabt felbft, in (Sifenfiabt, 
Cebcnburg unb im weiteren Umfrei« begegnen wir beut Tanten. Cb ficb, 
tircetc 9lad?fcmmcu ber Hamburger gamilie bis auf ben heutigen Jag fort* 
^epflangt baben, mutf ba&ingeficüt bleiben, obwobl bied in awei Ratten mit 
#cftimmt&cit »erfuhrt wirb. £er erftc *all betrifft ben fürftlicb, (Sflerbdspftficu 
Senaten $aulu« # ab bn, ber im 3abre 1860, 70 3 ab. re alt, $u Cebenburg 
ftarb. «ein 3>ater S0tt$ael war ein angefebener «Bürger Gifenftabt« unb mit 
imfcrm $aobn feb,r befreunbet; fte nannten ficb fogar gegenfeitig Detter (wobl 
fcber3weife ber gleiten Familiennamen wegen). 2?on biefem ^autuö liegen 
Die iaten nur biö 311m ©ro|uat« kcx unb ^ier bliebt jeber 9laeb,Wetfl ab. 



6 33« <D!ar(tf(e<fen Stobrau. 

2. 

Die ftintyett. 

3n einer flauen, jiemli^ reijlofen ©egenb Biebers £>eftcr= 
reia>3, öftlia) vonSöien imb l*/^ Söegftunben von SBrurf an ber 
Seitfya entfernt, liegt jnrifdjen ben Dörfern ©erbaut nnb Rollern 
ber Sttarftfleden 9tof>rau. ,§art am Drte vorbei fliegt bic au* 
(Steicrmarf fommcnbc &eitba, bic auf einer längeren «Stretfc 
Defterreid) unb Ungarn Reibet nnb fid) bei Ungarifa) =9Uten; 
bürg in einen 3lrm ber Donau ergießt. SHobrau, feit 3abr^ 
l;unbertcn im 93cfifc ber gamilie §arrad), mürbe im 3abrc 1627 
unter $arl von §arrad), ©taateminifter gerbinanb'ä IL, von 
biefem Äaifcr 3ur 9ieid;$graf jdjaft erhoben. Unter ben Gavaliercn, 
bic im $af;rc 1724 in SGBieit bei §ofc in ber Dpcr „Guriftco" 
von Galbara mitmirf ten, mirb aud) ein gerbinanb 0raf §arra$ 
genannt. 3 U ? 3 c tt> bic uns liier junäd^ft befäjäftigt, mar ber 
»entjer Graf tfarl Slnton (1692—1758), f. f. Kämmerer, geb. 
9tatf), oberfter $of- unb 2anbjägcrmeiftcr unb Grblanb$=<3tall= 
* meifter. $on feinen 9tad?folgern mürbe ßarl fcconfyarb (geb. 1765, 
t 1831) im 3abre 1826 in föücffidjt feiner großen SBerbtcnftc 
unb feiner mit Ginfid>t verbunbenen Vorliebe für bie Sonfunft 
jum f. f. ^ofmufifgrafen ernannt. Gr mar berfelbc, ber in 
feinem, erft unter il;m in ben 90er Sauren augelegten meit; 
läufigen (Scfylofeparf bem von feinen Sonboner ftriump^cn beim= 
fel;rcnben §atybn ein Denfmal fefcte. ©djloß unb $arf, von 
Söaffcrgräbcn umgeben, liegen abfeitö vom Drte. 

Der SJtarft SKobrau (jefeige 93c3irts$auptmannf<$aft SBrutf 
an ber £citl;a) bcftcfyt faft nur auä ciuer Doppelreihe ebenerbiger 
Käufer, von ber ^oftftraße burdfoogen, meiere SBruä mit ^etroncll 
unb ^ainburg oerbinbet. Der Drt batte miebcrtyolt mit geuerd= 
unb 2öaffcr*notl; 3U fämpfen. §\\ ben ^abren 1847 unb 1865 
brannte ber größere £I;eil ber ©obnungen nieber unb in festerem 
3afyrc litt babei auefy bie auf falbem 3öeg be^ DrtcS ftefycnbe, 



3>er streite ftafl bot ben noeb. le&enbcn SNütlcrmciftcr 3flicbact §avbn in 
GrlaA O'üblid» *on Siener-^icuftabt) 311m ©egenfianb. ?lfrcr amfe foier bricht 
beim llrcjre&fatcr bic lc|?tc unb entfcfccibenbc $crfrinbung ab. 



Digitized by Google 



2>er SWarftfle<fen 9tobran. 



7 



crft untätig ft nriebcr fjergcfteHtc ^farrfirche jum h- &itu#, loo 
(10 aud) bie Familiengruft ber ©rafen oon öarrach befinbet. 
UBiebcrum unterwühlten $od)iüaffcr ber jcittDeilig nrilb baher^ 
braufenben Seitfya bie beut gtuffc $u gelegenen §äufer unb rich= 
teten namentlich in ben Saufen 1813 unb 1833 grofce $er= 
beerungen an. $8or biefer 3 e ^ uno 5 um S#*tl fpäter 
ftanben an ©teile ber nun folib aufgebauten unb roeifj über= 
tünchten ftäufer meift nur ärmliche, mit ©trob gebeefte £cbm= 
bütten. geuzte SÄecfcr unb üon Söäffern burdjficferte Sßicfen, 
mit ©chilf, 9lo^r unb Söeibcnbäumen bemachfene glufjufer gaben 
h>o$l bem Drtc feinen tarnen. Sahrjehnte gingen tner fpurloä 
vorüber; noch immer betoegt fich bie (£intoohner3ahl in gleicher 
£öf>e (circa 500, unb mit bem V* ©tunbe entfernten ©erhau* 
bei 700 ©celen); noch immer ift ber 3Karft über bie pufcr3ahl 
75 nicht InnauSgefommen. 2>on ber gerne repräfentirt fich ber= 
felbe nur unanfehnlich; bie lohnenbjte ©eite ift noch oon Oftcn 
ber bei ben ebenfalls an ber Seitha gelegenen Dörfern .•poHern 
unb ©chönabrunn. $>och fcergebenä loürbe man tytv ein Sanb- 
f<haft*bilb fuchen, bas im ©tanbc loärc, ju elegifä)en Sailen 
gleich i^nen im „©pasiergang" an3uregen. 

Sfat füblid)en Gnbe bes 3Jtarfte£, nach Dcr ^Bfucfer ©citc 
hin unb gegen baä ©chloft liegenb, mo bie Umgebung fich bo<$ 
etmaS freunblichcr unb auch baumreicher entfaltet, reicht bie 
Läuferreihe jur rechten ©eite beim Sluägang be$ Drte3 bie jum 
örenjpfahl; bie linfe ©eite enbigt früher unb baa lefcte $&u& 
eben trägt bie Kummer 60. $>te£ ift §at)bn'S ©eburteftättc — 
„eine fchlechte 53aucrnl)ütte, in ber ein fo großer Mann geboren 
nnirbc". 1 Diicht ohne Führung betritt mau biefe unfeheinbarc 
©ofmung, benn n?cnn aud) bei ben einzelnen ^eränberungen 
im Verlauf fo oicler 3^h r 3 c ^ ntc uufere ^hantafte nicht menig 
nachhelfen mufe, fo genügt und boch ber ©ebanfe: auf biefem 
glecfchen (Srbc ift ein großer rechter 3)leifter in bie 2Mt getreten. 



1 2?eetf)Cttcn'« Sorte, inbem er auf bem «Sterbelager ben ibn befugen* 
ben greunben Stnbrea« ©treid)cr unb §ummcl eine t^m toon ©iabelli 3uge* 
fefuefte Slbbilbung t>en §at?bn'S ©eburtsbau« entgegenhielt unb feinem obigen 
?tu«rufe tiefbetoegt bie SSorte uoranfducfte : „Sieb', lieber Rummel, bae 
©eburtebaufl »on Jpaübn; beute babc i$ eö 311m ©efc^enf crbalten unb cS 
maebt mir eine littbifcbc greubc." 



Digitized by Google 



8 



93crmäbjung ber ßlteru 



' $>er §aubtuerfeburfdjc, ÜRatl;ia* &ai;bn, nun Mra^er 
unb Söagncrmeifter in 9loI;rau, fjatte fiä) im %a\)xi 1728 ba£ 
genannte §äuM;en gebaut, um bafclbft mit feiner jungen grau 
eiu$u$ief;en, benn am 24. 9toü. 1728 vermählte er ftdj mit ber 
21 jäbrigen Jungfer 3ttaria, £oä)ter beS r»crftorbenen 9)iarft= 
rtcbtcrä unb ^Bürgers ^orcn$ Voller (Seit. I, 7 unb 8). 2113 
.<pciratbägut braute bic SBraut, laut Gl;eoertrags 2 t>om 13. £Rot>., 
120 bares ®elb fammt einer „efyrlicben 2lu3[taffirung", 
tt>el$e$ bcr Bräutigam mit bcr ,§älfte feines „ganj neu erbautben 
ftleinl;äu&l" per 240 gl. fammt bem 2Baguerbanbtt»erf hnber- 
legte. 9iod; in bemfelben Satyre ift fein §äu£d)en, bem baju- 
gehörigen Gkunb eutfprecfoenb, aU ^offtatt* unb brei Saljrc 
fpätcr bura) bic am 12. Sept. 1731 erfolgte weitere ®runb= 
{tttyettutig als §alblcl;u-^auS bejeidjnct (al* §alblel;ner befafr 
er (5 ^od) Örunb). Seine grau gebar ifmt 12 Atiuber, oon 
benen bie <pätfte gleid; ober furj nacb ber ©eburt ftarb. £a& 
Stoeite Minb, unfer §at;bn, erhielt am 1. 3lpril 1732 bie Sauf* 
namen granj ijofepl;. 2>er l;errfd)aftlia> EcftanbmüUcr $u 
ftcrl;au$ 3ofepl; §offmanu 3 unb feine grau 2tnua Äattyarina 
«wiren bic £aufpatl;en (Seil. I, 0). Sott ben beiben Sauf* * 
namen £ai)bn'$ fam bcr erfte nie in ©ebraud), toie feit bic* 
u. a. aua) bei granj (^eter) Sdnibcrt unb (5iUll;elm) 9ücbarb 
Söagner fiubeu. So loenig toie bei SBectbouen tonnte man audi 
bei $a$bn bis jefci ben eigentlichen Sag bcr Geburt ermitteln. 
£cr Saufact im tfircbenbud) ift unterm 1. 2lpril einge$eidmet. 
dagegen foll §at;bn felbft, wenn 3enumb ba* bei ifym aufge* 
[teilte in .fcolj gefdjuifctc f leine SKobeU b'eS 9Jtonument$ im Sßarf 
ju Sftofjrau befiduigte, ba* bort angegebene Saturn 1. 2lpril 



2 3* fcerbanfe tenfclfren bcr (*ütc fce« oiväftirficn Scbtcf^crtrartcre £>rn. 
^reifster in SKcbrau. 

3 $cffinann unb Jrcblid) ftnb oft ettofibntc Tanten in bcr »eilt? erzeigten 
ftamilic £>atybn. £aö #cf f mauu'fcbc G^e^aar beb bc« äJJatbiafi $>aubu 
fämmtltcftc Äinbcr erper G^e aus bcr Saufe. SWicfiacl unb nad) ibm fein 
vsebn ÜDkrtin $cfftnann batten bas .^aubn'ftbc #aufi ein falbes Oabrbunbcrt 
im sPcftfc unb festerer n?ar ter einigen 3abrcn nodi bcr Ginjigc im Crt, ber 
Vaöbn fdbfl getannt batte. — 2>ic grS^lidVe lebten burdj mehrere (Statt' 
ratir-nen ale $ufjd?micbc in Str. 56, bcr ttadjbarfcbaft tytyta**, too fic i^r 
§anbircrf auf offener ©troß« betrieben, lieber ibre nä(;cre ^crwanbtfd)aft 
mit >>at>bn »erben wir fpäter bereu. 



Digitized by Google 



2aS 2>atcr&auö. 



fefjr eifrig mit „31. 9)tär$" oerbcffert l;aben. Unb tuiebcrum 
geben bie 3lufseid)nungen feines SdjülerS N J{eufomm §u bcr be? 
treffenbeu ©teile bei 5>icS (6. 12, mo fogar ber 30. 9)tär$ an= 
gegeben ift) bie (srflärung: £ai;bn jagte mir — ,,id) bin am 
1. 2tpril geboren nnb fo ftefyt eS in meines Katers .pauSbud) 
eingetrieben — aber mein S B ruber Michael behauptet, id) fei 
am 31. SJiärj geboren, loeil er nidjt null, baß man fage, tdj fei 
als Slprilnarr in bie Sßelt getreten." 2)er 3)litteltoeg bürfte 
and; hier ber ridjtige fein: §atybn, geboren in bcr 9iaa)t r>om 
31. 3)iär5 3um 1. Slprit, nnb fo fann es immerhin bei bem oor= 
jugStucife angenommenen 31. 3Rärj fein Verbleiben fyaben. 

55er«or nnr uns nun mit ben Glteru unb bem gamilien= 
leben in §ai)bn's erften ßinbcrjafjren eingcl;enbcr befestigen, 
fei noa) ein 3Micf gemorfen auf bas 2leu&ere unb innere be£ 
Kaufes, tote es $u jener 3eit mag beftanben fjaben. 4 23ol;l 
Ratten bie ertoäimten Ueberfa)mcmmungcn ber Seitya (1813 unb 
1833) baS SitofmfyauS mieberbolt serftört, boa) luurbe cS jebeS; 
mal im ftauptmauertoerf mieber l;ergefteüt unb ba& aua) bie 
innere Gintfyeilung ber £auptfaa)c naa) biefelbe geblieben, be= 
[tätigte bcr erft uuläugft (1873) üerftorbene Sanbmann Martin 
§offmann, ber noa) in bem alten §aufe im ^afyre 1785 geboren 
mürbe, es bann feit 1809 felbft befaß unb naa) bcr erften Ucber- 
fa)toemmung ioieber aufbaute. (sine 2lbbilbung in Del, aus bem 
3abre 1829, alfo oor bem legten §oa)maffer, üerbanfen mir 
bem •afabemifa)en »Wünftler unb Sa)üler beS Üöiener (Sonfcr^ 
ratoriums, Üöilbelm Mröpfa), ber feine 21rbeit bem Sttufeum ber 
$efellfa)aft bcr 3)hififfreunbe in 8Bien jum ©eföenl machte. 5 



4 iHei&enfclgc ber 33eftfecr be6 ^a^bn'fctycn Kaufes nac^ be$ 33ater6 £obe: 
Sdjmicbemeificr ^btlipp gröbliü), $ai?bn T ö <2a)toager (feit 17G4); Ccfenem 
Wuhatl öoffmann (feit 1777); Sattbmatttl 9DJartin £>cffmann, bc8 35orc;cf)cn* 
ben Sohn (feit 1809); beffen Jedermann 3obann £eibf (feit 1828); £anb< 
mann @eerg »rntfncr, bcr ©cibl'6 Sittue &ciratl?ete (feit 1843). 

5 2tbbitbitngen in Jlrcibcmanier, fteberjeidmung ?c. finben ftd) cii^cln 
unb in tiefen .Seitfcbriftcn. (Sine „?tnfid)t be« @cburt$&aufeö fcon $a»bu in 
ftobrau" crfd)ien bei ?t. 3)iabeüi f ffiien, litl>., Cuer^cf. — Siefelbe flnfteit 
in terfleincrtem 2)Za§fiat> nad) einer §eber$eid)nung ton 33ernbt, litlj., gr. 4°. 
gerner im Sonntageblatt, SBicn 1842, Dir. 36; bitte SUuftr. gamilicnbud) 
gur Unterhaltung unb SMefyrung, I;erau$gegcbcn bem öfterr. £ letyb, £rieft, 23b. II, 
8. 16. "JtyctograMie (nad) einer £aub}eid)nung) verfertigt ten 5- ®enb* 
ling, Sien. 



Digitized by Google 



10 



2>a« Saterfau«. 



2öir erblicfen in bem 93ilbe ein ebcnerbigeS, jiemlid; au*ge= 
belmteä unb mit einem ©trol;baa?e gebecfteS ©ebäubc. 3"* * 
Sinfen ber (sinfafyrt befinben fta? mer genfter, oor bencn fia) 

1) öl3eme ©tafetc au<$ nod) bem 9ta$barl)aufe entlang fnnjiebcn; 
ein üppig belaubter 93aum giebt bem §aufe auf biefer (Seite 
einen freunblidjen 2fbfa)luf$. SRe<$tä vorn £f>ore jeigt fid^ ju; 
nädjft eine größere 9ftaueröffnung, ber fid) jtrei formalere genftcr 
anfdjliefjen. $)ie weiterhin fia^tbarcn &uftlöd)er l;art unterm 

2) adje beuten auf (Stallungen, ber angebaute, mit lofer Sattem 
manb gebeefte £f;eil unter befonberem 2>ad)e auf einen $ur 2luf= 
Jberoafmmg für Söagen, gelb* unb 3lrbcit*gerätb beftimmten 
©dmppen. 2)iefc ganje ©affenfront beä §aufe$ jiert ju beiben 
©eiten beä ^oftfjoreS ein breit angelegter ftafen. 3ur SRedjtcn 
öffnet ji$ bie 2anbfd;aft ins greie; bic ©trafje ffi&rt am gaufe 
vorbei naef) 33ntd an ber Scitba unb ift ienfeits ber 33rüäe, bie 
fie beim ©renspfafrt überfa?rcitct, mit Säumen bcpflanjt; in ber 
gerne erblich man auf mäfjigcr 2lnf>b> ba3 flirdjlein beä näa)ft= 
liegenben Orte« §üffein. ©0 meit bie Slbbilbung. 0 — Ser rücf= 
rcärtigc £beil be$ §aufc* bat fta? faft unveränbert erhalten. 
9tod) beute finbet man bort bie fcfyon angebeuteten 2lbtbeilungcn : 
©tall, 2>orrau)3 ; unb ©erätl^fammer. S8crfa)rcunben ift bagegen 
bic cbemals l;ier befinblicfye 2Berfftatt, in ber 3>atcr 9)?atbta^ 
fein SSagncrgefcfyäft betrieb. Gin Heiner öbft= unb ©cmüfc; 
garten, ber t»om §ofraum bis an bie ttorbeifliefjenbe fieitba reicht, 
ticroollftänbigt bie 2öirtl)fd?aft, boa) n?ar ba* jefcige gluftbett 
in früherer fttit pcm §aufe nä'fjer gelegen. 

®a3 3nncrc bcS §aufe3 fennen $u lernen, treten mir burd?$ 
grofee §austfyor ein unb gelangen Unfö über einige, erft beim 
Umbau be£ Kaufes angebrachte © ruf cn in ein f leinet $orjimmcr 
(bic frühere &üd;c, jefct aber nur tfyciln>eifc baju oermenbet) 
unb von ba in bie eigentliche i&olmftubc, ber ftd) uoa? eine 
Mammer anfa^licfet. liefet ganjc Xbeil be* $aufeä n?ar früher 



6 ©egenlrärtig ftnb 9tafen, ©aum, £tafcte unb bic genfer jur 9led>ten 
tocrfctylr'unben unb ifi eine SBanf tcr ben genflem jur fiufen angebrac&t. 
(Sine unanfebnlic&e, bei ©clegenbeit einer (Sriuncrungsfeier im 3af>rc 18-41 in 
bie 9)iauev eingefügte, e^er einem 2Sirt6*^ausf(fciIbe itynltcbe ©ebenftafcl mit 
bev 3nfc^rift „3um £>abbn" ift bie einzige ?lus$eic&nung, n?el*e bic ©efcurt«* 
ftätte bcö großen £oubic6ter$ tcr ben übrigen Käufern untertreibet. 



Digitized by Google 



3>tc ßltcrn. 



11 



tiefer gelegen, baber e$ aua) fcom ^auäflur auä gan$ eben §nr 
Söobnung fübrte. 5)a£ niebere aber geränmige Söofmsimmer 
mit bunfelgebranntcm $ccfcngebälf unb umfangreichem grün 
glacirten Äadjelofen unb rotfyfarbiger iDfenbanf nrirb allgemein 
als ber Ort bejeietynet, n>o foatobn jur 2öelt fam, boa) mar frier 
nur bie allgemeine SEBotynftttbc. 3ofepf> unb 3)li$ael unb alle 
ßinber mürben im 3iwmer $ur redeten Seite beä £aufe* ge* 
boren, nun al* SBorratbäfammer benufct. 7 2öenn man bebenft, 
baf? bie gamilie, obmo^l fic beim Ueberblicf be3 Stammbaums 
jablreia) genug erfajeint, bo<$ gleicf)$citig nur au« menigen MiU 
gliebem beftanb (bie größere £älfte ber $inbcr ftarb faum gc^ 
boren, bie übcrlebenben @bbne mürben in bie Söclt gefabelt, 
bie £ödr)ter t>erbeiratf>et), mirb man bie genannten Stimme für 
ooüfommen auSreicf>enb für bie Söcbürfniffe bcS £aufe£ finben. 

<pat)bn'£ eitern 8 maren einfache, rea)tfa)affenc Seutc unb 
mufsten bei ben #inbern früf>$eitig ben Sinn für 9tcligiofttät, 
^^ätigfeit, DrbnungSliebe unb Stteinlidjfeit ju metfen. $>ie 
SSotyltbaten biefer ©rjie^ung empfanb §aöbn burd)S ganjc fieben 
unb banferfüllt äußerte er fidj nod) im hoben 2llt«r gegen ben 
Dealer S)ie3 (33iogr. 9tad)r., 6. 11): „3)(eine ©Item baben 
mic§ fdjon in ber jarteften 3 w g e "b mit Strenge an 9teinlid;fcit 
unb Orbnung gcmöfmt; biefe beiben Ü)inge finb mir sur jmeiten 
9ktur gemorben." Gr oerbanfe feinen Altern aua?, bafc fic ibn 
$ur ©otte*furd>t unb, metl fic arm maren, notbmenbig jur 
Sparfamfcit unb jum gleite angehalten batten. — Ginen tiefen 
Ginblicf in §at>bn'* finblid) banfbareS öcmütf) bieten cbenfo 



7 2)a« grofjc §aubtgcmac&; b>t fett ber ermahnten (Jeier im 3ab>e 1841 
at# einige Sluöfcbmücfung ein mit öaubn's Porträt gejiertefl Grinnerung«« 
Matt, b. ff. nic^t einmal an biefe Seter, fonbern an jene bc$ 25jä^rtgcn 5k* 
fkljene ber ®efcttfctyaft ber 9Jiufiffrcunbe in SEMen int 3aljrc 1837, webet 
„2)te <2c$Bbfung" aufgeführt trurbe, bereit §auj)tmementc hier bilblt<$ in 
geberseiämung bargeftettt ftnb. 3n bemfetfccn 3a^r (1841) tourbe and) ein 
©ebenfbn^ »on $>at?bn'« „»ietiafirtgcm ftreunbc 9Jcatbta« Sudjcr, Crtmtnal« 
3uftt$ratV gegiftet. 3u bebauern ift, baß gcrabc ba8 ©cburtfljimmcr beö 
£cbb>fcre ber „@d)b>fung" eingegangen ift. Sit Sieberberficllnng unb 
Vaffcnbe ©nrtc^tung beffetben bleibt einer forglidjen £anb vorbehalten. 

8 3m grembenbfatt, Sien, 4. 2flai 1852, maren angebliche Original* 
Porträte ber (Sftern §abbn'«, gemalt 1776 »on (5. ^clmat?r, gum SJcrfauf 
auegeboten. 2>te Unec^t^eit biefer Vortrat« ift in SBaiterIc'8 2^caterjcttung, 
1852, 9Jr. 134, attSfübrltcb; nacbgenMefcn. 



Digitized by Google 



12 



Xk 2)hitier. — Ter Skter. 



bie 2ßorte, mit benen er, ebenfalls gegen 3MeS (6. 42), bie 
Grtoäfmung feiner erften SlnftcUung als Hapellmeifter begleitet: 
„3Keine gute 2)iutter, bie toon jet^cr auf baS järtlic^fte für mein 
SSofyl beforgt loar, lebte nidjt mef)r; bod) bat mein $ater noä> 
bie greube erlebt, mid; als Hapellmeifter 511 fefyen." 2)aS 2ln= 
benfen feines Katers ju efjren, vergibt §at;bn auä) bei 2luf= 
fteHung feines legten SBiüenS nid;t, inbem er eine Summe be= 
ftimmt jur immertt>äl;renben 3>uftanbbaltung ber Seitcmounben= 
Statue, bie ber SSatcr auf bem ©rabe feiner grau errieten liefe 
unb roo er bann felber an ityrer (Seite bie lefcte Dtulje fanb. 9 

Stenn man mit Diedjt bei ber aüererften Gr$icf>ung beS 
ÄiubeS ber Butter ben §auptantfyeil juf abreibt, fo war hierin 
für ftatybn aufs befte geforgt. Gr genofc ber liebeoollften Pflege, 
unb bafj fidj bie Grinncrung an bicfelbe tief eingegraben ins 
§er$ beS SofyneS, bejeugen feine obigen SÖorte. Unb bod; loarcn 
es nur bie erften fünf Lebensjahre, bie er unter ibrer Cbbut 
jubraajte. 9lber bie redjtliräe, rübrige grau, inbem fie bie ttinber 
mit Strenge jur 2f)ätigfeit anfielt, batte ben Hern getroffen, 
benu gleifj jntb ^orioärtsftrebcn nnirben £at)bn burd;* gange 
Leben jum Gktoolmbcitsbcbürfnift. Leiber brad;te bie Butter 
bem Sofmc audj ein förperlidjeS Uebel $u: §apbu erbte von 
it)r einen ^iafen^olppcn, ber il;m im Leben fiel $u fdjaffeu 
maebte. ®riefinger (€>. 77) l>örte föaubn barüber fagen: ,,.^d; 
mufe ben Herl nun fd;on unter ber Grbe oerfaulen laffen; aua) 
meine 3)hitter litt an biefem Uebel, otyne bafc es ibr ben £ob 
.Utgcjogcn l;ätte." 

$ie 9)tuttcr \oar baS britte Ätnb beS am 4. 3uli 1702 
ju iHobrau mit ber Jungfrau Sufanna Stcbel oermäbltcn M\U 
nad)barS (,§auScigentl)ümerS) unb naebberigen 3)tarftrid)terS 
Lercnj Holler. Unfer äSaguermciftcr führte fie gleidjfam 00m 
£erb toeg l;eim, benn fie bieutc bamals als Möd;iu bei beS 
©rafen Carl 2lnton .§arraa) Wemabliu, Katharina geborene 
öräjtn oon üBouquoty. ^ater unb Butter hatten empfang; 



9 „Siebzig fünf (Bulben feilen ber A^crrfrfKtft iKebrau wrMctbcn, um 
bas* fcon if>r mir, gefegte 2Wenument, unb ba$ SMlbnifj, roelcbefl mein fcliger 
$ater ne&eu ber Safriftct) ber bertigen Ätrrfjc errieten ließ, in gutem <Stanb 
ju erhalten." Seftamcnt; II, §. 35 (*gl. audj 2eftament, I, §. 51). 



Digitized by Google 



< 



2>te erflen Äinberja&r«. 13 

lidjen Sinn für ÜDhifif; ber SSater, 10 ben £atybn als» „einen 
von 9ktur au$ großen Liebhaber ber 2Jiufif" f Gilbert, befaf? 
eine erträgliche SDenorftimme nnb t)atte anf ber Söanberfcfyaft 
„ohne eine 9Zote &u fennen" bie $arfe flimpern gelernt. £>ie 
©emotynhett, fi<$ na<$ ber Arbeit bie ©rillen mit ©efang \$u 
vertreiben, »oju er fich mit feinem 3nftrumente begleitete, be- 
hielt er au<$ im (Sfyeftanbe bei. 9iun ftimmte aua) bie grau 
mit ein nnb bie friebli<$e 28oImung erfüllte, namentlich Sonn= 
tagä, von ungefünfteltem $oppelgcfangc. Siefer SMobien nnb 
unfdhulbigen Sugenbfcenen — ber erften mufifalifchen Ginbrücfe, 
bie er empfing — erinnerte fi$ §a»bn noa? in ben legten Sebent 
jähren nnb eine rührenbe £eiterfeit verbreitete fich über fein 
greifet Stntlifc, menn er jener £age gebaute. 2>aS öeifpiel ber 
Eltern reijte £oa)ter nnb Sohn, bie fi$ nun ebenfalls bei bie-- 
fer einf a$en §au$mufif verfugten; namentlich ber jüngere fünf- 
jährige Sepperl (öfter. Siminutio für 3wh) überragte babei 
burdh mufifaltfdheS ©ehör nnb eine angenehme Stimme. &}ie 
.öaübn felbft fpäter verficherte, fang er „bem 2>ater alle feine 
fimblen furjen Stüde orbentlich nac$" nnb alle Gimoofmer be£ 
Drteä lobten be$ Söagnerä ©bimsen, ©er ftnabe aber blieb 
babei nidjt flehen. Gr modjte bei irgenb einer (Gelegenheit ben 
S<$ulmeifter belaufet 1)dbtn, nrie er anf einem ilmi biö babin 
fremben ©egenftanb, ben ber Schulmeifter „©eige" nannte, be- 
harrlich I)in unb her fuhr unb bie nninberlidjften £öne bernor- 
loctte. 3)as toar für unfern Sepperl genug. Gin Steden loar 
balb gefunben unb als nun bei nächfter (Gelegenheit s 4>ater unb 
Butter roieber ihren ©efang anftimmten, begleitete fie ber Sohn, 
auf ber Dfenbanf fifcenb, inbem er in Ermangelung einer toitts 
liefen ©eige auf bem auägcftrecften linfen 2lcrmchen nach bes 
SdmlmcifterS Slrt mit feinem erbeuteten Steden voll Gifer auf 
unb nieber ftria). SBotyl mögen bie Eltern über ben finbifcheu 
Einfall be£ SolmeS gelächelt haben, bodj gelegentliche 3uf)örcr 
bauten anbera. Gin mcitläufiger ^ermanbter be* ,§aufe*, ber 
einmal von §ainburg 311m SBejiiä) herübergekommen n?ar, fouüe 



10 Clarpani unb naefc. tbm filtis tbcilen bem 3>atcr irrt&ümlicb; aueb 
ÜHe&ner* unb Crganiftcnbicnftc i". 9tat^ einzelnen &u8fagcn follen fic^ iu 
feinem Wacblaft 2JtuftfaIien unb iöfteber torgefunben fyafccn, bie bei ber lieber" 
fcb>emmung im CM>rc 1813 pi @rnnbe gegangen finb. 



Digitized by Google 



14 Seite« »efnmmung. — 2C6f$icb. . 

ber Sc^ulmeifter beS DrteS bemerften mit 6taunen ben Knaben 
fo feft unb mutt)tg ben Xdtt angeben unb meinten, ba wäre 
ein tüchtiger Sttufifer jn erwarten. SDamit Ratten fie eine leb= 
fyafte grage angeregt. 3unädtft mürbe beS SBaterS eitelfeit 
nidjt wenig berührt, benn er füllte felbft fo etwas oon fünft = 
lerif$er Begabung in fia) unb fjoffte nun toenigftenS in feinem 
$inbe, als oiel ju gut für fein #anbwerf, ji$ einftens oer= 
l)errlid)t $u fe^en. $er SRutter aber fa? webte ber ©taub eines 
öa)ullel)rerS ober geiftltc$en §errn als l;öd>fteS 3iet oor 2tugcn. 
Sie 2lbwägungen greiften ben fird&lidjen unb weltlichen 3$or= 
jügen blieben lange in ber 6d>webe, bis enblia) bie Autorität 
beS Serwanbten ben 2luSfd)lag gab: ©epperl foUe nämlia) ju 
il)m (benn er mar felbft 8ci)ulrector unb SÄufifer) in bie £et)re 
gelten, um einft als Glwrregent ober gar als Äapellmeifter über 
ein Crdjefter fi<$ fein SBrob ju oerbienen — ber geiftli^e 6tanb 
ftet^e it)m ja befjfjalb noa) immer offen. 211S Folgerung feiner 
früher ermähnten SBerfictyerung, bafe er bem $ater alles orbent= 
Ud) nadtfang, fafet §atibn bie nun erfolgte (sntf Reibung über 
fein weiteres £ooS in bie wenigen Söorte jufammen: „S)ieS r»er= 
leitete meinen SBatter mid) nadj ^ainburg ju bem Sdjukföcctor 
meinen 2lnoermanbten ju geben." — äöeitereS tonnen mir über 
,§at;bn'S erfte Äinberjatyre nidjt erfahren; es fehlte eben ein 
,§ausfreunb Wie ber 3)iojart'fd)e (Sa^aajtner, ber nodj nac$ 3ttos 
jart'S £obe auf Anfrage oon beffen Sct)wefter im ©tanbe mar, 
bie bei Otto 3atyn mitgeteilten fo intereffanten 2)etatls über 
Söolfgang ju geben. 

6s fällt motyl nia)t fdjwer, fta) ben 2lbf<$ieb £avbn's aus 
bem Glternt)aufe $u oergegenwärtigen: wie ber beforgten Butter 
immer noa) eine neue (3rmafmung beifättt, bie fie bem $inbe 
einfdjärft; wie fie 9län5d)en unb Xaf<$e oiel 5U Hein finbet für 
alles, was fie tarnen aufbürben miü unb wie bie 7 jährige ein= 
5ige 6a)we(ter gran$isfa ben um jwei 3a^re jüngeren Sruber 
mit faft feierltd&er 2lrt betrautet — iljn, ben fie plöfelidj pm 
3JUtteIpunft aller Sorgfalt erhoben fiel)t, unb ber nun eine 
fo weite Steife oou mehreren Stunben unternimmt unb in 
einer großen Stobt oon minbeftcnS 4 bis 5000 Ginmotynem 
leben wirb. 3mmer wieber fdjliefjt bie Butter ben 6ol)n in 
ifyre 2lrme unb weife ftdj ntd)t $u trennen t>on ifmt. 25od> bie 
3eit brängt; braufjen werben bie ^Sferbe fa)on ungebulbig unb 



Digitized by Google 



Xie »ertoanbten. 



15 



baä @efäfyrt, beffen 6id>erfyeit ber funbige SSagnermetfter bieö= 
, mal gemife mit »erboppelter Stufmerffamfeit geprüft fyat, um= 
fielen immer jafjlreidjer, neugierig unb tfyeilnefymenb, bie Wafy 
barn. S9luc^ ber 6d)ulmeifter, ber ja felbft fein Sotum mit 
abgegeben tyat jur Ueberftebelung, befinbet fi$ unter ifynen unb 
fielje, ba fommt aud> ber Pfarrer bes CrteS, 2lnbrea£ 3uliu& 
Seleäcot>i$, bem Meinen ^nmotyner, feinem Täufling, feinen 6egen 
mit auf ben 38eg ju geben, ©nblidj mactyt ber 35atcr ber 6cene 
ein Gnbe, inbem er, bie 2Hutter ermutf>igenb, mit üielfagenbent 
53 lief auf bie $um Empfange eineä neuen Spröfelingä bereit 
fte&enbe 3öiege beutet. 11 9tod; einen &änbebrucf, nodj einen 
£u&, ben legten unb f^eifeeften, unb fort gefyt e$ bie einförmige 
Strafee entlang $um neuen $eftimmung*orte. 



s Beoor wir ben Sieifenben auf iljrer gafyrt folgen, fei über 
$aöbn's gamilie unb feine unoeränbert gebliebene tfjeilnefymcnbe 
Erinnerung an 9tol?rau unb an feine 33ermanbten nod) ©inige& 
bemerft. £apbn, ber innerhalb 24 Jahren bie gröfjere £älfte 
biefer {Jett in ©fterfydj am füblia)en Gnbe beä 9teuftebler=®eeä 
$ubra<$te, fyatte borten in unmittelbarer üKätye eine Sdjmefter 
unb* mehrere 9iid;ten, bie fid), mo^t auf feine 2Jeraulaffung, ba= 
felbft nieberlie&en. So finben mir bie ältefte Sa)mefter gran- 
jisfa, suerft in Stofyrau an einen Söitmer toerfjctratfjet (beffen 
erfte grau mar erft 19 Sage tobt !), 5um jroeiten male jur grau 
begehrt in 6t. 9iiälo (gertö^ äRitldd) nal;e bei Gftcrfw. $ort 
aud; oermäljlte fid) ifjre Softer unb mieberum eine Gnfelin im 
nafje gelegenen #aput>är. 3lnna 9)tarta, eine 2ieblingefd;mefter 
^apbn's (nodj im erften Seftament ermähnt unb im feiten 
naa) ityrem £obe in tyren ÄHnbem bebaut), mar in s Jtofjrau an 
ben 3a)miebemeiftcr Wlipp gröf;lid) oerl;ciratf;et, ber naa; 
bem Xobe be* 3Jlatl;iaö §ai;bn beffen §auö taufte unb eö 
13 3a$re lang bemofynte. Seine grau, bie fomit wieber ins 
(sltemfyvuS 5urüdfet?rte, gebar ifym funfeetyn töinber, unter benen 
^atf^ia^, ba3 sehnte tfinb, ber §aupterbe §aübn'S mürbe, im 



11 9Ki<$aeI, bcr tro^lbefannte Äir^encompemfi, hrntbe talb barauf, am 
R Btpt 1737, gefroren. 



Digitized by Google 



hi 2>ie SBcnranMen. 

3af>re 1805 in gifa^amenb fyeiratfyetc unb im )$ahxc 1845 aU 
8cfymtebemeifter in SHofyrau ftarb. 12 £)rei 2)tonatc nadj bem £obe 
ibre$ Sttanned t>eiratl;ete bie fo rcicfy mit Äinbern gcfcgnete Slnna 
Maria abermals; ifyr jmciter Mann, SRafler, ebenfalls (sc^miebe; 
meiftcr, mar obcnbrciti um 10 ^afjre jünger atö bic Sßittoc. 
(Eine £od)ter tmn i^r, 2tnna 3Waria, mar jmeimal in Gftertyäj 
»erheiratet unb ebenfalls mit Äinbern reiflich gefegnet; öapbn 
hatte fie für ben gall, bafj SJcatfn'aa gröhlidj t>or ihm fterben 
feilte, als llntoerfalcrbin bezeichnet. ©S fehlte #atobn alfo niebt 
an ©eMtterf haften, bie auch fortmäbrenb 2lnfprüdf>e auf feine 
Äaffe matten. 3lnna tfatbarina, baö achte Äinb ber 2Cnna 
Maxia gröblich, mar in erfter Ghe an ben fürftlia) Gfterbdjp^ 
fchen Beamten fcuegmatyer »erheiratet, ber megen üblen Sebent 
manbetö t>on Ort 3U Ort werfest mürbe. S)eS 3Jfetfterä <per$ens: 
gütc mürbe t»on bwfem Sttenfchen jahrelang mi&braucht unb 
,§a\)bn'ö Briefe fübren miebcrbolt bittere ftlage über ben „ßieber= 
liehen", bem er nach unb nach über 5000 gl. ©Bulben jablte 
unb fa^licfelia) noch bie Söitme mit 1000 gl. unterste, bamit 
fte fieb nrieberum t»erl;eii*att)cn founte. Orrneftine, eine Xoa)tcr 
an* biefer jmeiten Gl;e, mofmte in ben legten SebcuSjabrcn 
Öapbn'e bei ihm im §au$ unb mürbe aua) üor$ug$meife im 
£eftameutc bebaut. — .^atybn'S merte Schmefter, 3lnna Äat^a^ 
rtna, ein StDittittQftftitb, W °* c (sinjige, bereit £eben*cnbe nicht 
51t ermitteln mar, ba tr)r 3)iann, ber ^>errfa;aftlic^e ^öüchfen* 
fpanner 9läl;er, von $Wol;rau fort$og unb über feinen weiteren 
Aufenthalt jeber s Jiaa)mei^ fehlt 

lieber ben jüngeren SBruber öanbn'S, ben befannten tiirchen-- 
compemften ^obantt 9Ri$ael, finb bie bezüglichen Xaten im 
Stammbaum §um erften male nach ben ^farr-^ßretofeffen von 3t. 



12 £ic 33cmcrfung bei £icä (8. 197; : ,.$atybn nabm nacb ber Sctnvcfter 
2ebe ben bamal« cilf jährigen SWattbta« ftiöblidj $u ftt$ in« §au«", ift 
burebau« ju berichtigen, ba bie <2d>»veftcr, ecn ber £aöbn bei Äbfaffiutfl be« 
erften Xeftamentc« uid)t einmal n?nfue, ob Tie noeb lebe ober niebt (er fe&te 
nacbträglicb ,,©ott bab fte feiig"), im Safcre 1802 ftarb unb 2Wattbia«, ibr 
(5cbn au« erfter Gbe, bamalö 33 3al)re alt luar. 3m erften £eftamcnte ^aobn'ö, 
§. 14, ift üliattbia« 5röl)li(h aurfj unrichtig alfi ber ^ol)n ber i^crefc Jammer 
angegeben, xvddjc tielme^r feine 2d)n>cfter tvar. £roti Jöcbter be« $rBblid), 
©roßniebten ^>a»bn'«, eine fercbelid)te 9Ro«berger in 9icbrau unb eine tcr« 
ebclitbte ^>c»cr in ^rcfjtnirg, fmb jur Seit ued» am t'ebcn. 



Digitized by Google 



2)ic ^erwanbten. 



17 



^eter in ©aljburg veröffentlicht. $er jüngfte 53ruber, Sodann 
(rvaugelift, ber auf §aobn'n $8erwcnbung aU Scnorift im 
Äircbcncfjor be* Surften Gfterbd^i; aufgenommen würbe unb bcm 
gewöbnlia) eine gewiffe Bebeutung $ugefa?rieben Wirb, war von 
burdjaun geringer Begabung. ' • 

Seiner meiftens unbentittclten Slngefyßrigen f<$ämte fia) 
£>avbn fo wenig, baft er vielmebr felbft oft von ifynen fpra$. 
Bis in* bot^e ^ICter unterftüfcte er fic unb in ben legten &eben*; 
jabren war bie teftamentarifa)c 3ut^eilung feinet Vermögend 
[eine ßauvtforgc. „3$ lebe weniger für mi<$ (fagte er su 
Wriefvnger) aln für meine armen Berwanbten, benen id) nad) 
meinem £obc etwa* $u binterlaffen wünfdje." Gbcnfo wenig 
verleugnete §avbn ben niebrigen (stanb feiner Sßorfabren. 9lodj 
in ben legten fahren feine* Aufenthalten in Gifcnftabt blieb er 
bäufig im ^orübergeben bei ber e^miebe in ber oberen ^er- 
nannten Bcrgftabt ftet)en, Unterwelt ftd) mit bem SNeifter unb 
verwerte ibn, wie er mit Vergnügen Wjm bei ber Arbeit $u= 
febe, ba fein Später ba£ gleid)e ,§anbwerf betrieben babc. Mobrau 
tonnte fid) ,§avbn ftetn buref) vier verfd&iebcne 3lnfidjtcn ver- 
gegenwärtigen, bie in feinem Befifc waren unb bei ber Wer- 
äufterung feinet 9iact)laffe^ jum $crfauf tarnen. 3« feinem 
jtoeiten £eftamentc bebaute §avbn ben Pfarrer, Sdjullebrer unb 
bie 6d)ulfinbcr von 9tobrau unb für bie Grjiebung ber jeweilig 
jtoet ärmften s Baifen vermalte er eine befonberc Stiftung. 13 

Söie bod> gaubn bie 6tätte l;ictt, wo er geboren würbe, 
$cigt fein 99efua) im ^afjre 1795, als er, rubmgefrönt von ßon= 
bon jurücfgcfel;rt, in Begleitung be3 funftfinnigen (trafen von 
^arraa) unb vieler Gavalierc jur Befidjttguug ben 3)tonumcnten 
geführt würbe, ba*? ber ©raf bcm ebemaligcn Bauernfobnc feinen 
Orten im neu gefdjaffenen $ar! gefegt batte. £er früher er= 
wäbnte 9)f artin föoffmann, Sobn beä bamaligen (Sigcntbümern 
ben Raufen unb 31t jener 3^it 10 ^abre alt, wufite nodj aln 



13 £aft nämlieb 75 gl. immcitoä&renb ben 3U>eü ärmfien SÖaifen meine« 
(Geburtsorte* SRo&rau ju Jbetl, unb auf ibre ßrgiebung bi* jur (Mrofuä&rig« 
feit »erwenbet iverben feilen, worauf baun mit biefem Söctraa, jiocu anbere ber 
ärmfien SÖaifen ton 9tol>rau 511 bctbctlen finb." Xefh II, §. 34. ftrbtjlicty, 
£aübn'* £auptcrbc, funtcrlcgtc bafür freiwillig ein für allemal l.'WK) ftl. in 
2 1 /, px. £bl. in bie ?lrmen»3uftitut*«äaffe. 

fohl, $at)&n. I. 2 



Digitized by Google 



18 



Jährt nad) #ainhirg. 



©reis baoon ju erjagen, wie bcr bamalä oon Sonbou $urücf= 
geführte, bod) gefeierte Sflann nad) langjähriger Sttnuefen^eit beim 
Gintritt in bie einftige oäterlidhe Sohnftube nieber!niete unb 
bie 3d> welle fügte, über bie er fo oft aU $nabe gef ^ritten, 
unb wie er bann in gehobenem 3elbftbewuf3tfein auf bie £fem 
banf hinwies, auf ber er gefeffeu, ber Altern ©efang in feiner 
finbiföen Seife begteitenb — ber 9luSgangSpunft feines fünf- 
tigen Berufe« unb SeltrubmcS! 

Die Sd^ule in Hamburg* 1 

Sir folgen nun ÜHatbiaS .§at;bn unb feinem 8ohne auf 
ber fahrt nad) §ainburg. Sar bcr kleine in Erwartung einer 
ihm neuen Seit wohl fel;r erregt, fo war eS gewijj nia)t minber 
ber i*ater, bcr ben cin3igen 6ol;n im sarteften 3llter frember 
Dblmt anoertrauen unb $ugleich bie Sßaterftabt nadj langer 3(b- 
wefeubeit wieber bcgrüjjen füllte, 3luf bem Scge gab es geuug 
ju flauen unb 5U erinnern, unb ber 2*ater wirb cd gewijj nia)t 
unterlaffen baben, beS Älcinen ^eugierbe naa) redete unb linfc 
^in $u feffeln, benn bie (itegenb gewinnt bier an Jntereffe, je 
me^r man fia) 00m Crte entfernt. Xie über einen flauen 
.fcöheurücfen norbwärt* 5iel;eube otrafje führt oon SRohrau in 
einer 3tunbc naa) ^ctroncll. §ier betritt ber Sauberer Hafs 
fifchen 33oben; jeber 8a)ritt erinnert au läugft entfa)wunbene 
3eit. 3a)on unterwegs erblictt man jur Sinlen in freiem gelbe 
hoa) aufgeridjtet einen römifa^en Triumphbogen, im ^olfsmunbe 
als t»a^ „§etbcuthor" befauut (ba* aua) bie ÜDfarftgemcinbe 
v ^etronell feit bem Jahre 1719 all Sahr$ei<hcn im '8a)ilbe 
führt). (i* ift eineS ber nod) erhaltenen Sentmäler bcr cbe= 



1 Cucllen, bic 3rfmlc $atnburgfl betreffenb: 3tabtfammeramt*«$)fecb* 
nungen; 9fatbbauö<$retefeü'c; @ebcntbucb ber £tabt $ainburg; (?ebcnf* nnb 
Pircbcnburb ber t. f. ^tabtpfarre; ^farr*$irttatton«*$rotorofl; Acten beä 
fiirftf. eqb. Cenfiftoriumö in 2LMcn. — (*efctyidjtlicbee über ^atnburg unb bie 
ÖJegcnb um ^ctroneHt ftebe u. a. £it»ung«bcricbtc bcr faifcrl. ?Üabcnue ber 
2£ificnfäaften in Sien p$tfof. bifh <Sfaffc, $*b. IX, oabrg. 1862, >>eft IV 
(ton Dr. Gbuarb ftreib. f. 2acfcu). 



Digitized by Google 



fta&rt na$ $ainfruro,. \*J 

maligen SBefifcer biefer ©egenb, benn fyier waren lange 3^it bie 
Stömcr anfäffig unb nahebei ber Stanbort ifjrer 2)onauflotte; 
an ber Stelle be£, naa) bem Sranbe oom üafyxt 1830 gröfeteu= 
tfyeiU nen erbauten 5Jlarfteä ^etronett erfjob fi$ bie auSgebefjnte, 
im 3a^re 375 jerftörte römifa)e Stabt Garnuntum, ein Wlunu 
eipium, wo SeptimiuS Seoeruö $um Äaifer ausgerufen lourbe 
unb ber eble, geiftooHe 9)iarc Slurel thronte. Sie SBaumerfe 
jener 3«it fmb toerfajtounben, boa) üerfefjlen felbft bie etnjelneu 
Ueberrefte nia)t, auf ben 93ef$auer einen ernften Ginbrurf au3= 
juüben. 33ei ^etronell menbet man fid> oftmärtä unb ift in 
abermal* einer Stunbe in 2)eutfa)= Ottenburg unb mit jebem 
Stritt roirb bie ©egenb intereffanter. Sie Strafte jieljt 
fortroäfjrenb läng* ber ftromabmärt* fü&renben Sonau t)in 
beren üppig grünen 2luen ba* 3luge mit Wohlgefallen folgt. 
**or ^Ulenburg gefjt bie Strafte übet bie Stätte beä fyier be= 
ftanbenen Römerpalafte*. Xrümmer oon Söarttfyürmen, ©runb; 
heften be£ Stanblager* ber Legion, breifac^e Söafferlettung, 
Spuren römtfdjer »äber beseidjucn bie ehemalige S3eftimmung 
biefer Öegenb, oon ben ©intoo^nem bie „alte oerfaUene Stabt" 
genannt, »or bem £rte erbebt fid) inmitten eine* ^rieb^ofes^ 
auf einem anfefynlidjen £ügcl bie Äirdje $u St. ^etcr unb ^aul, 
eine* ber fdjönften Senfmäler altbeutfdjer Saufunft, unb in 
ibrer unmittelbaren ^iät>e ftel;t eine nia)t minber merfroürbige 
unb tooljlerfjaltcne bpsantinifdje 9iotunbe. 

fto$ eine fur3e Strecfe unb "painburg, bie lanbe*fürftlid;e, 
nad; biefer Seite (Jin lefcte reinbeutfdje Stabt, tritt ben »liefen 
entgegen. (Sin malertfdjeä, prädjtige* 33ilb gewähren bie alter= 
tl;ümli<$en Stabtmauern mit ifjren türmen, oon benen be» 
fonberä ber an ber lueftltdjen Umfangämauer (ba* 3Biener-£f>or) 
bura? feine befonbere Bauart imponirt; nidjt minber ber fül;u 
fia) crl?ebenbe Aelfenfegel im «pintergrunbe mit ber alten, nod; 
in i^ren Ruinen ftols bie ©egenb belierrfdpenben unb fdjon im 
Oiibelungenliebc bedungenen §eunenburg, bereu Ringmauern bte 
$um unteren Sdjloffe tyerabreidjen. 2 

3ur 3*it, al* unfere Steif enbeu ifyren Ginjug burd; ba* 
Wicner=2l;or unb bie Wiener Strafte hielten (sur hinten, nad) 
bem Xliore, toofynte §dpbn'ö Wroftmutter), hatte fict) bie Stabt, 



2 Xat* ^errfd?aftlirfic S^Icß am guüc beä Serge« ifl ein neuerer Sau. 

2* 



20 



2>tc S^ule. 



2)anf einea im Safere 1690 ausgefeilten unb uoa? oorbanbenen 
Sammlung&Briefeä ber „pou bcn £urff>en unb Tartaren rui- 
nirten Stabt Hamburg", Pom Unglüdtejafyre 1683 langft mieser 
erbolt. 2öir tyaben eS sunäc^ft nur mit bcr S$ule ju tbun, 
mo .gapbn feine erfte S^uljeit »erlebte. $aS jefctge Sdjulbau*, 
im Sa^re 1783 neu unb mobl aud> pergröjjert mieber aufgebaut, 
ftebt in ber jiemlitfc breiten Ungargaffe, bem Be3irf$geri$t 
gegenüber, unb tyat nebft parterre sroei Stocfroerf unb fünf 
genfter Straßenfront; ba3 S<$ilb fflfrrt bie 2luff<$rift „§aupt; 
fdjute". Hamburg, megen bcr fuer beftanbenen SBaffer^ unb 
^anbmautl; unb anbercr ©efälle frübjeitig t>on Pielen Beamtem 
familicn bemofmt, fyatte fa)on im ^abxt 1343 einen SdjulmeU 
ftcr unb im 3abre 1544 einen ßfyorregent aufjumeifen. Beibe 
Soften mürben bann ju einem s i(mtc perbunben unter bem gc- 
meinfamen Xitel: Sa)ulrector. Born %a\)xc 1783 angefangen 
mürbe bie Bereinigung beiber Stellen nia)t meiter geftattet, ba 
jebc für fia) ifyren Mann ernähren tonnte. 2lu* einem Bcridjt 
be$ Stabtpfarrer* s $almb an ba* fürfcerjbifdjöflia^c (Sonfiftorium 
in 3öien (1761) finb bic $flia)ten beä Sa)ulrector$ 5U erfefyen: 
S)erfelbe bat ju jebem „gefangenen" $otte*bienfte (£>oa)amt, 
Semper, Litanei) bie (Sfyormuftf tpol;l $u »erfeben mit £rgeb 
fa)lagen, mit ®efang burdj bie baju angeftclltcn Bocaliften, unb 
mit Biolintftcn unb Trompetern (moju bic Äirdjc bie ^nftru; 
mente beiftcllt); ferner bat er bic Knaben sum IViniftrantcn- 
$ienft abjuridjten unb burdj bic jtpei bcfolbetcn ^räceptorcu 
im Singen unb in ber 9)iufif überhaupt, im ßefen, Schreiben 
unb Meinen gut $u untermeifen unb bic Sdmlfinber namenttia) 
in d)riftlia>r 3udjt unb e^rbarfeit im Beten 5U belebren. 3"" 1 
ftottesbienfte unb naa) üblicher ©emofmbeit miber bic Unge- 
mitter batte er audj ba* ®locfengeläutc $u beforgen. 

$er Borgänger pou &apbn'3 l'ebrcr mar ein geunffer $bi= 
lipp ^ubler, bcr am 23. 3Wai 1730 bic SBHttoe .tfatbarina 
Barbara ^rbeifter pou Söeiftenburg 3um s iBeibe nalmt. Seine 
Cutttuug für balbjäbrigc Bcfolbung mit 60 #1 fommt nodj 
unterm .1. ^uli 1732 Por. Sfoti 6. 3luguft finben mir nun ein 
6cfu$ bcr ^rau, morin fic bem Stabtratl; anzeigt, bafi ihr 
Mann „in Aotgc einer (Sbetragung" (bäu*lia)en S^fO fic Pcr= 
laffen babe, fic boffc aber baß er balb mieberfebren tperbe unb 
bitte, ibr nnterbeffen bcn Sa)ulbicnft $11 bclaffcn. £tc gute 



Digitized by Google 



«<$ulrecter ftrauff;. 



21 



grau martete vergeben* — jublet tarn nid)t mietet unb bie 
oerlaffene ©chulrectorin erhielt am 1. Oct. ihr le&te* Quartal 
ausbezahlt. 2)ie nächfte üuartaUÜuittung, am legten fcecember 
1732, ift bereit* unterzeichnet mit 3o^>anu 3Jtatbia* granfh. 
6ö mar bie* berfelbe SJtann, ben mir fchon in Sftohrau als 2ln= 
oermanbten §aobn'3 !ennen lernten unb ber nun beffen erfter 
£ehrmeifter merben follte. $ie ermähnte „©hetragung" mürbe 
fomit entfcheibenb für £aöbn'* erften mistigen ©abritt in* 
Sieben unb melleidjt für feine ganje Laufbahn, beim granfh 
märe mohl nie in ba*, ihm nun nachbarliche SHohrau gefommen; 
feine ^ermanbtfchaft mit ber gamilie §aobn — eine golge feiner 
Aufteilung — erleichterte nicht minber be* SBater* ßinmiUigung 
Sur Ueberfiebelung be* ©ohne* nad) §ainburg. 

2Jei biefem granfh alfo, einem tüchtigen aber aud) ftrengen 
©chulmanne, mar e* §aobn vergönnt „bie mufifalifchen %w- 
faug*grünbe fammt anbem jugentlia^en 9cothmenbigfeiten $u 
erlernen ". Unb bafj er Talent unb gleifj jeigte, beutet er in 
feiner befdjeibenen Söeife nur fo obenbin an, inbem er, banf; 
erfüllt gegen feinen ©chityfer, meitert)in bemerft: „®ott ber 
Allmächtige (meld)em ich alleinig fo unermeffene ©nabe banfen 
habe) gab mir befonber* in ber 3)lujif fo Diele £eidt)tig!eit, in= 
bem ich fdjon in meinem festen 3ahre gan$ breift einige aReffen 
auf bem ü\)ox bcrabfang unb aud) etma* auf bem Mlaoier unb 
3?iolin fpielte." «Raa) ©ricfinger (©. 8) lernte er aber über= 
hauet ben ©ebrauch aller bort üblichen Snftrumente fennen, 
benn granfh ging gleich auf* ^raftifche lo* unb ben ^ortbeil 
biefer 3Retbobe anerfannte öapbn oft im Sieben. Sener Seh^eit 
unb feine* £ehrer* noch im \)o\)tn Atter gebenfenb, äußert fia) 
öaöbn gegen ©riefinger: „3$ oerbanfe e£ biefem 3Ramte noch 
im ©rabe, bafj er mich $u fo oielerlep angehalten hat, menn id; 
gleich babep mehr Prügel al* ju ejfcn befam." 

granfh/ geboren am 15. Max 1708, mar baS tierte ßinb 
be* Machbar* (ipauäbefifcers) ilaspar granfh 3 U $efcet*borf s , 
einem fleinen Sorfe bei 2Salter*firchen in 9tieber=Deflerreich unb 
nahe ber mährifchen ©renje. 911* er, 24 %ai)xz alt, bie ©chul= 



3 3m Iramingg'Sfegtfter tjl aüerbing« ÄefeelStorff eingetragen, ein feiger 
Crt eriftirt a6er nic$t. X\t Umfragen 6ei ben »ergebenen ja&lrei($en ÄefcelS' 
unb Safeelsbc-rf führten fc&liefjltcf) auf ben oben feejeidmeten Crt. 



Digitized by Google 



22 



Srtulrector ftranfb. 



rectopOtelle in §ainburg erhielt, war feine näa?fte Sorge, am 
1. gebr. 1733 bic Söitwc (slifabetl) Sefyrl au* £ainburg ju bci= 
ratzen, bie aber nad; wenigen 3Honaten, am 13. 3uli, ftarb. 
$)en 2Sit wen ftanb f>ielt granft) ni($t lange au*; f$on am 
6. ©ept., 3Wei Monate naefy bem £obe feiner erften grau, fübrt 
er bie fdjon ermähnte 3uliana $oftne, Softer be* 3öagner= 
meifter* ©eefrans, jum £raualtcr. ©eefranj mar, wie »Dir ge= 
feben, ber 3Wette 3Rann ber ©rojmmtter §aübn'* unb 3uliana, 
geboren am 15. gebr. 1711, ba* inerte äinb biefer @bc. granfb 
würbe batycr mit £aubn im entfernten @rab oerwanbt unb 
biefer nannte feinen Selker fd>lea?twcg Detter unb beffen grau 
2)M;me. £cr SDiubme fiel nun bic Aufgabe 311, bei .§at?bn 
2JiutterfteUe $u oertreteu, für fein leibliche* ©obl 51t Jorgen 
unb ifnu bura) treue Pflege unb Siebe ba* Glternfyau* 51t cr= 
fcfccn. 3)ie junge grau, bic bereit* mit 3Wet eigenen ßinbern 
gefegnet war, fa)eint biefen i>erpflicbtungcn wenig cntfproä?cn 
311 fyaben. Cime ftc gerabe anjuf lagen, l;at §a«bn feinen ba* 
maligen 3 u f* an b gegen 2)ie* unb SBertua) 4 cingefcenb gefdnlbert. 
$>on feinen Gltern ftet* fauber unb forgfältig an Äörper unb 
«tflcibung gehalten (er trug fct)on bamal* „ber 9ieinlia)fcit wegen" 
eine s $erütfc) jeigte er unter ber nunmehrigen Olü)ut bebeutenbe 
^crnadjläffigung. ©eine wenigen &lcibung*ftürfc reiften 311m 
öfteren Söedjfcl uid)t au* unb bic bamit oerbunbenen golgen 
erfa^reeften unb betrübten ifnt febr. „3$ mufjte mit ©djmcrjen 
wabrnetymen, bafj bie Unretnlicfyfeit ben 9)ieifter fpieltc unb ob 
id> mir gleid) auf meine Heine Sßerfon oiel cinbilbete: fo fonntc 
ia) bod) nidjt ver^inbern, ba& auf meinem Äleibe niä;t bann 
unb wann ©puren ber Unfaubcrfeit fidjtbar würben, bie mia? 
auf ba* empfinblidjftc befdjämten — ia) war ein fleiner 3gel." 

Gin %l)t\[ ber ©a)ulb fällt t;ier wobt au$ auf ben ©d)ul= 
rector felbft, beffen 2Mlb, au* §a\)bn'* wenigen Korten un* fo 
i>ortbeill>aft cntgegenfefjenb, beim Kursblättern ber SHatb*-^ro- 
tofoUc mitunter aud) getrübt erfcfyetnt. 3m Safae 1740 wirb 
gegen granffy Älagc geführt, ba& er fein tot naa)läfftg oer= 
walte; in ber ^Pfarr!ira)c werbe ba* Ölodcngcläute fefyr um 
orbcntliä) betrieben unb bie Mira)cn=3)iufifinftrumente feien in 



4 STie^ , biciira)?bp(6e 9?a*ridbten, 2>. 16. — <2. ©erturt, ©cmcrfunoien 
auf einer fHctfc nad? SBien :c. $t. II. 3. 183. 



Digitized by Google 



S^ulrector tfraiity. 23 



fd>le<$tem 3uftonbe. gemcr wirb ilnu unb einigen genannten 
SJlufifanten bei ©elbftrafe anbefoblen, ftd) im gafa)tng be* 
©eigene $u enthalten. (5d?limmere* fommt im nädjften ^abxc 
vor: granfb tpirb wegen <5piel* mit fallen Söürfcln ttorgclaben 
(bie Sßürfet ^atte er, aber 511 fpät, burd>* genfter in* Söaffer 
geworfen) nnb mufc brei $ufaten in ©olb erlegen. 3m £ep= 
tember 1702 ift granff; entminen; ein 9lat^mitgtißb wirb mit 
Crbnuug ber jurüdgelaffenen Söirtbfd^aft betraut unb tytn bie 
vorgefünbenen 6<$riften über Vermögen unb Sc(mlbenftanb ein* 
gebänbigt. Stuf feine ©teile in ©djule unb 5üra> ^atte granff) 
fdjriftlid) refignirt, feljrte aber, im Gtegenfafc ju feinem $or= 
ganger Sßubter, fdjou nad) jwötf Xagen jurüd, reumütig um 
^>cr5cit)ung unb um 2Biebert?erleifmng feine* Soften* bittenb. 
(** fprid)t gewifj ju feinem 5>ortf>eil, bajj man it)n in (Knaben 
aufnahm unb ifmt ben £)ienft, cinftweileu auf ein %<xl)x, triebet 
übertrug. 3 U 9^4 a & er wirb ber glüd^tting ermabnt, einen 
guten 2Btrtf; ab$ugcben, feinen 3Sermögcn*ftanb 311 vermehren, 
fid> wof>l aufsufüfyren unb namentlid) bie ^upittengclber ft$er 
ju [teilen unb abjufüfyreu. granff; mufe fpäter in georbneten 
^>er^ättniffen gelebt fmben, benn er erwarb fid) §au* unb gelb; 
ba* £au§ oerfaufte er im 3atyre 1774 um 700 gl. unb 1% 3od) 
3lcfer ba$u um 79 gl. 3m 3al;rc 1780 crfd)eint granu) vor 
bem 9lau), refignirt in Otüdfid;t feine* fwfyen Hilter* auf bie 
€f>or; unb ©djulrectorftellc unb uerlaugt eine ^cnjton. 2>cr 
etabtran) aber meint, er folle bie ©teile fortführen, bi* mau 
ein tauglia)e* ©ubject gefunben habe, worauf über feine weitere 
SMtte ba* 9iötfyige üeranla&t werben würbe. Unterbeffen warb 
ibm auf fein Slnfuajen jur 33eifd>affung oon gnftrumenten auf 
beu £ira)ena)or eine mäfjigc Summe ®clbe* angewiefen unb, 
ebenfalls auf feine 8ittc, ber jäbrlidje „©e^alt" be* Orgcl= 
,Uel?cr* oon 4 auf 6 gl. crf;öl;t. * Gin tauglid;e* ©ubject für 
bie ©djulrectorftellc war aber sur 3cit nid)t auäfinbig §u maa)en; 
im Öegent^eil würben im 3anuar 1782 ber greife Dlector unb 
feine ^räceptoren t>om ©tabtratb forgelabcn unb ibnen in 
ebrenber 2$eife aufgetragen, bie £ebrart unb gute Leitung ber 
©djulorbnung aud) fernerhin fortzuführen. 9Ucbt lange aber 
unb £aöbn's Se^rer ftarb im 75. £ebensjaf?rc am 10. 3)fai 1783, 



5 £iefe 6 %l würben erft im 3a$re 1860 auf« Eo^eltc erbest. 



Digitized by Google 



24 §at?bn all $au!enfäfägcr. 

nacfjbenuer fein Statt gerabe fünfzig 3a^re lang »erfc^en l;atte. 
Seine grau hatte er fdjou im 3<*hre 1760 burd? ben £ob toer= 
loren; »on {einen jal)lreid)en Äinbcrn überlebten ihn nur brei 
Xöd^ter^ alle brei verheiratet. $)ie jüngfte, 2lnna SRofalia, geb. 
am 3. <2ept. 1752, hatte ben 6djulgehülfen unb na^erigen 
(Sl;orregent W^PP 6chimpel geheiratet. Sluch bieten Seiben 
gegenüber $eigte fi<h $aybn'ö banfbareö ©emüth, beim, ba$ 
3lnbenfen an feinen erften 2el;rer nodj in ben legten Sebent 
tagen treu bewahrenb, hatte §atybn in feinem jweiten £eftamente 
§. 30 folgenbeä beftimmt: „hermache ich bem qfyilipp ®chimpel, 
Gjwrmeifter &u §ainburg, unb feiner Öattin äufammen 100 gl., 
wie auch baä in meinem §aufe 5U ebener (Srbe beftnbliche ^or= 
trat i§re$ $ater£, Ramena granf, melier mein erfter 2ehr= 
meifter in ber 3Kuftf mar." 6 ^aybn'ä «ermächtnifj blieb uu= 
vollzogen, benn bie Eheleute waren bereite tobt. Seibe ftarben 
in ein unb bemfelben %dt)te, ber Sttann am 28. 3)tär$, bie grau 
am 19. 2>ec. 1805. 2)a* Porträt igranfh'*, baö bod^ $ie$, 
©riefinger, 9teufomm, ßarpani u. SC gefehen haben mujten, ijl 
fpurloS »erfchwunben. 

35er 3)taler 2)ieS hat uns (®. 15) auä §atybn'S 6<huljett 
eine Slnefbote aufbewahrt, bie 5eigt, wie ber kleine gleich beim 
Gintritt in feinen neuen 2öir!ung$frei£ praftifa) tterwenbet 
würbe. G$ War in ber £reu$wodje, in welcher befonberä Diele 
^roceffionen um bie $farrfir$e am ^auptplafee abgehalten 
würben. Namentlich ber gefttag St glorian, 4. 3uni, würbe 
wie alljährlich mit §oa)amt unb Dpfergang gefeiert. $on ben 
begleitenben 3)iufifanten war btcämal ganj unerwartet ber 
<paufenfd)läger geftorben unb Niemanb ba, ber ilm hatte erfefcen 



6 23ei ber früher cnväljntcu fteftlidjfeit in Dtofyrau (1841) befanb ftdj 
a\id) bic <2($uHe$rer$nMtn>c %. SW. @tainbl, beren erfter SWann, 33enebict 
©otfctytig (n>ie fie fagte), „ben $aebn»SBuben juerfl bic ftoten lehrte", (^ic&e 
^onntagöblatt, 1842, Wr. 36.) %ud) 3o&. 91. e. Sucara beb>ufctct in «Suerle's 
Xt?cater3«itung f 1852, ftr. 134, baß 3of. §a*bn ben (Slementaruuterrity Den bic* 
fem ©etfölig erhalten b>fce. S« fann bice nur auf bic jüngeren Srüber, 2flicb>el 
unb 3o&ann, belogen werben unb ift au$ n>atyrfc§einlic$, ba ber 35ater, auf* 
■ merlfam gemacht auf ben (Srfolg 3ofefcb/8, bei 3«t«« taxan benfen nickte, 
anrfj bic jüngeren Sö&ne ju einer gleiten Saufba^n tor^ubereiten. ©etfcbjtg 
ftarb am 17. 3uni 1793, alt 76 3abjc; feine SBitfce, an ben £<$uHe$rcr 3cf. 
«tainbl ter^eirat^ct, fiarb am 12. £ec. 1846, alt 93 3ab!re. 



4 



Digitized by Google 



2U* £änä*r!nabe für Sie» aufgenommen. 25 

» 



tonnen. 3n feiner Verlegenheit griff ber 6chulrector jum 
Beufjcrften. Sein neuer Schüler, fo flein unb unerfahren er 
mar, follte in Gile bie ^aufe i<f>lagen lernen, granfh giebt 
i^m bie nötl;ige Anleitung fic^ ein$uüben unb überlä&t ihn 
ieinem (Sifer. £er Äleine nimmt nun einen beim 2kobbacfen 
benufcten Sttehtforb, fpannt ein $ua) über ihn, ftellt ba* neu 
erfunbene Jnftrument auf einen Scffel unb beginnt macfer brauf= 
lo* $u fragen, bie ©olfen Niehls nicht beachtenb, bie ft$ um 
ihn jufammen $iehen, noä) weniger ba* immer brohenbere Staden 
feines Opfer*. 2öohl gab e*, al* ber Sehrer ba^u fam, in ber 
erften §ifcc einen Verwet*, bodt) ber ^autenfchläger war fertig 
unb bie ^roceffton tonnte unbeanftanbet oor fich gehen. $)er 
fleinen Statur 3ofeph* falber mufjte man aber auch Pott be* 
gewöhnlichen Raufen träger* einen SRann oon fleiucm SBuchfe 
wählen. Gin folcher war allerbing* balb gefunben, allein leiber 
war er mit einem tööcfer behaftet. So anbädjttg nun auch bie 
3ufchauer bem erften Xheil ber ^roceffion folgten, fo heiter 
ftimmte fte ber naa)folgenbe 2luf$ug. 2)ie* war ba* 2)ebut 
.fcaobn'* al* Vvrtuofe im ^aufenfdjlagen — einer Äunft, in ber 
.er fia) gerne loben liefe unb noch w Sonbon bei einer $robe 
bem überrafchten Sttufifer mit einem gewiffen Selbftgefühl burch 
eigene Verbejferung nachhalf. Sie Raufen aber, bie §aübn in 
§ainburg fähig, finb noch jefct auf bem ©hör ber £irdt)e in 
(Gebrauch. 

3»ei 3«hre ^atte §apbn bei bem Vetter bereit* zugebracht, 
al* fein Schicffal unerwartet eine 2öenbung nahm. $er faiferl. 
.ipofcompofitor unb feit furjem auch Somfapellmeifter bei 6t. 
Stefan in 2öien, ©eorg SKeutter (er war bamal* noch nid;t 
geabelt) war auf einer ©efchäftäreife in §ainburg angekommen 
unb bei feinem greunbe, bem Stabtpfarrer unb 3)echant Slnton 
Johann s J$almb abgcftiegen. $a feine SHeife hauptsächlich be= 
swecfte, bie 3^hl feiner Sängerfnaben im Äapellhaufe $u $ßien 
ju ergänzen, gab ihm fein greunb, ber bie Pfarre feit beut 
3ahre 1733 leitete, Gelegenheit, bie Äräfte feine* $ira)end)ore* 
beim nächften ©otte*bienfte felbft ju prüfen. £ier mag e* ge= 
wefen fein, bafc 9teutter (wie §ai;bn fagt) „oon ungefähr bie 
fchwache boa) angenehme Stimme" be* fiebenjährigen Änaben 
hörte unb oon ihr auf* angencfmifte überrafcht würbe. 3n ben 
^ifarr&of jurücfgefehrt fragte er um tarnen unb §erfunft be* 



Digitized by Google 



2G 



3118 Sängerfnafce für SBien aufgenommen. 



fleinen ©ängera, über ben fein greunb nur ®ute* §u berieten 
wußte, unb ba SReutter be8 Änaben ©timme unb Xalcnt ein; 
gehenber ju prüfen wünfehte, würbe bcrfclbe fammt bem ©chul= 
rector fogleid) herbeigeholt, Schüchtern unb verfchämt, im 93e= 
wußtfein feinet verwahrlosen Sleußeren, trat ber ßnabe vor 
föeutter ])in. ©eine ©htfurcht vor bem fyetyn §errn ^inberte 
i^n jeboch nicht, mit lüftemem Vlicfe nach einem Seiler voll 
Äirfchen ju Rieten, bic auf bem 3)(ittag*tifchc ftanben. SHeutter 
verftanb ben Söinf unb warf ihm eine $anbt>oU in bie SJiü^e, 
legte ihm bann Allerlei sunt ©ingen vor unb war mit ibm ju: 
frtebeu. „Vüberl", fragte er ihn (biefen 2lu*brucf behielt er 
auch faäter bei), „fannft bu aua) einen dritter fcblagen?" — 
,,„9Mn!"" er wieberte unerfajrocfen ber Änabe, ,,„ba* fann 
auch wein §err Bettet nicht."" Sachenb weibetc fidt) Otcuttcr 
an ber Verlegenheit bes* ©chulrcctorä, seigte bem Knaben, was 
er babei ju beobachten b<*be unb fa)lug nun felbft einen Friller. 
Voll Unbefangenheit fuchte ihn ber ©chüler nachjuahmen unb 
mit jebem 2lufafc gelang ber Verfudj beffer unb bejfer, fo baß 
9teutter voll greube auerief: „Vravo! bu bleibft bei mir" unb 
zugleich griff er in bie £afa)e unb befchenfte ben Meinen ©än= 
ger mit einem blanfen ©iebjehncr. 3 u 0fö$ erflärte 9lcutter, 
baß er, fobalb bie ©Item be£ Knaben ihre Einwilligung gegeben 
hätten, für bejfen gortfommen forgen wolle, boch müjfe er noch 
bie sunt vollenbeten achten 3al;rc in £ainburg verbleiben unb 
ftch unterbeffen fleißig üben. £)ie Nachricht, baß ©epperl nach 
95*ien, ber großen Äaiferftabt, fommen folle, rief Jubel im 
etternhaufe tyvoox unb bie @inwilligung erfolgte, wie cä ju 
erwarten war, rafdj. £>cr glücfltchftc 9)cenfch in ganj §ainburg 
war nun im ©a^ulhaufe gu ftnbeu. ©elbft ber gleichseitig ein= 
getretene, fchon früher erwähnte SobeSfaU ber ©roßmutter 
(17. 3flai 1739) mag ben Knaben nur vorübergehenb fchmerjlich 
berührt h^en, benn mit verboppclter üflacht weiß fid; bie alle* 
beflügelnbe Hoffnung be3 jugenblichen £crsen$ 3U bemeiftern. 
Vor ^atybn'ä freubig erregter ©eele ftanb fortan nur (Sin Vilb 
— 9öien unb beffen ^apcllbau^ am ©t. ©tephanefriebbofe. 2) ort 
finbeu wir ihn wieber. 



Digitized by Google 



25er oon @t« ©tep&an. 



27 



4. 

3m fiapelUjaufc löten/ 

SSieu, baä in ben 40er Sauren bc$ vorigen Satyrjnmbertä 
beiläufig ben fünften Ztyii ber genügen Ginn>o^ner$a^l aufsu* 
meifen ^atte, t>ergliä) ein ettoaS fpätcrer (Sfjronift mit ber gaffung 
eines glauben SHingeS: $n ber fDlitte ein groger brillant; 
ring$ um benfelben ein Slretö tton ©maragben, unb ber äußere 
9tanb eine SRetye vielfarbiger ©teinc. ©ine breite 28iefenftäa?e, 
bur<$$ogcn von fcfyatttgen Slttcen, umgab bie eigentliche innere 
6tabt, unb oon ben ebenfalls mit Säumen bepflanzten Söätten 
fdjmeiftc bas 2lugc auf bie, bie 6tabt umgebenben SSorftäbte 
unb über biefelbc fyinmeg meftroärtä auf ba$ in mäßiger §ö^e 
fia) binjiefyenbe Faltengebirge. Sföir galten unä hier ausließ* 
lieh an ben $om unb baä ÄapellhauS mit feiner nächften Um= 
gebung. 3 ß ^ S^h^ verlebte fyier §apbn. 2tlö achtjähriger 
Änabe, beffen gan$er 33eftfc eine hübfdje ©timme mar, betrat 
er im %al)ve 1740 ben ©dmuplafc feiner nunmehrigen Söciter- 
bilbung, um am ®<hluffe be* Sa^sc^ntd ftimmberaubt unb ebenfo 
arm n?ie er gefommen mar, in unbarmherjiger SBeife bem un= 
ftäten ®erooge bes Sebent preisgegeben gu werben. 6eine §ci= 
mat mar in biefer $tit D ^ Äapeflbau* unb ftatt ber unfa)ein= 
baren ©ottc^äufer in föohrau unb §ainburg genoß er nun in 
unmittelbarer SJcälje ben erhebenben 2lnblicf eines majeftätifchen 
Zornes, in beffen füf;n anftrebenben fallen fid^ bie ftinbefe 



1 Duetten : iBogeU^erftcctüJC unb ^tänc 333icn<S öon Hufnagel (tycrauSg. 
tum 9?. 2>ifd)cr); 3of. 2). $ubcr; SJan Sitten; Suttingcr; $ontfa3 Solmuct; 
3(ug. §irfc$üogcf; 3of. 91agcl; SB. %. ©teinbaufer ; Mbcmann (föunbfäau). 
— üPerictyte unb ÜRtttljeilungen tom SUtertfmme* herein ju SBien, Söb. XI f 
1870 („Xtx @tct>&an«freit&cf unb [eine 2>enfma(e" »on 2116. Cammcfina 
9f. ». (Sanöittore). X\t in bic ©efdjictyte «It *2Btcnö einfötagenben SBcrfc 
von 3e&. 3orban, Ogeffer, 2>c ?uca, Kläger, <Sc&immcr, $ormai?r, tfarl 
S8ci|j, <S$uenber. — ^epertertum be3 SWagiflrats (alte ftegifrratur) ; Hn$it> 
ber CSommune SSten«; SSicner Cberfammcramts* unb Ätrc&enmeiflcramts« 
9fccfynungen ber 2)om£farrc; nieber-öfierr. §crr|'cb>ftSactcn (Jpoffammcr*21rc^b); 
bieten bes £anbeegeri<$t$; £ebtcn*<ßrotofofle; SStenerifdje« SJiarium; $anb« 
fcbriftl. üKtttbeüungcn ten ftcufomtn, ton £benu$, Ubt r ^rinfter. 



28 



Xer grietfyof ©cn 65t Stefan. 



ftimme glaubenSfreubig mit bcm übrigen Sängercfyore meffen 
foUte. $>ie Kantorei, roo §apbn roofmte, ift längft oerfcfyroun; 
bcu unb bic Umgebung ber $ird)e erfuhr, namentlid) auf ber 
Söeftfeite, eine gänjlütye Umgeftaltung. (5ä bebarf fomit einer 
eingefyenben Sdjilberung, um ft$ baä 93ilb, baä £aübn roäfyrenb 
feinet £ierfein£ täglia? oor 2lugen l;atte, genügenb oergegen^ 
roärtigen 3U fönnen. 

ftingS um ben $om breitete fid; ber mit einer flauer um= 
gebene grieb^of 2 aus, ju bem oon üerfd)iebenen Seiten üier 
mit Statuen gefdjmüdte (Stngangätljore führten. 2)urdj ein 
fünftes fleinereS X\)ox gelangte man Dom grieb&of aus in ein 
Seitengäfja)en, baä in feiner SluSmünbung beim alten ^o&marft 
(jcfcige Stocf=am=@ifen) nod) fyeute befielt, aber nia)t bem aU= 
gemeinen ^erfe^r jugänglid; ift. Sämmtlia;e £&orc mürben 
3ur 9fa<$tjeit gefd^loffen unb bei SterbefäHen begehrte man bann 
beim §üttentl)or (Gingang ton ber Singerftraße) mittels (£locfen= 
jeia^en nadj einem ®eiftlid)en jur Spenbung be£ ^eiligen Sacra= 
menteö. 2)er ganje ^lafc, oon breiten $u ben Sporen führen* 
beu $3egen burcfyfdjnitten, mar in größere unb Heinere, mit 
einfachen ©elänbem abgegrenzte ©räberfelber abgeheilt, oon 
benen einzelne befonbere Benennungen Ratten (gürften*, s $alm=, 
Stubenten=, 9lömerbüf>el). 2luf einem berfelben, im fübroeftüdjen 
SÖinfel beä griebfyofcä, ftanb ber neue ftarner ober bie 2)kgba= 
lenen-- Capelle. 9luf bemfelben gelb gegen ben $l;urm fyin mar 
bie auf griebfyöfen übltdje $obtenleua)te (mit bem eroigen £id)t 
für bie Xobten). 2lm £)ome felbft roaren ringsum äafylreicfye 
$um £tyetl fefyr alte ©rabmäler aufgeridjtet unb obroofyl ein 
großer Styeil gerabe $u jener $tit sum S3au be$ G^or- unb 
(Surfyaufeä oerroenbet roorben mar, jäfjlt Ogeffer 30 3al;re fpäter 
bod) nod? beren über tyunbert auf. 

$ie 9tunbfd;au ber ©cbäube mit ber rocftlidjcn Seite be£ 
Zornes bcginnenb, fel;en mir längs ber §auptfac,abe beä £)ome3 
eine formale 9tetye Käufer, bie in il>rer ©reite gegen bie SBranb* 
ftatt s t)in bis beiläufig in bie Glitte ber gütigen galjrftraße 

2 Xtx grieb&of tourbe im 3a&re 1734 aufgelaffen, bie frefUfcenben Prüfte 
jebo$ bis gegen bie 80cr 3at)re no<$ benufet; im 3abrc 1783 würbe ber 
ftriebW auf «cfe&l be« Äaifer« 3ofept) gan^ entfernt unb im 3<*&re 1788 
audj bie $t)ore abgebrochen. 

3 £iefefi, bem §aupt« ober fog. 9iiefent§ore fce« £ome« gegenüber liegenbe 



Digitized by Google 



2>er ftriebtjof ton @t. Stefan. 



29 



hereinreichte. 3>n gront be$ 9tiefenthore$ unb nach bcm crj= 
bifchöflichen Calais hin fich erftrccfenb [taub bic niebere 9)lefjner= 
wohnung, ber fidt) ba$ jtueiftödtigc SkhrauSleihamt anfchlofj, im 
sBolfdmunbe noch immer nach bcm früher ^tcr befindlichen ®e- 
bäube „sunt §eilthumftuhl" genannt. 4 ©ine Sletye ®eroölbc 
unb 9Raga$ine bilbete bie ©affenfront biefer beiben ®ebäube. 
®ar tounberli<h aber nahm fia) bie ber Äird>c jugetoenbete Seite 
biefer §äufer aus — ein ©emifch t>on unregelmäßig bura)ein= 
anber gewürfelten genflcrn unb £fmren jeber ®röfee unb fonbep 
barem SSBinfeltoerf. $>te Sttefjnertoohnung biente brei tfränjel-- 
binberläben alt £ehne unb am SahrauSleihamt erhoben fich 
jmei altertümliche £>oppelfäulen mit giguren (tteberbleibfel beä 
&eilthumfruhte)/ burch Heine Fächer toor 2Binb unb 2öetter ge= 
föüfet. 9teben ihnen an ba3 Sahrauäleihamt angebaut befanb 
[ich ein oorfpringenbe* §üttd)en: ber Saben beö 3d(ann ©eorg 
^3 inj, 33ü<herantiquar unb SchatJmeifter (er überfiebelte naa) 
Abbruch be3 Kaufes in ben großen 3roettelhof), bem nur fpätcr 
loieber begegnen werben. $)a$ unheimliche ^idjt breier £el= 
lampen oon befcheibenfter ^orm bemühte ftch »ergebend, bei 
Tiadrtjeit bie 2)üfterheit besJ Drteä ju milbern. 

®ie Läuferreihe runb um ben £>om oerfolgenb, pafftren 
nrir an ber nörblichen Seite ben ehemaligen ^Jfarrt;of t?on St. 
Step^n, im Sahre 1720 vom (trafen Sigi*muub von tfottonicj 
(bamate noch 33if<hof oon Söien) in feiner jefcigen fteftalt um= 
gebaut; ben Domherrn = ober fogenanuten großen 3^ettell;of 
(urfprünglia) Gigcnthum beS Stifte* Stoettl, feit 1361 Gigem 
tfjum beä Somfapitel* unb im 3ahre 1843 neu erbaut); weitem 
hin auf ber öftlichen Seite ba3 alte, mit ©rfern unb vorfprin* 
genben ©tagen reich gefchmücfte prl'fche Stifthau* unb ber 
alte Ghorberrnhof (im 3al;rc 1845 in Gin §au$ alö Somberrn; 
hef juf ammengebaut); ba3 beutfehe Crbcnshau*, in 3mei Söinfcln 
bi* |unt «§üttcntbore reiebenb, unb bier, auf ber {üblichen Seite 



£auö fammt bcm augreujenben häufet * (Sompter fielet im augeubtic! ($crbft 
1874) einer Weugeftaltung entgegen. 

4 2)er $eilt&umftubl , im 3a&re 1700 abgebrochen, flanb alö @4»il< 
bogen quer über bie Straße gegen bie ©ranbßatt unb n?urben i>on beffeu 
•bereu ^enfteru an beftimmten ftefttagen bem SMfc bie Reliquien ber Äircbc 
SfjCigt. 



Digitized by Google 



so 



Ttx gricbbof »en «t. Stefan. 



ba$ grofee eben jefct im 3afyrc 1742 unter bem nunmehrigen 
Garbinal unb (Srabifdjof Äollonicj üottenbete (Styor; unb Gurtyau& 
(an beffen ©teile bi* batyin feit bem 13. Safyrfyunbert 2Sien& 
ältejte 95ürgerfd)ule ftanb). $)em näd&ftfolgenben nod) jefet be= 
ftetyenben grojjen ©d^aufe reiften ftdj, mieberum an ber meft= 
liä)en ©eite unb ber ©tra&e jugefefyrt, jmei brci; unb üterftöcfige, 
$u ebener (Srbe mit SBertaufäläben t»erfef?ene 3in^&ufer an, bie 
fia), nur burd) ba£ 3^^-(grieb^ofS=)^^r getrennt, ber Gin= 
gangß ermähnten 3ttefjnermolmung anfdjloffen. 6 2ln bie SRücf: 
feite be$ tnerftöcftgcn 3in^aufeö mar bie ßantorei angebaut 
(roeldjer nod) auSfityrlid)er gebaut merben toirb) unb öon ben 
genftem bcrfclben fa^ man birect auf bie mefyrfadj intereffante 
fn'er ttorfpriugenbe SJJagbalenen^apclle. • Seim Eingang , ber 
hier sum grieb^of führte (3inncrtbor), befanb fidj nad) innen 
eine ©atterie mit fcergolbetem ©itter, mo bei feierlid)en (3clcgen= 
Reiten ber Äapettmeifter mit feiner tfapclle ben !aiferlia)en <oof 
beim Stemmen unb ®el;en erwartete. 7 



5 Xk 2lnftc$t bcö Wafccö t-on tiefer Seite, im 3abre 1771) freu Äarl 
Sduiu ge$ei(b>et unb geflogen, finbet man in einer Wadjbilbung in ben gerieten 
be« ?lltertbum$*3!lerctn$, 58b. XI. SBon ber früher beffcroebenen linfen Seite 
ber Käufer tot bem 25cmc befinbet ftc^ eine abbilbung t>on 'Staad auf ber 
faiferl. §ofbibliotbef in ffiieu. 

G £tc 2Ragbalenen*ÄafceIIe, im 3abje 1338 über bie fdjen fterftanbene 
^irgiliuö-Safcclle gebaut, ivar u. a. ber $crfammhingSert ber @ Treiber jed? 
(3unft ber ftä'btif^en Notare), irelcbe l?icr eine Stiftung auf eine tä'glitfe 
2Ncffe Ratten. 3m 3a&rc 1742 luurbe bic im 3a$re 16% gegrünbete unb uecb 
jefct beftebenbe Confraternita del sovegno (ital. (Songrcgation) bieder frei« 
fe£t, ber im 3abre 1782 front Äaifcr 3ofcfcb. II. bie Äird>e ?u ben 2Rinoritcn 
als Wationalftrdie gugetoiefen n>urbe. ©creitö baufällig, brannte bie 2Ragba 
lenenstfafreüe nad> ber 3cb,anni«fcicr am 12. Sept. 1781 bcrgeftalt au«, bafe 
fic abgebroeben njcrbcn mußte, lieber biefen iöranb fdircibt üttojart au beut* 
fclbcn £age au feinen SSatcr, baß man, ba faß Wicmanb Reifen wollte, bic 
Veutc bind? ^rügel jutn £3fd>en aufmunterte. „9Kan fagt, baß, feit SSien 
fkbt, feine felcbe fdjlecbtc Sluorbnuug getreten fei, als biefesmal. Ter tfaifer 
ift balt niebt fner." 2lud> biefe Äafrclle tr-ar mit ©rabfteineu ton Süßen bc- 
bedt. Cgeffer nennt u. a. „3ebamt ©icftcv, §of* unb ftammerorganift, ivclrfjeö 
Smt er aud> bei St. Stefan 28 3abrc befleibct bat, t 1626." 

7 Wacb Verlagen im Stabtardiifr tvurbc bie «"»"'^"«9 b « Äö«ftfcite 
bce Xome« ton ber vorgebauten .§äufcrrcibe l'^cn im 3abrc 1733 in $or* 
fd;Iag gebracht. Äaifcr Sofcpb II. orbnete fte 57 3af>rc fpätcr (1789) ebenfalls 
an, borf) erft im 3al)re 1792 nuirbc mit 2lbbrcd;ung ber linfen #ä'nfcrrcib« 



Digitized by Google 



Xit (Santcrci *on §L Stephan. 



31 



£>ieö war ber <Schaupta$, auf bem §apbn nunmehr 3um 
Jüngling heranreifen fottte. <5eb,en tüir nun, mie es im Kapell; 
Jjaufe auafah, melier 2lrt ber aKann mar, ber §itx regierte, 
mie bie 6<hule gehalten mürbe, mie bie $irchenmufif im $ome 
felbft befteüt mar unb melchc Erfolge unfer ©ängerfnabe in 
feinem nunmehrigen Aufenthalte erjielte. 



GS gereift ben 2(ttüätern Söienä jum befonberen Sobe, bafj 
fic fchon frühzeitig barauf SBebadjt nahmen, ber 3)cufif eine 
^ftonjftätte ju errieten, unb menn biefelbe auch junät^ft faft 
auefthtofetich nur im Sntereffe ber Äirche ihre Aufgabe fuchte, 
mar ihr bodjj auch ^mit eine einflußreiche Verbreitung geboten. 
Cbmohl ben berühmt gemorbenen ähnlichen 2lnftalten, ber Z\)Q: 
ma*i$ule in Seipjig, ber tfreusfchule in SreSben nachftehenb, 
haben auch in SSien Xaufenbe ihre mufifalifche 2luSbübung ber 
Kantorei bei 8t. Stephan 3U banfen. 2lu$gerüftet mit bem 
nötigen Riffen, mußten fic fiä) bann beim Eintritt ine bürgen 
lia)e Seben eine ßriftenj ju grünben unb brachten ©inn unb 
Siebe für bie £onhmft in« eigene §au£ unb in meitere Äreife. 

2)ie (Santorei, in 3orban'$ „Schafc, ca)u^ unb ©chanfc be£ 
(rrjherjogthum Defterreia)" (2Öien 1701) als „Civitatis Cantorey 
ober £erremGappel: s J)ceifter&2öohnung" bezeichnet, mirb urtunb; 
lieh, vermöge Steueranfchlagä üon allen bürgerlichen Saften befreit, 
fa)on im 3ahre 1441 genannt. 2)a$ alte früher beftanbeuc ®e= 
bäube befingt noa) s 2öolfgang 6chmelfel, 8 inbem er bie Stephan^ 
firche „ba3 g'mältig Scmpelhau*" befchreibt: 

Nichts mangelt was solch Ding betrifft. 
Dreyhundert pfründ seind darein gstifft, 
Bistumb, Thumbhcrrn vnd Probstey. 
Auch helt man aygne Cantorey, 
Dartzu zwo Orgel gross vnd klein. 

ber Anfang gcmacfjt, inbem üaifer granj bei ber Oiücffebr ton ber ÄriJnung 
in ^ranffurt a. 2N. bie Suölageu für bie üblieben (S&rentforten bierju bc* 
ftimmte. Sie Käufer jur 9te<btcn ((Santorei unb freibc 3inö&ä'ufer) »rurben 
erft im Cctober 1803 abgebrochen unb erhielt fomit ber fta% ton tiefer 3ette 
feine jefeige Oeftalt. 

8 (rin i'ebfprnrf) ber bcül. tvcitberftmbten Äb^htigltcben 3 tat Stenn in 
Ceftcrrcicb burtf; Söolffgang ScbmcHsf, Stynttltaifter 51111 Spotten unb Bürger 
bafeltft im 1548 3ar. 



Digitized by Google 



I 



32 3)te Santorci öott @t. ©te^an. 

3m S^rc 1663 nmrbe bied ©ebäubc neu aufgeführt. 
2(eufjere beffelben, nrie e£ bis jum 3ahre 1803 beftanb, ift u. a. 
auf ben ©tabtanfi<hten bon §uber uub oon $uefnagel, bic 
©runbfläd)c auf ben planen oon ©uttinger unb oon ©tein= 
Käufer erftchtlich. 6* toar, nrie nrir gefehen ^aben, in feiner 
breite an ba£ ber ©trafje 3ugetchrte 8taS$au&, gegenüber ber 
(Mbfchmiebgaffe, angebaut. $)ie §auptfront gegen ben grieb^ 
bof unb ben ausgebauten £fnirm ^atte brei ©tocltoerf mit je 
fech* genftem unb einigen $>achroohnungen. £5te fdjmale nach 
Horben geteerte (Seite, bic ba$ oorbere 3in^auö in ber ßänge 
ettoa* überragte, ^atte ebenfalls brei ©toeftoerf, aber nur jtoei 
genfter ©reite. $8ei ber erften üWwnmerirung im 3ahre 1775 
erhielt bie Kantorei ober (nrie fic bann oor$ug$toeife hiefe) fta 
pctttneifter**2Sohnung bie 9ir. 858. 

Ueber bie ©chulorbnung geben bie toorhanbenen amtlichen 
s 4$erorbnungen früherer Sabre (1558, 1571)» genügenben £uf- 
fchlufj unb loenn biefelben auch im Saufe ber 3eit manche $er; 
änberung mögen erfahren haben, läfjt fia? boch aus bem 3*or; 
banbenen loenigften* ein annabernbe* $ilb geben, nrie e* auch 
ju §a»bn'3 Seit in bem alten §aufe mag gehalten roorben fein. 
Sott ältere l;er lehrten hier ber Gantor (fpäter flapetlmeifter), 
ein ©ubcantor unb 5toei ^ßräceptoren in SJJufif unb ben notb= 
loenbigften ©chulgegenftänben (in literis et musicis). £ebrcr 
unb ©ängerfnaben lohnten in ber Gantorei unb fpeiften auch 
beim Gantor, bem in früherer 3 e ^ ttebft feinem (behalt noch 
eigen* bie Scnufeung eine* Söeingartene ju @ebot ftanb, „bamit 
er ben Knaben uub ^präeeptoren über Xifd) einen guten Xrunf 
gäbe". Sitte llnfoften jaulte bic ©tabt unb battc beifpiclsioeife 
ber Gantor im %<\lnc 1571 eine monatliche ©efolbung von 
10 g-l. rtm., 14 gl für 33reunl)ol$ unb 311 Weihnachten ein £abr 
über* anberc ein fchmar5e* Gbrenfleib. frühefter 3cit batten 
bic ^ebrer auch i" *>er nahegelegenen ^ürgerfdnile bic ©chüler 
für bic .«irchenmufif oor$ubcrcitcn. $öenn ber Gantor ober 
einer ber Untcrlchrcr ju mufifalifchen 3luffübrungcn bei &och$eiten, 



9 3nflruction wib Orbnuiifl. Stßic ef ^infuran jn Okmautcr Stat SÖtenn 
<£anntoret? bei? Sanct <5tcffan$ £&umbf$irckn gehalten werben follc. (Liener 
©tabtanfcito 6/1571). lieber bie trübere Gtnricbtung (oor 1571) fiebc §or* 
maor ö C^cfd»ic^>tc Wmx«, V. B., p. CLXXXY. 



Digitized by Google 



2)ie Santorei toon (Bt. ©teb&an. 



33 



£abfdt)afften, 3ftatyl$eiten unb Gonbuften erbeten mürbe, erwartete 
man oon feinem s $flidt)tgefü§l, bafj er üRiemanben mit ber 3k= 
lofynung übernehmen nnb befdt)roercn merbe nnb audj bafür 
forge, ju rechter 3eit (tmb bic gemonlittye ^^crglol^cnjcit) 
bcim$uf ehren, bamit bie Gantorei $ur ÜJtac^eit fönne gefperrt 
gehalten merben. 3m 3 al S> rc 1663 erfct)eint jum erftenmale ein 
„Äapelhneifter". 10 $eorg \>on s Jteutter, ber biefen Soften 
#at>bn'£ 3eit befleibete, bejog al* ©e^alt jä&rlidj 300 %L, 

24 gl. £offleibgelb, 16 Älafter n>ei$e* £eputat&ol$ = 48 gl., 

25 gl. ßellcr$in*. 2)ic Grbaltung ber 6ängerfnaben mürbe 
ihm befonber* vergütet, gablreidje Gmolumente nnb Gebern 
aeeibentien vermehrten überbie* feine Ginnalmtc bebeutenb. 
habere* über if>n merben mir meiter&in erfahren. 

3m Sabrc 1571 sohlte bic Gantorei brei$elm „Singer* 
f nahen"; fpätcr oerminberte fidt) bie $a$i unb hielt fidt>, Dom 
Jahre 1715 angefangen, 3al;r$efmte lang auf gleicher £bbe mit 
fea>* ftnaben. 3n ber Verpflegung maren biefelben febr gut 
gehalten; bie 2£af?l ber Speifcn, an gleiidj* unb gafttagen, 
mar in rei<$liä)er SDicngc üorgefa)rieben. 2ludj} ein %xunt fehlte 
nidjt: auf 10 Älnahen anbertl;alb 6eibl Sßein, boä) fola)er, bafj 
i»ie ttnaben „nit barum ffyranft) merben". $m 3^re 1558 be- 
$og ber Gantor für jeben tönaben monatlich 4 gl. 50 Mr. rbein. 
unb hatte ihn bafür, bic .Uleibung abgerechnet, gänjlidj> $u oer- 
pfiegen. 3« ber 3cit , bie im* $unäa)ft befdjKiftigt, mar ba* 



10 Reihenfolge ber (Samorcn bei (25t. Stefan, mit bem 3abrc 1463 be 
giimenb: £l>oma« i'ifl, Haipax iWanbl, tfaepar @1 uftlcr, ©corgiufl 
Stenncjl, Jpanö V a nn t bn f d> , SRatyiae Xtttt, 2Bolfgang ©ebbart, 
Äaspar oaiMiv, £uca« ^la&mann, SRicbael getaner, (Simon Äou, 
3uba« ^ ü o r v an t , ^ilartuö Wunitfdj, SDtag. Solf Äfybberl, Ouintiu be 
la Court, (Sbrifto^ (3traufj , 3o$ann Äfyrcujcr, 3ob.ann 20 1 n b t f a u e r. 
Jtapellmeifkr: 1663, SSoIfgang (Sbncr (1634 Organift bei @t. Stepban; 
1637 $oforganifi); 1665, @eorg. .Ka^b«"; 1666, P. Suguflin tterjinger 
(früher @tift«geiftlicbcr in 2Welf); 1678, 2Wic$acl Stablcr; 1679, iMicbacl 
3a$cr; 1712, 3ob. 3of. gur (fofittt taif. #offabeÜm. ) ; 1715 Georg 
fteutter (feit 1686 Crganift) ; 1738, @corg Äarl föcuttcr; 1772, Seo^ 
polb #ofmann; 1793, @eorg % Ibr ca>töbcrgcr ( 1772—93 faif. .^of 
organift); 1809, 3of. ^reinbl; 1823, C>ob. iöapt. (»änflbac^cr; 1844, 
M SJrec&Mer; 1862, ©ottfrieb Breuer (1844 übcrjäbl. iötec ^poffapcU 
meifter, 1846 $>oforganift, 1862 »irfl. ^ice^s>oftapeamcifter). 

t 1 o Ij l , 4)<U)bn. I. 3 



34 



Sie (Santorei ton 3t. Stefan- 



Mo\t-~ unb ^ßflegegelb bebeutenb gejtiegen, im ©egenfafc aber 
mürben bic Änaben {ehr fnapp gehalten. %üx $oft, Verpflegung 
unb 3nftruction ber fech$ Änaben würben, nebft §iveimaliger 
Äleibung im 3a^r, 2lrjt unb Sftcbifamente, barbier unb alle 
übrige ^othburft jährlich 1200 gl. bejaht; auSerbem noa> 
75 gl. SuftructionSgebühr unb 60 gl 3immerbethülfe. Buch 
Steutter erhielt nicht mehr. Unb menn er auch jährlich bie 
üHubrif „@?:tra=2luälagen" in erfmberifcher 2öeife ausbeuten 
verftanb, ift bod& bie, naa? $ie$ (6. 22) bisher gebräuchliche 
Sinnahme, SReutter f>abe für jeben Stnakcn 700 gl erhalten, in 
ber eigentlichen §auptfumme auf 200 gl $u rebuciren. 11 gür 
baS oingen bei aRa^eiten erretten bie Knaben naa) belieben 
ber ^artheten Spetfe unb £ranf unb mürbe ihnen nebftbem 
noä) ber gebräuchliche Sohn gleich einem ©efetten (ßapeüfänger) 
verabfolgt. $iefe$ ©elb mürbe in einer verfa)loffenen $ü$fe 
aufbewahrt unb monatlich bavon ba$ 93abgclb unb Heine 2ßc- 
bürfuiffe beftritten unb ber föeft unter fie gemeinschaftlich ver- 
teilt. 

- $en Unterricht betreffenb, jeigt ein Bericht vom %a\)xe 1G04, 
baft man fia) bamals $u befferer Orientirung bei 6t. Michael 
(ivo ebenfalls urfunblich fdjon im 3af>re 1449 (Santor unb 
Sängerfnaben genannt finb) SRathS erholte; boa) fiel bie 3lnt= 
mort uia)t befrtcbigenb aus, man fanb bie 3ah l *>er 3Rujit= 
)tm\Un viel pt gering. Sechsig 3ahre fpäter ^attc es ber bev 
malige, aus Augsburg gebürtige Äapellmeifter unb faiferliche 
Kammer-Drganift Söolfgang ebner mit ben tfuaben fo tveit 
gebraut, bafe fie im ©taube Ovaren, bie beim §ochamt erforbcr= 
liehe 9Rst{tl „mit öefang unb allerlei Snftrumentcn" auSju* 
führen. 

3n ber 3)Wtc beS 18. 3ahrhunbertS mar ber Unterricht 
vertheilt auf Religion, 8atein unb bie gewöhnlichen Schulgegeiu 
ftänbe, unb in ber Sttufif auf ®cige, Glavier unb Öefang. <föir 
vermiffen babei bie ©cneralbafelehre, bie noa) unter ÄapeUmeiftet 
3äd?er (1708) gelehrt würbe, gür ben ftefangSunterricht mar 



11 ®cäenit>ärtig foflet bic Grjtctjuug u»t> Skr^flegun}] ber 9 länger» 
fnaben jäbrl. 5500— GOOO $T. ffnafren werben im G*efang, im Ma*ier- 
linb $iolinffeicl unterrichtet unb ffcbcn unter einem Apefmetfter. Xic Cber* 
auffielt fii^rt ber Xcmfa^effmeificr. 



Digitized by Google 



2>tc Santorei öon St. Stepban. 



35 



\>or$ügU<h geforgt, menigftenä mufjten bie ßnaben tüchtige 
Treffer fein; e$ bereifen bteä bie aufgeführten fdjwierigen 
Steffen unb rudern ßirchencompofttionen. (Sine bezügliche 
Schule war hier burd) bie „©ingfunbamente" Dom £offapeH= 
meifter guj geboten: Uebungen, bie in ihrer gebunbenen 
Schreibart unb fortfehrcitenben ©chtoere uoräugsweife jur 
fteranbilbung fefter Äirchenfänger fi<h eignen. 1Ä 

2>ie ©djüler waren fo tneit üorgcf dritten, bafc fie felbft 
fähig waren, noch währenb ber «Sd^uljcit Rubere ju unterrichten. 
So freute jt$ <pai;bn innig, als ihm fein jüngerer Araber 
3Jtichael $ur 9iad)bülfe übergeben mürbe. 2lud) 3gna$ §0(5= 
bauer 18 erjagt in feiner ©elbftbiograpfyie, baft er oon ben 
Schülern ber $)omfirche in ©efang, <£laoier unb ©treid)inftru- 
tnenten unterrichtet würbe. $ on ihm ift cS, wie anberwärtö 
betätigt, ba& im Äapettyaufe aud) Äomöbien aufgeführt würben, 
bie $oljbauer aus (Srfenntlichfeit für ben empfangenen Unter* 
riä)t für feine „Sehrer" gebietet hatte, dergleichen $orftellun= 
gen, eigen* jur SHlbung ber Änaben »erfertigt, würben nod) 
um 3ahr 1790 abgehalten. 14 $ie 6<hüler wirften übrigen« 
fdjon im. 16. Sahrhunbert auch aüfjer £au«, bei ben 9iathhau^ 
unb 3eugbau&5?omöbien mit. 16 ©benfo mürben fie ju §at;bn'* 
3eit ju auswärtigen theatralifdjen Aufführungen betgejogen, 



12 Xie SSingfunbamcnte »on 3olj. 3of. ftur (in feiner eigenen $aub* 
febrift) fmb CSigent&um be* Sir^it« ber ©efellfdjaft ber SKufiffreunbc in 
Sien. 

13 3gnaj $eljbaue r, geb. 1711 3U SBien, n>ar 1745 beim fc&eatcr nä^fl 
ber ©urg ale SWuftfbirector angepeilt. Qx fam faater al« CberfapeHmeißer 
nac^ Stuttgart unb ftarb 7. %px\l 1783 ju 2Kaun$eim al« Surtfals. Staptü* 
meijJer unb §ottammerrat&. »on feinen ja$Irci($en Sompofittonen oder %xt 
batte bie Cfcer „©untrer »on Scb>arsfeurg" ben meiften (Srfolg. Auöfübrl. 
über iljn gie'fct fte*ti« (Biogr. univ. des Musiciens). ©eine @elbf!biograplnc 
finbet man- in ber 2Jtuftf. (Sorreffconbenj, @peöcr 1790, <3. 107 unb 132. 
Siojart fcfcrieb au« äRannbeim (4. 9ioo. 1777) mit tieler HAtung über ibn 
(fiebe aÄc'jartfcriefc toen flo&l, 6. 81). 

14 ©iencr £&eatcr*3llinana(6. auf baö 3af>r 1794, ©. 50. 

15 AcJinlidKe finben n?ir in Jonbon, reo bie 3«?sHnge ber 5Beflutinftev» 
Sbttö läufig in Oratorien unb J&eateröerfieUungen mitioirften ober au$ 
ftlbft fol$e Aufführungen ocranfialteten, n>ie 3. 33. 1732 fcanber« „(Sfi^cr'* 
im $aufe ibre« 2Keifkr« SBcmbarb ©ateö. (»ergl. ^riebria) (£l;rofanbcr'fit 
©• ^. .^anbel, S?b. II, @. 270.) 

3* 



36 



2)ie Cfantorei ton ©t. <3te^au. 



unb ^icr lernen h)ir auf einem Ummege fogar 3roei feiner 3Wit= 
fdmler !ennen. $>a$ Söiener Diarium bringt nämlich bie aufr 
führte SBefchreibung eines lateinifchen <5chaufpiele3 „Gonftan= 
tinu*, bur$ bie Äraft be* £reu3e3 beS 9)ia|entti 23cfteger", mit 
s J)iufif von föeutter, baä am 16. $ec. 1743 auf bem gro&en 
neuen %\)tatex bei ben Sefuiten aufgeführt murbc. $ic Äaiferin 
mit großem ©efolge unb ja^lrci^e hohe ^ßerfönli(^feiten mohn= 
ten ber SSorftellung bei. 2luf ber 93ühnc maren 215 Sßerfonen 
befdjäftigt, fämmtlich 6cf)üler höherer unb nieberer Älajfen au$ 
beut (Schotten^ unb Älofterneuburger6tift,bem Jefuiten^oUegium, 
ber 93ürgerfdmle unb aue bem $apellhaufe. 2luä) bie mufifalU 
fdjen S^ifchenfpiele, bie 3)hifif 3U ben ©efängen, ^änjen unb 
Schlachten mürben Don 6tubirenbcn aufgeführt. $)ie beiben 
3)ütfchüler .öaübn'£, bie 3)t£cantiften £eopolb £epfer unb grau« 
ctöcuä Söittmann, gaben bie Stollen ber 3lnbromeba unb Dallas ; 
gerbinanb <&ä)<xtyaa&, Saffift 00m $omchor (1772 alö SBiolimft 
in ber £onfünftler=6ocietät genannt), fang ben Jupiter. 5Me 
bei biefen Verkeilungen übliche ^känuen^crthcilung burä) bie 
3)ionard)in mürbe bieämal brei £age fpäter vorgenommen. 16 

£er ftirchenbienft bei ©t. Stephan mar siemlid) anftrengenb; 
eä maren jmei (Shormufifen 3U tterfehen, von benen eine täglich 
beim §ochamt mitmirfte; femer mürben bie Vespern noch mit 
allen Unterabteilungen eingehalten. Staju tarnen bie häufigen 
gefte, ^rocef Ronen, £obtenämter, bie, fammt ben Sttuftfen in 
^rioathäuiem, ben Schülern nur fpärliche 3cit sum eigentlichen 
Stubium übrig ließen, £rat bann bie Seit ihrer SWutirung 
ein, waren fie, ben §offängerfnaben gegenüber, meiere mit 
tfteifegelb in bie §eimat ober mit einem Stipenbium 511 meitern 
Stubien terfehen mürben, bem 3ufafl, ber eigenen Sorge preis-- , 
gegeben. Rur einmal ift im Verlauf bed ganjen 18. 3ahrl;un- 
bertö ausbrücflich einer ,,9iathS ;S $erurilligung'' ermähnt, ber3u- 
folgc im %a\)xe 1719 ben beiben „gemeften (Sapellfnaben" Dobias 
Scitl unb Stanielaro Schmiebt aU ein töecompen* unb Mircben- 



16 2>ie Sluflbfung bc« 3efuitcnorben« im 3abrc 1773 machte aueb ihren 
toeltl. jcomöbien ein dnbe. Schlager erroätmt einer noefr im erbaltc« 
Ren mufir. bramat. SJorftellung toom 3abje 1077 unter bem £itcl „Pia et 
fortis mulier", bie SWufif ton bem berühmten Ooanne« liafi^eru« Äcrl 
(Bergt 3. CS. (Scblager'S „Liener <2fij$en", 93b. III, @5, 211 fg. u. 240.) 



Digitized by Google 



Domrapcflmeiflcr Slfeutter. 



37 



gefäll, unb „auf ihr Gehörig Anlangen" 18 unb 40 gl. verab- 
folgt mürben. 



SBeoor mir in ben $)om eintreten, um bafelbft mit bem 
Staub ber ßira>nmufif begannt $u derben, müjfen mir beS 
Cannes befonberä gebenfen, unter bem §aöbn ooUe jehn Sahre 
ieiner Sugenb »erlebte, jener &it, über bie er felbft in $art= 
fühlenber Seife fich nie fo re$t auSgeforodjen hat. §aybn'£ 
^orgefefcter »erlangt um fo uothmenbiger eine eingehenbere 8e= 
fprechung, aU über ihn, fomeit es feine Stellung am S5om be= 
trifft, meiftenS nur fpärliche, ungenaue unb oermtrrenbe Waty 
ric^ten oerbreitet ftnb. SReutter'ö 9tame märe freilidj längft ber 
SBergeffenfyeit anheimgefallen, menn er uia)t in SBerbinbung mit 
ipaobn eine gemiffe S3ebeutung erlangt hätte. Seine Seiftungen 
als Äünftler haben ber $t\t ihren Tribut gejault, nur fyier unb 
ba toirb noch eine feiner oielen $ir<$encompofitionen aufgeführt ; 
als- SJfenfch lernen mir in ihm oor^ugsmeifc nur einen rücffidjtS: 
lofen, habgierigen unb aufgeblafenen ©harafter f ernten. 

©eorg ÄarlSReutter (gemöhnlia) nur mit bem erften 2$or= 
namen bezeichnet) mar ju Sßien am 6. Stpril 1708 geboren 17 
unb ber ©ohn beS $omfapettmeifter3, £of= unb ^ammerorga- 
niften ®eorg 9ieutter. 18 £a3 SBicner 2)tarium ermähnt beS 



17 3>cr tottfl. £aufname ifl 3c^annc« 2lbamu« 3ofep&u« Sarolu« ®c* 
orgiu«. (9teg. b. Eomtf.) Äeuttcr'« ©eburtejabjr würbe bis&er allgemein 
mit 1705 ober 1709 angegeben. 3Ran ftnbet häufig bie Schreibart fteitter; 
Vater unb Soljn fd)ricben ftcb, jeboeb, föeuttcr. 

18 @eorg 9teutter, geb. 165G ju Sien, tcurbe 1686 Organift bei 
St. Stefan, 1700 §of* unb Äammerorganifi. Uebcrbieö gehörte er ber 
^offapette als £fceorbift »om 3a&re 1697—1703 an. 3m 3abje 1712 erhielt 
er an Stelle be« 3. 3. 5ur, ber nacb, 3 a( $< r '* £obe <5jfential»£a}>ellmeificr 
bei St. Stefan tmirbc, bie Äapettmeifkrfklle beim ©nabenbilb bafclbft unb 
glcicbjeitig 3 ber Sangerfnaben jur Verpflegung. 1715 rücfte er an Stelle 
bes jum Jpoffapcttmciftcr ernannten ftur jum erften £omfaJ>ettmeifier fcor, 
behielt aber bie. Stelle beim Onabenbilb bei. 3m 3ab.re 1728 jubilirt, trat 
er biefen Soften an 3ob,. ©eorg 9icinbarb ab, behielt bagegen alle 6 Sänger« 
fnaben. 3nt ©uta^ten bes ©cfutfye« ber Sitn>e Sieuttcr'« (öcrgl. ö. Äöü)ef8 
3. 3. ftuj, S. 252 unb 451) rübmt gur Reutta'4 ju jeber 3eit geleiteten 



38 



2>omfabettmeifier 9tcutter. 



©oljneä juerft im ^atyre 1726 als Drganiften im f?o$furftli$en 
©tift ber $lofterfrauen $ur ^immeUpfortc (bei einer Drgel= 
probe, ein 2öerf be$ Gtyriftopfy ^anfener, geft. 1761). 3Cm 
1. 9ftär$ 1731 tourbe SHeutter jum $ofcompofitor ernannt; im 
3afyre 1738 folgte er bem 2$ater im 2lmt aU Somfapellmeifter 
unb behielt biefe ©teile auä) naä) feiner im ©ept. 1746 erfolg= 
ten Grnennung jnm jtoeiten §oftapeUmeifter bei. Gr fyatte als 
fold&er alle Äir<$en:, Äammer- unb Xafelmufif bei §of $u biri- 
g,iren. Dbtoofyl er fä)on bamala ben lociteften Ginflufj auf bie 
Angelegenheiten ber faif. §offapelle nalmt unb nad) Jubüirung 
t)eö ^rebieri (1751) factifd) leitenber £offapellmeifter nmrbe, 
warb er bo$ erft na$ bem Xobe ^rebieri'a, im 3atyre 1769, 
nrirflidjer erfter §offapellmeifter. 3ur 3eit Steutter'ö würbe ber 
©taub ber §offapellc auf* äu&erfte befa^ränft, ja e* tarn fo 
tteit, ba& bei ber 9tegulirung im gebruar 1751 bie gefammte 
,£>ofmufif um bie Summe tton 20,000 gl. an Mcutter in $aa?t 
gegeben n?urbe. Gr nufcte biefc s Diaa?tooUfommenfyeit naa) Är&f* 
ten auä unb lieg bie §offapeUe nad? unb naa) fo fefjr oertom= 
men, bafj fte fein 9iaa)f olger Öafemanu im fläglid)ften 3uftanbe 
toorfanb. 3;ntercffant finb bie oon 5!öa)cl veröffentlichten ©ut= 
aa)tcn beS £offapellmeifterä gur. über föcutter (oon 1724—33). 
3m %ofyxz 1724 roünfdjt Dteutter als ©colar auf ber Crgcl in 
ber §offapclle aufgenommen ju werben; balb barauf oerria)tet 
er alä überjäljliger Drganift beS ^atera 2)tenft unb empfiehlt 
ü)n gur. 5itr einftiueiligen Unter ftüfcung, ba er „bie Orgel fein 
fpielet unb in ber Gompofition (Sute* tyoffen läßt". $auu 
fa)lägt er ifm feiner Skaudjbarfeit l;alber junt $ofcompofitor 
i>or unb fein Öefyalt, anfangs 400 gl., fteigt rafa) auf 1200 gl. 
(©eine 2)ti^rforberung nennt gu£ „ein un$eitigc$ Sege^ren".) 



virtuofen 2)icnfk unb fein Hccompagncment bei ben Cpcrn. 2118 Äircbcu* 
cemponift mar 9ieutter mo&l gcfc^ä^t r of?ue gerabc berr»or$uragen. ©r fiarb 
im 82. SebenSjabrc am 29. Hug. 1738. Sic mir $r. *ßrof. P. ©ity. «Neu- 
mann im ©tiftc ^eiligcntreuj auf mein Anfragen mittbeittc, befi^t ba6 ©tift 
ein Diplom, nacb mclcbem 9teutter tom ®rafcn grang ©forja, be« ff. xöm. 
9ieia)c« prft, in 9tom am 8. 3an. 1695 bie Stittcrmürbc ertfcciU mürbe, 
meiere« (£rnennung«rc($t bie ^atnitte ©forja fcom ^Pabfte $aul III. im 
3af>re 1539 erbiclt. — ÜReutter'fl jmcttgcbeiner So^n Äarl (Öaroluö So* 
fepfutfl), geb. am 6. SDiai 1099, mar cbenfattö Crganifl bei ©t. <2te^ban feit 
bem 3abvc 1720; er ftarb am 15. ONärj 173«. 



Digitized by Google 



Domfa^cllmeifkr föeuttcr. 



39 



Zahlreiche firchltche unb bramattfche SBerfe bejeugen, baf? föeuttcr 
febr flcifeici getoefen. $)a« (Stift Älofterneuburg allein befifct 
t?on ihm 29 Steffen, ein SRequiem unb eine grofte 3tnsahl flei= 
nerer Äirchencompofttionen. Oratorien unb Dpem finb nament* 
1x6) im Stifte £eiligenfreuä, auf ber faif. §ofbibliothef unb im 
2lr<$iü ber ©efeUf^aft ber SHufiffreunbe in Söien in 3Jtenge 
vorbanbcn. Sie früf/efte Ermahnung einer Dper t>on SHeutter 
geflieht im 3>afyre 1727 sunt Namenstag ber ßaiferin ©lifabetl;. 
$>on ba an tourbe faft jährlich ein bramatifche« 2Serf fcon ihm, 
meift sum Ramend- ober ©eburtätag be« regierenben £atfer= 
paare« ober eine« faiferlidjen 3flitgliebe« bei §ofe aufgeführt, 
wobei häufig auch @r3her$oginnen mitttrirften. 2luch mürben 
bi« jum Sa^re 1740 jährlich $ur gaftenseit feine Dratoricn mit 
ttaltenifchem Xerte in ber £ofburgfapeUe gegeben. 9teutter'3 
£ira)encompofitionen zeichnen ji<h faft burchgehenb« burch äufeern 
ölanj unb feurig bemegte ^nftrumentirung au« unb nnirben 
baher an gefttagen mit Vorliebe gewählt. „Sftaufchenbc Vio- 
linen a la SHeutter" finb fprichioörtlid) geroorben. ©eine fo= 
genannte 6d)immelmeffe 19 mürbe noch t»or etwa 20 %cfyxtn 
beim grohnletchnam«feft bei St. ©tephan aufgeführt. SÖurnci; 
hörte bei feinem SBiener Sefud)e im 3 a h re 1T72 in ber £ont; 
firche eine Steutter'fajc 9)lcjfe unb nennt fie matte«, troefene« 
3eug (dull, dry stuff); man Ibnne t>on biefer 3)2ufif häuften« 
fagen: fie mache Diel ©eräufä) unb fagc babei bod; jehr menig.* 0 
€« finben fiä) jeboch unter SReutter'« fleinern Sßcrfcn immerbin 
auch folche toon mürbigem ©harafter unb e« forbert bie billig- 
feit, hier auch ein, mit SBurncp faft gleichseitige« Urtivit $u cr-- 



19 9teutter batte tiefe SDtcffc bie freie Söcnufoung einer §of*CSquipagc 
eingebracht, nacb welcher er fia) feinte. Cr ließ in biefer Sbfietyt bas Dona 
nobis fi$ im 15 / 8 Saft bewegen, ben befannten $crameter aus Virgil'« 
„•äeneibe" ju ©runbe legenb: Qaadrupedante putrem sonitu quatit ungula 
campum. 2>er Äaiferin entging bie Slnfoielung nic^t. „2>a8 bat fi<$ ja 
wie <Pferbcgerrampel auagenommen", äußerte fie ju töcutter, worauf biefer 
a,eftanb, er habe bamit bei feinem r-orgerüeften Sllter ben Söunfcb nad? einem 
SBageu auSbrttcfcn wollen. 5lm nädjftcn borgen mar fein SBunfcft erfüllt — 
«ine ftattlidje (Sarreffe mit einem prächtigen ©cbimmelpaar hielt ttcr bem 
£aufc unb wartete bie Sefe&lc be« §rn. #offa£effmcifter« ab. 

20 Great noisc and little meaning characterized the whole Perfor- 
mance. Chs. Burney, the present State of Music in Germany. I, p. 357« 



40 



Semtapeüineifler föeuttcr. 



wähnen, baä freiließ einen ftarfen (Sontraft zum Vorgefaßten 
bilbet. 2)aS Söiener SHarium* 1 nennt Rentier als ben „un= 
jtreitig ftärfften Gomponiften, ba£ fiob ©otteä ju fingen, ba£ 
3)Jufter aller ^iejigen, in biefer ©phäre arbeitenben Männer. 
3)enn wer weife beffer al3 er baS prächtige, baä greubige, ba& 
grohtodenbe, wenn e$ ber ®efang erforbert, an^jubrüden, ohne 
in baS profane nnb S^eatertnäfjige ju werf aßen? 3Ser ift 
pathetifdjer, ^armoniereid)er alä eben er, wenn ber ©efang eine 
Sraurigfeit, eine Sitte, einen ©chmerj »erlangt? ©eine SReffett 
Ziehen jeberjeit eine ÜDlenge muftfalifcher ^u^xex nad; [ich, nnb 
jeber geht erbant, gewonnen unb belehrter hinweg." 

Vorhanbene 2lmt$berichte flagen 9icutter ber gahrläfftgfeit 
im Sienfte an unb geben ein trübet Vilb oon feinem 9eneh* 
men feinen Äunfkollegen nnb oorgefefcten Skhörben gegenüber. 
60 war ihm unter anberm bie Stnftellung beä (Shorregcnten 
gerbinaub ©a)mibt ate ÄapeHmeifter beim ©nabenbilb (einer 
5 weiten unb fleinern attufilfapelle bei ©t. ©tephan, über bie 
wir fpäter hören werben), auf bie er trofc feiner beiben ©teilen 
felbft fpefulirt hatte, ein $orn im 2luge unb braute ihn mit 
Vürgermcifter unb ©tabtratb in arge GoUifton. Sluf feinen 
Verfud), bie fa)on gefchehene äöahl in gehäffiger Söeife rüd= 
gängig ju machen, erfolgte ein umfangreiches, geharnischte* 
^romemoria ber ©tabtbehörbe au bie SRicber^Defterr. 9legieruna, 
worin Steutter'ä Auflage ^unft für s <punft wiberlegt wirb. 
„Üteutter (Reifet es u. a.) fänbe obnebieä in feinem boppetten 
2lmt Söefcfyäftigung genug; na$bem er aber beim gewöhnlichen 
Äirchenbienft am aller wenig ften anzutreffen fei unb öfter bie 
ganze Söodje hiuburch faum ein= biä jweimat ben Gfjor fre= 
quentire, ftehe cä ju oermuthen, bafe er auch beim grauenbilb 
eine gleite gahrläffigfeit bezeigen werfe. (58 f Cheine wirflid), 
bafj berglcid;en tfapellmeifter, warn fie einmal bei §of engagirt 
feien, fid) fchon zu fw<h fchäfcen, berlci ^rioatbienfte oorzuftehen. 
Meutter, mit feinen oietfältigen Verrichtungen unb ergiebigen 
Ginfommeu gar wohl befd;lagen, folle einem anbern meritirten 
3)fanne audj einen geringen ©ehalt um fo eher überlaffen, ate 



. 21 Steuer Xtarium, 1766, 9fr. 84. Anfang: ©dcljrte 9ia<$ri($ten, 
XXVI. Ztüd. 



Digitized by Google 



2}otnfa$>cameifUr 9teutter. 41 

ber Schnriegeroater Schmibt'ä, % Neubauer (richtiger ©eorg 
'Jteuhaufer, ehemaliger 2Kejjner bei St. Stephan) ber 5)omfircbe 
grofje 58ohltbaten ermiefen unb bic grofee Drgel, bie über 
10,000 gl. gefoftet, au* eigenen Mitteln habe öerfertigen lajfen." 
STCan fu^te alfo jugleich einen Act ber 2)anfbarfeit auszuüben. 
Al£ 33eia)eib auf bie Gingabe be$ aufgeregten Stabtrathä er= 
folgte umgehenb bie 83eftätigung ber Ernennung Schmibt'ä oon 
Seite ber Regierung. (Stach Schmibt'a £obe im 3a^rc 1756 
erhielt aber v Jleutter biefe Stellung bennoch.) 

(Sin anbermal fuchte iHeutter ben nunmehrigen ^apellmetfter 
Schmitt bei einer freigemorbenen SHtiftenftette &u überholen, 
unb abermals entfa)ieb ber Stabtratj) ju ©unften be3 Sefctem, 
„ba na) Butter gar toot>l mit feinem Xtyeil begnügen fönne". 
Gin berber $ermei3 erfolgte fpäter auch über s Ji ach läfftg feit bei 
ben Aufführungen: „bie Äirchenmufif toerbe immer fa)lea)ter 
toegen übeltlingenber 3ufammenftimmung, bie bem gefammten, 
ber Anbacht abtuartenben ÜoU oielmehr ju einer Gtemüth^ 
3erftreuung unb sunt GM, benn a(£ anmutige ci>riftlidr)c Auf= 
erbauung gereiche. SDieö fomme baljer, bafi bie aufgeftellten unb 
befolbeten GffentiaU-iJcufki (beim ^aupt^Ghor) entroeber gar 
nicht erfcheinen ober meiftenä in ber -ücufifhmft wenig erfahrene 
Seute ober gar nur Anfänger junt 2>ienft abhielten" (ein Um= 
ftanb, ber allerbingö noch heutzutage in manchen tfirchen &u 
rügen märe). 

Am 27. 0(oo. 1731 oermählte (ich Rentier mit Urfula Anna 
tytxe)\a §ol$haufer M , geb. am 22. Dct. 1708 $u 2öien, einer 
Tochter beä Heinrich ^olshaufer, Gomponiften unb attufifc 
birectorä ber Capelle ber uertoitttoeten ßaiferin Amalie unb WliU 
glieb ber Ghormufif bei 6t. Stephan (geft. 8. ÜJcär$ 1720, 
51 Sahre alt). 25 %fytxt\t mar eine oortreffliche Sängerin, 



22 3n Eitting'« Uni»?. ?ericon b. £onfunfi, 33b. V, ifi i&crcfc §olj* 
Käufer irrt&ütnlic$ alö fteutter'« S$n>efier bejdc^nct. Sei gt*ti«, ber ben 
«ater unb bie Sityne ftcuttcr'ö ganj un*erftänblic$ vermengt, fetme Bei ®er* 
ber if* i&erej'e $efj&aufcr gar nidjt genannt. 

23 3toei Sctyte, granj unb ftrang 3gnaj $ol$&aufer, toaren als Sänger 
beim ©nabenbilb im <2t. ©tep&anebomc ( ein britter, 3>c-iuenico, n?ar al* 
Jencrifi in ber $offai>efle angefieöt. ftranj geft- 5. 3uui 1743, 42 3a(>re 
alt; ftranj 3gnaj geft. 25. 2Nai 1750, 38 3a$re alt; SJomenico gefh 
13. 3an. 1772, 54 oaljre alt. 



» 



Digitized by Google 



42 



Eemfa^cllmcifter »eulter. 



bte föapbn, al« unter Einem S)ache mit ihr lebenb, oft genug 
mirb Gelegenheit gehabt ha&cn ju hören. $rei fang fic 
unentgeltlich in ber Oper unb bei §offeften, mürbe bann aH 
£offängerin im Saljre 1728 mit einem ©ehalt oon 750 gl 
nnb fchliejjlich mit 3500 gl. angefüllt. 24 «Rebftbem mürben ihr 
auch $ur Tilgung ihrer ©chulben 4000 gl. jugeftanben. ©ine 
3ln$ahl Gutachten be« §offapcUmeifter« gur au« ben 3af>ren 
1728 bi* 1734 thcilt o. Äöc^cl mit. %nt>tm fie gur jur Sfo 
ftcUung anempfiehlt, lobt er mieberholt il>re mafeHofe treffliche, 
brei Dctaoen umfajfenbe ©timme, ihren Friller unb namentlich 
i^re geftigfeit in ber HJiufrt, fobafe ftc alle« prima vista finge, 
„meiere« ihr menig ©ängerinnen nachthun fönnen — fic fchcine 
$ur 3Hufif geboren". Obroohl al« actio angeführt, fang fie boch 
fchon im Jahre 1766 nicht mehr öffentlich, bejog na $ Dem £° De 
ihres ÜNanneö ein eigene« «§aus in ber ^orftabt fianbftrafje unb 
ftarb bafelbft al« toohlhabenbe grau am 7. 2lpril 1782 im 
74. fiebenöjahre; nebft oerfchiebenen Segalen beftimmte fie auch 
500 gl $ur Slblefung oon taufenb SJteffen für ihr Seelen- 
heil. " 

Stteutter, ber fo häufig Gelegenheit hatte, beim (Sinfhtbi- 
reu unb Aufführen feiner für §offefte beftimmten bramatifchen 
Söerfe mit ben 3Jtitgliebern be« faiferlichen §aufe« in SBerüh= 
rung $u fommen, roufjtc fich mit feinem £acte in biefen hoben 
Greifen 311 belegen unb mar hier roohl gelitten. 9lm 21. Slpril 
1740 mürbe er noch unter $aifer $arl VI. (ber auch bei 9ieut- 
tcr'« Erftgeborenem ^athenftelle oertrat) in ben öfterreichifchen 
Slbeläftanb erhoben, unb jioar „in Skrücffichtigung ber treuen 
unb langjährigen SDienfte feine« 5?ater* unb feiner eigenen 
vortrefflichen Eigenfchaftcn, ftattlichen Erfahrenheit unb bi«ber 



24 3n ber langen Stfie ber $effangerinneu belogen nur 2ttar. £aiibtm- 
Gonti (gefl. 1722) unb 3W. 3L ?orenjini.CSonti (ausgetreten 1732) einen 
ludern ©e&alt (4000 &l.). ««gl. ». ÄBa)cI: 3>ie !aif. $of*2RufiHai>eüc, 
3. 75 fg.) 

25 Xfccrefe §oljl?aufcr fa)loj? bic altere ?ifie ber §cft'ängerinnen ab. 
9ta$ langer v #aufc ftnben wir im 3a&rc 1818 nur nedf jtoci Hainen in tie- 
fer Ättbrtt: 2tnna SBranijfo (bis 1848) unb £&erefe ©rünbaum, ioebter bes 
befannten ÄapeUmcifterö 28en3l SKüller (bis 1867). ». Ä2a>el: 2)ie laif. 
^)of-^ufiffapcae. 



Digitized by Google 



EomtafceUmcifter SReutter. 



43 



«jeleifteten guten S)ienfte unb baburch erroorbenen 9)leriten". 46 — 
<Segen ©nbe ber 50er 3atyre fcheint SReutter burdh ©lud, §affe, 
3of. Scarlatti unb Sraetta au* feiner betoorjugten Stellung 
fcerbrängt roorben au fein. 311* lefcte* 2Berf, baS toon Sfteutter 
bei #ofe aufgeführt nmrbe, ift genannt „il Sogno" fcon 9Jteta= 
ftafio, componimento dramatico in 1 atto, t?on ber erj^erjogin 
Marianne unb stt?ei $ofbamen in ben faiferlid&en ©emächern 
im 3ahre 1756 gefungen unb im folgenben 3ahre nrieberholt. 
$ei ben im 3ahre 1760 abgehaltenen ^ermählungSfeicrlichfeiten 
be$ ßr3her3og§ (nachmaligen Äaiferö) 3ofeph würbe bie £eitung 
ber §ofmufiffefte mit Sefeitigung 9teutter'£ grabeju ©lud über= 
tragen. 

Öeorg Gbler üon föeutter tcrfajicb am 12. 9)iär$ 1772 
im 63. £ebenäjatyre. 3m ©egenfafe ju feinem &ater, beffen SBe= 
gräbnifc naa) teftamentarifchem 3Bunfa)e olme jebe* Öeprängc 
mit ben mbglichft geringften Unfoften ftattfanb, tourbe ber 
iieic^nam be£ Sohne* mit allem erbenflichen Spomp unter 53e= 
gleitung t>on 35 ^rieftern üerfchiebeneu 9tange* in einer ©ruft 
bei St Stephan betgefefct. Üteuttcr'* Vortrat eyiftirt alö 
-ftupferftich (ohne $amen*angabe be* töünftler*), als Oelgemälbe 
OJftufeum ber @efellfa)aft ber 3)hififfreunbe in 2öien) unb aU 
^afteUjcia^nung (3)iufif$immer ber Sängerfnaben beä Stifte* 
^eiligenfreuj bei Söaben nächft Söien). ß* jeigt einen fd)ön 
geformten £opf mit intelligenten, etrca* ftrcngen ©eficht*3ügen. 
3n bem ßenannten Stifte, ba* Üieutter teftamentarifa) bebaute, 
liegt auch fein erftgeborner Sohn 2>!arianu* (Mlofternamc für 
Garolus) 9teutter üon 9teiter*felb begraben, ber im 
3a^re 1790 jum 2lbt biefe* 3ifter3icnfer; Stiftes gewählt würbe 
unb in Söien im §eiligenfreu$crhof an Sllterefchtoäche unb er* 
blinbet am 21. Dct. 1805 oerfdjieb. Marianus fear im ÄapcU: 
häufe 3u 2öien am 11. 3an. 1734 geboren, ftanb alfo mit 
§aübn in faft gleichem 2llter; jebenfaE* lebten 93etbe im $e; 
3ennium 1740 — 50 at* Spiclfamerabcn in täglichem 2>er!cl;r. 



26 2)ie ©efcbjeibuna, bed Samens gicbt Dr. Gcnfi. ö. SBur$bac$, S3iogr. 

feiicon be« Äaifcrtfr. Ocflcrreicb, 25. ZbcU, 1873, @. 3G7. 5Da« ©a^c« 

ifl aucb auf brt ©otyne« ©rabflein im ©ttfte $eüigenfrcuj bei «oben an- 
gebracht. 



Digitized by Google 



44 



(Sffential'SMufmafelle Ui 5t. Stefan. 



gür fein Stift liefe 9RarianuS u. a. bie grofje Orgel oom 2Öie= 
ner §ofcDrgelbauer Sö^aj $ober (gefr 17. Sept. 1813) er- 
bauen. 

SReutter'ä 9tad)folger aU 3)omfapellmeifter toar Seopolb 
«§ ofmann ($uglei$ ©borbirector bei 6t. $eter, geft. 17. SRärj 
1793), berfelbe, bem 3Jlojart im 3ttai 1791 als 2lbjunct bci= 
gegeben mürbe unb baburdfc bie n&$ße Stnioartf^aft auf bie 
$omfapettmeif*erfteUe gehabt Ijätte.* 7 



$ie Ü)tufiff apeHe bei 6t. 6tepban mar bem s J)iagiftrat al$ 
2lbminiftrator ber 6 t. 6tepbansfir($e unterftebenb. Me Äira}en= 
redmungen mürben bemfelben oorgelegt unb oon ibm erlebigt. 
Set ^eubefefcungen reichte bie ^trtyf$aft&(5ommiffion baä \t- 
mcilige ©efudj bei ber Äaiferin ein, bereu Gntf Reibung ben 
2lu*fdjlag gab. 3 ur 3 e *t £aöbn'3 eftflirten im 2)ome jiüet 
ÜDtufiffapellen: bie gaupt= ober (Sffcntiat = 3)infif f apclle unb bie 
ÄapeHe beim Gnabenbilb. 2öir b^bcn e£ junädjft mit ber 
Grjtern ju tbun. 

3n früherer &it, 3. SB. 1571, beftanb ber 3ftufifa?or au* 
bem Gantor, 6ubcantor, Crganiften, ben Äapettf fingern unb 
Sängerfnaben, einigen Sioliniften unb ßontrabaffiften fammt 
bem Runter unb feinen ©efcllen für ^ofaunen, trompeten 
unb Raufen. 3>m genannten Safyre »crorbnete ber Stabtratty: 
e* f ollen ju Safe, £enor unb 2llt (Severe waren ^atfettiften, 
b. b- Weber Knaben nod; Gaftraten) nidjt metyr alä Je 3 (bie 
2 3ßräceptorcn mit inbegriffen), unb jum SDicttft 12 ober 13 
Ulmbcn gehalten locrben. SDic 3atyl ber Septem ging, toie fa)on 
enoäbnt, balb btä auf G l;erab; bie übrigen 6änger erretten 
fia) bie über bie 3JUtte be$ 18. ^Wunberte immer auf gleicher 
§öfje: 9 SBocaliftcn unb einige Grtrafänger. (3ll£ bö^fter 6tanb — 
mo^l oermebrt burä; bie Sanger beim ©nabenbilb — ift bei bem 
am 15.2lug. 1716 abgehaltenen TeDeum für ben Sieg bei Garloüicj 
ber $ocald)or aujkr ben G £)i$cantiftcn angegeben mit je 5 2lltiftcu, 
Xenoriften unb SBaffiften.) 3JHt Seginn beS 18. Sa^rbunberts 



27 Skrgl. O. 3a$n'ö SWojart, 2. $ufl„ I. g. 717. 2>a« £obc«ja$r 
Sjofmann'«, mit 1792 angegeben, ift $u berichtigen. ^tefcc au# ©b. II. 
£. 594. 



Digitized by 



öffential-aRufittapelle bei @t ©te^an. 



45 



ftnb neben ben 6treid)inftrumenten (babei auä) ©ambe) unb 
^ofaunen nod) Gornett nnb gagott genannt. 2ln §auptfcften, 
menn ber fatferlictye §of in großer ©ala nadt) 6t. 6teptyan 
fufyr, fpielte bort bie faif. £offapelIe. Sei anbem geften rcur* 
ben roenigftenä bie „faiferlid&en §erren Trompeter" beigeben. 
3m Sa^re 1754 mürbe ber päpftlid)en Drbnung gemäß auf tte 
febl ber ßaiferin ber ©ebraud) oon trompeten unb Raufen, 
aU bie 2lnba<$t flörenb, ^ier unb in allen Äir^en unterfagt; 
bo<$ maren gebämpfte trompeten, ba3 fogenannte „ßlarin= 
blafen", geftattet. * 8 Sie 2tu*lagen für bie Capelle (bie tfnaben 
niajt mitgerechnet) betrugen im vorigen 3afyrljunbert burä> 
fdmittlicb jäbrlidt) circa 4500 gl., feiten roeniger, einigemal bc- 
beutenb metyr, §. S. in ben 40er Sauren über 6000, im 3al;rc 
1788 fogar über 8000 gl. 2)aoon lamen auf bie Vocatiftcn 
regelmäßig 1170 gl. nebft 108 gl. Äleibgelb unb außerbem nod) 
240 gl. (Sboralabjuta, SRorategelb u. f. m. *• £)er Säumer unb 
feine ©efeüen mürben befonberS bejaht, §. SB. im 3^re 1741 
„benen 5 S^f^^^wtiften ifyre jäbrl. Sefolbung mit 650 gl. 
fammt ftleibgelb 60 gl., roegen be£ £b u ttnanblafen$ 60 gl., 
^orategelb 4 gl." 30 — 3Öie mir bieä bei ben Sängerfnaben 
gefcfyen fyaben, gaben fc$on, bie großen, weiter unten ermähnten 
gefte unb ^roceffionen abgeregnet, bie gen)btmlid)cn täglichen 
Sttufifaupbmngen bei ben §oa)ämtcrn, jablreia)en Jaspern, 
Litaneien unb §mnnen aud; ben SRufifern oollauf 99ef<$äftigung. 
2lud) befd&ränfte fi$ ber $ienft nid)t auf 6t. Stephan allein, 
benn bie Äapelle mürbe bäuftg sur Verhärtung ober Vertretung 



28 Star in Hafen, bie fanftere $3e&auMung ber trompeten (mit 
SJamtfern), at« ©egenfafe $um ^rinjipal blafen. 2)a« 80H entbehrte nur 
ungern bie i&m lieb geworbenen £ärminflrumcnte; fic n>urben bafcer im 
3abre 1767 bei »b&aJtung eine« Te Deum für bie glücflid> überflanbcne 
ärantyeit ber Äaiferin jum erfienmal wieber, aber einfht>cilcn nur „mit Gr* 
taubnifj be« $ofe3" geftattet unb weiterhin bei fyo&en ^cfien unb ^rocefftonen 
mit jeDeSmaliger 3)e»fiDigung ber weltlichen, in SJcrbinbung mit ber geifNi&cn 
«ebörbc. 

29 ©egemvärtig betragen bie Unfoflcn für ben 2)om«(S&or jäbrlid» bei 
8000 Jvl. 

30 3m 3af>rc 1784 würbe bie Gffential.9Hufif im 2)ome burebau« 
regulirt. 



Digitized by Google 



46 



5ffcnttal>aWufiffa^cac 6ci @t. »Stefan. 



ber |>ofiapelle, mcnn biefe anbermärts befc&äftigt mar, ausgeborgt^ 
mofür fic befonberä ^onorirt mürbe. 60 ftnben mir ftc bet= 
gesogen ju bcn folcnnen Slemtern, Te Deum unb fiitaneien in 
verriebenen Äirdjen SBienS: in ber §ofburgf apeHe, bei bcn 
Sefuiten, ©Rotten, $ ominif anern, Sluguftinern, $apU3inern, 
Karmelitern, ^aulanern, Urfulinerinnen, 6d)maräfpaniern von 
Sftontferat, bei 6t. 3<>fepf>, in ber labert unb gaoorittapelle; 
unb anbermärts" in ©djönbrunn, Sarenburg unb Älofterneuburg. 
9lu3 ben oorbanbenen Quittungen gebt hervor, bafj fta) ber 
fatferlidje §of feit bem Sa^re 1647 ber ÄapcHe bei 6t. 6tepbau 
bäupg bebiente. 2lnfängli<$ mit monatli$ 50 gl. fjononrt, 
mürbe fpäter jebe einjelne $>ienftleittung befonber« beregnet unb 
erfolgte bie ©ntlo^nung häufig erft na<$ 3^^en unb bann nocf> 
nur auf miebcrfyolte£ 93ege$ren unb mit STbjug. 81 3lu£ einer 
berartigen, au§ ben Sauren 1710 unb 1711 fyerftammenben 
6<$ulbforberung von 2580 gl., bie erft im 3^re 1723 in 
vierteljährigen SRaten beglichen mürbe, ergiebt fidj, bafe biefe 
„Söicner 6tabt- ober ßrtra^uftfanten" unter Äaifer 3of*Pb I- 
aucf} in ber Oper unb beim hattet oermcnbet würben. 

$er 6tanb ber $)omfapelIe mar $ur &t\t §avbn'£ (1740 
—50) aufjer bem Äapellmeifter fafl unoeränbert folgenber: ein 
6ubcantor, sugleidj ^iolimft (2lbam ©egenbaue r); ein erfter 
Crganifi (Slnton 9iedb); 11 6trei$inftrumentiften (»ccefftfteu 
unb ^rioatfubftitute mit inbegriffen) mit 3abre*gebalt oon 250 
biö 40 gl. $on «öläfern finb nur genannt: 1 Gornettift 
(3lnbr. SBittmann) unb ein gagottift (Safob ^Japer); für 
^ofaunen, trompeten unb Raufen mürben au$ jefet no$ bie 
faif. §oftrompeter unb ber ^^urnermeifter unb feine ©efeuen 
beigejogen. 3m ©an$en mar ber 2)omd>or, 9 Socaliftcn unb 
3 (Srtra^ocaliften mit inbegriffen, 31 ^erfoncn ftarf; meutere 
SRttftler bienten glcid^eitig bei ber ©nabenbüb^apelle. Crga= ' 
itifl SRecff) (ber v Jiame ift im versoffenen Sa^rbunbert l;äuftg 
vertreten), früher iUolinift (geft. 1759), mar ber <Naä)folgcr be$ 



31 iiamcral 3a^amt«.9teö?nungcn im *r$ie beö f. f. $inanj. SWinific* 
riums. — 9fo<$ unter 3ofep& L Ratten bie SDhtgliebcr ber bamal« fe&r fofi* 
leidigen .^effapeUe burefc llnorbnung in 2tu{i$a&lung ber ©c&alt« ju leiben. 
3k&c ». Äcdjcl'« 3. X ftur, ®. 220. 



Digitized by 



SfitntiaUWlüfiUaptUt frei <St. «Stetfan. 



47 



im 3a$re 1736 oerftorbenen Äarl föeutter; er be$og 150 gl. 
jätyrl. ©e^alt unb faft ebenfootel an Deputat. SBon tym nrirb 
noa) jefct ein, für einen ©eiftli<$en geftifteteS Requiem jä^rlia> 
an einem beftimmten £age aufgeführt. Unter ben 93iolinfpie= 
lern ift au$ ein ©eorg 3g. Äeller (fpäter 9Ritglieb ber §of* 
fapeHe) genannt, ber für £apbn oer^ängnifjooll mürbe, "ba er 
toa\rfty\nüä) bur$ feine SSermittelung baä £auä feiner naefc 
(jerigen 6<§nriegereltern fennen lernte. — Ueberblitft man bie 
föetye ber t;icr angeftellten Mufifer jur 3eit £apbn'£ unb jurücf 
bi$ ju Anfang be$ Sa^rfyunbertS, fo treten aU bie §erüorragen= 
beren meift nur Jene §ert>or, bie jugleia) 2JMtglieber ber §of= 
fapette maren, 3. 33. aus früheren 3abren ©ambift granj 
§ueffnagel, bie $ioliniften 3°fy- SMuffat unb §einri$ ^on= 
Reimer, unb $u £apbn'ä &it: ©ornettift 2lnbreae Söittmaun 
(in ber §offapeUe alä Cboift unb oon gü? fefyr gelobt; er ftarb 
1767 im 98. Seben^a^re) ; (Seilift unb Gontrabaffift granj 
(Sammermaper (geft. 1760); bie 33ioliniften grans 9tein(?arb 
(ber auä) bei £itter*borf genannt nrirb), 3°f- 3lbam unb 
.30^. Silber; 3lltift Slnton ^adjer; Senorift 3of. £imer, unb 
ber t>on gup rüfymlidjft fyeroorgefjobene Sßofaunift Seopolb ger= 
binanb G^rifHan (geft. 1783). $ie gamilie Gfjriftian terfa^ 
beinahe ein ootteS 3a^unbert (1679— 1783) ben ^ofauniften= 
bienft in ber §offapeIIe unb im $)ome. gur. jagt, „bajj biefe$ 
3nftrument benen Gfjriftian angeboren fei", nennt ben $ater (£eo= 
polb) auf feinem 3nftrument ben erften SHrtuofen in ber Söelt, 
unb bejeia)net Seopolb gerbtnanb als einen 3)tufifer, „toeldjer 
in feinem Snftrument feinet ©leiten nit finbet, aud> fd^mär- 
lia) meljr einer $u hoffen ift". 82 Sic gleite Siebe 3um 3Riu 
fifcrbcruf fyat fia) in tielcn Söiener gamilien oon ©o^n 5U 
8ofm fortgeerbt; fo finben .mir in ber §offapcüe unb bei 
£t. Stephan nrieberbolt bie gamilien SBittmann, öoffmann, 
Jletfy, ^onfyatmer, ÜJtuffat, Stetnbarb, tfrottenborfer, (Sammer- 
maper, s ^örfl;, ®raf, Slngcrmaper, 3 aa ), ©für, Xcpber, Sdjall= 
t)aa$, Stabler, oon benen 3)iand;c uoa) in unfere Seit Innein- 
reichen. 31 ld im ^afyxe 1771 bie XonfünftIer=3ocietät (jefcige 
,,.üapbn- herein") burd) jjlorian Öafjmann gegrünbet murbc. 



32 *. £öd)el: 3e&. 3ef. %ux, 25. 410, 9?r. 127. 



Digitized by Google 



48 SWuftttapcUe beim Sftarianiföen CSnabcnbUb. 

maren bie 9)iufifcr i>on ©t. ©tepban unter ben ©rften, welche 
bem Vereine beitraten. 



$)ie 3)lufiffapeUe beim 9)?arianifchcn ©nabenbilb, bie $n>eite 
unb !teinere ÄapeHe bei 6t. Stephan, mar felbftänbig unb 
befonber« funbirt. Sluf betn prächtigen filberncn $abemafcl 
be* Hochaltar« befanb fi<h nrie noa) ^eute ein mit Gbelfteinen 
reich gefchmücfte« ©nabenbilb, bie h- SRaria barfteflenb. 2>te« 
$Mlb tourbe auf Seftellung eine« ungarischen SBauern an- 
gefertigt unb gelangte in bie #irä)e &u ^iötfa; (93öc$) bei 
(srlau in Ungarn, wo es aU £brtmeu;toergie&cnbe$ Wunber; 
bilb balb ba« 3iel aal;lreid)er Wallfahrten würbe. 3m 3abre 
1797 nach Wien gebraut unb bura) ^roceffion unb toftellung 
in oerfchiebenen äirthen gefeiert, fanb es enblith im $ome feine 
bleibenbe ©tätte. Unter ben ^erfonen, welche bie« SMlb al* 
3eia)en ihrer Verehrung mit Opfern bebauten, befanb ftd> auch 
ber Wiener bofbefreite 98 $anbel*mann s J)ti<hael #ur$, ber e« 
laut ©tiftungsbrief in feinem £eftamente tfom %a\)xc 1706 jum 
Unioerfalerbcn einfette unter ber SBebingung, bafj „baoon bie 
3)iufif, bann bie trompeten unb ^aufen=Ghbre bei ber nach- 
mittägigen Litanei unb bei bem jährlich am 2Wichaelitage für 
ben Stifter abjuhaltenben §o<hamte erhalten unb beftritten 
werbe". $)ic bafür entfallene ©umme betrug 15000 gl. $on 
einer Heineren ©tiftung be* tfranj üeopolb toon ^eftenburg 
(etwa« über 4000 gl.), im %afyxt 1709 jur Vermehrung unb 
Untcrftütmng ber Capelle überhaupt beftimmt, mürben 3 Grtra- 
^Jfuftfer augeftellt unb erhielt bic (Sefammtmufif jährlich 100 jjl 
2(n allen ©onn-, #eier= unb befonbem gefttagen unb an jebem 
2age ber Woche mürbe l;ier außer jablrcichen Meßopfern um 
11 llbr Vormittag« muftfalifcheä Hochamt unb um 5 Uhr Nach- 
mittag* bie lauretanifche Litanei abgehalten. Sic MapeUe hatte 



33 Sic Käufer 2Bien$ luareu mit bem Seröttut ber $efquartierc belafkt. 
jtaiftt i'eopolb I. bereinigte nacb ber 2. Jürfcnbelagcrung bic tbciiivcüv- 
freiung baten. Tlaxia iberefta roanbcltc ftc 1750 (nacb Ginfübrung ber £>an8' 
fieucr) in fieucvfrcic 3abrc um, unb Staifer 3ofcpb befreite bic Bürger 
gä'njlia) t»cn ber Skrvflitbtung ber Jvreiiiuarticre für ben Jpeffiaat. $>ergl. 
äarl SBeiß: (*cfcf>icbtc ber 2tabt Sien, II, 3. 229 fg. 



Digitized by Google 



3Kuftff<M>€Üt beim äflariarüföeu ©naben&Ub. 49 

0 

ibren eigenen ftapellmeifter 84 , 3 ©ängerfnaben, je einen 2llt, 
Senor unb Skft, einen Drganiftcn, cinfa<$ befefcte Violine, 
SBiolonceE unb SBiolon, 3 ^ofaunen, 2 Gornett unb 1 gagott; 
trompeten unb Raufen würben aua) fuer bur$ bie faif. §of- 
mufifer befefct, unb al£ biefe 3nftrumente »erboten waren, rour= 
ben bafür bie anbem ©teilen Der ftärft 2>er Äapellmeifter batte 
300 gl. «Jabrgebalt, 50 gl. Slbjutum unb für bie Änaben 000 gl. ; 
bie jä&rli^en ®efammt:£often betrugen bura)fa)mttlia) 2800 gl. 
öleidfoeitig mit §aöbn'ä Gintritt in* AfapeUtyauS mürbe ber 
bisherige Äapellmetfter beim Wnabenbilb, 3<>b- ©corg 5Hein = 
barb, jubilirt (er ftarb 6. 9lo». 1742, G5 3al>re alt) unb SHeutter 
t»erfab feine ©teile protriforifefc biä 3ur Aufteilung be* früher 
genannten gerbinanb ©ajmibt, bie baln'n $Kegen*=Gbort ber rc= 
gulirten Gborberren bei ©t. Sorotbee (er bejog bafetbft jäbrlia) 
üoUe 24 gl. Öcbalt) unb pror-iforifa; aua) bei ben Sluguftinem. 
©ein nun oerbejferter ©efjalt reifte, trofc ©tunbengebens, fclbft 
$u bamaliger 3"t faum au*, eine gamilie 3U erhalten, unb ati 
er am 11. 2lug. 1756 im 63. fceben*ial;re ftarb, mar nia?t ein* 
mal $elb genug t>orbanbeu, bie £eiä>nfoften ju beftreiten. 
©a)mibt batte in feiner ©tellung grö&tentbeile aua) bie cr= 
forberliaje 2Hufif §u componiren unb l;abcn fia) Diele feiner 
3Serte in gciftlid^en ©tiften unb anbermärt* erhalten. Gin 
Requiem, bas 511 feinem $ebäd)tnift nad) feinem £obe unb aua) 
fpäter bei ©t. ©tepban aufgeführt mürbe, befifct ba$ 2lrd)io be* 
3)lufift?ereins in 2ßien. ©djmibt Imttc nur nod; jloei s ^aa)fol- 
ger, benn bei ber föegulirung ber 3)Jufif bei ©t. ©teplmn (1784) 
roirb in ben ftira>nrea)nungcn ber Önabenbilb -tfapeüc nia)t 
weiter gebaut. 

(Sine ttenntnijjnafnnc von ber Sföabl ber Gompofitioncn für 
fren mufifalifräen Wottesbicnft bei ©t. ©tepban mäbrenb ,<pai)bn'$ 



M iHcibenfolge ber ÄapeUmeiftcr beim uugarti'cben ©nabenbilb im 
et. Stcpb; anebem : 3o&. ÜM<$ael 3*$ er (äuglet* Cffcnrial.Äapcttmciilcr); 
1705, 3ob. 3«>f. ftur (fpäter 2)om*, bann JpoffapcUmeiftcr) ; 1712, ©coro, 
fltcutter sen., (feit 1715 sugleid) DomtapcHmciflcr); 1728, 3<>b. 0*corg 
Sieiubarb (jugl. faif. Jpoforganift u. titulirtcr £>ofcompofttor) ; 174t), C^corg 
ö. SReuttcr jun. (preuif.) ; 1743, gevbinanb @<fymibt; 175G, ©eerg to. 9ieut* 
ter jun. Uugleid) Xcm- unb 4>cffapeUmctftcr ) ; 1772, üeopclb £ofmann 
(bi* 1784). 

^o^l, £apbn. 1. 4 



50 2Kufitaupb>ungen im Tente. 

Slnmefenheit tft nicht olme Vebeutung, benn mir fyabtn babet 
ben (Sinflufj, bie burä) ben @mft be3 DrteS noch er^ö^tc Gin= • 
Härtung beft h* cr Vernommenen auf ein obenbrein jugenblichcS 
unb baljer um fo empfänglicheres ®emüth in Betracht $u jicben. 
Gin grofeer Ztyii ber in ber $tttte beS oorigen ^ahrhunbertä 
bei 8t. Stephan benufcten unb ftort oergilbten 3)iuftfa(ien ge= 
langte burdj glücflichen 3wfaü in« Stroit) beö SBiencr 3)tufik 
oerein«, unb e§ läfet ft<h burch beigefügte Daten fogar bie je- 
weilige Aufführung ermitteln, tote auch bie ftärfere unb mit; 
unter feltfame Vefefcung, mie 3. 93. bei ben Neffen oon 3iani 
(breU unb vierfache Violen mit §mmeglaffung ber Violinen). 
Unter ben aufgeführten 3öerfen unb namentlich bie Neffen 
a capella fyeroor&ubeben , wahrhaft erhabene JUrchenmerfe, bie 
ben Säugern jeboch feine leiste 3lufgabe boten, ^alotta 35 
hatte eben erft feine, au bie frühere ernftere unb einfachere 
Schrctbtoeife Galbara'ö malmenben oicr^ unb fünfftimmigen 
Steffen componirt. Velber Söcrfe, gleich benen Antonio ä^wi'^, 
finb faft burcfygefyenbö getragener ©efang. 25te inftrumentale 
Begleitung einzelner Söerfe tft immer nur fetyr mäfjig gehalten. 
Vei aller contrapunftifa)en Munftfertigfeit athmeu fie bie reinfte 
fira)lid;e Anbaut. Die 9)ielobiefüfjrung bei ^alotta ift fliefeenb 
unb natürlich, bie Harmonie oft überrafchenb eigentümlich; 
$aupt- unb -Hebenfäfce finb in mannigfaltiger unb glücflicher 
Gntmicfelung unb Verflechtung burchgefübrt. Von 3ol). 3°f- 3 U £* 
bem Stutor beö Gradus ad Parnassum, genügt e*, bejfen Missa 
canonica al£ Veifpiel $u nennen, welche Anforberungen ben 
Sängern jugemuthet mürben. 2>iefe£ merftoürbige, im ^al;re 



35 Ter 2icilianer 27iatteo ^alotta, mit bem Beinamen II Panormi- 
tano, war SSelt^rteflcr unb würbe im 3a^»rc 1733 bei ber toif. §offa£elIe 
eigen« als (Sompenift für ©efangwerte o&ne ^Begleitung angefiellt, ba an 
Serien btefer 3trt SWangel war. ftur in feinem ©utaajtcn fa>ilbert Valetta 
al« einen Sempontflcn, ber „öermög guten ftunbaments fur^u fonberbar taug» 
Ii* wäre", £3$ri'6 gur, 2>. 439, 9ir. 209.) (Sine in unfcYn Tagen 
bei <2t. Äarl in Sien aufgeführte SJieffc betätigte alle an ihm gerühmten 
2*prjüge. $5on Sßalotta erft^ien audj ein, nedj in feinem SJaterlanbe gefdjriebenee 
2öerf : „Gregoriani cautus enucleata", eine Slbljanblung über bie ©uibcnifdjc 
£oImifation unb ?cbre bon ben Äirc^entöncn. Valetta ftar& ju Sien am 
28. SWarj 1758 (Tebtcnjjr.) im 70. Mcneja&re. 



Digitized by Google 



2)iufifauffübrung«n im Xomc. 



51 



1718 componirte SBerf, in bem bie ooüe Äunft bes §ontra= 
r-unfts meifterhaft entfaltet ift, mürbe im Scttrattnt ber %cfyxt 
1719—52, namentlich auch tu ben fahren 1741 unb 1742, im 
©anjen eilfmal im £>ome aufgeführt. 2luä) tleinere Gompofitio= 
neu oon gur, mit nnb ofme Segleitung., toahre SKufter bcs 
irrengen Stils, !amen fytx in ben 40er %a\)xen jur Aufführung 
unb würben $um X^eil jährlich nrieberhott. $a& föeutter feine 
eigenen 2öer!e beim gotteäbienftlichen (gebrauche nicht oergafj, 
ift fclbftDerjiänbltch. ^on Antonio (Salbara" finb ju gleicher 
3cit genannt: Missa cardinalis (für ba* @tift £eiligenfreu$ 
componirt), 2 Motetten, Confitebor unb Miserere unb ein 
Cffertorium „Ascendit Deus". Dbrno^l biefe fpätern Sßerfe 
lialbara'3 mehr auf äußern (9lan3 beregnet finb, roaren fie bod) 
bem ßaftraten Salimbeni, ber in ber §offapclle üon 1733—39 
ungeteilt war, ju altoäterifch unb ju roenig brillant, ir>efe^alt> 
er SSien »erliefe, granceSco Juma'*" funftsoll gearbeitete 



36 $ei (Salbara'e $en>erbung um bie Äapeflmeifterftelle fagt bae ©ut» 
adrten bee gur, bafj , ba er fclbfi (gur) nur »entg, ber Äaifer (Äarl VI.) 
aber teüfitänbige Siffenfdjaft über biefen Sirtuofen fyaU, er bie (Eutfdjetbung 
3r. iRajeftat fiberlaffe. Galbara teurbe bemgeraäjj am L 3an. 1716 als 
«icc'Äapcametfier angeftellt (öcrgl. ö. Äödjel'e gur, ©. 379, Wr. 1715). Cf* 
muß auffallen, baß er rrofcbem fdjon bei bem Jaufact feiner £od>tcr, 9. SRai 
1712, im ^rotofott ber Sompfarrc ale Magister Capellae AuguBtisaimi 
Iraperatoris erfdjeint, aHenfaü« ein (Ehrentitel , ben er führte. (Unter ben 
iaufratb/en biefer Jodjter ift auc^ ber bamale in Sien anwefenbe Ccmpontft 
$arcn ßmanuet b'Slflorga genannt.) (Salbara'e ©eda:t, anfange 1600 gl., 
flieg fammt &bjuta bie auf 3900 gl., eine (Summe, bie felbft gur, ber erftc 
•'Pcffa^eflmeiftcr, itic^t bejog. Ueberbtee erhielt Salbara ale Slbfinbuugefumme 
für eine ^cnfion ber »cniueQeu ©irtee 12000 gl., unb ftäter bie. „netb^ 
türftige" Sitwe, eine geb. ^ctroni, trofcbem noeb 500 gl. ^enfion. Antonio 
Salbara ftarb in Sien am 28. See. 1736, alt 66 3aljrc. (Sobtcnpr.) (Sine 
grefcc Snja&l feiner Serfe, jum £$eil in feiner §anbfcb>ift, befinbet ficb auf 
ber laif. $efbiblictf>ef unb im *rcb> ber ©efcüftf?. b. üflufiffrennbe in Sien. 

37 graneeeco £uma, ber aueb bie ©ambc metfkr&aft fpielte, würbe im 
Mre.1741 öon ber »em?itn?. Äaiferin Cflifabetfo }u tyrem Mapcllmeifler er 
nannt. &ef unb äbel jeidmrten ibn am unb bie Äaiferin 2Harta ^berefia 
gab ii-m glänjenbe 33c«?cifc ibrer ^ertb.fd)ä^uug. l'üt einer ^enfton bebaut, 
iH er ftcb im 3ab^rc 1758 ine menci @erae jurttcf, ftarb aber in SBien im 
Softer ber barm$. trüber am 4. gebr. 1774, alt 73 3a^re. (Sien. £iar.) 
^mbree bejcirf^net namentlid) ale irabjfjaft grefe iuma'e Steffen in D'inoll unb 

4* 



52 



fttrcblicbe ftefle 



< 



Äird&encompofttioncn fmb ber 2tu*brudf eine* matyrtyaft anbädfjtt 
gen Öemütfy*. $n tyrer teilen $ermenbung befunben ftc bie 
ftrenge Sd&ute t-on Suma'ä £et>rern, Gtyorregent (5$crnobor£fp 
in ^ßrag unb Sur in 2öien. — 2ru(jerbem maren no$ Söerfe 
in ©ebraudj t>ou Antonio unb Sernarbo Naumann, granceeco 
*Pruneber, §offapettmeifter SRarc. Antonio 3iani, ©iufeppe 
$onno, nad&maligcr §offapettmcifter, 38agenfeil", SJhxftf- 
teurer ber ßatjerin Flavia S^erefia unb ber ratierlichen Äinber, 
unb fon beut früher genannten 3ot). ©eorg 9ieinl?arb, flapeu*; 
meifter beim ©nabenbilb (als §ofcompofitor verfertigte er aua) 
Satfetittttfif unb Serenaben). 



28ir fyaben gefefyen, nrie fe^r bie 9)tufiffapeÜe bei St. Stepban 
im 2>ecennium 1740—50 in Slnfprudh genommen mar. Slufeer 
ben gen>öfmltd)en mufifali)"cl)en §oa)ämtern an Sonn- unb Feier- 
tagen gab es aber no$ befonbere geftc aller 2lrt, mobei lürtuofe 
3>ocaU unb ^nftrumentalmufif, Te Deum's mit %\vev unb brei= 
fadfjen (Sbbren von trompeten unb Raufen bie Seier erbosten. 
3ablreid;c teligiöfe ©ruberfdhaften burc$$ogen in s Jiroceffion bie 
Äirdfyc unb it)re näd)fte Umgebung; bie verfd)icbcncn 9Jationali;' 

E*moll, „9)(ci|lcrwerfe ber ^acb'fcften Stiftung, womit er eine (J^renfielle 
unter ben SReiftern einnimmt". (H. S. Slmbro«: 2>a$ Gonfcrfcatorium in 
$rag. Sine Senffchrift. $rag 1858, ©. fl. ?tnm. 2.) 

38 ©eorg (S^riflo^^ Sagenfeil, ein Schüler t?cn Coletta unb fixir, 
würbe ton l'efeterm jum £offcholar unb bann 311m $ofcompofitor empfohlen, 
ba er „tor anbern, nach ben ®runbreguln bes (Sontrapunct« jn febreiben ft* 
beflettfügct". (0. Äöchel'« $ur, @.44<> unb 450.) Cr fc^rieb tiele fircbl. u. weltl. 
iDJufil; namentlich würben feine CSlaöierwcrtc gcfchä'tjt, bie mehrfach .in $ari$, 
l'onbon, ?lmfterbam unb aua) in Sien tu fchönem Stich ton Nicolai erfthienen; 
barunter 4 Sammlungen, jebc 311 0 Sonaten, ben tau. (Srjhcraoginucn, feinen 
Schülerinnen gewibmet. ^efannt ift 9Ho$art"S ?lcuf5erung , al« er im 3ahre 
17(52 atfl fech« jähriger $nabc am Sicner §ofc fpieltc unb, ba ihm bie toor» 
nehme Umgebung al« Äennerfc&aft nicht genügte, ägfrlicb fragte: '„3ft $crr 
Sagenfeil nicht ba? ber foü" fommen, ber terftcht'*", unb bann, 311 Sagen 
feil gewenbet: „3* fpielc ein (Soncert ton 3bnen, Sie müffen mir umwen^ 
ben." Sagenfeil war feit 1739 .^ofcom^ofttor (1740—50 auch Crganift ber 
verwitw. Äaiferin Glifabetb (Sbriftinc) unb ftarb in Sien am 1. Wlaxi 1777, 
alt G2 3ahre. (Sien. $iar.) 



Digitized by Google 



' äir<$lt<$c fteflc. 



53 



täten unb gacultäten ber Uniüerfität, bic Ungarn, Saufen, bie 
■äWebiciner unb fünften oerherrlichteu ihre ©chufcpatrone mit 
£ochamt unb folennen 3ftufifaufführungen; bie Erinnerung an 
ben (Sntfafc ton ber £ürfenbelagerung unb ähnliche für bie 
Stabt ^o^mi^tige Gegebenheiten würben noch mit allem äußern 
©lanj gefeiert, ßbenfo bie miterlebten »atriotifchen ©iege: 
ftücferoberung ber §auptjtabt £in$ (1742), ©ieg im Glfafc (1744); 
aufeerbem auch freubige gamilienacte be3 faif erliefen £aufeS: 
Geburt be£ ^ronfolger^ unb beS jmeiten grinsen (1741 unb 
1745), bie Krönungen in ^regburg unb in granffurt (ebenfalls 
1741 unb 1745). 2ln \)oi)tn gefttagen erfchien ber faiferliche 
§of (bie ^aiferin häufig in einer ©änfte getragen) mit gttnjens 
ben £offtaat unb im ©efolge ber Stüter beS golbenen SBliefeeS, 
cer ©taatö=2öürbenträgcr, Äammerherren unb Srudhfejfen, ge= 
Reimen Sftäthe, beä Rector magnificus, ber $ecane ber üicr 
Unioerfität^gacultäten, beS Sürgermeifterä unb ÜJtagiftrat*. 

$on befonberm gnterejfe war bie geier in ber tyaxtooty. 
6tatt ber in früherer 3eit am ^almfonntag abgehaltenen $ro= 
ceffion mit bem ^almefel nach bem ^ßalmbühel. im norböffc 
lta)en Steile beä griebhofä, wo eine umftänbliche (Seremonie 
ftattfanb, würbe folcfye nun im 35ome felbft abgehalten. S)er 
(Srjbifdjof unb bie ganje ©eiftlichfeit trugen beim Umgange 
^almjtueige, unb bie Knaben, ber Gl;or unb ein Xfycil ber 
^rieftet fangen wechfelwerfc jene Stetten ans ber heiligen 
Schrift, welche ben (Sinjug (Shrifti in 3erufalem fchilbem. 5)ie 
ßnaben, bem Söortlaut ber 33ibel folgenb, breiteten babei ihre 
ÄirchenHeiber auf ber (Srbe aus unb bebeeften ben 2öeg mit 
^almjrceigen; auch Samentationen mürben theil weife Don 
ihnen gefungen. — 2tm (Sharfreitage, an bem noch wenige Sahre 
oorher baS alterthümliche SßaffionSf&iel auf ber baju errichteten 
Sühne im mittlem (Schiff ber Äirche, nahe ber Ransel, abgef>at= 
ten worben war, befchränfte fich bie Zeremonie jefct auf eine 
^roceffion, bei ber unter ernften Äirchengcfängen unb unter 
Segleitung ber in ben Goangelien erwähnten, mit Laternen oer= 
fehenen Trauer weiber ber Leichnam ©hrifti in baä, in ber SJittte 
be$ 2>omeä aufgeftellte heilige ®rab getragen würbe, unb am 
folgenben £age würbe bann ba3 »2luferftehung3feft mit ber oer= 
ftärften 3flufif ber oereinigten Capellen unb boppelchörigen ^au= 
ten unb trompeten begangen. 



54 



Ätrdjlid)c $cfle. 



£>ie 3Ruftfer felbft feierten ben Gäcilientag mit au&= 
crlefener SRujif. 311* Gtegenfafc ber feit 3a|)rhunberten bei 
et. mi$ad beftchenben 6t. Nicolai = ©ruberf c^af t , wel^e bie 
mufifalifc$e 3unft repräfentirte, batten bie 9ttufifer im 3a^re 
1725 bie freiere, vornehmere „Gacilien=(Songregatton" (wie eine 
almUt^e in <£rag bei 6t. 3afob feit 1680 beftanb) gegriinbet. 
3äbrlich Deranftaltcten feitbem bie SJWglieber, meiftat* faifer= 
liehe §ofmufici r 3n ß^ren ihrer 6$ufepatronin am (Säcilientag 
(22. Sftoto.) eine $ir<henfeier, öoa)amt unb $e#per, nnb eine 
3 weite Semper am ^orabenb, wobei fia) in einem üirtuofen 
ßoncert bie t>or3üg(ia)ftcn Äünftler fyören ließen. 2>ic Kirche 
war glan$cnb beleuchtet unb ber §oa)altar fefUi<h gcfä;mücft. 
3)ic erfte biefer #cicv würbe am 22. 9tor«. 1725 in ber .§of- 
pfarrfir^e 3um 1;. 2tuguftin abgehalten unb nodh einige 3 a h re 
bort wieberholt. 3)ann aber übcrfiebelten bie „freien" $on- 
lünftler (wie fie fia) t»or5ug*weife gern nannten) nadj 6t. 6tephan 
unb blieben bert ftabil. SDiefe Äirc^enconcertc ftanbeu in 
großem Slnfehcn unb cinheimifche unb frembe tfünftler brängten 
(ich hcr$n, ber ©l;re ber SJUtmirfung teilhaftig $u werben. 2>a* 
fonfl in mufifalifchen Singen fo fchweigfame Söiener Diarium 
ermahnt ber 9luffül;rungcn gewiffeubaft: „2lUe$ wa* mir ber* 
malen oon vortrefflichen unb tbeil* berühmten Sonfünftleru 
hier haben, ließ fid) babei hbW, unb ein anbcrmal: „9tic war 
ber Söettetfer, fid) felbft ju übertreffen, unter ben Sonfünftlern 
lebhafter aU bei biefer ©clcgcnl;cit, welche ilmen bie erbabenften 
^Begriffe von ber 93eftimmung ihrer Äunft unb ber §eiligfett 
ihres &XQtd* einzuflößen fd^ien". ,w (3lua) im Collegio Soc. Jesu 



39 SBtr lernen fte aud) ton ber öfonomifc&en @eite fennen. 2)er Secre* 
tär ber „WM. 9Jcnficantcn«(Songregation" f i'eopolb (Sbriflian, eerfaufte ber 
.Hirdu- im 3abre 1748 ba« angebrannte nod) brauchbare 2Bad)fl für 15 gl. 
30 kv. — 2)er (Säcilienocrcin ging Gnbc ber 70er 3at)re ein unb ba« fcor« 
banbene CEapttat fam an bie Üonffinfllcr-^ecietät (jefcige $a9bn»$ercin ). 
Sil« fd>n?ad)er 9ladjflang jener gefte vereinigten fid) in SBien nod) 3U Anfang 
ber 20er 3a$re unferfl 3abr&. bie Sttufttcr jn einem gemeinfd)aftlid)en SDcaMe 
im ©aftyof jum »Üben 2)fann auf bem Weumarft, toeju ber greife #offaöefl» 
meifler ©altert eigen« einige beitere Öanon« gum Abfingen »erfeitigt hatte, 
(©iener 3tg.) Wabwe« über bie (Säcilicn-5örubcrfd)aft fiebe Cb. $an«li(f: 
GWrbiditc be« SonccrNrcfcn« in Sien. Sien 1869. ®. 12 fg. $ie nun febr 
feiten getr-orbenen Criginal«3tatntcn ftnb 2. 28 fg. abgebrndt. 



Digitized by Google 



£aiftrlic$e $>of«2)?uftffapen«. 



55 



würbe ba£ geft ber h- ßäcilia jährlich oon ben 9Rufifern be$ 
Seminars begangen unb ebenfo bei ben P. P. Piarum Scho- 
larum mit einem §oct)amte gefeiert.) * 

Giner großen Äinber^roceffton, bei welker über 5000 
Sdt)ulfinber jährlich am gefte be$ b. Laurentius (10. 2lug.) un- 
ter großem 3 u ^uf be£ ?SolU mit Singen unb Seren Dorn 
^rofeftyauS ber Societät 3efu in bie 2Ketropolttan=5Urche $u 
St. Stephan sogen, mag fict) §anbn in Sonbon erinnert baben, 
als er bort Dom ©efang einer gleich ftarfen Schaar von 2öaifen= 
finbem in ber riefigen St. ^aul^att)ebrate fo mächtig ergriffen 
würbe. 3n SSien 50g bie „große Ävnberler)r" (tote fie genannt 
würbe) auf bem 9tucfwegc 00m $ome über ben Burgplafc, wo 
bie ßnabert be$ SBaifent)aufe§ am 9tennwege (Strafe in ber 
Borftabt Sanbftraße) t>or ben anwefenben SJUtgliebem beS faif. 
£ofeS it)re 3Jcilttärejercitien matten unb auf brei errichteten 
Schaubühnen „bie oier legten $>inge beS SJcenfchen" barftellten 
unb baju it)re Sprüct)c t)erfagten. 

£ie ^roceffionen sogen oon 6t. Stephan aus jum Xt)eil 
auet) an beftimmte ^läfce: auf bie t)ot)e Brücfe (©ipptingerftraße), 
too am 9iepomuftage AbenbS bei einer aufgerichteten Gbrem 
Statue, bei brillanter Beleuchtung unb in ©cgenwart beä 2lbels 
unb einer großen Bollsmenge nact) ber ^rebigt ein Dratorium 
oon 9teutter aufgeführt würbe; nact) ber 3ol;anne*=(5tatue am 
ehemaligen S d)an$cl vor bem rotben ^hurm^hor, wo im be- 
nachbarten SDonaufanal auf glänjenb beleuchteten Schiffen (gleich 
ahnlichen Aufführungen auf ber Dölbau in $rag) eine ftarf bc= 
fefctc 9)cuftf bie geierlichfeit begleitete. $ie mufifaüfehen Lita- 
neien bei ben Säulen am §of unb (Kraben (jwei ^ßläfce SBicnS) 
würben erft im 3at)rc 1750 abgcfteUt unb floffen bie SRitfif* 
beitrage in bie Armenfaffc. 



3m Vergleich $ur Som^uriftapette war bie faiferlid&e &of= 
fapelle burch henwrragenberc äJWtglicber unb reichere Bejcfcung 
bie bei weitem bebeutenbere. $a Bcibc häufig in näbere Be- 
rührung famen unb alfo auch §aobn, wäfjrenb er f elbft mit* 
wirfte, bier bie beften Sänger t)örtc, ift biefe ^oppelfteUnng 
beS Knaben wot)l 31t beachten, unb es ift baber nötbig, wenige 



66 



£aiferlid?c $cf»äRuftttai>eae. 



ftenä fummarifö einen ©inblicf in ben bamaligen Stanb biefe» 
oornchmem 3nftitutS jn genrinnen. 40 

$er $)ienft ber ^offapclle toar anf bie &ira)en=, $ammer= 
unb Xafelmuftf unb cinjelne, nach Schlufj beä großen Dpern= 
l;aufe3 (1744) in ben faif. ©emächcrn ber 33urg, in ben Suft- 
fchlöffern Sayenburg ober Schönbrunn abgehaltene muftfalifdj- 
bramatifa)e ^orftcttungen ocrtheilt. $)ie Slufführungen ber 
bieder in ber gaftenfleit in ber §ofburgfapette ftattgefunbenen 
Cratoricn, bie jebod) mit feiner Uturgifchen Äirchenfunctiou 
oerbunben maren, fonbern nur jur ßrbauung unb 2(nbaä)t bien= 
ten, fchlojfen im Sahre 1740 für immer ab. $afelbft fanb aber 
beim mufifaliföen §od)amte ein reiferer 2Bed>fel in 6ompo= 
fitionen ftatt unb namentlich toaren bie Söerfe oon Sur ftart 
oertreten. 2luch (Sompofitionen ber gefrönten §äupter Cefter= 
reichs famen t^ier in ®egentoart unb auf Befehl ber ßaiferin 
an beftimmten Sagen jährlia? jur Aufführung: oon gerbinanb III., 
oon beffen 9iaa)folger Seopolb L unb oon ßarl VI. ((rin 
Miserere oon tfaifer Seopolb L, baS bamatö mit jenem beä 
tfaiferä Äarl VI. in ber gaften$eit alternirte, fommt noch heut; 
jutage in ber §ofburg=$apelle jährlich am SeopolbStage Jttt 
Aufführung.) 

Xer Stanb ber balb barauf fo tief gefunfenen unb erft burdj 
glorian ©ajjmann ttrieber gehobenen ^offapette n>ar in ben $ah ; 
reu 1740—50 folgenber: £of fapellmeifter 3of>. 3of. guy, ber 
aber fa)on im gebr. 1741 ftarb; 35ice= unb feit 1746 erfter $of= 
fapellmeifter Suca Antonio s $rebteri; .§ofccmpofitor unb feit 
1746 jiücitcr §of fapellmeifter ©eorg o. Üteutter. 2lufjer ihm 
waren noch 4 föofcompofitore: per hochbetagte Öiufeppe ^or= 
file (geft. 1750), äftttteo $alotta, öeorg (S^rift. Sßagenfeil 
unb Giufeppe Öonno. $er bebcutenbfte unter ben 4 £oforga= 
niften loar Sluguft ©ottlieb 9)tuffat, ein Schüler oon gur unb 
feit 1717 angeftettt (geft. 1770). 2>er 6l;or fammt Soliften 
$ähltc 4 Soprane unb 7 Altiften (Gaftraten) 41 , 4 Xenortften, 



40 SüiSfübrlicbcS über bie £>c-ffapelle tiefen bie beiben, bereit« mehrfach 
ernü&ntcn Skrfe ten Dr. 5?ubnrig SRittcr fcen Äocfcel : „3c&. 3cf. $ur", 
Sien 1872, unb „£ic faif. ^of*2r2ufiffapeae in Sien", Sien 1869. 

41 2Mc Cafiraten ber ^effa^ette f;attcn fic$ fc$on unter Äatfer ?ce£olb I. 
unb ncä) früher befenberer 21u«3etd?nuna, tocu Seite bt« $ofe« 51t erfreuen 



Digitized by Google 



Äaiferliche $of*SRuftlfapellc 



57 



6 ©äffe unb 6 6ängerfnaben — im ©an$en 27 ^ocaliften. 
darunter roaren bcm työtyern ©ehalte unb bem 9tufe naty bie 
r-orsügltdjften: bie 6opraniften £)omenico ©enuefi, Sing. Wl on* 
tice Iii, ©iu}. 3)tonterifo; bie Slltiften ((Saftraten) ©aetano 
Drfini, $ietro (£af fatti; Xenorift ©aetano Sorgtyi; 33affift 
(S^riftian $raun. (2>ie beiben §offängerinnen, X^erefe fcon 
9teutter unb 2lnna ^erroni - Slmbreuille fommen fyier, als 
in ber §offapeUe nid>t mitnrirfenb, aua) nxd)t in 93etra$t.) — 
2lufccr ben ©aiteninftrumenten (16 Violinen unb Violen, 4 ßelli 
unb 4 SBiolon) maren in ©ebraudj: je 1 £l)eorbift, (StmtbaUft, 
(Sornettift, 3 gagottiften, 3 Dboiften, 5 spofauniften, 8 „mu[i= 
falifdje Trompeter" unb 2 ^aufer — im ©anjen 48 3nftru= 
mentifien. — Üttonterifo, ben gur. aU ben unmittelbar nad> 
©enuefi beften ©opran erflärt, e^cettirte befonberS in ben 
20er 3a^ren in ^rag unb tourbe im 3a$tt 1767 naa? funf$ig= 
jähriger $>ienftleiftung tton ber Äaiferin mit ber golbenen üette 
fammt SKebaiüe ausgezeichnet. (3öien. $iar., 5lr. 67.) S)er fjoa> 
berühmte (Sontraltift Orfini, beffen ©efang einft S3enba unb 
duanj in $rag $u S^ränen gerührt tyatte unb toon bem gur. 
bie „r»ortreftliä)e <Sä)ule" rü^mt, „n?eld)e heutigen £ag3 (1727) 
faft allein bie toatyre 6inghtnft emporfyält", mochte tt>ot;l faum 



unb ttaren unter ben «Sängern bie am fcefien bcfolbctcn. 3)ic taif. ©nabe 
machte fic aber häufig übermütig unb verleitete fie, ft<h einen t)oh«i ©egriff 
ren ihrer SBichtigfeit gu machen. (Sin 9teifenber er ^ähit in ben Memoires de 
la cour de Vienne (Cologne 1705, 2. edit., p. 111), bafj ein folct)cr $of* 
muftfue bei einer feierlichen (Gelegenheit bei £>oj fid) burch bie Jüerfammlung. 
brängte unb einen (Sa&alier, ber ihm nicht fcgleich ^31a(j machen trollte, bie 
brehenben Sorte jubounerte: „Ego sum Antonius M[anna?], Musicus 
sacra e Caesareae Majestatis!" Manchmal gab es gewaltige (Währungen 
unter biefen reijbaren @cfehb>fcn, unb alö cinfi bcm Äaifcr ein ungefährlicher 
^alaflauffianb gemelbct tourbe, äußerte er gutmütig: „So, eo, ich glaube, 
biefe Seute haben mit ihrer SKannhcit auch *h* @et)irn üerloren." — föofftnt 
fagte öon biefen, ber Statur abgerungenen ©timmen: „2)ie eigentliche Äunfl 
del bei Canto hat mit ben Safrraten aufgehört; man muß ba« äugefiehen, 
toenn man biefe auch nicht juriieftr-ünfehen tann. liefen beuten mußte ihre 
Äunft alle« fein, unb fo iranbten fte benn auch ben angefirengtcfien ftleiß, 
bie unermilblichfie Sorgfalt auf ihre Sudbilbung. «Sie würben immer tüch» 
tige SRufifer unb, roenn ti mit ihrer (Stimme fehlfchlug, wenigflen« treffliche 
Üehrer." (fterb. filier: 3Iue bcm Sonlebcn unferer 3«*« 2«M»9 1 8 €8, 
»b. II, e. 27.) 



Digitized by Google 



58 



(Sinbrüdc ber Umgebung. 



mefyr actio getoefen fein, obtoofit oon ifym befonbers beroor= 
gehoben nrirb, bafj er feine ©timme bis ins \)c\)t Stlter erhalten 
f>abe. @r ftarb als 83jä^rigcr ©reis rn Söien am 21. öct. 1750 
unb fein 9iac$la6 f priest für ben Äunftjinn unb bie 28of>lfmbcn= 
fyeit beä grofteu Sängerä. 2(n 2>om. ©enuefi rüfymt gur. 
6timme unb mufifalifctye 6ia)erfycit unb 2?ermenbbarfeit unb 
nennt i^n, nrie oben gejagt, „ben beflen 6opran ber $offapetlc". 
$ie uns fa)on befannte berühmte ^ßofauniftcnfamilie mar aua) 
^ier bura? jtoci Sftitglieber vertreten. 42 



4-. 

ifjaijim als Sangwlutabe, 

9Zad;bem mir im 33orfyergcl;enbcn mit ben SSer^ältniffen 
vertraut geworben finb, unter benen unfer Heiner §elb beftimmt 
mar, feine mufifalifa)en 6tubien fort$ufcfeen, Wunen mir un$ 
nun um fo eingelienber mit §aobn felbft, bem 6änger!nabeu 
befaffen. Söelcfyer (Sontraft, menn er jurüefbat^tc an bie 6a)uU 
ftube in §ainburg, an .feinen öben unb reijlofen (Geburtsort! 
$on ben genftern ber 2>a$tammcr, bie i&m unb feinen fünf 



42 SReben ber faif. ^offapefle bcflauben noc^ 3tr*i Heinere 9ftuftffapetlcn 
ber beiben toerrDtttveten Äaifcrinncn, benn wie früher bie nacbgelaffcne ©attin 
Äaifcr 8eo£oIb L, Cteonore SWargarctbe (gefh 1720) eine fefbjtänbige 
Capelle Ii .utc, bei »elcber 3o&. $eter STO auev (geft. 1717) unb na$ tbm 
SHatbia* ©ettl (geft. 1725) ate $offa$>ettmeifter fungirten, fo Ratten aueb 
Silbelmine «malie, SBittte nacb. Äaifer Sofepb. I., unb CHfabetb 
Gfcriftifit, ffiittee nacb, Äarl VI.', jebe ibren eigenen Jpof -SD?uftfftoot , ber 
aber nur in ber Äirdjie Sieufie ju leiten fratte. S3ei (Srfierer (geft. 1742) 
war 3ob,. 3of. gur §offa*ettmeifteT ton 1713—18. ©ein ftaAfolger , ber 
früher genannte ^einrieb, $or$^aufer, fübrte nur ben Site! $of»2Rufif« 
birector, ebenfo nacb, ib,m ^einrieb, tßon^eimer (geft. 1743). ©ottlieb 
2Jiu ff at au« ber $of fabelte n?ar aueb b,ier §of«£ammerorganift. 2)tcfe £a* 
^jetfe jäb,ltc nad) £öä)el (gur, 2. 77) burcbf$ntttlicb bei 28 ^tngcftellte, bar* 
unter 5 Sänger. 3n ber Sapelle ber Äaiferin»©itn>e ölifabetb, SfcrifHne 
(geft. 1750) toaren, tt?tc fc$on ertofi&nt, Junta al« ^oftapctlmeifter unb 
Sagenfeit al« Crganift angeflettt. 



Digitized by Google 



Ginbrücfe fccr Umgebung. 



59 



^amcroben als 2öohn= unb Schlaf [teile angewiefen war, fah er 
herab auf ben mit ßreujen unb fteinernen 2)enfmälern bebecften 
grtebhof. 3 ur fechten fchlofc fich bic fchmucfe, altertümliche 
unb oielwtnflige 9Kagbaleneu ; Äapette mit ihren 9lunbfenftern 
unb ©pifcbögen unb Vorbauten unmittelbar an bie (Santorei an 
unb überragte fic mit ihrem üierecfigen ^l;ürmä)en. SBeiterbin 
$ur Stedten erhob fich baS feiner ^oüenbung nahenbe CS^or= unb 
GurbauS, baS in {einer 2luSbelmung oou fünfzehn genftern in 
ber gront unb brei 6 tocf werfen (baS vierte würbe erft fpätcr 
aufgefegt) bem an folche Sßerhältnijfe nicht gewöhnten Sluge als 
ein 9tiefengebäube ericheinen mufjte. $ßom flapettbaufc aus gc^ 
rabe gegenüber fonnte ber ölicf längs ber ©übfeite beS ®omeS 
hingleiten unb bem Wahrhaft majeftätifch fich erhebenben, mit 
jahllofen 6tatueu, Xtycxqtftalttn unb wunberlichen 2lrabeSfen; 
^erfchlingungen gejierten Stimmte feiner ganzen £öhc nach fok 
gen. Unb wenn nun beS SlbenbS ber 9Jtonb fein oolles fcteht 
über baS bohe, in bunten garben glanjenbe Äird;enbach ergofe 
unb bie über ben griebhof fich fenfenbe 9hthe etwa nur untere 
brechen mürbe t>om ©löcfchen am tyott, für einen ©terbenben 
ben legten £roft erbittenb: welches ©cmüth fonnte folgen eins 
brüefen gegenüber unempfänglich bleiben! Sluf bem ganjen 
SebenSwege £atybn'S würbe ihm ein ähnliches 93ilb nicht mehr 
^u Xfyeil. aber h* c * im §wjcn beS oom (Slterahaufc ge- 
trennten, unter fremben üDtenfchen aUeinftehenben Änaben etwas 
haften blieb, bafür fprca)en fo manche ernfte 3nftrumental= 
©äfce beS gereiften SKanneS, bie mit ihrem anbächtigen, ge= 
tragenen ©efange gar wohl fich mit folchen ftimmungSoollen 
Stugcnblicfen öerwanbt jeigen. 

2ln bie fyit in §ainburg erinnerte ben Inaben baS fo= 
genannte ^rtmglöcfchen, mit bem bei beoorftehenbem ©dritter 
bie übrigen Äirchen jum Söetterläuten, unb bie (Stabtbewobner 
überhaupt jum ©ebet ermahnt würben. 2lud) ber maieftätijchc 
Älang ber großen Sofephinifchen Somglocfe mufjte bie ©ebanfen 
nach ©ainburg locfen; war fte boch aus bem @rj ber oon ben 
Surfen eroberten Äanoncn oerfertigt — jener §orben, bie auf 
ihrem 9taub$uge gegen Söien in §ainburg fo fürchterlich ge= 
bauft hatten. Sei befonbern Gelegenheiten, 3. 93. am tyax-~ 
famStag beim gefte ber Sluferftcbung, ober wenn naa) ooll= 
Sogcner ^euwabl bie Unioerfttät unb ber ©tabtrath jum ®anf= 



Digiti 



60 * 2)ic ötcr Crgeln im Xomc. 

amt na$ bem £om ji$ begaben, tonnte ber ßnabe ber 3Kufi{ 
lauften, bie oom Xburnermeifter unb feinen ©efellen (brei 
$ofauniften, jiDci 3infenbläfern nnb einem gagottiften, bem 
Slmrnermeifler felbft) bei ben genftern be$ £burmeö abgehalten 
mürbe. — golgen mir nun bem Änaben auf einem 9tunbgange 
im Innern be$ eljrmürbigen 2)ome3. 2)a gab e£ Diel &u feljen: 
•Meununbbreifjig Elitäre maren in bem gemalttgen 9iaume »er* 
tljeitt nnb ju ben früher fdjon beftanbenen ©rabbenfmälern mar 
eben jefct jene* beS gelbfjerrn Springen ßugen oon ©aooijeu 
binjugetommen. Tic bamalä nod) vom Äircfyengemölbe fyerab* 
Däugenbe türfifd&e ©lutfalme, oom £er$og Äarl ton Söllingen 
bei .^amjfabe'g im 3a^re 1684 erbeutet (iefet im SSaffenmufeum 
ber <5tabt SStten) gab abermals ber (Erinnerung an bie, biefem. 
3afjre vorangegangene Slutt^at Staum. 2Ba£ aber baä 3ntereffe 
beä muftfluftigen Änaben befonberä in Slnfprua; nehmen mu&te, 
mareu bie Orgeln. 

3u ben im 3afcre 1548 von Säjmelfcl befungenen „jtoei 
Orgeln gro& unb Kein" waren feitbem jmei neue binjugefoms 
men. SDa mar oor 2lUem über bem §aupteingange beim Kiefens 
ttyorc bie faum erft oollenbcte größte Orgel, bie aber fa;on bas 
matt nur feiten, bei Slnhmft unb SBBeggang beö faiferlia)en 
§ofe$ unb iäl;rlid) am Xobestage il?re$ ©tifterö benufct mürbe. 1 

3)ie noa) fyeutjutage beim täglichen Öottcsbicnft benufcte 
Crgel, gegenüber bem im %al)xt 1647 erria^teten faif. Oratorium, 
mar im 3^^e 1701 oon bem faif. §oforgelbauer gerbinanb 
Börner (geft. 1723) erbaut. 3)em §auptaltare nä^er gerüeft, 
crfefcte fle eine britte, bie oon 8ä)melfcl ermähnte „große" Orgel, 
bie fid) beim füblidjen Eingänge ber $ira)e auf bem (Sbor über 



1 2>er früher genannte cbemaligc Äüfier »cn 6t Stephan unb nad>* 
nialige bürgt. Branntweinbrenner unb 9Ritglieb bc« a. @eorg ftcu&aufer, 
(gefh 1724 unb unter bem (Sljor bes 2>omcfl begraben) ließ biefe Crgel auf 
feine Jtofien erbauen, boeb, entf^rad^ ba« 2öerf ben (Erwartungen uiebt; cd 
würbe balb fc^ab^aft unb blieb e« bie auf ben heutigen Jag. 3m 3ab,re 1787 
(melbet be« „tfleuc SStcnerblättdjcn") wollte man bie Crgel tyerftetten laffen, 
ber Crgelbauer verlangte 9000 ffi. unb nebflbcm bie Heinere (b. b.. bie efye* 
mal« grBfjtc) Crgel 3ur Skrwenbung. 3u einem gonb jur (Srbauung einer 
neuen großartigen Crgel würbe in unfern Jagen einftweilen ber ©runb gc» 
Tegt bur$ SSorforgc bee gegenwärtigen XomtapeUmeifiera *ßrever. 



Digitized by Google 



»udjbänbfer »inj 



Gl 



ber untern Sacriftei befanb. 2113 noa) ber grotynleta)namS: ober 
3ttarfu&2lltar außerhalb bem eifemen ©itter im mittlem 6a;iff 
beS ®omeS ftanb, mürbe bauptfä$Ud> biefe Drgel jum dottefr 
bienft benufct unb au$ nodj ju §<tybn'ä Seit bei feierlichen 
©elegenbeiten, an 6onn; unb Sonnerftagen, bei ben gemöt)n= 
liefen ^roce?fionen unb an grautagen SlbenbS beim Siebe „ge= 
fa)lagen". $>iefe Drgel mar es, auf ber fu$ bie meltbcrüt)mten 
Drganiften $aul §off>aimer, 3ol)ann 3a!ob groberger, 
Salob ipääler, 3ol)ann ßaepar Äerl unb ©ottlieb SRuffat 
t>or bem faiferlia>n §ofe böten liegen. a $a biefer 6t)or nur 
menige ^erfonen faßte, poftirte fia) bie gefammte TOufit bei 
großen geften, bei folenner ©egenmart be3 £ofe$ an bie redjte 
<5eite beä ^auptaltarS neben ben ©tüfjlen ber Unioerfität. — 
9io$ befd)ränftcr im Sftaum mar bie toterte, bie „Heine" Drgel, 
bie ältefte bes $)ome£. 6ie befanb fidt) , gerabe gegenüber ber 
Vorgenannten, beim nbrblic^en Eingänge auf bem nun leer 
ftebenben ßborfuße, unter bem fidt) ber ©rbauer beffelben, Slnton 
s ^ilgram, im %cl\)tc 1313 in eigener gigur oeremigt bat. ®cr 
ßbor faßte nur fünf Sänger unb mürbe oon benfelben an ben 
grautagen Stbenb« naa) ber (Somplete ba* Salve Regina unb bie 
Litanei gefungen. 3 

einen £auptan3ietyung3punft bc* gricbtjofcä bot fia) 
unferm Sängerfnabcn ber früher crmäfmte, an ba* 33al)rau^. 
leibamt angebaute fleine fiaben be$ $u<$bänblcr* ©inj. $er 
(sigentbümer oerfaufte nad) bamaliger Sitte aua) 3)iufi falten, 
benn §anblungen, bie ftdj au*fa?ließlia) mit folgen befaßten, 
famen in 3öien erft fpätcr in ©ebraua). 4 3)ic 9lu*roabl mochte 



2 3Mtrd»arb Sifdjltngcr erbaute fciefe Orgel im Satyre 1507. (Sic irurbc 
1544 öon 3acob touuigfdnrcrb, (Stiftflgeiftlicber t>on 3 n?CI *lf erneuert unb er* 
weitert unb 1730 beinahe gait3 neu ^ergcflcllt ton ©ettfrieb ®onnl)oljer. 

3 2)iefc Orgel nmrb« 1675 boa CS^riftopb üßogel erneuert unb trar nod> 
1779 toor&anben, obfcobl bereit« in unbrauchbarem 3uftanbe. £ic SBefdjränft- 
beit bc« 9taumc* läßt auf eine Orgel primitii>fter 3lrt fließen , wie fofe^c 
fd> on im 13. 3abjb. aueb. in (Snglanb (Santerburo, Sindjeftcr) beftanben. 
$Jegen ibrer geringen (Sdwerc waren fie leiebt transportabel unb fennten 
baber leidjt aud> gelcgentlidj auGgclictyen werben, wie bie5 in 9)orf im ^abre 
1485 gefebab. (#ergl. The carly English Organ builders, by Edw. F. 
Rimbault. LLD. London.) 

4 $u«fübrlidjcrc$ barüber fpätcr in ber (ibronif. 



Digitized by Google 



62 2>er Unterricht im ÄajKÜbaufe. 

roofyl bef Reiben genug fein; oon theoretiffihen Söerfen ettoa ber 
tfuy'fche Gradus ad Parnassum, bamalö baä «uch ber Sücher 
für ÜDhififer, bie bis bahin belannten Söerfe oon HRatthefon, 
namentlich beffen ooflfommener 'Äapellmeifter; oon praftifchen 
Herfen bie früher erfchienenen unb fauber geftochenen 6laoier* 
ftüde oon @eorg unb ©ottlieb 3Huffat unb eben jefct (1742) 
bie in Dürnberg oeröffentlichte erfte ©onatenfammlung »on 
(S. % ßmanuel «ad). «orsugStoeife aber tonnten ^ier nur 
gRufttalien in Slbf^rift ju finben getoefen fein, toie fold&e noch 
^ahrjehnte fpäter im «ertehr gebräuchlich toaren. 2)erfelbe 
93in$ fünbigte in ben 90er 3ahren in ber Söiener Seitung bie 
„neueften Söerte be$ berühmten SJieifterö <papbn" an, feie folehe 
„mit größtem «eifall bei beffen »efudj in fconbon aufgeführt 
mürben" — oon bemfelben §apbn, ber im 9lugenblicf als 
fimpler 6d)ul!nabe bie in ben gcnftern btefeS Keinen 'ißarabiefeä 
aufgelegten f leinen 6d)ä^e mit feinfühligem «lidc mufterte. — * 
2öir roenben unö bem Unterricht im ßapellhaufc ju. gür 
ben nabcn §apbn war biefes £auS in feinem (Sinne aüerbingä, 
wie fröhlich fagt 6 , „eine f^h* (Schule ber ajhijtl", ttnb wenn 
e§ aua) nicht, hne jugletch oerfia)ert wirb, „bie größten Sehrer 
ihrer Qtit" waren, bie i(m im ©efang unb Snftnimentenfpiel 
unterrichteten unb ihm namentlich in ber £onfefcfunft bie 
nötige Anleitung fehlte: fo geftonb £aobn boch jelbft («eil. U), 
baß er bort „nebft bem ©tubiren bie finglunft, baä Glaoier 
unb bie Violine oon fef;r guten 3)teiftern crlehrntc", wobei er 
namentlich noch hcroorhob, baß er „fowohl bei ot. Stephan ala 
bei §of mit großem Seifall" gefungen habe. Unter bem „6tu^ 
biren" ift ber naa) bamaliger 2lrt nothbürftige Unterricht in 
Latein, Religion, 9techncn unb ©^reiben ju oerftehen. Ginen 
regelmäßigen foftematif d)en Unterricht hat #aybn nie empfangen ; 
er war fia), gleich feinem «ruber Michael, hierin felbft über-- 
laffen unb blieb jumeift fein eigener &hrmeifter. 3ioa)lifc 7 läßt 



ii 3. iöinj r ben i£otyn, »erben nur im 3abre 1809 alfl SkjityttCtftet 
be« Jpai>L n uK-n .Uac^»taffco jiutgiren fe^cn. 

(> 2lllgcm. (Sncudopabie b. SSiffenfcOatfcn u. .Hünfie, &crau$g. *on 3. @. öri'a) 
unb 3. ©. ©ruber. 1828. £cction II. 3. ZU. 6. 243 fg. 

7 5ür Jrcimbc ber Jonfunfl, 1832, S?b. IV, ©. 274. 



Digitized by Google 



$er Unterricht im Äa^etl&aufc 



63 



4?aobn hierüber beiläufig fagen: „(Eigentliche Setyrer ^abe ta> 
nid>t gehabt. üRein Anfang mar überaß gleiü) mit bem $raf= 
tif dien — erft im Singen unb 3nftrumentenfpiel, hernach auch 
in ber (Sompofition. 3n biefer habe ich Slnbere mehr gehört 
als ftubirt: ich ^abc aber auch ba* Sdjönfte unb 23efte in allen 
©attungen gehört, mas es in meiner 3eit ju ^ören gab. Unb 
beffen mar bamaU in Söien oiel! o mie oiel! $>a merfte ich 
nun auf unb fuchte mir 3U 9cufce ju machen, hm* auf mich be= 
fonber* genrirft ^atte unb mas mir als üor$üglid) erfreu. 
5cur ba& ich es nirgenb* blos nachmachte! 60 ift nach unb 
nach, mos id) toufete unb fonnte, gemachten." 

2öie oiel £abbn auf biefe praftifchen Uebungen hielt, ^aben 
mir fa)on früher gefehen; er empfahl fte jebem $onfefcer; hatte 
er boa) hierin bereits eine tüchtige 35orfa)ule burd;gcmaa)t. 
„3$ n?ar auf feinem ^nftrument ein £ejenmeifter", jagte er $u 
©riejinger (6. 119), „aber ich fannte bie Äraft unb äBirfung 
aller; ich mar fein fd)led;tcr Älaoicrfpieler unb Sänger, unb 
founte and) ein Äonjert auf ber Violine vortragen." 3luf bas 
Stubtum be* ©efanges, worin er ja bei Corpora bie befte 
Schule burdmtachte, legte §aobn befonbers großen Söerth unb 
tabelte es ftets, bajj fo oiele £onmeifter componirten, bie nicht 
fingen gelernt Ratten, „bas Singen fei beinahe unter bie oer^ 
lorenen fünfte $u rennen unb anftatt bes ©efangeö laffe man 
bie S^f^^cnte bominiren". 8 

33on feinen Sehrern fpraa) £aobn immer mit banferfüllter 
Verehrung unb, mas Meutter betrifft, mit äu&crfter 93cfmtfam= 
feit unb naa)fichisooUcr Sichtung, fo bafj bie ^ragenben nähere 
Umftänbe erraten mußten unb babei, in fclbft nachweisbaren 
^fachen, meiftenS fehlgingen. XlS §aöbn's 3Heifter im $e= 
fang merben ©egenbauer unb Sinfterbufd) genannt; Grfterer 
bürfte ir)n mol;t auch auf ber Violine unterrichtet haben. Öeibe 
Männer werben oon 5Die« unb (Sarpani gar nicht, oon ©riefinger 
(6. 9) im Vorübergehen bo<h wenigftens bem Warnen nad) er; 
wä&nt. 

2)er fdjon früher genannte (3&W 3lbam ©e gen baue r 9 , 



8 SS. Ä. SWojart n. 3of. §anfcn. Jöeriudj einer ^araUeie. ö. 104. 

9 9H<$t ju t?ern>cc$feln mit bem 31t Äirdjberg im 3al>re 1764 geborenen 



Digitized by Google 



04 ©egenbauer unb ftinflerbuf* , §at>bn'« 2c&rer. 



gebürtig oou 2tltcnfteig (Menbfteig) in 9Ueber;Defterreid), nmrbe 
bei 6t. ©tepfyan im %cfyxt 1731 als untergeorbneter SBiolinift 
angeftellt. 3 m 3 a ^ re 1738 rourbe er ©ubcantor an ©teile be3 
abgetretenen gerbinanb 5Hnbel 10 nnb rürfte 1745 als erfter 
SBioXinift-SCcccffift t»or; in ben £ird)en;9ted)nungen erfd)eint er 
au$ als Gopift. Sei ber £offapeUe nrirb er im 3a^re 1752 
al* Goncert;$)i*öenfator (Sermalter) nnb ebenfalle al3 Gopift 
genannt, ©ein jä^rli^er ©efyalt betrug anfangs nur 100 gl., 
aber fie bünften ifmt berlodenb genug, bie 3ungfrau 9Raria 
Glara 9Rutb als ©attin beim&ufübren. ©tet* fränflidfr, mufetc 
er enbliä) bie ©ubcantor=©teHe im Satyre 1753 aufgeben unb 
ftarb balb barauf, am 4. Slpril 1754, im 51. Sebendjabre. Gr 
batte in 9totb begonnen unb cnbete in s )iotb; feine Söitme unb 
ber setynietyrtge ©otyn ^obann ®eorg ftanben am ©arge unb 
toufjten nia)t, womit fic bie £eid)enunf often beftreiten fottten — 
e$ fehlte an Slllem. 

Gin faum erfreulicberc$ ©ilb, loa* bie ärmlt<$en ^crbält- 
nitle betrifft, bietet §aübn'3 jnjeitgenannter Se^rer %Qna$ 
Ainfterbuf d) — „ein eleganter £enorift", nrie iljn ©rieftnger 
nad> §atybn'3 "Äuöfage nennt. Unb biefeS ^räbicat bejeic^net 
treffenb, nrie er in feinem Sleuftern unb feinen nobeln ^affionen 
bem s 3}Jeifter in Erinnerung geblieben ift. ^infterbufd) trat im 
Sabre 1724 als unbefolbeter £enorift in bie ^offapette unb 
tourbc im 9Kai 1730 mit 300 gl ©ebalt angeftellt. Dbtoobl 
ibm nad) elf Sauren 100 gl. 3iigelegt würben, fatte er nod) 
immer ben geringften ©e^alt neben ben gleidfoeitig angeftellten 
Jcnoriftcn, t>on benen töaetano 33 org^i jäbrlidj 1800 gl. bc- 
50g. $ei ©t. ©tepb«n fd)eint Ainfterbufa) nur att Sehtet 
fungirt $u baben. gur fagt, baft er beim Gintritt in bie £of-- 
fapellc eine siemlia) fdjtoadjc ©timme unb $ruft gehabt b<*be, 
„obmoblen fonft bie artf) ju fingen beu it;m gut ift". Srofc 
feiner ©d;toäa)lia)!cit l;eiratbete er frübjeitig unb fanb bei rafd) 
fidj oermebrenber Jamilie fein 3lu*fommen uidjt. Wad; bem 
Sebc feiner erften grau im November 1740 führte er fdjon 



granj Jabcr ©egcnOaner , ber 1771 a\9 Sängerfnafrc in bic (Santoret t>en 
<3t. <3te|>ban aufgenommen auirbe. 

10 g. ©inbel florb als SHegen* (Sbori ber <ßfarrfirrbe 2t. ?eefcelb in ber 
£eetolbftabt am 12. Cct. 1745, alt 58 3abrc. 



Digitized by Google 



ÖotityorttioneöerfuciK. G5 



nach brei Neonaten Wlaxia ©ufanna, bie £ochter beö SSiolon- 
ceUiften ber £offapelle, 3ohanu (Sra turne r, aU jmeite grau 
beim. @r ftarb am 29. Slpril 1753 ati faif. §of= unb ftämmet« 
mufifua im 49. Lebensjahre. 2)ie ßaiferin unterftüfcte feine 
Söitme, bic et faft mittellos hinterließ burd) Vergütung ber 
üranfeiu unb SeichemUnfoften unb fefete ihr nebft bem eine ^enfton 
oon 100 gl. au*. 2)cn einjigen Solm übernahm ein Äloftcr in 
Ungarn. Unter ben Greifen, in benen ginfterbufeh unterrichtete, 
mirb aud; ba* noch jefct befannte §aiw 3)tanagetta genannt. 
s $&a* bie obige löcseid^nung „elegant" befagen tüill, oerräth uns 
ba* ^nüeutar feine* :Mad;lajfe*: „ s Jlöcfc unb Söeften mit maffio 
filbernen Knöpfen, ^agbanjüge, 3tufeen, ^Irjä^fänger, glinten, 
Xer$erole, türfifdrje $iftolcn, üfikibmannelafchcn unb alle* N Jiöthigc 
pm 3ßad)telfang; ferner eine Sammlung ®cmälbe, beftebenb 
au* &mbfä;aften, SBlumenftücfcn, Dielen Porträt*, baruntcr 
ftaifer -oofepf) I. unb s ^riii3 ßugen — alfo 3 a 9 D f reuu ^ unb 
.Uunftliebl;aber unb mol;l auch jelbft ausübenber 2)ialer. — 

$Öic mir früher fchon erfuhren, mürbe im Äapelll;auje fein 
Unterricht in ber (Sompofitionslehrc erteilt, ©riefinger fagt 
(3. 10), bafj fta) $abbn erinnerte, in ber theoretifchen ÜDfufif 
nur amej Sectioneit uon bem „brauen" Sieutter erhalten ju ba* 
bcn. £ic* (3. 22) gel;t ber grage oorfichtig au* bem s i\kgc, 
mu& aber boch bic oeruachläffigten 3tubien eingesehen unb läfjt 
tatter babei fo glimpflich wie möglich bura)jd)lüpfeu. „3obalb 
^ofcpl; (fagt 2>ies) in feinem neu angetretenen (Blande fo viel 
Unterricht empfangen hatte, al* nöthig mar, bic Pflichten eines 
(Sfmrf naben $u erfüllen, erfolgte im Unterricht ein großer 3 tili- 
ftanb, moran oielleicht bie $u fel;r überhäuften ®efd;äftc bc* 
.«apellmeifter* 3chulb maren." 33eibe $emäbr*männer aber, 
&ie* unb Okiefingcr, ftimmen barin überein, bajj es ben Mna- 
ben gar balb mächtig antrieb, fetbft ju fehaffen. Sfatf jebem 
sölatt- Rapier, beffen er habhaft werben fonntc, mürben mübfam 
fünflinige }{e|je gejogen unb 9iotenföpfe neben- unb übereinan- 
der aufgeftapclt, benn öatybu glaubte bamal*, „es fei fd;on 
recht, menn nur bas Rapier hübfeh ooH fei". 3o ertappte Um 
Weutter einmal auch bei einem, fich mit jmölf unb mehr stim- 
men brüfteuben Salve regina, lachte her$Ud; über bic gtguren, 
bic feine Heble unb fein Jnftrument hätte aufführen fönnen, 
mie auch ü&« bie Ginfalt be* Mnabeu, fo fiele Stimmen be 

$ o 1)1 , fcatjbn. 1. B 



Digitized by Google 



66 



mältigen wo Ken, ehe er nodt) im Stanbe fei, auch nnr mit 
3meien fertig merben 51t fönnen. „D bu bummeS 33 über!" 
(fdt)att er ihn aus), „finb btr beim jmei Stimmen nicht genug?"* 
Statt ifmt aber biefe jwei Stimmen führen ju lehren, gab er 
ihm ben mühelofern Statt), bie 3$e£pem unb SJtotetten, *bie in 
ber Äirdje aufgeführt mürben, 3U oariiren, melche Arbeiten bann 
ber oielbefchäftigtc SHann gelegentlich mag burdt)gefehen ^aben. 
„£>a$ Talent lag freiließ in mir" (fagte §aöbn): „baburä) unb 
burch vielen gleiß fdjritt id> vormärts." 11 Srofcbem ift nicht 
anzunehmen, baß bie Gntftelnmg von §abbn's erfter SWejfe, 
F bur, obmol;l fogar,- genauer bezeichnet, baS 3ahr 1742 an= 
gegeben mtrb, fcf>on in biefe Seit fallen follte; vielmehr mirb 
biefelbe naturgemäßer in bie 50er 3ahre $u fefcen fein. — 

Giner SJUtmirfung ^avbn's bei etmaigen theatralifdjen $or= 
fteflungen im tfapellhaufe mirb nirgenb* Grmäfmuug getrau. 
$aß jtoei feiner SHitföüler, £t)per unb Söittmann, m einer 
ähnlichen außer §au$ ftattgefunbenen Gelegenheit beigezogen 
mürben, fyaben mir früher beftätigt gefehen. liefen Reiben 
fönnen mir alä 9Ritf$fiIer §avbn'ä noch einen dritten, ben 
nacbmaligen 3lltiften SMncenz Äneer anreihen. Gr mar naa) 
$labacz'3 12 Eingabe im 3ahre 1738 3U Älofterneuburg geboren, 
fam merft in bie Singfchule bes granz 2öi|ig, 9Jtufiferd im 
bortigen Stift ber regulirteu @h or ^ rrcn unb mürbe (etma im 
3al;re 1746) von ÜReutter al* Sängcrfnabe aufgenommen, 
kleben 3Wh ullD Michael ,§avbn fang er in ber (Shctttooche 
vor 2Jtaria ^fjerefia unb ihrem ©emahl granj I. bie Lamenta- 
tionen. Gr mürbe fväter ein vortrefflicher 33aß;Sänger im Cr* 
ben ber barmherzigen trüber unb ftarb im Safere 1808. 
Oßrivat=9)tittheilungen bezeichnen auch einen 3gnaz ©egenbauer, 
in ben 60er fahren Schullehrcr in £uUn in 9iieber--Cefterreich, 
als SRUföfilet teavbn'*. G* !ann biefer jeboa) fein Sohn bei 
vorgenannten Öegenbauer gemefen fein, ba beffen hinter laffener 
einziger Sohn, Johann ©corg, beim Xobe beä Später*, mic er; 
mäl;nt, erft 10 3ahre zählte.) — 

Sie Waffe 3Jluftf, bie §avbn beim täglichen Äirchcnbienfte 



11 @riefinger, SBtcgr. ^ctijeit, 2. 10. 

12 $ifr. Äünftlcr*2ericen für Scbmcn. £rag 1810 II. £. 77. 



Digitized by Google 



Ginflufc ber aufgeführten 2Ruftf. — Cfinlabuugen. — ftleifjigc« Stubium. 67 

im Verlauf eineä 2)ecenniumä in fich aufnahm, tonnte nicht 
fpurloe an einem obenbrein fo empfänglichen ©emütbe oorüber- 
gehen, ©eine Domäne würbe allerbings Dor$ug*weife ©imtpbonie 
unb Quartett, in benen er feinen eigenen 2Beg ging, wogegen 
er in ber größeren erften £älfte feiner ©efangawerfe unb felbft 
in feinen fpäteren beften tirchenwerfen ft<$ nie ganj frei $u 
machen wufete von trabittonellen Ueberlieferungen unb;notfc 
gebrungenen Goncef fionen an ben berrfchenben ©efehmaef. $l\6)tfr 
befto weniger haben bie meiften biefer SBerfe, einen %\)eii ber 
Heineren fo gut nrie berfchottenen erften Äirä^enftücfe au$genom= 
men, ihre SebenSfraft bis auf ben beutigen £ag bewährt unb 
tterbanfen biefe befonberä ihrer Haren, abgerunbeten Anlage, 
ber fangbaren unb wirfungäoolleu ©ebanblung ber 6tngftim= 
men unb bent ungefügen, frifcheu unb fernigen 3 u g,e, ber fie 
burchftrömt. 33emerfen$werth finb befonberö fo manche @bor* 
nummern, in benen ber Ginflufe ber ernften, gebiegenen Söerfe 
eines $alotta, $uma, guj unb (Salbara (au* feiner früheren 
3eit) unoerfennbar tyeroortritt, nur bafe fie ber SKeifter gleia> 
fam oerjüngt mieberjugeben wufete. 

2>en (Sinlabungcn $u bürgerlichen geftlicbfeiteu, loobei bie 
eängerfnaben paffenbe ®efänge oortrugen', oon ben geftgebern 
bewirket würben unb mitunter fogar Safelbienfte oerfaben, 
tarnen bie im ÄapeUbaufe fnapp gehaltenen ©eruier mit Leibern 
febaft entgegen. 2lua) §aobn, nachbem er einmal bie Eortbeile 
biefer ^uepge fenneu gelernt ^attc, gewann eine erftaunliche 
Zuneigung 3U ihnen unb oerboppelte feinen Steife, al* gefa)icf: 
ter 6änger möglichft befannt $u werben. $)enn mit bem SBad)*: 
tbum feiner fleinen gigur ^ielt auch fein junger gleiten Schritt, 
unb um biefen $u ftillen, ftopfte er fich (wie er noch al* ©reis 
ben ©ebrübern s -prinfter, feinen braben 2Balbhorniften, geftano) 
gar oft beim Aufwarten bie Safchen ooll Rubeln unb ähnlichen 
1'ecferb.iffen. 

3(n gleife unb 3trebfamfeit oon £>au$ au£ gewöhnt, fam 
unferm 8ängerfnaben fein Opfer $u fdjwer an, wenn e£ galt 
in feinen s J)cufifftubien gortfehritte 5U machen. Obwohl bei 
3a)elmftücfeu nicht ber Sefcte, oerliefe er boch feine tfameraben, 
bie fich au f bem griebhofe herumtummelten, um feine Aufgabe 
SU oollenben; ober er faßlich fich in ben 2>om, fobalb er bie 
Orgel oernahm, bereu SBehanblung er naa) iahreu, wie e$ 



Digitized by Google 



X 



Xob U6 fatferti*en $offapcflmeificre §uj. 



fa)etnt, ofjne jebe meiiere Anleitung jelbft erlernte. Unb roic er 
bura) fyübföe Stimme unb guten Vortrag fa)on in feinem ®e= 
burtsorte unb bann in $ainburg bie 2lufmerffamfeit auf fict> 
300,, fo fanb er au$ tyier bei §oa; unb fiebrig immer mehr 
Beifall. (Sinige* au* biefer 3^it erfahren mir oon ifmt fclbft, 
muffen aber baju in feinem SJebensgange mcit vorgreifen. Sie 
(sftertyäjp'fd&e Capelle mar im ^atyre 1808, ein ^afyr üor ^apbn'e 
2obe, na$ 3Bien gefommen, um bei einer #ir<$enfeterli$reit 
mit$unnrfcn. Ski biefer ©clegcnfjeit ma<$tc fie, oon Gonccrt; 
meifter Rummel unb 3lnton ^olaelli, £aübn'* iUeblingefc^üter, 
geführt, bem 76jäl>rigen ©reis in flehten 2lbtl;eilungen tyre 
tHufmartung, mobei §aybn nic&t unterlieft, bie fürftli^ett 
Sängerfnaben $u gleift unb grömmigfeit aufzumuntern. „ 3$ 
mar aua) 'mal jo ein Sängcrfnab' " (rcbete er fie an), „ber fteuttcr 
l)ar mid? oon .«painburg nac$ Söien mitgenommen |U St. Stephan. 
3a) mar fleiftig. Stienn meine Mameraben fpielten, natym icb 
mein (Slamerl uuterm 3trm unb ging bamit auf ben ^öoben, um 
ungeftörtcr midj auf felbem üben ju fönneu. äßenn id> Solo 
fang, befam td) immer oom Warfen bort neben ber Stephan*; 
ttra> ein Mipfel 13 jum ®efd)cnf. Seib nur rcdjt brao unb 
fleiftig unb ocrgeftt nie auf töott." 

Wod) nidjt lange eingetreten in* .HapeUlmus, tyatte £apbn 
bie gunction beim ^eidjenbegäugniffe be* faif. £offapcUmeiftere 
3olmnn 3ofepb gur mit$ubegef>en. Jur n?ar am 13. gebr. 1741 
im 81. ^eben*jal;re tterföieben unb mürbe $u 3t. Steptmn in 
einer Öruft bei feiner tym $cl;n ^aljre oorausgegangenen (Gattin 
beigefefct. £atybn betradjtete beffen v ii>ürbe rootyl als bie £>öd>ftc 
im Staat. Sic Stiege tiefes ^offapeUmciftcrs mar eine 
^auernfnittc gemefen, unb nun fang ebenfalls ein ^auemjunge 
<xm Sarge biefcs 9)Janne* bas Libera, tyn vielleicht beneibenb 
um bie im ^eben eingenommene Imfje Nangftufe unb nidjt 
almeub, baft er felbcr balmbrea)cub cinft 51t- n?citftraf>lenbem, 
unvergänglichem Murine gelangen feilte, gftt £avbn aber mar 
biefer Xobcsfall iufofem von 23ebcutung, als bie baraus 
folgenbe ßnveiterung ber s Jlmtsbefugniffc Meutter's and) rücf; 
mirfenb auf bie bäufige ^ertvenbung töavbn's bei ber $offapelle 
mürbe. — 

13 SPätfen — *Het>inciali*nm* für iPada ; fti^fel — ein iMiiubflel'ätf. 



Digitized by Google 



"ißatriotiföe ftefMi^feiten. — €>($enfcrunn. 

tiefer £rauerceremonie folgte in toenig Söochen ein oon 
Stabt unb fianb mitempfunbeneS frohes Gsreignifs, ba§ bem 
Änaben jum erftenmale ben SlnHicf einer feftltch beteud^teten 
Stabt bot. @ö mar bie$ am 13. 3Äär$ 1741, an welchem £age 
in ben Straften SSienS eine freubig erregte Bolfämenge mogte 
unb bie Burg ringsum oon Subelruf ertönte, benn bie 3)lonard)in 
hatte nach bem rafä) ftd> folgenben SSerlufl jtoeter Töchter ben 
erften Sohn nnb Th*ouerben, ben nachmaligen $aifer 3ofcp^ IL, 
geboren. 3n noch größerem ÜRaöftabe nrieberholte fich bie Be= 
leuchtung am 23. nnb 24. Slpril, als bie in jugenb Itcher 5ln= 
muth prangeube §errf<herin jnm erftenmale nach ihrer @ntbtn= 
bung unb .nach feierlicher Borfegmmg burd) ben päbftlichen 
9tmttilt£ ^aolucci, begleitet oon ben ßrjherjogimten 2JJaria 
3lnna unb Wtavia 2Äagbalena, im offenen Söagen ausfuhr, um 
unter ben herjlichften Bioatrufen ihres BolfeS bie ihr $u @h«n 
errichtete Triumphpforte am §of unb bie glänjenbe Beleuchtung 
ber öffentlichen unb ^riöatgebäube in Slugenfchein ju nehmen. 
2luch oie ©eburt beS $meiten (SrjhersogS, Äarl Sofeph (1. gebr. 
1745) nmrbe am 14. aJlärj in ähnlicher Seife gefeiert unb eine 
noch größere geftlichfeit fanb ftatt am 28. Cct. beffelben 3ahrcS 
bei ber SRücffunft ber 3}Jajeftäten oon grantfurt a./3Jt\, mo 
granj »on Lothringen, (Gemahl unb 9)ittregent 3Äaria Therefia'S, 
am 13. Sept. als beutfeher Äaifcr gefrönt loorbcn mar. 2luf 
32 Schiffen mar ber §of fammt Öefolge auf ber $)onau herab; 
gelangt unb hielt in Söten, bie ücrfchicbcnen in ben §aupt= 
ftrafjen errichteten Triumphbogen pafftrenb, feinen 6in$ug. 93ei 
ber allgemeinen Stabt^flumination 3eichnete fich bieSmal na= 
mentlich baä SRathhauS au* burch oiele §unberte farbiger 
SampionS unb eine SReihe grofeer Transparent =^»ramiben. 
$iefe gefie mürben natürlich auch im $)ome burch £o<hamt unb 
Te Deum oerherrliä)t. 3n §aobn aber legten folche Scenen 
gleichfam ben erften ßetm ju jener, oon ihm bis |um legten 
Äthem^ug bemahrten unoerbrüchlichen Slnhänglichfeit an baS 
ftaiferfym*, ber er ja in bem tief empfunbenen Äaiferliebe fo 
berebten SluSbrucf $u geben mugte. 

$ie in bie 40er 3al;re fallenbe tteugeftaltung beS faifer= 
liehen SluftfchloffeS Schönbrunn bei Söten gab Beranlaffung 51t 
einer ergöfclichcn Begebenheit in gapbn'S Sängerjeit, benn eS 
ttmrbc ihm hier t-on Seite feiner ßaiferin eine 3lu*$eichnung 5U 



Digitized by Google 



70 



9tfaria Xberefia unb §apbn. 



bie tbm unvergeßlich blieb unb für bie er nod; na$ 
3al;ren al« &apeümeifter unb bereit« berühmter 9ttann bei ber 
$oI>en grau fi<$ ju bebanfen nic$t unterließ 2tu« ben £rüm* 
mern eine« bur$ bie dürfen im 3al?re 1683 $erftörten 3agb; 
fölojfe* batte tfaifer Sieopofo L für feinen ©o^n unb s 3toa> 
folger I- einen Sanbfifc erbauen laffen, ber aber erft unter 
SJcaria $berefia feine jefcige ®cftalt erhielt. ®ie SluSfübrung 
biefe« neuen Sdjlo&baue« gefd&al) eben jc§t na$ bem platte be« 
faiferli<$en §ofard>iteften grei^errn oon ^ßacaffi. ®a« Söiener 
Diarium f priest audj fdiou im Januar 1743 fcon ber 2lu*$ierung 
be« Schlöffe« unb gleichzeitigen Anlegung ber c\roftcu SIHec t»on 
fyier nad) bem früber t>on tfaifer Äarl VI. bet>or$ugten i'aren= 
bürg. @d)önbrunn 14 mürbe nun ber fiicblingSaufcntbalt ber 
jugenblidjcn, faum gut ^Regierung gelangten Flavia Sberefia, 
tüo fie bäufig, uon allen Seiten bebrängt, in ber nabe tabn 
gelegenen 3)tarianifd)en ($nabenfird?c ju §ie$ing für ba« 3öobl 
i^rc^ föeidje* betete unb £roft unb Stärfung im öebete fudrtc. 

3n ben ^fingftf eiertagen be« ^abre* 1745 mar ber faif er- 
liefe §of mieber in Scbönbruun unb mürbe bic äRufil beim 
©otteSbienft burdj 9)titglieber ber §offapeUe unb be« Gborc* 
bei St. Stcyban ausgeführt. $ie Sängerhtaben, tbrer Statte 
Pflicht entboben, mieten bie ©elcgcnbcit, fid) freier bemegen $it 
fönnen, meiblid) au*, bur<f>ftreiften ben jungen ^arf unb fletter; 
ten auf ben nodj aufgehellten $augerüftcn jubelnb unb lär-- 
menb oon Stocf su Stocf. (Einer aber unter ihnen trieb e* am 
ärgften: Sitten ttoran, eiferte er feine Äamerabcn burd) fein 93ei= 
fpiel immer mieber toon Beuern an. ©ieberholt , aber immer 
vergeben*, batte bie Äaiferin, t>on ihren genftern au« ba« mag= 
Imlftge treiben bemerfenb, Befehl gegeben, ben Sungen ba« 
§crumflettern ju unterfagen. Crnblich mürbe il)r bie Sache |ii 
arg; als bie s Bilbfänge fid> abermal« bliefen liefen unb gerabe 
im befteu 3ug nxuen, mürbe .§offapellmeifter SHeutter befbei be= 
fcblen unb bie Haiferin bezeichnete ihm voll ©ifer namentlich 



14 SBcfc^retbung be« faif. fufiftbjeffe« @djönbrunu. SBtcn 1805. ÜHeta- 
fiafio, ber gern bofelbfl »errceilte, befang c& in ber Ob* „La delicioza imperial 
Residenza di Schonbrunn". Vienna 4to Pubblicata colle Stampe del 
Ghelen nel 1776. 6icbc an* Opere del Sig. Äbate Pietro Metastasio. 
Nizza 1783. Tomo X. p. :17G seq. 



Digitized by 



2)iic$ael §aobn al« (Sangerfnabe aufgenommen. 71 



einen blonben £i<fropf als ben cigentlia^en föäbctsfübrer. „3)a* 
ift ber Sepperl "! rief ber flapeümeifter, bem ©üben mit bem 
ginger brobenb. „ „9hin, fo tag ßr ibm einen recenten Gailling 
aufmeffen" befat)l bie Äaiferin, unb Stcutter forgte bafür, bafj 
biefe allergnäbigfte 2luS$eict)nung geioiffenbaft befolgt würbe. 

9ti<!r)tSbefton>eniger mar Üieutter mit 6eppcrl'S Seifhingen 
im «Singen fo jufrieben, bafj er bem ©ater, ber ft<$ bei ibm 
uacr) ber Sluffübrung feines Sor)ncS erfunbigte, gerabeju crflärtc: 
menn er audj $mölf eöbne t)ätte, roollc er boä) für 9We forgen. 
tiefer SluSfprucr) unb n>ot)l auet) bie Anregung tr)eilnet)mcnbcr 
"greunbe mögen ben ©atcr beftimmt baben, aud) feinen $mcit= 
alteften 6obn, Sodann 3Ki(3r)ael, für ben 9Äufiferftanb $n bc= 
ftimmen. eingenommen, bafj er ebenfalls nadt) üblidjcm SBraud) 
baS adt)te £ebensjar)r erreicht t)aben mufjte, nrirb es etvoa im 
<öerbft 1745 geroefen fein, baß 3°f c P& bie greube erlebte, feinen 
trüber 9)tt(r)acl, ben er überhaupt nodj gar nicr)t perfönlict) 
rannte, als (Sängcrfnabcn im #apellr)aufe aufgenommen $u 
fet)en. ©r t)attc nun Jemanb, mit bem er oon ber ^eimatb, 
uon 33ater unb Butter reben fonnte, unb, loa* ifmt befonberc 
Öenugtbuung geroäbrte, ber ©ruber rourbc it)m balb in cinjcl=. 
neu 2er)rgegenftänben jur ^ad)t)ülfc anoertraut. Dirne bie nö= 
tt)igen SBorfenntniffc fonnte 9)iid)acl ins #apeüt)aus nict)t cin= 
getreten fein, bod> fet)len barüber pojitioe 3lnt)altSpunftc. 9iicr)t 
einmal bie mit oieler Söärmc oon ü)lia)acrs Verehrern gefd)rie- 
bene $rofd)ürc 14 , melier nadr)folgenb $um £l)cil baS Sfötbigc 
entnommen ift, giebt genügenben 2luffct)luB. 2)aS Ginjigc unb 
nidjt Unmal)rfd)einlidt)c, ioaS fid) über 9)ticr;aers mufifalifa)e 
Vorbereitung oermutt)en läßt, nwrbc ©. 24, in ber 2lnmcrfung 
fto. 6, mitgetbcilt. 

s J)ii(t)ael mu&tc Dteuttcr um fo mitlfommner gemefen fein, 



15 »iegr. <2fi$$e ton SWic^acl #apbn (*on <3<$inn unb Ctter). @alj« 
bürg 1808. Tie« (<3, 24) läßt aueb ben «ruber 3obann in« tfapcUbau« 
ivanbern unb ton 3ofej>& unterrichten. 2>a« ift ein 3rrtbum. 3obann mürbe 
erft im 3at) rc 1743 geboren, ^ättc alfo erft in einer 3cit eintreten rönnen, 
in meltber 3ofe£b ßfagfl fcb>n baS äapetlbau« r-erlaffen hatte. Tbatfä'cblid) 
aber fam 3obann, foiveit bie 9?acbrtd?ten lauten, erft um« 3abr 1800 »or» 
übergebenb nacb 93?ien. ©riefinger ermfibnt ber Aufnahme 2Wicbacr« gar uiebt. 
3lnbcre laffen ü)cic^acl in« 3cfuitcn>3cminariuin eintreten. 



72 Stityeltefcfl in Äleflmtcu&urg. 



als et eine motylflingenbe, brei Dctaoeu (oon f bis $um brei* 
geftri<$enen f) umfajfenbe 6opranfHmme befag unb ber ältere 
Skuber ofjnebies ftd) ben Sauren näherte, in betten er ber Reit 
bur$ mutiren feinen Tribut jaulen mußte. 2lu<r/ Wi$ad 
l;atte SKeutter'S fyeftigeS Temperament oft ju füllen nnb er 
erinnerte \\$ ber empfangenen 3üd)tiguugen nodj fcfjr mofyl, al* 
er 5n ßnbe ber 90er 3af>re Söien befugte. Sd^erjenb tagte er 
ju ben tfcn begleitenben greunben, inbem er im Vorübergehen 
auf baS ÄapeltyauS beutete: „3n bem lieben Jpaufe fyabe id> 
manctyeä 3af>r fyinburdj mödjentli$ einen Shilling befommen." 
25en 6aljburgcr 3taa)rid?ten äufolge (bie babei aber mofyl ber 
3eit etmaS oorauSeiten) fu<$te ft$ 9Jti$ael frü^eitig eine mett 
»ielfeitigere 93ilbung anzueignen, als fein älterer Araber; er 
mürbe ber lateinifdjen unb italienifdjen 6pra$e ooUfommen 
inne, mar in ber flaffifcfyen unb üaterlänbifcfyen Literatur ju 
£aufe, ftubirte eifrig ©efdjidjte unb las mit Vorliebe Steife- 
bcicfyreibungen. Ginen gemiffen §ang $ur 93equemlidjfeit, oon 
bem nod) SJlojart $u er$äf;len mußte, erfefcte er fpäter bura) 
oerboppelten gleiß, Gompofition betrieb er fdjon im £apell= 
.fjaufe eifrig, obmofjl aucr) er barin fia) felbft überlaffen mar. 
2lber audj anregenb auf bie SJtttfdjüler mußte 3)tia)ael ju mir- 
fen, inbem er, nad) Originalität tradjtenb, unter tfynen ein 
eigenes $unftgcriä)t einfette, bur$ meld&es jebeS Plagiat ent- 
bedft unb oerbammt merben follte. 2luf ber Orgel fonnte er 
balb ben Crganiften bei £t. Stephan fubftituiren, mofür er 
allemal einen ©rofdjen Gntgclb erlfielt, balb aber, im ©efufil 
feiner junefmienben gäbigfeit, ooU 6tolj erflärte, fortan fia) 
nur für fieben #reu$cr biefer 3)lübemaltuug su untergeben, 
mela> Summe ifmi bann aud; miliig jugeftanben mürbe. 

3H8 auSübenber Sängerfnabc mirb 3)li<$ael auSbrüdlidj et* 
mäfjnt beim Seopolbsfefte, baS, mie aüjäbrlia), aua) im 3al?re 
1748 in bem an ber $)onau, nal;e bei Söien gelegenen regulir= 
ten Gljorfyermftift tflofterneuburg gefeiert mürbe unb mobin 
jid), ifjrer ©cmofmtyeit gemäß, bie Äaiferin oon Sd>önbrunn 
aus $onnerftag ben 14. 9iot>embcr hinbegab, begleitet oon ib= 
rem fmfyen ©cmafyl #ran$ L, §cr$og Äarl unb ^rinjeffin (5fjar= 
lotte oon Kötteringen unb bem benötigten §offtaate. 6ie borte 
an biefem Tage bie Vor; Vesper, nafym im lanbeSfürftlidien 
StiftSgebäube baS 2lbenbejfen unb übcrnaa)tcte bafelbft in ben 



Digitized by Google 



I 



fecpolbSfeft in Äloflerneuburg. 73 

prachtooll hinrichteten ßaiferjimmern. 2lm fünfzehnten, bem 
eigentlichen gefttage beS ©chuftpatronS bon 9tteber;Defterreich, 
oerrichtete Maria Xherefia i^re 2lnbacht beim ®rabe beS Jjcil. 
Seopolb, molmte bem feierlichen «pochamte bei, fpeifte 2WittagS 
im ©tiftSgebäube an öffentlicher Safel unter einem Salbachin 
unter 2lufroartung beS Prälaten unb aller ©tiftSgeiftlichen 
unb beS ^ofjcn Slbels, befugte OkchmittagS bie ©chafcfammer, 
bie &u%fc unb 3ftaturalien=©ammlungen, bie reiche Sibliothef 
unb 93ilbergalerie unb fuhr nach beigetoohnter Vesper toieber 
md) ©chönbrunn juruet. $ie Äirehenmufif iuurbe bei biefer 
Gelegenheit burch bie faiferlichc £offaüeUe unter SReutter'S $)i* 
rection beforgt, unb bie ^aifertn, bie gleich i&ren Vorfahren 
felbft mufifalifä) gebilbet toar unb namentlich im ©efange fo 
EorjüglicheS leiftete, bafe fic einft ben berühmten Sänger ©ene= 
fmo burch i&ren feelenoollen Vortrag ju tränen gerührt hatte, 
unbmete ber mufüalifcbcn Stufführung bteSmal befonbere 2luf= 
merffamfeit. Namentlich feffelte fic baS fa>ön aufgeführte ©olo 
eine« ©ängerfnaben um fo mehr, als eS ihr in lefcter 3*i* ntcr)t 
unbemerft geblieben roar, baf? es mit ber oon it)r oft gerühm* 
ten Stimme beS bisherigen ©oliften, unferS 3ofepl>, bereits ab- 
toäxtil ging, benn er begann ju mutiren unb jtoar fo auffallenb, 
baß SReutter bon ber Äaiferin ben fcherjhaften 5$ornmrf hören 
muftte, ber ©efang beS jungen §apbn fei eher ein Ärähen $u 
nennen. SReutter fyatte ben 9öin! üerftanben unb ließ bie ©o= 
liftenftelle burch ben Jüngern ©ruber Wliäjad einnehmen, ber 
nun ein Salve Regina mit folgern 3<*uber fang, bafc er oor 
beiben 3Jcajeftäten erfcheinen mufjte, bie ihn belobten, fich nach 
feiner §er!unft erfunbigten unb ihm tnerunbjrcansig $)ucatcn 
einhänbigen liegen. $on fteutter befragt, toaS er mit fo meiern 
©elbe anfangen wolle, antwortete ber ßnabe ohne langes Ge- 
rinnen: „Unferm $ater, bem oor turpem ein %\)iex gefallen, 
will ich bie Hälfte fehiefen; bie anbere£älfte aber bitte ich Sie, 
mir aufzubewahren, bis fich meine ©timme bricht." föeutter 
nahm baS ©elb, oergajj aber, es je toieber jurücf jugeben. 16 



16 SJergl. 2>te«, @. 27. Die btegr. ©fijje »on SWtdjael ^a^bn fagt 
(8. 6) bagegen nnr, bafj SWidjael aitä ben £>änbcn be« fatf. paaret 24 Tu* 
caten erhielt, mit ber 3(ufforberung , fic^ fegteid» eine ©nabe aiisjufritten, 



Digitizedby Google 



« 



74 §a$bn entgebt einer ernften @efabr. 

^ofept) faty fid) atfo burä? feinen jüngern ©ruber jurüefs 
gefefct. SDic Skforgnijj, bafj tym feine Stimme, bie bereits wie 
auf einer ßante in $>oppeltbnen Ijin unb tyer wanfte, balb 
gänjliä) ben $ienft oerfagen werbe, mufjte i&tt mit 9lngft unb 
Trauer erfüllen. 3n biefer Srübfal foU ilmt oon 9teutter \>t- 
beutet worben fein, bafc e« ja ein bittet gäbe, feine Stimme 
nia^t nur Wieber fyer$uftetten, fonbern tyren Söerty an Umfang, 
©tegfamfeit unb 9ßof>Uaut fogar $u erfreu. Dieutter burftc 
ja nur auf bie Jpoffapettc f?in weifen, bie im Slugenbüd noa) 
nabeju ein ®ufcenb ßaftraten (Soyraniften unb Gontraltijten) 
5äftlte. TOod^tc nun ber Steter bura> 3ofcp^ felbft ober bura) 
SKeuttcr bariiber oerftänbigt unb um feine Hnfidjt unb etwaige 
(Einwilligung befragt worben fein, ober fam ifmt oon anberer 
Seite bie Sadje als eine etwa f$on gefdjefyene ju ©etyöt — ge- 
nug: er machte fiä? fd)leunigft auf ben 2öeg naä) Söien unb 
betrat bas 3i mmcr SofyneS, in größter ©eforgmfj, etwa 
fd)on ju fpät 3U fommen, mit ber naioen Jrage fycrauSpolterob : 
„©epperl! tfnit bir Was wefy? Äannft bu nodj gefycn?" $oa)- 
erfreut, nod; |!i rechter Stit baS SReffer üon tbm abgewenbet 
51t Reiben, proteftirte er gegen jebeS weitere 2lnfinnen biefer 2trt, 
worin iljm aud? ein jufätlig anwefenber Gaftrat oottfornmeu 
beiftimmte. Obne biefc fräftige @infpraa> bcS SaterS wären 
wir bcmna$ nal?e baran gewefen, bie smeifelliafte Vereiterung 
um einen weitem primo uomo ober Musico (wie tyn bie ita- 
licuifd&e UmgangSfpradje in jarter Söeife bejeid&net) mit beut 
SBerluftc eines VegrünberS unferer neueren ^nftrumcutalmun! 
tbeuer genug crfauft .gu ^aben. 17 — 



ivorauf 2Wic6ael blo« um bie (Srtaubuifj bat, bie $3lftc feinem armen, guten 
Sparer f^iefen ju bürfen. 

17 2)ic SBafyrbett biefer Slnefbote wirb cbenfo oft fcerneint wie beglau« 
bigt. (Jarpani (p. 280) ba'It fie für unwabrfcbeintidj. ?c SBreton unb %xa* 
mer»? ftüfeen ft(b, auf tyt)tV9 Eusfage. 2)ie Bttg. 9Kuf. 3tg. (1811, ©. 149) 
wibcrlegt ?e »reton unb beflreitet glciä Carpani bie aWöglicbfeit ber babei 
notbwenbigen Operation auf bcutföem ©oben unb in Söicn, gtciäfam unter 
ben öligen einer ftttliob ftrengen ftegentin (wa« aUcrbing« ni(bt au$f<bjöffe, 
bafi man ja $apbn batte ganj einfach nacb Stalten febiefen fbnnen). ©ric* 
finger wieberum (@. 11) erjäblt ben Vorfall, fü^rt ben Sater fogar felbft- 
rebeub ein unb fagt jum Sc^Iuffc : „Qit SBabrbcit biefer Slnetbote würbe mir 
bin* <Pcrfoncn verbürgt, benen fte ^a^bn öfter« erjabtt barte." 3)a§ ftob 



Digitized by Google 



Gin ^rtefter»3ubiläum. 75 

$a$ am 22. beS 2öeinmonat31749 abgehaltene ^tiefter=3ubi= 
täum be$ Garbinal=@r$bif<$ofS $ottonic$ 18 mag moljl ba3 lefcte 
geft gemefen fein, bem ber nun im 3ünglingSalter fte^cnbe 
Joapbn als auMbenber Sanger beigemobnt baben bürfte. <5& 
ift nia)t immiajtig, fia) bie @tnbrü(fe, meldte bie anbääjtige ©e= 
meinbe bei ©etegen^eit grofjer fir$liä)er gefte empfängt, ju üer= 
gegenmärtigen, biefe reidje, bie 6inne mafjrtyaft berauf ajenbe 
Entfaltung be$ motten ©tanjeä ber firä)lia>n 9ttaä)t, $u beren 
*crberrlia}ung §atobn felbft faft ein falbes ^a^unbert fpäter 
bura) feine großen Neffen fo mefentliä) beitrug. §aben mir 
früber nur fummarifd) oon ä^nli^en geften ÜRotiy genommen, 
folgen mir für bieSmal, mo mir $ugleiä)- r»om Sporne 3tbfdfjieb 
nebmen, etma$ eingcfyenbcr ben einzelnen Momenten ber feltenen 
geier einer Secunbij. 19 

SMe mäßigen Älänge ber großen $omglotfc, bie ben 9Jtor= 
a,en am 22. Dctober begrü&ten, ermahnten alle sum geftc be= 
foblenen Orbcnegciftlid)e unb Pfarrer, fid) in ber cr5bifä)öflid)en 
Stefibeuj einjufinben, mobin fid) au$ bie f>öl;eren geiftlid)en 
©ürbenträger unb ber 6tabt=3ftagiftrat begaben. $ie bicr 
$>erfammelten jogen bierauf um 9 Ubr in ^roceffion unter bem 



§at^n, iv ic ebenfalls behauptet roirb, bei guter Vaune einen ©djerj erlaubt 
habe, ift unbenfbar. 3öa« fiepet betrifft, ttergeffe man ni<$t, baß er längere 
3eit mit $apbn unter einem 25a*e mobnte unb in ber SBärme bc« täglicben 
Umgänge« SDtandjc« au« be« 2)ieifter« 3)2unb fcernafnn, n>a« biefem eben nur 
in UHabfi#tlid)er Seife Sing' gegen «uge entfebtüpfte. 

18 <2igi«munb ©raf toen Äolloniq würbe 1609 jum «ßriefter gen?eibt 
unb bielt in Sien fein erfte« Meßopfer bei ben Äarmclitern ju @t. 3ofep^. 
2>cr tfci&c nacb S5om$err 51t Oran, Statfar*fHJ4»f ju ©futari, mirfli^cr 
$if<$of ju Saijen, tourbe er 1716 öon Äaifer fiarl VI. al« ©iföof nad> 
Sien berufen, mo er im fclgenben 3abre am 13. 9)?ai ben £aufact bei ber 
-natfymaligen Äaiferin SWaria £$crcfia fccrridjtetc. 3m 3abrc 1723 begrüßte 
Sien in iljm ben erften Grjbiföof, unb 1727 ernannte ibn ^ßabfi ©enc* 
fctlt XIII. jum Garbinal. Gr ftarb, ber lebte au« feiner ftamiUc, am 12. Styril 
1751 im 75. Cebensjaljre „rci($ für bie Slrmen unb arm für fidfr, miemotyl er 
reieb mar". Sein ?eic$uam rubt im ©ome, mo ibm ein prächtige« ©rabmal 
in fllabafter unb 2flarmor, ©ruftbilb öom 58ilb$auer Stap&ael 2)onner, in ber 
großen ftraufapcllc errietet murbc. (Siebe ©efebreibung ber Metropolitan» 
äirebe ju 3t. Stepban in Sien. 1779. (i>on Cgcffer.) ®. 246. 

19 2)ie au«fübrli*e SWcbrcibung giebt ba« 2Biener 2)iarium 1749 r 
9Ir. 86 unb 87. 



Digitized by Google 



76 Gin "}kiefter«3u&iläwn. 

©lotfengeläute fämmtUdjer ßirdjen -23ien8 in folgenber Crb- 
nuna, in ben $5om: 5Die Setoofyner be$ 2ltmen§aufe£ unb einige 
39 mberf haften; bie ©eiftli<$feit ber Stabt= unb SBorftabt* 
Pfarreien naä) tyxcx 9langorbnung; bie $)ienerfä)aft unb bie 
«§au3beamten 6r. Ijod&fürftlidjen ßminenj; bie (Sonfiftorialrät^e; 
jmei (£l)öre Trompeter unb Käufer; bem $farr=&reu$e folgenb: 
bie fämmtli^en SRitglieber be§ unter bem G^rengreis erbauten 
grofeen 6ur= unb (Sljortyaufea (bie ©ur=Äapläne, 93eneficiaten 
unb (Suraten unter tyrem (S^ormeifter, ßonftftorialratty Dr. 3oty. 
Saptift S)embfer); bem erjbif^öfli^en Äreuje folgenb: ba3 
Metropolitana ©apitel (12 tljcologifdje Soctoren unb infulirte 
Prälaten) mit ber Cappa magna angef leibet; bie als Assisten- 
tes honorarii fungirenben Drben^^rälaten oon ülein=3)Iaria$eU, 
6t. £)orotI>ee, ßlofterneuburg, ^eiligenfreu^, ©öttmeig unb 
2Mf; fteben 99ifa)öfe: <^raf efter^d^ (oon Leutra), ©raf ©alm 
(oon £ourna), SBaron tflobuftjfo (oon 2lgram), ©raf §aUen>cil 
(oon 9teuftabt), @raf 3id)ii (oon SRaab), ©raf enget (oon 
SBclgrab), Jranc. 3lnt. 9)tarrer (oon GfyrpfopoliS) ; ber Grjbifcbof 
oon Goloäca ©raf (Sfatfo, unb ber Gr$bif$of unb Sifajof oon 
Baijen ©raf 2lltl)ann, Seibe mit hantelet, SKod&et unb SJtojjet 
angetfyan; ber Garbinal=@r$bifä)of felbft in oollem Ornate; ber 
S3ürgermeifter oon Söien, 2lnbrea£ Subttrig Seutgeb; ©tabtriajter 
3of. Hüffler; ber gefammte ©tabtratl) unb ba$ f. f. 6tabt= unb 
^anbgerid)t. — 3n ber oberen ©acriftei angelangt, mürben bie 
(Srjbifdjöfe, S3ifa)öfe unb Prälaten mit ben Sßluoialen angefleibet 
unb mit ber S^fal bcbecft unb begaben fi<$ fobann, fämmtlidj 
oerfefjen mit am 2lrme getragenen, rei$ gefc^mürften Äränjen 
(ber (Sarbinal mit einem oon ber tfaiferin oerefyrten Äranj au£ 
purem ©olbe) jum Äira)ent^or beim $rim=©löcfdjen unb em= 
pfingen bafelbft mit bem üblidjen Asperges unb barauffolgcnbem 
Veni sanete Spiritus beibc Majeftäten, ben 8jäl>rigcn Gr$f>ersog, 
^ofepl?, er$ljer$ogin Wlaxia 2lnna (od^mefter ber Äaifcrtn) unb 
^rinjefftn G&arlotte (©djtoefter beä aiferS granj). 2)cr §ofy 
altar funfeite in fmnbertfältigcm Äerjenglanje unb ben ganzen 
$om erhellte baä 2ia)tmeer jal?treid)er frpftallener Kronleuchter, 
unb alle Altäre pranften im ©dmiucfe auSerlefener Blumen unb 
©träudjer. S3eim £oä)amte afiiftirte bie fämmtlid)e genannte 
tyofye ©eiftlicfyfeit naa) ityrer Sftangorbnung unb jeber $Bifd)of , 
unb ^rälat f;atte feinen befonberen ©eiftlicfien jur Sebienung. 



Digitized by Google 



2tu« bem Äa^cII^aufe fcerftofeen. 77 

Ter Meld?, bejfen fich ber ßarbinal bebiente, war mit einem 
aus purem ©über getriebenen Crange gefchmücft, ein ©efchenf 
ber Äöntgtn oon Portugal. 9tach »oHenbetem ^oc^amte, bejfen 
mufifalifchen bie §oftapelle beforgte, intonirte ©e. @mi? 
nen$ bae Te Deum unb oerfügte fia) fobann mit ber ^o^en 
©eiftlichteit in ba$ faiferliche Oratorium, bafelbft ben allerhöch' 
ften $errfa)aften ben ©egen ertheilenb, worauf bann ber junge 
Gra&erjog in bie ratierliche $8urg jurueffehrte. Stockem ber 
GarbinaK£r§bifchof in ber unteren ©aexiftei bie ^ontifkalieu 
abgelegt hatte, empfing er bie SWajeftäten unb beren hohe* ©e= 
folge beim Ausgang beö Oratoriums unb ging mit ihnen }ts 
#u& in bie er$Mf$öfU$e Slefibenj, wo fic nun {eine ©äfte wa= 
reu. s iln ber Safel fa&en ferner noch bie 2Winifter unb einige 
§of= unb bürgerliche tarnen, im ©anjen 41 ^erfonen. 9iocb 
oor ber £afel überbrachte ber Obriftfämmerer ©raf Äherenhüller 
im tarnen beiber üttajeftäten bem Jubilar ein mit ©maragben 
unb Brillanten befe^tcö ^ontifical-itreus unb einen gleich to)U 
baren 9ting. $ie 5£afel (perfidjert bas gemiffenhafte SBiener 
Diarium) war ungemein prächtig, abfonberlicr) aber bas S)efert. 
9iact) etwa oierftünbigem 2lufentr)alte fehrte ber faiferliche öof 
nach bem tfuftfchlojfc Schönbrunn jurüct. 2tm folgenben $agc 
gab ber Garbinal noch ben oerfammelten 99ifd)öfcn, Prälaten, 
bcm Somcapitcl unb einigen Gaoaliercn eine glÄnjenbe £afel. — 



§apbn's £age im Äapeltyaufc loaren gejault. $ic ab; 
fprcchcnbe Slcu&eruug feiner Äaiferitt ^atte ihm gemifferma&cu 
ben ©nabenftofc gegeben. @r ftanb nun im adjtscfmten fceben^ 
jabre; mit feiner gebrochenen Stimme mar er ganj unfähig, al* 
(Sborfänger weiter $u bienen; Um etwa al* Sttolinfpieler $u oer^ 
loenben, icheint Memanbcm, aua) Meutter nicht, eingefallen ju 
fein. ^ebenfalls tonnte btefer jein ©ewijfen bamit befa)wid)ti= 
gen, bajj er ja, trofc ber bem ^atcr gegebenen ^>erfpred)ungeu, 
feiner 3nftruction nach eigentlich nid;t oerpflid)tet mar, *u 
ftapbn's weiterem Jyortfommen bcfmlflid; 5U fein. SDet arme 
-Genfer) lourbe ihm nachgerabe läftig unb er wartete nur eine 
paffenbe (Gelegenheit ab, feiner obne Umfd)wcifc los ju werben. 
Diefe Gelegenheit bot fid; unerwartet fchnclt unb #aübn felbft 



Digitized by Google 



78 



2lu« bcm Äapeübaufe öerfie&en. 



i 



gab Die nädjfte ißeranlaffung baui. Cbiuobl längft über bic 
Äinberjatyre tyinauä, aber »ott lebhaften Temperament», erging 
et ft$ noa) immer gerne in Redereien nnb mutynrifligen 
©treiben. 3)a fpielte i&m fein böfer 3)ämon ju rechter $tit ' 
bae Söerfjeug in bic §anb, feinem ©<$i<ffale eine eut; 
fajeibenbe 2Benbung 3U geben. (Sine neue ©$eere $atte ben 
.§au$ratty ber ©ä)ule »erntest unb tijre Sauglic^teit mufjte na; 
türli$ an aUen nä$ftliegenben ©egenftänben erprobt werben; 
au<$ ber Sopf eine* im ©<$ul$immer in ber SBorberbanf fi&en; 
ben 9Ritf$ülerä f$ien £at;bn ein pajfenbes Object. SDer 3opf 
fiel unb ber Später würbe bei föeutter üerflagt unb biefer »er; 
urteilte ifyn augenblidli$ 3U ©tocffd&lägen auf bie flache #anb 
$ergebenä flehte §ai;bn um SRac$fia)t unb Slbä'nberung biefer 
entefyrcnben ©träfe; auf$ äufjerfte getrieben, erflärte er enbli$ 
f<§amerfüHt, lieber gleid) aus bem &apetl^aufe austreten $u 
wollen. „$)a fyilft niä)ts" (f>errfa)te ber raufye ^orgefefcte) „bu 
wirft juerft geprügelt unb bann — Sftarfa)!"* 0 — 



20 Sud? biefc ^tnetbcte toirb me^rfac^ beiträten, ©riefinger crttäljm 
bcrfelben gor nic^t unb nübcrftridjt (objtc fi(^ $u nennen) ?c ©reton in ber 
Mq. üKuf. 3tg. (1811, Mr. 8), bagegen festerer behauptet , ^eufemm fcabc 
bic 2lncfbote toen §a$bn fetbft ergäben frören. $ie« cbenfafle crjfifrlt fie au«- 
fübjücb; e. 28. 



Digitized by Google 



5. 

(Eljromk. 

ffiien in ben Sauren 1740 bi* 1766. 1 

Sir finb bei einem nridjtigen £eben*abfa)nitte ^atybn'ä an* 
gekommen. 93i£fyer fyatte er mit ber Slujjenmelt uidjt* f Raffen, 
fic lennte auf i^n feinen Ginftufe nehmen. 3iun foßte bie* 
anbers werben: jebe Begegnung fonnte auf feine wettere &ben& 
Haftung befHmmenb einwürfen. @r felbft fdjeint ni$t baju ge-- 
fäaffen gewefen 3U fein, in baä föäberwert feiner IBeftimmung 
energifd} einzugreifen, ^erumgeftofcen üon einer 3)itfere in bie 
anbere, fämpfte er in ben beften Sauren feiner 3ugenb mit ber 
bitterften 9iotty, mit ber 6orge ums täglidje $rob. 3mmet 
aber mar unb blieb eä fein Streben, mit ackern #lei& unb u\v 
üerbroffener 2lu3baucr jur Vereiterung feiner Äenntniffe in ber 
i^m ^eiligen Äunft alT feine Gräfte aufjubteten. 23et?or mir 
nun bie weiteren Grlebniffe ^apbn'* »erfolgen, wirb e* nötljig 
fein, uns ben erweiterten Soben, ben unfer ,§elb im Segriffe 
ftef^t ju betreten, wenigftens foweit bie* bie bamaligen muju 



1 Cueflen: Cbronologte befi beutfäen J&eater«. 1775. (l'eibjig, tc» 
ö^rifl. $einridb @$mtb.) — ©eföic&te be« gefammten £b<aterwcfen« in 
SBicn (ton 3of. ©e&ler), Sien 1803. — ©enauc 9iad>ri($tcn »on bcoben 
f. f. e^aubübnen in SSieu, öon 3- §. ft. Mütter, 1773. — @ef<$tc$tc unb 
Xagebudj ber SBiener ©cfcaubübne, ton cbinbemictben , SBtcn 177(5. — 2lb 
fc^ieb ton ber f. f. $of« unb s Jiaticualbü^nc, ton cbenbcmfelbcn, Sten 1802. 
— 2Konat«förift für itbeatcr unb 2Ruftf. SBtcn, 4. 3al>rg., 1858 („3ur @e> 
fdjicbjc ber faif. §eft&eater in SBien" [oon Dr. 3of. Sachet]). — Repertoire 
des Theätres de la ville de Vienne. Vienne 1757. — SÖienev unb ®o» 
t^aer Sweater *aintanac$c. — SBiener Siarium. — Slufjci^nungen Don 
Dr. Üeobolb (Sblen »on Sonnleitner. — (Eigene ?lufäcic§nungen. — Vettere 
CueUen ftnb an Crt unb Stelle angegeben. 



Digitized by Google 



80 



aJiufiffinn bei $ofc 



falifchen 3uftänbe 2Bien$ betrifft, in einem allgemeinen lieber- 
blicfe ju vergegenwärtigen. Sßenn biefe nnn auch in bei näch ; 
ftcn 3^it auf §aöbn feinen gerabeju wefentlichen ©inftujj aus- 
übten , gewinnen wir boch burch beren Äenntnifenabme für 
unfere Hauptfigur ben fo notbtoenbigen ^intergrunb, ber im* 
bic ^t\i, au* ber §aübn ^ert>orging, bie gactoren, bie er 5U 
feiner fünftlerifchen Gmtwicfeiung oorfanb, unb ben gegenfeitigen 
fpäteren ©ewinn beffer oerftehen lehren wirb. 

Sie mittleren ,3ahre be* vorigen 3ahrhunbert$ boten, bie 
SDtufil im Söeichbilbe SBiett* betreffenb, nur noch bie ichwachen 
Ausläufer einer ^ieriobe, wie fic unter ben früheren <perrfchern 
CcfterrcichS, topolb L, 3ofepb I. unb tfarl VI. nicht gläsern 
ber gebaut werben fann. 2>ic ernftcre ^cit erheifchtc nuu 
cnergifche (Sinfchränfungcn; bie überaus foftfpieligen italietiiföen 
Cpernvorftcllungen in ber gavorite * unb im ehemaligen Dpern- 
baufe (fpätere iHcboutenjaal) erreichten eben ihr (Snbe; bic !aif er- 
liefe HoffapeUe, vorher fo blühenb, fanf tiefer unb tiefer; bic 
Saftcn-öratorien in ber ^ofburgfapcllc waren eingegangen unb 
ebenfo bie früber auf bem inneren $3urgpla$ veranftaltetcn 
Scrcnaben mit mvthologijchcu 2luf$ügcn. Doch fanb fich 
maua)cr (srjafc: ein neues Sbeatcr; jebennann zugängliche (Son- 
certe in gönn von s Jlfabcmicn; gefteigerte s JDiufif liebe bce hohen 
x'löcla; bic N J)iufiffapeUc eine* hmjtfinnigen "^rinjen; 33ei5ichuug 
von SWännem wie Haffe, ^omelli, Xraetta, ®iuf. 3car- 
latti, ©afjmann, Corpora uub $lutf. 

Sott wefentlichem (Sinflujfe aber war bic, bas Maijerbau$ 
noch immer befeelenbe Vorliebe fair bic loufunft. 3)ie* geiftige 
(rrbtbeil ihrer Vorfahren trug 3Raria Xbercjia auch <"*f ibre 
.tttnoer über, bei bereu G^icbung für eine mufi(alifct)c ^tu^biU 
oung namentlich vorgeforgt war. "Jöagcnfcil, 3of. Steffen 
unb Oer .»poforganift ^cn^el ©irf Cprfh) unterrichteten am 
.^ofe üt (Slavier, 3Hancini au* Bologna (geft. 1804) in ©e* 
fang. Unter feinen acht faifevlicheu Schülerinnen jeidmetcu fid; 
(srjberjogin s 3)caria Slmalia (fpätere Herjogin von Marina) 
unb Dfaria (Siifabetb burch Stimme unb ftefdncf am meiften 



2 Äat). (neue; tfaforitc, e&etna!. £uftfct>loft, je^tge £l ; >ercftani|'d>e bitter' 
afabemie auf ber Sieben, ^erftabt Sien*. (Tie alte gavevite »rar im 8u« 
garten in ber £ecr-elbflabt.) 



Digitized by Google 



£afelmufif 6ci §ofe. 



81 



au£. G* mar Sitte bei ,§ofe, ba& bic tfinber am 9tomen$; unb 
(3eburtdfefte ber beben Gltern allein ober aueb im herein mit 
,§ofbamen unb Gattalieren eigene für biefen $>\wd componirtc 
Gantaten unb Dpern oou 23agcnfci(, 9teutter, SBonno, Ölud, 
.paffe u. 31. in ben 0)emä$ern ber 93urg, Scfyönbrunn unb 
Barenburg „auf geheimer S$aubüf;ne" (b. i. nia)t öffentlid» 
ausführten, bic bann aud) tyäuftg ^on ben faiferl. Dperiften im 
Sweater gefungen mürben. $te Vorliebe bei? nadmtaligen 
Maifcrv Sofepl; II. für s 3)iufif ift befannt; er mar im ©efang, 
auf bem (Slamer unb s iUolonceU febr mobl unterria^tet, batte 
Öcfdjmacf unb Ginfidjt unb befafj bie glüdlidjc Wabe, jebe 
tfunftbeftrebung mit Gtfer aufjufaffen unb mit einer gemifjen 
töemanbtbeit ju beurteilen, grübjeitig nalmt er Ibeil an ben 
beiteren unb belebrenben .tfunftübungen bei .frofe; begrüßte, 
faum erft fieben Safyre alt, feinen tyotyn 2>ater an reffen fle; 
burt*tagc mit einem italicnifdum 0ebi$t von 3Jtetaftafto s unb 
probucirte fia? ein Sabr fpäter (Dec. 1740) mit feinen Sdjme 
ftern Maria 3(nna unb iiiarte Gl>riftine unb einigen .^ofbamen 
unb Gaoalieren mit einer „flehten teutfa>n tbcatralifdjcn $or- 
ftellung" vor beiben N J)Jajeftäten unb ber s 4>rin3cffin Glmrlotte 
(Sdjmefter bc* cHaifer*). $iefe ^orftcltung mürbe im Januar 
1750 mieberbolt. (SBieit. Xiar.) G* mar bie* einer ber feite- 
uen JäUc, baß bie faiferl id)cn .sUnbcr JU il;ren tl;catralifd)eu 
Spielen fidj ber 3Jiu tterfpr ad)e bebtenten. 4 — 3)ic beiben &fiea* 
tcr (näd)ft ber $urg unb bem ttärntbnertbore) befudjten beibe 
Wajcftäten, ^rinjeffin Gbarlottc unb ibr trüber .ftcrjog .Marl 
lUlerauber von Üotbringen oon Sdjönbrunn au* fcl;r bäufig, 
manchmal fogar beibe Xbeatcr an ein unb bemfelben 2lbenb. — 
Spcifte ber faiferl. ftof, unter Aufwartung bes päbftlid;eu 



3 Opere del Signor Abate Pietro Metastasio. Nizza 17H3. Tomo X. 
p. 350. 

4 Sir fiiibcn tiefen ftalt derbem mir ein cinii^cemal erwähnt. 3m 
Oabvc 1WJÜ unirbc frei Jpcfc aufgeführt: „2)ic Grftlin.qc ber Xua,enb in beut 
noch uttmüubigcii (Sato fcpit Ittica ttergefteUt." Scuticbc* <3t^aufpicl mit 
Spielen unb 2an$en in einer 9tM^eillttt0. — Seutjch. vorgcfteUt ocu ixxy 
t'crjeg 3ofepb (nachmale Äaifer 3c|"epf; I.), Grsberjoa, Marl unb anbern SDtit« 
ßlicbcrn bei« laif. ^auieei nebft iiaVvilicrcu Ifttb Samen. (Dieter unb Xcn* 
feber finb nicht genannt.) 

*oi)i, c»oi}bn. i. <» 



Digitized by Google 



82 6$3utounn. 

9iuntxue, ber SBotfajafter unb bee Wen 2lbetö öffentlich in ber 
^itterftubc in bcr 93urg ober in ben beiben Suftfajlöffern, fo 
bnrfte au$ eine „trirtuofe" Safelmufi* (oocal nnb inftrumental) 
nid>t festen, Wobei ficf> bie 2)ütglieber ber §offapefle nnb ber 
Cper ober jufättig in 2öien anwefenbe frembe Äünftler ^ören 
liegen. 93i3 in bie 3ttitte ber 60er 3a$re finb u. 21. genannt : 
bie $iolin=3Hrtuofen gerrari, Zitters 6 , Solli nnb ber 
jtüölfiä^rigc Samotte; ber Jlötift 95efo$5i; bie Sängerin 
^illaia, bie faif. §of; nnb Äammcrfängerin grau 2lnna 
b' v 2tmbreoiüe (^erroni); bie Sänger ®alieni, libalbi 
nnb gabriö. 

Jn ben 50er ^afyrcn mcrben bie Berichte über £fyeater- 
befudje nnb §of=£afelconcerte immer fpärlidjer; bie politifdj ge= 
trübten $erl)ättniffe matten Sang nnb $lang uerftummen. 
Selbft bie oorbem läufigen pompöfen Schlittenfahrten nnter 
bem Älangc luftiger Ußalbhornmufif waren eingeteilt. (Srft im 
.Jahre 1760 regt e* fid) wieber, nnb mit ben Sagen ber SSer* 
mählung beä (Sr^erjoge ^ofepl; fehrte auf einige 3^it ba£ 
frohere Seben mieber ein. 

Km 4. Cct. 1743 fanb in bem neuerbauten Schlöffe 
Sd&önbrunn bie erfte §offeftlichlett ftatt, inbem 3)iaria %tyxt\\a 
ben SKamenätag ihre* tyotyn öemahlä beging. Schiefe unb Sßarf 
waren $um erftenmale auf* prädjtigfte erleud;tet; fantaftifche 
tfufjüge burd)freu5ten ben ^uftl;aiu unb würben bann im großen 
Saale orientalifche £änje aufgeführt, worauf ein Sali ber fyofyen 
«gerrfchaften baä gcft ju Gnbc führte. Seit biefer 3*it umrben 
in Schönbrunn abwechfelnb franjöfifchc Momöbien, italienifa)c 
Dpern unb Pallete oon ben 3)iitglieberu beS .§ofee ober oon 
ben Äünfttern beä XhcaterS nächft ber 33urg aufgeführt. 

3iad;bem noch unter Äarl VI., am 28. 2lug. 1740, bem 
(Geburtstage ber Maiferin Gtifabcth ßfyriftine, bie f oftbar au& 
geftattcten Verkeilungen in bcr faif. gaoorite mit ber Cper 
„3enobia", Wlu\it oom bamaligen ^ke;.§offapellmeiftcr tyxc- 
bieri, für immer gefdjloffen würben, ^atte balb barauf ba£ 
noch unter Jlaifer ^ofeph I. im 3a[>rc 1706 erbaute gro&e «pof; 



5 Äarl Sitten*, frätcr gcabclt mit bem ^räbicat *eu 2>ittereberf. 2£iv 
teilten in ber ftolge ben im« geläufigeren „ Etttcreborf" bei. 



Digitized by Google 



£a« Sweater nä'c$ft ber ©urg. ' 83 

epemf;au3 6 ein gleite* 8a?i<ffal. £)iefea Spater ^attc jmei 
Säle, oon betten ber größere ber ernfthaften italientfdjen Oper 
geroibmet mar, tuela^e jährlich hauptfäa)li<h am Dtamenstag ber 
äaiferin (14. s Jioi>.) mit üerfä)roenberifdher $raa)t aufgeführt 
mürbe. 3)er fleinere ©aal biente (Sbelfnaben^omöbicn unb 
fleineren §offeftli<hfeiten. 2lm 8. 3an. 1744 mürbe im gröfee; 
ren ©aale, ber feinerjeit als ber fd&ßttfte unb größte galt, 
üJietaftafio'ä „3permeftra" (£ag* jutjor im ^ofsirfel aufgeführt) 
jur Vermählung ber erjherjogin SJlarianna (Sdjmefter ber 
.Haiferin) mit bem §erjog ßarl t>on Stahringen gegeben. 7 
$ie SJiuftf mar ton £affe; jene jur Sicenja t>on ^rebieri 
unb ju benXänjen üon £ol3bauer. 3JUt ber britten 2öieber= 
bolung am 25. Sanuar fä)loffen bie SSorfteUungen in biefeu 
Sälen, bie t<ier Safjre fpäter in neuer ©eftalt bem ^ublifum 
)» Öffentlichen 3afchiug*^uftbarfeiten geöffnet mürben. — 

3m 3 a h rc 1<41 mürbe bas auf ber fRorbfeitc ber faifer= 
lia)eu 93urg gegen ben -Ditdhaelerplafc hin gelegene §ofbaUhau* 8 



6 2)iefc« Sweater &attc einen Vorläufer in bem unter Äaifer l'eopolb I. 
im 3abre 1650 erbauten erften Scbaufpiclbaufe SBien«, ba« auf bem bama* 
ligen JRatt* ober £umbl* (jetzigen 3ofcpt»«») ^3Iatje flanb. 3äbrli<$ mürben 
bier O^ern mit fabelhafter $rad>t aufgeführt. (5e mürbe 1683 jur 3eit ber 
ifirtcnbelagerung megen 5cuer«gcfabr # abgebrecben, ttieber aufgebaut, aber 
fürs »or ber SJotlenbung im 3abre 1699 öom fteuer öerje&rt. — 3m 3abre 
1667 ließ £eopolb I. aud? ein rieftge«, 5000 <|>erfonen faffenbcfi ©elegenbeit** 
tbeater auf bem großen 93urgi)Iafe erbauen. 3n einem tom Abel au«gefityi* 
ten Sarroufelfefl „La contesa dell' Aria e dell* Acqua" »on %. Sbarva, 
iJJfuftf ton SBertali unb Scbmcljer, iraren alle (Elemente bargeflettt. Xcv 
Äaifer führte in Ißerfon bie 12 Touren ber SReitfiguren an. Sa« Itertbucft 
in ftolio mit jablreic^en Jtupfcrn erfebien in SBicu bei (Sesmeroö. 

7 2fat 12. 3an. 1744 gab bie Äaiferin bem neu&ennäblten $aare ein 
große« 2Jia«fenfeft in ber pracbröoHen, 1729 ton ftifdjcr t>on Grladj an ber 
2tefie be« c^cmal. ^arabice« (£of*) ©arten« erbauten 9teitfcbule. 6« marcu 
über 8000 ^erfenen sugegen unb mürbe „bet> biefem ftreubenfeftc fo tiel 
tyra<$t unb Uebcrfluß erblttfct, baß berglcic&en, meil 2Bien fielet, nicfit gc* 
feben »erben ift". (Sojjograpbie »on 9cieber«Oeflerreicb toen ft. SB. Sei«* 
rem. 1769. $b. III. S. 91.) 3n biefem gefdjmacföoHen unb afuflifd) 
günftigen Saale mürben in ben 3ab«n 1812—47 bie großen 2)?ufiffcfie ber 
©efellfdjaft ber 9Ruftffreunbe abgehalten. 

8 ^a((bau« im bamaligcn Sinn. Go mnrbe bafelbft nac^ franjöfif^er 
Sitte $ur Seibeeübung SM gcfd;lagen. 3)a« 53aKf^iel (Jeu de paume) mürbe 

6* 



Digitized by Google 



£4 25a« £beater nädtf ber Surg. — grai^bfifcbea Scbaufpicl. 



in ein Xf;eatcr umgebaut, in ber erften Seit ^cmcinioitid^ 
„£beater näd>ft ber Burg" genannt, im ^atyre 1770 3um öof- 
unb s Jiationaltbeater erhoben, feitbem aber t»or5ug*meife alz t>a* 
„Äpofburg^eater" be^eiä^net. Da$ anfänglich fetyr flcinc 
Theater mürbe brcimal erweitert. Der Xag ber Eröffnung ift 
nia}t nac^umeifeu; ba* Siener Diarium ermäbnt beä Sweater* 
jum erftenmale im ^abre 1742, monad) am 5. Jebruar ^bre 
«tojeftät bic Königin in Begleitung ibre* bol>en Wemabl« unb 
©ofgefotge »benb* „in bero neuen Sbcatro an ber fönigl. Burg 
eine Selige gefangene Opera mit anpfeften gerubten". £er 
£of befugte ba$ Sbeater in bcmfelben 3abrc nod) jtücimal unb 
fab eine beutle unb eine fran$öfifd>e tfomöbie. GS ift fomit 
bie allgemein au$gefproa)ene 2lnfid?t, bic* Xljcater fei anfangt 
nur für ba£ beytfa)e 6d)aufpiel uermenbet morbeu, nia)t roört^ 
lia) 511 nebmen.* Da* £l;eater mürbe im föegenttyeil gleich iu 
breierlei Seife benufct unb ber bamalige ^mprefario tScllier* 
batte md)t nbtfug, H im ^abre 1743 erft „für italicnifcbc 
cingfpiele einmündeten". Die ^IbUH'cbdungen iu ben Bor- 
ftellungcn fauben bei §of unb im ^publifum immer mcl;r En- 
tlang unb maren bie näcfyfte Beranlaffung, baft Da* ermahnte 
gro&e toftfpieligc Opernbau* aufgelaffeu murbc. 

Die beutfdjen Borftellungen übergebeub, bie un$ anber= 
märt* bejd^äftigen »erben, beben mir $unäd>ft ba* franjofifebe 



jebon im IG. 3abjbjiubert iu SBien eingefügt; bei ^efebmad barau verlor 
)icb aber balb. 2)aö frityeftc faif. $oibaüf>au* flaub gegenüber bem iclugen 
Murgtbcatcr uub brannte ju Gnbc beä 1(5. Sabrlmubcrt* ab. 2>ic privaten 
süafl&äufet unirben alle früfocitig ju ^caterfcorpettungeu umgebaut; ba* 
fiiiljefte, fd>en 1628 genannte uub 1658 ju Xbcatcr^'ecleu beuufcte itfaU&auS 
(taub in ber .'pimmeltfortgaffe, $um auf bem (Srunb be* jc&igcu 

f. f. A-tnanjminiftcrinmfi. ÄW« bem fleincreu iöafll;aus iu ber Stcinfaltfiraftc 
Segen bie beutfdictt Sdtaui>icler im oabre 1712 in ba$ neu erbaute Sweater 
iiäd;ft bem .Uärntbnertbcr ; ba« ©aü&aus in bem, nad» ihm benannten ©äff* 
gaffen näcbft bem granjierancnMaüc Ratten julctu Sellien unb Morroftui 
übernommen unb 311 f leinen Singfrielen, ital. Muffen, Äomöbien unb Matte- 
ten eingerichtet. Gtf biclt ft* am längfien. £a« Liener Tiarium berietet 
1731 iu Mir. 22: „tWau ijit Jag unb 9cad>t bcfd>äftigt , in bem «all »au* 
beu beueu P. P. ftranciflcanent ein neue« 2b>trum 311111 ©ebraueb ber Stali 
änifcbcu ßemübie unb Musiea Uernesca ( jecefer Stil bca Merni) in eben 
benannter Sruacbc nod? oor Cftcrn in Staub 311 fc^cn." 9h. 24 rüubigt 
bann bie erfte «orftcUuug auf ben 20. 2Nars an. 



Digitized by Google 



2*9 %f)tattx nächfi bcr »urg. — ftranjtffiföeS 3d)aufpief. K5 



£d)aufpiel fjeruor. 9 (Sine auf faif. üöefebl vom Sdmufpiet* 
btrector §ebcrt enaagtrte fransöfvf^e Öefettfdjaft begann ihre 
SSorftelhmgen im Wlai 1752, fanb aber nur in ben höheren 
Greifen Entlang. 10 ; mieberholt fei;cn wir fie nach 6$önbrunn 
unb Barenburg berufen, mo fic audj franjßfif^e 6iugjptete 
aufführten, t>on benen mehrere von GHucf componirt waren. 
Um ihnen bann bei 3Bieberl;olungen neuen 9tei$ ju verleiben, 
fdirieb ©lud baju eine 3(u$ah( Airs nouveaux, ($efäna.e mit 
einfaa)er ßlarnerbcgleitung im leisten fransöftfdjen Stil. Unter 
ben Singfpicleu, bie ©lud fpäter umarbeitete, finb namentlich 
hervorzuheben: La Cythere assiegee — Le Cadi dupe — On ne 
s'avise jamais de tout — L'arbre enchante — La rencontre 
imprevue (beutfd): bie ^ßügrimmc üon üDiccca). 11 £a* Crdiefter 
be£ fran$öfifd)en ©ä)aufpiel$, baä bann aud> jur italienischen 
€per cerroenbet mürbe, jaulte 24 ÜKitglieber, unter benen hetDor 
3U l)cbcn finb: bie SMolimften tfarl §uber ( Dittersborf'S 
Lehrer), SBraun, £ct;ber, Starker, öot fl&i nnb (S^ampee; 
Siolonceflifi granciscello; Gontrabafjift ßammerntaper; 
glötift ea^uls; Cbotft «entnrini unb 2öalb&ornift Stabtcr. 
21U bie Theater beim £obe bes fiaifer* granj I. (18. 2Iug. 1705) 
geföloffen mürben, hörten auch bie frangdfiföeii ^orfteUungeu 
auf, mürben aber am 3. 3)iai 17G8 unter bem X^eateruntet« 
nehmer Slffligio auf Verlangen be$ Eibele unb unter bem <5dmt3c 



9 ftuSfübrlicbcei über Scbauftiel unb Oper, rücntgftenö in bcr £tit bot) 
Cfiem 1754 bie (Snbc 1756 bietet ba8 im 3a&re 1757 bei ?cop. Gb(. ven 
@b.clen erschienene „Repertoire des Theatres de la ville de Vienne". Slurfj 
ba« Sicucr Eiartum gtebt einmal (1755, Wr. 13) ein 3>cqeicf|mf? ber auf- 
geführten Serie im abgelaufenen 3ab.re. 

10 3n Sien rourbe bie franjefifchc Äomcbie um biefe 3cit (eibenföaft« 
lieb cultiüirt. So ber §of ciugclaben war, würbe er auch mit einer fvans. 
JBorftettung, tont jungen 2lbel gegeben, unterhalten. Sicner 2>iarium 
nennt ju Anfang ber 50er Oabrc toieberhelt bie franj. Äomöbien bei @raf 
t>. iaroucca, bei bcr ^ürftin £rautfon, im Ühercftanum unb auflivärtö im 
Älofter ber engl, ^räuleinä in 5t. gelten, baä $ioet CSr$l;er$eginncn auf 
einem Stu&flug paffirten. 3?et Jpofe fclbft meinten bie SJiajcftüten ben i>en 
ben älteren (£r$herjoginnen unb bem "Äbcl gegebenen 3>orfteüungeu in bcr 
3?urg unb auf ben tfuftfcbjeffcrn häufig bei. 

11 Stehe barilber 21. ©cbmibt'S „(Sbriftot-b. Siüibalb bitter *. @(ucf". 
Sien 1854, 2. 76 fg. 



Digitized by Google 



80 25a« 2beater nä^ft ber ©uro,. — Mattete. 

bc* §ofe* foieber eingeführt unb to%ten bis $ur gaften= 
Seit 1772. - 

2ln jebem Styeaterabenbe toaren bem franjöfifdjen 6<$au- 
unb eingfpiele unb ber italienifc$en Dper au$ Ballett? or = 
ftellungen eingefügt, benn SBaüetc waren in 2öien oon jeber 
febr beliebt. @etoöbnU$ eröffneten fie bie Bestellungen unb 
fcfyloffen bie 3lcte ab; mit ber §anblung fclbft Ratten fic nic^t^ 
gemein, bie £än$er tankten blo* um ju tan3en. $Bci ben Opern 
SRetaftafio'd nahmen fie na$ unb nadj audj 9lücfftc&t auf ben 
3nbalt unb nuirben bem cntfpredjenb toäfylerifcfyer im Goftüme. 
Unter $ilr»erbing 14 ttmrbc ba$ Saßet juerft felbftftänbigcr; 
in ber (Sompofition f;errfcf>te Berftanb, s }Man, 6dji<fli$feit, @e= 
fetymaet unb ©raste, (sein 9iacf)f olger unb 9taa;al;mer, 3lngio = 
Ii ni t»on 2o£cana, im %abxc 1762 als Sallctmeifter berufen, 
machte ftd) ftl* flünftler unb aua) als Scfyriftfteller in feiner 
Äunpt bemerfbar (er fd;uf u. a. ba* fallet $u ©lud'* Drfco), 
nntrbe aber weit übertroffen burdj ben im 3af>re 1769 angeftell= 
tcu roeltbcrübmtcn Dtooerre, ber bie Pallete auf bie Ijödjfte 
(stufe bcr Bollfommenl;eit braute. Unter ben 6oliften, bie 
Sugleid) audj im (Stabttl;catcr nädtft bem ßärntl;nertbor tankten, 
finb u. 21. genannt bie Samen gormigli, Goretti, 3Ingiolino, 
bie <5a>eftcrn Wcci unb auu; bie Herren Gampioni, (Softa, 
Scfreine, ^arabt*, <}Mtrot, 2lngiolino unb Solomon (Sater unb 
eobn). Sie 9Rufif )U ben fallet*, Xioertiffcment* unb s Jkmto= 
mimen fdmeb §ol$baucr unb naa) ilmi Starker unb 
(Sbampce. — „ 



12 5raii3 ^iloerbtng ton Seten war faif. ^ofbatletmeifUr. Seine 
$c-rfabrcn erfebeinen fAon in ber jwetten $älftc bc« 17. Sab.rbunbcrts in 
Üi3ien in ben SDfarttljüttcn unb im «all&aue in ber §immcU>fcrtgaffc unb 
arbeiteten fid> auö unterfter Stufe al« ^clicbincU, 2Harftf$rcier, 6cbaufrie* 
ler unb 2beatcruntcrnebmcr $u einer gearteten Stellung frnauf. ?tlfl bcr 
faif. $cf im 3abre 1766 ba8 Sweater in ^ad?t gab, würbe bie« juerfi #il*cr« 
bing $ur SPelcbuung feiner $crbicnftc *,uerfanut, unb biefer jeigte fid? babei 
ale ein eifriger iöeförbercr beö Scbaufptelfl unb als ein aebtbarer SNann 
überbauet. (Sine Sdmlcrin §iltocrbtng'S n>ar u. 21. bie wegen ibjer Scbön 
beit unb Äuttflfcrttgfett berühmt geworbene Sflaria Gta Ceigcl, eine Sicne* 
rin, bie ben genialen englif^cn kirnen unb 2>trector bc« Xrurplancibeater« 
in t'onbon, Tainb ©arrirf, betratjietc. £il»crbing flarb, 58 3abre alt, am 
29. 2Nai 17G8. (Eobtenpr.) 



Digitized by Google 



2)a« J&eater nädjft ber ©urg. — 3talienifc$e Opern. 87 



5Die SBorftellungen ber italienifdhen Oper fanben im 
3eitraum Don 1740 bis 1766 nur 31t gegriffen Seiten unb bann 
loöchentlia? ein= nnb j^eimal ftatt unb Ratten mitunter bc= 
beutenbe Gräfte aufjumeifen. 3u Seiten bitbeten fie ben toor- 
tmegenben Ztyil ber Unterhaltung, unb ftgurirt baä'^eater 
be^alb öftere aua? als baä „Opernhaus näd&ft an ber faifer-- 
lia?en 93urg". S)ie Oper fpielte in 2öien eine tyertoorragenbc 
SRoUe. Unter Äaifer £eopolb I. geroann fie juerft an ent- 
fa)iebener SBebeutung unb man n>ar bemüht, mit ben bramati; 
fdjen gortf^ritten in Italien gleiten ©a)ritt &u galten. Aus 
ber Sifte ber berühmten Operncomponiften wirb (aum (Sin -Warne 
fehlen, ber fn'er nicht vertreten mar. 3n tem borliegenbcn 
3eitraum (1740 — 66) fmb mit größeren unb Heineren bramati; 
fdjen 9öer!en genannt: ^rebieri, 93onno, 2öagenfeil, 
4?affe, SHeutter, Somelli, Abolfatti, Sraetta, ©iuf. 
Scarlatti, granceSco be 3ttajo, ©a&mann unb ©lud. 18 
Abolf £affe mar im %cfyxc 176Q jum brittenmale in SSien, 
blieb biesmal biö 3U Anfang ber 70er %df)xc unb fchrieb in btc- 
fer 3eit fünf Opern für Söien. 3omellt braute im 3af>re 1749 
tner Opern sur Aufführung, Sraetta mürbe im 3ahre 1758 
nach Söien berufen unb führte tytx brei Opern auf. GHu= 
feppe Gcarlatti, ber 1757 nach 2öien überfiebelte, fchrieb l;ier 
eine Reibe fomifcher Opern; er ftarb auch in Söien, 65 Sahire 
alt, am 17. Aug. 1777. ©lud hatte Söien fchon im 3ahrc 1736 
befugt, im gürft fcobforoifc'fchen §aufe Aufnahme finbenb; bie^ 
mal brach tc er am 14. 3tfai 1748 bie Oper La Semiramido ri- 
connosciuta 5um Öeburtäfefte ber Äaiferin §ur Aufführung. 
£iefc Oper, in ber man freilia) noch nicht ben 9)tann ahnte, 
ber fpäter al* Reformator ber engften 3>erbinbung toon ^oefic 
unb 3)tufif nachftrebte, mürbe in rafdjer golge noch fünfmal 
loieberholt unb jebesmal mar (naa) Berichten beS Liener 3)ia- 
riumS) ber faif. £of jugegen. ^m %a\)xc 1754 mürbe ©lud 
als Äapellmeifter ber Oper mit 2000 gl. ©ebalt angeftellt unb 
blieb in biefer Stellung bis 3U111 3^e 1764. 3n biefer 3 e ^ 
componirtc er au&er ben fa)on ermähnten fran$öfija)en Operetten 



13 25aö $cr,eicf>niH ber in ben 3at>ren 1740 Im« 1766 in Sien bei $of 
unb im Xbcatcr gegebenen Opern bringt Beilage III. 



Digitized by Google 



88 2?aS E&eater nät^fl bcr $urg. — OtalienifAe Cptxn. 

eine 9ieif;e 3um für §offefte beftimmte bramatifche 5öerfe, 
unter betten er mit feinem Orfeo, jum erftenmale am 5. Cct. 
1762 aufgeführt, eine Schöpfung bot, bie balb barauf, im 
^abre 1767, burd) feine gewaltige, Gpod;e madjenbc Alceste in 
glänjenber Söeifc weit überboten würbe. — Unter ben in ber 
Oper unb 2lfabemie mit wirf enbcn ©efangsfoliften finb l;crt»or 
ju heben: bie (Saftraten ^tolo öareggi, ©iacomo Bertolotti, 
lommafo ©uarbucci, ©ioöanni 9)fan3Uoli, Xommafo 
Vucdji, gerb. 3)iaä§anti, 9lngclo 3)tonticclli, Ventura 
Stocchetti, ^erb. Scnbucci, öaetano ©uabagui (SUtift); 
bie £enoriften 2(ngelo Slmorcooli, (Sarlo Garlani, ®tuf. XU 
balbi,3of. (?)gribcrth. $omweibiidjen ^crfonale: 8ian$i* 
3Jtaria (Saffarini, 9Karia garinella, grancesca unb (Satte- 
rina ©abricli, 3)tarianna ©alcotti, 9)faria s #inetli, Ataro- 
line Heller, 2)Jartantta Sttcolini, SHofa (Surioni, £ercfa 
$iacomo33i, GUebero-Glaoarau, ©irölama ©iocomctti 
(2lltiftin), X^erefe ^eintfd), faif. Atammcrfängerin (nur im 
(Souccrt), 23ittoria ^eji-^ramoutttti, faif. tfammerfängerin 
(3Utifttn), 6artori, Sibalbi unb 2o£a)i. 

3$ittoria £eft (in gloreng geboren) würbe ju ben erftcn 
Sängerinnen unb 3a)aufpielerinnen ihrer $c\t gejäblt; aud) 
ihrer <3<$öm)eit wegen war fie berühmt, unb bie 3lrt, wie fic 
bie übrigens ehrlia) gemeinten Bewerbungen eines Grafen nad; 
i^rem ^Dafürhalten in feinem ^ntcrcffe 311 nid>tc ma$te, war 
ebenfo romantifd) wie aua) refolut. Site fic 93urnety im Satyte 
1772 in 28ien fennen lernte, war fie bereit« eine 80jährige 
Patrone, ^on ben ea)wcftern Öabrieli war (Sattcrina 
(1730 ju ÜHom geboren) bie berühmtere; fchon frftfeeitifl erlangte 
fie einen großen 9tuf. %n SBien bilbete fie fich bei üRetaftajto 
in Vortrag unb 3lctiou nod) aus unb reifte im 3a$re 1765 
mit ©dhä^ett belaben nad) Sicilien, um bort faft ein Cpfer 
ihrer Saune $u werben. Ser (Sontraltift ©uabagni (geb. $u 
Sobi, geft. 1797 ju $abita) würbe ©lud'S intimer Jyrcunb; er 
fang u. a. im Crfco bie Titelrolle. Xenbucci unb s Dian3Uolt 
lernte ber bamals aajtjährige 3)io3art in Sottbon fennen unb 
liebgewinnen; lefcterer, ein berühmter Sopranift, gab ihm bort 
aua) ©efaugsunterrtdjt; in Söien trat er in ben Sauren 1760 
unb 1765 auf. $cn £ettortften Äarl Jriberth (feilt Xauf- 
uame wirb in biefer £ebcnSepod;e überall irrtl;ümUd> mit 



Digitized by Google 



2>a« Xfczttx na'e$ft bcr $uro,. — 9Jluftfattfäe Slfabemien. £9 

//3ofeph" angegeben), meldet ein $erjen3freunb §at;bn'S mürbe, 
werben wir fpäter bei ber (Sfterfjä^'fdjen Capelle eingehenber 
fennen lernen. — 

oin 2t;eater nädjft ber SButfl fanben in ber un» 5nnäd)ft 
berührenben 3eit aua) öffentliche (Sonccrte ftatt, oor^ugsweife 
3)tufifalifd;e 3lfabemien genannt. Siefe müffen und urjt fo 
mehr intereffiren, ba fie ben Urfprung be$ nadu)erigen blühem 
ben Söiener (Soncertlcben* bilben. M $er beginn biefer 2tfabe= 
ntien fällt in3 ^al;r 1750; bie 3ln$eige im Siener Diarium 
3ir. 14 lautet: (2)ienftag ben 17. gebr.) „demnach bety oor= 
feöenber ^eiligen gaftenjeit alle Schauspiele nnb (Somöbien eiiu 
geftellet feimb, fo werben in beut faif. Xfytatto nädjft an ber 
53urg jur Unterhaltung beä l;ol;en 2lbels, wie audj bee ^ublici 
alle Söocfjcn bretymalcn, aU Sonntag, Sienftag unb Sonnerftag, 
äRufifaliföe Slcabemien gehalten/' $alb barauf ift aud) 
ber s -öefud> beä Qofed angezeigt: „Sonntag ben erften SJcärj 
Xfreitbd h fl bcu S. y)la'\. ber Äaifer bie SJlufifalifdje Sfcabemie 
in bem Cpcrn=§au* nää)ft an ber faif. S3urg gegenwärtig ju 
femi geruhet/' Sie genannten Sage galten für bie gaftenjeit; 
außerbem würben an Freitagen, an benen ' fein Sä)aufpiel er- 
laubt war, unb an großen geiertagen 2lfabemien abgehalten. 
SDie 8ü$ne war §u biefem 3^ecf in einen l;albgefd;loffencn Saal 
umgewanbclt unb f>ier n?ar bem ^nblitum Gelegenheit gegeben, 
bie ytünftler auch auf bcr Mute felbft in unmittelbarer Ocäl;e 
ju genießen, wie bie» in früheren fahren in Sonbon fclbft im 
Sd;aufpiel gebräuchlich War. Gin ;,Avertissemeiit" im Siener 
Diarium (1762, 9lr. 17) seigt bie* au*brüctlid; an: „<& wirb 
auch ein $la| auf bem S-heatro fein, um ben fonft gewöhnlichen 
v £rei* bes jweiten parterre." $a£ Crchefter war bei biefen 
2lfabemieu wefentlid) oerftärft unb einbeimtfe^e unb jugereifte 
Äünftler ließen fich um fo lieber hören, al* cä ihnen bie einzige 
Gelegenheit bot, bem großen ^ublifum befaunt 311 werben. 
Xittersborf erjäblt, baß er nach Sluflöfung ber Wapelle be^ 
grinsen. oon £>ilbburghaufen im Xheater=Crd;efter aufgenommen, 



14 Xviß ftc^ in Sien »or SWaria X^crcfia'tf Betten öffentliche ISoncerte ' 
nic^t na^meifen laffen, I>at bereit« Dr. (Sb. &an$(t(t nad)<jenMcfen in feinem 
SScrfe: „ÖefctyicfHe fces (Sencerttrcfen« in 2i?icn." Sien 1SG9. 8gf. U* 
felbft £. 3 f 3 . 



Digitized by Google 



90 



2)a« Sweater nad;ft bcr ©urg. — 



SDcufifaliicbe SHabemien. 



alle merjefnt £age ein SBiotinconcert in ben 9lfabemien fpielcu 

mufjte. 2lud) von £olli nnb 9ßugnani, bie $8icn befugten, 
faitn man tt?of?l annehmen, ba§ fic ftcfy in bicfen 2lfabemien 

bören tieften. SMe 2lbroedj$lung beS Gebotenen (Dratorien, 

Gantaten, Sompfyonien, Goncerte, Strien unb Gbörc) ma$tc, 

loic ba$ Repertoire des Theatres de la ville de Vienne oer= 

fiebert, bem 9)iufiffreunbe biefe Slbenbe Ijödjft angenehm. 9Hit 

(solooorträgcn werben erioäfmt: bie ÜUolinfpieler ^ugnani 

un& Mofctti, ber gtauttraoerfift £e Giere, bie §oboiften $lat 

nnb 6mttb; aud> Pantaleon unb ^falterium toaren bnrdj Max 

Heitmann (oon ber £offapeUe) nnb }ioel oertreten. s ^on 

größeren Söerfen finb fünf Dratorien genannt: La redenzione 

nnb Gioas, beibc mit 2)tuftf ton Süagenfeil, 11 sacrifizio 

d'Abramo oon ^omelli, la betulia liberata oon Söernaecont , 

il roveto di Mose oon »bolfatti. genier $falm VI, VIII, 

XL mit SDlufif oon SIbolf atti, ©lud nnb 38agenfcil; $toci 

(Sfjörc oon Corpora nnb ein (Sl;or oom ^iailänber Mapellmeifter 

unb .fiircfyencompomften @ioo. öatttfto 6 an s J)lartino. 14 

$)tc 2luffül)rung ber (Sböre oon Corpora oeranlafjtc loofyl beffen 

gleichseitige 'Jlnroefenbeit in ätfien. s ÜHr werben oon ibm bei 

£aobu &>eiterc$ fyöreu. liefen erften öffentlichen Goncerten in 

SBien 10 reif;eu fid) 3uuäa;ft an bie feit bem 3abre 1772 jätyrlia? 



15 Clin im Slrcbir< ber ©efcttfctyaft ber 2)iufiffrcunbe in 2öicn befinblicber 
(Soncertjcttel obne 2>atum bürfte, ber Crträbninifl £enbucci'« na* |ii fcblicßcn, 
in bie 50er 3abrc fallen, ba biefer Sänger Sien nur einmal (circa 1756) 
tefudjtc. 2>a« Repertoire des Theatres fübrt ibn ebenfatto an. Cbraobl 
$an«licf tiefen 3cttct feien mitgctbeilt bat ((«efäicbte be« CSonccrtioefen«, 
@. 6), fei er ber (Seltenheit balbcr auc$ bier »oüftänbig »riebergegeben: 
,3n bcr SWufitaliföen Slcabcmic »erben beute $u bSrcn fcim: SBerfcbiebcne 
Strien, $n?et> lioncerteu bon Snfirumentcu, unb atlcrbaub Sum^cnien. 9Zicbt 
treniger eine neue Gom^ofition mit Strien, unb Cbürcu untermifdE>et. G« 
nürb audj unter anberen babcu fingen ber neu>aitgcfommcnc $irtue«, ©ig. 
Tenducci, detto Senesino. 

2ttau bc^ablt auf bcr erften (Merie 1 gl. 25 Ät. 21uf ber ©attcric be« 
britten Steele« 24 &r. 3m eierten <2tecl 10 Är. NB. 2>ic Segen trirb bcr 
fegen meifter fccrlaffcu. 

Ter Anfang ift präcifc um 6 Ubr, unb tor 9 Ubr ba« Gnbc. 

Xit mufkaliföcn Slcabemicii »erben alle Sonntag, Tienftag, unb 
Eenncrftag in bem 2bcatcr näctfl ber ftatfetl $urg gcbalteu." 

IG Stu« einet Steiler CSorrefr-enbcn} in Ritter'« tröcbcntl. iUacbridjtcn 



Digitized by Google 



2>a« ©tabtt&eater näd)fl bem Äärnt&nert&or. 91 



$u Oftent unb 2Seifmaa?ten toeranftalteten SHfabemten ber „£on= 
fünftlcrs©ocietät", bcrcn 3nftitut fid^ bi$ auf unfere £age im 
„^apbn^erein" erhalten bat. 17 — 

2öir roenben un§ bcm 6tabttf>eater näc^ft bcm #ärntbner* 
tborc 5U, bcm erften ftcfyenben beutfä?en 2fyeatcr Stticns. $>te 
Gntttricfehmg be$ $l)eaterlebenS in Söien ift fo interejfant, bafj 
man am licbften ben S3aum gleiä) bei ber 2ßursel f äffen unb 
$uriicfgef>en möäjtc auf bie früf>cften Vorläufer, bie s Jlatbbau3= 
unb 3eugfyau*fomöbien, bie S$ul= unb 3cfuitenfomöbien unb 
auf bie mannigfachen SBorftellungen in ben SHarftbütten unb 
^BaUfmufern. gür ben üorlicgenben 3mecf mufe eä genügen, in 
furjen (Striaen ju seigen, melden 6tufcngang bas Sweater 
nä<$ft bem tfärntfmerttyore bis in bie 3)Htte bc* üorigen Scfyx-- 
fyunbertS genommen t>atte, jene Seit, in meldjer, nrie mir fpäter 
fefyen merbeu, §at)bn auf bcmfelbcn $3 oben, mitten Innein oer= 
fefct in baä bunte £l;eatergctriebc, mit feinem Talente jum 
erftenmalc in bie Deffentlicfyfeit trat. 

$a bie 3 u f a ^ tcn 3 U Den früher ermähnten 93allbäufern 
fcfyr beengt unb für bie ©ebäube ber näd^ften Umgebung fetbft 
auc§ feuergefäbrlia) maren, fam ber Sötener <2tabtratfy im £e- 
cember 1704 bei ilatfer Seopolb I. um bie ^emilligung ein, 
ein eigene^ 6tabttf>catcr erbauen ju bürfen. Siefe 33emiUigung 



(1766, 13. @tü(f) feben ttir, bafi in ben 60er 3abren au* ^ricatperfenen 
regelmäßig tebebeuttiep »euigftens ein 27ial mufitalifebe 2lfabemicn beranftaltc* 
ten, bie aber niept öffentlid) ir-arcn. 3pre «lütbcseit fällt in bie fpäteren 
Saprjc&nte; at« bie früpeften ftnb jene genannt bei ©raf Soüalbo, Ocrtc^t«- 
vgecretar to. Äeeß, ö. Ccrtel. SWit granj ©erubarb Witter to. JTeeü, ber febr 
mufttaüfcp mar, trat .§aubn fpäter in regen SJerfcfyr. SJJandje ben §apbn'« 
«pmpbonien tarnen pier Priöatim juerft jur 2luffüprung, wobei b. .neef; felbft 
fcirigirte. 2Sir merben fpäter 2tu8fübrUd)ere« über ipn peren. 

17 2üiv bcm Siener Diarium erfahren »vir, bafj aufjer obiger Slfabemie 
noep eine jweite im <2aal „$ur 2Heblgrube" bcflanb. 3)a bicfelbe nur jweimal 
angejeigt ift unb ibrer bisher ned) uirgenbö Gnräbnung gefdjeben, feien beibe 
Slnfünbtgungen bicr mörtlicp miebergegebeu: 1752, 92r. 9ß, 29. 9?efc. „Q9 lu-irb 
allen refpectibe $ort> unb fieberen Viebpabcrn biemtt )U miffen gemaebt, bafi 
auf popefl ©egebreu bie SRuficaüf d)e Slcabcmie auf ber 2Kepl*gruben 
fünftigbin Prä'cifc um 6 Upr angefangen werben ivirb. 11 2)ie jweite 3tn* 
tünbigung, 9lr. 104, 25. 25ec, jeigt an, bafj bie ftfabemie „ju ber dermal« 
geteobnlidicn @tunb um 8 llbr Äbenb« anfangen »erbe, babe» fid) eine ganj 
neue üirtuofe Sängerin probuciren n>irb". 



Digitized by Google 



92 



2>a8 Stabttljcater nac^fl bcm Äarnt&nert&cr. 



erfolgte erft unter Seopolb'3 ^adn'olger, ^ofap^ L, im Äuguft 
1708, uüen)ol)l einftroeiten nur priüatim unb mit ber 8e- 
fdjränfung, baft ba$ Xfyeater nur für" bie bamals beliebten 
roälfajen tfomöbtanten, bie fa)on im ^al)xc 1092 unter 3ol;. 
Stomas Sanuefe im Skilaufe in ber .^hnmclpfortgafic iljrc 
SßorfteHungen gegeben Ratten, beftimmt fein follc. 18 £aä mirf= 
Iid;e Privilegium mürbe erft im 2tuguft 1720 burd; Äaifet 
Äatl VI. erteilt. 211* ^auylafc tr»ät?ltc man ben freien Staunt 
auf bem ehemaligen <Steinmefcplafe, bamals Wotmtarft genannt, 
nahe bem Äärntlmcrtbor uub ber bamate nod) beftetjenben 
§etltgengciftfapelle im TOrgerfpitalc. tiefer $lafc mürbe be*= 
halb aua) geeignet befunben, meil „bei etwa entftefyenben fean- 
beln unb Tumulten bie nal;e befinblidje 6tabttl;ormad)e glciti? 
3ur £anb mar''. $er San nnirbc noa) im ^atyxe 1708 be- 
gonnen unb fd;on am 30. Otot\ 1709 erlebte 3öien bie (rröff= 
> nung feinet erften StabttfyeatetS. 19 (Sonte pecori mar ber 



18 Sin bisher wenig beachteter Umftanb Dcrbicut bier berührt 31t werben. 
Wach, einer Wetij in £a)lagcr'S Siener 2fi$*en, Iii, ^. 266 batte ein gc« 
wiffer $ran$ ©aflttini bereit« ein ftetettegium ertoirft jut flbbattung ton 
CDtrn unb für bie baju nötige (Erbauung eine« £bcatertf. 2>er ÜWagiftrat, bcm 
^attcrini im 3a$tt 1710 bieä Privilegium $um Verlaufe anbot, ging barauf 
niebt ein. SJon feinem, it»m unb feinen (Srbcn erteilten SNecbtc „um S^ejablung 
gefungene Cbcrn unb SBcIfdjc (Somöbien galten laffcn 311 lernten", Wollte ber ' 
3?cfit/cr im 3afyre 1726 cnbli<$ felber (Rebraucb macben. 3n biefem 3abrc 
fünbigte er im Siener Diarium (9ir. 13 unb 14) an, baß ein i}ot}tx 2trel 
unb bie ©emeinbe in ber Wiebcrlage be« £>rn. 3ofetb SreDano im ©unbcl« 
b>f ba« Mä'&crc über Srbauung unb Sinricbtung bes neuen J&catev« einfc&cn 
fenne. Seitcrc« würbe barüber uiebt befanut. 

19 „Ködern ift in bem Dom Siennerrfcben £tabt*9tatb neuerbauten £0* 
mebi -#aufj be» ben Äarntncr^bor bie erftc (Somocbt Den ben Sclfebcn Co* 
moebianten gebaltcn worbeu unb bat babeb ber $err ftnton pebujji, ein 
i^otognefer, fatif. ibeatri Ingenieur, wegen feiner in Eingebung gebauten 
(Semocbi £auf$ unb baiinnen bcfinblicbcn £bcatri, wie aud) anbercr Macben 
erwiefencr C^cfc^irf liebfeit ein befenbern 9tu(mt ftcb erworben." (SienuerifcbeS 
Xiarium, 1700, 9lr. 661, tont 30. 3coo. biä 3. 35ec.) Die bamaligc flufjen* 
feite ift in Salomen äleine'ö ^rofDecten, 1. 2$t., 9?r. 3, abgebilbet. 2>a« 
innere wirb Don äücbelbecfcr DortbeÜbaft betrieben, e« mußte alfo bebeutenb 
gewonnen f;aben , beim, wa« ba« Öebfiube unb bie Xarftetlung betrifft , ent- 
wirft uns baDon eine befannte geiftreiebe cnglifcb> 2>amc bei ibjcm Söefucbe 
im 3af?re 1717 ein wenig ciunebmenbeö «Üb. Letters of the R. H. Lady 
Mary "NVortley-Montague, London 1803. 



Digitized by Google 



I 



2>a$ £tabttf>eatcr näd/ft Um &ärnttnertyor. 93 

crfte pädjtcr unb in furzen 3t°ii<$enräumen löften fid) bie 
italienischen Gruppen bes (Salberoni, S.cbafticn unb <3cio 
ab; im 3a^re 1712 gingen bie ©eföäfte aber fo fehlest, bafj 
nch auch bie lefctc Öefellfchaft unter 9iiftori auflöfte. 2iun- 
ntebr nahmen bie beutfehen Schauspieler aus bem SBallhauje 
in ber £einfaltftrajjc von bem £f?eater 33eft§. 2ln ihrer (Spifcc 
ttanb Jofep^ <S trani^f i)/ ein in ber Stolle bes .^an^rourft 
berühmt geworbener Sdjaufpieler, ber fchon im 3a$re 1706 in 
einer SBretterbubc auf bem SRcumarft gefpielt hatte. 3m 3ahrc 
1718 tarn abermals eine italienische ©efellfchaft unter gerb. 
2>annefe, unb ein Ütegierungsbccret vom gebruar biefe* %a\)xe* 
verorbnetc, bafe nunmehr bie Seutfchcn unb Italiener abwea> 
ielnb fpiclen füllten, allein ^cfctere unterlagen balb unb v>cm 
nun an behauptete ©tranifcfy als Pächter bas tytattx bie- ju 
feinem Xobe. Neffen SBBittw Wlaxia Konica verfaufte bas 
nod) auf brei $abre lautenbe ^aa)t'^rimlegium an bie £l;eater- 
unternel/mcr grancesco ^orroftni (Scnorift ber .ftoftapellc r»on 
1712—31) unb 3<Wh 6 e liier*, benen auch bas Ballhaus 
beim gransisfanerplatj gehörte unb bie nun für bas Stabtthea- 
ter ein 20jähriges Privilegium erroirften. 3 m 3^bre 1742 
trat 33orrofini ab unb Setliers führte, jugleia) mit bem Theater 
näcbft ber $urg, bie Leitung allein. 3m Safce 1748 erhielt 
er bie Semilligung, baä .ftomöbienhaus nächst bem Märntbner^ 
tbor „faif. fön. pribtl. 6tabt-3öienerifa)e^ Sbcatro" nennen 511 
bürfen. Sie gemeinschaftliche Leitung ber beiben Xbeater würbe 
nun beibehalten. 3» 1 3 a h*e 1751 übernahm fie Freiherr von 
^oprefti in Rechnung bes ."pofes, aber )d;on im folgenben 
3abre Ijob Flavia Xberefia alle bisherigen Privilegien auf, cnt= 
fa)äbigte bie Unternehmer reiflich unb übertrug bie v Jlunia)t 
über bie Xbcaterleitung bem (stabtmagiftrat, ber bie ©rafen 
granj Gftcrbä3t) unb 30b. Jac. Surasjo 311 (Sommiffäreu er 
nannte unb l'eopolb oon Wbeleu als Verwalter betraute. 
3abrc 1753 würbe öraf Sura.^o 311m alleinigen ©eneral- 
3pcctafeU£irector ernannt unb behielt bieten polten bei, bis 
er im ^ahxc 1764 als 83otf<$aftet nad; beliebig ging. $as 
General iXirectorium erhielt nun ®raf x Vbann %cxv 9 \ von 
Sport. — %m 3. Woo. 1701 brannte bas Stabttbeater uad> 
ber xUujfübrung bes fallet* „£on 3uan" (Sttufif von Wurf) 
auf ben (ftruufc nieber unb roäbrenb bes iüieberaufbaucs fpielten 



Digitized by Google 



94 



3)a« ©tabttbeater näc$ft bem Äarntbnertfar. 



bic beutfcf)en ©djaufpieler abmed)felnb mit ben Jyranjoieu * m 
$f;eater näc^ft ber $urg. %M neue <Stabttt;eater nädtft bem 
Kärntlmertljore, naa)mal* §of;, bann §ofoperntfyeater benannt, 
würbe nadj einem ^Iane be* &ofar$iteften greifjcrrn Don 
^acaiu erbaut unb am 9. 3uli 1763 mit einem i*orfptel von 
Söei*!ern eröffnet. » 

Semen mir nun bie ©djaufpieler nä&er fenncn. $er früher 
ermähnte >fepl? Slnton 6 tranig», ein geborener ©$lefier, 
ben wir ^ier, obwohl fein Söirfen oor bie in föebe ftetyenbe 3eit 
fällt, be* 3ufammenf>ang* falber genauer in* Sluge faffen muffen, 
$og, el)c er naa) SBien fam, mit ber SBelt&etm'fd&en Gruppe, 
einer ber älteften in $)eutf$lanb, fyerum. Sei Veltheim lenite 
er $uerft bie Sitte ertemporirter ©tücfe fennen unb f$uf bann 
in Söien bie erfte ftefyenbe 3)iaefe: ben §anämurft, eine 
luftige Xfyeaterfigur, bie oorbem nur bem Flamen naa) eriftirte. * l 
3um Vorbilb nafym ©tranifefy ben itaUenifdfjen ^arlequin unb 
gleia) wie biefer in ber SKa^fe eine* ©ergamaäfcr Sauern er^ 
idjieu, benufete ©tranifcfö bie SRunbart unb bie einfältige unb 
bod> pofftrliäje 3lrt eine* faljburgifdjen ober baierifdjen dauern, 
feine berbeu 2tu*brücfe um fo ungenirter micbergeben ju fön= 
uen. 12 Xer §an*tt»urft, bem im 17. 3abrfjunbert nod) bie %v 
guren Stiepel, ^icfelfjäring unb äl;nliä)e oorangingen, fefcte bur# 
ein fyalbeö 3afyrfyunbert bie £a<f)mu*feln ber Xfyeaterbefuc^er in 
^Bewegung unb gab 2Inlafj $u einer $Rci^c ©prö&linge äfynli<$en 
(3ciicf)tera, echter Söiener Xppen: ^antalon, Sernarbon, 8ra- 
marba*, Dboarbo, Seopolbl, ©captn, Surlin, Sacferl, unb naa) 
bereu Vertreibung au* ber ©tabt: tfaäperl, bummer Slnton, 
Sonerl, Sljabbäbl, ©imanbl unb ©taberl. ^n lefctcrer 9ttaöfc 
wufjte nod> oor 25 3afyren ber fa)on bejahrte äbeaterbirector 
.Uarl b«* Söiener ^ublifum $u feffeln. §s ift babei ni$t $u 



20 Wad) Srbauung unb öröffnung beö großen ^>ofppcrnt^eatcr« (25. Tlai 
18G9) würbe ba* ehemalige ÄSrntbnertbort&eatcr im 3afcre 1872 abgebrochen 
unb »erben an beffeu Stelle gegenwärtig (1874) ^riöat&äufer erbaut. 

21 £cr C>an8wurft erfäjeint febon 1553 in einem ftaftnac$t«fpiel : Sin 
feben ©na) »on $afhiac$t0tyieleu unb 9Jteifterfa'ngen burety tytttx ^Jrobft ju 
Dürnberg gebiet, anno 1553. 

22 Briefe über bie tiMencrifcbe Sctyaubübnc (eon Senncnfel*). Sien 
1768. «b. II. 768. 



Digitized by Google 



25a« Stabtt&eater na'cbft bcm Äa'rnt&nerttjcr. 95 

t>erfennen, bafj, inbem jeber begabte ©djaufpteler fid^ feinen 
eigenen $ljeater=(^arafter fajuf unb auäbilbete, ein gennffer 
©rab üon $8olIfommenf>eit in ber SluSfityrung erreicht mürbe. 
Stranifcfi; mar audj mit ber geber tfjätig unb feine, fämmtüdj 
$um (Sytemporiren eingerichteten Stüde waren niäjt minber be= 
liebt. " ©inen £l)eil liefe ©tranig in einem $anbe gefam- 
melt bruefen — bamalä ba$ §anbbua; aller 9toa)treter biefer 
$i$tung. 84 $ie ßomöbien au« bcm Stegreif erhielten fia? in 
Söien bura) 68 3at)re unb miauen nur Stritt üor Stritt ber 
(rinfütyrung be$ regelmäßigen S<$aufpiel£. ©tranig, in ge= 
uuffer ©ejie^ung ber ©runber be£ ftefyenben beutfe^en S$au; 
fpiete in 28ien, betrieb fein 2(mt mit Gruft unb @ifer unb t?er= 
langte ein ©leia?e£ aua) üon feinen Untergebenen. Seine üor^ 
jüglidjften HWitglieber roaren: 2lnbrea* Schröter tton Berlin 
als Skamarba$ (geft. ju SBien 1761) 26 unb feine grau Ülnna; 
v ^ob. SeinfyaaS ton Senebig, ber Sater ber ^antaton« (geft. 
$u 2öien 1767) * Ä ; ^rel;aufer aU §an*nnirft; grau Waria 



23 8on ©tramfcfo motzte oermutblidj ba« etücf i/errfir)ren. toclct)e« bic 
erwähnte ?abo SBortleo«2Montague in i&ren »riefen betreibt. 9lacb ifcr war 
e« mit gemeinen unb unanfta'nbigen 3u«brü<fen unb ©eberben getieft, wie 
fie (naet) ber *?abo 58crfict}erung ) ber brittifäc $3bcl nic^t einmal einem 
^arftföreicr oerjeif>en würbe. 

24 Olk potrida be« buretygetriebenen ftuc$*munbi u. f. w., an« ?ic$t 
gegeben Oom ©#alf Üerrä (S. T. « ©tranifcfp). 3n bem 3apr ba $ud)9* 
munbi feil war. 1722. 8. (55a« 93u<$ erfetyien bann 1728 unter bem $itel: 
„3)er furjweilige ©atorifu« u. f. w. %n ba« \'\dn gegeben oon einem lc« 
benbigen 2Wenfc$en". (So«mopoli, auf Äoflen ber Societat.) iBon @tr. er* 
festen ferner iterti: „i'ufrtge Wcifj Öcförcibung au« ©aljburg in oerfd)iebenc 
?anber; perau«g. oon 3of. Äntcni ©tranifcfo, ober bcm fogenannten SBiene» 
rifct)en $ann«wurft. 4." (Otjne 3at)re«jat>l unb Srucfort, mit 13 Äußern 
in fc^warjer «unfi, gej. oon 3aco& SHeHion, geft. oon 3. «. Brugg.) $ie« 
feiten geworbene 58ua? oerlegte ©tr. felbft unb fefcte bie«mal au«napm«weife 
feinen oollen Warnen uub $an«wurft*<5t)arafter bei. 

25 »icgrapbtfö««, ftebe 3. §. Mütter, ©enaue Wacpridjtcn. 1773. 
S. 135. 

86 tfeintjaa«, urfpr. (Spirurg, fpielte fc$on im »atlpau« in ber Seinfalt* 
ftraße ; erfl feit bem 3apre 1744 war er ot)ne Unterbrechung in SBien. ©iogr. : 
2RüHer, ©enaue <Ra<$r. 1773. ©. 137. — ©efd). b. gef. £E;caterwefen« jn 
Sien (Oc^cr). Z. 117 unb 17«. 



Digitized by Google 



96 



Saß @tabttbcatcr näctyft bem Äärntbncrtbor 



Stnua TiVLtl) als ßolumbinc (geft. 1751 ) 27 , bereit iHollc bie au$ 
3ittau gebürtige SRamfeU iJorenj übernahm, bie als vermählte 
£ubcr unb julefct als Jyr flU 3Öcibner eine 3icrbe ber 5öiener 
^üb«c würbe (geft. §u 38icn im TO. ^cbensjatyre am 14. -Jiov. 
1800). Xer Stammvater ber §ansmurftc erivarb fiä) ein an- 
febnlid>es Vermögen; feine $mei Käufer fatrnte ^eber unb jene* 
in ber Stabt am Sal$fries, bas er im Mxc 1717 auf einem 
gottificationSgrunbe erbaute, (neu Mx. 20; e« befinbet fia> jefct 
barin bie f. !. &ottO*$i?ectiim), führte jabrjelmtelang im SBolfe 
munbc bie $e$eidfomma, „.pannsnnirftenfmus''. 28 Stranitjfu's 
£obesjabr mürbe bisher nirgend genau augegeben, was me&r* 
faa)e ^rrtfmmer veranlagte. (Sr ftarb im 3tabttbeater felbft, 
allen bisherigen ^unabmen entgegen fdjon am 19. s J)iai 1726 
im 50. Vcbeusjabre * y , aber meber in beu vertriebenen £obteiu 
^rotofcUen noa? im Wrunbbucbe ift fein £tanb als 6<$auf»ic= 
ler ober Xfyeaterunterncbmcr angegeben, ftets wirb er nur als 
Bürger unb faif. §of=3a&n s unb s J)iunbar$t be$eia;net, ein Wc- 
tt>et$, wie nod) in ber erften £älfte bes verigen ^abrbunberts 
ber Sdniufvielerftaub für etwas (Sntwürbigcnbc* gehalten mürbe, 
wejjbalb ein «Jcbcr tradjtete, nebenbei ein xUmt in 2BtrlU$feit 
ober fingirt ju betreiben. 3 " Triebt als alter 9)iamt, wie er ge- 
wöbnlia) bingcftellt wirb, aber boa) wotyl leibenb unb fein 
balbiges (rnbe erroartenb, wanbte fia) Stranifefy eine* xUbenbs 
an bas publicum mit ber 5Mtte, ihm, ber ben Wienern fo 
manchen vergnügten 3tbenb bereitet babe, eine Ghutft }u ge^ 
währen, jnbem er nun ^rebaufer, fein jüugftes £beatcr= 
mitglieb, vorfübrte, bat er weiter: „lehnten Sie biefen jungen 



27 «icflr.: @efc$. bc« gcf. 2ljcatern>efen$ (Cet;lcr). 2. IM fo.; -»tiil* 
ler, ©cn. Ühdfx. 1773. @. 134. 

28 «erabc biefeß $aui< lourbe ein batbee ^abrbunbert frätcr bei $cr* 
fannnlungöcrt einer litcr. OWcUfcbaft, bcrcn toprjüglirbfkc- lUiitglieb eben jener 
ä'iaun irar, ber bem Steide befl §an?»ruru in ©ien ein ßnbc machte. 

2!) £c-btcn4<roteteUc unb ^rr.tfegiikr. 

30 3« älmlicber Seife erfebeinen ber 2JJarioucttcnf}jielcr ^lugitfttn Gar- 
bencie als A>ojmatcr; ber Scfyanfriclcr Öottfrteb 3)iarquart als Breill S?rucb/' 
unb ^tujjcnarjt ; $bcntafl Xannefe ^iclt Strunden feil; 3afob Jpirfctycnacf, ber 
eine $faripnettcnbubc auf ber Greiling OJMafe in Sien) bielt, nannte ficfy 
3abnar$t. 



Digitized by Google 



Xa$ Stabtt&eater natfcft bem Ää'rnt&nertbor. 97 



3)iann al« meinen 9iaä)f olger an, id) pnbc {einen fähigeren, 
meinen $lafc $u befefeen." i*autlofe Stille folgte. £a fiel ber 
atfo Gmpfoblene, einer augcnblidlidjeu Eingebung folgenb, auf 
bie Wnie nnb flel;te, bie öanbe bittenb gegen ba« publicum 
au«ftretfenb: „steine .fterren! td> bitte 6ie nm ®otte«willeu, 
lachen 6ie bod; über midj!" 2llle« lachte unb ^rebaufer'« 
C^lücf war gemadjt. 31 

öottfrieb ^rebaufer, geboren am 8. Not). 1699 §u Söien, 
fam auf feinen 3rrfal>rten aud> naa) £al$burg, wo er fia) in 
bie Wolle be« &an«wurften einlebte, ^m Safere 1725 berief ibn 
Stranifcfy naa) SBten, wo er jeboa? anfangt wenig beamtet 
würbe, erft ber erwälmte glücflid)e Ginfall verfdjafftc ihm bie 
öunft be« publicum«, ber er fidj bi^ an fein Men«enbc er« 
freute. Gr mürbe rafd) einer ber oor3üglid)ften Sdjaufpicler 
unb verbunfelte al« <oan«wurft bei weitem feinen Vorgänger. 
3n ben legten 3fl^en feine« &eben« fpielte er aua) in regeh 
mäßigen ©tücfcu, $. 33. ben 3uft 111 „SRttWta von 53arnf)elm", 
unb bemte«, loa« au« ilnn bätte werben tonnen, wenn er fid) 
früher bem befferen 6a)aufpiel jugemenbet bätte. 2lua) aujjcr 
Dem Xbeatcr genojj ^refyaufer überall tUdUuug; meiften« cmft 32 , 
hatte er bodj aua) launige Ginfälle. "211« er bie Jüeidjc feine« 
Jyreunbe« 2itei«fern jur Wube geleitete, fagte er 3U feinen Be- 
gleitern: „Unfcr Dboarbo bat'« überftanben; id; werbe ihm balb 
nachfolgen muffen, benn er wirb nidjt olme feinen Üöebienten 
fein fönnen." Ginen N i)iouat barauf, am' 30. 3an. 1769, lag 
and) er, ber bi* babin gröfjte .Stomifer, al« 70jäl;rtgcr Wrcis auf 
ber Babre. Sein ©ilbnife lief} .Haifer ^ofepb in ber '5d)au^ 
jpicler^alerie aufteilen; Stnton £ifcf)ler verewigte ihn in Jhipfer 
(„gemibmet 0011 feineu Areunben"). 33 



31 lieber 3traut(jti> fiehe IWiUerö 5l6fd)teb ton ber «übne, 3. 64; 
Qtfö. bed gcf. Xbeaterw. (Ccbler.) 2. 93 fg. u. f. ». — Sie bjfrorifcbc 
iHuöftcUung in Sien im oabjc 1873 lieferte SRr. 662 ein ?lquareU auf ^erga^ 
matt: «tranig (al« ^auSwurft) unb feine ftrau 2ttonifa, beibe tanjenb. 

32 ^re&aufer einft an bev £afcl eine« trafen , ber firf) an ibm $u 
bduftigen tjofftc, gefragt würbe, warum er nidjt munterer fei, antwortete er: 
„£>ier ift v J>rebaufer, ber ift nie auber«; wollen 3ie aber ben #answurft feben, 
fo ftmmen Sie um 6 Hin in bie ftomöbic." 

33 Suff, 3Mogr. über ^rebaufer giebt fein frreunb 3- 5« ÜJtiiUer, ber 



Digitized by Google 



98 



2tabttbcatcr uä'cbft beut Äärnt&nertyor, 



3m Jahre 1734 erhielt .bie Schaubühne einen mistigen Su- 
lpach* in bem eben ermahnten griebrid; Bülheim Stfetöfern, 
Sohn eitted fächfif dien SRittmeiftcr*. Gr mar in ernften unb 
fomifchen Kotten gleid) ftarE nnb fc^rieb eine s ))ienge ©urleSftn, 
bie er uad; ttaUemjchen, fra^öfifcheu nnb fpanifdjen 3d}an-. 
fyiclen jnftn^te. Gr erfanb für fid; einen eigenen 15 baratter ^in 
ber Stolle bc* £boarbo. (Sr fulttoirte aber aua) bie feböneu 
©iffenfehafteu, namentlich $ef deichte unb Geographie nnb ttnb- 
mete feine ganje freie $c\t ber Aufarbeitung einer £or>ogravbie 
uon 'Jtieber^Deftcrreia), welche nach feinem Xobe in jmei Xbeilen 
erfa}ien nnb nod) jefct gefehlt mirb, obmolil ihr be* l<erfafferä 
Icfcte geile fehlt, ßbenjo befannt mürbe ber ergänsenbc brittc 
theil: $kfchreibung 3ttieitö. 38ci*fern ftarb am 30. 25ec. 1708 
im 58. Lebensjahre nnb and; fein ^Bilbuiü tiefe .ttaifer ^ofepl; 
für bie 6cbanfpicler^)alerie anfertigen. 34 

s Jkehaufcr, bisher bas §aupt ber $3urlesfe, fab im 3<*bre 
1737 in 3ofeph Murj 85 einen gefährlichen Nebenbuhler neben 
fid) auffommen. 5(ua) biefer fa)uf fia) eine eigene (Sl;arafter= 
rolle; fein SBetnerbon fanb rafa) Eingang nnb in (Srfinbung 
ertemporirter Stüde jetgte fid) Aiurj unerfd;öpflicl>. 3htt $u 
Derbrängen mar unmöglich; baber verglich fta) ^rel;anfer mit 
ihm, inbem jeber in feinen Stürfen be$ anbem Sbeaterfigur ju 
§ftlfc nahm. 3RU .Uur$, ber bura) feine momentane ^erbinbung 
mit ,§anbn eine eingeben bore ftenntuifmahme mit ben Verhält; 
uiffen bes Sbeater* näa)ft beut Atärntlmertbor bauptiäcblia; 
uothmeubig machte, »erben mir uoa) genauere ^et'auntfchaft - 
machen. 

Xen benannten fdjloffen fid; im 3abre 1743 ffiilh. ÜHcnbcrg 



täglicb um i(m »uar, in 2beatr. ^euigfeiten, 1773, <£. 145 fg,, bann ab- 
gebrueft in beffen 2lb|cbieb Don ber *übuc, 1802, S. 63 fg. Ceblcr, 
3. 122 fg. unb 181 fg. 3clbfl baö in bgl. nidit tterfdjiüenbcrifdje Liener 
Xiarium nubmet ^rebaufer einen irarmen ^acfiruf. oabrg. 1769, Ta. 9. 

34 Oebter, 6. 127 fg. 2)iüQ*er, ©cn. Wacbr., 1773, <S. 138. 3>crgf. 
auef) ÜÖeiörcm'ö eigene Sorte über bie bamaNS fidj befämpfenbe C^cgenflrcmung 
im 3d>au|>ief r 33b. III, Z. 132 feiner Sopcgrapbje. 

35 Seffen eigenbänbige flamcn*fcrtigung iftebc HcrlaffcnfcbaftSacien fei- 
ner erften ftrau) ivar «ur&, bori; erfdjeint biefe Scbrcibtrcife nur fetten im 
2rurf. 



Digitized by Google 



2aS Stobttfccater näcfeft bcm äärmljnmhor. 09 

unb Jrau Jranjidfa .uur$ unb >mei ^sabre fväter nod^ofeol; 
.öuber 36 an. .früher, ein geborener Liener, bev bic f rüber 
genannte SRamfeQ 8orett3 ebclidjte, idjuf als l'eanber unb bann 
als Leopolbl eine beimatl;lid)e ^oftmreiBerFigiit unb führte bie 
3auber=Momöbien ein, bie, mit Strien untermifa)t unb oon ihrem 
cd?öpfer gewürzt, fid) eine* enormen 3nlaufes erfreuten, .pubet 
war in entsaften unb fomifd>eu Stollen erleid) ftarf, ftarb aber 
iebon im 34. Lebensjahre, als er eben im guge toat, ein be* 
beutenber £d;auipieler $u werben, am 23. Sfyril 17GO. 

£as beutiebe 3dmuipict mar ^u jener 3eit arö^tcntl>eils 
bie Unterhaltung ber mittleren ©ürgerflaffe. .\}of, 3lbet unb 
Mes, was na) $u ben feineren 3 täuben $ablte, befuebte bas 
Realer uäcbft ber 33urg. $atb aber lodten Hur^^ernarbou 
unb ^rebaufer mit beut grünen .s>ut unb ber ,öauswurften<}acfe 
and) bie ooruebmeren Greife ins ctabttbeatcr unb bas bcutfa)e 
3dmufpiel mürbe baburd) immer mefyr ber liebltngsgeuujj bes 
größeren s }hiblihims. 2lud) ber §of fing an, Gefallen taxan $n 
finben. bereits im ;)abre 1737 Ijatten bie beutfebeu 8d)aujpie= 
ler jum erfteumale bie (ihre, nad) 'JJianncrsborf, einem bamais 
beliebten "öabcort an ber ungartjdwn ©tenje, Wo fid) ber £wf 
jeitmeife aufhielt, gerufen ju werben; ebenfo fpielten fie wieder- 
holt im fogenannten fpanifd^en 2aale in ber s #urg. 3päter 
ualmten v J)iaria ^berefia unb ihr hoher Wemal;l entfd;icbeu Partei 
für bas beutfdje 3d)aufpiel unb würbtgteu es ihres 3d)ufces. 
üun lefett mir aud) häufiger im 9Bienet Tiarium: „^öeebe 
Utajeftöten haben im £tabt^beatro einer neuen Xeutföett Äo* 
möbie abgewartet." 

ü&ir fhtb hier bei bem widnigeu Momente angeiommeu, 
wo bas Jyrübrotb eines beftereu Wefajmacfes, ber erft jman.ug 
^atjre fpäter über bie oerfommene l'ofalpoffe liegte, fid) ,nuu 
erftenmale $abn $u bredbeu iudne. $um erftcnmale wagte man 
fid) an regelmäßige otütfe. „Tie iHllemaunifcben trüber", ein 
Srauerfjpiel in Herfen von At rüger, machte int ^ciinc 1747 ben 
Anfang unb ber ante (rrfolg ermutigte '3clltcrs, "JKitglieber ber 
v Jieuber'fcbcn WcfeUfdmft in Leipzig (bas (5'bcpaar Jiod), 
.frenbrid), IKUe. fcorenj) eigens ju ftubirten 3türfen 511 



3« £ioa,r. fiebc iPiütler, @tn. 3iad>r., 1773, £. 13G. Cc&lcr, 8. 153. 

7* 



Digitized by Google 



100 25aö StabtU)catcr näcfyt bcm jtärnfynertfecr. 

engagiren. 3m 3abrc 1753 folgte Urnen aud) grieberife &aro= 
line 9ieuber \tlbfi, entfpracfy aber ben gehegten ßrwartungen 
nia)t. Sic febrte nad> Bresben jurüd unb fpielte in ben unt: 
liegenden ^äbern in ben traurigften Umftänben. $)a bie ftaife= 
riu barauf brang, bie Sdjaubübnc jn üerbefferu, verfdmcb 
50itraj$o (Stephanie ben altern, ßird)l>off nnb grau voit 
Mga, 3aquct unb bellen grau unb Softer von (Staig (Jtatya* 
rina, geb. 17(30 $u *3ien unb bafelbft :)0. San. 1786 aeft., 
würbe eine l)ert<orragcnbe Schauspielerin). 2>iefe trafen im 
3abre 1760 ein. llnterbcficn war am £bcaterbtmmel ber 9iame 
SonncnfeU anfeefHegen — in ben uäd)ftcn Sa^rjefottcn bie 
Sengte einer gereinigten Mid)tung. Sdjon jefct (1751) brang 
fein ^Sillc burd). 2luf feinen Antrag nnirbe $ur Ucbcrwacbung 
bet Sittüdjfeit ber etücfc bie Xbcatercenfur eingeführt, gür 
bie regelmäßigen Stüde fonnte man nun freilid) baften, aber 
ben ertemporirtcu önrfe*fen blieben überall £uftlö$er geöffnet. 
Xiefe s« t>crftopfcu, nnirbe bie ganje 3ippfd>aft oor eine gof* 
commiffion gerufen unb Urnen auf« febärffte anbefoblen, fid> in 
Stthmft beim ßrtemporiren ieber Unanftänbigfeit ju enthalten. 
iimpfiubliä)e ^erweifc, Slrreft, leben*länglid>c $aft (!) waren 
bie angebrobten goltergrabe. Wd)t*beftowenigcr ftemmten fid) 
^rebaufer, SUix* unb ÜüeiSfcrn gegen bie verfuebte Neuerung 
unb tradjtcten *unäd)ft, „<SRer", „SMifi Sara Sampfon" unb 
anbere regelmäßige Stüde lädjerlicb ju mad)en, wa$ Urnen nur 
511 lciä)t gelang. $aä Sd)limmftc war, baß fie ibre eigenen 
Wad)werfe nun als regelmäßige Stüde brauten. Sie Stüde 
von ^refyaufer, tfurj, iöci^fern unb «§uber (beneu in ben 60er 
fahren Hafner, .Ulemm unb Äxufclb folgten) bcberrfd)ten bie 
ivübne, nnb bie Darfteller, eine ^ienge ausgeprägter Ibeater^ 
figuveu, batten c* im (srtemporiren nun fo weit gebraut, baß 
ihnen feine Gruppe glcid) fam. HiüUer, ber im Jabrc 1761 
auf ber Surcbreifc in Shtten bie ^crfteUungen befugte, fagt 
barüber: „3$ bewunberte bie gertigfeit unb bünbige euaM in 
ber »urle*fc. ^rebaufer, 98ci*fcrn, ^einbaaS, üeübrid) unb 
s lNab. Ü&ibncr (Mur$ war bamal* von Sien abwefenb) waren 
SJleiftcr in ber Äunft, aus bcm Stegreif $u fpielcn; ibr Vortrag 
oerbiente nadigefebriebeu 311 werben/' 37 



37 2Wütter\i 'Jlbftbifb ton ber ©fl&ne, 1802, S. 40. JOtbUx, ©. 145. 



Digitized by Google 



2Karienettenf viele. 101 

Gine Ueberfta)t ber gegebenen otücfe unb beren ^erfaffer 
bietet uns lieber, wenn and) nur in ben früher genannten 
3afyren (Oftern 1752 bis Gnbe 1756) ba3 ermähnte Repertoire 
des Theätres n. f. w. ^ufjer ben SJurlesfen erfdjeinen Original 
nnb überfefcte SBerfe von ©rintm, (kellert, Sharon Srenf, Äodi, 
©ottfebeb, $olboni, 9)ietaftafio, tfpoftolo 3^no, SBambini, 33oiffy, 
$eftoucbe£, (Sraffignv, Voltaire, Racine, Se Sage u. 51. — (Sine 
Spccialität bieten bie von ben &ur$'fd)en Äinbem bargcftellten 
tfomöbicn unb Pantomimen. 2>ie haltete waren meift von 
§ilverbing unb Salomen, ftanben aber jenen im £()eater nädtft 
ber $urg an SÖertf; nad>; bie beffereu Solotänjer waren an 
beiben Sweatern befd?äftigt. 3lua? ba$ £rd;cfter befafe auftcr 
Starker, Gammermavcr, Paeder, 3)ieberitfd) (Mu* (*kilbborn, 
^ioloncell unb Saft) feine nennenswerten 3)iufifer; ed jäblte 
10 Violinen, je jwei Violen, GelU unb »Äffe, glöte, gagott, 
jwei Cboen unb swei 2öalbl;örner. f&$ würbe l;icr wie im 
Xfjeater nädjft ber 33urg täglia) gefpiclt, bie Freitage auf- 
genommen; in ber J-aften- unb 3(bvent$ett waren ebenfalls teilte 
^orftellungeu. — 

3ur 3)iarf tseit unb im gafd;ing würben im vorigen 3abr-- 
tyunbert in ben baju crrid)tcten Söretterbubcu auf bem s 3leu; 
marft, ^nbenplafc unb auf ber greiung Pantomimen unb poffeu 
aller 3lrt aufgeführt. Siamentlia) bie -Diarionettenfpicle wa- 
ren febr beliebt; bie giguren Ratten bcweglid)e ©lieber, bie mit 
einem £raf)t von oben birigirt würben. Gl;e Prebaufer s iÖien 
t»erlicB/ lieft er fu$ im erften Stabium feiner Sbeatertaufbatyn 
von bem „3afmarst" .ftirfdmaf für beffen puppend omöbien auf 
ber greiung anwerben. Stranifcfv hielt eine jeittang trofc feiner 
Stabttbeater^Padjtung and; eine 3)iarionettenbube, ebenfalls auf 
ber greiung, in ©ang; feine SlUtWc aber, in ber fur$cu 3cit, 
ba iie allein ba* Regiment im Stabttbeatcr führte, beflagte fia) 
beim Stabtratl? bitter über ben glcidijcitigen üBeftanb ber kario^ 
netten, ba ityr bied Gintrag tfjue. 3m $al;rc 1728 würbe ba« 
Spiel unterfagt, ba viel Unsucbt babei getrieben würbe, bod> 
taudite eä fdwn nadj 3Wei Sauren wieber auf. $öir lefen aud) 
von einer obrigfeitlicfyen 5*erorbnung im Jahre 1747, fia) nicht 
mit brennenben ^vcicf e tix unb Üh>inblid)tern in bie 9fäbe ber auf 
bem x Jieumarft ftefyenben Pantomime $u begeben ober gar bie 
gacfelu barinnen anjujünben. $0$ unb fiebrig unterhielt ftdj 



Digitized by Google 



102 



£an$bclufttgtt*geil. 



öu bieten Reffen, bic ipater namentlich in ber Sraoeftte Öeluua,e- 
nc* letfteten. Jm genannten 3abrc finbeu nur im Liener 
Diarium and) ben ^efueb be* Üaifers nnb feinet $rubcr$, bc* 
$erjoa* Marl oon Volbringen, bei einer pantomtmifebeu ^cr- 
fteltung auf bem Sfteumarft ertoäbnt. 2)iülicr 38 nennt noa) im 
3ar/re 1772 ba3 §ofmann'fd)c N J)iarioncttcu- ober foaenanute 
.Ureujerfpiel auf ber Amuno,; ftofmann war aua) ber (Sinnige, 
ber von ber Slbaabc eine* SbeÜ* ber (S'innabme an bie £bcatral-- 
Sirection befreit war. .ftapbu'* Vorliebe für ba* Marionetten« 
tbeater ift befannt; im fürftlicben ssd)loffe Gfterbri> aclancjte e* 
unter $auer*baaY* £irection 5u beionberer 2>oUfommcnbeit. ** 
Würbe nnferem Wiener ScbenebUbc ein a)araftenfKf($tr 
Qttfl febleu, trenn mir nidjt aua> ber öffentlicben Xany- 
belufti jungen cjcbädbten. £ic Sanjntnjif äöien* mar vor 
bunbert Sabxtn uoa) lange ntebt tonamiebenb, aber bie ßujl 
$um Sanjen mar ba. $on ber s Mu$t ju ben Sänjen jener 
3eit ift un* nur Weniges erhalten; eS maren, mic in ben fpfc 
teren 3abr$ebnten, in ben ftebouten unb auf öffentlichen s öäUen 
aiivfcbliefrtid) Menuetten (Minuetti di Ballo) unb Xeutfaic 
(Allemands) in töebraua). (($outretän$c, Vänbler unb Walser 
fommeu erft fpäter vor.) Sie maren jum Ibcil für oolle* 
Crcbcfter, jum Ibeil nur für £treid;iuftrumentc, jmei Violinen 
unb $aft, gefebrieben, ioie j. $8. jene von .ftoljbauer (circa 1745) 
unb von .sauber (circa 1765). 3* faft gleichem gemeffenen ©ang 
bewegen fid) bie in Dürnberg (circa 1740) erschienenen in .stupfer 
gcftoa)enen Menuetten (2 Violinen, 2 Börner unb ^BaH> ce* 
fcubrotg 3Ub. Ariebr. Jöaptifte. 40 £tefe 24 Menuette med)fcln 



33 Sttüdcr, ($cn. ttaebr. fcen benben f. f. Sgautfibnen in Sien, 1772, 
@. 111. 

39 3n ber 2tbt>cut* unb gafienjeit führte man aueb, Ärippcnfpiclc 
auf. £icfc SBorftcltungen aus ber bibt. ©efdncbte würben nicfyt nur &on 
.Hinbern unb feuten au« ber untern SöoltSftaffc , fonteru aueb t>cn ^erfonen 
au« ben fcobern Stänbcu befugt unb audj ber laif. Jpef tieft fic öfter? in bie 
^ura, tentnten. 2>iefe ftummen Übeater baten ftcb , alte ©anblungea über 
baiterub, fri* <ntf nnfere £aa,e ermatten. 

40 Menuets nouveaux a 2 Violons, 2 Cors de Chasse et la Basse; 
dt-rties a son Ser. Monseigneur Le Prince regnant d"Oettingen, comp, 
par Mr. A. L. F. Baptiste, Maitrc ä dauser de la Ser. Cour de Hesse- 



9 

% 



Digitized by Google 



Sranjbcrnftigungen. 103 

(mit einer einigen 2lu3nabme) regclmäf3tci in &ur nnb 2)toH ab 
unb gilt immer ber jweite Menuett gleicfyfam al3 Xxio be3 vor- 
tyergebenben, ber bann nneberbolt nnrb. $)ie Reiften jäfylcn je 
8 £afte in beiben feilen; beim lebten Menuett überlanen 
Börner unb Saft ben jtoei Violinen allein ba* %e\t>, bie fid> 
nun n?ic in einem reid) gefd;mücften Goba in längeren Reiten 
ergeben, bie erfte Violine Friller auf Friller l;äufenb, bie jtoeitc 
fie unermübet mit IHäjtcln in leiten Sprüngen beglcttenb, 
tporauf bann, ben vorlebten 9)Jenuett nneberbolcnb, alle 0 nftru= 
mente gemeinfdmftlid; bie Serie 311 Gnbc fübren. $ie er fielt 
Sanjftücfe von fytiqton (14 Menuette für 2 Violinen unb 8a&, 
gtöte, Dboen, Fagott unb 2 Börner) erfreuen im Jabre 17G7 
bei Sreitfopf in Stbfdfrttft. Sie finb noa? (für (Slamcr allein) 
im Original erbalten unb reiben ber Sd^rift nad) n?obl felbft 
in bie 50er 3abre jurücf. Später derben nur 3)to$art, 
£aybn, SBcctboven unb anbere gleia)3citigc Gomponiften bie 
g-cber für bie faiferltd)cn Steboutenfäle in SJemegung fefcen feben; 
in unferm 3^btbwubcrte taudbteu bann bie San^ucijen tum 
gerb. Ö ruber unb ^OJid^ael ^amer auf, bie Vorläufer von 
Sanne r unb St rauft, mit beneu bie Liener Xanjmufif eine 
entfdnebenc üföenbung nahm unb fia) ben Söeg burdj aller £>er= 
reu Sänber babnte. 

G$ oerlolmt ber ÜDiübe, bei biefer ©clcgenbeit aua) bie ba= 
malige 9lrt unb SBeife, nne e$ bei biefen Unterbattungen gebal= 
ten nntrbe, jonüc bie £an3lofalitäten naber fennen §u lernen. 
*Kodj in ben erften 40er ^abren be* vorigen ^Wunbert-j wa- 
ren bie .§auptt>ercinigungepunfte für Salle nur ba* Sbeater 
nädjft beut Üärntbnertbor (ba* Xbeater im fogenannten §ofbaH= 
baufe tft nur einigemal genannt) unb ber £antfaal „auf ber 
3JJeblgrubc" am Üieumartt. $8i* 3ur Gröffnung ber faif. 9tc; 
boutenfälc battc ba* Stabttbeater allein ba* ^orreebt, aud; 



Cassel. Oeuv. I. ä Nuremberg, aux depens de Jean ülric Haffncr, Maitre 
du Lut. 3n ber franj. SBorrebe fprid?t ber Jöcrf affer ton einem, bem gür» 
fien fcor etwa 11 3abren gennbmeten <2cnatenn>erf. Söalt^cr ö Serkon figt 
<2. 69: „SBaptifte, ein ber. u. ie§o florirenber $ranfe8ßf$ei SJiolinifi, bat ein 
S3uä) Sonates t>or bie 2>icltn unb nodj ein 3?ud> öon 2 Musettes ober 
Vielles in $ari« berauägeben laffen." ftadb ©erber frarb ^aptifie 311 Gaffet 
in ben 60er 3abren. 



Digitized4Dy Google 



104 



Sanjeelufugungen. 



maefirte Salle |n geben; fic begannen am 0. 3anuar unb wür- 
ben an beftimmten Sagen bis sunt gafching^Sienftag fortgefefct; 
bas Ginlaßgelb betmg einen Sufatcu in^olb. (Sä mürbe auf 
ber Sühne unb im parterre getankt, erft in fpäterer 3eit mür- 
ben beibc vereinigt. 2Hau gelangte 3um Sweater im Sagen 
ober Sragfeffel, 31t guß burfte fid) feine 9)ta*fe auf ber Straße 
Miefen laffen; alle hohen unb üorfyin fdmn unerlaubten Spiele 
maren ftrenge verboten. Sa* Drdjcfter beftanb au3 circa 40 
SMujifern, meiere sunädjft aus ber früher ermähnten, mit bem 
oberften Spielgrafenamte vereinten St. 9Ucotai=33rubcrfd)aft bei 
St. ÜJtichacl recrutirt mürben; fte allein Ratten auch bas Riecht, 
in Qtiten, too jebe SBirttje^auMufif oerboten mar, „bei benen 
§oa)3eiten unb ehrbaren TOa^ljeiten" aufspielen, G* mar ba= 
für eine gemiffe Saye (3)hiftfimpoft) im 9latfu?aufc beS SSiencr 
Stabtmagiftrats 3U entrichten. ^aa)bem im 3ahre 1782 ber 
Sunftjmang ber genannten Sruberfchaft aufgehoben mürbe, oer- 
fammelten fich bie 3)iut*ifer, meiere ianjmufil aufführten, jebeu 
Sametag beö ÜJiorgcns hinter ber Säule am hohen 3)?arft, unb 
an ben übrigen Sagen auf ber SSranbftatt, mo fte ein Seber, 
ber 2Kufifer 3U ©allen fud^te, ju finben mußte. 41 

Sie ^ermenbuug bc$ früberen, im 3al;rc 1744 gcfchloffenen 
Cpcrufaalcs 51t 9t eb outen, ber Xbeatralleitung unterftehenb, 
tarn bem *publifunt 311m erftenmalc Sonntag ben 7. 3an. 1748 
31t ftatten. „Siefen 3lbeub (berichtet ba* 5öiencr Siarium 9ir. 3) 
baben fich bie (Sarneoal^ ober gafd;ing*-£uftbarfeiten in bem 
l)ier3U erbauetcu prächtigen iRcbouten-Saal an ber faif. Surg 
angefangen, mobep fid) eine große 3)ienge SKasfern eingefunben 
bat, melche in allem 3U fattfamen Vergnügen bebienet morben." 
Unter „großer 3)Jcnge" maren circa 600 bie 800 ^erfonen oer= 
ftanben. ^m %a\)xc 1752 iourben bie 3)Ja*fenbälle bereite in 
ben neu unb aus Stein erbauten Sälen, nrie mir fie jefct fennen, 
abgehalten. Sie Sälle begannen am erften Sonntag ober 3)Utt= 
mech nach bem beil. Sreifönigfeft unb fdjloffen am fogenannten 
Grcbtag (gafdüng-'Stenftag). Sen Sefucbem mar cS geftattet, 
au ben gleiten SaMbenben in beiben Sbeatern im 2)fa*fem 



41 3abrfrucfc ber 2enfunft ton SSicn unb ^rag. (S^onfelfc) 1796, 
S 99. 



Digitized by Google 



£anjbetufHgungen. 105 

f leibe, jeboch ohne 2an?e, erf feinen. 3n Den 50er 3ab= 
ren finb auch im 9cot>ember aJiaSfenbätle angezeigt, tnet^e t>on 
8 bie 2 U&r Mitternacht mährten. 

Sic Salle bce §ofe£ unb 2lbeU würben im Keinen 9le- 
boutenfaale abgehalten. $cn ßammerfeftinä, mit nnb ohne 
Serfletbung, Konnten meiften* beibe 9)cajeftäten unb bie übri= 
gen taifcrlichen 3)Utglieber bei. $cr Slbel gab aber auch im 
Saale jur 9)cehlgrubc gefchloffcnc Salle unb hatte baS Sorredn, 
auch h^r in s i>er!leibung ju erfchetnen. §oher unb niebercr 
2tbel hatten jeber feinen beftimmten Slbenb unb toaren in beiben 
Greifen btefe masfirten Salle befonber* beliebt. 42 

2$or Eröffnung ber Dieboutenfäle ioar ber ©aal jur „9)cehl= 
grübe" bie größte unb beliebtefte Sanslocalität Söiene 43 , wo 
man auch im 3)casfcntleibe, jebod) ohne Sarve, erfdjeinen burfte. 
ftaft jeber Sag ber 2Öoa)e mar fytx befefet, bod) nmrbe forg- 
fältige 9)cuftcrung ber ©täube gehalten. G$ gab Salle für 
„honette (Sompagnicn" (au$ bem Scamten= unb §anbel^ 
ftanb u. f. id.), anfprucheoollerc ,,$iftinction^Sälle" (Herren- 
eintritt ein Zutaten in ®olb) unb „gefchloffene Gompagnicn", 
üon benen jebe befonberc Seftimmungcn batte. 44 

2lu&er ben genannten Drten finb gleichzeitig aU ,M' 
rühmte" ^rivat^ansfälc noch genannt: bas Sefranj'fdje 
ober fogenannte £aafenhauS in ber ßämthnerftraße (neu 9er. 14), 
ba* ©tampfifche §aus „jum ©ommer" unter ben Xuchlauben 



42 Gnbe beö »engen 3ahrbunbert$ h>a"hltc ber Slbel für feine Söä'fle ben 
2:anjfaa{ beö $efrraitcur« 3abn in ber Jpimmctyfortgaffe (neu 9h. G), tco 
auch tiele CSoncertc Statt Ratten. 

43 3n ben Äeflern biefe« am 2fleb> (Wen*) marft gelegenen, im 3abre 
1098 na* planen beö 3. 93. ftifc&cv ucn Grieth erbauten ©ebäubes »vurben 
bie SJiehlfä'cfe untergebracht — bab.er ber 9?ame. £cr Saat hat feine 0*c< 
f*itfite. SWcjart gab hier im herein mit 3af. SKarfin in beu 80er 
3ab^ren jur ^aften^eit 2tbonncmcnt*(Senccrte. 2lud) 33eethot<en birigirte fpäter 
hier. 3m $ai)xt 1807 reurben bie ?iebhabcrcencertc bafclbft abgehalten. 
£ic fpätcren SBäUc arteten in bebenfücher SKcife au«, bis im 3at)re 1831 ber 
neu unb gefchmacföon h^geriebtete Saal ben gebilbeten Stäuben aH (Safiuo 
biente. $eutjutagc ift bae §au« eine* ber feinften §dtel« ber inncru Stabt. 

44 Ueber bie in ben 30er 3ahren bafelbft abgehaltenen ÄinbcrbäUc be* 
richtet 3oh. «afilt Mcbelbecfer, Htlcrn. ftachr. t>om rem. faif. $cf. Rubere 
Stuft, £anno*er 1732. 2. 420. 



Digitized by Google 



ich; 



9la$tmitfifen. 



(neu 9ir. 17) unb ber „berühmte grofec Saal'' im Söaffcn- 
bergif c^cu §aufe auf beut ^eter^grcitfyofe. 3)ie „properen" 
Söällc biefer Drtc mit „rooUbcfetJtcr" 3)lufif unb ausgefuchten 
Speifcn unb Wetränfen finb jahrelang 3ur gafebing^ett im 
äölener Diarium angezeigt, ^ür aUju berbe SDtif$utig forgte 
ba$ (Sntree: fceggelb für eine SDiannäperjon ein Spccie$=£ufaten, 
grauenjitnmer fraueo. £er 2lnfang fear um 6 Ubr Slbcnbä; 
ba* (rnbe ift nicht anzeigt. 45 

2ludj ber SRactytnmfif cn baben mir jugebenfen; fic boten 
ben rcarmblütigen Söicncrn eine gar nnllfommene Unterhaltung 
unb u?ei6 ton ihnen fd;on im 17. ^abrbunbert ein s Jieifcnbcr 
311 ersähen. 4ft Anbeut er ben großen SKuftffmtt be* ÄaiferS 
fceopolb I. hervorhebt, fiubet er e£ erflärlia), „baft fid? fo fiele 
3)Juficanten in SBien befinben, nrie bann fd;tt>erlich irgenbrco 
mehr anzutreffen finb als alliier unb ging fchicr nicht ein Slbenb 
tiorbeo, baf3 loir nia)t eine Sladjtmujic vor unfern ftenftern auf 
ber Strafjen hatten". 3n ben 20er fahren be$ 18. 3a$t$un* 
berts gewannen biefclben an 3lu*bcbnung unb 2Jiannichfaltigfeit. 
£er im großen Stil ausgeführten, febon früher erwähnten Sere* 
naten mit glänjenb coftümirten motbologifcheu 9)ta»fcn, bie an 
gamilienfefltagen be* faif. ,§cfed auf bem innern Söurgplafc ab= 
gehalten mürben, gebenft ein anbetet SMcifcnbcr. 47 Söcnn auch 
mit bem Sobe ftaifer ttarl'3 VI. mufifalifche 9iad;tfefte foldjer 
s $rad)t oerftummten, gebieben fic boa) in mamüchfacher ©eftalt 
in bürgerlichen Greifen fort; fo toirb nod; in ben 90er fahren 
bes vorigen 3ahrhunbert8 in einem SB riefe aus SBien berichtet: 
„Wacbtmufiten finb hier fo bäufig, ald unter bem fdjönften 
italicnifdjen Gimmel. SBalb finb cd gange Gefellfchaften oon 



45 2Ifö £an;tofaIe ftnb $u Gnbe bc« torigen 3aMunbcrt3 in ber inneren 
<5tabt noefy genannt: baö Ciafino t>on Otto in ber S^icgclgaffc nnb ber 
£rattncr*$>of ; in ben SÜorftäbten ber n>eltbclanntc Spert. 2>ic |>rücbn , örtlic^ 
geworbene forglcfe SBiener üeicfytlctogfcit geigte fidj im erpen 3al)rje^nt be« 
gegenwärtigen 3al>r&unbertö namentlich bei (Eröffnung bc« glänjenb ein* 
gerichteten Slvotfofaafefl in ber $$orfhbt 8ö)ottcnfclb, bem Sogenannten 
„SBriffantcngrunb". 

46 Dr. 6b. Söronme ganj fonberbarc Reifen bnrd) ^Jicberlanb, Xeutjcty« 
lanb n. f. iv. Dürnberg 1084. @. 237. 

47 Äüd)dbccfer , e «ttern. ftacfcricfct. 1732. (2. 1G0. 



Digitized by Google 



107 



Sängern, balt» raufdjenbe Snftrumentalmnjtl, baib aua; bie cin= 
5elnc Slöte ober Sftanboline, tocldje Sbncn beim nad> £aufe 
geben aus bcn ftiücn Straften eutgcgenfd)alleu unb balb einen 
ttrets oon 3ubörern mit fid) ocrfammelu, mcld)c mit aller 
Sd?nelHgtcit ihr Säger ocrlaffen »nb berjuftrömen.'' 48 Set« 
fübrerifa^cr nedj tuerbeiuuns biefe Stäubdum in einem Liener 
^beatcr^lmanaa) oom 3abre 1794 (S. 173) gefd;ilbert: „3n 
ben Sommermonaten trifft man faft täglidj, toenn fdjönes 
Üöetter ift, Stäubten anf ben Straften, unb ebenfalls ju allen 
Stunben, maudnnal um ein Ubr unb nod) fpäter. &iefc Stäub; 
eben befteben aber nid)t, toie in Italien °ber Spanten, in bem 
[implen tKccompagment einer Ghtitarrc, ättanborc, ober eines 
anberu ähnlichen Sttftrumcnts ju einer 3ocatfttmme, benn man 
giebt bie Stänodjcn bier nid;t, um feine Seufjer in bie Snft 
ju fa)icfen, ober feine Siebe 511 crflären, looju fia) bier taufenb 
bequemere 6elegcnl)eiten fiubcn, fonbern biefe 9iaä)tmufifen be- 
fielen in £er$ettcn, Quartetten, meiftens au$ Opern, aus mebre-- 
ren Stngftimmen, aus blafenben ^nftrumcntcit, oft aus einem 
ganzen Ordjefter, unb man -führt bie gröftten Spmpbonicn auf. 
^efonbers Kümmelt e$ oon folgen aftujifen an ben fciorabenben 
ber befannten 9lamen*fefte, üorjügUä) am Slnnenoorabenbe. 
Gerabc bet> biefen näa)tliä)en 2)iufifen $eiflt jtä) aua) bie 3TU= 
gemeinbeit unb Wröftc ber Siebe jur SWttjif febr beutlia); beim 
fie mögen nod) fo fpät in ber 3iaa;t gegeben locrbcn, ju Stür- 
ben, in benen alle-? getoöbnlicb nad) £aufe eilt, fo bemerft mau 
bod; balb Beute in ben genftern, unb bic s ^ufit ift in toenigen 
Minuten oou einem .fraufen 3 u tybrer umgeben, bie SBepfaU gu* 
flatfc^en, öfters, roic im Sbeatcr, bic Söiebcrbolung cinc£ 
Stüdes oerlangen unb fid) feiten entfernen, bis bas Stäubten 
geenbigt ift, baä'fte öfters nod) in anberc Öegenben ber Stabt 
fd^aarentoeife begleiten." 2lud) 31t Anfang bes laufenben ^abr* 
bunberts loaren bie Stänbcfyen in äßien uoa) gebräuaMia). "Jiad? 
9Jtofd>ele3 49 gab Graf ^alffo beren fedjs im %a\)xt 1815 im 
botanifd^en ©arten. SRofcbcles felbft, s JDiai)fcbcr, 9)ferf, (Giuliani 
unb Rummel toirften mit unb führten in ©cgemoart ber Maife^ 



48 Xcx neue teutfd>c SWerfar, ton (5. <Dl SBtctanb. 1799. S. 51. 

49 Bul 2Kcid>ete*' i'ebcn, *on feiner ^rau. 1872, I, <2. 23. 



108 $rit>atfeftc. 

riti 3)tarie Souife unb ber Grsherjogc Rainer unb Nubolpr) 
(Sompofitionen von Delhoven, 2)taufeber unb Rummel auf unb 
basmiichcn „luftige ^obler, bie au* bcn ©ebüfchen hcrvorflangen 
unb ein noch luftigere* Souper. 2lufeerbem mof>l ein halbem 
Sufcenb, meldje Privatleute ben ^rigen §u ihren Namenstagen 
gaben". 

Sie Nad)tinufifeii jur %cit unferer (Sbronif benfen mir un$ 
in befdjcibenem 3 u Khnitt, etma von brei unb mehr Streich- 
ober $la*inftrumenteu (je stuci Klarinetten, Börner, gagott) 
ober aud) von gemifchten ^nftrumenten mit unb ofme ©efatifl 
aufgeführt. 2luf bie Serenabc im weiteren Sinn »erben mir 
am gehörigen Crte surücffommen. 

3lb unb 3U gab e* in ben fahren nach §a»bn'$ 2Iu*tritt 
au* bem Kapellbaufe allerlei gefte, bie tbcilmeife auch ein 
öffentliche^ Sdjaugepränge trugen. So berietet ba* SÖicnev 
Diarium febr aitefül;rlict) über ein glänjenbc* geft, ba* ber 
franjöfifchc 33otfchaftcr SHarqui* b'.ftautefort im November 1751 
an gtoei aufeinanber folgenben Tagen gut geier ber Gkburt be* 
$er5og* von S3urgunb in feinem palaft auf ber greiung 0|Uafc 
in ber innern Stabt) veranftaltete. Irin von einem au*erlefencn 
unb ftarf befefcten Ordjeftcr ausgeführte* (Soncert, grofje 5^afel, 
glänjenber 93atl in bem auf bem ^lafee eigen* baju erbauten 
©aale jinb namhaft gemadjt, mie auch e i ne glän^enbe 2luf$en= 
beleuchtung be* $aufe*, transparente Silber auf einem bracht; 
gerüfte unb ein Springbrunnen, ber bem SSoKe unter beftän= 
bigem Raufen; unb Srompetenfchall au beiben Stbcnbcn ©ein 
fpeubete. — Gin ähnliche* nod; brillantere* geft veranftaltete 
ber neapolitanifchc SRirnfter 3Jtor<hefc Nicla* ba- 2)cajo im Cc= 
tober 1754 jur ©eburtäfeier be* Grjbeqog* gerbinanb Karl, 
$cr SBBeg vom Sdmttentbore nad; bem in ber Mofeau liegenben 
fürftlich Sicchtcnftcin'fcheu Öartenpalafte mar mit einer boppel- 
ten Steide $e$pfannett unb vergolbctcn Laternen beleuchtet. 
Sßalaft unb ©arten ftrablten im SBtoetföeht von aaXngtaufenb 
Rampen unb geuertöpfen unb am «pauptportalc mar ein boppeU 
ter Triumphbogen errichtet, auf bem jmei (H;öre muficirten, 
eine brüte SDlufif mit getbinftrumenten mar oberhalb ber Stiege 
be* $rofpect=öebäube* aufgeftcllt. 3n bem von $ßofti gemaU 
ten, von jmanjig Säulen getragenen Saale, ber mit unzähligen 
$&itg« unb Sßanblcucbtcrn unb frvftallenen 6iranbolcn erhellt 



Digitized by Google 



2lNufttalicnt?anbel. 



109 



u>ar, bewegten fid) bunbertc oon 3)ta£fen, bie um' 9)litternaa;t 
an fieben reidj befehlen Safgln Sßlafc nafnnen unb fpäter bie 
• gnm borgen bem Xanje fjulbigten. 2lud? ber faif. ruffifa)c 
SJotfdjafter gab ein nia)t minber glän$enbc$ geft im Januar 1755 
im ftofrano'fd&en ©artenpalaft (fpäter 2luer*perg'fd)es Malaie) 
vor bem SBurgtbor 3ur geier ber Geburt be$ @rof?fürften ^aul 

§äufig finben mir ermahnt, baß §apbn oon feinen frühen 
Herfen feinen pecuniären ^ortbeil ju sieben mufjte, bafj er fie 
forgloe oon $anb 3U §anb manbem lieft unb, anftatt erbittert 
)il fein, bafe 2lnbere bamit ßeminn ersielten, fid; im Öegentbeil 
fiitbifd^ freute, menn er eine feiner Gompofitioncn in beu 9lu*; 
lagfenftern ber Sftufiflmnblungeu burd; ben Stidj verbreitet fab. 
Sie iRidjtigftclIung biefer 3(nnabme bietet |$ugleia) töelegenbcit, 
auf ben 3)cuf ifalienbanbel, nrie er bamals in ÜBien bc= 
fc^affen mar, auefübrlidjer einsugeljen. 2tUr merben in ber 
golge feben, mic rafa) ftdj biefer für (Somponiften unb ^ublifum 
glei<§nrid>tigc ^anbel^mcig auebtlbcte, mic girma auf girma 
entftanb, mieber vcrfcfymanb ober an 2lnbere überging. $or 
2lUem muft bemerft merben, baft es bie in bie SUitte ber 
70er Sdtyxt bee übrigen Qabrbunbert* in äßieu überhaupt feine 
au*f<$liej?lidjcu 3)iufifalienfjänbler ober Verleger im 6inne ber 
Sefctseit gab. s 3htr auenafmtsmeifc tarnen mufifalifa)e SBcrfe 
von bier au* in ben £anbel; ber größere Sbeil mürbe in 2tt>= 
Triften verbreitet ; faft alle in Äupfer geftoajenen Sikrfc tarnen 
von auswärtigen 6täbten, uamcntli^ von Dürnberg, Augsburg, 
iJeipsig ft0 , Slmfterbam, $ari* unb Jl'onboiu 3Wit bem Betlauf 
ber äHttftfalien befa&ten fidj oorjugemeifc bie 93ud$änbler; aud> 
$ud?btnber (3. g. Baumgartner), .Hupferftea^er Qob. 3af. fcibl) 
unb (Sopiften (.gaföfe) boten SJtufifalien feil; felbft in einem 
Wemürjgcmölbc Q. & ftrünblcr beim .Uärntbncrtborj fonnte 
man 2Rttftftoerfe, 5. 33. fturlebufaV* (Slamerftücfc, taufen. Unter 

, 

50 3n 2>eutfälanb frar t9 namentlich ©ottlob 3mmanuel 23reitfopf, ber 
tut 3abrc 1745 in ^eiftia, bie Srudcrci bc« «ater« übernommen batte unb 
i75C bur# 9?en Grfinbung eine« 9lotcnbrucf3 fid> in bicfein 3n?eig t-erbient 
machte. Seit 1762 lieferte er anety bie $ur Cricntiruna, fo unfc$ä't}baren 
t^cmatijAen ^erjeiebniffe gebruefter unb getriebener ^uftfÄlien, bie burd> 
tyn su bejic&en roaren. 



Digitized by Google 



110 üÄuftfalienf;antel. 

ben ginnen, meld)e im SBiener Diarium am bäufigften i>or= 
rdtbitxe SRufitaUen anfüubigtcu, fiub beruorjubeben: 3ot). peter 
von (Abelen, faif. .^pof- unb Unioerfität^ unb gemeiner Stabt 
Sßien 33ud;bruder (bei bem fdjon im Jabre 1725 Jvur's berübnu 
ter Gratlus ad Parnassum, mit bemegltd)en £ypen gebrurfr, er= 
idüeuen toat); 3^- £f>oma3 (Sbler oon £rattner, f. f. §of* 
budjbrutfer unb s 33ua)t;änMer auf bem Äofylmartt (jefcige (Safe 
Xaum) unb im Sd)oitenbof (im ^abre 1775 im eigenen £aufe 
auf bem ©raben); 3«?f- (fpäter Gbler oou) &tttj&8<f, f. f. .§of= 
buebbruder in allen orientalifa)en Spraken unb 33ud)bänblcr, 
93erlag3aett>öt& auf bem £>of, bann in ber ^ognergaffe; ßeorg 
Sauet, 33ucbbäublcr auf bem alten $leifd;marft; peter (Sonrab 
s JKouat, Öucbgcmölb unter ben Xua)tauben; bie ttunfc unb 
*3ua)fübrere« ^raffet auf bem &o$lmatfl (@<$ilb $um ©t 3o* 
bann tu ber lüften); »uguftin 33 e r na rbi, Unii\erfität^üBua)= 
bänbler, ber oberen 3cfuitenpf orte gegenüber; Mubolpb ®räffer, 
33ucbbäubler im v >efuitenf)of; §erm. ^>of. .U rügten, 33ua)bänb- 
(et unter ben Sudjlauben (bei ber ^Jeltfuget im <Sci^ertj»of ) ; 
^ob. ^aul tfrau*, 33ua)fül;rer neben bem .üofballbau*; Irmeria) 
Jetif 33 aber, 33ud;fül;rer in ber 33ognergaffc (neben bem 
Sobtenfopf), unb ettoaa fpäter .üubertty, 9)iufit:tfauffmann in 
ber 5Uftergaffe (311111 golbenen .pirfdjen). Der befdjeibene SB i n 5 , 
bem mir auf bem ötepl;au^=griebl;of begegnet finb, erlaubte ftd) 
erft fpäter bie fo Foftbare öffentliche Slnfünbigung im Söiencr 
Diarium. $a* £>aublung^aue Ülrtaria auf bem .Uof?lmarft 
mar ba* erfte, ba*, im ^at)rc 176Ü mit einem Privilegium öer* 
feben, fieb balb barauf mit bem Verlag eigener geflogener 
aWufifalieu befafjte. §ai;bn, s )No$art, 33ectl;oueu erfd;ienen ba= 
felbjl ber Weibe nad) mit ibren Herfen unb namentlich hatte 
>>at)bn in ben 80er fahren regen 3$erfc$r mit biefer Junta, 
bie aua), bie erfte in %k\\, feit beut 3al;rc 1777 eigene 9Rttfif= 
fatalogc veröffeutltdne unb im folgenben Safjrc jum crftcnmalc 
2Jtuji!alien felbft oerlegte, ^orbem gelten bie brei trüber iSc- 
fare, £omentco unb $iooanui, gebürtig am beut Drte 33leoio 
am (Somcrfee, oerfebiebene Atunftartifcl in ibrem Wemölbe unter 
ben £ud;laubeu unter bem 3d>Übe „5um ttönig oon Xäucmart". 
((Sarlo tUrtaria batte feinen Nabelt unter bemfelbeu 3d)ilbe im 
3<i&te 1775 gegenüber bem äRtd)aeler$au&) Xcv Jirma Strtaria 
merbcu mir fpäter noa) oft begegnen. 



Digitized by Google 



SWufWatten$anb<f. 



III 



9Äit bcm Gigentfmnti&rccbt ber 9)luftfaUen mar e3 im legten 
Viertel beä vorigen 3^^^itnbcrt-S übet beftelit; jeber Verleger 
juckte bem anbern burd) 9taa)brutf 5U fdmben unb ben (Sopiftcn 
gegenüber ftanbcu toieberum (Somponifteu unb Verleger matyU 
los gegenüber. £a* ®a)limmfte babei toar, bafc mit jeber neuen 
Xfcförift audj neue geiler fid> cinfdjlicbcn, toeld)e bie Seit enb= 
lid) fanetionirte. Mitunter fugten bie ISompontften ba* (Ue* 
iefräft bcr fterauegabe felbft in bie §anb junebmen; fo fünbigte 
N ))io$art im ^al;re 1783 brei (Slamcrconcerte an, auf bie man 
in feiner s Bobnung fubferibiren tonnte; ftattbn »erlegte 1784 
(Slaoierfonaten auf eigene 9tedmung, bie in ber ®raffer'fd>en 
$ud>banblung $u baben maren. 

in Tupfer geftodjene 3Äufttotteit bilbeten einen £uruS= 
artitet unb famen noefy im iafyxe 1770 fo feiten t>or, baf? ber 
$ud>bänbler iöernarbi bie bei tym üorrätbige „allerncucfte in 
Tupfer geftodjene SJluiif" gleidjjam als ettoa* Ungetoöbnlidje* 
anfünbigte. in 3iUcu felbft mürben, toie "eben ermahnt, nur 
bin unb mieber Shkrtc in biefer 2lrt »erlegt, bodj lieferten fdjou 
im erften ^afyrjebnt beä 18. ^ a b r b u Kbert$ bie 9{oten[ted>er ioi). 
JJat greunbt unb 3 a ^b § off mann mit einem umfangretdjeu 
mufifalifd>en ffierf be$ gürften ^>aul ($fterbä$u eine fauberc 
Arbeit. Breinig 3^bre fpäter flagt Mcfielbcrfer 51 , bafi unter 
ben Äupfcrftccbem „feiner oon fonbcrlia)er Deputation aitytt« 
- treffen" fei. $od) finben mir m go l 9 c Wrünbung ber 
f. f. Äupferftia)^(tabemie (1760) mieber gan$ tüdjtige Männer, 
toie nantentlicb (S. 3d>üfc, g. Füller, Georg Storni) Nicolai, 
unb in jmetter ^inie $ef;eim, Grünet, ,§ubertn, (§bcr$; 
päd? unb ben früber genannten 8ibt; bie gefdjmatfooU unb 
fleifcig ausgeführten Sitclfupfer ber brei ßrftgenannten {üan^ 
netten üon Martin, l>>lud'* Oben, lieber unb ouiupbonicu oon 
ftawbn, (Slaoiermcrte von 3teffan, EBacjenfeil u. 31.) toirb mau . 
noa) beutjutage mit Vergnügen betrachten. 

Wefcbriebene SRuflfalien toaren aua) in $eutf$tanb fo $al;t- 
rcict) oerbreitet, baft 5. 55. 93reitfopf in l'eipjig, ^eftplial in 
Hamburg förmlia)e l'agcr tton "Dianujcriptcn hielten, in 28ien 
bildeten biefe eine .s}auptermerbvquelle ber (Sopiftcn, bereu einzelne 



51 Jiüd;clOecfcr, «Uern. iNatf;v. 3. 745. 



Digitized by Google 



112 



äWuftfalienfcanbcI. 



bura) langjährige Ausübung einen geroiffen s Jtuf erlangten; fo 
werben bie Opern Partituren beä ,§oftt;catralcoptften 2ßen$t 
6ufoioatp nodj Ijeutjutage häufig in ü8tbliott)efen angetroffen. 
2>urä) tt)re öeroinrtfudjt unb ntcift un$uoerläf3li<$en Arbeiten 
bilbeten bie ISopiften eine ftet)enbe Älage ber (Somponiften; be-- 
fonberä SHetfenbe roufjten jie nad) ÜDföglicfyfeit ausbeuten, rote 
benn ber englifdje 3)tuftffa)riftfteUer turnet) bei feinem 2öiener 
SBefudje im ^al;rc 1772 oon irrten förmlia) belagert rourbe. 
(rinem (Soptftcn aber fiel bie (Styre $u, ber (Srfte geroefen $u 
fein, ber Söerfc oon «§at;bn in ben ©palten bes Söicner ®ia* 
riumä anfünbigte; c* rodV bie* ber oben erioöi)nte Simon 
£afdjfc, „ s J)?nfifo unb Wotift in ben breo ^netten $u Flavia 
Sroft" (8t. Ulrta), ^orftabt mm), ber im 3at)re 1768 
copirte SDhifttalien für oerfdnebene Snftrumente jum ^erfauf 
anbot unb unter ben „beften äReiftern", als Steffan, SBSagenfeil, 
£offmann, 3Sant)al, 3Katl)ieUi, £oe*a)i, üBad) unb 3omelli aud) 
§aObn nennt. 52 gu iUnfang ber 70er 3al;re roerben bann 
<paobu'* 6t;mpt)ouicn unb Cuartette, im 2lu*lanb geftoa^en, oon 
tfrüdjtcn u. 31. angezeigt; Strtaria folgte int Ijafyrc 1776. 
$al)bn'ä erfte größere, in SBien felbft oerlegte Sonatenfammlung 
crfdjien 1774 bei Äurfcbörf in £ppenbrutf, in meiner ©eftalt 
fur$ juoor aua) bie Partituren oon GHud'* „Alceste" (1760) 
unb „Paride ed Elena" (1770) in £ppenbrurf, gr. #olio bei 
£rattner gebrudt unb ocrlegt ioorbeu roaren. 63 

s JDiufifalifd)'tbeoretifd;e Söerte roaren fur$ uaa) ii)rem ßrs 
f deinen aua) in Sien im Liener Diarium angefünbigt; fo fin- 
bert roir bie ©Triften oon 2)fatti)efon, 3)iarpurg, Mantcau, Sorge 
unb Atirnberger; aua) feliett loir aua jloci 3lrt$cigett, baft mau 
fia; bamal* bereits? auf afnftifd&e fragen einlieft. 44 



52 3n iBveittevr« t&cmat. Matalogen n?irb #aubn baö cranial im 
^abre 17Go mit einem £h>crtimcnto unb 2 Gonccrten für (Slamer genannt. 

53 Xamit entfällt 3uglci($ bie ?lnfc$ulbigung £5*car Somettauf«, ber in 
feinem Serfe „La musique, les musiciens et les instruments de uiu- 
sique" etc. (Paris 1869) <2>. 474 faßt: „De Gluck, non plus, on n'aurait 
jm trouver jusque dans cos derniers temps aueune grandc partition en 
Allemagne. fest incroyable, mais cela est ainsi." 

54 ®efprädj gnufcb.eu einem Musico theoretico unb einem Studioso 
Musices von ber f rätcriani|c$cn, ^rinjiirfieu, 2Berfmei|tcrifc6en # SBcibbarbt* 



Digitized by Google 



I 

äHuffflie&e bc« ©fierreiebifcben WbtU. 113 



$)ie 9)iufifliebc bes öftcrreidjifdjcn Slbcle, für bie 
mir sunt £f>eil fdjon in ber feiten .ftälfte bc^ 17. 3a Wunbert v 
unb mieberum bi£ in bie (spotte öeetboven jaf)lreicf>e Belege 
ftnben, gab fi$ audf> im Serlauf bc-S »ersoffenen Jafyrljunbert* 
in mannigfacher 3öeife funb. 2Bir bürfen unä nur ber im 
3atyre 1724 bei §ofc veranftaltetc-n 2luffüf>rung ber Dpcr Euristeo 
üou (Salbara unb anberer §offeftliä?feitcn erinnern, um fdjon 
^icr auf ber $ül?ne unb im Drdjcfter ein felbftauSübenbe* boa> 
abeligeä ^crfonal fenncn ju lernen, baä jebem gleidfoeitigeti 
.ooffapellmcifter Ijoty 93efriebigung gehört fmbcn mujjte. §avbn 
trat in nähere SBejiefmng $um fyotyn unb lüften 3lbel; c* 
genügt bier, bie trafen Slppontn, (Srböbv, ben gürften 8oWo* 
nrifc ju nennen, benen ,<papbn einen Ztyii feiner 3treid)quartettv 
tüibmete; ferner ben gürften ©^roarjenberg , in beffen ^alai* 
Die erften Sluffüljrungen ber Schöpfung unb ber ^bre^eitcu 
ftattfanbcn; bie gürften ^iecfytenftein, 2lueröpcrg, Atinofu, Sieb 
nomäft;, 2rauttmann*borff unb bie ©rafen (Sjernin, .§arrad), 
Arie* unb ©injenborf, bie im herein mit Jürft Sd^varjenberg 
unb unter unmittelbarer Anregung van ©mietend bie (Sompo 
jttionen ber erwähnten Oratorien veranlagten. s «ilu$ ben 50er 
unb 60er ^>at)rcn finb al* auäübcnbe länger unb Sängerinneu 
in ben bei .§ofe aufgeführten Opern Jürft £ari*, Öraf bergen, 
bie Gräfinnen gr an f cnDer fl/ Wofenbcrg, Bamberg, Äollonicj u. 31. 
namhaft* gemalt; auf bem Glavier tbateu ftcb ferner bervor 
©raf Stttyann, bie Gräfinnen ^icrotin, &>Uc$ef unb Baronin 
von (3ubcnu*. • }lua) bie Orgel toax vertreten; fo fptelte bie 
jugenblic&e Jürftin i'copolbine tied;tenftein beim Sbcrcftenfcfte, 
15. Oct. 1705, in ber Capelle be* 9tecom>aledcentet$aufed auf 
oer ^anbftrafec ein Orgclcon'cert ibre* ^el;rer* (Sl;riftopl; 3teplmn. 
(Liener Diarium 9ir. 84.) — Jn ber SbeKfiantfdjcu bitter 
Säfabcmie feben mir fogar miebert;olt Opern, 3tngjpielc, Mattete 
unb 3cbaufpiele mit 9Rufif ausfdjlieftlta) von ben jungen (Sava= 
Heren bargeftcllt, bie auf ber 8ft$tte unb im Orcbeftcr vor ben 



i#tn, ^ilbcnnannifdicn unb £clcntanniid>cn iemperatur. 8°. 1749. — 
<*r. Söilb. fticbt'ä SScrfnc^ über bie mufif. 3uten>aUe in «nfebung ibrer »ab» 
ren ftnjabt, tyre« cigcntl. Si^cö itub natürl. CoTjugel in ber Sompofitton. 
"Berlin 1753. 



Digitized by Google 



114 



ftürftlüfce SWufiffapcllc. 



gelabenen ©äfteu unb bcm faif. §ofe groben ihrer Äunftfcrtig? 
fcit ablegten. 

Den meiften ber früher unb fpäter oft genannten Flamen 
begegnen mir im Liener Diarium aua) in ber TOttc be* oori; 
gen 3al;rfnmbcrt£ al$ ^öctl;eiligtc bei bcn wahrhaft glänjcnben 
Schlittenfahrten, bie ber faif. $of ober abroea)fcinb einer ber 
dürften ^aul Slnton (sfterhdjo, 3oh. Abam oon 2luer*perg, x >f. 
ülbam oon Schwarzenberg, grans oon Siec&tenftein, oon tfinefp, 
$raf lilan; nnter «etheiltgung ber uurfl. geheimen s Jtätt)e unb 
.Hammerherren, dürften, ©rafen unb Marone oeranftalteten (be^ 
ren Gemahlinnen unb Töchter bura) bad iloos jebem einzelnen 
jugetheilt) unb ihre Dtunbfahrt unter Begleitung oon Raufen 
unb trompeten unb einem tyox SBalbhorniftcn burch bie $aupt= 
ftra&en ber inneren Stabt auf bem ^urgplafc mit bem fogenann* 
ten „SRäbel" befchloffen, worauf bann Diner unb 93aH im $alai£ 
beä jeweiligen Sßeranftaltere folgte. 



Den Steigen fürftlicher 2)iufif fapcllcn, bie in ber 
^ufifgefchichte 2Bien* in ber $ weiten Hälfte bca 18. 3ahrbun= 
bertS eine fo wichtige Rotte fpielen, eröffnet fchon jefct, am 2lu*; 
gang ber 40er §atyce, in glänjcnbcr SBeife unb gleichfam al* 
Vorläufer ber erft in bcn GOer fahren $u größerer Skbeutung 
fich erhebenben fürftlich (Sftcrhdjp'fcben .Kapelle jene be* ^rinjen 
^ofeph Ariebricb oou ^tlbburgbaufen. tiefer funftfinnige 
^rinü (geb. am 5. Cct. 1702, geft. am 4. Aug. 1787) trat frü> 
jeittg in öfterreichijdje Dienfte unb (lieg bi* $ur Stufe eine* 
JelbmarfchaU« unb $imcral=3elb$eugmciftcr*. Sein langjähriger 
Aufenthalt in 5üien unb bie s Jiähc eine« fo mufüliebenben ©ofe« 
uäl;rte feine £eibenf$aft für bie Xontunft, ber er in feinem 
Salate eine wahrhaft fürftliche Stätte bereitete. 55 Der Sprttij 



55 Xicfeö Malaie t>or bcm öurgtbor, am 3ofcp^fiäbtcr (»laci* gelegen, 
würbe 1724 im Auftrag be« 3Harqui« Äofrane öon 3. 2?. ftifäev bon ßrladj 
erbaut. 2tue einem balbrunb au^flcbauAtcn Mittelbau unb berbortretenben 
Seitenflügeln befk&cnb, war e* $ur 3cit be* ^rinjen berübmt bunfy feine 
fcracfet&ottc innere Sutfötnütfiittg. (Sine in Tupfer gcftcc^cnc Slbbilbung im 
Almanach de Vienne, 1773, ieiflt bie tfaubtfacabc necb mit einem bitter 
umgeben. 



Digitized by Google 



Prfttic$c SHufma^fle. 115 

unterhielt eine anfefmltche s #tufiffapelle unb ücranftaltete jeben 
Söinter an ben 5reitag$=2lbenben, an ^cneu bie Theater gc« 
faMoffen waren, muftfalifdje Äfabemien, bie tom §ofe unb 
hohen Abel befugt mürben. Ditteräborf, für beffen Äuäbik 
bung ber ^rinj in väterlicher 2Seife forgte unb ber in ben 
50er Jafyten ein rührigem SJHtglieb ber Capelle mürbe, r)at uns 
Suerft beren Einrichtung betrieben. Der faif. .fcofcompofttor 
>feph ©onno, fpätere .öoffapellmcifter, hatte bie Anorbnungeu 
unb bie Seitung ber Stufführungen übernommen, Sofeph £rani 
mar Crchefterbirector; juroeilen birigirte aua) Dittersdorf, unb 
ate öluef im 3afjre 1751 mieber uad? SBien fam, mürbe aua) 
er für bie Capelle gemonnen unb warb bura? feine melfeitige 
Silbung bem grinsen balb ein unentbehrlicher ,§au*freunb. 
Die Capelle oerfamraette fich breimal möchentlid) ju liebungen; 
uadj Dftem enbigten bie SSintcr^lfabemien unb maren bie 3ttu= 
üfer im ©ommer frei, bod> mufeten fie fid; läglid) bi* wer Uhr 
Nachmittage in öercitfehaft halten. Die oorjüglichften S MU 
glieber ber £offapeHe, ber £ofoper unb be£ franjöfifcben Sa)au= 
fpicl=Orcheftera unb ber befteu ftirchendjöre maren fyiet t?er= 
einigt unb an (Soncerttagen mürbe ba* Crchefter noa) uerftärft 
— fein Staubet (fagt Dittersborf), baft biefe Afabemien in 
gang ©ien ald bie befteu anerfannt mürben. 3wr Aufführung 
famen u. a. Symphonien oon Gemelli unb $lutf, Oratorien, 
Arien au$ ben bamals beliebteften Opern, ^iolinconcerte non 
Scnba, Martini, SocateUi unb 3uccarini. DUterSbotf felbft be= 
fchreibt in mannen Statten feine ©eligfeit beim Vortrag feinet 
erften lUolinconcerte* oom Crchefter begleitet. 211* ^nftrumeutaU 
©oliften finb genannt: ^ßugnani, t?an 3)ca Iber unb Ditter*= 
botf (Violine), ©entfeh ('(Scllo), 8e ©tatre (SlÖte), ©d&mitt 
unb «efosji (Oboe, (Srfterer aud> Saffethorn), Xune (Jagott), 
©tamifc, fceutgeo unb beibe guoacgel (SBalbhorn). 2tan 
uor$üaUa)cn Öefangsträften traten hier auf: bie Altiftin Sit* 
toria £efi (>Xramoutant), bie ©oprantftinncu Xherefia #ei* 
nifch (oerehel. ^ettmann), Katharina ©tarier, (Satterina 
(Gabriel i, ber Xenorift Marl gri ber tl), bie ßaftrateu (Suar* 
bucci unb v i)fan$uoti. ^m ©ommer brachte ber gürfl ge= 
möhulich einige SJconate auf feiner am 3Kard)flu§, nahe bei 
beffen SRünbung in bie Donau bei .^ainburg gelegenen $crr* 
fa)aft ©dhlofehof ju, einem prächtigen, oom ^rinjen engen oon 

8* 



Digitized by Google 



11 (i gürfUic^c 2)fufiffaj>eac. 

6at)ot)cn erbauten ©djloffc fammt ^parf. Auch bier mürben ge= 
Xec^cntlic^ (Soncerte unb auch Dpem t»cranftaltet unb felbft 
berumjiebcnbe tfornöbianten-Xrappen fanben ein gaftüche* Dach 
unb meeften burch ihre, menn auch befcheibenen tteiftungen $u- 
erfl bie ßufl t>e^ jungen Ditter*borf sur bramatifchen £ontunft. 
Gin mehrtägige*, glänsenbe* unb an Abn>cch*lung reiche* acu 
ju Gbren ber Anmefenbeit be* .ttaiferpaare*, in Begleitung Der 
(jqberjoge Jofepl; unb Marl, unb ber (rrjbcrsoginnen Marianne 
unb (ibrifttne fanb im September 1754 ftatt unb ift im Liener 
Diarium (9fr. 82) unb in edjmib'* „(Slucf (5. 54— <37) au*= 
fübrltcb betrieben morben unb erfdjieu auch al* einzelne Brofcbüre 
bei V Y % rubelen. Der ^rinj reifte im Jabre 1758 jur Neid)*; 
armee, febrtc aber im folgenben Jahre jurücf. 6ein Aufcnt; 
halt toax bie*mal von furjer Dauer, ba er in golge be* }fb; 
fterben* feine* Örofiobeim* bie ^ormunbfehaft über feinen 
s Diünbel übernehmen mufete. Doch rourbc ihm noch in beu let*- 
ten SBochen feine* Liener Aufenthalte* bie ©bre 5U 'Jbeil, 
beibe ^fajeftäten in feinem tyüai* 311 begrüben. Diefclbeu mä- 
ren, nach Angabe be* Liener Diarium* (;)ir. 23), am 18. SKärj 
in Begleitung ber jungen faiferlicheu .^errfchaften unb vieler 
UUitglicber be* Abel* gefommen, ber Aufführung eine* von 
"Wctaftajio verfaßten unb oon Bonuo in :Dcuftf gefegten geifr 
liehen Oratorium*, „3faac ein Borbtlb be* (Srlöfcr*" (Isacco 
tigura del redentore, 1740 aud) von Meutter componirt) bei$u 
molmen. Da* "Werf unb bie Ausführung mußte febr gefallen 
haben, beim e* mürbe in ben näa)ftcn Sagen smeimal «riebe* 
holt unb tvaren noch weitere Aufführungen in Au*fid)t genom- 
men. Der ^rinj befanb fid> im Jahre 1761 abermal* in üöicn 
unb wohnte ju libeutbat, mo ihn Die Malierin mit ber ®e* 
mablin be* (*r$ber$og* Jofeph unb stveier Grjberjoginnen be= 
fudite, bei ibm binirte unb Abenb* uacb Schönbrnnn jurütffubr. 
(Liener Diarium tfr. <>8.) 

2d)lonbof taufte ftatfer Jranj L unb fa)enfte c* ber (rr^ 
herjogin (Sbriftine; ber i^alaft in Wxtn tarn fpätcr in ben tte 
fitt ber fürftl. Familie Auerberg. Die ^litglteber ber .Hapelle, 
meldte nicht fa)on anbermärt* angcftellt waren, mürben vom 
£ beater uäcbft ber Burg unb 00m dürften ^aul Anton Crfter- 
häs» übernommen. 



Digitized by Google 



feljr- uni) UJanberjaijre. 1 

2Öir finbett .§atybn auf ber Strafte totebcr, (r* n>ar au 
einem feu<f>ten N Jtot?emberabcnbe im 3al;re 1749, menige 9Bo$ett 
uad; bem spriefterjubiläum im 3>ome. ^apbn'd gantet 9tcid)= 
tfjum beftanb in feinen abgenufcten Äletbero, bie er am Seibe 
trua,. ©equätt üon junger, bie £af$en leer, ofync ^reunb, beit 
er um ein fc^ü^enbe^ Obbad) t)ättc angeben fönncn, irrte bcr 
Stute bie Siadjt fyinbura) in bcn Stra&en Sötenä umljcr, bi* er 
enbli<$ crfdjöpft fid) auf bie nä'd>ftbefte Sifcbanf nieberlieft. So 
fanb ifm bcr grauenbc 9)iorgen unb mit ifytt trat bie üiotl) 
mit t»erboppelter Strenge an i^n tyeran. SBofyl mögen feine 
©ebanfen sunäd^ft auf ba$ Stotertym* gerietet getoefen fein 
unb über bcn Cntfd>lufi, bafyin feine ©dritte 31t lenfen, Ratten 
mcUeidjt bie nadbftcn Stunben cntfcfyieben. $a führte ifym bcr 
3ufaU einen Sefanntcn $u; e* tuar bcr Scnorift Spanglcr, 
ju jener 3eit Gr3tel?er in einem ^riuatfyaufe unb Gborift in ber 
#ofpfarrfir<$e St. mifyacl §atibn erjagte ifmt fein SRtfr 
gefd>id unb ber Sänger, r>on ber troftlofen Sage be$ ^erftofje-- 
uen gerührt, bot ifmt feinen Sdjuü an. Spangler geftanb, bafj 
er mit 5$cib unb $inb jroar nur ein einziges £ad)jimmer iune 



1 Tie ebreudogifc^e ^olgc bcr Gegebenheiten au« ^apbn'« nun feigen^ 
ben jcljn Lebensjahren bot bie mciflcn Scbroicrigfcitcn in feiner gaujen 
ÄünfMcrlaufbabn. (Sine enbttdjc ftefWcffung 51t crmc^li^cn , tt>ar c« niJtbig, 
au« bcn mafjgcbcnben biograpbifeben 9Jeti;cn bie ftcb freujenben Söiberfprücbe 
nach SDiSglicbfett ausgleichen , babei aber aud) mehrere .^auptmomente , ber 
allgemeinen SCnnabme entgegen, babiu gu verlegen, »0 bie größere 2Babr= 
fd)einlidjrcit für fie frriebt. 35« söewcggrünbc werben in ben einjetnen nuefj- 
tigeren gäUeu näber bcjeid)net. 



Digitized by Google 



1 18 



lenerift Spanglcr. 



l;abe, bafe ficf> aber eine, ftenn au<$ befdjeibene Sagcrftättc ti>obl 
fterbe herrichten (äffen. §ai)bn folgte feinem Detter unb mar 
für bie nädfjfte 3^it geborgen. Sud;cn tr-ir unterbeffen über 
ben brat?cn 3Rattn 9iäberc$ 311 erfahren.* 

'Sodann aiUc^acl Spangler l;attc, 27 Safere alt, am 
12. gebr. 1748 bie lebige 9)taria £f>crefta Günter gebetratbet. 
£te Dränung fanb bei St. 9)iid)acl ftatt. $ie biefer (Sbe ent- 
fproffenen Mtnber l;teftcn S'ianj 9)Jicfyacl hinten, 2)Jaria 
•JKagbalcna üHofalie, ^obann Öcorg Jojcpb, Flavia Marga- 
retha 2bcfla, Barbara nnb 3 3 11 a 5 SStnccnj. 3 9ia$ bem 
Xcbc feinet Vorgängers gerbinanb 3 aila J/ *> cr * m 70. Sebent 
jähre als (SI;orregcnt bei St. iWct)acl am 23. 3lpril 1775 ftarb, 
erbiclt Spangler beffen Stelle unb behielt fte bis ju feinem 
£obe; er ftarb, 73 tyfytt alt, am 4. 3uni 1794. 211$ £cnor= 
fänger unb &ir$encomponift gcfdjäfct 4 tt>ar er aua) eiltet ber 
erften SDWglicber (feit 1775 aud> 2lffeffor) ber im Salire 1771 
gegrünbeten Sonfünftlcr^Societät (jefcige „§at>bn"), welaVm 
Vereine auch feine Söhne Öeorg (feit 1777) unb 3gnaj (feit 



2 2>en ©ergang mit Spanglcr crjäblcu ftramerb unb i'c Breton aueb. 
bicr m<S) 2lu«fage Gleuel'«. £ic (Gegenproben t>on (Jarpani unb nadj ibm 
geti« fmb nidjt fticbbaltig. £arpaui, ber überbauet ftramerr/ ein ganje* 
Siinbcnregiftcr üorrcirft, läßt $aöbn bireet $um ^erüefenmacber Äcücr >ran= 
beru (Le Haydine, p. DO) unb greift bamit unt jebn 3abrc *erau«. dr 
corrigirt suglcicb bie 9iamen«^cc$tf(f>reibung (febreibt aber fclbcr Wernburg 
fhtt Hamburg u. bgf.) mit .,3£ranglcr" unb läßt biefen, um bie Unmöglich 
feit einer (Sbc $u beroeifen, al« 13jä'brigcn Änaben auftreten (3. 278). 
Chieftnger beriebtigt ebenfalls Üc ©reten in ber Mgem. ÜDiufU',3citung. $ r 
fagt (3abrg. XIII, Wr. 8): „Rangier war jünger als Jpabbn nnb jur 3cit, 
tro £efctcrer baß ÄapcHbau« fccrließ, gereiß noeb niebt berbeiratbet, alfo 
fennte aueb $>aubn bei ihm feine 3uflucbt finecn." Je Breton int jeborb in 
einem Wcbcnumfiante, inbem er fagt, ^atttn babe au« 2)anfbarfeit Rangier 
in bie fürftl. Kapelle aufgenommen, aber eben biefe 5>>erroecb«lung mit 
beffen Jocbter triebt für bie ©laubivürbigteit ton ber urfprünglicbcn Qx< 
jäblung Pieper«. - $icle cnblicb geben ^bängter al« SKcßner *en 3t. 9)ii* 
rbacl an unb laffen £aöbu bom ÄapcÜbaufc au« bireet ju ibm in« 3Hicbacler. 
bau« sieben. ^Iuc6 bie« ift ju »ribcrlcgeu, inbem Spangter, ivie bie 3itr«« 
bii*er au«rceifen, erft im 3abre 17*31 in bie« gciftUdjc ^au« 30g. 

3 Warr'ftegifter toon ©t. 3tcpban unb St. SNic^acl. 

4 3abrbncb ber Senfunft (Stbönfetb), 179G, S. 58. 



Digitized by Google 



Senorifi Spangtcr. HO 

1793) angehörten.* Spanglcr'ä ältefter Sofyn 9)ti$ael, gc^ 
boren am 9. gebr. 1749, mürbe Gurat nnb fefyr beliebter 
^rebiger bei ben Sarnabiten $u St. 3Jtid)ael; er führte ben 
Ätofternamen SBernarbuS unb ftarb am 10. ÜHoo. 1800. — 
Spangler'e ältefte $od)tcr SWaria SJtagbalena, geb. am 
4. Sept. 1750, mürbe burd) <pabbn'* 3>ermenbung, momit er 
jugleid) feine ®anf barfeit gegen bie eitern tfjätig bemieS, im 
3afc>re 1768 ald Dritte SKScantifiiit in ber fürftlid) ©fterbd$t>'jd)eu 
Capelle angefteüt. 3m 3al>re 1775 fang fic ben Sopranpart 
bei ber crften 2luffübrung oon §a»bn'S „2obia$" unb 30g im 
folgenben 3al)re mit tyrem 3)cannc, bem fd)on früber genannten 
5£enoriften unb nadjberigen ÄapeUmcifter Äarl gribertl;, nad) 
Söien, mo fic am 29. 2lug. 1794 ftarb. — ©eorg, ber gtoeite 
Sofyn Spangler'e, geb. am 22. 5)iar$ 1752, mar Xenortft bei 
6t. 3JM$ael unb feit 1793 aud) in ber .ftoffapelle, mo ihm nad) 
Umlaufe £obe (179G) ba$ $ofmufit=2lrd)io unb bie Leitung 
ber aö)t §offängerfnaben anvertraut mürbe; im %abxt 1798 
mürbe er aud) titulirter ÄapeUmeifter-Subftitut. 5)cr £on- 
tunftler-Societät gehörte er aU Slffeffor junior an unb mirftc 
in bereu 3(fabemicn alä (Solofänger mit. 9iad) bes Saterl 
5£obc erhielt er beffen Stelle al$ Gfiorrcgcnt bei St. 2)iid)acl. 
Skrföiebene $ird)encompofitioncn t»on il;m, in 2lbfd)rtft oer= 
breitet, finb nod) fyeutjutage in Öebraud); eine Socalmeffe 
fd)rieb er für ben dürften Gfterbdjp. ör ftarb am 2. SRoto. 
1802 als f. f. ^of^icefapellmeiftcr. — Spangler'* britter Sol;n 
3gna$, geb. am 31. Cct. 1757, trat im Secember 1800 al* 
Senorift in bie §of Capelle unb ftarb am 5. See. 1811. Gr mar 
$ugleid) 9)iagiftrat*bcamter, in meld)er Gigenfd)aft aud) einer 
feiner beiben Söbne fpäter genannt ift. — Sie beiben jüngfteu 
£öd)ter Spanglcr'*, Xbcfla unb Barbara, mürben unter 
ben tarnen glamm unb Steiner gcad)tete $8eamtcn*frauen; ben 
3Jiagiftrat*beamtcn glamm bejeid^net Sdjöufelb (S. IG) al* 
febr muftfalifd) unb lobt aua) beffen £od)tcr als eine „gefd)icfte 
SUtftht". Antonie glamm trat benn aud) in ber Xonfünftler- 
Socictät in ben fahren 1794—1812 mieberbolt aU Solofängerin 



5 2)cn!fArift ber Sonfiuifilcr* Socictät „$aöbn", t>on <S. g. $obJ. 
Sien 1871. 



Digitized by Google 



120 3eit bcr ftotfc. 

• 

auf, namentlidj in .§at;bn'ö „Sieben SÖortc G^rifti am $reu$e". 

3a$re 1798 fang jic eine eigene für fic oon £ai;bn compo= 
nirte %m in ber 2lboent;2lfabcmie bcr Socictät. 

§atybn mar nun (felbft bem Wortlaute naa?) unter 2>a<$. 
£ie* tt)ar aber aud) alles ; e$ begann nun für iljn ber fyaxte 
ttampf umä 3)afcin. Gine Äettc oon (fntbefyungen unb ge= 
täufcfyten Hoffnungen erwartete ifm; nrie bitter biefelben getoefen 
fein müffeu unb nrie bte Erinnerungen an fie ibm nod) im fjödb- 
ften Sitter oor Slugen fa)n?ebten, entnehmen ttrir ben Öcfpräcfyen 
mit ben, il;m im legten Sflfaj^nt feinet Sebent befu^enbeu 
^•reunben, u. a. ein %a\)x oor feinem Xobe mit bem ßomponiften 
:)iiäle. 6 3Jlit befenberem 3Zac^brucE (berietet 9H*Ie) gefiel fiä) 
.fcattbn bei ber (Sr5äl;lung feiner 3ugenb5eit ju üerroeilen unb 
ber Scfynrierigfeiten $u gebenfen, mit benen er $u fampfeu ^atte 
unb nrie er fidt) l;abe plagen unb oft fümmerltd) bereifen müffen. 
2lud; bem 9)faler SMc* (3. 28—31) f Gilberte er feine bamal* 
boffnungälofe itogc. 311« bie Gltern feine 9lotl; erfuhren, er^ 
ioad>te bei il;ncn unb namentlich bei ber befümmerten Butter 
auf« v Jieue ber ftitt gehegte SSunfa), ben Sol;n fidj bem geifc 
liefen Stanbe nribmen ju feben. £od> lucber baä um bie 3u? 
fünft it>rcö $inbe$ beforgte s J)iuttertyers, nodj bie Ermahnungen 
be* SSaterö roaren im Stanbe, ilm trofc all' feiner Jvrömmigfeit 
ben JUoftermaucrn jujufübren unb ifm oon feinem ©ntfc^luffe, 
ein ÜDJufifer $u werben, abiocnbig $u mad)en. Seine äHifftOtt 
für biefe ftunft mag it)m als ein bunfleä ®efül)l, baä er fieb 
felbft nid)t 5U erflären oermodrie, üorgefdjmcbt haben unb, otme 
eigentlia)c 6egcngrüube angeben ju tonnen, fyatte er attem 3 U; 
reben ber Eltern gegenüber nur bie beftimmte Grflärung: „Jcb 
mag fein Öciftlidjer werben." Unb bennodj \)<xttt e§ balb oon 
aubercr Seite geglüeft, it;n loanfelmütbig 5U machen, benn toenn 
er aud) ben Sitten ber Eltern lüiberftanben hatte — bie s Jiotb 
loar mädjtiger, bcr junger geioann bte Cberl;anb unb hielt felbft 
bie £iebe jur 9)fufif in ©(^raufen. Jn einem Anfalle von 
Xroftloftgfeit entfd)lofe er (ich loirflid;, in ben Crben ber Ser; 



6 3ob. 9ii$lc, SBalbboniif* unb (Semponift, geb. 1788 311 ^einrieb. Snf 
einer greiseren ÜKcife fam er auch nad> 2Sien unb befebreibt feinen 3lufcntbaft 
bafclbft in bcr berliner Mg. mufif. 3cttung, 3afcrg. 1829, Jlx. 7. 8. u. 9. 



Digitized by Google 



Merlct 9tine. — ffiallfa&rt na$ ^atiajeU. 121 



taten iu treten, um fidt) (roie 2)ie& fagt) boa) enblidj einmal 
fatt effen $n fönnen. 2)iefer SSorfa^ mar aber nnr Dörnberg 
ge^enb; £aübn'ä glüdlidjeä, ber 3Reland)oUe wenig sugänglic&eä 
Temperament Regte unb ber Jpumor ^alf i&m, fia) über bas 
Traurige feiner ^iagc tyintoeg ju fefeen. 2ln ein eigentlity* 
Stubiren mar aber oorberfmnb ni$t §u beuten, fo lange er mit 
einem jungen ©^epaar unb einem erft nadj Senaten jä&lenben 
Sprößlinge ein= unb btefelbe Äammer tl;eilen mu&te. Aua) 
ftanb bic Sorge um« tägliä> SBrob obenan. £aobn fa)lug fia) 
ben 2öinter über burdj, fo gut eä eben ging; er geigte bei ben 
r»erfd)iebenften $elegcnfyeit*mufifcn, fpielte mofyl aua) $um Tanje 
auf, beforgte Arrangements für ein unb mehrere ^nftrumente 
— fur$, er griff &u, mo e£ etmaä $u oerbienen gab, babei auf 
allerlei ^rojecte finnenb, bie er, rafa) gefaßt, ebenfo fdjnell tote 
ber oenoarf. 

Uuterbeffen toar ber 2Bintcr oerftriajen; ber grüfyling tarn 
unb mit il;m ermad)te bei $atibn bie Sefmfudjt in£ greie. @i ne 
ber Don 2Öien nad) bem befanuten 2öallfal;rt$orte 3Dtaria$cll in 
Steiermarf abgefjcnbe s ^roccffion mag £apbn oeranlajjt l;aben, 
ficr) tljr anjufdjlicfjen — er mar alfo Pilger getoorben. Sein 
Auftreten in 9ftaria$ett ersähen ©riefinger unb Sic* in ber 
.fcauptfadjc äiemlia) übereinftimmenb. 7 §aubn fteütc fid; bei 
feiner Anfunft bem Gtjormetftcr P. Jtorian ffitafKl als einen 
auegetretenen ÄapeUfänger bei St. Stephan oor, scigte einige 
<#efang*ftücfe ( toa^rf c^einlid) eigene ($ompofitions»erfua>) unb 
bat, fie in ber #ira)e fingen ju bürfen. 3er 6l;ormeiftcr aber 
fertigte i^n bltj ab: eä fame ^umpengefinbel genug oou 23ien, 
^eber gäbe fia) für einen ftirdjenfängcr am unb menn ci 
barauf anfäme, müßte Heiner eine Wote ju treffen. ftavbn 
nafma nun feine 3 u ^ u ^t §u »Hncr fiift. (Sr begab fia) am 
folgenben Tage auf ben (Sinn, l)örte eine ©eile bem £rganiften 
ftranj Xaocr 28iberf>ofer 5U unb mifa)te fia) mit ber unbefangen- 
ften 3)Uene unter bie Sänger. Unbemcrft fua)te er fid? nun 
bem Soliften $u nähern unb il;n 511 überreben, tym feinen %axt 



7 2?icgr. Wethen, 5. 11; 23ica,r. Wadjrtdjteu, @. 32. Tic Manien ber 
tamals fungirenben ^erfenen verbaute iefa ber C*ihe bes $nt. Dr. 3. ^auer, 
«euperier unb fiirftl. (Sonfiflerialratl) in SDiaria^cir. 



Digitized by Google 

1 



122 mdUf)i nad} Sien. - ftamilic »u*Wj. 



ju übcrlaffen. $a bcr Sänger au* gura)t oor feinem 3$or; 
gefegten cin3un?iHigen 3bgerte, nahm öapbn ben Shigenblicf 
toabr, wo ba$ Solo beginnen follte, bemächtigte fid^ ohne weiteres 
beä Notenblatts unb fang fo f<hön, bafe ber ganje Gbor t?cr- 
nwnbert aufhorchte unb ber Dirigent nach öeenbigung be* 
^ochamtea fid) entfchulbigte, ü;n fo rauf; abgenriefen 3U baben. 
2lua) bic Öeiftlichen, ber ©uperior P. Petrus* SBierbaum an bcr 
Spifce, erfunbigten fich nach bem fremben Sänger unb luben 
ihn jur £afcl. 2)amit war bem erfolg bcr Steife bie Äronc 
aufgefegt. <pat)bn uaf>m bie ©inlabung bodjerfreut an unb 
belmte fic auf acht Sage au*. äBohlgefättigt unb im SBcftfc 
einer Heilten, für il;n aber immerhin beachtensmerthen Summe 
©elbca, baä SÄefultat einer für itjn oeranftalteten (Soüccte, oer= 
liefe unfer Pilger baä gaftlidjc 3)a<h unb ben freundlichen Ort , 
unb feierte mieber nach ber Jtaiferftabt 3urücf. 

3n SBicn angefommen, galt c$ nun fclbftänbig ju werben. 
Spangler mar in ein anberes Stabtoiertel gebogen unb feine 
gamilie hatte 3 UU)ac ^ erhalten; überbies märe c* unbef Reiben 
gewefeu, wenn §atybn oon ber ihm für ben 3lugenblicf geboten 
neu §ülfelciftuug ferner Gebrauch gemacht hätte. 2öo aber bic 
Mittel l;erncl;men, um ein wenn aua) noch fo befcheibene* fiager 
3U finben, um fidt) 511 f leiben, 3U ernähren unb in feinem $e* 
rufe ju ocrooUfommnen? $ic Söebrängnifj mar groft, bodj bic 
£ülfe nicht fern. Gute milbtl;ätigc gamilie ebnete ihm ben 
2öeg, inbem fic ibm in bcr uncigcnnüfcigftcn 3Bcifc für ben 
erften Slugenblicf bic Mittel 3U feiner Grhaltung bot. 3m erften 
Seftoment §a»bn'* (bat. 1801) lefen mir unter ben Segalen §. 58: 
„®er Jungfrau 9bma 2hi<hhol3in 100 gl., weil mir 3hr ®ro& 
Gatter in meiner ^ugcnb unb äufjerften Oioth 150 gl. obne 
SJntereffen geliehen, welche ich a & cr f<$on oor 50 Sohren, bejablt 
habe." £)tefe*£egat ift auch im §toeiten Xcftament (bat. 1809) 
§. 32 wicberholt unb ift bie Gmpfangsbeftätigung ber ou& 
gefegten Summe eingetragen. 2)ie* (©. 36) giebt eine wenig 
bemittelte @ trumpf mirter-gamilte an, bic fia) §apbn gegenüber 
febr mcnfchenfrcunblich erwies, ibm ermiefene 28ohltbat 

mufj fo red)t 3U gelegener Stunbc gefommen fein, ba ftch $aobn 
ibrer nod; nach fünfjig fahren erinnerte unb banfbaren i)cr- 
3cns Xtcuft mit ©egenbienft vergalt. 2öie bic Nacbforfchuugen 
in beu ^farr^Hcgiftcrn unb ^obten-^rotof ollen ergaben, wäre 



Digitized by Google 



2>ic crftc ätteffc. 



123 



biet ber bürgerliche 33anbmaä)er (pofamentirer) 3obann 2BiU 
beim »ucftol$ gemeint, ber im 3)tärs 1753 beim »eigen Höfel 
am Neubau (^orftabt SBieitS) im 61. Sebeneja^re oerfa)ieb; 
feine mtm Flavia Stnna ftarb ebenbafelbft im 3abre 1773, 
80 3>abrc alt. £er Umftanb jebod), bajj aud> bei ber $er; 
mäblung §ai)bn'* ein $Bua)I)ol$ al* ©eiftoub genannt mirb, be- 
rec^tigt nidjt minber jn ber 2lnnabmc, eben if>n als ben ÜNann 
SU bejeidmen, ber t>ier §atybn au* ber s Jtotl; tyalf. • G* mar ber 
bürgerliche ü)Jarftrid>ter 2lnton $u<$bol$, bamal* rcofmtyaft beim 
golbenen tfrebfen in ber Ungargaffe, SUorftabt ^anbftrafee. 
SBud&bolj ftarb am 17. <2ept. 1769, 84 3abrc alt, im grofeen 
Sefuitenbaue nädjft bem b. Mrcuserfyof, unb feine Jrau, Goa, 
immittelbar na$ ibm am 14. Dct., alt 74 3abre. 

§aybn mar nun plöfclidj ein reicher 9Rann geworben. 
£unbertunbfünf$ig Öulben! eine foldjc Summe tyattc er bis 
. bafjin roobl nie $u ©efia)t bekommen, vielweniger felbft be= 
feffen. 9tunmcf>r fonnte er ftdj vor 2lUem eine äöofynung fua)en, 
bie er obenbrein in ber innern Stabt unb in einem gciftlidjen 
£aufe fanb. Qvoax &>ar c* abermal* nur eine S)ad)fammer, bie 
er besog, aber er mar ja in biefer 5Be$iel;ung nicfyt oermöbnt 
unb fonntc bo<$ cnbliä? einmal in ungeftörter SHu^e feine Stu= 
bien verfolgen. 

G* ift nietyt unbenfbar, bafj <pat)bn beim Ginjug in feine 
neue Söobnung ben ©ebanfen fajjte, btefclbe mit einer umfang; 
reiben Sirbett gemiffermafeeu einjumeiljen. S3ei feiner finblia) 
frommen 2>enfung*art mar ba3it ein ber ttird;c bargebrad&tc* 
2öer! mobl ba* geetgnetfte. ÜDiuftte er boä) noa) galt) erfüllt 
gemefen fein von feiner Pilgerfahrt nadj 9Raria$ett. 9Hä)t we= 
niger unmafyrfdjetnlidj bürfte bie Einnahme fein, bafe er fa)on 
bort, angeregt burefy feine gaftfrcunbltdje 2lufnabmc, fi<J> bie 
Aufgabe fefcte, bem bortigen ftlofter $u jeigen, loa* er 5U leiften 
im ©taube fei. So bürfen mir e* mobl immerbin roagen, bie 
früher erroälmte SWcffc, öaübn'* erfte 9Nejfc, l)ier einzureiben. 
2ßir werben für fic in biefer erften 2eben*»eriobc ,§ai)bn'*, mc= 
ber früher nod; fpäter, faum einen geeigneteren plafc fiuben. 
3brc ganse Slnlage, ihre Unfertigfeit im Ginjelneu, bie grammati= 
faltigen Unebenheiten, ber fdnoanfeube, in ausgefahrenen for- 
men fid> bemegenbe Stil unb gleichzeitig bie forglofe Un- 
gcjnmngentyeit unb fetfe £urd)fübrung, namentlich ber beiben 



Digitized by Google 



124 



(Srflc aWcffc. 



Soloftimmeu, beuen uidjt wenig $ugemutfyet wirb, beuten in*; 
gefammt auf eine Inn, in welker ber jugenbliä)e (Sompo; 
nift im ©Raffen fia) fojufagen nodj vogelfrei beiüc^te, alle 
9foa,enbli<!e ftraucfyettc unb, einer feften ©runblage entbcfyrenb, 
faft Me* bem 3ufatt uub angeborenen ^nftinft anfjeim [teilen 
mufete. 33ei ben $»vei concertirenben ötpran^oloftimmen mag 
.ftavbn etwa an fid> unb an feinen # ruber gebaut unb nietyt* 
mcbergef djrieben haben, ba* Beibe nid;t im ©taube gemefeu 
wären aufführen. Siefe beiben Solvftimmen, mit irittern 
uub verwerten ©otogen reid) bebaut, bewegen fid) über einem 
breifttmmigeu (Slwr (Sft, £enor, $a&), begleitet ton jmei &io; 
linen, (iontrabaft unb Drgcl. ^n ben Eird)lia)en 9)cuftfardnvcn 
finbet fid) biefe 9)tcffe häufig vor, wenn fie aua) nur feiten 
nufct wirb; im geiftl. Stifte C^ötttueig, bem meiftenä tüchtige 
Sängertnaben 511 (Gebote ftanben, mürbe fie jeboa; feit bem 
3al;re 1785 neun$chnmal aufgeführt. 211* fie vorige* 3ahr 
(1873) bei ct. Stephan unter Sirection be* Domfapellmeifter£ 
s ^rci;er mr 3luffül;rung (am, machte fie einen eigentümlichen 
(sinbruef. tfiiemanb mochte in ihr mol;l eine Arbeit t»ou §at;bu 
abnen; faum bafc \)ie unb ba ein verwanbter 3ug an beffen 
fpätere 6d)rcibweife anftingt, man müßte beim im ®an$en bie, 
aud; in feinen fpätcren Neffen oft gerügte Siebenbigfeit unb 
^unterfeit in s Jlufd;lag bringen, ber gegenüber ber, bem Agnus 
Dei iunewolmenbe Gruft um fo mehr überrafa)t. $n öaubn'* 
tt)cmatifcbem ^erjeidmift feiner 5Öerfe ift biefe 2)ieffe erft von 
brittcr §anb naebträglid) ^gefügt, beim fie mar £avbn gan$ 
au* bem ©ebächtnifj cutfchwuubcn unb nur ein 3ufall brad;te 
fie Unit mieber in bie §änbe. Bertuch unb Sie* 8 ermähnen 
ihrer bei ihren Befugen im ^atyre 1805. Wegeftüber ber ganj 
unwahrf dämlichen Behauptung üBertud)'*, foavbu t?abc bie v 3ttcffe 
im 3a^re 1742 noa) aU (Sborfnabe bei 6t. Stephan geid;ric= 
beu, trifft bie Bewertung 2)te*', ber vom 5tfieberfinben bes feit 
52 3abreu verlorenen Minbe* fpria)t, mit ber tner angenomme- 
nen Qdt, Anfang ber 50er 3a^rc, mnädjft mfammen. S)em 
rafd) alternben, fräuf liehen s JKetftcr bereitete ber unerwartete ' 



8 Staxi ¥crtutb r «ciitcrfungcn auf einer Steife au? £bürina.en nad> Sien 
im Sinter 1805—6, 1808, II, ©. 174. Xtctf, SPicgr. Oladir., @. 72. 



Digitized by Google 



3m 3Kic6aclcr £aufc. 12") 

■ 

gunb eine fyerjlif c greubc; muftte er fif bof in liefern klugem 
blitf be$ Suägangs feiner mntljfcoU burf fämpften £aufbal?n lcb= 
baft erinnern unb mit ftoljer Skfriebigung ber gemaltigen £öbc 
gebenfen, bie er feit jener Qcit erflommen. £a überbies ge^ 
rabe eine 3)Ulberung feiner förperlif en 6f merken eintrat, nabm 
er naf langer Seit fogar bie geber lieber jur §anb unb unter; 
nahm e$, ber SDteffe burf ^injufügung tton SMa^inftrumenten 
einen Slufpufe ju geben, babei ganj überfctyenb, baft bie* über- 
reife Wewanb fein an fif anfpruf lofe* Öeifteäfinb erbrüefen 
muftte. Dabei lieft er alle gebier im <3a$, felbft bie augen- 
fäUigften, fteben unb trug fic felbft |itm ZfycW auf bie »lad« 
inftrumente über. „2öa* mir (fagte §apbn ju Die*) an biefem 
©ertfen befonbere gefällt', ift bie Gelobte unb ein gemiffe* 
jugenblifcS geucr, unb ba* bewegt mif , täglif einige Safte 
nieberauif reiben, um ben ©efang mit einer §armoniemuftf $u 
begleiten." 9uf btefe SBetfc traten glöte, jWet Älarinetteu, 
$wei gagotte, $wci trompeten unb ^aufe btnju unb nof to&h 
renb ber 9lrbcit ff rieb ber liebcuswürbige Örei* an feine %kx- 
lag*banblung ^reitfopf & Härtel, um bie 3Jteffc jur §erau*- 
gabc ju beförbern, ba er bamit feinem Öimner, bem gürflen 
(sftcrbdjp, nof banEbar bulbigen wollte. Die 3)icf}e mürbe auf 
rtf tig abgeff ieft unb war nof im Äatalog ber groften Sluction 
genannter ^crlagsbanblung (1836) at£ vorratbtg angezeigt, 
aber nur im SJlanufcript. 6ine gebruefte 3lu*gabe, Singftimmeu 
mit Crgelbegleitung, erffien nur in Bonbon bei 9U>r»ello ($lx. 11 
ber ^apbn'ffen Stoffen). JDie au* bem 9faflaffe <papbn'$ 
ftammenbe Partitur, nun im fürftl. 'iDiufi tarfit» 511 (sifenftabt, 
ift, foweit c* Singfttmmcu, Streif inftrumente unb Orgel be- 
trifft, vjou ber ftaub (Slftlcr'*, §at)bn's Gopiften; bie löla*- 
inftrumente finb bem 3lnf feine naf r>on ^djein, einem Sfü= 
ler Aoaubn'*, hinzugefügt. 3m ßufammenbang mit «pavibn'v 
fonftigeu (Sompofittoncn au* feiner f rubelten ^eriebe wirb auf 
biefer 3Wefie nof mal* gebaf t werben. 

Da* bem iBarnabitcn--(ioUegium gehörige fogenaunte „alte 
ÜKifaelerbau* 9 am Aloblmarft (einer Strafte in ber Lüftung 

9 Xa9 „alte" 3MicfjacIerhau* (171G erbaut) all ©egeujab jum „neuen" 
(173f> erbaut), baß als £nrcbbau8 benutzt nmb. ^eibe finb unmittelbar au 
bie $or>farrfird>e (um b. ÜNicbaet angebaut. 



Digitized by Google 

1 



126 3m SDiicbaclcr $aufc. 

jtoifd)eu bem Örabcn unb ber faif. 33urg), mo .§atybn nun 
mofmte, f>attc Damals, mie bas forgfaltig geführte 3^ n ^ u 4 10 
ausmeift, einige für uns intereffaute SKietfyparteieu. erften 
3tod mofmte feit bem %a\)xc 1745 bis ju ifyrem ^obe bie 
AÜrftiu 9Karia Cctaoia, 53itme beä dürften 3 ofepfc 5Jnton 
• f t c r r? d 3 p , ber, nur wenige Monate regicrenb, im $afyxc 1721 
geftorben mar. SBi^ $ur 3Miäl;)rigfcit ir)reö oobncS $ai(I 
Litton (ber ,§apbn als feinen tfapcUmeifter aufteilte) führte 
biefe gürftin bas Majorat unb 30g bann na# SÖien. (3Öir 
merben bcr fürftlidjen Jrau, bie ftd) bie £ebung ü;rer s J)tufif- 
fapelle angelegen fein lieg, fpätcr nochmals begegnen.) ßatybn 
befanb ji$ alfo fetyon jefct mehrere 3afyre lang mit einem mur-- 
bigen ^iitgliebe jenes AurftenfmuieS, &ent er nafjcju ein falbes 
v Vl;rl;unbert laug ein treuer Diener mar, unter einem Dacbe. 
3tn brüten 8todmerf beS weitläufigen Kaufes wohnte ber ge= 
feierte Dieter 3lbbate 9)tetaftaf io, ber feineu Sicbling, s J)ia= 
rlanne 3)iartines, bie Xocbtcr einer xijm eng befreunbeteu 
,yamilie, .§atybn ab Schülerin im (Slanier anoertraute unb ilm 
mit bem berühmten italicnifdjen ©cfanglefyrer unb (Somponiften 
Corpora befannt machte. — Öcbenfcn mir nod> bes im neuen 
N J)?id>aelerbaufe mobnenben erjbifdjöfl. unb f. f. £of= unb 
UnioerfttätS:5hiä)bruderS ^ofmun ^eter Gblen von ®l)elen ll , 
ber Iner Druderei unb 33üd>crt>erlag führte. 33ei tfmi fonnte 
,§at)bn ein in 3(ug*burg gebrudtes ^erf (6 Stnnpfyonien unb 
6 Sonaten) oon 3ofepl;uS ©regorius Bcruer im ^erfaufS; 
laben aufliegen fetycn, baS fa)on im 3al;re 1735 im Sßiener 
Diarium oon (Styclcn angejeigt erfd>eint. 2(ud) auf Söerner lote 
auf bie vorgenannten ^erfönlidjfcttcn Kommen mir fpäter ju- 
rüd; ferner mar fürftl. @fterbd$t/fcber tfapeUmeiftcr unb £atybn'S 
unmittelbarer Vorgänger im Smt. 

folgen mir nun ftavbn auf ber breiten treppe, bie im 



10 Die einfiel in baffclbc t-erbanfe icb bem bereittrilliflcn (Sntflcaeu* 
fetninen bc$ bantaligeii .$rn. ^recurater* 3>on OHarimiltan ^icgl. 

11 Tic finita (5ble r-cn (»belcn (fpäter («bclcn'fcbc Srbcn), eine bcr bc* 
bcntenbftcn Sncbbrncfercicn Sien«, entftanb bafclbft 1672 nnb crlr-fd? 1858. 
(£eit 'Jlugnft 1703 würbe tritt biefer ginna ba« bicr oft citirtc „SBienerifdje 
3)iarium" antfgegeben , bas feit 1780 alö „Sicncr 3«itmtg" ned) fccutc bc* 
ftebt (feit 1858 im Verlag bcr 5taatc>bruct«rct.) 



Digitized by Google 



Stubicn. 



127 



alten 3ttid>aeterf>aufe ju ben Sacfymolmungcn fü^rt, bic fojufagcn 
Den fünften Stocf be* ,§aufe* bilben. 3Me 3^ mmcr bafclbft, 
jefct nur $u SDtagasinen oermenbet, mürben bamal* einzeln oer= 
mietet; mehrere Ratten einen §ol$t>erf$lag unb jtüct, nafye 3U; 
fammengerücft, geboten fogar über ben £uru* einer Cammer. 
(Sine biefer Kammern mit nteberer, fdjräg laufenber $>ecfe na^m 
unfern #at>bn auf. 28a* if>r an 9täumli#feit abging (fie ääfjlte 
fünf bi* fedj* ©dritte in ber Sänge unb ©reite), erfe|te bie 
genfterlücfe burcb eine aflerbing* überrafdjenbe 3lu*fia)t über 
ben belebten SWic^aclerplatJ Ijin nad) bent Eingang ber faifer- 
liefen ©urg. $ie SKiettyer ber 2)a$$immer mit einer Hammer, 
gftyfeit'* unmittelbare 9taa)barn, maren abmea)felnb ein ©udj; 
bruefer-gactor, Äammerfyeijer, (Sopift, Saldi unb ein Äodj; 
aufcerbem mofmten ba nod> ein Xafelberfer, Xfyürfyüter, Sprad^ 
meifter unb eine Sungfer, 3um £f?etl ©ebienftete ber §errfd>af= 
ten im £aufe. Sie 3111c finb namhaft gemalt; bagegen fehlen 
alä 3lfterparteien bie tarnen ber bie Kammern ©emolmenbeu 
unb atfo audj §atobn. s Jiadj ber Sdjilberung oon 2>ic* unb 
3lnberen mar §atybn in feiner ©obenfammer allen Unbilben be* 
2öetter* preisgegeben; im «Sommer brang ber biegen unb im 
hinter ber ©dmee burdj bie gugen bce 3)a<$c* unb ba felbft 
ein Dfen fehlte, fua^te unb fanb §at)bn jeitmeife sur 9ta$t}eit 
Sdjufc bei ber früher ermälmten gamilie, bie ihm aber, ba fie 
felbft unbemittelt mar, nur ben gufeboben al* Sagcrftättc an- 
bieten tonnte. 2öenn nun audj bie Säuberungen, im .frinblicf 
auf ein fo folib gebaute* ,§au*, fyäufig übertreiben (iiandje 
fprea)en fogar oom Langel eine* genfter* unb fefccn bem ,§aufc 
nod> ein festes Stocfmerf auf), fo bestätigt e* fid) boa), baft 
^ier bie .Halte, mic ja in jeber £acbmol;nung, im hinter 
empfinbüd) genug mar; fie nötigte §atybu fogar l;äufig, fein 
Söafömaffer, ba* in ber 9iadjt gefror, t>om Brunnen meg felbft 
|it erfefcen. 

$od> bcrgleidjeu Entbehrungen finb nia)t im Staube, einen 
anfftrebenben Jtunftjünger niebcruibrürfen ; et^er tonnen fte ihn 
reiben unb aufftadjeln, bem Sdjitffale Xrofe ju bieten, £ai)bn 
mar ja aua) nid)t mefyr allein; feine Cammer teilte ein, menu 
and) alte* unb murmftid)igc* (Slafcicr. ©ei ibm, bem tbcil= 
nebmenben greunbe in Seib unb greub, üergaft ,§ai)bn auf alle 
Sorgen unb „beneibete (toie er fagte) feinen .Honig um fein 



Digitized by Google 



128 Stationen. 

®lü<f". -ttebftbem mürben aber aud) bic Uebungen im 9Siolin= 
fpiel unb ba3 Stubium ber Gompofition, wenn aud) nad) feinem 
geregelten s #lan, eifrig betrieben unb ba$u felbft bie fpäten 
s flad) tftunben gu §ütfe genommen. <S* inufc bei aUebem r»er- 
munbern, bafc mir §apbn in feinem ber früher genannten 
Ord)efter mitmirfenb finben unb er fd)eint fia) aud) um eine 
bauernbe Stelle nid)t beworben gu baben; menigften* bat er nie 
baoon er3äblt, baft er irgcnbmo märe abgemiefen morben. Unb 
gut war's, bafe eö fo tarn: ßaubn märe t>ielleid)t in einer be- 
häbigeren Stellung ntd)t ber 3)iann geworben, ben mir nod) 
beute verehren, ßr mollte fämpfen unb lieber barben, al* auf 
ber gewöhnlichen .^ecrftrafc babinmanbeln. „3unge Üeute (jagte 
er im boben Älter) merben an meinem 93eifpielc feben fönnen, 
baft au* beut bliebt* boa) ßtmaä merben fann; waö ta) aber 
bin, ift 3lUc> ein Bcrf ber brtngcnbften Wotb" (2>ic*, 3. 14.) 

$oa) oom Stubium allein fonnte §apbn uid)t leben unb 
nia)t alle Sage fanb fid) eine mol;ltbätigc Familie. 3öir boren 
benn aud) balb r»on (Slamerlcctionen, bic i^m anfangt mit jmei 
(Bulben monatlid) befahlt mürben. Seine früfjeften (Sompofttio; 
neu au* biefer $cit, meld)e obne 3 )üe Ucl für ben Unterriebt*' 
gebraud) gefd)riebcn maten, manberten in 2(bfd)riften i»on .panb 
jii .$anb unb gingen faft fämmtlia) verloren. 2>aft .ftavbn ber 
Unterricht nicr)t t>on .^erjen ging, bafe er gar mobl füllte, wcla)c 
Opfer er bamit feinem Sd)öpferbrang bradue, üerratben un* 
bic meuigen Sporte, mit beneu er feine Abneigung unb feine 
bamaligc l'agc überbaupt fa)ilbert: „£a ia) enblid; meine 
Stimme oerlobr, mufete ta) mia) mit untcrrid)tung ber ;Jugenb 
ganzer ad)t ^abre furamerbaft bcnunfcbleppcn (bureb biefer 
(rlenbe $kob geben Diele Wcnie 511 ©runbc, ba ibnen bie 3cil 
3um Stubiren mangelt), bie ©rfabrung traffc mia) leiber felbft, 
id) mürbe ba* menige nie ermorben Imben, wann id) meinen 
(Sompofition* (rpfer utd)t in bor 9laä)t fortgefefct bättc." 
(Hebe Beilage II.) 

„.tfummerbaft l;crumfa)leppen!'' — biefe Borte bc$cidmen 
grell genug jene traurige (Sriftenj, ber fta) unfer s J)iciftcr uod> 
nad) Csabren nur mit einem $efübl von ©ttterleit erinnerte. 
Benn töaubu in fpäteren ^a^reu oon 3eit 311 3eit oon (sifen- 
ftabt au* nad; Bicn reifte unb feinen Verleger ^Irtaria befugte, 
ö über, bi* 3um Ja^rc 1789, feine Diicbcrlagc'mobl ebenfalls 



Digitized by Google 



2ofle (Streiche. 



129 



toie noch ^eute auf bem Äohlmarft, aber bem alten Sttid&aeler; 
häufe gegenüberliegenb in dir. 133 tyatte mag er toohl oft 
genug, ju bem grofeen ©ebäube aufblicfenb, mit Söehmuth unb 
bod^ auch mit geregtem ©tolj feiner $a<hfammer unb ber in 
ihr verlebten 3 eit M erinnert haben. 

£rofc Steife unb Slrmuth trieb e£ §aöbn, mie einfl im 
Äapett^aufe, auch jefct noch mitunter an, feinem §ange ju 
©Reimereien freien Sauf $u laffen unb !ftdt> bamit ju rechter 
3eit bie ©rillen ju vertreiben. 3u fpäteren fahren fd;lug biefe 
angeborene ©chalfenatur oft in rührenber SBeife um, mie 3. 93. 
bei ber befannten 2tbf$ieb&©tomptyonie, mit ber e« £aübn ge= 
lang, feinen gurften auf eine tyerägetoinnenbe unb feinfühlige 
2lrt gefangen ju nehmen, gür jefct mar e« mehr ber jugenb- 
lid^e 9Jiuthn>ilIe überhaupt, ber ihn jumeilen &u einem an fiä) 
ungefährlichen ©d)abernacf oerleitete, bei bem e$ ihm nicht an 
®ejinnung«genojfen fehlte. Qvoci gäHc biefer $rt finb trabitonell 
befannt. ©0 banb er einft jur 53eluftigung feiner Äameraben 
ben Diolltoagen einer Äaftanienbraterin an bie SRäber eine« 
UJUethmagen« feft unb rief bann bem Äutfdjer fortzufahren, in= 
i>em er fiä) felbft burd) f^leunige glucht ben 2$ermünfchungen 
ber beiben ©efoppten entjog. 13 ©in anbere« 9Jtal lub §afcbn 
eine Slnjahl ihm befreunbeter 3Jcufifer §u einer 9tachtmufif. $>ie 
3ufammenfunft mar im £iefem@raben (einer niebergelegenen 
nicht gar freunbliä)en ©trafee SBien«); §aobn oertheilte bie ®e= 
noffen nach «K™ Dichtungen, felbft auf ber $ohen--Srüc!e (melche 
eine obere Duerftrafje oerbinbet) luar ein Sßaufenfchläger poftirt. 
deiner ahnte, um n>a« e« ftä? eigentlich hielte, jeber hatte 
nur ben Auftrag, auf ein gegebene« 3eichen irgenb ein beliebig 
gc« 3Jtunfftücf anjufttmmen. Äaum hatte bie« fymfät Goncert 
begonnen, fo öffneten fia? Spüren unb genfter unb bie au« bem 



12 2)a« $au« s Jfr. 133 (erftc 9tummerirung) tourbe im 3abre 1797 mit 
kern furj jueor abgebrannten Gel» unb bem in ber $errengaffe anftofjenben 
<»efeäube gu bem gegenwärtigen großen Jpaufe 9lx. 26 (neu) toerbaut. 2)ie 
£irma Äurufc (neben ber befannten fficflauration „3um Sotbringer") nimmt 
fo jiemim) bie ©teile ein, too fi<$ Sktaria'« Sabcn Befanb, n?ie bie« au« ber 
uon Äarl <Scbfifc rabirten 3ei#nung erftc^tlic^ tft 

13 SWittbeilungen ber Herren ^rinfter unb UM, SttitgUeber ber fttrfM<$ 
<5fterbd3t?'f(ben 2Kuftffa$>eÜe. 



Digitized by Google 



130 2m (Slatier. 

Schlafe aufgesuchten Seivofmer jenes ©tabtviertele vermehrten 
noch burch gluchen Schimpfen ben ©fanbal. 3 m ©turtm 
fchritt rücfte nun bie Siumor^SBache (bie bamalige ^ßolijei) heran, 
beren Slmtälofal, bae SRumorhauS, fid) ebenbrcin im Xiefen; 
(Kraben f elbft befanb, ivaä bie Kühnheit be£ Unternehmens um 
fo fträflidjer erf feinen liefe. SEie 3)lufifer ftoben entfefct aus= 
eiuanber; nur ber ^aufer unb ein ©eiger fielen als Cpfer unb 
mufften für 2llle büjjen, verweigerten jebod) jebe Slu&funft über 
, ben- Stäbelef ührer unb verlegenen Störer nächtlicher Muhe. 14 



(Silva anbertfmlb 3al;re folgen nun, in benen nur unö 
ipapbti'S Shätigfeit abmechfelnb auf ©tubium, Unterricht 
(Srtheilung unb gelegentliche ^cittvirfung in Ordjeftern fic^ er- 
ftrecfenb $u benfen haben. Äein irgenbtoie bemerfenätverther 
Umftanb fcheutt in biefer 3eit vorgefallen ju fein; wir nüffeu 
von feinem $aufe, feinem greunbe, mit benen £avbn etwa 
näher verfehrt haben mochte. Seine Hrmuth entfernte ihn von 
ben aJcenfchen unb er fuchte um fo mehr fein einziges ®lücf bei 
feinem ßlavier, baä ihn am beften verftanb. — Unter (Slavier 
haben nur uns h^r tvohl ein ©pinett ober (Slavichorb bamaliger 
3eit vorjuftellen. %m ©egenfafc $u bem in frühefter Seit tveit 
verbreiteten ©pinett (fleiner ^lügel ,ft , in ßnglanb Virginal 
genannt), bei bem bie ©aiten, bura) geberfiele jum £önen ge- 
bracht, einen furjen, hatten unb pinfenben Xon erzeugten, mar 
ba3 (Slavichorb mit SflletaUftiften verfehen, bie bem Xone mehr 
©angbarfeit, mehr 2lusbrucfä: unb ©chattirungefähigfeit ver^ 
liehen, ©in befonberer Sorjug biefer 3nftrumeute beftanb aua) 
in ber Hebung unb bem fragen ber $öne, inbem man f elbft 
nach bem 2lnfchlage ber 9cotc noch einen $rucf geben fonnte. 15 



14 ftad> 2>ieö, Siogr. 5Ra$r., @. 33. 

15 3» ben 50er 3a&ren föcint in ffiien ber 3nfkumentenma($cr Wieber» 
Käufer einen guten 9tuf genoffen ju ^aben. 2>aS Sötener Diarium, 1752, 
Dir. 62, tttnbigt eine Huction »on SWuftfaUen unb 3nflrumcnten an, unter 
benen ftcfc aud) „ein öeritaMe Wiber&aufer $lig" (^lüget) beftnbet 

16 SKarpurg (3)ie Äunfl ba« Slafcier ju fielen, Berli n 1760, ©. 21) 
\)<xt für bieCebung (fronj. balancement) baS 3**$«* TTTTT. über ber 9iotc 



Digitized by Google 



<5. Smanuel «ad?. 



131 



$omenico Scarlatti, Sebafttan unb (L tyfyiiipv (Smanuel $ad) 
f abrieben für baffelbe; «Sebaftian $ad) bebtente jl$ bis 311 feinem 
£obe eines Stlbermann'fd)en SlaoidjorbS unb fein ©ofyn (5ma= 
nuel gab tym aud) nad) (Srfinbung unb Verbreitung beS gorte* 
piano nod) immer ben Sßorjug. „$)as (ilaokorb (fagt Gmanucl 
33a($) 17 ift baS 3nftrument, morauf man einen Slaoieriften aufs 
genauefte $u beurteilen fäljig ift" 3)er mefjr fdjüdjterne, leid)t 
oer&allenbe %on bebingte natürlid) aud) eine anbere, mit $or= 
fd)läg,en, 2Jtorbenten unb drittem reifer auSgeftattete Schreib* 
meife, worauf mir bei ben früheren (Sompofitionen #atobn'S 
iHücffidjt 5U nehmen ^aben. 

2öeld)er 2lrt bie Gtatrier^omyofitionen loaren, beren fid) 
£a?bn bis ba&in beim Stubium bebient f?atte, täfet fia) nia)t 
nac^meifen. S)ie 2Baf)l fonnte ifmt freiließ nia)t ferner faden, 
benn bie 3af>l ber oeröffentlidjten <£laoiermerfe mar äu&erft ge= 
ring; $u mähten frntte er überhaupt nidfot, er mu&te oielme&r 
greifen, mo i&m menf$enfreunbUd)e Vermittelung etmaS ju= 
führte. SBctyrenb er aber bei allem @ifer gejtoungen mar, fid) 
in 93enufcung ber Setytmittel mad)tloS bem 3ufaU ju überlaffen, 
fpielte ifjm baS ©lud unerwartet ein 2öerf in bie £änbe, baS 
feinem ©treben ptö^lidr) eine beftimmte 9tid)tung gab unb für 
feine ganje $unftrid)tuug entfd)eibenb mürbe. 3 U c iwer glücf= 
liefen Stunbe, in ber ifjm feine Äaffe eine f leine (SjrtraauSlage 
erlaubte, fud)te er einen jener 93ud)bänbler fyeim, beren 6d)äfce 
itym bis bat)in fo oft nur in ben 3luSlagfenftern 3U betounbeni 
oergönnt mar. 3öir moUen uns ber Slnna^me nid)t oerme^ren^ 
bafe er fid; babei feines ehemaligen 9lad)barS 33 in 3 erinnerte 
unb feine ©d)ritte nad) beffen ©emölb am @tepljanSfriebl;of 
lenfte. 3luf feine Sitte, itym baS im Slugenbltcf beftbefannte 
ßlaoiermerf ooqulegen, fjolte ber $Bud)l;änbler ein #eft Sona= 



i». ©olf (Änrjer ab« beutlitfer Unterri#t im (Slaüierfoiel. @8ttingen 

1783) faßt über bkfc ©pielmanier : „3>ie «ebung, totlty bur($ fünfte , 

bit übet einer falben ober ganjen 9tote fielen, angebeutet wirb, ma<$t man, 
wenn man ben Xon mit bem barauf liegen bleibenben Ringer glet^fam toiegt; 
ba§ bie« fanft geföe&en müffe, »erfleht [\df ton felbfl." SJergl. au<$ $. 
©cifcmann, ©efc$i(&> be« (£(abierfpie(«. Stuttgart 1863, @. 51. 

17 (Sari ^3b. Smanuel 93a$, 2Jerfn($ über bie »a&re Brt ba« datier 
ju Riefen. Berlin 1753. Sie&e (Einleitung bafelbfh 

9* 



Digitized by Google 



132 



ten Don 6. @manuel $8a# beroor ünb prie$ fic fo ein; 
bringlia), bafe §aobn o&ne weiteres jaulte, baS geft 5ufammen= 
pacfte unb {einer $>a$fammer jueilte. „$a !ant i$ ni$t mebr 
ton meinem (Slaoier binroeg, biä bie Sonaten burc^gefpielt 
roaren", äufcert ber greife §apbn, no# in ber (Erinnerung be- 
toegt, mit jugenblic^er Sebbaftigfeit gegen ©riefinger. 18 $)a$ 
tt>ar ber Wann, ben er unberoufjt fucfyte unb bem er nun mit 
geuereifer nacfyftrebte. „Unb wer mtcfy grünblicfy fennt (fäbrt 
£apbn fort), ber mufe finben, bafj xa) bem (Smanuel %aa) febr 
trieles verbaute, bafe ia) ibn oerftanben unb flei&ig ftubirt babe; 
er liefe mir aua) felbft einmal ein Kompliment barüber macben." 
Sobalb nämlicfy §apbn'ä 9öer!c bur$ ben $rucf befannt rour= 
ben, bemerfte s #aä) mit Vergnügen, bafj er §apbn $u feinen 
©djülern ju sohlen babe; unb fo lieg er tym gelegentlich aua) 
fagen: „er fei ber ©injige, ber feine ©Triften ganj oerftanben 
babe unb ©ebrauety baoon 5U machen uuffe." 19 §a$bn fuc&te 
unb fanb aua) in trüben Stunben Stärtung unb @rfrifc$ung 
in $öa#'3 2öerfen. „3$ fpielte mir biefelben ju meinem Cer* 
gnügen unjäbligemal üor, befonberä aua) menn iä) mia) Don 
Sorgen gebrüeft ober mutbloä füllte unb immer bin ia) ba er* 
Vettert unb in guter Stimmung Dorn 3»Mtaimente toeggegan= 
gen.v *° 2Bte §apbn fpäter bem (Sinfluffe ber ©efangscompo- 
fitionen ©afjmann's triele* $u fcerbanfen jugeftanb, fo fctyäfcte er 
(Smanuel $öad? in feinen (Slamenoerfen \a)ou je&t unb beroabrte 
ibm fortan bie gleiche Neigung, 9io# in bemfelben 3afyre, in 
bem S3adj ftarb (1788), erfuetyte §aobn in einem ©riefe an 2lr= 
taria, ifym „bie legten sroet alerte für ba$ (Slaoter r>on (5. % 
emauucl ©acb ju überfenben". 



18 »iogr. Wotijen, 6. 13. — $ou 8ad> toaren im 3afcre 1742 erfebie« 
nen Sei Sonate per Cembalo (bem Äönig ftriebri$ IL öon $reuf?cn ge» 
roibmet) ; ferner im 3abre 1745 ebenfalls Sei Sonate per Cembalo {$&ad)'S 
<3dmler, bem löjä'brigcn Äarl (Jugen, $crjog toon SBürtcinberg gemibmet.) 
Söeibc Serfe maren in Dürnberg »erlegt; ba« erftc bei Stoltbafar ©<$mib, 
tae jweite bei 3ob. Ulricb J£)offncv. SWag nun $ar»bn bie erfte ober bie 
grveite Sammlung jucrß fennen gelernt baben, fo ifl boeb anjunebmen, baß 
er babet niebt ftebeu blieb, fonbern fieb um meitere SBerfe $3a$'6 ertunbigte 
unb fomit aueb. bie anbere Sammlung rennen laute. 

19 25ie«, öiogr. 9latbr. ( <2>. 38. 

20 Kocbltfe, Bür grentibe ber Jonfunfr, 1832, »b. IV, @. 274. 



Digitized by Google 



/ 



<5. <pb. (Smamifl 8a$. 133 

(Sari WKW ©manuel SaaV 1 , ber brüte Sofcn be* grofeen 
3of>amt SebafHan 39acf>, lourbe am 14. 3Rär$ 1714 ju 28eimar 
geboren. @r natym unter feinen ©rübern unb felbft neben bem 
genialeren 2B. griebemann ben mefentlia^ften Ginflufj auf bie 
ionfunft, inbem er ben Uebergang oon ber ftrengeren jur 
freieren Sa^reibart bura) Grtoeiterung unb 2)ura)geiftigung ber 
gorm vermittelte, ^amentlid) burdj Sermertfnmg ber oon 
feinem Sater begrünbeten Xea^ni! unb SReformirung ber bi£ 
bafjin no$ menig entmicfelten Sonate, bie in 3o^ann Äuljnau 
unb 5)omenico Scarlatti ifyre nna)tigften Vorgänger fyattt, ift 
©manuel ber Sater beä mobemen (Elaoierfpielea gemorben. 
Seine (Sompofitionen finb ooH griffe, ©$ttmng unb 6mpftn= 
bung, reiety an 3)ielobie unb $b9tyrou£:3Rannicbfalttgfett unb 
ßrfinbung überhaupt. Sein 99efte$ fyat ©manuel in bie grofee 
Sonaten=Sammlung für Kenner unb Sieb^aber niebergelegt 2a , 
auf bie ttnr feinerjeit $urücffommen werben. §aöbn fonnte, 
toie gefagt, bamate nur bie im 3a&re 1742 ober 1745 erfdjiene; 
neu Sonatenbefte gefannt faben, bo<§ fd>on in biefen füllte er 
ftd> geifteeoermanbt mit bem tym bis babin fremben Sfteifter. 
Bad ibn sunäc^ft am meiften ange$ogen fyaben mochte, mar ber 
in ©adj'S (Sompofitionen bei aller geftigteit ber p^rung oor^ 
»altenbe tyumoriftif($e 3ug unb unbefangene ^eitere ©efü&l3= 
auSbrucf. liefen Vorlagen ftrebte nun §apbn na$, fua^te ft$ 
it?rc Sorjüge eigen 3U machen unb fid> baran felbftänbig ju 
bilben. yiad) unb nad) geftalteten fi<$ bann bie einzelnen 5äfce 
ju reiferer ßntmidelung unb $ur<$ füfyrung , 3U einem fe[ten, 
einbeitlicben ©anjen. ©leidfoeitig füllte fi$ aber audj jener 



21 Ueber 8acb fiebe: <S. $. 8itter, <5. (Smanuel unb S. triebe* 
mann 8a<$ unb beren 8rflber. Berlin 1868. — Sm. 8aäV« Selbfibiograr-bie 
(8urnev'« mufif. 9?cife, beutfäe Ueberfefeung, 8b. III, ®. 198). — ftr. ftety 
lifc, ftfir grennbe ber lenfunft, 8b. IV. — 3m. ftaifjt, Gaalia, 8b. XXV 
unb XXVI. — Hetdjarbt, ©riefe eine« aufmerffamen Heifenben, Zf)l II, 
S. 10. — WHPP Sfcitta, 3o&. ©cbafHan 8a<$, 8b. I, 1873 u. f. tt. 

22 Sine neue Ausgabe in 6 heften, refcibirt unb mit 8errebe toen 
5. ft. 8aumgart erfebien bei %. (5. (5. ?eucfart (<5onfh Sanber). 3n bem 
$eft „Scc$$ auflgeirablte Senaten, bearbeitet unb mit 8ortrort herausgegeben 
ten Dr. $an« ren 8fiten>" («u«gabc ^eter«), finb ebenfaÄ« fünf auf biefer 
Sammlung für Äenner unb fliebbaber. 



Digitized by Google 



134 



grohfmn unb fchalfbafte £umor, jene tinblicb naioc §eitcrfeit, 
bie uns ©atobn'S fünftlerifcheS Siefen fo merth macht, immer 
einheimifcher in feinen Söerten ber oerfchiebenften 2Hrt. 

3n bem erften ber betben oben ermähnten ©onatenbefte, 
im 3abrc 1742 veröffentlicht, beftebt jebe Sonate au* brei, 
meift jmei; nnb breifttmmigen ©äfcen in homophoner ©chreib= 
art: ein Megro in ber furjen .§auptform, ein Anbaute ober 
Slbagio in ber Ütebfomi, ein Sioace, ^refto ober SUlegro assai 
in ber SRonboform. 2lm gebaltooßften ift bie fünfte ©onate, 
C=bur; auch bas Slnbante ber erften ©onate mit jmeimal 
roieberfebrenbem fRccitatit» in beclamatorifd)em ß^arafter nnb 
baS fchön Durchgeführte Äbagio ber britten ©onate, E=bur, ^ebt 
fta) oortheühaft bert>or. $m ©anjen ift jeboch $3ach'S ©til, im 
liebergang begriffen, noch meniger ausgeprägt, baber biefeS 
§eft mehr oom tunftgefa)ichtlithen ©tanbpuntte intereffant §u 
ifennen ift. 

$ebeutenber ift bie zweite ©ammlung, ba§ §eft ber im 
3al;re 1745 erfchienenen fogenannten SBürtembergfd)en ©onaten. 
JDbmohl in ihrer contrapunttifchen unb potopl?onen ©ehanblung 
mehr in ber alten ©a?ule murjelnb, treibt ihr ©tamm boeb 
fa)on 23lüthen, bie baS ^ulfiren eine* neuen Gebens oerratben. 
$ie einjclnen, meift 3ftimmigen ©äfce 3ei<hnen (ich bura) mobl- 
georbnete §armoniefüUe unb ungejmungene Verarbeitung ber 
SNotioe aus unb bilben eine bereits fühlbare 2lnnäberung an 
$a$'S fpäteren eigentlichen ©til. S?on beiben ©onatenbeften 
giebt 3ob. griebrid? ffleicharbt 41 eine eingebenbere Gt>arafteriftit. 

Mehrere junächft oeröjfentlichte ©injelmerfe unb bie, für 
bie bamals beliebten ©ammelmerfe getriebenen (Slaoierftücfe 
33aä)'s übergehenb, treffen mir abermals auf ein ©onatenheft, 
bieSmal mit oeränberten SReprifen unb ber mufifalifch bP<h ; 
gebilbeteu s J$rin$efiin Slmalie oon ^reufjen jugeeignet. 2)iefe im 
3abrc 1760 erschienenen ©onaten, in benen ft<h 8ach'S nun 
auSgcbilbeter felbftänbiger ©til ooUfommen ausspricht, mürben 
fo beifällig aufgenommen, bafc 93ach in ben S^en 1761 unb 
1763 nod) jn?ei gortfefcungen , jebe 3U 6 ©onaten, folgen liefe, 



23 SRuflfat. mm<ma$, Berlin 1796. Bitter'« Gmait. u. ftriebem. 58acb, 
I, @. 51 fg. 



Digitized by Google 



<$. ?ßb. (Stnamtcl $acf>. 



135 



in benen er aber bie ,in ber SSorrebe &ur erften Sammlung 
motimrte Slntoenbung ber SRc^rifen lieber aufgab. 93ad> roollte 
nämlich, n>ie er in ber SBorrebe fagt, ba* beliebte, na$ Effect 
baföenbc Seränbern bei 2öteberf>olungen ben Anfängern unb 
feigen Siebbabern, benen eä an ©ebulb unb Seit $ur liebung 
unb jum ©tubium fe^lt, erleichtern, inbem er bie Seränberungcn, 
bie aua; bei Slrien ber ©ifffüfjr, bem jmeifel^aften ®efdmtac! 
unb ©eföicf ber SBortragenben anfyetmgeftellt toaren, felbft r>or- 
fd>ricb. Gr glaubte babur<$ bie ©inbeit ber ©ebanfen unb ibr 
richtiges SSerfyältnifj su einanber gegenüber ber ßitynfyeit in 
Weiterungen, bie auf Soften be£ Sluebructä nur bem Seifall 
ber 9ftenge nachjagen, am beften $u toabren. 

5Ja<$ tyat ferner noc§ in ben 3atyren 1765 — 67 toätyrenb 
feines berliner 2lufentbalte$, ber mit bem 3afyre 1768 abfd)ltefjt, 
u. a. bie folgenben $8erfe erf<$einen laffen: ©labterftücle oer^ 
fdnebener 2lrt; 6 leiste (Slaüierfonaten; Äurje unb leiste Sla= 
bierftücfe, benen enbliä) nod) eine jtüeite ©ammlung furjer unb 
leichter Glatrierftütfe folgte. $n liefen beiben erflgenannten 
3öerfcn, ton benen ba3 lefetere mit Jringerfafc unb Sejeic^nung 
ber erforberlid>en ©ptelmamer toerfeben ift, f>at 33ad& auf 3ln= 
fänger 93eba$t genommen; fie fönnen batyer, einige toenige au^ 
genommen, gleichzeitig mit ben fpäter ermähnten, bem im Sabre 
1753 erfdjtencnen 2ef>rbucf>e beigegebenen ©onaten ober bejfer 
nod) biefen oorauä mit SRu|en üermenbet ioerben; bo<$ finbet, 
loa« (Srfinbung, SMobie unb Verarbeitung betrifft, au$ ber 
geübte ©pieler HnregenbeS genug; bieS gilt namentlich üon ben, 
1766 bei 8reitfopf erfdjienenen 6 leisten ©latrierfonaten, bie 
mebr naö) ber emften aU naä) ber fyumorifriföen ©eüc bin- 
neigen. 

Sie febr 5Bad;'$ 2öerfe jener 3eit gefd)ä|t tourben, bezeugen 
bie SBorte, mit benen §itter* 4 bie Steige Don brei ebenfalte 
in jenen 3 a ^en (1764) veröffentlichten concertirenben ©onati-- 
neu begleitet: to&re eine toafyre SSerfünbigung am guten 
©efdjmacfe in ber SWufif unb an ber eigentlichen 9lrt ba$ ßlatrier 
ju fpielen, wenn man ft$ nicht attc Arbeiten biefeS großen 



24 SSrtentltcfce WaArit&ten unb «nmerfungen, bie SRuftf Betreffend 
1766, fünfte« ©rüd, 0. 36. 



Digitized by Google 



130 



<L ty. (Smanuet 93a$. 



3tteifier« ju flev&iger Uebung empfohlen tooHte feün lajfen. 
. 3mmer rc i$ fl n (Srfinbung, gefällig unb feurig in ben SHelo* 
bien, prächtig unb füim in ben Harmonien , rennen nrir il?n 
fct)on au« t)unbert SJteifterftüdten, unb fennen it)n noct) ni$t 
ganj; ein 93orre(i)t, ba« bie ni$t üerf<$toenberif$e Statur nur 
wenigen glü(flid)en ©enien »erliefen t)at, bafe fie na<$ einer 
2Renge t)eroorgebra$ter oortrefflid)er Söerfe, boct) immer nod) 
neue ©d&öntyeiten im 93orratt)e t)aben." 

2öir werben no<$ oft an ber §anb ber §atybn'fd)en (Som= 
pofitionen auf jene feine« $orbilbe« jurüdfommen. gür jefct 
gebenfen n?ir nod) ber 3ufammenge$örigfeit falber eine« 2et)r-- 
bu<$e«, mela)c« §at;bn balb na$ feiner 8efanntf<r)aft mit ben 
$a<$'f<$en ©onaten ebenfall« fennen lernte. 6« mar bie« ber 
erflte $t)eil oon Sad)'« epod)ema($enbem tr)eoretif$=praftif$en 
5öerfe: „SBerfud) über bie roat)re 2trt ba« ©laoier ju fpielen, 
mit krempeln unb ad)t$et)n ^robeftucten in fe<§« ©onaten er; 
läutert."** $)iefe« 23erf erf<$icn im 3 a ^ rc 1753 in ©erlin 
unb erlebte noct) bei fiebjeiten bc« Serfaffer« brei Auflagen. 
2öät)renb biefer erfte X^eil ba« ©olofpiel unb alle« bajugebörige 
(gingerfefcung, Sanieren unb Vortrag) befprict)t, bet)anbelt ber 
im 3a^re 1762 erfd)ienene jmeite Xfyeil bie £et)re oom Slccom- 
pagnement unb oon ber freien i'bantafto unb enthält juglricr) 
eine ausführliche ©eneralbaf$f<§ule. 2öa« jur 93ef?anblung bc« 
(Slaoier«, jur Sluffaffung unb jum Vortrag eine« 9Ruftfftücfe« 
nur immer nött)ig ift, pnbet jt<§ barin in foftematifcl) georbne- 
ten Siegeln feftgeftellt. §apbn roufjte $a$'« ©$rift gar root;l 
ju fct)äfcen unb nannte fie, mie $>ie« (©. 38) Derft^ert, „ba« 
befte, grünblid)fte unb nüfclid)fte Söerf, meiere« al« fie^rbu^ je 
erfct)ien". @« ift genugfam befannt, roeld) t)ot;en Söertt; 9Ko$art 
unb S3eett)ooen ben Herfen Saa?'« unb ooraug«metfe feinem 
8et;rbu(r}e beilegten; in gleicher Söeife bilbete e« bie ©runblage 



25 Sutern Tie? (©iegr. <Ra$r., 38) biefe« llniftaiibc? enrabnt, greift 
er ben 3 u f att » bw fletabe biefe« Serf $at>bn $ugef%t fcabe, toie let^t 
„fonnte i&n fetbf! fein natfirlitfer »erftanb irre ffi&rcn, »enn ba« Ungefähr 
t&nt Serfe, »ie tirnberger'« Triften, onflatt ber $ac$'f<$en in bie 
$änbe gezielt fratte". tiefer ©efafcr tonnte jebo<$ $apbn um'fo weniger 
au«gefefct fein r al« t>on Äirnberger bi« babin nec^ gar nichts erf*ienen »rar. 
5öäter aber lernte $a$bn auc^i beffen SGBeilf fennen unb »ie er *cn tynen 
urteilte, »erben roir balb fe^en. 



Digitized by Google 



ff. f\>. Smanuei ©a*. 



137 



be$ ©tubiumS ber tyenjorragenbften @laoierfpieler unb nmrbe 
felbft burd> bie neueften unb bcften erweiterten Sefyrmetfyoben, 
bebingt bur$ bie aömählige $ert>ollfommnung be* @lar>ier$ unb 
ber uc& babur$ entnricfelten reiferen Spieltoeife, nt$t oergeffen 
gemalt. $a$ leiftete bamit für bie X^eorie unb ^rartS be3 
GlamerfptelS, roa£ namentlich Sttarpurg unb fpäter ßirnberger 
für bie X^eorie ber Xonhmfi vollbrachten. $a$ Söerl erfchien 
brei 3ahre nach bem £obe \?on ©manuell Sater (1750), bem 
er bamit burcf) ©emeinnüfeung ber auf ilm überfommenen ©runb; 
fäfce unb Sehrart be$ Unterrichte bae fünfte $enfmal fefcte. 
3unächft rcurbe @manuel $ach roohl burch ein furj jubor er= 
fchieneneS ähnliches SBerf angeregt. 2ÖaS 3oh- 3oaa)im Ouanfc 
in feinem inhaltreichen „Essai d'une methode'pour apprendre 
ä jouer de la Flute traversiere" (Sterlin 1752), im Jntereffe eben 
btefeS 3njtrumente3 anftrebte, &at SBach in gleicher 5Beife für baS 
dlafcier getrau, nur fyat ihm barin grancois (Souper in, bem 
übrigens 59ad) oolle ^nerfennung joHt, in feinem „L'art de 
toucher le clavecin" (^ari£ 1717) in gennffer 93e$iehung ■ t»or= 
gegriffen. Duan$ gegenüber r)at 93ach fogar ben Xitel feines 
5Öerfe$ analog gehalten; gegen bie 2lnmafeungen zahlreicher 
Nachahmer ^atte.er fich noch ernftlich ju wahren. 311» fpä'ter 
baS ^ßianoforte mehr unb mehr in Aufnahme fam, trat auch für 
biefeS ein Kämpfer auf in bem <$urfürftl. baier. §ofmutifu3, 
eiarner= unb £arfenmeifter 3. % 2)Hlchmaper, beffen Söerf, 
„SHe mahre 3lrt baS <pianoforte ju fpielen", im 3ahre 1798 in 
lireeben beim SBerfaffer ju finben war. $te etwa« prätenttöfe 
2lrt, mit ber er fein Such in bie Söelt fanbte, hat ihm in ber 
Seipjiger 2Wg. 3Rufif$eitung (1798 fix. 8) eine fcharfe Ätitil 
äugejogen. 

3öie $aa) über baS (Slaoierfpiel backte unb wie er feine 
SSerfe torgetragen triffen trollte, l)at er in feinem Sehrbuche 
ausgefprochen, unb toa£ er fyier in ben wenigen ©orten fagt: 
„©in ÜJtufihtS fann nicht anberä rühren, er fei benn felbft ge= 
rührt", ^at er am Schluffe feiner eigenen Sebeneffiäje *• in an= 
bem Söorten nur nrieberholt: „Sttich beucht, bie 9Äufif müffe 



26 tarl »urne»'« £agefru($ feiner muftfalifc&en »eifen, au« bem Cna/ 
lif^en überfein fcamfcurg 1773, $b. III, 2>. 199 f* 



Digitized by Google 



138 



« 



oornemlidj ba$ £er$ rühren, unb bafyin bringt e$ ein ©latner- 
fpieler nie bur<$ blofceä foltern, trommeln unb §arpeggiren, 
loenigftens bep mir nid&t." tiefem 5lu*fpru$ läßt er an bcr= 
Reiben ©teile noefy bie bejeidmenbe Steuerung vorangehen: 
„9)iein §auptftubium ift befonber* in ben testen Sauren babin 
gerichtet getoefen, auf bem Glamer, obngeadjtet be$ Langel* 
an 2lu*tyaltung, fo fciel mögli$ fangbar §u fpielcn unb bafür 
ju fefeen. @ä ift biefe ©aa> nid^t gar fo leidjt, roenn man ba* 
O^r nia>t ju leer lajfen, unb bie eble Einfalt be$ ®efangc* 
bura) ju Dielet ©eräufa) nia)t berberben tr»tU." 

§abbn'8 5tferel;rung biefem tfünftler gegenüber mufj e£ um 
fo me^r fcerrounbern, ttrie ber Sßerf affer einer febr allgemein ge- 
haltenen, t»on Unridjtigfeiten mimmelnben biograptyifcfjcn ©fi^e 
in einer cngltfa)en ©djrift* r es roagen fonnte, £anbn ju be- 
fdntlbigcn, bafe er e$ berfua^t habe, in einigen ©onaten, na; 
mentlia) in op. 13 unb 14, ben ©til (Smanucl ©aay* ju copu 
reit ober melmefjr ju carifiren unb $n>ar aus 9ka;e bafur, bafj 
biefer feinbfelig gegen ifm aufgetreten fei. $)iefe$ Umftanbe^ 
gebenft auch fylttt w feinem 3kiefn?echfet (II, ©. 103), inbem 
er fid> erinnert, baft §at;bn alä einer, ber ben bittern 6mft 
ber Söerfe ©manuel ©ach'S unb feines 5toter$ genriffcrmafjen 
traveftirt babe, getabelt loorben fei. Grfterer lebte bamal* 
(1784) noch unb \)ie\t e£ für angemeffen genug, auf biefe, 
mtttlerroeile in 6. g. ©ramer'* „SWagajin ber 3Rufif" (1784, 
©. 585) in beutfeher Ueberfefcung „nicht ctroa als einen f ehr- 
baren Beitrag jur mufifalifa)en Biographie, fonbem als eine 
euriofttät" aufgenommene boäbafte $nfchulbigung folgenbe 
ßrflärung im Hamburger Unpartb. Gorrefp. (1785, 9h. 150) 
abzugeben: 

„9)Zetne $enfung*art unb ©cfa^äfte fyaben mir nie erlaubt, 
nnber jemanben 5U f abreiben: um fo iriel mehr erftaune ich über 
eine (ürjlia) in Gnglanb in The European Magazine eingerüefte 
©teile, ioorin ich auf eine lügenhafte, grobe unb fa?mät)enbe 



27 The European Magazine, London 1784, Oct. 6th. An aecount 
of Jos. Haydn a celebrated composer of Music. £er Huffafc beginnt in 
*ejetc$nenber Seife: „Giuseppe Haydn was born at Vienna abont the 
year 1730." 



Digitized by Google 



«iolinfhibten. 



139 



%xt befc^ulbigt toerbe, toibcr ben brat>en §errn §aöbn ge; 
f ^rieben ju faben. *Ra$ meinen ^ac^ric^ten oon Söien unb 
felbft öon v #erfonen aus ber @fterf)ä$üfdjen Capelle, welche 
ju mir gefommen finb, mufj i<$ glauben, bafe bieder mürbige 
SHann, bellen Arbeiten mir noa? immer febr üiel Vergnügen 
maa)en, eben fo genrife mein greunb fei, mie i$ ber feinige* 
9toa) meinem ©runbfafce Ijat jeber Htteifter feinen toafyren fte* 
ftimmten 2öert&. fiob unb £abel können hierin nic^td änbem. 
93lo£ baS 2Serf lobt unb tabelt am beften ben 2Rci|ter, unb td> 
laffe batyer jebermann in feinem Söertb. 

Hamburg, ben 14. Sept. 1783. 

©$mer$lid)er nod) muft es berübren, ban aud) SHcidjarbt* 
ben mittlermeile Verdorbenen ber @eringfa)äfcung gleidjjeitigcr 
SDiänner üon SRuf befdjulbigte, inbem er toon ifmt behauptete: 
„3JUt ben meiften großen flünftlern fyatte er ed gemein, bafe er 
ungeredjt gegen feine ^ebenfünftler mar. Sie* ging fo toeit, 
bafe er Männer nrie ©lucf, £>ai)bn, ea)ul$ u. a. für Äünftter 
ton geringer S3ebcutung bielt." 

9ia$ bem früher ©efagtcu fräre e* überflüffig, §at>bn 
gegenüber eine 2tbtt?efyr an3u|rrengen unb ju ocrfi<$ern, mie ganj 
anberä biefer üon 35aa? badete. 2öar bod) ^icmanb geneigter, 
fremben SBerbienftcn ©erea)tigfeit nnberfal;ren $u laffen. 0c- 
ftanb er ja hneberfyolt, bae Reifte, toaS er totffe, habe er öad) 
$u verbauten; ebenfo fpradj er mit aufrichtiger Verehrung i>ou 
©lud unb Raubet unb, wie toir gefefyen fyaben, oou feinen ßel^ 
rem. Sein 33erbältnifj $u 9)to$art aber, ba$ fpäter 3ur Spraye 
fommt, hrirb un$ biefen ebelften Gbarafter eines toabren ßünft 
lerä noa) über$eugenber nnirbigen lebren. 



9tebft bem (Slaoier fefcte £a&bn auc§ feine SöiolinfhiMen 
fort. $)ie£ fagt jmar (6. 42), bafj er fidj „ber Leitung eines 
berühmten Virtuofen" anvertraut tyabc, roer biefer aber getuefen, 



28 SWuftfat. «Imanaä, &erau«g. bon 3. gr. fteicfcarbt. CerUn 1796. 



Digitized by Google 



140 



»ioltnfiubien. 



erfahren mir nirgenbs. 3Bir bürfen aber mohl annehmen, ba§ 
§at>bn, wenn aua? nicht bamalg fchon, bod) menigftenS im 2ln= 
fang ber 60er 3ahre im regen Serfehr mit feinem greunbe 
$)ttter3borf ftdt) bie Gelegenheit ju 9ßu|e machte, t>on beffen 
©efchicflichfett im Siolinfpiel ju profttiren. 3ebenfatt$ hatte 
er ftch eine gemiffe gertigfeit angeeignet, menn er, tt>ie mir ge= 
^ört haben, tagen fonnte, baß er, obroot)! auf feinem 3njtra= 
ment ein §erenmeifter, bo<^ auch ein Goncert auf ber Violine 
ücrjutragen im Stanbe mar. 

Cbmohl ber 3eit toorgreifenb, fchicft e3 ftch hier, ber 2Irt 
unb Söeife ju gebenfen, nrie $itter*borf felbft ftch über feinen 
Umgang mit £aöbn äußert, ßrfterer hatte im Seginn beä 
3ahre* 1762 ©lud auf einer Steife nach Stalten begleitet. 
. Sährenb feiner 2Ibmefenheit mar ber Stolintrirtuofe So Iii in 
2Öien mit großem Seifall aufgetreten. 211$ nun $)itter*borf 
nach feiner SRücffehr bat>on hörte, nahm er fich t»or, feinen 
Nebenbuhler au§ bem Sattel ju heben, ©r braute einige 
SBochen, ßranfheit oorfchüfoenb, auf feinem 3immer ju unb ftu* 
birte mit größtem ©ifer. 2)ann aber trat er in einer ber 
5lfabemien im Theater nächft ber Surg auf unb überragte ber* 
art, baß man ihm bie ^ßalme ^uerfannte. „Solli erregt @r; 
ftaunen, ®itteräborf erregt e$ auch, fpielt aber zugleich für« 
§erj" — fo urtheilte ganj 2öien. 3nbem unä S)itter3borf 
bieS felbft erjählt 19 , fährt er fort: „2>en fteft be« ©ommerS 
unb ben folgenben SSinter braute ich, außer meinen $tenft; 
gefchäften, in öftermaliger ©efeUfchaft be« liebenSmürbigen 3o = 
feph §apbn ju. Welcher greunb ber 9Kujif fennt mohl nicht 
ben Namen unb bie frönen Arbeiten biefeä ausgezeichneten 
(Somponiften? — Ueber jebeä neue Stücf, baS mir t>on anbern 
£onfefcern hörten, matten mir unfere Semerfungen unter trier 
2lugen, ließen jebem, ma« gut mar, ©erea)tigfeit miber fahren 
unb tabelten, ma£ ju tabeln mar." Weiterhin empfiehlt $itter*= 
bcrf bie Sortheile einer folgen „echten, unpartheiifchen" Äritif= 
Übung jebem angehenben Xonfefcer auf« angelegentliche. 2ßie 
mir auö föatibn'S 6elbftbiographte erfehen, blieben bie greunbe 
au(h fpäter in fchriftlichem Serfehr. 



29 Äarl ttn $ittcr«berf, ecbengbcf^reitung. ?ei*}ig 1801. ®. 123. 



Digitized by Google 



$a»bn unb 2)itter«borf. — fta(fctmuftfen. 141 



6tn fleineä Abenteuer, ba$ ben beiben Äunftjüngeru auf 
einem ihrer Spaziergänge begegnete, betoeift un$, wie populär 
bamal* fd)on ($u Anfang ber 60er 3 a h re ) £apbn'$ Plante ge= 
toorben war. §aobn unb 3)itter3borf paffirten einft jur 9tad)t- 
$eit eine ber formaleren ©ajfen SGBienS unb Nörten im Vorüber; 
gehen in einer SBierfneipe einen §aöbn'fd)en 3)lenuett erbärmlia; 
herunterfiebeln. S^ei f° aufgemeeften Äöpfen, bie fid) gerne 
einem 6d)erje überliefen, mar bie« eine unnriberftehlid)e 2luf- 
forberung, ben Oh*enfd)mau$ in nächfter 9tähe ju genie&en. 
Sie gingen hinein unb traten fyaxt an bie 9Rujifanten heran. 
„3ion wem ift benn ber Menuett?" fragte §aybu in hämifcher 
SÖeife ben^rimgeiger. SHefer antwortete in geregtem £one: 
„oon £aobn", worauf biefer troefen genug bemerfte: „$aä ift 
ein rechter 6— Sföenuett!" $em in feinem Webling beleibigten 
©eiger toerfagt oor SButh bie ©prad>; mit feinem 3nftrumente 
hebt er jutn ©treibe auf §aöbn'3 ßopf au*, bie ©enoffen foV 
gen bem 33eifpiel unb ber fraftige $)itter*borf hat gerabe nod) 
3eit, feine 2lrme fd)ü^enb oor feinem greunbe auszubreiten unb 
fd)leunigft mit ihm bie glud&t $u ergreifen. 80 



25ie in ber ßhronif befprod)enen 9iaä)tmuf if en boten 
§apbn ohne S^eifel eine ttnllfommene Gelegenheit, fein Siottiu 
fpiel unb mehr nod) fein (SompofitionStalent &u oerroerthen; 
wie und ©riefinger (6. 17) oerfid)ert, erinnerte ftä) §aobn, auch 
einmal im 3ahre 1753 ein &uintett für biefen 3tüecf gefd)rie^ 
ben ju haben, „©affatim gehen" 31 nannte er biefe muftfalt; 
fd)en Slbenbercurftonen, bei benen irgenb einer beliebten $er= 
fönlichfeit auf SefteUung Ruberer ober auch au« eigenem Antrieb 
getmlbigt Würbe. 



30 Vlad) 2)ie«, @. 33; ©riefinger. @. 30. 

31 ^ratoriu« gebraust btefen *u«bruct bei Srftärung ber Serenata, 
eine« Bbenbgefang« mit brei ober mebr ©timmen, toenn man nämlicb. ,,be« 
Äbenb« uff ber ©offen fpafcircn ober ©affaten gebet; unb tote e« uff Uni- 
versitäten genennet toirb, ben 3ungfern ein ©tanbitben ober $ofere$t maebt, 
unb bie Ritornelli bajtoifcfceu musiciret toerben". i'it*. *JJratori* Syutagma 
muBicum. Solfenbttttel 1614—19, »b. III, ©. 18. 



Digitized by Google 



142 



Äomifer Äurj. 



%n einem für ©tänbdjen mettergünftigen 3lbenb (e* bürfte 
im jpcrbfte 1751 gemefen fein) finben mir §a^bn mit einigen 
Äameraben oor bem 4oaufe be* @olb= unb ^erlenfticfer* Sluton 
$irfe* (£ürfe*). $)ie SRujif, bie fie aufführten unb bie t>on 
§apbn componirt mar, galt bem in bemfelben $aufe mobnenben, 
bamal* febr beliebten $omifer be* Stabttbeater*, Sofepb 
£ur$, ober nötiger gefagt, feiner bübfcben grau granjiöfa. 
$a* &au$ ftanb fa)räg gegenüber bem alten ©tabttbeater bnin 
beim 2Bibmer= ober alten (Samtner* (^ärnt^ner-) Zfyox unb mar 
an bie ehemalige ©tabtmauer angebaut. w §atybn'* SRuftf er* 
regte bie 2lufmerffamfeit be* ftet* aufgemedten ßomifer*; er 
»erliefe ba* £au*, trat $u ben 9Wufrtern unb erEuu,bigte fieb 
nach bem Gomponiften ber eben aufgeführten ÜDJufif. §a^bn 
ftellte fieb ihm oor unb mußte fogleia) bem etma* überragten 
Berniter in beffen SBobnung folgen, mo ihm berfelbe ba* 2ln= 
erbieten ftellte, für fein eben fertig gemorbene* neue* Ztyatex-- 
ftütf bie aWufif ju febreiben. flurj fuebte aueb gleich feinen 
SRann ju prüfen, er liefe ihn fieb an* ßlaöier fe|en unb einige 
leicht angebeutete Scenen au* bem Stegreif mit SKelobieen be= 
gleiten. Namentlich lag ihm bie mufifalifdhe Säuberung eine* 
Sturme* auf bem ültteere am Jperjen. $)a er aber bie Verjagt; 
hett £>atybn'* gemährte, beffen Äenntniffe oon Sßäffern fiefy bi* 
bal;in nur auf bie £eitba unb ba* SBienflüfecben erftreeften, bie 
bo<h unmöglich jur 33orftellung be* gemünfdjten 33ilbe* anregen 
tonnten, fo fu<jt)te er, §atybn'* ^p^aittcifie nachbelfenb, ba* diin- 
gen eine* (Srtrinfenben figürlich au*jumalen. Unfchlüffig, mie 
er ein $>ing au*brücfen folle, ba* er im Seben nie gefehen, 
fchüttelte $apbn noa) immer ben $opf, mährenb #ur$, ber gan= 
jen Seibe*länge naa) über einige Seffel au*geftrecf t , bie 59e= 



32 3n Stimmet'« $äufer*<£$ronif Sien« (1849) ift ba« $au« unter 
9lr. 1033 (brittc ftummerirung) angegeben. Siacb. bem ©runbbm$ finben wir 
86 3a&re na$ obiger 3cit ebenfafl« einen beliebten Äomitcr Sien« frier trob« 
neu: Oebann fteflrotj unb feine £5c$toefier granji«fa §ofmann befafcen e« in 
ben 3afrren 1837—38. Xit @affe, welche ätoifcfren beut ©tabtt&eatei unb 
ben au bie Stabtmauer angebauten Käufern binfübrte, hieß bie ®attlergaffe. 
v Jiunme$r bebeutenb erweitert, siebt fte in ber gleichen Stiftung läng« bem 
rüdirärrigen £freil be« neuen $ofo$erntbeater« fyin. 2>a« $au« nnb beffen 
Umgebung würbe im 3abje 1859 bemolirt. 



Digitized by Google 



\ 

.Hemifer Surj. 143 



roegungeu eines Sctymimmenben nad&aljmte. ($r rourbe bereits 
ungebulbig unb rief bem jungen 2)lufifer faft ärgerlich ,ut: 
,/2lber fefm'3 benn nit roie i fd^mimm'?! " UnnriUfurlid} ge* 
rieten $apbn'ä ginger enblta) in ber SityfJ in bie t>om £o* 
mifer gemünfa)te £aftbett>egung. Äurj {prang auf, umarmte 
feinen 6$üfcling unb übergab tym ba$ üftanufcript feiner neue; 
ften fomifc^en Oper, bie ben $itel führte: „$er neue fromme 
teufet." 33 iiäa)elnb gebaute &apbn oier 3afcr$e(mte fpäter 
feiner Begegnung mit Äurj, alä er am ^euja^rämorgen 1791 
auf ber Ueberfa^rt nad> (Snglanb in Söirfli^feit ba* SJleer, baä 
„ungeheuere Sfyier" unb feine „ungeftümen, fjofjen 3Seüen" 
rennen lernte. 

s Bir ftnb l)ier an bem fünfte angelangt, mo e$ geboten 
ift, über ben vorgenannten tfomifer ßurj ^äl>ere* §u erfahren. 
3ot)ann 3ofept) gelir Äurj 34 , ber @ot)n eines ^rinctpalä 
einer fyeromjiefyenben $ombbianten=£ruppe, mar in 2öien am 
22. gebr. 1717 geboren 34 ; 3°f- 2lnton Strani^fp unb feine 
(st)efrau Flavia 3)ionica unb ein jmeiteS Gfyepaar vom 6tabt= 
tfyeater waren feine 2aufpatt)en. fdjeint, bafe er bei feinem 
ißater, ber u. a. namentlich Srünn in ben JJafyren 1725 bis 
1751 ale Sa^aufpieler l)äufig befua)te 3Ö , bie erften ßet)rjat;re 
oerlebt l)atte. %n SBien trat er, nrie mir in ber 6l)ronif ge= 
feben t)aben, im %a\)xe 1737 $um erftenmale im Stabttt)cater 
auf. 6r mar oon au*ge$eia)net fomifa)em Talente, lebhaft, 
mit^ig unb erfinberifct). Obfc^on er ftdj an innerlict) fomifd)er 



33 3n ber £aubtfad)e fcicfer Crrjä&lung ftimmen £ic« (<S. 40) , ®xk» 
fingcr (©. 18) unb (Sarpant (8. 81) überein. 

34 Ouetten ju Äurj: $farr»9legifter unb $erla|fenf($aft«acten. Sbrono» 
legte beö bcutfc$en £fccater8 1775. Repertoire des Theatres de la ville 
de Vienne 1757. £>ie ©ot&aer £l)eater»Jcalenber. ©efe^i^tc be« gefatnmten 
2&cateTtt>cfen« in Sien (bon 3of. Dealer) 1803. Siener £&eater«9Umana($e. 
Oefc^i^tc unb Xagebucb. ber Siener ®<$aubüfmc »on 3. $. g. SRüüer. 
Sien 1776. ©efdjic&te ber beutfäen Schaufbiellunft, öon Gbuarb 25ctrient, 
1848. 3)äö gelehrte Ccflerreid> (Sc 2uca), @. 371 fg. u. f. ». 

35 £aufregifter ber Eombfarrc St. Stefan. Sien. 3>iar. flr. 1420. 

36 3m 3a&re 1732 führte gelir Äurj in «rünn bie erften beutföen 
^aufbiete auf bem neuerbauten Übeatcr auf, baS bon ^tyüibb Wcro bei 
gantafta mit ital. ©ingfbielen einge&ei&t korben n>ar. (SKäffcr , ©enaue 
9la$ric$tcn üon beüben f. f. Schaubühnen, 1773, 3. 207). 



Digitized by Google 



144 Äomifer Äurj. 

Hraft mit ^rehaufer tiid^t mejfen !onntc, fo war er in feinen 
(Saricaturen boch nod) unternehmenber, reicher an 2öorttm§ unb 
fcharffinniger. ©r ^atte bem ^ublifum atte feine fchroachen 
©eiten abgemerft nnb gab feinen unüerfdjämteften ©päfjen 
eine nene 2öür$e, inbetn er fie in 3toeibeutigfeiten fleibete; 
er Ijatte tanfenberlei §ülfämittel jur §anb unb &erj$m&hte 
feinet. £>ad alte §an^n?urftn>efen würbe burch ifm fchon mo= 
bernifirt. ©eine ©tärfe im Niebrigfomtfchen machte ihm tyxt- 
baufer fo gefährlich, ba& e* biefer borjog, mit bem jüngeren 
Nebenbuhler gemeinfchaftliche ©a$e ju machen. Äurj ^atte in 
einer gewiffen Nolle aU Semarbon Beifall erhalten unb behielt 
nun biefe Sejeichnung ati 2^eatername bei; auch fchrieb er eine 
Unzahl eptemporirter X^eaterftücfe, bie auf biefen, au* ftumm- 
beit unb ©pifcbüberei aufammengefefcten (Sharafter beregnet wa- 
ren unb jum Xfytil ana) bei ©helen im $rucf erf^ienen finl). 37 
©ie waren nach ben ©runbfäfcen ber überbachteften Oefonomie 
üerfafet: jebe Slrie, jeber gufetritt, jebe Waulfd^elle würben bem 
©chaufpieler unter bem Namen „Nebengefälle" befonbere befahlt. 
$abei verfaß $ur$ feine ©tiiefe reichlich mit einem bunten Apparat 
üon glugmerfen, ©aufeleien, 3$erfleibungen unb Äinber^antomi; 
men, bie ihnen benn auch/ burch fein unleugbares ©chaufpieltalent 
gewürzt, jahrelang einen unglaublichen 3 u ^ au f tjerf Rafften. 



37 SDaruutei waren u. a : öeruarbon ber 30jäbr. * «Scbüfce — 
©ernarbon im £olIbaufe — ©ernarbon ber laletutifcbe ©rojjmogul — Die 
@el|'en*3nfcl (reelle auf bobe« »erlangen öfter repetirt tpurbe) — Der 
fteuerwcbcl ber ©enu« — ©er ©üben» unb ©eiberfrieg — 2)ie glficflicbe 
SSerbinbung be« ©ernarbon — 2)ie 3ubcn^od?jett — ©ernarbon auf bem 
Scheiterhaufen — 35er roiebererroeefte ©ernarbon — 2)ie 33 Schelmereien 
be« ©ernarbon — ©ernarbon'« Straum in ber SBüftenei — Xex icufel at« 
Gbemanu — 2)ie 3nfcl ber gefunben Vernunft — 2>ie eilf Meinen 2uftgcifrer 
— ©ernarbon bie getreue ^rinjeffin ^3umpbiö unb $ann«*2öurfl ber tb* 
raunifebe £artar Äulifan (eine ^Jarobie in lächerlichen Herfen) — ©ernarbon 
ber Ginfiebler — 2)ie SWadjt ber (Slemcntc — 2)ie lieberlichc Haushaltung 
öerfoffener Äöcbe unb »crlöfferter Stubenmenfcbcr. — Xtx größere $h*il 
nennt 3ahr unb ©ruefort (SrjbifchÖfl. $of< unb Uniocrritfa««©uÄbrucfcrei 
mit »on @h«lif<hcn Schriften im neuen äfticbaelerbau«. 

38 2>a« Repert. des Th. de la ville de Vienne fagt toon ihm: 
Joseph Kurtz dit Bernardon a beaueoup de feu, et est toujours aplaudi 
dana lee differentes roles Comiques qu'il joue; de rueme que par ses 
pieces de Theatre fort frequentees par le public. 



Digitized by Google 



Honufer Äurj. 



14Ö 



6elbft Der faiferlid&e §of toobnte benfelben juroeiten bei unb 
unterhielt ftch an ben berb gewürzten Spaßen be* Äomifers, 
bis biefer einmal im Uebermutb burch eine unoerfchämte änt- 
»ort bie ©nabe ber Äaiferin berart oernrirfte, bafj fte einen 
Schnmr tbat, ihn nie »ieber fpielen feben &u motten. 5ta<^ ein; 
jähriger 2tbtoefenbeit febrte Äurj im 3abre 1744 nach 2Sien ju^ 
riief, biedmal feine erfte, oben erwähnte grau mitbringenb. 

bie Anläufe ju regelmäßigen ©tücfen, bie Nacbcenfur unb 
überbauet bie Neformpläne ber Äatferin gefährlicher $u »erben 
brobten, mürbe Äurj bie Söiener £uft 5U fchmül, er oerliefj bie 
Stabt juiu jmeitenmal oor Dftern 1753. @r ging bamalö $ur 
Kocb'fchen ®efellfchaft (beim £aufact feine* jüngften Sohnes 
wirb er alä ^ragerifcher Xbeatral^mpttfarto aufgeführt), febrte 
aber in ber 3Jtitte bes nächften 3 a h reö abermals na* Sien 
jurücf unb hatte nun unter ber 3)trection $ura$$o's ben (iJipfel 
feines Ruhmes unb ©lüdest überfliegen. Vergebens" fämpften 
bie regelmäßigen Stüde gegen bie s $offe, bie gleichfam in brei 
(Solonnen, bie erjemporirteu garcen oon ßur$ unb SÖeisfern 
unb bie 3auber!omöbien oon §uber, gegen fie auftrat. 5Die 
(srfteren, benen für iiuft^ unb $rauerfpiele nur je ein Slbeub 
in ber 3öodhe eingeräumt war, brauen fid) nur langfam Sahn, 
benn bie Sßenigften hatten einen Segriff bon ber Sittenoereblung 
ber Mbne; ber große §aufe hielt vielmehr bafür, bafj beren 
Sturgabe barin beftebc, bie tfeute über bie ausgelaffenften Marrens; 
pofjen lachen $u machen, Nacbbem Äurj feine erfte grau im 
Jabre 1755 burch ben £ob verloren hatte, vermählte er fich $um 
jtucitenmal unb blieb bis jum 3abre 1759 in Stfien. S>ic oie= 
len Neuerungen behagten ihm jeboch niä)t; jum brittenmal bie 
Stabt uerlaffenb, burchpg er mit feiner Gruppe Cefterreicb unb 
2)eutfchlanb (1760 fpielte er in ^JSrag, 1765 übernahm er bas 
Theater in München). Wlit feinem bieämaligen Scheiben erlitt 
bie Sßoffenreißerei ben erften £obe$ftofj. 33ergeben£ oerfuchte es" 
ber Scbaufpieler ©renner, an Stelle beä £ur$ beffen (Eharafter^ 
rolle burchju führen unb fich felbft als Surlin eine neue Nolle 
ju fchaffen. Noch weniger gelang es (Sbriftopb ©ottlieb alä 
3aferl burcbjubringcn. 2lucb bie SJtafchmen^omöbien oerftngeu 
nicht mehr unb bie $arfteHer be$ Niebrigfomifchen ftarben 
3Jcann auf 3Jtann. §uber mar fchon tobt, nun folgten auch 
fccinbaas, SBeiftfern unb ^rehaufer. $aju fam noch Sonnenfcls' 



140 



Äemifer Äur$. 



fc^arfe geber, ber in feinem 2Üoa)enblatt „$er SRamt ofme $or= 
urtl)eil" (1705) gegen bie bisherige 2öirt&f<$aft erbarmungslos 
$u gelbe jog. (Es &alf ni<$t$, baß Sonnenfete bafür oon ^re= 
Käufer in ftfanm'6 Jtomöbie, „$cr auf ben ^arnaß oerfefcte grüne 
£ut" auf£ empfinbH<$fte angegriffen (gebr. 1767), unb felbft von 
ben italieniföen Cperiften auf ber 33ityne cariürt tourbe — ba$ 
morföe ©ebäube mar ni$t mefyr ju galten. 211* nun ßur$ na# 
^einjähriger Slbtoefcnfyeit gegen 6nbe beö 3afcre* 1769 normal* 
fein Ölüd in 2öien ocrfudjte, moa)te er Uutyl auf bie Unter* 
ftüfcung be$ 5)irector$ Uffligio 89 rennen, bem ba* beutfd?e 
toie überhaupt jebeä eblere Sdjaufpiel ein ®orn im Stuge mar. 
Äurj fam ifym gerabe re$t, benn ber gealterte Äomtfer, ber 
feine 2lfmung Imttc, mityt SSanblung fi$ bereit* vorbereitet 
fyatte, oerfpracfy i(mt golbene SBerge, toenn er il;n galten ließe, 
©ejiuungen jebod^, feine Stüde regelmäßig gefc&rieben ber (Sem 
für oorjulegen, falj fic^ Äur$ bur<$ ©efeitigung aller S^ei- 
beutigfeiten, auf bie Cr bie größte Hoffnung gefefct hatte, ber 
§auptefjecte beraubt. Xlä er ba$ erftemal nueber am 6. 3an. 
1770 in ber oon ifym jugeftu&ten Operette La Serva padrona 
(„$ie 2)iagb eine grau", mit 9Jtufif oon Sö^aj ©fpann) auf; 
trat, lief jtoar Stiles bin, ben ehemaligen Liebling ju begrüßen, 
boa) feine beften greunbe mürben nun erft ben oeränberten, ge* 
läuterten ©efetymadt gemabr. Seine ©rimaffen unb (Saricaturen 
erregten nur 2tbj$cu unb f<$ou am streiten Slbenb hatte ber 
3ulauf naa)gelaffen. G$ folgten in längeren S^Wenräumen 
noa? „$er ^^ilofopl^ auf bem £anbe" (fomifa)e Oper), „$Ber= 
narbon ber 2öeiberfetnb" (Singfpiel), „3)er unruhige Steinum" 
(Suftfpiel na$ bem gransbfifchen) unb am 24. Siooember „£er 
neue frumme £eufel". Entgegen ber irrigen aUgemeinen 2ln= 
nähme, baß &ur$ ben 3lffligio perfifUrt ^abe, mürbe oielmehr" 



39 Xtx Italiener «ffligio E^atte ba« Sbeater feh SHai 1767 in $ad>t unb 
mußte alle Äofien tragen, bie e* erferberte; et war ein Abenteurer, ber ft<$ 
ein CbrifMeutenant^atcnt erf(b»inbett batte unb fcMiefjticb alö gfilfcber auf 
tie ©alecre fam. (<5aq>ani, Le Haydine, p. 82; Äellö, Reminiscences of 
the King'8 Theatre, London 1826, I, p. 103 fg.) Sffligie foielt in 3He 
jart'G Peben eine traurige 9ioffe, inbem er bie Oper be« bamal« 12ja'brigen 
Solfgang, M la finta semplice", beren STuffübrung 3ofepb II. gerofinfebt fyattt, 
*u bintertreibeu »ufjte. (C. 3abn, SWojart, 2. «uff., I, & 71.) 



Digitized by Google 



Äomtfcr Äiirj. 



147 



er f elber bura) ben ©djaufpieler Füller in einer, t-om preufj. 
©efanbtf$aftsfecretär 3efter getriebenen ^arobie, ,,«ier Marren 
in einer ^ßerfon", mit fo oiel ©efa)icf carifirt, bajj er bei feinem 
näc^ften Auftreten faum bem Auspfeifen entging. 3n bem 
{täglichen ©$icffal feineö ©ingfpiete, „$ie 3ubent)o<$$eit ober 
Sernarbon ber betrogene Rabbiner", fafy enbttdt) $urj im 3& : 
nuar 1771 auf berfelben 99üfme, auf ber fein föufmt am läng; 
ften gemährt, feinen ©tern für immer erbleichen. 211S im $afyre 
1770 bie SSrüber Sange am Sweater nä<$ft ber S3urg angeftellt 
mürben (5JM<$ael 3ofep^, ber ältere unb oorjüglia^erc, ftarb am 
29. iuli 1771), !amen fte eben no$ redt)t, um bie SurleSfe in 
ben legten 3ügen liegen ju fefyen. ^refjaufer unb (Sonf orten 
maren itmen fremb geblieben, fie tonnten alfo nur naa) bem 
ßinbrude urteilen, ben fie bura) baä Spiel beä legten Sio- 
mifer* ber berben ©djaufpiel ©attung jener fyxt empfingen, 
über meiere jt$ 3°f c P^ Sange, ber jüngere ber 99 rüber, in 
folgenben ©orten äufeert: „9)cag ea boä) nad) ber Sfajidt)t neuerer 
äeftyetifer roa^r feon, bafc baä fre^e, tefe ßomifc^e mit £ans= 
ronrft unb Vernarb on auf ber $üf;ne »erlofdj. 3a? mufc e8 
i^nen überlaffen, ben 33erluft $u mürbigen unb ju betrauern. 
S)a* aber barf iä? fagen, ba& bie 5)arfteUungen mit ßanenmrft 
nur ertemporirte graben maren, o^ne runftlerifa^e 2lbfta;t flücr)= 
tig entworfen, reidj an ^rügelepen, 3otten unb gemeinen 
©pa^en, bie fogar ungefähr immer biefelben blieben/' 40 

3n 2öicn mar $ur$ nun allerbingS gef ablagen, boa) mar 
bamit feine Sfjätigfeit noefy lange nidjt abgefä)loffen. Gr 
menbete ftc$ $unä$ft naä) ^Breslau, befriebigte bie ©laubiger 
ber Söuroe ©a)udj, ^rincipalin einer ©a)aufpielertruppe, unb 
manberte als bereu 3)litbirector mit ityr nad) $>anjig. %m 
folgenben 3 a ^ e trennte er fiä) oon biefer Gruppe unb 50g 
nadj ^ßolen. 3 11 SStorföftu führte er bann nod> jahrelang gleich 
jeitig bie SHrectton über brei ©<$aufpiel=Unternefymungen: eine 
polnifd?e, beutfdje (beibe mit 93aHet) unb eine Opera buffa; bei 
Sefcterer waren 9lofa Semarbi, baö (S^epaar ßioerati, 3JiHe. ©i- 
betti unb ÜJlontancri, $)omenico ©uarbafoni, 23onbia)i unb 
SRatini angeftellt. — 3n ättarföau mürbe Äur$ aua) in ben 



40 Sicgrap&ie M 3of. Sange, f. f. $effc$au|>ieler. Sien 1808, @. 23. 

10* 



148 



tomtto &ur$. 



greiberrnftanb erhoben, n>eld)e* einige polniföe ©atoaliere betoog, 
ü}n famerabfd&aftli<$ in (Mbfacfcen au^unufcen. 41 3m Jabre 
1784 ftnben nrir ifm normal« in feiner tkterftabt 2Bien, too 
i^n [ein (Snbe erwartete, greifen 3>ofepl? üon ßura ftarb am 
2. gebr. bcffelben 3afyreä in ber ÄTugerftra&c im £aufe „junt 
golbenen £ötoen" (nen 9tr. 3) auf einem 2Ronat$immer beim 
9taud)fangfefu*r gaffattt unb, nne bie $erlaffenfc$afta=2lcten 
auätueifen, nid)t gerabe ganj mütcUoä. 41 

33on feinen Güllegen liefe fi<$ Äurj gerne „$err SSater" au- 
reben. @r n>ar ein woblgebtlbeter, mit öielcn Anlagen ans= 
gematteter Sebemann, ber aud) auner bem Xbeater bur$ feinen 
^eiteren unb nrifeigeri Umgang in fyöfyeren Greifen beliebt war 
unb felbft ein grofjeä §au$ fübrte. v \u ihm ftarb ber letjtc 
Berniter einer 5<$aufpiel=@po#e, bie fid) längft überlebt batte. 
©onnenfete fjatte £an$tt)urft unb ©emarbon »on ber 33übne 
t>erbröngt; bie greunbe beä Äurj liegen nun baä ^orträt bes 
^efeteren genau na<$ bem üorfyanbencn be$ 6onncnfeU ate 
©egenftiUf, beiber äntlifc einanber $ugetetu-t, in Äupfer fte$en. 4 * 

granjtSf a, bie erfte grau beä ßur$, ber ^apbn'a «Serenabe 
galt, tüar (naa) Äurj'* eigener Eingabe in ben $Bcrlaffenfd)aft3= 
Steten feiner grau) eine arme, ganj mittellofe Äammerraagb aus 
©aebfen, bie Äur$ bort ge^eirat^ct ^atte. 44 211$ Äurj im 



41 2ftan glaubt, bafj biefer «Sdjauf vieler ein anfebnlicbee Vermögen 
bintcrlaffen , er fiebt mcbreutbetl« bei ^olnifdjen Ca&alicren unb liegt ne$ 
im (Streit, ber anjefeo no<$ »ertoorrener »erben bürfte. (Sienerblattcbcu 
1784, 26. Körnung, <B. 129.) 

42 Äur3 fonntc fein spaßen felbft auf bem Xcttcubctt nid?t (äffen. 9U3 
beffen ©eubtoater tl)m bie legten Minuten bureb £roft erleichtern »ollte, 
äußerte er mit ber ernftbafteften SKiene: „2)urcbfucb.en «Sie meine Äfiflen unb 
Ocbublaben unb wenn Sic eine einige Jobfttnbc finben, fo n>ill icb. fte »er* 
joren baben." (SBienerblättcben 1784, 26. §ontung, 8. 129.) 

43 3ofeb& »on Öonuenfel«, gemalt oon g. 2He«ner, r. f. 2Ralcr. 
£>cm Felben gewtbmet »on feinem greunbe (gebmujer, in SSien ju ftnben in 
ber f. f. Äupferftecber«Sttabemle. — oofe^b *>on $tnx\, Vlutbcv unb be» 
rübmter Comicus unter bem tarnen Sernarbon. I ein reiben getoibmet ccu 
feinen ©öunern. (begraben von 7s ■ l'anberer. (3n gleicher Seife erföien 
ba« Porträt (Sottfrieb ^rebaufer'«, „viutbcr unb berühmter Comicus auf bem 
©iener Sbeatcr". 2)emfelben gemibmet »on feinen greunben. 2lnt. Üfcb* 
ler sc.) 

44 3u ben «5iograbbi«a wirb irrtbümlict) io«cana al« tbre ^eimatb an* 



Digitized by Google 



Äomifcr Äurj. 



149 



Jafjre 1744 §um zweitenmal in .9öien auftrat, mürbe jtc $u« 
qleicr) mit ibm engagirt. ÜWan fc^äfcte fie fowofjl wegen ifyre* 
Talentes imb wegen tyrer frönen Stimme, als au<ty wegen 
i^rcr &übfa?en ®eftalt, unb als fie im 27. Lebensjahre am 
14. 3uli 1755 nadf) langwieriger unb fernerer ßranfbeit in bem 
früher bc$eid>neten §aufe ftarb, würbe ifyr s $erluft fcr)r be= 
bauert. 46 ©ie war in ber Operette unb ber Äomöbie befc^äf= 
tigt unb befonberS im fomifäen gaa)e beliebt. Sei bem Um« 
ftanbe, bafe bem oorliegenben £ertbua> oon £at>bn'e erfter Oper 
baß $ru<fjafjr fe^lt unb barin fogar f^on bie s'weite grau be* 
Äurj namhaft gemaa)t ift, bleibt eS bafyingeftellt, ob bie im 
Cperaterte in bcn oerfdjiebenften Spraken abgefaßten Srien 
fd>on für bie ^übfdje granjisfa getrieben waren. 

£)ie jweite grau be$ Äur3, Xtyerefia geborene Siorefli 
aus Xoäcana, trat im etabtt^eater am 15. 2tpril 1758 in 
©egenwart beä faiferli<$en §ofe3 in einer neuen 9Äaf$inen= 
Äomöbie ifyreS 3Wanne$, „$ie glücflicfye SSerbinbung be£ $er« 
narbon" (eine 3Infpielung auf Leiber oorangegangene $er« 
efjelidjung) , $um erftenmale auf unb fanb ale Sängerin unb 
6djaufpielcrin allgemeinen Seifall, (üöiener Diarium 9lr. 31.) 4 * 
Sie war, wenigftenä fo weit c3 ber Vortrag ber Anetten Oer« 
langt, mehrerer ©prägen mächtig; in ber genannten, wie auä? 
in einer anbern Äurj'fcfyen Äomöbie, „$5ie fünf fleinen Luft« 
geifter", finben wir fogar fpanif^e unb ttirfif<$e 2Irietten«£erte. 



gegeben, aber nitbt fie, fonbern bie zweite ftrau be« Äurj war bortbin ge- 
bürtig. 

45 Francisca Kurtzin, Femme de Pacteur de ce nom, regue en 
1744, morte en 1755, fort regrettee du Public par sa figure, sa belle 
voix et son talent; eile n'est pas encore remplacee (Repert. des Th.) 

46 3m Avertissement 311 ben gebrudten Srien fagt Äurj: „SJlabamc 
Jfocrefia Äur^in wirb fowot ibr ^reb-ftürf al« audf \f)x 2Ketfler«ftiid , ja 
alle biejenigen Saractere machen, weläV eine »oflfommene Actrice nur immer 
toraufteüen fä&ig ift Unb ba fie eine geborne 3talianertn, folglich ber 
ieurfc^en @j>racbc gar niebt wol fünbig, fo wirb i&re Action um fo tief* 
mebr oerwunberlidj feon. 9ia$bem mic$ bie ®3tter mit berfelben erfreuet, fo 
foQ au$ ba« mir fo gnäbig geneigte ^ublifum an meiner Vergnügung tbeil 
nebmen." 3n ber Pantomime übergiebt 5hirj perfBnlicb feine brei Äinber ber 
Äefalba (feiner $rau) unb legt ibr an« §erj, bajj bei ibr nie ba« @öri<b* 
wert ton ber Stiefmutter Wabr werben möge. 



Digitized by -Google 



150 



Äemifer ßurj. 



3m 3afyre 1759 toerliefe £berefia Äurj mit ihrem Sflanne 2öicn, 
übernahm nach beffen 2Beggang oon ÜJtünchen im 3 a h* c 1766 
bie Xbeaterleitung unb führte bann il>re £ruppe nach ©al L v 
bürg, granffurt unb ben $Rbcin entlang. 3 n intern ^erfonal 
befanb fta) auch ber geartete ©chaufpieler 39ergob$oomer, bor 
bann in -Jöien unb ^rag engagirt mürbe unb bie gefd>ä§te 
6ängerin Äatbarina Schinbler (eigentlich Seibner) jur grau 
uabm. 3lm 26. Juni 1770 bebutirte Styerefia Äurj roieber in 
2öien (fie gab bie föolle ber Eugenia in ber Äomöbie „®ie t»er 
liebten $änttT") unb hier mar eä beim auch, mo fie bei ber 
Söieberaufführuug ber §avbn'fc$en Oper mitgemirft haben nrirb. 
6ie mochte nebftbei gerne für eine tragifche ©chaufpielerin gel; 
ten, hatte aber ba$ SJMsgefchicf, einmal als Königin in „Mi 
cf>arb III." (oon 2Bei&e) ausgepfiffen ju merben. 3m 3ahre 1772 
toax Xherefta ßur$ noa) beim Söiener Xtyatex; brei 3abre fpä= 
ter ift fie fchon im $erfonatoer$ei<hnifj ihres 3ttanneS in 2öar^ 
fajau oerjeichnet, mo fte im Schaufpiel unb ber Opera buffa be^ 
fd)äftigt mar. Söährenb i^r SJtann in Söien ftarb, befanb fia? 
greun Xtytxtfe oon Äurj in Anspach; i^r meiterer Sebenelauf 
mar nicht $u eruiren. 

2lud) bie ©etymefter beS $ur$, 9)Jonifa, unb beren 3Wann, 
griebrid) Sötthelm ßlliäon, fpielten aller 28ahrfcheinlichfeit naa) 
in §at;bn'£ Cper. 9)Jonifa &ur$ mar im 6tabttheater fchon im 
3abre 1741 unb als grau (sllijon abermale feit 1751 auf; 
getreten unb foll im fomifchen gad) etmaS geleiftct fydbtn. 
Gllijon (auch ßlenbfon ober Glenfon) mar au* 8aa)fen gebürtig 
unb gab bie SRoHe beS^antalon; auch er mürbe 1751 angeftellt. 
(5)er ©chaufpielername ßlenfon fommt fc^on im 3^h^ lß<3 im 
©aühaufe in ber §immelpfortgaffe oor.) 

6e bleibt noch Einiges über bie Hinber be£ £ur$ ju fagen 
übrig, für bie in £aobn's Cpcr bie Pantomime gefchrieben mar. 
3m Saufprotofoll ber $ompfarre $u 6t. Stephan finb im 3ett; 
räume t>on 1745—53 aus ber erften ©h* beS £ur$ fteben Äinber 
aufgejählt; oon biefen maren bie brei ältefteu: 47 Gleonore, 
3ofepb unb Antonie (prooinjiett Senorl, ©eperl unb Sonerl 



47 Slnna (SCeonora £&erefta grancisca, geb. 14. gebr. 1746. — ©ar« 
tbofom. S^r^fio^oru« 3ofepbu«, geb. 31. 2Rat 1746. — 0ufamto $ranci«ca 
«ntonia, geb. 29. «ug. 1747. 



Digitized by Google 



Äcmifer Äurj. 



151 



genannt) für ba$ £fyeater abgerichtet. Sic mußten agiren, 
fingen, tanjen unb fl<$ in SSertteibungen ftinf nnb geroanbt jei-- 
gen. 48 ©o tyify e$ in ber ßomöbte „9trlec$in ber glücfliä) 
gemorbene Bräutigam": „NB. 3)ie fleine Kolombine, meiere bic 
Antonia ßurfcin üorftettet, wirb fi$ in &ier ßaracteren unb 
m'cr luftigen Strien befonberä biftinguiren." %U Äurs im 3atyre 
1754 jum brittenmale im ©tabtt^eater angcftcllt mürbe, begrüßte 
er ba3 ^ublifum mit einer Äomöbie, toon ber nue gemötynlid) 
bie Strien gebrueft ftnb 49 unb im Avertisseraent befonberä auf 
bie Pantomimen unb, bei ber „aUgugroßen Sugenb" ber ßinber 
auf bie 9Hübe, benfelben „bie natürlichen Stetionen unb $&it|e 
beisubringen", ^ac^brud gelegt nnrb. SttterbingS ging bieä 
nid)t immer leid?t üon ©tatten, ba £ur$, n?ic er felbft geftebt, 
„x>on Watur etwa« ungebulbig" mar unb es baf>er „su Seiten 
mit ben Äinbern empfinbliche Serbrüßlichfeiten" abfefcte. 9iad> 
bem £obe feiner erften grau führte #ur$ „3U einer 3 C ** ; 
t?erfürjung" eine t>on ihm feinen brei Äinbern angepaßte, nach 
©ettert eingerichtete ^auhex^müc auf. 50 

3n ben Äurj'fchen Palleten, Operetten unb Schattenfpiclen 



48 SDie Vermittlung liegt nabc, baf$ ber befannte @<$aufbieMlnterneb' 
mer §eltr SBerner eben bureb biefe fhntfföen Äinber^automtmen auf bie 
3bee gebraut tourbe, im 3abre 1768 ein felbfta'nbige« Äinberttjeater jutfammem» 
aufteilen unb bamit bie $übnen bon Ocfierreidb unb 2)eutf#lanb ju bereifen, 
fonne att($ granj SebafHani (1761) unb Kajetan b. @<baumbcrg (1770) in 
»rünn beriet Äinberborftellungen einführten. 3n SBien felbft würbe ju än 
fang ber 70er 3a&re unter be« berühmten Uloberre'« Bufft^t eine ttjcatralifcbe 

. Xan$f<b>le für Äinber errietet unb bie bezüglicheren (Sieben befolbet. ?aute 
33cn>unberung erregten auch bie .Hinter bon SRitgttebern be« 2tabttbeaterS, 
bie im 3al)re 1766 „2)ie bürgerliche §eirath" bon Älemm aufführten; e« 
waren bie brei 3aquet'fcb>n SDiabcben, im Sllter bon 13, 8 unb 6 3abrcn, 
bie jmet jungen Äobfmüller unb ber öja'hrige 8ubn>ig SWeöer. (SSien. 3)iar. 
9lr. 63.) 

49 9?eue Strien, »eiche in ber (Jomöbte gefungen »erben, betitelt: 2>er, 
auf« neue begeiferte unb belebte »ernarbon nebft }»eben fytntomimifchcH 
Äinber^allettcn u. f. to. 

50 „3)er fty »teber feinen SBitten taub unb ftumm fleflenbe Liebhaber", 
ein ?nft«@biel, bon jwcö «ufjügen, in £eutfchen Herfen mit bierjebn «rien 
welche« bon benen ©ernarbon'fchen Äinbern borgefleüet, unb in £eutfcb>r 
®pxa$ t)ier noch niemat« aufgeführt »orben ifl. ffiien, gebrueft im neuen 
aWicbaelcr $au« mit b. ©beulen ©Triften, 1765. 



Digitized by Google 



152 Äomifcr Jhtrj. 

finb no<$ folgenbe ßinber als mitmirfenb genannt: Styerefia 
©eptyin, Souife 6outrirant, go&anneä unb SRarta 2lnna S^Uo, 
3o$anna Söetefern unb namentlid? üRaria 9tona, SouiS unb 
granjisfa «ernarbi. 2lu3 ben $erlaffenf<$aft£; Beten bee Äuirj 
erfe^en mir bic 6$i(ffal£menbung feiner tyn Überlebenben 5lin= 
ber. Senorl, ©eperl unb Xonerl finb angeführt aU: grrau 
Eleonore greiin t>on ßurj, Älofierfrau in Sknebig; 3ofep£ 
Jrei^err oon Äurj, beffen Sfafentfyalt unbefannt; grau Antonie 
oermitmete ©räftn tmn ^rebau $u Sßro£ni$ in 9Rätyren; .i^nen 
rei^t fi<$ noct» an: granj greifcerr toon $urj, !. f. £abet, ba? 
*umal in ©arnifon ju ÜWöbling bei SBien. 



2lle ^a^bn mit feiner Cper fertig mar unb fic ju ßurj 
braute, moflte i&n bie 3Ragb abmeifen, ba i\)x §err gerabe 
ftubirc. 95He fe&r ernannte aber £aöbn, al« er burä) bie ®la& 
tfmre «ernarbon tor einem grofeen ©Riegel fte^enb ©eft^tcr 
fd&neiben unb mit §änben unb güfeen bie lä$erlia>ften don= 
torften maa)eu fa^. Sa* waren bie ©tubien be« £errn 8er= 
narbon. 41 — §atybn erhielt angeblia) für feine Arbeit bie, für 
einen angefyenben Gomponiften unb für Jene 3eit faum glaub= 
lia)e ©umme öon 24 ober 25 2)ucaten **, in beren »efifc er fidb 
bamals freiließ für einen faft retten SJlann mag gehalten tyaben. 
2>ie Oper gefiel M , mürbe aber na<$ smeimaliger 9luffü$rung 
megen beleibigenber 2htjüglt<$feiten im $erte »erboten. ©o be= 



51 @riefinaer, ©ic-gr. 9iotijen, <g>. 19. 

62 ®riefinger, @. 19. 2)ie«, @. 41. (5in Sieifenber, ber bei feinem 
»efn$e m «ifenflabt im Sa&re 1827 bie Operette gefeben baben mü (tootf 
nur bie (Sinaeit&nung be« £itel«), giebt bagegen obne »eiteren Hacfaeie nur 
3»ei Eucafen an. (XOg. muf. 3tg., 1827, 3. 819.) 

53 35er lag ber erften Huffü&rung ifl nic^t nad)n>ei«6ar; er bürfte gegen 
(Snbe 1751 ober t>ox ©ftern 1752 fallen, fctne«faH« abeT nac$ biefer 3«t, 
bie 0|>er fonfl im Repertoire des Theatres t>erjet#net n>are. 2>er all» 
gemeinen 2lnna$me im* gä^Ite $abbn baraal« 19 3abre, tea« mit ber 3«f 
ber Xuffübjung zuträfe. Sr felbfl ermähnt ber Cfrer in feiner ®elfcft* 
biogra^ie gar nicht; ebenfo trenip (SkrbeT, ftorfel (SÜmanadj »en 1784), 
ba« SBetmarfT SWebejonrnal (1805) nnb ba« @ele$rt< OefJeneic^ (1778). 3n 
^aübn 1 « eigenem Äatalog feiner Serfc ftebt „2)er frurnmc Teufel" unter 
ben 3Karionerten*C^em al« Jh. 5 »on frember ^nb nac^trfiglicp eingejticbnet. 



Digitized by Google 



„2>er neue frummc Jeufel", fca^bn'« erfte Oper. 153 

Rauptet 2)ie$ (6. 41); nad) ©ertudj* 4 copirte ber ©cfyaufpieler 
in bcr SR olle beä fyinfenben Teufels einen onn>efenben ttalieni= 
\ö)cn ®rafen, ber ba$ Verbot ber Oper ernrirfte. 66 

®er ooHftänbige Xitel beä gebrucften £ertbu$e$, bem lei= 
ber baS fonft üblid&e Avertisseraent bed Tutors feljlt, lautet: 

£er neue | frumme teufet. | ßine | Opera comique 
ton jmep 9luf$ügen; | nebfi einer | Äinber= Pantomime, 
betitult: | 2lrlequin | ber neue Abgott $am | in 9lmerica. 
2llle* componiret | »ort 3ofep& ßurj. ftö 

$>te Pantomime folgt nad) bem erften 2(ct. Slufeerbcm ift 
nod) im jmeiten 2lufjuge ein Intermezzo etngef^oben. 3 U ™ 
£tt)Me Reifet e*: 

NB. $)ie 3)luftque forootyl oon ber Opera comique, | 
als au<$ ber Pantomime ift componiret | oon | £errn 3o = 
f ep t; §enben. 67 

$eä berühmten franjöftfcfyen $)iä)ter£ £e 6age be!annter 
Montan Le diable boiteux, ber bie Liebesabenteuer eineä fpanü 
fajen 6tubenten Gilbert, mürbe in ben oerfd&iebenften Bearbei- 
tungen für bie Süfme oerroertf>et ; junäc^ft unter bemfelbcn Xitel 
in ber Comedie italienne ju $ari* im 3a^re 1746. M <Der 



54 fc ©ertuch, »emerfungen auf einer ffieifc au« abringen na$ Sien 
im Sinter 1805-6; ersten 1808. ®b. II, ©. 179. 

55 ©riefingcr (©. 18) unb «arpani (@. 81) nennen bie Oper eine 
Satote auf ben htnfenben I^eaterbirector fcffligio, weswegen ba« <5tficf nach 
t tc imaiia.fr Aufführung verboten würbe, öe ift bie« ein, bie ©cfchichte be« 
Siener Stabttheater« »erwirrenber Äna(hroni«mu« , ber trofcbem in fafl alle 
Biographien £aöbn'« überging. £>er 3taüener Äfffigio uuirbe, tote erwähnt, 
erft im 3at)re 1767 ^eaterbirector unb gerabe unter ihm tourbe „Der neue 
frumme Üeufcl" im 3al)re 1770 wicber hertoorgefud)t unb Äurj wirb ftd) 
ter^I gehütet haben, feinen 2)irector, ber ihn trofe ber nun erfalteten ©unfi 
be« ^ublifum« ju halten fucf>te, lfid)erlid) ju machen. 

56 ?. gernbad) jun. (£>er wohl unterrichtete fcheaterfreunb, 1830) 
giebt 8. 20 folgcnben Ittel an: „««mobeu« ber frumme Teufel, unb bie 
Onfel ber Silben." Opr. 8. Sien, Srattner, 1770. 

57 <S« ifl bie« ba« einigemal, baß bei ben Äurj'fchen ÄomBbicn, foweit 
fte vorliegen, ber $cmponift namhaft gemalt ift. 

58 Les Spectacles de Paris, ou Calendrier hißt, et chronolog. des 
Theatres de Paris. 18me Partie pour l'annee 1769, p. 80. 



Digitized by Google 



154 „35er neue frutnme Jtenfel", $aöbn'« erfte Ober. 

• 

^urj'f^en Bearbeitung liegt bie 2lbfia)t ju ©runbe, einen alten 
verliebten ®edcn von feiner 9torrl>eit 3U feilen. 5)a$u fofl nun 
ber Teufel verhelfen, in bem mir es alfo mit einem von ber 
gutmütigen 3trt ju t^un tyabcn, toie bie ^anblung felbft be* 
3eugt, bereu Dialog burdEnvegS ausgeführt ift (alfo feine ejrtent; 
porirte $offe). 2lnjüglid)feiten im £e?t fommen nidjt vor; 
fanben fola)e ftatt, muffen fie ber 3Jla*fc ober ben ©eften bc* 
6a)aufpielerä jugefa)rieben merben. 

3lgirenbe ^erfonen in ber (Somebie: 

«rnolbu«, ein unglüdfeliger Doctor «ernarbon, utoei ©ebiente be« Är- 

Medicinae. ?eopolbel, J uclbu«. 

Slugiola, beffen Sdjwcfter. <5aeparu«, ©ema^I ber ^lugiofa. 

s Är gante, eine ©afc beffefben. ®er&arb, ©emafyl ber Urgente. 

giametta, ein angenommene«] c ^ SUmobcu«, ber neue frnmmc Üeufel. 

3ucbtm5be!. l w J 3»«» Notare. 

öatbert, ein ©tubcnmäbel. ) Z c 

3m erften Slufjuge fefjen mir ben 2)octor 2lrnolbua in fei- 
nem 3immer am 6a)reibtifa)e fifcen unb SHecepte muftem; babei 
nagt unb feufjt er, bafe all fein Söiffen in ber 9Jtebicin ifym 
uid;ts ^elfe, ba er verliebt fei unb fia) batyer felbcr alä einen 
armen Patienten betrauten müffe. 2)em eintretenben Sernar- 
bon befiehlt er, giametta, baä im #aufe auferjogene s 3)iäb($en, 
f?erbei$ubolen. s )Ja$ mancherlei einmenbungen, bafe fie franf 
fei, erfa^eint fie cnblidj bod). $er doctor fommt il?r jartlid^ 
entgegen unb tritt i^r ben tynte füllen; fie mibcrfefct fi$ unb 
flagt, bafe fie unglüdlia) fei. SBon feiner Äur null fie fa)on 
gar nia)tä miffen, er fei ein ©eelenlieferant, ein a»enf$, bur# 
ben nur bie £tfä)ler$unft unb ber Sobtengräber reiaj mürben. 
$er doctor fua)t fie 31t befa)mta)tigen unb meint, Tie »erbe 
balb ton ifmi SBeffereä erfahren. @r get)t ab unb SBernarbon 
eröffnet ber arglofen giametta, bafe ibre Jjoä^eit mit Slrnolbuä 
beoorftebe. @S erfolgt Obnmad&t unb 2öieberermaa)en. 2Ber 
mirb Reifen?! „2)a* mirb ber Teufel n)un", ergänzt ber im 
,§intergmnbe erfa?ienene StemobeuS. $ie 6cene vermanbelt fta) 
unb fteUt einen mit 6tatuen gejterten ©arten vor. 2lrnolbuS, 
feine 93ermanbtfä)aft unb jmei Notare erfd^einen. 2)er ©octor 
jeigt ifmen an, bafj er gefonnen fei gu beirat^en; fä)on fünfjig 
3abre lebe er im Sunggefellenftanbe unb habe e$ nun fatt; bie 
Siebe fei bei tt)m ni<$t blinb, benn giametta märe ein f$öne$ 



Digitized by 



„2>er neue frumme Icufei", $t9bn'6 ttftt Cptt. 155 

Äiub. ©ie $ertoanbten ratzen ab. 9iun fommt giametta 
felbjt; bcr $5octor nennt fie feine 8raut unb biefe bagegen nennt 
ityn ein alte* 4>ärina,$fa(r, efyer toill fie fterben als" jtä) mit ifym 
oere^elicfyen. 6ie [teilt fid) x>errücf< nnb oerlä&t fingenb unb 
tanjenb bie 99üfme. $)cr S)octor glaubt JBemarbon in giametta 
verliebt unb flagt ifyn an, ifmi ba* §cr$ berfelben n>eggefa)nappt 
ju baben; er folle fld^ trollen. Sernarbon get)t fa)impfenb ab. 
3nbem eilt Äatfyerl, bas ©tubenmäbdjen, fyerbei unb jammert, 
bafj fidj giametta er floaten fyabe unb ringe um fie allerlei Un= 
tfyicre Raufen. 3ßun fommt aua? Seopolbel mit ber -Jtad)rid>t, 
baß W Bernarbon erfdjoffen tyabe unb fürchterliche ©eifter ihn 
umgeben. @3 erfolget Bonner unb 33li^ — 3IUe fahren burcfc 
einanber unb fingen im Chorus : ber Teufel ift los! 5Die ©ta^ 
tuen oermanbeln fid) auf einen Söinf be$ 2l3mobeu3 in ^ferbc 
unb mit ihnen fliegen giametta unb Sernarbon im SReifeanjug 
in bie SJuft. 2lUe 9lntoefenben fmb bcftürjt; 2l£mobeu$ aber 
pacft ben 2tmolbu£ unb oerfinft mit ihm in bie (Srbe. — 

tiefer 2lct enthält elf «rien unb ein 3)uett unb fchliefet 
mit einem größeren ginale. $n ber nun folgenben Pantomime 
bemübt fich 2l*ntobeus, bem SlrnolbuS !lar 3U maä>n, toas oon 
ber £iebe jmeier ungleicher hatten ju erfoarten fei. 

$er jrocitc 2luf$ug führt unä in eine ©tabt; 2lrnolbu* 
unb 2temobeu3 treten auf. 2lrnolbu$ fielet finfter brein, er be^ 
greift nicht, roa* 2l*mobeu$ mit ihm oor hat. Sief er tröftet 
ibn, er folle nicr>t nach altem ©rauch glauben, bafe ber Teufel 
immer nur be£ SJcenfchen geinb fei; er meine es im ©egentbeil 
gut mit ihm unb l?abe bie* fchon baburch benuefen, ba& er ihm 
in ber Pantomime ein lehrreiche* SBctfpicl im Silbe oorgetjalten 
babe; nun folle er noch ben armen S3crnarbon fehen, ber fchon 
$mei Safyre im elenben ß^ejuftanbe fchmachte. #uf be$ Teufels 
ffiint erfcheinen fofort 93ernarbon unb Seopolbel. ©rfterer flagt, 
bafe feine grau oerfchrounben fei, unb Seopolbel $eigt ihm bas 
$au§, n?o er fie finben werbe, ©ie flopfen an. giametta tritt 
nun ber Steide nach aU Solognefifd^er $octor, als ^olichinel, 
als ^ßantalon unb Slrlequin auf unb fingt in jeber 93erfleibung 
eine 3lrie in je einer anberen italienifa)en 9)cunbart. (Srft als" 
Seopolbel ihr bie 3Jtasfe 00m ®efic§t reifjt, erfennt Sernarbon 
feine grau, ßr roill fie erflehen, boch fie entfliegt. £)er be= 
trogcne ©atte flagt fein Seib in einer Slrie unb marnt oor ben 



Digitized by Google 



156 



„2)er neue frumme Jeufel", §a$bn« erfic Cper. 



treulofen ©eibern. 9l3mobeu« unb Srnolbu« treten wieber oor 
nnb Sefeterer oerfta>rt, er fei bereit« geseilt. Um ihm aber 
bie §etrath*gebanfen oöllig ju benennten, führen SBernarbon, 
Slngiola unb giametta auf Slnftiften be* 2tömobeu« ein italie* 
nifche« ^ntermesjo auf, ba« f o einfchlagenb wirft, bafe Srnolbu« 
fortan oon feiner 33raut, unb fei fie auch bie fünfte, mehr et* 
wa« wiffen will. 3>em SSemarbon aber, ber ihn bauert, ba er 
ba« leiben mufj, ma« ihm beoorftanb, tritt er jiüölf taufenb 
©ulben Dermalen. 9tun treten alle ^erfonen, auch bie ber 
Pantomime, auf. 33emarbon banft bem $)octor für bie grofee 
©umme ©elbe«, bie ihm geftattet, nun glüeflich 5U leben; gia= 
metta füfjt 3lrnolbu« bie £änbe; bie SJerwanbtfchaft nnbet feinen 
©ntfchlufe, lebig $u bleiben, vortrefflich, ba fte babura) mehr 
©rbfdjaft ju erwarten h at unb bie ^Perfonen ber Pantomime, 
Äinber unb (Srwachfene, fragen, ob fie ihre 9loUe gut gefpielt 
haben. Slrnolbu« ift mehr unb mehr erftaunt unb glaubt gar, 
bafj er gefoppt morben fei, worauf ihm 2l«mobeu« erwibert : ba« 
(Sine ift wahr, ba« 2lnbere ift nicht erlogen. 2)em Xeufel foftet 
e« nun nur wenig Iii übe, um 2lrnolbu« 311 beftimmen, ba« ju 
bleiben wa« er War, unb einjugeftefyen, bajj er mit feiner fiieb' 
ein rechter 9carr gewefen, worin ihm 2lUe im (Sporas beiftim-- 
men, benn: 9iur gleich unb gleich gehört jufammen. 

2Bir fommen nun }u ben 3toUd?wfptelen, ber Pantomime 
unb bem 3>ntermej$o. £)ie S^M^enfpicle in ben Äomöbien \e- 
ner Reit Ratten ben 3^^^/ ben 3 u fö auer m$ ber emften 
Stimmung, auf bie e« bie $aupthanblung abgefehen hatte, in 
eine heitere ju oerfefcen ober auch umgefehrt. 3uweilcn hatten 
fie 93e$ug auf bie Äomöbie felbft, wirften alfo erläutemb unb 
nufcanwenbenb ; juweilen auch nicht. Schon in ben früheften 
Sefuiten^eateroorftettungen Waren folche 3 to if^cnfpiele ge* 
bräud)lid). 3 m oorliegenben gaüe bienen fie an beiben Orten 
baju, ben eigentlichen Vorwurf ju beträftigen. 35ie Pantomime, 
welche jwifchen bem erften unb ^weiten 3lufjuge eingefchoben ift, 
geigt ba« erfte ©piegclbilb weiblicher Untreue. 



^erfonen ber Pantomime: 



9 v 1 e q u t n , Liener be« 
(Selio, ein 3<$iff«ca£itain. 
2>ferline, eine 3nfulanerin. 
9tonji, ein 3aubcrer. 



Älba, ein afrifaniföer ^ßrinj. 
2Knfti, ein @9Qenpfaff. 
»iete «merifaner. 
WtU &ettanbif($e @eefa&rer. 



Digitized by 



„3>er neue frumme ieufcl", $agbn'S crflc Optt. 



157 



3>ic öüfme [teilt eine müfte ^nfel oor; im §intergrunb 
breitet ficfy ba3 9Jteer au$, beffen oom ©türme aufgeregte SöeUen 
jic& allmälig beruhigen. 2lrlequin, ber mit feinem §errn ©$tffs 
bma) gelitten, fommt oon weitem gefefymommen, tritt and £anb 
unb trifft fjier SWerline, bie mit ifyrer SRutter an biefe Jfnfel 
oerfctylagen mürbe. 3^re Butter ift tobt unb überliefe Merline 
bie ©orge, ft# t>or ben roilben ^nf ulanern §u fdjüfcen. $ie 
3lnnä^erung ber beiben ©eftranbeten folgt rafcfy. S)ie §anblung 
mae&t nun bie übli^en üßerminungen einer Pantomime bur<&; 
$unäd>ft fefjen mir bie SBermanblung ber ©cene in einen Tempel, 
in bem ein 3<*uberer in ©eftalt be$ neuen Abgott« SKam thront, 
ber bem 2lrlequin ju feinem ©lücf »ertyelfen miU. 6r befleibet 
tyn mit ben Slbjeidjen bed 2lbgotteä, ber ©ouüerneur unb bie 
Söilben fommen unter ben ß längen eines friegerifajen 3Jtarfd?e* 
unb bringen iljre Opfergaben, ©te gehören mo^l i^ren 3rr* 
tbum, bo<$ meifj tynen 2lrlequiu $u imponiren unb fie tragen 
i&n aU tyren ßönig unb $errn frofylocfenb baton. Unterbeffeu 
fommt Gelio bei; ©a)iff*capitain, ber ftdj gleid&fall* gerettet ^at, 
unb trifft tyier mit Merline jufammen. 2Iud) mit if>m ftnbet 
fta? bal Sftäbdjen balb jurec^t; fie fingen fi$ in einem $>uett 
ifjre Siebe 5U unb geloben einanber emige £reue. bitten in 
i^ren Betreuerungen fommen bie Sötlben, nehmen fte gefangen 
unb führen fte 2trlequin ju, ber no$ immer als 2lbgott thront. 
$er ©ouoerneur crföeint unb giebt ärlequin ju oerftetyen, bafj 
es bei i^nen ©itte fei, frembe 9Hcnfa>n aufeufreffen. 2lrlequiu 
ftimmt il;m $u, gebietet aber ben Sötlben, tyn oorerft mit ben 
Reiben allein ju laffen. Cbtoo^l oon Oflerlinen'ö Untreue oer- 
lefot, überläßt er fte boa) naä) fernerem ©eelenfampfe feinem 
£erm. £)ie ^nbianer tyaben ben Vorgang belaufet, brechen 
fyeroor unb führen nun alle brei ab. 3)ie ©cene oertoanbelt 
\\ä) uuo fteüt ben Ort bor, ioo bie SBilben ityre Dpfer $u f<$lad^ 
ten pflegen. 2tUe3 ift bereitet. %n ir>rer 2lngft loenbet ji<$ 
Merline fletyenb an ben t>ornel)mften Söilben, ber fte $u retten 
tferfpri^t unter ber SBebingung, bafe fic ifyn fyeirat^et. ©ie 
billigt olme 3<tubern ein unb ift fomit gerettet; ^Irlequin jebod? 
foll gefpiefet unb (ielio geoiertbeilt unb in einem Äeffel gefotten 
merben. 3n biefem fritifcfyen Momente oemimmt man Xrommel; 
toirbcl unb £rompctengefa)metter, bie ©cene oerioanbelt ji$ unb 
man erblich eine fjollänbifc&e Kriegsflotte. @$ fommt jum 



Digitized by Google 



1Ö8 „25er neu« frumme -teufel", $avbn'« crfle €t>er. 

Kampfe, bie ^nbianer unterliegen unb bie Opfer fmb gerettet. 
Merline Ijat aU Ungetreue moljl einen ferneren Staub, bod) 
mirb it^r üerjie^en; unter ftubelgefdjrei befteigen 9lUe bie Skiffe 
unb ber Gfyor befingt bie greuben nadj böfen Stunben. — 
£)iefe Pantomime enthält elf Strien, ein 2)uett, einen 9Jlarf<$ 
unb ben <5$lufjd)or; auäbrticflid} ermähnt ift no$ „eine Mu- 
sique, meldte mit einer 2Jtüfyle aecompagniret". 

9tad) bem fedjeten Auftritt im gmeiten 2lct beginnt ein 
^ntermejjo, baö aue fed)£ ©cenen beftetyt unb burc&auS in ita= 
lienifd)er 6prad)c unb in Herfen abgefa&t ift- 3)er Xitel lautet: 

Intermezzo, intitolato: 11 Vecchio ingannato. 
(35er betrogene 2Ute.) 

Attori: 

^ancrajio — ©tufe^e Äurj. Settina — £t)crefa Äurjtn. 
^anbora — (Jattarina SDieprtn. 69 

(Sä ftnb, wie fdjon ermähnt, 33ernarbon, Shigiola unb gia; 
metta, bie mir fn'er in ber Wltölc eine» 2üten (^ancrajio) unb 
einer SDhitter unb Xo$ter OJJanbora unb ©ettina) vor uns ha- 
ben. $)ie Butter eröffnet ber £o$ter, bafe ftdj für fie ein 
Bräutigam gefunben fyabe; er fei jmar alt, bodj fyabe er ®elb; 
fie foHe jugreifen, beun bie Sdjönljeit oerblüfie gleich einer 
Staute. Subem ft>crbc ifjr fein 9fleid)tlnim fä)on audj junge 
&iebfyaber ermerben. „2>ann neunte \<t) Um!" ruft bie Softer 
entfa)loffen unb bie 3)iutter freut fta), in ifyr bie jenigen ©igen; 
f dmfteu nneberäuftnben, bic fie felbft in ber 3 u 9 e N& gierten. 
Allein gelaffen, gefjt bie Xodjter mit fia) ju s Jtatty: ©rfafyrung 
maa;t flug; e$ feien iijx f$on $iele entfdjlüpft, biefer enblia? 
folle an ber SIngel jappeln. 3m ©efprä$ mit ber Butter ftei= 
gen bem 2Uten benn bod) einige 3to cl f e f au f> & fürchtet mir!* 
lity, bafc er ju alt fei. 2)o$ bie Butter färnpft alle ©ebenfen 
nieber, inbem fie bie £oa)tcr afö Gngelreine Aufteilt, bie faum 



59 Äatl)arina 2ftat?er, eine geborene SBicnerin, bie 3u»or beim ital. £bea» 
ter »rar unb unter Sfoprefti im 3aljrc 1751 beim beutf^en J&eater mit $ei» 
faff auftrat. (@efcb\ be« gef. eateroefenS , Oester, 146; aud) Reper 
toire des Th. de la ville de Vienne.) 



Digitized by Googl 



„$er neue Irmrnne 2eufel", ^atjbn'g erfte Dptx. 159 

0 

roiffe, tva£ 5kautfa)aft unb §eiratb, ja ni#t einmal tva£ Siebe 
fei. Sie (bie 3Jtutter) fyabe ibr bie* erft im 93ilbe beS (Supibo 
erflären muffen, ben fte (bie £o$ter), al* mit ^Jfeil unb Sogen 
bewaffnet, für einen ©olbaten l>ielt. „2Öela?e Unfdjulb! meiere 
£aube!" ruft ber 2lltc $nrif$en jeber neuen Eröffnung — glücf- 

baß er berjenige fei, ber fie juerft in bie Siebe einmei^en 
tverbe. $ie Softer fommt unb finbet ifyren 3ufünftigen älter 
aU einen SRaben. „$)er um fo efyer fterben mirb", ergänzt bie 
Butter tröftenb. $>eu Sitten patft ba* gieber vor Siebe; bie 
Xoc&ter jtvcifelt nia)t, i^n $u curiren unb je efyer je lieber ins 
3enfeit* $u beförbern. „SBelay fa)öner 3)toment, roela)' beglütfte 
Siebe!" ruft ber verjücfte 2tlte. „©ine faubere tvirb biee 
werben", benft halblaut bie 3Jiutter. Unb Sllle: „©enufe, 
greube unb Vergnügen tvirb jeberjeit fia) vermehren." 

$ie£ 3ntermej50 enthält fünf Strien; eine ber ^anbora unb 
je jtoei be* ^ancrajio unb ber Bettina; am ©apluffe vereinigen 

alle $rei $u einem £utti. 



Unb bie 3Rufrt von §avbn? — tvirb ber Sefer f$on längft 
gefragt tyaben. £>ie SJiufif jum neuen frummen Teufel tvurbe 
bis jefct nia)t aufgefunben. $)ie Partitur ift verfallen, obtr-obl 
bie Operette an vielen Drten tvieberfyolt gegeben mürbe. (Siner 
etwaigen 9Bieberaufftnbung aU 2lnfyaltspunfte bienenb, folgen 
fyier bie befannt getvorbenen Aufführungen : 60 

3n 2öien (aufeer ben genannten) im %a\)xe 1783, 28. ©ept. 
im Sweater „pm gafan" (Sßorftabt 9teuftift, jefct Neu- 
bau, Eejirf VII.) 

3n $rag im 3af?re 1771, 17. unb 27. 91ov., unb 1772, 
11. öct. unter ber fcirection bee 3o&. ©aptift SBergofc 
joomer. 

3n Berlin in ben 3abren 1771—75 von ber ßoayfdjen 

®efeUfa?aft jtvölfmal gegeben. 
3m Dberfäa)fif$en (Ottenburg, ©iäleben, üuerfurt, 3eifc, 



60 fcitelöeranbcrungen: 2>er frumme fceufel — 35er fcinfenbe Teufel — 
2I«mobeu« ober ber frumme £eufel — SUmcbeu« ober ber tabme Steufel. 



Digitized by Google 



160 



„2)er neue frumme Xeufel", $a$bn'« erfle Oper. 



Arfurt) in ben fahren 1796—98 oon ber ©efeüfchaft M 
gratis §uber. 

3n $eiteräf>eim (Ämtäbesirf Staufen im 8rei*gau) im 
Sahre 1765 im (Sarnebal oon ber jungen Sa)aufpieter: 
©efeUfchaft be$ gelip ferner, („3)iefe$ mar bie erfte 
Cpera, fo §err ferner oor bem trafen unb (Sommanbeur 
oon Nettersheim aufführe") 51 
Obgleich Äurj mit §apbn'e 3Jluflf jufrteben mar, fo fyat er 
ihn glüdlic^ertücife boa) nicht weiterhin beschäftigt. 2öa£ märe 
auch aus §apbn geworben, wenn er [ich — ein jtoeiter ©enjel 
3Jcufler — ber üofalpoffe jugetoenbet ^ätte! 

©leia) bem gauft mürbe aua) Le diable boiteux immer 
toieber oon %t\t ju 3 C ^ üon Den ^^eaterbic^tern als banfbarer 
Stoff neu bearbeitet. s Jioa) im 3at)re 1839 tourbe in 2öien 
„ÄSmobeuS ber fyinfenbe teufet, ober: bie ^Jromenabe burch 
brei ^a^r^unberte" als Original =^offe oon Äarl $affner im 
Xfjeater an ber SSien gegeben (ÜJleftroo als 2lSmobeuS). %n 
bemfelben ^ahre rourbe im £ärnthnerthor--&heato „3)er hiufenbe 
Teufel" auch als pantomtmifches fallet in brei 2tcten oon &q-- 
ralli unb ©urgu, 5Ru(ll oon (Saftmir ®ibe unb Anbeten, 27 
mal aufgeführt. $)tefes fallet hatte juoor in ^JarU gurore 
gemacht burch bie SMitroirfung ber gefeierten ganno ©Ifjler als 
glorinbe. $>urch eine artige Verfettung oon Umftänbcn tanjte 
bemnach bie Xodjter beS Johann eitler, langjährigen Gopiften 
unb treuen Lieners «paobn'S, in bemfelben Sujet, baS bem 
9Jieiftcr unb Vorgefefcten ihres Vaters als golie feiner erften 
öffentlichen Söirffamfett gebient hatte. 



3Richael ,§aobn fcheint unter ben ÄapeUfnaben eine tyx- 
oorragenbe Stellung eingenommen $u fyabtn. <£r war balb im 



61 9<ac$ric$t öon ber im 3abre 1758 bon $rn. gelij 93erner errichteten 
jungen <Sc^aufptctcr«Oefcaf<^aft. Verfaßt toon S. ©arnicr. SBicn 1786, 
<25. 6. — Sie ©erncr'fäe irufctoe ging 1787 ein. ötife, bie ol« (Sängerin 
gefcbäfcte £o$ter JBcrncv '9, geb. 1766 , t>eiratt)cte in 8tegen«6urg ben länger 
3ot). 9leto. feiert, tarn 1787 mit ihrem SWanne jum $of< unb 9cätionaltt)eater 
nad) 2Jiündjen unb mürbe 1706 jur $offä'ngcrin ernannt. 9tadj bem £ebe 
$cierl'« t>eiratt»ete fte ben fcofmufifue $rauj fang, (©aier. SWufir^erifon 
*on §.3. Sipomsfv. «rtifet: ferner.) 



Digitized by 



SRi#ael $a$bn. — 8efu<$ ber »rüber in »obrem. — £ob ber 2Hutter. 161 

Staube, ben Drganiften am Dome ju fupptiren, üerfuchte [ich 
fruhjeitig im ©omponiren ünb hatte unter feinen üftitfehülern 
eine %xt Tribunal errietet, bei bem er präfibirte unb über alle 
auftauchenben Plagiate ftrenge« Urtheil fällte. Schon bamal« 
entnricfelte fich bei ihm auch bie Neigung ju nriffenf amtlicher 
Bilbung; er machte fd?neUe gortfehritte in ber lateintfehen 
Sprache unb befchäftigte jt<h fleißig mit ber flaffifd&en Literatur, 
ber er burdj« ganje Seben jugethan blieb. '* Ueber ba« gegem 
fettige SBertyältnife ber ©ruber 3ofep^ unb 9Jti$ael finb mir 
fehr bürftig unterrichtet. 9turDie« ÄB erjä^lt, bafj fie jumeilen 
bie ©Item in SRohrau befugten, mo bann ber Später wie ef^ 
mal« feine §arfe h^orholte, um feine 2iebUng«lieber mit ihr 
ju begleiten. 2öenn 9fli$aet in fpäteren fahren in traulicher 
®efeüf<haft bei guter Äaune fear, gab er toohl einen ber ur* 
alten 3Jtenuett« feine« SSater« mit all beffen altmobifchen @igen= 
t(?ümlic^!eiten im Vortrage junt heften, babei be« Sertoeife« 
nicht sergeffenb, ben ihm eine gutgemeinte (Eorrectur jugejogen 
hatte. Denn bie ©öfrte, auf ihre Sehrmeifter poa)enb, mußten 
biefe« unb jene« au«aufefcen, bagegen ftch ber «ater auf 3enen 
berief, ber ihm in ber 3ugenb bie Saa> gelehrt habe, „ber 
to&re ber SKann getoefen, ber hätte e« miffen muffen", flehte 
Partei toollte nachgeben, bt« enbltch ber erhifcte Steter jebe 
weitere (Sinrebe mit bem SRachtfpruche abfchnitt:'„3hr fetb'« 2tUe 
Gfel!" M 

Doch ©efang unb Spiel foUten im (Sltemfyaufe balb t>er- 
ftummen. De« Söagner« unb nunmehrigen Sflarftrichter« grau, 
bie Butter $aöbn'«, ftarb am 23. gebr. 1754 (ML I, 6. 10); 
fie hatte turj juoor if>r 46. £eben«jahr jurücfgelegt. Bei ber 
Darfteilung t>on §apbn'« äinbhett haben mir fie felbft bei bem 
Wenigen, roa« über fie befannt mürbe, als eine braoe, tüchtige 
$au«frau unb liebeüolle SJcutter fennen gelernt. Da« Sa)icffat 
ihre« dlteften ©ohne« ftanb noch ungelöf* toor ihr. SBelch un* 



62 »togr. ©fijjen *on 2Ki*ael $aöbn. ealjburg 1808, @. 9. 

63 »iogr. «Badeten , S. 29. 9iur la&t Sie« au$ ben «ruber 3o* 
fcann mimmnbern, ber um jene 3cit ba« CSUcrn^auS no$ gar nt#t »er« 
laften b.ottc. 

64 »iogr. ettjjen toon 9Nt<$aet t>at>bn, ©, 5. — 2>ie«, Ötogr. 9tacbr., 
6. 29. 



Digitized by Google 



162 



£ob btr SRutter. — SWetaflaflo. 



auefprea)lia)e SRutterfreubc tyätte fic erfüllt, menn fie eine 
Innung baoon fcätte ^aben fönnen, bafe fie in tym ber Söelt 
jenen SRann gegeben, ber ba$ erfte ©Heb jener Äette bilbete, 
auf n>el$e ba* öerffoffene 3a^unbert mit ©tolj ^inroeift. 
§at>bn'$ Steter oermityUe fta? am 19. 3uli 1755 (mit $tepen ; 
fation oon aßen brei Aufgeboten) juni fltoeiteumale. Wlit Wlavia 
Slnna, ber £o<$ter beä 3nn)ofyier$ 3Ri$ael (Seeber, erzeugte er 
fünf Äinber, bie aber alle balb naa) ber ©eburt ftarbeu. Äaum 
ein 3a^r naa) bem £obe beä 3Jtattyta$ §aobn fyeiratfyete feine 
jweite gtau ben SBitmer granj 93ona<f, 5)tttna$bar ju 2Bilbung£= 
mauer bei ^ßetroneß. $)ic »eiteren SebenSumftänbe feiner @tief= 
mutter blieben §atybn unbefannt, boä) gebaute er ityrer in fei; 
nem erften £eftamente; §. 52 beftimmt für fic 150 gl., bie für 
ben gafl, „bafi fte nietyt mcfjr am ßeben fei, il;ren oorfymbenen 
Äinbem jufommen". 

2öir teuren nun $urüa* in» 3JU$aelerfyauä auf bem Ro\)V 
marft. bereit* fcaben mir erfahren, bafj bort gleichzeitig mit 
§aobn ber SDic^ter SJletaftafto motynte unb bafj biefer, mofyl 
enbli$ aufmer!fam geroorben auf ben fleißigen 3Ruftfer über ifym 
im Da<$ftüb$en, tyn 3um Glaoierletyrer ber £o#ter feinet oou 
ifym fyoä) gefaxten greunbeä Martine* bejHmmte. ^Jictro 
ÜRetaftafto mürbe im 3a$ve 1730 oon flaifer Äarl VI. ju feinem 
£ofpoeten ernannt. Gr bejog }tt ©eorgi 1735 im 3. ©toä beS 
5)Ha)acler §aufeä eine au« fe<$3 3i mmcrn beftetjenbe Söofynung, 
bie er bis ju feinem £obe, 12. April 1782, gemeinfa)aftli<$ mit 
ber gamilie 9Jtartinee inne tyatte. SJtetaftafto nrirb in ge- 
miffer $e$iefmng, natürlich ni$t na$ bem ©tanbpunft ber 
3efct$eit, al« ber ©Töpfer be$ befferen mufifalifdjen $>rama$ 
angefe^en. <£r mar als 39ütynenbi$ter ungemein beliebt; ja^U 
• reiaje Gomppnifiten, Sinei, ©albara, ^rebieri, §affe, SSonno, 
guj, SReutter, SBagenfeil, ©a&mann, ©lud u. «. festen feine 
bramatifa)en äßerfe in Wlufit; feine l'Isola disabitata componirte 
#aöbn im 3a$re 1779. Au$ aHetaftofio'S Oratorien, ©antaten, 
^aftoretten, Strien, Gansonetten unb 3)tabrigale mürben oielfa<$ 
benufct. $afj er aU §ofpoet jebe* geft in ber faiferli^en ga-- 
milie in Herfen oer^errlia)te, oerfte&t fta; oon felbft. (Sr^e^og 
3ofepb, naa)maliger Jtaifer, fallen mir im 3afcre 1748, faum erft 



66 9?cflanb<3inefrti<$ bcö OTi^neler $auft8. 



Digitized by Google 



SWetafkfio. 



163 



7 3a(jre alt, ein Complimento vortragen. 66 ©benfp recitirten 
unb fangen bie übrigen faif. Äinber an jebem ©eburte unb 
"Jiamensfefte bie iBerfe SKetajtajio'ö x>ox ifjren tyofyen Altern. 3 U 
feinen gramen nafym fi<$ ber gefeierte $)iä}ter bie antife 
Xragöbie $um dufter unb liefe bie $anblung au* ber pfüc&os 
logifcfyen 2)arftelluug ber (ibaraf tore unb £eibenf$aften fta) ettfe 
©icfeln. ©eine ^oefte, üoU 3Hein^eit, 2lnmutfy unb Älarfyeit ber 
Sprache, ift babei »on fo fytnrei&enbem Jßofyllaut, bajj ftc ji$ 
gleidjfam im Sefen fdjon mufifalifcfc miebergiebt. 2lber eä fefylt 
ben Dramen bie Äraft, fiarfe Seibenfc^afteu bar$ufiel(en; fie 
finb in jeber Sage glei$ anfianbSfcoll, !(ar unb rootylmeinenb 
nrie ^etaftafio felbft. ©lud war einer ber erften, ber, feine 
bisherige ©afm ücrlaffenb, aJtetaftafio'ä SSerfe trofc i^rer bidjte; 
rifc^en ©$öntyeiteu nidjt geeignet fanb, mit tynen jene 2Öir= 
hingen tyerüorsubringen, bereu er baä mujifaliföe Drama 
fäfng fcielt. (5r beburfte ©tafcl unb @rj, um auä ifcnen jene 
©a)öpfungen Ijeratts&äumeijjeln, bie i&m im (Seifte &orfa)mebten. 
Daljer üerbanb er ji<$, nac^bem er eben noa? (17GO) 3ttetaftafio'ä 
II Trionfo di Clelia für Bologna gefa)rieben fcatte, nunmehr mit 
bem Dieter 9taniero Don ßaljabtgi, ber ifrn bie Dperu Orfeo 
(1762) unb Alceste (1767) lieferte. Dem jur Dürftigfett an* 
gemiefenen #aöbn mußte attetaftafto'* Auftreten geroaltig impo; 
niren; roäbrenb feine ^erfönlidbfeit an unb für ft$ ©fyrfur^t 
einflöfjte, mar ganj befonbere ber 2lu*brucf feine« Bollen, lebend 
marinen SfatUfce*/ fein geller, freier unb mofjliooUenber Slitf für 
i&n einnel;menb. S9ei Betrachtung feineö oon %of). ©teiner 
gemalten Porträt*, geftoa>n von §eatty, roirb man Surney, ber 
i&n im 3a(>re 1772 befugte, gerne beiftimmen, roenn er fagt: 
„gür fein 2(lter (2)letaftafio jaulte bamaU 74 Jja^re) 67 ift er 
ber fünfte 3Jiann, ben i$ fennc; feine 3Kienen oerrat&en ©enie, 
©ute be* ßerjen», 9tebli<$feit, 2JWbe unb ©ittUc^feit. ©ein 
9ntli| mar fo angenehm unb betracfytenäroürbtg, baß i<$ meine 
klugen nicfyt baoon abroenben fonnte."* 8 3" r 3 e *t ba ityn 



66 Sergl. @. 81, «nmerfung 3. 

67 $ietro Srajjafft, genannt UWetaflafio, würbe ju titom am 3. 3an. 169» 
geboren. 

68 Surne^'« £agebuc$ feiner muf. Reifen. ($emf<$e Ueberfefcung. 
Hamburg 1773. II, 6. 218. 

11* 



Digitized by Google 



L64 



SNetafliüo. 



ioaubn tcnnen lernte, toar SRetaftafio ein ftarfet gunf$tger. 
©efeiert oom §ofe unb von ben au$ge$ei$netften Männern ber 
erftcu Greife, lebte er bennod? fefyr einbogen. S)ie unruhigen 
görmlidjfeiten be* $oflebene, bie lärmenbe $racfyt, bie bort 
fyerrfdjt, fagten feinem innerften 2öefen roenig ju. (Sr geftaub 
felbft, baß er jum ajofmann nid>t tauge; * g er fdjlug aucfy jeben 
£itel, jebe fonftige (Styrenbejeigung au$ unb toollte bem ßaifer 
eben nur aU s J)tetaftafio bienen. 3)ie Pflege feiner 3)lufe unb 
9tuf>e ging ifym über Sitte*. „Sein ganje* £eben ift eben fo 
fanft babinflteßenb al* feine ©Triften", f treibt ©urncu. 70 
„Seine l?äu*li(f>e Crbnung gebt pünftlic^ naa) Ubr unb (Blöden» 
fdjlag, rcooon er nidjt abloeid&t. Seit ben testen breißig 3al^ 
ren tyat er nia)t außer bem §aufe gegcffen; er läßt fta) fel)r 
ferner fpredjen unb ift fo toenig für neue $erfonen al* für neue 
$inge." &on biefer ^ünftjid^feit in ber ajausorbnung fyat tym 
§aobn 3)tau$e* abgefefjen; im fünfte be* Jletße* jebodj toar 
er ba* grabe ©egentfycil oon Sttetaftafio, benn biefer fefcte bie 
gebcr nur an, wenn er burajau* mußte. Sei biefem längeren 
3ufammenleben unter @inem $>a$e befrembet e* einigermaßen, 
baß §aöbn, ba* banfbarfte ©emütl>, nie unb nirgenb* feiner 
Stellung 3)tetaftafio gegenüber eingetyenber gebenft; ebenfo voirb 
er ton all ben genannten Biographen mit menigen ©orten ab= 
getrau. 71 Unb bo$ märe e* bem einflußreichen $ic$ter ein 
^eta)te* getoefen, bie Sage be* armen fleißigen SRufrter* ju oer* 
beffern; bocfc biefer blieb nad? tote oor auf Unterrtdjtgeben unb 
auf feine armielige $ad)fammer otme Ofen angemiefen. (£in 
Umftanb muß babei berücf nötigt toerben: 3Kctaftafio oerftel feit 
bem 3a^re 1745 in eine tiefe 9Helan$oUe, toeldje aua? auf feine 
Arbeiten einen erbrücfenben Einfluß aueübte; inwiefern biefer 
($etfte*juftanb aua) auf feinen Umgang in ben 50er ^abren 
bemmenb toirfte, muß baljin geftellt bleiben. 74 



6!» ». Äarajan, «u« üJtetaftaflo'« $ofteben. Öien 1861. 

70 öurneo « £agebuc&, II, 0. 168. 

71 Xk9 (©, 36) fagt: „$aübn nmrbe mit ÜWetaftafto befannt, ber ibm 
mannen nüfeltctyen Stnf gab, unb in beffen $aufe er fdmefl bie ttalienifcbc 
Spraye erlernte." 

72 lieber 2Ketaftafio ftet>« ferner: SWetaflafio, eine ^ftjje oon 3of. t>. 
iKe&er. Sien 1782. — Dr. (Jonft. b. 2Bnrjbac&"« $toa,r. Ceftfen. flrtifel 



Digitized by 



* 

SWarianne Den aHartinee. 



165 



Ginen %b,tii feiner 2öohnung ^atte SRetaftafio, wie oben 
ermähnt, an bie tbm eng befreunbete gamilie Martine* ab= 
gegeben. 2>er ton fpanifchen Gltern abftammenbe Neapolitaner 
Nicotö be 3Rartine*, Gentiluömo ober ßeremonienmeifter bei 
ber apoftolifchen Nuntiatur, ^atte jwei Pächter, beren Grjiehung 
fict; 9Jtetaftafio fci>r angelegen fein liefe. Selbft mufifalifch gc^ 
bilbet, benn SWetaftafio componirte ra , fpielte Glasier unb fang 
auch (come un serafino, wie er fich fa)erjenb äufjerte), mufete 
ee ihn um fo mehr freuen, namentlich in ber älteren Softer 
feine* Jreunbee Talent für 2öiffenfa?aft unb Äunft überhaupt 
unb tnäbefonberc für 3Äuji! ju entbeefen. 

Marianne (eigentlich 3lnna Katharina) oon 3)tartine$, 
geboren ju äöten am 4. Wlai 1744 74 , würbe ber erflärte Öieb= 
Hng SWetaftafio'a, ber ihre Slusbtlbung leitete unb mit 8tol$ 
auf feinen 3ögling bliefte. 76 Nebft bem Glamerunterria^t bei 
§aobn gab ihr ber dichter bie erfte Unterweifung, feine Sieber 
in 2Rufit ju fefcen. Sie würbe bann in ber (Sompofition oon 
§affe, unb im ©efang oon Corpora unterrichtet, bei welker 
Gelegenheit §aubn am (Slaoier begleitete. Marianne inachte 
grofje gortf abritte in ber 3)iufif, unb als im %a\)TC 1701 oon 
bem 17 jährigen 2Jiäbct)en eine 9)fcffe oon ihrer ßompofition in 
ber §ofpfarrfirche St. Michael aufgeführt würbe, bewunberten 
alle Äunftoerftänbigen beren ^ortrefflichfeit. (©iener Xiarium, 
9fr. 78). SBurnety, ber fie jefm %a\)xc fpäter h^ te / W sollen 
SobeS über ihren ©cfaug unb über ibr Spiel. 2luch §affe oer- 
ficherte Surnep, fie fänge mit großem 2luebruct, fpicle fehr nett 
unb höbe ben Gontrapunft oollfommeit inne. üJtetaftafio meinte, 
bafc ihre Slrt ju fingen fonft nirgenbä mehr angetroffen werbe, 
ba fola)e ben heutigen Sängern ju oiel 3)cühe unb ®cbulb 



3Retaftafio. - Vita delt' Abate Pietro Metastasio scritta dalt 1 avvocato 
Carlo Cnstini. (Opere del Sig. Ab. Met. Nizza 1785, ,vol. I.) — Me- 
moire of the life and writings of tbe Ab. M. by Chs. Burney. London 
17%. — §iUer, über 9Wctafiafte unb feine Serte. Seidig 1786. 

73 S« erfdnenen *>eit tbm bei @. dappt in ©ten: 3G Canoni a Sole 
tre Voci (in 3 heften). 

74 Warr-flegifler bei @t. ÜDHcbael. 

75 „Metastasio avea in costume per distinguere i piü illustri fn- 
restieri di pregar la signora Marianna a cantar loro sul clavicembalo 
qualcbe sua arietta." (Opere del Sig. Ab. Met. vol. I. p. CCVI.) 



Digitized by Google 



166 



Marianne üott iWartine*. 



loflen mürbe. r * J)ic Äaiferin ÜJfarta £fyercfta Iiefj Statiattnc 
bäuftg ju ft$ rufen unb erfreute |U$ an ihrem ÄunfUalemc. 
$>tc Accademia de' Filarmonici 3U Bologna ernannte fte im 
3a^re 1773 3U ihrem (Shrenmitgltebe unb lobte bie S^rlid^feit, 
ba$ ®ente, ben Slbel be$ 2lu$brucf* unb bic erftaunlidhe tyxa 
ctfion ihrer ©onrpofttion. 77 (Söiener $iartum, 9?r. 62). 3>ie 
2Biencr £onfün|Uer=©ocietät führte im Sabre 1782 ibr Drato- 
rium „Isacco" (Xcrt oon Wctaftafio) auf unb ja^lrei^e 60m -- 
Petitionen jeber 2lrt, 3um ^beil in ihrer eigenen $anbförift 
erhalten auf ber faif. §ofbibliothef unb im Stroit» ber ®efeU= 
fapaft ber SHufiffreunbe 3U SHeu, jeugen oon ihrem gleiß unb 
einem angenehmen Talente. $er ©änger Sttty mar in ben 
80er Jahren bei i^r eingeführt unb f>ebt e* tywox, bafe fte, 
obgleich oorgerüeft an 3ahrcn (Tie seilte jebo<h batoals erfi 
40 3a&re) bie Sebhaftigfeit unb »peiterfeit ber Sugenb bemalt 
unb fe^r einnelmtenb im Umgang gemefen fei. ßelh; prtc fte 
auch häufig mit 2JJo$art, ber ihre mufifalifa)en Slbenbe befugte 
unb i^r fehr jugethan mar, ruerhänbige Gompofittonen fpielcn. 7 * 
3m Steftamcnt 50ietaftafio'§ reiflich bebaut, tonnte fte ein 
forgenfreiee Seben fübren unb ihr £auä mirb bann auch in bem 
legten 3ahräet;nt ihre* fieben* unter jenen genannt, bie regele 
mäßige muftfaltfche ©efeflfehaften nnb <ßrobuctionen r»eranftalte: 
ten. Marianne ftarb am 13. $ec. 1812, $mei Xage naa) 
bem £obe ihrer, um brei 3ahrc jüngeren 6<hmefter Antonie. 79 



76 3o fagte aud) $affe ju 3?urner», «r f*» mit SMetafiafto ber ÜWetnung, 
baß bic gute £d)ufe für« ©ingen toerleren gegangen fei unb baß feit ben 
fetten be« $ iftoed«, ©ernacdji nnb Corpora feine großen ©cbfiler mebr -ge« 
jogen würben, »urneb'« fcagebuA, II, @. 227. 

77 ©agegen fagt Äaroline $td>ler toon Marianne nrie aud> t>on ber blin- 
ben ^arobie« (geb. 1759), bie einigen Äflnftlerinnen , bie ftd> ju ibrer 3eit 
mit muftt. Somj>ofition bcfdjäftigten : Stabe leiteten Hrtigca, aber es erbob 
ftd? nic^t über — ja tautn an ba« SWittelmä'&igc. (Denfttürbigrriteu au« 
meinem Sieben. Sien 1844. II, @. 96. 

78 Reminincences of Michael Kelly. London 1826, vol. I, p. 252. 
2)ie falfdje 9iamcn«angabe (SKartini flatt SWartinc«) tfl bort ju benötigen. 

79 Ginc au«ffib>l. »iograpbte gieSt «. @$mib in ber SBtener BOg. SK. 
3citung, 1846, 9lr. 128 unb 129. Eort flnb aud? bie fabelhaften dr$ä> 
lungen n?iberlegt, bie %h\9 in feiner Biographie universelle des Musiciens 
aufgenommen bat. 



Digitized by 



1(57 



§apbn fcheint Marianne, bie bamale ine zehnte Sebent 
alter trat, toohl nur bie erjle Anleitung im ßlamerfpiel erteilt 
ju ^aben. 2)er Unterricht fott brei 3ahre gebauert fyabtn unb 
£apbn genofc in biefer fyit für feine 9Hühe freie JtofL 80 $)afj 
er an SÄetaftafio'ä Safel gefeffen, mie grö^Uc^ behauptet ift 
mohl faum anzunehmen, ba ber dichter jeben 3toang in feinem 
#au*roefen freute. 3nbem aber 3Jcetaftafto ohne 3meifel ben 
Unterricht Übermacht tyaben mirb, lonnte eä nicht an häufiger 
Berührung mit bem erfahrenen 5Di<hter fehlen. #apbn mar ge^ 
rabeju angemiefen, jich bie itatienifche (Sprache anzueignen unb 
mirb gemife fo 3Ran<he£, namentlich in 2lnmenbung be* richtigen 
mufifalifchen 2lu*brucfS gewonnen haben, mie bie« fpäter auch 
6alieri zugute tarn. 81 

Jnbem §aubn in ber ©ingjrunbe SBarianne am (Harter be; 
gleitete, lernte er ben bamalS bereite fiebzigjährigen italienifchen 
©efanglehrer unb ©omponiften Corpora lennen unb mürbe mit 
ber ausgezeichneten italienifchen ©efangmethobe bejfelben oer^ 
traut. M 

s }cicolö Corpora, von ben 3talienern ber Patriarch ber 
3Mobie genannt, mar im 3ahre 1685 &u Neapel geboren unb 
ging au£ ber ruhmeetoürbigen neapolitanifchen Schule be$ 
3lleffanbro ©carlatti tyvDox. £ochgefchäfct al£ ©efangälehrer 
grünbete er zu Florenz jene berühmte Schule, ber bie toelt* 
befannten daftraten ganneHi (Sarlo öroechi), ®aetano Gaffa* 
relli (9)cajorano), gelice ©alimbeni, Antonio s #orporvno (§u; 
bert) angehörten. 2lu<h bie Sängerinnen öenebetta @milia 
3lgricola (SRolteni) unb Siegina SJlingotti loaren ^orpora'e 



• 

80 @rieftnger, »iogr. töotijen, 0. 13. Carpani, Le Hiydine, p. 86. 

81 «flg. «ncödc4>äbie ber ffiiffenfcfaften nnb Jrünfle, bcrau«g. non 
3. @. örfeb. unb 3. ®. ©ruber, ©ection II, 3. SEb. f 1828. 35er «rtifei 
$aöbn ift bon gvoMid). 

82 3g. öbler t>on HRofel, Uebcr ba« Sieben unb bie ©erfe be« «. Va- 
lien, ©ien 1827. 0. 62. 

83 9la* ©rieftnger (@. 13) (ernte tbn £at>btt bei SERetaftafta rennen. 
fladf 2)ie« (©. 35) umgebt $a»)bn f8nnttc$ bie fcrage, inbem eT fagt: „3* 
geriet*; in bie ©efanntföaft be« befannten Jcabeflmeifter« $or*>ora, beffen 
Unterricht bauftq gefurzt tourbe; ber aber, toieöeicbt toegen Älter«, einen jungen 
©ebftlfen fu$te unb folgen in meiner Nerton fanb." (Bergt. au<$ $abbn*« 
eigene Seben«ftijje.) 



Digitized by Google 



108 



Corpora. 



Schülerinnen. Xtyoxttifätn Unterricht hatte er n. 21. §aife 
ort heilt, ber bann $u ©carlatti überging, Sßorpora'S Sebent 
gang ift und nur fein- lüefenhaft erhalten. Einige oabre foU er 
al* ßapellmeifter am ßonferoatortum dei Incurabili $u SBenebig 
genrirtt haben. 3m 2fabre 1733 tourbe er al* Gomponift unb 
Leiter für bie italienifcbe Oper im %\)c$ttt ju £incoln'£=3nn- 
gielbä nach Sonbon eugagirt. 84 3abre 174ä erfolgte feine 
Berufung nach 2>reäben aU ©ingmeifter ber Äurprinjeffin 
3)larie Antonie nebft gleichzeitiger Ernennung jum Äapellmeifter. 
Sein ehemaliger ©chüler, ber nunmehrige Cberfapellmeifter 
$affe, mochte mohl in Corpora einen Sftioalen fürchten unb 
toujjte eä tro|$ ber Öunft feiner hohe« ©önnerin burch$ufefcen, 
bafe fein einftiger Sebrer gegen (Snbe beä Jahres 1751 mit 
lebenslänglicher v ^enfion feiner ©teile entfefct mürbe unb balb 
barauf Bresben oerliefe. 84 $orpora hatte äöicn im %a\)xc 1724 
mit feinem Schüler garineUi befucht; fein ^weiter Aufenthalt 
fällt in bie $ahre 1753—57. $en «Heft feine* «ebene brachte 
er mit Unterrichtgeben in Neapel $u, roo er in grofjer $ürftig= 
feit im 3abre 1766 (nach & 1767) oerfchieb. 2tle Sonfefcer 
War Corpora fehr fruchtbar, boch fteht er hier auf minber hoher 
ötufe; bei allen fonftigen ^orjügen empfinbet man in feinen 
äöerfen einen Langel an (Srfinbungätraft unb eine nicht au 
oerfennenbe 3)lagerfeit in ber ^nftrumentation. @r fchrieb eine 
grojje 3lnjahl oerfchiebener Söerfe, Opern, Oratorien **, SReffen, 
Kantaten, Motetten, ©efang0;$>uetten (6 Duetti latini erfchienen 
lateinifch unb beutfeh bei Sreitfopf & gärtet), Soli unb 6oU 



84 @« »rar bie« eine jtteite ital. Cper, bie man eigen« gegrünbet batte, 
um $änbet, mit bem man ftcb fibetmorfen batte, Cbpofttion ju macben. 
(<9. ft. Jpänbet, toon $r. fibrüfanber. Seipjtg 1860, 11, 3. 326.) 

86 ftürftenau, 3ur ©efcbic&te ber 2RuFtf unb be« $6earer« am $pfe be« 
Äurfürften öon £acbfen. 2>re«ben 1862, I, Z. 251. 

86 Äaifer Äarl VI. fanb ^or^ora'« 8til capricitt« unb fd>n>ü(ftig unb 
jpg Jpaffe öor, bei bem er einjl aueb ein Oratorium befieüte. $ajfe aber be» 
traute ^erpora bamit, ibn jebod> bittenb , fi<fc in feinen <$cfang«fiorituren $u 
maßigen. Corpora frielt ftcb in @<branfen bt« jur ©iblufjfuge, in ber er ft<$ 
' weiblicb entfebäbigte, inbem er bem SKortö »ier Irillernoten gab, bie, ton ben 
ttcrfetycbenen ©timmen roicber&olt, eine »vabre iriflerferte bilbeten. <25clbf* 
ber fonfl fo ernftc Äatfer braefc babei in laute« l'acben au«. (§. 2. &aub(er, 
Cenni storico'critici etc. di Hasse. Venezia 1820, p. 30.) 



Digitized by Google 



Corpora. 



feggien, 6 £rioe für 2 Violinen unb $afe (in Sonbon unter 
bem Xitel Sei Sinfonie di Camera erfdjiencn), 12 ©onaten für 
Violine unb Safc (ober (Slamer unb Sttoloncell) unb einige 
(Slafcierftücfc (neu erfchienen bei Sreitfopf & gärtet unb bei 
Senff in Seipjig). 3n 2öien famen jur Aufführung bie Cpern 
Arianna e Teseo (1714), Temistocle (1718), bie ©erenabe 
Angelica (1720) unb ba* Cratortum II Gedeone (1737). 8r 
2öie wir gefeheu fjaben, würben in bcn 50er Sagten sur $e\t 
feiner 2lnroefenl)eit in 2Öien noa) $roei grojje (Styöre ton ^orpora 
aufgeführt. 21ud) erf Lienen in berfelben 3 ß i*/ toon ®- Nicolai 
fehr f(hön in Äupfer geftochen, bie eben erwähnten, ber fächf. 
$rin}efjin ÜJiarie Antonie Walburga gciuibmeten 12 Sonaten, 
bie ber SBuchhänbler Sernarbi in einem ausführlichen 31oertiffe= 
ment im äöien. Xiar. (17;V>, 3ir. 1) anzeigte. 88 Cbroohl nun 



87 *>. Äödjel, 3ob. 3of. gur. — £ie faif. Jpofbibliotbef in Sien erhielt 
an« Ätefcirettcr> Sammlung in ^ort-ora'« §anbfd>rift ein Beatus vir (a 5 
voc. c V. V. e B.); Duetti latini sopra la Passione di Gesu Christo 
(a 4 v. c. str.). $a* '.Dtnfif*ereine*2lrcbifc befifct, ebenfatl« im Sutograpb» 
ein Alma redemptoris D-dur % per voce sola con str. (1731); ferner ba« 
SWufifardbi© ber ital. Äirdje (ÜJitncriten) ein Te Deum, comp, in SBien auf 
bie $eier ber B<bl*$t bei Äollin (18. 3uni 1757). 

88 Souate XII di Violino, e Basso. Vienna 1754. Saß ^crj>oro 
mit biefem Serf beitredtc, bat er in ber itol. Xebication ausgebrochen, bie 
ber Slnjeige im SBHen. 2)iar. als Vorlage biente. Xiefer SBorberidjt an bie 
tfiebbaber ter SDiufif fagt barübei: „(5« fc^einet als bätte biefer grefje SWeifler 
barauf gefet)en, baß feine fünfllicben iöorbilber gleittyfam ju einem überzeugen* 
ben *8u0fprud; bienen meebten, um enblicty einmal bie »erfiänbigfte feit langer 
3«it über ben SJorjug ber alten unb neuen, ber 3tal. unb granj. ÜWuftc 
ftrcitenbe Völler in töube ju fefecn. Xann in benen erften mit gebobfeelten 
£ trieben, unb allerlei? Gattungen beren fo«genannten ftugen, gefcbjiebenen 
feebs Sonaten, befonber« aber in jener, bie nad) beren breoen grie($ifd>cn 
Arten, ber Xoat^onifdjen, CSnbarmcuiicben unb Clbromatifdjen eingerichtet 
loorben, tonnen beo ber genaueften Befolgung beren oon benen alten 2)ieifler* 
Göttern torgefdjriebenen fteguln bennodj audj bie eifrigfiten Hnbänger beren 
neuen Sä^en ibr Vergnügen finben: Bo wie im (Siegentbeil oon benen glüd» 
lieben unb reifcenben einfallen, aufi welchen bie ß lefetere Sonaten befleben, 
unb in ber barinnen beftnblicben teol getroffenen HermifCbung be« auserlöfen« 
fren 3talianifcb» unb granjöfif^eu Öeftbmatf« ftd; loa^rfchcinltc^ boffen läßt, 
baß b" ttsaebfamfren SBetoäbrer be« erftgebad>ten BlterrumS nic^t im geringflen 
über einige 2>erac$tung it)rer ebrrcürbigen <S»efä'$e fttb »erben ju beflagen 
baben. ftolgfam »erben biefe entfdjeibenbe 9Hufter, ba ob>e bem alle SWen* 



170 



Corpora. 



Corpora in feinen 6 £rio$ bewies, bafj ber ^nftrumcntalfafe 
utä)t fein eigentliches gelb fei, fo jeigte er bo$ naa) biefer 3*it 
in feinen 12 (Sonaten, bafj er bie berühmten ßoretti'f^en So; 
naten mit gleife ftubirt hatte. SHefelben bieten im §inblidt auf 
bie früher erfchienenen ©ompofttionen ähnlicher Irt in mannig- 
facher §inftcht eine intereffante ©tubie nnb eä ift roohl fein 
3tDeifel, bafe §apbn, ber gerabe in ber &tit tyre$ @rf<heinen* 
bei Corpora ftubirte, biefer Arbeit feinet 3)ieifterd feine DotU 
Slufmerffamfeit $umenbete. 

$a3 Skrhältnifj ber beiben SKänner Corpora unb 9Jcetaftafto 
mufj ein fehr intime*, anf gegenfeitige Achtung gegrünbeteä ge; 
mefen fein. Corpora hulbigte bem dichter, inbem er fotgenbc 
2Berfe bon ihm in 2Kufif fefcte: bie Dper Siface (aufgeführt im 
«3ahre 1726 in $enebig); bie Dratorien II Giuseppe riconos- 
ciuto — 1 Pellegrini al sepolcro di nostro Salvatore — Sant 1 
Elena al Calvario (feunmtlich in SDreSben componirt); 12 (5am 
taten (1735 juerft in üonbon, bann in Neapel erfreuen). 
Meutere mürben toegen ber StuSbtlbung beä SRecitatiüä, megen 
mufterhafter unb flaffifcher Bearbeitung unb megen be$ frönen, 
eblen unb einfachen ©efangeä h<># gefa)äfct. 

§apbn mürbe für feine Bemühung als ßlatoierbegleiter ba; 
burdt) entfehäbigt, bafj tym Corpora in ber fiehre ber §ompo= 
fttion nachhalf. $apbn füllte ftchcrltch längft fchon, bajj er fich 
ohne grünbtid)e Anleitung nur bilettantifeh forthelfen fonntc. 
3iun mar ihm auf einmal geholfen unb obenbrein roufcte er ftch 
in ben Rauben eines 3)canne$, ber al* einer ber tüchtigften 
Aüebrcr anerfannt mar. $)afi er biefen Bortheil banfbar |ii 
fchäfeen roufjtc, bezeugen feine eigenen ©orte, meiere bie früher 
ermähnte Sleufeerung ergdnjen: „3<h fchriebe fleißig, bo<h nicht 
ganj gegrünbet, bis ich enblich bie ©nabe ^atte üon bem be^ 



f<feen (fie mögen SJiebtyaber ber 2Kuftc febn ober niebt) in bem SJorjug be« 
(fluten jufammen treffen, autbttnbtg erwetfen, bafj unter benen $anben eine« 
«Tfabrenen Jcünfuer« bie 9ftc$tigfett unb bie 2nft ftco gar ttot *erbfinben 
mögen." 

89 Sine cinge&eitbe ®tubie über bie Cintnudelung ber 3nfrramental« 
conupofition mit befonberer Wüdfic^t auf »wltnfafc unb Siiolinfoiel bietet ba« 
SBerf: 2)ie Ctoline im 17. Sta&rlwnbert unb bic «nfänge ber Snftrumental* 
comp, »on 3. SB. *. &afielero*ft. »onn 1874. 



Digitized by Google 



Der öenejianifcbe 8otf Raffer Soncr. 17 t 



rühmten §errn Corpora (fo bajumal in Söien mare) bic ää?= 
ten gunbamente ber fefcfunfi ju erlernten." (Selbftbiogr., 
8eil I.) $)ie ©chale, in ber ihm biefe Sabung gereift mürbe, 
toar übrigen» rauf) genug; §a»bn !onnte fie immerhin al* einen 
^rüfftein feiner $emuth betrauten, benn ber heftige 2ehrer liefe 
ihn fein ganje^ Uebergehrid&t füllen. Bestia, Asino, Birbante, 
Cogliöne unb ähnliche @chettmorte mechfetten mit 9tippenft6fjen ; 
Corpora fanb es fogar angemeffen, baß ihm §apbn burch oofle 
brei SRonate (fo lange fott btee SSerhaltnife gebauert fyaben) 
förmliche Sebientenbtenfle leiftete. Siber gleich ©ebajtian «ad;, 
ber unoerbroffen ju gufe oon Lüneburg nach Hamburg manberte 
unb Galcantenbienfte oerfah, um baä treffliche Drgelfpiel SReim 
fen'a ju ftubtren, ertrug auch £atybn mittig jebe ©rniebrigung, 
„benn (Jagte §apbn) ich profitirte bei Corpora im ©efang, in 
ber (Sompofttion unb in ber italienifchen (Sprache fehr Diel." 90 
SRichtSbeftomemger bot ber $erfehr mit Corpora unb 9Jtetaftafio 
eine gefäbtHa^e flippe, inbem £aobn ber ©efahr au*gefefct mar, 
ins gabrmaffer ber italtenifchen 6<$ule ju geraten; boch be- 
mabrte ihn ein guter ®eniue baoor, feiner eigenen 9catur mu 
treu $u merben. 6r fchrteb mohl fpäter eine 2ln$ahl italieni- 
fc^er Opern, bie er fogar an SBerth ben gleichzeitigen Cperm 
componijten nic^t nad^ftetttc, boch hätten biefe feinen tarnen 
mohl feierlich bauernb oeremigt. ©letchmohl hat ihm bie @in= 
ficht in ba$ 3Befen ber italienifchen Planier nicht gefchabet; er 
nabm fich, gleich SRo^art, ba$ 33efte heraus unb blieb babei gut 
beutfeh. 

Corpora unterrichtete auch beä oenejianifchen 99otfchafter* 
beliebte, bie fchöne, für 9Rufif fc^toärmenbe 2öilhelmine. Sluch 
^ier mürbe §apbn oon feinem 2Reifter als Segleiter in ber 
6ingftunbe oermenbet. ^ßtetro ©orrer, ber oom SWärj 1753 
bi* 9Hai 1757 in Söien feine Regierung ttertrat 91 , hielt M ™ 
©ommer im S3abe 2Jcanner£borf auf unb nahm bahin auch feine 
beliebte unb beren ©efanglehrer fammt §atybn mit. £>er 93ct= 



90 ©riefinger, @. 14. — 2)ie«, @. 36. 

91 Dispacci di Germania i f. t. @taat«ar<$io). Sie feierliche Auffahrt 
be« »otfebafter« am 24. S»ärj 1754 betreibt ba« ©ien. 2>iar. ttr. 25. 
©eine *bfcbieb«aubien$ batte beifelbe am 4. 3uni 1757. (©ien. 2>iar. 
<Rr. 45.) 



Digitized by Google 



172 



2Ranner«borf. 



fc^after fpiette fiä) gerne auf ben funftoerftanbigen Sieb^aber 
fyinau* unb gab aua) im Sabeort mufifalifa)e Soireen, ©ine 
fol$e betreibt $ittereborf. 9t 6$ waren ber ^rinj oon £ilb; 
burgbaufen, bie ©ängerin 3Wab. iUttoria Xramontanis£efi unb 
ber faif. §ofcompofitor 93onno §um $)iner geloben. Um 6 Ul>r 
mar Gonccrt, bas mit einer ©pmpbonie begann, bur$ bie 3Jiufif- 
fapelle be$ ^rtnjen aufgeführt, wobei wegen Unpäfeliajfeit be* 
(Soncertmeifter* £rani Dittersdorf an ber ©pifce ber Violinen 
ftanb. $)te ©ernannt (?) beä $Botfä)after£ fang eine 2lrie, 
^onno fafi am (Stax>ier unb Dittersdorf leitete abermals ba* 
£ra>efter unb fpielte bann aua) ein SBiolinconcert. Der £>err 
beä £aufe£ lobte ifm bei bem ^rinjen, jugleia) oerfia)ernb, er 
muffe bie* am beften oerftetjen, ba er felbft, obwohl Dilettant, 
bod> ein Professore di Violino wäre. Dittereborf aber, ber 
feine Unwiffenljeit rafa) bur$fa)aute, wufete tyn auf eine liftige 
2lrt ju foppen unb geftanb fpäter bem $rtn$en, ber 93otf#after 
babe fta) ale ein leerer ^Jinbbeutel erwiefen, ber niä)t eine 
v Jiote fenne unb feinen 9ia<$barn feine erlogenen flenntniffc auf; 
bringen wollte. 

3)tanner*borf, ein 3)iarftflecfen mit ©a)lofe, an ber uugari* 
fa>n ©renje unb unweit 33rurf an ber fieit^a gelegen, war in 
ber 3ttitte bc* oorigen 3afcrbunberte bae 3fa)l ber haute volee. 
Der Ort lehnt fia? an bae 2eitf>agebirge an, beffen leia)t 5U: 
gänglia^e Sinken mit reifem Öaub^olj bewarfen finb. Der 
öefud^er finbet tyiex $ahlreia?e 2llleen unb SRuhepläfce unb über; 
blicft bie oor i^m auegebreiteten ebenen auf ber Sötener ©eite 
bis SJiähren unb auf ber entgegengefefcten ©eite tief naa) Ungarn 
hinein, bitten im 2Balbe, eine iUertelftunbe oom Trte ent^ 
fernt, liegt bie berühmte fogenannte ßarmelitcrwüftc. Da$ 
bortige Saubwerf ift ein SHeblingeaufenttyalt ber s Jiaa)tigaü*en. 
Der Dtfl war fdjon im 14. 3af>rhunbert burd) feine Heilquellen 
berühmt; ju §aobn'e $t\t würben bie ®äftc oon 28icn au* 
umfonft mittelft äöagen baljin beförbert. 9ioä) im ^atyre 1783 
erfa)ien eine 33rofa)üre, welche ben 2Berth .beä SBabee preift vs , 
bod) lattin jefyn ^atyre fpäter beifjt c$: „Da£ fyieftge ©efunbbab 



92 äarl o. £itttr«borf« gebartbeftbttibuna.. geizig 1801, @. 79. 

93 äb&anblung oon ben frcilfamfUn xrafteu unb SBirfungen, bann @t' 
brauch bc« 2Kanner*borfer 33ab<«, oon 3. 2K. 2*ofnlan. SBien 1783. 



Digitized by Googl 



aWannerSbikf 



173 



mirb roenig mel)r befugt; je|t ma$t ben Ort merfmürbig bie 
bier befvnblic&e gabrif in Seoniföeiv SBaaren." 94 Unb biefe 
gabrif befielt nod> beutjutage, obmofyl bet fa)öne unb anfetyn= 
liebe Ort mieberfyolt oom geuer faft Derart mürbe; baS §eil-- 
maffer aber bient nun jum £rieb ber gabrif. 3)er faiferltctye 
§of befugte SJJanneräborf ^öufig : ber ßaifer granj I. beluftigte 
ft<$ mit ber §irf<$jagb, bie ßaiferin Wtaxia S&erefia gebrauste 
ba£ s 3ab unb befugte if>re geiftrei$e ©rjietyerin unb greunbin, 
bie oermitmete Obriftbofmeifterin ©räfin Caroline gud?3 auf 
ibrer bortigen ©eftfoung, biefelbe ©räfin, melier bie bantbare 
$conara)in eine Stufyeftätte an i^rer ©eite in ber Äapujiner^ 
gmft ju 3öien beftimmte. 2lu$ ber fleine Äronprinj, nachmalige 
Kaiser Sofepb, unb bie übrigen Stinber begleiteten bie Butter 
jumetlen nach 9)lanner$borf, mo auf mäfeiger Stnhöhe mitten 
unter fteben jty eine epifcfäule mit Snft^rift ergebt unb noch 
beute ben £ag in Erinnerung hält, mo bie ßanbeSfürftin fid^ 
im 3abre 1743 mit 3ung unb 2llt bei ber äöeinlefe unterhielt. 
3m 3a^re 1737 Ratten, mie früher ermähnt, bie beutf^en 
edjaufpieler Dom ©tabtttyeater ju 2öien t^ier jum erftenmale 
bie @hre, oor ber faif. gamilie ju fpielen, mag bann noch öfter 
gefchah- SDiefe Sluäjeichnung bitten bie Schaufpieler pnächft 
ben ßomifern ßurj unb ^re^aufer $u banfen, burch bie ber 
§of, ber feine Xtyilncfymt bisher nur ber ital. Oper unb bem 
franj. «S^aufpiel jugemenbet hatte, nun auch auf bie $>eutf<hen 
aufmerffam mürbe. 

Der 5öeg oon Söien nach Üttanneräborf mirb gegenmärtig 
bebeutenb abgefürjt burch bie nach Ungarn füfyrenbe ©ifenbabn. 
s JJcan oerläfjt biefelbe auf ber Station ©öfcenborf unb fa)lägt 
ben gufjmeg burch bie gelber in graber Stiftung auf 2Jtanner*; 
borf ein. 2öer basu einen fonnigen unb obenbrein fonntagftitten 
6ommermorgen ermaßt, mirb ben ©ang gemijj nic^t bereuen: 
ringsum reiche (Saaten, oor ftch ba3 Seitfyagebirge unb borten, 
mo ba3 ®ehölj am einlabenbften minft, ber Ort felbft mit 
©chlofj unb ^farrfirdje ampbitheatralifeh aufgebaut unb gehoben 
oon bem üppig grünen ijintergrunb. 9cun überschreitet man 



i>4 3g. be l'uca, ©eogr. $anbbu$ toon ben öfh Staaten. 1791, I, 
3. 272. ausführlich« über 27tanner«borf flnbet man in *Äbolf ®c$mibl'« 
©ten« Umgebungen auf 20 ©tunben im Umfrei«. Sien 1838, II, <2>. 471. 



Digitized by Google 



174 



5Wanii#r«bcrf. 



ben fieit&aflufc, ber unmeit be§ Crte*, oon 6teiermarf fommenb, 
ben 2Beg na$ 33rucf unb meiterfyin naa) $ofyrau einklagt, 
^mrner reifer geigt fidj bie gruc&tbarfett bee ©oben*, ote 
9lebren fitifen unter ber eigenen Saft; ua<$ linf* unb re$ts nur 
lad&enbe gelber, jur Stufen nacfy ber Bruder ©egenb, gur 3tec^- 
ten naä) ber ©eite, mo ßifenftabt liegt, ftcfy ausbreitend geier^ 
Uc§e, ^eilige ©tille ringeum! $)o$ nein — fä)ou finb mir bem 
Orte nityer, bie ©locfen mahnen gum ©ebete unb ber ©efang 
ber Högel, ber un* f#on oon fern bemtllfommte, mirb immer 
lauter unb oielftimmiger. 2Jon ber Sln^ö^e fyerab tönt ber füfee 
3d)aü ber Oiaduigali; gange ©djmärme brechen au* bem iiaub; 
merf fyeroor, umfretfen ben Drt unb bie ©ärten unb teuren 
nrieber gurüd gur grünen Söofynung. v )iun finb n>ir angelangt 
unb überblirfen bas weite Terrain, ba* mir foeben burä)fa)rifc 
ten unb träumen un* in »ergangene Reiten gurücf, mo in bie* 
fem Orte ein reges, buntem treiben fyerrf$te, mo glängenbe 
(£arro(fen famen unb gingen, betreute S)iener i^ren §errf$aften 
folgten unb mirflic&e unb eingebilbete Jtrante ji$ in ber 'Jictye 
be* §eilbabe* mobler füllten. Sie* 2lUea ift nun uorbei: bie 
©äffen gleiten benen jeben gemö^nli^en Drtee; bie ©pagier= 
gänge gu ber mit kleben bepflangten &n&öbe unb gu bem fidj 
anfc&lie&enben §ain finb oeröbet unb tljeilmeife oerma^fen unb 
eingegangen. Arbeit ift nun ba* ilofungomort; ber Steuer ift 
jefct ber alleinige §err. Sie neuen £äufer fetyen uu* fremb au, 
ba^ Seben im gabrtfgebäube ift nur metyr ber Statten oon 
e&ebem unb bae ßeilmafier, baä bie 3täber treibt, prebtgt leife 
oon ber Söettermenbigfeit ber 3Jlenf^en; mofcin ber Ölitf ficfc 
menbet, mirb er an bie Hergang lic^feit irbifcfcen ©lauge* gemalmt. 

§atybn mo$te ber Drt ungcmöfmlt# anmuten; lag er bo$ 
nid>t ferne oon feinem ©eburtsorte unb fonnte boa? berfelbe 
glufe, beffen Sauf er finnenb folgte, feine ©riifje bem ^ater^ 
fyaufe gufubren. 2)er (Sinbrutf, ben bie Statur tfrn bot, mar 
gemife ein bleibenber. £ier mie fpäter in äBetngirl, (Sfter^ds 
unb Gifenftabt umfingen ilm bie gefunben, füllen Steige lieblid&er 
£änbliä}feit unb brücften feinen ©d&öpfungen jenen Uebenemür; 
bigen, Weiteren, finbli# unbefangenen ßljarafter auf, ber ne 
uns fo unnadmbmli$ erfäjeinen läßt. ©lei$ ber Öiene fog er 
3la{?rung au* Blumen unb ©lütten unb gab fic im ©Raffen 
gu buftenben ©arben gebunben ber 9JUt-- unb 9ia#melt mieber. 



Digitized by Google 



<Stubienn>erfe. 



175 



^ür feine dlamerbegleitung bei ber $)ame be£ Sotfchafterfc 
erhielt §aöbn monatlich 6 $)ucaten unb ^atte nebftbem bie Äoft 
an ber Cfficterätafel frei. 6r fanb aber auch Gelegenheit, ftch 
bemertbar ju machen, ba er mitunter in ben 6otreen be* $rim 
jen oon §ilbburgbaufen am (Slattier begleitete unb mit öonno, 
Üöagenfeil, ©lud unb fonftigen antoefenben Sftufifern näher be= 
tannt rourbe. ©lud, ber nun beim !aif. §oftbeater als 5lapeH= 
meifter angefteüt mar, foß §apbn öfter jugerebet haben, nach 
Italien ju reifen, um feine 2lu3bilbung $u ooßenben. Ueber 
ein annäbernbeS SBerbältnifj ber beiben 9Jlänner ift nid^ts be; 
fannt, boa) mufc ©lud ben um oieleä jüngern §aöbn roertb ; 
gefehlt haben, ba, nne s «Burnep erjahlt 96 , in ben mufifalifeben 
2lbenben in ©lud'ä 3Bobnhau3 auf bem Stcnnroeg (23orftabt 
t'anbftrafje) auch §aübn'fche Quartette jur Aufführung !amen. 
$urnep hörte folche im 3ar;re 1772 ausgeführt t»on Starjer, 
Crbone$, ©raf SBrityl unb Söeigl (3Sater be3 nachmaligen 6om- 
veniften ber „6cbiüei$erfamilie"). 



&on 3)tanner*borf jurüdgefebrt, lag §a»bn mit oerboppeU 
tem ßifer feinen ötubten ob unb f urfite neb bemgemäfj nach 
unb naa) bie bis bahin erfchienenen £ebrmetboben anschaffen. 
Jn feinem Nachlaß fanb fta) noch e * n ^h^il oorrätbig, ben auch 
ba* «ä^entar aufzählt unb ber nun im fürftl. SRufikSlrcbto ju 
©ifenftabt aufbewahrt nrirb. 3)a3 ^erjeichmfe biefer ©ammlung 
ift in ber Beilage IV jufammengeftellt. Rechnet man noch ba$u 
einige anbere, in jener $eit °ber halb barauf erfchienene ©tu= 
bienmerfe, j. 8. 3of. Piepers 2lnfang3grünbe ber muftfatifchen 
Sefcfunft (Augsburg 1752), @m. Sach'S „^erfuch über bie 
toahre 2Xrt ba« Slaoter &u fpielen", 2. Xtyil (1762), attarpurg'S- 
r/ 3lbhanblung oon ber guge" (1753, 2. unb 3. fcheil 1757 unb 
1758) 96 , 3Rarpurg's „Anleitung jur 6tngcompofttton" (1758) 



95 39urneo, The preaent state of music in Germany etc. London 
1773, I, p. 290. 

96 3« neuer aufläge erfdttenen, bearbeitet t»on Simon Setter. ®ien, 
«. «. «pina (Treiber). 



176 



£tubicnn>erfe. 



unb beffen „Anleitung 3ur ÜRufif überhaupt unb jur ©ingfunft 
infbefonbere" (1763) u. f. id., fo tyat man eine Ueberficht ber 
$ülf$mittel, bie ^apbn $u ©ebote ftanben bif jum (gintritt in$ 
s J0canneSalter. $irnbcrger'3 ^auptroerfe erfchienen färnrntlicb in 
ben 70er nnb 80er ^abren unb auch ilmen roibmete §apbn bie 
nötbige Stufmerffamfeit. Wach $)ie& (©. 39) nannte ftc §apbu 
„grünblich ftreng verfaßte 2öerfe; aber ju ängftlich, 3U brücfenb, 
ju mele unenblich Heine Ueffeln für einen frepen ®eift". Tb 
•gapbn bem jnrifchen Starnberger unb 9Jtarpurg mit §cftigfett 
geführten Streit über oerfchiebene ©runbfäfce ber mufifalifchcn 
Theorie bie gleite Slufmerffamfeit fd)enfte, ftc^t 3U bejmeifeln, 
benn ,§apbn mar fein Jreunb oom Streiten unb mirb am lieb= 
ften bem 2lu*fpruch beigepflichtet Imben, bafe beibe Männer in 
ber ©efchichte ber 9)tufif mit (Sbren $u nennen ftnb. 

s 3efonber3 fyoä) t>ielt §apbn ben Gradus ad Parnassum 
oon gur; er rühmte ba$ Buch noch im hohem 2llter aU flaffifcb. 
$af SBen ift befanntlich in gragen unb Antworten abgefaßt 
unb in jtuei ZtyiU abgetbeilt, einen theoretifchen unb pratti; 
fa)cn. Urfprünglich lateinifch getrieben, erlebte e$ $al?ireid>e 
Ueberfefcungen. $a* oorliegenbe ©rcmplar benufcte #apbn 3um 
eigenen ©tubium unb fpäter auch beim Unterricht feiner ©chü: 
ler, ba er auf Starnberger ^inmeift (Nürnberger negavit; bene 
contra Sfirnb.). 2lu<h auf Regeln früherer unb gleichseitig 
ger Gomponiften, Neutter mit inbegriffen, mirb ber ©chüler 
aufmertfam gemalt ( NB. et hunc usurpabant veteres, etiam 
G. Reutter). $rucffebler in ©chrift unb Noten ftnb tton §apbn 
oerbejfert unb bie angegebenen Errata an Ort unb ©teile be= 
ria)tigt; häufig, ift bie Bezifferung aufgeführt unb ber s Jlanb 
mit Slnmerfungen (bene -melius, male, nihil valent etc.) an- 
gefüllt. 3umeilen trifft man ein einzeln ftchenbcf NB, al* babe 
fia) ^apbn bie ©teile jur Nachfrage angemerft; manche ©teilen, 
urfprünglich mit blaffer Stinte ober nur mit öleiftift- angegeben, 
ftnb oon §apbn nachgefahren, um fie fenntlidjer 31t machen. 
„2RH unermübeter s <Hnftrengung", fagt ©rieftnger (©. 10), 
„fuchte fich §apbn guren* Theorie oerftänblich 3U macheu; er 
ging feine ganje ©chule prattifch burch, er arbeitete bie 3luf= 
gaben auf, liefe fie einige Söochen liegen, überfab fie alsbann 
loieber unb feilte fo lange baran, bi£ er e$ getroffen 3U baben 
glaubte." 2)ie3 bagegen (©. 39) fagt über ben ©inbruef, ben 



Digitized by Google 



Stubtentrcrfe. 



177 



ba$ gur/fd)e £ef>rbu<$ auf £apbn machte: „Gr fanb nicfytä barin, 
totö feinem SBiffen mehreren Umfang tyätte geben lönnen; 
boa) gefiel i^m bie 9)tetbobe ober Sefyrart nnb er bebientc fid) 
berfclben bei feinen bamaligen S$ülern." Gtne angefangene 
Gfcerptarbeit ift nod) oortyanben; ba£ §eft hmrbe in Gfterbä3 
im 3a^re 1789 roatyrföeintia? nad? §apbn'S #anbfdjrtft copirt 
unb ift mit g. G. 9Jtagnu3 unterjeid&net. Gä füf>rt ben £itel: 
„Glementarbudj ber oerfajiebenen Gattungen be$ Gontrapunctä. 
2lus bem größeren Söerfe beS tfapellmeifter gur ton 3°fcpf; 
§apben jufammenge$ogen." g7 $er fur^e Stbriß beginnt mit 
ben „Regeln be$ Gontrapunctä: oon ben Gonf onan§en unb 
^iffonanjen; oon ben brei Sercegungen, ®rabe=, ©egen- unb 
6eitenben>egung; oon ben 5 Gattungen be* Gontrapunctä" ; oon 
ben Steifpielcn finb einige 3)iattl?efon^ SBottfommnem Kapell: 
meifter entnommen. SRebft bem gur'fcfyen ^tvl §atte §apbn 
eben biefeä am meifteu im ©ebraudj; cä ift ganj jerfefct unb bie 
meiften Blätter lofgelöft. §apbn „fanb bie ©runbfäfee jtoar 
für ibn nid)t mcfyr neu, bennoä? aber gut; bie aufgearbeiteten 
33eifpiele jebodf> troefen unb gefdjmacfloä. Gr unternahm $u 
feiner Hebung bie 2trbeit, alle SBeifpicle beä genannten SBerfcä 
umzuarbeiten. Gr behielt ba£ ganjc ©feiet, fogar bie 2tnsabl 
ber 9toten bep unb erfanb neue 9)lelobien ba$u." 98 2lud) Qa-- 
oib Äellner'ä „Xreulidjer Unterricht im Generalbaß" (oon 1732 
— 96 aajtmal aufgelegt) bat §apbn fleißig benufct, mic bie oie= 
len fyanbidjriftlidjen NB., Gorrectureu unb mancherlei ^&c- 
merfungen bemeifen. £)ie£ £el>rbud) ift naa? £etnid>en unb 
SJcatttyefon gearbeitet unb mar feiner 2lnorbnung, gaßlicfyfcit 
unb gebrängten Äür$e tocgen febr gcfucfyt. 

^m $abre 1757 fonntc §aobn ben SBücbem fdjon bie 
ftolje Signatur beifügen: Ex libris Josephi Haydn. $ei eini= 
gen ftefyt fogar ber ^retf beS 2lnfaufe£ unb GinbanbeS (ba* 
huä) 1 gl. 42, Ginbanb 34 = 2 gl. 16 $r.). einigemal mußte 
bie innere $ecfelfläd)e aud) als 3Üäfa)$cttel bieneu; biefem 
$oppel$toecf oerfiel namentlich 9)Jattbefen'£ „Äem mclobifd)er 



97 2)ie$ öeft b>t ®. Siottebolmi benufet $u feinem SBerfe : 93eetb>toeu'ö 
etubien. örfter 33anb. «eet&otocn 1 « Unterrtdjt bei 3. §avbn, SllbrcAtS' 
berger unb foltert. fleißig unb SBintert^ur 1873. 

98 25ie3, $iogr. Wacbj., 0. 39. 

«Olli, Satjbn. I. 12 



Digitized by Google 



178 



^atpbn'« erfk Stüter in £&eoric. 



2ötffenf<haft" (gember 8, 93inbl 6, $ic$l 9, »arbtuch 1, §aube, 
graue 6trümpfe). JDber es ift, wie 3. 33. im Gradus ad Par- 
nassum, bic gahl gegebener (erhaltener?) &ctionen angegeben 
(Lezioni |(] ||| ||| |||.| ||| = 15 mal). 

©0 bürftig unb lüefenhaft auch bie -ftadjncfyten aus $avbn'S 
£ehr&eit vorliegen, läfjt fid) boeb aus Ottern entnehmen, bafc er 
eigentlich gar leine geregelte mufifalifche 2luSbilbung genoffen 
^atte. ®er anbauernben fünftlertfchen SSeauffic^tigung unb ■Jlacfc 
hülfe entbehrenb, tynq bei ihm Sittel 00m 3 u t a ^ ob. <5r war 
aufs eigene ^Beobachten angewiefen; aber burch oerfehlte unb 
roieberholte 93erfu<he, ben rechten 2öeg $u finben, nicht minber 
„burch einen gewaltigen unb gleichfam unwillkürlichen £rieb 
feines ®cnteS" (wie Seffing in feinem „©opholled" oon 2lef<hü= 
lud fagt) gewann er nad) unb nad) jene gewiffe Unabhängig^ 
feit unb ©elbftänbigfeit, bic feinen Söerfen mehr unb mehr ben 
©tempel ber Driginalität aufbrüelten. 2öie gefagt: „&aS %ql-~ 
lent lag freilich in mir, babura) unb burch oielen gleij? fchritt 
ich vorwärts." Unb biefen gleiß, ber ihm fchon im Skterhaufe 
als Äinb angewöhnt würbe, bewahrte §aöbn burchs ganje £e= 
ben. Sängft fchon ein berühmter 3Rann, wibmete er boch täg^ 
lieh regelmäßig IG bis 18 ©tunben ber Arbeit 99 , babei immer 
auf feine Söeitcrbilbung bebaut. 

Obwohl ft<h $atibn, was Theorie betraf, felbft noch auf 
fchwanlem 83 oben bewegte, aber über baS in ftch 2lufgenommene 
uachbachte unb es fid) !lar 3U machen wußte, fanb er bod) auch 
bereits Gelegenheit, Rubere ju unterrichten. Gr mag babei 
bem ®runbfa$c Docendo diseimus gchulbigt haben — inbem er 
Slnbere unterwies, würbe er felber fefter. 3wei feiner 6ä)üler 
aus jener 3eit, wohl bie früheften im ^t)eoretifcöcu, fiub uaa> 
Suweifen: SRifofd) unb Zimmerling. 

Slbunb liJtifpfch, geboren im ^al;re 1733 3U £aub in 
Sööhmen, trat im 20. SebcnSjahre in ben Crbcn ber barmherjU 
gen 33rübcr, fam 1754 naa) SSicn unb oerfal) hier bic 6l;or= 
regeutenftelle an ber .Uträ)c feines Orbcns mit oiclem 9tul;m. 
Unterrid;t im ISontrapunft erhielt er oon öaobn unb Seuche; 
er that fia) als $ielinfpicler unb Organift beroor unb fdjrieb 



119 Carinii, Le Haydine, p. 21. 



Digitized by Google 



$apbn'« erfle S^iiler in S^eerie, 



179 



eine 9teihe Ätrchencompofitionen, bie fx<$ tieler 2tnerfennung er= 
freuten, 3Kifofch ftarb $u ©raj am 9. Slpril 1782. 

SSährenb mir bei bicfcm Schüler auf eine einige Duelle 
angemiefcn fmb ,oö / bie uns uberbieS nur fpär(i<^c 2lu$funft 
gicbt, fmb mir über ben smeitgenanntcn ©Etiler um fo bcffer 
unterrichtet. 

Robert Zimmerling, geb. am 8. $)ec. 1737 $u SSien, 
trat 1753 in ba$ geiftl. Stift 9)ielf. 3 ur 3 C ^ Da e * in feiner 
Vaterftabt theologifche Vorlegungen hörte, erhielt er burch §aobn 
Unterricht in ber Gompofition unb mürbe balb einer feiner 
innigften greunbe. 3m 3<*hre 1761 oerrichtete er am ^etri= 
unb ^ßauUgefte fein erfteö l;eilige^ 2Wefj=Dpfer unb mürbe ihm 
bie ^Jräfcctur über bie ftubireube 3 u 9 ß ^ unb ba£ 2lmt eineä 
Gborrcgenten in 3Äclt übertragen, baä er 16 ^ar)rc lang mit 
2Iu*jeichnung befleibete. Gr mar ein trefflicher Xenorift, Glaoier= 
unb Crgclfpieler unb f$rieb befonber* für bie Äirche oicle 
größere unb fletnere 2£erfe. Gin Requiem in C-moll, SKiferere 
in D-moll, Cffertorien u. f. m. befafj 3)telf noch im ^aljre 1826; 
feine SReffe C-bur für jiuei Gl;öre mürbe als ein 9Rciftcrtocrl 
gefehlt. 3)cr Katalog üon «§offmann & ttüfmel (&ip$ig 1802) 
nennt auch lieber unb Glaoicrftücfe oon ihm. 3)er 3 u fanb ber 
£onfunft mar im Stifte s Müt in ben fahren 1760—85 am 
blühenbften. Äimmerliug, Stuprecht, §elm, 3- töeorg 2llbrec^tober= 
ger, 3)iafimiliau Stabler erhoben mcchfelmeife ben Aiirchenchor $u 
einer auf bem £anbe feltenen Vollfommcnheit. 2lls am 12. SKärj 
1764 ber Äaifer, ber Äronprinj 3ofeph unb Graherjog &opolb 
auf ber Steife 5ur Äröuung nach granffurt baS erfte Nachtlager 
in ÜJielf gelten, mürbe oon ben Ghorfnaben ein auf biefen hohen 
Eefuch bejügliche^ Sinngcbtcht gefungen. 3luf ber Sftüdrcife, 
toobei Maxia ^herefia oon Söien ihrem nunmehr gefrönten erfc 
geborenen Sohne entgegenfuhr, mürbe im Stift ebenfalls eine 
muftfalifche geftlichfeit oeranftaltet. 2lud> bie am 18. 2lpril 
1770 ocrmählte Grjherjogin 'Maxie Antonie hielt auf ihrer 
Steife nach granfreich Nachtlager in 9Mf, empfangen oom StaU 
fer 3ofepb, unb abermals ließ Zimmerling ein oon ilmt compo= 



KX> &. o. %laUc\, 2lttg. Ijift. Äüuftlci^cf ifeu für «efonen. '.ßrag 1815, 

ii, e. 32u. 

12* 



Digitized by Google 



180 



greifen *on ftürnberg. 



nirteä ©ingfpiel mit Saßet, „föebecca, bie Sraut ijfaacs", von 
feinen 3öflUn^en aufführen unb erhielten bic 2)Utunrfenben §um 
33ett>cife ber 5lnerfennung t»om £ofe mertfyfcoUe, auf bic iBer= 
mäblung fia? be$ief?cnbe 3)enfmün$en unb uafmt ber Zatfer bic 
Partitur mit na$ 2öien in feine ^rh?at*93tbliotbef. 35a3 
größte SBcrbienft erfoarb fi<$ Zimmerling burdj bie 2luäbübung 
feiner befonberS befähigten 3öglinge Marian ^arabeifer, Gaje- 
tan 3lnborfer, ©regor 3)iaver, Sl^aj SOtüUer unb bic ©octoren 
©eeliger unb föubolpb- Zimmerling ftarb, allgemein geartet, 
am 5. ®ec. 1799 ati Pfarrer in Obermeiben. 101 



3n feiner £ebensfft53e nennt $apbu einen „£errn von 
gürnberg, toott meinem ia) befonbere ©nabe genoffe". S>iefcr 
gürnberg mar ein großer 9)tufiffreunb unb lub £apbn öftere 
auf feine 93efifcung Söeinjirl, um mit ilmt $u muficiren. Die 
Heine ©efellfdmft maä)te t>ier mit ber, ben Dilettanten bamals 
geläufigen Zammcrmufif S3efanntfa)aft; e3 mürben <Streia>£rios 
unb üuartette buräjgenommen unb ^ier mar e$, mo §at)bn, ber 
für biefen $iQtä au $ t^ on einige £rto$ getrieben Ijatte, auf 
Anregung be3 £au*bcrrn fia? sunt erftenmal fclbft im Guartett- 
fafe t>crfud)te. (Sä mar alfo, mic §apbn gegen ©riefinger fta) 
äußerte, „ein ganj sufälliger Umftanb", ber fein 3lugenmert 
auf eine Zunftgattung lenfte, bic ihm einft bie fünften grüßte 
»erbauten foütc. Das maren für §apbn glücflia> Sage: feine 
9iabrung3forgen, eine anregenbe ©efcllfdjaft unb Aufmunterung 
$um ©elbftfdmffen — bie* alles toerbanftc er gürnberg, ber ihm 
obenbrein balb barauf audj gu einer ZapeUmeifterftelle tterbalf. 
Somit bat biefer Mann ein Slnredjt auf ben Danf ber 9to<fc 
mit unb t?erbient e$, bafc mir un$ eingebenber mit ibm befebäf^ 
tigen, unb er »erbient e$ um [o mebr, ati er bisher böd?ften$ 
nur bem tarnen uad) genannt murbc. 



101 3g. granj Äctbliugcr, ©eföicfrte tefl 33cnebictiuer -Stifte* 2Rel! in 
Webet 'Dcftcrreid;. 1851, I, @. 1016. — Liener Stög. SWuf. 3*9- 1818, 
<Rr. 38. 40. - «Hg. SWuf. 3tg. fei^jig 1829, <Wr. 25. 27. - Söic-gra^ifcbtf, 
3R. ©. im 2flufiU)eTeinG=2lra;to ju Sien. — Mg. Söiencr £Wuf. 3tg. 1843, 
6. 53. — fflien. Star., 1764, Rt. 22 unb 34; 1770, 9fr. 34. 



Digitized by Google 



ftreifyerr ton ftürn&crg. 



181 



$aä in ben föro&biföen SReidjslanben entfprojfene abeliäje 
@efd?lea)t ber gürnberg 1 führte urfprünglta? bcn tarnen 2öe= 
ber unb maren bic 2$oreltern naä) Stetermarf unb Defterreidj 
eingeroanbert. 3°§ ai M $ ar l 2Scber, Soctor bcr 2)tcbicin, nmrbe 
mit feinen Sriibern 3gna$ nnb $otyann griebridjj im 

$ec. 1732 oon Äaifer tarl VI. in bcn föitterftanb 9tieber= 
DefterreidjS mit bem Spräbtcat Gbler *>on gürnberg erhoben, 
^ofyann Äart 2öeber @bler oon gürnberg, f. !. 9tegierung$ratty 
in ©anitätsfac&en u. f. tt>., §err bcr §errfä)aften Söeitenecf, 
Reiben, Söeinjirl, 2öcid)felbaa) unb Storfing, fämmtli$ unmeit 
3Jlelf in s JUeber=;Defterret<$ gelegen, mürbe im gebr. 1738 als 
ein SanbeSmitglieb unter bem neueren ©efä;lcä)te beS s Jiiebcr= 
DefterreidHf<$en Sflitterftanbeö angenommen, jeboa) erft im $an. 
1743 fammt feinem ©ofyne Äarl ^ofepl; bei ber SBerfammlung 
bcr brei oberen Herren ©tanbe introbujirt unb oorgefleHt. ©r 
ftarb im Sa^re 1748. ©ein 6ofynÄarl3ofepfy toar f. t Zxuty 
fcB unb nieber=öfterreidjifä;er 9legierungSratb, befam oom S3atcr 
bic aillobialgüter unb £errfd)aften Söeinjirl, 2öeiä?felbad), Söocfing 
unb SBilberftcin unb machte fid> um baS (SJemeinmofyl jener 
®egenben fo oerbient, ba& baS 3lnben!en an ttyn bis auf ben 
heutigen £ag fiä) c&renooH erhalten f?at. 2öir finben ben s Jta= 
men u. a. im Jöiener Diarium 1760 (3ßr. 82) ermähnt bei 8e= 
fdjreibung beS @in$ugS ber Sraut beS ©rjfjerjogS 3ofep§: unter 
ben 9tfieber:Defterrei$ifd)en Sanbftänben, bie in 94 fea)Sfpänni= 
gen 23ägen ben Gtnjug eröffneten, finb als bic erften genannt 
3of. oon SKanagetto unb 3of. &on gürnberg. ßarl Sofep^ @bler 
Don gürnberg ftarb $u 2öetn$irl am 21. 3Mr$ 1767 im 48. £e= 
benSjafyre unb IjinterlicB Stoei tfinber aus erftcr unb fünf $in= 
bcr aus smeiter (S^c. 6einc $meite grau, 3Karie Antonie, ge= 
bome toon ©ermetten, melier #aöbn'S gute Pflege in Söeinsirl 
oblag, ftarb am 19. See. 1779 ebenfalls ju 2öeinjirl, 52 3a&re 
alt. Sic in SSergeffen^cit geratene gamilicngruft in ber auf 
bcr alten 3^ifüa gelegenen ^farrfird&e ju 2öiefelburg bei 2ßein- 
jirl mürbe erft oor mehreren Saferen bura? 3ufall mieber auf= 
gefunben unb renooirt. 3)ie(>rere motylt^ätige unb fromme 



1 lieber bie ftamilie Dürnberg ficht: $tan$ $taxl SBtSgrill, @($au£la& 
bt& lanbfafftgen 9lieber*Ceflerreic$. Slbel«. 2Bien 1797, @. 141. — 23. 
SBct*!etn, Eopegra^ie ton 9tieber-Xeftcrrcic$. 1768. 2. J&etl, ©. 278. 



Digitized by Google 



182 



greifen ton Dürnberg. 



Stiftungen für bic Pfarre SSiefelburg bcjeugcn, baft bie ga= 
müie ein Segen für jene ®egenb geroefen. 21uä ben Serlaffcns 
fdjaft3acten ift ferner erfefyen, ba& bie gürnbergä ibren 
Stockum auc$ auf Äunfl unb 2Siffenfdjaft üerroenbeten, benn 
aufeer ^Äuftfalien unb 9)htjtfinftrumcnten befafjen fie eine an= 
fe^nlid^e SBibliot^e! unb ©emälbefammlung. 5Rod^ im %atyxe 
1805 befafe einer ber 3^a^!ommen ein gortepiano, „ton 
bem bie granjofen ben 9iamenöf($ilb be£ ßrbauerä abgeriffen 
Ratten, ein Sßaffetl (iUoloncell) fo etroaä ruinirt unb trier 
SBiolinen". 2)ie Original=$porträt£ beä SSaterä unb ©rofc 
nater« (^o^ann Staxl unb £arl Sofepl») befafj eine Schroetter 
beä 3of. ü. gürnberg, grau §ofrätfyin (Eleonore xron Reifer in 
2Bien. $ie brei älteften ßinber, bie §ur 3«tt ber Hnroefenbeit 
^a^bn'a in 2Biefelburg im <£ltern$aufe lebten, sogen fpäter alle 
brei nad) Söien unb §a»bn roirb biefen §äufem rootyl niebt 
fremb geblieben fein. SJernbarb ftarb ju 28tcn am 6. Sept. 
1805 im SBitroerftanb als SebenSritter üon £oo3borf; bie ge- 
nannte grau eieonore t?on Reifer (it>r s Jttann mar !. !. §ofratb 
bei ber oberflen Suftijftette) * lebte bamatö als Söitroe ebenfalls 
in SBien; 3ofepb/ ber ältere Sotyn, !. f. Dbriftlieutcnant, be; 
fafe saf>lrei<$e £errf$afteu unb machte fi$ burd) feine großen 
unb f ofifpicligen Unterncbmungen im §ol3banbel um Söien febr 
toerbient. 8 91a<$ feinem Austritt aus bem 3)lilitärbienft rourbe 
gürnberg ^ojteigentbümer unb 93efifcer §ablreia)cr Söirtbföaft*; 
Realitäten 5U ^urferSborf (ber erften, roeftUä) toon SBien ge= 
legenen ^oflftation auf ber Strafte nad? ßinj). gür feine $er= 
bienfte rourbe biefem gürnberg im 3abre 1796 ber ©rafenftanb 
toerltetyen, boa? nadjträglia) roieber entzogen, ba er fid) roeigerte, 
bie üblichen $aren $u jalrten. @r ftarb, 58 3abre alt, am 
13. Sept. 1799 in feinem §aufe $u äöien (33orftabt hieben, 



2 Dr. Äarl t>on «Petfcr.prnbcrg, feit 1874 t. f. ©taat«anroalt in SBien, 
tfl no$ ein 9ia<bfommc biefer gamilic. 

3 2)ic Steuer Bettung, 3. 3an. 17&7, bringt über t&n golgenbe«: $err 
3of. Gbler ton gürnberg, f. f. ObrijHieutcnant, welker ben in feinen 23e 
ftfeungen liegenben großen Seingpcrgertüdb mittels eine« Slufroanbc* betr5<b> 
lieber Summen 31t einem befiänbtgen .<pol}f(t)lag anroenbbar $u macben roufjte, 
bat biefe« »crfloffene 3ab.r über 28000 Älaftcr SJreunbolj auf ber 2>onau 
bieder gefübrt. 



Digitized by Google 



SBeinjirl. 



183 



§auptftrafje, neu -Kr. 3), tourbe aber auf bem griebhof ju 
2Biefelburg in ber 9tähe ber ©ruft feiner Altern an ber 2tufeen- 
feite ber Äirche begraben. 3w Seben ein Sonberltng, enthält 
auch bie ®rabfä?rtft feltfame Qnfchriften (u. a. bie latomfd^en 
SBorte „Cosa rara", £itel einer befannten Oper toon 3)iartin); 
ebenfo feltfam toaren bie Sebingungen, bie er an genriffc 35er- 
mächtntffe fnü>fte: fo fottte 5. 93. bei feinem ©rabe ein Slrmer 
jebe 3Kitternaa)t einen 9lofenfran$ beten „für alle billigen unb 
geregten dichter". 

2ßa* bie Drtfäaft 2öeinjirl betrifft, fo finbet fi$ nirgenbs 
eiue genaue Angabe, toelctyer Ort eigentlich bamit gemeint fei. 
$ie Sejeid^nung „in ber ober „einige Soften oon 3ttten" 

ift fehr allgemein gehalten unb läfjt bie 2ÖaI;l unter einem 
$)ufeenb gleichnamiger Orte, ©aroani allein nennt ettoa* bc= 
ftimmter ^ur!er§borf, too fia? Dürnberg „meiftenS auffielt" 4 , 
unb in ber X^at wäre man oerfucht, baS etroa brei ©tunben 
ton bort, bei bem ®orfe Dllern gelegene 2öein$irt reijenb ge* 
nug ju finben als Sanbaufenthalt eine* begüterten Cannes. 
£0$ bie $a$forfä)ungen ergaben, ba& baS bafelbft gelegene 
6a)löfed)en, ber fogenannte 9leid)erSbergerl;of (ein 2>ominialhof) ft , 
nie im SBejtfe ber gürnbergS getoefen. 2Sohl aber befafj, hrie 
gefagt, ber lefctgenannte Dürnberg in unb um s ßurfereborf 
fiiegenfa^aften, unb biefer Umftanb mag auch ©arpani irregeführt 
haben, benn baS eigentliche Söeinjirl haben toir, toohl noch in 
lieber =Defterreich gelegen, aber mehr meftmärtä über 3Mf 
hinauf ju fuchen. 

3)kn oerläfjt gegenwärtig, roenn man toon 2öien !ommenb 
tytdt »afftrt hat, bie @ifenbafm bei ber ©tation Äemmelbach 
unb gelangt auf ber £auptftrafje ober beffer auf bem reijenben 
SBalbmege in anberthalb ©tunben nach bem 9Jiarfte Söiefelburg, 
am 3 u fammenflufe ber großen unb fleinen (Srlaf gelegen. 2öir 



4 Le Haydine, p. 85: dimorava per lo piü a Burckersdorff. 

5 2)er 9teidjerSberger$of bei SBetnjierl »ar jur 3«*» um f t( h ^cr 
franbett, im »eftt? eine« $rn. 3ob\ Sfmfiobb; «enaglta ©atorett (Urfunbc im 
^farrat^ib 3U £ntn, na$ gütiger SRitt&cilung bc« Gooberator« $rn. P. 
ttbaffeert Stengel), ©ie&e aw$: 2)arfleffung be« Cfr^erjogty. Oefl. n. b. Qnn9, 
8b. IX, ©. 222. 3m 3abjc 1795 tarn baö ©#le&<$en an bie foif, gamiüen* 
©fiter*Ober»3>irecticn nnb geb'6rt gegenwärtig ©raf ©rfinnc. 



Digitized by Google 



184 



SÖcinjirl. 



befmben uns fyier in einer überaus liebliä^en ©egenb, beren 
<pauptfa)mud ber malerifc&e 2lnbli<I beS bei 6000 gufe ^en 
£)etfä)er unb feiner Soralpen bilbet. 3^ei ©trafen §ic^cn oon 
Söiefelburg aus längs ben genannten gtüffen f>in. 2)ie breitere 
©trage folgt ber grofjen @rlaf unb fityrt nacfc ^urgjtoU, ©d&eibbs 
unb ©aming, bte fdjmälere füfyrt an ber Keinen ßrlaf r>in in bie 
fogenannte etfentuurjen unb naa; ©teinabrüd. 2öir folgen ber 
lefcteren unb gelangen in ber, burä? eine freunbliajc Xtjalebene 
füj)renben öbftallce in einer iUcrtclftunbe naa) bem $örfd>en 
SSeinjirl, beffen §äuSa;en jtoiföen ©arten jerftreut liegen. Unfer 
3iel, baS f>errfa)af tliäje ©a)lo& Ä , untoeit eines fid) gegen heften 
^injie^enbeu $ö>nranbeS gelegen unb noa; jefct mofyl erhalten, 
ift oon älterer SBauart unb siemliajem Umfang. 3)Ut feinen 
mer glügeln, einem "paupteingangS^urm unb oier ©dtfjürmen 
mit ©pifcbädjern gemäfjrt baS ©a?löfea>n einen pittorcSfen 2ln= 
blid; es gelangte im $al)re 1738 in ben «efifc beS So&ann 
$arl oon gürnberg, mürbe 1795 oon ber f. f. gamilien=©üters 
birection angefauft unb ift gegenwärtig ßigcntfyum beS ÄaiferS 
gerbtuanb. Äaifer granj fyiclt fidj in SÖeinjirl ber balfamifdjcn 
üuft unb beS oortreffliajen SöafferS toegen oft unb gerne auf 
unb in bem niajt aHjufern am lin!en S)onauufer gelegenen 
6a)loffe ^ßerfenbeug, bas fpäter ein £ieblingSauf enthalt feiner 
©ematylin mürbe, übte er ftä) im herein mit bem ©rafen Sßrbna, 
gelbmarfä)all--2ieutenant ^utfdpera unb §offapeUmeifter Goblcr 
eifrig im CuartettfpieL 

$5er 5lrciS, ber fiä; ju gleia;cm 3^^ üon gürnberg ein* 
gelaben, in Jöeinjirl oereinigte, beftanb naa; ©ricftngcr'S 3ln= 
gäbe aus bem Pfarrer beS iDrte*, bem Vermalter beS £auS= 
l;errn, §atybn unb bem ^iolonccUiftcn 2llbred)tsbcrger. 7 $aS 



6 Sarfleüung be« Urft. Cef*, u. b. Gnnö (Sc^Jrcig^art). Sien 1838, 
33b. XIV, @. 58 (mit Hnfic^t be« £c&>ffc« unb Crtc«). ©corg Tlatf}. 
ißif^er'« SCo^ogr. »on <H. Cef»., 53b. II, 1G72: 2>a« «iertl ob. SBienet ©albt, 
92r. 126 (mit «boilbung be« @c$lcfjc$cn«) 

7 ©riefinger (€5. 15) nennt t$n irrtyümlicfy einen ©ruber be« befannten 
(Sentrajmnftiflen 3o&. ©eorg 9llbrc$t«berger , 2)omfapeömcifler in Sien. 
9fo$ ben ^forr»9leg. oon Älofterncuburg, wo berfelbc geboren würbe, battc 
er feine Sörilber, boeb war ber eben ©cnannte mögli^etwciic au« früherer 
Slinie öenoanbt, ba ber Familienname (na$ teiblinger, <2\ 1019) au$ in ben 



Digitized by 



#aöbn'« erfte« @trei($«Ouartett. 



185 



erftc Quartett, B-bur 6 / 8 , ba3 ^ter §atybn auf 2lnregung gürn; 
berg'£ für beffcn JpauS componirte, fanb fogletd) fo lebhaften 
2Cnflang, bafj ber überglückliche junge 3)knn baburdj angeeifert 
würbe, in biefer ©attung weiter ju arbeiten, unb fo entftanben 
in fur§en 3^if^snräumen bie erften adjtjefyn Quartette, wie fie 
in Partitur in ben Ausgaben Don gerb. £ecfel in SJlann; 
heim, 1. 35anb 5Wr. 1—18, unb £rautwein in ©erlin, 9ir. 58 
— 75, unb $War in ber Reihenfolge, wie fie in £aöbn'ä eigenem 
Äatatog oerjeichnet finb, im $)rucf oorliegen. Söenn ba3 @nt= 
fielen ber erften Quartette £at)bn'3 ber allgemeinen Sinnahme 
entgegen (ba3 erfte f oll im Safyre 1750 componirt worben fein) 
^ier beiläufig um fünf 2>ahre hinauägerücft wirb, fo waren baju 
jwei Umftdnbe beftimmenb. ßrftena ift c£ nicht benfbar, bafc 
gümberg, ber ftd) offenbar für §aöbn intereffirte unb feine 
£agc tfyatfädjlia) $n oerbeffern trachtete, ihn bie Döllen fünf 
^afyre hätte barben laffen. 3 fö ettenö jeugen biefe erften Quar= 
tette, auf bie wir fpäter eingehenber jurüdfommen, bei aller 
Einfachheit bod} bereite eine fo fiäjere gactur, Wie fie nur burd; 
anbauembe oorangegangene ©tubien erworben werben fonnte. 
$)aju biente eben biefe $t\t beä SemenS unb ber Erfahrung, 
für §aobn $ugtetch S^^rc ber DJoth unb Entbehrung. ®afj nun 
für ihn bie beffere Seit angebrochen war, fpricht aus jebem 
biefer Quartette, bie, obwohl e£ ihnen nicht an ernfteren unb 
mitunter hetjinnigen 3ügen fehlt, fich bodj hauptfächlid) an 
3)iunterfeit, grohftnn, an forglofer unb häufig felbft au$gelaffe= 
ner heiterer Saune etnanber überbieten ju wollen freuten. 3hre 
ungewohnte Erfcheinung gewann ihnen rafch in weiten Greifen 
oiele greunbe, jog ihnen aber aud) ebenfo oiele Gabler ju. 
9Ran f^rie über §erabwürbiguug ber 3Kufif ju fomifa>n 
£änbeleien, prophezeite bem 6omponi)ten SSerflachung unb fprad; 
ihm jebeä ernftere ©treben ab. 

öaobn liefe fid) jeboch nicht irre machen, fonbem ging 
gleichzeitig einen ©abritt Weiter, nahm nun auch, oieüeicht jur 



^farr^SRegipcm oen ffieiteneef, (Smerflborf unb SEBeiten toorfommt. 35a u. a. 
Seitencd eine 8efifcung ftürnberg'S n>ar, fo liegt bie SBermut^ung nal?e, baß 
ber genannte Cell ift, ob nun toerttanbt ober ni$t mit bem Siener Xom» 
fapeffmeificr, in ober um SBeitened fefftaft toar unb etir-a $u Dürnberg'« ©e« 
amten ;cMtc. 



Digitized by Google 



186 6 Scherzandi etc. — $aübn'« £$5tigfett in Ätrc$en. 

fpätern 93enufcung für feine ©iener greunbe, glöte, Oboe unb 
SBalbhorn §ülfe unb fehrieb fech$ Scherzandi, hannlofe, 
herjige Divertimenti, bie gleichfam bie Vorboten feiner ®vmpbo= 
nien mürben nnb im Qcfyxt 1765 bei $rettfopf in fieipjig in 
Slbf^rift $u haben maren. 3luch biefe müffen ihre greunbe ge= 
funben haben, benn flc erf Lienen jmei 2>ahrc fpätcr für (Slavier 
allein ebenfalls in 2lbfchrift, f feinen aber nie in Drucf ge= 
fommen ju fein; $atybn mag fie bei Slbfaffung feinet Katalog* 
mol;l vergeffen haben, ober er tyat fie abfichtlich nicht aufgenont: 
mcn. 3(uä) eine 9tnjar>l €?trcich=$rio$ für &mei Biotinen unb 
SHoloncell, für Violine, $tola unb SBiolonccU unb einige Di* 
vertimenti für fünf unb mebr Snftrumente, von benen ein Rtyil 
§ehn unb smölf %afyxc fpätcr ben 2Beg in bie Oeffentlic^feit 
fanb, mögen ihre ßntftehung bem Aufenthalt §aöbn'3 in bem 
gaftfreunblichen Söcinjirl verbanfen, von bem mir hiermit für 
immer 9tbfä)ieb nehmen, um nach ber alten tfaiferftabt $urücf= 
5itfef;ren. 



3öir haben un£ £>avbn'ä Xfmtigfcit in ben fahren 1755 
—58 auf Unterrichtgeben, ßomponiren, gelegentliche Drchefter* 
mitmirfung unb Äirchcnbienft verteilt $u benfen. 35er (Sonn- 
tag namentlich gehörte ber ftirche. 9iach ©riefinger (2. 17) 
mar £avbn für jährl. 60 gl. $orfpieler in ber Äirche ber barm- 
herjigen trüber in ber Seopolbftabt (^orftabt 28ien3), bann 
fpicltc er bie Orgel in ber gräfl. §aug mischen ÄapeÜe unb 
fang plefct im (StephanSbom (alfo mieber unter SÄeutter). %cbc 
Mitmirfung beim ©otteebienft mürbe ihm mit 17 #r. vergütet. 
Äeine biefer SlmtSthätigfeiten ift jeboch authentifch na^jumeifen. 
3ft bie erftgenannte Äir$e richtig bezeichnet, fo mar bamate 
bafelbft Söerner $mnber » Gborregcnt. Dagegen fagt eine Diotij », 
unb mirb bie* auch im Älofter felbji beftätigt, bafj borten nur 
au^nahm^meife gtguralmufrt Statt hatte, 3. 93. am gefte bei 
h. <5<hufeberrn. eine anbere 9ioti$ 10 nennt <pavbn gerabe$u 



8 Slufifü&rlic&e« fl6cr tyn fiefte 3)fat>acg f Äünfllcr*?ertfon, I, @. 683. 

9 Sltecenftenen über £b>ater unb aWiifif. SDten 1869, ®. 180. 

10 & 9Weinrab, ©ebenfbn^ ber $orfkbtyfarrc ©umpenborf. ffiicn 
1857, e. 55. 



Digitized by Google 



Vorbereitung ber (Setnbofttionctt. — 9ieue ffio&mtnj}. 187 

ohne weitere ©ernähr ©horregent in ber Äarmeliterfirdhe. £5aS 
gräfl. §au$ §augtoi|} hielt bamals ober fpäter eine ftabtlc 
SRufiffapeUe oon 23 3Hitgliebern, 8 ©cfangfoliftcn unb 16 6bo^ 
riften unb befafc auf 6dhlo& 9tamieft in SÜtähren eine reiche 
30hiftfc©ibUott>el " 

gür ba* eigentliche Selbftftubium blieben §abbn nur tüt- 
nige 6tunben beä £ag3; er mufjte bie Slbenbc unb dächte ju 
£ülfe nehmen unb felbft ba noch für baä Sebürfnifj beä 2lugcn; 
blidä namentlich fo manche (Slaoiercompofitioncn für feine 
Stüter fchreibcn, benen er felbft nur wenig SBertb beilegte ; er 
t>erf$enfte fie unb fyielt fich für geehrt, wenn man fic nur an; 
nahm, ©riefinger (6. 19) fagt fyier weiter: „.gapbu wußte 
nichts baoon, bafc bie 9Jtuftfalienhänbler gute ©efchäfte bantit 
matten unb er oermeilte mit Söohlgefallen an ben ©ewölben, 
Wo bie eine ober bie anbere Arbeit im S)rucf jur Schau ge= 
fteUt war." S)afj ^ier nur gefd)riebene üDlufifalien gemeint fein 
tonnen, mürbe fa)on in ber Ghronif nachgcwiefen; biefe haben 
benn auch seitlich ihren 2öeg in£ 2Iuälanb gefunben unb bort 
mürben fie aHerbingä auch balb im S)rucf oerbreitet, aber bod) 
erft ju einer %c\t, wo §apbn fa)on nicht mehr in Söien mar. 
€3 befanbcn na; baruntcr SrioS, Cluartette, Gaffationen, S)i^ 
t?ertimenti unb Somphouicn, bie in $aris, ßonbon unb Slmfter^ 
bam erfajtenen unb sum größeren 2I;eil in 93reitfopf3 themat. 
Äatalog ange5eigt finb. §atybn felbft mar eS nie beigefaüen, 
gleich S3aa> unb Seopolb 9)io$art feine 2Serfe etwa in Tupfer ju 
rabiren; baju fehlte ihm Seit, ©elcgeuheit unb auch ©efchicf. 

£atybn'$ Scctionen mehrten fia) unb feine einnahmen bafür 
ftiecjen oon monatlich $met auf fünf ©ulben, wa* ihn junächft 
tjcranlafete, fi<$ nach einer erträglicheren Söohnung um3ufcbcn. 
Gr fanb eine fola> auf ber fogcnannten Seilerftättc (Strafje 
am ehemaligen Äarolinenthor), hatte aber hier ba£ 9)cijjgefchicf, 
feiner wenigen £abfeligfeiten beraubt ju werben. (Sr fchricb, 
Wabrfcheinlich in ber erften Öcftürsung , an feinen $ater unb 
bat, ihm bod> WenigftenS Seinwanb für ^pemben ju fänden. 
35er 3$atcr fam aber felber nach 2öien, gab bem Sohne einen 
Sieb3ehner unb bie Sefjre: „gürchte ©Ott unb liebe beinen 



11 ilRufif. 3e«tung für bie oft. (Staaten, einj 1812, ftr. 11. 



Digitized by Google 



188 ©räfin £hun. 

Stächen." 11 5)ur$ bie greigebigfeit guter greunbe faf> £a»bn 
feinen SBerlufi balb mieber erfefct unb ein me$rmö$entlic§er 
2Iufentl?alt bei Dürnberg feilte alle Sßunben. 

©inen ausgiebigen SRücf^alt fanb §apbn in bieder Qtit an 
ber 93efannt)ä}aft mit bcnt grafC. §aufe Stfyun. @r üerbanfte 
fie Iebiglia) feinem Talente unb bem gtü<flic$en &tfaU. 3Me 
feltfame 2Xrt ber erften Begegnung mit ber §errin be§ §aufe£ 
nrirb (roafyrfcfjeinliä) ua$ einer 9)Utt^cilung ^lepet'ä) fcon grcu 
mert; 18 unb naä? ifjm tton ge'tis 14 Weitläufig erjagt, unb menn 
man bie etroaS toerbä^tig auägef($mücfte Slnetbote ifyrcS 33ei= 
inerte entfleibet, giebt fi$ un£ etroa ber folgenbe ©ac^ter^alt: 
$)ie für 9Rufif fa^märmcnbe ©räfin 3tyun 15 tyatte eine ber in 
2tbf$rift courftrenben Sonaten §aöbn'S ju ($efiä)t befommen 
unb toünfdjte bcn (Somponiften felbft !ennen ju lernen. $apbn 
würbe au£gehmbfdjaftet unb erfudfit, fic^ ber ©räfin üorsufteUen. 
$>ie ©räfin tyatte ofme S^eifel ben günftigen ©inbrutf, ben ifyr 
bie ©onate gemalt, im äSorbinein audj auf ben Serf affer bcr= 
felben übertragen unb War nic^t wenig erftaunt, einen jungen 



12 ©rieftnger'« 3u$fage (©. 17) barf man Ijier n?ot)l bcjtoeifeln. ^>at?btt 
n>ar fc^ou ju alt, um feinen (Sltern befchmcrlich ju fallen, unb ber Später nicht 
fo arm ober hartherjig, um bem Sohne nitr)t beiftchen ju tonnen ober ju 
trotten. 

13 Notice sur Jos. Ilaydn, p. 7. 

14 Biogr. univ. des Musiciens. Hrtifel $apbn. 

15 2)ic gra'fl. gamilie £bun toirb auch in ben ©iogra^ien SKojart'ö, 
©lucfe unb S3eethot>cn'« ^äuftg genannt. SWojart fanb fcier bie toarmfie 
2lufnahme unb SBürbigung feine« Xalcnteö unb erwähnt in feinen ©riefen 
oft be« ftetä beglichen ?lntb,etls, ben bie liebenGttmrbtgc ©rä'fin, geborene 
Ublefelb, an feiner ÄflnfUerlaufbahn nat)m, bie fic auch mannigfach ju CTleicb* 
tern fuchte. Otto 3ahn ertr-ähnt ibrer ausführlich in feinem SJtojart (2. Slufl., 
II, @. 40). <&'\t fear auch im SJcrfehr mit ©lud, bei bem fte bcn englifeben 
9Wufi!fchriftfteUcr ©urneh unb fpStcr ben preufj. $offaj>cllmeiftcr 3. 5r. 9(eid)arbt 
einführte (@chmib'« ©lucf, ©. 164 unb 382). »urnelj flicht entgücft »on 
ihrem fcalcnt (Tagebuch II, 6. 160 unb 216); $3ectr)otoen toibmete ihr bafl 
2rio op. 11; ber berühmte SReifenbe ©eorg gorfter ftmdjt ben 2Jcarie (ShrifHnc, 
einer ber „brei ©rajien" (n?ie er bie Jöchtcr nennt), ©räfin Glifabetl) ttmrbc 
1788 bie ©emahlin be« ©rafen (nachmaligen dürften) SRafumofcSty, ruffifchen 
©efanbten. — (Sarpani (p. 278) be3tt>eifelt auch hjer bie Sahrhcit obiger S9e« 
gebenhett. 



Digitized by Google 



3)ii<$«I S^bn'« «rfle «nfieflnng. 189 

9)tann in ärmlicher Äletbung unb toenig empfefylenber Haltung 
r»or fid^ ju fefyen. $)ie 9Jlögli$feit einer unliebsamen 2kr= 
me^felung argtuölmenb fragte fic bafyer $apbn, ob er n>ir!= 

felber ber Gomponift fei. $)o$ rafä) fdjmanb jeber 3meifel 
unb fle folgte nun mit fteigenbem ^ntereffe ber einfach natura 
Itd&en ©rjäfylung feinet oon loenig ©onnenbliäen erhellten <5$i<f= 
faU. 3)ie eble Gräfin erfannte ben Söertfj beS jungen 2)tanne3 
unb tyatte 9JMtgefü(?l für feine Sage; §atybn mürbe ber ©räfin 
Sefyrer im Glaoier unb ©efang unb fie befä)enfte ifyn gleich an- 
fang3 rei$U$ für feine (Sompofition, bie feine $efanntfä)aft 
fccranlajjte. §a^bn aber fyatte fpäter in feiner tyeröorragenbcren 
(Stellung noä) oft Gelegenheit, mit bem £aufe %l)un in Wt- 
rü^rung ju fommen. — 

%m Safyre 1757 erlebte eS £atybn, bafc fein um fünf ^afyre 
jüngerer S3mber 9)ti$ael itym mit einer feften 3lnftettung äuoor= 
fam. lieber beffen £(>un unb treiben bte bafcin, über bie 2lrt, 
ttjie er feinen SebenSunterbalt ermarb unb über baä gegen= 
feitige SSerbalten ber »rüber, über alle* biefeä liegt ein bitter 
6djleier. ®afe aud& Incr Unterriajtgeben ankeifen mujjte, ift 
tüo^l taum $u be$meifeln. Sebenfall* aber mar 3)ti$ael im 6tu= 
bium ber Gompofition febr fleifeig, bice bezeugen jmei Umftänbe 
na#brücflicfy: er copirte fi# nia)t nur bie ooüftänbtge Missa ca- 
nonici oon 3ob. 3of. guy, f onbern ^atte }a;on mehrere $abre früher 
felbft - eine umfangreia> 9fteffe componirt, bie in allen feilen 
ein bead^tenemertbee ^ertrautfcin mit ben Regeln ber Harmonie 
unb be$ (Sontrapunfte3, im ©efang unb SnftrumetttakfSafc be= 
funbet. $)ie bur$au$ oon ÜJiidmer* £anb gefd^riebenc gur/f^e 
SKeffe, im 93efife ber faif. £ofbtbliotl>ef in 28ien, trägt bie 33c= 
merfung: „Descripsit Michael Hayden 16 5 U 7 er 1757." $>a$ 
2lutograpb ber SJieffc, ebenfalls auf ber faif. §ofbibliotbef (neue 
Signatur 15589), ift be$cia)net: „Missa in honorem Stmae 
Trinitatis", unb am öd^luffe: 0. A. M. D. Gl. (Omnia ad 
majorem Dei Gloriam) — Joan. Mich. Haydn, composuit 
Ao. 1754." SMe (sdmftjügc biefer frühzeitigen Sirbett zeigen 
bereits eine fefte geübte ,§anb unb älmelu faft jum ^ermedjfeln • 



16 Ginc ber wenigen ait«nab«ien, wo 2Wicb>cl uiebt glci$ feinem ^ru- 
ber fi<$ „#at?bn" färie&. 



Digitized by Google 



190 



3ef. ^a^bn'g erflc Stnfiettung. — 



@raf SWorjin. 



benen feinet 33 rubere. 2)iefe Sfteffe befxnbct fid? in au£gef<$rie= 
benen 6timmen im gciftl. (Stifte <3t. $eter in Salzburg unb 
müßte na<§ ber bortigen Semerfung „£emeär<ar" 3Jtidf}ael fia) 
fcfyon bamalS (üicHci^t auf Sefua)) in Ungarn befunben l)aben. 
$ie Slnftellung borten erfolgte aber erft im 3afyre 1757, inbem 
ir)n ber 93ifdt>of t»on ©ro&marbein, ©raf girmian, aU Stayctt-- 
meifter ju fia) berief, (Sr bejog bafelbft einen nur bef^eibenen 
©efyalt, roufete ft$ aber bura) feine (Sompofitionen fo ttortfyeityaft 
befannt 511 machen, bafe er fäjon nadj fünf Saferen Dom Gr$= 
bifdr>of 6igi§munb (Sd&rattenbaä?) naä) ©aljburg berufen nmrbe, 
n?o er bann aua? jeitlebcnä verblieb. 17 



(Snblid) foHte aud^ für £atybn ba3 9Jomabenleben 

ein Gnbe nehmen; er tourbe (ber allgemeinen Slnnafyme naa)) 
im 3al?re 1759 unb, roie £apbn felbft fagt, „bura? s Jlecomen* 
bation" gürnberg'S beim ©rafen attorjiu, ber im Söinrer in 
2Bien, im 6ommer auf feinen ©ütern bei Hilfen in »öbmen 
lebte, al* üttufifbtrector unb Äammercompofüor mit 200 gl. 
©efjalt ,8 , freier SBo^nung unb tfoft an ber £fft$iantentafcl an* 
gefteUt. 2Ufo aua? fyier mar e£ ber maefere gürnberg, ber 
#atobn'S ©efdjicf lenfte, toaS biefer aud& in feiner Sebents* 
banfbar anerfennt. lieber 3Kor$tn unb feine 3ftufiffapelle ift fo 
fel)r menig ^ßofittoe* befannt, baß mir uns bamit bereifen 
müffen, auf roeiten Umwegen toenigflenä ©injelnea $u erfahren, 
um oon Crt unb ^erfonen ein l;albmeg$ annätycrnbeS 23ilb ju 
gewinnen. 

gerbinanb s J)?arimüian granj ®raf t?on aRorjin 1 * 



17 yiad) W\ä)atVs Abgang flclltc ber SMfdjof ben Mannten £itter$berf 
affi SKafitbircctor au mit 1200 $1 ©cbalt, bcrrfrtaftl. £afel, freier SBöfanttfl, 
3?efolbung unb Jioft unb fi&rt'e für einen Söebienten. (2)ittcrSberf ? $ ?eben«» 
befcfcjeibung, $. 129). 

18 ©riefinger, <S. 20. — Sicfi, 6. 42, fagt weniger glaubirürbig 

600 %u 

19 lieber bicö im Oa&re 1636 in ben 9feicb$grafcujknb erhobene ©e« 
fc^Iecfyt ftebe: £ift. ^eratbifebe« §aubbuc$ jum genealeg. £afd)enbucfy ber grafl. 
Käufer. @etb> 1855, @. 620. — SBiogr. Beriten bc« Äaifcrtb. ©efierTfidfr, 



Digitized by 



©raf 9D?orjtn unb feine SRuftffa^eQe. 191 

f. f. Äämmerer, ©ef>. 9tatf> unb be£ größeren Sanbrcd>t3 $Bei= 
ftfcer 5U 3«öim in 3Wäf>ren, befag l 1 /* ^ßoft füblidj Don ^ilfen 
im weftl. Söhnten bic ©üter SKerflin, Dentin, JDber* unb Untere 
fcufaüec. 10 SHabaq nennt ben ©rafen an mehreren ©teilen 
($. *. 6. 357, Slrtifel äöerncr) ben „berühmten 2öof>ltf>äter 
ber fünfte", ben „^ufifoerftäubigen" unb ben „gro&en SBc^ 
förberer ber £onfunft". &uf bem ©ute Unter=2ufat>ec % \ am 
glüfcdjen ©rablanfa erbaute btefer ©raf um« 3af>r 1708 ein 
©djlofe fammt einer in einem Seitenflügel gelegenen ©a?lofc 
fapeOe unb liefe ua<$ feiner Eingabe bur$ ben berühmten ^rager 
^rofeffor ber Geometrie unb Slr^iteftur, 3of>. gerb. ©a?or (geft. 
1767) einen Suft- unb 3iergarten anlegen unb t?on bem treffe 
liefen Silbfjauer 2lnbrea3 ©uitainer toon grieblanb in Söhnen 
mit Wielen ©abfaulen ausfdjmücfen. ** 5)er ©raf fjattc eine 
v 2ln$a(?l s Jflufifcr in ©olb, bie er, ttrie e$ fa)eint, fcorsugämeifc 
in $rag befd>afttgte; 2)labacj fpridjt audj l;ter nrieberfyolt 
(§. 8. ©. 377/583 2C. üon ber „berühmten Capelle" be$ @ra= 
fen in ^rag unb läfjt i^n fogar (©. 534) felbft fia) mit bem 
©tubium ber ^onfe^funft bef äffen, benn er ifl nebft anbern 
9)Utgliebern be3 bö^mifa^cn 2lbel$ (©raf .§erjan, (SJejfa, <ßa$ta) 
al* ©$ülcr beS berühmten Gontrapunftiften granj 3ofy. §aber= 
mann genannt, berfelbe, ber aud) ber fiefyrer 3JH3litt>ecjef'3 tt>ar. 
©raf 3)ioräin ftarb am 22. Cct. 1763 im 70. ßeben*jatyre auf 
feinem ©ute Sufanec. ©ein ©olm $arl 3>ofepb granj 



öcn Dr. (Senfh »on ÜBurjbaa>, 19. £bcil, 1868, Slrtifel 9J?erjin. Segen ber 
9foDe, bic ftcrbinanb ftranj unb Staxl 3ofc^^ 3fter}in iräbrenb bc$ fran.^baier. 
Äricge« in ben 40er 3abjen be« 18. 3a&r$. gefpielt, ftebc "JUfreb 9titter t?on 
»rnety: SKaria X^erefta'« erflc fflegicrungejabre. Söien 1864, I, @. 344; 
II, @. 225 , 230 , 242 fg. — 3Hännlia)c ttacbfommen ber gräfl. gamilic 
3Hor§in leben gegeuträrtig noeb in ^rag (©raf 9tubolt>b, geb. 1801) unb in 
Sien (©raf SMnccnj, geb. 1808). 

20 üWerflin unb Dentin gelangte burety $eiratb an ben (trafen 3ob>nn 
•Helettrat; bie burd) Bereinigung uerfebiebener ©üter entfianbene .Jperrfctyaft 
l'ufaoec teräufterte ©raf Äarl 3ofepfy ÜWorjin (out Äauföcrtrag uom 2. 3an. 
1781 an ßarl ftriebrid) 9feid?6grafen t-on §ab;fclb unb ©leiten. 3m 3abje 
1849 tarn fie burd) ßrbfebaft in ba$ Gigcntbum bee jebigen iPeftfcer«, ©rafen 
Önrin ton <5ü)Bnborn. 

21 Sof bem äl'egc »on Hilfen nad> ^refiic unb Älattau biegt nabc bie* 
fem Stä'btapcn bic Straße linf« ab nacb Untcr'Vuiafcec. 

22 Xfabacj, «Kg. b*ifl. Äünfller^erifon, @. 65 unb 517. 



Digitized by Google 



192 ®raf SDiorjin unb feine SDiuflffapettc. 

(geb. 1717, geft. 1783) erbte toom SSater bie Siebe $ur Äunft. 
(Sr war faif. Kämmerer unb ©ebeimeratb unb t>ermäblt mit 
Söilbelmtne, ber £o<$ter be# granj 23en§el greiberrn SKetSty 
üon S)ubnifc; fcorjugätoeife bemobnte er Sufaüec unb braute ben 
Sßinter in Söien $u. $)ort finben nrir i(m im Sa^re 1760 
§mermal im 9Biener Diarium ermähnt; einmal bei einer gjo&en, 
t>om §ofe t»eranftalteten ©d&littenfafyrt; t>aä groeitemal aU einer 
ber erften f. f. ßammerfyerrcn, bie am 6. Oct. in fecfyäfpännigen 
SBägcn ben ßtnjug ber 23raut beä (SrjfyerjogS gofcpb eröffneten. 
SSon feinem 55ater fa^eint er no$ bei beffeu Sebgeiten mit ben 
^ngelegenbeiten ber 3)Zujiffapel(e betraut roorben ju fein; er er; 
rociterte fie, befc&äftigte fie aber nur in Sufaüec. 9iaa) Eingabe 
$)ie£' (©. 42) mußte fia) jeber 9Jhtfifer fcerp flirten, fo lange er 
im Sieuft beä (trafen ftanb, fid) nia)t ju toerbeiratben. 

$)afj »iele aJtitglieber be$ bötymifajen 2lbel$ im 18. 2>abr- 
Imnbert s J)iufiffapellen Unterwelten, ift befanut. Slabacj (II, 
6. 42) nennt un$ bie ©rafen £artig, 3Kanefelb, %l)un, £raut= 
mannöborf, ©sernin, 9tctolicjfv, 3of. Ganal, 3ob- t». $aa;ta, 
gürft x>. gürftenberg. SSon aU' biefen mar im 3abrc 1796 nur 
noa) bie meift aus Sitore'ebebienten beftebenbe Harmonie be$ 
(trafen tyatyta übrig; bod) bcfoäbrte ber 2lbel aua) fpätcr noa? 
feinen 6inn für bie Sonfunft, inbem er im 3atyre 1808 ba3 
Gonfert-atortum ju ^rag grünbete. 21 3n ben SBerfen t>on 2Öaltber, 
Siteger, ©erber unb Sttabacä 24 ftnb u>enigftens einige 3Jlitglieber 
ber gräfl. attufiffapeUc nambaft gemacht: 3of. 3lnton ©cbling, 
„ein febr guter Gompofiteur" (geft. 1756 ju s ?rag); $ofc, „einer 
ber ftdrfften SSioloncelliftcn in ^öbmen", Vernarb on, ÄlarU 
nettift unb 2Salbbornift (geft. su ^Jrag), unb gleia?$eitig mit 
ibm ©erner, „ein berübmter 33iolonceUift" uub t>or$üglia)er 
Dirigent, gebürtig t?en Äommctau (geft. 1768 51t ^rag); 
»nton £aubncr, ein „t>ortrefflia>r glöitft" ($eft. 1797); 3ob- 
griebrid; gafa), ein gfyüUx fcon flu^nau unb ©raupner, al* 
(iompomft im 3al)re 1721 üon 9)tor$in angefteüt, bei bem er 
lV.3abr »erblieb unb fpäter al* bocbfürftl. Slubaltifdber #apell= 



2:$ Dr. S. 33. iHmbretf, 2)aS Gcnfei&aterium in ^rag. ^rag 1858. 

24 3. ©. SBaltljcr, SKilfif. ?er. t'ci^ig 1732. — ©tattfltt öon SBiJbmen 
(Sieger), fei^ig unb $rag 1794. — ß. 2. ©erber, ?er. ber Jonfünftier. 
— 2)fabaq, 210g. ^tfl. Äünftlerd^r. ^rag 1815. 



Digitized by 



£a$bn , fi erfle (S^m^onie* 



103 



meiftcr na<§ 3 e *bft berufen nmrbe, mo er btä ju feinem £obe 
(1759) lebte; er mar ber SSater beä Äarl griebria) (StyrtfHan 
gaf$, ©rünberS ber berliner ©ingafabemie, unb lieferte Wtax- 
purg" eine fetbft Derfa&te Sebenäfftjje, bie bann au$ ©erber 
in feinem neuen Serifon benufcte. lieber ben ©taub ber Capelle 
jur $t\t $aöbn'3 ift jeber ^inmeis fpurloS »erfa^munben. 26 
2Bir bürfen jeboä) annehmen, bafj bie Capelle bie 3 a ^ toon 
12—16 2Jtitgliebern nid)t überfd)ritten fyaben mag unb gelegent= 
lia) toofyl bur<$ grafl. §au*beamte unb Liener oerftärft mürbe. 
3ebenfall3 mirb für eine, bei £afet ober ©erenaten befonberä 
beliebte §armoniemufi! (gemöfmliä) je jmei Klarinetten, §örner 
unb gagott) geforgt gemefen fein. 2Bir fetyen bieg au$ an 
jenen Divertimenti, von benen man annehmen fann, bafj fie 
toabrenb §apbn'^ 2lmt3tfyätigfeit bei 2Jtor$in entftanben ftnb. 
©in fol<$e£ aus bem 3 a ^ rc 1760 (ba3 2lutograp§ fjat fiä) auä 
bem *Haa)laffe §aobn'3 nod; erhalten) ift für je jmei Börner, 
englif$ §orn, gagott unb Violinen gefä^rieben; eä erf^ien 1767 
in 3lbf$rift bei Sreitfopf in ber erften Sammlung von fed^ö 
Divertimenti als 9ir. 2 (in §avbn'ä Katalog 9ir. 16 ber Di».). 
9JW 2luänatyme von 9tr. 3 (1764 componirt aber von §avbn 
unter bie ©omptyonten aufgenommen) merben bie übrigen, für 
5 bis 9 Snjtrumente gef abrieben, mofjl ebenfalte in bie 3ttor= 
3in'f$e «ßeriobe fallen. 

2ttt' biefe 2Berfe aber verlieren an 33ebeutung einer Arbeit 
gegenüber, mit ber öavbn, hrie mit ben Cuartetten, ben ©runb= 
ftein legte ju einer Steide ©a)öpfungen, bie feiuen s Jlamen in 
bCr 3Kufifgef$ia)te für immer verewigten unb eine flunftridjtuug 
anbahnten, in ber feine 9taä?folger ba$ bisher $ödjfte erreid&ten. 
£avbn fä)rieb tyier im %a\)te 1759 feine erfte ©vmpfyonie. 
Die ©etvif^ett, baf3 e* mirfliä) feine erfte 6vmpf;onie mar, 



25 beitrage jur SWuftf. $b. III, $. 124. 

26 3n ?ufa»ec war |>crf5nlic^c 9kd?frage erfolglos; in #o$eneI6e, Wo^in 
bie jum Zf)tH feb> wcrt&öoUen Snfirumente im 3a&re 1817 al« ein (Seffent 
an bie bortige £ircb> überfübrt würben, ^atte ©raf 9tubolf 2JJorjtn wieber« 
bolt bie ©üte, im @$Iofi* unb Äir$enarcb> naü)forfc$en ju laffen. 2>ie 
etwa »orfcanbenen, bie üDcuftffapeffe betreffenben SJcten würben jebod) entweber 
fcb>n in Üufaecc al« wertb>« tocrtilgt ober fielen in $oßenelbc al« Opfer 
wicber&olter Sichtungen be« Strebte«. 

$o$l, $ai>tn. L 13 



194 Jpatybn unb ©raftn SDJorjin. — Süermä&Iung. 



toerbanten mir au$ fax ©riefinger, benn nach §aöbn'£ Katalog, 
ber naa)tt)ei£bar fia) nid^t an eine d;ronologifd>e Reihenfolge 
^ält, ift biefc Spmphonie aU bie jehnte bejcia^net. Sie er; 
festen in ben üblichen gefchriebenen Stimmen aU bie brittc oon 
fedjä Smnpboutcn bei SBrcitfopf im Safere 176G. ttleiu nric fie 
ift, jeigt fie bod) fdjon eine auffallenbe &larl;eit unö Sicherheit 
in ber Anlage nnb reibt fia) nad) ihrem innern ©ehalt ben 
ooraugebenben Srioä, Quartetten unb Scherzi ate oerbtnben; 
beä ©lieb in auffteigenber &inie unb ungejnmngencr SEBeifc au. 
2öir werben il;r in 5>erbtnbung mit ben unmittelbar folgenben 
gleichartigen Sßerfeu nochmal* begegnen. 

Ueber ^atybn'S £eben*u?etfe in bem, in einer flauen unb 
anfprucr)elofen ©egenb gelegenen Schlöffe £ufaoec ift un* nicfytä 
Nähere* überliefert toorben, bo<b er$äblt un* ©riefiuger (S. 30) 
aufeer ber Söemerhtng, bafj l;ier £>aotm, roabrfcbetnUch auf einer 
3agb, oom ^ferbe ftürjte unb feitbem schieben* ber 3teitfunft 
entsagte, noch eine artige Stncfbote, bie und bie oolle :Kaioetat 
unb Unoerborbenbeit be* bamal* 28iäl;rigen ättanueä oerbürgt. 
3n feinen fpätern 3**h rc K (t^cilt ©riefiuger ©. 20 mit) er$ählte 
£aobu gerne baoon, une er am (Slamer ber febüneu Gerann 
SBifyeftnine jum ©efang begleitete unb nric fie einft, um beffer in 
bie Pfoten fct)cu 3U tonnen, ftdj über ihn beugte, toobei il;r 
53 uf entließ auseinanberftel. „(S* toar ba* Grftemat, bafr mir 
ein foldjer 2(nblid marb; er oernrirrte mia), mein Spiel ftodte 
unb bie gtngcr blieben auf ben Saften ruhen/" „ „2Ba$ ift ba*, 
£>aobn!" " rief bie (Stäfut, „ „loa* treibt Gr ba?" " $oll <sbv- 
erbictung entgegnete £aobn: „2lber gräfl. ©naben, ftcr feilte 
auch hier nicht aus ber g-affung kommen?!" 



3m öerbft 17(>0 hielt ftd) §aobu in 2Bien auf unb gewann 
feineu Unterbau burdj Scctionengcbcu. 3 U feilten Spulerinnen 
3äl;lteu aud) bie £öa)tcr eine* JJrifeurä, Ramend Meiler, ber 
£atybn öfter* unterftüfct hatte unb in ber 3$orftabt 2anbftra($e in 
ber Ungargaffe ein eigene* £>au* befafj. üHadj SDieS (€>, 43) 
l;atte töaobn bort aud) gcmolmt 27 unb oerliebte fia) in eine ber 



27 2?a$rf($einli($ touxte $<tybii ^ier burdj einen sBrutcr tcö gvifeur« 



Digitized by Google 



SJermä&lung. 195 

jungem £öd>ter be£ £aufe3 unb feine Neigung toua)e bei näherer 
Söefanntfdjaft berart, bafe er, ba fein gorttommen nnn burä) 
.einen firen ®ef>alt gefiebert faxten, trofc be$ gräfl. Verbots be= 
föloffen f>atte, fidj mit if>r ju ocrmafylen. $oa) ftatt ber ge= 
hofften ©egenliebe mufcte e3 §awbn ju feinem Scfymerje erfahren, 
bafj feine Angebetete es toorsog, in ein Klofter ju treten. 2luä) 
bem Sater fam biefer 3roifa)enfall feljr ungelegen. $er talent- 
solle unb folibe junge 9)tann mufjte ifym gefallen fyaben; er 
fua)te i^n burd)auö an feine gamilie 5U fetten unb überrebete 
iljn, als @rfa§ bie ältefte 2oa?ter jur grau 5U nennen. £a3 
03cfür>l ber Sanfbarfeit gab ben 2lu$fä)lag unb §at;bn fübrte 
fomit (gleia) bem ®tä)ter Bürger) bie 6ä)mefter be$ SJJäbdjen*, 
ba£ er eigcntlia) liebte, als ®attm Ijetm. 

3ofymn ^eter Weiler, ^ofbefreiter <perü<fenmad>er * 8 , mürbe 
am 12. Sflob. 1722 b« et. 9fliä?ael mit 9Karie (Htfafety Saftet 
getraut, $)icfe @f>e mar retd) an ^inbern gefegnet; bie ältefte 
Softer, bie am 9. gebr. 172«) in ber £attfe bie Tanten 3)?aria 
iHnna 3llot>fta 2lpottonia erhielt (Seil. I, 11), mürbe §at)bn's 
grau. £ie jüngere Softer, bie £at;bn liebte 29 , mürbe als 
dornte bei ben ^icolaierinncn aufgenommen unb nabm ben 
ttlofternamcn 3ofepf;a au; fie lebte noa? im ^abre 1801 unb 
£at;bn ermälmt ilirer in feinem erften Seftamente, §. 24: „$er 
eajmeftcr meiner verdorbenen %tan, ber Gr Sfant 50 gl." (bie= 
fer betrag ift naa)gef)enbö roieber geftriajen). ÜRit ibrem $ang 
;,ur ttirctye ftanb fie in il)rcr gamilie niä)t allein; aua) ihre 



eingefügt, jencä bei ber Somrapetle erwähnten ©corg 3g. ^icüer. Scrfelbe 
war auö (i^luuiefe in SPöljmen gebürtig unb urfrrfinglirf; äammerbiener bei« 
trafen Äin«iy, bö&m. $offan$lcr«. üeüer würbe 1726 bei 2t. <2tepb>n 
fernlägt unb ifl bei ber £emfa£cttc t>cm 3ab>e 1730 bis in bie Glitte ber 
50er 3afjrc alö SBioliuifl genannt. 3m 3abre 1765 wirb er bei ber SobcS 
anzeige feiner ftrau al« faif. ^ofmufifnö genannt; atä ÜJfitglicb ber ^offapette 
ift er, bmaH fdjen fefjr bejahrt, erft feit 1767 eingetragen. Gr ftarb am 
27. SWai 1771, 72 3a&re alt. 

28 SScgeu „bofbefreit" fte^e 0. 48, «nm. 33. 

2U Sic Wad?rid;ten über biefc SKabl finb fcb.r verworren: Warf? («riefinger 
(3. 20) liebte £aybn bie ältefte Secbtcr, „allein ftc begab ftrfj in ein Ätoflcr". 
Warf; Sie« (©. 43) liebte £atibn bie jüngere. Siebcrum bemerft Wcufomm 
jur Angabe Sied' (ber jebeeb. beß Ätofterö nirf?t ertragt): „bie ältefte @ rf;tt>e« 
fter, bic ^avbn'5 ?icbc criviebert batte, n?ar früher geft erben!" 

13* 



Digitized by Google 



196 



$enna$lung. 



©<hn>efter, $aobn'S grau, neigte naa) biefer ^Richtung unb einer 
ihrer 39 rüber trat unter bem Älofternamen ©buarb in ben 
2tuguftiner: Orben ju ©raj. 3)er SSater tarn fehr herab; er 
molmte julefct roieber wie in frühem 3ahren in ber innem 
©tabt auf bem §ofyenmarft (im bamals Älerfifchen §aufe nächft 
ber Stpol^ctc beim rotten Ärebfen) unb ftarb bafelbft, 80 3*hre 
alt, am 9. 2lug. 1771 fo arm, bajj er bie gerichtliche Sperr; 
Äommiffton jeber 3Jlüt)c einer 9ia<hlafj'2lbhanblung überhob. 50 
£aöbn fcheint r>on ber hülfsbebürftigen Sage beffelben nicht 
unterridjtet gercefen ju fein, in feinem £eftamente aber hat er 
beffen Äinber unb ßnfel mit Legaten bebaut. 

J)a bie jur $8or|tabt £anbftra&e gehörige, bamalä mitten 
auf bem £auptplafc gelegene ©t. 9ticolaifir<$e nur eine giliale 
war, fanb bie SBermählung £apbn'£ in ber innem ©tabt bei 
©t. ©tephan ftatt. $>er £ag ber Trauung mar am 26. 9ior>. 
1760; als 3*ugen fungirten flarl ©d)unfo, bürgerlicher ©teiu= 
mefcmeifter, unb ber fchon früher genannte 9lnton 33uchhols, 
bürgerlicher 2OTarftri<hter (93ett. I, 12). ©emife folgte §apbn 
bem Crange feinet §erjenS, inbem er in banfbarer 2lnt>ängli$= 
leit ben nun bereit« im ©reifenalter ftehenben 33uchhol$, ber 
ihn einft in ber 3eit ber SKoth unterftüfcte, baju auserfah, ihm 
bei biefem feierlichen 9kte, ber fein häusliches ©lud begrünben 
foUte, jur ©eite ju fielen. §at)bn ftanb bamals im 29., feine 
Skaut im 32. Lebensjahre, mt ihr braute fich ©apbn ein um 
»erträgliches, jan!füd)tigee, her$lofeS, fcerfchtoenberifcheS unb 
bigottes Söeib, eine feifenbe lantippe ins §auS. „Siach ben 
glaubmürbigften 3eugniffcn (fagt $)ieS ©. 43) fear fie eine ge* 
bteterifche unb eifcrfüd)tige grau, bie feiner Ueberlegung fähig 
mar unb ben tarnen einer S3erfä)menberin toerbiente." Unb 
biefe ©d^ilberung beftätigt auch ^eufomm in feinen SBcmerfuru 
gen ju ®ics. £apbn ^attc nie bie greube häuslichen ©lücfeS 
erfahren unb nur ein (Sharattcr rote ber feitrtge vermochte baS 
traurige £ooS einer folchen, obenbrein ünberlofen Q\)t ju er= 
tragen. 2lefmli<h 3llbrccht Sürcr unb Martini, bie in gleichen 



30 SSir erfahren bei biefer ©etegenbeit bie Tanten ber, ben Sater über« 
lebenben Äiubcr; c3 waren bie <Söbne 3ofepb. unb P. Gbuarb, bie Jöcfyter 
3ofe^a (Wonne), flflaria ?(nna (.^a^bn'« grau), iöarbara (t>erb. Scbaiger) 
unb (Slifabctb (t-errc. Söittermann). 



Digitized by Google 



»crmä&lung. 



197 



93anben lagen, fuchte $at>bn 3uflucht in feiner Äunft. 3 C 
e$ um ihn ftürmte, befto eifriger fuchte er ben innern grieben 
ju mahren. 2luch fein fpätereä 33erhältnifj sur (Sängerin Sutgia 
IJJoljeUi ift barauS $u erflären unb in milbem Sichte ju beur= 
teilen, benn er beburfte einer theilnehmenben Seele. „9Mn 
3öeib mar unfähig jum Äinbergebähren", fagte er ju ©rieftnger 
(S. 21), „unb bafjer mar ich auch gegen bie 9tei$e anberer 
grauenjimmer meniger gleichgültig." ©riefinger erjählt weiter; 
^in, bafj §aobn feiner grau f orgfältig feine ©tnfünfte verbergen 
mufete, »eil fie ben 2lufmanb liebte, babei bigott mar, bie 
©eiftlichen fleißig ju Sifche lub, viele ÜJceffen lefen lieg unb $u 
milben Beiträgen bereitmilltger mar, aU eä ihre Sage geftattete. 
2üe fich ©riefinger einft bei ihm in Auftrag erfunbigte, mie 
eine ermiefene ©efätligfeit, für bie £aobn nichts annehmen 
mollte, feiner grau erftattet merben fönnte, antmortete ber 
Reiften „$ie oerbient nicht«, unb ihr ift e$ gleichgültig, ob 
ihr 3Jcann ein Sd)ufter ober ein äünftler ift." 2luS bem er= 
mahnten lebhaften SBerfehr mit ©eiftlichen, benen fiel; bie grau 
burch beS Cannes Xalent gefällig jeigen mollte» 1 , mag bie 
. grofce Slnjahl Heinerer Äirchencompofitionen $u erflären fein, 
bie namentlich in geiftlichen Stiften oerbreitet finb. Wlit Unluft 
gefchrieben unb ber 3"t abgebruugen, bemegen fie fich ohne 
irgenb melche Sebeutung im 3ufct>nitt beS gleichseitig ^errfct;en= 
ben ©efchmacfS. §aöbn's grau mar aber auch boshaft unb 
fua)te ihren SJiann gefliffentlich ju ärgern. 28te ^rinfter unb 
%\)oma%, 3Jcitglieber ber fürftl. 3)cufiffapeUe, nach münblicher 
lieber lieferung erjählten, oerbrauchte bie ©attin, fooiel auch 
§aobn bagegen eiferte, feine Partituren ju ^apilotten, ju 
^afteten= Unterlagen u. bgl., melchem Schief fal namentlich aus 
ber früheren 3*it fo manche ^anbfdjrift §um Opfer gefallen fein 
mag. Seiner Sangmutl; unb ©ebulb entfprach c£, bafj fich 
§apbn bei Schilbcrung feiner ßhehälfte gegen £>te£ (S. 43) beS 
ÖefammtausbrucfeS „Seichtftnn" bebiente. deutlicher fchon 
fpraa) er fich 9^n ben SLUoliufpielcr 93aiUot aus, ber ihn im 
^ahre 1805 befuchte. 2ll£ fie an einem Porträt oorbeifamen, 
baS im (Sorribor ^ing , tydt $atybn inne, ergriff SaiUot am 
2lrme unb fagte, auf baS 93ilb beutenb: „$aä ift meine grau; 



31 3Wan »erglei^e namentlich Sar^am, Le Haydine, p. 92. 



Digitized by Google 



19* 



$erma$Iung. 



fte bat mia) oft in 23utf> gebracht." 32 einem Briefe an 
bie ermähnte «Poljellt (bat. 1793) treibt £aobn: „9Jtein 2öcib 
befinbet ftd) meiftenä fctyledjt nnb fte ift immer in berfelben 
üblen Saune, aber \a) neunte fdjon gar feine ÜJtotis baoon; cnb= 
li<$ mirb btefc s $lage bo<$ and; ein Gnbe nebmeu." 33 @elegent= 
Ma) liefe $at>bn aber and; feinem Unmuts freien Sauf. 99 t* }« 
meinem ®rabe ilmt oon biefem unoerträglidjen SBeibe ba£ fielen 
»erbittert mürbe, bejeugen bie fraftooUcn ©orte, bie er ebem 
faU3 an bie ^olsefli im 3af>re 1792 oon Bonbon aus ridjtete: 
„»ine grau, biefe böllifdje SBcftie, l;at fo oielerlci gef abrieben, 
bafe idj gejmungen mar, ifir 3U antworten, \ä) merbe ni<$t mebr 
na<$<paufe !ommcn; oon biefem Moment an l?at fie 9taifon an« 
genommen." 34 $>ie legten £eben$jal;re ocrlebte grau $aobn 
getrennt oon ifjrem s J)tanne, ber fie fo3ufagen in« Gril fduefte 
unb für il;rcn Unterhalt forgte. 8ic mo(mte bei einem greunbe 
.^aobn's, bem 6d>ullel;rer ©toll, in Söabcn bei Sien, too fie 
vergebens bie Söaber gegen bie ötdjt gebrauste, ber fie enblicb 
am 20. 9)Mr$ 1800 (im §aufc Mx. 83) erlag unb $mei Sage 
barauf beerbigt mürbe (Seil. I, 13). 2ln ber Seite einer 
folgen (Gattin mirb man ben 6eelcnfriebcn, ber ben (Sompo= 
fitionen ^aobn'S fo unoerfennbar inuemobnt, nur um fo mefyr 
anftaunen müffen. 9Jian mirb faft ocrfud)t, ^aobn bei feiner 
SBafyl bie 33orte in ben 3ftunb $u legen, bie fieffing ben ge= 
lehrten 6ol;n bes Kaufmanns Gbrofanbcr gegen feinen 58ater 
äußern läfjt: „9)Jan mirb e$ jugcftefycn müffen, bafe id) feine 
aubere 3lbfta)t gehabt, als bie, mid> in ben Xugenben ju üben, 
bie bei Grbulbung eines folgen ©eibeS nötfjig finb." 85 

ÜDb (9raf 3)iorjin, ber ftd), mie ermähnt, bamalS obenbrein 
in SSieit befanb, je etmaS oon ber beimlidjen ^erfyctrat^ung 
feinet ÜJhtftfbtrectorS crfuf;r, mufj bafnngefteßt bleiben. GS 



32 E la mia rooglie ; m'ha ben fatto arrabbiarc. 

33 Mia moglie sta maggior parte male di saluto , ed e sempre di 
roedesimo cattivo umor, ma gia io non mi curo di niente, finiranno 
una volta questi guai. 

34 Mia moglie quella bestia infernale mi ha scritto tante cose, 
che era forzato di dar la riposta, che io non tornerö piü a casa, da 
questo momento ella ha piü giüdizio. 

35 „Der junge ©eichte", 3. «ufjug, 4. «öfrrttt. 



Digitized by Google 



»erma&Inng. 



109 



trat jcboct) ein Umftanb ein, ber jebe ©efafyr bef eittgte. 3er= 
rüttete $crmögenät<erf?ältniffc jtoangen ben Gkafen, feinen bi*= 
fyerigen 2lufn?anb jn »erminbem. 3>n cr f ter mürben ba= 
ton feine SBirtuofcn betroffen: bie Capelle fammt ifyrem 3)lnfif= 
birector mürbe t>erabfd>iebet. Ölüdlia)ermcife fyatte noa; fur$ 
juoor ber bamal* regierenbe gürft $aul 2lnton ßftcrf>ä$ö 38 bei 
einem Söefudje bei ÜJiorsin an ben aufgeführten Gompofttioneu 
§awbn'3 ©efömacf gefunben. 2)er Untcrfd)icb 5nrifä)en biefer 
jugenblid; frifdjen Äraft unb ber ftrengen, ernft batycrfdjrcitenben 
6a)reibmeife feine« bisherigen, bereite altembcn ÄapeHtneifter* 
fonute il;m nia)t entgangen fein. $ux gelegenen Stunbe cr^ 
innerte er fia) bc* jungen 3JtolttWÄ; ©raf Korsin I;atte nur 
Söorte beä £obe3 für ifm unb aud; in 2Bien mar ber Diamc 
£at)bn bereite in meitere Greife gebrungen. S)aS 3abr 1761 
marb fofort entfa>ibenb für ben im Stugenbltcf broblofcn jungen 
(Seemann: er mürbe toorerft al* $meiter ßapetlmeiftcr be3 fürft= 
Itcben £aufes Gftcrf)d$ty angefteUt, beut er bis an fein Sebent 
enbc unter fteigenber ©unft unb 2tncrfcnmmg angehören feilte. 
£ie Söanberjett f;atte fomit il;r Gnbc erreicht, bie 2)Jeifterjafne 
begannen. Sudjen mir uns nun junädjft mit Gifcnftabt, bem 
neuen Aufenthalte ^aöbn'e, mit ber fürftl. ÜRufiffapeHc unb ben 
•äHitglieberu bes fürftlia)cn §aufe$, bie fid^ biefelbe angelegen 
fein ließen, oertraut 5U machen. 



36 (»rieftnger (€5. 22) nennt irrtfcümlicty föen biet ben folger 
(Wicolau«). 



Digitized by Google 



7, 



(EtfenJlaM. 

S)ie ungari(a> grciftabt Gifenftabt (uiiflarifd^ ßi* 3)iärton, 
b. i. ßtein;2Kartin) biente ßa^bn in bcn Sauren 17G1— 66 au^ 
fa^licgUa) $um Slufentfjalt. 93i3 $um 3>af>re 1790 roo^nte er 
bort nur in ben 2Bintcrmonatcn unb nadj ber crftcn unb $mci= 
ten Sonboner, föetfc befugte er bie fönigt. ©tabt biö junt ^atyre 
1803 ityxüä) roenigftenS in ber (Sommer- ober $erbft$cit. 2öit 
wollen fie unä in Äür$e fcergegentoärtigen. 

Gifcnftabt liegt in 9Uebcr= Ungarn, 6 teilen oon Üöien, 
lVa 3Jkile oon Cebenburg unb ebenjo roeit oon Söiener^ieuftabt 
entfernt. Sie gleidjfam aus brei feilen beftef;cnbe 6tabt jäblt 
gegen 500 Käufer mit über 5000 ßimoolmcrn unb siebt fid) in 
faß gcrabe auffteigenber Stiftung längs bem £eitt>agebirgc fyin, 
ba3 fyier in bie Gbenc abflaut, lieber biefe fyiutocg gcmcjjt 
ber S3licf in weitem .galbfreiä nad; ber 9ii$tung be£ Dccuftcblcr 
Sees fyin eine oon Öebirgen bcgrenjte malerijdje gcrnfidjt, xoafc 
renb fidj in entgegengefefcter 9tia)tung rei3enbe, tfycilrocife 31t 
üppigem 9lebcnlanb umgetoanbcltc SöalbcSfyöljcn anfdjliefecn. 
3Son ber Sßiener ©eite, auf ber, bie ^Dörfer Örofr unb $lein= 
fyöflein burcfyfdjneibcnben unb ton alten Äaftanicnallccn bc= 
f chatteten Sanbftrajjc fommenb, pafftrt man an ber SBcrgpfarr^ 
firaje unb bem benachbarten meitläufigen GngcbSBirt^au^ 1 



1 Xa9 ßinfe&r'SBirtbSbau« „3"m (Engel", früher ein granjisfanerfloflcr, 
trirb jur Hälfte als ©afl&au«, jur §älftc als ^rofcftei »ertoenbet. 3>a« 
©afifyauö biente bem Sttyeater« unb Orc^efter^erfonal ;u gefeßtgen 3ufommen» 
fünften. 3ui Saale tourbe jeittueilig aua) $beater gezielt, Satte abgehalten 
unb $ocb>tt8« unb ä&nlicbe gefk gefeiert. 3n ©efellföaft mit greunben ftar 
$ai?bn bort häufig ein Oaft. 



Digitized by Google 



SifenfUbt. 



201 



vorbei 3uuächft bic hochgelegene, t>or$ug3roeife oon 3 u &en be= 
roolmte Sergftabt (Gifenftabt am Serge) mit bem im 3ahre 1760 
oom gürften Sßaul 2lnton geftifteten Älofter unb Spital ber 
Sarmhersigen. 2ln bie SBergftabt rei^t fict) ber Schloftgrunb an; 
man betritt- hier burch ein breitet Gifengitter ben roeitläufigcn 
faft regelmäßig oierfeitigen Schloftplafc, jur Sinfen mit bem 
fürftlichen Schlöffe begrenzt, bem gegenüber fict) ba£ fäulen= 
gefchmücfte Soppelgebäube für bie Stallungen unb für bie feiner- 
jeit hier parabirenbe fürftl. ©renabier^auptroadje befinbet. Sie 
vierte Seite beä ^lafceä ift burd) einige Öebäube abgefchloffen 
unb oon hier gelangt man auf brei faft gleichlaufenbeu Straften 
in bie untere Stabt. 2tm ©übe berfelben, nal;c bem hier noch 
unlängft beftanbenen legten Stabtthore fteht bie Sßfarrfirche unb 
außerhalb ber hier erhaltenen Ringmauer sieht fict) enblich nod; 
bie SBorftabt, Sranbftatt genannt, hin. Sie beiben groften 
Sränbe, bie Gifenftabt heimfuchten, ereigneten fidt> balb nad) ber 
hier berührten Seit in ben Sahren 1768 unb 1776; oor biefer 
3eit bot formt bie Stabt mit ihren bamaligen ©ebäuben unb 
Sefeftigungäruerfen einen, im ©egenfafc 311 ihren heutigen 
fehmuefert Straften ungleich alterthümlicheren Public!. <pat nun 
auch bie Stabt felbft unb ihr gefelliger Skrfehr feitbem in »et« 
fchiebener Ziehung fo manche äkränberung erfahren: bic Gleise 
ber umgebenben eroig reiben 9iatur ftnb biefelben geblieben. 
3luch bamalS genügte ein ©ang in bie gefegneten SScingärtcn, 
burch bie faatenreichen gelber, ber baumreichen üanbftrafte ent- 
lang, ober ben SBcrgeSgipfcln hinan in sauberifche SBalbeäfühlc, 
um ©eift unb §erj ju laben. Sßer obertbrein, hrie fpätcr auch 
§aobn, ein §au£ in ber Äloftergaffe befaft, bem trugen sahllofe 
im angrenjenbeu ^ßar! niftenbe Singoögcl in lautern Ghor ben 
fröhlichen 3)lorgcngruft felbft jurn 2lrbeitötifche 3U. 

Unfer 3iel ift baä fürftliche Schloft, ein ftattlichcr Sßalaft, 
ber, fo hoch gelegen, gleich einer Söarte bie ©egenb roeithin 
beherrfcht. 3m %al)xc 1683 oom gürften $aul neu gef Raffen, 
fprid)t auch biefeS, in feinen ©runbformen maffioe unb bod) 
auch ebel gehaltene ©ebäube für bie Energie feinet genialen 
GrbauerS. 3JUt feinen oier groften Gcttbürmen mit Äupferbact) 
unb brei fleineren mit roeiftem S3lech gebeeft, nach aßen oicr 
Seiten eine langgeftreefte 9tcit)e oon genftern bilbenb, mit tiefem 
©raben umgeben, über ben eine 3 u 9&rücfe S^m §aupteingang 



202 



Cifenflabt. 



führte, imponirte ef gtctd^ anfangt nidjt blo^ bem eigenen 
£anbe, benn nur finben eine forg fältige in Tupfer rabirtc 2Xb- 
bilbung fd>on in einem im 2>at>re 1697 in 3lugfburg crfcfyieue- 
nen SBerf.* Sic SBcränbcrungeu batiren auf ben 90er 
bef b erigen 3aWunbcrtf; ber (Kraben Würbe aufgefüllt, bie 
gront nadj bem §auptpla& mit einem Salcon unb mit «Statuen 
unb ÜtcUcff au* rotbem 3)tarmor, bie 3lbncn bef fürftlicbcn 
$<tufe£ barftellcnb, gefdjmücft unb bie s ^arffeite mit einem 
bcppelten Säulengang unb 23alcon verbreitert; glcicfocitig »urbc 
aud) ber Sd;loßplafc abgegraben unb geebnet. £af Schloß tnU 
fyilt einen großen, mit frönen grefcomalereicn gejierten Saal, 
beffeu Vertiefung feinerseit alf 2l)eaterbübne unb sur 9tuf- 
fteflung bef großen £ra>fterf bieutc; ein flcincrcr, nid;t minber 
feftbarcr Saal war §ur 3^it für bie flammermufif unb bie ge= 
wölmlia)en s ^rcbuctionen ber ^ufiffapellc beftimmt. 3n ber 
fdiön becorirten .§aii*fapcllc, bie äugleid? alf Sa^loßpfarrfirdjc 
bient, war ber Gl)or, fo geräumig er ift, in ber Sölütbeseit ber 
Capelle bo<§ nid)t im Stanbe, baß ganjc 9)tufifpcrfonal aufju-- 
nehmen, baf außerbem an beftimmteu Etagen aua) ben muftfatu 
fd;eu ©ottefbienft in ber SBergfirdje befergte. 

Scr, bem Sdjloffe unmittelbar fta) anfd;licßcnbe, im eng= 
lifdficn Stil angelegte l;crrlid;e ^arf mit bem auf forintbifcfyen 
Säulen rufyenben iieopolbincntcmpcl (bie eon Ganova gemeißelte 
Statue ber gürftin Seopolbinc bergenb), mit f Wattigen &aub; 
gangen unb 2llleen, Scidjcn, SBafferfällcn, funftlictycn gelfen unb 
großartigen £rcibl;äufern gefd;müdt, breitet fid; auf fanft em* 
pprfteigcnber 2lnl;öl;c auf, auf bereu ©ipfel man in entsüdeuber 
9lunbfa)au ben ^$arf felbft, ben Weitbin fia? erftredenben fürftl. 
Tiergarten, ganj Gifenftabt, unb in weiter gerne bie auf bol;en 
gelfeu tfjroncnbe Söurg gord)tenftctn, bie llmgegcnb ber Stabt 
Oebcnburg unb bie größere $&lfte bef ^euficblerfeef überblidt. 

Sie erwähnte 93ergftrd)e am Gingang ber Söergftabt beliebt 
eigentlich auf einer Capelle unb einer unaufgebauten Äuppek 
ftre^e, beibe üom gürften $aul gegen Gnbc bef 17. 3aWunbertf 
errietet. Sic auf fünftlicber 3lnböl;e fcltfam poftirte Capelle ift 



2 ßr&'#cHjoglid)c befi 3'\vh\S unb £imals ober: ausgeteilter Anfang ju 
baten inatbcmatifrten 2öif[cnfd>aftcn , befcbricbcu ton fL (5. 58. 5B. % 2lug«» 
}>cvg, burd; 3. Äe^maver. 1697. 



Digitized by Google 



Sifenfiabt. 203 

Wegen ihres bafctbft aufgefüllten ©nabenbilbeS ber h- SDtaria ba* 
3iel jahlreichcr ^roceffioncu. tiefer (Saloarienberg bilbet mit 
ber eigentlichen SBergfirche gcmiffermafeen ein ©anseS. Wie 
grefeartig Sefcterc urfprünglich angelegt war, crfiel;t man and 
ber gegenwärtig als&trche benufcten tftotunbe, bic eigentlich aU 
Sancruarium ber projectirten ßuppetfirche beftimmt mar. Sei 
ihrem Scfuche im 2luguft 1797 nannte fic bie Äaifcrtn Flavia 
Sbcrcfe bad Gifcnftäbter Pantheon. §apbn bat auch fner, 
gleichwie in bcr (Schlofefapcllc feine 9Jkffen birigirt nnb fein 
Leichnam rubt nun in bcr ©ruft tiefe« ©otte*haufe§. ($ie 
Stelle bejetebuet an ber ^nnenmanb ber 5Hr$c ein einfacher 
6tein mit latcinifcfccr gnfcfatft unb fcerhütltcr Spra.) Scr 2lu*= 
bau bcr ßuppcltirche mürbe wieberbolt in 3tuefict)t genommen 
unb babei auch bcr riefige erfte ^lan mobiftart. 60 finben 
mir im Sahre 1798, nachbem bie Mirale eben erft neu hergerichtet 
werben mar, fern Theatermaler ^eter Sraoaglio ein „Sttobcll 
5ur SBcrgpfarrfirche" eingereiht, mofür ilmt aus ber fürftl. Äaffe 
147 gt angemiefen mürben. ÜRan erjählt fidj noch heute, bafe 
ber Nachfolger beS gürften s $aul, im <pinblicf auf bic enormen 
2luslagen, bie bei einem etwaigen Stuäbau bctwrftanben, benfel= 
ben unmöglich 3 U machen fuchte, inbem er biebt t>or bem bereits 
fertigen %fycil ber Stirpe baS noch beftebenbe ©ebäube aufführen 
liefe. Anfangs biente baffelbc als ©aftbauS, fpätcr als 3JZufif= 
gebäube. Scheichen SDtitgliebcrn bcr Capelle waren hier greis 
quartiere angemiefen. ,§apbn's 33rubcr ocrlebte bafelbft bie le^ 
ten 3ahre feine* £ebenS; 9)Jichacl s ^rinftcr, ber tüchtige 2öalb= 
homift, bcr bic glänjcnbftc Seit bcr Capelle miterlebte, ftarb 
hier am 5. 3lug. 1869, 86 %al}xc alt, unb t;ier mürbe auch am 
8. $ec. 1810 3 bcr nachmalt weltberühmte 2lnatom 3ofeph £prtl 
geboren, beffen ^ater, %atob $\)xtl, oon ÄremS gebürtig unb 
am 11. 9tot». 1794 in ber 33crgfirche mit %fyexe\\a 3^ger gc= 
traut, als Cboift in bcr fürftl. 3Jiufittapclle angcftcllt mar. 
Gegenwärtig wobnen in biefem SJtuftf gebäube bcr jefcige fürftl. 
3Jiufifbirector Marl Sagife u «b bcr im 3ahre 1816 als Siolimfi 
in bie 3)iufiffapcUe eingetretene, nun 78jährige unb noch immer 



3 Sic am 5. 3uli 1874 ent^üttte niarmcrnc ©cbcnitafef an bcr Birfni* 
feite be* Kaufes trägt irrtbümlicfc bas Saturn 7. See. 1811. 



Digitized by google 



204 2>ic fürftlitf dficr&djtj'fc&c aKufitfapetlc. — ftürft $au( Sficr&djt?. 

actioe %o\). Sorenj, ©ofm be$ am 12. Dct. 1817 »erftorbenen 
Dorjüglichen (Sontrabaffiften 3of*Ph fiorenj. 



Gifcnftabt t;at alle Sßanblungcn ber fürftlidjcn 3ftufiftapclle 
an fid) vorübergehen fehen, ihr allmähliches Gntftehcn unb 2öach ; 
fett, ihre Xage be£ ^öajftcn ©lanjed unb ihren Verfall. 2In ber 
,§anb ber für ßunft unb SSiffenfchaft begeifterten gürften be£ 
§aufe3 (Sfter^djp 4 finb nur ^ier im ©taube, bie fo reiche Öe= 
jd)ia)te ber 9Jlufiftapelle, bie bis auf ^aul, ben eigentlichen S8c= 
grünber beä gürfteuhaufcs surüefreicht, in allen ©tabien ju 
»erfolgen. 

©chon $aul'£ Vorgänger, Öraf s JMcolaus, hielt ji$ an 
feinem §ofe einen ^arfenfpielcr. 92icolaud mar Cbergefpan 
mehrerer Gomitate, mürbe 1625 jum ^Jalattn ern>äl;lt unb ftarb, 
63 Satyxt alt, am 11. ©ept. 1645 auf feinem Sieblingefifee 
©rofihöflein. 

^aul, geboren am 8. ©ept. 1635, empfiug am 8. See. 
1687 oon tfaifer Seopolb L ba3 gürftenbiplom 4 unb uöa?ft= 
folgenben £age3 festen er (als ^alatiu) uub ber Iraner Gr$= 
bifd)of ©eorg ©^echemn' bem Grjherjog 3ofeph als erftem erb; 
liefen Könige t»on Ungarn bie Ärone be$ ^eiligen ©tephan aufs 
§aupt. gürft $aul mar ein hochbegabter 3Jtann, erfüttt t-on 
tiefer SHcligiofität, ein Xröfter ber taten, gleich auSgcscichuct 
als &rieg*helb mie als Diplomat unb befeclt oon Siebe $ur 
Äunft unb ffiiffenfd^aft «Kcbft feiner föriftfteUeriföen tyatW 
feit in rcligibfer 9iia)tuug pflegte er mit befonbercr Ü>or= 
liebe auch bie Sonfunft. Gr befeftigte bie oon feinem SSater 
erbaute Surg gordhtenftein in Ungarn, legte bafelbfl bie be= 
rühmte ©chafefammer an unb fdnif eine weitläufige SBilbergalerte, 
bie Porträts aller 2lhnen beä £aufe* umfaffenb. $>e£ oon ihm 
erbauten ©Joffes unb ber projectirten Äuppelfirche in Gifen- 



4 2lu$fü&rli($e« über ba« fürfif. $au« dfJcr^dj^ giebt bie Stenografie 
üon Gmeridj üon $ajnif. Ceßerr. SRctouc, 3. 3a&rg., 4. »b., 1865. 

5 Sorläuftg nur für feine Herfen. äart VI. befrnte ben prficntitel (23. Wlai 
1712) auf ben jeweiligen CJrftgeborncn unb 2Jiajoratäberra bcrfelben Sinie 
au«; 3ei'ep&, II. (21. 3uli 1782) auf fämmtlictyc 2>efcenbenten. 



Digitized by Google 



gürfl ?aul «fterfaib. 



206 



ftobt hwrbe f<$on gebaut. ÜDtit n>el$er SBegeifterung biefer 
große gürft feiner $ir<$e tyulbigte, jeigt eine im 3atyre 1692 
unternommene toa^aft großartige Sßroceffton na$ ber f$on 
früher ertoäfynten 2öallfafyrt$firdje 3Kariajett Ä , bie ityreä ©teilen 
fuä;t. @3 fmb babei audj Trompeter unb $aufenfä)läger ge- 
nannt, ferner bie 3ttuftfer paarroeife einfyerfdjreitenb unb bie 
Sitaneien ftngenb. 3m galt biefe 3Jtufifer ni<$t f$on bamate 
einen felbftänbigen $ir$en($or beS fürftl. §auäftaate3 bilbeten, 
batirt beffen Seftefyen bo<$ au£ bem erften 3<*^ c nä$ft= 
folgenben S^WunbertS, ba ifm ber rituale ©otteäbtenft ber im 
Safjre 1701 mit ben beiben Seneficien ber Sjsrobfteien ju ©roß: 
unb Äleinfyöflein incorporirten ©c§lo&pfarrftr$e bebingte. Guten 
f^lagenben Setoete, bafj ber gürft {ebenfalls auf S3ilbung eine$ 
33ocal<$ore$ bebaut war, liefert ein im Original erhaltener 



6 X'y Orbnung be« 3 u 9 e * &> ar folgenbe: 2>er gityrer ber ^roceffton 
in langem blauen Äleibe, einen H\an\ auf bent §aupt unb (Stab unb Sap* 
ptn tragenb ; brei gleich gefctymücfte Scanner, bie große rotye, fcergolbete gabne 
rragenb; 3860 Änaben au« allen Dominien, jmet unb gtoei ge^enb, na<$ je* 
bem £unbert ein $aar gähnen; 2360 ertoaeftene SWa'nner; 1050 altere (Sin* 
too&ner ber 2)ominicn; 100 ©firger toon <2ifenfiabt, in i&rer SWirtc bie ©tobt* 
fabne; Knaben mit Meinen ftlabnen, benen bie £rontyeter unb ^ßaufenfölager 
folgten; bie üftuftter, paartoeife unb bie Litanei ftngenb; eine 2t ausarte mit 
6 SWiniRranten unb hierauf bie 15 SWoftericn be« SRofenfranje« ; bie Pfarrer 
unb anbere ©eifMiche in (5(>orrö(fcn; bie ©tatuc be« 3cfu«finblein auf einer 
€5tange getragen; 4 @eiftlicb> in tooHem Ornate; 4 ^ralaten unb anbere 
©eifUm)e mit STOuftfern; ber qjalatin ipaul (Sftcr$djW fclbft; »tele ©rafen unb 
grei&erren paartoeife, namentlich bie ©rafen ?abi«lau« <5fdfy, (Emmerich unb 
$etcr 3ic^Vr 3 ©b*hne be« $alatin («bam, 3of^ unb ©igifimunb), bie ©ra« 
fen 3ofe£b unb ftranj Gfkrhdw, ©tephan 5Rdba«b$ sc, ber übrige Abel unb 
ttc öof»3)ienerfcb>ft; 8 roeifj gclleibete 3ungfrauen mit golbcnen Äronen auf 
bem $aupte, ©täbe unb Sappenfchilber rragenb; 4 gleich gefleibete SRabchen 
mit ber ©tatue ber h- 3ungfrau; bie ©emafylin bc« ^alatin; mehrere ©rä* 
pnnen, bie SBittoen (Sfier^djv unb Sidbasbv, bie Somteffen älara, 3uliana r 
6hrifttna, SWaria Gfierhdjü unb anbere SDamen; 120 (Sblere ©amen; 1236 
3ungfrauen au« ben öerfd)iebenen Dominien, mit aufgelöfien unb befränjten 
paaren; 710 grauen; 510 SWänner, i&rc 2lrme in Äreuje«form aufiftreefenb 
unb jebe biefer Abteilungen fcon Fahnenträgern geleitet. (Snblid^ noch 
fchloffen Äutfcben unb Sagen, Äameele unb ^ßferbe biefe ^roceffion, bie au« 
11,200 *ßerfoncn beßanb. (Stach einer gleichzeitigen lateinifchen £anbfchrift 
im Strcbiü be« ©tifteö ^eifigentreus.) 2)er 2Beg toon (Sifenfiabt nacb SWaria« 
jell beträgt bei fo großem ©efolge ettsa 6 Jagercifen. 



* 



206 BW $aut Sfkrbajl?. 

Gontract jnriföen gürft *ßaul unb 3obann ^OKPb gu£, !. f. 
3Rujttcompoiitor, nachmaligem .§offapellmetfter. ^iefcö mebrfaa) 
intereffante £)ocument, t?on beiben Parteien unterjeichnet, ift 
ausgefertigt 311 ©ien am 1. 3uni 1707 unb befagt, ba$ fia) 
gur r>erbinbltd> maajt, stnei caftrirte Knaben „in ber Singer 
fünft" 5U informiren, toofür er monatlich ein Honorar t>on 
10 gl. für jeben Änaben erhält. £a gur ferner uerfpridbt, 
beibe Knaben ber beffercu 33equemltd)feit halber gemeinf<haftlid> 
mit ben in feinem §aufc beftnblid)en Sängerfnaben (alfo jenen 
oou 6t. ©tepban, n>o gur jur '&\t aU $apeUmeifter beim 
Önabenbilb fungirte) aua) in litteris infonniren (äffen 311 Hiel- 
ten, fo legt ber Surft ben s }häccptoren für tbre Müijc weitere 
20 gl. jäbrliä) bei. ©inem jrceiten (Sontract jufolge, batirt 
9. Sioto., erhielt s 3)tict)ael §ämmerl, ber ©runbfebreiber ber fttrebe 
St. 5)orotbee 51t äöien, auf ein halbes ^a\)x 100 gl. baar unb hatte 
bafür ben Knaben „guette &ofi, beeben täglich ein s i)iafe 2öein" 
31t verabfolgen, tme aua) „bie weifte 3öcfch toafdjen ju-laffen". 
— gürft s ^aul nahm aber aua; felbft $infe(en in ba$ SBefen 
ber Xonfunft, unb bafs er bic Gompofttion mit (rruft betrieb, 
befugen bic r>cu tlmt in SJtufif gefegten ein* unb mebrfthnmigen 
Mirdjcnlicber auf alle gefttagc im 3afa; alfi Begleitung bienen 
abtucchfclnb Orgel, Violinen, fielen unb Saft, gagott, ^rem- 
prtcu unb Raufen. 2)ic -Mobien ftub wahrhaft fHrdjlid), 
flieftenb unb leidet fangbar unb .üarmonie unb Stimmführung 
jeigen eine geiranbte .§anbl;abung beä mebrftimmigen Safccs. 
Diefe Hird)enlieber erfa)ieneu in einem 23anbe, grofj gormat, 
mit lururiöfem Titelblatt unb jebe Stimme für ftd), fauber in 
Tupfer geftochen, im 3a$te 1811. 7 2>cr gürft hatte fcfiou im 
3abre 1701 wegen Stid; ber platten mit ben in ber (Sbrcuif 
ermähnten Uuiucrfttät^tfupferftechern ^afob §offmann unb 
Csob. 3alo6 greunbt in Wien uuterbanbelt. Sic benannten 



7 £er Site! tautet: Harraonia coclestia scu Moclodiac Musicao Per 
Decursum totius Anni adhibendac ad Vsum Musicorum Authore Pavlo 
sacri Romani Imperij Principe Estoras de Galanta regni hungariae Pa- 
latino. Anno Domini MDCCXI. Sir finten fyier ned; bie ben Urfprung 
bes fürftl. £anjctf bcjctctmenbc Sdjtci&art Gflora?. Qaybtt batirtc feine 
Briefe aitö (f ftcrfxts in gleicher Seife. 9fccf> 1774 erfdjeint im SUmanad; toon 
Sien: 3n ber SaUnerftrafje 9Jr. 164 Mfetau« $i\x\t ton (Spora*. 



Digitized by Google 



25ie 3Rufiftapeae unter prft 9Ri$ae(. 



207 



verpflichteten ftdj bamate, ba$ ganje s 13erf, 300 Seiten (ohne 
Xitelblatt) auf 150 $upferplattcn bis Januar 1702 abzuliefern. 
2>ie Arbeit verjftgerte fich aber, nrie ber £ttet geigt , bi$ jum 
3af;re 1711. gtir 6tid> unb für platten erhielten §offmann 
uub greunbt $ufammcn 550 gl. nebft brei ©imer Ungarroein. 
gürft s ^aul uerfchieb am 26. Oflärj 1713 ju Gifenftabt unb 
rourbc bafclbft in ber von ihm gestifteten gamiliengruft bci= 
gefegt. 

Unter 3)tid>ael, $aul'ä ältcftem Sohn unb Nachfolger, 
(äffen fu$ fchon, roenn aua) oorerft nur mit §ülfe ber $faro* ' 
SHegifter unb Ncchnung^orlagen, cinjelue SNufifer nachreifen, 
unter ihnen namentlich ber fürftl. £ofmufifu* gerbinanb Slnbreaö 
&inbt, ber im ^ahre 1720 al£ 78 jähriger ©rete ftarb. Seine 
fech** Äinbcr mürben fämmtlich in bie Capelle aufgenommen unb 
reicht einer feiner Sö^nc fogar nod) in bie $e\t ^abbn'e. 
Slufjer ben föofs unb gelbtrompetern Mitläufern, bie, nue 
bie anbern 3)iufici, verpflichtet baten, 31t jeber 3^* Gifen= 
ftabt uub auf Reifen auf bem Atira)enc^or unb bei ber £afcU 
mufif mitjunurfen, finb feit bem 3al>re 1715 mehrere $ofmufici 
namhaft gemacht, unter ihnen ber itautenmeifter unb flatterige 
5tenörift 2tnton Slo^S Sur an t unb bereits* auch ein tfapclU 
meifter, 3Scn$cl 3iotlhofer. $)er Stallte bes Sedieren er; 
fd)eint jum erftcnmal im ^abre 1715 bei einem £aufact; )toei 
3abre fpäter berfcheu Surft 9Rid)ael uub bie gürftin 3Cnna 
Margarethe bei feinem ttinbe ^atbcuftelle; 3ioill;ofer ftanb fo= 
mit beim gürftenbau* in ©nabelt 

SRit bem 1. 3aii. 1720 gewinnen mir enblich feften »oben. 
Surft Michael fa^cint mit biefem läge bie Capelle neu geregelt 
$u haben, ßlf Secrete liegen vor; von ben 6 $ofs unb gelb« 
trompetent haben einige fd;on oorbem gebient unb müjfen nun 
Sunt Xfcil aua) auf bem (Sbor ati Säuger mitmirfeu; ben 
0 ßtabt'föen Äiflbem ift eine ©etyiltfe an ©elb ausgeworfen; 
3lntonic Sinbt roirb aU $of=2>iacanttfHtt angcftcUt; ber 
Stautcnmciftcr Surant crfd)eint abermals ; in bem Saftraten 
(Stltift) QanS SßauluS tiniebattbt, ber fpäter bie befte (Sou; 
oentiou be$og, ließe fid) etwa einer ber früher genannten, im 
-o^hre 1707 naa) 2Bien gcfanbteu Sängerfuabcn oermutbeu, 
wenn bem nia)t baö Taufbuch ber Stabtpfarre mibcrfprääje, 
bas fd)on IGSs biefeu $aulu* ab Sohn bes 2lnbreas iluiebaubt 



208 £ie 9Rufitta*>etIe unter ber prfHn Maria Octabia. 

Snmolmer von ©ifenftabt, auf tücift ; eä iväre bemnach ein fehr 
alter ßnabe getvefen, mit bcm ftd> nrieberum „t&gliä) ein 3Jtafj 
äöetn" eher vereinbaren ließe. KU ©chlujjftein reiht fleh baS 
2)ecrct beä genannten ÄapettmetfterS (Capellae Magister) Söenjel 
givilhofcr an; er bejog einen ^afyreagetyalt *>on 320 gl. fammt 
Cuartiergelb, täglich ein 2Raj3 Söein, ein Sfaar ©emmein, jährl. 
4 ßlafter £olj unb baä übliche fonftige Deputat, ©ie Stile finb 
tvie vorbem verpflichtet, mit ihrem Talent bem Surften aller 
Orten, in ber ßirche unb bei ber £afel ju bienen, ber ßapelk 
meifter überbieS als (Somponift unb auMbenber SJtujiter. $>ie 
jäl?rlid)e 2lu3gabe für biefe 9JtufiffapeHe (bie Naturalien in 
©etbeeivertlj beregnet unb bie ©ehalte be£ Sßrobft unb jmeier 
Äapläne inbegriffen) betrug 3058 gl. 14 $r. rhu. 

gürft SDiichael ftarb ju 2Bten am 24. 3Jcärj 1721 unb 
tvurbe am 28. in Gifenftabt in ber ©ruft feiner SSäter bei; 
gefegt. %n ©rmangelung eineä leiblichen ©rben folgte ihm in 
ber ^Regierung be3 ÜDlajoratä fein $ ruber 3>ofeph, geb. am 
12. 3Kai 1687, vermählt am 22. 3Kai 1707 mit 2Karia De; 
tavia, Tochter be3 ütei<h*fürften ©eorg Sulütä von @itteis. 
Sofepb'ä Regierung $ä^ttc nur nach 2öochen; er ftarb fchon am 
7. 3uni beffelben Sahreä. 

S)a$ Majorat !am nun an feinen ©ohn $aul Slnton, 
geb. am 22. 2lpril 1711. 2)a berfelbe aber noch alä unmünbig 
unter 2$ormunbfä)aft ftanb, regierte feine Sftutter, bcr hrir in 
2Bien im 3Jtt$aelertyaufe begegnet finb, tvo fic gleichzeitig mit 
£avbn unter bcmfclben $>a<he tvohnte unb auch bafelbft am 
24. Slpril 1762 im 76. Lebensjahre ftarb. 

Unter ber gürftin 3ttaria De tavia nmrbe bae frübefte 
Gonvcntional ber fürftl. 3JtufiffapelIe angelegt unb biefclbe re= 
organifirt; bie jährlichen 2lusgaben an ©clb unb Öelbestverth 
lvurben zugleich auf 1479 gl. 55 £r., alfo unter bie plfte be* 
frühem Betrags, berabgebrüdt. £er ©tanb ber Capelle fear 
nun folgenber: 1 $i*cantiftin (Antonie £inbt), 1 Siscantift 
(^Jaul £u*ädr, fpäter Senorift), 1 2lltift (ber Gaftrat ßnicbanbt), 
2 SBaffiften (granj <pavr, fpäter Drganift, unb 3ob. ©eorg 
SChonncr). $es früheren ßapeHmeifters geflieht feiner weiteren 
Gnüähnung; auch fein Gborregent ift genannt, bod) vertrat 
biefen Soften 7 %al)xc lang auSbülfätveife ber ermähnte Söaffijt 
£l;onner, bcr auch bei ber ^Buchhaltern vertvenbet tvurbe unb 



Digitized by Google 



Jtapeümeifkr SSerntr. 



209 



crft 1761, 66 3a$te alt, ftarb. 2)a& Drchefter (2 Colinen, 
1 $iolon, 1 gagott fammt Drgel) fear auSfötiefjlidj burch bie 
Srüber Sinbt oertreten. ®ie benannten belogen reichliche* 
Deputat, baä ihren ©ehalt in ©elb häufig überftieg. 8 

5Dic nrichtigfte Ernennung unter ber gürftin toar bie eines 
ÄapeümeifierS, beffen 9came oorerft nur aus ben Quittungen 
erftchtlidt) ift. Sie «Nachrichten über biefen $öd)fi eigenthüm* 
liehen 3Hann finb fo foarltch, bafj nrir ^ier auch auf anfcheinenb 
geringfügige (Sinjelheiten Sdüdfftcht nehmen muffen. 2>ie StnfteEung 
beS ©regoriuS 3ofeph U) 3 SBerner als ÄapeHmeifter batirt oom 
10. 2Jtai 1728; fein ©ehalt betrug jährlich 400 gl., nebft 28 gl. 
Öuartiergelb, nur jtoetmal mährenb feiner langen SHenftjeit burd) 
fleine Deputate ergänzt. S)aS Vorleben 2öerner'S ift in tiefes 
Tuntel gefüllt; nichts beutet barauf tyn, too unb n>ann er ge= 
boren unb n>o er feine 2tuSbilbung genofe. 2lm nächften liegt 
noch bie SBermutfyung , bafc er, loenn auch nicht in Söien gebo^ 
reu 9 , fich boch bafelbft nicht bloS oorübergehenb aufgehalten 
hat. 2>afür fpricfjt junächft feine ©urleSfe „$>er Söiener 2^anbel- 
marft". $)afj er etroa ein 6a)üler t>on gur getoefen, bafür 
fleugen feine contrapuultifä)en (Sompofitionen. 3 eD ewfaHg h at 
SSerner biefen 3J!eifter hoch gefehlt, benn er fa)ricb fich beffen 
Missa canonica oollftönbig ab, roie er auch Steffen oon (Salbara, 
Steutter u. St copirte. iBie fehr fi<h Söerner $u ber ftrengen 
Schreibart hingezogen füllte unb fic mit feltener 2(uSbauer fich 
ju eigen ju machen bemühte, beroeij* feine noch »orhanbene 2tb= 
fchrift eines im $ahre 1£43 in -Nürnberg erfchienenen gefaxten 
Sehrbuchs ber Sonfunft oon 3. 8. §erbft. 10 Saut Ouittung 
beS fürftl. £auSmeifterS in 2öien lourben Söemer am 15. 3uni 



8 SBeif*iel«tt>eifc battc ber ^agottifl Hnton ?inbt 34 gl. 3ab>e«geb>rt, 
8 gf. Ouarticrgelb, 10 gl. ^otggelb, 300 <ßfb. 9finbflcifa ä 4 b. = 12 gl.; 
1 <Seb>ein = 6 gl., % öimer ftüben, bitte Sraut = 1 g(., Rammen 71 gl. 
(1 gl. = 60 Är. ; 1 Är. - 6 2)enar.) 

9 2>tc ^forr^egtflcr geben über SBerncr feinen 2Cuf|c$lu&. 

10 Musica Poetica, sive compendium melopoeticum , ba« ift: (Sine 
fur^e Anleitung, unb grünblidje SBntertoeifung, hne man eine fdjöne Harmo- 
niam, ober lieblichen ©efang, nac^» gen^iefen Praeceptis önb Regulis compo- 
niren, bnb marken foll ic. anje^c tMibltcivct tnb jum Xxud berfertiget: burc^ 
Oo^ann Slnbream ^erbft, CateUmeiflcm in Dürnberg, MDC.XXXXIII. 

l'clll, vaijbn. I. 14 



Digitized by Google 



210 



Äapeflmeifter ©erner. 



1728 jmei 2öagen für i§n unb für fein ©epäcf jur gabrt nad) 
©ifenftabt gcftellt. SBorber aber beforgte er no$ ben Hnfauf 
eines 33ioloncetl$ für ben jungen gürften beim faif. £of=£autcn= 
macfjer 2tnton ^ßofcb nnb einige Snftrumente für ben flirren« 
<bor, nrie au$ bie (Sopiatur Derf<$iebener Äircbenmufifalien oon 
6<$mibt, gu£, Dettl, SReinbarb, 3 iani / Naumann unb (Salbara, 
beren 2lnfd)affung natyeju 400 gl. betrug. (2luch hier beuten 
bie tarnen auf genaues SBertrautfetn mit äöiener ^erpltniffen.) 
Söerner mar ein fleißiger 3Äann; faum in ©ifenftabt angefom= 
men, fing er an für $ir<$e unb Cammer 511 compomren unb 
jebeS 3a^r oermehrte bie 3 a hl feiner Arbeiten, bie er fogar 
felbft in bie einzelnen ©timmen au^og unb ba$ grobe Rapier 
baju aus freier £anb fetbft raftrirte. ©alb nach feiner 2lm 
Pellung mujj 2Serner geheiratet haben; auch hinüber fübrten 
bie 9ta<hforf jungen nicht jttm gemünfa)ten Sttefultat. ©eine 
grau, ©Hfabetb, toar fo meit muftfalifch gebilbet, ba& fie im 
©tanbe mar, felbft §u unterrichten. Sei ber Xaufc beS erften 
©obneä, geb. 11. San. 1731, vertrat ber gürft «patbenfteüe; 
beim nächften ftnaben liegen fid; W^VV Söerner unb feine 
grau, 2lnna Waxia, (möglicherioeife bie eitern 2öerner'3) in 
absentia burch einmobner oon Gifenftabt vertreten. @3 folgten 
noc^ mehrere Äinber, oon benen aber nebft ben genannten feines 
bie ©Item überlebte. $>ie grau ftarb am 22. 6ept. 1753, alt 
48 Sabre. 9iad) bem £obc ber Sängerin Antonie ßinbt (1736) 
batte Sßerner auf furje 3eit jur Spaltung eine« S)i£cant=3ungen 
nebft 24 gl. £cbrgelb ein anfebnlicbeä ©cputat; nachbem biefeö 
entfiel, bejog Jöerner oon 9ioo. 1738 angefangen für beftänbtg 
an Naturalien jährlich 15 (Sinter Sfikin (a 3 gl.) unb 15 ÜJiefcen 
ßorn (ä 1 gl.), ferner feit 1740 für feinen Knaben $aul 2ln= 
ton, ber in ber Äircbe ben 2Ut fang, 50 gl. ÜJiacb bem £obe 
beffelbcn fang ferner felbft ben 2Ut 11 unb be3og ben genann- 
ten @ptra-$el;alt fort, %\n 3abre 1759 aber oerfagte feine 
Stimme gä^Ua), nachbem fdjon oorber i^re Öcbred;ltd;feit bie 



11 2en tfaftraten gegenüber, bie buxd) eine unnatürliche ^rocetur il>re 
ur)>riinglic$cn Stimmittel ju erhalten ttu0tcn, gab eö Sänger, bie burety 
fünfllid>c 2tu$bilbung beö galfctt« im <2tanbc »raren, bie Aufgaben einer 
aitftimmc au?3itfüi)ren. 



Digitized by 



Äa*>cttmcif*cr Scrncr. 



211 



2lnftellung einer ©ängerin er^eifdjte. $n bcv Glitte ber 40er 3afyre 
würben SBerner jafyrlid) oier Äremmfcer 2)ucaten (= 16 gl. 80 b.) ' 
bewilligt 3um $)rutf ber £ejtbüa)er feiner (Sfyarfreitag&Dratorien, 
bie feit 1729 aßja&rlia) in ber ©$lofkapelIe, beim f>. ©rabc in 
ber Capelle ber ^oc^abeligen (Sfyorfraucn bei ©t. %ofcp\) (baS 
fpätere fogenannte $armftäbtif<§e §au3) unb audj in ber 
©pitatecapeUe abgefungen mürben. ($)ie lefcte Üutttung batirt 
gebr. 1761.) 3m 3af>re 1735 wibmet Söemer bem au$ grank 
rei$ jurütfgef ehrten gürften, ber fld^ am 26. SDec. 1734 ju 
ßuneoille mit 3Karia 3tnna Souife, 3)lara>fa t?on fcunati $Bi& 
conti, oermäfclt hatte, ein größeres SBerf, 6 ©ontp^onien unb 
6 ©onaten für 2 Sßioltnen unb Safe umfaffenb; bie umftänb= 
li(f>e unb unterwürfige fcebication giebt jugleta) in bem bamals 
unüermetblidjen (Sonogramm bie genannte Sa^re^a^l. $m 
9too. 1738 bittet 2öerner, ber gürft wolle „einige neue mufU 
falifaje ©tücfe, 5 ©pmp^onien unb l SmitationfrGoncert aus 
benen ital. ©ing:2lrten" in ©naben annehmen, gftre Vorlage 
hatte no<$ einen befonbern ©runb: Söerner unterbreitet $ugleia) 
bie Älage, bafc bie ihm gnäbigft bewilligten 15 Gimcr 2ßein 
(@ifenftäbter £amb, b. i. 2luämafj) ihm, „aber gewifj nia)t ab 
futytlia), fonbem au* 23erfehen", in feurigem (biesjä'hrigem) 
93ergredjt=2Bein ausgeliefert mürben, währenb bod) alle anbern 
£>ofmujxct einen bcrgleia)en alten Söein beziehen; er bittet baher 
bcmütfyig um 2lbf;ülfe, ba ihm „wegen vielfältig ftfccnber Arbeit 
ein Dergleichen junger unoerjährtcr Söcin an ber ©cfunbhcit 



werbe mit unermübetem gleite bemüht fein ©r. ^oa)fürfll. 
S)ur$tauä)t „unwürbigcr Gaoellmaxfter". $a wir biefcm wunber= 
liefen 3)tanne mit feiner anfprudjslofen £rcue unb feinem berb= 
biebern 2ßefen nochmals begegnen werben, nehmen wir für bieS; 
mal von ihm 2lbfchieb. Xcv SluSfpruch &efftng'S: „SBielc jinb 
berühmt, Meie oerbienen es $u fein", trifft bei Söerner infofern 
ju, als er jebenfafls bas 3^wg baju hatte, unter anbern $er= 
hältniffen eine hcroorragenbere mujifalifche ©tellung einzunehmen, 
als ihm belieben war. §at>bn war ^tertn glücfltd;er; btc Sä- 
ten hatten fict) geänbert, er fonnte fi<§ mit tüdjtigcn 3JZufi!ern 
umgeben unb fein gürft lebte fojufagen nur für bie Äunft unb 
liefe es nicht an Anregung fehlen. 2Bie fehr §aobn feinen 
Vorfahr im tote fehlte, obwohl il;n äöerncr einen „SNobe^ 




Digitized by Google 



212 



2>ie iDcuftMabellc unter gürft $aul Änton. 



$anSl" unb „©•fanglmad&er" nannte, »erben nrir no# er= 
fahren. M — 

$aul Slnton mürbe im Sabrc 1734 gro&jäljrig unb trat 
fomit baä fürftU^e SÄajorat an. %üx unfere 21uf gäbe genrimtt 
feine Sßerfon eine befonbere Sebeutung. ©eine 9)hitter batte in 
ibm unleugbar ©inn unb Siebe für bie $onfunft genährt; er 
Jpielte au* felbft SBioltne unb SSiolonceU unb fä)eint er einen 
ber genannten trüber, ben 3$ioüniften 3°f c Pb Sinbt, fcon bem 
eine 9teä)nung für ^nftrumcnten=3 ur ^ tun 9 vorliegt l \ jum 
Sefyrer gehabt ju tyaben. ©ein ^nterefle für SJlufif bezeugen 
tjornefymliä) noa) fcorfjanbenc ja^lrci^e, üon tym in 2öien, 
3)re£ben, 9Jtailanb, Sftom unb Neapel gefamnteltc Partituren 
uon Opern, ©erenaten, ^aftoralen unb Snjtaunentalroerten, 
über toeld^e ein t»on Gfwmpee, $ioliniften im Drä)efter ber 
franj. Äomöbie im Xfyeater nää^ft ber ©urg (ftefye bie ßbronif) 
im %a\)te 1759 t>erfafeter, taUigrapfyifcf) auegearbeiteter unb bem 



12 ffierner war in Gifcnftabt glci^fam lebenbig begraben. Satter (SDtuftc. 
eejrtcon, 1732) fü&rt ib> gor nic$t an. (Srft fein fpäterer f<$riftlic$er 3ufafc im 
eigenen $anb-Öremj>lar lautet: „SBcrner (©eorg) tfl jefco (1736) Sapetlmeifter 
betjm prften Sfterbaft ju Sien." ©erber (Sericon ber EonfünfUer , 1792), 
a(fo über 50 3a&re frätev. fprt$t toon SScrncr, ,,&o<$fürfU. Gfkr&afiföer Sta 
peUmcifter ju (Sifenftabt in Ungarn, um 1736, mar melleic^t ber 5Borfab> 
unfer« großen §ai>bn im Hmtc", unb fübrt bann 2 fomifctye (Jantaten unb 
1 3nfrrumental'<Somt>ofition an, bie er in ber 2. 2fuff. r IV..$beil, 1814, mit 
bem muftf. 3nfrrumental»(£alenber erganjt. SWarfcurg unb Watt&efon nennen 
SBerner nirgenbe unb h?enn er fenft ern>abnt ifl, geftbiebt bie« meinen« nur 
im 4>inb(tct auf feine Gompofttionen fomiföer 9lrt. Sluefübrlicfyerc« giebt 
SIIojjö guebs in ber Mg. SSicner üttuftt\3eitung, 1843, 9er. 85. (Sin jtoei» 
ter 5tuffa^j im fergenben 3atyrgang, 9Jr. 56, flammt offenbar toon einem ?o!at* 
vertrauten, aber in betben Raffen wimmelt baä ©tegrap^tfe^c von 3rrtfyümern. 
3m »erbreitetflen unb mit aller ScfHmmtbcit er5ab.lt n?ar felbft unter ben 
jungem 9Hitgliebern ber fürfil. Äapelle folgenbe SMare: §aobn fei fron Gfkrbaj 
fceraufgefommcn, um feine % 2Heffc G-bur ju ferebuciren; fic mißfiel ffierner 
berart, baß $aybn ju feiner (S&renrettung einen juniten SJerfucb, machte unb 
bie befanntc (Cäcilien.?) 2JJeffc im ftrengen ©til febrieb unb fie SBerncr »er- 
legte unb toon ba an batirte fieb bann Serner'« 9lc$tung für $aübn. ge» 
nügt, baran 311 erinnern, baß bie G bur SWeffc 1772, 6 3abrc nacb^ ©erner'« 
Job, gefeb^rieben ift. 

13 „9ted)nung beö 3of. ^inbt, waö fcor bcö gnabigfien gürften 3nfirument 
toegen 3"ri^t ijl ausgelegt ttorben" (bat. 1728). 



Digitized by Google 



2)ic 2RufiffapeUc unter ftürfl <ßaul Stnton. 213 

funftfinnigen gürften gettribmeter Äatalog in franj. Spraye 
ebenfalls fid) erhalten f>at. Xer Vermählung beä gürften mit 
ber 3Rara)efa oon Sunati 93i$conti auä £othrtngen mürbe fd)on 
gebaut. 2)ie @be blieb finberloä; bic gürfttn ftarb ju 6ifen= 
jlabt am 4. 3uli 1782. 3m 3a$re 1750 übernahm ber 
gürft ben @efanbtfd)aftäpoften am neapolitanif<hen $ofe; oor 
unb naty biefer 3eit Mte er H# * m Erbfolge: unb im fteben= 
jährigen Äriege heroorgettyan unb flieg bte jur Söürbe eines 
gelbmarfd&aHä. 3 to eimal faßte er feiner 9Jlonardjin ein gan= 
jeä mohlauägerüfteteä §ufarenregiment unentgeltlich jur $er= 
fügung. 3n ber rei^üerjierten Uniform feines Regiments, im 
blauen $olman unb gefömücft mit bem SRitterorben beS goU 
benen SBIiefjeS fehen mir ihn benn aud) im (Schlöffe &u gorchten* 
flein abgebilbet, umgeben oon 80 Dfftsieren feinet Regiments 
in ebenfo t-iel einzelnen nach bem Sehen porträtirten Delgemäl* 
ben. Raheju brei 3ahrsehnte ftanb bie aRufiftapette unter ber 
Dbhut biefes gürften; mir fehen flc in biefem 3eitraume ftetig, 
toenn aud) langsam oormärts fäjreiten, boch bemegte fte fi# 
immer noch in befdjeibenen 2)imenfionen, eben gro& genug, um 
ben Äirdjenbienft unb bie Safetmufif ju oerfehen unb etma mit 
Seijiehung ton italienifchen 6ängern aus 3Bien ein gamilien^ 
feft im fürftL §aufe mit einem größeren bramatifdjen Söerf ju 
oerherrlichen. <5o tourbe im 3ahre 1755 jum ©eburtstag beS 
gürflen im «Schlöffe eine Ecloga Pastorale oon 2lbbate ©ioo. 
ßlaubio ^aSquini, 3Wufif oon granceSco 3)caggiore, auf- 
geführt, oon ber noch Sertbuch unb Partitur oorhanben finb. 
2)afj btefe !leine Äapette im etanbe toar, aud) 2Bcrner'S Dra= 
torien unb Steffen aufführen, jeugt oon ber Süchtigfeit jebeS 
(Sinjelnen. 

Äurj nach beS gürften Regierungsantritt würbe baS Dr= 
elfter jum erftenmale mit glöte, Oboe, ^ofaune unb $aufe 
öerftärft unb toer au&erbem im Haushalt beS gürten ju fingen 
ober ein 3uftrument ju fpielen oerftanb, fah ft<h, mit ober ohne 
feinen 2ötllen, nach 33ebarf in bie Capelle eingereiht. 14 ©o 



14 2He ©im, ba« bienenbe ^erfonal ju bau«li($en 2Hufü*$robuctu>nen 
311 »croenben, toax tcfanntlid? im »ortgen 3a^r^unbert niduo llngcivöbnü^c«'. 
(Sbaraftertfitf^ ift in biefer S3e$te&ung eine Slnfünbigung ber Siener 3ettun& 



Digitized by Google 



214 



35ic 2Huftffa»cHe unter giirfi ^aul Snton. 



finbcn nur namentlia) in ben 50er 3 a $ rcn mehrere Äanjleis 
Beamte gleichzeitig als 9J?ufifer genannt. 8ei ber Xafelmuftf unb 
auf bem ßtyor Ralfen and) bie ©ä)ullef>rer ber benaa)barten 
Oerter ®rofj: unb ßletn=§öflein als gagottiften au$; ber ©d)lofc 
©d)ulmeiftcr S°f- 3)ie$l fang im ßfjor als £enorift unb ti?ar 
auä) bei ber gelbmufif eingereiht, unb fein SBeib fear jugleicr) 
gehalten, ben ÄapeHendjor ju frequentiren. %xti %a\)xe 1754 
toar ber Unterhalt ber Capelle (incl. Naturalien in ©elb be* 
red)net) 14 auf 2723 gl. geftiegen. $)en työd)ften ©etyalt be$og 
mcrfnmrbtgcrtoeife ber Sßaufer 2lbamu3 ©türm (fammt Natu* 
ralien 285 gl.); irmt sunäd)ft bie beiben Oboiften flarl 93raun 
unb 9Inton Äreibig (200 unb 227 gl.). $>urd)fd)nittliä) be* 
Sog jeber 9Ruftfer bamaU jäfjrlid) aufeer bem ©etyalt in ©elb 
an Naturalien 300 $fb. Ninbfleifä}, 1 ©tücf ©d}mem, 9 Gimer 
2Bein, 30 ?fb. ©d)mal$, 12 aRcfccn ßorn unb Söctjen, 40 $fb. 
©alj, 30 ^3fb. flehen, 6 ßlafter £ol$ unb bie übliä)e 9tu^ülfe 
für bie flüd)e. 2)er genannte Slbamuä ©türm fgeft. 1771) biente 
bem gürftentyaufe bei 30 i^ren unb mar, ttne noä) bie cr= 
t)altene, obtoofyl flarf üertuitterte ®rabfd)rift jeigt i6 , einer jener 
ttunbcrlid)en ^auje, bereu bie ÄapeUe &u jeber 3eit 3Hej)rere 
aufjumeifen l>atte. 

3(m L S^n. 1759 erhielt baä ©ängerperfonat ber Äapette 
ben bis batyin bebeutfamften 3utt>ad)S: 2>er bereit« in ber 6bro- 
ni! genannte ßarl gribertl) tourbe als „Senorift unb §offtaat-- 
9ftufifuS" angeftettt; genau ein Satyr fpäter, am 1. San. 1760, 
fanb bie 9lufnal>me ber ihm ebenbürtigen $)i$cantiftin, s ilnna 
Tlaxia ©d)efffto3 als „(Sfyor* unb (5ameral= ©ingerin" ftatt. 



bom 3abu 1789: „3n ein bieftge« $errfcb>ft8&aü« toirb ein ©ebienter ge- 
fugt, n>eld>er bie Sioline gut [tiefen, unb föreere (Slarüerfonaten ju aecom* 
J>agniren t»erftef?t." 

15 2)ie Naturalien »aren bamal« 311 folgenbcn greifen beregnet: 
1 <ßfb. 9cinbfleifc& 5 b.; 1 <3cb>etn 7 $1.; 1 1>fb. ®<$malj 20 b.; 1 $fb. 
©atj 4 b.; je 1 SKetjen SSeijen 1 gl. 50 Är.; Äorn 1 gl.; £ü*cnföetfc (@rün- 
jeug) 3 gl.; 1 Simer Äraut unb »üben 1 gl. 50 Är.; 1 öitner Sein 3 gL; 
1 Älafter $elj 2 gl. «ußerbem noc$ Ouarttergelb burct.fcbnittli<b 12—16 gl 
(@elbe«n>ertl? ftebe 2tnm. 8.) 

16 Sie @rabfrtrift beginnt im Jone eine« e<$ten $age|rel3en: M ^>ier 
rulj t «bamu« Oturm — 2>cr nie »>erel)eligt rcar, — Cr jog ins 3:oben«»eic^ 
— yia% fünfunbfe^ig 3a^' . 



Digitized by 



■ 

3>ie afluftf fabelte unter ftürft $aut «nton. 215 



S)er gürft, erft jefct ftätig jtä) in (Sifenftabt auföaltenb, mar 
offenbar im beften 3uge, feine Äapette 5U oerbeffern. £)er früher 
ermähnte 93efuä) beim ©rafen 3Äorjin unb bie $efanntfa)aft mit 
4)aöbn'£ (Sompofitionen moä)te i^n ooüenbä barauf aufmerffam 
gemalt fyaben, bafe fein bereits alternber unb fränletnber Äas 
peHmeifter nid)t me^r im ©tanbc mar, ersten Shtforberungen 
$u geniigen, ©in ©rfafe mar bringenb geboten. Unb mie im 
Seben bie Umftanbe oft munberbar ineinanber greifen, fo traf 
eä ftä; aua; ^ter, ba& in eben biefe 3eit bie 2luflöfung ber 
3Äoräin'fa)en Äapelle fiel. ®er gürft griff rafä? ju unb oer- 
jiä)erte na) ber ^erfon beS frei geworbenen gräfl. SÄufifbirectorS, 
bem ba3 bargebotene neue 2tftol um fo ertoünfdjter fein muftte, 
ate e3 ifm fo unerwartet oon ber ©orge um ben faum erft 
errichteten eigenen §au£ftanb befreite. 17 



17 Cbreotyl es jroedto« unb ermübenb ir»are, in ber ftotge bei jebem be« 
beutenberen dement in $aöbn'$ Sebenölauf bie mancherlei »erbreiteten toiff* 
Fürlidjen 3tn$fc§mudungen jebeämal ju roiberlegen, fei bod? b^ier ber 'Änefbotc 
gebaut, mit ber Sarpani (Le Haydine, p. 88) $aöbn beim dürften (Sfkrbaji) 
«infübrt. ©ie ttmrbe bon fteri« (Biogr. univ. des Musiciens) aufgenommen 
unb wirb regelmäßig nod) in neuefter 3eit nad)er$abtt, j. ». in ®d)oefd)cr'« 
The life of Handel, engl. Ueberfefcung, Bonbon 1857 f p. 368; in Lea Mu- 
siciens celebres, par F. Clement, Paris 1868 (Ärtitet $atobn) etc. CS« 
$ei§t: gürft CSfterljdjb b>be bei 2lup&rung ber $aöbn'fd)en S^mpbon« &«inr 
Olafen 3J?orjin ben bamalö tränten Somponiften nid)t gefeiten. 2>er gürft 
teirb f^Ster burd) feinen Crd)efierbirector griebberg an $atybn erinnert, 
grriebberg rätty §a$bn eine ©ömpbonie ju fd)reibcn (t9 teirb aud) gleich eine 
„fünfte in C %" als folc^e bejeidbnet). »ei ber Huffü&rung tft ber gürft 
<ntjüdt unb fragt nad) bem Comjjoniften. „8on §abbn", antwortet grieb« 
berg, inbem er ben jitternben SWufifcr »orftcllt: „Quoi! la musique est de 
ce Maure? He bien! Maure, des ce raoment tu es ä mon senrice. 
Comment t'appelles-tu? — Joseph Haydn. — Mais je me souviens de 
ce nom; tu es dejä de ma maison: pourquoi ne t'ai-je pas encore vu? 
Ya, et habille toi en maitre de chapelle; je ne veux plus te voir ainsi: 
tu es trop petit, ta figure est mesquine; prends un habit neuf, une 
perruque ä boucles, le rabat et les talons rouges; mais je veux qu'ils 
soient hauts, afin que ta stature reponde ä ton merite. Tu entends, 
va, et tont te sera donne." Unb $atobn? . . . 3)er „2Robr" jog fid) eb> 
«bietig in einen ©intet be« Ord)eftcr« jurücf, „songeant avec regret ä la 
perte de aes cheveux et de son elegance de jeune homme." Siefe @cene 
<ergänjt bie «netbote) trug fid) am 19. 2ttar3 1760 ju. — 2)ie §alt(ojlgf«tt 
fcer bjer mitgeteilten gäbet ergiebt ftd) allein fd)on au« bem Umftanbe, baß 



Digitized by Google 



216 



$apbn al« fürfIL Jrapettmcifler. 



Ueber bie vorausgegangenen Serhanblungen liegt jroar 
nichts Näheres oor, boä) hat iid) und bie in Söien am erfreu 
3Kai 1761 ausgefertigte „(Sonoention unb 33erhaltungS:9lorma" 
(93eil. V.) erhalten, bie uns mit ihren oter$ebn Paragraphen 
einen reiben ßrfafc bietet. demnach (§. 1) umrbe „(Sr Sofeph 
£etyben" als 5Mce=Äapellmeifter in bie £)ienfte beS gürften ©fter- 
\)ä$) bergeftalt aufgenommen, bafc, roährenb ber bisherige $a* 
peUmeifter ©regortuS 2Berner, „obmohl er fyotyn Alters unb 
Äränflic^feit falber nicht roohl im ©tanbe ift, feiner Pflicht ge= 
hörig nachkommen, er bennod) in 2lnfehung feiner langjährigen, 
treu unb emftg geleifteten Sienfte als €ber=&apellmeifter oer- 
bleibt" unb 3ofeph §apbn ihm, maS bie Äirchenmufif betrifft, 
fuborbinirt fein mirb. %n al^n anbern gäüen aber, roo immer 
3Jcuftfaufführungen ftattfinben, merbeu fämmtliche aWufifer an 
ihren 33ice--#apeUmeifter angetoiefen. (3)iefc Drbnung jielt be= 
reitS auf eine oermehrte Xt>ätigfcit ber Capelle, auf bramatifa?e 
unb auf Dnhefter* unb Äammemufi^uff Übungen.) §• 2. $ou 
bem nunmehr als §auSofficier angefchenen unb gehaltenen 3Sice= 
Äapellmeifter wirb erwartet, ba& er ftch nüchtern unb mit ben 
ihm untergebenen ÜRufifetn nicht brutal, fonbern befchetben, 
ruhig unb ehrlich aufzuführen toiffen n>irb, mie es bem ehr= 
liebenben £auSofftrier eines fürftl. ßofftaateS wohl anfteht. 
$a& femer bei ^robuetionen oor ber hohen §errfchaft ©r SSice= 
Äapettmeifter fammt ben SMuftfcm allejeit in Uniform unb nicht 
nur @r Sofeph §epben felbft fauber erf Cheine, fonbern bafj er 
auch feine Untergebenen baju anhalte, ba& fte ihrer erteilten 
33orfchrift gemäfc in loeijjcn ©trumpfen, meiner SBäfche, einge= 
pubert unb entioeber in 3opf ober $aarbeutel, jeboch 9lüe burefc 
aus gleich, ft<h ^hen laffen. §. 3. 2)a bie SDcufifer an ihn als 
ihren 33ice^apellmeifter angehriefen finb, ttrirb (Sr Sofeph $ep; 
ben fich um fo cyemplarifcher aufführen, bamit biefelben an 
feinen guten ßigenfehaften ein Scifpicl nehmen fönnen, baher er 
aua) jebe Familiarität, ©emeinfehaft in (Sffen, £rinfen unb ans 
bern Umgang ju oermeiben hat, um ben ihm gebührenben 9lc= 



bie <5f}er^ä^'f(^e Capelle »eber bamalfi nodj je überhaupt einen Crtfccftcrbircctcr 
ftriebberg befeffen $at. Scbl aber liege ft$ annehmen , baf? ber (Sänger 
ftribertk ber batoon ge&ert, baß $apbn frei geworben, ben gürfkn an i^n 
erinnert fcaben mag. 



Digitized by 



217 



fpect nicht $u vergeben, fonbent aufregt ju erhalten unb bie 
Untergebenen $ur fchulbigeu ^arition um fo eher ju vermögen, 
je unangenehmer etwaige Uneinigfeiten bie Jpcrrfd^aft berühren 
müßten. §. 4. ©olle 6r jebe anbefohlene (Sompofüion fofort 
ausführen, jeboch -JUemanbeit mitteilen, nod) weniger abfchreU 
ben laffcn, auch otme eingeholte @rlaubni§ für Slnbere nichts 
componircn. §. 5. §at 6r 3ofept) §epben alltäglich in 3öien 
ober auf ben ^errfdjaftett 25 or- unb Nachmittags im 3tntid)ambre 
ju erf ehernen unb abzuwarten, ob eine SWufit anbefohlen fei unb 
bafür ju forgen, baß ade 3Jlufifer ju rechter $t\t erfcheinen unb 
ju fpät Äommenbc ober gar 2lbwefenbe ju notiren. §. 6. 2ßirb 
@r ettoaige Uneinigfeiten unb 33efchwerbeu unter ben SKufifern 
nad) 3Jlöglichfeit ju fchlichtcn trachten, um ber hohen §errfchaft 
in unbebeutenben gällen feine Ungelegenheit ju oerurfacheu, 
unb nur bann, mann etwas befoubereS oorfatte, welches @r 
3ofept) §eoben nicht felbft im ©taube fei, auszugleichen ober ju 
Oermitteln, barüber an bie h^chfurftl. Durchlaucht berichten. 
§. 7. §at @r «ice-^apettmeifter auf Erhaltung ber SÄujitaltett 
unb munfalifchen ^nftrumente ju achten unb für biefelben ju 
haften. §. 8. 2Birb Gr Sofeph §eöbeu gehalten, bie ©ättgerin* 
neu ju ittftruireu, bamit fie baS itt Söien mit 2)lühe unb Un= 
foften oon oornehmen atteiftern Erlernte auf bem Saube nicht 
wieber oergeffen; auch h&&e er fidt> felber in unterfchieblidt)en 
3ttftrumenten, beren er fuubig ift, brauchen &u laffen. §. 9. Söirb 
ihm eine 2lbfchrift ber GottDentioit uub 33erhaltungS=9torma jus 
gefteUt* bamit er feine ihm Untergebenen bamaa) anjuhalten 
Wijfe. §. 10. UebrigeitS laffe man all' feine fchulbigen Eiettfte 
feiner ©efehieflichfeit unb feinem @ifer über unb erachte eS um 
fo weniger nöthig, iene §u Rapier ju fefcen, als bie burch= 
lauchtige §errfchaft ohnebem gttäbigft hoffet, bafj @r Sofept) 
$eöben jeberjeit unb aus eigenem Antrieb nicht nur obenerwähnte 
Diente, fonbern auch a ^ e fonfligen befehle, bie ihm nach 
forbentiß in 3ufutift aufgetrageu werben füllten, aufs genauefte 
beobachte, wie auch baS Drchefter auf folgern gufj uub in fo 
guter Drbnuttg erhalte, baß es ihm jur Qt\)tt gereiche unb er 
fich ber fernem fürftlichen ©nabe würbig machen werbe. 3n 
SBorauSfefcuug beffen werben ihm (§. 11) jährlich 400 gl. rhu. 
oon ber hohen §errf<haft hintut aecorbiret unb fotte (§. 12) 
6r 3°fepb §epben überbieS auf betten $errfcbaften be« DfftcierS* 



Digitized by Google 



218 



§aöbn al« ffirfH. Äapeameifkr. 



tif$ ober einen falben ©ulben tägli<$eS Äofigelb erhalten. (3m 
(Sontoentional ift au$ „jäfyrliä) eine Uniform" oerjeic^net.) 3ft 
(§. 13) biefe (£om>ention mit itym 33ice=$apeUmeifter oom 1. 9Äai 
1761 angefangen menigftenS auf brei 3<4?c bergeftalt befd&loffen 
morben, bajj, im gatt ßr Sofepty §epben na<§ biefer 3^it fein 
©lud toeiterä ma$en moEe, er feine bieäfäUige Intention ein 
falbes 3 a ^ r &orau£ !unb 311 maä)en fa)ulbig fei. 3ngleia?en 
t>erfpri$t bie $errf<$aft (§. 14) tyn 3ofep^ §epben nic&t nur 
in ber gegebenen grift in 2)ienfl $u behalten, fonbern foHe ibm 
au# naä) geleifteter ooUfommener @ati3factiou bie (Sffpectanj 
auf bie Dbcr=#apellmeifterftelle ju X&eil rocrben, roibrigenfattS 
eä aber ber tjo^en $errf$aft attejeit frei fiebt, tyn aua) mätjrcnb 
ber SDienftjeit 3U entlajfen. — 

2)iefe$ $)ocument bebarf feines Gommentara; eS gemährt 
und einen grünblia)en Ginblidf in bie £au$orbnung biefer, fpä- 
ter fo berühmt geworbenen 3)lufiKapeUe. 33ict nrirb üon öapbn 
verlangt: er foll Dirigent, Somponift, <sa?teb*ria?ter, Sluffeber 
unb 3nftructor jugleia) fein; im Uebrigen ermartet man toon 
feinem Gifer, bafc er bie flapefle auf eine £öbc bringe, bie ifcm 
jur tyxe gereia>. 9tun! biefe Grtoartung bat ber „ebrliebenbc 
$au*offtcier" in glanjenber Söetfe erfüllt. 5)aä prftenfcau* 
bot tym ein ®aftgefa)cnf — @r liefe bafür ein fdjönereä 3Uriicf. 
Wtit feinem eintritt mar au<$ bie 6tätte gemeint, unb nun: 
,,9taa) fmnbert 3afcren Hingt fein Söort unb feine %fyat bem 
(snfel nrieber." 2öo^l feiten I>at ftd? ba* Söort beS £>i$tera 
fo glänjenb befoat>rl;eitet. 

2>a$ ftete Gr, momit ber neue ÄapeHmeijter apoftropbirt 
nrirb, batte ju jener 3eit burd&auö nid&t ba$ Slbftofjenbe unb 
Serlefcenbe 18 , ba3 unfere $t\t bemfelben beilegt. 9lud) grieb= 
riä? ber ©rojje bebiente fi$ beffelben feinem neuen ^apettmeifter 
9teia)arbt gegenüber, ben er anfangs fogar mit „3^" (b a * 
bem Untertan galt) aurebete. Wlit feinen 3)tuiifem, fclbft mit 
benen, bie itym täglid^ aecompagnirten unb 3U benen bie &or= 
3ügltä)ften Äünftler jäblten, machte ber Äönig menig geber* 
lefenä. „Sagt bie 3)hififanten l;erein!" b^rrfa^tc er bie bienen^ 



18 25er junge 2)itter«borf »ufjre alterbing« feinem ©orgefebten , bem 
©rafen ©porf, berb barauf ju antworten. 2)itter«borf« ?eben«befäreibung f 
1801, 8. 127. 



Digitized by Google 



^atybn'« $erfönli$fett. 



219 



ben ßammerhufaren an. 19 ©teidj biefem „<Sr" Reifet e3 jähre* 
lang in bcn 2lmt3bcrtchten be$ fürftl. 2Birthf(haft3rathe$ nnb 
in ben $erorbnungen be« gürften furjtoeg „ber §apben". @£ 
beburfte be« 2lnftofje3 von aujjen, um frier eine Stenberung $u 
errieten, benn aU nach feiner Stücffebr oon Sonbon bem ruhm^ 
• gefrönten Spanne btefe 9Jtifjachtung oon Seite be3 bamaltgen 
gürften benn boch ju viel mürbe unb er ji$ barüber bei feiner 
hohen ©önnerin, ber gürftin SRaria 3ofepha §ermenegilb bitter 
besagte, Jjieß e$ oon ba an in Dienftangelegenbeiten immer: 
„öerr Pon $apbn" unb öfters auch „Söohlebelgeborner" ober 
„Sieber Äapettmeifter oon £apbn". 

§apbn'3 förperliche (Srfcheinung fönnen hrir un$ fdjon je|t 
gegenwärtig galten. SSir haben ibn uns in Uniform ju beuten, 
im lichtblauem graef m ^ filbemen Schnüren unb knöpfen, 
Söefte ebenfalls ^ettblau unb mit ©Uberborben befefct, nebft ges 
fHefter §al£fraufe unb roei&er £al*binbc. So [teilt ifm ein, 
etroa gegen @nbe ber 60er 3abre verfertigtes Oelgemälbe (n?a^r= 
fcheinlich oon ©runbmann) in ©fterbäj bar, in bem ihm jeboch 
ftarf geschmeichelt ift. Der überlieferten Beitreibung entfpricf>t 
3unä#ft toeit eher ein um3 3ahr 1770 auf §ol3 gemaltes ©ilb 
von 3. 51. ©utenbrunn, ba« in einem vorzüglichen tfupferftiche 
(in Sßunftirmanier) von Suigi Schiavonetti in Sonbon, unb 
einer lithographirten 9tad>bilbung bei ^aterno in Söien erfaßten, 
(©in 9la<hftich von 3. 3enfinS, bei ZfyomaZ flellp in Sonbon, 
^at feinen fünftlerifchen Sßertb.) §apbn erfcheint tyn im 
©ivilanjuge etivaS vorwärts gebeugt vor einem Glavier ft^enb; 
feine ßinfe ruht auf ben Saften beS 3nftrumenteS, roetyrenb bie 
leicht erhobene SRechte eine geber bält unb er träumertfeh ernft 
feinen 3been nachaufmnen fdieint. 2öie immer, auch aufeer 
Dienft, trägt fia) gapbn hier einfach unb reinlich; alfo gefleibet, 
toar er ju jeber Minute vorbereitet, ©äfte $u empfangen ober 
vor feinem gürften erfcheineu $u fönnen. 

Die beften Porträt« von §apbn betätigen, tvaS Die« unb 
©riefinger unb Slnbere über §avbn'S (srfcheinung berichten. Seine 
Statur tvar etroaS unter mittelmäßiger ©röfce, ftämmig unb 
von berbem Knochenbau; auch Wen bie untere §älfte bergigut 



19 „3. gr. Bewarbt" öon Dt £($lctterer, 1865, @. 261 u. 260. 



Digitized by Google 



220 ^bn's ^erfBnlttffett. 

ju fürs gegen bie obere, woju feine SIrt jld& ju f leiben bei* 
tragen mochte. Seine ©efi^t^jiige waren siemlid^ regelmäßig, 
ooE nnb fiarf gezeichnet nnb Ratten etwa* @nergtfche*, faft 
£erbe*, !onnten aber im ©efpräch burch ben 93lid nnb ein an= 
mutiges Üä^eln einen überau* milben nnb lieblichen 2lu*bro<f 
gewinnen, ^m gewöhnlichen Umgang fpradj au* ber ganzen 
^P^ofiognomie nnb Spaltung 33ebä<htltchtett unb ein fanfter ©ruft, 
ber eher jur ÜBürbe hinneigte. £aut lachen borte man ihn 
nie. 2)er ölief mar berebt, lebhaft, boch mäßig, gütig un& 
einlabenb; au* biefen bunfelgrauen s 3lugen fprad) bie reinfte 
§erjen*güte, bie nur SöohlwoEen rannte. „9)lan mag mir'* 
anfet)en, baß icr)'* mit ^ebermann gut meine", fagte §aübn oon 
ficr) felber. 2)ie Stinte mar breit unb fdjön gewölbt, erhielt 
aber ein fef;r furje* Sßerhältntß buret) bie 2lrt, wie #aobn feine 
^erüdte trug, welche, nur jwei ginger breit über ben 2lugen~ 
braunen entfernt, ben obern X^eil ber Sttme oerbeefte. S)iefer 
^erüefe mit 3°Pf unb einigen Seitenbucfeln bebiente fict) §aobn 
3eitleben*; bie Mobe hatte feinen ©influß auf bie gorm, gapbn 
blieb ihr treu bi* in ben Xob. 3)a ber 3)teifter an einem $os 
typen litt (wie wir gefefyen tyaben, ein (Srbtheil fetner 3Kutter) A 
fo war ber untere %\)tii ber 3lafe unförmlich aufgetrieben uni> 
obenbrein, wie alle übrigen ftarf gebräunten ®eftcht*theile, mit 
s #ocfennarben bebedt. SDaju trat nod) eine berbjtnnliche, oor= 
ragenbe Unterlippe unb ein majfio breiter Unterfiefer. §aöbn'* 
Äopf bot fomit ein wunberlid)e* ©emifch oon Stnjiehenbem unr> 
Slbftoßenbem, ©enialem unb Xrioialem, welche* £aoater, ber in 
feiner ^orträtfammlung auä) ,§aobn'* Schattenriß befaß, §u ber 
ßharafterifttf oeranlaßte: 

„(5tn>a8 mcljir affl (Semeinefi erbticT ic$ im Stoß' unb ber Wafe 
Slu<$ bie ©Urne ifi gut; im SWunbe '»a« »cm ^friliftfr." 

" £aobn hielt ftet) felbft für häßlich unb begriff e* baher um 
fo weniger, baß er in feinem £eben oon fo manchem frönen 
Betbe geliebt worben fei. „kleine Schönheit fonnte fie bo# 
nicht oerleiten?!" So äußerte er fchalfyaft, er, ber gleichseitig 
freimüthig eingeftanb, baß er hübfdje grauen immer gern ge* 
fehen habe unb ber i^nen auch immer etwa* 2lrtige* 5U fagen 
wußte. 

§aobn fpraa) im breiten öfterreichifchen SHaleft; bie Stimme 



Digitized by 



£at>bn'« $erfönti$reit. 



221 



Hang me^r tyo(§ als tief unb näfelte etwas in golge beS er* 
wähnten Hebels. 3n ber fransöfifd^en <5»ra$e hatte er wenig 
gerttgleit, bafür aber föradj er italtenifö geläufig unb gerne. 
SBereitS ein 6ed)jiger, ocranlafete i^n ber Aufenthalt in Sonbon, 
ji<h aud) mit ber englifä)en ©prad)e vertraut ju machen, fiatein 
hatte er foweit inne, um feinen §ur/f<$en Gradus ad Parnassum 
im Original fhibiren unb bie SWefeterte feiner Äir^e muftfalifch 
bearbeiten gu fönnen. ®er ungarif<hen ©praä)e war §atybn 
trofc feine« langjährigen Aufenthalts im fianbe ber SDiagparen 
nüht mächtig, ba in jenen Orten, wo er lebte, oorwiegenb 
beutfä) gesprochen würbe; im fürftlichen jpaufe war ebenfalls 
beutfeh bie £off»ract}e unb nur bie 3)ienerfa)aft foraä) unter 
fia) in ber SanbeSforache. 

Obwohl mehr emfter, ruhiger ©emüthsart, liebte es £aübn, 
bem ©efpräa? eine launige SBenbung ju geben unb gelegentlich 
auch eine heitere Sünefbote einsuflea^ten. ©eine natürliche 33e= 
fd>eibcnl>cit liefe es nicht ju, bafe bie mäa?tigften Xriebfebern, 
bie it)n befeelten, @hre unb SRu^m, bei it)m in ©t>rfua)t auS= 
arteten. @r betrachtete fein Talent nicht als fein eigenes äöerf, 
fonbern als ein ©efchenf beS Rimmels, bem er fich banfbar 
bezeigen ju mfiffen glaubte, womit auch feine SRcligiofität im 
©inflange ftanb. 2>en Äinbern war £aobn oon §erjen juget^an 
unb biefe wieber hingen an ihrem „^aobn-^apa" (wie fie it)n 
nannten) mit ganjer ©eele. £aobn hatte aud) immer in feinen 
£afä)en ©üfeigfeiten in S3ereitfd;aft unb jeber ©ang in« greie 
bot ihm (Gelegenheit ju neuen Eroberungen unter ber banfbaren 
$inberfchaar. $Bon §aobn'S glüeflicher ©abe, feine ©chalfSnatur, 
feine humoriftifche Saune auf feine Gompofttionen ju übertragen, 
werben wir zahlreiche SBeifpiele fennen lernen, ©eines eigenen 
2BertheS war er fich wohl bewußt unb freute ihn ein aufrid^ 
tiges £ob, bod) oertrug er feine Schmeichelei unb geigte fich in 
folgen gälten felbft fajroff. 2ßol;lwoüenb gegen 3ebcrmann, 
war er vdo^I auch empfinblich, wenn er merlte, bafe man feine 
®üte mifebrauchen wollte; er würbe bann felbft reijbar unb liefe 
feiner 3*onie freien Sauf. 

©ooiel einftweilen im Allgemeinen über .^aobn'S ^erfönlid)= 
feit, Wie fie uns in ben mittlem Sauren feines £ebenS ent= 
gegentritt. 

Am 18. 2)lär$ 1762 ftarb $aul Anton. 3n Ermangelung 



Digitized by Google 



222 ftürft Wedau«. 

leiblicher Grbcti folgte ihm in ber Regierung fein 33ruber 3äco? 
laus 3ofepb (gewöhnlich nur mit betn erften £aufnamen ge= 
nannt). 3)iefer gürft, bem man wegen feiner oorherrfchenbeu 
Siebe ju $ra<ht= unb ©lanjentfaltung, gleich Lorenzo di Medici, 
ben ©einernten „ber prächtige" gab, war am 18. S)ec. 1714 
geboren unb feit 4. 9)tär$ 1737 oermählt mit ber greiin HJlarie 
(Slifabeth, Tochter be$ 9teich3grafen gerbinanb oon 2öeifeenwolf. 
§apbn oerfab fein 2lmt na^eju brei Sabrjehnte unter fticolaaft, 
ber t^m ber fompathifchfte ber oier gürften war, benen er im 
Verlauf oon faft einem halben Sahrhunbert biente. 9Bir muffen 
ihm baher ganj befonbere 2lufmerffamfeit fchenfen. 

gürft 9Ucolau3, ber unter SJcaria ^^erefia im ftthre 1770 
ben SJcarfchallöftab empfing, war ein leibenfchaftlicher greunb 
ber Äunft unb Söiffenfehaft auf faft afltfn ©ebteten berfelben. 
(Sbelmuth, £erjcn£güte unb SBohlwotten waren bie beroorragenb= 
ften (Sigenfchaften feinet Gbaraf terS. 2luch wenn Wir biefe Sor= 
jüge niebt fchon burch feine §anblungen betätigt fänben, mü> 
teu Wir ihn im ©ilbe lieb gewinnen, baS ihn, in ber 3nhaber= 
Uniform feines 3nfanterie=9legimentä, gefchmücft mit bem 
©ommanbeurfreuj be3 3)caria^hcreria=x}rben§ unb bem golbenen 
SBlie^Drben, als einen SJcann üon jierlichcm Söuchä unb ebler 
Haltung, oon frifcher ©efichtsfarbe unb freunblichem milbem 
ÄuSbrucf in ben fein gefchnittenen 3 u 9 cn f° anjiehenb bar= 
fteHt. 40 S)e£ gürften 6rf<heinen bei §offeftlich!eiten war glatt; 
jenb; ber SKeichtfntm an Juwelen, m ^ benen feine Uniform be* 
beeft war, würbe fpridjwörtlich. Seine Scfuche in Sßien aber 
würben fpäter immer f eltener; ber Aufenthalt bafclbft würbe ihm 
nachgerabe oerhajjt. Sftafcb unb oft unerwartet oerliefe er bie 
©tabt unb . 30g fid) auf eines feiner ©chlöffer, am liebften nach 
6fterhd3 jurücf, wo er ber Äunft lebte unb §ur (Erholung ber 
Sagb unb bem gifchfang nachging. 

Seine Capelle fanb in ihm einen gerechten unb 5ur Unter= 



20 ®ectl;e, ber ben gürften im 3abrc 1764 in granffurt a. SW. bei bex 
5DBa^l unb Ärenung bc« (Srs&erjogS 3ofcj>&. jum röm. Könige fal?, fagt über 
ibn: „ftürfl (Sfter&äsö, ber ktym. ©cfanbte, n?ar nic^t groß, aber »o&lgcbaur, 
lebbaft unb iug(cid) fcorne^m anftanbig, o&nc Stelj unb Äaltc. 3$ b>tlc 
eine befenberc Steigung 311 ib> , rocil er mic$ an ben SWarf^att t-on 33rc-glio 
erinnerte." Stuö meinem ?ebcn. £i<$tung unb SBafcr&eit. 



Digitized by 



$at)bn'« Stellung feinem gürfien gegenüber. 223 



ftüfeung ftetd bereiten £errn. Söäfyrenb ber ganjen $>auer feiner 
Regierung bilben bie ^rotofoUe, metfiend mit bem 9Bablfpru# 
beginnenb: „©Ott mit Und!" eine fortgefefete ßette oon (5r= 
lebigungen, anf ©elb= unb 9taturalien:2(nmeifungen ©e$ug nel)= 
menb; nnr feiten finbet ftdj ein abfd&lägtger Skf^eib. $>o<fy 
mu&te ber gürft nötigenfalls auä? Strenge $u üben nnb einzelne 
HJiitglieber megen SHenft&ergetnmgen ober refpeetmibrigen Se= 
tragend falber felbft mit Srreft jn beftrafen. ©eine ©üte jeboä> 
fannte feinen anbauemben ©roll; ber 99cjtrafte war balb mieber 
ber $ef$enfte. ©ein perfönlia>3 gnterejfe an ben SJhtfifc 
probuetionen mar oon mefentliä)em ©influfj auf beren 2$or= 
jüglia^feit. $ie fajon oon feinem Vorgänger angeftrebten er; 
Wten 3tnfprüä)e auf bie Stiftungen feiner Capelle fanben in 
regelmäßigen ©efammtproben, in Äammermupf Hebungen unb 
balb audj in ber Söfung bramatifd^er Aufgaben i&ren 2lu$brucf. 
$er gürft felber fpielte mit Vorliebe baS ©an;ton, ein nun 
längft oerfdjollenes, bur<$ baä praftifajere $iolonceil oerbrängteS 
©aiteninftrument, für bad befanntlia? «§apbn eine SRetye Gonu 
pofttionen fajrieb unb baS mir einge^enber noa? merben fennen 
lernen. 

3)a$ Serfyältniß &atybn'$ $u biefem gürften, ber, faum jur 
Regierung gelangt, feinen ©e^alt um bie Hälfte er^ß^te unb 
ben 2Reifter no$ im £obe gro&mütbig mit einer Sßenfton be= 
baajte, mar ein ungetrübt ^erjlia^ed. $er gürjt gab feinem 
ßapeHmetftcr miebertyolte S3emeife feiner 2Öcrtfyfd)äfcung unb 3u- 
friebenfjeit unb feine £fyetlnafyme ermunterte ifyn 311 immer 
größeren 6a;öpfungen. SBofyl entfa)lüpftcn bem SJtetftcr tyiit unb 
mieber klagen über feine 2lbgefa)ieben^eit unb fetynfüä)tig ma= 
ren feine 93licfe immer mieber auf Italien gerietet, boä? ein 
58ort, ein gelegentlia^eä in sarter Söeife erteiltes ©efäjenf be= 
fa)mia)tigte ifm rafd) unb fefter mie juoor ^ielt er feft 3U 
feinem §errn, bei bem er, mie er ja felbft fagte, „ju leben 
unb ju fterben" münfa)tc. Unb biefe Söorte beä 3Jianne3 fyatt= 
ten uod) in ber 39 ruft be£ ©reifes mieber, ber in ben legten 
Sebendtagen mit banf barem $cr5en be$ „gütigen unb grofc 
müßigen" gürften Nikolaus gebaute. 

3Öie fefyr mürbe ,pai;bn oon feinem 33ruber -Piidjael um 
biefe fürftlid)e §ulb unb anregenbe £f;cilnal;me beneibet. 
,,©ebt mir, Septe (fagte er oft) unb oerfajafft mir bie er- 



Digitized by Google 



224 



§apbn über feine Sage. 



munternbe $anb, roie fie über meinem ©ruber maltet, unb ich 
miß nicht hinter ihm jurücf bleiben." — DJlan ^at es oerfudht, 
ba3 SScrbienft bed fürftlichen §aufeä um ba3 getflige unb leib= 
liehe Söohl §aöbn'ä abjufchmächen: §aobn {ei au£genu$t mor; 
ben, er fyabe feine Äraft bei Uebcrbürbung oon Aufgaben, bie 
meit öfter ben (Stempel oon ($elegenheit& alä oon ßompofitio; 
neu tieferen ©ehalteä annehmen mu&tcn, nufcloS oerfchmenbet; 
er fjabe burch feine Slbgefd^ieben^eit jeben 3Äaj}ftab oerloren, 
fein Talent §u meffen unb fei feine Slnftettung überhaupt ihm 
eher hiuberlich aU förbernb geroefen. 9ftanche3 trifft aHerbutgä 
$u unb ift ju betlagen. 3)ennod) aber nutf> man e$ bem fürfU 
liehen £aufe $)anf miffen, bafj c* bem 3tteifter einen entfprechen; 
ben SÖirfungärrete bot, obenbrein §u einer $tit, ba fein 9tame 
noch feineSmegS betannt mar. 2)ie angeführten (Schattenfeiten 
boten auc^ Ifae SJortheilc. ©ben biefe 2lbgefchloffenheit trug jur 
Driginalität beä 3Jlcifter^ bei. 9ceue ßrfcheiuungen in feiner 
Äunft blieben ihm trofcbcm nicht fremb; fie fanben ihren 9Beg 
nad) Ungarn ober ber 3)teifter lernte fie bei feinen SSefuchen in 
2Bien fennen. Äeinem anbern Äapellmeifter ftanb fo unum= 
fchränft ju jeber Stunbe fein Drchefter ju ©ebote, um eben 
fertig gemorbene (Sompofttiouen ju probiren unb ft<h ihrer 
SBtrfung $u oerfichern. §aobn felbcr mar meit baoon entfernt, 
jeber Slrbeit ciue Söebeutung beimeffen ju motten; maS er für 
merth ^iclt, ba$ fanb feinen äöcg auch in« ferne Sluälanb. @a 
ift eine grunbfalfche, noch in neuefter 3eit immer roieber au^ 
gefprochene 2lnfid)t, all fyabt erft bie SReife nach ßonbon bie 
2Belt auf ihn aufmerffam gemacht, §aobn'$ 9came mar im 
©egentheil fdjon im 70. unb 80. 3al;r$ehnt allübcraE bclannt 
unb gefehlt. Sßon allen (Seiten famen ihm Aufträge oon $Ber= 
legem ju unb mar er e3, ber ihnen SBebingungen oorfchrieb. 
SWerbingä fonntc er nid;t oon Ueberflufj reben, aber an ber 
Seite einer weniger t>etf$toenberif$en grau märe feine pefuniäre 
Sage noch immer eine mehr $uf rieben ftellenbe gemefen. 2öo mar 
ber Surft, ber, gleich -Ktcolaud, bem oon §aobu fo ho$ *>cr= 
ehrten 2)io$art ein §au£ aufgebaut, ber ihn ber jammeroollen 
SKotbloenbigteit beä ^ectionengebenä enthoben hätte? $aobn 
felber mar mit feiner äufjern \*age aufrieben unb obmohl fein 
eigener ^lusfpruä) über biefelbc mehr ber 3 eit angehört, bie er 
erft fpätcr oorjugsmeifc in ©fterhdj oevlebte, bürfen mir benfelben 



Digitized by Google 



$agbn über [eine Hage. 225 

bed? auch auf bie erft verlebten S^h« in (Stfenjtabt unb auf 
feine 3 tettung überhaupt belieben, über Die er ftch ju ©ricfvnger 
(6. 24) äußert: /,9Mn ^ürft mar mit allen meinen Arbeiten 
aufrieben, ia) erhielt Beifall, ich tonnte als CS L; e f eine» Dr^efterd 
$$erfuä)e machen, beobachten, maä ben (sinbruef hervorbringt unb 
roaä Ü)n fch mächt, alfo oerbefferu, $ufefcen, megfehneiben, mögen; 
ich mar oen ber 2öelt abgefonbett, üRiemanb in meiner -Rahe 
tonnte mich an mir felbft irre machen unb quälen, unb fo mu&te 
ich original merbeu." 

Sängft fchou, naa)bem ßaöbn'ä Dtame .meltberühmt mar, 
bleubeten tl;n bie gen offenen (r^reu fo mettig, bafj er uad) mie 
oor im perfönlid)en SBerte^r mit gürfien unb mit bem häuften, 
3lbel ftet» eine gemiffe (Srenje urne ju galten mufjte. 2lua) 
hiertfcer äußerte er M 3*1 ®riefuiger (©. 103): „3$ bin mU 
Äaifem, Königen unb vielen großen §erren umgegangen, unb 
^abe manche* Schmeichelhafte toon ihnen gehört: aber auf einem 
oertraulichen gu&e mill ich mit fotä)en ^erfonen nicht leben unb 
ich halte mich lieber $u beuten ton meinem Staube." 9ttau hat 
nodh in iüngfter 3eit §aübn einen „fürstlichen ©ebienten" ge= 
nannt. SDiefe #e§eichnuttft ift ungerecht; foU man barunter eine 
Sreatur »erflehen, bie fi<h oor ihrem »orgefefcten nur $u trüm* 
men meifj, fo mar §aübn baä grabe ®egentheil %i mar fta) 
feine* Söertheä feht mohl bemujjt unb hatte nicht nöthig, im 
Umgang mit ßochgeftellten fi$ etmaS $u ©ergeben. SBon jahl* 
reichen »eifpielen, bie ba* ©ehäfw bee angeführten Suabrucfc 
miberlegen tonnen, biene hier aum Beleg eine 3lnefbote au$ bem 
foätern Seben §aübn's, bie mehrere, feither oerftorbene 3Äitglie* 
ber ber ÄaoeUe miterlebten unb übereinftimmenb erzählten. 
$8ei einer ©eneratyrobe, ber gürft 9licolau* (b. h- ber im 3ahre 
1794 jnr ^Regierung gelangte) beimobute, machte berfetbe einige 
tabelnbe Bemertungen, ©ereilt ermiberte §aobn: „gürftltche 
Durchlaucht! bieö ju oerftehen, ift meine 6ache." $>a erhob 
fich ber gürft unb, feinem $a»eümeifter einen ungnäbigen 93licC 
jumerfenb, oerttefe er ben 6aal jum ©abreden ber 3Kuftter, bie 
alle mit begeifterter £iebe an §aobn hingen. 21 



21 Dr. gxanj eorenj: §at}t>n, SRojart utib ScetboDen'e JKn$emtmftt. 
«rc«lau 1866, @. 29. — «ine äb>li#c «nefbote er3a$lt ftcquot: 2>cr Com« 
$o|l, «»»Im. L 15 



Digitized by Google 



226 



6tanb Der fürfili^en tWufMapelie. 



$er 6tanb ber fürftl. 3Rufif Capelle mar gur 3«^, alä fic 
§atybn übernahm, nia)t£ weniger als bebeutenb. 2öenn (Sarpani 
oon einem „großen" ober „auSerlefenen nnb jafylreia)en Dr= 
ä)efter" fprid^t **, fo fyxt er babei bie fpäter felbft erlebte glän= 
jenbfte ^eriobe ber Capelle oor Singen. Sie jaulte beim 6in= 
tritte §aobn'8 3 ^ioliniflen nnb Je 1 ßettiften nnb Sontra* 
baffiften; bie 39läfer mürben *on ber gelbmufif fyerübergeljolt. 
$er Gfjor (menn man i(m bei btefem fo geringen 3 a ^ en ft anD 
überhaupt fo nennen barf) mar au« 2 Sopran, 1 3Ut, 2 5£enor 
unb 1 93afe jufammengeftellt. SttefeS ©efangsperfonal bilbete ju= 
gleia) (mit 2lusnafyme beö Xenoriften griberty) ben 5Urä)en#or, ber 
jur Begleitung aufier bem Drganiften nnr 2 Violinen, 1 $ioloncell 
nnb 1 SBiolon l)atte. 3n bemfelben 9Jionat, in bem §aübn eins 
trat, mürben als „neue 3ttufici" 2 Dboiften unb 2 gagotttften 
unb balb barauf au$ 1 glöttft unb 2 2öalbl?omiften neu aufs 
genommen; aufcerbem no$ ein SHottnift" unb ber einzige ©eUift 
6tg. ©ftettner bur$ neue 2)Utglieber erfefct unb bie Capelle mit 
jmei toeiteren SBiolinfptelern oerme^rt. 

Bei Uebemalmte ber ÄapeHe bur$ gürfi 9Ucolau3 mürbe 
biefelbe am 1. 3uli 1762 regulirt unb jugleicfc bie oon $aul 
2tnton J?inauSgegebene ^orfa)rift unb 5*er$altung&3Rorma (mie 
fte au$ £atobn'a beeret umfa&t) betätigt unb auf fte ^ingemie* 
Jen. @ä begann nun für bie Capelle glei$fam eine neue ®po$e; 
bi^er faft nur auf ben ßiräjenbienft unb auf bie fcafelmufif 
befcf>ränft, traten, mie oben ermähnt, größere Cr^efter^, Cammers 
unb £t>eatermuftf in ben ^orbergrunb. $ie ÄapeUe jaulte nun 
folgenbe SWitglieber: 



poniß Snigi ©ec<$erini fagte ctnfi jum Könige Sparte« IV. *on Spanien, 
ber beffen äRufU mit bent 9fo«rufe „C'est pitoyable, miserable!" toeg* 
fcbleuberte: „Sire, avant de porter un tel jugement, il faudrait s'y con- 
naitre", worauf tbn ber König, ein robnftcr SWann, am fragen padte unb 
jum genjier binab ju werfen breite. Wur bem 3 UT "f $ringeffin ^attc 
©oc^erini fein Sieben gu banfen. Picquot, Notice sur la vie et les ou- 
vrages de L. Boccherini. Paris 1851, p. 14. 

22 Carpani, Le Haydine „una scelta e numerosa orchestra" p. 87. 
— „Alla testa di una grande orchestra 1 ', p. 94. 

23 2>er 78jä&rige Äarl £inbt, ber lefcte ber in ben 20er Darren ge> 
nannten «rüber; er ftarb am 27. Wo*. 1761. 



Digitized by 



$a$bn'« amtliche (Stellung. 227 

SJioliniftcn: Sutgi (SHoofwä) £omafini. granj ©uarnier. 

3oh- ©eorg $eger. granj 3Gtgft (jugletch 
Äafbter, b.i. !Rcntmeifter)- 3oh- 2Ibam 6 türm. 

SMolonceUift: 3ofeph 2öetgl. 

Gontrabafftft: Inton Äühnel. 

^lötift: granj ©igt. 

Cboiften: 30h. 3Ri<hael Äapfer. 3oh- ©eörg tapfer, 
ftagottiften: 30h. $interberger. 3oh- ©eorg ©<hfoenba 

(äugleia) Btotonift). 
®altbontiften: 30h. ßnoblaua;. £$abäuS ©teinmüller. 

(25te 6 £efetgenannten bilbeten juglti<$ bic gtlbmuflt.) 

$i*cantiftinnen: 2lnna Ataxia ©äjefffioS (nadhmalS fcerehelttye 

Söeigl). ©arbara gur. (naa)matö oereheli<hte 
JHdfrtler). 

JUtiftin: Gleonore 3äger. 

Senoriften: Äarl griberth- 3of. 5DicjX. 

«aflift: SKelchior ©riefelet (juglei^ SBiolinift). 

Organift: 3ohann SRoootnty. 

Somajim unb $eger ausgenommen, bie anfangs nur 200 
unb 150 gl. belogen, t)atte jebeS Drcheftermttglieb 240 gl. 
3ahre3gehalt unb alle 3ahre eine Uniform na$ 93orfa;rift ober 
60 gl., nebfi Naturalien, jeboa) mit bem au^brücfli^en 3ufafc: 
„bafc btefelben ft<$ mit folgern ©ehalt begnügen unb Und ni$t 
mehr beunruhigen f ollen". 3ebeS ber gelbmufif siiflct^eilte 
TOtglieb hatte enbli<h no<h jur Seit ber Stntoefenheit ju @tfen= 
ftabt, ßitfee ober auf anbem fürftlid)en §errf<haften täglich 
17 Är. Äoftgelb. 

$a^bn hatte nun alle $änbe toll ju thun; Snftatmente 
rourben naä)gefchafft unb auägebeffert, HRufifalien unb Ääfteu 
ju beren Slufbetoahrung angefchafft, eine prooiforifä)e SSühne er= 
richtet, ©ompofitionen geliefert, groben abgehalten, 6treitig= 
feiten gefruchtet unb SSittgefud^c an ben gürften begutachtet 
unb befürwortet. Unb nrie betreiben unb jaghaft tragt ber 
junge ßapetlmeijleT bie fürftlid)e Äaffe in 2Infpruch ju nehmen, 
toie toinjig nimmt [ich, im Vergleich ju ben horrenben 9ted)= 
nungen, bie fpäter ber Goncertmeifter §ummel &u fteHen tou&te, 

15* 



Digitized by Google 



228 ga^bn'« amtlicbe Stellung. 

folcfc' eine ©pecification über gemalte Auslagen aue. 24 3a ned? 
mefcr: attem i'lnütein naa) batte eö §apbn bei (einer umfang; 
reiben unb ttrie rermntben erften für baä fürftl. §aue com; 
ponirten ©ömpfyonie ni$t gesagt, beren tooEftänbige Sopiatur* 
Unfoften auf 9te$nung beä dürften &u ü^en, benn er l?alf 
felbft mit, nrie er überhaupt audj fpäter e£ uidyt unter feiner 
2öürbe bieit, Stimmen ju ergänzen unb ju retribiren. — 2lm 
metften matten bem SReifter bie £)ienftr»ergebungen feiner lebend 
luftigen Untergebenen gu fd&affen; äKan$e mürben abgefegt, auf 
Sitten .ßatybn'* roieber angenommen, abermals entlaffen unb 
entließ boc§ roieber unb baufia felbft mit erstem Webalt an- 
geftellt. £ie :Kadiud;t unb SDMlbe be$ Surften niaebte bie WtiU 
glieber leidftftnnig ; fte blieben über bie Urlaubäjeit au3 ober 
entfernten fi$ überhaupt ebne Csrlaubnifj unb liegen ft$ felbft 
in i&rem Setragen SBerftö&e $u ©Bulben fommen. 55a gab e3 
benn ©trafen, Slb^üge am 9Ronat*gebalt, ©infperrungen unb 
augenblicfli<$ea 2tu$ftofjeu au* ber Äapelle. Söa^r^aft rityrenb 
unb fjersgeroiuneub finb bann bie ©efud&e ßapbn'S, roenn er 
um *Ra$lafj ber ©träfe für fol$e bittet, bie eben nur ber 
£ei$tfinn &um Ungetyorfam verleitete. 3n langer 95ittf$rift 
n>enbet n$ ber ÜReifter &ier an ba£ §er$ beä Surften, toei§ alle 
möglichen @ntf<^ulbigmtgen *u fünften feinet dienten oorjiu 
bringen unb fu$t, trenn er f$on alle ©egengrnnbe erfööpft 
tyat, bem Surften felbft oon ber fdjroädjften ©eite bei^ufommen. 
©o baut er einmal, um re$t fixier ju geljen, gerabeju auf 
bejfen unerfättli^e Siebe ju immer neuen ÜHufiffrücfen für ba* 
Saroton, be$ Surften £iebUng*inftrument; föidt ein mit SBärme 
geführtes Söort für brei mit empfinblic&en ©trafen bebro&te 
3Jluflfer ooraua unb, inbem er fi$ be$ gürften „ unter t^änigft 
geborfamfter $cu?bn" unter^i^net, fügt er, bem Surften gar 
uic&t Seit $ur Ueberlegung laffenb, unmittelbar bie ©<&meic$el ; 
roorte bei: „fo na<& benen ge^ertägen fi<$ unterfangen roirb, 



24 $ier \. ö. eine bet ftübeßen : 2 p eeification toa« idj Snbtfl'Unter* 
jeidjuctev an öcvföiebenen üDiuftoSRequifiteu be^gefc^afft babe. Snftrumcnten* 
«uebefferung : Oboe, (Sngl. $ont, gagott, Statinen unb S8ioHn*82gen unb 
«Satten, ftotenpatfeT 4 »u$ (3 gl. 12 Är.), Raffet! («roloncefl), SWuficalte«' 
Ääften, bem @<bloffer babei *c ©umtna 28 gl. 26 Är. 

25. 3uno 1762. 3of. $atf>n. 



Digitized by 



§ai?bn'« erfle (Somfroftttoncn in «ifenftabt. 229 



<£uer hochfürfUiäjen $ur<hlaucht neue £rio auf ben $aribon 
einjuhänbigen". 

Dben ermähnte fünffäfctge ©umphonie C^bur, oon ber nebfl 
ben Drchefterftimmen auch bie autograpt)e Partitur iporhanben 
tfl, jeigt augenfällig, ttrie £obbn barnU gleich etwa« SftechteS 
unb Ungewöhnliches bieten roollte, benn ber gatt, ein felbfc 
ftänbigeS bramatifä) gehaltenes 9tecitatio für jmet $principal= 
SSiolinen einjuf ehalten, fieht ganj bereinjelt ba. Unsroeifel^aft 
^at ba$u baS Engagement Xomafini , 3 Sßeranlaffung gegeben unb 
ßrir fet)en zugleich, toaS er biefem !aum 20jährigen Äünftlet 
bieten burfte. Sttefe ©omphonie ift fonberbarermeife in ©reit= 
topfs Äatalog nie angebt, mohl aber bei 2Beftphal in $am= 
bürg (1782) unb 3oh. Sraeg in SÖien (1799), bei beiben in 
Slbfchrifi su haben. §aobn gab berfelben bie Benennung „Le 
Midi" unb fd&rieb bann and) eine ©mnphonie „Le Matin" be= 
titelt unb ein Soncertino „Le Soir". (Srftere, Le Matin, D^bur, 
für 12 concertirenbe «Stimmen, erfo}ien ebenfalls bei ben ©e= 
nannten; SefctereS, G=bur %, gleichfalls für jtoei obligate 
^iolinftimmen, ift im Söhre 1767 bei SBreitfopf in Äbförift 
erfdhienen unb trägt ber lefete ©a$ bie Sluffchrift „la tempesta". 
2>teS fagt (©. 44) , #atybn fei t)out Surften beauftragt worben, 
„bie tner XageSjeiten" pm söorttmrf einer Sompofitton $u 
mahlen unb er habe fie in gorm oon Quartetten gefefct, bie 
fehr menig befannt feien. Vielleicht fiub bamit bie ermähnten 
brei Crchefterftücfe gemeint. 

Le Midi, baS mahrfchetnlich ältefte noch erhaltene Slutograpt) 
einer §aubn'fchen ©omphonte, trägt bereits, mie auch einige 
aus bem Sahre 1760 noch oorhanbene autograpt)e HJhiftfjrücfe 
bie Ueberfcfjrift „In Nomine Domini" unb fchliefct mit „Laus 
Deo". 2luch "h«r offenbart ftch ^apbn'S frommer ©inn, ber, 
gleich ©ebaftian Sach'S J. J. (Jesu juva), jebeS SGöerf unter bem 
©chufce feines ©chöpferS unternahm. <£r behielt biefe S8ejeich ; 
nung für immer bei, felbft bei »eltlichen Strien unb Dpern? 
Partituren. SWanchmal bebient er ftch nur ber Snitialen L. D. 
ober auch S. D. G. (Soli Deo Gloria), auch Laus Deo et 6. 
V. M. (Beatae Virgini Mariae), bem einigemal noch om " 
8 1 * (et omnibus sanctis)" beigefügt ift 3)en befräftigtften 
©d)lufe führt u. a. feine Dper „L'infedelta delusa": Laus 
omnipotent! Deo et Beatissimae Virgini Maria. 



Digitized by Google 



230 $<M?bn*« erftc (Jompoftttonen in StfcafUbt. 

(S* fmb ferner no<$ einige ©pmphonien (ober richtiger 
(Saffationen) nachweisbar au* ben 3 a fa* n 1761—62, bie in 
sparte unter ben Opu* jagten VI unb VII, jebe* &u 6 Hummern, 
erfreuen unb noa) in ben 60er 3 a fc ß tt ÜOn ©rettfopf an- 
gejeigt finb; eine, C^bur %, toax früher in Slutograpb bei 2lr- 
taria; $tr»ei anbere, G=bur % unb A=bur %, würben im 3a^re 
1762 im ©tifte ©öttweig aufgeführt unb erfaßten lefctere mit 
umfteHtem 1. unb 2. ©a£ zweimal, wie bie* in ^bn'* 6tynt ; 
Päonien öfter* geflieht unb ihre 3<*hl glücflicherroeife in etwa* 
toerminbert. Shtch fallen in biefe 3afyre 6 ©treiä>£rto* ober 
$toerttmenti, oon benen fleh eine* (A=bur */ 4 , SSioline, SBtola, 
93a&) in äutograph bei 2lrtaria erhalten hat; biefelben erfchie* 
nen in Stmflerbam al* opus XI für 2 glitten unb 93a&, fmb 
aber auch, jum in anbere Tonarten überfefct, für gißte, 
Biotine unb 8afe, ober SBtolonceU, SSiola unb Safe mit anbern 
£rio* untermifcht in ben 60er unb 70er Sauren bei SBrettfopf 
crfajienen. (Sin äöalbhornconcert (Concerto per il corno di 
caccia), D=bur, au* bem 3abrc 1762, üerbanft fein ©ntftehen 
fcahrfchemlich bem Eintritt bcr genannten Söalbhorniften. SMefe 
(Sompofition gehört wohl unter bie frühen ©oncerte für biefe* 
Snfrrument. ©pciter liefe §aöbn noch einige folgen, ba bie* 
3nftrument in ber Capelle ftet* abgezeichnet vertreten war. 
3wei (Soncerte ^at §aobn in feinem Äatalog angeführt (eine* 
für 2 Börner), bagegen fehlt ba* eben genannte, ©in anbere* 
fünbigte Skeitfopf im 3ahre 1781 an. $>a* au* brei fnapp 
gehaltenen ©ä'fcen beftehenbe (Soncert (erfter unb lefcter ©a| 
Allegro, HKittelfafc Adagio) ifl in ©onatenform gehalten unb 
bürbet bem ©olotnftrument nicht* mefenttich ©ärmere* auf, bod) 
tritt e* immer beutlich h erDOr > S ur Begleitung bienen ©tretd^ 
inftrumente unb 2 Oboen. Sie §anbfa)rift §atybn'* ift rein; 
lieh, boch ^entlieh flüchtig; auf ben zwei legten ©eiten oer; 
wwhfelt §aübn au* SSerfe^en ba* für Oboe unb für Violinen 
beftimmte ©tjfiem unb tummelt jich, $u (snbe ju fommen. „3m 
©ä)laff gef trieben" notirt er, wie gu feiner eigenen ßnfc 
fdjutbigung, am Äopf ber legten ©eite. 



§apbn foUte nun jum zweitenmal in feinem £eben Ge- 
legenheit finben, für bie ©ühne ju fchreibeu. $ie*mal hatte er 



Digitized by 



3taltenif<$e Äomöbien. 



231 



es mit itaUeniföen Sängern $u t&un, bie naä? (Stfenftabt be^ 
rufen mürben. $a<$ ben £rauerfeierlta)feiten für ben Oer* 
ftorbenen gürften $aul 2lnton unb für beffen 2Jhitter 9Raria 
Octaoia, bie am 24. 2lpril 1762 im 76. £eben$jal?re geftorben 
mar, folgten Sage ber greube. gürft 9Ucolau3 ^ielt am 
17. 2ftai feinen feierlichen @in$ug in ßifenftabt; im <5a)loffe 
faßen aa&lreic&e ©äfte bei ber gefttafel unb bei ber ^artömüble 
hmrbc ein geuetfoerf abgebrannt; fyier nrie bort mußte aud) bie 
Capelle ben Sag mit oerfyerrlic^en Reifen unb roaren für Srom= 
peten unb Raufen ber ft&btifäe S^umermeifter unb feine ®e^ 
feiten betgefteUt. „2öelfä;e Äomöbianten" maren f<$on feit 
12. 9Jtai beim ©reifenttrirtty in 2öofynung unb Verpflegung, too 
fie bi3 (Snbe 3uni oerblieben; im ©laötyaufe be£ ©d&loßbof; 
gartenä rouroe ein Sweater fyergerid&tet unb ein SJlalw, Se öon 18 
„befonberS für ba$ Sweater $u malen" aufgenommen, ber bann 
oom 1. 3uli an ft£ angejteHt mürbe, b. fy. mit ber ©laufei, baß 
feine grau unb Softer fia) oerpflia)teten, ben ©£or= unt> 
Äammergefang ju frequentiren. 3n b* e 9Jlonate 9ftai unb JJuni 
fallen nun bie Sluffüfjrungen oon italienifd^en ©vngfpielen, Don 
benen §aübn in feinem erften ©ntmurf&Äatalog toenigftenä ben 
Anfang tfyematifä) angegeben fyat. SineS: La Marchesa Nepola, 
ift noa? in autograp^er Partitur, menn au<$ unoollftänbig , er* 
galten; bie anbem brei finb betitelt: La Vedova, II Dottore, 
II Sganarello. 3n feinen großen Katalog §at fte §aübn niü}t 
aufgenommen; „5 flehte Operetta oon §erm §aöben", bie ber 



25 am 1. Oct. 1762 würbe aueb 3obanne« Eafiliue ©runbmann 
alfl (Sabinetemaler lebenslänglich angefieüt. Er bejog jäbri. 100 Äremnt&er 
2)ucaten ( = 420 %l rbji.), baue freie« Ouartier unb bie üblichen Naturalien 
($olj, Äerjen, Offtcicrdtafel ic), bie fpä'tcr in ®elbe8»ertb. beregnet würben. 
«Seit 1778 genoß er noeb jabri. 200 gt. (5rtra*3ulage, fo baß fein ©cbalt 
jule^t na^eju gegen 1000 gl. betrug. ®runbmann war au« ©ac$fcn ge* 
bürttg, ein ©cbüfer \>on G. 23. 8. SJictrid); er war namentlich bei ber «u«« 
fcbmücfung bee ©cbloffee (Sfterbaj febr tbä'rig. 2)te Angabe in Magier'« 
fiünfiler'?cricon, baß @. in SDienflen bc3 gürften ?iec$tenftetn ftanb unb um'G 
3abr 1765 in beffen Calais berföiebene ©ambocciaben malte, tfl \u beriebtt« 
gen. Cr flarb in Cifcnftabt am 18. 35ec. 1798, 72 3abrc alt. Änna, feine 
Sitwe, erhielt öom gürften eine ^enfton t>on 200 gl. $a$bn'ä Porträt f in 
ber Uniform ber fürfH. Äapelle, im @c$loffe Sflerbdj aufbewabrt, fott »on 
Onmbmann gematt fein. 



Digitized by Google 



232 



$ermflfrlung#fefi am fürfll. ^ofc. 



(Sopifl ©imon §a\$U im 3a$re 1774 im Söien. SHorium an= 
fünbigte, bürften eitoa hierher gehören. $on bcn in §apbu'S 
§anbf#rift noä) Dor&anbenen Hummern, 4 Strien unb 1 SHecU 
latit) §ur erfigenannten „Comedia" ifi toenig $u fagen. $)er 
SEejt bietet fo mentg §alt, bafj ftt| unmögli<$ ein ©anjeS ba= 
mit combintren täfjt; bie (Sompojition bewegt fi$ (jnmat bie 
mit ßÄufen überlabene ©ingftimme) im bamaligen ©efdjmtatf ber 
Seit unb $atybn fc^etnt au<$ ni$t mit befonberer £uft an bie 
Arbeit gegangen ju fein, betm bie ©#rift ift fo flü<$tig, nrie 
bteS faum bei irgenb einer ©pmpfconie, gefc&toeige benn bei 
einem Cluartett §aöbn'S je oorfomrat. 

$aS erfte grflfcere bramatif#e SBerf ftfcrteb §apbn ju (Snbe 
beS 3a^re§ 1762; e$ mar ein Pastorale jur $ermä&lung8= 
feierlia)feit~2tnton'S, bei filteften ©ofyteS beS Surften 3lico- 
IonS, mit ber ßomteffe 3Jtarie £fyerefe, Xo^ter beS ©rafen 
ÜRicolauS ßrböbü. S)en 93ermäljlungSact üoffjog ber ©rjbif^of 
öon Soloffa, ©raf 8at$ianö, am 10. San. 1763 §u 2Bien in 
ber faif. öurg im großen ©pieaelfaale. 5£>aS Brautpaar unb 
beren (Sltero mürben fobann $ur !aif. Xafel gelaben unb fuhren 
no# benfelben £ag uadj ©ifeuftabt, too tyrer gro&e gejte »arte- 
ten, beren auSfü$rli$e Betreibung baS Söien. SXarium (Bit. 9, 
bat 20. 3an. aus ©fenftabt) mit bea ©orten einreibet : „2Btr 
$aben no$ niemals fo oiele uoruefaie ©äfte unb fo (>errti<$e 
greuben^gefte bety uns gefefcn, als bie oorige 2öo<$c" ©ei ber 
Änhmft beS $ocfoeit3jugeS toar bie ©trafce oon SBimpaffhtg 
bis eifenjtabt, eine ©treefe oon 3 ©tunben SöegeS, beteuertet, 
beSglei^en bie §auptftra&e ber SBergftabt, tt>el<$e bie SBagen 
paffirten. S)aS fürftl. ©<$Iofe pranfte im gefrf<$mu<f unb oor 
bemfelben parabirte eine (Sompaguie fürftl. ©renabtere unb mit= 
ten auf bem $la$ mar eine ©tyrenpforte errietet, auf ber ein 
<Sf>or Trompeter unb fauler bie ©äfte empfing. Hnfunft 
ber ©efellfd&aft tourbe in ber ©$lo&tapette ein Te Deum ge= 
galten unb fobann bie §o<$jettStafel ferbirt, an ber über 120 
$erfonen *pia| nahmen, »m folgenben £age na# bem feicrl. 
©otteSbienfl muTben bem «ott im greien allerlei ©etufügungen 
geboten unb ua$ ber TOttagStafel eine italienif <$e Oper „Acide" 
oon ben fürftl. SBirtuofen aufgeführt, toobei ba8 Dra>fter in 
bunlelrotyer mit ©olb »erbrämter @ala=Uniform erf^ien. ©in 
glänjenber geftbaU in bem reijenben unb prac&tooll becorirten 



Digitized by 



„Acide", Ferta teatrale. 233 



grofcen ©aale befd)lo& biefen £ag. 5£afel, Seluftigungen unb 
9RcßUnbaü füllten ancb ben $roeiten gefttag au*. 3lm britten 
£age mürbe eine Opera buffa aufgeführt , ber ganje ©chlofc 
garten glänjenb beleuchtet unb abermals ein 2Jla£fenbaU ab- 
gehalten, bem über 600 ^erfonen beiwohnten , »on benen oiele 
im Saufe beS 2lbenb3 bie 9Jta$fe mechfelten. Allgemein mürbe 
ber auäerlefene ©efchmact, bie bracht unb bie freigebige S8c= 
mirtfning, fomie bie ungemein leutfelige unb oerbinbliche 2trt, 
mit melier ber gejtgeber feinen ©äften begegnete, gerühmt. 

$as Schaf erfoiel „:H. •. • unb ©alatea" mürbe bieämal oon 
bem äRailänber 3)id)ter ©iooanni Sattifta 9Kigliaöacca in ita= 
lienifc^e Sßerfe gebraut. 2)a$ bei ®tyUn in SBien gebruette 
$ertbuch ju „Aride" (Feßta teatrale) eröffnet eine $ulbigung^ 
2(nfprad)e an ba$ Bräutpaar, oon ben untertänig ften Wienern 
„Hayden con la musica" unb „Friberth e gli altri Attori" 
unterzeichnet unb beftefet aus breijeim ©cenen, $u benen ^aubn 
aufcer ber Duoerture unb einem Ouartett-ginale 4 ©opran= 
unb 2 $euor-2lrien unb je eine 3ltt= unb 93afr2lrie componirte. 

$ie fchöne gabel ift befannt: 2öir befinben un£ in einem 
lieblichen Zfalt ©tcilieu* am gufee be3 2letna, nahe bem 9Keere. 
grieben fpTicht aus »lumen unb »lüthen, auf balfamifchen 
Süften miegt er fich träumertfeh unb Mietet finneub in bie SBläue 
be§ £immelS. $>a theilt fich *>i* s JKeeresmoge unb entfenbet bie 
fchöne SRütnphe ©alatea, bie au« Siebe $u bem §irten 3lci* ihr 
(Element oerläfet. 2)er fchöne Jüngling lebt nur in ihr. $och 
»eiber ©lud menbet fich: ^otyphemoS, ber ©ohn beS mächtigen 
3Jceergotte3 ^ofeibon unb ber %$OQ\a, entbrennt in ungeftümer 
Siebe ju ber reijenben Stereibe; er »erfolgt fie mit Anträgen, 
mirb aber fchnöbe prüefgemiefen. Söuthentbramtt lauert er bem 
glüctlicheren Nebenbuhler auf — ein äöurf, unb Slci* liegt jer* 
fchmettert unter gewaltigem getöblocf. S)er oersroeifelten @ala* 
tea beutet bie greunbin auf ben, im Slugenblicf bem gelfen 
entfpringenben Quell; er gleitet als befruchtenbeä fächle in bem 
Zfyal entlaug unb foll fortan ben tarnen Xciä führen. Walalea 
lächelt burch £hränen; ihre Trauer wirb jur fanften ©chmer^ 
muth unb fie lehrt roteber in ihr feuchtes Clement jurücf. 

§änbel hat bie ©age munbeTbar in SWufit gefleibet. *• 



26 Die 3»eite Eearfceitung, um« 3a$r 1720 in fiannon« entftanbea. 



Digitized by Google 



234 „Acide", Festa teatrale. 

2)ie ^erfonen finb bei £apbn biefelben bis auf $)amon, ber 
hier als bie greunbin ©lance erfcbeint. Slber bei £aobn fehlt 
ein SöefentticheS: ber bei §änbel fo mächtig eingreifenbe (Sbor. 
W.U einiger fcbwacber @rfafc erfd)eint in legtet Stunbe bie 
SDleergöttin Xtyttä, ©alatea bamit tröftenb, bafj tt) r ©eliebter 
nun in anberer ©eftalt auf ewige 3*iten ber ©egenb ein 2Bobl s 
tbäter geworben. Um aber bod) jum ©ci)luffe ein Quartett ju 
ermöglichen, taucht 3läS am benachbarten Ufer, in bie Attribute 
feines nunmehrigen ©lementes gefüllt, wieber auf unb unter 
©elöbniffen ewiger Xreue fchliefct baS ^aftorale ab. ®er ©ang 
ber §anblung in ber ital. SBerfion aeigt uns noch eine anbcrc 
STbweicbung: bie greunbtn ©lance ift toUffibn genug, bem 
ßüflopen »eis ju macheu, ftc felbft f anwärme für ihn; fcblie&licb 
febrt aud) fie ihm ben föücfen. 6in furjeS (Srpofe ber ital. 
Bearbeitung, wie fie §atybn vorgelegen, wirb ben 9?ergletch mit 
^änbel'S ©erenata „Acis and Galatea" (oom engl. Siebter 
Sohn ©aö bearbeitet) erleichtern. 

©cene L $>ie greunbin ©lance befcbwört Slcis, ft$ vor 
<Polöpbem, ber ihm nach bem Seben trautet, burcb bie gluckt 
&u retten. — 2lciS entgegnet, bafe ihn bie Siebe ber frönen 
©alatea ftäble, er fenne feine gurcht unb werbe fte nicht t?cr= 
laffen. (Slrie.) 

©cene II. ©alatea tritt auf unb oerlangt ben SRatb ber 
greunbin, auf welche 2lrt fie ihren ©eliebten oor bem ßoflopcn 
fcbüfcen fönne. — ©lance rätb ibr, bie ©egenb ju oerlaffen unb 
3lciS unb ihrer Siebe $u oergeffen. — 9iimmermebr! ©alatea 
betet ibren 2lctS an, wenn auch ©efabren ihrer Siebe broben; 
5U glüeflich wäre baS $erj, wenn es leine Seiben lernten foflte. 
(«rle.) 

©cene III. ^olöpbem fuc^t ©lance nach ©alatea aueju= 
formen; biefe foppt ihn mit feiner Siebe; er folle fie fich aus 
bem ©inne f plagen, fie felbft fei in ihn oerliebt. ©et bodt) 
^etn 2tntlifc ooll Raubet, bem fein §er$ wtberfieben fönne. ©ie 
werbe weniger graufam fein unb ibm $reue geloben. (2lrie.) 

©cene IV. ^olöpbem ift allein unb weiß fieb nicht $u 
rathen unb ju hdfeu. ©einer ^äjlichfeit ift er jich wohl be- 
wußt, boch fei auch fein 2tntti& weniger holb, b<*be er bafür 
ein männlich' £ er 5'> cr prunfe mit SJhitb unb nicht mit ©cbön= 
heit. (Strie.) 



Digitized by Google 



„Acide", Festa teatrale. 235 

©cene V. Seid unb ©alatea toanbetn am Sfteeredufer in 
traulid&em ©efofe. ©alatea forbert ben beliebten jur glucfyt 
auf. 3)leine 2Jlufc$el ift bereit, ber 2ömb ift günftig; bad falj'ge 
Dtafe mirb unfrer brennenben Siebe eine rubige ©tätte bereiten. 

— 6r ijt 5u SUem bereit, ©elette mia), mobin bu nrittft, fei 
es im ©türm ober in SRitten ber flippen, i<$ folge bir na$. 

— ©lance fommt. ©er 9Uefe toeile ntebt fern in feiner £öble; 
fobalb bie s Jiaa?t bereingebroa^en unb er im ©c$lafe liege, bann 

— möge ber §immel eua? geleiten. ®ocb jefct müfet ibr eu$ 
auf fur$e %tit trennen; bu, Seid, febre jurücf in bein 3Serftcdf 

— bu, ©alatea, unter bie 3Betten. — Seid ift uutröftlicb, boa? 
er biU geborgen, nur möge ibm ©alatea bie $reue betoabren. 
(Srie.) 

©cene VI. $otypbem erfa)eint unerwartet; ©lance über= 
rebet ©alatea, ft(b ju oerfteHen. 

©cene VII. <p,otypbem erfc^öpft ft<b in Beteuerungen 
feiner Siebe. Steijenbe ©alatea! meiner mie bie Stlie, lebhafter 
als $urpur, leichter unb flüchtiger ald ber 2öinb, erböre miä). 

— ©lance ma$t ibn aufmerffam, bafj ©alatea ibren ©inn ge^ 
änbert, ba& ibre SSeracbtung in Siebe Fi$ oermanbelt babe. ©ic 
allein babe Urfa$e, babei betrübt $u fein. — ^olopbem glaubt 
fieb mirflicfc geliebt; ©alatea folle ftcb in feinen ©d&ufc begeben, 
er merbe ibren ©$laf mit ©efang fcbmeicbeln. @r bietet ibr 
grüßte an — fte jeigt fi<b noä) immer surüdböttenb. <£r null 
Snttoort b^ben, ob Tie i$n liebe. — ®u bift mein $afc! (ruft 
jie aud), mad foll icf) an bir finben mit beinern ungefragten 
©efi(bt, beinern ftruppigen §aar, mit beiner bäfelicben ©timme. 
$)u ©$rec£ni& ber Söälber, teuftifebed ©emütb, bad fein ^Hec^t 
lennt, bad 9Renf$en unb ©ötter, Gimmel unb 6rbe beleibigt. — 
$5u meifet mobl (ruft ^ßolupbem), bafj ia) ben raua^enben Setna 
umjuftürjen oermag, bafj ia) in ben tiefften ©rünben £etbid 
unb ©orid unb fo oiete ©ottbetten bad 3fteer birgt, oernic^ten 
fann. 8M re ' Unban!bare, für bia? unb für beinen Seid, jittre 
oor meiner 28utb. — 3$ lacbe beiner SButb (antwortete uner- 
fd&rocfen ©alatea); an ber ©eite meined Siebften bin icb unter 
ben 2öellen gefiebert unb fpotte beiner oom 3Jleere aud. (Srie.) 

©cene VIII. ^olppbem menbet ficb an ©lance unb bietet 
ibr bie oerfetymäbten grüßte an; fie foUe jur ©tunbe feine 
33raut roerben, ben §o#mut$ ju befttafen. — ©lance aber 



Digitized by Google 



236 



„Acide", Festa teatnde. 



erflärt i&m runbweg, ba& aua> fie i&n b* mit fcabe fie ein 
ärgereä Ungeheuer gefeben; er fei bic $lage ber ©egenb, eine 
graufame Dual jebem ^erjen. (2lrie.) 

©cene IX. 2öie! tcfr, ber ©o&n Sieptun'S, ber flärfere 
Sruber beS ©teropeS unb ©ronteS, bei beren $ro&en felbft bie 
©eftirne aittern, foU fol<$e $erbö$nung erbulben?! S)aS »lut 
beS Nebenbuhlers foll bafür bü&en. (<Sr fie&t 2fcte ftcfc na&en 
nnb verbirgt fi$ $wifa)en Älippen.) 

©cene X. 2lcis fommt unb na$ iljm ©lance, bie ifcn er* 
fncbt, einen Moment $u t»er$tefcen, fie Kerbe ©alatea bcna4> 
richtigen unb bann — eilet rafd? t>on bannen. 3$ warne biä) 
aber, bie SSutb beS Barbaren uia)t §u reijen. — ©ebe! (ruft 

2lciS) nicht fürchte id.) ben ©raufamen @S waren feine 

legten 20 orte 3üto unb flirb! ruft ^polr;p^cm, inbem er 

einen mächtigen gelfen auf 2lcis fc&leubert (2)ie biet ein= 

fattenbe Xrauer;©ömptyonie briieft ben ©$merj ber SRereiben 
aus.) ©lance eilt $erju, a^net SllleS unb bricht in Söefc 
Hagen aus. 

©cene XI. ©alatea frurjt at&emloS gerbet 3öo ift 3taS? 
£u weiuft? — ©ie crf&^rt bas ©ä)rectli#e . . . ÜRit jenem gel= 
fen, ben er mit ber ©d)neUtgfeit beS SölifceS Dom Serge rifc, 
töbtete er beinen ©eltebten. — 2lä) ©lance! id; fterbe! (£tyn= 
mächtig ftnft ©alatea nieber.) — ©ötter! $elft! (ruft ©lance). 
StyetiS taucht aus ben SSeUen. ($>ie mieber beginnenbe ©öm= 
Päonie nimmt einen Reitern ^aralter an.) 

©cene XII. X&etiS ruft (^alatea ins Sebcn surücf. Zvcdnt 
bie reijenben &ugen; naa? Sagen ber dual warten beiner fortan 
nur greuben. (2lrie.) 

215er mein Slciö?! .... 3* flebe tyn bir jurucL ©ie&' 
jenen Quell, ber im Sföoment aus bem gelfen betüorquiEt unb 
ber SBtefe entlang als »allein ba^tneilt, er fttfrrt bir beinen 
Ski* gu. 

©cblufr©ceue. ®alatea erblich ibren Abgott mit 3Reer= 
gras bebeeft, baS toaffcrblaue $aar mit ©<$ilf bur$fio$teu. 
©egenfeitigeS @nt$ücten unb glübenbe Serfia)erung ewiger 

ßiebe @b«t foll ber &a$ jum Urfpruug jurueffebren, eber 

fallen £ag unb Oiaa)t ineinanber aufgeben, als unfere ©eelen 
treulos werben. — Unb SbetiS unb ©lance vereinen tyre 
©timmen mit bem£iebespaar, inbem fie bie§anblung befd^liefeen: 



Digitized by 



„Acide", Festa teatrale. 237 

9Röge ba3 ©chicffal unä (euch) fo holb fein, als cd bis je|t grau= 
fam gemefen! 

Sie Sefefcung biefeS geftfpielS mar folgenbe: 

Äcibt . . . (Sarto gribertfr (£em>re). 

(Baiatta. . . «nna ©tfefffto« (©ofcrano). 

«Polifemo . . SNetyiore Orfcßler ($ajfo). 

®Iance. . . Saroara frur (©obrano). 

ZtÜbt . . . (Slecnora Säger (2Kto). 

93on £a$bn'3 2Ru(if, bie Garpani (©. 133) für oerloren 
hielt, ^aben fiä) noch folgenbe Hummern in Partitur unb in 
$aQbn'3 §anbfchrtft erhalten: Tic Duöerture (bie erffcen 32 
Statte fehlen) * 7 , 4 Strien (oon einer fünften fehlt ber Anfang) 
unb ba* üuartett=ginale. — $)ie Duoer iure, Dsbur, befteht aus 
brei ©äfcen, jeber ©afc geht ununterbrochen in einem 3uge fort, 
b'er erfie unb lefcte, burch je 2 Dboen unb Börner gehoben, eilt 
lebhaft unb frifch oorüber ohne SBemerfenStoertheS ju bieten; 
ber stoeite 6afe, jart unb fein, mehr anmutig als innig, iji 
nur für ©treichinftrumente gefchrieben. ifl ba8 echt §aobn'fche 
Clement, baS ftch in jebem ©afce ausformt. 3n ©reitfopf'S 
themat. Äatalog gef$riebener SKufifaUen ift ba£ Sßerf im 3ahre 
1766 unter 6 §aobn'fchen ©omphonien angezeigt, & erf<^ic= 
nen fpäter toieberholt Duoerturen §aobn'fcher Cpern als ©om* 
Päonien, ju jener Seit nichts Ungewöhnliches, ba ber 3ufammen= 
hang mit ber Dper ein fehr lotferer n?ar. — 9tebft bem ginale 
(üuartett) ftnb noch folgenbe &rien oorhanben: M ©cene I, 
Brie bes 2tciS; ©cene II, 2lrie ber ©alatea (fehlt ber Anfang); 
©cene III, 2lrie ber ©lance; ©cene IV, Slrie beS ^otyphem; 
©cene XII, Strie ber %tyt\*. — 2>er 3uf*nitt ber Slrien ifl ber 
gewöhnliche italieuifche: atoei in £empo, %act unb SConart Oer* 
föiebene ©äfce, oon benen ber erfte toieberholt wirb. SDie SMo* 
bien finb einfach aber conoentionett, toeit entfernt oon bet 
ßänberfchen, gerabe in biefem ^aftorale fo tounberbar getroffen 



27 2)o« Butograbb; befifct $err «rtoria in Sien; in einjetnen Stimmen 
»Dar bie Onberture föon im 3a$re 1769 im ©rifte ©Sttoeig borbanben. 

28 ©ic gingen an« bem Wa^lafj #a$bn'« an bo« fürfH. 9Wufitor<$ib in 
Cifenflabt übtr unb liegen fic$ an« einem Konglomerat berföiebener «rien 
^ufammenfteDen. 



Digitized by Google 



238 2fli<$aet fcapbn'* Snfletlung in ©aljburg. 



neu Snnigleit; eS fehlt nicht an Koloraturen unb Sßajfagen; 
wo fic bem ©änger nicht genügen, bietet tytn bie Gabenj ©e= 
legenhett fid) auszubreiten. S)ie jeweilige (Smpftnbung ift wofyl 
leid)t, bod) genügenb angebeutet; 2lciS' erfte 2lrie fpricht @nt= 
fc^loffcn^eit aus, ©lance oerfichert in necftf ehern Sluebruct $oIü= 
pfyem ihrer Siebe unb biefer (e$ ift freiließ fein §änbel'fcher 
^ßolophem) »erficht eS, in gefälliger 9Beife feine 5Sorjüge an$u* 
preifen; feine ärie (Allegro molto) hat $ubetn ben regten SBafc 
ISfyarafter unb brüeft bie gemünfehtc Derbheit aus. 3m Duartett 
fud)t man oergebenS funftüoHe üßerfchlingungen bet ©timmen; 
erft fingt ber ©opran, bann wieberfjolt ityn ber Xenor; bann 
gehen fie jufammen weiter, jum Zfyil imitirenb; enblia) treten 
bie 3JMttelftimmen ^inju unb fähren nun alle SSier baS leicht 
gehaltene £onftücf ju @nbe. 3ur Begleitung bienen aufjer ben 
©aiteninftrumenten je jmei Oboen unb Söalbhörner, nur bei ber 
3lrie ber ©lance ftnb bie Oboen burch glöten erfefct, bie fa)on 
etwas reicher bebaut finb, boa? treten bie SlaSinftrumente tytx 
unb überall meift nur bei ben Xutti unb $erbinbungsfä$eu 
hin^u. 2US §aobn junt ^meitenmale Sonbon befugte, ^örte er 
(aJlärj 1795) im ßing'S^heater bie Oper „Arie e Galatea" oon 
Stancht. „$ie afluftt (f abreibt er in fein Sagebuch) ift fehr 
reich an SBlaSinftrumenten ; boa? mia) bäucht, wenn eS weniger 
wären, man bie §auptmelobien bejfer oerftehen würbe." 

inmitten feiner SlmtSthätigfeit würbe §a^bn oon $wei 
gamilien^retgniffen überrafa)t. $aS erjle unb freubige @reig= 
nifj betraf feinen «ruber 99Gia)ael, ber im 3ahre 1762 als 
©oncertmeifter beS @r$bifchofS ©igtSmunb (©Grattenbach) nach 
©aljburg berufen würbe; er bejog bafelbft üorberhanb 300 gl. 
3ahreSgehalt nebft freiem Xifä, eine allerbingS befcheibene 3Ser= 
befferung feiner bisherigen einnähme, bie fpäter mit ber $om= 
Organiftenftelle auf 400 gl. unb beim Regierungsantritt beS 
©rjherjogs gerbinanb ton Oefterretch auf 600 gl. erhöht würbe 
(1777 würbe er auch Organift in ber h- fcreifaltigfeitsfirche). 
2öir fönnen hier gleich anfügen, bafc aJtidjael am 17. 2lug. 1768 
bie erjbifchö fliehe ^offängerin 3Jtaria 3Jtagbalena, Tochter 
beS er$h- ÄammerbienerS unb §oforganiften granj 3ö na S 
Sipp, heiratete, welcher @h e ß ta einziges Äinb, Stlo^fia 3° J 
fepha, entfprojj, geb. 31. %axi. 1770, baS aber fä?on ein 3^ 
barauf, am 27. %an. 1771, ben Altern burä) ben $ob entrijfen 



Digitized by 



SKicbael $aöbn'« «nfleUung in Saljburg. 



239 



mürbe. Wt. ÜJtogbalena Sipp würbe oom 6r$btfchof nach 3talien 
getieft, um fi$ im ©efange auSjubilben, nach ihrer SRücffehr 
im 3a$re 1762 mürbe jie als $offängerin augeftellt. Obgleich 
ber perfönliche SSerfehr beiber ©Regatten mit bem $aufe 3Jlojart 
ntajt lebhaft mar, fo famen boa) beibe auf bem ßebensmege beS 
jungen Söolfgang in eigentümliche ^Berührung. SJMchael ,öat;bn 
&atte im Auftrag beS gürft - (Srjbifd^ofö $u einem geiftlia)en 
©ingfptel, „bic ©chulbigfeit beS erften ©ebotheS * 9 , ben jmeiten 
$heil $u componiren, mä^renb bem ^o^fürftl. Äammercompo:» 
niften unb Organiften 2lnton Kajetan 2lblgaffer ber britte, unb 
„§errn 3öolfgang 2Jcofcarb" ber erjie Xtyil jugemiefen mürbe. *° 
aKia?ael hatte alfo mit bem bamalS (1766) 10j%igen 3Rojart 
einen Söettlauf $u beftehen. 2luch beS SiebeSbienfteS ift hier ju 
gebenfett, ben SJlojart 17 %a1)xe fpäter bem bamalS (1783) fram 
!en SJlichael §aybn bamit ernrieS, bafc er für ifm §mei Dom 
@r$bif<hof befaßte 2)uo für Violine unb SBiola 11 componirte 
unb ihm bamit aus arger SBerlegenheit ^alf. . 3ttichaers grau 
mieberum fang in Salzburg im $ahre 1769 bie 93aroneffe 9to* 
fina in 9Roaart'S Oper „La finta semplice" »* bereu 2lufffifc 
rung in Söten trofc beS SntereffeS, baS felbft ßaifer gofeph für 
Tie nahm, burch ^ntriguen hintertrieben roorben mar. 3Ko&art 
mar auf bie grau §atybn'S f Riecht p fprechen. „@S ift mahr 
(fa)reibt er am 7. Stug. 1778 mm $ariS aus an ben $auS= 
freunb ©uttmger), bie §apbn ift tränflia); fie t)at ihre flrenge 
SebenSart gar &u fehr übertrieben. @S giebt aber menige fo! — 
SWia) munbert, ba& fte burch ihr beftänbigeS ©ei&eln, ^eitfehen, 
(Silicia^ragen, übernatürliches gaften, nächtliches SBeten ihre 
Stimme nicht längft oerloren hat." " 3H. aflagbalena $atybn 
ftarb als penf. er$bifchöfl. §offangerin unb §oncertmeifterS= 



29 ö. «ö($el, aKojart'Äatalog 9fr. 35. 

30 3n gleicher Seife föriefceit «Mgafter, SRidjael $aübn unb ber (Jbor* 
»icar 91. 35. 2>atib SBeflermaijer im 3a$re 1768 jeber einen Sbeil be« getfH. 
Cratorium«: „Xtx Äamfcf ber 93uße unb ©efe&rung." 2)iefe« Oratorium 
tturbe „auf gnabigflen »efe&l jur »ürbigen Begebung ber betligen gaften« 
§eit" aufgeführt. 

31 t>. Äö*cl, 3Rojart*Jtatatcg »r. 423 unb 424. 

32 C. 3afcn, SWosart. 2. BufT. L ©. 97. 

33 8. flobf, SWojart'« «riefe. @. 193. 



i 



Digitized by Google 



349 



mitme am 10. 3uni 1827 im 82. &ben*ja(>re. 3Ria)ael §aobn'$ 
Serbienftc aU Äirc&encompontfi »erben no$ fcutjutage ebenfo 
oft gepriefen at« angefeindet. (£$ nrirb fi<^ feinerjeit ©elegem 
fceit futben, barüber eiuge^enber ju fprecfceu. gür jefct muffen 
wir auf lange 3eit oon i&m Sbfd&teb nehmen. 

$ai jtveite (Sreigntfe, baö £a$bn anging, mar emft unb 
fam unerwartet: 2Jtat&ia$ §aobn, ber Söagnermetfter unb 
ÜKarttria?ter in SRoljrau, ^atte fernen ©otyn in (Sifenftabt be- 
fugt unb geuofe no$ bie greube, ityn in ber fdimutfen fürftl. 
iMiisMinirorm ni jeben unb oom gürfteu viele £objprfi$e über 
bae Talent be£ ©ofyne* ju fyören. Äurje $t\t na$ biefem ©e- 
fn$e, alä er eben ju ^aufe fein $anbroetf ausübte, frürjte ein 
#olsftofi neben tl?m jufammen unb jerbraefy tym mehrere Slippen. 
3)tat&ia$ ftarb balb barauf am 12. ©ept. 1763 (©eil. I, 14). 
$ou feinen itiuberu maren ju jener 3 CI * nur noa; jmei auä 
erfter (S&e im (slternfyaufe: ber jüngfte ©o$n 3^ann Gtoangelift 
unb 2lnna Äatfymna, bie $n>ei HJtonate fpäter ben fyerrfäaftl. 
83ü<$fenma<$et Cibrtftepb lUähcr beiratyete. Slufjer tynen lebte 
in 9tofyrau noety, menige §äufer entfernt, bie an ben ©^miebe* 
meifter Wlipp gröblich oertyeirat&ete £oa)ter 9(nna SRaria. 
$aobn^ §äu$a)en fammt ©erätfyf haften taufte fein ©a)ttrieger= 
fo^n grityli<$ unb ben Äinbem mürbe in runber Summe ein 
@rbt&eü uon 600 gl. au»be&af>lt. Saut föriftl. (grflärung 
(bat (gftertxij 29. H)tai 1787) überliefe 3ofept> §aobn ben auf 
tyn entfallenen £tyeU (142 gl. 26 Är. 3 $f.) feinem »ruber 
Sofyaun. 2Hat$ia* fyatte bei öebjeiten oerfa^tebene flehte Segate 
für Neffen, für bie öruberfd^aft 3o&. ^epomul, für ©rfaltnng 
ber §eilanb$=©tatue bei ber mittleren Äirä>ent^üre auf bem 
grieb&of auSgefefet; über lederen Soften (30 §1.) mürbe im 
Sa^re 1804 ein ©tiftebrtef errietet, toonaefc fi$ bie Pfarre 
verpflichtet, für immermä^renbe Seiten bie ©tatue in gutem 
©tanbe ju galten. 2lud& ^ofepl; £aobn hatte, toi* mir (©. 12, 
Slnnu 9) gefeiten haben, in feinem Seftamcnte (§. 35) 75 gl. yfyxl 
3ntereffen §u gleichem 3tt>ed, mie auch &ur Snflanb^altung beS, 
oom ©rafen $arrach ihm im gafangarten errichteten 3Jlonumcn^ 
teS beftimmt. (§apbn'3 Uniüerfalerbe, 3flathta3 gröblich, hatte 
biefen gonb freimillig auf 1300 gl in 2 l / 2 % ©oftammer; 
Obligationen erhöht.) hierüber mürbe ebenfaB* im Sahre 1815 
ein ©tif Abrief errietet unb oerf priest abermals bie Pfarre 



Digitized by 



gürft Wicolaus bei ber Ärönung in granffurt am äRain. 



Hl 



„bte fromme «Stiftung nach bem Söillen beä Stifter* für etoige 
3eiteu getreulich ju erfüllen". Söann biefe Pflicht ba* lefctemat 
erfüllt nnirbe, ift bei bem gegenwärtigen 3 u ft an b beibcr 3)to= 
numente ferner §u erfehen; hoffentlich läfjt man biefelben nicht 
gänjlich ju ©runbe gehen. S)ie ©rabfchrift ber ©Item §avbu's 
(©eil. VI, 1) lieft fich oor einigen fahren fchon fchtoer mehr 
entziffern, ©tücfe auä 2)iathiaa ^a^bn'ä ©efifc fyabtn fich 

erhatten: ein ©eil mit bem 3 e i$en M. H. 1727 benufct noch 
heute ber SBagnermeifter griebrich §anbfa)uh in Üiohrau; einen 
gingerriug oou 2)leffing mit M. H. unb einem 9iab gezeichnet, 
beim llmacfern bes gelbes gefunben, befifct ber gegenwärtige 
eigenthümer be* §a9bn=§aufeä, @eorg ©rucfner. 



3m 3^^e 1764 fanb gürft 9licolaus zum erftenmale feit 
feiner SHegentfchaft (Gelegenheit, auch außerhalb Oefterreich* fich 
als prachtliebenber GaoaUer ju zeigen, ba er in granffurt am 
2)iain bei ber Söahl unb Ärönung bes Erzherzogs Sofeph ä^m 
rbmifchen Äönig bie ©teEe beä erften ©hurböhmifcheu ©otfchaf; 
ters oertrat. S5ie 2Bahl fanb (Statt am 27. Sötarj, bie Ärbnung 
am 3. 3lpril. ©ei ßefcterer erregte ber wahrhaft blenbenb reiche 
Aufzug bes gürften unb bie glänjenben unb gefchmacfooll be= 
corirteu 3UuminationS=2lnftalten allgemeine ©emunberung. Sßohl 
hatte barin ein ©efanbter ben anbern zu überbieten fich bemüht, 
„bie Slnftalt bes gürften Gfterhäjv jeboa? übertraf aUe bie 
übrigen" unb immer wieber fehrte man am Uebften ins „(sfter- 
häjp'fche geeureich" jurücf. „tiefer höh« ©otfchafter hatte, 
tiefen Xag &u ehren, fein ungünftig gelegenes üuartier gauj 
übergangen unb bafür bie grojjc £inben=@splanabc am 9tofc 
marft oorn mit einem feenartig erleuchteten portal, im hinter* 
grunb aber mit einem wohl noch prächtigeren ^rofpecte oerjiereu 
laffen. $ie ganze ©infaffung bejcid)nctcn fcampen. 3mifc^en 
ben ©äumen ftanben Sichtppramiben unb Äugeln auf bura> 
fcheinenben ^iebeftalen unb t»on einem ©aume zum anbern zogen 
fta) leuchtcnbe ®uirlanben, an welchen §ängeleuchten fchwebten." 34 



34 ©oetbe, Sichtung unb SBa^rbctt, Beitreibung bet Ärönung«- 
tcierlicbfeiten. 

<$ol)i, fcapbn. i. ■ iö 



Digitized by .Google 



242 



SRücffebr be« ftürflen nacb Sifenftabt. Te Deum. 



£>er gürft fanb in granffurt aua? ©lud, beffen intimen greunb, 
ben ©ontraltiften ©uabagni, ber bei ber erften Aufführung beS 
„Orfeo" in SSien bie Xitelrolle gefunden hatte, ben SBirtuofen 
SHtterSborf unb atoanjig ÜJHtglteber ber §offapeÜe. ©o fe^r 
übrigens biefe glänjenben gefttage geeignet waren, bem ipang 
be£ prunf= unb praa)tliebenben gürften $u entfpred)en, fo bot 
boa? fa)on oorbem ein SBefuä), ben berfelbe ber fran$öfifa)en 
§auptfiabt im gebruar abftottete, oollauf ©elegenheit, fidh in 
allem, tr»aS Äunft unb 9teia)tfmm ju bieten oermögen, förmlich 
ju beraufa)en. gürft 9Hcolau3 machte in ^SariS zahlreiche unb 
toftfptelige Sinfäufe unb e3 ift faum ju bezweifeln, bafe er bei 
biefer Gelegenheit auch in s -BerfatUe$ ftch umfah unb bafj ihn 
bie$, an ©chäfcen fo reiche ©chlofe wohl junädhft anregte, fich 
auf einer feiner zahlreichen unb weitläufigen ^efifcungen einen 
ähnlichen Prachtbau gu errichten. 3)ie 2öir!ung blieb nicht 
au§: f<$on nach zwei 3a(>ren überfiebelte ber gürfi, ein 3Rann 
ton rafdt)em unb energifdhem ,§anbetn, in ba3, mittlerweile ton 
ihm gefdhaffene, bem reiben sßerfaiUeö nachgebilbete ©ommers 
fchlofc am {üblichen @nbe be£ 9teuftebler;©ee3. 

«Die Abmefenheit be£ gürften bemtfcten feine Gunter, fich 
ju einem feierlichen (Smpfang beffelben üorsubereiten. Unb aber* 
mala mürbe babei §aübn'S Talent in 2lnfpru<h genommen unb 
jmar nach jwei ©eiten hin: für bie Äirche fa)rieb er ein 
Te Deum, für ben ©oncertfaal eine ©antäte. $ie Aufführung 
ber ©antäte oerjögerte fich aus unbefannten ©rünben bis 3um 
Sccember. 2öa3 ba3 Te Deum betrifft, finb mir hinfichtlich 
be£ angegebenen 3»ecfe§ aHerbtngS nur auf eine Sermutlnmg 
angewiefen. £afj biefeS Söerf an einigen Orten, 3. im ©tifte 
Äremämünfter, 3Jttchael £aybn jugefa)rieben wirb, barf uns 
nicht irre führen, benn ba3 erfte, oon SRichael in SiSaraSbin 
compontrte Te Deum ftimmt nicht mit bem feines SBruberä 
überein. 85 dagegen trägt eine im ©tifte ©öttmeig befmblicbe 
Abfchrift oon ^ofeph'S Te Deum bie 2luffa)rift: „cop. P. Jo- 
sephus, bat. 28. ÜK00. 1765" (alfo ein 3ahr nach ber ©ifeiu 



35 X'it ftätern Te Deum au« ben 3afcren 1770, 1786, 1801 unb 1803 
fommen tyier nietyt in S3etradjt. 33ci bem im 3afcre 1786 componirten Te 
Deum tritt ber entgcgengefefcte %aU ein: eö teirb &a'uftg 3ofe^b $aöbn ju* 
getrieben, ifi aber bon feinem ©ruber SRicbacl. 



Digitized by Google 



5efi*<Santate. 243 

fräbter 2luffü£rung). " 2Öer übrigen* bteS Te Deum mit bem 
größeren im 3afyre 1800 componirten t>ergletä)t, nrirb trofc ber 
größeren Anlage unb reiferen Aufarbeitung beä £efcteren eim 
uub biefelbe §anb nid)t serfennen. 

2)te Kantate betreffenb (bie Söorte finb italienifcfy) befifct 
©öttmetg auä ber ©ammtung beS üerftorbenen 2Hob£ gu$S in 
2Bien ein ©erf in 7 §eften mit ber SXuffd^rift: „VII Wlufrb 
nummern einer ©elegenfyeit* Kantate t>on 3ofepfy §atybn jur 
©eburtäfeier ©r. 35urdjlauä)t beS gürften 9iicolau£ (Sfterfjäjt;, 
componirt in ben %a\)Ttn 1763/64. $)ie übrigen ba$u gehörigen 
©tüde ftnb leiber verloren." S)er befannte 9lutograpfjen'6ammler 
tyat ben einzelnen §eften fein Aut. adest beigefügt unb bie lefete 
Kummer felbft üollfiänbig copirt; überbieä ift aua) §a$bn'ö 
„In Nomine Domini" in bie 2lbfä?rift übertragen. 3)ie 2led>t; 
tyeit ber (Sompofition ftebt fomit aufjer Steifet, nur ift bie 33e^ 
jei^nung „©eburtsfeier" infofern unnötig, als im £ert au*= 
brüdli<§ auf ben DiamenStag beSgürften angefpiett ifl; boa? ift 
ber 3rrt^um üou toenig SBelang, ba tarnen*; unb ©eburtstag 
be* gürften in benfelben SRonat (6. unb 18. S)ec.) fallen. 2)afj 
bie Gantate aber auäbrüdlia) jur geier ber ftüdfe^r beftimmt 
roar, bezeugen ebenfall* bie Sertmorte, eine bura)au§ über; 
fd?ioengUa)e Sobfingung ber SSorjüge be* „toon ben Ufern be3 
3Kain jurüdte^renben #elbenfürften". 5Dic angeblia> Um>oH= 
ftänbigfeit ber Gantate wäre nodj 3U bemeifen; im $ert maa)t fidj 
kine Süde fühlbar, felbft ber Langel einer felbftftänbigen Duter^ 
ture mirb burd> bie längere 3nftmmental=einleitung erfefct. 

$er 3nl)alt ber Gantate ift in Äürje folgenber: 37 tretet 
berju! (forbert bie Sonmufe tyre ©etreuen auf) es gilt ben 
frönen tarnen be* unbefiegten gürften 3U feiern. 2öem im 
93ufen bie glamme ber Sanfbarfeit, SSere^rung unb Siebe brennt, 
ber fä)müde ba* §aupt mit Saub unb ©lumen unb folge mir 



36 3n ©ötttteig würbe bie« Söerf (ba« and} im ©tift Jtlofierneuburg 
unter 3cfep^ ^»apbn'« tarnen Dorbanben war) febr häufig aufgeführt r u. a. 
aud> am 15. 9fog. 1809 „uim WamenSfefte «onaparte". (2>ie ftranjefen 
batten batnale 28icn befefct unb matten bem geifil. Stift einen wenig will* 
fommenen ©efueb.) 

37 S« wirb barinnen aueb ber £rieg«tt)aten be« gürften gebaut. 2>cr 
gürfl hatte ftä) im 3abre 1758 in ber ©(bladjt bei Äettin ba« SRittertreu} 

16* 



Digitized by Google 



244 



geft«<Santate 



unb erflehe oon ben Ööttern, bafe fie feinen Sünfchen ©e^ör 
geben, Gr, ber liebreiche §crrfcher fehrt äurütf; er, ber un= 
geartet be* s Jieibe* $u hohen Qtyxtn erhoben würbe. 2)ort an 
ben Ufern, bie ber Main benefet, wirb fein >Jiamc ewig leben, 
bic ^äter werben noch ben tfinbern oon ben s 3üunbern feiner 
$raa)t nnb feine* 3iuhme* erjagen. ©o viel (öchäfec ba* 3)teer 
birgt, fo triel ba* ©lüd auch bieten mag: eä wirb ber greube 
nicht gleiten, £>ir bienen su lönnen. 3ft e$ boch, ala lenkte 
bie 6onne geller an biefem Sage, aU wolle fie 2)id; in höherem 
©lauje unä seigen. $u folgteft ben gufjftapfen beiner Seiten 
unb fel;rteft, mit s Jiuhm bebec!t, aurüd. Könige werben deinem 
^erbienftc Lorbeer winben nnb niemals wirb $>ein 9lame untere 
gclm. (Sä lebe unfer gürft, ber bie SÖelt in Staunen werfest. 
Dlic möge ein feinblich @c|tiru deinen Gimmel trüben, mir ein 
fegenbriugenbes fei S5ir befa)ieben. $u wirft ju noch größeren 
(Shren £)ich erhoben fehen. S)eine Üinber werben deinem $öei- 
fpicle folgen, fie werben bic greube ber (Sterblichen fein, ^xl- 
piter erhalte unc ben erhabenen gürften; fei ihm jebe greube 
befeuert. 2öir aber ftnb feiner £iebe gemifj, wir werben uns 
ftet* beffen frenen. 

3n ber jtemlich umfangreichen (Sompofition, beftehenb aus 
einem grojjeu Otecitatio mit Crchefterbegleitung, je jwei Strien, 
Duetten unb (Spören ftnb aufjer ben 6treia)inftrumenten glöte, 
Oboe, gagott unb §örner benufct; einigemal tritt aua) bae 
(Slaoicr obligat h" l JU, aber nur um längere 3 iü if<hwfäfce mit 
^affagenwerf auszufüllen. £)as SHecitatio unb barauf folgenbe 
Suett würbe mit unterlegtem latetnifchen Xeyt (Accum te 
Lüne mortales) al» Dffertorium berwenbet. 3u gleicher SBeife 
ift auch bie ^nftrumenta^utrobuctiou von 9lr. 2 unb ber Gtyor 
Dir. 4, ju einem $ait3en oerfchmoljen, ale Dffertorium (Plausus 
honores date) benufct unb bietet in biefer gaffung eine anregeube 
frifche 3)tujitnummer. (S)ie Einleitung, C-bur *U, ift \)'\tx bnra> 
gehenbä auf */ 4 $act rebucirt unb ber ursprüngliche Gbor ab; 



bee militar. Üiaria * ibeu-üa Orb« \w crtämbft. X'\t Mnfticlung auf „uecb 
größere ßbren" beutet etwa bin auf bie uabe in Sutfubt geftanbene 8«< 
leibung be« Comutaubcurtreuje« tiefe« Crben« (12. Oct. 1765) unb be# 
golbenen ÜJlie6»£>rbcn« (31. 2>ec. 17G5). SDie Srnennung jum Öapitaiu ber 
im Sabre 1760 errichteten ungari|>abeligcn l'eibgarbe erfolgte am 6. 2>cc. 1764. 



Digitized by Googl 



fteft><5antate. — 



So&ann $at?bn in Sifenftabt. 



245 



tt>ed?felnb Soloftimmen unb Xutti jugetyeilt M DB ba* 3lr- 
rangement biefer beiben Hummern etma üon §aübn fetbft 
fjerrityrt, ift ntdjt befannt. Sefonbere Sebeutung ift aud> biefem, 
in §at>bn'* Katalog nidjt tterjeidjnetem 2öerf, ba* namentlich 
ber Äeblenfertigfeit ber <5opran=<5oloftimme triel 5umutf>et, nid)t 
beizulegen. SMobie, t(>emattfa> Surajfütyrung unb 2lrt ber 
•öegleituug bulbigen bem tyerfömntlia>n ©cfdwtarf ber 3eit, 
boa) beben fidt) bie genannten al* Dffertorien benufcten Hummern 
burdj femigen ^nfyalt t-ortbeilbaft ab. 



3m 3af>re 1765 nahm Sefepf) §aübn feinen jüngeren Snu 
ber, gewann ©fcangeltft, $u jtdfo naa) (Sifenftabt. Sein Sebent 
lauf tft fo einfaa) unb anfpru$*lo*, bafe mir il)n glcta) in 
ein* jufammenfaffen fönnen. 3 o bann (nur biefer Saufname 
war in ©ebraua)) mar bamal* 22 3 a ^ re olt 6* ift faum 3U 
bejmeifeln, ba& er feinen älteren 33ruber mirb gebeten fyaben, 
ifym ein Unterfommen ju t>erfd>affen, benn feine* bleiben* mar 
langer in iRofjrau ni$t, nadjbem ber 3?ater geftorben mar unb 
bie Stiefmutter ft$ mieber t>erbetratbet fyatte. 93on allen 
Öapbn'fdjen Äinbern blieb nadj IJobann'* SBeggang nur nodj 
eine £oa?ter, bie t»eret>eli$te 2lnna SJtaria grö^lia) im Orte. 
3of>ann ^attc eine fefyr fd>maa)e, bänne Xenorftimme ofyne irgenb 
melden 9tei$ unb maren aud) feine muftfalifdjen ^äbigfetten 
fefyr befä)eiben. „Sine feiner ©a)ülerinnen liefe einft bei ©alten 
ityre Stimme probiren; biefer fanb, bajj fte „ofyne •Dtetfyobe unb 
mie $an*l §atibn burä) bie 3ßafe finge". 89 2öenn il;n ber 
Jürft trofebem in ben Äira^ena^or in Gifenftabt aufnahm, fo ge= 
fdjaf? bie* fta)erlic$ nur au* 9>lüdfid)t für feinen 93 ruber, ber 
tyn trft abrieten mufcte. 9tur au* feinen fpäteren SBittfdjrtften 
an ben gürften ift ju erfefyen, bafc er fa)on im Safere 1765 in 
ber (Sfyormufif mitmirfte, benn ba er anfang* feinen ©e^alt 
bejog, tft er in ben (Sonttentionalen erft im %a\)xz 1771 ge= 
nannt; er fyatte bamal* al* 4. £enortft jä^rlia) juerft 25, bann 



38 Piausus honores date, 9W. ©. auf ber fatf. $ofbtbliotM in SBien, 
9lr. 15842 (nen). 3>te SWotette Accurri te hunc mortales tfl im @ttft 
Äloftcmeuburg. 

39 Stagebutf bee 3. <5. «ofenbaum, Qräfl. (Sfiertxijp'icbeti Beamten. 



Digitized by Google 



24ß 



3o$ann $apbn in öifenflabt. 



30 gl. 3n liefen Sittfdjriften fü^rt er an, ba& er unmöglia? 
$oft unb Äleibung befreiten tonne, menn ifyn ni<$t bie ©ut= 
mütfyigfeit anberer Seute unterftüfeen mürbe; fpäter nennt er 
au£brüdli<$ feinen ©ruber, ber tym ju feinem geringen ©efyatt 
beifteure unb I?offt in 2lnbetra$t ber ^erbienfte beffelben auf 
©erbefferung feiner Sage. Ungetröftet ging er nie von bannen; 
fein ©e&alt mürbe im 3a^re 1775 auf 50 gl. er&öf)t unb 1783 
erhielt er aua? baS gemünföte Deputat, toie es bie Sängerin 
(Eleonore Säger bejog. 40 ®oa) aua> biefe Slufbefferung moüte 
fpäter nid)t auSrcid&en. 2öiebcrum fam er im 3a^rc 1800 um 
®e^alt3oermefyrung ein: er fyabe ft<$ feiger mit Unterri<$t einiger 
©d&üler in (Slaoier unb ©efang geholfen, aber beren ftafyl 
unb au<$ feine Äräfte feien im 2lbnefmten unb fo fei er auf bie 
©nabe einiger ©uttfyäter angemiefen, bie ifm meäjfelmcife ju 
£ifä)e labeten. Unb abermals mcift er auf feinen §errn 93ru= 
ber tyin, ber burä) fein 2Rufi!talent ben Sftufjm beS fyo<§fürftli$en 
Kaufes oeremigt fyat unb bittet in 9tücffia)t beffen unb ber 
eigenen 35iäfyrigen $>ienfte um &ufbefferung feines Deputats 
um 6 SJlefcen Söeijen unb 12 heften Äorn nebjt 6 6imer äöein, 
maS in SBaarem 45 gl. betrüge, fomit feine (Sonoention fünftig 
jä&rliä) 165 gL gleich fomme. 2luä) biefe* ©efuä? mirb be- 
willigt unb ifyn nod) im Sa^re 1804 (ein %at)T oor feinem 
$obe) 50 gl. jur Unterflüfcung feiner ©abefur angemiefen. 
£eta)t märe man fcter geneigt ju glauben, ber ältere ©ruber 
fjabe i^n n\a)t au$reiä>nb unterftüfet. dagegen genügt ee, 
baran $u erinnern, bafj biefer tyn burä) 25 Sa^re auf feine 
Soften na$ bem Gurort ©aben bei Söien fa)i<fte unb bafj er 
i^m noa? im Saljre 1802 fiectionen jumieS, fo j. ©. bie 3tttiftin 
ßat^arina ÄrineS, beren ©timme Sofep^ §aübn geprüft unb 
fe^r gerühmt ^atte unb bie, mie fo oiele angefcenbe Sängerinnen, 
auf Äoftcn beS gürften unterri^tet mürbe. 2lud> für fein üuar^ 
tier fcatte 3ofann nid^t ju forgen; anfangs mofmte er bei §apbn 
felbft, fpäter meiftenS mit einem Äamcraben aus ber Capelle 



40 SHcfc Naturalien betrugen i£ftrU<$: 300 $fb. »inbflktfa, 30 $fb. 
©alj, 24 $fb. ©cbmalj, 4 QHefcen Söetjen, 8 äRefcen Äorn, % 2ttefcen ©rief, 
Äraut unb «üben; für ba« ©cflügel 2 %U 30 £r., 24 $fb. Serjen, 6 ftlaf* 
ter 8renn(o(ft> 5 Sttner Offtcier«n?ein. Hußerbem ncbfl freiem Ouartier alle 
3abre ein Äteib. 



Digitized by 



$apbn er&ätt eine fürfHicbe Stawarnung. 



247 



gemeirifchaftlich in ber alten 2lpothe!e, im fürftlich fogenaunten 
SDarmftäbter £auä, bann im ©ergflofter unb jule|t im Wtufik 
gebäube, n>o er auch flarb. Gin einjiged 9Äal, im Sa^re 1801, 
als SDUchael anf feiner 2öiener Steife and) ßifenftabt befuchte, 
toaren alle brei §aöbn beifammen. ©ie roaren beim ©tabt; 
Pfarrer jn %ifäc gelaben nnb gingen bann in ber ©tabt fpa= 
gieren; 2lbenb$ brauten ihnen bie beiben ©albhorntften $rinfter 
ein ©tänbchen. deiner ber ©rüber fah bem anbern gleich; 
attichael mar ber größere, 3ohann eher ftein ju nennen. 30- 
$ann mochte mohl baa befcheibene 3Äafe feiner gähigfeiten lernten 
unb fpridjt eä menigftenS für ihn, baß er ftch nie nnb nirgenbä 
rjcrbrängte nnb ruhig bahin lebte. ©et feiner ftätigen $ränt= 
Itchfeit mürbe er be« Sebent menig froh; nur menn er bei einem 
@lafe Sein faß, liebte er e$, ein luftig Siebten ju fingen. 
Verheiratet mar er nie. §ätte er feinen ©ruber überlebt, 
roürbe er auch bann noch Gelegenheit gehabt haben, beffen milbe 
$anb ju fegnen, benn beffen (Sntnmrf jum erften £eftament 
fagt ©. 8: „bem »ruber 3ohann in ©ifenftabt — 4000 gl." 
(alfo ebenfooiel aU bem ©ruber Sftichael). 



hieben ber an fi$ menig belangreichen Aufnahme 3o$avtl'0 
bietet und baä 3a^r 1765 aber noch «in* Ueberrafä)ung ganj 
eigener 2lrt, ein im Seben §apbn'$ gettriß ebenfo unermarteted 
als merfmürbiges ©ocument, in meinem er oon feinem Surften 
im SHenfttoege ber &mt*=9Rachläfftgfeit befchulbigt nnb ihm ju= 
gleich anbefohlen mirb, im Somponiren fleißiger su fein tote 
bisher! Säge bteä, obmohl nur im @ntmurf erhaltene, au* 
©üttor batirte 2lctenftücf nicht oerbucht unb verbrieft oor, man 
müßte mit Stecht bahinter eine 2Jtüftification oermuthen. #abbn 
nachläfftg im Stmte, faul im Schreiben! -■- er, ben mir nur 
immer al£ ben gemiffenhafteften 3Rann in $ienftangelegenheiten, 
aU ben fleißig ften ber gleißigen preifen hörten! $5o<h baä 
gactum liegt oor unb bulbet feine Söiberrebe. „Regulativ Chori 
Kissmartoniensis" — lautet bie Ueberfchrift biefer ungnäbigen 
©ermarnung, bie mit folgenben (StngangSmorten beginnt: „Stach 1 
beme auf bem (Shor ber Sifenftäbter ©chloß ; Capellen unter 
benen SJhifictö ©aumfetigfett unbt übler (Sinoerft&nbniß megen, 
bep benen ßhor=3ttffrumenten aber megen fchlechter Dbficht unb 



Digitized by Google 



248 fyapbn «rfreut ft# ber fürfHicfcn anerfcnnung. 



2$erroabrung berenfelben eine, febr grofee Unorbnung »erführet 
morben; ©o mirb bem (SapeUmeifter §apben tytennit ernftlich 
anbefohlen" — nnb nun folgen nnter fedjs 9lbfchtutten bie 
betaillirten 2lu3einanberfe§ungen biefer S)rohnote. 1. foll §aöbn 
ein breifacheS gleichlauteubeS 3 n ^ ent ön unl über a ^ e oorbanbenen 
GI)or:!3nftmtnente nnb ÜJhififalten nadt) bem beigelegten gor* 
mnlar (mit Angabe ber Tutoren, ©timmenjabl n. f. m.) innere 
halb acht Xagen anlegen, untertreiben nnb eines „UnS" (bem 
durften), baS anbere in bie Suchbalterei, baä britte auf ben 
($bor abgeben. 2. fyat §atobn bem ©chulmeifter SofePh $ie$l 
bei jebem (Sborbienft bie nötigen 9Jmfifalien $n übergeben, bie= 
felben burch $iejl ausheilen unb nach *>em $>ienft mieber orbnen 
(„mfammenflauben") unb mrücfgeben §u laffen um fie in bem 
bam beftimmten Äaften aufzubewahren, bamit nichts üerfä)leppt 
ober oerjettelt merbe. 3. foll §atybn auf ben ©chutmeifter moht 
achten, ba& er alle 3nftrumente jeberjeit in gutem ©taub er= 
halte, su meinem (Snbe „(sr ©chulmeifter" allemal V« ©tunbe 
t?or bem $ienft auf bem £hor ju erfcheinen bat- 4. mirb 
$aöbn befonbere ©orge tragen, baß alle (Ehorleute beim Äira)en= 
bienft getoiffenhaft erfcheinen unb ihre Pflicht unb ©chulbigfeit 
mit gutem 6intterftänbmß »errichten. 5. h^t §apbn in „ttiu 
ferer 2lbtt)efenheit" im (Sifenftäbter Officier^3i wmcr wöchentlich 
jwei SRufifalifche 2lcabemien als am SHenStag unb Donnerstag 
oon 2 bis 4 Uhr Nachmittags mit ben gefammten BJcujictS m 
halten unb, bamit (ich deiner in $inhmft, U)ie bisher gefdt)eben, 
unterfange, oom Äirchenbienft ober Don ben Slcabemien fich ohne 
ßrlaubniß m abfentiren, Und alle 14 Xage einen fchriftlichen 
Rapport einmfenben mit Name unb Angabe ber Urfache, mann 
(Sin ober ber Rubere oom $)tenft auszubleiben fich anmaßt 
6. „©üblichen wirb ifmte §apel=3)teifter £apben beftcrmaßen an= 
befohlen, ©i<$ felbft embfiger als bisher auf bie Gompofition 
m legen, unb befonberS folche ftücfe, bie man auf ber ©amba 
fpietlen mag, unb wofcon 2öir noch fehr wenige gefehen haben, 
m componjren, unb, um feinen gleiß fchen m fönnen, oon 
roaS immer jeber (Sompofition baS erfte ftucf fauber unb rein 
abgefchrieben Uns jeberjeit einmfchicfen." — 

§apbn fcheint ben fürftlichen Verweis beherzigt m haben, 
beim wir begegnen furj barauf einem fichtbaren beweis ber 
3lnerfennung. SDer gürft f abreibt nämlich unterm 4. 3<muar 1766 



Digitized by Google 



$ai>bit erfreut fic$ ber fiirfilicfeen 3Jnerfennuno|. — Xa9 8art>ton. 249 



an feinen 2ötrtW$aft§ratfy SRa^ier: „liefen 2lugenblidty erhielt 
id> 3 ftucfb t»om §attben, mit welchen t$ fetjr jnf rieben bin. 
©ie werben babero bemfelben 12 $ucaten au« ber (Saffa in 
meinem tarnen geben laffen nnb ibm sngleiä) fagen, baf? er 
nod> 6 fola> fhid^, wie Gr mir bermablen. augeföidt, nnb 
nebft bem an$ 2 ©olo ma<ben nnb ebeften« anbero über= 
fenben traute." 

Jöenn f$on bie fürftli^e £ulb allein ben Äapettmeifter be- 
finden mu&te, fo !amen bo$ au$ bie begleitenben flingenben 
SBeweife berfelben nm fo erwünföter, als eben jefct bie grimmige 
Mite (ba« $onauei« t>ermod)te bie febmerften Saftmägen ju 
tragen) bie SÖebürfniffe für ben eignen Seib bebeutenb ftetgerte. 
2ln<b an« biefem 93rief erfeben mir beö gürften Vorliebe für ba« 
©arpton, fowie feine 3ufriebenbeit mit ber ©^reibweife §a&bn'£. 
$>er ©rief ift no<$ t>on weiterem 3 n tereffe: e$ ift ba« erftemal, 
ba& ftä) ber gürft ber $e$ei<$nung ,,©<$loj$ Gfterbäj" be= 
bient ; er ^atte alf o ba« am fübli^en (Snbe be« Stenftebler 6ee'« 
gelegene, mittlerweile nmgebante 3ögbfa)lö6^n ©üttor, ben Siebs 
lingftmfentbalt feine« tterftorbenen Arnberg, na<$ bem 6tamm= 
ort ber ftirftli<$en 3)mtaftie, bem magpariftben 5)orfe (Sfterbäja 
anf ber $nfel 6$ütt nmgetauft. 2)er Slufentfyalt in fo ftrenger 
Äälte nnb in einer gerabejn unwirklichen, nngefunben ©egenb 
be weift femer, wie febr bem dürften ber Umbau, ben er f(bon 
im Sluguft 1765 üon SnnSbrod au« nngebulbig betrieb, am 
£er$en lag. 



2lu« ber ttorertt)äl)nten 53emertung be« gürften ergiebt ftä), 
bafe §aubn bamal« eben erft angefangen fyatte, für ba§ S3arv- 
ton ju componiren. 3n rafd;cr golge, in t»erfd)icbenartiger 
SBerbinbung mit anbern 3nftrumenten , toermefyrte fid) bann bie 
3abl biefer (Eompofitionen. Hucfy fucfyte fiä) .§aöbn, wie mir 
weiter nnten feben werben, gleid) Anfang« burc§ eigene« Heben 
auf bem 93ari;ton mit beffen digentbümlic^feiten vertraut jn 
machen. 93etrac$ten aud> wir etwa« genaner biefe« nnn längft t»er; 
fdjollene, bnrd) ba« praftifd)cre 33iolonceU tterbrängte Snftrument. 

$)a« ©arttton, italienifdj Viola di Bardona, 41 ift ein, in 



41 2>ie *gcf>reifrtreifc ift feljr fcerföieben: SBariton, ^Jaribon, paraten, 
©arijben tc. ?. SWojart'« ©eriätiguna, ber hat. ©enennung Bordone (fteb> 



Digitized by Google 



250 



2)aö »arüton. 



©eftalt unb (Straftet ber Viola di Gamba am 92ä$ften ftefyen* 
be$ ©etgeninftrument mit breitem unb Ijofyem §al$ unb ©riff= 
brett, über bemfelben geroitynlicfy mit 6 — 7 Darmfaiten belogen, 
bie mit bem 93ogen geftrictyen merben unb häufige Doppelgriffe 
julaffen. Daä ©riffbrett ift rücfmärtä auSgefybOlt unb eS be- 
finben fi<$ ^ier 14—16, aua) 18 jum fecunbenroeife ge= 
ftimmtc ©aiten aus 3Dieffing, ©tatyk ober Gifenbrabt. (Die 
©aitensafyl unb ber übrige ©ejug ift fel?r oerf Rieben; Sibl oer-- 
mebrte bie unteren auf 27, worunter au$ bie §albtöne in= 
begriffen finb.) 2lu&erbem liegen no<$ auf ber regten ©eite 
ber Decfe mehrere umfponncne Darmfaiten. S)tefe unb bie 
unterhalb gelegenen metallenen ©aiten, mit benen man ben be= 
gleitenben ©afj angiebt, toerben mit bem linfen Daumen am 
gertffen, gcfd&neHt ober gefnetpt; bie umfponnenen Darmfaiten 
motyl au$ mit bem !leinen ginger ber regten §anb, bie ben 
SBogen fütyrt. @3 finb fomit brei oerf^iebene SBemegungen — 
©treiben, ©Quellen unb ©reifen erforberlia;, n>el$e natürlich 
bie Skfjanblung bes 3nftrumenteä nid^t menig erfömeren. Die 
3Jhiftfftü(fe müffen bemgemäfj audj eigene für baffelbe eingerichtet 
ioerben; bo<fy nriberfpredjen bie oorfyanbenen (Sompofitioncn, aua) 
loenn bie Sempi langfamer genommen mürben, ber ©e^auptung, 
bafj barauf nur langfame ©äfce auszuführen feien. Die oberen 
©aiten finb fcom eingetriebenen e abtoärtä geftimmt: ehfdae 
unb (5ontra=H; bie unteren 3Jietattf aiten mit bem tiefen e im 
©ubbafc beginnenb in biatonifd&cr Stufenfolge auffteigenb bie 



$iolinfd&ule, @. 3) toirb in ber SWuf. ftcal'äcitung (1788, ©. 182) mit 
Bardone (als au« bem ©rie^ifc^eix abgeleitet) unberlegt. SDJan ftnbet fibri' 
gen« e&enfo häufig ber al« au$ ba« SJar^ton angegeben. 3n 9Water'« 
„9ftuftc«@aal" (92eu eröffneter 23>eoreti}d?* unb ^raftiftber — Dürnberg, 
2. Bufl., 1741, ©. 102) if* ber 9?ame ber „Viola de Paredon, ober Bariton 
genannt" bon Pardon hergeleitet, »eil ber Grftnber, ber n>egen einer SKiffc 
t&at gefangen faß, fein Jeben biefem 3nftrumcnt toerbanfte. »u&er ben ber* 
tötebenen SDlufif-Serica unb oben erwähnten Serien ftnbet man ba« 3njku* 
ment noä) anberttürt« betrieben: 2R. ^ubrmann, SKufifalifc^er £rt<$ter, 
Branffurt 1706, <3. 91; 3o&. ©corg SWeufel, 3Kufeum für ÄünfUcr unb 
Äunftficb^aber, 9Rann&ctm 1788 , 4. ©tütf, ©. 100; SWuftf. Stlmanatf auf 
bae 3ab.r 1782 ((£. 8. 3unter); $. Seifer toon @onter«&aufen, 9ieu eröffne- 
te« SDtagajin muf. Stonwerfjeuge , 1856, @. 84, unb beffen „Ueber ben Sau 
ber ©aitentnftrnmentc unb beren HfufHf, 1870, @. 92 ic. 



Digitized by Google 



2>a« ©artjton. 



251 



jum eingeftri$enen a. $)arin ftimmen alle Beitreibungen überein, 
bafj ba£ 3nftrument einen työd&ft anmutigen, fanften unb Ucb= 
ticken, luqitiä) aber auä) melan$olif<$en, fä)tt>ermüthigen 6in= 
brucf ^ert)orbringe. 2lu$ allein gefpielt, bietet es bem Ohre 
ttenig fieereS in harmonier Beziehung. Dbn?obl, rcie gesagt, 
aua? im (E^arafter ber ©ambe junäajft bertoanbt, bietet ber %on 
boa) au$ Diel Eigenartiges; oft glaubt man eine ©ambe unb 
2Kanbor$itf>er §uglei$ ju fjören. ©in Gaüalter in SBien, ber 
bem Sarbtonfpieler granj felbft geftanb, bafe er bisher ein 
geinb ber s 3Kuftf geroefen, unb if>n erft fein ©ptel befebrt fabe, 
bergli<$ ben Effect be£ ©aroton mit ber Slnanaa, „man hört 
unb toete nicht toa$ man hört/ benn altes fyarmonirt auf unter: 
fdjiebliche 2lrt". $>a3 Farbton hält ftd) bauptfächlich in ber 
^enor= unb Safjlage auf, !ann fich aber auch auf bie S)i$cant= 
region einlaffen. @in 2^eil ber oon $abbn componirten ^da- 
rntonftücfe tourbe t>on ihm felbft unb &on 3lnbcrcn mannigfach 
für anbere 3nfitrumente (Violine, glöte, SHola, ^ioloncell) um= 
gef ^rieben. 

Sauten* unb ®cigenmacher, bie SartitonS verfertigten, gab 
e£ biele; eö finb folc^e Snftrumente noch borhanben bon 3Wag= 
nu$ gelblen in 2Bien (au« bem 3a^re 1656), §einrid) $ra= 
mer in 2öien (1714), Daniel SlchattuS ©tablmann in 2Bien 
(1732), 3°h. 3of. ©tablmann in ffiien (1750), Stietfe in 
Hamburg (1686), 2lnbreaä ©tainer in 3tbfom in £brol (1660). 
SDie brei erftgenannten 3nftrumente (nebft einem oierten ohne 
9tamen3angabe) befinben fich im aftufeum ber ©efellfchaft ber 
9)tufiffreunbe in Söien; auch ©tainer'S 3nftrument, je|t in 
ßifenftabt, gehört urfprünglich biefem 3)htfeum (ben ßnopf be$ 
©aitenhaltera gieren atoei f<$ön gefchnifcte $öpfe, 9ftann unb 
Änabe, erfterer mit £ürolerhut); ba£ Farbton bon hielte ift 
im South Kensington Museum in Sonbon, jene« bon 3oh« 3°f- 
©tablmann, in fdjönem Seberfutteral aufbewahrt, aber aller 
©aiten entlebigt, ifl im (stfenftäbter SDlufifgebäube — es toar 
ba$ ßleinob be$ gürften 9ßicolau3. 

2tlä öffentliche ©pieler auf bem Farbton finb ju nennen: 
Ware. 2tnt. Berti (1721— 1740 in ber faiferlichen §offapelle in 
2Sien); ©ig. gerant (1744 in Sonbon); 3tnton Äraft unb bie 
SBirtuofen flarl granj unb Slnbreaä Sibl (in ber ©fter^djp'fd^en 
Capelle); gauner (ÜKagiftratSrath, Dilettant in 28ien 1794); 



Digitized by Google 



252 



£a« ^arptpn. 



©ebaftian £ubn?ig griebel (f. preufnfdjer ÄammermuufuS, 
90er 3a&re bis nad) 1820 in Berlin); Tineen g $aufd>fa (tau 
fertiger §ofbeamter unb DerbienftöoUes SHrectionSmitglteb ber 
©efeUfc&aft ber SJlufitfreunbe in Söten, Witte ber 90er 3af>re 
unb noefy 1823 genannt). 

(Sompofitionen für baS 93arpton lieferten: s Jliemecj, ein 
<5d>üler ftapbn'S (^rimitio aus bem Drben ber Sarmtyersigen 
trüber, »ibliotfetor in efterbd*); 2. Xomafini unb 21. ftraft 
(in ber Gfterfytyffteit Äapette); 2öen$l $id>l fgebrueft erfdnenen 
21 Quartette, Quintette, ©eftetti unb OttaPini; au&erbem fdjrieb 
er 148 Quartette für gürft giicolau*); aRuftfaltcnl?anbler 3ob- 
Xraeg in 3ßien fünbigte 1799 in SRfcpt. 12tnal 6 £rioS an 
(öarpton, SHola, »aß; für Sine. §auf$fa, 44 ber au# felbft 
für baS ©arpton componirte, {^rieben auf Söunfa) ber flaiferin 
SWarie Styerefe (jmeite ©emafylin beS ÄaiferS granj) bie £on= 
feöer gerb. ^Saer, SSeigl unb ßpbler. Unter bie SSercbrer 
beS 93arpton jäfylen aud> (Sfnirfürft Äarl 3#eobor unb $5nig 
griebr. 23il&elm II. Äönig t)on ^reufeen. 4S — 

3tt>ei 2Inefboten, bie uns ben gürften 9McolauS als 93arp; 
tonfpieler seigen, führen uns unmittelbar ins fürftlia)e 3Jhmf; 
cabinet. $ie erfte 3lnefbote nennt ben berühmten SBiolonceÜiftcn 
3lnton $raft, ber am 1. 3<"tuar 1778 in ber fürfUi<$en Win- 
fiffapelle angefleUt nmrbe unb bafelbft bis $um 3abrc 1790 Der* 
blieb. $raft benufcte bie ©elegenfyeit, §apbn'S Unterrt^t in 
ber (Sompofition gu genie&en. Um fi<$ beS gürften 3unetgung 
ju erwerben, erlernte er aud) baS Sarpton unb componirte 
mehrere £rioS für sttei SarptonS unb SBioloncell, bei benen er 
immer baS $roeite ©arpton fpielte. 9iaa)bem er bie nötige 
gertigfeit erlangt ju baben glaubte, f<$rieb er in einem £rio 



42 $auf#fa (ge6. 178«, gef». 1840), fpielte einmal au* auf Scfclofj 
^erfenbeug an ber $enau, ©ommerfifc bc« Äaifer« ftranj. <&t feegleiteten 
t&n ber Äaifer felfef», gürfl 2Hetternic&, @raf SBrbna, $elbmarfc$aU'«eieutenant 
Äutföera, $offapelImeifier (Jpbler. — 3m gebr. 1823 fpielte $auf$fa mit 
ftriebrüb, @rc§ ein 2)uctt für »arpton unb «ioloncett in einer Slbenbunter« 
baltung ber @efeHf*aft ber 2Ruftffreunbe ; c« war bie« toobl ba« lefctemal, 
bafi ba« $arütc-n cffentli* ge&Srt mürbe. 

43 *. eebebur, Eontünftler . Berken ©erlin«. 1861. @. 165. Brtifel 
Griebel. 



Digitized by Google 



Xai iöarpten. 



253 



aua) ein <3olo für baä zweite Vartyton. tfaum hatte er ba$ 
<5olo begonnen, fo unterbrach tytt ber gürft: „($ieb Er mir bie 
Stimme." 9iun fing ber gürft $u fpieten an, blieb aber mitten 
bnn ftecfen. Stergerltch barüber fefcte er ab unb fagte ju Äraft : 
„Schreib Er künftighin nur Solo für meine 6timme, benn 
bafe 6r beffer fptelt als ich, ift feine $unft, fonbern feine 
eajulbigfeit." 

S)ie 5roeite 2lnefbote bat ^aobn $um ®egenftanb. 44 Söie 
Grflärung bea gürften nämlich, bie (iompofitionen für bae Sto 
ryton hätten fia) nur auf ein= unb biefelbe Tonart §u be- 
fchränfen, reiste &aobn, baä 3nftrument bura) ©elbftübung ein« 
gebenb fennen $u lernen. Vielleicht auch badete er bem gürften 
eine greube ju machen ober fear eine Gitelfeit babei im (Spiel, 
©enug, er übte, fein ßomponiren oernachläjfigenb, ohne Vor^ 
nüffen be$ gürften wohl ein halbe* 3ahr lang, woju er wegen 
3eitmangel, jum 2(erger feiner grau, meiften* bie dächte gu 
£ülfe nehmen mu&te. (Snblich glaubte er fich mit Ehren oor 
bem gürften hören laffen 3U tonnen, Er fpielte unb $war richtig 
in mehreren Xonarten unb erwartete Ueberrafchung unb SBet= 
fall. S)er gürft aber blieb ganj ruhig unb fagte nur: „£aybu! 
ba* muj} Er beffer wijfen." „3a) oerftanb ben gürften oolU 
fommen" (bemerft §apbn 3U SJiea) „unb ob mich gleich int 
erften 2lugenblicf bie ©leichgültigfeit beffelben fchmerjte: fo oer= 
banfe ich es boch feiner furjen Erinnerung, bafe ich plöfclicb 
ben SiSorfafe fahren liefe, ein guter Sarotonfpieler 5U werben. 
3$ erinnerte mich, bafe ich wir ate Alapellmeifter, unb nicht 
aU auäübenber Virtuos, fa)on einigen 9tuhm erworben hatte, 
machte mir felbft Vorwürfe, bie Eompofition feit einem halben 
3ahre oernachläffigt §u haben unb wanbte mich toieber mit 
neuem Eifer $u berfelben." 



44 Slbgcfeben *en bem 3rrtbume bei 55ic« (©. 55 fg.) al« babe Jpaobn 
«rft nadf ber 2tbfcptebe*£pmpbonie (bie bocp um ©tele« fpätcr, 1772, compo* 
nirt ift) angefangen, bat* iöaroton ju üben, müßte obige flnetDote, roieberum 
nach 3>te3, öor bie Suffübrung ber Acide (alfo in« 3abr 1762) ju fefcen 
fein. biefe« ifi unrichtig unb wiberlegt fitti ton felbft. 2)eo gürften 

ii>em?ei«, §apbn foUe fleißiger componiren unb namentlich «Stüde für ba« 
*8arpton f eben, oou benen ber ^ürft bi$ bapin noep febr wenige gefeben, giebt 
unl bie rieptige 3eit, nämlicp bie ja>eüe 3abre«bälftc oon 1765. 



Digitized by Google 



254 



[Das Söarptcn. 



2ßa3 §avbn'ä Gomvofitionen für ba£ SBarvton betrifft, 
tverben einfttueüen einige allgemeine SBemerfungen um fo mefyr 
genügen, als ja meitauä ber größte Xfyeil berfelben ifjrer 6nt= 
fteljung nad) in bie 3a$re 1766 fäEt. §avbn felbft tyat 
fie otyne roeitere <$ronologif$e golge in feinem tfyematifcfyen 
33erjei(^nife angegeben unb am ©d&lujfe bemerft: „3n Ottern 
163 $Pariton;<Stü(fe." (Slufeerbem fanben fi<§ in Gifenftabt nod) 
12 Divertimenti für 2 SBarvton unb 93a6 in ^avbn'S §anb= 
fdjrift vor.) Einige SlrioS feinen SieblingSftücfe be$ gürfteu 
gemefen ju fein, benn fie ftnben fi$ aua) als 6t;örc angezeigt, 
3. 8. jur Söiebergenefung beS dürften (Dei clementi) ; jur glü(f= 
tiefen Söieberfetyr (AI tuo arrivo felice). Slnbere Zxitä tjaben 
eigene Benennungen, $. 8. „l'Allelujah" (ber erfte ©afc nad? 
ber befannten Äirdjenmelobie); „baö alte äöeib" (bie SSiota im 
2)lenuet=£rio Älagetöne na^a^menb). @in £rio ^at am oberen 
s Jtanb bie Semerfung Fatto a posta unb rea)ts in ber ßcfe 
Nihil sine causa. JJm Sittgemeinen auf 3 ©ä$e befdjräuft, 
boten befonbere 2lnläjfe au# ungetvöfjnlid&e 2lu£befynung; junt 
©eburtäfeft be3 gürften 45 fcfyrieb £avbn fogar ein £rio mit 
7 s ^ummern, barunter (ein fcttener gaU) aud) eine ^olonaife. 
2Jienuet3 unb gtnale finb fyäufig aud) fünftlid) aufgebaut: Fuga 
a 3 sogetti in contrapunto doppio; Canone in diapente; Me- 
nuette- alla Zoppa (rfyötfjmifd&e 93errü<fung) unb Trio al con- 
trario. (Einmal fyat baS Farbton im 2Äenuet=£rto au$ ein 
©olo of;ne alle Segleitung; ein einjtgeä 3ttal medjfeln babei 
aua) ©ambe unb SBarvton. — $on ben, allem 2lnf$eine naa), 
frü^eften Sarvtonftücfen l;aben fid), aufjer satylreidjen S3rud)ftü(fen 
no$ erhalten: ein Duett für 2 Farbton (§avbn'3 Katalog 9tr. 4 
unter 6 Duetten) unb oben ertoäfmte 12 Divertimenti für 
2 «arvton mit Safe; fie ftnb ganj furj, jebe Kummer nur au£ 
einem ©afe von 1 unb 2 Sbeilen &u 8 unb 16 £acten befte^enb. 
Verloren gegangen finb alle 12 in £avbn'$ Katalog ver$eid> 
neten ©orten für Sarvton unb Siolonceü unb 3 (Eoncerte für 
öarvton mit 2 Violinen unb Safe. Dagegen erhielten fid^ in 
2tbfa?riften unb 2tutograp^en fefyr viele Divertimenti für S3a= 
rvton, $iola unb 33a6 unb einige metyrftimmige Saffationen. 
(3m 3a(>re 1781 erfd)ienen alä Op. 31 bei SIrtaria 6 folä)er 



45 Fatto per la felicissima nascita di S. A. S. Prencipe Estorhazi. 



Digitized by Google 



35a« »arrjton. 



255 



concerttrenben Divertimenti ju 8 (Stimmen, baS 93arnton burä? 
glöte erfefct). — -Jcadj Xonarten georbnet entfällt ber Heinere 
Ztyii auf Obur; oorherrfdjenb finb G-, D= unb A^bur. -93on 
ben B=Xonarten ift nur F=bur 3mal vertreten; ebenfo feiten 
finb IDlott Tonarten, nur A*molI unb H=motl erf$eint einmal 
als ^aupt^onart. 

Die SrioS für ^arttton, SMola unb SHoloncell (mb meiftenä 
breifäfcig; kerntet mit Zxio, h>elcf>er nie fehlt, bitbet gewöhnlich ben 
jmeiten, manchmal auch ben le|teu 6a|. Die 3Kannia.faltig.feit 
ber fernen unb (Srfinbung intereffanter 3Jtenuet'£rioS ift hier 
ftaunensroertf?. 3m Allgemeinen fmb bie £empi etwa folgenber= 
maßen verteilt: (Srfter ©a& — Allegro, Moderato, Adagio, 
Largo, Scherzando Presto (mit ihren fleineren ©d^attirungen) ; 
^weiter Safc — Menuet unb Trio, feltener ein Allegro, Adagio 
ober Andante; Dritter ©afc — Allegro (molto, assai), Presto, 
Scherzo Presto, unb (mit Sejug auf ben ^weiten 6a© Menuet 
unb Trio, ober Tempo di Menuetto. 

Ütach ben oorhanbenen Slutograpt^en mit ÜRummerirung unb 
3ahre£angabe, nebft Slbfchriften, ebenfalls mit SahreSangabe, läftt 
ftch im ©anjen bie $tit bex ßntftehung biefer ©attung (5om= 
pofitionen feftftetten. 33on ben 125 breiftimmigen 'Divertimenti 
(93arpton, 3$iola, ©afj) waren bis jum 3ahre 1767 bie erften 
48 Sümmern componirt; bis 1769 entftanben weitere 24; bis 
etwa $u @nbe 1770 abermals 24; 48 bie legten 29 OJtr. 106 
hat fchon 1772) folgten toofyl unmittelbar. Die mehrstimmigen 
(SaifationSftücfe fcheinen alle in bie 70er Safere ju fallen 
(3 Hummern tragen bie 3a^re^ja^l 1775). s Jtacf> biefer Seit 
finb feine ßompofitionen für baS ©artiton nachweisbar. Da 
auch bie beiben ausgezeichneten ^irtuofen £ibl unb granj in 



46 §ierljer gehören XXIV Divertimenti per il Pariton col Viola e 
Basso, Tom. II., bie bem ftflrflen eigen« bebicirt loaren. (Tom. IL, es 
mußte alfo aud> ein erfter ©anb öor&anbcn getoefen fein.) <§>ie finb, jebe 
Stimme in fernem rot&Iebernen öinfcanb mit ©olbfcb>itt in lebernem Äapfel 
(Sc&ufcbecteO, mit großer (Sorgfalt bom <5oj>ifien in« Steine geförieben. 3m 
©aroton&cft ftebj auf bem erften Notenblatt unten rechts: di me Giuseppe 
Haydn oon feiner $anb gefd)ricben. Sin muttyioilligcrioeifc abgefAnittener 
Streifen Rapier am oberen töanb enthielt roobj bie 2)ebkation. 3n $>aöbn'S 
Äataleg finb eö bie Wummern Nr. 73—96. 3»ci «utogra^c, Nr. 79 nnb 80 
(alfe bie 7. unb 8. Nummer), tragen ba« 2)atum 1769. 



Digitized by Google 



I 



2öti 2>a* «arvton. 

diefer 3*it entlaffen mürben (X5iöt im s J)iai 1774, gtanj im 
£)ec. 1776), mcuj too^l aua) der gürft fein eigene* ©piet aufgegeben 
haben; bie nun von %al)x &u 3atyr fia) reifer entfaltende 3Wiu 
fiffapelle, bie Oper nebft ©cfyaufpiel unb ^Marionettentheater 
nahmen {eine Slufmerffamfeit ohnebie* oollauf in 2lnfpruch. 
2lber aud) gabbn mu&te nun feine oolle X^ätigfeit ber Capelle 
juroenbeu; er vermerthete mol^l einen £f;eil ber bereit* fertigen 
Skrytonftücfe in Umfa)reibuug für anbere ^nftnunente, öfter 
brei= unb vierfach mit Grroeiterung bis $u 8 ©timmen; 47 ober 
Rubere traten bie* für ihn, ober er vergafj barauf, mit größeren 
Arbeiten befchäftigt. 3)iaiulic Slutographe gingen ihm aua) burdj 
2lu*lethen verloren; 2)ie* (©. 55) ermähnt hierauf be5üglia;er 
Uneinigkeiten }ttif$en §avbn unb einem Ungenannten toegen 
foldjer im £eben nid)t ungewöhnlicher ^orfommniffe. Wach 
jÖaübn'ö (Sntnnirf=Äatalog $u fd>liegen hatte er bie *Barüton= 
ftücte in vier Söüc&eru $ufammeugefchriebeu unb nad) biefen be-- 
seichnet unb nummerirt. 

s JJiit Diedjt tönnte man vorau*jefcen, ba& eine fo grofje «tu 
h<x\)l gleichartiger Gonvpofitiouen bie @rfinbuug*gabe abflachen 
müßte, roenn un* §aöbn nid>t ba* ®egentheil beriefen hätte. 
Siefe Gompifütonen geringeren Umfang* bienten ihm gleichfam 
als ^orftubieu $u feinen größeren äßerfeu, in benen er jt$ 
bann um fo freier beroegte. ©$on bie erfte Hälfte (foiueit 
biefe vorliegt) überragt bie befannten erfien 18 Quartette an 
©tcherheit in ber Einlage, an Slbrunbung unb s J)iannigfaltigfeit, 
an ^eichtlntm unb griffe ber 3been. %\\ jtoecf mäßiger 2lu*= 
\va\)l jufammengeftellt bürften aua) l^eutjutage uoä), trofc i^rer 
fnappen gorm, manche im ©taube fein, bie Liebhaber oon 
tfammermufif in kleinerem Äreife $u intereffireu, um fo mehr, 
als biefe (Eompofitione^attung (drei ©treia)inftrumente) olme^ 
bie* fpärlia) vertreten ift. ©ummarifa) genommen \)<xt £aotm 
bie folgende 2lu5afjl sBarytonftücfe gef ^rieben: 6 Duetten für 
2 iöaryton; 12 ©ouaten für Sßaryton und SBioloucell; 12 $>i= 



47 (Sö emftaubcn naa)n?eiebar au« biefen Jöarvtonfiüdcn u. VI Trios, 
Violine, iüiola, $afj, imb V Trios, $ioloncett, #iola, «3aö (JÖrcittopf 1772); 
VI Uicbte Trios, 2 Colinen unb SJiolonceü, Op. 21, $eft II, Mr. 2, 3, 6 
(Simrod), unb Six Trios pour Flute, Violon et Violoucell, Liv. I, alte 
b' Hummern (Stmrod). 



Digitized by Google 



Sag ttatyto«. — Scitere eom^ofitionen öon §ai?bn. 257 

oertimenti für 2 iöaruton unb 33afr, 125 Divertimenti für 
Sarnton, SBtola unb SSioloncctt; 17 mebrftimmige ßaffatton*= 
ftüde; 3 Goncerte für SBarpton mit 2 Violinen unb *8afj — im 
Öanjen 175 Gompofttionen. Da$u fommen noch einige (Slaütcr- 
Divertimenti mit Begleitung von Biotinen unb $8arvton 48 unb 
eine fpäter ertvähntc (Santatc auf ben $ob be$ ftönigS griebria) 
beä ©rofeen (für Giefang mit 33an>tonbeglcitung). 



lieber bie weiteren (Sompofttionen §avbn'ä bis $um 3al)rc 
1766 fann^ier nur fo tveit gefprochen roerben, aU fich au* 
triftigen ®rünben annehmen lägt, bafi fie eben in biefen 3eit= 
räum (1762—1766) fallen. $>on ben ©vmphonien fommen 
auf biefe 3ahre $um minbeften 30, von benen aber ein Sbcil 
weit eher bem (Sbarafter von concertirenben £onftücfen, (£affa- 
tionen ober Divertimenti entfpricht. (Spalten l;aben fich in 
$aübn'e §anbfcr/rift, in Partitur, $tvei au£ bem ijahrc 1763 
unb je vier auä ben Satyrn 1764 unb 1765. ((Sine 6vmphonie, 
D^bur, im 9tachlafj £ar>bn'* mit 1766 angegeben, ift nicht mehr 
vorbanben.) Die genannten 30 ©vmphonien finb fämmtlich, bi* 
jum 3ahre 1779 verteilt, in 2tbfcr)riften in Söreitfopf'* Katalog 
angezeigt; einige finb übrigens auch im CStidt) in s #ari$ bei 
verf ergebenen Verlegern erf Lienen. Die Harmonie befter/t bei 
ben meiften au3 2 Oboen unb 2 Römern, einigemal finb glöten 
benufet; Älarinetteu fommen fner unb iveitau* in bie nächfc 
folgenbe 3 e it nicht vor. trompeten unb Raufen erfa)einen nur 
jtveimal, boer) finb (entere aujjerbem einmal nachträglich hinsu: 
gefügt. 3^ei Svmphonien jäblen bereite in biefer 3«it 4 3öalb= 
Börner, es ift alf o bie Annahme Delbeves'* 4V , £a»bn habe biefe 
3nftrumente in biefer 3ln3al;l nur einmal angemenbet, fa)on jefct 
|U berichtigen, (slf biefer ©vmphonien finb breifäfcig, meift 
Allegro, Andante, Presto ober Tempo di Menuetto; alle übrigen 
haben 9Jtenuete, vorsug^roeife im 3. <3afc;. bie fpäter vorberr* 
fehenben ernften (*inlcitung*:Säfee fommen bier nur sroeimat vor. 

48 Sin berartigee £itertimento, F^ur a / 4 , in .<pavbn'S Äatalog eigen« 
für Cembalo con Pariton e due Violini angegeben, ift unter ben Stattier» 
Srio* bei Söreittopf & Härtel, uene HuSgafre 3lv. 25, entfalten. 

49 Curiosites museales, Notes, Analyses etc. par E. M. E. Deldevez-, 
Itori« 1873, p. 13. 

fcaijbn. I. 17 



Digitized by Google 



258 - Seite« Cetnpcfhieneu ton $avbn. 

Db ton §atybn'S mehritimmigen Divertimenti für ver- 
triebene Snftrumente (£avbn jä^lt bereit 20 auf) einige in ben 
genannten 3etoaum fallen, ift ni<$t mit Sicherheit anjugeben. 
SBreitfovf'S Katalog hat beren 8 in ben Sauren 1767 unb 1768 
angezeigt. (DaS einjige in Slutogravh erhaltene Divertimento 
mürbe f<$on früher ermähnt nnb gehört, als im Safere 1760 
comvonirt, nicht !?ier^er.) (Sin Divertimento, baS einzige für 
4 ©treichinftrumente, erfchien 1765 als Streichquartett, mürbe 
aber von £avbn in feine OuarteteSammlung nicht aufgenonu 
men nnb ift auch, tvie £avbn felbft angiebt, nie im Stich er* 
fchienen. einige fünfftimmige Divertimenti (2 Colinen, 2 9Sio; 
len nnb $Ba&) belehren uns, vorauSgefefet bajj fie nidt)t 2lrrangc; 
mentS finb, bafj §avbn nrirflich aua) Cuintette getrieben hat, 
eine grage, bie bisher immer verneint mürbe. Da& auch ©rie= 
fmger von einem Ouintett fpricht, haben mir 6. 141 gefet)en. 
Unter 12 Hummern, über bie jeber -KachtveiS fehlt, befinben 
fi<h auch fogenannte gelbpartien, auSfchliefjlich für SBlaSinftru; 
mente gefa^riebene Stüdfe, j. 95. für je 2 Klarinetten, Börner 
nnb gagotte. 6in verloren gegangene* fechSftimmigeS Diverti- 
mento, D--bur */ 4 , ift betitelt „Der verliebte Sdt)ulmeifter" (il 
maestro innamorato). 3Sier Hummern (§avbn'S Katalog 9lx. 1, 
2, 11, 20), bie uns fväter nochmals bef duftigen merben, finb 
nnter verriebener Benennung nnb Sttmmenjabl häufig am 
gezeigt; eine bamnter, „Der ©cburtstag" betitelt unb juerft 

1767 erfdt)ienen, hat ftch bis auf unfere &t\t erhalten unb nrirb 
in neueften Auflagen ahnungslos als Sonate für ©lavier unb 
Violine gefvielt. Um bie SBernurrung ju vermehren, finben fich 
auch ^ier nrie bei ben Svmvhonien einige mit umftettten Säfcen, 
fo ba& man im SCugenblicf mähnt, vertriebene Söerfe vor ft<h 
ju haben. Stu&er ben von §avbn angegebenen 20 Divertimenti 
circuliren aber noa) faft ebenfo viele unter vertriebenem Eitel, 
Notturni, Serenaten, Goncertante u. f. m. unter §avbn'S 9ia= 
men; fo finb 3. 93. von ben IX Gaffationew, bie von Sreitfovf 

1768 in -JRfcvt. angezeigt finb, nur ätvei in §avbn'S Katalog 
vorftnbig. Dagegen finb in biefer föubrif, nrie fväter auch bei 
ben (Slavierftücfen, viele Hummern enthalten, bie nueberum in 
§avbn'S Katalog fehlen unb bodt) von ihm anerfannt finb. 60 
ift ein eigentümliches SRufifftücf, „@cho" betitelt, für 4 S8io= 
linen unb 2 SSiolonceU comvonirt (für je 3 3nftmmente in jmei 



Digitized by Google 



SBcitere <5cmj?pfttioncit von §at)bn. 



259 



aneinanberftofjenben ßintntern gu fpiclen) von §aubn nid^t t»er- 
jeicrmet, obmofyl eS fa)on 1767 unb bann biö $u ßnbe be£ 
3a&r&unbertä in beulen unb fran$öfif$en Angaben häufig am 
gezeigt ift, bafyer beliebt geroefen fein mujj unb aua) in unfern 
Sagen in Partitur unb ©timmen (Erautmein) unb al* 6laüier= 
Cuartett mit 2 Statinen unb EiolonceU (©imrocf) erfd&ienen 
ift. $iefe vertriebenen 2lrrangement& ber weiften Divertimenti 
erfahrneren bie lleberfid)t unb 9tia)tigfteUung berfelben ungemein 
unb f orbern ju befonberer 33orfi(^t auf. 

2)ie Xanjmufif ift in biefen 3afyreu bura) eine einjige 
Kummer vertreten, fobalb mir uns baju verftcfyen, ba* in Gifen= 
ftabt nod? vorfyanbene fefyr abgegriffene 2lutogravfy in biefe 3eit 
ju fefcen. @3 fmb 12 Menuetten, fyier für ßlavier arrangirt 
(bie Oberftimme Wie bei ben meiften bamaligen (Havierftücfeu 
im ©o»ranfd;lüffel) , meldte in Sreitfovf's Katalog 1767 als 
XVI Minuetti (2 Börner, 2 Oboen, £rav. glautini, gagotti, 
8a|) angezeigt finb. ^ebenfalls ift von £a»bn feine frühere, 
für Crcfyefter unb sunt Xanggebraudj) gcfa)riebene 3Jtenuetten; 
Sammlung befannt geworben. 

Eon ben Quartetten für 6treia)inftrumente fönnen nrir 
au biefer ©teile ganj abfegen, ba bie, ben erften ad>t$efyn 
folgenben Quartette erft ins 3at;r 1769 fallen, mufeer bem 
vorerwähnten einjeln ftet;enben Quartett finb weiterhin noa) 
§n?ct ebenfalls vereinzelte Quartette in SBrcitfopf ^ ßatalog an-- 
gejeigt, bie aber von £avbu gans ignorirt mürben. 

Eon ben 21 Xrio* für 2 Etoliuen unb SBiolonccU, bie 
#a»bn in feinem ßatalog aufführt, gebort roofyl ber gröfjte 
fc^eil in bie 50er Safcre. lieber 4 Sümmern fe^lt jeber 9iaa> 
tt?ciö ; noa) erhaltene 2lbf<$riften beuten bei einigen auf bie 
3JUtte ber 60er 3al)re (in. ©ie ftnb jiemlid) umfangreid), 
meift jmeifä^ig unb bie crfte Eioline befonberä reicfy figurirt. 
3n Ereitfovf'ö Äatalog finb in ben Sauren 1766 unb 1767 
13 biefer $rio8 aufgenommen. Eon ben bei ©imroä erfa)ie= 
neuen Op. 21 „6 leiste £rio$", §eft I, finb 3lx. 3 unb 6 in 
^avbn's Katalog (7 unb ill) enthalten. 3m ©ti<§ erfd^ienen 
ferner bei 2lrtaria (%. -Kollo) 2 £efte „Trois Trios originaux 
pour deux Violons et Basse", Liv. I unb II (naa) §avbn'S 
Katalog Der. 17, 21, 20; 3, 2, 4). 

2öa$ bie Gomvofitionen für G lavier betrifft, bie etma in 

17* 



Digitized by Google 



26«) 



Seite« (SombofUtonen ton $a&bn. 



bie \)kx berührten 3afyre fallen, fo finb toix Her oor$ug*meife 
nur auf Vermutungen angetoiefen. eine einige Kummer, ein 
Divertimento per Cembalo con due Violini e Basso, liegt in 
£apbn'$ §anbfa?rift t?or, batirt 1764, unb ersten bei Vrcit- 
topf in 2lbfa)rift im 3af>re 1773. (Sinige (Soncerte, S)it>erti= 
mentt, £rio$, Sonaten (bie erfte Sammlung, 5 dummem, ift 
1767 oeröffentlidjt unb 3 berfclben finb in bie neuen ©efammt; 
Auflagen aufgenommen), V Soli unb ein Stautet mit Varia= 
tionen, jum £f>eil in .^attbn's Katalog, pim $fyeil bei S9reit= 
fopf in 3)tfcpt. angezeigt, bürften Herber ju rennen fein. Ginen 
£fyeil ber (Sonccrte abgeregnet, bie in fpätere 3abrc fallen (es 
finb im ©anjen 15), reicht jebod) ber gröfjtc £f>eil ber bier er- 
loäbnteu (Slaüierftücfe, nad) .§at)bn'* eigener Eingabe, in bie 
frühere, jum £l;eil in bie frübefte Qtit §at>bn'£ unb nrirb ent-- 
fprecfyenber fpäterlun im Wauden $ufammcn $u faffen fein. 

2)afi ."öawbn auefy Goncertc für Streia> unb für Vlas^ 
inftrumente gef abrieben bat, fei tytx cinftmeilen nur vorüber - 
gebenb angebeutet, ba biefelben, ba$ einzige früher genannte 
£>ornconccrt ausgenommen, ben fpätern ^aljxtxi angehören, (S*s 
finb im $an$en 28 (Sonccrte, mit Violine (0), Violoncell (6), 
(iontrabafe (1), Sira (5), *lötc (2), &orn (4) unb- Glarino (l) 
oertreten. 

3tm bürftigften unb unft^erften fielet e£ mit ben ©efang« 
merfen au*. Von ben jablreicben, unter .oanbn's Tanten wt* 
breiteten, aber mit wenigen 2tusnabmcn an fta? bebeutung*= 
lofen Heineren £ird;cncompofitionen fanu man nur münfd>en 
unb oorausfefcen, baf? fic in frübc ^abre fallen. Gin einiges 
Salve Regina, G^bur */*/ concertirenben Sopran unb 9Ttt 
mit 2 Violinen unb Orgel ift iniofern fn'et ju ermähnen, als 
es feit bem 3 a brc 1766 in 3lbfdmft im Stifte Ööttmeig oor= 
fyanben ift. $)od) mar aua) aus bemfelbeu ^aljxc ba* 2lutograpb 
eines Äurie jü .einer 3)icfJc A0 t>orl>anben; bie SDieffe felbft bat 
§a\)bn im Verjeidmifj biefer 3öerfe nid)t genannt; fpätcr foll 
er bie* tönrie p feiner ajiariajcllcr^cffc (1782) oermenbet haben. 



50 Misso solennis ad honorem Deatissiraae Virginia Mariac dal Giu- 
seppe Haydn. 17G6. 2>a* Kyrie, 10 ©lä'tter, befaß Strtaria unb f crfanftc 
cö im 3abre 183G an #crrn ^atjrf), rnfftfeben Gbelmann. 




$cränbcrungen tu frer fürftli^e» aNufiffapeUe. 261 

2)er ©taub ber ÜJiufiffapelle &atte feit bem %a\)Tt 1762 
manche Veränberungen erfahren; meutere ÜJtitglieber waren ent= 
laffen worben, mehrere waren geftorben, ber @rfa§ jeigt noa) 
feine wefentliäje Verhärtung. 2)ie ÄapeUe jäfylte $u Anfang 
be$ 3afjreä 1766: 6 Violinen (Viola inbegriffen), 1 ViolonccU, 
l Violon, 1 glitte, 2 £boen, 2 gagott, 4 2öalbl)örner. $ad 
®efangSperfonal beftanb aus 3 2>iscant, 1 Alt, 3 £enore, 1 $afe. 
tteu waren tyinjugetommen: 3of. SBurgfteiner (Violine unb 
Eratfdje, bi$ 1790); 3of. SDie|l (Söalb^orn unb Violon, ge= 
ftorben 1801); granj 6tamifc (2öalbt;orn); granj deiner 
(Söalb&orn); Äarl granj (Iföalb^orn, Vartoton, bis 1776). Seim 
®efang: Augufte «poubiere („©ingerin"); Öeopolb & i eitler 
(Xenor, bann Violonift, geftorben 1799); 3ol?. §apbn (£enor). 
An ber Crgel fafj feit Aug. 1765 granj 9toüotnt> (geftorben 
25. Aug. 1773). Gr war jugleia) Beamter in ber Vua)f>alterei; 
fein Vater, ber früher genannte Johann 9lor»otn&, ein tüä)tiger 
3Kuji!er, war alä Drganift in fürftlia?en 2)ienften oon 1736 — 1765. 

3öir ^aben nun ben bemerfenswertfjcren 2)iitgliebern einige 
Aufmerffamteit ju f Renten; eä finb bie £frfrttimentatifien 
maftni, Söeigl, ©teinmüHcr, granj unb ber ßopift (Silier; bie 
Sängerinnen Sa)efffto6 unb gur; bie 6änger gribertty unb 
Xicr)tler. Au£ betn <5tanbpunft, ben biefe unb fpäter fyerüor; 
ragenbe -JHitglieber ber Capelle alä ßünftler unb 9)tenf$ ein* 
nennen, werben wir allmäfylig ein ©efammtbilb beä geiftigen 
Vertetyrä, in bem fi$ £>atybn bewegte, gewinnen. ®a bie meu 
ften 3Ritglieber au§ bem Auälanb famen unb mitunter ein be^ 
megteä Seben hinter ft<$ Ratten, tonnte eä nidjt an mannig: 
faa)en Anregungen ju 9)teinung$autaufd) fehlen. §aübn würbe 
fo am lebenbigften mit ben Vorgängen oon Aufjen vertraut unb 
bie Äünftler Wieberum trugen ben SRutym i&reä bura)weg t»er= 
ehrten (Sljef* weit über bie ©renken Cefterreid^ ^inauS, ba^er 
eä aud) !am, ba& §at>bn'3 2öerte, abgefeiert ooh i&rer Vebeu; 
tung an ft<$, fo ungewölmliä) raf$e Verbreitung fanben. gaffen 
wir nun bie genannten 3)Utglieber näfyer inä Auge. 

Suigi (AlopftuS) Somafini, auä 3talien gebürtig, würbe 
fürs na$ .§aöbn'ä Aufteilung in bie fürftli^e 9)iufiftapelle aU 
erfter Vtolinift aufgenommen. 6r jäfylte bamalä etwa 20 %a\)xt, 
war alfo im VoÜbefife jugenblidjen geuerö; auä) war er ber 
bi$ bafytn bebcutenbfte Virtuofe ber Capelle. §apbn'S Sp= 



Digitized,by Google 



262 



fnigt (Kfovf»H$) lomafinv sen. 



Päonie Le Midi mit il;rem Slbagio uttb au&ergercöbnlic$en Neri- 
tatit? ift unftreitig auf bie gäl;igfeiten biefeä ßünftler* beregnet, 
gürft NicolauS mufite £omafini'£ latent roofyl $u fcfyätjcn. 
Sei ber Saufe fernes erften Äinbeä (1770) ftanben ber gürft 
unb feine Softer, bie t>ercbelia}te ©räfht ©raffalfonucä, felbft 
ju ©enatter. 6ein ©e^alt, anfangs 200 gl., mar na<$ 3 ^ab= 
ren f$on auf tne^r als ba# Stoppelte geftiegen (432 gl.) unb 
erfuhr, üermetirt bur$ anfelmlid)c Naturalien (§ol5, Äcrjen, 
9 Crimer SSein) roieberbolte Steigerungen, unb bie Öhinft, bie 
ft$ auf bie na^folgcnbcn gürften übertrug, erfyityte ben Maaten 
©e^alt im Satyre 1803 nod> bi$ auf 1100 gl.; au$ genofe er feit 
1790 noa) aufcerbem 400 gl. «Petition, bic tym gürft Nicolaus 
toermad^t battc. Neben bem gleichseitig sunt $Bice=Äapettmcifter 
ernannten Sodann gud)3, ber bic Gf?or= unb Äirc^enmufif leitete, 
würbe Somaftni im %a\?xt 1802 bie SHrcction ber Cammer = 
muftf anvertraut. 9flit £anbn mar Somaftni innig befreunbet 
unb rcenn er t>on Söien aus 2lUe in Gifenftabt grüfeen läfjt, fo 
nennt er, fid> eines ©djersausbruefeä bebienenb, „befonberS mei- 
nen Araber, Siuigi ger". M £apbn fd)ä^te in ibm ben gebiegenen 
Äünftler, beffen 3Sortrag$meifc ibm befonbers jufagte. „3c 
mie bu (fagte ,§apbn &u ifmt) fpielt mir Niemanb meine üuar= 
tette ju $anf." 2öir bürfen baber roobl auch annebmen, baft 
ber 5Jcetftcr bei ben meiften feiner bis jur fionboner Neifc ent- 
ftanbenen Ouartette feinen lieben ^ürimgeiger im 3luge battc 
unb fönnen aus- bereu (Schreibart am beften bie ©pielroetfe unb 
Stiftung Somafini'ö entnehmen. &ie in ben GOer Sabrcn ent- 
ftanbenen (streich ^uos" unb 'Srios finb ebenfall* babin 51t 
jablen, bergleid)en einige SBtolinconcertc. (SineS baüon, Obur %, 
(im 3abre 1769 von Sreitfopf in Sttfcpt. angezeigt) ift eigens 
in §anbn'3 erftem ßntmurf^Äatolog bejeichnet mit „Concerto 
per il Violino ex C, fatto per il Luigi". 2ll£ ©olofpieler trat 
Xomaftni ein ctnjigcsmal in 2Bien auf; er fpielte im 3abre 1775 
in einer Slfabcmie ber £onfünftler--©ocietät ein ^iolinconcert, 
mahrfcheinlich eigener Gompofitton, benn Somafini mar auch felbft 
probuetb; feinem gürften Nicolai componirtc unb bebicirte 
er XXIV Divertimenti per il Paridon, Violino e Violoncello, 



f)l 93ricf an ben Ofroifien 3ofepb (SlRfcr. 



Digitized by Google 



?uigi Caiepftu«) £omaftni, sen. — fuigt (Slnton) Sontaftai, Jon. 263 

bie in fdjöner 2tbfd^rift bon ©l&ler'ä §anb im 5trd^it? ber ®e= 
fellfa^aft ber 3)fu|iffreunbe $u 2öien aufbematyrt finb; bcr SKu^ 
fifaltenfyänbler 3- SCtaeg in SSien fünbigte 1799 in feinem $a= 
talog noa; folgenbe 2öer!e in 9)ffcpt. an: II Concerti a V. princ. 
con acc; II Sonate a V. solo e B.; XII Quartetti a 2 V. A. 
et B.; ferner finb in ber Söiener 3 e i* un 9 unb Sittgemeinen 
3)iufif:3 eitun 9 to ^n £raeg unb oon 9Rollo aU geftodjen an- 
gezeigt: XII Variations pour le Violon; Trois Duos concertants 
pour deux Violons, dedies a Mr. J. Haydn. 3m Magasin de 
rimprimerie chimique erf Lienen aud): Trois Quatuors, oeuvre 
8, dedies au Prince regnant, Nicolas d'Esterhazy. (Sin £Uo: 
linconcert oon Xomaftni Spielte beffen (sofyn in 2öien im 
3af>re 1796 in ber Slfabemie ber £onfunftler:@ocietät, bei Ge- 
legenheit ber geier be$ 25jätyrigen 93eftef>enä biefeS Vereine*, 
bem ber Sater feit beffen ©rünbung ale SKitglieb angehörte. 
Eomafini ftarb am 25. Slpril 1808 im 67. fcebenSjatyre nnb fein 
£ei$nam mürbe in ber 23ergfira)e in berfelben ©ruft beigefefct, 
bie fpäter aud) §aobn aufnahm. S)er gürft, 9iicolau$ II, etyrte 
ba* Slnbenfen Xomajini'a, ber nafyeju ein Ijalbeä 3a^r^unbert 
feiner Capelle angehörte, inbem er ber Söitme 400 gl. nnb 
if>ren uumünbigen Ä inbem 200 gl. ®nabengefyalt auäfefcte. 
3tr>ei Xö$ter, ßlifabetfy nnb Sofcpt^ine, maren in ber Capelle 
t»on 1807 bis 1810 ale $>i*cantiftinnen angeftettt nnb fangen ge- 
legentlia) aua) bei ben Dpcruauffü^rungen in ©ifenftabt. Ueber 
feinen Sofyn Slnton, meiftenS Suigi genannt, fei fner, obmofyl 
ber bebentenb toorgreifenb, ber 3ufammengetyörtgfeit falber 
ned) baä -ftötfyige beigefügt. 

£uigi (2lnton) Somafini mürbe am 17. geb. 1775 ju 
Gifenftabt geboren unb lam im %cfyxt 1796 ale SBiolinift unb 
23ratf$ift in bie fürftlia^e Capelle. SBci feinem oorermäfmten 
äßiener Sluftreten in bemfelben %a\)xc legte ifym bie Slfabemie-- 
Slnfünbignng bereite ba* ^räbicat „berühmt" bei. 3m 3a^re 
1801 trat er ein $meite3mal in ber £ontunftler=6ocietät unb 
im 3a^re 1806 im Stugartenfaal mit einem Goncert auf. SHe 
9iad>ria)ten über i^n ftimmen barin überein, bafe i^m einübe: 
bjutenbeä Xalent betrieben mar. ©laubmürbige^erfonen, bie ifm 
oft fpielen gehört, (unter ifmen ber im 3af>rc 1871 ju Söien bcr; 
ftorbene fel;r gebiegene SDiuftfer 3oty. Dlaoratil, melier ber Capelle 
v»on 1817 bi$ 1831* angehörte) lobten feinen Dollen fa)öncn 



Digitized by Google 



204 fuigi (Slnton) £omafini, jun. — 3ofep& SBctgl. 



£on, feine bebeutenbe ©eläuftgfeit unb überaus leiste 2luf; 
faffung. £ro§bem fam er nicht entfprechenb oorroärtS, woran 
hauptfädhlich fein £ei<$tfinn unb unorbentlicher ßebenewanbel 
Urfa<f>e war. ©eine UrlaubSjeit in SSien, bie er regelmäßig 
auf eigene gauft auSbelmte, benu^te er lebiglich jum 6cbulben= 
machen; ftatt 511 ftubiren, trieb er fich tagelang in 23irthS= 
unb Äaffeehäufern tyerunt, fchmädhte feinen Äörpcr unb oeruaa> 
läffigte fich berart, bafe Rummel, ber bamalige fürftliche (Son; 
certmeifter, »on ihm fagte, bafe man auger feinem Talente 
nichts Vernünftiges ton ihm gewohnt fei. 3weimal oom gürfteu 
au§ ber Capelle ausgeflogen, würbe er boch u>ieber, baö eine 
mal (1803) auf gürbittc £avbn'S, baS swette ÜHal (1811) auf 
VorfteHung bes ÄapellmeifterS guchs, beS Nachfolgers ftanbn'S, 
mieber aufgenommen unb jebeSmal mürbe ihm fein ©ehalt 
obenbrein noch erhöht, fo bafe er im Sahre 1811 als Dirigent 
bei ber jmeiten Violine (nebft freiem üuartier, 6 Klafter #ol$ 
unb täglich eine SKafe 3Bein) einen ©ehalt oon 1800 gl. (im 
bamaligcn ©elbeswerth) bejog. Sil* bie Capelle nach jahrelanger 
Stocfung 1820 wieber flott mürbe, rücfte £omafini als 2)iri= 
gent bei ber erften Violine oor. £ai)bn'S Votum über ibn 
(VorfteHung an ben gürften) lautete vorbem: „Um baS feltene 
©enie beS VittfteflerS |: fo burch sufäüige $ranfheit unb bar= 
auf folgenbe $)ürfttgfeit in etwas jerrüttet mürbe :| mieber in 
gehörige Drbnung ju bringen, märe meine unmaßgebliche 9ftei= 
nung, baffelbe burch bie ©nabe ber §ochfürftlichen Durchlaucht 
mit einer jährlichen 3 u ^ a 9 ß üon 100 gl. ober wenigftenS 50 gl. 
5ur größeren ^hättgfeit fernerhin ju jmingen." Doch ber Un- 
verbefferliche liefe fi<h auch burch ©rofemuth nicht jwingen, fam 
immer mehr an £eib unb ©ecle ^erab unb ftarb enblich in 
(Sifenftabt am 12. 3uni 1824. 6r mar im 3al;re 1803 in bie 
£onfünftler;©ocictät in 2Sien eingetreten unb bie SÖUwe ge= 
nofe bemgemäfe bis 5U ihrem £obe (1853) burch 29 Sah« bie 
2öohlthat einer ftatutenmäfeigen $en|ion. 

3ofeph ©eigl mürbe am 1. 3uni 1761, bamals 20 3af?re 
alt* auf 2lnrathen feines VufenfreunbeS £ai;bn als ViolonceUift 
in bie fürftliche ÄapeHe aufgenommen unb »erliefe biefelbe im 
3ahre 1769, um in 2ßien eine CrchefterfteHe bei ber italienifdheu 
Cper anjutreten; 1792 würbe er 3J?itglicb ber faif erliefen 
£offapelle unb ftarb als f. f. £of= unb ÄammermufifuS am 



Digitized by Google 



3cfe^ ttdgL 265 

25. 3an. 1820 im 79. 2ebenSjaf;re. 9iaa) bem £obtem$rotofott 
mar er oon 2öten gebürtig; nach ©afener'S UnioerfalsSejicon 
ber $onhmft mar er in Saiern am 19. SJt&rs 1740 geboren. 
yiaty Xrabitionen, bie fid; in ber gamilie erhalten ^aben, ift 
bie ledere Annahme bie richtigere. — 3m 3al>re 1764 oermählte 
fia) Söeigl mit 2lnna 3Äaria 3ofepha, Softer beS fürft= 
liehen Su^alter^ Slnton ©cheffftofe. ©ie mar am 24. 3uni 
1742 in ©ifenftabt geboren nnb trat, wie bereits ermähnt, am 
1. 3an. 1760 als @hor= unb ©ameralfäugerin in fürftliche 
Sienfte. ©te oerliefe gleichseitig mit ihrem Sftanne ©ifenftabt 
nnb mürbe in 2Sien im Sweater n. b. öurg als Sängerin für 
Oper unb ©ingfpiel angeftettt, verliefe aber bie $üfjne für immer 
im Sa^re 1773. SJhiUer 62 nennt fte „eine grofee Sonfünftlerin 
unb ©chaufpielertn unb in beiben gädjem (ernfte Oper unb 
©ingfpiel) gleich ftarf". ©chönfelb 63 fagt, bafe fie aus eigener 
Abneigung 3um Skrbrufe aller 5tunftfenner bie Sühne »erliefe 
unb [ich jum grofeen Seibmefen berfelben feitbem nirgeubs mehr 
hören liefe unb bafe burch ßntbehrung ihres angenehmen feelen= 
vollen ©efangeS bie £onfunft fet)r viel an ihr verlor, ©ie 
ftarb 5U SBien am 30. 9ioo. 1824 im 82. Lebensjahre. — §avbu, 
ber in (Sifenftabt unb Gfterhä$, theils gemeinfchaftlich mit feiner 
grau, theils allein, lyäufiö ju ©evatter gebeten mürbe, \)ob aud; 
am 28. 9Jtarj 1766 ju ßifenftabt baS erfte Äinb feines greunbeS 
SÖeigl aus ber £aufe. $)er Täufling erhielt ben tarnen 3° ; 
f epl;, mtbmete fi<h ganj ber SHuftf unb mürbe faiferlid)er Opern- 
birector unb $8ice=§offapettmeifter. 6eine Oper „®ie ©d)mei$er: 
familie", bie ben beften ©ängerinnen eine miHfommene Aufgabe 
bot, hat feinen tarnen vorjugsmeife verbreitet. S5on mela)' 
frommen, gläubigen unb liebevollen ©efühlen £avbn bei biefem 
Saufact burchbrungen mar, bezeugen bie ßingangsmorte eines 
Briefes, ben er nach 28 Sahren feinem Rathen nach Anhörung 
einer Opera buffa beffelbeu fchrieb. (Sr lautet nach bem 
Original: 44 



52 @enaue Wachten ton bcpbcn f. f. <S#aubü&ncn u. f. n>. in SBien 
1772. @. 74. 

53 3ab>fcu<$ ber £onfnnfh 1796. @. 67. 

54 3m Scfifc bc« <So$ne«, befi f. f. 8cIbmarföaK*2teutcnant« i. £eo-- 
l>elb SRitter ton SSeigf. £er ©rief würbe juerft im SSiencr £&eater*9ümanad) 



Digitized by Google 



26G 



» 

i&abbäus Steinmüller. 



Siebfter $atbe! 

£a ia) Sie nadj 3f>rer ßntftefyung auf meinem 2lrme 
trug, unb ba$ Vergnügen hatte 3^ ^ouf ^at^e ju 
fcpn, flefyete i<$ bie 2lllmäd)tige SBorfi^t an, 3^nen 
ben tooOfommenften Örab eineä 9Jiufifalifd)en Talent* 

ju »erleiden. 9)tein feiger Söunfd) mürbe erhört: 

fd)on feit langer 3^it fyabc id) feine 3)iuftc mit folgern 
©ntbufiaft empfunben al* 3b*e geftricfye La Principessa 
d'Amalfi: Sie ift gebanfenneu, Graben, au*bru<fäüoll 
furj — ein 9)2eifterftü<f. — 3$ nafyme ben roärmften 
anttyeil an bem geregten. 9lpplaus, fo man Sbnen gab. 
gafyren Sie fort liebfter ^kitbe biefen äa)ten Stpl ftet* 
ju beobaditen, bamit Sie bie Stelänber neuerbings 
überjeugen, ma£ ber 2eutf$c vermag, anbep aber er; 
baltenSie ÜJHa) alten tfnaben in 3^rem angebenfen. 
3a) liebe Sie t*r$U<$, unb bin fiiebfter 95kigl 

3br §er$en$frcunb unb Liener 
Sofcp^ §apbn. 

$on <paufe ben 11. Jänner 1794. 



2)er im 3at>re 1762 in bie fürftlidje Capelle eingetretene 
üttalbf>ornift Sfyabbäua Stcinmuller mar, roenn nicfyt fclbft 
ein gefa)icfter ^irtuofe, boefc ein guter fietjrmeifter auf feinem 
3nftrument. ©eine t>on ifnn gebilbeten Söbue, 3°fy an Nr 3öil= 
fyelm unb S^fept;, liefen fid^ in ben 80er 3 a ^en mit ungembfm-- 
licbem Beifall in Hamburg, Hannover, S)re*ben, 9)iagbeburg 
unb Seipjig fjören, namentlid) nrirb ifjr 2lbagio gelobt. Sie 
componirten aud) gemeinfd)aftlid) $)uette unb ^erjettc für ibr 
Snftmmcnt. 3u Hamburg bliefen fic ein £>oppelconcert von 
9tofetti unb ein Goncert für brei §brner t>on §offmeifter. 3" 
3)tagbeburg waren fic „bie erften 5>irtuofen, bie fid) nadj Colli 
einer reiben ©innabme rübmen fonuten". 55 Sic tarnen alle 



auf ba$ 3aljr 1795 veröffentlicht (nur fehlen bort bie 2tu(ujang«u>orte) ; ferner 
in ber SBiener «Hfl. 2Wuf. 3tg. 1846, 92r. 31 ; aueb bei SRo&l, 2Huftferbriefe, 
@. 150 ift berfelbe aufgenommen. — 2)tc erfie Buffübrung ber Oper La 
Principessa PAmalü fanb am 10. 3an. 1794 im I^eater n. b. Surg fialt. 
55 ©ie&e u. a. firamer« SWagajin für 2Jhtftf. 1784. ®. 44. 



Digitized by Google 



Äarl ftrauj. \ 



267 



brei in ßifenftabt jur Söclt unb .würben oom (Sfjepaar #apbn 
au* ber Saufe gehoben. 3^r 9Sater fcerliefc bic ÄapeUe im 
3atyre 1772. 

$er 2öalbl;ornift Äarl grax$ würbe am 9. 2lprtl 1763 
in bic (Sfter^ä$y'fa)e Capelle aufgenommen. 6ein ©efcalt War 
bö^er aU ber feiner GoHegen; er bejog jä^rlid; 300 gl, 30 gl. 
Üuartiergelb unb anfe^nlia;e Naturalien. $ie äcquifition bie= 
fe$ ßünftlerä mufj bem gürften fetyr erwünfät gewefen fein, 
benn grauj war nia)t nur ein gan$ toor$üglia>r 2Mb^ornift, 
flonbern er würbe balb aua; ein nia)t minber ausgezeichneter 
SBarptonfpieler. gran$ würbe im 3al?re 1738 au ftmgenbielau, 
unweit 9teia>nba$ in 6a)lefien geboren, unb fam im 3a^re 1758 
nad; Dlmüfc jum erjbifd^of ßeopolb griebria) trafen oon Ggfb, 
ber aber fapn am 15. S)ec. 1760 ftarb. *• $a$ ©arpton, ba* 
granj, wie eä fd&eint, erft in feiner Gfter^v'fäjen Slnftellung 
f ernten lernte, fyat er toertjoUfommnet unb fein ©piel f oU Don 
äufjerft melancfyolifä; fanfter Söirfung gewefen fein. $a ihm 
angeblta) ber gürft nid)t erlauben wollte ju fyeiratfyen, oerliefe 
er bie ßfterfyäjty'fcfye Capelle im £)ec. 1776 unb ging nad) Sßrefr 
bürg jum (Sarbinal SBatfyianty, wo er 8 %dt)rt blieb; fobann 
begab er fidt) auf Reifen unb foU auä; in 2öten innerhalb $wei 
3af>ren 12 (Soncertc mit grofjcm SBeifaü gegeben fyaben. 3m 
3af>re 1787 würbe er aU Äammermufifus na<$ 9)lün$en bc-- 
rufen, wo er 1802 ftarb. 67 (Sein Snftrument nannte er ben 
ßönig aller 3nftnimente. §atybn tyat eigen* für ifyn eine Gan^ 
täte „$eutfd;lanb3 älage auf ben £ob griebridj beä ©rofien" 
componirt, bie granj u. a. in Nürnberg im 3at>re 1788 mit 
fefyr angenehmer ©timme fang unb fi$ felbft baju auf bem 
»artoton begleitete. Biete, al* ein 9)leifterftücf gef^ilbertc Gan= 
täte, mit ben Sorten beginnenb: „Gr ift nia;t me&r! Eon' 
trauernb, SBarpton"! ift fpurloä »crfäjwunben; ben £ert finbet 
man in ber SBo&lcr'fajcn mftfalifdjen Dtealjeitung für ba$ 



56 Bibliotheca historica medii aevi etc. @uM>lement sott Buguft 
yeltW. öcrltn 1863. @. 373. 

57 @ic$e k. a. H. C. 3. ^effmann, 2>ic SonfünfHer @<$fefien3. 9xt9» 
lau 1830. 3o$. («eorg Teufel, SWufeum für ÄßnfHer unb ÄunfHie&bafrcr. 
3KanntKun, 4. ©tücf, 1788. @. 100. — 2Kuf. 9t <al *3eitung f. b. 3. 178S. 
8b. I. @pctoer, (2. 47. 



Digitized by Google 



268 Xic ftamUie (Slfeler. 



3ahr 1788, ©peyer, 3tr. 8, 8. 47. granj fagt $mar im 3a^rc 
1787 felbft ,,ia) jpieite uor 3 3a^ren $u SSien in einer großen 
®efeüfd;>aft hober .^errfchafteu", von ben ermähnten 12 Goncerten 
ift jeboch uid;t$ befannt. gran3 fdjeint fid) nur prioatim haben 
hören laffen. üRur einmal finben mir auf einem 3^ttel beS einft 
beftanbenen £anbftrafjer Ztyatexä, 15. Dct. 1793, folgenbe s Jio= 
tij: „©in Diversement t>om §crrn .§aiben, gefpielt auf bem* 
Bariton oom §errn gifc." $)er übrigen Orthographie ent= 
fpred)enb bürfte bieS etma unfer Sßirtuofe gemefen fein. 

2lbermal£ »erführt un3 ein :iJtame, ber $tit fcorjugreifen. 
2öenn auch nicht in ben Gonuentionaten, fo ftnbet fid) boch in 
ben 2lrchtoS-9technungen unb Kirchenbüchern in ben GOer 3ahren 
ber ^ame 6161er. GS ift ber fa)ou früher ermähnte s Jiame be* 
Gopiften §avbn'S, feinet treuen SienerS, ber ihm im $obe bie 
2lugen jubrüefte. ©apbn'ö 3uncigung $u ihm unb &u feiner 
gamilie batirt weit jurücf. $er SKeifter ftanb mit feiner grau 
in Gifenftabt junächft am 7. Cct. 1766 als Seiftanb bei ber 
Vermählung beS 3ofeph Gl feie r, fürftlicheu Gopiften, ber aus 
Kiebingen in ©chlefien ftammte. Gr h^irathete bie Jungfrau 
Goa Ataxia Köftler, Xochter eines ©charfchmiebeS unb ÜJtontam 
Uhrmachers. Goa Glfeler ftarb am 23. 3Rai 1800 in Gifenftabt, 
66 3ahre alt. 3lllc Kinber aus biefer Gbe h°b bae §aöbn'fcbe 
Ghepaar aus ber Saufe. SDer ältefte ©ot)n, 3ofcph, geboren 
am 7. Slug. 1767, oerfab nach bem Xobe beS Katers auf Sftt* 
orbnung be^ dürften ben Gopiftenbienft feinet ÜtaterS unb bejog, 
obwohl erft 15 3^h re in SBerücffichtigung ber zahlreichen 
Jamilie, fchon einen förmlidjen ©ehalt, 3w 3ahre 1796 mürbe 
er als Dboift in bie gelbharmonie, unb am 1. >Jioo. 1800 in 
• bie fürftlidje Kapelle aufgenommen. Gr ftarb §u 2Bien am 
6. Dct. 1843. 55er ß^eitgeborene, 3ohaNnc3 (glorianue), 
mürbe in Gifenftabt am 3. 9Jlai 1769 geboren. §apbn bürfte 
ihn etma im 3ahre 1790 ober einige 3ahre früher als Gopift 
oermenbet fyabcn. 3ebenfatts begleitete er feinen SHeifter auf 
beffen jmeiter SKeife nach Soubon aU ©ecretär. ^aa) 2luSfage 
beS- bejahrten $omorgauifteu 2lnbreaS SBibl mar Girier ein 
mohlgebauter, brünetter ÜRann oon mittlerer 6tatur unb r-on 
mel;r ernftem SBefen; nur meuu auf feinen £errn bie Sprache 
fam, mürbe er lebenbig unb leud)teten feine 3lugen. Gntgegen 
bem Sprüchmort: „Kein §elb ift grofj oor feinem Kammer- 



Digitized by Google 



3o&atm WfCtt. 



2G9 



biener" t^atte ©Ifeler eine unbegrenzte Verehrung für §avbn; 
er mürbe namentlich in bc* üDteifter* legten 2eben*jahren fein 
alle* orbnenbe* gactotum im §aufe nnb nmfete jebc nur irgenb 
mögliche Störung mit liebevoller Sorgfalt von bem binfälligen 
©reife abjumenben. G* mar nicht mehr ber Siener, ber ihn 
pflegte, fonbern ber treue Areunb, ber burd> Pflege unb 2(uf= 
merffamfeit Die Sage be* Steiftet« $u verfchönern unb ju ver^ - 
längern trachtete. Seine Verehrung ging fo meit, bafe er, fich 
unbelaufcht mähnenb, beim Aufräumen ber SBofmung mit bem 
SRauchfeuer vor bem 93ilbe §avbn'* einige 3eit inne hielt, um 
tbm mic vor einem Slltar fein Opfer barjubringen. Gl&ler 
f abrieb eine äu&erft reinliche, forgfältige s jcotenfdjrift. SBcnn 
man ibn mehrfach befö)ulbigt, er ^abe feine §anbf$rift al* 
tograpl) §aobn'ö fich treuer bejahten laffen, fo ift bie* eine 
leichtfinnige, unverantwortliche SBerleumbung; Gl&ler mar einer 
folgen X^at unfähig, er hätte fie al* ein Sacrilegium an- 
gefeben. SSenn fich freiließ Seute au« zweiter §anb irre führen 
liefen (unb e* eriftiren tvirflich folche vermeintliche 2lutograpbe, 
fclbft grojje Söerfe, 5. bie fogenannte 9ielfom9)tefie), fo hatte 
Glfjler feinen baran unb fann für bie betrügende (&c* 
minnfucht Ruberer nicht verantwortlich gemacht werben. Johann 
Girier wohnte nad) £avbn'* SRücftebr au* Sonbon in Söien unb 
vermählte fich in ber ^orftabt Öumpenborf am 23. %an. 18UO 
mit ber lebigen 3)iehlmcfferin (9?ertäuferin) Sbcrefc* ^rinftcr, 
Softer be* 3)kurergefeüen gob. fünfter au* hieran in Sprol, 
beffen beibe Söhne, Litton unb Michael, al* vorzügliche 2öalb= 
berniften eine 3ierbe ber Gfterhäjv'fchen Capelle mürben. Sherefe 
ftarb am 28. 2lug. 1832, 53 %ai)xc alt. Sie erften zwei Äinbcr 
au* biefer Ghc hob £avbn au* ber Saufe; beim britten liefe er 
fich burch feine 2öirtbfä)aftertn, Slnna ßrcmnifcer, vertreten; bie 
folgenben hob fte für ibre eigene s $erfon au* ber Saufe. Sofeph, 
ber ältefte Sohn, geb. am 23. 2tug. 1800, mürbe (Shorbircctor be* 
f. ftoftbeater* in Berlin unb ftarb bafelbft am 10. aftärj 1872. 
Shcrcfe, ba* 5. ttinb, geb. am 5. Slpril 1808, unb gran$Ufa, 
ba* 6. Üinb, geb. am 23. ^uni 1810, mürben gefeierte Äorvphäen 
ber Sanjfunft. Sberefe, vom ßönig von ^reufeen zur grau 
von Sanum erhoben, vermählte fich mit ^Prinj Slbalbert von 
Greußen; JranjiSfa (ber töunftwelt geläufiger unter bem popu^ 
lären tarnen gannv) blieb unb bleibt noch immer unübertroffen 



Digitized by Google 



270 



Sari ftribertfr. 



im 9ieidje -äRelpomene'S. Sodann (Etiler ftarb gu SBien am 
12. Jan. 1843. §abbu t;attc ityn im 2. £eftamente im §. 42 
in ber £auptfad>e alfo bebad)t: „23erma$e iä) meinem treuen 
unb rea)tf$affenen ^ebienten 3o^ann (Slfjler ©ec^Staufenb 
©ulben." — 

2öir menben und nun bem ©anger^Perfonale ju, einer 
föubrif, in ber uns in ber golge manche Ueberrafä)ungen be= 
oorftefyen. 

$er am 1. 3an. 1759 in bie fürftüd&e ÄapeUe aufgenonu 
mene Senorift Äarl gribert^ 68 , beffenf<$on früher miebertyolt 
(Ermahnung gef$af>, mar eines ©$ullef)rerS <5ol>n, geb. am 
7. 3uni 1736 $u 2öutIerSborf in «Rieber =Dcfterrei<$. 3n Söieu 
mürbe er bom bamaligen §ofcompofttor 3of. Sonno im ©efang 
unb fp&ter oon ©afemann in Gompofttion unterrtd&tet. $)er 
«ßrinj fcon §ilbburg^aufen engagirte ifyn für feine ßoncertc; 
gleid^eitig mar er im 2)om als erfter Xenorift angefteHt unb 
fang bei ben italienifd)en DpernsSBorftcUungen in ben faiferli$en 
2uftfä)löffern. 2luä) bei bem mit feltener $Praä)t oeranftalteten 
gefte, baS ber genannte gürft auf feiner SBefi&ung ©<§lof#of 
bem faif erhaben 23efuä) im 3a^re 1754 gab, mirb gribertl) ge^ 
nannt 69 , er fang bafelbft in @ludt' S Le Chinesi. gribertfy er- 
hielt anfangs jä&rliä) 300 gl., bis baljin ber gröfjte ©efyalt, 
ben ein 9JUtglieb ber Capelle bejog; fpäter fyitte er 482 gl. 
unb freies* Duartier. ©r blieb jahrelang ber bebeutenbfte 
©änger beS gürften unb mar §apbn für feine Dpcrn unf<$ä> 
bar, fomofyt als Säuger als aua) als $ia)ter, benn mehrere 
Dpernterte ftammen ton gribertfy tyer. 8eibe mürben benn aua) 
bie intimften greunbe. 3m 9Bai 1776 »erliefe griberty bie 
ßapeHe, ging nad) SBien unb mürbe Äapellmeiftcr in ber oberen 
unb unteren 3efuitenfir#e Oßfarrfird>e am §of unb UnioerfitätS; 
tir$e) unb in ber 9flmoritcnfir$e. 2luf einer Steife nad) Stalten, 
bie gribertfy auf Soften beS gürften im 3a^re 1796 unternahm, 
mürbe tym bom ^abfte $iuS VI. „megen feiner SScrbienftc in ber 



58 Sitterebcrf unb Snbere nennen ifrn irrtfriimlicfr 3ofepfr. Sein Stauf« 
namc r fefren 6. 88 berichtigt, n>ar naefr bem <Pfarr*9tegiflcr: $ranci$cii* 
Carolu«. 

59 Slud) tf« {ft in «. ecfrinib'« „@lucf", ©. 56 ber Saufname ju fre- 
riefrtigen. 



Digitized by Google 



Äarl ftvifrertk — ?ec^)olb X'vSftltx. 



271 



s JJiufif" ber Drben oom golbencn Sporn »erliefen. 3n SBien 
war er einer ber erften nnb eifrtgften -JJHtglieber ber £on= 
fünftler*Societät, in beren 2lfabemien er aua) als Solofänger 
auftrat nnb jahrelang als 2lf[effor, Secretär nnb SRea?nungS= 
9tex>ifor bie $BerwaltungS=2lngelegentyeiten besorgte. 3m 3atyre 
1812 fud^te er naa? nm ©nt^ebrntg üom jäl?rlia>n Beitrag (er 
mar bereits 18 3a^re Sffiitmer), erbot fia? aber, feine Stelle 
aua) femer befleiben $u wollen. SeibeS würbe ifym bewilligt, 
benn bie Societät, feine SSerbienfte anerfennenb, fyielt eS für 
i^re $flia)t „fo einen würbigen 2Rann noa) toiele 3al;re als 
(r^renmitglieb beibehalten jn lönnen". gribcrtfj's (9efanguuter= 
ria)t wirb gelobt; Sa^önfelb 60 fpridit oon „ber gefälligen 
5ribertif(^en 3)*etyobe"; als (Somponift wanbte er feine S^ätig-- 
feit oorjugsweife ber Äirä)e $u; eine Sammlung beutfa^er lie- 
ber für baS Glaoier gab er in ben 80er 3afyren gemeinfdjaftliaj 
mit fieopolb ^ofmann bei Äurjbbcf in 2Öien fyerauS. @r ftarb, 
als ßünftler nnb SJtenfa) allgemein geachtet, am 6. $ug. 1816. 
3m 3^re 1769 fyatte fia) gribertty mit einer Sängerin ber 
fürfilicfyen Capelle, 3flaria SÖtagbalena Span gier üermätylt, 
ber wir fetyon S. 119 gebadet tjaben. $on §aöbn empfohlen, 
o^og fie, obwohl nur britte £iScantiftin, ben bis bafyin ^öd)= 
ften ©e^alt, 500 gl. jäfjrlia). 

@S erübrigt noä), beS Seopolb $>i eitler ju erwähnen, 
ber als 5 weiter Senorift im Sa^re 1763 mit 300 gl. @ef?alt 
angefteflt würbe nnb in §aübn'S Dpern üon ben fyier erwähnten 
Sängern am fpäteften noa) genannt ift. 3m oorgerüefteren 
Hilter war er bei ber (^ormuftf als SBiolonift t^ätig. @r ftarb 
am 15. 2Rär$ 1799. $ia)tler heiratete im Oct. 1764 bie im 
3a^re 1757 in bie ÄapeHe aufgenommene £)iScantiftiu $ar* 
bara gur. 2lua) bei biefer SBermäfylung ift §aybn als 3euge 
genannt, ©arbara £>t$tler fang in ber Jtirä)e nnb auf ber 
$ü$ne, aua; in §at>bn'S Opern. 3^r @nbe war tragif$: 211s 
fie am 19. Sept. 1776 in ber Cper L'isola d'araore als Selinbe 
auftrat, ftürjte fie mitten im ©efang mit einem 2luffd)rei plöfe- 
lia) tobt nieber. 



60 3a&rtu<$ t«r fconfunfh 1796. <8>. 17. 



Digitized by Google 



272 



$aubn'0 (Sompofttionen bt« jinn Öa&re 17G6, 



s IÖir finb nun im fcebenagange §avbn'* weit genug vor^ 
gefühlten, um un* bie ©efammtfummc feiner bieberigen 
Seiftungen al* (Somponift vergegenwärtigen $u fönnen, Sic-- 
fclben (äffen ficb in einer grofjen ©ruppe überfichtlicber 3U= 
fammenf äffen unb wenn auch ba*, wa* bei biefer @elcgent;eit 
über bie ^ebeutung £avbn'* al* Schöpfer neuer Sahnen |ii 
fagen ift, mebr auf 9tea)nung ber fpäteren 3Bcrfc gefefct werben 
mufe, Jd bilben bie hier ju befprechenben boch ben ®runbftorf, 
ben 2lu*gang*punft feinet Sirfen*; wären wir \a bod; ohne 
bereu genauere tfenntnifjnabme nid^t im Staube, ba* gro&e 
Verbienft £avbn'* um bie (sntwitfelung ber wichtigften 9iich= 
tungen in ber SDtuft! naa? ihrem vollen Söertbe ju würbigen. 61 
ß* foll babei foviet wie möglich auf foldje SBerfe aufmerffam 
gemacht werben, bie bura? Vervielfältigung fich erhalten haben 
unb ber Oeffentlicbteit noch beute 3ugänglich finb. 8n ihrer 
.oanb, nebft Beachtung ihrer ebronologiieben golge unb mit 
rüdfidjttgung beffen, wa* £avbn an gleichartigen Herfen vor- 
lag, wirb e* uns bann ein Seichtes fein, ba* allmäblige Äeimcn 
unb ©lüben feine* Staffen* ju verfolgen. 3Bir werben bann 
fclbft folchc ^ngenbarbeiten, wcld;e nur ein f)iftorifä)eä SJntWK 
beanfpruchen fönnen, nicht ganj verleugnen. §avbn'* Verbtenfte 
um bie ^uftrumentalmufif finb allgemein anerfannt: er bat bie 
vorgefunbenen unfertigen gornten au* ihren Anfängen beraub 
gearbeitet unb ibnen jene fefte ©runblage gegeben, auf ber feine 
Nachfolger weiter bauen fonnten. (sr erweiterte biefe gormen, 
bereicherte fic mit lebensfähigeren, ausbrud*voüeren (Elementen, 
übertrug biefelben au* ber «Sonate auf üuartett unb ©vmpbo; 
nie unb wufjtc bier burch ©ehalt unb burch eine geniale, bem 
CS^araftcr jebe* ^nftrumente* angemeffene Vermenbung bem 
Crdt)efter ba* grö&te ©ebiet ju erorbern. 9Wit Siecht wirb er 
be*l;alb aud) al* ber Vater, ber eigentliche Schöpfer ber ganjen 
"snftrumcntalmufif angefeben, benn fein (Somponift be* vorigen 



Gl „Sie Popularität 3of. §a$bnf beruht auf ben Herten ber legten 
^rcanjtö 3atyre feine« fangen Mens, trir fennen gan$ t>er$ug«fteife ben nad?« 
mojartifeben $atybn, ber aufflrebenbc §apbn, ber bie 3uflrumcntalmufif be* 
freite unb aufbaute, ift fo gut umc tjerfcboUen , trenn man ton einer Snjabl 
feiner früheren Ouartette abfielt." O, 3abn, !j?ectbot«en unb bie Ausgaben 
feiner üHcrfe. revaratabbrutf aus ben „©renjboteu", 1864, @. 6. 



Digitized by 



^a^bn'« Somtoofitionen bi« jum 3at)re 1766. 



273 



3af;rtyunberts £at für ben gortf^rttt unb bie 2lu$bilbung ber= 
felben fo üiel getrau aU §at;bn, ber bic fämmtlia)en Uebergänge 
in ber neueren 3Jiufifgef<^i<^te fcon SBact) auf ©lud, 3)iojart unb 
$8eettyot>en mit erlebt unb mit vermittelt fyat. 5)abur$ aber, 
baß er feine SSerfe glei<$ anfangt mit gefunben t>olt*liebmäfeigcn 
3öeifen burdjmebte, gab er ifynen jene« fyarmlofe, innige unb 
gemütvolle (Gepräge, ba3 ifm jugleia) ^um populärfieu §om= 
poniften ftempelte. $er ©ruttbjug ^a^bn'S ift Söa^rfyeit unb 
9latürli(^!eit; att' feine Söerfe atfymen ©efunbfyeit, 5rifd)e unb 
gro^finn. 6eine fünftlerif<$e Drganifation toieä tyn me$r auf 
ein fyeiterea, finnöolleS Spiel ber (Smpfinbungen fyin; feine "äöerre 
finb bat)er aud) ber 2lu£brutf eineä ^eiteren, finblid^en ©e= 
mütfyeä, einer ftitten unb wohlgefälligen 95efyag(iä)feit, bie aber 
cbenfo oft, üon ßebensfreubigfeit gehoben, jur fröf>li<$ften, fyu 
terften Saune überfpringt. §a\>bn felbft geftanb Sieö (e. 114) 
im spunft feiner mufifalif$eu Redereien, bafe fic in feinem 2öe; 
fen begrünbet mären, ein (5l;araftersug, ber el)cmal$ oon ©e; 
funbfjeitSfüHe fjerrityrte — „man mirb t-on einem gemiffen 
#umor ergriffen, ber fia? nidjt bänbigen läjjt". tiefer nie 
fcerfiegcnben Duette falber, bie §aöbn in ber liebenSroürbigften 
SBeife auf feine SSerfe §u übertragen tint&te, fyat man tyn häufig 
auä) ben beutf<$en 6teme (?)orif) genannt. •* SBenn ber in 
feinen früheren Söerfen oorberrfajenbe 2Äutfynrille, bie oft aue= 
gclajfenc Suftigleit ftc^ in fpäteren Sauren auc$ me^r in 
6d)ranfen ju galten ttmjjte, fo genügten fic boä), il)n in ben 
Slugen oberflächlicher Seurt^eitcr eben nur all muftfaltf(§en 
6pafjmactycr gelten $u laffen, benn ^umoriftifä;c fiaune mar in 



62 SKuftt. «Imanach auf ba« 3afcr 1782, @. 2U *u<$ mit SBielanb 
(»«gen feiuer $ruc$tbar!eit , obwohl $apbn ungleich bebeutenber unb origt- 
neller), mit 3can $aul (toegen reifer *J$hantafte) , mit ©eüert (n>egen #iel« 
fettigfeit) tourbe $a>ibn tocrglic^cn. Sarpani (Le Haydine, p. 214) nennt 
it»n ben £intoretto unter ben SKuftfern. ©einreiche Vergleiche mit 2Hojart 
giebt «rnolb (SWojart unb §at>bn. Serfuch einer parallele, 1810). 3u« 
fammenfteflungen mit anbern äKufifera finb nicht feiten. S. X. tL. $offmann 
finbet in §ahbn'« <£omfcofitionen ben 9lu«brucf eine« f i n t lief? heiteren @e* 
müth«, Söiojart führt ihn in bie Siefe bc« ©etfierreich«, «eethotoen in bo« SHetefi 
bc« Ungeheuren unb Unermeßlichen, (^bantafteflütfe I, 4; gef. <2>c$r. VII f 
@. 55.) ©efannt ift auch SReic^orbt'« «ergleich ber brei STOetficr at« Guar* 
tettcom^oniften. 

Vof)\, ^aubn. L 18 



Digitized by Google 



274 



^apbir« (Sompofuiencn bi« jum 3a§re 1766. 



ber ÜJlufif noch nicht anerfannt. 68 3>ie 2öiener 3Hufiter, bie 
§aöbn lange 3eit nicht als ebenbürtig ober gar als ihnen über= 
legen anerfennen mollten, regneten ihm feinen huntoriftifchen 
6til förmlich als gehler an unb ftritten barüber, luie tpeit bie 
Freiheiten gegen SRegeln, bie §atybn mit grofjer Ueberlegung 
fich erlaubte, überhaupt ftatthaft feien; fte ahnten freiließ nicht, 
bafj ber fdjeinbar foielenben Oberfläche roohlberechneter @rnft ju 
©runbe lag. 2lm redeten Drte mufjte §aöbn biefen (Srnft auch 
geltenb ju machen, obmohl er in nur wenigen gällen ju inniger 
irat;rr)after Trauer hinneigte. 2Öi| unb fiaune (ledere aber 
nie jur ©rille auSartenb) behielten bie Dberhanb, oerfeiuerten 
fidt), mürben gleichfam männlicher unb fo blieb §aobn bis auf 
ben gütigen Sag ber größte £umorift im deiche ber Söne, 
ber bis ins hohe Hilter Sugenbfrifdje ju bewahren nui^te unb 
uufere §erjen in liebenSmürbigfter Söeife bunh naitefrohe, treu= 
herzige Schalheit unb burch bie einfachen, natürlichen Littel 
bejtoang. £eben mir noch "ganj befonberS fein $u aller 3eit 
beamtetes 3Raf$halten heroor, feine meife Defonomie im @in$elnen 
unb ©anjen, bie ihn ftets ju rechter 3eit aufhören liefe, beim 
§apbn liebte eben fo menig UnflareS unb ©chfcanfenbeS, als er 
jebeS überflüffige 2lbf<hn?eifen, jebeu Söortfchtoatt in Söneu oer= . 
abfeheute. (Snblich noch feinen unerfchöpflichen SReichthum an 
3been, feine reiche ^h^ntafie, bie ihm immer neue ©ebanfen 
5ufuhrte, benn fo unenblich oiel auch £apbn componirte, fo hat 
er ftch bo<h äujjerft feiten felbft miebcrholt; aber ben unoerfenn- 
baren ©tempel feines ©enieS, feines echt beutfehen, gemüth= 
unb humorooEen ©eifteS tragen alle feine Söerfe. „(Seht £aob- 
nifch" fagen mir, roenn mir bie erften Safte einer feiner (Som= 
pofitionen hören, unb miffen bann, bafc uns bie SebenSforgeu für 



63 2)er Cemponifi 3. 8. <ß. ec^ulg (namentlufc befannt bun$ feine C&cr- 
gefä'nge) &efanb fi($ einft als 3ui)'6xtx in einem CJcncert, tco man eine 8$m» 
Päonie »an $a$bn »ortrug. Sin ehemaliger Äapeff» unb J&caterfängcr neben 
ibm, in ber SWeinung, ftrf> S($ul§ gefällig ju ma<$en, ba er toußte, bafj er 
ein ©filier Jtirnberger'* tear, fagte ju tym: ,,3Ba« benfen @ic »on biefem 
l'ufHgma^er?" @$ulj, t?oU Unwillen unb (Jrflaunen über eine fol$e ?afte* 
rung feine« eicbling«, antwortete: „3>or biefem £ufhgmac$er falT id) nieber 
unb bete i&n an." («Hg. 3Ruf. 3tg. 1801, «f, 21) 



Digitized by Google 



I 



£W&ontcn. 275 

bie näd>fien Momente in ^erj= unb finnerquitfenber SBeife t>cr= 
fc^cuc^t »erben. 64 

§at;bn's bisherige Snftrnmentaltnurif jerfättt in 3t»ei 2lb- 
tfyeilungen. Grftene: gn bie Äammermufif, beftetyenb au£ Soloö 
für ßlatrier (allein nnb mit Begleitung), unb aud $uo3, $rio£, 
Quartetten unb überhaupt mefyrfUmmige Gompofitionen für 
Streif: unb $la$inftrumente , melä)e unter toerfd&iebenen 33c; 
nennungen (Divertimenti, Notturni, (Sajfationen, ^art^ien, 
S^erjanbi) jum X^eil concertirenber 3lrt finb. 3^iten«: 3n 
Dr($eftercompofittonen für ben Goncertfaal (©tymp^onien). 3n 
ber ©efangmufif befestigen uns für jefet nur bie $um Xfycil 
fa)on ermähnten Söerfe: erfte SReffc, Te Deum unb einige flei; 
nere £ir$encompofitionen. (Ueber bie Operetten, ba$ geftfpiel 
Slcibe unb bie ©elegenl;eit§cantate mürbe ba$ ^öttyigc bereite 
ijefagt.) 

3unäd)jt auf bie ©nmpfjonte, aU ben ©ipfelpunft ber 
3nftrumentatmufif überge^enb, feien einige allgemeine SBe- 
merfungen üorauSgefä)icft. 63 beburfte geraumer Seit, bis bie, 
in meiteftem Sinne gebrauste Bezeichnung Sinfonia auäfcfyliefc 
lidj jenem ©ebiet angemiefcn mürbe, ba$ mir heutzutage unter 
biefem tarnen verfielen. 3n Italien bilbetc bie Sinfonia ben, 
ber Dper üorangehenben Sttflnimentalfafc, ber an 6teHc ber .in 
^ranfreid) t>on Sullij eingeführten, mit einem ©rauc beginnen^ 
ben Ouvertüre (anfange in ber bef Reiben jten gorm ber %ufr 
fü^rung) burd) ©carlatti feftfte^enbe 91 orm mürbe. S)iefe ita= 
ticnifc^e Sinfonia beftanb regelmäßig au£ brei jufammen^ängenben 
Säfcen : lllegro, langf amer 6afc, gefteigerteä 2Wegro. Die ©nnv 
Päonie in unferm ©inne entmicfelte in Italien juerft ©ioüanni 
Battifta ©ammartini, inbem er baä Drd^efter mannigfacher 



G4 2>a*tb ©traufe, ber $ai?bn »ortrefflich föilbcrt, macht bic ©einer* 
fung: „SBo man auf einem Conccrtjettel eine $apbn'fche ©Whonie angeffln» 
bigt lieft, ba mag man getrofl hineingehen, man »irb fi<^ getoifj nicht ge> 
taufet finben, el mügte benn burch bie HuSfübrung fein. 2)enn ba fann e« 
aüerbings »orfommen, baß gerabe fogenannte beffere Or$efier e« am fcl^timin« 
[ich matten. 2?ie roenben gerne ihre Cffectmittel, ihre fchroffen Sechfei in 
lonflarfe unb $empo, toorauf fo manche neuere (Sompofitionen berechnet 
ftnb, auf eine SKuftt an, bie nur ber fchlichtefh Vortrag richtig jur (Srfchei* 
jiung bringt." (2>er alte unb ber neue Ölaube. 3. «uff. 1872, 6, 347.) 

18» 



Digitized by Google 



276 tytyta'« <5om}>ofttioiten bi« jum 3abrc 1766. 

oermenbete, bie Sratfäe oom ©afc trennte unb ber jmeiten 
^Biotine eine felbftänbigcrc Semegung gab unb aut§ bie ^ecfynif 
beS Spiele förberte. Jn 3)eutf<$lanb bilbeten bie Somponiften 
ber SDtannfyeimer ÄapeHe biefetbe mit ßrfolg au*, bis £at?bn 
fie Sitte bur<$ bie unerf$öpfli$e güHe urfprünglicfyer ^robuc- 
tionSfraft unb grünblicfyes 3ötffen überholte. 65 3 U ccr u *" 
fprünglidjen Vefcfeung ber ©pnip^onic (Streid&inftrumente allein) 
traten aUmä^ig Oboe, 9Balbf;orn, gagott, glöte, Klarinette, 
trompeten unb Raufen fyinju, bei melier Vereiterung mit 
mefyr ober weniger fflcdjt bie (Somponiften 3*antyall, $oc$$i, 
^anmalbere, 3of>. Stami$, 3of>. 2lgrcH unb ber granjofe ©offec 
in üßerbinbung gebraut merben. (3lgreU fa)rieb f<$on im 3abrc 
1725 in Gaffel 6 oielftimmigc Stnnpljonien, bie im 3a^re 1746 
im £ru<f erfa?icnen.) — $en urfprüngliajcn brei Säfeen mürbe 
im i'aufe ber 3eit als vierter ber Menuett fyinjugefügt, viel; 
leidet eine Gnttefmung (ober, menn man toill, ein Ueberbleibfel) 
ber Suite. Cb §avbn ber (Srfte mar, ber in biefer 9Beife vom 
3Jtenuett ©ebrauo) maä^te, ift noa) ju betveifen. (3)ianc^e nennen 
Her ben mit .§avbn in gleichem 3llter fteljenben vergenannten 
©ojfec.) $>en SJicnuctt verbrängte ba£ ©djerjo, baä 93eet= 
beven jur böc^ften ^ollenbung auSbilbete; bo<$ fuelt er in 
feiner achten Smupbonie menigftenö noa) am Tempo di Me- 
nuetto feft. 

s Jtur auenabmSroeife griff man fpäter in ber felbftftänbigen 
Svmpbonie 3U ber früheren 3öeife jurücf, bie urjprüngli<f»en 
brei Sä$e als äufammenbängenbeS ©an§e bar5uftetten. 3 n b cr 
föegel f<$lofj man jeben Safc für fia) ab, mibmetc if>m einen 
freieren Spielraum unb verlief ifmt jugleic^ metyr Selbftftänbig- 
feit unb einen ausgeprägteren Gfyarafter, mie mir bie* fc^on in 
Sebaftian SSaäys (Söttjener (Sonccrten (1721) bargefteUt finben.** 
Sic crmeiterte ©eftaltung ber einseinen Säfcc ber Svmpbonie 
fugt auf ber (Slavierfonate, mie fie uns na# Sß^il. ©manucl 
93aa)'S Vorgang von §avbn auSgebilbet überliefert murbc. 

$er erfte, meift fräftig gehaltene Safc, 2Ittegro, mirb in 
ber Siegel in $mei Steile geföieben; im £aupttf?ema fprid&t fid; 



65 3a^n, SWojflrt, 2. «uff. I, 166 u. 2% fg. Garpani, Lc Haydiue, 
p. 56 fg. 

66 $b. ©tftta, 3ob. ©«6. *a<f>, 8b. I, 1873, ©. 733 fg. 



Digitized by Googl 



277 



ber Gharafter be£ Sa|eS auS; ein &roeite3 ^totio, bem AuSbrucf 
unb ber Structur nach contraftirenb, tritt ihm in ber $omi* 
nanten=£onart gegenüber; gegen ben Schlujj ^in folgt jmoeilen 
noch ein britteS. greie SDlittelglieber oerbinben bie toerfchiebenen 
3Jtotioe nnb ^liefet biefer erfte Xtyil mit ber Tonart ber SDo* 
ininante ab. $)em Anfang be£ feiten Xtyikä faßt bie 2luf= 
gäbe ber Verarbeitung eines ber vorhergegangenen 3Jtotir>e ju; 
nad^ Veiteben tüirb baS eine ober anbere 3Jtotio ober mehrere 
ober felbft ein neu jugeführteS ba$u oerroenbet. Siefe, ber 
tunftüoUen Schreibart weiten Spielraum geroährenbe SJurchfüh* 
rung leitet fchliejjlich in bie §aupttonart unb pm erften $h e ™ a 
suruef unb auf ben Abfchlufj in ber Dominante folgt bann baS 
jtoeite %tyma in ber £aupttonart unb fyäufa noch nach Söieber: 
holung beS jtoeiten %tyiltä l u größerer Steigerung eine Goba, 
bie in prägnanter Äürse bie mefentlichen Elemente beS ©anjen 
Sufammenfafjt. 

3)er $meite ober 9Äittelfafc beroegt fich in langfamem 3 e ^ ; 
mag, Abagio, Anbante, Aüegretto unb ihren Varianten. 3« 
Anlage unb Ausführung ift er bem Siebe, ber föomanje ober 
ber in ber Oper entfprechenben Gaoatine nachgebilbet. Seine 
©eftaltung bafirt einfach auf einer Ausbreitung ber §aupt; 
melobie, mit oertoanbtem fchmücfenbem Veitoerf burchflochten. 
3utoeilen jerfäüt auch biefer Safc in stoei Ztyile, bie tt?ohl auch 
loieberholt werben unb felbft noch eine (Soba $ulaffcn; im $roei= 
ten tycil toirb bann gerne ber ©egenfafc ber S)ur^ unb ÜRolI= 
tonart benufct. 2IuS bem einfachen Siebe geftaltete [ich bei 
immer vollerer unb reicherer Ausführung baS tiefpoetifche Abagto, 
in feinem ^öfjepunft eine echt beutfehe Schöpfung, in ber fich 
baS innerfte ÖemüthSleben nric faum irgcnbtoo ausfprcdjen fann. 
§aufig nimmt biefer 9Jiittelfafc eine erweiterte Variationenform 
an, in ber namentlich $atybn feine jarteften unb buftigften 
Vlüthen nieberlcgte. 

3)er Schlufjf afc h<*t meiftcnS rafche Veioegung, lebhaftes 
Aüegro, ^ßretto, oormiegenb im */ 4 , 3 / 8 ober 6 /e £aft. 3Me 
heitere Stimmung ift hier oorherrfchenb: ein leicht hingeworfenes 
Xhema fliegt netfifeh bon Snftnimcnt 51t ^nftrument, feine ^^eile 
trennen fich, werben für Augenblicfe fclbftftanbig, oerbinben fia) 
mit anbern, fuchen unb finben fi<$ — ein oerlicbteS Spiel, in 
bem fchliefelich 2WeS in frohefter Saune bem Schiffe jueilt, roo 



Digitized by Google 



278 



$a\)bn'« (Sontyofüioncn bi* jum 34rc 1766. 



ftch oft noch ein neuer ©ebante ati 9iach'äügler anliefst. 6* 
ift bic 3orm be$ SRoubo in ber freieftcn SBelmnblung, bie ftc^ 
hier eingebürgert hat. £avbn mar namentlich in biefen <5#lu&-- 
fäfcen unerschöpflich an mufiralifchem 2Bifc unb §umor; toenn 
auch r)äufig feine ^orberfä|e ber unerbittlichen ©i$el ber 3eit 
jum Dpfer fallen — ber ©chlu&fafc gleist SlUeä au«. §apbn 
ifl hier in feinem eigentlichen Glement; ba$ necfifche 6piel, ba* 
er mit ben oft unfcheinbarftcu Themen unb mit und fclber 
treibt, ift unmiberftehlich — felbft bie Raufen roerbcn tytx in 
gcmiffem Sinne ju 3Wujif unb finb von Bebeutung, unb auch 
ba$ grämlichfte ©eficht mufj mit ober ohne SöiEen auf Sugen- 
blicfe bie galten glätten. $>er Vergleich, ben 9)iorifc Hauptmann 
3tt)ifchen £aübn unb 9JJo$art macht, ift l^icr am eheften jutref- 
fenb. 87 3n ben früheren ©umpbonien §aubn'£ finben tr-ir 
häufig bei 2Iuälaffung be3 Menuette meuigftcnS ben ©chlufefa$ 
im Tempo di Menuetto, nrie benn überhaupt biefer lefcte (3a§ 
mit feiner au8gefproa)enen munteren 6timmung ben urfprüng= 
liehen Gharafter eines nationalen 2an$ ftücfeS (Stöemanbe, 
©ique u. f. m.) nicht oerleugnen lann, olme gcrabe beffen be= 
ftimmte formen anjunehmen; erft fpäter ftrebte man hier ben 
£öhepunft bramatifa)er SBirfung an. 68 



67 „@o ift $atybn mannigfaltiger in ben formen ai> SWojart, uitreilen 
meb. r blütbenreiebe« 9fanfengetr«äd)«, ba im ÜWejart immer ©tamm unb ^weige 
ftd» untertreiben, aber geftaltloö wirb audj $atjbn mcmal«." (©rief an $rof. 
SÖolf in CJaffel.) Unb an anberer Stelle: $ai?bn ift mannigfaltiger, ungebun< 
bener in ber fterm al« ber auf italtentföem ©runb gebtlbcte SRojart." (»rief 
an £>. 3abn, ©renjboten 1870.) 

68 „3n ben <SpmMonicn #at)bn'« (fagt 9ttd>arb SBagner) bewegt fieb 
bic rbptbmifdjc lanjmelobic mit tjeiterftcr jugenblicber griffe: tyre SJcTfcbltn 
gungen, 3 er f c t? un S tn un & 2Sicbert>ereinigungcn, wiewo&l burd> bie bötbfte 
contrapunftifdie ©efdjicfltdjfett ausgeführt, geben fielt bodj faft faum mebr al? 
SHcfultate feldj gcfdjtdten SJerfab. renö , fonbern »telmetyv als bem ebaiaftcr 
eine«, nacb jj&antafiereidjcn ©efefcen geregelten, Üanje« ctgent&ümlid? funb: 
fo warm burdjbrtngt fte ber $aud) wirflieben menfcblicb freubtgen 2cbeni. 
©en, im mäßigeren 3citmafje fid) bewegenben 3)tittelfafc ber <&pmpt) onte feben 
wir toon $apbn ber fdjwellenben Ausbreitung ber einfachen SJolfsgefaug«- 
weife angemiefen ; fie bc&nt fi# in t& m nacb ©efefcen be« SWclo«, wie fte bem 
SBcfen bc* ©efange« eigen finb, burd) fdjwung&oHe «Steigerung unb, mit 
mannigfaltigem «nsbrutf belebte, ©ieber&olung au«." (Da« Äunflwerf ber 
Bufunft. 18T>0, @. 84.) 



Digitized by Google 



279 



2)er Menuett, aU nachgefugter fteht abwechfelnb nach 
bem erften ober jweiten Safe, am bäuftgften nach lefcterem, §aobn 
juerfl wujjte in ihm t>oU*t^ümlic^c §eiterfeit, behagliche Saune 
unb gemüthliche Sozialität ju vereinigen nnb i^nt baburd) jenen 
eigentümlichen tvpifch geworbenen ©baratter ju geben. 2iuch 
bier muj? feine Begabung in ©rfinbung ftetS neuer $benien unb 
» wifciger Ginfälle unb Ueberrafchungen ftaunenäwertb genannt 
werben, unb um fo mehr, ate gerabe biefe Gattung 9Rufi!ftftäe 
bei ihm nach Saufenben 5äblt. 

$ie grofje 2lnsabl §avbn'fcher (Symphonien ift faft fprücb= 
wörtlich geworben unb wenn auch ertledlich viele als apofropb 
abjurechnen finb, fo bleiben noch immer genug, um gefte^en ju 
muffen, bafj, obenbrein bei ben zahlreichen fonftigen ßompofi= 
tionen Jpaobn'ä, e$ ihm unmöglich geworben Wäre, bie 3 a &l 
von anberthalb §unbcrt ju überfchreiten, wenn ifm nicht ^äufig 
bie Umftänbe gejwungen Ratten, gruppenweife, meifien§ in 
©erien ju 6 Hummern, ju componiren. 6old)e ©pmpbonien 
finb nun atlerbingS §um grö&ern nur ©pielarten ber* 

l'elben Gattung, fie haben wot)l §atybn'fche gactur, fmb aber 
trofc mannigfach nüancirter ©mjelfjeiten oon $u geringer wefent= 
\\<f)tx Skrfchiebenbett, um nicht in ihrer Reihenfolge einförmig 
3U wirfen. 2Cu£ ben befferen frübeften ©ömpbonien fpricht bei 
aller Einfachheit unb SInfpruchSlofigfeit ein wobltbuenbea, ba$ 
@emütb unmittelbar anfprechenbeä ©tmaS; fie gleiten munteren 
ober fanft bewegten 6timmung$bilbern, bie f<hon be&balb to 
tereffiren, weil fid) ber SDteifter in ihnen noch am unbefangenften 
wiebergiebt unb fie uns junt SBerftänbnifj feiner Söeiterentwicfe* 
lung ben ©chlüffel geben. $on ben grofcen fogenannten eng; 
lif dt)en ©ümphonien abgefehen, bietet jene @pod;e ba3 meifte 
Sntereffe, wo 9Ko$art unb §aöbn fi<^ in ihren ©ömphonien fo= 
$ufagen burchtreujten, wo 3*ber »om Slnbem ba3 wef entließ 
33efte in fich aufnahm — ein fcligeä, neiblofeS, e<ht fünftlerifcheS, 
gegenfeitigeS ©eben unb (Smpfangen. 2lu<$ bann ift §apbn 
nicht fteben geblieben: ee folgten bie erwähnten englif^en <5onu 
Päonien, wo er jum erftenmale einem fremben publicum gegen: 
über ftanb; bie legten üuartette unb Steffen, bie „7 2Borte 
be$ (SrlöferS am ßreuje" (für ©ingftimmen eingerichtet), bie 
reijenben Sing--£erjette unb =Quartette unb, Heinere Arbeiten 
ungerechnet, bie „(Schöpfung" unb bie jugenbfrifchen „Sfifrc*** 



Digitized by Google 



280 



$at)tn'e (5 cm t>efrtiouen bi« jum 3a&re 1766. 



$eiteu", unb immer fefyen mir ben bereite alternben HReifier 
raftloS fortfd&reiten in feiner fttnftlerifd&en SluSbilbung. llnb 
als i§m f$on bie Äraft oerfagte, quälte es tyn, fi$ ni<$t metyr 
auSfpred^en $u fönnen. „©ein ga$ fei grenzenlos" (äufjerte er fiefy 
gegen ©riefinger, ber ge!ommen mar, i^m jum 74. ©eburtstag 
§u gratuliren); „baS, maS in ber SÄuftf no<$ gef$efyen fönne, 
fety meit gr öfter, als baS, mas barin gefdfjetyen feö; tym fd&mebten 
öfters 3been oor, moburä; feine Äunft no<$ oiel metter gebraut 
merben fönnte, aber feine pfyjfifd&en Gräfte erlaubten eS tym 
ntd&t me^r, an bie 2foSfityrung jn f freiten."« 9 3n äfmtia)er 
Söeife fprad& fi$ ber ©reis gegen Äalfbrcnncr aus, mie tranrig 
es fei, bafj ber 3Renfa) ftets fterben muffe, o^ne erretten ju 
fönnen, maS er erftrebe: „in meinem Älter tyabe i$ erft gelernt 
bie ©laSinftrumente ju gebrauten, nun, ba i<$'S toeTftetye, mufj 
\<S) fort, unb tonn es ntd&t anmenben." 70 

Db §avbn für feine erfte ©ompfyonie SKufter vorgelegen 
unb meldte, l;at er uns oergejfen ju fagen; mir finb barauf am 
genriefen, menigftenS bie Steide ber gleichzeitig genannten (Som; 
pofttionen in biefem gad^e 3U muftern. Sammartini mürbe fc^on 
genannt; als Söiener ©bmptyoniesßomponiften fü^rt ein bortiger 
Sorrefponbent bei 3«2l«4^cr 71 nebft unferm „IJofepf; §cpben" 
folgenbe tarnen an: £eopolb unb 2lntou $ofmann, granj 
S^uma (Stuma, oergl. 6. 51), ©eorg Dreier, $arl Zitters, 
Äarl oon Drbonifc, Qofepfy) Segler (aud(j in SHttcrSborfS 
SebenSbefdjreibung, 6. 2, als beffen fieljrmetfter unb oerbienter 
(Somponijt genannt), %ofy (S^riftop^ 3ttann. 3n feiner ©elbfc 
biograp^ie fagt ^il. ßmanuel 93 a<^: „1759 tyat ©<§mibt in 
Dürnberg eine ©tympfyonie mit 2 Violinen, 33ratfc^e unb Safe, 
aus bem E=moll, oon mir in ßupfer geftod&en." 2luS Zitters- 
borfS SebenSbefdjreibung unb anbermärtS (oergl. Gljronif, 
©. 115) fetyen mir, bafj t>on ber HHufittapeHe beS grinsen oon 
§ilbburgf)aufen au$ ©pmp^onien oon ^omelli unb ©lud auf; 
geführt mürben; femer: ba& 3)itterSborf ums 3af>r 1759 
feä)s ©pmp^onien componirte, bie „fomof?t in Söien als in 



69 9?i09t. Wetijen, ©. 5. 

70 Safcn, Gegart, 2. $ufl. «b. II, 3. 201. 

71 2Bcc$entlic$e 9?ac$rt($ten unb Hnmerrunaeu bic 3tfufit betreffeub. 
fei^sig 1766, @. 97 fg. 



Digitized by Google 



281 



$rag SlwtWen matten". 3)ty3litt>ec$ef gab oor bem Sa^re 
1763, ef>e er naa; $enebig reifte, 6 ©tnnpljonien ^erauä mit 
ber $8e$ei$nung „Senner, §ornung, 3Jtör3" u. f. n>., bie aH= 
gemeinen Beifall erhielten, ßnbli<$ no<$ fu^rt Breitfopf (Sers. 
muf. Silber nnb t^emat. ßatalog) bis jnm Safere 1762 über 
50 ßomponifiten unter ber SRubrif „©tmtphonien" an. 2öir 
finben unter i^nen einen granjofen 3tntoine b'^uttergne, ein 
2)ufcenb 3taliener, barunter Bcruaäconi, ©aluppi, 2oca = 
telli, 9ttartino, Somelli, ©iuf. ©carlatti, (Santo £api£, 
ben 2lbbe Antonio Bioalbi; femer bie Tanten &on 3ttufifer= 
tamtlten: 9teruba, Traufe, ©raaf, Conti. Bon Gompo; 
nifften, bie me^r ober weniger fd)on bamals ober fpäter einen 
mujtta(if$en Ütang ober 9iuf genoffen, feien hier folgenbe ge= 
nannt: 6. g. 31 bei (aus ber fädjfifcfyen §offapeUe, jur 3 e ^ 
fa)on in ßonbon), 3°h- 2lgrell, flapeUmeifter in Dürnberg; 
Jrattj Benba, !. preu&ifä)er Goncertmeifter; ©eorg Benba, 
her$. gothaifä)er Äapettmeifter; $>on ^ßlacibo be Gamerioher, 
ftath unb tapeflmeifter be* gürftbifa>f« üon greifmgen; Ghri* 
ftoph görfter au« Düringen; ©eorg ©ebel, jun., fürftl. 3iu* 
bolftöbtföet 6oncert= unb ÄapeHmeifter; ©lud (mit 6 ®pm* 
Päonien genannt); ©ioo. Stmab. ©raun, !. preu6ifd^er 6oncert= 
meifter; 3of. 21bolph §affe, ber befanute Dperncomponift ; 
3. filier, fpäter Gantor ber X&oma3fa)ule in Seipjig; ber 
ia)on früher ermähnte Sgnaj §ol5bauer (man fa^reibt ihm 
205 Symphonien ju); 2lnton Üßahaut in 2lmfterbam; fieopolb 
SKojart (ber Bater Söolfgang'ä); 3oh- §einr. SHolle, 9Jlufif: 
birector in 2Ragbeburg; 3oh- ©tamifc, ©rtinber ber fogenannten 
Mannheimer 6a)ulc. SBenn man bebenft, bafj unter ben ©e= 
nannten ber größere £hcil mit je 6 6t;mphonicn aufgeführt 
wirb, 3Kanä}e noä) reifer auSgeftattet fmb (5. B. ©raun mit 
0 6ammlungeu, jebe 5U 6 Sümmern), nrirb man um fo mehr 
bie magifche $raft ber £atybn'fa)en «Symphonien abgeben muffen, 
benen e£ gelang, über biefe glutt) gleia)artiger Gompofitionen 
hintrug fid) ©eltung ju t>erf Raffen unb fogar in bem ganjen 
3eitraum bis jum ©dblufj beS 3al;r^unbertä neben 3Jtojart allein 
ba$ gelb ju behaupten, benn, fo t>iele unb jum nam= 
haftere (Somponiften in ber genannten &\t folgten unb felbft, 
loie 5. B. föofetti, $lcöel, ©promefc, 2örani|ft>, §off* 
meifter, eine gemiffe Beliebtheit erlangten: ber 9tame £aöbn 



Digitized by Google 



2*2 



§aöbn'S SompofUionen 6t« jum 3abje 1766. 



bat fic bod> alle toergejfen gemalt. Unb vant genug fanben 
feine Spmpfyomen Verbreitung, toobei man no$ bie bamaligen 
primitiven 5krfebr$mittel in 3tnfa)lag bringen mufj. $)a$ Ver- 
seid&nip* mufifali}a>er 53ü<$cr u. f. n>. von Sotyann ©ottlob 
Immanuel üBreitfopf uennt f$on im ^abre 1763 bie erften 
6 6t;mpf>onien; befjen tt>ematifa)er Katalog $d^lt von 1766 bi* 
1769 inclufiue bei 40 getriebene unb geftoc&ene ©ömpbonien 
auf. (}toa) im 3*bre 1836 ioaren in biefer SJertagebanblung 
61 gefajriebene unb 53 geftoa?ene 6pmpbonien in ©timmen unb 
30 in Partitur auf bem Sager.) $ie crften franjöfifa^en 2to 
gaben, je 6 6ümp^onien, erfa)ienen in $ari$ bei Sa Gbetoarbicre, 
sBaiücaur unb 3Hme. ©erault 7t , fpäter bei ©ieber, 9Ua?ault, 
Smbault, ^letoel unb Se $uc; 6ieber gab 63 ©omp^onien in 
©timmen tyerauä, Se 5)uc (1810) 26 in Partitur 73 , benen in 
$)eutfa)lanb bie Partituren bei Sreilfopf unb §ärtel, 33ote unb 
Söocf, 3(nbre unb in neuerer $e\t bei SRieter=9Mebermann er- 
gänjenb gegenüber ftebcn. 3 n $8ien üerftffentli<$teii ^rtaria 
unb (So. (aufcer XoriceUa, §offmann) gegen 40 ©pmpfyonien in 
Stimmen; 37 in reoibirter 2hi£gabc (redigees et impriniees 
d'apres les Partitions originales) gab ©imrocf in ©onn (jefct 
in Berlin) fcerauS; aud; Äarl 3ulef>ner in 9)iaiuj (mit 155), 



72 Six Symphonies ou quatre dialogues pour deux Violons, Alto 
violon, et Basse, composees par Mr. Heyden, Maitre de Chapelle ä 
Vienne. Mi» au jour par Mr. de la Chevardiere, oeuvrc IV, Paris. — 
Six Symphonies ä huit Parties (2 violons, alto, basse, 2 hautbois, 2 cors) 
rais au jour par Bailleaux, oeuvre VII ; idem VIII. — Six Symphonies 
ä grand Orchestre, chez Mme. Berault, Marchandc de Musique, oeuvre 
IX. (SJon Op. IV tfl 9h. 2 bei Jpaübit unter ben (Saffationcn ä 6.) 

73 Oscar Comettant (La Musique, les musiciens etc. ^ari« 18(W) 
fagt p. 476: „En 1810, Le Duc publia a Paris, et le premier en Eu- 
rope, une collection de vingt-six symphonies d'Haydn en partition d'Or- 
chestre, grand format. Aujourd'hui encore (alfo 1869) il n'y a pas 
vingt symphonies gravees en partition de ce pere de la Symphonie, 
dans toute l'Allcmagne." — dagegen ift ju erinnern, bafj bei ©reitfopf unb 
gärtet noä? t>or Le Duc bie erften ber befannten 12 0pm|>bonien in $ar 
titur erfebientn waren. 3n SBicn batte man »enigflen« ben guten Sitten 
gejetgt. Die ©iener 3"t"ng tünbigte 1801 im 2>ec. an: »ei 1. SWotle 
unb Co. ifl auf (Subfcrtption ju tyaben: bie Partitur aller öon $>erru 
3of. $abbn beranflgegebenen Stjmpbonien, jebc Lieferung 2 ftl. 



Digitized by Google 



283 



Rummel in Slmfterbam unb Berlin mü(fen l)ux oorberhanb ein-- 
regiftrirt »erben. 

3nbem roir anf §apbn'3 ©omphonien auä ber erften 3"* 
1 bte jurn 3afyre 1766 übergeben, finben tr>ir im ©anjen genom= 
inen bei ihnen roobl bie faft gleich fixere Anlage unb 93ehanb; 
lung, aber bennoch bei einzelnen bie unoerfennbar gefteigerte 
J^uft beim ©Raffen, toährenb anbere ftart jurücltreten, für ben 
Moment getrieben feinen unb häufig eben nur ba &u fein 
fcheinen, um bie gegebene 3af>l anzufüllen. (Ss ift im eigenen 
Sntereffe bes 3tteifters, an folgen einfad? vorüber ju gehen unb 
fid) um fo eingehenber an folche ju balten, bie burch ihren ^n- 
balt gleichfam als abgeftecfte ÜJlerffteine bie Ueberficht auf biefer 
langen ©trecfe erleichtern. Sßenn mir felbftoerftänblich oon ber 
nun einmal al£ erftentftanben angenommenen ©ompb°Kie (fie^c 
©. 193) ausgehen, fo jeigt uns fdjon biefc ben 2lbftanb oon 
benen anberer früherer ©pmphonien, unter benen uns fyier Oer; 
gleich*tt>eife jioei ältere gute 2)ienfte leiften. $>ie eine, Gsbur, 
trägt bas Saturn Venezia 1745, del Sig. ©lue!; bie anbere, 
Esbur, roirb ©aluppi unb auch ©lud jugefchrieben, ftammt aber 
ohne Qtottftl aus berfelben 3 e ^- Seibe finb breifäfcig, 2 Stile: 
gros mit eingef kältetem Stnbante; erftere fyat in ben 2Wegros 
außer bem Streichquartett 2 §ömer. 93ei beiben bilbet ber 
erfte ©afc ein ©anjes ohne bie übliche stoeitheilige Trennung; 
bte erftere ift ettoas breiter, obroohl fic H<h wicht an $>urchfü> 
rung u. bergl. tragt. ®ie oerfchiebenen fursathmigen Sftotioe 
oermögen uns !aum einige« Sntereffe abaugetoinnen, eher noch 
führt ba« Anbaute ber erften ©ömphonie einen ernftgenommenen 
hübfehen ©efang, bagegen ftch's ber britte ©afe im munteren 
»gro % Saft, tool;l fein läßt. 2tnbante unb Schluß ber 
feiten Symphonie finb oiel fürjer gehalten, 34 Safte genügen 
bem 3lnbante % $u flehten SMobieanläufen unb ber ©chlufe, 
Megro %, im 3Äcnuetten<harafter gehalten, geht nicht über 
31 Stalte hinaus. 

^Betrachten nur nun bie erfte ©omphonic, bie §atybn als 
3Jhtfifbirector ber gräflich SJJorjin'fchen Capelle im Sahre 1759 
componirte. ©ie ift für 2 Violinen, SBiola, 33afi, 2 Dboen unb 
2 ©albhömer gefefet: 



Digitized by Google 



284 



$a$fciT« (Scmpcftticntn bi« jum 3a$re 1766. 




3)er Swf^nitt biefer ©tmtpfyonie ift fnapp, !lar unb jid)er, 
bie melobiöfe (Srftnbung gerabe anregenb genug. $)ie 3tt>W^ 2 
glieber treten momentan felbftftänbig auf, fcerbinbcnbe v #affagen 
übernehmen bie Violinen; ab unb 3U unterfingen bie 9Ma*; 
inftruinente bie Harmonie unb fefceu naa) $ebürfni& bie Sinter 
auf. 3eber 6afc befte^t au£ stuei feilen. $>er erftc 6afc ift mefyr 
fr&ftig gehalten; außer bem ©runbmotio tritt nad) einem §alb= 
fa?tu& auf ber Dominante ein $roeitea unb Drittes felbftftänbig 
auf, feines aber bringt e* ju befonberer (Sntuudelung. 3m 
jmeiten 6afc (olme SBlaäinftrumente) tritt bie $ioette Violine 
mit 93enufcung beS erften 2ttotitoö imitatorifa> auf, bann führen 
beibe 3nftrumente mit bem Anfang ber gigur iu ber ©egen-- 
bett>egung ein necfifa>S 6piel; ber sroeite S&eil erhält bura) 
eine eintretenbe £riolenbett>eguug momentan eine gefteigerte 
^emeguhg. üRur xBiola unb SBafj gefyen ifyren gemeffenen ©ang 
fort unb erftere magt es nur I;in unb roteber, fi$ oon i&rem 
6djü§ling $u trennen. SHe fyier l;errf$enbe mafjüolle 6pm= 
metrie läßt fä)on eine geübte £anb erfenneu unb erjeugt ba£ 
ganje Slnbante überhaupt eine befyaglid; wobltfyuenbe Stimmung, 
gegen treibe ber lefcte <5a$ mit feinen (eidjtbeflügelten Renten 
oortfyeilfwft abftiajt. 2öir afynen bereit» .^atybu'S Dtäfye, ber 
aua) fyier fdjon ju rechter $ät auf$ufyören roeifj. 5)a£ gan$e 
aKuplftüd bauert faum 10 Minuten (1., 2., 3. 6afc 86, 78, 
81 Statte) unb giebt fid) als baS, roaö e§ fein miU: ein leidfjt 



Digitized by Google 



285 



anregenbe* Sonfpiet. 2lujjcr in 2Cbf<$rift bei Vrettfopf (176G) 
ift bicfe ©ompfyonie nirgenbs erfreuen. 

SBie ganj anbere tritt bic nun folgenbe Stjmptyonie auf, 
bie $aobn in feiner neuen Stellung, als tfapellmeifier bes fiirft= 
li$ 6fter$ä30'fa?en §aufes fd&rieb (fte^c 6. 229). 2öel<$ ge= 
ftaltiger Unterfa^ieb! toel<$e Ausbreitung, tfyeilmeife Vertiefung 
unb glänjenbe Sulftattung ! $>ie Violinen abgeregnet, bie fyier 
offenbar bur$ !£omajini'd Aufnahme bie näa;fte Anregung gaben, 
fear bie Capelle $ur Stunbe gar nia)t in ber £age, aus Eigenem 
btefes Söerf aufzuführen unb müffen too^l SBiener Gräfte babei 
jugejogen toorben fein, benn urir fxnben fyier aufjer beiben 
<ßrincipal=Violiuett u©<$ flöten, ViolonceH unb Violone, t$eil= 
meife obligat oermenbet unb mu&ten alfo nebf* ben überhaupt 
abgängigen glöten aua) bie lefctgenannten ^nftrumente oer; 
boppelt »erben. $ie ooHftänbige Vefefcung toar folgenbe: 
2 Violinen princ, 2 Violinen rip., Viola, ViolonceH obl. unb 
rip., Violone obl. unb continuo, 2 glöten obl., 2 Dboen, ga^ 
gott unb 2 §ömer. derartiges toar bamals für ßifenftabt un= 
erbört unb mag ber alte 2öemeT mit Mtä)t über ben fyimmcU 
anfturmenben teuerer ben &opf bebentlia) gerüttelt f>abcn. 
§aobn tooHte eben gleid) mit (Sinem Sprunge feinem gürften, 
ber Äapctlc unb i^rem Dberfapettmeifter imponiren. 6s muf$ 
bafjer um fo mefyr befremben, bafj er gerabe biefes SBerf ber 
Ceff entlief ei t fo lange oorentfn'elt , toenigftens finbet man es, 
mie fa)on ernannt, nur oon 2Beftptyal in Hamburg (1782) unb 
3>ol>. £raeg in Söien (1799) in 2lbfc$rift angezeigt. $)ie An- 
fänge ber einzelnen ©ä|e biefer ©omp^onie, oon ber fu$ aufjer 
ben Dr^efterftimmen au<$ bie aus bem -Jiadjlaffe §aobn's ftam; 
menbe autograptje Partitur (mit ber 3af>resjaf>l 1761) in (Sifeu- 
ftabt oorfanb, finb folgenbe: 



Adagio (öatobn'« £ ata log: Larghetto). Allegro. 




Digitized by Google 



266 



$avbn$ (Sompofttionen bi« jum 3a&re 1766. 



Recitativo. 



Adagio. Viol. pr. 




3 



Adagio. Viol. pr. ^ 



tr 



+ tr 




(Menuetto 



Trio. 



1— rrr 



fr 



Violone Solo. ^ N 



Allcgro. 



Finale. 



• Uli ^ * v . 

Viol.concl.il. U = 



Tutti. 



9cact» einer feierlichen furjen Einleitung in faft ^anbel'* 
feiern 6tüe folgt ba$ 2lllegro. Sitte ©aiteninftrumente bringen 
nnifono (Violinen unb Violen in ©e<fochntel=, bie ©äffe in %$UU 
beroegung baö fräftige ^auptmotio, ba£ bann bie Oboen uneben 
holen, mährenb bie Violinen auäfd&mücfenb fortfahren; nun 
beginnen bie concertirenben Violinen ein jroctteS fürjereS Xtyma 
terjentoeife nnb leiten in bie Dominante über, n)äh«nb iBio- 
loncett nnb Sagott, ebenfalls in Xerjen ge^cnb, bie 3^if^n^ 
paufen ausfüllen; ba3 33ioloncell nimmt bann ben Anfang beS 
2. 3Jtotio$ auf unb fcbliefjt ji(h bie conc. 2. Biotine an unb 
beibe umranft bie conc. 1. Violine mit reifem gtguremoerf; 
bie beiben conc. Violinen oereinigen fidt) nun ter^entoeife unb 
machen ben Oboen ju einem neuen 2)cotio s $la&, mä^renb $a& 
unb Violinen in furjen ©ecfoehntelfiguren antworten. SBieberum 
brangt fidt) baS ^ioloncell mit einem ©olo oor unb toagen bie 
Oboen noa) rafa; oo.rm 6cf>lu& ein oierteS 3flotiü, ba$ alle oier 



Digitized by Google 



2*7 



Violinen tariirt auefa)mücfen unb bamit ben erftcn X^eil 
(51 Zatte) §u (Snbe führen. 35er jweite 2#eil beginnt in ber 
$ominantentonart (G=bur) mit einem nenen £f>ema, in bem 
fid^ conc. 1. Violine unb SHoloncefl in £erjen vereinigen, tüäl;= 
renb bie conc. 2. Violine mit einer ©edjjchntelfigur, einem 
früheren 9Roth> entlehnt, breimat anfefet, bann leiten 33afe unb 
treibe conc. Violinen rafa) naa) AmoU hinüber, um bie £boeu 
bae neue $f>ema tfyeümeife nueberholen ju laufen. ÜJtit leb= 
haften giguren, ben legten haften beS erften feiles entnonu 
men, reiben ficty erfte Violine, conc. 1. unb 2. Violine au unb 
leiten mobulatorifcfy ju einem §albf$luf} auf E. 2Rit 33e= • 
nufcung einzelner Xtyiityn früherer 3Rotioe, an bie verriebenen 
^nftrumente verteilt, vereinigen fi$ Dann alle Snftrumente 
unifono, baä "pauvttyema in E=inoU bringenb, um bann in 
rafa^er 2öenbung in ben §auptton einjuleiten. diesmal über= 
nehmen conc. 2. Violine unb 1. Violine rip. ba$ "pauvtthema, 
mäbrenb bie 2. Violine bie früher von ber conc. 1. Violine 
aufgeführte ©ecfoehntelftgur ausführt unb SBiola unb 93afc in 
Achtelnoten ftdj entgegenfteUen. Unb abermals bringt bie conc. 
1. Violine ein neue« Solo, bieemal !urj in C=mott vertveücnb, 
mä^renb bie anbern Streid&inftrumente in bura) Raufen gc= 
trennten 2(tt?teln bie §armonie ausfüllen, unb nun getyen alle 
Jnftrumente, abtvectyfelnb $fycila)en ber früheren 9Kotive be; 
uufcenb, bem Sdjluffe entgegen, loo bann aucfy ben bieder me^r 
jur Ausfüllung benufcten Römern in ber 9Mobie baS Söort 
gegönnt ift unb ber 2. (88 £afte) ofyne weitere Umfa)tveife 
abliefet. 

$aS nun auSnabm*u>eife eingefctyaltete bramatifa) angelegte 
s Jtecitativ ift merftoürbig genug, vollftänbig roiebergegeben ju 
»erben (fiefye Seil. VII, 1). §aybn ift hier vollftanbig ein Ru- 
berer geworben. Söenn eS ni<f>t eine ftets mijjliche Sad^e bliebe, 
ben ©ebanfeninfyalt einer muftfalifa^en Gomvofitton in SBorten 
ju beuten: hier roäre man verfugt, eine beftimmte SSorfteüung, 
bie £aybn vorgefchtoebt haben bürfte (ettva baS »üb eine« 3ln= 
geflagten, feinen Richtern gegenüber), ju vermuten, tiefer 
6a$ ift um fo unerflärlicher, als er in gar feinem 3ufammen= 
bange mit ben 9iaa)barfäfcen fte^t. 

@S folgt ein breit angelegtes Slbagio (53 Xafte), in bem 
von »laSinftrumenteu nur 2 gtöten vertvenbet finb. 5Diefer 



Digitized by Google 



$a$bn'« (Eompofitionen fei« gum 3%e 1766. 



Safe ücrrätb äufeere Gintoirfung; er ift fcor$ug*n>eife beftimmt, 
Violine unb S3iolonceH conccrtirenb glänzen $u laffen. SJeibe 
führen bie £auptfpraa>, ergeben fi$ $um imitatorifä? in 
figurenreiajen ^Beübungen unb führen gegen ben Sdjlufj in einer 
längeren „germa" recitaturifa? allein baä Söort. 3Mobie ift 
bier Siebenfache, alle« ift auf $affagenn>erf bered)net; aud) bie 
flöten nehmen häufig baran £beil. 

3m Menuett, ber biennal einen mebr fernigen aU ein; 
fd)meid)elnben (Sfjarafter ^at, beteiligen fiä;, bie glöte au& 
genommen, alle Snftrumente. 3m Xxio fübrt ein jtoeiter Gom 
trabajj obligat bie 3Jtelobie. 

3m ginale treten nrieber beibc concertirenbe Violinen auf, 
finb jebodjj bieämal weniger beoor^ugt; bagegen nehmen bie 
glöten t;eroorragenberen Sfotyeil; Börner unb Oboen finb reid) 
bebaut unb felbft ber Sßiolon ift mit Seä^ebntelftguren roobl 
au3geftattet. Ueberall ift Seben unb baS muntere £>aupttfyema, 
anfangt oon ben beiben concertirenben Violinen allein an- 
geftimmt, unb bie t»erfä)iebenen fleineren attoti&e werben fo 
ungezwungen auSgenufet unb bie einzelnen Snftrumente fo na; 
turgemäfe befc&äftigt, bafe biefer lefete Safe (er jä^lt 52 unb 
79 Safte) mit feiner frbblid&cn Stimmung fd)on gang ben uns 
mobl befannten (Sbarafter «papbn'fdjer ginaleS abfpiegelt. 

@S ift tyier ber geeignetfte Drt, bie fä?on ermähnte <5mn; 
pbonie „Le soir" betitelt anzureiben. §apbn bat Tie in feinem 
tbcmatifdjcn Äatalog mobl unter bie Spmpbcnien (alä 91r. 3) 
aufgenommen, fie entfpriäjt jebodj toeit ef)er ben 2lnforberungen 
einer Gaffation ober eines (Soncertino; unter teuerem £itel ift 
ftc au<$ in $reitfopf'£ Äatalog (1767) angezeigt, golgenbe Sn- 
ftrumente finb f)kx befd)äftigt: 2 Violinen (2 Violinen princ. 
unb 2 obl. im 2lnbante), SUola, SBioloncell, 93a&, glöte, 2 Cboen, 
gagott unb 2 §örner. $er Anfang lautet: 



Allegro 


molto. 

* 1 






rf — i 

















2Bir laffen fie als Stympbonie gelten, geben aber nur flüdjtig 
an ibr oorüber, beim fie bietet, baä 2lnbante aufgenommen, 
trofe ibrem grofeen Umfang nidjt* mefentUa? SBefonbere*. <s$ 



Digitized by Google 



SomjJbemen. 



289 



ift uic^t loofjt erflärlid), loa* 51t ihrer Benennung „$er 3CbenD" 
verleitet haben mag (im §anbn'f$en flatalog fehlt biefelbe). 
Jbr erfter Safc (93 unb 154 Safte.) gleicht toeit eher einem 
fonnigen eommertag; gleidj 9Mtfenfc$n?ärmeu fummt unb furrt 
alle* barin; ba* muntere, §aupttbema, eine tooUftänbige $eriobc 
mit 3$orber; unb ^iac^fa^,, flattert mit feixen 9Zcbentyema* von 
^nftrument $u JJuftrument; bann toteber fommt eine gelegent- 
liche (5edj$efyntclfigur in allen ^nftoimenten förmlidj ine SÄol« 
len — ein luftige* gangballfpiel. SDle beiben ^rincipal^iolinen 
finb nur im 3lnbantc unb finale befa^äftigt. 3 m Anbaute, 
C-bur 2 / 4 , fdjroeigen alle 33laetnftrumente, nur ber J-agott läfu 
fia) nidjt abrccifcn; er tritt fogar, gleia) bem Getto, obligat auf 
unb beibe tbeilen fieb abtoccbfelnb mit beu beiben Principal: 
Violinen in ben ruhig bafmtgleitenben ©efang, ber allerbing* 
eine abenblicfye Stimmung erzeugt unb inelleidjt Veranlaffung 
511 ermähnter 33eseia)nung gegeben hat. @* ift ein gemtitfj&oUer, 
hübfa) gearbeiteter längerer 8afc (48 unb 81 Safte), ber tele 
fo oielc in §aübn'* früheren (Sompofitionen bebauern läfet, baft 
um für bie (Einfalt fold)er 9)(itftfftücfc bie Gmpfängtid;feit ah 
hanben gefommen ift; au$ fner »ie bei vielen anberen unb bc* 
beutenberen s 3)fufifftücfen toerföulben e* bie gehaltloseren 3ia$* 
barfäfcc, baß audj ba* SBeffere ber 3eit 511m Opfer fiel. Menuett 
unb Srio finb au*gefprod>en ,§a\>buifd). 2)er lefete 6afc, ^refto 
%, (58 unb 83 Safte) führt au*brücfli<$ bie lleberfd;rift „La 
tempesta". Sec^ebntelberoegung ber Violinen priue, baut 
ein von ben Violinen obl. angefangene* s J)totit> (Viertelnoten, 
burdj 2ld;telpaufen getrennt), etioa bie Sdnoülc vor bem nahen- 
ben Sturme auebrürfenb, bie Jlöte im 3^5 a ^ leucfytenbe SMtjje 
malenb unb nun fämmtlid^e Streiajinftrumente, toie von 3Binb= 
ftöften gepeitfdjt, mit einer fdjneibigen 3^t , iunbbreij5igftelfigur eins 
auber verfolgenb, bie* alle* junehmenb, abnefymenb unb triebet 
\\d) fteigernb, bietet ein bunt betoegte* Songeioogc, ba* un* gleich 
n?obl nidjt bange madjt. ,§apbn fyat bergleia)en fpäter in ben 
3abre*$etten fo meifterliaft gefdjilbert, baf? bamit bie oorltegenbe 
3iaturfa;Uberung aud) nict)t annäbernb einen Vergleich auehält. 
io\}. Iraeg l;at biefe* SRufifftücf, }ugtei$ mit beu 2umpl;onicn 
Lc midi unb Le matin in ber Liener Seitung unb in feinem 
atalog (1799) angezeigt, lieber tfcfcterc, Damr, al* concer^ 
taute Smnptyouie be$eia)net, fehlt jeber s Jcaa)ivei*. 

«oh!, «atiMt. I. 1!» 



290 



$aobn> (SompcfUioneu bt* gum 3a&rc 1766. 



@inc fummarifaje 3 u fömmenftcHung 7 * ber bis jum 3ahre 
1766 componirten Sömphonien ^atybn'S nrirb befielt $robuf= 
titrität in biefer ©attung am beften t>eranfchault<hen. 3)ie $ro* 
nologif^e golge lä&t fi<h, wenn au<$ nicht ftreng burchfüfjrbar, 
bo<h toenigftenS annahernb beftimmen mit §ülfe folgenber 35or= 
lagen: SBorhanbene (Stimmen in (Sifenftabt; thematifcheä i*er= 
jeidmife in ber ^reitfopf =6ammlung; gebrudter tfyematifdjer 
Äatalog ücn Sreitfopf (feit 1763); Hutographe; bie tjorermälmten 
franjöfifchen SCu^gaben; bie in ^riüat= unb Äirchenmufiiauhit>en 
aufbewahrten ©Aphonien mit 3ahre*batum ber 2Infchaffuna, 
ober Aufführung, ©runblage ber (Sattheit, wenn and) nicht 
ber chronologifchen golge, bient natürlich .§aöbn's thematifcher 
Äatalog felbft. (Sä ift bannt feineämegS bie 3 a ^ erf c^öpf t ; 
ihre r»oUftänbige Angabe toürbe aber $u toeit führen unb fönnte 
auch für bereu Berechtigung als in biefe ^eriobe gehörig nicht 
immer gebürgt roerben. $en ft^erften Stnhaltäpunft bietet 
jebenfallö Srettfopfä thematifcher Katalog, bem hier in ben 
einzelnen Hummern ba$ s Jiotl)ige $ugefügt ift. 6ä entfallen 
bemnach folgenbe 6mnphonien in bie 3 C ^ 1766 inclujiüc: 

1766. VI epmphcnien, Staccölta I. 

1. F^bur y 4/ §apbn Jtatalog 105; Paris, oeuvre VII, 

Dir. 1. 

2. G^bur %, ,§atybn 103. 



74 Sine getriffenbaftc auffteflung ber $aöbn'fc$en (Scmpofltionen ™$ 
feiner erften 3eit bietet nac$ allen Seiten bin foutn »ollfiänbig $u lofenbe 
e^tmerigieiten. SBrcitfopr* Sammlung ent&ä'lt 162 tbematifcb angegebene 
©öm^bonien (mit $in$ufügung ber Scberji unb einiger Saffationen), barunter 
»tele bereit burdj Umftettung ber <Sä>\ bagegen anbere tergeffen ftnb. 
Sine in berfelbcn Sammlung r?orfhibli($e, oon §aübn felbft nacb. je 10 3ab* 
ren aufgeftetttc Orbnung (von 1757 — 1797, alfo ebenfalls wobi einige ber, 
ben erften Sbrnp&onien torangebenben SRuftfftüde entbaltenb) ift leiber nur 
in dummem angegeben, ju beneu ieber 8 du ü «je ( febjt. 31ucb in paobn'« 
Katalog, 119 Sbntybonien entbaltenb, roieberbclen rieb bie Umfiellungen, bei 
benen man flcb nur trunbern muß, bog ber fleifctge (Slßler nitfet na^balf. 
Manebmal ift $aobn felbft im 3»eifel, cb er bie @$tb<»t anerfennen foU 
ober ni$t, n?a« bei ber großen 3abl feiner SBerfe unb nacb fo langem 3eit- 
räume niebt rounbern fann. Obige, alle« ermübenbe ®ein>erf bei @eite 
laffenbe flufftellung bürfte etroa ber t'Sfung biefer Aufgabe am nä^ften 
tonnten« 



Digitized by Google 



©»m^cnien. 291 

3. D:bur C/ §aübn 10, erfte ©ump^onie (fte^e 

©. 193 unb 284). 

4. D^bur 8 / 4 , £apbn 93. 

5. C=bur £at)bn 6. 

6. D.bur C/ $apbn 97, Cur-erture $u „Acide" (fie^e 

©. 237). 

1766. VI ©Winten, Naccolta IL 

1. D^bur C, §a»bn 74. 

2. B;bur C/ £ai;bn 104, Paris, oeuv. IV, Nr. 5; 

als, Partita im Stifte ©öttmeig. 

3. A=bur 2 / 4 , §aobn 9, Paris, oeuv. VIII., Nr. 5; 

im Stifte ©ötttpeig feit 1762, im 
©tifte ßrememünfter aU Notturno feit 
17G4. 

4. A^bur ©ai;bn 8, Paris, oeuv. VIII, 3fr, 1; in 

©öttweig feit 1764. 

5. fiel;e oben, erfte Sammlung Jir. 2, biennal G=bur, 

2. ©a& uoran. 

6. Gbur 2 / 4 , §at;bn 95, Paris, oeuv. IV, Nr. 3. 

1767. VI ©mnp&onien, 9taccölta III. 

1. D;bur C/ £>aubn 82, in ©öttmeig feit 1762. 

2. D=bur C, fc^tt bei §ai;bn. 

3. C^bur C/ fe&lt bei §aubn, Paris, oeuv. IV, Wx. 6; 

in (Sifenftabt im fleinen Guartbuö) ©cr= 
jeiajnet; ©ötttoeia. unb ^ittauer ©amm= 
lung in D-bur. 

4. E;bur C, §aybn 11, 2lutograp& ©ifenftabt 1763. 

5. D=moU s / 4 , §aubn 17 unb 91. 

6. D*ur C, £aubn 14, 2Iutograp& Gifenftabt 1763. 
1767. IV ©ymp^onien, Slaccolta IV. 

1. C=bur %, <par>bn 4, Paris, oeuv. VII, fl r . 5; 

®öttmeig feit 1766. 

2. D^bur 3 / 4 , §aobn 94, Paris, oeuv. IV, Nr. 4; 

©öttmeig feit 1764. 

3. C^bur 3 / 4 , #apbn 101, Paris, oeuv. IV, Nr. 1. 

4. B^bur 3 / 4 , §m;bn 12, ©öttmeig feit 1766. 

1767. IV ©umptyonieu, Naccölta V. 

1. Es=bur C, feblt bei £aöbn, Paris, oeuv. VIII, Nr. 4. 

10* 



Digitized by Google 



292 $atifcn'« (SomMHtonen frt* jum 3abrc 176(>. 

2. fiebcu oben Maccolta III, Mr. 3. 

3. B4mt 3 / 4 , feMt bei ©apbtt. 

4. F*bur C, febtt bei §at)bn. 

1767. VI $it?crtimcnti, föaecölta I. 

3. Es=bur C, §at>bn 20 (mir biefe Stummer bat 
ftanbn unter bie £mnpl>onten attfae* 
nommen ; man trifft fte and; unter ber 
93e$cid)nuna. „2>cr $lnloiopb"). 
I (Soncertino, G=bnr %, .ftattbn 3 (nntcr bic Sumpbonien 

aufgenommen, fübrt bie SBejcia'muna, 
„Le soir"). 

1768. II (Stympbomen. 

1. G^bur C, feblt bei £at>bn; apolrupb (von a)U$acl 

$anbn). 

2. A^bnr 3 / 4 , ftaubn 24, 2lutoa,ravb Slrtaria 1765; 

Paris, oeuv. VII, s J{r. 4. 

17(51). IV 3mnpbcnien. 

1. D=bur C, £>aybn 19, 2tutoa,rar.l? (Sifenftabt 1764. 

1769. VI etnnvfycnien, Paris, oeuv. VII. 

1. jiefcc 1766, Mr. 1. 

2. Es^bur C, feblt bei £ar>bn, 1767 unter bem 

Tanten .^erffert. 

3. K:bnr 3 / 4 , $apb« 22, Slutoarapb Gifenftabt 1765. 

4. tiebe eben 1 TOS, Mr. 2. 

5. fiebe oben 1767, Maccolta IV, Sir. 1. 

6. G;bnr 3 / 4 , .ftaiibn 96, in ßöttweni feit. 1762. 

1773. VI Simipbomen, Paris, oeuv. VIII. 

6. G=bur 3 / 4 , .ftaubn 18, lUutoorayl? GifenjtoM 1764. 
1773. VI epmvbonien, Paris, oeuv. IX. 

1. feblt bei .-öaybu, ayofrupb SDuföet). 

2. bi* 5. jmcifelbaft; fehlen alle bei £aybn. 

(;. C*iw C, ftagtm2l, 3tntoaravb Gifenftabt 1765. 

1779/80. VII ^pnipbouien. 

1. I)-bur 3 / 4 , £anbn 25, Ülntoiirapb Gifenftabt 1765. 



®ap fommen nod): 

1. A^bur 3 / 4 , ,s}ai>bu 16, lUuto^ravb Gifenftabt 1764 
. (nira,enb* üeröffentUdjt). 



Digitized by 



2. Es^bur %, §apbn 5, SBreitfopf = Sammlung von 

$aybn ermähnt alö bcr frufreften 3eit 
angehörig. 

3. C^bur C, fet?tt bei öaybn, aber ebenfalls in ber 

SBreitfopf^Sammlung aU in bie früfrefte 
3eit falleub angeführt. 

4. B=bur 3 / 4 , bitto (frier mit 2 Oboen unb 2 £>ör= 

nern), ift unter bie Guartette ( s Jir. 5) 
aufgenommen. 



2ßir erfefren auä biefem ^erseidutiffe suuächft, bajs ba$ (Sr= 
f feinen ber SBette in betreff ber chronologischen golge il;rer 
(Sntftefrung nur nach ber einen Seite t)in äfafraltäpunfte bietet, um 
bamit tuenigften* beren (Sgiftenft 3ur 3eit uachroeifen 5U tonnen. 
Den früheren allgemein gehaltenen Öemerfungen folgen nun 
^ier, mo nur e£ mit ber (^efammtfumme ber bt* 5um ijahre 
1766 oolleubeten SBerfe ju t^un haben, noch einige (Srgäujungen. 
Die meiften Symphonien haben 3um erfteu Safe eine breitere 
unb mannigfaltig accentuirte £aftart (C ober 3 / 4 ) unb leb= 
hafted 3eitmajr, nur bei sioeien geht eine Ginleitung in lang= 
famer ^Bewegung ooraus unb auch ba in größerer Stobefmung, 
toie bieö bei ben fpäteren großen Symphonien ber gall ift. 
günf dummem aber haben fogar felbftftänbigc, für )\d) ab-- 
gefchloffene läb'agioä in stoei Reiten. Der 5toeite Xtyil beginnt 
häufig mit beut §aupttf)ema in ber Dominantentonart; Heinere 
s i)Jotioe treten bann felbftftänbig auf unb es folgt bie übliche 
Durchführung, welche in bie §aupttonart jurücfleitet, in melier 
aber bann ba* §auptthema nicht mel;r loieberholt mirb, fonbern 
gteia) ber Seitenfafc beginnt. Sei ben breifäfeigen Symphonien 
(ohne SRenuet) ift ber ^ittelfafe ein Anbaute ober Slbagio. 
Diefe Säße finb mit wenigen 2lu8na&men nur für Streia)inftru= 
mente gef d;rieben ; neben ftefren in S 3)M unb bie meiften haben 
fleinere Xaftartcn ( a / 4 , %, %)• ®« Gelobte ift hier ber erften 
Violine ober bem SBioloncell jugetheilt, ober auch in bie t»er= 
fchiebenen 3^ftnimente oertheilt; manchmal gehen aud) je jtüci 
3nftrumente unifono im (Sintiaug ober in ber Dctao jufammen. 
Dtefe Säfee finb fein unb jterlidj unb mit befonberer Sorgfalt 
gearbeitet; bafriit gehören außer ben fpäter befonberä ju erroäh- 



Digitized by (Google 



294 Satjbn'* (Sompofttioncn fcia mm Safcrc 1766. 

nenben auch bie Säfcc aus bcn Sompbonien SHaccölta II, 9tr. 2 
unb 6, SRaccolta IV, s Jir. 3; bcn meiftcn bcriclben ift ein 3 U 9 
fanfter -»Melancholie eigen. Sei beu oierfäfeigen Stmtpbonicn ift 
ber kerntet als britter Safc eingereiht (nur jwcimal fteht er 
als §n>eiter Sa$) ober es tritt an bcjfcn (Stelle als lefcter Safc 
ein längere^ Tempo di Menuetto (einmal fogar im % Xaft). 
Urfprünglich auf je 8 Safte in beiben Sbeilcu angetoiefen, 
gehen bie 9)lenuetS hier fceit über bic* ÜJiaft hinaus, felbft bis 
ju 40 haften, geft gegliebcrt ju 2 unb 2, ober 4 unb 4 Saften 
ift ihr (Sharaftcr, ber fia) gleich in ben 2lnfangSnoten fdjarf 
unb beftimmt auSbrücft, gefunb unb mfeh unb häufig faft berb 
$u nennen; auch f leine Redereien fommen fa^on bier oor; ber 
Safe fchreitet babei feften ©angea einher unb meijj feine gan$e 
3)iad^t geltenb $u machen. Die SrioS ftnb burchtoegS lieblicher 
gehalten; Dboen unb Römern werben ^ier üorjugStt>eife echt 
oolfsthümliche äöeifen jugcthcilt; ber Sau biefer Heineren Säfce 
ift ftetS Har unb burchftchtig unb faft immer wirb man burdj 
neue 3 DCCn überrafcht. ®ic legten meift $weitheiligen Säfce 
finb, obwohl ber Saftjabl nach lang, bei bem engeren Saftmafc 
(V*, %) unb bem raffen Sempo, meift Grefte,, noch immer 
fur$ ju nennen; einige finb contrapunftifch gearbeitet, aber in 
ber freieften, ungejwungenften Scbanblung. Sie alle aber atbmen 
grohftun unb §eiterfeit, ein burdjauS ungezwungenes Spiel, 
bei bem man namentlich auch £aybn'S äuenebmenb leiste ^panb- 
habung beS SR^t^mu« bemuubcrn mu&. Son ber Sefefcung 
mürbe fd)on gefprochen: 7 Symphonien ausgenommen haben alte 
nur 2 Cboen unb 2 §öracr ab §armonie$ugabe. Sei $wei 
Symphonien tritt bie glöte hw$u, zweimal tritt biefc an 
Stelle ber Oboe, $meimal (9lacc6lta I, s )lx. 5 unb SHaccolta II, 
9lr. G) fommen auch Xrompeten unb Raufen oor; jweimal finb 
4 Börner unb einmal §orn unb englifeh §orn paarweife an^ 
gewenbet. 

Son jenen Symphonien, über bie noch fpcciell einiges $u 
fagen ift, folgen nun hier bic 3lnfangStaftc. 3*tr leichteren 
örientirung bient bie 3^h^nfolge 1 bis 19. 2)ie £cmpobe5eia> 
nung ift £aybn'S tbematif ehern Katalog entnommen; wo Auto? 
grapbe oorhanben waren, finb biefe benufct; Abweichungen (mtt= 
unter fehr erhebliche) finb angegeben. 



Digitized by Google 



295 



1. Allegro. 2 Oboe, 2 Corni. 

ttacc. I, 



Oubertnre $u „Scibe".' 









mß #- 






5 j 




~ — — 


P 0 







2. Allegro molto. 2 Oboe, 2 Corni. 



Sfacc. 



*acc. II, 
Nr. 4. 



3. Allegro molto. 2 Ob., 2 C, im Andante Violoncell obl. 




f 



ftacc. III, 
•Jir. 1. 



4. Spiritoso. 2 Ob., 2 C. 
0-0 




5. Allegro ($aöbn'« äatalog: Allegretto). 2 Ob., 2 C. 



Äacc. III, -ft-Ä JL 



flutogra^ 



utogral 
17^3. 



6. Andante. 2 Ob., 2 C, Viola obl 



Rott. III, 
9h. 5. 




7. Allegro molto (§apbn'$ Äatalog: Spiritoso). Flauto, 2 Ob., 
4 Corni ex D. (Tymp. 3 u fafc öon frember $anb.) 



Äacc. III, 

\I>%. c J p ff « 



SRr. 6. 
ftutograpl) 
1763. 





8. Cantabile. 2 Ob., 2 C. 

fr 



ftacc. IV, 
Wr. 2. 



fr 




Digitized by Google 



296 



tyupta'l (Somprfutcucit bi« jum 3abrc 1766. 



9kcc. IV, 
92r. 4. 



9. Allegro. 2 Ob., 2 C, im Andante Violoncello obl. 




VI 

Wr. 3. 
Wutograbb 
1764. 



Violin II. 



10. Adagio (gtatybn'tf Äataleg: poco Adagio). 2 Corni ex E-mol 
(Es), 2 Corni IngJese 
con sordini, staceato. 




IL Allegro di molto ($ai>bn'« Äataleg: Allegro). 2 Ob., 2 C 
II Sumpfe. r 

9h. 2. 

1765. * 




12. Allegro. 2 Ob., 2 C. 



IV @»ni^b. r j 

"Jir. 1. jj^T y 

ttutografcfo Enz 
1764. f 



000 





13. Allegro di molto (^apbn'ö Äataloa,: Allegretto). 2 Ob., 2 C. 

viewb.^gjL 



«^tcgra^ ffjT*~ ~4 ~ # * F^-^f^- ^ 



14. Molto Allegro. 2 Ob., 2 C. 



Dir. 6. ffff— 4r -— 



fr 



_l 













m 



VI\2onivb. 

yfir. 6. 
9Iutogra|?b 

1764. 



16. Allegro ($ai?bu'3 .Hataloa, : Moderato). 2 Ob., 2 C. 




S 5 . T 



— I »• 




16. Allegro ($a$btt*« Katalog: Spiritoso). Fl., 2 Ob., 2 C. 



VISijniM 
9fr. 6. fcp-S_il.r= 




Digitized by Google 



Spmpfycnieu. 



297 



17. Allegro (£avbn'ö Äatalea,: Larghetto). Fl., 2 Ob., 2 C. ox D. 
VII^pniM. ^ 
Nr. 1. 



ftuteoraplj Knpr-'4--— 
1765. TT jr 



X 



18. Adagio (^bif* Äatatoa, : Larghetto). 2 Ob., 2 C. 
^aubu'« Ä. r ^ * 



tfr. 16. 
?lute 



'tr. iO. "t I r^ mm 



19. Andante. 2 Ob., 2 C. 



Sapbn'S & 
ttr. 5 (au« 
b. fritycftcnl 



Violin II. 




3)te 6mupl;onie >Jtr. 1 ift bie fdjon 6. 237 ertoälntte Ou= 
rerture ju bem geftfpiel „bleibe"; fie ift in ber gewöhnlichen 
germ gehalten unb jeber ©ajj uur aud einem Ztyil beftehenb. 
$)er erfte ®afc f;ält bie im öauptmotiü ausgefprocheue fröhliche 
Stimmung auch im ©eitenthema unb ben bemfelben cntnom= 
Hielten (leinen ÜJlotitoen feft; bica geht in rafdjem gluß vorüber, 
in 72 hatten ift aHed abgetan, £a8 Anbaute für 2 Violinen, 
öiola unb 33afj . 





N 



i 



i 



ift mit „grazioso" treffeub be$ei$net; ber ibyllifche, liebliche @ha= 
rafter hält an bis $ur legten 9tote; beibe Violinen führen ben 
(#efang, einzelne 9)cottüe barauS werben felbftftanbig unb geben auch 
bem 33a6 Gelegenheit, imitatorifch mit ben Violinen 5U corre- 
fponbiren. Stas ©anje (86 £afte) gibt ein nahrhaft anmuthige* 
s -8ilba)en, in bem fia) alles natürlich unb ungejnmngen entmicfelt 
unb gerabe fo Diel fagt aU nöthig ift. 3m ginale, ^refto % 
(142 £afte), baä, ohne triel tlmftänbe ju machen, munter üor^ 



Digitized by Google 



298 $at>tm'$ Sompofitioncn 6t* 311m Zafct 1766. 

überraufd&t, fommen, wie aua? in fpätercn <5mnpbonien, ftereos 
twpe (Hänge unb ^Beübungen oor, muftfalifa> Lebensarten, wie 
fie eben jeber 3t\t eigen ftnb. $a$ ganje anfpru(b*lo* auf; 
tretenbe Xonftüdf ftel;t übrigens mit bem Jeftfpiel in feinem 
weiteren 3ufammcnbang, man mü&te benu bas 3art gehaltene 
Stnbante als 2lnbeutung ftillen ©lüde« ber fiiebenben, 2lciS unb 
©alatea, nehmen. 

3)ie breifafcige Stympbonie s )tr. 2, flein aber frifa), bat 
ebenfalls ein rctjcnbcS, nur oon ©treia^inftmmenten auegefübr= 
teS Slnbantc, G=bur Ä / 4 , baS fanft f<$mei$elnb einer ÄinbcSbitte 
gleist; einige Stetten baraus genügen, bic ©mnbftimmung au- 
sbeuten : 




3J^l 1 p 

£ie bem %tyma entnommene Jigur (a) wirb auf; unb ab; 
fteigenb Durchgeführt; bie Sitte Wirb immer bringenber um eine 
Stufe b&>* Wieberholt, bis fia) beibc Violinen vereinigen ; nodj 
3ärtlia>er fpriebt (b) bic fa)lia)te dinfalt, bic auch am Schiffe 
(c) fieb taum bcrjUa^er geben fönnte. S)aS ganje Anbaute ex- 
innert tm Gbaraftcr etwa an „Batti, batti o bei Masetto". 

9Jr. 3 ber Srnnpfjonien \jat 4 <5äfcc; nadt) bem frifd&eu 
erften <5afc folgt ein jmeitbeitiges Slnbante, D=bur 2 / 4 , tinebetum 
nur für 3trei<$inftrumente. $ie ÜJtctobie wirb tycx von ber 
erften Violine unb bem SBiolonceU faft bura)gebenbs in ber 
Dftao unifonirenb ausgeführt. JJm Jabrc 1766 würbe, wie 
mir fpäter feben werben, §apbn Öffentlich für ben Grfinber 
biefer Neuerung erflärt. S>ieS (<5. 207) meint bagegen, bafj 
§aubn, roenn auch nicht ber (srfinber, fo boeb einer ber ßrften 
war, ber oou biefem (Sffect (Gebrauch machte, ber bann rafa) 
^Jobefeudje würbe. 3m SWcnuett ftnb wieber echt oolfstbüm; 
liebe äöeifen auf Oboen unb £bmer oertbeilt. 5)er lefcte Saß, 
^refto %, ift contrapunfttfeb gehalten; baS Jugentbema in ber 
erften Violine 




Digitized by Google 



299 




Violin II. 




ff 



wirb abtt>e$ielnb in Dber=, Unter= nnb 3Jtittelftimmen »erlegt 
unb erbalt bei jebem neuen Auftreten einen neuen ®egenfa$; 
bur$ ©enufcung ber eedfoebntelfigur (4. Statt) wirb bann gegen 
ben <S$lu& bie Sieb^aftigfeit gefteigert. 

3n ber epm^onic 9ir. 4, au* 3 6ä^en befte^enb, ift 
ttieber baä 2lnbante, bic*mal ui$t geteilt, fcon eigentümlichem 
SHeij. Sic erfte Violine fübrt au*f$liefjlt<$ ben ©ejang, ber fia) 
ftellenmetie ju gehobener ©mpfmbung fteigert; bie atoeite Violine 
lägt bie fpneopirte Begleitung nid&t loä, $iola unb 93af$, uni^ 
fono in £E tauen, galten in leichtem ©taccato bie 2l<$telbcn>eguug 
feft. 3n feiner jarten, innigen Stimmung ift bie* Slnbantc 
ettoa analog ber burä) ba* Sedcr'fd&c Quartett befannt genjer- 
benen 6erenabc. £icr ber Slnfang: 



sempre p 



=1 
















» # 

— # — r _^_- 


i 

» » r 

H-frv-l 


p Violen in 8" 




— i- H 










^^^^ 

1 » 

> f *r i i' 3 







Digitized by Google 



3C0 £atot>u'e Scmpoßtienen bi« *,um 3ai?rc 1766. 

$te erfte Violine fyat fpäter folgeuben 6eiaug: 



HS 



:» _ 3 

















^r. 5 ift eine flehte aber in guter ©tunbc getriebene 
©ttmv&onie. ®leid; ber erfte Safc im toabren ffla*fnetoi%&U 
nimmt für ftd> ein. SDaS Stbagio, im (Sfjarafter einer Sicilienue 
gehalten, ift fo fein gearbeitet, bafc e* tuiberftrebt, nur elnjelneä 
barauä fyeruorjuljeben. Mit Benufcung be* Originals fmbet e* 
uadj lOOjäbrigem 6a)laf uub barüber feineu "JHafe in ber SRiu 
fifbeilage VII, 2. £at ba* Slbagio eruftcr gefttmmt, fo forbert 
bagegen ber lefite Safe 311 lauter Aröblidjfeit auf. 




m 



Das luftige £l;ema muß fiel) alle üöenbungen gefallen laffeu unb 
bie gute faulte l;alt an bis* 3um Sdjlufs. £>aybu fclbft fd)eiut 
ba befonbers gut aufgelegt gcroefen $u fein, benn ber lefcte 
Xaltftrid; ift ber ganzen Sänge uaefy mic im Uebermutfy merf= 
tuürbig oerftfjnörfelt aufgefallen; ja felbft ba* übliche Laus Deo 
l?at ber fromme Wann bie&mal oergeffeu. 2)te£ ^refto I;at jiuei 
Steile (57 unb 70 Safte). %ti ©angeS betrautet ift biefe 
Stoupl;onie eine ber beftcu unb in allen Säfcen gleia? in- 
tereffanten au£ jener 3eit. 3m Stifte ©öttioeig war fie fcf>en 
im 3a(;re 17(36, alfo mieberum ein 3a&r Dor ilprer 3?eröffent= 
liebung bei öreltlopf uorbanbeu. 

$cr erfte ©afc ber Smnpfjonie 'Jir. 0 bilbet ein felbfiftän; 
bige$ önbante in jtoei gellen (42 unb 50 £a!te), ein ebel 
gebadeter unb für bie Streidjinftrumente banfbar angelegter 
8afc, in beut Cboen uub ^bruer nur fpärlict) benufct ftnb. 



Digitized by Google 



2öim>bomen. 



301 



2a* folgende Siüegrc (in §at>bn'e tfatalog mit Spiritofc 6c* 
?eid?nct) f>at ein mit ausgreifenbe* .öauptmotio: 



SEES 



35 



3 




£a* Jinale, Grefte affai 2 / 4 , bat e* &or$ug*mcife auf bie söe* 
beubigfeit ber erften Violine abgegeben. ®ie ^eivcgung in 
2l<$teltriolen l;ält mit toentg 2lu$natyme von ber erften bi* (tut 
lebten SRote an; and; bic anbem Saiteninftvnmcnte nebmen 
gelegentlich am äöettlaufe Sbeil nnb überlajfcn c* ben Oboen 
unb Römern, bie flHclobie jn marfiren nnb bie Harmonie an& 
jttfütten. 3c ftürmt alle* bem Scfyluffe $u, bev nod> im legten 
tUugenblid bem 3(u*gang einer fertigen, alle Sorgen nieber* 
üngenben £iebn?cife SNaum giebt, 



ff ' 9 



4- 



0-^0 





ber au*gelaffenen Sdjuljugeub vergleichbar, bie frob, bem läftigen 
3n?ang in bumpfer 2a)ule überboben *u fein, in bie gefnnbe 
9iatur binauäjnbelt. 

3n 9lt. 7 begrüben toir nadj ber Svmpbonie Le Midi $um 
erftenmat lieber eine reifere $eje$ung, benn abgefeben baven, 
bafe bie Streidnnftrumente felbftftänbiger bebanbclt finb, finben 
toir aujjer A-löte unb 2 Oboen aua) 4 §brner paavmeife, jebce s ^aar 
in I), aljo in berjelben Stimmung, tvelcbe 3 u fammcnfteUung 
Werlte* in feiner v v \nftrumentaUebre al* 3 c iaVn großer Un* 
gefandtbeit erflärt. $)ie ,'porniften maren im vorigen 3abr= 
bunbert au^fcr)Ueftlicf) auf offene, natürliche Stute angemiefeu, 
ba ber ©ebraueb geftopiter Ebne erft fpäter in 2lnmenbung tarn. 



Digitized by Google 



302 $avbn'« <£om|>efUi«>nen *i« »um 3afcrc 1766. 

3n ber autograpljen Partitur finb Raufen nachträglich r>on 
frember .§anb ^injugefc^t unb aud> trompeten finbet mau 
anberroärts. $er erfte Safe bietet übrigens nic^ta ^cmerfenS- 
roertfje*; baS 3lbagio cantabile, 2 furje 3:^eile, ift ein SMolom 
ceEUSolo mit einfacher Segleitung ber übrigen ©aiteninftrumente, 
bie fc^r leidjt auf ^ianoforte $u übertragen mären, "öiolon-- 
ceüiften finben l;ier eine »ermeub&are SSortragSpike, bereu erfte 
Xafte fjier folgen: 




$er frifdje Menuett l;at ein Xrio mit glötenfolo; ba§ ginale 
(61 unb 109 Safte) beginnt mit einem un£ mo^l befannten 
TOotiü, t»on beiben Violinen angeftimmt unb ttom 99a& aU 



®egenfa& begleitet: 

FL u. Ob. 




$a* f?ier auftretenbe ,§aupttt>ema l)at SJto$art mit Vorliebe an-- 
gemenbet; man finbet e3 in feiner herrlichen F=bur=ÜJieffe (1774) 
im Grebo, im ©anctuS ber Gbur^ieffe (1776), in ber B;bur= 
©tnnphonie (1770), in ber Sonate Es^bur (1785) unb am ein-- 
bringlid?ften in ber großen fogenannten Supiter-Stymphome 
(1788); auch SRichael $aübn tyat in feinem ©rabuale Qai sedes 
Domine (1787) basou ©ebrauc^ gemacht, ©ine Durchführung 
roie in äJlojart'ö grofeer ©mnphonie barf man fner nicht er; 
marten, baju ift ba$ finale gar nicht artgelegt. $)a# 3Rotn> 
ftettt fich gan§ ungejroungen auf beliebigen Stufen ab unb ju ein, 



Digitized by Google 



Stymp Renten. 



aber jebeämal mit oeränbertem ©egenfafe uub jioeimal treten 
auch alle Stimmen als ooHe ©egenharmonie baju anf. 2lua) 
bie ©egenfäfce treten abtoedrfelnb einanber gegenüber, »erben 
felbftftänbig burchgeführt unb in fleine SDZotit>e aufgelöft, bie 
mieberum fta) erweitern unb neue ©ruppcn bilben; enblich noch 
mirb uns nahe bem ©bluffe auch eine (Sngführung beS §aupU 
motios burch 4 Stimmen geboten, bie aber oon geringem S8c= 
lang ift. 3ebenfaü» jeigt biefer lebhafte lefcte Safc, bafj §aybn 
ju jener $zit ta Mk* Saune war, benn auch ^ier roie bei bcr 
Symphonie 9Zr. 5 beuten bie in tounberlichen ©chnörfeln au£= 
laufenbcn Schlufctafte (aua) bei Menuett unb £rio) barauf ^in. 
Wur fyat §aybn bieSmal nicht oergeffen, ©ott bie 6^re ju geben, 
benn fein Laus Deo prangt am Schluffe in mächtig großen 

3ügen. 

$ie Symphonie 3tr. 8 hat eine längere Ginleitung (33 Saite) 
ein ©antabile, in bem bie erfte Violine ben ©efang führt unb 
bie anbem ©treichinftrumente pi^tcato begleiten; naa) ber 3)io= 
bulation auf bie Dominante folgt ein sjkefto in einem ©afc 
(78 Xatte), ba£ ebenfatte auf ber Dominante §alt macht, too 
bann ba£ (Santabile fich nrieberholt, aber bieSmal ettoaS ab; 
gcfürjt. $)em fräftigen Menuett unb feinem reijenben £rio, 
in bem bie Violinen ben Violen unb ViolonceUS gegenüber ein 
artigeä grag= unb 2tntmortfptel führen, haben bie ^a^re nichts 
augethan; baffelbe gilt oon bem nun folgenben lieblichen Anbaute 
für ©treichinftrumente, beffen fytma. 

[ich nrie eine $erlenfa)nur in ber ungejmungenften 2Öeife in feine 
einzelnen 3Jlotir>e auflöft unb nneberholt fich ju nnrffamer ©teige= 
rung ergebt. $er muntere ©a)lufjfafc, ^Jrefto 3 / 8 (158 Xafte), 
hat einen intereffanten SRittelfafc, D^moU, in bem bie erfte Vio= 
line ein neue* 3Jcotio Durchführt, mährenb bie jtoeitc Violine 
unauSgefefct in Sechsehnreln begleitet unb nur Viola unb Vajj 
ihre 9iu^e ju »a^ren toiffen. 2llleS in Slllem jeichnet fidt> biefe 
Symphonie burch 9teidt)t^um an Sbeen unb bereu geioanbte 
Durchführung befonberS aus. 

3n yix. 9 begegnen mir einer breifäfeigen Symphonie, ber 



Digitized by Google 



304 



tytyblft tfompofitioucn 6i* \um oabre 1766. 



einsigen, in ber ben Stretc^inftrnmenien mir 2 Oboen beigegeben 
ftnb. Sie ift jubem fur$ gcnng (alle 3 Säfce jäftfen $ufamntcn 
nnr 248 £afte), bcnnod; aber in mancher §infid)t intereffant. 
3m erften <Safc mirb ein marfigc* Xfyema, ba* ber $afj anfragt, 



^artncidig feftgelmlten, abmed;felnb von ben anbem ^nftru; 
menten übernommen, MS bann alle in Jlufe fommen unb na« 
mentliä) ba* ütotiv be>? $meiten £aftc>? einfdmeibenb immer 
roicbertefyrt. Da* ^Unbante für Streidjinftrnmente allein ift 
eine*? ber ja)önften an*? bieder 3cit\ $kx ift etma* mehr als 
blofi anmntbige*, maßvolle* gormenfvicl, vielmehr atbmen mir 
ben reinften Seelenfrieben an*? biefem £onftücf, ba*? fo ganj 
von .Hlarbett, s .h>obllant nnb ebler Ginfadnpett burcfybrungcn ift, 
baft mir feiner natürlichen nnb ungejmnngenen (Sntmtcfelung 
nidjt anber£ alä mit vollfter sBefriebignng folgen fönnen. Bei- 
lage VII, }{r. 3 bringt ben vollftänbigen s 2lbbrntf btefe* <£afce*?, 
in bem mir aud; bie früher ermähnte güfyrung ber s J)ielobie in 
Octavcn unifono mieberfinben. Da*? [finale, fßrefto %, ift frifa) 
nnb voll Seben, bietet aber nicfyt*? (£igentfnimlid)e*?. 

übermal*? treffen mir in s )ir. K) auf eine Svmpfyonic mit 
felbftftänbigem tfbagio im erften Safe nnb obenbrein mit nener 
N -8cfe&nng: $um erftenmale finb englifd;e Börner vermenbet (in 
ber M>fd;rtft in ©ötttoeig bnra; 2 glöten erfefct). Da*? engltfck 
,V»orn ift iojufagen ber 2llt ber Cboc nnb befifct ben vollen Um* 
fang berfelben; intereffant ift e*? 511 fel;en, mie mirffam <oar>bn 
biefe*? SJnftmment, ba*? er fd;on 1700 in einem Divertimento 
befdjäftigte, balb mit ben SBaltyörnern abmedjfelnb, balb in 
s ^erbinbnng mit biefen feinem &langcf;arafter entfprcdjenb öet« 
ivenbet tyat. Dem erften Safc folgt ein ^refto, bas man in 
2(bf$riften aud) aU Anfang ber Svmpfyonic finbet, nämlid;: 



Allegro. 




WM 




ZZ TV 



Digitized by Google 



i2t?tn Junten. 



305 



bem bann ein ftembed eingefchobeueä Slnbante grajiofo As^bur 
% folgt unb mit 2lu<Slaffung beS 3)ienuett3 baS eigentliche gtnale, 
Sprefto %; lefcterc ift t»ott £eben nnb jebenfalfä ber ins 
tereffantere biefer im ©anjen fchroächeren ©^mp^onie, bie 
auc^ unter bem ^Beinamen „$>er ^ß^ilofop^" circulirt. 

Ilm fo hübfeher ift bie folgenbe umfangreichere @^mpl;onie 
dir. 11; fct)on ber erfte 6a§ (62 unb 102 $afte) ift anregenb; 
felbft baä f leinfte SJtotiü bient hier ju mannigfacher Söeiterbilbung 
unb Steigerung be3 2lu*brucf3. 3luch ber jraeite ©afc, poco 
2lbagio, A=bur %, mieberum für ©treichinftrumente allein ge= 
fehrieben, fleht ben früheren an eblem 2lu$brucf nur menig naa). 
£er frifche Sftemiett, A^bur, fyat jum £rio eine melancholische, 
roic eä fcheint, flaotfchc Criginalmclobic, nur t>cm Streichquar= 
tett ausgeführt: 



p pizz. 











i i i 


f Ff \ 




.i i i i i i 



f ? ?*rfr r * r -r T i rr 



V«|f # $>aDtn. I. 



20 



Digitized by Google 



300 



$aubn'ö Sempoftticnen bis jum 3a&re 1766. 



T + + * 

Iii! 



f rff fr r f 



$er lefcte ©afc, ^refto assai (36 unb 62 Statte), t>on bem bas 
tfutograpl? t-erloreu ging, 




cntfpriäjt an Otcidjtfntm bcr (srfinbuug unb reisenber 2Iu*fül;rung 
bem erfteu Safe. 

Sie ©pm^onie S JU. 12 ftet>t in faft gleichem Söertl; mit 
bcr t>orgef>enben; erfter unb lefcter Safc unb SDlenuctt ftnb üoU 
griffe, ba$ 2lbagio, G^bur %, ift du banfbare*, mit 3)tcliSmen 
uitt)t überlabene* glßtenfolo mit Begleitung be$ ©treidjquar; 
tett*, audj als einjelpiece mit (Klavierbegleitung fel?r ti?of?l $u 
r>ern?enben. 

3Jr. 13 fommt ber ©tnnpfyotüe s Jir. 5 am närfiften. $)er 
erfte Safc, 2 £l;eile (50, unb 90 Safte) ift äufeerft biscret, fein 
unb jierlia) bura)gefül;rt; ba$ einbaute bietet mand) (sigentlnim= 
lidje*, fo ift u. a. bae £f;ema in bie beiben Violinen verteilt: 



Violine I. 




*=9 



" T T 

Violine II. 




1 




2)a£ ginale, $re{to, ift aualog bem erfteu 3afc mit ^ermeibung 
jebes nberflüjfigen ^affageuiuerf* breit unb entfprcd)cnb bem 
^auptmotiü 



Digitized by Google 



<g$mMeni«i. 



307 




burcfygcführt. 3)er 2lusbrucf nnrb liier faft ein fyerber; ber größere 
Oiotemcertf) f)errfcf)t oor unb es folgen $änge, wie jie in ben 
^aöbn'fchen ginaled feiten oorfemmen: 



3*E 



Ü 



3* 



3t 



Hl 



Obtoof)l nidjt toefentlidj oerfdjieben toon i^ren Vorgängern, 
bietet bodj bie St;mpl;onie ^r, 14 manche bcmerfen*mcrt{ie 3ügc 

erfter Saft to 2 feilen (45 nnb 76 Safte) ift fnrj aber 
ungemein frifa); ba$ febarf accentuirte §auptmotit> erinnert au 
bie fleinere G^moflUSümpfjonie oon 9)io$art, componirt 1773 
(fte^e Äödjef s Katalog 9?r. 183). 2)er bort oorfyerjfcljenbe me^r 
erufte, büftere Xon ift fyier ef>er glänjcnb ju nennen. $)er 
5ioeite ©afc, Ülnbante (richtiger toofjl 3Jtoberato) für 6treid^ 
inftrumente 



Violine I. 

dr- Ja *- 



Violine H. 




V- 




nähert fidj bem 6(?arafter ber Saliabe unb bält ba$ Sntereffe 
biä jur legten 0cote luaa). 5)er fräftige Menuett finbet einen 
paffenben ©egenfafc im £rio, in bem bie inftrumente metft 
paarroeife ein anmutfngeä 23ecf>felfpiet treiben. 3>a3 ginale ift 
contrapunftifa) bebanbelt, aber btefeä fonft fo erufte ©ebiet 
muß ^ier ber munterften, auSgelaffenften Saune weisen. 9fo 
fangä gefyt alleä n?of?l regelrecht oor fia): baS eigentliche 

20* 



Digitized by Google 



308 



$afin'8 (Sempofitionen fci« jum 3a&re 1766. 



$aupttfyema ber erftcn Violine rcirb als ©efäfyrte eon ber 
$roeiten Violine in bcr Tonart ber Dominante beantwortet, 
bann üou ber 3*iola uneber aU gü^ret in bcr §aupttonart 
aufgenommen nnb enblid) üom Safe roieberum in ber 2)ominanten= 
Tonart roiebcrfjolt. 91un aber beginnt baS freiere Spiel. 2)em 
£auptmotio gegenüber löfen )\6) immer neue Öegenmotioe ab 
unb biefc mieber gruppiren fid^ über; unb unteretnanber, bfö 
enblid) ein 9Rotto, ba* bemeglidjere, in 3l$teln bie Ober^anb 
behält unb alle Stimmen in gleichem ©ang mit fta? fortreißt. 
2öir baben u. a. folgenbe 2)iotiüe, öruppirungen unb Gern* 
binationen üor un*: 



T 





fT7 



WTT7 




J3 Ji 



3 




1 f f f f-rr 



s Jir. 15, eine unbebeutenbc merfä&igc £tympf;onie, feil uns 
nur al$ SBeleg für ben mitunter üerfd)iebenen Söertfy ber 
gleia)$ettig entftanbenen 3öerfe §av>bn'ö bienen. 2)afj fie oben- 
brein nad) 3afyren, längft überholt oon i^ren befferen Scbmefteru, 
boa) uoa) an$ Xage*Ud)t trat, fann man nur bebanern. 3Ber 
mm §a«bn'ä bamate (1773) erreichte Stufe nad; biefer Stmu 



Digitized by Googl 



phonie fchäfet, ohne 311 hnffen, bajj fie 9 3at)re früher entftanben, 
mufj allerbingf in feinem Urteile irregeführt »erben. Wvlx 
Menuett unb Srto, beibe canonifch bearbeitet, treten tjcruor; 
im Menuett alterniren t»on Saft 311 Saft oftaüenmetfe Oboen nnb 
Violinen gegen $iola nnb SBafj (bie legten 2 Safte finb bura> 
finden nnb folgerichtiger burch oeränberte 3 Safte erfefct); im 
Srio treten nacheinanber je 2 Saften bie erfte, bie jmeite 
' Violine (auf berfelbcn Stufe), SMola nnb 93afj (eine Ofta* tiefer) 
auf, alfo ein ftrenger ßanon im Ginflang unb in ber Oftao. 

3)ie breifäfcige ©ömphonie 9ir. 16 macht einen ungleich 
beffent Ginbrucf; ber erfte Safe ift ber geringere, bae 2lnbante 
bagegen, G^bur %, bei bem biennal aud) Oboen unb eine coiu 
certircnbe glitte oerroenbet fmb, ift ^übfdh ju nennen. 2>a$ 
gtnale, Tempo di Menuetto piu tosto Allegretto l;at einen 
etroaf behäbigen ßfmrafter; Cboen unb Horner nehmen fyier 
heroorragenben 2lntt>eil unb oerlcitjcn bem ©a$ eine mollige 
gefättigte Sonfülle. $m 3Rtttclfa|, F^bur, fdt)n)eigen Oboen unb 
Börner, bagegen gehen glitte unb beibe Violinen unifono ju= 
fammen, einen neuen ©ebanfen in 2lchtclben?eguug leicht um-- 
fpielenb. Söarum biefe ©tymphome in einigen Slbfajriften mit 
„Alleluja" bejeichnet ift, bleibt unerflärtich. 

eine mannigfaa) intereffante ©t;mphomc ift uns in 9tr. 17 
aufbewahrt. £atobn ift hier mit gleif? unb Siebe 3U Söerfc ge= 
gangen; bie* bejeugt fchon bie befonfcerf nette unb feine ©chrift, 
bie Sorgfalt unb Umftänblichfeit, mit ber auch bie fcetailf be= 
hanbelt finb, fo ift 3. 33. jebe ©exte mit allen ©chlüffeln unb 
iBorjeichcn oerfel;en. 5)ie 93cfefcung ift reich: 4 Börner, 2 Oboen, 
glitte unb bie üblichen ©treichinftrumente. 2)er erfte ©afc (baf 
„Larghetto" in §apbn'ö Äatalog piag iüol;l auf einem $rr= 
thum beruhen) ift aufgeführter (62 unb 98 Safte) unb ftelit 
fich ben beften auf Jener %t\i 3ur ©eite; überall ift Scben unb 
naturgemäße (Sntnncfelung ber eiit3tinen 9)lotir>e. $a£ Slbagio 
(2 Sheile (35 unb 43 Safte), ift ebenfalls reicher alf gcmöhn= 
lieh aufgeführt: 



310 



$at?bn'« Sempofttiönen fei« jum 3a$re 1766. 




über beiben Violinen füfyrt eine »rinc. Violine btc mit ^affagen 
t>er$ierte 3)Zelobic, bie fi$ bi* in» fünfgeftricfyenc h verliert. 
2ludj bae Violoncell ift vom Vajj getrennt unb übernimmt tbciU 
meife bie reiche Sigurirung. Oboen unb glöte fdjmetgen, bagegen 
[ittb 4 §örner beschäftigt, biennal aber in jioeierlei Sonarten, 
in D unb G; bie erfteren baben folgenbe Stelle aufführen: 





PC 




3m $anjen ift in biefem Safc ber ßbarafter ber 6iciliennc feft= 
gehalten, ber fid> nidjt nur- in ber Dberftimme, fonbern auch in 
ber 2lrt ber Begleitung ausbricht. 3m Menuett, ber lieber 
fo rec^t ben gefunben fräftigen £on ju treffen toeifj, finb alle 
3nftrumente gleichmäßig befd>äftigt, bagegen fte im Srio in 
reijenbem Söechfelfpiel balb in böserer, balb in tieferer Sage bie 
meift üiertaftigen 3)ictit»e einauber abnehmen. $ae Jinale 
bietet biesmal etioa* gan$ Vejonberc*: c* beginnt mit einem 
Xfycma, D^bur 2 / 4 /ju 8 unb 8 Saften, nur t»cn ben StrctdV 
inftrumenten aufgeführt ; es folgen nun 7 Variationen, in benen 
jebem ^nftrumente, ber Dboe, glöte, bem §orn, Violoncell ber 
^ßrincipal=Violinc, glöte unb erften Violine unb bem (Sontra^ 
baß einmal bie variirte ^ßarthie §ugctl?eilt ift. ®ic Streid)- 
inftnunente leiten nun im Gharafter bes 2$ema nach ber Do- 
minante unb e* folgt 5U111 2lbfä)lu6 ein furjes, lebbafteä ^ßrefto 
(35 Safte), in bem ftdj alle 3nftrumente vereinigen unb ganj 
unerwartet mit ben legten Saften be$ erften Sajjeä abfließen. 



< 



t 

Digitized by Google 



311 



2>etbeüe$ fpridjt in feinem früher erwälmten 9Berf (Curiosites 
musicale8 etc. p. 13 fg.) über bie in biefer Simp^onic bcn 
Römern sugemutf>eten S<$wierigfeiten, bie fyauptfädjlid^ Urfacfyc 
gewefen feien, bafj bie* 2Serf in SBergeffentyeit geriet!;; bie $ör= 
ner feien alternircnb benufet, eine ®ruppe ber anbern al* Ga)o 
biencnb — eine 5krwenbung, bie es ermbglid)te, bie 4 Börner 
auf 5tt>et $u rebuciren, wie bies in ber englifd>n 2lu*gabe oon 
gorfter ju finben fei. ®as Original weife fcon aUc bem ni$t*, 
bie Börner ftnb jum größeren Ztycil glei#$eitig oerwenbct unb 
hat fetbft in ber Variation, bie alle 4 §örner befa)äftigt, baS 
Solo feine, bie angegebene ©teile überbietenbe S<hwierigfett. 
®iefe Symphonie, oon Selbcüej, wohl im §inblicf auf bie 
Solopartien, alö Concertante be$eid)uet, erfchien in geflogenen 
Stimmen bei (Bieber in $ari$; eine Partitur in 2lbfd)rift 
(3Zr. 27) beftfct ba3 2lrä)it> beä ^arifer ßonfert>atortum£. 

Sie Symphonie 9fr. 18, bie in SBreittopf's themattfchem 
Katalog nicht oer5eid)net ijt, ftnbet fid) nichtsbefto weniger im 
3Jlufifar$ü) be$ Stifte! ©bttweig feit bem 3abre 1767. &cr 
erfte Safc, nur au* einem Xfytilz (70 £afte) beftebenb, ift lieber 
ein abgefchloffenee 2lbagio, in bem oor^ugeweife ba3 §aupttbema 
immer wieberfcbrt ober fid) in einjelne 9)totioc auflöft unb mit 
neuen oerbinbet — gleichfam jwei ©nippen, toon bencn bie erfte 
baä §auptthema feftfyält unb bie jweite mit ©egenmotioen ant- 
wortet; auch eine artige @ngfül;rung mit bem crften SJtotio bes 
§auptthema3 wagt fid} burch ttier Stimmen pianiffimo beroor 
unb führt $u einer wtrffamen Steigerung btefeS in formeller 
SBejiehung eigentl;ümad?en Safce3. $a* $refto, A=bur C (42 
*unb 60 Xafte), ift befonberS reich an 9)iotioen, bie §um Sbeil 
imitirenb in mannigfaltiger Kombination weiter gcfübrt ftnb. 
2tua? Menuett unb £rio ftnb hübfch, befonber* baS Strio für 
Streicf>inftrumentc, bie mit £artnäcfigfeit ein jweitafttge*. 9)io= 
tio feftf>alten. 2)a3 hir$c, lebensfrohe ginale, 2lUegro molto C/ 
2 %i)t\k (40 unb 50 Safte), ift gerabe intereffant genug, um 
gegen bie jBorberfäfee wenigftene nicht jurücfäuftehen. 

3ÄÜ 9ir. 19, ber legten unferer thematifch aufgehellten 
Symphonien, f ehren wir gewiffermafjen jum Anfang 3urücf, 
benn fie jählt nach £apbn'e eigener Eingabe 5U feinen frübeften. 
3htem Söerthe entfprechenb bürfte man fie jeboch immerhin um 
einige $ahrc fpäter fefccn; 511m minbeften fd)eint fie etwa gleich* 



Digitized by Google 



312 



^apbn'« (Scmpcfitioncn bi« jum 3afcrc 1766. 



jeitig mit ber ©pmpfyonie 9^r. 14 cntftanbcn ju fein. %n no<$ 
erfytffyterem SDtajje mufe man an ifyr bie 6rfinbungäfraf t , for; 
melle ©eftaltung, bie ßunft tf>cmatif$er 2Xrbeit nnb jatjlreicfye 
feine 3^9* bettmnbern, bie fd&on eine SBertrautfyeit nnb 6idjer; 
fyeit in Anlage nnb 5)ur$fuf;rung befunben. 2)ie3 gilt gleich 
im erften Sa$e, einem abermals abgefajloffenen Slbagio oon 
2 Steilen (32 unb 48 Safte), in bem bie Dboen fcfytoetgen unb 
bie Börner nur anwerft fparfam oermenbet finb. 9Ua)t minber 
überrafcf>t ber stoeitc (safc, Megro (58 unb 104 Safte), in bem 
aurf) bie fletnfte, an fta) unfdjeinbare 9totengruppe $u fclbft- 
ftänbtgem Slusbrucf fommt. 2öic immer bei §apbn finbet man 
fcier ben richtigen Gfyarafter be$ Alla breve gemafyrt; eä getyt 
alles gleid)fam in £apibarfd)rift weiter unb bie $langn?irfung 
mujj tüo^l eine burajauS gefättigte fein. £)er £auptgebanfc 




-4h 



tritt fo unoerf>of)len als fräftigeS gugentfjema auf, bafe man um 
gcbulbig loeiterblättcrt nadj einem §altpuuft, xoo baffelbe ge= 
f?arnifa)t fid) eiuftellt. £aubn läßt uns aber lange warten; 
brei 5>iertfyeile bes SafecS finb längft ooriiber, ba enblidj nad) bem 
§albfdjluf$ auf F, gleia)fam bem mufifalifdjen 2>oppelpunfte, ex- 
öffnen bie Violinen in bcr Xonart ber Dominante ben Äampf: 



lg ■ 




— <• 

5 



im 9. Saft fefcen $iola unb Safe ein unb alles, benft man, ift 
nun im beften 3uge. $oa) ber SRetfter l;at uns nur gefoppt; 
bie ©äffe fommen über ben brüten Saft be£ Sornas ni$t bim 
aus; biefe ferneren 9ioten fdjeineu i^nen fo jujufagen, bafc fie, 
bicfelbcn nrieberl;olenb, auf jebc 2Öeiterfüfymng oergeffen unb 
ben erften Sfyeil in tpenig Saften jum 2fbf$lu& smingen. s Jiid?t 
beffer getjt es im jtueiten Steile, in bem ba$ §aupttt>ema aua) 



Digitized by Google 



I 



®$tn^pnt<n. 313 

an eine Gngführung ftreift unb fich in ber Molltonart oerfucht, 
aber nnr, um uns cbenfo rafch baS 9iacf>fehen ju laffen. GS 
folgt noch ein femiger Menuett mit einem äufeerft lieblichen 
£rio unb als ginale ein heiteres, lebensfrohes ^refto (44 unb 
75 Safte). 

$Me eS flets einen fyotyn ®enufe gemährt, ein ©enie in 
feinem GntwicfelungSgange ju belauften, fo bieten auch biefe 
©pmphonien ans §apbn'S erper ^eriobe ©toff in gülle $u 
ernften Betrachtungen. Obwohl ihre SBieberbelebung ber großen 
Menge gegenüber wenig verlohnen würbe, ift es boch ju be= 
bauern, bafe barunter fo manage Hummern, bie ein beffereS 
SooS oerbient Ratten, ber 3*it sunt Opfer fielen, benn, abgefehen 
oon ihrer SlnfprudjSloftgfeit in ber iöefefcung, wären fie noch 
immer im ©tanbe, wenig ftenS !leinere Äreife 5U intereffiren unb 
ju erwärmen. Man müfete ihnen eben nur mit bem richtigen 
SBerftänbnife entgegen fommen unb nicht oergeffen, bafe fie 5U: 
nächft jur angenehmen Anregung gefelliger Unterhaltung unb 
$um ©ebrauch eines fleinen MufifförpcrS benimmt waren, baher 
fie auch bie XonfüUe eines grofeen, mehr auf SSirtuofität ^tn= 
jielenben OrchefterS nur unnatürlich aufbauf(hen mürbe. 3 U 
ihrer 3 e ^ liebte man es, Ö^tch mehrere berfelben, bei ein= unb 
berfelben Gelegenheit, aufjuführen; fie mußten baher fnapp in 
ber gorm unb bef<heiben in ben Mitteln gehalten werben, ©ine 
SBiertelftunbe 3eft, eine 3)oppelbefefcung ber Violinen, Oboe unb 
§oro paarweife, waren bie -iRormalbebingungen, bie nur feiten 
überfchritten werben burften. $)abei lag cS biefen Sonftücfen 
ferne, burch braftifche Mittel bie Erwartungen hinauffchrauben 
unb mehr fcheinen ju wollen, als fie wirtlich waren, ^ntereffant 
ift es ju hören, bafe £aobn'S ©tmtphonten (wohl nur bie lang: 
famen ©äfee) häufig in ber Äirchc als ©rabualien gefpielt wur= 
ben, ehe noch bie burch Michael .§avbn eingeführten SSocal= 
©rabualtcu eingeführt waren. 76 ) 5kt ben Orchefterftimmen 
ber §apbn'fchen Symphonien im Mufifarchio beS ©Uftes ©btt= 
weig ftnb fcie £age folcher 2lufführungen im ©tifte felbft (in ber 
Grüpta) ober in einer ber nächftliegenben OrtSftrchen ftets angezeigt. 



75 3. 3. ftudj« fdbricb $u biefcm Srotit eigene eine 9?ei&e breiflimmiger 
Ätrcbenfonatcn , Sonate da chiesa, für 2 Violinen unb 33af?, teiftävft burdj 
Crgcl, 33iclonccü\ Stolen unb ftagett. *• ÄiJctyel, 3. 3- ftur, ©, 58. 



Digitized by Google 



314 



$abfcn'« (Som^ofttionen bi« jum 3abre 1766. 



2öir fefyen babei aud), nrie häufig unb mannigfach §apbn'$ 
6ümpbonien überhaupt in ben öfterrei<$if$en, auf mufifalif<$e 
Pflege ftets bebauten ftlöftern cuttioirt würben. 2ll£ Ort ober 
3eit ber Sluffüfjrung lefen mir balb in teatro (im Sbeater), ad 
prandium (jum grübfiücf), in horto (im ©arten), post coenam 
(naa? ber 3)iittagema^l3eit) , in Refectorio (im ©peifefaal), in 
Regenschoriatu (in ber 9Bobnung be£ (Sfyorregenten). 

Gine einjige unb toofyl bie früfycfte SHecenfion über §apbn'- 
fa)e 6pmpbonien, über bie in $ari£ erf^ienenen Six simphonies 
ä huit Parties oeuvre VII, ift unä üon 3« 21. filier erhalten. 76 
$>cr ^erfaffer gel;t berfelben föarf ju £eibe, jeigt aber feine 
^c^tung t>or $anbn fcfyon in beut Unwillen über bie nadjläffige 
unb incerreete 2lrt ber Verausgabe. £aobn batte alfo unter 
bem lieberlt^en $rucf feiner Arbeiten, worüber er namentlich in 
ben 80er Sauren fo oft flagt, f<f>on bamalä ju leiben. Dte 
Anfänge biefer 6 ©^mpbonien finb bie folgenben: 




6ie finb in berfelben ^Reihenfolge in Sttreitfopf* Katalog, 
<3uppl. IV, 1769, einige aber aud) fd)ou früber angezeigt. Sie 
fteben in uufemt t*er$eid;uiffc (<S. 290) unter 1760, 9taccolta I, 
9lt. 1; 1769 9ir. 2 unb 3; 1768 Oir. 2; 1707, SHaccölta IV, 
s Jir. 1; 1769 9Jr. 6. 3m sioeiteu ^erseidmifj (£. 295) fteben 
Dir. 3, 4 unb 6 aud) unter SRr. 13, 11 unb 14. filier bejunufelt e*, 
baf) bie Sinupbonien oon cin ; unb berfelben £>anb, oon §at>bn 
berrübren; „mau fagt uns jioar oon mebr al$ einem Gompp; 
nifteu biefeä Malmten*" (alfo 2)tia)acl §ai>bn unb etn?a ber 

76 Spcbentlicbe Wacbricbten nnb ftnmerfungen, bie SPcuftf betreffend, auf 
taä 3a()r 1770. 5. etiler, ®. 37. 



Digitized by Google 



©Otnb&onicn. 315 

Organift §at>ba), „aber ber $>omabme f oUtc bei jeber Sinfonie 
befonbers bemerft fepn, um ju roiffen, toem man baä GJutc nnb 
Schlechte biefer Sammlung jnjut^eilen ^abe." 9ir. 1, 5 nnb 6 
finbet $iUer am beften, bagegen fccrmtßt er in bcn anbeten 
bie „eigene nnb originelle Planier be$ $errn §apben"; bie äioeite 
(bie aua) in §atybn'* Katalog fe^lt unb au# unter bcm tarnen 
§erffert crfc^ten) fei eine „mißlungene unb cdelbaf te 9ia$abmung 
ber gil$'fa)en Lanier" 77 ; bie britte „babe einen gan$ fmbfctyen 
Megrofafc junt Anfang, im Anbaute aber babe ber (Somponift 
bie SMobie auf eine läa?crlic&e 2lrt unter bie erfte unb anbcre 
Violine getbeilt" (£iller gibt bie* „obngefäbr" an; Saft unb 
Xonart aber, G=bur %, treiben gänjlid) oom Originale ab). 
§iller fä^rt fort: „Seim legten Safc biefer Sinfonie ftebt ^refto 
guga ; unb mer ba$ SMng für eine guge miU gelten laffen, ber 
!ann e£ tbun" (au$ fykx ift ber allerbingS ungehörige 3ufafc 
„guge" in ber 2lu£gabe eigenmächtig); „mit me^rerm 9ica)te 
aber tterbient ber lefctc Safc ber (>. Sinfonie ben Xitel einer 
guge." 9iun Reifet e3 weiter: „£ie 4. Sinfonie ^at ein (ie* 
figer (fceipjiger) Gomponift obnlängft in eine erträgliche gorm 
gebraut unb bie 2lu*tt>ücbfe berfelben abgcfdjnitten; ber lefcte 
Sa$ im % = Xa!te ift im $)rude ganj ausgelaffen; b fl ttc man 
boa) lieber baS alberne Xrio jufammt ber ÜJtenuet binmeg ge ; 
.laffen!" (9öie fd;on erroäbnt, ift biefer lefcte Safc beim 2luto= 
grapl; abgängig, er ift aber rn geschriebenen Stimmen oorban: 
ben.) filier fagt bann nod): „§crr §apben, oor beffen ®enie 
mir ade billige 2la)tuug baben, mag sufeben, ob er biefe Slrbeitcn 
alle für bie feinigen erfennet, ober ob ihm mit bem 25rnrfe 
berfelben ein gefallen gefa)cf)cn ift." 



$ie nun folgenbe Öruppc umfaßt mebrftimmige 3nftrumentals 
compofittonen oon miUfürlia) aneinanber gereibten Säfeen unter 
ben t»erfa)iebenften Benennungen, £apbn bat fte in feinem 
atalog unter bem Gollcctionamen „Siocrtimenti" $ufammen= 
gefaßt. $ie burd; $5ruä ober Pfchrtft verbreiteten Stüde 

77 gilj irar ein Beliebter Sempenifi unb iöiotcnceöift ber 2Jtannbcinicr 
Äa&ettc. ÜWan fagt, baß er ftc^ ben £ob (er ftaxb 1768) bnrflb bcn über* 
mäßigen ©enufj ton Spinnen jugejogen pabe, Don benen er behauptete, bajj 
fte toie (Srbbecren fcfcmecftcn. 



Digitized by Google 



31(5 



$>abbn'e (Semt-cfitioncn bie jum 3a$rc 1766. 



führen aufcerbem noch folgcnbe Bezeichnungen: Gaffationcn, 
^arthien, Goncertante, <2cher$anbi, Serenaben, Notturni. d£ 
ift nicht wohl möglich, biefe einzelnen ©attungen ftrenge 51t 
fonbern; fie entftanben ju einer 3eit, in ber bie gefteigerte ^or= 
liebe für ^nftrumentalmufif eine größere SJiannigfaltigfeit ber 
Snftrumentalformen üeranlafcte, bie aber fclbft $u ihrer $t\t fo 
wenig eine beftimmte Gattung bezeichneten, baf? inelmehr eine 
unb biefclbe (Sompofition verriebene Benennungen erhielt. $)och 
oerftanb man oorjugäweife unter ßaffationen fola)e Stüde, 
bie na? t>on ter Symphonie burch größere 2)ianigfaltigfeit ber 
einzelnen S% untertrieben; §auptbebingung war bie mir eim 
fache SBefefcung ber einzelnen ^nftrumentc. @* waren fola)e 
a)tu(itftü(fc baher mehr concertirenber 2lrt unb wo bied in er= 
höhtem ®rabe ber gall war, 50g man bie $8e$eia)nung (Eon* 
certaute ober Goncertino oor. derartige ©ompofitionen 
würben r)auptfäd)li<^ bei ber £afel, bei §och$eiten, geftlichfeiten, 
®ebuttä= nnb s }tameu$feften in gcfchloffenem ober freiem 9taume 
aufgeführt. Söaren bie Gaffation£ftüde aber auSjchliefelich bar; 
auf beregnet, im greieu, auf ^lafccn unb t»or ben Käufern ber 
ba)U ©rforenen auf SBefteHung ober als freie öulbigung auf- 
geführt 51t werben, nahmen fie wieberum ben 9iamen Serenaten 
ober Notturni an unb würben bann mit einem ÜHarjch ein; 
geleitet unb bcfa)loffen. kleinere Serenaten hatten nur 
inftrumente, etwa Klarinetten, Börner unb gagotte; boch gab 
e$ auch folche mit complicirterer Befefcung unb mit Solo= 
inftrumenten. §aübn bietet im ^ahre 1787 äöifl. gorfter in 
fionbon, mit bem er fa)on 1781 in @efchäft$r>erfehr getreten 
war, folche Stüde (bie wir in ben 80er Sahren näher !ennen 
lernen werben) folgenbermafjen an: „3tem habe ich nod) 3 gan$ 
neue niebliche Notturni mit einer 3Siolin obligat, aber gar nicht 
ferner, mit einer glaute, SMolonceU, 2 Violinen SRipien., 2 2öalb= 
hörner, $iola unb Gontrabafc." $ie ^Bezeichnung ^artfjien 
(<Parthei;cn, italicnifd) Partita), bie fa)on im 17. 3ahrhunbert r>or; 
fommt 78 , gebrauchten bie ßunftpfeifer für ihre ^anjfammlungen, 
welche nach Ärt ber Suite„ bie mit ihren Wurzeln bis ta* 

78 „Cfincr fragte uns, ob ttnr feine Sonaten ober anbere auff Instru- 
menta gefe^e Sadjen beo un« hätten? 3$ fagte ja: ft&leffc mein ^efltfj 
auff, unb nabm etliche Stüde unb ^artbeöen berauö." Musicus Vexatus etc. 
DOtt (Sotola bem Äunfi'^feiffcr @efeücn. ftretiberg 1690, @. 181. 



Digitized by Google 



Saffattoncn, 2>iberrimenti u. f. n>. 317 

16. S^r^unbcrt jurücfreicht 79 , eine gewiffe ^Reihenfolge oer= 
fchtebener Sänje enthielten, aber burdj 3 u fü9 un fl einc * ÄUegro, 
Anbaute ober ^refto erweitert waren. 2We biefe Benennungen 
fmb bis auf bie ©uite, bie man in unfern Xagen aU ein be= 
quemeS (Surrogat für bie «Sompfronie nrieber auffrifchte, längft 
oerfchwunben. $ie (Sompofitionen felbft, fo roeit fie vorliegen, 
lebiglta) au3 bem 2)rang entftanben, überhaupt 311 muficiren, 
machen (einen Slnfpruch auf ^ö^ere SBebeutung unb ift ihnen 
in ber %\)at nur t)ie unb ba ein lebhafteres ^ntereffe ab= 
3ugeminnen. 9Bir fyabcn ifmcn'baher auch nur in fo weit 8e= 
achtung 3U fchenfen, aU wir an ihnen wahrnehmen fönnen, wie 
naturgemäß fiä) §aobn auch tytt attmählig entwicfelte unb fie 
felbft ba£ oerbinbenbe ©lieb jwifchen 6omphonie unb Duartett 
bilben. (Sä r)errfd^t bei $aobn überbieä in biefer Gompofttion^ 
gattung burch Umftellung ber (Säfec unb 2lu§taufch ber 3nftru= 
mente eine berartige Verwirrung, bafe e$ in ben meiften gällen 
unmöglich ift, ber urfprünglichen ©eftaltung auf ben Örunb ju 
fommen. 2luch öaobn'3 eigener Katalog ift h^r nicht mafc 
gebenb unb oerläßlich; h<rt c * felbft auf bie befferen ber= 
artigen Gompoftttonen ganj oergeffen. 2Ba$ barüber fchon 
B. 258 oorläufig gefagt würbe, fei hier weiterhin ergäbt. 

Von ben in biefe Shibrif unb in bie 3*it bis 1766 faUenben 
(Sompofttionen entnehmen wir Vreiifopf e tbematifchem Katalog 
folgenbe Hummern: 1765, $arte V u : VI Gaffationen, s )lx. 5 
(bie übrigen finb Ouartette); VI Scherjanbi. 1767: VI <%U 
oertimenti, föaccölta I, 9ir. 1, 2, 5; I Sioertimento a Echo. 
1768: IX ßaffationen, 9lr. 3 unb 5 (nur biefe finb bei §abbn 
oerjeichnet). 

1765: ßaffatio 9ir. 5, §abbn'a Katalog. SMbertimento, 
Dir. '2, a cinque. 



Scherzo. 
Presto. 




tiefes SHoertimento erfcheint in ber erften 2ln3eige mit 
2 Violinen,' Viola unb 93a&; bann 1767 mit 2 Violinen, gifte, 



79 3o$ann ^efcafiian $a$, »on ^bilipp 3pitta. 1873, 8t. I, 2. 680 fg. 



Digitized by Google 



318 Apaobn 1 « Sempefitionen bis gum 3a$re 1766. 



2 SSiotcu unb 33aß; §awbn'ä Äatalog jagt „a cinque", nur 
haben alfo gleiä) fyier baffelbe 2öerf al$ üuartett, Ouintett unb 
©ertett. (sine mit Notturno bejeu^nete 2Xbfc^rtft auf ber $er= 
Uncr £ofbibliotl;ef trägt baö Saturn 1754; alä eine bcr frü^eften 
(Sompofittonen ift biefe. Kummer aucfi in Skeitfopf 3 Sammlung 
unb bort, nne aua) im ©tift tfremsmünfter, aU Quintett an= 
gegeben. SDiefe gönn toirb toofyl au$ bie nötigere fein (bie 
glöte etwa nur ad lib.) unb bejeugt bieä aud) bie gebmcfte 
Vortage. SecfyS ©äfce bilben bieä tjarmlofe aber al$ Vorläufer 
beä erften .§at;bn'fdjen CuartßttS nidjt unintcreffante 3)iufi& 
ftücf, intereffant fd)on besljalb, »eil e3 bie Meinung nüber= 
legt, als fyabe §aübn ber fünfftimmige Safc utc^t glücfen tvollen. 
$)em furjen anfprua>lofen s #refto folgt ein auägefponnenereS 
2lUegro unb ein femiger Menuett; im 2lbagio f>at bie erfte 
Violine einen leicht verwerten ©efang. £er stoeite unb fyübfdjere 
Menuett fefjlt in ber gebrucfteu 2luSgabe, baä £rio ift Iner 
faft oon cnergifa)em (Stjarafter; baä ginale getyt rafa) unb leidet 
vorüber unb lägt bcbaueru, bafe mir fa)on ju ©übe fiub. 80 



1765: VI e#er$anbl 

1. Allcgro. 



2. AHegro. 




5. Alleirro. 




■< 

rrr 



6. Allegro. 



i 



r 



i 



80 »u^gabc: 
obligate e Basso 
Haydn. Stampato 
rock, «rcitfefcfö 
Gdui'cit aber nid^t 
mit bcr felgenben 
Basso e Corni ad 
per Mme. Oger. 



Quintetto, Cassatio in G, per due Violini, due Viole 
, composto per il Elettorc Palatino da Giuseppe 
dopo il mano8critto originale. Bonna presso N. Sim- 
t&cmatifdjer Katalog nennt nedj .mehrere Ouintette, beren 
fcerbfirgt »erben lann. 9ied) n>eniger ifl bies ber galt 
2u8ga6e: Sei Quintetti per due Violine, due Alto, 
Hb., composti da Gius. Hayden. Opera XXII. Grave 
a Paris chez le Sr. De la Chevardiere, Editeur. 



Digitized by Google 



Saffationen, Divertimenti u. f. n?. 



319 



Seifet man obigem Quintett al£ Vorgänger ber Üuartette 
gelten, totrb man bie t>ier oerjeidmeten unb fdjon 6. 186 ex- 
toäfynteu VI Sdjer$anbi für 2 §örner, 2 Oboen, 1 glöte, 2 93io= 
linen unb Safe nia)t minber als bie erften Stnfäfce unb ßetme 
ju ben 8t)mr»l;onien ju betrauten f>aben. 9!r. 6 berfelben, ba£ 
bei 2lrtaria au$ für 2 Violinen unb Safe in 2tbf<$rift ejiftirt, 
f>atte §apbn im @nttr>urffatalog unter bie ©t;m»f)onien auf= 
genommen, im ^aut-tfatatog aber fehlen alle 6 dummem. 3n 
ber SBrcitfopf = Sammlung ftefjen fte (bie glöte ift bort bur<$ 
3Mota erfefct) unter ben Gompofitionen, bie in bie 3«it biä 
1757 fallen unb finb eigen* ati „Ocacf)tftücfe", bezeichnet, ©leid? 
bem jungen Sögel, ber feinen erften glug auä ber Altern 9ieft 
t>erfua}t unb, ben jarten ©Düringen nod) nid)t trauenb, ftd; faum 
oom fdmfcenben £aa? $u entfernen tragt: fo gehen aud; biefe 
nieblichen Sonftürfe nirgenbä über bie engften ©renjen Winand. 
2lber fte $eigcn boa) fa)ou abgerunbete gorm, mitunter in= 
tereffante 9l^t;tl>mtf unb einen fo unbefangenen, Weiteren Gfja= 
rafter, ba& felbft bie kngfameren Säfee fta) nicht gerne einer 
ernfteren Stimmung fügen ju trollen f feinen. $Bon einer S)urd;= 
füfyrung, Scrbtuoung mehrerer 3)iotit»e u. bergl. mufe man aHer= 
bingS abfegen, boa) ift es fa)on ettoaS, bafe fidt) bie Sä|3e natür^ 
lieh unb mannigfach enttottfelu unb bafe bie S^ftnimente nach 
ihrer Ärt oortheilhaft oertoenbet finb unb namentlich aua) bie 
SBlasinftrumente naturgemäß eingreifen. Sebcr ©a§ ift jtoeü 
theilig unb bie 2(ufeinanberfolge (Slßegro, Menuett, Anbaute 
ober 3lbagio, ^refto) toie aud) bie $cfe§ung ift confequent bei= 
behalten, $ie gißte ift fte nur im £rio beä Menuett be= 
fcbäfttgt unb als Solo behanbelt, nur t?on Safe unb Sßtolinen 
begleitet. Sluffallenb ift aud) \)\tx, toie gerne unb mit toie riet 
©cfchicf £at;bn junt Xrto oorjugStoeife bie Molltonart oer^ 
toenbet. 

1767: Stoerttmento 3tr. 1, §aübn'S atalog Dir. 20, a nove. 



Allegro molto. 



3n ber ©rettfor>f;3ammlung ift bieä £onftücf aU 6oncer= 
taute für 2 Violinen, iMola, 2 Börner, 2 Oboen, Getto unb 




Digitized by Google 



320 Saubn'S <5om}?ofitioncn bi« jum 3afcre 1766. 

Gontrabafj unb |U ben oor 1757 fallenben (Sompofitionen cin= 
getragen, $n ©öttroeig beftubet e* fid^ ale ßaffatio fett 1763, 
in St. glorian als Notturno. $8ir ^aben alfo 4 oerfchiebenc 
Benennungen unb aud; bie Befefeung meidet etroaä ab (eine 
jtpcite ^Biola ftatt be$ (Mo). Goncertante ift toohl bie ria> 
tigere Benennung, ba bie ^nftrumente, ^enn auch mäfjig, 
immerhin aber concertirenb behanbelt finb. 2)a$ Xonftücf hat 
5 Sä|3e, von benen ber erfte Safe in leichter Haltung unb 
mäßiger Breite etroa bem (Sharafter einer $artenmufit entspricht. 
3m erften Menuett ift bie Xriolenfigur, mit ber einigemal bie 
Snftrumente einen förmlichen Slnlauf nehmen, oon guter Söir= 
fung; baäSlbagto, ohne Blaeinftrumente, ift ftimmungätoott, boa? 
ohne erhebliche innere Bebeutung unb giebt jebem ^nftrumente 
reiche Bcfchäftigung. 3m Xrio beä feiten Menuett finb bie 
Börner beoorjugt; ba$ ginale eilt im leichten Reiter 
unb rafch vorüber. • 

1767: Stoertimcnto Oer. 2, «papbn'a Katalog 5ir. 16, a otto. 

* 

Allegro. j^^ ^^^g^^ 

(S* ift bicö ein im 3ahre 1760, alfo unter ®raf 9)cor$in, 
componirteä achtftimmige^, bereite S. 193 ermähntet ÜDlujifftüc! 
für je 2 Börner, englifch §orn, gagotte unb Biolinen. £aybn 
hat in feinem (Sntmurff atalog eigene baju angemerft „gelb; 
Martine". Borauägefefct bafj er nid)t ettoa auf bie Biolinen 
oergeffen hatte, oerftanb er alfo unter btefer Bezeichnung nicht 
immer folche Stüde, bie auäfchliejjlich nur für bie Harmonie 
gefd;rieben toaren. $)atf Corno inglese höben mir fchon bei ben 
Symphonien S. 304 angetroffen; e$ ift ^ier ber Dboe gleich 1 
gehalten, jebeä 3nftrument obligat unb am (Jansen thätigen 
3lntl;eil nchmenb. 3 uwc ^ cn treten englifch <P oru uno Biolinen 
aud) to ©nippen correfponbirenb einanber gegenüber ; bie 2öalb; 
hörner paufiren nur feiten unb roagen fidt) mitunter auch mit 
einein Solo oor; ber Bafe, beffen Stelle hier bie gagotte ein= 
nehmen, bilbet ftet$ eine ftramme Stüfce. Unb nrie bie 3nftru= 
mente mohl oenoenbet finb, fo jeigt aua) bie Slnlagc ber 
Säfee, fo furj biefe auch finb (ba$ gan$e $ioertimento sählt nur 
183 Safte) eine geübte £anb. £urd> ba* gauje 9)iufifftütf geht 



Digitized by Google 



gaffattonen, Stoertimcnti u. f. n>. 



321 



bieämal weniger ein tänbelnber, fdjer^after aU vielmehr ein 
fräftiger 3ug. <g* finb 5 ©äfee; ber Söttttelfafc ein furjeä, in 
allen Stimmen »eruiertes 3lbagio unb vor nnb nac& biefem ein 
ferniger SJtenuett, auSnafymSmeife ber erfte mit SNoberato, ber 
jroeite mit poco vivace bejeicfynet. 2llle ©äfce fyaben bie gleite 
Tonart, jeber ift jtoeitfyeilig unb in jebem ftnb alle 3nftrumente 
befc^äftigt. Die autograpfye Partitur, mit ber 3afyre^af>l 1760 
verfemen, ift aus §apbn'g 9taa)lafe in£ ©ifenftäbter SJtufifardjit? 
übergegangen. 

1767: Divertimento 9ir. 5, ^avbn'S Äatalog !Rr. 11, a sei. 

Dieä Divertimento fyat fi$ bi£ auf unfere £age erhalten. 
Urfvrüngliä) fe<$&jtttmnig (2 Violinen, glöte, Oboe, 6eüo unb 
SBafj) unb au§ 5 ©äfoen beftefjenb, erfä)ien baffelbe 1770 aU 
Quartett für glöte, Biotine, 23iola unb Safe fSlmfterbam op. 5, 
9er. 6); in ben 80er Sauren finben mir e3 alä ©onate für 
(Slamer unb Violine (Slnbre' in Dffenbaä), 3 ©onaten, op. 41, 
3lt. 3) unb fväter ebenfo in ben Oeuv. compl. von Sreitfovf 
unb Härtel (Cahier XII, 9ir. 6), bann aber feftftelienb ati 9tr. 6 
ber 8 ©onaten für (Slavier unb Violine in allen neueren unb 
neueften ©efammtauSgaben ber (Haviermerfe §avbn'S. 81 (Sei 
§olle meidet bie §meite unb lefctc Variation von ben anbern 
Ausgaben ab.) Der Driginalform gegenüber finb im Duo- 
Arrangement im erftett ©afce (§aöbn fefct $refto), im Menuett 
unb legten ©afc mancherlei SSeränberungen; im £rio, ein $io* 
lonceflfolo, von ben anbern Snftrumenten vi^icato begleitet, 
fällt ber 3lufftreia) meg unb beginnt ba« ©olo 

unb ebenfo analog im jmeiten Steile. Der lefcte ©a§, beffen 
urfprüngliä)eö Xempo (Slnbante) paffenber in ÜKoberato ver; 



81 «retttopf unb gärtet, ©tmrod , Meters, Citolff, 2tnore*, $oflc u. f. ». 
«oftl, «abbn. i. 21 



Digitized by Google 



322 



$avbn'« (Sompcfttiwten bis jum 3a&re 1766. 



änbert ift, finb 8 Variationen, oon benen in ber ©onate 9lr. 2, 
3 unb 7 megfallen. 3m Original ift ba3 Xtyma nur aroeu 
ftimmig, ebenfo bie erftcn 5 Variationen; bie freie f?armonifä> 
giguration ber 2Mobie ift ber SRei&e naä; ben t>erfa)iebenen 
Snftrumenten jugehuefen; in ben übrigen Variationen finb alle 
3nftmmente bef a)äf tigt ; ber Va& bleibt untoeränbert berf elbe. •* 
2)er nua^tigfte Umjianb in ber ©onatenform ift jeboa) bie gän^ 
lia> 2lu3laffung beä jioeiten ©afceä; nur bie ©treidjinftrumente, 
jiuei Violinen unb Vafe, ftnb fyier befdjäftigt, erflere con sordini. 
Unb abermals treffen mir auf bie fä)on er malmte, burd) bie 
Dctao oerftärfte 3)telobie, bie tyier (mit einziger Stu^na^me be3 
jum Sdjluffe futyrenben 2lccorbe3) fogar confequent feftge^alten 
ift — eine munberltäje ©rille, mit ber $aübn ber Ueberfc&rift 
nad) moljl bie Harmonie in ber (Stye ju fä^ilbem beabfid)tigte. 
Eitler Xraum! ©tatt bes gc^offten ©liicfS foUte er in ber 
Sßrarte baä grabe ®egenttyetl fennen lernen. $cr Anfang biefeS 
©afccS lautet: 



Tlann unb Seit. Andante. 




V 



$er erfte £f;eil f ^liefet in ber Tonart ber Dominante; ber 
jmeite mobulirt nad) B;bur, G^moE unb leitet bann mieber in 
bie §aupttonart jurücf, im 2lu£bruä immer mariner unb 3ärt= 
ücr)cr merbenb. $)en roofylttyuenben ßinbruef biefeS ©afceä merben 
mir faft ungern burdj ben barauffolgenben fräftigen Menuett 



82 3n „9333c$enU\ <Ra$ric$ten unb 2lnbcutungeu bie 3??ufif fre* 

treffen*', Seidig 1767, 32. @tütf, SS. 248 ftnbet man ein 3weifhmmig.ee »n» 
bonte „del Sgr Hayden", beffen erfle Xattt mit bem £bema biefer üBaria» 
lionen ibentifd) ftnb unb ba« fic$ in einseitiger Stimmung auö bem Sfcema 
weiter entwitfelt. 



Digitized by Google 



fioffationcn, 25h?erttmenti u. f. to. 323 

entriffen. Unter bem Sitel „ÜKann unb Söeib" finbet man baS 
Divertimento n. a. in Söeftphal'S Äatalog (1785) angezeigt, 
bodj ift e3 in 2lbfa)riften aud) öfters „Der ©eburtstag" benannt. 



1767: L Divertimento, ä Echo. 




tiefes 6. 258 ermähnte SMupfftüd ift ein artiger 6d)era, 
ber oon je 3 ©pielern (je 2 Violinen unb 1 BiolonceH) in jioei 
aneinanber ftofcenben 3intntern aufgeführt mirb unb müjfen bic 
Spieler babei fo poftirt fein, ba& fie fid> gegenfeitig fel;en 
fönnen. 83 Die 5 6äfcc biefeS Doppel ;£rio (2lbagio, 2Wegro, 
3)ienuett, Slbagio, ^ßrefto) belegen ji<h in ben ©renjen eines 
mufifalifdjen 6pa&eS, jur Äurjtocil für Dilettanten gef abrieben. 
Die häufige Anzeige unb üielfaa^e Verausgabe biefer Kummer, 
bie in ^attbn'S Katalog nid)t aufgenommen ift, beutet auf bereu 
befonbere Beliebtheit. Dtebft ber fran5öftf^en Verausgabe 84 , 
ber italtenifäjen 85 unb jener bei Xtauttoein in Berlin 89 er= 
fdjien aud) ein Slrrangement für 2 glöten 87 unb eins für 
Glatrier mit 2 Biolinen unb Bioloncclf bei Simrocf 88 , bei beffen 
Aufführung fiä) bie Begleitung ebenfalls in einem feiten ^im- 
vmx, aber in Slnfta^t beS (SlaoiereS bcfhtben mufe. 2llS Doppelt 
Zno tourbc biefeS Divertimento einmal in Berlin im 3ahre 



83 3n a$nli<$er SBctfc (abrieb 3He$art ein Notturno (*. ÄStt>el, &, 286) 
mit breifatfem Sa> für t>icr (»ruwcn 3nfkum<nte, jebe au« bcm Raiten* 
quartett unb $wei hörnern befle^enb. 

84 £cho pour 4 Violons et 2 Violoncelles compose pour etre exe- 
cute en deux appartements differents. a Paris, chez Imbault. 

85 Eco per quatro Violini e due Vclli da eseguirsi in due Camere. 
In Napoli appresso Luigi Marescalchi. 

86 £cho pour quatre Violons etc. Partition, Parties separees. 
(SJcrlagsnummcr K89.) 

87 £cho pour deux flütes pour etre execute etc. ä Paris, chez 
Imbault. 

88 £cho. Quatuor pour le Pianoforte avec acc. de 2 Violons et 
Vclle. etc. (»erfagflnummer 5902. 3n ber <5la*terflimme fe&tt im SWegro, 
im 2. arbeite, na<$ ben crflen 8 Statten 1 Xalt $aufe.) 

21* 



324 



§at?bn'« (Sompoftttonen friö sunt 3afarc 1766. 



1840 von ben (slevcn ber f. 2lfabemie ber fünfte wr Sluffü^ 
mng gebraut. 89 

1768: Gaffatio 9ir. 3, £aöbn'S ßatalog: Divertimento 
9lr. 9, a sei. 

AUegro molto. 



Dieä Divertimento erfd&ien in Sßariä bei Sa Gfjevarbierc 
al3 Ü)tr. 2 ber Six Simphonies ou quatuor dialogues, oeuvre IV ; 
eine in ©ötttveig befinbli^e 2lbf$rtft au3 bem 3 a ^ rc 1^64 fyat 
biefelbe SBejefeung tvie in 33reitfovfS Katalog: 2 Violinen, 
2 Violen, 2 Dboen, 2 §Örner unb SBajj (in ben getriebenen 
Stimmen bei Slrtaria finb bie Cboen burä) glöten erfefct). 2Utf 
alle gälte ftimmt bieä alfo niä)t mit bem in £avbn'ä §aupt- 
fatalog angegebenen „a sei" unb wirb tvofyt bie richtigere Sltfr 
art bie im (sntivurffatalog fein, nämli<$ „a nove". finb 
5 Sätje; ber mittlere ©ajj ift ein SIbagio cantabile für Streif 
inftrumente; vor unb naa) biefem <5afc Menuett, jum ©äMuije 
$rcfto. SBefonbere Gigentljümli<$feiten bietet feiner biefer mä&ig 
gro&en Säfce; bie fernen fmb jcbo$ anregenb, bie Snftrumen- 
tirung jeigt eine gett)iffe £eiä)tigfeit unb 3ierli$feit. 3brem 
allgemeinen SBert^e naa} fä)ltef?t fiä? bieä immerhin gefällige 
Sonfiüd ben 6mnvl;onicu mittleren (Silage* jener 3«t an. 

1768: Gaffatto 9Ir. 5, £avbn'ä Katalog: Divertimento 
dlv. 1, a cinque. 

* 



Die ^efefcung ift in 23reitfovf* ftatalog: glöte, Dboe, 
2 Violinen, ^ioloncelt unb Sßiolono; im 3^re 1770 crfä)ien 
baä Divertimento als üuartett für glbte, Violine, $UoIa nnb 
33aj5 (2(mfterbam op. V, 9lr. 4). SBir fyabcn alfo fyier ttrieber 
baffelbe 3öerf für 6, 5 unb 4 3 n f tn *mente. Dem erfiten <5a%e, 
ber fid; burdj getoanbte ^ertfyeilung ber -ölotive bemerfbar maä)t, 
folgt ein 3lnbante moberato, in bem ba$ (Sello vauftrt unb bie 



89 Mg. muf. Rettung, 23b. 42, 1840, 9h. 17, ©. 355. 



Digitized by Google 



£afelmufif. «ercnaben. gelbpartien. 2ttärf($f. XaH|muftf. 325 



erfte Violine bie ÜJcelobie führt. Der Safc ift ungeroöfmlich 
lang ; fein 2. 2^eil (92 Safte) macht Saft 59 §alt unb es folgt 
nun eine concertirenbe längere Gabens f^ r Slötc, Oboe unb erfte 
Violine, vorauf bann in toenig Saften alle Snftrumente ben 
©chlufj herbeiführen (im merftimmigen Slnangement bleibt biefe 
Gabenj toeg). Das Srio bes SDZenuett ift ein Violoncelli Solo, 
bas na) faft nur in Sprüngen betoegt, moju bie anbem Snftru* 
mente piäjicato begleiten. Der Schlufjfafc ift „La Fantasia" 
betitelt — eine ^Bezeichnung, bie mohl auch nicht oon £atybn 
herrühren mag; eS breht fich lebigtich um Variationen getoöfm= 
lia>fter 3lrt über ein ebenfo gewöhnliches S^ema. 3n jeber ber 
6 smeiftimmigen Variationen gönnt ber Va& abmea)felnb einem 
ber Snftrumente baS Bort, loaS fie uns aber fagen, ift rea)t 
unbebeutenb. GS fajeint biefe „gantafta" eine fer>r frühe Arbeit 
ju fein, bie \)kx als Sücfenbü&er in ber Gile aushelfen mufjte. 

GS toürbe uns ju meit führen, tyex auf bie übrigen in 
VreitfopfS Äatalog ange$eigten Divertimenti jener &t\t ein* 
äugetyen; überbieS fehlen fie in §at)bn'S Katalog. Diejenigen 
aber, bie bafelbft $u fmben finb unb in biefe frühe fttit fallen, 
finb fammt ben ©. 258 ermähnten „gelbpartien" verloren ge; 
gangen. 2lua) baS genannte fechsftimmige Dioertimento, in 
§at)bn'S Katalog s Jir. 10 unb auch fchon im Gntnmrffatalog als 
„ber verliebte Schutmeifter" bezeichnet, traf bieS ßooS. gür 
ben gatl, bafj fia) Gelegenheit finben fotlte, bem empfinbfamen 
3Jtanne auf bie Spur fommcn ju fönnen, fei hier baS 5lnfangS= 
thema angegeben: 



Adagio. 




Die genannten gelbpartien bringen uns auf jene 3)iuftf, 
oou ber fchon in ber Ghronif bie 5lebe toar. GS fei h^r auf 
atteS oermicfen, tuaS bort unb auch fpäter über Safelmuftf, 
Serenaben unb über £armoniemufif gcfagt tourbe. £at;bn gegen* 
über fommt jioar baS Nichtigere erft in fpäterer ^eriobe $ur 
©eltung, boch tourbe er unjtoeifclhaft fchon in ben erften 3>ar)ren 
feiner 3Hcbertaffung in Gifenftabt häufig ba$u oeranta&t, Gom= 
pofitionen in biefer Dichtung für Safek unb gelbmufif ju liefern. 



Digiti^^ßy Google 



326 $aobn'« (Som^oriticiun bi« }um 3a&rc 1766. 



Mugte bod^ auch fo manche feiner ©pmphonien für erftere eben 
nur als ein bie @cmütt)er jur gröblichfeit anregenbeS 3)üttcl 
bienen. Sie unter feinen S)ioertimenti angezeigten gctb = 
Partien, bie rcohl auäfchüefjlich nur für bie fürftliche 9tegt= 
mentämufif gef ^rieben roaren, gingen fammtlich verloren (ein 
ein$ige£ S)ioertimento, toon bem ba3 2lutograpt), batirt 1761, 
früher in Gifenftabt mar, ift nur unooUftänbig erhalten); 
fpätere unb mohl bie bebeutenberen 3)fuftfftücfe berart ^aben jidt) 
jeboch ber ^e^rja^l nach erhalten. S)al)in gehören auch bie, 
feiner$eit noch $u befprechenben VI Sioertimcnti für 2 Klarinetten, 
2 Oboen, 2 görner, 3 gagotta unb 6erpcnt, benen Spanne* 
SBrahmä baä Xfytma ju feinen Dr<hefter=3kriationen entnommen 
hat. 35er fechäftimmigen §armoniemufif, §u ©erenaben unb jur 
£afelmufif beftimmt, mürben öftere jur SBerftärfung 2 Dboen 
zugegeben; fie mar alfo fea>= unb achtftimmig. 3Hojart fchrieb 
beut ^ater am 3. 9tooember 1781 90 , bafc i^m ju feinem 9tomene= 
tage eine fechäfttmmige s JJaa)tmufi! üon feiner eigenen Gompojition 
(fiet)e o. £öct)el 9ir. 375) mitten im §ofe beS §aufes> am graben, 
mo er bamalä molmte, gebraut mürbe. J)ie £afelmuftf mar 
häufig aber and; genutzter; fa?on ber alte ©eorg SHeuttcr f abrieb 
emnpljonien für 2 Biolitten, $iola, Safe, 2 Dboen, 2 Glarini, 
2 Sromb. unb 2 Raufen aU „Servizio di tavola". 6ompo= 
fitionen für SBlaäinftrumente verfolgten jeboch nid;t immer nur 
ben profanen £afelsmecf, mie u. a. $h- Gmanuel 8ach'ä 1775 
getriebene 6onaten beroeifen. 91 2)ie garmoniemufif mar 
namentlich gegen Gnbe be3 oorigen 3>al)rhunbertä fel)r beliebt; 
ßaifer Sofepl), (Srjhcraog 3fla£imilian unb mehrere Surften batten 
foldje Capellen, mit ben oortrefflichften SDhtfifem befefct; in £om 
bou lernte §apbn bie ^armoniefapeHe be3 $rin$en oon SSaleä 
tennen, bie oon einem Seutjchen, bem tüchtigen CS^riftian 
Äramer, geleitet mürbe. — 2lua) 3Jtärf<he lieferte §aobn, oon 
benen er jmar nur jmei in feinem Kataloge anführt, bereu 
aber auch noch anbere au$ fpätcrer Seit fia) in feiner §aub- 
fchrift erhalten haben (felbft au* bem 3ahre 1802 epiftirt ein 



90 S. Wobl: üKojart.©rtefc, <&. 328. 

91 ©c^e tleinc Monaten für 2 Börner, 2 glöten, 2 Älariiictten unb 
1 Fagott. S. $>. »ittcr, <5. Cm. $ocb, 1868, 6. 237. 



Digitized by Google 



Safelmufif. ©crcnaben. gelbpartten. 2WSrfd>e. £anjmufif. 327 



„§ungarifa;er sRationalmarfay für Sromba, je 2 Börner, Oboen, 
Klarinetten unb gagott). — 2öir fönnen fa)lie&li(h in biefen 
2lbf<hnitt noch bie Xan^mufif mit einbeziehen, oon ber eben= 
fall* fdt)on in ber Ghronif (©. 102) bie föebe fear. §aöbn hat 
merfhriirbigertoeife in feinem Kataloge feine einsige ©ammlung 
feiner berartigen Gompofitionen in feinem 33er$ei<$niffe auf= 
genommen, obroohl er beren üiele in mannigfacher ^efefcung 
gefdt)rieben hat. gaft snnfehen jeber ©ammlung lag aber ein 
längerer 3*itraum (einmal fogar 12 Satyre). §s ftnb au^ 
fchliefelich 3ttenuetta unb beutfehe 5Canje, bie in Abdriften 
unb gebrudt in Drd&efterftimmen unb im Arrangement für 
©lafcier erfchienen. ®er (Sharafter ber 3Jtenuettä ift hier ein 
munterer, lebhafterer aU in ben 6t;mph<mien, in benen er 
häufig eine fräftigere §altung annimmt. §a*?bn hat auf biefe 
2Jienuett3, obtoohl er fte in feinem Kataloge ignorirte, boa) 
etmaö gehalten. 2lm 11. Januar 1790 f abreibt er an Slrtaria: 

„ hingegen müffen ©ie auch, um meine 6<hulb bei 3huen 

$u tilgen, bie 12 neue fetyr prächtige 9Jcenuet3 unb 12 Xric für 
12 S)ucaten übernehmen." £)te erften, 6. 103 erwähnten 9Jte,= 
nuettä erf Lienen in 2tbf<$rift bei 93reit!opf, gleichseitig mit 
S)resbner $ebouten=2Renuetten unb ^olonaifen, ©teüerifch, SDto 
für, ßofac, Strasburg, oon 6imonetti unter bem Xitel: 
XVI Minuetti di Hayden a 2 Com., 2 Ob., 2 Viol., Traver- 
Flautini, Fagotti e Basso. 3^>ölf Hummern baoon, für Glaoier 
arrangirt, haben ftd^ in ^atybn'S §anbf<hrift erhalten, alle ^Blätter 
bereite im troftlofcn 3uftanbe ber Sluflbfung begriffen. $er 
erfte Menuett beginnt: 



-0 — 0—0 



1 



Digitized by Google 



328 $at)bn'$ Sompefirionen bi« jum 3abu 176(5. 



2)a* Cuartett 92 trurbe üou je^cr als bie feufdhefte, cbelfte 
9)Jufifgattung betrautet, bic t>or$ug*tt>eife bcn ©inn für bie 
£onfunft f>ebt, bilbct, verfeinert unb mit bcn fleinften Mitteln 
baä .§öti)ftc leiftet. $>ur<f) ihre llare, mit f leinen Äunftgriffen 
3U umgehenDe Surchfidhtigfett ift bie Cuartettmuftf ber ficherfte 
$rftfftetn gebiegener Gomponiftcn, benn in ihr, bie be* finnlichen 
diex^ ber ßlaugnrirfung unb be3 (SontrafteS entbehrt, jeigt jtch 
bie muftfalifche @rfinbung*gabe unb bie Jlunft, einen muftfa= 
lifa)en ©ebanfen ju verroerthen. £)te erften SJceifter ^aben toon 
jeher mit Vorliebe ihr $efte$ in biefer ßunftgattung nieber- 
gelegt. Quartett fomie bie Äammermufif überhaupt fanb in 
gebilbeten ftamilienfreifen ba£ fünfte 2lfyl unb vereinigte in 
feiner s 3lütl;e$eU menigftenä einmal toöa>ntlid> bie 3)hiftffreunbe 
3itr Grl;clung unb (Erhebung naef? be* £age$ 2)tüfyeu. ©ehr 
treffenb hat man nncberfyolt baffelbe mit einer Unterhaltung in 
traulichem Greife verglichen, n?o jtoar bie erfte Violine ba3 
23ort führt, aber auch bie anbern Stimmen je nach ihrer 3m 
bimbualität ihre Meinung abgeben. 2Iudj ©oethe nannte e* 
ein f;armonif<$ anrcgenbe£ ©efpräch jnnfehen vier gefchetbten 
Seuten unb 50g e3 jeber anbern Wlu[\t vor. 9S §eut$utage ift 
biea anberS gemorben: mit ber junehmenben (Erleichterung, bie 
fa)nrierigften Jöerfe in vollenbetfter Aufführung in öffentlichen 
Goncerten hören ju fönnen, nahm allmähltg bie eigene $lu& 
Übung ab unb fo finb roir nebft bem Sßerluft einer nicht ju untere 
fchäfcenben ©efeUigfeit auch no<$ bem beliebigen Programm eines 
dritten anheimgegeben. $)ie fä)on früher ermähnte ©ejeidmung 
.^avbn's al* ©chövfer ber mobernen Snftrumentalmuftf gilt gan$ 
befonberS aua) im $tnblicf auf baä Streichquartett, in bem er 
für feine inbivibueüe ^robuetimtät fo recht bic entfvrechent>e 
gorm fanb. „$a* üuartett" (fagt D. 3a(m jutreffenb) „war 
für £aybn ber natürliche Sluäbrucf feiner mufifalifchen 6tim- 
mung." 94 Um fein SSerbienft in biefer Dichtung voflfommen 



92 Heber (SntfUtyung unb Sntnndefung bce Cuartett« ftebe <5ug. «^aujap: 
§aqbn, SWejart, Sßectl?ctocn. ßtude sur le quatuor. ^art« 1860, @. 9 fg. 

93 Ucbcv $>avbu'« ©ümp&ouien unb Cuartettc tefen wir in @eetbe'« 
„Äunft unb 2lltert&um", »b. V, 3. $eft: „2>iefc feine Söerfc ftnb eine ibeale 
«spracb.e ber JBabr&eit, in ibren Z^c'xkn netbtoenbig jufammen^ängenb unb 
lebenbig. Sic fmb tiefletc^t ju überbieten, aber nic&t |n übertreffen." 

94 £>. 3a^n f S. 21. SWcjart. 2. Aufl., SBb. II, ®. 172. 



Digitized by Google 



Ouartctte. 



329 



mürbigeu fönnen, barf man nur feine Vorgänger unb $c\U 
genojfen nennen, 5. 93. Stgrell, 2lSpelmei;er, Traufe, §arrer, 
©cfyeibe, ©raf, Stifter, ßamertof)er (ben ©erber ben $oroer= 
tunber ber ©treicfyquartette nennt), ©tamifc unb fo Diele Hnbere, 
beren Hainen unb 2öerfe längft oergeffen finb. 3Jtan $at no<$ 
ju Sebjeiten £aübn'S ben Italiener ©ammartini als ben äflann 
bezeichnet, ben §apbn in feinen Quartetten jum Sßorbllb ge= 
nommen habe. $>er 2tteifter proteftirte heftig bagegen unb, bar= 
über oon ©riefinger befragt, fagte er $u ihm, er habe beffen 
SJluftf chebem gehört aber nie gefaxt „benn ©ammartini fei ein 
©cfmüerer". M Söieberum betrachtete man ^orpora'S in 2öien 
erfchienene 12 SHolinenfonaten als ben ©runb, worauf §a»bn 
feine Quartette gebaut habe. 9 « Unbeachtet wirb fcon ihm frei* 
lief; feines ber Söerfe, bie ihm unterfamen, geblieben fein unb 
wohl wufjte er oor Ottern mit filtern ©liefe bie Se^ren, bie 
er aus ben Söerfen beS oon ihm fo ^oc^t>ere^rten $h- @manuel 
93aa) fdjöpfte, auch im Quartett ju ttermerthen. §aöbn juerft 
gab ihnen eine faßliche, mannigfaltige, charafteriftifche gorm unb 
Slbrunbung unb ben einseinen 3nftrumenten i^rc inbiüibuelle 
©elbftftänbigfeit, erhöhte unb üeroielfültigte bie 2luSbrudSweife, 
erweiterte bie $)arfteHungSmittel unb legte ben ©runb ju jener 
frudjtbringenben thematifdjen Durcharbeitung, burd; bie er aua) 
aus ben oft unfcfyeinbarften -äflotioen burch geiftreiche SBerWem 
bung feinen ©äfcen eine lebenSfrifche in ftch abgegrenjte @inl;eit 
ju geben wufjte. hierin tuic in melobifcher unb harmonifcher 
©rfinbung unb im nicht genug $u würbigenben 2ttaf$halten in 
ber Ausführung fteht £apbn für alle Reiten als SRufter ba. 
3n feinen Quartetten tritt uns toorjugSWetfe ein ©emifch oon 
fchalfhafter origineller Saune, liebenswürbiger SRatoetät unb 
hochfomtfehem §umor entgegen unb wenn fid; auch in einzelnen 
AbagioS eine fanfte 3Mancholie ausbricht, oerfcheucht baS 
barauffolgenbe ginale burch gefunbe greubigfeit ebenfo rafch 
jebeS äöölfchen, baS es oerfua)t, ben Weiteren Gimmel ju ftören. 
©ehr bejeia)nenb war bie Aeujjerung ber Same eines hochgestellten 
hmftfinnigen berliner §aufeS, in bem bei Quartettauffüfjrungen 
immer §at;bn ben ©d>luf$ mad;te. ©ie fagte beiläufig: „9ca<$ 



95 ©rieftnger, ©iegr. 9?ottjeii, 15. 

96 Weiie 3cttWrift f. 2Kuf. f 1840, ttr. 27. 



Digitized by Google 



330 



§ai?bir# SompofitioneR fei« jum 3afcrc 1766. 



ber Aufregung burch tieffinnige Gompofitionen nrirft §aübn'£ 
Quartett immer nne ein SBraufepuloer , baä unä mieber bie 
frohe £aune giebt unb baä ®leichgenncht herfteHt." $er $eim, 
ben $apbn in biefer Stiftung fon>o^l, nrie audh in feinen <Spm* 
Päonien gelegt, l;at bei ihm felbft unb junächft bei üttosart bie 
fchönften 53lütf>en unb grüßte getragen unb ttmcfye bei 23eethooen 
3um mächtigen 33aume ^eran. 97 9ieicharbt oergleicht ^atybn'ä 
(Schöpfungen mit einem lieblichen phantaftifchen (Gartenhaus, oon 
■JJiojart 3um palaft umgemanbelt, bem bann 33eethooen einen 
füfm anftrebenben %\)uxm auffegte 98 — ein Vergleich, gegen ben 
manches einjumenben märe. (SS ift befannt, mit melch befom 
berem gleifj ^ojart 6 Ouartette componirt hatte, um fte §at)bn 
ju mibmen — „eS mar ©chulbigfeit Don mir" (jagt er), „benn 
üon i^m l;abe ich gelernt, nne man Quartette fchreiben müffe." — 
„9Mch ein ©chmung, melch eine Einmuth in ben 9Jtotioen", 
entgegnete s Jtoffini in freunbfchaftlichem Söcx!c^r gegen Ritter", 
„eä finb reijenbe 2Berfe biefe Quartette; melch ein liebevoller 
^erfehr ber 3nftmmente unter einanber! Unb mela)e Reinheit 
in ben 9)cobulationen!" SRofftot lernte £atobn'ä Quartette in 
feiner Hnabeiijeit ju Bologna fennen. @r ^attc felbft ein 
Streichquartett juf ammengebracht, in meinem er, fo gut eä 
ging, bie SBratfche fpielte. „2)er erfte ©etger" (fährt ütoffmi 
fort) „hatte anfänglich nur menige 3Berfe §apbn'3, ich toar 
aber immer hinter ihm \)tx, (ich mehr unb mehr fommen $u 
(äffen unb fo lernte ich nach uuo nac h eine ziemliche Slnjahl 
fennen; ich ftubirte bamalä §abbn mit befonberer Vorliebe." 
©o fchäfcten bie 2)leifter in ben oerfchiebenftenaJcufifepochen^apbn'^ 
Quartette unb auch i tt nnferer $zit halten nrirfliche Äünftler 
noch immer feft ju ihm unb legen ihn ihren Programmen ju 
©raube. §at bo<# auch SBeethooen, bem §atybn in feinen lefc 
teren Qnartetten häufig näher ftel;t aU SDtojart, fich ein §apbn'- 
föed Quartett (Es=bur, op. 32, 9ir. 1) eigenhänbig in Partitur 



97 „(So ftnb glei$fam Änoöpe, SBlüttye unb gruc^t, bie wir auseinanber 
fyeruorge^en [eben." 2)aöib ftr. <2rraiifj giebt auefy fyhx treffenbe 33emerfungen 
über bie Ouartettmuft! ber brei SKeifter. 25er alte unb ber neue ©laufce. 
3. SnjL, 8. 367. 

98 Vertraute ©riefe, I, ®. 231. 

99 filier, 3tu« bem SoiUefcen unfercr £eit. «b. II, @. 28. 



Digitized by Google 



Quartette. 



gefefct. Söcnn auch 9ietb ober Unoerftanb fc^cn bei Sebjeiteu 
^apbn'ä an feinen SSerbienften um bie ©ntwicfelung ber 3nfinu 
mentalmufif aufteilen mäfelte: im fünfte ber Üuartette wagte 
ihm 9Uemanb ju nahe ju treten. @ine artige Slnefbote ergäbt 
uns hierüber 9teufomm, bem fie oon §aobn felbft mitgeteilt 
würbe. 2öengel Mütter, ber langjährige Äajpettmeifter im 
Seooolbftäbter ^eater in 2Sien, führte einft einen greunb bei 
£aobn ein. ®er Jrembe erfchöpfte ftd) in entbufiaftifchen SobeS; 
erhebungen, bie £aobn mit ber ihm eigenen S5efd)eiben^eit fanft 
abwehrte. £)er eitle Füller aber, aufgeragt barüber, ba& er 
felber babei gang umgangen würbe, platte enblich ^erauö: „3a, 
bae mufe wahr fein, §err oon §aobn, in Quartetten thut es 
Sbnen 3ttemanb gleich!" SBorauf §aobn gutmütig antwortete: 
„traurig genug, mein lieber Füller, ba& ich fonft nichts ge= 
lernt habe." 100 

§at)bn felbft nannte feine erften üuartette (Saffationen, 
auch 2)ioertimenti unb Notturni. 2113 er anfing, ftch in biefer 
SDhtfitgattung gu oerfuchen, wirb ihm gunächft wohl nur ber 
Söunfä} oorgefchwebt fyabcn, fich feinem Söirtfye banlbar gu be= 
geigen. SJtag er aud) bagegen proteftiren, bafj er in feinem 
Beben nie ein <Sd)nellf Treiber getoefen fei — bieSmal ftofc ihm 
bie Arbeit leidet oon ber §anb. 2öie fonnte e£ auch anberS 
fein: Aufmunterung oon theilnehmenber Umgebung, feine ©orge 
um£ tägliche 33rob, ringsum bie fräftige herrlidje Dtatur — jeber 
halbwegs begabte Eunftjünger hätte ba auftbauen müjfen unb 
um wie oielmehr erft §aobn, beffen ©djaffenSfreubigfcit jeber 
Saft oerräth- Üuartett folgte auf üuartett unb mit jebem 
ftrömten bem glücflid)cn jungen SJlanne neue Sbeen gu. Söie 
mag er felber erftaunt gewefen fein, als er bas erfte §albbufcenb 
oor fia) fertig liegen fah; wie mag er fich ftolg unb freubig 
gefühlt ha&cn, burd) fein Talent anberen 3Jlenf<hen, unb obem 
brein feinen Söohlthätem heitere ©tunben bieten gu fönnen. 
tiefer $rang, feinen SDtttmenf a)en greube gu bereiten, geleitete 
ihn burä)S gange Seben, unb baä SBewufjtfein, bieS gu oermögen, 
fa)uf in ihm jenen ©eelenfrieben, ber feinen Söerfen ben ©tem= 
pel feufchefter 3nnerlid;feit oerlieh. 3flit ber innigften Führung 
erinnerte ftch SReicharbt, wie §aöbn'£ munteres unb launiges 



100 Weufomm'd gjottsen $u 2)te« (@. 224) au« O. 3abn'S $ai?bniana. 



Digitized by Google 



332 $at>bn'ö (Sempofitienen bi« jum 3a&rc 1766. 

erftcd Quartett feilt frübefter Äunftgenufe unb jugleidj ber fd^bnftc 
„Paradeur" feiner frühen Änabenoirtuofität im £aufe be£ trafen 
Äaiferltng in Königsberg geiocfen fei. 1 §aobn'* erfte Quartette, 
fo toeit fic gegen bie ÜDUtte ber 60er 3afyre befannt tourben, 
gefielen ungemein burä) ihre Raioetät unb 9Jtunterfeit. 2lnber* 
feitä aber fchrie man, n)ie nrir früher fä)on gefehen, über §erab= 
toürbigung ber ftunft burch fomifche £änbeleien, nicht bebenfenb, 
bafc auch ber §umor (Srnft unb grünbliche töeuntntffe erforbert. 
©aubn'ä Neuerung aber, bie 2)telobie in ber Dctao ju oerftärfen, 
fanb man gerabeju unerhört. 

3Kan barf annehmen, ba& £at;bn feine erften 18 Quartette 
in ber Reihenfolge oerscichnete, nrie fic entftanben finb; ihre 
mehr unb mehr äunelmtenbe Sicherheit, (Srfinbung unb breitere 
Ausführung beutet barauf ^in. S3ei gufammenftellung ber fpcU 
tcren Quartette aber fyat §aobn notorifch, loie fonft nirgenbs, 
auf chronologifche golge Rücfftcht genommen unb fönnen nur 
auch barau* feine Vorliebe für biefe 3)tuftfgatrung erfennen. 
Qb er bei junehmenber ^eroollfommnung bie erften 18 Rum- 
mern, bie fi<h noch nicht an bie ftrenge üuartettform halten, 
ben fpäteren einverleibt toiffeu toottte, mirb trofebem, bafj er fte 
boch felbft in biefe Rubrif aufnahm, oielfach bezweifelt; §err 
2lrtaria namentlich behauptet, oon feinem $ater oft gehört ju 
haben, bafe §aöbn feine Quartette mit ber 19. Rummer (op. 9, 
Rr. 1) begonnen roijfen trollte unb in biefem ©innc ift auch 
ber geftochene thematifche Katalog ber Quartette bei Slrtaria 
oerf aftt, bei bem benn auch überaß unb fouberbarertoeife 
felbft oon §aobn unter bie Quartette aufgenommene SBerf „Sie 
7 ©orte (ihrifti am Äreuje", auSgelaffwi ift. Unb ba$ mit 



1 Vertraute Briefe, 33b. I, 451. £ief>c aud> Tt. ^cbjettercr : 3. 5- 
SRetcfcarbt f 33b. 1, 1865, 61. £ier erfahren roir aueb öcn bem cinjigen SKanne, 
ber $aöbn „ben cbenfo bcfcfjcibcncn alö genialen ÄunfUer" felbft feine Cuar* 
tette fielen &örte. <5« ttar ber in ©allenftäbt t-erftorbenc 2Kajor 2öeira<$, 
ein eblcr eifriger Sflufttfreunb , ber im ftebenjotyrigen Äriege in taiferlit^e 
©efangcnföaft gerietb unb „bei bem öbetmann, auf beffen ©üter $aabu ge» 
beten n?ar, einquartiert tag" tvoiu nur eine JBertoecbfclung mit Dürnberg in 
SBeinjirl). SBciracty ergäbet weiter: „Xtx biö gur Sengfilidifeit befc^eibene 
SDtantl trar, ebneraebtet alle "3(un?cfenben ton feinen CEcmpefitionen entjücft 
waren, nicfyt ju überzeugen, baß feine Arbeiten rcertr) feien, in ber muftfa» 
lifdjen Seit befannt gemalt 3U roerben." 



Digitized by Google 



Cuartctte. 



333 



9tedt)t, ba biefe dummem, obenbrein nur arrangirt, mit bcn 
nnrflidt)en Quartetten ni$t£ Raffen fyaben. 9)Üt Unrecht 
aber bat man bie erften 18 Hummern, meldte bodj $um %tv- 
ftänbniffe §at?bn'a fo unumgänglid; notl?menbig finb, in einigen 
Gollectioauägaben auSgelaffen. 

2)ie erfte 2ln$eige oon §aubn'fdjen Quartetten finbet man 
im „2>er$ei$nifj mufifalifcf>er 8ft$er" u. f. m. oon $ernl?. Gl?ri= 
ftopfc Sreitfopf unb Sojm, 3. 2lu*gabe 1763.» £)er „Slnbang 
einiger neuer getriebenen ÜRuficalicn" fagt 6. 88: §apbcn, 
VIII Quadros ä 2 V. V. e Bass. Siefelben erfreuen 1765 
im tfyematifc^en Kataloge genauer bejeidSmet unb finb naä) 
£aübn'S SSeraeia^nife bie dummem 1, 7, 2, 6, 3, 4 (ein üuar= 
tett mürbe nie gebrueft, ein jmciteä fefylt bei §aybn überhaupt). 
(5s folgen bann in bemfelben 3at)r VI Cassationes, nadt) §at>bn'ä 
Äatalog 9Jr. 8, 10, 11, 9, 12 (eine Stammet fanben mir fcfyon 
bei ben SMoertimenti). £>ie näcfyftfolgenben Quartette, bie bei 
SBreitfopf angezeigt finb, fallen fdt)on über bie erften 18 hin- 
aus; e3 fehlen alfo gänjlidt) bie Hummern 5 unb 13 WS 18. 
Keffer fiefjt e£ in ben geftoä)enen franjöfifcfyen 2lu*gaben aud; 
alle 18 Hummern erf ebenen in ben So^en 1764 — 1769 unter 
oeuvre 1, 2, 3 unb fiub Denier, £a ($f>eoarbiere unb £e 2)uc 
aU Verleger genannt. Ser ^itel ber erften feetys Quartette 
lautet: Six Simphonies ou quatuors dialogues pour deux Vio- 
lons, Alto Viola et Basse obliges, composes par Mr. Hayden. 
Maitre de Musique ä Vienne. Mis au jour par Mr. de La 
Chevardiere ä Paris. (Sinfonia bebeutete nad) bamaligem $öe^ 
griff jebeS ^ufifftücf, in bem menigftenS 3 3nftmmente concer* 
tirenb befd&äftigt maren.) 2lud) Sßcnier gab gleichseitig §aybn'e 
Quartette in ber ©ammlung Symphonies periodiques pour 
deux violons etc. (Nr. 14 di varii autori) fjerauä. Qm 3abre 
1763 erfdt)ienen in berfelben Sammlung Quartette oon 3. 6. Sadt), 
SomeUi, ©tamifc unb 93oc$erini, alfo meljr ober meniger gleich- 
seitig componirt mit bcn §apbn'fdt)en.) Sieber juerft gab aHe 
getrennt erfd)ienenen Quartette §apbn'£, fo rceit fie oorlagen, in 
einer ein$igen Sammlung fyerauS; fpätcr folgte ^lepel mit feiner 
fplenbib auägeftatteten 2Ui£gabe in 4 gro&en goliobänben, mit 



2 3>te erfk Ausgabe Veröffentlichte 3olj. ©ottlob Smmamtef SBrcttfcp f im 
3abrc 1760. 



Digitized by Google 



334 



$apbn'« (Sempefitiencn fci« $um 3a$re 1766. 



föattbn'S Porträt unb bcm (Sonful Sonaparte genribmet; barin 
finb auc$ alle crftcn 18 Üuartette aufgenommen, nur fehlen bie 
brei legten bamals noä) ni<$t getriebenen Hummern; enblicfc 
nodj erfreuen bie üuartctte au$ bei ^mbault (56 Hummern), 
3anet unb GoteHe. 8 3m Jatyre 1765 jtnben ttrir bie erften 
6 Cuartette, oeuvre I, auä) fdjon in 2lmfterbam unb im %\iti 
beffelben 3atyreö ftnb (ie als toorrät^ig angefünbtgt öon 
SR. ©remner in fionbon. ©3 bctpcifl uns bieS, mie raf$ unb 
weit verbreitet £aübn'S 9tame f<$on in ben 60er 3a^ren war 
unb bafe baS toa^re ©enie nrie immer, au$ »on einem fo 
ftitten unb entlegenen Orte aus, wie ©ifenftabt, ft$ $afyn $u 
Breden toeifj. 

@S folgen nun bie SlnfangStafte ber erften 18 üuartette in 
ber Crbnung, nrie fie .ftaübn'S t^ematifd^er Katalog bringt, bie 
audf) in ber SßarttturauSgabe oon Xrauttoein (5Zr. 58 — 75), Don 
«ftccfel (9ir. 1 — 18), unb in ben Stimmenausgaben t»on ^eterS 
(Cahier 18—22), Sitolff (»t. 1-18) unb £oÜe (9Zr. 65—82) 
beibehalten ift. 



1. Presto. 


2. Allegro m 


oderato 

rf 1 






r* rr 




i r 




tp==j 





3. Adajario. 




3 Eug. Sauzay, Etmle sur le quatuor, p. 40. 



Digitized by Google 



Cuartette. 



335 



9. Allegro moderato. 



10. Presto. 




mezz. voce. 
16. Allegro moderato. 




ms 




P 



17. Presto. 18. Presto. 




9tr. 1 (üergl. ©. 185), fünffafcig nrie bic uädjfifolgenben 
4 Cuartette, jeigt bereite einen geroanbtcn ßomponiften; er 
l;ält fta) jtoar nur auf graber ©trage, aber tuaS er bringt, ift 
ungefuc&t, frtfd) unb t>on toa^rcr SdjaffenSfreube belebt. ©letcfy 
ber erfte 6afc, ber bie ©rpofition, ben ©runb<$arafter be$ 
®an$en anbeuten fott, fpriajt bie« burä? bie Söa^l ber Saftart 
unb be§ fyitmafyä aus unb pflanzt bamit gleid)fam baS panier 
auf für bie ganje Cluartettgruppe, baS ßofungstoort tragenb: 
grofmnn unb gröl;ltd)fett. 2)ie gorm ift bie allereinfadjfte: 
nadj bem ©djluffe beS erften SfyemaS folgt ofyne »eitere Wo- 
bulation ber jmcitc ©ebanfe in ber Xonart ber Dberbomtnante; 
einige <5a)luf3tafte — unb ber erfte £fyeil ijl fertig. 3m jtoei« 
ten Steile beginnt bie l;ier no$ anwerft furj gehaltene 2)ura> 
fü^ruug^ ober SJMttelfatjgruppe, mit 3Notiüen auä bem erften 
Xfyeile gebübet, ioorauf ber erfte Sa§ fid) nnebcrfyolt (ber 
jroeite ©ebanfe natürlia) in ber §aupttonart) unb stoar olmc 



Digitized by Google 



336 



$aübn'S £em*>ofitioncn bt« sum 3abrc 1766. 



jeben »eiteren 3ufafe. Seber X^cil wirb ttrieber^olt unb fo 
forbert eä aud; baä tyumorooHe ginale. ßn unferer 3eit Ipaben 
namhafte ßünftfer biefe ftepetition unterlajfen unb getoife mit 
Unreä)t, namentli<$ mas ben erften Styeil betrifft, ber bo$ bie 
©lemente ber fpäteren £)urd>füfyrung enthält unb bafyer mit 
9iaa)brucf ju ©efybr gebracht »erben mujj.) Qtvti Menuette 
umfdjltefjen ben britten ©afc, ein ftimmung$oolle$ Stbagio mit 
bübfctyer Gantilene ber erften SBioline, toel<$e bie anbern 3«ftru- 
mente fjarmonifa) ergänzen. 4 

iHr. 2 f)at einen fdjon ettoaS au$gefülj>rteren erften- Safc 
mit fnappeu 9)iotiv>cn; aua? ber britte Safe, abermals ein Slbagio 
mit mclobiefüfyrenber ^rimgetge, magt einen meiteren Schritt 
oormärte; niä)t minber überragt aua? ba3 ernft unb ebel ge= 
I;altcne £rio beä $meiten Menuett. £)a£ ^refio gleist einigen 
feef Eingeworfenen geberftridjen; oon guter SGBirfung finb bie 
©imeopen in ben Mittetftimmen. £)ie £rio3 anbelangenb, jaulen 
nnr in biefen 18 üuartetten 11 Hummern in Moll, faft bura> 
gcljenbä roa^rl)aft funftreiä) gef^liffene ©belfteine, bura; ©igen- 
ttyümlid&feit, originelle (Srfinbung unb meift entsaften 3ug 
fjeroorftedjenb. Cfyne 3roeifet r)at ßapbn biefe fleinen Säfce 
mit befonberer Vorliebe betyanbelt. $a& aber bie Söa^l ber 
Molltonart bei §atobn, ttrie ja aua? bei Mojart, überhaupt einen 
(Sinflufj auf bie jefoeilige Stimmung t;atte, merben nnr in 
3ufunft noä? oft fia; beftätigen fefjen. 

9ir. 3 beginnt mit einem längeren Stbagio, au* einem cin= 
jigen aber längeren Xfycile beftefyenb. 3)en ©efang ber erften 
Violine imitirt jum £fjeil bie jmeite, bann gefyt mieber biefe 
mit ber iUola &ufammen; ba£ jierliäje £rio beä erften Menuett 
fyuf<$t bieämal nne ein lia)te$ 2öölf<$en oorüber. S)er britte 
Safe ift 5um erftenmale ein aHerliebfteä au£ oier feilen be= 
ftefyenbeS ^refto, in bem balb biefe balb jene Stimmen paar= 
toeife jufammengeben unb oorübergcfyenb fia) audj alle oier bie 
§änbe reiben. 2>er r)übfd^e gmeite Menuett r)at ein uo$ fyüb; 
fä>re3 feingejeia^netes £rio, D^moll, in bem fta) bie 2ld)tel oon 



4 2>a8 erfte Ouartett £>*9bn'8 gab SSeranlaffung ju einer 9tor-eü*e, bie 
in ber „3buna" für 1855 erf^ien unb bunfc mehrere 3cituua,cn »anbertc. 
3)ie in einer berartigen Arbeit erlaubte SÖitffür mit J&atfacben barf toobl 
nu$t erfl betont »erben. 



Digitized by Google 



Quartette. 337 

ben getragenen 9loten (erfte Sioline. unb Stola gefyen in Dftaoen) 
toirfungSooll abgeben. 3m ^refto, bte*mal nur ein einiger 
aber längerer 6a|, erzeugt bie abtoe<$felnbe Serttyeitung ber 
3Hotioe ein SBilb äujjerfter £ebtyaftigfeit> bie £fyeild)en flattern 
t>on ©timmc &u Stimme, paaren fi$ $u ©äfcen, löfen fia) nrieber 
lo$, roenben fiä) neuen Äörpera^en ju unb fo nnrb audj> ba$ 
Metnfte Sftotio auSgenufct unb fommt ftetlentDeife jur ©elbft= 
ftänbigfeit. 

9ir. 4 tyat bie Safceintfyeilung beä erften Quartett«: erfter 
unb lefcter ©afe $refto, lefcterer ber bebeutenbere; britter ©afc 
Sloagto, in bem aufjer ber ^prim au<$ bie anbern Snftrumente 
welobiöfen 2lntt>eil nehmen; bas? %xio f G^noU, $um erften 
SDlenuett tyat faft etroaS £ro|igeS, ben rottenben Siebteln gegen: 
über antwortet bie erfte SSioline in fräftigen Slccorben ober 
fdjroebt über ü)rer Segleitung in fa^merjbaftem ©efange; aud) 
bas Xrio jum feiten SDtenuett, abermals G^moH, ift intereffant, 
uamentli^ ift baä erfte 3Jiotio im feiten ^cilc Ijartnädig 
burd&gefityrt. 6 

9ir. 5 fe^lt in »reitfopf* tyematif$em unb merftoürbiger= 
loeife audj in §apbn'a <5ntnmrf--$?atalog. Sunt erftenmale fjaben 
tott e§ mit einem breifä'feigen, befonber* bemerfenStoertben 
Quartett ju t^un. unjtüeifetyaft toar e$ urfprünglia) im Grifte 
einer ©^m^onie nia?t nur gebaut, fonbern aua) nnrflta) fo 
• ausgeführt unb toäre fomit ber erften ©femp^onte §aübn'3 
noa) toorangegaugen. S)ie Senufcung mit 2 Römern unb 
2 Oboen ftnbet fiä) in ©btttoeig unb in SBreitfopf'ä Sammlung 
(bort in bie Seit oor 1757 gefefct). $er (S^arafter ift ein oop 
uuegenb fräftiger; fa)on ber erfte breiter angelegte ©afc mit 
feinen nrirfungäooHen ©pneopen fyat fympfyonifa^en 2lnftri$. 
S)a3 rutyig gehaltene Slnbante mit jorgfältig gearbeitetem 93affe 
tyält bie gleite ©timmung burä^auä feft unb fältelt ebenfalls 
nrie oerftofylen naa) ber ©tympfyonie. 3 m legten ©afce gef>t 
alles lebhaft ju; ferngefunb unb frifdj in feinem Söefen ftreift 
berfelbe mofyt auefy an bie Toccata an. $)a$ ganje Quartett, • 



5 3n Sien hielten bie ftforentincr biefes Ouartctt im WobemBer 1870 

nnb ba« publicum afcblaubirte, ati $ä'tte es eine« ber größeren Ouartette 
£abbn'« ge&ikt. 

*o*l, t«*tt. i. 22 



Digitized by Google 



338 $avbn'« Sompofitionen Ml jum 3afre 1766. 

• 

namentlich aber ber britte ©afc bürfte für etmaS toorgeriicftere 
©$üler eine paffenbe Aufgabe im ©nfemblefoiel bitben. Sfcebft 
Meiern Quartett fittbet man aua) bie fpäteren ittummern 9 unb 11 
mit 2 SÖatbprnern &or. $iefe ^erbtnbung mit ©aiteninftru* 
menten mar feiner jeit beliebt; SRojarf * SHüertimenti (t). Äö$el'£ 
Äatalog 9ir. 287 unb 334) fmb älniliajc Arbeiten; bie Börner 
blieben auf 3laturtöne befd?ränft; Ratten gelegentlich fur$e ©oli, 
füllten naa) SBebürfnijj bie Harmonie auä unb oerlietyen ben 
Xonftücfeu eine an$iet)enbe Xonfarbe. 

•Jir. 6, mieberum fünffäfcig, wie au<$ bie näc^ftfolgenben 
6 Quartette, fyat alä 3. ©afc ein reijenbeS SIbagio, bie $rim= 
geige fia) in einer fyerjinnigen (Santilene nuegenb, bie anbern 
3nftrumente pi^icato als ©eleit bieuenb, ba3U ba8 burdj ©or= 
btnen er$eugte §albbunfel — eins ©erenabe, wie fie ba$ rofigftc 
Äinb nic&t fd)öner ficfy münden fönnte. 3m feiten Menuett 
fällt in beiben feilen bie ungrabe £aft§afyl (9) auf, bie burdj 
bie ßinf Haltung beö 5. XatUä entfielt; beibe Violinen, bann 
lUola unb Safj gefyen burd)au3 in Oftaoen, ber ©afc ift benu 
nad) eigentlich nur ein jtt)eiftimmiger. $>a$ Xrio §at toieber 
Molltonart unb fd^lägt ebenfo roieber einen ernftcren %on an. 
25er lefcte ©a|, $refto, fertigt baö Quartett mit einigen leisten 
©trieben rafd) ab. • 

9ir. 7 Ijat einen lerniger erften Menuett; im £rio, miebcrum 
3)M unb oon befonberer (Srfinbung, nüebertyolt ftd^ ba3 3tiu • 
fangsmotiö ^artnätfig bid jum ©djluffe. 3m tlbagio, ein läiu 
gerer ©afc in einem Steile, ift bie erfte Violine bie ton= 
angebenbe; ein muntereö bodj fieser angelegtes Megro bef$lie&t 
ba$ ©anje. 

9er. 8 fat nueber jmei £rio in 3Roll unb jebeS originell ; 
im 3. ©äfc, Slbagio, toagt fi$ bie erfte Violine jum erftenmal 
cm Persern unb ©ertgriffe unb t-or unb nad? ber germate ge= 
roinnt biefer längere ©a£ nod) au 3ntcreffc. $>er lefcte ©afc 
ift ooll necfifa>r Einfälle, fietye namentlich bor ber §altpaufc 
bie erfte Violine. 

5tt. 9 tyatte urfprünglta? einen Stuftmfc x>on 2 Römern; fo 
finbet man e$ in .ftapbn'ä Gntmurffataloge (Div. ex E-mol a sei), 
in ber 3ittauer= unb S3reitlopf--©ammlung, in SBreitfopf'ä £a= 
talog 1765 (Saffatio 3^r. 4) unb in ber franjöfifajeu SluSgabe 
(oeuvro III, 9lr. 1). 35er erfte ©afc hat oormiegenb fräftigen 



Digitized by Google 



Ouartette. 



2ltfegrodjarafter. 8 2)er furse aber ^übfa)e 3. ©afc, Slbagio mit 
©orbinen, tyat eine leia)t an ÜRo$art ftreifenbe ©efangsmelobie 
unb eine woftfgefättigte Vegleitung. SDer jweite aWenuett ift 
alternativo, b. i. na$ bemfelben wirb bas £rio, bann na$ 
jeber 2Btebcrfyolung bes Menuett eine ber folgenbeu 3 Varianten 
gefpielt nnb enblia) mit bem Menuett, in bem bie viermal oon 
allen Snftmmenten ausgeführten $i$jicatoaccorbe fi$ glänjenb 
abgeben, gefcfyloffen. $)er lefcte ©a$, SlHegro, harmonvrt gan$ 
wotyl mit bem erften ©afc; man oergleidje bas fräftige 2lnfang& 
motiü, baS tbte ein Sßafilfpruch anhebt nnb im jweiten Steile 
glei<$ einem Aufruf toom 3k& viermal wieber^olt wirb. 

5Rr. 10 &etgt uns, glei$ fo mannen ber früheren ©ä£e, 
wie im Verlauf ber Arbeit £aobn bie Ärafte gewann fvnb. 
©letd> ber erfte ©afc fpri$t bafür; ton guter SBtrfung ift 
I?ier namentlich bie, ben <paltpuntt einlettenbe Steigerung unb 
ber piano-@infafc na$ ber ©eneralpaufe. $er britte ©afe, 
F^mott, Slbagio non troppo, ift ein ebler ©efang, ber aua? in 
einem reiferen SBerle £aobn's mürbig feinen $la| ausfüllen 
würbe. $a0 jweite Xrio ergebt fw$ im $ weiten Steile, ber 
9latur beS % Saftes wiberftrebenb, in ^umoriftifdjem 2öe$fel 
oon 2l$tel= unb Viertelnoten. $aS frifdt>e Slttegro bes legten 
©afces entfpri^t bem Söerty ber übrigen ©äfce. 

9tr. 11 ift bas britte Quartett, bas fi$ in Vreitfopfs 
©ammlung unb tfyematifdjem Kataloge unb in ber franjöfif^en 
Ausgabe (oeuvre III, 9ir. 3) mit bem 3 u fafc &weter 23albtybrner 
uorfinbet. 3w erfken ©afce fdjeinen fid^ bie Snftrumente wotyU 
gefällig auf bem Slnfangsmotioe §u wiegen; im jweüen Xtyilt 
tritt gegen bas @nbe ganj unmotioirt ein 2lbagio oon nur 
3 haften auf, baS uns mit feinem Slrugfajlujj unb ber $alt= 
paufe etwas Vefonberes erwarten lägt; bo$ unbekümmert um 
uufere 9Zeugierbe getyt es mit bem erften 2Jtotit»e fe<f auf ber 
Xonica ber ^auptonart weiter, in elf hatten bem ©d)luffc su= 
eilenb. S^tereffant ift wieber bas erfte, in allen ©timmen 
meifterfyaft ausgearbeitete £rio, D^moH. 3m britten ©afce, 
Largo cantabile, ^at bie erfte Violine eine befonbers breite 
Gantilene, oon ber 2. Violine unb Viola meift in ©tmcopen 



G $apbn'8 Äataleg fagt Me^ro moberato, ntc^t mofto, wie bic »er* 
fd?iebeneu ftuGflaben beJcic^nen. 

22* 



I 

340 ^atftxCS (Sempofitionen bis *um 3a&rc 1766. 

begleitet. 2lua? baä 2. 2rio ift eigentEümlia) bet>anj&elt; bic 
Eier uon Violine unb Viola ausgeführten (SolofteUen Ratten 
urfprünglia) bie Börner. $er lefete ©afc, ^refto, ift eines ber 
bisher filrjcftcn unb- bemeglid&ften ginale ^apbn'S, in bem bie 
erfte Violine in lei^tem 6e$$eEntelfluge ba^ineitt — ein. un= 
oerfennbarer Vorläufer beä fo wo^lbefanntcn «Parabefafec* au£ 
bem D=bur=Quartett op. 65. 

s )lx. 12 beginnt mit einem gemütvollen %tyma mit SBa= 
riationen imb htrjem £oba; mer oon ben ^rimgeigem Friller 
liebt, nrirb bie britte ben übrigen Variationen oorjie^en. 2)a$ 
erfte £rio fyat ein burajgefüErteä Xriolenmotio, oon bem fi<§ nur 
ber Vafj ferne l^ält. 3um jtoeitenmale begegnen nrir als britten 
Safc einem ^refto; fetf Eingeworfen, trifft fein Xtyma bie a,e= 
fnnbe Volfsmeife, bie aua) ber Assburs&bfafc anfa)lägt; e$ ift 
bie Ivette greube, bie fic^'ö in faft ausgelaffenem 3ubel rooEl 
fein läftt. Um fo ernfter ftimmt ber barauffolgenbe SÄenuett 
unb namentlich beffeu $rio, B^moU, ba* fid^ jebocE gerabe bie«; 
mal leiber nur in ber fnappeften ©renje oon 8 unb 8 haften 
Eält. (Sin lebhafte« $refto fcEliefet bie« nmnberlid&e Guartett, 
beffen 6äfce fi$ Tiur ungern ju einem ©anjen fügen $u motten 
fcEeineu. 

9tr. 13, oierfäfcig, mäEU 3um frifdfren erften 6afce enbltcE 
auch ben Vteroierteltaft. ©in marüger ß^arafter berrf^t ^ier 
oor; ju beachten ift ba* Vafjmotio im 24. Statte, bae bann 
jmeimal mieberfeErt, jebeämal oon ber Viola imitirt, mäErenb 
bie erfte Violine mit einem neuen Sttotiüe breimal anfefct. $)aS 
etfte £rio betoegt fia? im e$ten Volfaton; oon ^übfa)em (sffeft 
finb ^ier bie eingefetteten *Pt$sicatofteUen. 211* britter 6afc 
folgt ein Andantino grazioso, % £aft, beibe Violinen con Sor- 
dini, Viola unb Va& piä$icato; bie erfte Violine §at ben @e= 
fang, bie jmeite begleitet in 6echjehnteln. @s ift eine auö= 
gefprochene 6erenabe ooll tinblia)er Einfalt, 6elig!eit unb Un= 
fa?ulb, ein SRofenbujdj, ber und mit neiblofer greigebigfeit mit 
Stützen überfdnittet unb uns alles £eib ber äöelt oergeifen 
läßt. 9tur ba£ teufd)efte ©emüth, bem jeber unreine ©ebanle 
fremb mar, fonnte fo in Xönen bieten. $)aS (sbenbtlb biefer 
Setenabe loerben mir meiter unten fennen lernen. $)er lefcte 
<5afc, ein lebensfroh^ ^refto, leitet pianissimo mit gehaltenen 
9Joten ein, gleichkam ein ©innfpruefc, ber am 6a>luffe mieber= 



Digitized by Google 



Cuartettc 



341 



febrt; bei bem* lefcten eintritt be« §aupttbemaä finben wir aber; 
mal* ben 3ufammengang in Cctaoen. 

Str. 14 ift ba* smeitc üuartett mit nur brei ©äfcen: ein 
Hnbante ßantafia) mit Variationen, ein bübfajer Menuett mit 
leierartigem 2rio unb ein ^refto, ba« weit vergreift; lefctere«, 
in ber Anlage breiter unb freier, ift ber längfte aller beengen 
©äfce (508 Safte), Doli* f?umoriftifa;er Saune, §eiterfeit unb 
reifer 2lbwed)felung an Sbeen, wobl entfpredbenb bem lebhaften 
ginale einer fomijd^en Dperette, ber fykx eben nur ber ent= 
fpredjcnbe Xext fefylt; au<§ treten ^ier marf abartige unb im 
Volfäton gehaltene $artl?ien auf, etwa jur $t\t beliebte 
SJielobien. 

%lx. 15, t?ierfäfeig, beginnt unb fä*)lie&t mit Grefte; bem 
erften ©afce folgt ein Sargo, ba£ ber erften Violine ©elegenbeit 
$u fdjönem Vortrag bietet unb ifyr pm erftenmale audr üctatoen* 
griffe jumutbet. SKenuett unb £rio jinb reijenb; ber Menuett, 
eine 3lrt Büfette, ba$ £rto, wteberum 3RoH, oielleiajt baS 
fdjönfte ber ganjen ©ammlung. 2lua> \)kx ift §aöbn wieber 
um stoanjig unb me^r Qabre oorau*. ßingefeboben in eines 
ber fpäteren Cuartette würbe faum 3emanb bejfen früfocitige 
ßntfte^uug a^nen. $aS SBeäer'föe üuartett bat btefeä immers 
(>in bebenflid&e Verfabren wirflia) unb mit ®lüef bei @elegen= 
beit ber Stuffü&rung beS üuartett«, op. 65, 9ir. 5, nerfuajt. 
$er le|te ©afc fteüt fi$ bem be« oorfjergebenben üuartett« burdf) 
ergö$ttd)en £umor an bie ©eite. 

9ir. 16 ift ba« einzige Cnartett pon nur srpei ©äfcen. $er 
erjie birgt fo mandje fajöne ©teile; man beaajte bie Xaftc oon 
33 aufwärt« (bei £aft 37 mit bem 2lnflange an ba« reijenbe 
Serjett, A^bur %, au« S)on ^uan), bie Safte 51 unb koeitet« 
bin, bei Saft 58 bie in Cctaoen beginnenbe 3Mobie, oon erfter 
Violine unb Viola gefübrt, bie legten 12 Safte beiber Sbeile 
mit ber Sicenj in ber erften Violine. S)er j wette ©afc, $um 
erftenmale mit Stbagio unb Grefte wcdtfelnb, fyat oorwiegenb 
fräftigen Gbarafter. 

9lr. 17, trierfäfcig, wie aud) ba« näcfyftfolgenbe üuartett, 
dingt mit feinem frifcfyen unb lebenbigen erften ©afce wieber= 
bolt an populäre SMobien an. £a« 2lnbante cantabile bebarf 
feiner weiteren 2lnprcifung, e« ift bie juerft bura) ba« gloretu 
tiner üuartett befannt geworbene einfaaje unb boa? fo reijenbe 



342 £apbn'S (Sontyofittciten bis jum 3afcrc 1766. 

• 

©erenabe, bie in unfern Sagen in unzähligen Arrangements als 
rafa? crforencr Siebling ihren SBeg bur<h bie Söelt genommen 
hat. Sic millfürliche Bezeichnung entfpricht bem lieblichen 
Gharafter bicfeS SonftücfeS, bem bei aller 9taioetät unb finb; 
lieber Ginfalt ein leifer Anflug toon ©ehnfucht (fic^e Satt 25 
aufwärts oor bem ©djluffc) gar wohl anfteht. 2lu<h ber gleiche 
©efüblSauSbrucf bei §atybn unb 3Äo$art »erbient Beachtung 
(fergl. Safte 22—24 cor bem ©chluffe unb bie erfte 2lrie ber 
3crline bei ber ©teile starö qui come agnellina). (gin ©chcr= 
zanbo, luftig unb luftig, bilbet bieSmal ben ©chlufj. 

•Jir. 18 bringt im erften ©afce, 2. Sheil, eine breit auS: 
gefponnene Durchführung. 3n bem forg fältig ausgeführten 
Slbagio fyat bie melobieführenbe erfte Bioline reich öer$iertc 
©äuge. 3m ÜKenuett mahnen bie erften unb legten Safte un= 
Willfürlid) an bie Söeife eines 2ÖaUfahrtSliebeS; baS Srto hält 
fidt) im luftigeren BolfSton. 2)aS lebenbige ©cherjanbo zum 
©chluffc überfchüttet uns noch mit einer gtiüe populärer 9Mo= 
bien, fiehe befonberS bie Safte 13—20. 

2luf?er biefen 18 Duartetteu finbcn'wir noch toier uerein$eltc 
Hummern in Breitfopf'S thematifchem Kataloge, toon benen aber 
nur eine einzige, wie mir fchon ©. 258 gefehen fyabtn, bei 
#atobn wenigftenS unter ben Diüertimenti aufgenommen ift. 
5luch bie geifttichen ©tifte ©bttmeig unb ÄremSmünfter unb bie 
3ittauer Sammlung jä^lcn noch einige weitere Cuartette auf 7 , 
bura; beren nähere Befanntfchaft wir aber nichts gewinnen. SJoch 
fei hier bas ermähnte üuartett (BreitfopfS flatalog 1765: 
VIII Quadri, s Jcr. G) hier einbezogen, ba cS unzweifelhaft echt 
§apbnifch ift, noch in bie 50er 3ahrc fällt unb oon <paübn 
felbft in feinem (SntwurfSfatalogcf, wie auch in ber Breitfopf; 
©ammlung mit bemerfensmerther Slchtfamfeit als „ein niebt 
geftocheneS üuartett" bezeichnet ift, baS er alfo nicht gerabe 
uergeffen miffen wollte. §ier folgt ber 3lnfang beS erften 
©a^cS: 



7 Hucb. bier n?ie bei ben Ouintcttcn finben wir $at>bn'* Warnen miß» 
brauebt. crftfiieuen: Sei Quartetti per due Violini, Alto e Tioloncollo 
dall* Sig. Gius. Hayden ä la Corte di Vienna. Opera XXII. ä Paris 
chez Mr. Durieu, musicien et editeur etc., imprime par Bernard. 



Digitized by Google 



■Quartette 



343 



fr 



2Bte ti vorliegt, rei^t fia? biefcö auf bie Seite gehobene 
öuartett ben fd>mä$eren fctoertimenti an; t?on feinem ber fünf 
Säfce ift etwaä fpeciell SBemerfenärcerttye* |tt fagen. 3m erften 
6afc mirb baS fcon ber erften Violine suerft allein aufgeteilte 
3)ioth> bann »on je jföei Snftrumenten miebcr^olt, auä) in ber 
Umfe^rung h>iebergebraa;t; mehrere £$emaä treten auf, aber 
feines jetgt frua)tbringenbc Äraft. $)ie fonberbare £aft$af>l 
im erften 9Jtenuett (7) roirb bura; GKnfajaltung beS fcfylenbcn 
britten Saftes (mutfmtafjli<$ ein SSerfe^en be$ .©opiften) etwa 
burdj 28ieberf>olung beä jmeiten £afte3 ausgeglia^en. 2>aS Srio, 
Omoll, faft nur aus bem 9ttotitt ber feiten Biotine gebtlbet, 
bietet ein bewegtet 93ilb$en. 3m 9lbagio, B=bur, ift bie erftc 
Violine melobiefüfyrenb; bie 3tt>eite SSioline unb SBiola begleiten 
burd>au3 imitirenb in ©nippen t>on 2la)telncten unb geben ba; 
burd; aud> biefem 6afce Sen?egliä;feit. Üttaa) bem 3tt>citcn Wie- 
nuett folgt baa ginale, ein gefprää)ige3 ^refto, beffen 5)urä> 
fü^rung^gruppe im jroeiten X^cile bas §auptmotto 5U ®runbc 
liegt. 3)iefe$ Duartett fann nur gleidfoeitig mit ben erften 9tum= 
ment biefer (Gattung entftanben fein; naa)bem aber Plummer auf 
Kummer beffer glüefte, mag ft<$ £avbn atterbingS nid)t fyabcn 
entfdjlie&en fönnen, bie 3<x\)l berfetben bura? ein im ©runbe 
boa) f$mäa?eres ^robuft 3U toermeljren, ba3 ifym trofyl nur in 
ber Erinnerung an bie feitbem bur<$ gleig unb rajtlofeS 6tu= 
bium errungenen gortföritte aud; fpäter noa? begreifli^ermeife 
Sntereffe einflößen mufjte. 

Söenn auä? obige 18 Quartette no$ ni$t alle mefentlic^en 
ßrforberniffe biefer ßunftgattung beftfcen, fo lernen mir bo<$, 
unb biefeä fann nid)t oft genug betont werben, gerabe an ifynen 
£apbn'ä fünftlerif<$e (Sntroicfelung in lofmenbfter Söeife fennen, 
unb jie roerben, ab unb 31t im 9Bea)fet mit feinen größeren 
Ouartetten in gefelligen Greifen gefpiclt, nia)t allein bem ^ifto= 
rifa)en 3ntereffe genügen, fonbern mitunter audj überrafa)enb 
anregenb roirfen, nur mujj man ben nötigen Sütaftftab an fie 
legen unb nia)t vergeffen, bafe fie fia) am fia; fclbft ^erau^s 



344 ,£ai?bn'« (Sempcfittencn bi« jum 3ab,re 1766. 

arbeiten mußten, Sefclinge beffelben @rbreu§£, bem in it)ren 
Nachfolgern bie fchönften grüd)te entfproffeu. 



3u ^a^bn'a Sugeubjeit waren ©treich=£rio3 fetyr beliebt; 
bie fyinreidjenbe Harmonie, welche mit 3 SJnftatmentei! erjielt 
werben fann unb bie größere Seichtigfeit, bie erforberlidjen 
Spieler $ufamuieit ju bringen, ermunterte wohl ^auptjäc^lic^ 
bie Gomponiften $u berartigen Arbeiten. Urfprünglich waren es, 
genauer betrautet, eigentlich nur SoloS mit Begleitung jmeier 
Snftrumente; balb jeboch fing man an jebeä Snftrument con= 
certirenb 511 bct)anbeln unb nannte bie XrioS bann aud) ©t?in= 
Päonien (t>ergl % ©. 333). Corpora j. 93. gab in Sonbon im 
Saljre 1735 Sei Sinfonie di Camera für 2 Violinen unb 33afj 
heraus, bie aber noa) l;ödt)ft ärmlichen ^nftrumentalfafc befunben. 
Unter bie erften Somponiften, meldte für 3 obligate 3nftrumente 
fehrieben, werben ©ammartini, ^pallabini, ©aeparini, Martini 
unb 3omeÜt gejault, (Sman. SB ach componirte $u (£nbe 
ber 40er 3ahre Srioä (|"ie erfchienen mit langer eigentümlicher 
ißorrebe bei 6$mibt in Dürnberg), Welche noch ganj ber alten 
ed)ule angehören. 8 »reitfopf* t^ematifa)er Äatalog (1762) 
nennt eine lange Steide Gomponiften in biefem gache. darunter 
3. Seb. Sadj, g. 20. Bad), Senba, $rio£$i, Gammerloher, 
©nberlein, gafdE), ©ebel, ©raun, ©raoina, #arrer, #änbel, 
JJanttfö, Traufe, 3)krtino, Büfette, Seop. 3)(ojart, Neruba, 
^paganeUi, $ere$, unb unter ben Söienem: gauner, §oljbauer, 
ffoliaut, 3. ©. Crsler, Sichler, Stteutter unb SBagenfeil. Safe 
£atybn fchon ju Anfang ber 50er Sahre unD flenn& auch bei 
gürnberg £rio3 componirte, ^aben mir früher gefet)cn; was 
barüber nech 6. 259 porläuftg gejagt mürbe, finbet tyier bie 
nötige (Srgäujung. 2)ie erfte 2ln$eige üon VI £rioä erfct)cint 
in Öreitfopf'S „$er$ei<hnifj mufifalifcher 8üct)er" („3tnt)ang 
einiger neuer getriebener •äJcuficalien") im %a\)xt 1763. S)ie? 
felben finb bann im t^ematifd)en Kataloge oon 1766 genauer 
bezeichnet Gin 5WeiteS £albbufceujo unb jWei toereinjelte folgten 
im 3al;re 1767. 9 (SineS aufgenommen, ftehen fic alle in §atibn'$ 

8 d. £. bitter, <S. (5m. $a*, $. 59. 

9 Tiefe erfäienen geflogen 6ci ?a <S&cbaibiere , lieber u. 91 in $art$ 
unb jum Styeit auc$ al« op. 8 bei Rummel in amflerbam. 



Digitized by Google 



t 



• Strettf.Xrio«. 345 

Katalog unb fmb Crigiualroerfe, cbenfo bie in biefe 3eit fallen 
ben jtt)ei dummem aus ber Simrocfi<§en Sammlung unb bie 
6 bei £. WWo (2lrtaria) in 2 £eftcn erfdji'enenen Trois Trios 
originaux. 93on ben bei §apbn angeführten 21 Hummern finb 
fomit 16 oeröffentlidjt; 1 irio ift in getriebenen Stimmen in 
ber 3trtaria=@ammlung, 4 finb oerfc^oUen. Slrtaria befifet ferner 
nod) eine Slnjafyl in Stimmen aufgefegter £rio3, bie mofjl 
ebenfalls $um £tyetl original fein bürften, obmofyl fle bei 
§aubn fehlen (einige erfreuen bei Simrocf); »orjugömeife aber 
finb es in mannigfacher Sefefeung übertragene Sarptonftüde, 
bie bann, oft abermals umgef ^rieben, burd) ben 2)rucf oer* 
öffentlich mürben. . 

GS folgen nun l;ier naa) ^apbn'S Katalog (mit 2luSnalnne 
ber bort fefylenben 2 legten Hummern) bie Anfänge jener Dxu 
ginal^rioS, bie ber 3 ei * &iS Gnbe 1766 angehören: . 

1. Adagio. 2. Adagio. 

3. Adagio. 4. Allegro. 



5. Moderato. • 6. 





Digitized by Google 



346 



$a$brC* Contyofltionen fci« jum 3ab> 1766. 



11. Allcgro. 



12. Allegro. 




13. Moderato. 



14. Adagio. 
fcÄ 



15. Allcgro. 



IG. Adagio Siciliano. 





• • . • 

—0- -1 




» 












1 








18. Allegro moderato. 



Son biefen Xrtoä finb in SBreitfoyf'S Jlatalog im 3at;re 

1766 ange$etgt bic Hummern 15, 11, 13, 14, 10, 12; im 3af>re 

1767 Kummer 1 bid 4, 7 unb 9, ferner 17 nnb 6. 10 93ei 
%. 9floUo (»ttaria) erfd&iencn in neuer 2Iuf(age bie im 3abre 
1774 oom f. f. prio. SRcaljeitungScomptoir angejeigten Trois 
Trios orginaux pour deux Violons et Violoncelle (3 £cfte), 
l;ier bie dummem 12, 16, 15; 3, 2, 4 (alfo, mit StuSnafaie 
toon 9lr. 16 nnr eine SReyrobuction einjelner Hummern ber öw« 
genannten Sammlungen); bei SR. 6imro<f erfreuen im erftert 
£efte ber XrioS bie Sümmern 5 nnb 8 11 ; Dir. 18 ift ba* uor* 
lefcte ber in 3tmfterbam erschienenen 6 £rip£, op. 8. 

9)fit Studno^me oon *Rr. 5 nnb 18 ftnb alle £rioS brei- 
fäfcig 5 I;at 2, 9tr. 18 bagegen 4 ©äfee), mciftcnS 2IlIegro 
ober Slbagio, 2tfenuett, ^refto ober Tempo di Minuetto (jum 



10 9tr. 17 ifl in ber Slrtaria* Sammlung; 91r. 6 ebenfalls, aber unter 
ber SBejetctynung Violino solo, Viola concertata, con Basso. 

11 Six Trios pour deux Violons et Violoncelle a l'usage des 
commanc.ans. Cahier L Sie anberu Hummern fmb iu ber fcorcrtv-Sbntcn 
9lrtaria*£ammtuug; ebenfo im 2. $cfte bie Hummern 1 unb 4; bagegen 
ftnb bic anbern 'nur übertragene ©arnton*£rie$. 



Digitized by Google 



©treu&.Sxto«. — (Slafriercompofttienen. 



347 



Ztyil mit Variationen). $ie ©äfce finb faft alle ameitt;eilig, 
bie erftc Violine reich figurirt; oortheilhaft hetoortretenb finb 
bie Hummern 1—4, 7—9, 13, 14, 16 unb 18, obmohl §apbn'ä 
Gigenthümlichfeit f)\tx nur erft angebeutet ift; »ergebend mürbe 
man fcier nach ähnlichen überrafa)enben 6äfeen fuchen, roie fte 
bie Quartette bieten; ber SIbflanb ift bebeutenb unb lä&t ben 
Söerth unb gortfchritt bet lefcteren erft recht erfennen. 

Von einem näheren eingeben in bie 6. 230 ermähnten 
Xxioä unb in mehrere anbere 6erien müjfen mir ^ier Umgang 
nehmen; fie mürben uns in einen ermübenben Irrgarten führen, 
beffen äöege ju oerfolgen bei ber geringeren Vebeutung biefer 
fleineren Arbeiten faum ber 9)cühe »erlognen würbe. 

§apbn fchrieb auch ©treid)=S)uette, bie aber in fpätere 
3a^re fallen, bod) fei fd)on ^ier bemerft, bafj bie meiften ber 
im $)rucf erfchienenen ©erien ju 3 unb 6 Duetten nur 2lrrange= 
mentS aus toerfchiebenen Söerfen $avbn'a finb, baß mir jeboch 
in ben, in ben 70er Sauren componirten, mieberfmlt unb noch in 
neuerer fyit neu aufgelegten 6 Violinfoli mit Violabegleitung 
mirfliche Driginalmerfe befifccn. 

. : — 

$)aß fich §apbn in ber erjten t)icr in grage ftehenben 
Sebenäepoche als (Slaöiercomponift ungleich langfamer tnU 
midtelte, als in ben oorermähnten pchern, bemeifen bie uns 
aus jener Seit erhaltenen Glatnerftücfe ieber 2lrt hinlänglich. 
2luS ber früheren 3eit befifcen mir f leine Sioertimentt , Varia= 
tionen, 6onatinen; etmaS fpcjter folgen größere ©oloftücfe unb 
(Soncertinen mit Vegleitung unb enblidj einige ©onaten, £rioS 
unb Goncerte. @s finb faft burchfchnittlich ber Ausführung unb 
bem StuSbrucf nach anfpruchSlofe 3)iufifftücfe, bie feine Waty 
folger toon Vebeutung atmen lajfen. ©ine größere Slnjahl 
mögen außerdem oerloren gegangen fein, inbem fie in ben 
Rauben ber ©$üler blieben, für bie fie, bem augenbli<fliä)en 
Vebürfnijfe genügenb, gef abrieben mürben. 2Bir muffen aud) 
^ier im Sluge behalten, maS $u gleicher 3eü im (Slatrierfache 
erfchienen mar, benn fid^crlid^ mirb &atybn, fo aujjerorbentlich 
angeregt burch Vach'£ ©onaten unb fpäter bod) aud) in ber 
£age, fid) manche ber angezeigten Söerfe, }<hon beS Unterricht* 
falber, aufraffen $u fönnen, fi<h bemüht fyafon, feine Äenntniffe 



Digitized by Google 



348 £a$bn'fi (Sempoftttoiten bis jum Safcre 1766. 

audfj nacf) biefcr Stiftung ju erweitern. 2öenn mir auf£ @e* 
rat^e»ot)t uns im 3a£re 1763 umfefjen, um su erfahren, toa* 
benn eigentlich ju jener 3eü von Glamerroerfen 3ebermann jus 
ganglia? mar, fo finben mir unter ben angereisten ©onaten 
außer $Ba$ u. a. bie Tanten 6^. ©igm. Sinber (4 ©erien fcon 
je 6 Hummern), (geliert), gtoeco, gritfdh, ©aluppi, ©ebel, 
©erfteuberger, ©räfe, £arrer, §ärtel, £affe, „©iufeppe §a^ben" 
(1 Divert. per il Cembalo Solo, A=bur %, baS erftemal, ba& 
§apbn genannt nu'rb), §einichen, §urlebufch, 3- & $rebä, 
3Jiarullo, 9iia>lmann, ^efcolb, bie beiben 9toüV, ©djjaffrath, 
6a>tbe, Umftabt, ©chobertl;, Söagenfeü in 2öien u. f. m. 9Äit 
^erjetten finb genannt: Reichert, SRoeHig, Söagenfeil. 2Jltt 
Goncerten (meift mit 2 Violinen, SiolonccU unb löafe): 2lbam, 
Slgrell (12 Sümmern), 33enba, ©inber, SBirf in SÖien, görflcr, 
©raun, ©runer, „§apben in Vienna" (II Concerti mit 2 3?io= 
linen, ^iolonceU unb Safe, C= unb F-bur), §omiliuö, 3eut<hen, 
Äirnberger, 3)lattr)ieHi in Söien, 3Jlo^>ren^eim , 3°f- fiepet, 
©. 6tepf>ani, Sßagenfeil (12 Hummern), äöiebner u. IL — 3)afc 
§avbn'S gleife unb Talent ihn auch t)ier fchUcfclich ben rechten 
2Öeg finbeu lieg, bemeift jebc neue g-olgc feiner ßlaüicrmerfe. 
3coch in bie legten 60er %a\)Tt fallen einige ber befferen ©onaten 
unb mit benen aus ben nächften sefyn 3ah*eu, bie breimal eine 
©erie oon 6 Hummern aufmeifen, Ijat er uns bereite fo fern- 
nolle ©tücfe geliefert, ba& fic feitbem in unzähligen neuen 2luf; 
lagen erfreuen unb noch heutzutage $u benen gejault merben, 
bie ben ©runbftocf ber tlaffifchen (Slamcrliteratur bilben. 2öa* 
bie frübeften Söerfe betrifft, mutzen mir, uns nur nach ihrer 
fpäten Veröffentlichung tyaltenb, iu ber Seitbeftimmung ihre* 
@ntftehenS jur größeren §älfte irre gehen, menn uns, ^tebft 
ihrer an fta? nicht 311 oerfemtenbeu 6a)reibmeife, nicht bie 
oorhanbenen $bfchriftcn unb einige Slutograph* bie ©adE)e er= 
leichterten, £apbn ift in feinem Äataloge aua) in ber Slubrif 
ber (Slaoiermerfe nid;ts meniger als ooUftänbig, boch tjat er 
hier, mit menig Ausnahmen, mehr als foitft bie SBerfe früherer 
unb fpätcrer ©poche getrennt unb bei erftereh mit merfmttrbiger 
streue fogar einen Zfycil ber unjroeifelhaft frül;eften unb f<^roäd^= 
ften Hummern, bie nicht einmal in 3lbfd;rift erfreuen maren, 
ebenfalls aufgenommen; möglid), ba& i^m biefelben als bie be* 
fa)eibenen Anfänge feiner fünftlerifchen l'aufbalm lieb unb mcrt^ 



Digitized by Google 



4 



• (Sla&iercomi>ofUi(fncn. 349 

« 

geworben tvaren. Die Verlegungen einjclner <2äfee, nic^t nur 
in ein unb bemfelben XonftücT, fonbent au$ in Srausponirungcn 
nadj anbem «Stücfen, bereiten au$ ^ier mitunter fqft peinliche 
Verwirrung. 3n ä^nü^er Söeife bat §abbn fpäter fclbft bei 
größeren unb ganj vertriebenen 2öerfen ein unb benfelben 6afe 
tvieberbolt benufct. 28emt man von ben Heineren Grftting> 
tverfen abfielt, finb nat>e$u 50 noeb vorbanbene (Slaviertverfe * 
naeb £avbn'3 eigener Veftätigung in bie 3eit bis 1766 $u fefceu, 
unb ivoax: 20 ©oloftücfe (barunter 11 Sonaten, 7 Divertimenti 
. unb 2 SSariationenbefte); 18 ßoncerte, Goncertinen, Divertimenti 
unb 1 Partita; 7 Serjette (6 £rio3 unb Divertimenti unb 
1 Capriccio). 

33 ou bieten 2öerfen finb no<b b^ute im Dru d vorbanben 
6 Hummern (4 ©onaten, 1 £rio, 1 vartirteS ^b^nia); in 2lb= 
fa)rift veröffentlicht tvurben 23 Hummern; 14 Stücfe finb nic^t 
vcröffentlicbt, aber im 9Jtanufcript vorbanben unb meiftenä aueb 
bei gavbn angefübrt; 4 Sümmern liegen bis jefct inSlutograpb 
vor 1 (Goncert unb 1 ßoncertino aus bem 3abre 1760, 2 DU 
vertimenti mit Begleitung aus bem 3abre 1764). 

« 



Diefe, tbeilS veröffentlichten, tl;eil3 no<$ vorbanbenen, ver= 
loren gegangenen ober von §at)bn niö)t anerfannten (Slavicr= 
compofitionen finb in nacytebenbem Verjetcbniffe überfiebtlicb 
$ufammengeftettt. 

©oloftüäe. 

9la<$ ber Reihenfolge in'^rettfopf« t&ematifäem Äatalog. 
1763. I Divertimento, A=bur %, 

1766. V Soli, 1. G=bur C, 2. G=bur %, 3. Cbur 2 U, 

4. F=bur 5. D.-bur 8 / 4 (^ir. 3 ging verloren). 

1767. V ©onaten, 1. C--bur %, 2. G^bur %, 3. A=bur %, 

4. E;bur 7 4 , 5. D~bur */ 4 (^r. 1 unb 2 gingen 
verloren). 

1767. VI Scherzandi aecomodati per il Cembalo (fie^c <£. 186). 
1771. Minuetto eon XX Variazioni, D*bur 3 4 . 

^ußerbem n ü : $a$bn'a Katalog. 

X Divertimenti, von benen 8 verioren gingen. 



Digitized by Google 



350 



§apbn'« Somjjofttiottttt fei« jum 3aT>re 1766, 



£er$ette (mit SMoline unb SHotonceß). 

Wad) ber Reihenfolge in ©reitfopf« t$ctnatifd?etn Kataloge. 

1766. IV ierjetti, L F=bur %, 2. GnuoH C, 3. C=bur C, 

4. Esrbur C (^r. 3 oon §a$bn ni$t anerfannt). 

1767. I Serjett, G^bur »/», »ort $at;bn nid)t anerfannt. 
1769. I Eerjett, B^bur C, ging oerloren. 

1771. IV Sttoertimenti, L D^bur %, 2. D=bur % 3. A*bur *U, 
• 4. E;bur % (9tr. 1—4 gingen oerloren, Mx. 2 t>on 
§apbn ni$t anerfannt). 

(Soncerte nnb $iöerttmenti. 

9la# ber 9ieit>cnfotge in Qrettfepf'e Äataleg. 

1763. II (Soncerti mit 2 SBiolinen, SHoIa, Saß, 1. C=bur % 
(in §atybn'3 Katalog aU Drgelconcert bcjeiäjnet), 
2. C=bur C ging verloren. 

1766. III Goncertt, L F^bur */ 4/ mit 2 Violinen, Stola, 8a|j, 

2. Fsbur mit Biotin princ, 2 SBiolinen, Siola, 
Safj, 3. Obur C, mit 2 Biotinen, 2 gftrnet ober 
trompeten unb Raufen ad lib. unb 93afe. 

1767. II Goncerti, 1. D^bur C/ mit 2 Violinen, «iota, Safe 

(&at>bn'e Katalog), 2. G=bur */4/ mit 2 Violinen, 
2 Violen, SBafj. 

1771. III Goncerti, i;C=bur 2 / 4 ging oerloren, 2. Obur C mit 

2 Violinen unb 93afe (toograpty, Goncertino 1760). 

3. F=bur C mit 2 Statinen, Coletta unb Safe, 
2 Börner ad lib. (§aöbn'3 Katalog). 

1772. I Goncerto, C=bur C, mit 2 Violinen unb 33afj. 

1773. I Sioertimento, C^bur %, mit 2 Violinen unb Safe (to 

tograpt) 1764). 

1774. I Spartita, Es^bur 2 /4 , mit ^iolinfolo, 2 Violinen, 8iola, 

SBafj, ging oerloren. 
1774. I Partita, G^bur C, »on §a»bn nidjt anerfannt. 

Shifjerbcm na«$ $apbn'ö Äataleg. 

I S5ioertimeuto, Obur mit 2 Violinen unb Safe. 
3n auögefd?rie6enen Stimmen im Gtftnftabter 2ttnfifar($i&. 

III Sioertimcnti mit 2 Biotinen unb SBioloncett, 1. C=bur 
%, 2. Cbifr 3. F--bur C- 



Digitized by Google 



<Slafcicrconn>oftttonen. 351 

2ßir folgen nun bcn ei^elnen Hummern, infofern fie 2(n* 
lag $u SBemerfungen bieten. 

Solojtücfe. 

1763. (Sin breifäfcigeS, fdjon früher ermähntes Sioertimento, 
bie erfte £apbn'fche Gompofitiou, bie man öffentlich anzeigt 
finbet unb bie fi<h in Stbfc^rift noch auf ber berliner #of; 
bibliothef erhalten hat. S)er inftruftioe 3mecf biefer Arbeit ift 
unoerfennbar. $)em frifcheu Slllegro folgt ein 2Renuett, A=bur, 
ber — ein feiteuer gall — in einer ber nächftgenannten 9tum; 
mern als $rio in ÜJioll mieber erfcheint; ber lefete 6a§, ^refto 
%, entfpricht bem (Sharafter beS erften 6afceS. 

1766. V 6oli. S)ie erfte Kummer, G=bur C (£apbn'S 
Katalog -ftr. 17), erfaßten als 6onate in ©reitfopf unb §ärtel'S 
oeuv. comp]. Cahier XII, 9lr. 2, in ber neuen @onatenauSgabe 

• 9lr. 21. 12 3^r Sau ift einfach unb Har unb macht fie noch 
heut5ittage $um Unterrid;tS3roecfe empfedlenSmerth. Kummer 2, 
G=bur 2 / 4 , finbet fid) als 2)ioertimento nur noch tjanbfc^riftlid) 
auf ber ^Berliner ^ofbtbliotfyef. 2lu<h biefeS fehr furj gehaltene 
$)ioertimento (ber lefcte 6afc jählt nur 24 £afte) fonnte mot)t 
nur für ben früheften Unterricht beftimmt getoefen fein, ftt- 
merfenSmertl; ift ber erfte ©afc, ber, nach F = bur tranSponirt, 
als britter 6afe in ber hier nadjfolgenben Kummer 4 lieber 
erfcheint. Siefe Kummer hat fich in Slbfchrift auf ber berliner 
£ofbibliothef erhalten unb §n>ar als ©olo unb als £er$ett; baS 
©olo ift bretfäfcig; im Serjett fommt noa? ein 2lnbante hinju. 
es ift bieS bie fo eben ermähnte Kummer mit bem nad; F 
transponirten ©afc unb bem meiter oben bezeichneten Menuett 
in Sur, ber hier als Xrio in ÜRott mieberfehrt — eine Gorn^ 
binatton, bie bemeift, mie fehr fxch bie gäben ber £ai;bn'fchen 
(Sompofition mitunter oermirren. Sie 5. Kummer, D^bur 3 / 4 , 
ein Anbaute mit fünf Variationen, ift ebenfalls in Mbfchrift auf 
ber berliner 33ibliotl;et 2lud; mit biefen Variationen ift lebiglid; 
bem Schummerte ein Opfer gebrad;t. 

1767. V (Sonaten. 3llS ©rfafe für bie oerloren gegangenen 
erften jtoei Dlummeru liegen bagegen bie folgenben brei im Srucf 
jur §anb. ©tc erfd;ienen fchon in ben oeuvr. compl. Cahier XI, 



12 eitolff, $oüc tii. 33, %nbxi 9fr, 21. 



Digitized by Google 



352 §at)bn*s GentyofUtenen bi* jum 34re 1766. 



9ir. 11, 12 unb XII, 9ir. 3 unb in neuer 2luägabe bei SBrcit= 
fopf unb gärtet aU s Jtr. 33, 34, 22. 1S ©ei ber feierten Sonate 
mar übrigens «papbn in ber Veftätigung felbft fd)n>anfenb. <per-- 
t>or$uf)eben ift in Kummer 3 in tyarmonif^er Vejiebung ba3 
£rio, A=moH; in Kummer 4 ber Menuett fammt £rio unb bae 
necftfa> ginale von e$t §avbn'fd;em §umor; in Kummer 5 ber 
ernft gemeffene erfte Safe mit feiner organiföen Dur^bilbung 
unb formellen 21brunbung; au$ baS £rto, D^mott, i)<xt vor- 
miegenb emften ©f>aratter, roctyrenb im munteren ^refto bie 
frobc fcaune mieber bie Oberfymb getotnnt. 3n §aöbn'3 Rata-- 
log ift übrigen« nur bie lefete Kummer feerjei^net. 

1771. 3Jlenuett mit Variationen/ 3n §abbn'ä ßatalog finb 
20 Variationen' angegeben; in bcn oeuvr. compl. (Vreitfopf unb 
gärtel) Cahier IV, 9tr. 7, finb beren 18, cbenfo in ber golle'- 
fcfyen 2lu£gabe (32r. 40). Ärtaria gab bie „Arietta" mit 12 Va= 
riationcn fyeraüä; unter biefen ift 9lr. 9 in ben vorgenannten ' 
2luegabcn niä)t enthalten. Dtefe Variationen finb einfache, me= 
IiSmatifd&e $f?emaverjterungen, bie miebcrum nur einen inftruf; 
tioen 3 lpe ^ verfolgen. 

X Divertimenti, in £avbn'£ Äatalog verzeichnet unb von 
il;m aU früfye Arbeiten anerfannt. Die no$ in 2tbfd)rift er : 
Imltenen jmci Hummern, C^bur 9 / 4 unb D^bur C/ bcfinben }i<$ 
im 2lrä)iv ber ©efellfd;aft ber SÄufttfreunbe in 2öieu. Giner 
ber äRenuettä in ber jmeiten Plummer ift Fiera cli Venezia be^ 
titelt. 2tu$ biefe ©tücfe tvaren olme Steifet nur für angefjenbe 
6$üler gefd&rieben. w Unter ben verfallenen dummem, bereu 
Slnfangetafte menig verfpredjeu, ift jebo<$ ber Verluft be* bei 
ipavbn unter Diummer 3 angegebenen Divertimento 3U bebauem, 
ba fyter ba* £fyema (unb biefeS ift bei §avbn faft immer für 
ben Söertb eine* £onftüde3 entfdjeibenb) ettvaS VeffercS ver; 
fpricfyt. gür ben gaU, bafe fidb biefe Kummer irgenbtvo er; 
Ratten fyat, fei fyier ber 3Infang (urfprüngli<§ im 6oprarif$lüjfel) 
angegeben. 

— r 

13 titefff, $ofle 9tr. 30 f 31, 34; «nbr* 9lr. 81; 34, 22; ferner er 
festen Wr. 34 u. 22 bei $eter«, Cahier II, Dix Sonates faciles, Dir. 17 u. 14. 

14 Tie berliner $ofbibliotbef beft&t aufjerbem in «bförift no4 mehrere 
letcfcte £h?erttmenti , bie aber rreber bei §apbn netb fonfl irgenbwp »er« 
jeic^net ftnb. * 



Digitized by Google 



eiatotercompofuionen. 353 




Serjettte. 

176G. IV £er$etti. 9tr. 1, F = bur %, befifct bie berliner 
§ofbibliotfyef in 2tbf$rtft. $5ie Biotine ift im erftett unb streiten 
©afce bem Glatrier ebenbürtig; 9ia($a^mungen, &u$taufdj in 
SNelobien unb ^ßaffagen geben benfelben ein beroegtee ©piel; 
aU lefcter 6afc folgt 9ftenuett unb ein ungleia^ längere^ £rto. 
9lr. 2, Gsmott C, ift in ben oeuvr. compl. Cah. X, 9ir. 5, 
bann neu erfa^ienen unter 9ir. 16 bei 5keitfopf unb gärtet, 
§otle unb 2tnbrc\ S)iefe3 £er$ett fyält in atten brei ©ä'tjen ben 
(^arafter beftimmter (sntfa;iebenfyeit feft. 9ir. 3 mit feinem 
niajtäfagenben S^ema $at £at;bn nidjt anerfannt. Dir. 4, 
Es^bur C, ift in §aöbn'* Äatalog aU SHoertimento mit ©c= 
gleitung t>on Violine, 2 Römern unb $a& eingetragen. @$ 
eriftirt nur in »bförift auf ber berliner »ibliotyef (ftatt §ör= 
ner finb 2 Violen). $>iefe Kummer stylt ju ben f a?tt)äa)eren ; 
e* fejlt bie nötige ©in^cit unb 91tye unb felbft ber ©a)lu&fafc 
entbehrt ber an §atybn getoofjnten ©ebrungetyeit. 

1771. IV 2)ioertimenti. «Halbem «Rr. 1 unb 4 üerloren 
gingen unb 9ir. 2 fcon §atobn nia;t anerfannt tourbe, bleibt 
nur s Jir. 3, A=bur *U, ju ertotynen; eä ift aU Capriccio be= 
jei^net unb aU foldjeS in Csifenftabt unb in ber 3^ ta wer 
©ammlung oorbanben. Sie brei ©tye (Äffegtctto , SDlenuett 
unb Sltlegro) eilen auf glatter Dberfläa)e leidet bafyiu unb ift 
befonberä ber erfte ©afc mit Saufen unb fleinem Qimati) reia) 
auägeftattet. 

Goncerte unb ©ioertimenti. 

2Ba£ §aubn'* Glatriertoerfe betrifft, oon benen fämmtlia) 
oben angeführte Hummern in bie 3^it bte 1766 fatten, genügt 
es, biefelben fummarifa) ju befpred&en, benn fte erbeben fia) toeber 
burä) mufifalifdjen ©ebalt noa) bura) 6pieltea)uif ju mefent-- 
lia?er SBebeutung. £>cr größere 3#cil fear oon SBreitfopf, oon 

Vo\)l, tfapbn. X. 23 



Digitized by Google 



354 



$at)bn'ö Cempoftttonen bt« jum 3afae 1766. 



SScftphal in Hamburg unb £raeg in Söien angeseigt, boch feine« 
beriefen erfd)ien je im $rucf, nrie fidh ja felbft t>ou £apbn'* 
Jätern (Soncerten nur smei, in G- unb D^bur, biefee SBortheil* 
erfreuten; unb auch *>on biefen erlaugte nur lefctere* mit feinem 
lebensfrifd)en ginale unb ben ungarifchcn änflängen befonbere 
Beliebtheit, fo ba{$ e* fogar häufige Auflagen erlebte. 2trtaria 
fünbigte baffelbe 1784 auäbrücflid) mit bem Beifafce an: „£a* 
einige (5lat)ier=(Eoncert §apbn'*, ba* bi*her im ©tiä) erfc^ienen 
ift." Bo fefjr and) beibe Goncerte bie früheren überragten, 
tonnte boch „Gramer'* 3Jtaga3iu für ajlufif" (1786) bie %o 
merfung nicht unterbrücfen : „9)ton mirb jcfct faft ein menig 
mi&trauifch, ba* alle* für §at;bn'* Arbeit auszugeben, n?a* in 
feinem tarnen herauskömmt." G* maren bie* bie legten Gla* 
oierconcerte, bie §apbn componirte unb gerabe in biefer fyit 
übernahm e* 9)tojart, burch eine $cihe herrlicher Schöpfungen 
biefem De * Glaoierltteratur eine gans neue ©eite ab; 

jugeminnen unb alle feine Vorgänger barin $u überflügeln. 
£aubn aber fd)uf oon ba an feine fchönften ©olofonaten unb 
£rio*, mit benen er über ^Jtojart ^intueg, mitunter feibft an 
©ecthoüeu fid) anlehnte. Unb baju trug namentlich au $ ^ cr üors 
gefchrittene Gtatrierbau bei, benn ein gute* 3nftrument mar £aybn 
fo unerläßlich, bafj er fich, um neue Aufträge m erfüEen, eigen* 
bie beften (Slaoiere bei feinem Liebling, bem DrgeU unb Glamer= 
macher Sßenjel ©chan§ au*fuchte. ©o fchrieb er im 3ahrc 1788 
an 2lrtaria: „Um 3h*e 3 Glabier=©onaten befonbcr* gut 3U 
componiren, mare ich gelungen, ein neue« gorte=$iano ju 
laufen." 6« liegt ein mcrfroürbiger Gontraft in bem mufifa= 
lifchen Söerth biefer zahlreichen Goncerte unb ben boch gleich- 
seitig cntftanbencu Quartetten unb ©ymphonien; e* beroeift 
Und bies, baf* ba* Glatrier au unb für fta) §apbn'ä ^ubimbucu 
lität meniger jufagte, beim auch in feinen fpäteren tywoxz 
ragenben Herfen ^at er nicht eigentlich eine neue Sedmif ge^ 
fchaffen; ihre SSorjüge beruhen ioeitau* auf ihrem mujtlalife)en 
$ern. 60 oft er aber in* ©ebiet bcr größeren ^arabcftüde 
flreifte, trat fein eigene* 3d) berart jurücf, bafj er hier faum 
ju erlernten ift, unb biefe berebte Grfcheinung mu<$* in bem 
3)iaBc, al* er bei einjclnen Gonccrten fich iu* Ungebührliche 
au*breitete, benn unter obigen Hummern befiuben fiel) einige 
oon ungewöhnlicher 2lu*behnung, mie fie bei §apbn fonft nir= 



Digitized by Google 



Sfaeicrcompofittoncn. 355 

genb* oorfömmt. Slltmobifche Saufe unb 3ietrathen, ^arpeggirte 
21ccorbe unb Ucberfchlagen ber £änbe laffen manche Säfce faum 
ein Gnbe fmben; fo jählt 3. 93. baä erfte ber 17G7 erfdjienenen 
(Soucerte 652 £afte (lefcter Sa$ 387), baä $u?eite (Soncert 
G17 Safte (crfter Safc 323). Die Begleitung greift bei einigen 
(Soucerten tüchtig ein, tritt in ben Xuttis orcheftermäfjig auf 
unb oerftärft Üflelobie unb Harmonie, jutueilen aud; mit beut 
Soloinftrament imitatorifch lucehfclnb; Surdjfüfyrungatljcile fom= 
meu feltener oor, ber $toette Xfycil eincä Safcc$ beginnt tüie ber 
erfte mit bem §auptthema, natürlich aber in ber dominant ber 
£aupttonart. Unttcrfennbar 3eigt fich ,<patybn'S ängftlid;e$ geft= 
galten an ber oon P;. übernommenen Wartung, ber 

er noch uic^t £err geworben, bereu Borsüge er aber toeit oor= 
theilhafter unb rafdjer in ben Solo* unb Serjetten unb auf 
bem (Gebiete ber Streichquartette unb ber Sumphouie 511 oer-- 
merthen iüu&tc. G* ift geurife nicht ofmc Bebeutung, bafc §atybn, 
ber boch in feinen Äatalog felbft bie unbebeutenbften 2)ioerti- 
menti aufnahm, oon feinen (Soncertcn nur üier Hummern an= 
führt unb loieberum in unbegreiflicher Sööeife gerabe fein beftes, 
ba* erwähnte in D^bur, fcergi&t. 

Sämmtliche (Soncerte unb (Soncertinoä ftnb breifäfeig (ber 
langfame £afc in ber Witte) — eine gorm, bie fchon oon 
Seb. Bach al* uoUftänbig ausreichenb für ben Qmd cum 
(Soucertftüde* feftgcfyalten unb biö auf ben beutigen Sag al£ 
Örunbfafc beibehalten lourbe. 3 U ^ Begleitung bleuen, nrie oben 
eru?äl;ut, meiftene 2 Biolinen, Biola unb Bafj, nur ausnahmt 
Keife treten §örner ober Srompcten unb Raufen ad Hb. biuut. 
Gin ein$ige*, eben fall* fcfjr umfangreid;eo (Soncert (fiebe 1760, 
^r. 2) l;at s #rincipaUBioline ; (Staiuer unb Biotine toca)feln in 
^affageu, $um Sheil imitirenb, bie Begleitung ift rcidjer al* 
geioofmlid; aufgeführt. 

Sic Goucertiuo* ober JDioertimenti fdjeinen fämmtlid) für 
jarte Samenhänbe jur Hebung im 3ufammenfpiel gefchrieben 5U 
fein. Sie alle haben jur Begleitung 2 Biolinen unb Biolon^ 
cell; biefe Stüde finb benn auch oou fleinem Umfange unb echt 
§atybuifch; alö 3JZittclfat} bient regelmäßig ein äRenuett fammt 
Srio, beibe in türjeftem 3ufchuitte. — ^icd; ift be* erften ber 
oben angegebenen (Soucerte |it gebeufen, ba e* in <pavbn's 
Katalog als Concerto per lorgano bejeid^net ift. (3m Guttourf= 



Digitized by Google 



356 



§ai?bn'S (Sompofttioncn bis jum 3abrc 17G6. 



Äataloge ift l>cr Öeijafc: „e ancora altri due Concerti per 
rOrgano in C.") 2tuo? biefes Goncert ift fefyr umfangreia) 
(533 Safte). $em erften Safcc, Allegro raoderato, folgt ein 
ßargo; ber ed&tufj, Allegro molto, ift jireit^eilig. £>er 6til 
biefer 6äfce fyat mit fird?lta>m Gbarafter nia?t* gemein; es ift 
ein Goncert n>ie bic anbern nnb fonnte fyöajftcnä als 3iaa?fpiel 
am ed&lnfe bes ©otteäbtenfte* gebient baben. §aubn'a @igem 
fd;aft als Drgelfpieler lägt fidj au* biefem Goncert cbenfo mentg 
entnehmen, ale au* ber obligaten, fo rec^t im ©efd&madc ber 
bamaligen 3^it, bebenflta? Meierten Drgelbcgleitung feiner 
Es^biir^ÜKcjfe nnb ber f leinen fefyr beliebten B-bnr^ü)ieffe. 



@d erübigt ttttä noa), £a»bn'* ® ef angeompojittoneu 
nafyer fennen 3U lernen nnb ba Ijabcn nrir $unäd>ft feiner früfyeften 
Arbeit, ber (Seite 123 ermahnten 9Äeffe $u gebenfen. 16 6ie 
ift, nrie tovt gefefyen tjaben, für 2 conccrtirenbc Sopranftimmen, 
oierftimmigen §t>or (6opran, 2llt, £enor nnb 23a&), 2 Violinen, 
ßontrabajj nnb Orgel gefegt. §apbn fcfyrieb fic einer JJett, 
in ber er noa; ofync mefentlidjc 93etyülfe auf* ©cratfjeroofyl im 
Sottfat fojufagen fyerum uagabunbirte, glürfliety, n?enn er Seite 
für (Seite mit 9ioten ausfüllen fonnte, üon bereit 9Ud;tigftettung 
er fi#- felbft feine SReä>nfa?aft geben fonnte. 6o unbefangen 
mie biefe 3ugenbarbeit, bie man in jeber §infid)t mit Qntereife 
nnb 9tütyrung betrauten mirb, l?at §a»bn tootyl feine ©efang; 
compofition mefjr gef^rieben; toenn aua? eben erft in* 3üng= 
lingsalter getreten, fear er in feinem Gmpfinben bod) noa) ba« 
unfd&ulbige tfinb, ba* in ber Anbetung ®ottc* in reinfter 
grömmigfeit ba frenbig auflauft, too ber reifere 3Kann f$ulb; 



15 (Sine 2Wenge ber $abbn jugcfdutebciien 332cffcu finb apofrppb; fein 
tbematifdjer Katalog nennt 15, es ftnb aber in 2Birflid?feit nur 14, benn bie 
Heine Orgclmeffe ift 3n>eimal berjeittynet (unter SRr. 4 unb 13), ba« crftetnal 
mit ben 2 fcnfangstaftcn, ba« jtocitemat mit bem 3. unb 4. £a!tc beginnenb! 
5>a& bie erfle SDteffe in Partitur (b. ©ingftimmen unb ausgetriebener 
Orgelbeglettung) bei 9ioöctto in Conbon als Rr. 11 ber ^abbn'föen 3flcffe 
erföienen ift, rourbc fcb>n bemerft. 25iefe Ausgabe ift na# einem 9Nfc*>t. beS 
R*. C. 3. Vatrobe toerfertigt, bot^ fmb barin in ber (stimmfübrung manche 
ftenberungen vorgenommen, bie gar ju offenbar grammatifaliftben gebier t>cr 
beffert unb bie 2 concertircnbcn ©otoftimmen uereinfaty. 



1 



Digitized by Google 



@cfattgcomj>efttionen; erfk SKeffc, 



bewußt ooü föeue unb $5emutb oor bem Mmädjtigeu iu bie 
ßnie ftnft. Oft genug mag ber jugenblidje 3Jtufifer aubere 
Xonfefcer um bie ©abe beneibet tyaben, ben ©otteSbienft iu 
£öneu oerberrlia?en ju fönnen. 3e|t madjte er fid) felbft au bie 
Arbeit, nad) feinen inbimbuellen ©efüblen ben Schöpfer ju be= 
fingen; je weiter er aber in feiner Aufgabe vorwärts f abritt, 
befto lebhafter mag ibm im ©eifte an «Stelle feiner eigenen 
^erfon eine oon ber §errlia)feit ©otteS begeifterte, freubig be= 
wegte ei;riftenfd)aar oorgefdjwebt baben. greube, innigfte greube 
befeelte ibn unb maa?te feinen ©efang fd)neUer unb fäneller 
fließen unb manches ernftere Xejtwort würbe im Taumel mit 
fortgeriffelt. $)aß er bamit bie redete 21rt ju ©ort ju fingen 
träfe, war er eben fo feft üüerseugt, als er fid) bewußt war, 
ju ©Ott ja aua) auf bie rechte 5(rt beten $u fönnen — eine 
2lnfid>t, mit ber er als 3)iann einen £unftjünger abfertigte, ber 
ibn $u einem Urtbeil über beffen 9Jieffe brängte. 2)em ibm 
fpäter oft gemalten Vorwurf, baß Mieles in feinen Steffen bes 
(SrnfteS cntbebre, trat §av;bn mit ben ÜSorten entgegen: „^a? 
weiß eS nidjt anberS $u maa^en; wie idj'S t;abe, fo gebe id) es. 
2öenn \6) an ©Ott benfe, tft mein §er§ fo ooll oon greube, baß 
mir bie 9ioten wie oon ber Spule laufen. Unb ba mir ©Ott 
ein frbblia) £erj gegeben bat, fo wirb er mtr'S f$on üerjeiben, 
wenn id) il;m aua) fröblid) biene." §at?bn war oon £auS aus 
ein pflidjtgctreuer Äatbolif, ber alles, was feine flirre oorfd^rieb, 
ol;ne ängftlidje Prüfung in @brfurcbt b«wabw; gleidj 3Kojart 
war er beim Gomponiren bcS fo wobl befannten 2JteßterteS boa) 
jebeSmal tief bewegt; er füllte fia) ^«bei in bie 3eit jurütf; 
perfekt, wo er als ©ängerfnabe am Mltax ober auf bem (Sfwr 
feinem Schöpfer biente. $iefelben ©efüble, bie 9Kojart bei 
feinem Seipjiger 23efua)e in biefer £inftd)t ausfpraa), befeelten 
aua) i^n unb noa) nad> ^ottenbung einer feiner legten Steffen 
tonnte er, wie ber braoe SBalbbornift ^rinfter erjagte, „^b^nen 
ber greube unb iHübrung oergießen, baß er wicber ein 2öerf 
ju ©otteS $reiS unb 6bte 5U Staube gebraut r)abe". 16 Söeitere 
Semertungen über $apbn als Äirdjencomponift jener ^periobe 



16 Dr. gr. Botctl}, $a$bn, 9Wojart unb SSeetyctcn'S Äir^enmuftf, 
1866, ©. 62. 



Digitized by Google 



358 



§ap\>n* <5om*>ofttionen bi« jum 3<xbrc 1766. 



üorbetyattenb , in bei uns feine im ÜftanneSalter getriebenen 
großen Ütteffen vorliegen werben, wenben wir uns wteber feiner 
erften $u. 

2öir Oaben bereits erfahren, n?ic febr §aöbn erfreut war, 
als er fein längft verloren geglaubtes (SrftUngSWcrf im ^ofyen 
©reifcnaltcr t>on ungefähr wieber üorfanb; wie bie 9)telobie nnb 
ein gewiffeS geuer barin ifyn aneifertc, trofc feiner angegriffenen 
©cfunb^eit noa? einmal bie geber ju ergreifen, um ber öe« 
gleitung §olj= unb 93laSinftrumcntc uub fclbft Raufen frinju-- 
pfügen. Sttelobic unb jugenblid&cS geuer alfo waren eS, bie 
benfclben ©rei^ überrafc&ten, ber noä) brei Sa^re juüor feine 
le|te aWeffe getrieben tyatte, bie an attelobienreidMum unb 
geurigfeit es mit jebem Söerfe aus <pat>bn'S beften Sauren auf-- 
nabm. Seine erfte Sfleffc bewahrheitet nun allerbingS $apbn'S 
ShtSfpruä). 3)ie beiben Soloftimmen Owingen ftety gleich einem 
^erdjenpaare in bie $öf>e; cS liegt ein wahrhaft fetfer lieber^ 
muth in biefen gesagten tßaffagen, trillern unb $8crfä)lingungen, 
bie fd)on $wei tüchtig gcfchulte Stimmen erf orbern; ab unb 3U 
wechfelt mit Urnen ber Gfyor unb erbebt fld) bei freiließ noch 
mitunter unreifer Stimmführung boa) einigemal ju wirfungS; 
. toolter ^olppbonie ; im Allgemeinen ift jeboch bie ^omepbone 
Safcweife fcorherrfchenb, bie Cbcrftimme bominirt uub 93afj unb 
aJUttelftimme orbnen fich if;r unter. 93ei ben Säfcen, bie größere 
gormen verlangen, reiben am ftchtlichftcn bie Äräfte noch nicht 
au*; auch wirb bei ber gleichzeitigen $ertheilung beS Sektes in 
fcerfdjiebene Stimmen auf ben Sinn ber Söorte wenig SHücf ficht 
genommen. 2)af? an grammatifalifchen gehlcrn fein Langel 
ift, !ann nicht überragen, bie jugenbliche ÄampfeSluft gebt 
aber mit liebensmürbigem (Sifer über alles hinweg. $ie $LUo; 
linen halten ft<h an ftereotupe giguren unb bemühen fich ba, 
wo es ber ftebenbe brauch gebieterifch »erlangt, einen gewiffen 
Ölanj ju entfalten unb mit geräuf^noUcn ÜRoten boch eigentlich 
nichts ju fagen. 3n ber Sluffaffung unb 23ehanblung im 2(U= 
gemeinen fpicgeln ii<h fo recht bie ^ertjorfte^enben Giubrücfe 
alles beffen, was £aubn bis babin als Sänger gehört unb mit; 
erlebt batte unb baS er mit feinen, in ber technischen Arbeit 
noch wenig vertrauten Gräften naa) feiner Art wieberjugeben 
bemübt war. 

lieber bie cin3elncn Säfcc biefer, allenfalls $u einem ber 



Digitized by Google 



©efangcempofttioncn; crjU SDIeffc. 



359 



Heineren gefttage bcftimmten 2Hejfe fei weiterhin noch einige« 
bemerft unb poor bereit 2lnfang$tafte üorausgefchicft 



Allegro. 












1 1 





Ky - ri - e e - lei - son, 
Allegro moderato. 



e 



le - i • son. 



Et in ter - ra pax ho - mi - ni - bus 
Allegro moderato. 



m 



Pa-trem om-ni po-ten - tem fa - cto - rem 



Adagio. Tutti. 




Solo. 



2E 




i 



Sanc-tus, Sanc - tus, Sanc 



Andante. Duetto. 



tu 
















f 













Be - ne • die - tus qui ve - nit 



P 



Allegro. 



•ß — ß" 



— h 



m 



Ag - nus De - i qui toi - Iis pec - ca - ta 
Dona nobis come Kyrie. 



mun-di 



S)aä Kyrie beginnt, bem Jgerfommen entgegen, mit leb= 
haftem 3eitmafe, baä ebenfo toemg als ber Slusbrucf felbft, ber 
Deutung ber ernfien, flehentlichen Söorte entfpricht. ©e= 
meintgluh begann man tyier in langsamem, feierlichen Xempo, 
baS bei bem Christe eleison in lebhaftere 93en?egung überging. 
2lu<h §atobn hat feine fpäteren Steffen mit 2lbagio ober Sarge 
begonnen; nur jtoci (bie helfen- unb bie grofje Drgelmeffe) haben 
jum Anfang 2Wegro moberato, bie (@t. -Nicolai) 3Jteffe hat 
StUegretto. 3n feiner erften afleffe »erben bie Eintritte beS 



DigitizfraDy Goögle 



300 



.fcaijfcn'e Sempofitioncn bis jum Sa&re 1766. 



Kyrie- unb Christe eleison vom ganzen (E(?or gefungeu unb 
hrieberholen bann bic £oloftimmen ihr eleison in länger aus- 
geführten folfeggienartigen ^p^rafcn. 3)ie Violinen treten fyier 
nod) befdjeiben jnrücf. 

3m Gloria geht ber @l;or nach ben vom s $riefter iutoutrten 
Sorten gleich im Xerte weiter ; Sutti nnb Sotoftimmen toechfeln 
nnb ledere bilben gleidjfam ben leisten <5a)mutf, bem ber ßfyor 
befräftigenb entgegentritt. 6ine 3^rlegung in 2lbfdt)uittc je naa) 
bem vertriebenen 6inne ber einseinen XerteSjetleu finbet nidjt 
ftatt; eS ift mehr ber allgemeine SluSbrucf ber ©runbftimmung 
beobachtet; felbft baS als SOUttelpunft contraftirenbe qui tollis 
geht in Gutem 3 U 9 C mit ben anbern Sorten toeiter. S)ie oer= 
fehiebeneu Gmpfinbungen werben (;ier von 2, 3 nnb 4 ©timmen 
gleichseitig ausgebrochen. $)ie häufig als guge benutzen Schluß 
toorte cum saneto spiritu laffen cS bei einem einsigen Slusruf 
betoenben unb julefct ttrirbcln noch beibe Soloftimmen in reich 
pgurirten Saufen it?r Amen, toobei ber Gfcor einigemal mit 
bemfelben 2luSruf fräftig bajtüif^en tritt. $te Violinen Jorgen 
für ben äußeren ^runf unb galten nur bei ben Soloftellen mit 
ihrer Sebl;aftig!eit jurücf. 

2luch im Credo fällt ber (Shor nach ben Sorten beS $rie; 
fterS gleich mit ber gortfefcung beS 9Jief$terteS ein. £ier ift 
beim auch alles bem (Shor jugetheilt unb bie verriebenen 
£eyteS$eitcn vertheilen fich gleich anfangs in bie verriebenen 
(Stimmen; nur vom et incaraatus est angefangen, Ivo Slbagio 
beginnt, fingen alle Stimmen auf biefelben Sorte, tiefer 
äßittelfa^ beginnt F=moll, mobulirt nach Gsmott unb fchlieBt 
beim et sepultus est in B=bur. $)a& fH* e * De m 2luSbrucf tieffter 
Gmpfinbung nicht atläufehr nachgegeben ift, verbient als ein 
überrafcheuber ^orsug biefer, leicht ju theatralifchem Slffeft ver^ 
leitenben Stelle hervorgehoben ju tverben. $8on h^* an tritt 
uneber 3lUcgro ein unb geht alles in gefchloffeneu Sleihen vor; 
tvärtS, jebe Stimme fidj nrieber anberer Xertroorte bemächtigenb. 
$)ie Soloftimmen nriffen ftch für ihr bisheriges Schtvetgen boch 
noch nadj bem et vitam venturi saeculi ju entfehäbigen; ihr 
Amen ift aber nur, 3iote für 9iote, eine Sieberholung beS 
früheren, $te Violinen gehen meiftenS mit ber Dberftimme, 
ber 93afe bilbet burchaus eine fernige, fraftvotte Unterlage. 

Sangfam unb feierlich beginnt baS Sanctus in fräftigem 



Digitized by Google 



I 

©efanacompofttienen; C rfk 2fleffe. 361 



$utti, bem fid) bie Soprane gleid) Stimmen aus höheren 9le= 
gionen in ^übfet) terfdjtungenen ©ängen anstiegen. 33eim pleni 
sunt coeli Bereinigen fid) alle Stimmen in feurigem Slllegro, 
mit bem Osanna in excelsis in breiten Slccorben hell aus* 
flirnjenb. 

$aS Benedictus, ein $uett für bie beiben Sopranftimmen, 
ift oon herjinniger 2iebltd;feit. 9ia$ einem längeren ruhig ge- 
haltenen ^orfpiele tritt bie erfte, bann bie jroeite Stimme ein, 
beibe nun oor$ugSn)eife in ^erjen äufammengchenb nnb naa) 
ber dominant mcbulirenb; nad> furjem 3rcif$enfpiel beginnen 
beibe $ngleich unb teuren in fanfter Steigerung 3um §auptton 
jurücf. GS liegt ein f inblich frommer 2luSbrud in biefem milben 
©efang, ber uns ^aubn'S gemüthSOoHeS $etj öffnet; iuar ihm 
bod; Ijier ©elegenhett gegeben, in fleinem SRahmen 2Öotlen unb 
können auf baS fchönftc ju oerbinben. 3lm Sdjluffe beS $)uo 
uueberholt fiefy baS $orfpiel unb fchliefjt fid) in fyerfömmlidjer 
Seife baS Osanna an. 

S)aS Agnus Dei, in bem ber (Sl)or burc^toeg als piano be= 
hanbelt ift, überrafa)t grabeju burch feinen, ben Söorten ent- 
fprechenben tief empfunbenen SluSbrucf unb nid)t minber bura) 
bie nnrffame tedmifd&e gührung. 3n ruhig gemeffenem 2lccorb= 
loedjfel mobulirt ber Safe na$ G=moU unb r>on ba nach C als 
dominant 3um Schlu&fafc in F=bur. S)er Ghorfafe ift flangoott 
unb namentlich ber $a& fräftig geführt; bie Violinen, fi$ jeber 
3ierrath enthaltend folgen nur ber melobieführenbeu Stimme. 
$la$ bem §altaccorb auf C beginnt baS Dona nobis pacem, 
baS naa? bem dufter trieter 2fleffen bem Xonfafc beS Kyrie an* 
gepaßt ift; mir haben alfo nrieber biefelben Saufe unb Xriller 
ber Soloftimmen, bie hier bem luSbrucf ber ernften SBittc um 
^rieben bienen muffen. 

$on §a»bn'S fpäterem 3*Mafc oon ^armonieinftrumenten 
muffen unr, fo intereffant er ift, für bieSmal abfehen. £)afür 
fei jtoeier fleiner üfleffen gebadet, bie in §anbn'S Äatalog, 
■Rx. 2 unb 5, Bezeichnet finb unb bis jcjjt nirgenbS aufjufinben 
»aren. ©rftere fyat in ^aybh'S Katalog ben 93eifafc: Sunt 
bona mixta malis; Sefctere: Rorate coeli desuper (alfo eine 
Slboentmeffe). gür ben galt ihrer Söieberauffinbung folgen hier 
bie SlnfangStaf te : 



Digitized by Google 




Unter ben Heineren £ir$enftü<fcn toitylen nrir nur bie 
nacbftef?enbcn, fdjon früher ermähnten auä, ba fia) bie Seit ihrer 
Gntfie&ung (bi* 17(5G) fidjer naa)n?etfen läfct. Me übrigen (bie 
fpäteftcu aufgenommen) werben geeigneter in bcn, an bie erfte 
$eriobe iia? anfa)Uefjenben ^abren' unter einem jufammen* 
Staffen fein. 

Sttir nehmen junäa^ft ba* S. 242 genannte Te Deum jur 
.§anb, beffen 2lnfangsta!tc fyier folgen. 

Allegro moderato. 

Te De-um lau - da - rouste Do - roi-num con - fi - te - mur. 

®,i ift für bie üblichen 4 ©ingftimmen, 2 Violinen, 2 Srom^ 
peten ad Hb., Crgel, Gontrabafc unb Raufen gefefct. $er $ert 
ift grabebura) componirt; bie Cbcrftimmc ift metften* bie güb= 
rerin ber 9)Mobie. Wati) bem erften Gfyorfafce folgt baä Tu. 
Rex gloriae als @olo für £enor befymbelt; bei bem Te ergo 
quaesumus tuis famulis tritt mieber ber <£f)or ein, biefedmal 
mit 2lbagto, ba$ aber nur wenige Safte toäfyrt, benn f$on bei 
Aeterna fac cum sanetis tuis gebt ba* tempo in 3lHegro über. 
33ei bem ©afce Per singulos dies benedieimus Te treten ab* 
medjfelnb bie 4 6oloftimmeu auf, merben aber naa? 11 Satten 
beim Hat misericordias Tua 00m Sutti abgelöft unb nun tyebt 
bei ben äöorten In Te Domine speravi eine wofylgegliebertc 
$oppelfuge an, bereu £aupt= unb ©egentfjema (lefctere* bie 
Söorte mit non confundar in aeternum ergänjenb) fid> nrirffam 
r>on cinanber abgebt; M$ jum <Sä;luf)c bält nun oorttriegenb ber 



Digitized by Google 



©cfangconipoftttoncn. Te Deum unb Salve Regina. 



fräftigfte 2Iuäbrud an. $)as ganjc Söerf ift mit einer frifd)en, 
nirgenbä überlabenen Snftrumentation gefätttcjt nnb bilbet ein 
intereffanteä ©egenftüd $u §at>bn'3 grofeem, im tynitb feiner 
Äünftlerbafyn getriebenen, tnel jn wenig beamteten Te Deum, 
• Gbur, für 4 Singfttmmen unb oofleS Ora>fter. 

2öeiterbin baben wir be3 ©. 260 ermähnten Salve Regina 
5U gebenfen, bae mit ben fclgenbcn haften beginnt: 

Tempo moderat o. 



mm 




^ 0 m m r 0 'ßjk^ 


Sopraneolo. 




r S 1 


tTTr ~*~) 


Sal - ve, 


sal - ve, 


L-J ^-J 

Sal - ve Re 


1 ^j- * 1 

- gi - na. 





$iefeä Heine mclobiöfe, für eine Sopram unb 3Utfoloftimmc 
getriebene 3ftuftfftüd ift in 3 Sä^en abgeheilt. 3 m erftett 
fingen bie Stimmen tfyeil* altern, tfyeil* jufammen; bae etwa* 
bewegtere zweite 3äfcä)cn ift au*fa)Uei$lic& 3lltfolo; sunt £d;luffe 
nehmen beibe Stimmen bie erftc, bieSmal abgefür$te 9)ielobie 
wieber auf. Siefc gürbitte an bie gebenebeite Jungfrau be- 
wegt t»on 2 Violinen, SSiolone unb Drgel gehoben, in an-- 
mutigem, Uicfyt anfyrec&enbem frommen ©efaug, fo weia), bafj 
berfelbe weit el;er unter Stalten* blauem §immel entftanben 
fein !önnte. §at)bn $at no$ mehrere ä^ntia)c Stüde, nament= 
li$ ein größere* Salve Regina (G-mott) im 3abre 1771 gc= 
trieben, baa in met;rfa<$er Auflage (juerft bei Sreitfopf unb 
gärtet, bann bei §oUe unb ncuerbingS bei Bieter -Sietcrmann) 
anerfennenbe Verbreitung gefunben f)at. 

G$ folgen nun uoa; 3um Schiffe bie 2lnfang*tafte ber 
S. 244 angeführten Dffertorien, ber gefteantate $ur 2?crf>crr: 
Iic^ung be£ gürften 9Ucolaue ©fter^äjp entnommen unb bura; 
lateinif^e Sejtunterlage 511m fira}lia?en ©ebraua^e nufcbar 
gemalt. 



Digitized by Google 



864 



tytyta'« (Sompo|itionen He }um 3a&re 1766. 



I. Dffertorium St. Joanni de Deo. 9tecitatit> unb $)uett; 2 SSio^ 
(inen, Siola, 2 «Börner, 2 Oboen, s -8af$ unb Orgel. 

Allegro. 





Ac-cur-ri te huncmor-ta-les. 



II. Offertorium. iBierftimmiger (Sfyor, Sopran unb 9llt conc, 
Violine conc, 2 Violinen, 33iola, 2 Dboen, 2 Srom* 
peteu, Söafc, Raufen unb Orgel. 

Allegretto. 



-p=5^ 4 *. 

-K ✓ h t-p 



Plau-8us ho - no - res da - te. 

3n ähnlicher Söeife mürben nod) mehrere ber fräftigften 
(Sfyöre §atybn'$ aus bem ßoncertfaale in bie $irct}e übertragen; 
namentlich gilt bie« oon bcn, einer (Megenl)eit3cantate (1768) 
unb bem Oratorium „25ie 9tücffcbr beS Dobias" (1775) ent= 
nommenen Gompofttionen, bie nod; heute als Dffertorien ^äufig 
unb mit Vorliebe in fatholifdjen Ätrchen aufgeführt »erben. 



Raffen mir bie bisher genannten (Sompofitioucn $ufammen, 
angefangen oon ben unter (Sutbebrungen unb mtfjlichen 23er* 
bältniffen gefdjaffenen ©rftlingetoerfen bc« fia) felbft überladenen 
unbeachteten $unft jünger« bi« ju bem 5lugenblicfc, n>o ber 
^h^tig^it be« nunmehrigen, an ber ©pifee einer treu anhäng: 
liehen 3JiufiffapelIe ftehenben fürftlichen ßapettmeifter« fich eine 
neue glänjenbe Stätte öffnete: fo bürfen mir mit stecht ben 
©entu« bemunbern, ber nach uerfchiebener Dichtung hin au« 
Keinen Anfängen burch gottbegnabete« Talent, jlrenge« prüfen, 
gleifj unb Sluebauer unb nimmerruhenben Xrieb be« 2Jortoärt^ 
ftreben« fta) $um (Sntbecfer neuer Bahnen auffchfoang unb fomit 
einen bebeutfamen SSenbepunft in ber 3ttuftf gewichte h^bei^ 
führte. Starre gönnen belebten fich, ein erfrifchenber ßuftjug 
brachte ben belebenben grühling unb loa« no<$ in ber ÄnoSpe 
fdjlummerte, foHte balb ju herrlicher grua)t (ich entfalten, 
©egenüber ber unerfchöp flicken (SrftnbungSgabe unb ber Sttaffe 
be« Gebotenen (ba« freilich nur oon ungleichem Söerth fein 



Digitized by Google 



ftapeUmetfier SBerner. 



365 



fonnte, benn^atybn t?atte fid; auä ftdS> felbft fyerauSjubtlben unb 
bie neuen 2öegc erft aufjufud&en) muffen mir um fo metyr ftaunen, 
tuenn mir bebenfen, bajj §aobn ni$t eigentlia) raf<§ arbeitete; er 
fagte ja felbft: „3$ manne ein ©ef<$nrinbfcfyreiber,unb fomponirte 
immer mit 23ebäc$tli$feit unb glei&; fol$e Arbeiten finb aber 
au$ für bie Stauer, unb einem Äenner toerrätb ba^ fogleid) 
auä ber Partitur." 17 6s oerrätb fia) biefe* aber au$ bur$ 
^aobn's beftimmte unb ftets fia) gleich bleibenbc feine .§anbfd>rif t, 
bie naf>c nifammcnfyängt mit feiner fonftigen Sauberfeit unb 
^ünftlid&feit. $)iefe 3üge machen mofjl ben ©inbruef mübelofer 
2lrbeit, ber aber in 2öabrf;eit grünbliä)e* ©tubium unb Strenge 
gegen fia? felbft ooran gelten mufeten, benn £apbn fefete bie 
geber ni<$t eber an, bis er ni$t feine Aufgabe bis in» tfletnfte 
überbaut fyatte, batyer aud? bie erftaunlia? feltenen Gorrecturen 
in feinen fyanbf$riftiid)en (Sompofttionen. ©ein SHeic^um an 
Sbeen mar unerfajöpflid) ; eine 3)ielobie überholte bie anbere 
unb jebe bot etmaS 9ieueä. S5enno(f> ging §aobn bau£l;ältcrifa) 
mit ifynen um unb oerfd&leuberte fie nid>t gerne of»te 9iotb. 
Sie* mufjten cinft brei reifenbe 2öaIbf)ormfteu erfahren, bie ge= 
Kommen maren, tyn um f leine Srioä für il;re 3nftrumente ju 
bitten, «paobn fa;lug es ifmen runb ab, inbem er treuljerjig 
ermieberte: „6oldj>e £onftücfe erforbem gute ©ebanfen, biefe 
fpare ia; aber für größere Arbeiten auf, roo ia) fie bann ge* 
tybrig oermenbe unb bura^füfjre." 



9io(§ einmal fommen mir auf SBerner jurücf. JJn ber 
legten 3 e ^ war cr nux no $ öcm %ittl naefy Dberfaocllmeifter; 
tbatfäcfyliä) rufjte bie Leitung bes Dra)efter£ auäfdjlicfjlia) in 
<paobn'ä §anb. 3öerner mar alt geworben, fränflia), mürrifd; 
unb unsufrieben mit ber tym unoerftänbltdjen freien Sttid&tung, 
bie in feinem Drcfyefter ^ßlafc gegriffen fyatte. 3&w, *>em feine 
ortl;oboye £ef;re mie ein unumftbfHicfyeS ©oangelium galt, mufete 
§aobn, ber ibm aufgebrungene $>erfea)tcr leidjtfertiger ©runb^ 
fäfce (benn als fold;e mufjten fie SÖerncr gelten) ein Sern im 



17 @ri«ftnger, «iograpWdjc Moti3«n ( 6. 116. 



Digitized by Google 



306 ÄapcÜmcifier Serner. 

Sluge fein. 18 Schritt für Stritt fafy er ft<$ jurüdgefefct; eine 
junge, faum ber ©dmle entma^fene ©ängerin üerfafy feinen 
©efangepart in ber Stirpe; bei jeber gcffclicfyfeit mar c3 nur 
immer §atjbn, ber 511 bereu $Berl;errlidjung beigejogen mürbe; 
jebeä 3a^r mujjten alte, liebgemorbene 9Jtttglieber ber «Capelle 
fdjetben; jebeä Satyr braute neue @rf$eimmgen, junge SBirtuofen, 
bie ber neuen Setyre nur aUju leidet fnilbigten. ©elbft SSerner's 
Knfe$en toar ber Capelle gegenüber gefdjäbtgt, uaajbem gürft 
•Kicolauä, faum jur Regierung gelangt, ben ®etyalt be$ ^ice= 
fapellmeifter* bebeutenb erfjöfjt tyatte. SRun füllte au$ bie le^te 
Domäne, in ber äöerner jahrelang au^fdjiliefslia) gebot, bie 
Gfyarfreitag^Cratorien, eingeteilt werben. 3 U «Hebern braute 
jefct jeber £ag Äuube »on bem neuen ©ommertoo&njvfce, ben 
fta) ber gürft erbaut unb ber bie Capelle monatelang t>on 
(Eifenftabt fern halten foHte. 3)ad mar $u toiel für ben alten 
9flann. Verbittert unb jerfatten mit fidj unb feiner Um= 
gebung, jog er ftd; in fein 3immcr jurücf unb fudjte tyier — 
bie 2lrbeitsluft allein mar ilnn treu geblieben — in entfagung^- 
ootter Äunftliebe £roft im ©Raffen neuer 58erfe, obmobl er 
faum fyoffcn burfte, fie uod> felbft aufführen ju työren. $a$* 
meiebar entftanben in biefer 3eit (1759 bis 1765) 16 Neffen, 
1 Requiem, 5 Salve Regina, 4 Regina codi, 4 Alma redemp- 
toris. Smmer 3itternber mirb bie §anbfd)rift, immer berber, 
untätiger unb fojufagen oerbroffener merben bie &iia,e. GHeia) 
bem fnorrigcu, raelgcfpaltencn SBaumftrunf, bem baä llnmetter 
bie törone, bie 3lcfte fammt ben legten blättern geraubt: fo 
ftel;t ber 3Ute Dor und. grau unb Äinb maren itym längft ge= 
ftor ben, er fclber fämpfte mit junclnttcubem ©iedjtlmm. Dioai 
einmal läüt er in einer 3fleffc in funftooll oerfdjlungener güfc 
rung bie Stimmen itjre Sitten um Erbarmen, um grieben jum 
Gimmel fenbeu; nod; einmal fügt bie mübc §anb nad) frommem 
33raua)e bem ©#luffe A. M. D. G. bas altgemotynte 3^ictyen 



18 ?e Breton (Notice hiatorique etc.) fagtbagegen: „Werner prit en 
affection Jos. Uaydn, il lui donna des conseils et des legons .... entin, 
il lui ouvrit le sanetuaire de l'art etc. 3(ud) in ber Slflg. SSMencr Sftuf. 
3cititit3, 1820, Stt, 72 n>irb bei ^nfgä^luug ber i>fkrret<$ifcben Scm^rniflen 
Serucr alö „i'ebrer unfere« 3of. §a»>bn" genannt, $apbn (jat biefen ^unft 
nie berührt, cbtoobl er Serner'ö Äunftfcrtivjfcit »oobj ju nmrbigen mußte. 



Digitized by Google 



ÄapelfotcifUr Serner. 367 

bei. M war bie lefcte ÜDteffe, bic Söerner geschrieben; wo(?t 
ergreift er uodj einmal bie geber, aber nur, um bei feinem 
gürften Sdjufe ju fua)en. 2öcld)er 2lrt aber feine Sefdnoerbc 
war, erfahren wir nid)t; feine Grf cfyeütuug follte aua? bier für 
uns im unbeftimmten &ia)te bleiben. 2lu* einer 3 u f$nft beä 
gürften au beu Regenten (©üterbirector) SKafjier, batirt Süttor, 
Cct. 1765, erfe^en nur nur, bafj ber gürft ein ©treiben 
Söerner'ä ni$t ungnäbtg aufnahm, inbem er fdjreibt: „UebrigenS 
lege i$ ^ier beS $apellmeifter3 Söerner ßufc^rift bei; was feine . 
Älagen anbetrifft, werben ©ie biefelben be|tmöglia)ft $u oer= 
mittein fud&en." S)ie 3uf$rift felbft ging öerloren. 

Salb barauf, am 5. SHärj 1766, umftanb bie fürftltdje 
äJtufiffapelle auf bem alten grieb^ofe in Gifenftabt am 93erg, 
hart an ber fleinen (SapeUc, baä ©rab, bas ben £eid&nam ihres, 
jmei £age juttor oerftorbenen Cberfapellmeifterö aufnahm. 20 
©eine Statur tonnte ferner nicht »erleugnen; noch im ©Reiben 
j^tgte er fein 3anusgeficht: ftatt ernfter galten lägt er noch 
einmal in naifrlauntger Söeife ein ätityen feines einftigen §u= 
more fpielen. 3n ben 3eilen feine* Gpitaph (Seil. VI, b), ber 
nun faum mehr lesbaren ©rabfehrift ift jeber ©roll oerfchmunben; 
in Ergebung hofft ber alte 9)lann, bafj @ott ihm bie ju frei 
gefegten SHffonanjen nicht anrenne, bafe er ihn in feinen 
öimmelschor aufnehme unb nicht oerbammen werbe, wann bie 
^ofaune $u ©ericht ruft; ben frommen äßanberSmann aber ruft 
er um ein ©ebetlein an. 

Vergebens fud^en wir naa) einem Stnhaltepunfte, um uns 
bie s Jkrfönliä)fetten biefes eigentümlichen 3)canne£ t-ergegen; 
wärtigen ju fönnen. $on £at;bn erfahren wir hierüber nichts, 
bodf) wirb uns oerfidhert 21 , bafc er bei mehreren Gelegenheiten 
münblich bie 3Serbienftc feines Vorgänger! rühmlichft anerfannte. 
:2UoüS gua>3, ber eifrige &utographen= ©ammler, fyatte felbft 



19 Ad Majorem Dei gloriam. einmal erföeint aud> : Deo ter optimo 
maximo sit laus, honor et -loria in saecula. 

20 1766, Martius, 5. huins sepultus est viduus Egregius Dom. Deus 
Gregorius Werner, famulus Capollae Magister Arcis Kissmartoniensis, 
aetatis suae 65 annorum. (^?farr - SWe^ifter , bem entgegen bic ©rabfdmft 
äÖemer'ö Hilter mit 71 3a(>ren angiebt.) 

21 2Wg. Siener SRttfif. 3citung, 1843, 9fr. 85. 



Digitized by Google 



368 ÄapeUmcifter Scrncr. 

einen eigenbänbigen ©rief §tiqton% in meinem er fid) fe^r bd- 
fällig über einige ßompofitionen Söerner'ä au*jprid)t. §at>bn 
befafj t?on Söcrner'* Gompofitionen 9 lateinifcfye Samentatienen 
mit Orcfyefterbegleitung unb 12 (Sf>arfreitage:Orat orten in Par- 
titur. 2lm ftcfytbarften $eigte fta) jpavbn'* SSereljrung baburdj, 
bafe er aus äßerner'» Söerfen feetye gugen mit Ginleitungen für 
Streichquartett arrangirte unb bei 2lrtaria in ©tia? t)erau#: 
gab. 22 — Söerner'e Stil bewegt faft au*fa)lief3lid; in ben 
fünften be* Gontrapunftes unb ftel;t burcfyau* felbftftänbig ba. 
(sin Anleimen an anbere 3Jieifter ift nirgenb£ bemcr!bar unb 
obroobl mand)e ©teilen einen Anlauf in etwa §änberfd)er ober 
$8ad)'fd>er SHic^tung nehmen, fann man boa) oou feiner 9iad); 
a^mung fpredjen; e* ift überhaupt fraglia), ob Söerfe ber beiben 
genannten 3Äeiftcr je in bie ßinfamfeit oon Gifenftabt gebrungen 
finb. SBci aller Skrmenbung beä fünftlidjen ©afce* ift bemfelben 
bod? eine roarme 9)telobif ni$t abjufprcc^cn. $en ©ängern ju 
Gefallen f$rteb SBerner aHerbing* nid)t; nur fpärlicfc finben fte 
ilnterftüfcung burdj bie begleitenben 3nftrumentc, bie nneber 
ibren eigenen 3öeg getyen. SBaren nun aud; bie einbeimifc&en 
©änger an SSeraer'a ©afe geroofmt, fo fefcte man boefy antoefenbe 
Öäfte, welche in ber $8lütl?e$eit ber Capelle häufig von 2öien 
famen, bur$ Vorlegung foldjer 2Berfc auf eine ^artc ^robe. 
©ie Ratten für fola)e bcnfelben rursen aber bünbigen 2lu$fpru$, 
ben man ued; in unferu Etagen in SBien bei Sluffüfjrung 
einer 9ßemcr'fa)en 2)teffc frören fonntc: „f$ön aber fd>n?er." 
$)ie Ctyarfreitag^Dratoricn 23 murmeln im pietiftifcfycn Ungefd)mad 



22 VI $ugen in Ouartctten auf j»ci Violinen, SJiola unb »iolonceH 
bon ©. 3. Serner, Sevlanb Äafcettmeifkr 0. 25. befl gürfien 91. Cificr 
b^jb u. f. tt>. $ufi befonberer Sitzung gegen biefen berühmten 2«eifter nun 
herausgegeben bon beffen 9*a#f olger 3ofebb,$>abbn. 3" Wtn in Sien 
bei Slrtaria unb (So. *3erlag«nummer 1707. Hngejeigt in ber Siener 3ci 
tung 1804 unb 1805. 

23 Xtx Ittel eine« biefleic^t cinjig nodj bor&anbenen lertbuetye« öiblio- 
tbef ber <^cfeflf4>aft ber SWuftffrcunbe in Sien) lautet boflfKinbig: Seibora I 
(Sin Scib bon @ott erlieft | als 3tüfec feiner ^reunben | 3*W | ein Seit 
fo ©ott erfcä&lt | 3ur ©cifel feiner geinben. | Crtciefen burety ben Untergang 
be« ftotfeen Sifera | $etb-$errn be« Sannaniter « Äöntg« 3abtn. | Orato- 
rtfe^cr Seife borgetragen unb abgefungen | in $o*fürfböfiorbajbf<$er ©cblcff- 
Capellen beb bem | $>. Örabe ju öofenfiabt, ben 4. Slpril 1760. | Die Sorte 



Digitized by Google 



Äaöeflmeifier Serner. 



369 



ber bamaligen $t\t; bie £ejte greifen in bombaftifc^er ffieife 
ju wabrtyaft braftiföen Mitteln; ifyre muftfalifc^e Söiebergabe 
erwärmt fia) nur feiten auf folcty' unerqutcfliä;em Voben; !aum 
baß ftä? aU Öanje* bie fugirten Styöre tyeroortfyun; bie 2lrien 
nehmen fyäuftg jum Verwe<$feln £änberf<$e Anläufe, vertieren 
fid) aber in längft veralteter gorm; völlig ungenießbar aber 
jmb bie langgeftretften SRecitatioe. £>ie Begleitung beftefyt meift 
nur au£ ©treicfyinftrumenten, bei einigen Oratorien finb gagott, 
$ofaune unb Sßaufe oerwenbet. Ungleict) fyöfyer fielen bie 9Jceffen, 
tüelc^e au<$ in 2lbf<$riften vielfache Verbreitung fanben. 2)a$ 
Dretyefter beftefyt meiftenä au* 2 Violinen, Vag unb Orgel, fei* 
tencr genannt ftnb Oboen, gagott, Börner, ^ßofaunen, £rom; 
peten unb Raulen. Söären biefelben im Snftrumentalen fo in-- 
terejfant trie im Vocalen, babei weniger fä^mierig, fie mürben 
no<$ ^eutjutage me^r gefannt fein. $aju berechtigt fie bie 
meifter^aft tedjnifd&e Vefjanblung ber einseinen Steile, bie fdt>arf 
ausgeprägten SJtotiüe unb ifyre contrapunftif<$e Verarbeitung 
unb i^re fnappe, gebrungene gorm, bie nirgenbä fogenannte 
fiücfenbüßer juläßt. Unter ber großen Slnja^l fleinerer Äirctyen; 
compofitionen finb oiele in (Sifenftabt SieblingSfrücfe geworben 
unb werben au$ jefct no<$ benufct. Von ben $boent;, SSeifc 
nafytfr unb §irtenliebern finb Diele in naiofter 2öeife in $ejt 
unb SKelobie bem Volfömunbe angepaßt. %U Veifpiel biene 



fepnb öon Antonio £auffcr, A>oct>f iivft ^ftorbajofdun Öucbbaltercga üicr 
»anbten. | Unb in bie Music oerfefct | 2>urtb, ©regorium Serner $o$< 
fürflL Gapefl *2Reifier. | SReuftabt, gebrudt beö 3of. «bam gritfä. — 8or* 
ftettenbe: 3abel, bie Cbftegcrin (Sopran). 25cbbora, ^ropbetin unb 
»ic&ttrin ber 3fraeliter (Blto). @tfera, $elb*$crt ber Sannaniter (£enor). 
»arad, gelben: ber 3fraeliter (S3a6). «bor ber 3fraeliti|cben unb San* 
nanitifeben ©olbaten. — 35a« eifenflabter 2»uftfar^iö beftfct U, ba* Br$t» 
ber @cfeaf(baft ber 2Wuftffreunbc in Sien 8 getfHicbe Oratorien oon Serner 
in Partitur, fämmtlicb. oon bem früber genannten SDiitgliebe ber fürüiicb 
Cftabajö'ftben aftuftflapeHe, 3. ®. Jbonner, gefebrieben. Sir finben barunter 
(in fcbfürjungen) f olgenbe £itel : 3ubitb unb #oloferne« — 3ob — 2(bam — 
<2>aul unb 2)aöib (1750) — Daniel — 3uba« SWaccabaeu« (1757) — 2)er lob 
be$ 3ob. ö. SRepomuf — 3)te betrübte Üocbter Rion — Fasciculus Myrhae 
dilectus — $obia« — Mater dolorum — (Sftber (1746) — 3)er gute Jpirt 
— 2)ie allgemeine Buferftebung ber lobten unb ba» lefcte ®eri<$t — 2)er 
teufebe 3ofepb (1744). 

*oi>i, $<u>bn. I 24 



370 



Äapellmcifier Söerncr. 



ber Verlauf ang eines Safefoto, Ana pro Adventu, am betn 
3ab,te 1757: 

„33ltj, #aget, äRorbgetüinmel, Sein' 9tadj' an mir aufipebt, 

Unb teann f$on fclbfl ber Gimmel «leib icb. bort) ungetrübt, 
SWario ift mein <2c$ünn unb 3c$ufe." 

$a& üöerner in ber Äammermuftf jtc$ auch freier $u be= 
wegen oerftanb, benueS er in einigen Partiten, ^aftoretten, 
CrgeU unb (Slamcrconcertcn unb namentlich in ben fchon 
6. 211 ermähnten, bem gürften $aul 3lnton genribmeten 6 ®yvu 
Päonien unb (5 «Sonaten für 2 Violinen unb 93af$, bie erften 
für Cammer;, bie anbeni alä Äirchenmuftf ju gebrauchen. * 4 
$)tefee in Slugäburg in ©tich erf<hienene unb im (Sfyarafter ber 
§änberfa)en 6uiten angelegte Söerf toürbe allein fchon genügen, 
ferner'* £ü<htigteit in 33eherrfchung aller ©efefec ber öafcfunft 
bar^uthun. 2)ie öftere Slnjeige beffclben im SBiener Diarium 
läfjt oermuthen, bafe eä feiner$eit fe^r gefugt toar. (sine „Sin- 
fonia für itoute, 2 Violinen unb 33afi" fünbigt ba$ Söiener 
Diarium 1731 an; Partiten in 2lbfa)rift jinb oon ©reitfopf 
angejeigt 26 ; auch im ^riüatbcftfc ffat fU) noch manche Söerner'fche 
(Sompofition erhalten. 26 

Sttchr aber als all' biefe Söterfe hat Söerncr'ö !)tome befannt 
gemacht feine fchnurrige, berb-fomifche Sehanblung populärer 
Stoffe, ja er ift ben 2erica unb ben meiften SNuftfgelehrten 



24 Symphoniae sex, senacque Sonatae, quao posteriores, pro Capellis 
usurpandae, anteriores verö ex Cameris venirent excipiendae, ä Gregorio 
Werner altetitalati Principis Esterhazy Capellae Magisiro concinnatae, 
ac expositae. Ex urbe Eisenstatt, proxime ad colles Leythae in 
Hungaria. ($cl$t bie Xebicattvn.) 

25 Jüerjci^niß muftfalifdjer SBcrfe in Äbförift 1764: L Partita, 2 Sic» 
(inot, 8iol., «aß, 2 (Sorni. — Sbcmatifdjcr Katalog ber abtriften 1765, 
$artc V: I. Partita, 2 Violinen, Viol. e Cembalo; L Partita, 2 Violinen, 
»aß, 2 Ccrni. 

26 %lc\}$ $ud)9 befaß eine Keeper unb 4 Offertorien für 4 (singfUmmen, 
2 Violinen unb Orgel (Crigina(^arritur). 3n £balberg'« 9iacb;iaß befanb 
ftdj Vespcrae Brevissime, Hymnus, Antiphona, etc. Original »Partitur, 
26 »lätter. 2)a« ärcb> ber (»efellfdjaft ber SDhififfreunbe in SBien bcft&t 
2 ^aftoretlen für Cembalo ober Organo conc., 2 Violinen unb $io(a ; Missa 
quasi vero, 4 2ingftimmen, 2 SJiolinen, Orgel unb iöiolenc, Original ^ar= 
titur 1755) unb bie erneuten 8 Oratorien, gerner Gaben bie meifien geifl^ 
liefen Stifte Oefkrreidjö Söcrfe ton SScrner aufjutreifen. 



Digitized by Google 



JtapcHmeifter ferner. 



371 



eigentlich nur als £umorift buro) biefe borftigeu, »olfötyfim* 
(igen ©ttrleSfen befannt. 2Berncr's fdjlagfertige Gontrapunfjif 
fanb ba einen ergiebigen SBoben, Junten $u [prüfen; ber fonft 
fo emfte ÜRann mtrb l;ier förmlich auSgelaffen unb fleibet bie 
tjertoegenften taftftücfe in Gelobten, bie in jeber mobernen 
Operette ibreu s £lafc ausfüllen mürben. ?lm befaunteften mürben 
felgenbe Suffouerien: j&xofy neue unb ertra --luftige mufifalifdje 
£afeUStücfe 1. ber Söicuertjdje £anbl'(2röbcl^marft 27 (4 8ing= 
ftimmen, 2 Violinen unb 93a ji); 2. 2>ie Sauern =9Ud;termal;l 
(5 Singftimmen, 2 Violinen unb Safe). Äs Öeibe erfdjieuen ju 
ÄugSburg in £vP eu b rU( *> ebeufo im 3al;re 1748: „>Ncuer unb 
fefyr curio&mujifaliföer 3n(rrumenta^6alenber, $art$ien*n>ei£ 
mit 2 SSioünen unb Basso 6 Cembalo in bie jmölff 3 a ^^ ; 
3Jtonate eingeteilt, unb naa) eines jebmebero 3lrt unb ©igem 
f <^>aff t mit iBijsarien unb f eltsamen ©rfinbungeu l;erau*gegeben 
burdj ©regorium 3ofepl;um 5Öerner. 2lug3purg, gebrueft 
unb ücrlegt üon 3ofy. 3acob Dotters fecl. (srben." ®aä SBerf 
ift beut örafen Jranj 3*$V Safonfft gemibmet. $er toteis 
niidjeu 3 uc iQ nun Ö folgt bie SSorrcbe für ben Sefet unb ba$ 
3nl;alt3\)er$cidnüfj. 3u ben Hauptmotiven fetjen mir Ijier bie 
Gigent^ümlid)feiten ber Monate mufifalifdj miebergegeben; ber 
Januar jeugt &ältc, ber gebruar bringt luftige gaftna$t£ftütfe, 
ber 2lpril »eränberlidje* Söetter (ucrmifdjte Tonarten); im 
flötet bie s Jcad)tigalI u. f. f. Sic Sonne rücft quartalmeifc in 
bie mer £immeU$cia)en; bie Menuette bringet burd; ücrfdjiebcne 
^a!tjar;lcn in beiben feilen ben 2öed;fel ber XageS* unb 9tacbt= 
länge auf Minuten; felbft bie l;errfa>ube ^a^re^a^l gefällt fta) 

in greifbaren 3"$™ i 4-^^= 



4 8 



27 3n ähnlicher Seife febrieb 9feinbarb .Heifer (geft. 1739) bie €pcr 
„2er Hamburger S^rmarft", 1725 aufgeführt; „£>ie Meipjiger SWeffe, ober 
le bon vivant", tomifebe Oper, 1710 aufgeführt. Siebe 2H. ©chlcttercr, 
ooh- ftriebr. JRete^arbt, 1865, <S. 231*. — Xer jubilirtc P. Kämmerer $cnr. 
Soubratfch im «Stifte ®ettttscig criuuert ftrb. fe^r tvotyl, obigen ©paß (ber 
Siener Sanbtmartt) als Stubent mit feinen Äamcrabeu öfter« aufgeführt ?u 
haben, bafj fte aber »or Üachen faum ?u Gnbc fingen tonnten. 

28 pleiterer (Sa« beutfehe ©ingfpiel, ®. 151) jählt fte $u ben $or< 
lä'ufern ber mobernen @ingfbielc $atj flc Seiner um 17<J0 in Sien jur 
Stufführung gebracht haben foü, bebarf n>obl taum fcibertegt ju »erben. 

24* 



Digitized by Google 



372 



$at)bn im 3<xbrc 1766. 



£)er im mufifalifchen 2lrchioe $u (Sifenftabt oorhanbene $or= 
rath an Sßerner'fchen äöerfen, allein fchon genügcnb, ben glcifj 
unb bie SBebeutung biefeS SDtanneS ju bocumentiren, giebt \\im- 
marifch genommen folgenbeS SKefultat: 39 3Jceffen; 3 SHcquiem; 
12 (5harfreitagS=£)ratorien ; 3 Te Deum; 4 Dffertorien: 12 $eS= 
pern, Jahnen; Veni sancte; 16 ^mnen ($um 5£f>eil in alten 
^ra^teinbänben) ; 20 Litaneien; 133 Antiphonen; 14 Regina 
coeli; 14 Alma redemptoris ; 5 Ave Regina; 9 Salve Regina; 
SHefponforien, Rorate coeli, Subtuum, Miserere, Samentattouen, 
2lbt>ent= unb 2öeihna<htslieber für 1, 2 unb mehr (Stimmen; 
^aftorellen, Ätrchenfonaten, Drgelconcerte u. f. w. 



$urch ben £ob SBerner'S gelangte bie ©efammtführung 
ber ÜDiufiffapclle facttfch in bie §änbe £aübn'S; er hatte nun 
beren Angelegenheiten gleichzeitig in ber Äirchen;, Xbeattv- unb 
ßoncertmufif $u beforgen. (seinen ©ehalt Don 400 gl. rbn. 
^atte gürft 9JicolauS wenige Söochen nach feinem Regierungs- 
antritte laut beeret oom 25. 3uni 1762 mit 200 gl. aufgebeffert; 
femer würbe ihm feit 1. 3Jlai 1763 ftatt ber bis bahin ge; 
noffenen DfficierStafel für $oft unb Söein täglich 30 Är., alfo 
182 gl. 30 Hr. jährlich oermilligt. ©ein ©ehalt betrug bemnaa) 
von nun an baar 782 gl. 30 Air. unb es lag fomit ber eigene 
thümliche gall oor, bafc ber $HcefapeUmeifter im ©ehalte höher 
ftanb als ber Dberfapellmeifter, ber ftch noch immer mit ben 
ursprünglich ihm angewiefenen 428 gl. betreiben mußte. §aobn'S 
(SompOfitionen waren bereits weit über bie ©renjen Oefterreich* 
gebrungen; Symphonien unb Gaffationeu, XrtoS unb Quartette 
waren in 2lbf<f>nften ober geftochen in Seip$ig, ^aris, 3lmfterbam 
unb £onbon, ben bamaligen §auptftapelplä$en beS 3)iufifalien= 
hanbels, ju finben. s Jmn wirb fein 9iame 3um erftenmal auch 
in einer auswärtigen periobifchen 3eitfchrift 29 unter ben 3Rtt* 
fifern SBienS (fpeciell unter bcn SSiolimftcn) genannt: „3ofepb 
ßeoben, ein Ccftcrreicher, GapeHmeifter beo bem gürften ßfterhaft, 
in Sinfonien u. f. W." (im folgenben 3ahre bringen biefelben 
Blätter, 32. ©tuet, 3. gebr., bereits ein ooUftänbigeS „An- 



29 Söcfycntlid>e }iacfyri($teit unb 'Ännterfuna.en bic SDtufil 6ctieffcnb 
(0. S ?U £iUcr). ecipjig 1766, 13. Stücf. öerid&t au« Sien, Suiguft 1766. 



Digitized by Google 



373 



dante del Sgr. Hayden"). 2lber aud) baS JJnlanb ift fdfjott 
ftolj auf feinen HJtitbürger. $)aS Söiener Diarium, inbem es 
bie bamals fyerüorragenbftcn 3fiufi!er 2SienS, ©eorg ü. SReutter, 
i ? eopolb §ofmann, 3°f- ©teffan, $arl Zitters, (Skalier ©lud, 
3e$ner (SBeltpriefter), Crbonej, ©tarjer, ©aßmann unb 
£>a&bn befpridjt, fagt über Sefcteren: 

„§err 3°f ß pfy $a^ben,ber Siebling unferer Nation, beffen 
fanfter ß^arafter fidj jebem feiner ©tüde einbrüdet. ©ein ©afc 
fyat ©cfyönfjeit, Orbnung, SReinigfeit, eine feine unb eble Einfalt, 
bie fa)on e^er em&funben nrirb, als bie $uf)&nx nodj baju toor* 
bereitet finb. @r ift in feinen ©affationen, Üuattro unb £rio 
ein reines unb tyelleS Söaffer, meines ein füblid&er §aua? ju= 
weilen f räufelt, jumeilcn tyebt, in ©eilen nrirft, o&ne baß es 
feinen ©oben unb 2lbf$uß üerläßt. $ie monotoniföe 2trt ber 
©timmen mit glei^lautenben Ccta&en, tyat tyn $um Urheber, 
unb man (ann i&r baS ©efäflige ni$t abfpreäjen, wenn fie feiten 
unb in einem $aöbenif$en bleibe erföeint. 3n ©tn^onien ift 
er eben fo männlich ftarf, als erfinbfam. 3n Gantaten reijenb, 
einne^menb, fa)meid?leriftt), unb in SJienueten natürlid; fc^erjenb, 
anlodenb. ßurj, &apben ift baS in ber 3Rufif, tuaS ©eitert 
in ber fcitytunft ift." »° 



2öir fielen nun an einem neuen Söenbepunfte in §atybn'S 
fieben, inbem er t>on nun an mit feiner Capelle regelmäßig 
bie größere 3a^reS^ä(ftc in bem bereits genannten, fo eben 
ttoHenbeten glänjenben ©ommerfitj feines giirften aufbringen 
^atte unb fi$ bie an ifm als Dirigent unb ßomponift geftettten 
3lnforberungen außerorbentlidj fteigerten. ©teidfoeitig aber maren 
U;m nun immer reifere 3)Uttel an bie §anb gegeben, um bur<$ 
3usiel;ung ausgezeichneter Gräfte bie furftli<$e Capelle folay 
einem blü^enben 3 u f ta ^ De entgegenführen ju fönnen, baß ber 
9tuf berfelben gar balb toeit über bie ©renjen ber 2Jconard)ie 
brang unb $ünftler unb tyofye unb höctyfte §errf(^aften in HJtenge 



30 SBiencr Eiarium 1766, <Nr. 84. 2lnbang: @etebrte SRacbricbten, 
XXVI. SStüd. — Obige 3*il*n finb aufgenommen in 2>e £uca, ,,2)a« @e* 
le^rte ©efterrci<$". Sin $crfuc$. 2>e« erflen $anfce« jttepte« ®tü(f. Sien 
1778, @. 309. 



Digitized by Google 



374 2*1 110» ort. 

herjuftrömten, fid; von ben vielgerübmteu tfunftleiftungen bet 
virtuofen Capelle felbft 31t überzeugen, gctybn erwarteten fomit 
3ah re angeftrengter, aber auch ruhmvoller Arbeit. Gr ftanb 
nun auf einer §öt)e, von ber ^crab er ivohl mit Sefriebigung 
auf feinen bisherigen £ebens>pfab 3urüdblttfeu fonnte. Sßir 
l>abeu ihn f ernten lernen als fimplen $)orfiungeu, ben ber 3 U: 
fall in bie edmle einer fleiucn ^roinnjftabt unb von ba in bas 
JtapeÜbaue uad> SBien führte; ber fidj bann, verflogen unb ber 
lutterften 3ioth preisgegeben, ben fümmerlichften ^erbältniffen 
311m £roJ}e bureb raftlofen Gifer unb jleift unb angeborenes 
Talent in eigener Schule groj^og, bis er burch bie aneiferube 
Sfyeilnafnne eine* funftftnnigen GbelmannS unb balb barauf in 
feiner erftcu befcheibenen Slnftelhmg als Sttufibircctor auf jene 
$fabe hingennefeu würbe, auf benen fortan fein «Harne in un- 
vergänglichem 9lu^me fegensreich fortleben fotlte. £ieS ivaren 
bie erften envärmenben Sonnenftrahlen eines bis balun wenig 
ermutbigenben £ebenS, baS £avbn nun eine beneibeuStvcrtbc 
SWiffion übertrug. Saft er biefe ausführen im 6tanbe fei, 
bewies er fdjon jefct. Sttebfl feinem folgenfehtveren ^erbienfte 
als 3a)öpfer neuer Sahnen warb U;m aber and; bie befeligeubc 
Wabe 3U Xfycil, ben in il;m rubeuben ©eelettf rieben burd; feine 
Haren, erfrifä)cnbcn unb baS ©emüth unmittelbar anregenben 
Söerfe aud; auf feine s J)i itmenf d;en übertragen ju föuneu unb 
fie Sä)mer3 unb Trauer vergeffen 311 maä)en. 3)iit feinen IjcU 
teren, lebensfrohen üuartetten brachte er muftfalifdjen Sinn in 
gamtlic unb $0113, mit feinen Stymphonieu bemirfte er baffelbe 
itt größerem Äreif e, inbem er 3ugleid; einen förmlichen Umfdnvung 
im öffentlichen (Soncertleben ^erverrief. herein auf herein biU 
bete fid;, biefe von £mmor unb geucr burdjbrungenen 2d)ö : 
pfungen fenneu jn lernen. Unjählige frohe Stunben foUren bie 
SMujtfet unb ^ufiffreunbe biefen beiben Alunftgattungcn ju t>er* 
banfeu haben. §avbn felbft muftte btcS f üblen; bie freubige 
Stimmung, bie feine ©erfe hervorriefen, munte ihm als un- 
trüglid;er beweis beS 3 au ^rs feinet £d;öpfungen bieneu unb 
ihn aufmuntern 311 immer höherer ^oüfommcnhcit. Unb baran 
liefe er es nicht fehlen. Öleich beut ©ärtner, bem bas öebeiben 
bes frudubringenben SBobcnS anvertraut ift: fo ivufste auch 
§ai)bu fein ibm von ©Ott verliehenes Talent mit liebevoller 
«Sorgfalt 311 bogen unb 3U pflegen; felbft bie einfädle SMumc, 



Digitized by Google 



(SAlufcrcert. 375 

bet unfojeinbarfte Gkbanfe blieb t»on ifnn nid^t unbeachtet imb 
immer mußte er babei Einmuth unb 53ohllaut $u magren. Seit 
Saum, ber it)m im Äeime fein 3)afcin t>erbanfte, fc^on jefet fcl;cn 
mir ihn fi<h 3^ ftattlicher §öl)e ergeben; bie 2tefte breiten jt$ 
au* unb unter bem fühlenbcn ©Ratten it>rc^ üppigen SBlätter; 
fa)mucfe£ tummeln fich btül)enbe Äinberfchaaren in luftigem 
Zeigen, toon glücflich Siebenben belaufet, bie t?on ©cligfeit 
trunfen fich in tuonnigen träumen wiegen ; fcon Reiter blicfenben 
©reifen umringt, bie in ihrem 2lnbltcfe fich verjüngt füblenb 
längft vergangener £age gebenfen. Unb in bem faftig grünen 
Saubtoerf beginnt eä ju fd)nnrren unb fich ju regen unb alle 
Süfte burchjittert nur @in %on, ber Xon feiiger grcubc unb 
ungetrübter Sebenaluft. 

2)ie ©chroelle von §atibn'3 neuer Sebenäperiobe überfd;reitenb 
folgen nrir ilmi nun burch bcn 3^itraum eine* SBierteljahrfnmberte 
nach (sfterhäj, bem am f üblichen ßnbc be* 9ceufieblcr=8ees gc= 
legenen prachtvollen <5ommer:$alaiä bea rcichften unb burch 
glänjcnbe geiftige (Sigenfchaften gleich auszeichneten gürften. 
Korten erwarten un* bie mehr unb mehr gereiften (Schöpfungen 
be* licben*n?ürbigften SDteifterS, ber im fteten SBcrfebr mit tfünfc 
lern unb tjoc^geftellten ^erfönlichfeiten nun attermärts tbättg 
eingreift bei glänsenben geften, im traulichen 2ftufif3immer bc* 
prftcn, im Goncertfaale, im 6chaufpicl= unb Dpernhaufe unb 
felbft im nieblichen ^arionetten^Xhcater, überall oon feinem 
gürftcn gefaxt unb t>on feinen Untergebenen nne ein $ater 
geliebt unb vereint. 

2fof ©ieberfehen alfo in Gfter^äj! 



Digitized by Google 



35 c i I a ö c ru 



Digitized by Ggpgle 



Digitized by Google 



I. 



Ansinge ans |%rnmts - Bf pistern. 



1. 1657 ^cbruariu«. Copulati sunt Sa«l>ar Raiten gebürtig im 2>crff 

hatten auf ber §atibt, ein ^urgfuertt babicr, mit Gltfabctb, weil. Sbain 
£cf>alern, Bürger« babicr unb SWargaretba feiner Gbcwürtbin cbclicbc 
Jocutcr. ÜefHbu«: £bcma« Vogler unb @cerg §aijinger eine«, 
(t&eil«), §. $aul $ain* unb Sil&clm Süeß anbern 2;&eil«. (^farr» 
iRcg. £ainburg.) 

2. 1687, 23. 9iot. ift copulirt werben $l)oma« #ar>rn, ein junger @e- 

fcH, unb feine« #aubtwerf« ein Sagner, befj ßbrbarn (£a«par $atirn, 
geweften ©ürger allbjer, unbt ölifabetb feine« G&eweib«, Sßceber fei. 
(5belic$er f©olm, mit Jungfrau (Satzart na, befj 5lntb,onj üölanninger 
unb feine« Gbeweib« Gtycl. Jooster. (^fair-Steg. £>atnburg.) 

3. 1701, 4. ®tpt f £boma« $»ar>bcn, Bürger bc« Snncru 9iatb«, unbt 

Sagner SDfaifier aflbjct W #ainburg. OJJfarr Weg. §ainburg.) 

4. 1702, 8. 3auuar. G« feinbt copulirt werben ber Gljrcngcacbjc 3nngc 

©efclt üttatb, ia« 5ccfran& ein Saaguer, be« tfbam Sccfrantj burgerl. 
Sagner SDlaifter ;u ^>rngg an b. i'eptta, nod> im Üebcn unbt Sfaria 
beffen Gtye Sß?ürtl?in fecl. eb,cl. Zehn. 3Jiit b. Sugenbtf. Sittib (Sat&c 
rina be« Scbf. Gbrcn Skflcn unbt wobl Seifen £>rn. £boma $at>ben 
bc« 3nneru SRatb« nnbt Sagner Sflaiftcr aUbier |ii Bahlburg fccl. »er* 
(affene Gbefrancn. (^farr>9?cg. £aiyburg.) 

5. 1739, 17. 2)iai. f grau ßatbarina Scefranjht, bürgert. Saagner 

SDiaifkrin albier, ibre« l 2lltcr« 68 3abr. (^farr 9?eg. Hamburg.) 



6. 3annarj 
b. 31. 
1699. 



Infantes 
2)iatbia« 



Parentes 
Jl?oma« $aöbn 
(£atb,arina, uxor 



Patrici Locus 
(Tregor ^iem i §ainbnrg 
b.arbt,Gt?a9tO" 
ftna, uxor 
OJJfarr 3ieg. Bahlburg.) 

7. 1707, 10. 9lo»>. ift getaufft werben SWaria. Par. Vereng Moller, mit* 
naebbar albier, ux. v5ufanita. Fat. ©corg % |3ierg mitnadwar albier, ux. 
3ibila. SHerraiv. r^favv Oieg. ftoljrau.i 



Digitized by Google 



380 



Beilage I. 



8. 172R, 24. 9te*. 3ft cepoliert »erben ber (S&ren geaaste 3unggefeH 
SRatbia« §ein Bürger unb Sagner SWaifler atbier, be« gbjn ge- 
atzten $boma $ein, gcteeflcr burgl. Wagner SKaifler in ber @tatt 
$einburg unb Satbarina beffen 8&eȟrt&in beebc S&eleibl. @obn mit 
ber iugent Gamben Jungfrau SPtaria Heilerin be« Sbrou geatzten 
Sorenfc Äoüer getiefter 9Jtartbt 9ftä?ter atbier unb Sufanna beffen <5I?e» 
»irtbin beebc ß&eleibl. Joditer. ($farr*9*cg. Stobrau.) 

9. Saufe 3efc£b $aöbn'«: 



Dies et Mens. 
1. Aprilis. 
1732. 



10. 



11. 



12. 



13. 



14. 



Infantes 
$ranct$eu0 

fil. legit. 



Parentes 
2)f atbia« $>ai 
ben bürgt. Sag 
nerm.juföebrau. 
UnbSnnadlia* 
ria uxor ejus. 



Patrini. Baptizans Locus 
Öb*. 3 e f c p b n « ego supra SRebrau 
§ o f f tn a n n , 
£errfcbaftl. 8e* 
ftanb«2)?üaer ju 
©cr&au« et Ca- 
tarina. Dfia 
uxor ej. 

(laufenbet ^tieftet): Änbrea 3ulio @elc«cofcij p. t. Parochiae Pro- 
visore et Administrator ju 9iebrau. C$farr*9ieg. 9to&rau.) 

1754, 25. gebr. ifl ju 9icbrau conbucirt unb begraben »erben be« aO> 
bieftgen $errn SJfarfbt Widjter ÜWatbiä Laiben, bürgert. Sagnermciftern 
SWaria an na Seine <5&cfrau. 3bre« Httcrf 44 3abre. ($farr.»eg. 
Äebrau.) 

1729, 9. gebr. (getauft) : 2Waria«una9UoöfiaBl>enonia. (SUern) : 
3oannc« *JJetru« .Holler, b.effb. $erruqucnma$er , l'iaria (Stifa* 
betba t uxor. (^atben): ftnna SMaria (SHafin, granci«cu« ©la« , taif. 
Vertier, (^farr^eg. Bt Stephan, Sien.) 

1760, 26. Wobembri«. cop. sunt: 25er $edjgeert&e $r. 3efe&& $aö» 
ben, 3Ruftc*25irector beo titl. $rn. ©rafen r>. SKarjin, lebig, oon tto&rau 
be» ©rugg gebürtig, be« $rn. 2Rat&ia« $abben, eine« Sagnermcifler«, 
unb «nna 2Waria ux: fei. <S^el. Softer (sie!). 2Hit ber $o<bgee&rt< unb 
Sugenbreiajen 3gfr. SRaria Hnna ÄelUrin, all&icr gebürtig, be« 
$rn. 3e^ann $eter tfeüer, $ofbefrebten ^eruqueenmadjer«, unb (Slifa* 
betba ux. (5b. et. £ea)tcr. Testes : $r. (Sari 2>d&und e, bürgt. €>teinme$* 
meifler attbier unb $r. Bnten ©udi&ctfe bürgert 8Warft>9fidbter. 

Dispensati in tribus denuntiationibus Authoritate Ordinaria, 
deposito utrinque Libertatis juramento. (<ßfarr»9leg. Bt. Stebban, 
Sien.) 

1800, 20. Sttärs. Wr. 83, <Stabt f J£>apbn «nna 2Raria be« 3©febb 
ben $aobn berübtnteu Jtapelmeifter et doctor Music ®cmablin, 70 3a&re. 
«eerbigt am 22. Wadmiittag«.' (^farr.^eg. «oben bei Sien.) 

1763, 14. Sebt. ift begraben tcorbeu ber gottfeet: äRat&ia« $apben 
getr-efier 502arfbt -Siebter atbier, aetatis 65 annorum reliquit viduam 
Mariam Annam. $farr<9teg. föo&rau.) 



Digitized by Google 



«eilage II. 381 
II. 

^ntobiogroptjisrtit (kijft oan 3osepb ^aqiin. 1 

SUiabemoifctte ! 

@ie »erben es mir nirfu für übet nehmen, toan ich 3bnen ein allerbanb 
SJiifchmafcb ob bem aboerlangten einbänbtge: fold)e (Sachen orbentlicb gu bc 
^reiben, forbert 3^it, biefe höbe ich nicht, berentbalben getraute icb mich nicht 
an ÜRonf. 3 oller felbft gu fcbreiben, bitte berobatben um Vergebung: 

icb. übcrfenbc nur einen rohen Auffafe, ban toeber ftolg noch 9tubm 
fonbcra bic aHjugro&e ©üte unb übcrjeugenbe 3ufriebenbeit einer fo gelehr- 
ten ttationalgefcüfcbaft über meine bisherigen SBerfe oeranlaffet micb bero 
begebren gu roitlfabren. 

3$ würbe gebohren Knno 1733 ben legten Mint) in bem iZRarftftccf 
9iobrau in UntevöfUrreicb bei ^rugg an ber letitbä. SWein 3 ct. Gatter wäre 
feiner ^rofe^ion ein SBagncr unb Unterthan beS ©rafen ^arradjs, ein oon 
9catur aus groger i'iebbaber ber i'Jiufif. (Sr fpielte ebne eine 9lote gu fennen 
bie §arpfe, unb icb, als ein Änabe oon 5 3ahren fang ihm alle feine funkle 
furje ©tfiefe orbentlicb. nach, biefes ocrlettet meinen Gatter mich nach §atmburg 
gu bem Sdml 9tector meinen Anöcrwanbten gu geben, um aUba bic mufifalifcben 
Anfangs ©rünbc fammt anberen jugentlicben ftothwenbigfeiten gu erlebrnen. 
@ott ber fctlmacb. tige (welchem icb. alleinig fo unermeffene ©nabc gu banfen) gab 



1 3m 3ab> 1778 erfcb,ien gu Sien „3)aS gelehrte Ocfterreiet). Sin S5er- 
fud)". ©ebon oorbem waren erfcb,ienen „2)aS erfte geteerte ?ejicon" (1776) unb 
bie erfte National * gelehrte 3eitung unter bem ÄStel: „Oeftcireich« gelehrte 
Sngeigcn" (1777), alle brei herausgegeben oon 2>c £ucca. 3n betreff biefer 
Untemebmungen febeint $attbn umge&enb aufgeforbert werben ju fein, feine 
Autobiographie eingufenben unb er förieb bemgufolge obigen »rief, ber bann 
fammt bem oon $aöbn felbft unrichtig angegebenen ©eburtsjabr im AuSguge 
gu feiner Biographie benufet würbe in ooierwäbntem „2)aS gelehrte ©efter* 
reich", beS L »anbeS 3. <3tücf, 1778, @. 309. — (Sin geroiffer 3of. ger* 
btnanb Söeigl oeröffentlichte guerft $a$bn'S ©rief (Oon bem er bas Original 
in #änben hatte) in ber „SBiener 3eitfcbrift für Äunft, Literatur unb SDJobe", 
1836, 4. Ouartal Mr. 156, <S. 1241 ff. unter ber Auffcbrift: „Gr in »rief 
oon 3ofepb §apbn." (2>aS fehlenbe 2)atum rcirb mit bem 3abre 1776 
ober 1777 gu erfefeen fein.) tiefer »rief erfchien bann wieber abgebrueft in 
ber „Suropa" oon ?ewalb (1837), im „<5cho" (1857), „3riS" (1858), in 
ttobl'S „2Rufifalifcbe »riefe" (1867). - 2Ran crgäblt, baß einft ein junger 
SKann fid> bem dürften WicolauS Sfterbdgo oorftellte, um eine Aufteilung ju 
erbitten; um befto fieberer gu gehen, glaubte er, bem dürften $apbn's »rief 
anbieten gu müffen. 25er Jürfi aber, juft übel gelaunt, bebeutete bem tarnte, 
er folle fich gum f fcheren. — 3 U obigem Abbruct bientc als Vorlage bie 
erfte »erbffentlichung beS genannten 3. 5- Söeigl. 



382 



Seilte II. 



mir befonberö in ber üPhiftf fo t>iclc l'cichtigfett iubem id; fd;ou in meinem 
6. 3afjr gan} breift einige Neffen anf bem (Sbor herabfang, and) etwa« auf 
bem £lat>icr unb 3$toltn hielte. 

in bem 7. 3af>re meine« alter« ljürtc ber Sei. £»err Äapett SWeificr öon 
flteutter in einer 2>urd)reife burrf; $aimburg *on ungefähr meine fcfwarfjc 
bod; angenehme Stimme, Sr nabme mid; alfogtcid; ju fid) in ba« SapeU 
#auß, allwo id; nebft bem Stubiren bie fing fünft, ba« (Sla&ier unb bie 
Biotin »on fc^r guten SDceiftern erlernte, id; fang aflba fowoljl bei 2t. Ste= 
^ban als bei $of mit großem Beifall bi« in ba« IX. 3abr meine« Alters 
ben Sopran. 2)a id) enblid; meine Stimme terlobr, mußte id; mid) in 
unterriebtung ber 3ugenb ganzer ad;t v \al?r fummevi »afl ^erumfd;teppen 
(burdj biefe« Glenbe ©rob geben öielc ©enie ju ©runb, ba ihnen bie $eit 
\um Stubiren mangelt), bie Grfabrung tvaffc mid; leiber fclbft, id; würbe 
ba« wenige nie erworben fyaUn, wann id; meinen Combofition« ßbfer nicht 
in ber Wacht fortgefefet hätte, id; fd;riebe fteiffig r bod; nicht ganj gegrünbet, 
bie id; enblid; bie ©nabe ^attc toon bem berühmten Gerrit Corpora (fo ba* 
jumal in SBien wäre) bie ächten ftunbamente ber fefefunft ju erlebmen: enb* 
lid; würbe id; burd; 9tccomenbation be« fetigen $errn toou Dürnberg (ton 
welchem id; befonbere ©nabe genoffc) bei Jpcrr ©rafen ton SWorjin al« 
Xirectcur, fcou ba au« al« (Sapellmeifler bei Sr. £urdjl. ben dürften 
[Sftcrljajö] an unb aufgenommen, allwo id; ju leben unb 3U gerben mir 
wünfdje. 

Unter auberu meiner SSerfe fyabeu folgenbe ben meifien ©eifal! erhalten: 
Sie Opera: „Lc Peschatriei". — „L'incontro improviso", welche in ©egen* 
wart 3bro f. r. SWaicftät ift aufgeführt Worben. — „L'infedelta delusa". — 
£a« Cratorium: „II ritorno di Tobia" in 2öien aufgeführt. 

35a« „Stabat Mater", über welche« id; toon einem guten greunb bie 
.§anbfd)rift unferö grojjcu £onfüufller« $affe mit uttüerbienten ?obfprüd;en 
crbalten. öben biefe Vanbfcbrift werbe id; jeit Scbcnä wie ©olb aufbehalten 
nicht be« 3nhalt« fouberu eine« fo würbigen SDtanucö wegen. 

3n bem ftantmtvftyl b*&« id; au&er ben Berlinern faf) alten Nationen 
ju gefallen ba« ©lücf gehabt, biefe« beaeugen bie öffentlichen Blatter, uufc 
bie au mich ergangeneu 3 l ifd? r iften : mich wunbert nur, baß bie fctifl fo fcer« 
nünfrigen Gerrit berliner in ihrer Äritif über meine Stüde fein Medium 
haben, ba fte mid; tu Siner Socbcnfcbrift bi« an bie Sterne erbeben , in ber 
anberu CO Atlafter tief in bie (frbc fcblagen, unb biefe« obuc gegrünbeten 
warum: id; weiß e« wohl; weil fic ein unb aubere meiner Stüde ju pro» 
buciren nicht im fianbe, foldje wahrhaft einrieben au« cigenlieb ftd; nid;t bie 
SDiühe geben, unb anbercr ltrfad;eu mehr, welche id; mit ber §ülf ©ottc« ju 
feiner ^eit beantworten werbe: #err Äabettmeifter t>on 2)itter«borf au« 
Schteften fd;rieb mir unlä'ngft mit SJitte mid; über ihr harte« Verfahren ?u 
rechtfertigen, ich antwortete aber bemfelbeu, baß eine Schwalbe feinen Sommer 
mache, vielleicht wirb bencufelben ron unparthehfeheu ber 9Runb mit nä'd)ften 
fo geftopft, al« e« ihnen fd;on einmal wegen ber Sftouotonte ergangen, lieber 
alle« ba« aber bemühen fic fid; äufjerft alle meine SBerfe 311 befommen, ein 



Digitized by Google 



©eitage III. 



383 



welches mitty ber f. f. ©efaubte ju ©erlin §err Dan ©aron Sroiten biefen 
Derfleffenen Sinter, als berfelbe in Söten Ware, toerfitfccrtc : genug bietoon. 

Siebe SDiabemoifetle tfeonorc! Sie werben affo bic ©Ate &aoen, bem 
SDfonf. 3olier nebfl &öflid)e Smbfeblung gegenwärtiges (Schreiben feinem 
einficbtSDollcn ©matten fiberlaffen: mein größter (Sbrgeij begebet nur bariu, 
»er aller Seit, fo wie ic$ c« bin, al« ein redjtfdjaffener SWann angcfc&en 3U 
werben. 

vi Li c Ivo Erbebungen wibme id? ©ott bem Allmächtigen, welkem 
aöeinig für folc&e gu banten t)abe: mein SBunfdt) feD nur biefer, Weber meinen 
Wa'cbfien, nod) meinen gnöbigften dürften, Diel weniger bannberjigen ©ett 
\ü beleibigen: 

übrigen« Dcrbleibe mit aller §od?ad;tung SWabcmcifeUc 

Sero aufrid)tigfier ftreunb unb Liener 
3ofebi)ue §aDbn. 



DL 

Berjridjuiss fox in IBien in öeu lobten JT50 — J766 aufgeführten 
italienischen dtyern, ^erennireti, Jfeste teatrali niib lamme r-<£ antaten. 1 

1740. 

ftafcfjingf cnntag. Introduzione per un ballo villanello. i'Jtufif D. ©onno. 
©ei $of aufgef. Don b. Srjbcrjoginncn 2)iar. £berefta, SWariannc u. ben 
§ofbamen. 

14. SWai. La generosa Spartana, Serenata per musica, iert D. %bb. 

$a«quini, SKufif D. ©iuf. ©onno. 3m faif. ?ufrfd>loffe Barenburg 

jum Wamcnetage ber (grjtjcrjogin 2Karia S&ercfta. 
26. 3ult. | Lamenti d'Orfeo. Festa di camera a 2 voci d. $a£quini, 

SDiufif d. Söagenfeil. 3n ber inneren ©urg. 
28. 31ua. Zenobia. Dramma per mus. d. SWetafiafio, SDtufU d. fre» 

bicri. ©affetmufif oen Btic SWattei«. 3n ber faif. |$aDorita, jum 

9iamcnetage ber Äaiferin Glifabetl) Gbrijtine. 
1. Cct. II Natale di Giove. Azione teatrale in 1 atto ö. SEJi c t a ft a f i o, 

3)iufif d. ©onno. äaif. gaDerita, aufg. Don 2 <Sqt)er*oginnen , ftfirft 

Carlo bi ?orrcna, 1 $ofbame unb 1 (SaDalier. 

1741. 

L'amor prigionlero. Componimento dram. in 1 atto a 2 voci D. 
SDtetaftafio, 2Ruftf d. 9ieuttcr. «uf b. faif. <ßriDatbüt)ne. 

1 Wad) ben JMufteidjnungen bes Derflcrbcnen $errn Dr. i'eoDolb Gblen 
Don Sonnleitbner, ergänjt bureb £ttf)flgc aue bem SBiener Xiarium ic :c. 



Digitized Google 



384 



Beilage III. 



1742. 

3. ftebr. Sine neue SBelfäje gefangene Opera, aufgcf. im neu erbauten 

£&eater nä<$ft ber Burg. 

1743. 

19. 3an. l'OHmplade. Dram. per mus. Sweater n. b. Burg. 

13. 2Ra'rj. II vero omaggio. Comp. dram. in 1 atto a 2 voci t. Wt* 
taftafio, 2Kufif Bonuo. @d?önbrunn, jum Geburtstage b. Crjb. 
3ofepb. 

16. Oct. TAsilo d'Amore. Dram. per mus. 2$. n. b. Burg. 

16. $>ec. Constantinus, burd) bie Äraft bcS ÄreujeS bes SJfarentii Beficger. 

2at. Sdnun'iMci mit 3frif$enmufit, iESnjcn unb Sdjladjten. iDfufif ». 

SReutter. Stufg. im f. f. acab. Collegio Soc. Jesu »on ben (Sdjülern 

in ©egcntoart b. $ofcs. 

1744. 

8. 3an. Npermestra. Dram. per mus. in 3 atti ö. SWetaftafio, 9»ufif b. 
3. $affc. ianje ». $ilöcrbing. Stuft! jur Sicenja ». ^rebteri, ju 
ben £Snjen ö. $oljbauer. $utxfl aufg. im $ofjir!el bann im alten 
$ofobenu)aufe, jur Bermäblungsfeier ber Grj&erjogin SDtar. %nna u. 
§ergog Äarl i\ ?ot&ringen, teiebcrbolt ;um 3. mal am 25. 3an. (£cfcte 
Borflellung im alten $of opern&aufe, nad)m. fteboutenfalcn.) 
La Danza, Cant. a 2 voci. Zm ö. SWetafh, SDtuftf ü. Bonno. Bei $of. 
Catone In ütloa. Dramma per musica. Jb. n. b. Burg. 

1745. 

4. Oct. La Generosita triumphante. Dram. p. mus. £beater n. b. Burg. 

1746. 

3m <£arne*al. Gianguir. Parte I u. IL (£ert u. Stpoft. 3eno (?), SDrnfif 

b. «albara (?).) 
21. fttoril. Arsace. Dram. per mus. in 3 atti. 

14. 2Wai. Ariodante. Dram. per mus. £änje 0. H. ^^ilboie. £b. n. b. 
Burg. 3um Geburtstage b. Äaifcrin 3Rar. i hercfia. 

27. 3uli. Aralinda. Dramma per mus. con 3 Balli. j&um Namenstage b. 

Crjberjogin Hnna. 
2. Oct. Semiramide. Dram. per mus. in 3 atti. fcänje fc. Hnt. ^bjlbois. 

X1). n. b. Burg. 

4. Oct. Artaserse. Dram. per mus. con 3 Balli. fce^t ö. ^etaftafio. 
3um Namenstage be« ÄaiferS ftranj L 

15. Oct. La Clemenza di Tito. Dram. per mus. ö. HJUt aftaf i c , Ü72ufif 
». Sagen feil. 3 um Namenstage b. Äaifcrin. (SBicberbolt am 26.) 
La eerva Padrona. Intermezzo musicale. SDiuft! ©. ^ergolefe (?). ib. 
n. b. Burg. 

II Pittore. Intermezzo musicale n. b. Burg. 



Digitized by Google 



«eilagc III. 



385 



1747. 

13. 2)fat. Arminio. Drara. per mus. üNuftf ö. a f f e , $3aüetmufit ö. 
$o 13 6a u er. Sweater n. b. SSurg. 3ur (Seburtöfcter ber Äaifcrtn. 

18. Oct. La costanza supra tutto. Dram. per mus. Xb. n. b. söurg. 
Wamenefeier ber Äaiferitt. 

1748. 

14. 2Rat. La Semlramlde rlconosciuta. Dram. per mus. iu 3 a. von 
SDietaftafto, Üflufif ö. ©lud. 2$. n. b. »uro., («eburtflfeier b. Äaifertu 
(»tcber^olt am 15., 19., 25. Üttat u. 5. 3nnt. Semiramtbe — 3gra. 
Stfitterta £eft). 

26. 3unt. II Protettore alla moda. fufl. mttftf. 3d)aufpie(. £6. n. b. 
23urg. 

11. u. 21. 2lng. Alessandro nelT Indie. Dram. per mus. in 3 a. t>. Ütte* 
taflafio, aWitfif ö. Sagcnfcil. 2:6« n. b. 33urg. 

12. 2litg. La Nobllta immaginaria. Dram. per mus. n. b. Söttrg. 

28. 2(ug. Leuoippo. Favola pastorale in 3 atti. 2Huftf i>. $affe. 0*e> 
burtstag b. &ern>. Äaiferin (Sltfa6et6 (S^rifiine. 

29. «Sept. La Fata maravlgliosa. Dram. per mus. XI). n. b. sönrg. 

4. Cct. II Slroe. Dram. per mus. in 3 atti. 2Rufif ». Sagen feil. X\). 
n. b. 33. tfamettsfeft beä Äaifer«. 

27. Cct. u. 25. Wo©. II Demetrlo. Dram. p. mus. in 3 atti. SWuftl ü. 
Salb, ©aluffci. 2:6. n. b. Etirg. Namenstag b. Äaiferin 2Rat. i^erefta. 

1749. 

Garnecal. L' Ataserse. Dram. per mus. o. üttetaftafio, SRufif ö. ©a- 

lup^i. 26. n. b. 33urg. 
14. SWai. L' Ollmplade. C£. t. SWetaflafto, ÜHufil ü. SBagcnfcil. ®e* 

6urt«feier ber Äaiferin s J)i. J6erefia. 

28. Hug. Achille in Sciro. Dram. p. mus. in 3 atti ö. 2Jietafla) to, 
2Jtuftf ö. 9iic. 3 om eilt. 26« n. b. Surg. ©eburtefeicr b. t>erti\ äaiferin. 

— Augurio dl fellcitä. Cantata ä 3 voci ö. SWetaftafto, ÜKufit ». 9teut« 
ter. 3n Sdjön&runtt «on ben 3 ö^erjoginnen s O)iarianna, 2Jtar. §6ri» 
flute u. 3Kar. (5lifabet(;, 3ur »eburtSfeier i^rcr (»rofjiuuttcr bev ber». 
Äaiferin. 

4. Cct. Ezlo. Dram. per mus. ö. SWetaftafio, SNufif ö. 3omclli. Xf). 
n. b. söurg. Diamenätag b. Äatfer«. 

La Merope. Dram. per mus. £ert fc. 2)tetaftafto, 2)htftf 0. Oomellt. 
Catone in Utica. Dram. per mus. ü. ^etaftafto, 2Rufif ö. 3omelli. 

1750. 

30. 2Rär3. I' Andromaca. Dram. p. mus. in 3 atti, üfluftf 0. öerfd?. <£om* 
ponifkn. Xb. n. b. Eurg. 

*ol»t, $at)tm. i. 25 



Digitized by Google 



386 



©cilage HL 



14. SWai. Antigone. Dram. p. mus. 33tuftf o. Sagen feil. in ®a)bn« 
brunn, ©eburt«feicr ber Äaiferin. 

— La rispettosa tenerezza. Comp. dram. ü. SWetafiafic, Wluflt ». 
91 cutter. ©eibc in @d)önbrumt, bnrc^ 3 Srjber}oginnen f jum Tanten«* 
tag b. Äatferin. 

26. 3uli. Euridice. Favola postorale per musica in 2 parti. äRnftt o. 

toerfeb. <5omj>ontften. 9tamcn«tag b. (Sra&erjogin 2Warianna. 
28. Bug. (u. 8. Cct.) Armida placata. Dram. p. mus. in 2 atti. £b. n. 

b. ©. @eburt«tag b. »er». Äatferin. 
4. Cct. Velogesus. Dram. p. mus. <5d?8nbrunn. 9latnen*fefi b. Äaifcr« 

(14. u. 28. Cct. »ieber&olt im Ib. b. ©urg). 
8. Xtc. Vincisiao. Dram. p. mus. in 3 atti. SWuftf o. Sagen feif. Ib. 

n. b. ©urg. freier (Eintritt. 3mn @cburt«tage bc« Äaifcrö. 

1751. 

II re pastore. Dram. p. mus. in 3 atti ö. äWetaftafio, SDcuftf ö. 
©onno. ©ei $ofe in <§d)Bnbrunn. (S« fangen ©raf bergen, b. (5b. ren* 
fräulcin« ftranfenberg, Wofenberg, Samberg u. Äoflonicj.) 

1752. 

13. 2flai. L' Eroe cinese. Dram. per mus. in 3 atti t>. SRetaftafio. SWufif 
o. ©onno. 3n ©djönbrnnn jnr ©eburtsfeier b. Äatferin. (<5« fangen 
Prfl o. lari« u. bte vorgenannten $amen.) Sieberbolt am 3. Sali 
jum 4. unb lefctemnale bei $ofe. 

Andromaca. Dram. per mus. in 3 atti. SDluftf ü. 2)aoib $erea. Ztf. 
n. b. ©urg. 

Alessandro severo. Festa di camera öon Slbbate ^aSquini, atfuftt 
ö. ©onno. ©ei §ofe. 

1753. 

15. Cct. La Clemenza di Tito. Dram. p. mus. in 3 atti ö. SWetafiafto, 
SWufif ö. Bnbrea Sbolfati. n. b. ©urg. WameneHag b. Äatferin. 

1754. 

8. 2)ec. II Tributo di rispetto e damore. Compon. dram. in 1 atto o. 
aWetaflafto, SD^uftf t. SRcutter. 3n ber »urg oon 3 (5rjb.er3oginncn. 
3um Öeburtefefie bcö Äaifcr«. 

Le Cinesi. Azione teatrale con balli 0. flftetaftafio, 3>iuftl 0. 
©lud. Zijtatct n. b. ©urg. (©orber in gebjofftof beim $rinjen o. 
Sacbfen*$itbburg&aufen.) 

1755. 

13. 2Kai. La Danza. Comp. dram. ä 2 voci &. SWctaftafio, 9ttuftf o. 
©lud 3n Barenburg §um (Scburtsfefl ber Äaifcrin, bann im %f). n. 
b. ©urg. (Sö fangen @gra. (Sattarina ©abriellt unb Äarl ftriberty.) 



Digitized by Google 



Beilage III. 387 

3nni. Le Cacciatrici amantl. Dram. per mus. ä 4 voci. äWufif üen 

2Sagcnfeil. Sßti $ofc. 
Wer La Gara. Comp. dram. in 1 atto ». SWetaftafto, SDhifif to. SReutter. 

33ci §efe, a. Einlaß b. (Sntbinbung b. Äaiferin. örj&. SHarianna u. 

2 §ofbamen fangen. 
8. Xtc. V innocenza giustificata. Pastorale in 1 atto, naa> SÄetaflaftc 

^ufammengefleHt, SWuftf ö. ©lud. 25. n. b. «urg. 

1756. 

II sogno. Compon. dram. in 1 atto t>. SWetaflaftOr SKuflf b- fteutter. 
93ci C>ofe. (Srjberjogtn SWarianna unb 2 $ofbamen.) 
2Rai. L' amor prigioniero. Dram. p. mus. 2Ruftf ü. terfd). (Sompomften. 
2&. n. b. ©urg. 

'Äug. L' innocenza giustificata, 'Diuftt t». ©lue! (neu in Sccne gefegt.) 
See. II re pastore. Dram. p. mus. in 3 atti i\ SWetaflafto , SDJufit ö. 
©lud. 2&eatcr n. b. «urg. ©eburt«feier bc« Äatfer*. 

1757. 

II Sogno. Comp. dram. &. SWctaflafto, SRufit ü. 9teutter. «ei Jpofe. 
((Srj^erjcgm SDtartanua unb 2 $offräu(ein.) 

II mercato dl Malmantlle. Op. comique, SHufit b. ©tufebb* Scar* 
latti. Xf). n. b. 33urg. 

L' isola disabltata. Op.com., 2WufU e. @. ©carlatti. 

1758. 

Same&al. Iflgenia in Tauride. Dram. serio p. mus. in 3 atti, ÜRuftf öon 
2ommafe 2raetta. 2b\ n. b. ©urg. 

1759. 

Sarneval. Ifigenia in Tauride. 333ieberb>lt. 

La serva scaltra. Op. buffa. 2Hufif b. ©iuf. Scar latti. 2$. n. 
b. SBurg. 

1760. 

8. Cct. Moide al bivlo. Festa teatrale in 1 a., SKuflf ö. $affe. 
— Tetlde. Serenata in 1 a. ö. ©. 2Rigliaöacca, 9Ruftf ü. ©lud. Seibe 
im großen 9ieboutcnfaale 3ur SJermä&lung <Sx$. 3ofefcb; II. mit ^rinjefftn 
3fabeOa »on «ourbon (f 1763). ö« fangen <3gre. <£ar. ©abrieUi, SWaria 
$ineüi, 2erefa ©tacomojäi; 8gri. äRanjuoli, Sarlo (Sarlani. 
lasipile. Dram p. mus. in 3 a. t. SRetaftafto , 2Ruftt 0. ©. @car* 
(atti. 2:1?. n. b. 93urg. 

I Tintaridi. Dram. p. mus. in 3 a., 9)tuftf b. Zorn. 2raetta. 2b. 
n. b. ©urg. 

25* 



Digitized by Qoogle 



388 



2?etfagc III. 



La Clemenza di Tito. Dram. p. raus, in 3 a. t\ ü}?ctafiafio , SDhifif 
ö. ©tili. Scarlattt. tt. b. iöurc?. 

1761. 

3. 3an. Armida. Op. seria in 3 a., 9WufH t>. £raetta. n. b. Surg. 

■ 

1762. 

24. aJiärj. Prometeo assoluto. Serenata, aRufit ö. 23agcnfeif. «ei §ofe. 
27. 2tyril. II Trionfo di Clella. Dram. p. mus. in 3 a. &. aRetatfafto, 

SDtuftf fr. ©äffe, «et $ofe, au« fcnlaß ber Gntbinbung b. Srjberjogin 

3fabetta (20. 9Wfirj). 13. iDiai luteberb. jur @eburt$feier b. Äaifcrin. 
5. £ct. Orfeo ed Euridice. Dram. per mus. in 2 atti feit Kattien bt 

(Saf^abigi, iDinfif t>. 61 ucf. Ballette oon 6a*baro ängieliut. 2b. n. b. 

«urg. (@3 fangen £gra. «tanrbi — Gurtbice; £grc. 6itabagnt — 

Orfec; ®gra. 61ebcro'(£lai5arau — flntorc.) 

1763. 

(Jarneüal. Artaserse. Dram. p. mus. in 3 a. ». d^etaftafto, SRufU i>. 
(Scartattt. Z1?. n. b. «urg. 

Zenobia. Dram. p. mus. in 3 a. to. iDietaflafto, IVuftf t. ^ a f f e. 
14. SRat L' isola disabitata. Azione teatrale in 1 a. t>. iüfetaftafip, ^ufif 
»on 6. (5 carl atti. 93et £efe. 3"nt 6cburtöfefl b. ftaiferin. 

4. Cct. Ifigenia in Tauride. Dram. p. mus. in 3 a., SRttfU iraetta. 

3n <Sd)i5nbrunu. 3unt *)lamen*fefl b. ÄaiferS. 
2>ej. Ezlo. Dram. p. mus. in 3 a. ü. üNetajkfto, SRsfU ü. ©lud. 

1764. 

%pxil Egeria. Festa teatrale in 1 atto *. metaflafto, iüiuftf *. Jpaffe. 

«et Jpof. 3ur Ärönung be« Grjb. 3o|'cbb K- ^13 r. Mönig (3. Etril) aufg. 

toon 4 Grj^erjoginnen, (zr$&er$eg i'eotolb tankte bett (Sutibe. SMeberbelt 

int XI). n. b. «urg »on b. iMitgltcbent b. £&eater$. 
3uli. Alcide negli ort! esperidi, Dram. p. mus. b. iUarco SoIteUini, 

OhlfU o. ftranccSco ÜJiajo. XI;. n. b. 33urg. 

L' Olimpiade. Dram. p. mus. in 3 a. t>. SJietaflafio, 2RufiI öon glortait 
6 aß mann. $.1). n. b. «urg. 

II mercato di malcantile. Dram. gioc., äWuftf fr. 2>om. ftied)tettt. 

n. b. «urg. 
Ezlo. i 
Orfeo ed Euridice. / 

1765. 

23. 3an. II Parnasso confuso. Festa teatrale in 1 atto i^etafrafio, 
SERufil fr. ©In (f. 

— II Trionfo d'amore. Festa teatr. in 1 a. ö. töfetaftafte, 3)itiftf t>. 
6a 6 mann. Shifgcf. fre-n ben iVitgliccern beä Jbeater« n. b. «urg. 



Digitized by Google 



Beilage IV. 



389 



$eibc in <2?d)ünbrunn. 3 ur $crmäljlungSfcicr bcs (Srjb. 3ofcbb D. mit 
s JDiaria Sofer-ba b. SBaicrn (f 17G7). (3n (*lud"S Acftmufif fangen bic 
Sv5^cr3cgimtcn liWar. Glifabctb, Amalie, 3ofe}>ba f Äaroline; am Glarucr: 
Gr,ber$eg Jccpolb; beim ianj: Grjbcrjogc ilWarimilian u. fterbinanb 
u. ^rinjeffm Antonie; als 2d?äfcr u. Schäferinnen taujenb: bie jungen 
(trafen ftranj u. 3o&anu Glan?, Sanier b. Auerberg , $ricbrid> ». 
Palenberg; bic jungen OHäftnnen S^ercfc u. Sfrriftiaue t. (Starb; 
C^riftine n. ^aulinc AinerSperg.) 

30. 3an. Telemaco, ossia l'isola di Circe. Dram. p. mus. in 2 n., ÜMufif 
t>. (Mucf. 2b. n. b. ©MTfl (bei freiem (Siutvitt). 

ftebr. Gli stravaganti. Op. buffa in 2 atti, iifufif ö. @c<trfatti 
$ei *>fc. 

Am 1H. Auguft fkrb Äaifer Jvranj I. in 3mityrnd unb 
blieben bie Xbcater gefdjloffen bis Cftermontag 17GG. 



IV. 

frljrbüiticr uns 3os. %iqW* Jlarfjloss. 

1. Gradus ad Parnassuni. sive Manuductio ad compositionem Musicac 
regulärem; methodo nova, ac certa, nondum ante tarn exaeto ordinc 
in lucem edita. Elaborata a Joanne .Tosepho Kux. Viennae Austriae. 
Typis Joannis Petri Van Ghelen. 1725. 

2. Sex fcollfommene Äabcllmctftcr, baS ift grünblicftc Anjcige aller ber- 
jenigen 6>a$ett, bic einer triff cn , tonnen unb ueüfemmen innc baben 
mufj, ber einer Äabclle mit Gbrcn unb 9iufecn toorfteben null. £nm 
33crfud) enttrorfen reu 3oljann üDiattbcfon. Hamburg, 1739. 

3. Jtern mclobifcber 2Biffenfd)aft, bcftcfyenb in ben auSerlcfcnften $attM' 
unb ©runb - ifefyren ber mufifalifd)cn 2cfc*,Hunjl ober (Sontpefttion , als 
ein 2?erläufer bc« r-oüfommencn aapeUtncifler». Ausgearbeitet fcon 3 ob. 
Sftatt&efon. Hamburg, 1737. 

4. 3 ob- SDiatt^ef cn's grofje (*eneral<$Pafc£dmlc ober crcntblarifdje Cr* 
gauiften ^rebe. gtoeUe, rerbefferte unb fccrmebrte Auflage. Hamburg, 
1731. (Xie erftc Huflagt cridnen unter bem 2itcl: Gremblarifcbe Cr 
gauiflcn*^robc im Artifel vom «eneral^afe k. Hamburg, 1719.) 

5. griebrid) (Starbt Siebten« mufifalifebe Äpanblcitung jur $a* 
riation bes Öcncralbaffc« :c. 3^citc Auflage. ÜJcrbcffert, fcermebret :c. 
bureb 3ob. Sflattbefon. Hamburg, 1721. (5)ic erftc aufläge unter 
bem Sitcl: $aublcitung jur Variation ic. crfdjtcn 1700.) 



Digitized by Google 



390 



^Beilage IV. 



6. *ritifd}e Einleitung in bic ©efdncbtc unb Ee&rfäfce ber alten unb neuen 
2flufif. SJon ^ riebric^ Silbclm 2ttar£urg. »erlin, 1759. 

7. §anbbud> bei bem ©eneralboffe unb ber Sompofitten ic. ton %x. SBilb. 
2ttart>urg. «ertin 1755. 

8. «nfangggrfinbe ber £beorettfcr>en SDiuftf. $on ftr. SBilfr. SWarfcurg. 
feitojtg, 1757. 

9. 2>ie Äunft, ba« Glar-ier ju foiclen. 35un$ ben «erfaffer be« Sritifc^en 
äflufifu« an ber ©prec. [gr. SBilfc. iDfarpurg.] ^roeite Auflage, 
©erltn, 1751. {Vit erfte Auflage crföien 1750.) 

10. Anleitung jum (Slatoierfoielen ?c. t»on ftr. 28il&. SKar^urg. 3»citc 
toerbefferte Auflage. Berlin 1765. (2)ie erfte Auflage erfä)ien 1755.) 

11. £reulid»cr Unterricht im ®eneral.»a§ ic. toon 25. St. I3)at>ib Äellncr.] 
Hamburg 1732. 3Daffelbe Serf in inerter Auflage, (»erfaffer genannt), 
Hamburg 1767. 5. Auflage mit einer SJorrcbe be« $rn. 2>anicl @ot« 
anber«, ^rof. Jur. Patr. et Rom. Upsal. cbenbafelbft 1773 jc 

12. ©eneral-iöafj in brei Slccorben, gegriinbet in ben Regeln ber alt* unb 
neuen Tutoren jc. toon 3ot). griebrid) 2)aube. fleißig, 1756. 

13. @äu^lid) erfd)ö^fte matt)ematifd)e Slbtbeilungen be« biatonifd)*cbromatifcbcn, 
tcm&erirtcn Canonis Monochordi etc. üon 3o$. @eorg 9tcib&arbt. 
Äönigeberg, 1732. 

14. Fundament u Partiturae in compendio data, bat? ift: Äurfccr unb 
grünblid)er Uuterrid)t f ben General >©af}, ober Partitur, uad) benen Regeln 
red)t unb rooljl fd)lagen ju lernen. 3n ben 25rud gegeben Don üDJat* 
tbaeo ©ugl, $>od)'fürjtl.« @aljburgifd)en 2>em» unb (3tifft*Crgantftcn. 
Augsburg unb Sne&rugg, 1757. (£>ie erfte Auflage erfdnen in @alj« 
bürg 1719.) 

15. Primae lineae musicae vocaliB, Jba« ift: furfee, leiste, grünblid)c unb 
»erbefferte 2tnn>eifung in grag unb »ntreort über (Singfunft jc »cn 
M. 3 ob- Samuel ©e^ern, Cantore unb Chori musici Directore 
ju ftrciibcrg. Bresben u. grer/berg, 1730. (2)ic erfte »uflage er* 
fdiien 1703.) 

16. Scala Jacob ascendendo, et deecendendo, 2>a« ift: Äürfelid?, fccc^ 
rooblgegrünbete Anleitung, unb boüfemmener Unterricht, bie eble Choral- 
Mosic beneu Regeln gemäß rea)t aus bem gunbament vi erlernen, 
»on 3of. 3oad)im «enebicto fünfter, J. C. Not. Publ. unb 
Regente Chori in ber faöferl. ©ränifc' <2tabt SRctcbenfcall in Ober« 
©aoern. 3n>cite Auflage, SlugSjnirg 1756. (2)ic erfte Buflagc er« 
febien 1743.) 

17. &urfce Nnfübrung jum <9encral*©af? ic. 9Wen Anfängern be« (SlatoiereS 
gu nüfclidjem Okbraucf» jufammengefcfcet. 2. ßbition. tfeipjig 1733. 

18. 3obann JBeerene rocilanb bocbfürftl. fäct)fifd)*SBeifcnfelflfcben Soncert» 
SWeifter« unb Sammer «SDiuftci , , 3Wuficalif<rjc 2)i«curfc" bur<$ bie frin* 
citia ber ^3^tlofof>^tc bebucirt unb in gereiffe Äafcitcl eingeteilt jc. — 



Digitized by Google 



«cüage V. 



391 



Webjl einem Bn&ang öon eben biefem «utore, genannt: 3)er mufWalifcbe 
Ärieg jnjift^en ber Sontyofttion unb ber Harmonie. Dürnberg, 1719. 

19. 2)er ©eneral*8afj in ber (Eomfcofttion , ton 3ob. 2>abtb $einidjen. 
$re«ben, 1728. (2>iefer jtteiten, fcermebrten u. »erbefferten Auflage lag 
ein frühere« ffierf jn ©runbc: 9ieu erfunoene unb grünbltt^e 2ln 
»eifung ic. Hamburg, 1711.) 

20. Slt&anaebÄirdjer'« 9ieue .§aO» unb lonfunfi, beutfc^ ton Stgatbo 
Garione. Wieblingen, 1684. (35ie Originalfdjrift erfd&ien 1673 unter 
bem Ittel: Phonurgia nova. 

21. Sermcbrter, unb nun jum brittenmal in 2)rud beförbeter „Äurfcer 
jebod) grünblidjer SBegtreifer , toermittelft toetebee man ni($t nur allein 
au« bem (Ärunb bie Äunfl bie Orgel rerfjt ju fcf>lagen, fonbern aua) 
roeilanb $rn. ©iacomo (Sariffimi ©ingfunfi unb lcid>te ($runb* 
Regeln ic. ju finben fepn. 2Jtit in Äupfer geflogenen ^racambuli« jc 
(Ittl bem 3talicnii'cben ine 3>eutfd?e Überfefct.) «ugöjmrg, 1696. — 
Eaffelbe ffierf unter bem £itet: $>errn ©iacomo Sariffimi leiste 
@runbregeln jur <Sing>Äunfi, fammt einer nötigen «nmeifung bie 
Crgel redjt ju fliegen, befonber« »a« ben ©encra(»33aß betrifft. 3um 
fca)«tenmal b«rau«gegeben. 2tug«fcurg, 1753. 



V. 

3ns. ^Qqh's ^nstellnngsoerret ob förstl. (fsttrtiijq'siiier 

Bin - (tapcllmriitn. 1 

(Sonoention unb 8er&altung«*9iorma 
be« «ice»(5a»)el-9«eifier«. 

§eute (SnbeSangefcfeten lag, unb 3al?r ift ber in Oefterreid) ju föobrau 
gebürtige 3ofc*>b $c»?ben bei? 3b" Surcblaudjt $errn $aul Hnton be« $eüt. 
SRöm. fteidje gÖTften ju e«jterbajt?, unb ©alantba ic. it. al« ein 2?ice*Capel- 
SWeifter in bie Stenfle an* unb aufgenommen »orbcu, bergcftalten ba« »eilen 

l mo . 3u ©rfenftabt dn Capel-Wcifter nabmene ©regoriu« SBerner f<$on 
lange 3abr binburd) bem boä)fürfU. #aufc, £reu, emfige 2>ienfte ge« 
leiftet, nunmebro aber feine« boben 2Ilter«, unb barau« Bfter« ent< 
ftebenber nnpäßlicbfeit balber, feiner 3>ienft«f<f>utbigteit na(bjufommen 



1 3d) babc biefc« beeret bereit« in ben „Signalen", 1868, Wr. 2 t-er» 
öffentlitbt. 



Digitized by Google 



392 



Beilage V. 



nicht atterbinge im ftanbc ift, fo wirb er (»regoriue SBerner, bannet^ 
in 21nfcbung feiner langjährigen 2)ienften fernere, ale €>bcr*Capel- 
SPfeiftcr berblcibcn, er 3ofcbb .§cbben hingegen, ale 3>tce-Capcl-9)fcifter 
31t (Sbfenftabt in ber Chor-Musique 3bme ©regorio SBerncr, qua Ober* 
Capel'SDieiftern fuborbinirt febn , unb ben ibmc bebenbiren. 3n att- 
anbern ^Begebenheiten aber, wo eine Musique immer gemaebt werben 
feile, wirb aü*ce, Wae jur Musique geberig ifl, in genere unb Specie 
an ihn Vice-Capcl-SDiciftcr angewiefen. fefert 

2 A ". Sirb er 3ofcbb &cbbcn ale ein $aue Cfficicr angefeben, unb gebalten 
werben. Xarum hegen <2r. $ocbfürftl. 2>urcblaucbt 311 ibmc bae gnäbige 
bertraucn, bae er ftrb alfo, wie e« einem (Sbrlicbcnben $aue-Cfficier 
bei einer fürftlichen $off-fiabt wohl auflebet, nüchtern, unb mit benen 
nacbgefe&tcu Musicis niebt Brutal, fenbern mit glimbf unb artb be« 
febeiben, rubig, ebrlirb, aufzuführen wiffen wirb, baubt fäcblicb, wann 
bor ber Hohen Herrschaft eine Musique gemacht wirb, feile er Vice- 
Capel-2)fcifter famt benen fuborbinirten allcjcit in Uniform unb niebt 
nur er 3ofcbb $cbben fclbft fauber evfcbeineu, fonbern auch atle anbere 
ben ibmc bebenbirenbe babin anbaltcu, ba& ftc ber ibnen binauegcgcbcncn 
Instruction gufclge, in weisen Strümpfen, Weißer Söä'fcbc, eingebubert, 
unb entweber in 3obf, ober $ar*3?eutcl, 3ebecb burebaue gleich fid) 
feben laffen. Eerehalbcn 

S ü0 . ©inb an ibne Vice-Cupel-2Keiftcr bie anbern Musici angewiefen werben, 
folglich wirb er fia; um fo biel cxcmplariftber Conduitigiren, bamit 
bie ©uberbinirten Don feinen guten eigenfebafften ficb ein bebfbiel 
nebmen fennen, mit b»n wirb er 3<>febb $ebbcn all befenbere Familia- 
rität, gemeinfebafft in effen, brinfen, unb anbern Umgang bermeiben, 
um ben ibmc gebübrenben Kespect nicht ju bergeben , fenbern anfreebt 
ju erhalten, auch bie Subordinirten 311 fc^ulbiger parition beflc Icicbter 
31t bermögen, je unangenehmer bie baraue cntfleben föuncnbe ftelgc* 
ruugcn, müfwerftä'nbnüfj unb uneinigfeiten ber $crrfchafft febn bihrfften. 

4 to . Suf allmaligen Befehl ©r. #ocbfürfU. Durchlaucht foüc er Vice-Capel- 
2)iciftcr bcvbunben febn, felchc Musicalien 311 comboniren, Wae bor 
eine £ecbbiefclbc bedangen werben, fothanne neue Composition mit 
niemanben ju comuniciren, biet weniger abfebreiben ju laffen, fonbern 
für Ob" Eurchlaucbt einzig, unb allein borjubchatten, bezüglich ohne 
borwiffen, unb gnäbiger erlaubnufe für niemanb anbern nicht ju com* 
boniren. 

5*°. Sirb er 3ofebb $et)ben alltäglich |: ee febe bemnach basier 31t SSHcnn, 
ober auf benen £>crrfcbaftcn : | bor unb nach-2)Jittag in ber &nti6ambrc 
erfcheinen, unb ficb mclbcn laffen, aflba bie £>echfürftl. Ordre ob eine 
Musique febn folle? Slbwartben, aflebann aber nach erhaltenem ©efebl, 
foleben benen 3tnberu Musicis ju wiffen machen, unb nicht nur felbft 
311 befiimmter 3eit ficb accurate cinfinben, fonbern auch bie anbern bahin 
ernftlich anhalten, bie aber 3ur Musique entweber fbäth fommen, ober 
gar auebleiben, speeifice annotiren. Sann bemnach 



Digitized by Google 



Beilage V. 



393 



6 to . ^wifeben ibueu SDiufici« wiber alle« beffereö fcerljoffen, uncinigleiten, 
disput, ober einige $efd;wcrbeu wiber ben anberu fieb äußerten, wirb 
er Vice-Capcl-SMcifier trauten, nacb geftalt ber umftänben biefelbigen 
ausjumacben, bamit ber fyobm $errf(baft mit 3ebcr älcimgfeit unb 
Bagatolle-fad)c, feine ungelegenbeit *crurfad;ct werbe, folltc aber etwas 
mistigere« öorfaücn, treibe« er 3ofept» £ebbcn twu fieb, fclbflcn au«- 
gleiten, ober »ermitteln ntyt föuntc, fotbanne« muß 3bro §ocbfürfU. 
Durchlaucht geborfamft cinberidjtct »erben. 

7""\ Solle er Vice-Capel-iöJeiper auf alle Musikalien, unb aTiuftcalifcbe 
3nflrumeuten all-nü ; glid>en ßleiß, unb genaue 2lbficbt tragen, bamit biefe 
auö unadjtfamfeit, ober nadjla'ßigfeit niebt fcertorben, unb unbrauchbar 
werben, aud> für folebe repondiren. 

8*°. SSirb er $c')tpt> #ebben gehalten feun, bic Sängerinnen 511 inffruiren, 
bamit ftc ba« 3cnige, loa« fte in Söieun mit fcieller müt)e unb speesen 
ton torncljmen iDfeiftem erlernet ba^n, auf bem fanb niebt abermat 
frergeffen, unb Weilleu er Vice- Capel-2)?eifkr in unterfd;ieblid;en In- 
strumenten erfahren i|l , fo wirb er aua? in afl-jenen, beren er funbig 
ift, ficb branden laffen. 

9 n, °. SBirb ibmc Vice-Capel-3)iciftcr hiemit eine 9lbfcbrift uon ber Con- 
vention unb vcrbaltuug« Norma beren ibme Suborbinirteu Musi- 
quanten bin ausgegeben , ba« er bicfelben nad) biefer SJorfcfyrift ju 
i^rer 2>ienft*ü.'eiftung anzuhalten wiffen möge, übrigen« 

10 mo . 2öie man all-feine fcbulbige Xicnfle ju Javier ju fc^cn um fo weniger 
nötbig craebtet, at« bie burcblaucbtigfU ^errfdjaft ct)ne beme gnä'bigfl 
hoffet, baß er 3ofe}>b $etyben in allen borfallent)eitcn, au« eigenem 
2rieb nicht nur oberwebntc 3)ienftc, fonbern auch all-anbcre Söefcble, 
bie er ten Hoher Herrschaft, nach bcwanbtnu« ber fachen fünfftig 
befommen fcUtc, auf baö ©enaueflc beobachten, auch bie Musique auf 
foleben §uß fefcen, unb in fo guttcr Orbuuug erhalten wirb, baß er 
fieb eine Gljre, unb anburrf; ber ferneren fürstlichen Gnaden würbig 
maebe, alfo (äffet man auch, jene feiner gcfcbüdlkhtcit, unb ßüfer über. 
3n foia)cr 3"^ tr f ia i' t 

ll roft . Söerben ibme Vice-Capel-2fleifUr alle 3at»r 400 $1. 9ibcin. ton ber 
Hohen Herrschaft biemit aecorbirt, unb bcbm £ ber- Einnehmer -$mt 
augewiefen Quartal-weife ju empfangen, über bie« 

12 ,uo . 2luf beneu ^errfa?aftcu folle er 3ofei>b $ehben beu Cfficier-Xifct) , ober 
Sin halben ©ulben bc« Sag« fofl-gclb baben. (Snblich 

13 rao . Oft biefe Convention mit ifnne Vice-Capel-ÜHeiftev ton 1. 2Kab 1761 
au, weuigften« auf breu 3abrc lang befcbloffcn worben, folcbergcftaltcu, 
ba« wann er 3ofeph £ct?beu nach tollgeftrecfter ftrift, bretjen 3abrcu, 
fein ©lüd weiter« machen wollte, feine bic«fäflige Intention ein ^albc« 
3abr üorau«, ba« ift anfang« bc« britten halben 3ahr«, ber §errfchaft 
tunbt ju machen fdjulbig fepc. 3nglcicbcn 



Digitized by Google 



394 



SBcilage V. 



14 to . SJerfpridjt bie $errfd)aft ifcne Sohpl) $eübcu nidft nur fo lang in 
2>ienflen ju behalten, i entern, »ann er eine fcottfommene Satisfaction 
leiten nnrb, fotte er au<$ tie expectanz auf bie Cber-Capel-2Heifler«- 
ftelle Gaben, toibrigenfall« aber ifl Hochdereelben aöejett fre$, ibne 
aud? unter btefer jeit be« ©ienfle« ju entlaffen. 

Uifunb beffen fmb jtre»? gleidjlaut&enbc cxemplaria gefertiget, 
unb auflgen?ed;feft tuorben. 
©cgeben Söienn ben L SRato 1761. 

Ad Mandatum Celsissimi Principw 

3ofr»nn ©tifftel 
6fcretatr. 



Digitized by Google 



»eilage VI, a. 



395 



VI, a. 



(frubsdirift Her Altern ^aqün's. 



Bej den Siesen Jesu 
Im Leben Ich Lag Pis Ich 
D. 12 September A. 1763 
Alhier Geleget Ins Grab 
matias Haiden Marckt 

Richter Alhier 
Betet Fir Mich Dessen 
Bildnus Mier Vnd Eich 
Zur Andacht Versch- 
afft Ich, Mein Alter 

War 65 Jahr. 

Alhier Rvhet Auch Meine 
Liebe Ehewierthin Anna 
Maria Haidin Ist Gestorben 
Den 23 Febrvar 1754 
Ihres Alters 45. 



fr 



V 



Digitized by Google 



396 



Beilage VI, b. 



VI, b. 



^rahst^rift Hemers 



Cllbicr rubet eer l£ol j£Mc unfc Hunfhcicbc ^err 
(Ercijoriu* Cfofcpbutf IVcrncr, ICcylano cjcircjrcr l?ocb= 
f ürfllicb i£?3tcrb<23Yfcbcr Capelle illciftcr, feinem erlebten 
mübfamcn unfr franflieben Hilter»? 71 3abr: eemc $ott 
nun wolle jur ewigen "Xubc aufnebmen. 3ft gcjtorbcn 



tficr liejt ein CborOic^cnt, oer ein $rop Surften =v>aut? 
febr viele 3abr befcient, nun ift oic ttluftf aii0. 
>Er battc grope piag mit Xrcujl uno Bonoll, 
ivtnT cnMicfc nid?t, x»ic, wo iCw rcfoltnrcn feilt 
2Mü £r cic Üunft erlernt nur in <£coulo 311 fein, 
atecann gab £x fidb willig uno ^an? bereit oarcin. 



Eid) aber großer (Pott! 
bitt £r in beebfrer Hot*, 
3Cu ivollft oic rifionanaen 
ron 3bm (jefc&t 31t frey 
Pcrfcbrn in Confonantcn 
ZTurcb feine Hup uno Tvcu. 



Itcil i£r lefct Ca^cnj fofrann in« $rab ijcmacbt, 
tfl folglich all fein Wub 311m Ritten Bdbluj? gebraebt. 
vT ^cilano nebm ibn auf 311 eeinem ^?imcl0 = Cbor 
fcen nie ein 21113 gefebn, noeb g'bort ein mcnfd?lid? <£br. 



tCann fcann oie groj* Pofauncn 
witb rufen 311m ^crid?t, 
mit aller UMt tfrjrauncn 
ateoann rerfram ibn niebt. 

£icb aber f reiner lOanbers- 
Mann 

^vuit icb um ein £ebcttlcin an. 



X 17t>(>, b. 3. Warty. 



EPITAPHIUM. 



Digitized by Google 



Seilage VII. Sir. 1. 



3Ö7 



YU. 

Hr. I. ttad) Unit äutograpt). 

9iecttatino aus bcr Obur Stjmpljomc, comp. 1761. 

Cetebe Seite 287.) 

Adagio. 



Oboe 
e 2 d « 



Violino 
Principale. 



Violino l mo . 
Violino 2 do . 

Viola. 



VI' 




p^Jt- 5 ^* ?Z »5 ^ 



Violoncello 
e Basso. 



* ' ' 




Digitized 




Digitized by Google 




Digitized by Google 




Digitized by Google 



«eilagc TO ttr. 1. 401 



fe= 

Jt-> i r- f td 




fef. ^ 


$f* T ! r n=^= j^=d 


... t — ? Ä f _ g __ — £ B 


ifü — : _^ ' 

k j- n — * n k r 1 




— / ' p <-* * 




fen ■ =1= 

^ Allegro. 


r= 1 


- ■ 




— L — " 


— — L 

L>=i — . 1= — 


1 


9*r-t — = 


H 

1 



r 

*ofcl, $ai>im. L 26 



Digitized by Google 



402 



«eitage VII. ftr. 1. 



Allegro. 



ll ipIlS 






^3H^ 1 

Adagio. 

1 iJ t^ 


§E== 




- h ;P ^ 15 








N f P - 

1 — i W J J-B 3— • 


trv ~ — r 


=*±&l E==^ 

f P 

E=*=*S# J 1 = --I 




♦ fe. 


ß. 

. 0- 


-'i -4— H 

r p 

A f } 



Digitized by Google 




Digitized by Google 




Digitized by Google 



i 



SöcilageVa flr. 2. 
IE 



405 



m 





. er . 



vn. 

ttr. 2. Maä) itm Autojropl). 

Bbagio an« öcr K tmr 3nm)j[|omc, comp. 1763.. 

(@ie$e Seite 300.) 



Viol. l mo . 



Viol. 2". 



Viola. 





™ p 

^-ft— j — fl— 1 — * 


J — j^=T 


KW— H — * — J-J— 
^* P 

a^lf r E f B 


r c t* « = 


.p 

9*t- S- >* — *— (• — f 1 - 




H— h i uljE=£ 





Digitized by Google 




Digitized by Google 




Digitized by Google 



408 



#eUage TO ftr. 2. 




410 










ft-i r 


^"IM 5 :! 




•r^4f — * — « w r r i » r~i — ^ h — c * ^ _ — i — u ■ » i 










tt 




1 



Digitized by Google 



Beilage VII. 9*r. 2. 



411 







^ — «r-p — )-ti — p-f= 


' 4. Ii n 1. H II U 


5fe^c= =fe. — - ^^-u= e ; ; ; £fa 













-1 •— 1 H — h" 1 T~9 

r 








:=^üfUL J* r <rf 1 

f ' 


• 




:-yjrffr: 


7 — Ii* | ß _ » ~ 






T ÜJ- — — ) 



Digitized by Google 



412 



«etlage VII. ftr. 3. 




ra 

ttr. 3. ttad) gcfiftnebenen Stimmen. 

Slnbanie au$ ber l!-bur Sijmpfjonic, crfcfjicncn 1767, 
ttt ööttiuctg fett 1766. 

(<Ste$e Seite 304.) 



Con Sordini. 




Digitized by Google 



iBettage TU Mr. 3. 



413 




0 — m « ,i 





i — #- 




2dr 



BS 



ü--r— r-T t — f f ■ . 









3 >J U * 1 






fr fr 




HP- 











fr fr 






— 1- 


• • ■ 
















f=e= — ^ 

0 0-0.1 






Digitized by Google 





Digitized by Google 




Digitized by Google 





Digitized by Google 




Digitized by Google 




Digitized by Google 




Digitized by Google 



420 



Beilage VII. Hr. 3. 




Digitized by Google 




Digitized by Google 



©eri^Hgungen: 

Ceitc IG, 3ctle 1 t>. u., flott: üere$eli<$te $e$cr in ^rejjburg, lie«: fcer« 
»ittwete $caer in Sien 
„ 124, „ 11 to. o. f ft: breift «fror («It tc.), (.: t>terft (S&or (@o^ran, 
Mt k.) 

„ 126, „ 6 *. u., ft: bamaligen, 1.: bermatigen 

„ 187, „ 1 ö. o., ft: Vorbereitung ber «ompofitionen, t: Verbreitung 

»on £aöbn'« Somfcofttionen 
„ 193, „ 2 t>. o., ft: (1759) lebte, l: (1759) toirfte 
„ 230, „ 3 ». o., ft.: £>|>u«jableu VI u. VII, (, : O^ueja^Ien IV u. VII 
„ 295, „ 5 x>. o. t ft.: £, U: (Jj 



Digitized by Google 



Digitized by Google 



<paib" bc 
im gebr. 
686. 



SWitgrieb I 
uermä&tte 
2t\tf>a, ge 

10S, im 3 
6. ©cpt. 
), btc <5dj; 

(ttaS $avbn 



1 n c 9 , 

.1. 22. Sept. 
)U ftranf«nn 

2 ebenbafelbf 
©itroe 3 a » 
i?rbr- 1742). 
11. Ouni 171! 
agiler, <Z\ 
Ämter auf 
Ataxia (Atrial 
[ aüQ jtoeiter 
14: au. €uf. 
». Ifrerefla, 
o. 



91 

G. 3Kärj 1' 
ibit 6. Bebt. 
$ , Scfcmtefcm 
. /7, alt 48 3al 
b < flpril 1777 
Vieler unb na 
giftet M <2*ö: 
^tral&cte naä) 
»! 3^ot). 1S02, 
*<tter am 3Ht 
ffjrb 17. Oct. t 
8*na SRaria al 
3 jtoeiter © 



Digitizedjjy Google 



Digitized by Google 



f 

ML 410.H3P74Ö 

Joaapn Haydn. 

Stanford 



C.1 



braries 



Universitv 



3 6105 042 506 597 




MÜSIC 

^ 4I0 
\, H3P74B 
V v.l 



Stanford University Libraries 
Stanford, California 



Retarn thia book on or before date due. 



c 4 1966 

I Digitized by Google