Forschungen
auf dem
gebiete der
agricultur-ph.
UNIVERSITY FARM
* -- — — ■ —
S59o
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FORSCHUNGEN
AUF DEM GEBIETE DEK
AGRIKULTUR-PHYSIK.
HERAUSGEGEBEN
von
1>R E. WOLLNY,
l'ROFKSSOR IN MTNIHKN.
NEUNTE K HAM>.
MIT ORIGINAL-BEITRÄGEN VON
J. Breitenlohner, e. Ebermater, C. Ferrari, R. Heinrich, C. Kraus,
J. S. Sikorski, P. Schauer , F. C. Tschaplowitz, E. Wollny.
, MIT 4 L1TH00KA PRIKTEN TAFELN.
<3$©
HEIDELBERG.
CARL WINTER 'S UNIVERSITATSBUCH HANDLUNG.
1880.
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Das Recht der Uebersctzung in fremde Sprachen wird vorbehalten.
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Inhalts- Verzeichniß.
Helte.
I. Physik des Bodens:
Ueber Prüfung der Bodenarten auf Wasserkapacität und Durchlüftbarkeit.
Von R. Heinrich 259
Untersuchungen über die Wasserkapacität der Bodenarten. (Zweite Mit-
teilung.) Von E. Wollny 3G1
rntersuchungen über die Feuchtigkeits - und Temperaturverhält nisse de»
Bodens bei verschiedener Neigung des Terrains gegen den Horizont. Von
E. Wollny 1
1. Die Bodenfeuchtigkeit bei verschiedener Neigung des Terrains . 3
II. Die Bodenteniperatur bei verschiedener Neigung des Terrains 10
rntersuchungen über den Einfluß der physikalischen Eigenschaften des
Bodens auf dessen Gehalt an freier Kohlensäure. Von E. Wollny . . 165
♦Die Mikroben des Bodens. Von E. Laurent 379
♦Untersuchungen über die niederen Pilze der Ackererde. Von L. Adametz 381
♦Beiträge zur Kenntniß des Sauerstoffbedürfnisses der Bakterien. Von
P. Liborius 380
♦Neue Untersuchungen über das Ammoniakferment. Von A. Ladureau . 288
*I>irekte Bindung des atmosphärischen Stickstoffs durch thonige Böden.
Von M. P. E. Berthelot 70
♦Stickstoffbestimmungen in den Böden einiger Versuchsfelder in Rotham-
sted. Von J. B. Law es und J. II. Gilbert 195
•Der Stickstoff in Form von Salpetersäure in dem Ober- und Untergrund
einiger Felder in Rothamsted. Von J. B. Lawes und J. H. Gilbert 197
Anmerkung: Die unter der Rubrik „Neue Littcratur - mitgctheilten Referate sind in
obigem Inhaltsverzeichnis zur Unterscheidung von den Originaiabhnndhingen am Anfang
deB Titels mit einem ♦ versehen. D. II.
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IV
Inhalts -Verzeichniß.
Seite.
♦Fixirung des Stickstoffs im knltivirten Boden. Von H. Joulie 200
♦Ueber die Bereicherung eines Grasbodens an Stickstoff. Von P. P.
Deh^rain 202
•Ueber einige Veränderungen, welchen die stickstoffhaltigen Substanzen im
Boden unterliegen. Von R. Warington . 203
♦Ueber die Bestimmung des im Boden enthaltenen Ammoniakstickstoffs und
über die Menge des assimilirbaren Stickstoffs im unbearbeiteten Boden.
Von A. Baumann 283
*Ueber die Oxydation des Ammoniaks im Wasser und Boden. Von J. Uffel-
mann 381
*Ueber den Einfluß des Gipses auf die Salpeterbildung. Von R. Warington 383
♦Ueber die Zusammensetzung der Drainwässer der Pariser Rieselfelder.
Von A. Levy 384
♦Versuche über Ilarngährung. Von A. Müller 385
* lieber das Verhalten des Harnstoffs im Ackerboden. Von 0. Kellner . 385
♦Untersuchungen über die physikalischen und antiseptischen Eigenschaften
verschiedener Torfarten. Von C. Reinl 280
♦Ueber die Verwitterung diluvialer Sande. Von E. Ramann 73
♦Der Ortstein und ähnliche Sekundärbildungen in den Diluvial- und Allu-
vial -Sanden. Von E. Ramann 75
♦Die Dünen, ihre Befestigung und Bewaldung. Von S. von Raun er . . . 204
♦Ueber den Einfluß der Reihenrichtung auf die Wärme- und Feuchtigkeits-
verhältnisse des Bodens und die Entwickelung der Pflanzen. Von G. Marek 275
♦Ueber den Einfluß der Bodenbeschaffeuheit und der Kulturmethode auf die
Ausbreitung der Kartoffelkrankheit. Von G. Marek 277
♦Ueber das Jensen'sche Verfahren zur Besiegung der Kartoffelkrankheit.
Von F. Nobbe 278
Neue Litteratur 77. 206. 289. 380
II. Physik der Pflanze:
Das Wachsthum der Lichttriebe der Kartoffelknollcn unter dem Einfluß der
Bewurzelung. Von C. Kraus 78
Ueber Gelbfleckigkeit. Von P. Sorauer 387
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Inhalts -Verzeichnis V
. Seite.
Ueber die Beeinflussung der Widerstandsfähigkeit der Kulturpflanzen gegen
ungunstige Witterungsverhältnisse durch die Kulturmethode. Von E.
Wollny 290
Untersuchungen über den Einfluß des speeihschen Gewichtes des Saat-
gutes auf das Produktions vermögen der Kulturpflanzen. Von E. Wollny 207
•lieber Bildung und Wanderung der Kohlehydrate in den Laubblättern.
Von A. F. W. Schimper 101
♦Ueber die Assimilationsprodukte der Laubblätter angiospermer Pflanzen.
Von A. Meyer 100
♦Ueber eine Methode zur Beobachtung der Assimilation und Athmung der
Pflanzen und über einige diese Vorgänge beeinflussende Momente. Von
U. Kreusler 114
♦Zur physiologischen Bedeutung des Gerbstoffs in den Pflanzen. Von M.
Westermaier 217
♦Ueber die Bedeutung der organischen Säuren für den Lebensproceß der
Pflanzen. Von O. Warburg 221
♦Die Auflösung der Stärke in den Blättern. Von L. Brasse 219
♦Beiträge zum Studium der Wanderung der Kohlehydrate in der Pflanze.
Von L. Brasse 399
*Ueber das Assimilationssystem von G. Haberlandt 311
♦Beiträge zur Kenntniß der Chlorophyllfunktion. Von A. Nagamatsz . 319
♦Quantitative Bestimmung des Chlorophyllfarbstoffes in den Laubblättern.
Von A. Hansen 109
♦Photometrische Untersuchungen über die Absorption des Lichtes in den
Assimilationsorganen. Von J. Reinke 225
♦Ueber die Bedingungen der Entwicklung und der Wirksamkeit des Chloro-
phylls. Von J. H. Gilbert 400
*Das Chlorophyll und die Reduktion der Kohlensäure durch die Gewächse.
Von C. Timirjaseff 401
♦Die Thätigkeit des Chlorophylls in ultraviolettem Dunkel. Von G. Bonnier
und L. Mangin 402
♦Ueber die Wirkung des durch eine Chininlösung gegangenen Lichtes auf
die Blüthenbildung. Von J. Sachs 409
♦Untersuchungen über die Athmung der Blätter in der Dunkelheit. Von
P. P. Deherain und L. Maquennc 218
♦Ueber die Athmung der Pflanzen. Von G. Bonnier und L. Mangin . . 403
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VI Inhalts -Verzeichniß.
•Beitrag zur Erklärung der Ruheperioden der Pflanzen. Von H. Müller-
Thurgau 110
Ueber die angebliche Rolle der lebenden Gewebe bei dem Saftsteigen. Von
J. Vesque 104
♦Ueber den Einfluß höherer Temperaturen auf die Fähigkeit des Holzes,
den Transpirationsstrom zu leiten. Von C. A. Weber 105
*Zur Flora der ägyptisch - arabischen Wüste. Von G. Volkens .... 217
♦Ueber die Austrocknungsfähigkeit der Pflanzen. Von G. Schröder . . . 220
*Ein Transpirationsversuch. Von L. Errera 224
♦Untersuchungen über das Saftsteigen. Von S. Sch wendener 308
*Die Transpiration der Pflanzen und ihre Einwirkung auf die Ausbildung
pflanzlicher Gewebe. Von F. G. Kohl 397
♦Ueber den Transpirationsstrom in abgeschnittenen Zweigen. Von F. Dar-
win und R. W. Phillips 407
♦Ueber die Imbibition des Holzes. Von E. Godlewski 407
♦Ueber frostharte Knospenvariationen. Von F. Noll 110
♦Ueber das Gefrieren und Erfrieren der Pflanzen. Von II. Müller-Thurgau 304
♦Ueber Zerstörung der Molekularstruktur des Protoplasmas der Pflanzen-
zellen. Von W. Detmer 818
♦Ueber die Wärmemengen, welche von den Pflanzen abgegeben und auf-
genommen werden. Von G. Bonn i er 405
♦Plasmolytische Studien über die Wand der Vakuolen. Von H. de Vries 107
•Kritische Besprechung von de Vries „Plasmolytische Studien über die Wand
der Vakuolen". Von W. Pfeffer 225
♦Ueber die Ursache des Mark- und Blattturgors. Von J. Böhm .... 224
♦Ueber die normale Stellung zygomorpher Blüthen und ihre Orientirungs-
bewegungen zur Erreichung derselben. Von F. Noll 102
♦Ueber die Ursachen der Zygomorphie der Blüthen. Von II. Vöchting . 104
♦Einfluß der Belcuchtungsrichtuug auf die Theilung der Equisetumsporcn.
Von E. Stahl 104
♦Theorie des Windens. Von J. Wortmann . 312
♦Zur Wortmann'schen Theorie des Windens. Von S. Sch wendener . . 314
♦Einige Bemerkungen zu der von Schwendener gegen meine Theorie des
Windens gerichteten Erwidemng. Von J. Wortmann 315
♦Plasmavertheilung und Krümmungserscheinungen in den Pflanzen. Von
F. G. Kohl 409
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Inhalts- Verzeichniß. VII
Seite.
*l'eber die Natur der rotirenden Xutation der Schlingpflanzen. Von J.
Wortmann 411
♦Beiträge zur Kenntniß des mechanischen Gewebesystems der Pflanzen. Von
A. Tschirch 106
*Pas gleitende Wachsthum bei der Gewebebildung der Gefäßpflanzen. Von
6. Krabbe 315
•Untersuchungen über die Wirkung mechanischer Kräfte auf die Theilung,
m
Anordnung und Ausbildung der Zellen beim Aufbau des Stamme8 der
Laub- n. Nadelhölzer. Von R. Hoff mann 318
♦Beiträge zur Morphologie und Biologie der Keimung. Von G. Klebs . . 110
Neue Litteratur 116. 227. 319. 412
III. Agrar- Meteorologie.
Untersuchungen über die Wirkung der klimatischen Faktoren auf das Wachs-
thum der Kulturpflanzen. Von F. C. Tschaplowitz 117
Untersuchungen über die durch die Hygroskopicität der Bodenarten be-
wirkte Wasserzufuhr. Von J. S. Sikorski 413
Untersuchungen über den Sauerstoffgehalt der Waldluft. Von E. Eber-
mayer 229
Ueber den Schutz der Pflanzen gegen Hagel. Von C. Ferrari 244
Die Hochwasserkatastrophe in Bruneck in Tirol im September 1882. Von
J. Breitenlohner 320
•Studien über die Weinlese in Frankreich. Von A. Angot 247
•Ueber den Einfluß der Wälder auf das Klima von Schweden. Von H. E.
Hamberg 146
•Der Einfluß der Wälder auf das Klima Von'A. Woeikof 150
•Ueber den Einfluß des Waldes auf die klimatische Temperatur. Von J.
Hann 338
•Ueber den Einfluß der Gcbirgswaldungen im nördlichen Palästina auf die
Vermehrung der wässrigen Niederschläge daselbst. Von L. Anderlind 3:i9
•Hei Einfluß der Gebirge auf das Klima von Mitteldeutschland. Von R.
A ss mann 340
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VIII Inhalts- Verzeichnis
8cite.
*Ueher den Einfluß der Schneedecke auf die Temperatur der Luft. Von
R. Assmann 155
♦Die Schneedecke, deren Einfluß auf Klima und Wetter und die Mittel zu
ihrer Untersuchung. Von A. Woeikof 434
♦Ueber den Temperaturunterschied zwischen Stadt und Land. Von J. Hann 157
♦Ueber die nächtliche Strahlung. Von J. Ja min 158
♦Ueber Nebclbildung. Von R. von Helm holt z 159
♦Ueber den Thau. Von J. Aitken 162
*Ueber die stickstoffhaltigen Substanzen im Regenwasser. Von M. P. E.
Berthelot und Andre 342
♦Untersuchungen über den Gehalt der atmosphärischen Niederschläge an
Stickstoffverbindungen. Von 0. Kellner 343
♦Ueber die Stickstoffverbindungen, welche durch verschiedene Absorptions-
flüssigkeiten der Atmosphäre entzogen werden. Von O.Kellner . . . 345
*Zur Frage nach dem Ursprung der atmosphärischen Elektricität. Von
K. F. Jordan 435
♦Ueber den elektrischen Vorgang in den Gewitterwolken. Von J. Elster
und II. G eitel 438
•Ueber die Ursachen der elektrischen Ladung der Gewitterwolken. Von
H. Pellat 441
♦Neuer Beweis für die Elektricitätsentwickelung beim Kondensiren von
Wasserdämpfen. Von L. Palniieri 442
♦Ueber den Ursprung der Gewitterelektricität. Von 1>. C'olladon .... 443
♦Ergebnisse einer Untersuchung der Blitzschläge in Schleswig -Holstein. Von
L. Weber 354
♦Die Blitzgefahr der sächsischen Schweiz. Von J. Freyberg 357
♦Zur Blitzgefahr im Königreich Sachsen. Von J. Freyberg 357
♦Ueber die Ursache der zunehmenden Zahl der Blitzschläge. Von P. A n d rie s 357
♦Luftfeuchtigkeit und Nachtfrost. Von W. Koppen 346
♦Vorausbestimmung des nächtlichen Temperaturminimums. Von A. Kammer-
mann 347
♦Die Nachttemperatur und das feuchte Thermometer. Von J. Bert hold . 349
♦Zur Vorausbestimmung des nächtlichen Minimums. Von A. Troska . . 350
♦Zur Voraussage des nächtlichen Minimums. Von A. F. W. Schultz . . 352
♦Einfluß der Qualität und Autstellung auf die Angaben der Regenmesser.
Von 11. Wild 445
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Inhalts -Verzeichniß.
IX
Seit«.
♦Vergleichung von Regenmessern. Von C. Lang und J. Bauer .... 452
H'eber die Zuverlässigkeit der Haarhygrometer. Von R. Bergmann . . 453
Neue Litteratur 164. 359. 453
Recensionen.
Gustav Wilhelm. Atmosphäre, Klima, Boden. Berlin. 1886. Paul
Parey 164
Adolf Mayer, Lehrbuch der Agrikulturchemie. In zwei Theilen.
Mit Holzschnitten und zwei lithographirten Tafeln. Dritte verbesserte
Auflage. Heidelberg. 1886. Carl Winter's Universitätsbuchhandlung 453
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X
Autoren - Verzeiclmiß.
Autoren-Verzeichniß.
Adametz, L. 381.
Aiiktn, J. 162.
Anderlind, L. 339.
Andre. 342. 386.
Andries, P. 357.
Angot, L. 247.
AsswiaMn, B. 155. 340.
JBnudoin, A. 453.
Bauer, J. 452.
.Bnumatttt, ^1. 283.
Bergmann, B. 453.
Berthelot, M. V. E. 70. 342. 386.
Berthold, J. 349.
Blomeyer, A. 386.
Bö/n», J. 224.
Bonnift-, G. 22*. 402. 403. 405.
Brasse, L. 219. 399.
Brau«. 289.
BreitenJohner, J. 320.
BüWer. 164, 359.
Colladcn, D. 443.
Dafert, F. W. 77. 206.
Darwin, F. 407.
Dehirain, P. P. 202. 218.
0rfifur, TT. 318. 412.
Dufour, J. 228.
Ebermayer, E. 229.
Edlund, E. 453.
J?/.<rf*r, J. 438.
Emmcrling, A. 228.
£rmv7. J,. 224.
Ferrari, C. 164. 244.
Fwcfter, H. 206.
Fonque, F. 289.
Freylterg, J. 357.
JV8A, j. 206.
Getfe/, //. 438.
Gtftert, J. IL 195. 197. 206. 228. 400.
Godleicsli, E. 407.
Haberlandt, G. 311.
Hamberg, H. E. 146.
//an», J. 157. 338.
Hamen, .4. 109.
f/a*-», H. A. 453.
Heiden, E. 77.
Heinrich, B. 77. 259.
Heimholt z, B. von. 159.
Heitmann, G. 164.
Hoffmann, B. 318.
cTamt'n, J. 158.
Jorftn, F. 228.
Jordan, K. F. 435.
Jo«7t€, if. 200.
J£a»iwjenwm>i, 4. 347.
Karsten, G. 227.
Jfr/kr, B. 227.
Kellner, 0, 343. 345. 385.
Kjellman, F. B. 116.
JBefts, G. 110. 412.
X"w>/>, W. 77.
Köppen, W. 164. 346.
7ioM, F. (7. 397. 409.
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Autoreu - Verzeichnis.
XI
Krabbe, G. 315.
Kraus, C. 78.
Kreusler, U. 114.
Ladureau, A. 288.
Lang, C. 452.
Lauterburg, R. 359.
Laurent, E. 206. 379.
Lowe», J. B. 195. 197. 206.
Lehmann, K. 228.
Lerg, A. 384.
Lerg, M. 289.
Litorius, P. 3*0.
Jfrtr.i/in, X,. 228. 402. 403.
Maguenne, L. 218.
Marek, G. 77. 275. 277.
Mayer, A. 453.
JVcytr, A. 100.
Jfü/fcr, it. 385.
Midier -Thurgau, H. 110. 304.
Xagamatsz, A. 319.
Äsy, C. 359.
Nobbe, F. 278.
Xördlinger, Th. 359.
Ab«, F. 102. 110. 412.
Osterwald, K. 319.
Falmieri, L. 442.
Pr//< 441.
Pfeffer, TT. 225.
HW/ijw, W. 407.
Oufln/i«. 386.
Hamann, K. 73. 75. 77.
Jiauner, S. von. 204.
Hegnard, P. 228.
fei»*«, J. 225. 227.
Feint, C. 280.
Löhrbach, C. 116.
SacÄs, «7. 409.
Schimper, A. F. W. 101.
Scfenfai, it. ^. 206.
Schröder, G. 220.
ScÄuttz, 4. F. IT. 352.
Schicendener, S. 308. 314.
Sikorski, J. 8. 413.
Sorauer, P. 387.
SoyAd, /. 206. 289.
Stahl, E. 104.
Strecker, W. 289.
Timirjaseff, C. 401.
TrosJta, 4. 350.
Tschaplowitz, F. C. 117.
Tschirch, A. 106.
CtfWmami, «7. 381.
ragt*, «/• 104.
Vöchting, H. 104.
Fo^rf, H. 77.
ö. 217.
Vries, H. de. 107.
JFar&ur<7, O. 221.
Waritt^to«, JR. 203. 383.
Weber, C. A. 105.
Weber. L. 164. 354.
Tr^fermatVfr, M. 217.
Heiter, «7. 412.
Wigand, A. 116.
IPtfd, K. 445. 453.
Wühelm, G. 164.
Woeikof, A. 150. 359. 434. 453.
Wollny, E. 1. 165. 207. 290. 319.
361. 386.
Wortmann, J. 312. 315. 411.
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XII
Druckfehler -Berichtigung.
In der Tabelle 8. 66 müssen die Werthe für die Bestrahlung der Fläche von 30" wie folgt
abgeändert werden:
10. Februar: 5,0831 statt: 6,9831
10. Marx : 6,9617 Btatt: 7,9617
JfO. m : 7,147t statt: 7,4472
SO. n : 7,489« sUtt: 7,2892.
8. 288. in der Mitte:
Ann. agronomiques. Bd. XI. 1885 statt: 1886.
8. 808. unten: **. Schwendeuer statt: J. Sehwendener.
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I. Physik des Bodens.
-
Mittheilungen aus dem anrikulturphysikalischen Laboratorium und Versuchs-
fehle der technischen Hochschule in München.
XXXV. Untersuchungen über die Feuchtigkeits- und Tem-
peraturverhältnisse des Bodens hei verschiedener Neigung
des Terrains gegen den Horizont.
Von Professor Dr. E. Wollnv in München.
Der Einfluß, den die Neigung der Ackerflächen auf die Erwärmung
und den Feuchtigkeitsgehalt des Erdreiches ausübt, ist bisher nicht näher
untersucht worden, obwohl a priori anzunehmen ist, daß jene beiden
für das Pflanzen wachsthum wichtigen Faktoren unter bezeichneten Ver-
hältnissen eine Modifikation erfahren werden, welche sowohl für die Be-
urtheilung der Fruchtbarkeit des Kulturlandes als auch für solche
Operationen des praktischen Pflanzenbaues, welche eine künstliche Ab-
änderung der gegebenen klimatischen Elemente bezwecken, ein hervor-
ragendes Interesse bieten dürften. In der That stellte sich in den aus
vorstehenden Erwägungen unternommenen Versuchen des Referenten
heraus, daß die Voraussetzungen, von denen ausgegangen wurde, richtig
waren und daß der durch verschiedene Neigung des Terrains bedingte
Einfluß auf die Temperatur- und Feuchtigkeitsvorhältnisse des Bodens
nicht allein ein sehr durchgreifender war, sondern auch in einer überaus
mannigfaltigen Weise in die Erscheinung trat. Gleichzeitig ließen die
Versuche aufs Neue erkennen, daß Fragen, wie die vorliegende, sich im
Voraus durch ein einfaches, auf den für den specielh n Fall anwendbar .
erscheinenden allgemeinen Naturgesetzen basirendes Raisonncment nicht
E. Wollny, Forschungen. IX. 1
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2
Physik dos Bodens:
beantworten lasseu, vielmehr einer besonderen experimentellen Prüfung
bedürfen, und zwar wegen der außerordentlichen Komplikation, in
welcher die Wirkungen der einzelneu Faktoren unter den obwaltenden
Verhältnissen hervortreten.
Wenngleich die Versuche des Referenten sich über alle in Betracht
zu ziehenden Momente, so auch über die Vegetationsverhaltnisse ver-
schieden geneigter Flächen, verbreitet haben und als mehr oder weniger
abgeschlossen betrachtet werden können, so sollen doch, vorerst an dieser
Stelle, nur die Ergebnisse jener Versuche mitgetheilt werden, in welchen
die Temperatur- und Feucht igkeit9verhältnisse des ebenen und des gegen
den Horizont verschieden geneigten Landes bei südlicher Exposition
festzustellen versucht wurden. In einer weiteren zu späterer Ver-
öffentlichung bestimmten Abhandlung wird der Einfluß der Neigung des
Terrains gegen den Horizont kombinirt mit derjenigen gegen die
Himmelsrichtung auf die gleichen Wachsthumsfaktoren dargelegt werden,
während eine dritte Arbeit dazu bestimmt ist, die Ergebnisse der die
Ent Wickelung und das Produktionsvermögen der Kulturpflanzen unter
vorbezeichneten Verhältnissen betreffenden Untersuchungen zur Veröffent-
lichung zu bringen.
Ausführung der Versuche.
In der einen Versuchsreihe wurden im Querschnitt quadratische
Holzkästen von 1 qm Grundfläche und 25 cm Tiefe in Abständen von
2 m in einer Reihe derart im Freien, mitten auf dem Versuchsfelde
aufgestellt, daß die Oberfläche des in die Kästen gebrachten Bodens genau
gegen Süden exponirt war. Ein Kasten stand, auf zwei circa 4 cm
hohen Holzleisten aufruhend, vollständig horizontal, während die übrigen
Kästen eine schräge Stellung dadurch erhielten, daß unter dieselben ein
aus zwei durch Verstrebungen mit einander verbundenen, winkelförmigen
Brettern hergestelltes Gestell geschoben wurde. Um das Einsinken der
Kästen, und damit jede Veränderung in der Stellung 'derselben zu ver-
hüten, wurde die Stelle, auf welcher die Apparate aufgestellt waren, mit
einem aus starken Brettern zusammengefügten, horizontal liegenden Fuß-
boden bedeckt. Der Boden der Kästen war mit je 36 Löchern von 1 cm
Durchmesser versehen, welche den Abfluß des von dem Erdreich nicht
festgehaltenen Wassers ermöglichten.
Die bei einem Neigungswinkel von 16°, 32° und 48° aufgestellten
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Die Bodenfeuchtigkeit bei verschiedener Neigung des Terrains.
3
Küsten wurden mit Lehm (Ziegellehm von Uerg am Laim bei München)
in feuchtem Zustande durch Einstampfen jeder circa 3 cm hohen Schicht
gefüllt. Die Rücksicht auf die voraussichtlich starke Abschlümmung des
Bodens bei der stärksten Neigung durch die atmosphärischen Nieder-
schläge ließ die Wahl sowohl der Bodenart als auch die Art der ange-
gebnen EinfÜllung geboten erscheinen. Der nur in geringen Mengen
durch den liegen fortgeführte Boden wurde durch Aufbringung von
Lehm und Festdrücken desselben an dio Unterlage ersetzt.
In einer /weiten Versuchsreihe wurden Kästen von 0,64 qm Grund-
fläche und 25 cm Tiefe, ebenfalls von quadratischem Querschuitt, in der-
selben Weise, wie im vorigen Fall, nur mit dem Unterschied aufgestellt,
daß hier der Neigungswinkel 10°, 20° und 30° betrug und daß statt
des Lehms humoser Kalksandboden, die Ackererde des Versuchsfeldes,
gewählt worden war.
I. Die Bodenfeuchtigkeit bei verschiedener Neigung des
Terrains.
Die Erdproben wurden mittelst eines Erdbohrers in der Mitte
eines jeden Kastens bis auf 25 cm ausgehoben und bei 105° C. so lange
getrocknet, bis das Gewicht des Bodens konstant war. Die in dem
humosen Kalksandbodeu enthaltenen Steinchen wurden bis zu Linsengröße
vor dem Abwiegen sorgfältig entfernt, um nicht Versuchsfehler, bedingt
durch verschiedenen Gehalt an Steinen, erwachsen zu lassen.
Der Wassergehalt, ausgedrückt in Gewichtsprocenten, stellte sich in
den einzelnen Versuchen wie folgt:
A. Der Wassergehalt des naekten Bodens.
Versuch I« (1878.) Versuch IL (1879.)
Lehmboden. Lehmboden.
Wassergelullt des Bodens
Datum
Khene
Neigung der Flache
32 0
4S«>
29. Juni
14,54
14,17
13,40
13.04
1«. Juli
17,1*
15,48
14,94
14,34
9. Okt.
ir»,79
16,24
14,M
13,90
Mittel 16.17
15,90
14,28
13.08
Wassergehalt des Bodens
Datum
ei
Khene
Neigung der
l<;o 82«
Ha« he
4s «•
12. April
10.34
l. r .,2S
1 1.72
14,07
t. Juni
17.7«)
16,27
15,49
15,51
17. »
IS.'.h
17.92
16,13
17.24
4. Juli
18,72
17.29
16,84
17.17
15. »
19,85
18.40
17,94
17,80
-». Aug.
1 "».77
1541
14,87
14,93
2. Sept.
' 18.22
16,25
16,13
15,01
l.ükt.
19,C>4
17.04
1(5,70
15, ',»4
Mittel :
RIO
16,73
16,10
15,96
1 *
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4 Physik des Hodens:
Versuch III. (1881.) Versuch IV. (1882.)
Humoser Kalksandbodeu. Humoser Kalksandboden.
Wassergeh. d.
Hodens
Datum
Neigung der Fläche
Datum
•
10«
20»
30°
8. Mai
23. »
20,40
20,04
17,36
18,24
17,74
18,21
19. April
4. Mai
20. »
4. Juni
23. »
21,91
19,02
20,74
19,71
20,32
19,;, i
28. »
17. Juni
5. Juli
5. Juli
19. »
20,4S
18,S4
18,88
18,47
1 18.98
18,39
15. »
29. »
11. August
5. August
22. >
18,00 19,47
22,28 20,69
17,67
' 20, r ,:»
30. »
16. Spptember
27. »
Mittel:
| 20,19
19,11»
18,92
i
Mittel:
Wassergeh. d.
Neigung der
10» 20°
19,02
21,72
20,39
17,2*
21,07
23,91
18,01
20,69
18,41
15.46
20,33
23,42
28.87 21,69
25,82 24,64
23,26 20,33
25.88 I 24,57
22,99 ! 22,27
24,23 ! 23,12
Hodens
Fläche
1 30°
16,88
20,00
18,06
15,75
19,03
22.30
20,30
24,16
19,00
23,81
21,29
22,37
1 22,41 21,08 20,25
B. Der Wassergehalt des bebauten Bodens.
Versuch I. (1SS3.)
Humoser Kalksnndboden.
Wassergehalt des Bodens
Datum
Hestandespflanze
Neigung der Fläche
—
1
10°
30«
20. April
4. Mai
11. »
28. »
7. Juni
20. »
9. Juli
Roggpn
22,61
25,58
16,51
20.15
19,74
25,(55
11,37
20.55
23,81
13,55
17,60
19,58
25,20
11,18
17,74
22,3V»
12,20
16,54
18.40
25,17
11,07
Mittel:
1
20,23
17,64 ~
11. August
15. »
23.
14. September
23.
KunKclrülion
21,39
14,34
17,76
12,62
23,49
20,86
15,77
18,39
12,39
22,01
18,84
13.14
14,27
11,04
20,08
Mittel:
|| n,92
17,88
| 15,47
Digitized by Google
Die Bodenfeuchtigkeit bei verschiedener Neigung des Terrains.
Versuch IL (1883.)
Humoser Kalksnndboden.
Datum
20. April
4. Mai
11. »
28. »
26. Juni
9. Juli
6. August
14.
23. »
3. September
23.
2. Oktober
Wassergehalt des Bodens
Gras
Neigung der Fläche
18,79
24,10
13,92
11,85
16,03
<,<o
14,93
10,77
11,14
9,21
23,74
20,72
Brach
Neigung der Fläche
10»
[ 20.
19,48
26,65
21,31
21,66
21,63
20,44
24,44
19,20
21,34
21,60
21,55
26,22
17,91
26,70
22,25
21,95
21,08
18,55
24,12
19,14
21,36
21,02
19,*8
25,28
30«
18,49
25,00
22,32
20,34
18,05
1*,83
23,33
16,11
21,10
18,87
19,16
25,12
Mittel: | 17,72 16,81 | 15,21 i 22,13 21,60 | 20,56
Versach III. (1884.)
Humoser Kalksandboden.
"Wassergehalt des Bodens
Datum
Ackerbohnen
Kartoffeln
Rhene
Wieling der Flache
Ebene
Neigung der Fläche
10«
«20°
30°
10«
20'
30«
27. Juni
19,94
19,46
19,11
18,28
22.37
21,58
20,29
is,43
4. Juli
10,88
9,70
10,56
9,70
14,99
13,H4
13,28
10,39
11. »
15,22
15,86
14.89
14,17
16,75
10,1*
15,15
15,63
17. »
10,* 1
9,56
10,21
8,.>7
10,51
12,16
10,37
9,34
2. August
20,07
19,59
10,87
15,21
12. 3
15,81
12,93
11,62
11,61
2.5. »
11.00
9.(19
8,79
8,19
1. September
18,79
18,46
17,51
15,90
Mittel: | 15,25 14,41 j 13,69 1 12,68 1 16,15 | 15,94 | 14,77 \ 14,45
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6 Physik des Hodens:
Versuch IV. (1884.)
Humoser Kalksandboden
Datum
Wassergehalt des Bodens
Ackerbohnen
Brach
Ebene
Neigung der Fläche
Ehcne
Neigung der Fläche
10° | 20» 30«
10» 20" | 30«
2. August
12. »
25. »
1. September
20,07
15,81
11,00
18,79
19,59
12,93
9,69
18,46
16,87
11,62
8,79
17,51
15,20
11,61
8,19
15,90
23,79
21,63
22,44
25,02
20,67
20,75
20,06
23,88
19,68 18,72
18,64 17,73
17,25 1*,87
22,53 22,00
Mittel: | 16,42
15,17 | 13,70 | 12,72 | 23,22 | 21,34
19,52 | 19,33
Diese Zahlen lassen zunächst mit großer Uobercinstiminung erkennen,
daß das ebene Land feuchter ist als das abhängige,
und daß letzteres einen um so geringeren Wasser-
gebalt besitzt, je steiler die Lage des Terrains ist.
Diese Unterschiede sind zunächst und vornehmlich darauf zurückzu-
führen, daß die atmosphärischen Niederschläge dem ebenen Lande voll-
ständig verbleiben, während auf den geneigten Flächen ein mehr oder
weniger großer Theil für die Durchfeuchtung des Erdreiches durch ober-
flächliche Abfuhr verloren geht. Der auf diese Weise stattfindende Ver-
lust nimmt mit dem Grade der Neigung des Terrains zu, weshalb sich
auch die Hodenfeuchtigkeit in demselben Verbältniß vermindern muß.
Als ein weiteres Moment zur Erklärung vorstehender Versuchs-
ergebnisse kann dio Thatsnche herangezogen werden, daß die Ver-
dunstung des Wassers aus dem Hoden, bei gleichmäßiger Dureh-
feuchtung desselben, innerhalb gewisser Grenzen um so ergiebiger, je
grüßer die Neigung der Bodenfläche ist 1 ). Die Ursachen hiervon sind
in der mit dem Neiguugswinkel zunehmenden Erwärmung des Erdreiches
zu suchen 2 ). Besonders treten die bezeichneten Unterschiede in der Ver-
dunstung im Frühjahr und Herbst auf, in welchen Jahreszeiten auch in
der Bodentemperatur verschieden geneigter Flächen die größten Ver-
schiedenheiten sich bemerkbar machten. So fand z. B. C User:
»
') Vergl. die betreffenden Untersuchungen von C. Euer. Diese Zeitschrift
Bd. VII. 1884. S. 98.
») Man vergl den zweiten Abschnitt dieser Abhandlung unten.
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Die Bodenfeuchtigkeit bei verschiedener Neigung des Terrains. 7
Verdunstungsmengen pro 1000 qcm in Grammen.
Neigung der Fläche bei Süd-Exposition.
0° 10° 20° 30°
Vom 20. Aug. bis 4. Xovbr. 1883 3S18 4235 im 5091.
Im Falle also durch langandauernde ergiebige Niederschläge oder
durch die Winterfeuchtigkeit in dem Wassergehalt des Erdreiches gegen
den Horizont verschieden exponirter Flächen ein Ausgleich herbeigeführt .
worden sein sollte, wird dieser Zustand, bei dem Aufhören der Zufuhr,
alsbald durch die geschilderten Verschiedenheiten in der Verdunstung
wieder beseitigt und dadurch die in obigem Satz charakterisirten Diffe-
renzen in der Bodenfeuchtigkeit mehr oder weniger konstant erhalten,
wie die mitgetheilten Versuchsergebnisse hinlänglich darthun.
Vergleicht man die Ergebnisse zwischen dem bebauten und unbe-
bauten Boden, so ergiebt sich, wenn auch nicht ohne Ausnahmen daß
die durch die Neigung des Terrains bedingten Unterschiede
in der Bodenfeuchtigkeit bei dem bebauten Lande stärker
hervortreten als bei dem brachliegenden. Dafür sprechen fol-
gende Zahlen :
Differenz zwischen dem Wassergehalt des ebenen und steilsten Landes.
A.
B.
Versuch
I.
Brach
2,18
Versuch I.
Roggen 2,59
»t
II.
i»
2,14
♦»
Runkelrüben 2,45
«»
III.
ii
1,27
„ II.
Gras 2,51
i»
IV.
»»
2,16
„ HI-
Ackerbohnen 2,57
Mittel: 1,94
Mittel: 2,53.
Die betreffenden Werthe betragen in Versuch B. II:
Gras Brach
2,51 1,57.
Zur Erklärung der durch diese Zahlen charakterisirten Erscheinung
ist die Thatsache heranzuziehen, daß sich die Pflanzen bei zureichendem
Wasservorrath im Boden in Folge stärkerer Erwlirmung des Erdreiches
um so kräftiger entwickeln und dementsprechend dem Boden um so
l ) Die Verhaltnisse, unter denen diese Ausnahmen in die Erscheinung treten,
sollen in der in Aussicht genommenen dritten Publikation näher dargelegt werden.
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8
1'hysik des Bodens:
größere Wassermengen entziehen *), je steiler innerhalb gewisser Grenzen
die Bodenfläche ist.
In Rücksicht auf die Vegetationsverhältnisse verschieden geneigter
Flächen ist schließlich auch die Thatsache von Belang, daß das Wasser
unter derartigen Umständen nicht gleichmäßig in der Ackerschicht ver-
theilt ist. Um dies nachzuweisen, wurden von dem Referenten die Boden-
proben nicht aus der Mitte der Versuchskästen, wie in den bisher mit-
geteilten Untersuchungen, sondern an zwei Stellen, nämlich 10 cm
unterhalb des oberen und in denselben Abstand oberhalb des unteren
Randes der Kästen entnommen.
C Die Vertheiltuig der Bodenfeuchtigkeit
stellte sich dabei in folgender Weise heraus :
Versuch I. (18S2.)
Hilm oser Kalks a n d b o d g n.
Wassergehalt des Bodens
Gras
Brach
Datum
Neigung der Fläche
Neigung der Fläche
10«
20° 30°
10° 20«
30»
oben j unten
oben
imten oben unten
oben |uuten oben Junten
oben j unten
23. Juni
ID. August
19,321 19/»4
17,3r»|lS,6. f i
17,4$
15,11
* — < - ~- —T "
n),02!ir».ßi» i «>, 1 1
lü,8ojl8,71> 14,02
22,S 1 24, 14 21 ,04 23,35 2( >.72 22,2 1
22,23 23,52j20,06 23,35. 1 9,7* 22, 1 G
Mittel:
18,34 19,09
16,29 17,94 14,74 17,03
22,52 23,83 21,3023,35
20,25 22,19
Differenz:
0,75
1,65 1 2,29
1,31 | 2,05
1,94
•) Verul diese Zeits.hr. Bd. IV. 18S1. S. 103 n. ff.
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Die Bodenfeuchtigkeit bei verschiedener Neigung des Terrains. 9
Versuch II. (1884.)
Nackter Boden. Humoscr Kalksandboden.
Datum
Wassergehalt des Hodens
Neigung der Flache
0°
10«
20" 30«
1. Prob« IL Prob«
oben
unten
oben
unten oben \ unten
L Mai
10. »
14. »
28. >
20. •
18. Juni
25. >
8. Juli
10. »
1»). v
31. *
9. August
25.
1. September
26.
23,62
24,74
21,75
17,77
16,46
24,27
28,98
20,38
21,53
18,63
23,91
24,73
21,24
25,73
19,47
rt i ort
24,32
24,83
21,80
18,11
17,44
25,19
24,26
21,05
21,88
19,12
24,46
25,00
21,84
25,78
20,95
22,3 1
22,81
20,58
15,30
16,04
23,49
23,43
19,64
19,28
17,00
23,09
21,68
20.70
23,23
18,49
»Ii 11
24,11
24,52
22,42
17,44
16,27
24,35
23,61
10.57
21.06
17,85
24,27
24,06
21,48
24,00
19,49
21,89
22,83
18,61
13,73
14,44
22,35
22,16
18.93
18,30
15,14
21,02
20,82
17,08
22,28
18,37
23,94
24,34
20,19
15,88
14,23
23,77
23,02
18,07
21,80
17,54
23,02
23,25
20,70
23,ä:i
10,24
21, <9
22,18
18,32
13,58
14,16
21,97
20,22
18,62
18,10
15,73
21,10
20,71
17, 0S
21,21
1*,17
22,82
23,54
21,16
14,69
15,77
23,33
23,41
19,83
20,07
17,18
23,31
21,07
10,57
24,23
18,96
Mittel:
21,88
22,41
20,00 ! 21,76
19,32 21,02
18,92
20,72
Differenz:
0,53
1,16 1,70
1,80
Diese Zahlen zeigen auf das Deutlichste,
daß die Bodenfeuchtigkeit in dein ebenen Lande
gleichmäßiger vertheilt ist als in dem geneigten,
daß in Letzterem der Wassergehalt des Erdreiches von
oben nach unten zunimmt und
daß die in dieser Beziehung zwischen den hoher und
tiefer gelegenen Erdpartien bestehenden Differenzen
um so größer sind, je stärker geneigt die Fläche ist.
Die Ursachen dieser Erscheinungen sind darin zu suchen, daß die
Niederschläge in das ebene Land mehr oder weniger gleichmäßig ein-
dringen, während dieselben bei abhängigem Terrain zum Theil oberfläch-
lich und, soweit sie in den Boden eingedrungen sind, auch theil weise
unterirdisch den tiefer gelegenen Partien zufließen, wodurch die Erd-
schichten einerseits um so schneller entwässert werden, je höher ihre
Lage und je steiler das Terrain ist, andererseits um so mehr Wasser
zugeführt erhalten, je tiefer sie gelegen sind. Zur Erklärung des an
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10 Physik des Bodens:
dritter Stelle angeführten Satzes ist die Thatsache heranzuziehen, da(\ die
oberen Bodenpartien um so kräftiger entwässert werden, als der Neigungs-
winkel der Fläche zunimmt, während letzterer auf den Wassergehalt der
unteren Schichten einen vergleichsweise geringeren Einfluß ausübt.
II. Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains.
Die Anschauungen über den Einfluß der NeigiiDg des Terrains auf
die Bodentemperatur gehen bei denjenigen Forschern, welche sich mit
Untersuchungen der physikalischen Eigenschaften des Bodens beschäftigt
haben, weit auseinander.
Cr. Schüller 1 ) ist der Ansicht, daß die verschiedene Neigung des
Erdreiches gegen das einfallende Sonnenlicht einen sehr bedeutenden
Einfluß auf die verschiedene Erwärmung habe; die Erwärmung sei unter
übrigens gleicheu Umständen immer desto größer, je mehr sich der
Winkel, welchen die Erdoberflüche mit dem Sonnenlicht bildet, einem
rechten Winkel nähert. „Beträgt die durch die Sonnenstrahlung veran-
laßte Temperaturerhöhung 20 bis 28 Grad, wie dieses an heiteren
Sommertagen oft der Fall ist, so wird diese Temperaturerhöhung nur
halb so groß sein, wenn sich dasselbe Licht durch ein mehr eobiefes
Einfallen auf eine doppelt so große Flüche verbreitet, wenn der Sinus
des Einfallswinkels nur halb so groß ist. Es erklärt sich hieraus ge-
nügend , wie die Hitze am Abhang gegen Süden geneigter Berge und
Felsen auch in unserem Klima oft so bedeutend zunehmen kann; steht
die Sonne 60° über dem Horizont, wie dieses gegen Mittag in der
Mitte des Simmers bald mehr bald weniger der Fall ist, so fallen die
Sonnenstrahlen an Bergabhängen, welche unter einem Winkel von 30°
gegen den Horizont geneigt sind , unter einem rechten Winkel auf.
Sind die Abhänge noch steiler, so fallen die Sonnenstrahlen auch in den
späteren Sommermonaten noch häutiger unter diesem Winkel auf. Solche
Abhänge eignen sich daher in unseren geographischen Breiten vorzüglich
zur Kultur von Pflanzen, welche eine höhere Temperatur bedürfen,
namentlich zum Weinbau".
Entgegen diesen Anschauungen ist W. Schumacher 2 ) der Meinung,
') G. Scltübhr. Grundsätze der Agrikulturchcmie. 2. Aufl. Leipzig. 1838.
Bd. II. S. 1)3.
») W. Schumacher. Die Physik des Bodens. Berlin 1864. S. 307.
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 11
daß der durch die Neigung des Bodens bedingte Einfallswinkel keinen
besonderen Einfluß auf die Erwärmung des Üodens habe. Er fand in
dem Abhang eines Sandhügels, dessen Neigung ungefähr 40° betrug,
gegen 2 Uhr Nachmittags im Juli dieselbo Bodentemperatur wie auf der
300 Schritt weiter liegenden, ebenen Sandfläche; die Differenz betrug
uoch nicht */* Grad. In Lehmboden fand er dasselbe. An der beinahe senk-
rechten Lehm wand zeigte sich Mittags kurz vor 12 Uhr dieselbe Tempe-
ratur wie auf dem horizontal gelegenen Grunde dicht vor der Lehm wand 1 ).
J. Ji. Lorenz 2 ) schildert den Einfluß, den die Neigung des Terrains
auf die Temporatur des Standortes ausübt, wie folgt: ,,Tm Allgemeinen
nimmt bei sonnenseitigen Gehängen die Intensität der Erwärmung bei
Tage desto mehr zu, je mehr sich der Neigungswinkel demjenigen nähert,
bei welchem die mittlere Richtung der Sonnenstrahlen senkrecht auf die
Gehängeflächen geht; ist die Neigung größer, so wird die Erwärmung
bei Tage wieder geringer. Da aber andererseits auch dio nächtliche
Ausstrahlung das Klima eines Standortes beeinflußt und diese desto
grösser ist, je mehr die ausstrahlende Fläche sich der horizontalen nähert,
so sind die sonnenseitigen Gehänge in verschiedenem Grade excessiv."
Genannter Autor zeigt dann an einigen Beispielen, in welchem Ver-
hältniß die Erwärmung bei Tage und die Ausstrahlung bei Nacht bei
verschiedener Neigung der Bodenflächen stehen, ohne indessen dafür
Zahlen anzuführen.
Angesichts dieser unzulänglichen Behandlung des für die Pflanzen-
kultur in mehrfacher Beziehung wichtigen Gegenstandes hat Referent
auf den sub I näher beschriebenen Bodenflächen Temperaturmessungen
des Erdreiches in 10 resp. 15 cm Tiefe vorgenommen. In den den jähr-
lichen Gang der Bodentemperatur betreffenden Versuchen wurden die
Thermometer während der Monate Oktober bis März früh 8 und Nach-
mittags 4 Uhr, während der Monate April bis September früh 7 Uhr
und Nachmittags 5 Uhr abgelesen. Es entsprechen diese Termine dem
Minimum und Maximum der Bodentemperatur. Aus den auf diese Weise
ermittelten Daten wurden die fünftägigen Mittel berechnet.
') In diesem Falle mußte auch die Temperatur an der senkrechten Lehm-
wand dieselbe sein wie in dem ebenen Lande, weil der Einfallswinkel, wie leicht
begreiflieh, an beiden Orten derselbe war. (1). Ref.)
') J. Ii. Lorenz. Lehrbuch der Klimatologic. Wien. 1874. S, 304.
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12 Physik des Bodens:
Um den täglichen Gang der Bodentemperatur zu ermitteln, wurden
die Beobachtungen alle zwei Stunden, Tag und Nacht, angestellt.
Die Lufttemperatur wurde nach den an einem im Schatten auf-
gestellten Thermometer gemachten Aufzeichnungen der meteorologischen
Centralstation, nach der von derselben gegebenen Vorschrift, berechnet.
Die Thermometer waren in der Mitte eines jeden Versuchskastens
in die Erde gesenkt worden, nach vorgiingiger Kontrole ihrer Angaben.
Die Ergebnisse der Beobachtungen (in 0 C.) lassen sich folgenden
Tabellen entnehmen :
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 13
1. Jährlicher Gang der Bodentemperatur.
A. Die Temperatur tles nackten Bodens.
Versuch I. (1878/7».)
Lehmboden. Bodentemperatur in 10cm Tiefe.
Mai.
Datum
Luft-
tem-
pera-
tur
Hodentemperatur
Temperaturschwankungen
Ebene
Neigung der Fläche
Ebene
Neigung der Fläche
16« 32»
16« 1 32°
4*o
1. - 5.
6. 10.
11. - 15.
1«. 20.
21. 25.
26. — 31.
12,37
12,7»
13,46
16,36
12,64
10,50
14,53
14,30
15,54
1S,12
13,78
12,72
14.51
14,36
16.10
18,95
13,81
12,78
14,72
14,59
16,79
19,08
14,26
12,84
14,67
14,56
16,16
19,03
13,8(5
12,56
9,6
9,6
9,5
11,6
10,6
9,8
10,9
11,4
11,6
14,1
12,2
11,4
11,7
12,0
12,6
15,1
12,8
12,5
11,8
11,6
11,3
14,2
12,4
11,8
Mittel:
12,93
14,76
15.01 15,44»
15,06 | 10,12
11,98
12,7S
12,10
1. Fr. ver. Vorm. u. M. R. Nachm. st.
G.-R. Ab. ver. N. R.
2. Fr. R. u. srhw. W. am Tage abw.
st. u. schw. R. Ab. ver.
3. Fr. bew. u. schw. W. M. v. 12 bis
2 ' s U. R. dann bew. und ver. W.
Ab. st. W. N. ki.
4. Kl. bis 10 U. Vorm. dann abw. bew.
u. schw. W. Ab. ver. N. kl.
5. Bis 10 U. Vorm. kl. dann abw. bew.
u. scbw. W. bis ö 1 /* U. Nachm.
dann kl.
6. Kl. n. schw. \V. Ab. ver.
7. Fr. ver. Von 8 IT. Mg. bew. u. st.
\V. M. r. Um 2 11. Nachm. st. C..-R.
bis 5 U. dann ver. N. R.
8. Fr. R. u. schw. W. Von Vorm. 11 U.
ab st. W. u. abw. st. R. bis 5 U. Nachm.
dann ver. Von 6 IT. Ab. ab st. R.
9. Bis Nachm. 6 U. thlw. kl. thlw. bew.
n. mst. W. dann abw. bew.
10. Fr. nb. u. schw. W. Am Tage u. Ab.
ineist. kl.
11. Bis Nachm. 5 IT. meist, kl. u. schw.
W. dann ab. bew.
12. Bis 9 F. Vorm. ver. dann bew. M.
ab. l»ew. und mst. W. Nachm. G.-R.
Ab. u. N. thlw. R.
13. Bis Bf. ver. u. mst. W. Nachm. st
YV. M. u. Nachm. schw. R. von kurzer
Dauer. Ab. u. N. abw. R.
14. Bis Vorm. kl. dann bis Nachm. abw.
bew. dann meist kl. Ab. u. N. bew
15. Bis Vorm ver. dann bis Ab. abw.
bew. Ab. u. N. kl.
Witterung:
16. Bis Nachm. meist kl. u. st. \V. Nachm.
schw. R. dann ver. Ab. u. N. kl.
Kl. u. ver. W.
Kl. Vorm. sch. W. Von M. ab r.
Bis M. meist kl. M. G. u. st. W. Von
5 3 * bis 6 IL st. G.-R. dann abw. R.
Ver. abw. bew. Ab. mehr kl. N. ver
Fr. schw. R. u. st. W. Vorm. bew. u
St. Nachm. 3 — 5 IT. R. m. II. dann ver.
Abw. bew. und mst. W. Nachm. st.
W. Ab. ver. N. meist kl.
Bis Nachm. meist kl. u. schw. W.
dann r. Nachm. schw. R.
Bis Vorm. 9 U. R. dann st. W. u.
abw. R. bis M. dann ver. Ab. u. N.
abw. R.
Fr. abw. bew. u. R. u. mst. W. Am
Tage st. R. u. mst. \V. Ab. u. N.
abw. Ii.
Fr. bew. und mst. W. Vorm. thlw.
st. R. Nachm. bew. u. thlw. R. u.
mst. W. Ab. ver. N. kl.
Bis Nachm. kl. u. mst. W. dann
abw. bew.
Bew. bis Ab. dann abw. bew. N. R.
u. st. W.
Bis M. st. W. u. abw. R. dann bis
1 IT. St. u. R. dann ver. Von 4— 5'/«U.
Nachm. abw. R. dann ab. bew. u. st. W.
Bis Vorm. 10 IT. ver. u. st. \V. dann
bew. u. schw. W, bis Ab.
Bis fr. 8 >/i ü. bew. Bis Nachm. 5 II.
abw. bew. u. schw. W. dann bew. Von
5 3 i— 6 U. R. Ab. u. N. ver.
17.
18.
19.
20.
21.
22
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
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14 Physik des Bodens:
Juni.
Datum
Luft-
tem-
pcra-
tur
Bodcntomperatur
Temperaturschwankungen
Ebene
Neigung der Fläche
Ebene
Neigung der Flache
32«
48<>
16»
32» | 48»
1. 5.
6. - 10.
11. - 15.
10. - 20.
21. - 25.
20. 30.
14, 1 1
13,79
10,27
12 si
15,75
10,54
14,ss
15,55
10,30
19,29
15,53
19,92
20,24
15,47
10,52
19,00
15,05
20,10
20,49
15*58
16,95
20,17
15,77
20,01
21,10
15,35
10,52
19,01
15,88
20,51
20,74
0,6 7,8
11,0 14,2
12,* 14,H
12,2 14,4
12,9 14,7
6,5 7,6
8,2
14,S
15,4
14,6
15,1
8,0
8,3
14,1
14,8
14,0
14,7
Mittel:
17,81 17,99
18,3«
1H,<H>
10,43 12,25 12,68 12,22
Witterung:
1. Kr. It., dann bis 5 U. Nachm. bcw. 17.
Von da ab nist. \V. u. scbw. R.
2. Abw. bcw. u. scbw. W. Um 6 U. 18.
Nachm. u. N. scbw. R.
3. Fr. st. R. Vorm. abw. R. bis Nachm. 1 19.
2 U., dann abw. bew. U. st. W. Von
6'. 's l'. ab st. R.
4. Bis 8 U. fr. schw. R. u. scbw. W., 20.
dann bcw. u. schw. W. Ab. u. N.
abw. R. 21.
5. Bis Nachm. abw. bew. u. mst. W.
Nachm. bis Ab. st. G.-R. N. abw. R.|22.
6. Fr. abw. R., dann bew. u. mst. W.
Ab. u. N. abw. bew. 23.
7. Fr. kl. am Tage abw. bew. Ab. u.
N. kl.
8. Kl.
9. Vorm. bis Nachm. abw. bew., dann
bew. u. r.
10. Bis 10"/« U. Vorm. bew. schw. It., '25.
dann abw. bew. Ab. u. N. kl.
11. Kl. u. scbw. \V. Ab. u. N. abw. 26.
bew.
12. Bis Nachm. 4"/*U. abw. bew., dann 27
G. mit St., dann st. W. N. schw.
R.
13. Fr. bis 8 U. kl., dann abw. bcw. bis! 28.
Nachm., dann kl. u. mst. W. Ab. u.
N. r. u. vcr.
14. Fr. bew. u. r., dann kl. u. schw. W. 29.
Nachm. u. N. R.
15. Fr. st. W. u. abw. R. bis Nachm.'
4 U., dann st. R. u. st. W, I 30.
16. Fr. bew. u. st. W. am Tage bew. n
schw. W. N. abw. R.
Bew. u. schw. W. bis Vorm. 11 U.,
dann abw. bew. u. r. N. kl.
Meist kl. Nachm. abw. bew. Ab. ver.
N. abw. bew.
Bis Nachm. 4 U. thlw. bew. von da
ab schw. W. u. kl. Ab. bew. u. st.
W. N. St.
Fr. st. \V. u. Stanb-R. bis M., dann
bew. u. mst. W. N. r. u. bew.
Fr. bew. u. r. Von 9 U. Vorm. thlw.
bew. Nachm. mst. kl. bis N.
Abw. bew. u. schw. W. Ab. u.
N. kl.
Bis Nachm. 5 U. meist kl., dann bew.
Um 5>/ 2 U. G. u. schw. W. Von
8 1 /» U. ab. st. G.-R.
Fr. R., dann bis M. abw. R., dann bis
Nachm. 4 U. R., dann bew. u. r. Ab.
u. N. schw. R.
Bis Nachm. 2* a U. thlw. bew. von
da ab bis 3 ',4 U. schw. R., dann kl.
Fr. thlw. bcw: Von Vorm. 10 U. ab
ebenso u. mst. \V. Ab. r. N. kl.
Bis Vorm. 11 U. kl. Von 11-12 U.
G. u. schw. R., dann thlw. bew. n.
st. W. N. kl.
Bis 10 U. Vorm. meist kl. u. st W.,
dann thlw. bew. u. St. Von 8 U. Ab.
ab kl. u. r.
Vorm. bis 10 V. kl., dann thlw. bew.
Nachm. G. Von 5'/2~~8 U. schw.
G.-R. Ab. u. N. ver.
Fr. ver. u. st. W. Am Tage bew. u.
r. Ebenso Ab. u. N.
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 15
Juli.
Luft«
Bodentemperatur
Temperaturschwankungen
Datum
tem-
pera-
tur
Ebene
Neigung der Flache
Kbene
Neigung der Fläche
16o 32 o
16«
32°
4S«
\. — 5.
6. 10.
11. 15.
16. 20.
21. 25.
26. 31.
1 4 E a
16,16
15,12
15,49
18,77
15,49
15,97
17.31
15,76
19,97
22,08
16,62
15,87 15,72
17,40 17,59
15,53 15.47
20,47 , 20,89
22,67 23,21
16,42 16,42
15,71
17,70
15,55
20,63
22,99
16,50
13,4
7,8
5,7
15,7
10,7
7,7
14,7
9,0
5,8
18,0
12,8
8,8
15,2
9,2
6,4
18,0
12,9
10,2
14.7
8,6
6,2
16,8
12,4
9,9
Mittel:
15,97
17,91 J 18,01 18,16 18,13 | 10,17
11,52 11,98 11,«
Witterung:
1. Fr. th. bew. u. schw. W. Vorm. bis 16.
Nachm. 4 U st. W., dann kl. u. schw
W. Ab. r.
2. Bis 11»/« U. Vorm. bew., bis II 3 / 4 17.
U. st. G.-R., dann bew. iL r. bis 2 18.
U., dann abw. B. ; 19.
3. Bis 1 1 U. Vorm. bew. u. r., dann bis
2 IT. Nachm. K. u. schw. W., dann 20.
abw. R. u. mst. W. 21.
4. Fr. bew. u. ver. Von 8 U. ab bew.
u. abw. K. Ab. u. N. ver. 22.
5. Bis Nachm. 4 U. th. bew. u. st. W. 23.
Von da ab bew. u. st. W.
6. Bis 10 0. Vorm. ver. u. mst. W.,
dann th. bew. u. st. \V. Ab. u. N. r.
7. Bis 11 U. Vorm. bew. u. schw. W. 24.
M. bis Nachm. 3 3 4 U. G.-R., dann
bew. Ab. schw. R. N. th. bew.
8. Vorm. bew. M. u. Nachm. G.-R. u
mst. W. Ab. u. N. ver.
9. Bis 8 TJ. bew. u. schw. R., dann bew. 26.
n. schw. W. Nachm. ver. Ab. u. N.
th. bew. 27.
10. Bis M. bew. u. schw. W., dann bew.
u. st. W. N. th. bew.
1 1. Fr. bew. u. mst. W. Am Tage abw. 28.
R. u. schw. W. Ab. u. N. st. W. .
12. Abw. R. u. st. W. Ab. u. N. ver. u.
schw. W. 29.
13. Bew. u. schw. W. bis Nachm., dann
th. bew. Ab. ver. N. abw. R.
14. Fr. st. R., dann abw. R. u. schw 30
W. bis M., dann bew. u. st. W. Ab. u.
N. bew.
15 Bis Nachm. bew. u. schw. W. Nachm. 31.
ver. u. st. W. N. th. bew.
Th. bew. u. mst. W. bis Nachm. 3 IT.,
von da ab meist kl. u. st. \V. Ab.
kl. u. schw. VV. N. th. bew.
Kl. u. schw. W.
Kl.
Fr. kl , am Tage th. bew. Ab. u. N.
kl.
Meist kl.
Fr. ver. Vorm. u. Nachm. bew. Gegen
Ab. th. bew. N. kl.
Kl. Ab. u. N. th. bew.
Kl. M. G.-R. u. mst. \V., dann kl.
Von Nachm. 4 U. ab G., v. 6— 6>/a
U. st. G.-R. u. St., dann ver. Ab. u.
N. th. bew.
Bew. Nachm. zugleich st, W., dann
th. bew.
Bis Nachm. 4 U. th. bew. Von da
ab bew. u. mst. W. Von 6'/j U. Ab.
abw. st. G.-R.
Abw. R. u. st. W. Ab. ebenso u.
schw. W.
Bis 1 1 U. Vorm. R. u. schw. W., dann
bew. u. schw. W. Von 6',4 bis 6"/«
U. Ab. st. R., dann ver.
Bis Nachm. abw. bew. Vorm. schw.
R. Nachm. bew. u. mst. W. Ab. 11.
N. th. bew. u. r.
Bis 8 U. Vorm. kl. Von da ab abw.
bew. bis Nachm. 2 U., dann bew.
N. schw. R.
Fr. abw. R. bis 8 F., dann bew. bis
M., schw. R. um 12 II., dann ver. u.
mst. W. Ab. 11. N. abw. st. G.-R.
Abw. R. u. schw. W.
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16
Physik des Bodens:
August.
^ *
Luft-
tem-
pern-
tur
Bodentemperatur
Temperaturschwankungen
Datum
Kliene
Neigung der Fliehe
Kbene
Neigung der Flüche
16«
32«
480
16o
32«
48«
i. — •>.
6. - 10.
11. 15.
16. - 20.
21. - 25.
20. - 81.
17,11
18,31
16,24
14,S1
17,27
16,65
19,71
19,57
17,58
16,40
17,64
16,67
19,82
l!),ss
17,67
16,28
| 17,68
16,88
20,85
20,2s
17,90
16,27
,7,7*
16,81
20,40
20,38
18,00
16,30
17,7«
12,0
11,0
8,8
8,6
7,7
7,2
15,1
12,2
10,1
10,0
7,8
8,1
15,4
12,6
10,9
10,3
0,2
8,6
14,6
11,7
10.4
«.'.7
8,6
8,0
Mittel:
| 16,31
| 17,91
17,08 | 18,23 18,27 | 9 37
10,55 11.47 10.50
Witterung:
18.
10.
1. Fr. hew. U. Bchw. W. bis M., dann
st W. bis 3 n /4 II. Nachm., dann st.
Q.-R. bis 5 IL Von da ab R.
2. Hew. u. mst. W. Ab. thlw. hew. N.
kl.
3. Ver. n. mst. W. bis Nachm., dann
thhv. hew. u. r. 20.
4. Schw. W. u. th. bew. bis Ab., dann
kl. u. r.
5. Bis M. kl. D. r. Von da ab th. bew. 21.
Nachm., Ab. u. N. kl. u. r.
6. Kl. u. schw. W., N. schw. R.
7. Bis M. R., dann bew. Nachm. schw.
R. Ab. ver.
8. Ver. Nachm., Ab. u. N. th. G.-R. u. 23.
abw. st. W.
9. Bis 10 U. Vorm. ver. von da ab bis
Nachm. 5 U. bew. dann kl.
10. KL u. schw. W. N. schw. G.-R. 24.
11. Bew. u. st. W. N. schw. IL, ver. u. r.
12. Bis fr. 8','* F. ver. dann abw. bew. 25.
13. Meist kl. u. mst. W. Ab. bew. u. st.
VV. Von 8','» U. ab abw. R. [26.
14. Bis Vorm. 9«/» U. bew. Von da ab 27.
R. u. st. W. Ah. u. N. abw. R. u.
st. W. 28.
15. Bis 8" (i F. Vorm. bew., etw. Staub-
R. u. st. W., dann meist kl. u. st. 29.
W. Nachm. ver. u. schw. W. N. R.
16. Bis. Nachm. 1 II. R., dann bew. u. 30.
schw. W. N. ver. u. st. W.
17. Fr. ver. u. st. W. Von 8 >.'a F. ab St.
n. th. bew. bis Nachm. 5 I 7 ., dann 31.
schw. W. Ab. r N. kl. u. r.
Kl. n. schw. W. Von Nachm. 5 LI.
ab kl. u. r.
Bis M. ver. Von da ab bis 3 3 /« IT.
Nachm. st. W., dann schw. W. Von
4 U. an schw. R. Ab. bew. N.
schw. R.
Fr. bis M. ver. u. schw. W. M. R
u. st. W. Nachm. bew. u. St. Ab. R.
u. schw. W.
R. u. mst. W. Nachm. ver. u. r. Ab.
th. bew. N. kl.
Nb. bis 9 U. Vorm., dann th. bew.
u. schw. W. Ab. ki N. ver. u.
schw. R.
Bis M. ver. M. kl. u. schw. W.
Nachm. bew. bis 4 l ;t IT., dann schw
R. bis 7'/* F. Ab. Von da ab ver.
N. meist kl.
Bis Vorm. 11 U. R., dann bew. Von
Ab. G',2 U. ab R.
Bis 9 F. Vorm. bew., dann th. bew.
Ab. kl. Von M. 12-12 \ 2 U. st. R.
Ver. th. R. N. st. G.-R. u. St.
Meist kl. u. St. Ab. bew. N. abw. R.
u. st. W.
Bew. u. schw. W., th. R. Ab. u. N.
ver.
Fr. 6 F. st. G.-R. Vorm. abw. R.
Nachm. ver.
Bis 8 II. Vorm. schw. R., dann bis
M. 1 F. bew. Von da ab bis 5 U.
th. st. R., dann ver. N. st. G.-R.
Bis M. bew., von 1 F. ab abw. G.-R.
Von Ab. ab vor. U. mst. W.
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Die Bodentemperatur hei verschiedener Neigung des Terrains.
September.
17
Luft-
Bodentemperatur
Temperaturschwankungen
Datum
tem-
pera-
Khene
Neigung der Fläche
Ehenc
Neigung der Fläche
tnr
16o
32«
48°
16«
32°
48o
L - 5.
6. — 10.
11. — 15,
16. — 20.
21. - 25.
26. - 30.
13,79
17,29
15.00
13,72
10,27
10,04
15,99
19,18
16,35
13,88
11,42
12,12
16,10
19,50
16,25
14,06
11,25
12,40
16,34
20,33
16,28
14,37
11,13
12,72
16,49
20,64
16,57
14,70
11,32
13,01
9,9
9,2
7,4
7,3
6,8
7,2
12,1
11,5
8,7
8,4
7,7
8,9
12,6
12,7
9,9
9,1
8,8
9,5
12,0
12,3
9,1
8,7
8,1
9,6
Mittel:
| 13,35
U31
[14,93
15,19
15,46
7,97
9,55
10,35
9,97
Witterung:
15.
1. Fr. kl. Ins 9 U. Von da ah th. hew.
u. st. W. Nachm. mst. \V. u. bew.
Ebenso Ab. u. N.
2. Fr. ver. u. mst. W. Vorm. schw. R.
Nachm. bew. Von 5' <-5' /i U. st.
G.-R-, dann ver.
3. Fr. bew., dann th. bew. Von Nachm.
4 U. ab kl.
4. Fr. nb., sonst kl. u. st. W. Ab. u.
X. kl. u. r.
5. Fr. nb.. sonst kl. u. schw. W.
6. Meist kl.
7. Kl. u. schw. W. Nachm. r.
8. Kl. X. bew.
9. Fr. bew. Um 9 U. Vorm. G.-R., dann
ver. Von Nachm. 2 U. ab bis 7 U.
Ab. G.-R., dann ver.
10. Fr. ver. u. schw. \Y., dann r. u. meist
kl. Von 2—3 U. Staub-R., dann bew.
Ab. schw. R. N. bew.
11. Fr. nb. bis 10 U., dann bew. u. st.
W. Nachm. r. u. th. bew. Ebenso
Ab. u. X.
12. Bis lP/s ü. M. nb. Nachm. meist kl.
Ab. u. N. kl.
13. Fr. bew. Von 8»/4-9 9 iU. schw. R.,
dann ver. Nachm. th. bew. u. schw. \V.
Um 6 U. it. G.-R. bis 9 U. Ab., dann bew.
14. Fr. R. u. st. W. bis 9 U., dann bew.
u. inst. W. Nachm. abw. R., ebenso
Ab. u. X.
16.
17.
18
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
Bis Vorm. 11 U. bew., dann bis 4 U.
Nachm. ver., darauf bew.
Bis Vorm. 10 U. ver. u. mst. W., dann
st. W. Nachm. St. Von 4 U. an R.
u. st. W. Von 6','s U. ab ver.
Bis Nachm. 4 U. ver. u. st. W., dann
kl. u. schw. W. Ab. r. u. kl.
Fr. bew., sonst meist kl. Ab. u. X.
bew.
Fr. schw. R. Von 10 Vorm. St. Um
12 U. schw. R., dann bew. u. ver.
Bew.
Bew. u. abw. R.
Bis Nachm. 4 U. bew., dann th. bew.
Ab. u. N. kl.
Fr. nb., sonst meist kl.
Bis B*/i U. nb., dann bis Nachm. 2 U.
bew., hierauf th. bew. Von 4 U. ab
bew. N. Et.
Bis 8' i V. nb., bis Nachm. bew. u.
st. W., dann R.
St. R. u. W. Ab. u. N. abw. R.
Fr. bew. bis 10 U., dann ver. bis
Nachm. Von 2 U. ab bew.
Bis M. bew., dann th. bew. Ab. Ii.
N. kl.
Meist kl. u. r,. th. bew. Ab. u. N. kl.
Meist kl. Vorm. st. W. Nachm. St.
N. bew. u schw. R.
K. Wollny, Forschungen. IX.
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18
Physik des Bodens:
Oktober.
Datum
i ii ff
LiUIt-
tem-
pera-
tnr
Bodentemperatur
Temperaturschwankungen
Kbcne
Neigung der Fläche
Ebene
Neigung der Fläche
16»
32" .
-|S0
16»
32»
48»
1. — •).
11,75
11,98
12,90
13,6o
10,2
12,8
14,1
14,6
6. - 10.
11,45
12,51
13,01
13,86
14,50
— -
9,5
10,6
11,2
11. — 15.
9,31
9,78
9.69
9,78
10,07
5,1
5,8
6,9
8.8
7,8
16. - 20.
10,19
10,75
10.80
11,25
11,69
5,8
7,3
9,5
21. — 25.
10.35
10,66
10,93
11,32
11.80
3,4
3,9
4,0
4,0
26. - 31.
4,97
5,75
5,82
5,86
6,25
11,3
12,4
12,9
13,5
Mittel:
9,28
10,06
10,22
10,67
H,16 |
7,22
8,62
9.55
io7io
Witterung:
1. Bis Nachm. hew. u. st. W., dann ver. 17
N. hew.
2. Bis Vorm. 10 ü. K. u. mst. W. Bis
Ab. abw. hew., dann kl.
3. Fr. Rf. Am Tage u. N. kl.
4. Fr. nb., sonst meist kl.
5. Fr. nb., dann leicht hew. Von 4 U.
Nachm. ab kl.
6. Bis Vorm. 9 U. nb., dann kl. N.
ver.
7. Bis Vorm. 10' .'a U. nb., dann abw.
hew. N. kl.
8. Bis Vorm. 9 U. nb., sonst kl. Ab. u.
N. ver.
9. Fr. R. u. schw. \Y\, dann bis Nachm.
abw. R., dann bew. N. kl.
10. Bis Nachm. 5 [J. kl. u. schw. W., dann
bew. u. st. W. Von 8 U. Ab. bis Mn.
R., dann ver.
11. Fr. abw. bew. u. st. W. Vorm. bis [28
Nachm. 4 IL mst. W., dann schw. W.
u. vor.
12. Bis Vorm. 10 U. hew., dann bew.
N. R.
13. Bew. N. st. W. u. abw. R.
14. Bis Vorm. B l fs U. mst. W. u. R.,
dann bew.
15. Ver. Ab. bew. N. abw. bew.
16. Abw. bew.
18.
19.
20.
21.
22.
23.'
24.
25.
26.
27.
29.
30.
31.
Fr. nb. Von 10 U. Vorm. ab bis
Nachm. abw. bew., dann kl. Ab. u.
N. abw. R.
Bis Vorm. 10 U. R., dann bew.
Fr. nb. u. schw. W. Von 8 l T . Vorm.
ab ver. n, mst. W. Nachm. bew. Ab.
u. N. abw. R.
Fr. bew. u. mst. W. Von 10 U. Vorm.
bis 3 F. Nachm. st. W., dann r. bew.
Ab. u. N. ver.
Ver. N. abw. bew.
Bis M. abw. bew., dann bew.
Bis 8 F. Vorm bew. Von da ab abw.
bew. u. St. Ab. bew. N. kl.
Abw. bew. u. schw. W. Ab. r. u. kl.
Bis 10 U. Vorm. bew. u. mst W.
dann abw. bew. Ab. bew. N. abw. R.
Kl. Ab. abw. bew.
Kl. u. schw. \V. Ab. bew. N. schw. R.
Bis M. schw. R., dann ver. u. schw.
W. Ab. thlw. bew. N. kl.
Fr. Rf. u. bew. bis Ab. N. kl.
Fr. Rf. n. bew. Von 10 C. Vorm.
ab ver. u. schw. W. Nachm. St., dann
bew. u. schw. W. Ab. 10 F. S. u. R.,
dann kl.
Fr. Rf. bis 10 U. Vorm. abw. bew.
iL schw. W\, dann bew. u. r. Von
5 F. Nachm. ab S. N. ver.
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 19
November.
Luft-
tem-
pera-
Bodentemperatur
Temperaturschwankungen
Datum
Ebene
Neigung der Fläche
Ebene
Neigung der Fläche
cur
16°
32°
48°
16°
32°
48°
1. — 5.
6. — 10.
11. — 15.
16. - 20.
21. - 25.
26. - 30.
-1,30
0,52
0.52
0,03
1.10
5,35
0,32
-0,30
0,08
0,00
0,65
3,66
0,33
-0,23
0,10
-0.33
0,50
4,00
0,32
0,06
1,11
-0,10
0,86
4,26
0,41
0,38
2,03
0,29
1,09
4,84
2,8
0,2
1,5
0,0
2 v
4,2
3,4
0,4
2,2
0,3
2,5
5,2
4,8
3,8
4,3
1,1
2,3
5,2
5,8
5,1
4,6
1,5
2,5
5,4
Mittel:
1,04 |
0,73
1,08
1,51 |
1,82 |
2,33
3,58
4,15
1. Ver. u. schw. W. Ab. u. N. kl. 15.
2. Fr. Frst. u. nb., dann bew. u. mst. W. 16.
3. Bis Vorm. 8», 2 U. bew., dann bis
11 ü. Vorm. S., später bew. u. mst. 17.
W, Ab. st. W. u. 8.
4. Fr. st. W. u. abw. S., dann ver. Ab. kl. 18.
5. Bis M. bew. u. mst. W., dann abw. 19.
bew. u. r.
6. Vorm. ver., dann abw. bew. 20.
7. Fr. Frst., am Tage ver. u. st. W.
Ab. u. N. abw. bew. u. r. -'1
8. Fr. Frst. bis M. abw. bew., dann kl. 22.
9. Bis 9 ü. Vorm. abw. bew. u. schw. W., 23.
dann st. W. Nachm. St. u. S. bis Mn.
10. Abw. bew. Nachm. kl., ebenso Ab. 24.
11. Fr. Frst. u. bew. Von M. ab ver.
N. schw. R.
Witterung:
Bis M. ver. Von da ab kl.
12. Bis Nachm. bew., dann abw. bew. Ab.
u. N. kl.
13. Fr. Frst., bis Vorm. 9 U. nb., dann
kl. bis Nachm., dann ver.
14. Bis Vorm. 9 U. bew., hierauf It. u.
S. bis in d. N.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
Fr. Frst. Vorm. bew. Am Tage ver.
AI), u. N. kl.
Fr. Frst. Vorm. bew. Am Tage abw.
bew. Ab. u. N. kl.
Fr. Frst. u. kl. bis M., dann bew.
Bis Nachm. nb. u. schw. W., dann
schw. R.
Bis Nachm. 2 U. bew., dann ver., N.
bew. u. mst. W.
Bew. Ab. u. N. schw. R. u. S.
Fr. nb., dann bew.
Fr. bew. Vorm. bis Nachm. ver., dann
abw. bew.
Bis Nachm. nb., dann ver. Ab. u. N. kl.
Bis 8 U. Vorm. kl., dann abw. bew.
Ver. Ab. u. N. kl.
Fr. kl., dann abw. bew.
Bis Nachm. nb. u. schw. W. Von
2 U. ab kl.
Bis 3 U. Nachm. bew., dann R. bis
Ab., hierauf abw. bew.
Bis M. bew., dann ver.
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20
Physik des Bodens:
Luft-
tem-
pera-
Bodentemperatur
Temperaturschwankungen
Datum
Ebene
Neigung der Fläche
Ebene
Neigung der Fläche
tnr
IUI
16°
32°
48°
16°
32°
48»
1 er
I. — •>.
6. - 10.
11. - 15.
16. - 20.
21. — 25.
26. - 31.
-6,63
-9,26
-5,04
-5,46
-0,29
0,21
-0,15
-0,79
-0,61
-0,69
-0,61
-0,19
-0,48
-0,81
-1,40
-1,62
-1,37
-0,12
-0,41
-0,88
-2,04
-2,23
-1,60
-0,03
-0,39
-1,59
-3,58
-3,34
-2,24
1,1
0,3
0,1
0,2
0,5
0,8
0,9
0,2
0,4
0,5
0,8
1,6
1,2
0,2
0,6
1,0
0.7
2,3
1,5
0,4
2,1
1,2
1,8
4,3
Mittel:
-4,47
-0,44
-0,99
-1,22
"~l',8T|
0,50 0,73
1,00
1,92
Witterung:
18.
19.
1. Bew.
2. Bew.
S. Bew.
4. Fr. nb., sonst bew.
5. S. u. mst. W.
6. Bew.
7. Bis Nachm. 5 U. bew., dann kl.
8. Bis Nachm. 2 U. kl., von da ab nb.
u. bew.
9. S. u. st W.
10. Bis Fr. 8 U. S. u. St., dann ver.
Nachm. abw. bew. Ab. u. N. kl.
11. Bis Nachm. kl. Nachm. nb. u. st. W.
N. S. u. st. W.
12. Bis Ab. bew. u. mst. W. Ab. ver.
N. kl.
13. Bis M. th. kl. th. nb., dann kl.
14. Bis Nachm. abw. bew. u. nb., dann ver.
15. Bis 10 U. Vorm. ver., dann mst. W.
u. S. Nachm. St. N. abw. bew. u. r.
16. Bis Nachm. 4 Tl. abw. bew., dann kl.
u. schw. W. N. abw. bew. u. r.
17. Bis Nachm. nb. u. abw. S., dann St.
u. S.
Bis M. bew. u. st. \V., dann ver. Ab.
u. N. kl.
Bis Nachm. kl. Nachm. bew. Von
5 U. ab st. W. u. S. N. ver.
20. Bis M. bew., dann S. bis N.
21. Bis M. S., dann ver.
22. Bis M. ver., dann mst. W. Ab. u. N.
r. u. kl.
23. Bis M. abw. bew., dann S. bis N.
24. Bis Vorm. 10 U. abw. S., dann bew.
Ab. u. N. kl.
25. Bis M. kl., dann bis Ab. thlw. bew.
N. kl.
26. Bis M. nb. Von da ab schw. R. N.
ver.
27. Nb. u. thlw. R. bis Ab., dann ver.
28. Bew. bis Ab., dann kl.
29. Bis 9 U. Vorm. kl., dann thlw. bew.
N. kl.
30. Bis M. kl. Nachm. ver. Von S'/i U.
ab R. N. abw. R.
31. Bis Nachm. 4 U. meist bew., dann
R. bis Ab. N. abw. bew.
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Die Bodentemperatur hei verschiedener Neigung des Terrains. 21
Januar.
Luft-
tem-
pera-
tur
Bodentemperatur
Temperaturschwankungen
Datum
Ebene
Neigung der Fläche
Ebene
Neigung der Fläche
16<>
32»
48»
16«
32o
48°
1. — 5.
6. — 10.
11. — 15.
16. - 20.
21. — 25.
26. - 31.
O, J t
-8,24
-1,84
-3,50
-3,67
-2,01
0,75
-0,14
-0,43
-0,94
-2,39
-1,53
0,71
-0,43
-0,67
-1,34
-3,48
-1,80
0,62
-0,41
-0,70
-1,60
-3,54
-1,58
1,03
-0,76
-1,74
-1,57
-3,47
-1,37
3,5
0,6
0,1
1,5
3,6
3,8
0,7
0,3
2,4
5.6
1,0
3,5
0,6
0,2
2,7
5,9
1,2
4,8
1,7
2,0
2,7
5,4
1,1
Mittel:
| -2,53
-0,80
-1,19
1,21
-w
1,80
! 2,40
2,35
2,95
Witterung:
1 . Fr. bew. Von 1 1 U. Vorm. ab st. W.
N. R. u. St.
2. Bis Nachm. ver. u. st. W. Von 2 U
Nachm. ab abw. R.
3. Bis M. bew. Von da ab st. W. Ab.
u. N. St.
4. Bis Nachm. 4 U. St. u. ver., dann S.
u. schw. W.
5. Bis 8 U. Vorm. bew., dann S. u. st.
W. Ab. abw. bew. u. schw. W. N.
bew. u. r.
6. Nb.
7. Bis Nachm. 4 U. kl. Von da ab abw.
bew. Ab. u. N. bew.
8. Bis 10 IT. Vorm. nb. u. st. W., dann
kl. u. mst. W.
9. Abw. bew. N. S.
10. Bis 8 U. Vorm. nb., dann kl.
11. Fr. % Vorm. ver. Nachm. bis Ab.
kl. N*bew.
12. Kl. Ab. schw. R. u. S. N. ver.
13. Abw. bew.
14. Fr. S., sonst ver.
15. Bis M. nb., dann abw. R. u. mst. W.
N. abw. bew.
16. Bis Nachm. bew. u. mst. W. Von
1 U. Nachm. ab kl.
17. Nb. u. bew.
18. Nb. u. bew.
19. Nb. u. bew-
20. Bis 9 U. Vorm. bew., dann S. bis
Nachm. 3 U., dann bew. N. kl.
21. Kl.
22. Bis Nachm. 8 1 /* ü. nb., dann schw.
R. u. S. Ab. u. N. bew.
23. Bis 1 1 IL Vorm. nb., dann abw. bew.
N. kl.
24. Fr. nb., am Tage abw. bew. Ab. u.
N. ver.
25. Abw. bew. Ab. u. N. kl.
26. Nb. u. bew.
27. Nb. u. bew.
28. Nb., am Tage bew.
29. Fr. u. Vorm. nb., sonst bew.
30. Nb. u. bew.
31. Nb. u. bew.
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22 Physik des Bodens:
Februar.
Luft-
tem-
pera-
tur
Bodenteraperatur
Te mperatursch wankungen
Datum
Ebene
Neigung der Fläche
Ebene
Neigung der Fläche
16»
32«
48»
16.J
Li 2 !,
48o
1 — 5
e! - 10!
11. - 15.
16. - 20.
21. — 25.
26. — 28.
0,91
6^23
2,19
1,60
-1,45
-3,37
-0,92
1,94
2,08
1,47
0,18
-0,03
-1,08
2,77
2,76
1,87
0,18
-0,38
-0,96
2,96
3,15
2,21
0,38
-0,30
-0,86
8,24
3,74
2,59
0,46
-0,22
1,8
5,9
4,8
4,8
0,8
0,1
2,0
7,6
5,8
5.5
2,6
0,1
1,7
7,3
5,9
5,9
2,8
0,0
1,1
7.5
6,0
5,8
4,4
0,1
Mittel:
1,33
0,85
1,12
1,85
1,52
3,08
3,93
3,93
4,15
Witterung:
1. Bis Vorm. 9 U. bew., dann schw. S.
bis M., dann bew.
2. Bew. Ab. thlw. kl.
8. Fr. nb., dann abw. bew. Nachm. u.
Ab. R. N. vor.
4. Abw. bew. u. schw. R.
5. Bis Nachm. nb., dann bew. N. abw. 19.
15.
16.
17.
18.
schw. R
6. Bis M. bew. u. ver., dann bis 5 U.
Nachm. kl., später thlw. bew. N. kl.
7. Kl. u. schw. Wind. N. abw. bew.
8. Bis 9 U. Vorm. ver., dann bew. u. St.
Nachm. st. W. u. abw. bew. N. r.
9. Ver.
10. Bis 10 U. Vorm. bew. u. nb., dann
abw. bew. Ab. bew. N. thlw. bew.
11. Fr. thlw. bew. Vorm. nb. u. bew.
Von M. ab R.
12. Ver. Ab. R. N. abw. bew.
13. Bew. N. thlw. bew.
14. Bew.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
Fr. nb., sonst bew.
Abw. bew. Ab. R. N. ver.
Bis Nachm. 2 U. ver., dann mst. W.
Ab. bew. N. thlw. bew.
Fr. R. Bis M. ver. u. mst. W., dann
St. u. S. N. thlw. kl.
8t. W. u. abw. S. N. thlw. kl.
Bis Nachm. nb., dann abw. S. u. mst.
W. N. St. u. S.
Ver. u. mst. W. Ab. u. N. kl.
Bis 8'/a U. Vorm. kl., dann bew. u.
thlw. S. Ab. u. N. thlw. kl.
Fr. S. u. schw. W. Am Tage st. W.
u. S. N. St.
Abw. bew. Ab. kl. N. bew.
Fr. bew. u. S. u. st. W. Nachm. St.
u. S. Ab. ver. N. thlw. S.
Bew. u. abw. S. u. mst. W. N. ohne S.
Ver. Ab. u. N. thlw. kl.
Bis M. abw. bew., dann meist kl.
Von 5 ü. Nachm. ab bew.
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 23
März.
Datum
Luft-
tem-
pera-
tur
Bodentemperatur
Temperaturschwankungen
Ebene
Neigung der Fläche
Ebene
Neigung der Fläche
16«
32o
48»
16«
32o ! 48 o
1. - 5.
6. - 10.
11. - 15.
16. - 20.
21. — 25.
26. — 31.
-0,30
3,01
0,96
5,81
2,05
5,10
-0.10
2,51
1/T9
3,97
3,32
4,00
-0,39
3,71
2,06
4,44
4,01-
4,12
-0,11
5,21
2.81
5,39
4,41
4,09
0.01
5,29
3,70
5i 12
4,53
3,83
0,0
6,4
5,4
9,3
7,1
10,2
0,1
9,3
7,1
11,7
K.H
12,1
M
11,1
8,2
12,6
9,4
12,2
0,9
10,6
8,8
10,5
8,5
10,4
Mittel: | 2,85
3,02
3,60
374
8~18
9,10
8,28
Witterung:
1. Fr. bew. 11. abw. S. u. mst. W., sonst
ver. Ab. u. N. abw. S.
2. Bis 10 U. Vorm. S., dann bew. bis
Nacbm. 4 IL, von da ab abw. bew.
3. Fr. S. u. bew. bis M., dann abw. bew.
4. Fr. bew., am Tage abw. bew. Ab. ver.
N. kl.
5. Fr. nb. thlw. kl., am Tage ver. Ab.
bew. N. thlw. kl.
6. Fr. u. Vorm. nb. abw. bew. Nachm.
ver. Ab. bew. u. schw. R. N. ver.
7. Bis Nachm. 3 U. abw. bew., dann kl.
8. F'r. nb., sonst kl.
9. Vorm. nb., sonst kl.
10. Bi9 M. kl., dann thlw. bew. u.
schw. W.
11. Bis llU.Vorm. bew., dann St. Nachm.
R. Ab. u. N. bew.
12. Bew. u. mst. W. Ab. St. N. St. u. S.
13. Ver. u. st. W. Ab. u. N. St. u. S.
14. Fr. u. Vorm. St. u. S. Nachm. ver.
Ab. 11. N. kl.
15. Fr. bew., dann meist kl. N. ver.
16. Bis M. ver. u. st. \V. Nachm. abw.
st. W. Ab. abw. bew. u. r. N. ebenso.
17. Bew. u. mst. W. Vorm. schw. R.
Ab. u. N. bew. u. r.
18. Fr. nb., dann abw. bew. Ab. u.
N. kl.
19. Kl. u. schw. W.
20. Bis 9 U. Vorm. nb., dann kl.
21. Bis 10 U. Vorm. nb., dann bew.
22. Bis M. nb., dann bew. Ab. u. N. ver.
23. Bis 10 U. Vorm. nb., dann bew. u.
mst. W.
24. Bew. iL mst. W.
25. Bew. u. schw. W.
26. Bis 8 U. Vorm. S. u. st. W M dann
bew. u. r. N. abw. bew.
27. Fr. nb., sonst bew.
28. Bis 11 U. Vorm. nb., dann bew.
Nachm. schw. W. N. ver. u. r.
29. Bis Nachm. bew., dann abw. bew.
Ab. ti. N. bew.
30. Fr. bew. u schw. R. Bis Nachm. bew.,
dann ver.
31. Bis M. bew., dann abw. bew. Von
M. ab Föhn-W.
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•
24 Physik des Bodens:
Zusammenstellung der Monatsmittel.
Datum
LUtt-
tem-
pera-
tur
Bodentemperatur
Temperat u rsch wa nk u ngen
Ebene
Neigung der Fläche
Ebene
Neigung der Fläche
16°
82°
48°
16°
32°
48 o
Mai 1878
14 7t;
15,01
15,40
15,40
15,06
10,12
11,93
12,78
12,10
Juni
17,81
17,99
18,36
18,36
18,09
10,43
12,25
12.68
12,22
Juli
17^91
1*,01
18,16
18,16
18,13
10,17
11,52
11,98
11,43
August
1 <,91
17,98
18,28
18,23
18,27
9,37
10,55
11,47
11.50
September
>
14,81
14,93
15,19
15.19
15,46
7,97
9,55
10,35
9,97
Oktober
1
10,0«
10,22
10,fi7
10,67
11.16
7 oo
8,62
9,55
10,10
November
0,73
0,73
1,08
1,08
1,51
1,82
2,33
3,58
4,15
Dezember
»
-0,44
-0,99
-1,22
-1,22
-1,87
0,50
0,73
1,00
192
Januar 1879
-0,80
-1,19
-1,21
-1,21
-1,32
1.80
2,40
2,35
2.95
Februar
0,85
1,12
1,35
1,35
1.52
3,03
3,93
3,93
4,15
März
>
2,62
3,02
3,65
3,65
3,74
6.40
8,18
9,10
8,28
In den Monaten Januar bis März wurden einige Beobachtungen über
das Abschmelzen des Schnees angestellt, welche Folgendes ergaben.
Anfang des Monats waren alle Flächen mit Schnee bedeckt. Bei 48°
Neigung schmolz der Schnee am 7. und 8. Januar vollständig ab. Diese
Fläche wurde am 10. früh wieder beschneit. Weiterhin war die vor-
handene Schneedecko vollständig abgeschmolzen bei einer Neigung der
Fläche von
48° am 12. Januar
32° „ 16. „
16° 23. „
0° „ 25. „
Am 22. und 23. Februar bildete sich wieder auf allen Kästen eine
Schneedecke, welche bis zum 3. März liegen blieb und dann in folgender
Reihe verschwand:
bei einer Neigung der Fläche von
48 und 32° am 3. März
16° „ 5. „
0° „ 7. „
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains.
25
Leb mboden.
Versuch II. (1879/80.)
Bodentemperatur in der obersten Schicht
und in 15 cm Tiefe.
April 1879.
Datum
L
6.
11.
1«.
•21.
26.
— d.
-10.
— 15.
-20.
- 25.
-30.
Luft-
tem-
pera
tur
7,49
8,65
3,50
4,65
7,87
6,02
Bodentemperatur
Oberfläche In 15 cm Tiefe
Neigung der Flüche
Ifi" 32° | 48»
a
Neigung der Flüche
7,01
9,19
5,46
5,88
9,11
8,75
7,47 ! 7,67 7,89
10,44|ll, 17111,44
5,59 5,H9 ; 5,77
6,16 6,56 6,59
9,84 10,39 10,47
K.90 8,96 8,77
I l>
W \C, • 32" 48°
7,19
8,57
5,94
5,95
8,71
8,76
8,07! 8,40
9,38 10,68 10,84
, 7,55
5,39
5,60
9,19
8,57
5,61
5,83
10,07
8,81
5,71
6,06
10,19
8,68
in 15 cm Tiefe
—
-
Neigung der Flächt»
Iß» 32° I 48"
7,7
M
6.1
8,1
5,5
5,5
9,2 ; 10,4
9,<
7,1
9.0
5,2
6,3
12,0
7,9
9,6
5,6
7,2
9,5
10,8
7,6
9,0
4,9
6,6
Mittel : | 6,36 1 7,57 | 8,09 ) 8,44 i 8,50 7,52 ; 7,62 j 8,18 j 8,31 1 6,88 1 7,75 1 8,78 8,07
Witterung:
1. Fr. bis Nachm. bew., dann abw. bew.
Ab. u. N. kl.
2. Fr. bew. u. ver. Nachm. ver. u. st.
W., ebenso Ab. u. N.
3. Fr. bew. u. st. W. Vorm. bis M. R.,
dann bew. u. schw. W. Ab. u. N.
abw. w. u. r.
4. Fr. Iiis Ab. bew., ebenso N.
5. Fr. Rf. u. bew. Nachm. abw. bew.
N. kl.
6. Fr. Rf. Am Tage schw. bew. u. ver. W.
7. Thlw. bew. Ab. u. N. r. u. ver.
8. Fr. ver. Vorm. bew. u. st. W., sonst
thlw. 4>ew. u. st. W. Ab. u. N. ver.
9. Vorm. mst. W. u. bew. Nachm. r.
u. thlw. bew. N. schw. R.
10. Vorm. st. R. M. schw. R. Nachm.
bew. u. mst. W., ebenso Ab. u. N.
11. Vorm. nb. u. schw. W. M. bis Ab.
bew. u. schw. W. N. schw. R.
12. Vorm. nb. u. schw. W. Nachm. schw.
R. Von 4 U. ab st. W. u. S. N. bew.
13. Vorm. bew. u. st. W. Von M. ab
thlw. bew. u. mst. W. Ab. u. N. kl.
14. Am Tage mst. W. u. kl. Ab. bew.
15. Bew., thlw. Sonnenschein.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
2/
28.
29.
30.
Mg. bis 10 F. Vorm. R. u. mst. W.
von da ab ver. bis Ab. N. st. W. u. R.
R. u. st. W. Ab. r. u. bew., ebenso N.
Mg. bis Nachm. R. S. u. st. W., dann
bew. u. thlw. R. Ab. u. N. bew. u.
mst. "\\ .
Mg. bis Nachm. bew. u. st. \V., dann
ver. Ab. u. N. kl.
Fr. Rf., sonst kl. u. mst. W.
Ver. u. bew. Ab. u. N. schw. R.
Abw. bew. U. schw. \V. Nachm. st. W.
u. R. Ab. ver. N. kl.
Schw. W. u. ver. Nachm. u. Ab. bew.
N. kl.
Abw. bew. N. meist kl.
Mg. u. Fr. bew. u. mst. W. u. schw.
R. bis M. Nachm. bew. u. mst. W.
Ab. st. R. N. abw. R. u. bew.
Mg. u. Fr. bew. u. abw. R. M. u.
Nachm. bew. Ab. R.
Thlw. bew.
Fr. bew. bis 10 IT.. dann bis Nachm.
abw. R., ebenso Ab. N. ver.
Bew. u. mst. W.
Fr. R. u. S., dann bis Nachm. schw.
R. Ab. u. N. abw. bew.
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26
Physik des Bodens:
Mai.
Luft-
Bodentemperatur
Tempera tarsch*»olungei
Datum
tem-
Oberfläche In
!|
15 cm Tiefe
in 15 cm Tiefe
pera-
•
c
e
Neigung der Fläche g
Neigung d»>r Flicht-
g 1 Neigung der Fliehe
■
tur
ja
16» j SS« 4*o | fi
16« | 32° i 48°
u 1 iß© | I 490
1.- 5.
6.-10.
11. — 15.
16. — 20.
21.-25.
26.-31.
3,98
6,49
7,06
9,0
13,02
6,74
8.67
6,96 7,29 6,87! 6,28 6,01 6,21
6,08
8,87 1 9,00 8,*3 8,64 8,58i 8,881 8,75
9.36 9,48; 9,96 9,75 7,97 7,71 \ 8,31 8,10
11,88 12,09
12,41 11,83 10,27 10,31
16.15 17,24 17,64 16,94 14,69 15,55 16,40 15,84
13,50 16,02 16,67 16,57 16,02 17,88! 18,25
10,79:10,4:
18,60, 18.41
4,7
6,0
8.6
5,1
7,1
5,0
6,1
9,9
f ,4
5,9
8,4 10,2 10,4
4,6
6,9
9.1 ! 10,2
7,0 ! 8,1
11,5 | 10,3
9,2
7,2
9,8
Mittel: 1 9,00 1 1 1,61 12,04j 12,2^ 11,85 11,18 ll,80|ll,76 11,50|6,88 | 7,88 1 8,73 1 8,00
Wit terung
1. Th. bew. Ab. u. N. kl. 17.
2. Fr. Rf. Vorm. bis Ab. thlw, bew. u. 18.
mst. W. Ab. u. N. kl. u. r.
3. Bew. u. ver. schw. W. Ab. bew. 19.
11 r - 1 20.
4. Mg. bew. Vorm. R. bis zur N. 21.
5 Fr. H. Vorm. bew. u. schw. \V. bis
Ab., dann r. u. ver.
6. Vorm. bew. Nachm. thlw. bew. Ab. u. 22.
N. kl.
7. Fr. bew. u. nb. Vorm. bis Nachm. 23.
bew., dann R. u. st. W.
8. Fr. abw. R., sonst bew. u. schw. W. 24.
9. Vorm. abw. bew., dann thlw. bew. Ab.
G.-R. bis Bfn. 25.
10. Fr. st. W. u. thlw. R. Von 8 U. Vorm.
ab S. 26.
11. Vorm. abw. bew. Von 10 ü. Vorm. 27.
ab bew. Ab. u. N. thlw. bew.
12. Vorm. bew. Nachm. thlw. bew. u. schw.
W. Ab. u. N. thlw. bew. 28.
13. Thlw. bew. u. schw. W. 29.
14. Kl., am Tage einige Wolken. Ab. kl.
N. thlw. bew. 30.
15. Thlw. bew. u. schw. W. Nachm. schw.
R. Ab. u. N. abw. R. 31.
16. Vorm. It., dann bew. N. schw. R.
Fr. schw. R., sonst mst. \V. u. R.
Vorm. schw. \V. u. R. M. st. R. u.
schw. W. Ab. thlw. bew., ebenso N.
Meist kl. Ab. schw. G.-R., dann bew.
Kl.
Fr. bow. u. mst. W. Vorm. bew.,
dann kl. u. G. Ab. schw. G.-R., dann
bew.
Fr. bew., dann kl. Nachm v. 3'/« U.
ab G.-R.. dann bew. Ab. u. N. kl.
Fr. bew. M. u. Nachm. kl. Ab. G.
u. bew. N. thlw. bew.
Fr. nb. u. st. W. Nachm. bew. u.
st. W. Ab. u. N. ver.
Fr. nb. Vorm. bew. Nachm. thlw. bew.
u. mst. W. Ab. u. N. r. u. bew.
Fr. nb. u. schw. W., sonst bew.
Fr. bis Nachm. thlw. bew. Nachm. 3 U.
G.-R. mit H. u. mst. W., dann bew.
Ab. G.-R. N. ver.
Thlw. bew. u. st. W.
Fr. bew. u. St. Vorm. R. u. st. W.
dann bew. Nachm. r.u. thlw. bew. N.kl.
Fr. kl., sonst bew. u. schw. W. Ab.
kl. N. bew.
Fr. schw. R. u. schw. W. bis 10 U.,
sonst bew. Ab. u. N. ver.
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains.
27
Luft-
tem-
pera-
tur
14,89
15,90
14,3^
15,23
IM*
Bodentemperatur
Oberfläche
s
c
o
—
Neigung der Fläch-'
16» i 3i» I 48"
In 15 cm Tiefe
Neigung der Flüche
32°
48«
17,04 ■17,36 17,07
20,25 20,52 20,31
16,54; 16,21 16,39
19,69'1H,55; 18,78
19,01 19,03|18,80 18,18 17,04 17,10
19,47 10,62119,59 18,50 16,90 16,98
20,25 20,65 20,64
19,90 19,30 19,70
19,58 22,59 22,65 22,93 21,82 20.40 20,39 20,90 20,58
16,29 16,13
18,86 18,69
17,12 17,04
17,1H 16,87
20,04 19,85
IfnperiUnckwaiikiBga
in 15 cm Tiefe
c
E
A
Neigung der FUcho
82» 48»
5,2 6,8 6,9
6,9 7,3 8,1
11,2 11,9 11,9
10,4 ; 11,6 I 12,2
6,7 7,2 7.7
15.0 16,1
6,3
6,8
10,3
10,7
6,4
16,8 16,0
16,09|l9,77 19,97 19,89(19,12 18,07:i8,22|l8,40 ( 18,19| 9,23 10,15|l0,60| 9,42
Witterung:
1. Bew. bis Nachm., um 4 U. st. G.-R.
bis 7 IL, dann bew. u. schw. W.
2. Mst. W. u. thlw. bew.
3. Thlw. bew. u. schw. W. Von Nachm.
4 U. ab st. W. Ab. R. N. kl.
4. Fr. thlw. bew. u. mst. W., dann bew.
u. st. W .
5. Fr. schw. R., sonst thlw. bew. u. schw.W.
6. Fr. bew., dann G. u. st. W-, sonst st.
W. u. thlw. R.
7. KI. u. mst. W.
Meist kl., einige G. mit schw. R.
9. Bis M. bew. u. schw. W., dann thlw.
bew. Von 5 U. Nachm. ab bew. u.
mst. W., dann bew. N. thlw. bew.
10. Kl. Nachm. G. um 4'/i U. schw. G.-R.
Ab. thlw. bew. N. kl.
11. Kl. u. schw. W.
12. Vorm. kl. M. G.-R. mit II. u. st. W.
Nachm. thlw. R. u. mst. W. Ab. bew.
13. St. W. u. bew. Vorm. G.-R., ebenso
Ab., dann thlw. bew. u. st. W.
14. Thlw. bew. u. st. W., einige G.
15. Kl. u. mst. W.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
Meist kl. Ab. st. G.-R. u. St., ebenso N.
Fr. bew. Vorm. schw. R., dann ver.
u. st. W. Ab. G.
Bew. u. mst. W.
Fr. bis M. bew. u. st. W., dann kl.
u. schw. \V. Ab. u. N. kl. u. r.
Kl. u. schw. W.
Thlw. bew. Von Nachm. ab kl.
Kl. u. schw. W. Von 6—8 U. Ab.
schw. G.-R., dann bew.
Thlw. bew. u. mst. W. Ab. 8 U. bew.
N. R. u. st. W.
Thlw. bew. u. mst. W. Von Nachm.
4'/» ü. ab G. N. st. R. u. st. VV.
Vorm. bew. M. st. R. bis. Nachm. 4 U.,
dann schw. R. Ab. bew
Fr. bew. u. St., dann thlw. bew. Ab.
u. N. thlw. bew.
Thlw. bew.
Meist kl.
Thlw. bew. u. schw. W. Ab. 7 U. G.
Um 9 U. St., dann st. G.-R.
Bew. u. mst. W.
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28
Physik des Bodens:
Juli.
Datum
1. 5.
6. — 10.
11.-15.
16. - 20.
21.-25.
26.-31.
Mittel:
Luft-
tem-
pera-
tur
14,30
13,02
12,.*
15,60
14,8
Bodentemperatur
Oberfläche
■
U
Neigung der Fliehe
1«<>
32« 48»
In 15 cm Tiefe
Neigung der Filet«
16» ' S2<>
48°
Traperatortehvankaiigeo
in 15 cm Tiefe
g I Neigung der Fliehe
w 1B° | 3«" I 48°
16,95 16,99 16,77 16,30 lf.,07 16,17 16,28 16,36
14,84 14,74 14,68 14,10 13,97 13,75113,88
15,60
19,84
16,97
17,20 21,75
13,65
13,90
17,51
15,61 15.57 14,79 14,00; 14.08 14,39
20,04 20.10 19,20 17,70 17,67 17,95
17,04 16,94 16,67 16,95 16,52 16,55 16,46
22,23 22,39 21,83 19,56 20,01 20,37 20,22 9,
10,7
7,3
7,4
11,1
7.2
11,8 112,5 11,4
8,7 9,2 8,3
9,0 10,0 1 9,1
13,0 I 13,0 13,1
8,4 8,8 8,1
10,8,12,2 11.2
14,67|l7,79 17,92 |l7,89j 17,80 16,49 16,48 16.69 16,48| 8.88 10,28 11, Oöj 10,20
Witterung:
1. Meist kl. u. st. W. Ab. 10 TT. G.-R.
U. st. W.
2. Bew. u. St. Von 10 U. Vorm. ab st.
R. u. St. N. thlw. bew.
3. Vorm. etw. bew. Nachm. st. bew. u.
mst. W. .
4. Bew. fr. mst. Nachm. schw. W.
5. Bew. u. mst. W. Nachm. st. R. Ab.
ver. u. mst. W.
6. Fr. mst. W. u. R. Vorm. st. W. Nachm.
schw. W. u. R. Ab. u. N. thlw. bew.
7. Bew. u. mst. W. u. schw. R.
8. Thlw. bew. Ab. G. Von 7 U. ab st. Ii.
u. W. N. G.-R.
9. Fr. R., sonst bew. u. mst. W.
10. Bew. u. St. schw. G.-R.
11. Bew. u. st. W. mst. G.-R.
12. Vorm. mst. W. u. bew. Nachm. thlw.
bew. u. schw. W. Ab. kl. N. bew.
13. St. W. u. bew. bis M., dann bew. u.
schw. W. Nachm. G. Ab. u. N. G.-R.
u. st. W.
14. Vorm. u. Nachm. bew. u. schw. W-
u. R. Ab. kl. N. thlw. bew.
15. Fr. bew. Vorm. u. M. R., dann bew.
u. mst. W. Ab. u. N. thlw. bew. u. r.
16.
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
Bew. u. st. \V., thlw. R. Ab. u. N. kl.
u. r.
Thlw. bew. u. schw. W. Ab. st. W.
Bew. u. mst. W.
Thlw. bew. u. schw. W.
Bew. u. mst. W., während des Tags G.
N. G.-R. u. st. W.
Fr. bew. n. st. W. , thlw. bew. bis
Nachm. 4 TJ., dann bew. ti. st. W.
N. thlw. bew.
Vorm. bew. u. st. W. Nachm. St. u.
um 5Va U. schw. R. Ab. u. N. ver.
Bew. u. st. Vv ., thlw. R.
Vorm. u. M. bew. u. st. W., dann
thlw. bew. u. st. W. Ab. kl.
Fr. abw. bew. u. mst. VV. Ab. kl.
Kl. U. schw. W. Ab. G.
Fr. G.-R. Am Tage thlw. R. Ab. u.
N. abw. bew.
Abw. bew. u. schw. W. N. kl.
Kl. u. schw. W.
. Fr. kl. u. r. Nachm. abw. bew. u.
sch. W. Ab. kl. u. r.
Thlw. bew. u. r.
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 29
August.
Datum
Luft-
tem-
pera-
tur
Bodentemperatur
TenperatirtdivraoknigeB
in 15 cm Tiefe
Oberfläche
In 15 cm Tiefe
«
■
B
M
w
Neigung der Fläche
o
1
9
E
Neigung der Fliehe
a
1
Neigung der Fliehe
16° | 82° | 48* \
16"
32«
48°
18°
32" [ 48«
!.— 5.
6. - 10.
11.- 15.
16. — 20.
21.-25.
26. -31.
22,28
16,29
15,65
15,22
18,60
19,35
26,91
17,64
21,21
17,29
20,97
21,48
27,60
17,94
21,94
17,25
21,97
22,41
27,63
17,61
22,43
17,11
22,83
22,98
27,25 24,44|25,38 25,79 25,74
17,51 18,85| 18,62 18,69 18,68
21,76 18,64 19,38 19,70 19,67
16.86 17,29 17,26,17,30 17.31
22.03 19,85 20,71 21,26 21.30
23,57 20,07 20,77 21,35 21,53
8,9
6,8
10,4
7,6
7,0
9,8
s.s
7,8
11,9
8.6
9,2
10,6
8,9
8,4
12.5
9,2
10,2
11,4
7.8
8,2
11,5
8,6
9,8
11,8
Mittel: |l7,95|30,9S|2I,5621,72:21,56'l9,87 20,37 tK),70 20,78| 8,42 9,48 |l0,10| 9,62
Witterung:
1. Abw. bew. u. mst. W. 117. Fr. bew. u. schw. R., sonst bew. u.
2. Kl. u. schw. W. «chw. W.
3. Kl. u. schw. (M. mst.) W. Ab. bew. iiew - »• mst - w -
4. Fr. kl. u. r. Vorm, st..W. Nachm. bis 19 - Abw - st - u - schw - H » mcist mst - w -
N. bew. u. mst. W. 20. Vorm. bew. Mittag thlw. bew. N. kl.
5. Fr. bew. u. etwas R., dann abw. bew. 21. KI. u. schw. W.
Nachm. u. N. kl. 22. Thlw. bew. u. mst. W. Nachm. bew.
6. Bew. u. schw. W. Nachm. st. G.-R. u. u. G. Ab. st. G.-R. u. St., dann mst. R.
st. W. Ab. schw. R.u. r. Ab. thlw. bew. 23. Abw. bew., gegen Ab. r. Ab. kl.
7. Fr. schw. W. u. schw. R., dann thlw. 24. Fr. thlw. bew. u. schw. W. Nachm.
bew. 11. schw. \V. Ab. u. N. r. u ^ b ew ^ k].
8. Fr. bew., sonst abw. bew. N. bew. u.!25. Thlw. bew. u. schw. W.
schw. R.
9. Fr. schw. R. Am Tage thlw. st. R.
u. st. W. N. bew.
10. Bew. u. schw. W.
11. Kl. u. schw. W.
12. Kl. u. schw. W.
13. Kl. u. schw. W. Ab. r.
14. Kl. Nachm. mst. W.
15. Kl. u. mst. W.
16. Fr. kl. u. r., dann thlw. bew. Nachm.
2 ü. G., um 3 U. G.-R. u. mst. W.
Ab. schw. R., dann bew.
26. Vorm. thlw. bew. >achm. bew. u. G.
Ab. St. u. schw. R., dann bew.
27. Mst. W. u. thlw. bew. Nachm. u. Ab.
bew. u. schw. W. Ab. r. thlw. bew.
28. Fr. u. Vorm. bew. u. schw. \V. Nachm.
kl. u. st. \V. Ab. kl. u. schw. W.
29. Kl. u. schw. W. Ab. r.
30. Fr. kl. M. u. Nachm. thlw. bew. 11.
schw. W.
31. Fr. nb. u. r., dann bew. 11. schw. W.
Ab. 8»/* U. G.-R. bis Mn.
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30 Physik des Bodens:
September.
Datum
Luft-
tem-
iw»rn -
| IL 1 i\
tur
Bodentemperatur
To mpf rttnrccfavukimgea
in 15 cm Tiefe
Oberfläche
In 15 cm Tiefe
Ebene
i
Neigung der FlÄcbe
£ 1 Neigung der Fläche.
5
£
Neigung der Fliehe
16*
S9« | 48°
w Ifi" | 32°
48°
16°
32°
48"
1.-
5,
15,20
18,66 19,4920,12|20.52 17.ss 18,45|l9,15
19,35
9,2
10,4
11,6
11,0
6.-
10.
15,18
17,79118,42
18,83 19,40 17.H9 18,47'18,96
19,32
10.4
12,6
14,1
13,9
11.-
15.
13,60
16.04 17,29
18.36 19,28
14.76 15,62 16,44
17.24
10.2
12,3
13,9
13.6
16.-
20.
16,0tf
17,99 18,87
19.89 19,87
17.65 18,42 19,25
19,73
6,0
7,4
M
8,6
21.-
25.
12,52
13,84
14,16
14.18 14.37
14.5« 14.58 14,82
15,15
4.8
4.9
5,4
5,5
26.-
30.
7,89
9,19
9,21
9,38| 9,30|| 9,82 9,55 9,48
9,39
5,2
6,0
6,4
5,9
Mittel: |l3,4l|l5,58 16,24 16,71 17,12 15,44 15,85 16,34 16,69] 7,63 8,93 | 9,97 9,75
Witterung:
1. Bew. u. abw. st. u. schw. R. u. mst. \V. 17.
2. Fr. bew. u. st. W., dann thlw. bew.
u. schw. W. Ab. kl. u. r. 1\
3. Kl. u. schw. W. 19.
4. Kl. u. schw. W. Ab. r. 20.
5. Thlw. bew. fr. u. Ab. schw. W. M.
inst. \V. Ab. u. N. kl. 21.
6. Fr. nb. kl. u. schw. W. M. st. W. 22.
Ab. r. u. bew., um 9'/2 U. R.
7. Bew. u. schw. W. Ab thlw. bew. 1 23.
8. Meist, kl. u. schw. W, 24.
9. Bew. Vorm. st. W. n. st. R. bis 6 T r . 25.
Ab., dann schw. R. N. bew. u. st. W.
10. Bew. u. st. W. 26.
11. Bis Nachm. bew. u. achw.W., dann kl. 27.
12. Kl. u. schw. W.
13. Vorm. bew. u. schM. W. Naclini. r. - s -
u. kl. 29.
14. Kl. u. r. 30.
15. Kl. fr. r. Nachm. mst. W.
16. KL u. schw. W.
Fr. nb., dann bis Nachm. kl. u. r.
Um 5 U. schw. R., dann bew. u. mst. W.
Fr. kl. u. r. Abw. bew. u. schw. W.
Thlw. bew. u. schw. W. Fr. u. Ah. r.
Fr. bew. Vorm. schw. R., dann bew.
N. schw. R., sonst r.
Vonn. R. Nachm. abw. R., dann bew.
Fr. nb. bew. Nachm. 4 U. R. u. St.,
dann bew. Ab. R. u. 8t. W. bis N.
Thlw. bew. Nachm. kl. meist r.
R. u. thlw. bew.
Fr. nb., sonst bew. u. schw. W. Ab.
u. N. R.
Bew. u. abw. R. u. schw. W.
R. u. mst. W. bis Nachm., dann bew.
N. kl.
Vorm. nb. ti. r. bis Ab. bew.
Bew. u. schw. \V.
Bis Nachm. bew. M. st. W. Ab. r.
u. thlw. bew. N. kl.
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Die Bodentemperatur hei verschiedener Neigung des Terrains. 31
Oktober.
Luft-
Bodentempe ratur
TfnptrtUirKhwiDkoBgfO
Datum
tem-
Oberfläche
In 15 cm Tiefe
in 15 cm Tiefe
pera-
■
s
Neigung der Fliehe
■
1
Neigung der Fl&chc
«
1
Neigung der Fliehe
tur
dfi
W
16° I 32»
48°
1 R
32°
48°
u
1.-,"
,t-_>"
48«
1.- 5.
6.-10.
11.-15.
16.-20.
21.-25.
26.-31.
10,50
6,98
<,.)»
4,76
4,18
3,86
11,32
8.37
8,48
4,58
4,26
4.37
i
11,93 12,83
9,06 10,00
9.03: 9,40
4,55 4,52
4,58 5,03
4,41 4,51
13,49
10,35
9,72
4,73
5,86
4,73
12,18
9,27
9,22
5,46
5,02
6,27
12,80
9,58
9,54
5,06
5,82
6,09
13,69
10,47
9,86
4,86
5,99
6,25
14,29
10,82
10,29
5,11
6,61
6.69
6,3
4,5
5,2
7,5
4,6
3,0
7,8
5,2
7,4
9,3
6,1
4,1
9,8
5,8
8,8
9,7
7,1
10,0
5,7
9,0
9,6
7,3
5,8
Mittel . 1 6.23 1 6.82 7,17 7,61 1 8,04 7,99 1 8,08 1 8,44 [ 8,89 1 5,18 j 6,65 | 7,78 1 7,90
Witterung:
1. Kl., am Tage thlw. bew.
2. Bis Nachm. 4 ü. schw. bew., dann
ver.
3. Fr. R., am Tage ver.
4. Abw. bew. Ab. u. N. kl.
5. Bis M. nb., dann abw. bew. Ab. u.
N. kl.
6. Bis M. nb., dann thlw. bew. N. kl.
7. Bis Vorm. 10 U. nb., dann schw.
bew. Ab. u. N. kl.
8. Fr. Rf., dann kl. Von 10 U. Vorm.
ab bew. Ab. u. N. ebenso.
9. Bis 9 U. Vorm. ver., dann kl.
10. Fr. Rf. u. nb., am Tage schw. bew.
11. schw. W. Ab. schw. R. N. bew.
11. Ver. N. bew.
12. Bew. u. mst. W.
13. Fr. nb., dann abw. bew. Von Nachm.
2 U. ab kl.
14. Bis M. nb. u. mst. W., dann thlw.
bew. u. r. Von 4h 1 U. Nachm. ab kl.
15. Bis 8 U. Vorm. nb. 11. st. W., dann
K. bis Nachm. 3 U., dann schw. R.
u. schw. W. N. bew. u. mst. W.
16. Bis 8'/j 1*. Vorm. bew. u. mst. W.,
dann bew. u. thlw. S. N. bew
u. r.
17. Bis Nachm. 2 U. ver., dann thlw. bew.
Ab. kl. N. bew. u. St.
18. Fr. 8t. u. R., am Tage abw. R. u.
St. Ab. u. N. bew. u. St.
19. Abw. R. u. St.
20. Bis Nachm. 4 U. St. u. bew., dann
R. u. st. W.
21. Bew. u. st. W. Um 12»/i M. schw.
R., dann bew. u. mst. W. N. abw. R.
22. Fr. kl. u. schw. W. Von 9 U. Vorm.
ab bew. u. st. W. u. thlw. R. Ab. u.
N. abw. bew.
23. Fr. kl. u. Rf. Von 10 ü. Vorm. ab
thlw. bew. Von 1—2 U. M. st. W.,
dann kl. u. r. Ab. u. N. bew.
24. Bis M. schw. bew., dann kl. Von 1
bis 4 Nachm. mst. \V., danu r.
25. Fr. Rf. u. nb. Bis M. nb., dann kl.
26. Fr. Rf., dann kl. u. schw. W. bis
Nachm. 5 U., dann nb. N. bew.
27. Nb.
28. Nb. u. schw. W.
29. Bis Nachm. 4 U. nb. u. schw. W.,
dann thlw. bew. N. bew.
30. Nb. u. schw. W. Ab. u. N. bew.
31. Bis Vorm. 10 U. nb. u. schw. W.,
dann bew. u. schw. W. N. r.
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32
Physik des Bodens:
November.
Luft-
tem-
pera-
tur
Bodentemperatur
Temperaturschwankungen
Datum
Ebene
Neigung der Fläche
Ebene
Neigung der Fläche
16°
|_ 320 _
48°
16°
32°
48°
l. - 5.
5. - 10.
11. — 15.
16. — 20.
21. - 25.
26. - 30.
2,48
1,99
-0,30
-2,21
-1.38
-8,69
3,52
2,87
2,04
0,41
0,14
-0,34
3.09
2.97
1,51
-0.01
-0,16
-1,33
2,99
8,22
1,38
-0,39
-0,65
-2,83
3,36
3,87
1,73
-0,26
-0,50
- 2 *
6,0
3,0
3,5
0.1
0,1
1,5
7,2
2,9
3,4
0,1
0,2
3,6
7,6
3,5
4,0
0,1
0.3
■ PI
5,7
7,6
4,0
4,7
0,1
0,2
6,4
Mittel:
-1,35
1,44 1,01
0,62
0,89 | 2,87
2,90
3,5S
3,83
Witterung:
1. Bis 11 U. Vorm. bew., dann abw.
bew. Ab. bew. X. ebenso.
2. Bis Nachm. bew. u. thlw. R., dann
It. u. S. Ab. iL N. ausserd. mst. W.
3. Bis Nachm. S. u. bew., dann bew. u.
st. W. Ab. u. N. abw. bew. u. st. W.
4. Bew. u. st. W. Ab. u. N. bew. tt. r.
5. Bis M. bew., dann ver. u. mst. W.
6. Bis Nachm. 5 U. ver. u. st. W., dann
K. ii. st. W.
7. Bis 8 U. Vorm. R., dann bew. u.
mst. W. Ab. u. N. kl. u. r.
8. Fr. Frst. u. kl. Nachm. nb. N. kl.
9. Fr. Frst., sonst kl.
10. Fr. Frst., am Tage kl. N. bew.
11. Fr. schw. R., sonst ver. u. st. W.
N. St.
12. Fr. ver. u. St., am Tage thlw. R. u.
S. Ab. kl. u. St. N. thlw. bew. u. St.
13. S. u. St. Ab. u. N. ver. u. st. W.
14. Fr. ver. u. st. W., sonst, thlw. S. u.
st. W.
15. Bis M. nb. Nachm. abw. bew., dann
thlw. S. d. st. W.
16. S. u. St.
17. Bis M. ver. u. st. W., dann schw. W.
18. Thlw. R. u. S. u. st. W.
19. Bis M. thlw. S. u. st. W., dann bew.
Ab. u. N. S.
20. Ver. Vorm. mst. W. Nachm. st. W.
Ab. u. N. kl. u. r.
21. Bis 10 U. Vorm. nb., dann bis Nachm.
4 U. kl. Von da ab nb. N. kl.
22. Thlw. kl. Ii. nb. N. kl.
23. Bis 10 U. Vorm. nb., dann thlw. kl.
u. nb. Ab. u. N. kl.
21. Bis 9 V. Vorm. ver. Von da ab bis
2 U. Nachm. R. u. mst. W., dann
bew. u. st. W. N. bew. u. r.
25. Fr. nb., dann abw. S. u. mst. W.
N. bew. u. r.
26. Bis 11 U. Vorm. bew., dann S. Ab.
u. N. bew.
27. Bew., thlw. S. N. kl.
28. Bis M. nb., dann kl. N. thlw. nb.
29. Bis M. nb., dann bew. N. kl.
30. Bis Nachm. 2 U. nb., dann thlw. S.
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains.
Dezember.
38
Luft-
tem-
pera-
tur
Bodentemperatur
Temperaturschwankungen
Datum
Ebene
Neigung der Fläche
Ebene
Neigung der Fläche
16°
32°
480
160
32»
48o
1. - 5.
6. — 10.
11. - 15.
16. — 20.
21. 25.
26. - 31.
- 9,86
-12,47
-11,15
-15,19
-12,78
- 5,95
-1,95
-3,98
-3,98
-6,61
-6,66
-4,68
-4,94
-6,40
-6,28
-9,95
-9,08
-5,83
- 6,53
r 7,63
- 7,17
-10,21
- 9,28
- 6,16
- 6,92
- 7,95
- 7,40
-12,02
-10,42
- 6,55
1 — — ^
1,3
1,2
2,4
2,5
2,1
6,0
2,3
2,0
3,6
4,0
2,2
8,6
2,0
1,8
3,8
3,1
•1,6
8,8
2,0
2,5
5,2
5,4
3,0
10,5
Mittel:
-10,99
|-4,64
-7,0*
-7,78
3,78
3,52
4,77
Witterung:
1. Bis Nachm. nb., dann S.
2. Nb. N. kl.
3. Kl. Ab. nb. N. thlw. kl.
4. Bis Vorm. 10 ü. S., dann bew. Ab.
u. N. kl.
5. Bis 10 ü. Vorm. ver. u. thlw. S.,
dann St u. S. bis Nachm. 4 U., dann
St. N. kl.
6. Bis Vorm. 9 ü. ver. Von da ab S.
N. thlw. bew.
7. Nb. Ab. u. N. kl.
8. Theils kl. theils nb. Ab. u. N. kl.
9. Nb.
10. Nb., am Tage thlw. kl. N. kl.
11. Bis M. thlw. kl. u. nb., dann bis Nachm.
4 U. bew. u. mst. W. N. St. u. S.
12. S. u. St
13. Ver. n. r. Ab. u. N. kl.
14. Bis 10 U. Vorm. nb., dann bis Nachm.
4 U. kl., dann nb. N. kl.
15. Bis Bf. nb., dann bis 4 U. Nachm. kl.
Von da ab nb. N. kl.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
Bis 9 U. Vorm. nb., sonst kl.
Fr. nb., sonst kl.
Bis M. nb., dann kl.
Fr. st. nb., am Tage schw. bew.
Nb. Ab. u. N. kl.
Kl.
Fr. kl., am Tage thlw. nb. Ab. u.
N. kl.
23. Fr. nb., sonst kl.
24. Fr. kl. Vorm. thlw. nb., sonst kl.
25. Bis 8 U. Vorm. kl., dann nb. Von
M. ab kl.
Nb.
Nb. Ab. u. N. kl.
Bis Nachm. abw. kl. u. nb. Ab. u.
N. ver.
Fr. .bew. u. schw. W. Am Tage ver.
Ab. u. N. st. Wi Mn. R.
Abw. bew. n. st. W. N. St. u. S.
Fr. St. u. thlw. S. Von Nachm. ab
bew. u. St. N. abw. R. u. St.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
£. Wo! luv, Forschungen IX.
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34 Physik des Bodens:
Januar ISMO.
Luft-
Bodentemperatur
Tcmperatursiliwaukungen
Patum
tem-
pera -
tur
Ebene
Neigung der Flache
Kbene
Neigung der Fläche
16«
32*
48»
160
82«
48»
1 K
1. — O.
6. — 10.
11. - 15.
16. - 20.
21. - 25.
26. -- 31.
9 11
- 3,42
- 6,02
- 9,61
- 7,46
-10,11
-4,30
-1,63
-4,65
-8,89
-4,64
-5,88
-2,70
-0,91
-4,94
-4,82
-6,05
-7,06
2,40
-0,42
-4,57
-5,46
-6,86
-7,31
-1,00
-0,21
-8,25
5,75
-6,70
-7,03
0,6
2,1
5,2
8,4
1,9
2,6
0,5
2,0
5,3
4,7
2,8
•V»
1,0
0,7
6,1
4.s
2,6
2,8
o,>
0,3
5,5
•>,.>
2,9
3,1
Mittel:
| "5,89
-4,22 i -4,50 | -1,59 4.09
2,63
3,10
3,00
3,02
Witterung:
1. St. u. abw. R.
2. Ver. u. mst. W. N. hew. u. mst. W.
3. Bis M. bew. u. mst. W., dann abw.
bew. u. r. Ab. u. N. kl.
4. Bis M. thlw. nb. Von da ab kl.
5. Nb.
6. Bis 10 Ü. Vorm. nb., dann kl.
7. Fr. nb., sonst ver.
8. Nb.
9. Bis M. nb., dann bew.
10. Nb.
11. Nb. u. mst. W. Ab. r. N. kl.
12. Kl. u. schw. W.
13. Nb. Ab. u. N. kl.
14. Bis M. kl., dann thlw. bew. u. nb.
N. St. u. S.
15. Thlw. S. u. st. W.
16. Fr. bew. u. abw. S., am Tage meist
bew. N. thlw. bew. u. S.
17. Bew., thlw. S.
18. Bis M. nb., dann abw. S. N. kl.
19. Bis M. nb., dann thlw. kl. u. nb.
Ab. u. N. kl.
20. Bis M. nb., dann kl. bis Nachm. 3 U.,
dann bew. N. St. u. S.
21. St. u. abw. S. Ab. bew. N. abw.
bew. u. r.
22. Nb. N. kl.
23. Nb. Ab. u. N. kl.
24. Nb.
25. Bis Nachm. nb., dann thlw. kl. N. kl.
26. Bis 10 U. Vorm. nb., dann kl.
27. Bis 9 IT. Vorm. nb., dann kl.
28. Bis 9 U. Vorm. nb. Von da ab kl.
29. Fr. nb. bis 9 U. Vorm. Von da ab
bis Nachm. 4 V kl., dann nb.
30. Bis M. nb., dann kl. bis Nachm. 4 U.
Von da ab nb.
31. Bis M. nb. Von da ab bis Nachm.
3 U. kl., dann thlw. bew. Ab. u. N. kl.
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 35
Februar.
Luft-
tem-
pera-
tur
Bodentemperatur
Temperaturschwankungen
Datum
Ebene
Neigung der Fläche
Ebene
Neigung der Fläche
— 1 1 —
16°
32°
48°
16»
32°
48»
t. - 5.
6. - 10.
11. - 15.
16. - 20.
21. - 25.
26. - 29.
-7,82
-6,06
-0,39
2,19
2,62
1,74
-6,61
-5,95
-1,30
-0,42
0,44
0,52
-6,87
-5,45
-0,87
-0,23
1,55
1,62
-6,54
-4,81
-0,80
-0,26
1,83
1,62
-5,78
-3,60
-0,69
-0,27
1,77
1,75
1,4
5,0
2,2
0,4
1,2
3,4
3,2
5,3
1,1
0.4
2,3
4,4
4,1
4,9
1,1
0,3
3,2
4,7
3,1
3,2
0,7
0,2
3,4
4,2
Mittel:
1,39 | 2,81
T,,99
-1.60
-1,23 | 2,27
2,78
8,05
2,47
Witte
1. Bis Vorm. 10 U. nb., dann kl.
2. Bis M. nb., dann kl.
3. Bis Vorm. 9 U. nb., dann kl.
4. Bis M. nb., dann thlw. bew. u. nb.
5. Kl. fr. thlw. nb.
6. Kl.
7. Bis M. nb., dann kl.
8. Bis 10 ü. Vorm. nb., dann kl.
9. Kl.
10. Thlw. bew.
11. Fr nb., am Tage ver. Ab. u. N. kl.
12. Big 9 U. Vorm. nb., dann bis 11 U.
schw. R., dann ver. N. kl.
13. Bew. u. abw. R. u. S. N. ver.
14. Bis 9 ü. Vorm. nb., dann ver. Ab.
xx. N. kl.
15. Bew. ii. nb. Ab. u. N. kl.
16. Fr. nb., dann abw. bew. Ab. u.
N. kl.
17. Bew. Ab. u. N. kl.
rung:
18. Fr. bew. Von 9 U. Vorm. ab abw.
R. bis Nachm. 4 U., dann ver. N. kl.
19. Ver.
20. Fr. ver. Von 9 ü. Vorm. ab mst. W.
u. abw. R. N. St. u. kl.
21. St. u. abw. bew. bis Nachm. Von
da ab kl.
22. Bis 8 i/a U. bew., dann R. bis Nachm.
Von da ab bew. u. abw. R.
23. Bis 8»/« U. nb., dann bis M. schw.
R. Von da ab abw. R. Ab. u. N.
schw. R.
24. Fr. nb., am Tage schw. R. N. R. u. S.
25. Bis 9 IT. Vorm. bew., dann R. u. S.
bis Nachm. 3 IT., dann ver.
26. Ver. u. mst. W. Ab. u. N. St.
27. Bis 8 U. Vorm. S., am Tage abw.
S. u. mst. W. Ab. bew. N. thlw. kl.
28. Abw. bew. Ab. u. N. st. W.
29. Bis 10 U. Vorm. ver. u. st. W., dann
kl. u. st. W. Ab. u. N. kl. u. r.
3»
Digitized by Google
36
Physik des Bodens:
Datum
Liift-
tem-
pcra-
tur
Bodentemperatur
Temperaturschwankungen
Ebene
Neigung der Fläche
Ebene
Neigung der Flache
16°
32°
18°
16°
32°
48°
1. - 5.
6. - 10.
11. - 15.
16. - 20.
21. - 25.
5,98
5,45
2,86
0,92
0,79
2,57
5,80
4,14
3,04
3,04
4,28
7,67
6,55
4,38
3,71
5,49
9.00
8,29
4,97
4,46
5,93
9,24
8,96
5,37
4,73
4,6
7,4
8,2
4,4
5,0
5,0
8,3
10,2
5,0
6,6
5,1
7,8
13,6
6,2
8,4
4,4
6,6
13,0
4,8
6,9
Mittel:
3,20
5,32 6,44 | 6,85
4,93 | 5,85 6,85
5,95
Witterung:
1. Kl. Nachm. schw. W. N. kl. u. r.
2. Bis 8 U. Vorm. ver., dann bis 10 U.
schw. lt., dann auch st. W. Nachm.
kl. u. St. Ab. u. N. kl. u. r.
3. Bis 8 1 /« U. Vorm. ver., dann bew.
4. St u. R. Ab. u. N. st. W. u. schw. R.
5. Bis 10 U. Vorm. mst. W. u. R., dann
bew. u. st. W. N. bew. u. schw. W.
6. Bew.
7. Bis 9 IT. Vorm. nb., dann bis Nachm.
2 U. bew., dann thlw. bew.
8. Fr. bew. Von 10 U. Vorm. bis Nachm.
3 U. nb., dann abw. bew.
9. Bis Nachm. 2 U. abw. bew. u. st. W.,
dann kl. n. schw. W. Von 5 U.
Nachm. ab r.
10. KL u. schw. W. Ab. u. N. kl. u. r.
11. Bis 4 U. Nachm. thlw. bew. Von da
ab st. W, u. bew. Ab. R.
12. Bis M. nb., dann kl. u. st. W.
13. Kl. u. st. W. N. r.
14. Bis Ab. 6 U. kl. u. schw. W. Von
da ab bew. N. st. W. u. R.
15. Bis M. bew., dann kl. u. schw. W.
N. r.
16. Bis 11 Vorm. nb., dann thlw. bew.
bis 4 U. Nachm. Von da ah bew.,
um 5 U. Ii. bis N.
17. Bis 9'/« U. nb. u. R. Von da ab
bis 1 ü. Nachm. st. R. u. S., dann
bew. Von 4 U. ab thlw. bew. Ab.
u. N. kl.
18. Bis 8 U. Vorm. nb., dann bis Nachm.
1 U. kl. Von da ab abw. bew. N. kl.
19. Bis M. nb., dann thlw. bew. Ab. u.
N. kl.
20. Ver. u. mst. W. Nachm. S. iL R.
21. Bis M. thlw. bew. u. nb., dann ver.
u. schw. W.
22. Thlw. kl., thlw. nb. u. mst. \V. N.
kl. u. r.
23. Vorm. nb. u. st. W., dann kl. u. 8t,
W. N. kl. u. r.
24 Kl. u. schw. W. N. kl. u. r.
25. Kl.
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains.
Zusammenstellung der Monatsmittel»
37
Bodentemperatur
Temperaturschwankungen
Monat
Ebene
Neigung der Fläche
Ebene
Neigung der Fläche
16° ! 32° 48°
10° [ 32o
48°
April 1879
Mai »
Juni »
Juli »
August •
September »
Oktober »
November »
Dezember »
Januar 1X*0
Februar »
März »
7,53
11,18
18,07
16,49
19,87
15,44
7,99
1,44
-4,64
4.22
-2.31
3,72
7,62
11,30
18,22
16,48
20,37
15,85
8,08
1,01
-7,04
-4.50
-1,99
5,32
8,18
11,76
18,40
16,69
20,70
16,34
8,44
0,62
-7,78
-4,59
-1,60
6,44
8,31
11,50
18,19
16,48
20,73
16,69
8.89
0,89
-8,48
-4,09
-1,28
6,85
6,88
6,88
9,23
8,88
8,42
7,63
5,18
2,37
2,58
2,63
2,27
4,93
7,75
7,88
10,15
10,28
9,48
8,93
6,65
2,90
3,78
3,10
2,78
5,85
8,78
8,73
10,60
11,05
10,10
9,97
7,78
3,53
3,52
3,00
3,05
6,85
8,07
8.00
9,42
10,20
9,62
9,75
7,90
3,83
4,77
3,02
2,47
5,95
Die über den Abgang des Schnees auf den verschieden geneigten
Flächen angestellten Beobachtungen lieferten folgende Daten:
Vom 15. November 1879 ab waren alle Flüchen mit Schnee bedeckt.
Derselbe verging bei einer Neigung des Terrains von
48° am 21. November
32° » 23. »
16° u. 0° » 25. » .
In den beiden folgenden Monaten zeigte die Schneedecke auf den
verschiedenen Flächen keine Unterschiede. Im Februar verschwand der
Schnee in folgender Weise: bei einer Neigung von
48° am 1. Februar
32° » 3.
16° * 9.
0° > 11.
Digitized by Google
»
38 Physik des Bodens:
Yersnch III. (1881/82.)
Bodentemperatur in 15 cm Tiefe. Humoser Kalksandboden.
April. Mal.
Luft-
tem-
pera-
Bodentemperatur j
Luft-
tem-
pera-
tur
Bodentemperatur
Datum
Neigung der Fläche
Datum
Neigung der Fläche
tur
10o
20»
30°
10o |
20°
30 0
1.- 5.
6.-10.
11.-15.
16.-20.
21.-25.
26.-30.
3,24
4,90
7,14
8,46
4,06
4,01
4,38
5,93
9,71
11 06
5,23
4,92
1
4,72
6,43
10,34
11 55
X X j«**'
5,57
5,17
4,84
6,60
10,65
12 00
5,74
5,29
l.- 5.
6.-10.
11.-15.
16.-20.
21.-25.
26.- 81.
10,82
9.01
6,04
13,57
11,74
13,26
12,85
12,98
5,86
14,90
14,78
13,78
13,22
13,43
5,84
15,17
14,98
14,05
13,48
13,71
5,98
15,31
15,21
14,23
■
Mittel;
5,30 |
6,87
7,80
7,52 1
* i
Mittel:
10,82 | 12,56
12,81
13,02
Jnni.
ML
1.- 5.
6.-10.
11.-15.
16.-20.
21.-25.
26.-30.
15,96
9,36
11,76
16,89
20,80
15,61
1
18,54
11,11
10,35
18,12
23,00
17,39
19,29
11,40
10,70
18,59
23,44
17,7 1
19,36
11,44 !
10,73
18 66
23,64 !
17,79
L- 5.
6.-10.
11.-15.
16.-20.
21.-25.
26.-31.
19,60
18,24
19,29
23,45
19,07
16,94
21,18
22,09
21,06
25,91
20,56
18,28
21,48
22,42
21,40
26 20
20,89
18,69
21.61
22,74
21,50
26,38
2U)8
18,77
Mittel:
15,06 | 16,42
16,86
16,98 1
Mittel:
19,35
21,41
81,74
21,91
August.
September
1.- 5.
6.-10.
11.-15.
16.-20.
21.-25.
26.-31.
20,12
20,64
16,14
15,35
17,82
14,30
22,63
23,81
17,08
14,76
19,41
15,37
22,83
23,96
17,08
14,91
19,54
15,70
1
23,02
24,16
17,06 !
15,19
19,70
15,93
1.- 5.
6.-10.
11.-15.
16.-20.
21.-25.
26.-30.
12,87
13,90
12,66
13,35
8,46
8,08
13,08
14,50
13,32
14,96
10,71
9,17
13,28
15,01
13,85
15,46
10,97
9,47
13,42
15,42
14,20
15,88
ll'.lO
9,52
Mittel:
1«,91 | 18,73
19,07 || Mittel:
|TT,55
12,62
| VW
18#f
Oktober.
November.
1.- 5.
6.-10.
11.-15.
16.-20.
21.-25.
26.-31.
4,87
5,69
7,72
1,87
5,38
0,42
6,10
5,37
7,88
2,96
4,96
1,97
6,43
5,64
8,15
3,28
5,22
2,14
6,42
5,69
8,45
3,40
5,33
2,22
1- 5.
6.-10.
11.-15.
16.—20.
21.-25.
26.-30.
0,45
5,63
5,91
3,74
5,87
3,64
0,76
6,64
5,82
4,02
5,35
3,83
0,52
6,65
5,91
4,28
5,68
3,95
0,41
7,00
6,08
4,65
5,96
4,07
Mittel:
|4,a)
für
5,04
1 5,15
1 Mittel:
| 4,21
j 4,40
4,50
4,69
Digitized by Google
Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 39
Dezember. Januar 1882.
Luft-
tem-
pera-
Bodentemperatur
1
Luft-
tem-
pera-
tiir
IUI
Bodentemperatur
Datum
Neigung der Fläche
Datum
Neigung der Fläche
tur
10«
20«
30 »
10o
20«
30«
1 — 5
6.-10.
11.-15.
16.-20.
21.-25.
26.-31.
2 45
0,40
-0,15
1,12
1,92
-2,65
3,23
1,22
0.75
0,82
0,98
-0,92
3,09
1,08
0,43
0,58
0,94
-0,85
2,95
0,94 J
0,27
0,46
0,70
-0,44
i
1.— 5.
6.-10.
11.-15.
16.-20.
21.-25.
26.-31.
0,98
2,59
-0,98
-4,34
-3,80
- 2,46
-0,80
0,46
0,44
0,04
-1,29
-1,80
-0,92
-0,17
-0,12
-0,25
1,20
-2,35
-0,85
-0,33
-0,30
-0,44
-1,02
-2,27
Mittel:
-0,20
0,95
0,82
0,77 Mittel:
-1,37 | -0,53
-0,88
Februar.
März.
1.— 5.
6.-10.
11.-15.
16.-20.
21.-25.
26.-28.
-7,90
-5,02
0,59
1,54
2,36
6,73
-4,37
-3,80
-1,25
0,42
0,55
3,83
-4,87
-4,34
-1,65
0,16
0,44
4,00
1 1
-4,69
-4,26
-1,36
-0,28
0,42
5,93
1.— 5.
6.-10.
11.-15.
16.-20.
21.-25.
26.-31.
3,79
6,19
7,55
9,25
2,92
4,60
3,89
6,60
10,18
11,42
5,14
4,75
4,02
6,73
10,46
11,88
5,34
4,92
4,50
7,11
10,92
12,35
5,48
5,01
Mittel: |
0,78
-1,10
-1,46
-1,18
Mittel:
5,68 | 6,02
7,15
7,48
Zusammenstellung der Monatsmittel.
Bodentemperatur
Monat
Neigung der Fläche
IO»
20°
30«
April
1881
6,87
7,30
7,52
12,56
12,81
13,02
Juni
»
16,42
16,86
16,93
Juli
21,41
21,74
21,91
August
»
18,73
18,94
19,07
September
12,62
13,01
13,26
Oktober
4,78
5,04
5,15
November
4,40
4,50
4,69
Dezember
»
0,95
0,82
0,77
Januar
1882
0,53
-0,88
-0,91
Februar
^
-1,10
-1,46
-1,18
März
»
6,92
7,15
7,48
Digitized by Google
40 Physik des Bodens:
Die Beobachtungen über den Fortgang des Schnees lieferten keine
durchschlagenden Resultate, weil der Winter 1881/82 sehr arm an Schnee
war. Nur Anfang Februar machten sich einige bemerkenswerthe Unter-
schiede bemerklich, indem die am 31. Januar gebildete Schneedecke auf
den Flächen von
Neigung
30° am 3. Februar
20° ■ 7.
10° » 9. »
abgeschmolzen war.
B. J>ie Temperatur de» bebauten Bodens.
Behufs Feststellung der Erwärmung des mit einer Pflanzendecke
versehenen Erdreiches bei verschiedener Neigung des Terrains wurden
3 Kästen von 0,64 Grundfläche und 25 cm Tiefe, sowie von quadra-
tischem Querschnitt mit humosem Kalksand beschickt und im Jahr 1882
mit Grassamen dicht besäet. Die Grasnarbe entwickelte sich in sehr voll-
kommener Weise. Die Kästen wurden bei 10, 20 und 30° Neigung
nach Süden aufgestellt. Zum Vergleich wurden außerdem noch 3 gleich-
beschaffene, ebenfalls mit humosem Kalksand beschickte Kästen in genau
derselbeu Weise aufgestellt; die Oberfläche des Bodens blieb jedoch bei
diesen im nackten Zustande und wurde von jedem Unkraut frei gehalten.
Die ötägigen resp. 6tägigen Mittel, berechnet aus den früh 7 und Nach-
mittags 5 Uhr angestelllen Beobachtungen, sowie die Monatsmittel sind
aus folgenden Tabellen zu ersehen:
Digitized by Google
Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 41
Versuch L (1883.)
Bodentemperatur in 15 cm Tiefe. Humoser Kalksandboden.
April.
Datum
Luft-
tem-
pera-
tur
G r
a s
Brach
aknagta
Boden t< mpprs tot
TtDpraiarsehvHkungra
Bodratenperatar
T«iDp»n
taneawa
Neigung der Fliehe
Neigung der Fläche
Neigung der Fliehe
Neigung der Fläche
10«
20«
30»
10»
20»
no°
10«
20*
90«
10« | 20»
30»
1.— 5.
7,12
7,95
9,05
9,30
7,6
8,0
8,4
9,88
10,63
11,00
8,0
9,8
10,6
6.-10.
2,47
3,94
4,30
4,49
6,9
7,6
7,9
4,51
4,77
4,83
8,3
H,6
9,2
11-15.
3,59
4,07
4,39
4,41
6,4
7,2
7,3
4,38
4,52
4,81
7,6
7,7
8,7
16—20.
9,08
10,25
10,86
11,18
8,1
8,9
9,7
11,03
11,44
11,81
9,9
10,6
11,4
21.-25.
4,14
5,90
6,45
6,77
4,2
4,6
4,9
6,43
6,57
6,76
4,9
5,0
5,4
26.-30.
8,82
10,72
11,46
11,64
12,1
13,4
13,9
10,93
11,26
11,46
13,3
13,9
15,0
Mittel: 1 5,84 1 7,14 1 7,75 1 7,% 1 7,56 1 8,28 1 8,68 1 7,86 1 8,20 1 8,44 1 8,67 1 9,27 |l0,05
Witterung:
1. Kl. u. schw. W.
2. Fr. kl., am Tage thlw. bew. u. schw. W.
3. Bis 9 U. Vorm. schw. W., dann r.
n. kl.
4. Bis M. kl. Nachm. ahw. bew. u. st.
W. Ab. u. N. bew. u. r.
5. Bis 10 ü. Vorm. abw. bew. u. r. ,[ 19 - n A b ,- bis M. kl. u. r., dann mst.
dann mst. W. u. thlw. bew. Nachm. '
r. u. schw. R., dann bew. u. r. Ab.
iL N. R.
17. Fr. bew. u. r., am Tage abw. bew.
u. r. Ab. u. N. kl.
18. Fr. u. Vorm. kl. M. u. Nachm. st.
W. Ab. abw. bew.
W. Ab. ii. N. kl. u. r.
20. Bis 10 U. Vorm. bew., dann abw.
bew. Von 3 U. Nachm. ab bew. u.
st. W., dann von 5 U. ab schw. W.
Ab. u. N. abw. bew. u. schw. W.
21. Fr. bew. n. sebw. W., am Tage abw.
bew. u .mst. W. Ab. thlw. bew. u. r. N.kl.
22. Fr. bew., am Tage abw. bew. u. schw.
W. Ab. thlw. bew. u. r.
23. Fr. nb., dann abw. bew. u. schw. W.
Von Nachm. 5»/i U. ab. st. W. Ab.
kl. u. r.
24. Fr. nb., dann abw. bew. u. mst. W.
Von Nachm. 4 U. ab bew. N. R. u. S.
25. Fr. R. u. S., am Tage abw.' bew. Ab.
r. u. thlw. bew. N. kl.
26. Fr. nb., am Tage meist kl. u. mst.
W. Ab. u. N. kl. u. r.
27. Fr. nb., dann kl. u. schw. W.
14. Fr. bew. u. r., am Tage abw. bew. 28 - Meist kl - u - scl,w - w -
u. schw. W. Ab. u. N. ver. u. r. 29. Bis M. bew. u. r., dann R. u. mst. W.
15. Fr. nb. u. schw. W., dann abw. bew. '30. Bis 7 ü. fr. bew. u. mst. W., dann
u. mst. W. Ab. u. N. bew. u. r. bis M. schw. R. Von da ab abw.
16. Fr. n. Vorm. bew. u. st. W. Nachm. schw. R. Ab. u. N. bew. u. r.
kl. u. mst. \V. Ab. u. N. kl. u. r.
6. Bis 11 U. Vorm. nb., dann bis Nachm.
3 U. abw. bew., dann bis Ab. 6 U.
bew. Ab. schw. R. N. bew. u. R.
7. Bis 7»/t U. Vorm. schw. R. u. S.,
dann bew. u. schw. S. Ab. abw. bew.
N. schw. S.
8. Fr. abw. bew. u. schw. W., am Tage
abw. bew. u. st. W. Ab. u. N. bew.
9. Bew. u. mst. W. Ab. u. N. thlw.
bew. u. schw. W.
10. Bew. u. thlw. schw. R. bis M-, dann
abw. R. u. 8., sowie schw. W.
11. Bew. u. thlw. R. u. S. Ab. u. N. bew.
12. Bis M. bew. Fr. schw. W. Vorm. r.
Nachm. abw. bew., dann ver.
13. Fr. nb. Vorm. bew. u. mst. W. Nachm.
abw. bew. u. mst. W. Ab. u. N. bew. u. r.
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42
Physik des Bodens:
Mai.
Datum
1- 5.
6.-10.
11.-15.
16.-20.
21. 25.
26. -31.
~Mit7el:
Luft-
tem-
pera
tur
18,89
16,63
12,64
Gras
Bodfoteoperetv
Neigung der Flieh«
10«» I 20« I 3« •
9,41
12,77
9,95
12.92 14.64
10,78 11,27 11,21
14,69 14,95 15.10
10,30 10,55 10,73
14,94 15.09
13,92 14,13
7118,51 18,82
13,41
1386114,17 14,33
Neigung der Fläche
10» I 20° .10«
5.5
7,1
5,8
9,0 9,5
9,4 9,7
13,2 13,7
8,0
5,5
10.1
10.3
14,0
7,7 8,2 8,7
Brach
Neigung der Flilohe
10" 1 20° 1 SO«
10, 12 10,341 10,60
15,15 15,69(15,94
8,1
7,5
11,27111,42 11,34 12,6
15,29 15,05 15,75 10,2
15,11 15,4315,53
19,12 19,45 19,46
TfaperatarKhvukBo^ei
Neigung dor Fl*ch<*
10« ! 20°
so«
16,3
11,2
8,8
7,8
13,2
10,6
16,8
11,7
9.9
8,3
13,8
10,9
17,0
12,3
8,70 9,07 1 9,43 |l4,50|l4.82|14,94|l0.97jll,48 12,03
1. Fr. bew. u. schw. W., am Tage thlw.
bew« Ab. mst. W. N. R. u. mst. W.
2. Ver. u. r. Ab. bew. N. abw. bew.
Witterung:
u. St., dann bew. u. mst. W. Ab. st.
R., dann bew. N. thlw. bew.
18. Ver. u. r. Ab. u. N. bew.
3. Bis 8 U. Vorm. meist kl. u. schw. 19. Fr. bew. u. mst. W. Vorm. schw.
W., dann abw. bew. Von 4 U. Nachm.
ab bew. u. mst. W. Ab. u. N. K.
u. r.
4. Bis Nachm." 4 U. abw. bew , dann
kl. u. schw. W. Ab. u. N. kl. U. r.
5. Kl. Von Nachm. ab st. W. u. thlw.
bew.
6. Abw. bew. u. mst. W. Ab. u. N. kl.
u. schw. W.
7. Fr. kl. u. schw. W. Vorm. st. W.
Nachm. schw. W. Ab. 6»/4 ü. G.-R.
bis 8'/* F., dann ver.
8. Thlw. bew. bis Nachm. Gegen Ab. J
G. Ab. u. N. bew.
W. u. schw. R. Nachm. u. Ab. bew.
u. schw. W. N. R.
20. Bis 8 U. Vorm bew. u. st. W., dann
ver. u. st. W. Ab. u. N. abw. bew.
u. schw. W.
21. Fr. bew. u. schw. W. Von 9 U.
Vorm bis Ab. 6 l /a U. abw. bew. u.
st. W., dann G.-R , später bew. u. r.
N. thlw. bew.
22. Kl. Vorm. r. Nachm. schw. W. Ab.
u. N. r. u. schw. bew.
23. Bis 10 U. Vorm. kl. u. r., dann schw.
bew. bis Nachm. 2 U., dann st. W.
Ab. u. N. schw. bew. u. schw. W.
9. Thlw. bew. Ab. u. N. bew.
10. Mg. schw. R., dann bew. u. schw. AV.
Vorm. bis Nachm. 3 U. abw. bew.,
dann G. u. 8t. Ab. schw. R. N. bew.
11. Abw. bew. u. St. Ab. u. N. bew. u.
schw. W.
12. Fr. kl. u. mst. W. Von 6«/» U. ab
bew. u. st. W. bis Ab. Vorm. schw.
R. Ah. u. N. R. n. r.
13. Fr. schw. R., dann bew. bis Nachm.,
[24. Fr. r. u. schw. bew., am Tage schw.
bew. u. mst. W. Ab. schw. W. N.
kl. u. r.
25. Meist kl. Fr. r. Nachm. mst. W.
Ab. u. N. kl. u. r.
26. Bis Nachm. 4 V. kl u. r., dann thlw.
bew. Ab. 8 Uhr G.-R., dann bew.
u. schw. W.
27. Bis 9 IT. Vorm. bew. u. schw. W.,
dann abw. bew. u. schw. W. Ab. u.
dann abw. bew. u. schw. W. Ab. u. N. G.-R.
N. kl. u. r. 28. Fr. bew. u. r., dann schw. R., dann
14. Fr. nb., dann bis M. bew., dann kl. ' ver. u, schw. W.
15. Bis Nachm. 2 1*. kl. u. r„ dann kl. 29. Fr. bew. u. schw W. Vorm. R.
u. mst. W. Ab. u. N. kl. u. r. Nachm. ver. Ab. schw. R. N. abw.
16. Bis Nachm. 1 U. kl. u. r., dann kl. bew.
u. schw. \V. Ab. u. N. kl. u. r. 30. Bew. N. R.
17. Bis M. kl. u. schw. \V M dann thlw. 31. Bis M. abw. R. u. r. M. st. R. Nachm.
bew. Nachm. 3-3»/a U. st. R. H. | abw. R., dann bew. Ab. u. N. abw. R.
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains.
Juri.
43
Datum
Luft-
tera-
pera-
tur
1.— 5.
6. — 10.
11.— 15.
16.-20.
21.— 2.5.
26.-30.
15,74
14,75
11,45
14,42
Gras
Neigung der Fliehe
10«
17,98 17,69
16,87
14,45
12,41
12,72
17,32 17,41
20"
30°
16,95
17,86 18,37
17,30
14,63 14,87
12,53 12,50
12,88
13,01
17,49 17,78
10» 20"
5,0
4,6
3,1
6,8
5,2
3,3
5,4
4,5
3,2
6,9
5,1
3,0
30°
6,6
4,8
4,0
7,2
5,5
3,0
Brach
Neigung der Fliehe
10° i 20° I 30°
19,48
18,55
15,52
12,76
14,60
20,85
19,91 20,00
18,90 19,15
15,75
12,80
15,94
12,75
14,84 15,08
21,3221,39
Neigung der Fliehe
10° J 20° ! 80°
13,0
5,1
6,8
8,2
11,2
7,9
13,7
5,3
7,2
8,3
12,0
8,2
14,0
5,2
7,9
8,3
12,7
M
Mittel: |15,2H|15,26|15,39|15,64| 4,67| 4,68| 5,02|l6 } 9617,25; 17,38|8,70 1 9J2 1 9,42
Witterung:
1. Fr. R. Vorm. bcw. u. thlw. R. Nachm.
4 ' s U. G.-R. u. mst. W., dann abw.
bew. N, kl.
2. Fr. kl. 7-9 U. nb., dann kl.
3. Kl. u. r. bis Vorm. 11 U., dann mst.
\V. Nachm. G. Ab. bew. N. kl.
4. Kl. Nachm. G. u. mst. W. Ab. bew.
5. Bis M. kl. u. r., dann kl. u. schw.
W. Ab. G. N. R.
6. Fr. R. u. r., dann bis Nachm. bcw.
u. schw. W. Nachm. u. Ab. G.-R. u
st. W. N. abw. bew. u. r.
7. Abw. bew. u. schw. W. N. kl.
8. Bis 8'/a TJ. Vorm. bew., dann bis
Nachm. 3 U. abw. bew., dann G. u.
st. W. Ab. u. N. abw. bew.
9. Fr. thlw. bcw., dann bew. u. schw.
W. bis M. Von da ab thlw. bew. u.
sebw. W. Um 4 U. Nachm. G. u.
schw. R. N. G.-R.
10. Fr. R. u. mst. W., dann thlw. bcw.
u. schw. W. Ab. u. N. bew.
11. Bis Nachm. 2 U. thlw. bcw. u. schw.
W. Nachm. u. Ab. bew. N. R.
12. Bis Nachm. bew. u. r. Um 3»/* U.
Nachm. G.-R., dann abw. R. N. st. R.
13. R. u. abw. st. u. schw. W. Ab. u
N. bew.
14. Abw. bew. u. mst. W. Ab. bew. u.
r. N. kl.
15. Fr. r. u. bew. Vorm. 8—10 U. nb..
dann abw. bcw. u. r. N. R.
16. Fr. bew. u. mst. W., am Tage u.
Ab. abw. bew. u. abw. R.. schw. W.
17. Abw. R.
18. Fr. bew. u. r., dann bis M. abw.
schw. R., dann bis Nachm. 5*/* U.
bew. Von da ab abw. R.
19. Fr. bcw. u. r., dann abw. R. bis M.
M. st. R., dann abw. R. u. mst. W.
20. Bis M. ver. u. mst. W. M. R., dann
bew., später abw. bew. N. r. u. kl.
21. Fr. r. u. kl., dann kl. u. schw. W.
Ab. G. N. sL G.-R.
22. Fr. bew. u. mst. W., am Tage abw.
R. u. mst. W. N. bew. n. mst. W.
23. Fr. bew. u. mst. \V. Vorm. abw.
schw. R., dann abw. bew. u. schw. W.
24. Abw. bew. u. schw. W. N. kl. u. r.
25. Bis Nachm. 2 II. kl. u. r., dann thlw.
bew. Ab. G. N. schw. R.
26. Fr. bew. u. schw. W., am Tage abw.
bew. u. mst. W. Ab. st. W. N. bew.
27. Fr. bcw. u. schw. W., dann bis Nachm.
5 U. abw. bew. u. schw. W. Ab. st.
G.-R. N. abw. bew.
28. Bis 10 U. Vorm. nb., dann abw. bew.
Ab. meist kl. N. kl.
29. Kl. u. abw. st. u. schw. W. N. kl.
u. r.
30. Fr. kl. u. r., am Tage kl. u. schw.
W. Ab. u. N. kl. u. r.
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44
Physik des Bodens:
Juli.
Datum
1.-5.
6.-10.
11. 15.
16.-20.
21.-25.
26.-31.
Mittel:
Luft-
tem-
pera
tur
20,47
20,71
19,02
12,24
13,18
Gras
Bwlcntempfratur
Neigung der Fliehe
10» ! 20» | 30»
21,37,21,45)21,60
22,4* 22,40,22,52
20,24 20,23120,32
12,16 12,05 11 ms
13,64 13,69,13,72
12,6« 12,S5 12,94
16,33
Traperatonr. hvanLnig eo
Neigung der Fliehe
10° ! 20° I 30«
7,3
4,9
7,6
8,8
3,9
3,5
7,0
4.9
H,l
3,7
3,6
M
6,7
4,H
9,2
3,8
8,8
3,4
16,95 16,99, 17.03) 5,17 j 5,12 j 5,28
Witterung:
Ii r a c h
Bodutemperitw
Neigung der Fliehe
11)0 ;>n>
30»
25,24;25,24
24,70 24,52
21,24 21.41
M,6>
23,94
20,95
11,99 12,00 11,94
14,12 14,21 14,31
13,32 18,4213,58
Temptr&tirirfairukingri
Neigung der Fliehe
10»
20»
30»
8,9
8.2
9,3
8,4
12,8 13,1
6,3
7,3
5,1
6,5
7,6
M
9,5
8,7
13,7
6,6
8,7
5,5
18,00 18,30|l8,34| 8.12 1 8,38 j 8,78
1. Bis Nachm. r. u. kl, dann thlw. bew.
Ab. G. N. r. u. kl.
2. Vorm. r. a. kl. Nachm. thlw. bew.
u. schw. W. Ab. u. N. kl. u. r.
3. Fr. r. u. kl., am Tage kl. u. schw.
W Ab r.
4. Kl. u. r. N. G. u. st. W.
5. Abw. bew. u. mst. W. N. meist kl.
u. r.
17. Fr. bew. u. mst. W. Bis Nachm.
ver. Von 3 U. ab. abw. R. Ab. u.
N. bew. u. schw. \V.
18. Fr. R. u. mst, W., datin thlw. schw.
K. u. st. \V. Ab. u. N. abw. st. R.
u. mst. W.
19. Bew. u. ver. W., thlw. schw. R. Ab.
u. N. ver., thlw. schw. R.
20. Bis Nachm. bew. u. r. Von 4 U. ab
6. Abw. bew. u. r. Ab. mst. W. N. R. Ab. u. N. ver.
schw. W. 21. Bis 11 U. Vorm. R. u. r., dann bew.
7. Abw. bew. u. schw. W. Ab. tt. N. »• w Ab. kl. N. abw. bew.
G.-R. u. mst. W. |22. Schw. R. u. r. Ab. u. N. abw. R.
s. Ab. bew. u. r. N. G. u. schw. R. 2i - 8 u - Vorm - &i * ,ann ver - scnw
9. Fr. bew. u. schw. W. Von 6—7 ü.l w Ab. G. Von 8'/t-9 U. R. N.
schw. R., am Tage abw. bew. u. schw ver - _ , _ , r
W dann kl. u. r. *4« Abw. bew. u. schw. W. Ab. G. Von
10. Bis 9 IT. Vorm. kl! u. r., dann thlw. 7»/« -9' 4 U. st. G.-R. N. bew. u.
bew. M. u. Nachm. G. Nachm. 3 S /«I schw. W.
bis 4U. R., dann abw. bew. Ab. u.' 25 - Fr - bew - «• mst - w > (lann bis Nachm.
N. st. G.-R. 4 U. abw. bew. u. ver., dann G. Von
11. Fr. bew. u. r., am Tage abw. bew.
Ab. u. N. Q. u. thlw. R.
12. Fr. G.-R., dann bew., am Tage abw.
bew. u. schw. W. N. meist kl. u.
schw. ^V»
13. Bis 11 kl. u. r., dann G. Von 3 U
5— 5*/i U. st. G.-R., dann ver. u. r.
26. Fr. bew. u. mst. W., dann thlw. bew.
u. abw. R. Von 4 1 2 U. Nachm. ab
bew. u. schw. W. N. meist kl.
27. Bis Nachm. 4 U. ver. u. thlw. R,
dann ver. N. ver. u. mst, W.
Nachm. thlw. G.-R. u. II. Ab. st. «8« B > 8 Nachm. bew. u. abw. R. Von
G.-R. N. bew. u. r.
14. Fr. bew. u. r. Vorm. 7— 7«/» U. R.,
dann abw. bew. Nachm. G.-R. u. st.
W. Ab. u. N. R. 11. schw. W
3»/4-4 U. st. R. u. II. Ab. ti. N.
abw. R. u. mst. W.
29. Fr. schw. R., am Tage abw. bew. u.
mst. W. Ab. u. N. abw. bew. u. r.
15. Fr. u. Vorm. abw. R. u. bew., dann 30 - Abw. bew. u. schw. W. N. bew. u. r.
abw. bew. u. st. W. Ab. kl. u. r. 31. Bis 9»/i U. Vorm. bew u. r., dann
N. bew. u. schw. W. bis Nachm. abw. R., dann bew. u.
16. Bis Nachm. bew., dann G. u. st. W. 1 schw. W.
Ab. u. N. abw. bew. u. mst, W.
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Die Bodentemperatur hei verschiedener Neigung des Terrains. 45
August.
Datum
Luft-
tem-
pera
tur
Gras
Brach
TfmpmtorscIiwaikoigM
TempentorKliTaikingei
Neigung der Fliehe
Neigung der Fliehe
Neigung der Flüche
Neigung der Fliehe
10" | 20«
io° ! 20 0 | :io«
lü» ! 20° | :n>"
10° | 20»
TO»
1.- 5.
6.-10.
11.-15.
16.- 20.
21.-25.
26.- -31.
14,70
15,27
16,S3
12,74
17,58
18,08
1 1,25
15,11
15,77
12,81
16,77
17,81
14,32
15,15
15,93
12,92
16,93
17,94
14,38
15,22
16,27
13,14
17,47
18,33
1,9
2,6
7,4
5,4
6,6
4,4
1,9
2,6
7,3
M
6,7
4,0
1,8
3,0
8,0
5,6
6,9
4,0
15,39 15,75; 16,08
16,4«! 16,90 17,08
19,10 19,62119,97
14,16 14,52 14,79
20,38 20,83 21,33
20,37 20,83120,93
1
6,9
9,0
10,6
10,1
10,9
7,8
7,8
9,7
11,1
10,7
11,3
8,0
8,7
10,4
11,2
11,4
11,7
8,6
_J_ _l_ _J I
Mittel: jl >,94|l5,49|15,6l[l5,88| 4,72 4,65 4,88|l7,74j 18,161 18,40| 9,22| 9,77|l0,33
Witterung:
1. Abw. bew. u. mst. W. Von 2«/«— 2 3 /4
U. Nachm. G.-R., dann bew. u. st.
W. Ab. abw. R. N. bew.
2. Abw. bew. u. mst. W. Ab. u. N.
bew. u. r.
3. Fr. bew. u. r. Von 9—11 U. Vorm.
mehr kl., dann abw. bew. u. schw.
W. Ab. u. N. bew. u. r.
4. Fr. bew. u. r. Vorm. nb., dann kl
st. G.-R. u. st. W. Ab. u. N. abw.
R. u. st. W.
16. Bis Nachm. 3 U. abw. R. u. r., dann,
bew. u. schw. W. Ab. abw. R. u. schw.
W. N. ebenso aber st. W.
17. Abw. bew. u. schw. W. Ab. u. N.
kl. u. r.
18. Fr. kl. u. r., dann abw. bew. u. schw.
W. Ab. u. N. kl. u. r.
Nachm. 2 U. G.-R., dann bew. u. r. 19. Fr . k i. u . r<j am Tage meist kl. Ebenso
Ab. G.-R. N. ver. Ab . u . N ,
5. Abw. bew., mehr kl. 20. Fr. u. r.. dann mst. W. Von Nachm.
6. Bis 10 U. Vorm. bew. n. schw. W.J 3 U. ab bew. u. mst. W. Ab. u. N.
dann bis 4 U. Nachm. thlw. bew. meist kl. u. r.
Von da ab kl.
7. Bis 10 U. Vorm. thlw. bew. u. schw.
W., dann bew. M. R. Nachm. st.
W. Ab. G.-R. u. St. N. ver.
8. Fr. thlw. bew. u. r., am Tage abw.
bew. Ab. u. N. bew.
9. Bis 10 II. Vorm. ver., dann bew. M.
u. Nachm. abw. R. Ebenso A. u. N.
10. Abw. bew. u. mst. W.
11. Fr. abw. bew. u. mst. W. Von 9 U.
Vorm. bis Nachm. 5 U. meist, kl. u.
St., dann schw. W.
12. Abw. bew. u. mst. W. Ab. u. N. kl.
u. r.
13. Kl., am Tage schw. W. Ab. u. N. r.
14. Kl. u. r. Ab. u. N. kl. u. schw. W.
15. Bis M. abw. bew. u. mst. W. Nachm.
21. Kl. u. r.
22. Kl. fr. r., am Tage schw. W. Ebenso
Ab. u. N.
23. Kl. u. r. Nachm. G. Ab. bew. N.
kl. u. r.
24. Fr. kl. u. r., sonst kl. u. schw. W.
25. Bis 11 U. nb. u. schw. \V., dann
abw. bew. u. mst. W. N. kl. u. r.
26. Kl. u. r.
27. Kl. fr. schw. W., am Tage u. N. r.
28. Abw. bew. u. schw. W. Nachm. G.
mit R., dann bew. N. kl. u. r.
29. Fr. kl. u. schw. W., dann leicht bew.
Von M. ab mst. W. Ab. r. N. meist kl.
30. Abw. bew., fr. r., am Tage schw. W.
N. r. u. kl.
31. Kl. fr. r., am Tage schw. W. Ab. u.
N. meist kl. u. r.
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4G
Physik des Hodens:
September.
Datum
1.- 5.
6.-10.
11.-15.
16.-20.
21.-25.
26.-80.
Luft-
tem-
pera
tur
15,83
11,16
18,0!)
13,82
11,66
Gras
l'wfrotfroperatiir
Neigung der Fl&che
10" 1 20* 30"
16,41
1 1 ,88
12,70
14,62 14,68
16,61
11,99
12,88113,49
16,86
12,22
15,02
12,00 12,39 12,47 12,66
12,67 12,74
13.00
TerapmlnrKh« »nLung»n
Neigung der Fliehe
in-' I 2«n_
8,9
3,9
7,8
8,5
8,7
7,6
3,9 .3,9
30»
4,3
4,9
4,1
4,8
8,9
4,1
8,5
4,3
4,7
5,8
BodMt*niperatar
Brach
T*mp#ratiintii*MkuDgen
Neigung dor Fl&che
10'
L'O'
30«
17,95 18,42 18,62
12,63 12,85 13,14
15,22 15,88 16,48
15,27115,49 15,51
12,30 12,44
12,50 12,78
12.55
18,03
Neigung der Fliehe
10» 20« I 30°
13,3
7,4
13,2 14,0
13,5 | 13,5
7.8 8.4
8,5
6.2
8,9
8,7
6,2
9,6
14,2
8,8
6,4
11,1
Mittel: |l2,84|l3,44| 13,56: 18,87| 5,61 1 5,43 1 6,05 1 14,31 1 14,48, 14,80| 9,58 1 9,97 |l0,40
Witterung
1. Fr. bcw. u. schw. W., am Tage ahw
bew. Ab. 8 U. G. mit schw. R., dann
abw. bew.
2. Bis 10 II. Vorm. kl., dann abw. bew.
bis 2 U. Nachm., dann bew. l'm
5»,t U. G.-R., St. u. H. Von 10 U.
ab abw. bew.
3. Ver. u st. W. Ab. kl. u. r. N. kl.
u. schw. W.
4. Bis Nachm. 4 3 /4 T r . ver. u. ver. W.,
dann G.-R. u. st. W., ebenso Ab. u. N.
5. Bis 10 U. Vorm. bew. u. mst. W.,
dann abw. bew. Ab. bew. u. G.-R.
N. R. u. mst. W.
6. Abw. R. Nachm. u. Ab. ver. u. r.
7. Fr. schw. W., am Tage r. u. abw. bew.
8. Abw. bew. u. r. Ab. u. N. kl.
9. Bew. o. abw. R.
10. Kl. u. r.
11. Fr. kl. u. r., am Tage kl. u. schw.
W. Ab. u. N. bew.
12. Fr. kl., dann bew. u. mst. W., N. r.
13. Fr. bew. u. r., sonst abw. bew. u.
schw. W.
14. Bis 10 U. Vorm. nb., dann abw. bew.
Nachm. u. Ab. bew. Ebenso N.
15. Abw. bew. u. r. N. kl. u. r.
16. Fr. nb., am Tage abw. bew. u. schw.
W. Ab. G.-R. N. R.
17. Fr. bew. Vorm. 7>/*-9 U. schw. R..
dann ver. Nachm. bew. N. thlw. R.
.18. Fr. nb. Von 8— 9>/s ü. Vorm. R. u.
schw. W., dann ver. Nachm. bew. u.
R. Ab. ver. N. kl., thlw. nb.
19. Bis 11 U. Vorm. nb., dann bew.
Nachm. kl. Ab. u. N. kl. u. r.
20. Bis 9 U. Vorm. nb., dann meist kl.
Ab. u. N. bew. u. r.
21. Bis 6 a /4 U. fr. bew. u. r., dann abw.
R. u. ver. W. Ab. ver. N. kl. u. r.
22. Bis M. bew. n. r., dann R. u. mst.
W. Von 2«;* U. Nachm. ab bew.
u. mst. W. Ab. St. N. bew. u.
mst. W.
23. Bcw. u. mst. W. Ab. schw. W. N.
kl. u. r.
24. Bis 10 U. Vorm. kl. u. r., dann meist
kl. Ab. u. N. bew. u. r.
25. Bis 7*j* II. Vorm. bew. u. r., dann
abw. R. u. mst. W. Nachm. ver. Ab.
bew. u. G., dann ver. u. mst. W.
26. Abw. bew. meist r. Ab. u. N. kl. u. r.
27. Abw. bew. u. schw. W. Ab. bew.
Um 10 ü. st. R. u. st. W.
28. Fr. bew. Von 7—9 IT. Vorm. schw.
R., dann bew. u. mst. W. Von 5 ü.
Nachm. ab meist kl. u. r. N. kl. u. r.
29. Bis Nachm. 4 U. kl. u. r., dann bew.
u. schw. W. Ab. R.
30. Bis M. R., dann abw. R. Von 2-5
U. Nachm. bew. Ab. u. N. kl. u. r.
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Die Bodeutemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains.
47
Zusammenstellung der Monatsmitiel.
Monat
1*83
»
April
Mai
Juni
Juli
August »
.Sept. »
Bodentemperatur
Gras j Brach
Neigung der Fliehe I Neigung der Fliehe
10" 20° 1 IM)" I 10° 20° :t<)°
7.14, 7,75 7,96
13,86 14,17 14,83
15/2(5 15,39 15,64
16,95 16,99[17,03
15,49 15,61
13,44 13,56
15,88
13,87
30^_
7,86! 8,20 8,44
14,50' 14,82 14,<M
16,96 17,25 17,38
18,00 18,30 ! 18,34
17,74! 18,16| 18,40
14,31 14,4* 14,89
Tempcratursehwankungen
Gras
Neigung der Fläche
10« | 20° ! 30°
8,2s 8,68
8,70 I 9,07 9,43
4,67 I 4,68 5,02
5,17 5,12 5,28
4,72 ! 4,65 I 4,88
5,61 5,43 I 6,06
Brach
Neigung der Fläche
10« 1 20°
:{()»
8,67 9,27
10,97,11,48
8,70 9,12
8,12
9,22
9,58
8,38
9,77
9,97
10,50
12,03
9,42
8,78
10,33
10,40
2. Täglicher Gang der Bodentemperatur.
Die folgenden Beobachtungen wurden auf den in den bisherigen Ver-
suchen verwendeten Parzellen angestellt, mit Ausnahme derjenigen des
Versuchs I, welcher bereits im Jahre 1S77 zur Orientirung, also als
Vorversuch zur Ausführung gelangte. Mittelst Bretter, welche das
seitliche Herabfallen der Erde hinderten, wurden mit Lehm drei (nach
Süden) exponirte kleine Hügel von ca. 1 qm Oberfläche errichtet und in
die Mitte derselben je 1 Thermometer mit der Kugel zu 15 cm Tiefe
versenkt. Die Ablesungen wurden wie in allen übrigen Versuchen alle
2 Stunden, Tag und Nacht, vorgenommen.
Die Resultate sind den folgenden Tabellen zu entnehmen:
•
Digitized by Google
48
Physik des Bodens:
Versach L (1877.)
ßodentemporatur in 15 ein Tiefe.
22. Juli.
Lehmboden.
28. Jnli.
Zeit
Luft-
tem-
pera-
tur
Bodentemperatur
25« 12»
50«
Zeit
Luft-
tem-
pera-
tur
Bodentemperatur
Neigung der FlAcho
2.'.°
48* 1 W
12 Uhr
2 »
4 »
6 »
8 »
10 »
12
2
4
6
8
10
»
»
»
Mittel:
Seil ukuogn :
12,0
12,0
11,2
16,2
20,4
22,7
24,9
27,4
27,4
26,0
20,8
19,0
20,0
16,2
18,0
17,2
16,6
16,0
15,7
16,5
17,9
20,5
22,2
23,9
22.7
22,0
19,10
8,2
17,*
17,0
16,4
15,8
15,5
16,2
17,4
20,0
22,0
23,2
22.5
22,0
17,7
17,0
16,4
15,6
15,4
15,8
17,2
19,9
21,8
22,6
22,4
22,2
12 Uhr
2 »
4 »
6
8
10
12
2
4
6
8
10
»
»
15,2
14,2
13,2
20,0
24,6
27,4
26,0
29,4
29,6
27,1
23,0
20,6
20,6
19,5
19,0
18,2
17,8
18,8
20,1
21,8
23,2
23,8
23,8
22,7
20,8
19,7
19,2
18,4
18,0
18,8
20,0
21,6
23,0
23,8
23,8
22,9
20,8
20,0
19,4
18,6
18,1
18,8
20'0
21,8
23,2
23,9
24,0
23,4
18,82 18,67
7,7 7,2
Mittel:
22,52
16,4
20,77 20,83; 21,00
6,0 5,8 5,9
Witterung:
Fr. kl. u. r. Vorm. schw. W., ebenso
Nachm. u. Ab.
Wittern ng:
Fr. kl. Um 11 U. Vorm. st. W. u. G..
dann kl.
24. Jnli.
25. Jnli.
12 Uhr
17,8
22,0
22,3
22,6
12 Uhr
16,4
22,8
23,0
. 2 »
16,6
20,8
21 2
21,8
2 »
18,0
22,0
22,2
4 »
14,6
20,4
2o!5
21,0
4 »
17,2
21,2
21,2
6 »
21,2
19,7
19,9
20,2
6 »
16,8
20,6
20,6
8 *
26,8
19,4
20,2
19,6
19,8
8 »
16,0
20,2
20,2
10 »
30,6
20,1
20,2
10 »
17,0
19,8
19,8
12 »
32 8
21,7
21,6
21,6
12 »
16,6
19,7
19,6
2 n
34,5
23,5
23,3
2
16,4
19,6
19,5
4 »
32,2
25,6
25,2
25,0
4 »
13,4
19,4
19,2
6 *
24,3
26,1
25,8
25,6
6 r>
12,8
19,0
18.8
8 »
22 9
25,1
25,0
25,0
8 •
12,2
18,3
18,2
10 »
18^8
23,8
23,8
24,0
10 »
10 Q
17,6
17,3
Mittel:
24,42
22,86
22,38
22,50
Mittel:
15,42
20,02
19,97
Sc hu unl rrv#»n *
19,9
6,7
6,2 |
5,8.
12,8
5,2
5,7
Witterung:
Vorm. kl. u. mst. W. Nachm.
schw. G.-It., daun bew. u. ver. W.
U.
Witterung:
Fr. u. Vorm. schw. R. u. schw. W.
M. st. R. u. mst. W. Nachm. Regen u.
st. W. Ab. bew. u. 8t. W.
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Die Bodentemperatun bei verschiedener Neigung des Terrains.
17. Anglist. 19. August.
49
Zeit
Luft-
tem-
pera-
tur
12 Uhr
2
4
6
S
10
12
2
4
6
8
10
Mittel:
16,5
15,8
16,2
16,6
19.2
22,8
24,0
24,2
22,1
20,o
18,6
16,8
Bodentemperat u r
Neigung der Fliehe
25« 42 .
21,4
20,6
20,0
19,4
19.0
19,0
19,9
21,2
21,8
21,8
21,6
20,6
22,2
21,4
20,6
19,7
19,2
19,2
20,0
21,3
22,0
22,1
21,9
| 21,1
22,8
21,8
21,0
20,0
19,5
19,4
20,2
21,5
22,2
22,4
22 2
21,4
19,44
8,4
20,53 20,89 21,20
2,8 3,0 3,4
Wi tterun g:
Fr. u. Vorm, ver. u. mst. W. Nachm
bew. u. st. W. Ab. abw. bew., N. G.-R
Zeit
12 Uhr
2 >
4
6
8
10
12
2 »
4 -
6 ,
8 »
10 »
i
»
»
»
Mittel :
Luft-
tem-
pera-
tur
15,2
13,8
13,2
15.2
22.4
27,6
30,2
31,0
31,4
28 7
24,1
24,4
23,10
18,2
Bodentemperatur
Neigung
25» | 4«° 59°
20,8
19,8
19,0
18,4
18,0
18,4
19,8
22,2
23,8
24,4
24,4
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20,4
19,6
18,6
18,2
18,5
20,0
22,4
24,1'
24,6
24,7
24,0
21,8
20,6
19,8
18,8
18,3
18,6
i 20,3
22,5
24,3
25,2
25,4
24,8
21,03 21,37 21,70
6,4
1
6,5 7,1
Witterung:
Fr. kl. u. r., dann abw. bew. u. mst W.
Nachm. st. W. Ab. leicht bew. N. bew.
29. August. (In 10 cm Tiefe.)
30. August. (In 10 cm Tiefe.)
12 Uhr
2
4
6
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10
12
2
4
6
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10
Mittel:
19,2
18,2
16,0
17,4
24,4
26,1
28,2
28,0
26,2
21,2
1*,2
17,6
22.0
20,6
19,8
19,0
18,8
20,2
22,4
24,7
25,6
25,2
24,2
21,8
22.4
21,4
20,4
19,8
19',6
20,8
22,9
25,4
26,4
26,1
25.0
22,8
21,73 I 22,03 22,75
12,2 | 6,8 6,8
23,4
22,2
21,2
20,3
20,0
21,1
23,3
25,8
27,0
26,7
25,8
23,6
23,37
T,0
Witterung:
Kl. Vorm. ver. W. M. st. W. Nachm.
abw. bew. u. ver. W. Ab. u. N. bew.
E. Wollnjr, Forschungen. IX.
12 Uhr
2 »
4 »
6 »
8
10
12
Q
m
4
6
8
10
»
»
:.:>
Mittel:
13,6
12,0
11,4
12,6
18,2
23,6
26,7
28,6
27,*
24,2
20.2
17,4
20,4
19.4
18,3
17,6
17,3
18,2
20,4
23,4
25,2
25,4
24,4
22,6
21,4
20,4
19,2
18,6
18,2
18,9
20.8
24,0
26.0
26,4
25,4
23,6
22,2
20,8
19,6
1H,9
18,5
19,0
21,1
24,2
26,2
26,4
25,6
24,2
21.05 21,91 I 22,23
8.1 8,2 7,9
19,69
17,2
Witterung:
Fr. kl. Vorm. nb., gegen M. thlw. bew.
u. mst. W., dann meist kl. u. r.
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50
Physik des Bodens:
Vor Midi II. (1878.)
Lehmboden.
26. Juni.
Zeit
Luft-
tem-
pera-
tur
0»
Bodentemperatur
in der Oberfläche
Neigung der Fläche
16o
32»
48o
Bodentemperatur
in 10 cm Tiefe
Neigung der Fläche
0«
16o
32o
48»
12 Uhr
2 »
4 »
6 »
8
10
12
2
4
6
8
10
»
»
i
»
»
»
14,3
12,4
11,6
19,0
20,6
23,6
25,0
25,2
25,2
23,9
19,8
15,4
16,4
15,2
14,0
15,4
19,8
33,3
25,2
2<6
25,8
23,5
20,0
17,5
16,5
15,4
14,2
15,2
19,8
23,8
24,8
26,6
27,5
24,6
21,0
18,4
16,8
15,7
14,6
15,2
19,6
23,2
27,0
27,9
28,2
25,0
21,8
19,4
17,2
16.2
15,1
15,6
19,3
23,3
27,6
27,9
27,5
24,2
21,8
19,6
19,4
18,5
17,6
16,8
17,6
19,6
21,2
21,7
22,7
23,0
22,2
20,6
19,2
18,0
17,1
16,4
17,0
19,2
20,8
22,0
23,6
23,9
23,0
21,4
19,6
18,5
17,4
16,6
17,0
19,0
21,4
23,0
24,5
24,8
24.0
22,4
19,8
18,7
17,6
16,8
17,0
18,6
21,2
22,6
23,9
24,2
23,6
22,4
Mittel:
Schwingen:
19,67
13,6
20,05
11,8
20,65 21.20
13,3 14,6
21.25
12,8
20,07
6,2
20,13
7,5
20,68
8,2
20,53
7,4
Witterung:
Bis 7 II. fr. kl., dann mst. W. u. bew. Von Ab. 6 U. ab thlw. bew. u. schw.
W. dann r.
27. Jnnl.
12 Uhr
2
4
6
8
10
12
2
4
6
8
10
»
i
9
»
»
Mittel:
Schwankung«:
Fr. kl
bew. u. st.
16.0
14.6
14,0
15,0
19,1
23,0
27,8
23,2
25,0
22,0
17,0
15,4
14,6
15,2
19,3
25,0
28,5
24,3
26,0
22.s
19,4 I 20,4
17,6 ; 18,4
17,0
16,2
15,4
15,7
19,6
25,4
29,6
25,0
26,4
23,3
21,2
19,3
I
17.4
16,6
16,0
16,0
19,5
25,2
29,5
24,8
25,8
23.0
21.1
19,4
19,72 20.57 | 21,17 21,19
13,8 13,9
14,2 13,5
Witterung:
, dann thlw. bew. Vorm. 11 U. G. M.
W. AI), bew. u. r., dann abw. bew.
21,4
20,0
19,0
17,*
17,7
19,4
22,1
23,3
23,7
23,7
23,1
22,2
20,59 21.39 j 21,11
5,9 6.8 6,6 6,0
1-2 ü. schw. R., dann thlw.
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 51
28. Juni.
Zeit
12 Uhr
2 »
4 >
6 »
8 »
10 »
12 i
2 >
4 v
0 i
8 »
10 *
Luft-
tem-
pera-
tur
14,2
12,0
11,1
16,0
19,5
20,7
22,2
22,9
23,0
21,0
17,5
15,8
Mittel: 1 17,99
Mvukugei: 11,9
Bodentemperatur
in der Oberfläche
Neigung der Fläche
0»
16o
32o
15,4
13,8
13,2
14,3
17,6
21,7
26,0
27,4
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19,8
17,6
19,76
14,2
16,6
14,4
13,8
14,5
18,4
23,2
26,3
28,1
27,4
23,8
19,8
18,2
4*o
17,3
15,0
14,5
14,8
18,5
23,3
26,8
28,2
27,2
23,6
20,4
19,0
20,37 20,71
14,3 13,7
17,6
15,4
15,0
15,0
18,2
23,0
26,6
27,4
26,2
22,8
20,2
19,0
20,53
12,4
Bodentemperatur
in 10 cm Tiefe
Neigung der Fläche
0°
16« ' 32» 1. 4*Q
19,4
18,0
17,2
16,4
16,8
18,3
20,4
22,2
23,2
23,0
21,8
20,5
20,0
18,2
17,4
16,4
16,6
18,0
20,6
22,6
23,6
23,4
22,4
21,0
19,76 20,01
6,8 6,2
20,8
19,0
18,2
17,2
17,1
18,5
20,8
22,8
23,8
23,9
22,8
2] ,6
20,54
6,8
20,9
19,0
18,2
17,1
16,8
18,0
20,2
22,2
23,2
23,2
22.5
21,6
20,24
6,4
Witterung:
Fr. kl. u. schw. W. Vorm. thlw. bew. u. st W., ebenso Nachm. Ab. r.
Gegen Mn. bew.
29. Juni.
12 Uhr
2
4
6
8
10
12
2
4
6
8
10
Mittel:
15,5
12,4
11,8
17,3
22,8
24,2
26,2
27,0
24,4
20,4
17,8
17,0
19,73
15,2
16,0
15,0
14,0
15,0
21,0
24,8
30,4
32,2
27,4
23,1
20,1
18,6
!
16,6
15,6
14,5
15,2
21,8
26,4
30,0
32,6
28,3
23,8
20,8
19,4
17,4
16,3
15,2
15,5
21,9
27,0
31,4
33,4
29,0
24,5
21,4
20,0
17,4
16,6
15,4
15,6
21,5
26,8
31,8
33,1
28,7
24,5
21,7
20,2
21,46
18,2
22,08
18,1
22,76
18,2
22,77
17,7
19,2
18,4
17,4
16,8
17,7
19,4
22,3
25,0
26,0
25,0
23,4
22,4
21,08
9,2
19,6
18,6
16,8
17,4
19,4
22,7
25,6
26,8
25,8
24,4
23,2
21,48
10,0
20,4
19,6
17,8
17,5
18,0
19,6
23,0
25,7
27,1
26,4
25,2
24,0
22,05
9,6
20,4
19,4
18,2
17.4
17,4
19,2
22,3
24,9
26,4
26,0
24.S
23,9
21.69
9,0
G.
Witterung:
Kl. gegen M. thlw. bew. Vorm. kl. u. r. M. abw. bew. Um 2 U. Nachm.
Von 5 U. 30 Min. ab G.-R. u. ver. W.
A*
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52
Physik des Bodens:
18. Jili.
Zeit
12 Uhr
2 »
4
6
8
10
12
2
4
6
8
10
i
»
»
»
»
»
»
Mittel:
Luft-
tem-
t>cra-
tur
12,0
10,6
10,4
17,8
21,4
23,8
25,9
27,4
28,0
25,4
19,4
17,0
ftodentemperatur
in der Oberfläche
Neigung der Fläche
0° 16Q 32» i 48»
14,0
13,2
12,4
13,2
17,8
23,0
29,2
31,8
31,0
27,5
22,1
19,6
19,92 1 21,28
17,6 | 19,4
i
!
15,0
14,0
13,0
13,6
18,6
25,4
29,6
33,1
32,2
28,3
23,1
20,8
22,22
20,1
16,2
15,0
14,0
14,1
18,7
25,4
30,2
33,5
32,5
28,3
24,0
21,8
16,4
15,0
14,4
14.2
18,5
25,9
31,6
33,6
32,1
27,4
23,8
22,0
22,80 22.90
19,5 i 19,4
Bodentemperatur
in 10 cm Tiefe
Neigung der Fläche
0<»
18,0
16,8
16,0
15,4
15,8
18,1
21,0
23,9
25,2
25,5
24,2
22,6
16o 320
18,6
17,4
16,6
15,6
16,0
18,4
22,0
25,3
26,6
26,9
25,6
24,0
19,4
18,2
17,4
16,2
16,3
18,6
22,1
25,4
26,9
27,2
26,0
24,8
48Q
19,6
18,4
17,4
16,3
16,2
18,4
24,6
24,6
26,1
26,6
25,6
24,5
20,20 21,08 21,54 21,52
10,1 11,3 11,0 10,4
Kl. u. schw. W.
Witterung
19. Juli.
12 Uhr
2 »
4
6
8
10
12
2
■t
6
8
10
»
»
»
»
i
»
»
18,6
17,8
17,0
17,0
21,0
25,0
29,4
33,2
30,7
27,8
23,9
21,2
19,8
18,8
18,0
17,6
21,3
24,9
29,8
33,3
30,7
27,8
24,8
22,2
Mittel:
20,86
12,6
22.70 23,55 24.08
16,1 10,2 15,7
19,8
18,7
18,2
17,9
21,4
25,4
31,2
33,8
31,4
27,2
24,7
22,8
24,85
15,9
21,0
20,0
19,6
18,6
18,8
20,4
22,6
25,0
25,9
26,6
25,4
23,6
22,29
8,0
22,2
21,3
20,4
19,2
19,2
21,0
23,6
26,1
27,5
27,7
26,4
24,7
23.27
8,5
23,4
22,4
21,2
19,9
19,8
21,3
28,8
26,2
27,1
28,0
27,0
25,4
2875
8,2
23,0
22,4
21,4
20,2
19,9
21,5
23,4
25,6
26,6
27,5
26,7
25,2
23JM
7,6
Kl. u. schw. W
Witterung:
tized by Googl
Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 53
20. Juli.
Zeit
Luft-
tera-
Bodentemperatur
in der Oberfläche
Kodentemperatur
in 10 cm Tiefe
pera-
Neigung der Fläche
Neigung der Fläche
tur
0°
16° 32°
48°
0«
16»
32<> 1
48"
12 Uhr
2 »
4 »
6 *
8 »
10 ■
12 i
2 »
4 >
6 »
8 i
10 »
15,8
14,4
13,4
21,8
23,4
23,2
26,0
27,4
2/,l
24,0
19,7
16,7
18,6
17,4
16,6
17,6
21,2
24,6
30,7
33,7
32,4
27,8
22,8
19,5
19,6
18 5
17,6
18,0
22,2
26,8
31,2
35,4
34,0
29,0
24,2
20,8
20,6
IQ 5
18,4
18,4
22,2
26,8
31,6
35,4
34,0
28,8
25,0
22,0
20,8
19,8
18,8
18,5
22,3
27,4
33,2
35,3
33,0
27,4
24,8
22,0
22,4
21,2
20,3
19,4
19,6
21,2
23,7
26,8
27,9
27,4
26,0
23,8
23,2
22,0
21,0
19,8
20,0
21,7
24,6
28,3
29,4
29,0
27,4
25,0
24,2
22,8
21,8
20,4
20,4
21,9
24,7
28,3
29,6
29,4
28,0
25,8
24,0
22,8
21,8
20,8
20,6
21,8
24,2
27,4
28,6
28,4
27,4
25,6
Mittel:
Sei « iiuan^n :
1 21,07
14,0
1 23,57
1
24,77
17,4
25.22
17,0
25,27
16,8
23,30
8,5
24,28
9,6
24,77
9,2
24,45
8,0
Witterung:
Kl. Von 11 U. N. ab der Himmel leicht überzogen.
21. Juli.
12 Uhr
2 *
Mittel:
16,8
11,6
11,6
13,6
18,4
22,1
22,4
23,8
26,4
24,2
20,6
18,8
19,19
14,8
18,6
16,6
15,4
15,8
19,0
21,8.
22,6
23,2
26,1
25,0
21,2
19,0
19,8
18,0
16,4
16,6
19,6
22,5
23,0
23,5
27,4
25,5
21,6
19,6
21,0
19,0
17,4
17,4
19,8
22,4
22,8
23,2
26,7
24,9
21,9
20,3
20 35 21,12
10,7 11,0
21,0
19,2
17,7
17,6
19,6
22,4
22,6
23,1
26,0
24 2
2l\l
20,2
22,8
21,2
19,7
19,0
19,0
19,6
2t>,6
21,0
22 1
23,2
22,7
21,4
24,0
22,2
20,4
19,4
19,2
19,8
20,8
21.2
22 4
23^6
23,0
21,8
21,40
9,3
25,0
23,2
21,4
20,4
19,8
20,2
21,0
21,4
22 5
23',7
23,4
22,6
21,27 21,02 21,48 22,05
8,4 4,2 4,8 5,2
24,6
23,2
21,7
20,6
W,7
20,0
20,8
21,2
22,0
23,0
22,9
22,2
21,82
4,9
Witterung:
Fr. leicht bew. Von 8—10 U, Vorm. bew. u. schw. W., dann al»w. bew.
Ab. kl.
Digitized by Google
54
Physik des Bodens:
19. August.
Zeit
12 Uhr
2 »
4
6
8
10
12
2
4
6
8
10
»
3»
»
»
Mittel:
kkwMkingcn:
Luft-
tem-
pera-
tur
16,2
12,6
9,7
12,2
16,0
22,5
25,5
24,4
19,2
17,8
16,9
16,6
17,46
15,8
Bodentemperatur
in der Olierfläche
Neigung der Fläche
0°
15,4
18,4
12,4
12,8
15,0
20,1
26,0
25,9
20,8
18,6
17,0
16,2
17,80
13,6
16'
32"
48 <
16,0
14,3
13,3
13,4
15,2
20,5
26,4
26,3
21,4
19,0
17,4
16,4
i
16,6
15,4
14,2
14,0
15,4
20,9
26,9
26,7
21,8
19,4
17,7
16,7
18.18 18,82
13,1 12,9
16,5
15,2
14,2
14,2
15,9
22,3
28,3
28,0
21,8
19,2
17,7
16,8
19,92
14,1
Bodentemperatur
in 10 cm Tiefe
Neigung der Fläche
0 (
16*
32«
48°
18,4
17,2
16,4
15,6
15,6
16,9
19,4
21,6
21,6
20,3
19,4
18,4
18,8
17,6
16,6
15,6
15,4
16,7
19,6
21,9
21,8
20,4
19,6
18,4
20,0
18,6
17,4
16,4
16,0
17,2
19,9
22,3
22,5
21,4
20,2
19,0
18,40 18,S8 19,24
6,0 6,
I
6,5
1 20,4
19,0
17,8
16,8
16,3
1 17,2
19,9
22,1
22,6
21,6
20,6
19,6
19,49
6,3
Witterung:
Fr. r. Vorm. schw. W. M. st. W., dann hew. Von 4 11. Nachm. ah R., dann
bew. n. ver. W. Von ll 9 /4 II. N. ah st. R.
20. Angnst.
12 Uhr
16,0
16,0
16,0
2 »
15,6
15,6
15,6
4 »
14,6
14,6
14,8
6 »
13,8
14,2
14,2
8 »
19,0
17,1
17,4
17,1
10 »
17,0
17,0
12 »
18,0
17,6
17,0
2 •
17,9
17,7
17,2
4 »
19,2
18,6
18,0
6 »
17,3
16,9
16,9
8 »
14,4
15,0
15,0
10 »
14,2
14,6
14,6
Mittel:
16,41
16,27
16,12
SfhwjnLragen:
5 5 4
4,4
3,8
!
16,0
15,6
14,8
14,4
17,2
16,8
16,8
17,1
18,0
17,0
15,3
14.8
3,6
15,8
15,2
15,0
14,6
17,7
16,7
16,6
17,2
18,5
17,2
15,3
14,8
16,21
3,9
18,0
17,5
16,8
16,2
16,2
16,8
17,2
17,2
17,4
17,6
16,8
16,2
18,0
17,5
17,0 l
16,2 I
16,2
16,6
16,6
16,7
17,0
17,2
16,8
16,2
18,0
17,6
17,0
16,2
16,0
16,5
16,7
16,7
16,9
17,2
16,8
16,2
19,0
18,0
17,2
16,6
16,3
16,6
16,7
16,6
16,9
17,2
17,0
16,4
16,99 16,83 16,78 ! 17,04
1,8 j 1,8 2,0 | 2,7
Witterung:
Bis 2 II. Mg. st. R., dann schw. R. Von 3 ü. Mg. ab ver. u. mst. W. Von
10-12 U. Vorm. st. R. u. st. W., dann schw. R. Von 2 U. Nachm. ab St. Ab.
7—12 ü. R. u. schw. W.
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 55
23. August.
Zeit
Luft-
tem-
pera-
tur
Bodentemperatur
in der Oberfläche
Bodentemperatur
in 10 cm Tiefe
Neigung der Fläche
Neigung der Fläche
0 U
16° | 32° 48°
0° i 16° ! 32o
4*0
12 Uhr
2 »
4 »
6 *
8 »
10 »
12 »
2 »
4 »
6 »
8 i
10 .
14,2
13,3
13,4
13,3
15,4
19,4
22,7
22,1
IQ Q
18,2
16,4
15,6
14,0
13,6
13,4
13,4
14,7
18,2
21,8
20,7
18,8
18,0
16,9
16,0
14,6
13,9
13,6
13,6
14,7
18,0
21,9
21,0
19,2
18,2
17,1
16,2
15,0 15,2
14.6 14,6
14.2 14,0
14,0 14,0
14,8 15,0
17.7 18,1
22,0 23,3
21.3 21,3
19.4 19,3
18.4 18,5
17,3 17,4
16.5 16,6
16,0
15,6
15,2
15,0
15,0
15,9
17,4
18,7
18,6
18,2
17,8
17,4
16.5
15,9
15,4
15,2
15,0
15,8
17,4
18,9
18,9
18,4
18,0
17,6
17,0
16,4
15,6
15,2
15,0
15,8
17,4
19,1
19,2
18,8
18,4
17,8
17,2
16,4
16,0
15,4
15,2
15,7
17,1
18,8
19,2
18,8
18,4
18,0
Mittel:
Jchwinti
16,94
9,4
16.62 16,83
8,4 8,3
17,10 17,27 1 16,73 ! 16,92
8,0 9,3 3,7 | 3,9
17,14
4,2
17,17
4,0
Witterung:
Bew. Von 5—6 V. fr. R., dann ver. u. schw. W. M. r. Von 4 U. 15 Min. bis
7 U. 15 Min. Nachm. schw. R., dann ver. Gegen Mn. thlw. bew.
24. August.
12 Uhr
2
15,2
15,0
14,8
14,4
14,4
16,8
19,8
22.8
22,2
19,6
16,0
14,8
17,06 17.15
8,6 8,4
15,4
15,4
15,0
14,4
14,6
17,1
20,0
22,8
22,2
19*2
15,6
14,5
17,18
8,4
16,7
16,0
15,8
15,6
15,4
15,6
17,0
18,2
19,5
19,4
18,4
17,2
16,9
16,0
15,8
15,6
15,4
15,4
16,8
18.1
19,5
19,4
18,4
17,2
17,07 17,04
4,1 4,1
17,2
16,2
16,0
15,6
15,2
15,4
16,6
18,0
19,6
19,6
18,5
17,2
17,09
4,4
17,4
16,4
16,2
15,8
15,4
15,4
16,4
17,5
19,2
19,4
18,6
17,4
17,09
4,0
Mn. kl. Gegen Mg. bew.
bew. Von 6»> Ü. Ab. ab R.
Witterung:
Von 5 U. ab st. R. Von 9
11 U. schw. R., dann
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56
Physik des Bodens.
12. September.
Zeit
12 Uhr
2
4
6
8
10
12
2
4
6
8
10
Mittel:
>
»
9
•>■
»
Luft-
tem-
pera-
tur
12.8
10,4
12,0
18,4
14,2
16,8
21,9
22.9
22,6
17,9
16,0
15,2
Bodentemperatur
in der Oberfläche
Neigung der Fläche
0°
18,4
12,2
12,8
13,6
14,6
16,8
17,9
23,6
23,1
19,1
16,4
15,4
16,34 16,57
12,5 11,4
16 (
32«
48 <
13,8
12,6
13,1
13,6
14,4
16,6
I 18,6
24,6
24,2
19,9
17,2
16,2
14,3
13,0
13,4
13,7
14,4
16,2
19,2
25,4
25,4
20,8
18,0
16,8
14,5
13,4
13,8
14,2
14,8
16,7
18,1
29,6
28,3
20,6
18,0
17,1
Bodentemperatur
in 10 cm Tiefe
Neigung der Fläche
0°
16,2
15,4
14,6
14,6
14,8
15,3
16,9
18,4
19,8
19,7
18,5
17,6
16,4
15,4
14,8
14,6
14,6
15,0
16,8
18,4
20,4
20,6
19,2
18,2
17,07 17,55 18,26 16,82 • 17,03
lOA tOi IAO -„ O ' ß A
12,0 12,4 16,2 j 5,2 | 6,0
32° 48"
16,8
15,6
15,0
14,6
14,4
14,8
16,8
18,5
20,8
21,0
19,9
18,9
17,4
16,4
15,7
15,3
15,0
15,1
15,7
18.4
21.0
21.4
20,6
19.6
17,26
6,6
17,63
6,4
Witterung:
Nach M. kl. Mg. nb. Vorm. thlw. bew. Nachm. u. Ab. kl.
18. September.
Mittel:
18,8
18,0
17,2
16,6
17,4
16.6
17,*
19,6
20,6
20,3
19,0
18,7
18,35
4,2
Witterung:
Fr. kl., dann thlw. bew. Mg. bew. u. schw. R.
schw. W. u. leicht bew. Ab. G. R. Von 9 U. ab kl.
Vorm. vor. M. O. Nachm.
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Die* Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 57
18. September.
Zeit
Luft-
tem-
Bodentemperatur
in der Oberfläche
Bodentemperatur
in 10 cm Tiefe
pera-
Neigung der Fläche
Neigung der Fläche
tur
0°
16°
32°
48°
0° 16«
32°
4s"
12 Uhr
2 ■
4 •
6 »
8 »
10 »
12 ■
2 .
4 »
6 »
8 »
10 ■
9,4
8,6
8,2
8.0
13,9
17,6
20,8
22,6
22,4
17,2
14,5
13,6
9,5
9,0
8,4
8,4
11,8
16,4
19,4
22,2
21,8
17,4
14,7
18,4
i 10,2
9,6
8,9
8,8
12,1
17,0
19,8
23,6
22.6
18,6
15,8
14,4
11,0
10,2
9,4
9,2
12,3
17,5
20,2
25,1
24,4
19,7
16,9
15,4
11,2
10,0
9,8
9,7
13,8
19,9
23,7
30,0
28,0
19,4
16,8
15,4
12,2 I 12,8
11,6 12,2
11,0 11,4
10,6 10,9
10,6 10,7
12.4 12,6
13,9 14,2
15,9 16,6
17.5 18,4
17.5 18,6
16,4 17,6
15.6 ' 16,7
18,5
12,6
11,7
11,1
10,9
12,8
14,5
17,3
19,4
19,7
18,7
17,8
14,2
13,4
11,4
11,8
11,4
13,3
15,0
17,4
19,6
20,2
19,3
1^,4
Mittel:
14,76 1
14,7 |
14,37
13,8 |
15,01
14,8
16,94
15,9
17,31
20,3
18,77 1 14,39
6,9 ! 7,9
15,00 15,45
8,8 8,8
W itterung:
Bis Mg. abw. bew. Vorm. leicht bew. u. schw. W., ebenso Nachm. Ab. mst. W.
19. September.
12 Uhr
2 *
4
6
8
10
12
2
4
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14,7
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14,8
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13,4
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15,8
16,8
17,4
15,3
16,2
16,7
14,8
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15,1
16,2
14,6
15,8
14,5
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15,4
15,8
15,0
15,4
15,7
15,3
15,6
15,3
15,«.»
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15,6
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3,0
3,2
Witterung:
Fr. bew. Mg. mst. W. u. K. Vorm. bew. u. st. \V., ebenso Nachm. bis 4 F
Von da ab ver. u. r. Ab. bew.
Digitized by Google
58 Physik des Bodens:
Versuch III. (1888.)
Humoser Kalksandboden. Hodentemperatur in 15 cm Tiefe.
29. Juni. 30. Jaul.
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12
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19.9
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10° 20° 80°
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25,0 25,7 25,8
25,0 25,0 25,0
24.2 24,8 24,0
18,07 18 18 18.52 21,28
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21.89 22.10
7,2 7,5 7,4
Witterang:
Kl. fr. r. Vorm. schw. W. Nachm. st. W. AI», r.
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tem-
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Mittel:
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17,7
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Witterung:
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bew. Ab. u. N. kl. u. r.
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23,0
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21,0
22,7
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28,0
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23.4
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21,2
21,6
23,3
25,3
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28,7
28,6
27,8
26,1
24,2
23,2
21,9
21,0
21,5
23,4
25,6
27,9
28,8
28,0
27,6
4,4 4,2 4,0
20,50 20.60 20,90 24,39 25,02 24.98
7,3 1 7,5 I 7,8
Witterung:
Kl. u. r., nur Nachm. schw. W.
Google
Die lindentempcratur bei verschiedener Neigung des Terrains. 59
0. Oktober. 10. Oktober.
Zeit
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pera-
tur
12 Uhr
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Gras
Neigung der Fliehe
10° ! 20° i 30°
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4,7
4,7
4,7
4,5
4,4
4,4
4,6
5,4
6,2
6,7
7,0
6,9
5,3
5,2
5,2
4,9
4,6
4,6
5,1
6,2
7,3
7,9
8,1
7,8
Krache
Neigung der Fliehe
10° 20° I 30°
Mittel: 6.28
Hittkucn: 14,6
5,02 5,35 6,02
2,5 | 2,6 3,5
Witterung:
6,2
5,8
5,5
4,9
4,3
4,5
5.9
7,9
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9,7
9,3
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6,83
5,4
6,6 1 7,0
6,6
6,2
5,6
4,8
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8,9
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6,2
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10,2 i 11,0
9.6 10,6
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Gras
Neignng der Flüche
10° I 20° 30°
6,5
6,2
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6,5
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7,1
7,2
6,9
6,7
7,6
7,3
6,4 t 7,0
6,0 | 6,6
5,7 i 6,2
5,4 i 5,8
5,6 i 6,1
6,2 7,1
7,0 8,2
7,4 8,7
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Neigung der Fliehe
10° 20 " 30°
6,08 1 6,54 \ 7,36
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10,2
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10,6 12,0
10,2 11,5
9,5 10,7
7,68 I 8,52
5,3 5,8 | 6,8
Witterung:
Fr. kl. u. Rf. Von 6-8 U. fr. nb.,
sonst kl. u. r. Ab. nb.
Digitized by Google
60
Physik des Bodens:
Versuch IV. (im.)
Hunioser Kalksandboden. Bodentemperatur in 15 cm Tiefe.
10. Mal. 14. Juni.
Zeit
Luft-
tem-
pera-
tur
Hodente
Neigung
0 W 10°
raperatur
<l»r Fliehe
20° ! 30°
Luft-
tern-
pera-
tur
Bodentemperatur
Neigung der Fliehe
0° J0° | 20° 1 30«
12 Uhr
2
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Mittel.
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19,7
19,8
19,4
14,83 | 15,90
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Witterung:
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X. kl. u. r.
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schw. W. Von 5 U. ab bew. u. mst.
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13. Juli.
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12 Uhr
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Witteru ng:
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5,4
22.00
5.K
Witterung:
Fr. kl. u. r., dann nb. Von 10 U.
Vorm. ab abw. bew. u. ver. W. Ab.
u. N. kl. u. ver. W.
Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 61
20. September.
£,eit
Lufttem-
Tinro tut*
peraiur
Bodentemperatur
Neigung der Fläche
0°
10°
30°
i {% tri
12 Uhr
12.0
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19,6
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6 •
9,6
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18,0
18,2
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19,2
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22,0
22,4
10 *
10,9
18,6
20,5
21,2
________
21,4
Mittel:
Schwankungen :
15,44
13,4
17,33
4,0
19,39
5,6
19,87
5,6
20,23
5,9
Witterung:
Fr. r. u. kl. Vorm. thlw. bew. u. schw. W. Von 10 U. ab kl. u. schw. W.
Ab. u. N. kl. u. r.
Mittel der Beobachtungen.
Yersnch I.
In 15 cm Tiefe.
Bodentemperatur
v. 22.-25. Juli 1877
,. 17. u. 19. Aug.
„ 29. u. 30.
Neigung der Fläche.
25° 42° 59°
20,56 °C. 20,50 °C. 20,51 °C.
20,78 „ 21,13 M 21,45 „
21,54 || 22,33 „ 22,80
»»
In 15 cm Tiefe.
Bodentemperatur
v. 26. - 29. Juni 1878
„ 18. - 21. Juli
H 19. 20. 23. 24. Aug.
.. 12. u. 13. Septbr.
„ lb. u. 19.
»»
Versnch II.
Neigung der Fläche.
0° 16°
20,23°C. 20,55°C.
21,70 „ 22,71 .,
17,30 || 17,33
17,12 „ 17,36 ||
14,07 „ 14,62 „
32° 48°
21,16°C. 20,89°C,
23,03 || 22,85 „
17,55 „
17.62 „
15,51 „
17,70 ||
17,99 |,
15,61 „
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62
Physik des Bodens:
Tn der ( Jlicrtl'ii'lip
III Ucl \J Ulf III aCIlt.
iseigung uer riacne.
Bodentemi)eratur
0°
16° 82°
48°
v. 26. - 29. Juni 1878
20,25 °C.
80,98°C. 21,46°C.
21,43 °C
„ 18. - 21. Juli
21,96 „
22,91 ., 23,37 „
23,45 „
„ 19.20. 23. 24. Aug. „
16,93 „
17,03 „ 17,30 M
•
17,65 ,.
„ 12. u. 13. Septbr.
16,97 „
17,34 „ 17,70 „
18,31 .,
14,02 M
14,59 15,29 „
16,14
Versuch III.
Gras.
Nciguog der Fläche.
In 15 cm Tiefe.
10° 20°
30°
Bodentemperatur v. 29. Juni-2. Juli 1883' 19,09 °C. 19.16°C.
19,51 °c
„ 9. u. 10. Oktbr. „
5,55 „ 5,92 „
6,69
Brache.
Bodentemperatur v. 29. Juni -
2.Juli 1883. 22,83 „ 23,42 „
23,48 ,.
,. 9. u. 10. Oktbr. .,
i,o.) ,, <,43 ,,
8,11 „
Versuch IV.
In 15 cm Tiefe.
Neigung der Fläche.
Bodentemperatur
0°
10° 20°
30°
v. 10. Mai 1884
14,83 °C.
15,90°C. 16,41 °C.
16,95 °C.
14. Juni „
18,12 „
18,71 ,. 19,32 „
19,73 „
,, 13. Juli
25,57 „
26.53 ,. 26,89 „
27,42
„ G. August ,.
20,27 „
21,28 „ 21,67 „
23,00 ,.
„ 20. Septbr. .,
17.33 „
19,39 „ 19,87 „
20,23
Bei näherer Durchsicht der in Vorstehendem mitgetheilten Beob-
achtungsresultate ergiebt sich für die vorliegenden Verhältnisse,
1) daß der Boden während des Frühlings, Sommers und
Herbstes sich im Allgemeinen um so stärker erwärmt,
im Winter (November bis Februar) in um so höherem
Grade abkühlt, je stärker das nach Süden exponirte
Land gegen den Horizont bis zu einem bestimmten
Winkel geneigt ist;
2) daß der Neigungswinkel, welcher bei südlichen, Ab-
dachungen das Maximum der Bodentemperatur bedingt,
während der Monate Februar bis April und August bis
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 63
Oktober bei 48°, während der Monate Mai bis Juli bei
32°, und zur Winterzeit bei 0° gelegen ist;
3) daß, bei ausschließlicher Berücksichtigung der Yegetattonszelt
(März bis Oktober) und derjenigen Hänge, welche die Acker-
resp. Wiesenkultur ermöglichen (bis circa 30° Neigung), der
Boden nm so wärmer, je stärker das sudlich exponirte Terrain ge-
neigt ist;
4) daß die ad 2 und 3 charakterisirten Unterschiede in der
Bodenerwärmung im Frühjahr und Herbst, sowio bei un-
gehinderter Bestrahlung bedeutend größer sind als im
Sommer und bei bewölktem Himmel;
5) daß die Schwankungen der Bodentemperatur durch-
schnittlich in dem Maße zunehmen, als sich der Boden
stärker erwärmt, so daß dieselben unter den ad 3 ange-
nommenen Bedingungen um so größer ausfallen, je
steiler der Abhang ist;
6) daß in dem täglichen Gange der Bodentemperatur die
durch Satz 2 resp. 3 geschilderten Unterschiede am
stärksten zur Zeit des täglichen Maximums (4 — 6 h p. m.),
zur Zeit des täglichen Miniraums (8 — 10 h a. m.) am
schwächsten hervortreten;
7) daß der Schnee um so schneller abschmilzt, je größer
der Winkel ist, den die Bodenfläche mit dem Horizont
bei südlicher Abdachung bildet.
In Bezug auf die Schlußfolgerungen sub 1 und 2 sind, abgesehen
von den Mitteln der Pentaden, besonders die Zusammenstellungen S. 24,
37, 39 zu vergleichen. Die zifFermäßigen Belege für Satz 3 sind, außer
den vorstehend bezeichneten, den Tabellen S. 47 u. G2 zu entnehmen.
Für die ad 4 geschilderten Gesetzmäßigkeiten sprechen die Differenzen
zwischen den Temperaturen der am stärksten und schwächsten erwärmten
Flächen, wie solche in nachstehender Uebersicht zusammengestellt sind:
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r>4
Physik des Bodens:
April
Brach —
Brach
Gras
Ii räch
Brach
Grade Celsius.
Mai Juni Juli August September Oktober
1. A. Versuch I. 1878.
0,64 0,55 0,25 0,36
0,78
0,82
0,'jß
1. V. Versuch II. 1879.
0,58 0,33 0,20 0,86
1. B. Versuch I. 1888.
0,47 0,38 0,08 0,39
0,44 0,42 0,34 0,66
2. Versuch I. 1877.
— 25. Juli 17. u. 19. August
0,05 0,67
0,65 1,10
1,25 0,90
0,43
0,58
29. u. 30. August
1,26
2. Versuch II. 1878.
26. — 29. Juni 18. -21. Juli 19. -24. Aug. 12. u. 13. Sept. 18. u. 19. Sept.
Brach 0,66 1,15 0,40 0,87 1,54
Gras
Brach
2. Versuch III. 1883.
29. Juni — 2. Juli 9. u. 10. Oktober
0,42 1,14
0,65 1,06
Brach
2. Versnch IV. 1884.
10. Mai 14. Juni 13. Juli
2,12 1,61 1,85
6. August 20. September
1,73 2,90
Wie diese Zahlen zeigen, sind die durch die Neigung des Termins
in der oben geschilderten Weise hervorgerufenen Verschiedenheiten in
der Erwärmung des Bodens bei niedrigem Stande der Sonne beträchtlich
größer als bei höherem Stande derselben.
Die im '5. Satz angeführten Erscheinungen finden ihre Erklärung in
dem Umstand, daß die durch verschiedene Neigung des Terrains hervor-
gerufenen Unterschiede in der Bodentemperatur zur Zeit des täglichen
Maximums größer sind, als beim tiefsten Stande des Thermometers, wo
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains.
63
die betreffenden Werthe, ohne daß sie sich ausgleichen, mehr genähert
sind. Diese Verhältnisse ergeben sich aus den die zweistündlichen Be-
obachtungen enthaltenden Tabellen mit voller Deutlichkeit.
Bei der Erklärung der durch die Neigung des Terrains gegen den
Horizont bedingten Modifikationen in der Erwärmung des Erdreichs, wie
solche durch die vorstehend mitgetheilten Versuche näher festgestellt
worden sind, ist man bisher fast allgemein von dem Stande der Soune
zu der von derselben beschienenen Fläche ausgegangen. Hiergegen läßt
sich zunächst insofern nichts einwenden, als es klar ist, daß die Ab-
sorption eines von der Sonne ausgehenden Strahlenbündels durch die von
demselben getroffene Ebene, und somit auch deren Erwärmung um so
intensiver ist, je mehr der Winkel zwischen den Sonnenstrahlen und der
beleuchteten Fläche sich 90 Graden nähert. Betrachtet man nämlich ein
Strahlenbüschel von quadratischem Querschnitt, so wird jede nicht dazu
>enkrechte Fläche von diesem Strahlenprisma nach einem Parallelogramm
geschnitten, dessen Flächeninhalt um so größer ist, je kleiner der
Neigungswinkel der schneidenden Ebene zur Prismenachse wird. Dieses
von der Sonne kommende Strahlenprisma wird deshalb seine Wärmesumme
auf eine um so größere Fläche vertheilen, je kleiner der Einfallswinkel,
und muß notwendiger W r eise in demselben Verhältnisse die Wärme-
intensität für die Flächeneinheit abnehmen.
Für den vorliegenden Zweck würde es indessen zu keinem Ziele
führen, wollte man für die in Betracht kommenden Flächen den Einfalls-
winkel berechnen, weil sich derselbe in jedem Augenblick ändert. Viel-
mehr wird es nothwendig sein, die Bestrahlungsgröße selbst kennen zu
lernen. Wie nun C. Eser l ) näher nachgewiesen hat, ist diese aber nicht
allein von der Sonnenhöhe, sondern auch in hervorragendem Grade von
der Bestrahlungsdauer abhängig, welche bei verschiedenen Neigungs-
winkeln der Hänge eine verschieden große ist. Demnach handelt es sich
behufs Ermittelung der in vorliegenden Versuchen hervorgetretenen Er-
scheinungen um die Bestimmung der mit der Zeitdauer multi-
plicirten Intensität der Bestrahlung.
Derartige, mit einem sehr beträchtlichen Zeitaufwand verknüpfte
Berechnungen der Bestrahlungsgröße in dem eben angedeuteten Sinne hat
») Vergl. diese Zeitschrift. Bd VII. 1884. S. 100-118.
E. W oll ny, Forschungen IX.
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66
Physik des Bodens:
C. Eser für die vorliegenden Verhältnisse ausgeführt, indem er den be-
treffenden Werthen eine einstündige senkrechte Bestrahlung als
Einheit zu Grunde legte. Die auf diese Weise gewonnenen Zahlen
mögen wegen des Vergleichs mit den obigen hier nochmals eine Stelle
finden.
Werth* der Tages-Best rahin ng bei Exposition gegen Süd.
Datum
Neigung der Flache
Datum
Neigung der Fläche
Monat I Tag
0°
10° ! 20° 30°
Monat Tag
0° l 10«
20°
30«
Jan.
»
x
»
Febr.
März
»
1.
10.
20.
30.
10.
20.
1.
10.
20.
» ! 30.
April 10.
» 1 20.
I 30.
10.
20.
30.
10.
20.
30.
Mai
»
»
Juni
»
1,7354
1,8714
2,1161
2.4. r )40
2,9239
3,4260
3,9237
4,4568
5,0680
5,6824
6.3406
6,9040
7,4180
7,8685
8,2415
8,5257
*,7237
8.7920
8,7526
2,M822
3,0266
3,2806
3,6210
4,0780
4,5485
4,9994
5,4665
5,9836
6,4859
7,0070
7.4385
7.8205
8,1459
8,4(186
8,6040
8.7380
8.7908
8,7574
3,9416!
4,0899
4.3454
4,6780 !
5,1082
5,5329
5,9221
6,3099
6,7174
7,0946
7,4698
7,7678
8,0191
8,2243
8,3835
8,4974
8,5782
8,5993
8,5843
4,8813
5.0289
5,2781
5.5928
6,9831
6.3490
6.6666
7.9617
7,4472
7,2892
7,7124
7,8739
7,9975
8,0 852
8,1469
8,1853
s,2073
8*2142
8,2104
Juli 10,
20.
30.
Aug. » 10.
Sept.
»
Okt.
»
Novbr.
Dechr.
»
20.
30.
10.
20.
30.
10.
20.
30.
10.
20.
30.
10.
20.
30.
8,6060
8,3591
8,0206
7,5565
7,0645
6,5208
5,8802
5,2765
4,6699
4,0785
3,5203
3,0122
2,5306
2,1773
1,9146
1,7479
1,6808
S6464
8,4898
8,2538
7,9215
7,5591
7,1464
6,6444
6,1559
0,0
5,1365
4,6350
4.1621
. 3,6968
3,3431
3,0719
2,8957
2,8238
18.5287
! 8,4315
8.2907
8,0839
7,8479
7,5674
7,2105
6,8484
6,4564
6,03*5
5,6089
5,1854
4,7505
4,4073
4,1359
3,9556
3,8810
8.1947
8,1638
8,1122
8,0268
7,9150
7,7670
7.5602
7.3330
7.0671
6,7569
6,4125
6.0512
56600
5.3376
5.0742
4,8953
4.8202
Man erkennt sofort, daß die Werthe der Bestrahlungsinten-
sität für die verschieden geneigten Flächen im Sommer sehr
genähert sind, von da ab nach beiden Seiten zum Winter kon-
stant auseinandergehen und Ende December die größten
Unterschiede aufweisen. Die beobachteten Bodentemperaturen zeigen,
wie durch Satz 4 hervorgehoben wurde, ein ahnliches Verhältniß, indem
die durch verschiedene Neigung des Terrains hervorgerufenen Unter-
schiede in der Erwärmung des Erdreiches im Sommer am geringsten
sind, nach dem Frühjahr und Herbst resp. dem Winter zu immer größer
werden.
Ließe sich auf diese Weise in dem Grade der Wirkung eine Ueber-
einstimmung zwischen den für die Bestrahlungsintensität berechneten
Werthen und den ermittelten Bodentemperaturen nachweisen, so gelingt
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains.
67
dies nur zum Theil, wenn die absoluten Größen in Betracht gezogen
werden.
Innerhalb der hier gewählten Grenzen war im Frühjahr und Herbst,
ebenso im Winter die Intensität der Bestrahlung um so größer, je steiler
die Hänge waren, dagegen verschob sich Ende April das Maximum all-
mählich auf die weniger stark geneigteu Flächen, fiel am 20. Juni sogar
auf die horizontale Fläche, um dann nach und nach bis zum 20. August
auf das gegen den Horizont am stärksten geneigte Terrain überzugehen
und sich dort, die kältere Jahreszeit hindurch, dauernd bis Ende April
zu erhalten. Der Gang der Bodentemperatur war in sämmtlicheu
Versuchen zum Theil ein anderer, insofern derselbe nur im
Frühjahr und Herbst den Werthen der Bestrahlungsintensität
folgte, im Sommer und Winter aber von denselben wesent-
lich abwich. Während nämlich die Bestrahlung im Sommer um so
stärker, im Winter um so schwächer, je kleiner der Neigungswinkel des
Terrains war, stellte sich die Bodentemperatur umgekehrt, d. h. dieselbe
war im Sommer um so höher, im Winter um so kleiner, je steiler der
Hang war. Es ergiebt sich somit, daß die Bestrahlungsintensität für die
Erwärmung gegen den Horizont verschieden geneigter Flächen nicht allein
maßgebend ist, sondern daß hierbei noch andere Faktoren mit ins Spiel
Ein solcher, der zugeführten Sonnenwärme in den bezeichneten
Jahreszeiten entgegenwirkender Faktor ist in der Bodenfeuchtigkeit zu
suchen. Wie gezeigt, nimmt letztere in dem Grade ab, als das Terrain
stärker gegen den Horizont geneigt ist. In dem Betracht nun, daß
die Erwärmung des Erdreiches um so geringer ist, je größer der
Wassergehalt desselben *), weil in dem gleichen Maße ein Theil der
zugeführten Wärme in Folge der ergiebigeren Verdunstung 2 ) gebunden
wird, kann im Sommer, wo das Maximum der Bestrahlung auf die
weniger geneigte resp. auf die horizontale Fläche fällt, die Wirkung der
stärkeren Bestrahlung wegen des vergleichsweise höheren Wassergehaltes
des Bodens nicht zur Geltung kommen, um so weniger als die Unter-
schiede in den Werthen der Bestrahlungsintensität gegen den Horizont
verschieden geneigter Flächen zu dieser Jahreszeit an sich verhältnismäßig
l ) Vergl. diese Zeitschrift. Bd. IV. 1880. S. 147-190.
*) Vergl. diese Zeitschrift. Bd. VII. 1883. S. 38—40.
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68
Physik des Bodens:
gering sind. Nur in einzelnen Fallen 1 ), wahrscheinlich dann, wenn die
Unterschiede in dem Wassergehalt verschieden geneigter Boden sich
mehr oder weniger ausgeglichen haben, läßt sich auch im Sommer eine
Koincidenz der Bodentemperatur mit der Strahlungsintensität nachweisen.
Als Ursache der Erscheinung, daß sich im Winter bei Frost-
wetter die Bodentemperatur um so niedriger stellt, je stärker geneigt
die Fläche ist, trotzdem die Intensität der Bestrahlung sich umgekehrt
gestaltet, ist, gleichergestalt wie im vorerwähnten Fall, die Boden-
feuchtigkeit insofern in Anspruch zu nehmen, als sich der Boden nach
den hierüber angestellten Versuchen des Referenten *) unter bezeichneten
Umständen um so stärker abkühlt, je trockener derselbe ist. Da aber
andererseits sich bei Thauwetter und steigender Temperatur die Er-
wärmung grade umgekehrt stellt, so mußte die Bodentemperatur auch in
den vorliegenden Versuchen, wie die mitgetheilten Zahlen auf das Deut-
lichste darthun, jedesmal, wenn sich die Temperatur über den Gefrier-
punkt des Wassers erhob und besonders bei Sonnenschein, in dem Grade
als der Neigungswinkel des Terrains zunehmen, d. h. sich der Bestrah-
lungsintensität entsprechend gestalten.
Für die Erwärmung des Bodens bei verschiedener Neigung des
Terrains kommen nach Vorstehendem zwei Faktoren in Betracht, nämlich
die Bestrahlungsintensität und die Bodenfeuchtigkeit, resp. die von
letzterer abhängige Verdunstung. Die Wirkung beider Faktoren ist eine
sich theils gegenseitig unterstützende, theils gegenseitig aufhebende, je
nach äußeren Umständen. Im Frühjahr und Herbst, ebenso im Winter
bei steigender Temperatur macht sich der Einfluß beider Faktoren nach
derselben Richtung hin geltend, weshalb die durch die Neigung des
Terrains hervorgerufenen Unterschiede in der Bodentemperatur zu diesen
Terminen am größten ausfallen. Im Sommer und im Winter bei Frost-
wetter wirken beide Faktoren in entgegengesetzter Richtung und zwar
in der Weise, daß der Einfluß der Bodenfeuchtigkeit denjenigen der Be-
strahlungsintensität aufhebt oder überwiegt. Zu ersterer Jahreszeit sind
aus diesem Grunde die durch die Neigung des Terrains bedingten Unter-
schiede in der Bodenerwärmung einerseits gering und richten sich anderer-
») Vergl. die Beobachtungen vom 1.— 5. Juni, 11.— 16. Juli 1878; 1.— 5.,
11.-15. Juni, 1.-26. Juli 1879; 16.-20. Juli 1883.
2 ) Diese Zeitschrift. Bd. IV. 1381. S. 184.
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Die Bodentemperatur bei verschiedener Neigung des Terrains. 69
seits nach dem Wassergehalt des Erdreiches, bei Prostwetter tritt die
Wirkung des letzteren in beträchtlicherem Grade hervor.
«
Es erübrigt noch, darauf hinzuweisen, daß die Temperaturunter-
schiede, wie solche durch verschiedene Neigung des Terrains bedingt sind,
bei größerer Ausdehnung der Flächen offenbar viel bedeutender ausfallen
werden, als in vorliegenden Untersuchungen, weil in letzteren bei der
Kleinheit der Versuchsparcellen die Wirkung der in Temperatur, Luft-
feuchtigkeit u. s. w. gleichmäßig beschaffenen Nachbarschaft in bedeutendem
Grade sich geltend machen mußte, während dies bei größeren Flächen
nicht der Fall ist, und der Einfluß der Terrainneigung bei diesen noch
dadurch verstärkt wird, daß die Luft über den Hängen sich um so mehr
erwärmt und um so feuchter wird, je höher die Bodentemperatur und je
größer das Maß der Bodenfeuchtigkeit ist.
In gleicher Weise wird a priori geschlossen werden dürfen, daß der
Einfluß der Neigung der Bodenfläche gegen den Horizont auf die Boden-
wärme je nach der geographischen Breite des Ortes wegen ungleicher
Bestrahlungsintensität ein verschiedener sein werde. Es ist anzunehmen,
daß nach Norden die Temperaturunterschiede zwischen den steileren und
flacheren Lagen, resp. der horizontalen Fläche zu Gunsten der ersteren
immer größer ausfallen werden, während sich in der tropischen Zone
diese Verhältnisse aus leicht erklärlichen Gründen umgekehrt gestalten
werden.
In Bezug auf die Vegetationserscheinungen ist schließlich besonders
hervorzuheben, daß zwei der wichtigsten Faktoren des Pflanzen wachsthums
durch die Neigung des Terrains in einer Weise abgeändert werden, welche
in der Vegetation je nach äußeren Umständen in den mannigfaltigsten
Kombinationen sich äußern muß. Bei einem Neigungswinkel von 0 bis
30 0 war unter den vorliegenden Verhältnissen der Boden während
der Vegetationszeit um so wärmer, andererseits aber um so trockener,
je steiler die Hänge waren. Beide so wichtige Wachsthumsfaktoren
wirken demnach in entgegengesetzter Richtung auf das Wachsthura der
auf den betreffenden Flächen angebauten Gewächse. E9 ist in mehr als
einer Beziehung interessant, festzustellen, welcher derselben und unter
welchen Bedingungen einer derselben das Uebergewicht gewinnt, zumal
wie später gezeigt werden soll, derartige Untersuchungen zur Aufstellung
eines allgemeinen Gesetzes über die Wirkung der klimatischen Faktoren
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70
Physik des Bodens:
fahren. Ehe an diese Aufgabe herangetreten werden kann, wird es
jedoch noth wendig sein, die kombinirte Wirknng der Terrainneigung
gegen den Horizont nnd derjenigen gegen die Himmelsrichtung zu
erniren, worüber eine zu späterer Veröffentlichung bestimmte Mittheilung
in dieser Zeitschrift Auskunft geben wird.
Neue Litteratur.
M. P. E. Berthelot. Direkte Bindung des atmosphärischen Stickstoffs
durch thonige Bodenarten. Comptcs rendus. Tome CI. p. 775 und Natur-
wissenschaftliche Rundschau. 1886. Nr. 2. S. 10-12.
Vor einigen Jahren hat Verfasser eine neue und unerwartete Gelegenheit
zur Bindung des freien Stickstoffs durch die Elementarbestandtheile der Pflanzen
nachgewiesen, nämlich die atmosphärische Elektricität, und zwar nicht jene, welche
sich in lebhaften Funken entladet, sondern jene, die nach und nach durch eine
langsame, kontinuirliche Wirkung in Folge der schwachen Spannungen, die jeder-
zeit und überall an der Oberfläche der Erde vorhanden sind, komplicirte Stick-
stoffverbindungen erzeugt. Im weiteren Verfolg dieser Reaktion hat er jetzt eine
gleichfalls neue und vielleicht allgemeinere Gelegenheit zur direkten Bindung des
atmosphärischen Stickstoffs entdeckt, nämlich die stille, aber unausgesetzte Thätigkeit
der thonigen Bodenarten und der mikroskopischen Organismen, welche sie ein-
schließen.
Die Versuche wurden auf der botanisch-chemischen Station zu Meudon aus-
geführt und zwei Jahre hindurch an vier verschiedenen thonigen Bodenarten fort-
gesetzt. Sie umfassen fünf getrennte, aber gleichzeitige Reihen mit über 500 Ana-
lysen. Die Versuchsreihen waren: 1) einfaches Aufbewahren in einem geschlos.
senen Zimmer, 2) Verweilen auf einer Wiese unter einem Schutzdach, 3) Ver-
weilen auf einem 28 m hohen Thurmc ohne Schutz, 4) Verweilen in hermetisch
geschlossenen Flaschen, 5) Sterilisiren.
1. In großen, offenen, cylindrischen, glasirten Steintöpfen von 0,36 m Durch-
messer wurden 50—60 kg der Substanz aufbewahrt, die schließlich eine Schicht-
dicke von etwa 0,45 m hatte. Diese Töpfe standen in einem geschlossenen, hellen,
trockenen Räume, dessen Wände frisch cementirt worden. Die Erde I, gelber,
thoniger Sand, wurde zuerst am 29. Mai 1884 und zuletzt am 24. Oktober 1885
analysirt und in den einzelnen Analysen der gebundene Stickstoff, der Stickstoff
der Nitrate, der Stickstoff des Ammoniaks und der Wassergehalt pro 1 kg bei
110° getrockneter Substanz bestimmt. Bei einer anderen Probe II gelben, thonigen
Sandes war die erste Analyse am 30. April 1885, die letzte am 24. Oktober 1885
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Neue Litteratur.
71
gemacht; eine dritte Erde III, weißer Thon, roher Kaolin wurde zuerst am
16. Juni 1884, zuletzt am 24. Oktober 1885 analysirt.
Aus den Analysen ergab sich, daß der verbundene Stickstoff (allein oder zu
dem Stickstoff der Nitrate addirt) in den untersuchten thonigen Sanden und im
Kaolin, welche mit der Luft in Berührung waren, unaufhörlich zunahm. Diese
Zunahme erfolgte in der ganzen Masse. Sie wurde während der kalten Jahres-
zeit nicht beobachtet. Sie stand in keiner Beziehung zur Salpeterbildung, welche
während des zweiten Jahres stationär geblieben im Sande I, leicht zugenommen
;m Sande II, und abgenommen im Kaolin III, aber in allen Fällen sehr klein
war. Sie stand ebensowenig im Verhältnis zum Ammoniak-Stickstoff, dessen
Menge sehr klein geblieben war und eher abzunehmen schien. Im Kaolin III
baue eine Bindung des Stickstoffs anfangs nicht stattgefunden, als die Masse ganz
mit Wasser gefüllt war, sondern erst nachdem er durch Austrocknen porös ge-
worden.
2. Dieselben Bodenarten wurden in glasirten, am Boden durchbohrten Töpfen
aufbewahrt, die 1 kg Substanz enthielten, 113 qcm Oberfläche und 8 bis 10 cm
Tiefe hatten. Diese Töpfe wurden auf Gestellen auf einer Wiese, 70 cm Aber
dem Boden unter einem Dach hingestellt, welches senkrechten Regen abhielt, aber
die Luft frei cirkuliren und schrägen Regen auffallen ließ. Während der zweiten
Periode wurde die Erde von Zeit zu Zeit mit destillirtem W r asser besprengt, das
im Ganzen 0,0001 gr Ammoniak-Stickstoff enthielt. In dieser Reihe wurde noch
eine Erde IV, roher Kaolin benutzt. Auch diese thonigen Erdarten haben schließlich
sämmtlich Stickstoff gebunden; doch erfolgte diese Bindung weniger schnell; zeit-
weise ist sie in zwei Fällen etwas zurückgegangen. Auch hier stand die Stick-
toffbindung in keinem Verhältniß zur Nitrifikation oder zum Ammoniak- Stick-
stoff. Sie war auf der Wiese von derselben Größenordnung wie in der ersten
Versuchsreihe.
3. Dieselben Bodenarten wurden in ähnlichen Töpfen auf einem Balkon ohne
Schutzdach auf einem freistehenden Thurme, 29 m über dem Boden der Wiese
hingestellt Sie führten zu demselben Ergebniß wie die früheren Versuche. Ob-
wohl sie wiederholt von Regen ausgewaschen waren, wurde Stickstoff in beträcht-
lichen Mengen gebunden, namentlich in den Kaolinen, welche ein Maximum er-
gaben. Hier könnte man eine Wirkung der atmosphärischen Elektricität ver-
routhen, da die Töpfe das Potential der Erde, die Luft hingegen ein viel höheres,
im Durchschnitt von 600—800 Volt, besaßen.
Bei diesen Versuchen bot sich Gelegenheit, die Zuführung von Ammoniak
nnd Salpetersäure durch den Regen und die Atmosphäre zu bestimmen, da in
der zweiten Reihe nur die letztere und in der dritten außerdem noch die erstere
zur Wirkung kam. Der Regen wurde in einem Regenmesser gestammelt und ana-
lysirt und ergab für die Oberfläche der Töpfe im Ganzen 0,00069 g Ammoniak-
Stickstoff. Der Stickstoff der Salpetersäure konnte nicht gemessen werden, selbst
in 2 Liter Regenwasser war er geringer als 0,0001 gr. Die Bestimmung des
gasförmigen Ammoniaks, welches von der Luft an den Boden abgegeben wird,
ist sehr unsicher. An verdünnte Schwefelsäure, die in offenen Schalen neben
den Töpfen auf der Wiese aufgestellt war, gab die Luft vom April bis zum
Oktober an eine Oberfläche von 113 qcm 0,0051 gr; der Stickstoff aber, der von
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72
Physik des Bodens :
den untersuchten Erden auf dem Thurme gebunden wurde, betrug 0,0277 gr,
0,0347 und 0,0432 gr, also vier bis acht Mal soviel. Dieser Stickstoff scheint so-
mit weder dem Regenwasser noch dem Ammoniak der Atmosphäre zugeschrieben
werden zu dürfen. Eine andere 1884 ausgeführte Messung ergab ein ähnliches
Resultat. DieBindung des Stickstoffs durch Thonböden erfolgt somit unabhängig
von der Zufuhr verbundenen Stickstoffs.
4. Dieselben Bodenarten wurden in großen, weißen, mit Luft gefüllten
Glasschalen aufbewahrt, von denen jede 1 kg Sand enthielt; ein Theil der Flaschen
wurde in's Dunkle gestellt, ein anderer dem diffusen Lichte exponirt. Von vorn-
herein wurde etwas Wasser zugesetzt, die Flaschen fest verschlossen und ihr In-
halt von Zeit zu Zeit umgeschüttelt. Die Bindung des Stickstoffs erfolgte auch
hier in den drei untersuchten Erdarten und zwar fortschreitend wie an der freien
Luft und in Mengen gleicher Größenordnung. Sie erfolgte in der Dunkelheit
ebensogut, wie im diffusen Lichte, unter dem Einfluß des letzteren aber war sie
lebhafter.
5. 1 kg Sand von bekanntem Stickstoffgehalt wurde 2 Stunden lang auf
100° erwärmt, und dann 5 Minuten lang ein Strom Wasserdampf hindurch ge-
leitet. Während der Abkühlung ließ man nur Luft eintreten, welche durch vor-
her auf 130" erhitzte, mit Glycerin getränkte Baumwoll-Propfen gegangen war.
Dann wurden die Gefäße sich selbst vom 6. Juli bis C. Oktober 1885 überlassen.
In all diesen Versuchen blieb der Stickstoff stationär und hat sogar etwas ab-
genommen, zweifellos während der anfänglichen Erwärmung. Letztere hat somit
die Ursache der Stickstoffverbindung zerstört. Die so sterilisirten Bodenarten
haben ihre Fähigkeit, Stickstoff zu binden, nicht wieder erlangt, während der-
selben Zeitperiode weder unter dem Einfluß der freien Luft, noch durch Hinzu-
fügen einer geringen Menge der ursprünglichen Substanz. Diese Resultate sind
entscheidend.
Es ergiebt sich also, daß die untersuchten thonigen Bodenarten, Sande und
Kaoline, die Fähigkeit besitzen, den freien atmosphärischen Stickstoff langsam zu
binden. Diese Fähigkeit ist unabhängig von der Salpeterbildung und ebenso von
der Verdichtung des Ammoniaks. Sie ist der Wirkung bestimmter lebender Or-
ganismen zuzuschreiben. Sie zeigt sich nicht im Winter; vielmehr erfolgt sie
vorzugsweise während der Jahreszeit lebhafter Vegetation. Eine Temperatur von
100° hebt sie auf. Sie erfolgt ebensowohl in verschlossenen Gefäßen, wie in Be-
rührung mit der Atmosphäre; ebensowohl an der vollkommen freien Luft auf
einem hohen Thurme, wie unter einem Schutzdache in der Nähe des mit Vege-
tation bedeckten Bodens oder in einem geschlossenen Zimmer. Sie erfolgt im
Dunkeln ebensowohl wie im Lichte, obwohl im zweiten Fall lebhafter.
Um die Tragweite der hier mitgetheilten Thatsachen noch mehr hervor-
treten zu lassen, mögen noch einige numerische Daten folgen. Verfasser hat die
Bindung des Stickstoffs, die er in den fünf Versuchen nachgewiesen, pro kg Boden
berechnet und in einer kleinen Tabelle zusammengestellt. Man erkennt aus der-
selben, daß die Stickstoffbindung in den vier Fällen von derselben Größenord-
nung ist; der Zutritt der freien Luft hat dieselbe nicht merklich vergrößert, so
>) Vergl. diese Zeltschrift. Bd. II. 187H. 8. 42-44.
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Neue Litteratur.
73
daß die Zufuhr der StickstofFverbindungen, Ammoniak und Salpetersäure, durch
die Atmosphäre hier keine Rolle spielt; sie ist übrigens bedeutend geringer als
die Mengen Stickstoff, die wirklich gebunden worden sind, und in den Versuchen
mit geschlossenen Flaschen kann von einer solchen Zufuhr überhaupt keine Rede
sein. Die absolute Menge Stickstoff, die von 1 kg absorbirt worden, stieg in Be-
rührung mit der Luft im Zimmer beim Sande I im Jahre 1884 auf 0,022 gr und
im Jahre 1885 auf 0,024 gr; im verschloßenen Gefäße auf 0,038 gr. Beim Sande II
betrugen die Zunahmen an StickstofT in der Kammer 0,052 gr, im geschlossenen,
Gefäße 0,038 gr, auf der Wiese 0,018 gr und auf dem Thurme 0,028 gr. Die
geringeren Mengen der beiden letzteren Fälle sind auf die Verluste zu rechnen,
welche durch das Auswaschen durch den Regen bedingt waren. Bei dem Kao-
lin III betrugen die Gewinne in der Kammer 0,020 gr, im geschlossenen Gefäß
0,028 gr, auf der Wiese 0,014 gr, auf dem Thurme 0,035 gr; dieser Kaolin war
von vornherein sehr arm an Stickstoff.
Vergleicht man nun mit diesen Zahlen die Oberfläche der benutzten Töpfe
auf der Wiese und auf dem Thurme, so ergiebt sich für die Fläche eines Hektars
eine Bindung von 20 kg Stickstoff für den Sand I, 16 und 25 kg für den Sand II
und 32 kg für den Kaolin III; Werthe, welche faktisch viel kleiner sind, als die
in Wirklichkeit vor sich gehenden Absorptionen betragen, denn sie beziehen sich
auf die sehr kleinen Dicken der Bodenschichten von 8 — 10 cm, während die Ab-
sorption des Stickstoffs ganz ebenso gut und proportional derselben bei einer
fünffachen Dicke in den Töpfen des geschlossenen Zimmers erfolgte. Die quan-
titative Bedeutung dieser Stickstoffquelle springt hier klar in die Augen.
E. Hainen in. Ueber die Verwitterung diluvialer Sande. Jahrbuch
der k. pr. geologischen Landesansfalt für 1884. Berlin 1885.
Die zahlreichen Analysen, welche Verfasser gelegentlich seiner Unter-
suchungen 1 ) über die Einwirkung der Streuentnahme ausführte, geben gleich-
zeitig einen Aufschluß über die mehr oder weniger gleichbleibende Zusammen-
setzung und über die Verwitterung der Sandböden.
Die untersuchten, zum Thalsand gehörenden Sande wurden an drei verschie-
denen Stellen von einer längere Zeit jährlich von jedem Strcuabfall gereinig-
ten, sowie von einer sonst gleich beschaffenen bewaldeten Parcelle entnommen.
Die Reihenfolge der einzelnen Bodenschichten war die für Sande gewöhnliche.
Zu oberst humoser Sand, dann gelber Sand (Verwitterungssand), der nach der
Tiefe* zu allmählich in den normalen weißen Sand übergeht, dagegen scharf von
dem aufliegenden humosen Sand getrennt ist.
Die im Original mitgetheilten Analysen lassen zunächst einen auffälligen
Unterschied im Gehalte der einzelnen Stoffe zwischen solchem Boden, der frei ge-
legt war, und andererseits solchem, der mit einer Pflanzendecke versehen war,
erkennen. Durchweg waren die nicht der Kieselsäure zugehörigen Procentzahlen
in letzterem höher ; und doch muß man annehmen, daß die Schichten ursprünglich
gleich zusammengesetzt waren. Hier ist es nun die auswaschende Wirkung der
Regen- und Schneewasser, welche die Unterschiede hervorbringt (indem die
Sickerwasser in dem streufreien Boden bedeutend größer sind, als in dem be-
») Vt-rgl. diese Zeitschrift. Bd. VII. 1884. 8. Sil«).
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74 Thysik des Bodens:
waldeten. Der Ref.). In den mit Pflanzen, namentlich mit Bäumen bestan-
denen Gebieten werden durch die Wurzeln ans den tieferen Schichten Mineral-
stotTe aufgenommen und kommen den obersten Bodenschichten zu Gute. Es kann
dies so weit gehen, daß diese die an Mineralstoffen reichsten des Bodens sind.
Den Resultaten der mechanischen Analyse ist zu entnehmen, daß die hn-
mosen Sande unter allen Umständen eine so sehr viel reichlichere Menge feinster
Theile ergeben haben, als die tieferen Schichten, offenbar eine Folge der weiter
vorgeschrittenen Verwitterung. Gleichzeitig sind die humosen Sande die Ärmsten
an Pflanzennährstoffen, ein Beweis, daß man nicht immer berechtigt ist, die
Menge der abschlämmbaren Theile als maßgebend für den Bodenwerth anzusehen.
Ferner beweisen die Analysen, daß beim Absatz der Sande thonige Theile
überhaupt nicht mit zur Ablagerung gekommen, sondern, soweit vorhanden, erst
durch die Verwitterung entstanden sind. Die Sande müssen daher bei ihrer sehr
gleichmäßigen Korngröße aus Gewässern mit gleichbleibender Strömung abgesetzt
sein. Was die Verwitterung des Bodens betrifft, so ist die Wirkung zunächst
eine mechanische, mit Zertrümmerung der Sandkörner verbunden.
Die chemischen Umsetzungen sind mannigfaltige, immer aber auf die wesent-
lichen Punkte der Silikatzersetzungen zurückzuführen. Alkalien, alkalische Erden
und Eisen werden löslich; Thonerde, zum Theil wohl auch die in sehr geringen
Mengen vorhandene Magnesia, bleiben in schwer angreifbarer Form zurück und
unterliegen wohl im Wesentlichen nur einer mechanischen Verspülung durch die
in den Boden eindringenden atmosphärischen Niederschläge. Die Verwitterung
schreitet, wie bei allen Gesteinen, von der Oberfläche aus in die tieferen Lagen
fort. Die einzelnen Bestandteile vertheilten sich im Allgemeinen so, daß die
oberen humosen Schichten die an Mineralstoffen, ausschließlich Kieselsäure,
ärmsten, die darauf folgenden gelben Verwitterungssande meist die reichsten
Schichten des Bodens sind, oder doch nur wenig hinter dem als ursprüngliches
Gestein zu betrachtenden weißen Sand zurückbleiben. Sehr stark wirkt dabei
auf reinen Sandboden die Auswaschung ein ; verhältnißmäßig große Mengen der
Stoffe werden in die Tiefe geführt und gehen so dem Boden verloren. Bemerkens-
werth ist dabei, daß die einzelnen Schichten sehr verschieden stark angegriffen
werden und namentlich die obersten sehr verarmen. Die Erklärung ist leicht.
Die in den Boden einsickernden Tagewasser lösen nach Möglichkeit die vorhan-
denen Salze. Sic werden daher den obersten Schichten viel mehr entnehmen,
als den tiefer liegenden, die sie schon als annähernd gesättigte Lösungen be-
rühren und in welchen die Aufnahmefähigkeit des Wassers schon sehr gering ge-
worden ist.
Behufs Feststellung der Frage, ob die gefundenen Regeln der Verwitterung
als allgemein gültig für die Sande des Diluviums aufzustellen seien, wurden noch
zwei anderen Orten entnommene Sandsorten vom Verfasser untersucht. Die Ana-
lysen zeigten dieselben Verhältnisse wie die oben angezogenen.
Bei Znsammenfassung sämmtlicher Analysen ergiebt sich, daß die Verwit-
terung in den Sandböden in ganz gleicher Weise vor sich geht, wie in jeden an-
deren Silikatboden, natürlich beeinflußt durch den geringen Gehalt der nicht der
Kieselsäure zugehörigen Mineralstoffe. Die lösende und auswaschende Wirkung
des Wassers ist darum eine viel kräftigere.
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Neue Litteratur.
75
Mit dem Nachweis, daß ein Unterschied der Verwitterung eines entstehenden
Sandgesteines und eines losen Sandbodens nicht vorhanden ist, fällt auch gleich-
zeitig einer der wesentlichsten Gründe, einen Unterschied zwischen Verwitterungs-
hoden und Schwenimland8boden zu machen; daß die ersteren aus anstehenden
Gesteinen hervorgehen, kann gegenüber der hier nachgewiesenen Thatsache, daß
die obersten Schichten der losen Sande echte Verwitterungsböden sind, nicht all-
zuschwer in's Gewicht fallen. E. W.
E. Hamann. Der Ortstein und ähnliche Seknndärbildnngen In den
Hilm ial- nnd Alluvlal-Sanden. Jahrbuch der k. pr. geologischen Landesanstalt
für 1885. Berlin 1886.
In den Haidegegenden des norddeutschen Tieflandes weit verbreitete, jedoch
durchaus nicht an dieselben gebundene Bildungen sind der Bleisand und der Ortstein.
Der B 1 e i s a n d ist eine weiß- bis tiefgraue Sandschicht, die zuweilen im
feuchten Zustande einen schwachen Stich ins Violette hat. Der Bleisand
lagert immer direkt unter der Vegetationsschicht, oder unterhalb der aus der-
selben hervorgegangenen humosen Sandschicht.
Der Ort st ein findet sich als häufiger Begleiter des Bleisandes und ist da-
her wie dieser verbreitet. Der Ortstein bildet eine steinartige Masse von hell-
bis tiefbrauner Farbe; an die Luft gebracht zerfällt er zu einem braunen Pulver;
bei der Zersetzung bleibt ein weißer Sand, selten Grand zurück.
Weit verbreitet ist das Vorkommen von Ausstülpungen des Ortsteins, die
als kegelförmige dichtere Massen in die tieferen Schichten des Bodens ragen, in
Hannover sehr treffend „Töpfe" genannt. Seltener führen diese Töpfe eine Ein-
lagerung von Bleisand. Es läßt sich leicht die Bildung dieser Ausstülpungen
verfolgen, wobei sich ergiebt, daß die Bildung derselben von der überlagernden
Ortsteinschicht ausgeht.
Neben der gewöhnlichen, sich in verschiedenen Tiefen unterhalb des Bodens,
jedoch immer an der Grenze des Verwitterungssandes hinziehenden Ortstein-
schicht, findet sich noch in den nassen Haiden eine zweite Form des Orts, vom
Verf. als „unterer branner Ortstein" bezeichnet. Derselbe unterscheidet sich von
ersterem durch hellere Farbe, durch zähe Beschaffenheit und durch seine schwie-
rige Verwitterung. Er tritt stets in mächtigeren Schichten auf und geht nach
unten allmählich in den gelben Verwitterungssand über. Auch ist derselbe in der
Regel von einer schwächeren Schicht der gewöhnlichen Form überlagert.
Verfasser führt nach diesen Darlegungen die Gegenden besonderer Verbrei-
tung der Ortsteinbildung, sowie eine stattliche Zahl von Analysen an, welche in
der Originalarbeit nachzusehen sind.
Aus letzteren geht mit voller Deutlichkeit hervor, daß der Bleisand einen
durch Verwitterung und Auswaschung von fast allen Mineralstoffen, mit Ausnahme
der Kieselsäure befreiten, schwach humosen Sand darstellt. Der Ortstein ist zu
bezeichnen als ein durch humose Stoffe (2— 14 %, gewöhnlich 3 — 8%) verkitteter
Sand, d. h. ein Humussandstein. Er ist die an Mineralstoffen meist reichste
Schicht des Bodens. Die vom Verfasser als „unterer brauner Ortstein 1 * bezeichnete
Abänderung des gewöhnlichen ist chemisch von diesem nicht unterschieden und
vornehmlich nur durch den Humusgehalt, der im Maximum 4°o, jedoch oft
kaum über 1 •/• beträgt.
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76
Physik des Bodens:
Hinsichtlich der Ursache vorerwähnter Bildungen ist zunächst zu berück-
sichtigen, daß arme Sande, namentlich wenn sie nicht durch eine Bodendecke
geschützt sind oder durch Lauhanfall angereichert werden, in den oberen Schichten
einen starken Verlust an Mineralstoffen erleiden'). Auf diese Weise ist der Blei-
sand entstanden, der fast stets die oberste Schicht sehr armer Sandböden bildet.
Sind die obersten Bodenschichten bis zu einem gewissen Grade an Mineral-
stoffen erschöpft, so lösen die Regen- und Schneewasser Humusstoffe, führen diese
in die Tiefe und schlagen dieselben auf deu an Salzen reicheren Theilen nieder.
Ein durch solche gelöste und wieder ausgefällte Humusstoffe verkitteter Sand ist
der Ortstein. Alle bekannten Thatsachen lassen sich durch diese Auffassung
sofort erklären, namentlich die Erscheinung, daß der Ortstein sich immer eng an
die Yerwitterungsschicht des Bodens oder an mineralstoffreiche Theile anschließt
und immer direkt unterhalb der ausgewaschenen Sandschicht lagert.
Humose Sande, Bleisand und Ortstein sind also gradezu untrennbare Bil-
dungen, die mit einander in Verbindung stehen, wie Ursache und Wirkung: die
Bildung der ersteren läßt sich theilweise auf die Thatsache zurückführen, daß
humose Stoffe durch reines Wasser gelöst und von an Mineralstoffen reicheren
Bodenschichten oder -theilen wieder ausgefällt werden.
Ist die Abscheidung von Ortstein einmal eingetreten, so müssen die weiteren
Umbildungen im Boden erheblich verlangsamt werden. Bildet doch der Ortstein
eine für Wasser sehr schwer durchlässige Schicht und gewissermaßen eine Scheide-
wand zwischen den höheren und tieferen Erdlagen. Wenn aber auch die Ein-
wirkung der Gewässer verringert wird, so kann sie doch nicht aufgehoben werden.
Zwar langsamer aber stetig werden dieselben Vorgänge, die Auswaschung und
die Verwitterung, auch den Ortstein angreifen, die obersten Lagen zersetzen und
in tieferen Bodenschichten Neubildungen verursachen. Es wird also an der
unteren Grenze des Ortsteins Weiterbildung desselben eintreten und sich derselbe
in immer tiefere Bodenlagen erstrecken. Da aber einzelne Theilo für Wasser
wohl leichter durchdringbar bleiben, oder durch örtliche Bedingungen die Wasser
an bestimmten Stellen stärker einwirken, so wird die Abscheidung an solchen
Stellen besonders beschleunigt werden, und es entstehen so die dichten, festen
„Töpfe 4 * von Ortstein. Noch sichtlicher wird diese Wirkung an denjenigen Stellen,
wo eine doppelte Ortsteinschicht gebildet ist. Die tiefer liegende Schicht ist dann
stets von beschränkter Ausdehnung, oft nur wenige Fuß breit und dann stets mit
der überliegenden durch einzelne mehr oder weniger starke „Töpfe'' verbunden.
Die „Töpfe" müssen also als die normale Weiterbildung des Ortsteins betrachtet
werden.
Was die Entstehung der vom Verfasser als „unterer brauner Ortstein" be-
zeichneten Bildung betrifft, so liegen nicht genug Beobachtungen vor, um schon
jetzt ein abschließendos Unheil zu geben. Wahrscheinlich sind es Bodenschichten,
die dauernd mäßig feucht gewesen sind, sich mit humosen Lösungen und Nieder-
schlägen vollgesogen haben und bei einem eintretenden Austrocknen jene feste,
zähe Beschaffenheit angenommen haben, die sie so sehr bezeichnet.
Es ist so nachgewiesen, daß im Ortstein ein Gebilde vorliegt, welches, wenn
auch überwiegend im Gebiet des Flachlandes vorkommend, doch in jeder Gegend
>) Vcrgl. das obige Referat 8. 73.
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Neue Litteratur. 77
und in jeder Formation gebildet werden kann, wenn die Bedingungen des Auf-
tretens gegeben sind. Der noch mögliche Einwurf, warum dann nicht auf allen
armen Sandböden auch Ortsteinabscheidungen eintreten, ist zur Zeit noch nicht
zu beantworten. Erst ein gründliches Studium der Humussubstanzen wird diese
Frage beantworten können. Wahrscheinlich scheint es, daß zur Ortsteinbildung
ein gewisser Feuchtigkeitsgrad nothwendig ist; in vielen Gebieten findet sich Ort-
stein nur in den Ebenen, während die höheren Lagen frei sind, obwohl die Aus-
waschung der Sande eine weit fortgeschrittene und echte Bleisandbildung einge-
treten ist.
Verfasser führt am Schluß seiner Arbeit noch mehrere Sekundärbildungen
an, so z. B. die in diluvialen Sanden, namentlich in dem geschichteten unteren
Diluvialsande auftretenden eisen- und thonhaltigen Konkretionen. In diesen Ab-
scheidungen sind, wie die angeführten Analysen darthun, wesentliche Anreicherungen
eingetreten, als Folge des starken Absorptionsvermögens des Thones und Eisens.
Ferner wurden vom Verfasser näher untersucht: eisenschüssige, nicht verkittete
Sande, Mangansand und durch kohlensauren Kalk verkitteter Sandstein (Kalkstein).
Die Analysen ergeben ein ganz auffälliges Ansammeln einzelner Stoffe an be-
stimmten Stellen. Während in den Mangansandadern mehr als vier Procent
Manganverbindungen enthalten sind, findet sich in dem direkt daran anlagernden
eisenschüssigen Sand kaum eine Spur davon. Weniger scharf gilt dies für die
Kalkkonkretion im kalkigen Sandstein.
Diese Abscheidungen sind unter den vorliegenden Verhältnissen wahrscheinlich
durch den Verlauf der Bodengewässcr sehr beeinflußt, welche in relativ hoher
Lage fließen müssen, auch als Quellen hervortreten, und so an denjenigen Stellen,
wo sie mit der Luft in Berührung kommen, ihre Kohlensäure verlieren und da-
durch zu reichlichen Abscheidungen der verschiedenen gelösten Salze Veranlassung
geben können. E. W.
E. Bamann. lieber Bildung und Kultur des Ortsteins. Zeitschrift
für Forst- und Jagdwesen. 1. Heft. 1886.
2f. Vogel. Memmtnger Almerde. Berichte des Augsburger naturhistorischen
Vereins 1885. S. 163-166.
Ii. Heinrich, Ueber Boden-Bonitirung nnd -Kartirnng. Zeitschrift f.
Vermessungswesen. Bd. XIV. 1885. Heft 11. — Nachrichten aus dem Klub der
Landwirthe zu Berlin. 1886. Nr. 178 und 179.
W. Knop. Einige Bemerkungen zur Analyse der Ackererden. Landw.
Versuchsstationen. Bd. XXXI. 1885.
E. Heiden. Beitrag zum Absorptionsvermögen des Sandbodens. Ibid.
F. W. Dafert. Kleines Lehrbach der Bodenkunde. Bonn. 1885. Emil
St rauß.
G. Marek, Ueber den Einfluß der Bodenart auf den Ertrag, Stärke-
gehalt und die Erkrankung verschiedener Kartoffelsorten. Fühling's landw.
Zeitung S. 74—85 und S. 146—155.
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II. Physik der Pflanze.
ET'
Das Wachsthum der Lichttriebe der Kartoffelknollen
unter dem Einflüsse der Bewurzelung.
Vou Dr. Carl Kraus in Triesdorf.
Es ist allgemein bekannt, daß die Kartoffelknollen in dunklen
Räumen Triebe von oft beträchtlicher Länge entwickeln, während sich
nur kurze Sprosse ausbilden, wenn dieselben dem Einflüsse des Lichtes
ausgesetzt sind. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, Knollen, welche
vor dem Auslegen welken gelassen werden, an Oertlichkeiten auszubreiten,
wo das Licht auf sie einwirken kann.
Ich habe den Nachweis erbracht 1 ), daß die Triebe auch im Lichte
kräftig und normal wachsen, wenn durch die Versuchsanstellung bewirkt
wird, daß an den von Anfang an beleuchteten Sprossen Wurzeln sich
ausbilden. Es wird sogar der nachtheilige Einfluß des Lichts schon dann
aufgehoben, wenn die Wurzeln nicht einmal an der Basis der betreffenden
Triebe selbst sich befinden, sondern anderen, aus demselben Mutterknollen
entspringenden Trieben angehören. Man kann nämlich den Versuch so
einrichten, daß man einen Knollen auf nassen Sand legt oder in denselben
theilweise eingräbt, die aus dem Sandtheile entstehenden Sprosse an der
Sandoberfläche abschneidet, ihre bewurzelten Basalstücke aber am Mutter-
knollen läßt.
Die angezogenen Versuche hatten den fördernden Einfluß der Be-
wurzelung auf das Wachsthum der Lichttriebe ausnahmslos- ersehen lassen,
sie hatten aber bei der schwächeren Beleuchtung während der Winter- und
») Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Bd. III. Heft 5. p. 182.
Diese Zeitschrift. Bd. VIII. p. 281.
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Das Wachsthum der Lichttriebe der Kartoffelknollen. 79
ersteD Frühjahrsmonate stattgefunden. Es war wünschenswerth , festzu-
stellen, ob dieser merkwürdige Gegensatz zwischen Lichtwirkung und
Bewurzelung auch für die Jahreszeit mit stärkster Lichtintensität gelte,
also auch während der Sommermonate und im Freien in gleicher Weise
durch die Bewurzelung ein kräftiges, normales Wachsthum der Licht-
keime hervorgerufen werden könnte. Außerdem machte die Ermittelung
der Ursächlichkeit dieses eigenthümlichen Verhaltens weitere Versuche
oothwendig, über deren Ergebnisse hier gleichfalls berichtet wird.
L Das Verhalten der Lichtsprosse an eingewurzelten Kartoffel-
knollen.
a. Die Triebe entwickeln sich frei in der Luft, im Freien, den
größten Ttieil des Tages der Sanne ausgesetzt, .
Versuch 1. In einen mit Erde gefüllten Blumentopf wird ein
Knollen von Red skinned Flourball aufrecht so eingepflanzt, daß der Gipfel
(die Krone) einige Centimeter über die Erdoberfläche hervorragt. Der
Topf kommt ins Freie zu stehen, an einen Ort, wo er den größten Theil
des Tages besonnt ist. Aus dem im Boden befindlichen Knollentheile
kommen Sprosse zur Entwickelung. Dieselben werden, sobald sie über
die Erdoberfläche hervordringen, sofort abgeschnitten, ihre Basalstücke
mit den Wurzeln im Boden bleiben erhalten.
Es entwickelte sich aus dem Knollengipfel ein kräftiger Trieb von
normaler Ausbildung und normaler Blattentfaltung. Derselbe wurde
50 cm lang und blühte reichlich. Anfangs September wurden die Blätter
von unten nach oben am Stengel gelb, der Mutterknollen begann von
der Oberfläche her zu zerweichen. Beim Herausnehmen zeigte sich, daß
der Knollen durch die Basalstücke von 4 im Boden entstandenen Trieben
eingewurzelt war. Diese Stengelstummel hatten im Boden Ausläufer ge-
bildet, an welchen 4 ziemlich große Knollen entstanden waren. Der
vollständig frei im Lichte gewachsene Sproß hatte keinerlei Wurzeln aus-
bilden können.
Versuch 2. Ein Knollen der gleichen Sorte hatte unter gleicheu
Bedingungen bis Anfang August einen kräftigen 10 cm laugen Stengel
mit normalen Blättern ausgebildet. Als derselbe an der Basis abge-
schnitten ward, trat starke Blutung aus der Schnittflächo ein, obwohl
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80 Physik der Pflanze:
der Stengel selbst keinerlei Wurzeln trag, dann wurde der Stummel gelb
und starb ab, der Mutterknollen begann zu zer weichen.
Versuch 3. Ein Knollen der gleichen Sorte und ebenso kultivirt
wie die vorigen hatte längere Zeit keine Neigung, einen kräftigen Licht-
trieb aus dem Gipfel zu entwickeln. Es befand sich zwar am Gipfel eine
Knospe mit frischen, grünen Blättern, dieselbe begann sich aber erst
Anfangs August kräftig zu strecken und zu einem 40 cm langen kräftigen
Stengel mit normalen Blättern heranzuwachsen. Dann wurde der Trieb
auf einmal gelb und starb ab, der Mutterknollen hatte zu zerweichen
begonnen. Beim Herausnehmen aus der Erde wurde ein reichliches Netz
von Ausläufern vorgefunden, theilweise knollentragend, welches aus
6 Stummeln abgeschnittener Erdtriebe entsprang.
Versuch 4. Ein Knollen der gleichen Sorte wie die vorigen und
ebenso behandelt, bildete von Ende April bis Anfang August an dem
beleuchteten Gipfel einen starken, völlig unbewurzelten Trieb, welcher
50 cm lang wurde, reichlich blühte, mit dem Zerweichen des Mutter-
knollens aber allmählich abstarb.
Versuch 5. Ein Knollen einer Sorte mit blauem Fleisch wurde
in der nämlichen Weise wie die Knollen der vorigen Versuche in einen
Blumentopf gepflanzt, dieser gleichfalls im Freien aufgestellt. Abschneiden
der Erdsprosse wie bei den vorigen Versuchen.
Ein voll beleuchteter, unbewurzelter Trieb am Gipfel des Mutter-
knollens erreichte eine Länge von 78 cm und blühte reichlich. Von
Mitte September an vergilbten die unteren Blätter, der Mutterknollen
zerweichte. Es hatten sich in der Erde mehrere sehr große Knollen an
den Stolonen der Stummel der abgeschnittenen Erdsprosse angesetzt.
b. Die Triebe entwickeln sich frei in der Luft, im Zimmer, dicht
am Fenster, täglich mehrere Stunden besonnt.
Versuch fi. Ein Knollen von Red skinned Flourball wurde am
18. April horizontal seicht in nassen Sand gelegt, so daß der gegen die
Fensterseite gewendete Gipfel noch voll dem Lichte ausgesetzt war.
Trotz täglich mehrstündlicher Insolation bewurzelte sich ein Licht-
trieb am Gipfel und wuchs kräftig weiter. Am 6. Juni maß er 21cm,
sein Steifgel hatte an der Basis 1 cm Durchmesser, sein größtes Blatt
maß vom Ansatz bis zur Spitze 7,5 cm. Als er an dem angegebenen
3y Gooq
Das Wachsthum der Lichttriebe der Kartoffelknollen.
81
Datum abgeschnitten worden war, entstand an der Basis ein kräftiger
Seitenzweig, außerdem aus einem anderen gleichfalls von Anfang an be-
leuchteten Auge ein ebenfalls normaler Trieb. Der erstere Zweig wurde
bis zum Zerweichen des Mutterknollens 9, der letztere 6 cm lang. Beide
hatten normal entfaltete Blätter.
Versuch 7. Ein Knollen der gleichen Sorte wurde am 16. Mai
mit der Längsachse horizontal in nassen Sand seicht eingebracht, der
Gipfel gegen das Fenster gewendet und voll dem Lichte ausgesetzt. Der
Knollen hatte bis zum Beginn des Versuchs im dunklen Keller verweilt.
Es waren schon mehrere Knospen, besonders am Gipfel, zu 10— 15 mm
langen Trieben ausgewachsen. Diese Triebe wurden bis auf einen am
Gipfel, der 15 mm maß, entfernt, dieser speciell ins Auge gefaßt.
Der beobachtete Trieb befand sich frei im Lichte, aber dicht an der
.Sandfiäche. Die starke Beleuchtung erschwerte die Wurzelbildung an
«einer Basis, sie kam aber schließlich doch zu Stande und wurde dadurch
gefordert, daß oberhalb ein mit Wasser gefülltes Gefäß aufgestellt war,
in welches ein Baumwollfaden tauchte, von dessen nach abwärts hängenden
Ende beständig Wasser auf die Basis des Triebs tropfte. Ueberdies wurden
die Würzelchen mit Filtrirpapier bedeckt, sobald sie eine solche Länge
erreicht hatten, daß sich die Bedeckung ohne Verdunkelung der Trieb-
basis ausführen ließ.
Bis Anfang Juni waren schon mehrere Wurzeln in den Sand ge-
drungen, die Wachsthumsregungen in dem Triebe beschränkten sich aber
bis dahin auf die Entstehung kurzer Seitentriebe. Dieselben wurden am
10. Juni entfernt, um nicht allenfalls das Wachsthum des Haupttriebs
zu beeinträchtigen.
Bis zum 13. Juni war der bewurzelte Trieb noch immer nicht ge-
wachsen, seine Basis hatte sich etwas verdickt, seine Endknospe sah küm-
merlich aus, die Blätter waren winzig klein, gelblich, zusammengefaltet.
Anstatt daß die Hauptachse des Triebs sich verläugert hätte, brach ein
Seitensproß hervor, welcher kräftig wuchs, am 25. Juni 8 cm maß und
große, normale Blätter trug. Außor ihm befand sich an der nicht-
gewachsenen Hauptachse ein anderer kürzerer Seitensproß. Nicht weit
von dem von Anfang an beobachteten Trieb war an der Fensterseite aus
der Flanke des Mutterknollens ein kräftiger normaler Trieb mit eigenen
Wurzeln entstanden, zur Zeit 10cm lang. Um zu sehen, ob denn die
R. Wollny, Forschungen. IX. 0
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82
Physik der Pflanze:
Gipfelknospe des beobachteten Haupttriebs gar nicht zum Wachsthum
gebracht werden könnte, wurden die beiden Seitensprosse des Haupttriebs,
sowie der eben erwähnte Flankentrieb, dieser samrat seinen Wurzeln, am
25. Juni entfernt.
Bis zum 9. Juli war der Haupttrieb wieder nicht gewachsen, seine
kümmerliche Endknospe war noch unverändert vorhanden, dafür war dicht
neben ihr ein neuer kräftiger Seitensproß entstanden, mit großen, normalen
Blättern, zur Zeit 9 cm lang. Derselbe wurde abgeschnitten, und ebenso
alle weiter erscheinenden Seitenspiosse entfernt. Die Endknospe des von
Anfaug an beobachteten Haupttriebs wuchs nicht weiter und ging schließ-
lich verloren.
Nachdem alle Seitensprosse, sobald sie zum Vorschein kamen, fort-
gesetzt beseitigt worden waren, begann vom 28. Juli ab auf dem (natür-
lich beleuchteten) Rücken des Mutterknollens eine Knospe zu treiben.
Dieselbe wurde bis zum 24. August zu einem 30cm langen, nonnalen
Trieb, selbstverständlich ohne daß er im Stande gewesen wäre, eigene
Wurzeln zu entwickeln. Er wurde nunmehr abgeschnitten. Es erschienen
fortgesetzt neue Achselsprosse, von Anfang September ab begann der
Mutterknollen abzusterben. Derselbe war durch die Wurzeln des an-
fänglich beobachteten, wie erwähnt, nicht gewachsenen Triebes reich ein-
gewurzelt, und es hatten sich auch hier mehrere große Knollen angesetzt.
c. Die Triebe entwickeln sich in feucMer Luft unter einer Glas-
glocke. Die Berniter sind im Zimmer diclU am Fenster aufgestellt
und täglich mehrere Stunden besonnt.
Versuch 8. Ein mittelgroßer Knollen der weißfleischigen Zwiebel-
kartoffel wurde am 16. Mai auf nassen Sand gelegt und mit einer dünn-
wandigen Glasglocke bedeckt. Der Knollen hatte zu dieser Zeit schon
einige bis 1 mm lange Triebe entwickelt. Der Gipfel war gegen die
Fensterseite gekehrt.
Zuerst entstanden Triebe aus der Unterseite (Sandseite) des Knollens.
Dieselben wurden abgeschnitten, so daß nur ihre bewurzelten Fußstücke
am Mutterknollen blieben und durch diese der ganze Knollen im Sande
befestigt war.
Auf der Fensterseite entstand ein von Anfang an vollbeleuchteter
Trieb, der selbst Wurzeln bildete und reichlich aus sämmtlichen Blättern
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Das Wachsthuni der Licbttriebe der Kartott'dkuollen.
83
blutete. Gleichzeitig hatten die meisten an demselben Knollen auf der
Lichtseite befindlichen, höchstens 5mm langen (unbewurzelten) Luftsprößchen
klare Tropfen an den Blattspitzen. Beiderlei Blutungen dauerten tage-
lang fort.
Als der ersterwähnte bewurzelte Sproß 30 mm lang war, mit zwei
normalen, entfalteten Blättern, verfaulte seine Spitze, es entwickelte sich
dafür aus ihm ein Seitentrieb mit normalen Blättern, welcher nach Er-
reichung einer Länge von 9 cm abgeschnitten wurde. Von jetzt ab kamen
zwei Sprößchen ins Wachsen, eines am Rücken des Knollens, das andere
in der Nähe des Gipfels. Nur letzteres hatte Gelegenheit, eigene Wurzeln
zu treiben. Bei beiden aber starb nach erreichter Länge von 40 u. 50mm
die Spit ze ab, es entstanden wieder Achsel sprosse, welche bei einer Länge
von 16 u. 19 cm abgeschnitten wurden. Deren Wuchs war zwar schwäch-
lich, aber sonst normal, namentlich ist dies bezüglich der Blattentfaltung
hervorzuheben. Auf den Stengeldurchschnitten dieser Achselsprosse trat
Blutung ein, nicht allein auf dem Querschnitt des selbstbewurzelten,
sondern auch des unbewurzelten Rückentriebs.
Weiterhin brachen neuerdings Seitensprosse hervor, bis von Mitte
Oktober ab der Mutterknollen abzusterben begann.
Versuch 9. Ein Knollen von Red skinned Flourball hatte im
schwächeren Lichte Triebe von höchstens 17 mm Länge entwickelt. Der-
selbe wurde am 16. Mai in nassen Sand vertikal eingepflanzt, aller Triebe
bis auf einen am Gipfel beraubt und bis hart am Ansatz desselben mit
nassem Sand überdeckt, dann eine dünnwandige Glasglocke übergestülpt.
Der Trieb machte mehrere Wurzeln in den Sand und war am 6. Juni
25 mm lang. Er hatte mehrere kurze Seitensprößchen, welche jetzt ent-
fernt wurden. Seine Endknospe war aber bis zum 11. Juni abgestorben,
dafür wuchs ein Achselsproß kräftig weiter. Er war am 16. Juni 30mm
lang und hatte zwei normal ausgebreitete Blätter. Der Trieb selbst sammt
seinen Blättern und Achselknöspchen war auf der Oberfläche stark naß,
die Spitze der Blätter bräunlich. Die Untersuchung ergab, daß der Mutter-
knollen zu faulen begonnen hatte.
Versuch 10. Ein Knollen einer blaufleischigen Sorte wurde am
1 5. Mai in einem großen, dünnwandigen Glasgefäß freischwebend so auf-
gehängt und soviel Wasser eingegossen, daß er zur Hälfte im Wasser
war. Die Längsachse des Knollens war horizontal, die Spitze zum Fenster
6*
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1
84 Physik der Pflanze:
gekehrt, die kräftigsten Gipfelknospen befanden sich eben hart über dem
Wasserpiegel.
Es entstand zunächst ein dicker Trieb am Gipfel, von Anfang an
vollbeleuchtet, welcher Wurzeln ins Wasser sendete. Am 18. Juni war
er Gern lang und ersichtlich normal, auch bezüglich seiner Blätter. Am
31. Juni maß er 7cm. Mit seinen Wurzeln abgenommen und in Nähr-
stofflösung übertragen, wuchs er kräftig weiter.
II. Das Verhalten nicht hewurzelter Lichtsprosse an nicht
eingewurzelten Kartoffelknollen.
Ct. Die Triebe entwickeln sich frei in der Luft.
a. Die Behälter sind im Zimmer dicht am Fenster aufgestellt
und täglich mehrere Stunden besonnt.
Versuch 11. Parallelversuch zu Versuch 6. In denselben Be-
hälter wie der Knollen des Versuchs 6 kommt ein Knollen der gleichen
Sorte in gleicher Weise zu liegen. Die auf der Sandseite erscheinenden
Triebe werden immer gleich sammt ihren Wurzeln ausgebrochen.
Das Wachsthum der Licht keime ist kümmerlich. Am 6. Juni maß
der stärkste Gipfeltrieb nur 22mm, seine Endknospo war schwächlieh,
deren Blätter klein und in der Knospenlage; bis zum 20. Juni war die
Endknospe abgestorben, dafür hatten mehrere Achselknospen angetrieben.
Es gelangte aber keine von ihnen in bemerklicheres Wachsthum.
Ende August hatten die drei längeren Sprosse, welche höchstens 20 mm
maßen, ihre Spitzo verloren, zahlreiche kurze knollige Verzweigungen ge-
bildet und an der Basis zahlreiche Stolonen. Die letzteren werden ebenso
wie die Verzweigungen bis auf die kräftigste abgeschnitten. Gleichwohl
bleibt das Wachsthum dieser kümmerlich. Bis Anfang Oktober hatte
sich an den kurzen Trieben eine Unmasse von Knöllchen gebildet, welche
theilweise selbst wieder knollig anschwellende Stolonen her vortrieben,
.letzt begann der Mutterknollen zu faulen, viel später als der Mutter-
knollen des Versuchs 6.
Versuch 12. Parallelversuch zu Versuch 7. In denselben Behälter
wie der Knollen des Versuchs 7 kommt ein zweiter der gleichen Sorte
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Das Wachsthum der Lichttriebe der Kartoffelknollen.
85
von gleicher Entwickelungsstufe der Sprosse in gleicher Weise zu liegen.
Es werden aber hier die Sandsprosse samrat ihren Wurzeln rasch entfernt.
Weder Hauptsprosse noch Verzweigungen derselben zeigen mehr als
kümmerliches Wachsthum. Ende August trägt der Mutterknollen zwei
krüppelige Triebe, dick, knollig, 25 u. 30 mm lang, bei denen die jeweiligen
Spitzen abgestorben und durch Seitenzweige ersetzt worden waren, die
aber selbst wieder sofort knollig wurden und ihre Blätter nicht ent-
falteten. Noch Anfang November war der Mutterknollen gesund, die
krüppeligen Triebe trugen zahlreiche Knöllchen und aus diesen zahlreiche,
kurze, schwächliche, abwärts gerichtete Stolonen.
Versuch 13. Im November 1884 waren Knollen von Red skinned
Plourball halb in nassen Sand gepflanzt worden, der Gipfel nach aufwärts
gekehrt, und hatten den Winter über dicht am Fenster zugebracht. Am
15. Mai waren die längeren der über Winter am Gipfel entstandenen
Sprosse (die Sandsprosse waren immer gleich sammt ihren Wurzeln ent-
fernt worden) 26 bis 40mm lang, schwächlich dünn mit kümmerlichen
Blättern oder knollig.
Den Sommer über fort beobachtet, zeigte sich trotz der täglich mehr-
stündigen Besonnung Verlängerung, allerdings sehr spärlich, die Stengel
blieben dünn, die Internodien kurz, die Blätter klein, im Allgemeinen
wenig ausgebreitet, immerhin hatten aber Ende Juni zwei der Sprosse
65 resp. 70mm Länge erreicht, die Spitzen starben jetzt meist ab und
verdorrten; es entwickelten sich unter dem todten Gipfel Seitensprosse,
welche zwar schwächlich blieben, aber doch schon ein kräftigeres Aussehen
und größere Neigung zur Blattentfaltung äußerten als ihre Muttersprosse.
Mehrfach wurde die Basis der (Haupt-) Triebe knollig, bei anderen der
ganze Trieb mit frühzeitigem Absterbon der Spitzen. Die größten der
zur Entfaltung kommenden Blätter maßen mit dem Stiel 15 bis 20ram,
und deren Spreite war ebenso einfach wie jene der Anfangsblätter von
Sämlingspflanzen. Mitte September begannen die Triebe ganz abzusterben,
die Mutterknollen zu zerweichen.
Ein kräftiges W T achsthum wie bei Lichttrieben eingewurzelter Knollen
war demnach in keinem Falle zu Stande gekommen, das gesammte Wachs-
thum, die gesammto Ausbildung der Stengel und Blätter war schwäch-
lich geblieben, aber nicht so, als ob die verwirkte Lichtwirkung über
Sommer das Wachsthum überhaupt unterdrückt und, abgesehen von den
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Physik der Pflanze:
zu Knollen werdenden Trieben, krlippeihafte Bildungen hervorgerufen
hätte. Man müßte die Triebe für schlecht ernährt halten, könnte aber
die bis 70 mm gewachsenen Sprosse und deren nach Absterben der Spitze
auftretenden Verzweigungen ebensowenig krüppelhafte Bildungen nennen
wie die schwächlichen Stengel von Pflanzen, welche aus Aussaaten von
Kartoffelsamen dem kleinen Keim entsprechend zum Vorschein kommen
oder aus recht schwachen Augen z. B. in der Nähe des Nabelendes der
Kartoffelknolle hervorgehen. Immerhin weicht das Ergebniß auffällig ab
von den Versuchen II und 12 und anderen früheren Beobachtungen,
bei welchen nicht einmal dies schwächliche Wachsthum eingetreten und
die Neigung, an der Spitze abzusterben und in Haupt- und Nebenachsen
knollig zu werden, viel größer gewesen war.
Versuch 14. Im November 1884 waren 3 Knollen von Snowfiake
auf nassen Sand gelegt und in schwächerem Lichte aufgestellt worden.
Am 15. Mai maßen die Triebe bei
Knollen 1: 35, 42, 75 mm;
Knollen 2: 12, 30, 33, 35 mm;
Knollen 3: 110 mm.
Auch der längste Trieb war schwächlich, sowohl im Stengel als
hinsichtlich der kleinen, wenig entfalteten Blätter. Nunmehr wurden die
Behälter dicht ans Fenster gestellt. Die Längen waren (Millimeter):
Knollen 1 Knollen 2 Knollen 3
am 23. Mai . . 40, 52, 78 12, 33, 35, 38 120, 15
am 3. Juni . . 50, 52, 78 12, 33, 35, 40 145, 15.
Der lange Trieb aus Knollen 3 hat bis 2 mm dicke Blüthenknöspchen,
die Blätter sind epinastisch zurückgebogen, längstes (mit Stiel) 22 mm. —
Weiterhin zeigte sich große Neigung, an der Basis Stolonen zu entwickeln,
besonders beim langen Triebe. Dieser maß am 2 G. August 160 mm.
Seine Basis war knollig, hatte zahlreiche, abwärts gewendete Stolonen,
deren mehrere zu kleinen Knöllchen angeschwollen waren. Internodien
sehr kurz (höchstens 10 mm lang), längstes Blatt 25 mm. Der Stengel
beginnt jetzt von der Spitze her abzusterben, die Blätter sind schon gelb-
lich gefärbt, der Mutterknollen schrumpft zusammen. Der neben diesem
Trieb am gleichen Mutterknollen befindliche Trieb, welcher Anfang Juni
15mm maß, ist zu einem 35mm langen, knolligen Trieb mit abge-
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Das Wachsthum der Lichttriebe der Kartoffelknollen. 87
-torbenem Gipfel geworden, mit einem Seitenknöllchen und mehreren
kurzen Achseltrieben.
Bei den beiden anderen Knollen erreichte der längere von Knollen 1
schließlieh 00mm Länge, derselbe hatte im Winkel der unteren, wenig
entfalteten Blättchen höchstens 20 mm lange Achselsprosse von horizon-
talem Wüchse gebildet. Am 26. August ist der Trieb im Absterben,
wie auch der Mutterknollen. An der Triebbasis befindet sich eine große
Zahl kurzer, dünner Knollensprosse, von denen einige schon zu Knöllchen
geworden sind.
An den übrigen Trieben sind die Spitzen abgestorben, an der Basis
beginnen sich immer mehr Knöllchen auszubilden, von Mitte September
an sind auch diese Mutterknollen im Zerweichen begriffen.
Der Versuch 14 hat in seinem Verlaufe große Aehnlichkeit mit dem
unter gleichen Bedingungen verlaufenen Versuch 13. Es hatte auch in
Versuch 14 ohne Wurzeln kein normales Wachsthum stattgefunden, über
Sommer aber hatte sich ein langsames Wachsthum eingestellt, das den
Eindruck nicht der Verkümmerung durch Lichtwirkung, sondern durch
Nahrungsmangel machte. Ein Trieb hatte den normalen Ablauf der
ganzen Entwickelung bis zur Blüthe durchgemacht.
ß. Die Behälter befinden sich erst im Freien, den größten Theil
des Tages besonnt, später im Zimmer dicht am Fenster.
Versuch 15. Parallelversuch zu Versuch 2. Ein Knollen von
Red skinned Flourball wird in den gleichen Behälter wie der Knollen
vom Versuch 2 und in gleicher Weise eingepflanzt, jedoch täglich heraus-
genommen, und der im Boden entstandenen Triebe sammt ihren Wutzeln
beraubt. Der Boden wird sehr feucht gehalten.
In der gleichen Zeit, in welcher der Knollen des Versuchs 2 den
kräftigen 10cm langen normalen Stengel bildete, entstand bei dem un-
bewurzelten Knollen nur ein kümmerlicher, 25 mm langer Gipfellichttrieb
mit kleinen, nicht entfalteten Blättchen; bis zum 8. August war der erst
entstandene Lichttrieb ganz verdorrt, er hatte theilweise durch Achsel-
sprossung 40 mm Länge erreicht. Nun war aber daneben ein zweiter
Trieb hervorgewachsen, welcher zur Zeit 10 mm mißt.
Anfang September wurde der Behälter wegen rauher Witterung ins
Zimmer genommen und dicht am Fenster aufgestellt. Anfang Oktober
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88
Physik der Pflanze:
war die Spitze dieses zweiten Lichttriebs abgestorben, dafür ein Seiten-
sproß entstanden, welcher am 3. Oktober 38 mm lang war. Sehr be-
merkenswerth war die Beschaffenheit der an ihm befindlichen Blatter.
Dieselben waren zwar klein (25 — 30 mm lang incl. Stiel), sahen ab*r
sonst normal und namentlich üppig grün aus. Noch merkwürdiger war.
daß dieser kurze Trieb an seiner Spitze ziemlich große Blüthenknospen
trug. Der Hauptstamm selbst war zu einem langgestreckten Knollchen
geworden, dessen Durchmesser an der stärksten Stelle 14 mm war.
Am 16. Oktober waren zwei Blüthenknospen dem Oeffnen nahe, sie
wurden aber weiterhin abgestoßen. 20 mm unter dem Gipfel schwoll ein
Achselsproß zu einem Knollchen an, welches am 5. November, wo es ab-
geschnitten wurde, 24 mm dick war.
Am 10, November waren Mutterknollen und Gipfeltrieb noch völlig
gesund, letztere an der Spitze mit G normal auseinandergebreiteten, mit
1 — 2 Fiederpaaren versehenen Blättchen (längstes mit Stiel 30 mm) be-
setzt, die Blätter bei der Kürze der Internodien dicht beisammenstehend.
Vom Wachsthum der Triebe in Versuch 11 und 12 unterschied sich
das Wachsthum bei Versuch 15 durch stärkere Blattbildung, sowie da-
durch, daß der so kurz gebliebene Stengel gleichwohl den normalen Ent-
wickeiungsverlauf einschließlich der Blüthc durchgemacht hatte.
Anfangs Dezember befanden sieh am Gipfel die Stielchen der abge-
stoßenen Blüthen, gleich unterhalb dieser dicht zusammengedrängt G normal
aussehende und normal auseinandergebreitete Blätter mit 2 Paar Fieder-
blättchen, deren längstes mit Stiel 30 mm maß, demnach nicht mehr (eben-
so wenig wie der knollige Stengel) gewachsen war. Drei Seitentriebe
gleioh unterhalb des beblätterten Gipfels waren zu Knölleben heran-
gewachsen, von denen wieder seitliche Sprosse sich zu Knollen entwickelt
hatten. Der Mutterknollen beginnt nunmehr zu verfaulen, die Blätter
des Knollensprosses vergilben und fallen ab.
Versuch IG. Ein anderer Knollen von Red skinned Flourball wurde
gleich dem vorigen eingepflanzt und zwar in nassen Sand, die Spitze
einige Centinieter über demselben; ebenso wurden die Sandtriebe mit
ihren Wurzeln fleißig entfernt. Der Behälter wird im Freien aufgestellt.
Während des Aufenthalts im Freien bildete sich ein kümmerlicher
Gipfeltrieb, dessen Spitze abstarb. Die Gmm lange Basis des Triebs
wurde etwas knollig und entwickelte, nachdem inzwischen (Anfangs Sep-
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Das Wachsthum der Lichttriehe der Kartoffelknollen.
80
tember) auch dieser Behälter im Zimmer dicht am Fenster aufgestellt
war, bis Anfang Oktober einen Lichttrieb von ähnlichem Aussehen wie
der beschriebene des Versuchs 15. Anfang November maß er 45 mm,
er war langgestreckt knollig (Durchmesser 2Uinm an der dicksten Stelle),
hatte kleine (20 — 25 mm lange) aber normal ausgebreitete und im Um-
riß normal aussehende Blätter gebildet und am Gipfel Blüthenknospen,
die aber nicht zum Oeffnen kamen. Aus den Blattwinkeln waren zahl-
reiche Triebe hervorgewachsen, die aber sämmtlich gleich wieder zu
Knöllchen anschwollen.
Am 10. November sieht der Trieb mit meinen knolligen Seitensprößchen
und den verhältnißmäßig entwickelten Blättern an seinem und dem Gipfel
der knolligen Seiten sprosse ganz eigentümlich aus, ein richtiges Mittel-
ding en miniature zwischen einem beblätterten Stengel und einem knolligen
Verzweigungssystem. Mutterknollen und Trieb sind zur Zeit ganz gesund.
Von Anfang Dezember ab beginnt der Mutterknollen zu faulen, die
Blätter des Gipfelsprosses (die knolligen Bildungen haben sich inzwischen
vergrößert) zu vergilben und abzudorren.
Versuch 17. Parallelversuch zu Versuch 5. Ein Knollen der blau-
fleischigen Sorte wurde analog dem Knollen in Versuch 5 in einen Topf
gepflanzt, analog wie in Versuch IG täglich herausgekommen und der
Erdtriebe beraubt. Der Behälter ist im Freien aufgestellt, kommt aber
Anfangs September ins Zimmer, wo er dicht am Fenster aufgestellt wird.
Bis Anfang August hat sich ein Trieb aus dem beleuchteten Gipfel
zu einem 30 mm langen Knöllchen ausgebildet, dessen Spitze abgestorben
ist. Es bildet sich ein Achseltrieb, welcher jetzt 30 mm lang ist. Dann stirbt
dessen Spitze ab, es entstehen wieder neue, immer kräftiger ausdauernde
und wachsende Seitentriebe. Das kräftigere Wachsthum hebt etwa vou
Anfang September ab.
Am 16. Oktober ist der Stand folgender: Vom primären (Haupt-)
Trieb ist ein 20 mm langes Knöllchen übrig, vom ersten Achseltrieb
demselben ein ebensolches von 10 mm ; der folgende Trieb dritter Ordnung
sieht normal aus, kräftig, dickstengelig und mit größeren normal ausge-
breiteten Blättern (längstes Blatt 50 mm). Dieser Sproß wurde 70 mm
lang, dann starb seine Spitze ab, in der Nähe derselben entstand ein
durchaus normalwüchsiger Achseltrieb, welcher 100 mm laug wurde.
Von Anfang November ab begann der jüngste Sproß von der Spitze
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90 Physik der Pflanze:
her zu vergilben und abzusterben. An der Basis des primären Knöllchens
(gleich am Mutterknollen) war eine Anzahl kurzer Stolonen zu Knöllchen
angeschwollen. Diese waren auf der Oberfläche staA behaart und trugen
eigentümlicherweise zahlreiche, dick zähflüssige Tröpfchen von stark
süßem Geschmack, farblos oder schwach gelblicb gefärbt.
Anfangs Dezember war der klüftige Trieb abgestorben bis 50 mm
über dem Ansatz, das Basalstück war noch ganz gesund. An der Basis
des primUren Knöllchens hat sich die Zahl der Seitenknöllcben vermehrt.
Weiterhin stirbt der Mutterknollen ab, die um Gipfel produzirten knolligen
Bildungen bleiben lebendig.
Versuch 18. Ein Knollen der blaufleischigen Sorte wurde in allem
ebenso behandelt wie jener des Versuchs 1 7, so daß auch hier die Licht-
triebe und Mutterknollen völlig unbe wurzelt blieben.
Zuerst entstand ein 25 mm langer, knolliger Trieb, dessen Spitze
abstarb. Von Ende August ab war ein ganz neuer Trieb (aus einem
anderen, von Anfang an vollbeleuchteten Auge) hervorgegangen, welcher
zur Zeit des Einbringens ins Zimmer schon 55 mm maß und kräftige,
uoch nicht ganz entfaltete, aber schon bis 35 mm lange Blätter hatte.
Bis Anfang Oktober war dieser Trieb 42 cm lang, an der Basis
knollig, seine Blätter maßen (mit dem Stiel) 35 — 40 mm und waren
normal ausgebreitet.
Am 16. Oktober maß der Trieb 50 cm, er hatte Blätter bis 50 mm
lang. Am 22. Oktober war der Stengel 51 cm lang, ganz gerade, 9 cm
unter seiner Spitze befand sich die Inflorescenzanlage, deren Blüthenknospen
vor dem Oeflnen abgestoßen wurden. Weiter abwärts am Stengel waren
kurze Seitensprosse entstanden, jene der Basis waren kurze Stolonen.
Von Anfang Oktober an begannen die Blätter am Trieb aufwärts
abzusterben, am 10. November waren nur noch einige an der Stengel-
spitze grün, zwei der Stolonen an der Basis waren zu Knöllchen geworden,
deren eines Zuckertropfen an der Oberfläche ausschied. Die, wie erwähnt,
knollige Basis des Haupttriebs selbst hatte inzwischen wesentlich an Dicke
zugenommen.
Am 3. Dezember war der Mutterknollen noch gesund, der Sproß abge-
storben und vertrocknet bis 18 cm über der Basis. Im unteren Theil
trug er drei ziemlich große Knollen, von welchen zwei an ihrer Krone Zucker-
tropfen hatten. Ende Dezember begann der Mutterknollen zu zerweichen.
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Das Wachsthum der Lichttriebe der Kartoffelknollen.
91
Hier schließe ich an
Versuch 19. Zwei Knollen der blaufleischigen Sorte wurden auf
den Grund eines Blumentopfs gelegt und dieser mit Sund gefüllt, so daß
sich die Kronen 8 cm unter der Sandoberfläche befanden. Als die Stengel-
spitzen aus dem Sand hervorgebrochen waren, wurden die Knollen heraus*
genommen ohne Beschädigung der Triebe. Dieselben hatten an ihrer
Basis ein reiches Cieflecht von Wurzeln. Diese wurden sämmtlich entfernt.
Der eine Knollen wurde in nassen Sand seicht gesteckt und sammt
.«einen Trieben ganz verdunkelt, der andere ebenso auf Sand gebracht,
•las vorher im Boden gewesene untere Stück mit Baumwolle umhüllt
and überhaupt wieder ganz verdunkelt, nur die grünen Stengelspitzen im
Lichte belassen. Die neu entstehenden Wurzeln wurden immer gleich
entfernt.
Am 13. Juni waren die Triebe, deren Spitze im Lichte war, 85 und
100 mm lang; die gänzlich verdunkelten Triebe des anderen Knollens
maßen 60, 65, 80 mm.
Die Dunkeltriebe wuchsen sofort weiter. Sie maßen (mm)
am 15. Juni 80, 85, 105,
;, 18. „ 95, 105, 120,
„ 20. „ 100, 105, 130,
„ 25. „ 105, 110, 140 u. s. w.
Die anderen Triebe dagegen, deren Gipfelknospe beleuchtet, deren
unterer Theil verdunkelt war, zeigten längere Zeit kaum ein Wachs-
thum, erst von Anfang Juli ab wuchs der im Lichte befindliche
Gipfel unter Vergrößerung seiner Blätter normal weiter. Die beiden
Triebe maßen (mm)
am 18. Juli 100, 110,
„ 8. August 110, 130.
Am letzteren Datum ist die Spitze beider Triebe im Absterben.
7- Die Behälter sind im schwächeren Lichte, im Hintergrunde
des Zimmers, aufgestellt.
Versuch 20. Ein Knollen von Red skinned Flourball wird auf
nassen Sand gelegt, der Behälter ohne Bedeckung mit Glasglocke an dem
bezeichneten Orte aufgestellt.
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92 Physik der Pflanze:
Das Wachsthura der Sprosse ist kümmerlich. Anfangs Oktober sind
zwei Triebe vorbanden, 30 und 35 mm lang, mit kleinen, wenig ent-
wickelten Blättern. Die Basis der Triebe ist starkknollig. Der eine
Sproß hat an der Spitze eine Inflorescenz mit schon ziemlich großer,
dem Aufblühen nahen Blüthenknospen; bei dem anderen ist die Spitz-
abgestorben.
Am 16. Oktober mißt der Trieb mit den (6) Blüthenknospen 40 mm.
unterhalb dieser ist der Stengel zu einem Knöllchen angeschwollen, die
Blüthenknospen sind dem Abfallen nahe. Der andere Trieb hat ein seit-
liches Knöllchen entwickelt.
Anfangs Dezember ist der Mutterknollen im Faulen. Es haben sich
weitere Knöllchen gebildet, sowohl an den beschriebenen zwei Sprossen
als aus den anderen Augen ; zwei Augenstellen sind mit ganzen Klumpen
kleiner Knöllchen bedeckt.
b. Die Triebe entwickeln sich in feuchter Luft, unter einer Glasglocke.
a. Die Behälter sind im Zimmer dicht am Fenster aufgestellt.
Versuch 21. Parallel versuch zu Versuch 8. In dem gleichen
Behälter wie der Knollen des Versuchs 8 befindet sich ein ebensolcher
der weißfleischigen Zwiebelkartoffel. Die aus der Sandseite entspringenden
Triebe werden sammt ihren Wurzeln immer gleich entfernt.
Es entstanden Lichttriebe von kümmerlicher Beschaffenheit, höch-
stens 15—20 mm lang, bei denen meist bald die Spitze abstarb und
verschimmelte.
Noch am 10. November war der Mutterknollen ganz gesund, ohne
daß aber ein Sproß in bemerkliches Wachsthum gekommen wäre. Die
angetriebenen Knospen sind zu dicken Klumpen ganz kurzer Sprosse mit
abgestorbenen Spitzen geworden. Es sind nicht einmal Luftknollen wie
bei den Versuchen 11, 12, 15, 16, 19 entstanden.
Von Mitte November ab ließ man die SprÖßchen auch Wurzeln in
den Sand treiben. Das Wachsthum änderte sich hiedurch nicht mehr,
sondern wie bei Versuch 24 und 25 entstanden an der Basis der ab-
gestorbenen kurzen Triebe Rhizomsprosse, die bald zu Knöllchen wurden,
und es brachen Sprosse des gleichen Charakters aus den Augen seilet
hervor: die ganze Entwickelung schloß mit Knüllchenbildung. Mitte
Dezember begann der Mutterknollen zu zerweichen.
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Das Wachsthum der Lichttriebe der Kartoffelknollen.
93
Versuch 22. Parallel versuch zu Versuch 9. Ein ebenso ange-
brachter Knollen von Red skinned Flourball entwickelte einen unbe-
wurzelten Lichttrieb von 25 mm Länge, der weiterhin kein bemerkliches
Wachsthum zeigte und ebenso wenig die gleiche Blattentfaltung und
Acbselsproßbildung wie die bewurzelten Lichttriebe des Versuchs 9. Zum
Unterschied von den bewurzelten Trieben war der Sproß dieses Versuchs 22
auf der Oberfläche völlig trocken.
Versuch 23. Fortsetzung zu Versuch 10. — Nachdem der erst
gewachsene, bewurzelte Trieb beseitigt war, wurde der Knollen in der
bisherigen Stellung fort beobachtet. Es entstanden Triebe aus anderen
Augen, theils auf dem Rücken und Gipfel des Knollens, theils aus seinen
Flanken. Von den Flankentrieben wurde ein Sproß belassen, dessen Basis
»ich im Wasser befand; auch von den Lufttrieben wurde nur einer am
Gipfel und einer auf dem Rücken wachsen gelassen, von allen Trieben
aber Tag für Tag die Wurzeln beseitigt.
Der Trieb, dessen Basis im Wasser war, wurde an der Basis knollig;
er wuchs zu einem ziemlich dicken Stengel von 8 cm Länge mit 22 bis
25 mm langen, normal aussehenden Blättern heran, dann starb die Spitze
ab; dafür entstand ein kräftiger Seitensproß, welcher nach Erreichung
einer Länge von 12 cm seinerseits die Spitze verlor. Sein längstes Blatt
maß 30 mm. Es entstanden an ihm zwei Seiten sprosse, von denen der
nntere 25, der obere 66 mm lang wurde. Auch ihre Spitzen starben
weiterhin ab.
Die Lichttriebe über dem Wasser blieben viel kürzer, mit schwächerem
Stengel und geringerer Blattentfaltung, mehrfach an der Basis knollig.
Als der Wassertrieb 80 mm maß, waren die Lufttriebe 20, 30, 35 mm
lang. Diese wurden schließlich bis 55 mm lang, bei den länger werdenden
starb aber regelmäßig die Spitze ab.
Als am 2. September der Versuch geschlossen wurde, war der Matte»
knollen noch völig gesund.
,3. Die Behälter sind im schwächeren Lichte, im Hintergrunde
des Zimmers, aufgestellt.
Versuch 24. Ein Knollen von Red skinned Flourball wird auf
nassen Sand gelegt und mit einer Glasglocke bedeckt im Hintergründe
des Zimmers aufgestellt.
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91 Physik der Pflanze:
Das Wachsthum war kümmerlich. Es entstanden immer nur kurze,
höchstens 20 mm lange Triebe ohne Blattentfaltung, welche meist an
der Spitze successive abstarben. Anfänglich, gleich beim Hervorwachsen,
sahen sie gesund aus, bald aber schimmelten die Spitzen, und die Triebe
verkamen förmlich in der feuchten Luft.
Am 10. November war der Mutterknollen noch völlig gesund. Ob-
wohl derselbe von Anfang November ab durch die Basalstücke von
kümmerlichen Sprossen einwurzeln konnte, war doch kein weiteres Wachs-
thum mehr entstanden. Der Bestand an triebkräftigen Knospen wurde
bei dem fortgesetzten Austreiben erschöpft, was spüter an Trieben erschien,
war schwächlich, wuchs mehr oder weniger stolonenartig mit bald ab-
sterbender Spitze oder schwoll zu Knöllchen an. (Vergl. Versuch 21.)
Versuch 25. Ein Knollen der blaufleischigen Sorte wurde wie der
vorige untergebracht.
Das Wachsthum war ebenso wie beim vorigen Versuch. Auch als
von Anfang November ab die Wurzeln (welche sich nunmehr spärlich
entwickelten) wachsen gelassen wurden, entstand kein kräftig wüchsiger
Trieb, die Triebe waren alle schwächlich, stolonenartig, dafür erschöpfte
sich der Mutterknollen in reichlicher Knollen bildung: aus dem Rücken
des Mutterknollons entstand eine große Zahl von sich verzweigenden
stolonenartigen Sprossen, die sich abwärts wendeten und zu Knöllchen
wurden. Auf den Flanken und der Unterseite, mit der der Mutterknollen
auf dem Sande lag, entstanden aus den Augen gleichfalls (die Sprosse der
Unterseite waren über Sommer mit den Wurzeln immer beseitigt worden)
stolonenartigo Triebe in großer Zahl, die sich theilweise einwurzelten.
Nur ein Stengel wuchs aus dem Gipfel eines Knöllchens hervor. Er war
sehr dünn, mit schwächlichen, einlachen, kleinen Blättern und sah aus
wie ein Keimstengel oder wie solche, welche aus ganz schwachen Knospen
der Kartoffelkuolle hervorzugehen pflegen. -Wegen erlittener Beschädigung
konnte er nicht weiter beobachtet werden.
Die Versuchsergebnisse führen zu den folgenden allgemeineren Be-
merkungen und Schlüssen.
1. Es ist kein Fall zur Beobachtung gekommen, in welchem bei sonst
normalen Verhältnissen das Wachsthum der Lichttriebe der Kartoflel-
knollen bei Gegenwart eigener Wurzeln oder bei Einwurzelung durch die
Wurzeln an den Fußstücken anderer Triebe des gleichen Knollens kümmer-
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Das Wachsthum der Lichttriebe der Kartoffelknollen.
<)5
lieh geblieben wäre. Es gilt dies nicht allein für die schwächere Be-
leuchtung während der Winter- und ersten Frühjahrsmonate, sondern
auch über Sommer sind die von Anfang an der vollen Beleuchtung im
Freien ausgesetzt gewesenen Triebe zu normalen, kräftigen Sprossen mit
großen Blättern herangewachsen, es war sogar deren Wachsthum viel
kräftiger als im schwächeren Lichte während der Winterraonate. Der
Satz, daß die kümmerliche Entwickelung der Lichttriebe der Kartoffel-
knollen nur bei Abwesenheit von Wurzeln eintritt, kann als sicher und
allseitig begründet angesehen und beigefügt werden, daß sich die Wirkung
der Wurzeln nicht allein im Wachsthum der Hauptsprosse, sondern auch
ihrer Verzweigungen äußert.
Daß die Wurzeln an den Fußstücken abgeschnittener eingewurzelter
Sprosse auf die nichtbewurzelten Triebe des gleichen Knollens die näm-
liche Einwirkung äußern wie auf die eigenen Triebe, macht sich darin
bemerklich, daß auch an der Oberfläche der Blätter der unbewurzelten
Triebe Saft hervorgepreßt wird, und an Querschnitten derselben ebenso
Blutung eintritt, als ob sie selbst mit Wurzeln versehen wären. Daß
die Stellung der Triebe zu dem Orte, wo sich die eingewurzelten Fuß-
fetücke befinden, bei diesen Blutungen von Einfluß sein wird, ist von
vornherein zu erwarten. In anderweitiger Beziehung interessant ist, daß
bei den Versuchen mit aufrecht eingepflanzten Knollen (siehe besonders
Versuch 1 bis 6) die Wasserbewegung den ganzen Sommer über durch
ein ganz ungewöhnliches Organ, den Knollen, hindurch stattgefunden hat.
Man muß erwarten, daß auch eine Bewegung der Assimilate aus den
Blättern der kräftigen Sprosse durch den Mutterknolleu hindurch in die
im Boden sich ausbildenden neuen Knollen stattgefunden hat. Es muß
*peciellen Untersuchungen überlassen bleiben, die einschlägigen Vorgänge
mikroskopisch näher zu verfolgen.
2. Schon in der Eingangs citirten ersten Publikation ist hervor-
gehoben, daß auch darauf geachtet werden muß, ob nicht Verhältnisse
vorliegen, welche andauernde Aenderungen, speciell Verminderung des
Wach.sthumsvcrmögens der Triebe, die in den Versuchen beobachtet werden,
hervorgerufen haben. So z. B. kann ein Trieb, der bei Mangel an
Wurzeln lange Zeit in kümmerlichem Zustande blieb, schon angefangen
haben knollig zu worden, oder seine Spitze kann sich schon so verändert
haben, daß sie nächstens abgestorben und vertrocknet wäre. Beides kann.
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9«
Physik der Pflanze:
verursachen, daß spatere Bewurzelung nicht mehr im Stande ist, in ihm
kraftiges Wachsthum einzuleiten, sondern solches nur mehr an seitlichen
Aussprossungen desselben eintreten kann. Bemerkenswerth ist, daß solche
Triebe, welche im Dunkeln auf eine, wenn auch nur geringe Länge heran-
wachsen, gegen starkes Licht außerordentlich empfindlich zu sein scheinen,
so daß ihr weiteres Wachsthum trotz Bewurzelung unterbleiben kann.
(Versuch 7.) Ob diese Lichtempfindlichkeit von Dunkelsprossen und, in
Zusammenhang hiermit, die erhöhte Neigung solcher Sprosse, seitliche
Auszweigungen (im Lichte) zu bilden, allenthalben zutrifft, wie ich dies
nach anderweitigen Beobachtungen als den mitgetheilten annehmen mochte,
muß erst noch naher festgestellt werden. Ein wesentlicher Unterschied
bewurzelter Knollen mit ins starke Licht gebrachten Dunkel sprossen gegen-
über dem Verhalten der Lichtsprosse an nicht bewurzelten Knollen äußerte
sich aber überall darin, daß bei den ersteren wenigstens die Achselsprosse
(selbst wenn sie der Trieblmsis zunächst entsprangen) kräftig und normal
wuchsen, während bei den nicht bewurzelten Knollen wie das Wachsthum
der Hauptsprosse, so auch jenes ihrer Auszweigungen unterblieb.
3. Abgesehen von Versuch 17 und 18 blieb das Wachsthum der
Lichttriebe ohne eigene Wurzeln oder ohne Wurzeln an anderen Trieben
des gleichen Knollens im stärkeren wie im schwächeren Lichte gering.
Wenn auch die Triebe in einigen Fällen etwas länger wurden (siehe be-
sonders Versuch 14), so war das Wachsthum gleichwohl weder hinsicht-
lich der Dicke der Stengel, noch hinsichtlich der Blattbildung ein kräf-
tiges und nicht so, wie man es nach dem Gehalte des Mutterknollen
an Reservestoffen hätte erwarten mögen und im Dunkeln thatsächlich
beobachtet. In der Regel fand zwar ersichtlich Auswanderung von Stoffen
aus den Knollen in die Triebe statt , die Stoffe wurden aber in diesen
statt zum Längenwachsthum gleich wieder zur Knollenbildung verwendet.
Die Hauptsprosse selbst wurden vielfach knollig, ohne daß an diesen
kurzen Sprossen die normale Aufeinanderfolge der einzelnen Entwickelungs-
>tufen gestört worden wäre: erst ein freilich minimales Sprossen, dann
BlUthenbildung, schließlich Knollenansatz, welch letzterer bei dem be-
schränkten Längenwachsthum im Hauptstengel selbst zur Geltung kommen
konnte. (Vergl. Versuch 15, 16, 20, auch 14.) Die Stoffzufuhr zu den
nur spärlich sich verlängernden Sprossen bewirkte in der Knollenbildung
eine durchgreifende anatomische Veränderung der Sprosse. Es schließt
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Das Wachsthum der Lichttriebe der Kartoffelknollen. 97
sich dies an früher beschriebene Fälle an 1 ), in welchen durch Beseitigung
des terminalen Blüthenstandes der einköpfigen Sonnenblume eine enorme
Zarahr von Assimilaten zum Stengel hervorgerufen wurde, welche eine
starke Anschwellung desselben mit vollständiger Abänderung des normalen
Baues zur Folge hatte. Im Grundgewebe wie in den Geftißbündeln war
eine enorm gesteigerte Zellbildung eingetreten, das Cambium hatte aber
nicht normales Holz, sondern kleinzelliges, saftiges Parenchym mit ver-
einzelten Fasern und Tracheen erzeugt.
4. Ganz ungewöhnlich verhielten sich die Knollen der blaufleischigen
Sorte in Versuch 17, IS (vergl. auch Versuch* 19), indem bei diesen
kräftige, auch hinsichtlich der Blatt bildung normal aussehende Sprosse
entstanden, so daß durch diese Sorte eine Ueberleitung zu den länger ge-
wordenen Lichttrieben der Versuche 13 und 14 und zum Verhalten der
Sprosse aus Knollen von Helianthus tuberosus gegeben wäre. Ein kleiner
Topinamburknollen 2 ) wurde mit dem unteren Ende in das Wasser eines
GlasgefUßes gebracht ; das obere Ende befand sich frei in der Luft und
war starkem Lichte dicht am Fenster ausgesetzt. Aus dem Wasserende
entsprangen Wurzeln, welche immer gleich in den ersten Ansätzen entfernt
wurden. Die Gipfelknospe wuchs langsam, aber stetig zu einem 15cm
langen Triebe heran mit zwar ziemlich kleinen, aber durchaus normal
ausgebreiteten und dem Stengel proportionalen Blättern. Am Schlüsse
des Versuchs war der Knollen im Innern hohl und nur mehr die Rinde
and 1 — 2 mm der Xylemperipherie erhalten.
Ob die Triebe der blaufleischigen Sorte weniger empfindlich sind
gegen das Licht als bei anderen Sorten, oder ob die Ursache ihres Ver-
haltens in der Beschaffenheit der Mutterknollen liegt, oder ob andere
Ursachen zur Geltung kommen, ist vorerst nicht zu entscheiden.
5. Die Versuche im feuchten Raum sind im Allgemeinen ungünstig
ausgefallen. Es zeigte sich zwar auch unter diesen Verhältnissen der
fördernde Einfluß der Bewurzelung auf das Wachsthum der Lichtsprosse,
aber deren Spitzen starben bald ab, und Aehnliches zeigte sich auch bei
den Ersatzseitensprossen. Die Kartoffeltriebe scheinen den Aufenthalt im
•) Forschungen auf dem Gebiete der Agrikulturphysik, Bd. IV. p. 380. Bd.
VIII. p. 107.
*) Die Topinamburknollen bieten manches Eigenthümliche. Ich werde hierauf
zorückkommen.
E. Wollny, Forschungen. IX. 7
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98
Physik der Pflanze:
feuchteD Raum ohne Lüftung eben ganz schlecht zu vertragen, was an
das Verhalten vieler Keimpflanzen unter den gleichen Bedingungen er-
innert. Dagegen war aus den Versuchen ersichtlich, daß auch im feuchten
Raum ohne Wurzeln kräftiges Wachsthum unmöglich ist. Die unbe-
wurzelten Keime oder solche an unbe wurzelten Knollen zeigten ebenso
wenig oder vielmehr wegen der auch bei ihnen eintretenden Beschädigung
in der feuchten Luft sogar weniger Wachsthum als die unbewurzelten
Triebe in der freien Luft. Der Mangel der Wurzeln kann auch durch
Herabdrückung des Bedarfs an Transpirationswasser nicht ausgeglichen
werden, und die früher ausgesprochene Vermuthung, die kümmerliche
Ent Wickelung der Lichtkeime möchte mit der Unfähigkeit der Kartoffel-
knollen zu rascher und ausgiebiger Wasserbeforderung in Zusammenhang
stehen, ist noch ganz im Unsichern.
6. Die Versuche, den Trieben ohne Wurzeln direkt Wasser zuzu-
führen (Versuch 22), führten vorerst zu keinem maßgebenden Resultate.
Der eine Trieb des blaufleischigen, im Wasser schwebenden Knollens
wuchs zwar ähnlich, wie wenn er Wurzeln hätte, und trieb ebenso Seiten-
sprosse von kräftigem Wüchse; aber leider gehörte dieser Knollen eben
der Sorte an, die sich ungewöhnlich verhielt (vergl. sub 4), was zur Zeit
der Anstellung dieses Versuchs nicht bekannt war. Es ist daher möglich,
daß dieser Trieb auch ohne direkte Wasseraufnahme das gleiche Wachs-
thum gezeigt hätte. Das bei den Versuchen im feuchten Räume so
störende Absterben der Stengel spitzen trat auch bei Versuch 22 ein.
7. Ueber die näheren Ursachen des auffälligen Zusammenhangs zwischen
Lichtwirkung und Bewurzelung beim Wachsthum der Lichtsprosse der
Kartoffelknollen läßt sich noch immer nichts Bestimmtes aussagen. Das
besondere Verhalten der blaufleischigen Sorte muß das abschließende
Urtheil noch wesentlich hinauszögern. Ich habe weitere Versuche im
Gange, welche hoffenttich mehr Aufklärung bringen werden.
Die Erklärung, welche Detmer versucht hat 1 ), kann nicht wohl
acceptirt werden. Dieser Forscher konnte nämlich in den Dunkelknollen
viel, in den Lichtknollen nur einmal eine Spur Zucker nachweisen, ob-
wohl auch der Saft der Lichtknollen verzuckernd wirkte. Detmer meint,
das Licht müsse auf irgend welche Processe in den Zellen der Knollen
') Pflanzenphysiologische Untersuchungen über Fennentbildung und fermen-
tative Prozesse. Jena, 1884. Diese Zeitschrift Bd. VII. p. 207.
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Das Wachsthtim der Lichttriebe der Kartoffelknollen.
N
wesentlichen Einfluß üben, welche einen beschleunigten Verbrauch des
einmal gebildeten Zuckers herbeiführen und einer Zuckeransaromlung in
den Zellen entgegenwirken. Das beschränkte Wachsthum der Triebe bei
Lichtzutritt sei eine Folge des Mangels an hinreichenden Zuckermengen.
Indessen enthalten auch die gedrungenen Lichttriebe reichlich Stärke *),
und die knolligen Bildungen an den unbewurzelten Lichttrieben, wie sie
so häufig eintreten, beweisen, daß Stoffe aus dem Mutterknollen auch bei
Beleuchtung derselben auszuwandern vermögen, sie werden aber eben
zum Längenwachsthum nicht verwendet. Es lieferten auch ziemlich frei
auf Sand liegende Knollen bei Vorhandensein von Wurzeln kräftige Triebe,
neben ihnen liegende unbewurzelte Knollen aber nicht. Und von zwei
nebeneinander in gleicher Weise in Erde gegrabenen, nur mit dem Gipfel
heraussehenden Knollen entwickelte der unbewurzelte kümmerliche, der
bewurzelte kräftige, normale Triebe.
Es wäre noch beizufügen, daß die oben mitgetheilten Beobachtungen
auch die Frage anregen, wie sich denn die ErtragsfUhigkeit solcher Kar-
toffelstöcke beim Wachsthum im freien Lande gestalten wird, bei welchen
die Triebe aus den seitlichen Augen nicht, wie öfter versucht, durch
Ausstechen der Augen von vornherein unmöglich gemacht, sondern erst
nach dem Hervorwachsen aus dem Boden abgeschnitten werden, bei
welchen also das für die übrig gelassenen Triebe thätige Wurzelvermögen
ganz ungemein vergrößert wird. Es scheint, daß alle diese Wurzeln zur
Ernährung der bleibenden Triebe beitragen, was sich unter Umständen
z. B. in mageren, trockenen Sandböden, wo Nahrung und Wasser schwer
zu beschaffen sind, vortheilhaft bemerkbar machen müßte. Freilich erregt
die größere Zahl der Knollenansätze, wie sie sich vermuthlich an jedem
Fußstück der abgeschnittenen Triebe bilden werden, Bedenken, wenn
auch andererseits die mit den vermehrten Ablagerungsorten verbundene
raschere Ableitung der Assimilate aus den Blättern die assimilatorische
Thätigkeit selbst steigern wird. Natürlich wäre vorausgesetzt, daß, was
ja thatsächlich oft der Fall ist, der Mutterknollen bis spät hinaus am
Leben bleibt, um den Zusammenhang der bewurzelten Fußstücke der ab-
geschnittenen Triebe mit den beblätterten erhalten zu können. Jeden-
falls verdient die Frage eine Prüfung durch den Versuch.
») Vergl. übrigens die Beobachtungen des Versuchs 17 u. 18: die im Lichte
gebildeten Knöllchen der Triehbasis schieden Zuckertropfen aus. ,
100 Physik der Pflanze:
Neue Liitteratur.
Arthur Meyer. Ueber die Ansimilationsprodokte der Laubblätter
nngiospermer Pflanzen. Botanische Zeitung 1885. Nro. 27—32.
Verf. liefert Untersuchungen zu der Frage, in Form welcher chemischer
Verbindungen der assimilirtc Kohlenstoff in den assimilirenden Zellen vorüber-
gehend gespeichert wird.
1. Es spricht Nichts dagegen, vielmehr Verschiedenes dafür, daß der assimilirte
Kohlenstoff transitorisch in Form von Proteinstoffen in den assimilirenden Zellen
gespeichert wird. Der Saft von Alliumblätteru, von Tags über beleuchteten Pflanzen
Abends entnommen, enthielt 2,03 resp. 0,79 °/o gerinnende Eiweißstoffe, während
63 resp. 72 Stunden verdunkelte Blätter davon nur 0,371 und 0,417 ° o enthielten.
2. Eine Speicherung in P'orm fetten Oels kommt wahrscheinlich nicht vor.
3. Dagegen ist dies umsomehr mit den Kohlehydraten der Fall, besonders
mit Stärke. Das Assimilationsparenchym ausgewachsener Blätter ist nicht im
Stande, den Nachbargeweben Stärke zu entziehen; solche tritt, wenn man einzelne
Stellen von sonst unter günstigen Assimilationsbedingungen befindlichen Blättern
verdunkelt, in den verdunkelten Stellen niemals auf.
Zahlreiche Untersuchungen ergaben, daß die Dikotylen fast alle relativ
reichlich Stärke speichern, jedoch mit Ausnahmen, wie z. B. an warmen Tagen
untersuchte Blätter von Astrantia major und mehrerer Eryngiumarten keine oder
nur äusserst wenig Stärke enthielten. Die Monokotylen verhalten sich abweichend :
die Dioscoraceen und Juncaccen speichern viel, andere, wie die Gramineen weniger,
die meisten Iridaceen u. a. sehr wenig Stärke. Von den Liliaceen speichert eine
kleine Anzahl mäßig viel, eine größere Anzahl wenig, viele haben niemals Stärke,
Aehnlich verhalten sich die Amaryllidcen u. s. w. — Wenn demnach auch in den
Blättern der meisten Pflanzen mehr oder weniger Stärke auftritt, so ist dies bei
vielen andern wieder nicht der Fall, und kommt letzteres namentlich bei Mono-
kotylen vor. Specielle Prüfungen ergeben, daß diese Differenz in der Fähigkeit
der Stärkespeicherung nicht wesentlich abhängt von der relativ reichlichen Ab-
leitung der Assimilate, vielmehr geschieht in diesen Fällen die Speicherung in
Form anderer Stoffe. Der Saft relativ reichlich Stärke speichernder Blätter ist
arm an Fehling's Lösung reducirenden Stoffen (Gly kosen) ; umgekehrt speichern
die meisten Pflanzen, welche wenig oder keine Stärke in den Blättern ablagern,
relativ viel lösliche und reducirende Substanzen, höchst wahrscheinlich Glykosen.
Außerdem scheinen diese Pflanzen auch relativ viel nicht reducirende Kohle-
hydrate zu bilden. Wie die Menge der Stärke in stärkereichen Blättern mit den
Assimilationsbedingungen wechselt, ist dies auch hinsichtlich der löslichen Kohle-
hydrate nicht stärkespeichernder Pflanzen der Fall. So besitzt das geringste direkte
Reduktionsvermögen der Saft verdunkelt gewesener Blätter; das höchste Reduktions-
vermögen der Saft jener Blätter, welche Morgens oder Abends abgeschnitten und
noch weiterhin beleuchtet wurden: das mittlere Verhalten zeigt der Saft von
Blättern, welche nur einen Tag lang beleuchtet wurden, während sie sich an der
Pflanze befanden. Mit der Menge der gespeicherten Glykose steigt und fällt im
>
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Neue Litteratur.
101
Allgemeinen der Gehalt der Blätter an nicht reducircnden Kohlehydraten. — Der
Saft von Allium porrum enthält Dextrose und (wahrscheinlich nur) Levulose, jener
von Yucca filamentosa dagegen Sinistrin, ein Kohlehydrat, das sich an Inulin
anschließt.
Die verschiedene Funktion, welche den diversen Kohlehydraten hinsichtlich
Speicherung und Wanderung zufällt, steht in Beziehung zu ihrem Molekular-
gewicht. C. K.
A. F. W. ScfUmper. lieber Bildung und Wanderung der Kohle-
hydrate in den Lau b blättern. Botanische Zeitung 1885. Nro. 47-49.
Zur mikroskopischen Feststellung der feineren Vorgänge der Stärkewanderung
wurden die Blätter mit Alkohol ausgezogen, dann in eine Lösung von Jod in
wässrigem Chloralhydrat gelegt. Nach 12—24 Stunden werden sie völlig durch-
sichtig, und auch die kleinsten Stärkekörner intensiv gefärbt.
1. Versuche mit Blättern von Impatiens. Aus der Vertheilung von
Stärke und Zucker ergiebt sich, dass das Lösungsprodukt der Stärke Glykose ist,
welche in den Blattstiel und den Stamm wandert (diese Blätter enthalten ein
stärkelösendes Ferment). Indessen hält Verf. den nachweisbaren Zucker nicht
für den wirklich wandernden Stoff, da die Vertheilung des Zuckers dieser Annahme
entgegenstehe, vielmehr geschehe die Wanderung in Form eines unbekannten
Stoffes, der aber in jeder Zelle vorübergehend wieder in Glykose übergehe. —
Unter normalen Verhältnissen befindet sich Stärke reichlich im ganzen Mesophyll
und in der Stärkeschicht, etwas weniger in den Zellen der Leitscheide 1 ) der dünn-
sten Nerven, viel weniger in jener der dickeren Nerven, keine in den Gefäßbündeln
am äußersten Rande des Blattes und in den Zähnen. Nach der Chloraljodprobe
erscheint daher ein solches Blatt im auffallenden Lichte schwarz mit schmalem
gelben Rande, gelben Zähnen, gelben oder grünlichen stärkeren Nerven. Nach
genügend langer Verdunkelung sind die Leitscheiden durchweg stärkefrei, ebenso
die nächstanstoßenden Mesophyllzellen, während die übrigen Mesophyllzellen noch
reichlich Stärke enthalten. Erst allmählich werden die weiter von den Leitscheiden
entfernten Zellen stärkefrei. Es wird diese Vertheilung so zu verstehen sein, daß
die Wanderungen in den Zellen der Leitscheiden geschieht, welche die Fähigkeit
der Stärkebildung nur in geringem Grade bezitzen und sich dafür mit Zucker
anfüllen. Unter normalen Umständen findet sich Zucker im Mesophyll und in
den Nerven, bei der Entleerung verschwindet der Zucker erst nach dem gänz-
lichen Auflösen der Stärke und zwar zuerst aus dem Mesophyll und den kleinsten
Nerven, zuletzt aus dem Hauptnerven, von oben nach unten fortschreitend. Die
Gefäbbündel selbst werden bei der Wanderung so gut wie nicht beansprucht,
ebensowenig die Stärkescheide, welche bei den Entlcerungsversuchen ihren Stärke-
gebalt nicht verlor. Die Zellen der Leitscheide dagegen besitzen eine viel grössere
Anziehungskraft zu gelösten Kohlehydraten als die eigentlichen Mesophyllzellen,
wie sich direkt beweisen lässt, indem bei zuckerfrei gemachten Blättern, die auf
schwache Zuckerlösung gelegt waren, der Zucker sich viel rascher in den Zellen
der Leitscheide als im Mesophyll anhäufte.
Darunter sind zu verstehen die langgestreckten, je nach Rtärke der Nerven ver-
schieden reichlich vorhandenen Zellen in der Umgebung der Gefaßbündel. In den dünnsten
Auszweigungcn des BUndclnetzca bildet die Leitscheide eine einfache Schichte.
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102
Physik der Pflanze:
2. Versuche mit Blättern von Hydrocharis morsus ranae. Während
es in den Leitzellen der Blätter von Impatiens zur Bildung transitorischer Stärke
nicht kommj, wird in den Blättern von Hydrocharis die Starke so energisch rück*
gehildet, dass die wandernde Glykose in allen Zellen, welche sie passirt, zeitweise
wieder in Stärke rückverwandelt wird. Blätter, welche ihre Stärke bei der Ent-
leerung am meisten verloren haben, zeigen genau das umgekehrte Bild bei der
Chloraljodprobe wie Impatiensblätter: statt eines gelben Netzes auf blauem Grunde
schwarze Nerven mit gelben Maschenräumen. Die Wanderung geschieht auch
hier in den Leitscheiden bez. im sog. Diaphragma.
8. Versuche mit anderen Pflanzen. Die übrigen untersuchten Fälle
stellten nur unwesentliche Modifikationen der beschriebenen beiden Typen vor.
4. Versuche mit Pflanzen, deren Blätter Milchröhren enthalten.
Bei diesen wurde das Milchröhrensystem als Leitungssystem der Assimilate be-
zeichnet. Verfasser erklärt diese Auffassung als unrichtig und zwar aus folgenden
Gründen: 1. Die unter normalen Umständen in den Milchröhren enthaltenen Kohle-
hydrate (Stärkekörner) verschwanden bei den untersuchten Euphorbia-Arten erst
nach sehr langer Verdunkelung zum Theil, während Stärke und Zucker aus der
Leitscheide schon nach viel kürzerer Verdunkelung verschwunden waren. 2. Ana-
tomische Beziehungen in der Anordnung der Assimilationszellen zu den Milch-
röhren, wie sie G. Haberlandt beschrieb und für die Funktion der Milchröhren
als Ableitungssystem in Anspruch nahm, konnte Verfasser nicht ausfindig machen.
3. Die Bewegung der Assimilate verhält sich ganz wie bei anderen Pflanzen, die
Vertheilung der Kohlehydrate bei der Blattentleerung ist so, als ob die Milch-
röhren gar nicht vorhanden wären.
5. Zucker und Stärke in den Blättern. Die assimilirenden Blatt-
zellen enthalten mehr oder weniger oder gar keine Stärke, dafür aber dann
Zucker, dessen Menge jener der Stärke umgekehrt proportional ist. In stärke-
freien grünen Pflanzcntheilen werden die Produkte der Assimilation in Form von
Glykose vorübergehend angehäuft, um nachträglich durch die Leitscheiden den
Verbrauchsorten zugeführt zu werden. Nach direkten Versuchen kann die Ur-
sache, warum in gewissen Blättern keine Stärke auftritt, nicht mit der Menge
oder Wirksamkeit stärkelöscnder Fermente zusammenhängen; z. B. waren die
Extrakte der stärkefreien Blätter von Allium cepa beinahe wirkungslos auf Stärke-
kleister. Verfasser nimmt vielmehr an, daß in den Blättern überall zuerst Gly-
kose gebildet werde, welche nachher mehr oder weniger in Stärke übergeführt
wird ; damit Stärkebildung eintreten kann, muß die Concentration der Zucker-
lösung in den Zellen eine bestimmte Größe überschreiten. Der Concentrations-
grad aber, bei dem Stärkeausscheidung beginnt, ist bei verschiedenen Pflanzen
verschieden. Z. B. bedürfen also die Blätter von Impatiens zur Stärkcbildung
einer concentrirteren Glykoselösung als jene von Hydrocharis. Es könnte aber auch
Chlorophyllkörner geben, welche bei keiner Coucentration der Zuckerlösungen im
Stande sind, Stärkekörner zu bilden. C. K.
Jt\ Noll. t'eber die normale Stellung zygomorplier BlUthen und ihre
Orient irungabewegungeii zur Erreichung derselben. Arbeiten des botan. In-
stituts in Würzburg Bd. III. Heft 2 p. 189—252.
Kehrt man einen Blüthenstand mit radiär gebauten Blüthen vertikal ab-
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Neue Litteratur. 103
wärts, so nehmen die Blüthen die frühere Stellung zum Horizonte wieder an, wo-
bei das, was bei normaler Stellung oben war, bei der verkehrten nach unten zu
stehen kam, auch nach Erreichung der früheren Neigung zum Horizonte unten
bleibt. Dem Blüthenbau entsprechend können auch, wenn die Blüthe umgekehrt
ist, alle mit der Befruchtung zusammenhängenden Vorgänge in normaler Weise
sich vollziehen.
Auch ein Theil der zygomorphen Blüthen verhält sich ähnlich, wenn die
Zygomorphie in keiner direkten Beziehung zur Befruchtung steht, sondern z. B.
dazu dient, den Blüthenstand, dem diese Blüthen angehören, für Insekten auf-
fälliger zu machen (unwesentlich-zygoraorphe Blüthen). Bei den „wesentlich-zy-
gomorphen - Blüthen dagegen steht die Zygomorphie in engster Beziehung zur
Befruchtung, so daß diese bei einer von der Normalstellung abweichenden Orien-
tierung schwer gestört oder ganz unmöglich gemacht wäre. Diese Blüthen werden
meist schon so angelegt, daß sie sich an aufrechter Mutterachse schon von vorn-
herein in Normalstellung befinden und in dieser ohne eigenes Zuthun durch den
negativen Geotropismus der Mutterachse erhalten werden. Wird die Spindel des
Blüthenstandes künstlich in abnormer Lage festgehalten, so äußert sich das Ver-
mögen dieser Blüthen, die normale Lage wieder aufzusuchen, in hohem Grade-
Steht die Spindel vertikal abwärts, so tritt eine geotropische Aufkrümmung der
Blüthenstiele, durch Epinastie unterstützt, ein «und wird hierdurch zunächst die
normale Erdlage erreicht. Hierbei ist die OefTnung der Blüthe gegen die Spindel
gekehrt, was für die Befruchtung durch Insekten unvortheilhaft ist. „Neben der
normalen Stellung zum Horizont kommt vielen Blüthen eiue solche zum einfallen-
den Lichte, anderen eine solche zur Mutterachse zu. Im letzten Falle sind die
Blüthen befähigt, sich von der Mutterachse nach außen wegzuwenden, welche Eigen-
schaft als Exotropie bezeichnet wurde. Wenn die normale Erdlage der Blüthe
auf die bezeichnete Weise erreicht ist, erfolgt bei heliotropischen Blüthen die
Orientirang nach der Lichtquelle hin durch heliotropische Verlängerung der be-
schatteten Seitenkante (heliotropische Lateralbewegung). Bei nicht oder schwach
heliotropischen, aber exotropischen Blüthen tritt eine exotropische I-ateralbewegung
ein, bis die Blüthe wieder direkt auswärts gerichtet ist."
Heliotropische und exotropische Lateralbewegungen können auch eombinirt
auftreten : hat bereits eine heliotropische Seitwürtsbewegung aus der Mediane be-
gonnen, so tritt auch die exotropische hiermit gleichsinnig auf, d. h. auch die
exotropische Bewegung wird durch die Verlängerung der gleichen Seitenkante
des Blüthenstiels ausgeführt. Im Uebrigen tritt die exotropische Lateralbewegung
nicht mit der Constanz anderer Orientirungsbewegungen auf, sie ist an keine be-
stimmte Seite des die Bewegung ausführenden Organs gebunden, die Außenstel-
lung der Blüthe wird auch oft nicht vollständig erreicht, mit Erreichung derselben
hört aber die Bewegung auf. — Durch Combination der ersterwähnten geotro-
pischen Vertikal- (Median-) Bewegung mit der Lateralbeweguug entsteht eine
Torsion, welche der Größe der Lateralbewegung direkt proportional ist. Ander-
weitige Umstände (einseitiges Lebergewicht getragener Theile, gleichzeitige Ver-
längerung aller Seitenkanten gegenüber einer axilen kürzeren Gewebsmasse, un-
gleichmäßige Vertheilung resistenter Gewebe auf dem Organquerschnitt) kommen
bei diesen orientirenden Torsionen nicht in Betracht.
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104
Physik der Pflanze:
Eigentümlich ist, daß zwar in den meisten Fällen die Orientirungsbewe-
gungen von den Blüthenstielen ausgeführt werden, aber auch unterständige Frucht-
knoten und Corollentheile, in manchen Fällen sogar ausschließlich, zur Ausfüh-
rung derselben befähigt sind.
Befinden sich die Blüthen an einer normaler Weise nicht aufwärts gerich-
teten Mutterachse, sondern nimmt diese beliebige Lagen im Räume ein, so sind
die Blüthen regelmäßig auf selbständige Orientirungsbewegungen angewiesen, so-
weit ihnen nicht, was aber selten ist, die normale Stellung durch ihr Eigen-
gewicht und lange Blüthenstiele garantirt ist. C. K
E. StalU. Einfloß der Belenchtung^richtung auf die Theilnng der
Equisetumsporen. Berichte der deutschen botan. Ges. Bd. III, Heft 9 p. 334 — 340.
Die Theilung kann zwar auch im Dunkeln geschehen, im Lichte aber rascher
und so, daß die erste Scheidewand senkrecht zur Richtung des einfallenden
Lichtes steht: die größere (Prothallium-) Zelle ist nach der Lichtseite, die Rhi-
zoidzelle nach der Schattenseite gekehrt. Die Rhizoiden sind negativ heliotropisch.
Werden die Sporen successive ringsum beleuchtet, so wird die Theilung bedeutend
zurückgehalten oder abnorm oder ganz verhindert. Eine Beziehung der Lage der
ersten Wand zur Richtung des Erdradius ließ sich dagegen nicht nachweisen. C. K.
H. VöcJUing. Ueber die Ursachen der Zygoniorphie der Blüthen.
Berichte der deutschen botan. Ges. Bd. III. Heft 9 p. 341—345
Verfasser führt in dieser vorläufigen Mittheilnng aus, daß die zygomorphen
Blüthengestalten bald lediglich durch innere, bald durch äußere, bald durch
beiderlei Ursachen zugleich bewirkt werden. Als äußerer Faktor wirkt nur die
Schwerkraft. Die Schwerkraft ruft, wie an mehreren Beispielen (Epilobium an-
gustifolium, Oenothera, Epiphyllum u. s. w.) erläutert wird, Stellungsänderungen
der Blüthenorgane hervor, welche der Anlage nach actinomorphen Blüthen zygo-
morphe Ausbildung verschaffen. Bei Entwickelung am Klinostaten unterbleiben
natürlich in diesen Fällen diese unregelmäßigen Bildungen, bei Entwicklung in
umgekehrter Lage kehrt sich auch die Zygomorphie um. C. K.
J. Tesque. Sur le prtftendu röle den tlssns vivants dans l'ascension
de la seve. Annal. agronom. T. XI. Nro. 11. p 481—522.
I. Die physikalischen Theorien und die Einwürfe Godlewski's.
Verfasser hält entschieden daran fest, daß ohne 1 ntervention der lebenden Zellen,
bloß durch Luftdruck und Kapillarität, das Steigen des Wassers erklärt werden
kann. Seiner an schematischen Figuren im Einzelnen erläuterten und durch phy-
sikalische Experimente gestützten Anschauung entnehmen wir, daß Verfasser
annimmt, das Wasser überziehe die Längswände der Tracheiden und bilde an
den Spitzen derselben kleine Ansammlungen, welche durch Kapillarität getragen
sind; in der Zelle selbst geschieht die Wasserhebung von der untern zur obern
Ansammlung von Wasser durch Kapillarität, von Tracheide zu Tracheide durch die
SpannuugsdifFcrcnz der im Lumen enthaltenen Luft. Den von Godleicsli versuchten
Nachweis, daß die Theorie, welche auf die rein* physikalischen Kräfte in den todten
Holzelementen sich aufbaut, im Widerspruch mit dem Energiegesetz stehe, erkennt
Verfasser nicht an, indem Godleird i bei seinen Deduktionen übersehen habe, daß
das Spiel seines imaginären Apparates eine Aenderung des Meniscus, an welchem
die Wassersäule aufgehängt ist, voraussetze. „M. G. supprime une force motrice,
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Neue Litteratur.
105
celle qui enleve l'eau ä la partie superieure du Systeme sans detruire le mßnisque."
Die Zusammen lagerung von Gefällen mit Holzparenchym, welche man für die
Wasserbewegung in Anspruch nimmt, indem das Parenchym Wasser in die Gefäße
presse, in welchen es sich fortbewege, erklärt Verfasser in anderer Weise. Das
paratracheale Parenchym presse (wie die Markstrahlen) in die Gefäße einen an
organischen Stoffen mehr oder weniger reichen Saft, die anatomischen Beziehungen
der lebenden zu den todten Holzelementen erleichterten die Bewegung der reakti-
virten Reservestoffe zum Gipfel der Bäume. — Uebrigens findet Verfasser, daß die
von G. den lebenden Markstrahlzellen zugetheilte Funktion nur eine horizontale Be-
wegung des Wassers bewirken könnte, keine bestimmte Bewegung nach aufwärts.
2. Experimentelle Widerlegung der von Jan.se zum Beweis der
Godlctcski' sehen Theorie angestellten Versuche. Janse hatte das Holz
der Zweige mehrerer Pflanzen eine Strecke weit durch heißes Wasser getödtet
und beobachtet, daß die Blätter wenigstens theilweise vertrockneten. Verfasser
stellte hierüber zahlreiche Versuche an, kam aber zu dem Schlüsse, daß die
Symptome, welche diese Aeste mit durch Kochen getödtetcr Basis beim Absterben
zeigen, durchaus nicht die gleichen sind, wie sie aus Wassermangel eintreten?
sie trocknen aus, weil sie absterben, nicht umgekehrt. Die Vertheilung der Stärke
scheint darauf hinzudeuten, daß es sich um eine schwere Störung in der Wande-
rung der Kohlehydrate handelt. C. K.
C. A. Weber, Ueber den Einfluß höherer Temperaturen auf die Fähig-
keit des Holzes, den Transpirationsstrom zu leiten. Berichte der deutschen
botau. Ges. Bd. III. Heft 9. p. 345—371.
1. Versuche mit abgeschnittenen Zweigen. Die Zweige wurden am
unteren Ende auf 2—3 cm entrindet, diese Partie über einer Flamme scharf aus-
gedörrt. Die hierdurch bewirkte totale chemische und physikalische Veränderung
des aufnehmenden Querschnitts blieb ohne wesentlichen Einfluß auf das Aufsteigen
des Transpirationswassers in den Zweigen von Ribes rubrum. Bei den Zweigen
von Haselnuß und Hollunder trat eine sich durch Welken der Blätter kund-
gebende Störung ein, welche durch Einstellung in Wasser von 40°— 45° C. auf-
gehoben werden konnte. Die Zweige mit gebranntem Holzkörper blieben unmittel-
bar oder wenigstens nach dem Einstellen in erwärmtes Wasser lange Zeit hindurch
genau so frisch wie gewöhnliche Zweige und verdunsteten wie diese namhafte
Mengen Wasser. Ueber den Weg, den das Wasser nimmt (ob in den Wänden
oder Hohlräumen), läßt sich aus diesen Versuchen freilich Nichts entnehmen, da
die Möglichkeit vorliegt, daß das Wasser durch Kapillarität in den Gefäßen der
gebrannten Stengelstrecke emporstieg oder durch Luftdruck emporgetrieben wurde,
bis zu den unverändert gebliebenen Zellwänden des Holzes, in welchen es weiter
geleitet werden konnte.
2. Versuche mit nichtabgeschnittenen Zweigen. Reichbeblätterte
Zweige im Freien stehender Bäume und Sträucher wurden am unteren Ende ge-
ringelt auf 3—4 cm Länge, und diese Stelle erhitzt. Wurde das Erhitzen zu
weit gesteigert, so gingen die Zweige regelmäßig zu Grunde, was auf zu weit
gehende Störungen des normalen Baues des Holzkörpers und dergl. zurückgeführt
werden kann. War die Temperatur nicht bis zur Herbeiführung einer Desorgani-
sation gesteigert (nur bis zu leichterV erkohlung der äußersten Holzschichten), so
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106 Physik der Pflanze:
war die Leitungsfähigkeit des Holzes zunächst nicht verändert, erst nach einiger
Zeit trat Welken und Abdorren der Zweige ein. Das nicht durch die Hitze ge-
tödtete Holz hatte an der Grenze des todten eine Veränderung erlitten, indem
die Hohlräume der Gefäße und Tracheiden mehr oder weniger mit gummöser
Substanz, außerdem oft noch mit Thyllen gefüllt waren. Die Verstopfungen waren
häufig so beträchtlich, daß sich Wasser selbst unter Anwendung bedeutender
Druckkräfte nicht mehr durch den Stengel pressen ließ. Verfasser findet in diesen
Veränderungen die Ursache des Welkens und Absterbens der Zweige, indem erst
mit Eintritt derselben das Welken beginnt. Die Erscheinungen erklären sich am
leichtesten in der Weise, daß das Wasser in den Hohlräumen sich bewegt und
solange fort, als diese noch regsam sind. Die durch Erhitzung hervorgerufenen
Veränderungen der Wandsubstanz müßten unter Annahme der Imbibitionsbewegung
ungenügend sein, um die Wasserströmung zu unterdrücken. C. K.
A. Tschirch. Beiträgt, mr Kenutiilß des mechanischen Gewebesystems
der Pflanzen. Pringsheim's Jahrbücher für wiss. Bot. Bd. XII. Heft 3 p. 303-335.
Das mechanische Gewebesystem (Scbwendener) bietet hinsichtlich der Funktion
zugehöriger Elemente noch mehrfache Probleme, von welchen Verfasser hier die
mechanischen Einrichtungen in den Binden abhandelt.
Im Pflanzenreich finden sich vielfach neben den „Stereiden" oder Bastzellen
stark verdickte, ihrer Funktion nach wenig oder gar nicht bekannte Zellen
vor, für welche Verfasser den gemeinsamen Namen Sclereiden (des Näheren als
Brachy-, Astro-, Osteosclerelden n. s. w. bezeichnet) vorschlägt. Solche treten auf
als radiale Verstrebungen in gewissen Blattern, z. B. von Hakea, um dem beim
Austrocknen während der beißen Jahreszeit eintretenden Kontraktionsbestreben
der Epidermis entgegenzuwirken ; in den Samenschalen in mannigfacher Weise als
Schutz gegen äußere Verletzungen durch Druck und andere, den Reservebehäl-
tern drohende Beschädigungen.
Die weiteste Verbreitung haben die BrachysclereYden in den Rinden. Um
deren mechanische Funktion nachzuweisen, knüpft Verfasser an die Verhältnisse
der jüngeren Zweige der Laubhölzer an und setzt hier zunächst die hängenden
Zweige gewisser Holzarten in Vergleich mit den gewöhnlichen Formen, deren
Aeste vielmehr auf Biegungsfestigkeit in Anspruch genommen werden. Der Bau
des Holzes ist bei beiden Formen der gleiche, dagegen haben die jüngeren Zweige
der hängenden Formen (z. B. Hängeesche) stärkere Entwickelung sowohl der
Stereiden als der tangentiale Verbände bildenden Sclereiden der Rinde. Bei
Kletterpflanzen, welche in Folge ihrer Wachsthumsweise mechanisch wenig be-
ansprucht werden, sind in vielen Fällen auch die mechanischen Elemente der
Rinde nur spärlich entwickelt, soweit sie nicht lokalmechanischen Zwecken dienen.
In den Rinden gewöhnlicher Holzpflanzen verlaufen die Stereiden der äußeren
Rinde tangential vielfach anastomosireud und durch diese Anastomosen gegen tan-
gentialen Druck und Zug elastischfedernde, biegungsfeste Konstruktionen bildend,
denen ein hoher mechanischer Werth zuzuschreiben ist. In vielen Fällen finden
sich nur in den jüngeren Zweigen große Stcreidengruppen, welche später nach
genügender Erstarkung des Holzkörpers abgestoßen werden. Die später gebildeten
Bastzellen bilden Schutzmittel des Leptoms, wie überhaupt den Bastzellgruppen
der inneren Baumrinden diese lokalmechanische Funktion zuzuschreiben ist.
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10?
Wird durch das Dickcnwachsthum der Bastzellring zersprengt, so schieben
sich zwischen die Stereidengruppen Parenchymzellen ein, welche ihre Membran
verdicken, zu Brachysclerelden werden und so die Stereldeninseln tangential fest
verbinden. Dieser gemischte Ring hat eine wichtige mechanische Bedeutung, indem
er die Biegungsfestigkeit erhöht und zwar in höherem Grade, als wenn die tan-
gentiale Verbindung durch Bastzelleu hergestellt wäre. „Der Bastzellenring erlangt
durch die Bracheiden-Tangentialverbände eine erhöhte mechanische Bedeutung, da
selbst Gruppen von mechanischen Elementen, die nur aus wenigen Elementen be-
stehen, durch den festen tangentialen Verband mit Hilfe der Bracheiden mechanisch
wirksam werden. . . Derartige Tangentialverbände von Brachysclerelden zwischen
Stereidengruppen sind sehr häufig (in den jungen, wenigjährigen Zweigen von Quer-
cus, luglaus, Alnus, Betula u. s. w.) . . . Von mechanischer Bedeutung für die
Biegungsfestigkeit des Organs ist dieser Hing jedoch nur, wenn die Zahl der
Brachysclerelden — wie dies in älteren Binden der Fall ist — die der Stereiden
nicht allzusehr überwiegt. u
Schwieriger ist eine befriedigende Bedeutung der isolirten oder zu Gruppen
vereinigten BracheTden, die mit Sterelden nicht in Verbindung stehen und keine
Bedeutung für die Biegungsfestigkeit haben können. Verfasser nimmt an, daß
sie die Rinde incompressibler (gegen radialen Druck) machen, besonders wenn
sie miteinander anastomosiren. Demnach hätten die mechanischen Elemente der
jungen Rinde der Biegungsfestigkeit zu dienen, jene der älteren wären (bei ge.
nügend erstarktem Holzkörper) rein gegen Druck wirksam. C. K.
Ii. de Vries. Plasmolytische Studien Uber die Wand der Vacuolen.
Pringsheim's Jahrb. für wiss. Botanik. Bd. XII. Heft 4 p. 4G5— 598.
1. Ueber eine Methode, die Wand derVacuolen sichtbar zu machen.
Läßt man auf das Protoplasma indifferente Substanzen längere Zeit ein-
wirken oder geringe Mengen giftiger Substanzen, so stirbt dasselbe langsam ab,
die Wand der Vacuolen aber, welche widerstandsfähiger ist, nicht. Verbindet
man diesen Vorgang mit der Plasmolyse, so verkleinern sich die Vacuolen mit
ihrer Wand und isoliren sich mehr oder weniger vom umgebenden Protoplasma.
Gewöhnlich wurde eine mit Eosin schwach roth gefärbte zchnprocentige Lösung
von Kalisalpeter verwendet. Der Farbstoff gestattete die lebenden und todten
Piasmatheile zu unterscheiden, indem nur die letzteren sich färben. Die isolirten
Vacuolen bilden farblose Kugeln mit gespannter Wand.
Diese Blasen können noch längere Zeit wenigstens einen Theil ihrer ursprüng-
lichen Eigenschaften beibehalten, namentlich bewahren sie oft lange Zeit das
Vermögen, Farbstoffen den Durchgang zu verwehren. Anfangs ist die Haut dehn-
bar und elastisch, später erstarrt sie zu einer steifen, spröden Wand.
Die physiologische Bedeutung der Vacuolenwaud besteht darin, daß sie die
innerste lückenlose Schicht um den Zellsaft bildet und für die gelösten Stoffe
dieses Saftes impermeabel ist und so eine Anhäufung von dem Leben schädlichen
Stoffen im Zellsaft gestattet.
Verfasser betrachtet die Vacuolenwand als besonderes Organ der Protoplasten
and schlagt dafür den Namen „Tonoplast" (Turgorbildner) vor; die Produktion
und Anhäufung der osmotischen Stoffe des Zellsaft seien wahrscheinlich Funktionen
dieses Organs. „Ueberall im Pflanzenreiche und in den verschiedensten Gewebe-
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108
Physik der Pflanze:
formen besitzen die Vacuolen eine eigene Wand, welche durch Anwendung der zehn-
procentigen Lösung unter Mithilfe von Eosin leicht sichtbar gemacht werden kann."
2. Ueber die Wand der Vacuolen als besonderes Organ der
Protoplasten.
Zur Begrüudung der Ansicht, daß die Vacuolenwand ein besonderes, schon
vor der Vacuolenbildung vorhandenes Organ sei, vergleicht sie Verfasser mit den
anderen Gliedern der Protoplasten, namentlich mit der Hautschicht, „dem Organ
der Zellhautbildung und der Ortsveränderung bei den Amöben und Myxomyceten" .
1. Die Zahl der Vacuolen in einer durch die Salpetersäure theilweise getödteten
Zelle ist häutig größer als vor dem Zusatz der Lösung. Wie Hautschicht und Körner-
plasma können sich die Vacuolen bei künstlichen Eingriffen durch Einschnüruni:
und Theilung vermehren. 2. Die „innere Pseudopodienbildung" d. h. das Aus'
treiben von Strängen und Fäden in den Zellsaft hinein vollzieht sich wie die
Pseudopodienbildung der Plasmodien durch die autonome Thätigkeit der Haut-
schichte, also der Vacuolenwand. 3. Auch nach dem Tode stimmen Hautschiebte
und Vacuolenwand überein: beide sind im Tode starr, für gelöste Stoffe permeabel,
hyalin und oft nur schwer färbbar. 4. Die isolirten Vacuolenwände können im
Allgemeinen durch dieselben Keagentien und unter denselben Erscheinungen fixir 1
Werden wie die übrigen Organe der Protoplasten. Dieselben Mittel, welche sie
in gewissen Concentrationen plötzlich erstarren lassen, rufen nicht selten in
schwächeren Gaben die Erscheinungen des langsamen Sterbens hervor. 5. Wie
die ganzen Protoplasten können auch die isolirten Vacuolenwände im plasmoly-
sirten Zustande durch verschiedene Mittel zum Platzen gebracht werden. Hiebei
fallen beide zu faltigen, spannungslosen, unscheinbaren Häutchen zusammen. Id
beiden Fällen besteht die sichtbare Eontraktion vorwieegnd vielleicht ausschließlich
in einem elastischen Zusammenziehen der vorher stark gespannten Blasen.
Als Hauptresultat der in diesem Abschnitte mitgetheilten Versuche und Er-
örterungen betrachte ich den Satz, daß die Wand der Vacuolen mit den übrigen
Theilen der Protoplasten, und namentlich mit der Hautschicht, in ihren wichtigsten
Eigenschaften derart übereinstimmt, daß sie als ein eigenes, den übrigen gleich-
werthiges Organ angesehen werden muß. Die Punkte, in denen die Ueberein-
stimmung stattfindet, beziehen sich theils auf normale physiologische Funktionen,
theils auf das Verhalten gegenüber plasmolytischen und anderen Keagentien. In
erstcrer Beziehung zeigt die Wand der Vacuolen namentlich zu der Hautschicht
eine große Verwandtschaft, und die wichtigsten Erscheinungen, aus denen diese
hervorgeht, sind ohne Zweifel die folgenden: 1. Beide sind gegen gelöste Stoffe
in nicht oder kaum nachweisbarem Grade permeabel. 2. Beide scheiden auf ihrer
Oberfläche bestimmte Stoffe ab, sei es, daß diese im festen Zustande abgelagert
werden, wie das Hauptprodukt der Hautschicht, die Cellulose, oder im flüssigen
Zustande frei werden, wie z. B. die im Zellsaft angehäuften organischen Säuren
3. Beide fungiren in bestimmten Fällen als autonomes Bewegungsorgan.
3. Ueber die Permeabilität der Vacuolenwandung.
Zur Beurtheilung der Permeabilität des Protoplasmas nach der plasmolytischen
Methode bieten sich drei Wege: a) Man bringt das Protoplasma in irgend einer
an sich unschädlichen Lösung zur Kontraktion und setzt es nach Eintritt des
Gleichgewichtszustandes jenen Einflüssen aus, von denen man erfahren will, ob
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Neue Litteratur.
sie seine Permeabilität erhöhen. Zur Erhöhung der Permeabilität wurden der
äußeren Flüssigkeit Säuren zugesetzt. Nachträgliche Ausdehnung ohne Verdünnung
der äußeren Flüssigkeit mußte den Beweis liefern, daß wenigstens ein Theil des
angewandten Reagens in die Yacuole übergetreten ist, und derselbe Schluß ergtebt
sich, wenn ohne Mitwirkung eines Giftes durch längere Zeit dauernde Einwirkung
indifferenter Lösungen eine Volumzunahme der Vacuolen eintritt. Die Versuche
lehrten, daß die Wände der isolirten Vacuolen gleich anfangs zwar für Säuren
und Basen, nicht aber für leicht diffusible Salze, wie Kalisalpeter, permeabel sind.
Nach mehrtägigem Verweilen in der Salzlösung wird dieselbe aber für Chlor-
natrium und Salpeter mehr oder weniger permeabel, um so rascher, einem je jüngeren
Gewebe sie angehören. Noch später erst vermögen Farbstoffe durchzudringen:
die für das Leben charakteristische Impermeabilität der Vacuolenwändc geht beim
langsamen Sterben nur langsam und gradweise in völlige und leichte Permeabilität
über. Zusatz von Giften beschleunigt den Eintritt der Permeabilität, b) Ver-
wendet man zur Plasmolyse Lösungen schwer diffusibler Substanzen, z. B. Rohr-
zucker, so haben die leichter diffusiblen Stoffe des Zellsafts Zeit zu entweichen,
ehe die Wände der Vacuolen für Zucker (und Farbstoff) permeabel werden , die
osmotische Kraft des Zellsafts nimmt ab, die Kontraktion der Vacuolen zu. —
Das allmähliche Fortschreiten der Permeabilität beweist auch , daß deren Zunahme
nicht auf Bildung von Rissen, sondern anf einer molekularen Veränderung beruht.
Um im Zellsafte gelöste Stoffe mikrochemisch nachzuweisen, ist die Plasmo-
lyse vielfach vortheilhaft zu verwenden, da sie den Zellsaft mehr Concentrin und
außerdem von der Zellhaut entfernt.
c) Man vergleicht die niedrigste zur Plasmolyse erforderliche Concentration
beim plötzlichen Eintauchen der Präparate in die betreffenden Salzlösungen mit
jener bei langsamer Zunahme der Concentration der die Präparate umspülenden
Lösung. Sind die Protoplasten für das Salz impermeabel, so muß der gefundene
Werth nach beiden Methoden derselbe sein, sind sie permeabel, so kann bei
langsamem Eindringen Salz in die Vacuole hineindiffuudiren, noch ehe jene Grenze
erreicht wird, die Turgorkraft wird somit zunehmen, es wird zur Plasmolyse eine
höhere Concentration nothwendig sein als bei plötzlichem Eintauchen. Nach den
Versuchen sind auch nach dieser Methode gesunde Protoplasten auch für rasch
«liffundirende Salze wie Kalisalpeter und Chlornatrium, wenn diese als plasmoly-
tische Reagentien angewandt werden, nicht merklich permeabel, wohl aber wenn
eine Veränderung durch Säuren oder Basen hervorgerufen wurde. C. K.
A. Hannen, Qnantitative Bestimmung des Chlorophyllfarbstoffes in
den LanbblÜttern. Sitzungsber. der Würzburger Phys.- med. Ges. 1885. 4 S.
Gemessene Blattstücke von Sonnenrose, Kürbis, Tabak und Runkelrübe wurden
mit Wasser ausgekocht und mit heißem 96°/ 0 igcm Alkohol extrahirt, die alkoholische
Lösung verseift, der Farbstoff mit alkoholischem Aether aufgenommen, die Lösung
verdampft und getrocknet. Man erhielt ein Gemenge von grünem und gelbem
Farbstoff, auf welches sich die folgenden Zahlen beziehen.
Verschiedene Speeles und Exemplare derselben Art enthalten verschiedene
Farbstoffmengen; im Mittel beträgt der Farbstoffgehalt pro qm Fläche 5,142 g.
Bildet 1 qm Blattfläche von Helianthus. und Cucurbita 1,6 g Stärke pro Stunde,
pro Tag 25 g, so wären bei der Bildung dieser 25 g Stärke 5 g Farbstoff thätig.
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110
Physik der Pflanze :
Die Funktion des Chlorophyllfarbstoffs vennuthet Verfasser in dessen Befähi-
gung, aktiv die Kohlensäure der Luft anzuziehen, mit ihr eine lose Verbindung
«inzugehen, um sie zum Zweck der Stärkebildung an die assimilirenden Cbloropbyll-
körner abzugeben. Der Farbstoff wäre der Ueberträger der Kohlensäure auf das
assimilirende Plasma der Chlorphyllkömer. C. K.
<•'. Kleba. Beiträge zur Morphologie und Biologie der Keimong.
Untersuchungen aus dem bot. Inst, zu Tübingen, hcrausgeg. von W. Pfeffer.
Bd. I. Heft 4 p. 586—635.
Wir zeigen diese, der Hauptsache nach nur Morphologisches berücksich-
tigende Schrift hier an, da ja die physiologische Untersuchung der Keimungs-
vorgänge theilweisc genauere Kenntniß des Morphologischen voraussetzt, und in
den morphologischen (u. biologischen) Erscheinungen des Keimlebens vielfach
Vorkommnisse zu Tage treten, von welchen noch keinerlei physiologische Auf-
klärung beigebracht werden kann.
Der erste Theil der Abhandlung beschreibt die Hauptkeimungsformen der
Samenpflanzen und sucht sie in Typen zu gliedern, um die Ucbersicht über die
große Mannigfaltigkeit zu erleichtern. Der zweite Theil faßt einige Punkte der
KeimungBbiologie zusammen: 1. Ueber die Befestigung des Samens in der Erde
und seine Wasseraufualimc. 2. Das erste Heraustreten des Keimlings. 3. Die
Befestigung des Keimlings und das Aufsaugen des Endosperms. 4. Das Heraus-
treten der Kotyledonen aus dem Samen und das Durchbrechen der Erde. 5. Die
Entfaltung der Kotyledonen und der ersten Laubblätter über der Erde.
Den Schluß bildet ein sehr ausführliches, wenn auch wohl nicht vollstän-
diges Verzeichniß der Litteratur über die Morphologie der Keimung und der Bau
der Samen. C. K.
F. Noll. Ueber frostharte Kuospenvariationen. Landwirthschaftliche
Jahrbücher. Bd. XIV (1885). Heft 5/6, p. 707-712.
Verfasser beschreibt seine im Winter 1879—80 gemachten Wahrnehmungen,
daß an verschiedenen Bäumen einzelne Zweige von der Kälte unversehrt blieben,
während sonst der ganze Baum erfror, und erläutert, daß es sich hierbei um
Knospenvariationen handle, die eben in der Eigenschaft geringerer Frostempfind-
lichkeit von den übrigen Theilen des Individuums abgewichen sind. Solche Va-
riationen kommen auch sonst an einzelnen Zweigen vor, und Verfasser meint,
solche frostharte Variationen könnten zur Erlangung frostharter Varietäten bei
entsprechender Forterhaltuug und Vermehrung führen. Bekanntlich ist der
gleiche Gedanken auch für Züchtung forsthartcr Varietäten aus ganzen frostharten
Individuen brauchbar. C. A'.
H. Müller - T/iurgau. Beitrag zur Erklärung der Ruheperioden
der Pflanzen. Landwirthsch. Jahrbücher. Bd. XIV (1885). Heft 5/6 p. 851-907.
Die in einer früheren Arbeit 1 ) bezüglich der Stoffwechselvorgänge der Kar-
toffeln gefundenen Vorgänge benutzt Verfasser, durch fortgesetzte Versuche er-
weitert, zur Aufstellung einer Theorie der Ruheperioden der Pflanzen, zunächst
der Kartoffclknollen.
i) Vcrgl. diese Zeltschrift Bd. V. p. 288.
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Neue Litteratur.
111
I. Stoffwechsel wahrend des Reifens der Kartoffelknollen. Eine
mit dem Stock in Verbindung stehende Knolle athmet lebhafter als eine davon
abgetrennte. Nach dem Abtrennen nimmt die Athmung nicht plötzlich, sondern
während mehrerer Tage allmählich ab. Auch von absterbenden Stauden getrennte
Knollen athmen anfangs lebhafter als einige Tage nach der Ernte ; jedoch ist der
Unterschied nicht so bedeutend wie bei Kartoffeln, welche man von noch gesunden
Stöcken trennte, d. h. die letzteren athmen sofort nach der Abtrennung vom
Stocke etwa doppelt so energisch als die von im Absterben begriffenen Stöcken
bei derselben Temperatur. Bei den einen wie den anderen sinkt jedoch die
Athmung auf ungefähr dieselbe Stufe, bei ersteren dauert dies länger als bei
letzteren. Schließlich erreicht die Athmung eine ziemlich lange Zeit konstant
bleibende Größe. Es ist dies die Athmungsgröße ruhender Kartoffeln. — Die
Erklärung für dies Verhalten sucht Verfasser in den zur Verathmung disponiblen
Zuckermengen : an noch assimilirenden Stöcken fließt den Knollen reichlich
Zucker zu; wenn auch der größere Theil in Stärke umgewandelt wird, bleibt
dem Protoplasma doch noch verhältnißmäßig viel zu Athmungszwecken zur Ver-
fugung. Wird die Kartoffel abgetrennt, so äußert diese reichere Zufuhr noch
während einiger Zeit ihren Einfluß, doch nimmt mit dem Abschneiden der Zu-
fuhr die Athmung sofort ab. Bei Knollen absterbender Stöcke war schon am
Stocke die Zuckerzufuhr und hiermit die Athmung geringer.
II. Lebensvorgänge der in Ruhezustand befindlichen Knollen.
Bekanntlich haben ruhende Knollen einen ausgiebigen Athmungsproceß. Außer-
dem hat Verfasser nachgewiesen, daß in ruhenden Knollen Stärke in Zucker
übergeführt wird; endlich spielt sich noch ein dritter Vorgang ab, eine kon-
tinuirliche Stärkerückbildung.
Bezüglich der Athmung hat Verfasser schon früher mehrfache interessante
Beobachtungen mitgetheilt. Außer der Temperatur übt namentlich der Gehalt
der Knollen an Zucker einen maßgebenden Einfluß. Der Vergleich der Athmungs-
größe in verschiedenem Zeitabstand von der Reife (bei verschiedenem Alter der
Knollen) ergiebt, daß dei Beginn der Ruheperiode die Athmung weniger ausgiebig
ist als nach Abschluß derselben. So gab pro Stunde 1 kg Knollen Kohlen-
säure in mgr:
Dat.
20°
10°
0°
23. August
C.5
2.0
5. Dezember
9.2
4.2
2.3
10. Januar
10.0
4.5
2.5
11. Februar 11.0 — -
Diese Tabelle läßt auch den Einfluß der Temperatur ersehen und die selbst
bei 0° verhältnißmäßig energische Athmung und deren langsame Zunahme mit
steigender Temperatur.
Nach früheren Versuchen vollzieht sich in den Knollen Zuckerbildung
und Starkerückbildung. Hier sind zwei Versuche mitgetheilt, bei deren jedem
6 Knollen, die längere Zeit bei 0° verweilt hatten, zur Verwendung kamen. Sie
wurden längs halbirt, und die einen Hälften sofort auf den Gehalt an Stärke,
reduzirendem Zucker und Rohrzucker geprüft, die anderen nach mehrtägigem
Aufenthalt im Athmungsapparate bei 22« bis 25°. Nachher wurden mit diesen
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112 Physik der Pflanze:
Hälften die nämlichen Bestimmungen vorgenommen. Im ersten Versuch betrug
«ler Stärkegehalt vor dem Verweilen im warmen Raum 15.405, nachher 16.773
im zweiten Versuch waren die entsprechenden Zahlen 13.427 resp. 15.43 ° ( 'o.
Zuckerbildung wie Stärkerückbildung sind bei niederer Temperatur wesentlich
hcrabgestimmt, die Zuckerbildung weniger als die Stärkebildung, weshalb sich
Zucker anhäuft, was bei höherer Temperatur unterbleibt. Auch in nicht süßen
Kartoffeln wird fortwährend ein Theil des entstehenden Zuckers in Stärke zurück-
verwandelt, wobei auch dieser Vorgang von der Menge des disponiblen Zuckers
abhängen wird. „Zwei Vorgänge sind es, welche auch in nicht süßen Kartoffeln
gewissermaßen um den entstehenden Zucker streiten, die Stärkebildung und die
Athmung ... Je längere Zeit eine Kartoffel vom Stocke getrennt ist, desto mehr
scheint ihr die Kraft zu schwinden, den zur Verfügung stehenden Zucker in
Stärke zu verwandeln. Es ist selbstverständlich, daß mit der abnehmenden
Energie dieses Vorganges die Athmung in dem Wettstreite um den vorhandenen
Zucker sich nun besser stellt und dem entsprechend in immer ausgiebigerem
Maße stattfindet. Eh unterliegt wohl keinem Zweifel, daß dieser eigenthümliche,
bisher unbekannte Vorgang der Stärkerückbildung für die Erhaltung der Re- •
servestoffe in den Kartoffelknollen von größter Bedeutung ist. Ohne ihn würde
in Folge der Temperaturschwankungen des Winters die Erschöpfung der Kar-
toffeln durch Athmung und Wachsthum eine viel weiter gehende und das Aus-
treiben im Felde deshalb nur ein schwächliches, ja unter Umständen ganz un-
möglich sein."
III. Uebergang aus der Ruheperiode zum Austreiben und Ur-
sache der Ruheperiode bei der Kartoffel.
Verfasser wendet sich zunächst gegen die. Hypothese, daß es sich bei der
Ruheperiode um eine sehr langsame Entstehung von Fermenten handeln könnte,
welche sich in den wachsthumsfähigen Knospentheilen bilden und erst, wenn sie
in hinreichendem Quantum entstanden seien, trete die Möglichkeit ein, die vor-
handenen Reservestoffc in den aktiven Zustand zu versetzen, in welchen sie zur
Förderung des Wachsthums unmittelbar geeignet sind. Die Versuche darüber,
ob in den Knollen die Stoffumwandlungsvorgänge durch die Knospen beeinflußt
werden, führte zu dem Schlüsse : „Obgleich die Kartoffeln noch ganz im Anfange
der Ruheperiode sich befanden, hat in denselben bei 0° dennoch eine erhebliche
Zuckerbildung stattgefunden und zwar sowohl in denjenigen Hälften, bei welchen
vorher die Knospen sammt einer Partie des anstoßenden Knollengewebes entfernt
worden waren, als auch in denjenigen, an welchen die Knospen verblieben waren.
Hieraus darf wohl geschlossen werden, daß der Zuckerbildungsvorgang in den
Kartoffeln nicht etwa abhängig ist von einem durch die Knospen zu bildenden
Fermente. Ferner, daß dieser Vorgang schon bei Beginn der Ruheperiode in so
erheblichen Maßstabe stattfindet, daß in einer etwaigen allmählichen Zunahme
desselben nicht die Ursache der Ruheperiode gefunden werden kann." Die
Hälften der Knollen ohne Knospen waren aber zuckerreicher (4.33 gegen 3.90 •/•)»
was Verfasser durch die zahlreichen Wundstellen zu erklären sucht, die beim
Ausschneiden der Augen entstehen, indem die Zuckeranhäufungen in den an
Schnittflächen angrenzenden Theilen immer etwas geringer sei. — „Würde während
der Ruheperiode von den Knospen immer mehr Ferment gebildet und allmählich
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113
angehäuft, so mußte durch dasselbe die Zuckerbildung gesteigert und alsu am
Ende der Ruheperiode viel ausgiebiger sein als im Anfang . . . Während aber
die Knospen der Kartoffeln bei Beginn der Ruheperiode nicht zum Austreiben zu
bringen sind, nach Beendigung derselben aber verhältnißmäßig rasch sich ent-
wickeln, hierin also ein bedeutender Unterschied besteht, zeigt die Zucker-
hililung in den Kartoffeln zu den beiden Zeitpunkten entweder ganz oder doch
annähernd dieselbe Ausgiebigkeit. Das so ganz verschiedene Verhalten in den
ersten Monaten und am Ende der Ruheperiode kann demnach nicht einfach durch
Annahme einer verschiedenen Ausgiebigkeit der Zuckerbildung erklärt werden."
Die folgende Theorie der Ruheperiode geht von der Basis aus, daß die Ur-
sachen des Abschlusses nicht in den Knospen, sondern in den Stoffwechselvor-
pängen und Veränderungen der Reservestoffbehälter liegen, ein Punkt, in welchem
der Verfasser von der Anschauung wohl der meisten Physiologen abweicht. Ver-
laufen die Stoffwechselvorgänge in den Zellen der Reservestoffbehälter derartig»
daß kein oder nur wenig Zucker nach den Knospen hingelangt, so vermögen
diese nicht zu wachsen; ergiebt sich dabei hingegen ein für die Knospen dispo-
nibler Zuckerüberschuß, so setzen dieselben ihre Entwicklung fort, die Ruhe-
j.eriode ist beendigt. „Die Sproßanlagen sind durch ein Polster von Tausenden
zucker- und stärkeleerer Zellen von denjenigen Zellgeweben getrennt, welche die
Reservestärke führen. Alle diese Zellen enthalten aber Protoplasma. Dieses wird,
namentlich bei höheren Temperaturen, athmen müssen, soll es nicht dem Tode
\erfalleu. Es ist hiebei auf diejenigen Zuckermengen angewiesen, welche aus
den stärkehaltigen Zellen des Kartoffelinneren herbeiwandern. Da auch das
Protoplasma der letzteren in einem gewissen Hungerzustande in Bezug auf Zucker
sich befindet, der entstehende sehr rasch wieder in Stärke rückgebildet und ver-
athmet wird, wandern jedenfalls nur geringe Mengen desselben nach den Knospen
hin. Sie müssen außerdem noch das unter den Knospen liegende Polster von
ebenfalls im hungernden Zustande befindlichen Zellen passiren,, und es dürfte
dementsprechend in die Sproßanlagen selbst nur sehr wenig Zucker gelangen, und
dieser höchstens zu einem äußerst geringen Athmungsvorgange ausreichen. Ein
Wachsthum der Knospen kann unter solchen Umständen natürlich nicht statt-
finden, denn es fehlt an dem nöthigen Material zur Cellulosebildung. Außerdem
ist aber bekanntlich das Wachsthum auch vom Athmungsvorgang der Zellen ab-
hängig. Ob aber dieser beschränkt ist durch Mangel an Sauerstoff oder, wie bei
den Knospen ruhender Knollen, in Folge ungenügender Zuckerzufuhr, bleibt sich
schließlich gleich. Die Wirkung kann nur dieselbe sein. Es wird also den be-
treffenden Zellen nicht nur am not h wendigen Baumaterial fehlen, sondern auch
ein Mangel an den zum Wachsthum nöthigen Kräften sich geltend machen. Mit
zunehmendem Alter der stärkehaltigen Zellen nimmt die Lebenskraft des Proto-
plasmas ab. Von dem entstehenden Zucker vermag dasselbe im Vcrhältniß zu
früher keine so große Menge mehr in Stärke zurückzuverwandeln . . . Die in
Kellern bei etwa 10° gelagerten Kartoffeln, die bisher vollständig zuckerleer
waren, fangen an geringe Mengen von Zucker zu enthalten. (Verfasser verweist
darauf, daß auch sonst, in Früchten verschiedenen Alters, die Fähigkeit, den zu-
wandernden Zucker in Stärke umzuwandeln, mit dem Alter sich ändere, nämlich
in älteren Zellen geringer sei als in jüngeren. An einem aus verschiedenaltrigen
& Wollny, Forschungen. IX. *
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114 Physik der Pflanze:
Gliedern bestehenden Irisrhizom war der Zuckergehalt der älteren Glieder zu
Anfang der Ruheperiode größer als in den jüngeren.) . . . Da schon während
der Ruheperiode die Stärkerückbildung allmählich abnimmt, wird von dem ent
stehenden Zucker mit der Zeit etwas mehr für den auf ein geringes Maß redu-
zirten Athmungsvorgang zur Verfügung stehen. Dieser aber nimmt bei Zuführung
einer etwas größeren Zuckermenge sofort entsprechend zu, und es wird deshalb
wenigstens zunächst den Knospen nicht mehr Zucker zuwandern, diese also
auch noch kein Wachsthum zeigen können. Allein in Folge gesteigerter Athmung
kann die Zuckerbildung wahrscheinlich zunehmen, außerdem schwindet die
Fähigkeit der Stärkerückbildung immer mehr, und so wird es schließlich dahin
kommen, daß selbst bei höheren Temperaturen nicht mehr sämmtlicher Zucker
verathmet und in Stärke verwandelt werden kann, sondern zu einem merklichen
Theile von den Zellen der Sproßanlagen an sich gerissen wird. Damit ist die
Möglichkeit des Wachsthums gegeben; die Ruheperiode ist beendigt." (Mit He-
ginn des Keimens tritt auch ein diastatisches Ferment auf.) — Diese seine An-
sicht sucht Verfasser noch weiter durch verschiedene Vorkommnisse beim Aus-
keimen der Kartoffelknollen u. dergl. zu stützen.
IV. Ruheperioden anderer Pflanzen.
Aus diesen Auseinandersetzungen sei erwähnt, daß Verfasser die Winter-
ruhe der Baumknospen analog den Verhältnissen in den Kartoffel knollen sich
zurecht legt. Obwohl über Sommer in Stamm und Wurzel Stärke abgelagert
wird, gelingt es dennoch den Knospen, geringe Mengen Zucker an sich zu reißen
und sich allmählich weiter zu entwickeln. Später vermindert sich die Assimi-
lationsthätigkeit, die Blätter fallen ab, die Zuckerzufuhr vermindert sich und
hört auf; wenn die letzten Zuckermengen in den Zellen in Stärke übergeführt
sind, steht das Wachsthum ganz still. In den stärkeführenden Zellen der Zweige
und des Stammes werden sich nun ähnliche Vorgänge abspielen wie in d*>n
Zellen ruhender. Kartoffeln; es resultirt ein kleiner Ueberschuß von Zucker für
die Knospen, diese wachsen wieder selbst bei verhältnißmäßig niederer Tempe-
ratur, was sich mit der Reichlichkeit der Zuckerzufuhr steigert. Die Baum-
knospen wachsen ähnlich wie diejenigen austreibender Kartoffelknollen nicht aus
eigener Kraft, z. B. durch in den Zweig abgeschiedenes zuckerbildendes Ferment,
sondern sie müssen mit ihrer Entwickelung warten, bis die Stoffumsetzungen
in den stärkehaltigen Zellen der Zweige derart verlaufen, daß Zucker für sie
disponibel wird.
Bezüglich der weiteren, namentlich das r Treiben" der Pflanzen betreffenden
Ausführungen muß auf das Original verwiesen werden.
In einer angeschlossenen Notiz ist gezeigt, daß die süß gewordenen Kar-
toffeln neben Glykose Rohrzucker enthalten. C. K.
U. Kreusler. l'eber eine Methode zur Beobachtung der Assimilation
und \ t Innung der Pflanzen und über einige diese Vorgänge beeinflussende
Momente. Landw. Jahrbücher Bd. XIV (1885). Heft 5/6 p. 913-965.
Den Pflanzen wird in einem dichten Behälter ein bekanntes Gewicht Kohlen-
säure zur Verfügung gestellt, das nach der Versuchszeit bleibende Gas durch
kohlensäurefreie Luft aus dem Apparat verdrängt und unter Anwendung geeig-
neter Absorptionsapparate durch Wägung bestimmt. Die Differenz zwischen ver-
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Neue Litteratur.
115
abreichter und wiedergefundener Kohlensäure giebt den Assimilationsverbrauch
oder, wenn der Versuch im Dunkeln angestellt wurde, die Athmungsgröße der
Pflanzen. Man kann nach dieser Methode, deren Einzelheiten hinsichtlich der
Apparate u. s. w. im Original nachzusehen sind, fast jede beliebige Pflanzenart
prüfen, mit viel gröberen Objekten operiren und eine längere Reihe von Ver-
suchen mit dem nämlichen Individuum anstellen. Da man sowohl Assimilations-
wie Athmungsversuche mit den nämlichen Exemplaren ausführen kann, können
selbst sehr geringe Assimilationsbeträge festgestellt werden, selbst solche, welche
durch die Athmung mehr oder weniger kompensirt werden. Während bisher unnatürlich
große Kohlensäuremengen zur Verwendung kamen, prüft Verfasser die Wirkung
der Vegetation auf eine Atmosphäre von normaler Beschaffenheit und von dieser
ausgehend den Einfluß mäßiger Steigerungen des normalen Kohlensäuregehalts,
die Absorptionsmittel gestatten auch, den Pflanzen reichliche Luftmengen zur
Verfügung zu stellen.
Um eine konstante Lichtquelle zu haben, wurde elektrisches Licht verwendet,
dessen Wirkung befriedigend war, als der übergroße Reichthum an Wärraestrahlen
durch einen Kühltrog mit Wasser vermindert wurde.
Als Versuchspflanzen dienten solche, welche leicht zugänglich sind, eine
der Exposition günstige Blattstellung bieten und abgeschnitten im Wasser lange
genug aushalten. (Bezüglich des Verhaltens abgeschnittener, in Wasser stehender
Sprosse sind verschiedene Beobachtungen mitgetheilt.) Zu den meisten Versuchen
dienten Zweige der Hainbuche, dann auch von Tropaeolum majus, Aspidium fal-
catum, Rubus, Castanea.
Den Versuchen, deren Fortsetzung in verschiedener Richtung in Aussicht
gestellt ist, lassen sich zur Zeit die folgenden Punkte entnehmen:
1. Der relative Kohlensäuregehalt der umgebenden Luft ist von erheb-
lichem Einfluß auf die Assimilationsenergie; die absolute Menge der der Pflanze
innerhalb einer bestimmten Zeit zugänglich gemachten Kohlensäure dagegen von
untergeordneter Bedeutung.
2. Von einem bestimmten, niedrigen Procentsatz (etwa wie in der atmosphä-
rischen Luft) ausgehend, steigert sich die begünstigende Wirkung mit der Ver-
mehrung der Kohlensäure anfangs recht schnell, dann immer langsamer, um
schließlich sehr allmählich einem entgegengesetzten Einflüsse zu weichen.
3. Unter den eingehaltenen Versuchsbedingungen (25° C. , elektrisches
Bogenlicht von 1000 Normalkerzen bei 31 bis 45 cm Abstand) gestaltet sich die
Quantität der Beziehung im Durchschnitt verschiedener Pflanzen annähernd wie
folgt. Setzt man den relativen Kohlensäuregehalt der gewöhnlichen Luft = 1,
die durch den Verbrauch der Kohlensäure (unter Mitberücksichtigung der Ath-
mung) gemessene Wirkung = 100, so ergeben sich die nachstehenden Ziffern:
Relativer Kohlensäuregehalt Assimilation
1 100
2 127
3,5 1*5
7 196
17 209
35 237
220 230
440 2ü6(V)
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116
Physik der Pflanze:
4. Das Optimum der Kohlensäurewirkung scheint zwischen etwa 1 un<l
10°'o zu liegen und je nach wechselnden Verauchsbedingungen (z. B. dem
Grade der Belichtung) sich etwas zu verschieben.
5. Ein die Assimilation auf das Einschneidendste berührender Faktor ist der
Wassergehalt der Blätter. Etwa durch stärkere Verdunstung veranlaßte Ver-
minderung des Feuchtigkeitgrades kann, lange ehe die Pflanze sichtbar welkt,
unter Umständen schon dazu führen, daß die Assimilation bei bester Belichtung
fast gänzlich sistirt wird. Mit dem (rechtzeitigen) Ersatz des Wassers kehrt
auch die Assimilationskraft zurück.
6. In trockener Luft assimiliren daher die Pflanzen erheblich schwächer
als in hinlänglich feuchter, sofern nicht der Verdunstungsverlust sich unmittelbar
wieder decken kann. Der Stillstand der Vegetation bei anhaltend trockenem
Wetter scheint größtenteils hierdurch bedingt.
7. Vollkommene Dunstsättigung der Luft und dadurch bedingter schwacher
Transpirationsstrom scheint auf den Assimilationsproceß an und für sich nicht
ungünstig einzuwirken.
8. Die Verdunstung seitens der Blätter scheint im Licht rascher vor sich
zu gehen als im Dunkeln.
9. In der Verfärbung begriffene Blätter assimiliren, hinlänglichen Wasser-
gehalt vorausgesetzt, noch fortdauernd kräftig nach Maßgabe des grün verbliebe-
nen Antheils.
10. Mit Hilfe einer elektrischen Bogenlichtlampe von beiläufig 1000 Normal-
kerzen können kräftige Assimilationswirklingen erzielt werden, wenn man unter
Vermeidung schädlicher Wärmestrahlung die Belichtung aus geringen Abständen
(0.3— 0.45 m) vornimmt. Der Effekt kann dann unter Umständen dem einer ge-
mäßigten Tagesbeleuchtung gleichkommen oder ihn selbst übertreffen.
11. Das Gesetz der proportionalen Beziehungen zwischen Belichtungs- und
Assimilationsintensität fand sich beim Gebrauch des elektrischen Lichtes in ge-
wissen Grenzen annähernd bestätigt.
12. Schon bei 1 bis 1,5 m Abstand wird die Wirkung der elektrischen
Lampe oft bereits so schwach, daß die Assimilation nicht oder kaum hinreicht,
den Athmungsverlust auszugleichen.
18. Bezüglich der Athmung geben die Versuche keinen merklichen Einfluß
weder des Kohlensäuregehalts noch des Wassergehalts der Luft zu erkennen.
Auch der Feuchtigkeitsgehalt der Pflanze scheint hierfür von geringer Bedeu-
tung. C. K.
A. Wigand, Studien Uber die Protoplasma Strömung in der Pflanzen-
zellc. Forschungen a. d. bot. Garten in Marburg. Heft I. 1885. S. 169—224.
C. Rohrbach. Ueber die Wasserleltnngsfilhigkeit des Kernholzes.
Zeitschrift f. Naturwissenschaften. Bd. LVIII. (Neue Folge. Bd. IV.) Halle
1885. S. 319—347.
J« T . R. KJellman, l'eber das Vordringen der Ausläufer im Boden.
Bot. Centralbl. von O. Uhlworm. Bd. XXV. Nr. 9. S. 290.
<><z&>^^£>^
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III. Agrar - Meteorologie.
Untersuchungen über die Wirkung der klimatischen Fak-
toren auf das Wachsthum der Kulturpflanzen.
Von Dr. F. C. Tschaplowitz in Proskau.
I.
Es sind hauptsächlich drei Fragen, welche die Praxis des Pflanzen-
baues an die Wissenschaft stellt. Die erste derselben hat das Nahrungs-
bedürfniß der Pflanzen, also den Stoff verbrauch, die zweite die Größe des
Wasserbedarfs, und die dritte die klimatischen Bedingungen, also vorzugs-
weise den Einfluß der Kräfte — Licht, Wärme etc. im Auge. So Her-
vorragendes jedoch auch auf diesen Gebieten geleistet worden ist, so ist
doch keine dieser Fragen bis jetzt zum Abschluß gelangt. Zum großen
Theil verschulden dies die Schwierigkeiten, welche sich in den betreffenden
Untersuchungen auf diesen Gebieten herausstellen. Häufig liegt die letzte
Entscheidung in der Hand der chemischen quantitativen Analyse; recht
oft — nach des Verfassers Ansicht zumeist — liegen jedoch auch Schwie-
rigkeiten in anderen Umständen begründet.
Ohne Zweifel ist die erste der genannten Fragen für Landwirtschaft
und Gartenbau die wichtigste, während die nach den klimatischen Fak-
toren von mehr untergeordnetem Werthe erscheint, da die Landwirt-
schaft und Forstkultur nur wenig Einwirkung auf diese nehmen können,
und nur der Gartenbau zu seinen Gunsten die Unbilden der Witterung
zu mäßigen, ja einzelne Faktoren in ihrer Wirksamkeit zu steigern vermag.
Verfasser aber fand schon früher, daß ohne nähere Keuntniß der Ein-
wirkung der Kräfte, d. h. ohne Kenntniß des Nutzeffektes derselben in
der Erforschung jener ersten Frage, der des Stoffsverbrauchs, nicht weiter
zu kommen sei. Von eben so großer Wichtigkeit ist die Berücksichtigung
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118
Agrar-Meteorologie:
der Einwirknng genannter und anderer Kräfte bei den Untersuchungen
des normalen Wasserbedarfs der Pflanzen aus naheliegenden Gründen.
Mit einem Worte, Verfasser sah sich dazu geführt, eine getrennte Be-
arbeitung der drei Fragen als unthunlich, ja zweckwidrig aufzugeben und
schreibt sogar manche der bisherigen Mißerfolge dem Unterlassen dieses zu.
So werden z. B. zur Klarstellung der erstoren Frage komparative
Düngungvsersuche angestellt, oft aber wird doch das Resultat getrübt
werden können in Folge z. B. von Boden wasserverhältnissen 1 ). Ganz das-
selbe tritt ein, wenn in entscheidenden Zeiten, event. Phasen des Wachs-
thums die Temperatur nicht die erforderliche Höhe erreichte, sondern im
Minimum geboten war; die beiden Vergleichsparzellen „Gedüngt" und
,,Ungedüngt" werden sich dann in der Menge ihres Ernteresultates nicht
unterscheiden, sondern eine gleiche Produktion zeigen. In den unten
angeführten Versuchen tritt der Fall ein, daß eine Frühjahrsdüngung
gleichgültig, eine spätere förderlich gewesen ist. Wie oft mögen nicht
bei Feldversuchen solche und ähnliche Fälle eingetreten sein und zu un-
richtigen Schlüssen in Bezug auf das NährstofFbedürfniß einer Pflanze
resp. des Bodens geführt haben! In vielen Fällen mag ja der gewöhn-
liche Düngungsversuch entscheidend genug sein, in vielen anderen jedoch,
besonders bei der Gartenkultur und namentlich bei Versuchen im wissen-
schaftlichen Interesse ist ein tieferer Einblick in das Spiel der Kräfto
und Stoffe wünschenswerth. Der Praktiker vermag wohl beim Anbau
häufig zu entscheiden, welchem Nebenumstand er eine Mißernte zu ver-
danken hat; allein er trifft dies doch nur in den besonders eklatanten,
in die Augen springenden Fällen, keineswegs in allen.
Es bedarf aber auch wohl dem Praktiker gegenüber nicht mehr des
Hinweises, daß es für jede Art des praktischen Pflanzenbaues — in der
') Paul Wagner sagt, Biedermanns Centralb. 1888 p. 735 (daselbst aus Landw.
Jahrb. 12. I?. 3,4 und 5): „Soll die Wirkung einer Düngung durch vergleichende
Versuche festgestellt werden, so müssen auf den Vergleichsparzellen alle Wachs«
th umsfaktoren — ahgesehen von der auf ihre Wirkung zu prüfenden Düngung
— gleich und im Ueberschuß vorhanden sein, während der Faktor Düngung
im relativen Minimum vorhanden sein muß. 4 ' Seine alsdann folgenden, auf das
Bodenwasser bezüglichen Erwägungen passen jedoch auch auf die atmosphärische
Dunstsättigung wie überhaupt auf jeden Wachsthumsfaktor. (Daß diese Dunst-
Sättigung in Höhe und Gang weder vom Bodenwasser noch vom Regen abhängt,
also mit einer etwaigen Bestimmung dieser Elemente die der Dunstsättigung nicht
umgangen werden kann, soll unten nach vorliegenden Versuchen erwiesen werden.
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Wirkung d. klimatischen Faktoren auf d. Wachsthum d. Kulturpflanzen. 119
Landwirtschaft sowohl als bei der Kultur der doch vielfach von ein-
ander in ihren Bedürfnissen abweichenden Gartenpflanzen — geboten ist,
womöglich alle Bedingungen — Kräfte, Stoffe, Mengenverhältnisse,
den Wechsel dieser und überhaupt die Art des Zusammenwirkens
aller Faktoren zu kennen. Dieses erst ist es ja, was wir als die
naturgesetzliche Grundlage des Pflanzenbaues bezeichnen.
Nachdem Verfasser Dieses bezüglich der Art des Zusammenwirkens
von Kraftform und Körper auf das a priori schon zu erschließende Re-
sultat gekommen war, daß alle Ursachen des Wachsthums — innere wie
liußere, Körper wie Kräfte — wenn nicht allerseits optimale Verhältnisse
stattfinden sollten, bezüglich ihrer Wirksamkeit dem Minimumgesetz unter-
liegen 1 ), gestaltete sich die Frage der höchsten Produktion folgendermaßen.
Welche Abänderungen haben wir im normalen Entwickelungsverlauf einer
Kulturpflanze durch Abänderungen in Höhe, Menge, Periodicität der Fak-
toren eintreten zu lassen, um die Produktion möglichst zu steigern, be-
stehe dieselbe nun in der Pflanze im Ganzen oder in irgend welchen
Gliedern derselben — Blättern, Blüthen, Früchten, Samen, Knollen etc.
Um zur Lösung dieser Frage beizutragen, hat nun Verfasser zunächst
versucht, eine Pflanze so zu kultiviren, daß der gesammte Ent-
wickelungsgang derselben durch alle Phasen hindurch als ein
normaler betrachtet werden muß. Erst nach Ermittelung des
normalen Wachsthums und nach Feststellung der Methoden zur Erzielung
desselben kann die Frage, ob und wann zur Erreichung eines bestimmten
Endzweckes einer oder einige der Faktoren im Miniraum zu stehen haben,
o-ler ob sie vielleicht sogar über die (für die normale Blattassimilation)
optimale Menge hinaus geboten werden müssen, gestellt weiden.
Da die am Versuchsorte zur Verfügung stehende Licht menge (In-
tensität und Tagesdauer) die unabänderliche, also die gegebene, absolute
Uröße, der Ausgangspunkt bei Herstellung des optimalen Verhältnisses
'ler Faktoren ist, während die anderen Kräfte und Stoffe die abhängigen
Großen sind, so bezieht sich streng genommen diese Norm nur auf alle
Orte gleicher Breite und in der gleichen Vegetationszeit, ist jedoch im Ueb-
i igen von jeder Willkürlichkeit frei.
Daß wir aber der Aufstellung irgend eines normalen
') Vergleiche des Verfassers Untersuchungen über die Einwirkung der
Wärme etc. Leipzig, Voigt. 1882.
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120
Agrar-Mcteorologie:
Maßes bedürfen, um specielle pflanzliche Produktion zu messen,
ist ein wohl mehrseitig gefühltes Bedürfniß. (Vgl. weiter unten.)
Auch anderweiter Nutzen dürfte aus exakten Ermittelungen ge-
nannter Art hervorgehen. Wir lernen die näheren Wirkungen der ein-
zelnen Faktoren besser kennen, als wenn wir, wie gewöhnlich geschieht,
denjenigen Faktor, dessen specielle Wirksamkeit auf die Pflanze gesucht
wird, bloß im großen Ueberschuß geben und nicht beachten, wie das
gegenseitige Verbältniß der anderen gestaltet ist; ferner auch lernen wir
Erscheinungen der Pflanzenmetamorphose bezüglich ihrer Ursachen besser
verstehen 1 ).
Wir vermögen ferner aus den genannten Ermittelungen mit Wahr-
scheinlichkeit Schlüsse auf die Heimatverhältnisse einer Pflanze und ihre
Heimat selbst zu ziehen. So hält Verfasser dieses beispielsweise für
erlaubt, aus den nachfolgenden Versuchen mit der Erbsenpflanze zu
schließen, daß dieselbe nicht einem Binnenlande, sondern warmen uml
wasserdampfreichen Küstengegenden entstammt.
II.
Verfasser hat die hier vielfach angebaute, leicht zu kultivireude
Erbsen- Varietät „Buxbaum" als Versuchsobjekt gewählt.
Nach mehrjährigen Vorversuchen über die derselben zusagenden
Boden-, Nährstoff-, Wasser-, Temperatur- und Luftfeuchtigkeit^- Verhält-
nisse unter den in unseren Breiten zur Zeit der Vegetation dieser Pflauze
herrschenden LichtiutensitHten hat Verfasser nunmehr unter Gewährung
derjenigen Bedingungen, welche die Ergebnisse der Vorversuche vorge-
') Als z. B. die Kartoffel aus ihrem warmen und in der Vegetationszeit auch
uehel- und regenreicheren Vaterlamle in verschiedene nördlichere Klimate gebraebt
wurde, hat die vortheilhaftc Umgestaltung derselben aus einer Pflanze, deren
Blüthen vorzugsweise entwickelt, deren Knollen aber klein waren, in unsere Kultur-
form höchst wahrscheinlich nur dadurch statttinden können, daß in den gemäßigten
Klimaten die Temperatur und die Dunstsättigung zurücktreten, die Lichteinwir
kung aber eine gesteigerte ist. Die niedrigere Temperatur vermochte nicht in
den Blüthen Riechstoffe zu entwickeln. Die verlängerte Tagesdauer hat aber
offenbar die Assimilation gesteigert, während gleichzeitig die veränderte Dunst-
sättigung kein der Assimilation entsprechendes, üppiges Entfalten der oberirdischen
Organe gestattete, und so mußte die vermehrte Stärkeabsonderung den unter-
irdischen Stengeln zu Gute kommen und dort sieb in den Knollen die Stärke
ansammeln.
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Wirkung d. klimatischen Faktoren auf d. Wachsthuni d. Kulturpflanzen. 121
schrieben haben, dieselbe kultivirt und durch fortlaufende Bestimmung
der Trockengewicbtszunahrae (von drei zu drei Tagen) die unten ange-
gebenen und Tafel II. graphisch dargestellten Zahlenresultate erhalten.
Diese Zahlen unterscheiden sich wesentlich von den an im freien
Felde kultivirten Pflanzen ermittelten: sie sind die einer normalen,
unter normalen Bedingungen er wachseneu Pflanze (oder erreichen
dieselben wenigstens in so weit, als ein erstes Experiment, welches unter
Keuntniß der Qualität und der Quantität der mitwirkenden Faktoren und
unter deren entsprechender genau bemessener Gewährung angestellt wurde,
eine Konstante zu erreichen vermag).
Während bei den an den landwirthsehaft liehen Versuchsstationen
vorgenommenen Ermittelungen der Trockensubstanzzunahme die Pflanzen
im freien Felde angebaut waren, und es dort bald an Wärme, bald an
Bodenwasser, bald an Luftfeuchtigkeit und Anderem fehlt, diese Faktoren
also oft im Minimum stehen und das Wachsthum beherrschen d. h. herab-
drücken, bald auch wohl in einer Menge geboten werden oder mit einer
Intensität wirken, welche des Guten zu viel bietet, sind die Pflanzen des
nachfolgend beschriebenen Versuches während der ganzen Dauer ihrer
Vegetation — mit Ausnahme eines nicht vorherzusehenden Auftretens
einer Temperaturerniedrigung in den letzten Maitagen und eines desgleichen
von Lichtabschwächung Ende Juni — nicht in ähnlicher ungünstiger
Lage gewesen, wie aus den zusammengestellten Zahlen, besonders deutlich
aber aus der graphischen Darstellung Taf. II. ersichtlich ist. Die Pflanzen
dieses letzten maßgebendsten Versuches haben, abgesehen hiervon, nicht nur
zu jeder Zeit ihren Bedarf an Wärme u. s. w. vollständig decken können,
sondern es ist auch zu keiner Zeit, ein nachthoiliger Ueberschuß irgend
eines der Wachsthumspurticipienten eingetreten, was sich daraus ergiebt,
daß weder das Sinken noch das Steigen der betreifenden eine gleich-
sinnige Bewegung der Wachsthumskurve hervorgerufen hat, wie es bei
Mangel, oder wie es umgekehrt bei nachtheiligem Ueberfluß hätte statt-
finden müssen, und somit hone ich, die so erzogenen Pflanzen normale
Pflanzen nennen zu dürfen; es sind Pflanzen, welche in der Höhe sowohl
als auch in dem Tempo ihrer Entwickelung die äußerste Grenze erreicht
haben, die von den inuern Kräften und Stoffen des Samens und de>
I'flanzenkörpers (welche Kräfte und Stoffe nun ihrerseits im Minimum
stehen) gesteckt worden ist.
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122
Agrar-Meteorologie
Daß bei den im freien Felde gebauten Pflanzen sehr häufig einer
der Faktoren Wärme, Luftfeuchtigkeit, Boden wasser (seltener auch das
Licht) im Minimum steht, ist oft leicht nachzuweisen, wie ich schon in
meinen „Untersuchungen über die Einwirkung der Wärme. Leipzig 1882"
gezeigt habe. • Mit Hilfe der Zahlen der an den landwirtschaftlichen
Versuchsstationen angestellten Trockensubstanzbestimmungen landwirt-
schaftlicher Kulturpflanzen gelingt dies oft, wenn man sich die vollstän-
digeren meteorologischen Daten zu verschaffen vermag. Dieselben lassen
sich aber nur für solche Versuchsstationen erlangen, in deren Nahe zu-
gleich auch eine meteorologische Station gelegen ist, und habe ich für
einige derselben aus den in dem meteorologischen Centraiinstitut 1 ) zu Berlin
aufbewahrten Zahlenmaterial mir die die wichtigeren Verhältnisse, be-
sonders die Dunstsättigung betreffenden extrahirt und mit den in den
Landwirtschaftlichen Jahrbüchern veröffentlichten Trockensubstanzzahlen
zusammengestellt und verglichen. Am übersichtlichsten zeigen sich diese
Verhältnisse bei der graphischen Darstellung. So ist zum Beispiel aus
den von Hammerbacher, Brimmer und König (Ref.) in den Landwirth-
schaftlichen Jahrbüchern 1876 p. 441 veröffentlichten Angaben ersichtlich,
daß die Wachsthumsdepression vom 9. bis 16. Juli nur vom Temperatur-
rückgange verursacht worden ist. Zuweilen ist es von den täglichen
Tomperaturnotirungen nur eine bestimmte Intensität, für welche sich die
Kinwirkung nachweisen läßt, so bei den von Prehn, Hornberger und
Kreußler (Ref.), Landwirtschaftliche Jahrbücher 1878, veröffentlichten
Daten, woselbst die Depression vom 14. bis 21. August sieh nur ans
dem Sinken der Minimumtemperatur herleiten läßt.
Daß die atmosphärische Dunstsättigung im Miniraum stehen und
somit die Wachsthumskurve beeinflussen kann, läßt sich beispielsweise
ersehen aus den von Caplan in den Landwirthschaftlichen Jahrbüchern
1877 p. 801 ff. veröffentlichten Angaben. Wie dieselben zeigen, geht
die am 7. August eintretende Abnahme des Wnchsthums gleichsinnig mit
der Abnahme der Dunstsättigung.
Der Mangel an Bodenwasser ist es höchst wahrscheinlich, welcher
*) Herr Direktor Dr. Ilellmann und Herr Assistent Dr. Kremser haben mir
in gefälligster Weise das dort deponirte Material der deutschen meteorologischen
Stationen zugänglich gemacht, wofür ich an dieser Stelle meinen Dank auszu-
sprechen mich verpflichtet erachte.
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Wirknng d. klimatischen Faktoren auf d. Wachsthum d. Kulturpflanzen. 123
«las Herabgehen des Waehsthums in dem von Neubert und Teichler,
Landw. Jahrb. 1877 p. 833, veröffentlichten Versuch bedingt, welches in
der Periode vom 17. bis 24. Juli stattfindet.
Die Verschiedenartigkeit der Bedürfnisse in Bezug auf Dunstsätti-
£ung und Temperatur zweier verschiedener gleichzeitig wachsender Pflanzen-
arten zeigt deutlich ein von Mutschier und Kreuch, Landw. Jahrb. 1870
p. 632, veröffentlichter Versuch, nachdem die Dunstsiittigungszahlen ein-
getragen sind. Die Mittel temparatur schwankt während der Zeit vom
10. Mai bis 21. Juni zwischen 13° und 17° C.j steigt in der nächsten
Periode aber auf 24° C; ganz entsprechend verhält sich das Wachsthum
<ta Weißklee, welcher vom 10. Mai bis 21. Juni langsam es auf 0,064
gr, in der nächsten 7tägigen Periode aber schon auf 2,000 gr bringt.
Anders verhielt sich die Luzerne, ihr Wachsthum folgte der Dunstsätti-
zuogskurve. Diese hielt sich während des ersten Zeitraumes relativ hoch,
in 21. Juni trat jedoch eine starke Depression ein, welcher aber am
29. eine gleiche Elevation folgte. Entsprechend verhielt sich die Luzerne;
ihr erstes Wachsthum war ein hohes, blieb dann entsprechend der De-
pression vom 21. Juni etwas zurück und stieg endlich bedeutend vom
29. Juni an.
Daß ein Ueberschuß eines Faktors von nachtheiliger Wirkung ist,
läßt sich in Bezug auf die Dunstsättigung an einem von Oswald, Landw.
Jahrb. 1878 p. 531, angegebenen Versuch nach Einzeichnung der be-
reifenden Dunstsättigungszahlen zeigen. Es lassen sich in denselben
deutlich vier Perioden einer hohen Dunstsättigung unterscheiden, und
j^der derselben entspricht eine Assimilationsabnahme.
Die im freien Felde gebauten Pflanzen sind aber auch außerdem
noch in jedem Jahre anders, d. h. nach den Maßen einer anderen Wachs-
ihumskurve gewachsene Pflanzen, wegen der in jedem Jahre zu anderen
Zeitpunkten eintretenden Herrschaft der einzelnen Witterungselemente,
welche das, was die inneren Kräfte daran bauen, verdecken, und so wie
die Meteorologie nur nach vielen (dreißig und mehr) Jahron das Mittel
des Witterungszustandes einer Gegend zieht, so würde es so vielmal an-
i^stellter Trockensubstanzernüttelungen benöthigen, um von einer und
derselben Pflanze, wenn sie im Freien wächst, die mittlere Produk-
tion derselben berechnen zu können. Die so ermittelten Zahlen wiiren
«iann aber noch nicht die einer Normalpflanze, sie gäben keineswegs das
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124 Agrar-Meteorologie:
au, was die Pflanze in jeder ihrer Lebensphasen in Wirklichkeit, sondern
nur, wieviel sie unter der Witterung der betreffenden Gegend an dieser
Pflanze zu produziren vermag.
Dagegen ist die Methode, nach welcher ich verfahren habe, zugleich
auch die einzige Methode, normale Pflanzen zu erzielen und
somit geeignet, den Anforderungen De Vries zu genügen (Landw. Jahrb.
1876 p. 757 ff.), indem sie erlaubt, „die wichtigste Funktion der Pflanze
(die Assimilation) in quantitativer Hinsicht kennen zu lernen 4 ', und ind^m
sie ermöglicht, „die Gewinnung einer festen Grundlage für die
ganze Statistik des ganzen Pflanzenbaues, einer Einheit für
jede Kulturpflanze, mit der sich alle an derselben Art ge-
wonnenen Resultate klar und bequem vergleichen lassen 1 )*'.
Schließlich möchte ich noch hervorheben, daß die unten näher an-
gegebene Methode sich jederzeit selbst kontrolirt, denn jede Zu- oder
Abnahme im Fortgange des Wachsthums, welche mit einer gleichgerich-
teten Bewegung eines der Wachsthumsfaktoren zeitlich zusammenfällt,
beweist die Herrschaft dieses Faktors und charakterisirt sich selbst sonach
als falsches Resultat. Auch ist das vorgesteckte Ziel überhaupt nicht
durch Bestimmungen nach siebentägigen Perioden zu erreichen; in diesen
zu lang bemessenen Zeiträumen verwischen sich die stattgefunden haben-
den speciellen Einwirkungen der einzelnen Witterungselemente.
Die Anstellung eines Versuchs nach dieser Methode setzt das Erfüllt-
sein einiger Vorbedingungen voraus: wegen der Periodicität eiuiger
l ) Leider hatte jedoch De Vries durch die Art der Fragestellung event. der
Stellung der Aufgabe für jene Experimentatoren den Weg verschlossen, welcher
au den gewünschten Zielen führen kann, indem er vorschrieb, daß die Pflanzen im
Freien kultivirt werden sollten, auch genauere meteorologische Angaben nicht ver-
langte (weil sie, wie er meint, für den vorliegenden Zweck nicht verwendbar seien !Vj.
Da er außer den oben angegebenen Endzwecken der Untersuchung (p. 770 u. ff.;
Landw. Jahrb. 1876) noch verlangte, „die Kurven sollen uns auch selbständig
belehren, uns neue Aufschlüsse über die wichtigsten Vorgänge im ganzrjn Pflanzen-
leben geben", hätte er die „Zackungeu", welche von „Beleuchtung, Temperatur und
Wetter" herrühren, ganz ausschließen müssen: damit wäre dann freilich auf Grund
des Miuimumgesetzes auch der Feldversuch ausgeschlossen gewesen. Wie sollen denn
neben den durch die Schwankungen von Beleuchtung, Temperatur und Wetter
hervorgerufenen „Zackungen" die anderen in der Natur der Pflanze begründen n
gleichzeitig oder kurz nach einander auftretenden, gleich- oder entgegengesetzt
gerichteten als solche erkannt und von jenen unterschieden werden?
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* «
Wirkung d. klimatischen Faktoren auf d. Wachsthum d. Kulturpflanzen. 125
Wachsthumsfaktoren — des Lichts, der WUrme — muß der Versuch in
die Zeit gelegt werden, in welche allgemein der Anbau der betreffenden
Pflanze fällt. Dies muß auch deswegen schon geschehen, damit das Licht
dabei immer in den gleichen, der Pflanze angewöhnten Intensitäten , und
>omit, wie wir annehmen, im ,,Ueberfluß" vorhanden ist, weil wir das-
selbe im Versuche wohl abzuschwächen aber nicht zu verstärken oder
zu vermehren, also trübe Tage nicht zu erhellen, oder an kurzen Tagen
dessen Einwirkung nicht zu verlängern vermögen. Tritt dennoch, wie
k'reußler nachgewiesen, das Licht hin und wieder auch im Sommer ein-
mal minimal auf, so ist wohl meist der Fehler zu erkennen und im
nächsten Versuchsjahr zu eliminiren.
Es ist ferner noth wendig, daß die Temperatur während der Ver-
«nchszeit sich nicht allzuweit von ihrem Optimum entfernt; die größten
Extreme gelingt es ja abzustumpfen.
Die Höhe der übrigen Vegetationsbedingungen vermag man genügend
zu mäßigen und zu reguliren, wenn man die Pflanze bei Regen unter
Dach bringen und bei Trockenheit der Luft entsprechend für Anfeuchtung
derselben (der Luft) zu sorgen vermag. Gradezu noth wendig ist es
jedoch, daß die Temperatur und die Dunstsättigung um ihre Optima,
jedoch in nicht ausgedehnter Weise, schwanken. W r ürde das Klima des
Versuchsortes solche Schwankungen nicht bedingen, so müßten dieselben
künstlich hervorgerufen werden, weil ja daran, daß die Wachsthumskurve
ihnen folgt resp. nicht folgt, erst beurtheilt werden soll, ob die Höhe
des Wachsthumsfaktors angenähert richtig bemessen war. Diese Schwan«
kungen um diejenige Höhe oder Intensität, welche also durch den Vor-
versuch als dem Optimum sehr nahe liegend erkannt ist, haben deshalb
bei den beiden hier in Frage stehenden Faktoren sowohl einmal gleich-
zeitig in gleichem Sinne als auch das andere Mal gleichzeitig in ungleichem
Sinne stattzufinden.
A. Vorversuche.
I. Zu dem vorgesetzten Zwecke wählte ich die auf hiesigem Königl.
Pomologischen Institute seit Jahren angebaute Buxbaumerbse (da es sich
ja zunächst nur um die Methode und nicht um Verhältnisse einzelner
l^stimmter Pflanzenarten handelt). Zunächst mußte die Vorfrage, welche
Erdmischung die geeignetste sei, gelöst werden, da die Gartenbauschrift-
"teller darin nicht ganz übereinstimmen, indem die einen mehr humus-
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12(i
Agrar- Meteorologie:
reichen, die andern mehr sandig-lehmigen Boden empfehlen; die meisten
aber fordern, daß der Boden mehr kalkhaltig, auch nahrhaft, aber nicht
frisch gedüngt sei. Es wurden gewählt: l. Frtihbeeterde, 2. Lauberde.
3. eine Mischung aus drei Theilen (Volumen) Frühbeeterde, einem Thei!
Sand und einem Theil Lauberde und endlich 4. dieselbe Mischung, welcher
aber verschiedine Pflanzennährstoffe zugesetzt wurden, als die Pflanzen
etwa 14 Tage alt waren, weil ich annahm, daß diese Erdmischung sich
als die günstigste erweisen wttrde. Nährstoffe gab ich deswegen schon
jetzt beim Beginn des Versuchs, weil ich glaubte, daß der erfabrung*-
mäßige Nachtheil der frischen Düngung bei Erbsen weniger in der Con-
centration als darin begründet sei, daß die Fäulnißprodukte des in der
Praxis angewendeten frischen Stalldüngers, ehe sie vollständig oxydirt
sind, nachtheilig für die Pflanzenwurzeln sind.
Der Gehalt der Erden an Wasser und Humus (durch Verbrennung
bestimmt, da es auf geringfügige Unterschiede einstweilen nicht ankam)
war folgender:
Lauberde Frühbeeterde Mischung
22,4 °/o 7,4 °/o 8,4 °/o Humus.
32,4 °/o 19,2 °/o 18,0 °/o Wasser.
Diejenigen, welche Nährstoffe erhielten, bekamen dieselben zu 0.5 °/oo
in destillirtem Wasser gelöst, und erhielt je eine Reihe von 7 — 10 Exem-
plaren je eins der folgenden Salze ev. Gemische: 1. Kaliumsulfat, 2.
Kaliumchlorid, 3. Kaliumphosphat, 4. Kaliumnitrat, 5. Kaliumnitrat +
Kaliumphosphat, G. Natriumnitrat, 7. Magnesiumsulfat, 8. Calciumnitrat.
9. eine Mischung aus Calciumnitrat 4, Kaliumphosphat 1 Gevvichtstheil und
endlich 10. Calciumcarbonat und 11. Aetzkalk (d. h. Kalkwasser).
Die Entwickelung der Pflanzen dieses Vorversuchs wurde bloß durch
Messungen der Stengellänge und der Blattgröße besimmt, und es ergal«
*ieh, daß innerhalb der ersten vier Wochen die Lauberdepflanzen
von allen am besten standen. Nach weiteren vier Wochen je-
doch stellte sich die Rangordnung derart, daß die in der Früh-
beeterde wachsenden den ersten Rang einnahmen, alsdann folgten
die mit Calciumphosphat gedüngten, denen zunächst die Lauberde und
zuletzt die in der ungedüngten Mischung folgten. Sie erhielten sich in
dieser Reihenfolge bis zur Ernte (welche jedoch schon kurz nach der
Blüthezeit erfolgte).
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Wirkung d. klimatischen Faktoren auf d. Wachsthum d. Kulturpflanzen. 127
Was den Erfolg der anderen Nährsalze anlangt, so kommen die
meisten Pflanzen den ungedüngten gleich, etwas besser standen in auf-
steigender Linie die Pflanzen, welche erhalten hatten Calciumoxyd, Cal-
ciamnitrat, Kaliumsulfat und Kaliumnitrat.
Daß die in Lauberde wachsenden jungen Pflanzen am besten gedeihen,
wird seinen Grund darin finden, daß diese Erde unbeschadet ihrer großen
Lockerheit eine größere Menge Wasser birgt als die andern Erden; in
späteren Stadien wird sich dann das erhöhte Nuhrstoffbedürfniß geltend
machen.
II. Um nun zu finden, welches die geeignetste Zeit der Nährstoff-
zufuhrung sei und zugleich auch, ob sich die eben gewonnenen Resultate
auch vollständig bestätigen, wenn die Pflanzen in Töpfen kultivirt werden,
wurden, da sich nunmehr bei vorgeschrittener Jahreszeit die Möglichkeit
hierzu erwies, Samen gleicher Größe und Schwere in Töpfe sowohl
als auch in Glasgefäße gebracht und zu verschiedenen Zeiten gedüngt.
Es wurden auf Grund der obigen Ergebnisse am 17. Mai die (ge-
quellten) Samen 1 ) in eine Erdmischung aus 1 Theil (Volumen) Lauberde
und 2 Theilen Frühbeeterde gesäet, und zuerst von vier Reihen von je
12 Exemplaren die eine Reihe mit 1 °/oo, die zweite mit 2 °/oo, die
dritte mit 3 °/oo Nährstoff enthaltender Lösung versehen, während die
vierte Reihe nicht gedüngt wurde. Die Nährstoffmischung bestand aus
gleichen Gewichtstheileu Kalknitrat und Kaliumphosphat und wurde ent-
sprechend dem Wasserbedürfniß verabfolgt. Außer den eben angeführten
war noch eine größere Anzahl von nicht gedüngten Pflanzen, um den
Erfolg einer späteren Düngung zu ersehen, rcservirt worden. Alle diese
Pflanzen wurden in gleich großen Glasgefäßen unter sonst gleichen Be-
dingungen kultivirt. Eine Anzahl von 50 Exemplaren war gleichzeitig
in Töpfe (Thontöpfe von 10,5 cm Höhe und 11,5 cm oberem Durch-
messer) gesäet worden; sie erhielten, da hier jeder Pflanze das zwei-
einhalbfache Volumen an Erde zur Verfügung stand, vorläufig keine
Düngung.
') Gewicht: 0,22—0,229 g, Durchmesser 6,5—7,0 mm, Volumen (gemessen)
183,7 emm, spec. Gew. (berechnet) 1,224. Eingequellt den 15. Mai (Vorlust 10 °, 0 ),
iu Sand zum Keimen den 16. Mai (Verlust 9°,' 0 ). In Erde gebracht den 17. Mai,
»nfgegangen waren sie bis zum 24. Mai; alsdann wurden die Pflänzchen zwischen
40 und 54 mm Höhe ausgewählt (Verlust 8° „) und in den Versuch gestellt, am
2«. Mai.
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123
Das zunächst zu beobachtende Resultat war jedoch, daß von diesen
sechs Versuchsreihen die in Töpfen gesäeten Pflanzen bald alle
anderen bei weitem übertrafen an Grüße n nd Ceppigkeit; und
daß die gedüngten der in Glasgefiißen kultivirten gegen die
ungedüngten Pflanzen zurückblieben.
Bei den oben angeführten und den übrigen nicht gedüngten Pflanzen
entwickelten sich jedoch ziemlich gleichzeitig (um den 20. Juni) die
Blüthcn, und so wurden dieselben nunmehr der ursprünglichen Absicht
entsprechend (ausgeschlossen die Topfpflanzen) in vier Reihen von je
zwölf Exemplaren gebracht und neben einer ungedüngten, die zweite mit
1 °/oo, die dritte mit 2°/oo und die vierte mit 3 °/oo Nährstoff obiger
Zusammensetzung gedüngt.
Sie wurden geerntet am 15. Juli und das Gewicht der Pflanzen sowie
der Hülsen (Früchte) einer Pflanze, bei 100° C. getrocknet, bestimmt
Es ergiebt sich, daß die N ährstoff Zuführung zur Blüthezeit
von großem Gewinne für die Pflanzen gewesen ist.
Tabelle 1.
Ohne Nährstorlzufülirung
Mit Nährst off lösung
1°'00 2 « 00
Zahl der Pflanzen:
Gewicht einer Pflanze
(ohne Hülsen):
Gewicht der Hülsen:
10
0,7312 g
0,6150 >
10
0,9030 g
0,9000 *
0,9100 g
0,5980 »
9
1,0120 g
0,8651 *
Summa :
1,3462 g | 1,8036 g 1,8080 g
1,8771 g
III. Da zu Anfang des eben angeführten Versuchs die in Töpfen
wachsenden Pflanzen besser sich entwickelten als die übrigen, und somit
dieso Methode sich als die geeignetste zur Ermittelung der Wachsthums-
«
konstanten erwies, so begann ich alsbald mit den Messungen auch Wä-
gungen abgeschnittener Exemplare zu verbinden. Es wurden also all«
drei (resp. vier) Tage vier Exemplare geerntet und dann gewogen. Von
Ermittelung der Wurzelmenge wurde abgesehen. Das Material reichte
nicht vollständig bis zur vollendeten Samenreife aus, so daß ich am
24. Juni eine längere Pause eintreten lassen mußte.
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Wirkung d. klimatischen Faktoren auf d. Wachsthum d. Kulturpflanzen. 129
•
Die nachfolgend zusammengestellten Ernteresultate zeigen zunächst,
«laß das Endgewicht ein günstigeres war, als selbst die gedüngten Pflanzen
des vorigen Versuchs aufzuweisen haben. Vergleicht man jedoch die
Zahlen, Tabelle 2, unter sich und besonders die Depressionen des Wacbs-
thums, Tafel I, am Ilten, 15ten und 21ten Juni, so findet man, daß
den Bedürfnissen der Pflanzen m verschiedenen Richtungen nicht voll-
ständig Rechnung getragen sein kann. Vergl. Tafel I.
Tabelle 2.
Datum
Temperaturmaxima
'C.
Dunstsättigung
2 Uhr Nachmittags
°,o rel. F.
Trockengewicht
einer Pflanze
28.
1. Juni.
5
8
11.
15.
18.
21.
24
18. Juli.
21,2
26,2
28,7
28,2
26,2
24,1
18,7
18,3
16,9
91
50
35
36
70
71
,86
91
81
0,1881
0,1509
0,1955
0,2583
0,4475
0,5905
0,6256
0,6910
0,6763
2,4305
IV. Inzwischen war damit begonnen worden, verschiedene kleine
Vegetationshäuser so vorzurichten, daß die Dunstsättigung und womöglich
auch die Temperatur auf von einander verschiedener Höhe einige Zeit
erhalten werden konnte; durch Einhängen nasser Leinwand, Oeffnen der
Thüren und Bedeckung dieser Häuser in verschiedenem Maße war das
auch früher schon gelungen 1 ); allein es erwies sich, daß die äußere Tem-
peratur (in der zweiten Hälfte des Juni) doch schon zu hoch für einen
Versuch in Häusern mit den genannten Pflanzen war, und würde ich
dieser Experimente gar nicht erwähnen, wenn dieselben nicht wenigstens
wieder zur Bestätigung eines früher schon gefundenen Resultates Mate-
rial zu liefern vermöchten; dieses Resultat war: Wenn von zwei Pflanzen,
welche im Uebrigen unter ganz gleichen Bedingungen wachsen, die eine
durch eine höhere Luftfeuchtigkeit in ihrer Transpiration mehr gehemmt
ist als die andere, so assimilirt (wächst) die erstere auch mehr als die zweite
— so lange, als der Gehalt der Luft an Wasserdampf im Minimum steht.
») Botan. Zeitg. 1883. N. 22.
E. Wollny, Forschungen IX. 1»
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T ^
130
Agrar-Meteorologie.
Am 18. Juni wurden eine Anzahl (gleich großer und gleich schwerer)
gekeimter Erbsen in Töpfe in Lauberde gebracht, auf welche später
Frühbeeterde aufgeschüttet wurde, ohne Nährstoffzusatz. Am 25. Juni
waren sie meist 2 — 4 cm hoch und wurden am 27. in die vier Vege-
tationshäuser vertheilt, konnten jedoch aus dem Grunde, weil die Tem-
peratur nicht genügend erniedrigt werden konnte, nur acht Tage in den-
selben erhalten werden, sie wurden deshalb abgeschnitten, getrocknet
und gewogen.
Tabelle 3.
Anfangsgewicht der Samen: 0,230—0,240.
Durchmesser: 7,0 mm.
Vegetationsdauer vom 18. Juni bis zum 4. Juli, in den Glashäusern vom 27. Juni
bis zum 4. Juli.
Zahl der geernteten Pflanzen:
9
7
9
8
Gewicht einer Pflanze (bei
100° C. getrocknet):
0,1194
0,0970
0,1035
0,0986 gr
Mittel der Dunstsättigung:
(Nachmittags 2 Uhr.)
Mittel der Temperatur:
68
16
46
18
47
19
39 °/o d. relat.
Feuchtigkeit.
20 0 C.
Da diese Versuche im Februar begonnen wurden, die beschrankten
Räumlichkeiten jedoch das Aufstellen einer größeren Zahl von Blumen
topfen nicht gestatteten, ich aber doch eine größere Anzahl von Pflanzen
in den Versuch einstellen wollte, so wurden die Samen in kleine, circa
400 kbcm fassende (mit Erde beschickte) Glasgefäße gesäet. Es wurden 160
Stück gleich große und nahezu gleich schwere Samen von 6,0 bis G,5 mm
Durchmesser und 0,170 bis 0,179 gr Gewicht gequellt, davon blieben
16 Stück zurück, 13 Stück quellten zu rasch, die übrigen wurden dann
in feuchten Sand gebracht und oberflächlich bedeckt; es keimten nach
zwei Tagen 6 Stück, bis zum dritten noch weitere 11, die Hauptmenge
jedoch am dritten und vierten Tag. Nur diese letzteren 1 1 4 Stück
wurden alsdann 2 cm tief in die in den Glasgefäßen befindliche Erde
eingebracht. (Die Erbsen dieser Sorte variiren überhaupt zwischen 0.1 30
und 0,200 gr und den Durchmessern von 5,5 bis 7,5 mm.) Der Wasser-
gehalt der Erden muß je nach der Natur derselben ein verschiedener sein,
und es erwies sich in vorliegendem speciellen Fall nothwendig, in den
ersten zehn Tagen nur des öfteren einige Gramm Wasser auf die Ober-
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Wirkung d. klimatischen Faktoren auf d. Wachsthum d. Kulturpflanzen. 131
fläche der Erde zu gießen, später aber wurde von drei zu drei Tagen
durch Wägen der jeweilige Wassergehalt bestimmt, und wenn derselbe
unter den Anfangsgehalt gesunken war, bei der Lauberde auf 36 °/o,
bei den anderen aber auf 20 °/o gebracht. Diese Zahlen stützen sich
zunächst darauf, daß bei Parallelversuchen einige ziemlich entwickelte
Erbsenpflanzen ohne Erneuerung des Wassers vertrockneten, wenn der
Gehalt der Töpfe auf 18 °/o gesunken war, sowie auch darauf, dass, wie
der Augenschein und das Gefühl beim Drücken der Erde zwischen den
Fingern lehrte, der Boden mit der angegebenen Feuchtigkeit, im Ver-
gleich mit dem sonst bei der Topfkultur benutzten, sich dann als ge-
nügend feucht erwies, und endlich noch darauf, daß es kaum möglich
sein dürfte, das Optimum des Boden wassers genauer festzustellen, da
Süßere Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Größe der Pflanzen und bei Thou-
töpfen außerdem noch die Transpiration dieser, sowie die Durchlässigkeit
der Erde darauf influiren.
Wie die Zahlen ergeben, beträgt das Gewicht der absolut
trocknen Pflanzensubstanz der oberirdischen Organe der in
den Häusern mit der höheren Dunstsättigung (63 und 47 °/o
der relativen Feuchtigkeit) gewachsenen Pflänzchen bedeu-
tend, nahezu 14 °/o, mehr, als das der betreffenden Organe
der in den trockneren Vegetationsräumen (mit 46 und 39 °,o
der relativen Feuchtigkeit) erzogenen jungen Erbsenpflanzen.
V. Obiges Ergebniß, daß im ersten Wachsthumsstadium Laubeide
und später Frühbeeterde sich am besten eigne zur Erziehung der Erbsen-
pflanze — nur aus Versuchen in GlasgefUßen abgeleitet — bedurfte noch
eines vergleichenden Versuchs in gewöhnlichen Thontöpfen (11,5 cm hoch,
12 cm Weite im oberen Rand). Ein solcher wurde trotz der vorgerückten
Jahreszeit noch ausgeführt. Zu gleicher Zeit wurde auch eine Compost-
erde sowie die Wirkung einer starken Kalk- (Karbonat-) und Aetzkalk-
zuführung mit in Untersuchung gezogen.
Die beweisenderen, jedenfalls unter sich vergleichbaren Zahlen sind
in folgender Tabelle zusammengestellt.
Es wurden am 10. August von jeder Erde resp. Erdmischung vier
Töpfe gefüllt und mit je 2 Samen beschickt, sie erhielten nur destillirtes
Wasser und waren vor Regen geschützt. In Betreft' der Hülsen ist
schwer ein einheitliches Material zu beschatten; sie wurden zu verschie-
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132
Agrar-Meteorologie:
denen Zeitpunkten abgeschnitten, wenn sie dem Anschein nach die höchste
Entwicklung erreicht hatten. Die mit Aetzkalk gedüngten Erbsen wuchsen
sehr schlecht, kamen nicht zur Bltithe und wurden ausgeschaltet. Di*
Dosis war offenbar zu hoch bemessen gewesen. Von Notizen vor der letzten
Ernte gestatte ich mir anzuführen, daß die in Lauberde, die in Lauberde-
und Frühbeeterdemischung (1 : 2), sowie die in dieser Mischung + 5 %
kohlensaurem Kalk wachsenden am 20. August die beste Entwicklung
zeigten, bis zum 28. August waren auch die der Composterde, Heideerde,
sowie die der Lauberde mit 5 °/o Kalk denselben nahezu gleich geworden.
Am 3. September jedoch hatten die in Frtihbeeterde, sowie die in Frühbeet-
erde + 5 ° 'o Kalk allen andern den Vorrang abgestritten und, wie die
Zahlen nachfolgender Tabelle 4 ergeben, auch bis zur Ernte, am 20. Sep-
tember, behalten.
Tabelle 4.
Entmischung
Composterde
Frühbeeterde
Lauberde
Heideerde
( 'omposterde + 5 °, o CaCO s .
Frühbeeterde » » »
Lauherde » » »
Heideerde »
2 Frühbeeterde 1 Lauherde
» » » » -f
» » » » +
5 0 o CaC0 3 .
10 •/• CaCO,.
Trockengewicht einer Pflanze
bei der Ernte (20. Sept.)
Hülsen (Früchte) Stengel u. Blätter
gr I er
2,30
3,33
1,52
1,41
1,23
2.50
2,21
1,80
2,35
1,93
2,11
1,23
2.21
1,80
0,70
1,10
m
2,30
2,00
2,65
2,23
1,82
Die Zahlen bestätigen die bei Anwendung von Glasgefäßen
gefundenen Resultate.
Nachdem auf diese Weise die optimalen Verhältnisse angenähert er-
mittelt waren, konnte durch Anstellung des Hauptversuchs die Methode
zur Auffindung und Constatirung eines normalen Wachsthums dieser
Pflanze weiter entwickelt werden.
B. Versuch.
Gewicht der ausgewählten Samen: 0,230 bis 0,239 gr. Durchmesser:
5,0 mm bis 0,1mm.
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Wirkung d. klimatischen Faktoren auf d. Wachsthum d. Kulturpflanzen. 133
Die Sorte variirte überhaupt zwischen 0,1572 bis 0,2435 g Schwere
und 4,9 bis 6,3 mm Durchmesser. Erde: Frühbeeterde, gemäß Vorver-
such 1 und 5.
Die Auswahl aus den gequellten, sowie dann aus den gekeimten
Samen, sodann die Auswahl der jungen in den Versuch zu stellenden
Pflanzen, die Wasserversorgung und Zuführung der Nährstoffe erfolgte
wie im Vorversuch 1 angegeben und gemäß den Resultaten der andern
Yorversuche.
Die Pflanzen wurden in Töpfen 1 ) cultivirt, welche im Freien standen,
jedoch bei Regen in das Glashaus gefahren werden konnten. Die fahr-
baren flachen Kasten dieses Vegetationshauses sind 80 cm breit, 179 cm
lang und haben 30 cm hohe Seitenwände, an welchen ein Wall von
Sand aufgeschichtet wurde, auch der Boden enthielt eine etwa 2 cm hohe
Sandlage. Es war sehr oft nothwendig, den Sand vollständig mit Wasser
v.u tränken, um die Dunstsättigung oberhalb ihres Minimalverhältnisse.s
zu erhalten, wobei der Umstand sehr unterstützend wirkte, daß in der
Nähe stehende Häuser, auch Bäume und Gebüsch den Luftzug mässigten;
dennoch habe ich einigemal noch mittels kleiner Seitenwände — aus
Glasfenstern — Windschutz gewähren müssen. Es war zwischen die
Pflanzen ein Thermometrograph und ein Psychrometer gestellt worden,
welche häutig beobachtet, jedoch das Psychrometer nur dreimal und der
Thermometrograph nur einmal des Tags notirt wurden. Auch sind in
*) Um einem nicht unberechtigt erscheinenden Vorwurfe im Betreff des
Bodenvolums zu begegnen, möchte ich darauf hinweisen, daß in Betreff der er-
haltenen Nährstoffe kein Zweifel sein kann, daß dieselben vollständig ausgereicht
halien; sodann kann ja eine Wurzel im freien Lande auch nicht überall hin wachsen,
wohin und wie es ihr belieht, und wird auch daselbst jedes irgend beliebige sonst
indifferente Wachsthumsmedium — Thon, Sand, Wasser u. a. — der Pflanze doch
auch den Stempel seiner Einwirkung aufdrücken. Im ungünstigsten Falle würde
ein aus dem nicht ausreichenden Volumen der Töpfe sich herschreibender nach-
theiliger Einfluß erst spät und dann auch nur nach und nach auftreten, so daß
derselbe sich als wenig bemerkbar und somit auch als nur geringfügig auswiese.
Endlich dürfte auch der Umstand, daß ja die Wurzelgewichte in der zweiten
Hälfte der Versuchsdauer abnehmen, sich zu Gunsten meiner Auffassung, daß das
Volumen der Töpfe ausreichend gewesen ist, deuten lassen. Diese Abnahme findet
im Freien auch statt, sie ist eine normale, und sie würde im Topfe wohl nicht
statthaben, wenn das Volumen desselben zu ihrer Entfaltung nicht hinreichend
gewesen wäre, sondern es würde ja nun für event. neue Verzweigungen wieder
Kaum gewonnen worden sein.
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134
Ajrrar-Meteorologie:
der Tabelle 5 und auf der Tafel II die Maximaltemperaturen, sowie von
den Psych rometerangaben die Nachmittags 2 Uhr-Ablesungen aufgeführt,
da beide den Charakter des Zustandes des Tages besser ausdrücken als
Mittelzahlen, der Einfluß der Temperatur und der Dunstsättigung anf die
Pflanzen um diese Zeit am größten ist, und auch die Schwankungen von
Tag zu Tag scharfer hervortreten, als bei Berechnung der Tagesmittel.
Die Erde der Töpfe wurde täglich revidirt und gemäß den im Vorver-
such 1 angegebenen Zahlenresultaten, wenn nöthig, begossen, zunächst
mit destillirtem Wasser, vom Beginn der Blüthe an jedoch mit 3 °'oo
Nährstofflösung, welche gleiche Gewichtstheile Calcium nitrat und Kalium-
phosphat enthielt.
Alle drei Tage wurde die größte und die kleinste Pflanze abge-
schnitten. Trotz des angewendeten Auswahl Verfahrens sind nämlich ge-
ringe Unterschiede in der Größe der Pflanzen doch immer noch vorhanden.
Die oberirdischen Pflanzentheile sowie die Wurzeln wurden frisch, als-
dann nach dem Trocknen bei 100° C. gewogen und der Durchschnitt
pro Exemplar berechnet. Ueber den Zuwachs der Wurzeln sei hier je-
doch bemerkt, daß sich genaue Zahlen schwierig ermitteln lassen, weil
die Wurzelfnsern sich nicht leicht von den anhängenden Erdpartikelchen
trennen lassen, letztere auch organische Stoffe einschließen. Die auf der
Tabelle angegebenen Zahlen sind auf die Weise erhalten worden, daß die
Wurzeln nach möglichster Reinigung bei 100° C. getrocknet, sodann
(nach Wägung) verbrannt und von dem Trockengewicht die durch Er-
hitzen mit Oxalsäure auf constantes Gewicht gebrachte Asche davon ab-
gerechnet worden ist. Sämmtliche Gewichte, sowie die Temperatur- mid
Luftfeuchtigkeitszahlen in Mitteln der jeweiligen Periode sind auf der
Tabelle 5 zusammengestellt. Die Tafel II enthält neben den Witterungs-
zahlen nur die Trockengewichte der oberirdischen Pflanzen, die der
Hülsen (Früchte) besonders aufgeführt, von drei zu drei Tagen einge-
tragen und durch eine Curve, welche*also nun die Wachsthumscurve re-
präsentirt, verbunden. Da die Ernten stets am frühen Morgen vorge-
nommen wurden, so sind sie auf der Tafel zur besseren Vergleichung mit
den Witternngselementen um einen Tag zurtickdatirt eingetragen.
Wie man erkennt und wie auch schon angegeben, war es, abgesehen
vom Gießwasser, welches allerdings auch dem Boden verhältnißmäßig
häufig zugeführt wurde, wesentlich die Luftfeuchtigkeit, welche zu er-
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Wirkung d. klimatischen Faktoren auf d. Wachsthum d. Kulturpflanzen. 13.5
höhen ich bemüht sein mußte, und halte ich also den erreichten Procent-
gehalt, welcher erst um 60 °/o, dann um 70% schwankte, zuletzt aber
wieder auf 60°/o fiel, deswegen für wohl nahezu richtig getroffen, weil
die Schwankungen (selbst die einmal 80 °/o erreichenden) weder im Fallen
noch im Steigen die Wacbsthumscurve, also die Assimilation beeinflußt
haben. Daß die freie Luft, besonders des hiesigen ostdeutschen (jedoch,
wenn auch in geringerem Grade, wohl auch die des westlicheren)
Klimas für viele Pflanzen zu arm an Wasserdampf ist, um eine normale
Assimilation zu gestatten, war mir aus meinen früheren Transpirations-
versueben (veröffentlicht in der Wiener Obst- und Gartenzeitung 1877,
Heft 3, 4 und 5, in meinem oben angeführten Werkchen p. 5 ff. und
in der Botanischen Zeitung 1883 No. 22) bekannt. Außerdem hat der
Vorversuch No. 3 gelehrt, daß ein Luftfeuchtigkeitsgehalt von rund 70 °/o
im Stande war, bei einer Temperatur von 25° C. die Assimilation junger
Erbsenpflanzen innerhalb dreier Tage um 70 °/o zu erhöhen. Diejenigen
der citirten Versuche, welche in freier Luft so, wie sie hier beschaffen
war, angestellt wurden, zeigten fast stets, daß das Wachsthum gleich-
sinnig mit der Dunstsättigung sich bewegte. Mindestens war entweder
die Zunahme an Frischgewicht, an Stengellänge oder in der Größe der
Blätter bei denjenigen Vergleichspflanzeu, welche weniger Wasser trans-
pirirten, größer, als bei den anderen. Die geringere Transpiration konnte
aber in den meisten Fällen nur in der größeren Luftfeuchtigkeit ihren
Grund gehabt haben.
Für welche Pflanzen speciell in unserm Klima die Dunstsättigung
mehr und für welche sie weniger im Minimum steht, bedarf noch näherer
Untersuchung. Es werden zunächst die großblätterigen Pflanzen oder
solche mit größerem Blattapparat, wie z. B. die meisten Futterpflanzen,
hierbei in erster Linie stehen, dann erst in zweiter Reihe etwa solche,
wie unsere Cerealien oder andere, welche mehr continentalem Klima ent-
stammen, wie Mais, Bohne, der Wein u. a., folgen.
Daß das Bodenwasser beim landwirtschaftlichen Anbau auch oft
im Miniraum vorhanden ist, ist bekannt; die Unzulänglichkeit unserer
Sommerregen, den Boden zu durchdringen, bewirkt, daß die hierbei in
Betracht kommende Vegetation in hohem Maße auf die Winterfeuchtigkeit
angewiesen ist. Es ist gefunden worden, daß in warmen Tagen einige
Stunden nach Regen nur 20, 10 oder noch weniger Procente desselben
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136
Agrar-Meteorologie :
sich dem Boden einverleibt hatten. Die Somraerregen nützen also mehr
nur indirekt durch Erhöhung der Luftfeuchtigkeit, welche also die
Transpiration herabsetzt und so der Pflanze die zu ihrem gedeihlichen
Wachsthum nöthige Feuchtigkeit erhalten hilft.
Tabelle 5.
Trockensubstanzgewicht, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsmittel der
dreiti
Ifflffcu
t Perioden
Datum
der Ernten
28. Mai
26. »
30. »
2. Juni
5. »
H
11.
14.
17.
20.
23.
26.
29.
2. Juli
4. »
7.
10.
13.
16,
19.
»
a
a
»
»
H
H
V
Temperaturmittel
Maxima
i c
o r
25,3
16,2
19,0
24,3
23,6
23.0
23.3
26,3
19,3
19,3
22,3
23,0
21,3
23,0
27,3
28.0
27,3
31,6
29,7
30,0
7,0
1,0
2,0»)
2.3
7,0
5,3
8,0
9,6
6,3
2,0
7,3
8,6
6,3
10,0
6,6
10,0
10,3
11,2
11,0
10,5
N. 2 ITir
Dunst-
mittel
TrofktMubilantefiitfct #ii«r Plbt»
Hülsen
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£
46
56
52
58
73
60
75
73
66
52
79
56
55
89
S5
75
80
64
60
62
0,1081
0,1957
0,2260
0,3535
0,4557
0,5361
0,6517
0,8922
1,0232
1.1245
1,2467
1,3805
1,8185
1,8797
2,8080
2,7170
3,0393
3,2918
3,6153
3,7153
Wnnteln
0,0182
0,0355
0,4882
0,6667
1,1430
1,4110
1,5690
1,9620
2,3320
2,3330
0,0846
0.1390
0,2125
0,1747
0,3609
0,3410
0,2995
0,4042
0,6298
1,2569
0,7792
0,9096
0.4167
0,4fr*
0,6899
0,5970
0,5390
0.4700
0,5193
0,42*5
Aus diesem Versuche ergiebt sich also:
Die durch Eintragung der Trockensubstanzgewichte auf ein Coordi-
natensystem gebildete Curve (Wachsthumscurve insofern, als sie den
wasserfreien Zuwachs einer Pflanze bezeichnet) der Versuchspflanze hat —
falls sie durch die hier vernachlässigten Anfangs- uud letzten Endstadieu
vervollständigt wird — im ganzen die S förmige Gestalt der Curven
anderer Pflanzen auch. Diese Gestalt ist ja, wie bekannt, bedingt durch
die Abnahme des Trockengewichts des keimenden Samens, event. der
jungen Pflanze im ersten Stadium ihres Wachsthums und durch die rasche
Steigerung des Zuwachses zur Zeit der «großen Periode» Sachs'.
i) 3« 4. 2° + 5« + 2°
= 2,0.
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Wirkung d. klimatischen Faktoren auf d. Waclisthura d. Kulturpflanzen. 137
Die vorliegende Kurve zeigt aber zwei Abbiegungen, bei a und
bei 6, welche, da sie nicht mit irgend welchen Biegungen der Curven
der Wachstburasfaktoren parallel gehen, als der Pflanze eigentümliche,
als normale Abbiegungen dürften angesehen werden müssen. Die erste,
a, zur Zeit des Beginnes der BJüthe eintretende ist eine Depression.
Dieselbe würde also eine mit der Entfaltung der Blüthenorgane parallel
gehende Abschwiichung der Gesammtassimilation anzeigen, denn von einer
erhöhten Verathmung in den Blüthen allein dürfte dieselbe kaum her-
rühren (ich glaube den Rückgang der Assimilation als das Ursächliche
der Blüthenbildung gegenüber ansehen zu müssen). Die zweite Ab-
biegung, bei b t zeigt eine energische Zunahme des Wachsthums, diese
Steigerung dürfte nicht allein von der vermehrten Assimilation, bewirkt
durch die um die Größe der Fruchtblätter vermehrte as3imilirende Ober-
fläche, herrühren.
Wie schon angegeben, zeigen sich jedoch im vorliegenden Versuche
auch zwei Depressionen, bei C und d. welche als abnorme zu bezeichnen
bind, da sie nachweislich von Witterungserscheinungen herrühren, und
würde der nächstjährige Versuch hierüber volle Gewißheit bringen. Die
erste derselben tritt in der Zeit vom 26. bis 30. Mai auf und rührt von
den in diesen Tagen hier eingetretenen (und deshalb nicht vorherge-
sehenen) Temperaturrückschlägen her.
Die zweite dieser abnormen Depressionen findet in der Periode vom
29. Juni bis zum 22. Juli statt, und weiß ich mir dieselbe nicht anders
zu erklären als dadurch, daß alle drei Tage Regentage, also trübe Tage
waren; sie würden sich somit auf Lichtmaugel zurückführen lassen.
Endlich ist noch die kurze Vegetationsdauer, welche vom Tage der
Aussaat an nur 70 Tage umspannte, beraerkenswerth. Dieselbe ist er-
klärlich, wenn man bedenkt, daß für die Versuchspflanzen tagtäglich die
Bedingungen ihres Gedeihens so vollkommen als möglich hergestellt wurden,
während die im Freien gebauten Pflanzen relativ selten vollkommen günstige
Tage erleben. Die Dunstsättigung im Freien z. B. ist meistens 5 bis
10 und mehr °/o niedriger als im Versuch.
G. Klimatische Verhältnisse von Breslau und Halle.
Durch die lange Dauer, während welcher die Dunstsättigung in
unserem Klima in der Vegetationszeit für wichtige Kulturpflanzen im
Minimum steht, wird dieser Faktor einer der wichtigsten, und erst in zweiter
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133
Agrar-Metcorologic:
Linie folgen ihm die Temperatur und der Regen, sodann die anderen
Wachsthumsfaktoren. Die Zusammenstellung des Verlaufs der genannten
drei atmosphärischen (meist um das Minimum concurrirenden) Faktoren
wahrend einer Vegetationsperiode muß sonach zugleich auch ein Bild des
Pflanzenwachsthums dieser Periode ergeben, so wie die mittleren Durch-
scbnittsverhältnisse derselben (aus vielen Jahren) ein Bild der mittleren
Vegetationsentfaltung derjenigen Gegend darbieten, aus welcher sie ent-
nommen sind. Aus diesem Grunde schien es mir erwünscht, von einigen
Orten Deutschlands zunächst die Durchschnittsverhältnisse der genannten
Witterungselemente kennen zu lernen.
Es genügen jedoch hierzu keineswegs die in den meteorologischen
Berichten angegebenen Monatsmittel; selbst zehntägige oder wöchentliche
Durchschnittsangaben erstrecken sich über zu lange Zeiträume, wenn sie
zu Erscheinungen der Pflanzenentwicklung in Beziehung gesetzt werden
sollen. Besser eignen sich hierzu die fünftägigen Mittel.
Aus diesem Grunde hat Verfasser zunächst für zwei Orte, Breslau
und Halle, die Dnnstsättigungsmittel in Pentaden für die Monate März
bis Oktober (incl.) aus dreißig Jahren berechnet und mit den anderen
aus gleich langem oder längerem Zeitraum ermittelten Durchschnittszahlen
zusammengestellt. Tafel III und IV, Tabelle G.
Es ist dabei von der Voraussetzung ausgegangen, daß, wenn auch
absolute Höhe und geringfügige Schwankungen am Orte der meteorolo-
gischen Station selbst, innerhalb der beiden genannten Städte, sich etwa*
verschieden von den in der Umgebung im Freien auftretenden Verhält-
nissen erweisen, doch der Gang der Veränderungen im Gesammten in
gewisser Uebereinstimmung erfolgt. Von der Dunstsättigung wählte ich
nicht die Tagesmittel, sondern zog die aus den Nachmittags 2 Uhr-
Ablesungen entnommenen Zahlen zur Berechnung, weil, wie oben schon an-
gegeben, die vorhandene Dunstsättigung um diese Zeit den einschneidendsten
Einfluß auf die Pflanze ausübt, und weil auch die Schwankungen von Tag
zu Tag dabei besser hervortreten als bei der Wahl der Tagesmittelzahlen.
Die Temperaturmittel waren von den betreffenden meteorologischen
Stationen schon aus längeren Zeiträumen berechnet worden und bekannt
gegeben. Die Regenhöhen (in »Summen von 5 zu 5 Tagen) der Monate
.luni, Juli und August hatte Herr Direktor Dr. Hellmann für Breslau
aus den Jahren 1848 bis 1882 schon berechnet und mir die Zahlen
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Wirkung d. klimatischen Faktoren auf d. Wachstbum d. Kulturpflanzen. 139
freundlichst mitgetheilt. Für Halle jedoch habe ich (in gleicher Weise)
für die Monate April bis September (incl.) aus den dreißig Jahren von
1651 bis 1881 die Mittel der Regenhöhen gezogen.
Halle.
Tabelle 6.
Breslau.
Tempera-
tur
0 <X
Dunst-
sättigung
Regen-
höhe
mm
Tem-
Dunst-
peratur i Sättigung
0 c.
o/o
Regen -
höhe
mm
3,4,
2,6
3,0
5,5
70,7
69,0
66,9
67,0
66,1
62,6
0,6
1,1
1,2
1,9
2,6
3,9
71,3
72,2
71,4
66,3
66,3
62,8
5. April
10. »
15.
20.
25.
30.
»
»
7,3
7,8
7,8
8,7
9,5
9,2
57,8
57,0
55,3
53,6
51,0
53,2
4,7
6,3
4,0
5,5
5,3
6,4
5,2
6,6
7,2
7,9
9,0
10,0
60,1
56,5
53,6
51,8
50,3
53,5
5. Mai-
10.
15.
20.
25.
30.
9,9
11,3
12,6
13,6
14,5
15,6
54,2
48,6
51,3
48,6
51,6
53,4
4,9
4,9
6,9
4,3
10,7
11,0
10,8
12,6
12,4
13,3
14,4
14,6
52,1
50,1
50,9
50,6
4*4
48,9
4. Juni
9. i
14. »
19.
24.
29.
9
16,6
17,4
16,9
16,9
18,0
17,3
52,3
51,7
52,3
52,9
52,6
54,5
11,0
9,3
12,0
12,5
10,8
9,«
15,6
16,5
16,7
16,1
16,6
17,0
50,4
49,3
49,7
54,3
53,1
48,7
7,1
7,6
7,6
10,2
7,4
9,0
4. Juli
9. »
14. »
19. »
24. *
29. »
17.6
18,2
18,7
19,5
19,6
19,1
56,3
53,5
53,1
50,8
50,0
49,9
11,2
10,6
8,6
8,0
8,7
7,3
m q
I .•»
1
18,1
18,0
18,2
18,5
18,8
52,3
50,1
54,3
51,6
48,5
49,7
10,5
8,0
10,7
7,2
*,7
7,0
3. August
8. i
13.
18.
23. a
28.
18,6
1*,6
18,5
18,4
17,7
17,2
53,9
51,7
58,8
52,6
57,0
51,3
7,1
8,2
8,1
11,3
8,6
5,5
18,6
18,3
1*,1
17,9
17,3
16,*
51,5
49,6
52,3
53,5
54,8
52,7
9,8
10.9
9,6
8,6
6.9
8,0
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140
Agrar-Meteorologic
Hallo.
Breslau.
Datum
Tem-
peratur
• C.
2. September
7.
12.
17. v
22. »
27. v
16,3
1$
15,2
14,1
13,5
12,7
2. Oktober
7. »
12.
17. ,
22.
27. »
1. November
13,0
11,3
10,3
9,5
8.6
7,6
6,4
Dunst-
Regen-
höhe
mm
54,8
55,3
55,2
55,6
58,5
57,8
5,5
5,8
6.0
5,4
4,8
4,1
Tem-
peratur
» c.
Dunst-
sattigung
Regen-
höhe
16,4
15,5
15,0
13,8
12,9
12,5
53,0
58,1
53,7
58,7
59,4
57,8
60,3
63,4
67,2
57,7
67.1
68,4
72,4
12,1
10,9
9,8
8,8
8,3
7,4
5,8
!
60,9
61,8
64,2
67,8
66,5
68,2
71,5
I
Man erkennt, daß Breslau sich einer nicht ganz so hohen Sommer-
temperatur erfreut als Halle, und daß hier (in Halle) sogar die (meist
nachtheiligen) Temperaturrückschlage um den 12. Mai (innerhalb der der
Berechnung unterzogenen Zeitdauer) sich ausgleichen.
In Bezug auf die Regenverhältnisse ist zu ersehen, daß die Höhe
des Regens (wenigstens im Juni) zu Halle eine größere als zu Breslau ist.
Die Duustsättigung von Breslau ist in den angegebenen Monaten im
Vergleich zu Halle eine niedrigere, und ermangelt sie speciell einer Ele-
vatum, welche kurz vor dem Anfang Juui gegen den 25. Mai beginnt
und sich mit Ausnahme nur einiger Tago bis zur Mitte Juli erstreckt,
welcher Umstand für alle diejenigen im Freien gebauten Pflanzen, die
in dieser Zeit einer Förderung des Blattwachsthums bedürfen, von Be-
deutung ist. Da dies nun wohl die meisten Futterpflanzen, auch andre
landwirtschaftliche Kulturpflanzen betrifft, so stehe ich nicht an, auf
Grund dieses das Klima Halles geradezu als das fruchtbarere zu bezeichnen.
III.
Ergebnisse und Folgerungen.
1. In einigen Vorversuchen wurde gefunden, daß die Erbsenpflauzea
durch eine frühzeitige Düngung (durch Düngung des Bodens vor oder
kurz nach der Aussaat) benachtheibgt, dagegen durch einige spätere, etwa
zur Zeit der Blüthe stattfindende, gleich große Nährstoffzuführung geför-
Digitized by Googl
Wirkung d. klimatischen Faktoren auf d. Wachsthum d. Kulturpflanzen. 141
dert wurden. Es steht nun allerdings noch dahin, ob der durch die
Frühdöngung hervorgerufene Nachtheil sich nicht später wieder behoben
haben würde. Verfasser kann dies vorläufig nicht annehmen, sondern ist
vielmehr der Meinung, daß — weil die angewendeten Erden, Frühbeet-
erde, Lauberde und Misehung derselben mit Sand doch nährstoffreich er
*ind als gewöhnliche Ackererden, ja sogar als viele Gartenerden — es
in vielen Fällen auch im freien Lande angezeigt sein dürfte, dann, wenn
selbst eine frühe Düngnng erfahrungsmäßig nicht von Erfolg sein dürfte,
auf eine nachhelfende Nährstoffzuführung später, wenn die Pflanzen etwas
entwickelter sind — bei einjährigen etwa um die Blüthezeit — Bedacht
zu nehmen, da wahrscheinlich unbemerkt das gleiche Verhältniß des
Nahrungsmangels daselbst eintritt.
Bei dem Verhalten der jungen Erbsenpflanzen speciell influirt jedoch
wahrscheinlich auch noch der Umstand, daß der ausgesäete Same eine
große Menge von Stoffen enthält, welche für den ersten Aufbau der
jungen Pflanze einige Zeit hin ausreicht. Leguminosen überhaupt, aber
wohl ferner beispielsweise auch Kartoffeln, Zwiebeln und andere Pflanzen,
von welchen so stoffreiche Organe, wie Knollen und Zwiebeln sind, zur
Aussaat dienen, werden sich in gleicher Weise verhalten. Bei Erbsen,
Zwiebeln, wie Kartoffeln, ist es eine Erfahrung der Praxis, daß sie «frische»
Düngung nicht gut vertragen, ob sie später gedüngt sich dankbar er-
weisen, bat die Praxis noch zu untersuchen.
Jedenfalls erhebt die Pflanze ganz allgemein gegen den Sommer hin
höhere Ansprüche und verlangt, wie bekannt, alsdann auch concentrirtero
Losungen.
Es würde wünschenswerth sein, eine solche Nährstoffzuführung nach
Art der Kopfdüngung (nur aber später) und unter Bevorzugung sofort
löslicher, am besten gelöster Düngemittel, ausführen zu können. Denn
auch beim Anbau im Freien werden die allenfalls vorhandenen unlös-
lichen Nährstoffe doch im Verlaufe des Vegetationshalbjahrs nur langsam,
und zwar in absteigendem Verhältniß nach dem Sommer hin, gelöst werden.
»Sodann ist ja auch, wenn schon das Boden wasser nach dem Sommer zu
concentrirter wird, doch der Boden dann im Ganzen ärmer an gelösten,
aUo den Wurzeln zugänglichen Nährstoffen, da in Folge der Wasserver-
dunstung und des damit verknüpften Kohlensäureveilustes gewisse Stoffe
Mer gewisse Mengen derselben wieder abgeschieden worden sind. Freilich
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142
Agrar- Meteorologie:
wird aus diesem letzteren Grunde schon eine reichliche Wasserzufuhrttng
Um die angegebene Zeit von großem Nutzen sein. Diese zu ermöglichen,
ist ein Ziel, welchem die Landwirthsehaft auch aus anderen Gründen
meiner Ansicht nach nachzustreben haben wird.
2. Ist es nicht möglich, eine normale Pflanze, d. h. eine solche Pflanze,
welche unter präciser Erfüllung aller Wachsthumsbedingungen — ohne
üeberschuß und ohne Mangel und Zeitverlust — erwächst, vollständig
im Freien — auf dem Ackerfeld — aufwachsen zu lassen, so ist es doch
unter Anwendung der oben angegebenen Methode, Einrichtungen und der
p. 10 und 11 angegebenen Kriterien wohl jederorts unter Schutz möglich,
eine solche Normalpflanze zu erziehen.
Nur bei diesem Verfahren ist man sicher, die Wachsthumsfaktoren
in richtigem Maße oder höchstens in geringem, unschädlichen Ueberraaße
oder eben so geringem unschädlichem Mangel dargeboten zu haben, und
nur dann hat die Pflanze Gelegenheit, gemäß ihren inneren Kräften und
Stoffen (welche sich nunmehr ihrerseits im Minimum befinden) sich voll-
ständig nach allen Richtungen hin, sozusagen unabhängig von äußeren
Einflüssen auszugestalten. (In Wirklichkeit kann ja eine Pflanze in ihrem
Wachsthurn sich nicht von der Einwirkung der äußeren Faktoren unab-
hängig machen, und mir selten wird sie in unseren Gegenden im Freien
in ihrem Wachsthum aus der Abhängigkeit vom Minimumgesetz heraus-
treten; denn daß alle Faktoren, äußere und innere, in vollkommen har-
monischem Verhältniß zu einander ständen, auch die periodisch auftretenden
stets zur richtigen Zeit sich einstellen, dürfte wohl selbst in den günstigst
situirten Ländern selten gefunden werden.)
Das normale Wachsthum der Erbsen pflanze der Varietät Bus bäum
charakterisirt sich durch eine Wachsthumscurve von im Ganzen S för-
miger Gestalt, jedoch zeigt dieselbe zwei Abbiegungen, eine Depression zur
lilüthezeit und eine Erhöhung des Wachsthums zur Zeit des Fruchtansatzes.
3. Die oft eintretenden Tage oder mehrtägigen kürzeren Zeiträume,
in welchen die äußeren Faktoren im Freien in ungünstigem Verhältniß
stehen, bedingen zunächst Zeitversäumniß, sodann jedoch zumeist auch
eine Verringerung des Ernteresultates, da die günstige Jahreszeit oft nicht
von genügender Dauer ist. Das Mittel der Produktionsfähigkeit einer
Gegend würde dem Mittel der Witterung (und der Bodenverhältnisse)
entsprechen und würde sich auffinden lassen entweder durch vieljährigen
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Wirkung d. klimatischen Faktoren auf d. Wachsthum d. Kulturpflanzen. '143
Anbau derselben Pflanze im Freien oder dadurch, daß man die Pflanzt»
unter Gewährung der ermittelten äußeren Verhältnisse nach oben ange«
gebener Methode kultivirt.
4. Daß auch für viele andre unsrer Kulturpflanzen, ebenso wie für
Erbsen, die Dunstsättigung in erster Linie und erst in zweiter das Boden-
wasser es sind, welche häufig minimal auftreten, scheint mir unzweifel-
haft. Außerdem treten noch oft besondere Fälle ein, welche zuweilen
»ogar gegen das Gesetz von der Unvertretbarkeit der Faktoren zu sprechen
scheinen, aber in der Natur der Dinge begründet sind, und ebenfalls bei
Bemessung eines Faktors die Kenntniß der Höhe der anderen unumgänglich
erfordern. So z. B. der Umstand, daß unter gewöhnlichen Verhältnissen
die Pflanze, wenn die atmosphärische Dunst Sättigung knapp bemessen ist,
größere Ansprüche an das Bodenwasser erhebt, als bei reichlichem Gehalt
der Luft an Feuchtigkeit; oder daß im gleichen Fall eine concentrirtere
Nährstofflösung die Transpiration herabmindert.
5. Wenn die normale Wacbsthumscurve einer Pflanze aufgefunden
ist, so ist in derselben nicht nur eiu Maßstab aufgefunden, welcher zu
Vergleichungen verschiedener Art geeignet ist, sondern es ist alsdann
auch leichter der Punkt aufzufinden, in welchem menschliche Eingriffe
das Wachsthum der kultivirten Pflanzen zu gunsten einer Mehrproduktion
zu wenden vermögen. Der erste Schritt ist schon damit gethan, daß
wir nun erst die Wirkung eines Eingriffes richtig zu er-
kennen vermögen. Es können z. B. von einerund derselben Pflanze
zwei sonst gleiche Exemplare, in Luft mit einem und demselben Feuchtigkeits-
gehalt gebracht, sich beide sehr verschieden verhalten, das eine derselben
kann seine Assimilation steigern, das andere herabmindern, und man kann
nun nicht wissen, wie der bestimmte Feuchtigkeitsgrad auf diese Pflanzen-
species wirkt. Waren die Pflanzen jedoch bis dahin unter normalen Be-
dingungen erwachsen, so hat der gleiche Procentsatz an Luftfeuchtigkeit
bei beiden Exemplaren auch die gleiche Einwirkung.
6. In Bezug auf die Abhängigkeit, in welcher Regen uud Dunst -
Sättigung von einander stehen, ist aus der Zusammenstellung der Witte-
rungsmittel von Breslau und Halle zu ersehen, daß die DunstsättiguDg
nur im Großen und Ganzen dem Regen folgt, hliufig jedoch die Curveu
beider Elemente sich in entgegengesetzter Richtung bewegen.
7. Ein Schluß auf die Fruchtbarkeit des Wetter» eines Jahres oder
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144
Agrar-Meteorologie:
einer Gegend ist aus diesen Gründen und unter Berücksichtigung des
oben Angeführten weit sicherer aus der Kenntniß der Dunstsättigung
und des Bodenwassers, als aus der des Sommerregens zu ziehen. Be-
kannt ist, daß auch die Boden Wasserveränderungen nicht auf den Gang
der Dunstsättigung von großem Einfluß sind, und daß sogar öfters Pflanzen
mit nicht turgescenten Blättern in nasser Erde gefunden werden können.
8. Menschliche Eingriffe können zunächst sich beschränken auf Her-
stellung der normalen Bedingungen, wie sie bei der Ermittlung der nor-
malen Wachsthumscurve sich bekannt geben. Findet ein befriedigende*
Gedeihen unsrer Kulturpflanzen ja jetzt schon ohnehin nur in Folge kul-
tureller Eingriffe statt, so wird letzteres in der Zukunft in noch weit
höherem Grade zu geschehen haben, in der Landwirtschaft sowohl wie
im Gartenbau. Scheint auch die erstere der in der Gärtnerei eingeführten
Manipulationen, z. B. des Ueberspritzens der Blätter, um die Luftfeuch-
tigkeit zu erhöhen (und dadurch die Transpiration herabzumindern, wo-
durch also in vielen Fällen eine Steigerung der Assimilation bewirkt wird),
sich noch nicht bedienen zu können wegen der Kostspieligkeit der Ap-
parate, Pumpen, Spritzen, sondern läßt in dieser Beziehung die Produktion
von den Sommerregen abhängen (d. h. von der Dunstsättigung, welche
die Sommerregen erzeugen, welche jedoch oft von trockenen Winden
sehr herabgemindert wird), so ist doch leicht einzusehen, daß eine inten-
sivere Kultur, welcher sich unsre Landwirtschaft immer mehr zuwendet,
neben der erhöhten Zufuhr der im Minimum stehenden Nährstoffe —
Stickstoff, Kali und Phosphorsäure — zu allernächst auch derartiger Ein-
richtungen bedarf, welche die Erhöhung resp. dem Luftwechsel gegenüber
die Erhaltung der atmosphärischen Feuchtigkeit bewirken. Knicks, wie
sie in Schleswig-Holstein vielfach in Gebrauch sind, und das Berieseln
«1er Felder dürften sich als zweckdienliche Mittel hierzu erweisen.
Im Gartenbau aber wird man sich mehr als bisher der controliren-
den Instrumente, besonders der Psychrometer bedienen müssen. Die Ver-
nachlässigung des richtigen Verhältnisses zwischen Luftfeuchtigkeit und
den anderen Wachsthumsfaktoren hat, wie schon erwähnt, z. B. in der
Treiberei öfters das Abfallen der Früchte, z. B. der Pfirsiche, vor der
Keife oder bei der Ananas das «Sitzenbleiben» derselben verschuldet.
Wenn der Gärtner z. B. «lüftet», um bei Radies im Frühbeet da*
Stengel- und Blattwachsthum zurückzuhalten und die Wurzelanschwellung
Wirkung d. klimatischen Faktoren auf d. Wachsthum d. Kulturpflanzen. 145
zu befördern, so ist die Herabsetzung der Dunstsättigung und der Tem-
peratur die erste Folge des Lüftens, welche jene Zweoke erreichen läßt ;
im speciellen Falle schreibe ich aber bloß der Herabsetzung der Dunst-
sättigung die Hauptwirksamkeit zu. Aehnlich wird die genannte Mani-
pulation ganz allgemein in der Treiberei angewendet, wenn Pflanzen in die
Blüthe treten, um hemmend auf das Blattwachsthum und fördernd auf
die alsdann erfolgende Ausbildung der Früchte zu wirken. Es steht je-
doch auch hier die Frage, ob nicht, wenn es dem Gärtner möglich wird,
bloß die Dunstsättigung und nicht zugleich auch die Temperatur herab-
zumindern, die Endzwecke besser oder wenigstens in kürzerer Zeit sich
erreichen lassen würden. Präcise Hersteilung der normalen Bedingungen
kürzt besonders die Vegetationszeit bedeutend ab und ist somit bei der
Treiberei ein sehr wichtiges Moment.
9. Menschliche Eingriffe können aber nach Herstellung oder unter
Berücksichtigung der normalen Bedingungen auch noch weiter gehen,
und i3t wiederum namentlich der Gartenbau das Gebiet, auf welchem
schon vielfach derartige Eingriffe angewendet werden; dieselben leiten
gewöhnlich den Entwicklungsgang einer Pflanze in ganz andre Bahnen,
sie wurden aber bisher zumeist nur empirisch gefunden, und dürfte eine
weitere Vermehrung derselben wohl nicht ausgeschlossen sein; denn die
Pflanze zeigt in ihrem Verhalten dem ihr Gebotenen gegenüber, wie alles
Organische, eine gewisse Biegsamkeit, Anpassung derart, daß sie 1) sich
m
oft auch unter nicht vollkommen günstigen Verhältnissen entwickelt, ohne
gerade ein dem Minus eines Faktors entsprechend verkleinertes Abbild der
Normalen zu sein, 2) sich unter besonders übermäßiger Einwirkung eines
(oder einiger) Faktoren in besonderer Weise ausbildet. In diesem Falle
pflegen sich alsdann gewöhnlich je nach der Ursache gewisse Eigentüm-
lichkeiten in der Ausbildung einzelner Organe derselben zu zeigen, welche
häufig Kulturzweck werden, und auch oft der Vererbung fähig sind, so
daß sie zu Varietäten-, Formen- und Sortenentstehung Veranlassung
geben.
E. Wollny, Forschungen IX. 10
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146
Agrar-Meteorologie :
Nene Litteratnr.
H. E. Hamberg, üeber den Einfluß der Wälder auf das Klima tob
Schweden. (Om skogarnes inflytandc pfi Sveriges klimat) Stockholm. 1885.
(Schwedisch und Französisch.)
In vorliegender Abhandlung theilt Verfasser die ersten Resultate der an
dem schwedischen meteorologischen Centraiinstitut angestellten Untersuchungen
über die Frage des so wichtigen und oft behandelten Einflusses der Wälder auf
das Klima mit. In dem Betracht, daß die Rolle der Wälder in der Natur, und
besonders ihr Einfluß auf das Klima sehr verwickelt und wahrscheinlich von ver-
schiedener Wichtigkeit ist, je nach der Gegend und der Breite, unterläßt es Ver-
fasser, die Frage im Allgemeinen zu erörtern, und beschränkt sich darauf, an der
Hand zahlreicher Beobachtungen für Schweden festzustellen, welchen Einfluß die
Wälder auf das Klima des Landes auszuüben vermögen.
Die ersten Stationen waren in der Weise organisirt, daß eine derselben
unter Bäumen einer sehr dicht bewaldeten Fläche, die andere in der Ebene an
einer unbewaldeten Stelle, 10—20 Kilometer von der ersteren entfernt, etahlirt
wurde. Späterhin (1878) wurden die Stationen theils verlegt, theils in ihrer Zahl
vermehrt und die Beobachtungen erweitert. Um den Einfluß des Waldes auf die
nähere Umgebung zu bestimmen, wurde an mehreren Orten neben der Station
im Walde eine solche in einer unbewaldeten Stelle') in unmittelbarer Nähe des
Waldes eingerichtet. Neben diesem Netz existirte noch ein anderes aus sechs
meteorologischen Stationen, in der Provinz Upsala gelegen und auf Kosten der
dortigen landwirtschaftlichen Gesellschaft eingerichtet. Der Zweck dieses Neues
war, den Einfluß der Wälder auf das lokale Klima speciell in Rücksicht auf die
Landwirtschaft festzustellen. Drei Stationen waren in den großen Ebenen der
Provinz, drei andere an freien Orten der benachbarten Waldregionen etablirt.
Nach näherer Beschreibung der verwendeten Instrumente und der geogra-
phischen und topographischen Verhältnisse der forstlich-meteorologischen Stationen,
behandelt Verfasser in 12 Abschnitten den Einfluß der Wälder auf die Wärme
von Luft und Boden. Zunächst wird die Abhängigkeit der Lufttemperatur von
der Lage des Ortes, in Bezug auf die Nähe größerer Wassermassen (Meer, Land-
seen) und die Beschaffenheit der Bodenoberfläche besprochen. Alsdann werden
die Unterschiede im Maximum und Minimum der Temperatur, in den Mitteln
der Temperatur zu verschiedenen Tageszeiten und in der Größe der täglichen
Variation zwischen dem Walde, der nichtbewaldeten Nachbarschaft und der ent-
fernter gelegenen Ebene näher dargelegt. Weiters werden die Einwirkungen -des
Waldes auf die Lufttemperatur bei verschiedener Bedeckung des Himmels und
verschiedener Windrichtung, ferner die Differenzen in den Mitteln der Temperatur
und in den jährlichen und täglichen Veränderungen derselben zwischen den divi
vorbezeichneten Oertlichkeiten zu bestimmen versucht. Es folgt alsdann eine
Statistik der Temperaturgrade von bewaldetem und nicht bewaldetem Terrain.
>) Im original steht: clairiere = Lichtung.
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Neue Litteratur.
147
worauf Verfasser die Bodentemperatur und deren Verhältniß zur Lufttemperatur
im Walde und im Freien behandelt. Es schließt sich hieran eine Untersuchung
der Frage, ob die Wälder das Klima Schwedens zu einem maritimen zn gestalten
vermögen.
Bei der Kürze des zur Verfügung gestellten Raumes muß es sich Referent
versagen, auf den durch vorstehende kurze Uebersicht charakterisirten Inhalt und
auf die beigegebenen, in den Text gedruckten zahlreichen Tabellen näher einzu-
gehen. Dagegen mögen ihres Interesses wegen die am Ende der Arbeit zusammen-
gestellten Schlußfolgerungen des Verfassers hier eine Stelle finden.
Die Resultate haben streng genommen nur Gültigkeit für die forstlichen
Bezirke und großen Ebenen der Gouvernements Upsala, Westmanland und Skara-
borg. Aber es liegt kein Grund vor, daß dieselben im Allgemeinen nicht auch
auf andere Gegenden des Landes Anwendung finden könnten, welche sich nicht
unter besonderen lokalen Ein Wirkungen befinden: letztere sind bedingt durch
Seen und Flüsse, durch eine verschiedene Höhenlage, durch Unterbrechungen
des Bodens, durch Beschattung von Bäumen, durch die Beschaffenheit des Bodens,
Aufstellung der Thermometer u. s. w. Sind diese Einflüsse und noch andere
sekundärer Art in Anschlag gebracht und eliminirt und die Verhältnisse daher
im Uebrigen gleich, so kann man das Klima des Waldes und der Ebene in
Schweden in folgender Weise charakterisiren. Es ist nöthig, anzuführen, daß
Fichten- und Tannenwälder allein Gegenstand der Untersuchungen des Verfassers
gewesen sind.
Das Mittel der Jahrestemperatur unter den "Waldbäumen ist 0,15° geringer
als dasjenige der Lichtungen, und ungefähr 0,25 0 geringer als dasjenige der Ebene.
In den kultivirtcn Lichtungen ist also das Temperaturmittel ein wenig höher (0,16°)
als unter den Bäumen, aber ein wenig niedriger (0,1°) als in der Ebene.
Die Größe dieser Temperaturdifferenz zwischen dem Walde und der Ebene
ist in den Monaten und Jahreszeiten verschieden. Während der Monate April
bis August ist die Temperatur unter den Bäumen 0,5° niedriger als diejenige be-
nachbarter nicht bewaldeter Stellen (Lichtungen), dagegen ist sie vom November
bis Januar 0,2° höher. In den Lichtungen ist die Temperatur im Mai bis Ok-
tober niedriger und vom Januar bis März ungefähr 0,05° höher als in der Ebene.
Itic Verminderung der Temperatur unter den Waldbäumen im Vergleich zur
Ebene beträgt also während der Monate April bis September zwischen 0,5 und
0,7°, während eine kleine Vermehrung von ungefähr 0,2° sich im November,
December und Januar zeigt.
Diese Temperaturerniedrigung unter den Waldbäumen im Frühling und im
Sommer erklärt sich aus der niedrigen Tagestemperatur oder Maximaltemperatur,
welche sich im Mittel nicht weniger als um 2 bis 3 Ü erniedrigt, während die
Xaehttemperatur in denselben Jahreszeiten fast ebenso niedrig wie in der Ebene
ist. Es ist hier von der Temperatur 1,80 m über dem Boden die Rede. Die
Hauptursache der niedrigen Temperatur unter den Bäumen während der heißen
Jahreszeit ist wahrscheinlich in der mangelnden Insolation und der in Folge dessen
niedrigen Temperatur des Bodens und der Baumstämme zu suchen; in der That
ist die Bodentemperatur in einer Tiefe von 0,5 m unter den Waldbäumen im
Juni und Juli nicht weniger als 3,6° niedriger als in der Ebene.
10*
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148
Agrar-Meteorologie:
Auf der anderen Seite erklärt sich die schwache Erhöhung der mittleren
Lufttemperatur aus dem, wenn auch schwachen Schutz, welchen der Wald ge-
währt. Das Temperaturminimum erhebt sich gewöhnlich vom Oktober zum März
um 0,8 °/o im Mittel, während das Maximum sich nur um 0,4° im Dezember und
Januar, aber schon um 0,8° im November und Februar erniedrigt. Der Gewinn
ist also unbedeutend und macht sich nur in der Mitteltemperatur des December
und Januar bemerklich.
Diese Temperaturerhöhung der Luft zwischen den Bäumen im Dezember
und Januar ist wahrscheinlich auf Rechnung der seit dem Sommer im Boden und
den Baumstämmen verbliebenen Wärme zu setzen.
Die Erniedrigung der Temperatur in den Lichtungen im Vergleich zur Ebene
im Sommer und im Herbst erklärt sich nicht aus der Temperatur des Tages,
sondern aus derjenigen des Abends und der Nacht; diese letztere ist vom April
bis zum Oktober, 1,8 m über dem Boden, im Mittel 0,5 bis 0,7° niedriger als in
der Ebene. Selbst über den mit Kräutern bedeckten Boden dieser Lichtungen
ist das Minimum der Temperatur von Juni bis September nicht weniger als 1°
unter demjenigen über der Ebene. Diese verhältnismäßig beträchtliche Erniedri-
gung der Temperatur der Lichtungen während der Nacht ist wahrscheinlich durch
eine stärkere Ausstrahlung aus dem Boden bedingt, welche in irgend einer Weise
durch die Nachbarschaft erzeugt oder begünstigt wird.
Die Unterschiede, welche die Lichtungen und Ebenen hinsichtlich der Tem-
peratur aufweisen, treten am stärksten bei klarem Himmel hervor, verwischen sich
aber, sobald letzterer bedeckt ist, ein Beweis dafür, daß die Differenzen in der
Lufterwärmung durch solche in der Ausstrahlung hervorgerufen werden. So war
bei heiterem Wetter die Temperatur um 9 Uhr Abends im Sommer durchschnitt-
lich um 1°, im Herbst 0,75° geringer in der Lichtung als in der Ebene. Dagegen
sieht man keinen auffalligen Unterschied bei verschiedenen Winden.
Die Größe der täglichen Variation — die Differenz zwischen Maximum und
Minimum, sei es, daß man darunter die periodische oder vielmehr die nicht perio-
dische Variation versteht — ist unter den Waldbäumen viel geringer, als in der
Ebene. So ist die periodische zwischen März und Oktober 1 bis 2°, die nicht
periodische 2,2—8,5° kleiner im erstcren Fall als im letzteren, für das ganze
Jahr ist sie resp. 1,8 und 2,6° kleiner. In den Lichtungen ist aber die tägliche
Variation ein wenig größer als in der Ebene: die periodische um ungefähr 0,15 4 ,
die nicht periodische um 0,26° größer für das ganze Jahr und letztere um un-
gefähr 0,5° größer während der Monate April bis Oktober. Dies steht also in
einer innigen Beziehung zu den, bezüglich der Temperaturextreme angeführten
Resultaten.
Die Größe der jährlichen Variation — die Differenz zwischen der Mittel-
temperatur des heißesten Monats und derjenigun des kältesten Monats — ist ein
wenig mehr als 0,6° geringer unter den Waldbäumen im Vergleich zu der Lich-
tung, aber sie ist nur um 0,25° geringer in der Lichtung als in der Ebene.
Die mittlere Veränderlichkeit der Temperatur eines Tages zu derselben
Stunde beläuft sich im Gouvernement Upsala auf 3° im Jahresmittel, in dem mehr
meridionalen Gouvernement Skaraborg nur auf 2,5°. Sie erreicht im Winter und
im Frühling ihr Maximum Morgens und Abends; im Sommer ist sie aber größer
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Neue Litteratur.
14 9
zur Zeh der Tagesmitte. Sie ist stets unter den Bäumen geringer als in der
Lichtung oder in der Ebene. Morgens und zur Zeit der Tagesmitte ist sie in der
Lichtung und in der Ebene gleich, aber Abends ist sie an ersterem Ort ein wenig
größer.
Die Bodentemperntur ist im Sommer unter den Bäumen sehr viel geringer,
als in der Ebene; im Winter ist sie im Gegentheil in geringen Tiefen ein wenig
höher. In allen Tiefen (0,5, 1 und 2 m) und besonders in den geringeren, ist
sie im Sommer durchschnittlich in der Lichtung ein wenig niedriger als in der
Ebene, im Winter dagegen ein wenig höher.
In den Lichtungen hat das Klima, d. h. speciell die Temperatur keinen
maritimen Charakter, im Vergleich zu demjenigen der großen kultivirten Ebenen.
Eine Uferlokalität im Sinne der großen Seen (Wenern- und Wettern-See) hat eine
höhere durchschnittliche Jahrestemperatur, als eine Lokalität im Innern des Landes.
Im Walde wird dieses Mittel geringer als in der Ebene. Eine Uferlokalität zeichnet
sich durch ihre warmen August- und üerbstmonate aus: der Wald ist im Gegen-
theil in diesen Jahreszeiten kälter als die Ebene; die Uferlokalität hat meistens
warme Abende, die Lichtung kalte. Eine Uferlokalität hat im Allgemeinen ge-
ringere tägliche Variationen der Temperatur als eine Lokalität im Innern, eine
Lichtung hat im Gegentheil eine größere, als die Ebene.
Diese Resultate ermöglichen, die Frage zu lösen, welchen Einfluß die Wälder
auf die Temperatur von Schweden auszuüben vermögen.
Die vorliegenden Untersuchungen gestatten nicht, zu entscheiden, ob die
Gegenwart von Wald dazu beiträgt, die mittlere Temperatur zu erhöhen oder zu
erniedrigen. In der That ist in den vorliegenden Untersuchungen weder die Inso-
lation noch die Austrahlung der Nadeln und Gipfel der Bäume in Betracht ge-
zogen worden. So lange man nicht die Wärmemenge kennt, welche dort frei wird
und ihre Beziehung zu anderen Formen der Oberfläche, wird es nicht möglich sein, mit
Sicherheit den Einfluß des Waldes auf einen so wichtigen Faktor, wie die mittlere
Temperatur festzustellen. Hinsichtlich dieses Punktes sind wir daher auf unge-
fähre Schätzungen angewiesen. Unter den in Schweden vorkommenden verschiedenen
Oberflächenformen sind sicherlich die wichtigsten: die Oberfläche der Gewässer,
das nackte Terrain oder die Felsen, der mit krautartigen Pflanzen bedeckte Boden
und endlich der Wald. Weder die Oberfläche der Gewässer noch der nackte Boden,
wie jener in den Straßen der Städte, haben eine Aehnlichkeit mit dem Walde ; das
forstliche Klima gleicht weder dem maritimen Klima noch demjenigen der Städte.
Der Wald läßt sich am besten mit einer Vegetation von riesenhafter Ausdehnung
vergleichen, wofür die niedrige Bodentemperatur unter den Bäumen und die Kühle
des Waldes im Sommer, vornehmlich Abends und Nachts in Folge einer sehr starken
Aasstrahlung spricht. Von diesem Gesichtspunkt aus würde der. Wald eher eine
Quelle der Kälte als der Wärme sein.
Die Oberfläche des Waldes unterscheidet sich dadurch von anderen Oberflächen
in der Natur, daß sie sehr hoch in die Luft ragt, über die Luftschicht, in welcher der
Mensch lebt und sich den Arbeiten widmet, welche vom Klima abhängen , wie
2 B. den Kulturen u. s. w. Es folgt hieraus, daß, mag das alljährliche Resultat
ein Uebermaß oder einen Mangel an Wärme ergeben, eines oder das andere sich
durch die Winde über eine größere Luftmasse ausbreiten oder sich in den benach-
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Agrar-Meteorologie:
harten Schichten des Bodens bemerkbar machen muß. Die Wärmeeigenthümlich-
keiten der anderen Oberflächen kommen mehr direkt den unteren Luftschichten
zu Statten, üben also, vom praktischen Standpunkt aus betrachtet, einen größeren
Einfluß auf die Bodentemperatur aus oder unmittelbar darüber.
Die Frage, welches der wichtigste Einfluß des Waldes auf die Temperatur
der tiefsten Luftschichten sei, soweit sich derselbe mittelst des Thermometers fest-
stellen läßt, glaubt Verf. für Schweden wie folgt beantworten zu sollen.
Der Wald erniedrigt, in freien und kultivirten Gegenden Schwedens und
während der Vegetation, die Temperatur der Luft und des Bodens während klarer
Abende und Nächte, schränkt die Zeit der täglichen Insolation ein und hemmt
dadurch die Vegetation. Die anderen Einwirkungen des Waldes auf die Tempe-
ratur in Schweden sind so schwach, daß sie keine praktische Wichtigkeit in An-
spruch nehmen können — wie z. B. die Verminderung der Kälte während des
Winters — oder sind von der Art, daß sie mittelst des Thermometers nicht wahr-
genommen werden können. Unter den Einwirkungen letzterer Art ist der Schutz
anzuführen, welchen der Wald gegen die kalten und heftigen Winde einer empfind-
lichen Vegetation gewährt. In gewissen Fällen kann er auch gegen kalte Luft-
strömungen oder Nebel schützen, welche während kalter Nächte von benachbartem
Terrain kommen und Veranlassung zu Frost geben können. Der günstige Einfluß
des Waldes auf die Temperatur scheint sonach, wie Verf. ausführt, derselbe zu
sein, welchen man mit Hilfe einer Mauer, einer Fallisade, einer Hecke oder anderer
Gegenstände solcher Art erreichen würde.
Einerseits gewährt also der Wald, wenn ersieh in d er Nacbbar-
s chaft befindet, mechanisch einen Schutz gegen heftige Winde;
andererseits aber schadet er, indem er die Sonnenwärme zurück-
hält, welche noth wendig ist, oder indem er die Boden wärme während
klarer Nächte herabdrückt und dadurch die Rauhfröste begünstigt.
Auf größere Entfernungen übt der Wald keinen wahrnehmbaren
Einfluß in unserem Lande aus. E. W.
A. Woeikof. Der Einfluß der Wälder auf das Klima. A. Petermann's
Mittheilungen. Gotha 1885. Bd. 31. S. 81-87.
Mit Umgehung desjenigen Theils der Abhandlung, welcher auf bereits in
dieser Zeitschrift berücksichtigte Arbeiten Bezug nimmt, mögen die Resultate jener
Untersuchungen des Verf. hier eine Stelle finden, welche die Frage, ob große Wald-
komplexe einen solchen Einfluß auf das Klima ausüben, daß sich derselbe auch bei
Beobachtungen außerhalb des Waldes erkennen läßt, zum Gegenstand haben.
Indien liefert gute Beispiele dieser Art. Zuerst ist es nöthig zu bemerken,
daß hier die Temperaturabnahme nach Norden äußerst langsam ist und z. B. zwischen
19 und 31° nur 0,08« per lj° Breite beträgt. Weiters bemerkt Verf., daß im
nördlichen Indien die Monate April bis Juni mit Recht die heiße Jahreszeit ge-
nannt werden ; diese Monate sind auch im größeren Theil des Landes sehr trocken,
die ergiebigen Regen fangen erst Ende Juni an. Die Hitze und Trockenheit sind
am intensivsten im Innern des Landes und werden durch die Nähe des Meeres
natürlich gemildert.
Zwischen 23—27° giebt es im nördlichen Indien ganz oder fast ganz waldlose
Gegenden, z. B.: den größeren Theil von Bengal, der Nordwestprovinzen, Audh,
von den westlicheren Gegenden nicht zu reden, und dicht bewaldete, z. B. Assam,
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Neue Litteratur.
151
Sylhet, Cachar u. s. w. Die folgende Tabelle zeigt, daß in den bewaldeten Gegenden
des nördlichen Indiens, selbst ziemlich fern vom Meere: 1) die heiße Zeit im
April bis Juni wegfallt, so daß die Temperatur ununterbrochen steigt von Januar
bis Juli; 2) die Mitteltemperatur der Monate April bis Juni 4—6° niedriger ist,
als in den unbewaldeten, in gleicher Nähe vom Meere, eine Differenz, welche in
so niederer Breite, bei solcher Nähe der Stationen an einander (z. B. : Entfernung
Patna-Goalpara 550 km in der Ebene, also Temperaturunterschied 1° auf 100 km)
und dem Fehlen trennender Gebirge nirgends sonst auf der Erde beobachtet wird.
3) Die Maxima differiren noch mehr als die Mittel und zwar sind dieselben in dem
Waldgebiete des nördlichen Indiens nicht, oder kaum höher, als z. B. im mittlem
und südlichen Rußland, während im waldlosen Theile des nördlichen Indiens,
ziemlich nahe am Meere, jedes Jahr Temperaturen über 40° vorkommen, häufig
genug über 45°. 4) Die Feuchtigkeit der Luft ist, namentlich im dicht bewaldeten
Ober-Assam (Sibsagar) groß, selbst in den Monaten April bis Juni 40° /o und mehr
über der mittleren relativen Feuchtigkeit in waldlosen Gegenden in demselben
Abstand vom Meere. 5) Wahrscheinlich wird theilweise dadurch der frühe Anfang
und die allmähliche, regelmäßige Zunahme der Regen im Waldlande erklärt,
während westlich davon eine plötzliche Zunahme im Juni oder Juli stattfindet
und selbst noch, nachdem die Winde schon die dem Sommer eigene Richtung
angenommen haben, die Regen noch lange ausbleiben, weil die Luft zu heiß und
zu trocken ist. 6) Um zu zeigeu/daß die relative Feuchtigkeit in Sibsagar nicht nur
in den Regenmonaten groß ist, giebt Verf. auch die Mittel für den Dezember,
welcher auch hier nahezu regenlos ist. Und doch ist die mittlere Feuchtigkeit
82°; o gegen 60 in Patna, welches dem Meere viel näher liegt.
Die nun folgende Tabelle bedarf keiner weiteren Erklärung. Die Maxima
fallen fast immer auf die Monate April bis Juli, selten auf andere, und selbst
dann differirt das Maximum nur wenig von dem in diesen Monaten beobachteten.
25
26
24
23
22
2a
26
2,
Name
des Ortes
Agra
Lucknau
Allahabad
Patna
Berhampur
Bardwan
Sagar-(Suu-
eor-) Insel
W&idfebiet
von Asum
Silchar
Goalpara
Sibsagar
Knt-
fer-
nang
Tora
Ut'Crr
km
1105
£47
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a.M.
205
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Mittlere Temperatur
—
<
c
3
P
Mitt-
lere*
M i
miim
30,734,034,5
30,029/
29,0,29,9
30.«- 115,15 25,1417,4
47.2
46,7
14,3
12.»;
29,6(28,9 19,3126,0142,0
30,333,233,530.21 »5, 125,6
30,K 33,4 33,1 29,4 15,925,1
44.S 30,381,431,4 29.3 16,8 25,4
«fei«. 6 29.7 l'h.2 29.6 lv.cj:. r>
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36 11 1'296 365
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687
963
963
1042
2| 1432
4! 1469
51839
30S367 4*7 539
160^316659 155
262 2*1 383398 13 2403
I3J2975
152
Agrar-Meteorologie:
Verf. ist auf die Engegnung gefaßt, die große Feuchtigkeit und relativ niedrige
Temperatur im April bis Juni in Ober-Assam seien eine Folge der allgemeinen
klimatischen Lage und nicht der dort vorwaltenden dichten Wälder. Freilich ist
Ober-Assam weit von den trockensten und heißesten Theilcn Indiens entfernt,
aber die Tabelle zeigt, wie selbst die Nähe des Meeres die Hitze weniger mildert,
als die Wälder. (S. Sagar-Insel.) Dann bemerkt Verf. noch, daß Ober-Assam eine
Lage im Windschatten das feuchten S.W.-Mousunes hat; dies müßte die Regen-
menge mildern und selbst zu Föhnwinden Veranlassung geben. Wirklich ist zu sehen,
daß es in Sibsagar im Juni und Juli wärmer und trockener ist, als in Goalpara.
Ein Blick auf die Karte zeigt, daß im SW. das Khassia-Gebirge liegt, auf dessen
Südabhange und Kammhöhe die ergiebigsten Regen fallen, welche auf unserer
Erde bekannt sind und zwar fast ausschließlich von Mai bis Oktober. Indem der
Wind über das Gebirge steigt und dann in die Thalebene des mittleren Brahma-
putra herabkommt, muß er relativ trocken sein. Diese Berge schneiden also die direkte
Zufuhr feuchter Luft ab, nur ein schwächerer Arm des feuchten Monsunes dringt
auf Umwegen von Westen ein. Eine Verstärkung des Regens durch Aufsteigen
der Luft findet kaum statt bis Sibsagar, denn der Ort liegt kaum 110 m hoch und
hinlänglich weit von den Bergen im Norden und Osten.
An einem weiteren Beispiel (Süd-Amerika) weist Verf. nach, daß dichte
Wälder nahe am Aequator die Luft ebenso und selbst mehr abkühlen, als das
Meer, und daß, wenn der Waldkomplex groß ist, auch hohe Maxima verhindert
werden. Verf. hat schon früher gezeigt, daß dies durch die Verdunstung der Blätter
und die Abschwächung der Winde bewirkt wird. In ersterer Hinsicht ist die
Wirkung dichtstehender niederer Gewächse analog, aber 1) die Schwächung des
Windes ist viel unbedeutender, daher die Feuchtigkeit viel rascher weggebracht
werden kann; 2) namentlich bei nicht tiefwurzelnden Pflanzen, wie z. B. Grami-
neen, ist die Feuchtigkeit bald erschöpft, und sie welken, wenn der Regen nicht
häufig ist, bald, verdunsten dann wenig, und die abkühlende Wirkung ist daher
auch kleiner.
Der Wald hält das Wasser vom Regen oder thauenden Schnee durch die
Decke von Streu, Moder, Moos u. s. w. viel besser auf und läßt nur bei großen
Wassermassen einen Theil oberflächlich ablaufen; der Rest filtrirt langsam und
viel davon wird zur Verdunstung der Bäume verbraucht. Wenn auch Wälder,
namentlich dichte, üppige Tropenwälder, natürlich ohne eine bestimmte Zufuhr
von Wasser nicht existiren können, so sind sie doch ziemlich gleichgültig gegen
die Zeit, wann es zugeführt wird. Ein gutes Beispiel sind die Wälder von
Lenkoran an der Westküste des Kaspischen Meeres. Die Vegetation ist so üppig
wie nirgends in Europa, eine Menge von Schlingpflanzen umranken die Bäume,
im Walde ist es immer feucht, und doch ist die Regenkurve subtropisch, d. h. es
fällt sehr wenig Regen im Sommer, aber viel im Herbst und Winter. Das Wasser
wird im Walde aufgespeichert und dient zur Verdunstung in der Sommerhitze.
Was den Einfluß der dichten Wälder warmer Erdstriche auf die Regen betrifft,
so ist Verf. der Meinung, daß, wenn die allgemeinen klimatischen Verhältnisse den
Regen entgegen sind, auch in größeren Waldkomplexen kein Regen fällt. Dies ist der
Fall, wenn der Wind beständig ein absteigender ist oder aus kühleren trockenen
Himmelsstrichen weht, wie im November bis Februar in Assam, wo NE.- Winde
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Neue Litteratur.
153
Tonraiten. Ist eine mächtige Luftströmung aus wärmeren und feuchteren Himmels-
strichen vorhanden, namentlich wenn sie noch eine aufsteigende Bewegung hat, so
sind die Verhältnisse dem Regen günstig, sei die Gegend vorwaltend Wald, Feld
oder Steppe. Aber bei weitem nicht immer giebt es solche scharf ausgeprägte
Wassertypen. Sehr oft und namentlich in der Nähe des Aequators, sind die Winde
veränderlich oder lokal, oder es herrschen Windstillen. In solchen Verhältnissen
müssen dichte Walder dem Regen günstig sein, weil sie den Winden ein Hindcrniß
entgensetzen und dadurch die Luft zum Aufsteigen zwingen, außerdem die Luft
im Walde schon feucht ist. Das eine und das andere ist einer Kondensation
günstig. Bei derselben Windrichtung muß es in waldlosen Gegenden nicht oder
weniger regnen. Bei Windstille und heiterer Witterung nach einer langen, regel-
losen Periode ist der aufsteigende Strom über Wäldern viel feuchter, als über
nnbewaldeten Gegenden, wo der Boden ausgetrocknet, die Vegetation verwelkt ist,
daher dort wieder günstigere Verhältnisse für Regen. Auch die Windstille selbst
ist günstig für Regen des aufsteigenden Stromes. Verf. erinnert nur an die häutigen
Nachmittagsgewitter in gut geschützten Alpenthälern. Gerade der vorkommende
frühere Anfang der Regen in bewaldeten Tropengegeuden beweist die Richtig-
keit des oben Bemerkten.
Verf. hat früher auf die Feuchtigkeit der Luft und die relativ niedrigen
Maxima in Waldgegenden niederer Breiten hingewiesen. Es ist dies nicht etwa
so zu verstehen, daß feuchte Luft unverträglich wäre mit hoher Lufttemperatur.
Das Klima am rothen Meere beweist das Gegentheil; selbst die relative Feuchtig-
keit ist sehr groß, aber trotzdem ist die Mitteltemperatur mehrere Monate über
30*, und 40° und darüber werden nicht selten beobachtet. Im Walde rührt aber
die Feuchtigkeit hauptsächlich von der Verdunstung der Blätter her, d. h. von
einem Processe, bei welchem Wärme in Arbeit umgesetzt wird, daher die Abkühlung.
Verf. unternimmt nun weiters zu untersuchen, ob sich ein Einfluß der
Wälder auf die klimatischen Verhältnisse ihrer weiteren Umgebung auch für den
westlichen Theil der alten Welt, in Breiten von 38— 52°N. beweisen läßt. Er
nimmt die Temperatur des Juli als des wärmsten Monats. Im Großen und Ganzen
ist die Temperatur niedriger an den Ufern des atlantischen Ozeans und steigt
gegen das Innere des Kontinentes. In den folgenden Tabellen hat Verf. nur Be-
obachtungen außerhalb des W T aldes genommen. Um den Einfluß der Breite zu
berücksichtigen, hat er angenommen, die Temperatur nehme nach Süden um 0,5°
pro Breitengrad zu. Außerdem nahm er einen Temperaturunterschied von 0,7°
pro 100 m an, reducirte aber nicht auf das Meeresniveau, sondern auf 200 in
über demselben. Dies mindert die Reduktion für die größere Zahl der genommenen
Orte, vermindert also auch den möglichen Irrthum.
Von den angeführten Beispielen sind die folgenden ausgewählt worden.
Mitteltemperatur des Juli,
auf 50°
N. Br. und 200 m über dem
Meeres-
n
iveau r
educirt.
20,0
Arvavaralja (Karpathen) . .
. . 17,9
20,0
18,6
Promenhof(NW.-Böhmen) . . .
. 18,0
. . 19,0
Prag
20,0
, 20,2
Hochwald (Böhm.-Mähr. Plateau)
. 17,6
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154
A grar-Meteorologie :
Man bemerkt rasches Steigen der Temperatur vom Ozean bis znm Mainthal;
dann bewirken die großen Waldkomplexe im Westen und Osten von Böhmen eine
viel niedrigere Temperatur; in der Mitte dieses Landes ist sie wieder höher, wie
auch in Oesterr. -Schlesien, in den dicht bewaldeten Thälern der ungarischen
Karpathen ist sie viel niedriger. In Ostgalizien, fern, von den Karpathen, wirken
die nahen Wälder noch so sehr, daß die Temperatur niedriger ist, als im Main-
thal und im mittleren Böhmen. In Kiew ist sie auch noch niedriger, als in obigen
Gegenden, denn die Wälder und Moräste kommen der Stadt im Nordwesten und
Nordosten sehr nahe. Selbst Charkow ist wenig wärmer als Prag; es gab dort
noch kürzlich große Wälder; weiter im Osten wird es aber viel wärmer, wo die
Steppen allein herrschen.
Mitteltemperatur des Juli, auf 46° N.Br. und 200m über dem Meeres-
niveau reducirt.
La Rochelle 19,3
Mailand 22,7
Triest 22,6
Zaghrab (Ungarn) 21,7
Ungar, j Szegedin 22,0
Berge
S. E.-Ungarn
Pusten I Arad
22,8
Orawicza .... 19,7
Pojana Ruska
(Ruczkberg) ... 19,9
Odessa 21,8
Cherson 22,5
Astrachan 24,2
Ralmsk u. Kasalinsk (Syr-Daja) . 24,5
Sehr bemerkenswerth sind die hohen Temperaturen des Juli in Triest, an den
Ufern des Meeres. Aber es ist bekannt, wie kahl und verbrannt die Umgegend
der Stadt, wie stark also die Sonne die Felsen erhitzen kann. In dem Hügellande
von Kroatien ist die Temperatur niedriger, große Wälder giebt es hier noch; es
ist wohl kein Zweifel, daß im Innern von Serbien und Bosnien die Temperatur
im Sommer noch niedriger ist, wegen der großen Wälder, welche hier noch
existiren, während näher am Meere, wo nackter Fels vorwaltet, die Temperatur
sicher höher ist. In der That ist dies der Fall, wie aus der nachträglich vom
Verf. gegebenen Zusammenstellung hervorgeht.
Mitteltemperatur der drei Sommermonate, auf 44° N. Br. und
200 m über dem Meeresniveau reducirt.
Agram (Zaghrab) . . 21,5 „ wi „ a j Klissa 23,8
Banjaluka 21,3 Herzegowl,,a l Mostar 24,5
Tulht* ! «U — I Lissa
Travnik 21,8
Serajewo 20,7
Aus dieser Tabelle ist zu sehen, «laß die Temperatur des Sommers 1) in
Bosnien um 2,5—4,5° kühler ist, als in der Herzegowina, 2) selbst auf der Insel
Lissa, wo unter der vollen Wirkung des adriatischeu Meeres der Sommer kühler
sein sollte, diese Temperatur mehr als 1° höher ist als in Bosnien, welches von
allen Meeren durch hohe Gebirge getrennt ist. Diesen relativ kühlen Sommer
hat Bosnien wohl seinen ausgedehnten Wäldern zu verdanken.
Die vorstehenden Daten zeigen, daß auch im westlichen Theile des
alten Kontinents große Waldkomplexe die Temperatur der benach-
barten Orte bedeutend beeinflussen, und daß durch dieselben die
Kroatien.
Bosnien.
Dalmaticn
23.1
22,4
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Neue Litteratur.
155
normale Zunahme der Temperatur von dem atlantischen Ozean in
das Innere des Kontinentes nicht nur unterbrochen wird, sondern
weiter im Innern gelegene Gegenden einen kühleren Sommer er-
halten, als dem Meere nähere.
Die vorhergehenden Betrachtungen haben gezeigt, daß ein Einfluß der Wälder
auf das Klima existirt, daß er nicht am Rande des Waldes aufhört, sondern sich
auf einer mehr oder minder großen Strecke zeigt, je nach Größe, Art und Lage
des Waldkomplexes. Natürlich folgt daraus, daß der Mensch durch Ausroden
der Wälder hier und Pflanzen derselben dort erheblich auf das Klima wirken
kann. Es fehlt nicht an Stimmen, welche die Meinung vertreten, daß, da der
Wald den Niederschlag vermehre, es nur nöthig wäre, Wald zu pflanzen, um die
Wüsten von der Erde zu streichen. Wer in klimatologischen Fragen bewandert
ist, wird nicht eine so extreme Stellung nehmen. Wenn auch der Wald mit dem
fallenden Niederschlage haushälterisch verfährt, ihn auf lange Zeit aufspeichert,
ja bis zu einem gewissen Grade die Menge des Niederschlags vermehrt, so sind
doch viele Gegenden unserer Erde viel zu trocken, um je Wälder zu tragen, denn
die Waldvegetation fordert viel Wasser. Andererseits sind lichte Wälder und
solche, welche aus Bäumen mit einem wachsartigen, die Verdunstung mindernden
Ueberzuge bestehen, wohl im Stande, in trockenen Klimaten auszuhalten, als
dichtere und aus mehr verdunstenden Bäumen bestehende; aber erstere mildern
die Hitze und Trockenheit weniger als letztere. Andererseits kann Verf. der
Meinung nicht beipflichten, daß, wo bei der Ankunft zivilisirter Menschen keine
Wälder waren, auch solche nicht existiren können. Die Erfolge der Waldkultur
in den Steppen Südrußlands, den Prairien Nord- und den Pampas Südamerikas
beweisen zur Genüge die Unhaltbarkeit dieser Meinung.
Wenn nur ein gewisses Quantum Niederschlag fällt, mag es in dieser oder
einer anderen Art auf das Jahr vertheilt sein, dann kann Wald existiren. Selbst
lange Perioden der Dürre sind viel weniger schädlich für Wälder als für Wiesen
Felder u. s. w., und aus dem Vorhandensein regenloser Perioden in einem Lande
kann nicht auf Unmöglichkeit der Waldkultur gefolgert werden, wenn nur in den
anderen Monaten reichliche Niederschläge fallen. E. W.
B. Aß mann. Einfluß der Schneedecke auf die Temperatur der Luft 1 ).
Das Wetter. Meteor. Monatsschrift, 1886. Nr. 2. S. 21.
Das Auftreten intensiven Frostes im Thüringer Becken innerhalb eines
eng begrenzten Landstriches am 8. Januar 1886 veranlaßte den Verf., eine
nähere Untersuchung dieser Erscheinung vorzunehmen auf Grund der zu diesem
Zweck von 52 Stationen eingeholten Wetterberichte. Nach letzteren giebt Verf.
eine nähere Beschreibung der Wetterlage sowie der Verbreitung des Frostes in
bezeichneter Gegend. Es sei hier bemerkt, daß die Temperaturerniedrigung plötz-
lich auftrat und an vielen Orten sehr bedeutend war; so betrug das Minimum der
Lufttemperatur am 8. Januar in Kassel —24,6, in Erfurt —27,5, in Langensalza
28,8'). Trotzdem der hohe Luftdruck, der in der Nacht vom 7. zum 8. über
Mitteldeutschland mit rapider Schnelligkeit fortzog, am Morgen des 8. verschwunden
») Vergl. dieae Zeitachrift. Bd. L 1878. 8. 471-473 und Bd V. 1882. 8. 317 u. 348.
») Iu Langenfeld u. 8t., am Elchsfelde gelegen, wurde dicht über dem Schnee etue
Minimalem peratur von -33,1° beobachtet.
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156
Agrar-Meteorologie :
war, lag sibirische Kälte über Thüringen, und die unteren Luftschichten schieden
in Folge derselben dichten Nebel aus. Während die dichte, schwere Luft in den
Thalungen und Niederungen lagerte, brauste schon ein stürmischer Südwest, dem
übermächtigen Zuge nach einer heranrückenden Depression leicht und ohne
hemmende Bodenreibung folgend, in der Höhe des Gebirges.
Eine Vergleichung der Vertheilung des Frostes mit derjenigen der Schnee-
decke zeigte nun in ganz auffälliger Weise, daß die Temperatur am 8. Januar
um so niedriger gewesen ist, je höher die Schneedecke war. Die folgenden einer
größeren Tabelle entnommenen Zahlen weisen den Zusammenhang zwischen
Schneedecke und Temperatur nach.
Morgente
mperatur
Minimum
Höhe der
ai
n
der Luft
Schneedecke
7.
8.
am 8.
cm
Zone I. Nördlich vom Harz -5,0
9,8
-10,5
0,5
„ II. Zwischen Harz u. Thüringer Wald -6,9
-20,7
-23,5
21,2
ii III. Südlich vom Thüringer Wald . -4,9
-14,0
-16,2
8,3.
Die Wirkung der Schneedecke auf die Ausstrahlung is
?t hierbei
ersichtlich.
Wir haben uns dieselbe in der Weise zu denken, daß der Schnee vermöge seiner
großen Oberfläche ausnehmend geeignet ist, starke nächtliche Strahlung zu erleiden,
besonders wenn er locker liegt, daß aber außerdem durch ihn eine fast undurch-
dringliche Wand zwischen dem Erdboden und der Luft geschaffen wird. Die
schlechte Wärmcleitung des Schnees bewirkt eine vollständige Einflußlosigkeit der
Bodenwärme auf die darüber befindliche Luft. Der Erdboden ist bekanntlich in
der Tiefe von wenigen Metern im Winter am wärmsten und wirkt daher auf die
unmittelbar anliegende, durch Ausstrahlung oder herbeigeführte kalte Luft ab-
gekühlte Luftmasse als eine Wärmequelle. Wie beträchtlich diese Wärmequelle
ist, geht aus einer von Ebermayer*) mitgetheilten Untersuchung hervor (Zeitschrift
d. österr. Ges. f. Met. Bd. VIII. S. 283), nach welcher z. B. die Lufttemperatur
— 16,4, das nächtliche Minimum 24,1 gleichzeitig aber unter einer 15 — 18 cm
hohen Scheedecke die Temperatur der Boden- Oberfläche nur 1,1° in 80 cm Tiefe
-f 1,0 und in 1,3 m Tiefe + 6,0° betragen hatte. Hieraus geht hervor, daß die
Isolirung der untersten Luftschicht von dem wannen Erdboden eine erhebliche
Erkaltung derselben begünstigen muß. Dieser Vorgang der Ausstrahlungs- Er-
kaltung bedarf jedoch einer gewissen Zeit, um zur Entwickelung zu gelangen,
weshalb wir, da die Schneedecke in unserem Fall in den späten Nachtstunden
gefallen und erst in den Morgenstunden Aufklaren des Himmels eingetreten war,
nur eine mäßige Mehr-Erkaltung in den stark schneebedeckten Gegenden bemerken.
Nun aber trat eine andere Wirkung der Schneedecke ein. Wir finden nämlich
überall dort, wo keine oder nur eine ganz schwache Schneedecke lag, eine er-
hebliche Temperatur-Zunahme unter dem Einfiuß der Sonnen-Einstrahlung während
des Tages eintreten, da der dunkle Erdboden mehr Sonnenwärme absorbirte, als
die Licht und Wärme zurückstrahlende dichte Schneedecke. Die wenige, von der
Schnecoberfläche absorbirte Wärme wurde gänzlich zur Verdunstung verbraucht,
Vcrgl. die ausführlichen diesbezüglichen Untersuchungen des Ref.: Der Eiufluß der
Pflanzendecke und Hcsuhattuug auf die physikalischen Eigenschaften und die Fruchtbarkeit
des Bodens. Von E. Wolhiy. Berlin 1877. Paul Parey.
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Neue Litteratur.
157
konnte also die Lufttemperatur über dem Schnoe nicht erhöhen. Nun begann aber
die Zeit der überwiegenden Ausstrahlung, welche, durch klaren Himmel befördert,
während der Nacht zu den extremen Kältegraden, wie sie oben gekennzeichnet
wurden, führte.
Verf. weist ferner nach, daß die Wärmeausstrahlung wegen trockener Be-
schaffenheit der Luft am kritischen Tage außerdem sehr gefördert worden war.
Als allgemeines Schlußresultat dürfen wir folgendes ansehen:
1) Eine hohe Schneedecke befördert durch Vermehrung der
Wärmeausstrahlung, durch Verhinderung der Bodenbe-
strahlung und durch Verhinderung der Erwärmung der Luft
durch den Erdboden eine schnelle und intensive Erkaltung
der Luft, wenn gleichzeitig trockene Luft und klarerHimmel
vorhanden sind.
2) Je höher unter solchen Verhältnissen die Schneedecke ist,
je größer fällt die Abkühlung aus.
3) Besonders intensiv fällt die Erkaltung dann aus, wenn die
Schneedecke in einer muldenförmigen Niederung liegt, welche
von höheren Bodenerhebungen allseitig umrandet ist.
E. W.
J, Hann. Ueber den Temperaturunterschied zwischen Stadt und Land.
Zeitschrift der österr. Oes. f. Meteor. Bd. XX. 1885. S. 457- 462.
Bei Gelegenheit seiner Untersuchungen über die Temperaturverhältnisse der
österreichischen Alpenländer ist Verf. von seiht dahin geführt worden, auch der
in der Ueberschrift bezeichneten Frage seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Während
gleichzeitige korrespondirendc Beobachtungen in einer Stadt und in deren nächster
Nähe auf dem Lande recht selten sind, tritt der andere Fall häufiger ein, daß derartige
Beobachtungen aus verschiedenen Zeiträumen vorliegen. Dadurch, daß Verf. die
Resultate aller Beobachtungsreihen auf die gleiche Normalperiodc 1851/80 reducirte,
wurde es ihm möglich, auch nicht gleichzeitige Beobachtungen zur Untersuchung
des Temperaturunterschiedes zwischen Stadt und Land zu verwenden.
Im Nachfolgenden finden sich die Temperaturunterschiede zwischen Stadt
und Land zusammengestellt:
TemperaturutUerschied zwischen Stadt und Land.
Die Stadt wärmer als das Land.
Wien
Budapest
Cilli
Linz
München
Perpignan
8t. LouLs
Calcutta
Dezember
0,1
0,5
0,6
0,4
0,6
0,6
1,1
0,8
Januar
0,2
0,9
0,6
0,4
0,6
0,5
1,2
0,9
Februar
0,3
1,1
0,8
0,4
0,7
0,5
1,2
0,7
März
0,4
0,7
1,2
0>2
0,7
0,4
1,3
0,3
April
0,5
0,3
1,2
0,2
0,8
0,4
1,2
0,3
Mai
0,6
0,5
1,1
0,2
0,7
0,4
1,1
0,2
Juni
0,6
0,5
1,0
0,1
0,7
0,6
0,8
0,1
Juli
0,5
0,6
0,9
0,2
0,9
0,5
0,7
-0,1
August
0,5
0,8
1,2
0,6
1,0
0,2
0.8
0,0
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1
158 Agrar-Meteorologie:
Wien
Budapest
Cilli
Linz
München
Perpignan
St. Louis
Calcutt»
September
0,5
0,9
1,0
0,8
0,9
0,2
0,9
0,2
Oktober
0,5
0,9
0,7
0,5
0,7
0,2
1,1
0,8
November
0,1
0,6
0,5
0,4
0,8
0,4
1,2
0,8
Jahr
0,4
0,7
0,9
0,4
0,8
0,4
1,1
0,4
Man kann aus dieser kleinen Tabelle folgende Sätze ableiten:
1) Die mittlere Temperatur in der Stadt ist (mit seltenen Ausnahmen)
das ganze Jahr hindurch höher als in deren Umgebung auf dem Lande.
2) Der Betrag dieses Temperaturuberschusses ist sehr verschieden und schwankt
etwa zwischen «/■ bis 1 °. Er scheint weit weniger von der Größe der Stadt ab-
hängig zu sein, als von der nächsten Umgebung der Station innerhalb derselben.
Ist die Aufstellung der Thermometer in einer Stadt sehr günstig, so kann er selbst
in großen Städten im Jahresmittel bis unter 0,5° herabsinken.
3) Die jährliche Periode dieses Temperaturunterschiedes ist nach den Oert-
licbkeiten ganz und gar verschieden und hängt von der Art der Strahlnngsein-
flüsse ab, denen die Thermometer ausgesetzt sind. Es kann im Innern einer
Stadt entweder die Erwärmung und verminderte Wärmeausstrahlung des Winters
überwiegen, oder die Wärmereflexe der Mauern, Straßen u. s. w. im Sommer.
Daher fällt das Maximum hie und da auf den Winter, anderswo auf den Sommer.
Der I-iokaleinfluß zu Calcutta gehört wohl zu jenen der zweiten Kategorie, weil
dort der Winter die heitere Jahreszeit ist, der Sommer dagegen die Zeit der fast
knnipleten Trübung und der Niederschläge.
Noch eine dritte Kategorie der Lokaleinflüsse ist zu erkennen. Die Nähe
der Thermometer an dicken Mauern auf deren Nordseite kann in vielen Fällen
zur Folge haben, daß die mittlere Temperatur im Frühjahr auf dem Lande rascher
zu steigen scheint als in der Stadt, im Herbst hält sich umgekehrt die Stadt-
temperatur noch längere Zeit höher. Dies wird zur Folge haben eine Ver-
minderung der Temperaturdifferenz zwischen Stadt und Land im Frühjahr und
eine Steigerung derselben im Herbst.
Im tägliche Gange der Temperatur dagegen ist die Art dieses Einflusses
viel übereinstimmender. Fast ohne jede Ausnahme zeigt sich, daß in den kühleren
Tagesstunden der Temperaturunterschied am größten ist, in den wärmsten Tages-
stunden aber sein Minimum erreicht. In gleicher Weise zeigt sich dies auch bei
den absoluten Extremen, die Minima sind in der Stadt weit höher, die Temperatur
jenen des Landes gleich oder selbst etwas niedriger. Die täglichen Tempcratnr-
8chwankungen, sowie auch die absoluten Schwankungen sind deshalb in der Stadt
kleiner als in deren Umgebung auf dem Lande.
Das Resultat dieser Untersuchung ist, daß, wo die Beobachtungsstation sich
innerhalb einer Stadt befindet, man darauf gefaßt sein muß, daß die mittlere
Temperatur um '/a bis 1° zu hoch gefunden wird. Dieser Umstand ist bei der
Konstruktion der Isothermenkarten wohl zu berücksichtigen. Gute Stationen II. Ord-
nung auf dem Lande sind also selbst Observatorien I. Ordnung innerhalb einer
Stadt weit vorzuziehen, wo es sich um Beurtheilung der wahren absoluten Werthe
der Temperatur handelt. E. W.
J. Jamin. Ueber die nächtliche Strahlung. Comptes rendus. T. C. p.
1273 und „Der Naturforscher" 1885. Nr. 32 S. 301.
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Neue Litteratur.
159
Die bekannte Thatsache, daß regelmäßig in den Monaten April oder Mai
die Temperatur in der Nacht ein Sinken zeigt, das bis auf — 5° oder — 7°
gehen kann, wenn der Himmel klar ist und der Wind aus Norden kommt, wird
von den Meteorologen auf die nächtliche Strahlung zurückgeführt. Warum aber
letztere immer um dieselbe Zeit des Jahres eine so große Intensität erreicht,
suchte Verf. durch den Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre zu erklären, dessen
Größe er aus den Beobachtungen der Luftschiffer, besonders aus denen von
Glaisher ableitet.
Nach der von ihm jüngst gegebenen Formel zur Berechnung der Luft-
feuchtigkeit ließ Verf. durch Angot die G/msfier'schen Beobachtungen für die
Luftfahrten am 18. April, 16. Juni, 18. August und 8. September berechnen, und
zwar für die einzelnen Schichten der um je 500 m steigenden Höhen von 0 m
bis 7500 m. Aus den in einer Tabelle zusammengestellten Zahlen ersieht man,
daß an der Oberfläche der Erde der Feuchtigkeitsgehalt in den verschiedenen
Monaten wenig variirte, aber kleiner wurde, je mehr man sich in der Atmosphäre
erhebt. Diese Abnahme der Feuchtigkeit ist eine sehr langsame für den 18. August
und um so schneller, je mehr man sich von diesem Datum entfernt. Am 18. April
war kein Wasserdampf mehr vorhanden in 3500 m, während in allen übrigen
Monaten noch beträchtliche Mengen in 7500 m vorkommen.
Im Monat April also, grade in der Epoche der Frühjahrsfröste, ist die Menge
von Dämpfen in der Luft am kleinsten ; da nun der Dampf für die Wärme undurch-
gängig ist, muß in dieser Epoche des Jahres die nächtliche Strahlung am größten
sein; im Monat August hingegen muß die meiste Feuchtigkeit in den Höhen vor-
handen sein, da müssen die Regen am reichsten, die Nächte am wärmsten sein.
-ß. von Helmholtz. üeber Nebelbildnng. Naturwissenschaftliche Rund-
schau. 1. Jahrgang 1886. Nr. 9. S. 69.
Der wesentliche Unterschied zwischen Gasen und Dämpfen besteht darin, daß
erstere in beliebigem Grade komprimirt werden können, ohne ihren Aggregatzu-
stand zu ändern, die Dämpfe dagegen über eine gewisse Maximalspannung hinaus
keine weitere Drucksteigerung zulassen, sondern sich in tropfbar flüssiger Form
niederschlagen. Dieser sogen. Sättigungsdruck hängt von der Temperatur ab —
steigt mit derselben — ist abeiv meist davon unabhängig, ob noch Gase in dem-
selben Raum zugegen sind und ihrerseits Druck ausüben oder nicht. So kann
man einem Quantum atmosphärischer Luft Wasserdampf von so hoher Spannung
beimengen, wie sie gesättigter Dampf im Vakuum bei derselben Temperatur zeigen
würde. Wird aber entweder der Druck des Dampfes noch weiter gesteigert oder
die Temperatur des Gemenges herabgesetzt, so scheidet sich Wasser ans und zwar
meist in Form von Nebeln.
Die in der Natur am häufigsten vorkommende Veranlassung der Nebelbildung
ist aber die sogen, adiabatische Ausdehnung der feuchten Luft, d. h. eine Ausdehnung,
welche allein auf Kosten des inneren Wärmevorrathes des Gases geschieht. Hierbei
wird der Wasserdampf einerseits abgekühlt, andererseits nimmt aber auch sein
Druck ab. Dies sind zwei in Bezug auf die Nebelbildung sich entgegenwirkende
Ursachen. Jedoch ist es beim Wasserdampf stets möglich, die Depression (so sei
eine adiabatische Druckabnahme genannt) so weit zu treiben, daß der Einfluß der
Abkühlung überwiegt und der Dampfsich trotz des verminderten Druckes niederschlügt.
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Agrar- Meteorologie:
Die häufigste Form der Wassernebel, die Wolken, entstehen wohl meistens
auf die geschilderte Art, indem feuchte Luft vom £rdhoden in die Höhe steigt
und dabei eine der barometrischen Höhendifferenz entsprechende adiabatische Druck-
abnahme erleidet.
Die Größe derjenigen Depression, welche man anwenden muß, um aus feuchter
Luft grade die erste Spur von Nebel niederzuschlagen, hängt ab von dem Sätti-
gungsgrade oder der „relativen Feuchtigkeit" dieser Luft.
Vollkommen gesättigte Luft, d. h. Luft, die so viel Wasserdampf enthält, als
bei der betreffenden Temperatur überhaupt möglich ist, müßte eigentlich bei der
kleinsten, ja bei einer unendlich kleinen Depression schon Nebel ausscheiden. In
der That ist es wohl auch nicht zweifelhaft, daß die relativ kleinen Depressionen
von wenigen Millimetern, die in den Witterungsprognosen eine so große Rolle
spielen, häutig die alleinige Veranlassung der starken Nebel sind, wie sie in der
Nähe der See oder an sonstigen feuchten Orten auftreten. Andererseits haben dem
Verf. aber genauere Untersuchungen gezeigt, daß selbst ganz gesättigte Luft doch
immer eine endliche, wenn auch kleine Depression braucht, um Niederschläge
entstehen zu lassen. Dieselbe beträgt bei 20° etwa 10 mm Wasserdruck oder
0,73 mm Quecksilber: d. h. um so viel muß der Barometerdruck adiabatiscb ab-
nehmen, damit aus gesättigter Luft Nebel entstehe. Der Dampf wird durch diese
Depressionen um >/im seines Druckes übersättigt. Es mag dies sehr wenig scheinen,
ist aber zu viel, um nur Beobachtungsfehlern zugeschrieben weiden zu können.
Auf die experimentelle Begründung nicht näher eingehend, versucht Verf., einige
theoretische Ueberlegungen anzuführen, die geeignet scheinen, sowohl dieses Resultat
wie einige anderweitige Thatsachen von Interesse zu erklären.
Nach den Anschauungen der Gastheoric ist der Druck der Gase und Dämpfe
dem Stoße der gegen die Wände Wiegenden Moleküle zuzuschreiben. Er ist also
proportional der Anzahl der in der Zeiteinheit die Oberflächeneinheit treffenden
Theilchen. Der Druck eines gesättigten Dampfes ist nun dadurch definirt, daß in
gleichen Zeiten gleich viel Theilchen aus der Flüssigkeit, aus der der Dampf sich
entwickelt, ein- und austreten. Also ist der Sättigungsdruck auch proportional
der Anzahl pro der Zeit- und Obcrfläeheneinheit die Flüssigkeit verlassenden Mole-
küle. Diese Anzahl ihrerseits muß offenbar desto geringer sein, mit je stärkeren
Kräften die Moleküle in der Flüssigkeitsoberfläche zurückgehalten werden. Werden
diese Kräfte vermehrt, so treten weniger Theilchen in den dampfförmigen Zustand
ein, d. h. der Sättigungsdruck nimmt ab. Ueber Salzlösungen ist also z. B. die
Spannung kleiner als über reinem Wasser, weil bei jenen noch chemische Kräfte
zu den gewöhnlichen Kohäsionskräften hinzukommen.
Liefert uns so der Dampfdruck gleichsam ein umgekehrtes Maß für die in
der Oberfläche wirkenden Kräfte, so muß er offenbar auch von der Form der
Oberfläche abhängig sein, denn in stark gekrümmten Flächen, z. B. in einer Spitze
ist jedes Theilchen von viel weniger anderen Theilchen umgeben und zurückgehalten,
als in einer ebenen oder gar trockenen Fläche. Daher werden konvexe Flächen
leichter verlassen werden können als konkave, und es ist dementsprechend bekannt,
daß Eektricität vornehmlich aus Spitzen ausströmt. Analog muß auch der Sätti-
gungsdruck über konvex gekrümmten Flächen größer sein, als der normale über
ebenen, und dieser wiederum größer als der über konkaven. Es ergiebt sieb
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Neue Litteratur.
161
daraus die interessante Folgerung, daß die Dampfspannung über Nebelkugeln größer
ist, als die normale gesättigte, daß also der Dampf um einen gewissen Betrag
übersattigt werden muß, um Nebel zu bilden.
Es ergiebt sich aber ferner eine eigentümliche Schwierigkeit für den Be-
ginn der Nebelbildung. Da nämlich die Nebelkügelchen scheinbar aus nichts
heranwachsen, so müßten sie zuerst so winzig klein, also so ungeheuer stark ge-
krümmt sein, wie wir uns etwa die Moleküle selbst denken, so daß also eine
sehr große Uebersättigung des Dampfes nöthig wäre, um sie entstehen zu lassen.
Diese sehr große Uebersättigung ist aber im Allgemeinen beim Beginn der Nebel-
bildung nicht vorhanden. Wie ist dies zu erklären?
Die Antwort auf diese Frage gaben unbewußt schon die interessanten Unter-
suchungen von Coulier nnd Aitken. Dieselben haben nämlich konstatirt daß
die Nebelkugeln keineswegs aus nichts aufgebaut werden, sondern im Gegcntheil
immer fester und flüssiger Ansatzkerne bedürfen. Dieselben werden ihnen geliefert
durch den in der Atmosphäre stets vorhandenen Staub. Beweisen kann man diese
Thatsache sehr leicht auf folgende Weise: Zuerst reinigt, filtrirt man die Luft,
indem man sie durch einen dicken Pfropfen von reiner Watte hindurchsaugt oder
sie in einem geschlossenen Gefäße solange stehen läßt, bis sämmtlicher Staub ge-
fallen ist. Mengt man dann solche gereinigte Luft mit ebenfalls filtrirtem Wasser-
dampfe, so findet man, daß ein solches Gemenge absolut unfähig ist, Nebel zu bilden.
Verf. hat in gesättigter, filtrirter Luft Depressionen bis zu »/i Atmosphäre
angewandt, wodurch zehnfache Uebersättigung des Dampfes eintreten müßte, ohne
daß sich eine Spur von Nebel zeigte. Es fehlen die Flächen, auf denen das erste
flüssige Wasser sich niederschlagen kann, daher entsteht überhaupt kein Nieder-
schlag. Ist freilich erst irgendwo ein Nebelkügelchen gebildet, so wächst dasselbe
schnell und plötzlich zur Größe eines Regentropfens an. Analoge Erscheinungen
sind übrigens schon bei anderen Aggregatänderungen bekannt, z. B. kann das
Kochen des W T a8sers verzögert werden, daß man sorgfältig Gefäßwände und Wasser
von jedem fremden Gastheilchen befreit. Auch war eine mögliche Uebersättigung
des Dampfes theoretisch schon vermuthet worden, ehe sie Aitken auf die ange-
gebene Art experimentell bewies.
Umgekehrt zeigt nun die Existenz von Wolken, daß überall in der Atmo-
sphäre Staub schweben muß, wodurch Tyndaü's Vermuthung, daß die Himmelsbläue
durch Diffraktion des Lichtes an solchen kleinen, festen Theilchen herrühre, viel
an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Freilich wissen wir noch wenig über die Natur
des Staubes, der jedenfalls sehr fein sein muß. Coulier und Aitken erzeugten
solchen nebelbildenden Staub auf mancherlei merkwürdige Weise. Z. B. bewiesen
sie, daß ein glühender Platindraht, ja sogar glühendes Glas die Luft „aktiv**
d. h. nebelbildend macht, was ein Verdampfen resp. Abschleudern von Platin-
und Glastheilchen beweisen würde. Sehr wirksame Stauberzeuger sind ferner
brennender Schwefel, Tabaks- und anderer Rauch, ferner Salze, die in der Luft
fein vertheilt sind, wie z. B. Salmiaknebel.
Nebel, der sich über den zuletzt genannten Staubarten bildet, unterscheidet
sich in einer Eigenschaft von dem gewöhnlichen. Er erhält sich nämlich auch
») Diese Zeltschrift. Bd. V. 1882. 8. 142.
E. Wollny, Forschungen. IX.
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162
Agrar-Meteorologie :
dann, wenn die Luft nicht mehr vollständig gesättigt ist. Der Grund seines Be-
stehens ist leicht einzusehen, wenn man bedenkt, daß in diesen Fällen noch chemische
Kräfte zwischen dem niedergeschlagenen Wasser und den Kernen, den Salzen,
wirken und ein Wiederverdampfen verhindern. Dämpfe von verschiedenen Säuren
z. B. schwefliger und Schwefelsäure erzeugen auch permanente Nebel. Die Hart
näckigkeit und Dichte der Nebel in großen Städten mit vielen rauch- und säure-
erzeugenden Feuerstätten wird hierdurch verständlich. Man sieht, wie die Beob-
achtung der Nebelbildung unter Umständen auch für jlas praktische Leben von
Interesse sein kann.
J. Althen, üeber den Thau. „Nature" Vol. XXXIII. p. 256 und „Natur-
wissenschaftliche Rundschau" 1. Jahrgang 1886. Nr. 15. S. 121.
Verf. hat in vorliegender Abhandlung den Thau einer Reihe von Versuchen
unterworfen, welche geeignet scheinen, die gewöhnliche Anschauungsweise über
die Entstehungsart dieser Erscheinung in einigen Punkten zu modiikiren.
Die älteste Theorie des Thaues spricht sich in den noch oft zu hörenden
Worten aus : „es ist Thau gefallen", gleichsam als wäre der Thau ein feiner Regen
der vom Himmel herabkäme. Dem gerade entgegengesetzt war die Ansicht, der
Thau entstamme der Erde, was durch Versuche von Gersten (1733) in beachtens-
werther Weise bestätigt zu werden schien. Doch geriethen dieselben zu Gunsten
einer neuen Theorie wieder in unverdiente Vergessenheit. Weih arbeitete nämlich
im Anfange dieses Jahrhunderts über die Verschiedenheit der Körper in Bezug
auf Wärmeausstrahlung. Wie es oft geschieht, glaubte er durch ein Princip das
ganze Problem lösen zu können, indem er lehrte, die bethauten Körper unter-
schieden sich von den nicht bethauten dadurch, daß sie in Folge eines größeren
Ausstrahlungsvermögens sich weiter und zwar bis unter den Thaupunkt der Atmo-
sphäre abkühlten. Wenn auch diese Erklärung den Kern der Sache trifft, so sind
doch schon vor dem Verf. in manchen Beziehungen Zweifel an derselben erhoben worden,
insbesondere von einigen italienischen Physikern, z. B. Fusinieri (1831), Mellom
und Cantoni 1 ). Daß freilich der Thau Wasserdampf ist, welcher sich auf solchen
Gegenständen niedergeschlagen hat, die durch nächtliche Ausstrahlung abgekühlt
sind, daran zweifelt wohl niemand mehr. Es fragt sich aber, woher dieser
Wasserdampf stamme, ob er mit dem in der Atmosphäre vorhandenen identisch
sei oder ob eine Mitwirkung der Bodenfeuchtigkeit notwendig" dazu gehöre, wie
man es früher mit Gersten angenommen hatte.
Aitken beweist nun durch mehrere ganz verschiedenartige Experimente, daß
in der That in den meisten Fällen die letztere Anschauung die richtigere ist.
Er legt flache Schalen über das Gras, mit der Höhlung nach unten; dieselben sind
immer auf der inneren Seite stärker benetzt, wie auf der äußeren; auch die Gras-
halme zeigen unter den Schalen trotz der geringeren Strahlung mehr Thau als
die freistehenden. Er schneidet ein Stück Boden heraus wiegt es genau und setzt
es wieder in einer Pfanne an seine Stelle; es ist am anderen Morgen stets leichter ge-
worden, trotz des Thaues, der nun darauf liegt. Er befestigt kleine, blanke Metall-
flächen dicht auf der Oberfläche des Bodens und andere einige Zoll darüber; die
ersteren bleiben trocken, die oberen bedecken sicli mit Thau; die Oberfläche der
') Vcrgl. auch die Versuche von Stockbridgt. Diese Zeitschrift 1880. Bd. III. 8. UO.
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Neue Litterat ur.
1G3
Erde hat sich also nicht unter den Thaupunkt der Luft abgekühlt. Dement-
sprechend zeigt ihm ein Minimumthermometer dicht auf dem Boden im Grase oft
mehrere Grade (bis zu 10° C.) mehr als das in der Höhe der Halme angebrachte.
Daneben wird geprüft, warum nackte Erde, Kieswege, Pflaster so viel seltener
und schwächer bethaut sind als Gras. Es findet sich , daß dies nur scheinbar
ist, daß man Thau nur nicht an der richtigen Stelle gesucht hat. Die untere
Seite der Schollen und Steine wird, sobald „es thaut", stets naß sein, die obere
meist trocken bleiben, wie man sich durch Umwenden der Steine oder durch eine
über Nacht auf den Boden gelegte Schiefertafel leicht überzeugen kann: auch
diese wird sich nur auf der unteren Seite benetzen.
Alle diese Prüfungsversuche lassen sich leicht verstehen und übersehen, wenn
man sich die Wärmevertheilung überlegt, wie sie in jeder klaren Nacht in Folge
von Strahlung eintreten muß.
Sobald die Sonne untergegangen, hört die Aufnahme von Wärme auf, die
Erdoberfläche strahlt nur noch aus und kühlt sich demgemäß rasch ab. Die
Strahlung der Luft dagegen ist ganz verschwindend: wenn ihre Temperatur doch
sinkt, so geschieht es nur durch Ableitung an den erkaltenden Boden, mit dem sie in
Berührung steht. Dementsprechend wird man die Luft wärmer finden, je höher
man sich von der Oberfläche erhebt ; dieser Zustand ist ein statisches Gleichge-
wicht, kann sich daher bei Windstille im Laufe der Nacht immer intensiver ausprägen.
Ebenso aber wird man steigende Temperatur antreffen, je tiefer man in den Boden
eindringt, weil der Boden noch die Wärme des Tages zurückhält. Es findet
daher ein Temperaturminimum in der strahlenden Oberfläche statt.
Was folgt daraus für den aus dem feuchten Boden aufsteigenden Wasser-
dampf? Unterhalb der strahlenden Fläche wird jede Schicht, weil sie kälter ist
als die unmittelbar darunter liegende, einen Theil des von dieser aufsteigenden
Dampfes kondensiren, und zwar werden feste Körper, z. B. Steine, dies hauptsäch-
lich an ihrer Unterfläche thun. In und über der strahlendeu Fläche findet da-
gegen keine Kondensation mehr statt, weil von hier ab steigende Temperaturen
eintreten und die Luft immer mehr und mehr Dampf aufnehmen kann.
Aus diesen Ueberlegungen ließe sich der Erfolg sämmtlicher Versuche Aitken'a
voraussagen, man muß nur die „strahlende Fläche" in jedem Fall richtig definiren.
Einmal sind es die Spitzen der Grashalme, andere Male die Oberseiten seiner
Schalen, Tafeln und Steine.
Nothwendig zur Thaubildung ist hiernach also Strahlung, d. h. freier Himmel
(sonst liegt die strahlende Fläche in den Wolken). Nicht nothwendig aber ist,
daß die bethauten Gegenstände bis zum Thaupunkt der Luft abgekühlt werden,
sofern nur der Boden feucht ist, was wohl fast immer der Fall ist.
Es folgt also aus den "Versuchen des Verf. das zuerst paradox klingende
Resultat, daß auch in thaureichen Nächten die Atmosphäre meistens mehr Wasser-
dampf vom Boden aufnimmt, als sie an ihn abgiebt. Zweifellos ist freilich und
wird auch vom Verf. nicht geleugnet, daß in manchen Fällen Ausnahmen ein-
treten-, z. B. wenn zugleich Nebel entstehen, seien es auch nur Bodennebel, wie
man sie über feuchten Wiesen häufig findet, so ist dies ein sicheres Zeichen, daß
die ganze Luft, soweit der Nebel reicht, unter ihren Thaupunkt gekühlt wurde,
was wiederum nur dadurch geschehen kann, daß die Temperatur der Erdober-
u*
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164 Agrar-Meteorologie: Neue Litteratur.
fläche mindestens ebensoweit herabgegangen ist. Ferner beobachtet man im
Winter oft bei plötzlich eintretendem Thauwetter Reifbildung auf Mauern und
anderen guten Wärmeleitern, während der normale Thau und Reif, wie gezeigt
wurde, zumeist auf schlechten Leitern sich bildet. In diesem Falle sind die
betreffenden Körper vom vorausgegangenen Froste in ihrer ganzen Masse stark
gekühlt und leiten nun schnell genug Kälte aus ihrem Inneren an die Oberfläche,
um den Niederschlag beständig zu erhalten.
Am Schlüsse seines Aufsatzes macht Verf. noch interessante Angaben über
eine Art falschen Thaues. Er bemerkt, das verschiedene Blattarten verschieden
stark bethaut werden und findet, was übrigens schon länger bekannt war, dab
viele Pflanzen Feuchtigkeit in Form von Tropfen auszuscheiden im Stande sind,
auch wenn sie sich in trockener Luft befinden. Diese Tropfen sind vom eigent*
liehen Thau leicht an ihrer Größe und regelmäßigen Anordnung, je nach der
Struktur der Blattes zu unterscheiden.
BilMer. Der Einfluß des Waldes auf den Stand der Gewässer.
Schweizerische Bauzeitung. Bd. VII. 1886. Nr. 17.
C. Ferrari. I Fenomeni periodiei della vegetazione. Nuova Anto-
logia. Vol. IL Tasc. VIII. Roma 1886.
G. Hellmann, lieber die tägliche Periode der Gewitter in Mittel-
europa und einige damit in Zusammenhang stehende Erseheinungen. Meteor.
Zeitschrift. Bd. II. 1885. S. 433.
L. Weber. Intensitätsmessnngen des diffusen Tageslichtes. Ibid. S.
168, 219 u. 4M.
W. Köppen. Die Untersuchungen von «J. ran Bebher Ober typische
Wltterungserscheinungen. Ibid. Bd. III. 1886. S. 158.
M. Moller. Ueber die transversale Bewegung des Wassers in Flüssen.
Ibid. S. 173.
G. Hellmann. Bericht Uber das Regenmesser- Versuchsfeld in Berlin.
Ibid. S. 181.
Recenalon.
G. Wilhelm. Atmosphäre, Klima, Boden. Landwirthschaftslchre. 1. Thcil. Berlin 1886.
Paul Parey.
In dem Im Auftrage des österreichischen Ackerbau-Ministeriums herausgegebeneu
Werke, betitelt: „Landwirthachaftslehrc" werden in dem zunächst erschienenen ersten Theil die
natürlichen Grundlagen der Landwirthschaft: Atmosphäre, Klima, Boden bebandelt. Es muß
dem Verf. als ein besonderes Verdienst angerechnet werden, daß derselbe die Meteorologie
und Klimalchre in sehr eingehender Weise berücksichtigt und auf die mannigfachen Be-
ziehungen der Vorgänge in der Atmosphäre zu dem Wachsthum der Kulturpflanzen hinge-
wiesen hat, denn diese für den Landwirth unstreitig sehr wichtigen Wissensgebiete wurden
bisher, bei den zur Zeit bestehenden buchst einseitigen Anschauungen über die naturwissen-
schaftlichen Grundlagen der Pflanzenproduktion, mehr oder weniger vernachlässigt. Die
Darstellung des Gegenstandes ist, obwohl streng wissenschaftlich gehalten, doch eine solche,
daß sich der gebildete Landwirth bei aufmerksamem 8tudium das richtige Verständniß für
die behandelten Naturerscheinungen und dadurch eine nutzbringende Erweiterung seiner
Kenntnisse versebaffen kann. Die überdies sehr fleißige Arbeit des Verf. verdient in jeder
Beziehung die weiteste Verbreitung in den interessirten Kreisen. E W.
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I. Physik des Bodens.
Mittheilungen aus dem agrikulturphysiJcalischen Laboratorium und Versuchs-
felde der technischen Hochschule in München.
XXXVI. Untersuchungen über den Einfluß der physi-
kalischen Eigenschaften des Bodens auf dessen Gehalt
an freier Kohlensäure.
(Zweite Mittheilung.)
Von Professor Dr. E. Wollny in München.
Behufs Vervollständigung resp. Richtigstellung der früheren Versuche 1 )
über den Einfluß der physikalischen Beschaffenheit des Bodens auf dessen
Gehalt an freier Kohlensäure wurde von dem Referenten neuerdings eine
Reihe von Beobachtungen angestellt, deren Ergebnisse, im Vorein mit den
bereits veröffentlichten, zur Klärung vielfach noch auseinander gehender
Anschauungen beitragen dürften. Die Versuche erstreckten sich vornehm-
lich auf die Frage des Einflusses der Neigung des Terrains gegen den
Horizont und gegen die Himmelsrichtung, ferner der Farbe der Ober-
fläche und des mechanischen Zustandes des Bodens, sowie verschiedener
Schichtung und verschiedener Bodenarten auf den Kohlensäuregehalt der
Grundluft. Es wurde ferner die Menge freier Kohlensäure in verschiedenen
Tiefen des Erdreiches sowie der bezügliche Einfluß der Bedeckung des
Bodens festzustellen versucht.
») Diese Zeitschrift Bd. IV. 1881. S. 1 und Bd. III. S. 1. - Ferner Bd. V.
1882. S. 299.
E. Wollny, Forschungen. IX. 18
166 Physik des Bodens:
I. Der Ko/Uensäurege/utU der Bodenluft bei verschiedener physi-
kalischer Beschaffenheit des Erdreichs,
A. Der Einfluß der Neigung des Terrains gegen den Horizont
und gegen die Himmelsrichtung auf den Kohlensäuregehalt
der Bodenluft.
In der einen Versuchsreihe wurden im Querschnitt quadratische
Holzkasten von 1 qm Grundfläche und 25 cm Tiefe in Abständen von 2 m
in einer Reihe derart im Freien, mitten auf dem Versuchsfelde aufge-
stellt, daß die Oberfläche des in die Kästen gebrachten Bodens genau gegen
Süden exponirt war. Die Kästen erhielten dadurch eine schräge Stellung,
daß unter dieselben ein aus zwei durch Verstrebungen mit einander ver-
bundenen, winkelförmigen Brettern hergestelltes Gestell geschoben wurde.
Um das Einsinken der Kästen, und damit jede Veränderung in der Stellung
derselben zu verhüten, wurde die Stelle, auf welcher die Apparate auf-
gestellt waren, mit einem aus Brettern zusammengefügten, horizontal
liegenden Fußboden bedeckt. Der Boden der Kästen war mit je 36
Löchern von 1 cm Durchmesser versehen, welche den Abfluß des von dem
Erdreich nicht festgehaltenen Wassers ermöglichten.
Die bei einem Neigungswinkel von 10, 20 und 30° aufgestellten
Kästen wurden mit humosem Kalksandboden in feuchtem Zustande, durch
Einstampfen jeder ca. 3 cm hohen Schicht gefüllt. In der Mitte des Bodens
wurde hierauf eine eiserne, unten offene und mit Löchern versehene Röhre
bis zu einer Tiefe von 20 cm eingesenkt und durch deren oberes, über
dem Boden befindliche und mit einem Gummischlauch versehene Ende die
Bodeulnft aspirirt.
In einer zweiten Versuchsreihe wurden in derselben Weise Kästen
nach den vier Haupthimraelsrichtungen und bei einer Neigung von 15°
und 30 0 gegen den Horizont aufgestellt und die entstandenen Zwischen-
räume zwischen denselben oben und seitwärts mit Brettflächen bedeckt,
um sowohl die seitliche Erwärmung als auch diejenige von der hinteren
Fläche der Kästen hintanzuhalten. Bei einer derartigen Vorrichtung
konnten demnach die Sonnenstrahlen ihre Wirkung auf die verschieden
exponirten Bodenflächen nur direkt ausüben. Hinsichtlich der Größenver-
hältnisse' der Kästen, der Füllung derselben, sowie der Anbringung der
Aspirationsröhre war dieselbe Anordnung wie in der vorigen Versuchs-
reihe getroffen worden.
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Einfluß d. pbysik. Eigcnscli. d. Bodens auf de9seu Gehalt an freier Kohlensäure. 167
Die Bestimmung der Kphlensäure erfolgte nach der v. Pettenhofen sehen
Methode 1 ), in diesen wie in allen übrigen Versuchen. Die ermittelte
Kohlensäuremenge wurde überall auf 1000 vol. Luft für eine Temperatur
von 0° und einen Luftdruck von 760 mm berechnet.
1. Der Kohlensäuregehalt der Bodenluft bei verschiedener
Neigung des Terrains gegen den Horizont.
Versuch I. (1880.) Versuch II. (1881.)
(Boden brach.)
ryn #
EifclNiivigtblt dtr Bodwlaft
kohlcuäurrgeblt d« Bodcnluft
L " Datum
Neigung des Terrains
Datum
Neigung des Terrains
10°
20°
80°
10°
20°
30°
22. April
4. Mai
14. »
25. •
3. Juni
14. ,
26. >
6. Juli
17. »
29. »
U. August
30.
14. September
28. »
2,456
1,657
3,472
2,851
2,842
3,908
4,461
8,716
5,054
3,368
1,232
4,461
1,752
1,315
3,265
1,996
3,746
3,853
4,582
4,584
6,524
9,094
7,686
4,894
3,254
3,431
3,105
2,855
1,407
0,966
2,500
2,012
2,378
2,234
2,869
5,104
4,266
2,448
1,620
2,471
1,418
1,813
14. April
1. Mai
16. »
1. Juni
15. *
1. Juli
15. »
1. August
16. »
1. September
15.
1. Oktober
1,904
1,446
2,761
3,506
2,320
3,124
3,518
3,121
1,428
2,982
2,006
2,389
2,629
1,957
4,113
5,439
3,939
4,478
4,805
4,386
1,772
4,477
2,599
2,658
2,422
1,088
1,884
3,357
1,961
2,698
3,743
3,059
1,396
3,419
1,754
1,977
Mittel:
5,396
4,491
2,893
Mittel:
2,542
8,604
2,396
Versuch III. (1882.)
(Boden brach.)
Datum
Kohlensäuregehalt der Bodenluft
Neigung des Terrains
10°
20°
30°
3. April
0,457
0,355
0,383
14. »
0,849
1,076
0,962
1. Mai
1,383
1,565
1,458
15. »
1,012
1,114
1,015
25. »
1,014
1,453
0,580
12. Juni
2,144
1,902
1,506
26. »
2,927
3,225
2,197
11. Juli
2,694
2,497
1,793
25. »
2,761
2,327
2,185
9. August
3,154
3,284
2,424
29. »
2,310
1,971
1,781
12. September
3,686
O UTK
2,706
23. »
1,439
1,494
1,435
Mittel:
l ) Diese Zeitschrift Bd. III. S. 5.
| 1,987
2,010
1,571
12*
168
Physik des Bodens:
In Rücksiebt auf die verhältnißmäßig schwache Kohlensäureentwicke-
lung des Bodens in vorstehenden Versuchen sah sich Referent veranlaßt,
den Boden in einem vierten Versuch mit leicht zersetzbaren organischen
Substanzen zu versehen. Es wurden zu diesem Zweck Pferdeexkremente
getrocknet und gepulvert und im Frühjahr in einer Menge von 600 gr
pro Kasten durch Vermischen der Erde bei dem Einfüllen zugeführt.
Außerdem wurden in diesem Versuch drei weitere Kästen, ebenfalls mit
gedüngter Erde gefüllt, aufgestellt und mit Gras besäet.
Versuch IV. (1888.)
Kohlensäuregehalt der Bodenluft
Datum
Gras
Brach
Neigung des Terrains
Neigung des Terrains
10°
20°
30°
10°
20°
30°
2. April
15. »
7. Mai
21. »
4. Juni
21. »
3. Juli
20. »
4. August
27. »
12. September
2,319
2,707
8,139
1,252
5,671
8,912
1,518
5,235
4,773
1,477
0,971
2,485
2,872
8,897
1,339
5,133
10,000
1,941
4,382
5,110
1,654
1,091
2,118
2,819
7,587
0,946
4,030
8,871
1,756
3,431
3,816
1,123
0,686
2,293
3,043
8,549
1,538
5,747
10,848
4,039
7,709
2,411
3,532
1,484
2,566
3,264
8,623
1,605
6,046
10,881
4,573
5,929
2,748
4,016
1,889
2,566
2,327
8,158
1,535
6,335
10,529
4,039
4,050
2,186
2,991
1,368
Mittel: |
3,907
4,078
8,880
4,654
4,740
4,190
Die mitgetheilten Versuche lassen deutlich erkennen, daß der Kohlen-
säuregehalt der Boden luft bei einer bestimmten Neigung des Ter-
rains (20°) am größten ist, während er bei flacherer (10 °) oder
steilerer Lage (30°) abnimmt.
Die Ursachen dieser Erscheinung sind in den durch den verschiedenen
Neigungsgrad der Flächen raodificirten Temperatur- und Feuchtigkeits-
verhältnissen des Bodens zu suchen. Bei einer anderen Gelegenheit hatte
Ref. den Nachweis geführt 1 ), daß unter den vorliegenden Verhältnissen
der Boden innerhalb der gewählten Grenzen (0 — 30° Neigungswinkel)
um so wärmer, andererseits aber um so trockener, je stärker das Terrain
>) Diese Zeitschrift Bd. IX. 1886. S. 1-70.
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Einfluß d. physik. Eigensch. d. Bodens auf dessen Gehalt an freier Kohlensäure. 169
gegen den Horizont geneigt ist. Würde die Zersetzung der organischen
Stoffe, welche die Kohlensäure liefert, nur von der Bodenwärme beherrscht
sein, dann müßte der Gehalt der Bodenluft an freier Kohlensäure in dem
Maße zunehmen, als die Hänge steiler sind. Da aber, wie früher gezeigt 1 ),
der Wassergehalt des Erdreichs gleichfalls für die Intensität des sogen,
organischen Processes von Belang ist und zwar in der Weise, daß mit
steigendem Wassergehalt bis zu einer bestimmten, in vorliegenden Fällen
nicht überschrittenen Grenze die Kohlensäureproduktion zunimmt, so wird
es erklärlich, weshalb die höhere Temperatur dem Boden der stark ge-
neigten Hänge bezüglich der Kohlensäureentwickelung nicht zu Gute kommt;
es mangelt hier die für die Zersetzung der humosen Bestandteile noth-
wendige Feuchtigkeit. Bei flacher Lage ist zwar letztere in genügender
Menge vorhanden, aber die Temperatur des Bodens ist eine vergleichsweise
niedrige, so daß die Wirkung ersteren Faktors auf die Kohlensäurepro-
duktion durch letzteren zum Theil wieder aufgehoben wird. Bei mittlerer
Neigung des Terrains walten die für die Zersetzung der Humusstoffe
günstigsten Bedingungen ob, — die Feuchtigkeit ist keine so hohe wie
bei flacheren, aber auch keine so niedrige wie bei steileren Hängen, und
die * Temperatur zwar nicht so hoch wie bei letzteren, aber auch nicht so
niedrig wie bei ersteren — so daß unter solchen Verhältnissen sich die
größten Kohlensäuremengen entwickeln können.
Für die Richtigkeit vorstehender Erklärung der obigen Versuchser-
gebnisse spricht übrigens ein früher mitgetheilter Versuch 2 ), in welchem
verschiedene Feuchtigkeitsmengen dem Boden künstlich zugeführt wurden
und letzterer in entgegengesetzter Richtung verschieden hohen Temperaturen
ausgesetzt wurde. Die Kohlensäurebestimmungen lieferten folgendes Resultat :
Bodentemperatur
10 °C. 20 °C. 30 °C. *0°C. 50 °C.
Wassergehalt des Bodens:
Kohlensäure 46,8 °/o 36,8 °/o 26,8 °/o 16,8 °/o 6,8 °/°
in der Bodenluft: 33,18 61,27 73,23 66,83 14,42.
Die Wirkung zweier für die Oxydation des Kohlenstoffs wichtiger, in
der Natur sehr häufig in entgegengesetzter Richtung wirkender Faktoren
») Diese Zeitschrift Bd. IV. 1881. 8. 11,
*) Ebenda S. 16.
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"1
170
Physik des Bodens:
(Wärme und Wasser) wird durch diese wie durch die obigen Versuchs-
ergebnisse in anschaulichster Weise dargethan, denn es geht aus dem
Mitgetheilten das für die Zersetzungsprocesse der organischen Stoffe wichtige
Gesetz hervor, daß die Kohlensäureentwickelung im Boden cae-
teris paribus von demjenigen Faktor beherrscht wird, welcher
im Minimum vorhanden ist. Da dieses Gesetz auch für das Wachs-
thum der höheren grünen Gewächse Giltigkeit hat, welche sich, wie hier
im Voraus bemerkt sein mag, auf den verschieden stark geneigten Flächen
im Allgemeinen bei mittlerer Neigung am besten entwickeln, so ergiebt
sich weiters eine überraschende Uebereinstimmung zwischen den Erschei-
nungen der auf dem Boden angebauten Gewäsche und dem Verlauf der
in dem Boden vor sich gehenden Oxydationsvorgänge bei der Zer-
setzung der organischen Stoffe. Es kann dies nicht Wunder nehmen,
wenn man berücksichtigt, daß letztere Processe fast ausschließlich an den
Lebensproceß niederer Organismen geknüpft sind 1 ).
2. Der Kohlensäuregehalt der Bodenluft bei verschiedener
Neigung des Terrains gegen die Himmelsrichtung.
Versuch I. (1880.) Versuch II. (1881.)
(Boden brach.)
Neigung gegen den Horizont: 18°.
Datum
KoblensiuregckU d«r MnMt
Exposition des Bodens
S
W I N
22. April
4. Mai
14. i
25. »
3. Juni
14. »
26. »
6. Juli
17. >
29. »
11. August
30.
14. September
27.
0,902 1,145 0,799
0,792 0,969 0,971
1,932(1,489 1,891
2,224 2,38* 1,918
3,068 1,991 3,014
2,033 1,754 1,919
3,9934,093'4,041
7,461 6,243:4,997
5,548 3,288)3,1 13
2,499 1 2,749 2,400
1,305 2,165 1,309
1,741
1,665
1,372
2,0132,624
0,862 1,901
1,376:1,167
1,589
1,197
1,770
2,975
1,299
1,351
3,098
3,905
3,674
2,374
1,018
2,452
1,939
1,773
Datum
14. April
1. Mai
16. »
1. Juni
15. »
1. Juli
15. »
1. August
16. »
1. September
15. »
1. Oktober
Exposition des Bodens
O W
2,06311,802
1,883-1,967
1,861 2,127
4,604
3,699
4,222
3,732
3,571 3,727
3.669 3,413
3,8843,670
[2,639
1,384
2,253
4,454
3,394
3,271
2,450
1,385
2.665
4,38h
3,100
4,005
2,219
4,318
2,072
1,889
1,939
3,826
2,143
1,874
3,255 3,929
3,803 3,821
1,852
3,443
2,422
2,381
3,921
2,488
1,756 2,607
Mittel: |2,609|2,323|2,290j2,172| Mittel: |2,978|2,870|2,827|3,U95
•) E. Wollny. Ueber die Thätigkeit niederer Organismen im Boden. Braun-
schweig 1885. Vieweg & Sohn. Ferner Deutsche landw. Presse 1883. Nr. 47.
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Einfluß d. physik. Eigensch. d. Bodens auf dessen Gehalt an freier Kohlensäure. 171
Versuch III. (1882.)
(Boden brach.)
Neigung gegen den Horizont: 30°.
Datum
Kohlensäuregehalt der Bodenluft
Exposition des Bodens
S
0
W
N
q \ nr ;i
0,946
1,021
0,666
0,664
14 »
1,011
1,096
1.290
0,820
1. Mai
1,397
1,223
1,338
0,997 '
lO. »
1,393
1,116
0,901
1,258
25. »
1,617
1,615
1,367
1,367
12. Juni
1,694
1,623
1,477
1,584
26. »
3,817
2,907
3,135
2,652
11. Juli
2,373
2,056
2,158
2,869
25. »
2,456
2,061
2,924
2,454
9. August
3,181
2,644
3,451
2,561
29. *
2,108
1,847
1,893
1,891
14. September
1,637
1,582
1,018
1,146
23. »
1,644
1,358
1,573
1,293
Mittel:
1,944
1,70*
1,784
1,658
In dem folgenden Versuch wurden die 2qm großen Flächen mit jo
20 U frischem zerkleinerten und gut gemischten KuhdUnger gedüngt und
vier weitere mit derselben Bodenart gefüllte und ebenso gedüngte Kästen
aufgestellt. Letztere wurden mit Grassamen besäet.
Versuch IV. (1883.)
Neigung gegen den Horizont: 30°.
Kohlensäuregehalt der Bodenluft
Datum
Gras
Brach
Exposition des Bodens
Exposition des Bodens
S
O
W
_s_
W
N
12. April
25. »
8. Mai
21. »
4. Juni
22. »
2. Juli
20. »
3. August
27. »
11. Septemher
2,179
2,785
5,885
2,381
8,631
9,947
6,047
5,280
8,310
5,132
4,398
2,109
2,649
5,494
2,379
8,843
8,948
5,893
5,555
7,977
5,616
3,633
2,316
2,165
6,426
1,741
9,372
7,816
5,793
7,097
7,439
5,526
5,071
2,381
2,513
6,029
1,940 |
4,236
6,478
5,531 1
6,756
8,743
5,780
4,573 |
I 3,236
4,076
i 9,704
1 3,279
9,077
12,600
9,283
9,957
10,962
8,242
6,702
3,096
4,622
8,228
3,344
8,977
14,752
6,646
11,407
9,298
6,661
4,176
:{.77»i
3,670
8,660
3.131
8,3H8
7,860
8,941
9,699
9,564
5,251
6,142
3,372
3,126
6,916
2,84 t
6,111
12,163
6,942
11,665
5,396
4,xxh
5,588
Mittel:
5,543
5,372
5,524
4,996 |
7,920
7,882
6^26
6,273
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172
Physik des Bodens:
Diese Zahlen weisen verhältnißmäßig nur geringe Unterschiede auf,
lassen jedoch abgesehen von den, in den Einzelbeobachtungen hervor-
tretenden Unregelmäßigkeiten doch erkennen, daß die Bodenluft der
Südhllnge im Durchschnitt am reichsten, diejenige der Nord-
abdachungen am ärmsten an freier Kohlensäure ist, während
der Kohlensäuregehalt der Bodenluft der Ost- und Westseiten
in der Mitte steht.
In Betracht der ziemlich bedeutenden Unterschiede, welche in dem
Feuchtigkeitsgehalt und in der Erwärmung gegen die Himmelsrichtung
verschieden geneigter Bodenflachen bestehen 1 ), muß es auffallen, daß in
den mitgetheilten Versuchen die Differenzen in den Kohlensäuremengen
der Bodenluft nicht prägnanter hervorgetreten sind. Dies mag zum
Theil darauf beruhen, daß die Luftprobe nur aus geringen Tiefen des
Bodens (20 cm), aus welchen die Luft leicht in die Atmosphäre
diffundirt, entnommen wurde. Im Uebrigen ist aber die Ursache frag-
licher Erscheinung in dem Umstände zu suchen, daß die beiden für die
Zersetzung der organischen Stoffe maßgebendsten Faktoren (Wärme und
Wasser) in den verschieden exponirten Böden sich zum Theil in ihrer
Wirkung aufheben. Die Südhänge besitzen den wärmsten aber zugleich
trockensten, die Nordseiten den kältesten aber feuchtesten Boden. In der
Mehrzahl der Fälle wird die stärkere Erwärmung der Südseite zu einer er-
giebigeren Kohlensäureentwiekelung nur wenig oder nichts beitragen können,
weil die hierzu erforderliche Feuchtigkeit mangelt. In dem Boden der
Nordseite andererseits wird der Zersetzung der humosen Bestandtheile zwar
durch den höheren Wassergehalt Vorschub geleistet, allein der vollen
Wirkung dieses Faktors steht die vorhältnißmäßig niedrige Temperatur des
Erdreiches entgegen. Auf diese Weise wird es erklärlich, warum die Unter-
schiede in dem Kohlensäuregehalt der Bodenluft relativ gering ausfielen.
Geht man auf die Einzelbeobachtungen näher ein, dann zeigt sich,
daß die Witterung auf das Vorwiegen eines der beiden in Rede stehenden
Faktoren von entschiedenem Einfluß ist. Besonders charakteristisch in
dieser Beziehung sind die Ergebnisse der Versuche im Jahre 1881. Die
Witterung war, wie die diesbezüglichen Tabellen am Schlüsse dieser Ab-
handlung zeigen, während der Vegetationszeit ziemlich trocken, weshalb
») Vergl. diese Zeitschrift. Bd. I. 1878. S. 263 und Bd. VI. 1883. S. 377.
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Einfluß d. physik. Eigensch. d. Bodens auf dessen Gehalt an freier Kohlensäure. 173
auf den Südseiten die Wirkung der Wärme auf die Kohlensäureproduktion
in Folge mangelnder Feuchtigkeit mehr oder weniger aufgehoben wurde,
derart, daß der Kohlensäuregehalt der Bodenluft unter denjenigen der
feuchteren Nordseite herabging. Nur in einzelnen Fällen, nämlich wenn
durch größere Niederschläge der Boden gut durchfeuchtet worden war, so z.B.
am 1. u. 15. Juni, 1. September, machte sich die vergleichsweise stärkere
Erwärmung der Südhange durch vermehrte Kohlensäureprodnktion bemerk-
lich. Analoge Fälle lassen sich auch in den übrigen Versuchen wahr-
nehmen, wenn man deren Ergebnisse mit den Witterungsbeobachtungen
vergleicht. Es folgt daraus, daß das Maximum des Kohlensäure-
gehaltes der Bodenluft verschieden exponirter Hänge in
längeren oder kürzeren Perioden Verschiebungen erfährt: bei
Trockenheit ist der Boden der Nordhänge vielfach reicher an
freier Kohlensäure, als der der Südhänge, ist dagegen der
Boden durch vorgehende Niederschläge gut durchfeuchtet, so
findet das Umgekehrte statt.
Wenn hier nur die Nord- und Südseiten der Hänge in Betracht ge-
zogen wurden, so geschah dies, weil diese am meisten in der Erwärmung
und in den Feuchtigkeitsverhältnissen von einander abweichen und daher
auch die Wirkung der in Betracht kommenden Faktoren am besten er-
kennen lassen. Es kann daher auch unterlassen werden, diese Betrach-
tungen auf die Ost- und Westseiten auszudehnen, weil die hier bestehenden
Verhältnisse sich nach dem Gesagten von selbst ergeben, wenn man dabei
die Thatsacbe in Betracht zieht, daß diese Hänge in allen Beziehungen
in der Mitte zwischen den vorerwähnten stehen.
Obwohl durch die vorstehenden Darlegungen im Wesentlichen eine
Erklärung für die mitgetheilten Ergebnisse gefunden sein dürfte, so lassen
sich doch nicht alle Resultate auf die geschilderten Ursachen zurückfuhren.
Die hervorgetretenen Unregelmäßigkeiten sind sehr wahrscheinlich den wechsel-
vollen Wirkungen der Winde zuzuschreiben. Letztere veranlassen, wenn sie
mehr^ horizontal über die Flächen streichen, ein stärkeres Hervortreten
der Kohlensäure aus dem Boden 1 ), bei rechtwinkligem Anfall ein Ansteigen
des Kohlensäuregehaltes der Bodenluft. Durch Einflüsse solcher Art können
>) Diese Zeitschrift. Bd. V. 1882. S. 299.
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174
Physik des Bodens:
wie begreiflich die Wirkungen von Warme und Feuchtigkeit leicht
aufgehoben und dadurch mancherlei Abweichungen von den regelmäßigen
Erscheinungen hervorgerufen werden.
B. Der Einfluß der Farbe des Bodens auf den Kohlensäure-
gehalt der Bodenluft.
Bei einer anderen Gelegenheit 1 ) wurde von dem Referenten nachge-
wiesen, daß die Erwärmung des Erdreiches bei dunkler Färbung der Ober-
fläche durchschnittlich eine höhere sei, als bei heller. Es lag daher die
Vermuthung nahe, daß die Farbe des Bodens auf die Kohlensäureent-
wickelung in demselben von Einfluß sein und daß letztere durch dunkle
Färbung der Oberfläche gefördert sein werde. Um dies nachzuweisen,
wurde feuchter humoser Kalksandboden in zwei aus Zinkblech herge-
stellte 0,5 m hohe Cylinder von 0,1 qm Querschnitt so gleichmäßig als
nur irgend möglich gefüllt. Jedes Gefäß enthielt 1,20 Ctr. Erde. Jeder
Cylinder war am Boden mit einer schräg nach außen laufenden, 30 cm
langen Blechröhre versehen, welche durch einen Kautschukpfropfen ge-
schlossen erhalten wurde und die den Zweck hatte, das bei größeren
atmosphärischen Niederschlägen in der Tiefe sich ansammelnde Wasser
gelegentlich ablassen zu können.
Die beiden Cylinder wurden in einen aus sehr starken Brettern an-
gefertigten, 0,5 m hohen, im Freien befindlichen Holzkasten gestellt. Die
Entfernung der Blechgefäße von der inneren Wand des letzteren sowie
von einander betrug 30 cm. Der gebildete Zwischenraum wurde bis zum
Rand des Kastens resp. der Cylinder mit Erde gefüllt, um die seitliche
Erwärmung des Versuchsbodens thunlichst hintanzuhalten. Die zur Ab-
fuhr des überschüssigen Wassers bestimmte Röhre mündete, durch einen
Schlitz geführt, außerhalb der Kasten wand.
Nach dem Einfüllen wurde die BodenoberflKche in dem einen Cylinder
mit grobem Steinkohlenpulver schwarz, in dem anderen mit Marmorpulver
von gleicher Korngröße weiß gefärbt. Die durch eine, in der Mitte der
Gefäße 25 cm tief eingesenkte eiserne Röhre aspirirte Luft zeigte folgenden
Kohlensäuregehalt:
•) Diese Zeitschrift. Bd. I. 1878. S. 43 u. Bd. IV. 1881. S. 327.
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Einfluß d. physik. Eigensch. d. Bodens auf dessen Gehalt an freier Kohlensäure. 175
Schwarze
Weiße
Bodenoberfläche.
10. Mai
1884
3,144
3,367
19. .
•
2,917
3,259
27. „
n
1,052
1,056
18. Juni
n
1,379
1,048
30. „
n
2,679
3,528
8. Juli
•
ii
1,917
4,468
Mittel:
2,181
2,788.
Demnach war der dunkel gefärbte Boden ärmer an Kohlen-
säure als der von heller Farbe.
Dieses Resultat steht im Widerspruch zu der gemachten Voraussetzung,
läßt sich aber dadurch erklären, daß der Boden bei dunkler Färbung
mehr Wasser verdunstet 1 ) und deshalb von der für die Zersetzung der
organischen Stoffe nothwendigen Feuchtigkeit geringere Mengen enthält,
als der hell gefärbte Boden. Dieses Letztere weisen deutlich folgende
Zahlen nach:
Wassergehalt des Bodens.
P) II 3)
Schwarze
Weiße
Schwarze
Weiße
Bodenoberfläche
Bodenoberfläche.
OJ- 0;.
28. Mai
1884
14,86
16,87
14,51
15,62
28. Juni
n
17,09
18,44
18,76
19,03
4. Juli
n
13,28
13,68
14,26
15,83
10. ,
n
16,31
16,84
14,52
15,09
16. „
n
10,68
11,47
10,22
13,61
1. August
n
15,27
19,07
18,35
18,35
u. .
rt
14,32
15,33
11,39
14,89
23. .
»
17,52
17,62
15,93
15,41
2. September
n
19,16
20,29
18,86
17,81
Mittel:
15,39
16,62~~
15,20
16,18^
Wenn man nun berücksichtigt, daß die Witterung 4 ) während der
Dauer obiger Versuche im Durchschnitt sehr trocken war, so wird man
i) Vergl. diese Zeitschrift. Bd. VII. 1884. S. 53-56.
*) Mit Kartoffeln bestellt. 3 ) Mit Mais bestellt.
•) Vergl. die Tabellen am Schluß.
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176
Physik des Bodens:
"1
die Ursachen der hervorgetretenen Erscheinungen, angesichts der durch
vorstehende Zahlen nachgewiesenen stärkeren Austrocknung des dunkel
gegenüber dem hell gefärbten Boden, in ungezwungener Weise auf die be-
züglichen Differenzen im Wassergehalt der Böden zurückführen können.
Daß bei feuchter Beschaffenheit des Erdreichs die vergleichsweise stärkere
Erwärmung der Kohlensäureproduktion förderlich ist, zeigt der Versuch
vom 18. Juni, der nach ergiebigen Regen angestellt wurde, mit voller
Deutlichkeit. Ks wird hieraus geschlossen werden dürfen, daß der
Kohlensäuregehalt der Bodenluft nur bei trockener Witterung
in dem dunkel gefärbten Boden niedriger ist als in dem hellen,
daß aber das Umgekehrte stattfindet, wenn durch ausreichende
Niederschläge ein Ausgleich in der Bodenfeuchtigkeit des ver-
schieden gefärbten Erdreiches eingetreten ist.
C. Der Einfluß der Behäufeluug des Bodens auf den Kohlen-
säuregehalt der Bodenluft.
Auf einem Kartoffel- und einem Maisfelde wurden bis auf 20 cm
Tiefe zwischen je zwei Pflanzen eiserne Röhren in den Boden versenkt und
durch diese die Bodenluft zur Untersuchung entnommen. Die behäufelten
Pflanzenreihen lagen dicht neben den nicht behäufelten. Die Kartoffeln
waren in Abständen von 60 : 60, der Mais in solchen von 50 : 50 cm
kultivirt worden. Die Kohlensäurebestiramungen lieferten folgendes Resultat :
Kohlensäuregehalt der Bodenluft
Datum
Kartoffeln
Mais
Behäufelt
Nicht
behäufelt
Behäufelt
Nicht
behäufelt
8. Juli 1882
15. » »
10. August 1882
30. » »
12. September 1882
25. » »
3,441
4,251
3,477
2,825
5,640
6,858
4,986
4,308
»
»
6,439
7,795
5,762
3,023
3,294
3,052
8,886
8,241
6,453
4,227
5,326
3,464
Mittel:
8,498
5,448
4,894
6,096
Aus diesen Zahlen geht hervor, daß die Bodenluft in den Be-
häufeiungsdämmen ärmer an Kohlensäure ist, als im ebenen
Lande.
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Einfluß d. physik. Eigensch. d. Bodens auf dessen Gehalt an freier Kohlensaure. 177
In den Behäufelungsdllmmen werden die Zersetzungsprocesse, mit
wenigen Ausnahmen, intensiver von Statten gehen, ala im ebenen Lande,
einerseits weil sie für Luft leichter durchdringbar sind, andererseits wegen
der stärkeren Erwärmung im Vergleich zu letzterem 1 ). Unter Umstunden
wird allerdings die größere Austrocknung des Erdreiches in den Dämmen
die Wirkungen jener beiden Faktoren hemmen, in gewissen Fällen sogar
derart herabsetzen, daß die Kohlensäureproduktion in der Ebene eine er-
giebigere wird als in den Dämmen; im vorliegenden Falle ist aber eine
derartige Annahme insofern ungerechtfertigt, als die Witterung während
der Dauer der Versuche eine feuchte war, die Unterschiede in der Boden-
feuchtigkeit daher nicht sehr bedeutend sein konnten, und die vergleichs-
weise höhere Temperatur und reichlichere Sauerstoffzufuhr bei den Dämmen
zur vollen Wirkung gelangen mußte. Die in letzteren in größeren Mengen
als im ebenen Lande entwickelte Kohlensäure wird jedoch, weil die Winde
wegen der porösen Beschaffenheit des Landes und der großen sich dar-
bietenden Oberflächen den Boden leicht durchdringen, zu einem mehr oder
weniger großen Theil ausgewaschen oder tritt aus gleicher Veranlassung
durch Diffusion an die Atmosphäre Uber. Der Unterschied zwischen den
Dämmen und der Ebene in den vorerwähnten Beziehungen besteht also
darin, daß erstere im Allgemeinen mehr Kohlensäure produciren, aber von
derselben unter dem Einfluß der Winde und der Diffusion ungleich größere
Mengen an die Atmosphäre abgeben als letztere.
Ist diese Erklärung für die ermittelten Resultate richtig, wogegen
wohl ein Zweifel nicht erhoben werden dürfte, so liefern die mitgetheilten
Versuche neuerdings einen Beweis dafür, daß der Gehalt der Bodenluft
an Kohlensäure keinen Maßstab für die Intensität des Zersetzungsprocesses
der organischen Substanzen abgiebt.
D. Der Kohlensäuregehalt der Bodenluft in verschiedenen
Bodenarten.
In vorliegenden Versuchen sollte ausschließlich der Einfluß der physika-
lischen Beschaffenheit des Bodens auf die in demselben auftretenden Kohlen-
saurem engen ermittelt werden. Hierdurch war die Wahl der Bodenarten
insofern beschränkt, als nur solche in Betracht kommen konnten, welche
frei von allen organischen Stoffen waren. Es standen in dieser Beziehung
') Diese Zeitschrift. Bd. III. 1880. S. 117.
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178
Physik des Bodens:
zwei Erdarten zur Verfügung, nämlich Lehm (Ziegellehm von Berg am
Laim bei München) und Quarzsand (von Nürnberg). Beide Böden waren
als humusfrei zu erachten und enthielten keinerlei Pflanzenreste.
Nach der mechanischen Analyse zeigten diese Bodenarten folgende
Zusammensetzung:
Maschenweite
Masch onwoitp
der
der
8iebe (mm).
Lehm.
Siebe (mm).
Qaarzsand.
I. Grobkies
6,75
5,00
II. Mittelkies
4,00
0,14
2,50
0,15
III. Feinkies
2,50
0,30
1,00
6,45
IV. Grobsand
0,74
1,93
0,50
40,40
V. Mittelsand
0,30
4,18
0,25
42,15
VI. Feinsand
59,33
9,74
VII. Abschlämmbare Theile
34,12
1,11
Die in ihrer physikalischen Beschaffenheit wesentlich von einander
verschiedenen Böden ! ) wurden für sich und in Gemischen, die dem Volumen
nach hergestellt waren, verwendet. Nach Vermischung derselben mit
feinem getrockneten Pterdedüngerpulver wurden sie lufttrocken in Blech-
cylinder von 25 cm Durchmesser und 35 cm Höbe fest eingefüllt. Im
Uebrigen war die Versuchsanordnung dieselbe wie die in Versuch B ge-
wählte. In jedem Gefäß enthielt der Boden die gleiche Menge Dünger-
pulver (180 gr).
Die Verbringung der Apparate in's Freie erfolgte bereits im Winter, da-
mit der Boden sich bis zum Beginn der Versuche entsprechend seiner physi-
kalischen Beschaffenheit bis zum Grunde mit Wasser durchfeuchten konnte.
Nach Beendigung der Versuche im Herbst 1882 blieben die Gefäße den
Winter über im Freien stehen und wurden, ohne daß sie umgefüllt wurden,
zu den Versuchen des folgenden Jahres verwendet.
Die aus einer Tiefe von 25 cm entnommenen Luftproben zeigten
folgenden Gehalt an Kohlensäure:
•) Der Lehm war durch Zerreiben und Sieben in ein Pulver von 0,0—0,25 mm
. verwandelt worden.
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Einfluß d. physik. Eigensch. d. Bodens auf dessen Gehalt an freier Kohlensäure. 179
Versuch L (1882.)
Datum
Kohlensäuregehalt der Bodenluft
ljk tun
s /4 Lehm
V« Sand
*/t Lehm
>/a Sand
'/« Lehm
»/* Sand
QU Uli
A a M
4. April
1 ■
1,728
2,894
—
6,781
.
9,375
7,593
15. »
1,011
6,074
10,449
14,861
10,876
I. Mai
5,219
5,699
10,972
13,556
9,463
17. »
6,070
6,570
12,133
7,896
4,833
27. »
10,716
11,935
17,394
13,594
8,749
10. Juni
9 845
14 251
28 821
17 7fi r »
28. »
9,237
12,441
20,375
12,937
5,760
11. Juli
12,117
14,132
30,153
12,686
4,749
25. »
11,033
10,317
17,008
17,769
12,622
9. August
5,194
7,573
16,196
10,191
3,329
29. »
5,049
7,387
13,067
7,891
3,311
14. September
4,483
6,114
16,215
5,044
2,609
25. »
2,200
2,334
15,532
3,386
1,824
Mittel:
6,454
8,286
1<M>46
11,941
7,191
Versuch II. (1883.)
9. April
23. »
7. Mai
23. >
4. Juni
19. »
5. Juli
17. •
2. August
29. »
10. September
"Mittel:
1,558
2,391
4,424
4,949
3,923
2,354
5,746
2,266
4,629
6,217
3,241
1,719
2,525
2,630
3,894
2,998
2,839
4,559
2,990
3,466
4,244
3,079
1,397
1,978
1,908
2,705
2,349
2,385
3,906
3,000
2,766
2,384
1,320
1,235
1,431
1,569
2,963
1,998
2,562
3,699
2,099
2,441
2,383
1.319
0,806
1,022
0,841
2,054
1,781
2,147
2,501
0,938
1,419
1,219
1,211
1,449
3,791 3,177 | 2,373 2,132
Abgesehen von Nebenumständen lassen diese Zahlen deutlich erkennen,
daß der Kohlensäuregehalt der Bodenluft bei gleichen Mengen
organischer Stoffe um so grüßer ist, je feinkörniger der Boden.
Dieses Resultat steht in voller Uebereinstimmung mit demjenigen
der früheren Versuche 1 ), in welchen Sand von verschiedener Größe ver-
wendet wurde. Dasselbe muß insofern überraschen, als nach den in
der Praxis gemachten Erfahrungen und nach verschiedenen Versuchen
in dem Lehm resp. in dessen Gemischen mit Sand die organischen Stoffe
einer langsameren Zersetzung unterliegen als in dem Sande, und zwar
wegen vergleichsweiser geringerer Permeabilität für Luft und niedrigerer
») Vergl. diese Zeitschrift. Bd. IV. 1881. S. 18.
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ISO
Physik des Bodens:
Temperatur. So fand z. B. Fleck 1 ), daß der Stallmist und ähnliche Sub-
stanzen, Thierleichen u. 8. w. in gut durchlüfteten« Boden (Sand, Kies)
viel schneller verwesen, als in für Luft schwer zugänglichen Boden (Lehm,
Thon). Wenn dennoch der grobkörnige Boden weniger freie Kohlensäure
enthält als der feinkörnige, so kann dies nur darauf beruhen, daß ersterer
dem durch Luftbewegungen und Diffusion hervorgerufenen Austritt des
Gases an die Atmosphäre einen geringeren Widerstand entgegensetzt,
als letzterer. Die Kohlensäure tritt in um so größeren Mengen
in die Atmosphäre Uber, je grobkörniger der Boden ist. Aus
diesem Grunde kann ein für Luft leicht zugänglicher und sich stark
erwärmender Boden trotz der hierdurch bewirkten intensiveren Zersetzung
der organischen Substanzen ärmer an Kohlensäure sein, als ein Boden,
in welchem der Zerfall der organischen Stoffe wegen geringer Permea-
bilität und niederer Temperatur nur langsam von Statten geht.
In dem Versuche vom Jahre 1882 wurde das Maximum des Kohlen-
säuregehaltes der Bodenluft in dem aus V* Lehm und l /i Sand herge-
stellten Gemisch gefunden, während die Gasmenge nach beiden Seiten
hin, d. h. mit zunehmendem Sand- resp. Lehmgehalt abnahm. Eine
Erklärung hierfür wird in dem Umstände gefunden werden dürfen, daß
der Boden in diesem Jahre noch in gewissem Grade locker war und in
dem zur Hälfte aus Lehm und Sand hergestellten Gemisch die Bedin-
gungen für die Zersetzung der organischen Substanzen sich hinsichtlich
der Permeabilität, Feuchtigkeit und Wärme günstiger gestalten, als hei
dem Geraenge aus s /4 Lehm und Sand resp. Lehm und ohne daß,
wie bei dem Gemisch aus 3 /< Sand und '/* Lehm oder dem Sande, ein
ergiebiger Austritt des Gases an die Atmosphäre stattfinden konnte.
E. Der Kohlensäuregehalt der Bodenluft in verschiedenen
Tiefen.
Durch eine Reihe von Untersuchungen 2 ) war die Thatsache zu Tage
gefördert worden, daß der Kohlensäuregchalt von der Oberfläche des
») H. Fleck. III. bis V. Jahresbericht der Chemischen Centralstelle in Dresden.
1874 bis 187C.
•) v. Pettenkofer. Zeitschrift f. Biologie. Bd. VII. S. 395. Bd. IX. S. 250. -
H. Fleck. Ebenda. Bd. IX. S. 254. - G. Wolfßügel. Ebenda. Bd. XV. S. 98. -
J. v. Fodor. Viertel jahrsschrift f. öffentl. Gesundheitspflege. Bd. VII. S. 205 u.
Hygienische Unters, über Luft, Boden u. Wasser. Braunschweig. 1881. — C. Saiger.
Bodenunters, mit besonderer Berücksichtigung des Einflusses der Ventilation auf
die Kohlensäuremenge im Boden. Inaug.-Dissert. Erlangen. 1880. —
Einfluß d. physik. Eigensch. d. Bodens auf dessen Gehalt an freier Kohlensäure. 181
Bodens nach der Tiefe hin zunimmt. Die Versuche des Referenten
lieferten ein analoges Resultat. Dieselben wurden in der Weise aus-
geführt, daß zunächst in einem 1 m hohen Holzkasten von 2 qm Quer-
schnitt, der in die Erde versenkt war, grobkörniger Torf von Schleiß-
heim bei München gefüllt wurde. Letzterer ruhte auf dem aus Knlk-
steingeröll bestehenden Untergründe auf. Die Bodenluft wurde vermittelst
eiserner Röhren, welche in der Mitte des Kastens in Abständen von
50 cm angebracht waren, aus einer Tiefe von 30 resp. 60, 100 und
120 cm entnommen. Die drei ersteren Röhren befanden sich demnach
mit ihrer unteren Oeflfnung im Torf, die letztere im Untergrunde. Der
Torf war 6 Jahre vor Anstellung der Versuche eingefüllt worden und
hatte sich in der Zwischenzeit fest zusammengelagert.
Die Untersuchungen der Bodenluft führten zu folgenden Ergebnissen:
Versuch L (1882.) Versnch II. (1883.)
Datum
Koklesiiirrgeblt in Bodeilnft
Datum
Kohleaiiiregehilt der Bvdeoluft
in einer Tiefe von
in einer Tiefe von
30 cm
60 cm
90 cm
120 cm
30 cm
60 cm
90 cm
120cm
1. April
14. »
2. Mai
15. >
25. »
10. Juni
26. »
12. Juli
26. ,
9. August
30. »
12. September
23.
4,827
5,497
7,281
8,655
8,850
14,348
14,304
15,962
19,197
15,631
12,561
17,343
12,858
7,247
8,406
10,954
14,507
14,366
22,613
21,268
24,561
28,973
23,813
22,443
27,133
22,022
7,391
8,972
10,602
14,421
14,732
24,976
22,766
25,775
29,186
27,034
23,749
29,818
23,261
7,082
7,521
8,531
12,698
13,513
16,714
21,596
21,826
25,609
23,129
19,302
29,965
18,582
11. April
23. »
8. Mai
23. »
2. Juni
21. »
4. Juli
17. »
2. August
6,586
8,463
14,566
11,728
21,082
31,664
16,923
19,450
21,127
9,274
11,714
19,115
18,827
22,544
35,649
29,877
31,813
32,838
9,946
13,146
19,756
19,495
23,005
34,929
33,329
32,458
34,352
8,333
12,274
16,659
16,430
23,765
28,841
34,019
27,103
29,093
Mittel. jl2,loi|l9,100|20,206|l7,389| Mittel: jl6,62l|28,517|24,496|2!,885
Im Allgemeinen läßt sich aus diesen Zahlen folgern, daß der
Kohlensäuregehal t der Bodenluft mit der Tieflage der Boden-
schicht zunimmt.
Nur in der tiefsten Schicht zeigte sich durchwegs ein geringerer
Kohlensäuregehalt als in den darüberliegenden, eine Erscheinung, die
darauf zurückzuführen ist, daß der Untergrund, aus welchem jene Luft-
proben entnommen Wurden, sehr arm an organischen Stoffen ist.
Eür die Abnahme der Kohlensäure in einem im Uebrigen homogenen
E. Wollny, Forschungen. IX. 13
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182
Physik des Bodens:
Bodenmaterial von nnten nach oben spricht der Umstand, daß das Gas
um so leichter an die Atmosphäre übertreten kann, je näher die Schichten
zn der Erdoberfläche liegen, denn in demselben Maße nehmen die Wider-
stände ab, welche sich der Abwärtsbewegung desselben entgegenstellen.
F. Der Einfluß der Schichtung des Bodens auf den Kohlen-
säuregehalt der Bodenluft.
Um festzustellen, in welcher Weise die einzelnen Schichten eines
Bodens von verschiedenem Gehalt an humosen Bestandteilen in Be-
zug auf die in ihnen auftretenden Mengen von freier Kohlensäure sich
gegenseitig zu beeinflussen vermögen, wurden die in Versuch B näher
beschriebenen Blechcylindor in folgender Weise gefüllt:
Höhe der Schicht Lage der Schicht 1. 2. 3. 4.
{ Quarzsand Lehm Quarzsand Lehm
j HiMMrKilbud Hjooierkilkwod HonoMrlalbaid UiaoMf bftml
l gedüngt') gedüngt 1 )
5. 6. 7. 8.
| HiaoterKalbud Hanottflulüik BiDourLdkiud HuMMrUtari
l gedüDgt ') gedüngt 1 )
{ Quarzsand Lehm Quarzsand Lehm
Die zur Entnahme der Luftproben bestimmten eisernen Rühren wurden
auf 1 2,5 cm (a) und 37,5 cm Tiefe (b) eingesenkt, so daß also die
Luft aus der Mitte einer jeden Bodenschicht untersucht wurde.
Die Daten für den Kohlensäuregehalt der Bodenluft sind in folgen-
den Tabellen zusammengestellt: (1883.)
25 cm
25 cm
25 cm
25 cm
oben
unten
ohen
unten
Kohlensäuregehalt der Bodenluft
Datum
1 a
2 a
3 a
4 a
1 1»
2 1»
3 h
4 b
In einer
Tiefe von
In einer
Tiefe von
12,5
cm
•
37,5
cm
10. April
1,208
1,273
5,344
l
3.357
I
2,002
1,461
7,858
»1.600
24. »
1,01«)
1,868
7,425
5,719
1,045
1,576
12,544
11,5X4
9. Mai
1,734
1,504
10,919
10,274
3,795
3,298
22,103
21,557
22. »
1,896
2,294
6,782
8,4(55
2,492
1,997
16,195
10,811
1. Juni
2,283
8,086
2221
10,500
25,591
5,103
4,212
35,079
32,951
18.
2,833
14,32 s
22,764
5,263
4.044
37,811
29,825
5. Juli
3,401
8,924
10,627
9,175
8,544
30,943
21,034
16. »
3.447
2,849
10,522
7.S53
0,308
4,544
25,992
14,390
30. »
1,494
2.644
3,900
5,489
2,887
2,093
16,260
13,3<S
20. August
2,383
2,270
4,328
5.127
5,400
6,021
10,881
14/214
Mittel:
2,115
2,441
8,910
10,682
4,419
3,779
2717
17,5s.»
') Gedüngt pro Gefäß mit 500 g Pferdedüngerpulver.
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Einfluß d. physik. Eigengeh. d. Bodens auf dessen Gehalt an freier Kohlensäure. 183
1888.
5 a
6 a
7 a
8 a
5 b
6 b
7 b
8 b
Datum
In einer Tiefe von
12,5 cm
In einer Tiefe von
37,5 cm
10. April
24. »
9. Mai
2*2. »
1. Juni
18. >
5. Juli
1«. »
30. »
29. August
0,744
0,848
1,388
1,514
2,849
1,888
2,862
1,446
1,818
1,369
0,691
1,016
1,502
1,348
2,994
2,221
3,028
1,725
3,452
1,483
1,862
4,018
7,498
5,423
25,105
19,910
7,328
4,566
2,303
2,464
■ i
1,649
4,528
7,751
6,205
24,683
18,416
8,819
3,283
2,694
3,474
' 0,859
1,206
1,794
1,101
2,429
1,829 .
2,877
1,493
1,583
1,581
0,594
0,751
1,791
1,053
1,972
2,050
3,049
1,714
1,244
1,820
2,452
4,323
7,923
4,239
28,510
15,562
8,531
6,691
4,241
5,220
2,054
3,912
7,411
3,743
17,988
11,559
5,627
3,428
2,092
3,294
Mittel:
1,678.
1,946
| 8,048
| 8,150
|| 1,675
| 1,604
| 8,769
6,11
Vorstehende Zahlen lassen in mehrfacher Beziehung eine gegenseitige
Beeinflussung der Bodenschichten in Bezug auf deren Gehalt an freier
Kohlensäure erkennen. Betrachtet man die Beobachtungen la — 4a, so
wird sofort klar, daß der humusfreie Quarzsand (1. 3.) und Lehm (1.4.)
durch die in der tieferen humusreichen Schicht (humoser Kalksand) in
größeren Mengen sich entwickelnde Kohlensäure bereichert werden, und
zwar durch die mit Pferdedünger versehene Schicht (3a. 4a) beträcht-
lich mehr als durch die ungedüngte (la. 2a). Man sieht ferner, daß
die von der Tiefe aufsteigende Kohlensäure in dem oben befindlichen
Lehm (2a. 4a) in größeren Mengen zurückgehalten wird als in dem
Quarzsand (la. 3a) bei derselben Lage. Die Versuche lb — 4b lehren,
daß der Kohlensäuregehalt der Bodenluft in den humosen Schichten ge-
ringer ist, wenn die Deckschicht aus Quarzsand (lb. 3b) besteht, als
wenn dieselbe aus Lehm (2b. 4b) gebildet ist, wohl deshalb, weil im
ersteren Fall die für die Zersetzung der organischen Stoffe im Unter-
grunde nothwendige Luftzufuhr ergiebiger ist als im letzteren.
Betrachtet man die Ergebnisse jener Versuche, in welchen die humus-
freien Bodenarten (Lehm und Quarzsand) den Untergrund, die humus-
reichen und überdies mit organischen Stoffen (Pferdedünger) bereicherten
Erden die Oberkrume bilden, so sieht man zunächst keine Wirkung des
Untergrundes auf den Kohlensäuregehalt der oberen Bodenschichten her-
vortreten. Der Boden enthielt im ungedüngten (5a. 6a) wie im ge-
düngten (7a. 8a) dieselben Mengen von freier Kohlensäure, gleichviel
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184 Physik des Bodens:
ob der Untergrund aus Quarzsand oder Lehm bestand. Es wird dies
erklärlich, wenn man bedenkt, daß der Abfluß des überschüssigen Wassers
bei der getroffenen Versuchsanordnung nicht gehindert war und deshalb
die verschiedenen Untergrundschichten keinen von einander abweichenden
Einfluß auf die Feuchtigkeitsverhältnisse der Oberkrumo auszuüben ver-
mochten. Dagegen zeigte sich deutlich, daß diese wegen Mangel an
organischen Stoffen nur sehr geringe Kohlensäuremengen producirenden
Böden durch die kohlensäurehaltigeren oberen Erdschichten bereichert
wurden und zwar um so mehr, je ergiebiger die Gasentwickelung in letz-
teren Bodenparthien war (5 b. 6b zu 7b. 8b). Man nimmt feiner wahr,
daß der Sand (5 b. 7 b) hierbei mehr profitirte als der Lehm (6 b. 8b).
Diese Ergebnisse machen es wahrscheinlich, daß die in gewissen, be-
sonders an organischen Stoffen reichen Bodenparthien sicn in größeren
Mengen entwickelnde Kohlensäure sich nicht allein wie in obigen Ver-
suchen (la — 4a) in die oberen, sondern auch in die darunter liegenden
Schichten zu verbreiten vermag.
Das Ergebniß der Versuche dieser Reihe kann nach vorstehenden
Erörterungen dahin präcisirt werden, daß die Kohlensäure aus Boden-
parthien, welche dieselbe in reichlichen Mengen entwickeln,
sich in höher wie tiefer gelegeno Schichten des Erdreiches zu
verbreiten vermag. Die Beeinflussung letzterer in bezeich-
neter Richtung ist eine verschiedene, je nach den Wider-
ständen, welche der Boden der Bewegung des Gases entgegen-
stellt. Das Eindringen der Kohlensäure in tiefere Schichten ist
um so mehr erschwert, je feinkörniger derselbe ist. Bei dein
Emporsteigen des Gases an die Atmosphäre werden die oberen
Schichten an demselben um so mehr bereichert, je feinkörniger
die den Boden zusammensetzenden Elemente sind.
II. Der Kohlen&ä u reg ehalt der Bodenluft bei verschiedener
Bedeckung des Erdreichs.
Die Versuche dieser Reihe wurden nach dem sub I B. näher be-
schriebenen Verfahren ausgeführt. Fünf Cylinder wurden mit gleichen
Mengen von humosem Kalksand, der zuvor sorgfältig gemischt Worden
war, beschickt. Im Gefäß I wurde durch zeitige Ansamung eine Gras-
decke hergestellt. Die Oberfläche des Bodens im Gefäß II blieb brach
und wurde während der Versuchsdauer von Unkraut frei gehalten,
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Einfluß d. physik. Eigensch. d. Bodens auf dessen Gehalt an freier Kohlensäure. 185
während diejenige in den Cylindern III — V mit einer 0,5 resp. 2,5 und
5 cm starken Decke aus Strohhäcksel bedeckt wurde.
Die Analysen der aus einer Tiefe von 30 cm entnommenen Luft-
proben lieferten folgende Kesultate:
(1884.)
Datum
10. Mai
19. »
27. »
10. Juni
18. >
30. »
8. Juli
15. »
23. »
1. August
7. »
14. i
21. »
30.
6.
16.
27.
September
Kohlensäuregehalt der Bodenluft
Bodenbedeckung
Gras
Brach
0,5 cm
hoch
Strohdecke
2,5 cm
hoch
2,663
2,181
1,724
1,672
1,436
1,304
1,489
1,037
2,075
1,962
6,953
2,505
1,902
1,903
1,814
1,564
0,885
4,152
5,561
2,827
2,398
2,980
4,366
5,499
6,022
4,552
4,482
7,512
6,885
5,584
4,413
3,958
4,789
3,599
3,609
6,394
2,807
3,791
2,924
5,551
6,702
9,795
5,359
4,775
7,985
7,808
6,474
4,698
4,644
6,344
4,977
3,777
8,015
3,989
3,122
3,255
6,466
7,791
11,676
6,432
5,716
8,418
10,008
7,141
6,264
5,658
6,074
4,874
Mittel: j 2,063 4,681 5,567
6,404
5,0 cm
hoch
4,611
8,123
4,211
2,896
3,144
6,621
7,976
10,579
6,677
5,938
9,046
10,401
9,314
7,435
5,764
6,579
6,648
6321
Mit großer Uebereinstimmung weisen diese Zahlen nach,
1. daß der von lebenden Pflanzen beschattete Boden wäh-
rend der wärmeren Jahreszeit beträchtlich geringere
Mengen von Kohlensäure enthält als der brachliegende
und daß dieser wiederum ärmer an Kohlensäure ist, als
der mit einer Decke von abgestorbenen Pflanzentheilen
versehene,
2. daß der Gehalt der ßodenluft an freier Kohlensäure im
letzteren Fall mit der Mächtigkeit der Deckschicht zu-
nimmt.
Diese Gesetzmäßigkeiten lassen sich auf die durch die Boden-
bedeckung modificirten Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse des
Erdreichs zurückführen. Bezüglich der Erwärmung desselben wurde ge-
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18f>
Physik des Bodens:
funden 1 ), daß der von lebenden Pflanzen bestandene Boden kälter und
trockener ist als der unbedeckte. Es sind sonach die Bedingungen zu
einer intensiven Zersetzung der organischen Substanzen im ersteren Falle
weniger günstig als im letzteren, weshalb die Kohlensäureproduktion in
dem mit einer Vegetationsdecke versehenen Erdreich eine weniger er-
giebige sein muß als im brachliegenden. Da die Unterschiede in der
Erwärmung und Feuchtigkeit zwischen beiden Zuständen des Bodens
meist sehr beträchtlich sind, so wird es verständlich, daß auch in dem
Kohlensäuregehalt der Bodenluft zwischen dem besäeton und nicht be-
säeten Lande sich sehr erhebliche Differenzen herausstellen.
Der mit leblosen Gegenständen (Streu, Stalldünger, Steine u. s. w.)
bedeckte Boden unterscheidet sich von dem brachliegenden durch höheren
Feuchtigkeitsgehalt, aber niedrigere Temperatur. Während durch erstere
Eigenschaft einer intensiveren Zersetzung der organischen Stoffe Vorschub
geleistet wird, wird diese durch letztere Eigenschaft beeinträchtigt. Welcher
dieser Faktoren im Vergleich zu denen des Brachlandes die Uebcrband
gewinnt, hängt vornehmlich von dem Gange der Witterung ab. In den
früheren Versuchen war der mit einer Strohdecke versehene Boden in den
meisten Fällen und im Durchschnitt kohlensäureärmer als der unbedeckte.
Es betrug im Durchschnitt der Kohlensäuregehalt der Bodenluft:
Strohdecke Brach
(1878) 6,750 8,830.
In den vorliegenden Versuchen stellten sich diese Werthe auf:
Strohdecke Brach
(1884) 5,567 4,681.
Es war demnach das Resultat ein dern früheren entgegengesetztes *).
Dieser Widerspruch ist jedoch nur ein scheinbarer und erklärt sich aus
den zwischen den beidon Versuchsjahren bestehenden Verschiedenheiten im
Gang der Witterung. Im Jahre 1878 waren die Niederschläge gleich-
mäßiger vertheilt und ergiebiger als im Jahre 1884. Es wurden hierdurch
') E. Wollny. Der Einfluß der Pflanzendecke und Beschattung auf die physi-
kalischen Eigenschaften und die Fruchtbarkeit des Bodens. Berlin. 1877. Paul
Parey. — Ferner diese Zeitschrift. Bd. VI. 1883. S. 197.
^) Bezüglich der Wirkung der Pflanzendecke im Vergleich zu derjenigen der
Brache auf den Kohlensäuregehalt der Bodenluft wurden jedoch in beiden Versuchs-
jahren durchaus übereinstimmende Resultate erzielt.
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Einfluß d. physik. Eigensch. d. Bodens auf dessen Gehalt an freier Kohlensäure. 187
in jenem Versuchsjahr die zwischen dem brachliegenden und dem be-
deckten Boden bestehenden Unterschiede mehr herabgedrückt als im Jahre
1884, in welchem letztere in Folge von häufiger auftretenden Trocken-
perioden und höherer Wärmezufuhr beträchtlich vermehrt werden mußten.
Aus diesen Gründen konnte im Jahre 1878 die im Vergleich zu dem
bedeckten Boden höhere Temperatur bezüglich der Zersetzung der orga-
nischen Stoffe zur vollen Wirkung gelangen, wohingegen dieselbe im Jahre
1884 durch die vergleichsweise trockene Beschaffenheit des Bodens abge-
schwächt wurde, derart daß nunmehr der höhere Feuchtigkeitsgebalt des
mit einer Strohschicht bedeckten Bodens das Uebergewicht erlangte. Der-
artige Betrachtungen führen zu deni Schluß, daß der brachliegende
Boden nur in feuchten Jahren reicher, in trockenen Jahren
dagegen ärmer an Kohlensäure ist als der mit einer Decke
lebloser Gegenstände versehene.
Die durch Satz 2 cbarakterisirte Erscheinung erklärt sich aus dem
Umstünde, daß der Feuchtigkeitsgehalt des Bodens mit der Mächtigkeit
der obenauf liegenden Deckschicht zunimmt 1 ). Da indessen in gleichem
Grade die Erwärmung des Bodens abnimmt, so dürfte es auf Grund der
vorangegangenen Erwiigungen sehr wahrscheinlich sein, daß in feuchten
Jahren, in welchen die geschilderten Unterschiede mehr ausgeglichen werden
und jene in den Temperaturverhältnissen besonders zur Wirkung gelangen,
ein dem ermittelten entgegengesetztes Resultat erhalten wird, d. h. daß
unter solchen Verhältnissen der Kohlensäuregehalt um so geringer ausfallen
wird, je mächtiger die Deckschicht ist. Um die Richtigkeit dieser An-
sicht zu prüfen, gedenkt Referent die Versuche zu wiederholen.
Hinsichtlich der besonderen Wirkungen der Pflanzendecke auf den
Kohlensäuregehalt der Bodenluft ist vor Allem zu berücksichtigen, daß die
Gewächse je nach Standdichte, Entwickelungsgrad, und besonderen Wachs-
thumsverhältnissen die Bodentemperatur und -Feuchtigkeit in verschiedener
Weise beeinflussen, und damit auch die den Zerfall der organischen Sub-
stanzen im Boden bedingenden Processe und deren Endprodukt: die Kohlen-
säure. Bereits früher 8 ) wurde nachgewiesen, daß der Boden unter
einer Decke lebender Pflanzen um so ärmer an Kohlensäure
l ) Die bezüglichen Einwirkungen sollen in einer zu späterer Veröffentlichung
bestimmten Arbeit näher dargelegt werden.
») Diese Zeitschrift. Bd. III. 1880. S. 13.
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188 Physik des Bodens:
ist, je dichter die Pflanzen stehen, weil in dem gleichen Maße die
Erwärmung 1 ) und die Feuchtigkeit des Erdreiches 2 ) herabgedrückt werden.
Analoge Erscheinungen treten hervor, wenn die Pflanzen bei ver-
schiedener Saatzeit kultivirt werden. Da sich innerhalb gewisser Grenzen
die Pflanzen um so kraftiger entwickeln, je früher sie angebaut werden,
so wird die Feuchtigkeit und die Temperatur 3 ) des Bodens um so mehr
herabgedrückt, je zeitiger die Aussaat vorgenommen wurde. Im Vorn-
herein kann nach den obigen Versuchsergebnissen angenommen werden,
daß dadurch die Entwickelung der Kohlensäure alterirt werde. In der
That ist dies der Fall, wie folgender Versuch zeigt. Die nach der sub I B
angegebenen Methode aufgestellten Cylinder wurden mit humosem Kalk-
sandboden beschickt, welcher in verschiedenen Terminen mit Erbsen, je
12 Stück, bestellt wurde. Die Pflanzen entwickelten sich in der Folge
in dem Maße üppiger, als ihr Anbau frühzeitiger erfolgte. In welcher
Weise hierdurch die Kohlensäureproduktion beeinflußt wurde, weisen die
folgenden Zahlen nach:
Kohlensäure der Bodenluft*)
Saatzeit:
10. April
20. April
30. April
10. Mai
20. Mai
18. Juni 1884
4,140
3,757
5,403
5,966
4,577
30. ,, ,,
1,537
1,706
2,503
4,432
4,324
S. Juli „
2,148
4,474
2,960
3,073
2,957
Mittel:
2,610
3,312
3,642
4,490
3,953
Diese Zahlen vermitteln demnach die Thatsache, daß der Kohlen-
s äuregehalt der Bodenluft unter sonst gleichen Verhältnissen
um so kleiner ausfällt, je zeitiger die Saat vorgenommen wurde.
Werden die Pflanzen durch geeignete Düngungen zu einem üppigeren
\Vachsthum veranlaßt, so trocknen sie den Boden in stärkerem Grade
aus und setzen dessen Erwärmung, wegen vergleichsweise größerer Be-
schattung, mehr herab als bei weniger kräftiger Entwicklung auf unge-
düngtem Boden 5 ). Die hierdurch bedingten Einwirkungen auf die Zer-
>) Diese Zeitschrift. Bd. VI. 1883. S. 243.
2 ) Der Einfluß der Pflanzendecke u. s. w. Von E. Wolltty. S. 127.
3 ) Diese Zeitschrift. Bd. VI. 1883. S. 237.
*) In 25 cm Tiefe.
Diese Zeitschrift Bd. VI. 1883. S. 240.
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Einfluß d. physik. Eigensch . d. Bodens auf dessen Gehalt an freier Kohlensäure. 189
Setzung der organischen Stoffe sind ziemlich bedeutend, wie die Ergeb-
nisse folgender nach dem sub I B. näher beschriebenen Verfahren ausge-
führten Versuche mit Grasboden darthun, welcher in zwei Cylindern 1 ) durch
Ansaat entwickelt wurde. In dem einen Apparat blieb das Gras unge«
düngt, in dem anderen wurde es mit einem Gemisch von Peruguano-
Superphosphat und schwefelsaurem Kali stark geddngt und dadurch zu
üppiger Entwicklung gebracht. Die Untersuchungen der Bodenluft in
25 cm Tiefe lieferten folgendes Resultat:
Kohlensäuregehalt der Bodenluft.
Ungedüngter
Gedüngter
Grasboden.
3. Juli 1882
1,427
1,140
18. ,,
2,232
1,134
10. August
5,238
3,411
30. ,,
1,941
1,452
12. September
2,706
2,079
30. „ „
2,039
1,361
Mittel: 2,597
1,763
Aus diesen Zahlen und mit Berücksichtigung der Wacbsthumsuntei-
sebiede zwischen den Versuchspflanzen läßt sich ohno Weiteres die Schluß-
folgerung herleiten, daß der Kohlensäuregehalt der Bodenluft
unter übrigens gleichen Verhältnissen durch üppigeres Wachs-
thum der Pflanzen vermindert wird.
Schließlich wäre zu berücksichtigen, daß durch die Beseitigung der
oberirdischen Organe, wie solche durch Abmähen der Pflanzen bewirkt
wird, die Bodentemperatur eine Erhöhung erfährt 2 ), weil durch joue
Procedur die Beschattung mehr oder weniger aufgehoben wird, sowie daß
dadurch die Durchfeuchtung des Erdreiches wegen Beseitigung der transpiri-
renden oberidischen Organe gefördert wird. In welcher Weise diese Ver-
schiedenheiten in der Bodenbeschaffenheit eine Wirkung auf die Kohlensäure-
produktion in dem Erdreich auszuüben vermögen, wurde vom Referenten in
der Weise festzustellen versucht, daß derselbe zwei mit humosem Kalksand
gefüllte Cylinder (I B)mit einer Grasdecke versah, welche in dem einen Apparat
am 25. Juli (I), in dem anderen am 20. Mai, 5. Juli und 15. August (II)
') Die Gefäße waren mit humosem Kalksand gefüllt.
*) Diese Zeitschrift. Bd. VI. 1883. S. 241.
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190
Physik des Bodens:
abgemäht wurde. In dem Kohlensäuregehalt der Bodenluft, entnommen
aus 25 cm Tiefe, machten sich folgende Unterschiede bemerklich.
Kohlensäuregehalt der Bodenluft.
Grasboden
T
1
Tf
11
Einmal gemüht.
Dreimal cemaht
26. Mai
1882
• 1,841
1,493
14. Juni
1,869
5,022
28. „
0,993
2,902
11. Juli
>»
0,942
5,754
24. „
i»
2,812
3,796
8. August
ii
7,106
7,521
29. „
»»
1,699
4,362
12. September
»i
2,884
7,292
23.
»»
1,815
4,839
Mittel: 2,440
4,776
Diesen Zahlen ist zu entnehmen, daß der Kohlensäuregehalt
der Bodenluft durch Abmähen der Pflanzen erhöht wird. Es
trit t dies nicht allein im Durchschnitt sondern auch in den Einzelbestimmungen
deutlich hervor. Sehr charakteristisch ist auch das am 8. August er-
mittelte Resultat, welches zeigt, daß sich der Kohlensäuregehalt der Boden-
luft in dem einmal gemähten Boden (I) sofort nach Beseitigung der
oberirdischen Organe hob und beinahe demjenigen der Luft in dem mehr-
mals der Pflanzendecke beraubten Boden gleich kam.
Bei Zusammenfassung sämmtlicher an dieser Stelle, sowie in früheren
Publikationen mitgetheilten Versuchsergebnisse gelangt man zu dem
Schluß, daß der Kohlensäuregehalt der Bodenluft von der physikalischen
Beschaffenheit des Erdreiches in hervorragender Weise beeinflußt wird,
und zwar nach zwei Richtungen. Einerseits ist die Menge freier
Kohlensäure im Boden abhängig von der Einwirkung der durch
die physikalische Beschaffenheit des Bodens und der Be-
deckung desselben modificirten Faktoren der Zersetzung or-
ganischer Substanzen (Wärme, Feuchtigkeit, Porosität), an-
dererseits von den Widerständen, welche der Boden je nach
seinem mechanischen Zustande dem durch Diffusion und Luft-
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Einfluß d. physik. Eigensch. d. Bodens auf dessen Gehalt an freier Kohlensäure. 191
Strömungen veranlaßten Austritt des Gases an die Atmosphäre
entgegensetzt. Aus solchen Thatsachen wird, ganz abgesehen von
den übrigen in der Natur sich geltend machenden Einwirkungen, ge-
schlossen werden dürfen, daß der Verlust, welchen der Boden in letzterer
Hinsicht erleidet, häufig don Einfluß der für die KohlensUureentwickelung
maßgebenden Momente verdecken und in den durch die jeweilige Unter-
suchung festgestellten Kohlensäuremengen nicht zum Ausdruck gelangen
lassen wird. Hierfür finden sich zahlreiche Belege in den gemachten
Mittheilungen. So wurde, wie hier nochmals hervorgehoben sein mag,
gefunden, daß der Gehalt an freier Kohlensäure in einem grobkörnigen,
porösen und gelockerten (krümeligen und bearbeiteten) Boden unter sonst
gleichen Umständen geringer sein kann als in einem feinkörnigen , pulver-
förmigen und verdichteten, obwohl im ersteren Fall der Zerfall der or-
ganischen Stoffe ein intensiverer ist als im letzteren.
Die in der Bodenluft ermittelte Kohlensäuremenge kann sonach nicht
als Maßstab für die Intensität der Zersetzungsproce sse der or-
ganischen Substanz dienen. Ebensowenig ist derselbe aber auch ge-
eignet, für die Menge der organischen Substanz einen ziffermäßigen
Ausdruck zu liefern, sobald in den Vergleichsfällen die physikalischen
Eigenschaften des Erdreiches resp. die Bodendecken verschiedene sind.
Referent ist in der Lage, zur Begründung letzterer Anschauung zwei
eklatante Beispiele anzuführen. In dem einen Fall wurden von zwei
Blechcy lindern (von den in Versuch I B. angegebenen Dimensionen) der
eine mit Quarzkies (Korngröße 2 — 4 mm), der andere mit Quarzsand
(Korngröße 0,0 — 0,5 mm gefüllt 1 ). Ersterer war vor dem Einfüllen mit
500 g, letzterer mit 250 g Pferdedüngerpulver gemischt worden.
In einem zweiten Versuch wurden zwei Cylinder mit humosem Kalk-
sandboden beschickt. In dem einen blieb der Boden brach und ungedüngt,
in dem anderen wurde derselbe mit 700 g trockenem Pferdedünger-
pulver gedüngt und mit einer Grasdecke versehen. Die aus einer Tiefe
von 25 cm entnommenen Luftproben enthielten folgende Mengen von
Kohlensäure:
') Beide Sortimente waren aus einem und demselben Material hergestellt
worden.
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192
Physik des Bodens
Datum
20. April
3. Mai
21. >
3. Juni
18. »
2. Juli
18. i
4. August
1*.
2. September
16. »
1881
Kohlensäuregehalt der Badenluft
Kies
gedüngt mit
800 g
trockenem
Pferdediinger
4,421
24,646
21,219
24,531
27,638
26,527
16,732
18,256
3,369
2,061
2,736
Sand
gedüngt mit
250 g
trockenem
Pferded (Inger
5,443
12,222
14,227
25,916
26,789
32,377
22,086
17,178
2,374
3,327
3,149
Gras
gedüngt mit
700 g
trockenem
Pferdedünjrer
1,375
1,251
1,195
1,443
5,891
3,509
Brach
uugedüngt
3,244
3,137
3,000
3,067
2,260
3,370
Mittel: | 15,649 15,008 2,444
3,013
Sieht man zunächst von Details ab, so erkennt man sofort, daß
unter den vorliegenden Verhältnissen die Menge der organischen Stoffe
■
der Böden in dem Kohlensäuregelialt derselben nicht zum Ausdruck kam.
Obwohl der Kies noch einmal so viel organische Bestandteile enthielt
als der Saud, war der Kohlensäuregehalt der Bodenluft in beiden Fällen
ziemlich der gleiche. Es beruht dies offenbar darauf, daß der Kies
wegen geringer Wasserkapacität nicht die für eine vollkommene Zer-
setzung des Pferdedüngors erforderliche Feuchtigkeit enthielt und außer-
dem die gebildete Kohlensäure wegen großer Permeabilität leicht an die
Atmosphäre abgab. Nur im Mai und Juni entwickelte der Kies mehr
Kohlensäure als der Sand, weil durch ausreichende Niederschläge die
fehlende Bodenfeuchtigkeit ersetzt wurde. In den folgenden trockenen
Monaten jedoch fiel die Kohlensäureproduktion im Kies unter die des
Sandes und erhob sich nur noch einmal darüber, nämlich am 4. August,
nachdem in der Pentade vom 21. — 25. Juli ein ergiebiger Regen voraus-
gegangen war.
In dem zweiten Versuch kam die Düngung mit Pferdemist gar nicht
zur Wirkung, denn wie die Zahlen zeigen, enthielt der gedüngte Boden
weniger Kohlensäure als der ungedüngte. Durch die Zufuhr des Düngers
war das Gras zu einer üppigen Entwickelung gebracht worden, weshalb
der Boden stark ausgetrocknet und abgekühlt wurde. Die Zersetzung
der zugeführten organischen Stoffe war daher eine sehr langsame und
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Einfluß d. physik. Eigensch. d. Bodens auf dessen Gehalt an freier Kohlensäure. 193
derart verzögert, daß der vergleichsweise an humosen Bestandteilen ärmere
brach liegende in Folge eines weit höheren Feuchtigkeitsgehaltes und
stärkerer Erwärmung mehr Kohlensäure produciren konnte. Die am
2. September gemachte, hiervon abweichende Beobachtung laßt sich da-
durch leicht erklären, daß durch vorhergehende ergiebige Niederschläge
in der letzten Hälfte des August auch der Grasboden gut durchfeuchtet
worden war, so daß sich nunmehr die organischen Stoffe besser zersetzen
konnten als vorher.
Unter Berücksichtigung dieser Thatsachen sowohl, als auch des üm-
standes, daß die Schichten von verschiedenem Kohlensäuregehalt, wie oben
nachgewiesen, sich gegenseitig beeinflussen, sowie daß die Stärke und
Richtung der Winde auf den Kohlensäuregehalt der Bodenluft einen nicht
unbeträchtlichen Einfluß ausübt und daß über einen gewissen Gehalt an
organischen Stoffen die Kohlensäureproduktion konstant bleibt u. s. w.,
wird man nicht umhin können anzuerkennen, daß die Menge der im
Boden vorhandenen freien Kohlensäure weder für die Inten-
sität der organischen Processe, noch für die Menge der im
Boden vorhandenen organischen Stoffe einen Maßstab abgiebt.
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194 Physik des Bodens:
Witte rungs- Tabelle.
Datum
Lufttemperatur (°C.)
Niederschlagsmenge (mm)
1880
1881
| 1882 1883
1884
1880
1881
1882
1883 1 1884
1. — 5. April
6.-10. »
11.-15. »
16-20. »
21.-25. »
26.-30.
6,85
4,21
8,75
12,53
12,70
6,38
|3,24
4,90
7,14
8,46
4,06
4,01
10,82
9,01
6,04
13,57
11,74
13,26
8,12
3,28
5,53
8,94
10,38
7,61
7,12
2,47
3,59
9,08
4,14
8,82
1 8,90
7,74
4,94
3,74
4,06
6,96
24,0
32,1
5,56
5,90
19,37
11,00
3,30
4,20
5,10
5,60
16,40
0,38
11,10
8,08
4,74
3,52
22,84
0,90
9,4-2
6,00
2,58
3,80
30,66
48,28
26,30
5,46
3,00
5,85
1.— 5. Mai
6.— 10. »
11.-15. »
16.-20. »
21. 25. »
26.-31. *
9,12
6,61
12,01
8,90
12,52
13,07
12,67
11,16
9,53
5,87
13,98
18,05
9,41
12,77
9,95
12,92
13,39
16,63
9,54
10,57
16,52
16,88
14,69
11,56
5,85
47,46
8,10
10,00
12,16
63,84
4,17
.>,<•>
33,75
9,87
180,15
25,25
4,50
1.10
0,95
5,36
19,80
9,99
2,50
5,09
14,33
1,52
52,51
11,84
10,16
5,51
0,49
0,18
1,76
i
1.— 5. Juni
6. 10. »
11.-15. »
16.-20.
21.-25.
26.-30.
11,90
13,89
14,19
16,06
14,32
16,49
15,96
9,36
11,76
16,89
20,80
15,61
14,78
13,09
10,38
11,26
17,11
16,09
17,98
15,74
14,75
11,45
14,42
17,32
12,40
10,46
13,80
8,74
13,03
16,11
17,80
22,91
9,73
6,24
38,55
10,30
1,42
57,45
5.25
11,35
23,72
21,15
47,18
20,90
9,04
12,64
8,40
11,20
7,05
27,53
50,85
50,41
23 22
9>0
26,34
36,29
7,29
24,56
18,97
4,71
1. — 5. Juli
6.— 10. »
11.-15.
16.- 20.
21.-25.
26.-81.
16,19
16,84
1S,10
21,78
17,01
18,28
19,60
18,24
19,29
26,45
19,07
16,94
14,36
16,33
15,72
18,80
18,50
12,39
20,47
20,71
19,02
12,24
13,13
13,05
19,59
19,68
22,34
18,52
16,55
13,56
78,61
25,30
12,80
15,95
21,24
19,60
6,00
7,62
43,90
7,05
38,13
28,10
9,74
23,30
12,58
55,08
8,55
60,25
14,13
40,68
*>2 74
1,79
19,05
3.64
29.76
29,85
14,78
1.— 5, August
6. 10. »
11.-15. »
16.- 20.
21.-25.
26.-31.
13,18
13,81
15,56
16,58
16,32
15,82
20,12
20,64
16,141
15,35
17,82
14,30
13,70
14,17
18,20
14,01
14,07
12,74
14,70
15,27
16,83
12,74
17.58
18,08
19,40
18,60
19,05
15,94
14,78
12,38
24,00
37,92
42,53
10,68
50,77
3,45
3,37
6,40
25,55
36,10
37,10
29,29
5,19
3,62
21,37
35,84
15,32
32,63
14,78
2,48
16,27
19,50
27,47
9,71
15,10
8,45
26,50
0,31
14,28
15,40
45,34
16,00
28,17
59,50
17,11
10,62
0.31
35,86
7,44
16,07
5,76
1.— 5. September
6.-10. »
11.-15.
16.-20.
21.-25. »
26.-30.
18,10
16,8*
14,65
10,73
10,75
9,02
12,87 j
18,90
12,66
13,35
8,46
8,08 1
16,15
14,12
12,081
10,85
8,98 1
9,92
10,99
11,16
13,09
13,82
12,00
11,66,
15,02
11,38
14,26
15,68
13,19
11,27
9,39
5,25
40,76
12,75
0,30
19,77
8,70
1,90
7,35
8,10
19,75
Digitized by Google
Neue Litteratur.
195
Nene Litteratur.
«7. />'. Lawea und J. H. Gilbert, Stickstoff best! ni in nngen in den
Boden einiger Versuchsfelder in Rothamsted. London. 1883 und Ann. de Chim.
et de Phys. Ser. 6. T. II. p. 511.
Die in der Ackererde vor sich gehenden Veränderungen der organischen
Substanzen sind fast ausschließlich von der physikalischen Beschaffenheit abhängig,
weil von letzterer die für das Leben und die Funktionen der die Zersctzungs-
proce8se unterhaltenden Mikroorganismen maßgebenden Faktoren zum größten
Theil beherrscht werden. Von diesem Gesichtspunkte aus erscheint es gerecht-
fertigt, wenn an dieser Stelle über Arbeiten, wie die vorliegende und ähnliche,
berichtet wird.
In der vorliegenden Abhandlung suchen die Verf. besonders die sog. Stick-
stofffrage der Lösung entgegenzuführen, indem sie an der Hand langjähriger Ver-
suche die Stickstoffmengen bestimmen, welche durch die Pflanzen und durch die
Drainwasser dem Boden entzogen, und welche demselben durch die Niederschläge
zugeführt werden, sowie diejenigen, welche sich bei verschiedener Düngung und
verschiedenen Kulturen im Boden vorfinden.
Es zeigte sich, dass die Stickstoffmengen, welche die Ernten von der At-
mosphäre erhalten, in Form von Stickstoffverbindungen, welche die Niederschläge
zuführen, oder der von der Pflanze etwa absorbirt wird, nur einen sehr geringen
Theil der Gesammtmengc ausmachen, welche die Pflanzen assimiliren, weshalb der
Boden selbst (oder der demselben zugeführte Dünger) als Hauptquelle für den
Stickstoffbedarf anzusehen ist. Es sprechen hierfür die Resultate der Stickstoff-
hestimniungen , welche sowohl bei ungedüngtem, als auch bei gedüngtem Boden
vorgenommen wurden. Einige derselben mögen zur Illustration dieser Verhältnisse
dienen :
Broadbalk-Feld.
(39 Jahre unausgesetzt mit Weizen bebaut.)
Stickstoff des trockenen Bodens in Pfunden (engl.) per Acre bis zu 9 Zoll (engl.)
Tiefe.
Düngung per Acre uud Jahr
Stickstoff
per Acre
1865
ff
1881
U
Ungedungt (seit 1843)
Gemischter Mineraldünger . . •
Gem. Mineraldünger u. 8G ff Stickstoff als Ammoniaksalz . . .
Gem. Mineraldünger u. 86 8 Stickstoff als Natronsalpeter . .
86 ff Stickstoff als Ammoniaksalz (seit 1845)
86 Ü Stickstoff als Ammoniaksalz u. Superphosphat
M6 H Stickstoff als Ammoniak.salz, Superphosphat u. Glaubersalz
86 U Stickstoff als Ammoniak.salz, Superphosphat u. Schwefels. Kali
25072404
2574J2328
2829,2908
2834
2548
2693
2778
2774
2H83
2471
267«
2765
2863
+
Verlust
— 103
— 246
+
+
79
49
77
17
13
89
Digitized by Google
19G
Physik des Bodens:
Der Boden der ungedttngten und mit Mineraldünger gedüngten Parcellen
hatte also sehr beträchtliche Mengen von Stickstoff verloren, ein Umstand, der
sich auch durch Verminderung der Ernten dokumentirte. Dieselbe Beobachtung
wurde auch auf den unausgesetzt mit Gerste kultivirtcn Böden gemacht.
Wenn sonach angenommen werden kann, daß die Pflanzen für ihren Bedarf
an Stickstoff auf den Stickstoffvorrath im Boden angewiesen sind, so fragt es sich,
wie damit die auch von den Vcrff. bestätigte Thatsache, daß man stets reichere
Kornernten nach Klee und ähnlichen Gewächsen erhält, zu erklären sei. Daß
letztere Gewächse wegen ihres Stickstoffreichthums dem Boden sehr beträchtliche
Mengen an dem in Rede stehenden Elementarstoff, und weit größere als die Ce-
realien, entziehen, geht aus mehreren diesbezüglichen Bodenanalysen hervor.
Dennoch ist das Körnererträgniß ein höheres, wenn die Cerealien nach Klee
angebaut werden, als in dem Fall, wo sie sich selber folgen. So wurde z. B.
einem Felde, welches nach sechs Kornernten, in künstlichem Dünger gewachsen,
1873 halb mit Klee und halb mit Gerste bebaut war, in der Ernte entzogen per
Acre und Jahr
bei Klee .... 153,3 il N
„ Gerste . . . 37,3 „ „ .
Die nach Klee folgende Gerste ergab 1874 in der Ernte 69,4 ff N, die nach
der Gerste folgende Gerste in demselben Jahr 39,1 ff N. Die im Herbst 1873
nach der Ernte entnommenen Bodenarten ergaben in der 9 Zoll mächtigen Damm-
erde beim Rothkleeland 0,1566«/o N, beim Gerstcnland nur 0,1416°/o N, obwohl
im letzteren Fall in der Ernte viel weniger an N entnommen war.
Die auch durch diese Versuche erwiesene Thatsache, daß in der gewöhnlichen
Kultur eine Getreideernte nach einer Klceernte im Boden eine größere Menge
Stickstoff findet, als wenn sie einer anderen Ernte von Cerealien folgt 1 ), könnte
zu Gunsten der Hypothese sprechen, .daß der Stickstoff der Klceernte aus der
Atmosphäre entnommen ist. Indessen, wenn man die wohlbekannten Eigentümlich-
keiten der verschiedenen Hülsenfrüchte erwägt, welche man in die Fruchtwechsel-
wirthschaften eintreten läßt, wird man finden, daß ihre Fähigkeit Stickstoff auf-
zunehmen und zur Vermehrung der folgenden Ernten beizutragen, proportional
ist der Lebensdauer der Pflanzen und der Entwickelung ihrer Wurzeln. So weiß
Jedermann, daß die Luzerne, die Esparsette und der rothe Klee stärkere Erträge
ohne Dünger geben und den Pflanzen, welchen ihnen folgen, einen beträchtlicheren
Rückstand hinterlassen, als der weiße Klee und der Sommer-Lolch.
Wenn man andererseits die Entwickelung eines Gcrstenfcldes und eines mit
rothem Klee verfolgt, die beide fast gleichzeitig besäet worden sind, so wird man
finden, daß, wenn die Gerste reif ist, die lebhafte Entwickelung des Klee's kaum
angefangen hat, so daß diesem zum Sammeln der Nährstoffe das Ende des Sommers,
der ganze Herbst und die Zeit, welche bis zum Herbst des folgenden Jahres
verfließt, bleibt. Wenn das Leben der Gerste schon geendet hat, ist die Bildung
der Salpetersäure noch sehr lebhaft.
«) Vergl. die Versuche von r. P. Dtherain. Diese Zeitschrift. Bd. VI. 1883. 8. 61 uud
die für die 8tickstoffaammhing der I^guminosen und Wiesenpflanzen vom Ref. gegebene
wissenschaftliche Erkläruug in der deutschen landw. Presse 1883. Nu 89.
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Neue Litteratur.
197
Zu den ökonomischen Funktionen des Klees muß man sicherlich die zählen,
den Stickstoff der Salpetersäure des Bodens aufzuhalten und anzuhäufen, welche
ohne dies durch die Wasser des Herbstes und des Winters fortgeführt werden
würde.
In Bezug auf die Frage, ob die Leguminosen ihren Stickstoff aus der At-
mosphäre entnehmen, lassen allerdings gewisse bekannte Umstände, welche sich
auf die Entwickelung der Leguminosen beziehen, eine solche Vorstellung zu. Unter
anderen seien angeführt die allgemeine Gleichgültigkeit, welche diese Pflanzen für
den Stickstoff zeigen, den man ihnen direkt im Dünger liefert; der Vortheil, den
ihnen zuweilen die Anwendung rein mineralischer Dünger bereitet; die Zunahme
des Stickstoffs in den obersten Schichten des Bodens nach ihrer Entwickelung,
endlich die Verbesserungen, die sie in den Ernten der Getreide veranlassen, welche '
ihnen folgen.
Aber andererseits erklärt diese Theorie keineswegs, warum die Leguminosen,
welche den meisten Stickstoff aufnehmen, am wenigsten häufig auf demselben
Boden gezogen werden können; warum es unmöglich gewesen, Klee kontinuirlich
auf einem gewöhnlichen Ackerfelde zu ziehen, das gleichwohl im Stande war,
ziemlich gute Getreideernten zu geben; warum der einzige Umstand, unter welchem
man Klee kontinuirlich unter den vorliegenden Verhältnissen erhalten konnte,
der gewesen, daß der Boden viel reicher an Stickstoff war und an anderen
Elementen (Gartenerde) als die Ackererde; endlich warum die unter diesen Um-
ständen erhaltene Ernte von einer schuellen Abnahme der Menge des im Boden
enthaltenen Stickstoffs begleitet gewesen.
Wohl ist es richtig, daß man durch die Analyse nicht hat deutlich beweisen
können, daß der Untergrund einer gewöhnlichen Ackererde, der eine Kleeernte
gegeben, ärmer an Stickstoff ist, als der eines Bodens, der beständig Getreide
geliefert hat. Aber wenn man bedenkt, daß 1 ha der Ackererde von Rothamsted,
bis zur Tiefe von 1,37 m genommen, fast 24 700 kg Stickstoff enthält; daß ver-
schiedene Proben des Untergrundes desselben Feldes nicht immer dieselbe Menge
dieses Stickstoffs haben; daß die Analyse nur auf 6 bis 13 gr dieser Erde sich
bezieht, und namentlich , daß man die Kultur dieser Pflanzen mit tiefen Wurzeln
nur in Zwischenräumen von 8 bis 12 Jahren erneuern kann, so wird es klar sein,
daß es wenigstens ungemein schwierig sein muß, über diesen Punkt zu sicheren
experimentellen Beweisen zu gelangen.
Es ist im Grunde ein Glück für die Landwirthschaft , und auch ein Trost
für die Schwierigkeiten, welche diese Untersuchungen darbieten, zu denken, daß
die Stickstoffmenge, die selbst in einem verhältnißmäßig armen Boden enthalten
ist, groß genug ist, daß eine Messung der Verluste, denen er unterliegt, nur nach
Versuchen möglich ist, die durch eine sehr lange Reihe fortgesetzt sind. Es ist
zu erwarten, daß die in Rothamsted ausgeführten Versuche in Zukunft für die
Abstammung des Stickstoffs der Pflanzen aus dem Boden sicherere Beweise als
bisher liefern werden. E. W.
iT. B. Lawes, J. BT. Gilbert und Ii. Wartngton. Der Stickstoff
in Form von So Ipeter säure in dem Ober- und Untergrund einiger Felder
in Rothamsted. Journ. of the royal agricultural Society of England. Vol. XIX.
Part II.
E. Wo 11 uy, Forschungen IX. 14
Digitized by Google
198
Physik des Bodens:
Die Schlußfolgerungen, welche die Verff. aus vorliegenden von zahlreichen
analytischen Belegen begleiteten Untersuchungen ziehen, sind wie folgt präcisirt:
1. Die Boden in den drei Lysimeterrt von 20, 40 und 60 Zoll, welche seit
13 Jahren ungedüngt und unbebaut geblieben sind, haben während der letzten
6 Jahre im Durchschnitt 40,2 Pfund StickstofF in Form von Salpetersäure pro Acre
und Jahr in dem Drainwasser geliefert. Die Bildung der Nitrate geht am inten-
sivsten im Sommer vor sich; die geringste Menge Nitrate findet sich in den
Drainwassern im Frühjahr, die größte im Juli oder in dem ersten darauffolgenden
Monat, in welchem die Drainage stark fließt.
2. In drei in gutem Zustande befindlichen Böden von Rothamsted, welche
seit der Ernte des vorhergehenden Jahres brach lagen,, wurden 56,5, 58,8 und
59,9 Pfund Stickstoff als Salpetersäure per Acre in der Tiefe bis zu 27 Zoll im
September und Oktober gefunden. Nach einem trockenen Sommer finden sich die
Nitrate in der Nähe der Bodenoberflache, nach vielem Hegen in tieferen Schichten.
Wenn die während der Brachezeit (15 Monate) von den Verff. unter einer Tiefe
von 27 Zoll ermittelten Nitratmengen, als durch die Drainage abgeführt, an-
genommen werden, so entspricht die Gesammtproduktion von Nitraten 80 Pfund
Stickstoff pro Acre. Befindet sich der Boden im schlechten Zustande, so ist die
producirte Nitratmenge während der Brache geringer.
In erschöpftem, aber vier Jahre uubebaut gelassenem Lande wurden nur
sehr geringe Mengen Nitrate in dem Untergrund bis zu einer Tiefe von 6 Fuß
gefunden. Der Untergrund war jedoch mit Wasser gesättigt und es scheint daher
möglich, daß ein Theil der Nitrate durch chemische Reduktion zerstört worden ist.
4. In Böden, die mit Cerealien bebaut sind und kein Uebermaß von stick-
stoffhaltigem Dünger erhalten haben, finden sich in den oberen Schichten während
des Sommers nur sehr gcriuge Mengen Nitrate, weil dieselben von den Pflanzen
vorher assimilirt worden sind. Fällt nach der Ernte Regen, und besonders, wenn
das Land gepflügt ist, so beginnt eine beträchtliche Salpeterbildung. Während
des Winters sind stets Nitrate vorhanden, trotz des Verlustes durch Drainage, da
eine langsame Salpeterproduktion stets im Gange ist. Im späten Frühjahr und
Anfangs Sommer verschwinden die Nitrate, wenn das Land sich unter Pflanzen
befindet.
5. Von den Böden der verschiedenen Parzellen des Broadbalk- Weizenfeldes
wurden im Oktober 1881 Bodenproben bis zur Tiefe von 27 Zoll entnommen.
Nach der Ernte war viel Regen gefallen und die Bedingungen für die Salpeter-
bildung waren daher sehr günstig. Die Nitrate befanden sich nahe der Boden-
oberfläche; ihre Menge verhielt sich in den drei je 9 Zoll tiefen Schichten wie
100 : 59 : 31.
6. Die ungedüngten Parzellen enthielten 15,0—17,9 Pfund Stickstoff als
Salpetersäure per Acre bis zu einer Tiefe von 27 Zoll, die mit Mineralstoffen
allein gedüngten Parzellen: 21,2—24,3 Pfund, die mit 400 Pfund Ammoniaksalz
oder mit 550 Pfund Natronsalpeter und Mineraldünger gedüngten Parzellen :
24,6—39,8 Pfund. Wurden die Parzellen mit solchen stickstoffhaltigen Substanzen
ohne Beisatz von Mineraldünger gedüngt, so enthielt der Boden 28,3 — 54,1 Pfund,
bei einer Düngung von 1700 Pfund Rapskuchen 34,2 Pfund und bei einer solchen
von 14 Tons Stalldünger 52,2 Pfund. Die Rapskuchen und der Stalldünger waren
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Neue Litteratur.
199
im Torhergehenden Herbst angewendet worden, die Ammoniaksalze und der
Katronsalpeter im März.
7. Auf den Parzellen, welche keinen stickstoffhaltigen Dünger oder keine
übergroßen Quantitäten Ammoniaksalze resp. Salpeter erhalten hatten, stammten
die gefundenen Nitrate zweifelsohne aus den stickstoffhaltigen Substanzen des
Bodens her, welche letzteren zum Theil aus Humussubstanzen, hauptsächlich aber
aus den Rückständen der zuletzt gewachsenen Kulturpflanzen und Unkräuter be-
stehen. Die Menge der gefundenen Nitrate stand in einem bestimmten Verhältniß
zur Stärke des vorhergehenden Pflanzenwuchses. Wo ein üebermaß von Natron-
salpeter angewendet worden war, fand sich ein beträchtlicher Vorrath unbe-
nutzter Nitrate im Untergrund. Wo Rapskuchen oder Stalldünger angewendet
worden waren, stammten die Nitrate theilweise aus den Ueberresten dieser
Dungsorten.
8. Vergleicht man die Menge des Gesammtstickstoffs in den oberen 9 Zoll
starken Bodenschichten des Broadbalk -Weizenfeldes mit der Menge der in der
Tiefe von 27 Zoll gefundenen Salpetersäure, so scheint es, daß der Stickstoff des
permanent ungedüngt gebliebenen Landes viel schwieriger nitrificirt wird, als der
Stickstoff eines Bodens, welcher reiche Ernten getragen oder Rapskuchen, bezw.
Stallmist als Düngung erhalten hat. Das alte Stickstoffkapital wird also weit
langsamer ojydirt und in Pflanzennahrung umgewandelt, als die mehr frischen
Rückstände der Pflanzen und der organischen Theile des Düngers.
9. In den Böden des Hoos- Gerstenfeldes waren in den bis zu einer Tiefe
von 27 Zoll im März 1882 gesammelten Proben die Nitrate durch den Herbst-
und Winterregen mehr vertbeilt worden; ihre Mengen in der obersten, mittleren
und unteren 9 Zoll starken Schicht verhielten sich wie 100 : 102 : 88.
10. Die ungedüngte Parzelle enthielt 15,7 Pfund Stickstoff per Acre, die mit
Mineralstoffen allein gedüngte Parzelle 20,1 Pfund, die mit 200 Pfund Ammoniak-
salz oder 275 Pfund Natronsalpeter gedüngte, mit oder ohne Mineraldünger:
23,3 Pfund. Die Parzellen, welche 1000 Pfund Rapskuchen erhalten hatten, ent-
hielten mit oder ohne Mineraldünger gedüngt 30,1 Pfund, die mit Stalldünger
versehene: 44,1 Pfund. Die Rückstände des Rapskuchens und des Stalldüngers
haben also nicht unwesentlich zur Vermehrung der Nitrate beigetragen. Der
Einfluß der Pflanzenrückstände auf die Steigerung der Salpeterbildung ist hier
nicht so ausgesprochen, als auf dem Weizenfelde, weil die Gerste dem Boden
weniger Rückstände hinterläßt, als der Weizen.
11. Ein Vergleich der Nitratmenge, gefunden in den mit Bohnen und Klee
besetzten Böden, mit denjenigen im brachliegenden Lande, zeigt, daß die Nitrate
von den Leguminosen assimilirt werden. Ein ähnliches Resultat ist ersichtlich,
wenn man eine stark und tief bewurzelte Leguminose (Boharaklee) mit einer zart-
und kurzbewurzelten (weißer Klee) vergleicht. Die erstere nimmt bedeutend mehr
Nitrate aus dem Untergrund auf, als letztere.
12. Die Menge des Stickstoffs in üppigen Leguminoscnfeldern erscheint zu
gToß, um aus den Mengen Salpetersäuren erklärt werden zu können, welche im
Boden gefunden worden sind. Wir haben zur Zeit jedoch noch zu geringe Kennt-
nisse von der Menge Salpetersäure in den tieferen Schichten des Untergrundes.
Es bleibt fraglich, ob die Leguminosenbestände nicht die Fähigkeit besitzen, den
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200
Physik des Bodens:
in einer solchen Form vorhandenen Stickstoff sich anzueignen, den die Cerealien
nicht verwerthen können.
13. Die Resultate, welche bei den Böden des Broadbalk -Weizenfeldes sich"
ergeben haben, verglichen mit den bei der Untersuchung der Draiuwasser er-
haltenen, bestätigen den schon früher aufgestellten Satz, daß eine Schätzung des
Verlustes, welcher bei einer 60 Zoll tiefen Drainage und bei einer Drainage des
Weizenfeldes gefunden wurde, zu niedrig ist. Es ist augenscheinlich, daß be-
deutendere Mengen von Nitraten in den Untergrund wandern, als eine solche
Berechnung zeigt.
14. Es ist eine offene Frage, ob unter gewissen Umständen und besonders,
wenn der Untergrund mit Wasser gesättigt ist, die in die tieferen Schichten des
Untergrundes geführten Nitrate desoxydirt werden oder in welchem Umfange die
Nitrate, welche nicht reducirt wurden, oder der Drainage entgangen sind, bei
trockenem Wetter nach oben geführt oder den tief wurzelnden und stark ent-
wickelten Pflanzen zugänglich sind. E. W.
H. Joulie. Flxirung des Stickstoffs Im kultivlrten Boden. Annales
agronomiques. T. XII. No. 1. 1886. p. 5-16.
Die von lierthdot angestellten Untersuchungen 1 ), welche ergeben hatten, daß
der ungebundene Stickstoff der Atmosphäre unter dem Einfluß von Mikroorganismen
fixirt werde, geben dem Verf. Veranlassung, ähnliche Thatsachen mitzutheilen,
welche er in seinen Vegetationsversuchen seit einer Reihe von Jahren beobachtet hat.
Diese Versuche wurden in gläsernen etwas konischen Töpfen ausgeführt,
welche vier Seitenspalten bis 3 cm über dem Boden hatten und unten mit 500
grm gesiebten Glasstückcheu « 0,010 m), darüber mit 1500 grm Erde, welche
mit dcstillirtem Wasser angefeuchtet und mit den erforderlichen Nährstoffen ver-
sehen wurde, gefüllt worden war. Die Töpfe wurden in Glasgefäße von 5—6 cm
Höhe gestellt, in welchen sich destillirtes Wasser befand. Letzteres stieg durch
Kapillarität in den Glasstücken zum Boden auf und erhielt denselben in einem
gut feuchten Zustande. Die Luft hatte freien Zutritt zum Boden durch die Sei-
tenspalten der Gefäße.
Im Jahre 1883 wurden zwölf Doppelvegetationsversuche ausgeführt mit einer
thonig-kieseligen Erde, welcher theils Mineralstoffc, theils stickstoffhaltige Sub-
stanzen zugeführt wurden. Die Töpfe wurden derart aufgestellt, daß sie gegen
Regen und Vögel geschützt, jedoch dem ungehinderten Zutritt der Luft ausgesetzt
waren. Am 30. Juni wurde jeder Topf mit sechs gekeimten Buchweizensamen be-
säet. Die Pflanzen wurden am 6. September geerntet, worauf am 15. September
eine neue Ansaat mit Raygras und Bastardklee erfolgte. Im März, am 20. Juni und
21. August wurde das Futtergemisch geschnitten. Sowohl der Boden, als auch
die Ernten wurden auf ihren Stickstoffgehalt untersucht. Die Bilanz zwischen Ein-
nahme und Ausgabe stellte sich wie folgt:
') Vcrgl. diese Zeitschrift. Bd. IX. 1886. 8. 70.
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Neue Litteratur.
201
1
Düngung
Eingeführter
Stickstoff
Wiedergefundener
Stickstoff
Stickstoff-
Gewinn
+
Im
Boden
im
Dünger
Tfttal
im
Boden
in den
Ernten
Total
u. -Verlust
W .
Kr
&
trr
... S 1 ^
1. l ngedungt
2. Mineraldünger (ohne Stickst.)
3. Kompleter Dünger (8tickstoff
Als Salpetersäure)
1,56
1,56
1,56
0,30
1,56
1,56
1,86
1,685
1,719
1,895
0,3658
0,3540
0,5163
2,0508
2,0730
2,4113
+ 0 4908
+ 0,5130
+ 0,5513
4. Mineraldünger u. 20 gr Kalk-
karbonat
1,56
1,56
1,829
0,3390
2,1680
+ 0,6080
5. Mineraldüngern. lOgr gelösch-
ter Kalk
1,56
1,56
2,042
0,3834
2,4254
+ 0,8654
6. Kompleter Dünger ohne Phos-
1,56
0,30
1,86
1,599
0,4886
2,0876
+ 0,2276
7. Kompleter Dünger ohne Kali
8. Stalldünger (mit 0,4 gr Stick-
stoff)
** tttulIHfinirpr n 90 trr Knllrlrnr-
3f . niaiiuuiiger u, zv rvuiKimr-
bonat
1,56
1,56
1,56
0,30
0,40
0,40
1,86
1,96
1,96
1,825
1,752
1,857
0,3110
0,3754
0,3679
2,1360
2,1274
2,2249
-f 0,2760
+ 0,1674
-f 0,2649
10. Mineraldünger + Blut (mit
0,4 gr Stickstoff)
1 1 . Mineraldünger + Blut u. 20 gr
Kalkkarbonat
IS. Kompletter Stalldünger
1,56
1,56
1,56
0,40
0,40
0,40
1,96
1,96
1,96
1,759
1,523
1,716
0,5564
0,4234
0,3814
2,3154
1,9464
2,0974
+ 0,3554
- 0,0136
4- 0,1374
Es ergab sich somit bei 11 Versuchsreihen unter 12 ein Gewinn des Bodens
an Stickstoff und nur in einem Versuch ein Verlust.
Im Jahre 1884 hat Verf. eine neue Reihe von Versuchen eingeleitet, in
welchen Sand (von Fontainebleau) statt Thon verwendet wurde. Es wurde wiederum
jedes Gefäß, nach Zuführung der Düngemittel, mit Buchweizen beschickt. Auch
in diesen Versuchen ergab sich in 11 Fällen ein Gewinn an Stickstoff, der zwar
geringer war, als in obigem Versuch, aber doch mit Deutlichkeit hervortrat.
Die von Berthelot behauptete Mitwirkung von Mikroorganismen bei dieser
Stickstoffbindung glaubt Verf. nicht leugnen zu dürfen, jedoch weist er darauf hin,
daß der Thon bei diesem Vorgang nicht allein eine Rolle spiele, sondern daß auch
Sand, wie nachgewiesen, zur Stickstoffsammlung beitrage. Der Mitwirkung der
Vegetation bei der in Rede stehenden Erscheinung wird vom Verf. keine Rolle
beigemessen, obwohl nicht anzunehmen sei, daß die höheren Gewächse nicht die-
selben chemischen Verbindungen erzeugen könnten, wie die Mikroben (?). Aber
die gefundenen Zahlen lehrten, daß der Topf, welcher die höchste Ernte geliefert,
nur einen Gewinn von 0,551 gr Stickstoff ergeben, während die Ernte, welche den
höchsten Zuwachs an Stickstoff gegeben hat, nämlich von 0,865 gr, bedeutend
geringer gewesen ist; weiter ergab eine Ernte von 12,8 gr sogar einen Stickstoff-
verlust, wohingegen eine solche von nur 8,8 gr einen Gewinn von 0,216 gr Stick-
stoff aufwies. Vorr größerer Wichtigkeit als die Vegetation scheint nach vor-
liegenden Versuchen die Zusammensetzung des Bodens und des Düngers zu sein.
Beispielsweise steigerte der Natronsalpeter die Ernte bedeutend, vermehrte aber
den Stickstoffgewinn gar nicht Dagegen zeigte sich der Kalk nach dieser Rich-
tung von großer Wirksamkeit. Stallmist und Blut verminderten den Stickstoff-
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202
Physik des Bodens:
Zuwachs und machten denselben in einigen Fällen negativ. Bemerkenswerth ist
auch der Umstand, daß die Bindung des Stickstoffs sehr bedeutend abnahm, wenn
dem Mineraldünger die Phosphorsäure oder das Kali fehlte.
Verf. gelangt schließlich zu dem Schluß, daß die Stickstoffbindung durch den
kultivirten Boden ein physiologischer Vorgang sei, einestheils bedingt durch die
Mikroorganismen 1 ), andererseits durch die lebende Pflanze. Auf jeden Fall sei
die Frage noch keineswegs genügend gelöst und deshalb die Anstellung weiterer
Versuche erforderlich. E. W.
P. P. DeJUrain. Ueber die Bereicherung eines Grasbodens an Stick-
stoff. Annales agronomiques. T. XII. No. 1. S. 17—24.
Im Anschluß an frühere Versuche») wurden solche neuerdings vom Verf.
eingeleitet, um weitere Anhaltspunkte über die Stickstoff bereicherung des Bodens
bei verschiedenen Kulturen zu gewinnen. Es wurden zu diesem Zweck vom Verf.
auf den Parcellen, welche erst Rüben, dann Futtermais, schließlich Esparsette
getragen hatten, ein Gräsergemisch ausgesäet. Aus den mit besonderer Sorgfalt
ausgeführten Analysen wurde der Stickstoffgewiun und Verlust berechnet. Es
stellten sich hierbei folgende interessante Daten heraus:
Stickstoffgehalt d. Bodens pro ha in Kilo
Zeit Boden
der 1875, 76, 77 mit
Kulturen Probe- Stalldünger gedüngt
nähme
1875
Boden
dann ohne Dünger ungedüngt
7854 7854
1879
1881
1885
5775
6352
6814
5621
5775
6352
Luzerne 1870—1875
Rüben 1871-1877 j
Futtermais 1878 )
Esparsette 1879 -1881
Esparsette 1882-1883 1
Gras 1884-1885 i
Während demnach durch den Bau der Rüben und des Mais eine beträcht-
liche Verarmung des Bodens stattgefunden hatte, wurde derselbe durch den Anbau
von Esparsette und Gras nicht unbedeutend an Stickstoff bereichert. Der be-
treffende Zuwachs betrug seit 1881: 462 resp. 477 KU. pro ha.
Um den gesammten Gewinn festzustellen, ist es natürlich nöthig, die durch
die Ernten dem Boden entzogenen Stickstoffmengen zu kennen. Es wurden
deshalb die Ernten analysirt und dabei gefunden, daß die Stickstoffentnahme auf
der gedüngten Parcelle von 1882—1885 : 487, auf der ungedüngten 344 Kilo pro
ha betrug. Hiernach stellt sich die Berechnung des Gesammtgewinns, wie folgt:
Stickstoffgewinn Stickstoffgchalt Totalgewinn an
durch den Boden der Ernten Stickstoff
Im Ganzen pro Jahr
Kilo Kilo Kilo Kilo
Gedüngter Boden 462 487 949 237
Ungedüngter i 477 344 821 205
>) Vergl. A*. Won»,,. Die Tätigkeit niederer
Vieweg und Sohn.
») Diese Zeitschrift Bd. VI. 1883. 8. 16-Gi».
Organismen im Boden. Braunschweig 1883.
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Neue Liüeratur. 203
Ans diesen Zahlen kann gefolgert werden, daß der Boden des Versuchsfeldes
von Grignon sich an Stickstoff bereichert hat, während er mit perennirenden
Leguminosen und Grasern bestanden war.
Die Ursache der Bereicherung beruhe darauf, daß das Ammoniak der At-
mosphäre den Stickstoffgehalt vermehre (Schlösing), oder daß der Stickstoff der
Luft unter dem Einfluß niederer Organismen fixirt werde {Berthelot). Verf. glaubt,
daß überdies auch die in den Grundwässern auftretenden Nitrate hierbei eine
nicht zu vernachlässigende Rolle spielen. Diese würden, wenu die wasserführenden
Schichten nicht zu tief liegen, von den Wurzeln tiefwurzelnder Gewächse auf-
genommen oder durch Diffusion nach den nitratärmeren Schichten nach oben
geführt. Welches nun auch die Quellen für diese Aufspeicherung stickstoffhaltiger
Verbindungen seien, die alte Ansicht der. Landwirthe über die Verbesserung des
Wiesenbodens werde nach vorliegenden Versuchen bestätigt. E. W.
B. WaringUm. Ueber einige Veränderungen, welchen die stickstoff-
haltigen Substanzen im Roden unterliegen. A lecture delivered at South
Kensington on 16. April 1883. London. 1883.
In vorliegender Abhandlung liefert Verfasser an der Hand der in Rotham-
sted angestellten Kulturversuche einen Beitrag zu der Frage über die Herkunft
und die Veränderungen der stickstoffhaltigen organischen Bestandtheile des Bodens.
Der Boden des 38 Jahre hindurch mit Weizen bebauten und alljährlich mit den-
selben Düngemitteln gedüngten Broadbalk-Feldes zeigte folgende Verhältnisse.
Ungedüngt
Mineral-
Mineral-
Mineral-
Ammoniak-
dünger und
dünger und
dünger
salze
Ammoniak-
Ammoniak-
salze
salze
40« Pfund
200 Pfund
4on Pfund
Stalldünger
Durchschnittlicher jährlicher Ertrag (Körner und Stroh) per Acre, 1852—1881
% ff ff ff ff ff
2227 2394 3450 3954 5710 5695
Stickstoff, Procente, in den obersten 9 Zoll des Bodens')
0,092 0,098 0,103 0,111 0,121 0,184
Kohlenstoff, Procente, in den obersten 9 Zoll des Bodens»)
1,010 1,033
1,095
1.205
1,267
2,132
Stickstoff als Salpetersäure per Acre bis zu 27 Zoll Tiefe des Bodens 1 )
S U U 8 ff ff
16,3 25,1 33,8 29,4 40,1 51,8
Man sieht deutlich, daß der Gehalt des Bodens an Stickstoff und Kohlen-
stoff um so höher ist, je reichlicher die Ernte war. Analoge Verhältnisse zeigte
der Boden des kontinuirlich mit (ierste bebauten Feldes, wie aus folgenden Zahlen
hervorgeht :
') Oktober 1881.
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204
Physik des Bodens:
Ungedüngt
Super-
phosphat
Ammoniak-
salze
Superphos-
phat und
Ammoniak-
salze
Rapskuchen
»^tallilunger
Durchschnittlicher jährlicher Ertrag (Korn und Stroh) per Acre,
1852-81.
ff
ff
ff
ff
8
ff
2150
2604
3609
5368
5243
6040
Stickstoff, Procente, in den obersten 9 Zo\\ des Bodens 1 )
0,093
0,090
0,090
0,102
0,123
0,211
Kohlenstoff, Procente in den obersten 9 Zoll des Bodens 1 ).
1,021 | 0,957 | 1,026 | 1,060 | 1,327 | 2,486
Stickstoff als Salpetersäure bis zu 27 Zoll Tiefe des Bodens 1 ),
ff ff ff ff * t
16,9 | 19,2 | 22,9 | 27,6 | 32,1 j 45,5
Auch diese Zahlen lassen erkennen, daß der Stickstoffgehalt der Versuchs-
parzellen mit der Höhe der vorhergegangenen Ernte steigt Ein hoher Stickstoff-
gehalt ist aber stets von einem hohen Kohlenstoffgehalt begleitet, weshalb mit
Sicherheit geschlossen werden darf, daß der im Boden vorhandene Stickstoff zum
größten Theil in derselben Form vorhanden ist, in welcher er sich in den Ernte-
rückständen findet. Der Annahme, daß sich der Stickstoff in Form von Ammoniak,
und zwar von demjenigen der Düngungen mit Ammoniaksalzen herrührend im
Boden befindet, stehen rfußer dem vorerwähnten Grunde die Ergebnisse derjenigen
Versuche entgegen, welche in Rothamsted über die Zusammensetzung der Drain-
wässer angestellt wurden. Letztere zeigten, daß das von den Pflanzen nicht
assimilirte Ammoniak im Boden in kurzer Frist in Salpetersäure übergeführt wird,
welche alsdann einer Auswaschung durch die Drainwässer unterliegt
Zu den Feldfrtichten, welche am meisten geeignet sind, den Stickstoffvorrath
im Boden zu erhalten resp. zu erhöhen, gehören vornehmlich jene, welche die
größte Menge von Ernterückständen liefern. Die erste Stelle nehmen in dieser
Beziehung permanenter Graswuchs, Klee u. s. w. ein, während auf der anderen
Seite als Stickstofferschöpfer die Wurzelgewächse stehen.
Die die Veränderungen der stickstoffhaltigen organischen Stoffe im Boden
behandelnden Stellen in vorliegender Abhandlung können hier übergangen werden,
weil Verfasser hierbei vornehmlich auf die Drainwasseruntersuchungen in Rotham-
sted, sowie auf die Arbeiten von Deherain und Maquenne, Gayon und Dupetit,
über welche bereits in dieser Zeitschrift referirt wurde, zurückgreift. E. W.
v, Rautier, Die Dünen, ihre Befestigung und Bewaldung (russisch).
Zeitschr. für Land- und Forstwirtschaft (russisch). 1884. Petersburg.
•) März 1882
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Nene Litteratur,.
205
Der Verfasser behandelt im ersten Kapitel die Eigenschaft, die Entstehung,
Bewegung u. s. w. der Dünen. In Bezug auf die Höhe der Dünen an den Ufern
der Ostsee mögen folgende Zahlen fflr die zu Rußland gehörigen Gebiete gelten:
In der Nähe von Libau die Dünen: Kflppe-Kalus 72 m; Nagge-Kalus 40,5 m;
Plikke-Kalua 39,5 m. Im finischen Meerbusen bei Kronstadt finden sich Dünen
von 2-5,2; 23,4 und 15,3 m Höhe (Barometennessungen).
Zur Feststellung der Bewegung der Dünen wurden die Abstände von fünf
Kiefern gemessen und das Vorrücken der Düne nach drei Monaten gemessen.
Die Auswahl der Bäume erfolgte so, daß die Bewegung der Düne in allen ihren
Theilen verfolgt werden konnte. Es ergab sich die auch sonst beobachtete That*
sache, daß die Dünen am raschesten in der Mitte vorschreiten, während an den
beiden Flügeln die Bewegung eine viel langsamere ist. Die gefundenen Zahlen
sind folgende: 1 Kiefer 0,38 m; 2 Kiefer 0,66 m; 3 Kiefer 0,82 m; 4 Kiefer
0,16 m; 5 Kiefer 0,04 m.
Die folgenden Abschnitte behandeln die physikalischen Eigenschaften des
Dünensandes, das Verhalten gegen Wärme, Wasser, Korngröße u. s. w. Ueber
die Korngröße theilt Verfasser eine erhebliche Anzahl von Beobachtungen mit.
Er bestimmte dieselbe für sechs verschiedene Dünengebiete:
Dünen bei:
Korngröße Systerbeck
Narva Reval
Magnushof
Windau
Libau
(nnw Kronstadt)
(b. DUnamünde)
•
•/•
o/o
•/o
•/•
•/•
0,1-0,2 mm
19
51
57
4
40
0,2-0,3 »
37
44
4
43
42
53
0,3-0,4 »
21
4
11
31
3
0,4-0,5 »
18
1
19
20
4
0,5-0,6 »
2
19
2
0,6-0,7 »
2
22
1
0,7-0,8 »
1
11
0,8-0,9 9
7
0,9 — 1 mm u. mehr
7
Mittl. Größe d. Sandes 0,29
0,19
0,59
0,18
0,32
0,20
Durch Analyse
wurden die in Salzsäure löslichen Bestandteile festgestellt
Systerbeck Narva
Reval
Dünamündc
.Windau
Libau
Unlöslich in Salzsäure
98,03
97,52
98,21
99,21
92,45
98,45
Glüh verlust
0,31
0,57
0,44
0,16
0,64
0,28
In Salzsäure löslich :
Gesammtmcnge
1,97
2,48
1,51
0,79
7,55
1,55
Kalkerde
0,128
0,675
0,097
0,092
2,910
0,350
Schwefelsäure
0,023
0,020
0,010
0,030
0,034
0,047
Magnesia
0,085
0,150
0,087
0,055
0,238
0,082
Pbosphorsäure
0,040
0,072
0,014
0,013
0,006
0,024
Eisenoxyd u. Thonerde 1,355
0,696
0,826
0,422
0,616
0,531
206
Physik des Bodens:
Kieselsäure
Systerbeck
Narva
Reval
Dünamünde
Windau
Libau
X J IMMUN III OUIaüiIUI V
0 046
0 (IHR
0,070
0,023
0,071
0,041
2) löslich in Alkalien
0,725
0,320
0,635
0,465
0,583
0,647
Kohlensäure
0,122
0,355
0,076
0,072
2,178
0,239
Alkalien und Verlust
0,171
0,446
0,330
0,083
1,487
0,236
Es ergiebt sich
so, daß im
Ganzen
der Dünensand kein
armer Boden ist,
namentlich muß der hohe Kalkgehalt des Windauer Dünensandes auffallen; stehen
doch viele Sande des nordischen Flachlandes, die gut bewaldet sind, im Gehalt
an löslichen Stoffen erheblich hinter diesen Dünensanden zurück, nur der Wind
schaffit die Unkultur jener Gebiete. Ist die Bindung der Dünen erst gelungen,
so ist der Waldbestand meist erträglich; bisher sind im wesentlichen die Dünen
bei Libau und Windau aufgeforstet.
Von Interesse ist auch was der Verfasser über die Vegetation der Dünen
mittheilt. Er unterscheidet:
1. Pflanzen zwischen Strand und Vordünc (Halianthus peploides; Kakile
maritima).
2. Pflanzen in Dünenkehlen: Thymus serpyllum; Dianthus arenaria; Liuaria
vulgaris, Hieracium umbellatum, zahlreiche Sumpfpflanzen.
. Die Pflanzen der eigentlichen Dünen. Hier zeigt sich nun an Zahl der
Arten ein ganz erheblicher Unterschied. Während die ärmlichen Sande
von Reval und Dünamünde fast nur Elymus arenarius und Festuca rubra
var. arenaria tragen, finden sich bei Systerbeck noch: Festuca rubra, Calama-
grostis epigeios; Aira flexuosa; Empetrum nigrum, Campanula rotundi-
folia; Arctostaphylos uva ursi; Thymus serpyllum u. A. Selten findet sich
Salix acutifolia. Noch zahlreicher ist die Flora von Narva, wo sich außer
den meisten der vorgenannten Pflanzen noch finden : Galium verum, Veronica
spicata, Gnaphalium dioicum, Astragalus arenarius, Dianthus arenarius,
Arabis hirsuta und sehr reichlich Salix acutifolia.
E. Ramann (Eberswalde.)
H. Fischer. Beitrag zur mechanischen Untersuchung plastischer
Körper. Civil-Tngcnieur. 1885. N. F. Bd. XXXI, S. 481.
J. Soyka. Bakteriologische Untersuchungen Ober den Einfluß des
Bodens auf die Entwickelang von pathogenen Pilzen. 1. Mittheilung. Boden-
feuchtigkeit und Milzbrandbacilius. Fortschritte der Medicin. Bd. IV. 1886. Nr. 9.
J. B. Lawes und J. II. Gilbert. On some Points in tue Composition
of Solls. Journ. of the ehem. Soc. 1885. Vol. XLV1I. p. 380.
E. Laurent, Les Microbes dn Sol. Recherches experimentales sur leur
utilitd pour la croissance des vegetaux supeneurs. Bull, de l'Acad. R. de Belg.
3. Serie. T. XI. Nr. 2. 1886.
A. A. Schmied. Die Bodenlehre. Prag. 1886. Ottomar Beyer.
E. W. Dafert. Ueber das Wesen der Bodenkunde. Eine kritische
Studie. Undw. Jahrbücher. Bd. XV. 1886. S. 243.
«7. Erilh. Kritische Beitrage zur Kenntniß des Torfes. Jahrbuch d.
k. k. geol. Reichsanstalt in Wien. 1885. Heft 4 S. 677.
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II. Physik der Pflanze.
Mittheilungen aus dem agrikulturphysikalischen Laboratorium und Versuchs
felde der technischen Hochschule in München.
XXXVII. Untersuchungen über den Einfluß des spe-
eifischen Gewichts des Saatgutes auf das Produktions-
vermögen der Kulturpflanzen.
Von Professor Dr. E. Wollny in München.
Ueber den Einfluß des speeifischen Gewichtes des Saatgutes 1 ) auf die
Entwicklung und Erträge der Kulturpflanzen ist von F. Haberlandt %
Church\ C. Trommer A ), H. Hellriegel*) und PL Dietrich 6 ) eine Reihe
von Untersuchungen angestellt worden, in welchen die Erträge fast aus-
nahmslos zu Gunsten des speeifisch schwereren Saatgutes ausgefallen waren.
Indessen kann den Ergebnissen dieser Versuche insofern keine Beweis-
kraft beigemessen werden, als bei der Herstellung des Saatgutes, welche
durch Salzlösungen von verschiedenem speeifischen Gewicht bewirkt wurde,
auf die absolute Größe der Samen und Knollen keine Rücksicht genommen
wurde und in der Mehrzahl der Fälle, sicher in den Haberlandf scheu
Versuchen, das dichtere Saatgut zugleich das absolut schwerere war, wo-
durch die Vermuthung nahe gelegt ist, daß die in den Erträgen hervor-
getretenen Differenzen nur den Einfluß der zufälligen absoluten und nicht
') Vergl. Saat und Pflege der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Handbuch
für die Praxis. Von Prof. Dr. E. Woüny. Berlin 1885. Paul Parey.
«) Böhmisches Centralblatt für die ges. Landeskultur 1866. S. 4. - •) Prac-
tice with science, London 1865. S. 107. — *) Eldenaer Jahrbücher 3. S. 92. —
*) Zweiter Jahresbericht der Versuchsstation Dahme, 1859. 8. 71. - a ) Erster Be-
richt über einige Arbeiten der agrikultur-chemischen Versuchsstation in Heidau.
Kassel 1862. S. 40.
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203
Physik der Pflanze:
den der bestimmten specifischen Schwere der benutzten Samen zum Aus-
druck brachten.
Ein zuverlässiges Resultat wird offenbar nur in dem Falle zu er-
langen sein, wo die nach ihrem specifischen Gewicht getrennten Saatgut-
posten eine im Uebrigen, namentlich in Bezug auf Größe und Schwere,
gleiche Beschaffenheit besitzen. Untersuchungen, welche diesen Bedingungen
entsprechen, wurden vornehmlich von H. Hellriegel 1 ), welcher die Un-
zulänglichkeit seiner ersten Versuche späterhin eingesehen hatte, sowie
vom Referenten zur Ausführung gebracht.
IL HeUriegel schied aus einer größeren Quantität Gerste Körner ab,
deren specifisches Gewicht 1,255, 1,205 resp. 1,150 betrug und suchte
aus jeder dieser drei Portionen mit Hülfe der Wage die Samen aus,
welche lufttrocken zwischen 32 und 34, im Mittel also 33 mg wogen.
Die Kultur wurde in Glasgefaßen, welche mit Sand gefüllt waren, vor-
genommen. Letzterer wurde mit Nährstofflösung gedüngt. Das Ernte-
resultat stellte sich bei je 8 Pflanzen im Mittel von je 3 Gefäßen, wie
folgt:
Specifisches Gewicht
Ernte
der
Körner
Stroh
Je
ein Korn der Ernte
ausgesäeten Körner
Zahl
Gewicht
wog trocken
mg
mg
mg
1,255
143
3815
5308
26,7
1,205
159
4372
5938
27,5
1,150
149
3417
4907
23,0
In einem zweiten Versuch
wurde in
derselben Weise verfahren. Das
absolute Gewicht der Körner (Gerste) betrug hier 37 mg.
Specifisches Gewicht
Ernte
der
Körner
Stroh
Je
ein Korn der Ernte
ausgesäeten Körner
Zahl
Gewicht
wog trocken
mg
mg
mg
1,255
174
6490
6188
1,205
215
6275
5988
29,2
1,150
228
6664
6374
29,2
>) H. Hdlriegd, Beiträge zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des
Ackerbaues. Braunschweig 1883. S. 54.
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Einfl. d. spec. Gewichts d. Saatgutes a. d. Produktionsvermögen d. Kulturpflanzen. 209
In den vom Referenten ausgeführten Versuchen wurden Erbsen von
gleicher Größe ausgesucht und durch Salzlösung in specifisch schwere und
leichte geschieden. Diese wurden dann auf 25 : 25 cm in Quadrat-
stellung gedibbelt. C4 Pflanzen (pro 4qm Fläche) lieferten folgende Ernte-
m engen :
Varietät Spezifisches Gewicht
der Saatkörner
] größer als 1,310
} kleiner als 1,285
größer als 1,22
kleiner als 1,19
Viktoria-Erbse
Mai-Erbse
Ernte :
Körner
Stroh Spreu
gr
gr gr
902,2
1 286 97
848,8
1334 95
720,8
1958 -
757,7
2243
Die Resultate der von ff. Hellriegel 1 ) mit Kartoffeln in gleicher
Richtung ausgeführten zahlreichen Kulturversuche sind zur Beantwortung
vorliegender Frage insofern nicht verwerthbar, als die specirisch schwereren
Saatknollen in der Regel auch ein höheres absolutes Gewicht hatten und
daher der Einfluß der Dichte der Saatknollen auf die Ertrüge nicht mit
Sicherheit eruirt werden konnte. Als Resultat ergab sich übrigens aus
diesen Versuchen, daß die specirische Schwere der Saatknollen keinen
bemerklichen Einfluß Äußerte, weder auf die Entwickelung der daraus
hervorgehenden Kartoffelpflanze und deren Ertrag überhaupt, noch auf
die speeifische Schwere der Knollenernte im Besonderen. Aus letzterem
Satz läßt sich im Zusammenhalt mit der Thatsache, daß der Stärkemehl-
gehalt der Knollen mit dem speeifischen Gewicht steigt und fallt, folgern,
daß die Hoffnung, eine Kartoffelsorte durch Auswahl speeifisch schwerer
Saatknollen in ihrem Stärkegehalt erhöhen zu können, illusorisch ist.
In den vom Referenten durchgeführten Versuchen waren die Saat-
kartoffeln von verschiedenem speeifischen Gewicht von möglichst gleicher
Größe ausgelesen und in Abständen von 60 : 60 cm angebaut worden.
Die Resultate sind in folgender Tabelle enthalten:
•) H. Udlrkgd a. a. 0. S. 101.
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210 Physik der Tflanze:
Varietät
— " " " " ■ ■ — j
Zahl
dor
Pflan-
Mfl
Abnola-
r i
1 Spfcifl-
wicht d.
Saat- |
■ Ii.. „
knollcn
1
Krnte nach Zahl
Krnte nach Gewicht
10« ItO-
wicht d.
Anssaat
Kr
OD
2
(X
mittlere
'3
3
«
E
B
a
CO
»
e
E
&
irr
S
■
3
♦*
B
f
•
3
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B
M
irr
m
1
E
2
^rhov^rn •Ii i rf ARAm
»7" III \"lll IVill U UIL III
9 4 >
17 fi
1 15
1,1'»
6
60
30K
374
760
4300
8930
13990
1*77
ff
916
1,05
10
53
317
380
1230
3880
9160
14270
£%t £1:11911(1 I £Cr I\arl*
90
1 7 -,7
1 17
l,l <
12
70
197
279
2330
5990
7520
15840
1877
„
1649
1,08
8
64
191
263
1440
6220
83X0
16040
'Gleason-Kartoffeln
12
1720
1,097
10
48
90
148
1500
3510
2340
7350
1878
n
1605
1,075
52
67
124
1015
4245
2225
74-:.
Rothe runde Kart.
12
1225
1,115
13
68
118
199
1580
5480
2160
9220
1877
T»
1162
1,100
8
54
143
205
1060
3990
4820
9870
Regensburger Kart.
12
1X03
1,105
l
58
125
190
1137
5067
4625
10829
1878
n
1784
i
1,090
43
135
183
i
i 722
|
3697
1820
9239
Aus diesen verschiedenen Daten läßt sich die Schlußfolgerung ab-
leiten, daß das speeifische Gewicht des Saatgutes bei annähernd
gleicher Schwere der einzelnen Reproduktionsorgane auf die
Menge und Güte der Ernteprodukte keinen bemerkbaren Ein-
fluß ausübt.
Um ermessen zu können, ob das speeifische Gewicht des Saatgutes,
gleiche Größe und Schwere desselben vorausgesetzt, überhaupt sich von
Wirkung auf das Pflanzenwacbsthum erweisen werde, hat man vor Allem
die Beziehungen der Dichte zu der stofflichen Zusammensetzung der Re-
produktionsorgane in das Auge zu fassen. Nach den hierüber vorliegen-
den Untersuchungen wird mit Bestimmtheit angenommen werden können,
daß die Unterschiede in dem speeifischen Gewicht nicht auf die Menge
der im Samenkorn enthaltenen werthbildenden Stoffe zurückgeführt werden
können, sondern vornehmlich durch den anatomischen Bau und durch die
Art der stofflichen Einlagerung bedingt sind. Aus diesem Grunde wird
aus der Höhe des speeifischen Gewichtes der Werth des Saatgutes hin-
sichtlich der Produktionsfähigkeit der aus demselben sich entwickelnden
Pflanzen nicht festgesetzt werden können; denn es ist ganz und gar von
der Organisation des Samenkornes abhängig, ob dasselbe bei höherem
oder niederem speeifischen Gewicht die größere Menge der das Pflanzen-
wachsthum fördernden Stoffe in sich einschließt. Es wird daher ans
einem speciellen Fall, in welchem ein höheres spccifiscb.es Gewicht des
Saatgutes eine bessere Entwicklung der Pflanzen veranlaßt hat, nicht
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Einfl. d. spec. Gewichts d. Saatgutes a. d. Produktionsvermögen d. Kulturpflanzen. 211
die Schlußfolgerung abgeleitet werden dürfen, daß hier eine Gesetzmäßig-
keit zu Grunde liege. Das höhere specih'sche Gewicht wird nur unter
der Bedingung, daß es durch eine reichlichere Menge von werthvollen •
Reservestoffen hervorgerufen wird, oder daß die betreffenden Reproduk-
tionsorgane gleichzeitig mit anderen vorzüglichen Eigenschaften ausgestattet
sind, dem Wachsthum und dem Produktionsvermögen der Pflanzen Vor-
schub leisten. Die in dieser Richtung sich geltend machenden Erschei-
nungen lassen sich am besten an dem glasigen und mehligen' Weizen,
sowie an den rauh- und glattschaligen Kartoffeln einer und derselben
Varietät demonstriren.
Den ersteren Fall anlangend, so ist durch die bisherigen Beobach-
tungen der Beweis geliefert worden, daß die glasigen Weizenkörner
ein höheres speeifisches Gewicht besitzen, als die mehligen.
So fand z. B. Nowacki:
Absolutes Gewicht Speeifisches Gewicht
(100 Körner)
mehlige Körner 4,7570 gr 1,3533
glasige ,. 5,0139 „ 1,4264
In den Versuchen des Referenten stellten sich die betreffenden
Unterschiede, wie folgt, heraus:
Gewicht von Volumen Speeifisches
100 Körnern Gewicht
Cujavischer [ mehlige Körner 3,23 gr 2,345 cem 1,3772
Weizen I glasige „ 3,41 „ 2,390 „ 1,4265
Kaiser- f mehlige Körner 4,53 „ 3,314 „ 1,3666
Weizen l glasige „ 4,69 „ 3,284 „ 1,4283
Die aus diesen Zahlen sich ergebenden Unterschiede in dem speci-
fiseben Gewicht sind auf Grund der mikroskopischen Untersuchung darauf
zurückzuführen, daß die - Stärkekörner in den glasigen Zellen durch
stickstoffhaltige Zwischensubstanz dicht und fest an einander gefügt sind,
während sich zwischen den Stärkekörnern der mehligen Körner mit Luft
erfüllte Hohlräume befinden. Daß die Unterschiede in dem spe-
eifischen Gewicht glasiger und mehliger Körner durch die Art der
stofflichen Einlagerung und nicht durch die Qualität der das Endo-
sperm zusammensetzenden Bestandtheile bedingt sind, ergiebt sich einfach
aus der Thatsache, d»ß die glasigen Köroer von den speeifisch leichteren
Digitized by Google
212
Physik der Pflanze:
Eiweißsubstanzen (1,297) größere, von dem schwereren Stärkemehl (1,53)
geringere Mengen enthalten als die mehligen Früchte und demnach leichter
• sein müßten wie diese.
Wie von NotcacJci dargethan wurde, kommt der vergleichsweise höhere
Stickstoffgehalt der glasigen Früchte den aus denselben sich entwickelnden
Pflanzen nicht unwesentlich zu statten, indem diese ein kraftigeres Wachs-
thum aufzuweisen haben, als diejenigen, welche von mehligen Körnern
abstammen. Somit war in diesem Falle das durch Einlagerung von
Eiweißstoffen hervorgerufene höhere specifische Gewicht des Saatkornes
mit einer Erhöhung des Produktionsverraögens der betreffenden Pflanzen
verbunden gewesen.
Bezüglich des zweiten oben angedeuteten Beispiels ist anzuführen,
daß bei manchen Kortoffelsorten, deren Knollen eine rauhe Schale besitzen,
nicht selten in manchen Jahren in größerer Menge glattschalige Knollen
auftreten. Untersucht man beide Sortimente auf ihr speeifisebes Gewicht,
so zeigen letztere ein niedrigeres specitisches Gewicht und dem entsprechend
einen geringeren Stärkemehlgehalt als erstere. In den mit einer größeren
Zahl von Knollen vom Referenten angestellten Untersuchungen wurde
das specifische Gewicht, welches bei jeder einzelnen Kartoffel festgestellt
wurde, im Mittel wie folgt gefunden.
Varietät.
Glattschalige
1874. Regensburger Kartoffel
1874. Sächsische Zwiebel- „
1875. Regensburger „
1875. Sächsische Zwiebel-
»♦
1,108
1,111
1,112
1,101
Knollen.
1,092
1,098
1,101
1,085
Mit den untersuchten Knollen wurden demnächst Anbauversuche ge-
macht, deren Resultate aus den folgenden Tabellen erhellen (I rauhscbalig,
II glattschalig). ,
Kartoffelsorte
GröSe
der
Parielle
qm
Boden-
raum
pro
Pflanz«
M cm
Zahl
der
Man-
ien
Saat-
qnan-
tum
1
Sächsische I
7,2
3600
20
1000
Zwiebel II
»
»
1012
Regens- I
7,2
3600
20
1920
burger II
»
»
»
1912 1
Ernte nach Zahl
S
17
8
I
B
40
22
c
m
1
e
a
CD
Ernte nach Gewicht
i
KL
—
174
196
17 301 29
11 | 28 127
231 2462
226 1082
146 ^330
166 1410
3410
1523
"8
g
I
6206
6140
12078
8745
2840 5310 10480
2342|5632| 9384
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i
Einfl. d. spec. Gewichts d. Saatgutes a. d. Produktionsvermögen d. Kulturpflanzen. 213
Diese Zahlen vermitteln die Thatsache, daß die Ernte von rauh-
schaligen Saatknollen quantitativ und qualitativ besser ist
als die von gl attschaligen.
Ohne näheres Eingehen auf die sonstigen Unterschiede in der Be-
schaffenheit des Saatgutes könnte man sich veranlaßt fühlen, die Ursachen
der hervorgetretenen Ertragsdifferenzen in dem verschiedenen specifischen
Gewicht, resp. Stärkegehalt des Saatgutes zu suchen. Eine solche Annahme
würde indessen den thatsächlichen Verhältnissen wohl nur zum Theil
entsprechen, da die Unterschiede in den Stärkemengen der Saatkartoffeln
relativ nicht bedeutend sind und die Dichte der Saatknollen bei gleicher
Beschaffenheit derselben nach den oben mitgetheilten Versuchen in den
Erträgen nicht zum Ausdruck gelangt.
Es müssen daher in dem angezogenen Falle andere Ursachen mit-
gewirkt haben, und diese sind in der von den Eigenschaften der Varietät
abweichenden Beschaffenheit der glattschaligen Knollen zu suchen. Während
nämlich die Knollen der sächsischen Zwiebel- und der Regensburger Kar-
toffel von mehr kugeliger Gestalt, waren die abgesonderten glattschaligen
Kartoffeln dieser Varietäten länglich und trugen somit die Zeichen der
Ausartung an sich. Da nun letztere gewöhnlich aus inneren Ursachen
mit einer Verminderung des Ertragsvermögens verknüpft ist, so lassen
sich ungezwungen die in vorbezeichneten Versuchen hervorgetretenen Diffe-
renzen auf diese Verhältnisse zurückführen. Dazu kommt, daß die ausge-
arteten Knollen eine größere Zahl von Augen hatten als die rauhschaligen,
wodurch nach anderweitigen Erfahrungen 1 ) die Produktionsfähigkeit der von
ihnen stammenden Pflanzen ebenfalls eine Beeinträchtigung erfahren mußte.
Die angeführten Beispiele zeigen, daß ein höheres specifisches Gewicht
des Saatgutes, wenn dasselbe durch vermehrte Einlagerung werthvoller
Stoffe bedingt oder mit sonstigen für die Pflanzenentwickelung günstigen
Eigenschaften verknüpft ist, allerdings für die Ertragshöhe belangreich
werden kann. Aus solchen in den Nebenumständen genauer bekannten
Fällen wird aber keine allgemeine Regel abgeleitet werden dürfen, da
nach Obigem das specifische Gewicht auf die stoffliche Zusammensetzung
oder sonstige Beschaffenheit des Saatgutes 2 ) keine Schlußfolgerungen zu-
») Vergl. E. Wollny, Saat und Pflege etc. S. 117.
*) Mit Ausnahme der Kartoffeln, bei welchen bekanntlich im Durchschnitt
der Stärkemehlgehalt mit dem specifischen Gewicht der Knollen steigt und fällt.
E Wollny. Forschungen IX . 15
Physik der Pflanze:
läßt und daher dasselbe bei geringerer Dichte werthvollere Einschlüsse be-
sitzen kann als bei größerer.
Im Allgemeinen wird angenommen werden können, daß die durch
das specifische Gewicht hervorgerufenen Unterschiede in den Reservestoff-
mengen gleich großer und schwerer Reproduktionsorgane von Pflanzen, die
auf einem und demselben Felde gewachsen sind, in der Regel nur gering
sein werden. In diesem Falle wird die procentische Zusammensetzung
des gewonnenen Saatgutes mit wenigen Ausnahmen die gleiche sein und
demgemäß bei gleicher absoluter Schwere und demselben Wassergehalt
die absolute Menge der eingeschlossenen Baustoffe trotz verschiedener
Dichte der betreffenden Organe selbstredend keine Unterschiede aufzu-
weisen haben. Bei gleicher Größe, d. h. bei demselben Volumen wird
unter gleichen Bedingungen zwar das Saatgut um so größere Mengen
von Reservestoffeh enthalten, je höher dessen specifisches Gewicht ist, aber
die bezüglichen Differenzen werden nur geringe sein können, da die Dichte
nur unbedeutenden Schwankungen unterliegt. Aus diesen Verhältnissen
erhellt in Rücksicht auf die Abhängigkeit des Pflanzenwachsthums von
den im Saatgut enthaltenen Reservestoffmengen, daß das specifische Ge-
wicht des Saatgutes für das Wachsthum und die Erträge der Kulturge-
wächse, wie die Eingangs mitgetheilten Versuchsergebnisse hinlänglich dar-
thun, ohne Bedeutung ist.
Daß die Erträge mit dem specifischen Gewicht des Saatgutes in
keinerlei Zusammenhang stehen, daß dieselben sich aber streng richten
nach dem absoluten Gewicht der Reproduktionsorgane, geht namentlich
recht schön aus den citirten IIcUricgcNchen Versuchen hervor. Es mögen
daher die besonders lehrreichen Beispiele hier eine Stelle finden.
Varietät
Specifisches
Gewicht
Absolutes
Gewicht
Ernte
pro Parcelle
der Saatknollen.
Englische Rostbeafkartoffel
f 1,090
1,060
gr
1503
2005
9075
10855
11730
12030
7390
7200
Rothe von Lastig .
1,107
1,070
1,085
1,063
1793
2105
1G28
1688
Linn, d. spec. Gewichts d. Saatgutes a. d. Produktionsvermögen d. Kulturpflanzen. 215
Varietät
Frühe niedrige rothe .
Große Orange . . .
Weißfleischige Zwiebel
Specifisches Absolutes
Gewicht Gewicht
der Saatknollen.
1,087
1,060
1,078
1,062
1,106
1,063
3405
2700
5222
4000
2525
1390
Ernte
pro Parcelle
gr
14295
12090
13880
11235
12205
9900
Bei Betrachtung dieser Zahlen wird man keinen Augenblick im
Zweifel sein können, daß der voranstehende Ausspruch über den Werth des
specirischen Gewichtes für die Beurtheilung der Saatgutqualität voll-
berechtigt ist.
Was schließlich die vielfach verbreitete Ansicht betrifft, daß das
specifische Gewicht an sich ohne Berücksichtigung der Größe und Schwere
des Saatgutes für das Ertragsvermögen maßgebend sei, so geht bereits
aus den bisher angeführten Daten die Unhaltbarkeit derselben hervor. Daß
das specifische Gewicht des Saatgutes als solches in keiner gesetzmäßigen
Beziehung zuder Höhe des Ertrages stehen kann, ergiebt sich schon aus
der einfachen Erwägung, daß dasselbe ein relatives Verhältniß (das des
Volumens zur Schwere) und keine absolute Größe ausdrückt. Aus diesem
Grunde ist das . specifische Gewicht an sich für die Menge der in den
Reproduktionsorganen auftretenden Reservestoffe, von welchen das ganze
Wachsthum der Pflanzen beherrscht wird, völlig belanglos. Ein kleines
Samenkorn kann zwai unter Umständen ein höheres specifisches Gewicht
als ein großes besitzen, aber die größere Dichte kommt dem ersteren hin-
sichtlich der absoluten Menge der Baustoffe nicht zu Gute, wie deutlich
aus nachstehenden Zahlen ersichtlich ist.
15*
Digitized by Google
216
Physik der Pflanze:
100 Körner enthalten in Gramm:
Roggen
Raps Erbsen Erbsen')
Ii ii
große
Körner
kleine
Körner
' große
Körner
kleine
Körner
j große
Körner
kleine
Körner
große
Körner
kleine
Körner
SpecifischesGewicht
1,3869 1,3918
1,0393
1,1141 1,4005
1,4127 !| 1,342
1,360
Absolutes Gewicht
2,93 gr 1,12 gr
0,554 gr
0,336 gr
43,lgr 1 1,5 gr 1 37,2 gr|l 5,7 gr
»» ö^ijt-i • • • • •
Eiweißstoffe . . .
StickstofffrcieStoffe
Fett
Rohfaser ....
0,305
0,496
j 2,029
0,060
0,057
0,122
0,192
0,824
0,043
0,027
0,031
0.097
0,093
0,274
0,036
0,022
0,020
0,064
0,060
0,157
0,023
0,013
i
5,086
11,939
122,671
1
2,069
1,293
1,609
4,074
7,511
0,899
0,420
4,970
9,364
22,484
1,468
1,677
' 1,038
1,524
3.701
7,961
0,524
0.957
0,388
Auch in diesen Zahlen spricht sich keine gesetzmäßige Beziehung
zwischen der Dichto und der stofflichen Zusammensetzung der Samenkörner
aus, dagegen ergiebt sich mit voller Deutlichkeit, daß die absolute Schwere
in geradem Verhältnisse zu der Menge der werthbildenden Bestandteile
des Saatgutes steht und daß diese daher bei Beurtheilung der Güte des
letzeren allein in Betracht kommt.
Als Endergebniß folgt aus dieser Darlegung, daß das speeiflsche Ge-
wicht der Reproduktionsorgane auf die Ertrüge der Kulturpflanzen keinen
merklichen Einfluß ausübt.
') Nach G. Marek'* Untersuchungen.
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Neue Litteratur.
217
Heue Litteratur.
M. Westerniaier. Zur physiologischen Bedeutung des Gerbstoffs in
den Pflanzen. Sitzgsber. der Berl. Akad. d. Wiss. Sitzung vom 3. Dezember
1885. Mit einer Tafel.
Anknüpfend an die Beobachtungen Pringsheim's u. A. über das Auftreten
von Gerbstoff in den Chlorophyllkörperu gewisser Algen verfolgt Verf. das Auf-
treten von Gerbstoff im assimilirenden Gewebe der Blätter im vegetationskräftigen
Zustande und in der Vorbereitung zum Abfall. Für die Assimilationszellen zahl-
reicher Arten wurde Gerbst off reaktion gefunden, jedoch enthalten nicht allein diese,
sondern auch die Gefäßbündelscheiden und zahlreiche Elemente des Leptoms und
Hadroms Gerbstoff. Herbstlich verfärbte Blätter sind an Gerbstoff verarmt.
Kingelung hat Anhäufung von Gerbstoff in den Blättern zur Folge. Verf. ist
geneigt, dem Gerbstoff eine größere physiologische Bedeutung zuzuschreiben, und
nimmt speziell an, der Gerbstoff müsse bei manchen Pflanzen als Assimilations-
produkt betrachtet werden und bewege sich von hier aus in die übrigen Pflan-
zentheile. C. K.
G, Volkens, Zur Flora der ägyptisch- arabischen Wüste. Sitzgsber.
des Berl. Akad. d. Wiss. Sitzung vom 28. Januar 1886.
In dieser vorläufigen Mittheilung berichtet Verf. über einen Theil der
Beobachtungen, die er bei längerem Aufenthalte in Aegypten an den Pflanzen
der Wüste, namentlich in anatomisch -physiologischer Beziehung gemacht hat.
Die Vegetationsbedingungen sind ja dort so extremer Natur, daß man erwarten
muß, an der Wüstenflora ganz besondere Anpassungen zu finden.
„Salz, Hitze und Wassermangel sind die Elemente der Wüste. M Jene Arten,
deren Dauer auf die Regenzeit beschränkt ist, haben gut entwickelte Blätter von
zartem Bau, mit nicht tief gehenden Wurzeln. Die länger ausdauernden Pflanzen
entwickeln oft ungemein lange, senkrecht abwärts wachsende Wurzeln. Besonders
interessant ist die Coloquinthe, welche große zarte Blätter hat und trotzdem mit
Hilfe der enormen Wurzellänge den ganzen Sommer über ungeschädigt vegetirt.
Bei manchen Erodien sind die Wurzeln stellenweise angeschwollen. Verf. hält
diese knolligen Bildungen für wasserspeichernde Organe, welche einen Theil des
Wassers für die Blätter hergeben. — Reaumuria hirtella ist ein kleiner Strauch,
dessen Blätter während und unmittelbar nach der Regenzeit ein hygroskopisches
Salzgemisch ausscheiden, was ihnen die Möglichkeit schafft, in der folgenden Pe-
riode der Dürre die in der Luft dampfförmig vorhandene Feuchtigkeit tropfbar
flüssig niederzuschlagen und für ihr Fortbestehen zu verwerthen. Uebrigens
kommen ähnliche Fälle in der Wüstenflora öfter vor.
Als Schutzmittel gegen übermäßige Transpiration dient die Reduzirung der
Verdunstungsflächen, Einrollung und Rundung der Blätter, Wachsbedeckung,
Ausfüllung des Lumens mit t'elluloseschleim, vielleicht auch Gerbstoffablagerung,
besonders in den Epidermiszellen, die (todten) Haare vermindern die Filzbedeckung,
die Transpiration, Erwärmung und Abkühlung, sie befördern die F'ixirung des
nächtlichen Thau's. Die Sekretion ätherischer Oele, deren Dämpfe innerhalb des
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218
Physik der Pflanze:
Haargewirrs festgehalten werden, vermindert gleichfalls die Absorption und Emission
der Warmestrahlen.
Bei vielen Wüstenpflanzen finden sich wasserspeichernde Elemente. Theils
ist die Epidermis dieser Funktion angepaßt, besonders auffällig bei Mesem-
bryanthemum mit den bekannten großen Blasen, welche die Pflanzen auf lange
Zeit mit Wasser versorgen, bis die Samen gereift sind, theils finden sich Wasser-
reservoire im Innern der Blätter und Stengel, öfter in ganz besonderer Weise
ausgebildet, z. B in den cylindrischen Blättern oder Internodien von Zygophyllum,
Salsola-Arten u. 8. w., wo sich concentrische Schichten mächtigen Speichergewebes
um den Gefäßbündelstrang lagern, außen von einem dünnen Belag assimilirender
Zellen nebst Epidermis bedeckt. C. A'.
Fi P. Dehörain u. L. Maquenne. Recherches sor la respiration
des fenilles ä l'obscnritl. Ann. agron. T. XII (1886) No. 4. p. 145-199.
VerfF. stellten sich zur Aufgabe, zur exakten Ermittelung des Gaswechsels
der Pflanzen, des Verhältnisses zwischen absorbirtem Sauerstoff und abgegebener
Kohlensäure, durch vorgängige genaue Prüfung der anzuwendenden Methoden zu
gelangen. Mit Ausbildung und Prüfung dieser beschäftigt sich die vorliegende
Abhandlung vorzugsweise, außerdem enthält dieselbe zahlreiche kritische Aus-
führungen gegen die Untersuchungen von Bonnier und Mangin, welche gleichfalls
das Verhältniß Q * zn ermitteln versucht hatten. Bezüglich der Beschreibung
und Kritik älterer und neuerer, den Vertf. eigenthümlicher Methoden muß auf das
Original verwiesen werden, und sei hierüber bloß Folgendes bemerkt.
I. Die analytischen Bestimmungsmethoden der bei diesen Untersuchungen
in Betracht kommenden Gase, Sauerstoff und Kohlensäure.
II. Die Untersuchungsmethoden, kritisch erläutert.
1. Die Methode des begrenzten Luftvolums. Die Pflanzen verweilen in
einem bekannten Luftvolum, dessen Zusammensetzung vor und am
Schluß des Versuchs ermittelt wird. Diese Methode ist von den meisten
Beobachtern angewandt, wird aber gleichwohl von den Verff. sehr be-
anstandet und namentlich wegen der Kohlensäureabsorption für die
unexakteste erklärt.
2. Die Methode der beständigen Lufterneuerung. Durch den Apparat cir-
culirt beständig ein Strom kohlensäurefreier Luft. Aber diese Methode
gestattet zwar die produzirte Kohlensäuremenge, nicht das Verhältniß
—q 2 zu ermitteln.
3. Die Methode von Mayer und Wolkoff. Diese, wobei die abgesperrte
Atmosphäre durch absorbirende Mittel kohlensäurefrei gehalten wird, ist
vorzüglich.
4. Die Methode der Anwendung luftleeren Raumes. Diese wurde haupt-
sächlich benützt und besteht darin, daß die Gase der Versuchsblätter
bei Beginn des Versuchs ausgepumpt werden; nach dem Verweilen der
Blätter in einem abgesperrten Luftvolumen wird das Auspumpen wieder-
holt und die Zusammensetzung der durch die Athmung veränderten
Luft bestimmt.
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Neue Litteratur. 219
5. Die Compensationsmethode. Diese wurde neben der vorigen angewandt.
Die Blätter befinden sich in einem Glasbehälter, dem von Zeit zu Zeit
Luftproben zur Analyse entnommen werden, während von Außen wieder
normale Luft zum Ersatz des entzogenen Luftvolums eintreten kann.
Auf die Gase, welche die Blätter absorbiren, braucht bei dieser Methode
keine Rücksicht genommen zu werden, da sich ein Gleichgewichtszustand
zwischen den absorbirten Gasen und jenen der äußeren Luft herstellt.
Eine Methode, welche die Innenluft der Blätter außer Acht läßt, liefert
CO
unbrauchbare Resultate, da das so ermittelte Verhältniß -~ nur scheinbar dem
reellen entspricht und je nach den Umständen, die auf die Kohlensäureabsorption
durch die Blätter einwirken, sich ändert Namentlich wechselt das Verhältniß
mit der Menge der im Apparate vorhandenen Blattsubstanz , mit der auch die
Kohlensäureabsorption steigt, z. B.:
Dichte der Füllung (Verhältniß des Blattgewichts zur Volumeinheit des Apparats) :
Temperatur 35° 0»
_!_ _L J_ _L JL 1
5 10 20" 5 10 20
1.16 1.19 1.28 1.02 1.10 1.08.
Die von den Blättern zurückgehaltene Kohlensäure ist im Zellsaft gelöst,
und führt auch die Besprechung der Löslichkeitsverhältnisse zur Aufklärung ab-
weichender Versuchsergebnisse.
In Anwendung dieser Methode geben Verff. vorerst die folgenden Sätze:
CO
1. Das Verhältniß ist unabhängig von der Dauer des Aufenthalts
der Blätter im Dunkeln.
2. Es ist in sehr weiten Grenzen unabhängig von dem Partiärdruck des
Sauerstoffs und der Kohlensäure in der umgebenden Atmosphäre.
8. Es wächst mit der Temperatur. Im Mittel ergab sich:
Evonymus japonicus Pinus silvestris Pinus austriaca
Temperatur '35° 35" Ö°* 35°""" ö~ ü
CO
1.20 1.07 1.05 0.92 1.06 0.88.
4. Wie aus den mitgetheilten Werthen zu ersehen, überschreitet das Ver-
hältniß -^1 gewöhnlich die Einheit.
Eine Absorption von Stickstoff während der Respiration der Blätter fand
nicht statt. C. K.
L. Brasse, Disttolution de Uamldon dans les fenilleM. Annal. agron.
T. XII (1886), No. 4, p. 200-203.
Die Blätter enthalten ein diastatisches Ferment, welches unter gewissen
Bedingungen nicht verkleisterte Stärke in reduzirenden Zucker umzuwandeln
vermag. Bei 50 und 57« tritt keine Verzuckerung ein, wohl aber bei 34° und
42°. Höherer als Atmosphärendruck scheint die Umbildung der nicht verkleisterten
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220
Physik der Pflanze:
Stärke zu befördern. Die Menge der angewendeten Stärke ist ohne Einfluß auf
die Stärke der Umbildung, nur wird die Grenze, welche eine Funktion der Ver-
dünnung ist, rascher erreicht. Fugt man Wasser zu, so setzt sich die Umbildung
fort, der Zucker nimmt der Volumvermehrung entsprechend zu. Deutlich ergiebt
sich der Einfluß des bereits gebildeten Zuckers auf die Umbildung der übrigen
Stärke, wenn der Zucker in dem Matte seiner Bildung durch Dialyse gleich ent-
fernt wird: die Verzuckerung nimmt zu. C. K.
G. Schröder» lieber die Austrocknnngsfähigkelt der Pflanzen. Unter-
suchungen aus dem botanischen Institut zu Tübingen Bd. II. Heft 1, p. 1—52.
Während die Körper der Phanerogamen und Gefäßkryptogamen (mit wenigen
Ausnahmen) durch Austrocknung getödtet werden, vertragen jene niederer Pflanzen
vielfach ein vollständiges Austrocknen an der Luft und zum Theil selbst über
Schwefelsäure sehr gut. Es handelt sich meist um Anpassungserscheinungen,
welche selbst bei nahe verwandten Pflanzen in verschiedenem Maße ausgebildet
sind und die Aufmerksamkeit schon vieler Forscher beschäftigt haben. Verf.
liefert eine sorgfältige Zusammenstellung dieser Daten, mehrfach durch eigene
Versuche bereichert. Indem wir bezüglich der älteren Angaben auf das Original
verweisen, entnehmen wir an der Hand der Inhaltsübersicht den Versuchen de»
Verf. das Folgende.
Phanerogamen und Gefäßkryptogamen.
1 cm langen turgescenten Endsprossen von Sedum elegans konnten bis
75.3°/o ihres Frischgewichts durch Verdunstung entzogen werden, ohne
daß sie ihre Lebensfähigkeit einbüßten.
Blätter von Echeveria secunda mit 94.4 o/o Wasser blieben bei einem
Verluste von 75.7 °/o = 80.0 °/o des Wassergehalts lebendig; bei einem
Verluste von 78.3 °/o = 82.8 °/o des Wasserstoffgehalts starben sie.
Endspitzen von Asperula odorata wurden durch den Verlust von 61.5° *
ihres Frischgewichts (72.4 °/o des Wassergehalts) nicht getödtet.
Blätter von Parietaria arborea mit 83.7 0r o vertrugen bis 44.9 °/o Ge-
wichtsverlust ohne abzusterben; selbst bis 50 °o Verlust tödtete sie erst
theilweise.
Fuchsiablätter mit 88.8 °/o Wasser ertrugen ohne Schaden 35 und
36°/o Wasserverlust; bei 54 und 50°'o gingen sie in ihrem oberen Theil,
bei 61.4 °/o zur Hälfte, bei 77.5 °/o gänzlich zu Grunde.
Blätter von Limnanthemum nymphaeoides mit 87.3 °/o Wasser litten
nicht durch bis 62°/o Abnahme; bei 68.2°/o starben sie halb, bei 80.6° o
Gewichtsverlust ganz.
Wurzeln von Maiskeimlingen wurden durch eine Wasserabnahme von
63.7 bis 70.8 theilweise, durch eine solche von 74.9 oder 76.7 gänzlich
vernichtet.
Samen.
Von einigen Getreidearten wurden unreife Aehren gesammelt und an
der Luft getrocknet, theilweise unter den Exsiccator über Schwefelsäure
gebracht. Obwohl die Samen noch nicht die Hälfte des Trockengewichts
reifen Samens erlangt hatten, keimten die lufttrockenen Körner doch
säromtlich, ebenso nach 11 und 12 Wochen Aufenthalt im Exsiccator. Hier-
Neue Litteratur.
221
durch hatte Gerste nur etwa 1, Spelz 2, Triticum durum 0.5 °/o Wasser
behalten. Die Gerstenkörner keimten 2 Tage nach dem Befeuchten fast
alle, die übrigen einige Tage später; bei Spelz begann die Kcimuug nach
3 und schloß nach 6 Tagen. Weizen keimte langsam und zu verschiedener
Zeit, die letzten erst nach 27 Tagen. — Nur bei ganz jungen Stadien von
Gerste und Weizen, wo die Keimung noch mehr verzögert war, hatten die
Körner zum Theil die Keimfähigkeit verloren.
Sporen der Gefäßkryptogamen.
Lebermoose.
Laubmoose.
Mit diesen hat Verf. verschiedene Versuche angestellt. Die Moose sind
theilweise außerordentlich widerstandsfähig gegen Austrocknung.
Algen.
Schizophvceen.
Pilze.
Flechten.
Spaltpilze.
In den Zellen getrockneter (nicht getödteter) Pflanzen wurde das Auftreten
ton Luft beobachtet.
Die Ursachen der Resistenz gegen die weitgehendste Wasserentziehung sind
nnbekannt, es wird sich aber vor Allem um specitische Eigenschaften des Proto-
plasmas handeln.
Ob die Wasserentziehung rascher oder langsamer geschieht, hat dann großen
Einfluß, wenn die gewöhnlichen vegetativen Zellen durch Austrocknen vernichtet
werden und nur Dauerzustände persistiren, die sich erst beim langsamen Aus-
trocknen bilden können. Im Uebrigen aber, bei Organismen, die überhaupt der
Austrocknung fähig sind, scheint es -ohne Belang zu sein, ob die Wasserentziehung
langsam oder rasch eintritt, wenigstens sprechen hierfür die Versuche des Verf.
mit Oscillaria und Grimmia. Ebenso beobachtete er keinen Unterschied, ob die
ausgetrockneten Objekte rasch oder langsam mit Wasser versehen wurden, wie
dies für gewisse Fälle angegeben wird.
Der Nutzen der Resistenz gegen Austrocknung ist deutlich: die betreffenden
Spezies können sich an Standorten erhalten, die wegen häufigen Feuchtigkeits-
mangels für andere unbewohnbar sind; außerdem sind die ausgetrockneten Or-
ganismen auch gegen andere äußere Einflüsse, wie extreme Temperaturen, weit
weniger empfindlich, wodurch ihre Lebensdauer verlängert wird. Bei einigen
Samen, Sporen und Ruhezuständen ist vorübergehende Austrocknung nothwendige
Bedingung der Weiterentwickelung. G. K.
O. Warburg. Ueber die Bedentang der organischen Sänreii für den
Lebensprozess der Pflanzen (speziell der sogenannten Fettpflanzen). Unter-
suchungen aus dem botanischen Institut zu Tübingen. Bd. II. Heft 1, p. 53— 150.
Nachdem von verschiedenen Forschern die Säurebildung in den Pflanzen,
besonders Fettpflanzen, neuerdings in Untersuchung genommen, aber nicht zur
Klarheit und Uebereinstimmung der Thatsachen und Schlüsse geführt worden war,
mußte es wünschenswerth erscheinen, diesem Gebiete fortgesetzte Arbeit zu widmen.
Wenn auch zur Zeit noch in vielen Punkten hypothetische Ausführungen vor-
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222
Physik der Pflanze:
herrschen, gelang es doch dem Verf. in vielen Punkten Aufklärung zu schaffen
und den thatsächlichen Bestand wesentlich zu erweitern.
lieber die vorläufige Mittheilung des Verf. ist bereits in dieser Zeitschrift
referirt. l ) Der Abhandlung selbst, welche mit der Litteraturübersicht und Kenn-
zeichnung des derzeitigen Standpunktes beginnt, sei Folgendes entnommen.
I. Eine fundamentale Bedeutung hat es, festzustellen, ob die Prozesse der
Säurebiltlung und Säurezersetzung nur zeitweise oder immer, je für sich, oder
mit einander vorkommen. Das Maximum der Säurezunahme im Dunkeln lag in
den Versuchen des Verf. bei ca. 13° C; bei 0° und 38° findet kaum mehr Säure-
zunahme statt. Es ist ganz unwahrscheinlich, daß das Optimum und Maximum
so tief liegt; man muß annehmen, daß gleichzeitig Entsäuerung stattfindet, welche,
mit steigender Temperatur stärker werdend, der Ansäuerung entgegenwirkt.
Zwischen Entsäuerung und Säureabnahme ist wohl zu unterscheiden; die Säure-
abnahme ist nur die Resultante aus An- und Entsäuerung. — Auch die Ansäuerung
ist nicht auf die Nacht beschränkt; sie dauert viel länger als eine Nacht, unter
Umständen tagelang und findet auch im Lichte statt, so daß z. B. im schwächeren
Lichte Blätter von Fettpflanzen Aber Tage säurcreicher werden können. — Je
nach Temperatur, Ernährungszustand, vorangegangener Beleuchtung überwiegt bald
die An-, bald die Entsäuerung, und resultirt hieraus Säurezu- oder Abnahme.
II. Die Säureabnahme im Licht.
1. Welche Pflanzen zeigen die Säureabnahme im Lichte?
Verglichen iverden nicht die Unterschiede der Blätter im Säuregehalte am
Morgen und Abend, sondern während gleicher Zeit Tag über dunkelgehaltene
und beleuchtete Blätter, unter Vermeidung des Fehlers, der in der sehr energisch
auf Säurezersetzung hinwirkenden Erwärmung durch die Sonnenstrahlen liegt.
Die Säureabnahme im Lichte kann als allgemeine Eigenthümlichkeit der
Fettpflanzen angesehen werden. Aber auch sonst findet sich bei Arten der ver-
schiedensten Familien der Dikotylen, Monokotylen, Gynfnospermen , Cycadeen,
Farne die gleiche Erscheinung. Die Pflanzen, welche sich so verhalten, stellen
eine gewisse gleichartige Vegetattonsform dar, beruhend auf einer demselben Zweck
zustrebenden Anpassung: Es sind mehr oder weniger alles Pflanzen mit speziellem
Schutze gegen die Transpiration. Im Uebrigen aber ist es unrichtig, Säureabnahme
im Lichte allen Pflanzen zuzuschreiben.
2. Bedingungen der Lichtentsäuerung.
Chlorophylllose Theile (Früchte, Blüthen, farbige Blätter, Wurzel, Knollen,
Wassergewebe, etiolirte Theile) haben keine Lichtentsäuerung.
Der rothe Theil des Spektrums ist an der Entsäuerung stärker bctheiligt
als der blaue, obwohl auch in diesem Säureabnahme stattfindet.
Die Säureabnahme geschieht auch bei Kohlensäurcmangel. Bei höherem
Kohlensäuregehalt findet für gewöhnlich Säurcabnahme im Lichte bei den Fett-
pflanzen nicht mehr statt. Der Kohlensäuregehalt der Atmosphäre braucht nicht
so hoch zu steigen, daß die Blätter hiedurch leiden. Nur die Assimilation wird
schon durch einen Kohlensäuregehalt von 12°/o fast völlig gehemmt, ebenso gleich-
zeitig die Lichtentsäuerung.
>) Bd. VIII. p. 391.
Neue Litteratur.
223
Alle diese Bedingungen deuten darauf hin, daß die Lichtentsäuerung mit der
Chlorophyllfunktion in Beziehung steht.
3. Worin besteht nun das Verhältniß der Lichtentsäuerung zur Assimilation?
Nach Allem bleibt die Annahme, daß die Entsäuerung im Lichte in indirekter
Weise in den Assimilationsprozeß verflochten ist. Verfasser stellt auf, daß der
bei der Assimilation gebildete Sauerstoff Ursache der Entsäuerung ist. Sowohl
die experimentellen Ergebnisse als die Einschränkung des Vorkommens der Licht-
entsäuerung auf gewisse Pflanzen sprechen dafür. Der Schutz gegen Transpi-
ration schützt auch gegen starken Gasaustauscb. In den Fettpflanzen herrscht
relativer Sauerstoffmangel, so daß in ihnen Produkte der intramolekularen Athmung
auftreten und die ausgepumpte Luft sauerstoffarm ist. Dieser Sauerstoffmangel
hört zur Zeit der Beleuchtung auf, womit die Säurezersetzung beginnt. In Wasser-
stoff, im luftleeren Raum, in ausgekochtem Wasser u. s. w. geht die Entsäuerung
nicht so vollsandig und schnell vor sich wie in gewöhnlicher Luft. Die Sauer-
stoffwirkung bei der Säurezersetzung konnte eine direkte oder indirekte sein, d. b.
letzterenfalls auf einer Förderung des allgemeinen Stoffwechsels beruhen.
III. Der Entsäue rungsprozeß überhaupt und der Einfluß des Sauer*
Stoffs auf denselben.
1. Bei Fettpflanzen. Die allgemeine Säureabnahme steht mit dem Lebens-
prozeß in Beziehung und ist von der Gegenwart de& Sauerstoffs in hohem Grade
abhängig. Diese vom Lichte unabhängige Entsäuerung wird durch Sauerstoffent-
ziehung gehindert oder sehr geschwächt, umgekehrt begünstigt, wenn man dio
Hindernisse gegen Sauerstoffzutritt vermindert.
2. Bei den Pflanzen überhaupt. Außer den Fettpflanzen zeigen auch andere
z. B. Begonia, Vitis, Portulaca, Rhenm u. s. w. im Dunkeln und in der Wärme
Säureabnahme, ohne daß dies aber allgemeines Gesetz ist. Wo sie eintritt, ist
sie an keinerlei Schutzeinrichtungen gegen die Transpiration geknüpft und ebenso
wenig an die Chlorophyllfunktion. Die Wirkung der Wärme wird so zu erklären
sein, daß durch die hiedurch gesteigerten Lebens- und Athmungsprozesse ein
größerer Theil der Säure in den Stoffwechsel hineingezogen wird als bei gewöhn-
licher Temperatur. Bei Früchten ging die Säureabnahme auch bei Sauerstoffab-
schluß vor sich, sie ließ sich durch Abhaltung des Sauerstoffs nicht unterdrücken,
wenn sie auch durch Sauerstoffzutritt gefördert wird. Dieser Unterschied im
Verhalten der Fettpflanzen und Früchte wird so erklärt: Bei den Fettpflanzen
ist die intramolekulare Athmung sehr gering, bei den Früchten sehr stark. Bei
letzteren wird die freiwerdende Energie genügen, die Säure in den Stoffwechsel
hineinzuziehen, was bei den Fettpflanzen erst bei Mitwirkung des Sauerstoffs
möglich ist.
IV. Der allgemeine Prozeß der Ansäuerung der Fcttpflanzen
im Dunkeln.
Wahrscheinlich ist die Ursache der nächtlichen Säurebildung die durch das
Licht (auch durch die blaue Hälfte des Spektrums) vermehrte Zuckerbildung.
Warum die Beleuchtung in den Fällen, wo die Assimilation ausgeschlossen ist,
den Zucker vermehrt, ist noch unklar. Vielleicht handelt es sich um Bildung
von Zucker aus unlöslichen Kohlenhydraten resp. um eine durch das Licht ver-
mehrte Ferraentwirkung; dcßwegen braucht aber die Säure in der Nacht nicht
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224
Physik der Pflanze:
direkt aus dem Zucker hervorzugehen, der Zucker könnte auch indirekt durch
Beschleunigung des Stoffwechsels die Säurebildung befördern. Bei anhaltendem
Aufenthalt im Dunkeln wird die disponible Zuckermenge abnehmen, hiermit die
Bildung der Säure; der Verbrauch würde das Uebergewicht erlangen.
Sauerstoffabschluß schwächt diese Ansäuerung ganz beträchtlich. Der Sauer-
stoffbedarf scheint aber gering zu sein, Ueberschuß sogar hinderlich, da dieser
die Entsäuerung befördert. In einer durch Wasserstoff verdünnten Luft findet eine
größere Produktion statt als in gewöhnlicher Atmosphäre: in reinem Sauerstoff
ist sie geringer.
V. Beziehungen des Säurewechsels zu den volumetrischen und
chemischen Veränderungen der umgebenden Atmosphäre.
Die Fettpflanzen vermehren am Tage ihre Atmosphäre und vermindern si»*
in der Nacht, unter Aufnahme resp. Abgabe von Sauerstoff. Diese Volumändernngen
gehen der Säureab- und Zunahme genau parallel, dasselbe zeigt sich bei der
Säureabnahme bei längerer Verdunkelung resp. Erwärmung.
Nachdem solch inniger Zusammenhang zwischen Volum- und Aciditäts-
ünderungen bei den einem periodischen Säurewechsel unterliegenden Pflanzen
stattfindet, wird auch darauf zu verweisen sein, daß vielleicht ein großer Theil
CO
der in der Athmungslitteratur bekannten Beispiele, wo das Verhäliniß - ' < 1.
auf die Säurevermehrung innerhalb der Pflanze zurückzuführen sei.
Die Säuren der Fettpflanzeu bezeichnet Verf. als Produkte unvollständiger
Oxydation und versucht von demselben, Gesichtspunkte ausgehend das Auftreten
und Verhalten der Säuren auch für Pflanzen ohne periodischen Säurewechsel ver-
ständlich zu machen. Als Faktoren, welche für die Säurevertheilung maßgebend
sind, werden angeführt: Die Säureproduktion ist proportional der Intensität des
Stoffwechsels und dem Schutze gegen Sauerstoffzutritt ; der Säureconsum der
Intensität des Stoffwechsels, der Zugänglichkeit für den atmosphärischen Sauerstoff
und der Temperatur. C. K.
L, Errera, Ein TranspirationsYersuch. Berichte der deutschen botan
Ges. Bd. IV Heft 2 p. 16-1«.
Um die Notwendigkeit offener Gefäßlumina für die Wasserbewegung zu be-
weisen, wurden Zweige (Vitis vulpina) theils in Luft, theils unter Wasser, theils
unter einer auf 33° erwärmten Masse aus 20 Theilen Gelatine und 100 Theilen
Wasser, durch Tusche gefärbt, abgeschnitten. Letztere wurden rasch in kaltes
Wasser gestellt und die Schnittfläche erneuert. Ebenso kamen die anderen in
Wasser zu stehen, die gelatiuirten welkten nach wenigen Stunden, die anderen
blieben tagelang frisch. C. K.
J. Böhm, l T eber die Ursache des Mark- und Blattturgors. Botanische
Zeitung 1HH6. Nr. 15.
Diese sieht Verf. nicht in der allgemein anerkannten Wirkung osmotischer
Kräfte, im hydrostatischen Druck, sondern in der Quellung der Zellwände. „Der
Blattturgor ist ebensowenig durch endosmotische Wirkung des Zellinhalts, sondern
durch Membranspannung verursacht wie der Markturgor."
Markstücke der Stengel von Helianthus und Xicotiana nahmen in verdünnten
Zucker- und Salpeterlösungen frisch sowohl wie etwas getrocknet an Gewicht zu, be-
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Neue Litteratur.
22:»
sonders während der ersten Stunden. In hochprozentigen Lösungen trat vorüber-
gehend eine Gewichtsabnahme, dieser folgend eine lang dauernde Gewichtszunahme
ein. Markcylinder von Nicotiana, welche beim Trocknen 30 — 40 pCt. ihres Ge-
wichts verloren hatten, wurden in Wasser und verdünnter Salz- und Zuckerlösung
steif, obwohl sie häutig ihr ursprüngliches Gewicht und Länge nicht mehr er-
reichten. Markcylinder der Sonnenblume wurden in 2proz. Salpeterlösung schwerer
und länger; noch nach 7 Tagen hatte Verlängerung stattgefunden. 0. K.
W. Pfeffer, Kritische Besprechung: von de Vrles „Plasmolytische
Studien Uber die Wand der Vacnolen. Nebst vorläufigen Mittheilungen über
Stoffaufnahme. Botan. Zeitung l8,S<i. Nr. 6.
Vergl. diese Zeitschrift Bd. IX. p. 107-109.
Einige Anilinfarben werden in der Zelle aufgespeichert. Bringt man in einu
Lösung von Methylenblau (0,001— 0,002 °/o) z. B. Trianea bogotensis, so ist nach
einigen Stunden der Zellsaft der Wurzelhaare tiefblau gefärbt, in den Zellen
der Wurzelepidermis und im übrigen Wnrzelkörper sind blaue Körnchen ausge-
schieden. Kleine Körnchen bilden sich auch in den Blättern dieser Pflanze, in der
Wurzel von Azolla, Euphorbia, Peplus u. s. w. In allen diesen Fällen bleibt
das Protoplasma ungefärbt und bewahrt seine volle Lebensthätigkeit. „Die
Pflanzen speichern aus stark verdünnten Lösungen schnell eine große Menge Methy-
lenblau auf, auch wenn dies in Lösung bleibt." Eine solche Anhäufung von
Methylenblau kommt vielen, aber nicht allen Pflanzen zu. Dabei werden entweder
präformirte Körnchen gefärbt oder es entsteht mit im Zellsaft gelösten Stoffen
ein Niederschlag oder eine lösliche Verbindung, die sich unter Umständen in
Krystallen ausscheiden kann. — Beim Weiterwachsen der gefärbten Objekte und
Vermehrung der Zellen findet eine Vertheilung der Körnchen resp. gefärbten
Lösung auf die Tochterzellen statt. Andere Objekte entfärben sich allmählig.
Auch aus den anderen Objekten läßt sich durch verschiedene Mittel, z. B. ver-
dünnte Citronensäure, der Farbstoff ohne Schädigung des Lebens wieder entfernen.
Die Bedingungen zur Aufnahme des Methylenblaus und einiger anderer Farb-
stoffe müssen aus einer Wechselwirkung zwischen Plasmamembran und Methylen-
blau entspringen. Vermöge solcher vermögen sich die Moleküle zwischen die
Micelle der Plasmamembran einzudrängen und so ihren W T eg in das Protoplasma
und von diesen in den Zellsaft zu finden.
J. Reinke. Photometrische Untersuchungen über die Absorption des
Lichtes in den Assimilutionsorganen. Botan. Zeitung 1886. Nr. 9—14.
Die Abhandlung bezieht sich auf die Methoden der Bestimmung der Absorp-
tionsspektren gefärbter Pflanzcntheile und giebt Beobachtungen über derartige
Spektren selbst.
I. lieber subjektive Absorptionsbänder.
Häufig werden die Absofptionsbänder eines Farbstoffs ohne Weiteres als Ab-
sorptionsmaxima angeführt. Dies trifft aber nur für einen Theil der Absorptions-
bänder (Absorptionsbänder erster Ordnung) zu, z. B. Band I im Chlorophyllspektrum,
wie sich photometrisch feststellen läßt. Z. B. Band III des Chlorophyllspektrums
dagegen ist kein solches wahres Absorptionsmaximum, es ist ein ., Absorptionsband
zweiter Ordnung". Die letzteren entstehen durch Contrastwirkung benachbarter
226
Physik der Pflanze:
Spektralbezirke in unserem Auge. Für physiologische Zwecke ist das Photometer
unentbehrlich. Zur Charakterisiroug der Farbstoffe kann man den Extinktions-
coöffizienten für verschiedene Spektralbezirke bestimmen, womit man Constanten
(die optischen Lokalconstanten) erhält.
II. Die Yarbeniinderung der Chromatophoren beim Absterben.
a. Versuche mit grünen Assimilationsorganen. Pflanzen mit starksaurem
Saft sind wegen Chlorophyllanbildung nicht zu gebrauchen ; man nimmt solche mit
ziemlich neutralem Safte und tödtet sie durch Aetherdampf. Sie sehen nach dem
Tode mehr gesättigt aus, haben einen Stich ins Bläuliche, die lebenden ins Gelb-
liche. Es ist nicht möglich, einen Cbromatophor zu tödten ohne Veränderung des
Pigments, dies zeigen auch die photometrischen Bestimmungen.
b. Versuche mit braunen und rothen Assimilationsorganen. Diese führen
zu demselben Schlüsse. Das Phaesphyll und Rhodophyll (die Pigmente der leben-
den Chromatophoren) erleiden Veränderungen. Die Fucaceen und ähnliche
werden grün, die Florideen bekommen orangerothe Fluorescenz, wobei sich die
Lichtabsorption des Farbstoffs vermindert. Später werden sie grün unter Schwächung
des Fluorescenz. In lebendem Zustande ist vielleicht eine lockere Verbindung der
rothgefärbten Atomgruppen mit den Molekülen einer Proteinsubstanz vorhanden,
welche erstero sich beim Absterben abspalten.
III. Die Lichtabsorption des farbigen Bestandtheils lebender
Chromatophoren,
a. Die Absorption des Chlorophylls. Hierzu dienten verschiedene grüne
Algen, dann dünne Blätter einiger Phanerogamen, diese nöthigenfalls mit Wasser
injicirt.
Ein Absorptionsmaximum liegt im Roth (zwischen X 682 und X 683, zwischen
den Frauuhoferschen Linien B und C nahe an B). Von da fällt die Größe der
Absorption gegen die Mitte des Spektrums, wo eine Region minimaler Absorp-
tion sich im Grün zwischen X 580 und 535 und zwischen D und E sich ausdehnt.
Von X 530 an erhebt sich die Absorption zu einem zweiten Maximum, welches kurz
vor F beginnt und langsam bis gegen das ultraviolette Ende ansteigt. Die Ab-
sorptionscurve des lebenden Pflanzenkörpers ist der Chlorophyllcurve höchst ähn-
lich und stimmt mit der Kngelmann'schen Absorptionscurve grüner Zellen im Ganzen
überein.
Obiges gilt zunächst für den Thallus von Monostroma latissimum, traf aber
auch für die andern Versuchspflanzen zu.
Nach Tödtung durch Aetherdampf änderten sich die Absorptionsverhältnisse:
die Absorption nahm im Gelbgrün zu, im Blaugrün ab, im Roth (im ersten Ab-
sorptionsmaximum) blieb sie constant.
Die Curve des alkoholischen Extraktes von Monostroma ergiebt einen ähn-
lichen Verlauf wie diejenige des Chlorophylls; in Band II ist kein physiologisch in
Betracht kommendes Absorptionsmaximum vorhanden. Hauptsächlich kommt
Bd. II durch Contrast Wirkung zu Stande, und für III gilt dasselbe.
b. Die Absorption des Phäophylls. Die Absorptionscurve bat eine über-
raschende Aehnlichkeit mit der Chlorophyllcurve, obwohl die beiden Farbstoffe für
das Auge total verschieden sind. Nur ist im Phäophyll die Absorption des
Orange (zwischen X 660 bis X 640) etwas geringer, das Grün und Gelb etwas
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Neue Litteratur.
227
stärker, und auch im Blaugrün und Blau zeigen sich Abweichungen. Die alko-
holischen Auszüge von braunen und grünen Algen (Phyllitis und Monostroma)
stimmen fast vollkommen überein, es färben sich auch die betreffenden braunen
Algen in Alkohol grün. — Die Absorptionscurven der getödteten Gewebe von
Phyllitis und Monostroma stimmen ebenfalls fast völlig überein.
c. Die Absorption des Rhodophylls. Die Curve weicht von den vorigen
wesentlich ab. Sie hat ein erstes Absorptionsmaximum im Roth, welches mit dem
des Chlorophylls übereinstimmt. Von diesem fällt die Curve auf ein Minimum
(\ 680-595), welches weiter ins Orange hinein verschoben ist als im Chlorophyll.
Darauf steigt die Absorption zu einem zweiten Maximum im Grün, welches zu-
gleich das Hauptmaximum der ganzen Curve ist, beträchtlicher als dasjenige im
Roth. Der Scheitel des zweiten Maximums liegt bei ). 568, zwischen D und E.
Dann sinkt die Curve zu einem zweiten Minimum zwischen E und F bei '/. 517,
erbebt sich zu einem dritten Maximum von F bei X 4 ( J9, um von da langsam
gegen ein drittes Minimum bei G abzufallen. Diese starke Absorption des Grün
und das starke Sinken derselben gegen das Violett unterscheiden vorzugsweise das
Rhodophyll vom Chlorophyll und Phäophyll.
Der alkoholische Auszug ist chlorophyllgrün und gleicht einem ebensolchen
Auszug grüner Blätter mit theilweiser Chlorophyllanbildung, womit auch das Er-
gebniß der spektralanalytischen Prüfung übereinstimmt. Der Zellsaft mariner
Florideen reagirt ziemlich sauer.
Dem Farbstoff, den man aus Florideen durch kaltes Wasser erhält (Phykoery-
thrin), fehlt im Vergleich zum Rhodophyll das erste Maximum im Roth. Die Ab-
sorption des Rhodophylls im Blatt setzt sich zusammen aus der Wirkung der
Chlorophyll- und der Phykocrythrin-Gruppe.
Als vorläufige Vorstellung vom Auftreten der Assimilationspigmentc im
lebenden Plasma giebt Verf. Folgendes. Als Chlorophyll ist eine in den leben-
den Chromatophorcn enthaltene Verbindung von sehr hohem Molekulargewicht
zu bezeichnen, welche aus einem farblosen, zu den Proteinkörpern zählenden und
whiem farbigen Atomcomplex besteht, die locker zusammenhängen. Der farbige
Complex gliedert sich in einen grünen und einen gelben Thcil. Bei der Assimi-
lation lagert sich C0 3 H a der Eiweißgruppe in lockerer Bindung an. Die Atome
der Eiweißgruppe werden durch einfallendes Licht in Vibrationen versetzt, die zur
Zertrümmerung von CO s H 2 und Ausscheidung von 0, führen, die hierzu erforder-
liche Intensität aber erst durch die Absorption der Pigmentgruppen erhalten. Bei
Abtödtung der Zellen erleidet das Chlorophyllmolckul durch Zerfall in die farblose
und in die farbige Atomgruppc eine Veränderung. Aehnlich könnten Phäophyll
und Rhodophyll fungiren, beziehungsweise ihrerseits aus einer Eiweißgruppc und
farbigen Bestandteilen zusammengesetzt sein. C. K.
J. Reinice. Die Methode des Spektrophors nnd Herr Tirairiazefl.
Berichte der deutschen botan. Ges. Bd. III. Heft 10. p. 376-387. Polemisches
und Kritisches.
/.'. Keller. Ueber den Einfluß der Standortsverhaltnissc auf die
Struktur der Pflanzen. Kosmos 1**6. I- Bd. III. Heft.
G. Karsten. Ueber die Anlage seitlicher Organe bei den Pflanzen.
Leipzig. W. Engelmann.
228
Physik der Pflanze: Neue Litteratur.
■ f. I>ufour. De l'influence da la gravitation sur les monvements de
quelques organes floraux. Arch. des sc. phys et nat. III. Periode. T. XIV
Nr. 11. 1885.
V. *Todin, Untersuchungen über das Chlorophyll. Comptes rendus. T.
CIL p. 264.
jP. RegnartU Ueber die Wirkung des Chlorophylls auf die Kohlen-
säure außerhalb der Pflanzenzelle. Ibid. T. CI. p. 1293.
G. Bonnier und L. Mangln. Wirkung des Chlorophylls In ultra-
violetten Strahlen. Ibid. T. CIL p. 123.
J. //. Gilbert, lieber einige Bedingungen für die Entwickelung und
Thätlgkeit des Chlorophylls. Chcm. News. Vol. LH. p. 203.
K. Lehmann, l'eber die Wirkung der Alkalien auf den respira-
torischen Stoffwechsel. Landw. Versuchsstationen. Bd. XXXI. 1885.
A. Emmerling. lieber die Eiweißbildnng in der grünen Pflanze. Ibid.
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III. Agrar- Meteorologie.
Untersuchungen über den Sauerstoffgehalt der Waldluft.
Von Professor Dr. E. Ebermayer in München.
In einer kürzlich erschienenen Broschüre: «Die Beschaffenheit der Wald-
luft und die Bedeutung der atmosphärischen Kohlensäure für die Wald-
vegetation» Stuttgart, Ferd. Erike 1885, habe ich durch zahlreiche im
Walde und auf freiem Felde durchgeführte Luftanalysen den Nachweis
geliefert, daß der Kohlensäuregehalt der Waldluft nicht wesentlich ver-
schieden ist von dem der freien atmosphärischen Luft. Auf Grund dieser
analytischen Ergebnisse war ich auch zu dem Schlüsse berechtigt, daß
zwischen dem Sauerstoffgehalt der Waldluft und dem der freien Atmo-
sphäre kein bemerkenswerther Unterschied sein kann, da zwischen Kohlen-
säureverbrauch und Sauerstoffabgabe in den assimilirenden Blättern eine
bestimmte Beziehung in der Weise besteht, daß für je ein Volumen auf-
genommene Kohlensäure nahezu ein gleiches Volumen Sauerstoffgas an
die atmosphärische Luft abgegeben wird. Obgleich größere Waldcom-
plexe mithin ganz entschieden Stätten vermehrter Sauerstoffproduktion
bilden, wird doch mitten in diesen großen natürlichen Sauerstofffabriken
den Menschen keine sauerstoffreichere Luft zur Athmung dargeboten als
auf freiem Felde. Viele Leser werden die Richtigkeit dieses Satzes um
so mehr bezweifeln, als bisher selbst in vielen medicinischen Schriften
gerade auf die wohlthätige Wirkung der «sauerstoffreichen Waldluft» auf
den menschlichen Organismus besonderer Werth gelegt wurde. Alle
Zweifel verschwinden aber, wenn man die Frage eingehend kritisch be-
leuchtet und die verschiedenen Faktoren in's Auge faßt, welche den
Sauerstoffgehalt der Waldluft beeinflussen.
E. Wollny, Forschungen IX. 16
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230
Agrar-Meteorologie :
Vor Allem machen sich die meisten Menschen eine übertriebene Vor-
stellung von der Sanerstoffproduktion der Wälder. Dieselbe findet eine
natürliche Grenze in der den Bäumen zur Verfügung gestellten und in
den Blättern verarbeiteten Kohlensäure. Bekanntlich sind aber in 10,000
Volumtheilen Luft im Mittel nur 3 Volumtheile Kohlensäure enthalten.
Selbst wenn der durch die Waldkrono streichende Luftstrom zufolge der
assimilirenden Thätigkeit der Blätter am Tage sämmtliche Kohlensäure
verlieren würde (was aber niemals geschieht), könnte doch nur ein
gleicher Betrag Sauerstoff an die Luft abgegeben werden. Kennt man
die Menge Kohlensäure, welche ein Wald zur jährlichen Holz- und Blatt-
produktion bedarf, so läßt sich die Größe der Sauerstoffproduktion leicht
berechnen. In oben erwähnter Broschüre habe ich nachgewiesen, daß
ein Hektar Wald während der Vegetationszeit täglich ungefähr 37 Kubik-
meter Kohlensäure verbraucht und nahezu die gleiche Menge Sauerstoff
an die atmosphärische Luft abgiebt. Was bedeuten aber diese 37 Kubik-
meter Sauerstoff gegenüber der gesammten Luftmenge, die in einem
Walde sich findet, der eine Ausdehnung von 1 Hektar besitzt und nur
20 Meter hoch ist? Ein solcher Wald enthält allein schon gegen 200,000 cbm
Luft, die von der äußeren Atmosphäre nicht abgeschlossen ist, sondern
durch Diffusion und durch Wind immer wieder erneuert wird. Nichte
ist mehr geeignet, uns eine richtige Vorstellung von der Größe der
Sauerstoffproduktion zu verschaffen, als die Thatsache, daß 4 Personen zum
Athmen , Kochen und Heizen schon in einem Jahre so viel Sauerstoff ver-
brauchen, als der Wald pro Hektar jährlich während der Vegetationszeit
erzeugt (S. 54 meiner Broschüro).
Abgesehen von dieser geringfügigen Sauerstoffzufuhr im Vergleich
zur gesammten Luftmenge eines Waldes, verliert die letztere täglich auch
ein bestimmtes Sauerstoffquantum in Folge der Athmung der Bäume.
Der Sauerstoffverbrauch zur Unterhaltung des Athmungsprocesses ist zwar
geringer als der Kohlensäureverbrauch und die Sauerstoffproduktion bei
der Assimilation, aber immerhin ist es zweifellos, daß nicht nur die
Blätter, sondern auch die Knospen, Blüthen, reifenden Früchte, die
Wurzeln, die keimenden Samen etc. der umgebenden Luft fortwährend
Sauerstoff entziehen, der beim Stoffwechsel in der Pflanze eine wichtige
Rolle spielt und in allen lebensthätigen (protoplasmahaltigen) Zellen ge-
wisse organische Bestandteile (Kohlenhydrate) — ähnlich wie beim
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üeber den Sauerstoffgehalt der Waldluft. 231
Athmen der Menschen und Thiere — zu Kohlensäure und Wasser ver-
brennt. Am Tage wird in den Blättern die Athmung durch den Assi-
milationsprozeß verdeckt; bei Nacht dagegen, wo wegen Lichtmangels
eine Neubildung organischer Stoffe (Assimilation) nicht stattfinden kann,
kommt ausschließlich nur die Athmung zur Geltung: Sauerstoff wird
aufgenommen und Kohlensäure abgegeben.
Aber nicht nur durch die Athmung der Bäume, sondern auch durch
die Verwesung (langsame Verbrennung) der feuchten Laub- und Humus-
decke wird im Walde der Luft beständig Sauerstoff entzogen. Diese
chemischen Vorgänge wirken einer Vermehrung und Bereicherung der
Luft an Sauerstoff stetig entgegen, so daß selbst in einem geschlossenen
Glashause trotz tippiger Vegetation keine erhebliche Sauerstoffzunahme
der Luft stattfinden kann. Nun steht aber die Waldluft und insbesondere
die Luft, welche die Blätter der Bäume umspült und in der sowohl am
Tage als Nachts der Gasaustausch vorzugsweise stattfindet, in beständigem
Verkehr mit der freien atmosphärischen Luft. Selbst bei voller Wind-
stille muß zufolge der Diffusionsgesetze ein rascher Ausgleich zwischen
der freien atmosphärischen Luft und der die Blätter umgebenden Luft
stattfinden; bei bewegter Luft (herrschenden W 7 inden) gebt diese Vermischung
noch viel schneller vor sich, sodaß eine wesentliche Verschiedenheit in der
Zusammensetzung der Waldluft und der Freilandluft unmöglich bestehen
kann. Bezüglich des Kohlensäuregehaltes wurde diese Thatsache von mir
in genannter Broschüre schon experimentell nachgewiesen; um sie auch hin-
sichtlich des Sauerstoffgehaltes zu constatiren, habe ich im vergangenen Herbst
(1885) an verschiedenen Orten vergleichende Analysen über den Sauer.stoff-
gehalt der Waldluft und der freien atmosphärischen Luft vorgenommen.
Gewisse Schwierigkeiten und Bedenken verursachte die Auswahl
der für diesen Zweck geeignetsten Untersuchungsmethode. Es lag mir
vor Allem daran, einen Apparat anzuwenden, der bei geringem Zeitauf-
wand hinreichend genaue Resultate liefert und so beschaffen ist, daß er
leicht transportirt werden kann, um gleich an Ort und Stelle in ge-
eigneten Zimmern die Luftanalysen vornehmen zu können. Unter den
zur Zeit bekannten Apparaten liefert das Bunsen' sehe Eudiometer 1 ),
0 Bunsen „Gasometrische Methoden", 2. Aufl. Dr. J. Geppert hat neuer-
dings die vorzügliche Bunsen'' sehe Methode zur Gasanalyse speciell für physiolo-
gische Zwecke etwas abgeändert. Vergl. „J. Gcpj>ert, die Gasanalysc und ihre
physiol. Anwendung." Berlin 1885. Verlag von Aug. HirscJticald.
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232
Affrar-Meteorologie:
daDn der im Wesentlichen auf gleichem Princip beruhende eudiometriscbe
Apparat von Iiegnault 1 ), ferner das von Prof. U. Kreusler in Poppels-
dorf verbesserte Jolli/sche Kupfereudiometer 2 ) und der von Prof. W.
Hempel in Dresden construirte Apparat (mit pyrogallussaurem Kali als
Absorptionsmittel) 3 ) die exaktesten Resultate, denn bei sorgfältiger Hand-
habung derselben lässt sich eine Genauigkeit bis zu 0,01 oder 0,02 pCt.
erreichen. Ich konnte aber für meine Zwecke von diesen Methoden, theils
wegen der complicirten Einrichtung und Beschaffenheit der Apparate,
theils wegen des erforderlichen betrachtlichen Zeitaufwandes keinen Ge-
brauch machen. Nach sorgfältiger Prüfung verschiedener anderer Methoden
entschied ich mich schließlich für die Lindemann'sche Phosphorab-
sorptionsmethode, die in der vorzüglichen <Anleitung zur chemischen
Untersuchung der Industriegase» von Prof. Dr. C. Winkler in Freiberg
(2. Abthlg. S. 402), dann von Prof. W. Hempel, in dessen «Neue
Methode zur Analyse der Gase» (S. 45) wegen ihrer außerordentlichen
Bequemlichkeit zu Sauerstoffbestimmungen der Luft sehr empfohlen ist
Die Anwendung des Phosphors zur volumetrischen Bestimmung des
Sauerstoffs gründet sich auf die Eigenschaft desselben, schon bei gewöhn-
licher Temperatur sich mit dem Sauerstoff der Luft zu verbinden und
2 Oxydationsprodukte zu liefern (phosphorige Säure und Phosphorsäure),
die im Wasser leicht löslich sind. Bringt man daher ein bestimmtes
Luftquantum mit überschüssigem feuchten Phosphor in Berührung, so
wird der Sauerstoff aus dem Gasgemenge absorbirt und es tritt eine
dem Sauerstoffgehalte, der Luft entsprechende Volumenverminderung ein.
Der fragliche Apparat besteht im Wesentlichen aus einer Meßröhre
(HempeV scher Gasbürette) und aus einem Absorptionsapparat (HernpeV-
sehen Gaspipette), der mit einem großen Ueberschuß dünner Phosphor-
stängelchen und im üebrigen mit Wasser gefüllt ist.
Behufs Sauerstoffbestimmungen wird von der zu untersuchenden Luft
in der Gasbürette ein bestimmtes Volumen (70 — 90 cem) über Wasser
(besser über Quecksilber) abgemessen und dann in den Absorptionsapparat
übergeführt, wodurch das Wasser zum Theil vordrängt wird und die
') Annalen der Chemie u. Pharmacie, Bd. 73. S. 92.
*) Beschrieben in ITtieVs „Landwirtschaftliche Jahrbücher" 14. Bd. (1885).
S. 333 u. f.
8 ) Berichte der deutschen ehem. Gesellschaft, 18. Jahrg. (1885), S. 270.
uigiiizeo Dy VjUü
Ueber den Sauerstoffgehalt der Waldluft.
233
Luft mit den feuchten Phosphorstangen in Berührung kommt. Der Ein-
tritt der Absorption (Oxydation) giebt sich sofort durch die Entstehung
.weißer Nebel und im Dunkeln durch ein lebhaftes Leuchten kund, mit
dessen Aufhören (nach ca. 10 Minuten) auch die Absorption beendet ist.
Die durch Oxydation des Phosphors gebildete phosphorige und Phosphor-
säure werden im Absorptionsapparat vom Wasser gelöst und aufgenommen»
Den verbliebenen Gasrest (Stickstoff) läßt man dann wieder in die Meß-
röhre zurücktreten und ermittelt die Volumenabnahme, welche dem
■
Sauerstoffgehalte der Luft entspricht.
Entfernt man von Zeit zu Zeit die im Absorptionsgefäße sich bildende
Lösung von Phosphorsäure, so bleibt der Apparat Jahre lang wirksam,
vorausgesetzt, daß man den Phosphor gegen Einwirkung des Lichtes
schützt, damit die Bildung der rothen Modifikation des Phosphors ver-
mieden wird 1 ).
Der ganze Apparat läßt sich in einem Kistchen leicht verpacken
und auf Reisen mitnehmen, so daß man überall, wo sich ein geeignetes
Zimmer findet, die Sauerstoffbestimmungen vornehmen kann.
Allerdings liefert dieses Verfahren schon aus dem Grunde keine so
genauen absoluten Resultate wie die oben erwähnten Methoden, weil als
Sperrflüssigkeit Wasser verwendet wird, dessen Lösungsvermögen für
Oase (Sauerstoff etc.) stets kleine Fehler hervorruft. Wenn aber mit
großer Sorgfalt gearbeitet wird, so läßt sich nach einiger üebung ein
Genauigkeitsgrad erreichen, der für den beabsichtigten Zweck genügt.
Denn da bei allen Prüfungen auf dieselbe Weise verfahren wurde, erhielt
ich ein durchaus vergleichbares Zahlenmaterial. Vor Allem ist zur Er-
langung möglichst genauer Resultate noth wendig, daß der Apparat in
einem Zimmer aufgestellt wird , das nur geringen Temperaturschwankungen
ausgesetzt ist; ferner darf das Ablesen des Luftvolumens in der Meßröhre
sowohl vor als nach der Sauerstoffabsorption erst nach etwa 5 Minuten,
d. h. erst dann vorgenommen werden, wenn der Wasserspiegel seinen
Stand nicht mehr ändert. Auch ist es sehr empfehlenswerth , statt Wasser
Quecksilber als Sperrflüssigkeit anzuwenden.
Zum Sammeln, Aufbewahren und Transport der zur Untersuchung
») Der Apparat kann von Oskar Leuner, Mechaniker des Polytechnikums in
Dresden, bezogen werden.
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234
Agrar-Meteorologie :
bestimmten Luftproben verwendete ich Gasrohren von 100 ccm Inhalt,
wie sie neuerdings zur EntDahme von Luftproben für technische Gas-
analysen benutzt werden 1 ). Das eine Ende derselben ist zur Spitze aus-
gezogen und durch ein Stückchen Kautschukschlauch mit eingeschobenem
Glasstab verschlossen, das andere Ende hat die Gestalt eines Flaschen-
halses und auf dieses wird ein weicher Gumraistopfen dicht aufgesetzt.
Die Probeentnahme im Walde und auf freiem Felde geschah in der
Weise, daß das dünnere Ende der geöffneten Glasröhre mit einer Kaut-
schukpumpe in Verbindung gebracht und so lange Luft durchgepumpt
wurde, bis ich überzeugt sein konnte, daß dieselbe mit der Probeluft
angefüllt ist, worauf sie luftdicht verschlossen wurde.
Um bei Entnahme einer größeren Anzahl von Luftproben Verwech-
selungen zu vermeiden, sind die Röhrchen numerirt und behufs leiohten
Transportes in einen zweckmäßig eingerichteten verschließbaren Holzkasten
mit Handhabe vertikal eingesetzt.
Diese bequeme Art zum Sammeln und Aufbewahren von Luftproben
ist sehr empfehlenswerth , wenn, wie es stets geschah, die Umftillung
der Gasprobe in den Untersuchungsapparat bald erfolgt.
In solchen Fällen, wo die Untersuchung der Luftpfoben erst nach
Wochen und Monaten geschehen kann, ist es besser, dieselben in Glas-
röhren einzuschmelzen > die bei einem Durchmesser von ca. 25 mm etwa
100 ccm Luft fassen 2 ). Sie sind an beiden Enden in etwa 10 mm weite,
kurze Röhren ausgezogen, die an ihren Spitzen zu ganz feinen Capillar-
röhren verengt sind. Zum Transport derselben dient ein verschließbarer
Kasten, in welchem die Lagerung derselben nur an 2 Stellen an den
kurzen, 10 mm weiten Ansatzröhren erfolgt, so daß sich alle anderen
Theile nach dem Schließen des Kastens unverrückbar frei schwebend in
demselben befinden. Zur Füllung der Röhren werden dieselben an den
Ort gebracht, dessen Luft untersucht werden soll, und dann wird mittelst
eines langen Gummischlauches längere Zeit mit dem Munde, besser mit
einer Kautschukpurape oder einem Blaabalg, oder auch mit einem Aspi-
rator, ein Luftvolumen durchgesaugt, was genügt, um den Inhalt der
Röhren etwa 20 Mal zu erneuern. Hierauf wird die Röhre an beiden
') Vergl. Winkler a. a. O. S. 220.
*) Berichte der deutschen ehem. Gesellschaft, 18. Jahrg. (1885), S. 275.
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Ueber den Sauerstoffgehalt der Waldluft.
23o
Enden mit etwas Baumwachs vorläufig geschlossen und dann zugeschmolzen,
indem man in hinreichender Entfernung von dem Wachs die Capillaren
einen Augenblick in die Flamme einer Kerze oder in eine Weingeist-
flamme halt und dann das eine Ende der Capillaren abzieht (oder mittelst
eines Löthrohrs zuschmilzt). Diese Röhren werden behufs Abführung der
Luftprobe in den Untersuchungsapparat dadurch geöffnet, daß man in
dem einen der kurzen Röhrenansätze einen Strich einfeilt und denselben
unter Quecksilber aufbricht. Es lassen sich dann die Gase mittelst einer
Pipette mit Leichtigkeit herausnehmen und untersuchen (Hempel).
Mit den Luftanalysen habe ich gleichzeitig an verschiedenen Orten
vergleichende Untersuchungen über den Sauerstoff- und Kohlensäuregehalt
der Grund- oder Bodenluft im Walde, auf Waldblößen, Wiesen etc.
durchgeführt, die in diesem Jahre noch fortgesetzt werden und über die
bei einer anderen Gelegenheit berichtet werden wird.
Bevor ich über die Resultate der ausgeführten Luftanalysen Mit-
theilung mache, erscheint es behufs richtiger Beurtheilung derselben
zweckmäßig, einige allgemeine Bemerkungen über den Sauerstoffgehalt
der atm. Luft vorauszuschicken, weil derselbe in letzterer Zeit zu viel-
fachen Discussionen Veranlassung gab, hervorgerufen durch die v. Jolly-
schen Untersuchungen der Münchener Luft.
Da der im Luftmeere enthaltene Sauerstoff das wichtigste und un-
entbehrlichste Element für die Athmung aller lebenden Geschöpfe auf
der Erde ist, so ist es begreiflich, daß man seit der Entdeckung des
Sauerstoffs (1776/77) bestrebt war, die Zusammensetzung der Erdatmo-
sphäre so genau als möglich zu erforschen. Die zahlreichen Methoden,
welche im Laufe der Zeit zur Bestimmung des Sauerstoffs in Vorschlag
gekommen sind, beruhen alle darauf, einem bestimmten Volumen Luft
durch leicht oxydirbare Körper den Sauerstoff zu entziehen und aus der
Volumenabnahme den Sauerstoffgehalt zu berechnen. Als Absorptions-
mittel für Sauerstoff wurden mit mehr oder weniger Erfolg verwendet:
Salpetergns (unser jetziges Stickstoffoxyd), Schwefelcalciura (Schwefelleber-
lösung) Phosphor, mit Stickstoffoxyd gesättigte Eisen vitriollösung, Wasser-
stoffgas, angefeuchtete Bleischrotkörner, glühendes Kupfer, oder, bei ge-
. wohnlicher Temperatur, nach erfolgter Benetzung mit Ammoniak, alkalische
Pyrogallussäurelösung u. a. Der erste Eudiometer (Luftgütemesser) wurde
bald nach der Entdeckung des Sauerstoffs von Fontana und Landriani
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286
Agrar-Meteorologie :
construirt und als Absorptionsmittel Salpetergas (Stickstoffoxydgas) ver-
wendet. Schon in der letzten Hälfte des Jahres 1781 benützte Cavetidish
in England ein . verbessertes <Salpetergas-Eudiometer» zu Luftunter-
suchungen. Seit dieser Zeit wurden die Methoden zur volumet riechen
Bestimmung des Sauerstoffs mehr und mehr verbessert und vervoll-
kommnet und an den verschiedensten Orten der Erde Luftanalysen vor-
genommen. Eine sehr interessante übersichtliche Zusammenstellung des
wichtigsten zur Zeit vorliegenden Beobachtungsmaterials mit Angabe der
gefundenen minimalen, maximalen und mittleren Werthe, von Prof.
Kreusler in Poppelsdorf bearbeitet, findet sich in ThieVs «Landwirt-
schaftliche Jahrbücher» 1885, S. 370 u. f.
Auf Grund der früheren zahlreichen eudiometrischen Messungen,
namentlich der Arbeiten Bunsen's und Regnatdt'* hat man bisher als
mittleren Sauerstoffgehalt der Luft 20,96 Vol.-Proc. angesehen und all-
gemein angenommen, daß in dem Verhältniß der beiden Hauptbestand-
teile, Sauerstoff und Stickstoff, nur Schwankungen zwischen 20 bis 21 Vol.-
Procent vorkommen , und daß — abgesehen von Einflüssen lokalster Natur
— der Sauerstoff- und Stickstoffgehalt der Luft auf der ganzen Erde:
am Aequator und in den Polarregionen, auf hohen Bergen und in
Thalern, über dem Meere und in den Wüsten, zu allen Jahreszeiten und
unter den verschiedensten klimatischen Verhältnissen nahezu constant
sei und größere Schwankungen als 1, höchstens 2 Zehntelprocent nur aus-
nahmsweise auftreten.
Diese bisher herrschende Ansicht wurde durch zahlreiche von v. Jolly
in den Jahren 1875 bis 1877 in München mit peinlicher Sorgfalt aus-
geführten Luftuntersuchungen sehr erschüttert, denn er fand sowohl
durch Luftwägungen als auch durch Messungen mit dem von ihm con-
struirten sog. Kupfereudiometer in der Münchener Luft fortwährend
ansehnliche Schwankungen im Sauerstoffgehalte, die sogar 0,5 Vol.-Proc.
erreichten 1 ). Die im Jahre 1875 bis 1876 durch Luftwägungen ge-
fundenen größten und kleinsten Sauerstoffgehalte betrugen 20,96 uüd
20,47 pCt., die im Jahre 1877 mittelst des Kupfereudiometers be-
obachteten größten Abweichungen lagen zwischen 20,53 und 21,01 pCt.,
erreichten also in beiden Fällen 0,5 Vol.-Proz. Als mittlerer Sauerstoff-
l ) Wiedemann's Annalen, N. F. Bd. 6, S. 520.
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Ueber den Sauerstoffgehalt der Waldluft. 237
behalt ergab sich 20,75 Vol.-Proc, eine Zahl, welche hinter fast allen
früheren und späteren Beobachtungen zurückbleibt.
Auf Grund dieser Versuchsreihen konnte der Satz der Unveränder-
lichkeit in der Zusammensetzung der Atmosphäre nicht mehr aufrecht
erhalten werden, um so weniger, als später auch IV. Morley in
Amerika und Hempel in Dresden die Existenz solcher Schwankungen
wenigstens zum Theil bestätigten. W. Morley hat in seiner Heimath
(in Hudson, Ohio) vom Dezbr. 1878 bis April 1879 mit dem von
Frankland und Ward verbesserten Regnatdt- Reise? sehen Wasserstoff-
Eudiometer bei 27 Proben als äußerste Grenzwerthe 20,45 und 20,98
pCt. (Differenz 0,53 pCt.), bei 20 Proben aber als Maximum 20,97, als
Minimum 20,85 pCt., mithin nur eine Differenz von 0,12 Proc. ge-
funden 1 ). Sehr beachtens werth ist, daß Morley bei seinen späteren
Versuchen (Jan. 1880 bis April 1881) mit einem vervollkommneteren
Apparat als äußerste Extreme 20,867 und 21,004, mithin als größte
Schwankung nur 0,137 pCt. nachweisen konnte.
W. Hcmpel in Dresden hat mit dem S. 93 seiner „Neuen Methode
zur Analyse der Gase" beschriebenen Apparate (wobei er pyrogallussaures
Kali als Absorptionsmittel verwendet) im Herbst 1877 an 5 verschiedenen
Tagen Schwankungen von 0,20 pCt., im April und Mai 1879 bei 9 Proben
Differenzen von 0,61 pCt., in der Zeit vom 22. bis 30. Juli 1883 mit
dem S. 127 seines Buches beschriebenen Apparate dagegen nur Schwan-
kungen bis zu 0,15 pCt., vom 8. November bis 24. Dezember 1884 mit
einem neuen, aus den 2 erwähnten Apparaten kombinirton Instrumente
Differenzen bis zu 0,204 pCt.*) und im Februar und März 1885 mit
demselben verbesserten Apparat unter Einhalt peinlicher Sorgfalt bei 46
Analysen als Maximum 20,971, als Minimum 20,877, folglich als größte
Schwankung nur 0,094 pCt., und als Mittelzahl 20,93 pCt. gefunden 8 ).
Aus diesen Daten geht hervor, daß Morley und Hcmpel, obgleich
sie nach ganz verschiedenen Methoden gearbeitet haben, notorisch um so
geringere Schwankungen im Sauerstoffgehalte der Luft nachweisen konnten,
je bessere und vervollkommnetem Apparate sie zu den Analysen ver-
') Naturforscher, 1882, S. 71
*) Berichte der deutschen ehem. Gesellschaft, 18. Jahrg. (1885), S. 267.
») Deßgl. S. 1800.
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238
Agrar-Meteorologie
wendeten und mit je größerer Sorgfalt dieselben durchgeführt wurden 1 ).
Aber trotzdem glaubte man doch im Hinblick auf die JbWy'schen Messungen
die Möglichkeit größerer Schwankungen an einzelnen Orten nicht an-
zweifeln zu dürfen, und es wurden nicht nur von JoUy, sondern nament-
lich auch von Morlei/ 2 ) von A. Vogler 3 ) und Hempel*) verschiedene
Hypothesen über die Ursache der Schwankungen des Sauerstoffgehaltea
der Atmosphäre aufgestellt.
In jüngster Zeit hat aber Professor U. Krcuslcr in Poppelsdorf eine
höchst werthvolle und interessante Arbeit veröffentlicht, in welcher er
auf Grund einer ausgedehnten Versuchsreihe zu wesentlich anderen Ergeb-
nissen gelangte, als von Jolly 5 ). Denn Krettslcr hat vom 1. Januar 1883
bis 15. Februar 1884 eine große Anzahl von Sauerstoff beetimmungen mit
einem verbesserten Joltyachen Kupfereudiometer ausgeführt und gefunden,
daß die Schwankungen im Sauerstoffgehalte stets gering sind und als
äußerste Grenzen sich durchgehends innerhalb 20,867 und 20,991 pCt,
ja, wenn man von vereinzelten Fällen absieht, lediglich zwischen 20,88
und 20,94 pCt. bewegen. Das aus 99 Beobachtungen des Jahres 1883
berechnete Mittel beträgt 20,911 pCt.
Ein Vergleich dieser Zahlen mit allen anderen zur Zeit vorhandenen
zuverlässigen Luft- Analysen führte Krcusler zu dem Schluß, „daß die
früher allgemein herrschend gewesene Annahme einer innerhalb enger
Grenzen konstanten Zusammensetzung der atmosphärischen Luft thatsäch-
lich noch zu Recht besteht".
Wenn man in der That berücksichtigt, daß Morley in Amerika mit
seinem verbesserten Apparate im Mittel 20,949
Hempel in Dresden ,, 20,929
Begnmdt und Reiset (1847-1848) in Paris „ „ 20,964
') Bekanntlich haben auch die neueren, mit vollkommneren Methoden aus-
geführten Analysen bezüglich des Kohlensäuregehaltes der Luft gegenüber den
älteren Angaben eine größere Gleichmäßigkeit (geringere Schwankungen) und
einen geringeren Gehalt ergeben (vergl. meine Broschüre über „die Beschaffenheit
der Waldluft").
») Naturforscher 1882, S. 71.
») Meteorol. Zeitschr. 1882, S. 175; Naturforscher 1882, S. 245.
*) Berichte der deutschen ehem. Gesellschaft 1885, S. 268.
*) „Landwirtschaftliche Jahrbücher", herausgegeben von Dr. H. Thiel, 1885,
S. 305 u. f.
Digitized by Googl
üeber den Sauerstoffgehalt der Waldluft.
239
Bimsen (1846 u. 1847) in Marburg im Mittel 20,943
Breslauer in Brandenburg a. H. „ „ 20,934 pCt. Sauer-
stoff fand, so spricht die große Uebereinstimmung dieser Mittelzahlen
mit den von Kreusler gefundenen Mittelwerthen und zusammengehalten mit
zahlreichen anderen Ergebnissen guter Methoden mit Entschiedenheit für
die Annahme, daß die Luft immer und allenthalben eine sehr gleich-
mäßige Zusammensetzung besitzt, und daß die von Jolly gefundenen
niederen Mittelzahlen und ansehnlichen Schwankungen des Sauerstoff-
gehaltes auf einer in der Untersuchungs-Methode begründeten Fehler-
quelle beruhen müssen, was auch von U. Kreusler nach vielen Ver-
suchen constatirt wurde 1 ).
Der Jolly'sche Apparat besteht im Wesentlichen aus einem Eudio-
metergefäß, das mit einem empfindlichen Quecksilbermanometer (oder nach
Kreusler's Abänderung zweckmäßiger mit einem guten Barometer) in
communicirender Verbindung steht. Die zur Analyse bestimmte Luft kommt,
nachdem sie durch mit conc. Schwefelsäure getränkte Bimssteinstückchen
und durch Aetzbaryt von Wasserdampf und Kohlensäure vollständig be-
freit worden ist, in das Eudiometergefäß, wo ihr durch eine (mit Hilfe
•) Wie wenig in der Regel seihst in bewohnten verschlossenen Räumen das
Sauerstoffverhältniß sich ändert, wird aus folgenden Angaben ersichtlich:
1. Gay-Lussac und Humboldt fanden im Jahre 1804 im Parterre des Theätre
francais gegen Ende der Vorstellung den Sauerstoffgehalt der Luft nur
auf 20,4 bis 20,2 pCt. vermindert.
2. Configliachi hat 1811 in verschlossenen Räumen 20,2 bis 20,6 pCt. Sauer-
stoff nachgewiesen.
3. Nach B. A. Smith betrug der Sauerstoffgehalt im Parterre eines Theaters
Abends 11«/* h 20,74,
auf der Gallerie daselbst 20,36 » o.
4. U. Kreusler fand am 17. Febr. 1883 in der Luft eines Zimmers, in welchem
ab und zu Menschen verkehrten und mehrere Gastlammen brannten, bei
2 Versuchen 20,849 und 20,841 Proc. Sauerstoff, am 23. Mai 1884 in
einem kleinen, doch gut ventilirten Zimmer, woselbst 3 Personen zeitweise
rauchend sich aufhielten, 20,865 Proc. Sauerstoff.
5. Am 13. September 1885 entnahm ich auf dem Hirschbühel in einem Zimmer,
in welchem 3 Personen schliefen, Morgens 7 Uhr eine Luftprobe, die
20,35 Proc. Sauerstoff enthielt. Trotz des relativ bedeutenden Konsums
durch Athmung und Verbrennung ist mithin der Sauerstoffgehalt in be-
wohnten Räumen nicht stark vermindert. Es erklärt sich dies durch die
natürliche Ventilation, welche die Thüren, Fenster und Zimmermauern
gestatten.
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240
Agrar-Meteorologie:
einer Dynamomaschine) galvanisch glühend erhaltene Kupferdraht-Spirale
der Sauerstoff (unter Bildung von Kupferoxyd) vollständig entzogen wird.
Vor und während dieser Manipulation wird das Eudiometergefaß behufs
Abkühlung auf 0° in Eis eingetaucht. Der Sauerstoffgehalt ergiebt sich
lediglich aus der Differenz des (mit dem Manometer oder Barometer) er-
mittelten Luft-Druckes vor und nach der Glüboperation 1 ).
So lange Kreusler mit dem Münchener Originalapparate arbeitete,
erhielt er wie Jolly viel zu niedere Mittelwerthe und bei Kontroianalysen
derselben Luftproben beträchtliche Unterschiede. Durch fortgesetzte Ver-
suche hat er endlich gefunden, daß nach der Absorption des Sauerstoffs
mit glühendem Kupfer im Recipienten des Apparates neben Stickstoff
noch Wasserdampf auftrat, obgleich die Probeluft vorher vollkommen ge-
trocknet wurde. Dadurch wurde die Spannkraft des im Eudiometergefäße
enthaltenen Stickstoffs erhöht, was die Ursache der unbefriedigenden Resul-
tate war 2 ). Erst als Kreusler bei seinen späteren Versuchen den während
des Glühens des Kupfers gebildeten Wasserdampf durch Einführung einer
kleinen Aetzkalistange in das Eudiometergefäß absorbiren ließ, erzielte er
wesentlich höhere Mittelzahlen und genaue Resultate. Die größten Diffe-
renzen bei einer und derselben Luftprobe betrugen nur noch 0,014 bis
0,023 pCt. Auch die Schwankungen des Sauerstoffgehaltes gingen dann
auf das normale Maß zurück.
Nach dieser kurzen Darlegung des gegenwärtigen Standes der „Sauer-
stofffrage" will ich nun nachstehend meine Untersuchungs- Ergebnisse
mittheilen:
') Eine Vereinfachung des Jbtfy'schen Apparates wurde vou F. Fischer in
Vorschlag gebracht (Dingl. polyt. Journ. Bd. 234 S. 46 und Berichte der deutsch,
ehem. Gesellschaft 1879, S. 1696).
*) Hempel vermuthet, daß dieser Wasserdampf während des Glühens aus dem
im metallischen Kupfer enthaltenen (absorbirten) Wasserstoffgas gebildet wird.
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Ueber den Sauerstoffgehalt der Waldluft.
241
Tag
jiceres-
Sauerstoffgeh.
der
Ort
in Vol. Proc.
höhe
Holzart und Alter
Unter-
im
im
suchung
m
Walde
Freien
Aug. 15.
• •
Hintersee,
804
Fichten, 40 Jahre
20 68
20 95
am Fuß des Mühl-
sturzhorn
815
» »
20,82
20,94
> 16.
Hintersee
794
Kastanien, in der Krone
a) auf der Sonnenseite
20,81
i 17.
Falzalpe Ostab-
b) auf der Schattenseite
hang des Watz-
mann
1677
— —
20 99
Nordspitze des
20 94
\V atzmann
2658
— —
Nordostabhang d.
Watzmann
1323
Fichten, 55 J.
20 77
4v, 1 1
» 20.
Litzelalpe
1336
—
20 85
20 87
Hirschbichel
1100
Fichten, in der Krone:
a) Sonnenseite
20,71
»
b) Schattenseite
90 RH
»
Buchen und Fichten, 70 J.
90 74.
Oft XK
» 21.
Ramsau
675
Fichten, 45 J.
21 00
Fichten, 50 J.
90 s 1
»
Fichten, 60 J.
90
-
> 22.
Wartstein bei
Hinte rsee
816
Fichten, 45 .7.
90 fifi
20 88
» 23.
am Fuß der Reit-
alpc
849
Fichten, 60 J.
90 S6
20.90
am Fuß des Hoch-
kalter
812
Fichten, 65 J.
20,70
20,88
» 27.
Hintersee
794
Fichten, 30 J.
Fichten, 30 J.
Oft WO
» 29.
Ramsau
678
90 Q1
20,85
Buchen, 100 J.
Fichten, 80 J.
20,93
Sept. 3.
KahlbrunnerAlpe
1346
90 7^
20,93
» 4.
Steinernes Meer
2230
—
20 H7
» 4.
Funtensee
1843
20,91
Königssee
600
—
20 89
» 9.
Kunterweg bei
Fichten, 30 J., in der
Krone
Ramsau
ort a
824
90 Q1
20,84
» 15.
Berchtesgaden
556
Fichten, 80 J.
Ort uu
20 91
Ami */ y V 1
* 17.
Kam sau
670
Buchen, 80 J.
20,86
20,97
» 23.
Raubling bei
Kiefern und \ ichten, 40 J.
Rosenheim
460
(auf Torfboden)
20,65
20,72
Oktbr. 9.
Hirschhorn im
r i < [ 1 1 1 iL.« 1 1 1 1 j i
777
Iii
r icnit'n, to <i.
20,88
ort at
» 14
■ it.
noi n en nm u ml
Nürnberger
21,00
Reichswald
330
Kiefern, 55 J.
20,70
> 19.
Eichstatt
420
Rothbuchen, 85 J.
20,83
20,77
Mittel
20,7*
20,82
Maxim.
20,94
21,00
Minim.
20,61
20,72
Di ff. zw. Max. u. Min.
| 0,33
0,28
242
Agrar-Meteorologie:
Als mittleren Sauerstoffgehalt der freien atmosphärischen Luft er-
gaben meine Untersuchungen 20,82 Vol. Proc, während auf Grund obiger
Analysen als Durchschnittszahl 20,95 Proc. angenommen werden kann. Diese
kleine Differenz, ebenso die von mir gefundenen etwas größeren Schwan-
kungen im Sauerstoffgehalte der Luft sind jedesfalls äer Untersuchungs-
methodo zuzuschreiben, speciell dem Umstände, daß bei dem von mir be-
nutzten Apparate Wasser als Sperrflüssigkeit verwendet wurde. Aber auf
das Hauptresultat der Analysen, daß der Sauerstoffgehalt der Waldlnft
durchschnittlich derselbe ist, als der der freien Atmosphäre, können diese
Verhältnisse keinen Einfluß haben.
Die Luft, welche bei Sonnenschein und windstillem Wetter unmittel-
bar über den Blättern gesammelt wurde, zeigte sich bisweilen etwas
sauerstoffreicher als Freilandluft ; dagegen enthielt die Waldluft, im Innern
gutgeschlossener Bestände gesammelt zwischen Boden und Kronendach, sehr
häufig und durchschnittlich etwas weniger Sauerstoff als die Landluft, was
sich durch den bei der Verwesung der Waldbodendecke stattfindenden
Sauerstoffverbrauch erklärt.
Obgleich auf Grund vorstehender Untersuchungen ein beachtens-
werther höherer Sauerstoffgehalt der Waldluft nur noch in der Phantasie
unkundiger Menschen bestehen kann, hat doch die Land- und speciell
die Waldluft im Vergleich zur Stadtluft so wesentliche Vorzüge, daß. sie
durch diese Ereignisse an ihrer hygieinischen Bedeutung nichts verloren hat.
Während die Stadtbewohner Luft einathmen, welche häufig nicht nur
die Nase durch üblen Geruch belästigt, sondern auch den Lungen eine
ungeheure Menge feinster Staub- und Kohlentheilchen, zahlreiche Keime
oft gesundheitsschädlicher Spaltpilze (Bacterien) zuführt, ist die Land-,
Berg- und Waldluft als reine Luft zu betrachten, d. h. als Luft, die frei
ist von übel riechenden Zersotzungs- und Fäulnißgasen thierischer und
vegetabilischer Abfallstoffe, frei ist von oft schädlich wirkenden Gasen
und Dämpfen der Fabrikanlagen, frei ist von Ruß und Straßenstaub, und
weit weniger Mikroorganismen enthält als die Stadtluft 1 ). Für die Wald-
luft ist speciell noch charakteristisch, daß sie, wie ich früher schon nach-
') Der als Luftreiniger wirkende Regen enthält deßhalb auch auf dem Lande
viel weniger Unreinigkeiten als das Regenwasser in größeren Städten. Sommerregen
ist noch unreiner als Winterregen.
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Ueber den Sauerstoffgehalt der Waldluft.
243
gewiesen habe, in der wärmeren Jahreszeit beträchtlich kühler, feuchter
•und ozonreicher ist als die Landluft.
Vergegenwärtigen wir uns noch, daß der Wald auch einen gewissen
Schutz gegen starke und rauhe Winde bietet, daß er durch den aroma-
tischen Duft der Blütben, Blätter und des terpentinölreichen Harzes der
Nadelbäume die Lebensluft zu würzen vermag, daß ein Aufenthalt in
demselben die verschiedensten ästhetischen Genüsse gewährt und in Folge
dessen auf das Gemüth und auf das geschädigte Nervensystem des modernen
Kulturmenschen die günstigste Einwirkung ausübt, so haben wir alle
Ursache, dem Walde eine große bygieinische Bedeutung zuzuschreiben und
die Waldluft in tiefen Athemzügen zu genießen.
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244
Ueber den Schutz der Pflanzen gegen Hagel.
Von Dr. Clro Ferrari,
Assistent am meteorologischen Ccntralbarean in Rom.
Der Titel dieser kurzen Notiz wird demjenigen, der sie liest, den
«Hagelschirm» zurückrufen, erfunden von einem lustigen Kauz in einem
Augenblick guter Laune; daher beeile ich mich von Anfang an zu er-
klären, daß ich nicht viel von der Autorschaft der Idee, die ich aas-
sprechen werde, halte, und daß ich mit dieser den Interessen der Versiche-
rungsgesellschaften nicht zu schaden glaube ; ich hoffe allein den Ackers-
mann auf eine Bahn zu leiten, welche vielleicht die Wirkungen dieser
schrecklichen Plage weniger unheilvoll gestaltet.
Alle diejenigen, welche die Gewitter beobachteten, auch schon im
letzten Jahrhundert, bemerkten, daß dieselben hauptsächlich von west-
lichen Himmelsstrichen herkämen. Jedoch eine genaue Idee von der
Richtung dieser Lufterscheinung zu erhalten, genügt es nicht, die be-
obachteten Richtungen von einzelnen Beobachtern statistischen Berechnungen
zu unterwerfen, denn es ist nicht anzunehmen, daß die von diesen aus "be-
obachteten Richtungen immer die gleichen seien, wie die wirkliche des
Ungewitters. Abgesehen von den groben Fehlern, in den die Beobachter
verfallen, sind die orographischen Bedingungen des Ortes, die nur einen
begrenzten Horizont gestatten, die weite Entfernung des Gewitters, da«
Bilden desselben während eines Regens in der Nähe des Zenith de*
Ortes etc. etc. lauter Ursachen zum Irrthum. Die Folge davon ist, daß,
um die wahre Richtung eines Gewitters 1 ) zu entdecken, es nüthig ist,
dasselbe graphisch auf einer Karte mittelst isochronischer 8 ) Linien
') In diesem Aufsatz, wann wir von einem Gewitter sprechen, meinen wir
nicht eine einfache Beobachtung, sondern ein über eine Region verbreitetes Gewitter.
») Linien, welche durch die Orte gehen, in welchen die Höhepunkts -Phase
des Gewitters in der Zeit beobachtet wurde.
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Ueber den Schutz der Pflanzen gegen Hagel.
245
darzustellen. Die Linie, welche alle Isochronen senkrecht durch-
schneidet, stellt die wahre Richtung des Gewitters dar, während die
von einzelnen Beobachtern aus bemerkten Richtungen nur schein-
bar sind.
Aus dem kartographischen Studium vieler Gewitter erkannte ich,
daß die westliche Richtung vorherrschender ist, als durch die statistischen
Untersuchungen erschien. In der That, aus 223 kartographisch darge-
stellten Gewittern, durch welche man die wahre Richtung fest-
stellen konnte, ersah ich, daß sie sich auf die 8 Hauptrichtungen des
Compasses auf die in der folgenden Tabelle angezeigten Weise vertheilen.
Unter S — SW werden alle die 45° verstanden, welche zwischen S — SW
laufen u. s. w. Die genaue Richtung S wurde in diesem Oktanten,
während die genaue Richtung SW im nachfolgenden Oktant S\V — W
aufgenommen wurde. Die Zahlen werden nach ihrem procentualen Werthe
ausgedrückt. Die Beobachtungen beziehen sich auf die Gewitter von
Ober- und Mittelitalien im Jahr 1880 und von ganz Italien im Jahr 1881.
Der hauptsächlichste Theil dieser Meteore bezieht sich auf Oberitalien.
Jahr SE-S I S
1,2
SW SW— W iW-NW
NW-N N-NEiNE-E E-SE
18MI
1-1
i
i
2,5
2,1
17,3
11,0
65,6
51,8
4,9
19,8
!
8,8
11,5
2; ö
Daraus ersieht man, daß fast ihre Totalität von den 180° entsteht,
die zwischen SW — NE enthalten sind. Die wenigen Meteore, die von
den andern 180° herkommen, sind nicht von großer Wichtigkeit und nur
solche, die nach kurzer Bewegung sich wieder erlöschen; solche Gewitter
sind überdies beinahe nie von schädlichem Hagel begleitet. Aus der
Tabelle ersieht man klar, daß die meisten Gewitter von einem Punkte
des Oktanten W — NW herkommen. Wir werden daher ohne Furcht vor
einem Irrthum bestätigen können, daß von WNW uns stets der Hagel
zukommt. Der Schreiber dieses hat mit verschiedenen Landleuten ver-
schiedener Länder Oberitaliens hierüber gesprochen und es wurde ihm
stets dieser Punkt als derjenige bezeichnet, woher die schlimmen Gewitter
kommen.
In meinen Untersuchungen über die Gewitter der Jahre 1880
und 1881 richtete ich infolge dessen meine besondere Aufmerksam-
E. Wollny, Forschungen. IX. 17
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246
Agrar-Meteorologie:
keit auf die Richtung des vorherrschenden Windes, welcher das Gewitter
begleitete. Ein solches Element wurde für viele der 36Q Gewitter in
Betracht gezogen, die im Jahre 1880 beobachtet wurden, sowie für die
G50 im Jahr 1881 beobachteten. Für einige Gewitter sogar machte man
sich Karten, ausschließlich um eine solche Richtung darzustellen. Aug
allen studirten Fällen ergab sich das Gesetz, daß bei jedem Gewitter die
•
Richtung desselben mit der des vorherrschenden Windes zusammentrifft.
Eine besondere Aufmerksamkeit wurde den bei jedem Gewitter vom
Hagel verwüsteten Flächen zugewendet; aus allen relativen Fällen ergab
sich das andere Gesetz, daß in der vom Gewitter verwüsteten Region
der Hagel sich in geraden und langen, nach der Richtung desselben
orientirten Streifen vertheilte. Solche Streifen zeigen in manchen Orten
unterbrochene, aber in derselben, Richtung gelegene Felder.
Dies vorangesendet, würde ich den Landleuten rathen, alle An-
pflanzungen, die in Spalieren gezogen werden können (wie Reben, Obst-
bäume, Maispflanzen) von WNW nach ESE anzulegen. Auf diese Welse
würden sie nur die Flanke dem Hagel bieten, welcher, vom Winde
getrieben, ein wenig schriig fällt; es würden dadurch die ersten Bäume
oder Pflanzen der Reihe die zweiten decken u. s. w., während, wenn
die Reiben von N nach S angepflanzt sind, sie vom Hagel voll getroffen
würden 1 ). Es ist klar, daß raein Rath hauptsächlich für die italienischen
Landleute, und besonders für die Oberitaliens gilt. Mit geringen Ab-
änderungen kann er jedoeh auch von Landleuten anderer Länder an-
gewendet werden. Wenn die kartographischen Untersuchungen für eine
>) Wer noch weitere Xotizcn über meine Forschungen der Gewitter wünscht,
der möge bezüglich jener pro 1880, sich Rath holen in meinen Memoiren: Be-
obachtungen über Gewitter, gesammelt im Jahr 1880, und bezügliche Studien:
Annalen des meteorologischen Centrai-Bureau Serie II, Bd. 3, I. Theil pag. 1
bis 256 mit 40 ilhistrirten Tafeln, und auch Zeitschrift der osterr. Gesellschaft
für Meteorologie, Gewitterstudien in Italien von C. Lang., Bd. XIX, Seite 353 — 377.
Etüde sur les orages observes en Italie en 1880 de A. Angot. Annuaire de la
socicte mc'teornlogique de France en 1*S3 octobre, page 349—359. Für das .lahr
1*M Beobachtungen der Gewitter, gesammelt im Jahre 1881 und bezügliche
Studien, Annalen des met. Central-Bureau, Serie II, Bd. 5, II. Theil, Seite 405—731
mit 36 illustr. Tafeln: und Untersuchungen über die dem met. Centralbureau
mitgctheilten Gewitterbeobachtungen vom Jahr 1*81. Meteorologische Zeit-
schrift. Bd. II, S. 353-375.
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Neue Litteratur.
247
bestimmte Gegend es gestatten, die wahre Richtung der Mehrzahl der
Gewitter zu erkennen , so könnte man in entsprechender Weise auch
die Orientirung der Pflanzenreihen modifiziren. Die Idee besteht dem-
nach darin, die Reihen nach jener Richtung anzulegen, von woher
die größte Anzahl der Gewitter kommt. So scheint es, daß in Bayern
diese Meteore hauptsächlich von WSW kommen; in diesem Falle stelle
man die Reihen genau von WSW nach ENE.
Neue Litteratur.
A. Angot. Stadien Aber die Weinlese in Frankreich. Annuaire du
Bureau central meteorologique. 1883. 120 S. in gr. 8° mit 1 illustr. Tafel.
Der unermüdliche Sekretär der französischen meteorologischen Gesellschaft
hat die agrar-meteorologische Litteratur um eine neue Arbeit mit dem oben
erwähnten Titel bereichert, welche das große Verdienst hat, seine Resultate auf
lange Beobachtungen zu stützen.
Da vom Jahre 1880 an festgesetzt wurde, daß das Bureau central meteoro-
logique regelmäßig die Angaben bezüglich der Epoche der Weinlese veröffent-
lichen würde, so erstreckte Angot seine Nachforschungen nur auf die vorhergehenden
Jahre. Er wandte sich deshalb an die Commissionen der Departements, damit
sie ihm die Angaben der vorherigen Ernten übermittelten. Auf diese Weise erhielt
er 606 Serien von Weinlesen, die sich auf 50 Departements beziehen. Von den
37 anderen lieferten 19 gar keine Angabe; bei einem ging die darauf bezügliche
Aufschreibung verloren und in 17 werden die Weinstöcke nicht gebaut.
Da der Weinertrag in den verschiedenen Jahren nur mittelst unbestimmter
Ausdrücke, wie Menge dürftig, mittelmäßig, reich etc. ausgedrückt ist. giebt Angot,
damit sie zum Vergleiche diene, eine Tabelle, auf welcher für die Zeitdauer vom
Jahre 1*7"» — 79 für jedes Departement und für jedes Jahr die mittlere Fläche von
Hektaren angegeben ist, die mit Weinstöcken bepflanzt, und das mittlere Produkt
nach Hektoliter per Hektar anführt. (Angaben, aus dem statistischen .lahresbuch
von Frankreich entnommen- Handelsministerium. Abtheilung für die allgemeine
Statistik.) Anffot giebt in Folge derselben Veröffentlichung für die 30jährige Zeit-
dauer vom Jahr 1850—79 für jedes Jahr in ganz Frankreich die Totalanzahl
der mit Wein angepflanzten Hektare und das mittlere Produkt per ha wieder:
eine Tabelle, die wir hier zum Thcil wiederholen.
IT"
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248
Agrar-Meteorologie.
Mittlerer Ertrag
hl per na
1850
20,7
1*51
18,1
1852
13,3
1853
10,4
1854
5,0
1855
7,0
1856
9,8
1857
18,2
1858
24,7
1859
13,7
Mittel 14,1
Mittlerer Ertrag
hl tioi* ha
III J'vl II«*
17 Q
1 Wft1
lo,4
1 A ß
1 üeQ
1 s < »o
£.2,0
1£64
22 4
1865
80,1
1866
27,8
1867
16.9
1868
22,3
1869
29,8
Mittel 22,0
Mittlerer Ertr
Iii 1WIT* Via
in per jm
18<0 l )
23,3
18 < 1
24,4
18/2
22,6
i r » n
1874
29,2
1875
32,6
1876
1*.5
1-77
13,6
1878
22,0
1879
11,5
Mittel 21,3
Es ist sehr nützlich zu bemerken, daß im ersten Deeenium die Anzahl der
mit Wein angepflanzten ha zwischen einem Maximum von 2183810 und einem
Minimum von 2158*50 sich bewegte, deren mittlere Zahl 2174959 gewesen ist.
Im zweiten bewegt sie sich zwischen 2643170 und 2205410 mit einem Mittel
von 2306295. Im dritten zwischen 2428740 und 2238180 mit einem Mittel
von 2364176.
Da die Vielfältigkeit der Sorten als eine große Schwierigkeit für denjenigen
gilt, der in verschiedenen Gegenden die Epochen der Weinlese vergleichen will,
so hat Angot mit Hilfe von De Gasparin in richtiger Weise die verschiedenen
Sorten in 7 Klassen getheilt. Damit die Trauben erster Klasse reif werden,
müssen sie nach De Gasparin eine Wärmesumme von 2264° erhalten; für die
folgenden Klassen notwendigerweise eine höhere Zahl, bis für die 7. Ordnung
endlich eine Summe von 5000° nöthig ist. Die erste und die letzte Klasse, deren
Weinstöcke fast gar nicht in Frankreich gezogen werden, nicht beachtend, theilt
Angot die andern Klassen in 2 Gruppen, in die erste, welche die 2. und 3.
Klasse einschließt, und in die zweite, welche die 4., 5. und 6. umfaßt. Eine
solche Unterscheidung ist sehr zweckdienlich, da die Unterschiede zwischen
den Klassen jeder Gruppe unbedeutend sind, wahrend dieselben zwischen den
Gruppen* im Gegentheile sehr groß sind. Die Trauben der ersten Gruppe be-
nöthigen im Durchschnitt 3480°, die der zweiten 4250°, um zu reifen.
Unabhängig von der Art der Weinstöcke, haben viele andere Ursachen und
Gründe großen Einfluß auf die Epoche der Weinlese. Es genüge, die verschie-
denen Arten der Kultur anzugeben, das Jung- oder Altsein des Weinstockes;, der
Gebrauch des Schwefels etc. Man ersieht daraus, wie vielen Einschränkungen
die Schlüsse, die man aus diesem Studium zieht, unterworfen sind, und wie es
darum, klimatologisch sprechend, weniger belehrend sei, als andere ähnliche Er-
scheinungen, andere Phänomene der Pflanzenwelt, wie das Blättertreiben und
Blühen der Pflanzen, das Reifen der Cerealien etc. Anderntheils bietet es den
großen Vortheil, daß keine andere periodische Erscheinung der Pflanzenwelt
M Nach Abzug .1er Wcinproduktc von Elsaß und Lothringen.
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Neue Litteratur.
249
eine so lange Reihe von Beobachtungen bietet. Weit zurückgreifend, beziehen
sich dieselben auf Zeiten vor der Einführung des Thermometers, so daß es
durch dieses Hilfsmittel möglich wurde, interessante Folgerungen über den meteo-
rologischen Charakter der vergangenen Zeiten zu ziehen, über welche keine
anderen Xachweisungen bestehen.
Nachdem Angot das enorme Material gesammelt hatte, theilte er es in 2
Tabellen; 1 ) auf der ersten ist für jedes Jahr die Zeit der Weinernte für alle Orte
und Stationen angezeigt, welche die längsten Serien und daher auch die in-
teressantesten Beobachtungen geliefert haben; auf der zweiten sind allein für jede
Station ohne Ausnahme die mittleren Zeitpunkte der Weinlese angegeben, in
Zeiträumen von je 10 Jahren, von 1840 an gerechnet, die Epoche, zu welcher
der größte Theil der Serien zurückreicht. Zur Angabe der Daten nahm Angot
den 1. September als Ausgangspunkt an, ihn mit 1 bezeichnend; daher giebt die
Zahl 31 den 1. Oktober und —1 den 31. August an u. 8. w. Für die zehnjährigen
Mittel wurden, wenn die Lücken kurz waren, die fehlenden Zahlen mittelst der
nächsten, cotnpleten Stationen interpolirt, indem angenommen wnrde, daß der Unter-
schied in den Epochen der Weinlese in den benachbarten Orten ein beständiger
wäre. Wenn die Lücken groß waren (ausgenommen, wenn es sich um sehr
interessante Serien handelte), wurden die Mittel nicht berechnet. Auf der ersten
Tabelle sind Beobachtungen, die bis zum 14. Jahrhundert hinaufreichen.*) Indem
man diese Tabelle prüft, bemerkt man, wie veränderlich an ein und demselben
Orte die Zeit der Weinlese ist. So z. B. erntete man in Dijon den Wein im Jahre
1420 am 25. -August und im Jahre 1816 am 28. Oktober, ein Unterschied von
64 Tagen; in Salins am 6. September (1540) und im Jahre 1816 am O.November;
Unterschied 65 Tage: in Lavaux den 9. Scptembep (1636) und im Jahre 1698 am
19. November; Unterschied 71 Tage etc. Der Unterschied zwischen den äußersten
Daten schwankt im Allgemeinen zwischen 65 und 70 Tagen. Diese Verschieden-
heit kommt manchesmal sogar bei sehr naheliegenden Jahren vor.
Angot berechnete in der Folge die Verschiedenheit der Epochen der Wein-
lese, indem er den mittleren Unterschied derselben von einem zum folgenden Jahre
nahm. Eine solche Berechnung wurde bei 15 Orten gemacht in einem Zeitraum
von 80 Jahren (1800—1879); die Resultate davon sind in einer 3. Tabelle, auf
welcher die zehnjährigen, mittleren Zahlen angegeben sind. Aus diesem Resultate
ergab sich im Durchschnitt in Frankreich von einem Jahr zum andern ein
Unterschied von ungefähr 11 Tagen; doch scheint es, daß im Süden die Ver-
schiedenheit geringer sei.
Indem Angot sich der 2. Tabelle bediente, berechnete er per Departement
den mittleren Zeitpunkt der Weinlese für die Jahre 1860—79. Als es sich um
Departements handelte, die wichtige klimatische Unterschiede boten, machte man
die Berechnungen für „Arrondissement u ; im Gegentheil jedoch gruppirte man ge-
>) Zur endlichen Vervollständigung dieser 2 Tabellen, die bis an GOG Serien erreichen,
fügte Angot in der Folge noch andere Materialien (15 Serien» hinzu, die er in 2 andereu kleinen
Tabellen veröffentlichte, als Atihang an die vorhergehenden.
*) Die Epochen vor 1583 sind nach dem gregorianischen Kalender korrigirt.
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250
Agrar-Meteorologie :
wisse Departements, deren klimatische Verhältnisse beinahe gleich sind oder keine
hinreichenden Beobachtungen boten. Die Resultate sind auf einer 4. Tabelle
dargestellt, die wir hier wiedergeben.
.Nummer littl.
Mitt-
J
(immer
littl.
Itt.
der
Seehöhe
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28,0
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8
273
27,1
168
19,4
Indre, Cher, Loiret (Or-
Pyrenees- Orientales . .
1
30
23,0
leans) Nievre (Cosne,
3
40
3,3
13
147
25,5
15
752
33,0
Allier(Moulins,Montlucon)
9
251
26,1
6
572
31,9
Allier (Uannat, laPalisse) 11
340
34,4
Dröme, Vaucluse . . .
7
157
23,8
Puy-de-Döme (Clermont)
26
418
88,2
Bouches-du-Rhöne . . .
8
182
15,3
Puy-de-Döme (Issoir) . .
16
504
39,3
5
177
16,1
Mittels der Zahlen dieser Tabelle stellt Angot den Beginn der Weinlese
graphisch (in einer den Memoiren angehefteten Tafel) dar. Die verwickelte Form
dieser Linien dürfte sowohl von der Verschiedenheit der gepflegten Weinsorten
als von dem Einfluß der ITöhe herrühren. Aus Mangel an Beobachtungen,
die in derselben Region, aber in verschiedenen Höben gemacht worden
waren, konnte Angot die Curven nicht auf das Niveau des Meeres reduciren.
Die wenigen Gruppen, mittelst deren Beobachtungen man eine solche Re-
duktion machen konnte, gehören den Hoch- und Niedcralpen, dem Doubs und dem
Puy-de-Döme an. Aus diesen Beobachtungen würde es scheinen, als ob die Ver-
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Neue Litteratur.
251
spätuiig in der Zeit der Weinlese durchschnittlich 2—3 Tage sein müßte, bei je
einer Zunahme von 100 m in der Höhe.
Eine Frage, die eines besonderen Interesses Werth ist, und zu deren Er-
forschung hauptsächlich das kostbar gesammelte Material diente, war die, an-
zugeben, ob, wenn die durchschnittliche Zeit der Wehllese regelmäßige Ver-
schiedenheiten für längere Perioden erleide, man dieselben der fortschreitenden
Veränderung des Klimas zuschreiben könne. Zu diesem Zwecke berechnete
Angot die Epoche der Weinlese für 15 der längeren Serien in einem Zeitraum
von 10 und von 25 Jahren. Um die Resultate noch klarer wiederzugeben, drückt
er mittelst Diagramme den erhaltenen relativen Durchschnitt dreier längerer Serien
aus. Wir geben hier die Ziffern dieser letzteren wieder.
1400-09
10-19
20-29
30-39
40-49
50-59
00-69
70-79
90- 99
Dijon
26
16
1
29
24
3U
27
Salins
»
•
»
»
»
»
»
Aubonne
»
»
»
V
»
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1600 - 09
10—19
20— 29
30—39
40—49
50-5»
60-69
70-79
80-89
90 99
Dijon
25
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24
26
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25
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28
Salins
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(45)
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40—49
50-59
60-69
70-79
80- 89
90—99
Dijon
28
26
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20
26
25
21
24
16
28
Salins
44
42
47
34
44
39
34
43
35
48
Aubonne
42
39
45
41
47
42
42
5U
52
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10-19
20-29
30-39
40-49
50-59
60—69
70—79
80 89
90—99
Dijon
25
26
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30
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28
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Salins
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41
39
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35
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Aubonne
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57
56
56
63
61
56
55
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46
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10-1»
20- 29
30-3»
40-49
50—59
60 — 69
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Dijon
32
36
36
32
25
29
22
29
Salins
37
42
41
43
43
46
40
45
Aubonne
51
54
45
45
45
47
40
(45).
Aus dieser, wie aus der analogen Tabelle, welche die Mittel durch fünf-
undzwanzigjährige Serien angiebt, schließt man, daß die Verschiedenheiten nicht
von festgestellten Veränderungen in demselben Sinn, herkommen, wie diejenigen
wären, welche von einem fortschreitenden Verfall des Klimas herrühren, sondern von
Schwingungen. So rückt in Aubonne der durchschnittliche Zeitpunkt «1er Wein-
erute in den Jahren von 1775—1875 um 10 Tage weiter vor, als im vorher-
gehenden Jahrhundert, hat aber jedoch nur eine Verzögerung von 8 Tagen über
die Epochen zweier Jahrhunderte vorher. Gegenwärtig ist es genau dieselbe Epoche
wie am Ende des XVI. Jahrhunderts. Dasselbe kann man auch sagen von andern
•) Obgleich Angot es nicht ausspricht, glaube ich doch, daß die unter Parenthese an-
gegebenen Durchschnittszahlen von unvollständigen zehnjährigen Serien herrühren.
252
Agrar-Meteorologic :
Curven. Von diesen Zahlen kann man auch ableiten, daß die langsamen
Schwingungen dieser Erscheinung nicht den periodischen Veränderungen des
Klimas zuzuschreiben sind. In der Thal sollten die drei obengenannten Stationen,
welche nahe beisammen liefen, einen parallelen Gang zeigen, was jedoch nicht
der Kall ist. Dassell* gilt auch für andere Serien, die von noch näher an-
einanderliegenden Stationen herkommen. Diese Schlüsse, welche auf die
Bi-tändigkeit des Klimas sich beziehen, bestätigen diejenigen, zu welchen
auch andere Autoren, jedoch auf ganz verschiedenen Wegen gelangten. Was
die Permanenz derselben Gattung an ein und demselben Orte anbetrifft, so er-
kennt man aus der Beschreibung Columeüas, welche er uns von den Wein-
bergen vou Gaule giebt, unter den andern Sorten ganz perfekt den Pinot, welche
gerade die am meisten in Burgund gepflegte Pflanze ist. Aus Dokumenten,
die man besitzt und die für Beaune bis zum Jahre 1330 und für Dijon bis 1480
"zurückreichen, ist ersichtlich, daß jene Kultur nicht verändert worden ist; die
Gattung, die Art der Pflege etc., alles ist dasselbe geblieben. Man weiß überdies
noch von Gregor von Tours, d. i. aus dem 6. Jahrhundert, daß die Weinstöcke
sich damals auf denselben Hügeln befanden, wie jetzt. Dieselben Pflanzen, irgendwo
anders hin versetzt, sogar an Orte von gleichem Klima, brachten andere Produkte
hervor. Man wird aus allem diesen schließen müssen, daß das Klima Burgunds
seit zwölf Jahrhunderten sich nicht geändert hat. Die Veränderungen, die
sich in langen Reihenfolgen ergeben, Veränderungen, die nicht einmal bei
benachbarten Orten ähnlich sind, kommen daher nicht von dem Wechsel des
Klimas, sondorn von rein lokalen Ursachen her, wie z. B: Veränderungen in den
gepflegten Sorten, Versetzung der Heben, Zuwachs der Anzahl der Weinstöcke,
Art des Weinbaues etc. Dieser Schluß, zu dem Angot gelangte ist der treffendste
und wichtigste der ganzen Arbeit, denn nur auf diesem wahren und richtigen
Wege können wir eine genaue Idee der klimatischen Verhältnisse der Vergangen-
heit erhalten.
Ehe Angot sich in die genauere Untersuchung der Beziehungen zwischen
den meteorologischen Elementen und der Epoche der Weinernte einläßt, giebt er
uns noch ein langes Verzeichniß, in welchem er uns von 1236—1879 (bis 1448
mit Unterbrechungen, aber dann vollständig für alle Jahre) für jedes Jahr die
Qualität und (Quantität der Weinlese anzeigt. Bis zum Jahre 1689 sind die Erträge
aus dem Werke Schiiblcrs genommen: „Nachrichten über die Verhältnisse des
Weinbaues in Württemberg" und beziehen sich ausschließlich auf die Weinberge
dieses Landes. In der Folge nahm Angot auch noch zu vielen andern Quellen seine
Zuflucht. Nachdem A. zwei Tabellen Schüblers angiebt, welche das Produkt der
Weinberge Ilcilbronns (vom Jahre 1519 — 1N03), Besigheims (von 1711 — 1788) und
von Stuttgart (von 17S8 — 1830) darstellen, liefert er uns auch noch zwei Tabellen,
die das Weinprodukt in hl per ha von St. Georges (Cöte-d'Or) (von 1800—1859)
und von Gruaud-Lorose (Medoc) (von 1820 — 1879) nachweisen. Auf Grund ferner
gesammelter oben angeführter Angaben bezüglich der Qualität und Quantität der
Weinlese führt Angot vom Jahre 1750 an diejenigen Jahre auf, in welchen
Frankreich im Allgemeinen eine reiche Weinlese hatte. Solche Jahre sind: 1752,
'54, '79, '81, '88, 1804, '27, '28, '40, '48, '75. Die Jahre, in denen die Ernte
mager war, sind: 1789, 1809, '16, '17, '21, '30, '43, '54, '73 und '79. Die Jahre,
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Neue Litteratur.
253
in welchen die beste Qualität hervorgebracht wurde, waren 1750, '53, '60, '62,
'81, '88, '95, '98, 1802, '11, '22, '25, '34, '42, '46, '58, '65, '70 und '74. Die
Jahre endlich, in denen der Wein schlecht ausfiel, immer von 1750 an gerechnet,
würden also dann sein: 1754, '61, '63, '68, '76, '89, '99, 1816, '17, '21, '23, '29,
'36, '43, '45, '53, '60, '66, '79. Indem sich Angot der gesammelten Serien be-
diente, bestimmte er von 1750 an die charakteristischen Jahre für die Früh-
reife und für die Verspätung der Weinlese in Frankreich. Die Jahre, in welchen
man später erntete, waren 1805, 16, '21 79; das Jahr der spätesten Weinlese
war im allgemeinen das Jahr 1816. Diejenigen, in welchen die Weinlese sehr
früh stattfand, waren 1794, '98, 1811, '22, '34, '46, '65, '68; im Jahre 1822
erntete man am frühesten.
Angot suchte dann in der Folge die Beziehungen zwischen dem Zeitpunkt
der Weinlese und dem jährlichen Gang der Witterung festzusetzen. Zu diesem
Zwecke bediente er sich folgender periodischer Formel:
t = t 0 4- a, sin x 4- b, cos x -f a 2 ' sin 2 x + b./ cos x
wox die durchschnittliche Zeit im Winkel gerechnet, vom 1. Januar an, darstellt,
(1 Tag = 0°, 9857), t 0 die mittlere jährliche Temperatur, a„ b„ a 2 , b, die
Coeticienten , welche man bestimmen kann, wenn man die mittleren, monatlichen
Temperaturen kennt. Aus einer noch nicht veröffentlichten Arbeit über das
Klima Frankreichs zog Angot die zur Berechnung dieser Werthe nothwendigen
Kiemente für 22 Gegenden 1 !, für welche das mittlere Datum der Weinernte auf
der von uns angeführten Tabelle (Seite 250; wohl angemerkt und angezeigt ist.
Angot giebt uns in einer Tabelle die Werthe für die 22 Regionen an. Setzt man
diese in die oben angegebene Formel, so erhält man tür jeden Zeitpunkt des
Jahres die mittlere tägliche Temperatur (abgeleitet vom Maximum und Minimum ohne
Berechtigung). Herr Angot nahm nach De Gasparin und Ladreg 9° als die-
jenige Temperatur an, in welcher sich die ersten Spuren der Vegetation iu dem
Weinstock zeigen. So konnte er auf Grund dieser Formel für die 22 Regionen
den mittleren Zeitpunkt berechnen, in welchem der Weinstock zu wachsen an-
fängt, d. h. die Epoche x, in welcher die mittlere tägliche Temperatur den Werth
von 9° erreicht. Auf solche W f eise konnte A. für Frankreich die Curven be-
schreiben, die den Anfang der Vegetation des Weinstocks darstellen oder mit
andern Worten den Gang der Isotherme 9° im Frühling. Die Curven dieser
Tafel zeigen eine gewisse Aehnlichkeit mit jenen der anderen schon erwähnten,
welche die mittleren Epochen der Weinlese darstellen. Nachdem er auf solche
Weise die Anfangsepoche der Vegetation und der Ernte festgesetzt hat, erhielt
Angot für jede Region die Totalsummc der zwischen den beiden Zeitpunkten
von der Rebe empfangenen Temperaturgrade mittelst folgenden Ausdruckes
zwischen den zwei angegebenen Grenzen. Diese Berechnung kann auf zwei verschie-
dene Arten gemacht werden : entweder indem man jede Temperatur zu ihrem wirklichen
') Viele von dicaen Gegenden umfassen mehrere naheliegende Kugionen der Tubclle
tuf Helte »0
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254
Agrar-Metoorologie:
Werthe annimmt (da alle Temperaturen unter 9° wie null gerechnet werden, 9*
aber nach seinem wirklichen Werthe genommen wird); oder, indem man von allen
Temperaturen die Zahlen unter 9° abzieht (in diesem Falle zählt 9° für 0°nnd
10" für 1°).
Es ist klar, daß man von der ersten Fläche, welche mit der ersten Summe
übereinstimmt, zur andern übergeht, die mit der zweiten übereinstimmt, indem
man das Produkt der Anzahl der Tage, welche zwischen dem Anfang des Wachs-
thums und der Weinernte liegen, für die Temperatur, die als Ausgangspunkt
genommen ist, d. i. 9° davon abzieht. Angot gibt in der Tabelle, die wir hier
wiedergeben, für die 22 Regionen die Summe der Temperaturgrade an, die die
Rebe vom Anfang des Wachsthums bis zur Ernte empfangen hat, nach den beiden
Methoden berechnet, wie folgt:
Summe berechnet über Summe berechnet über
0»
9o
9*
2431
973
1308
1144
1258
1135
1255
2726
110G
Bourgogno
2773
1225
Champagne (Rheims) .
. 2691
11 IG
Mittel .
. 2845
1258
Mittel .
. 2723
1125
1388
2K00
1180
Medoc
. 3069
1395
Seine, Seine-et-Oisc . .
. 279G
11*5
Mittel .
. »054
1389
Champagne (Troyes) . .
. 2734
1159 Basscs-Pyrenees . . .
. 3302
1502
. 3193
1537
Loire Inferieurc . . .
. 2777
1157 Herault
. 3119
1535
Mittel .
. 27W
1173 Bouches-du-Rhone . .
. 3146
1.508
1957
Mittel .
. 3190
1530
Suisse (Lausanne) . . .
. 2859
1221
Wenn wir die Hochalpen, für welche die Zeit der Weinlese schlecht fest-
zusetzen ist, nicht in Betracht, ziehen, ebenso auch Roussillon, dessen Zahlen nur
von einer einzigen Station herkommen, so sehen wir, daß durchschnittlich im
Osten Frankreichs der Wein reift, wenn der Weinstock, von dem Zeitpunkt an ge-
rechnet, in welchem die mittlere Temperatur 9° übersteigt, eine Gesamintsumrae
von 2720° Temperatur erhalten hat, wenn die Grade auf 0° berechnet werden,
oder von 1130°, wenn man die Berechnung auf 9° macht. Die Weinstöcke der
nördlichen Gegenden erfordern dementsprechend 2*00° oder 1170°; die in Mittel-
frankreich 2*40° oder 1250°; die südwestlichen 3050° oder 1390° und die des
Südens 3190° oder 1520°. Die von uns oben gegebenen, über 0° gerechneten
Wärmesummen sind geringer, als die von Jk Gasparin angegebenen, welche
wir früher erwähnten. Das ergiebt sich aus der Thatsache, daß De Gasparin
zu dieser Berechnung die niedrigsten, unter einem Schirme beobachteten Tem-
peraturen verwendete, die höchsten aber mittelst eines Thermometers, der im
Mittelpunkt einer kupfernen, mit dünnen Wänden versehenen Kugel angebracht
war, die außen schwarz angestrichen war und der Sonne ausgesetzt wurde.
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Neue Litteratur. 255
I>er Verfasser glaubt, daß die auf diese letzte Art berechneten Temperaturen sich
weniger als die seinigen zu diesem Zwecke eignen. Er giebt an , daß die
relativen Temperatursummen im Osten und Norden niedriger seien als in Wirk-
lichkeit, weil man in diesen Gegenden früher zu ernten gezwungen sei, ehe die
Trauben vollständig reif wären. Eine wichtige Lehre, die man aus vorhergehender
Tabelle zieht, ist auch noch die, daß, je mehr man nach Norden geht, desto niedriger
die Temperatursumme ist, welche der Wein braucht, um zu seiner Reife zu gelangen.
Zuletzt wendete Angot seine Aufmerksamkeit auch noch auf die meteorolo-
gischen Bedingungen derjenigen Jahre, in welchen bei der Weinlese besondere
Umstände eintraten. Wir haben oben die Jahre angegeben, in denen von 1750
bis 1879 am frühesten und am spätesten der Wein geerntet wurde. Angnt be-
rechnete für Paris in all diesen Jahren (mit Ausnahme der Jahre 1794, '99 und
1805, in denen die Beobachtungen fehlen) die Abweichungen von der Normal-
zahl 1 ) der mittleren Temperaturen in den Monaten März und April. Aus der be-,
züglichen Tabelle entnehmen wir nur die Mittel der Monate vom April bis August.
Jahre von frühester Weinlese Jahre von spätester Weinlese
Abweichungen für April Abweichungen für April
bis August bis August.
1811 + 1,°23 1816 - 2, ü 05
1822 | 1,°60 1821 -0,74
1834 • . . + 1,00 1879 - 1,77 •
1846 + 1,88
1865 + 1,48
1868 + 1,65
Vor allem fällt uns in die Augen, daß in den Jahren der Frühernte die
mittlere Temperatur dieser Monate über die Normale hinausging, während sie in
den Jahren, in denen spät geerntet wurde, unter derselben stand. Es scheint,
daß ein Uebermaß der Temperatur im Frühling für die Frühreife günstiger
ist, als in jeder andern Jahreszeit. Es ergiebt sich auch, daß die Zeit des
Wachsens viel kürzer als gewöhnlich in den Jahren der Frühreife und viel länger
in denen der Späternte ist. Angot berechnete auch für diese außergewöhnlichen
9 Jahre das Fcbermaß der Wärmesumma über die normale vom 1. April bis
31. August.
1811 ... 4- 188° 1846 ... -I- 211» 1816 ... - 314°
1822 . . . + 244 1865 . . . + 227 1821 ... - 113
1834 . . . + 152 1868 . . . + 252 1879 . . . - 271
Indem er für die mittlere Epoche der Weinlese in Paris (Ende September
bis Anfangs Oktober) eine mittlere Temperatur von 13,5° annahm, berechnete
Angot durch die oben erwähnte Methode, mit welchem Vorrücken und Rück-
stand diese Differenzen correspondirten. Wenn man daneben noch die wirklich be-
obachteten Epochen 4 ) stellt (auf Grund der ersten Tabelle), so erhält man:
»l Diese Ist au» dem Mittel von 18G0 — TB entnommen.
*) Die dazu gebrauchten Stationen waren Argenteuil (Scinc-et-Oise), 1c Kiccys <Aubc) und
Vendüme <l,oire-ct-Cher).
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256
Agrar-Meteorologie:
Vorrücken der Ernte Vorrücken der Ernte Verspätung der Ernte
Berech- Beobach- Berech- Beobach- Berech- Beobach-
net tot net tct net tet
1811 14 Tg. 13 Tg. 1846 16 Tg. 17 Tg. 1816 23 Tg. 25 Tg.
1822 18 » 26 • 1865 17 » 19 » 1821 8 » 17 ,
1834 11 » 14 » 1868 19 » 16 » 1879 20 » 19 >
Diese Zahlen stimmen hinreichend überein, außer für die Jahre 1821 und
'22. Was das Jahr 1822 anbetrifft, so muß man berücksichtigen, daß der Monat
März ausnahmsweise heiß war, und daher das Wachsthum schon in diesem Mona:
anfangen mußte, was noch mehr den Ueberschuß vermehrt, der dem übrigen Theil
des Jahres zuzurechnen ist. Im Jahre 1821 war die erhöhte Temperatur der
Monate August und September nicht genügend, um die schädliche Wirkung der
niedrigen Temperatur der drei vorhergehenden Monate aufzuheben. Wieder-
holt bemerkte man, daß die jährlichen Veränderungen in den Zeitpunkten
der Weinreife ihre Erklärung in dem Gang der jährlichen Temperatur finden.
Da Angot der Meinung ist, daß eine magere Ernte an vielen, schwer
zu unterscheidenden Ursachen') (wie Frost im Frühjahr, Hagel, verschiedene
Krankheiten etc.) abhängt, so wendete er seine Hauptaufmerksamkeit auf die
Beobac htung der Beziehungen zwischen den meteorologischen Elementen und
den weiter oben erwähnten reichen Erntejahren. Nur die fünf letzten wurden
in Betracht gezogen, da für die vorausgehenden eingehendere Beobachtungen
fehlen. Angot gibt für Paris in diesen Jahren die Abweichungen der Temperatur
der Monate von März bis September über die normale an. Wir berechnen aus
jenen folgende Mittel:
März April Mai Juni Juli August September
-0,°1 +0,°5 + 1,°8 +0,°5 -0,°4 4-0,°l +0, 4 8
Auf diese Weise können wir sagen, daß eine hohe Temperatur bei Beginn
des Wachsthums, besonders aber im Augenblicke der Blüthe, für die meisten
Erzeugnisse des Weinstockes 2 ) sehr günstig wirkt. In Betreff derselben Jahre
und der Monate vom August bis September berechnete Angot die Menge des
gefallenen Regens, von welcher wir auch hier wieder das Mittel angeben
») In diesem Punkte kann der Referent mit dem geehrt»«» Verfasser nicht übereinstimmt?! 1 .
Ich glaube, daß auch ein Studium analog dem von ihm gemachten tu Hinsicht auf die nut>j.
Erntejahre ebenso auf die schlechten gemacht werden könne. In meiner Abhandlung, be-
titelt: „Beziehungen zwischen meteorologischen Elementen und den Ernteergebnissen Italiens*.
Anraten des Centrai-Bureaus der Meteorologie. Serie II, 4. Bd.. Theil EL, Seite 117— W
(siehe anch diese Zeitschrift Vol VIII. und „Das Wetter**, t. Jahrgang. Seit« S38— 24«) glaube
ich gezeigt zu haben, wie die Temperatur des Winters, wenn dieselbe niedrig ist eüwn
schädlichen Einfluß auf da* Produkt des Weinstockes hat.
s l Dieses Resultat ist aualog demjenigen, das auch der Berichterstatter in dem schon
angegebenen Aufsatz bezüglich der Verhältnisse zwischen der Witterung und dem Produkt
des Weizens, Roggens und der Gerste gefunden bat, nämlich, daß eine hohe Temperatur
während der Wachsperiode für die meisten Erzeugnisse sehr güuvtig ist, was sich aus
jenen Oegcudeu des nördlichen Italiens ersehen läßt, wo daa Maximum für jetie Ele-
mente im allgemeinen nicht erreicht wird.
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Neue Litteratur. 257
April Mai Juni Juli August September April-Septbr.
mm 51 47 46 58 57 46 305
Normalwerthe») » 38 49 51 51 49 50 288
Daraus ergab sich, daß während dieser fünf guten Jahre der Regen in den
heißen Monaten der Norm sehr nahe kommt oder nur ein wenig höher.
In der Folge berechnete Angot auch die Abweichungen der normalen Tem-
peratur in Paris für die Monate März bis September in den Jahren, die Wein
von guter und von schlechter Qualität hervorbrachten. Dieselben sind von uns
schon oben angegeben worden; diejenigen aber vor 1806 wurden wegen Mangel
an Beobachtungen ausgelassen. Aus der Tabelle AngoVz berechneten wir folgende
Mittel :
März April Mai Juni Juli August Sept. Juni-Sept.
Gute Jahre +0,°2 + 0,°5 +1,°1 +1,°9 + 0,°8 +0,°6 + 1,°2 +1,°1
Schlechte » -0,°8 -1,°3 -0/8 -0,°4 -0,°5 -0,°8 -0,6 -0,8
Aus diesem ersieht man, daß die Temperatur in den guten Jahren, be-
sonders von Juni bis September, die Norm übersteigt, während sie in den
schlechten unter derselben steht. Eine analoge Berechnung wurde dann für die
zehn guten, sowohl auch für die elf schlechten Jahre iu Hinsicht des Regens
gemacht. Die relativen Mittel würden folgende sein:
Gute Jahre mm
Schlechte » »
Normale *
Mau ersieht daraus, daß die Regenzeit in den schlechten Jahren über das
Normale hinausging, während sie in guten etwas unter der Norm stand.
Ehe Angot seine schöne Arbeit vollendete, wollte er endlich auch noch seine
Aufmerksamkeit auf das Maximum und Minimum der berühmten Sonnenflecken
wenden, für welche unnützerweise Ströme von Tinte geflossen sind, wie auch auf
die analogen Nachforschungen über den Einfluß des Mondes auf die irdischen
Phänomenen. Nachdem Angot vorher erwähnt, daß Tomascheck gefunden hat, daß in
jenen Jahren, in welchen die Sonnenflecken zahlreich waren, sich durchschnittlich
die Weinreife um fünf Tago verspätete, im Vergleich mit jenen Jahren, in denen
die Flecken selten waren, während Fritz gerade das Gegentheil aufstellte, nämlich
daß bei vielen Sonnenflecken der Wein durchschnittlich um einen Tag früher reife
als bei wenigen, berechnete er einzeln für zehn Stationen von 1700— 1 S79 das
mittlere Datum der Weinlese für die Jahre (nach H. Wolf) des Maximums der
Sonnenflecken (1705, 17, '27, '38, '50, '69, '78, '88, 1804, '16, '30, '37, '48, '60
'70, und für jene des Minimums. (1712, '23, '33, '45, '55, '65, '75, '84, '98, 1810
23, '33, '43, '56, '67, '78.) Die durchschnittlichen Resultate würden folgende sein:
Juli
August
September
Totalsummc
48
45
47
140
66
54
62
182
51
49
50
150
»J Erhalten ans der Epoche von 1801—70.
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2r»8
Agrar-Meteorologie: Neue Litteratur.
Kürnbach
Argenteuil
Dijon
Vollnay
Beaune
Jahre des
Maximums. Minimums
7. Okt.
1. »
29. Sept.
27. »
27. »
6. Okt.
26. Sept
30. »
26. »
27. ■
Jahre dss
Maximums Minimums
Salins 13. Okt. 12. Okt.
Lous-le-Saulnier 7. » 7. »
Pichou-Lougueville 24. Sept. 2. r > Sept.
Aubonne 24. Okt. 24. Okt.
Lausanne 18. » 19. »
Daraus wird uns klar, daß kein klarer Unterschied zwischen den beiden
Serien der Ziffern besteht, und daher der vermuthete Einfluß absolut nichtig oder
unschätzbar sei. Dr. Ciro Ferrari — Rom.
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I. Physik des Bodens.
Ueber Prüfung der Bodenarten auf Wasserkapacität
und Durchlüftbarkeit.
Von Professor Dr. R. Heinrieh in Rostock.
Seit einer Reihe von Jahren habe ich mir die Aufgabe gestellt, die
wissenschaftlichen Bodenuntersuehungen „ins Praktische" zu übertragen
und die chemischen und physikalischen Bodenprüfungeu zur Gewinnung
eine3 Maßstabes für die Güte der Bodenarten zu benutzeu. Unser Boden-
bonitirungswesen liegt gegenwärtig noch sehr im Argen. Die Werth-
schützung des Bodens nach dessen Fruchtbarkeit, diese so wichtige An-
gelegenheit, welche das materielle Wohl und Wehe Einzelner so sehr
berührt, wird zur Zeit in einer Weise gehandbabt, welche unserem heutigen
wissenschaftlichen Standpunkt nicht mehr entspricht. Prüft man die
verschiedenen Instruktionen für die Boniteure, so kann man sich der
Ueberzeugung nicht verschließen, daß das Geschäft der Bonitirung —
soweit es wenigstens die Beurtheilung der Fruchtbarkeit eines Bodens
betrifft, — ganz auf dem sogen, „praktischen Gefühl" der betreffenden
Taxatoren beruht. Würden die gewissenhaften Boniteure nicht die Vor-
sicht gebrauchen in den einzelnen Fällen Sachverstündige herbeizuziehen,
welche die Bodenarten auf Grund vieljähriger Erfahrungen zu be-
urtheilen im Stande sind, so würden noch viel größere Ungenauigkeiten
bei den Abschätzungen vorkommen, als sie bis jetzt thatsäeblich vor-
gekommen sind. Die besseren Bonitirungssysteme (z. B. das sächsische)
sind auch mehr beschreibender Art; sie ruhen aber nicht, wie man
verlangen muß, auf Principien, aus welchen man eo ipso die Fruchtbarkeit
ableiten kann l ).
') Siehe hierüber: „Ueber Bodenbonitirung und Kartirung" in den Nachrichten
aus dem Klub der Landwirtlie zu Berlin. Nr. 178 und 179, vom 7. Januar 1886.
E. Wollny, Forschungen IX. 18
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260
Physik dos Bodens:
Meine bisherigen Arbeiten haben mich zu der Ueberzeugung geführt,
daß wir auf Grund der wissenschaftlichen Bodenprüfungen sehr wohl in
der Lage sind, ein vollbegründetes und mit den praktischen Erfahrungen
übereinstimmendes Urtheil über die Bonität eines Bodens abzugeben,
wenn wir die Prüfungen der physikalischen Beschaffenheit der Bodenarten
auf zweckentsprechende Weise modificiren.
Von den physikalischen Bodenprüfungen haben, meiner Ansicht nach,
die Bestimmungen der Wassel kapacität und Durchlüftbarkeit für die
Werthschätzung der Bodenarten die bei weitem größte Bedeutung. Es
sei mir in Nachstehendem gestattot die Methoden zu beschreiben, welche
ich für Prüfungen der Bodenarten auf die genannten beiden Eigenschaften
bisher mit Erfolg benutzte.
a) Bestimmung der Wassorkapacität der Bodenarten.
Wer mit aufmerksamem Blick die verschiedenen Bodenarten ver-
gleicht, dem drangt sich sehr bald die Ueberzeugung auf, daß für die
Praxi« die Wasserverhältnisse des Bodens ganz vorzugsweise den Werth
bedingen. Die Erfahrung hat den praktischen Landwirth schon lange zu
der Erkenntniß geführt, daß ein Boden mit günstigen Feuchtigkeits-
verhaltnissen sich viel leichter in seinem Ertrage steigern laßt als ein
trockener Boden. Zur Erzeugung einer gewissen Erntemenge gehört
notwendiger Weise ein gewisses Wasserquantum, welches unter Um-
ständen von dem Boden für die Pflanzen reservirt werden muß. Genügt
die im Boden vorhandene Feuchtigkeit, um auf einer bestimmten Fläch*
100 kg Pflanzenmasse zu erzeugen, so kann man noch so stark und
dicht säen, es werden eben nicht mehr als 100 kg erzielt — voraus-
gesetzt daß nicht günstiger Kegenfall die ungenügenden Wasserverhältnisse
im Boden ausgleicht. — Aus diesem Grunde werden ganz allgemein
diejenigen Bodenarten, welche größere Mengen nutzbares Wasser für die
Pflanzen aus der Atmosphäre zurückhalten, höher bezahlt als die trockenen
Böden. Der Werth der Thon- und Lehmböden übersteigt — namentlich
in den Gegenden mit extensiver Wirthschaft — den Werth der trockenen
Sandböden um das 4- bis 6 -fache.
Und doch hat gerade in dieser wichtigen Frage die Wissenschaft
dem Landwirth noch am wenigsten einen Anhalt darüber geben können, ,
welche Wassorkapacität ein Boden besitzen muß, um „ertragssieber" zu
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Ueber Prüfung der Bodenarten auf Wasserkapacität und Durchlüftbarkeit. 261
sein. Es ist noch nicht so lange her, daß man in den agrikulturchemischen
Laboratorien allein nach der alten Schübler' sehen Methode die Wasser-
kapacitäten prüfte, wobei man bekanntlich zu dem Resultat kommt, daß
fast alle Bodenarten in gleichem Volumen dieselben Wassermengen
zurückhalten. Erst die Arbeiten von Ad. Mayer 1 ) waren Veranlassung,
daß man die Kapillarverhältnisse und die dadurch bedingten Erscheinungen
bei der Wasserkapacitätsbestimmung mehr als bis dahin berücksichtigte.
In Folge der hierdurch gewonnenen Einsicht, daß die Wasserkapacität der
Böden abhängig ist von der Höhe der Erdsäule, also von der Mächtig-
keit der betreffenden Erdschicht, stellte Mayer die Lehre von der „grüßten"
und „kleinsten" Wasserkapacität auf; er nahm hierbei an, daß die
„kleinste" Wasserkapacität für bestimmte Bodenarten eine unveränderliche
Größe sei. Soweit meine Untersuchungen jedoch reichen, giebt es eine
solche „kleinste" Wasserkapacität überhaupt nicht, wenn anders man sich
nicht mit annähernd gleichen Zahlen begnügen will. Es gilt dies wenigstens
für Bodensäulen bis zu 1 m Höhe. Von den an einem anderen Ort 2 ) mit-
getheilten Versuchen führe ich die nachstehende Versuchsreihe als Beispiel
hierfür an. Es wurden von 100 g trockenem Boden zurückgehalten:
Hohe der Bodenschicht
von unten
00-93 cm,
8,6 g
Wasser,
75-78 >
11,3 »
»
60—63 »
11,9 »
45-48 »
I3,r> >
30—33 >
15,9 >
15-18 »
17,3 »
0- 3 »
20,3 »
Es ist dies also eine kontinuirliche Abnahme der Wasserkapacität
bis zuletzt. — Auch die einschlagenden Versuche von Wollmj*) scheinen,
bis auf einzelne wenige Unregelmäßigkeiten in den obersten Schichten,
die obige Ansicht zu beweisen.
Aber selbst wenn man die sogenannte „kleinste" Wasserkapacität
Mayers (vielleicht nach der modificirten Methode von Wollny*) be-
') Siehe landw. Jahrbücher, herausgegeben von //. Thiel 1*74. 8. 753.
2 ) Siehe meine „Grundlagen zur Beurtlieilung der Ackerkrume". S. 115.
») Forschungen auf dem Gebiete der Agrikulturphysik. VIII. 8. 188 und 191.
*) Ebendaselbst S. 194.
18»
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262
Physik des Bodens:
stimmt) als konstante Größe annehmen wollte, so würde man doch durch Ver-
suche im Laboratorium nicht Zahlen gewinnen, welche den natürlichen
Verhältnissen, unter welchen der betreffende Boden lagert, entsprechen.
Die Wasserkapacität der Böden ist bekanntlich nicht allein von der
Mächtigkeit der Schicht abhängig, sondern es kommen hierbei noch
andere sehr wesentliche Momente mit in Betracht ; im Ganzen wird die
Wasserkapacität von folgenden Umständen beeinflußt:
1. von der Mächtigkeit der Schicht,
2. » » Korofeinheit,
3. » dem chemischen Gehalt (namentlich dem Humusgehalt),
4. » den Schichtungsverhältnissen des Untergrundes,
5. » der Tiefe des Grundwasserstandes,
6. » » Lagerung des betr. Bodens zur Umgebung.
Die unter 1 — 3 genannten Verhältnisse würden für die Bestimmung
der Wasserkapacität im Laboratorium nicht hindernd im Wege stehen.
Der Ackerboden ruht aber auf dem Untergrunde, welcher — wie
namentlich im norddeutschen Schwemmlande — durch seine verschieden-
artigen Schichtenbildungen die Wasserkapacität des überliegenden Bodens
in hervorragender Weise beeinflußt. Diese Schichten — die bald in ihrer
Kornfeinheit von der überliegenden Schicht abweichen, bald (durch Kalk
oder Eiseuverbindungen gebunden) in ihrer Durchlässigkeit für Wasser
Verschiedenheiten zeigen, und die, an die Luft gebracht, ihren Zusammen-
hang und ihre physikalischen Eigenthün.lickeiten vei ändern, — sind
Bildungen, deren Einfluß man bei dem Versuch im Laboratorium nicht
berücksichtigen kann. Ebensowenig kann man im Laboratorium den
Einfluß in Rechnung ziehen, welchen das Grundwasser und die örtliche
Umgebung auf die Wasserkapacität des Bodens besitzt.
Um daher für die Wasserkapacität der Bodenarten Zahlen zu ge-
winnen, welche der Wirklichkeit entsprechen, bleibt nichts Anderes übrig,
als daß man die Untersuchungen mit dem Boden in seiner natürlichen
Lagerung vornimmt und die betreffenden Arbeiten hinaus auf das
Feld verlegt.
In dieser Richtung habe ich verschiedene Verfahren geprüft, um
die Wasserkapacitätsbestimmungen in einfachster Weise auf dem Felde
ausführen zu können. Das nachbeschriebene Verfahren hat sich mir bis-
her am zweckmäßigsten ergeben.
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Heber Prüfung der Bodenarten auf Wasserkapacität und Durchlüftbarkeit 263
Die Ackerkrume (die vom Pfluge bewegte Bodenschicht) wird bis
zur vollen Tiefe ausgehoben und auf den Untergrund ein Blecbgeffcß
ohne Boden, von ca. 20 cm Durchmesser und 40 cm Höhe, aufgesetzt;
das Blechgefiiß wird sodann von außen mit soviel Erde beschüttet, daß
es in der Ackerkrume eingegraben erscheint. Der Rest des ausgehobenen
Ackerbodens, welcher dem vom Blechgefaß umschlossenen Räume ent-
spricht, wird mit möglichst wenig Wasser 1 ) durch ein auf das Gefäß
eingesetztes Sieb getrieben, welches letztere 4 Drahtftiden auf 1 cm
besitzt. Es werden hierdurch alle gröberen Steine, Holzstücke und dergl.,
welche bei der spttteren Probeentnahme zur Wasserbestimmung stören
könnten, beseitigt. — Bei Sandböden hat sich das überschüssige, vom
Boden in Folge seiner Kapacität nicht zurückgehaltene Wasser bereits
nach wenigen Stunden verlaufen; bei schweren Böden dauert dies aber
länger, ein bis zwei Tage. Ist das überschüssige Wasser in den Unter-
grund versickert, dann ist die weitere Abnahme des Wassers im Boden
eine verhältnißmäßig sehr langsame, wenn man die Verdunstung durch
Bedeckung des benetzten Bodens hindert. In den nachstehenden Tabellen
theile ich die Ergebnisse einiger diesbezüglicher Versuche mit.
A. Sandböden.
a) Sehr lockerer, feiner Sandboden.
Entnahme der Bodenproben von dem Ver- 100 g Trockensubstanz den Bodens ent-
laufen des überstehenden Wassers an gerechnet: hielten an Wasser:
sofort nach dem Verlaufen 24,0 g,
nach 2 Stunden 1 5,4 »
» 6 * 8,9 »
» 17 > 8,9 >
» 24 » 8,1 »
b) Ein weniger trockener Sandboden, an verschiedenen Stellen.
Entnahme der Bodenprobe von 100 g Trockensubstanz des „„ ... , „„,,
dem Verlaufen des überstehen- Bodens hielten Wasser Wassergeöalt pro 1 Bodenraum
n Wassers an gerechnet: zurück: d)
im Rurchschu. Schwankungen im Durchschn. Schwankungen
nach 4 Stunden 14*9 13,0- 16,8 201 198-204
» 20 » 10,8 10,6-11,1 157 153-160
» 24 » 11,4 10,6-12,1 151 145-157
» 28 * 1 1,1 10,6- 11,5 149 143—155
') Es ist nothwendig, daß die Erde mit nur soviel Wasser durch das Sieb
getrieben wird, daß keine Sonderung der verschieden schweren Bestandteile
(durch Sediment irung) stattfinden kann.
•264
Physik des Bodens:
Entnahme der Bodenprobe von
dem Verlaufen des überstehen-
100 g Trockensubstanz des
Bodens hfdten Wasser
den Wassers an gerechnet:
zurück :
im Durchschn. Schwankungen
S
g
naen _ lagen
10,6
1 i \ i Iii
10,1 — 1 1,1
» o »
9J
8,3—11,1
> 4 » ;
11,1
11,0-11,1
* 5 »
10,6
10,0-11,2
» 6 »
10,5
9,9-11,0
» 7 »
9,6
9,1 — 10,1
* 8 »
9,8
9,2-10,4
Wassergehalt pro 1
t« d)
Im Durchschn. Schwankungen
157
135
164
164
150
138
135
150-164
126-153
157-170
164-164
146-153
137-139
131-138
100 g Trockensubstanz des Bodens hielte*
Wasser zurück:
Schwankungen
Die Probeentnahme erfolgte von hier ab aus neuen Gefäßen, die ent-
sprechend lange gestanden hatten, da die Gefäße die Entnahme nur einer be-
schränkten Zahl Bohrproben zulassen.
B. Bindigere Böden.
c) Ein kalkhaltiger, lehmiger Boden mit viel feinem Sand:
Entnahme der Bodenprobe von dem Verlaufen
des überstehenden Wassers an gerechnet:
nach 1 Tage
2 Tagen
3
4
5
6
7
8
d) Ein bindige
im Durchschnitt
26,9 g
26,5 >
24,2 *
23.7 »
23,0 »
23,2 »
21.8 »
21,8 »
24,4—29,9 g
26.4- 26,6 >
23.5- 24,8 »
22,3-25,0 >
22.0-23.9 .
22.2- 24,2 >
20.6- 23,0 >
21.3- 22,7 »
i roher Boden, durch Abschaufeln der tiberliegenden Acker-
krume gewonnen, für die Vegetation nicht tauglich:
Entnahme der Bodenprobe von dem Verlaufen
de« überstehenden Wassers an gerechnet:
100 g Trockensubstanz des Bodens
Wasser zurück:
Schwankungen
nach
1
2
3
4
5
6
7
Tage
Tagen
im Durchschnitt
30,7 g
26,2 »
25,0 »
26,2 »
29,0-32.3 g
25,6-26,7 »
24,2-25,8 >
25,2 -27,0 *
25,4 » 25,2-25,8 >
Da die Abnahme des Wassergehaltes im Laufe der Tage eine immer-
hin beachtenswerthe ist, so muß die Zeit (vom Verlaufen des überstehen-
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Ueber Prüfung der Bodenarten auf Wasscrkapacität und Durchlüftbarkeit. 265
den Wassers an gerechnet), nach welcher man die Bodenproben zur
Wasserbestimmung entnimmt, eine konventionelle sein. Für Sandböden
würde die Zeit von 1 X 24 Standen vollkommen genügen, sie scheint
aber flir die schwereren Böden nicht auszureichen und möchte ich im
Hinblick auf die letzteren vorschlagen, die Erdproben zur Wasserbestim-
mung nach 2 X 24 Stunden (von dem Verlauf des über dem Boden
stehenden Wassers an gerechnet) zu entnehmen.
Das Ausheben der Bodenproben bewirke ich vermittelst eines Hohl-
bohrers von konischer Form, dessen unterer (engerer) Durchmesser
von 1 qcm; indem man die Tiefe, bis zu welcher der Boden ausgehoben
wurde, in cm mißt, kennt man gleichzeitig das Volumen der aus-
gehobenen Erdsäule in ccm. Die konische Form des Hohlbohrers ist
deshalb zweckmüßig, weil sich die in den Hohlbohrer eintretende Erd-
säule bei der inneren Erweiterung des Bohrers weniger an den Wanden
reibt; ist der Innenraum des Bohrers cylindrisch, so liegt die ausgebohrte
Erdsäule den Wandungen des Bohrers überall an und gleitet schwerer
weiter; man drückt unter diesen Umständen leicht die Erde unter dem
Bohrer zusammen und die ausgehobene Erdsäule entspricht dann nicht
der gebohrten Tiefe. Es empfiehlt sich auch bei dem konischen Hohl-
bohrer nur 2 — 4 cm lange Erdstücke auf einmal auszuheben uud diese
in dem bereit gehaltenen Trockengefäß zu sammeln, um ebenfalls ein
Zusammendrücken zu vermeiden. Die entnommene Bodenprobe muß selbst-
verständlich alle Schichten der eingeschwemmten Ackerkrume enthalten.
Die Noth wendigkeit, den Wassergehalt des gesättigten Bodens auf
Volumen zu berechnen, ist bereits von Ad. Mayer und noch jüngst von
Woilny 1 ) hervorgehoben und an Beispielen erwiesen worden; ich halte
die Berechnung auf Bodenvolumen da unerläßlich, wo es sich um den
Vergleich der Wasserkapacität von Bodenarten mit verschiedenen Volum-
gewichten handelt. — Es scheint mir aus anderen Gründen wünschenswerth,
daß man den Raum eines Liters als Einheit setzt und die im 1 Bodenraum
vorhandene Wassermenge als Wasserdichte (= d) im Boden bezeichnet.
Es gewährt nämlich ein viel anschaulicheres Bild von dem Wasservorrath
') Forschungen auf dem Gebiete der Agrikulturphysik VIII. S. 19G.
beträgt. Es entspricht dies also einer Fläche
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266
Physik des Bodens:
eines Boden?, wenn man die zurückgehaltene Wassermenge nicht nach
Gewicht oder Volumen allein ausdrückt, sondern daß man, unter Berück-
sichtigung der Ackerkrumentiefe, angiebt, welche Gesammtmenge von
Wasser in der Kimme zurückgehalten wird. Nach Vorgang der Meteoro-
logen habe ich an anderer Stelle 1 ) vorgeschlagen, die Kapaeität der ge-
sammten Krume (Bodenfeuchtigkeit) in mm Wasserhöhe auszudrtickeD.
Man berechnet dieselbe nach der Formel
f = 100 - k '
wobei k die Krumentiefe in cm bedeutet.
Die Größe von d wechselt nach meinen bisherigen Bestimmungen
zwischen 86 und 386. Der geringe Wassergehalt von 86 g pro 1
Bodenraum wurde auf einem Sandboden gefunden, welcher eine sogen.
Brandstelle im Acker bildete. Die höchste W T asserdichte von 386 lieferte
ein feuchter, als Wiese benutzter Torfboden. Es ist interessant, und für
die Nothwendigkeit der vorgeschlagenen Kapacitätsbestimmungen beweisend,
daß derselbe Uoden in verschiedener Lagerung abweichende Wasscr-
kapaeität besitzt. Auf den Versuchsparzellen der Versuchsstation Rostock
wurden folgende verschiedene Wasserkapacititten eines Sandbodens ge-
funden, der sowohl nach seiner geologischen Entstehung als auch nach
seinem äußeren Ansehen als gleichmäßig bezeichnet werden mußte.
Wasserkapacität der
Bodenarten
Parzelle
loo g trockenen Bodens hielten
Wasser zurück
d t= Wassergehalt pro 1
Bodenraum
E 8
0,8 g
86 g
E 9
8,2 »
88 *
1) 0
10,0 .
129 »
D 9
14,2 >
179 >
T 1*)
18,5 »
217 »
*) Nach 1 m
tiefem Rajolen.
Solche Ergebnisse beweisen, daß die WasserkapacitätsbeatimmungeD
im Laboratorium gar keine praktische Verwerthung finden können, —
die sämmtlichen aufgeführten Bodenarten würden zweifellos im Labo-
ratorium eine gleichmäßige Kapaeität für Wasser ergeben haben — ,
die Versuche beweisen aber ferner auch, daß die geologische Beurtheilung
») „Grundlagen zur Beurtheilung der Ackerkrume". S. 118.
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Ueber Prüfung der Bodenarten auf Wasserkapacität und Durchlüftbarkeit. 267
des Bodens allein für die Praxis nicht die Beachtung beanspruchen kann,
welche ihr von manchen Seiten zugeschrieben wird.
In welcher Weise diese Versuchsergebnisse mit der Praxis überein-
stimmen, mögen folgende Beobachtungen zeigen.
Die Parzeile D 9 (4 Ar groß) ist seit dem Jahre 1876 vollständig
gleichmäßig beackert, bedüngt und besät worden ; die verschiedene Wasser-
kapacität des Bodens macht sich aber trotzdem jedes Jahr sehr entschieden
bemerkbar. Im Jahre 1886 trug die Parzelle Roggen und erschien, von ferne
gesehen, die trockene Stelle, in Folge der beträchtlich kürzer gebliebenen
Roggenhalme, gleich einer muldenförmigen Vertiefung in dem Acker;
nach der Blüthe des Roggens erschienen hier die Roggenhalme auch bereits
heller gefärbt als die umgebenden Pflanzen, welche noch ein saftiges Grün
zeigten. — Im Jahre 1883 trug die Parzelle Hafer; die in diesem Jahre
während der Vegetationsperiode eingetretene trockene Witterung brachte
den Nachtheil des trockenen Bodens besonders scharf zur Ansicht. Um
die Vegetationsabweichungen der verschiedenen wasserhaltigen Boden-
abtheilungen der Parzelle D 9 ziffernmäßig zum Ausdruck zu bringen,
habe ich nachfolgende Bestimmungen ausgeführt.
Parzelle D 9
trockene Stelle bessere Stelle
d == 129 = 179
[Nutzungswasser 1 ) — 25 mm = 37,2 mm]
im Mittel Schwankungen im Mittel Schwankungen
Pflanzenstöcke auf 400 qcm
6
5-
-7
12
11-
-13
Zahl der Halme > » i
15
13-
- 18
26
24-
-28
Höhe der Pflanzen in cm
:;:»
30-
-50
90
80-
-100.
Die Pflanzen auf der trockenen Stelle entwickelten zwar eine Rispe,
setzten aber keine Körner an und erst im August, nachdem wieder reich-
lich Regen gefalleu und der Hafer bereits gemäht war, wurde diese
Stelle durch Bildung von Nebenhalmen wieder grün und entwickelte zum
2. Mal eine Vegetation. — Es sei noch bemerkt, daß die verschiedenen
Wasserkapacitäten des Bodens in so unmittelbarer Nähe in dem vor-
liegenden Falle durch die Uutergrundsverhältnisse veranlaßt sind. Die
einzelnen Schichten des Untergrundes wechseln hier in schroffer Weise.
Die wasserarmen Stellen zeigen folgendes Profil: 30 cm humoscr Sand
l ) l'eber „Nutzungswasser" siehe später.
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268
Physik des Bodens:
(Ackerkrume), bestehend aus dem unterliegenden Sande, nur vermischt
und dunkel gefärbt durch den Humus der Kultur; der Untergrund wird
gebildet durch feinen hellgelben Sand (oberer Diluvialsand), bestehend
fast ausschließlich aus Quarz, wenig Feldspath und vereinzelten Glimnier-
blättchen. Dieser Sand scheint sehr tief zu gehen, und war sein Ende
bei 2 m Tiefe noch nicht erreicht. — Die feuchtere Stelle ergab
zunächst dieselben Schichten wie die wasserarme Stelle, in einer Tiefe
von 50 — 55 cm aber findet sich ein stark gelb gefärbter, sandiger, kalk-
haltiger Lehm (oberer Geschiebemergel), welcher eine Mächtigkeit von
ca. 100 cm besitzt. Darunter befindet sich wieder ein etwas gröberer,
scharfkantiger hellgelber Sand, welcher bis in größere Tiefe anhält.
Ferner: Die Parzelle Tl der Versuchsstation besteht ebenfalls aus sehr
leichtem trockenen Sande, in seiner mineralischen und geologischen
Beschaffenheit durch nichts von dem Boden auf D9 unterschieden. Um
hier dem kontinuirlichen Wassermangel der Pflanzen abzuhelfen, wurde
die Parzelle im Jahre 1878 1 m tief rajolt und mit Stroh durchsetzt,
aus dessen Verwesung sich Humus bilden sollte. Die dicht daneben
liegende Parzelle T 2 ist von Natur etwas besser als T 1 ; sie erhielt
zum Vergleich die nämliche Menge an Sticksteff, Pbosphorsäure und Kali
in mineralischer Form wie T 1 in dem gegebenen Stroh erhalten hatte,
nur wurde die mineralische Düngung für T 2 auf 3 Jahre vertheilt,
weil angenommen werden konnte, daß die düngenden Bestandtheile in
T 1 ebenfalls nicht früher zur Wirkung gelangen würden. Die späteren
Düngungen waren für beide Parzellen die gleichen. Die nach der vor-
beschriebenen Methode im Jahre 1885 ausgeführten Wasserkapacitäts-
bestimmungen ergaben :
Von 100 g Trockensubstanz des Bodens
wurde Waaser zurückgehalten:
Parzelle Tl 18,5 g 217
T2 10,5 » 145
Die Erträge in den verschiedenen Jahren von den 2 Ar großen Par-
zellen waren folgende:
1879: Roggen: 1880: Hafer: 1882: Hafer: 1883: Erbsen: 1884: Roggen:
T 1 T 2 T 1 T 2 T 1 T 2 T 1 T 2 Tl T 2
Stroh 80,7 59,0 84,0 53,5 84,0 13,0 63,7 22,1 91,5 37,5 kg,
Korn 6,8 6,8 14,0 9,0 12,4 6,1 16,8 18,3 9,5 5,3 »
Spreu 46,2 36,8 53,0 45,5 23,6 7,3 9,1 1,9 29,0 7,3 »
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Ueber Prüfung der Bodenarten auf Wasserkapacität und Durchlüftbarkeit. 269
In den Jahren 1881 und 1885 hatten die Parzellen Kartoffeln
getragen. Die Ernte an Knollen betrug:
\ im 1885
T 1 541,5 417,0 kg
T 2 383,0 169,3 »
Diese zum Theil bedeutenden Ertragsverschiedenheiten können im
vorliegenden Falle durch nichts Anderes erklärt werden als durch die
verschiedenen künstlich beeinflußten Wasserkn pacitäten des Bodens. Die
Menge des in beiden Fällon vom Boden reservirten Wassers wird nament-
lich durch die verschiedene Mächtigkeit der Krume eine wesentlich andere.
Nimmt man an, daß die Pflanzenwurzeln auf T 1 die ganze Tiefe (rajolt
bis zu 1 m) gleichmäßig durchziehen (was wohl nicht ganz der Fall sein
dürfte), dann würde sich die reservirte Wassermasse in der Krume beider
Parzellen folgendermaßen berechnen:
Tl (100 cm tiefe Krume) zu 217,0 mm Wasserhöhe,
T 2 (25 » > » ) » 36,8 »
Für die Beurtheilung der für die Pflanzen nutzbaren Wassermengen
im Boden kommt noch in Betracht, daß die Pflanzen wurzeln nicht das
sämratliche Wasser im Boden sich anzueignen vermögen; ein Theil des
Wassers wird vom Boden so fest zurückgehalten, daß es nicht in die
Pflanzen wurzeln einzudringen vermag. Eine verschiedene Fähigkeit ein-
zelner Pflanzen, den Boden in höherem oder geringerem Maße an Wasser
zu erschöpfen, habe ich nicht auffinden können. Aus einer größeren
Reihe von Versuchen 1 ) glaube ich folgern zu können, daß die Pflanzen
denjenigen Wasserrest, welcher ungefiihr das l'/t-fache des sogenannten
hygroskopischen Wassers ausmacht, einem Boden nicht mehr entziehen
können; hat der Boden soweit sein Wasser verloren, dann vertrocknen
die Pflanzen. Mit den früher in kleinerem Maßstabe ausgeführten Ver-
suchen stimmen auch meine Erfahrungen überein, welche ich späterhin
bei den Feldkulturen sammeln konnte. Als im verflossenen Sommer in
Folge lang ausgebliebenen Regens der Winterroggen stark von der Dürre
litt, wurden zwischen den Roggenpflanzen Proben der Ackerkrume ent-
nommen. Dieselben ergaben folgenden Wassergehalt:
*) „Ueber das Vermögen, den Boden an Wasser zu erschöpfen." Landw.
Annalen des mecklenb. patriotischen Vereins. 1*76. Nr. 45. u. 46.
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270
Physik des Bodens:
auf 100 g Trocken- d
Substanz des Bodens (= Wassergehalt
berechnet: pro 1 Bodenraum)
1. Versuch 2,3 g 43
2. » 2,0 » 41
Nach dreitägigem Stehen des trockenen Bodens in feuchter Luft
zeigte die Erd probe an hygroskopischer Feuchtigkeit im Mittel
auf 100 g Trockensubstanz a
des Bodens berechnet:
1,4 g Wasser 26.
Der Wassergehalt der Ackerkrume war hiernach also bis zur Grenze
der Möglichkeit, nämlich bis auf 1,4 X l»6 = 2,1 g Wasser, welche
100 g trockener Boden festhalten, oder auf eine Wasserdichte von
26 X 1.5 = 39 erschöpft.
Jedenfalls wird man die einschlagenden Verhältnisse annähernd
richtig beurtheilen, wenn man die Menge des für die Pflanzen verfüg-
baren Wassers nach der von mir 1 ) gegebenen Formel
d-hXl,5
w = • k
100
berechnet, wobei w = Nutzungswasser im Boden, d = Wasserdichte,
pro 1 Bodenraum, h = Hygroskopicität des Bodens und k Krumentiefe
des Ackerbodens in cm bedeutet. •
Die in dem Vorstehenden klargelegten Gesichtspunkte werden genügen
um darzutbun, in welcher Weise die Wasserverhältnisse des Bodens für
praktische Zwecke beurtheilt werden können, um vergleichbare Zahlen zu
erhalten. Die Kulturwerthe der verschiedenartigen Thon-, Lehm- und
Sandböden werden sich — soweit es den wichtigsten Unterschied, die
Wasserkapacität , betrifft — nach den angedeuteten Prüfungen ziffern-
müßig feststellen lassen. Ein Boden, der unter den norddeutschen klima-
tischen Verhältnissen weniger als 55 mm Wasser reservirt (weniger als
ca. 20 g auf 100 g Trockensubstanz) ist von dem jeweiligen Regenfall
zu sehr abhangig und daher ein «unsicherer» Boden; bei günstiger
(d. h. in diesem Falle regnerischer) Witterung braucht er einem
Boden mit günstiger Wasserkapacität, gleichen Düngungszustand voraus-
gesetzt, in seinen Erträgen nicht nachzustehen, aber auch nur unter
solchen Verhältnissen. Bei der Beurtheilung der Wasserkapacität der
l ) Siehe „Grundlagen" S. 120.
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lieber Prüfung der Bodenarten auf Wasserkapacität und Durchlüftbarkeit. 271
Bodenarten in Beziehung auf Fruchtbarkeit werden daher stets die
klimatischen Verhältnisse in Rechnung gezogen werden müssen. In
Rostock fallen im Durchschnitt der Beobachtungen (seit 1852) nur
460,9 mm Niederschläge, während dieselben nach van Bebber für
Deutschland durchschnittlich 709 mm betragen 1 ). In den für die Vege-
tation der meisten Kulturpflanzen bedeutsamen Monaten Mai und Juni
fallen in Rostock durchschnittlich 32,5 und 40,0, zusammen 73,1 mm
Regen, oder 18°;o von der Gesammtsumme, während in Deutschland
durchschnittlich in derselben Zeit 138 mm Regen oder 19,4 °/o der
Gesammtsumme fallen. Es ist begreiflich, daß unter solchen Verhält-
nissen, wie sie in Rostock vorliegen, die Bedeutung der Wasserkapacität
der Bodenarten für die Vegetation sich besondere auffallend bemerkbar
macht. In den Vogesen und im Elsaß, wo nach van Bebber drei Mal
so viel Niederschlage fallen als in Rostock (nämlich 1360 mm), werden
solche beträchtliche Vegetationsunterschiede, wie sie hier durch die Ver-
schiedenheit der Wasserkapacitäten der Bodenarten hervorgerufen werden,
unter gewöhnlichen Verhältnissen wohl nicht vorkommen können.
Es sind dies klimatische Abweichungen, welche sämmtlich bei den
Bonitirungen berücksichtigt werden müssen; noth wendig bleibt es unter
allen Umständen, sich über die Bodenfeuchtigkeitsverbältnisse ein Urtheil,
ein ungefähres Zahleuverhältniß zu schaffen, wie es durch das beschriebene
Verfahren möglich ist. Es ist hierbei durchaus nicht erforderlich, daß
eine große Reihe zeitraubender Wasserkapacitätsbestimmungen bei dem
Bonitirungsgeschäft ausgeführt werden; sind von dem betreffenden Boniteur
an einzelnen Musterstücken mehrere Wasserkapacitätsbestimmungen aus-
geführt worden, dann wird es ihm leicht sein, die Wasserkapacitäten
benachbarter Bodenarten zu schätzen, wenn er dabei die oben unter
1 — 6 aufgeführten Verhältnisse, welche die Wasserkapacität beeinflussen,
einer steten Berücksichtigung würdigt.
b) Bestimmung der Durehlüftungsfähigkeit der
Bodenar ten.
Gegen die bis jetzt vorliegenden Durchlüftungsversuche ist der
gleiche Einwand zu erheben, wie er gegen die jetzt üblichen Wasser-
') van Bebber: „Die allgemeinen Niederschlagsverhältuisse mit besonderer
Berücksichtigung Deutschlands", in Wollny's Forschungen auf dem Gebiete der
Agrikulturphysik. Bd. 1 S. 341 u. 362.
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272
Physik des Bodens:
kapacitätsbestimmungen erhoben wurde. Man hat die Versuche mit auf-
gehobenem Boden im Laboratorium ausgeführt, wobei unmöglich die
Verhältnisse, welche die Durchlüftung beeinflussen, so hergestellt werden
können, um Resultate zu gewinnen, welche mit den natürlichen Ver-
hältnissen übereinstimmen. Ich erinnere u. A. nur an die Umänderungen,
welche die Humuskörper in ihren physikalischen Verhältnissen zeigen,
wenn sie längere Zeit der Luft ausgesetzt oder gar getrocknet werden :
ferner an die Eisenverbindungen, die in ihren verschiedenen Zuständen
die schwer durchlüftbareu Bodenschichten namentlich charakterisiren,
die sich aber in der Luft sehr rasch umwandeln und ihre physikalischen
Eigenschaften verlieren.
Die verschiedene Durchlässigkeit der Bodenarten für Luft ist in
der weit überwiegenden Zahl der Fälle durch die Feuchtigkeitsverhältnisse
des Bodens bedingt: durch Wasser wird der Boden von der Luft ab-
geschlossen und das Eindringen der letzteren gehindert. Es ist daher
auch selbstverständlich, daß man den Boden in denjenigen Feuchtigkeite-
zustand versetzt, den er unter den natürlichen Verhältnissen einnimmt,
wenn man die Durchlüftungsftthigkeit des^Bodens bestimmen will. Gleich-
wie die Wasserkapacität so muß auch die DurchlüftungsfUhigkeit des Bodens
mit dem letzteren in seiner natürlichen Lagerung vorgenommen werden.
Ein Boden, welcher eine größere Wasserdichte als 250 besitzt, muß
unter gewöhnlichen Verhältnissen als sogen. „Naßland 44 bezeichnet werden.
Er eignet sich nur in wenig Fällen noch zur Feldkultur und wird zweck-
mäßig als Wiese niedergelegt. Ein solcher nasser Boden ist auch schwer
durchlüftbar und in Folge dessen zum Anbau unserer gewöhnlichen
Kulturpflanzen nicht mehr zu verwenden.
In vielen Fällen wird man aus dem Wassergehalt eines Bodens
bereits einen Schluß auf dessen Dnrchlüftbarkeit ziehen können. 'Aber
doch nicht immer. Eiuige Bodenarten setzen an sich dem Eindringen
der Luft einen großen Widerstand entgegen; ich habe aber solche Boden-
arten nur unter denjenigen gefunden, die man als nicht ,,gar" bezeichnet:
es sind dies namentlich Böden des Untergrundes, welche der Luft noch
nicht längere Zeit ausgesetzt worden waren, die aber nicht feucht oder
naß zu sein brauchen. Bei dem Rajoleu eines Bodens war aus 1 m Tiefe
ein Lehmmergel auf die Oberfläche gekommen, der sich 3 Jahre lang
durch seine Unfruchtbarkeit auszeichnete. Ein ähnlicher Boden späterhin
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t~eber Prüfung der Bodenarten auf Wasserkapacität und Durchlüftbarkeit. 273
auf seine Durchlüftbarkeit untersucht, ergab, daß selbst bei einem Wasser-
druck von 20 mm keine Luft durch denselben getrieben werden konnte.
Jedenfalls war dieser Umstand die Ursache der Unfruchtbarkeit.
Die Prüfung der Durchlüftbarkeit lasse ich gewöhnlich gleichzeitig
mit den Wasserkapacitätsbestimmungen ausführen. Bevor die Ackerkrume
in der früher beschriebenen Weise in den Blechcylinder durch das Sieb
eingebracht wird, stellt man eine aus Messing gegossene Art Trichter-
rohre mit der mundstückartigen Erweiterung auf den Boden (Untergrund)
auf und befestigt sie in einem Tubus, der in der Mitte des aufzusetzenden
Siebes angebracht ist vermittelst eines Korkes; (die Metalltrichterröhre
hat eine runde OefTnung von 1 cm Durchmesser). Erst dann wird der
Boden in das Gefäß eingeschwemmt. Bevor nuu die Bodenproben zur
Wasserbestimmung entnommen werden, wird die Durchlüftbarkeit be-
stimmt und das Metalltrichterrohr mit einem luftdicht geschlossenen
Meßcylinder vermittelst Kautschuckschläuche und Glasröhren in Ver-
bindung gebracht, in welchen durch Hobervorrichtung ein durch Schrauben-
quetschhahn regulirbarer Wasserstrabi einfließt. Für das in den Meßcylinder
einfließende Wasser muß (bei gleichbleibendem Druck) ein gleiches
Volumen Luft durch den betreffenden Boden dringen. Der Druck, welcher
erforderlich ist, um den Widerstand des durchfeuchteten Bodens zu über-
winden, wird an einem gleichzeitig mit dem Meßcylinder in Verbindung
stehenden Wassermanometer gemessen.
Durch diese Vorrichtung ist man in den Stand gesetzt, nicht bloß
den erforderlichen Ueberdruck, sondern auch die Zeit zu bestimmen, in
welcher ein gewisses Quantum Luft durch den Boden bei einem be-
stimmten Druck getrieben werden kann.
Die gewöhnlichen Kulturböden zeigen eine leichte Durchlüftbarkeit
bereits bei 2 cm Wasserdruck; sie lassen mindestens 40 — 60 cem Luft in
einer Minute unter den beschriebenen Vorrichtungen hindurchstreichen.
Böden, welche unter diesen Verhältnissen bei 20 cm Druck nicht oder
schwer l ) durchlüftbar sind, taugen nicht mehr zu Ackerland.
') Vollständig undurchlüftbar bei 20 cm Druck sind die Böden sehr selten;
einzelne Tropfen Wasserzufluß sind unter solchen Verhältnissen immer erforder-
lich , um den Druck auf dieser Flöhe zu erhalten, ein Beweis, daß eine geringe
Menge Luft durch den Boden den Ausweg findet; ich habe z. B. 40 — 50 Tropfen
Zufluß pro Minute bei derartigen Böden gezählt.
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274
Physik des Bodens:
Bis heute haben wir nur geringe Kenntniß von der Große den
Widerstandes, den unsere verschiedenen Kulturböden dem Durchdringen
der Luft entgegensetzen. Es war mir bei meinen bisherigen Unter-
suchungen interessant, die verschiedenen Ansprüche zu beobachten,
welche unsere Kulturpflanzen in dieser Beziehung an den Boden stellen.
Zucker- und Futterrüben, Erbsen und namentlich auch Kartoffeln gedeihen
absolut nicht auf einem Boden, welcher bei 2 cm Ueberdruck nicht
wenigstens 1 1 Luft in 25 Minuten (pro Minute 40 cem) hindurch-
treten lUßt. Der Hafer ist weit weniger anspruchsvoll in dieser Beziehung,
obgleich sein Ertrag in .schwer durchlüftbaren Böden sehr nachläßt. In
den bei 20 cm Druck nicht durchlüftbaren Böden wachsen nur Schachtel-
halm, Sumpfvergißmeinnicht und entsprechende Pflanzen, deren Athmungs-
energie eine geringe ist.
Größere Versuchsreihen in dieser Frage versprechen interessante
Aufschlüsse über das Bedürfniß unserer Kulturpflanzen an Luft (Sauerstoff)
zur At Innung der Wurzeln zu geben. Bisher ist diese Frage einer
experimentellen Prüfung so gut wie gar nicht unterzogen worden. Wie
maßgebend dieser Faktor für die Ptlanzenkultur ist, geht daraus hervor, daß
man durch Veränderung der Durchlüft barkeit die Vegetation vollständig
ändern kann. Ein Stück Torfwiese wurde mit einem schwer durchlüft-
baren Mergelboden 2 — 5 cm stark während des Winters überkarrt; in
dem darauf folgenden Sommer waren die vorhandenen süßen Wiesengräser
vollständig verschwunden und der Bestand wurde ausschließlich von
E(juisetum gebildet, das sich in üppigster Weise darauf entwickelte.
Ich hoffe, daß die vorgeschlagene Methode das Mittel bietet, um
über diese Fragen weitere Aufschlüsse zu erhalten.
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Neue Litteratur.
275
Nene Litteratur.
0. Marek. Ueber den Einfluß der Reiheurichtung auf die Wärme- nnd
Feuchtigkeitsverhaltnisse des Bodens und die Entwlckelung der Pflanzen.
Journal f. Landwirtschaft. Bd. XXXIII. 1885. Heft 3. 4. S. 357 —4(56.
Das Resumc, welches Verf. aus seiner sehr umfangreichen, mit /ahlreichen
Tabellen versehenen Abhandlung zieht, lautet wie folgt :
1. Die von Nord nach Süd veranlagte Reihenrichtung zeigt unter gleichen
Verhältnissen eine größere Erwärmung, wie die von Ost nach West verlaufende.
Die größere Erwärmung erstreckt sich nicht nur auf die Reihen, in welchen
sich Pflanzen befinden, sondern auch auf die dazwischen liegenden Furchen und
Zwischenräume; sie ist größer auf Kämmen und geringer bei der Flachkultur,
größer auf höheren, geringer auf kleineren Kämmen. Sie erstreckt sich auch auf
die Reihenrichtung der Beete. Dieselbe ist bei allen Oberflächengestaltungen des
Bodens zu konstatiren, welche nach der genannten Reihenrichtung veranlagt sind,
gleichviel ob dieselben bepflauzt oder unbepflanzt sind. Die größere Erwärmung
erstreckt sich daher auch auf in rauher Furche liegendes Land, auf Brachland,
auf Kämme oder Balken, schmale und breite Beete u. s. w.
2. Das Maß der größeren Erwärmung der Reihenrichtung Nord-Süd hängt
von dem Jahrgang und der Temperatur in den einzelnen Monaten ab. Dasselbe
ist größer in warmen Monaten, kleiner in Monaten mit geringer Temperatur.
Im Mittel der angestellten Versuche schwankte dasselbe zwischen 0,47-0,53° R.
auf den Kämmen und 0,20—0,26° R. in den Furchen.
3. Die Summe dieser Mehrerwärmung fällt fast ausschließlich auf die
Mittagstemperatur.
4. Die Schwankungen der Morgen- und Mittagstemperatur sind bei der von
Nord nach Süd verlaufenden Reihenrichtung größer als wie bei der Reihenrichtung
Ost-West. Sie sind größer auf den Kämmen, kleiner auf den Beeten und dem
flachen Lande, am kleinsten in den Furchen. Die größten zwischen der Morgen-
und Mittagstemperatur zu verfolgenden Unterschiede sind an einzelnen Tagen
wahrzunehmen und erreichen diese selbst die Zahl von 23° R. Kleiner sind die
mittleren monatlichen Schwankungszahlen, am kleinsten die für die ganze Be-
obachtungsdauer lautenden. Innerhalb der einzelnen Monate sind die Schwan-
kungen in wärmeren Monaten größer, in kälteren kleiner.
5. Die Unterschiede zwischen der Erwärmung der Beete und der Furchen
sind bei der von Nord nach Süd verlaufenden Reihenrichtung größer als bei der
Reihenrichtung Ost- West. Dieselbe Wahrnehmung ist auch bei den Kämmen .und
Flachsaaten zu machen. Innerhalb derselben Reihensaat sind die Unterschiede
am größten bei Kämmen, kleiner bei Beeten und am kleinsten bei den Flach-
saaten, am größten an einzelnen Tagen (bis 10,2° R.), am kleinsten für das
Mittel der ganzen Beobachtungsdauer.
6. Des Morgens sind die Rücken der Beete wie die Firste der Kämme kälter
als die denselben zugehörigen Furchen. An einzelnen Tagen betrugen die Differenzen
E. Wollny, Forschungen IX. 19
Di
276
Physik des Bodens:
bis 3,70° R. und ist diese Erscheinung als eine Wirkung der nächtlichen Strahlung
zu erklären.
7. Die Reihenrichtung Nord-Süd ist unter gleichen Verhältnissen trockener
wie die Reihenrichtung Ost-West. Die Unterschiede in den Feuchtigkeitsmengen
erstrecken sich auf Kamm- und auf Flachsaateu. Sie sind auf die ungleichen
Einwirkungen der Sonnenstrahlen zurückzuführen. Bei der Reihenrichtung Nord-
Süd werden beide Seiten von der Sonne beschienen, Vormittags die ostliche,
Nachmittags die westliche. Bei der Reihenrichtung Ost-West ist die nach Norden
gedrehte Seite bei Kämmen weuiger oder gar nicht beschienen und bleibt in Folge
dessen kälter und feuchter. Bei Pflanzenreihen auf flachem Lande bildet sich ein
Beschattungsstreifen, der um so größer wird, je weiter die Vegetation und mit
dieser die Blattentwickelung vorgeschritten ist. Es ist wohl selbstverständlich,
daß solche Eigentümlichkeiten nicht ohne Einwirkung auf die Entwickelung der
Pflanzen sind und sich je nach der Pflanzengattung auch verschieden aussprechen.
8. Zuckerrüben in der Reihenrichtung Nord-Süd gesäet zeigen gegenüber
Reihensaaten der Richtung Ost-West eine anfänglich geringere Entwickelung.
Durstperioden, welche in diese Periode fallen, vermögen das Wachsthum dieser
Reihenrichtung nicht wenig zu beeinträchtigen und selbst den Pflanzenstand lückig
zu gestalten. Die Reihenrichtung Ost-West ist für solche regenlose Zeiträume
günstiger und dem Wachsthum förderlicher. Doch hat die zweite Periode der
Wurzelentwickelung diese Unterschiede regelmäßig ausgeglichen und am SchluG
der Vegetation d. i. in der dritten Periode Rüben bei der Reihenrichtung Nord-
Süd erzeugt, welche größer in der Wurzel, höher im Zuckergehalt, reiner in den
Säften, aber geringer in der Blattentwickelung waren. Pro Hektar berechnet
betragen diese Unterschiede für die Reihenrichtung Nord-Süd f 17,88 Ctr. Rüben
— 25,62 Ctr. Blätter und Rübenköpfe und + 0,48°/o Zuckergehalt mit -f- 1,66 °'o
im Reinheitsquotienten des Saftes.
9. Bei Kartoffeln scheint die Reihenrichtung Nord-Süd ähnliche Erfolge auf-
zuweisen wie bei der Zuckerrübe. Die Kammkultur gab durchwegs höhere Er-
träge für die Reihenricbtung Nord-Süd; auf den Beeten ließ sich jedoch diese
Wahrnehmung nicht machen. Es darf auch angenommen werden, daß unter
gleichen Verhältnissen die Reihenrichtung Nord-Süd eine geringere Zahl von
kranken Kartoffeln erzeugen wird wie die Reihenrichtung Ost-West.
10. Bei der Lupine und Pferdebohne waren die Entwickelungsverhältnisse
ungleich günstiger für die Reihenricbtung Ost -West. Höhe der Pflanze wie
Massengewicht überwogen nicht wenig die Reihenrichtung Nord-Süd. Auch bei
dem Mais ließ sich die ungleich günstigere Entwickelung der jugendlichen Pflanze
bis zur Blütheperiode verfolgen. Ebenso hat die Lupine nicht nur größere Er-
träge bis zur Zeit der Blüthe, sondern auch größere Quantitäten zur Zeit der
Körnerernte für die Reihenrichtung Ost-West geliefert.
11. Bei der Gerste lauteten die Versuche nicht einhellig. Von zweien der
angestellten Versuche sprach sich der eine für die bessere Entwickelung der
Reihenrichtung Ost- West aus. Es mochte dies im Jahrgang gelegen haben. Ein
zweiter Versuch ergab dagegen eine größere Samenernte mit höheren Körner-
qualitäten, aber geringeren Strohmengen für die Reihenrichtung Nord-Süd. Weil
diese Resultate auch schon auf großen Flächen erzielt wurden, so darf ange-
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Neue Litteratur.
277
nomraen werden, daß diese Wahrnehmungen der Drillsaaten mit der Reihen-
richtung Nord-Süd in der größeren Zahl der Fälle gemacht werden dürften.
12. Verf. glaubt, daß aus diesen Versuchen Analogien auf Verhältnisse der
Praxis gefolgert werden können, obgleich für dieselben direkte Versuche nicht
vorliegen.
So dürfte beispielsweise anzunehmen sein, daß bei Handelsfrüchten, wie bei
dem Hopfen, die Reihenrichtung Nord-Süd die günstigere Qualität erzeugen wird;
dieselbe Wahrnehmung dürfte auch bei anderweitigen Früchten zu machen sein,
bei denen das Bedürfniß für eine größere Wärmemenge naturgemäß vorliegt.
Ebenso dürften Anlagen, bei denen ein größerer Grad von Trockenheit erwünscht
erscheint, mit der Ausführung der Reihenrichtung Nord-Süd den beabsichtigten
Zweck besser erreichen lassen.
Dagegen dürfte in Fällen, bei welchen mehr trockene Verhältnisse vorliegen,
sei es durch die Zahl der geringeren atmosphärischen Niederschläge, oder die
Art des Bodenmaterials oder durch sonstige anderweitige Einflüsse, es gerathener
sein, die Reihenrichtung Ost- West anzuwenden. Diese Reihenrichtung war der
Erzeugung von größeren Blattmassen und Körnermengen bei den Hülsenfrüchten
günstiger und dürften diese günstigen Einflüsse derselben auch bei Aussaaten von
anderweitigen Futterpflanzen hervortreten. Diese Reihenrichtung dürfte sich auch
für Hackfrüchte, namentlich für Rüben und Kartoffeln empfehlen und auch bei
Forstanlagen zu beachten sein, die auf Sandboden oder südlich gelegenen
Lehnen zu bewerkstelligen sind. Sie dürfte überhaupt bei mehr trockenen Lagen
zu berücksichtigen und in der Mehrzahl der Saaten, wo Reihensaaten die Regel
bilden, nach Thunlichkeit der Reihenrichtung Nord-Süd vorzuziehen sein.
Den Gegensatz zu diesen Verhältnissen bilden die feuchten, an Untergrund-
nässe leidenden und wegen Klima wie Bodenbeschaffenheit mehr für die Reihen-
richtung Nord-Süd sich eignenden Lokalitäten, bei welchen nicht nur die Saaten
dieser Reihenrichtnng zu Zwecken des besseren Gedeihens und der besseren
Unkrautreinigung sich besser bewähren, sondern auch die Anlage von Gräben bei
Meliorationen eine bessere Austrocknung bewerkstelligen lassen dürfte. Alles in
Allem scheint der Einfluß der Reihenrichtung viel wichtiger zu sein, als man
geueigt war bisher anzunehmen.
Cr. Marek. Ueber den Einfluß der Bodenbeschaffenheit und der Kultur-
niethode auf die Ausbreitung der Kartoflelkraukheit. Georgine. Jahrg. "j3.
Nr. 41. 8. 343 -344.
Bei dem Anbau von verschiedenen Kartoffelsorten auf verschiedenen Boden-
arten betrug die Zahl der kranken Knollen im Durchschnitt:
bei dem Sandboden 14,3 "; 0
„ u Moorboden 26,1 °;o
„ gekalkten Lehmboden . 33,2 °/ 0
n n Humusboden .... 33,6 °/o
„ „ Thonboden 36,1 °o
„ „ Lehmboden 89,1 •/•.
Verfasser suchte forner den Einfluß der von J. L. Jensen 1 ) zur Bekämpfung der
•) ./. /.. Jemtn. Die KartolTtlkrankhelt kann tusk-gt werden durch eine einfache und
leicht auszuführende Kulturmethude. Deutsch von Uay. Leipzig. lSsst.
13*
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278
Physik des Bodens:
Kartoffelkrankheit vorgeschlagenen Methode auf die Ausbreitung des Kartoffelpilzea
im Vergleich zu dem gewöhnlichen Anhauverfahren zu ermitteln. In Bezug auf
Ausführung jener Methode mögen folgende Bemerkungen gestattet sein.
Jensen schlägt vor, die Kartoffeln auf dem zuvor gelockerten Boden in
30 Zoll (1 Zoll = 2,6 cm) von einander entfernten Reihen zu kultiviren und die
Reihen zunächst flach (etwa 4 Zoll hoch) zu behäufeln. Diese Arbeit kann, so-
fern es als dienlich erachtet werden sollte, wiederholt werden. Die Schutzhäufelung,
welche dazu dient, die Erkrankung der Knollen in der Erde hintanznhalten, wird
ausgeführt, sobald sich Krankheitsflecke auf den Blättern zu zeigen beginnen»
und zwar nur von einer Seite der Dämme, „indem man einen hohen Kamm mit
einer bedeutenden Abschrägung der unteren Breite nach derjenigen Seite, von
welcher die Häufelung ausgeführt wird, anhäufelt. Die hierdurch erzeugte Erd-
decke oberhalb der obersten Fläche der zu oberst liegenden Knollen muß an-
fänglich ca. 5 Zoll dick sein, da dieselbe durch späteres Zusammensinken und
Heruntergleiteu in der Regel bis auf 4 Zoll reducirt wird. Zugleich mit dieser
Häufelung wird dem Kartoffelkraut eine mäßige Neigung nach der entgegen-
gesetzten Seite gegeben, und zwar derart, daß das Kraut eine wenigstens halb
aufrechte Stellung erhält." 1 )
Die Versuche des Verf. mit vorstehend beschriebener und der gewöhnlichen
Kulturmethode lieferten folgendes Resultat:
Gewicht der er-
Varietät krankten Knollen in °/o Stärkegehalt Ernte pro 0,25 ha
Gewühnl. Jensen'sche Gewöhnt. Jensen'schc Gewöhn] Jensen'sch«
Bchäufclnng Behäufelung Behäufelung
1. Sächsische Bisquit: 59,7 51,9 15,3 15,0 131,4 94,5
2. Alkohol: 40,1 14,1 18,8 15,3 221,4 161,4
3. Richter's Edelstein: 22,9 54,5 16,2 16,2 136,2 132,7
4. Richter's Schneerose: 46,2 17,1 15,8 16,6 85,8 161,6
5. Magnum bonum: 1,7 0,1 13,8 14,0 127,5 118,8
Mittel: 35,5 27,5 15,9 15,4 140,5 153,8.
E. W.
F,Xobbe. Ueber das Jensen'sehe Verfahren zur Besiegung der Kartoffel,
krankheit. Sächsische landw. Zeitschrift. 18"6. Nr. 10 u. 11. S. 133—137,
149—152 und Biedermann's Centralblatt für Agrikulturchemic. 1886. Heft VIII.
S. 549—553.
Auf Veranlassung des sächsischen Landeskulturraths hat Verf. bereits 1883-
Feldversuche behufs Prüfung der Jensen'schen Schutzhäufelung 1 ) ausgeführt und
hat ähnliche Versuche auch 18*4 und 1885. unternommen.
Den Versuchsfeldern von 1883 war der „Kartoffelpilz" Phytophthora infestans,
den es durch die Schutzhäufelung zu bekämpfen gilt, gänzlich fern geblieben;
aus diesem Grunde und da sich durch die starke Anhäufelung einige für das
Wachsthum der Kartoffelpflanze und für die Knollenbildung wirtschaftlich inter-
essante Gesichtspunkte angedeutet hatten, wurden die Versuche auch 1884 und
1885 wiederholt.
•) Jtnte» hat zu diesem Zweck einen besonderen Häufelpflug konstruirt.
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Neue Litteratur. 279
Versuche von 1884.
Als Versuchsfeld diente ein Sandboden und ein schwerer diluvialer Thon-
boden, als Saatgut ein nicht näher bestimmter Abkömmling der „Sächsischen
Zwiebel" mit hellgrünem Laube. Der Sohland'sche Schutzhäufelpflug war von
der F irma Chr. Schubert & Hesse in Dresden dargeliehen worden.
A. In Klotzsche — Sandboden — erfolgte die Anpflanzung am 3. Mai
1884 in vier von Nord nach Süd laufenden Reihen zu je 100 Stöcken, denen vier
gleiche in gewöhnlicher Weise behäufelte Zeilen zur Kontrole dienten. Die Schutz-
häufelung erfolgte am 16. August. Die Ernte fand am 1. Oktober statt und ergab
von je 100 Stöcken:
a) Zahl der geernteten Knollen.
Reihe
bei gewöhnl. Behäufelung
davon lieckig
bei 8ehutzhäufelung
davon fleckig
1.
1884
17
1736
6
2.
1768
27
1968
5
3.
1940
16
16*4
22
4.
1846
12
1723
14
Mittel:
1849
18
1778
12.
b) Gewicht der geernteten Knollen (kg).
Reihe
bei gewöhnl. Behäufelung
davon fleckig
bei Schutzhäuielung
davon fleckig
1.
34,837
0.20S5
37,983
0,0665
2.
34,064
0,5480
38,042
0,0540
8.
33,540
0,2100
33,691
0,3710
4.
35,642
0,2940
83,373
0,1840
Mittel:
34,521
0,3151
35,772
0,1690.
Von der Schorfkrankheit waren
die Kartoffeln
frei, ebenso fehlte der
Kartoffelpilz,
der auch durch Züchtung unter den dazu vorgeschriebenen Maßnahmen an den
fleckigen Knollen nicht zur Knt Wickelung zu bringen war.
B. In Räcknitz — fruchtbarer Thonboden — fand die Auspflanzung am
80. April statt. Die gesammte Knollenernte ergab auf je 100 Stöcke:
bei gewöhnlicher Behäufelung bei Schutzhäufelung
nach Zahl 1211 1331
„ Gewicht (kg) . . 52,034 46,708
mithin schutzbehäufelt ein Minus von 10,24 °/ 0 .
Von den auf 100 Stöcke geernteten Knollen waren fleckig:
bei gewöhnlicher Behäufelung bei Schutzhäufelung
absolut in »o der Ernte absolut in v der Ernte
nach Zahl 18 1,49 8,5 0,64
„ Gewicht 0,868 1,65 0,218 0,47.
Die Schorfkrankheit war 1884 auf dem Räcknitzer Thonboden an der größten
Mehrzahl der Knollen stark vertreten, während der Kartoffelpilz gänzlich fehlte.
Der Zahl nach betrug die Knollenernte von 100 Stöcken
bei gewöhnl. Behäufelung bei Schutzhäufelung
Sandboden Lehmboden Siindbodcu Lehmboden
1883 1240 1087 1234 1027
1884 1849 1211 1778 1331
Mittel: 1575 1149 1506 1179.
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280
Physik des Bodens:
Mittel des Sandbodens überhaupt 1526 Knollen,
„ „ Lehmbodens „ 1164 „
Dem Gewichte nach wurden von 100 Stöcken geerntet (kg):
bei gewöhnl. Behäufelung bei Schutzhäufelung
gandbodeu Lehmboden Sandboden Lehmboden
1888 15,633 57,490 19,162 44,248
1884 34,521 52,084 35,772 46,708
Mittel: 25,077 54,762 27,467 45,478.
Mittel des Sandbodens überhaupt 26,272 kg,
„ „ Lehmbodens „ 56,120 „ .
Versuche von 1885.
Die Wiederholung der Schutsh&ufelung im Jahre 1885 wurde auf den Rack-
nitzer Lehmboden beschränkt. Die früheren Versuche hatten den Wunsch nahe
gelegt, die Schutzhäufelung entweder möglichst spät oder möglichst früh ab-
zuführen, um die Beschädigung der oberirdischen Organe durch den Pflug thun-
lichst herabzumindern. Es fand daher im Juhre 1885 die Schutzhäufelung schon
am 14. Juli statt. Die am 22. Oktober vollzogene Ernte ergab auf 100 Stöcke:
bei gewöhnlicher Behäufelung bei Schutzhäufelung
nach Zahl 1300 1114
„ Gewicht (kg) . . 70,913 59,971.
Die durch die Schutzhäufelung verursachte Depression der Ernte beträgt wiederum
15,14 °io, bewirkt durch einen numerisch geringeren Knollenansatz. Fleckige und
schorfige Knollen haben sich in geringer Menge ohne Unterschied der Behäufelungfl-
art vorgefunden, dagegen ist von dem Kartoffelpilz keine Spur entdeckt worden.
Die vorstehenden Versuche ergaben, dab die Schutzhäufelung einen Minder-
ertrag im Gefolge hatte'). Diese Erscheinung findet ihre Erklärung in der
durch den Pflug verursachten Laubzerstörung einerseits und in der Uebererdung
eines erheblichen Theiles lebenskräftiger Mutter andererseits. Auf dem frucht-
baren Lehmboden zu Räcknitz betrug die Abminderung des Ertrages durch die
Schutzhäufelung 1883 23,03«/«, 1884 10,24 ° 0 , 1885 15,42°/o. Der Laubzerstörung
durch den Schutzhäufelpflug wäre zu begegnen, wenn die Keihenweite noch gröber
als 72 cm genommen würde. Neuerdings schreibt auch Jensen eine Zeilenentfernung
von 78 cm vor. Außerdem wäre die Schutzhäufelung so frühzeitig auszuführen,
daß noch ein starker Nachwuchs der Stamimheile möglich wäre.
Auf Grund dieser Versuche glaubt Verf. schon jetzt den Landwirthen die
versuchsweise Anschaffung des Schutzhaufelptluges und dessen Verwendung em-
pfehlen zu können.
C\ Reinl, l T nter>nchungeii Uber die physikalischen nnd antiseptiff-heo
Eigenschaften verschiedener Torfsorten. (Aus: Vergleichende Untersuchungen
über den therapeutischen Werth der bekanntesten Moorbäder Oesterreichs und
Deutschlands). Präger medicinische Wochenschrift. 1886. Nr. 13 -15.
Die Moore, die der Untersuchung unterzogen wurden, waren folgende: Moor
«) Yergl E. Woüttjf. Saat und Pflanze der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Hand-
buch für die Praxis. Berlin 1885. Paul Pany. 8. 78*.
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Neue Litteratur. 281
aus Bocktet- Kissingen, Cudowa, Elster, Franzensbad, Königswart, Marienbad,
Neudorf, Pyrmont, Reinerz, Steben, Teplitz.
Für die hygroskopischen Eigenschaften des Moores wurde der Ausdruck
in jenen Wassermengen gesucht, welche die lufttrockene Substanz bei 100° verlor.
Der Verlust an Wasser beim Trocknen betrug bei dem Torf von
Marienbad . .
. 28,80 o/o
Franzensbad . .
. 18,16<>/o
. 18,12o/o
Königswart . .
. 17,39 o/o
. 14,77 o/.
Elster ....
14,42»«
Kissingen . . .
. 13,85 o/o
Pyrmont . . .
. 12,47o/o.
Bei Bestimmung der Wasserkapacität wurde ein gewöhnlicher Glas-
trichter, dessen Oeffnung mit etwas Glaswolle verschlossen war, mit einer be-
stimmten Quantität Moores gefüllt (50 g lufttrockenes Material). Um möglichst
gleichmäßige und besser vergleichbare Resultate zu bekommen, wurden die Moore
zuvor durch Sieben auf gleiche Feinheit gebracht. Auf den Trichter wurden be-
stimmte Quantitäten kalten Wassers aufgegossen. Nach »Uesen Versuchen ge-
staltete sich das Absorptionsvermögen der verschiedenen Torfsorten folgendermaßen.
Aufgenommene« Wasser 100g ILO bedürfen zur völligen
in Proeenten der Sättigung
lufttrockenen Trocken- vom lufttrockenen von bei 100°
Substanz
Moor
getr. Moor.
Franzensbad
. . . . 104
195
61
51
Marienbad .
. . . . 160
224
00
44
. . . . 243
277
41
36
. . . . 173
285
57
35
. . . . 204
319
38
31
. ... 203
321
38
31
. ... 224
344
44
39
391
33
25
Elster . . .
. . . . .53IS
394
42
25
Teplitz . . .
. . . . 530
033
35
15
Kissingen
. . . . 874
1013
11
9,8.
eben sich als»
» Schwankung
en in der Absorptionsfä
higkeit,
die bis auf dj
7-facbe sich e
i st recken. D
ie höchsten Grade erreiel
licn Tep
litz und Bockle
Kissingen, welche das Doppelte der beim Minimum der Absorptionsfähigkeit ge-
fundenen weit überschreiten. Alle übrigen Moorarten gehen in der Absorptions-
fälligkeit nicht über's Doppelte hinaus. Am nächsten dem bei Franzensbad ge-
fundenen Minimum tritt Marienbad.
Hinsichtlich des Verhaltens der Moorarten gegenüber der Ent-
W icke längs- und Lebensfähigkeit niederer Organismen hatte Verf.
bereits früher nachgewiesen, daß das Franzensbader Moor im hohen Grade
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282
Physik des Bodens:
hemmend auf die Entwickelung von niederen Organismen wirkt 1 ). Diese Versuche
wurden neuerdings aufgenommen uud erweitert.
Es wurde in erster Linie die etwaige Existenz von Organismen in den
Mooren überhaupt zu eruiren versucht, und zwar in der Weise, daß einzelne
Moorbröckel mit sterilisirter Niihrgelatine vermischt und einige Zeit beobachtet
wurden. Das Resultat war bei allen Moorarten ein gleiches. Es entwickelten
sich allenthalben in ziemlicher Menge Schimmelpilze, die rasch überwucherten,
so daß Spaltpilze nicht zur Beobachtung gelaugten.
In den Versuchen über das Verhalten von organischen, fäulnißfähigen
Organismen in den Mooren wurden Cylindergläser bis zur Hälfte mit lufttrockenem
Moor der verschiedenen Moorarten gefüllt und auf diese Moorlage gleiche Quantitäten
(ca. 25 g) frischen Fleisches gelogt, jedoch so, daß das Fleisch nirgends mit der
Wandung in Berührung kam. Alsdann wurde der Rest mit den Mooren eingeschüttet,
derart daß das Fleisch ganz von Moor eingehüllt war.
Von Zeit zu Zeit wurde geprüft, ob sich irgend welche Fäulnißgase ent-
wickelten. In keinem einzigen der hier zur Untersuchung gelangten Moore trat
dieser Fall ein. Die Gefäße wurden durch 6 Wochen beobachtet; nach Ablauf
dieser Zeit wurde das oberflächlich aufgeschichtete Moor entfernt und das Fleisch
hervorgeholt; dasselbe war allenthalben in eine außerordentlich feste, holzige
Masse umgewandelt, die auch im Schnitte eine Art holzige Beschaffenheit zeigte
und an der Oberfläche reichlich von Schimmelvegetationen durchzogen war, welche
sich aber nicht tiefer in die Moorsehiehteu hinein erstreckten. Das Volumen des
Fleisches war auch entsprechend dein vollst ündigen Wasserverlust um ein Be-
deutendes reducirt. Es trugen zum Zustandekommen dieses Processes der Ver-
wesung offenbar drei Faktoren bei, einmal da; hohe Absorptionsvermögen des
Moores für Wasser, wodurch das für einen Fäulnißproceß notbwendige Substrat
der Feuchtigkeit dem Fleisch allmählich von der Oberfläche her entzogen wurde,
sodann auch wohl die Säurereaktion der immerhin oberflächlich am Fleische in
Lösung übergehenden Auslaugungsprodukte der Moore, durch welche gleichfalls
die Entwickelung von Fäulniß- und Spaltpilzen überhaupt gehemmt, dagegen die von
Schimmelpilzen begünstigt wird; endlich der Reichthum der Moore an Schimmel-
pilzen, die auch wieder durch die außerordentliche Porosität des Materials
genügend Luft zu ihrer Entwickelung linden. Vielleicht spielt auch das Absorp-
tionsvermögen der Moore für Gase insoweit eine Rolle, als der ganze Proceß
geruchlos ablief.
Mit Rücksicht darauf, daß eiu großer Theil der antimycotischen Wirkung
des Moores den in Lösung übergehenden Bestandteilen desselben zuzuschreiben
ist, wurde außerdem ein Versuch nach der Richtung angestellt, daß der Einfluß
der Moorlaugen auf die Lebcnsthätigkeit und Proliferationsfähigkeit niederer
Organismen untersucht wurde. Zu diesem Zweck wurde von jedem Moor eine
bestimmte Quantität mit so viel Wasser, als dazu hinreichte, einen richtigen Brei
herzustellen, angerührt, eine Stunde gekocht und sodann filtrirt. Unter Zusatz
dieser Filtrate wurde Nährgelatine bereitet, und zwar bediente sich Verfasser der
Fleischinfus-Pepton-Gelatine.
>) Vcrgl. die Versuche von Gaffky (Archiv f. klin. Chirurgie. L>8. Bd. 3. Heft) nnd
Xeuber (Ibid. 27. Bd. 4. Heft u. 28. Bd. 3. Heft).
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Nene Litteratur.
283
Es zeigte sich, wie in früheren Versuchen des Verf., daß es vorwiegend die
Säure sei, die ihren Einfluß auf die Pilze geltend macht, daß mit Abstumpfung
dieser Säure auch die Wirkung aufgehoben wird. Die an Säure reichen Moor-
arten von Franzensbad und Marienbad zeichneten sich deshalb besonders aus;
sie vermochten das Wachsthum der Pilze, selbst bei Anwendung verdünnter Moor-
laugen, vollständig zu hemmen. Was die anderen untersuchten Moore anbelangt,
so verhielten sie sich ziemlich gleichmäßig und zwar in der Weise, daß sie sämmt-
lich in ihren Verdünnungen die Entwicklung der Organismen auf größere oder
kleinere Perioden verzögerten. E. W.
a
f. Baumann, lieber die Bestimmung des im Boden enthaltenen
Ammoniakstickstoffs und über die Menge des assimüirbaren Stickstoffs im
unbearbeiteten Boden. Habilitationsschrift. 1886.
Ueber die Menge der Stickstotfnahrung der Pflanzen im Boden, d. i. über
die Menge des Ammoniaks und der Salpetersäure ist in früheren Jahren eine
größere Anzahl von Untersuchungen angestellt worden. Nachdem aber gegen
die Richtigkeit der bei diesen Arbeiten angewendeten Methoden, vorzüglich der
Ammoniakbestimmung, durch einzelne Beobachtungen der letzten Jahre gewichtige
Bedenken sich erheben mußten, ist es vom Verf. unternommen worden, sowohl
die zur Bestimmung des Ammoniaks angewandten Methoden einer Vergleichung
zu unterziehen, als den Vorrath assimilirbaren Stickstoffes im Boden festzustellen.
Hierbei wurde zunächst der unbearbeitete Boden in Betracht gezogen, weil nicht
erwartet werden konnte, daß bei Untersuchung gedüngter Böden wegen des be-
ständigen Wechsels, welchem der Gehalt an Ammoniaksalzen und Nitraten durch
Zuführung thierischer Substanzen und deren Zersetzung unterliegen muß, allge-
meine Gesichtspunkte über den Gehalt des Bodens an diesen wichtigen Nährstoffen
zu gewinnen sind.
In das Bereich der Untersuchung konnte als unbearbeiteter Boden auch der
Waldboden gezogen werden, über dessen Gehalt und Wechsel an assimilirbarem
Stickstoff sehr wenig bekannt ist.
Die bezüglich der Bestimmung des Ammoniaks im Boden vom Verf. ange-
stellten Versuche, weil rein chemischer Natur, tibergehend, mögen die Resultate
jener Untersuchungen hauptsächlich hier eine Stelle finden, welche die Bestimmung
des Stickstoffs als Ammoniak nnd Salpetersäure zum Gegenstand hatten.
Die Böden, welche zur Ermittelung der Ammoniakmenge in ver-
schiedenen Bodenarten benutzt wurden, waren folgende:
1. Lehmboden, aus verwittertem Granit vom Fichtelgebirgc,
2. Boden aus Gneiß verwittert, vom Fichtelgebirge,
8. Boden aus Porphyr verwittert, aus der Rheinpfälz,
4. Boden aus Kohlensandstein entstanden, ziemlich fruchtbar,
5. Boden aus Basalt entstanden, von Unterfranken,
6. Boden aus Melaphyr entstanden, aus der Rheinpfalz,
7. Lehmboden von München, mit wenig Humus,
8. Lehmboden ebendaher, mit 12,5°/t Humiisgebalt,
9. Kalkboden mit 13°/o koblens. Kalk von München,
10. Lößboden von München, ohne Humus,
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284
Physik des Bodens:
11. Sandboden von Schrobenhausen,
12. Moorboden von Aibling (Oberbayern),
13. Thon- und kalkreicher Ackerboden, von Hersching am Ammersee.
Die Bodenproben 1 — 11 wurden aus einer Tiefe von 2 bis 10 cm unter der
Waldhumusdecke entnommen. Die Ammoniakbestimmungen sind auf den Fcin-
erdegehalt berechnet. Unter Feinerde sind die Bodenbestandtheile verstanden,
welche ein Sieb mit 0,5 mm Maschenweite passirt haben.
Die folgende Tabelle enthält die Resultate der Analysen:
Nummer der
Bodenart
Ammoniakstickstoff in 1 kg Boden
Methode
von
Schlösing
durch
Destillation d.
salzs. Auszuges
mit Mg()
azotometrisch
im salzsauren
Auszug
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
0,0448
0,0168
0,0336
0,0056
0.O28O
0,01116
0,0252
0,0364
0,0028
0,0140
0,0448
0,1081
0,0224
0,02227
0,01105
0,01771
0,00443
0,02337
0,01243
0,01656
0,01460
0
0.00658
0,00223
o,ooie»o
0,01240
0,02781
0,01326
0,02214
0,00443
0,02894
0,01672
0,01656
0,01684
0
0,00658
0, 0289
Bei Feststellung der Menge des Ammoniaks in denselben Böden zu
verschiedenen Zeiten und bei verschiedenem Gehalt an organischen
Substanzen wurden Bodenproben im Freien (I) und im Walde (II u. III) aus
dem Forstrevier Bruck bei München zu verschiedenen Terminen während des
Sommers entnommen. Boden I hatte einen Humusgehalt von 0,34— 0,52°>, n
einen solchen zwischen 4,45—5,83, III von 13,20— 15 ? 78°/o. Der Ammoniakstick*
Stoff in 1 kg Boden, bestimmt durch Destillation des salzsauren Auszugs mit Magnesia
und darauf folgender Zersetzung des Ammoniaks im Azotometer betrug:
Boden I
» II
» III
6. Juni
0,016
0,015
0,016
11. Juli 25. Juli 8. August
0,014
0,013
0,012
0,018
0,018
0,015
0.016
0,014
0,014
Die Menge des Ammoniaks in verschiedenen Tiefen desselben
Bodens wurde in den mit I u. 11 bezeichneten Boden bestimmt, wobei sie* 1
Folgendes herausstellte:
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Neue Litteratur.
Boden I.
285
Tiefe
cm
6. Juni
11. Juli
25. Juli
8. August
t- 5
20-25
40-45
75-80
0,010
0,019
0,009
, 0,002
0,014
0,015
0,008
Boden II.
0,018
0,018
0,010
0.003
0,016
0.014
0,006
Tiefe '
cm
' 6. Juni
II. Juli
25. Juli
8. August
1-5 !
20-25
40 45
75-80
0,015
0,012
0,010
0,004
0,013
0,010
0,006
0,002
0,018
0,016
0,004
0,002
0,014
0,014
0,008
0,004
Verf. leitet aus den mitgetheilten Zahlen folgende Schlüsse ab:
Der Ammoniakgehalt des unbearbeiteten Bodens ist ungleich in Böden ver-
schiedener Art. Lehmböden enthalten am meisten Ammoniak, und es scheint,
daß dessen Menge um so höher ist, je thonreicher der betreffende Boden ist.
Kalk- und Sandböden sind arm an Ammoniak, doch sind im humusreichen
Sandboden organische Körper vorhanden, welche sehr rasch durch Natronlauge
in der Kälte unter Ammoniakabspaltung zersetzt werden. Diesen Substanzen ist
eine viel wichtigere Rolle bei der Ernährung der Gewächse und bei der Beur-
theilung des Bodens zuzuschreiben, als bis jetzt geschehen ist. Ein auffallendes
Beispiel hierfür ist Boden 11, dessen Ammoniakgehalt (im salzsauren Auszug
bestimmt) nur 3 mg im Kilo beträgt, welcher aber mit Natronlauge innerhalb
48 Stunden 45 mg Ammoniakgas pro Kilo entwickelt.
In dem Betracht, daß die Ammoniakmenge in demselben Boden mit 13— 15°/o
Humus nicht höher befunden wurde als im Boden mit nur 0,5° <», scheint der
Gehalt des Bodens an organischer (vegetabilischer) Substanz durchaus keinen
Einfluß auf den wirklichen Ammoniakgehalt des Bodens auszuüben. Die Ammoniak-
menge in dem unbearbeiteten und ungedüngten Boden scheint für die betreffende
Bodenart vielmehr eine konstante Größe zu sein, denn durch Analyse desselben
Bodens zu verschiedenen Zeiten und nach anhaltend feuchter oder trockener
Witterung wurde fast genau dieselbe Ammoniakmenge gefunden.
Es zeigte sich ferner, «laß der Ammoniakgehalt im Boden mit der Tiefe ab-
nahm. Während in einer Tiefe von 1 — 25 cm die Ammoniakmenge nahezu gleich
ist. wird bei einer Tiefe von 40-45 cm bereits eine beträchtliche Abnahme be-
merkbar; bei ungefähr 80 cm sind nur Spuren von Ammoniak, selbst in ammoniak-
reichen Böden vorhanden. Diese Erscheinung erklärt sich durch das Absorptions-
vermögen des Bodens für Ammoniak, indem die oberen Bodenschichten die durch
die Zersetzung organischer Stickstoffverbindungen entstandene Ammoniakmen^e
festhalten.
(Hinsichtlich der Bestimmungsmethode erkennt man aus den Analysen-
resultaten mit verschiedenen Bodenarten, daß die ScWflwt^Bcbe Methode auch
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2«6
Physik des Bodens:
bei nur 48 stündiger Einwirkung der Natronlauge zu hohe Resultate liefert, und
daß sie bei Böden, welche viel organische Substanz enthalten, ganz unbrauchbar
ist. Als völlig zuverlässig dagegen ist diejenige Methode zu bezeichnen, nach
welcher man den salzsauren Bodenextrakt mit frisch geglühter Magnesia usta
destillirt, das tiberdestillircndc Ammoniakgas vor jeder Berührung mit Kork oder
Kautschuk schützt, durch verdünnte Schwefelsäure absorbiren läßt und das
Ammoniak nach der Neutralisation der überschüssigen Schwefelsäure mittelst
Magnesia usta azotornetrisch bestimmt. Die Resultate nYlen in den meisteu Fällen
außerordentlich befriedigend aus. Nur bei Boden 11 und 12 konnte kein rich-
tiges Ergebniß erzielt werden, indem das Auftreten eines stechend unangenehm
riechenden Gases bemerkt wurde, welches das Analysenresultat völlig trüben
mußte.)
Die Menge der Salpetersäure im ungedüngten Boden wurde, um
den Zufälligkeiten, welchen der Salpetergehalt des Bodens durch künstliche Zu-
führung animalischer Stoffe unterworfen ist, zu begegnen, vorzugsweise in Wald-
und unbebauten Böden,, welche mindestens 30 Jahre ohne jede Düngung geblieben
waren, ermittelt. Der Einfluß der Witterungsverhältnisse aber wurde durch öftere
Untersuchung eines Bodens von demselben Orte zu kompensiren versucht, indem
die Bodenproben sowohl nach andauerndem Hegen als nach anhaltend trockenem
Wetter genommen wurden.
Als Bestimmungsmethode konnte Verf. die von Schlösing nur in wenigen
Fällen anwenden, denn in einer größeren Quantität Boden (1 kg) konnten häutig
nur Spuren von Salpetersäure aufgefunden werden und bei Bestimmung so geringer
Mengen versagt fragliche Methode den Dienst. Der Gang der Untersuchung,
welchen Verf. einschlug, war folgender :
1000 g des lufttrockenen Bodens wurden mit ebenso viel W asser übergössen,
daß dessen Menge mit dem im Boden enthaltenen Wasser 2000 cem betrug, und
unter häufigem Umschütteln 48 Stunden digerirt. Hierauf wurde hltrirt, und das
Filtrat sowohl mit Brucin als mit Diphenylamin auf Salpetersäure geprüft. Stellte
sich keine Reaktion heraus, so wurde 1 1 des Bodenextrakies auf Zusatz von
etwas Soda zum Trocknen verdampft, der Rückstand mit verdünntem Alkohol
ausgekocht, filtrirt, die alkoholische Lösung abermals verdampft und der Rück-
stand in 40 cem Vi asser gelöst. Es wurde nun wieder mit Brucin und Diphenylamin
geprüft und falls die Reaktion deutlich genug ausfiel, in dem abgemessenen Rest
der Lösung die Salpetersäure nach der Methode Marx-Tromm*dorf (Zeitschrift
f. analyt. Chem. 1868. S. 412 u. 1870. S. 171) bestimmt, nachdem die noch vor-
handenen organischen Substanzen mit' verdünnter Chamäleonlösung und Schwefel-
säure zerstört worden waren. •
Die Analysen führten zu folgenden »gebnissen:
A. Lehmboden aus freiem Felde. Humusgehalt 0,34 -0,54 °/o.
Salpetertäure in 1 kg Boden
In einer Tiefe von 6. Juni 11. Juli') 25. Juli 8. Aug.
1-5 cm 0,00278 0,00080 Spuren 0,0081
15-20 , 0,00138 0,00053 „ 0,0006.
') Nach heftigen Regengüssen.
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Neue Litteratur.
28?
Außer diesem Lehmboden wurden noch untersucht : ein Quarzsandhoden aus
der Oherpfalz, humusfrei; ebenso ein humusarmer Lößboden von München; ein
Kalksandhoden und ein Moorboden aus der Umgegend von München; diese Boden-
arten hefanden sich in Grubenvorrichtungen l ), welche zur Bestimmung der Sicker-
wassers dienten. In diesen sämmtlichen Bodenarten konnte die Salpetersäure zwar
nachgewiesen, aber nicht quantitativ bestimmt werden.
B Waldboden. Der nämliche Lehmboden wie sub A. aus einem 40 Jahre
alten Fichtenbestand entnommen, mit einer circa 2 cm tiefen Streuschicht aus
Fichtennadeln bedeckt. Humusgehalt der oberen Bodenschichte 4 — 5°,'o, der
unteren Bodenschichte 0,5— l°/o. Es konnte in 8, an verschiedenen Stellen und
in einer Tiefe von 1—5 sowohl als auch in einer solchen von 25—30 cm unter
der Streudecke entnommenen Bodenproben die Anwesenheit der Salpetersäure
nicht einmal qualitativ konstatirt werden.
C. Dasselbe Ergebniß wurde mit weiteren 8 Bodenproben erzielt, welche
an den bezeichneten Tagen aus einem schlagbaren Fichtenbestand ausgehoben
wurden. Weder in der oberen humusen Schichte mit einem Gehalt von 13 — 15°/o
Huraussubstanz, % noch in einer Tiefe von 25 -30 cm konnte Salpetersäure nach-
gewiesen werden. Aus diesen Besultaten mit 24 Bodenproben muß der Schluß
gezogen werden, daß die Menge der Nitrate in unbearbeiteten ungedüngten Boden
ungemein gering ist, daß insbesondere im Waldboden die Salpetersäure, wenn
überhaupt, so doch nur in Spuren vorkommt.
Die Ursache vorstehend charakterisirter Erscheinung beruht nach dem Verf.
darauf, daß im Allgemeinen der Waldboden in Folge der dort herrschenden niederen
Temperatur und geringen Bodenfeuchtigkeit, sowie in Folge der ungünstigen Er-
näbrungsverhältnisse den Salpetersäure erzeugenden Organismen keinen passenden
Wohusitz bietet.
Wie gering die Salpeterbildung in Böden ist, welche thierische Substanzen
gar nicht und andere organische Stoffe nur in geringer Menge enthalten, geht
auch aus einer größeren Zahl von Sickerwasseranalysen hervor, welche Verf. im
Jahre 1882 in den sub A. aufgeführten verschiedenen Bodenarten ausgeführt hat.
W T erden die in den Sickerwässern gefundenen Stickstoffmengen pro ha und 1,2 m
Bodentiefe berechnet, so ergibt sich ein Verlust
für den an Nitratstickstoff (kg)
Quarzsandboden 25,59
Lehmboden 20,90
Kalkboden . • 50,24
Moorboden 4,17.
Die Schlüsse, welche Verf. aus dem im letzten Abschnitt mitgetheilten Beob-
achtungen ableitet, sind folgende:
1. Der Salpetergehalt der ungedüngten, unbewachseneu Böden ist ein mini-
maler. Die Salpeterproduktion beträgt in stark humoseu Böden viel weniger als
in humusarmen Böden. Am meisten Salpetersäure bildet sich in humusarmen
Kalkboden, weniger im Sand- und Lehmboden.
') Eine Beschreibung dieser Lysimetcr befindet sich im IV. üd. dieser Zeitschrift,
8. 294 unten.
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288
Physik des Rodens:
2. In einem unbearbeiteten und mit Waldpflanzen bewachsenen Boden ist
es nicht gelungen, Salpetersäure aufzufinden; es ist sehr wahrscheinlich, daß über-
haupt Salpeterbildung im Walde nicht stattfindet, indem die Bedingungen für die
Entwickeluug der Nitrifikationselemente fehlen; in diesem Falle wären die Wald-
pflanzen auf das Ammoniak als Stickstoff angewiesen.
Hiermit muß wenigstens für die Waldpflanzen die Ansicht fallen gelassen
werden, als zögen sie ihren Bedarf an Stickstoff vorzüglich von der Salpetersäure.
Im Gegentheil will es scheinen, als ob deu „aramoniakähulichen Körpern" im Roden
eine bei weitem größere Rolle für die direkte Ernährung unserer Gewächse zu-
geschrieben werden muß, als es bis jetzt geschehen ist. In manchen Sandböden,
auch in den so fruchtbaren Ackererden Rußlands, finden sich oft nur Spuren von
Ammoniak und Salpetersäure in kaum nachweisbarer Menge; dagegen sind solche
Körper in größerer Menge vorhanden, welche mit Natronlauge in der Kälte ver-
hältnißmäßig rasch Ammoniak abscheiden. Versuche habeu dem Verf. gezeigt
daß ebenfalls erhebliche Ammoniakabspaltung stattfindet, wenn man die Boden-
arten mit sehr verdünuter Salzsäure ca. 2 Stunden kocht, daß mithin im Hoden
Substanzen vorliegen, welche mit den Amidoverbindungen die größte Achnlichkeh
zeigen. Die durch Kochen mit sehr verdünnter Salzsäure erhaltene Ammoniak-
menge übertrifft um das Zehn- und Zwanzigfache den wirklichen Ammoniakgehalt
des Bodens. Ueber die Menge und Natur dieser Körper sollen weitere Unter-
suchungen Auskunft geben. E. W.
A. Ladureau. Nene Untersuchungen Über dag Ammoniakferment.
Ann. agronomiques. Bd. XI. 1886. p. 522—525.
Bei Fortsetzung seiner Studien 1 ) über das Ammoniakferment hat Verf. haupt-
sächlich den Einfluß der Phosphorsäure im freien Zustande oder in Verbindung
mit Kalk, des kaustischen Kalkes, des Eisensulphates, des Eisenchlorids, der
Karbol-, Schwefel-, Bor- und Salzsäure auf die Thätigkeit des Fermentes ins
Auge gefaßt. Er benutzte eine Lösung von 2 g Harnstoff in 100 cem Wasser,
in welche ein wenig Gartenerde und von den angeführten Substanzen verschiedene
Mengen eingeführt wurden. Die freie Phosphorsäure hatte, in geringen Quan-
titäten angewendet, keinen Einfluß auf die Ammoniakbildung ausgeübt; dagegon
wurde letztere nicht unwesentlich herabgedrückt, sobald die Pbosphorsäure in
größeren Quantitäten (0,5 und 1 g pro 100 cern) zugeführt wurde. Der saure
phosphorsaure Kalk, wie solcher in den Superphosphaten auftritt, hatte die
Fermentation nicht beeinflußt. Der Kalk verhielt sich der Phosphorsäure ähnlich.
Das Eisensulfat übte gar keine, die Karbolsäure und die Schwefelsäure eine
schwach abschwächende Wirkung, entsprechend der zugeführten Menge, auf die
Thätigkeit des Fermentes aus.
Zur Prüfung der Wirkung der Borsäure benutzte Verf. frischen Urin (50 com),
welchem er verschiedene Mengen Borsäure (0,05, 0,1 und 0,2 g) zusetzte. Nur
in größeren Dosen zugesetzt, hatte das Mittel die Ammoniakbildung erheblich
eingeschränkt.
Im Großen und Ganzen hatte sich sonach das Ammoniakferment durch eine
außerordentliche Widerstandsfähigkeit den verschiedenen, in Anwendung gebrachten
>; Vergl diese Zeitschrift. Bd. VIII. 1*85. 8. 10«.
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Neue Litteratur.
289
Substanzen gegenüber ausgezeichnet. Es folgt daraus, daß es schwer sein dürfte,
die Tbätigkeit des Fermentes in Fällen, wo dieselbe in der Praxis herabzusetzen
wäre, zu beeinflussen. E. W.
J. Soyka. Experimentelle Untersuchungen Ober die Verwendbarkeit
des Torfes zu Zwecken der Absorption und Desinfektion. Präger medicin.
Wochenschrift. 1886. Nr. 26 -28.
W. Strecker. Die Bereicherung des Bodens durch den Anbau «be-
reichernder- Pflanzen. Journ. f. Landw. Bd. XXXIV. 1886. S. 1-82.
Braun. Ueber die Entstehung des sanren Humus oder Mulms der
Wälder. Forstl. Blatter. 18*6. Juniheft. S. 184.
¥ouqu& u. 31. L&ry. Versuche Uber die Fortpflanzungsgeschwindig-
keit tou Schwingungen im Boden. Compt. rend. 1886. T. CIL p. 1290.
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II. Physik der Pflanze.
Ueher die Beeinflussung der Widerstandsfähigkeit der
Kulturpflanzen gegen ungünstige Witterungsverhältnisse
durch die Kulturmethode.
Von Professor Dr. E. Wolbiy in München.
Die vielfachen Schädigungen, welchen die Nutzpflanzen während ihres
Wachsthums unter der Einwirkung verschiedener ungünstigen Witterungs-
verhältnisse unterliegen, haben auf das Reinerträgniß der Ackerländereien
einen so tief eingreifenden Einfluß, daß der Praktiker alle Veranlassung
hat, auf die Anwendung solcher Hilfsmittel Bedacht zu nehmen, welche
geeignet sind, derartige Unzuträglichkeiten zu beseitigen oder dieselben
auf das t*unlichst geringste Maß zu beschranken. Es stehen zu diesem
Zweck zwei Wege zur Verfügung, nämlich die Pflanzen durch geeignete
Maßnahmen in einen solchen Zustand zu versetzen, daß sie den Unbilden
der Witterung besser widerstehen, oder letztere selbst mehr oder weniger
von den Pflanzen abzuhalten. Wenngleich bei zweckmäßiger Auswahl
der zur Verfügung stehenden, im Großen anwendbaren Methoden nach
beiden bezeichneten Richtungen sichere Erfolge in Aussicht gestellt werden
können, so ist doch vor allem und zunächst der erstere Weg in das
Auge zu fassen, weil auf demselben einer der hauptsächlichsten, an eine
rationelle Ausübung der Pflanzenkultur zu stellenden Anforderungen
Genüge geleistet wird, nämlich der Sicherstellung des Ertrages, und der
beabsichtigte Zweck leichter erreicht werden kann als nach dem an
zweiter Stelle genannten, mit meist viel größeren Schwierigkeiten ver-
knüpften Verfahren.
Nach den vorliegenden zahlreichen Beobachtungen kann angenommen
werden, daß es den schädlichen Witterungseinflüssen gegenüber stets
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Widerstandsfähigk. d. Kulturpfl. gegen ungünstige Witterungsverhältnisse. 291
empfänglichere und widerstandsfähigere Varietäten und Individuen giebt.
Die größere Empfänglichkeit ist in der Mehrzahl der Fälle durchaus kein
an sich krankhafter Zustand, sondern liegt innerhalb der Breite der Ge-
sundheit. Es ist nicht selten nur eine später vorübergehende Phase der .
Kulturpflanze, welche, bedingt durch eine gewisse Stoff kombination,
durch höheren Wassergehalt, durch eine eigenthümlich gestaltliche Modi-
fikation oder auch durch noch unbekannte Ursachen dieselbe den An-
griffen ungünstiger äußerer Einwirkungen mehr oder weniger zugänglich
macht. So macht z. B. ein größerer oder geringerer Wassergehalt die
Pflanzentbeile den schädlichen Einwirkungen niedriger oder höherer Tem-
peraturgrade zugänglicher. Ebenso läßt sich nachweisen, daß z. B.
durch größeren Wasservorrath die Reifezeit ziemlich beträchtlich hinaus-
geschoben wird, derart daß die betreffenden Pflanzen und Pflanzentheilo
durch Frostwirkungen in der vorgerückten Jahreszeit Schaden leiden,
eine Thatsache, die man bei Obstbäumen nicht selten machen kann, in-
sofern als das Fruchtholz bei feuchter Beschaffenheit des Erdreichs nicht
ausreift und dann durch Fröste im Herbst leicht benachtheiligt wird.
Im weiteren Verfolg derartiger Thatsachen läßt sich vielfach der
Nachweis führen, daß diese prädisponirenden Zustände in ihrem Auf-
treten oder in der Dauer ihrer Erscheinung von den Vegetations-
bedingungen abhängig sind, unter denen die Pflanzen zur Entwickelung
gelangen. Es kann schon jetzt auf eine ganze Anzahl von Forschungs-
resultaten hingewiesen werden, welche darthun, wie auffallende stoffliche
und gestaltliche Unterschiede sich bei derselben Species zeigen, je nach-
dem dieselbe bei Lichtreichthum oder Lichtarmuth, bei Wasserüberschuß
oder -Mangel u. s. w. zu wachsen gezwungen ist.
Ohne auf Erschöpfung des Gegenstandes Anspruch zu erheben, will
Referent versuchen in Folgendem nachzuweisen, in welcher Weise die
Kulturmethode einen Einfluß auf die Wiederstandsfähigkeit der Kultur-
gewächse gegen verschiedene schädliche Witterungsverhältnisso ausübt
und welcher Mittel sich der Praktiker zu bedienen hat, um seine
Gewächse auch nach dieser Richtung hin möglichst vollkommen auszu-
bilden 1 ).
') Hiernach siml die einen direkten Schutz gegen die bezeichneten
Schädigungen gewährenden Kulturoperationen von vorliegender Besprechung aus-
geschlossen.
E. Wollny, Forschungen IX. 20
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292
Physik der Pflanze:
1. Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen Frost.
Der Frost übt entweder direkt oder indirekt einen schädlichen Ein-
fluß auf die Kulturen aus; im ersteren Falle dadurch, daß die frei ex-
ponirten Pflanzen des Ackerlandes, wenn ihre Säfte zu Eis erstarren, in
einem größeren oder geringeren Umfange zu Grunde gehen, im letzteren
dadurch, daß die Pflanzen gefrieren, aber erst durch plötzliches Auf-
thauen vollständig oder in einzelnen Organen getödtet werden (erfrieren),
oder daß der Boden gewisse Veränderungen erleidet, welche mit Nach-
theilen für die Vegetation verknüpft sind. Diese Veränderungen in der
Beschaffenheit des Kulturlandes bestehen hauptsächlich darin, daß der
Boden durch wiederholtes Gefrieren und Aufthauen eine abwechselnde
Ausdehnung und Zusamraenziehung erfuhrt, durch welche die Pflanzen
allmählich aus dem Erdreich gehoben werden, derart daß sie mit bloß-
gelegten Wurzeln auf die Oberfläche des Ackers zu liegen kommen.
Dieses sogen. Auffrieren oder Aufziehen der Saaten macht sich in schnee-
losen Wintern auf allen stark wasserhaltenden, besonders thonhaltigen,
am meisten auf den sehr humosen Bodenarten bemerklich, häufig in
einem solchen Umfange, daß man, wie z. B. auf den Torf- und Moor-
böden, von dem Anbau der Winterfrüchte vollständig absehen muß.
Das Auftreten der Fröste ist nicht allein auf die Winterszeit be-
schränkt, sondern dieselben kommen häufig noch nach dem Erwachen der
Vegetation im Frühjahr (Spätfröste) oder im Herbst (Frühfröste) vor.
und werden gerade in letzteren Jahreszeiten für die Gewächse verderblich,
während ihre Wirkung im Winter mehr oder weniger durch eine Schnee-
decke paralysirt wird.
In dem Verhalten der Gewächse den Wirkungen des Frostes gegen-
über bemerkt man auffallende Unterschiede zwischen verschiedenen Varie-
täten derselben Species, sowie zwischen verschiedenen Individuen einer
und derselben Varietät, indem gewisse Kulturformen und Individuen
mehr wie andere beschädigt werden. Diese verschiedene Widerstands-
fähigkeit ist theils durch innere, unbekanute Ursachen, theils durch
äußere Ursachen bedingt. Zu letzteren ist hauptsächlich das Klima xn
rechnen, welches auf die Widerstandsfähigkeit der Kulturpflanzen einen
bestimmenden Einfluß ausübt. Wie nach den verschiedensten praktischen
Erfahrungen geurtheilt werden darf, nimmt letztere von Süden nach
Norden hin zu und erhält sich auch bei den Pflanzen, wenn sie aus
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Widerstandsfähig^ d. Kulturpfl. gegen ungünstige Witterungsverhältnisse. 293
einer Gegend in die andere versetzt werden. Man kann sehr häufig bei
uns die Beobachtung mnchen, daß die Pflanzen aus Samen, welcher von
Norden oder aus höheren Lagen (Gebirge) bezogen wurde, viel leichter die
Unbilden der Winterwitterung ertragen als diejenigen, deren Saatgut aus
wärmeren Klimaten stammt. Diese werden bei uns durch den Frost
meist vollständig zu Grunde gerichtet. Aehnlich verhält es sich mit den
Pflanzen, bei deren Anbau das Saatmaterial aus einem Insel- oder Ktisten-
klima bezogen wurde. So vertragen z. B. die englischen und austra-
lischen Getreidearten unsere Winter gemeinhin weit schlechter als die
einheimischen Sorten.
"Nach Vorstehendem besitzt der Praktiker in der Benützung
frostharter Varietäten bei der Kultur der Gewächse zunächst
ein Mittel zur Verminderung der Frostgefahr. Derartige Varie-
täten können durch Bezug aus passenden Lokalitäten (nördlich oder höher
gelegene Gegenden) oder durch Züchtung gewonnen werden. Letzteres
geschieht in der Weise, daß man bei größeren durch den Frost bewirkten
Verheerungen die übrig bleibenden kräftigsten Pflanzen zur Fortzucht
benutzt und bei späteren ähnlichen Vorkommnissen in gleicher Weise
verfährt. Auf diesem Wege gelingt es, aus den einheimischen Pflanzen
eine Sorte herauszubilden, welche mit der zur Sicherstellung der Ernten
erforderlichen Widerstandsfähigkeit gegen den Frost ausgestattet ist und
welche überdies vor den fremden Sorten in der Mehrzahl der Fälle den
Vortheil bietet, daß die aus derselben hervorgehenden Pflanzen, weil an
die vorliegenden klimatischen und Bodenverhältnisse gewöhnt, vergleichs-
weise sichere Erträge liefern.
Unter sonst ganz gleichen Verhältnissen, also bei einem und dem-
selben Saatmaterial, erweisen sich weiters die Pflanzen um so widerstands-
fähiger gegen die Wirkungen des Frostes, je größer die Samen und
Früchte waren, aus welchen sie hervorgegangen sind. Eine aus einem
kleineren Samenkorn entwickelte Keimpflanze, welche sehr bald die
Reaervestoffe aufgebraucht hat und nun von unmittelbaren Assimilations-
produkten zehrt, ist ebensosehr von der Wörme wie vom Lichte und
daher von dem jeweiligen Zustand der Witterung abhängig. Sie wird
unter ungünstigen Verhältnissen in höherem Grade geschädigt als eine
zu solcher Zeit noch mit ReserveHtoffen reichlich versehene Keimpflanze
aus einem großen Korne, welche bei ungenügender Wärme und andauernd
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Physik der Pflanze:
umwölktem Himmel noch kräftig fortzuwachsen im Stande ist. In ana-
loger Weise stellt sich das Verhalten der Pflanzen den Wirkungen des
Frostes gegenüber, wie einige eklatante, vom Verf. beobachtete Falle
darthun. Im Frühjahr 1874 wurden verschieden große Erbsen- nnd
Ackerbohnenkörner, je 200 Stück, auf Parcellen von 8 qm zeitig (28. März)
ausgesäet. Die normal und entsprechend der Saatgutqualität entwickelten
Pflanzen wurden Anfangs Mai von starken Nachtfrösten heimgesucht,
welche einen um so größeren Schaden anrichteten, je dürftiger sich die
Pflanzen entwickelt hatten, d. h. je kleiner das Saatgut war. Es gingen
nämlich zu Grunde:
Erbsen Ackerbohnen
Korngröße °/o Korngröße •'•
100 Stück wiegen: 34,9 g 12 100 Stück wiegen: 83,3 g 3,5
100 » y 26,3 » 20 100 » » 51,3 » 17,5
100 » » 19,9 » 38 100 » » 29,6 » 23,0
100 » » 14,6 » 52,5
In einer zweiten Beobachtung wurde die Zahl der Roggenpflanzen
ermittelt, welche während des Winters nbgestorben waren. Es stellt«
sich hierbei ein Verlust heraus bei Pflanzen aus
großen mittelgroßen kleinen
Körnern Körnern Körnern
100 Körner wiegen: 4,25 g 3,51 g 1,76 g
von: 13 °/o 31 °;o 57 °/o.
Diese Zahlen lassen mit voller Deutlichkeit erkennen, daß die
Pflanzen eine um so größere Widerstandsfähigkeit gegen den
Frost* besitzen, je größer das Saatgut war, aus welchem sie
sich entwickelt hatten.
In dem Betracht, daß die Menge der im Samenkorn abgelagerten
Reservestofte, welche sich für das spätere Wachsthum von so maßgebendem
Einfluß erweist, mit der Entwickelung der Reproduktionsorgane bis zu
einem bestimmten Stadium (Gelbreife) zunimmt, wird nach dem eben
Mitgetheilten ferner geschlossen werden dürfen, daß der Reifegrad des
Saatgutes für die Größe der durch Frost hervorgerufenen Schädigungen
von Belang sein werde. In der That ist dies der Fall, wie folgende
Daten darthun. In einem mit Jerusalemer Staudenroggen ausgeführten
Versuche wurde aus verschieden reifem Saatgut von je 100 ausgesäeten
Kürnern folgende Pflanzenzahl gewonnen:
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Widerstandsfähigk. d. Kulturpfl. gegen ungünstige Witterungsverhältnisse. 295
im Herbst im Frühjahr
noch vorhanden
Griinreif
97
40
Milchreif
96
88
Gelbreif
100
100
Vollreif
100
100
Die Pflanzen aus unreifem Saatgut besitzen demnach eine
geringere Widerstandsfähigkeit dem Froste gegenüber als
jene, welche von vollkommen entwickelten Samen stammen.
Für die Empfindlichkeit der Pflanzen gegen Frost zeigt sich auch
die Saatzeit *) von wesentlichem Belang. Wenn hier von den Herbstsaaten
ausgegangen wird, so handelt es sich bei diesen vor Allem um die Frage,
in welchem Entwickelungsstadium die Pflanzen den schädlichen Wirkungen
des Frostes am besten Widerstand leisten. Offenbar wird dies der Fall
sein, wenn die Pflanzen möglichst kräftig entwickelt in den Winter treten,
d. h. wenn sie möglichst frühzeitig im Herbst angebaut werden. Ihre
Entwicklung findet dann unter den günstigsten Wärmeverhältnissen statt,
sie haben Zeit, sich vor Eintritt des Winters gehörig zu bestocken und
einen reichen Vorrath von Reservestoffen anzusammeln. Derartig starke
Pflanzen sind, wie die Erfahrung hinlänglich lehrt, den Folgen der
Beschädigungen durch den Frost in weit geringerem Grade ausgesetzt
wie schwächere Pflanzen, und zwar weil im ersteren Falle bei einer
Vernichtung eines Theils der vorhandenen Organe immer noch genug
übrig bleiben, um die Ernährung der Pflanze zu besorgen, auch genug
Vorrathsstoffe vorhanden sind, um neue Organe zu bilden, während bei
den spät gebauten schwächlicheren Pflanzen bei derselben Frostwirkung
nur wenig Organe übrig bleiben, die ganze Pflanze wohl gar zu Grunde
gerichtet wird und die aufgespeicherten Bildungsstoffe zur Hervorbringung
neuer Blätter und Wurzeln nicht genügen. Ebenso werden die mit einem
reichen Wurzelgeflecht versehenen Pflanzen auf allen Bodenarten, die in
Folge öfteren Gefrierens und Aufthauens große Volumänderungen erleiden,
dem unter solchen Umständen eintretenden Aufziehen der Pflanzen einen
weit größeren Widerstand entgegenstellen als die später entwickelten
schwächlichen Saaten.
Verspätete Saaten im Herbst sind auch insofern großen Gefahren
») Zeitschrift des landw. Vereins in Bayern. 1883. Jan.- Märzheft.
296
Physik der Pflanze:
ausgesetzt, als die Körner unter Umstünden wegen zu niedriger Tem-
peratur gar nicht zum Keimen gelangen, oder gefrieren. In beiden
Fallen geht ein großer Theil der ausgestreuten Samen zu Grunde und
das Feld ist dann im nächsten Frühjahr so lückig bestanden, daß es
umgeackert werden muß. Die Versuche von F. Haberlandt 1 ) lassen
darüber keinen Zweifel aufkommen, daß die eingeweichten Samen bei
längerem Verweilen unter einer Temperatur von 0° zum größten Theil
ihre Keimfähigkeit einbüßen, und die von H. Jl. Göppert% F. Habcrfondt 1 )
und C. von Tantphoeus*) ausgeführten Versuche über den Einfluß des
Frostes auf gequellte Samen haben zur Genüge gezeigt, daß nur wenige
Individuen gegen niedrige Kältegrade unempfindlich sind.
Durch diese Darlegung ist somit der Nachweis geliefert, daß eine
frühzeitige Saat im Herbst die größte Gewähr für ein sicheres
Ueberstehen der gefährlichen Winterperiode bietet. Eine ge-
wisse Grenze wird jedoch auch hierbei inne zu halten sein, da bei einer
übermäßig zeitigen Saat die Fortentwickelung der Pflanzen im Früh-
jahr so zeitig beginnen kann, daß gewisse an dem Ertrage participirende
Organe durch Frühjahrsfröste Schaden leiden können. So kann unter
derartigen Umständen bei den Getreidearten die Aehrenbildung im Frühjahr
so zeitig erfolgen, daß die Aohren von Spätfrösten (im Mai) afficirt werden.
Aehnliche Beobachtungen kann man nicht selten bei zu zeitig an-
gebautem Raps machen, dessen Blüthen unter denselben Verhältnissen
beschädigt werden können.
Bei dem Frühjahrsanbau hat man sich genau so wie bei der Herbst-
saat zu verhalten und demgemäß einen möglichst zeitigen Termin für
die Aussaat zu wählen, damit die Pflanzen sich genügend kräftig ent-
wickeln, bestocken und einen genügenden Vorrath von Bildungsstoffen
ansammeln können. Eine Ausnahrae von dieser Regel ist bei jenen Ge-
wächsen zu machen, welche, wie z. B. Moorhirse, Hirse, Mais, Reu,
Buchweizen, Kartoffeln, Lupinen, Runkelrüben, Stangenbohnen, Kürbisse,
») Wissenschaftl.-prakt. Unters, auf d. Gebiete d. Pflanzenbaues. Bd. L 1875.
S. 110-116.
*) Ueber die Wärmeentwickelung in den Pflanzen, deren Gefrieren und die
Schutzmittel gegen dasselbe. Breslau. 1830. S. 45—56.
») Fühling's landw. Zeitung. 1874. S. 504-507.
*) reber Keimung der Samen hei verschiedener Beschaffenheit derselben.
Inaug.-Dissertation. München. 1876.
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WiderstandBfähigk. d. Kulturpfl. gegen ungünstige Witterungsverhältnisse. 297
Melonen, Gurken, Tabak u. s. w., keine Frühjahrsfröste vertragen und welche
daher erst dann angebaut werden können, wenn zur Zeit, wo die Pflanzen
aufgegangen sind, keine Frühjahrsfröste mehr zu befürchten sind, falls es
nicht, wie bei den zuletzt angeführten Gewächsen, angezeigt erscheint, die
Saat in Mistbeeten vorzunehmen und in diesen die Pflanzen vorzuziehen.
Der Umfang, in welchem die Pflanzen durch den Frost geschädigt
werden, ist schließlich iu hohem Grade von der Tiefe der Unterbringung
des Saatgutes abhängig. Um dies zu verstehen, hat man die Entwicke-
lung der Pflanzen aus verschiedenen Tieflagen der Samen näher ins
Auge zu fassen.
Aus den hierüber vorliegenden Untersuchungen l ) ergiebt sich zu-
nächst im Allgemeinen, daß die Pflanzen sich um so schwächlicher ent-
wickeln, je tiefer das Saatgut untergebracht wurde und daß eine schwächere
Erdbedeckung des letzteren zur Hervorbriugung möglichst kräftiger
Pflanzen am geeignetsten ist. Aus größeren Bodentiefen hervorgehende
. Pflanzen verhalten sich gewissermaßen wie solche, welche zu spät an-
gebaut worden sind, weil das Hervortreten derselben an der Boden-
oberfläche bedeutend verzögert ist und die Wachsthumsfaktoren daher
unter solchen Umständen nicht zur vollen Wirkung kommen können.
Die in den «Samen und Früchten aufgehäuften Reservestoffe werden bei
seichter Tieflage sofort zur Produktion von assimilirenden, das Ptlanzen-
wachsthum fördernden oberirdischen Luftorganen verwendet, während
dieselbeu bei größeren Tieflagen vor Allem zur Hervorbringung von unter-
irdischen, für das spätere Leben der Pflanzen nutzlosen Stengel- und
Blattorganen dienen.
Angesichts dieser Verhältnisse wird nach Analogien die Schluß-
folgerung gezogen werden dürfen, daß die Pflanzen dem Froste
besser widerstehen, je flacher die Saat mit Erde bedeckt
worden war. Bei der kräftigen Entwickelung, resp. Bestockung der
Pflanzen aus geringer Saattiefe gewähren überdies die älteren heivor-
stehenden Organe (Blätter) den jüngeren einen ergiebigen Schutz gegen
das Erfrieren, und wenn ein Theil derselben zu Grunde gerichtet wird,
so bleiben doch noch genug übrig, um den Fortbestand der Pflanze zu
') K. Wollny. Untersuchungen über den Einfluß verschieden tiefer Unter-
bringung des Saatgutes auf die Entwickelung und Erträge der Kulturpflanzen.
Journ. f. Landwirtschaft. 1H84.
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298
Physik der Pflanze:
sichern, zumal auch genügende Mengen von Reservestoffen vorhanden
sind, um neue Organe zu bilden. Die aus größeren Tieflagen entwickelten
schwächlichen Pflanzen unterliegen ungleich leichter nachtheiligen Frost-
wirkungen, weil sie bei lichterem Stande sich gegenseitig nur wenig
schützen und ebenso die Organe einer und derselben Pflanzo wegen
mangelhafter Ausbildung einander nur geringen Schutz gewähren können.
Daher erfrieren solche Pflanzen in größerer Zahl als die üppig ent-
wickelten flach gesäeten, und da sie einen geringeren Vorrath von
Bildungsstoffen aufgespeichert haben, so sind sie nicht im Stande, bei
theil weiser Beschädigung den Schaden so leicht auszubessern wie diese.
Auf diese Verhältnisse wird die in einigen Versuchen des Referenten
hervorgetretene Erscheinung, daß während des Winters ein um so größerer
Procentsatz von Pflanzen (Roggen) zu Grunde gegangen war, je tiefer
die Körner gelegt waren, zum Theil zurückgeführt werden können. Es
betrug nämlich die Zahl der zu Grunde gegangenen Pflanzen:
bei einer Saattiefe von 2,5 5,0 7,5 10,0 12,5 15 cm
I. 11,0 11,3 13,1 12,2 44,4 72,7%
bei einer Saattiefe von 2,5 5,0 7,5 10,0 cm
II. 6,2 20,2 30,3 38,9 °/o.
Die Ursachen der durch diese Zahlen charakterisirten Erscheinung
sind nicht allein auf die direkte Wirkung des Frostes, sondern auch
gleichzeitig auf jene Vorgänge zurückzuführen, welche mit dem sogen.
Auswintern der Saaten verknüpft sind. Letzteres besteht hauptsächlich
in dem sogen. Aufziehen der Saaten, welches dadurch herbeigeführt wird,
daß die Pflanzen bei dem Gefrieren des Bodens durch die hierbei statt-
findende Volumvermehrung desselben in die Höhe gehoben werden,
wobei ein Theil oder alle Wurzeln abreißen, und daß sie, wenn die
Erde beim Aufthauen sich senkt, nicht mehr zurück können. Die Wieder-
holung dieses Vorganges bringt es endlich zu Wege, daß die Pflänzchen
mit einem Theile der Wurzeln und dem Bestockungsknoten über die
Erde gehoben werden und entweder ein kümmerliches Dasein fristen
oder durch Vertrocknen der obenauf liegenden Wurzeln zu Grunde gehen.
Offenbar werden die Pflanzen dem Auswintern um so besser wider-
stehen, je kräftiger sie sich bewurzelt oder bestockt haben, weil sie da-
durch einerseits der Kraft, welche sie aus dem Boden zu heben trachtet,
eher das Gleichgewicht halten, andererseits den bei einem etwaigen Zer-
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Widerstandsfähig^ d. Kulturpfl. gegen ungünstige Witterungsverhältnisse. 299
reißen der Wurzeln entstandenen Schaden in Folge eines reicheren Vorratbes
von Reservestoffen leichter repariren können. Ans diesem Grunde werden
Pflanzen bei flacherer Unterbringung weniger der Gefahr des Auswinterns
ausgesetzt sein als solche aus größeren Tieflagen des Samens, denn, wie
durch zahlreiche Versuche festgestellt wurde, ist die Bewurzelung und
Bestockung bei rechtzeitiger Ansaat in dem Maße eine bessere, als die
Samen innerhalb gewisser Grenzen seichter untergebracht worden sind.
Bei den Getreidearten kommt in Bezug auf das Auswintern noch
ein Moment in Betracht. Bei flacher Lage des Samenkornes findet die
Bewurzelung und Bestockung aus dem ersten sich entwickelnden Stengel-
knoten statt, also in unmittelbarer Nahe der Getreidefrucht. Bei den
tiefer liegenden Körnern findet eine bedeutende Streckung des unter-
irdisch wachsenden Stengels statt und die Bestockung und spätere Be-
wurzelung geht an demjenigen Knoten vor sich, der der Erdoberfläche
am nächsten gelegen ist. Es bildet sieb demnach bei tiefliegenden Ge-
treidefrüchten zwischen diesen und dem sogen. Bestockungsknoten ein
Mittelglied, welches nun bei stärkeren Volumänderungen des Bodens
leicht zerreißt, so daß die Keimpflanzen, welche bis dahin durch die aus
dem Samenkorn entwickelten Wurzeln (Samen wurzeln) mit Wasser und
Nährstoffen versehen wurden, nunmehr in Bezug hierauf auf das spärlich
entwickelte Wurzelgetiecht am Bestockungsknoten (Kronen wurzeln) an-
gewiesen sind. Da letzteres dem Aufziehen nur einen geringen Wider-
stand entgegenstellen kann, so sind besonders solche Pflanzen am meisten
der Gefahr des Zugrundegehens ausgesetzt.
Daß auch die Entwässerungen und überhaupt alle Operationen,
durch welche die Wasserkapacität stark wasserhaltender Böden, z. B.
durch Einverleibung von Erdmaterialien entgegengesetzter physikalischer
Beschaffenheit, herabgedrückt wird, zur Verminderung der Frostgefahr
beitragen werden, läßt sich ungezwungen aus der Thatsache herleiten,
daß der Frost auf wasserreichere Pflanzen nachtheiliger einwirkt als auf
wasserärmere.
2. Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen Msse.
Die Schädigungen der Pflanzen durch Nässe lassen sich nur dadurch
abhelfen, daß geeignete Methoden zur Beseitigung von Ansammlungen
größerer Wassermengen in Anwendung gebracht werden. Die Regulirung
der Feucbtigkeitsverhältnisse der Ackererde kann geschehen durch Drai-
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Physik der Pflanze:
nage und Grabenentwässerung, oder dadurch, daß dem Boden grobkörnige
Erdarten (Sand) zugeführt werden, durch welche dessen Wasserkapacität
vermindert wird. Die Behäufelung stellt die Pflanzen dadurch sicher,
daß das überschüssige Wasser abgeleitet wird und daß das in die Erde
eingedrungene wegen der vergrößerten Oberfläche einer stärkeren Ver-
dunstung unterliegt 1 ). Die Anlegung von Wasserfurchen bewirkt die
Abfuhr des überschüssigen Tagwassers. Bei der Bearbeitung der be-
treffenden meist bündigen Bodenarten ist darnach zu trachten, dieselben
in einen krümeligen Zustand zu versetzen, wodurch die Wasserkapacität
des Ackerlandes herabgesetzt und die Abwärtsbewegung des Wassers be-
schleunigt wird*).
3. Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen Trockenheit
Die zur Verhütung resp. Verminderung der durch Trockenheit her-
vorgerufenen Nachtheile für das Produktionsvermögen der Gewächse ge-
eigneten Maßnahmen sind denjenigen zur Beseitigung der Schädigungen
durch Nässe gerade entgegengesetzt. Bei Wiesen geschieht die Abhülfe
durch direkte Zufuhr von Wasser. Auf allen anderen Ländereien und
besonders in trockenen Klimaten sind solche Mittel in Anwendung zu
bringen, mittelst welcher der Boden die Fähigkeit erhält , einen größeren
Theil des ihm zugefllhrten Wassers während der Regenzeit aufzuspeichern
oder durch welche die Verdunstung aus dem Boden herabgedrückt wird.
Zu den vorbeugenden Mitteln ist die ßrachehaltung zu rechnen. Durch
die Brache wird nämlich im Vergleich zu dem bebauten Felde die Ver-
dunstung aus dem Boden vermindert, derart daß im ersteren Fall Wasser
angesammelt wird, während im zweiten durch die Transpiration der
Pflanzen der Boden austrocknet 3 ). Ferner kann der ungünstige Feuchtig-
keitszustand der Ackererde dadurch wesentlich verbessert werden, daß
man derselben Substanzen beimengt, welche das Wasser gut zurückhalten
(thonige und humose Stoffe). Im Uebiigen wird danach getrachtet
werden müssen, durch geeignete Operationen die Verdunstung möglichst
zu beschränken. Dies geschieht in der Weise, daß man die Bearbeitung
Vergl. E. Wollny. Saat und Pflege der landw. Kulturpflanzen. Hand-
buch für die Praxis. Berlin. 1*85. S. 754.
*) Diese Zeitschrift. Bd. V. 1882. S. 140 u. Bd. VIII. 1885. S. 177.
s ) E. WfAlny. Der Kinfluß der Pflanzendecke und Beschattung auf die
physikalischen Eigenschaften und die Fruchtbarkeit des Bodens. Berlin 1877.
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Widerstandsfähig^ d. Kulturpfl. gegen ungünstige Witterungsverhaltnisse. 301
des Ackerlandes auf das absolut nothwendige Maß reducirt und für
Ebenhaltung der Oberfläche Sorge trügt oder mittelst der Egge 1 ) die
Erdoberfläche lockert. Indirekt kann auch der Feuchtigkeitsgehalt des
Bodens durch Walzen desselben vermehrt werden, weil durch diese Ope-
ration die Wasserkapacität des Erdreichs eine Erhöhung erleidet 2 ).
Ferner wird man auf leichten Böden, auf welchen die Pflanzen am
meisten durch Trockenheit Schaden leiden, ein kleines Aussaatquantum
wählen müssen, weil bei lockerem Stande der Pflanzen die Verdunstung
aus dem Boden geringer ist als bei dichtem.
4. Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen das Lagern.
Die Ursache der mit « Lagern * des Getreides bezeichneten Erschein
nung wurde früher auf Mangel an Kieselsäure zurückgeführt, jedoch
mit Unrecht, da es gelingt, Getreidepflanzen mit minimalen Mengen von
Kieselsäure zu normaler Entwickelung zu bringen. Außerdem haben die
Analysen von gelagertem gegenüber nicht gelagertem Getreide wenig
Unterschied in dem Kieselsäuregehalt gezeigt. Das Lagern des Getreides
wird vielmehr, wie experimentell von L. Koch 3 ) genau nachgewiesen ist,
durch Lichtmangel hervorgerufen.
Letzterer bewirkt zunächst eine bedeutende Streckung der Halm-
resp. Stengelglieder (fnternodien), während Lichtzutritt gerade die ent-
gegengesetzte Wirkung ausübt. Daher kommt es, daß die einzelnen
Internodien um so mehr sich verlängern, je enger die Pflanzen stehen,
je geringer also deshalb die auf sie einwirkende Lichtintensität ist.
Folgende Zahlen liefern hierfür einen ziffermäßigen Beleg:
Ucsamuitliüige
der Pflanze
Bohnen
Erbsen
Länge »1er Internodien
1. 2. 3. 4. .">. 6.
cm cm cm cm cm cm cm
im Licht 2,2 1,6 1,9 2,2 1,6 0,6 10,1
im Dunkeln 4 ) 4,4 7,2 8,7 10,5 5,7 0,7 37/2
im Licht 0,8 0,3 1,0 1,4 2,3 1,9 7,7
im Dunkeln 1 ) 1,6 0,9 2,6 2,5 4,5 2,8 14,9
') Diese Zeitschrift. Bd. III. 1880. S. 325.
s ) Ebenda. Bd. V. 1882. S. 2 u. Bd. VIII. 1885. S. 199.
') L. Koch. Abnorme Aenderunßen wachsender rflanzenorgane durch Be-
schattung. Berlin 1872.
*) Die Pflanzen befanden sich vollständig in Dunkelheit.
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802 Physik der Pflanze:
Der Einfluß verminderter Lichtwirkung auf die Streckung der Inter-
nodien tritt unter natürlichen Verhältnissen am untersten Theil des
Stengels am sichtbarsten hervor, weil dieser am stärksten beschattet ist.
Gleichzeitig mit diesen Veränderungen macht sich eine verminderte Ver-
holzung der dem Licht entzogenen Steugeltheile bemerkbar, wodurch deren
Festigkeit und Elastieität eine erhebliche Einbuße erleidet, derart daß sie
dem geringsten auf sie einwirkenden Drucke nachgeben und sich umlegen.
Es ergiebt sich somit aus diesen Darlegungen, daß die Ursache des
Lagerns in einer Ueberverlängerung und verminderten Verdickung und
Verholzung der Zellen und hierdurch bedingten Schwäche der untersten
Internodien, hauptsächlich des zweiten Stengelgliedes, in Folge von Licht-
mangel liegt. Hieraus kann ohne Weiteres die Schlußfolgerung gezogen
werden, daß das Lagern der Getreid earten und anderer Früchte
mittelst solcher Kulturmethoden beseitigt werden kann, durch
welche die Belichtung der Gewächse gefördert wird.
Von hervorragendem Einfluß auf die Zufuhr des Lichtes erweist sich
die Standdichte der Pflanzen, welch letztere von der Saatmenge und dem
Reichthum des Bodens an Wasser und Nährstoffen vornehmlich beherrscht
wird. Bei sehr engem Stande der Pflanzen wird die Belichtung derselben
wegen gegenseitiger Beschattung ganz außerordentlich und zwar um so
mehr, je dichter sie stehen, herabgemindert. Daher sind die Feldfrüchte
besonders bei dichter Ansaat dem Lagern ausgesetzt, denn bei sehr engem
Stande werden die unteren Stengelglieder nicht mehr beleuchtet, in Folge
dessen dieselben die oben geschilderte Streckung, verbunden mit einer
mangelhaften Verholzung zeigen. Da die Einwirkung des Lichtes auf die
unteren Internodien bei zu großor Standdichte bereits in frühen Stadien
des Wachsthums beeinträchtigt wird, so wird das Lagern der Ge-
wächse, wo es nicht selbst bei normal ausgebildeten Pflanzen durch Platz-
regen, Hagel oder Stürme eintritt 1 ), einer fehlerhaften Bemessung
des Aussaatquantums zuzuschreiben sein. Die Mittel der
Abhülfe ergeben sich von selbst: eine dünnere Aussaat, und
dadurch bedingte bessere Beleuchtung wird den Uebelstand
vermeiden lassen.
') Einzeln stehende Getreidepflanzen, wie solche zuweilen in Raps-, Hack-
fruchtfeldern u. s. w. angetroffen werden, lagern sich selbst unter so ungünstigen
Verhältnissen nicht, weil sie eben in sehr vollkommener Weise beleuchtet werden.
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Widerstandsf&bigk. d. Kulturpfl. gegen ungünstige Witterungsverhältnisse. 303
Nach Vorstehendem muß die vielfach verbreitete Ansicht, daß Stall-
mistdüngungen oder Düngungen mit Fäkalien, überhaupt mit stickstoff-
reichen Düngstoffen bei den Getreidearten direkt Lagert'rucht erzeugen,
als eine irrige bezeichnet werden. Die betreffenden Düngemittel bedingen
einen üppigeren Wuchs, besonders der Blätter, und führen dadurch
indirekt eine stärkere Beschattung der Pflanzen herbei. Die Pflanzen
zeigen daher, wenn sie bei demselben Saatquantum wie auf ungedüngtem
Boden angebaut werden, alle Nachtheile eines zu dichten Standes. An
dem Lagern ist also nicht der Stall- oder Fäkaldünger Schuld, sondern
dem Uebelstande hätte durch dünneren Stand der Frucht (geringere
Saatmenge) vorgebeugt werden können.
Gegen das Lagern zeigt sich ferner das Drillen von nützlicher
Wirkung. Die Belichtung der Pflanzen ist bei der Reihensaat eine voll-
kommenere als bei der Breitsaat, wenn die Entfernung der Reihen nicht
zu eng bemessen wurde. Der Reihenstand ermöglicht das Eindringen der
Lichtstrahlen in die Pflanzendecke bis in größere Tiefen derselben, wäh-.
rend bei den breitwürfig angesäeten Gewächsen wegen der durch den
unregelmäßigen Stand hervorgerufenen gegenseitigen Beschattung der
Pflanzen die Beleuchtung eine nicht unbeträchtliche Verminderung erleidet.
Aus diesem Grunde sind die gedrillten Früchte, wie die Erfahrung übrigens
hinlänglich gelehrt bat, weniger dem Lagern ausgesetzt als die breitgesäeten.
Ist die Aussaat bereits geschehen und läßt ein dichter Pflanzenstand,
üppige Entwickelung und feuchte Witterung ein späteres Lagern befürch-
ten, dann muß danach getrachtet werden, durch Eggen, Walzen oder
vorsichtiges Abweiden und Schröpfen einen Theil des Blattapparates zu
entfernen, um dem Lichte möglichst genügenden Zutritt zu verschaffen.
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304
Physik der Pflanze:
Neue Utteratur.
II. Müller- Thurgau. üeber das Gefrieren o. Erfrieren der Pflanzen.
Ii. Theil. Landwirtschaftliche Jahrbüclier. Bd. XV (1886). Heft 3/4. p. 453-609.
Mit 4 Tafeln.
Ueber Theil I. vergl. diese Zeitschrift Bd. III. p. 184-188.
I. Die Eisbildung in gefrierenden Fflanzengetveben.
a) Beobachtungen an Kartoffelknollen. Die Knollen wurden niederer
Temperatur (—6°) ausgesetzt und danach längere oder kürzere Zeit im warmen
Zimmer aufgethaut. Man sieht dann in denselben weiche, sich dunkelfärbende
Flecke auftreten, zuerst in der Kambialzone und im Basaltheil der Knollen, also
da, wo der Wassergehalt größer ist. An den erfrorenen Stellen waren Eisdrusen
aufgetreten, die Zellen waren bis auf eine gewisse Entfernung von den Eisdrusen
getödtet, im Uebrigen lebendig geblieben. Von diesen Stellen aus schreitet bei
längerer Einwirkung der niederen Temperatur der Gefriervorgang auf die der
Spitze näheren Kambiumtbeile, dann nach innen und außen fort, Letzteres zuerst
in der Knollenbasis. Eigentümlich ist das Auftreten neuer Gefrierstellen zu einer
Zeit, in der dort die Temperatur nicht unter —1° stand, obwohl zur Zeit der
Ueberkältung (unter — 3°) kein Eis nachzuweisen war. „Wie aus den Versuchen
hervorgeht, beginnt der Gefriervorgang in den Kartoffeln nicht überall gleichzeitig
und schreitet auch nicht gleichmäßig und allmählich fort, sondern an einzelnen
besonders hierzu geeigneten Stellen bildet sich zuerst Eis, hierdurch wird aber
den in nächster Umgebung befindlichen Zellen sofort eine solche Menge Wasser
entzogen, daß dieselben sich nach dem Auffhauen als getödtet erweisen; derselbe
Vorgang wiederholt sich an anderen Stellen, bis die ganze Knolle gefroren ist.**
b) Beobachtungen an Blättern. Auch diese müssen vor Eintritt des
Gefrierens überkältet werden und beim Gefrieren steigt die Temperatur, wenn
auch weniger Wärme frei wird und diese den Blättern weniger zur Erwärmung
zu gute kommt. Beim Gefrieren lassen sich an den Blättern der meisten Pflanzen-
arten Farbenveränderungen erkennen. Beim ersten Gefrieren treten auf der Fläche
des Blattes oberseits oder unterseits hellere oder dunklere Flecken hervor, welche
bei verschiedenen Pflanzen verschieden geformt sind. Die Lokalisirung des Er-
frierens deutet auf bestehende Differenzen in den Blättern hin, welche den Ge-
friervorgang verschieden rasch eintreten lassen. — Schon eine geringe Steigerung
des Wassergehalts ermöglicht die Einleitung des Gefrierens bei weniger niedriger
Temperatur.
Beim weiteren Fortschreiten des Gefrierens entstehen meist keine neuen
Flecken mehr, sondern die vorhandenen vergrößern sich, um schließlich mit einander
zu verschmelzen. Die beim ersten Gefrieren eintretende Erwärmung verhindert
die Entstehung neuer Flecken und bei erneuter Abkühlung schließen sich die
gefrierenden Wassertheilchen leichter an die schon vorhandenen Eismassen an,
als daß sich neue Eiskrusten bilden. Werden die Blätter nach Eintritt der ersten
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Neue Litteratur.
805
Eisbildung aufgethaut, so zeigen sie ein verschiedenes Verhalten, bei den einen
Pflanzen verschwinden die Flecken rasch, bei anderen ist das Zellgewebe abge-
storben. Solche Blätter erscheinen demnach schon nach dem ersten Gefriervorgang
mit abgestorbenen Flecken bedeckt. Solche Erscheinungen können auch in der
freien Natur eintreten, wenn hier nicht bei fortgesetzter Abkühlung der Gefrier-
vorgang fortschreitet, sondern selber rechtzeitig unterbrochen wird.
II, Bestimmung der in gefrorenen Pjianzentheilen befindlichen
Eismengen»
Diese ergaben sich
1. Bei voluminösen Pflanzentheilen (Aepfeln, Kartoffeln) aus der Temperatur-
erniedrigung des Wassers, in welchem die gefrorenen Objekte aufthauten.
Die gefrorenen Aepfel (und ähnlich die Kartoffeln) enthalten noch beträcht-
liche Wassermengen in flüssigem Zustande, bei zunehmender Temperaturer-
niedrigung gefrieren immer weitere Quantitäien. Selbst bei —15° war noch ca.
'/i des Wassers ungefroren, es muß aber auch der Zellsaft zu dieser Zeit eine
ganz bedeutende Konzentration besitzen.
2. Bei Blättern aus dem Verlauf der Temperatur eines in einem kalten
Räume befindlichen Blattes während der Abkühlung von 0° bis zum Ueberkältungs-
punkte, im ungefrorenen Zustande, mit dem Verlaufe während des Gefrierens.
Am raschesten geht die Eisbildung vor sich während des ersten Gefrierens,
wenn die Temperatur bis. zum Gefrierpunkte steigt. Von da an nimmt der Ge-
friervorgang erst langsam, dann schneller ab. Z. B. bei einem Kohlrabiblatt war
die Eisbildung am ausgiebigsten etwa während der ersten 4 Minuten, in den
folgenden 24 Minuten bildete sich pro Minute (pro 100 g Blattsubstanz) statt
0,8 nur 0,7 g, in den folgenden 24 Minuten 0,48 g Eis. Im Ganzen entstanden
bei der Abkühlung auf — 4,3« 41,32 g Eis, davon während des Steigens der
Temperatur bis —1,2« 6,69, bis —1,5° 16,73 g. Als das Blatt auf —3° abgekühlt
war, enthielt es 36,94 g Eis; von da bis zum Schluß des Versuchs bildeten sich
nur noch 4,38 g. Bei stärkerem Abkühlen wird also fortgesetzt Eis gebildet.
Das Aufthauen beginnt schon bei niederer Temperatur, am ausgiebigsten in der
Zeit, in welcher die Temperatur des Kohlrabiblatts von —1,9 auf —1,1° stieg.
Das Aufthauen geschieht also nicht erst bei 0°, je langsamer die Erwärmung
stattfindet, bei um so tieferen Temperaturen werden bestimmte Grade des Auf-
thauens erreicht.
Bei todten Blättern liegt der Gefrierpunkt niedriger als bei lebenden.
XTJ. Das Gefrieren von Holz und die Entstehung von Frostspalten»
Im gefrorenen Holze finden sich Eisdrusen, wie in saftigen Geweben, nicht
oder nur selten, dagegen läßt sich Eis in den Gefäßen und Holzfasern nachweisen.
Die Entstehung von Frostrissen beruht der Hauptsache nach auf der stärkeren
Zusammenziehung des Holzes in tangentialer gegenüber radialer Richtung, wobei
gelegentlich die stärkere, frühere Abkühlung der äußeren Holzschichten mitwirken
kann. Die stärkere tangentiale Zusammenziehung rührt von dem Wasseraustritt
aus den Membranen bei der Eisbildung; wahrscheinlich machen sich besonders
die Markstrahlen beim Zustandekommen der Frostrisse bemerklich, indem die-
selben im gefrorenen Zustande weitaus schmaler sind als im ungefrorenen. —
306
Physik der Pflanze:
Die Zusammenziehung des Holzes beginnt auch erst dann, wenn das Wasser der
Innenräume gefroren und jenes der Membranen in die Eisbildung hereingezogen
wird, deshalb erat bei verhältnißmäßig niedrigen Temperaturen.
1 F. Bei welcher Temperatur findet da* Gefrieren und Aufthauen
der rfianzen statt?
Sämmtliche Pflanzentheile müssen überkältet werden, wenn in ihnen der
Gefriervorgang eingeleitet werden soll. Die Bestimmung des Ueberkältungs- und
Gefrierpunkts ist mit Schwierigkeiten verbunden. Der erstere ändert sich nach
Individualität, Gesundheitszustand, Wassergehalt, Alter und anderen inneren
Eigenschaften, auch zum Theil nach der Temperatur, durch welche das Erfrieren
herbeigeführt wird. Es ist nicht möglich, für die verschiedenen Pflanzentheile
den Ueberkältungspnnkt genau zu bestimmen. Ob die Abkühlung rasch oder
langsam geschieht, hat auf Ueberkaltung und Temperaturverlauf beim Ge-
frieren keinen wesentlichen Einfluß. Kühlt man die Pflanzen unter den Gefrier
punkt, aber nicht bis zum Ueberkältungspunkte ab, z. B. Kartoffeln auf -2,
Weintrauben auf —4,5°, junge Rebblätter auf —2°, so bildet sich auch in
ihnen kein Eis, trotz längerer Einwirkung der niederen Temperatur, auf den
Blättern treten auch die oben erwähnten Flecken nicht auf und sie bleiben un-
versehrt. Blätter von Tulpen, Rosen, Bohnen, Maiglöckchen waren nach 8-stündigem
Aufenthalte bei — 3° und noch tieferen Temperaturen unversehrt, da bei diesen
Temperaturen der Ueberkältungspunkt nicht erreicht war, während der Gefrier-
punkt bei —1° oder höher liegt. In einer Tabelle sind die Ueberkältungs- und
Gefrierpunkte für eine Reihe von Gewächsen mitgetheilt: dieser seien die folgenden
Beispiele entnommen.
Ueberkältungspunkt Gefrierpunkt Temperatur der Umgebung
Laubblätter von
Grmd
Grad
Grad
Begonia
-4,6
-1,4
-7,0
Cineraria
-2,4
-2,0
-7,5
Datura arborescens
-4,3
-1,25
-5,5
Fuchsia
-6,8
-1,5
-11,5
Heden
—3,45
-2,18
-4,2
Opuntia
-1,16
-0,15
-4,5
Phajus
-6,8
-1,45
-8,0
Phaseolus vulg.
-5,6
-0,9
-7,5
Zea Mais
— 7,35
-2,6
Blüthenblätter von
Cypripedium
-4,5
-1,1
-7,0
Phajus
-6,0
-0,58
-7,3
Früchte
Trauben
-7,85
-3,1
-12,0
Aepfel
-2,1
-1,4
-7,0
Birne
-3,25
-1,6
-7,0
Reservestoffbehälter
Zwiebel
-3,5
-0,9
-5,0
Kartoffel
-3,0
-1,0
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Neue Litteratur.
307
lYbcrkaltungspunkt Gefrierpunkt Temperatur der Umgebung
Grad Grad Grad
Kartoffel lebend, nicht süli -5,1 -1,0 -9,0
„ todt, „ . -8,5 -0,5 -9,0
Holz
Apfelstamm — 7,2 — —10,0
Birne —3,9 -0,22 —7,4
Altes Rebholz —0,05 -2,85 -9,6.
Es ist schon erwähnt, daß es eine ganze Reihe von Umstünden ist, welche
den Ueberkältungs- (zum Theil auch den Gefrier-) Punkt verschieben, und müssen
sich diese Verschiedenheiten auch in der freien Natur bemerklich machen. Daß
die Gefrier- (und meist auch die t'eberkültungs-) Punkte lebender Pflanzeutheile
tiefer liegen als bei todten, stellte sich auch bei diesen Versuchen heraus.
Auch die Temperaturverhültnisse während des Aufthauens resp. die schmelzen-
den Eismengen wurden für mehrere PHanzentheile verfolgt. Das Aufthauen geht
nicht mit der Gesetzmäßigkeit vor sich wie das Gefrieren, so daß sich allgemein-
gültige Regeln hierfür schwer aufstellen lassen. Daß das Aufthauen schon unter
0° geschieht und bei langsamem Aufthauen bis zur Erreichung eines bestimmten
Temperaturgrades größere Eismengen schmelzen, ist oben schon angegeben.
V. Worin besteht das Erfrieren der Pflanzen?
Verf. scheidet die verschiedenen Folgen niederer Temperatur, welche auch
zum Tode führen können, ab von dem eigentlichen „Erfrieren", der Todesart,
welche die direkte Folge des Gefrierens (mit den bekannten Folgeerscheinungen) ist.
VI. Was ist die Ursactie des Erfrierens?
Der Tod des Protoplasmas (die Zerstörung des organisirten Aufbaus) könnte
durch die niedere Temperatur als solche oder durch die Wasserentziehung beim
Gefrieren oder durch die Vorgänge beim Aufthauen bewirkt sein. Auf Grund
seiner Versuche, bei welchen die Pflanzen unter den Gefrierpunkt abgekühlt waren,
ohne Schaden zu nehmen, während sie schon bei höheren Temperaturen getödtet
werden, im Falle Gefrieren eintritt, ist Verf. der Ansicht, daß der Tod nicht
durch die niedere Temperatur als solche, sondern erst durch das Gefrieren hervor-
gerufen wird: ohne vorausgehendes Gefrieren kann kein Erfrieren stattfinden.
Es fragt sich nun, wie es sich hierbei mit der Raschheit des Aufthauens verhält.
Es ist nicht möglich, die ausführliche Diskussion, welche Verf. dieser wichtigen
Frage widmet, im Einzelnen zu verfolgen. Wir müssen uns darauf beschränken,
die Schlüsse anzuführen, zu welchen Verf. selbst gekommen ist.
„Seit Jahren habe ich mich mit Lösung dieser Frage beschäftigt, viele Hunderte
von Pflanzen bei den verschiedensten Temperaturen gefrieren und langsam auf-
thauen lassen und niemals eine Pflanze durch langsames Aufthauen retten können,
die bei schnellem Aufthauen zweifellos sich als getödtet erwiesen hätte." Viele
hierher bezogene Erscheinungen leiden theils an Versuchsfehlern, theils sind sie
anderweitig zu erklären, theils überhaupt unrichtig aufgefaßt, z. B. wenn angegeben
wird, daß gefrorene Aepfel u. dergl. durch Verbringen in Wasser von 0" gerettet
werden können in Folge langsamen Aufthauens, so stellt sich heraus, daß ein Apfel
in Wasser von 0° zum vollständigen Aufthauen 3 Stunden 40 Minuten, in Luft
E. Wollny, Forschungen 13?. *l
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806
Physik der Pflanze:
von 5,2— 5,5 «beinahe die doppelte Zeit brauchte! „Ein Rückblick auf das in diesem
Abschnitte Mitgetheilte zeigt, daß der Anschauung, das rasche Aufthauen gefrorener
Pflanzen sei die Todesursache, stichhaltige Beweise fehlen; daß im Gegentheil vielfaltig
und in verschiedener Weise ausgeführte Versuche geradezu die Unrichtigkeit der-
selben darthun. Wenn es aber durch langsames Aufthauen nicht gelingt, Pflanzen-
theile zu retten, die bei schnellem Aufthauen zu Grunde gingen, so fehlt vorläufig
jeglicher Grund, den Moment des Absterbens in die Zeit des Aufthauens zu ver-
legen. Vielmehr wird man zu der Ansicht gelangen, daß das Erfrieren durch das
Gefrieren selbst verursacht wird und während desselben stattfindet. Für einzelne
Fälle (Calanthc, Phajus) liegt ja ein direkter Beweis vor. Diesbezügliche Unter-
suchungen haben nun dargethan, daß die wesentlichste Veränderung, welche beim
Gefrieren vor sich geht, in einer Wasserentziehung aus den Zellen besteht, und
ich sehe keinen Grund ein, warum man nicht diese Wasserentziehung selbst als
die Todesursache betrachten soll. Mit dieser Anschauung stimmt recht gut über-
ein, daß der Wassergehalt der Zellen die Gefahr des Erfrierens ganz wesentlich
beeinflußt und sämmtliche das Erfrieren betreffende Tbatsachen sind mit dieser
Anschauung leicht in Einklang zu bringen. Es wäre jedoch unrichtig, wollte man
annehmen, der Wassergehalt eines Pflanzentheils bedinge allein die Gefahr des
Erfrierens. Im Gegentheil sind andere Timstände, namentlich die sonstige Be-
schaffenheit des Protoplasmas, in der Regel ausschlaggebend."
VII. Schutz- und Heilmittel.
1. Die inneren Eigenschaften der Pflanzen betreffende Schutz-
maßregeln.
In dieser Zusammenstellung der namentlich beim Obst- und Weinbau üb-
lichen Schutzmittel stellt Verf. obenan die richtige Auswahl der Kulturpflanzen,
nämlich solcher Varietäten, welche in Folge ihrer Herkunft als widerstandsfähig
gegen Frost betrachtet werden können, dann die Neuzüchtung frostharter Varie-
täten aus zufällig aufgetretenen frostharten Individuen. Ferner kann durch ge-
eignete Kultur, richtige Ernährung tu s. w., überhaupt Alles, was die Pflanzen
gesund und kräftig macht, die Frostgefahr vermindert werden, wofür die Er
fahrungen der Frostjahre viele Belege geliefert haben. Sehr wichtig ist auch die
Beförderung des Eintritts der Ruheperiode (Entblättern ist nach Verf. ohne Vor
theil) und Erhaltung derselben durch Schutz der Pflanzen und des Bodens gegen
zu frühzeitige Erwärmung.
2. Aeußerlich angebrachter Schutz.
Bedecken mit Erde, Schnee u. dergl. Räuchern der Weinberge. Diese
letztere Maßnahme ist namentlich sehr ausführlich besprochen; ein besonderer
Abschnitt enthält geschichtliche Darlegungen hierüber.
3. Heilmittel (Behandlung frostbeschädigter Pflanzen).
Es handelt sich hier im Wesentlichen um die weitere Behandlung theilweiser
Frostschäden bei Holzpflanzen. Wir müssen bezüglich der von den Obstbaum-
Züchtern angewandten Mittel, die wohl noch zum Theil erst der Aufklärung durch
physiologische Untersuchung bedürfen, auf das Original verweisen. C. K.
J. Schwendener. Untersuchungen über das Saftsteigen. Sitzungsber.
d. k. preuß. Akad. d. Wissensch. zu Berlin. Sitzg. vom 8. Juli 1886. 42 8.
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Neue Litteratur.
309
.Die Vertreter der neueren Auffassung (daß die Hohlräume der Tracheiden
und Gefäße die Strömungsbahn der Wasserbewegung sind) haben es nicht an
Versuchen fehlen lassen, welche darauf abzielen, das Zustandekommen der Be-
wegung in den genannten Hohlräumen nach physikalischen Principien zu erklären.
Wir besitzen bereits eine ziemliche Anzahl hierauf bezüglicher „Theorien" . . .
Unser Wissen über die Vorgänge, welche im Holzkörper der Bäume sich abspielen,
ist aber noch immer so lückenhaft, daß jede wirkliche Bereicherung nach dieser
Seite hin werthvoll erscheint. Erst wenn die experimentelle Forschung die nöthigen
Grundlagen geschaffen, kann der Aufbau einer wissenschaftlichen Theorie des
Saftsteigens um einen Schritt weiter geführt werden." Diese Mittheilung liefert
Beiträge zur Entscheidung verschiedener Vorfragen.
J. Inhalt der Gefäße und Tracheiden des Holzkörpers,
Entgegen der Auffassung, daß der Inhalt in Luft und Wasser bestehe, war
behauptet worden, die wasserleitenden Organe enthielten entweder Wasser oder
Wasserdampf, aber keine Luft. Speciclle Beobachtungen an unter Luftabschluß
ausgebohrten Holzzapfen von Laub- und Nadelhölzern ergaben ausnahmslos, daß
die erst erwähnte Ansicht die richtige ist: neben Wasser ist auch (von der Periode
größter Saftfülle abgesehen) Luft in den Gefäßen und Tracheiden vorhanden, wo-
bei die Luftblasen gewöhnlich im mittleren Theil der Zellen liegen. Nach den
Messungen befand sich in jedem Gefäße der untersuchten Laubhölzer eine Jamin'sche
Kette, deren Luftblasen (bei Atmosphärendruck) im Durchschnitt etwa eine Länge
von 6,33 mm hatten, während die damit alterirenden Wassersäulen nur etwa
6,14 mm lang waren.
II. Verhalten der Jamin'schen Kette.
Welche Bewegungsvorgänge finden in dieser Kette bei Druckdifferenzen statt
oder, in Anwendung auf den Holzkörper und die Wasserbewegung, auf welche
Strecke machen Saugwirkungen am einen Ende ihren Einfluß geltend?
Der Druck, welcher nothwendig ist, um durch genügend safthaltige Holz-
atücke eine Luftströmung hervorzubringen, giebt Aufschluß über die Größe des
Widerstandes der Kette in den Gefäßen und, bei bekannter mittlerer Länge der
Luftblasen und Wassersäulen, jeder einzelnen Wassersäule. Der Widerstand ist
sehr erheblich; z. B. um durch frische Wurzelstücke der Rothbuche von 120 mm
Luft zu treiben, war ein Wasserdruck von 1200 mm nothwendig. Aus den Ver-
suchen berechnet sich pro Gliederpaar (je eine Luft- und Wassersäule zusammen)
der Widerstand auf 5—10 mm Wasserdruck. Aus verschiedenen Gründen muß
aber behauptet werden, daß dieser Widerstand gegen Verschiebung zu gering ist
und thatsächlieh um das Mehrfache höher angesetzt werden muß.
Nehmen wir an, an einem Ende einer aufrechten Kette mit 1 mm langen
Luftblasen und Wassersäulen finde eine längere Saugwirkung statt. Der Wider-
stand eines Gliederpaares betrug 9, der Gesammtwiderstand also 10 mm Wasser.
Schon in der 1000. Luftblase abwärts müßte Atmosphärendruck herrschen, die
Läage der Kette, soweit sie durch die Saugwirkung beeinflußt wird, betrüge
3000 mm. Berechnet man die Kettenlünge für die Gefäße, so ergiebt sich nach
Korrektur des Reibungswiderstaudes und auf Grund der Messungen der Glieder-
längen nur ein Werth von 2-3 m: unter Annahme, daß keine osmotische Saug-
st •
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310
Physik der Pflanze:
Wirkung am oberen Ende stattfindet, kann die durch Transpiration bedingte Saug-
wirkung in den Gefäßen nur auf die dünneren Aeste sich erstrecken, auf keinen
Fall bis zu den Wurzeln eines höheren Baumes sich fortsetzen. Da der Saft-
auftrieb von untenher in den Gefäßen bei entfalteten Blättern auch nur auf geringe
Höhe geschehen kann, bleibt zwischen Saugung von oben und Druck von unten
eine oft lange Strecke, in der die Fortbewegung durch anderweitige Kräfte ge-
schehen müßte.
III, Das IVassernetz im Tracheidetvsystem des Hohlkörpers.
Ein zweites, Luftblasen und Wassertropfen enthaltendes, bei genügendem
Wassergehalt zur kontinuirlichen Kette gereihtes System sind die ringsum ge-
schlossenen Tracheidcn (und Libriformzellen), in welchen wegen ungleicher Permea-
bilität der Zellmembran für Luft und Wasser nur letzteres sich fortbewegt, während
erstere an Ort und Stelle bleibt, sonst aber wie in den Gefäßen durch Spannungs-
änderungen aktiv auf die Wasserbewegung einwirkt. Wie weit wirkt Luftverdünuung
in diesem System bewegend abwärts?
Die Widerstände sind verschieden je nach dem Saftgehalte des Holzes. Bei-
spielsweise vermochte ein Druck von 1,20 m in einem 10 m langen saftreichen
Sproß (mit zusammenhängenden Wasserfäden) die Filtrationswiderstände zu über-
winden, also ein Atmosphürendruck wäre im Stande, Wasser im Libriform unter
der angegebenen Bedingung 8,80 m zu heben. Bei steigendem Luftgehalte wird
immer größerer Druck erforderlich, um das Wasser in Tracheiden in Bewegung
zu setzen. Und nach den bisherigen Erfahrungen enthalten die Stämme der
meisten höheren Bäume während der Sommermonate keine zusammenhängenden
Wasserfäden.
lieber die faktische Tragweite der durch Verdunstung bewirkten Saugung
gewähren die am lebenden Baum iu verschiedenen Höhen vorgenommenen Mano-
meterversuche einige Fingerzeige. Z. B. eine junge Eiche zeigte am 7. Juni inner-
halb der Krone lebhaftes Saugen; ein Manometer in mittlerer Höhe reagirte sehr
schwach, ein zunächst der Basis befindliches zeigte gar keine Veränderung. Trotz
warmer Witterung war die Saugwirkung kaum über die Mitte des noch jungen
Stammes nach abwärts fortgeschritten. Sie dauerte am anderen Tage noch fort,
obwohl es die ganze Nacht hindurch geregnet hatte. Erst nach einigen weiteren
regnerischen Tagen zeigten sich im mittleren Stamm osmotische Wirkungen,
während das Saugen aufhörte. Die Wasserbewegung in einem Baum muß hier-
nach nur sehr langsam vor sich gehen, pro Sominertag vielleicht nur 3—5 m.
Da nach den Erläuterungen des Verf. die eigentlichen Tracheiden (die hof-
getüpfelten Zollen) als wasserleitende Organe bester Qualität zu bezeichnen sind,
so hat es Interesse, das Fehlen oder Vorkommen solcher Zellenformen bei ver-
schiedenen Gewächsen nachzuweisen. Es ist hier eine auszügliche Uebersicht der
von E. L. Gregory diesbezüglich gemachten anatomischen Untersuchungen ein-
geschaltet.
Als Hauptresultat der Erfahrungen ScVa ist anzuführen, daß
die Saugung der Krone im Verein mit dem Wurzeldruck und den in
Gefäßen und Tracheiden wirksamen physikalischen Kräften nicht
ausreicht, um das Saftsteigen in höheren Bäumen zu erklären.
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Neue Litteratur.
311
IV. Kritische Bemerkungen.
Diesem Abschnitte entnehmen wir die Darlegungen über das Verhältniß
zwischen Kapillarität und Imbibition, w elche namentlich von Sachs als grundsätzlich
verschieden hingestellt wurden. Verf. bleibt bei einer früheren Auffassung stehen,
daß sich zwischen Kapillarität und Imbibition keine Grenzen ziehen lassen, weder
hinsichtlich der Größe der Räume, in denen sich die Flüssigkeit bewegt, noch
nach allenfallsigen Volumänderungen der festen Substanz. Das Volum kann ab-
und zunehmen. Die Wassersäule trachtet die Wände, zwischen denen sie auf-
steigt, einander zu nähern, erst wenn der Kanal so eng wird, daß die Anziehung
zwischen fester Wandfläche und Wasser größer wird als der halbe Abstand der
opponirten Wände, wird Volumzunahme eintreten. In Konsequenz dieser Auf-
fassung muß selbstverständlich die Fortbewegung einer Flüssigkeit in recht engen
Kanälen enorme Reibungswiderstände überwinden, also auch äußerst langsam vor
sich gehen. Abgeschnittene Aeste, mit dem unteren Ende in Wasser gestellt,
vertrocknen einfach von oben nach abwärts!
Die Theorieen von Vesque, Böhm, R. Hart ig, Elf fing, Godletcski leiden
sämmtlich an physikalischen Unmöglichkeiten. Verf. ist der Ansicht, daß die
Parenchymzellen des Holzes zur Erklärung der Wasserbewegung beigezogen werden
müssen, wenn auch zur Zeit noch keine befriedigende Einsicht in das Spiel der
Thätigkeit dieser Zellen erlangt ist. C. K.
G. Haberlandt. Ueber das Assimilationssystem. Berichte der deut-
schen botan. Ges. Bd. IV (1886). Heft 6. S. 206-236.
Während Stahl Form und Stellung der assimilirenden Zellen aus den Be-
leuchtungsverhältnissen erklärt, sieht Verf. im anatomischen Bau das Princip der
Oberflächenvergrößerung, namentlich aber jenes der Stoffableitung auf möglichst
kurzem Wege befolgt. Für diese seine Ansicht bringt hier Verf. weitere Be-
lege bei.
1. Es ist richtig, daß bei einer Anzahl von Pflanzenarten die Chlorophyll-
körner der Palissadenzellen der Lichtrichtung und den Lichtintensitäten ent-
sprechende Stellungsänderungen vollziehen, so daß z. B. die Querwände der
Palissadenzellen bei schwachem Lichte von Chlorophyllkörnern besetzt, im stär-
keren Lichte davon frei sind. Indessen sind die Pflanzen mit solchen Stellungs-
änderungen nicht häufig und es kommen Lagerungsverhältnisse vor, welche der
.S'taM'schen Theorie widersprechen. In der weitaus überwiegenden Mehrzahl der
Fälle wird durch einen Beleuchtungswechsel keine Aenderung in der Vertheilung
und Orientirung der Chlorophyllkörner veranlaßt. Ferner giebt es zahlreiche
Fälle (Blätter mit lockerem Bau des Palissadengewebes), in welchen die Quer-
wände der Palissadenzellen auch dann stets von Körnern entblößt sind, wenn sie
eine geneigte oder zur Organoberfläche nahezu senkrechte Stellung zeigen, während
die Seitenwände trotz ungefährer Parallelität zur Organoberfläche mit Chlorophyll-
körnern besetzt bleiben, l'ebrigens ist zu bemerken, daß das Licht beim Ein-
dringen in ein Blatt durch Reflexion, Absorption und Zerstreuung rasch geschwächt
wird, ferner in der freien Natur das Sonnenlicht niemals dauernd senkrecht auf
die Laubblattfläche fällt. Für Chlorophyllkörner der tiefer liegenden Zellen fällt
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312
I
Physik der Pflanze:
•
demnach jedenfalls die Veranlassung weg, in Profilstellung zu gehen, es kann
demnach auch die bevorzugte Ausbildung der zur Organflache senkrechten Seiten-
wände nicht den Zweck haben, die Profilstellung der Chlorophyllkörner zu ennog-
lichen. Der Satz dagegen: „Im specifischen Assimilationsparenchym, dem Palissaden-
gewebe, sind jene Zellwände, durch welche sich der Strom der auswandernden
Assimilate bewegt, von Chlorophyllkörnern entblößt", gestattet, die anatomischen
Verhältnisse in ihrer physiologischen Bedeutung zu verstehen, wie an verschiedenen
Beispieleu neuerdings erläutert wird.
2. Als Beleg der StahVschen Theorie war auch beigebracht worden, daß in
den Blättern und assimilirenden Stengeln verschiedener Pflanzen die Zellen des
Assimilationsgewebes in direkter Accomodation an die Beleuchtungsrichtung sich
schief zur Oberfläche stellen. Diese Schiefstellung tritt aber auch unter Verbält-
nissen auf, welche den Einfluß des Lichtes ausschließen (schon in ganz jungen
Blättern in der Knospenlage oder unter der Erdoberfläche), auch können die
Palissadenzellen in überhängenden Blättern spitzeinwärts gestellt sein und hier-
durch in ganz „zweckwidriger - Lage sich befinden. Die Schiefsteilung ist nicht
durch das Licht bedingt, sondern rührt von passiven Verschiebungen durch Wachs-
thum und Streckung anderer Gewebselemente her.
3. Auch der Umstand, daß bei Schattenblättern gegenüber Sonnenblättern
der gleichen Art das Palissadengewebe sich weniger ausbildet, kann zur Erklärung
der Form und Orientirung der Palissadenzellen nicht herangezogen werden.
Palissaden entwickeln sich auch im Schatten und sogar auf der Unterseite von
Schattenblättern; die Abnahme des Palissadengewebes braucht nicht mit Zunahme
des Schwammgewebes verbunden zu sein, so daß also eigentlich nicht das Palissaden-
gewebe im Schatten als das Schwammgewebe zunimmt, sondern nur das Palissaden-
gewebe schwächer wird. Die Pflanze trägt wie überhaupt, so auch in diesem
Falle bei der Ausbildung ihrer Apparate der Gunst oder Ungunst der äußeren
Verhältnisse in einer für sie vortheilhaften Weise Rechnung.
4. Die Bauprincipien des Assimilationssystems. In diesem Abschnitte sind
verschiedene Einwürfe gegen das Princip der Stoffableitung auf möglichst kurzem
Wege behandelt und weitere einschlägige Fälle beschrieben, denen entnommen
wird, daß es bei der gestreckten Form der Assimilationszellen auf das Princip der
Stoffableitung, nicht aber auf deren zur Organfläche senkrechte Stellung ankommt.
C. K.
Wortmann. Theorie den Winden*. Botanische Zeitung. 1886.
Nr. 16—21.
Während die Vorgänger des Verf. das Winden außer auf die revolutite
Nutation und den negativen Geotropismus noch auf besondere mitwirkende Faktoren
(durch die „Greifbewegung" bewirkte Spannungen; Reizbarkeit) zurückzuführen
suchten, hält Verf. Nutation und Geotropismus allein für ausreichend, um die
verschiedenen Windungsbewegungen aufzuklären. Reizbarkeit ist überhaupt nicht
vorhanden, und die Greifbewegungen könnten nur als sekundär nützlich bei dicken
Stützen in Betracht kommen, während sie bei dünnen Stützen, um welche am
regelmäßigsten gewunden wird, nur verhältnißmäßig selten und höchstens mit ge-
ringem Drucke zur Ausführung kommen. Bei sehr dicken Stützen wächst die
Stengelspitze oft der Stütze stetig angedrückt weiter.
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Wird der Stengel einer Windepflanze vor dem Umsinken seiner Spitze be-
wahrt, so werden von dem Gipfel zunächst eine oder einige flach ansteigende
Spiralen gebildet; unter fortwährender Neubildung solcher Windungen verengern
die schon gebildeten ihren Durchmesser, der Stengel wird völlig gerade und vertikal.
„Während ein gewöhnliches orthotropes Internodium geradlinig, in der Verti-
kalen aufwärts wachsend sich streckt, findet, wenn das Umsinken des Stengels
verhindert wird, die Streckung des Internodiums der Schlingpflanzen in Richtung
einer Anfangs flachen, und steiler werdenden Schraubenlinie statt; der Schlußeffekt
ist aber auch in diesem Falle derselbe, nämlich vertikale Richtung des aus-
gewachsenen Internodiums. Diese Grundbewegung des wachsenden Internodiums
der Schlingpflanzen ist der Schwerpunkt, von welchem man bei einer Erklärung
des Windevorgangs auszugehen hat." In einer nicht näher erörterten Weise sieht
Verf. in diesen schraubenlinigen Bewegungen das Ergebniß der Zusammenwirkung
von negativem Geotropismus und kreisender Nutation, welche in jedem kleinsten
Querabschnitt vorhanden sind; die Bedeutung der Stütze besteht nur darin, daß
sie ein Hinderniß ist für die Geradstreckung des in schraubenliniger Bewegung
begriffenen Stengels. Wie schon frühere Autoren findet auch Verf., daß bei Ver-
wendung von dünnen Stützen erst flache freie Windungen entstehen, welche sich
im Fortschreiten der bisherigen Wachsthumsbewegungen (nicht durch Geotropis-
mus allein) allmählich verengern und um so früher der Stütze anlegen, je dicker
diese ist. Die Streckung geht in der Schraubenlinie fort, wobei sich die Zahl
der fertigen Windungen vergrößert.
Die bei experimentellen Untersuchungen auftretenden verschiedenen Er-
scheinungen sucht Verf. durch die schraubenlinige Bewegung zu erklären, so das
Abwickeln beim Umkehren einer Windepflanze u. s. w. Bei der Rotation um
eine horizontale Achse erlischt die rotirende Nutation, zufolge der „Rectipetalität"
streckt sich der Stengel gerade.
Wie schon für Sachs sind auch für den Verf. die ohne Stütze gebildeten,
sogenannten freien Windungen von principieller Bedeutung, indem nämlich in
ihnen die den Schlingstengeln eigenthümliche Wachsthumsweisc zum Ausdrucke
kommt, anderen Auffassungen gegenüber, welche in diesen freien Windungen ein
abnormes Verhalten ersehen wollen. Allerdings gelangen solche freie Windungen
in der Natur nur in besonderen Fällen zur Beobachtung; ist der über die Stütze
hinaus gewachsene Sproßtheil leicht und steif genug, um sich aufrecht zu erhalten,
so bildet er auch freie Windungen, ebenso wenn Retardationen des Längenwachs-
thums eintreten. Bei kräftigem Wachsthum verengern sich die flachen Windungen
rasch, der Stengel bekommt eine langgezogene S förmige Gestalt, genauer fast
gerade gestreckte Schraubenwindungen. Hängt der Sproß vollends über, so kommt
er in Drehung, womit eine Bildung neuer Schraubenlinien unmöglich wird. Wird
die Drehung verhindert, so tritt auch in diesem Falle schraubenlinige Aufrich-
tung ein.
Einen Umstand, der die klare Einsicht in die Windungsvorgänge erschwert
und dazu veranlaßt hat, deu Hauptvorgang durch Nebensächliches zu verdecken,
bilden die Torsionen der Schlingpflanzen. Die Ansichten über deren Richtung und
Ursache sind verschieden, meist aber werden die homodromen aus inneren, die
antidromen aus äußeren Ursachen erklärt. Nach Verf. sind die homodromen
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Physik der Pflanze:
Torsionen nichts als eine fortgesetzte schraubenlinige Bewegung des wachsenden
Stengels, so daß dieselben Ursachen, welche zum Winden führen, auch homo-
drome Torsionen hervorrufen. Wenn die Torsionen zahlreicher sind als die
Windungen, so erklärt sich dies daraus, daß auch die gerade gewordenen, noch
wachsenden Stengel um sich selbst gedreht weiter wachsen. Die homodromen
Torsionen bei horizontalliegenden Stengeln sind der Ausdruck des Bestrebens zur
schraubenförmigen Aufrichtung, welches durch das Eigengewicht der Sprosse
unterdrückt wird. Beim Winden um dünne Stützen beobachtete Verf., wenn nicht
äußere Umstände hinzutraten, jedesmal das Auftreten homodromer Torsionen. Ist
aber die freie Bewegung des Gipfels durch irgend welche äußere Ursachen gehindert,
z. B. bei der Greifbewegung, so entstehen antidrome Torsionen. C. K.
S. Schwendener. Zur Wortmann'schen Theorie des Winden*. Sitzungs-
bericht d. k. pr. Ak. d. Wiss. zu Berlin. Sitzg. vom 22. Juli 1886.
Verf. unterzieht die eben gegebene Darstellung Wortmanri* einer scharfen
Kritik, die darin gipfelt, daß die durch die „Greifbewegung" bewirkten Spannungen
zum Geotropismus und der rotironden Nutation nothwendig sich addiren müssen,
um bleibende Windungen an der Stütze hervorzubringen 1 )-
1. Die Greifbewegung braucht nicht auf den Bogen, dessen oberes Ende
die Terminalknospe bildet, beschränkt zu sein, es ist bloß nöthig, daß ein be-
liebiges, die Stütze etwa halb umfassendes Stengelstück nach Herstellung des
Kontakts an den beiden Enden sich noch weiter zu krümmen strebt, es können
auch gleichzeitig mehrere Bogen wirksam sein. Diese Greifbewegungen sind bei
jeder Schlingpflanze innerhalb der nutirenden Strecke vorhanden.
2. Die lockeren Windungen, welche der Sproßgipfel bei Anwendung faden-
förmiger Stützen ohne alle Kontaktwirkung bildet, sind für das Winden entbehrlich.
Oft kommen sie nicht zu Stande und wo sie entstehen, sind sie zum großen Betrag
vergänglich und liegt keine Gewähr dafür vor, daß das, was an ihnen Bleibendes
ist, das spätere Abgleiten oder Abwickeln von der Stütze zu verhindern vermag.
3. Wenn Schlingstengel bei sehr dicken Stützen an der Oberfläche fort-
wachsen, so spricht dies im Gegentheil gegen die Notwendigkeit der Greifbe-
wegung. Gerade bei diesem „Greifen", welches dann allerdings ein „Festhalten"
ist, kommt das Maximum der Arbeitsleistung der Greifbewegungen zu Stande.
4. Wenn man einem Stengel, der um eine dicke Stütze gewunden hat, diese
nimmt und eine dünne einschiebt, so legen sich die jüngeren Windungen unter
Zunahme ihrer Zahl der neuen Stütze mehr weniger an. Dieser Vorgang kann
aber mit dem freien Wachsthum des Sproßgipfels nicht verglichen werden, es
handelt sich einfach um Ausgleich der Spannungen, wobei sich der Stengel
nicht zu verlängern braucht, auch ist bei der raseben Abwickelung des Vorgangs
Mitwirkung von Geotropismus und Nutation unwahrscheinlich.
•V Wenn die freien Windungen, welche ohne Zuthun der Stütze durch
Nutation und Geotropismus entstehen, auch nach Aufhören der Nutation noch
eine Schraubenlinie bilden würden, so müßte diese eine ganz bestimmte, die loth-
rechte, Stellung einnehmen. Wird aber eine Windeprlanze nach einer seitlichen
Stütze abgelenkt, so bedarf es hierzu einer seitlichen, von Nutation und Geotropis-
mus unabhängigen Kraft, als welche einstweilen nur die Greifbewegung übrig bleibt
>) Vcrgl. diese Zeitschrift. Bd. V o. vüg -s7o.
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„Die vorstehende Beweisführung kann jetzt auch folgendermaßen formulirt
werden. Es ist Thatsache, daß unterhalb der freien Windung des Sproßgipfels
noch wiederholte Greifbewegungen der nutirenden Internodien stattfinden und daß
dadurch (neben der wirklichen antidromen Torsion) bleibende Krümmungen nach
der Stütze hin zu Stande kommen. Erst durch diese neu hinzukommenden Dauer-
krümmungen, die sich mit den eventuell gegebenen der freien Windung kombiniren,
wird demzufolge der definitive Zustand hergestellt und natürlich ohne Ueberschuß.
Daraus folgt aber, daß die freie Wendung für sich allein einen ausreichenden Betrag
bleibender Krümmung nach der Stütze hin nicht zu liefern vermag, die Mitwirkung
der Greifbewegung also durchaus nothwendig ist. Aber noch mehr: die freie Windung
des Gipfels kann vollständig fehlen, ohne daß der Vorgang des WMndens dadurch
gestört würde. Die Arbeitsleistung der Greifbewegung müßte vielleicht in diesem
Falle etwas höher veranschlagt werden; dafür dauern aber auch die Notationen
lange genug, um selbst beträchtlich erhöhten Anforderungen entsprechen zu können.
Die Vorarbeit der freien W T indung ist also ganz und gar überflüssig. u C. K.
J. Wortmann, Einige Bemerkungen zu der von Schwendener gegen
meine Theorie des Windens gerichteten Erwiderung. Botan. Zeitung 1*86.
Nr. 35.
ad 2. Die freien Windungen, welche sich aus geotropischen und Nutations-
krümmungen zusammensetzen, sind nicht vergänglich, da nicht allein der geo-
tropische Antheil bleibend ist, sondern auch die Nutationsbewegungen fortdauern,
so lange der Stengelabschnitt wächst. Die fortdauernde Kombination dieser beiden
Bewegungsarten muß ein Anlegen an die Stütze zur Folge haben. — Nicht bloß
der Sproßgipfel, sondern jeder Abschnitt des Stengels, so lange er überhaupt
wächst, ist in der Windebewegung (schraubenliniger Streckung) begriffen.
ad 3. Wenn auch beim Winden um dicke Stützen die Greifbewegungen
sehr ausgiebig sind, so ist damit deren Notwendigkeit noch nicht bewiesen.
ad 4. Verf. bleibt bei seiner Deutung, daß das Anlegen der um eine dickere
Stütze gebildeten Windungen an eine dünnere ein Wachsthumsvorgang d. h. durch
Wachsthum bewirkte Ausgleichung geotropischer und Nutationsspannungen ist.
Auf die Angabe Schtrendener's, daß laut Messungen bei dieser „Streckung" die
Internodien sich nicht verlängerten (Verf. leitet das Statthaben von Wachsthum
bei diesem Vorgange aus allgemeinen Gründen ab), wird nichts bemerkt.
ad 5. Die Zusammenwirkung von Nutation und Geotropismus genügt auch,
das Winden um schräge Stützen zu verstehen, soweit die Kombination der ob-
waltenden Verhältnisse das Winden überhaupt zu Stande kommen läßt. ('. K.
G. Krabbe. Das gleitende Wach st hn in bei der Gewebeblldnng der
Gefaßpflanzen. 100 S. mit 7 Tafeln. Berlin 1886 bei Gebr. Bornträger.
Bekanntlich unterscheidet man eine unächte Gewebebildung und eine ächte;
die erstere, welche bei den Thallophyten (Pilzen, Flechten, einem Theil der Algen)
vorkommt, entsteht durch Verzweigung von Hyphen, deren Ausstülpungen sich
zwischen die vorhandenen Elemente einschieben; die letztere kommt durch Zell-
theilung zu Stande. Bei der unächten Gewebebildung gleiten demnach die Zell-
äste auf den anderen Zellen fort. Auch bei höheren Gewächsen kennt man
ähnliche Fälle, so bei den gegliederten Milchröhren, welche sich durch Verzweigung
in der Pflanze ausbreiten.
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316 Physik der Pflanze:
»
Indessen ist ein mit Gleiten verbundener Wachsthumsproceß (das gleitende
Wachsthum) auch bei den Gefäßpflanzen weit verbreitet. Die Arbeit des Verl
dreht sirh um den Nachweis, wie sich in einem durch Zelltheilung entstandenen
Gewebe in der angedeuteten Beziehung die einzelnen Elemente bei ihrem Ver-
größerungsbestreben verhalten. Es stellt sich heraus, daß durch das selbständige
Wachsthum der Gewebeelementc nicht nur die räumliche Ausdehnung, sondern
auch der Charakter bestimmt wird, durch welchen sich ein Gewebe im fertigen
Zustande auszeichnet. In Folge des Vorkommens des gleitenden Wachsthums bei
den höher organisirten Pflanzen und dessen Bedeutung für deren Gewebebildung
läßt sich keine strenge Grenze zwischen Thallophyten und Gefäßpflanzen hin-
sichtlich der Gewebebildung ziehen.
Am deutlichsten zeigen sich die Erscheinungen des gleitenden Wachstliums
bei der Gefäßbildung im Splinte der Laubbäume. Verf. hat diese Vorgänge
anatomisch ausführlich verfolgt und beschrieben, wir müssen uns aber darauf
beschränken anzudeuten, daß das wachsende Gefäß gleitend zwischen die (aus
den Kambialtheilungen hervorgehenden) benachbarten radialen Zellreihen hinein
dringt und deren tangentiale Trennungswände spaltet. Die anstoßenden Zellwände,
welche der tangentialen Ausbreitung des Gefäßes entgegenstehen, werden nicht
komprimirt oder verbogen, sie behalten ihre Länge und werden nur zur Ver-
längerung anderer Wände ihrer Zellen aufgebraucht. „Die Gefäßbildung unserer
Laubhölzer beruht darauf, daß während der Streckung der Radialreihen bestimmte
Zellen durch gleitendes Wachstbum, zunächst in tangentialer Richtung, einen
größeren Raum zu gewinnen im Stande sind, ohne deshalb die Nachbarzellen in
ihrer Existenz zu beeinträchtigen; denn diese erfahren nur gewisse Formänderungen.*
Bei fortgesetztem gleitenden Wachsthum eines Gefäßes werden nicht nur die beider-
seitigen Radialreihen, sondern auch noch weitere durchbrochen, womit die Zellen-
zahl in der Umgebung des Gefäßes eine Zunahme erfährt. Kommt zum gleitenden
Wachsthum in tangentialer Richtung noch ein solches in radialer Richtung, so
werden die Vorgänge sehr koraplicirt. Außerdem beschränken sich diese Ver-
schiebungen nicht bloß auf das Gefäß und die unmittelbar angrenzenden Zellen, es
kann auch gleitendes Wachsthum in Gewebezonen eingeleitet werden, welche mit dem
Gefäße in keiner direkten Berührung stehen. Auch die Markstrahlen erleiden oft
durch den Einfluß der Gefäße wesentliche Formänderungen der Zellen, wobei auch
benachbarte Radialreihen beeinflußt und die Zellen einer Reihe weit von einander
verschoben werden können. Die Annahme des gleitenden Wachsthums setzt eine
besondere Struktur der Trennuugswände der Splintzellen voraus. Verf. nimmt an,
daß diese Trennungswände nicht homogen sind, sondern aus zwei Lamellen bestehen.
Aehnliche Erscheinungen wiederholen sich im Phloemtheile bei der Aus-
bildung der Siebröhren, wobei die ursprüngliche radiale Anordnung der Elemente
verwischt wird.
In den besprochenen Fällen kommen die Verschiebungen auf dem Quer-
schnitte zur Anschauung, weil das Wachsthum und Gleiten in den Querrichtungen
geschieht. Aber auch mit der Längenzunahme der Zellen sind ähnliche und theil-
weise noch viel ausgiebigere Verschiebungen verbunden. Solche lassen sich
namentlich bei der Ausbildung der Tracheiden, Libriform- und Bastfasern der
Dikotylen nachweisen. Diese Elemente haben oft eine viel beträchtlichere Lange
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als die Kambiumzellen, aus denen sie hervorgehen, und dies kann nur dadurch
eintreten, daß die Enden sich aneinander und zwischen einander vorbeischieben»
womit auch die Zellenzahl eines Querschnitts zunimmt, ohne daß Zelltheilungen
stattgefunden haben. Querschnitte durch Splint und junge Kinde vieler Laub-
bäume liefern entsprechende Bilder genug, die sich mit Hülfe des gleitenden
Wachsthums der Zellfasern sehr wohl verstehen lassen.
Auch bei den Monokotylen ist das gleitende Wachsthum allgemein verbreitet.
In manchen Familien tritt dieser Wachsthumsproceß bei der Ausbildung gewisser
Gewebe derartig in den Vordergrund, daß man an die Gewebebildung der Pilze
und Flechten erinnert wird. So ist dies der Fall bei Monokotylen mit sekundärem
Dickenwachsthum. Die Kambiumzellen, aus welchen die Gefäßbündelanlagen her-
vorgehen, erleiden eine beträchtliche Verlängerung, in Folge deren die Zahl der
Zellen eines Querschnitts beträchtlich zunimmt, ohne alle Zelltheilungen. Das ganze
Xylem kann, was die Tracheiden betrifft, allein durch solch gleitendes Wachs-
thum (in der Längsrichtung) entstanden sein.
Bezüglich der Versuche des Verf., die Gestaltung der verschiedenen Gefäß-
formen unserer Laubbäume zu erklären, müssen wir auf das Original verweisen,
da ohne Abbildungen nur sehr große Ausführlichkeit sichere Vorstellung bringen
könnte. Dagegen seien noch mehrere Schlußfolgerungen erwähnt, welche Verf.
seinen Untersuchungen in physiologischer Beziehung entnimmt.
1. Verf. ist der Ansicht, daß seiue Untersuchungen der 6'acft.s'schen Theorie
von der Abhängigkeit des Flächenwachsthums der Zellmembranen vom Turgor
widersprechen. Diese Theorie habe überhaupt verschiedene anderweitige Schwächen
und dunkle Punkte, das Verhalten der Zellen, welche zu Gefäßen heranwachsen,
widerspreche derselben direkt. Es könne sich hierbei nicht um höheren
hydrostatischen Druck in diesen Elementen als Ursache ihres Heranwachsens zu *
Gefäßen handeln, da solche sonst im Allgemeinen bei dem ringsum gleichen
Gegendrucke kreisförmigen Querschnitt erhalten müßten, während sie im An»
fang von ebenen Wänden begrenzt seien, die oft unter scharfen Winkeln an-
einander stoßen; auch die spätere Umrißfonn und die Entstehung verschiedener Ge-
fäßformen wäre nach der Suchs'schen Theorie unerklärlich. Bei manchen Gefäßen,
bei welchen eine Turgorsteigerung während ihrer Ausbildung eintritt, komme der
von den Gefäßen ausgeübte Druck nicht als solcher, sondern als Reiz zur Wirkung,
welcher specifische Wacbsthumsprocesse bewirke. „Die gleitenden Wachsthums-
erscheinungen beruhen auf einer specifischen Thätigkeit der Zellmembranen im
Kontakt mit dem Protoplasma." (Gegenüber den vielen Vorkommnissen, welche
sich als Stütze der &icA#'schen Theorie auffassen lassen und durch diese am ein-
fachsten erklärt werden, ist natürlich erst noch eine ganz genaue kritische Be-
handlung der Sache erforderlich, besonders da diese Theorie ja wohl Erweite-
rungen zuläßt, durch die auch andere als die nächst ersichtlichen mechanischen
Gesichtspunkte herangezogen werden können. Das Verhalten der Gefäße und ihre
Formänderungen während des Wachsthums scheinen auch darauf hinzudeuten, daß
eine höhere Turgescenz der zum Gefäße heranwachsenden Zellen sowohl nothwendig
ist, als trotz der ebenen Begrenznngswände bestehen kann. D. Ref.)
2. Während nach den neueren Anschauungen das Pflanzenindividuum als
Ganzes aufgefaßt in den Vordergrund tritt, die Fächerung in Zellen für Wachs-
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318 Physik der Pflanze:
thum und Gestaltung des Ganzen mehr nebensächlich erscheint, sagt Verf., daß
die Vorgänge des gleitenden Wachsthums darauf hinweisen, daß auch die IndWi-
dualität der Zellen beachtet werden muß; ohne das selbständige Wachsthum der
einzelnen Zellen müßte der innere Bau der Pflanze anders sein, als es thatsächlich
der Fall ist — Die Kommunikation der Protoplasten benachbarter Zellen durch
Verbindungsfäden kann keine allgemeine Erscheinung in den Pflanzen sein, da
der Zusammenhang, wo solcher bestand, durch diese Wachsthnmsvorgänge auf-
gehoben worden ist.
JR. Hoffmann, Untersuchungen über die Wirkung- mechanischer
Kräfte auf die Thcilnng, Anordnung und Ausbildung der Zellen beim Inf*
bau des Stammes der Laub- und Nadelhölzer. Berliner Diss. Sondershausen.
1885. 23 8L mit 4 Tafeln. Ref. Botanische Zeitung 1886. No. 26.
Verf. hat den Versuch gemacht, der Lösung gewisser, das Dickenwachsthum
der Laub- und Nadelhölzer betreffender Probleme näher zu treten. Es soll
mechanisch erklärt werden, wie aus dem in den ersten Jahren häufig unregel-
mäßig gestellten Holzquerschnitt allmählich der runde Querschnitt entsteht; es soll
die Ablenkung der Markstrahlen bei einem gesteigerten Rindendruck erklärt, die Be-
ziehung zwischen Rindendruck und Zellvermehrung geprüft und die Lage der durch
das excentrische Dickenwachsthum abgelenkten Markstrahlen bestimmt werden.
Die erste Frage wird unter Beiziehung der Wachsthumskraft, der Rinden-
spannung und dem Rindendruck einerseits, dem Widerstand des Holzkörpers
anderseits dahin beantwortet, daß au den konkaven Stellen der Holzkörper stärker
wächst, weil der Rindendruck hier negativ ist; von den konvexen Stellen dagegen
betrage er fi Atmosphäre, auf der Verbindungslinie der Konvexitäten sei er = 6.
Dies sind die Ergebnisse von Berechnungen.
Die Ablenkung der Markstrahlcn durch einen gesteigerten Rindendruck
kommt in der Natur vor, wenn Bäume gegen Felsen, Wände oder Bäume wachsen.
Von der Stelle des stärksten Druckes werden die Markstrahlen beiderseits abgelenkt
und stellen sich etwa parallel zur Wand, welcher der Baum angeschmiegt ist. Diese
Ablenkung ist nach Verf. das Ergebniß der nämlichen Kräfte, die schon bei der
ersten Frage erwähnt sind und dazu des einseitig gesteigerten Rindendruckes.
Von dem sonstigen Inhalte (der im Referate nur andeutungsweise behandelt
wird) sei nur erwähnt, daß bei spiraliger Umschnürung der Stämme oder bei
Verwundungen sich die Zellen in die „Richtung des veränderten Saftstroms -
stellen, also von ihrer normalen Lage abgelenkt werden.
W. Detmer. Ueber Zerstörung: der Molekularstruktur des Proto-
plasmas der V flu ii zen /.eilen. Botanische Zeitung. 1886. No. 30.
Die grünen Pflanzentheile erleiden beim Absterben mehr weniger auf-
fällige Veränderungen, besonders deutlich sind sie bei Objekten mit säure-
reichem Zellsafte, als welche Verf. besonders die Blätter von Begonia manicata
empfiehlt. Dieselben werden bei der Tödtung gelbbräunlich, während gleichzeitig
die bekannten anderweitigen Veränderungen eintreten. Diese Blätter wurden
verschiedenen schädlichen äußeren Einflüssen ausgesetzt. 1. Einwirkung von
Chloroformdämpfen tödtetc das Gewebe bei 15»— 20° C. oft schon innerhalb einer
Stunde. 2. Leuchtgas machte die Blätter schon nach 7 Stunden mißfarbig.
Wasserstoff erst viel später, nach 7 Stunden erst in Spuren. 3. In verdünnter
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Salzsäure werden Blattstücke rasch braun, in Kalilauge bleiben sie aus bekannten
Ursachen auch beim Absterben grün. 0,2 procentige Salicylsäurelösung und solche
von salzsaurem Chinin wirken tödtlich, erstere rascher. 4. Ein ziemlich starker
Induktionsstrom tödtet die Blätter gleichfalls, ebenso mechanischer Druck
(Quetschung), Injektion der Lufträume mit Wasser (bei mehrtägiger Wirkung),
höhere (55° und darüber) und niedere Temperatur. Hierlassen sich mannigfache
Modifikationen (über die vorher wirksamen Kältegrade, rasches und langsames
Aufthauen) an den Blättern zur Anschauung bringen. Nach der Farbänderung
sterben die Blätter von Begonia schon bei niedrigen Temperaturen ab, d. h. durch
das Gefrieren, nicht erst beim Aufthauen. Andere PHanzentheile sind aber der
Einwirkung niederer Temperaturen gegenüber weit widerstandsfähiger. — Stücke
eines und desselben Begoniablattes kommen a) in Wasser von 15» C, b) in Wasser
von 0,5 bis 2,0°, c) in verschlossene Gefäße, welche nur Luft enthalten und bei
15° gehalten, d) ebenso, aber durch Eiswasser abgekühlt wurden. Die Blatt-
stücke a) wurden erst nach 5 Tagen oder später, jene von b) nach 2—3 Tagen
mißfarbig; c) und d) waren noch nach 8 Tagen grün und turgescent. Die Blätter
starben also unter gleichen Verhältnissen in Wasser schneller ab als in Luft,
mochten sie letzteren Falls bei 15° oder nur 0,5—2,0° gehalten werden. CA".
Afausuke Nagamatsz. Beiträge znr Kenntniß der Ühlorophyll-
fnnktion. Würzburger Diss. Würzburg. 1886. 30 S.
1. Können Blätter von Landpflanzen unter Wasser assimilirenV
Die Blätter verhalten sich in kohlensäurehaltigem Wasser verschieden, je
nachdem sie vom Wasser benetzt oder mit einer Luftschicht bedeckt bleiben.
Die letzteren bilden viel, die ersteren keine Stärke.
2. Hat das durch ein assimilirendes Blatt hindurchgegangene
Licht noch die Kraft, in einem zweiten Blatt Assimilation zu be-
wirken ?
Die geringe Dicke der chlorophyllführenden Schichten in Blättern und
anderen assimilirenden Organen, dann die Erfahrung, daß das durch eine Chloro-
phylllösung gegangene Licht nur in sehr geringem Grade die Fähigkeit besitzt,
die Blätter von Wasserpflanzen zur Sauerstoffausscheidung zr veranlassen, läßt
erwarten, daß die gestellte Frage verneinend zu beantworten sein wird; der
direkte Versuch ergiebt, daß schon chloropbyllhaltige Gewebeschiebten von weniger
als 0,2 mm Dicke im Stande sind, die Assimilationskraft der Sonnenstrahlen voll-
ständig zu erschöpfen.
3. Einfluß des Welkens auf die Stärkebildung durch Assi-.
Dilation.
Gewelkte Blätter erzeugen keine Stärke. C. K.
K. Osterwald, Die » asseraulnahme durch die Oberfläche obei>
irdischer Pflanzentheile. Wiss. Beilage zum Programm des städtischen Pro-
gymnasiums. Ostern 188G. Berlin bei R. Gaertner. 29 S.
Eine ausführliche Literaturzusammenstellung als Einleitung zu den noch
nicht abgeschlossenen eigenen Untersuchungen des Verf. C. K.
B. Wollny. Der Welnstock und die Bodenfeuchtigkeit. Allgem. Wein-
zeituug. 1886. Nr. 25-27.
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320
III. Agrar- Meteorologie.
Die Hochwasserkatastrophe zu Bruneck in Tyrol im
September 1882.
Von Dr. Breitenlohner in Wien.
Der Ausfall an Niederschlägen im Herbst , Winter und Frühjahr
von 1881 auf 1882 wurde mehr als reichlich im Sommer und Herbst
•des letzteren Jahres hereingebracht.
In der Zeit vom 25. Juli bis 9. August erlebte ich zu Tölz im
"bayrischen Hochlande eine fast ununterbrochene Regenperiode mit mehr
als 200 mm Niederschlag.
Während auf der Südseite der Alpen die anhaltende Trockenheit
sich zur excessiven Dürre steigerte, litt die Nordseite und das Vorland
•der Alpen an triefender Nässe. Der Wasserstand der Flüsse erreichte
eine bedenkliche Höhe, und die Seen füllten sich bis zum Rande, allein
•es kam nirgends zu einer ernstlichen Ueberfluthung.
Die extreme Witterung wurde diesseits und jenseits des Alpenwalles
schwer «mpfunden. Von den Weidetriften der Nordalpen mußto der zeit*
weiligen Schneefälle wegen das durch unaufhörlichen Regen bereits arg
bedrängte Vieh wiederholt in die Thäler hinabrücken, wogegen es auf
der Südseite aus Futtermangel, welcher schon kurz nach dem Auftriebe
sich einstellte, in Nothlage gerieth.
Die Centraikette spielte als wetterscheidende Wand eine äußerst
wirksame Rolle. Das südliche Alpengebiet lag im Regenschatten der
Leeseite.
Von Tölz aus begab ich mich über den Fernpaß in den westlichen
Theil des Oetzthalerstockes, erlebte jedoch im Pitz- und Kaunserthal
•ebenso eine wechsolvolle, zumeist regnerische Witterung. Als ich endlich
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Die Hochwasserkatastrophe zu Bruneck.
321
am 14. September im Oberinnthal die Reise bergwärts fortsetzte, fand
ich die Gegenden nm Finstermünz und Nauders mit Schnee bedeckt.
Es war eine stürmische Nachtfahrt durch Vintschgau. Der Regen rauschte
in Strömen nieder. Die bislang herrschende Witterung schlug vollständig
um; die Leeseite verkehrte sich zur Luvseite. Das südliche Alpen-
gehänge erhielt nun ganz intensive Niederschlage.
Wer das waldberaubte Vintschgau kennt, weiß sich wohl von den
kolossalen Muhrbrüchen Rechenschaft zu geben, welche von jeher das
linksseitige Gelände verwüsteten. Auch in dieser Nacht wurde die
Poststraße an vielen Stellen zerstört. Allenthalben donnerten die Wild-
bäche zu Thal.
In Meran schienen die Schleusen des Himmels ganz aufgezogen, so
heftig schüttete es aus den Wolken. Die Etsch war ziemlich ange-
schwollen. In größter Eile konnte ich noch den nach Bozen abgehenden
Zug benutzen. Von den Porphyrbergen polterten rothgefärbte Sturz-
bäche nieder, und die Etsch spielte schon bedrohlich an den Bahn-
damm heran.
Noch war die Straße über Franzensveste in's Pusterthal frei, und
unter unablässigem R«gen gelangte der Zug ungefährdet bis Bruneck.
Die Rienz ging bereits hoch und war außerordentlich trüb.
Tags darauf am 16. September, nachdem es die ganze Nacht hin-
durch heftig geregnet hatte, begann für Bruneck die grauenvolle Wassere-
noth mit dem Einstürze zahlreicher Stadthäuser. Stellenweise war auch
die Bahn unter Wasser gesetzt, oder die Berglehnen rutschten unter
dem Schienenstrang hinweg in die wild einherstürmende Rienz. Hiermit
war Bruneck von jeglicher Verbindung mit der Außenwelt abgeschnitten.
Auf meinen Ferienreisen im Hochgebirge vielfach mit der Unter-
suchung der Wasser- und Schlammmengen der Gletscherbäche beschäftigt,
glaubte ich meinen unfreiwilligen, längeren Aufenthalt in Bruneck dahin
nutzbar machen zu sollen, indem ich mich nach Kräften bemühte, die
während der Hochfluth unter so abnormen Umständen abgeführten
Wasser- und Schlararaquantitäten wenigstens annäherungsweise fest-
zustellen.
Derartige Ermittelungen, welche mindestens sehr lehrreich und für
manches Wissensgebiet nicht unerwünscht sind, liegen noch spärlich vor,
und es ist zu beklagen, daß bei solchen Ereignissen gerade die berufensten
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322 Agrar-Meteorologie :
Leute es unterlassen, ein für praktische Zwecke gewiß nicht unwichtiges
Material zu sammeln. Meines Wissens ist auch nirgends in den von der
Ueberschwemmung betroffenen Alpenländern Oesterreichs eine darauf ge-
richtete Beobachtung angestellt worden, denn man hätte sicherlich nicht
verabsäumt, dieselbe der Oeffentlichkeit zu übergeben, was jedoch inner-
halb vier Jahren nicht geschehen ist.
In Brixen, am Zusammenfluß von Eisack und Rienz, haben, wie ich
später in Erfahrung brachte, einige Ingenieure die Wassergeschwindigkeit
zu konstatiren versucht. So sehr ich es mir aber persönlich und schrift-
lich angelegen sein ließ, die Resultate dieser Messungen kennen zu lernen,
ist selbst ein vierjähriges Zuwarten völlig erfolglos geblieben. Die Gründe
dieser Verheimlichung sind freilich nicht so leicht erfindlich.
Neben der momentanen Situation in Bruneck waren auch die lokalen
Verhältnisse für das Gelingen meines Vorhabens nichts weniger als günstig.
Im Flußlauf der Rienz wechseln Thalweitungen mit Thalengen. Aus
der Thalenge unterhalb der Lamprechtsburg gewinnt die Rienz die an-
sehnliche Thal Weitung vor Bruneck und erfährt beim Passiren der Stadt
eine für dieselbe verhängnißvolle Einengung des Bettes. Hierbei be-
schreibt der Fluß einen Bogen und wendet sich außerhalb des Weich-
bildes, bevor sich der aus den hohen Tauern kommende Ahrenbach in
die Rienz ergießt, wiederum in einem Bogen gegen das Bahnhofgebäude.
Diese Krümmungen waren sowohl ein Hemmniß für den rascheren Ab-
fluß des Wassers, als sie auch der hin und her geworfenen Fluth ebenso
viele gefährliche Angriffspunkte boten.
Zur Ermittelung der Wassergescb windigkeit stand bloß die Strecke
zwischen der städtischen und äiarischeu Brücke zur Verfügung. Der
Stromstrich der in dieser Krümmung stark eingezwängten Rienz hielt sich
an der Stadtseite mit den hart an das Wasser vorgeschobenen Häusern.
Die erste Beobachtung geschah am IG. September Nachmittags zur
Zeit des höchsten Wasserstandes. Die Rienz glich einem wahrhaftigen
Schlammstrome, so dickflüssig wälzten sich die mit allem möglichen
Holzwerk beladenen, erdfarbigen Flutben heran. Im chaotischen Durch-
einander trieben Baumstämme, Sägeklötze, Brückentrümmer, Dachbestaud-
theile und sonstige demolirte Objekte.
Als Schwimmer verwendete ich klobige Scheiter, welche, um inmitten
der mannigfaltigen transportirten Gegenstände im ungemein schmutzigen
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Die Hochwassurkatastrophe zu Bruneck.
323
Wasser auffällig zu sein, in helles, mit Bindfaden befestigtes Papier ge-
wickelt waren. Ohne diese Emballage hätte mau in dem krausen Wirr-
sal des Wogenschwalles unmöglich eine sichere Unterscheidung treffen
können. Auf der unteren Brücke, von wo aus auf ein gegebenes Zeichen
der Einwurf der Schwimmer ganz genau kontrolirt werden konnte, wurde
die Zeitdauer der Scheiterfahrt fixirt, welche im Stromstrich auf eine
Weglänge von mehr als 100 m bei drei Versuchen kaum um eine Sekunde
variirte.
Die in Folge der unausgesetzten heftigen Erschütterungen durch an-
prallende Schutt- und Steinmassen, namentlich durch die schweren Stamm-
hölzer der Brettersägen, kaum noch standfeste Stadtbrücke stürzte auch
am darauffolgenden Tage in die Rienz. Für den zweiten Versuch am
22. September wurde der verbliebene Brückenkopf benützt.
Diese Messungen der Geschwindigkeit an der Oberfläche mußten mit
Aufbietung aller Energie unter Schwierigkeiten ausgeführt werden, welche
gerade von einer Seite bereitet wurden, von welcher man eher die weit-
gehendste Unterstützung hätte erwarten sollen.
Die Höhe und die Schwankungen des Wasserstandes ließen sich, da
nicht einmal an der ärarischen Brücke ein Pegel sich befand, nicht un-
mittelbar notiren. Ich hätte es auch gar nicht wagen dürfen, eine
interimistische Maßlatte anzubringen, und mußte mich daher an gewisse
Merkmale am Brückenkopfe halten, welche ich dann später mitsammt
der Brücke photographiren ließ.
Um die Dimensionen des Brückenprofils und die Weglänge von einer
Brücke zur andern in authentische Erfahrung zu bringen, wendete ich
mich, nach Wien zurückgekehrt, an die berufene Oberbehörde, unter ge-
nauer Angabe dessen, was ich noch zu wissen brauchte. Ein hoher
Auftrag wird wohl rasch ausgeführt, allein ich war von dem Inhalt nur
zum Theil befriedigt. Es blieb mir sonach nichts übrig, als im nächsten
Jahre geflissentlich nach Bruneck zu reisen und die noch fehlenden Er-
hebungen selbst zu pflegen.
Die Wasserproben zur Bestimmung der Schlammmonge wurden in
den ersten vier Tagen dreimal des Tages zu je zwei Liter unterhalb der
ärarischen Brücke, an einer günstigen, vom Stromstrich berührten Stelle
geschöpft. Späterhin, als die Ilochfluth abgelaufen war und die Sicherungs-
arbeiten oberhalb der Stadt die Trübungen beeinflußten, fing ich nur
E. Wollny, Forschungen IX. SS
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324
Agrar-Meteorologie:
einmal des Tages zu Mittag einen Liter Wasser beim Austritte der Rienz
aus der Enge von Lamprochtsburg auf.
Die Proben wurden, nachdem sich die erdigen Bestandtheile voll-
ständig abgesetzt hatten, dekatttirt und in kleinere Glasgefäße überspült,
gut verschlossen und eniballirt in eine Kiste verpackt und nach Wien
expedirt. Auf dem Transporte, welcher gegen Franzensveste wegen der
theilwei.se zerstörten Verbindung etwas schwierig war, ging erfreu-
licherweise, Dank der sorgfältigsten Verwahrung, kein einziges Glas zu
Grunde.
Der Betrag an gelösten Stoffen ist bei der Natur des Materiales
gewiß sehr beträchtlich. Die abfiltrirten Wasserportionen wurden zum
Zwecke einer späteren Analyse zur Seite gestellt, harren aber zur Stunde
noch der Untersuchung.
Das Gewicht der Trübungen, bestehend aus sandigem Schlamm, be-
zieht sich auf bei 100° C. getrocknete Substanz.
SehlammfUhrniig der Rienz bei Bmneck im Pnsterthal während der erste«
Ueberschwemmung im September 1882.
Während der Hochfluth.
Septem-
ber
16.
17.
18.
19.
Stunde
der ge-
schöpften
Wasser- i
probe
12
2
6
12
4
10
8
12
6
10
2
6
Kilogramm Sedimente in
1 Kubikmeter Wasser
Einzeln
Mittel
26,694
47,712
57,382
55,433
75,544
48,237
56,028
48,309
39,213
46,649
31,744
42,095
Ii
43,929
59,738
47,850
40,163
Nach der Hochfluth.
Geschöpft um 12 Uhr Mittag.
Septem-
ber
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
Kilogramm Sedi-
mente in 1 Kubik-
meter Wasser
12,386
12,343
10,164
7,928
6,373
5,825
5,326
4,069
2,817
2,836
2,2*0
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Die Hochwasserkatastrophe zu Bruneck.
Schlamraführung einiger Zuflüsse.
325
Septem-
ber
Name
Kilogramm
in 1 Kubik-
meter Wasser
17.
17.
23.
24.
Reischachbach bei Bruneck
Mühlgraben unterhalb Lorenzen
104,92«
145.107
8,010
0,298
Taufererbach
Die Thatsache, daß in den ersteren drei Tagen die Rienz augen-
blicklich oft höher ging und noch dickflüssiger wurde, erklarte sich
hinterher aus den unglaublichen Verwüstungen, welche die Hochfluth im
Hauptthale und dessen Zuzügen anrichtete. Ab und zu verklausten sich
die entfesselten Gießbäche, und plötzlich brach dann ein mit Bäumen,
Holz und Schutt überladener, ungeheurer Wasserschwall, die Stein-
Muhre, hervor. Ganze Bergvorsprunge und schuttreiche Lehnen sanken
und zerflossen in der unbändigen, Alles überwirbelnden und verschlingenden
Fluth. Die schmächtigsten Rinnsale bahnten sich, zu Wildbächen angewachsen,
im tiefgründigen Ackerlande die nächstbesten Abflußwege und wühlten
hierbei klaftertiefe und vielverzweigte Runsen auf. Mitten in den Wiesen
und Feldern an den Berghängen schössen nicht selten an sonst bloß naß-
galligen Stellen eruptionsartig die Wässer hervor und räumten in
kürzester Frist breite Streifen Kulturboden bis an die felsige Unter-
Derartige Zwischenfälle, welche vereinzelt unbeachtet geblieben
wären, allein in der Lauflänge der Rienz mit ihren Zuflüssen sich häuften,
erklären die zeitweilige, oft ganz kolossale Scblammführung mit zu-
nehmendem Wasserandrang. An der Flußsohle knirschte und polterte
das Geschiebe.
Welche Bodenmassen die Rienz zu transportiren hatte, mag folgender
Erhebung entnommen werden. *
Baudirektor Prcnningcr von der Südbahn, deren überaus hart be-
troffene Linien im Drau-, Rienz- und Etschthale jeder Beschreibung
spotteten, berechnete das abgetragene Material einer einzigen Damm-
abrutschung zwischen Olang und Bruneck mit mehr als 200 000 Kubik-
meter. Für die (il Kilometer lange Strecke von Toblach bis Franzens-
veste, übereinstimmend mit dem Flußlauf der Rienz vom Ursprung bis
läge ab.
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320
Agrar-Meteorologic:
zur Einmündung in den Eisack, wurde eine Kubatur von rund
500000 Kubikmeter Material veranschlagt, wobei zu bemerken wäre, daß
die ungleich günstigere Terrainbeschaffenbeit zwischen Bruneck und
Franzensveste keine so wesentlichen Beschädigungen vorkommen ließ.
Das vorgenannte Ausmaß entfallt sonach fast ausschließlich auf die
30 Kilometer lange Strecke zwischen Toblach und Bruneck, wo die Bahn
meistentheils als Lehnenbau geführt und im Gehängeschutt eingeschnitten
ist. Diese halbe Million Kubikmeter abgebrochenes und fortgeschwemmtes
Material repriisentirt in völlig wasserfreiem Zustande bei einer Dichte
von 2,5 ein Gewicht von 1250 Millionen Kilogramm. Die beiden be-
rüchtigten Wildbäche, der Sylvesterbach bei Toblach und der Gsieserbach
bei Welsberg, konnten aber jeder für sich aus ihren weitgedehnten
Sammelgebieten mindestens die gleiche Masse der Rienz zuwerfen.
Harmlose Wasserrinnen, welche in normaler Zeit nothdürftig eine
oberschlächtige Bauernmühle treiben, verwandelten sich in reißende Strome.
Solche Zuflüsse, wie der Lorenzen- und Reischachbach bei Bruneck, waren
breiartig verdickt. Die kostbarsten Feldgüter wurden eine Beute des
fessellosen Elementes.
Die geringe Trübung des wasserreichen Taufererbaches, welcher im
Gletscherrevier der Dreiherrenspitze am Hauptkamme der Centraikette
entspringt und auf seinem langen Laufe durch das Ähren- und Tauferer-
thal zahlreiche, nichts weniger als muhrenfreie Nebenbäche aus zumeist
begletscherten Sammelgebieten aufnimmt, erklärt sich aus dem Umstände,
daß wohl noch das Taufererthal, weniger das gegen Nordost abbiegende
Ahrenthai, als Fortsetzung des ersteren, von den Regenwinden bestrichen
wurde. Gegen den Krimmler Tauern hin fiel, wie die Schafhirten beim
Abtrieb der Herden versicherten, kaum knöcheltiefer Schnee. Dagegen
wurden in der unteren Thalstrecke zwischen Taufers und Bruneck die
Wiidbäche lebendig und richteten nicht unbedeutende Verheerungen an.
Der Wasserstand des Taufererbaches, welcher bei Stegen nächst Bruneck
der Rienz zugeht, war wohl höher' als sonst, führte aber auch in der
kritischen Zeit keine so ungewöhnlichen Trübungen. Die Katastrophe der
Umgebung von Bruneck wäre hochgradig verschärft worden, wenn auch das
Ahrenthai, welches glücklicherweise zum größten Theile bereits außerhalb des
Regenbereiches lag, seine grauenvolle Leistungsfähigkeit bethätigt hätte; denn
solche Verwüstungen, wie selbe das schreckliche Elementarereigniß im August
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Die Hochwasserkatastrophe zu Bruneck.
327
des Jahres 1878 anrichtete, kann sich selbst die ausschweifendste Phan-
tasie nicht ausmalen.
Da mir bekannt war, daß der Alpenverein seiner Zeit im Ahrenthai
zwei Regenstationen ins Werk setzte, machte ich mich auf den Weg
dahin, in der gespannten Erwartung, ob sich die Abnahme der Regen-
menge von Taufers bis in den Hintergrund des Hochthaies ziffermäßig
nachweisen lasse. Schon in Steinhaus wurde mir eröffnet, daß die Beob-
achtungen höchst unregelmäßig oder gar nicht gemacht werden, und so
kehrte ich unverrichteter Dinge wieder um, neuerdings in der Ueber-
zeugung bestärkt, daß gegenüber der landläufigen Indolenz selbst die
besten Intentionen zu Schandon werden.
Es ist überhaupt nicht leicht, sich ein zutreffendes Urtheil über die
im Quellenbezirke der Rienz gefallene Regenmenge zu bilden. Erstlich
bestehen für das gesammte Niederschlagsgebiet im Ausmaße von 2240
Quadratkilometer bloß drei Regenstationen, und dann war im Banne der
Schreckenstage eine genaue und pünktliche Messung kaum zu gewärtigen.
Fernerhin gestatten die Angaben der Thalstationen keinen sicheren Schluß
auf die durchschnittliche Regenhöhe. Die Gruppirung und Richtung der
Bergzüge beeinflußt in hohem Grade den Niederschlag. Der eine Wild-
bach brachte viel, der andere hingegen unter scheinbar gleichen Verhält-
nissen wenig Wasser. Aufzeichnungen der Niederschläge in höheren Lagen
und in den hintersten Thalstufen fehlen gänzlich. Der Thatsache, daß
die Hochregion vor Beginn der Regengüsse mit Schnee bedeckt war, wird
meines Erachtens eine übertriebene Bedeutung beigelegt. Die Schneehöhe
selbst hat Niemand gemessen, und auf vulgäre Schätzungen darf man
kein Gewicht legen. Selbst eine fußhohe Schneelage mit darauf ein-
fallendem Regen kann nicht jene durchschlagende Wirkung hervorbringen,
welche gewöhnlich herangezogen wird, um durch Verdoppelung des Effektes
für die zuschwellende Wasserfülle eine plausible Erklärung zu finden.
Einzig und allein entscheidend war das luvseitige Verhalten breiter
Gebirgsflanken zur herrschenden Luftströmung.
Die Vertheilung des Luftdruckes läßt bei Betrachtung der bezüg-
lichen Wetterkarten nicht entfernt die Vorgänge vermuthen, welche sich
mittlerweile in den südlichen Alpen abspielten, auch wenn man zugieU,
daß die Situation nicht so einfach lag. Es wehten thal- und gegend-
weise Süd- und Südostwinde. Intensive Niederschläge stellten sich zunächst
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328
Agrar-Meteorologie:
im Süden ein und überzogen nllmälig das ganze Alponrevier bis zum
Centralkarame. Wahrhaft phänomenal waren die Niederschläge im Süden.
Die folgende Tabelle enthalt eine Uebersicht der Septemberregen am
Südfuß der Alpen, von Istrien an westwärts längs des Alpenwalles bis zu
den grajschen und cottischen Alpen.
Regenhühe im September 1882
am Südfuß der Alpen.
1
Stationen
I änilnt«
i .armer
Milli-
meter
472
Pola
210
: :|
Oesterreich
331
| Ungarn
250
Monfalcone
• •
271
345
485
495
633
617
692
Nord-
> italien
S44
340
649
334
473
•
746
633
Ein Blick auf die Karte belehrt über die Rolle, welche Friaul,
Venezien, Lombardei und Piemont gleichsam als Sackgasse der dampf-
reichen Luftströmung zwischen Alpen und Apenninen spielten, sowie über
die kondensirende Funktion der Gebirge. In den lepontinischen, pen-
ninischen und grajschen Alpen steigerte sich die Regenmenge bis zu
1200 Millimeter. Die eigentlichen Regenherde bildeten sich in den oord-
italienischen Provinzen aus. Südtyrol, Kärnten und Krain Ingen schon
in der Peripherie dieser Regenzone. Nur die grenznachbarlichen Distrikte
weisen noch eine größere Intensität auf. Jenseits der julisehen .Alpen
im Osten erscheinen die Regenmengen schon ziemlich abgeschwächt und
verringern sich zusehends weiterhin gegen die Save und Kulpa.
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Die Hochwasserkatastrophe zu Bruneck. 329
Septemberregen in den Österreichischen AlpenlUndern.
SUdtyrol
Paneveggio
Predazzo
Tiient
Lorenzo
Ala
Male
San Michele ....
Roveredo
Pejo
Faedo
Coredo
Riva
Wllschnoven ....
Cavalese
Bozen
Brixen
Kärnten
Cornat
Raibl
466
466
439
431
430
428
421
420
395
391
374
373
346
319
266
202
482
441
Kärnten
Ober-Drauburg . . . .
Saifnitz
Bleiberg
Tröpolach
Berg
Arnoldstein
Möllbruck
Sachsenburg
Reichenau
Hoch-Obir
Klagenfurt
Zwischenwässern ....
Krain
Veldes
Gottschee
Krainburg
Rudolfswerth
Laibach
400
355
352
339
292
248
223
206
183
172
152
147
352
285
275
246
215
Die Regenmenge nimmt, wie aus der Tabelle zu ersehen ist, gegen
Osten und mit der Entfernung vom italienischen Grenzgebiet erheblich
ab. Im Drauthale, wo doch die Hochwasser so verheerend auftraten,
sind die Niederschläge verhilltnißmUßig gering und vermehren sich auch
nicht jenseits der Wasserscheide im Rienzthale.
Sommer- und Herbstregen im Flussgebiet der Rienz.
Millimeter.
See-
höhe
8
Juni, Juli
Stationen
a
gast
£
S
1
©
■—
Jahr
und August in
Procenten der
Meter
"5
s
00
M
O
Jahrcssumme
Toblach . .
1252
139
m
| 285
-
Bruneck . .
825
123
113
120
242
153
1037
34,3
Taufers . .
8*5
114
138
154
238
132
1075
37,8
Brixen . . .
570
122
85
110
201
149
936
33,9
Toblach und Brixen bezeichnen die Endpunkte des Rienzthales.
Taufers liegt zwischen Mühlen und Sand im gleichnamigen Thale, welches
rechts in das Rainthal, links in das Ahrenthai sich gabelt und für die
Regenverhültnisse dieses Abschnittes wichtig ist. Leider wurde in Tau-
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330
Agrar-Meteorologie :
fers wie in Bruneck die Regenmenge nicht Tag für Tag verzeichnet.
Tägliche Regenmessungen stehen nur aus Toblach zu Gebote, geben aber
für das obere Rienzthal ein vollständiges Bild der Regenvertheilung.
Regenfall in Toblach.
Millimeter.
j September
Regen
September
Regen
1
; September
| Regen
1.
2
11.
1
21.
3
2.
12.
1(5
22.
4
3.
13.
31
23.
4.
14.
7
24.
2
5,
3
15.
38
25.
1
6.
5
1(>.
50
26.
8
7.
!
17.
48
27.
8
8.
18.
42
28.
2
9.
10
29.
10.
-
i 20.
5
| 30.
-
Die eigentliche, fast ununterbrochene Regenperiode begann am 12.
und endete am 22. September. In Bruneck stellte sich das Hochwasser
bereits am 15. September ein.
Wenn ich es nun unternehme, nach den gegebenen Anhaltspunkten
die in der Zeit vom 16. bis 30. September abgeflossene Wasserniasse
annäherungsweise in Ziffern auszudrücken, hauptsächlich zum Zwecke einer
Kalkulation der transportirten Schlammmenge, so muß ich gestehen, daß
ich hiebei, zumal mir hydrotechnische Spekulationen weniger geläufig
sind, um so mehr die große Unsicherheit empfinde, welche überhaupt
noch auf hydraulischem Gebiete herrscht. Jeder Flußlauf richtet sich nach
besonderen Regeln und muß daher als Individuum exaiuinirt werden.
Die Schwierigkeiten, selbst für normale Verhältnisse eine allgemein gültige
Formel der Wasserbewegung, deren Gesetzmäßigkeit man dermalen noch
nicht vollständig genug kennt, aufzustellen, häufen sich in so extremen
Fällen einer Hochfluth mit Wildbachcharakter ganz außerordentlich. Die
impetuose, sprunghafte Wasserbewegung in einem Wildbache wirft jede
noch so gründlich abgewogene Formel über den Haufen.
Jen« Strecke der Rienz, welche zur Berechnung herangezogen werden
konnte, bot überdies eine Reihe von störenden Nebenumständen dar, wie
unter Anderem die Krümmung des Flußbettes zwischen den beiden Brücken,
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Die Hochwasserkatastrophe zu Bruneck. 331
ferner den Bestand eines Ueberfalles kurz unterhalb der ärarischen
Brücke nebst zwei Durchlaßöffnungen an der rechtsseitigen Brückenrampe.
Der Ueberfall scheint nicht lange Stand gehalten zu haben, und die
Durchlässe verstopften sich bald mit Anschwemmungen. Die wechselnde
Ablagerung von Geschiebe an der Brücke verursachte bemerkbare Schwan-
kungen im Wasserstande. Die Flußbettsohle erfuhr aber erst durch das
Hochwasser im Oktober eine stärkere Hebung durch Aufschotterung. Der
durch das bedeutende Gefälle in enger Passage erhöhte rollende Wogen-
gang verlangt eine entsprechende Reduktion der Weglänge an der Ober-
fläche. Auf die Geschwindigkeit des Wassers übte weiterhin der massenhafte
Transport von schwimmendem Holzmaterial, womit die Oberfläche oft
förmlich bedeckt war, einen nicht geringen Einfluß aus. Und in welchem
Grade endlich wurde überhaupt die Geschwindigkeit des Wassers zu Folge der
unglaublichen Schlammladung und der mächtigen Schotterabfuhr retardirt?
Herr Forstmeister Förster in Gmunden, ein auf hydrotechnischem
Gebiete sehr bewanderter Fachmann und insbesonders vertraut mit den
Eigenthümlichkeiten der Gebirgswiisser, hatte die dankenswerthe Güte,
auf Grundlage meiner Angaben unter Beachtung der besonderen Verhält-
nisse die Wasserberechnungen auszuführen, welchen gegenüber meinem
rohen Ueberschlag eine größere Wahrscheinlichkeit innewohnt.
Die nach Küttens Formel aus dem Gefälle berechnete Geschwindig-
keit eines gesehiebeführenden Baches stimmt sehr gut mit der von mir
beobachteten Geschwindigkeit an der Wasseroberfläche überein, wofern
man bei letzterer die von Brunnings aufgestellte Korrektur anbringt.
Die folgende Tabelle enthält nach vier Zeitabschnitten eine appro-
ximative Zusammenstellung der innerhalb fünfzehn Tagen durch die
Kienz bei Bruneck abgeführten W asser- und Sehlammmengen.
Wasser- und Schlammabfuhr der Rienz im l'rofil der
ärarischen Brücke in Bruneck.
Abgeflossenes W asser- Transportirtcs Schlamm-
I Seuteinber Z 5 i quantuni in ehm. quantum. Wasserfrei.
« * ; O bC — =i - - - : — -= ■=. 1 - ~ - — : _= — -~ r — ;
% 1882 = £ I Durchschnitt). x . , Vi . ,.„„„„„ Kubikmeter.
3| * faKesquantum lütal ^'«ranin, , )ichte 2/ ,
1.
2.
3.
4.
1(5. bis 19. 4 2ö,5<mi.sk; 102,303,204 4905,247,611 1,962,099
20. » 22. 3 19,619,712 5S,*50,130 684,500,611 273,836
23. » 26. i, 4 11,034,880 44,219.520 281,308,800 112,548
27. » 30. 4 8,585,568 34,342.272 103,001,158 41,225
"sümmT": IS ftofiff ^,26^86, 72,389,708
Digitized by Google
332
Agrar-Meteorologie:
Da die Rienz bereits einige Tage vor Beginn meiner Beobachtungen viel
schlammiges Wasser führte, bedürfen die vorstehenden Quantitäten für die
erste Ueberschweramung einer entsprechenden Ergänzung, wozu noch kommt,
daß in den regnerischen Oktober hinein die Wasserstände der Rienz eine
das gewöhnliche Mab übersteigende Höhe einhielten und zu Ende Oktober
die zweite, ebenso bedrohliche Hochfluth hereinbrach, welcher im September
und Oktober des vorigen Jahres eino dritte, folgenschwere Katastrophe folgte.
Die in der zweiten Septemberhälfte 1882 abgetragene Schlamm-
menge würde ausgebreitet allein eine Fläche von 717 Hektar mit reich-
lich einen Schuh mächtiger, fruchtbarer Bodenkrumo bedecken.
Mnn kann aus dieser Ziffer für die bloß 30 Kilometer lange Strecke
zwischen Toblach und Bruneck ungefähr ermessen, welch' kolossale Massen
Erdreich aus dem gesammten umfänglichen Inundationsgebiet von Tyrol und
Kärnten dem adriatischen und schwarzen Meer zu wiederholten Malen zu-
geflößt wurden und welch' unberechenbare Boden wertho den ohnehin so müh-
sam zur Kultur gebrachten Alpenländern unwiederbringlich verloren gehen.
Zur Berechnung des transportirten Gerölles fehlen alle Anhaltspunkte.
Anschüttungen erfolgten bereits in den nicht selten beckenartigen Aus-
weitungen im Thalwege der Rienz. Die Schotterfühl ung dieses Flusses
hat das Eisackbett in Brixen um gewiß zwei Meter erhöht. Im Thal-
kcssel von Brixen lagert ein beträchtlicher Theil des durch die Rienz
herbeigeschleppten gröberen Materiales.
lu Brixen an der Einmündung der Rienz in den Eisack, welcher
sich diesmal weniger ungeberdig benahm, hätte sich eine schöne Gelegen-
heit geboten, die Wassermassen des ersteren Flusses zu bestimmen und
daraus die Konsumtion, nämlich das Verhältniß zwischen Regen- und
Abflußmenge abzuleiten, um zugleich eine Kontrole nach beiden Be-
obachtungsrichtungen hin zu gewinnen.
Die Ausscheidung des Niederschlagsgebietes für den oberen Abschnitt
bis Bruneck ist schwer durchführbar. Hinwieder lassen sich die Abfluß-
mengen des Tauferer- und Gaderbaches, sowie des Lasankenbaches bei
Brixen und der übrigen dazwischen liegenden kleineren Zuflüsse der Rienz
ohne irgend welche Beobachtung gar nicht abschätzen. Der Taufererbach
artete zwar nicht in heftige Schwellung aus, aber die Gader, welche
ein sehr verzweigtes, tief in die Dolomiten eindringendes Flnßnetz im
Rau- und Abteithal aufweist, wälzte aus Euneberg gewaltige Fluthen heraus.
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Die tlochwasserkatastrophe zu Bruneck.
333
Veranschlagt man die mittlere Regenhöhe im September mit
250 Millimeter, so erhält man für das Niederschlagsgebiet der Rienz im
Ausmaße von 2240 Quadratkilometer 560 Millionen Kubikmeter Wasser.
Unter gewöhnlichen Umständen nimmt man bei Gebirgsflüssen, welche
im Unterlaufe größere Ebenen durchsetzen, etwa die Hälfte des Nieder-
schlages als Abflußmenge an. Nach andauerndem Regen und noch inner-
halb des Gebirgszwingers kann der Procentsatz eine ansehnliche Steigerung
erfahren. Die Abflußmenge wird modificirt durch das Flußregime, näm-
lich durch den allgemeinen Charakter eines Flusses, welcher aus dem
Zusammenwirken einer Reihe physischer Faktoren hervorgeht, von welchen
der Vegetationsdecke und den Kulturverhältnissen des Gebietes nicht die
letzte Rolle zufällt.
Konsumtion einiger Alpenflüsse nach PraMr .
Procentc Procent e
Etsch 50 Tagliamento 60
Po 59 Bacchiglione 70
Isonzo 00 Brenta bO
Diese Flüsse, welche aus den Alpen dem adriatisehen Meer zuströmen,
büßen um so weniger Wasser ein, je rascher sie ihre Mündung gewinnen
und je kürzer der Weg durch die Ebene ist.
In Anbetracht, daß der Boden bereits vor Eintritt der Regenperiode
im September durchfeuchtet war, ist die Annahme einer Konsumtion von
80 Procent auch für die Rienz zulässig.
Von dem mit 560 Millionen Kubikmeter berechneten Niederschlage
passirten 240 Millionen während der zweiten Septemberhälfte das Profil
in Bruneck. Es verblieben sonach bei einer Konsumtion von 80 Procent
noch 208 Millionen, welche auf den Beginn des Hochwassers in Bruneck
und auf die sonstigen totalen Wasserzugänge zwischen Bruneck und
Brixen zu vertheilen wären. Solche Berechnungen fußen auf sehr dehn-
barer Grundlage. Zunächst läßt sich das wirkliche Niederschlagsgebiet
nicht so genau abgrenzen, und sodann entpricht die gemessene Regen-
höhe gewiß nicht dem Mittel aller Lagen. Ein Abgang von 1 cm
Regenhöhe involvirt aber für das gesammte Niederschlagsgebiet schon
einen Ausfall von 22,4 Millionen Kubikmeter Wasser.
Im Anschlüsse an die obige Bemerkung wäre wohl Veranlassung
gegeben, die Lückenhaftigkeit des meteorologischen Netzes in den Alpeu-
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334
Agrar- Meteorologie :
ländern, in&besonders den Mangel von Regenstationen in den höheren
Lagen, welche doch nicht selten bis nahe an die Baumgrenze besiedelt
sind, einer sach- und zeitgemäßen Erörterung zu unterziehen, ginge diese
Abschweifung nicht zu weit über den Rahmen dos behandelten Gegen-
standes hinaus. Die Unzulänglichkeit und Dürftigkeit der einfachsten
meteorologischen Beobachtungen wird noch übertroffen von der öden
Brache des hydrologischen und hydrographischen Arbeitsfeldes.
Es dürfte zuletzt am Platze sein, über das plötzliche und heftige
Auftreten der Wildwässer eine kurze Diskussion beizufügen, um der all-
gemein verbreiteten Anschauung zu begegnen, als ob in der That die
Niederschlage allein die Katastrophe verschuldet hätten. Alle Milderungs-
gründe, welche die Naturbeschaffenheit des Gebietes nahe legt, sollen ihre
Geltung behalten. Diese Ungunst der physischen Verhältnisse trifft aber
sogar noch schärfer in anderen, gleicherweise überregneten Gegenden zu.
Abgesehen von Norditalien und Südtyrol verzeichnete man auch in Kärnten
erheblich größere Regenmengen als im Pusterthal, und doch wurde gerade
letzterer Landstrich so hart mitgenommen.
Eingangs wurde erwähnt, daß während der Monate Juni, Juli und
August in der Nordzone der Alpen bedeutende Niederschläge fielen, ohne
daß es zu einer Wassersnoth gekommen wäre, welche man auch nur ent-
fernt in Parallele zu derjenigen im Pusterthal bringen könnte.
Die folgende Tabelle enthält eine Uebersicht der bezüglichen Regen-
mengen längs des Alpensaumes von Wien bis Bregenz.
Niederschläge in der Rnndzone der Nordalpen.
Millimeter.
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Die Hochwasserkatastrophe zu Bruneck.
335
I
Stationen
Land
oce-
bohr
's
■«-»
cy
da
ctober
Jahr
Meter
«
— *.
c
Innsbruck . . .
Nordtyrol
599
114
i
96 1 121
56
83
767
Landeck . . . .
759
98
81
111
95
97
735
Vorarlberg
580
183
167
216
122
145
1278
Feldkirch . . .
>
455
166
127
151
139
143
1130
1
410
255
279
176
220
138
1588
Greifen wir vier Stationen, welche nicht durch vorliegende Gebirge
mehr oder weniger in Regenschatten gestellt waren, nämlich Windisch-
garsten, Kremsmünster, Ischl und Salzburg heraus und vergleichen wir
damit die Niederschlüge im Rienzthal.
Mittlere Monatssummen.
Millimeter.
Stationen
1 Juni |
Juli
August
September
i
I
Zusammen
Nordalpen ....
Rienzthal ....
Rienzthal 4-
4
4
148
125
272
107
252
128
88 j 760
242 602
23 | 165
- 124 , 4- 154 | - 158
In den Nordalpen war die Regenmenge während der Monate Juni,
Juli und August bedeutend größer als zu gleicher Zeit im Rienzthal und
übertraf sogar im Juli und August die so berüchtigten Septemberregen im
Pusterthal. Auch die Intensität in den einzelnen Abschnitten, worauf
es bei Inundationen hauptsächlich ankommt, war beträchtlich. Und
trotz der ausgiebigen Dauerregen blieb jegliche Kalamität abgewendet. Im
Pusterthal hätten die Regengüsse der Nordalpen bereits im August die
schrecklichsten Folgen nach sich gezogen.
Das ganze Unheil der Alpenländer wurde durch eine unvernünftige
Raubwirthschaft in Wald und Weide heraufbeschworen und gezeitigt.
Für das labile Gleichgewicht der arg zerrütteten Naturverfassung hätte
auch ein schwächerer Anstoß genügt.
Die Mißhandlung des Waldes ist in Tyrol eine althergebrachte
Uebung. Von jeher besteht der grimme Kampf um den Wald und wurde
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836
Agrar-Meteorologie:
jedesmal zu Gunsten seines Erbfeindes entschieden. Die schlimmste Zeit
für diesen Schmuck und Schutz der Bergwelt brach aber vor einem Viertel-
jahrhundert an, und seit diesem traurigen Wendepunkt schlug der Kampf
um den Wald in einen Kampf gegen den Wald um. Mit der Auslieferung
des Waldes an die begehrlichen Bauern nach der unglücklichen Schlacht
bei Solferino und mit der Durchschienung von Kärnten und Tyrol war
das Signal zur unsinnigen Waldverwüstung gegeben. Dazu gesellte sich
eine maßlose Ausbeutung der Alpenweiden und Bergraähder zum Vor-
theile der durch steigende Marktpreise sich immer rentabler gestaltenden
Viehzucht.
Die Waldfrage ist namentlich in Tyrol eine Lebensfrage für Land
und Leute geworden. Tyrol und Vorarlberg unterstehen zwar einer
und derselben Landesregierung, allein der Unterschied in Waldschutz und
Ziegenpolizei dies- und jenseits des Arlberges springt in allen seinen
Konsequenzen scharf in die Augen, mag man wo immer einen Grenz-
paß überschreiten. Auch in Kärnten hat man nachgerade den Ernst
der Situation in" strenger Durchführung der gebotenen Maßregeln erfaßt.
Für Tyrol findet jedoch das Forstgesetz eine so mildo praktische Aus-
legung, daß sich der Bauer fast als unumschränkter Herr des Waldes
geberden kann. So gedieh der Waldjammer zum chronischen Verhängniß.
Durch die stetig sich erneuernden Ueberfluthungen nichts weniger
als gemahnt, brachte im vorigen Jahre anläßlich des Schützenfestes in
Innsbruck eine Bauerndeputation in autochthoner Unverfrorenheit ein
ganz ungeheuerliches Wald- und Ziegenanliegen vor.
Wer das Pusterthal einmal befahren, wird erstaunt gewesen sein
über den massenhaften Holztransport auf der Südbahn, sowie über die
zahlreichen, meist großartigen Brettersägen im Drau- und Rienzthal. Die
Ueberschwemmung von 1882 hatte wohl gründlich mit diesen Holz-
veredlungsanstalten auch in den Seitenthälern aufgeräumt, aber phönix-
artig erstanden sie alsbald aus dem Schutte und entwickelten eine um
so regere Thätigkeit. Das größte Unglück für das Pusterthal, überhaupt
für Tyrol, ist der wälsche Holzspekulant mit seiner verständnißinnigen
Feinfühligkeit für die finanzielle Bedrängniß der etwas üppig sich
gehabenden Bauernschaft. Der wälsche Waldverderber setzt, nachdem es
jenseits der Grenzpfahle nichts mehr zu verwüsten giebt, im Nachbarlande
das Vernichtungswerk mit viel Geschick und Vortheil beharrlich fort.
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Die Hochwasserkatastrophc zu Bruneck.
337
lieber alle diese desolaten Zustände ist schon so viel geschrieben
worden, daß man damit ganze Sehränke füllen könnte, aber bis zur
Stunde hatten diese patriotischen Bemühungen keinen greifbaren Erfolg.
Ist es nun mit der Waldwirtschaft in Tyrol, insofern es nicht
Staats- und Fondsforste betrifft, überhaupt schlecht bestellt, so sieht es
oberhalb der Baumgrenze in jener Region, auf deren weiten Räumen der
Hauer unterschiedliches Vieh sömmert, womöglich noch klüglicher aus.
Freilich entzieht sich diese Mißwirtschaft viel leichter als der Wald
dem forschendem Blick. In dieser, auf alle mögliche Weise sehmählich
geschundenen Hochregion entspringen, hervorgerufen durch Hochwetter mit
Hagelschlag, welcher in den häutigsten Fällen eine Folge des abgeholzten
Waldgürtels ist, außerdem begünstigt durch die weiche Schieferhülle der
Bergflanken, die unbändigsten Wildbäche und gelangen bereits tiberladen
mit Schutt und Schlamm in die Waldregion, welche, weil devastirt, schon
beim ersten Anpralle nachgiebt. Die mit Glacial- und Gehängeschutt
überlagerten Lehnen liefern weitere Zuschüsse. Der wuchtigen Stoß- und
Schlagkraft einer solchen, noch mit Holzmassen befrachteten Wasserfluth
ist das Flußthal mit seinen beweglichen Uferrändern widerstandslos
preisgegeben.
Die in Angriff genommenen Schutz- und Regulirungsbauten an den
Wildbächen und Flüssen können sich erst dann in vollem Umfange
behaupten, wenn in der Hoch- und Waldregion der unabweisbare Wandel
geschaffen und so viel als möglich der ursprüngliche Zustand wieder
hergestellt ist. Nur mit diesem Schlußring in der Kette der Maßnahmen
kann der gänzliche Ruin des Gebirges aufgehalten werden.
338
Agrar-Meteorologie :
Neue Litteratur.
«7. Hann. Ueber den Einfluß de* Waldes auf die klimatische Tem-
perator. Meteor. Zeitschrift. Bd. III. 1886. Heft 9. S. 412.
In einer größeren Abhandlung: „Die Temperaturverhältnisse der österr.
Alpenländer" hat Verf. Gelegenheit gehabt, verschiedenartige Lokaleinflüsse auf
die Tcmperaturbestimmungen zu konstatiren. Ebenso wie über den Einfluß der
Städte auf die Lufttemperatur') beabsichtigt Verf. in vorliegender kleinen Studie
über den Einfluß des Wiener Waldes auf die Luftwärme die Ergebnisse der
betreffenden Zusammenstellungen zu reproduciren.
Die Temperatur in der Umgebung von Wien im freien Lande außerhalb des
Waldgebietes zeigen folgende Orte mit längeren Beobachtungsreihen. Die Mittel
sind sämmtlich auf die Periode 1851 SO redneirt, sowie auf die gleiche Seehöhe
von 200 m.
Jan.
April
Juli
Okt.
Jahr
Hohe Warte
-1,4
9,6
19,9
10,1
9,3
Neue Sternwarte
-1,5
9,5
19,8
10,1
9,2
Modling
-1,1
9,8
20,2
10,4
9,6
Perchtolsdorf
— 1,2
9,6
20,5
10,4
9,6
Diese 4 Orte repräsentiren : die beiden ersten die kühleren Lagen, die zwei
letzteren die wärmeren Lagen in der nächsten Umgebung von Wien im Freilande.
Nimmt man die Mittel dieser Temperaturen, so darf man dieselben für die Um-
gebung von Wien im Allgemeinen gelten lassen.
Zum Vergleich zieht Verf. die Beobachtungen der Station Hadersdorf heran,
welches nur 11 km von dem jetzigen meteorologischen Observatorium auf der
hohen Warte entfernt liegt und in vollkommen verläßlicher Weise die Wärme-
verhältnisse in den Tbälern des Wiener Waldes, in denen der Wald bis zur
Thalsole herabreicht, repräsentirt. Der Höhenunterschied zwischen Hadersdorf
und der hohen Warte beträgt nur 28 m, ist also in Bezug auf den Temperatur-
unterschied fast zu vernachlässigen (mittlere Korrektion ca. 0,14° C). Die Thermo-
meter der meteorologischen Centralanstalt sind im Nordschatten des Instituts-
gebäudes in einem Jalousiehäuschen aufgestellt, jene in Hadersdorf in einer
Blechbeschirmung vor einem Nordfenster. Daß dieser Unterschied der Aufstellung
keinen merklicheu Einfluß auf die damit erlangten Mitteltemperaturen bat, bezeugt
die große Uebereinstimmung der Temperaturmittel jener Stationen in der Um-
gebung von Wien, welche ähnliche Lage haben.
Es ergiebt sich daher folgender Vergleich der Temperatur innerhalb und
außerhalb des Wiener Waldes in 200 m Seehöhe.
Jan.
April
Juli
Okt.
Jahr.
A. Freiland: wanne Lage:
-1,2
9,7
20,3
10,4
9,6
B. „ küblere Lage:
-1,4
9,6
19,9
10,1
9,3
C. Wiener Wald: küble Lage:
-0.9
8.7
18,6
9,3
8,4
C-H.
-0,5
-0,9
-1,3
-0,8
-0,9
') Diese Zeitschrift. Itd. IX. 1886. 8. 157.
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Neue Litteratur.
339
Es ergiebt sich hieraus, daß die Waldtbfller des Wiener Waldes eine sehr
erheblich niedrigere Temperatur haben als das freie Land am Rande desselben.
Wie zu erwarten, ist der Einfluß imWinter am kleinsten, im Sommer am größten
(Waldbestand: reiner Buchenwald). Man würde aber irren, wenn man daraus
schließen wollte, daß die Temperaturdifferenz auch im täglichen Gange in analoger
Weise am Nachmittage am größten sei. Dies ist nicht der Fall, wie folgende
Differenzen zeigen.
Hadersdorf - Hohe Warte 1875/84. Grade Celsius.
7U.
2U.
9 11.
7U.
211.
9U.
Oktober
-0,8
-0,1
-1,8
April
-0,9
-0,4
-1,5
November
-0,7
-0,1
-0,9
Mai
-1,2
-0,2
-2,0
Deoember
-1,0
0,0
0,6
Juni
-1,2
-0,1
— 2.2
Januar
-0,6
0,1
-0,7
Juli
-1,0
-0,3
2,5
Februar
-0,8
0,1
-1,1
August
-1,1
-0,3
-2,3
März
-1,1
-0,3
— 1,5
September
-1,1
-0,4
-1,9.
Am geringsten ist der Temperaturunterschied in den wärmeren Stunden des
Tages, am größten in den kälteren. Abends und am frühen Morgen ist der
Einfluß des Waldes auf die Erniedrigung der Lufttemperatur am größten. Es
stimmt dies völlig mit den unmittelbaren Eindrücken, die man von einem Aufenthalt
in einem Waldthale empfängt. Um die Mittags- und Nachmittagsstunden spürt
man am wenigsten von einer Abkühlung der Luft durch die umgebenden Wälder,
am Abend und am frühen Morgen macht sie sich dagegen sehr empfindlich fühl-
bar. Die Thaubildung ist in den Thälern des Wiener Waldes während des
Sommers eine sehr reichliche und die nasse Kühle wird Abends nach Sonnen-
untergang sehr unangenehm empfunden. Die Tempcraturdifterenzen um 7 U.
Morgens sind deshalb auch im Sommer viel kleiner als jene um 9 U. Abends;
jener Termin steht bloß 5 Stunden von Mittag ab, dieser 9 Stunden. Die Tem-
peraturdifferenzen Wien, alte Sternwarte, gegen hohe Warte zeigten eine ganz
analoge Erscheinung; sie waren Morgens und Abends am größten, Nachmittags
2 U. am kleinsten.
Für die Jahreszeiten stellen sieh die Temperaturdifferenzen wie folgt. Die
Temperatur ist in Hadersdorf niedriger als auf der hohen Warte:
7 U. Vorm.
2 U. Nachm.
9 U. Abends.
Winter
0,8
0,0
0,8
Frühling
1,1
0,3
1,7
Sommer
1,1
0,2
2,3
Herbst
0,9
0,3
1,4
Mittel:
1,0
0,2
1,6. E. W.
L. Anderlind. Ueber den Einfluß der Gebirgswaldungeii im nördlichen
Palästina auf die Vermehrung der wässrigen Niederschlüge daselbst. Zeit-
schrift des deutschen Palästinavereins. VIII. S. 101 und „Der Naturforscher - 1886.
Nr. 14. S. 155.
Der Verf. theilt zunächst die nach zehnjährigen Erhebungen zwischen 1869 und
1878 ermittelten Jahresdurchschnitte für den Regenfall in Jerusalem und Nazarcth
mit: ersteres hat 57,0 cm, letzteres 61,2 cm, also dieses 4,2 cm — 7,3° ( o mehr.
— Da aber Jerusalem im Mittel etwa 500 m höher liegt als Nazareth (266 m), so
E Wollny, ForMchungen IX. 23
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340
Agrar-Mcteorologie:
bedürfen diese Zahlen, um direkt vergleichbar zu werden, einer Korrektion, zu
welcher uns Verf. durch die Angabe, daß in Jerusalem in einer 5jährigen Be-
obachtungszeit 11 cm mehr Regen .jahrlich gefallen sei als in der nordwestlich
am Meer gelegenen Stadt Jafa, eine immerhin brauchbare Basis giebt. Darnach
würde in dortiger Gegend ein Unterschied von 100 m absoluter Erhebung einen
um 1,4 cm stärkeren Regenfall verursachen und sollte demgemäß Jerusalem
gegenüber von Nazareth 7,1 cm mehr haben, während es 4,2 weniger hat, so daß
die wirkliche Differenz 11,3 cm = 20°/o betragen würde.
Nun giebt Verf. ausführliche Darstellungen über die Bewaldung in den
näheren und ferneren Umgebungen beider Städte und zeigt, daß Jerusalem auf
45 — 75 km Entfernung eigentlich gar keinen Wald hat. Dagegen ist das 103 km
nördlich von Jerusalem gelegene Nazareth „fast auf allen Seiten von ansehnlichen,
zum Theil vollkommenen Waldungen umgeben", welche bis auf 3 km Entfernung
an dasselbe heranrücken und einen doppelten Kranz darum bilden.
Die Bestockung wird vorherrschend aus Laubholz gebildet, aus verschiedenen,
theils immergrünen Straucharten und den beiden Eichenarten, der wintergrünen
Kermes- (Quereus coccifera L.) und der sommergrünen Knopperneiche (Quereus
aegilops L.), wozu noch der wilde Johannisbrodbaum (t'eratonia siliqua) kommt
Der Verf. anerkennt selbst die Schwierigkeit einer genaueren Bestimmung
des Bewaldungsprocentcs, da Detailvermessungen überhaupt nicht stattgefunden
haben und deshalb die Flächen nur annähernd aus der Generalkartc von Palästina
berechnet werden können. Daraus bestimmt er 258 qkm vollbestockte Waldtläche
oder 6 °/o des ganzen Landes. Die Wirkung dieser verhältnißmäßig geringen
Fläche wird dadurch verstärkt, daß der größere Waldkomplex auf der süd-
westlichen Seite gegen das Meer vorliegt, so daß also dadurch die Abkühlung
der Luft und die Verdichtung der Wasserdämpfe zu Regen für den gegebenen
rückwärts gelegenen Beobachtungspunkt wesentlich gesteigert werdeu muß.
Aber nicht bloß die Menge des jährlichen Regens, auch die Gleichmäßigkeit
des Regenfalls ist in Nazareth merklich größer. Zu Jerusalem schwankte die
Regenhöhe in genannten 10 Jahren zwischen 31,8 und 109,1, in Nazareth dagegen
nur zwischen 37,4 und 89,6 cm. lieber die Vertheilung der Regenmenge auf die
einzelnen Monate oder Jahreszeiten sind keine Materialien beigebracht, obgleich
der Verf. anführt, daß eine Mißernte in sichere Aussicht zu nehmen sei, wenn
zur Zeit der Körnerreife nur einige cm Regen zu wenig fallen.
R. Aß manu. Der Einfluß der tiebirge auf das Klima von Mittel-
deutschland. Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde. Bd I. 18*6
Heft «, und Meteor. Zeitschrift. Bd. III. 188«. Heft 9. S. 42«.
In Folge der eigentümlichen Bodengestaltung, des raschen Wechsels von
Hoch und Niedrig, gestaltet sich das Klima von Mitteldeutschland zu einem Bilde
von „mosaikartiger Mannigfaltigkeit und scheinbarer Unentwirrbarkoit, bei welchem
die Aussonderung der auf dieselbe Ursache zurückführbaren Erscheinungen erheb-
lichen Schwierigkeiten begegnet". Den markantesten Faktor, den Einfluß der
Bodenerhebungen von Fall zu Fall auszusondern und seine Wirkungen festzu-
stellen, ist die Aulgabe, die der Verf. der vorliegenden Schrift sich gestellt hat.
Das behandelte Gebiet umfaßt die Provinz Sachsen, die thüringischen Staaten,
ferner Anhalt und Braunschweig. Ausgeschlossen werden mußte hingegen leider
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Neue Litteratur.
341
„der in mancher Beziehung abweichenden Beobachtungsmethoden und- Zeiten"
wegen das Königreich Sachsen.
In der Einleitung wird in übersichtlicher Weise ein Bild der Bodengestaltung
Mitteldeutschlands gegeben, das durch die vom Verf. entworfenen Höhenprofile,
sowie durch die treffliche Uebersichtskarte, die gleichzeitig die Grundlage der
klimatologischen Karten bildet, wesentlich vervollständigt wird.
Die meteorologischen Resultate des Verf. an dieser Stelle wiederzugeben,
verbietet der Raum ; es sei in Bezug auf Einzelheiten auf das Original selbst ver-
wiesen. Doch möge es gestattet sein, auf einige Ergebnisse, die besonderes
Interesse beanspruchen, aufmerksam zu machen.
Auf Grund der einwurfsfreien Luftdruckbeobachtungen an 16 Stationen in
den Jahren 1883 — 1885 entwirft der Verf. Isobarenkarten für das .lahr wie für
die einzelnen Jahreszeiten und zeigt hierbei, daß nordöstlich des Harzes wie des
Thüringer Waldes durch eine südliche, sehr erhebliche Ausbuchtung der Isobaren
die Existenz zweier kleiner Theildepressionen angezeigt wird. Da diese Aus-
buchtungen sich im Mittel zu allen Jahreszeiten zeigen und bei Reduktion der
Barometerstände auf das Meeresniveau wie auch auf die Niveaufläche von 300 m
Höhe in gleicher Lage auftreten, so dürfte an der Thatsächlichkeit dieser Er-
scheinung nicht zu zweifeln sein, umsomehr als die vom Verf. gegebene Erklärung
des Phänomens eine durchaus natürliche ist. Die deutschen Mittelgebirge erbeben
Bich aus dem sanft vom Euße der Alpen nach Norden sich senkenden Gebiet und
werden fortwährend von den Winden bestrichen, die den auf der Nord- und Ost-
see dahinziehenden Depressionen zuwehen. Je größer die Rpibungswiderstände
sind, die das Abfließen der Luft zu hindern trachten, desto größere Gradienten
sind zu ihrer Ueberwindung nothwendig. Es werden sich daher im Gebiet eines
Hindernisses, das sich der Luftabfuhr entgegenstellt, die Isobaren in Ausbuchtungen
einander zu nähern suchen, während sie in Gebieten mit geringer Reibung sieb
von einander entfernpn. In dieser Weise wird die Druckvertheilung abhängig
von der Bndengestaltung ; der Druck wird auf einem Druckabhang, auf dem sich
Gebirge senkrecht zur Richtung des Gradienten erheben, nicht gleichmäßig, sondern
treppenförmig abnehmen, und in Lee der Gebirge werden sich Gebiete finden,
welche sich, verglichen mit den Nachbargebieten rechts und links, denen Hinder-
nisse fehlen, durch niedrigen Druck auszeichnen. Eine Bestätigung dieser Theil-
minima nordöstlich des Harzes und Thüringer Waldes glaubt Verf. in den zweit-
häuftigsten Windrichtungen zu finden.
Bei Besprechung der Temperaturverhältnisse wird vor Allem die Bedeutung
der Lokaleinflusse erörtert. Es werden die Mitteltemperaturen des Jahres und
der Jahreszeiten mit Hilfe der Reduktionsgröße 0,5° pro 100 m auf das Meeres-
niveau reducirt. Daß trotz dieser Reduktion die Höhen der Berge zu kühl
bleiben, hängt natürlich davon ab, daß die gewählte Reduktionsgröße 0,-V kleiner
ist als die empirisch fiir das Gebiet geltende. Letztere hat J. Hann für den
Harz zu 0,58° gefunden.
Aus einer Zusammenstellung der mittleren absoluten Maxima und Minima
des Jahres leitet der Verf. ab, daß erstere höher in Lee der Gebirge sind als
an deren Luvseite, die Minima in Lee des Thüringer Waldes niedriger als an
dessen Südseite, ein Gegensatz, dtr am Harz fehlt und daher wohl weniger auf
23*
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342
Agrar- Meteorologie:
den Gegensatz von Luv* und Leeseite, als vielmehr auf die Gestaltung des
Thüringer Beckens zurückzuführen ist, die nach den Ausführungen des Verf. für
intensive Erkaltung mit Temperaturumkehr in der Höhe sehr günstig ist. — Die
mittlere Jahresschwankung ist an der Luvseite der Gebirge erheblich kleiner als
an deren Leeseite: „Die Gebirge Mitteldeutschlands verleihen den Temperatur-
verhältnissen ihrer in Lee gelegenen Niederungen einen erheblich kontinentaleren
Charakter." Im Winter äußert sich jedoch der Einfluß der Meeresnähe darin,
daß zwar die Südseite des Thüringer Waldes wärmer ist als dessen Nordseite
und die Südseite des Harzes wärmer als die letztere, gleichwohl aber kälter als
die dem Meere so viel nähere Nordseite des Harzes. Einige Orte der Nordseiten
beider Gebirge haben unter dem Einfluß föhnartiger Erscheinungen relativ hohe
Wintertemperaturen.
Im III. Abschnitt zeigt der Verf. die so enge Abhängigkeit der Hydro-
meteore von den Bodenformen, der Bewölkung wie der Regenmenge, welche
beide in Lee der Gebirge Minima aufweisen, während an der Luvseite die Er-
hebungen durch Vermehrung der Hydrometeore sich bereits in großer Entfernung
fühlbar machen. Daß der Harz gegenüber dem Thüringer Wald durch größere
Bewölkung und größere Niederschläge sich auszeichnet, entspricht seiner exponir-
ten Lage. Interessant ist, daß die Niederschlagshäufigkeit keine von den Gebirgen
direkt abhängige Verthcilung zeigt, und in Folge dessen die mittlere Nieder-
schlagsdichtigkeit an der Luvseite der Gebirge größer zu sein scheint als an
deren Leeseite.
Eine Schilderung der klimatischen Bezirke Mitteldeutschlands bildet den
letzten Theil des Werkes, desseu Hauptergebniß Verf. in nachfolgendem Schluß-
satz zusammenfaßt:
„Der Einfluß der Gebirge auf das Klima Mitteldeutschlands äußert sich
hauptsächlich in der Weise, daß die Luvseiten der Gebirge nächst ihrem nächsten
Vorlande ein limitirtes, die Leeseiten bis auf weitere Entfernungen hin ein ex-
cessiveres Klima erhalten. Das Binnenlandsklima wird daher in ein Küsten- und
in ein verstärkt kontinentales Klima zerspalten ; die erheblich größere Wirkungs-
sphäre der Gebirge nach ihrer Leeseite hin bedingt als allgemeines Resultat der
Gebirgswirkung eine Vermehrung der Kontinentalität. Andererseits sind die Ge-
birge selbst für die Regenbenetzung von erheblichstem Einfluß, indem sie gewisser-
maßen Fangapparatc für den atmosphärischen Wasserdampf darstellen."
M. r. E. Berthelot und Andr6. Ueber die stickstoffhaltigen Süd«
stanzen Im Regenwasser. Compt. rend. T. CIL 1886. pag. 957, und „Natur
wissenschaftliche Rundschau". 188«. Nr. 28. S. 256.
Wie wichtig die Zufuhr stickstoffhaltiger Substanzen durch den Regen für
den Boden, ist bekannt: aber die genaue und vollständige Ermittelung dieser Zu-
fuhr bietet ganz besondere Schwierigkeiten. Meist begnügt man sich damit, den
Stickstoff des im Niederschlagwasser frei oder gebunden vorkommenden Ammoniaks
und den Stickstoff der Salpetersäure zu bestimmen; aber im Regeuwasser sind
noch weitere stickstoffhaltende Substanzen in Form von Staubtheilchen enthalten,
welche zuweilen dem Boden fast ebenso viel Stickstoff zuführen wie die Am-
moniaksalze 1 ).
») Vergl. die Untersuchungen von A. Uty. Diese Zeitschrift. Bd. VI. 1883. 8. 180 u. Iii.
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Neue Litteratur.
343
Die Verff. haben dies in der Weise nachgewiesen, daß sie das Regenwasser
filtrirten und nach der gewöhnlichen Analyse des Wassers auf seinen Stickstoff-
gehalt, den mit unlöslichem Staube beladenen Filter auf Stickstoff untersuchten.
Es wird hierbei darauf aufmerksam gemacht, daß die Analyse des Regen-
wassers gleich nach dem Niederfallen ausgeführt werden muß, weil beim Stehen
des Wassers sich aus den Luftkeimen bald Organismen entwickeln, die das
Ammoniak und die salpetrige Säure umwandeln.
Will man daher genau die Zufuhr des Stickstoffs durch die Niederschläge
bestimmen, so muß man vier Bestimmungen ausführen: man hat den Stickstoff
zu messen im freien Ammoniak, im gebundenen Ammoniak, in der salpetrigen
Säure und im Staube. Die letztere Quelle ist besonders wichtig bei kurz dauern-
dem Regen und bei Schneefällen.
In der nächstfolgenden Sitzung der Pariser Akademie (C. r. III. 1001; trat
Th. Schlösing diesen letzteren Angaben entgegen mit dem Hinweis darauf, daß
nach seinen exakten Messungen die trockene wie die feuchte Ackererde der Luft
Ammoniak entzieht, und zwar die feuchte Erde noch mehr wie die trockene, weil
sich in der feuchten das Ammoniak in Nitrate verwandelt, und daher die Ammoniak-
spannung in der feuchten Erde stets kleiner ist als in der Luft.
In einer anderen kurzen Mittheilung an die Pariser Akademie behandeln
dieselben Verfasser die Dosirung des Ammoniaks im Boden und Meisen ganz
besonders die großen Verluste an Ammoniak nach, welche der Boden durch das
Trocknen sowohl bei 100° als im Vakuum erfährt. Man muß daher den Boden,
dessen Ammoniak man bestimmen will, niemals vorher austrocknen, sondern den
Wassergehalt in einem besonderen Verfahren bestimmen.
Die Verff. machen ferner darauf aufmerksam, daß der vom Regen durch-
feuchtete Boden beim natürlichen Austrocknen gleichfalls Ammoniak verliert (?)
und dieser Proceß geht in der Weise vor sich, daß die Ammoniaksalze mit den
Alkalikarbonaten eine Doppelzcrsetzung eingehen, bei welcher sich kohlensaures
Ammoniak bildet, das sich theilweise zersetzt, wobei Ammoniak in die Atmo-
sphäre entweicht Wenn Karbonate im Boden fehlen, dann fällt auch die Zer-
setzung der Ammoniaksalze und das Entweichen des Ammouiaks in die Luft aus.
O. Kellner, Untersuchungen Aber den Gehalt der atmosphärischen
Niederschläge an Stickstoffverbindungen. Landw. Jahrbücher. Bd. XV. 1886.
S. 701—708.
Die eigenartigen meteorologischen Verhältnisse in Japan gaben dem Verf.
Veranlassung, im Anschluß an die in Europa angestellten Beobachtungen, solche
auch für die dortige (»egend (Tokio) anzustellen. In Folge der Lage des Landes
im nordöstlichen Theile des indo- chinesischen Monsungebietes sind während der
heißesten Jahreszeit (Juni bis September; südwestliche, im übrigen Theile des
Jahres nordöstliche Winde vorherrschend. Zur Zeit des Monsunwechsels, im
Juni und September, giebt es alsdann sehr reichliche Niederschläge, die gewöhn-
lich wiederkehren, bis der neue Monsun den alten verdrängt hat; so entsteht
denn zweimal im Jahre eine 4— <"> wöchentliche Regenporiode. Aber auch die
übrige Zeit ist keineswegs arm an Regen. — Gleichzeitig mit einer großen
Feuchtigkeitsmenge führt der Sommermonsun dem Lande einen bedeutenden
Wärmezuschuß aus den Tropen zu, wahrend im Winter die Kälte des Nordost
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344 Agrar-Meteorologie :
durch einen warmen, von den Küsten Chinas kommenden Meeresstrom, sowie
durch die Wassermassen des stillen Oceans Oberhaupt, sehr gemildert wird.
Die Salpetersäurebestimmungen in den Niederschlägen aus dem Jahre
1883 '84 ergaben folgende Resultate:
Zahl der „. . , . Mittlere Salpetersäure
Regentage 18 ersc 1 a ^ Temperatur pro Liter pro ha.
"C. vag g
November 8 38,99 9,7 0,677 263,8
December 8 35,05 4,9 ) Q m \ ^
Januar 8 42,38 2,o J 1
Februar 8 52,82 2,6 0,504 263,6
März 13 165,49 5,9 0,208 343,9
April 12 235,78 11,5 0,192 452,6
Mai 11 131,56 15,2 0,387 508,8
Juni 13 203.11 19,5 0,191 387,6
JiH W 111,60 23,3 ] AO , B |
j 0,215 j
August 12 84,70 23,8
September 11 149,09 21,4 ' 0,336 ' 500,7
Oktober 6 87,12 15,6 0,563 490,5
Pro Jahr 113 1337,19 13,0 0,3285 4392,4
Der im Vergleich zu den Resultaten anderweitiger Untersuchungen geringe
Gehalt der Niederschläge an Salpetersäure erklärt sich aus den groben Nieder-
schlägen, die namentlich während der Sommermonate und Regenperioden oft
mehrere Tage anhalten und die Luft derartig von den an und für sich leicht
auflöslichen Nitraten und Nitriten befreien, daß sich in dem am zweiten ond
dritten Tage fallenden Regen von ihnen fast nichts mehr vorfindet.
Dementsprechend waren die Niederschlüge im Sommer beträchtlich ärmer
an Salpetersäure als im Winter; es beträgt nämlich der Gehalt pro Liter
von September bis Februar 0,562 mg,
» März » August 0,227 » .
Die Ergebnisse der Ammoniakbestimmungen sind in folgender Tabelle
enthalten:
Zahl der . Mittlere Ammoniak
Regentage ^ ,e<lersch,a g Temperatur pro Liter pro ha.
18^5. mm °C. mg g
Januar 2 23,1 1,7 0,561 129,6
Februar 8 31,2 2,3 0,529 165,1
März 10 89,5 4,7 0,240 214,7
April 16 177,1 10,8 0,169 299,5
Mai 10 70,7 15,1 0,167 118,4
Juni 15 277,9 20,3 0,138 373,8
Juli 8 269,4 23,0 0,076 204,0
August 5 129,9 25,2 0,117 151,3
September 11 71,4 21,9 0,250 178,2
Oktober 14 272,9 16,0 0,075 205,7
November 11 107,1 10,4 0,195 209,3
December 3 60,5 5,9 0,284 171,7
~Pro Jahr IÖÜT 1580,7 18,1 ~0,153" ~2421^r
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Neue Litteratur.
345
Ebenso wie bereits hinsichtlich der Salpetersäure bemerkt wurde, ist die
Koneeutration der Niederschläge während der Wintermonate höher als während
der Sommerzeit, was auch hier auf rein ortliche Verhältnisse, nämlich auf die
durch die beiden Monsunwechsel bedingte, ungemeine Intensität der Regengüsse
während des Sommers znrückgeführt werden muß.
Auf die Fläche von 1 ha sind in Tokio im Laufe eines Jahres herniedergefallen
in Form von Salpetersäure 0,650 kg Stickstoff,
» » • Ammoniak 1,994 » »
insgesammt 2,644 kg Stickstoff.
Trotzdem also hier die Regenhöhe doppelt so hoch ist als die von Rotliam-
sted (876 mm), bleibt die Stickstoffmenge, welche alljährlich dem Boden durch
die Niederschläge zugeführt wird, unter der für letzteren Ort ermittelten Zahl;
es wurde nämlich dort gefunden:
Stickstoff in Form von Salpetersäure: 0,829 kg,
» » » » Ammoniak: 2,763 >
insgesammt: 3,592 kg,
wobei bemerkenswerther Weise das Verhältniß des Salpetersäurestickstoffs zu dem
in Ammoniakform vorhandenen an beiden Orten fast das gleiche ist; dasselbe stellt
sich nämlich für Tokio auf 1 : 3,00, für Rothamsted auf 1 : 3,33.
Die Schlußfolgerungen aus vorsteh. Versuchsergebnissen präcisirt Verf. wie folgt :
1. Der Gehalt eines atmosphärischen Niederschlags an Stickstoffverbindungen
hängt vor Allem ab von der Intensität und Dauer desselben; je größer die Inten-
sität und je länger die Dauer, desto geringer ist die Koneeutration.
2. Selbst unter verschiedenen klimatischen Bedingungen bleibt sich die
Koncentration der Niederschlüge gleicher Höhe im Durchschnitt einer großen
Anzahl von Fällen annähernd gleich.
3. Das Verhältniß des Stickstoffs in Form von Ammoniak zu dem in Form
von Salpeter- und salpetriger Säure bleibt in den Niederschlägen selbst unter
verschiedenen klimatischen Verhältnissen (Rothamsted und Tokio) sehr konstant.
4. Die jährliche Niederschlagsmenge bietet gar kein Maß für die absolute,
einer gegebenen Fläche zugeführte Quantität gebundenen Stickstoffs, sondern es
kommt hierbei vor Allem auf die Intensität und zeitliche Vertheilung der einzelnen
Niederschläge an, derart daß z. B. in Tokio bei einer jährlichen Niederschlags-
menge von ca. 1500 mm nur 2,6 kg Stickstoff pro Hektar niederfallen, wogegen
in Rothamsted bei der beträchtlich geringeren Regenhöhe von 780 mm mehr,
nämlich 3,6 kg, in den Boden gelangen. K W.
O. Kellner, üeber die Stickstoffmengen, welche dnreh verschiedene
Absorptlonsflilssigkeiten der Atmosphäre entzogen werden »). Laudw. Jahr-
bücher. Bd. XV. 1886. S. 709-711.
Verf. beabsichtigte, das Maximum an gebundenem Stickstoff festzustellen,
welches der Ackerboden der Atmosphäre zu entziehen vermag. In dem Betracht
jedoch, daß diese Stickstoffmengen so gering sind, daß es unmöglich ist, dieselben
nur annähernd genau zu ermitteln, nahm er seine ZuHucht zu anderen absor-
birenden Mitteln. Er wählte eine 5 °/o Schwefelsäure für die Absorption des
») Vergl. die Untersuchungen von R. «hurjVA. Diese Zeitsehrift. Bd. IV. 18*1. 8. 44«.
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346
Agrar-Meteorologie :
Ammoniaks und eine ebenso hoch konzentrirte Lösung von Kalikarbonat für die
Bindung der Salpeter- und salpetrigen Säure. Die Flüssigkeiten wurden in ein
Gefäß von 26 cm Durchmesser und 200 ccm Inhalt gebracht und waren immer
drei Monate lang der Luft ausgesetzt'). Die Ergebnisse waren folgende:
Ammoniak Salpeter u. salpetrige
rw.,»« Mittlere ahsorbirt 8aure absorbirt
Uatum Temperatur pro ha pro ba
November 1884 - Januar 1885 . . . 3,9 »C 1,672 kg 1,304 kg
Februar bis April (1885) 5,9 „ 3,604 „ 1,685 ,
Mai bis Juli (1885) 19,5 „ 3,943 „ 0,824 ,
August bis Oktober (1885) 21,0 „ 4,958 , 1.204 n
Im ganzen Jahr: — 14,308 kg 5,017 kg.
Auf Stickstoff berechnet ergeben sich folgende Zahlen :
in Form von Ammoniak 11,78 kg
» » » Salpetersäure u. s. w. 1,30 »
Gesammtstickstoff: 13,08 kg.
Zählt man den Stickstoff der atmosphärischen Niederschlüge im Betrage von
2,64 kg hinzu, so ergiebt sich eine Menge von 15.72 kg gebundenen Stickstoff
pro Jahr und Ilektar. Weitere Uiitersuehungeu sollen darüber entscheiden, welche
Abweichungen von diesem Maximum die verschiedenen Bodenarten aufweisen.
E. W.
PF« Köpjten, Luftfeuchtigkeit und Nachtfrost. Meteor. Zeitschrift.
Bd. III. 1*86. S. 123 u. 124.
Bekanntlich hatte C. Laruf 1 ) in einem die Prognose der Nachtfröste be-
treffenden Aufsatz den Satz aufgestellt, daß Nachtfrost nicht eintritt, wenn der
Thaupunkt der Luft über 0 Ü liegt, daß Nachtfrost dagegen zu befürchten ist,
wenn der Thaupunkt unter den Gefrierpunkt sinkt. Hierbei ist aber, wie Verf.
vorliegender Notiz bemerkt, stillschweigend vorausgesetzt, daß die, doch wohl in
den Nachmittags- oder nicht zu späten Abendstunden zu machende Beobachtung
Gültigkeit auch für die Zeit der kältesten Nachtstunden habe und die Dampf-
spannung in dieser Zeit sich nicht wesentlich ändern werde. Dieselbe Voraus-
setzung ist auch von anderen Schriftstellern über diesen Gegenstand gemacht
worden, eine nähere Prüfung ihrer Richtigkeit dürfte indessen angezeigt sein.
Es soll dabei zunächst von den gelegentlichen, unperiodischen Aenderungen der
Duustspaunung abgesehen und nur ihre periodische Aenderungen ins Auge gefaxt
werden. Hierzu gebricht es allerdings bis jetzt noch außerordentlich An Material.
Aus Deutschland findet Verf. an Beobachtungen, welche die Dunstspannung auch
für die Zeit des Temperaturminimums im Sommer angeben, nur jene vou München;
nimmt man die Zahlen aus Lanp's Monographie des Klimas von München, ferner
jene für vier russische Stationen ans der Abhandlung von H. Wild über den täglichen
M Offen i können die mittelst der beschriebenen Versuchsmethode ermittelten Werth?
nicht auf die Ackererde übertragen werden, weil sich diese in Bezug uuf die Absorption des
Ammoniaks und der Salpetersäure wesentlich anders verhalt als die benutzten Absorption*
mittel. Aus diesem Grunde hat auch lief, den Titel der Arbeit, welchen Verf. im Original
auf die Absorption des gebundenen Stickstoffs durch die Ackererde bexog, abgeändert
Der Ref.
'■>) Diese Zeitschrift. IUI. VII. 1*81. S. t3S.
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Neue Litteratur.
347
und jährlichen Gang der Feuchtigkeit in Rußland und endlich jene für Melbourne
aus Neumayer: Discussion etc., so erhält man die folgende Uebersicht für denjenigen
Monat, dessen Nachtfröste bei uns am meisten gefürchtet sind, den Mai (Melbourne
November), wobei e die Dampfspannung in mm, T den Thaupunkt bedeutet:
Es ist hiernach der normale Thaupunkt zur Zeit des nächtlichen Temperatur-
minimums im Allgemeinen im Mai um 1° bis 2° niedriger als um 0 U. Abends,
eine Differenz, welche zu beachten ist, wenn aus Feuchtigkeitsbestimmungen am
Tage auf die Frostgefahr für die folgende Nacht geschlossen werden soll. K. W.
A. Kammermann. Yorausbestimiiiuug des nächtlichen Temperatur-
mlnimnms. Meteor. Zeitschrift. Rd. III. 188«. S. 124-128.
Verf. hat in zwei, in den Archives des Sciences physiques veröffentlichten
Arbeiten die auf dem Thaupunkt basirte und noch zwei neue Methoden der Vor-
ausbestimmung des nächtlichen Temperatnrminimums untersucht und kommt dabei
zu folgenden Resultaten.
Es zeigte sich zunächst bei Anwendung erstercr Methode, daß in ungefähr der
Hälfte der Fälle das nächtliche Minimum unter die am Abend bestimmte Temperatur
des Thaupunktes sinkt. Die Differenz zwischen der um 9\i U. Abends ermittelten
Temperatur des Thaupunktes und dem nächtlichen Minimum betrug (in Genf):
Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Septbr. Okt. Novb. Decbr.
-1,8 -1,3 -0,1 0,0 -0,1-0,1-0,1-0,8 -1,2 -1,4 -0,4 -0.6.
In den sechs Monaten März bis August wäre hiernach die tiefste Nacht-
temperatur durchschnittlich fast genau dem Thaupunkt um 9 1 /« U. Abends gleich,
in den sechs übrigen dagegen erheblich tiefer als dieser. Es scheint indessen,
daß dieses Resultat von der Ungleichheit 'der Jahre beeinflußt ist, aus denen die
Mittel der Temperatur und der Dunstsättigung abgeleitet sind, ganz abgesehen
davon, daß der aus der mittleren Dunstspannung berechnete Thaupunkt, wie
Weihrauch gezeigt hat, keineswegs dem arithmetischen Mittel der um 9 l 'a U. Abends
beobachteten Thaupunkte entspricht.
Für jeden Tag der Jahre 1882 bis Juni 188:» hat Verf. die Resultate dieser
Methode (nämlich den Thaupunkt um 9 l /s U. Abends korrigirt um den Retrag der
obigen normalen Differenz) sowie der gleich zu nennenden zweiten Methode mit
dem wirklichen Nachtminimum verglichen; diese Daten sowohl als auch deren
Differenzen theilt er in einer Tabelle in extenso mit; die Mittel der Abweichungen,
ohne Rücksicht auf das Zeichen genommen, nimmt er als Maß für die Verläß-
lichkeit der Methode an.
Die erwähnte zweite Methode beruht auf der Voraussetzung, daß die zu
erwartende Aenderung nach 10 U. Abends bis zum Minimum proportional *ei der
stattgehabten Aenderung vom Maximum bis 10 U., daß also die unperiodisihen
Tiflis
München
2 p 6 p 10 p J
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348 Agrar-Meteorologie:
Aenderungen und der Einfluß der Lokalität mehr die Amplitude als die Form
der täglichen Periode beeinflusse. Nach vieljährigen Beobachtungen beträgt zu
Genf die Aenderung nach 10 U. Abends in den einzelnen Monaten 56 (Okt.) bis
74°'o (Jan.) — durchschnittlich rund "'s — der Aenderung von 10 U. Abends.
Als „vorausgesehenes Minimum" bezeichnet Verf. das Mittel aus den beiden
Bestimmungen: die Abweichung desselben vom wirklichen Minimum beträgt in
47° • der Fälle weniger als 1°, in 80 0 ,o weniger als 2°, in 94°/o der Fälle weniger
als 8<> und nur in 6°/o der Fälle mehr als 3°. Letztere Fälle fanden vorwiegend im
Winter statt und nur je 1 mal im Lauf der 8 l /i Jahre in den praktisch wichtigsten
Monaten April und Mai. Indessen war die Häufigheit der positiven und negativen Ab-
weichungen keineswegs gleich, sondern überwogen die ersteren bei weitem, d. h. dt*
vorausgesehene Minimum war gewöhnlich tiefer als das wirkliche, besonders im
Winter; von den beiden Bestimmungsarten, welche zur Gewinnung der ersteren zu-
sammenwirken, ist jene nach dem Thaupunkt, welche diese Einseitigkeit der Fehler
zeigt, woraus hervorgeht, daß die an dem Thaupunkt nach den angeblichen Xornial-
werthen angebrachten negativen Korrektionen die Werthe sehr ungüustig beeinflußt
haben.
Während die beiden bisher behandelten Methoden eine gute theoretische
Begründung, aber eine durch die späte Abendstunde und das etwas komplicirte
Verfahren, das sie voraussetzen, eingeschränkte praktische Verwendbarkeit besitzen,
ist die dritte Methode eine rein empirische, aber vielleicht praktisch die werth-
vollste, falls sie sich an anderen Orten ebenso bewähren sollte wie in Genf.
Verf. fand nämlich, daß das Verhältniß der mittelst des Thermometers mit
feuchter Kugel ermittelten Temperatur zum nächtlichen Minimum während des
ganzen Jahres fast konstant bleibt, während der Unterschied zwischen Luft-
temperatur und nächtlichem Minimum bedeutend variirt. Folgende Tabelle giebt
für 1 U. Nachm. in den verschiedenen Monaten die Normalangaben der Luft-
temperatur, der feuchten Kugel, des Minimums und endlich die Differenzen der
beiden ersteren von dem letzteren, wie sie in Genf erhalten worden sind:
Lufttemperatur Feuchte Kugd
Lufttemperatur Feuchte Kugel Minimum Minimum Minimum
Januar
+ 1,9°
4- 0,«o
3,1°
5,0°
3,7«
Februar
- 4,1
+ 2,3
2,0
6,1
4,3
März
+ 7,6
4- 4,9
+
0,6
7,0
4,3
April
+ 12,2
■f. 8,8
+
4,2
8,0
4,1
Mai
J- 16,6
4- 12,1
+
8,0
8,6
4,1
Juni
+ 20,5
4- 15,3
+
11,3
9,2
4,0
Juli
4- 22.5
4- 16,8
+
13,1
9,4
3,7
3,9
August
+ 21.7
4- 16,4
+
12,5
9,2
September
4- 18,3
4- 14,2
+
10,0
8,3
4,2
Oktober
4- 12,9
4- 10,3
+
6,1
6,8
4,2
November
+ 6,7
4- 5,0
4-
1,7
5,0
3,3
December
+ 2,5
4- 1,3
1,8
4,3
3,1
Aus dieser Tabelle ersieht man, daß die Korrektion, welche an der Luft-
temperatur anzubringen ist. um volle 5,1° im Laufe des Jahres variirt, während
dieselbe für die feuchte Kugel nur um 1,2° differirt. Es ist wohl unnütz «u
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Neue Litteratur. 349
sagen, daß diese Beständigkeit der Korrektion für die feuchte Kugel nicht nur
um 1 U. Nachm. stattfindet, sondern für eine beliebige Stunde. Ks wurde 1 U.
Nachm. gewählt in der Annahme, daß von einem bestimmten Ort als Centrum die
Prognosen auf Nachtfrost in benachbarte Dörfer zur richtigen Zeit noch versandt
werden können. Es ist andererseits klar, daß die Bestimmung der tiefsten Nacht-
temperatur um so genauer sein wird, je näher die gewählte Stunde der Nacht liegt.
Eine Berechnung der mittleren Abweichungen nach den beiden Methoden,
die der Verf. für die Monate April und Mai und für verschiedene Jahre angestellt
hat, zeigte, daß durch eine einfache Subtraktion von der Temperatur, die die
feuchte Kugel angiebt, das nächtliche Minimum ebenso sicher schon um 1 U.
Nachmittags bestimmt werden kann, als mittels des Thaupunktes um 10 U. Abends.
Was die Abweichungen der vorgeschlagenen Methode selbst betrifft 1 ), so
waren von 71 Abweichungen, die während 244 berücksichtigter Tage 2° über-
schritten haben, bloß 14 negativ, und bei diesen 14 negativen Werthen (wahres
minus wahrscheinliches Minimum) sind 5, für welche die tiefste Nachttemperatur
unter -f- 4° zu liegen kam. Es scheint dem Verf. nicht unnütz hervorzuheben, daß
die vorausgesetzten Minima aufgestellt worden sind, ohne die Himmelsansicht oder
die Windstärke u. s. w. zu berücksichtigen. Diese Methode, die sich durch Ein-
fachheit auszeichnet, scheint also berufen, der Landwirthschaft in Bezug auf Frost-
prognose wirkliche Dienste zu leisten. Es ist klar, daß die anzuwendende Kor-
rektion für verschiedene Orte ebenfalls variiren wird ; doch die Konstanz derselben
läßt vermuthen, daß es in geringerem Maße sein wird gegenüber der Tem-
peraturänderung von einem Orte zum andern. JE. TP.
J. Berthaid. Die Nachttemperatnr und das feuchte Thermometer.
Meteor. Zeitschrift. Bd. III. 1886. S. 219 und 220.
Angeregt durch den Kammermann' sehen Artikel untersuchte Verf. sofort die
diesbezüglichen Data der von demselben verwalteten Station. Die Uebereinstimmung
der beiderseitigen Resultate war frappant, da wegen der sprichwörtlich gewordenen
„Abendkühle im Gebirge" in dortiger Gegend (Schneeberg) eine weit größere
Differenz zwischen den Angaben der feuchten Psychrometerkugel (2 C. Nachm.)
und denjenigen des Minimumthermometers erwartet werden mußte. Doch mögen
die annähernd gleiche Seehöhe (410, 480) und völlige Uebereinstimmung der Jahres-
schwankung der Temperatur (19°) beider Orte (Genf und Schneeberg) das ihrige
dazu beigetragen haben, die Deckung der in Bede stehenden Resultate bis auf
0,3° zu bewerkstelligen.
Die Resultate waren folgende:
I. Monatsmittel.
Das nächtliche Minimum lag tiefer als die 2 IT.- Temperatur des feuchten
Thermometers :
Jan. Febr. März April Mal Juni Juli Aug. Sept. Okt. Novbr. Decbr. Jahr
Mittel 4,1 3,8 4,5 4,5 4,ti 4,2 4,0 4,2 4,3 3,6 3.4 3,5 4,1
Maximum 7,3 5,0 5,8 5,6 5,4 4,7 4,8 4,9 5,0 4,0 4,8 7,6 4,5
Minimum 1,9 2,8 3,2 3,1 3,7 3.6 3,3 3,5 3,3 2,5 2,9 2,1 3,7
Die Differenz ist >
als in Genf 0,4 -0,5 0,2 0,4 0,5 0,2 0,3 0,3 0,1 -0,6 0,2 0,4 0,3
«j 97 Abweichungen zwischen 0« u. 1°, 76 Abweichungen zwischen 1° u. 2«.
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850 Agrar-Meteorologie:
II.
Da für die Praxis nur die Monate Mai, Juni und September von besonderer
Bedeutung sind, untersuchte Verf. hiervon jeden einzelnen Tag rücksichtlich seiner
Ucbereinstimmung mit dem zugeordneten Mittelwerthe aus I. Es stimmten überein
(ohne Rücksicht auf das Zeichen) bis auf:
0°
i j ;,o
]
D/s 0
2» 2 l /s° 3»
im Mai
3» i
4°
4>M>
5°
6°
Fälle
28
42
33
27
34 20 13
13
10
8
9
3
Procente
12
18
14
11
14 8 6
im Juni
6
4
3
3
1
Fälle
21
45
52
32
20 28 13
6
7
7
4
4
Procente
9
19
22
13
8 12 5
im September
3
3
3
1"*
l»
Fälle
24
37
81
38
27 11 21
17
18
m
i
7
2
Procente
10
15
13
16
11 5 9
III.
7
8
2«/ 2
2«,
1
Von den von der Frost prognose abweichenden Fällen verdienen diejenigen
besondere Aufmerksamkeit, deren Minimum unter das der Proguose fällt.
Hiervon waren schaden-
üesammtzahl solcher Um mehr als l°;o bringend (Lufttemp. + 2-
Falle: fehlerhaft: und darunter):
im Mai 117 Falle od.49»/ 0 76 Fälle oder 32«/o 20 Fälle oder 12' s °>
„ .Juni 97 „ „ 40 „ 60 „ „ 25, 2 „ n */• -
„ Sept. 101 „ „ 42, 78 r „82, 9 „ „ 6 ,
IV.
Um endlich auch noch diese Fehler wie bei der Proguosenstellung vermeiden
zu können, untersuchte Verf. sämmtliche unter III. verzeichneten Fälle hinsicht-
lich ihres 2 II. Nachm. Feuchtigkeitsgehaltes, ihrer Bedeckung, Windrichtung und
Windstärke. Es ergab sich:
n) daß von obigen 76, 60 resp. 78 Fällen (III.) beziehentlich nur 15, 10, 15
den Durchschnittsfeuchtigkeitsgehalt (für 2 U.) erreicht oder überschritten
hatten;
b) daß jedes Feuchtigkeitsmanko von 3° o die bei der Prognose benutzte
Differenz \\.) um ca. l u vergrößert;
c) daß der Prognosensleller diese Differenz noch weiter crfahrungsgemab
vergrößern muß, sobald der Wind aus NW— O bläst, vorher starke
Niederschlage fielen oder rasche Aufklärung erfolgte.
Verf. glaubt, daß mau selbst im Mai 95°/o Treffer erzielen kann.
A. Trotha. Znr Yorausbcstimmung des nächtlichen Minimum».
Meteor. Zeitschrift. Bd. III. 1886. S. 415-417.
Im Anschluß an die Aufsätze von Kammermann und Berthold macht Verf.
einige Mittheilungen über Beobachtungen, welche er im April und Mai in Löb-
schütz Schlesien behufs Vorausbestimmung des nächtlichen Minimums angestellt hat.
Zunächst macht Verf. darauf aufmerksam, daß die von Kammermann ge-
fundene Thatsache, wonach das nächtliche Minimum im Durchschnitt einer
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Neue Litteratur.
351
längeren Beobachtungsreihe nahezu 4° C. unter den Stand des feuchten Thermo-
meters am Nachmittag oder am Abend vorher herabgeht sich auf ganz natürliche
Weise erklart und daß die darauf gegründete Vorausbestiminung nur eine ein-
fache Variation der gewöhnlichen Thaupunktmethode ist. Wenn man nämlich
irgend welche Psychrometertafeln zur Hand nimmt, so findet man, daß bei mitt-
leren Feuchtigkeitsprocenten (50—70°» und bei mittleren -f Temperaturen das
feuchte Thermometer stets nahezu 4° niedriger steht als das trockene. Anderer-
seits ist schon seit lange bekannt, daß der Thaupunkt im Allgemeinen und im
Mittel einer längeren Beobachtungsreihe um ebensoviele Grade unter dem feuchten
Thermometer liegt, als letzteres seinerseits wieder niedriger steht wie das trockene,
d. h. also: der Stand des feuchten Thermometers ist die mittlere Proportionale
zwischen den Ständen des Thaupunktes und des trockenen Thermometers. Hieraus
erfolgt aber, daß, wenn das feuchte Thermometer vom trockenen um 4° differirt,
auch der Thaupunkt annähernd 4° unter dem feuchten Thermometer steht und
speciell, daß, da an den meisten Orten das Jahresmittel der relativen Feuchtig-
keit 70°/ 0 nicht übersteigt, und mithin im Durchschnitt das feuchte Thermometer
ca. 4° niedriger steht als das trockene, ebenso im Durchschnitt auch der Thau-
punkt 4° unter dem efsteren stehen muß. Darin allein liegt, nach des Verf.
Meinung, die Ursache der von Kammermann gefundenen Thatsache, welche man
auch einfach dahin fonnuliren könnte: der Thaupunkt liegt im Mittel einer
längeren Beobachtungsreihe rund 4° unter dem Stande des feuchten Thermo-
meters.
In der kalten Jahreszeit verringert sich die Differenz, wie man sowohl aus
den Tabellen von Kammermann und Berthold wie auch aus einer Psychrometer-
tafel ersehen kann, je nach der Intensität der Kälte bis auf etwa 3°; das Jahres-
mittel dürfte aber wohl überall nahezu an 4 ° # stehen.
Dies vorausgeschickt giebt Verf. nachfolgend tabellarisch die Resultate,
welche er im April und Mai L J. bei Vorausbestimmung des nächtlichen Mini-
mums mit der Methode von Kammermann (I) einerseits und der gewöhnlichen
Thaupunktmethode (II) andererseits erzielt hat. Die Beobachtungen wurden
sämintlich um 6 U. Abends angestellt. Das wirklich eingetroffene Miniraum ist mit
III. bezeichnet.
April
I.
II.
III.
Mai
I.
II.
III.
1
4,7»
3,1°
3,4°
1
- 0,8°
0,4°
2,7°
2
3,1
1,6
3,7
2
0,5
1,5
-1,0
3
8,0
8.0
7,2
3
~1,4
0,8
-0,8
4
9,3
9,9
10,0
4 -
0,1
-1,2
-i,o
5
9,9
11,0
10,9
5
2,0
0,0
-1,2
6
11,0
10,6
8,4
-1.0
1,2
-1,0
7
0,9
0,8
2,0 7
7,0 8
-0,5
1,2
2,3
8
3,3
3,6
2,5
4,7
3,7
9
8,6
8,9
7,0
9
4,6
2 2
4,6
10
9,9
9,0
11,0
10
7,8
6,5
8,7
11
5,6
.4,4
6,7
11
8,5
8,7
9,3
12
7,7
8,1
5,0
12
10,3
10,0
9,0
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352
Agrar-Meteorologie:
April
1
I.
II.
TIf
III.
Mai
1 .
TT
II.
TT ff
III.
18
7,8
8.3
5,3
13
11,6
12,0
12,6
14
1,3
3,7
3,7
14
12,6
13,2
10.6
15
-0,8
1,2
3,2
15
7,8
9,5
8,2
16
4,3
5,6
3,3
16
. 4,3
4,9
4.4
17
9,4
7,5
5,5
17
7,2
8,7
11,5
18
9,2
7,0
7,3
18
12,6
11.5
11,3
19
9,0
9,2
3.7
19
11,9
11,9
13,2
20
5,6
V>
3,2
20
15,4
13,2
14,0
21
4,0
3,2
1,0
21
15,0
J0.3
15,6
22
4,4
2,5
2,8
22
18,0
15.3
16,2
23
5,6
5,0
3,7
| 23
17,1
14,0
15,6
24
5,4
4,3
3,7
24
16,4
13,7
16,3
25
9,7
11,0
3,6
'_>«
12,0
11,2
12,1
26
0,8
6.2
2,9
13,7
11,8
12,8
Ii
1U,7
9,6
0,9
27
10,0
2,2
15,0
28
7,0
2,0
10,3
28
14,2
13,7
13«
29
• 8,2
6,0
5,7
29
13,7
9,0
15.4
30
-1,0
0,3
0,3
30
31
15,7
11,8
15,0
12.5
16,3
15,0
Mittel:
6,26«
5,93«
5,28<>
Mittel:
8,09»
8,05«
9,20"
Verf.
bemerkt
hierzu, daG
, wie die Zahlen zei
gten, die
Abwcicl
ungen vc
wirklichen nächtlichen Minimum (III) in den Mitteln unbedeutend sind'); sie be-
tragen für April allein bei I + 0,98° und bei II + 0,65° C, für Mai allein
— 0,51° resp. — 1,15», für beide Monate zusammen 4- 0,23° und resp. — 0,25°, also
im Allgemeinen nur ± '/*° C. „Dieses Verhältniß ist um so zufriedenstellender,
als in den beiden in Betracht gezogenen Monaten einige außerordentlich große
Abweichungen von der gewöhnlichen Annäherung des Thaupunktes an das nächt-
liche Minimum vorgekommen sind (28. April, 27. Mai).* E. W.
A. Jb\ W. Schultz. Zur Voraussage de» nächtlichen Minimum».
Monatsber. d. Ges. f. Erdkunde in Berlin. 1842. S. 29 u. 1845,46. S. 185.
Bemerkungen zu dem Berichte über die Organisation eines meteorologischen Dienstes
im Interesse der Land- und Forstwirtschaft. Berlin. 1879. Meteor Zeitschrift.
Bd. III. 1886. 8. 417.
Die Red. der meteor. Zeitschrift erinnert daran, daß schon vor 45 .lahren
Verf. den mittleren Stand eines feuchten Thermometers zu .jeder Stunde des
Tages für Rom nach zweijährigen und Berlin nach fünfjährigen eigenen Be-
») Das Verfahre» des Verf.. ans den Mittelzahlen Reurtheilungsmomentc für die
Brauchbarkeit der verschiedenen Methoden herzuleiten, ist jedenfalls »»statthaft, weil in
Rücksicht a»f praktische Verhältnisse die Ergebnisse der Einzelbeobachtnngen hierbei allein
als maßgebend angesehen werde» müssen. Zieht man letztere i» Betracht, so sieht man.
wenn mun vorurteilsfrei ist, daß die vorausgesagten Minima von den wirkliche» so außer-
ordentliche Abweichungen in fast allen Füllen zeigen, daß man geneigt sein könnte, den in
Vorschlag gebrachten Methoden jede praktische Brauchbarkeit abzusprechen Mat hat eben
verschiedene Punkte außer Acht gelassen, auf welche Ref. bei Tiner anderen Gelegenheit
(diose Zeitschrift. 1884. S. 4S'.i) bereits hingewiesen hat. • I>. Rcf
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Neue Litterat tu .
353
obachtungen ermittelt hat und denselben in der oben bezeichneten, im Jahre
1879 erschienenen Schrift in direkte Verbindung mit der Nachtfrostfrage gebracht
hat. Die betreffende Stelle lautet wörtlich, wie folgt:
„Ich muß nach meinen eigenen Beobachtungen annehmen, daß der Stand
des feuchten Psychrometers, mehr aber noch der des Tbaupunktes, einen Finger-
zeig zu geben vermag, ob ein Nachtfrost zu befürchten steht." *
„Aus meinen Beobachtungen, sowohl in Rom als auch hier, ergiebt sich,
daß zur Zeit des Sonnenunterganges der Stand des feuchten Psychrometers sich
mehr dem Minimum der Temperatur nähert, der Thaupunkt aber diesem Minimum
noch näher liegt, es erreicht und zum Theil darunter geht. — Die nachfolgende
Tabelle giebt die Mittel aus meinen stündlichen Beobachtungen für Korn und
für Berlin zur Zeit des Sonnenunterganges für den Stand des feuchten Psychro-
meters und des Thaupunkts, sowie für den Stand des Minimums 1 ;.
Rom.
I
Berlin.
Stand des
Temperatur-
Stand i
les
Temperati
feucht. Therm. Thaupkt. Minimum
feucht. Therm. Thaupkt. Minimm
Jan.
6,6»
3,5«
5,6"
-0,5"
--2.0°
-1.8o
Febr.
7,6
4,5
5»
-i,o
-2,6
-3,2
März
9,1
6,0
6,6
1,9
-0,5
-0,5
April
10,0
6,9
7,9
7,5
3,5
5,0
Mai
14,8
11,8
13,0
11,1
7,4
8,6
Juni
18,2
15,0
17,6
13,9
10,6
12,1
Juli
20,0
16,9
19,1
15,1
12.4
13,8
Aug.
18,6
15,0
17,9
15,8
11,9
14,4
Septbr.
17,9
18,4
16,1
13,1
9,5
10,9
Okt.
15,0
12,1
11,8
9,0
6,9
5,6
Novbr.
11,0
8,4
8,0
4,8
8,4
3,6
Decbr.
7,9
4,6
6,0 ,
1,2
0,1
-0,2
Jahr.
13,2
10,0
11,2
7,6
5,0
5,7
„Aus dieser Tahelle ist ersichtlich, daß gerade iu den Jahreszeiten, in denen
Nachtfröste am bedenklichsten sind, Frühling und Herbst, der Thaupunkt Abends,
zur Zeit d^s Sonnenuntergangs fast ganz genau mit dem Temperaturminimum
zusammenfällt. Die Uebereinstimmung dieses Verhaltens zwischen Rom und Berlin
läßt annehmen, daß dasselbe nicht bloß ein für Rom und Berlin geltendes, an
den bestimmten Breitegrad gebundenes, sondern ein Verhalten von allgemeiner
Gültigkeit ist. Es wird zwar nicht immer zutretfen, daß ein Nachtfrost eintritt,
wenn bei Sonnenuntergang der Thaupunkt unter dem Gefrierpunkt liegt, allein
auch die allgemeinen Wetterprognosen tretVen nicht immer zu. Und dann scheinen
mir noch zwei Momente der Erwähnung werth, weil ihre Beachtung für den Be-
obachter am „Orte selbst u bezüglich der Wahrscheinlichkeit der auf den Stand
des Thaupunktes zur Zeit des Sonnenunterganges gegründeten Prognose über den
') Letztere Angabc bezieht sich nicht auf das absolute Minimum jeder Nacht, sondern
auf die Temperatur der im Durchschnitt kältesten Stunde. Hin Minimum -Thermometer war
nicht vorhanden.
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354
Agrar-Meteorologie :
Nachtfrost nicht unerheblich sein dürfte. Es sind diese: der Abstand zwischen
Thaupunkt und der gleichzeitigen Temperatur, und der Barometerstand. Je ge-
ringer jener und je niedriger dieser, desto wahrscheinlicher wird das Eintreffen
der auf den Stand des Thaupunkts gegründeten Prognose."
L. Weber. Ergebnisse einer Untersuchung der Blitzschläge in Schles-
"wig-Holsteln. Schriften d. nat.-wiss. Ver. f. Schleswig-Holstein. Bd. V. Heft 2.
S. 9-65 u. Meteor. Zeitschrift. Bd. II. 1885. S. 418-422.
Der Verf., welcher schon seit einer Reihe von Jahren mit der Sammlung
und Bearbeitung der Berichte über recente Blitzschläge 1 ) in Schleswig- Holstein
beschäftigt ist, hat die Resultate von sämmtlichen aus den Jahren 1879—83 vor-
liegenden 406 Berichten in einer Abhandlung dargelegt, welcher das Folgende
entnommen ist.
1. Vertheilung der Blitzschläge nach Monaten und Tageszeiten.
Es ergiebt sich folgende Zusammenstellung.
Jahr Tageszeit März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dec. Summa
3 h. a. -9 h. a.
3
3
17
8
9 -
1
41
1879
9 h. a. - 3 h. p.
2
5
7
25
18
4
7 -
68
bis
3 h. p. - 9 h. p.
1
32
30
38
29
23
13 2
16»?
1883
9 h. p. 3 h. a.
1
7
9
83
10
4
9 -
1
124
?
1
1
2
1
5
Summa
1
3
48
50
168
67
31
39 2
2
4U6
Die Häufigkeit der Blitzschläge hat hiernach bezüglich der Vertheilung auf
Monate ein starkes Maximum im Juli, bezüglich der Vertheilung nach Tages-
zeiten ein sehr deutlich ausgesprochenes Maximum für die Abendstunden, 3 U.
Nachm. bis 9 U. Ab.
2. Die Häufigkeit der Gewitter und ihre Heftigkeit. In nach-
folgender Tabelle ist die Anzahl der Gewittertagc für die einzelnen Monate des
beobachteten Zeitraumes 1879 — 1883 zusammengestellt. Dividirt man mit diesen
Zahlen in die Anzahl der beobachteten Blitzschläge, so erhält man dadurch einen
Ausdruck für die Heftigkeit der Gewitter unter der Voraussetzung, dab die vor-
liegenden Berichte einen ungefähren Maßstab für die Menge der eingeschlagenen
Blitze gewähren.
März April Mai Juni Joli Aug. 8ept. Okt. Novbr. Decbr. Jthr
Tage mit Gewittern: 1 3 11 15 32 18 11 10 2 1 K>4
Summe der Blitzschläge: 1-3 48 50 163 67 29 39 2 2 404
Blitzschi. p. Gewittertag: 1 1 4,4 3,3 5,1 3,7 2,6 3,9 1 2 3.9
Hiernach ist der Juli nicht bloß am reichsten an Gewittertagen gewesen,
sondern es haben auch die Gewitter desselben die größte Zahl der einschlagenden
Blitze gehabt.
3. Der Zug der Gewitter wurde in 362 Fällen notirt. Es kamen aus
NNW. 3; NW. 20; WNW. 7; W. 76; WSW. 6; SW. 149; SSW. 13; S. 33;
SSE. 2; SE. 29; ESE. 1; E. 16; ENE 1; NE 5; oder auf 8 Windrichtungen
reducirt aus N. 2; NW. 24; W. 83; SW. 158; S. 41; SE. 30; E. 18; NE. 5.
4. Der Regen zur Zeit des Blitzes. Die Frage, ob es vor oder nach
M Vcrgl. die Unten, von W. ro» Btiotd. Diese Zeitschrift. Bd. VIII 1885. 8 336.
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Neue Litteratur:
355
dem Blitze geregnet, wurde 363 mal beantwortet, und zwar hatte es 334 mal vor-
und nachher geregnet; 12 mal nur nachher, 9 mal nur vorher, 8 mal weder vor
noch nachher. Die Blitzschlage sind also mit geringen Ausnahmen immer bei
schon vorher eingetretenen und nach dem Blitze anhaltenden Regenwetter gefallen.
Ueber die Intensität des Hegens sind 21"» Beobachtungen gemacht worden. Da-
nach ist der Regen 124 mal unmittelbar nach dem Blitzschlage und 48 mal un-
mittelbar vorher stärker gewesen; 4 mal war das Maximum der Regenstärke
gleichzeitig mit dem Blitze und 39 mal trat keine Aenderung ein.
5. Vom Blitz getroffene Objekte. Von den 405 berichteten Blitzschlägen
wurden 329 Gebäude, 40 mal Bäume, 11 mal andere leblose, im Freien befindliche
Gegenstände, 24 mal auf der Weide befindliches Vieh, einmal eine im Freien
befindliche Person getrofTen. Unter den 329 Blitzschlägen in Gebäude waren 15,
in denen gleichzeitig Bäume, 52, in welchen gleichzeitig im Ganzen 91 Personen,
28, in welchen gleichzeitig Vieh getroffen wurde. In Summa wurden getroffen
338 Gebäude, 92 Personen, 121 Stück Vieh, 60 Bäume, 11 andere leblose im
Freien befindliche Gegenstände. Unter den 338 Gebäuden sind 238 ländliche,
50 städtische, 31 Mühlen, 15 Kirchen, 4 Schornsteine.
Um hieraus einen Maßstab für die Gefährdung der einzelnen Arten von
Gebäuden zu entnehmen, mögen die Schätzungen des Landesdirektorates benutzt
werden, wonach 205000 ländliche Gebäude, 75 000 städtische, 430 Windmühlen,
ttG3 Kirchen als vorhanden zu nehmen sind. Es entfallen demnach:
Das Verhältniß der Gefahrdung städtischer Gebäude zu derjenigen der
ländlichen stellt sich wie 1 : 1,8.
6. Ort und Lage der getroffenen Objekte. Hierüber liegen 327 An-
gaben vor. In der Ebene lagen 227, am Abhänge eines Hügels 17, auf einem
Hügel 83. Der Boden wird 77 mal als feucht, 157 mal als trocken angegeben.
7. Schutz durch überragende benachbarte Gegenstände. Von
den getroffenen 338 Gebäuden wurden 66 durch unmittelbar (bis zu 10 m Ent-
fernung) daranstehende Bäume, 14 durch benachbarte Häuser überragt. Der
unzulängliche Schutz, welchen Bäume gewähren, findet also seine weitere Be-
stätigung.
8. Den Weg des Blitzes beeinflussende Gegenstände sind bei
178 Blitzschlägen mit mehr oder weniger Deutlichkeit bemerkbar gewesen. Es
zeigten sich als solche Schornsteine und Ofenrohre 84 mal, größere Metallgegen-
stände (eiserne Anker, Ketten, Maschinen u. s. w.) 35 mal, Gas- und Wasser-
leitung 7 mal, Dachrinnen 13 mal, Gipsdeckendrähte 38 mal, kleinere Metall-
gegenstände 40 mal. Unter den 838 getroffenen Gebäuden befanden sich 75 ohne
Schornsteine, in den übrigen 263 Füllen pa&sirte der Blitz mindestens 83 mal
den Schornstein.
9. Die Bedachung war 220 mal eine sogen, weiche (Stroh, Rohr), 105 mal
E. Wollny, Forschungen IX. U
auf je 100 000
städtische Gebäude
ländliche Gebäude
Mühlen
Kirchen
pro 1879-1883
116
67
7209
2262
pro 1 Jahr
23
13
1442
452
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356
Agrar-Meteorologie :
eine harte (Schiefer, Schindeln, Ziegeln, Pappe), 8 mal theils weich, theils hart,
und 5 mal war die Art derselben nicht angegeben.
10. Einfluß der Drahtbefestigung der Dächer. Unter 89 Fällen be-
fanden sich 41 Gebäude mit Drahtbefestigung, 48 Gebäude ohne solche. Eine
Gefährdung der Gebäude in dem Sinne, daß durch die Metallkonstruktionen etwa
die Zahl der Blitzschläge vermehrt würde, oder mit anderen Worten, daß ein
mit Drahtbefestigung versehenes Gebäude einen Blitzschlag verursachte, der sonst
nicht gefallen wäre, läßt sich aus den angegebenen Zahlen keineswegs entnehmen.
Dagegen läßt sich zu Folge eines Berichtes nicht verkennen, daß durch <iie
Drahtbefestigung ein Einfluß auf den Weg des fallenden Blitzes ausgeübt werden
könne, so also, daß von zwei sehr nahe aneinanderliegenden Gebäuden dasjenige
als das exponirte zu betrachten ist, welches mit Draht versehen ist.
11. Schutz der Gebäude durch Blitzableiter. Unter den 338 ge-
troffenen Gebäuden befinden sich 19, welche mit Blitzableitern versehen waren.
In sieben anderen Fällen blieben die Gebäude unverletzt. In 10 Fällen war
der Blitz im Wesentlichen der Ableitung gefolgt; er hatte dieselbe jedoch an
solchen Stellen verlassen, welche durch offenbare Mängel der Leitung dazu prä-
destinirt erschienen. Diese Mängel bestanden theils in fehlender oder sehr
schlechter Erdleitung, theils in unvollständigen Anlagen.
12. Zündung der Blitzschläge. Bei den 170 zündenden Blitzschlagen
war die Bedachung 150 mal eine weiche, 12 mal eine harte, 8 mal gemischt resp.
nicht zu ermitteln. Unter den 41 Gebäuden mit Drahtbefestigung des Daches
wurden 32 oder 78 °/o entzündet, während von den 48 Gebäuden ohne Draht-
befestigung nur 30 oder 62,5 °/o entzündet wurden. Obwohl die Gesammtzahl
derjenigen Gebäude, bei welchen die Berichte Auskunft über das Vorhandensein
der Drahtbefestigung geben, noch eine kleine ist, so bestätigt sich doch schon die
früher vom Verf. ausgesprochene Ansicht, daß durch jene Konstruktionsweise die
Zündung des Daches durch einschlagende Blitze befördert zu werden scheint.
Speciell hierfür sprechen die detaillirteren Berichte 264, 281, 345, in denen eine
innere Zündung des Daches beobachtet wurde, sowie 265, in welchem der Blitz
durch ein nicht mit Draht befestigtes Dach ohne Zündung schlug. Diese leichtere
Zündung der mit Draht befestigten Strohdächer würde nun, falls sie sich weiter
bestätigen sollte, einen wenn auch kleinen Theil des außerordentlich großen
Nutzens dieser Konstruktion illusorisch erscheinen lassen. Man wird indessen den
erwähnten Uebelstand dadurch beseitigen können, daß man die einzelnen Draht-
stücke, welche gewöhnlich ohne gegenseitige Verbindung quer durch das Dach
laufen, etwa an den Enden und in der Mitte noch untereinander metallisch ver-
bindet. Dadurch würde das Ueberschlagen des Blitzes zwischen den einzelnen
Drähten verhindert werden. Das sicherste Mittel bleibt freilich die Anlage eines
guten Blitzableiters.
13. Blitzschläge in Bäume. Die Zerstörungen an Bäumen bestehen fast
immer in Abschälungen der Rinde, was durch schnelle Dampfbildung innerhalb
der Kambialschicht zu erklären ist. Nur da, wo die Rinde eine größere Festig-
keit besitzt, entstehen Risse wie „mit scharfem Instrument* 4 eingeschnitten. Diese
Wirkungen sind meist unterhalb der Krone am stärksten sichtbar, was dadurch
erklärt wird, daß die Entladung eine durch die kleineren Zweige und Aeste ver-
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Neue Litteratur.
357
theilte ist, welche deshalb im Zusammenfluß unterhalb der Krone mit verstärkter
Intensität bei verhältnismäßig kleincrem Querschnitt der leitenden Schichten vor
sich geht und die größere Wirkung hat. Die Annahme von Blitzen, welche nach
der Erde zu stark verzweigt sind, ist bereits durch mehrere von Arugo gesammelte
Fälle als zulässig erwiesen, und hat kürzlich durch die von Robert Haenael in
Reichenberg in Böhmen hergestellten pbotographischen Darstellungen von Blitzen
weitere Bestätigung erfahren. K. W.
J. Freyberg, Die Blitzgefahr der sächsischem Schweiz. Jahrbuch des
Gebirgsvereins für die sächsisch - böhmische Schweiz. 1885, und Meteor. Zeit-
schrift. 1886. S. 95.
Der Verf. benutzte für seine Zusammenstellungen die Akten der Landes-
Immobiliar-Brandversicherungsanstalt für die Amtshauptmannschaft Pirna aus den
Jahren 1859—1882. Kr rindet die Blitzgefahr id. h. die Zahl der von 1000 000
getroffenen Gebäude) für die Amtshauptmannschaft Pirna zu 207, Bautzen zu 268,
Dresden -Neustadt zu 402, Dippoldiswalde zu 560. Die geringe Blitzgefahr in der
sächsischen Schweiz (A. II. Pirna) führt Verf. auf die Lage der Ortschaften in
Thälern und den Waldreichthum zurück. Eine Zunahme der Blitzgefahr ist ent-
gegen den in Nachbargebieten beobachteten Thatsachen hier nur in geringem
Maß zu konstatiren. Das Verhältuiß der Blitzgefahr für städtische zu der-
jenigen für ländliche Gebäude beträgt 1 : 2,25. Aeuberst ungünstig ist das
Verhältniß der zündenden und kalten Blitze, da in Folge der vorherrschenden
Strohdächer die Zahl der ersteren 64 °,'o der Gesammtzabl ausmacht.
J. Freyberg. Zur Blitzgefahr im Königreich Sachsen. Elekrotechnische
Zeitschrift. 1885. Septbr., und Meteor. Zeitschrift. 1886. S. 95.
Verf. zeigt anschließend an seine frühere Arbeit (Zeitschrift d. österr. Ges.
f. Meteor. 1885. S. 240) die Zunahme der Blitzgefahr im Königreich Sachsen, die
viel merklicher ist als in Bayern und in der Provinz Sachsen. Die säkulare
Aenderung der Blitzgefahr erfolgt hierbei in allen drei Gebieten völlig parallel.
Nachfolgende Tabelle giebt im Auszug diese Aenderung der Blitzgefahr im König-
reiche Sachsen wieder.
ProccnUnthei!
Blitzgofahr der Blitze
1859-1868 130 60 «/o
1869—1878 188 47 •
1879-1884 278 33 » .
Die Blitzgefahr hat sich demnach seit dem Anfang der sechziger Jahre mehr
als verdoppelt und zwar zum größten Theil in Folge der Zunahme der kalten
Schlage. Daneben ist sehr ausgeprägt das abwechselnde Zu- und Abnehmen der
Blitze im Laufe der Jahre, welches jedoch hier keineswegs auf einen Zusammen-
bang der Häufigkeit derselben zu derjenigen der Sonnenrlecken hinweist.
I\ Andries. Ueber die Ursache der zunehmenden Zahl der Blitz-
schläge. Petermann^ Mittheilungen. 32. 55, und „Der Naturforscher. 1**6.
Nr. 11. S. 121 und 122.
Der Verf. meint, daß als Flaupiursache der zunehmenden Blitzgefahr die in
den letzten 50 Jahren stattgefundene enorme Vermehrung der Fabriken, Loko-
motiven, Dampfschiffe, kurz aller Einrichtungen, die die Atmosphäre mit Rauch,
Dämpfen und Staubtheilchen aller Art erfüllten, zu betrachten ist. — Nach den
n*
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358
Agrar-Meteorologie:
neueren Anschauungen über die Entstehung der Gewitterelektricität betrachtet
man meistens die Reibung als Hauptquelle der Gewitterelektricität. Wirken bei
dergleichen Reibungen zwischen verschiedenen in der Atmosphäre befindlichen
Stoffen auch noch Staubtheilchen mit, so wird dadurch die Elektricitätsent Wickelung
sehr gesteigert, wie dies am besten die Gewitter bei Vulkanausbrüchen beweisen
wo neben dem Wässerdampf auch feine Aschenbestandtheile massenhaft aus-
geworfen werden und wodurch die Gewitter einen außerordentlich heftigen
Charakter annehmen.
In Betreff dieser Reibung als Hauptquelle der Elektricität geht nnn Verf.
mit Faye und Lurini noch weiter, insofern er bei den Gewittern auch eine
Wirbelbewegung statuirt, die eben diese Reibung bei weitem intensiver und da-
her viel wirkungsvoller macht als ohne diese Bewegung. (Eine Annahme, die
auch von Anderen, z. B. Plante, schon früher ausgesprochen wurde.)
Er behauptet, daß die ebenso rasche wie enorme und langdauernde Elektricitäts-
entladung bei Gewittern ohne eine rein mechanische Ursache, d. h. Wirbelbewegung,
nicht erklärt werden kann.
Außer dieser Vermehrung der Elektricitätsmengen wirkt ein Staubgehalt
der Luft aber noch in anderer Weise. Nahrwold hat nämlich nachgewiesen, dal)
das Vorhandensein fester Körperchen in der Luft die Leitung der Elektricität
sehr erleichtert. Es wird als«» auch der elektrische Funke leichter zur Erde über-
springen, anstatt von einer Wolke zur andern. Es erklärt sich hieraus auch die
schon in alten Zeiten bekannte Vorsichtsmaßregel, bei einem herannahenden Ge-
witter das Feuer in den Herden und Oefen ausgehen zu lassen.
Der obige Versuch einer Erklärung der größeren Heftigkeit der Gewitter
und der zunehmenden Blitzgefahr findet eine Bestätigung in den Beobachtungen
früherer Zeiten. Im Sommer 1783 war über ganz Europa ein dichter Staubnebel
verbreitet, den man mit gutem Grunde mit den äußerst heftigen Vulkanausbrücben
auf der Insel Island und in Kalabrien in Verbindung brachte. Man bemerkte
allemal einige Abnahme des Nebels nach Gewittern, und glaubte ihn, wegen der
zahlreichen und heftigen Gewitter, die sich durch häufiges Einschlagen auszeich-
neten, elektrisch nennen zu können.
Die größere Zahl und die Heftigkeit der Gewitter der Jetztzeit hat neben
ihren mannigfachen üblen Folgen auch eine gute, nämlich die Reinigung der Luit
von Staubtheilchen. Das Gewitter stellt gewissermaßen eine große Luftreinigungs-
maschinc dar.
Im vergangenen Jahr machte Ij>dge sehr interessante und wichtige Versuche
über das Niederschlagen von Rauch in geschlossenen Räumen vermittelst Elektri-
cität. Er füllte ein Gefäß durch Verbrennen eines Magnesiumdrahtes mit dichtem
Magnesiarauch und ließ dann durch das Gefäß einen elektrischen Strom gehen.
Der Rauch begann sofort herumzuzwirbeln und ballte sich dann zu großen Flocken
und Ketten zusammen, die fast augenblicklich auf dem Boden und den Wänden
des Gefäßes sich niederschlugen, so daß das Gefäß ganz frei von Rauch war.
Während beim gewöhnlichen Verlauf verschiedene Stunden zum Niederschlagen
des Rauchs erforderlich waren, erfolgte dieser Niederschlag vermittelst Elektricität
in wenigen Sekunden. Der gleiche Erfolg fand statt, wenn das Gefäß mit irgend
einer anderen Art von Rauch angefüllt war. Große mit dichtem Rauch angefüllte
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Neue Litteratur.
359
Zimmer wurden auf obige Weise in kürzester Zeit von diesem Rauch vollständig
gereinigt.
Wir sehen also, daß die Natur im Gewitter gewissermaßen einen Regulator
geschaffen, der die Aufgabe hat, die normalen Verhältnisse in der Atmosphäre
immer wieder herzustellen; diese Aufgabe beschränkt sich nicht bloß auf den
Niederschlag von Staub, sondern besteht auch in einer Ausgleichung anomaler
Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse.
C. /:. Ney. Ueber den Einfloß des Waldes anf das Klima. Deutsche
Zeit- und Streitfragen. 1886. Neue Folge. Erster Jahrgang. Heft 5.
Bühler. Der Einfluß des Waldes auf den Stand der Gewässer. Das
Wetter. Meteorologische Monatsschrift von R. Assmann. 1886. S. 154 — 158.
C. E. Ney. Der vegetative Würmeverbraueh und sein Einfluß auf die
Temperaturverhältnisse. Meteor. Zeitschrift. 1886. S. 129.
A. Woeikof. Die Schneedecke, deren Einfluß anf Klima und Wetter
und die Hilfsmittel ihrer Erforschung. Sapiski der k. russ. geogr. Ges. 1885.
XV. Nr. 2. (Russisch.)
Th. Nönllinger. Die Beobachtnngszeiten für die täglichen Aufzeich-
nungen au den forstlich - meteorologischen Stationen. Centralbl. f. d. ges.
Forstwesen. 1886. S. 313—319.
R. LatUerburg. Anleitung znr annähernden Berechnung der (Juellen-
nnd Stromabflnßmengen aus der Größe und Beschaffenheit der bezüglichen
Thalgebiete. Dritte Aufl. Bern. 1885. Huber & Co. (H. Körber).
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I. Physik des Bodens.
Mitthertungen aus dem agrikulturphysikalischen Laboratorium und Versuchs-
felde der technischen Hochschule in München.
XXXVm. Untersuchungen über die Wasserkapacität der
Bodenarten.
Von Professor Dr. K. »ollnv in München.
(Zweite Mittheilung.)
Während in der ersten Mittheilung 1 ) über obigen Gegenstand aus-
schließlich der Einfluß des Gefüges auf die von dem Boden, bei homogener
Beschaffenheit desselben, festgehaltenen Wassermengen berücksichtigt
wurde, ist die vorliegende Abhandlung dazu bestimmt, die Wirkungen
gewisser äußerer Faktoren (Wärrae und Frost) und der Beschaffenheit der
tieferen .Schichten auf die Wasserkapacität der Oberkrume darzulegen.
Wie im Voraus bemerkt sein mag, wurde in vorliegenden Versuchen, mit
Ausnahme derjenigen der Reihe V, das Wasserfassungsvermögen der
Bodenarten in der obersten 10 cm hohen Schicht einer 1 m hohen Erd-
säule bestimmt nach der in der letzten Publikation des Referenten an-
gegebenen Methode 2 ). Die Zahlen geben hiernach die kleinste Wasser-
kapacität und zwar in Volumprocenten an.
Versuchsreihe IV.
Einfluß der Temperatur auf die Wasserkapacität der
Bodenarten.
Der Einfluß, den die Temperatur auf die Wasserkapacität des Bodens
ausübt, war zuerst von F. Ilaberlandt*) untersucht worden und zwar
>) Diese Zeitschrift Bd. VIII. 1885. S. 177-205.
*) Ibid. S. 197.
9 ) Wisseosch.-prakt. Unters, a. d. Geh. des Pflanzenbaues. Bd. I. 1875. S. 14.
E. Wollny. Forschungen IX. 25
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362
Physik des Bodens:
dadurch, daß mit sehr feiner Erde gefüllte Glascylinder mit ihrem unteren,
durch Leinwand geschlossenen Ende einige Linien tief in Wasser getaucht
wurden, dessen Temperatur in verschiedener Höhe konstant erhalten wurde.
Die Gefäße wurden von der Wasserflache entfernt, nachdem das Wasser
die Oberfläche der 6 — 8 cm hoben Erdsäule erreicht hatte. Die er-
rüttelten Daten entsprechen sonach der größten oder vollen Wasserkapacität
der betreffenden Erdart und sind in Gewichtsprocenten ausgedrückt. Es
ergab sich
bei 15 °C. eine Wasseraufnabme von 53,1 °/o,
■ 20 » » » » 52,6 »
y> 32 » » » » 51, S »
» 50 * * » » 47,7 »
» 100 * » » 46,2 >
daher vom kochenden Wasser um 6,0 °/o weniger aufgenommen wurde
als von dem, welches 15°C. zeigte.
In einem anderen, mit humusreichem Lehmmergel und humusarmem
Lehm -Kalkmergel angestellten Versuch 1 ) ergaben sich ähnliche Unter-
schiede, wie folgende Zahlen darthun:
Wasseraufnahme (Gew. - Proc.)
Temperatur Lehmmergel Kalkmergel
15 °R. 65,6 °/o 46,4 °/o
60 * 47,2 » 33,8 * .
13ei höherer Temperatur war also die Wasserkapacität der Erden
um 18,4 resp. 12,6 °/o geringer.
II. von Klotzt:*) führte seine Versuche ebenfalls in Glasröhren aus,
ließ aber nicht das Wasser von unten nach oben kapillar aufsteigen,
sondern führte dasselbe von oben her zu, bis dasselbe unten abtropfte.
Er setzte ferner das Versuchsmaterial und das Wasser der betreffenden,
auf konstanter Höhe erhaltenen Temperatur so lange aus, bis sie letztere
angenommen hatten. Die Resultate (volle oder größte Wasserkapacität
in Gewichtsprocenten) sind folgender Zusammenstellung zu entnehmen:
') Landw. Versuchsstationen. Bd. VIII. S. 458.
s ) Landw. Jahrbücher 1£77. Heft l.
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Untersuchungen über die Wasserkapacität der Hodenarten. 363
Bodenart
Korn-
nim
Fest eingefüllt
Locker eingefüllt
, bei
v Vy •
"...
bei
Differenz
bei
9 V.
bei
Differenz
o/o
Sandboden I.
>6,75
6,03
4,12
-1,91
4,65
4,00
-0,65
II.
4,0 6,75
12,15
11,13
-1,02
12,02
8,27
-3,75
» m.
2,5-4,0
24,61
23,80
-0,81
27,90
24,02
-3,88
IV.
0,74-2,5 1
25,48
24,07
—0,88
29,14
27,72
-1,42
V.
0,3-0,74 ;
27,53
23,65
—8,88
1 29,44
28,74
-0,70
Quarzsand II.
4,0—6,75 !
14,85
12,26
—2,59
12,42
7,82
-4,60
III.
2,5-4,0
22,49
21,45
— 1,04
26,60
23,19
—3,41
IV.
0,74-2,5
24,01
23,77
—0,24
28,08
26,63
— 1,45
V.
0,3-0,74
26,34
26,28
-0,06
28,91
26,88
-2,03
Quarzpulver
< M
28,67
27,36
-1,31
30,66
29,26
-1,40
Kalksand V.
0,3-0,74
27,58
27,54
-0,04
31,52
30,37
-1,15
Marmorpulver
<0,3
26,08
25,90
-0,18
29,59
29,09
-0,50
Kaolin
<0,3
66,02
62,93
-3,09
69,67
65,97
-3,70
Torf
<0,3
118,18
126,66
+ 8,48
158,65
172,11
+ 13,46
Hiernach war im Allgemeinen die Wasserkapacität bei höherer Tem-
peratur kleiner als bei niedriger; nur bei dein Torf fand das Umgekehrte
statt. Auch scheint der geschilderte Einfluß der Temperatur sich bei
lockerer Lagerung der Bodentheilchen in stärkerem Grade zu äußern
als bei dichter.
In den Versuchen des Referenten wurden je zwei Röhren mit der
betreffenden Bodenart beschickt, von denen die eine in einem Keller bei
4— 5° C. , die andere in einem gleichmäßig temperirten Zimmer bei
26 — 28° C. aufgestellt war. Die Bestimmung der (kleinsten) Wasser-
kapacität erfolgte nach dem früher beschriebenen Verfahren 1 ). Es wurde
Folgendes ennittelt:
Kleinste Wasserkapacität
Bodenart in Volumprocenten
bei 4-5» C. bei 26-28» C. Differenz
Quarzsand, unveränderter ....
5,35
4,80
0,55
> 0,0—0,25 mm Korngröße
11,13
8,94
2,19
Kalksand, unveränderter ....
18,13
16,91
1,22
» 0.01 — 0,071 mm Korngröße
36,51
33,93
2,58
0,071— 0,114mm
13,18
11,23
1,95
> 0,114— 0,171 mm
10,43
8,45
1,98
») a. a. O.
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364 Physik des Bodens:
Kleinste Wasserkapacität
Bodenart in Volumprocenten
bei 4-6 • C. bei *6-W • C. Differenz
Lehm, krümelig 23,47 20,48 2,99
» pulverförmig 42,52 40,58 1,94
Ackererde 1 ), krümelig 36,85 33,02 3,83
^ pulverförmig .... 50,24 46,79 3,45.
In üebereinstimmung mit den oben mitgetheilten Versuchsergebnissen
ergiebt sich aus diesen Zahlen, daß die Wasserkapacität des Bodens
um so geringer ist, je höher die Temperatur desselben.
Die Ursache dieser Erscheinung beruht zunächst darauf, daß die
Adhäsion, mit welcher die einzelnen Bodentheilchen das Wasser auf
ihrer Oberfläche festhalten, mit steigender Temperatur abnimmt. Es
wird daher das Wasser von dem Zeitpunkte ab abzufließen beginnen,
von welchem an durch eine höhere Temperatur das Gleichgewicht zwischen
der Flächenattraktion und der Schwerkraft zu Gunsten der letzteren auf-
gehoben worden ist. Diese Störung des Gleichgewichtszustandes wird
zuerst in den weitesten Hohlräumen eintreten, selbst bei einer geringeren
Temperaturerhöhung, während sich derselben in dem Grade, als der Durch-
messer der Hohlräume sich vermindert, um so größere Widerstände ent-
gegenstellen oder eine um so höhere Wärmezunahme erforderlich ist, um
eine gleiche Wirkung hervorzubringen. Hieraus wird gefolgert werden
dürfen, daß die durch die Temperatur bewirkten Aenderungen in der
Wasserkapacität der Böden um so stärker hervortreten werden, je grob-
körniger der Boden ist. Einige Anhaltspunkte rinden sich hierfür in
den oben mitgetheilten Zahlen. Setzt man in den Versuchen von H. v.
Kieme und dem Referenten die Wasserkapacität bei niedriger Tempera-
tur = 100, dann betrug diejenige bei höherer Temperatur:
Korngröße
feste lockere
mm
Einfüllung
Sundboden I.
> 6,75
68,3 86,0
» II.
4,0—6,75
91,6 68,8
III.
2,5—4,0
96,7 86,1
» IV.
0,74—2,5
94,5 95,1
V.
0,3—0.74
85,8 97,6
') Huraoser Kalksandboden.
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Untersuchungen über die Wasserkapacitat der Bodenarten. 865
ivorngrooe
feste
lockere
mm
Einfüllung
Quarzsand II.
4,0—6,75
82,6
62,9
III.
2,5—4,0
95,4
87,2
IV.
0,74-2,5
99,0
948
» V.
0,3-0,74
99,7
93,0
Kalksand I.
0,114—0,171
81,0
II.
0,071-0,114
85,2
» III.
0,010—0,071
92,9
Lehm
krümelig
87,3
»
pulverförmig
95,4
Ackererde
krümelig
89,6
pulverförmig
93,1
Abgesehen von einigen Abweichungen 1 ) sprechen diese Zahlen deut-
lich dafür, daß die durch höhere Temperaturen bewirkte Ver-
minderung der Wasserkapacität des Bodens relativ in um so
stärkerem Grade hervortritt, je gröber die Bodenporen sind.
Zur Erklärung der oben näher charakterisirten Thatsache ist weiters
der Umstand herauzuziehen, daß die einzelnen Bodentheilchen und das
Wasser bei höherer Temperatur einer sehr ungleichen Volumveränderung
unterworfen sind. Indem das Wasser sich verhältnißmäßig mehr ausdehnt,
als die erdigen Bestandteile, muß hierdurch eine Erweiterung der
Kapillarröhrchen und ein erleichterter Abfluß des in denselben mit ver-
minderter Kraft zurückgehaltenen Wassers veranlaßt werden. In Ueber-
einstimmung hiermit steht auch die von Haberlandt gemachte Wahr-
nehmung, daß das überschüssige Wasser aus erwärmtem Boden rascher
abläuft als aus nicht erwärmtem.
F. Haberlandt legt der Aenderung der W T asserkapacität durch die
Wärme einen wesentlichen Einfluß auf das Ptianzeuwachsthum bei, indem
er annimmt, daß die Wurzeln der Landpflanzen das im Boden befindliche,
unter dem Einfluß von Adhäsionskräften stehende kapillare Wasser, auf
»J Diese Abweichungen sind dadurch bedingt, daß die Füllung der beiden
Röhren, welche in jedem einzelnen Versuch in Vergleich gezogen wurden, bei
größter Sorgfalt nicht so gleichmaßig erfolgen konnte, wie es zur Gewinnung ab-
solut zutreffender Daten erforderlich gewesen wäre. Nichtsdestoweniger sind die
mitgetheilten Zahlen wohl geeignet, die im Text aufgestellte Gesetxmäßigkeit zu
begründen.
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Physik des Bodens:
welches sie angewiesen sind, um so leichter aufnehmen werden, mit einer
je geringeren Kraft dasselbe festgehalten wird.
«Wenn sich auch verschiedene Pflanzenwurzeln in dieser ihrer Leistungs-
fähigkeit verschieden verhalten mögen, so folgt doch aus dem Früheren
unzweifelhaft, daß sie dasselbe vollständiger aus einem erwärmten als
einem kälteren Boden entnehmen können, daß sie in einem kalten Boden
weniger Wasser in derselben Zeit werden aufzunehmen vermögen als ans
einem wärmeren Boden desselben Feuchtigkeitsgehaltes. Es ist durch
Versuche nachgewiesen worden, wie gewisse Pflanzen ohne eine Aenderung
der Feuchtigkeitsverhäknisse des Bodens bei sinkender Bodentemperatur
welken, bei steigender Bodenwärme wieder ihr frisches straffes Aussehen
annehmen, und ist dabei gewiß die verschieden große Wasserkapacitat
des kälteren und wärmeren Bodens nicht ohne Einfluß geblieben, wenn-
gleich bei der Mittheilung dieser Versuche hierauf nicht ausdrücklich
hingewiesen worden ist. Es ist keine Frage, daß diese in Rede stehende
Eigenschaft des Bodens dem Pflanzenwuchse entschieden günstig ist.
Gerade zur Zeit der lebhaftesten Vegetation, mit Beginn des Sommers,
nimmt der Feuchtigkeitsgehalt des Bodens in der Regel ab; indem nun
seine Temperatur in dieser Jahreszeit in fortwährendem Steigen, seine
Anziehungskraft gegeuüber dem Wasser daher in fortwährendem Sinken
ist, wird es den Pflanzen um so leichter gemacht, den größeren Theil
des kapillaren Boden wassers ihren eigenen Zwecken dienstbar zu machen.»
Versuchsreihe V.
Einfluß des Frostes auf die Wasserkanacitlit der Bodenarten,
Ueber die Wirkung des Frostes auf die Wasserkapacität des Bodens
liegt eine Beobachtung von J. Sachs 1 ) vor, nach welcher humoser .Boden
durch Gefrieren und Aufthauen in bezeichneter Eigenschaft eine auffallende
Veränderung erleidet. Völlig gesättigte Humuserde, welche vor ihrem
Gefrieren nach stundenlangem Stehen in einer Temperatur von 0° keinen
Tropfen Wasser mehr abgab, ließ eine nicht unbeträchtliche Menge Wasser
aufs Neue abfließen, nachdem dieselbe eine Nacht hindurch dem Gefrieren
ausgesetzt und hierauf in eine Temperatur von 10 — 12° R. zum Auf-
thauen gebracht worden war 2 ). J. Sachs folgerte hieraus, daß sich die
l ) Landw. Versuchsstationen Bd. II. S. 193.
*) Der humose Boden enthielt hei 0° vor dem Gefrieren in 100 Theilen
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Untersuchungen über die Wasserkapacität der Bodenarten. 367
Wasserkapacität der Erde durch das Gefrieren vermindert habe und da-
durch ein Theil des absorbirten Wassers bei dem Auftbauen abgestoßen
worden sei.
F. Hdberlandt 1 ) ist der Meinung, daß diese Erklärung des ge-
schilderten Vorganges nicht zutreffend sei, insofern derselbe der Wirkung
der höheren Temperatur bei dem Aufthauen ausschließlich zuzuschreiben
sei, weil man die Sättigung bei niedriger Temperatur (von nahe 0°), das
Aufthauen bei höherer Wärme bewirkt, und somit der Boden, nach den
oben mitgetheilten Versuchsergebnissen im ersteren Fall an fcich, ohne
das Hinzutreten des Frostes, eine höhere Wasserkapacität besessen habe
als im letzteren. Es hätte sich daher ein ähnliches Resultat ergeben
müssen, wenn man die bei einer Temperatur von 0° gesättigte Boden-
probe ohne Weiteres in eine solche von 10— 12° gebracht hätte.
Um die Richtigkeit dieser Anschauung zu prüfen, wurden im Winter
1885/66 kubische Zinkgefäße von 1 Liter Inhalt mit verschiedenen Boden-
arten im feuchten Zustande dem Frost und späterhin dem Aufthauen
ausgesetzt. Die Versuchsanordnung war folgende. Der durchlöcherte
Boden der Gefäße wurde vor dem Einfüllen mit grober Gaze bedeckt,
um das Hindurchfallen des Bodenmaterials zu hindern. Letzteres wurde
schichtenweise, im dichten Zustande bei den pulverförmigen, im lockeren
Zustande bei den krümeligen Erdarten bis zum Rande der Gefäße ein-
gefüllt und oberflächlich geebnet. Hierauf wurden die Apparate bei
Zimmertemperatur (15 — 17° C.) auf eine Wasserfläche gestellt, so daß
sich die Böden bis zur Oberfläche kapillar vollsaugen konnten, und in
dieser Lage so lange belassen, bis durch eine öfters vorgenommene Wägung,
nach dem Abtropfen des überschüssigen Wassers, eine Gewichtszunahme
nicht mehr beobachtet werden konnte. Jedes Gefäß wurde alsdann auf
einen unten und seitwärts geschlossenen, 5 cm hohen Zinkkasten, der
sich mit seinen seitlichen etwas Ubergreifenden Rändern eng an die Außen-
wand der Bodengefäße anschloß, gesetzt, oberflächlich zur Verhütung der
Verdunstung durch überstehende Glasplatten bedeckt und im Freien
während frostiger Witterung, geschützt gegen Schnee und Regen, aufge-
stellt. Uni die Einwirkung des Frostes zu beobachten, wurden die
Trockenraasse 108,8 Theile Wasser, nach dem Aufthauen enthielt er 102,8 Theile
Wasser, demnach hatte sich die Wasserkapacität um 6 Procent vermindert.
') Landw. Versuchsstationen. Bd. VIII. S. 462.
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368
Physik des Bodens :
Apparate bei der beschriebenen Ausrüstung in das Zimmer gebracht, die
nach dem Auftbauen (bei 15 — 17° C.) in das untergeschobene Zinkgefaß
abgelaufene Wassermenge durch Wögen bestimmt und aus den Gewichts-
bestimmungen die Verminderung der Wasserkapacität berechnet. Wie
man sieht, war der von Haberlandt gerügte Fehler in den Sachs sehen
Versuchen durch die gewählte Anordnung vollständig vermieden.
Die erste Periode der Frostwirkung dauerte vom 2. — 8. Februar 1886.
Nach erfolgtem Aufthauen und Abfluß des Wassers wurden die Apparate
vom 10. — 20. Februar einer nochmaligen Frostwirkung ausgesetzt. Nach-
dem nunmehr die Wasserkapacität festgestellt worden war, wurden die
Böden neuerdings in der beschriebenen Weise mit Wasser gesättigt und
während der Zeit vom 25. Februar bis 5. März ins Freie gebracht.
Die Lufttemperatur während der Versuchsdauer stellte sich nach
den Aufzeichnungen der meteorologischen Centraistation in München 1 )
wie folgt:
Lufttemperatur (°C.)
Datum
8 h
2 h
,
8 h
Min.
Max.
Mittel aas
beiden
2. Februar
, -0,4
M
—1,3
-1,3
3,9
1,30
3.
1,6
1,5
1,7
- 3,1
2.3
-0,40
4.
-2,9
-0,7
-2,7
- 3,5
-0,7
-2,10
5.
-4,2
-1,5
-3,7
- 6,9
-0,3
-3,60
6.
-5,5
-4,0
-4,7
-6,2
-2,9
; -4,55
7.
-8,1
-4,6
-6,7
- 9,9
-4,1
-7,00
-7,05
j — = — _= —
8.
-8,3
-4,9
7.:,
10,0
-4,1
10. Februar
-5,9
-2,8
— 5,5
—9,0
-2,5
-5,75
11.
—4,4
-2,5
-3,7
6,4
-1,8
-4,10
12.
-3,9
-2,3
-2,7
-4.6
-1,9 1 -3,25
13.
2.6
-2,5
-3,5
3,7
-2,3
-3,00
14.
-4.1
-2,9
-2,9
-5,0
-2,6 f -8,80
15.
-5,5
-2,5
-3,7
-6,5
-2,2
, 4,35
16. »
-2,9
-0,5
-0,7
-4,6
0,5
-2,05
17.
-3,1
-0,1
-1,1
-3,5
0,5
-1,50
18.
-2,5
-1,1
1,5
- 3,2
-0,8
-2,00
19.
-2,1
—0,3
-1,5
-3,3
0.0
—1,65
20.
-7,3
-0,9
-3.2
| -8,8
-0,5
-4,65
i
*) C. Lang und F. Erk. Beobachtungen der met. Station, im Königreich
Bayern. Jahrgang VIII. München 1886.
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Untersuchungen über die Wasserkapacität der Bodenarten. 369
] ) i tum
1 'iH Ulli
Lufttemperatur (°C.)
8 h
2 h
8 h
Min.
1
Max.
Mittel aus
beulen
25. Februar
-3,7
3,7
-0,1
- 4,2
4,2
7 1
0,00
26. »
-2,1
5,9
2,1
- 4,0
7,6
1,80
27. >
—1,5
1,3
— U,o
— <*,U
2,1
0,05
28.
-2,9
-1,5
-3,7
- 4,3
-0,3
—2,30
1. März
-7,3
-3,1
-7,9
8,2
-1,9
— 5,05
2. >
-7,9
4,3
2,7
-11,0
5,7
- 2,65
3. >
4,9
0,6
-0,5
-•0,5
5,0
2,25
4. *
-4,7
-0,5
-2,7
- 6,8
-0,1
-3,45
5. ,
i
-6,1
2,5
-0,1
9,2
2,9 -3,15
Die Bestimmungen der Wasserkapacität der Buden lieferten folgendes
Resultat:
I.
Wasserkapacität (Vol.-Proc.)
Bodenart
Vor
Xtuh
Nach
Diffe-
renz
Relative« Verhältnis
dem
dem I.
Frost
(2.-8./II)
dem II.
Frost
(10.-20. n)
▼or
dem
Frost
Nach
dem
Frost
i
Kalksand, 0,071-0,114 mm
40,40
39,26
39,13
-1,27
100
96,S
0,114-0,171 »
41,43
38,49
38,33
-3,10
100
92,5
Quarzsand
29,10
27,67
27,37
-1,73
100
94,0
Lehm, pulverformig
> krümelig
44,30
37,40
38,95
28,29
38,58
28,19
—5,72
—9,21
100
100
87,1
75,4
Aikcrerdo krümelig
43,25
42,41
42,41
,00
98,0
11.
(25./II-5./III.)
Kalksand, 0,071-0,114 mm
I
39,90 39,28
•i •:
0,62
100
98,4
0,114-0,171 »
39,38
37,99
100
96,4
Quarzsand
29,20
27,63
-1,57
100
94,6
Lehm, pulverförmig
41,10
39,90
-1,20
100
97,1
krümelig
35,30
33,58
-1,72
100
94,8
Ackererde, krümelig
45,25
43,90
1,25
ii l
100
97,0
') Humoser Kalksandboden.
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<
370 Physik des Bodens:
Sieht man zunächst von Nebenumständen ab, so vermitteln diese
Zahlen die Thatsache, daß durch das Gefrieren des Bodens die
Wasserkapaeität desselben herabgesetzt wird.
Die Wirkung des Frostes auf den Boden ist zunächst darauf zurück-
zuführen, daß das zu Eis gefrierende und sich hierbei ausdehnende Wasser
die Bodentheilchen auseinander treibt und den Boden in einen Zustand
des größeren Volumens versetzt, in welchem er auch nach dem Aufthauen
in mehr oder minderem Grade verharrt. Die Bodenporen werden aUo
erweitert und dadurch das Wasserfassungsvermögen des Erdreichs ver-
mindert, weil, wie bei einer anderen Gelegenheit gezeigt 1 ), dasselbe inner-
halb gewisser Grenzen in umgekehrtem Verhältniß zum Durchmesser der
Poren steht.
Es ist außerdem sehr wahrscheinlich, daß fragliche Erscheinung in
Bezug auf die humosen und besonders thonigen Bestandteile des Bodens
auf einer Molekularveränderung derselben beruht. Mit Sicherheit kann
wohl angenommen werden, daß die koagulirbare Thonsubstanz durch das
Gefrieren eine ähnliche Veränderung erleidet wie z. B. Stärkekleister,
der bekanntlich nach dem Gefrieren und Wiederauftkaaen Wasser aas-
scheidet, während die festen Theile ein Gerinnsel bilden.
Von größerer Bedeutung für die Verminderung der WasserkapaciUt
der Böden unter den hier vorliegenden Verhältnissen dürfte die in sehr
feinkörnigen und vornehmlich thonigen Erdarten durch den Frost be-
wirkte Krllmelbildung sein. Es ist den praktischen Landwirthen hin-
länglich bekannt, daß der in rauher Furche dem Winterfrost ausgesetzte
schwere Boden, selbst wenn er im Hersbt eine fest zusammenhängende
Masse bildete, eine lockere, krümelige Beschaffenheit erhält, wie solche
in gleicher Vorzüglichkeit sich mit den Ackerwerkzeugen nur äußerst
selten herbeiführen läßt. Diese Beobachtung gelangt dadurch bei den
Praktikern zum Ausdruck, daß sie sagen: «wenn der Boden nicht aus-
friert, wird die Ernte nicht reich».
Diese Förderung der Krümelbildung in thonigen oder thonhaltigen
Böden läßt sich dadurch erklären, daß durch den Frost eine Schrumpfang
der gerinnbaren Substanz eintritt, wobei, in ähnlicher Weise wie beispiels-
weise unter dem Einfluß von Aetzkalk 2 ), die Bodentheilchen sich zn
') Diese Zeitschrift. Bd. VIII. IW». S. 197.
») Vergl. diese Zeitschrift. Bd. II. 1879. S. 441.
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Untersuchungen über die Wasserkapacität der Bodenarten.
371
Aggregaten vereinigen. Da nun zwischen denselben größere, nicht
kapillar wirkende Hohlräume entstehen, so erklärt sich die Herabminderung
der Wasserkapacität durch den Frost in einfacher Weise durch das Auf-
treten größerer, für die Festhaltung von Wasser ungeeigneter Lücken
zwischen den sich bildenden Aggregaten 1 ).
Der beschriebene Vorgang dürfte durch die Ausdehnung des Wassers
bei dem Gefrieren insofern unterstützt und gefordert werden, als die
Aufhebung des Zusammenbanges der Bodenmasse vornehmlich von den
in den größeren Poren enthaltenen Wassermassen ausgehen wird, weil
die Volumvermehrung und der dabei ausgeübte Druck um so ergiebiger
sind, je größer die gefrierenden Wassormengen. Die Zerklüftung des
Erdreiches in Krümel oder Bröckchen wird also von den in den gröberen
Lücken befindlichen Wassermassen ausgehen, während in den zwischen
letzteren liegenden Bodenpartien der Zusammenbang zwischen den Par-
tikeln mehr oder weniger bestehen bleibt, weil hier der durch das ge-
frierende Wasser ausgeübte Druck zu gering ist, und die gegenseitige
Anziehung einen erheblichen Widerstand leistet.
Aus dem Mitgetheilten lassen sich nunmehr die Details in den be-
treffenden Naturerscheinungen sowohl als auch in den oben mitgetheilten
Versuchsergebnissen leichter übersehen.
Es ergiebt sich vor Allem aus diesen Darlegungen, daß die Frost-
wirkungen bei denjenigen Böden am durchgreifendsten und von dauerndem
Einfluß sein werden, welche die Neigung zur KrUmelbildung besitzen
und den angenommenen Lockerheitszustand bewahren, während dieselben
bei solchen Böden schwächer und nur von vorübergehendem Einfluß sein
werden, welche nicht krümeln und nach dem Gefrieren in ihren ursprüng-
lichen Zustand zurückkehren. Zu ersteren sind alle bindigen (thon-
haltigen) und einige humusreichen, zu letzteren alle lockeren (sandhaltigen)
und gleichzeitig humusarmen Böden zu rechnen. Beispiele hierfür liefern
die mitgetheilten Versuchsergebnisse. Der Quarzsand war durch das
Gefrieren in seinem Wasserfassungvermögen nicht geändert worden, denn
er enthielt
Wasser
vor den eisten beiden Frostwirkungen 29,10 Vol. °/o,
nach der hierauf folgenden Wiederanfeuchtung 29,20 » *
') Diese Zeitschrift. Bd. VIII. 1885. S. 198 u. 202.
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372 Physik des Bodens:
dagegen war die Wasserkapacität der beiden bindigen Bodenproben
(krümeliger und pulverförmiger Lehm) in Folge der Frostwirkung dauernd
vermindert, denn es betrug dieselbe
Lehm
krümelig pulverformig
vor den ersten beiden Frostwirkungen 37,40 44,30,
nach der hierauf folgenden Wiederanfeuchtung 35,30 41,10.
Daß bei diesen thonhaltigen, krümelnden Böden (Lehm) der EinfluG
des Frostes auf das Wasserfassungsvermögen überdies weit größer ist als
bei dem lockeren, nach dem Gefrieren in den Zustand der Einzelkorc-
struktur zurückkehrenden sandreichen Boden (Quarzsand), zeigt ein Ver-
gleich der bezüglichen Werthe für die Wasserkapacitäten der Böden vor
und nach sämmtlichen Frost Wirkungen. Es betrug die
Wasserkapacität (Vol.-Proc.)
Relatives Verhkltnüi
Vor dem Nach dem Differenz vor dem nach dem
Fro*t Frost
Quarzsand . . . 29,10 27,63 - 1,47 100 94,9
Lehm, krümelig . 37,40 33,58 — 3,82 100 ' 89,8
Lehm, pulverig . . 44,30 39,90 —4,40 100 90,1.
Die beiden sehr feinen Kornsortimente des Kalksandes zeigen be-
züglich der hier in Rede stehenden Wirkungen ein den bisher betrach-
teten Böden gegenüber mittleres Verhalten, weil sie wenig zur Krümel-
bildung neigen, andererseits aber auch nicht so leicht in den Zustand
der Einzelkornlagerung zurückkehren wie der grobkörnigere Quarzsand.
Auffallend sind die bei dem humosen Kalksandboden ermittelten
Werthe insofern, als im Gegensatz zu den bis dahin besprochenen Ver-
suchsmaterialien die Wasserkapacität dieser Erdart nach den ersten beiden
Frost Wirkungen eine Erhöbung statt einer Verminderung erfahren hatte.
Indessen läßt sich diese Thatsache aus der sehr lockeren Zusammenlage-
rung der die Krümel bildenden Bodentheilchen erklären. Die Aggregate
waren so locker, daß sie bei Anwendung des geringsten Druckes in ihre
Elemente zerfielen. Es läßt sich daher annehmen, daß, in Folge der
geringen Bindigkeit des humosen Kalksandes und der überaus lockeren
Beschaffenheit der Bodenbröckchen, durch den Frost eine theilvveise Zer-
störung letzterer stattfand und ein Theil der nicht kapillaren Hohlräume
in kapillare übergeführt wurde. Aus letzterem Grunde mußte bei der
Wiederanfeuchtung des zuvor der Frostwirkung ausgesetzten Bodens eine
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Untersuchungen über die Wasser kapacität der Bodenarten. 373
Erhöhung der Wasserkapacität in die Erscheinung treten, weil dieselbe,
»
wie früher nachgewiesen, bei krümeligen Böden zunimmt, in dem Grade
die nicht kapillaren Hohlräume durch äußere Einwirkungen zerstört
werden 1 ).
Der Umfang, in welchem die Wirkungen des Frostes in der ge-
schilderten Weise hervortreten, dürfte außer von der Beschaffenheit und
Menge der Bodenkonstituenten auch von dem Wassergehalt des Bodens
wesentlich mit abhängig sein. Die Veränderungen in der Lagerung der
Bodentheilchen, welche der Frost hervorruft, werden in um so größerem
Maßstabe hervortreten, je größer die eingeschlossenen Wassermengen sind,
weil die den Zusammenhang der Bodenmasse störenden, bei dem Ge-
frieren des Wassers entstehenden Kräfte mit der Wassermenge an Inten-
sität wachsen. Dazu kommt, daß eine Bewegung der Wassertheilchen
nur bei einem höheren, über ca. 50°/o der vollen Sättigungskapacität
liegenden Feuchtigkeitsgehalt stattfindet 1 ), woraus folgt, daß unter dieser
Grenze die Zertrümmerung weit weniger durchgreifend sein wird als
über derselben.
Schließlich wird nicht außer Acht gelassen werden dürfen, daß die
Art des Auftretens der Fröste selbst für vorliegende Erscheinungen maß-
gebend sein wird. Ein öfterer Wechsel zwischen Frost und Aufthauen
wird im Allgemeinen der Aufhebung im Zusammenhang der ganzen
Bodenmasse förderlicher sein als ein während längerer Zeiträume an-
dauerndes Gefrieren des Boden wassers, denn es ist wohl anzunehmen,
daß im ersteren Fall die Eisbildungen und die durch dieselben veran-
lagten mechanischen Wirkungen einem größeren Wechsel unterliegen und
hierdurch nachhaltiger in den Zertrümmerungsproceß eingreifen werden,
als dies unter letzteren Verhältnissen der Fall ist. Allein es bleibt zu
berücksichtigen, daß Uber eine gewisse Grenze hinaus ein zu häufiger
Wechsel zwischen Gefrieren und Aufthauen schließlich einen so weit
gebenden Zerfall des Erdreiches herbeiführen kann, daß dasselbe In seine
Elemente zerfallt 3 ), d. h. in den pulverförmigen Zustand übergeht und
dadurch eine beträchtliche Erhöhung seiner Wasserkapacität erleidet.
») Vergl. diese Zeitschrift. Bd. VIII. 1S85. S. 199 u. 203.
2 J Diese Zeitschrift. Bd. VII. 1884. S. 41.
s ) Diese Zeitschrift. Bd. II. 1879. S. 450.
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374
Physik des Bodens:
Bei Zusammenfassung sfimmtlicber Versuchsresultate und Erwägungen
ergiebt sich:
1. daß d ie Wasserkapacität der Böden durch das Gefrieren
des Wassers in denselben im Allgemeinen vermindert wird;
2. daß diese Wirkungen bei allen leicht in den Zustand
der Einzelkornstruktur verfallenden, grobkörnigen, sand-
reichen, humusarmen Bodenarten vorübergehend sind, bei
allea zur Krümelbildung neigenden (feinkörnigen, thon-
reicfien, humusreichen) Bodenarten dagegen die Beschaffen-
heit des Erdreiches dauernd verändern;
3. daß der Frost in der ad 1 geschilderten Weise seinen
Einfluß in um so stärkerem Grade äußert, je größer der
Wassergehalt des Bodens ist und je öfter derselbe innerhalb
gewisser Grenzen mit Aufthauen wechselt;
4. daß, in Bezug auf dauernde Wirkung des Frostes, bei
krümeligen Böden unter Umständen eine Erhöhung der Wasser-
kapacität in Folge des Gefrierens des Bodenwassers be-
obachtet wird, wenn die Aggregate bei zu lockerer Lage-
rung (geringer Bindigkeit des Erdreichs) oder bei zu
häufigem Wechsel zwischen Frost und Thauwetter in ihre
Elemente zerfallen.
Versuchsreihe VI.
Einfluß des Untergrundes auf die Wasserkapacität der
Bodenarten.
In dieser Versuchsreihe wurden Blechröhren von 4 cm Durchmesser
und 70 cm Länge, deren oberes, 10 cm langes Stück abnehmbar war 1 ),
mit einer und derselben Bodenart oder in der Weise gefüllt, daß in
einer bestimmten Tieflage ein Material von entgegengesetzter physika-
lischer Beschaffenheit und einer Mächtigkeit von 3 resp. 5 cm eingelagert
wurde. Die Zufuhr des Wassers erfolgte von oben her und zwar so,
daß man dasselbe in dünnem Strahl in ein auf das obere abnehmbare
Köhrenstück aufgesetztes, sich an letzteres dicht anschließendes und zur
Hälfte noch mit der betreffenden Erdart gefülltes, 10 cm hohes Glasrohr
einführte. Mit der Zufuhr wurde aufgehört, sobald das Wasser anfing
») Diese Zeitschrift. Bd. VIII. 1885. S. 187.
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Untersuchungen über die Wasserkapacität der Bodenarten.
375
unteo abzutropfen. Hierauf blieben die Apparate, nachdem dieselben
zur Hintanhaltung der Verdunstung oben mit einer Glasplatte bedeckt
worden waren, 36 Standen lang stehen, worauf das abnehmbare Röhren-
stück abgenommen wurde, indem man den Boden an den beiden Enden
mit einem scharfen Blech durchschnitt. Die Erde wurde hierauf bei
105° C. getrocknet und der Wassergehalt (kleinste Wasserkapacität) da-
nach auf das Volumen berechnet.
Versuch I.
Die Apparate wurden mit unverändertem Quarzsand 1 ) gefüllt und
mit einer 3 cm starken Lage von Lehmpulver (0 — 0,25 mm) in ver-
schiedenen Tiefen durchschichtet. In der folgenden Tabelle sind die
Profile angegeben, von oben nach unten.
Bodenart
I
cm
II
cm
III
cm
IV
cm
V
Quarzsand
Lehmpulver
Quarzsand
10
3
57
20
3
47
30
3
37
40
3
27
| Quarzsand
j (70 cm)
Die kleinste Wasserkapacität des Quarzsandes stellte sich wie folgt:
I. II. III. IV. V.
32,28 16,73 10,37 6,63 4,53.
Versuch II.
In diesem Versuch wurde Lehmpulver (0 — 0,25 mm) mit einer 3 cm
starken Lage vom grobem Quarzsand (1 — 2 mm) in verschiedenen Tiefen
durchschichtet. Die Anordnung, resp. die Wasserbestimmungen sind
folgenden Zahlen zu entnehmen.
») Nach der mechanischen Analyse zeigte der Quarzsand folgende Zusammen-
setzung:
Maschenweite
der Siebe
Mittelkies 2,50 mm 0,15 °/©
Feinkies 1,00 » 6,45 »
Grobsand 0,50 » 40,40 »
Maschenweite
der Siebe
Mittelsand 0,25 mm 42,15 °/o
Feinsand — » 9,74 »
Abschlämmb. Theile — » 1,11 »
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376 Physik des Bodens:
Profile (von oben nach unten).
Bodenart
I
cm
II
cm
III
cm
IV
cm
V
Lehmpulver
Quarzkies
Lehmpulver
10
3
57
20
3
47
30
3
37
40
3
27
( Lehmpulver
(70 cm)
Die kleinste Wasserkapacitttt des Lehms wurde wie folgt ermittelt:
l n. in. iv. v.
43,78 43,59 43,36 42,78 42,68.
Versuch III.
Profile
(von oben nach unten).
Bodenart
I
cm
Bodenart
II
cm
m -
Quarzsami
Lehmpulver
Quarzsand
32,5
5,0
32,5
Quarzsand
Eisenoxydhydrat l )
Quarzsand
32,5
5,0
32,5
Quarzsand
(70 cm)
Folgende Zahlen geben die Werthe für die kleinste Wasseikapa-
citilt des Quarzsandes an:
1. II. III.
17,87 17,12 5,14.
Versuch IV.
Profile
(von oben nach unten).
Bodenart
cm
Bodenart
II
HI
Kalksand')
Quarzkies (1-2 mm)
Kalksand
32,5
5.0
32,5
Kalksand
Lehmpulver
Kalksand
32,5
5,0
32,5
Kalksand
(70 cm)
Die Bestimmungen der kleinsten Wasserkapacität des Kalksandes
lieferten folgendes Resultat:
L II. III.
^ 20,27 29,35 23,05.
») Pul verförmig (0-0,25 min).
l ) Pulverförmig (0-0,25 mm).
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Untersuchungen über die Wasserkapacität der Bodenarten. 377
Versuch V.
Profile.
Bodenart
! I
j
cm
Bodenart
II
1 cm
III
Lehmpulver
Quarzkies (1-2 mm)
Lehmpulver
32,5
5,0
| 32,5
Lehmpulver
Quarzsand (0-0,5 mm)
Lehmpulver
32,5
5,0
32,5
Lehmpulver
(70 cm)
In den beiden Parallelversuchen wurden die Werthe für die kleinste
Wasserkapacität wie folgt ermittelt:
L II. III.
A. 42,24 41,89 41,36
B. 43,30 42,77 42,62.
In Ansehung der Versuche I und III ergiebt sich zunächst, daß
die Wasserkapacität grobkörniger Böden (Quarzsand) durch
Untergrundschichten, welche das Wasser nur langsam leiten
(Lehm und Eisenoxydhydrat), selbst bei geringer Mächtigkeit
letzterer (3 — 5 cm) beträchtlich erhöht wird, und zwar um so
mehr, je näher jene Schichten unter der Oberfläche liegen.
Diese Thatsache erklärt sich leicht dadurch, daß in dem grobkörnigen
Boden das von oben zugeführte Wasser mit großer Schnelligkeit abgeführt
und nur in verhältnißmäßig geringen Quantitäten festgehalten wird,
während es bei dem Vorhandensein einer aus feinkörnigem Material be-
stehenden Schicht in seiner Weiterbewegung gehemmt wird, weil letztere
die Eigenschaft besitzt, das Wasser nur langsam zu leiten. Sie saugt
sich mit Wasser voll und verlangsamt den weiteren Abfluß nach unten.
Ein Theil des indessen weiter von oben her zufließenden Wassers sammelt
sich daher auf der gesättigten Schichte an und erfüllt hier mehr oder
weniger alle Hohlräume des Bodens. Je näher daher die feinkörnige
Untergrundschichte zur Oberfläche liegt, um so stärker müssen die zu
Tage tretenden Bodenpartien durchfeuchtet werden.
Bemerkenswerth für die Beurtheilung vorliegender Verhältnisse ist
der Umstand, daß die Beeinflussung der Wasserkapacität der
Böden durch schwer durchlässige Untergrundsschichten um so
größer, je größer die Differenz in dem Verhalten zum Wasser
in den in Vergleich kommenden Bodenarten ist und umge-
kehrt. Dies ergiebt sich deutlich, wenn man die bezüglichen Daten in
E. Wollny, Forschungen IX. L'G
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&78 Physik des Bodens:
Versuch I Profil III Q. V mit denen in Versuch IV Profil II u. UI
vergleicht.
Quarzsand.
Lehmsrhicht
Homogen. in m cm Tjefe Relatives \erhältniß.
Wasserkapacität: 4,53 10,37 1 : 2,29
Kalksand.
Wasserkapacität: 23,05 29,05 1 : 1,26.
Die Wasserkapacität dos feinkörnigen Kalksandes hatte demnach eine
sehr viel geringere Erhöhung durch die im Untergrunde befindliche Lehm-
schicht erfahren als der grobkörnige Quarzsand. Es erklärt sich dies aus
dem bei einer anderen Gelegenheit 1 ) ermittelten Gesetz, daß in geschichteten
Böden der Uebertritt des Wassers aus einer Schicht in die andere um n
mehr erschwert ist und um so eher aufgehoben wird, je weiter die über-
einander gelagerten Schichten in der Feinheit ihrer Partikel und in ihren
sonstigen Strukturverhältnissen von einander abweichen.
Zieht man die Versuche IT, IV Profil I und Versuch V in Betracht,
so ergiebt sich, daß ein durchlassiger Untergrund die Wasser-
kapacität der darüberliegenden Schichten unmerklich erhöht,
wenn letztere aus sehr feinkörnigem reap. thonigem Material
bestehen, dieselbe dagegen herabsetzt, wenn die betreffenden
Bodenpartien aus einer weniger feinen Erdart bestehen. Man
bemerkt deutlich, wie der Lehm (Versuch II) durch Zwischenlagerang
einer Quarzkiesschicht in seinem Wasserfassungsvermögen eine geringe
Erhöhung erfahren hatte, die um so ergiebiger war, je näher der Unter-
grund zur Oberfläche lag. Der bezügliche Einfluß war ferner um so
geringer, je feinkörniger die Untergrundschichte war (Versuch V). Bei
dem an sich gut leitenden Kalksand hatte der durchlassige Untergrund
die entgegengesetzte Wirkung hervorgerufen, d. h. die W asser kapacitSt
der oberen Bodenpartien vermindert (Versuch IV Profil I).
Zur Erklärung dieser Erscheinungen ist wiederum das oben citirte
Gesetz heranzuziehen, nach welchem der Uebertritt des Wassers aus einer
Bodenschicht in die andere um so leichter von Statten geht, je geringer
der Unterschied in ihren für die Wasser bewegung maßgebenden physi-
kalischen Eigenschaften ist.
>) Diese Zeitschrift. Bd. VITT. 1885. S. 218.
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Neue Litte ratur.
379
M^ittcm tili*.
E. Laurent. Die Mikroben des Bodens. Bulletin de PAcademie royale
de Belgique. Ser. 3. T. XI. 1886. p. 128.
Die Experimente des Verf. knüpfen sich an Beobachtungen, welche Duclaux
über das Keimen pflanzlicher Samen in sterilisirten Nährstoffboden angestellt hat
Säet man nämlich Erbsen oder Bohnen in einen Nährboden, welcher zuvor Ton
Ammoniak, Salpetersäuren Salzen, vor Allem aber von Mikroben befreit ist, so
findet kein Wachsthum statt, auch wenn man jenen sterilisirte Milch oder steri-
lisirten Rohrzucker zur Nahrung bietet, also Stoffe, welche unter gewöhnlichen
Bedingungen das pflanzliche Leben zu unterhalten wohl geeignet sind. Duclaux
zieht aus diesen Versuchen den Schluß, daß die Pflanze allein nicht befähigt ist,
so komplicirte Nährstoffe wie Milch oder Zucker zu ihrem Lebensunterhalte zu
verwerthen, sondern daß zuvor die in jedem normalen Boden vorkommenden Mi-
kroben diese in einfachere Körper, wie Kohlensäure, Wasser, Ammoniak, Salpeter-
wie salpetrige Säure, zerlegen müssen, um sie in dieser einfachen Form für die
Pflanzen verwerthbar zu machen.
In den Untersuchungen des Verf. sollte bei dem Studium der Rolle, welche
die Mikroben des Bodens bei der Ernährung spielen, jeder ungewöhnliche Um-
stand vermieden werden und die Pflanzen ihren normalen Entwickelungs- und
Ernährungsbedingungen unterliegen.
Zu diesem Zweck wurde eine Reihe von Kulturtöpfen hergestellt, die, durch
passendes Erhitzen sterilisirt, mit ebenso behandelten Deckeln verschlossen waren,
durch welche eine Oeffnung für den sich entwickelnden Stamm, zwei für die Zu-
fuhr von sterilisirtcm Wasser und zwei für die Zufuhr gereinigter Luft bestimmt
waren; zu der durch Erhitzen auf 140° C. sterilisirten Gartenerde konnten keine
Mikroorganismen von Außen dringen. Gleichzeitig wurden vier Versuchsreihen
in Angriff genommen : In der ersten befanden sich die Versuchspflanzen in ge-
wöhnlicher Gartenerde ; die zweite Reihe enthielt Versuche mit sterilisirtem
Boden, der später mit Bakterien der gewöhnlichen Gartenerde geimpft wurde; es
sollte durch diesen Versuch geprüft werden, ob der Proceß des Sterilisirens, das
Erhitzen auf 140°, die Nährfähigkeit des Humus beeinträchtige. In der dritten
Versuchsreihe wuchsen die Pflanzen in sterilisirtem Boden und in der vierten
wurden dem sterilisirten Boden später chemische Dünger zugesetzt. Die Bedeu-
tung der vierten Versuchsreihe liegt in dem Umstände, daß durch die Zufuhr des
Mineraldüngers die Funktion der Bodenbakterien theilweise ersetzt wurde, indem
diejenigen einfachen Nährstoffe, welche im Boden von den Bakterien aus den
organischen Substanzen erst erzeugt werden, hier direkt zugeführt wurden.
Die Versuche wurden mit Buchweizensamen angestellt. Sie waren erst
durch eine Sublimatlösung sterilisirt, dann in Krystallschälchen unter möglichstem
') Comptcs rendus. T. C. p. 66.
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380
Physik des Bodens:
Abschluß der Luftbakterien zum Keimen gebracht und wurden beim Erscheinen
der Würzelchen in die betreffenden Töpfe überpflanzt. Der Versuch begann am
25. Juli; in der vierten Versuchsreihe erhielten die Pflanzen vom 15. August ab
wöchentlich zweimal eine N&hrstofflösung, welche Kaliumnitrat, Calciumphospbat,
Calciumsulfat, Magnesiumsulfat und Spuren von Eisensulfat enthielt. Die Ergeb-
nisse dieser Versuche zeigen sich in folgender Uebersicht:
Zahl Zahl Zahl-
der Blatter der Blüthen der Früchte
am 28. Aug. am 11. Sept. am 15. Sept. am «9. 8ept
1. Reihe
. 9
15
126,33
94,67
2. »
. 6
13,17
128
96
3. »
. 3,62
6,62
58
23,5
4. a
. . 4,6
19
88,4
66,75.
Es ergiebt sich aus diesen Zahlen, daß die dritte Reihe allen anderen nach-
steht, daß also ganz zweifellos die Thätigkeit der Mikroben in der Gartenerde,
welche viel organische Substanz enthält, von großem Vortheile für die Pflanzen
ist. Hierbei muß noch in Betracht gezogen werden, daß die im sterilisirten
Boden wachsenden Pflanzen noch einen merklichen Theil der Produkte, welche
die Bakterien im Boden vor ihrer Tödtung erzeugt hatten, vorfanden und zu
ihrer Ernährung verwerthen kounten.
P. IAboriu*. Beitrage znr Kenntniß des SanerstofTbedllrfnisses der
Bakterien. Zeitschrift f. Hygiene. Bd. I. 1886. S. 115.
In der eingehenden systematischen Untersuchung des Verf. über das Ver-
halten verschiedener Bakterien gegen Sauerstoffmangel wurden die Bakterien
nach dem jetzt allgemein üblichen Verfahren auf festem Nährsubstrat ge-
züchtet und der Sauerstoff mittelst verschiedener, ausführlich beschriebenen
Verfahren abgebalten. Die allgemeineren Resultate aus diesen Beobachtungen
sind folgende :
In Bezug auf das Sauerstoff bedürfniß hat man unter den Bakterien drei
Klassen zu unterscheiden: 1. Obligate Anaerobien, welche für alle Leben>-
funktionen auf die Abwesenheit von Sauerstoff angewiesen sind; einige unter
diesen erregen Gährung, andere vermehren sich ohne Gährung; für erstere ist
aber die Gährung keine unerläßliche Bedingung ihrer Vermehrung. Sauerstoff-
zufuhr sistirt alle Lebensäußerungen dieser Bakterien. 2. Obligate Aerobien,
welche unter allen Urnständen reichlicher Sauerstoffzufuhr bedürfen; wird
diese erheblich beschränkt, so sistiren sämmtliche Lebensäußerungen; genauer
studirte Gährungen sind von keiner dieser Bakterien bekannt. 3. Fakultative
Anaerobien, die für gewöhnlich auf Sauerstoffzufuhr angewiesen sind, bei
reichlichen Sauerstoffmengen am kräftigsten vegetiren. Dieselben können auch
bei vollständiger Sauerstoffentziehung noch eine beträchtliche Konsumtion des
Nährmaterials und eine bedeutende Vermehrung leisten, wenn auch bei Be-
schränkung des Sauerstoffzutrittes eine Verlangsamung ihres Wachsthums ein-
tritt. Zu dieser dritten Gruppe gehören namentlich alle untersuchten pathogenen
Bakterien, wie die Bakterien des Milzbrandes, der Cholera, des Typhus u. s. w
Auch unter diesen können mehrere Gährung erregen, aber sowohl mit als ohne
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Neue Litteratur. 381
Sauerstoff; nur eine Bakterie (Bac. prodigiosus) macht eine Ausnahme, indem
hier Gährung nur in sauerstofffreien Kulturen eintritt.
J. Uff'elmann. Ueber die Oxydation des Ammoniak» im Wasser nnd
Boden. Archiv für Hygiene. Bd. IV. S. 82, und Chemisches Centraiblatt. 1886.
No. 17. S. 312.
Verf. lieferte den Beweis, daß die Oxydation des Ammoniaks, wenigstens
bei starker Flächenattraktion, ohne Mitwirkung von Mikroben stattfinden kann.
Versuche mit Quellwasser und mit dem Wasser der Rostocker Wasserleitung er-
gaben, daß auch in nicht keimfreiem Wasser und in nicht keimfreien Gefäßen
die Oxydation des Ammoniaks zum mindesten ungemein langsam und jedenfalls
viel langsamer sieb vollzieht, als gewöhnlich angenommen wird. Es ergiebt sich
ferner, daß die Absorption der salpetrigen Säure und des Ammoniumnitrites (aus
der Luft) vom Wasser in sehr wesentlichem Maße die Menge des Ammonium-
nitrites beeinflußt, welches wir in dem Wasser finden. Denn es zeigte sich, daß
' da, wo diese Absorption ohne gleichzeitige Aufhebung des Sauerstoffzutrittes er-
heblich beeinträchtigt wurde, auch das Ammoniumnitrit geraume Zeit fehlte. Bei
einem Versuch, in welchem nicht keimfreies, ammoniakalisch gemachtes Wasser
innerhalb eines mit Watte lose verschlossenen Glases aufbewahrt war, wurde
jenes noch am 18. Tage frei von salpetriger Säure gefunden. Selbst nach Wochen
wurde in ammoniakalischem Wasser trotz unbehinderten Zutrittes von Luftsauer-
stoff die Anwesenheit von salpetriger Säure allemal dann vermißt, wenn keine
Absorption derselben statthaben konnte und wenn überdies das betreffende
Wasser sterilisirt, sowie vor der Verunreinigung mit Keimen aus der Luft be-
hütet wurde. •
Der Boden hat zweifellos die Fähigkeit, zum mindesten nach stattgehabter
Anfeucbtung, salpetrige Säure aus der Luft zu absorbiren. Aber er vermag nicht
Ammoniak zu oxydiren, wenn die in ihm vorhandenen Keime vernichtet sind und
die Zufuhr neuer Keime verhindert wird, vermag dies auch dann nicht, wenn das
Ammoniak in sehr starker Verdünnung ihm zugeführt und für ausreichende Durch-
lüftung gesorgt wird. Boden und Wasser gleichen sich also in beiden Beziehungen.
Die in ihnen gefundene salpetrige Säure kann absorbirt sein. Soweit dies aber
nicht der Fall ist, verdankt sie ihren Ursprung einem biologischen Processe und
nicht einer einfachen Aktion des Luftsauerstoffs.
L. Adametz, Untersuchungen über die niederen Pilze der Acker-
krume. Iuaugural-Dissertation. Leipzig. 1886.
In Anbetracht, daß die im Ackerboden in so ungeheurer Menge auftretenden
nichtpathogenen Pilze zum großen Theil Arten angeboren, von welchen die Um-
setzung der für die Pflanzenernährung wichtigen, von Pflanzen und Thieren her-
stammenden Ueberreste im Ackerboden hauptsächlich beherrscht wird, sowie daß
genauere Angaben über diese Organismen zur Zeit fehlen , hat sich Verf. vor-
liegender Arbeit veranlaßt gesehen, die gewöhnlichsten in der Ackerkrume be-
findlichen Pilze näher zu bestimmen, und die von denselben hervorgerufeneu
Processe mit besonderer Rücksicht auf die Nitrifikation zu prüfen.
Verf. benutzte Erde vom Versuchsfelde des landw. Instituts in Leipzig,
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382
Physik des Bodens:
welche im Oktober v. J. sowohl aus der obersten Schicht wie aus einer Tiefe von
ca. 22 cm entnommen worden war. In beiden Schichten fanden sich Hefen- und
Schimmelpilze in nicht gerade sehr beträchtlicher, Spaltpilze dagegen in un-
geheurer Zahl. Unter Benutzung des Thotna'schen Zählapparats wurden die
Spaltpilze, welche in 1 g Erde zugegen waren, auf etwa 500000 in der Oberfläche,
und 460000 iu der tieferen Schicht geschätzt. Nach der Filtration wurde Züchtung
mit JToc&'scher Plattenkultur und nachher Reinzucht mit Stich- und Stricbkultar
auf verschiedenartigen Substraten vorgenommen, die, soweit es sich um Nährstoff-
lösungen handelte, zum Theil erst in passender Form ermittelt werden mubten.
Es wurden in solcher Weise gefunden:
1. 6 Schimmelpilze (Penic. glaucum, Mucor mucedo, M. racemosus, M. stolonifer,
Aspergillus glaucus, Oidium lactis);
2. 4 Hefenpilze (Saccharomyces ellipsoideus, S. cerevisiae, S. glutinis, Monika
Candida) und zwei bisher noch nicht beobachtete Arten von hefeähnlichen Zeilen
Sie zeigen hefeähnliche Sprossung und Vakuolen, spalten Zucker, bilden aber
Mycel wie Schimmelpilze;
3. von Spaltpilzen 4 aus der Gattung Micrococcus (M. Candidus, M. luteus.
M. aurantiacus, Diplococcus luteus); 4 aus der Gattung Bacterium (B. No. 1.
B. No. 2, B. lineola, B. termo); 3 Arten von Bacillen (B. subUlis, B. No. 2, B
butyricus); aus der Gattung Vibrio noch V. rugula.
Im weiteren Verfolg der Untersuchung wurden nun Nährstofflösungen, wohl
geeignet, eine üppige Entwickelung der Spaltpilze zu unterhalten, mit 0,01g
Erde, und damit mit der Geaammtheit aller zur Untersuchung gekommenen Pilze
beschickt. Der benöthigte Stickstoff war mit l /«°/ 0 weinsaurem Ammoniak ge
geben, welches der analytischen Untersuchung wegen später durch »/i 0 /« essig-
saures Ammoniak ersetzt wurde. Audi mit Reinkulturen von Spaltpilzen sind die
Nährstofflösungen inticirt worden. Die Entwickelung erfolgte im Licht und in
Dunkeln, bei verschiedener, bis zu 35° gesteigerter Temperatur.
Die vom Verf. bezüglich der Salpeterbildung angestellten Untersuchungen
ergaben folgende Resultate:
1. Werden entsprechend zusammengesetzte, sterilisirte Nährstoff lösungen mit
ganz kleinen Mengen einer Ackererde versetzt, so lassen sich in denselben ua. b
Verlauf von 8—4 Wochen kleine, quantitativ nicht bestimmbare Mengen vob
Salpetersäure nachweisen. Dieselben sind im Kontrolgefäß nicht vorhanden und
müssen daher in irgend einer Weise mit der Entwickelung der niederen Pilze im
Zusammenhang stehen.
2. Die Salpetersäurespuren erfahren im Laufe der Zeit keine Zunahme, auch
dann nicht, wenn eine dem Pilzwachsthum günstige höhere Temperatur in An-
wendung gebracht wird.
3. Erhöhte Temperatur (80»— 85« C.) hat zur Folge, daß sich die kleinen
Salpetersäuremengen um einige Tage früher in den Kulturflüssigkeiten einstellen
4. Die Nitrifikation wird verzögert, wenn durch die Flüssigkeiten mehrere
Mal des Tages Luft hindurchgeleitet wird.
5. Reinkulturen von den Bakterien: Bact. No. 1, Bart. No. 2, Bact. termo
und Diplococcus luteus in den oben beschriebenen flüssigen Nährmedien zeigen
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Neue Litteratur.
3t>3
nach 4—5 Wochen in der Mehrzahl der Fälle einen äußeret geringen Salpeter-
säuregehalt.
6. Ein Spaltpilz, welcher die Eigenschaft gehabt hätte, größere Mengen von
Ammoniak in Salpetersäure zu verwandeln, «ein Salpeterferment», war in den
beiden untersuchten Ackererden nicht aufzufinden.
Die ferneren Untersuchungen des Verf. über die Spaltpilze als Ursache von
Reduktionsprocessen ergaben, daß ein Gemenge verschiedener, die Ackererde be-
wohnender Bakterien, in geeigneten Nährlösungen kultivirt, eine wahrscheinlich
durch Keduktionsprocesse veranlaßte Ammoniakbildung verursacht. Im vorliegen-
den Falle trat salpetrige Säure, wenigstens in nachweisbarer Menge nicht auf.
Ks zeigte sich ferner, daß die Ammoniakproduktion unter sonst gleichen Um-
ständen in jenen Lösungen früher beginnt, welche vor Luftzutritt bewahrt
bleiben.
Schließlich macht Verf. noch einige Angaben über das Auftreten der
Schimmelpilze im Boden. Ks fanden sich in den beiden Bodenproben (Sand,
Lehm) ca. 50 Sporen derselben, sowohl in den oberen wie unteren Schichten, be-
rechnet auf 1 g Erde. Unter günstigen Umständen keimen diese Sporen und
diejenigen von ihnen, welche sich, vom Zufall begünstigt, auf einem geeigneten
Substrat befinden, entwickeln sich weiter zu einem Myccl, welches den Nährboden
in einer für Schimmelpilze charakteristischen Weise zersetzt. Vou solchen Mycel-
bildungen in der Ackererde überzeugte sich Verf. zu wiederholten Malen.
Für das Auftreten der einzelnen Species erwies sich die Temperatur von
größtem Eiufluß. Bei Temperaturen unter 12° C. wurden sowohl auf festen wie
flüssigen Medien die Mucorineen durch Pen. glauc. überwuchert. Dieselben
Nahrmedien bedeckten sich bei höherer Temperatur (20°— 25° ('.) mit einer
üppigen Mucorvegetation. Neutrale Peptongelatine war speciell für Muc. muc.
sehr geeignet. Hier schlug er in der Regel selbst bei niederen Tempera-
turen Pen. glauc. aus dorn Felde. Pen. glauc. gelangte dann gewöhnlich erst
später, wenn die Fruktifikation von Muc. muc. bereits vorüber war, zur Ent-
wicklung. E. W.
U. WaringUm. Ueber den Einfluß des Gipses auf die Salpeter-
bildung. Ann. agronomiques. Bd. XI. 1885. p. 557.
In früheren Untersuchungen 1 ) hatte Verf. den Nachweis geliefert, daß
Alkalikarbonate, selbst in geringen Mengen, die Lebensthätigkeit des Salpeter-
fermentes hemmen; dagegen wurde in Lösungen von Chlorammonium die Salpeter-
bildung bei höheren Koncentrationen nicht beeinträchtigt. Es schien in Folge
dessen wahrscheinlich, daß es möglich sei, auch in konceutrirteren Urinlösungen
die Nitrifikation zu unterhalten, wenn es gelänge, die Anhäufung von Ammonium-
karbonat hintanzuhalten.
Um die Wirkungen eines Gipszusatzes *) zu prüfen, wurden vier Lösungen,
deren Uringehalt 15, 20, 30 und 50 ° o betrug, mit bestimmten Gipsmengen ver-
setzt (0,028 g pro 1 ccm). Die Lösungen, welche sich in mit Baumwollbausch
') Diese Zeitschrift. Bd. Vitt 1885. 8. W.
») Diese Zeitschrift. Bd. VII. 1884. 8. 339.
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Physik des Bodens:
verstopften Flaschen befanden, wurden mit je 1 g Erde versehen und dann unter
häufigem Durchschütteln längere Zeit sich selbst überlassen. Der ungelöste Gips
verschwand allmählich und es lagerten sich statt dessen kry stallin ische Massen
(vermuthlich aus kohlensaurem Kalk bestehend) auf den Gefäßwänden ab. In
dem Maße aber, wie die Salpeterbildung fortschritt, verschwanden auch diese
Ablagerungen wieder.
Hinsichtlich der Nitrifikation stellte sich heraus, daß dieselbe bei der ohne
Gipszusatz gebliebenen, relativ schwach urinhaltigen Flüssigkeit, wie bei <leu
früheren Versuchen, überhaupt nicht eintrat, wahrend sie in den mit Gips ver-
setzten Losungen um so später begann, je mehr Urin dieselben enthielten.
E. W.
A. Levy. lieber die Zusammensetzung der Drainwässer der Pariser
Rieselfelder. Annuaire de l'observatoire de Montsouris pour l'an 1884. Paris,
p. 408.
In Bezug auf die Umwandlung des in den Kloakenwässern enthaltenen
Ammoniaks in Salpetersäure, wenn dieselben den Boden durchsickern, geben die
Untersuchungen des Verf. werthvollc Aufschlüsse. In 1 Liter Flüssigkeit waren
in mg enthalten:
A m m o n i a k.s t ic ksto f f.
1882
März
■
April
Mai
Juni
Juli
Aug.
Sept.
Okt. Mittel
d
Kloakenwasser
Drain (Asnieres)
» (Cases)
» (Epinay)
(Moulin de Cage)
17,4
0,9
0,8
0,8
0,9
20.7
0,8
0,8
0,9
0,8
21,0
0,8
0,8
0,9
0,9
28,7
0,9
0,8
0,8
0,9
29,1
0,9
1,1
0,8
0,8
32,6
0,8
0,9
0,8
0,8
21,1
0,8
0,8
0,8
0,9
- 24.4
0,9 0.9
0,9 0,9
0,9 0,8
0,91 0,9
i.
Salpeter Stickstoff.
1882
Marz
April
Mai
Juni
Juli
Aug.
Sept.
Okt.
Mittel
Kloakenwasser
1,4
0.9
To
0,8
1,1
0,4
i «
Drain (Asnn-res)
23.7
24,8
2:.,r,
25,3
23,9
23,3
24,4
( Cases)
27,9
18,4
22,9
29,6
32.5
31,3
27,1
i Epinay)
19,9
22,9
21,1
19,0
22,6
23,2
26,6
22.2
(Moulin de Cage)
17,9
20,6
17,4
19,2
18,8
19,9
20,1
19,1
Aus diesen Zahlen läßt sich ohne Weiteres entnehmen, daß der in Form
von Ammoniak dem Boden zugefübrte Stickstoff fast vollständig zu Salpetersäure
oxytlirt wird, denn während die aufgegossene Flüssigkeit nur Ammoniak ond
Spuren von Salpetersäure enthielt, trat in der durch den Boden gegangenen und
abfließenden fast ausschließlich letztere Verbindung auf. In Uebereinstimmuug
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I
Neue Litteratur. " 385
hiermit stehen die von Lowes , Gilbert und Warington 1 ) nachgewiesenen Stick-
stoffverluste, welche das Ackerland durch die Drainwasser erleidet. E. W.
A. Müller. Versuche Ober Harngährung. Landw. Versuchsstationen.
1885. Bd. 32. S. 271.
In den vom Verf. angestellten Versuchen wurde Harn von einem gesunden
Manne bei regelmäßiger kräftiger Kost und reichlichem Wassergenuß, sowohl im
frischen wie im vergohrcnen Zustande, in verschiedener Verdünnung, mit und
ohne Zusätze verwendet. Verschiedene Versuche wurden dann mit kohlensaurem
Ammoniak wiederholt.
Von den wichtigsten Resultaten ist zunächst anzuführen, daß für die Energie
der Harngährung die Reaktion der Flüssigkeit, ob sauer oder alkalisch, entschei-
dend ist. Basische Zusätze mit Ausnahme koncentrirter Aetzlaugen wirken
förderlich, saure in weit höherem Grade hinderlich. (In dieser Beziehung ver-
halten sich demnach die niederen Organismen bei der Harngährung analog den
bei den Oxydationsprocessen der organischen Stoffe betheiligten. D. Ref.)
Unter den Säuren haben sich Schwefelsäure, Salpetersäure und Salzsäure,
besonders schweflige Säure als kräftige Antizymotika erwiesen, während Oxalsäure
und Essigsäure weniger nachhaltig wirkten, da sie allmählich von dem auftreten-
den Schimmel aufgezehrt werden. Phosphorsäure hat die Harngährung auffallend
wenig beeinflußt. Die Versuche mit Oxydationsmitteln lieferten kein sicheres Re-
sultat. Das Kaliumpermanganat hatte die Gährung beschleunigt, das chlorsaure
Kali verzögert. Der Chlorkalk hat es in überraschend hohem Grade gethan, trotz
bewirkter Alkalescenz — wohl hauptsächlich als Specificum. Schwefelkohlen-
stoff, Chloroform zeigten sich als vortreffliche Antizymotika; Alkohol und noch
mehr der Aether standen in ihrer Wirkung diesen Zusätzen nach. Das Gemisch
von Borsäure und Borax hat die Zersetzung nicht in erwartetem Maße aufge-
halten. E. W.
0. Kellner, lieber das Verhalten des Harnstoffs im Ackerboden.
Landw. Jahrbücher. Bd. XV. 1886. S. 712-717.
Verf. zieht aus seinen Untersuchungen folgende Sätze:
1. Der Harnstoff wird als solcher vom Ackerboden nicht absorbirt, sondern
bleibt in Lösung.
2. Erst das Produkt der Umwandlung des Harnstoffs durch Mikroorganismen,
das kohlensaure Ammoniak, tritt in Wechselwirkung mit dem Boden.
3. Die Ueberführung des Harnstoffs in kohlensaures Ammoniak geht nur in
den oberen Bodenschichten vor sich und findet selbst in porösen Bodenarten nur
bis zu einer Tiefe von ca. 0,5 m statt.
4. Da der wichtigste stickstoffhaltige Bestandtheil des frischen Harns im
Boden eine Zeit lang in Lösung bleibt, so ist Gefahr vorhanden, daß derselbe
durch Regen ausgelaugt und der Vegetation entzogen wird. Dies gilt sowohl für
menschlichen wie für thierischen Harn.
5. Die schädliche Wirkung auf die Vegetation, welche eine Düngung mit
frischen menschlichen Exkrementen öfters äußert, erklart sich aus der Thatsache^
') Dicac Zeitschrift. Bd. V. 1882. 8. 231 u. 410.
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886
Physik des Bodens: Neue Litteratur.
daß der Harnstoff in der Bodenflüssigkeit gelöst bleibt und die Koncent rat i«i
daselbst so hoch steigert, daß die Diffusion des Wassers in die Wurzeln beein-
A. Hlomeyer. Die Mikroorganismen und ihre Beziehung zu des
Stlckstoffverbinduugen im Boden. Der deutsche Landwirth. 1886. No. 32.
K. Wollny. Unterauel! nngen über die Zersetzung der organischen
Substanzen. Journ. f. Landwirthschaft. Bd. XXXIV. 1886. S. 213-320.
Qttantin. Sur la reduetion du sulfate de chaux par certains fenneats
anaerobies. Ann. agronomiqnes. Bd. XII. 1886. p. 80—86.
M. /*. K. Berthelot und Andrt. Bemerkungen zur Bestimmung des
Ammoniaks im Boden. Comptes rendus. T. CIL 1886. p. 954— 956.
M P. K. Berttielot, ( eher die Bestimmung von organischem Kohle u-
stoff in den Böden, welche freien Stickstoff binden. Comptes rendus. T. CIL
1886. p. 951—954.
trächtigt wird und die Pflanzen in Folge dessen welken.
E. W.
387
IL Physik der Pflanze.
Mittheilungen der pflanzenphysiologischen Versuchsstation am Königl.
pomologischen Institute zu Proskau.
YJL Ueber GeMeckigkeit.
Von Dr. Paul Sorauer.
Bei einer großen Anzahl von Pflanzen, namentlich solchen mit lang-
lebigen Blättern, stellen sich auf den Blattflächen gelbe Flecken ein. In
vielen Fällen sind Pilze nachweisbar, deren Mycel in engumschriebenen,
raeist kreisrunden Bezirken im Blattinnern angetroffen wird und als die
Ursache der Verfärbung angesehen werden darf.
Die nachstehenden Beobachtungen zeigen indeß, daß bei Pflanzen
sehr verschiedener Familien auch gelbe Stellen entstehen können, welche
nicht durch Parasiten veranlaßt werden, sondern auf ein Allgemeinleiden
deuten, dessen Ursache in Wasserüberschuß bei ungenügender Assimilations-
thätigkeit zu suchen ist.
a. Bandanus javanicus.
Eine sonst kräftige, 80 cm hohe Pflanze, zeigte seit längerer Zeit
die sämmtlichen Blätter durch zerstreute, verschieden große, gelbe, nach
dem Rande hin abblassende, bisweilen zusammenfließende Flecke marmorirt.
Diese Flecke sind durchscheinend; ihre Vertfaeilung über die ganze Blatt-
tläche ist ziemlich gleichmäßig, nur hier und da nach der Spitze hin zu-
nehmend. Die jüngsten Stadien machen sich häufig auf der Oberseite
früher als auf der Unterseite bemerklich; anfangs kreisrund, werden sie
später länglich, da bei ihrer Ausbreitung die Blattnerven ein schwerer
übersteigbares, seitliches Hinderniß darstellen. Während ihres Wachs-
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388
Physik der Pflanze:
thums erhebt sich die mittlere Partie etwas schwielig, wobei die schwielige
Auftreibung auf der Oberseite sehr wenig, auf der Unterseite mehr in
die Augen springt. Ein noch fortgeschritteneres Stadium zeigt, daß die
Centraipartie der Flecke auf der Unterseite sich zu bräunen anfangt
und endlich eine Höhlung mit dunkelbraunen Rändern bildet, die sich
bei der höchstgradigen Entwickelung zu einem feinen, das ganze Blatt
quer durchsetzenden Loche ausbildet.
Die durchlöcherte Stelle ist voll verkorkten, todten Mesophyllzellen
ausgekleidet, unter welchen, der Wundfläche parallel, sich eine mehr-
schichtige Zone wirklicher, tafelförmiger Korkzellen häufig befindet.
Im Querschnitt erkennt man unter einer sehr derbwandigen, schnial-
zelligen Epidermis, deren Zellen auf der Unterseite des Blattes etwas halb-
kugelig nach außen vorgewölbt, auf der Blattoberseite dagegen mehr flach
und tafelförmig erscheinen, eine ebenfalls noch dickwandige Zellenlage; ihr«?
einzelnen Zellen erscheinen bei einem Querschnitt 4 — 6 mal so lang ah
die Epidermiszellen, wogegen im Längsschnitt das Größenverbältniß zwischen
den Elementen dieser beiden Zelllagen sich umkehrt. Weiter nach innen
folgen 1 — 2 weitlumige, auch noch chlorophylllose Schichten, deren Zellen
etwa rundlich- sechsseitig sind und zwischen denen die Hart bast stränge
verlaufen, die nach der Oberseite hin stärker entwickelt sind und nnr
selten noch in das darunterliegende, Chlorophyll führende Mesophyll reichen.
Die Gefäßbündel, welche den Blattquerschnitt in annähernd gleich große
Abtheilungen lächern, grenzen nach der Oberseite hin an die chorophyll-
lose Zellenlage und sind nach der Blattunterseite zu nur von einer oder
zwei schwach mit Chlorophyll versehenen Zellreihen gedeckt.
Bei dem Auftreten der Gelbfleckigkeit zeigt sich eine Gewebeänderung
in der zwischen zwei Gefößbündeln liegenden Mesophyllpartie, die nach
der Oberseite hin den Charakter des Pallisadenparenchyms, nach der Unter-
seite den des Schwammparenchyras aufweist, in der Mitte aber ans sehr
zartwandigen, nahezu isodiametrischen, mit farblosem, wösserigem Inhalt
erfüllten, etwa sechsseitigen Zellen besteht. In dieser innersten, farblosen
Gewebegruppe beginnen die peripherischen, also dem chlorophyllführenden
Mesophyll angrenzenden Zellen sich nach der Seite des geringsten Wider-
standes, d. h. nach dem Centrum hin übermäßig zu strecken, wobei sie
häufig die centralen farblosen Zellen zusammendrücken. Nicht selten er-
folgt die Streckung nur in den direkt nach oben und nach unten ge-
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Ueber Gelbfleckigkeit.
3*9
richteten, nicht an den seitlichen Zellen der zartwandigen Gruppe, und es
entsteht dadurch in der zwischen zwei Blattrippen befindlichen Gewebe-
gruppe eine eigentümliche Lagerung. Die centrale Partie des Gewebes
besteht dann aus radial gestellten, schlauchförmig ausgezogenen, oft dick-
wandiger gewordenen, inhaltlosen Zellen, die später braun werden und
verkorken. Bei zunehmender Intensität wird das Schwammparenchym in
diesen Streckungsproceß hineingezogen ; sein Inhalt zerfällt zu braunkörniger
Substanz und damit wird die gelbe Färbung intensiver. Anfangs geht
der Zerfall des Chlorophylls langsam vor sich und die Flecke erscheinen
dann nur bei durchlallendem Lichte gelblich. Mit dem Hineinziehen des
chlorophyllfuhrenden Gewebes in den Streckungsproceß erhebt sich die
Blattoberfläche der Unterseite schwielenartig. Häufig bleibt nun mit der
Verkorkung der gestreckten Zellelemente der Krankheitsproceß stehen.
In solchen Fällen jedoch, in denen die Intensität der Krankheit bis zur
Durchlöcherung fortschreitet, sieht man zunächst, daß die sich streckenden
Zellen die Epidermis der Unterseite immer mehr spannen und endlich am
Gipfel der Schwiele entzwei sprengen. Auf diese Weise entsteht ein dem
bloßen Auge kenntliches, braun umrandetes, kleines Loch, das man recht
leicht für einen Insektenstich halten kann. Später findet man auch das
Pallisadenparenchym in den Streckungs- und Yerkorkungsproceß hinein-
gezogen und die Epidermis der Oberseite ebenfalls gebräunt; schließlich
können auch noch die Zellen der Gefäßbündelscheide unter Quellung ihrer
Wandungen und folgender Bräunung sich strecken. Noch vor dem Auf-
reißen der Schwiele stellt sich häufig, aber nicht immer eine das todte
Gewebe umkleidende Zone wirklicher Korkzellen ein, welche nach dem
Aufreißen emporgehoben wird und das darüberliegende, todte Gewebe als
braunen, spröden Kraterrand mit über die Blattfläche erhebt. In dem
abgestorbenen Gewebe siedeln sich Saprophyten an. Ein ähnlicher Vor-
gang ist bei Pandanus reflexus von Bachmann beschrieben worden, da-
bei aber auf die Korkbildung der Hauptwerth gelegt; im vorliegenden
Falle ist die Korkbildung eine nicht immer auftretende Begleitserscbeinung
des Hauptkrankheitsvorganges, der in einer abnormen Zellstreckung be-
steht. Diese setzt eine erhöhte Wasserzufuhr voraus, aber ohne Er-
höhung des plastischen Baumaterials; sonst würden sich neue Meristeme
gebildet haben. Der Assimilationsproceß muß also in den gelbfleckigen
Blättern ein geringer, die Wasserzufuhr dagegen eine abnorm hohe sein.
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390
Physik der Pflanze:
Bei einer Sendung kranker Orchideen befanden sich wurzelkranke
Cattleyen; die Species war nicht näher bezeichnet. Die lederartig dicken,
sonst gesund grün erscheinenden Blätter zeigten auf der Oberseite zer-
streute, aus sehr kleinen Anfängen bis zu 1 cm Ausdehnung sich ver-
größernde Flecke. Dieselben waren in der Jugend grün und flach, aber
bei zunehmendem Alter bildeten sie sich zu glänzend braunen, blasenartig
kegelförmigen Auftreibungen aus. Die Erhebung beginnt durch eine
Zellstreckung, welche die über einem Gefäßbündelzweige liegenden Zellen
zuerst ergreift; am häufigsten zeigte sich die Erkrankung in einer Zellreihe,
welche etwa die dritte oder vierte Reihe unterhalb der Epidermis der
Oberseite bildete und um 1 bis 2 Lagen von den Zellen der GefUßbündel-
scheide entfernt war. Die erkrankenden Zellen strecken sich senkrecht zur
Blattfläche um das Doppelte bis Vierfache ihrer ursprünglichen Länge,
ohne daß die Breite sich wesentlich änderte. Bei der Streckung ver-
mindert sich der Inhalt bedeutend und die Wandungen bräunen sich.
Entweder kann die Erkrankung in diesem Stadium stehen bleiben und
die über den verlängerten Zellen befindlichen Zellreihen werden nur zu-
sammengedrückt, oder aber die vorstehenden Zellen werden in den
Streckungsproceß hineingezogen. In letzterem Falle kann der Vorgang
eine solche Intensität erreichen, daß das gesammte Mesophyll eines Fleckes
sich verlängert zeigt und damit die vorbeschriebenen, blasenartigen Auf-
treibungen gebildet werden. Die Epidermis ist immer von der Ver-
änderung ausgeschlossen; sie reißt nur schließlich an der höchsten Stelle
der Auftreibung entzwei. Das vor den verlängerten Zellen liegende Ge-
webe ist in Inhalt und Wandung dunkelbraun und trocken und zeigt
feine, farblose MycelfÜden ; diese sind aber in den sich streckenden Zellen
nicht zu finden.
c. Cypripedium laevigatum.
Im Anschluß an den vorigen Fall, der, wie bei Pontianus dadurch
charakterisirt war, daß einzelne Zellgruppen in Ernährungsverbältnisse
kamen, die eine abnorme Verlängerung, aber nicht eine Vermehrung von
plastischem Baumaterial für neue Zellen veranlaßten, mag hier ein*r
Erscheinung gedacht werden, bei der die ganze Blattfläche an hochgradigem
Wasserüberschuß litt. Die ungemein saftigen Blätter zeigten an den
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Ueber Gelbfleckigkeit.
391
gesunden Stellen keine von Vergleicbseaemplaren abweichende, grüne
Färbung, aber sie besaßen auf der Oberseite mehr oder weniger reichlich
unregelmäßige, manchmal die ganze Blattbreite einnehmende, braunüber-
laafene, etwas eingesunkene, glanzlose Stellen. In den intensivsten Fällen
kann durch Zusammenfließen einzelner Flecke mehr als die Hälfte des
ganzen Blattes krankhaft verändert sein. Eine Regelmäßigkeit im Auf-
treten und Ausbreiten der einzelnen Krankheitsbeerde ist nicht nachweisbar.
Die Entstehung der eingesunkenen Stellen erklärt sich durch ein Zu-
sammenfallen der Epidermiszellen. Diese sind auch im gesunden Blatt-
theil verschieden groß; am Rande fast quadratisch werden sie nach der
Blattmittelrippe bin immer länger, bis sie schlank cylindrisch und nach
dem erkrankten Theile hin geradezu scblauchartig erscheinen. Eine solche
schlauchförmige Ueberverlängerung ließ sich in den zur Vergleiehung
zugänglichen (allerdings nur spärlichen) Blättern nicht konstatiren, so
daß in dieser extremen Dehnung das krankhafte Moment gefunden werden
muß. So lange das Blatt noch gesund ist, erscheinen die Wandungen
der Epidermiszellen farblos und faltenlos; bei der Erkrankuug sinken die
Zellen zusammen, wobei sich die Wandungen in schräge, annähernd
parallele Querfalten legen und sich bräunen. Im Inhalt der gesunden
Oberhautzellen zieht Glycerin zahlreiche Syruptropfen zusammen; nach
der Erkrankung ist dies nicht mehr der Fall. Die braunröthliche
Färbung der erkrankten Stellen wird aber nur zum Theil durch die
Verfärbung der Wandungen hervorgerufen, die an den Seiten der Epi-
dermiszellen überhaupt nur schwach auftritt, sondern mehr an der Ober-
seite und zwar namentlich an dem Cuticularbelag derselben kenntlich ist.
Viel mehr ins Gewicht fällt die Rothfärbung des Zellinhalts, der entweder
als gleichmäßig geröthete Flüssigkeit erscheint oder aber auch farblos
ist und den rothen Farbston' nur im körnig zerfallenden Nucleus ge-
speichert zeigt.
Die Blattunterseite ist meist gesund; nur hier und da sieht man
in den gestaltlich nicht veränderten Zellen der Epidermis oder des darunter
liegenden Gewebes den Inhalt zu körnigen Massen zusammengeballt und
braunröthlich verfärbt; dann ist auch oft die cuticularisirte Unterwand
der Spaltöffnungszellen leuchtend roth. Im gesunden wie im kranken
Theile besitzt das cblorophyllführende Mesophyll Stärke und, wie es scheint,
Oel tropfen.
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392
Physik der Pflanze:
(L Aredia pal m ata.
Die im December untersuchte Pflanze zeigte die Gelbfleckigkeit bis
in die jungen Blatter hinein ausgebreitet. Die Flecke sind durchscheinend,
meist rein gelb, jedoch wechselnd in der Intensität der Färbung, sowie
in der Größe, Gestalt und Vertheilung über die Blattfläche. Man findet
sie am zahlreichsten zwischen den Hauptrippen, seltener dicht daran, am
seltensten direkt über denselben. An den gelben Stellen ist das Blatt
meist ein wenig aufgetrieben, was von einer auf Kosten des Inhalts
erfolgenden Längsstreckung einzelner Gruppen von Mesophyllzellen her-
rührt. Im normalen Blatttheile erkennt man unterhalb der Epidermis
der Oberseite eine deutlich charakterisirte Pallisadenparenchymschicht mit
luftführenden Intercellularen von geringer räumlicher Ausdehnung; es
folgen darauf eine oder zwei Lagen noch ziemlich dicht stehender, fast
isodiametrischer Zellen und sodann das ächte Schwammparencbym, da»
aus im Blattquerschnitt annähernd cylindrisch erscheinenden, quer, also
parallel der Oberfläche gestreckten, etwas gekrümmten Zellen zusammen-
gesetzt ist, welche nach der unteren Epidermis hin wieder etwas dichter
zusammentreten.
Die abnorme Streckung beginnt in der Regel in der nächsten Um-
gebung der feinen Gefäßbündelverzweigungen, ergreift die Zellen der
Gefäßbündelscheide und geht zunächst horizontal in der Mittellinie des
Blattes weiter. Die vergrößerten Zellen erscheinen entweder allseitig
gleichmäßig sackartig erweitert, so daß ihr Querschnitt eine annähernd
kreisrunde Figur bildet, oder die Streckung erfolgt nur in einer Richtung
und zwar radial zum Gefäßbündel, wobei die Intercellularräume geringer
oder wohl auch gar von den Zellen ausgefüllt werden. Die Stärke, welcke
zur Zeit der Untersuchung nur in den Gefäßbündelscheiden anzutreffen war.
verschwindet ebenso wie das Chlorophyll bis auf wenige Körnchen bei
der Streckung. In extremen Fällen können sämmtliche Mesophyllzelleo
an einer gelben Stelle in den Streckungsproceß hineingezogen werden.
c. Funaat arbareus.
Aeltere Blätter zeigten verschieden große Tuschflecke von gelblicher
Färbung mit verwaschenen Konturen, die bei dichter Lagerung der Flecke
mit einander verschmolzen. Wenn man die Blätter gegen das Licht hält,
bemerkt man in den verfärbten Stellen eine oder mehrere hellere Zonen,
wie sie um eine Stichwunde vorzukommen pflegen.
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Ueber Gelbfleckigkeit.
393
Den bellen Flecken entspricht eine meist nach der Blattunterseite
hin hervortretende, seichte Auftreibung, wobei die Gegenseite flach oder
bisweilen auch etwas erhöht erscheint. Eine Regelmäßigkeit in der Ver-
theilung der Flecke lüßt sich nicht wahrnehmen. Ihr innerer Bau ist
nicht überall derselbe; in der Mehrzahl der Fälle sind es einzelne, isolirt
auftretende Zellen des mauerfÖrmigen, parallel zur Blattfläehe gelagerten
Schwammparenchyms, welche schlauchartig sich vergrößern und dabei
inhaltsarm werden. Bisweilen liegen diese Zellen ziemlich nahe der
unteren Epidermis, deren Inhalt an der erkrankten Stelle trübkörnig
gebrftunt erscheint und deren Wandungen ebenso wie bei den aufgetriebenen
Schwammparencbymzellen sich gelb färben, oftmals auch quellen und ver-
korken. In anderen Fällen sind es tiefer im Blattfleisch liegende Meso-
phyllzellen (z. Th. in der Nähe der Gefäßbündel), welche aufgetrieben
sich zeigen; dann ergreift die Streckung auch einzelne Zellen des Pallisaden-
parenchyms, welche tonnenförmig breit und inhaltsarm werden und jeden-
falls die Hauptursache der durchscheinenderen Zonen innerhalb der ver-
färbten Blattflecke darstellen.
Nicht zu verwechseln damit ist eine nur relativ selten beobachtete
Erscheinung, welche in unmittelbarer Nähe der vorbeschriebenen Auf-
treibungen sich zeigen kann. Man findet nämlich Stellen, die auch etwas
erhaben, aber im Centrum ausgehöhlt sind und insofern eine gewisse
Regelmäßigkeit in der Vertheilung erkennen lassen, als sie nach der
Blattspitze hin reichlicher auftreten. Bei den in verschiedene Tiefe hinein-
reichenden Höhlungen, deren Rand aufgeworfen erscheint, ist die Epidermis
nicht immer gesprengt, sondern manchmal auch zusammengefallen, zerknit-
tert und theilweise sammt dem darunterliegenden Hypoderm in körnigem
Zerfall begriffen, wobei an den Wandresten Stäbchen bakterien bemerkbar
waren. Als Abschluß gegen das lebende Gewebe zeigte sich eine uhrglas-
förmige Lage von dickwandigen, im Bau den Korkzellen ähnlichen, aber
ihre glänzenden Wandungen durch Chlorzinkjod schwach blau färbenden
Zellen; diese nähern sich in ihrem Verhalten den Epidermiszellen und legen
sich auch an diese an. Es scheint, als habe das Blatt in noch jugend-
lichem Zustande um die beschädigte Stelle eine neue Epidermis gebildet.
/. Hedera Helix.
In einem Kalthause befand sich eine meterhohe Wand aus einer
sehr großblätterigen, üppig gewachsenen Varietät des Epheus gebildet.
E. Wolluy, Forschung*«! IX. X7
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394
Physik der Pflanze:
Ziemlich zahlreiche Blätter besaßen nach der Spitze und dem Rande hin
reichlicher auftretende, verwaschen gelbe Stellen von oft bedeutender
Ausdehnung, in denen sich scharf umgreuzte, bis 1 mm große, rundliche,
bei durchfallendem Lichte intensiv gelb erscheinende Flecke befanden
Die Blattoberseite erschien glatt und innerhalb der vergilbten Kegion nur
hier und da mit bräunlichen Tupfen besetzt. Diese und vereinzelte noch
grüne kleine Stellen konnte man mit der Lupe als schwach schwielig ge-
wölbt erkennen. Auf der Blattunterseite zeigen sich die erkrankten Fleck*
als abgeflacht kegelförmige, drüsige Stellen, deren Färbung bald noch
grün, bald gelb oder bräunlich auftritt und die je nach dem Ent Wickelung*-
Stadium eine theils glatte, theils aber auch schon schorfig aufgerissene
Oberfläche aufweisen.
Eine starke Anschwellung, welche die doppelte Dicke des normalen
Blattes besitzt, zeigte sich hervorgerufen durch eine Zellstreckung, die
entweder um die GefÄßbündel herum beginnt oder vom Schwammparenchym
ausgeht. Die Zellen erweitern sich allseitig unter Verlust ihres Chloro-
phyllgehalts derart, daß die Intercellularräume ausgefüllt werden und die
Zellen durch gegenseitigen Druck polygonal werden. Oft bleibt dabei
die Zellwand ungefärbt; nur stellenweis tritt unter theil weiser Quellung
der Membran eine Braunfärbung und Verkorkung derselben ein. Bei
ganz hochgradiger Tumescenz wird die oberste Schicht des Pallisaden-
parenchyra8 mit in die Streckung hineingezogen; die Epidermis scheint
jedoch niemals davon berührt zu werden. Die Beobachtung fand im
April statt.
g. Camellia japonica,
Blätter, die im November eingeschickt worden sind. Fast sämmt-
liche Blätter sind oberseits gänzlich oder halb gelbgrün ; im letzteren
Falle bildet die Mittelrippe die Halbirungslinie, die manchmal ganz schart*
eine gesunde von der kranken Hälfte trennt. Wenn das ganze Blatt
gelblich ist, bleibt die Mittelrippe selbst häufig grün, welcher Farben-
unterschied namentlich auf der Blattunterseite scharf hervortritt, wo die
gelbe Färbung durch eine bisweilen tiefe Bräunung gedeckt ist. I»
Gegensatz zu der glänzenden Oberfläche, welche im normalen Zustande
auch die Blattunterseite besitzt, ist das Aussehen an den braunen Stellen
ein stumpfes; nur an der Mittelrippe und an den Hauptseitenrippen zieht
sich ein schmaler Streifen von normalem Glänze entlang. Die stumpf
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Ueber Gelbneckigkeit.
895
braune Färbung scheint dadurch erzeugt zu werden, daß die Zellen des
Schwammparenchyms sich strecken, anscheinend hier und da sich noch
einmal tbeilen, dabei die weiten Intercellularräume ausfüllen und unter
Zerfall des Chlorophylls in Inhalt und Wandung eine gelblich braune
Farbe annehmen. Die von Bachmann in Pringsbeims Jahrbüchern be-
schriebenen Korkwucherungen finden sich sowohl auf den gesunden als
kranken Blatttheilen in gleicher Ausbildung und sind nicht mit den vor-
liegenden Erscheinungen in Zusammenhang zu bringen. Die Bräunung
erfaßt zunächst die unmittelbar unter der Epidermis liegende Schwamm-
parenchymschicht und geht bei verschiedenen Blättern verschieden tief,
im Ganzen jedoch selten bis auf das Pallisadenparenchym. Noch seltener
ist der Fall, bei welchem die letztgenannte Gewebeschicht gebräunt und
das Schwammparenchyni gesuod ist. Zellstreckungen sind dann nicht
wahrzunehmen und in den verfärbten Stellen ballen sich die Chlorophyll-
körner und zerfallen sammt dem übrigen Zellinhalt zu braunkörnigen
Massen. Da die gebräunten Zellwandungen der Schwefelsäure widerstehen,
wenn die parenchymatiscben Elemente der Gefaßbündel und das Parenchym
schon aufgelöst sind, so ist wohl mit der Bräunung eine Verkorkung an-
zunehmen. Bemerkenswerth ist, daß in den erkrankten Blättern auch
die Gefäßbündel in ihrem Spiralgefaßtheil gebräunt sind, welche Erscheinung
ich bei andern Krankheitsfällen oft beobachtete und dieselbe als
ein Symptom vom Vorhandensein eines Gesammtleidens betrachten ge-
lernt habe.
Die eben beschriebenen Fälle, an die sich noch ähnliche Vorkomm-
nisse bei Myrtaceen und Leguminosen anschließen, haben als gemeinsames
Merkmal das Auftreten von Zellstreckungen. Daß dieselben nach der
Ausbildung des Blattes sich erst eingestellt haben, schließe ich daraus,
daß das Material zu dem Zellwandwachsthum der eigene Zellinhalt her-
geben mußte, dessen Chlorophyllkörper verschwinden. Wäre die Veran-
lassung zur schlauchförmigen Zellverlängerung schon zur Zeit der Blatt-
entfaltung dagewesen, wie dies bei Gallen und Pil/.ein Wanderungen manch-
mal sich beobachten läßt, dann würden die gestreckten Zellen denselben
Zellinhalt aufweisen wie die normalgebliebene Umgebung. Wenn nun
aber im ausgewachsenen Blatte eine nachträgliche, bisweilen außerordent-
lich starke Ausweitung sich einstellt, so muß der Turgor in diesen Ge-
st? *
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I
396 Physik der Pflanze:
webepartieu dauernd erhöht worden sein und diese Erhöhung auf eine
Steigerung der Wasserzufuhr durch die Fibrovasalstränge zurückgeführt
werden. Dafür sprechen erstens das Auftreten der Zellstreckungen in
der Nähe der Geftißbündel, sowie die mehrfach beobachtete Betheiligung
der Zellen der Gefäßbündelscheide und endlich die bei Camellia besonders
bemerkenswerte Erkrankung der Spiralgefäße.
Aus diesem Befunde entnehme ich, daß die in Gelbfleckigkeit
sich äußernde Erkrankung, insoweit sie mit Zellstreckung verbunden, als
ein Symptom eines Allgemeinleidens aufzufassen ist, das zu-
nächst in einer Ernährungsstörung begründet liegt. Die Störung charak-
terisirt sich durch das Vorhandensein einer reichlichen Wasserzufuhr zu
den Blättern in einer Zeit, in denen ihnen nicht hinlänglich auch Gelegen-
heit zu entsprechender Assimilationsthätigkeit gegeben ist. Dieses un-
zuträgliche Verhält niß zwischen Wasserzufuhr und Assimilationsthätigkeit
kann durch ganz verschiedene Einwirkungen herbeigeführt werden. Mir
scheint aber die häufigste Veranlassung in relativ großer Bodenfeuchtig-
keit zu einer Zeit zu bestehen, in welcher die Pflanzen durch niedere
Lufttemperatur, geringe Lichtmenge oder eingetretene Ruheperiode u.
dergl. an einer der Wasserzufuhr entsprechenden Erhöhung ihrer assimila-
torischen Thätigkeit und Transpiration gehindert sind.
Die Erfahrung bei der Kultur zeigt übrigens auch, daß eine weitere
Ausbreitung der Gelbfleckigkeit zumeist vermieden wird, wenn die beiden
genannten Funktionen bei einem erkrankten Exemplar wieder mehr in
das richtige gegenseitige Verhältniß gebracht werden. Bei Pandanas hilft
in der Regel ein wärmerer Standort; bei den Araliaceen und Leguminosen
gelingt es, durch Aufstellen der Pflanzen an einen recht hellen und kühlen
Standort und gleichzeitiger Einschränkung des Begießens die Zunahme
der Gelbfleckigkeit zu verhindern.
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Neue Litteratur.
397
Neue Litteratur.
F. G. Kohl. Die Transpiration der Pflanzen und ibre Einwirkung
auf die Ausbildung pflanzlicher Gewebe. 122 S. mit 4 Tafeln und 8 Holz-
schnitten. Braunschweig 1886 bei H. Bruhn.
I. Abhängigkeit der Transpiration von den Eigenschaften
der Pflanzen.
Die eigenen Versuche des Verf. setzen ein bei der Frage, wie das Benetzen
der Blätter auf die Transpiration wirkt. F. Haberlandt und Wiesner hatten
früher gefunden, daß abgeschnittene, vorher benetzte Blätter schneller welken als
solche, bei denen die Benetzung unterblieb. Wiesner hatte hieraus geschlossen,
daß das Wasser, welches im Freien den Blättern durch Regen und Thau zugeführt
wird, denselben statt nützlich schädlich sein müsse, da jene Beschleunigung der
Transpiration nach der Benetzung den Vortheil einer etwaigen direkten Wasser-
aufnahme durch die Blätter oder den Vortheil einer Herabsetzung durch den
größeren Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Regen und Thaufall mehr als aufhebe
oder in Nachtheil umschlagen lasse. — Wenn Wasser auf die Blattfläche zu liegen
kommt, so kann eine direkte Einwirkung auf den Mechanismus der Spaltöffnungen
geschehen, die aber je nach den Eigenschaften der Epidermis verschieden sein
kann: Ist die Blattfläche von einer nicht benetzbaren Cuticula bedeckt, so wird
das Wasser nur von den Schließzellen aufgenommen und der Spalt öffnet sich,
die Transpiration steigt. Kann aber das Wasser auch in die Epidermis selbst
eindringen, so wird die starke Ausdehnung der Epidermiszellen in Folge der
Wasseraufnahme die Spalte zusammendrücken; die Transpiration wird nach der
Benetzung abnehmen. Nach den Versuchen des Verf. welkten bewurzelte Exem-
plare von Mercurialis perennis nach dem Benetzen beträchtlich später als die
unbenetzten. Eine normal transpirirende Pflanze transpirirt nach einer Benetzung
zunächst beträchtlich langsamer; auch wenn die Blätter für das Auge bereits
wieder trocken erscheinen, ist noch immer eine Verlangsamung der Transpiration
zu erkennen, bis sich die letztere um vieles später wieder zur anfänglichen
Intensität hebt, aber nicht dieselbe überschreitet.
Die Bewegung der Schließzellen in der angegebenen Richtung, durch Be-
setzung mit Wasser hervorgerufen, wurde an nicht abgetrennten Blättern verfolgt
und hierbei, wie oben bemerkt, konstatirt, daß sich nach dem Bestreichen mit
Wasser die Spaltöffnungen schließen oder offen bleiben, je nach der Ausbildung
•ler Epidermis. Dagegen offnen sich mit wenigen Ausnahmen alle Spaltöffnungen
bei Einwirkung des Lichts, wenn auch nicht alle mit gleicher Energie. Auch bei
gleichzeitiger Einwirkung von Wasser kann Oeffnen durch Lichteinwirkung hervor-
gerufen werden. Denn bei der Lichtwirkung steigert sich in Folge der Stoff-
produktion die Turgescenz in den chlorophvllhaltigen Schließzellen über jene der
anstoßenden Epidermiszellen. Die Verfolgung der Bewegungserscheinungen der
Schließzellen an abgetrennten Hautstücken führt leicht zu falschen Vorstellungen. —
Die Oeffnung durch direktes Sonnenlicht tritt auch ein, wenn aus diesem die
Wärmestrahlen beseitigt werden, aber allerdings dann langsamer, so daß also auch
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398
Physik der P0anze:
die in den Sonnenstrahlen enthaltenen Wärmestrahlen beschleunigend auf die
Oeffhungsbewegung der Schließzellen einwirken. Diffuses Licht wirkt sehr lang-
sam. Erhöhung der Lufttemperatur ist ohne Wirkung. Enthalten die Schließ-
zellen wenig oder kein Chlorophyll, so ist die Schließzellenbewegung sehr trag
oder sie unterbleibt ganz, was dafür spricht, daß das Licht in erster Linie die
Schließzellen in Folge des Chlorophyllgehalts d. h. in Folge der zur Turgescenz-
steigerung führenden Assimilation beeinflußt.
Aus den Schließzellenbewegungen im Lichte kann man folgern, daß die
mächtige Steigerung, welche die Transpiration grüner Pflanzen im Lichte erfahrt,
hauptsächlich auf die Oeffnung des Spaltes im Lichte zu schieben ist. Indessen
ergaben Versuche mit spaltöffnungsfreien grünen Objekten (Todea, Trichomanes
radicans), daß auch bei ihnen Lichtwirkung die Transpiration steigert, demnach
eine Beziehung zwischen Assimilationsthätigkeit des Chlorophylls und Transpiration
existirt. Dasselbe läßt sich Versuchen mit grünen und chlorotischen Blätter»
derselben Pflanze entnehmen; die weißen Blätter gaben weniger Wasserdampf
ab als die grünen. Endlich ist die Transpiration geringer, wenn die Assimilation
durch kohlensäurefreie Luft unterdrückt oder herabgesetzt wird.
Wie scilon Sorauer fand, wird die von der Flächeneinheit eines Blattes ge-
leistete transpiratorische Arbeit größer, wenn sich die Gesammtoberfläche der
Pflanze (durch Entlaubung) verkleinert.
Die Versuche des Verf. über die Periodicität der Transpiration sind noch
nicht abgeschlossen ; das Bisherige scheint für das Vorhandensein einer Periodicität
zu sprechen, man könnte sie auch an sich schon daraus erschließen, daß der
Wurzeldruck eine ganz bedeutende Wirkung auf die Transpiration übt, der Wurzel-
druck aber eine Periodicität aus inneren Gründen aufweist.
II, Abhängigkeit der Transpiration von äußeren Verhältnissen.
Die eigenen Versuche des Verf. beziehen sich: 1. Auf den Einfluß des
weißen Tageslichts. In Uebereinstimmung mit Wiesner findet Verf., daß die
Transpiration durch das Licht gesteigert wird und sich beim Uebergang von hell
in dunkel sofort vermindert; anfangs ist sie im Dunkeln größer als später. Beim
Uebergang von dunkel in hell steigt sie nicht sofort, sondern es tritt eine Nach-
wirkung ein, indem die Transpiration erst noch weiter sich vermindert, um erst
allmählich zu einer annähernden Konstanz sich zu heben. — Diese Sätze gelten
auch für die etiolirten und andere nicht grüne Pflanzentheile. 2. Auf den Einfluß
der Wärrae. Sowohl Zunahme der Luft- als der Bodentemperatur beschleunigt
die Transpiration. 3. Auf den Einfluß von Erschütterungen. Verf. bestätigt,
daß Erschütterungen die Transpiration erhöhen, findet aber (entgegen Barandzti),
daß nach der Steigerung durch Erschütterung die Transpiration wieder auf die-
selbe Höhe wie vor der Erschütterung und nicht unter diese zurückkehrt.
III. Einfluß der Transpiration auf die Ausbildung der Gewebe
und Gewebeelemente.
Verf. ließ zum Vergleich Pflanzen bei sonst gleichen Verhältnissen in trockener
und in feuchter Luft, bei trockenem uud feuchtem Boden wachsen und beobachtete •
z. B. bei Tropaeolum majus Folgendes:
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Neue Litteratur.
399
1. Boden feucht, Atmosphäre trocken.
Dicke Cuticula, radialgestreckte Epidermiszellen mit verdickten Außen*
wänden und zwei darunter liegenden Zellenreihen stark collenchymatisch
ausgebildet. Blattgrößenverhältniß 4.
2. Boden feucht, Atmosphäre feucht.
Dünne Cuticula, tangential gestreckte Kpidermiszellen mit äußerst dünnen
Außen- und Innenwänden; kein Collenchym. Blattgröße 5.
3. Boden trocken, Atmosphäre trocken.
Dicke Cuticula; sehr stark radial gestreckte Epidermiszellen; Collenchym
weniger als bei 1. Blattgröße 1.
4. Boden trocken, Atmosphäre feucht
Dünne Cuticula, ungefähr kubische Epidermiszellen; Collenchym kaum
vorhanden. Blattgröße 3.
Aehnliche Abänderungen wurden auch bei anderen, theils künstlich ge-
zogenen, theils entsprechenden Standorten im Freien entnommenen Pflanzen be-
obachtet. Im Allgemeinen veranlaßt trockene Luft stärkere Wandverdickung und
Verholzung, lückenlosen Aneiuanderschluß der Zellen, collenchymatische Aus-
bildung der Wände, radiale Zellstreckung, stärkere Ausbildung der Xylemtheile, Zu-
nahme der Zahl und Weite der Gefäße, der Zahl und Länge der Haare. Es
sind dies lauter Veränderungen, welche sich als für die Pflanze nützlich gegen
zu starke Wasserabgabe erweisen. Feuchte Luft bewirkt die entgegengesetzten
Veränderungen. Oefter werden die vorhandenen Gewebe in trockener Luft nicht
allein der Ausbildung nach geändert, sondern es können sich auch ganz neue
Gewebe ausbilden oder vorhandene wegfallen z. B. Sklerenchymringe in trockener
Luft, während sie in feuchter ganz fehlen. Die dickwandigen Gewebe können
deshalb nicht allein als Festigungsmittel wirken, sondern auch durch Verminderung
der Transpiration, womit auch stimmt, daß Wasserpflanzen, die ihre Stengel über das
Wasser heben und große schwere Blätter tragen, der mechanischen Gewebe entbehren,
während Landpflanzen mit kleineren Blättern bei geringerer Beanspruchung der
Tragfähigkeit des Stengels mechanische Gewebe oft überreich produciren.
Im Anhang sind die Versuche des Verf. über Wasserbewegung im Innern
der Tracheen und Tracheiden besprochen, über welche wir schon referirt haben l ).
C. K.
L. Braase. Contrlbotion a 1 Vtude de la Migration den principe»
hydrocarbones dans Porganisme veirHul. Accumulation du sucre de canne
dans la partie souterraine de la betterave. Kxtr. des Annales agronom. T. XII. 13 S.
Um die Zuckeranhäufung in der Zuckerrübe zu erklären, stellt Verf. folgende
Hypothese auf. Der Zucker geht in der Hübe eine leicht zersetzbare Verbindung
mit dem Protoplasma ein, wodurch er die DirTussionsfähigkeit verliert. Diese Ver-
bindung unterliegt den Gesetzen der Dissociation, analog dem Verhalten von
schwefelsaurem Kalium und Calcium bei Gegenwart von Wasser. Im Zustande
des Gleichgewichts, wenn (in der Pflanze) weder Zucker gebildet noch verbraucht
wird, häuft sich selber überall an, wo er die fragliche Verbindung eingehen kann,
es wird zwischen der Zuckerlösung und der Verbindung ein bestimmte« Ver-
>) Die* Zeitschrift Bd. Vllf. p. 397.
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400 Physik der Pflanze:
hältniß bestehen bleiben. Wird in den Blättern Zucker durch Assimilation ge-
bildet, nimmt die Koncentration der Lösung hierdurch zu, so wird mit dem Leber-
schreiten der zulässigen gelösten Zuckermenge der Ueberschuß in die Protoplasma-
verbindung eintreten, umgekehrt, wenn Zucker z. B. zum Wachsthum verbraucht
und hierdurch die Lösung verdünnt wird, wird sich die Verbindung zersetzen,
bis die frühere Zuckermenge, die Dissociationstension. wieder hergestellt ist
Aus Rübenstücken in reinem Wasser müßte demnach Zucker austreten (!}, in
Zuckerlösungen je nach deren Stärke von der Rübe Zucker aufgenommen oder
abgegeben werden.
Als Rübenstücke 24 Stunden in Zuckerlösungen verschiedener Koncentration
verbrachten, hatte die überstehende Lösung an Zucker etwas zugenommen, wenn
die Koncentration geringer war, sonst abgenommen. Z. B.
°/o Zuckergehalt der Lösung.
Vorher 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5.0
Nachher 0,72 1,13 1,5 1,95 2,36 2,9 3,4 3,8 4,3 4,6
Differenz 4 0,21 4-0,13 +0 -0,05 -0,14 -0,10 -0,10 -0,20 -0,20 -0,40.
Chloroformirte Rüben gaben nur Zucker ab und nahmen keinen auf.
Weiter wurde der Zuckergehalt der Lösungen und der Rübenstücke vor und
nach 24 stündigem Verweilen in den Zuckerlösungen bestimmt und das nämliche
Resultat erhalten: •
Zuckergehalt der Rübe 13,57 bis 14,58«/o.
Koncentration der Lösungen (° 0 ).
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Zucker in den Lösungen in mg:
Vorher 201 405 708 999 1120 1350 1572 1720 1983 2167
Nachher 630 731 833 1055 1140 1233 1519 1720 1 831 2022
Differenz 4315 +205 4125 440 420 —128 -53 -0 -152 —145.
Zucker in der Rübe in mg:
Vorher 2001 21*2 1978 21*9 2020 1703 1575 1758 1572 1722
Nachher 1671 1908 1844 2129 2002 1874 1023 1763 1716 1859
Differenz -390 - 275 -133 -00 - 24 41H 448 45 4-144 4137.
C. K.
J. H. Gilbert, Ueber die Bedingungen der Entwickelang und der
Wirksamkeit des Chlorophyll«. The Gardeners Chroniclc. 1885. — Chemical
News. Vol. LH. p. 203. - Biedermann'* Ccntralblatt für Agrikulturchcmie. 1886.
S. 373.
Es ist bekannt, daß die Pflanzen je nach der Art des Bodens, der Düngung
u. dgl. ein verschieden lebhaftes Grün zur Schau tragen. Die Intensität dieses
Grüns steht nach verschiedenen Beobachtungen, welche Verf. bei den Rothanv
steder Feldversuchen zu machen Gelegenheit hatte, nicht in direktem Zusammen-
hang mit der Größe der Kohlenstoffassimilation — wie man bisher wohl meistens
angenommen hat — sondern weit eher mit der procentischen Menge des Stick-
stoffes in der trockenen Pflanzensubstanz.
Auf Anregung des Verf. unternahm W. J. Rüssel, welcher sich viel mit dem
Chlorophyll beschäftigt hat, die Bestimmung dieses Stoffes in einer Anzahl von
Heu-, Weizen- und Gerstenproben vom Rothamsteder Versuchsfelde, während die Be-
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Neue Litteratur.
«
401
Stimmungen der Trockensubstanz und des Stickstoffes vom Verf. ausgeführt
wurden. Die Zahlenergebnisse dieser Untersuchungen sind in folgender Tabelle
enthalten :
, . _ Kohlenstoff assimilirt
Proc . Rtickstoff Relative pro Acre und Jahr.
In der Chlorophyll- ^
absolut. Differenz.
II e u.
Gramineen 1,190 0,77 — —
Leguminosen.- 2,478 2,40 —
Weizen.
a) Gedüngt mit Ammoniaksalzen allein (1,227)') 2,00 1398 )
b) i mit Ammon.- u. Mineralsalzen (0,566) 1,00 2222 I
Gerste.
a) Gedüngt mit Ammoniaksalzen allein (1,474) 3,20 1403 )
b) » mit Ammon. U.Mineralsalzen (0,792) 1.46 2088 j
Diese Zahlen zeigen zunächst, daß das Leguminosenheu einen bedeutend
höheren Procentsatz an Stickstoff enthält als das Gramineenheu, und daß in
gleicher Weise der Procentgehalt des Leguminosenheues an Chlorophyll sehr viel
höher ist. Unter gleichen Verhältnissen assimiliren jedoch die Leguminosen nicht
so grobe Mengen Kohlenstoff im Verhältniß zu Stickstoff als die Gramineen.
Weiter ist zu ersehen, daß der mit Ammoniaksalzen allein gedüngte Weizen
einen weit höheren Gehalt an Stickstoff und ebenso an Chlorophyll besitzt als der
mit Ammoniak- und Mineralsalzen gedüngte Weizen. Trotzdem ist die Kohlenstoff-
assimilation bei dem an Stickstoff und Chlorophyll reichen Weizen beträchtlich
geringer gewesen. Dieselben Verhältnisse sind bei der Gerste vorhanden. Ks ist
fconach klar, daß die Chlorophyllbildung im engen Zusammenhang mit der Menge
des assimilirten Stickstoffs steht und daß die Kohlenstoffassimilation nicht im Ver-
hältniß zu der Menge des gebildeten Chlorophylls steigt.
C. Timirjaseff. Das Chlorophyll und die Reduktion der Kohlen-
»Iure durch die Gewächse. Compt. rcml. T. CIL 18*6. p. 686—689. — Bieder"
mann'* Centralbl. f. Agrikulturchemie. S. 375.
Eine alkoholische Chlorophylllosung mit nascirendem Wasserstoff vorsichtig
behandelt liefert ein strohgelbes Reduktionsprodtikt, wenn die Lösung dünn ist, und
in koncentrirter Lösung ein braunrothes, das bei Lampenlicht rubinroth aussieht.
Die reducirte Substanz hat ein deutliches Spektrum, welches hauptsächlich durch
die Abwesenheit des Bandes I im Roth charakterisirt ist. Dieses Band wurde bisher
als unveränderliches Kennzeichen aller Derivate des Chlorophylls betrachtet. Eine
andere Eigeuthümlichkeit dieses Spektrums ist ein breites Band an der Stelle des
Bandes II und der beiden Intervalle zwischen den Absorptionsbändern I und II
und zwischen III und IV des Chlorophyllspcktrums. Die in Rede stehende Substanz
oxydirt sich an der Luft außerordentlich schnell und bildet wieder Chlorophyll.
Offenbar hat man es mit einem Körper zu thuu. der analog demjenigen ist, der
») Die Zahlen in Parenthese reprttsentiren BestlmmODgea in nicht vollständig trockenen
Prohen. .
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402
Physik der Pflanze:
in den Pflanzen existiren muß, da z. B. etiolirte Pflanzen sich nur auf Kosten
des Sauerstoffs der Luft grün färben. Verf. spricht ihn als ein Reduktionspro-
dukt des grünen Princips im Chlorophyll an, welches er 1869 als Chlorophyllin
beschrieh, und nennt ihn provisorisch Protophyllin. Dessen Lösung kann nur im
zugeschmolzenen Kohr aufbewahrt werden, aber auch darin färbt sie sich im
Sonnenlicht rasch grün, wenn Kohlensäure zugegen ist, während, im Dunkeln auf-
bewahrt, die Farbe und das charakteristische Spektrum der Lösung unverändert
bleibt. Enthält das Rohr Wasserstoff statt Kohlensäure, so ruft das Licht keine
Aenderung hervor. Ob in jenem Falle die Oxydation auf Kosten der Kohlen-
säure stattfand, ist ungewiß, da das in der Röhre bleibende Gas nicht unter-
sucht wurde.
Da eine Veränderung und zwar Oxydation des Chlorophylls sich im Spek-
trum durch Aufhellung der beiden Intervalle (zwischen den Bändern I und II und
III und IV) zu erkennen giebt, so meint Verf., daß das Protophyllin den Unter-
schied zwischen dem Spektrum des frisch extrahirten und des durch Oxydation
veränderten Chlorophylls verursacht. Denn gerade an der Stelle jener beiden
Intervalle hat das Protophyllin ein breites Absorptionsband, und dieses würde
sich mit Zerstörung oder Oxydation des Protophyllins aufhellen.
G, Bonnier und L. Mangin. Die Thätigkeit des Chlorophylls Im
ultravioletten Dunkel. Compt. rend. T. CIL 1886. p. 123 — 126. — Bieder-
mann^ Centralbl. f. Agrikulturchemie. 1886. S. 314.
Man weiß, daß die Thätigkeit des Chlorophylls im Lichte nur durch die
Strahlengattungen bewirkt wird, welche jenes absorbirt, also durch diejenigen,
welche den dunklen Streifen im Absorptionsspektrum des Chlorophylls ent-
sprechen.
Einer dieser Absorptionsstreifen liegt außerhalb der Grenze des für unser
Auge sichtbaren Spektrums, derart daß ein Thcil des Streifens, der über die
äußersten violetten Strahlen hinausreicht, für uns in Dunkel gehüllt ist. Die
Strahlen, welche diesem unsichtbaren Theil des Streifens entsprechen, sind zwar
ohne Wirkung auf das Auge, aber jedenfalls wirksam auf das sie absorbirende
Chlorophyll.
Die Verff. prüften, ob die Thätigkeit des Chlorophylls, für die ja die brech-
barsten Strahlen des Spektrums die wichtigsten sind, auch im ultravioletten
Dunkel vor sich geht. Die größte Schwierigkeit stellen bei dieser Prüfung die
Athmungserscheinungen im Dunkeln entgegen, indem sie geeignet sind, die
Thätigkeit des Chlorophylls zu verdecken.
Nach Untersuchungen der Verff. über die Athmung ist das Verhältniß
der ausgeathmeten Kohlensäure zum absorbirten Sauerstoff unabhängig von
der Natur der die Pflanze treffenden Strahlen, während hiervon die Thätig-
keit des Chlorophylls unmittelbar abhängt. Ist also in einem gegebenen Zeit-
CO
punkt für eine bestimmte Pflanze das Verhältniß— * < 1, so wird dieser Quo-
tient, was auch die einwirkenden Lichtstrahlen für welche sein mögen, un-
veränderlich bleiben, wenn die Athmung allein zur Geltung kommt. Ueber-
wiegt aber die Thätigkeit des Chlorophylls die Athmungsmungserscheinungen,
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Neue Litteratur.
403
so wird jener Quotient als Resultante zweier in ihren Wirkungen einander ent-
gegengesetzten Vorgänge wachsen. Bringt man nun Pflanzen in den Theil des
Spektrums, der den für unser Auge nicht mehr wahrnehmharen rothen Strahlen
entspricht und hierauf in das ultraviolette Dunkel, so kann entweder jenes Ver-
hältnis unverändert hleihen, und dann ist keine Thätigkeit des Chlorophylls vor-
handen, oder sein Werth steigt merklich, dann bewirken die ultravioletten Strahlen
Zersetzung der Kohlensäure. Die Verff. erhielten mit verschiedenen Pflanzen die
nachstehenden Resultate :
COs im gewöhn liehen im ultravioletten
Dunkel. Dunkel.
Picea excelsa 0,73 1,05
Sarothamnus scoparius . . 0,66 0,84
Pinus silvestris .... 0,85 0,99
Erica cinerea 0,81 0,99
Olex agnifolium .... 0,76 0,96
Diese Versuche fanden im März statt, weitere im Juli zeigten noch größere
Unterschiede. Das Ergebniß ist, daß die Thätigkeit des Chlorophylls im ultra-
violetten Dunkel vor sich geht.
G. Bonnier und L. Mangin. üeber die Athmoiig der Pflanzen.
Ann. des Scienc. nat. Bot. II. 4—6 und «Der Naturforscher». 1886. Nr. 14.
S. 153.
Die Verff. haben kürzlich die allgemeinen Schlüsse, welche sie aus ihren
zahlreichen Beobachtungen >) zu ziehen sich berechtigt glauben, in einer Ab-
handlung zusammengefaßt. Derselben sind die folgenden Angaben entnommen.
Die Athmung besteht bei den Pflanzen ebenso wie bei den Thieren in der Auf-
nahme von Sauerstoff und der Abgabe der Kohlensäure. Für die Untersuchung der
Pflanzenathmung sind am geeignetsten die chlorophyllfreien Pflanzen, wie z. B. die
Pilze, ferner die keimenden Samen. Bei den grünen Pflanzentheilen muß der Assi-
milationsproceß, der in eiuer Aufnahme von Kohlensäure und in einer Abgabe von
Sauerstoff besteht, ausgeschlossen werden, am einfachsten durch Verdunkelung, da
bei jenem Proceß das Licht ein nothwendig mitwirkender Faktor ist. Ein Haupt-
gewicht bei der Untersuchung der Pflanzenathmung legten die Verff. auf eine mög-
lichst umfassende Bearbeitung der Frage, ob überhaupt und unter welchen Bedin-
gungen zwischen dem Volum des eingeathmeten Sauerstoffs und dem Volum der aus-
gehauchten Kohlensäure ein bestimmtes Verhältniß herrscht. In der That zeigten
CO
die Versuche, daß die volumetrische Beziehung — für dieselbe Pflanze in einem
gegebenen Moment eine sehr konstante Größe ist, welche bei sonst sich gleich
bleibenden anderen Bedingungen in sehr weiten Grenzen unverändert bleibt, in
welchem Mengenverhältnib die Gase in der Luft vorhanden sind. Ebenso wird
mit verschiedener Höhe der Temperatur innerhalb der Grenze von 0» und 36° C.
CO
der Quotient — nicht verändert und er bleibt sich ferner gleich, ob die
Versuchspflanzen im Dunkeln gehalten oder mit Licht verschiedener Intensität
») Diese Zeitschrift. Bd. VIII. 1885. 8. 130, S6S». 3S>5.
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404
Physik der Pflanze:
beleuchtet werden. Dagegen variirt die Beziehung der ausgewechselten Gase bei
derselben Pflanze mit der allmählichen Entwickelung der letzteren. Während
der Keimung wird im Allgemeinen ein größeres Volum Sauerstoff aufgenommen,
CO
als Kohlensäure ausgeathmet wird, so daß der Quotient ( y' in diesem Lebens-
stadium sein Minimum erlangt, welches besonders auffallend klein bei den öl-
haltigen Samen ist, wie schon durch ältere Versuche bekannt war. Im Laufe
der Kntwickelung von einjährigen Pflanzen wird von der Keimung an der Quotient
allmählich größer, bis er zur Blüthezeit sein Maxiraum erreicht, um gegen den
Herbst hin wieder abzunehmen. Als Beispiel mögen die Zahlen für Tabaks-
pflanzen angegeben werden. Während der Keimung im Frühjahr ist der Quotient
i- = 0,58; im Laufe des Sommers steigt er, um Ende Juli sein Maximum
zu erreichen. In dieser Zeit ist er für die Blätter = 0,S7, für die jungen
Früchte gleich 0.92. Am Anfang November ist er für die Blätter = 0,73. B*i
Pflanzen mit immergrünen Blättern, z. B. bei dem Epheu erreicht der Quotient
sein Maximum im Frühjahr; für die Blätter des Epheu wurde dasselbe am
15. Mai = 1 gefunden, für Zweige der Roßkastanie am 22. April = 1,06. Im
Allgemeinen sind die Fälle nicht häufig, wo selbst im Maximum der Quotient
größer ist als 1.
Eine zweite Reihe von Versuchen beschäftigte sich mit der Frage, in
welcher Abhängigkeit die Intensität des Gaswechsels bei der Athmung von den
Entwickelungszuständen, vor Allem von den äußeren Bedingungen, wie Wärme,
Feuchtigkeit, Licht steht. Die Verff. bestätigten die schon früher bekannte That-
sache, daß mit dem Steigen der Temperatur die absolute Menge des eingeathmeten
Sauerstoffs und der ausgehauchten Kohlensäure kontinuirlich gesteigert wird. Im
Gegensatz zu vielen anderen Lebensprocessen der Pflanze, wie z. B. Wachsthum,
Bewegung u. s. w., für welche ein Temperaturoptimum existirt, über welches
hinaus eine Steigerung der Temperatur wieder eine Schwächung des betreffenden
Processes herbeiführt, M ächst die Intensität der Athmung fortwährend bis zu dem
Moment, wo durch zu hohe Temperatur der Tod der Pflanze eintritt. Bisher
nicht genauer untersucht war die Abhängigkeit der Athmung von den Feuchtig-
keitsverhältnissen. Die Verff. fanden, daß mit der Veränderung des Feuchtig-
keitsgehaltes der umgebenden Luft auch die Intensität der Athmung variirt in
der Richtung, daß dieselbe zunimmt mit der Vermehrung der Feuchtigkeit.
Ferner hat sich auch eine deutliche Abhängigkeit vom Lichte nachweisen lassen,
insofern gegenüber der Dunkelheit die Beleuchtung die Athmung etwas herab-
setzt und zwar wirkt in dieser Beziehung die weniger brechbare Hälfte des
Sonnenspektrums f roth und gelb! stärker herabsetzend als die stärker brechbare
(blau und violett).
Die verschiedenen Entwickelungsstadien derselben Pflanzenart, die verschie-
denen Organe desselben Individuums, wie Wurzeln, Stengel, Blätter, Blüthen,
Früchte, verhalten sich, wie aus den früheren Arbeiten anderer Forscher bekannt
ist, sehr verschieden in der Intensität ihrer Athmung. Hierauf gehen die Verff.
nicht näher ein. Jedenfalls geben die Untersuchungen der Verff., die, wie ihre
früheren Arbeiten zeigen, ihre Experimente mit Sorgfalt und Kritik ausgeführt
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Neue Litteratur.
405
haben, für die Lehre von der Athmung eine sichere Grundlage von Thatsachen,
von denen aus weiter gearbeitet werden kann. Was für chemische Processe
zwischen der Einathmung des Sauerstoffs und der Ausbauchung der Kohlensäure
in den lebenden Zellen vor sich gehen, ist noch vollständig unbekannt; auf die
Hypothesen und Theorien, welche in der Litteratur darüber ausgesprochen worden
sind, lassen sich beide Forscher ebenso wenig ein wie darauf, selbst eine neue
Auffassung über das Wesen der Athmung zu liefern.
G. Bonnier. Ueber die Wärmemengen, welche von den Pflanzen
abgegeben und aufgenommen werden. Compt. rend. Fcvr. 1886, und Biolo-
gisches tentralblatt. Bd. VI. 1886. Nr. 13.
Indem Verf. die im Jahre 1879 begonnenen Versuche') über die Wärme-
menge, welche von keimenden Samen abgeschieden wird, wieder aufnahm, be-
mühte er sich in allgemeinerer Form die Unterschiede zwischen der Eigenwärme
der Pflanzen und der äußeren Umgebung festzustellen.
Man hat bisher niemals die Wärmemengen, welche von den Geweben der
Pflanzen absorbirt und abgegeben werden, gemessen, und die Temperaturbeobach-
tungen, welche von verschiedenen Forschern gemacht sind, erlauben nicht, die
Menge der erzeugten Wärme zu berechnen, nicht einmal eine diesem Werth pro-
portionale Zahl anzugeben. Und es ist doch, wie später gezeigt werden wird, vor
Allem wichtig und interessant zu wissen, wieviel Kalorien von einem bestimmten
Pflanzentheil in einem gegebenen Zeitpunkt seiner Entwickelung erzeugt werden.
Verf. bat nach zwei verschiedenen Methoden gearbeitet, erstens mit dem
Kalorimeter, zweitens mit Anwendung konstanter Temperaturen.
Verf. bediente sich des Kalorimeters von Berthelot, wie man es gewöhnlich
für das Studium langsam eintretender Reaktionen anwendet. Die dem Versuch
unterworfenen Objekte wurden entweder direkt in Wasser gethan oder in luft-
erfüllte Platinrecipienten, die untergetaucht werden konnten.
Bei der zweiten Art der Versuchsanstellung benutzte Verf. das Kalorimeter
von Rynault, indem er dabei die Methode der konstanten Temperaturen befolgte.
Das RynaulVsche Kalorimeter ist bekanntlich ein Thermometer, in dessen Kugel
sich ein kleiner Recipient befindet. Die in den letzteren gelegten Pflanzentheile
befinden sich also in einer doppelten Glasumhüllung, welche Quecksilber oder
Alkohol enthält. Bei dem Versuch bringt man das leere Kalorimeter in einen
Raum von konstanter Temperatur, so daß der letztere und das Kalorimeter genau
die gleiche Temperatur haben. Darauf führt man in den Recipienten des Kalori-
meters die Versuchspflanzen oder Pflanzentheile ein, möglichst mit der gleichen
Anfangstemperatur. Nach Verlauf einer gewissen Zeit zeigt, während die um-
gebende Luft immer dieselbe Temperatur t, beibehält, das Kalorimeter Temperatur-
steigerungen, die mit t 2 bezeichnet werden mögen. Ist der Unterschied zwischen
diesen beiden Wärmegraden nicht zu groß, so kann man setzen
q = k (t 3 - t,),
wobei k eine Konstante ist und q die Menge der in einer Sekunde von den
lebenden Geweben abgegebenen Wärme bedeutet.
») Diese Zeitschrift. Bd. IV. 1881. 8. 82.
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406
Physik der Pflanze:
Durch einen zweiten Versuch kann man k bestimmen, indem man von
Minute zu Minute den Temperaturrückgang an dem dieselben Pflanzen enthalten-
den Apparat beobachtet, nachdem sie vorher etwa durch Anästhesirung getödtet
worden. Wenn « die Temperatur am Anfang der Minute ist und die Er-
niedrigung während einer Minute, so hat man
MAB = K (" ~ AH - t,) X 60,
wobei M die Wärmemenge des Ganzen bedeutet, die in der gewöhnlichen Weise
bestimmt wird.
Die Versuche erstreckten sich auf folgende Pflanzen : Erbse, Kichererbse, Mais,
Weizen, Bohne, Feldbohne, Ricinus, Kresse, Brunnenkresse, Lupine, Iris, Richardis..
Syringa, Robinia. Beide soeben angedeutete Methoden ergeben genügend über-
einstimmende Resultate, um daraus die folgenden Ergebnisse ziehen zu dürfen.
Die in gleicher Zeit von einem gleichen Gewicht pflanzlichen Gewebe« ab-
gegebenen Wärmemengen sind sehr verschieden, je nach dem Entwickelungs-
zustand der Pflanze und des Pflanzentheils. Die Zahl der Kalorien geht im All-
gemeinen von einem Maximum zu einem Minimum über. Die höchsten Maxim a
findet man beim Beginn der Keimung und während der Blüthezeit.
Man beobachtet, daß diese beiden Perioden, während welcher die Wärme-
abgabe die intensivste ist, zusammenfallen mit denjenigen, in denen die Intensität
der Athmung die größte ist : aber man darf deshalb nicht ohne Weiteres schließen,
daß zwischen beiden Erscheinungen eine direkte Beziehung besteht.
Es wurde nämlich in einigen der erwähnten Versuche die von den Ver-
suchsobjekten ausgeschiedene Kohlensäure gemessen und ebenso in einigen die
Menge des absorbirten Sauerstoffs. Indem dann die Zahl der Kalorien berechnet
wurde, die uöthig waren, nm die Quantität während de« Versuchs erzeugter
Kohlensäure zu bilden, und dieselbe mit der beobachteten Zahl verglichen wurde,
fand man niemals eine genaue Uebereinstimmung. Die ausgeschiedene Wärme-
menge entspricht also nicht dcrjeuigen, welche die Verbrennung der vom Organis-
mus verlorenen Kohle darstellen würde, eine Anschauung, die man früher hegte.
Bei Beginn der Keimung findet man für die oben genannten Pflanzen die
Zahl der abgegebenen Kalorien größer, als diejenige sein würde, welche die Bil-
dung der producirten Kohlensäure ergeben hätte. So, daß ein Kilogramm keimen-
der Erbsen, unter die angegebenen Bedingungen gebracht, in der Minute eine
Kohlensäuremenge abgiebt, deren Bildung vier Kalorien berechnen läßt, während
man unter den gleichen Bedingungen eine wirkliche Abgabe von 12 Kalorien in
der Minute findet. Diese leiztere Zahl ist sogar noch größer als diejenige, welche
sich ergeben würde bei der Verbindung der Kohle mit dem gesammten von dem
keimenden Samen wahrend einer gleichen Zeit aufgenommenen Sauerstoff (7 Ka-
lorien in dem citirten Versuche). — Dagegen läßt sich am Ende der Keimung
oder für einen erwachsenen beblätterten Zweig gerade das Entgegengesetzte kon-
statiren. Dasselbe gilt für aufgeblühte Blüthen und reifende Früchte, welche in
den untersuchten Fällen stets eine geringere Wärmemenge abgaben als diejenige,
welche die Bildung der ausgeschiedenen Kohlensäure ergeben hätte.
Bekanntlich hat man es bei der Untersuchung lebender Gewebe nicht mit
einfachen chemischen Reaktionen zu thun, mau mißt nur die Resultate verschie-
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Neue Litteratnr.
407
dener gleichzeitiger Vorgänge. Um die letzteren von einander zu trennen, muß
man zu Hypothesen schreiten. Die in dieser Notiz angedeuteten Thatsachen
kommen einer der wichtigsten Hypothesen zu Hilfe, die über die inneren Vorgänge
aufgestellt sind, der Hypothese nämlich, daß die nicht direkt assimilirbaren
Reservestoffe sich im Allgemeinen im Organismus unter Wärmeabsorption bilden,
während die Umbildung dieser Stoffe in assimilirbare Körper mit einer Wärme-
abgabe verbunden ist.
Im Zusammenhang mit diesen Vorgängen kann man die Produktion der
Kohlensäure betrachten, deren Bildung eine große Menge Kalorien erzeugt. So
lange die untersuchten Gewebe in der Verzehrung einer begrenzten Reservestoff-
menge begriffen sind, wie beim Reginn der Keimung, addirt sich gewissermaßen
die durch die Umformung der Reservestoffe erzeugte Wärme zu derjenigen,
welche die Bildung der Kohlensäure erzeugt Sind dagegen die betreffenden Ge-
webe im Begriff, Reservestoffe zu bilden, wie bei den reifenden Früchten, dann
subtrahirt sich die durch die Rildung dieser Substanzen absorbirte Kohlensäure
von der durch die Atbmung frei gewordenen, und man mißt nur die Differenz
zwischen diesen beiden Quantitäten.
JF. Dartain und R. W. Phillips. Ueber den Transpirationsstrom in
abgeschnittenen Zweigen. Proceedings of the Cambridge Philosophical Society.
VoL V. 1885. p. 330, und Naturw. Rundschau. 1886. Nr. 24. S. 208.
Zur Messung des Transpirationsstroraes bedienten sich die Verfasser eines
eigenen Apparates, den sie Potometer nannten. Er besteht aus einem senkrechten
Rohre, von dem ein in der Mitte abgehender Seitenast nach oben sich krümmt
und den abgeschnittenen Zweig aufnimmt; das senkrechte Rohr ist beiderseits
luftdicht verschlossen und hat im unteren Pfropfen ein offenes Kapillarrohr, das
unten in einer Schale mit Wasser steht; die Röhren sind alle mit Wasser gefüllt,
und der transpirirende Zweig muß seinen Bedarf durch die Kapillare aus dem
unteren Gefäße entnehmen. Man läßt nun hin und wieder eine kleine Luftblase
in die Kapillare von unten eintreten und mißt den Transpirationsstrom an der
Bewegung der Luftblase.
Dieser Apparat wurde verwendet, um den Transpirationsstrom an Zweigen
zu messen, welchen in bestimmter Entfernung zwei tiefe Einschnitte an entgegen-
gesetzten Seiten beigebracht waren, ferner an gebogenen und zusammengepreßten
Zweigen. Die zahlreichen, in der Abhandlung mitgetheilten Versuche ergaben,
daß ein Einschnitt den Transpirationsstrom wenig beeinträchtigt, sehr stark aber
der zweite; gleichwohl hob der zweite Einschnitt, auch wenn jeder einzeln über
die Mitte des Zweiges reichte, den Transpirationsstrom nicht ganz auf. Ganz so
wie der Transpirationsstrom verhielt sich im Allgemeinen der Filtrationsstrom.
Das Biegen der Zweige und ihr Zusammendrücken verminderte die Transpiration
bedeutend, ohne sie aufzuheben. Die Verf. betrachten ihre Resultate als ent-
schiedene Anzeichen dafür, daß der Saft der Pflanzen in den Hohlräumen der
Zweige aufsteige.
E. Godlewaki. l'eber die Imbibition des Holzes. Kosmos. Bd. IX.
1885. Heft VII. S. 312—316, und Boten. Centraiblatt von 0. llihcorm. Bd. XXV.
1886. Nr. 8. S. 236-238.
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40S
Physik der Pflanze:
Da die von Sachs zuerst eingeführte und dann von Hartig adoptirte Me-
thode der Bestimmung der Menge des von den Membranen des Holzes imbi-
birten Wassers auf der Voraussetzung beruht, daß dureh das Austrocknen des
Holzes bei 105» C. die molekulare Struktur der Membranen sich nicht verändert
und daß das Wasser bei der darauffolgenden Aufnahme desselben in feuchter
Atmosphäre von den Membranen in der nämlichen Menge imbibirt wird, in der
es vor dem Trocknen in denselben enthalten war, — eine solche Voraussetzung
aber keineswegs als bewiesen zu betrachten ist — , so stellte sich Verf. zur
Aufgabe, eine andere zuverlässigere Methode zur Bestimmung des Imbibitions-
wassers des Holzes ausfindig zu machen und zugleich zu erforschen, in wie weit
durch das Austrocknen die molekulare Struktur der Holzmembranen eine Aen-
derung erfährt.
Die Methode des Verf. beruht nun darauf, daß er ein Stückchen Holz, dessen
Gewicht und Volumen zuvor genau ermittelt wurden, zwischen zwei ührgläseben
legt, um das Austrocknen möglichst zu verlangsamen und dann jede 24 Stunden
die Gewichts- und Volumenbestimmung desselben vornimmt. Es ist nun ein-
leuchtend, daß, so lange das Wasser in den Zellen selbst enthalten ist, das Volumen
des Holzstückchens sich nicht verändern kann, da die Verdunstung der Membranen
durch die Imbibition des Wassers aus den Zelllumina alsogleich gedeckt wird.
Fängt nun das Holzstückchen sein Volumen zu verkleinern an, so läßt sich an-
nehmen, daß dann nicht nur das gesammte Wasser der Zellen, sondern auch ein
Theil des Wassers aus den Membranen verdunstet wurde. Jetzt wird das Holz-
stttckchen in eine mit Dampf gesättigte Atmosphäre gebracht und in dieser so
lange gehalten, bis sein Gewicht sich konstant erhält und das Volumen wenigstens
annähernd dem ursprünglichen Volumen gleichkommt. In diesem Zustande be-
findet sich in den Zellen selbst kein Wasser, nur die Membranen sind mit Wasser
vollständig gesättigt. Der Unterschied zwischen dem anfänglichen und dem jetzt
gefundenen Gewicht bezeichnet die Menge des in den Zellen und Gefäßen des
frischen Holzstückchens enthaltenen Wassers. Ks erübrigt jetzt, das Holzstückchen
bei 105° auszutrocknen und das Gewicht der trockenen Substanz des Holzes zu
bestimmen. Die Differenz zwischen dem Gewichte des trocknen Holzstückchens
und dem Gewichte desselben im mit Wasser gesättigten Zustande giebt die Menge
des in den Zellmembranen enthaltenen Wassers, d. i. den Ausdruck für die Im-
bibitionsgröße der Membranen an. Mit Hilfe dieser Methode bestimmte Verf.
das Imbibitionswasser des Holzes von Cornus Alba auf 79,5—83,4, von Prunus
Maheleb auf 90,1-92,5.
Zur Beantwortung der Frage, in wie weit durch wechselnde Austrocknung
und Imbibition die molekulare Struktur der Holzmembranen sich verändert, wurden
Holzstückchen in mäßig feuchter und trockener Luft zuerst getrocknet, dann in
dampfgesättigte Atmosphäre gebracht und dabei die Gewichts- und Volura-
veründerungen derselben genau bestimmt. Aus diesen Bestimmungen und der
gefundenen Trockensubstanz des Holzes wurde alsdann das Volumen der mit
Wasser imbibirten Membranen und der Zelllumina berechnet. Diese Unter-
suchungen führten zu folgenden Resultaten:
1. Beim Trocknen des Holzes findet von dem Augenblick an, in welchem
sämmtliches Wasser aus den Zelllumina verschwindet, eine Volumverminderung
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Neue Litteratur.
409
desselben statt, welche beim vollständigen Austrocknen bis zu 20°/ 0 des anfäng-
lichen Volumens betragen kann.
2. Mit der Kontraktion des Holzes vergrößert sich die absolute Kapacität
der Zellen, ein Umstand, der für eine stärkere Kontraktion der Membranen in
radialer als in tangentialer Richtung spricht.
3. Wenn die Austrocknung des Holzes nicht zu weit vorgeschritten war, so
absorbiren die Membranen in mit Wasserdampf gesättigter Atmosphäre eben so
viel Wasser, wie viel sie früher durch Verdunstung verloren haben, die Kapacität
der Zellen vermindert sich und das Holz geht wieder in den Zustand über, in
welchem es sich vor der Kontraktion befand.
4. War das Austrocknen weiter vorgeschritten, so absorbirt es nach Ein-
bringen in dampfgesättigten Raum weniger Wasser, als es vor Beginn der Kon-
traktion enthielt ; trotzdem nimmt es sein anfängliches Volumen wieder an, so daß
jetzt die Kapacität der Zellen wieder größer wird, ein Beweis, daß das imbibirte
Wasser sich jetzt mehr in tangentialer als in radialer Richtung zwischen den
Membranmolekülen lagert.
5. Stark ausgetrocknetes und dann in feuchter Atmosphäre von Neuem ge-
quollenes Holz kontrahirt sich bei der folgenden Trocknung weniger als ganz
frisches Holz, zeigt aber ein größeres Volumen als frisches in gleichem Grade
ausgetrocknetes Holz.
6. Aus obigen Thatsachen ergiebt sich, daß beim schwachen Trocknen die
molekulare Struktur der Wände keinerlei Veränderungen erleidet, daß aber sich
solche einstellen, sobald die Austrocknung eine stärkere wird. Deshalb ist es
unzulässig, aus der Imbibition eines bei 105° C. getrockneten Holzes auf die
Menge des im frischen Zustande von den Holzmembranen imbibirten Wassers
direkt zu schließen. Die von JH. Hartig gefundenen Zahlen des Imbibitionswassers
für verschiedene Holzarten sind ungenau und erheischen eine Berichtigung.
J. Sachs, lieber die Wirkung des durch eine Chininlösnug gegangenen
Lichts auf die Bltithenbildung. Sitzungsber. d. Würzburger Phys.- med. Ges.
1886. XV. Sitzung.
Aus einer Reihe von Versuchen mit Tropaeolum majus, welche Verf. im
Sommer 1883 und 1886 angestellt hat, geht die Thatsache hervor, daß Pflanzen,
welche ihr Licht (von der Keimung an) durch eine hinreichend dicke und hin-
reichend koncentrirte schwefelsaure Chininlösung ausschließlich erhalten, zwar
ebenso kräftig vegetiren wie diejenigen Pflanzen, welche unter sonst gleichen
Umständen von Licht getroffen werden, welches durch chininfreies reines Wasser
gegangen ist ; dagegen bilden sich bei ersteren nur winzig kleine Blüthenknospen,
welche nach einigen Tagen völlig verderben, während letztere schöne große,
prachtvoll gefärbte und fruchtbare Blüthen erzeugen.
Eine ausführliche Beschreibung dieser Versuche wird im 3. Heft des
III. Bandes der «Arbeiten des botanischen Instituts in Würzburg» erscheinen.
Verf. behält sich die weitere Untersuchung dieser Erfahrung in den nächsten
Sommern vor.
i . O, Kohl. Plasmavertheilung and Krummnngsersehelnungen in
den Pflanzen. Wigands Botan. Hefte. 1885. S. 161. — Der Naturforscher.
1885. S. 337.
E. Wollny, Forschungen IX. 28
»
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410
Physik der Pflanze:
Schon Ciesiehki hatte im Jahre 1872 beobachtet, daß in positiv geotropisch
gekrümmten, aus der horizontalen Richtung sich scharf in die senkrechte um-
biegenden Wurzeln die Zellen an der konkaven Krümmung mit dichtestem Proto-
plasma erfüllt sind, während die in der konvexen Schicht gelegenen einen klaren,
fast wässrigen Inhalt führen. An positiv heliotropisch gekrümmten Pflanzentheilen
stellte G. Kram eine ähnliche ungleichmäßige Vertheilung des Protoplasmas fest.
Nach Ciesiehki entsteht die Krümmung dadurch, daß in einer horizontal liegenden
Wurzel die untere Hälfte koncentrirtcres Protoplasma, die obere verdünnteres ent-
hält, ersteres weniger Zellmembran ausscheiden kann als das obere und so die
obere Seite stärker und sich krümmend weiter wächst.
Verf. bestätigte CicsielH'a Beobachtungen an Maiswurzeln und suchte weiter
festzustellen, ob eine ähnliche Vertheilung des Plasmas auch in anderen ge-
krümmten Pflanzenorganen vorkomme. An dem einzelligen Fruchtträger von
Phycomyces nitens, der auf alle Einwirkungen der Schwerkraft, des Lichtes und
der Feuchtigkeit mit Krümmungserscheinungen leicht reagirt, zeigte sich, daß in
gerade gewachsenen Fruchtträgern gleichmäßig vertheilte, der Längsrichtung
parallele Stränge von Plasma die Innenseite des Schlauches umkleideten und
einen centralen dünnflüssigeren Cylinder umgaben, daß dagegen in gekrümmten
Objekten das Protoplasma an der konkaven, ein sehr dünnflüssiger Zellsaft an
der konvexen Seite des Organs lagerte.
Da es negativ und positiv heliotropisch sich krümmende Organe giebt, ist
in den Zellen der entsprechenden Pflanzentheile verschiedenartiges Protoplasma
als vorhanden anzunehmen, nämlich einmal solches, welches von der Lichtquelle
sich fortbewegt, und ferner ein Plasma, welches in den positiv heliotropischen
Organen derselben zustrebt. Da ferner Pflanzen bekannt sind, die in verschie-
denen Entwickelungszuständen auf eine gleiche Lichteinwirkung verschieden ant-
worten, so müßte man auch ein Plasma beobachten können, welches sein Ver-
halten gegen den Lichtreiz mit der Zeit zu ändern vermag. Verf. studirte nun
die Reaktionen des Plasma geschlossener Zellen gegen Lichtstrahlen und zwar in
den vollkommen durchsichtigen Wurzelhaaren von Trianea Bogotensis, die ein in
lebhafter Bewegung begriffenes Plasma enthalten. Dieses Plasma sammelte sich
immer nur dort an, wo Licht auf das Haar fiel, während es sich von den nicht be-
lichteten Stellen mehr und mehr entfernte. Dem entgegengesetzt verhält sich der
plasmatische Inhalt von Haaren des Hypokotyls an Keimlingen von Sinapis alba.
Diese Haare stehen, wenn der Keimling im Dunkeln gewachsen ist, rechtwinklig
vom Stengel ab, und ihr Plasma wendet sich stets von der unmittelbar beleuch-
teten Wandstelle weg und sammelt sich an den dunkeln Stellen an. Ließ man
nun auf vorher im Dunkeln gewachsene Keimlinge einseitig Licht fallen, so
sträubten sich an den jetzt der Lichtquelle zustrebenden Hypokotylen die Haare
nach rückwärts.
Da auch bei Krümmungen, welche Ranken, Stengel der Schlingpflanzen,
Wurzeln u. s. w. in Folge einseitiger Berührung ausführen, Verf. eine einseitige
Anhäufung von Plasma an der berührten, sich konkav krümmenden Seite fest-
stellen konnte, so betrachtet er vorläufig das Protoplasma, das auf verschiedene
Reize mit verschiedenartiger Vertheilung antwortet, als Ursache der Krümmungs-
erscheinungen an Pflanzenorganen.
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Neue Litteratur.
411
J. Wortmann. Ueber die Natur der rotirenden Notation der Schling-
pflanzen. Botanische Zeitung. 1886. Nr. 36 — 40.
Verf. kommt zu dem Schlüsse, daß die rotirende Nutation keine einheitliche,
rein spontane Bewegung (die in Folge dessen auch anders, nämlich rotirende Be-
wegung genannt wird), sondern eine Kombinationsbewegung ist, wobei einen Faktor
der negative Geotropismus und einen zweiten eine eigentümliche spontane Krüm-
mungsbewegung bildet.
Ein aufrecht gestellter vertikaler Sproß einer Schlingpflanze, bei dem durch
Drehung heliotropische Krümmung ausgeschlossen ist, krümmt sich bald mehr und
mehr mit der Spitze horizontal. Diese Krümmung ist eine selbständige Wachs-
thumserscheinung und rührt nicht etwa vom Eigengewicht des Sprosses; sie wird
auch ausgeführt, wenn der Gipfel hierbei ein Gewicht zu heben hat. Später aller-
dings, namentlich wenn sich die rotirende Strecke verlängert, kommt das Eigen-
gewicht zur Geltung und verhindert die definitive Aufrichtung des Gipfels.
Das nunmehr horizontale Stengelstück äußert die Eigentümlichkeit, daß
es sich, wie BaraneteJd zuerst gefunden hat »), horizontal in Richtung der Nutation
krümmt; je nachdem es eine rechts oder links windende Pflanze ist, verlängert
sich hiebei die linke oder rechte Flanke. Diese Flankenkrümmung ist eine rein
spontane Erscheinung, welche deshalb den Namen Flankennutation erhält.
Inzwischen aber wirkt auf die Unterseite dieser Spirale der Reiz der Schwerkraft
ein, die Folge ist, daß sie sich aufrichtet, der Bogen kommt, da die Aufkrümmung
im älteren Theil sich zuerst vollzieht,' mehr oder weniger vertikal zu stehen. Hie-
durch sind die Flanken vertauscht, die vorher (bei einer links windenden Pflanze)
konvexe rechte Seite wird zur Oberseite, die Oberseite zur linken Flanke u. s. w.
Bei dem so gedrehten Sprosse äußert sich die Flankenkrümmung, die rechte Seite
wird konvex, die Spirale stellt sich wieder vertikal u. s. w. Das stärkste Wachs-
thum umschreitet allmählich immer nach rechts zu den Stengelumfang. Das Er-
gebniß der gleichzeitigen Wirkung der Flankenkrtimmung und des Geotropismus
ist, daß die Spitze in einer linksaufsteigenden Schraubenlinie (bei einer rechts
windenden Pflanze umgekehrt) empor geführt wird. Die rotirende Bewegung setzt
sich demnach zusammen aus Flankennutation und negativem Geotropismus.
Da bei frei rotirenden Stengeln zu diesen beiden Bewegungsursachen noch
das Eigengewicht kommt, entstehen periodische Hebungen und Senkungen der
Spitze, je nach dem Geotropismus oder Flankennutation und Eigengewicht über-
wiegen, was so lange dauert, bis der überhängende Gipfel zu lang und zu
schwer wird.
Wenn man einen windenden Sproß um seine horizontale Achse dreht, ent-
stehen keine Windungen, die rotirende Bewegung unterbleibt, weil die eine hiezu
erforderliche Komponente wegfällt. Es treten unregelmäßige undulirende Nuta-
tionen auf, welche aber zu keinen dauernden Krümmungen führen und durch
die Rektipetalität der Stengel überwunden werden. Die gewöhnliche Flanken-
nutation kann deshalb nicht eintreten, weil bei der Umdrehung die Seiten fort-
während ihre Stelle wechseln, und kein bevorzugtes Wachsthum einer be-
stimmten Seite eintreten kann. Die aus inneren Gründen angestrebte Krüm-
«) Vergl. diese Zeltschrift. Bd. VII. S. 190-192.
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412
Physik der Pflanze: Neue Litteratur.
mung kommt in der angegebenen unregelmäßigen Form zum Ausdruck. Die
homodromen Torsionen, welche bei der Rotation am Klinostaten eintreten, erklart
Verf. als das Ergebniß des Nutationsbestrebens, das sich bei der Rektipetalität,
welche den Stengel gerade zu strecken strebt, in diesen Torsionen ausgleicht.
Wenn durch eine Stütze oder sonstige Hilfe das Eigengewicht der SproG-
gipfel aufgehoben und dadurch deren Ueberhängen und Umsinken verhindert
wird, wird die durch Flankennutation bewirkte rotirende Bewegung unmittelbar
zur Windebewegung. C. K.
W. Detmer. Ueber die Einwirkung niederer Temperatur auf die
Pflanzen. Sitzungsber. d. Jenaischen Ges. f. Med. u. Naturw. Nachtrag z. Sitz,
v. 19. Febr. 1886.
.F. Noll, Bemerkung zu Schwendener's Erwiderung auf die Wort-
maun'sche Theorie des Windens. Botan. Zeitung. 1886. Nr. 43.
J, Wiesner. Untersuchungen über die Organisarion der vegetabi-
lischen Zellhaut. Sitzungsber. d. kaiserl. Akad. d. Wissensch. XCIII. Bd. 1. Abtbg.
Januar 1886.
O. Kleb*. Einige kritische Bemerkungen zu der Arbeit von Wiesner :
„Untersuchungen Über die Organisation der vegetabilischen Kellhaut«. Bio-
logisches Centralblatt. VI. Bd. 1886. Nr. 15.
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413
III. Agrar- Meteorologie.
Mittheilungen aus dem agrikulturphysikalischen Laboratorium und Versuchs-
felde der technischen Hochschule in München.
XXXIX. Untersuchungen über die durch die Hygroskopi-
cität der Bodenarten bewirkte Wasserzufuhr.
Von J. 8. Slkorskl,
Assistent an der landw. Hochschule In Dnblsny.
Fast allgemein wird in der landwirtschaftlichen Praxis dae Ver-
mögen der Ackererde, in trockenen Perioden Wasserdämpfe in ihren
Poren zu verdichten, als eine für das Pflanzenwachsthum wichtige nnd
nützliche Eigenschaft betrachtet. Eine wesentliche Stütze fand diese
Anschauung durch die Ergebnisse jener Versuche, welche dafür zu sprechen
schienen, daß die Transpiration sgröße der Vegetationsdecke sehr viel größer
sei als die durch die atmosphärischen Niederschlage zugeführte Wasser-
menge, und zwar insofern, als man hiernach zu der Annahme gezwungen
war, daß das ganze große Deficit, selbst bei Berücksichtigung des Thaues,
nur durch Kondensation Seitens der Ackererde gedeckt werde.
Solchen Folgerungen steht indessen einerseits schon die durch bloßen
Augenschein zu machende Beobachtung, daß der Zustand der Felder weit
öfter ein derartiger ist, daß man ihm Verdunstung zuschreiben möchte
als daß er für eine ergiebige Kondensation des Wasserdampfes geeigen-
schaftet wäre, andererseits die von E. Wollny und F. von Uöhnel er-
mittelte Thatsache gegenüber, daß die durch die atmosphärischen Nieder-
schläge zugeführten Wassermengen zur Deckung der Transpirationsgröße
der Gewächse vollkommen ausreichend sind. Außerdem haben Eisler,
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Agrar-Meteorologie:
R. Heinrich, A. Mayer und A, von Liebenberg durch verschiedene
Versuche den Nachweis geliefert, daß die Pflanzen bereits bei einem
Wassergehalt zu welken beginnen, der bedeutend über der Grenze liegt,
welche der Boden in Folge seiner Hygroskopicität — und zwar unter
den günstigsten Bedingungen, erreichen kann, woraus folgt, daß die
Pflanzenwurzeln das hygroskopisch gebundene Wasser sich nicht anzueignen
vermögen.
Neuerdings hat Eng. W. Hilgard 1 ) der von letztgenannten Forschern
gewählten Untersuchungsmethode die Beweiskraft abgesprochen, weil die-
selbe sich auf Umstände bezöge, die mit der großen Praxis wenig gemein
hatten. Er weist hierbei hauptsächlich auf den Unterschied zwischen
Topf- und Feldpflanzen hin, der darin bestehe, «daß letztere ihren Wasser-
bedarf zum großen wenn nicht größten Theil durch ihre Tiefwurzeln aus
Bodenschichten beziehen, in denen stets kapillares Wasser enthalten ist
und daß deshalb solche Pflanzen bei einem Feuchtigkeitszustand der
Ackerkrume, bei dem Topfpflanzen längst welk sind, noch ganz ungestört
ihre Vegetationsprocesse fortsetzen können».
Es ist nicht gut einzusehen, wie dieses Beispiel als Argument für
die Verwerthung der hygroskopischen Bodenfeuchtigkeit durch die Vege-
tation dienen soll, denn wenn die Pflanzen bei Austrocknung der oberen
Schichten das erforderliche Wasser mittelst ihrer Tiefwurzeln aus dem
Untergrunde beziehen, so ist doch damit kein Beweis dafür geliefert, daß
die Ackererde ihr KondensationsvermQgen zum Nutzen der Pflanzen geltend
zu machen im Stande sei. Man wird eher vom Gegentheil tiber-
zeugt, wenn mau die von Hilgard angeführte Thatsache 2 ), daß solche
Pflanzen, deren Pfahlwurzel zur Zeit des Eintretens der Sommerdürre
den Untergrund nicht erreicht haben, absterben, offenbar doch nur des-
halb, weil sie die hygroskopische Bodenfeuchtigkeit, auf welche sie
unter fraglichen Verhältnissen ausschließlich angewiesen sind, nicht ver-
werthen können.
Die von Hilgard dem kondensirten Wasser zugeschriebene Wirkung
auf die Bodenerwärmung ist in Wirklichkeit eine so minimale, daß man
von der Wichtigkeit jener Wassermengen im Boden keine große Meinung
») Diese Zeitschrift. Bd. VIII. 1885. S. 93-100.
«) a. a. 0. S. 95.
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lieber die durch die Hygroskopicität d. Bodenarten bewirkte Wasscrzufuhr. 415
gewinnen kann. Die von E. WoUny mit lufttrockenen Böden an-
gestellten Temperaturbeobachtungen 1 ) haben genugsam bewiesen, daß die
Differenzen in der Erwärmung zwischen einem Boden von geringer
Hygroskopicität (Quarzsand) und einem solchen von großem Kondensations-
vermögen (Lehm) sehr gering sind, und daß selbst bei sehr großen
Schwankungen in der Bodenfeuchtigkeit*) die durch letztere hervorge-
rufenen Unterschiede in der Bodentemperatur sehr viel kleiner ausfallen
als die von llilgard bezüglich der Erwärmung eines Saud- und Thon-
bodens angegebenen (8 — 12°). So große Differenzen werden unter
sonst gleichen Umständen nach allen bisher angestellten Beobachtungen
höchstens an der Oberfläche trockener vegetationsloser Böden 3 ), aber
sicherlich niemals in denjenigen Schichten des mit Pflanzen bestandenen
Erdreiches gefunden, in welchen die Wurzeln sich ausbreiten. Angesichts
dieser Thatsachen kann ich mich nicht der Annahme HilganVs anschließen,
daß die hygroskopische Bodenfeuchtigkeit für die Erwärmung des Erd-
reiches von wesentlicher Bedeutung sei und hierdurch eine nützliche
Wirkung auf die Vegetation ausübe.
Zur Klärung dieser Verhältnisse habe ich eine Reihe von Versuchen
ausgeführt, um festzustellen, wie groß die durch die Kondensation von
Wasserdampf Seitens des Bodens bewirkte ' Zufuhr im Vergleich zu der-
jenigen durch die atmosphärischeu Niederschläge, und unter verschiedenen
äußeren Einflüssen sei. Die bisher gewonnenen Versuchsergebnisse sind
- für diesen Zweck insofern nicht verwerthbar, als sich dieselben auf ein
vollkommen trockenes Bodenmaterial und eine mit Wasserdampf gesättigte
Atmosphäre beziehen, während unter natürlichen Verhältnissen der Boden
lufttrocken, d. h. mehr oder weniger mit hygroskopischem Wasser ver-
sehen ist und die umgebende Luft in der Mehrzahl der Fälle einen ver-
gleichsweise geringeren Feuchtigkeitsgehalt besitzt.
Meine Versuche wurden im Laboratorium des Herin Professor Dr.
WoUny in München ausgeführt, und spreche ich hiermit demselben für
den mir gütigst ertheilten Rath meinen aufrichtigsten Dank aus.
») Vergl. diese Zeitschrift. Bd. IV. 1881. S. 153. 16G-168. 170-171. Bd V.
1882. S. 169 u. 170.
») Diese Zeitschrift. Bd. IV. 1881. S. 147.
8 ) E. WoUny. Der Einfluß der Pflanzendecke und Beschattung u. s. w.
Berlin 1877.
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416
Agrar-Meteorologie:
Versuchsreihe L
Heber die Mächtigkeit der Wasserdampf absorbirenden
BodenschicfUe*
Zunächst suchte ich der Frage näher zu treten, bis zu weicher Tiefe,
von der Oberfläche ab, in lufttrockenen Böden eine Kondensation von
Wasserdampf aus der umgebenden Atmosphäre stattfinde. Die Boden-
arten, welche ich zu den betreffenden Beobachtungen verwendete, befandeo
sich in größeren, mit Pappdeckeln verschlossenen Glasgefäßen im luft-
trockenen Zustande und waren wie folgt beschaffen:
1. Torf, Moostorf aus Oldenburg, gepulvert (0,0 — 0,25 mm).
2. Quarzsand Nr. I, aus Nürnberg (0,1—0,071 mm).
3. Lehm, von Berg am Laim bei München, pulverförmig (0,0 bis
0,25 mm).
4. Lehmkrümel, aus demselben Material durch Siebe hergestellt.
Nr. II (0,5—1,0 mm). Nr. III (1—2 mm). Nr. IV (2—4 mm).
Nr. V (4—6,75 mm).
Die relative Feuchtigkeit im Aufbewahrungsraum schwankte zwischen
ca. 60-70°/o.
Bei Ausführung der Versuche wurden die angeführten Bodenarten
in Glasgefäße von 4 cm Durchmesser und verschiedener Höhe (0,5; 1,5;
3; 4,5 und 6 cm) gefüllt und durch Aufstoßen der Gefäße auf den
Tisch zu gleichmäßiger Schichtung gebracht, worauf die Oberfläche ge-
ebnet wurde. Nach dem Abwischen des äußerlich anhaftenden Staubes
wurden die Apparate auf einer feinen Analysenwage gewogen und in
einen mit Wasserdampf gesättigten Raum übergeführt. Der letztere
wurde mittelst einer Glasglocke hergestellt, welche mit ihrem eben ge-
schliffenen Rande auf einer mit Vaselin eingefetteten Glasplatte aufruhte
und oben mit einem Tubus versehen war, der während der Versuche
durch einen mit einem Thermometer versehenen Kautschukpfropfen her-
metisch verschlossen war. Um die Luft im Inneren feucht zu erhalten,
brachte ich auf die Glasplatte drei übereinander liegende mit Wasser
imprägnirte Scheiben aus starkem Fließpapier. Auf letzteres stellte ich
einen Messingdreifuß, auf welchem eine zur Aufnahme der mit Boden
gefüllten Gefäße dienende Glasplatte ruhte.
Genau nach 24 Stunden wurden die Absorptionsgefäße aus dem
feuchten Raum entfernt und gewogen. In den nachfolgenden Tabellen
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Ueber die durch die Hygroskopicität «1. Bodenarten bewirkte Wasserzufuhr. 417
habe ich die gewonnenen Resultate zusammengestellt, wobei ich bemerke,
daß die vierte Rubrik die Menge des kondensirten Wassers in analoger
Weise, wie dies bei Bemessung der Niederschlagsmenge in der Meteorologie
üblich ist, zum Ausdruck bringt, und zwar so, daß die Höhe der Schicht
angegeben wird, welche das absorbirte Wasser eingenommen haben würde,
wenn es im flüssigen Zustand zugeführt worden und weder in den Boden
ein gedrungen noch verdunstet wäre. Man erhält dadurch sofort einen
Vergleich zwischen der durch Kondensation und der durch die gewöhn-
lichen Niederschläge bewirkten Wasserzufuhr.
Yersnch I.
Oldenburger Torf.
A. (Temp. 13,8° C.) B. (Temp. 14,2» C.)
cc
•
o
CO
C
&
fei
« 3
ja 1
Kondensirte
Wassermenge
Relatives
Verhältniß
; Nr. des Gefäßes 1
«. i
o> .3
•e -=
u
II
Ä
cm
Kondensirte
Wassermenge
Relatives
Verhältniß
absolut
mgr
Höhe
Höhe
der
Boden-
schicht
Kon-
den-
sirte
Waiwr-
menge
absolut
mgr
Höhe
mm
Höhe
der
Boden-
schicht
Kon-
den-
sirte
Wimbt-
menge
I
0,5
| 77,5
0,061
1
1,00
I
0,5
70,0
0,055
l
1
1,00
u
1,5
199,9
0,159
3
2,57
II
1,5
175,5
0,189
3
2,50
m
3,0
233,4
0,185
6
3,01
III
3,0
221,7
0,176
6
3,15
IV
4,5
246,1
0,195
9
3,17
IV
4,5
228,5
0,181
9
3,26
V
6,0
240,5
0,195
12
3,18
V
6,0
i
236,5
0,188
12
3,37
Versuch II*
Quarzsand I.
A. (Temp. 14,0» C.) B. (Temp. 18,1° C.)
■
0,5
1
12,0
1
0,009 j
1
1,00
I
0,5
1
2,8
0,002
1 ,
1,00
II
1,5
28,5
0,022
3
2,37
II
1,5 1
22,0
0,017
3
7,85
III
3,0
43,4
0,05*4
6
3,61
III
3,0
37,4
0,029
6
13,35
IV
4,5
1 49,0
0,089
9
4,08
IV
4,5
47,0
0,087
9
16,78
v
6.0
| 57,0
0,045
12
1
4,75
V
6,0
48,5
0,039
12
17,32
Versuch III.
Lehmpulver.
A. (Temp. 15,1 • C.) B. (Temp. 16,9° C.)
I
'0,5
102,5
0,081
1
1,00
I
0,5
99,0
0,072
1
1,00
II
1,5
211,1
0,169
3
2,05
II
1,5
232,4
0,184
3
2,34
III
3,0
249,1
0,198
6
2,43
III
3,0
237,9
0,188
6
2,40
IV
4,5
252,0
0,200
9
2,45
IV
4,5
270,7
0,215
9
2,73
V
6,0
1
,244,5
0,194
l!
12
2,38
V
6,0
260,8
0,207 12
2,63
Digitized by Google
418
Agrar-Meteorologie:
Versuch IT.
Lehmkrümel II.
A. (Temp. 14,6« C.) B. (Temp. 16,7« C.)
oo
<x>
*J
Komlensirte
Relatives
oo
9
Kondensirte
Relatives
s
der
hicl
Wassermenge
, Verhältniß
•
■(
B
Wassermenge
Verhältnis
1
| §
| Höbe
Kod-
O
J= e
*
Höhe
Kon-
9
j
3 §
a i
absolut
Höhe
der
den-
slrtc
00
o
rr o
2 «B
absolut
Höhe
der
den-
sirte
Boden-
Watwer-
n
1
Boden-
Wt*«*r-
cm
mgr
mm
schicht
menge
cm
mgr
mm
schicht
menge
I
0,5
71,7
0,057
I i
1,00
I
0,5
69,9
0,055
1
1,00
II
1,5
186,0
0,148
3
2,59
II
1,5
181,8
0,144-
3
2,60
III
3,0
200,4
0,159
6
2,79
III
3,0
212,5
0.169
6
3,04
IV
4,5
206,0
0,162
9
2 87
IV
4,5
220,1
0,175
9
3,U
V
6,0 |
204,5
0,162
2 ; 85
V
6,0 ,
204,5
0,162
1 12
2,92
Versuch V.
Lehmkrümel III.
A. (Temp. 19,05» C.)
1 11
0,5 89,5 0,071 1
B. (Temp. 22,0°
C.)
I
1.00
I
0,5 76,5 | 0,060
i 1
1,00
II
1,5 231,4 0,184 - 3
2,58
II
1,5 204,0 0,162
3
2,66
III
3,0 285,4 0,227 ■ 6
3,18
III
3,0 ; 264,5 | 0,210
:
3,45
IV
4,5 j 280,5 0,223 9
3,13
IV
4,5 | 271,5 1 0,216
3,54
V
6,0 286,4 0,228 ! 12
3,20
v
6,0 275,5 0,219
II
12
3,60
i
Versuch VI.
Lehmkrümel IV.
A. (Temp. 18,6° C.) B. (Temp. 19,0° C.)
0,5
100,9
0,080
1
1,00
I
0,5
101,2
0,080
i
1,00
II
l$\
203,0
0,160;
3
2,01
II
1,5
209,5
0,166
3
2.07
III
3,0
235,8
1,187
6
2,33
III
3,0
240,5
0,191
6
2,37
IV
4,5
246,1
0,195
9
2,43
IV
4,5
j 249,8
0,1«
9
2,46
V
6,0
247,3
0,1%
Ii
12
2,45
V
6,0
253,0
H
12
2,50
Versuch VII.
Lehmkrümel V.
A. (Temp. 17,0» C.) B. (Temp. 18,0° C.)
I
0,5
104,5
0,083
1
1,00
I
0,5 1
106,0
0,084
1
1,00
II
1*5
245,6
0,195
2,34
II
1,5
230,6
0,183
3
2,17
III
3,0
233,7
0,186
6
2,23
III
3,0
248,5
0,197 II
6
2.34
IV
4,5
i 283,0
0,225
2,70
IV
4,5
268,0
0,213
9
2,52
v,
6,0
| 287,0
0,228
12
2,74
V
6,0
! 273,5
0,217
2,58
üeber die durch die Hygroskopicität d. Bodenarten bewirkte Wasserzufuhr. 419
Aus diesen Zahlen folgt,
1. daß die Kondensation des Wasserdampfes der Luft durch
den Boden sich durchschnittlich nur auf eine Tiefe von
3 cm, höchstens auf eine solche bis zu 6 cm erstreckt,
und dies nur bei den leicht durchlüftbaren Böden (Quarz-
sand),
2. daß auch im letzteren Fall die Ansammlung hygrosko-
pischer Feuchtigkeit in ergiebigster Weise nur bis zu
einer Tiefe von 3 cm erfolgt,
3. daß die durch Kondensation des Wasserdampfes dem
Boden zugeführten Wassermengen gegenüber den atmo-
sphärischen Niederschlägen verschwindend klein sind,
indem dieselben im günstigsten Fall ca. 1/4 mm betragen,
während selbst schwache Regen dem Boden mindestens
mehrere mm Wasser zuführen.
In Ansehung dieser Thatsachen und besonders unter Berücksichtigung
des Umstandes, daß der Boden nur selten in einen solchen Zustand ver-
setzt wird, daß er zu einer ergiebigen Kondensation des Wasserdampfes
geeigenschaftet wäre, kommt mun, ganz abgesehen davon, daß das
absorbirte Wasser von den Pflanzenwurzeln wahrscheinlich nicht aufge-
nommen werden kann, zu dem Schluß, daß die vermöge der Hygro-
skopicität der Böden zngeführten Wassermengen für die Vege-
tation bedeutungslos sind.
Zu demselben Resultat gelangt man, wenn man die Wirkung der
für die Kondensation der Böden maßgebenden äußeren Faktoren näher
festzustellen versucht, wie dies in den nachstehend beschriebenen Ver-
suchen geschehen ist.
Versuchsreihe II.
Einfluß der Luftfeuchtigkeit auf da» Kondensationsvermögen des
Boden» für Wasser dampf.
In den Versuchen über die Hygroskopicität des Bodens in verschieden
gesättigter Luft benutzte ich durch Deckel verschließbare Holzkistchen,
in welchen die Feuchtigkeit der Luft durch Einlegen, resp. Aufhängen
einer größeren oder geringeren Zahl von Blättern feuchten Fließpapiers
(100 u. 80°'o) oder durch Aufstellen von Gefäßen, welche mit Schwefel-
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420
Agrar- Meteorologie :
säure allein (60°/o) oder mit letzterer und andererseits mit Chlorcalcium
gefüllt waren, auf gewünschter Höbe gehalten wurde. Zur Kontrole dient«
ein Procenthygrometer nach C. Koppe ans der Werkstatt von Hottinger
und Comp, in Zürich. Neben den in Versuchsreihe I beschriebenen Boden-
arten wurde Kaolin, fein geschlämmte Porcellanerde aus der Porcellan-
fabrik in Nymphenburg bei München verwendet.
Die Gefäße, welche mit den Erdarten beschickt wurden, besaßen eine
Höhe von 6 cm und einen Durchmesser von 4 cm. Die in 24 Stunden
von den Böden kondensirten resp. abgegebenen Wassermengen stellten
sich wie folgt:
Versuch I. Versuch II.
Oldenburger Torf. Quarzsand I.
Nr. des
Tem-
pera-
tur :
°C.
Feuch-
tigkeits-
gehalt
der Löft
Hygroskopi-
sches Wasser
rsr. des
UClaDcS
Tem-
pera-
tur
°c.
Fencta-
tigkeits-
gehalt
der Laft
Hygroskopi-
sches Wasser
ffi
L E
N 'S
D
mgr
i S
< «3
mgr
- 1
k =
mgr
•
i B
— M
< 4
g
mgr
•
18,5
40
212,4
i
l
15,4
40
3,2
II
GO
59,8
ii
*
60
M
III
»0
43,0
III
>>
80
5,0
IV
•
i
100
219,4 |
IV
1
100
32,1
Versuch III.
Versuch IV.
Kaolin.
Leh
mpulver.
I
20,0
40
150,0
1
I
18,0
40
221,4
II
»
60
6,5
II
60
47,2
ni
»
80
207,3
III
»
80
73,5
IV
»
100
258,4
IV
i
1
100
328,5
Versuch V.
Versuch VI.
Lehmkrümel II.
Lehmkrümel
III.
i
18,0
40
167,0
I
18,9
40
220,4
ii
60
82,0
u
»
60
44,2
in
»
80
49,6
III
i
80
95,4
IV
100
809,6
1
IV
V
100
425,4
Digitized by Google
Ueber die durch die Hygroskopicität d. Bodenarten bewirkte Wasserzufuhr. 421
Versuch TU.
Lehmkrümel IV.
Nr. des
Gelaßes
Tempera-
tur
•c
FViichtia-
keitsgehalt
der Luft
*
' Hygroskopisches
Wasser
.
. E . S
s ^ * ja
sj g < *«
a a
I
22,5
40
_
171,0
n
»
60
_
53,9
in
80
i 219,0
IV
»
100
373,8
Wie man sieht, zeigen sämmtliche Versuche, daß bei einem rela-
tiven Feuchtigkeitsgehalt der Luft von 60 und 40°/o eine
Abnahme, bei einem solchen von 80 und 100°/o eine Zunahme
der hygroskopischen Feuchtigkeit stattgefunden hatte, ent-
sprechend der Verminderung resp. Vermehrung der in der
Luft enthaltenen Wassermengen.
Vom Standpunkt des hygroskopischen Gleichgewichts bietet die Er-
klärung der Ursachen dieser Erscheinungen keine Schwierigkeiten. Die
der Zimmerluft in den Aufbewabrungsgefttßen ausgesetzten Versuchsböden
waren hygroskopisch bei einem Feuchtigkeitsgehalt der Luft von ca. 70°/o
gesättigt und mußten deshalb bei einem niedrigen Gehalt der Luft an
Wasserdampf Einbuße,, bei höherem eine Vermehrung der kondensirten
Wassermengen erfahren.
In Rücksicht auf praktische Verhältnisse sind die Ergebnisse dieser
Beobachtungen insofern lehrreich, als sie zeigen, daß die Ackerböden zur
Zeit der Trockenheit, während welcher eine Wasserzufuhr von wesent-
lichem Belang wäre, von dem aus vorhergehenden Perioden aufgenommenen
hygroskopischen Wasser ziemlich beträchtliche Mengen verlieren und zwar
um so mehr, je trockener die Luft wird. Berücksichtigt man außerdem,
daß nach den Versuchen von A. Mayer, R. Heinrich u. s. w. die Pflanzen,
wenn sie nicht etwa mittelst ihrer Tiefwurzeln Wasser aus den unteren
Erdschichten entnehmen, bei starker Austrocknung der Ackerkrume schon
vor dem Zeitpunkt, wo der Boden auf dem Kondensationspunkt ange-
kommen ist, zu wejken beginnen, so muß man auch von diesen Gesichts-
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422 A grar-Meteorologie :
•
punkten aas zu der Anschauung gelangen, daß das Kondensat ionsvermögen
der Ackererde für Wasserdarapf in Bezug auf die Pflanzenernährung ohne
Belang ist.
Versuchsreihe HL
Einfluß des feuchten Untergrundes auf das KondensaHunsvermögen
der oberen Bodenschichten für Wasserdumpf.
In Rücksicht auf die vielfach ausgesprochene Meinung, daß die
hygroskopische Feuchtigkeit in den oberen ausgetrockneten Erdschichten
durch den aus dem feuchten Untergründe aufsteigenden Wasserdampf
vermehrt werde, führte ich folgendes Experiment aus.
Ein ca. 12 cm hoher Blechcylinder von 4 cm Durchmesser wurde
bis zu einer Höhe von 5,5 cm mit feuchten Lehmkrümeln beschickt,
worauf in den übrigen Baum ein sich an die inneren Wandungen des
Geftlßes eng anschließender, 6 cm hoher, am Boden durch ein feines
Drahtnetz verschlossener, mit lufttrockenen Lehmkrümeln (II) gefüllter
zweiter Cylinder derart eingeschoben wurde, daß sich zwischen der Ober-
fläche der feuchten Erdschicht und dem Boden des EinsatzgefUßes ein
Zwischenraum von ca. 0,5 cm befand. Diese Vorrichtung hatte den
Zweck, das kapillare Aufsteigen des Wassers zu verhindern, dagegen da*
Aufsteigen von Wasserdämpfen aus der Tiefe in die oberen trockenen
Schichten zu ermöglichen. Außerdem wurde ein Vergleichscylinder von
6 cm Höhe und 4 cm Durchmesser einfach mit lufttrockenen Lehmkrümeln
von derselben Korngröße gefüllt. Die Gefäße wurden in die in Versuchs-
reihe II näher beschriebenen Holzkisten versetzt und in jedem Versuch
24 Stunden darin belassen. Die Wägungen lieferten folgendes Resultat:
Nr. des
Versuchs j
Tempera-
tur
•C
Luftfeuch-
tigkeit
>
Feuchter Untergrund
Trockener Untergrand
Hygroskopisches Wasser
Zunahme
Abnahme
Zunahme
Abnahme
I
19,0 .
185,6
208,5
II
20,0
. 60
97,5
120,1
III
20,5
80
138,2
138,2
IV
16,0
100
359,1
339,0
Sonach wurde bei feuchter im Vergleich zu trockener Beschaffenheit
des Untergrundes die Abnahme der hygroskopischen Bodenfeuchtigkeit
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Ueber die durch die Hygroskopicität d. Bodenarten bewirkte Wasserzufuhr. 423
vermindert, die Zunahme derselben vermehrt, indessen war der hierdurch
bedingte Gewinn, wie die Zahlen zeigen, kein bedeutender.
Versuchsreihe IV.
Einfluß der Temperatur auf da» Kondetisatietisvermögen
de» Boden» für Wasserdampf»
In dieser Versuchsreihe wurde in Rücksicht auf die natürlichen
Verhältnisse das Kondensationsvermögen der Böden im lufttrockenen
Zustande
1. bei verschiedenen konstanten Temperaturen und bei dem diesen
entsprechenden Sättigungsgrade der Luftfeuchtigkeit,
2. bei verschiedenen konstanten Temperaturen und bei konstantem
Feuchtigkeitsgehalt der Luft,
3. bei wechselnder (sinkender) Temperatur und bei der hierdurch
bedingten Aenderung in der Luftfeuchtigkeit
festzustellen versucht. Die Versuchsanordnung war folgende.
ad 1. Auf ein eisernes Gestell wurden drei Blechcylinder von 30 cm
Höhe und 25 cm Durchmesser und in jeden derselben ein kleinerer Cylinder
von 25 cm Höhe und 15 cm Durchmesser gestellt. Letztere ruhten auf einem
Blechkranz von 5 cm Höhe und waren oben durch einen Deckel geschlossen,
in dessen Mitte ein mit der Kugel in das Innere der Gefäße ragendes,
mittelst eines Korkes befestigtes Thermometer angebracht war. Der Raum
zwischen beiden Cylindem wurde mit Wasser angefüllt, dessen Temperatur
durch eine mit Hilfe eines Soxhlct'schen Thermostaten regulirto Flamme
auf konstanter Temperatur erhalten wurde. Auf den Boden der kleinen
Cylinder wurde eine aus mehreren feuchten Fließblättern bestehende
Schicht gelegt und auf diese eine Etagere gestellt, welche während der
Versuche die Absorptionsgefäße aufzunehmen hatte. Letztere bestanden
wie in fast allen übrigen Versuchen aus Glasgefaßen von 6 cm Höhe und
genau 4 cm Durchmesser.
In den Beobachtungen bei einer Temperatur von 10 °C. wurde die
Versuchsanordnung in der Weise geändert, daß man einfach in dem Raum
zwischen dem äußeren und inneren Cylinder Wasser aus der Wasserleitung
cirkuliren ließ. Dasselbe besaß eine Temperatur von 10 — 12 °C. und wurde
wenn nöthig, durch eingelegte Eisstückchen auf 10 °C. konstant erhalten.
ad. 2. In der an zweiter Stelle angeführten Reihe von Versuchen
war ' die Versuchsanordnung dieselbe wie in der vorigen, nur mit dem
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424
Agrar-Meteorologie :
Unterschiede, daß das feuchte Fließpapier aas dem inneren Blechcylinder
entfernt und durch diesen ein Strom von Luft, welche vorher in einem
besonderen Apparat bei 0°C. mit Wasserdampf gesättigt worden war,
langsam mittelst eines Aspirators geführt wurde. Letztere Vorrichtung
war wie folgt beschaffen.
In einem größeren, von schlechten Wärmeleitern umgebenen, mit
Eis gefüllten Blechcylinder befand sich ein System von U- förmigen,
mit einander kommunicirenden Röhren, welche feuchten Asbest enthielten.
Dieselben waren durch einen Kautschukschlauch mit einer Glasröhre
verbunden, welche durch den Deckel der inneren, zur Aufnahme der
AbsorptionsgefUße bestimmten Blechcylinder luftdicht hindurchführte und
in geringer Höhe über dem Boden der letzteren ausmündete. Außerdem
war an dem durch Kitt luftdicht aufgesetzten Deckel der inneren Blech-
cylinder eine zweite Glasröhre angebracht, welche mit einem Aspirator
in Verbindung stand.
Beim Oeffnen des Aspirators trat die Luft von außen in das System
U- förmiger Röhren, sättigte sich in denselben bei 0°C. mit Feuchtigkeit
und gelangte dann in die Cylinder, in welchen die mit Erde gefüllten
Absorptionsgefäße standen, weiterhin in den Aspirator.
ad 3. In den Versuchen bei sinkender Temperatur war die Ver-
suchsanordnung dieselbe wie unter 1 angegeben. Die Böden wurden in
dem inneren Blechcylinder einer Temperatur von 30° resp. 20° C. und
einer bei diesen Temperaturen gesättigten Luft 12 Stunden lang aus-
gesetzt, worauf eine Abkühlung des Erwärm ungswassers auf 20° resp.
10°C. erfolgte, welche in den nächsten 12 Stunden andauerte.
Die in folgenden Tabellen angegebenen Mengen des hygroskopisch
aufgenommenen Wassers beziehen sich wiederum auf eine Versuchsdauer
von 24 Stunden.
1. Luft bei den betreffenden Temperaturen gesättigt.
! 1
Tem-
peratur
Kondensirte Wassermenge
Bodenart
Versuch,
absolut
Höhe
Mittel
•C
tngr
»Kr
mm
Oldenburger
Torf
a
b
10
10
191,6
190,5
191,0
0,152
Digitized by Googh
Ceber die durch die Ilygroskopicität d. Bodenarten bewirkte Wasserzufuhr. 425
Kondensirte Wassermenge
Bodenart
Versuch
Tem-
tiprflt h r
aiui
absolut
Höhe
Mittel
»c.
in ff r
mm
Oldenburger
a
b
20
»
269,5
242,6
256,0
0,203
Torf
>
a
b
30
523 1
538,6
530,8
0,421
: a
b
»
218,G
210,5
214,5
0,170
Lehmpulver
a
b
20
274,4
270,0
272,2
0,216
a
b
30 '
»
538 1
513,5
523,8
0,415
.
b
»
123,5
108,8
116,1
0,092
Kaolin
a
|)
20
206,3
183,0
1W,6
0,154
a
b
80 1
»
318 7
300,1
309,4
0,246
a
b
10 i
»
32,3
31,5
81,9
0,025
Quarzsand I.
a
20 1
i
61,1
44,8
52,9
0,W2
f
b
30 !
• 1
48,0
30,4
0,082
2. Luft bei 0°C. gesättigt.
Kondensirte
Tem-
Wassermenge
Bodenart
j Versuch
peratur
Zunahmen-
Abnahme—
Mittel
«c
mgr
msr
Oldenburger
a
b
a
10
»
20
+ 17,7
+ 18,6
+ 0,2
+ 18,2
+ 1,2
Torf
b
i>
f 2,6
a
b
i
30
•
-24,6
-29,8
-27,2
E. Wollny, Forachtingen IX.
Digitized by Google
426 Agrar-Mcteorologie:
Tem-
Kondensirte
Wassermenge
Bodenart
Versuch
peratur
Zunahme +
Abnahme—
Mittel
»c.
mgr
mgr
a
b
10
»
+ 39,1
+ 33,5
+»6,0
| WVJV
Lehmpulver
a
h
20
»
+ 29,6
+ 12,5
•
a
h
30
m
8,9
— 90
-8,9
a
b
10
I
»
+25,5
+27,9
+26,7
Kaolin
a
b
1 20
- 8,0
— 2,9
— 54
— - — i
a
h
U
30
- 50,2
— 49,9
-50,0
a
1>
10
»
+ 7,6
+ 4,6
+6,1
Quarzsand 1.
a
b
20
- 3,1
- 0,4
1,7
a
b
30
- 9,7
-10,0
-9,8
3. Luft gesättigt. Temperatur sinkend.
Kondensirte
Bodenart
, Versuch
Tem-
Wassermenge
peratur
mgr
Mittel
mgr
Oldenburger
Ii
20-10
239)1 2501
261,2 Ä * M
Torf
a
b
30-20
! '
329,6
369,4
349.5
Lehmpulver
a |
b
a
b
20-10
1
*
30-20
»
269,5
268,5
381,1
371,0
i
269,0
876,0
Digitized by Google
»
üeber die durch die Hygroskopicitat d. Bodenarten bewirkte Wasserzufuhr. 427
Bodenart
1
Versuch,
Tem-
peratur
— *-
- ■ ' ■
Kondensirtc
Wassermenge
m * T
Mittel
Kaolin
a
b
a !
b J
20-10
»
30-20
»
199,7
186,5
265,6
256,0
193,1
260,8
Quarzsand L
1
a
b
a
1 b
20-10
»
30—20
1 *
77,3
59,2
70,5
78,6
68,2
74,5
Zur Illustration des Einflusses sinkender Temperatur dürfte es zweck-
mäßig sein, vorstehende Zahlen in Vergleich zu bringen mit jenen, welche
bei Anwendung konstanter Temperaturen (sub 1) gewonnen wurden.
Es ergiebt sich dann folgende Uebersicht.
Kondensirte Wassermengen (mg)
30 ü 20° 10°
530,8 256,6 191,0
Oldenburger Torf
Lehrapulver
Kaolin
Qnarzsand I.
konstante Temperatur
(konstant
sinkende
| kc
l sii
\ sii
I
konstante
sinkende
konstante
sinkende
konstante
sinkende
349,5 250,1
52ß,3 272,2 214,5
376,0 269,0
309,4 194,6 J16,l
260,8 193,1
39,2 52,9 31,9
74,5 68,2
Vorstehende Zahlen vermitteln zunächst die Thatsache, daß inner-
halb der hier gewählten Grenzen das Kondensationsvermögen
der Böden für Wasserdampf mit der Temperatur steigt, wenn
die Luft bei den betreffenden Temperaturen gesättigt ist, daß
dasselbe dagegen bei nur t heil weiser (und konstanter) Sättigung
der Ät mosphäre mit zunehmender Erwärmung sich vermindert.
Diese Ergebnisse stehen in voller Uebereinstimmung mit den von
E. W. Hilgard 1 ) und G. Amnion 2 ) gewonnenen und weisen dadurch
>) Diese Zeitschrift. Bd. VIII. 1885. S. 99.
») Ebenda. Bd. II. 1879. S. 30.
29*
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428
Agrar-Meteorologie:
7,6
12,1
19,8.
die Unrichtigkeit des von Schlösing 1 ) aufgestellten Satzes, daß «zwischen
9 und 35 °C. bei einem und demselben Feuchtigkeitsgehalte der Luft
die Erde fast eine gleiche Feuchtigkeit annimmt, unabhängig von Temperatur-
schwankungen», nach.
Die Thatsache, daß die Kondensation in gesättigter Luft mit
steigender Temperatur zunimmt, erklärt sich durch den Umstand, daß
hiermit gleichzeitig die von der Luft aufgenommene Wassermenge in
beträchtlichem Grade erhöht wird, wie dies aus folgenden Zahlen er-
sichtlich ist:
Temperatur Wasserdampf in 1 cbm Laft Differenz
0°C. 5,4 gr } 4> 3
10 » 9,7 »
20 » 17,3 »
30 » 29,4 »
40 » 49,2 »
Wie man sieht, ist das Ansteigen der Luftfeuchtigkeit demjenigen
der Temperatur nicht proportional, sondern erfolgt in stärkerem Grade
als letzteres, d. h. während die Temperatur in arithmetischer Progression
zunimmt, steigt die Luftfeuchtigkeit in geometrischer Progression. Nur
hierdurch wird es verständlich, warum die durch den Boden kondensirten
Wassermengen bei voller Sättigung mit der Temperatur zunehmen, denn
aus der Thatsache, daß bei nicht gesättigter Atmosphäre das Umgekehrte
stattfindet, d. h. daß unter sonst gleichen Verhältnissen mit der Temperatur-
erhöhung das Kondensationsvermögen des Bodens abnimmt, wird geschlossen
werden dürfen, daß in dem vorliegenden Fall das bedeutende Ansteigen
der Luftfeuchtigkeit bei Erhöhung der Temperatur allein die Ursache der
damit Hand in Hand gehenden Zunahme des Kondensationsvermögens des
Bodens gewesen sei.
Die sub 3 aufgeführten Versuche ergeben, daß die bei sinkender
Temperatur kondensirten Wassermengen, im Vergleich zu den
bei konstanter Einwirkung der Grenztemperaturen beobach-
teten, eine mittlere Höhe erreichten.
Die Ursache dieser Erscheinung beruht wahrscheinlich darauf, daß
der hygroskopische Gleichgewichtszustand zur Zeit der Temperatur-
') Ebenda. Bd. VII. 1884. S. 324.
Digitized by Google
lieber die durch die Hygroskopicität d. Bodenarten bewirkte Wasserzufuhr. 429
erniedrigung noch nicht vollständig hergestellt worden war, so daß der
Boden von der bei höherer Temperatur herrschenden größeren Luft-
feuchtigkeit nur theisweise einen Nutzen ziehen konnte. Sonst hätte das
Versuchsraaterial bei sinkender Temperatur mehr Feuchtigkeit als bei den
bezüglichen konstanten Temperaturen aufnehmen müssen, weil anzunehmen
ist, daß aus der gesättigten wärmeren Luft bei deren Abkühlung ein
Theil des Wassers ausgeschieden wird.
Natürlich lassen diese Versuchsresultate sich nicht ohne Weiteres auf die
Vorgänge in der Ackererde übertragen, weil die Luft niemals oder doch
nur in kürzeren Zeitabschnitten mit Wasserdampf gesättigt ist. Ge-
wöhnlich nimmt die relative Luftfeuchtigkeit bei der Abkühlung zu, bei
der Erwärmung dagegen ab. In welcher Weise hierdurch die Hygro-
skopicität der Ackererde beeinflußt wird, weist folgender, im Freien an-
gestellter Versuch nach.
Versuchsreihe V.
Das Kondensationsvermögen des Bodens für Wasserdampf unter
Diese Versuche wurden im Freien im Hofe des landwirtschaftlichen
Institutes an einer Stelle ausgeführt, welche allen atmosphärischen Ein-
wirkungen zugänglich war. Die Absorptionsgefäße wurden in ent-
sprechende Ausschnitte des Deckels einer bis zum oberen Rande in die
Erde gegrabenen Holzkiste versenkt, so daß die Oberfläche des Versuchs-
materials mit derjenigen des Kistendeckels eine Ebene bildete. Diese
Vorrichtung hatte den Zweck, die seitliche Erwärmung der Apparate
hintanzuhalten. Unmittelbar neben der beschriebenen Vorrichtung waren
zwei Thermometer zur Bestimmung der Luft- resp. Bodentemperatur 1 )
in entsprechender Anordnung angebracht. Die Versuchsgefäße wurden
alle zwei Stunden herausgenommen und gewogen.
In der nachfolgenden Tabelle sind die Ergebnisse übersichtlich zu-
sammengestellt. Die Zahlen geben die von einer Beobachtung zur anderen
aufgenommene, resp. abgegebene Wassermenge an.
») In 10 cm Tiefe gemesssen.
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430
Agrar-Meteorologie 1
Zeit
(5.-6. Juni)
u
1
Tempe-
ratur
S
§
•c.
4)
|
u
9
i
s
Torf')
Lehrnpulver; 1 kr ^JfeMH
Quar«-
sand I
Qtiarz-
Hygroskopisches Wasser
Ha mprr mgr
h
6- 8 a. m.
8-10 »
10-12 »
12- 2 »
2- 4 »
4- 6 »
6- 8 •
8-10 »
10 12 i
12- 2 p.m.
2- 4 »
4- 6 i
6- 8 »
h
6 a. m. —
G p. m.
7221119,8 18,4-
722 il8,0 15,0
722il4,8|12,o:
722 14,8 12,0
723 |14,4i 12.2)
723 14,2 15,0'
723 15,2122,4
724 18,2|24,2
724 23,4 25,4
723 27,6 32,0
722 28,0 32,0
724 25,8 25,0
724 22,4 20,0,
38,5
36,0
41,5
12,0
20,0
16,0
50
46 -
40
29 —
25 -
46 16,6
60 66.8
72
88
90
92
96
81
- 50.0
- .87,7
- 44,8
- 1,5
- 17,5
- 16,0
4,8]
137,4
135.6
10,7
309,5
9,5 -
25,1
67,5
! i
IS0.6M8.0 202.1
55,5 I — | 8,8
: 28,81 — |i 6,4
I 41,8 - jl 1,0
- 11,8 t 1,0
15.7 - 1,2
7,0, — ,2,8
3,5 I - 11 3,0
115,0. — 113,4 —
134,01 - 112,0 —
169,5
51.0
203,1 -
70,4 -
36,4; -
67,6 -
i M jl
4W,5j(l8«,7frl0^81 ? 2»,»|j»,9
7,5
8,0
Diese Zahlen lehren, daß der Boden während der Nacht
Wasserdampf kondensirte, am Tage aber bei steigender Tem-
peratur und Abnahme der relativen Luftfeuchtigkeit an
(Jem hygroskopisch aufgenommenen Wasser einen Verlust er-
litt, der beträchtlich größer war als der nächtliche Gewinn.
Das Verhältniß zwischen der AufDahme zur Nachtzeit und der Ab-
gabe während des Tages wird natürlich verschieden sein 2 ), je nach dem
jeweiligen Zustande der Atmosphäre und der Länge der betreffenden
Tageszeiten. In der Mehrzahl der günstigsten Fälle dürfte jedoch im
Hinblick auf die hier hervorgetretenen Differenzen nur ein Ausgleich
zwischen Einnahme und Ausgabe sich bemerkbar machen. Abgesehen von
derartigen Details muß dem vorliegenden Versuchsergebniß für Be-
urtheilung der Vorgänge in der Natur insofern ein besonderes Interesse
beigemessen werden, als aus demselben hervorgeht, daß zu Trocken-
l ) Oldenburger Torf.
a ) Von meinem Vorhaben, diese Versuche in größerer Zahl auszuführen,
mußte ich leider Abstand nehmen, weil bis zu meiner Abreise von München die
Witterungsverhältnisse für Anstellung solcher Beobachtungen nicht günstig waren.
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Ueber die durch die Hygroskopicität d. Bodenarten bewirkte Wasserzufuhr. 481
Zeiten *), in welchen die Zufuhr von Wasser zum Boden für die Vegetation
besonders erwünscht wäre, die Abgabe von hygroskopischem Wasser
während des Tages die Aufnahme der Feuchtigkeit zur Nachtzeit bedeutend
überwiegt und daß aus diesem Grunde, abgesehen von allem Anderen, der
Verdichtung des Wasserdampfes durch den Boden in Bezug auf Wasser-
versorgung der Pflanze keine Bedeutung zugeschrieben werden kann.
Versuchsreihe VI.
Einfluß des Luftdrucks auf das Kondensationsvermögen
des Bodens für Wasserdampf.
Zum Schluß theile ich zur Vervollständigung noch die Resultate einiger
Versuche über den Einfluß des Luftdruckes auf die hygroskopische Boden-
feuchtigkeit mit. Diese Versuche wurden unter dem Recipienten einer
Luftpumpe angestellt, in welchem die Luft in der in obigen Versuchs-
reihen beschriebenen Weise mit Wasserdampf gesättigt und die Absorp-
tionsgeföße aufgestellt wurden. Die den Recipienten bildende Glasglocke
war oben mit einem Tubus versehen, welcher durch einen Kautschuk-
pfropfen dicht verschlossen war. Durch letzteren führte eine doppelt recht-
winklig gebogene Glasröhre, deren kurzer Schenkel in das Innere der
Glocke mündete, während der äußere lange, mit einer Skala versehene
Schenkel mit seinem unteren Ende in ein mit Wasser gefülltes, auf dem
Zimmerboden neben der Luftpumpe aufgestelltes Gefäß tauchte. Von dem
zur Zeit des Beginnes der Versuche herrschenden Druck von 718 mm
aasgehend, ' verminderte ich denselben in dem Recipienten durch Auspum-
pen der Luft weiterhin auf 708, resp. 698 und 688 mm, indem ich
hierbei die erforderlichen Regulirungen nach Maßgabe des Wasserstandes
in dem langen Schenkel der aufgesetzten Glasröhre vornahm.
Die in 24 Stunden von den Böden bei vollständiger Sättigung der
Luft aufgenommenen Wassermengen stellten sieh wie folgt heraus:
') Die Witterungsverhältnisse in dem angeführten Versuch entsprechen den-
jenigen in Trockenperioden vollkommen, weshalb die gewonnenen Ergebnisse zur
Beurtheilung der Vorgänge während solcher Zeiten mit Recht herangezogen
werden dürfen.
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432
Agrar-Meteorologie :
Bodenart
Tem-
peratur
•C.
Luft-
druck
min
Kondensirte Wassermengen
n
«
mf?r
ii
mgr
Mittel
tagt
Oldenburger
Torf
20,25
19,90
21,10
22,00
1
718
708
698
! 688
329,2
362,8
311,0
297,0
301,2
307,7
384,5
305,5
315,2
335,2
347,7
301.2
Lehmpulver
20,25 718
19,90 708
21,10 698
22.00 688
320,0
364,3
332,0
333,0
317,0 318,5
317,0 340.6
311,5 321,7
313,4 323.2
Kaolin
20,25
19,90
21,10
22,00
718
708.
698
688
. _
259,9
252,7
283,0
237,9
252,6
204,6
137,7
235,0
256,2
228,6
210,3
236,4
Quarzsand L
20,25
19,90
21,10
22,00
718
708
698
688
i i
82,0
58,0
85,6
57,9
65,0
65,5
66,5
67,2
^73,5
61,7
76,0
62,5
Von einigen unbedeutenden Schwankungen abgesehen, läßt sich aus
diesen Daten ersehen, daß der Luftdruck auf das Kondensations-
vermögen der Böden bei gesättigter Atmosphäre keinen Ein-
fluß ausübt. Diese Verhältnisse werden sich bei nicht gesättigter Luft
anders gestalten, insofern schon nach den bei dem Trocknen hygrosko-
pischer Substanzen im luftverdünnten Raum gewonnenen Erfahrungen
anzunehmen ist, daß die Hygroskopicität des Bodens unter letzteren Ver-
hältnissen um so mehr abnehmen wird, je geringer der Luftdruck der
Atmosphäre ist. Das in vorliegenden Versuchen gewonnene Ergebniß
wird nur dadurch erklärt werden können, daß infolge der Abnahme des
Luftdrucks die Verdunstung aus dem feuchten Fließpapier unter dem
Recipienten, demgemäß die Luftfeuchtigkeit innerhalb des letzteren zu-
nahm und dadurch die Wirkung der Luftverdünnung auf die Hygroskopi-
cität wieder aufgehoben wurde.
Als Endresultat ergiebt sich aus dem Mitgetheilten, daß die durch
das Kondensationsvermögen Seitens der Böden bewirkte Was-
Digitized by Google
Ueber die durch die Hygroskopicität d. Bodenarten bewirkte Wasserzufuhr. 433
serzufuhr für die Vegetation ohne Bedeutung ist, weil 1. die-
selbe im Vergleich zu dem Wasserbedürfniß der Pflanzen,
resp. zu den atmosphärischen Niederschlagen verschwindend
klein ist, und sich nur auf die obersten zu Tage tretenden
Bodenschichten (3 — 5 cm) erstreckt, 2. der Boden selten und
nur vorübergebend in einen solchen Zustand geräth, daß er
für die Kondensation von Wasserdampf geeigeuschaft et wäre,
3. gerade in Trockenperioden, in welchen eine derartige An-
feuchtung des Bodens wenn überhaupt einen Nutzen gewähren
könnte, das Verdichtungsvermögen des Erdreichs infolge
des niedrigen Feuchtigkeitsgehaltes der Atmosphäre und der
herrschenden hohen Temperatur bedeutend vermindert ist und
von dem in der vorhergehenden Periode kondensirten Wasser
unter letzteren Verhältnissen sogar beträchtliche Mengen
verloren gehen.
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434
Agrar-Meteorologie:
Nene Utteratnr.
f . Woeikof. Die Schneedecke, deren Einfluß anf Klima und Wetter
nnd die Mittel zu ihrer Untersuchung. Meteor. Zeitschrift. 1886. S. 469.
Der mächtige Einfluß des Vorhandenseins einer Schneedecke auf die Tem-
peratur der untersten Luftschicht hat sich in neuerer Zeit an einer Reihe von
Beispielen gezeigt, von denen der Verf. einige herausgreift. Im December 1877
blieb der östliche Theil des europäischen Rußlands ganz oder fast schneefrei,
während in der Mitte des Monats ziemlich tiefer Schnee etwa bis zum Meridian
von Tambof fiel. Trotz der anhaltenden Herrschaft einer Anticyklone mit ruhigem,
zum Theil heiterem Wetter und Barometerständen bis zu 796 mm im M. - Niv..
zeigte jener östliche Theil eine Mitteltemperatur des Monats, die in Kasan nur
1,2° unter, in Nischnei - Nowgorod sogar 0,8° über dem vieljährigen Mittel lag,
während sie in Moskau und Rjäsan 3,4° und 4° tiefer als normal war. Nament-
lich die tiefsten Stände des Monats gingen dort nur bis 18 — 21 °, hier bis 23 bis
27 0 unter Null herab. Zugleich herrschte in Westsibirien sehr strenge Kälte. Noch
auffallender war bekanntlich der Gegensatz, der zwischen den Temperaturen der
gleichen Gegenden Centraieuropas in den Hochdruckgebieten der Winter 1879 80
und 1881/82 hervortrat, deren ersterer eine dicke, deren letzterer eine sehr un-
vollkommene Schneedecke zeigte. Der Verf. schreibt diese Unterschiede direkt
der starken Ausstrahlung und schlechten Wärmeleitung zu, welche eine Schnee-
decke besitzt, besonders so lange sie dick, locker und gleichförmig ist.
Weiter untersucht der Verf. die Wirkung der Schneedecke auf die Frühlings-
temperatur und die Art ihres Aufthauens. Ist die Schneedecke nicht durch vor-
hergehendes Thauen und Wiedergefrieren zu Eis verwandelt, so ist die direkte
Wirkung der Sonnenstrahlen gering, da sie dieselben reflektirt und die Luft über
ihr verhältnißmäßig frei von Wasserdampf, Kohlensäure und Staub ist. Das Thau-
wetter wird daher, wie die Erfahrung lehrt, durch warme Luftströmungen aus
sekneefreien Gegenden herbeigeführt, am wirksamsten, wenn diese mit Regen ver-
bunden sind. So lange noch Schnee liegt, ist eine Erwärmung ruhender Luft
über 0° sehr erschwert durch den Verbrauch der Wärme zum Schmelzen.
Das Umgekehrte findet statt beim Eintritt der Fröste. So lange kein Schnee
am Ort und in der Nachbarschaft liegt, sind die sich einstellenden Fröste von
keiner Dauer, erst wenn der Boden mit Schnee bedeckt ist, erhalten sie Beständig-
keit. Wegen der Bewegung der Luft ist aber dafür natürlich nicht der Zustand
am Orte selbst entscheidend. Der Verf. meint, daß es von großer praktischer
Bedeutung für ( entralrußland wäre, besonders wegen des Gefrierens der Wasser-
straßen, im Herbst zu wissen, ob sich in Lappland einerseits und in Nordost-
rußland andererseits die Schlittenbahn eingestellt hat. Der positive Nachweis
dafür ist leider durch den Mangel an Daten noch nicht möglich.
Der Verf. ist geneigt, auch die höheren Temperaturmaxima, durch welche
sich bei gleichen Wintertemperaturen der Südosten Rußlands gegenüber dem
Nordosten auszeichnet, auf Rechnung der mangelhaften Schneedecke des ersteren
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Neue Litteratnr.
435
zu setzen; bei den normalen klimatischen Werth c n ist jedoch die Trennung der
einzelnen Faktoren noch schwieriger als hei den Witterungsanomalien, da hei
letzteren die Zahl der Kombinationen eine viel gröbere und die Elimination ein-
zelner Kaktoren daher leichter ist. Beweisender und von großem Interesse sind
daher seine Bemerkungen über den Einfluß des Schneereichthnms des Winters
auf die Temperatur der Frühlingsmonate. Der außerordentlich warme April 1848
folgte auf einen zwar kalten, aber äußerst schneearmen Winter, der extrem
kalte Mai 1867 auf einen größtenteils wärmeren, aber sehr schneereichen Winter;
die von der Wolga im Frühjahr abgeführte Wassermenge war so groß, daß die
Oberflache des kaspischen Meeres um 2 Fuß stieg. Diese Wirkung der Schnee-
menge macht sich indessen im Nordwesten Rußlands weniger bemerkbar als im
Innern des Reichs, weil dort die Wirkung der Eismengen auf den Meeren und
/ahlreichen Seen fast noch mehr in Frage kommt.
Sehr wichtig sind die Bemerkungen des Verf. über die Wirkung der Schnee-
decke auf die Vertheilung der Schmelzwässer nach Zeit und Raum. Bei starker
und gleichmäßiger Schneedecke und langsamer Erwärmung findet das Thauen
derselben mehr von unten als von oben statt, der Boden sattigt sich mit Wasser
und erst durch das von den russischen Bauern sogen. «Erdwasser» steigen die
Flüsse allmählich und nachhaltig; so war es 1883 und 1884, wo die Wolga den
ganzen Sommer über einen guten Wasserstand für die Schifffahrt behielt; um-
gekehrt war es 1880 und 1882, obwohl das Hochwasser 1880 hoch war, jedoch
kurz. Das Hinderniß, welches ein tief gefrorener Boden der Wasseraufnahme
bietet und das dadurch bedingte rasche Ablaufen der Schmelzwässer hat sogar in
einer Bauernregel Ausdruck gefunden, wonach auf wenig Schnee hohes Hoch-
wasser folgt — natürlich nur für kurze Zeit. Auf das langsame Ablaufen ist
nicht allein die Dicke sondern auch die Gleichförmigkeit der Schneedecke von
Einfluß, und diese hängt besonders von den Hindernissen für den Wind ab;
Waldflüsse haben ein späteres Hochwasser als Feldflüsse, solche, die theils durch
Wald und theils durch Felder fließen, wie die Moskowa, zwei partielle Hoch-
wasser, die 10 — 15 oder mehr Tage auseinander liegen.
Nach allem diesem wird man dem Verf. zustimmen, wenn er die große
theoretische und auch praktische Bedeutung betont, welche Beobachtungen über
die Schneedecke überhaupt, und besonders in Rußland, besitzen würden, und sein
.Bedauern ausspricht, daß, obgleich seit 15 Jahren wiederholt die Aufmerksamkeit
darauf gelenkt worden ist, noch so gut wie nichts für eine systematische Samm-
lung und Verwerthung solcher Beobachtungen geschieht. Das Anzustrebende wäre
namentlich die Angabe der augenblicklichen Ausdehnung der Schneedecke auf
täglichen synoptischen Karten, mit einigen Abstufungen nach ihrer Dicke und
Gleichförmigkeit. Das eigentliche Terrain für solche Studien ist Rußland und Nord-
amerika; allein auch aus der Westhälfte Europas lassen sich mindestens werth-
volle Ergänzungen zu dem Bilde liefern, dessen Hauptzüge wir von jenen Ländern
zu erwarten haben.
üf. F. Jordan, Zur Frage nach dem l rsprung der atmosphärischen
ElektricltÄt. Meteor. Zeitschrift. Bd. II. 18*5. S. 400.
Verf. veröffentlicht nnter obigem Titel eine kritische Besprechung der neuesten
Hypothesen über die Entstehung der atmosphärischen Elektriritiit von K. Gerlnnd,
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486
Agrar-Meteorologie:
L. Palmieriy E. Hoppe, L. Sohnke, P. Andrics und E. Holdinghausen, indem er
seine eigenen Ansichten (Gaea 1885) festhält und weiter begründet. Er führt
Folgendes aus:
Zu einer klaren Anschauung über den Ursprung, der atmosphärischen
Elektricität gelangt man durch Beachtung sämmtlicher systematisch geordneter
Thatsachen und durch hieraus gefolgerte Schlüsse, die zum Theil empirisch ver-
bürgt, zum Theil hypothetischer Natur sein werden. Der Versuch im Kleinen
scheint von untergeordneter Bedeutung zu sein, weil das Experiment nicht ohne
Weiteres dazu dienen kaun, das Gefundene auf die großartigen Erscheinungen in
der Natur zu übertragen, denn hier können die bedeutendsten Wirkungen aus
im Einzelnen unmerklichen, aber im großen Umfange und langer Aufeinander-
folge sich abspielenden Vorgängen aufgebaut werden.
In allen Arbeiten der genannten Verfasser findet sich im Ganzen eine Hin-
neigung zu der Annahme, daß die Quelle der atmosphärischen Elektricität in
Reibungsprocessen irgend welcher Art zu suchen sei.
Nach Gerland und Palmieri bleibt es unentschieden, ob die Kondensation
des in der Luft enthaltenen Wasserdampfes oder die Reibung des letzteren an
der Luft im Augenblick seiner Entstehung, oder die Reibung der durch Ver-
dichtung gebildeten Wassertropfen beim Herabfallen durch die Luft als Elektricitäts-
quelle aufzufassen sei.
Dieser Standpunkt muß als ein einseitiger aufgefaßt werden, denn die
Elektricität, welche wir an vulkanischer Asche oder an aufgewirbeltem Wüsten-
staub beobachten, findet dadurch keine Erklärung und ebensowenig der Einfluß
von Rauch und Staub auf den elektrischen Zustand der Atmosphäre. In der
Kondensation des Wasserdampfes können wir um so weniger die Quelle der
atmosphärischen Elektricität suchen, als für diese Annahme keinerlei bestätigende
Versuche im Kleinen angestellt werden können, während das für die Hypothesen,
die aus der Annahme von Reibung entwickelt sind, wenigstens im Allgemeinen
der Fall ist.
Hoppe verficht die Ansicht Winkler's, daß die bei der Verdunstung des
Wassers durch Reiben an den festen Partieen der Erdoberfläche entstehende
Elektrizität sehr wohl die Luftelektricität bilden könne. Die Wolkenelektricität
läßt er durch Reibung entstehen, welche (bei den lokalen Gewittern) der auf-
steigende Luftstrom an seiner Begrenzung erfährt, oder welche (bei den Depressions-
oder Wirbelgewittern) vor sich geht, wenn ein warmer feuchter und ein kalter
Luftstrom an einander hinstreichen.
Dagegen ist vor Allem einzuwenden, daß man für den Fall einer bestimmten
Annahme über jene die Gewitterelektricität erzeugende Reibung nicht in die
Nothlage versetzt wird, die Entstehung der Luftelektricität in einem andern von
jenem scharf geschiedenen Reibungsvorgang zu machen. Ferner ist zu bedenken,
in welch' beschränkten Grenzen der Reibungsvorgang der aufsteigenden Dämpfe
gegen die feste Erdkruste eingeschlossen bleibt; kann er doch nur eintreten am
Ufer der Gewässer und an Gebirgsrändern, oder wenn ein mit Wasserdämpfen
reichlich versehener Wind über die Erdoberfläche hinzieht.
P. Andries betrachtet als Elektricitätsquelle die Reibung der in der Atmosphäre
enthaltenen Wasserkügelchen an der feuchten Luft. Nach seiner Ansicht wäre
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437
der Wasserdampf positiv, ein solches Wasserkügelchen negativ elektrisch; die
meisten Wolken nnd wässrigen Niederschläge hätten — E aufzuweisen, was der
Beobachtung widerspricht, denn es ist ein allgemein gültiger Satz, daß das Auf-
treten der + E an das atmosphärische Wasser geknüpft ist und sich um so stärker
zeigt, je größer die Menge desselben wird.
Sohncke erblickt die Quelle der atmosphärischen Elektricität ebenfalls in
einem Reibungsproceß ; aber nach ihm soll es das flüssige atmosphärische Wasser
sein, welches an dem in den höheren Luftgebieten befindlichen Eise diese Reibung
vollführt. Auch diese Art der Reibung ist eine beschränktere als die fortwährend,
überall und an jedem Wasserdampftheilchen gegen die Luft vor sich gehende.
Sie erfolgt nur an den Seiten von Eis und Wasser führenden Luftströmen. Ferner
müßte dann stets vor Eintritt eines Gewitters das Vorhandensein eines mächtigeren,
mit Eistheilchen beladenen Luftstromes oder ebenso beschaffenen, mehr oder
minder ruhenden Luftgebietes festzustellen sein. Außerdem spricht gegen frag-
liche Hypothese der Umstand, daß die Luftelektricität wie die Elektricität der
Wolken bei weitem überwiegend positiv ist; nach den Versuchen Sohnclt?* über
die Art der Elektricität, welche bei der Reibung von Wasser und Eis sich bildet,
wird aber das Eis + elektrisch, das Wasser —elektrisch. Daß trotzdem die Luft
meist -f elektrisch ist, sucht Sohncke allerdings zu erklären, muß aber hierbei
Zuflucht zu anderen Annahmen nehmen.
Die eigene Ansicht des Verf. geht dahin, daß die Theilchen des atmo-
sphärischen Wassers diejenigen Körper sind, welche auf ihrer mannigfaltigen
Wanderung durch Reibung an den verschiedenen Stoffen Elektricität anhäufen,
so daß es durchaus zugegeben werden kann, daß die Reibung an der festen Erd-
oberfläche zu der Erzeugung dieser Elektricität mit beiträgt, ja sogar, daß sie
bei gewissen Vorgängen, welchen (wie den vulkanischen Gewittern) eine Ausnahme-
stellung zukommt, den hauptsächlichsten Antheil an der Erzeugung der dabei in
Frage kommenden Elektricität hat. Aber im Allgemeinen und Großen ist es doch
das atmosphärische Wasser, das mit der Luft in Reibung verwickelt, positiv
elektrisch wird und die atmosphärische Luft negativ elektrisch macht. In diesen
Reibungsvorgangen der Wassertheilchen gegen die Luft müssen wir die haupt-
sächlichste und allgemeinste Quelle der atmosphärischen Elektricität erblicken. ,
Die Zuverlässigkeit dieser Hypothese soll in einem Falle geprüft werden,
der allerdings noch der genauesten Untersuchung bedarf. — Gewöhnlich überwiegt
bei heiterem Himmel die positive atmosphärische Elektricität beträchtlich; in
einzelnen Fällen wird aber auch — E beobachtet, und dann tritt sie bei klarem
Wetter viel stärker auf als die gewöhnlich beobachtete + E. Nach Pälmicri
haftet diese — E nicht der Luft an, sondern ist Influenzelektricität, welche auf-
tritt, wenn in einem engeren oder weiteren Umkreis ein starker Niederschlag vor-
gekommen ist.
Das Erzwungene und Unwahrscheinliche dieser Erklärung liegt offen zu
Tage. Natürlicher ist es doch anzunehmen, daß die Luft selbst durch Reibung
mit den aufsteigenden Wassertheilchen negativ elektrisch wird; als Isolator kann
sie diese — E den Beobachtungsinstrumenten nicht mittheilen, während dies das
atmosphärische Wasser wohl vermag. Daher wird sich die +E des letzteren
sehr wohl bemerkbar machen, wenngleich abgeschwächt durch die — £ der Luft,
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438
Agrar-Meteorologie :
da die Wassertheilchen mit derselben in Berührung sind und trotz aller weiteren
Reibung von ihrer Elektricitätsmenge durch Ausgleich einbüßen. Wenn aber
einmal eine Elektricitätsentwickelung durch die nach der Verdunstung aufsteigen-
den Wassertheilchen stattgefunden hat, und nun eine schnelle Verdichtung des
\Vasserdatnpfe8 und Weiterführung desselben durch einen höheren Luftstrom ein-
tritt, dann wird die isolirt zurückgebliebene Luft mit — E geladen sein und die-
selbe, sobald von Neuem ein wenig Wasserdampf in sie eindringt, den Apparaten
sich mittheilen.
Im Sommer, wo die Wasserverdunstung und damit die Bewegung der Wasser-
theilchen durch die Luft eine gesteigerte ist, wird die Menge der — E größer
sein als im Winter, und wird sich, ohne weitere beträchtliche Minderung durch
die entgegengesetzte Elektricitat zu erfahren, im Durchschnitt viel starker be-
merklich machen als die +E. Aber diese negative atmosphärische Elektricitat
wird seltener auftreten als die + E, entsprechend dem selteneren Zusammentreffen
aller ihrer Existenzbedingungen, und diese sind : schnelle Verdichtung des Waaser-
dampfes, Fortführung der gebildeten Tropfen und Eindringen einer geringen
Menge Wassers in das betreffende Luftgebiet. Ein solcher Zustand herrscht bei-
spielsweise, wenn ein kälterer, verhältnismäßig trockener Wiud dieses Luft-
gebiet trifft.
./. Elster und H. Geitel. Ueber den elektrischen Vorgang in den
Gewitterwolken. Annalen der Hydrographie. Jahrg. XIII. 1885. S. 125 u. 187. —
Der Naturforscher. 1885. Nr. 25. S 233.
Die ungemeine Empändlichkeit sich auflösender Flüssigkeitsstrablen, wie
überhaupt aller in einem Luftstrome suspendirter, fester und flüssiger Partikelchen
gegen elektrische Influenz führte die Verff. dahin, Iufluonzwirkungen analoger
Art auch bei den Vorgängen anzunehmen, welche sich innerhalb einer Gewitter-
wolke abspielen. Das Princip dieser Auffassung wird sich am besten aus nach-
stehendem, leicht ausführbaren Versuch ersehen lassen.
Ein beiderseits offenes, cylindrisches Metallrohr A ist an einem isolirenden
Halter in vertikaler Kichtung frei schwebend befestigt. In dasselbe kann von
oben an einem isolirenden Handgriffe ein kleines, ebenfalls cylindrisches Metall-
gefäß B hineingeschoben werden, das unten verschlossen und mit einer engen
Ausflußröhre versehen ist. Wird nun der Röhre A eine kleine elektrische Ladung
+ E mitgetheilt, während das mit Wasser gefüllte Gefäß B isolirt vertikal darüber
gehalten wird, so werden die Wassertropfen, negativ elektrisch, während sie durch
die Köhre A fallen, ohne mit ihr in Berührung zu kommen. Dadurch wird B
positiv, und zwar sehr schnell und zu einer Spannung, welche der von A nicht
viel nachsteht. Senkt man nun B schnell in A und läßt B einen Augenblick die
Innenwand von A berühren, so geht die Elektricitat von B vollständig auf A
über. Zieht man B in seine ursprüngliche Lage zurück, so kann man diese
Operation so oft wiederholen, bis A die Maximalgrenze seiner Ladung erhalten
hat. Naoh 40 maliger Oscillation des Gefäßes B konnte der Röhre A ein Funken
entzogen werden.
Den Vorgang in einer Gewitterwolke kann man sich analog vorstellen. Man
denke sich der unteren Schicht derselben an einer Stelle eine gewisse Ladung
+ E mitgetheilt. So lange die Wolke nicht regnet, wird diese Elektricitat
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439
nahezu an derselben Stelle verharren oder sich langsam mit abnehmender Spannung
über die ganze Wolke verbreiten, je uach dem Grade der Leitungsfähigkeit der
Dunstmasse. Anderes dagegen tritt ein, sobald die Wolke zu regnen beginnt, wobei
wohl mit Recht vorauszusetzen ist, daß die Tropfenbildung in den kalten, d. h. in
den höheren Schichten eintreten muß. Soweit die Wolke regnet, wird sie positive
Elektricität annehmen und zwar wenn die Regenbildung in nicht zu großer Höhe
über der elektrischen Schicht beginnt, von nicht viel geringerer Spannung, als
die der letzteren beträgt. Die negativ elektrisirten Tropfen fallen durch die untere
influencirende Schicht auf die Erde herab.
Nun aber muß, wie schon öfters hervorgehoben worden ist, die mit der
Regenbildung verbundene Oberfläcbenkontraktion eine Steigerung der Spannung
hervorbringen. Indem die ganze vorher positiv influencirte Wolkenmasse sich
zusammenballt, und die einzelnen Dunsttheilchen zu größeren Tröpfchen zusammen-
fließen, wird die Elektricitat mit wachsender Spannung auf einen kleineren Raum
beschränkt und muß auf die unterdessen neu entstandenen Wolkenmassen von
Neuem, aber kräftiger influencirend wirken. Sobald auch in diesen «die Regen-
bildung beginnt, wiederholt sich derselbe Vorgang; durch weiteres Zusammen-
ballen der Wolken tritt eine neue Spannungserhöhung ein. Man kann sich sehr
wohl vorstellen, daß auf diese Weise die elektrische Spannung einer regnenden
Wolke bis zur Blitzentladung gesteigert werden kann.
In dem vorher beschriebenen Versuche soll das Gefäß A die untere, influen-
cirende Wolkenschicht, B die oberen regnenden Theile derselben darstellen. Die
Oberflächenkontraktion wird, wenn auch dem Vorgange in der Gewitterwolke wenig
entsprechend, durch das Hineinführen des Gefäßes B in A wiedergegeben.
Die Frage, woher die ursprüngliche Eigenelektricität der unteren Wolken-
schicht stammt, wird nicht so leicht zu entscheiden sein. Jedenfalls reicht schon
eine sehr geringe Spannung hin, um bei hinreichend kräftigem Regenfall binnen
kurzer Zeit bis zu dem größten Betrage gesteigert zu werden. Vielleicht ist es
die gewöhnliche Luftelektricität, die, auf die Wolken übergehend, an irgend einer
Stelle eine lokale, größere Ladung hervorbringt. Ohne von Regenfall unterstützt
zu werden, würde aber die stärkste Ladung nicht von Dauer sein können. Dit>
Kondensation des Wasserdampfes an sich als Elektricitätsquclle anzusehen, scheint
mißlich, da man nicht recht einsieht, in welcher Weise die Scheidung der Elek-
tricitäten bei diesem Vorgange eintreten kann. Auch Reibungsvorgänge können
wohl nur zur Erkläruug der Anfangsladung herangezogen werden; um so un-
geheure Elektricitätsentwickelungen, wie sie hier in der Natur statttinden, zu ver-
anlassen, dürften sie doch nicht ausreichen. Uebrigens könnte man dabei wohl
nur an eine Reibung feinen Wasserdunstes an größeren Tropfen- resp. Eiskörnern
denken. Daß der Unterschied der kapillaren Oberflächenspannung dieser kleinsten
und größten Wassertropfen bei der Reibung eine Scheidung der Elektricitäten zu
Wege bringt, ist an sich nicht unwahrscheinlich, jedenfalls ist eine derartige Er-
regung mit Sicherheit noch nicht konstatirt. Gesetzt aber auch, sie sei vorhanden,
dann ist die bei dieser Reibung verlorene, lebendige Kraft nicht hinreichend, das
mechanische Aequivalent für die Entstehung auch nur eines Blitzes zu geben.
Man könnte gegen die hier entwickelte Ansicht einwenden, daß die Volumen-
kontraktion einer Wolke im Wesentlichen in dem Zusammenfließen der Dunst-
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Agrar-Metcorologie:
theilchen zu größeren Tropfen besteht, daß also auf den letzteren sich die Elek-
tricität anhäufen und schließlich bei ihrem Herabfallen auch mit weggeführt werden
muß. Dies ist auch unstreitig theilweise der Fall. Man bedenke aber, daß eine
gewisse Zeit lang gerade die in der unteren Wolkenschicht sich bildenden Tropfen
von dem aufsteigenden Luftstrom, dessen Intensität nach oben abnehmen muß,
getragen werden, während die von der oberen kommenden Tropfen schon ohnehin
mit größerer Geschwindigkeit in die untere Wolkenschicht gelangen und in Folge
dessen leichter den Widerstand der aufsteigenden Luft überwinden. Ein Theil
der Ladung geht auf diese Weise ohne Frage verloren, aber um so weniger, je
kräftiger der aufsteigende Luftstrom ist. Außerdem findet ja durch die unaus-
gesetzte Verdichtung ein fortwährender Ersatz statt.
Bei feinem Staubregen, der sofort nach seiner Bildung zur Erde fällt, werden
sehr starke Entladungen kaum zu erwarten sein. Jedenfalls kommt sehr viel auf
die Schnelligkeit der Wolken - und Regenbildung an. Der einer Wolke entfallende
Regen muß also die entgegengesetzte Elektricität der Wolke zeigen und kann
natürlich auf eine zweite Wolke, die er durchsetzt und die ebenfalls regnet, in-
fluencirend einwirken. Im Uebrigen wird nach jedem Blitzschlag der Rest der
Wolkenelektricität bei genügendem Regenfall und der davon untrennbaren Volumen-
kontraktion bald wieder zum Maximum vermehrt.
Das Wesentliche der hier entw ickelten Ansicht liegt demnach darin, daß sie die
Gewitterclektricität als Influenzelektricität, die Gewitterwolke als einen selbstthätigen
Duplikator auffaßt. Der derselben entströmende Regen spielt die Rolle des
Wasserstrahls beim Thomson 'sehen Tropfensammlcr, während die Steigerung der
Spannung durch die immense Volumen - und Oberflächenkontraktion bewirkt wird
Diese Theorie dürfte vor der bislang aufgestellten folgende Vorzüge besitzen:
1. «Sie gestattet die Wolke als ein Aggregat diskreter Wassertröpfchen auf-
zufassen. Eine derselben mitgetheilte elektrische Ladung verbreitet sich daher
nicht durch Leitung, sondern, sobald die Wolke zu regnen beginnt, von Punkt
zu Punkt durch Influenz.
2. Sie bedarf nicht nothwendig der Elektrisirung durch Reibung. Es ist
zwar nicht ausgeschlossen, daß Reibungsvorgänge die erste Erregung herbeiführen,
diese werden aber im weiteren Verlauf der Erscheinung bedeutungslos.
Sollte sich ferner, was nach einer großen Zahl von den Verff. angestellter
Versuche noch nicht mit Sicherheit zu entscheiden ist, eine Elektricitätserregung
durch Reibung von Wasserstaub an Wasser oder Eis experimentell nicht nach-
weisen lassen, so genügt das Vorhandensein der Luftelektricität , um die Er-
scheinung einzuleiten.
8. Sie findet das Aequivalent für die zur Bildung der Potentialdiffe-
renz verbrauchte Arbeit in der lebendigen Kraft der herabfallenden Wasser-
tropfen.»
In einer weiteren Mittheilung «über die Elektricitätsentwickelung bei der
Regenbildung» führen die Verff. die hier kurz geschilderte Vorstellung von der
Elektricitätsentwickelung durch Influenz in einer regnenden Wolke eingehender
aus und bringen dieselbe mit den Beobachtungen der Wolkenelektricität durch
Palmieri in Vergleich. Es muß hier wegen dieser zweiten Mittbeilung auf das
Original verwiesen werden. (Ann. d. Physik. N. F. Bd. XXV. S. 116 u. 121).
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441
Einen gewissen Gegensatz zu der eben dargestellten Auffassung von Elek-
tricität der Gewitterwolken bildet die gleichzeitig mit der vorstehenden publicirte
Abhandlung von P. Andriat «Ueber Gewitter- und Hagelbildung». Von der Er-
fahrung ausgehend, daß Gewitter und Hagelwetter stets von heftigen Wirbeln
begleitet sind, nimmt er die letzteren, die er, im Anschluß an Faye, als von den
oberen Regionen in die Tiefe sich niedersenkend ansieht, als die Ursache der
Hagel- und Gewitterbildung an. Speciell in Betreff der Quelle der Gewitter-
elektricität schließt sich Andries den Ansichten an, welche Luvini und Liebenote
veröffentlicht haben. Er geht wie Letzterer in seiner Darstellung von der Arm-
strong' sehen Dampfelektrisirmaschine aus und kommt auch für die Art und die
Vertheilung der Elektricität in der Gewitterwolke zu ganz denselben Schlüssen
wie Liebenow. Er unterscheidet sich in seinen Deduktionen von letzterem aber
darin, daß er die mechanische Kraft, welche absolut noth wendig sei, um jene
energische Reibung hervorzurufen, wie sie in der hydroelektrischen Maschine
stattfindet, in den Wirbelbewegungen. bei Gewittern rindet. «Ohne diese Wirbel-
bewegung würden die elektrischen Erscheinungen bei Gewittern nicht intensiver
sein als überhaupt bei rascher Nebel-, Wolken- und Regenbildung; man würde
höchstens eine Art Wetterleuchten wahrnehmen können.»
Wie die Wirbelbewegung durch Reibung der Wassertropfeu an der feuchten
Luft Elektricität erzeugt, so veranlaßt sie nach Andries auch die Hagelbildung.
Die durch die elektrische Ladung beschleunigte Verdampfung und die durch
Wirbelbewegung erzeugte Abkühlung an der Oberfläche der kondensirten Wasser-
tropfen reicht aus, um die Tropfen zum Erstarren zu bringen und beseitigt die
Hauptschwierigkeit in der Bildungsweise des Hagels.
H. Fellat. Ueber die Ursachen der elektrischen Ladung der Ge-
witterwolken. Journ. de Phys. Jan. 1885. III. Ser. Bd. IV. S. 15 — 25. —
Zeitschrift d. österr. Ges. f. Met. 1885. Mai.
Es darf wohl zur Zeit als Thatsache angesehen werden, daß bei heiterem
Himmel die Erde eine negativ elektrische Ladung von geringer Dichte hat, selten
bei bewölktem Himmel eine positive Ladung von noch geringerer Dichte. Aber
auch im letztereu Fall wird die positive Ladung nur über eine geringe Oberfläche
ausgedehnt sein, die Gesammtoberfläche der Erde stets einen Ueberscbuß von
negativer Elektricität besitzen. Auch die Luftschichten nahe am Boden können
negativ elektrisch sein, z. B. durch Uebertragung der — E eines Nebels, der die*
selbe durch gute elektrische Verbindung mit dem Erdboden erhalten hat und
nachher in etwas höheren Schichten verdunstet ist. .Aus dieser ständigen negativ
elektrischen Ladung der Erde und etwa auch der unteren Luftschichten, die
durch niederfallenden negativ elektrischen Regen stets erneuert wird, sollen sich
die elektrischen Vorgänge der Atmosphäre vollständig erklären lassen.
Ist die Erde — e, so müssen die oberen Luftschichten mit der Höhe wach-
sende elektrische Spannung erhalten, wie sich aus der Potentialtheorie ableiten
läßt und auch ohne Anwendung derselben aus unseren Vorstellungen von den
Influenzvorgängen hervorgeht. Daß es in der That so ist, zeigen die Beobach-
tungen. Ein in der Luft befindlicher Konduktor, z. B. eine Wolke muß noth-
wendig durch Influenz elektrisch werden, und zwar an der Unterseite positiv
elektrisch, an der Oberseite negativ elektrisch. Die Spannung der Elektricität
E. Woll&y, Korachungen IX. SO
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442
Agrar-Meteorologie:
wird von der Höhe über dem Boden abhängen und im Allgemeinen gleich sein
der Spannung, die vorher an der Stelle herrschte, die nachher die Wolke einge-
nommen hat. Man kann nun aus den Beobachtungen von Thompson und Joule
entnehmen, daß die Spannung bei Erhebung um ein Meter um eine elektrostatische
Einheit des C.-G.-S. Systems, d. h. um 1 Volt wächst. Eine auf die vorhin er-
läuterte Weise durch Influenz elektrisch gewordene Wolke kann durch den Wind
in eine untere positive und eine obere negative Wolke getrennt worden. In beiden
Theilen herrscht von der Trennung nahezu gleiche Spannung, gleiches Potential.
Wenn sie sich vor einander entfernen, entsteht eine Potentialdifferenz, auch ohne
daß eine Höhenänderung stattfindet. Wenn aber z. B. die obere negative Wolke
sinkt und die untere positive steigt, so wird die Potentialdifferenz beträchtlich,
nämlich gleich der Differenz der Potentiale ihrer neuen Lagen ; also ist z. B. bei
1000 m Höhenänderung der beiden Wolken die Potentialdifferenz 1000 Volts. Igt
außer der Erde auch noch die untere Luft negativ elektrisch, so wird die Po-
tentialdifferenz bei einem Meter Erhebung mehr als ein Volt betragen. Durch
heftige Windstöße können die Theile der fraglichen Wolke noch weiter, als vor-
hin angenommen, von einander entfernt werden und dadurch Potentialdifferenzen
von mehreren Tausenden von Volts hervorgebracht werden, ausreichend um kilo-
meterlange Blitze zu erzeugen.
Um die Ergebnisse graphisch darzustellen, sind die Potentialdifferenzen als
Abscissen. die zugehörigen Funkenlängen in Centimetern als Ordinalen aufzu-
tragen. Die erhaltene Karre steigt sehr schnell an und scheint bei 500 — 600
Volts Potentialdifferenz eine Asymptote zu haben, d. h. wenn man sich diesem
Werth nähert, so steigt die Funkenlänge rasch ins Unendliche. Auch unter der
Annahme, daß kilometerlange Funken erst bei weit mehr als 600 Volts Potential-
differenz zu erhalten sind, würde die große Länge der Blitze erklärt werden
können, da nach dem Obigen unter Umständen Potentialdifferenzen von Tausen-
den von Volts erklärlich werden. Bei so enormen Konduktoren, wie die Wolken
sie darbieten, ist es auch an und für sich klar, daß die zur Entladung in Form
von intensiv leuchtenden Blitzen außer großen Potentialdifferenzen nöthige be-
deutende elektrische Kapacität leicht vorhanden sein kann, da sie von der Grobe
des Sammelapparats abhängig ist; mindestens kann sie sehr leicht größer werden
als die unserer mächtigsten Batterien.
L. I\ilmieri. Neuer Beweis für die Elektrlcitätsentwickelong bei«
Kondensiren ron Wasserdfyiipfen. II nuovo Cimento. Ser. 3. Tomo XIX. p. 62.
- Naturw. Rundschau. 18*6. Nr. 25. S. 213.
Beobachtungen 1 ) der Luftelektricität, die sich jetzt bereits über 25 Jahre
erstrecken hatten dem Verf. stärkste elektrische Spannungen der Luft beim Auf-
treten des Regens, Anhalten derselben während seiner Dauer und gleichzeitiges
Verschwinden beider mit solcher Regelmäßigkeit ergeben, daß er schon früh die
nächste und unmittelbare Ursache für die atmosphärische Elektricität in der Kon-
densation der Wasserdämpfe suchte. Bereits 1862 hat er diesen Schluß durch
das Experiment zu beweisen gesucht; doch blieb dasselbe ohne entscheidenden
«) Diese Zeitschrift. Bd. VII. 1S84. 8. 262.
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Neue Litteratur.
443
Erfolg auf die Anschauungen der meisten Autoren. Verf. theilt nun ein neues,
sehr einfaches Experiment als ferneren Beweis dafür mit, daß der Dampf der
Luft, wenn er durch Temperaturerniedrigung sich zu Wasser kondensirt, positive
Elektricität entwickelt.
Er nimmt eine Platinschale von etwa 12 cm Durchmesser, isolirt dieselbe
vollständig und verbindet sie durch einen Platindraht mit der unteren Platte des
Elektroskop-Kondensators. Das Goldblatt des Elektroskops bleibt in Ruhe, sowohl
wenn die Schale leer ist, als auch wenn dieselbe mit Wasser von der Temperatur
der Umgebung gefüllt ist. Er füllt hierauf die Schale mit festem Schnee, hält
wie gewöhnlich die obere Platte des Kondensators in Verbindung mit der
Erde und hebt sie ab; das Goldblatt zeigt nun deutliche positive Elektricitat.
Der Versuch gelingt noch besser, wenn man gleichzeitig mit dem Abheben
der oberen Kondensatorplatte die Verbindung der unteren mit der Platinschale
unterbricht.
Dieser Versuch ist mehrere Male Ende August und in den ersten Tagen des
September wiederholt worden, während die Temperatur der Umgebung zwischen
28o und 240 variirte.
/>. CoUadon. Ueber den Ursprung der GewltterelcktricitÄt. Comptes
rendus. 1886. Nr. 15. 16. — Der Naturforscher. 1886. Nr 81. S. 820.
Am 17. Juli und 6. August beobachtete Verf. in Genf zwei besonders inter-
essante Gewitter, über die er der französischen Akademie einen Bericht ein-
reicht, in welchem auch theoretische Betrachtungen • über den muthmaßlichen
Ursprung der bei Gewittern auftretenden großen Mengen von Elektricitat ent-
halten sind.
Das Gewitter vom 17. Juli zeichnete sich einmal durch seine zahlreichen
Blitze aus (45 — 50 in der Sekunde), dann aber auch dadurch, daß es, mit starkem
Begen und Hagel verbunden, volle zwei Stunden an derselben Stelle verweilte,
um alsdann mit ganz geringer Geschwindigkeit theils gegen Südosten, theils gegen
Osten abzuziehen. In der Zeit, während der es stationär blieb, versendete es also
eine solche Menge von Blitzen, daß eine ungeheure Eiektricitätsmenge auf einem
sehr beschränkten Raum zum Ausgleich gelangt sein mußte.
Palmieri sucht die Erregung der Elektrizität in den Gewitterwolken auf die
Kondensation des Wasserdampfes zu Regentropfen zurückzuführen, so daß jede
Regen aussendende Wolke eine Elektricitätsquelle ist; man kann jedoch Versuche
anstellen, aus welchen zu schließen ist, daß bei der Verdichtung des Wasser-
dampfes zwar Elektricitat auftritt, aber nicht in nennenswerthem Betrag.
Im Gegensatz dazu findet Faye die Qnelle der Gewitterelektricität in dem
Herabsteigen von höheren Luftschichten gegen die Wetterwolken hin und stimmt
darin im Allgemeinen mit dem Verf. überein, nur schreibt ersterer die Veran-
lassung des Herabsinkens von sehr hoch über den Wetterwolken liegenden Luft-
massen einzig und allein den bei Gewittern zu beobachtenden gradlinig verlaufenden
und wirbelnden Luftströmungen zu. Es ist jedoch wohl bekannt, daß es nicht
bloß Gewitter mit ausgesprochener Wirbelbewegung giebt, sondern auch mindestens
ebenso häufig solche, bei welchen die Gewitterwolke längere Zeit über demselben
Orte verharrt und wo also das Herabsinken höher gelegener Luftmassen nur durch
80 *
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444 Agrar-Meteorologie :
den Platzregen hervorgerufen wird, der somit augenscheinlich die einzige Ursache
der Erneuerung der elektrischen Spannung und dann und wann auch der Bildung
von Hagelkörnern ist.
Luvini glaubt, daß bei derartigen Vorgängen als weiterer Faktor von wesent-
licher Bedeutung der Reibungsvorgang der feuchten Luft an den Cirruswölkcben
und den über den Wolken schwebenden Wassertheilchen eintrete. Aber diese
Elektricitätserregung setzt in erster Linie niedersinkende Luftmassen voraus, dann
ferner eine sehr lebhafte Bewegung solcher Luftschichten, um die sofortige Ver-
einigung der durch den Reibungsvorgang getrennten elektrischen Medien zu ver-
hindern.
Verf. versucht, zum Theil in Uebereinstimmung mit den Ansichten von
Talmieri, Faye und Luvini, eine von den Tbatsachen unterstützte genügende
Erklärung für die starke, oft in unmittelbarer Folge aufgehobene und wiederher-
gestellte elektrische Spannung der Gewitterwolken zu geben, indem er zunächst
daran erinnert, daß jede fallende Wassersäule einen derselben folgenden Luftstrom
verursacht, der bekanntlich dazu benutzt werden kann, Gebläse zu nähren. Bei
Wasserfällen wird der Kaskadenwind zuweilen orkanartig. In derselben Weise
verursacht jeder Regenguß einen niedersteigenden Luftstrom, der dort entsteht,
wo sich die Regentropfen gebildet haben und da die Einwirkung des Regens auf
die mitgeführte Luft erst an der Erdoberfläche aufhört, so kann letztere nur am
Boden seitlich entweichen. In den Regionen, wo die Regentropfen sich bilden,
entsteht also eine atmosphärische Depression, welche dadurch ausgeglichen werden
kann, daß entweder Luft von den Seiten oder von oben her zuströmt. Im ersten
Fall kann die Regenwolke keine große Ausdehnung haben; breitet sie sich
jedoch sehr weit aus, so ist eine Ausfüllung der Depression im Innern des Regen-
gebietes nur von oben möglich: es senken sich Luftmassen auf die Gewitter-
wolken herab.
Wenn die regnenden Wolken sehr dicht sind und in großer Höhe schweben,
wie dies im Sommer gewöhnlich der Fall ist, so führen die durch den Regen von
oben herab gesaugten Luftmassen beständig positive Elektricität, Eisnadeln und
Wasserkügelchen im Zustand der Ueberkaltung mit sich. Das Geraenge von Eis-
nadeln und Wassertheilchen, deren Temperatur unter Null Grad liegt, wird mehr
als ausreichend sein, um die infolge vermehrter Dichte der herabsinkenden Luft
auftretende Erwärmung zu kompeusiren, und daher kann die mittlere Temperatur
der Gewitterwolken beträchtlich unter den Gefrierpunkt sinken.
In allen Fällen, wo eine Wirbelbewegung nicht nachgewiesen werden kann,
genügen diese theoretischen Betrachtungen, um auf einfache und natürliche Weise
zwei meteorologische Erscheinungen zu erklären, deren Ursachen man schou lange
nachgeforscht hat, nämlich I. die rasche Erneuerung der elektrischen Spannung
in den meisten Gewitterwolken, welche trotz des beständigen Ausgleichs ihrer
Elektricität gegen diejenige der Erde stattfindet, sei es, daß dieser Austausch durch
Blitzschläge geschieht, oder unsichtbar vermittelt wird durch die mit Feuchtigkeit
gesättigten unteren Luftschichten, und 2. die Bildung von Graupeln und Hagel-
körnern, welche besonders auf die Monate Juli und August fällt, wo die Gewitter-
wolken bei sehr großer Dichte eine Höhe bis zu 3000 m, ja sogar bis 5000 m erreichen.
Uebcr die Art und Weise der Verbreitung der elektrischen Spannung auf
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Neue Litteratur.
der Grenzfläche und im Inneren der Wolken weiß man sehr wenig, und es ist
wahrscheinlich, daß dieselbe je nach dem Grad ihrer Dichte und der Art
ihres Aufbaues zwischen weiten Grenzen schwankt. Gewiß ist jedoch, daß die
schwersten Gewitterwolken als wirkliche Konduktoren betrachtet werden können,
obgleich sie aus Millionen kleiner, einzeln elektrisirter Centren bestehen, die aber
in einem gewissen Moment gleichzeitig fast ihre ganze elektrische Spannung verlieren.
Manchmal ist es leicht, die Beobachtung zu machen, daß schwere Gewitter-
wolken sich nicht in ihrer ganzen Ausdehnung momentan elektrisch entladen,
sondern man bemerkt statt eines einzigen Blitzes eine rasche Folge von Einzel-
blitzen, die eine Art elektrisches Stakkato bilden.
In den meisten Lehrbüchern der Meteorologie findet sich die Bemerkung von
\\'h-iit>tnnr aufgeführt, daß die Dauer eines Blitzes ein Tausendstel einer Sekunde
nie überschreite. Nach den Beobachtungen von Dufnur in Lausaune ist aber bei
Gelegenheit von heftigen Gewittern die Zahl der Blitze durchaus nicht selten,
welche eine meßbare Zeit dauern, die weit größer ist als die Dauer des Funkens
einer Leydener Flasche.
In den Jahren 1883 und 1885 sind von Hüntel in Reichenberg (Böhmen)
Blitze photographirt worden, und solche Photographien lassen Einzelheiten er-
kennen, deren Auffindung der unmittelbaren Beobachtung nie gelungen wäre.
Es zeigen nämlich einzelne Blitze einen zur Erde gerichteten Ilauptast, mit welchem
aus den verschiedensten Theilen einer Wolke Seitenäste sich vereinigen, so daß
man einen solchen Blitz mit dem System eines Stromes und seiner Nebenflüsse
vergleichen kanu.
Die Beobachtung vom G. August 1885 bezieht sich gleichfalls auf ein Gewitter,
das in der Nacht stundenlang über dem Genfer See und seinen Umgebungen ver-
weilte. Eine lange schwarze Wolke war auf beiden Seiten mit einem stark
leuchtenden Bande von Cirrusstreifen besetzt; zugleich war der im Bereich des
Gewitters sich befindende Mont Saleve von einem lebhaft phosphorescirenden
Schein übergössen; wegen der großen Entfernung vermochte der Beobachter nicht
zu unterscheiden, ob die Erscheinung nur den Wolken angehörte, oder ob sie als
Elmsfeuer die bewaldeten Hänge der Saleve sichtbar machte.
An demselben Abend beobachtete F. Gartside südlich von Liverpool (1000 km
von Genf entfernt) eine großartige Entwickelung der atmosphärischen Elektricität.
Mächtige Wogen von Elektricität schienen sich während des Gewitters von der
Erde zu den Wolken zu erheben und bedeckten die Spitze eines Hügels mit
glänzendem Licht.
Nach den von Bilhriller in Zürich entworfenen Karten vollzog sich von dem
5. auf den 6. August 1885 ein Umschwung in dem atmosphärischen Gleichgewicht
über Westeuropa. Der hohe Druck, welcher seit dem 20. Juli Großbritannien
nicht verlassen hatte, war plötzlich warmen und sehr feuchten Südwestwinden
gewichen.
H. WÜd. Einfluß der Qualität und Aufstellung auf die Angaben der
Regenmesser. Repertorium für Meteorologie. Bd. IX. Nr. 9.
Bei Gelegenheit seiner Arbeit über die Regenverhältnisse im russischen
Reich schien es dem Verf. räthlich, als Vorbereitung dazu eine Untersuchung
über den Einfluß, welchen verschiedene Umstände auf die Angaben der Regen -
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446
Agrar-Meteorologie:
messer ausüben, anzustellen. Offenbar muß nämlich bei der Beurtheilung der
Güte und Vergleichbarkeit der Niederschlagsbeobachtungen an verschiedenen
Orten auch dieser Umstand mit in Betracht gezogen werden, wenn man nicht
riskiren will, beträchtliche Fehler zu begehen.
1. Einfluß der Form und Qualität der Regenmesser. Die 4« «jährigen
vergleichenden Versuche in Castle House, Calne 1 ) haben für die verhältnismäßigen
Angaben gleich hoher runder und quadratischer Regenmesser Folgendes er-
geben:
Durchmesser der Kreisfläche. Seite des Quadrates.
5" 8" 12" ' 24" 5" 10*
99,6 103,6 100,0 100,0 97,1 98,3.
Zweijährige Experimente in Strathfield Turgiss») führten zu folgenden
Resultaten :
Durchmesser der Kreisfläche. Seite des Quadrates.
8' 12* 5* 10"
99,1 100,0 97,5 93,9.
Vergleichende Beobachtungen, welche in dieser Richtung im Jahre 1872 und
1873 vom Verf. in Petersburg auf einem freien Platze mit einem runden Regen-
messer mit 500 qcm Oberfläche und einem quadratischen mit 1115 qcm Oberfläche
angestellt wurden, haben folgende Resultate ergeben:
Regenmesser in 1 m Höhe über dem Boden.
1872. 1873. 1872 u. 1873.
Rund.
Quadrat.
Rund.
Quadrat.
Rund
Quadrat. Verhaltniß.
min
Januar
42,9
28,0
41,3
45,5
59,7
88,4
101,0
1,142
Februar
28,1 .
19,8
16,2
47,8
44,3
0,927
März
15,0
16,4
17,2
10,2
32,2
26,6
0,826
April
15,4
19,2
26,8
28,5
42,2
47,7
1,130
Mai
43,4
"49,7
102,7
105,2
146,1
154,9
1,060
Juni
80,5
36,2
77,5
67,6
108,0
103,8
0,961
Juli
38,4
42,0
29,9
22,9
68,3
64,9
0,950
August
82,2
84,7
109,2
111,9
191,4
196,6
1,027
September
92,2
102,7
28,2
31,4
120,4
134,1
1,114
Oktober
16,3
19,0
57,2
67,9
73,5
86,9
85,6
1,182
November
40,5
50,2
36,3
35,4
76,8
1,115
December
48,0
49,8
50.«
50,5
98,8
100,3
1,015
Summe
429,8
539,3
601,3
607,4
1093,9
1146,7
1,04*.
Hiernach zeigt der quadratische (und zugleich doppelt so große) Regenmesser
im Jahr nahe 4°; 0 mehr Niederschlag als der runde, und überdies ist das Ver-
hältniß ein sehr schwankendes :±9°/o). Auch bei den englischen Beobachtungen
schwankt das Verhältniß sehr, z. B. zwischen 0,82 und 1,01 für den quadratischen
Regenmesser von 5 Zoll Seite in Calne; doch gaben dort in der Jahressumme
die quadratischen Instrumente 2 — 6° o weniger Niederschlag als die runden.
>) Report of the British Association for 1869. p. 388.
») 8ymon'fl British Rainfall. 1868. p. 30 u. 1869. p. »3.
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Neue Litteratur.
447
Da die runden Regenmesser untereinander viel besser stimmen, so ergiebt
sich aus dem Vorstehenden jedenfalls das Eine mit Sicherheit, daß es der Ver-
gleichbarkeit der Resultate halber besser ist, nur eine Form der Regenmesser
und zwar die runde zu benutzen.
Ein weiterer Versuch mit zwei gleichen und gleich hoch placirten Regen-
messern aus Zink, von welchen der eine außen schwarz, der andere weiß ange-
strichen war, zeigte, daß auch die Farbe — als die Strahlung und damit Er-
wärmung moditicirend — keinen erheblichen Einfluß auf die Resultate hat.
2. Eijifluß der Größe der Regenmesser» Aus den 4 1 /« jährigen Be-
obachtungen in Castle House, Calne und den fast zweijährigen Vergleichungen in
Strathfield Turgiss ergiebt sich im Jahresmittel folgendes Verhältniß der Angaben
runder Regenmesser von 1 24 Zoll Durchmesser, die mit ihren Üeffnungen je
1 Fuß hoch üher dem Hoden aufgestellt waren:
Durchmesser: 1" 2" 4" 5" 6" 8" 12" 24"
Calne 91,4 95,6 99,7 99,6 102,6 103,6 100,0 100,0
Turgiss 96,1 97,8 100,2 97,8 100,9 99,1 100,0 101,3.
Hiernach können die Ergebnisse runder Regenmesser, deren Durchmesser von
4 bis 24 Zoll variiren, im Durchschnitt bis auf z 1 u 0 als identisch betrachtet
werden.
Dieses Resultat wird bis zu Regenmessern von 112,8 cm Durchmesser durch
die Versuche des Verf. bestätigt:
Oberfläche des Niederscblagssummen von 1872 — 1876.
Regenmessers. Mai Juni Juli August September Oktober
500 qcm 136,3 165,6 248,6 432,1 263,8 109,0
1000O i 139,7 171,3 246,9 432,3 268,9 115,2.
Die freilich bloß einjährigen Beobachtungen von Eastman in Washington
an Regenmessern von 1 — 6 Zoll Durchmesser scheinen die obige Grenze der
Sicherheit von + l p /o sogar bis 2,5 Zoll herunter auszudehnen. Wenn man in-
dessen bedenkt, daß selbst bei einem Durchmesser von 4 Zoll oder einer Ober-
fläche von 81 qcm eine Regenhöhe von 0,1 mm nur 0,* cem aufgefangenes
Wasser im Regenmesser giebt, so wird man Angesichts der unvermeidlichen Ver-
luste bei den Messungen es nicht gerathen finden, auf den meteorologischen Sta-
tionen so kleine Regenmesser anzuwenden.
3. Einfluß der Höhe der Begenmesser über dem Boden, Da
dieser Faktor von viel beträchtlicherem Einfluß auf die Angaben der Regen-
messer ist, so sind darüber auch viel mehr Untersuchungen als über die vorigen
angestellt worden.
Zu Castle House, Calne sind während 4' ji Jahren (1863— 1867) an 10 in
verschiedener Hohe über dem Boden aufgestellten, gleich großen Regenmessern
(8 Zoll Durchmesser' vergleichende Beobachtungen angestellt worden. Da bei
dem Regenmesser im Niveau des Bodens hie und da ein Einfließen von Regen-
wasser aus der Umgebung und auch bei dem in 2 Zoll Hohe eiu Hineinspritzen
beobachtet worden war, so wurde vom Jahre 1865 au noch ein in einer Grube
stehender Regenmesser, dessen Rand ebenfalls in das Niveau des sie umgebenden
Bodens zu stehen kam, mitbeobachtet. Es ergaben sich folgende Verhältnilv.ablen:
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448
Agrar-Meteorologie:
\Tnnnt
1*1 Uli 41 1
Grube
Höhe des Standes über dem Erdboden.
Durchmesser
| 8 Zoll b Zoll
0
1 0 '
v
0 05
0,15
0,30
0,61
0,91
1,52 3,05
6 10
6,10
I
tu
m
m
m
in
m
m
in
m
m
Januar
1,000
1,070
1,000
940
885
875
865
835
810
:
810 !
785
Februar
i 1,000
1,085
1,000
955
915
915
900
860
840
825
810
März
1,000
1,000
1,115
1,030
980
940
925
905
890
885
855
900
April
1,023
1,003
973
960
953
947
927
920
1 910
870
Mai
1,000
1.010
0,990
967
967
963
963
947
937
930
880
Juni
1,000
1,003
0,993
980
980
980
980
967
957
950
913
Juli
1,000
0,997
0,990
967
967
973
970
963
943
940
903
AUgUSt
1,000
0,990
970
977
970
970
967
957
957
930
September
1,000
0,995
0.995
980
970
970
970
960
950
945
920
ijKtoner
1,UUU
, 1,000
0,993
983
983 977
973
963
957
953
923
November
1,000
1,010
0,980
960
960
940
933
910
883
873
853
December
1,000
1,043
1,020
i
973
943
927
907
890
i
870
867
853
Mittel:
1,000
t
1,025 999
969
954
947
940
923
909
901
l
878
Diese Beobachtungen zeigen, daß in der That bei den beiden niedrigsten
Regenmessern in ihren Angaben Fehler durch Hineinspritzen von Wasser ent-
standen sind, ferner daß bei hochgestellten Regenmessern die kleineren beträcht-
lich weniger Niederschlag ergeben, endlich daß die von den Regenmessern auf-
gefangene Regenmenge mit der Erhebung derselben über den Boden anfänglich
rasch, dann langsamer abnimmt und daß diese Abnahme in den Wintermonaten
eine viel beträchtlichere als in den Sommermonaten ist.
In der betreffenden Abhandlung ist nachgewiesen, daß dies der größeren
Windstärke und wohl auch gelegentlichem Schneefall in den Wintermonaten bei-
zumessen ist.
Es war also zu erwarten, daß an Orten mit anderen Windverhältnissen und
mit häufigem Schneefall die Abnahme der Niederschlagshöhe etwas anders aus-
fallen werde, weshalb Verf. diese Versuche mit Regenmessern von 25,23 cm Durch-
messer wiederholte. Der Regenmesser im Bodenniveau wurde in eine entsprechende
Grube gestellt. Die Versuche dauerten 10 Jahre (1873-1882). Die Monatsmittel
sind in nachfolgender Tabelle im 10jährigen Durchschnitt zusammengestellt:
St. Petersburg.
1
Höhe der u
Auf- 5
Stellung Ii a
m Ii
: Februar
März
•
1
< £
IM
§
—>
3
•-3
August
£
C
o
1 ■
* i 1
52,5 1 49,8
45,8 1 36,7
1 •
g Jahr.
E
M
0
1
37,1
22,5
34,0
19.0
32,7
21.0
25,2 51,9
20,0 47,2
I
54,1
M,
83,7
80,8
85,6
82,4
49,9
47,3
41.9 598.4
25,8 500,4
ii
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Neue Litteratur.
449
)
II ': V. n Aar
Auf-
Stellung
m
Januar
Februar
März
April
"5
«-<
Juni
• mm
August
1
Septbr.
' Oktober
Novembr.
<d Jahr.
o 1
2
20,3
17,1
19,6
19,4
46,3
51,0
79,9 81.3
46,8
44,8
35,0
24,1
485,6
3
18,0
15,0
18,1
18,9
45,8
49,8
78,9
80,6
46,2
44,0
33,0
22.1
470,4
4
16,6
14,0
17,5
18,5
45,5
49,8
78,2
80,2
45,6
43,1
32,1
20,8
461,9
s
15,8
12,9
16,5
18,2
45,2
49,5
77,8
79,4
45,2
42,7
31,2
19,5
453,9
25
1
6,2
4,8
6,6
11,5
37,4
43,8
71,4
72,1
39,4
32,3
18,1
8,5
352,1
Aus diesen Daten ergiebt sich für St. Petersburg eine im Allgemeinen und
besonders in den Monaten December, Januar, Februar und März mit fast aus-
schließlichem Schneefall sehr viel stärkere Abnahme der von den Regenmessern
angegebenen Niederschlagshöhe mit der Höhe über der Erdoberfläche. In den letzt-
erwähnten Monaten ist die Abnahme eine nahezu gleiche, so daß man sie ganz
gut in eine Gruppe zusammenfassen kann, welche das Gesetz der Abnahme bei
Schneefall darstellen kann. Die Monate April und November einerseits, sowie Mai
und Oktober andererseits zeigen je wieder eine verwandte Abnahme mit der Höhe;
erstere können die Jahreszeit mit gemischten Niederschlägen, letztere die mit
seltenen Schneefällen repräsentiren. Endlich lassen sich die Daten für die Monate
Juni bis September mit ausschließlich flüssigem Niederschlag auch in Bezug auf
die Abnahme derselben mit der Höhe wieder ungezwungen in eine Gruppe zu-
sammenfassen, in welcher diese ihr Minimum aufweist.
Auch in den Beobachtungen des Verf. stellte sich heraus, daß nicht etwa
nur der Aggregatzustand des Niederschlages das wesentlich Bedingende für die
größere oder geringere Abnahme der Regenmesserangaben mit der Höhe ist,
sondern auch die Geschwindigkeit des Windes dabei eine wichtige Rolle spielt.
Sowohl bei vorwiegendem Regen als vorwiegendem Schneefall wurde die Abnahme
der Regenmesserangaben mit der Erhebung über den Boden bei stärkerem Winde
eine größere.
Die Abnahme der von den Regenmessern angegebenen Niederschlagsmenge
mit ihrer Erhebung über dem Boden wird durch das Herauswirbeln der Schnee-
flocken aus den Apparaten durch den Wind einerseits, so wie durch die Ab-
lenkung der Regentropfen oder Schneeflocken aus ihrem vertikalen Fall durch
denselben andererseits erklärt werden können, wenn man bedenkt, daß die Ge-
schwindigkeit des Windes in den unteren Luftschichten mit der Annäherung an
den Erdboden rasch abnimmt.
Die richtige Niederschlagsmenge wird nach dem Mitgetheilten offenbar der
Grubenregenmesser geben, d. h. ein Regenmesser, dessen Oeffnung sich im
Niveau des Erdbodens befindet und der durch eine umgebende flache Grube vor
dem Hineinspritzen von Regen aus der Umgebung und vor dem Hineinwehen von
Schnee geschützt ist. Kann ein solcher besonders wegen der letzteren Schwierig-
keit nicht unmittelbar zu den Beobachtungen benutzt werden, so müssen die an
höher gestellten Regenmessern beobachteten Niederschlagsmengen auf den Erd-
boden reducirt werden.
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450
Agrar-Meteorologie :
Zu letzterem Zweck zieht Verf. die Beobachtungen von einigen anderen
Orten mit heran und bildet, ohne Rücksicht auf die Länge der Beobachtungs-
perioden, einfache Mittelwerthe je für die Orte 9,1 bis 15,4, von 21,3 bis 34,1
und endlich von 46,0 bis 79,2 m Höhe. Hierbei ergeben sich folgende durch-
schnittliche Relativzahlen :
Die mit '-_ bezeichneten beigesetzten Zahlen bedeuten die mittlere Ab-
weichung der einzelnen Beobachtungsdaten der betreffenden Gruppen von einer
Kurve, welche nach den vorstehenden mittleren Daten verzeichnet ist.
Angesichts der beträchtlichen Differenzen, welche die Abnabme der Nieder-
schlagsmengen mit der Höhe für verschiedene Orte mit differenten Windverhält-
nissen und verschiedener Natur des Niederschlags zeigt, erscheint es schwierig,
die Niederschlagsmengen auf die Mengen zu reduciren. Melche überall im Niveau
des Bodens erhalten worden wären. Diese Schwierigkeit wird noch durch den
ebenfalls nicht unerheblichen Einfluß vermehrt, welchen die Aufstellung des Regen-
messers haben kann.
4, Einfluß der Aufstellung der Regenmesser. Im Hinblick auf
verschiedene Unregelmäßigkeiten in den Regenmessungen bei verschiedener Höhe,
welche an verschiedenen Orten beobachtet wurden, sah sich Verf. veranlaßt, den
Einfluß zu studiren, den die Aufstellung der Regenmesser auf die Beobachtungen
auszuüben vermag. Er stellte einen Regenmesser in 3 m Abstand von dem Ob-
servatorium 1,8 m hoch, und einen zweiten in 7,8 m Entfernung von letzterem in
3,G m Höhe auf. Im Mittel der Jahre 1869 und 1*70 war das Verhältniß der
jährlichen Niederschlagssnmme am geschützten Regenmesser in 1,8 m Höhe zu der
vom freien Regenmesser in 3,6 m Höhe wie 1071:1000, wäbrend nach späteren
Vergleichungen bei freier Exposition die Niederschlagsmengen in diesen beiden
Höhen im Jahr sich verhalten sollten wie 1048 : 1000. — In einem zweiten Fall
verhielt sich die Niederschlagshohe eines geschützten zu der eines frei aufgestellten
Regenmessers, bei 1,8 resp. 1 m Höhe, wie 1062 : 1000, während bei gleich freier
Lage das Verhältniß 975 zu 1000 sein sollte. Die große Differenz von 9° o spricht
wieder für den bedeutenden Einfluß der geschützten Aufstellung.
Um bei freier Aufstellung den störenden Einfluß des Windes durch Heraus-
wehen insbesondere des Schnees aus dem Regenmesser geringer zu machen, hat
Verf. in einen Regenmesser von 500 «jem Oberfläche zwei unter 90° sich schnei-
dende vertikale Scheidewände aus Zinkblech einsetzen lassen, die oben bis zu
ungefähr 5 cm vom Rande reichen, unten an den Boden anschließen und nur in
der Mitte etwas ausgenommen sind, um dem Wasser den Abfluß in den unteres
Theil des Regenmessers zu gestatten. Es stellte sich nun bei den betreffenden Ver-
gleichungen Folgendes heraus:
Höhe.
0 m
XicderftchlAgsverhälttiiß.
100
13
26
59
75+4
64 + 7
58 - 6
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Neue Litteratur.
451
St. Petersburg. Regenmesser in 2 m Höhe.
1877. 1878. 1879.
Ohne K.
Mit K. Ohne K. Mit K.
Ohne K.
Mit K
Jahr
483,4
493,3 601,5 608,3
597,2
605,0
Okt-
März
148,8
155.7 226,6 232,9
195,9.
Regenmesser in 5 m Höhe.
Jahr
460,8
478,6 448,1 462,3
361,1
366,6
Okt.-
März
180,7
199,8 111,7 122,2
107,0
112,7.
Aus dem Vergleich der Jahressummen ergiebt sich, daß im Mittel der 3 Jahre
der Regenmesser mit Kreuz in 2 m Höhe bloß l,4°'o und der in 5 m Höhe 3,0°,o
mehr Niederschlag lieferte als der ohne Kreuz. Beschränkt man aber den Ver-
gleich auf die Monate Okt. — März mit vorwiegendem Schneefall, so findet man,
daß in dieser Zeit die Regenmesser mit Kreuz in 2 m Höhe 3,5 »/o und der in 5 m
Höhe gar 8.8 °/o mehr Niederschlag ergab.
Da indessen der Einfluß des kreuzförmigen Einsatzes in der Jahressumme
doch nicht so bedeutend erschien als derjenige der geschützten Aufstellung beim
magnetischen Observatorinm , so ließ Verf. in einer Entfernung von 30 m von
letzterem noch einen Roggenmesser in 1 m Höhe aufstellen, denselben aber zur
Erzielung eines ähnlichen Schutzes gegen den Wind wie beim magnetischen Ob-
servatorium mit einem massiven Bretterzaun von 2,5 m Hohe in nahe gleichem
Abstand vom Regenmesser in der Mitte umgeben. Es ergab sich:
1880. 1881. 1882.
Frei Frei Frei
Mit Zaun, ohne Kreuz. Mit Zaun, mit Kreuz. Mit Zuun. mit Kreuz.
Jahr 552,7 507,0 521,9 500,9 400,2 388,8.
Das Verhältniß beträgt — bei Reduktion des freien Regenmessers in den
letzteren beiden Jahren auf einen solchen ohne Kreuz — zwischen der vom Regen-
messer mit Zaun aufgefangenen Regenmenge zu der vom freien Regenmesser
in derselben Höhe von 1 m über dem Boden angegebenen wie 1065 : 1000. Die
schützende Wirkung des Zaunes ist also von gleicher Ordnung wie die der Haus-
nähe. Sie wird wie diejenige des Kreuzes auffallender in den Wintermonaten und
besonders dann, wenn Schnee bei Frost und heftigem Winde fällt.
Schließlich hat Verfasser einen Regenmesser mit Schutztrichter nach Xii>her l )
von gleicher Größe wie die übrigen (500 qcm) einrichten und zum Vergleich mit
den anderen in 3 m Hohe über dem Boden aufstellen lassen. Die vergleichenden
Beobachtungen hatten folgende Daten ergeben:
1885.
Regenmesser in 3 m Höhe.
i m hoch
Gewühnl.
Mit Kreuz.
Mit Kchutztrubter.
in Zaun.
Januar
20,3
20,2
28,7
29,9
Februar
88,9
41,0
47,9
43,s
März
8,0
10,1
12,3
12,4
April
17,5
18,9
20,4
21,1
Summe
84,7
90,2
109,3
107,2.
Der Regenmes>er mit Schutztrichter liefert
e also in der Jahreszeit mit fast
ausschließlich festen Niederschlägen auch bei einer Höhe von bloß 3 m über dem
') Vergl. diese Zeitschrift. Bd. VII. 1&84 . 8. 457.
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452
Agrar-Meteorologie:
Roden noch 29°/ 0 mehr Niederschlag als ein gewöhnlicher und 21°/o mehr als ein
solcher mit Kreuz, dagegen nur 2°/o mehr als der mit einem Zaun umgebeue.
Wenn also bloß die höchste Angabe als alleiniges Kriterium der Richtigkeit des
Instrumentes aufzufassen wäre, so müßte unstreitig der Nipher'achen Konstruktion
der Vorzug vor allen anderen bekannten gegeben werden. Wie indessen schon
Börnstein bemerkt hat, tritt bei Schneefall häufig ein Hereinwehen des auf dem
oberen Rande des Schutztrichters angehäuften Schnees in den Regenmesser selbst
ein, was also allzugroße Angaben veranlassen kann und daher bis auf Weiteres
doch noch Zweifel an der Richtigkeit des Instrumentes erwecken kann.
Vergleicht man die Effekte der verschiedenen erwähnten Einflüsse auf die
Angaben der Regenmesser, so erkennt man, daß die der Form, Qualität und Größe
bedeutend hinter dem der Aufstellungsweise und der Höhe des Regenmessers über
dem Boden zurückstehen und daß für größere Höhen der letztere Einfluß auch
den der Aufstellungsart übertrifft. Behufs strenger Vergleichbarkeit der Resultate
von Niederschlagsmessungen an ein und demselben Ort zu verschiedenen Zeiten
oder gleichzeitigen Beobachtungen an verschiedenen Orten unter Anwendung
diverser Instrumente und ungleicher Aufstellung derselben sollte man also, da der
Effekt der letzteren selbst bei mäßigen Höhen leicht mehr als 10°,o betrageu
kann, suchen, Korrektionen zur Reduktion auf angenähert gleiche Verbältnisse
anzubringen. In einzelnen Fällen dürfte dies wohl angenähert auf Grundlage der
mitgetheilten Erfahrungen geschehen können, weitaus in der Mehrzahl der Fälle
wird man sich aber namentlich in Betreff des Effekts der Aufstellungsart, resp.
der näheren und ferneren Umgebung so sehr im Ungewissen befinden, daß die
Anbringung von Korrektionen als eine sehr gewagte erscheinen dürfte. Will man
also auch nur relative Fehler bis zu 5»/o in den Jahressummen und von 10°;«
und mehr in den Monatssuramen der Niederschläge von dieser Seite her vermeiden,
so wird man sich durchaus über eine mehr konforme Höhe und Art und Weise
der Aufstellung der Regenmesser einigen müssen. K. TT.
C. Lang und J. Bauer. Verglelchung tob Regenmessern. Beobach-
tungen d. met. Stat. im Königr. Bayern. VII. Jahrgang. 1885. S. XXX.
Auf Veranlassung von C. Lang hat J. Bauer in Straubing vergleichende
Beobachtungen mit dem Regenmesser von G. Ildlmann und W. von Bezold an-
gestellt. Der Apparat von lhUmann ') besteht aus einem 45 cm hohen cylindrischen
Gefäß aus Zinkblech, dessen > so qm große Auffangfläche von einem scharfkantig
abgedrehten und auf dem meteorologischen Institute auf seine Dimensionen genau
geprüften Messingringe umgrenzt wird, während der flach konisch zulaufende
Boden in dem durch einen Drücker oder Schlüssel schließbaren Ausflußhahne
endet. Ein in 15 cm Höhe vom Boden eingesetzter flacher Trichter (doppelter
Boden) scheidet das eigentliche Auffanggefäß von dem unteren Sammelgefäß, in
welchem das Wasser gegen Verdunstung möglichst geschützt ist. Bei dem
v. Bctohl'schen Regenmesser besteht das Auffanggefäß aus einem Gefäß von
starkem Zinkblech von 30 cm Höhe und 36 cm Durchmesser. Dasselbe ist oben
und unten mit einem konischen Ansatz versehen. .Der obere Konus ist durch
») Zeitschrift für Instrumentenkunde. 1886. 8. 8«.
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Neue Littcratur.
453
mehrere Lagen von dickem Zinkblech verstärkt und dann auf der Drehbank ab-
gedreht. Der Durchmesser der oberen Oeffnung beträgt 25,23 cm, so daß die
Auffangfläche ! io qm = 500 qcm mißt.
Soweit die vergleichenden Beobachtungen, vorbehaltlich ihrer kurzen Dauer
jetzt schon zu einem Urtheile berechtigen, scheint es daß
1. der Hellmann'sche Regenmesser im Allgemeinen um ca. 5 Procent der Ge-
sammtsumme weniger Niederschlag mißt als der in Bayern eingeführte,
2. diese Minderleistung bei geringer Niederschlagsdichtigkeit in größerem Maß-
stäbe auftritt als bei erheblicher, und
3. dies am schroffsten ist bei den in fester Form fallenden Niederschlägen.
K W.
Jt. Bergmann. Veber die Zuverlässigkeit der Haarhygrometer auf
den meteorologischen Stationen in Rußland. Repert. f. Meteor. Bd. IX. Nr. 3.
Aus den Zusammenstellungen des Verf. ergiebt sich vor Allem, daß ein
Haarhygrometer alle 5 Jahr einer größeren Reparatur zu unterziehen ist, die nicht
vom Beobachter selbst, sondern nur in einer mech. Werkstatt ausgeführt werden
kann und ferner, daß es durchschnittlich einmal im Jahr einer kleineren Reparatur,
hauptsächlich einer Zeigenerstellung ausgesetzt werden muß.
Bezüglich der Beobachtungen selbst scheinen die Minima der relativen
Feuchtigkeit unter 30 •/• durchschnittlich zu hoch und die Maxima über 90 °,o zu
niedrig vom Haarhygrometer augegeben zu werden. E. W.
Am Baudoin. Des influences nieteorologiques snr 1a coniposition du
Tin. Ann. agronomiques. T. XII. 1886. Nr. 2. p. 86-88.
E. Edlund. Sur l'origine de l'electricitl atmosphcrique, da tonnere
et de l'aarore boreale. Stockholm. P. A. Norsted und Söhne. 1884 oder 1885.
H, Wild, Nene Versuche Aber die Bestimmung der nähren Luft-
temperatur. Rep. f. Meteor. Bd. X. Nr. 4.
H. A. Hazen. Thermometer -Aufstellung. Meteor. Zeitschrift. 1886.
Heft 8. S. 352.
A. Woeikof. Die Klimate der Erde. Erster Theil. Jena. 1887. Her-
mann Costenoble.
Recension.
Adolf Mayer. Lehrbuch der Agrikulturchemie in vierzig Vorlesungen
zum Gebrauch an Universitäten und höheren landwirtschaftlichen Lehranstalten
sowie zum Selbststudium. In zwei Theilen. Mit Holzschnitten und zwei litho-
grapbirten Tafeln. Dritte verbesserte Auflage. Heidelberg. 1886. Carl
Winter's Universitätsbuchhandlung. Preis 18 Mark.
Der Verf. des vorliegenden wohlbekannten Lehrbuches nimmt unter den
Vertretern der Agrikulturchemie insofern eine ganz eigenartige, originelle Stellung
ein, als er, den in den betreffenden Kreisen fast allgemein eingenommenen ein-
seitigen chemischen Standpunkt verlassend und unbekümmert um die künstlich
gezogenen Grenzen seiner Wissenschaft, die ermittelten Thatsachen der gesammten
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Agrar-Meteorologie: Neue Littcratur.
Naturwissenschaften sowie der einschlägigen Gebiete der Volkswirtschaftslehre
in logischer Aufeinanderfolge zu einem harmonischen Ganzen vereinigt und dadu
auf breitester wissenschaftlicher Basis die Grundsätze ableitet, welche bei eint
möglichst erfolgreichen Thätigkeit in der Pflanzenproduktion zu berücksich
sind. In Rücksicht auf die mannigfachen Kombinationen, in welchen die
schiedenen maßgebenden Wachsthumsfaktoren unter den jeweiligen lokalen
hältnissen ihre Wirkung geltend machen, wird offenbar die Wissenschaft nur
eine nützliche Verwerthung für die Praxis finden können, wenn sie alle Ums
und Verhältnisse einer kritischen Untersuchung unterzieht, die für die physisc!
und wirtschaftliche Seite der landwirtschaftlichen Produktion in Betracht kommen.
In dem Bestreben, in dieser Kichtung nützliche Kenntnisse zu verbreiten, ist et
dem Verf. gelungen, in vorliegendem Lehrbuch der Agrikulturchemie ein Wer
zu schaffen, welches sowohl seinem Inhalte nach, als auch bezüglich der Di
Stellung den Anforderungen der Wissenschaft gleichergestalt wie denjenigen
Praxis in vollkommenster Weise gerecht wird und unstreitig als das beste
auf dem in Bede stehenden Gebiete bezeichnet werden muß. In Betreff der An-
ordnung des Stoffs ist die neue Auflage von den vorhergehenden nicht unte:
schieden, dagegen hat Verf. die einzelnen Materien einer größeren Umarbeitung»
entsprechend den in der Zwischenzeit gemachten Fortschritten in der Wissenschaft,
unterzogen und den mehr praktischen Theilen der Agrikulturchemie, besonders
der Bodenkunde und Düngerlehre, eine eingehendere Behandlung zu Theä
werden lassen.
Der Preis des Werkes muß in Ansehung der in Druck, Papier und Uli
vorzüglichen Ausstattung als ein sehr mäßiger bezeichnet werden. E. W.
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FORSCHUNGEN
ACF DEM
GEBIETE DER AGRIKULTURPHYSIK.
UNTER MITWIRKUNG DER HERREN:
Dr. J. van BEBBER ih Hamburg; Prof. Dr. A. BLOMEYER ih Leipzig; Prof.
Dr. J. BÖHM in Wirr; Prof. Dr. J. BRE1TENL0HNER in Wik»; Pbof. Dr. W.
DETMER ih Jena; Prof. Dr. E. EBERMAYER in Mönchen; Dr. C. FERRARI in
Rom; Dr. J. FITTBOGEN in Dahme; Trof. Dr. E. GODLEWSKI in Düblany
(Gauzikn); Dr. G. HAVENSTEIN in Bonn; Prof. Dr. R. HEINRICH in
Rostock; Prof. Dr. E. HEIDEN in Pommritz; Prof. Dr. E. W. HILGARD
ih Berkeley (Califorhibn U. S.); Prof. Dr. F. v. HÖHNEL in Wien; Phof.
Dr. S. W. JOHNSON in New-Havrn (Connecticut U. S.); Prof. Dr. L. JUST
in Karlsruh*; Prof. Dr. J. KÜHN in Halle a./S.; Dr. C. KRAUS in Triesdorf;
Dr. C. LANG in Mönchbn; Prof. Dr. TH. LANGER in Mödlino; Dr. J. R. LORENZ
von LIBURNAU in Wien; Phof. Dr. A. von LIEBENBERG in Wien; Prof. Dr.
A. MAYER in Waobninoen (Holland); Dr. J. MÖLLER in Mariarritnn; Prof.
Dr. A. MÜLLER in Berlin; Dr. n. MÜLLER-TIIURGAU in Geisenheim; Prof.
Dr. J. NESSLER in Karlsruhe; Prof. Dr. A. ORTH in Berlin; Dr. R. PEDERSEN
in Kopenhaoen; Dr. E. R AMANN in Ebbrswalde; Dr. W. RIEGLER in Wien;
Prof. Dr. E. von RODICZKY in Kaschau (Unoarn); Dr. W. SCHUMACHER in
Bonn; Dr. P. SORAUER in Proskau; Prof. Dr. J. SOYKA in Prag; Prof. Db.
A. VOGEL in Mönchen; Prof. Dr. P. WAGNER in Darmstadt; Prof. Dr.
G. WILHELM in Graz
HERAU8GEOEBEN
Mf
VON
Dr. E. W O L L N Y,
PROFESSOR IN MÖNCHEN.
NEUNTER BAND. VIERTES HEFT.
HEIDELBERG.
CARL. WINTER* S UNIVERS ITATSBLCHHANDLUNO.
1S86.
U N I VERSITY OF CALIFORNIA
B RANCH OF THE COLLEGE OF AGRICULTURE
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