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Full text of "Farber-Zeitung; Zeitschrift fur Farberei, Zeugdruck und den Gesammten Farbenverbrauch"

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PENNSYLVANIA 
STATE UNIVERSITY 
LIBRARY 



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Färber-Zeitung. 

Zeitschrift 

fQr 

Färberei, Zeugdruck und den gesammten Farbenverbrauch. 


Unter Mitwirkung von 


L>r. Heinrich Lange 


herausgegeben 

von 


1 > I*. Adolf Leli ue. 


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* I 


Ir 


,4 


Jahrgang 1891). 


Mit Abbildungen Muster-Beilagen. 



Berlin. 

Verlag von Julius Springer. 


1BP9. 


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W L 4 7. 2 - 
F&2./ 
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Inhalt. 

(Die mit einem * versehenen Artikel haben Abbildungen.) 


Pr.-. C Q- W eber. Zur Theorie des Farhc- 


processe« 


fS 

lung eines walkechten Clrlm auf Wolle 

in einem Bade ! ! ! ! ! . ] . . 

Max Kretschmer, Ueber die Appretur 
der f lunello . . . . . . . ~ 

Kieimeyer. Milchsflure lind Lnc- 


Dr. A 
tonn 


l .'t.; 


Reg.-ttath (jlefey, Vorrichtung zum Fflr- 

beu von Cops *19 

E Hoffmann, Ueber Militflrtticlifflrhorei 3h 

Dr. Bruno Marquardt. Verbesserung 
der Wascbechtheit mit Diuminogenblau 

gef&rbter Maaren 49 

O Hesse, Tragcehto helle stiiekfarbige 

Modefarben auf Herrenstoff 49 

1 1 os t iiv li ri e d e r, Neuerung an der Roth- 
iflrtiemasclnne hei m Farben mit Para- 
nitranilin und Alphannphtvlamin . . ■ *C5 

C A. utto, tjrau auf W olllilzhuten . tili 


Dr. E. Räuber. Farben von Kot/on- und 


Hasen feilen . 


iai 

A Römer, Heutige Lago der Merccrisir- 
Patente in Deutschland " 20ü, 223. 237 


E. Krankl, l'eber .Schwarz in der Hut- 

filrberei . , 

W. 1 tu pe ra tori, 


Etui 


uge r 
tflirat 


Farbatolfe ftlr 


_2Q2 


auf Halbwollherrenkleiderstolfen 


_221 


Pf C. Preho r, Entgegnung auf den Ar - 
iikel „Milchsäure und Lactolin- 1 von Dr. 

A Kielmeyer ■ • ■ tIB 

Dr. Heinrich Seidel, J.ignorositi . . HB, iTj 
Einfuhr und Austii l n vo iKl-arbcn im D eut- 


schen Zollgebiete im Jahre 1398 . 


JZÜ 


Dr . W.Fehrmann, Die Anwendung über- 
hitzten Damplea in der Fnrberei 81. <100 
W Btermer, l>ie liaumwolimrlierei des 

Jahres 1898 *x , , hü 

C. Heinrich, Einiges Uber das Entschfl - 
len, Bleichen und Fftrben von Tussah- 
seide ...... ^ . . . sfi 

Dr. Uh Gassmann. Beitrage zutu Studium — - 


Dr. A. Kieimeyer. Zu dem Artikel Dr. 
Laubeis Ober die Appretur verschiede- 
ner Qualitäten von Baumwollstoffen . 2211 
W- Römer, Bemerkungen zu den beiden 
Artikeln „Die Jamisfarben von Max 
Becke“ und „Fortschritte auf dem Ge- 
biete der ßautmvollgnrnfdrhereien von 
Dr Bruno Marquardt“ ..... 297 

Ein neuer Ausfarbeapparat «240 

Dr. E Blniner unil Dr. G. Kölle. Reacti- 
» neu von neueren künst lichen Farbatuf- 
fen in Lösung und auf der Kaser 240. 

2n8. 273. 298. 306. 326.Ü46. 864 
E firuene. UoKer Harndruckerni . . 


Dr f. Kampe, Farben von mercerisirter 
Baumwolle 


Jiüli 


Bachen 


der Yerdickungsinlttel 
H. Schmid. Azobraunbeize 
Dr, A Kieimeyer, Duplik i 
” Milchsäure liezw Lactolin T . 

C. H. Boehringer Sohn, Lactolin Berner - 
kniigen zu der Entgegnung des Herrn 
Dr Dreher .... 

Pf E. La über, Appretur verschiedener - 
Qualitäten von bedruckten BmimwnlU 


• • -1'J, » r< 


!(>•> 


_lüä 


Reg.-Hath Glafey, Stampfcalander *2ti9. 

■ : ‘-ife, »ti »r, hn, »344. «m! *400 

D. Walther, Anthraccnchromschwarz . . 971~ 
G, Ulrich. Ueber neue Walkfarbatoffe OKU 
Dr R. I.öwenthal. Das Chromirnn der 

\Vo 1 Ip , . 30 | 

Dir/ H. jji 1 1, Uoher Ugnorosin " ! * 303 
Ijirperatori, Der Qiiebrachogerbstöff 


K )i der I lirberoi " 


K. I.öwenthal 
"Wolle 


Das K iiiu ti iireti der 


jktö 


317 


Dr H. Beide! und J. Pollak. Das RoT ~ 
ductionsvermOgon des Lignorosins. 7 321 
Paul üanlnor. 1 mIdt Morrorisatimi dpr 
Baumwolle 


Dr <' Sn vorn. Neu 


331 


re Cellüloaederivatf! 

in der Patent literatur 340 


•toffen *117, 134 1 ßdmund Kotter. Die Färberei vor 00 

F >r - L' Caherti, Einige Bemerkungen Uber ^ •h»lirm 342. 30 

Druekschwarz auf V-Nnphtolgi 
Willy Imperator», <iut egal 


mind 


120 


W 


Put ogalisiromles 

Braun auf zeplmwulle ~ ^ " " ' " 103 
ttchehl, Zwerl 


und Ziel des deut- 

sehen Farberverbandes 133 

M Becke, Die Janusfarben . . . 134, 270 

Dr. A. Kieimeyer, Die sächsische Textil- 
industrie Im Jahre 1895 149 

Dr. B. Marquardt. Fortschritte auf dom 
De biete der Baumwoll^amflirboroi 151, 172 
Dr. C. Süvern, Die Verfahren /nr Dur . 

Stellung der künstlichen Seide lf>0. 189. 208 
D'‘. F. Dreh er. 1 )er (juebrachogcrbsl • » 11* in 
der Färberei niitl t)0« i„u.icrB ala Bfii/.en- 
larbstoff für \V«dle 100. 200 


Pr üf. B, Friedlii inler, Zur Binheitliidv 
keit des Chiompatentgrüns A 
/ .» ' u ....... .. — 1 • ' t ii 


P rof Dr. H. Krdniann, Ueber die 


Kuyp- 


357 


lungstahigkeit der Amidonaphtol 
sulfosäure K und über C'hrom-Patent- 
grün A der Firma Kalle & Co. in Bieb- 
rich a Rh 

Kalle & Co., Bemerkungen zu den vor- 
stehenden Abhandlungen Über '„Chrom- 

patentgrUn“ 

Dr. Buntrock, Erklärung 


358 


300 

371 


Dr. ( i o 1 1 1 i 0 1> 8 1 e i n . , Ue b er die neueren 

Alizarinf:irb*«h.tT«» 380. 308 

Dr Bruno Mnrquaidt, Kuii^es tibnr 
«larndntck ....... , fi 97 


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Inhalt. 


fFarbi»r Zeitung. 

t 


Erläuterungen zu den Belingen. 

Beilage No. I. 

Foulard-Dunkelbraun. — Diauiimiitra- 
y,ol braun KD auf Nogcrgarn. -- Pyr- 
aminorango ‘Mt aut Wollgarn. — - Alizann- 
Saphirol B auf Hau in wolle gedruckt — 
Hellgrün auf Srhappe. - MikadOOrangP 
4 R auf Bannt xvollgarn --- Chrompatent- 
grlln A auf Wolle. Chrmpatei tgrün A 
auf Wolle 


Beilage No. 2. 

Druckmuster. — Wollstoff mit b&utnwolle- 
non Kffectfftden. — Blau auf Schappe. — 
Diaminnitrazolbrami BL> auf Negergarn — 
ThoegrUn auf loaer Wolle — PyramnF 
orange :U'5 auf IJaunnvollgarn — Chrotu- 
patentschwnrz T auf Wollgarn. — Poly- 
phenylschwarz B auf Baumwollstoff . . 

Beilage No. 3. 

Setoglaucin und Setocyauin 

Beilage No. 4. 

Bammvullflnuell - Banmw ollflanell — Eri - 
ka B extra auf Baumwollgarn — Erika B 
extrn aut Baumwollgarn. — Chromogen l 
auf Wollfilzhüten. Halbseidemuster. — - 
Halbseidemuster. Rdthlich Orange auf 
Baumwollgarn 


Beilage No. 3 

Stoff aus einem Harn gew ebt, welcher mit 
PianiioKenbtau BH und Dianmia/oblau 21t 
geflirbt, dann diazotirt, entwickelt und mit 
Chrom nachbehandelt wurde — RothFDB 
auf Anilinschwarzgrund gedruckt. — Co- 
lumbiablau R auf Baumwollgarn. — Co* 
lumbiablau R auf Baumwollgarn Woll- 
stoff mit mercerisirten Baumwollcffecten. 
— Wollstoff mit mercerisirten Bnuuiwoll- 
effecten. — Dianilgelb R auf Baumwoll- 
garn — Dianilgelb R auf Baumwollgarn 

Beilage No. 6. s 

Grau auf WoUfilzliÜten. — Grau auf 
WollfllzhUten. Neu-Patentblau GA auf 
Wollgarn — Dianilselnvarz PR auf Baum - 
wollgarn. — Kryogenbraun auf Baumwoll - 
garn” Zweitarblges Halbwollgewebo mit 
iiiercerhiirtfin Baum wi 'UcflectüiL — R ave»! 7 
dellilati auf halbwollener Stusslitze. - Alt* 
bronce auf Halbwollkammgarn . . . • 

Beilage No. 7. 

Aetzweiss auf Hellblau. — Aetzorange 
auf Dunkelblau. Grün FDB auf Anilin - 

schwarz gedruckt Grau auf Wollfilz - 
hnten — Hellblau auf Trame - Colnmhia- 
Orange R auf Baum wollgarn — Xw ■ei - 
farbiges Halbw ölige wehe mit mercerisirton 

Raum« QÜefftic t e il Bd ittma auf ^ V * >U E 

Seidenstoff , . . , « » =. 


Beilage No. 8. 

Druck rauster — Druckmuster. Chry- 

sophenin auf Baumwollgarn. — Chryso- 
phenin aut Baumwollgarn Naphtalin- 
gnln V auf Wollgarn. Auf hiaihinon- 
a cliwiirz auf Baumw ollgaru. — Grün aut 
liihu r W olle T aauheuluttu ^ra Hn. s 4 


Sola äßliü 

Beilagt No. 9. 

Braun auf Zephyrwolle. — Dunkelblauer 
Cheviot. — Druck auf Baumwoll-Satin. — 

Aetzdruck auf Baumwollstoff — Blau auf 
Halbwoll-Kammgarn. Wollblau 2B auf 
Wollgarn. — Grün auf Wollstoff. — Moos- 
grünauf Wollstoff 128 

Beilage No, 10. 

l.iirna. schwarz und rutli carrlrt - Lama. 
schwarz und hellblau earrirt. — Hellblau 
3 auf Halbwollcovortcoating — Aetzhlau 

FDB auf Anilinachwarz. — Zweifarbiges 
Halbwollgewehe mit mercerisirten Baum- 
wolleffecten. — Druckmnster — Bonzo- ' 

dunkelgrün GG auf Baumwollgarn — Pa- | 

latinchromschwarz A auf Wollgarn . , . 138 

Beilage No 11. 

Naphtalinblau B auf Wollgarn. — Echt- 
__ roth PR extra nuf Wollgarn. — Dunkeloliv 

auf HalbwoU-Covertcooting. — Zweifaibi- 
ger wollener Dumenstoff — Zweifarbi- 
gos Halbwollgewehe mit mercerisirten 
86 Baumwolleffecten. — Druckmuster. — 

Sambesischwarz I) auf Baumwollgarn — 

Sambesischwarz D auf Baumwollgarn 154 

Beilage No. 12. 

Halbwoll-Covertcoats. — Halbwoll-Co- 
vertcoats. — Alizarln - Heliotrop BB auf 
chromgcklotztcm Baumwollstoff — Druck 
. auf Halbseide — Rosophenin-Gerauin auf 

Baumwollgarn. — Roaophenin-Oeranin auf 
Flannelette — Coerulein BWR auf Woll- 
garn. — Roth N auf Indigogrund ... 174 

Beilage No. IS. 

Bicbricher Süureroth 3G auf Wollgarn 
— Bicbricher Säureviolett 6B auf Wollgarn 
— Brillant. Benzogrün B auf Baumwoll- 
garn — BrUUnt-Benzogrün B auf Baum- 
wollgarn. — Zweifarbiges Halbwollgewehe 
mit mercerisirten Bauniwolleffecten — 

Zweifarbiges Halbwollgewehe mit merceri- 
sirten Bauniwolleffecten. — Diphenyl-f’hry- 
51 soin G auf Baumwollgarn. — Diphonyl- 

Chrysoin RR auf Baumwollgarn .... 193 

^ ■ Beilage No. 14. 

Ebolibiau »R auf Baumwollgarn. — 

■ * -Banniw nllrorinlb G auf Baumwollgarn. — 

Pluto-Orange G auf Schappe. — Naphtyl- 
liminsrhw.arz 4B auf Filzhüten. — Blau 
auf Wollgarn. — Grün auf loser Wolle. 

~ Perlhlan auf Halhwoll-I.Ustre. — .Morte 
aut Halbw oll-Lüstre . ._. . . . . . . 210 

U Beilage No. IS. 

Guinea - t'armm B auf Wollgarn. — 

Henzoroth SG auf Baumwollgarn, — 

Schwarz auf Halbwolle. — Zweifarbiges 
Halbwollgewebe mit mercerisirten Baum - 
wolleffecteu. — Rosa 1< auf Indigogrund. 

— Rosa B auf Aiiilinachwarzgrund — 

Marineblau auf HalhwoliLüstre. — Dunkel - 
oliv auf Halbwoll-Lüwtre 223 

gfi Beilage No. 16. 

Dnickniuster. Echtaäiirephlnxin A auf 
Wollgarn — Isochrysumin N extra auf Fla- 
nell. — Isochrysamin N auf Flanell — 

Drnrkniiister. — Drucknmster. — Gelber 
schwefelhaltiger Farbstoff' (Kaliumverbin - 
dungl auf l>;inimvollgarn. — Gelber achw~ö - 
fclhaltiger l-'arhsl oll INatnumverbiinlnngl 
103 ;ntf Baumwollgarn . 244 


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Jahrgant? 


Inhalt. 


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Seile 

Beilage No. 17. 

Neu-Helgolandbraun N extra auf Baum- 

wollgarn. — Neu-Helgtdandhraiin NFX auf 
Baumwollgarn. — Roth SU 1 auf Fntter - 
stoffdruck — Indulin B auf gechlortem 
Wollmussclin gedruckt. - Dunkelblau und 
Braun auf Halb\viill-Lüaire. — Bfi Eäüä 

auf Woliatüfll = Sftiirealizarinhraun B 

auf Wollgarn. — Biphenyl-Catechin 0 auf 

Baumwollgarn 2dQ 

Beilage No. 18. 

Chloramingelb GG auf Baumwollstoff. 

— Indigosalz T auf Seidenstoff gedruckt. 

— Wollener Bluuacuatuff mit mcrceriairtcii 
Baum wollst reifen. — Sambesi-Imligohlan R 
auf Baumwollgarn. — Chromgelb S auf 
Wollgarn. Chromgelb S auf Wollgarn 
Inachbchandelt mit Natriumbichroniati. — 
Clayton-Echtscliwniy. T> auf Baumwollgarn. 

— Claytun Echtseh war/. D auf m e r e e r i s i r- 

tem Baumwollgarn 274 

Beilage No. 19. 

Chrompatentachwarz NB auf Kamm- 
garnstoff. — Chrompatentgrün N auf Kamm - 
gnrnstoff. - WollMuu N extra auf Widl - 
gani. — Wollblan N extra auf Wollgarn. 

— Neu-Kubramin auf Baumwollgarn? — 

Thiogenbraun auf Baumwollgarn. — Grün 
auf luac r W illis — . G rünlich Blau aul'. 
loser Wolle . . . . . . . . . 2Ü2 

Beilage No. 20. 

Gebeiztes Wollgarn — Gebeiztes und 
mit Alizarinorangn gefärbtes Wollgarn. 

— Gebeiztes und mit Gelb-, Blauholz und 

Alizarin \VK gefärbtes Wollgarn. — Grün 
auf Wollgarn. — Eboliblnn HB auf go- 
Bnumwollgarn — Katigengelbbrann GG 
auf Baumwollgarn. — Dainpfcitron V 
auf Indigo reinT — Dampfgrün V auf In - 
digo rein . . . , . 308 

Beilage No. 21. 

Mikiidobraun M auf Ramie. — Mikado- 
goldgelb HG auf Leinengarn. Alizarinsaphi- 
rol SK auf Wollgarn. Plnloachwnrz BS 
extra auf Baumwollgarn. — Kothbraun 
auf Wollgarn. — Tabakbraun auf Kamm - 
garn. - Olive FDB auf Indigogrund. 

Braun FI>B auf Indigogrund . . . . . 330 

Beilage No. 22. 

Rothbraim. auf B SE aEEeE WulltL - Dun- 
kelbraun auf türkischer Wolle.. — Pnn.k- 
muster — Druck muater, — Regattaatolf. 
Wolhittiff mit mcrrftriwirlen Hainnwnll.strei- 
fen — Xaphtaltnsüureachware 4B auf 
Wollgarn — Hoasich-Kchtrnhin h aut 
Baumwollgarn ....... ... 348 

- Beilage No. 23. 

Küpengrund auf türkischer Wolln. — 

— Dunkelbraun auf türkischer Wolle. — 

nunkplhrmm auf I flrW Wulli» - K.rhf . 

blaue r BlouacnatolL — A lknliviuIurL lii.imf 
Wollgarn — Alkaliviolett K auf Wollgarn, 
Clayton-Echtgran 1) auf Baumwollstoff. — 
Clayton-Echtgran S auf Baumwollstoff . 366 

Beilage No. 24. 

Prunn auf loser Hnnm tli» Pinne 

auf Xoppcnseidc. — Anthracenblau WG 
neu in Teig auf Wollgarn. — Flaschen - 
grün auf Wollgarn. Chloraminviolett 
K auf Baumwollstoff. — Chloramingrün 
B auf Baumwollgarn. — Bruck mnsh-r — 
Br uck m uster , , , , . . , 3BI 


Seit« 

Beilage No. 25. 

Flavazin S auf Wollgarn — Tartrazin 
0 auf Wollgarn. — Merceriairter Stoff. — 
Rhodamin 12GF extra auf Weissgrund. — 
Alpengrün auf Kammgarn. — Modegrün 
auf Cordonnuts. — Aotzgelb p auf Indigo- 
griiiid. -- Aetzgelb H auf lndigogrund «03 

Rundschau. 


Neue Farbstoffe 5. 21. 37. 52. 73, 87. 100. 


124, 110, 155. 175, 103. 211. 229. 240. 

2G2. 27«. 292. 309. 331. 350. 3«9. 387. 

404 

Schlaepfer, Wenn er & Co.. Verfahren 


zum Weis»- und Buntfltzen von Parnnitra- 





7 

C. II. Boeltringer Sohn, Verfahren zur 


Darstellung von Farbstoffiösuugen zur 


Bereit ung von Zeugdruckfarben aus neu- 



7 


K 

Eigentümliche Erscheinung in einem 

8 

Actienifesellschaft fllr Anilinfabri- 
kation. Neues Verfahren zum Farben 



n 

Badische Anilin* und Sodafabrik. 


Verfahren zur Darstellung von Indien- 



8 

irichromatin 

lü 


Leopold Caasellu & Co., Verfahren zur 
Darstellung von Piazosalzen in fester. 

beständiger Form 23 

Compagnie Parisienne de Couleurs 
d'Aniline. Verfuhren zur Erzeugung 
der Tannin-, Antimon oder der Chrom - 
verbindungen der Chinoniinidfarbstoffo 
auf der mit .V-Naphtol prUparirten oder 
direct auf der unprflpnrirten Faser auf 
dein Woge des Bruckens . . . . -3 

F. W. B ü ii d g o n s , Farbe butt ich itilt ui 
«len Filrheraum eingebautem Flotten- 

miaijiraum 25 

Farbwerke vornu Meister L n c . i n s & 

Brüning, Neuerung beim Morcerisi- 
ren von Baumwollgarnen mit alkaTF 
sehen Laugen . . . ! " " ] ! . 25 

V. G. Bl oe de, Neues Frtrbeverfahren . 25 

Br. G. Liebmann, Verfahren, gelbe bis 
braune Mikadofarhatoffe aus p-Nitroto- 
lniilaiilfnsitiiri» auf der Pflan7.onfa.ser zu 


erzeugen 


Max Schmidt. Papierwalze für Calauder 




Farbenfabriken vorm. Friedrich Bayer 


& Co., Verfahren zur stufenweisen Hy- 


droxylirung von Antbrachinon . . . 

2« 

Zur Appretur baumwollener Hosenstoffe . 

2*5 

Kino icethhrliche Anilinachwaizbilduntr 

27 

Emil Ta bar v. Bleichen von Flachs. Lei- 


nengani oder Leinwand mittels salpe- 


triger Saure .... 

3f> 

L)r. Wilhelm Elbera. Verfahren zur Er- 


zeugung echter grauer Druck- und 


Fttrbetftne mit Hülfe von Indigo . . 

40 

.1. Th. Reid und H. Thorn. Neues Farbe. 



41) 

J. R. Bautz, Verfahren zur Impragiiining 



40 

W. Sehe hl. Das Beschweren der Seide 


und seine Folgen für di«' chemisrhe 


Wilachen-i und l-'ariierei . _ 

_u 


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VI 


Inhalt. 


[KflrbtM -Zeitung. 


Seit« 


Dr. C. 0. Weber, Zur Vulkanisation was- 
serdichter Stoffe 

41 

Calanderwalzen aus Sulfitrellulose . . . 

4? 

Compagnie Parisienne, Verfahren zum 





5fi 

Th Inghain, Verbesserung beim Farben 

57 

Badische Anilin- und Sodafabrik. 


Verfahren zur Erzeugung von Indigo- 
fftrbungen aut der vegetabilischen Faser 

57 


*58 

Daß Auffarben von Mineralfarben durch 



5,8 

Flüssiee Farbselfe 

58 

S. Wallach & Co. und C. Schoen. Vor- 
besserung bei der Fixation unlöslicher 


Farben im Zeugdrurk 

59 


W. E. Kay und Th. To rn lieh an k .Com - 
p an v, Verbesserung bei der Fixation 
der Pigmente und der metallischen 



ftfl 

Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer 


S Uo„ Verfahren zur Uarstcllunic von 


aromatischen Oxyaldehyden .... 

59 

Zusammenhang des Farbevermögens mit 


der Pissociationsflihiekeit eines Färb- 



fiO 

Ueber die Einwirkung des elektrischen 


Stromes auf Kesorcin und verwandte 


Körper 

61 

Eine neue Küpentheorie 

62 

C. G- Hauboldjr.. Walze aus gepresstem 


Fasermaterial. Papier u dergl. Stoffen 


für Calander, Ausuuetschm nach inen 



fi“> 

G. und E. Sykes, Ein verbesserter Stück- 


waschnpparat 

*75 

(i. Wendler. Neues Verlahreu zum Beizen 

7A 

J Melher. Verfahren zum Chloren der 


Wolle, um ihr das Aussehen und den 


Griff der Seide zu eeben .... 

76 

Zum Kapitel des Beschweren« der Stoffe 

76 

Badische Anilin- und Sodafabrik. 


Verfahren zur Darstellung von Farbstoff- 
löaungon zur Bereitung von Zeugdrnck- 
farbcn aus neutralen und basischen 


Theerfarbstoffen und Milchsäure . . 

Guignet, Wasserlösliches Berlinorblau . 

77 

77 

Vandura-Seide 

90 


91 

Lai lern ent. Zur Prüfung gefärbter Baum- 
wolle auf Indigo 

91 

La sociötö anonyme des mines de 


Yauli. Verwendung des Vanadiums in 


der Färberei 

91 

SulfitcelluloseablauKe als Reducfionsmittel 


für Bichromat 

92 

A. Bunt rock. Ueber die Haltbarkeit des 


diazotirten p-Nitranilins in salz- und 


essigsaurer Lösung 

Lösliche Formaldehydgelatine 

92 

93 

W. M. Gardner und T. Cast er. Chromi- 


109 

Manufacture Lyonnaise de Matieres 


Colorantes Lyon iL. Cassella & Co.) 


Herstellung von zweifarbigen Effecten 


und Creponoffecten auf wollener Stück- 



110 

J. Brandt, Alizaringelb SF auf Baum- 
wolle gedruckt 

110 

von iudigoweisspnste auf Baumwolle 

111 


Seite 

A. Schourer und A. Brylinski, Ver- 
gleichende Prüfung der Farben auf ihre 


lzUTiip.r.nmeir 

Zur Herstellung künstlicher Seide . . . 

— 

118 

L. Bonneville. Vorfahren zum Merceri- 


siren 

|25 

A Marot und Bon net. Neues Verfahren 



12fi 

Kalle & Co.. Verbesserung bei der Er- 


zengung schwarzer Fürbungen aus 


Klauholz .... 

196 

F. A. Gattv & Co., Verbesserung beim 


Farben gewisser Farbstoffe auf vege- 

l°fi 

J. Flintoff, Gerbsaure-Metalllacke basi- 



V 1 ? 

F rancis J. Oßkes. Verfahren zum Beizen 

197 

W. Spin dl er, Verbessertes Verfahren 
zum Farben und Bleichen der Seide 

1?8 

Farbenfabriken vorm. Friedrich Bayer 


& Co., Verfahren zur Darstellung eines 


braunen schwefelhaltigen Baumwoll- 



198 

Farbenfabriken vorm. F r ied r. B a v e r & Co , 


Verfahren zur Darstellung eines blauen 


Farbstoffes ans Dibromdimtroanthrariitiii 

1°8 

Nicolle, Zur Gtlhrung ( Ferment irung) des 


Indigo 

128 

Eine neue künstliche Seide 

l‘>9 

Leopold Cassella & Co . Verfahren zur 


Darstellung von Phoroglucin . . . 

129 

Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer 
& Co.. Verfahren zur Darstellung von 


Chiniznringrünsulfostturo 

1 29 

Acetvlengas-Kuss ....... 

129 

L. Bloch und E. Zeidler, Paranitranilin- 


roth und Weiss auf Küpenblnu geatzt . 

143 

Jules Brandt, Beitrag zur Entwicklung 


von Azofarbstoffen auf Baumwolle 

144 

Oswald Hoff mann. Vorrichtung zum 


Mercerlalren von Garnen in Kettoiiatrane- 


form 

145 

Farbenfabriken vorm. Friedrich Bayer 


& Co , Verfahren zur Einführung von 


Aminreaten in Nitrooxyanthrachinonsul- 

145 

0. Pidquet uud Ken 6 Koechlin. Fftr- 
berei und Zeugdruck .... 158. 178, 

198 

Ed. J. Müller, Nachbehandlung substan- 


tiver BaumwollfÜrbungeii 

161 

E. Brandenberger, Pararoth auf Blau 


ge.itzt - . 

162 

Farbenfabriken vorm. Friedr Bayer 


& Co., Verfahren zur Darstellung von 


Triacetaten der Oxvhydrochinone . . 

162 

Farbenfabriken vorm. Friedrich Bayer 


& Co., Verfahren zur Einführung von 


Aminresten in Oxvanthrachinone . . 

162 

Mercerisirte Leinengarne 

168 

Silver Spring Bleaching und Dyelng 
Company. Verfahren zum Bedrucken 




Musterfiguren auf dunklem Grunde 

182 

Leopold Cassella & Co.. Verfahren zur 


Darstellung von Farbstoffen aus Amido* 


Phenolen und Chlorschwefel . . 

183 

Emile Blondei. Zur .Entwicklung“ der 


Azofarben auf der Faser 

183 

Act ienge.setl.sch uft für Anilinfabri- 
kation. Verfahren zum Farben von 


dophenol oder dessen Derivaten 

201 


Jahrgang I899.J Inhalt. VTI 


Leopold l.’assella & Co., Verfahren zur 

Sein* 

Th. B Schiefner. Verfahren zum Mer- 

.Seit« 

Darstellung eines schwarzen Baumwoll- 


cerisiren vegetabilischer Fasern . . . 

*350 

färbst otl'es aus Oxydinitrodiphenylamin 

201 

P. Dommer. Neues Verfahren zum Fär- 


Ci. v. Ueorgievics, (Sin Beitrag zur 


ben von Geweben 

350 

Kenntnis» de» Tannirena der Baumwolle 

_2Ii 



St Uckfllrberei Zürich. Verfahren zum 


floss verschiedener Reagentien auf die 


streifigen Bunt färben gewebter Stoffe 


Schafwolle und ihre Aufnahmefähigkeit 
für Farbstoffe 


in regenbogenartiger Schattirung . . 

215 

351 

Jnh. Kleine» er«re Sühne. Merceriairen 




der Baumwolle in Straneform .... 

229 

Sitzung vom 13 September 1899 . . 

368 

Mrs. Eliza Jessie Stewart, Verfahren 


G Bumcke und K. Wolffenatein. Ueber 


zum Farben vermittelet eine« Farbstoffe» 


370 

aus den Hülsen der Raumwollenfrncbt 

_23Q 

O. v. Faber und R. Tollen». Unter- 


B uc h & Landau e r. Einbad-Sch w arzfärbe- 


Buchungen über die Oxycellulose . . 

370 

verfahren unter Anwendung von Eisen- 

230 

Farbenfabriken vorm. Friodr. Bayer 


oxydoxalat. Kupferoxalat und Blauholz 

& Co. Uiamidooxvanthrachinone und 


Mangelhaftes Durchfärben alizarin farbiger 



371 

Sülrkwaan» . »_ 

_2ilü 



Lignnrosin. Eino neue Hülfebeize für 

_231 

ning, Grüne Farbstoffe derDipheuyl- 


Chmmand , 


371 

Erzeugung von Indigo auf der Faser . . 

231 

Actiengesellachaft für Anilinfabri- 


W. Ch. Kipling und K. Arnold. Verfall- 


katiun. Schwarzer direct fürbender 





371 

weben , , . . , . , , 

_232 

H. R. Vidal. Blauer, licht- und situreech- 


Kalle & Co.. Verfahren zur Darstellung 


ter Banmwollfariiatolf . . , , 

_m 

vnn Farbstoffen auf der Laaer _ 

243 

Actiengesellachaft für Anilinfahri- 


Künstliche Seiile . 

_2iä 

kaf io n. NaDhtoDhenazoniumverbtndun- 


Eugene Courbet. Verfahren von Gobe- 


*a»n 

371 

linnaehahmungen 

250 

Actiengeaellaehn ft für Anilinfabri- 


Maurice Prud hum me. Ueber Ammo- 


kat ion, Braune, direct färbende Baum- 


niumhydrosulfit 

250 

wollfarbstolfe 

37) 

lixirung von Xletalloxyden auf Baumwolle 

250 

Dr. Karl Kolbe. Saure Ester der Phenyl- 


Pr. Sprinter, (in lachten in einem Pa- 


glycin-o-carbonsfture 

371 

tentprocess der Firma J. P. Beraberg 


Manufacture Lyonnaise, Schwarze 

371 

pegen die Actieuge»ellsehurt für Textil- 


primäre Disazofarbstofle 

Industrie vorin. Dullfus Miee & Cie. 

263, 

Actiengesellschaft für Anilinfabri- 


279. 297 

k at i o n . Sch w ante direetfärbende Baum- 


Farbenfabriken vorm. Fried r. Raver 


wollfarbstolfe , , . . 

371 

& Co . Verfahren zur Darstellung von 


SoclAtA Franyals« de. Couleur» d'Ani- 


Triuxvanthraehinonsulfosäure .... 

265 

line de Pa nt in. Schwefelhaltige di- 


A. C Marot und A. Bonne t. Verfahren 


recte Baumwollfarbstoffe 

371 

zn ni AnilinsrhwarzfJlrhon unter Zusatz 


Actiengeeelischaft für Anilinfabri- 


vuii Alkohol . , 

Ot!« 

kat ion. Ein neues Verfahren zur Dar- 


Schlechtes Walken alizarinschwarzerStücke 

266 

Stellung von Farbstoffen der Vidal- 


Rothe Streifen in indigoblauer Stück- 


sehwarzgruppe 



9fi« 

Socidtö Bonnet. Kamel. Giratul. Sa- 



Sfifi 

vignv und Mannt, Erzeugung von 


Photographischer Druck auf Baumwolle 

278 

Actzmustern auf gefärbten Seidenge- 

37‘? 




J. A. OLoughlin, Wo iss. Gelh, Grün 


P. Bertram, Verfahren zum I-Ärben von 

372 

oder Hellblau auf einem indigoblauen 




Dr. A. H. Prinz, H. Habe r. E.Tomischka 


Baumwollgewebe geätzt 

279 


StUckfftrbebottieli mit Dopuelheizung . . 

280 

»nid .1. 1' rotherr von Brenner, \erlah- 


K. Brandts, Einrichtung für die Bobinen- 


ren zur Aufbereitung von Pflanzen- 



9R1 

fasern, insbesondere Jute, Khea und 


Drucken ohne Prucktuch-Unterlage oder 



372 


A. M. P- Bouilliant. Verfahreu, pflanz- 



236 


J. Robb & .1. Grime. Weisae und far- 


liehe Fasern zu degummiren und ihnen 


bige Reserve unter einem nachträglich 


ein glanzende» seidonartigo» Aussehen 

372 



zu geben 


297 

E. K rusche. Verfahren zur Herstellung 


Prüfung von .9-Naphtol auf eine Verun- 


eines filzartigen Stoffes aus Cellulose 

372 

reimgung durch a-Naphtol 

310 

Kalle Sl Co, Verfahren zur Erzeugung 



Hl 1 

schwarzer Färbungen auf Geapinnst- 



332 

faaoro mit.illantiulz , . 

-313 



Kalle & Co.. Verfahren zur Erzeugung 




von Indigo auf Seide 

373 


332 

Chemische Fabrik vorm, »andoz in Basel. 


Badische Anilin- und Sodafabrik. 


Verfahren zur Ueberführung von Sul- 




fooxy indop benolthiosulfosäuren in die 


küpenblauer Baumwolle .... 

333 


373 



Vergleich zwischen Kenurd’s und Brvlins- 

1 

Erzeugung steifer, mercerisirter Garne 


ki's Indigotin bestimmung ... 

313 

und Gewebe mit Scidenglanz .... 

373 


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Inhalt. 


[Firb«r*Z«ltang. 


vm 



Seite 

The MarsdtMi Company, Verfahren zur 


Herstellung wasserdichter Gewebe, Sei- 


lerel-. Wirk- oder Flechtwaaren . . 

373 

Abßkrbendes Naphtolschwarz 

374 

Dt*. C Dreher, Verfahren zur Erzeugung 


echter gelber bis brauner Färbungen 



390 

Badische Anilin- und Bodafabrik. 


Verfahren zur Erzeugung echter Druck- 


und FArbetöne mit Hülfe von Indigo 

390 

Coiupaguip Pfiriaiounp dp Couleur« 


d'A n i 1 i n e ( Farbwerke vorm . Meist e r 


Lucius & BrUnin g), V erbesse rungen 


in der Herstellung von Farbstoffen, die 




entwickeln 

391 

A leime & Henri Sinan. Verfahren zur 


Eitttii rlumii und Klärung tanuinhsltigcr 



391 

Farbenfabriken von Friedrich Bayer 


& Co . Verfahren zur l'ontmuclärberei 



391 

Coinpagni« Parisienne dp Couleurs 


(1A niline (Farbwerke vorm. Meister 


Luciu« & Brüning) Anwendung dor 




und der Metalle der Eisengruppe als 



391 

Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer 


& Co.. Verfahren zur Herstellung ueuer 


Azofarbstoffe und Zwischenprodukte 

391 

Prof. Dr. R. Gnehm und Dr. E. Koetbeli, 
Zur Theorie des Fftrbeprocesses . . . 
Job. Rud. Geigy & Co, Verfahren zur 
Herstellung schwefelhaltiger Farbstoffe 
Actiengesellschaft für Anilinfabri- 
kation, Verfahren zur Darstellung 
blauer dirccter Bauwollfarbstoffe . . 
Badische Anilin- und Sodafabrik, 

408 

410 

411 

Verfahren zur Darstellung blauer und 


hlaugrüner Farbstoffe der Anthracen- 


reihe . . . . . , . 

111 


Verschiedene Mitthellungen. 


R. Gloria, Betrachtungen über den 
Aussenhaudel Frankreichs im ersten 

Halhjuhr 1898 11 

Rouens Baum Wollindustrie 12 

Preisaufgabeu der Schweizerischen Gesell- 
schaft für chemische Industrie ... 13 

Gera einst und jetzt . . 27 

Zur Geschichte der PurpurfÄrberei ... 30 
Vereinigung englischer Färbereien ... 30 
Arbeiterauszeichnungen und Wohlfahrts- 
akte ... .30, 02, 118, 131, 185, 282 

Plfttschke, Zur Hebung des Flachsbaues 43 
Verein zur Wahrung der Interessen der 
Färberei- und Druck oroiindustrie von 
Rheinland und Westfalen . . 43. 130, 163 
Die Arbeiter in der Bleicherei, Färberei, 
Druckerei und Appretur nach ihrer be- 
sonderen Beschäftigung 45 

Englische Klagen über das englische Pa- 
tentwesen 77 

Zur Geschichte der Hheafaser 78 

Deutscher Färber- Verband .... 93, 201 

Englische und deutsche HerrenstotVe . . 94 

Handelsbericht über Albumin und Casein 96 
130, 250, 299, 351 

Unerlaubter Nachdruck 146 

Centralverein der deutschen Wollenwaaren- 
fabrikanten 163 


Salt*» 


Handelsbericht über Eialbumin und Indigo 164 

ludigoauktiun 165. 354 

Ramiebau in Kamerun lffi 

Paul Wolff Der heutige Stand der Ace- 

tylenbeuchtung . ~ 184 

Farbwerke vorm Meister Lucius Jfe Brün - 

ning . ♦ . . . . . . . . . . 185 

Actiengesellachaft für Auilinfabri - 


Deutsche Vidalfarbstofl-Actiepgeaellschaft 185 


Amerika 1K5 

Badische Anilin- und Sodafabrik. 
Bericht des Vorstandes und des Aul 
sichtarathes Uber das Geschäftsjahr 1898 203 
Dianiladiwarz Pü und PR ..... . 203 
; The Foremen Dyers Publishing Co. Ltd 215 
Jahresbericht der Ki'migl. höheren Webe - 
schule zu Cottbus über das Ktatsjafir 

1898 . 218 

Liise.ii van Blntalhiimin 232 

Aus dem Bericht der Handels- und lie- 

werhokamnier in Brünn für das Jahr 1898 232 

St.ait.irtt irtrtiPrt min item Gehiet.e iIpm Patpnl. 

uml ( ie.hraiicJiamiiflte.radmtzHs 234. 

August Leonhardt Y ■ . . . . . • . 281 

Handelsbericht über Albumin. Casein und 
Gummi 299 

Anw «Ipin Hnrirht dt»r ilPr Kauf. 

mannschaft für das Jahr 1898 : 313. 334. 352 
G. A. Le Roy, Ueber Irichromatin . . 3J4 
Handelskammerberichte 1898: 

Bonn 374 

Aachen 375 


Vereine zur Wahrung der Interessen der 
Fftrberel- und Druckerei-Industrie von 
Rheinland und Westfalen, Bericht über 
die Baumwolldruckerei und die Seiden- 
veredlungaindustrie im Geschäftsjahre 


1898/99 .... 

391, 411 

Handelsbericht 

393 


Fach-Literatur, 


Chemiker-Kalender 1899 ; , , , , = 14 


Prof. Dr. G. vonGeorgievics, Gespiunat- 


fasern. Wäscherei, Bleicherei, Färberei. 


Druckerei. Appretur 

45 

E. Webber, Technisches Wörterbuch in 


vier Sprachen . . 

46 

Dr. Rudolf Bi oder mann, technisch- 


Chemisches Jahrbuch 1897,1898 . . . 

114 

Dr. O. Dämmer, Handbuch der chemi- 
schon Technologie 

114 

Max Haller. Die KleinfArberei und ihre 



165 

Prof. Otto Lueger, Lexikon der ge- 





1H5 

Ch. Gros-Renaud. De« Mordanta en 


teinture et en im pression 

186 

Dr. F. Fried Linder. Fortschritte der 




Industriezweige 180, 

251 


355 

Engelbert Bayer, Gewerblicher Volks- 


rathgeber 

355 


Patent Listen: 

14. 31, 46. 63, 79, 96, 114. 131, 146, 165, 
186, 218, 235, 252, 268, 282, 300, 315, 
335, 355, 375. 394, 415. 


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Jahr/anic IStW.) 


Inhalt. 


ix 


Briefkasten, 

Echtes Tiefschwarz auf Karomzug . . 16, 64 

Blanholzextrakt. Bezugsquelle für . . 16 

Spezial werk Ober Cellulose 32 

Reinigen von Petrolcuinfaasern • • • 32 

Schutz des Eisens liegen die Einwirkung 

hoisser Salzsauredampfe 64, 147 

Bezugsquelle fttr Mangan-Biater . • • • €4 

Mittel, um Oel- und Pechspritzer aus hell - 
farbigen Wollstücken zu entfernen 64, 

m. 147 

Vorschrift für sogenannte Veloutine . 64 

Waschmaschine vo n Berchtul d , , 04 

Echtes Tiefachwarz und lebhaftes Dunkel- 
blau auf Kamtnzug . . . , . . 64 

Modefarben für ( Vuifectionatuche HO, 116. 147, 188 

Stemreifen fl)r Kupenfftrberei . . . 80, % 

Recke in carrirten liauniw olletoffen . HO, 167 
Waschechtes Kosa . .... 80. 86. 116 

Waschechtes Scharlach 32. 80 

Tragantin ... 96, 188 

('oritinue-Darnpfappftrat . . . • 9j> 

Fnvergrünliches Anilinschvvarz 116, 148, 167 

Seidrgriff auf mercerisirter Baumwolle 

116, 167, 268, 37b 

Directschwnrz (ejnbatlig) als Ersatz fttr 

Blauholzschwarz 116, 148, 167 

Licht-, wasch», reih- und sftureechtea 

Dunkelblau auf Wolle 116, 132, 148, 

16P, 188, 204 

Lichtechtheit von Cyanol extra und FF 

116. 13 2. 148, 168, 188, 220, 284 


Ein bestimmtes, nur durch Beschwerung 
y.n erreichenden Ue.wir.lit bei mit Ani- 
lin- oder Diamantsehwarz gefärbtem 


Baumwollgarn ... 


11« 



salz appretirten bunticewebten 

Baum- 


wollexportartikeln 

. li«. 

148 



und Katzenfellen mit den Haaren 132 


Methylenblau in Form eines dunk« 

168, 

•Iblauon 

895 

Pulvers ... 

182. 168. 

188 

Elektrische Bleichapparate für 

Stück- 


waaren 

. 147, 

188 

Bleichen mit Chlorgas . . . . 

147. 

148 

Condenswasser für Kesselspeisung 


167 

Mittel, um gelbgewordene Wolle i 

m bim- 


fe.n (ie.wehe we.isa zu machen 


167 


Entfernen von Flecken aus Kleidern u s. w. 167 
Einrichtungen zum Bleichen von Baum- 
wollspitzen und Piquödecken . . 188, 204 


Sftitt« 

Sumaehextrakt oder -Blatter v . 188, 204, 220 

Ist flüssiger Blanholz- oder fester Band- 
fnrdextrac.t vortheilhafter anzuwcmlen? 

188, 204 


I »r.inimo. Bftnde.r f ür M itläufer in Ketten- 


garnfÄrhmaschinen . 


188 

Abziehen von wollenen 

mit Fatentblau 


oiler Cyanol, Indittoblau und Formyl- 


violett gel'ftrbten Stoffen . . . !k>4, 

286 





?04 

Farbstoffe für baumwollenes, mit Wolle 


verwebtes Kettsrarn 

204. 

236 

Schutz der Leisten iceircn Mitiitrbcn . . 

■25Ö 

Abfetten u. s. \v irefilrbter Schappe . . 

236 

Merccrisationsmaschine 

für Stranggarn 


bezw. für Ketten 

.236. 268 

üranirefarbiire Flecke, Entfernen von . . 

236 

Künstliche Farbstoffe 

zur Herstellung 


grauer Töne 

. . . 236, 268. 

376 




Walken . . , . . 


288 



Kammgarnen . . . 


395 

Dauernde Glanzfixation 

auf englischer 




316 

Presse für Trikotagen 


33« 



zielung fester Strichlage u. s. w. . . 

336 

Glanz auf Kammgarn-Doubles .... 

U3C 

Glanz auf scharf ausiceschoroner Strick- 


garnwaare . . . 


33« 

Entfernen von Mineralöl 

aus Cheviotwoll- 





Walken von Trikotstoffen 

35« 

Dunkle clanzlose Stellen auf farbige Tuche 

376 

Fester, tuchartiger Griff auf Flanellen, 

376 

Prüfung der Kunst wolle 


37« 

Blasige und faltige Erscheinungen in Loden 

H7« 

Anwendung des Wassergehaltsprobers 

376 

Schwarz auf Stroh . . 


395 

Blauholz und Anilinschw&rz auf Baumwolle 

395 

Schwarz auf Wolle mittels Blauholz . . 

395 


8% 

Schmutzige Streifen in modefarbigen Bux- 


kins 


3ftft 

Spahnpresse für mercerisirte Baumwoll- 


gewebe 



Hecept für Walkseifo . 


41« 

Braune Streifen in Tuch 

416 


Berichtigungen : 

116, 300, 3f)6. 


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Färber -Zeitung. 

1899. Heft 1. 


Zur Theorie des Ffirbeprocesses. 

Von 

Dr. Carl Otto Weber. 

Die in den letzten Jahren wiederholt zu 
Tage getretene Tendenz, die Färberpro- 
eesse mehr aus physikalischen als aus 
chemischen 1‘rincipleii zu erklären, hat un- 
zweifelhalt interessante Resultate zu Tage 
gefördert, ohne indessen, wie ich glaube, 
der Auffassung des Färbevorganges als 
eines wesentlich chemischen Processes Ab- 
bruch zu thuu. Die merkwürdigen Be- 
obachtungen bezüglich der Vertheilung des 
Farbstoffes zw ischen Flotte und Faser legen 
allerdings die Vermuthung nahe, dass sich 
gewisse Textilfasern besonders Seide Farb- 
bildern gegenüber wie ein concurrirendes 
Lösungsmittel verhalten. Nichtsdestoweniger 
scheint es mir gerechtfertigt, darauf hinzu- 
weiseu, dass sich ein derartiges Verhalten der 
Textilfasern ebensowohl aus der ftusserst 
schwachen Säure- bezw. Basenualur dieser 
Fasern erklären lässt, in welcher Beziehung 
dieselben zahlreiche, auffallende Analogien 
mit dem Verhalten schwacher Basen, wie 
beispielsweise Aluminiumhydroxyd, orga- 
nischen Säuren gegenüber aufweisen. 

Als Beweis der Silurenatur der Wolle 
und Seide wird meist darauf hingewiesen, 
dass diese Fasern sich in einem Kosanilin- 
Itade lebhaft fuchainroth anfärben. In eben 
derselben Weise lässt sich nun, wie ich 
jüngst beobachtet habe, auch der Silure- 
character der Hydroxylgruppen der Cellu- 
lose demonstrireu. Behandelt man sorg- 
fältig gereinigte und getrocknete Baum- 
wolle mit einer farblosen Lösung von 
Rhodaminbase in Benzol, so färbt sich die 
Faser sofort ziemlich kräftig an. Die er- 
zielte Färbung ist mässig waschecht. Ver- 
wendet inan an Stelle von Baumwolle 
slructurlose Cellulose, wie sie durch Zer- 
setzung des Sulfocarbonats mit schwefliger 
Säure erhalten wird, so tritt bei Behandlung 
mit der benzoliachen Rhodamin lösung sofort 
äusserst kräftige Durchfärbung ein. Wird 
sodann diese gefärbte Cellulose von an- 
hüngeudem, überschüssigem Farbstoff durch 
Waschen mit Benzol und zuletzt mit Aceton 
befreit, so erhält man ein prächtig un- 
gefärbtes Product von ganz erheblicher 
Wascheehtheit. Der Grund der weit 
kräftigeren Wirkung der structurlosen Cellu- 
Ps. x. 


lose liegt offenbar ill der bei ihrer Dar- 
stellung statlfindenden Aufsprengung an- 
h.vdrischer Hydroxylgruppen. 

Falls das oiien beschriebene Verhalten 
der Cellulose der Rhodaminbase gegenüber 
thatsächlich dem SUurechnracter der Cellu- 
losehydroxvie entspringt, ist zu erwarteu, 
dass durch Estoriflcirung Producte ent- 
stehen, die sich gegen Lösungen von Farb- 
basen indifferent verhalten. Der höchste 
gegenwärtig bekannte Celluloseester, dessen 
Zusammensetzung vermuthlich allgemein 
die höchste Esterificationsstufe des Cellu- 
losemolecüls repräsentirt, ist das Cellu- 
losetetracetal. ') Behandelt man diesen 
Körper mit lienzolischer Rhodaminlösung, 
so bleibt derselbe selbst nach langem 
Stehen in der Kälte, wie auch beim Er- 
hitzen absolut farblos. Die Säureuatur des 
Cellulosehydroxyls ist hierdurch unzweifel- 
haft erwiesen. 

Noch schlagender w ird aber der Beweis 
durch die Beobachtung des Verhaltens des 
partiell hydrolysirten Cellulosetetracetates. 
Durch Behandlung dieses Tetracetates mit 
Salpetersäure Bildet Abspaltung einer Aeetyl- 
gruppe unter Regeneriruug des Cellulose- 
hydroxyis statt, also mit anderen Worten, 
es wird ein Cellulosetriacetat 1 ) gebildet. 
Behandelt man nun das sorgfältigst ge- 
reinigte Triacetat mit der Rhodaminbascn- 
lösung. so findet sofort äusserst intensive 
Durchfärbung statt. Das gefärbte Product 
ist ausserordentlich waschecht, und lässt 
sich die Rhodaminbase auch durch Behand- 
lung des Productes mit Alkohol nicht ab- 
ziehen. 

Ich beabsichtige in der Folge das Ver- 
halten der Cellulose, sowie ihres Triacetats, 
benzoliachen Lösungen derFarbbasen gegen- 
über, quantitativ zu verfolgen. In dieser 
Richtung sei übrigens schon heute er- 
wähnt, dass unter keinen Umständen sich 
die Base dem Benzol quantitativ entziehen 
lässt. Dies ist eben der Punkt, den die 
Vertreter der physikalischen Färbetheorie 
als ausschlaggebend betrachten. Wie ich 
glaube, mit Unrecht. Zwischen den Gleich- 
gewichtszuständen, wie sie einerseits bei der 
Esterbildung, andererseits bei den obenge- 
schilderten und anderen Färbevorgängen 

i) Auf Cellulose C, bezogen. 

1 


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2 


Schlier* r, Herstellung eine* walkechten Grün. -Krelecbmar, Dl* Appretur. [ Jahrgang *1SPS? 


beobachtet werden, besteht kein principieller 
Unterschied. Dass die Vertheilung des Farb- 
stoffes zwischen Lösungsmittel und Faser sich 
mit der Natur des Lösungsmittels ändert, ist 
kaum anders zu erwarten, wenn man berück- 
sichtigt, dass die Entziehung gleicher Farb- 
stofTmengen aus gleichprocentischen Lösun- 
genin verschiedenen Mitteln sehr verschiedene 
EnergieaufwBnde beansprucht, denen gegen- 
über die Wärmetönung für die Vereinigung 
der Cellulose mit dem Farbstoff. MolecfU 
für Molecül, constant bleibt. 


lieber die Herstellung eines waik- 
ech ten Grün auf Wolle ln einem Bade. 

Von 

Eugen Schlierer. 

Die Einführung der SJturealizarinfarb- 
sloffe gab dem Färber die Möglichkeit an 
die Hand, eine Anzahl verschiedener 
Nüancen auf Wolle „einbadig“ echt zu 
färben. In der Folge kamen auch eine 
Keihe von Farbstoffen anderer Gruppen 
zur Verwendung, die sich in der einfachen 
Weise aus saurem Bade ausfärben lassen 
und Färbungen von hoher Wasch- und 
Walkechtheit liefern, wenn nach Er- 
schöpfung des Farbbades mit doppel- 
chromsaurem Natron nachbehandelt wird. 

Die Reihe solcher Farbstoffe, wie Säure- 
alizaringrün, Säurealizarinblau, Alizarin- 
roth S, Anthracenroth, Saliciuroth. An- 
thraccngelh. Kalieingelb, Diamantschwarz, 
Anthracensäureschwarz, Chrompatentschwarz 
u. s. w. wurde neuerdings durch einen 
von der Firma Kalle St, Co. unter dem 
Namen Chrompatentgrün A in den Handel 
gebrachten Farbstoff erweitert, welch’ 
letzterer durch seine guten Eigenschaften 
Interesse für die Fachgenossen bieten 
dürfte. 

Chrompatentgrün A kann sowohl auf 
lose Wolle, Kammzug, Garn als auch auf 
Stück gefärbt «erden und zwar derart, 
dass man in das mit der nöthigen Menge des 
völlig in Lösung gebrachten Farbstoffs und 
Glaubersalz bestellte Färbebad bei 60* bis 
80" C. eingeht, binnen etwa 20 Minuten 
zum Kochen treibt, nach je V 4 stündigern 
Kochen 2mal je 1 % Essigsäure (50 */o) 
zusetzt und hierauf das Bad vollends 
mit */* % bis l 1 /» V» Schwefelsäure er- 
schöpft, sodann wird 1 % bis 1 ’/ s "/„ Natrium- 
blchromat zugefügt , 20 Minuten kochen 
»gelassen, gespült und getrocknet. 

Das Kamnizuginuster No. 7 der Beilage 
wurde folgendermassen aur dem Obermaier- 
Apparat gefärbt: 


Das Bad wurde bestellt mit 
3 •/„ Chrompatentgrün A und 
10 - Glaubersalz, 

binnen 20 Minuten zum Kochen gebracht. 
V 4 Stunde gekocht, nochmals 1 % Essig- 
säure zugegeben, wiederum Stunde ge- 
kocht und hierauf das Bad mit 1 '/, •/„ 
Schwefelsäure während Vj ständigen Kochens 
erschöpft; dann w'urde 1 */, •/, Natrium- 
bichromat zugeBetzt. 20 Minuten gekocht, 
abgelassen, gespült und getrocknet 

Das Garnmuster No. 8 der Beilage 
wurde gefärbt mit 

2 •/, Chrompatentgrün A 
unter Zusatz von 10 "/• Glaubersalz; bei 
80° C. wurde eingegangen, binnen V* Stunde 
zum Kochen getrieben und noch ’/« Stunde 
weiter gekocht, hierauf 1 % Essigsäure 
zugesetzt, noch 15 Minuten gekocht, noch- 
mals 1 •/. Essigsäure zugerügt und 7* Stunde 
gekocht, alsdann wurde das Bad während 
7, ständigen Kochens mit IV, Schwefel- 
säure erschöpft, t % Natriumbiehromat 
zugesetzt, 20 Minuten gekocht, gespült und 
getrocknet. 

Die gefärbten Materialien werden durch 
diese kurze Färbeweise sehr geschont, so 
dass sie in vorzüglicher Verfassung zur 
Weiterverarbeitung gelangen können. 

Ein besonderer Vortheil liegt in der 
hervorragenden Walkechtheit der mit 

diesem Farbstoff hergestellten Färbungen, 
ich halte selbst bei schwerer Walkwaore 

keine Anstände mit derart gefärbten 

Artikeln. Sowohl das Weise als auch die 
Färbung bleiben völlig intact, so dass sich 
dieser neue walkechte Farbstoff wohl auch 
in anderen Jnduslriehezirken einführen 

wird. 


Ueber die Appretur der Flanelle. 

Von 

Max Kretschmar. 

Die erste Behandlung ist bekanntlich 
das Walken, und zwar ist die Erzielung 
des richtigen Griffes beim Walken der 
Flanelle mehr als bei anderen Waaren 
von grundlegender Bedeutung, weil hier 
die nachfolgenden Operationen mehr das 
Aeussere als den inneren Kern der Waare 
zu beeinflussen vermögen. Es giebt zwei 
Arten der Walke, mit Seife und mit Walk- 
erde. Mit Seife walkt man alle Flanelle, 
die erst im Stück zu färben sind, oder 
bereits gefärbte, sei es gemusterte oder 
glatte, deren Farben aber durchaus wider- 
standsfähig sind. Die Zusammensetzung 
der Walkseire ist von der gewöhnlichen 


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Heft 1. 1 

1. Janu&r lnaa.J 


Erläuterungen zu der Beilage. 


3 


etwas abweichend und zwar aus zweierlei 
Gründen: erstens ist das zum Weben ver- 
wendete Garn nie so stark gespickt und 
schmutzig, wie bei anderen Waaren. da 
die Flanelle vorzugsweise aus besserem 
Material hergestellt werden; zweitens würde 
ein zu starker Gehalt der Kalkseife an 
Soda der Waare einen zu harten Griff 
beibringen. was gerade hei den Flanellen 
zu vermeiden ist: schliesslich ist vielfach 
beobachtet worden, dass Soda bei hellen 
Waaren oder solchen mit heilem Muster 
dasselbe durch einen gelben Schein an- 
trübt. Man verwendet daher eine Walk- 
seife, die nicht die gleiche Menge Soda 
wie Seife, sondern etwa '/, bis '/, der 
üblichen Menge enthalt: als Seife selbst 
ist am besten die weisse L'nschlitt-Kernseife 
zu verwenden. Heber das Walken selbst 
wollen wir nicht viel Worte verlieren, 
ebenso wie über das nachfolgende Waschen: 
bemerkt möge aber werden, dass nur die 
besseren und sehr feinen (Qualitäten vor- 
gewaschen, die meisten aber im Fett ge- 
walkt werden. Das Walken geschieht 
heutzutage gewöhnlich auf der Cylinder- 
walke, die frühere Kurbelwalke kommt 
immer mehr in Wegfall. 

Die zweite Art des Wnlkens ist die 
mit Walkerde. Dieselbe empfiehlt sich 
stets für solche Waaren, die nicht mit 
walkechten Farben gemustert sind. Ein 
gutes Verfahren besteht im Folgenden: 
Man wäscht die Waare auf der Strang- 
Waschmaschine mit Walkerde gut aus, 
indem man einen nicht zu dünnen Brei 
verwendet. Nach dem Reinwaschen wird 
die Waare ausgeschleudert und ohne 
Weiteres auf die Cylinderwalke gegeben, 
wo sie trocken, jedoch mit nicht zu 
grossem Druck der Walzen, läuft; unter 
diesen Umständen findet das Verfilzen in 
kürzerer oder längerer Zeit statt, ohne 
dass die Beschaffenheit des Gewebes 
irgendwie darunter leidet. Ist die Waare 
auf die nöthige Breite und Länge einge- 
walkt. so kommt sie wieder auf die Straug- 
waschmascbine, wo sie nochmals mit Waik- 
erde, jetzt jedoch mit ziemlich dünnem 
Brei, eingewaschen wird. Es folgt das 
Schleudern, wonach die Waare von Hand 
ausgereckt und auf etwaige Walkfalten 
untersucht wird. Sind solche vorhanden, 
so rockt man die Waare auf der Trocken- 
spannmasehine möglichst in die Breite aus 
und lässt alsdann die Breitwaschmaschine 
passiren, wonach sie über Nacht glatt auf- 
gefaltet liegen bleibt; oder man trocknet 
sie, in Ermangelung der Breil Waschmaschine, 
direct von der Trockenmaschine auf einer 


hölzernen Walze und lässt liegen. Ein 
anderes Verfahren ist, die Waare auf Holz- 
walze fest aufzuwickeln und im Fass, in 
beissem Wasser, die Nacht liegen zu lassen. 

Die zw r oite ebenfalls sehr wichtige 
Operation ist das Rauhen. Bei den Flaueilen 
muss der Filz an der Oberfläche bedeutend 
mehr gelöst werden als bei anderen 
Waaren, z. B. Damentuchen, wo es haupt- 
sächlich um die Hervorbringung der 
richtigen Strichdecke zu thun ist. Daher 
sollen sehr stumpfe Karden verwendet 
werden, am besten die rotirenden Karden: 
dementsprechend vergrössert man die Zahl 
der Touren, was jedoch nur zum Vortheil 
der Waare geschieht, da der Filz nur 
allmählich gelöst werden soll Man rauht 
3 bis 4 Touren im Strich, wendet die 
Waare, rauht 2 bis 3 Touren gegen den 
Strich, wendet nochmals und rauht jetzt 
mit vieler Sorgfalt im Strich, indem man 
die Waare immer mehr anspannt, um 
tiefer einzudringen. Viele Flanelle werden 
ebenfalls links gerauht, in welchem Falle 
sich die Behandlung ebenso, nur schwächer 
gestaltet. Es giebt manche Flanellarten, 
die eine lange Decke besitzen müssen, 
dieselben können auch mit den gewöhn- 
lichen Karden gerauht werden. 

Nach dem Rauhen folgt das Trocknen. 
Es empfiehlt sich nicht, dies bei zu grosser 
Hitze vorzunehmen, da dadurch ein harter, 
unangenehmer Griff entsteht. Nach dem 
Trocknen werden nochmals, sehr vorsichtig, 
1 bis 2 Touren gerauht, um die Decke 
aufzulockem. 

Geschoren werden die Flanelle nur in 
den seltensten Fällen, und zwar nur die 
sehr dicken, wo es auf möglichst glatte 
Oberfläche ankommt. Dagegen kommt 
das Pressen immer mehr iu Aufnahme. 
Es empfiehlt sich, dabei den Druckcyiinder 
mit Filz zu überziehen, da dadurch der 
Griff sehr geschont wird. Je nachdem 
mehr oder weniger Glanz imehr das letztere) 
verlangt wird, geht die Waare, mit. der 
rechten bezw. linken Seite der Mulde zu- 
gekehrt, durch die Presse. 


Erläuterungen zu der Beilage No. 1. 

No. 1. Foulard-Dunkelbraun. 

Die hierfür bestimmte Rohwanre wurde 
schwach gesäuert, iu dem Kochkessel ge- 
waschen, mit Aetznatron und Ammoniak- 
soda S Stunden gekocht, gewaschen, ge-, 
säuert und danu wiederum gewaschen 
Für 10 Stück von je tiö tu wurden im 
Jigger bestellt mit 


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r 



4 ErWul*nili|«n zu d«r llaUaga. 


2.5 */„ Benzonitrolbraun 0 (Bayer). 

1.5 - Directblauschwar* B ( - ), 

1 - Ammoniaksoda und 

10 - kiyst . Glaubersalz. 

Kür die folgenden 10 Stück wurden nur 

l.s7% Benzonitrolbraun G (Bayer). 

1 - DirectblauschwarzB ( - ), 

3 / t - Amnioniaksoda und 

7 - kryst. Glaubersalz 

zugesetzt und die Flotte auf das ur- 
sprüngliche Maass ergänzt. 

1 Stunde kochend färben, spülen und 
am zweiten Jigger kuppeln mit 

ti % Nitrazol (' (Casaella), 

2 - Natriumacetat. 

4 Touren geben und gut waschen. 

Appreturvorachrift : 

400 Liter Appreturmasse, 

30 kg Kartoffelstärke, 

15 - China clay, 

2 - Fnsehlitt, 

2 '/» • Palmöl. 

1 - Stearin, 

1 - Seife, 

3 - Gommelin ; 

zum Anfärben dienen: 

200 g Baumwollbraun N (Caasella). 

100 - Diaminbraun V ( - ), 

100 - Diaminschwarz BO ( - ), 

Stärkemischung ö.Minuten kochen lassen, 
Waare mit geringer Frietion einseitigstlirken, 
trocknen, einsprengen. 4 Stunden verliegen 
lassen, einmal heiss und einmal kalt ca- 
landern. fertig. «. 

No. a. Diamtnmtrazolbraun RD auf io kg 
Negergarn. 

Färben mit 

400 g Diaminnilrazolbraun RD 
(Cassella) 
unter Zusatz von 

200 g Soda und 

2 kg Glaubersalz, 
dann kuppeln mit 

600 g Nitrazol C. 

Leopold Cautiki it Cb. 

Die Säure- und Alkaliechtheit sind gut, 
die Chlorechtheit ist befriedigend. Die 
Waschechtheit ist ebenfalls recht gut, mit- 
verflochtenes weisses Garn wurde kaum 
merklich angefärht. «,,, 

No. 3. Pyraminorange 3G auf 10 kg Wollgarn. 

Gefärbt wurde kochend mit 

100 g Pyraminorange 3G (B. A. & S. F.) 
unter Zusatz von 
1 kg 500 g Glaubersalz. 


Das Bad wird fast wasserklar; der Farb- 
stoff zieht sehr gleichmässig auf. Die 
Säure-, Schwefel- und Walkechtheit der 
Färbung sind gut. 

FarUnt dtr Vurbtr-lmUn^. 

No. 4 Alizarin Saphirol B auf Baumwolle ge- 
druckt. 

Druckfarbe: 

100 g Alizarin-Saphirol B Teig (Bayerl. 
700- essigsaure Stärke - Tragant hver- 
dickung, 

150- essigsaure Thonerde 12° Be., 
50 - essigsaurer Kalk 15* Bd. 

1000g 

gedruckt auf geöltem Baumwollstoff. 

Alan dämpft am besten mit Druck, kreidet 
und seift schwach. u r . «. 

No. 5. Hellgrün auf 10 kg Schappe. 
Gefärbt wurde in einem mit Schwefelsäure 
gebrochenen heissen Bastseifenbade mit 
250 g Azogelb (E. ter Meer & Co.), 

2,5 - Grün kryst. (Farbw. Mühlheim) 
und 

1 .4 - Violamin O (Farbw. Höchst). 
Nach dem - Färben wurde ganz leicht 
mit Schwefelsäure avivirt. Die Wasserecht- 
heit der Färbung ist als gut zu bezeichnen. 
Nach 43 stüudigem Liegen einer Probe 
in destillirtein Wasser war dieses nicht an- 
gejärbt. 

Fitrbfrtt dtr lürlw- . 

No. 6. Mikadoorange 4R auf 10 kg gebleichtem 
Baumwollgarn. 

Färben kochend 1 Stunde mit 
500 g Mikadoorange 4R (Farbw. Mühl- 
heim) 

unter Zusalz von 

10kg Glaubersalz. 

Baumwollfärbungen mit dieser Marke, 
über welche bereits auf S. 365 des letzten 
Jahrganges berichtet wurde, besitzen eine 
befriedigende Säureechtheit. Die Alkali- 
und Chlorechtheit sind als gut zu bezeichnen. 
Beim Waschen in 1 prozentiger handheisser 
Seifenlösung wurde weisses initverflochtenes 
Garn wenig angefärht. 

Farbtrti dtr Fartur- Imtunij. 

No. 7 und No. 8. 

(Vgl. Eugen Sehlierer, Feber die Her- 
stellung eines walkechten Grün auf Wolle 
in einem Bade S. 2.) 


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Rundschau. 


5 


Haft 1. 1 

I. Januar 1S99.J 

Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Itundschroibun 
und Mustorkarton der Farbenfabriken.) 

Ein Product, welches wegen seiner guten 
Löslichkeit besonders für Druckzwecke gut 
verwendbar sein boII, bringen die Farben- 
fabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. 
unter dem Namen A lizurin-Saphirol B in 
Teig in den Handel. Der Farbstoff eignet 
sich für den Wollgewebe- und Vigoureux- 
druck. Sauer aufgedruckt, erzielt man mit 
ihm ein rötheres, mit Fluorchrom zusammen 
ein grüneres Blau. Auf Baumwolle kann 
der Farbstoff auf Chrom geklotzten und 
geatzten Stoff gefflrbt werden, man kann 
ihn für helle Töne mit essigsaurem Chrom 
als Dampffarbe benutzen. Auch mit essig- 
saurer Thonerde und essigsaurem Kalk zu- 
sammen erhalt man sehr schöne methylen- 
blauartige Xünneen. die sehr lichtecht sind, 
jedoch nur ln solchen Artikeln Verwendung 
finden, von denen keine besondere Seifen- 
echtheit verlangt wird. 

Eine Druckvorschrift z. B. lautet: 

150 g Alizarin-Saphirol B in Teig, 

300 - Britishgum und 
480 - Wasser kochen, hinzu 
70 - Essigsäure 6* Be (30*/«) 

1000 g. 

Man druckt auf gechlorten W’ollmusse- 
lin. dampft am besten 1 Stunde mit etw'as 
Druck, wäscht und trocknet. 

Die Farbwerke vorm. MeUter 
Lucius & Brüning, Höchst a. M., ver- 
öffentlichen in einer Musterkarte einige 
Verbesserungen ihres bleichechten Dun- 
kelblau’s, welches mit Alizarinblau F 
Teig und SB Pulver auf Baumwoll- 
garn gefflrbt wurde. Sie führen gleich- 
zeitig Waare vor, welche mit Blau- und 
Kohgaro gewebt und im Stück gebleicht 
wurde, wobei das Alizarinblau den Vor- 
theil hat. dass eg viel weniger an Inten- 
sität verliert als Indigo und daher einen 
gleichmflsaigeren Ausfall der Waare sichert. 
Zum Vergleich dienen auch ungebleichte 
Rohwaare, sowie einige Xüancen bleich- 
echter Blau auf Garn gefärbt. Alizarin- 
blau F Teig mit essigsaurein Ammon ge- 
fflrbt, soll ein sehr echtes und grün- 
stichiges Blau eigeben, während Alizarin- 
blau SB Pulver, bei welchem ein Zusatz 
von essigsaurem Ammon zum Färbebad 
nicht nothwendig ist, lebhafte Töne liefert. 
Für rothstichigere Blau nüaucirt man mit 
Alizarinroth No. 1. 

Das Färbeverfahren für 100 kg Baum- 
wollgarn ist folgendes: Nachdem das rohe 


Baumwollgarn mit 3 kg Solvaysoda während 
3 Stunden bei 2 Atm. gekocht und gründ- 
lich gewaschen ist, wird es mit einer 
Lösung von 90 bis 120 g Natron-Türkiseh- 
Rothöl von 50*/» für je einen Liter geölt, 
egal ausgerungen und während 12 Stunden 
hei (i5 u G. getrocknel. Wenn das Garn 
liezw. die Grundirung hei einmaligem 
Oelen nicht egal ausfälit, so empfiehlt die 
Firma, die angegebene Oelinenge auf zw'ei 
Operationen zu vertheilen. Das geölte 
und getrocknete Garn wird auf der Wanne 
während s /, Stunden in 80* C. warmer 
Tanninlösung umgezogen, hierauf 128tunden 
in diese Flotte eingelegt und nach dem 
Erkalten ausgeschleudert. Man verwendet 
dabei die 10 bis 15 fache Wassermenge 
vom Gewicht des Garnes berechnet mit 
5 g Tannin für je einen Liter. Bei Alt- 
rothgrund mit Tournantöl ist die Tannirung 
dagegen nicht erforderlich. Bei Anwendung 
von Sumach fällt die Nüanee etwas grün- 
licher aus, was besonders nach stattge- 
fundener Bleiche stärker hervortritt. Däs 
tannirte ausgeschleuderte Garn wird eine 
Stunde lang in Chromchloridlösung 12* Be. 
umgezogen und 12Stunden in die Flotte ein- 
gelegt. Bei Anwendung von Tournantöl wird 
wie üblich vorher ausgelaugt und gewaschen. 
Hierauf wird ausgeschleudert und direct, 
am besten in (Messendem Wasser, ge- 
waschen. Das gewaschene Garn ist nun 
zum Färben bereit. 

Zum Färben muss kalkfreies Wasser 
verwendet werden. Das Fflrbebad enthält 
für 100 kg Garn: 

15 kg Alizarinblau F Teig, 

28,5 Liter Essigsäure 8* Be., 

17 - Ammoniak 25*/», 

160 g Tannin, 

5 kg Alizarinblau SB Pulver, 

5 - Essigsäure 8* Be., 

150 g Tannin. 

>/ 4 Stunde kalt umziehen, dann im Laufe 
einer Stunde langsam zum Kochen er- 
wärmen und */, Stunde auf dem kochenden 
Bade umziehen. Schliesslich wird ge- 
waschen und geschleudert. 

Um eine grünere und dunklere Nüanee 
zu erzielen und die Echtheit zu erhöhen, 
soll es sich empfehlen, das gefärbte und 
gewaschene Garn zwei Stunden bei 1 bis 
IV» Atm. zu dämpfen. Hierauf wird 
während '/» Stunde kochend geseift, wozu 
mail je nach der Beschaffenheit des Wassers 
2 bis 5 g Seife im Liter verwendet. 

Zwei neue schwarze Dianiifarbstoffe bringt 
dieselbe Firma unter der Bezeichnung „Di- 
anilschwarz PR und PG“ zum Patent an- 
gemeldet in den Handel und iliustrirt sie in 


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6 


Rundschau. 


Fhrbwr-Zeitung. 
Jahrgang IMS. 


einer mit 12 Mustern ausgestatteton Karte. 
Diese beiden Marken empfehlen sieh zur Ver- 
wendung in der Baumwollfärberei und 
der Färberei anderer pflanzlicher Kasern 
als Directachwarz, als Entwicklungsschwarz 
durch Nachbehandlung der directen Kfir- 
bung mit Azophoiroth PN und als l'nter- 
grtuid für Anilinschwarz. Besonders als 
Directschwarz sollen die beiden neuen Pro- 
ducte gut geeignet und sehr wasch- und 
«asserecht sein. Als Entwicklungsschwarz 
erzielt man durch Nachbehandlung mit 
Azophorroth PN farbkrflftige Tiefschwarz 
von guter Wasch-, Koch- und Säureecht- 
heit. Kür jene Zwecke, bei denen ein 
blaueres Schwarz erwünscht ist, setzt man 
dem Azophorbade entweder Methylenblau 
zu oder man kann auch nachträglich nü- 
anciren. Die Lichtechtbeit wird noch er- 
höht, wenn man dem Azophorbade einen 
Zusatz von 3 bis 5% Kupfervitriol giebt, 
wobei dann die Neutralisation mit essig- 
saurem Natron unterbleibt. Als Unter- 
grund für Anilinschwarz sollen sich die 
beiden neuen Marken direct oder noch 
besser als Azophorrothentwickiung wegen 
ihrer guten Echtheitseigenschaften eignen. 
Das auf diese Weise hergestellte Schwarz hat 
nach Angalten der Firma gegenüber dem 
Kärbeamiinschwarz den Vortheil grösserer 
Reibechtheit, Weichheit, sowie UnvergrOn- 
liehkeit. Zum Schluss wird noch bemerkt, 
dass die beiden Producte auch für die 
Halbwoll- und HalbseidenfHrberei Ver- 
wendung finden können. 

Helle Nüancen färbt man auf 100 kg 
Baumwolle in möglichst kurzer Flotte, z. B. 
mit 1 kg 500 g Dianilschwarz PR, 5 kg 
Soda cale. in 1000 bis 1500 Liter Wasser 
eine Stunde kochend, spült und ent- 
wickelt in dem wie folgt beschriebenen 
Kntwicklungsbnde. (Beim Färben auf dem 
Jigger arbeitet man häufig mit sehr kurzen 
Färbeflotten. In diesem Falle verringert 
man die angegebene Sodamenge um die 

Hälfte.) 

Entwicklungsbad: 

Man löst in kaltem Wasser 800 g Azo- 
phorroth PN, geht kalt ein. behandelt darin 
V 4 Stunde, spült und seift mit 2 g Seife im 
Liter bei etwa 70’ C. 

Um dunklere, blaustichige Nüancen 
zu erhalten, nimmt man die doppelte Menge 
AzophorrothPN und setzt dem Entwicklungs- 
bad vor dem Eingehen, je nach der ge- 
wünschten Nüance, ’/i« bis '/,*/, Methylen- 
blau zu. Tiefschwarze Nüancen erreicht 
man durch Grundiren mit Dianilschwarz 
und T'ehersetzen mit einem schwachen 


Anilinfärbeschwarz. Der gefärbte Stoff 
wird in der mit Anilin, Säure- und Kupfer- 
vitriol versetzten Flotte •/* Stunde kalt 
umgezogen, wobei man die Bichromat- 
lösung in 3 bis 5 Portionen zugiebt: dann 
erwärmt man während ■/„ Stunde auf 55" C. 
und behandelt den Stoff noch eine weitere 
'/, Stunde bei dieser Temperatur. Hierauf 
« ird gewaschen, '/, Stunde kochend geseift 
(lg Seife im Liter), nochmals gewaschen und 
getrocknet. 

Aufsatzbad: 

2 kg 500 g Anilinöl, 

5 - Schwefelsäure tifi* Be. oder 

3 - 500 g Anilinsalz. 

2 - 350 - Schwefelsäure 00“ Be.. 

1 - 500 - Kupfervitriol, 

5 - f’hromkali, 

1500 bis 200(1 Liter Wasser. 

Dianilbraun Bl) zum Patent ange- 
meldet ist ein neuer directziehender Baum- 
wollfarbstoff. der von der gleichen Firma 
geliefert wird. Er soll gut löslich sein 
und wird mit Glaubersalz oder Knehsalz 
gefärbt. Das Product liefert ein Itlau- 
stiehiges Braun, welches in directer Färbung 
wasch- und säureecht ist. Durch Nach- 
behandlung mit Azophorroth PN erhält man 
neben Zunahme an Intensität ein wasch- und 
«alkechtes Dunkelbraun; die Lichtechtheit 
soll gut sein. Dianilbraun Bl> ist in Folge 
seiner leichten Löslichkeit und wegen der 
guten Wasch- und Säureechtheit schon in 
directer Färbung für sich oder aber in 
Mischung mit geeigneten Nüancirungsfarb- 
stoffen von pflanzlichen Materialien sowohl 
in losem Zustande, als auch für Garn und 
Stückwaare verwendbar. Die Nachbehand- 
lung mit Azophorroth PN ist überall da 
vorzunehmen, «o vollständige Wasch- und 
Walkechtheit erforderlich ist. Gefärbt wird 
im kochenden Bade unter Zusatz von 10 
bis 20% Glaubersalz oder Kochsalz, wie 
bereits erwähnt «Orden ist; die Flotten 
sind möglichst kurz — etwa 10 bis 20 fache 
Wassermenge bezogen auf Stoffgewicht 
zu halten. Die Bäder werden zweckmässig 
weiterbenutzt, da etwa 7# des angewen- 
deten Farbstoffes im Bade zurflckbleiht. 

Für die Nachbehandlung sind 1,5*,, 
Azophorroth PN und 0,75 % essigsaures 
Natron erforderlich. Man verwendet hierzu 
die 20 bis 30 fache Wassermenge und 
hanlirt je nach der Grösse der Partie '/ 4 
bis 7« Stunde in der kalten Flotte. 

..Auf der Faser erzeugte Misch- 
nüancen aus Alpha - Naphtylamin- 
bordeaux und Azophorschwarz" betrifft 
eine Musterkarte derselben Firma. Sie enthält 

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x 



Rundschau. 


Heft 1. 1 

1. Jan a« 1 899.J 


eine Reihp von Färbungen, welche von 
dem blaustichigen Naphtylamin bordeaux zu 
sehr dunklen und kräftigen Grnnatnßancen 
führt. Es gelingt auch leicht, weisse und 
bunte Reserven mil den Mischnüancen zu 
comhiniren. 

Vorschrift: 

Naphtolgrundirung: 

000 g /J-Naphtol, 

600 ccm Natronlauge 22" Be., 

1000 g Traganthwasser 60: 1000. 

10 Liter. 

Weissreserve: 

250 g ganze Starke, 

250 - kry stall. Zinnsalz Ia, 

50 - Weinsäure, 

| 650 - Leimlösung 1 : 2, 

I 100 - Kaolin. 

Gefärbt wurde z. B. mit 4750 ccm Diazo- 
naphtalinlösung, 250 ccm Azophorschwarz- 
lösung (500 g dieses Farbstoffes werden mit 
1 Liter Wasser gut verrieben, mit Wasser 
auf 5 Liter eingestellt und filtrirt), 500 ccm 
Traganthwasser 60 : 1000, 4500 ccm Wasser 
und 400 g essigsaurem Natron kryst. 

Leimlösung 1 : 2: 

Man lasst 366 g Tischlerleim in 500 ccm 
Wasser aufquellcn und mit Zusatz von 
167 ccm Essigsäure 8" Be. bis zur Lösung 
erwärmen. Der durch das Kochen erfolgte 
Gewichtsverlust wird mit verdünnter Essig- 
säure ersetzt. 

Diazonaphtalinlösung: 

192 g u-Naphtylaminsalz S (Pulver) 
werden angeteigt mit '/* Liter kaltem 
Wasser und 100 g Schwefelsäure 66" Bd. 
und 3 kg Eis, sodann bei 0" C. langsam 
260 ccm Nitritlösung (290 g im Liter) zu- 
gefügt; nach ’/ 4 ständigem Stehen wird 
filtrirt und mit Wasser auf 5 Liter einge- 
stellt. d 

Schlaepfer,Wrnner&Co., Fratte b. Salerno, 
Verfahren zum Weise- und Buntätzen von 
Faranitranitinroth und anderen auf der Faser 
entwickelten Azofarben. (D. R P. 98 796.) 

Das vorliegende Verfahren ist dadurch 
gekennzeichnet, dass die Farbstoffe mit 
einer alkalischen Lösung unter Zuhülfe- 
nahme von Glykose oder einer anderen 
Zuckerart vorzugsweise in Gegenwart von 
Glycerin reducirt werden. Das Verfahren 
ist folgendes: Der gebleichte, beispiels- 
weise für Roth mit (f-Naphtolnatrium int- 
prägnirte. getrocknete Stoff wird durch 
Diazoparanitranilin gezogen, gewaschen, 
eventuell geseift, getrocknet, ein- oder 
zweiseitig mit Glykose oder anderen Zucker- 


i 


arten imprägnirt, wieder getrocknet und 
dann bedruckt für Aetzweiss z. B. mit: 

800 bis 1000 g hellgebrannter Stärke, 

2 Liter Glycerin, 

1200 g Gummilösung 1:1, 

5300 ccm Natronlauge 50" Be., 

1 '/jLiterGlykose 30" Be. 

Nach dem Drucken und Trocknen wird 
kurze Zeit gedämpft, gesäuert, gut ge- 
waschen und geseift. Man kann auch 
beim Aetzen von Paranitranilinroth anstatt 
Glycerin Glykose und Natronlauge auf- 
druckon; in diesem Falle setzt man das 
Glycerin direct der Glykosemischung, mit 
welcher die Waare vor dem Druck impräg- 
nirt wird, zu. Bei Aufdruck stark zucker- 
haltiger Farben kann das vorherige Zuckern 
des Stoffes wegfallen. Durch gleichzeitigen 
Aufdiuck von Indigo, Bleioxydnatron, einem 
Gemisch beider und einem Dampfanilin- 
schwarz erhält man, wenn nach dem Seifen 
noch chromirt wird, direct ohne irgend 
welche Corrosion der Faser und in ganzer 
echter Weise: Weiss, Blau, Gelb, Grün 
und Schwarz, Nach diesem Verfahren soll 
man ein reines Weiss bei vollständiger 
Schonung der Faser erhalten. *• 

(Vgl. a. die gehr eingehende, durch Muster 
veranschaulichte Besprechung des Verfahrens 
in Lauber, Handbuch des Zeugdrucks, 

II. Band, S. 416 ff. sowie das Referat im 
vorigen Jahrg. S. 110 betr. das franz. Patent 
Nr. 267 205, welches dem deutschen im 
wesentlichen entspricht. /& ) 

C. H. Boehringer Sohn In Nieder-Ingdhtim 
> Rh., Verfahren zur Darstellung von Farb- 
stoff loaungen zur Bereitung von Zeugdruck- 
farben aus neutralen und basischen Theer- 
fsrbstoffen und Milchsäure. (D. R. P. 95 828.) 

Die Patentnehmer haben gefunden, dass 
die technische Milchsäure ein sehr gutes 
Lösungsvermögen für eine Reihe von Farb- 
stoffen von neutralem Character, d. i. Färb - 
stoffen ohne Süuregruppen, und für basische 
Farbstoffe besitzt, welches sich fast immer 
beim Drucken dieser Farbstoffe durch eine 
erhöhte Klarheit der Farben vortheilhaft 
bemerkbar mneht. Der Farbstoff wird in 
üblicher Weise auf der Waare fixirt; bei 
dem Dämpfen der bedruckten Stücke er- 
folgt jedoch, besonders bei satteren Drucken, 
infolge von Wasseraufnahme der vorher 
»ngetrockneten Milchsäure, eine Wieder- 
lösung von Farbstoff und daher ein schäd- 
liches Auslaufen der Farbe. Diesem Uebel- 
stand kann durch Zusatz von dissociirbareu 
essigsauren Salzen wie essigsaures Am- 
moniak, essigsaure Thonerde oder essig- 
saures Chrom zur Druckfarbe entgegen- 

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8 


Rundschau. 


Ftrb»r»Z«Uang. 
Jahrgang lH't9. 


getreten werden. Bei Anwendung von 
wasserunlöslichen Farbstoffen, z. B. »pril- 
löslichen Indulinen, welche durch die 
Milchsäure leicht in Lösung gebracht 
werden, kann die Fixiruug des Farbstoffes 
besonders im Wolldruck noch dadurch er- 
leichtert werden, dass der Druckmasse 
Oxydationsmittel, z. B. Kaliumbichroinat. 
zugesetzt werden. Die Anwendung der 
Milchsäure geschieht entweder, indem man 
in ihr durch Digeriren auf dem Wasserbade 
die entsprechenden Farbstoffe zu möglichst 
gesättigten Lösungen uuflöst und so die 
Farbstofflösungen zu teigförmigen Druck- 
farben macht oder indem man die Milchsäure 
bei Bereitung der Druckfarbe an Stelle der 
bisher verwendeten Lösungsmittel zusetzt. 

jr. 

Hlanket-Waschmaschinc. 

Waschmaschinen für Blankets oder für 
die Druckunterlagen der Rouleaumaschine 
sind in den letzten Jahren von verschiedenen 
Maschinenfabriken gebaut worden, was als 
Beweis gelten mag, dass sie einem Be- 
dürfnis der Druckereien entsprechen. Die 
jüngste ßlanket- Waschmaschine stammt 
von der Firma J. Strang in Kanisbottom 
und ist in Dver & Calico Printer 1898, 
S. 12, mit Wort und Bild beschrieben. Da 
sie ziemlich einfacher Construction ist, ge- 
nügt eine Besprechung ohne Allbildung. 
Der Apparat besteht aus einem Waschtrog 
von halbkreisförmigem Durchschnitt; in dem 
Trog befinden sich vier horizontal gelagerte 
Rundbürsten mit fünf zugehörigen Leit- 
walzehen; sie bilden zwei der Peripherie 
des Troges entsprechende Halbkreise (gegen 
innen die Wälzchen, gegen aussen die 
Bürsten) und sind sümmtlich so breit, wie der 
Waschtrog oder das Druckluch. Das vom 
Drucken, besondere an den Leisten stark 
beschmierte Nesseltuch geht breit gespannt 
und direct voirt Rouleau in den Wasch- 
trog und erhalt beim Eintritt aur der 
schmutzigen Seite nach seiner ganzen 
Breite einen kräftigen Wasserstrahl aus 
einem durchlochten Rohr, wodurch zunächst 
die Farbe auf dem Gewebe erweicht wird. 
Dann kommt das nasse Tuch mit einer 
Kautsehukrnkel in Berührung, damit die 
aufgeweichte Druckfarbe vom Stoff ab- 
gestrichen wird. Die Rakel ist von unten 
nach oben schräg gegen das Tuch gestellt 
und auf ihrer oberen Seite gekerbt, so 
dass die abgeschabte Druckfarbe in den 
Vertiefungen sich sammelt und vom Tuch 
weg in eine Kupferrinne rückwärts hin- 
unter und nach aussen ablauft. Von der 
Rakel gelangt das Tuch der Reihe nach 


zu den drei ersten rotirenden Bürsten und 
wird von den Leitwalzchen an die von der 
Mitte nach rechts und links spiralförmig 
angeordneten Borsten angedrückt. Die 
selbstthfttige Drehung der Bürsten erfolgt 
in entgegengesetzter Richtung zur Vorwärts- 
bewegung des Drucktuches, und die Reini- 
gungsarbeit der Bürsten wird wieder durch 
zugehörige Spritzrohre unterstützt. Dievierle 
und letzte Rundbürste, zu der das Blanket 
gelangt, bevor es über die Zugwalze an 
der Rückseite des Apparates geht, bat kein 
Spritzrohr neben sieh, denn sic soll einen 
Theil der Flüssigkeit aus dem Gewebe 
herausarbeiten, l'eber die Zugwalze hin- 
weg verlasst das Drucktuch den Apparat, 
um unter dem Boden des Troges hindurch 
direct der Trockenmaschine zugeführt zu 
werden. Besondere Erwähnung verdient 
die originelle Vorrichtung, durch welche 
das Drucktuch mehr oder weniger stark 
von den Leitwalzen an die Bürsten ge- 
drückt und in Spannung gehalten wird. 
Die Zapfenlager der zweiten und vierten 
Leitwalze können zu diesem Zweck durch 
Schrauben in der Richtung gegen die 
Bürsten verstellt werden. Die Köpfe der 
Schrauben schauen gegen die Mitte des 
Troges und tragen eine ironische Ver- 
zahnung, die, von Hand mittels eines von 
aussen getriebenen conischen Zahnrades 
in Drehung versetzt, die Schraubenspindel 
vor- oder rückwärts bewegt. n. 

Eigentümliche Erscheinung in einem Bäuchkeseel. 

R. J. Flintoff berichtet im Journ. Dyers 
und Colourists 1898. S. 124, von scheiben- 
förmigen Gebilden, die sich im unteren 
Theil eines Biiuchkessels nusgeschieden 
haben. Es wird im Kessel ohne Druck 
gekocht und ist in der Fabrikation gegen 
früher nichts geändert worden, mit Aus- 
nahme, dass die Bauinwollstücke vor der 
Kalkabkochung nicht mehr gewaschen 
werden. Seit dieser Aenderung hat man 
unter dem falschen Boden des Kochkessels 
das Auftreten von milden, mitunter auch 
ovalen Scheiben von 5 Zoll Durchmesser 
und 3 Zoll Dicke beobachtet. Sie bestehen 
in der Hauptsache aus Calcium- und Mag- 
nesium-Carbonat und Sulfat, sind von einer 
unlöslichen Seife durchsetzt, enthalten auch 
etwas Eisenoxyd und färbende Substanz, und 
zeigen eine glatte Breitseite, dagegen eine 
rauhe, mehr oder weniger sandige Schmal- 
seite. Flintoff ist der Ansicht, dass die 
Schlichte der vor der Kalkabkochung nicht 
gewaschenen Stücke zusammen mit deinKalk 
diese kleinen Mühlstein chen oder Käs’chen 
gebildet bat, die ihre Form der kreisenden 


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Rundschau. 


9 


Hsft 1. 1 

l. Januar 


Bewegung der Bäuchflüssigkeit unterhalb 
des falschen Bodens verdanken. *•;. 

ActlengesfllschaftfürAntlinfabttkation 
in Berlin, Neues Verfahren zum Färben mit 
substantiven BaumwollfartntofTen. (Kranz. Kat. 
N... 270 28S.) 

Das allgemein übliche Vorfahren zum 
Färben der Baumwolle mit substantiven 
Farbstoffen besteht bekanntlich darin, dass 
die zu färbende Wanre auf dem Jigger 
mit einer heissen Lösung des betreffenden 
Farbstoffes bei gleichzeitiger Gegenwart 
eines Salzes, wie Soda. Borax, Nalrium- 
phosphat u. s. w., behandelt wird. 

Das vorliegende neue Verführen nun 
beruht auf der Imprägnation der zu färben- 
den Faser mit einer ätzalkalischen Lösung 
des substantiven Farbstoffes bei gewöhn- 
licher Temperatur. Auch bei dieser Tem- 
peratur werden die Farbstoffe, sofern ihre 
Einwirkung auf die Faser genügend lange 
Zeit vor sich gehen kann, auf Baumwolle 
gut flxirt, und es genügt ein einfacher 
Waschproces», um den l’eberschuss an Alkali 
von der Faser herunter zu waschen, ohne 
den Farbstoff mit fortzuspülen. 

Die Vortheile dieses Verfahrens sind 
folgende: Vor allen Dingen spart man 

Dampf, da die Operation des Färbens bei 
gewöhnlicher Temperatur vorgenommen 
wird. Sodann ist die Färbung bei me- 
chanischer und eontinuirlicher Umziehung 
in kürzerer Zeit beendet als hei Befolgung 
des alten Verfahrens. Ferner ist der Ver- 
lust an Farbstoff weniger gross als nach 
dem gewöhnlichen Verfahren, da die Farb- 
stoffe vollständiger flxirt werden und auch 
die Bäder sich besser erschöpfen lassen. 
Ein anderer Vortheil der neuen Fürbe- 
inethode besteht darin, dass die bei unge- 
nügender Reinigung des zu färbenden Ma- 
teriales sonst leicht auftretenden Flecken 
hier weniger zur Geltung kommen. Endlich 
kann man auch die Operation des Färbens 
direct mit der des Kupferne verbinden, in- 
dem man dem Färbelmde eine alkalische 
Lösung eines Kupfersalzes zusetzt. 

Beispiel: Das Bad wird mit 10g Chicago- 
blau fiB und 100 g Natronlauge von J'J 0 Be. 
für je einen Liter Flüssigkeit angegetzt: in 
diesem Bade wird die Baumwolle foulardirt. 
.Man rollt sie hierauf auf und lässt sie 
etwa 1 Stunde im feuchten, noch von der 
Färbeflfissigkeit durchdrungenen Zustande 
liegen. Zuin Schlüsse wäscht man sorg- 
fältig und trocknet. 

Heim Färben des Garnes wird dasselbe 
gleichfalls gründlich mit der alkalischen 


Färbeflüssigkeit durchtränkt, hierauf aus- 
geschleudert, etwa 1 Stunde im feuchten Zu- 
stande Hegen gelassen, gewaschen und ge- 
trocknet. 

Das beschriebene Verfahren kann auf 
alle substantiven Farbstoffe ausgedehnt 
werden, nur ist dabei zu berücksichtigen, 
dass das Maximum der Farbintensität 
abhängt von der Löslichkeit der Farbstoffe 
in alkalischen Bädern. Natürlich lassen 
sich die erhaltenen Färbungen auch auf 
der Faser diazoliren und entwickeln bezw. 
mit diazotirlem p-Nitranilin auf der Faser 
kuppeln. * 

Badische Anilin und Sodafabrik in Lud- 
wigshafen a. Rh., Verfahren zur Darstellung 
von Indigo-Färbe- und Druckartikeln. ( Kran - 
ziisisches Patent 278376.1 

Der indigodruck nach einem einfachen 
und sicheren Verfahren ist ein Problem, 
das bis zum heutigen Tage noch keine 
befriedigende Lösung gefunden hat. Eine 
Reihe von Vorschriften sind im Laufe der 
Zeit bekannt geworden, aber auch das zur 
Zeit am meisten verbreitete Verfahren 
leidet noch an vielen Fehlern, sodass man 
stets nur hei Innehaltung ganz bestimmter 
Bedingungen und hoi Benutzung ganz 
bestimmter Apparate zufriedenstellende Re- 
sultate erhält. 

Die älteren Verfahren des Indigodrucks 
basiren alle auf der Reduction des Indigos 
bei Gegenwart von Alkali mit Hülfe von 
Zink, Eisensalzen und Hydrosulfit und Auf- 
druck des erhaltenen Indigowrisses auf 
das Gewebe. Bei dem modernsten Druck- 
verfahren dient die Glucose als Reductions- 
mitlol (Sehlieper und Bnunt'sches Verfahren), 
indem inan den Indigo auf ein mit Glucose 
prüparirtos Gewebe druckt und dämpft. 
Aber gerade dieses Verfahren verlangt be- 
sondere Vorsichlsmaassregeln, besonders bei 
der Operation des Dämpfens. Das letztere 
geschieht in einem Dampfslrome und es 
darf nur sehr kurze Zeit währen. Dieser 
Umstand macht naturgemäss die Verwendung 
des Indigos gleichzeitig mit Alizarill- und 
Tanninfarben zur Unmöglichkeit. 

Es ist bisher noch nicht gelungen, brauch- 
bare Indigofärbiingeu durch Dämpfen der 
auf dem Wege des Druckes oder der Im 
prügnation mit Indigoblau versehenen Ge- 
webe — analog den gewöhnlichen Dampf- 
farlicn zu erzielen. Eine Reduction des 
Indigohluua zu Indigowciss musste der 
Fixation des Indigos stets vorausgehen. 

Nach dem vorliegenden Verfahren nun 
gelingt es thatsüchlich ohne Reduotions- 
mittel heim Drucken des Indigos arbeiten 


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10 


zu können; man druckt den Indigo unter 
Zusatz von Natronlauge oder Kalilauge, 
und dampft längere Zeit, Nach dem Dampfen 
ist auch in diesem Falle sammtliches Indigo- 
blau verschwunden, es ist zu Indigoweiss 
reducirt worden; die Farbe der Drucke ist 
gelb, beim Waschen der Waare an der Luft 
entwickelt sich auch hier das Indigoblau. 

Vor dem Schlieper und IJaum 'sehen 
Verfahren also hat diese Methode des 
Indigodrucks den Vortheil, dass die Prä- 
paration des (lewebes mit Glucose unnölhig 
ist und dass ferner neben Indigo auch 
Tannin- und Alizarin-FarbstofTe gedruckt 
werden können. Nach dem vorliegenden 
Verfahren soll es ausserdem gelingen, mit 
der gleichen Quantität Indigo tiefere 
Färbungen zu erzielen als nach dem 
üblichen Verfahren. 

Als Verdickungsmittel werden empfohlen; 
ßummiarahieum. Dextrin, Gummi-Traganlh 
und Starke. 

Helspiel : 1700g Wasser, KiOOg dunkel 
gebrannte Starke werden zu einer Ver- 
dickung ungerührt und mit 5000 g Natron- 
lauge 45* He. versetzt. Diese Masse 
erhitzt man >/< Stunde auf 70 # C\ und drückt 
sie hierauf durch ein feines Sieb. Zu 
8500 g dieser Verdickung setzt man 
200bis 1 500 g einer 20"/« Indigopaste. Nach- 
dem man dieses Gemisch einige Minuten auf 
40 bis 45" C. erhitzt hat (um der Masse die er- 
forderliche Dünnflüssigkeit zu verleihen) wird 
es durch Zusatz von Wasser auf 10 kg ein- 
gestellt. Die mit dieser Druckfarbe be- 
druckten Artikel werden wahrend einer 
Zeitdauer von etwa 2 Stunden hei (10 " l'. 
getrocknet und I Stunde bei einem Drucke 
von etwa 'j t Alm. gedampft. Zum Schluss 
wird gewaschen. n 

Irichromatin. 

Unter dieser l’eberschrift berichtet Leon 
Lefevre in der , Kev. gener. mat. col. u 
über ein Verfuhren der Firma A. Koudiilon 
& Cie. in l’aris, nach welchem es gelingt, 
ohne Anwendung von wirklichen Farb- 
stoffen gleichwohl Farbeneffecte zu erzielen, 
indem die sogenannten Interferenzfarben 
auf Papier und sonstigen Unterlagen fest- 
gehalten werden. In der Einleitung be- 
schäftigt sich der Verfasser damit, den 
physikalischen Unterschied zwischen Farb- 
stoffen, Pigmentfarben und Interferenzfarben 
darzulegen. Wahrend die ersteren durch 
theilweise Absorption des weissen Lichtes 
zu Stunde kommen, handelt es sich bei 
den letzteren um die Zurückwerfung der 
Lichtstrahlen an der vorderen und hinteren 
Fläche sehr dünner Häutchen, wobei Inter- 


[ F&rber-Zeitwts. 

Jahrgang 

ferenzen der Lichtwellen und dadurch far- 
bige Effecte, die sogenannten Interferenz- 
farben. auftreten. Die Erfindung, diese Art 
Farhen auf beliebigen Gegenständen zu 
fixiren, rührt von Charles Henry, dem Di- 
rector des physiologischen Laboratoriums 
der Sorbonne, her. Die Erscheinung selbst 
ist allgemein bekannt und lässt sich z H. 
stets beobachten, wenn Tropfen von flüch- 
tigen Pflanzen- oder Mineralölen in Wasser 
fallen , wobei das Oel sich in iiusserst 
dünner Schicht auf dem Wasser ausbreitet. 
Die Ursache dieser Vertheilung ist die Ver- 
schiedenheit der Oberflächenspannung von 
Wasser und Oel, die sich beide nicht mit 
einander mischen ; die Dicke der auf solche 
Weise bergestellten Häutchen schwankt von 
’/saunn bis n,m - Eie lassen sich leicht 

mit Hülfe der flüchtigen Oele hersteilen; 
da diese jedoch einerseits rasch verdampfen 
und andererseits von Unterlagen, wie Papier 
und dergl., einfach aufgesaugt werden, wo- 
durch die Farbenerscheinungen verschwin- 
den, kam es darauf an, diesen Häutchen 
eine grössere Beständigkeit zu geben; dies 
ist dem Erfinder dadurch gedungen, dass 
er den flüchtigen Oelen gewisse Harze zu- 
setzt, welche an der Luft unter dem Ein 
floss des Lichtes erhärten und dabei theil- 
weise unlöslich werden, sodass sie sich in 
Form der irisirenden Häutchen auf passen- 
den Unterlagen fixiren lassen. Als bestes 
Lösungsmittel für die Hurze hat sich Benzin 
erwiesen; von ersteren kommen zur An- 
wendung Asphalt, Damarharz und Kolo- 
phonium; diese Lösungen heissen ,,lri- 
chromalin“. 

Die Ausführung des Verfahrens ge- 
staltet sich wie folgt; Auf die Oberfläche 
des in einem Zinkbehälter beliebiger Grösse 
befindlichen Wassers träufelt man Tropfen 
der Harzlösung und fängt dann die durch 
Ausbreiten dieser Tropfen entstandenen, 
farbigen Häutchen dadurch auf, dass man 
das Wasser aus Hähnen langsam abfliessen 
lässt, bis sich die Häutchen auf der vorher 
auf den Boden des Behälters gelegten 
Unterlage ablagern. Es empfiehlt sich, bei 
vollem Tageslicht zu arbeiten. Die Unter- 
lage kann aus Papier, Glas, Holz. Pappe, 
Faser, Sämischleder. Metall. Häuten oder 
passend appretirten TextilstofTen bestehen, 
die in geeigneter Weise wasserdicht ge- 
macht sind. Man kann das Absetzen der 
Interferenzfarben auch auf folgendem Wege 
erreichen; Nahe dem Hoden des Behälters 
wickelt inan die bandförmig gestaltete 
Unterlage auf eine Walze, füllt den Be- 
hälter mit Wasser und giesst die Harz- 
lösung im Ueberschuss auf das Wasser. 


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Holt l. 1 
l. Jmor iw». J 


Verschiedene Mitteilungen. 


Nun wickelt man die Unterlage von der 
Walze ab, und dabei bedeckt sie sich in 
dem Angenblick, wo sie aus der Ober- 
fläche des Wa sers auftaucht, mit einem 
farbigen Häutchen. Man kann dem far- 
bigen Häutchen das verschiedenste Aus- 
sehen geben: heim senkrechten Auffallen 
der Tropfen bilden sich Newton 'sehe Farben- 
ringe, anders werden die Muster, wenn die 
Tropfen in einem Winkel geschleudert 
werden oder gleichzeitig neben einander 
einfallen. Hin mit der Mischung getrflnkter 
Seidenfaden giebt bei der Berührung mit 
Wasser sehr verwickelte Figuren. Durch 
theilweises Abdecken der Unterlagen mit 
Schablonen lassen sich die mannigfachsten 
Muster bilden, ebenso durch Einwirkung 
von Schallwellen auf die Wasseroberfläche. 
Endlich kann man das farbige Papier auch 
durch Einpreseen von Verzierungen mustern. 

(Rttut generali und Ihnhcht PaUmtoch hft Ku. 00 96t J Hg. 


Verschiedene Mittheilungen. 

R. Gloria, Betrachtungen über den Aussenhandel 
Frankreichs im ersten Halbjahr 1898. 

Als Mitglied des statistischen Comites 
der Soc. indust. de Rouen hatte Oloria 
der Gesellschaft über die handelspolitische 
Lage Frankreichs im ersten Halbjahr 1898 
zu berichten. Der im September 1898 er- 
stattete Bericht fand Aufnahme in dem 
vor Kurzem herausgegebenen Heft des 
Bulletins der Gesellschaft |S. 495) und 
giebt ein möglichst düsteres Bild von der 
handelspolitischen Lage Frankreichs, lässt 
aber auch erkennen, dass Gloria ein Hoch- 
schutzzöllner ist, wie er im Buche steht. 
Doch gehen wir sogleich in medias res. 
Frankreich hat im genannten Zeitraum 1898 
für 2 284 956 000 Francs Waaren einge- 
rührt gegenüber I 930 716 000 Francs im 
ersten Halbjahr 1897. Der Mehrwerth der 
Einfuhr im ersten Halbjahr 1898, verglichen 
mit demselben Zeitraum des Jahres 1897, 
betrügt also 354 240 000 Francs, von denen 
infolge der schwachen Ende Frankreichs 
i. J. 1897 allein 322 Millionen auf die 
Einfuhr von Getreide entfallen. Gloria 
folgert daraus, dass der alleinige Einfuhr- 
zoll von 7 Francs auf 1 Doppelcentner 
Getreide für den Schutz und die Er- 
munterung der französischen Landwirt- 
schaft nicht ausreicht, sondern dass er 
noch durch den Bimetallismus unterstützt 
werden muss. Doppelwährung ist der 
Stein der Weisen, das Lebenselixir. von 
dem die Agrarier aller Länder die Ge- 


ll 


sundung der Landwirtschaft erhoffen. 
Da ihre Ideen überall denselben eireulus 
vitiosus beschreiben, so brauchen wir auT 
Glorias Apologie des Bimetallismus nicht 
näher einzugehen, sondern können sofort 
zu unseren Zahlen zurückkehren. Nach 
Abzug der Getreideeinfuhr im Betrag von 
322 Millionen Francs bleibt noch ein Mehr 
der Einfuhr des ersten Semesters 1898 
(gegenüber 1897) im Werth von 32 Millionen 
Francs, von denen wieder 21 Millionen auf 
den Weiniuiport entfallen. Der Rest von 
11 Millionen Francs betriff! aber nicht 
etwa eine Mehreinruhr der von der In- 
dustrie benötigten Rohstoffe, vielmehr ist 
der Posten der RohstofTzölle mit einer um 
25 Millionen kleineren Summe als im Vor- 
jahr gebucht. Von Rohbaumwolle allein 
ist wn 9 Millionen Francs weniger als 
i. J. 1897 eingeführt worden. Bevor wir 
zum Export übergehen, möchten wir uns 
nur die beschriebene Frage erlauben, ob 
jene Weine im Werth von 21 Millionen 
Francs, worunter auch der berühmte Grüne- 
berger sich befindet, beträchtlich in Frank- 
reich eonsumirt werden. Nicht umsonst 
soll es heissen : in vino veritas. Die 
Wahrheit aber ist, dass die eingeführten 
Weine entweder für die Uhampagner- 
fabrikution oder für die besseren Sorten 
zum Verschneiden der für den Export be- 
stimmten Bordeauxweine u. s. w. verwendet 
werden. Sie sind deshalb für die Rubrik 
der eingeführten Rohstoff»* in Anspruch zu 
nehmen und lassen auf eine starke Wein- 
ausfuhr Frankreichs sehliessen. A bissele 
Lieb und a bissele Falschheil ist hall all- 
weil dabei, wenn der Statistiker daran 
geht, seine wachsweichen Zahlen zu kneten: 
zu formen und zu gruppiren. 

Die Ausfuhr Frankreichs im ersten 
Halbjahr 1898 hatte einen W»*r1h von 
1 688 429 000 Francs gegen 1 806 436 OOO 
Francs in denselben 6 Monaten des 
Jahres |S<)7, war also gegen letztere um 
118 007 (XX) Francs schwächer. Der Aus- 
fall in der Ausfuhr betrifft fast aus- 
schlii-sslich Industrieerzeugnisse, z. B. Woll- 
gewebe mit einer Abnahme um 44, Seiden- 
gewebe mit einer solchen um 9 und Baum- 
wollgewebe mit einer Abnahme der Aus- 
fuhr um 3 Millionen Francs. Hier vergisst 
Gloria heizurOgcn, dass auch die Webewaari>n- 
ausfuhr anderer Industrieländer in ent- 
sprechendem Verhältnis« abgenomraen hat. 
Für die Pariser Specialitäten führt er einen 
Ausfall von 4 V, Million Francs, für Putz- 
artikel und Blumen einen solchen ,von 
5 Millionen Francs auf und bemerkt, dass 
auch die Ausfuhr von Bfirs1i*n, Regen- 



V 


12 V„.chl.d.n. 

schirmen, Uhren und anderen Artikeln he- hilft sie, wenn sie sich nicht auch auf den 
deutend schwacher gewesen sei. Und nun Handel ausdehnt ! Da alle Franzosen in 
entpuppt sich Gloria als fanatischer Pro- der Geographie mehr oder weniger schwach 
tectionist. Nordamerika, sagt er, hat mit sind, so ist es vielleicht angebracht, sie 
seinem Hochschutzzoll, mit der Dingloy- daran zu erinnern, dass nicht Frankreich, 

Bill beneidenswerthe Erfolge errungen, sondern Deutschland unmittelbar an Russ- 
Er hat im Rechnungsjahr 1897 98 eine land grenzt und dass vermuthlich aus 
Ausfuhr im Werth von 1 281 31 1 000 Dollars diesem Grunde derdeutsch-russische Handels- 
zu verzeichnen gegen 1 050 993 000 i. J. verkehr grosser als der französisch-russische 
1896/97 und gegen 540 384 000 Dollar ist und bleiben wird. Gloria schliesst 

i. J. 1875/76. Der Zunahme des nord- seinen weinerlichen Bericht mit der Auf- 

amerikanischen Exports i. J. 1897/98 um forderung, treu zum protectionistischen 
118 Millionen Dollars gegen das Jahr System zu halten und im Welthandel den 
1896 97 entspricht eine Abnahme desWerths Standpunkt der splendit isolatiun einzu- 
der Einfuhr von 764 730 000 Dollars i. J. nehmen, der allein zu einer günstigen 
1896 97 auf 616 053 000 Dollar, i. J. Handelsbilanz Frankreichs führen könne. 

1897/98 also um 148 Millionen Dollars. Wir erlauben uns anderer Ansicht zu sein. 

Zur Illustration dieser Zahlen mag unser- Freihandel ist ein Unding wie das absolute 
seits die Bemerkung dienen, dass die Prohibitivsystem; der rechte Weg liegt in 
Hauptmasse der uordamerikanischen Aus- der Mitte. Man schütze die einzelnen 
fuhr aus Cerealien, Baumwolle, Lebens- Zweige der Industrie, so weit sie einen 
mittein aller Art und Petroleum besteht Schutz brauchen und auch verwerthen 

und dass die Ernte 1897/98 in den Ver- können, vergesse aber beim Zumaass der 

einigten Staaten ausnahmsweise reich aus- Einfuhrzölle nicht die schuldige Rücksicht 
gefallen ist. Und was den Ausgleich auf das Interesse der Gesammtheit der 
zwischen 1875/76 und 1897/98 betrifft, so Industrie, von deren allgemeinem Wohl- 
wird jeder Statistiker zugeben, dass seit befinden das Gedeihen der einzelnen Zweige 
den 70er Jahren auch die Ausfuhr aller und Betriebe so gut wie von den Special- 
anderen Länder, eingeschlossen Frankreich, Zöllen alihtlngt. 
gewaltig zugenouimen hat. Gloria bedauert 

Frankreich wegen des Stosses, den sein Rouen's Baumwollindustrie. 

Handel durch den von ihm bewunderten His zum Jahre 1896 konnte man seit 
Dingleytarif erlitten hat. Solamen miseris dein französischen Zolltarif 1892 seine 
soeios haliuisse malorum. Auch uns und Freude an den Geschltftsberichten der 
andere Völker hat der Stoss getroffen und Rouener Baumwollindustrie haben; denn oh 
schwer verwundet. Uebrigens hat der es sich nun ums Ausland oder das Heimath- 
Hochschutzzoll bisher Nordamerika noch land handelt, immer wird der Industrie- 
wenig Segen gebracht. Vor und nach roporter lieber von einem gesunden, 

dem glorreichen Zuckerkrieg hat es an als kranken Geschäft berichten. Mochte 
chronischer Geschnftsstockuiig gelitten und man sonst von allen Seiten Klagen über 
erst seit einem Monat scheint eine Besserung die Lage der Baumwollindustrie hören, so 
eingetroten zu sein, die auch die Industrie konnte man in den Baumwollspinnereien 
der alten Welt in günstiger Weise beein- und -Webereien Rouen's nicht genug ar- 
tlussen wird. beiten, bis im Jahn 1 1896 ein dauernder 

Des Weiteren ergeht sich Gloria in Rückschlag eintrat und Rouen's Klagen 
Klagen über Englands und Deutschlands nicht mehr verstummten, auch wenn auf 
Conctirren* und über die dem Frankfurter dem übrigen Uontinent der Geschäftsgang 
Frieden angehtlngte MeisthcgQnstigungs- der Baumwollindustrie zum mindesten als 
elansel. Am besten wäre es natürlich, befriedigend bezeichnet werden konnte, 
wenn nur in Frankreich fabricirt würde. Verschiedene Ursachen haben sieh gegen 
Sehr unzufrieden ist er auch mit Russland, Rouen verschworen, die Unruhen in Oran, 
dem verschämten Alliirten Frankreichs, die Verarmung Algeriens, die Unsicherheit 
der im Jahre 1896 von Frankreich nur für wegen Erneuerung des Privilegiums der 
25 Millionen (Rubel oder Francs?), dagegen Bank von Algier und das gänzliche Aus- 
von Deutschland für 500 Millionen Waaren bleiben von Au ft rügen aus Tongking. wo 
gekauft und dabei sich kein Gewissen das Sinken des Wechselkurses und die ost- 
daraus gemacht habe, an Frankreich für indische Concurrenz dem Absatz der Rouener 
178 Millionen Waaren zu verkaufen. Die Baumwollwaren entgegenarbeiteten. Zu- 
Pranzosen, sagte er, wissen die Freund- gleich war aber auch der französische 
schaft der Russen zu schätzen ; aber was Markt mit einheimischen Erzeugnissen über- 

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H*ft |. 1 

1. Januar iv'i | 


Verschieden« Mittheilungen. 


13 


sättigt uml dazu hat der protektionistische 
Zolltarif sein gutes Theil lieigelragen. Er 
hat «war seinen Zweck, der französischen 
Waare ilen heimischen Markt zu sichern, 
erfüllt, aher zugleich auch die Bmimwoll- 
imlusl liellenFrnnkmchsallzu sicher gemacht, 
zu unverhflltnissmässig grossen Betriebs- 
vennehrungen und -Erweiterungen veranlasst, 
die inländische Coucnrrenz vervielfacht und 
die Preise int Bande heruntergedrückt — 
eine schätzbare aber wahrscheinlich frucht- 
lose Warnung für fanatische Hochschulz- 
zöllner aller Länder. ' Dazu kam der gänz- 
liche .Mangel an jeder Organisation unter 
den französischen Bauniwollindustriellen. die 
blindlings darauflos arbeiteten, unbekümmert 
darum, ob der Markt Frankreichs auch im 
Stande wäre, die massenhaft ihm zugerührten 
Waaren zu verdauen. Als dann im Sep- 
tember 1897 wegen des Preisfalles der 
Baumwolle die Noth uufs Höchste gestiegen 
war, nicht blos in Frankreich, sondern vor- 
übergehend auch in Deutschland, da fanden 
sich zw ar die deutschen Weber zu einer, den 
schon alteren Spinnereivereinigungen ähn- 
lichen, Organisation zusammen, die Ronener 
Weber aber und Spinner, die im Verein 
mit der übrigen Baumwollindustrie Frank- 
reichs ebenfalls der Veberproduktion zu 
steuern gedachten, fanden kein Gehör init 
ihren Vorschlägen gemeinsamer Betriebs- 
einschrlinkung. Es ist beim Allen geblieben 
und deshalb keine Aussicht auf baldige 
Besserung vorhanden. 

Was insbesondere die Rouener Druckerei 
betrifft, so ist das Geschick der Veredlungs- 
industrie der ßaumwollhrauche mit dem 
Wohl und Wehe der Spinnerei und Weberei 
in natürlicher Weise verknüpft. Doch hat 
das Zusammenwirken der politischen und 
zollpolitischen Verhältnisse in Rouen eine 
eigenartige Situation geschaffen. Vor dein 
Jahre 1870 befasste sich Kouen’s Druckerei- 
industrie mit derausschliesslichen Fabrikation 
von Spccialitälen und gewöhnlichen Stapel- 
artikeln für den Markt Frankreichs und 
noch mehr seiner Colonien. Der Handdruck 
herrschte vor, die Fabriken waren klein 
und verfügten über gar keine oder nur 
über 1 bis 2 Rouleauxdruckmaschinen und 
Perrotinen; an ein Concurriren mit dem 
Eisass dachte Niemand im Rouener Distrikt. 
Nach dem Jahre 1871 wurde in Frank- 
reich der Rouener Bezirk allseitig als 
der natürliche Erbe der Elsässer Druck- 
Industrie betrachtet. Er beeilte sich 
jedoch nicht sonderlich, diese Erbschaft 
anzutreten, blieb bei seinen angestammten 
Artikeln und überliess es Frankreich, 
die couranten Artikel und insbesondere 


die Modesachen zu beziehen, von wem es 
wollte. Um so lauter rief man in Rouen 
nach hohen Schutzzöllen für bedruckte 
Kattune, um vor Allem die englische Con- 
currenz aus den französischen Colonien zu 
vertreiben. Die Prohibitivzölle kamen, 
konnten jedoch die Rouener Druckereien 
nicht dazu veranlassen, über Hals und Kopf 
sicli in gewagte Yergrösserungen und 
Neuerungen zu stürzen. Mit der Zeit jedoch 
fand man sich in das Unvermeidliche und 
richtete man sich, als Irotz der hohen Ein- 
gangszölle dasGeschäft milden französischen 
Colonien nachliess, für neue Artikel und 
eine Fabrikation in grösserem Stiele ein. 
Einer Statistik der Merc. Scientif. 1898. 
S. 43, ist zu entnehmen, dass der Rouener 
Distrikt heute 14 Druekfubriken zählt mit 
einer Jahreserzeugung von 1 725 000 Stück 
ä 50 m, die den verschiedensten Artikeln, 
dem einheimischen und colonialen Markte 
angehören. Es werden Hemden-. Kleider- 
und Möbelstoffe, Piious, Taschentücher, 
Lendenschürzen und weissblaue Guinea- 
zeuge für die Colonien u. b. w. erzeugt, 
auch wollene Flanelle und sogar eine 
Kleinigkeit Seidenstoffe bedruckt. *•,. 

Freisaufgaben der Schweizerischen Gesellschaft 
für chemische Industrie. 

Die genannte Gesellschaft stellt eine 
I’reisaufgabe über eine Arbeit, die der 
Entwicklung der Elektrochemie in der 
Schweiz von Nutzen sein soll und über- 
lässt die freie Wahl des Themas dem Be- 
werber. Sie hat beschlossen, für die Be- 
antwortung dieser Preisfrage eint" Gesamml- 
sunimc von Fr. 2000, — zur Verwendung 
für einen oder mehrere Preise auszusetzen. 

Die Bewerber sind verpflichtet, vor An- 
griffnahme ihrer Arbeit, sich mit dem Preis- 
gerichte zu verständigen, zwecks gemein- 
samer Vereinbarung des Arbeitsprogrammes, 
Allfällige Bewerber haben sich bis 1. Mai 
1899 zu melden. 

Eine zweite Preisaufgabe betrifft die 
Construction eines Dampfmessers. 
Zur Bewerbung zugelassen werden nur 
experimentell gründlich erprobte Vorrich- 
tungen. über deren Wirksamkeit und 
Fehlergrenzen sich das Preisgericht durch 
vorzunehmende Versuche selbst ein Urtheil 
verschaffen kann. — Für die Beantwortung 
dieser Frage ist ein Gesammtsumme von 
Fr. 1500, zur Verwendung für einen 
oder mehrere Preise ausgesetzt. 

Der Eingabetermin ist auf 1. Mai 1900 
festgesetzt, eine eventuelle Verlängerung 
desselben kann, wenn die Umstände es er- 
fordern, gewährt werden. 


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14 


Facb-Mt*ratur. — Patant-Liata. 


rParb«rZ*Htiog. 
I Jahrgang HW». 


Die Bewerbung für die beiden 1‘reis- 
frageii steht jedem Schweizer oder Aus- 
länder zu und können die SrhriFten deutsch 
oder französisch allgefasst sein. 

Dieselben sind big zum 1. Mai 1900 
an den Päsidenten der Gesellschaft Herrn 
Dr. Henry Schaeppi in Mitlödi einzusenden, 
versehen mit einem Wahlspruch und be- 
gleitet von einein verschlossenen mit dem- 
selben Wahlspruch bezeichneten Couvert, 
w elches den Namen und die genaue Adresse 
des Verfassers enthält. Sollten nach Be- 
finden der Preisrichter die besten der er- 
laufenden Lösungen immer noch nicht ganz 
genügend erscheinen, so können dafür ein 
oder mehrere Nahepreise von geringerem 
Betrage zugebilligt werden. 

Die einlaufenden Lösungen bleiben das 
Eigen! hum ihrer Verfasser und können von 
diesen in beliebiger Weise verwerthet 
«erden; die Gesellschaft behält sich bloss 
das Hecht vor. die preisgekrönten Arbeiten 
ihren Mitgliedern durch Druck oder in 
sonst geeignet erscheinender Weise zur 
Kenntniss zu bringen. 

(Au'tug uum tiundtchrtibtn Jtr {ftitamiUn CntHu-kaft.] 


Fach-Literatur. 

(Ausführlichere Besprechung einzelner Werke 
bleibt vorbchalton.) 

Chemiker - Kalender 1 B 99 . Ein HUlfsbuch für 
Chemiker, Physiker, Mineralogen, Industrielle, 
Pharinaceuten, Hüttenmttnner u. s. w Von 
l)r. Rudolf Biedermann. Berlin. Verlag 
von Juliua Springer. 

Die Thalsache, dass dieser Kalender 
nunmehr seinen 20. Jahrgang angetreten 
hat, ist ein Beweis dafür, dass er sich bis- 
her bewährt und zahlreiche Freunde er- 
worben hat; der neue Jahrgang wird hierin j 
seinen Vorgängern gewiss nicht nachstehen. 

Die sehr umfangreiche Tabelle, welche 
im vorigen Jahre der Mineralogie gewidmet 
war, ist aus dem I. Theil in die Beilage ver- 
setzt worden; der dadurch frei gewordene 
Kaum ist fast ausschliesslich der organischen 
Chemie zu Gute gekommen. Die Beilage 
zum Kniender hat dadurch dieses Jahr um 
22 Seiten zugenommen; es wird künftig 
einer weisen Beschränkung bedürfen, wenn 
die Beilage nicht zum kleinen „Beilstein- 
auswachsen soll. In der Tabelle auf S. 328 
haben wir neben einem unschädlichen [ 
Druckfehler zwei Ungenauigkeiteu entdeckt; I 
vgl. damit „ Arbeiten uus dem Kaiser). Gesund- I 
heitsamte", ö (1892), S. 214 u. S. 228. Wir j 
meinen ferner, dass es einer billigen Bück- I 


sichtnahme auf die von Jahr zu Jahr treu 
bleibenden Abnehmer des Kalenders ent- 
sprechen würde, wenn in Zukunft in einem 
Vorwort zu jedem neuen Jahrgang des 
Kalenders die betreffenden wesentlichen 
Neuerungen auTgezählt werden würden. 

am. 


Patent • Liste. 

Aufgeatellt von der Redaction der 
„ Pftrbc r-Z eit ung * . 

Paten t- Anmeldungen. 

Kl 8 . H 20 727. Heizvorrichtung für die 
Presswalzen von Maschinen zur Herstellung 
von Dachpappe u. dgl. — W. Höpfner, 
Bleckendorf b. Egeln. 

Kl. 8 . M. 15 665. Verfahren zur Herstellung 
einer Moirö ■ Imitation auf üeweben. — 
A. Müller, Berlin BW. 

Kl. 8 . C. 7626. Verfahren zur Herstellung 
von zwelfarbigeu und Crepon- Effecten auf 
wollener StUckwaare. — Leopold Caesella 
& Co., Frankfurt a M. 

Kl. 8 . S. 11 105. Verfahren zutn Bedrucken 
von Gewebe mit theilweise verdeckten 
Musterfiguren auf dunklem Grunde. — 
Bllver Spring Bleaching & Dyeing 
Company, Providence, Rhode Island, 
V. St. A. 

Kl 8 . R. 1 1 457. Verfahren zur Herstellung 
von Anilinschwarz auf Gewebefaaern. — 
P. Reisz, Thurdoasin. Ungarn. 

Der Pateutsucher nimmt für diese An- 
meldung die Rechte aus § 3 des Ueber* 
einkommens mit Oesterreich- Ungarn vom 
6 . December 1891 auf Grund einer An- 
meldung vom 14. Januar 1897 in Anspruch. 

Kl. 8 . Sch. 13 696. Continuirlich wirkender 
P&rbebottich mit mehreren F&rbezellen. — 
A. Schmidt, Mühlhausen 1. Th. 

Kl. 22. D. 9054. Verfahren zur Darstellung 
eines braunen, Baumwolle ohne Beize 
anf&rbenden Farbstoffes. — Dahl & Co., 
Barmen. 

Kl. 22. G. 11461. Vorfahren zur Herstellung 
eines Ersatzmittels fQr LeinOlfiruiss. — 
J. Goldblum, Lublin, Kuss. Polen. 

Kl. 22. Sch. 13665. Verfahren zur Herstellung 
eines wetterfesten, sandsteinfthnlichen An- 
strichs auf Mauerwerk. — C. Schlüter, 
Bochum. 

Kl. 22. G. 10 243. Verfahren zur Darstellung 
von substantiven Baurnwollfarbstoffen aus 
alkylsubstituirten ß t a t * Amldonaphthol-/V 
sulfosAuren. — Job. Rud. Geigy & Co., 
Basel. 

Kl. 22 K. 16 787. Verfahren zur Darstellung 
von Tetrabrom- und Tetrajod-Fluoresceln. — 
Dr. R. Krügen er, Frankfurt a. M.-Bocken- 
helm. 

Kl. 22. A. 5835. Darstellung eines blau- 
rotheu W oll färb Stoffes. — Actiengesell- 
schaft für Auilinfabrikation, Berlin. 


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Patent - Liate. 


15 


Heft I. 1 
1. Januar 1MB.J 


Kl. 22. E. 5933. Verfahren zur Darstellung 
von nicht oxydirenden Bronze färben. — 
Dr. C. Biermann, Fürth i B. 

Kl. 22. Z. 2594. Verfahren zur Darstellung 
einer Lack- und Farbenbeize — G. Zonen 
& Co., Kinzingen a. M. 

Kl. 29. 8. 11 611. Verfahren und Vorrichtung 
zum Spalten von Bananenfasern in ver- 
spiunbare Fäserchen. — Dr. F. Szymanski, 
Berlin. 

Patent-Ertheilungen. 

Kl. 8 No. 101 381. Breithalter für Trommel- 
rauhmaschinen zum Rauhen schlauchförmiger 
Wirkwaaren u. dgl. — E. Gessner, Aue i. 8. 
Vom 22 Dezember 1897 ab. 

Kl. 8. No. 101 415. Dekatirmaschine für Ge- 
webe — E. Hundorf, Aachen. Vom 
30. April 1898 ab. 

Kl. 8. No. 101 481. Verfahren zum Beizen 
von Baumwolle und anderen Pflanzenfasern 
mit Chrom. — Dr. F. Haber, Karlsruhe. 
Vom 6. März 1898 ab. 

Kl. 8. No. 101 523. Verfahren zur Erzeugung 
von Chinonoximfarbstoffen auf der Faser im 
Zeugdruck; Zus. z. Pat. 99 486. — Kalle 
& Co, Biebrich a. Rh. Vom 2. März 1893 
ab. 

Kl. 22. No. 101 409. Verfahren zur Herstellung 
einer wasserdicht machenden Anstrich- und 
Imprägnirmasse. — A. Hansel, Dresden. 
Vom 14. Dezember 1897 ab. 

Kl. 22. No. 101 426 Verfahren zur Darstellung 
von Farbstoffen der MalachitgrUnreihe. — 
Farbenfabriken vorm. Fried r. Bayer & Co., 
Elberfeld. Vom 17. Decetnber 1897 ab. 

Kl 22. No. 101486. Verfahren zur Darstellung j 
von beizenf&rbenden FarbstofFen aus Nitro- 
authrachinonderivaton; Zus. z. Pat. 96 197. 
— Farbenfabriken vorm. Fried r. Bayer 
& Co., Elberfeld. Vom 28. Docember 1892 

ab. 

Kl 22. No. 101 487. Vorfahren zur Darstellung 
eines alkaliechten, rothen Phenazinfarb- 
stoffes. — Farbwerk Griesheim, Noetzel, 
Istel & Co., Griesheim a. M. Vom 10. Mai 
1898 ab. 

Kl. 22. No 101 525. Verfahren zur Darstellung 
von Farbstoffen aus Naphtazarin und aro- 
matischen Aminen. — Badische Anilin- 
und Soda-Fabrik, Ludwigshafen a. Rh. 
Vom 17. November 1896 ab. 

Kl. 22. No. 101 541. Verfahren zur Darstellung 
brauner, grauer oder schwarzer schwefel- 
haltiger Bauinwollfarbstoffe. — Farben- 
fabriken vonu. Fried r. Bayer & Co., 
Elberfeld Vom 12. October 1895 ab. 

Patent-Löschungen. 

Kl. 8. No. 71 613. Dämpfapparat zur Her- 
stellung von gemustertem Plüsch. 

Kl. 8. No. 93 445. Vorrichtung für Einspän- 
maschinen zum Ausstreichen der Fallen der 
einzuspäneuden Waare. 

Kl, 22. No. 69 554. Verfahren zur Darstellung 
von Farbstoffen aus Cinchonidin und alky- 
lirtem Amidobenzhydrol. 


Kl. 22. No. 63 567. Verfahren zur Uober- 
führung der Disazofarbstoffe aus Azoxyanilin 
in Trisazofarbstoffe, welche sich vom Diamido 
oxyazobenzol ableiten. 

KI. 22. No. 85 340. Verfahren zum Klären 
von Leimbrühen mittels Kaseins 

Kl. 22. No. 30 366 Verfahren zur Herstellung 
eines Lösemittels, um alte Lackanstriche zu 
beseitigen. 

Kl. 22. No. 73 178. Verfahren zur Darstellung 
eines blauen wasserlöslichen Triphonyl- 
methanfarbstoffes. 

Kl. 22. No. 75 633. Verfahren zur Darstellung 
brauner beizenfärbender Farbstoffe aus 
O-Nitrosonaphtolen. 

Kl. 22. No. 75 634 Verfahren zur Darstellung 
brauner beizonfärbonder Farbstoffe aus 

« u ?i-Amidonaphtol. 

Kl 29. No. 92265. Vorrichtung zur Gewinnung 
von Torffasern aus Fasertorf. 

Gebrauchsmuster- Eintragungen. 

Kl. 8. No. 105 070, Drahtkorb zum Trans- 
portiren, Dämpfen oder Feuchten der 
Spinnereigarne, dessen Boden und Seiten- 
wäude aus einem einzigen Gewebestück 
ohne irgend welche Zusammensetzung ge- 
bildet sind. — G. Michel Fils, Mül- 
hausen i E. 29. October 1898. 

Kl 8. No. 105 135. Geprägte Filzstoff-Blumen- 
theile. — W. Müller, Sebnitz i. 8. 3. Oc- 

tober 1898. 

Kl. 8. No. 105 199. Cylinderwalke mit ge- 
schlossenem, vierwandigem Eingangskanal 
von veränderlicher Breite. — L. Ph. Hemmer, 
G. rn. b. U., Aachen. 1. November 1893* 

Kl. 8. No. 103 663. Doppelgewebe mit Molrö- 
Effect aus unterem Streifen- und oberem 
Gazegewebe J. K. Bmpsall, E R. Firth 
und G. F. Ashley, Bradford. 4. October 1898. 

Kl. 8. No. 1<>3882. Laugenkessel mit einem 
zur Dampfvertheilung dienenden, drehbaren 
Rohrkreuz. J. Ruef, Bern. 12. September 
1898. 

Kl. 8. No. 103889. Fadenaufwickel- Karton mit 
durch Lochlinien getrennten Abteilungen. 
— G. Re in hold, Krefeld. 21. September 
1898. 

Kl. 8 No. 103 970. Zangenartige Maschine 
zum Falten und Pressen künstlicher Blumen- 
blätter, speziell Mohn. — E. 0. Henke, 
Dresden. 26. September 1898. 

Kl. 8. No. 104139. Koch- (Crabbing-) Maschine 
mit aus einem hohlen, perforirten Cylinder 
bestehender Walze zur Aufuahmo dt« Ge- 
webes. — A. und E. Mathonot, Aachen. 
6. Juni 1898. 

Kl. 8. No. 104 208. Beitwaschmaschine mit 
Führungsschwinge und federnd gelagerter 

'Leitwalze. — Kettling & Braun, Crimmit- 
schau. 9. September 1898. 

Kl. 8. No. 101 246. Stellbare Rückeuwand für 
Cylinderwalkun und Walzenwasctunaschinen. 
— L. Ph. Hemmer, G. tu. b. H., Aachen. 
15. October 1898. 


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16 Bri-rk,.,«. flKSfS!; 


Kl 8. No. 10-4250. Rosshaargewebe mit ge- 
färbten Längskanten zur Nachahmung dnr 
Gewebeleiste. Buntweberei Mosous & 
Gronau, Hussinetz b. Strehlen. 17. October 
1898. 

Kl. 8. No. 104 267. Waschmaschine mit Ein- 
spritzdüsen für kochende Lauge zur Wüsche* 
berieselung. — A Eckerfeld, Duisburg. 
21. September 1898. 

Kl. 8. No. 105 379 Mercerisirtes und gefärbtes 
Wollengarn — N. Schlumberger & Co., 
Gebweiler i. E. 2. November 1898. 


Briefkasten. 

Zu unentfeiUlcheiu — rein «löblichere — üelnongMuaUaich 
unserer Abonnenten Jede ausführliche and besonder« 
werthvolle AaskunfUertbeiluog wird bereitwilligst bonorlri 

(Anonyme Zeseedungen bleiben eaberiekslehtlfft.) 

Antworten. 

Antwort auf Frage 60 iu Heft 23 des 
9. Jahrgangs (Was versteht man unter 25° C. 
am nassen und 30 0 C. am trocknen Thermo- 
meter?): 

Zur Beantwortung der gestellten Frage 
sei kurz die Diamantschwarzfärberei berührt, 
mit welcher die Frage ja im Zusammenhänge 
steht. 

Wie bekannt, wird die mit Anilinschwarz 
und oxydirendeu Mitteln iinprägnirte Baum- 
wolle in der sogenannten Oxydationskammer 
einer bestimmten Temperatur unter Beobach- 
tung eines gewissen Feuchtigkeitsgehaltes der 
Luft eine Zeit lang ausgesetzt. Zur Regu- 
lirung dieser Verhältnisse bedient man sich 1 
zweier in ihrem Gange übereinstimmender 
Thermometer, von denen das eine, das so- 
genannte trockne, frei im Raume hangt, das 
andere dagegen, das sogenannte feuchte, durch 
einen um die Quecksilberkugel gewickelten 
Baumwollluppen mit in einem kleinen Gefässe 
befindlichen Wasser in Berührung ist. 

Das feuchte Thermometer zeigt durch die 
stattfindende Verdunstung einen niedrigeren 
Grad als das trockene. Je grösser also die Ver- 
dunstung und je trockener der Oxydationsraura, 
desto grösser ist die Differenz im Quecksilber- 
stand der beiden Thermometer. 

In der Praxis gestaltet sich der Vorgang 
folgendermassen: Man oxydirt die Waare bei 
etwa 35o C. am trocknen und 30« <J. am feuchten 
Thermometer und sucht dieses Verhültniss 
wahrend des Processes möglichst beizubehalten. 
Durch geschickte Handhabung der Ventilations- 
Vorrichtungen und Einlassen von feuchtem j 
Dampf lftsst sich das erreichen Die Festig- 
keit der Faser hängt wesentlich vou der 
peinlichen Einhaltung obiger Verhältnisse ab. 

Mfrrmrr. 

Antwort auf Frage 64 und 65: Ein echtes 
Tiefschwarz auf Kammzug lässt sich heute 
immer noch am besten und billigsten mittels 


eines Blauholzabsudes auf die Üblichen Beiz- 
metalle Chrom und Kupfer erzielen und ist nach 
diesbezüglich ungestellton genauen Versuchen 
folgendes Verfahren als dos geeignetste zu 
empfehlen: 

Ansieden der Wolle mit 2°'o Blchromat, 
2 0, o Kupfersulfit, 2% Oxalsäure l*/s Stunden. 
Ausfärben auf besonderem Bnde mit 1 1 °'o Hetna- 
tineteig garuntirt rein und harzfrei (G. B. & C.), 

1 bis 1,5% Gelbholzextrakt flüssig 1 t/t bis 

2 Stunden 

An Stelle von Oxalsäure wird verschiedent- 
lich Egalisol (Borschwefelsäure) — hiervon 
1 */*% — verwendet, wodurch das Schwarz noch 
voller, wennwohl etwas röther wird. 

Betreffs des zur Verwendung kommenden 
Campeche-Extrakts ist es wesentlich für dio 
Möglichkeit eines gleichiuässigen rentablen und 
ungestörten Arbeiten» in der Spinnerei geradezu 
Bedingniss, dass der Extrakt völlig frei vou 
sämnitlichen durch dio Extraktion mit in Lösung 
gehenden harzartigen Ucgtandtheilen ist und 
wennwohl die Entfernung dieser letzten Spuren 
verunreinigender Substanz mit einer gewissen 
Versteuerung des Extraktes verknüpft ist, so hat 
doch die Praxis erwiesen, dass mit eiuem der- 
artig reinen Product wesentliche Vort hello 
gegenüber eümmtlichen anderen wohl etwas 
ergiebigeren, aber unreinen Producten erzielt 
werden. Einen Anhalt botreffs der Reinheit 
des Extraktes gewinnt man in der Regel erst 
in der Spinnerei, und zwar daran, ob nach 
dem Laufen einer gefärbten Partie etwa 1 Tag 
lang das Cylinderpapier angefärbt wird oder 
nicht. 

Wird es hierbei nur im Geringsten ange- 
färbt, so entstehen schon nach relativ kurzem 
Weiterarbeiten glänzende schwarze Krusten 
auf den Rouleaux, was dann weitere Schwierig- 
keiten, wie Wickeln der Wolle, relativ grossen 
Abfall u. s. w. mit sich bringt. 

Von nach obigem Verfahren in einer der 
grössten Kammgarnspinnereien mit unserem 
Uematin ln Teig, garuntirt rein und 
harz frei, gefärbtem Kauiiuzug haben wir der 
Redaction eine Probe zugestellt Der gefärbte 
Zug lauft in der Spinnerei wie weise. 

Zu beachten ist übrigens noch, dass ein 
Waschen des Zugs nach dem Färben unter 
allen Umständen erforderlich ist, da immer 
geringe Mengen gebildeten Farblacks der 
Faser mechanisch noch anhaften. Dieser lässt 
sich jedoch sehr leicht entfernen. Es empfiehlt 
sich 2 bis 3 Bäder zum Waschen, hierauf 
1 bis 2 Seifenbäder zu benutzen. Temperatur 
des Waschwassers etwa 30o C. a.MUrlt s a> 

Antwort auf Frage 65 in Heft 24 dee 
IX Jahrganges. (Wer liefert reinen Blauholl- 
extrakt, der beim Färben iu der Färbemaschiue 
keinen Schmutz im Kammzug absetzt?j: 

Derartige Extrakte, weiche frei von Harz 
und Holztheilchen sind, liefern in verschiedenen 
Preislagen die Leipziger Farbwerke Paul 
Gulden & Co., Leipzig-Liudenau. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Quellenangabe gestattet. 

Verlag von Juliue Spriugor in Berlin N. — Druck von Emil Droyer ln Berlin aW. 


*W 


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Färber-Zeitung. 

1899. Heft 8. 


Milchsäure und I^actolln. 

Von 

Dr. A. Kielmeyer. 

In den letzten 10 .lahren ist die Woll- 
ISrberei durch eine Reihe von Chromsud- 
präparaten bereichert worden. Wenn auch 
die meisten von ihnen wegen zweifelhaften 
Characters nur für eine vorübergehende 
Rolle berufen waren oder sind, so kann 
man doch allen mit einander das Verdienst 
nicht absprechen, dass ihr Bestreben, sich 
auf dem Markte Geltung zu verschaffen, 
zu ernstlichem Nachdenken über das eigent- 
liche Wesen der Wollbeize und des Chrom- 
suds insbesondere Veranlassung gegeben 
hat. Es ging der Chrombeize in der Woll- 
färberei wie der essigsauren Thonerde in 
der Baumwolldruckerei, dass man sie recht 
und schlecht durch eine lange Reihe von 
Jahren verwendet hat, ohne viel nach den 
Einzelheiten ihrer Wirkungsweise zu fragen. 
Man arbeitete mit Bichromat allein, man 
fügte Schwefelsäure, Wein- oder Oxal- 
säure oder ein Gemenge dieser Säuren zu, 
man griff zum Weinstein und zum Wein- 
gteinersatz und brachte die verschiedensten 
Verhältnisse in Vorschlag und zur Ver- 
wendung. Die Wolle erhielt dabei eine 
gelbe oder bräunlichgolbe Färbung und das 
gebrauchte Chrombad zeigte ein mehr oder 
weniger ausgesprochenes Gelb, ein Beweis, 
dass ihm das Chromat nur theilweise ent- 
zogen war. 

Es ist nicht ohne Interesse, einige der 
für den Chromsud in Handel gebrachten 
Präparate Revue passiren zu lassen. Da 
ist. z. B. das Flickolin, das im Liter 57 g 
Holzessigsäure, 60,12 g Oxalsäure, 0,6 g 
Thonerde, dazu noch etwas Stärke, Zucker 
und andere zufällige Bestandtheile enthalt. 
— In dem gleichfalls eine flüssige Emulsion 
vorstellenden Chromfixateur sind 5,9 
Vol. Proc. freie Essigsäure. 10,73 Vol. Proc. 
Kaliumoxalat, ferner 28,91 • „ Stärke und 
andere als Stärke berechnete Reduetions- 
mittel dieser Kategorie gefunden w orden. — 
Das flüssige Tartarfluvin besteht in der 
Hauptsache aus Natriumchlorat, Glaubersalz, 
Oxalsäure und Magnesiumsulfat. In dem 
ihm nahe stehenden flüssigen Wein- 
steinersatz sind Kaliumchlorid, Oxalsäure, 
Glaubersalz und Kochsalz nachgewiesen 
Fl. x. 


worden. — Der Chromreducteur, der 
eigentlich amerikanischen Ursprungs ist, 
stellt ein Gemenge vor von Glaubersalz, 
Nutriumhisulfat und Kleesalz nebst Spuren 
von Magnesiumsulfat, Calciumphosphat 
u. s. w. — Das Egaiisol endlich ist boryl- 
schwe fei saures Natron mit überschüssiger 
Schwefelsäure und wirkt nach uns vor- 
liegenden Beiz- und Färbeversuchen genau 
wie gewöhnliche, borylfrete Schwefelsäure, 
im Uebrigen überlassen wir die Werth- 
schätzung der aufgezählten Präparate dem 
Urtheii der Leser, um zu unserem Thema, 
zur Milchsäure, ttberzugehen, die jetzt eine 
grosse Rolle in der Chrombeize der Wolle 
spielt. 

Als die Milchsäure auf dem Drogen» 
markte der Färberei erschien, war das 
Mittel gegeben, das Chrombad ganz aus- 
zuziehen. wie die Farblosigkeit des mit 
Milchsäure versetzten Chromsuds nach dem 
Gebrauch sofort erkennen Hess. Eine glatte 
Reaction lässt dubei das Bichromat aus der 
C brombeize verschwinden und eine glatte 
Reaction ertheilt der gebeizten Wolle eine 
chromgrüne Färbung; das nach dem Ge- 
brauch chromatfreie Bad kann als werth- 
und wirkungslose Flüssigkeit weggegossen 
werden; das Waschen der gechromten 
Wolle vor dem Färben ist überflüssig ge- 
worden; weder freie Chromsäure noch 
chromsaures Chromoxyd drohen die Fär- 
bungen der mit Hülfe von Milchsäure chrom- 
gebeizten, grün nüuncirten Wolle durch 
Oxydation des Farbstoffes in der Flotte 
zu alteriren; das auf der Wollfaser nieder- 
geschlagene, reine Chromoxydhydrat liefert 
schönere und echtere Töne als die nach 
dem gewöhnlichen Chromsud gelb oder 
bräunlich nüaneirte Wolle. Man könnte 
ein wenden, dass unter Umständen die 
Chromsäure und das chromsaure Chrom- 
oxyd von übrigens wechselnder Zusammen- 
setzung willkommene Oxydationsmittel z. B. 
in der Blauholztlotte seien. Aber da der 
Färber solche Reactionen nicht in seiner 
Gewalt hat, so zieht er es vor, sie leichter 
und zuverlässiger auf andere Weise in dem 
Farbbad einzuieiten, während für die über- 
wiegende Mehrzahl der Farbstoffe die 
Gegenwart von oxydirenden Substanzen 
beim Färben zum Nachtheil, nicht zum Vor- 
theil ist. 

S 


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18 


Kieltneycr, Milchclur« und Lactalin. 


f Färber-Zeitung. 
L Jahrgan g 1899. 


Als die Milchsäure vor einer Reihe von 
Jahren für die Wollbeize vorgeschlagen 
wurde, hatte sie nicht gerade einen leichten 
Stand. 

Abgesehen davon , dass jede ein- 
greifende Neuerung in der Praxis einen 
gewissen Widerstand zu überwinden hat, 
war die Fabrikation der Milchsäure noch 
nicht genug ausgeprobt und ausgearbeitet. 
Ausserdem fehlte es an der richtigen Vor- 
schrift für ihre Verwendung beim Chromsud. 
Noch heute begegnet man deutschen, 
amerikanischen und englichen Milehsäure- 
fliissigkeiten von der verschiedensten Zu- 
sammensetzung, Farbe und Dichte. [hr 
apecifisches Gewicht geht je nach der 
Provenienz von 1,067 bis zu 1,205, ihre 
Farbe reicht von Hellblond bis Dunkel- 
braun und Schwarz, ihre Consislenz ist 
dünnflüssig mit klarer Durchsicht bis zu 
dickflüssig oder syrupartig und undurch- 
sichtig. Die einen Milchsäuren enthalten 
bis zu 6% freie Schwefelsäure, andere 
nicht unbedeutende Mengen Zucker, wieder 
andere sind gleich der en päte in Handel 
gebrachten Milchsäure mit Dextrin (12,19 V*) 
nebst Kartoffel- und Weizenstärke (6,38%) 
verunreinigt, während eine richtig fabri- 
cirte und zweckdienliche Milchsäure weder 
mit der einen noch der anderen Zuthat 
behaftet sein soll. Einzig massgebend ist 
natürlich der Gehalt an freier Milchsäure 
und dieser variirt in den verschiedenen 
Produeten von 26 Gewichfsprocenten bis 
zum Maximum von 70 Gewichtsprocenten, 
das in Deutschland bisher allein die Firma 
C. H. Bßhringer Sohn in Nieder-Ingelheim 
mit ihrer fast ganz reinen Milchsäure er- 
reicht hat. Der Vollständigkeit und des 
Spasses halber sei kurz noch erwähnt, dass 
auch die Milchsäure durch drei Travestien 
verherrlicht worden ist. Zwei von ihnen 
sind feste, dem Färber wie dem Chemiker 
nicht ganz unbekannte Erzeugnisse, führen 
den gemeinsamen Titel „Milchsäure- 
ersatz“ und bestehen einfach: das eine 
aus rohem Kaliumbisulfat, das andere, aus 
rohem Natriumsulfat. Par nobile fratrum! 
Der dritte sogenannte Milchsäureersatz 
kommt weit her aus Schottland, ist ein 
braunes Fluidum, hat das specifische Ge- 
wicht 1,30 und enthält pro Liter 129,3 g 
Zucker und 309,33 g Salpetersäure, beide 
mehr oder weniger durch den Geruch zu 
erkennen. 0 sancta simplieitas! Alle 
drei Namensvettern ernteten bei ihrem 
Auftreten natürlich nur einen Heiterkeits- 
erfolg, haben aber durch ihr blosses Auf- 
treten bewiesen, dass die reine Milchsäure, 
wie einst die Weinsäure, in der Woll- 


färberei eine führende, zum Travestiren 
herausfordernde Rolle übernommen hat. 

Es wurde früher schon angedeutet, dass 
der Mangel einer guten Beizvorschrift für 
die Milchsäure das zweite Hinderniss bildete, 
um in der Wollbeize rasche Carriere zu 
machen. Wie immer, wenn neue Gedanken 
und Substanzen in eine alte Fabrikation 
geworfen werden, wollten zunächst die vor- 
sichtig ängstlichen Tastversuche kein Ende 
nehmen, bis eine glückliche Hand auf die 
Combination der Milchsäure mit Schwefel- 
säure verfiel und zugleich die richtigen 
Verhältnisse von Bichromat zur Milch- und 
Schwefelsäure angab, womit der Einführung 
der Milchsäure in die Chrombeize nichts 
mehr im Wege stand. 

Die Böhringer’sche Vorschrift verlangt 
für das Chromiren von Kammzug und 
loser Wolle 3% Milchsäure (SOprocentig) 
und 1'/,% Schwefelsäure 66* Be. auf 1,5V» 
Kaliumbichromat. Kleine Abweichungen 
im Schwefelsäurezusatz können durch die 
Beschaffenheit des Wassers veranlasst 
werden, wie in einer von der Firma Böh- 
ringer dem letzten Fürbertag in Leipzig 
gewidmeten Broschüre des Näheren uus- 
geführt worden ist. Auch eine Abhandlung 
von Dr. P. Fuchs in der Färber-Zeitung 
1897, Heft 9, bespricht diese Verhältnisse 
so eingehend, dass wir einfach auf sie 
verweisen. In dieser Abhandlung wie in 
jener Broschüre findet man zugleich an- 
gegeben. dass die obige, das Chromkalihad 
vollständig ausnützende und das Spülen 
der Wolle nach dem Beizen ersparende 
Vorschrift für Kammzug und Wolle nur 
gilt, wenn beide gut gewaschen sind. 
Andernfalls wird das Chromoxyd ungleich 
auf der Wolle lixirt. Und dieselbe Gefahr 
besteht in den meisten Fällen für Garne 
und dichte Wollgewebe, auch wenn sie gut 
gereinigt in die mit Milchsäure und Schwefel- 
säure angesetzte Chrombeize kommen. 
Diese Schwierigkeit, die sich thatsftchlich 
eingestellt hat, ist der allzu raschen Ein- 
wirkung der eombinirten Säuren auf das 
Bichromat. speciell der Anwesenheit der 
Schwefelsäure zuzuschreiben. Es empfiehlt 
sich deshalb, für Wolle und Kammzug 
mit schlechter Wäsche, dann für Garn und 
Stückw-aare die Schwefelsäure aus der Vor- 
schrift zu eliminiren und das Beizbad mit 
höchstens 3 '/, % Milchsäurt* auf 2% Bi- 
chromat anzusetzen. Um aber das Uebel 
bei der Wurzel zu fassen, um die gegen- 
seitige Einwirkung von Milchsäure und 
Bichromat noch mehr zu verlangsamen, 
hat man. die einfache Eliminirung der 
Schwefelsäure noch überbietend, die Milch- 



19 

säure mit Alkali combinirt und ist man auf auf die Festschcibe o in Umlauf gesetzt, 

diesem Wege zur Herstellung lies Lac- Die Feige dav.in ist, dass die Flotte aus 

tolins gelangt. dem Bottich durch das Kohr d abgesogtnt 

ixhiuu felgt i um | oberJtrtll, der Cops durch Rohr f wieder 

in den Bottich zurück geleitet wird. Das 
unter der ' ’opsträgerpi.i't.- gk entstehende 
Vacuum gestattet der Flotte, die Cops zu 
Vorrichtung zum Färben von Cops, dun luiringeti und wieder in den Untertbeil 
Von des Bottichs zu gelangen uni auf’s Wue in 

Regierungsrath Glafey. den Kreislauf eiMUtreten Durch l.ejtungs- 

Die beisleheml uhgeliildete Vorrichtung rohr s kann während des Arbeitsprocesses 

zum Färben von Cops ist eine Erfindung Dampf in den Bottich eingdeitet worden, 

von W Beaumont. 85 Buoth Street Stock- ' Damit derselbe nicht strahlförmig an das 

port. Dieselbe gehört. wie als Cnpsfävbe Material trifft, ist vor der Auslrittaäffnuttg 


Heft 2. 1 

IS.jROQar 1099. J 


Glafey, Vorrichtung rum Farben von Cop». 


Vorrichtungen zur Klasse derjenigen Farbe- 
Vorrichtungen, bei denen die Flotte durch 
das Arbeitsgut hindurchgeführi wird. Die 
Vorrichtung ermöglicht eine leichte Be- 
schickung. sowie ein Arbeiten unter Druck j 
und besitzt zu diesem Zwack nach der 
englischen Pateutbescbreiljung Xo 27 690 
A. D. lKftS folgende Kim iclitung Der 
Flottenbehälter besitzt die Gestalt eines 
cylindrischen Bottichs mit gewölbtem Boden, 
an welchem mittels eines Stutzens a ein 
wngreeht verlaufendes Kohr ft migeschlossen 
ist, dessen einer Schenkel c mit einem Hahn 
ausgestattet ist, wälirend sein anderer 
Schenkel d nach einer Fliigelpwiipe e führt, 
die ihrerseits wieder duri'h eine Rohrleitung/ 
mit dem Obertheil des Flcttcnbohfllters in 
Verbindung stellt. Der letztere besitzt in 
etwa '/, seiner Höhe au der 
Innenseite seiner Wandung .ir : 

einen ringförmigen Vorsprung, A -"-_ 

welcher dem Material! riiger y 
als Auflager dient, wählend g 


des Rohres s eine Platte t angeordnet, 
welche den Dampf et enso vertheilt wie die 
gleichartige platte u die durch Hohr f ein- 


frF—rP 


■■■ t 


Tf 

{walt 



der Abschluss des Bottichs 


Ftg. 1. 


durch einen Deckel h möglich ist, der tretende Flotte. Die Barometer p und q, 
luftdicht mit Hülfe von Flügelschrauhen deren ersteres durch den Deckel mit dem 
aufgepresst werden kann. Der Material- Obertheil des Bottichs, deren zweites dagegen 
träger g besteht aus einer kreisförmigen durch Hohr r mit dem Untertheil desselben 
Platte k, die mit ringförmig verlaufenden verbunden ist, gestatten ein jederzeitiges 
Reihen von Lochungen versehen ist und Ablesen der Druckdifferenz, die mit Hilfe 
in ihrer Mitte eine Handhabe l trägt. Die des zuströuienden Dampfes regulirt werden 
zu behandelnden Game werden auf durch- kann (Mittels des Hahnes v kann die 
lochte Metalihülsen m aufgebracht, und diese durch f zufliessonde Flottemnengo geregelt 
werden in die Lochungen der Copsträger- werden Nach beendetem Arbeitsprocess 
platte eingesteckt, wie dies Figur 1 erkennen wird die Flotte durch Hahn c abgelassen, 
lässt. Ist dies geschehen, so werden die falls eine abermalige Benutzung derselben 
Schrauben i gelöst, und der Deckel h wird ausgeschlossen ist. 

von dem Bottich mittels eines geeigneten Nach Textil Maiiufacturur wird die Vor- 
Hebezeugs abgehoben. Die zur Behandlung richtung in der durch die Figur veranschau- 


erforderliche Flotte kommt sodann in den lichten Ausführungsfonn für Copstrilger mit 
Bottich und der beschickte Copsträger wird 100 bis 1000 Bohrungen ausgeführt und die 
in der aus Figur 1 ersichtlichen Weise ein- Dauer des Arbeitsprocesses betrügt 6 Minuten, 
gesetzt. Ist dies geschehen, so wird der 

Deckel aufgesetzt, der Verschluss her- 

gestellt und die Flügelpumpe e durch Um- 
schieben des Riemens von der Losscheibe n ‘ 


2 * 


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20 


ErUut#rung*n tu der Beilage. 


fPftrber-Zoltang. 

[Jahrgang 1809. 


Erläuterungen zu der Beilage No. 2. 

No. l. Druckmuster. 

Färbung : 

4°/, Benzodunkelgrün B (Bayer). 

Aetz-Rosa. 

30 g Rhodamin CG (Bayer), 

75 - Weizenatftrke, 

195 - Essigsäure 6" Be (30%). 

220 - Gummiwasser 1 : 1 kochen, hinzu 
250 - essigs. Zinn 20° Be., 

30 - Zinnsalz. 

180 - essigs. Tanninlösutig 1:1, 

20 - Citronensilure pulv., 

1000 g. 

Aets-Gelb 

wird wie Aetz-Rosa hergogtellt, nur ver- 
wendet man statt Rhodamin CG 
Auramin G (Bayer). 

Man dampft 10 Minuten ohne Pression, 
giebt kalte Brechweinsteinpassage, wascht 
und trocknet. >#. ai. 

No. a. Wollstoff mit baumwollenen Effectfäden 
auf io kg Waare. 

500 g Naphtylaminschwarz S 
(Gasse ila), 

500 - Glaubersalz, 

200 - Weinsteinpr&parat. 

Weinstoinpräparat wird auf frischerFlotte 
getheilt zugesetzt, und zwar die zweite Hälfte, 
nachdem die Waare 45 Minuten gekocht 
hat. Auf alter Flotte gieht man nur ein- 
mal nach 45 Minuten Weinsteinpräparat zu. 

Eine genaue Vorschrift, wieviel Wein- 
steinprBparat zuzusetzen nöthig ist, lässt 
sich nicht angeben, weil der Bedarf nicht 
nur nach dem Gewicht der Waare be- 
rechnet w ird, sondern auch nachdem Wasser- 
gehalt des Bottichs. Das richtige Maass 
ersieht man an der Flotte, die nach 1 bis 
1 % ständigem Kochen klar ausgezogen sein 
muss. 

Zu beachten ist, dass die Flotte anfangs 
nur schwach sauer gehalten wird, weil 
durch reichlichen Säuregehalt der Farb- 
stoff sehr schnell auf die Faser zieht. 

Glaubersalz mit zuzusetzen ist nicht un- 
bedingt nothwendig, jedoch kann es, da es 
zurückhaltend wirkt, auf den gut egalen 
Ausfall der Stückwaare nur förderlich 
wirken. 

Naphtylaminschwarz S wird auch mit 
Essigsäure gefärbt, doch da diese etwa 
5 mal thourer ist als Weinsteinprflparat, 
und ausserdem zum vollständigen Aus- 
ziehen der Flotte ein höherer Procentsatz 
zuzuBetzen nöthig ist. so ist Weinstein- 
prBparat vorzuziehen. >u*r«u 


No. 3. Blau auf 10 kg Schappe. 

Gefärbt wurde während 1 Stunde auf 
mit Schwefelsäure gebrochenem Bastseifen- 
bade mit 

160 g Patentblau (Farbw. Höchst) ; 
vertieft wurde die Färbung mit 

25 g Victoriablau B (B. A. & S. F.l. 

Für reinere Nüancen aufTramo empfiehlt 
es sich, Patentblau durch Patentblau super- 
fein zu ersetzen und an Stelle von Victoria- 
blau B Nachtblau zu verwenden 

Nach dem Färben wurde mit Schwefel- 
säure avivirt und getrocknet. Die Wasser- 
echtheit ist befriedigend. Nach 4Sstündigem 
Liegen einer Probe in destillirtem Wasser 
war dieses nur schwach angefärbt. 

Färöern der Färl+r- Zeiheng. 

No. 4. Diaminnitrazolbraun BD auf 10 kg 
Negergarn. 

Gefärbt wurde mit 
400 g Diaminnitrazolbraun BD 
(Gos8ella) 
unter Zusatz von 
200 g Soda und 
2 kg Glaubersalz, 
gekuppelt mit t 
600 g NitrazoIC. 

Leopold CätreUn dt Co. 

Bezüglich der Echtheit der Färbung sei 
auf Seite 4, Heft No. 1 dieses Jahrgangs 
hingewieBen. M 

No. 3. Theegrun auf 10 kg loser Wolle. 

1 kg Glaubersalz, 

150 g Schwefelsäure 66* Be., 

200 - Chromogen I (Farbw. Höchst), 

20 - Beizengelb O ( ), 

10 - Patentblau A ( - - ), 

1 Stunde kochen, 250 g Chromnatron 
zusetzen und wiederum 1 Stunde kochen. 

c. i. Ollo. 

No. 6. Pyraminorange 3G auf 10 kg gebleichtem 
Baumwollgarn. 

Färben 1 Stunde kochend mit 

30 g I’yraminorangeSG (B. A. & S. F.) 
unter Zusatz von 

300 kg Glaubersalz cryst. 

Man geht für helle Töne zweckmässig 
in die lauwarme Flotte ein. 

Die Alkali- und Waschechtheit sind gut; 
die Säureechtheit dagegen ist gering. Durch 
Behandeln in Chlorkalklösung 5° Be. 1 : 10 
wurde die Färbung heller. 

Färberei der Für irr- Zeitung, 

No. 7. Chrompatentschwarz T auf io kg 
Wollgarn. 

Gefärbt wurde kochend mit 
450 g Chrompatentschwarz T (Kalle) 

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21 


Heft 2. 1 

IN. Januar 1899. J ^ 

unter Zusatz von 

1 kg Glaubersalz. 

Hierauf wurden allmählich 
400 g Essigsäure 7* Be. und dann 
100 - Schwefelsäure 
zugegeben. Nachgekocht wurde auf dem- 
selben Bade 20 Minuten lang mit 
150 g Bichromat. 

Die Säure-, Schwefel- und Walkechtheit 
sind gut zu nennen. Nach kräftiger 
Handwaike war weisses mitverflochtenes 
Garn nicht ungefärbt. 

Färberei der Färber- Zei tun,, , 

No. 8. Polyphenylschwarz 8 auf io kg Baum- 
wollstoff. 

Gefärbt wurde mit 
600 g Polyphenylschwarz B (Geigy) 
unter Zusatz von 

200 g Glaubersalz. 

Die Säure- und AlkaliechtheitderFiirbung 
sind gut. während die Chlorechtheit gering 
ist. Durch Waschen in 1 procenliger hund- 
heisser Seifenldsung wurde mitverftochtenes 
Weiss ziemlich stark ungefärbt. 

Färber ri der Färber- Zeitung. 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Kumlschreiben 
und Musterkarten der Farbenfabriken.) 

Die Farbwerke vorm. Meister Lu- 
cius & Brüning, Höchst a. M., theilen 
in einem ihrer Rundschreiben die neuesten 
Erfahrungen und Verbesserungen in der 
Herstellung ihres auf der Faser erzeugten 
seifen- und sodaeehten Nitrosoblau MR 
(aus Resorcin) mit und machen auf die 
Vorzüge der Nitrosobase gegenüber dem 
Nitrososalz aufmerksam. Die Firma bringt, 
um der Gefahr vorzubeugen, dass sich 
die Nitrososalze M und A partiell zer- 
setzen, beständige Basen derselben, Nitroso- 
dimethylanilin als Nitrosobase M und Nitroso- 
diaethylanilin als Nitrosobase A, in den 
Handel. Aus diesen lassen sich durch 
Auflösen in Salzsäure, Essigsäure, Oxal- 
säure u. s. w. die betreffenden Salze leicht 
herstellen. 

l T m möglichst klare und haltbare Klotz- 
bäder und Druckfarben auch mit Nitroso- 
base und organischen Säuren zu erzielen, 
empfiehlt es sich, Klotzbäder oder Druck- 
farben aus zwei getrennten Ansätzen zu 
bereiten, von denen der erste A den Nitroso- 
körper mit den erforderlichen Lösungs- 
mitteln enthält, während der zweite B aus 
Resorcin, Tannin und eventuell aus 


dem zur Neutralisation bestimmten essig- 
sauren Natron besteht. Ansatz A wird 
bereitet, indem man die Nitrosobase in 
lauwarmer Essigsäure 8° Bd. nuflöst und 
nach dem Erkalten bei Druckfarben oder 
verdickten Klotzbrühen die Verdickung und 
hierauf die in entsprechenden Mengen 
Wasser gelösten übrigen Zusätze hinzufügt. 
Beide Ansätze werden getrennt und kalt 
aufbewahrt und vor Gebrauch gemischt. 
Unverdickte Lösungen werden durch ein 
Oalicofllter Hltrirt, verdickte Brühen und 
Druckfarben sorgfältig passirt. Der früher 
zum Zwecke der besseren Oonservirung 
der Klotzbrühe vorgeschlagene Zusatz von 
Ammoninmpersulfat ist durch die Her- 
stellung der getrennten Ansätze gegen- 
standslos geworden; sobald es sich jedoch 
um die Verbesserung der Nuance handelt, 
ist ein Zusatz von .8 g Ammoniumpersulfat 
im Liter Klotzbrühe zu empfehlen. 

Angeführt wird z. B. folgendes Klotzbad: 


A. 


[150 g 

Nitrosobase M, 

900 - 

Essigsäure 8* Bd., 

[200 - 

Glycerin, 

7050 - 

Wasser. 

50 - 

Oxalsäure, 


870 ccm Salzsäure 21 • Bd. 1 : 10. 

9 Liter. 

B. 

| 200 g Resorcin, 

( 250 - Wasser, 
j 300 - Tannin, 

I 300 - Essigsäure 8* Be., 

100 - essigsaures Natron. 

Vor dem Gebrauch 9 Liter A. mit t Liter 
B. mischen. 

Druckfarbe: 

( 6 kg saure Stärke, 

j 200 g Glycerin, 

| 150 - Nitrosobase M, 
j 1200 - Essigsäure 6* Be., lauwarm, 
j 200 - Resorcin, 

I 1000 - Wasser, 

( 80 - Oxalsäure, 

| 610 - Wasser, 

600 - essigsaure Tanninlösung. 

Weisresservc KS. 

300 g Britishgum, 

650 - Kaliurasulflt 45* Be., 

50 - Glycerin. 

Zur Erzielung rein weisser Reserven 
auf dein mit Nitrosoblau vorgeklotzten und 
getrockneten Stoff ist es in erster Linie von 
Wichtigkeit, dass der Stoff bei so niederer 
Temperatur getrocknet wird, dass er noch 
keine grünliche, sondern eine rein gelbe 


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Rundschau. 


22 


Farbe hat. Da* Trocknen der imprägnirten 
und gut ausgequetschten Waare geschieht 
auf der Hot-flue, in der die Temperatur 
höchstens 50 bis 60° C. betragen soll. Zum 
Roserviren von weissen und bunten Effecten 
sind reducirende Substanzen, wie Zinn- 
oxydsalze, besonders aber Sulfite ver- 
wendbar, welche entweder als Vordruck 
auf weissem Stoff oder als Ueberdruck auf 
dem gelben, mit dem Nitroso klotz im- 
prägnirten Stoff angewendet werden. Den 
Vordruckreserven setzt man vortheilhaft 
stark reducirende Körper, wie Zinnoxydul- 
teig, Ferrocyanzinn, Calciumsulfit, Anlimon- 
sulfit u. s. w., zu 

Für farbige Reserven werden folgende 
Farbstoffe empfohlen: für Gell) Auramin 
conc. oder Thioflavin T, für Grün 10 g 
Brillantgrün kr extra und 20 g Thioflavin T, 
für Rosa Rhodamin 6G, für Roth 27 g 
Safranin AN extra und 5 g Auramin O. 
für Blau 20 g Methylenblau DBB conc. 
Diese erwähnten Farbstoffe werden durch 
das Tannin der Nitrosoklotzbrühe und die 
Antimonverbindung der Reserve genügend 
echt fixirt, so dass sie nach dem Dumpfen 
und nach der Antimonpassage ein Seifen 
von 10 Minuten bei 60" C. aushalten. 

Das Dumpfen geschieht im Mather- 
Platt’schen SchnelldHmpfapparat. und es 
genügt eine Passage von etwa 2 Minuten 
durch den mit möglichst heissen Dampf 
(100* C.) gefüllten Apparat. Hierauf er- 
folgt das I'ixiren im Antimonbad (2 bis 3 g 
Antimonin im l.iter unter Zusatz der gleichen 
Menge Essigsäure und etwas Oxalsäure), 
sodann Seifen 5 bis 10 Minuten bei 60* 
und gutes Waschen. 

Die Verwendung ihres neuen Crocein- 
sc har lach OB für Papier und Lack 
illustriren die Farbenfabriken vorm. 
Friedr. Bayer & Co. in einer kleinen 
Mustorkarte durch drei Ausfärbungen. Der 
Farbstoff soll sich gut beim Färben in der 
Masse fixiren und, in Lösung aufgestrichen, 
satte, gleichmUssige Färbungen ergeben; 
ebenso günstig*“ Resultate liefert Croceün- 
scharlach 9B nach Angaben der Firma als 
Lack mit Chlorbaryum auf Thonerde. Auch 
soll man mit dem Product in Papier- bezw. 
Lackfärbungen den einer gangbaren Nü- 
ance entsprechenden klaren blaurothen Ton 
erzielen. Die Echtheitseigenschaften der 
Färbungen sind die gleichen wie bei den 
übrigen Crocelnscharlachmarken. Mineral- 
säuren und Alkali verändern die Nüance. 
Die Färbevorschrift lautet folgendermaassen : 
Beim Färben in der Masse verwendet 
man für 100 kg trocknen Stoff (60 Theile 
Holzschliff und 40 Theile Cellulose) 2 kg 


f Färber-Zeitung. 
[. Jah rgang 1899. 

Crocefnscharlach HB, 5 kg schwefelsaure 
Thonerde und 2 kg Leim. Für den Auf- 
strich wurde eine 2procentige Lösung 
des neuen Farbstoffes verwendet. Lack- 
fällung: 60 Theile Farbstoff (1:50) 100O 
Theile Thonerde (10%) und 250 Theile 
Chlorbarium (1 : 10). Ausbeute: 190 Theile 
Trockensubstanz. 

Die gleiche Firma bringt in Benzo- 
chrombraun BS (pat.l eine neue Bonzo- 
ehrombraunmarke in den Handel. Sie. 
gleicht hinsichtlich ihrer Nüance und Eigen- 
schaften dem Beuzochrombraun B, besitzt 
jedoch, was durch den Buchstaben S an- 
gedeutet werden soll, eine gute Säureecht- 
heit; selbst verdünnte Mineralsäuren bringen 
beim Betupfen kaum eine Aenderung der 
Nüance hervor. Durch Nachbehandlung 
mit Chromkali (oder Chromnatron) und 
Kupfervitriol in bekannter Weise soll man 
sehr waschechte und lichtechte gelbliche 
Catechutöne erzielen. Für gemischte Ge- 
webe (Halbwolle) eignet sich die neue 
Marke nicht ganz so gut wie die alteren. 
Die directen Färbungen auf Baumwolle 
sind mit Zinnsalz und Zinnstaub gut ätzbar. 
Gefärbt wurde z. B. mit 4"/, Benzochrom- 
braun BS während einer Stunde kochend 
unter Zusatz von 20*/, kryst. Glaubersalz 
und 1 % ealc. Soda. Flottenverhältniss 
1 : 20. Nachbehandelt wurde nach schwa- 
chem Spülen in einem zweiten Bade 
'/, Stunde kochend mit 2% Chromkali. 
3% Kupfervitriol und '/»•/• Essigsäure. 

Diazoschwarz 2B ist eine neue 
Diazosehwarzmarke derselben Firma. Das 
Product kommt in erster Linie als Diazo- 
tirungsfarbstoff in Betracht und wird am 
besten mit Entwickler A oder /K-Naphtol 
entwickelt. Das erhaltene Schwarz zeigt 
eine bläuliche Nuance, soll sehr waschecht 
sein und eine gute Widerstandsfähigkeit 
gegen die Einflüsse von Licht und Luft 
besitzen. Es eignet sich zum Färben von 
loser Baumwolle, Strang und Stück, sowie 
auch für Copsfärberei. Mit Zinnsalz und 
Zinnstaub ist es gut ätzbar. Folgende Vor- 
schrift empfiehlt die Firma : mit 7 “/« Diazo- 
schwarz 2B und unter Zusatz von 20% 
Glaubersalz und 1 "/» Soda eine Stunde 
kochend färben, '/ 4 Stunde ohne Dampf 
nachziehen lassen; dann diazotiren und 
entwickeln mit (S-Naphtwl. 

Die genannte Firma veröffentlicht, da 
wiederum eine ganze Anzahl neuer Ben- 
zidinfarbstoffe von ihr in den Handel ge- 
bracht worden ist, den zweiten Nach- 
trag zu der Benzidinfarbenbroschüre: 
„Aetzdruck auf mit Benzidinfarben 
gefärbten Baumwollstoffen“. Man 


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Rundschau. 


23 


Heft 2. 1 

15. Jänner 1899. J 


erfahrt aus dieser Broschüre die ver- 
schiedenen Eigenschaften, das Verhalten 
und die VerwendungBarten der neuen 
Benzidinfarbstoffe. Zum Schluss sind 
wieder eine Anzahl Tabellen beigerügt: 
Ueber das Kaltfarben; über directo Fär- 
bungen; über wasch- und lichtecht ge- 
machte Färbungen durch Diazotiren und 
Entwickeln, durch Nachbehandeln mit 
Kupfer, Chrom, Paranitranilin u. s. w. Eine 
ausführliche tabellarische Uebersicht rundet 
das Ganze ah. Als Anhang findet man 
noch einen kurzen Ueberbliek über ihr 
Benzopurpurin , das sich wahrend seiner 
löjfthrigen Laufbahn in allen Druckereien 
gerauhter Baumwollwaare dauernd einge- 
bürgert hat, sei es für Cniatückwaare, sei 
es für Ceberdruckartikel mit Anilin oder 
Blauhol zsehwarz oder für Weiss- und Bunt- 
atzartikel. o. 

Leopold Cassella A Co., ln Frankfurt a. M., 
Verfahren zur Darstellung von Dlazosal 2 en ln 
fester beständiger Form. (T). R. P. 97 933.) 

Nach dem neuen Verfahren diazotirt 
man die Basen in Lösung von concentrirter 
Schwefelsäure mit gasförmiger, salpetriger 
Stture und fügt nach vollendeter Diazotirung 
eine der angewendeten Menge Schwefel- 
säure entsprechende Menge von neutralen 
Sulfaten, z. B. Glaubersalz, hinzu, sodass 
ein feBtes Gemenge von schwefelsaurer 
Diazoverbindung und Bisulfaten entsteht. 
Man kann dabei entweder die salpetrige 
Saure in die Schwefelsäure Lösung der 
Base einleiten oder die letztere in die 
Lösung salpetriger Säure in Schwefelsäure 
eintragen. g. 

Compagnie Parisienne de Couleurs 
d'Aniline, Paris (Farbwerke vorm, Meister 
Lucius & Bnlning, Höchst a. M.), Verfahren 
zur Erzeugung der Tannin-, Antimon- oder 
der Chromverbindungen der Chinontmldfarb 
Stoffe auf der mit ,V-Naphtol präparirten oder 
direct auf der unpräparirten Faser auf dem 
Wege des Drückens. (Franz. Pat. No. 276556.) 

Es ist bisher noch nicht gelungen, 
waschechte und säureechte unlösliche Azo- 
farbstoffe von violetter, grüner und blauer 
Farbe direct auf der Faser zu erhalten. 

Nach dem vorliegenden Verfahren nun 
gelingt eB, auch diese Nüancen von be- 
friedigender Echtheit direct auf der Faser 
herzustellen. Die erzeugten Farbstoffe 
sind jedoch keine Azofarbstoffe, sondern 
Chinonimidfarbstoffe. Ihre Bildung aus den 
Componenten geht bei einer relativ niedrigen 
Temperatur, nämlich beim Dämpfen des 
bedruckten Gewebes, vor sich und ist nach 


sehr kurzer Zeit beendet. Gerade dieser 
letztere Umstand ermöglicht es, die Bil- 
dung der Chinonimidfarbstoffe auf der 
Faser mit der Erzeugung unlöslicher Azo- 
farbstoffe zu vereinigen, da die Azofarb- 
stoffe durch nur kurze Zeit währendes 
Dämpfen nicht zerstört werden. 

Allerdings findet die Bildung der Chi- 
nonimidfarbstoffe auf der Vaser nicht in 
gleich quantitativer Weise statt wie die 
Bildung der Azofarbstoffe auf der Faser, 
denn im ersteren Falle bilden sich stets 
gefärbte Xebenproduete. Glücklicherweise 
nehmen jedoch diese gefärbten Producte 
an der Farbstoffbildung nicht Theil, beein- 
flussen mithin nicht die Nüance des fertigen 
Farbstoffes. Sie können in Folge ihrer 
Leichtlöslichkeit ohne Schwierigkeiten durch 
einen einfachen Waschprocess von dem be- 
druckten und entwickelten Gewebe her- 
untergewaschen werden. 

Die nach diesem Verfahren auf der 
Faser erhaltenen Färbungen sind meist 
schöner als die mit den fertigen Chinonimid- 
farbstoffen des Handels wahrscheinlich des- 
halb, weil die Lackbildung und Fixirung 
der Farbstoffe auf der Faser schneller vor 
sich geht, bevor noch eine Einwirkung der 
Nebenproducte auf die fertigen Farbstoffe 
stattfinden kann. 

Die Bildung der Chinonimidfarbstoffe in 
Substanz findet bekanntlich stets in saurer 
Lösung statt; meist verwendet man die 
Essigsäure. Auch für den vorliegenden 
Zweck kann man sich der Essigsäure be- 
dienen, man muss jedoch sehr schnell ar- 
beiten, da sich anderen Falles die Essig- 
säure verflüchtigt und so zur Bildung un- 
regelmässiger und ungenügender Druck- 
effecte Veranlassung giebt. Am zweck- 
mässigsten verwendet man auf alle Fälle 
nicht flüchtige organische Säuren oder 
auch solche anorganischen Säuren, welche 
die Faser nicht angreifen, wie Borsäure. 

Als geeignet zur Erzeugung auf der 
Faser haben sich von den Chinonimidfarb- 
stoffen die Oxazine, die Oxazone und die 
Azine, zumal die am Azinstickstoff alkylirten 
Azine (die sog. Azoniumfarbstoffe) erwiesen. 
Sie entstehen, w r enn man die Nitrosover- 
bindungen secundärer aromatischer Basen 
oder der alkylirten Amidophenole auf 
Amine, Diamine, Phenole oder Oxycarbon- 
säuren in molecularen Verhältnissen ein- 
wirken lässt, oder wenn man die Reduc- 
tionsproducte der Nitrosoverbindungen mit 
den genannten anderen Componenten zu- 
sammen [oxydirt. Allerdings giebt Jdie 
letztere Methode schlechtere Resultate. 


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Rundschau. 


(F*rb*r-ZeUung. 
I Jahrgang J«9». 


24 


Zur Herstellung der Druckfarbe «erden 
die Nitrosoverbindungen mit der betreffenden 
Componente, also dem Amiu u. s. w. in 
molecularen Verhältnissen gemischt, in 
einer organischen Säure gelöst, mit Stärke 
verdickt und je nach der Natur des dar- 
zustellenden Farbstoffes, unter Zusatz von 
Tannin oder basischem Chromaeetat ge- 
druckt. Anstalt Nitrosoverbindungen in 
fester Form zu verwenden, kann mau sich 
auch nach einer der bekannten Methoden 
eine concentrirte Lösung derselben selbst 
hersteilen und mit dieser die Druckfarbe 
ansetzen. In der Kälte findet eine Farb- 
stoffbildung nicht statt, die Druckfarbe kann 
daher längere Zeit unzerselzt aufbewahrt 
werden. 

Der Druck geschieht in der üblichen 
Weise; nach dem Drucke wird ein oder 
mehrere Male durch den Malhcr-Platt’schen 
Dämpfappararat passirt und hierauf geseift. 

Die Färbungen lassen sich durch die 
bekannte Brechweinsteinreserve und durch 
Oxydatious- bezw. Keductionsreserven reser- 
viren. Weisse Aetzmuster erhält man, 
wenn man auf das Qewebe unmittelbar 
nach dem Trocknen Oxydationsmittel auf- 
druckt. Setzt man der Aetzfarbe gegen 
Oxydationsmittel beständige Farbstoffe oder 
Pigmentfarben zu, so erhält man bunte 
Aetzmuster. 

Von Nitrosoverbindungen können folgende 
angewandt werden: Nitrosodimethylanilin. 
N it rosodiaet hy lani li n , N itrosodimethy 1 met a- 
amidopbennl, Nitrosodiaethylmetaamidophe- 
nol, als salzsaure Salze oder als Doppel- 
salze des Chlorzinks. Unter den Phenolen 
sind die geeignetsten: 2-Naphtol, 2 — 7- 
Dioxynaphtalin, Resorcin, Gallussäure, Meta- 
oxydiaethylanilin.Metaoxydimethylanilin und 
von Aminen und Diaminen werden (-Naphtyl- 
amin, Anilin, Xylidin und Metaamidodimethyl- 
paratoluidin empfohlen. An Stelle der 
Phenole können auch die natürlichen Farb- 
stoffe in Gestalt ihrer Extrakte verwendet 
werden, wie Gelbholzextrakt, Kreuzbeeren- 
extrakt, Quercitronenextrakt, Blauholz- 
extrakt und präparirter Catechu. 

Beispiele: 

A) Druckfarben für mit Naplitol prä- 
parirte Gewebe. 

1. Blau. 

20 g salzsaures Nitrosodimethylanilin, 
100 - Essigsäure 8" Be., 

20 - Weinsäure, 

60 - Tanninlösung 1:1, 

400 - Verdickung. 

Mit Wasser auf 1000 g stellen. 


2. Blau. 

25 g salzsaures Nitrosodiaethylanilin, 
16-2 7-Dioxynaphtalin, 

100 - Essigsäure 8* Be., 

20 - Weinsäure, 

60 - Tanninlösung, 

400 - Verdickung. 

Mit Wasser auf 1000 g stellen. 

B) Druckfarben für nicht präparirtes 
Gewebe. 

1. Blau. 

1 1 g Resorcin, 

19 - salzsaures Nitrosodimethylanilin. 
100 - Essigsäure, 

20 - Weinsäure, 

60 - Tanninlösung, 

400 - Verdickung. 

Mit Wasser auf 1000 g stellen. 

2. Blau. 

25 g salzsaures Xitrosodiaethyunilin, 

16 - 2 — 7-Dioxynaphtalin, 

100 - Essigsäure, 

20 - Weinsäure. 

60 - Tanninlösung, 

400 - Verdickung. 

Mit Wasser auf 1000 g stellen. 

3. Rothviolett. 

19 g salzsaures Nitrosodimethyanilin. 
15 - Metaamidodimethyl-p-toluidin. 

100 - Essigsäure 8" Be!, 

20 - Weinsäure, 

60 - Tannin lösung, 

400 - Verdickung. 

Mit Wasser auf 1000 g stellen. 

4. Blaugrün. 

17 g Diaethylmetaamidophenol. 

22 - Salzsäure 22 0 Be., 

200 - Wasser und 

100 - Eis werden langsam mit 25 ccm 
einer 290 g 7-Natriumnitrit im Liter ent- 
haltenden Nitritiösung versetzt, und nach 
Zusatz einer Lösung von 
14 g 1-Naphtylamin, 

100 - Wasser, 

10 - Salzsäure, 

20 - Weinsäure, 

60 - Tannin lösung, 
auf 1000 - eingestellt. 

5. Olivgrün. 

20 g salzsaures Nitrosodimethylanilin, 
150 - Gelbholzextrakt 30“ Be., 

20 - Weinsäure, 

150 - Chromacetat 20° Be., 

400 - Verdickung. 

Mit Wasser auf 1000 g stellen. 


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Heft 8 . 1 

iy Januar 1«W.J 


Rundachau. 


25 


6. Schwarz. 

25 g salzsnures Nitrosodiaethyla nilin, 
200 - Blauholzextrakt 30* Bö., 

20 - Weinsäure. 

150 - Chromacetat 20* Be., 

4<X) - Verdio kung. 

Mit Wasser auf 1000 g stellen. 

An Stelle der Weinsäure kann inan 
sich auch der Aethylweinsäurc bedienen. 

Nach dem Bedrucken wird das Gewebe 
3 Minuten gedämpft. Die Tanninfarben 
fixirt man hierauf durch eine Antimonsalz- 
passage, während die mit Chromfarben ge- 
färbten Stücke direct gewaschen und ge- 
seift werden. 

(Die Nitrnsobiaus der Höchster Farb- 
werke, welche sich in verschiedenen 
Druckereien gut eingeführt haben, werden 
nach diesem Verfahren erzeugt. Färbungen 
zeichnen sich durch gute Wasch- und Licht- 
echtheit aus. Das Dämpfen darf jedoch 
nicht langer als gerade nothwemlig ist 
ausgedehnt werden, da andernfalls die 
Nuancen einen mehr oder weniger grauen 
Ton annehmen, eine Erscheinung, die auch 
bei den mit Meldola-Blau, Neublau etc. 
durch directen Aufdruck erzeugten Fär- 
bungen auftritt.) 

F. W. Bündgens, Aachen, Färbebottich mit in 
den Färberaum eingebautem Flottenmischraum. 

(I). R. r. 97 266.) 

Bei diesem Färbebottich für Stückwaarc 
kann die Verbindung zwischen dem Flotten- 
mischraum und dem eigentlichen Färberaum 
bis zur vollständigen Auflösung des Farb- 
stoffes aufgehoben werden. Der Verschluss 
der Perforirungen der Zwischenwand wird 
durch eine auf derselben befindlichen, ver- 
schiebbaren Lattenwand mittels Sehrauben- 
spindel bewerkstelligt. Durch diese Vor- 
richtung kann man das Verschliessen und 
Oeffnen der Perforirung schnell vornehmen, 
es können jedoch auch andere Verschlüsse 
Verwendung finden. *. 

Farbwerke vorm. Meister Lucius & 
Brüning, Höchst a. M.. Neuerung beim Merce- 
risiren von Baumwollgarnen mit alkalischen 
Laugen. (D. R. P. 98601.) 

Die Neuerung besteht darin, ohne 
Spannung der Garne den gewünschten 
Zweck des Mercerisirens zu erreichen und 
ein Einlaufen der Faser zu verhindern. 
Durch Beimengung gewisser in der Mer- 
cerisirungslauge löslichen Salze, z. B. der 
in überschüssigem Aetznatron löslichen 
Alkalisilicate, wie Natronwasserglas, soll 
dies gelingen. In Folge der neuen Zusätze 


ist ein Gespaunthalten des Materials sowohl 
während des Behnndelns mit der Mcr- 
cerisirungsflüssigkeit als auch während des 
Auswaschens überflüssig. Gleichzeitige 
geringe Zusätze von Türkisehrothölen, 
Seifen und ähnlich wirkenden Körpern, 
z. B. Glycerin, welche die Faser weich und 
elastisch erhalten, sind dem ganzen Process 
sehr förderlich. Der auf diese Weise er- 
zielte Glanz sieht dem durch Mercerisation 
in gespanntem Zustande erhaltenen nicht 
nach. 

Patentanspruch: Neuerung beim Mer- 
cerisiren von Baumwollgarnen mit alka- 
lischen I. äugen, darin bestehend, dass 
letzteren Alkalisilicat zugesetzt wird. 

V. G. Bloede, Catonsville, Maryland, Neues 
Färbeverfahren. (Amerikanisch, Putent593l93.) 

Die Diazotirung der Farbstoffe geschieht 
nach diesem Verfahren nicht mittels einer 
mit Salz- oder Schwefelsäure ungesäuerten 
Natriumnitritlösung, sondern mittels gas- 
förmiger salpetriger Säure. Die sonst all- 
gemein übliche Methode der Diazotirung 
in angesäuerter Nitritlösung soll häufig den 
Uebelsland zeigen, dass der auf der Faser 
befindliche Farbstoff theilweise zerstört und 
herunter gewaschen wird. Dies soll nach 
dem vorliegenden Verfahren durch An- 
wendung gasförmiger, salpetriger Säure 
vermieden werden; die salpetrige Säure 
kann mit Luft oder Dampf gemischt werden. 
Gewonnen wird sie durch Einwirkung von 
Mineralsäuren auf Xalriumnilrit oder von 
Salpetersäure auf Stärke oder Arsenigsäure- 
anhydrid. u, 

Dr. A. Liebmann, Horsforth b. Leedj Ver- 
fahren, gelbe bis braune Mikadofarbstoffe 
aus p-Nitrotoluolsulfosäure auf der Pflanzen- 
faser zu erzeugen. (D. R. P. 98 910.) 

Die zur Klasse der Mikadofarbstoffe 
gehörenden Producti' zeigen im Zeugdruck 
die unangenehme Eigenschaft des Blulens 
in beträchtlichem Maasse; auch bei 
Aetzungen läuft die Farbe heim Seifen 
ins Weisse. Dem Patentnehmor ist es nun 
gelungen, Färbungen mit M ikadofarhst offen 
auf der Faser zu erzeugen, welche diese 
unangehme Eigenschaft des Blutens nicht 
zeigen. Das neue Verfahren kann in 
zweifacher Weise ausgerührt werden. 

1. Man druckt Parnnitrotoluolsulfosäuro 
oder eins ihrer Salze mit einer ent- 
sprechenden Menge Natron- oder Kalilauge 
auf. trocknet und dämpft mit oder ohne 
Druck. Dann passirt man durch ein 
schwaches Säurebad, wäscht und seift. 


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26 


Rundachau. 


[ Plrbw-Zeltung. 
Jahrgang 18 W. 


2. ParanitrotoluolsulfOBäure oder ein» 
ihrer Salze wird mit einem passenden 
Verdickungsmittel aufgedruckt, der be- 
druckte Stoff getrocknet und dann breit 
durch heisse concentrirte Natron- oder 
Kalilauge gezogen. Unmittelbar nach Ver- 
lassen der Lauge muss der Stoff in ein 
schwaches Säurebad geleitet werden; dann 
wird in reinem Wasser gespült um! geseift. 
Die Concentration und Temperatur der 
Lauge ist von grosser Bedeutung. Ist die 
Lauge zu schwach (etwa 1,074 spec. Gew.), 
so tritt die Karhstoffbildung zu langsam 
ein und das Verdickungsmittel wird her- 
untergewaschen; ist sie nicht heiss genug, 
so macht sich die Mercerisntion unangenehm 
geltend. AI» besonders geeignet erwiesen 
sich kochende Laugen von 1,161 bis 1,21 
spec. Gew. r. 

Max Schmidt in Libau, Schlesien, Papierwalze 
für Calander und Satinirmaschinen. (D. R. P. 

No. 100313.1 

Die Erfindung bezieht sich auf die 
Papierwalze für Calander- und Satinir- 
maschinen, welche durch die Berührung 
mit den heissen Stahlwalzen ausserordentlich 
leiden und in Folge des bedeutenden Ver- 
schleisses in kurzer Zeit zum Gebrauch 
untauglich werden. Dieser l’ebelstand soll 
nun dadurch beseitigt werden, dass die 
Papierwalze statt des bisher gebräuchlichen 
vollen einen hohlen Eisenkern erhalt, der 
mit fortwährender, regelbarer Wasserkühlung 
versehen ist. Bei angestellten Versuchen 
hat es sich als vortheilhaft bewiesen, wenn 
das Kühlwasser unter geringem Druck ge- 
halten wird; die Erfahrung lehrte ntimlich, 
dass bei vorhandenem Drucke eine inten- 
sivere Kühlung eintrat. Man erreicht dies 
leicht durch Anschluss des Zuflusses an 
eine Druckwasserleitung. Die mit dieser 
Verbesserung versehenen Papierwalzen sind 
von grosser Haltbarkeit, und ein Verschleiss 
durch Ausbrechen ist nahezu ausgeschlossen. 

D. 

Farbenfabriken vorm. Friede Bayer & 
Co., Elberfeld, Verfahren zur stufenweisen 
Hydroxylirung von Anthrachinon. (D. R. P. 

No. 101 220.) 

Das Verfahren besteht darin, dass man 
Anihrachinon mit Schwefelsäureanhydrid 
vorzugsweise in Form einer rauchenden 
Schwefelsäure von 75 bis 05% Anhydrid- 
gehalt unter Zusatz von Borsäure auf Tem- 
peraturen von 60 bis 120° C. erhitzt. 

50 kg Anthrachinon und 20 kg bei 
100" C. getrockneter Borsäure werden zum 
Beispiel in einem eisernen Druckkessel mit 
Rührwerk in 1000 kg Oleum von 80% SO ä - 


Gehalt gelöst. Man erhitzt den geschlossenen 
Kessel während 36 Stunden auf 100* C., 
w’obei im Innern ein Druck von 5 bis 7 At- 
mosphären herrscht. Hierauf lässt, man 
erkalten, vermischt die Schmelze unter 
Kühlung mit 1000 kg Schwefelsäure 60* Be. 
und giesst sie in Wasser. Der abgeschie- 
dene Niederschlag, welcher die Oxyanthra- 
chinone in Form ihres Schwefelsäureäthers 
enthält, wird abfiltrirt. gewaschen, in heisser, 
verdünnter Natronlauge gelöst und flltrirt. 
Das Filtrat wird kochend mit Schwefel- 
oder Salzsäure zersetzt und der so erhaltene 
Niederschlag, welcher vorwiegend aus An- 
thrarufin neben geringer Menge von Chini- 
zarin und höher hydroxylirtenA nt hrachinonen 
besteht, abfiltrirl. Die Reindarstellung des 
Anthraruflns bezw. die Trennung der 
einzelnen Oxvanthrachinone geschieht nach 
bekannten Verfahren, z. B. durch Behandeln 
mit entsprechenden Lösungsmitteln oder 
durch fractionirtes Ausfällen der alkalischen 
Lösung. d . 

Zur Appretur baumwollener Hosenstoffe. 

Cm baumwollene Hosenstoffe zu appre- 
tiren, verfährt man folgendermassen : 10 kg 
geruchlosen la. Leims werden mit soviel 
kaltem Wasser übergossen, dass das Wasser 
den Leim vollständig bedeckt. Nun lässt 
man den Leim aufquellen, giesst eventuell 
so viel Wasser nach, dass derselbe stets 
bedeckt bleibt und lässt ihn so 10 bis 
12 Stunden quellen, hierauf bringt mau in 
einem Holz- oder Kupferkessel 100 Liter 
Wasser zum Kochen und setzt den auf- 
gequollenen Leim nach und nach zu. So- 
bald eine dünne Gallerte entstanden ist, 
fügt man 1 Liter kräftigen Kornbranntwein 
hinzu, oder man nimmt '/, Liter absoluten 
Alkohol, vermischt ihn mit 3 Liter Wasser 
und verwendet tlie Mischung; endlich kocht 
man, bis die Lösung des Leimes voll- 
ständig erfolgt ist. In einem zweiten Koch- 
kessel von Holz bringt man 100 Liter Wasser 
auf 37 V, • C., fügt 10 kg Kartoffelstärke 
und 4 kg China clay in Teig hinzu und 
kocht kurz (1 Minute) auf. In einem dritten 
kleinen Gefäss emulgirt man 1 kg 400 g 
Seifentalg, 1 kg 200 g neutrale Kernseife, 
200 g Glycerin in etwa 6 bis 8 Liter Wasser. 
Nun flltrirt man durch ein Messingdraht- 
sieb die Stärke-Chinaclay-Kochung, kocht 
unter tüchtigem Umrühren nochmals ganz 
kurz, fügt die Talgölseifenemulsiou zu und 
rührt wiederum, jedoch ohne zu kochen. 
Es empfiehlt sich, die Appretmasse erst an 
einem % m von dem zu appretirenden 
Hosenstoff zu probiren; fällt derselbe zu 
kräftig aus, so verdünnt man mit 50° C. 


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Heft 2. 1 

15. Januar 18W.J 


Varschieden® Mittbellungen. 


27 


warmem Wasser. Schliesslich appretirt man 
auf der Stürkemasehine linksseitig 1 bis 
2 inal, trocknet im Spannrahmen oder auf 
der Cylindertrockenmaschine, Hisst aus- 
kühlen und calandert leicht auf dem Filz- 
oder Rollcalander: im letzteren Falle lässt 
man ein endloses Tuch um die obere Walze 
gehen, damit kein Glanz entsteht. 

• Aust ugtuaise au« der Zeitschrift für di* yt nimmt* Tex hl- Industrie J 

D 

Ein« gefährliche Anillnschwarzblldung. 

Dr. E. Knecht hat in Soe. of Dyer & 
t'olourists Mittheilung von einem Labora- 
toriumsversuch gemacht, der darauf aus- 
ging, Anilinschwarz auf nitrirter Baumwolle 
ohne sonstige Oxydationsmittel entstehen 
zu lassen. Baumwollgarn wurde in Trini- 
trocollulose übergeführt, dann mit einer 
löprocentigen Anilinsalzlösung getränkt, 
getrocknet, in Baumwolltuch eingeschlagen 
und einige Minuten lang ohne Druck ge- 
dämpft. Er erhielt ein befriedigendes, nicht 
abreibendes und nicht vergrünendes Anilin- 
schwarz auf dem nicht angegriffenen Baum- 
wollgarn, daneben aber ein ganz zer- 
fressenes Umschlagetuch. l T nd doch erhält 
man ohne Umschlagetuch kein Anilin- 
schwarz auf der nitrirten Baumwolle. Knecht 
hat nicht die Absicht, dieses Anilinschwnrz 
der Praxis zu empfehlen, weil dem ge- 
wonnenen Anilinschwarz der schmerzliche 
Verlust des Umschlagetuches gegenüber- 
steht, das fast oder mindestens so viel 
werth ist, wie das von ihm umhüllte Baum- 
wollgarn. Der Versuch hat aber ein theo- 
retisches Interesse, weil das Schwarz ohne 
Beihülfe eines Metallsalzes (entsprechend 
älteren Versuchen mit freier Chlorsäure) 
entstanden und weil in diesem Fall die 
oxydirende Substanz, die Salpetersäure, 
zuvor der Baumwolle incorporirt worden 
ist. In der an den Vortrag geknüpften 
Debatte wurde besondere Aufmerksamkeit 
der Thatsache geschenkt, dass das Garn 
intakt und der Umschlag allein zerstört 
worden ist. Noch auffallender dürfte der 
nicht näher erörterte Umstand erscheinen, 
dass Knecht ohne Umschlag überhaupt kein 
Schwarz auf dem Garn erhalten konnte. 
Und doch hängt diese zweite Frage viel- 
leicht mit der ersten zusammen. Das Garn 
wurde gedämpft ohne Druck. Das Aus- 
treten der Nitrogruppe aus der Nitrocellu- 
lose und die Umsetzung mit dem Anilin- 
salz begann jedenfalls im ersten Augenblick 
der Erhitzung durch den Dampf, dessen 
Feuchtigkeit durch den Umschlag vom Garn 
zurückgehalten wurde, während beim 
Dämpfen ohne Umschlag die Feuchtigkeit 
sofort zur Nitrocellulose treten konnte und 


aus dem Salpetersäurerest wesentlich andere 
Nitroproducte entstehen lassen musste. 
Der Umschlag hielt ferner die in Folge 
der Momentwirkung der Hitze (des nicht 
gespannten Dampfes) entstandenen, gas- 
förmigen Nitroproducte. Chlorderivate und 
die frei gewordene Salzsäure im Innern des 
Umschlagtuchs zurück, die nun allesammt 
innerhalb des Sacks eine gewisse, wenn auch 
unbedeutende Spannung unnahmen und dem 
Dampf den Zutritt zum Baumwollgarn erst 
recht verwehrten. Um so mehr waren die 
gespannten Säuregase bestrebt, durch das 
Baumwollgewebe aus dem Innern des Sacks 
nach aussen zu dringen, wo der Dampf 
keinen Druck, also keinen Widerstand 
gegen ihr Ausströmen ausiibte. So wurde 
das Garn im Innern des Sacks von den 
schädlichen Säuregasen nicht belästigt, der 
Umschlag aber gründlich zerstört. 

/A‘ack Jourm of Itters dt Ootourists 1898, 8. 9 J Kt. 


Verschiedene MittheUungen. 

Gera einst und jetzt. 

Die Bedeutung der Geraer Kammgarn- 
industrie steht in keinem Verhültniss zur 
Grösse des Fürstenthums, auf dessen Gebiet 
ihre Spindeln schnurren, ihre Stühle klap- 
pern. Um das Maass von ihrer Grösse zu 
nehmen, bedarf es eines internationalen, 
nicht des reussischen und nicht des deut- 
schen Maassstabs; denn die Geraer Stoffe 
kennen, wie die Zugvögel, keine deutsche 
Grenze, und ziehen weit über den euro- 
päischen Continent in die linder, die das 
Meer von ihm trennt, kommen aber nie- 
mals wieder in die Heimath zurück. Wie 
ist das bo geworden? 

Die Tuchmacherei ist, wie im übrigen 
Deutschland, so auch in Gera, soweit 
unsere Geschichte zurückdenkt, ein altes 
ehrenfestes Gewerbe gewesen und hat ihre 
BlUthen getrieben, lange bevor der wilde 
Sturm des 30jährigen Krieges die deutsche 
Kultur und Arbeitskraft vernichtet hat. 
Man sass Reissig am Stuhl, ohne sich zu 
überarbeiten, und als von selbst das Tuch- 
gewerbe dichter besetzt und der Verkauf 
auf den benachbarten Märkten schwieriger 
wurde, da schloss man sich zu Innungen 
zusammen, um die locale l'eberproduktion in 
Gera und Umgebung hintanzuhalten, was 
heute die (’artelle im Dienste der nationalen 
Arbeit zu erreichen gewillt sind. Die 
Gründung der Geraer Tuchmacherinnung 


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28 


Vtrichiedcne Mittheilungen. 


[Färber-Zeitung. 
[Jahrgang ISO®. 


erfolgte im .lahri“ 1470 und gab ihren An- 
gehörigen das beruhigende Gefühl der 
Sicherheit ihrer Existenz, bis der nieder- 
ländische Krieg, fern von den Grenzen 
Geras, das Stillleben der Zunft zu stören 
drohte. Nicht etwa, dass Alba mit seinen 
welschen Horden an die Thore Geras 
klopfte, aber seine Grausamkeit hat in den 
Jahren 1567 bis 1573 viele Tausende von 
Protestanten aus den Niederlanden nach 
Deutschland vertrieben, darunter nicht 
wenige Industrielle und insbesondere Weber, 
die auf ihr Gewerbe und auf die Handelschaft 
sich besser verstanden ais die deutschen 
Zunft genossen. 

Wer heute Gewerhegeschichte schreibt, 
betrachtet es als ausgemachte Sache, dass 
die niederländischen Flüchtlinge wegen 
ihrer anerkannt grösseren Kunstfertigkeit 
ein fördernder und deshalb willkommener 
Zuwachs für die deutschen Gewerbe ge- 
wesen sind. Zieht man ihre rascher 
fortschreitende Entwicklung als Vortheil 
des Ganzen in Betracht, so stimmt ohne 
Zweifel diese Rechnung im Grossen. In 
anderer Beleuchtung freilich erscheint der 
Zuwachs, wenn man soviel Phantasie be- 
sitzt, um in die Verhältnisse und Stimmung 
Jener Zeit sich versetzen, an ihren grossen 
und kleinen Sorgen theilnehmen zu 
können. In Wirklichkeit befanden sich die 
Gewerbetreibenden Deutschlands und Geras 
den Flüchtlingen gegenüber in einer ziem- 
lich verzwickten Lage. Einerseits musste 
man sie freundlich aufnehmen, denn sie 
waren Märtyrer des protestantischen Glau- 
bens, und der Glauben hatte damals bei 
Hoch und Nieder noch gutes Gewicht. 
Andererseits drohte der Zuwachs die lokale 
Production zu vermehren und den numerus 
clausus der städtischen Zunft zu durch- 
brechen. Ausserdem war die technische 
und kaufmännische Ueberlegenheit der 
Niederländer eine bekannte Thatsache und 
ihr Rufganz dazu angethan, den erbgesessenen 
Zurftgenossen Geras nicht unbegründete 
Beklemmungen zu verursachen. Die frem- 
den Weher oder Wirkermeister erkannten 
die Situation, pflegten ihre alten Beziehungen 
zum Ausland und hüteten sich, den Ein- 
heimisehenauf dem Platze oder auf den nahen 
Märkten Concurrenz zu machen. So gaben 
sie keine Ursache zu Klagen. Die Sache 
wurde erst ungemüthlich. als im Jahre 1595 
der reiche Doorniker Kauf- und Handels- 
herr Xicolaus de Sinit auf seiner Flucht 
aus Flandern nach Gera kam und bleibend 
in der Stadt sich niederlassen wollte, um 
hier die Zeugweberei im grossen, nieder- 
ländischen Stil zu betreiben. Da wäre es 


den Geraer Tuchwebern wirklich lieber ge- 
wesen, wenn der niederländische Hecht 
einen anderen Karpfenteich im Deutschen 
Beich sich ausgesucht hätte. Sie wurden 
bei der reussischen Regierung vorstellig, 
protestirten mit guten und schlechten 
Gründen gegen de Smit’s Aufnahme in 
Gera und fanden für ihre Petitionen die 
eifrige Unterstützung des Stadtraths, der 
Geistlichkeit, der Leinweberzunft und 
mehrerer gewichtigen Personen der Bürger- 
schaft. Da war es ein Glück für de Smil, 
dass im gleichen Jahre Heinrich Posthumus 
die Regierungantrat, der die Angelegenheit 
mit weiterblickenden Augen ansah und die 
Aufnahme des Fremdlings durchzusetzen 
w usste. Schon iin folgenden Jahre konnte 
de Smit auf der Leipziger Messe mit seinen 
Waaren auft roten, zog dann viel Arbeits- 
kräfte an sich, richtete eine ausgedehnte 
eigene Hausweberei ein, verband mit ihr 
die Schönfärberei und Appretur und konnte 
den eingeborenen Zeugw'irkem Geras reich- 
liche Beschäftigung geben. Nun, da man 
die Vortheile von de Smit’s Arbeitssystem 
für den Einzelnen und das Ganze erkannte, 
war der Friede in Gera wieder hergestellt. 
Im .Jahre 1607 etablirten andere Nieder- 
länder, darunter de Smit 's Stiefsohn Johann 
Stockeimann und sein bisheriger Mitarbeiter 
Balduin Konrnd ähnliche Geschäfte und 
gaben dadurch Anlass zu weiterer Ver- 
mehrung der Zahl der Zeugweber in Gera. 
Letztere gründeten 5 Jahre vor Beginn 
des 30jährigen Krieges, von dem de Smit 
selbst noch die ersten 5 Jahre erlebte, 
eine Innung von 55 Mitgliedern. 

Wie die Völkerwanderung aus Europa, 
so hat der 30jährige Krieg aus Deutsch- 
land eine Wüstenei gemacht. Aber Gera’s 
Industrie, für die de Smit einen sicheren 
Grund gelegt hatte, erholte sich bald wieder, 
denn im Jahre 1686 zählte sie 180 Zeug- 
macher, die Appreteure, Waid- und Schön- 
färber nicht mitgerechnet. Der 30jährij»e 
Krieg hat als Erbschaft die deutsche Klein- 
staaterei hintorlassen, die in der Erfindung 
von Einfuhrzöllen und -Verboten, von Durch- 
fuhr- und Finanzzölleu, überhaupt von 
freund nachbarlichen Likinzöllen und Placke- 
nden jeder Art ganz Hervorragendes leistete. 
Mit ihrer Hülfe suchten die grösseren Staaten 
die Industrie der kleineren deutschen Staaten 
lahm zu legen, wobei natürlich die kleine 
Grafschaft Gern den Kürzeren ziehen 
musste. Weitere Hemmnisse der Industrie 
waren die preussisch-österreichischen Kriege 
des 18. Jahrhunderts, an denen auch die 
Kleinstaaten theilnehmon durften. Immer 
hin zählte man im Jahre 1785 in Gern 



Heft 2. 1 

15. Jan oar 1*99. J 


Verschiedene Mittheilungen. 


29 


290 Zeugmacher: ihre Zahl hatte somit in 
den schwierigen Zeiten nicht ab-, sondern 
zugenoinmen. Oie napoleonischen Kriege 
berührten das reussische Land direct erst 
iin Jahre 1806, brachten aber im gleichen 
Jahre die Kontinentalsperre, die der Geraer 
Weberei eher zum Nutzen als zum Schaden 
gereichen musste. DiedemJahre 18 15 folgen- 
den Friedensjahre darf man als eine Zeit 
der wirthschaftlichen Sammlung und stetigen 
Entwicklung der deutschen Industrie, ins- 
besondere der Textilindustrie, betrachten. 
Die Entwicklung ging in ein wesentlich 
beschleunigtes Tempo über, als endlich im 
Jahre 1834 mit dem deutschen Zollverein 
der Grundstein des heutigen Deutschen 
Reiches gelegt und Handel und Wandel 
von einer Meng«' liistiger Fesseln befreit 
wurde. Wenige Jahre später ertönte die 
Pfeife der ersten Locomotive in Mittel- 
dcutschland und macht«' die Hahn frei für 
Personen, Waaren, Rohstoffe und Stein- 
kohlen. Die Zahl der Geraer Handlungs- 
hlluser, die im Jahre 1808 auf acht herunter- 
gegangen war, hatte sich bis zum Juli 1841 
wieder verdoppelt. Dr«*i Jahre spater sah 
Gera die erste mechanische Kammgarn- 
spinnerei, nachdem im benachbarten Liebsch- 
witz schon im Jahre 1828 eine solche 
gegründet worden war. Abor erst um die 
Mitte der fünfziger Jahr«' wurde der mecha- 
nische Webstuhl in der reussischen Thibet- 
stadt eingeführt. Dieses wichtig«' Ereigniss 
hfilte Gera und Umgebung vielleicht für 
einen früheren Zeitpunkt verzeichnen können, 
wenn nicht im Jahre 1841 die Konneburger 
Weber des benachbarten Herzogthums 
Altenburg eine Miniatur-Revolution veran- 
staltet und in Summa vier mechanische 
Webstühle zertrümmert hatten, die einzigen, 
die bisher in diese Gegend sich verirrt 
hatten. Die guten Geraer fürchteten sich 
gewaltig vor dem Sturm im Glase Wusser, 
wie man den Altenburger Putsch nennen 
kann, wenn man ihn mit den Arbeiter- 
revolten des vorigen Jahrhunderts in Lyon 
und Blackburn vergleichen will. Freilich 
hatten die Handlungshiiuser und Factoreien 
in G«'ra mit einer weit stärkeren Arbeiter- 
inacht zu rechnen als in Ronneburg, denn 
im Jahre 1855, da mau sich endlich in 
Gera getraute, die ersten mechanischen 
Stühle aufzustellen, arbeiteten hier 391 Zeug- 
macher mit 450 Gesellen auf 850 Hand- 
stühlen, denen in der Umgebung Gera’s 
noch 2000, in strengen Geschäftszeiten 
auch 4000 Hausstühle zu Hilfe kamen. 
Die Zahl der mechanischen Stühle stieg in 
Gera rasch auf 654 im Jahre 1868, uuf 
1000 im Jahre 1870 und auf 2200 im 


Jahre 1876. Aber noch rascher ging es 
mit der Vermehrung, als D«'utschlands 
kriegerische und politische Erfolge der 
Jahre 1870/71 anfingen, ihre Nachwirkung 
auf unsere wirthschaftlichen Verhältnisse 
auszuüben. Im Jahre 1884 zahlte man in 
Gern und Umgebung schon 26 Fabriken, 
5500 Arbeiter, 6000 mechanische, 1200 
Hnndstühle und 41 Dampfmaschinen mit 
1260 Pferdekräften, dann im Jahre 1891 
in 62 Fabriken 10 800 Arbeiter, 9500 me- 
chaniscbe Stühle und 87 Dampfmaschinen 
mit 4660 l’ferdi'kräften. im Jahre 1897 
endlich war die Zahl der Textilarbeiter auf 
13 200, der Spindeln auf 83 700 und der 
mechanischen Stühle auf 1 1 (MX) gestiegen. 

Gera’s muslergiltige und tonangebend«' 
Kammgurnimlustrie ist zugleich ungemein 
vielseitig. Sie erzeugt glatte und geköp«'rte 
Frauenkleiderstoffe, bunte und schwarz«' 
Kaschmir», Thibets, Merinos, Musseline, 
reich gemusterte Phantasieartikel, Damen- 
mäntel- und Jaiiuetstoffe. Shawls, Tücher 
und sonstige Genres, die wir nicht alle 
wie in einem Preiscourant aufzählen wollen. 
Zu Bi'ginn unseres Jahrzehnts hat üera’s 
Industrie einen Treffer gemacht, indem sie 
die Hcrrenstoffe mit der am Platze selbst 
ausgefülirten Aaclmner Appretur in ihre 
Fabrikation aufnahm. Eine bedeutende 
Rolle spielen neuerdings auch die be- 
druckten Geraer Wollstoffe und. um ein 
volles Bild von Gera s rastloser ThJUigkeit 
zu geben, dürfen wir seine viel beschäftigte 
Juti'- und Teppichindustrie und seine flott 
betriebene Fabrikation von Textilmaschinen 
alh'r Art nicht unerwähnt lassen. Und dass 
an solchem Platze der Färber die Hände 
nicht in den Schoos» zu legen braucht, 
versteht sich von selbst. 

Die Ausfuhr der Geraer Kammgarn- 
stoffe hat in den letzten Jahren durch den 
nordamerikanischen Schutzzoll einen em- 
pfindlichen Stoss erlitten. Immerhin hat 
sich alsbald gezeigt, dass Nordami'rika die 
Geraer Erzeugnisse nicht ganz, dass es 
insbesondere die feineren Artikel Gera» 
gar nicht entbehren kann. Und wenn 
schon unsere Zukunft auf dem Meere liegen 
soll und liegt, so hat man in Gera die 
Meereskarte fleissig studirt und keineswegs 
auf den Atlantischen Ocean allein sich 
capricirt. Einen theilweisen Ersatz für den 
Ausfall im nordamerikanisehen Export bietet 
überdies» das Wachsthum der Kaufkraft auf 
dem deutschen Markte, ein Vermächtnis», 
das mit seinen Arbeitergesetzen der grosse 
Kanzler der dankbaren deutschen Industrie 
hinterlassen hat. aw-ujo-. 



30 


Verachleden* Mittheihmgen. 


[TarW-Zeltanp. 

I Ja hrgang 185». 


Zur Geschichte der Purpurfärberei. 

In der Octobor-Sitzung der Berliner 
Gesellschart für Anthropologie hat Prof, 
v. Mertens einen Vortrag über die Frage 
gehalten, ob die Verwendung der Purpur- 
schnecke ( Purpura patula) in Westindien 
und an der Westküste von Central- Amerika 
zur Färbung der Baumwolle erst den liin- 
geborenen durch die Spanier bekannt ge- 
worden oder bereits in vorcolumbischer 
Zeit geübt worden sei. Er entscheidet 
sich aus verschiedenen Gründen für den 
zweiten Theil der Alternative. Die ameri- 
kanische Purpurschnecke ist wesentlich 
grösser als die im Mittelmeer vorkommende, 
sie konnte daher den Spaniern nicht so- 
gleich als dasselbe Thier erscheinen, zumal 
es zweifelhaft ist, ob die Verwendungsart 
der Purpursehnecke den Spaniern jener 
Tage überhaupt bekannt und geläufig war. 
Andererseits war die Benutzung von 
Muscheln und Mollusken sowohl zur Her- 
stellung trompetenartiger Instrumente, als 
zur Nahrung den Indianern wohlbekannt, 
ja Coiumbus fand am Orinocco perlen- 
geschmückte Indianerinnen. Bei dem Ver- 
such, die Purpurschnecke in der einen 
oder anderen Art zu verwerthen, musste 
die Eigenschaft ihres grauen Saftes, an 
der Luft schnell grünlich und bald darauf 
purpurroth zu werden , leicht entdeckt 
werden. Die Schönheit der Farbe dieses 
Saftes aber verlockte ohne weiteres zur 
Uebert ragung desselben auf Stoffe, zumal 
das Verfahren ein höchst einfaches ist und 
noch heute das zu färbende Garn, wovon 
eine Probe vorgelegt wurde, nur durch 
den ausgepressten Saft der Molluske ge- 
zogen wird, um sieh purpurn zu färben. 
Die Indianer in vorcolumbischer Zeit muss 
man sich überhaupt als hervorragende 
Textilkünstler vorstellen. Die bekannten 
Inkagewebe deuten sowohl in mechanischer 
wie in chemischer Hinsicht auf einen hohen 
Grad technischer Fertigkeit. 

IZtUKkrift 1- d- »«*. 

Vereinigung englischer Färbereien. 

Nach einem Bericht der Leipziger 
Monatsschrift für Textil-Industrie erfolgte 
die Subscription auf das Capital der neu- 
gegründeten Actien-Gesellschafl The. Brad- 
ford Dyers Association (Bradforder Fllrber- 
Vereinlgung), welche eine Vereinigung von 
22 Färbereien des Bradforder Bezirkes 
darstellt. Die Vereinigung umfasst Ü0 7» 
der gesammten Industrie, und die ver- 
einigten Firmen färben zusammen jährlich 
etwa 200 Millionen Ellen Stoff im Werthe 
von 12 bis 10 Millionen Pfund Sterling. 


Der Zweck der Vereinigung braucht nicht 
erst erklärt zu werden. Das Kapital be- 
trägt 47» Millionen Pfund Sterling in Actien 
und Pfandbriefen, von denen jedoch vor- 
läufig bloss zwei Drittel ausgegeben werden. 
Als Kaufpreis aller Unternehmungen wurde 
die Summe von 2 870 640 Pfund Sterling 
festgesetzt. Den bisherigen durchschnitt- 
lichen Gesammt - Jahresertrag haben die 
Sachverständigen vom Bankfache mit mehr 
als einer Viertelmillion Pfund Sterling be- 
rechnet, was genügen würde, um nach 
Bedienung der Pfandbriefe und Vorzuga- 
actien 7 •/« auf die Stammactien zu zahlen. 
Doch hofft die neue Compagnie, 13 "/• au ^ 
die Stammactien zu verdienen. Die 
Emission erfolgt al pari, und die Com- 
pagnie erscheint mit keinerlei Zwischen- 
männerproflten belastet. An der Börse 
werden die Shares bereits mit Aufgeld ge- 
handelt. Der Verwaltungsrath besteht aus 
nicht weniger als 37 Mitgliedern von den 
verschiedenen vereinigten Finnen. 

Arbeiter* uszcichnungen für langjährige Arbeits- 
leistung. 

Vom königl.sächs. Ministerium des Inncnt 
erhielten der Expedient Hermann Louis 
Graupncr bei der Firma Hermann Stärker 
in Chemnitz und der Fabrikarbeiter Friedrich 
Daniel Lein, bei der Firma Hermann Köhler 
in Chemnitz, die Medaille für Treue in 
der Arbeit. — Vom Rath der Stadt Chemnitz 
erhielten städtische Ehrendiplome der 
Commis Gustav Adolf Beyer, der Strumpf- 
wirker Ernst August Bauer und die 
Ränderschneiderin Anna Pauline Clauss in 
Anerkennung einer 25- und mehrjährigen, 
ununterbrochenen treuen Thätigkeit in der 
Hermann Stärker’schen Strumpffabrik in 
Chemnitz i. S. — Dem Feuermann Johann 
Christian Braun, welcher seit 1857, dem 
Presser Friedr. August Richter, welcher 
seit 1868, und der Spannerin Frau Ernestine 
Laura Schauptner, welche seit 1855 ununter- 
brochen bei der Firma F. H. Hempel, 
Bleicherei und Appretur in Plauen i. V., 
thätig ist, wurde das tragbare Ehrenzeichen 
für Treue in der Arbeit verliehen. — Ein 
frohes Weihnachtsfest war diesmal zehn 
Arbeitern und Arbeiterinnen der Kamm- 
garnspinnerei zu Leipzig beschieden. Am 
heiligen Abend wurde nämlich denselben 
eine Auszeichnung für 25 bezw. 30jährige 
Arbeit in dem genannten Etablissement zu 
Theil, die sich zu einem festlichen Acte 
gestaltete. Den Veteranen der Arbeit 
wurde in Anwesenheit des Vorstandes 
durch Herrn Stadtrath Wagler das trag- 
bare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit 



Heft 2. 1 

15. Jannar lftftS.J 


Patent - Litte. 


81 


bezw. die Belobijrunjffsurk unde unter feier- 
licher Ansprache behäudigt. Erstere 
bildete die Auszeichnung für 80jährige, 
letztere diejenige für 25jährige Thütigkeit, 
lm Anschluss hieran richtete Herr Director 
Wenzel an die Ausgezeichneten eine kurze 
Ansprache, worin er diesen seine Aner 
kennung für ihr treues Aushalten an ihrer 
Arbeitsstätte aussprach, und übergab so- 
dann jedem der Ausgezeichneten ein an- 
sehnliches Geldgeschenk, das die Direction 
für ihre Arbeitsjubilure zu stiften pflegt. 
Dankerfüllt und freudig bewegt sicherten 
die also Geehrten ihrem Director fernere 
treue Erfüllung ihrer Arbeitsobliegenheiten 
zu. Mit dem tragbaren Ehrenzeichen 
wurden decorirt: Frau Emilie Grey in 
Volkmarsdorf, Wilhelmine Pörschraann in 
Abtnaundorf und Frau Louise Sander in 
Schönefeld. Die Belobigungsurkunde er- 
hielten : Packmeister Gustav Schmidt in Neu- 
schönefeld und die Arbeiter bezw', Arbeite- 
rinnen: Carl Schilbach in Möckern, Hermann 
Katzsch in Möckern, Albert Zimmer in 
Connewitz, Ernst Herrmann in Möckern, 
Emilie Winkler in Leipzig und Ernestine 
Heyne in Volkmarsdorf. — Am 22. De- 
zember vorigen Jahres fand im Etablissement 
der Firma Johann Liebig & Co. in Keichen- 
berg die feierliche Uebergabe der anlässlich 
des Regierungsjubiläums des Kaisers Franz 
Joseph gestifteten Ehrenmedaille für 
40jöhrigc treue und ununterbrochene 
Dienste an 72 Arbeiter, und zwar an 
88 weibliche und 34 männliche, statt. Die 
gewiss seltene Feier wurde durch eine 
warm empfundene, patriotische Ansprache 
des Herrn Heinrich v. Liebig eingeleitct 
und jedem einzelnen Arbeiter die ihm ver- 
liehene Medaille nebst einem Ehrengeschenk 
von 10 fl. überreicht. IUip , Mon-tudrifQ 


Patent -Liste. 

Aufgestellt von der Redaction der 
„Färber-Zeitung“. 

Patent- Anmeldungen. 

Kl. 8. H 18 057. Vorrichtung zum Behandeln 
von Faserstoff mit hin- und hergehender 
Flüssigkeit ohno Zuhülfenahme von Dampf 
oder Pressluft. — Th. Hai li well, Eccles, 
Lancaster, Engl. 

Kl. 8. H. 18 003. Vorfahren zur Erzielung 
langer Farben rapporte auf Kettengarneu 
durch Färbung. — O. Hoff mann, Neu- 
gersdorf i. 8. 


Kl. 22. F. 10 204. Verfahren zur Darstellung 
wasserlöslicher Safraninazofarbstoffe. — 
Farbwerke vorm. Meister Lucius & 
Brüning, Höchst a. M. 

Kl 22. T 5756. Verfahren zur Darstellung 
von Acridinfarbstoffen mittels Pormaldehyd. 
— H Terrisse und G. Darier, Genf. 

Kl. 22. B. 21 623. Verfahren zur Darstellung 
von Farbstoffen aus a,« a -Dinitronaphtalin. — 
Badische Anilin- und Soda-Fabrik, 
Ludwigshafen a. Rh. 

Kl. 22. E. 5942. Verfahren zum Oxydireu 
trocknender Oele. — A. Ehrhardt, Schöne- 
berg b. Berlin. 

Kl. 22. F. 8425. Verfahren zur Darstellung 
von sneundären Disazofarbstoffen aus 
a 1 « 4 - Alkylnaphtylnminsulfosäuren; Zus. z. 
Anm. F. 5964. — Farbenfabriken vorm. 
Fried r. Bayer & Co., Elberfeld. 

KI. 29. R. 12 441. Vorrichtung zur Gewinnung 
von Torffasern. — A. Rom, Llan bei 
Christiania, Norwegen. 

Pa tent-Erthe Hungen. 

Kl. 8. No. 101 594. Vorrichtung zur conti- 
nuirlichen Bereitung von Schlichte- und 
Appreturmasse. — A. Stephan, Breiten- 
bach bei Münster, O.-B. Vom 25. Februar 
1898 ab. 

Kl. 8. No 101 616. Maschine zum Trocknen 
von Garn in Strähnform. — A. Monforts, 
M -Glatfbach. Vom 2. October 1897 ab. 

Kl. 8. No. 101617. Gespinnstfärbevorrichtung. 
— F. Scharmann, Bocholt i. W. Vom 
16. November 1897 ab. 

Kl. 8. No. 101618. Vorrichtung zum Waschen 
von Druckuntorlagen. — J. & B, Arnfiel d, 
New-Mills b. Stockport, Engl. Vom 16. März 
1898 ab. 

Kl 22. No. 101 577. Verfahren zur Darstellung 
eines grünen substantiven Farbstoffs. — 
Lepetit - Dollfua & Gansser, Mailand. 
Vom 18. Januar 1896 ab. 

Gebrauchsmuster- Eintragungen. 

Kl. 8. No. 105 383. Maschine zum Falten und 
Pressen künstlicher Blumenblätter, speciell 
Mohn, mit auswechselbaren Formen. — 
E. O. Henke, Dresden. 3. November 1898. 

Kl. 8. No. 106 202. Apparat für Plissöe-, 
Rüschen- und Tollarbeiteu mit rauhenden 
Schlitzrändern und einseitig abnehmbarer 
Wand. — J. Drum, Kaiserslautern. 28. Oc- 
tober 1898. 

Kl 8. No. 106433. Rolle für Zwirn, Garn u. dg), 
aus zwei in der Mitte durchlöcherten und 
hier durch einen umgebördelten Ring mit 
einander vorbundouen Scheiben aus Pappe, 
Blech o. dg!. — H. Riedel, Hirschfelde i. S. 
22. November 1898. 

Kl. 8. No. 106 472. Leinwandähnliches Baum- 
wollgewebe. — Gebrüder Grossmann, 
Brombach i. B. 5. November 1898. 


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32 


Brief kanten. 


[ Plrber-Zettung. 
Jahrgang 1SW. 


Kl. 22. No. 105 461. Gelatinestreifen mit 
gegen die gerade Form vermehrter Ober- 
fläche, d. h. von Wellen*, Zicksack- o. dgl. 
Form, behufs leichter Löslichkeit. — 
Oelatiuefabrik Ueilbronn, A. Wolf, Heil - 
bronn a. N. 12. October 1898. 

Kl. 29 No. 105 552. Selbstthätige Trocken- 
maschine für Wolle und anderes Fasermaterial 
mit ununterbrochen arbeitendem auto 
malischen Speise* und Auflockorunga- 

apparat — F. Bernhardt, Fischendorf- 
Leisnig i. S. 11 Juli 1893. 

Kl. 8. No. 105 610 Farbige Seidenstroh- 

platten aus auf Stoff, Papier oder anderen 
Unterlagen aufgeklebten Seidenfaden. — 
A. Hock Sohn, Schiltigheim. 7. November 
1898. 

Kl. 8. No. 105 628 In einer rotirenden Tauch- 
vorrichtung angeordnete Drehgestelle zum 
Waschen, Bleichen und Farben von Textil- 
material, bestehend aus zwischen zwei 
En dsch eiben in radiären Schlitzen beweglich 
eingesetzten Stöben. — L Pico ui & Co., 
Pari*. 9. November 1898. 

Kl. 8. No. 105 891. Verstellbarer Halter für 
Blinder und Spitzen aus zwei verschiebbaren 
Wickelötreifen mit äusseren, das Abgleiten 
derWaare hindernden Bügeln. — W H. Vogt, 
Neheim i. W. 20. October 1898. 


Briefkasten. 

Za unentgeltlichem — rein sachlichem — Melnanff*au«t*a«cb 
unserer Abonnenten. Jede ausführliche and besonder« 
werth volle Aaskanftoertbellnnx wird bereitwilligst bonorirt 

(Anonyme /,e»*ndan*en bleiben aeberflekelcbtlftt.) 

Fragen. 

Frage 1: Mit welchen Farbstoffen färbt 
man Scharlach und Bordeaux auf Garno zu 
gestreiften Flanellen und auch ira Stück voll- 
ständig waschucht? g, s. 

Antworten. 

Antwort auf Frage 62 iii Heft 23 dos 
IX. Jahrganges. (Giebt es ein gutes deutsches 
Specialwerk über Cellulose? In englischer 
Sprache hat man ein sehs gutes Buch: Cellu- 
lose, Cross & Bovan, London, Longuans, 
Green & Co. Kxistirt vielleicht eine deutsche 
Uebersetzung von diesem Buch?): 

Eine deutsche Uebersetzung dieses vor- 
züglichen Spezialwerkes von Cross & Bevnn ist 
bisher nicht erschienen. Erwähnt seien folgende 
deutsche Werke: «Das Holz und seine 

Destillationsproducte“, Abstammung und Vor- 
kommen verschiedener Hölzer, Iiolzschlelfstoff, 
Holzcellulose, Holzituprägnirung u. s. w. von 
Dr. Georg Thenius. Band 67, mit 42 Ab- 
bildungen. Preis M. 4,50; ferner .Die Verwerthung 


des Holzes auf chemischem Wege“; eine 
Darstellung des Verfahrens zur Gewinnung der 
Destillationsproducte des Holzes u. s. w., so- 
wie zur Fabrikation von Oxalsäure, Alkohol 
und Cellulose, der Gerb- und Farbstoff- Extracte 
u. 8. w. von Dr. Josef Bersch, II. Auflage 
mit 68 Abbildungen, 23 Bogen. Preis M. 4,50. 
Zu beziehen von A. Hartlebens Verlag in 
Wien a.R. 

Antwort auf Frage 63 in Heft 23 des 
IX. Jahrgangs. (Giebt es ein practischea 
Handbuch oder grösseres Werk über Baum- 
Wollfärbern!, das ausser den neuen und 
neuesten Verfahren hauptsächlich auch die 
älteren Verfahren behandelt, wio Holzfarben 
u. s. w.?): 

Im Verlago von Gustav Weigel, Leipzig, 
erschien Uber die Baumwollgarnfärberei eine 
Reihe von Musterbüchern rnlt je 40 bis 
60 Proben gefärbter Baumwollgarne sammt 
den angeblich besten im In- und Auslande 
üblichen Verfahren von Wieland & Stein, 
Werner & Stein, Hertel und Meissner, Czasche 
und Weiter zum Preise von M. 7,50. AuBser- 
dem für M. 12, — von Stein & Roth und 
Zimmormnnn & Härtel. Von andern dies- 
bezüglichen Werken sind zu erwähnen: Romen 
C., .Bleicherei, Färberei und Appretur der 
Bauinwoll- und Leinen waaren“ 1886, Preis 
etwa M. 36,—-; ausserdem die .Färberei 
der Baumwolle“ und der anderen vegeta- 
bilischen Farbstoffe zum üebauchc des prac* 
tiachen Färbers von Dr. M. Reimann, 111. Auf- 
lage mit 6 Tafeln gefärbter Muster zum 
Preis von M. 10,—. g . r. 

Antwort auf Frage 67 ln Heft 24 des 
IX. Jahrgangs. (Wie reinigt man am besten 
Petroleumfässer, die mit chemischen Säuren 
gefüllt werden sollen?): 

Petroleumfässer reinigt man auf folgende 
Art: Man schüttet in das Fass etwa 5 Pfd. 
ungelöschten Kalk und die zum Löschen er- 
forderliche Menge Wasser, worauf das Fass 
fest zugespundet wird. Der Kalk fängt an 
zu löschen und dio heissen Dämpfe dringen 
in das Holz völlig ein. Nach einiger Zeit 
giesst inan noch Wasser in das Fass, rollt 
dasselbe tüchtig umher und lässt endlich die 
Kalkbrühe ablaufen. Hierauf wird mit kochend 
heissem Wassei ausgespüll, bis das Wasser 
klar abiäuft, und dann wird kalt nach- 
gespült. Andernfalls löscht man etwa lOPfd. 
Kalk mit 20 Liter Wasser und löst noch 
10 Pfd. kryst. Soda dazu , giesst diese 
Mischung in das Fass und rollt es tüchtig 
herum. Lässt dann vorsichtig, damit der 
Dampfdruck nicht zu hoch steigt, den Dampf 
in das Fass strömen und spundet gut zu. Nach 
etwa 12 Stunden lässt man die Kalkbrühe 
Abläufen und so lange Dampf einströmen, 
bis der Petroleumgeruch verschwunden Ist. 
Nach dem Austrocknen spült man mit Alauu- 
wasser gut aus. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer QueUenangabe gestattet. 
Verlag von Julius. Springer ln Berlin N. — Druck von Emil Dreyor in Berlin SW. 


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Färber-Zeitung. 

1899. Heft 3. 


Milchsäure und Lactolin. 

Von 

Dr. A Kiclmeycr. 

/ScAluu 8 wj 

Nach Angabe von Dr. Fuchs (am an- 
gegebenen Ort) besteht das Luetolin aus 
1 Mol. normalemKaliumlactat und 1 Mol. freier 
Milchsäureund wird von der Firma Böhringer, 
trotzdem die zweiwerthige a-Oxypropion- 
s&urc oder Aethylalkoholcarbonsäure oder, 
was immer dasselbe ist, die Aethyliden- oder 
Gährungsmilchsäure mit ihren 2 Hydroxyl- 
gruppen zu den einbasischen Säuren zählt, 
als Kaliumbilactat beansprucht, indem sie 
sich darauf beruft, dass saures Calcium- 
und Bariumlactat als wohl eharneterisirte 
Verbindungen hergestellt worden sind. 
Gegen diese Annahme von sauren Lactaten 
hat Dr. C. Dreher in der Färber-Zeitung 
1898, Heft 16, Einspruch erhoben und 
dabei einen etwas deplacirten Gebrauch 
von dem Worte „Schablone“ gemacht, sofern 
gerade dieser BegrifT ein Feind jeder vom 
Althergebrachten abweichenden Sprechweise 
ist. Nicht ohne Absicht haben wir oben 
auf die zwei Hydroxyle in der allerdings 
einbasichen Milchsäure hingewiesen, haben 
jedoch nicht die Absicht, uns hier auf rein 
theoretische Speculationen pinzulassen. 
Vielleicht gelingt es der genannten Firma, 
die sich schon so viele Verdienste um die 
Einführung der Milchsäure und ihrer Salze 
erworbeu hat, durch weitere Versuche den 
directen Beweis zu erbringen, dass ihr 
Lactolin in Uebereinstinunung mit den 
Angaben von Dr. Fuchs thatsflchlich 
Kaliumbilactat ist, während sie sich vor- 
läufig auf das Verhalten ihrer Lactoiine 
stützt, die genau wie saure Salze reagiren 
und beim Chrombeizen die gleiche Wirkung 
wie z. B. Weinstein haben, sowie auf die 
schon berührte Existenz von sauren Salzen 
der Erdalkalien (Calcium, Barium, Strontium), 
die theilweise schon Verwendung in der 
Technik finden. 

Die Vorschrift für das Arbeiten mit 
Lactolin (von 62'/* Volumprocent) lautet 
auf 2 % Kaliumbichromat und 4 ”/o Lactolin. 
Man geht heiss mit der Wolle ein, bringt, 
das Bad in ’/, Stunde zum Kochen und 
bleibt 1 Stunden im Kochen. Dabei 
fällt das Chrom langsam auf die Wolle 
an, je nach der Beschaffenheit des Wassers 
Pi. x. 


und der Wolle mit gelbgrüner bis chrom- 
grüner Farbe. Infolge des langsamen 
Aufgehens wird das Chrom gleichmässig 
fixirt. so dass zu den anerkannten Vorzügen 
der Milchsäurebeize noch die besonderen 
der Laclolinbeize kommen. Sie bestehen 
in der Echtheit der nach dem Beizen auf- 
gefärbten Töne, in ihrer Sattheit und Tiefe, 
im milden Griff der Wolle und in der 
Leichtigkeit, mit der sogar schwere Stoffe, 
wie Militärtuche und Filze, gleichmässig 
und ganz durchgefärbl werden, wenn sie 
die Lactolinbeize erhalten haben. Währeud 
bei Verwendung von Milchsäure das Chrom- 
bad ganz uusgezogen wird, gelangen beim 
Beizen mit Lactolin etwa 80°/« des Chroms 
auf die Wolle. Bei nachfolgender Weiter- 
benutzung des Lactolinsuds ist alsdann das 
Bad mit 1 ’/s %> Chrom und 3% Lactolin 
nachzubessern. — Auch das Lactolinbad kann 
ganz ausgezogen werden, wenn man ihm 
nach Angabe von Fuchs einen Zusatz 
von Schwefelsäure giebt, z. B. 1 •/» Schwefel- 
säure 66° Be. auf 1 '/* */« Chromkali und 
3*/« Lactolin zufügt. Man könnte nun 
einwenden, dass hierbei die Schwefelsäure 
einfach mit dem Kalium des Lactolins sich 
verbinde, so dass man eigentlich mit einem 
Gemenge von Bichroinat, Kaliumsulfat und 
freier Milchsäure arbeite. Nun weist aber 
Fuchs darauf hin, dass einem solchen 
Gemenge das Chromkali nicht ganz ent- 
zogen wird. Da umgekehrt der Zusatz 
von Schwefelsäure zur Chromkali-Lactolin- 
beizo ein vollständiges Ausziehen des 
Chromats aus dem Bad zur Folge hat, so 
ist man zur Annahme berechtigt, dass 
die Schwefelsäure sich zunächst auf das 
Bichroinat wirft und die Chromsäure frei 
macht, die nunmehr von dem durch die 
Schwefelsäure nicht direct angegriffenen 
Lactolin reducirt wird. 

Dr. Dreher, der kein besonderer Freund 
des Lactolins zu sein scheint, will die 
Wirkung der von ihm befürworteten Milch- 
säure dadurch verlangsamen und auch bei 
fettem Material ein gleichmässiges, den 
Faden ganz durchdringendes Chromiren 
und dazu ein vollständiges Ausziehen des 
Beizbades dadurch erreichen, dass er den 
aus Milchsäure und Biehromat bestehenden 
Sud mit Aramonittinsulfat und schliesslich 
mit Schwefelsäure versetzt. Er nimmt an, 

3 


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34 


Ki«lmey«r, Milch« iure und Lactolin. 


rPirber-fceltong, 
[ Jahrgang 189». 


dass das Ammoniumsulfat zu Beginn des 
Beizprocesses, also gerade in der kritischen 
Zeit, da das Chromhydroxyd beim Chrom- 
kali-Milchsäurehad zu schnell und deshalb 
unregelmilssig auf der Wolle anfällt, durch 
spontane Zerlegung in Ammoniak und 
Schwefelsäure der reducirenden Wirkung 
der Milchsäure entgegenarbeite. Gesetzt, 
dass diese langsame Zerlegung einer 
Ammoniumsulfatlösung für sich allein in 
der Siedehitze eintritt, so ist doch zu be- 
zweifeln, dass sie auch in einer durch 
ihren Gehalt an Bichromat und Milchsäure 
sauer reagirenden Flüssigkeit vor sich geht. 
Sollte gleichwohl in dieser Flüssigkeit die 
Spaltung des Ammoniumsulfats stattfinden, 
so würde die aus der Spaltung resultirende 
Schwefelsäure sofort den Beizprocess um 
so viel beschleunigen, als ihn das zugleich 
auftretende Ammoniak verlangsamen soll. 
Man sieht, dass die Theorie Dr. Drehers 
schon in ihrem Fundament wackelig ist. 
weshalb wir darauf verzichten, auf ihren 
weiteren Gehalt an Widersprüchen näher 
einzugehen. 

Unterdessen hat das Lactolin nicht blos 
bei den Färbern die ihm gebührende An- 
erkennung gefunden, sondern ist auch durch 
den Versuch einer Nachbildung ausge- 
zeichnet worden. Als solcher erscheint 
bei oberflächlicher Betrachtung das Egalin. 
Es enthält nämlich auf 20,72“/» Milchsäure 
(5,33V« Kali nebst 0,52V« Kaliumsulfat und 
liefert 11,68’/« Asche, während für das 
Lactolin 43,57 Vn Milchsäure und 14,62"/« 
Kali ohne jedes Kaliumsulfat nachgewiesen 
und 16,51 ’/e Aschenbestandtheile gefunden 
worden sind. Man könnte darnach ver- 
sucht sein, das Egalin für eine einfache 
Verdünnung des Lartolins zu halten, von 
der man reichlich das Doppelte vom 
Lactolin zu nehmen hätte. Der bedeutend 
grössere Aschengehalt des Egalins lässt 
jedoch auf eine wesentlich verschiedene 
Darstellungsweise schliessen, und dass man 
es mit zweierlei Producten zu thun hat, 
geht auch daraus hervor, dass ein (’hrorn- 
sud mit 4 "/(i Lactolin die Wolle intensiver 
nüancirt als ein solcher mit 9*/« Egalin. 

Soeben ist aus der Laugenflüssigkeit 
der Sulfltcellulosefabriken eine neue Con- 
currenz für die Milchsäure und ihre Derivate 
aufgetaucht, das Lignorcrsin, das sich 
als dickflüssige, dunkelbraune, nach Caramel 
riechende Masse auf dem Markte präsentirt 
und ligninsulfosauren Kalk vorstellen soll. 
Was ist Lignin ? Antwort: ein unbestimmter 
Begriff, ein Wort, hinter dem sich unsere 
Unwissenheit verbirgt. Was mag also 
ligninsulfosaurer Kalk sein? Diese Frage 


ist auf dem diesjährigen Congress für an- 
gewandte Chemie in Wien erörtert, aber 
nicht gelöst worden (Zeitschrift für ange- 
wandte Chemie 1898, Heft 38 und 39). 
Dort hat aber zugleich Dr. Seidel (Seite 881) 
zugegeben, dass verschiedene Abfalllaugen 
der Sulfltcellulose verschieden beizen, ohne 
dass man die Ursache des verschiedenen 
Verhaltens kenne. Er hat deshalb die 
ursprüngliche Ablauge einem Reinigungs- 
process unterworfen und das gereinigte 
Product unter dem Namen Lignorosin in 
Handel gebracht. Wird die Unsicherheit 
der Zusammensetzung der Originalflüssigkeit 
nicht auch auf die Beschaffenheit des 
Lignorosins übergehen? Nach Seidel be- 
wirkt nicht der SO,-Gehalt des Lignorosins 
die Keduction der Chromsäure im Beizbad, 
sondern die organische Säure selbst, auch 
nachdem man ihr die Gruppe SO* entzogen 
hat. Im Widerspruch damit sagt Raaz 
(Färber-Zeitung 1898, Heft 16), dass bei 
der Lignorosin beize das ganze Chrom als 
Chromsäureanhydrid (sic!) auf der Wolle 
niedergeschlagen werde Wird also die 
Chromsäure, muss man fragen, vom 
Lignorosin reducirt oder nicht reducirt? 
Die Frage wird durch den blossen Augen- 
schein nicht so leicht zu entscheiden sein, 
weil die Wolle durch das dunkelbraune 
Lignorosin braun gefärbt wird, so dass, 
nebenbei gesagt, die Lignorosinbeize für 
helle Töne überhaupt nicht zu gebrauchen 
ist, was gerade nicht als besonderer Vorzug 
des Lignorosins gelten kann. Eine weitere 
Frage entsteht über die Bolle, die dem 
Kalkgehalt des Lignorosins in der Beize 
zufällt. Seidel fasst diese Frage sehr 
optimistisch auf und schreibt dem Kalk 
sogar eine wohlthätige Bolle zu, womit 
die überwiegende Majorität der Färber 
nicht einverstanden sein wird. Wir stehen 
also vor dem Lignorosin wie vor einem 
Wald von Fragen, der sich leicht noch 
vergrössern Hesse, wenn man weitschweifig 
werden wollte. Die Achillesferse des 
Lignorosins wird seine wechselnde Zu- 
sammensetzung bleiben, während die 
Milchsäure und ihre Derivate stets mit 
gleicher und bekannter Zusummensetzung 
geliefert werden können, so dass sie beim 
Beizen immer dieselben Resultate geben 
müssen. Wir vermögen die Verlegenheit 
der Sulfltcellulosefabriken, die nicht wissen, 
was sie mit ihren Ahlaugen anfangen 
sollen, voll zu würdigen, kennen aber auch 
die Noth, in die der Färber gerüth, wenn 
er sich durch Beizen von unsicherer 
Consistenz und problematischer Natur zu 
zeitraubenden Versuchen veranlassen oder 



ll«n ä. 1 
1. Fabniu ikmJ 


Hoflmann, Uebar MUiltnuchnrberal. 


35 


gar auf’s Eis führen lässt. Aber wir haben 
noch eine andere Schwäche der Lignorosin- 
beize zu constatiren. die man in Wien 
ganz übersehen zu haben scheint, nämlich 
die geringe Lichtechtheit der Färbungen 
von Wolle, die mit Hülfe dieser Beize 
chromirt worden ist. Diese, durch eine 
Reihe von vergleichenden Belichtungs- 
versucheu nachgewiesene Lichtunechtheit 
ist eine böse Zugabe und ein Beweis, dass 
hei der Liguorosin beize das Chrom in der 
denkbar ungünstigsten Form und Weise auf 
die Wollfaser geht. 


Ueber MUItftrtuchfürberel. 

Von 

E. HofTmann. 

Die Neuerungen auf dem Gebiet der 
Heeresbekleidung, die sich in erster Linie 
auf einen Wechsel der Farbe für Roek- 
und Manteltuche erstreckten, haben zum 
Theil wesentliche Veränderungen in der 
Militärtuchfabrikation hervorgebracht und 
die Herstellung der Uniformtuche gegen 
frühernicht unbedeutend erschwert. Während 
z. B. das frühere Manteltuch, Schwarz mit 
geringem Procentsatz Weiss melirt, so gut 
wie gar keine Schwierigkeiten bereitete, 
wird das neue hellgraue Manteltuch in 
Folge seiner Zusammensetzung, Dunkelblau 
mit viel Weiss, leicht streifig und miss- 
farbig (gelb). Das helle Infanterieblau, nach 
Vorschrift mit Indigo in der Wolle zu 
färben, schliesst zwar Wolken und Zwei- 
farbigkeit, wie beim früheren Stückblau 
aus, fällt dagegen aber nur zu leicht 
schüpperig und melirt aus. Einen schwie- 
rigeren Stand hat vorzugsweise der Färber, 
da der Wechsel gerade in seinem Ressort 
einschneidende Veränderungen gebracht 
hat. Das für die Mantelmelange erforder- 
liche Blau wird vorwiegend mit Indigo ge- 
färbt. Diese dunkle Nüance erzielt man 
am geeignetsten mit Pflanzenindigo auf 
der Waidküpe; auf diese Weise werden 
die sattesten Färbungen erhalten. Indigo 
rein und Raffinade Btellen sich zu theuer, 
da sie beide nicht so stark auffärben als 
Rohindigo, dessen trübere röthliehe Nüance 
bei dunklem Blau weniger ins Gewicht 
fällt, andererseits aber zur Erreichung 
einer satteren Färbung beiträgt, ürundiren 
mit Roth, wodurch sich Mantelperl, wenn 
auch nur wenig, billiger stellen würde, ist 
sehr vorsichtig auszuführen. Die sonst 
zum Grundiren gebrauchten rothen Farb- 
stoffe, wie Cochenille, Alizarinroth, Azo- 
fuchsin, sind absolut ungeeignet, da sie in 


der Walke immerhin etwas bluten und 
! dadurch die Melange verderben. Mantel- 
grau mit röthlichem Schein ist bei den 
Depots verpönt. Am geeignetsten dürfte 
Ankochen mit Sandei sein. Nach meinen 
Erfahrungen ist es jedoch besser, das 
Grundiren ganz zu unterlassen, denn der 
geringe Vortheil in Folge Ersparnis« an 
Indigo steht in keinem Verhältnis.« zu dem 
Risieo eines etwaigen Missrathens der Me- 
lange, wenn man den Preis des Grundir- 
farbstoffs, Heizung, Arbeitslohn u. s. w. voll 
in Anrechnung bringt. 

Von Alizariublau eignen sich für diesen 
Zweck nur wenige Marken, die genügende 
Echtheit besitzen, z. B. WX und WM der 
Badischen Anilin- und Sodafabrik, die mit 
Cörule'in und Alizarinroth zu dunkeln 
bezw, zu nüanciren sind, oder Alizarin- 
dunkelblau S der Höchster Farbwerke. 

Anthracenblau und Alizarineyanin sind, 
weil in der Walke etwas blutend, aus- 
geschlossen. Uebrigens ist nach einer 
neueren Verfügung des Kriegsministeriums 
auch für Manteltuche nur noch Indigo zu- 
lässig. 

Mehr noch als Mantelgrau macht das 
neue Infanterieblau dem Färber Schwierig- 
keiten, einestheils in Bezug auf das Treffen 
der Nüance, bei welchem der stets etwas 
schwankende Verlust durch die Walke in 
Anrechnung zu kommen hat, anderentheils 
weil es, wie schon angedeutet, leicht 
schüpperig und melirt ausfällt, ln dieser 
Hinsicht hat gewiss schon mancher Färber 
unangenehme Erfahrungen gemacht, denn 
merkw ürdigerweise wird, trotzdem die Ver- 
anlassung zu dem Schüpperigwerden in 
erster Linie in der Beschaffenheit des Ma- 
terials zu suchen ist, doch meist der Färber 
dafür verantwortlich gemacht. Man sollte 
zu einer solchen peniblen Farbe, wie es 
das in der Wolle gefärbte helle Infanterie- 
blau ist, nur gut ausgeglichene, nicht 
spitzige und vor allen Dingen tadellos 
reine Wollen verwenden. Wolle mit 
gelben odertodten Spitzen muss schliesslich 
melirte Waare geben; ebenso unreine und 
schwer netzende Wolle. Um in letzterer 
Hinsicht Abhülfe zu schaffen, hat sich als 
sehr geeignet das Kochen der gewaschenen 
weissen Wolle vor dem Färben erwiesen. 

Man kocht etwa Stunde, spült gut in 
frischem Wasser und geht dann mit der 
Wolle direct in die Küpe. Zusatz von 
wenig Pottasche beim Kochen wirkt förder- 
lich, schädigt jedoch bei einem Zuviel die 
Wollfaser; auch Zusatz von etwas Weizeu- 
kleie ist sehr vortheilhaft und dabei zu- 
gleich ohne jegliche Gefahr für die Faser. 

3 * 

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fParbBr-Z&ttcnjj. 
[ Jahrgang JHW 


30 Erläuterungen 


Gekochte Wolle fflrbt sich durchweg 
egaler als ungekochte. Schon das blosse 
Einnetzen mit heissem Wasser, mit darauf- 
folgendem kalten Spülen ergiebt gleich- 
massigere Färbungen und genügt für 
minder zweifelhaftes Wollmaterial. 

Melirt aussehende Waare kann zwar 
durch sehr schwaches Ueberfärben auf der 
Küpe verbessert werden, doch verräth sieh 
dies sofort durch die grünliche Leiste. 
Sonderbarerweise wurden derartig ver- 
besserte Stücke von manchen Depots an- 
genommen, von anderen zurückgewiesen. 

Ein neuer und zugleich eigenartiger 
Bekleidungsstoff für die Armee — eigen- 
artig besonders durch die Farbenzusammen- 
stellung — ist der in Cheviotgewebe und 
ebensolcher Appretur auszuführende melirte 
Litewkastoff für die Cavallerie, der jetzt 
noch versuchsweise von Offleieren und 
l’nterofflcieren getragen wird, spater aber, 
wie verlautet, auch bei den Mannschaften 
für den inneren Dienst eingeführt werden 
soll. 

Die Melange besteht aus Braun, Grün 
und Weiss zu gleichen Theilen. 

Bei den bekannten F.chtheitsvorschriften 
der Militärverwaltung, die für diesen Stoff 
gleichfalls Geltung haben, können das für 
diese Melange erforderliche Braun und 
Grün nur mit walk- und lichtechten Farb- 
stoffen, entweder mit Naturfarbstoffon oder 
mit den von den Depots als zulässig be- 
zeichnten Producten der Badischen Anilin- 
und Sodafabrik, der Höchster Farbwerke 
und der Elberfelder Farbenfabriken her- 
gestellt werden. Alizarin- und Anthracen- 
braun eignen sich aber hierzu weniger, da 
sie in Folge ihres weniger schönen und 
flachen Farbtons einer complicirten Nüan- 
cirung mit anderen Farbstoffen bedürfen. 
Man greift, deshalb meist auf die Natur- 
farbstoffe zurück. Ich stelle das Braun 
für die Litewkamelange nach folgendem 
Recept her: 

50 kg Wolle. 

Sud: 1 kg 250 g Chromkali, 

1 - Weinstein. 

Ausfärben mit 

1 kg 650 g Gelbholzextrakt, 

10 - Krapp, 

340 g gemahlenem Blauholz. 

1*/» Stunden kochen. 

Abdunkeln kochend mit 
800 g Eisenvitriol, 

800 - Kupfervitriol. 

Die grüne Melirwolie lässt sich am 
besten mit Theerfarbstoffen färben. Ich 
färbe wie folgt: 


zu dar Beilage. 


50 kg Wolle. 

Sud : 2 kg Chromkali, 

1 - 500 g Weinstein. 

Ausfärben mit 

6 kg Anthracenblau WG 
(B. A. & S. P.), 

400 g Beizengelb G (B. A. & S. F.) 
unter Zusatz der nöthigen Menge Essig- 
säure. 

Beide Farben besitzen, auf diese Weise 
hergestellt, genügende Walk- und Licht- 
echtheit. 

Dem Braun aus Naturfarbstoffen an 
Echtheit mindestens ebenbürtig ist A n- 
thraeensäurebraun (Cassella), das ausse dem 
den Vortheil einer einfacheren Färbeme- 
thode besitzt. Leider ist dieser bekanntlich 
sehr echte Farbstoff für Militärwaarc nicht 
zugelassen. Ich habe Braun für Litewka- 
melange zu kleinen Partien für Privat- 
zwecke hergestellt mit 

2 V, Anthracensäurebraun B, 

0,2 - - G. 

Gefärbt wird in bekannter Weise unter 
Zusatz von Glaubersalz und Essigsäure 
und mit 1 •/„ Chromkali nachchromirt. 

Grün zu demselben Zweck erzielte ich 
durch einen Aufsatz von Anthracengelb C 
(Cassella) auf Küpengrund nach dem be- 
kannten Verfahren: Färben unter Zusatz 
von Essigsäure oder Weinsteinpräparat und 
Nachchromiren mit. 1 •/„ Fluorchrom. 


Erläuterungen zu der Beilage No. 3. 

Setoglauctn und Setocyanln (Getgy). 

Die beiden Farbstoffe sind gut löslich 
und eignen sich sowohl für Seiden- und 
Baumwollfärberei, wie auch für Baumwoll- 
druck. Ihre Eigenschaft, sich durch Oxy- 
dationsätze gut weiss ätzen zu lassen und 
uufTannin-Brechweinsteinbeize leicht gleich- 
mässig zu färben, lässt die Producte haupt- 
sächlich für Druckzwecke geeignet er- 
scheinen. 

Die beiden Muster der Beilage ent- 
stammen dem Grossbetrieb und sind fol- 
gendennassen hergestellt: Man färbt mit 
Setoglaucin bezw. Setocyanin auf mit Tannin 
und Brechweinstein gebeizte Waare und 
trocknet. Hierauf bedruckt man mit der 
Weissätze (Oxydationsätze, bestehend aus 
chlorsaurem Natron, Citronensäure und 
rothem Blutlaugensalz), der man zum ßunt- 
ätzen auch die entsprechenden Lacke, wie 
Rhodamin, chromsaures Blei u. a., zusetzt. 

Die so bedruckte Waare wird gedampft, 

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H«A X 1 
I. Februar 1899 J 


Erläuterungen zu der Beilage. — Rundschau* 


87 


geseift, gewaschen und getrocknet. (Vgl. 
auch S. 365 und S. 376 des IX. Jahrgangs.) 

j. k. o«a & co. 


Erläuterungen zu der Bellsge No. 4. 

No 1. BaumwoUflaneU. 

Geklotzt mit /S-Naphtol; bedruckt mit 
diazotirtem «-Naphtylamin: geklotzt mit 

3 g Benzodunkelgrün B (Bayer) und 

1 - phosphorsaurem Natron, 
in 1 Liter Wasser gelöst. 

Br. o. st 

No a. BaumwoUflaneU. 

Bedruckt mit 

Anilinschwarz (Bayer), 

überfärbt mit 

4 % Plutobraun R ( - ), 

10 - Glaubersalz und 

2 - Soda 
1 Stunde kochend. 

Br. 6. 8t, 

No. 3. Erika B extra auf 10 kg gebleichtem 
Baumwollgarn. 

GefBrbt wurde heiss mit 

100 g Erika B extra (Berl. Act. -Ges.) 
unter Zusatz von 

10 g kryst. Glaubersalz und 

3 - Seife 

im Inter Flotte. (Vgl. a. S. 38.) 

Berliner Actitngt$$Utchaft. 

Die Alkali- und Chlorechtheit sind gut, 
die Säureechtheil ist befriedigend. Beim 
Waschen in lprocentiger heisser Seifen- 
lösung wurde weisses mitverflochtenes Garn 
ziemlich stark angefärbt. jm. 

No. 4 Erika B extra auf io kg gebleichtem 
Baumwollgarn. 

Gefärbt wurde kalt mit 

100 g Erika B extra (Berl. Act.-Ges.) 
unter Zusatz von 

10 g kryst. Glaubersalz und 
1,5- Türkischrothöl 
im Liter Flotte. 

BtrUmr AchtnfftMiltchafL 

Hinsichtlich der Echtheit verhält Bich 
die Färbung ebenso wie No. 3. — Vgl. a. 
S. 38 und Heft 1, S. 9 . R,i. 

No. 5- Chromogen I auf 13 kg WoUSlzhflte. 

12,5 kg Glaubersalz, 

0,5 - Schwefelsäure 66* Bd.. 

540 g Chromogen I (Farbw. Höchst), 
18 - Beizengelb ( ", )> 

9 - Chromotrop 2R ( - - ), 


1 Stunde kochen, 450 g Chromnatron 
zusetzen und noch 1 Stunde kochen. 

(Vgl. C. A. Otto, Chromogen I auf Woll- 
fllzhflte, Seite 373 des IX. Jahrg.) 

No. 6. Halbaeldemuatcr. 

Gefärbt wurde bei etwa 90° C. während 
einer Stunde mit 

1,5 •/• Diaminorangc GC (Cassella), 
0,25 - Säuregrün 5G ( - ), 

0,25- Walkgelb OO ( - ), 

übersetzt mit 

Safranin E150 ( - ), 

und 

Tanninorange R pulv. ( - ). 

Dem Bade wurden 
4 V, Seife, 

0,26- Soda, 

4 - phosphorsaures Natron und 

8 - kryst. Glaubersalz 

zugesetzt uopM auu a> * a>. 

No. 7. Halbaeldemuatcr. 

Gefärbt wurde während einer Stunde mit 
0,6 % Diaminbraun B (Cassella), 


0,4 - Diaminbronze G ( - ), 

0,5 - Diaminorango GC ( - ), 

übersetzt mit 

Anilingrau B ( - ), 

Manchesterbraun FF ( - ). 


LtofoU Ouatb i 0p. 

No 8 Betulich Orange auf io kg gebleich- 
tem Baumwollgarn. 

Beizen mit Tannin und Brechweinstein 
in üblicher Weise. 

Ausfärben mit 

100 g Flavindulin O (B. A. & S. F.) 
und 

100 - Indulinscharlach ( - - - ), 

unter allmählichem Zusatz von 

400 g Essigsäure. 

Handwarm eingehen, dann langsam bis 
etwa 60 • C. erwärmen. 

Färbungen, hergestellt mittels diesen 
beiden Farbstoffen, besitzen efee gute 
Säure-, Alkali-, Licht- und Waschechtheit; 
die Chlorechtheit dagegen ist gering. 

Fmbmri im ForOm-toitum,. 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 
und Musterkarten der Farbenfabriken.) 

Die Actiengesellschaft für Anilin- 
fabrikation in Berlin wies bereits vor 
einiger Zeit darauf hin, dass eine Reihe 


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Rundschau. 


88 


von substantiven Farben auf Baumwolle 
bei massiger Temperatur (40 bis 50° C.) 
vortheilhnfter als bei Kochhitze von der 
pflanzlichen Faser aufgenommen werden 
und dass sie in hellen Tönen sogar ganz 
kalt geffirbt werden können. Die Fabrik 
hat nun weiter die interessante Beobachtung 
gemacht, dass eine allerdings beschränkte 
Anzahl der substantiven Baumwollfarhen 
auch in dunkleren Tönen kalt, d. h. ohne 
Erwärmen des Fflrbebades auf die Faser 
ziehen, und zwar nur mit den gewöhn- 
lichen Zusätzen zum Färbebade. Die in 
erster Linie hierfür geeigneten Farbstoffe 
.sind: Erika BN, 2GX, B extra; Brillant- 
Purpurin R; Congo- Rubin; Curcumin S; 
Chrysophenin G; Brillant-Orange G; Helio- 
trop 2B; Chicagoblau 6B; Columbiablau G, 
R; Sambesischwarz D und Kaltschwarz B 
und R für Baumwolle. Zum Auflösen der 
Farbstoffe verwendet man natürlich heisses 
Wasser und gieht die erhaltenen Lösungen 
in das kalte Färbehad. Als Zusätze zum 
Färbebade werden für je einen Liter em- 
pfohlen: für hellere Töne 2 bis 5 g kryst. 
Glaubersalz und 5 g Seife; für dunklere 
Töne 5 bis 15 g kryst. Glaubersalz und 3 g 
Seife. Sehr vortbeilhaft für dunklere Nü- 
ancen wirkt auch anstatt der Seife ein 
Zusatz von Türkischrothöl (etwa 1,5 g im 
Liter Flotte) und etwas Soda. Man geht 
mit der Waare. welche vorher nicht ge- 
netzt zu werden braucht, in das kalte, 
möglich! kurze Färbebad ein und färbt für 
hellere Töne etwa s /i Stunden, für dunkle 
Färbungen etwa 1 ■/* Stunden. Die Färbe- 
dauer ist länger als beim heissen Färben, 
darf aber, wenn die Bäder ausgenutzt 
werden sollen, nicht abgekürzt werden. 
Die erhaltenen Färbungen besitzen die 
gleichen Eehtheitsgrade wie solche, die in 
der bisher üblichen Weise kochend gefärbt 
wurden; nur in der Wäsche bluten sie um 
ein Geringes mehr, ln der dem Rund- 
schreiben beiliegenden Mnsterkarte „Kuh- 
tsantive Baumwollfarhen kalt ge- 
färbt“ führt die Firma dies Verfahren, wel- 
ches sowohl für lose Baumwolle, wie für 
Baumwollgarn und Stückwaare geeignet ist, 
mit den genannten Farbstoffen zunächst auf 
Baumwollgarn vor Zu den Mustern w urde 
theils gebleichtes, theils rohes Baumwoll- 
garn verwendet; bei keiner Färbung wurde 
das Garn vorher genetzt (vgl. Muster No. 4). 

Unter der Bezeichnung Ncrol B und 
2B pah werden von derselben Firma zwei 
neue Säurefarbstoffe in den Handel ge- 
bracht, welche direct auf Wolle im sauren 
Bade ohne besondere Nachbehandlung 
Färbungen von guter Waschechtheit er- 


I Färber-Zeitung. 
I Jahrgang IBM. 

geben. Diese Eigenschaft macht den 
Farbstoff besonders werthvoll für das 
Färben von Strickgarnen, Tricotagen und 
Flanellen, sowie von Streichgarnen, Kamm- 
garnen und Kammzug. soweit sie zur Her- 
stellung von Waaren verwendet werden, 
die eine starke Wäsche oder selbst leichte 
bis mittlere Walke auszuhalten haben. 
Nerol ist in heissem Condenswasser leicht 
löslich und wird am besten in schwach- 
saurem Bade gefärbt. Das Bad wird mit 
10 0 „ kryst. Glaubersalz (vom Gewicht der 
Waare) und 3 bis 6*/« Essigsäure 6“ Be. 
(je nach der Härte des Wassers) angesetzt 
und aufgekocht. Man giebt den vorher 
gelösten Farbstoff zu und schreckt etwas 
ab (auf etwa 1)0" C.). Dann geht man mit 
der Waare ein, bringt zunt Kochen und 
kocht, bis die Flotte klar ausgezogen iBt. 

Man kann auf dem gleichen Bade 
weiterfärben und setzt dann für jede weitere 
Partie etwa 2*/o Glaubersalz und 2"/, 
Essigsäure nach. 

Die Verwendung ihres Wollblau 2B 
und R theilt die gleiche Firma in einem 
ihrer Rundschreiben mit und bemustert sie 
in einer kleinen Karte auf verschiedenen 
Halbwollsloffen. Beide Producte färben im 
neutralen kochenden Bade unter Zusatz 
von 25% kryst. Glaubersalz auf Wolle; 
ihre Bedeutung liegt in der Anwendung 
für Halbwolle. Wollblau lässt die Baum- 
wolle ungefärbt, liefert aber auf Wolle sehr 
lebhafte reinblaue Töne und eignet sich 
besonders zu Comblnationen mit solchen 
blauen und sonstigen substantiven Farb- 
stoffen, welche die Baumwolle stärker an- 
färben als die Wolle, wie Sambesiblau, 
Uongoechthlau, Columbiaschwarz u. s. w. 
Wollblau I( besitzt die gleichen Eehtheits- 
eigenschaften wie die ältere Marke 2B. 

Columbiaschwarz FF extra der- 
selben Firma ist ein neuer Farbstoff, 
der sich zum Färben auf Baumwolle 
und Halbwolle eignet. Baumwolle 
färbt man kochend, z. B. mit 3% Farb- 
stoff unter Zusatz von 25 •/» kryst. Glauber- 
salz und 1% kryst. Soda; Halbwolle 
wird auf dieselbe Weise gefärbt, ohne dass 
man jedoch kryst. Soda zusetzt. 

Die Farbwerke vorm. Meister 
Lucius & Brüning, Höchst a. M., bieten 
in Ergänzung ihres kürzlich in den Handel 
gebrachten Azosäureschwarz I. eine weitere 
Marke dieses neuen Farbstoffes unter der 
Bezeichnung Azosäureschwarz TL cone. 
und TL11 pat. in zwei Stärken an. Während 
die 3BL-, BL- und auch die GL-liarke 
ihrer Reinheit halber für die Herstellung 
der feinen blauen und Mittelnüancen von 



Rundschau. 


39 


Soft 3 . 

I. Febfnor 1888. 


Schwarz bestimmt sind, eignet sich das 
erstgenannte Product besonders zur Her- 
stellung von Tiefschwarz (sog. Confections- 
schwarz). Die mit diesem Farbstoff her- 
gestellten Schwarz stellen sich billiger 
als ßlauholzschwarz und kommen diesem 
in Bezug auf Licht- und Tragechtheit 
gleich. Azosäureschwarz TL conc. hat 
genau die doppelte Starke des Azosäure- 
schwarz TL II, es Ist daher die erstere 
Marke bei grösserem Bedarf als vortheil- 
haftcr zu empfehlen. 

Zur Erzielung gleichmassiger Farben 
ist ein gutes Reinigen der Waaren er- 
forderlich, doch hat sich in der Praxis er- 
geben, dass für reine Kammgnrnwaarcn 
nur ein Einbrühen bezw. Abbrennen 
(Crabhen) erforderlich ist. Das Pärbebad 
wird mit Glaubersalz und Schwefelsäure 
oder mit Glaubersalz und Weinsteinpräparat 
bestellt; man geht nahe an Kochhitze ein 
und kocht 1 bis 2 Stunden. Zusätze von 
Farbstoff sind zulässig. Um das Egalitären 
zu begünstigen, spare man das Glaubersalz 
beim Ansetzen frischer Bäder nicht, an 
Weinsteinpräparat nehme man für das erste 
Bad 15 ( /«> für die weiteren Partien 10",, 
(entsprechend fi°/„ und 4 % Schwefelsäurei. 
Die Farbbäder werden nicht völlig erschöpft, 
sodass ein Weiterarbeiten auf den Flotten 
zu empfehlen ist. da die Nüancen dann 
voller ausfallen. Man färbt zweckmässig 
auf Holzkufen; blanke Kupfer- und Zinn- 
kessel wirken sehr ungünstig auf die Nü- 
ance. Die Durchfärbung soll bei allen 
Sorten Waare, auch deu schwersten, auf 
gut stehenden Flotten tadellos sein. Baum- 
wollene Effectfäden und Noppen werden 
nicht ungefärbt, für Wollstoffe mit ein- 
gewebten Seideneffecten eignet sich Azo- 
säureschwarz TL jedoch nicht. Für Kunst- 
wollwaaren, die mit Chrom abgekocht 
wurden, ist der Farbstoff nicht anzuwenden, 
ebenso ist er zum Nüanciren von Chrom- 
entwicklungsfarben nicht geeignet. In 
Alkali-, Schwefel-, Walk-, und Wasserecht- 
heit steht Azosäureschwarz TL auf einer 
Stufe mit den alten Azosäureschwarz, 
während Wasch- und Säureechtheit besser 
sein sollen, ln der Lichtechtheit kommt 
die Marke gutem Blauholzschwarz gleich. 
Das Product hält einstündige Trocken- 
decatur bei 1 Atmosphäre Ueberdruck 
ohne merkliche Aenderung aus. bei 
2 V, Atmosphäre Ueberdruck wird das 
Schwarz in der Aufsicht heller, im Schein 
reiner und blauer. Die Bügel-, sowie Lager- 
echtheit sollen gut sein; als wesentliche 
Vorzüge gegenüber Blauholzschwarz gelten 
nach Angaben der Firma der hohe Glanz 


und der Griff der mit Azosäureschwarz ge- 
färbten Waaren. Im Verein mit den reineren 
Azosäureschwarz 3BL, BL bezw. GL lassen 
sich alle beliebigen Schwarznüancen vom 
tiefsten Confectionsschwarz bis zum feinsten 
Blauschwarz hersteilen. Zum Aufdruck auf 
Wolle eignet sich der Farbstoff gut, da er 
reine Drucke mit scharfen Conturen liefert 
und in der Wäsche das Weiss nicht an- 
färbt; für Aetzartikel ist er weniger ge- 
eignet als die alten Azosäureschwarz, weil 
er nicht so gut ätzbar ist. Zum Schluss 
empfiehlt die Finna Azosäureschwarz TL 
für sich und in Combination mit 
den anderen L- Marken für alle Sorten 
Wollstückwaaren und Wollhüte, bei denen 
keine höheren Anforderungen an die Licht- 
echtheit gestellt werden als an Blauholz- 
schwarz, sowie für alle solche Wollgarne, 
bei denen ein höherer Grad von Walkecht- 
heit nicht erfordert wird. b. 

Emil Tabary, Paris, Bleichen von Flachs, 
Leinengarn oder Leinwand mittels salpetriger 
Säure. (D. R. P. No. 101 286.) 

Die Erfindung beruht auf der Anwen- 
dung der salpetrigen Säure im Entstehungs- 
zustande als Bleichmittel ; zu diesem Zwecke 
wird die zu bleichende Leinwand, nachdem 
sie mit schwacher Natronlauge gereinigt 
und für das Bleichverfahren vorbereitet ist, 
mit der Lösung eines salpetrigsauren 
Salzes längere Zeit durchtränkt, sodass 
auch bei starken Geweben und Strähnen 
die innersten Theile völlig durchdrungen 
werden. Der Ueberschuss von salpetrig- 
saurem Salz wird durch Abpressen aus 
dem Gewebe entfernt, und dieses wird nun 
der Einwirkung einer Säure ausgesetzt, 
welche fähig ist, die salpetrige Säure in 
Freiheit zu setzen, z. B. Salzsäure. Die 
Einwirkung der im Entstehungszustande 
befindlichen, besonders wirksamen, sal- 
petrigen Säure lässt sich durch die Wahl 
der Uoncentration sowohl der Lösung des 
salpetrigen Salzes als auch derjenigen der 
Salzsäure derartig regeln, dass sie beliebig 
schwach oder stark ißt, je nachdem es das 
Gewebe fordert. Die Anwendung von 
salpetrigsaurem Salz einerseits und ver- 
dünnter Säure andrerseits wird, wenn er- 
forderlich, mehrmals wiederholt, und die 
Säurereste werden danach jedesmal durch 
Waschen mit Natronlauge oder Soda und 
Ausspülen mit Wasser beseitigt. Da die 
Leinwand bei diesem Verfahren einen röth- 
lichen Ton behält, wird schliesslich dieser 
durch Behandeln der Leinwand mit Chlor 
beseitigt; dieser Behandlung ge.hen Wa- 


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40 


Rundachau. 


Hehungen mit Soda voraus und es folgen 
Säuerungen. g 

(Es ist nicht ersichtlich, welchen Vor- 
theil das Verfahren vor dem üblichen bieten 
soll, billiger ist es gewiss nicht. Ki4 ) 

Dr. Wilhelm Elbers, Hagen 1. W., Verfahren 
zur Erzeugung echter grauer Druck- und 
Färbetöne mit Hülfe von Indigo. (D. 1\. P. 
No. 101 190.) 

Das Verfahren besteht im Wesentlichen 
darin, dass man Indigo in fein vertheiltem Zu- 
stande nach entsprechender Verdickung 
durch Drucken oder Klotzen auf die Baum- 
wollfaser bringt und den Stoff sodann längere 
Zeit (1 bis 2 Stunden) unter Druck (0,7 
bis 1 Atm.) dämpft, hierauf deguminirt 
und seift. Die erzielte Farbe ist ein schönes 
Blaugrau. Zur vollständigen Fixation ist 
ein längeres Dämpfen unerlässlich, dagegen 
ist nicht unbedingt erforderlich, dass ein 
hoher Druck angewendet wird, nur muss 
man bei niedrigem Druck entsprechend 
länger dämpfen. Sehr vortheilhaft ist der 
Zusatz einer relativ grossen Menge vege- 
tabilischen oder animalischen Oeles oder 
von Türkischrothfil, weil dadurch die Nttance 
des entsprechenden Grau satter und gleich- 
ntässiger ausfällt. 

Die Vorschrift, nach welcher gearbeitet 
wird, ist folgende: 

1. Kür graue Drucktöne. Die Farbe 
besteht aus 100 g fein gemahlenem Indigo 
von 20“/„ bezw. raffinirtem oder künstlichem 
Indigo gleicher Stärke, 900 g Stärke- 
Traganth - Verdickung. Diese Farbe wird 
auf gebleichten Baumwollstoff gedruckt, 
sodann wird der Stoff bei 0,1 Atm. während 
3 bis 4 Stunden gedämpft, degummirt und 
geseift. 

2. Für graue Drucktöne von 
grösserer Fläche und für graue 
F ärbungen. 

Der zu druckende bezw. zu färbende 
Stoff wird mit der vorher angegebenen 
Menge Indigo, 200 g Olivenöl oder 'I’ürkisch- 
rothöl , 700 g Traganthverdickung oder 
anstatt Oliven- oder Türkischrothöl mit 50 g 
Talg und an Stelle der Traganthverdickung 
mit 850 g Traganthwasser auf dem Hot-tlue 
geklotzt, 2 Stunden bei 0,7 bis 1 Atm. 
gedämpft, degummirt und geseift. v. 


I. Th. Reid und H. Thorp, Pcndlcton b, Man- 
chester in England , Neues Färbeverfahren. 

(Amerikanisches Patent No. 612 274.) 

Die Erfindung bezieht sich auf die Er- 
zeugung sogenannter Khakitöne auf vege- 
tabilischen Fasern, auf Garn und Geweben. 


rPflrtor-ZeHaog. 
[Jahrgang 1999 . 

Das zu färbende Material wird gründlich 
von allen Unreinigkeiten durch Waschen 
befreit, wieder getrocknet und nun mit 
einer Mischung von 2 Theilen Olein und 
fit Theilen Wasser imprägnirt. Hierauf wird 
es nochmals getrocknet und sodann mit einer 
Lösung von 20 Gallonen (Gail. 4 1 /, Liter) 
Chromaeetatlösung (20° Twad.), 20 Gallonen 
Eisenacetatlösung (12* Twad.) und 8 Unzen 
Alizarinblau S. gelöst in 4 Gallonen Natrium- 
bisulfitlösung (54“ Twad.) getränkt. Sobald 
das Material gründlich von der Flüssigkeit 
durchdrungen ist, wird es aus dem Bade 
herausgenommen , ausgedrückt und ge- 
trocknet. Hierauf wird eine Stunde bei 
einem Drucke von 4 Pfund gedämpft und 
durch eine alkalische Lösung von 8 Pfund 
Soda in lfi Gallonen Wasser, dem ausser- 
dem noch 3 Gallonen Kalkwasser zugesetzt 
werden, pasBirt. Zum Schlüsse wird ge- 
seift, gewaschen und getrocknet. 

Für dunklere Nuancen wird der Färbe- 
process wiederholt. 

An Stelle des Alizarinblau S kann man 
auch gewöhnliches Alizarinblau. ferner auch 
Galleln, Coerulein oder analoge Anthrncen- 
farben, und ;.n Stelle der genannten 
Acetate auch andere Salze des Chroms 
und des Eisens anwenden. jf. 

J. R. Bautz, München, Verfahren zur Im- « 

prägnirung von Wollstoffen. (D. R. P. 

No. 100 549.) 

Das Verfahren bezweckt, Woll- 
stoffe, weiche den Körper gleichmässig 
warm halten und demzufolge vor Erkäl- 
tungen schützen, zur Herstellung von 
Unterkleidern geeignet zu machen. Ein 
Stoff, welcher diesen Zweck erfüllen soll, 
muss weich und geschmeidig sein, so- 
dasB er sich an den Körper so viel wie 
möglich anschmiegt; ferner soll der Stoff 
einegeringeFähigkeit, Wasser, Schweisstt.dgl. 
aufzunehmen, dagegen eine reichliche Luft- 
durchlflssigkeit besitzen, damit dem Körper 
keine oder nur wenig Wärme entzogen 
wird bezw. damit der Stoff die Schweiss- 
entwieklung desKörpers nicht beeinträchtigt. 

Um nun einem Wollstoff, z. B. Flanell, 
diese Eigenschaften zu verleihen, wird er 
in einer Lösung von Alaun, Pottasche und 
Salz gekocht, und es hat sich dabei ge- 
zeigt, dass auf je 2 m Stoff eine Lösung 
von je 10 g Alaun, Pottasche und Salz in 
30 Liter Wasser sich am besten eignet. 
ln dieser bis auf die Siedetemperatur er- 
hitzten Lösung wird der Stoff zur Vor- 
bereitung für die darauffolgende Behandlung 
'/t Stunde gekocht und sodann ohne vor- 
herige Abkühlung während V 4 Stunde in 


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Heft 3. 

t. Pebrtur 189».. 


Rundschau. 


41 


kaltem Wasser abgeschwenkt. Ist dies ge- 
schehen, so wird der Flanell, ohne vorher 
ansgewunden zu werden, zuin Trocknen 
aufgehängt und hierauf in zweckent- 
sprechender Weise, z. B. durch Bügeln 
geglättet. l)ic aus einem in dieser Weise 
vorbehandelten Stoff hergestellten Unter- 
jacken sollen dem Körper stets eine gleich- 
mässige Temperatur bew ahren, indem sieden 
Schweiss nur in beschränktem Mnasse auf- 
nehmen und dadurch dem Körper keine 
Wörme entziehen, dabei jedoch die Sehw eiss- 
entwicklung durchaus nicht beeinträchtigen 
Der Stoff wird weder durch Schweiss, noch 
durch kaltes oder warmes Wasser verändert, 
insbesondere lauft er nicht ein und kann 
jederzeit am Körper selbst trocknen, ohne 
die gleichmüssige Körperwarme zu beein- 
flussen. t>. 

(Es wflre vom besonderem Interesse, zu 
erfahren, wie dieses Verfahren sich im 
Grossen bewahrt. n,i) 

W. Sehe bl, Leipzig, das Beschweren der Seide 
und seine Folgen für die chemische Wäscherei 
und Färberei. 

In der letzten Sitzung des Färbervor- 
eins zu Leipzig w urde das wichtige Thema 
der Beschwerung und ihre Folgen in aus- 
führlichem Vortrage behandelt. Der Herr 
Vortragende führte u. a. folgendes aus: Be- 
kanntlich ist die Beidenfaser in ihrem reinen 
natürlichen Zustande ein Product, an 
welches bezüglich seiner Haltbarkeit sehr 
grosse Anforderungen gestellt werden können. 
Das Bestreben der Seidenindustrie ging nun 
dahin, dem Publikum einen Stoff zu bieten, 
der öusserlich möglichst das Aussehen reiner 
Seide hatte, und man verfiel auf den un- 
glückseligen Gedanken des Beschwerens 
der Seide, indem man die ihr eigenthümliche 
Eigenschaft, Metallsalze in hohem Masse 
aufzunehmen, benutzte. Man behandelt die 
Seide bekanntlich mit einer stark concen- 
trirten Lösung von Zinnchlorid, indem man 
durch weitere geeignete Passagen mit 
Wasserglas und phosphorsaurem Natron 
einen möglichst hohen Prozentsatz von 
Zinnoxyd und doppelten Verbindungen 
der anderen Salze auf der Seidenfaser 
niederzuschlagen sucht. Unausbleiblich 
sind die Folgen eines derartigen Prozesses; 
die beschwerte Seide behält in ihrer inneren 
Constitution durchaus nicht den Zustand 
bei, in weichem sie aus der Färberei kommt. 
Es vollzieht sich nach und nach ein Vorgang, 
welcher die Seidenfaser zwar nur ullmählich 
angreifl, aber mit der Zeit einen derartigen 
Einfluss ausübt, dass jeglicher Zusammen- 
hang innerhalb des Fadens uufhört und 


eine vollständige Zerstörung eingetreten ist. 
Die Seide ist mürbe, sie zerfällt, oder um 
einen bekannteren Ausdruck anzuwenden, 
die Seide ist verbrannt. Dieser neue Zu- 
stand erklärt sich daraus, dass das auf der 
Faser niedergeschlagene Zinnoxyd die un- 
angenehme Eigenschaft hat, aus der Luft 
Sauerstoff aufzunebmen und nach und nach 
innerhalt des Seidenfadens wieder eine stark 
saure Verbindung einzugehen, welche den 
ohnehin durch den Beschwerungsprozess 
schon angestrengten Seidenfnden mit der 
Zeit vollständig zerstört. Ein äusserst 
eclatantes Beispiel ist der folgende Vorfall: 
Es handelte sich um ein weissseidenes 
Brautkleid, welches nur einmal getragen 
einer grossen chemischen Wäscherei 
und Färberei zur Reinigung übergeben 
wurde. Nach dem Reinigen zeigte nun 
das Kleid an gewissen Stellen, z. B. unter 
den Aermeln, auf dem rechten Rücken- 
theile, auf dem Vordertheile der Taille, 
eine Anzahl Löcher von Stecknadelkopf- 
grösse bis zur Grösse eines Fingernagels. 
Der Grund dieser eigenthümlichen Er- 
scheinung lag darin, (lass der Schweiss, 
welcher bekanntlich an den Stellen unter 
den Aermeln besonders stark hervortritt, 
eine saure Flüssigkeit ist und im Vereine 
mit dem Sauerstoff der Luft gerade an 
diesen Stellen eine sehr schnelle und 
energische Oxydirung des Zinnoxyds 
veranlasst und dadurch eine starke Zer- 
störung der Seide bewirkt. Der Grund zu 
dieser einseitigen raschen Zerstörung war 
nun gelegt, und es kommt noch darauf an, 
zu beweisen, wie dadurch Löcher entstehen 
konnten. Bei dem chemischen Reinigungs- 
process werden bekanntlich die Kleider 
in mit Benzin gefüllten, rolirenden Trommeln 
gewaschen und mit Benzin durchtränkt. 
Hierdurch wird natürlich das Eigengewicht 
des Kleides um das 10 bis 20fache erhöht, 
und die Folge davon ist, dass an den 
meisten Steilen das Gewebe das eigene 
Gewicht nicht mehr tragen kann. Es bricht 
an diesen Stellen heraus und die Löcher 
entstehen. 

Man sieht hieraus . welche unseligen 
Folgen die Beschwerung der Seide nach 
sich ziehen kann und wie vielen Even- 
tualitäten die chemischen Wäschereien aus- 
gesetzt, sind. UHuugmtiu am dar „Zritickrif! für dir 

mU TtsliUnduntrit“ J I). 

Dr. C. O. Weber, Zur Vulcanisation wasser- 
dichter Stoffe. 

In einem längeren Artikel 1 ) beschäftigt 
sich der Verfasser besonders mit der Vul- 

i) Diugler's polyt. Journ. 1B9S. 


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42 


Rundschau. 


fPtrbcr-Zaltao«. 

{ Jahrgang 1890. 


canisation auf kaltem Wege mit Schwefel- 
chlorür, die im Gegensatz zu der hohe 
Hitzegrade erfordernden Vulkanisation mit 
Schwefel sich keiner besonders guten Re- 
putation erfreut. Die Ursache sieht der 
Verfasser in der Unkenntnis« der Art der 
Anwendung des Schwefelchlorürs, das mit 
anderen Körpern als Kautschuk sehr 
energisch reagirt. Kine Vulcanlsirung mit 
reinem flüssigem Chlorschwefel führt zu 
totaler Zerstörung des Kautschuks, die An- 
wendung in Dampfform ist nicht durch- 
greifend, bleibt also nur die Schwefel- 
chlorttrlösung für die Praxis übrig. Als 
Lösungsmittel können nur solche in Be- 
tracht kommen, welche folgende Bedin- 
gungen erfüllen: 

1. Das Lösungsmittel muss sich gegen 
Schwefelehlorür indifferent verhalten. 

2. Es muss eine einheitliche Substanz 
sein. 

3. Der Siedepunkt soll zwischen 70 und 
100“ C. liegen. 

4. Das Lösungsmittel muss mindestens 
eine Quellung des Kautschuks bewirken. 

Die erste dieser Bedingungen ist selbst- 
verständlich. Die zweite deshalb noth- 
wendig, da sich sonst durch Verdampfen 
eines Theils des Lösungsmittels die Ober- 
flächenspannung der Lösung ändert und 
somit die gleichmftssige Vulkanisation in 
Frage gestellt ist. Die dritte und vierte 
Bedingung sind ebenfalls zur Erzielung 
einer gleichmüssigen Vulkanisation unent- 
behrlich. Liegt der Siedepunkt des Lö- 
sungsmittel zu niedrig, so concentrirt sich 
die Lösung zu rasch und ist dann nicht 
mehr im Stande, in die Kautschukinasse 
einzudringen: zugleich veranlasst ein solches 
Lösungsmittel durch seine rasche Ver- 
dampfung Thaubildung und damit eine 
Zersetzung des Schwefelchlorürs durch 
Wasser. Das Aufquellen des Kautschuks 
endlich gestattet ein rascheres Eindringen 
der Schwefelchlorürlösung Von den bis- 
her angewendeten und vorgeschlagenen 
verschiedenen Lösungsmitteln ist demnach 
Schwefelkohlenstoff, abgesehen von seinem 
üblen Geruch, wegen seines niedrigen 
Siedepunktes und der dadurch veranlassten 
Thaubildung als ungeeignet zu bezeichnen; 
Tetrachlorkohlenstoff, der sonst alle For- 
derungen erfüllt, ist gegenwärtig noch zu 
theuer. Unter diesen Umstünden ist das 
Benzol als das geeignetste zu bezeichnen. 
Die Vulkanisation unter Anwendung von 
Benzol stellt sich zwar um etwas mehr 
als das ’/i fache theurer als bei Anwendung 


von Schwefelkohlenstoff, jedoch werden 
diese beträchtlichen Mehrkosten durch die 
technischen Vortheile aufgehoben, indem 
eine bessere Durchvuleanisation, ein viel 
besserer Geruch und eine bedeutend grössere 
Haltbarkeit der Waare und eine weit ge- 
ringere Gefährdung der Arbeiter erzielt 
wird. Decorative Farbenverzierungen werden 
von der Schwefelehlorürbenzollösung nicht 
angegriffen. Eine weitere Ursache, wes- 
halb die KaltvulcaniBation mit Schwefe 1- 
chlorür gelegentlich unbefriedigende Re- 
sultate liefert, liegt häufig in dem Feuch- 
tigkeitsgehalt des angewendeten Kautschuks 
selbst, wodurch eine bis jetzt noch nicht 
völlig aufgeklärte allmähliche Zersetzungdes 
Schwefelchlorürs veranlasst wird. Beson- 
ders nachtheilig wird diese Zersetzung, 
wenn der Kautschuk Metallsalze, wie Eisen-, 
Mangan- oder Kupferverbindungen enthalt, 
da die daraus bei Gegenwart von Feuch- 
tigkeit mit dem Schwefelehlorür sich bilden- 
den Chloride den Kautschuk in kurzer Zeit 
zerstören. Ferner sind hauptsächlich Aetz- 
kalk, Kaliumcarbonat, Bleioxydhydrat, Blei- 
glatte, Mennige und Lithopone geeignet, 
Vulcanisationsfehler zu verursachen, wenn 
mit Schwefelehlorür gearbeitet wird. Feuch- 
tigkeit, Kupferverbindungen und Superoxyde 
sind somit als die grössten Feinde der Kalt- 
vulcanisation zu bezeichnen. Erstere ver- 
meidet man durch sorgfältige Trocknung, 
die letzteren durch die analytische Controlie. 
Bekannt ist, dass sich nicht jede Kautschuk- 
sorte zur kalten Vulcanisation eignet. In 
der Praxis hat siyh ergeben, dass die heiss 
leicht vuleanisirbaren Sorten sich gut für 
die Kaltvulcanisation eignen, die schwer 
vuleanisirbaren weniger. h 3 . 

Calanderwaizen aus Sulfitcellulosc. 

Pappdeckelscheiben sind das am 
häufigsten verwendete Material für die 
Papierwalzen der Calander. C. L. Jackson 
und E. Hornby in Bolton ziehen jedoch 
Scheiben von Sulfitcellulose als dauer- 
hafteres Material vor, wie The Dyer & Ca- 
lico Printer 1898, S. 11, mittheilt. Die 
kreisrunden Cellulosescheiben haben in der 
Mitte einen runden Ausschnitt vom Umfang 
der schmiedeeisernen Spindel, auf die sie 
gesteckt und auf der sie unter hohem 
Druck in der Richtung der Spindelachse 
zu einem Ganzen zusammengepresst werden. 
Die schmiedeeisernen Scheiben, die rechts 
und links auf der Spindel den aus Sulfit- 
eellulose bestehenden Cylinder abschliessen, 
werden mit kreisrunden oder konischen 
Stellringen .auf der Spindel festgehalten. 

n. 



H#*ft 9. 

1 . F»bromr 1899. 


Verschiedene Miftheihingen. 


43 


Manchesters Fabrikluft. 

Vorhangstücke, die mit Toluylenorange 
geklotzt, in der sogenannten Buchform 
gelegt und in einem Waarenhaus Manchesters 
zu einem Stoss Waare aufgebeugt waren, 
zeigten die merkwürdige und für den Ver- 
käufer unheimliche Erscheinung, dass in 
der Milte, wo das Buch seinen Rücken 
hatte, ein Zoll breiter Orangestreifen nach der 
Stückbreite aus dem hellen Chamois hervor- 
Irat. Aehnliche, mehr oder weniger dunkle 
Querstreifen zeigten sich in bestimmten 
Entfernungen auch in den anderen Lege- 
falten je nach dem Abstand von der Mittel- 
lage ln jedem Stück. R. ,1. Flintoff, der 
den Fall näher untersuchte, schreibt die 
dunklen Streifen dem Einfluss der sauren 
Luft Manchesters zu, da Toluylenorange 
in dieser Weise durch Säure verändert wird, 
und die Farbonänderung im Stück sich 
gerade an den Stellen zeigte, wo die Luft 
den leichtesten Zutritt in’s Innere der buch- 
förmig gelegten Waare hatte. (Journal 
Dyer Colourist 1898, 8. 124). Ver- 

muthlich ist es der Gehalt der Luit an 
schwefeliger Säure, das natürliche Ergebniss 
der vielen und grossen Dainpfkesselanlagen 
Manchesters, dem man diesen schädlichen 
Einfluss nicht blos auf das Toluylen- 
orange, sondern auch auf Waare mit Benzo- 
purpurin und Azoscharlach zuzuschreiben 


Verschiedene Mittheiiungcn. 

Plitschkc, Zur Hebung des Flachsbaues. 

Im landwirtschaftlichen Kreisverein zu 
Liegnitz hielt kürzlich der Director der 
Laubaner Flachs - Genossenschaft , Herr 
Plätschke, einen Vortrag über .das 
Rösten des Flachses unter besonderer Be- 
rücksichtigung des Baur’schen Röstver- 
fahrens und die Bedeutung des letzteren 
Tür die Hebung des deutschen Flachsbaues“. 
Den Ausführungen entnehmen wir Folgen- 
des: Die deutsche Leinenindustrie, die 

schon seit Jahrhunderten auch in der 
Provinz Schlesien ihren Sitz hat, erfreut 
sich noch grosser Bedeutung in unserm 
Vaterlande. Sie hat trotz der grossen 
Flachsimporte einen grossen Exportüber- 
schuss davongetrageu. Umsomehr ist es 
zu bedauern, dass der heimische Flachsbau 
immer mehr zurückgegungen ist; doch 
kann dieser wieder gehoben werden, wenn 
die Landwirthschaft und Industrie hierbei 
Hand in Hand gehen. Jetzt werden in 


Deutschland 780 000 Ctr. Flachs verbraucht, 
daran ist Deutschland nur mit 90 000 Ctr., 
Russland dagegen mit 480 000 Ctr. be- 
theiligt, oder mit anderen Worten: Deutsch- 
land bezahlt jährlich 66 Millionen Mark für 
Flachs, wovon nur 7 '/ s Millionen in Deutsch- 
land bleiben, während allein 39 Millionen 
nach Russland gehen. Wenn der Land- 
wirth seinen Flachs mit derselben Sorgfalt 
wie seine Zuckerrüben und sein Getreide 
baut, wird auch der Erfolg nicht aus- 
bleihen, indem die veredelte Flachsfaser 
seine Arbeit lohnend machen wird. Auch 
durch ein verbessertes Röstverfahren ist 
der Flachsbau zu heben und rentabel zu 
machen. Im Allgemeinen bat der Land- 
wirth einen Widerwillen gegen den Flach- 
bau, vor Allem deshalb, weil er den Flachs 
nicht so tadellos, wie ihn der Händler will, 
bearbeiten und darum nicht so gut ab- 
setzen kann. Hier soll nun die Flachsbau- 
genossenschaft Abhülfe schafTen dadurch, 
dass sie den Landwirthen in der Bebauung 
und Pflege des Flachses Anweisung giebt. 
Die Genossenschaft in Lauban sucht diesen 
Zweck zu erfüllen; sie liefert den Samen, 
sie nimmt den Flachs ab und zahlt ihnen 
nach 14 Tagen den höchstmöglichen Preis; 
nach dem Jahresabschluss vertheilt sie den 
etwaigen Überschuss an die Genossen. 

Zum Schlüsse sprach der Vortragende 
die feste Ueberzeugung aus, dass in den 
Gegenden, wo sich Flachsbuugenossen- 
schaften befinden, sich auch der Flachsbau 
wieder heben wird zum Besten der Land- 
wirthschaft und mit ihr zum Wohl des deut- 
schen Vaterlandes. 

(Leipa Mumit*aci>r f. Ttxt.-Ind / IK 

Verein zur Wahrung der Interessen der F&rberei- 
und Druckerei-Industrie von Rheinland und 
Westfalen. 

Am 7. Januar, fand in Düsseldorf, im 
Hotel Royal eine Vorstandssitzung des „Ver- 
eins zur Wahrung der Interessen derFärberei- 
undderDriickerei-Industrie von Rheinland und 
Westfalen “ statt. Anwesend waren die Herren : 
Raymond Hoddick, JuliusRibbert. Vorsitzende; 
Peter Spix, Schatzmeister, Emst Gramer, 
Hugo Dungs, Carl Erkens, Hugo Frohwein, 
Albert Herzfeld, Emst Herzog, Heinrich 
Laag, R. Lohe, A. Schüeper. G. PlatzhofT. 
Dr. Schreiner. Ausserdem nahm Herr Re- 
gierungsrath von Krüger theil. 

In Betreff der Differenz mit dem Niirn- 
bergerMagistrat w ird beschlossen, die folgende 
Erklärung zu veröffentlichen; 

In dem Amtsblatte der Stadt Nürnberg 
erschien am 7. Juli 1897 seitens des Stadl- 
magistrats eine Warnung vor dem Ankäufe 


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44 


V*rtchi«4*n* MittheÜungen. 


bedruckter baumwollener Kleiderstoffe, mit 
Bezug auf das Reichsgesetz vom 12. Mai 
1879, nach welchem das Verkaufen der- 
artiger Stoffe strafbar sei. Die chemische 
Untersuchung hätte ergeben, dass Zinn- 
chlorid — ein ätzendes Gift — in den 
Stoffen enthalten sei: das Tragen einer 
Blouse aus diesem Stoffe, an einem heissen 
Tage, hätte eine Beschädigung der Gesund- 
heit derTrägerin herbeigeführt, indem durch 
das Zinnchlorid Ausschlag hervorgerufen 
wäre. — Der Vorstand des Unterzeichneten 
Vereins beschloss die Sache zu untersuchen 
und^den Magistrat der Stadt Nürnberg um 
Uebersendung der Acten zu bitten. Aus 
diesen ging hervor, dass bei der chemischen 
Untersuchung in der städtischen Unter- 
suchungsanstalt Zinnchlorid auf dem Ge- 
webe gefunden sein sollte und mit Rücksicht 
auf die Fassung des chemischen Gutachtens 
das] ärztliche derart ausfiel, dass das Zinn- 
chlorid die Ursache der Erkrankung und 
eine öffentliche Warnung am Platze sei. 
Der Vorstand des Vereins und sonstige 
Fachleute waren nun der Ansicht, dass un- 
möglich Zinnchlorid bezw. Zinn in löslicher 
Form auf dem Gewebe Zurückbleiben könne, 
liess ähnlich hergestellte Stoffe untersuchen, 
wobei diese Annahme bestätigt wurde. 
Infolgedessen wandte sich der Vorstand des 
Unterzeichneten Vereins an den Magistrat 
von Nürnberg mit demErsuchen, die Warnung 
zurückzunehmen, was dieser indess ab. 
lehnte. Alle Versuche, sich auf privatem 
Wege in den Besitz der fraglichen Blouse 
zu setzen, waren erfolglos, daher wurde 
das preussische Handelsministerium ersucht, 
auf diplomatischem Wege die Blouse für 
den Verein zn besorgen, um von dem 
eigentlichen Corpus delicti Theile unter- 
suchen zu können. Auf diesem Wege 
gelangte der Vorstand in den Besitz eines 
Aermels der Blouse und liess Theile der- 
selben von Herrn Dr. Richter-Langenberg, 
Farbenfabriken-Elberfeld und Dr. Fresenius- 
Wiesbaden untersuchen, welche überein- 
stimmend zu dem Schlüsse kanten, dass 
Zinn in durch Schweiss löslicher Form 
nicht auf dem Gewebe vorhanden, be- 
ziehungsweise, dass’es ein nach Lage der 
Sache ungerechtfertigter Schritt gewesen 
sei, dass der Stadtmagistrat von Nürnberg 
auf diesen Fall hin eine Warnung vor der- 
artigen Stoffen erlassen habe. Dem Magistrat 
wurden die Gutachten mitgetheilt mit dem 
Ersuchen um Zurücknahme der Warnung, 
worauf derselbe antwortete, er werde alle 
weiteren Zusendungen in dieser Angelegen- 
heit, ohne Antw'ort darauf zu geben, zu 
den Acten legen. Wir sehen uns daher 


fFirtor-Z«(toag. 
[jahrK*ftg UW*. 

veranlasst den Vorgang der Oeffentlichkeit 
zu übergeben.“ — 

2. Die Pongee - Angelegenheit wird 
hoffentlich demnächst ihre Erledigung 
finden, da im Reichsschatzamt Verhand- 
lungen darüber stattfinden werden, (was am 
11. Januar geschehen ist.) 

3. Der Centralstelle für Vorbereitung 
von Handelsverträgen soll mitgetheilt w erden, 
dass der Verein mit deren Stellungnahme 
zum Reichsamt des Innern nicht einver- 
standen ist. 

4. Alle Mitglieder des Vereins sollen 
ersucht w erben, etwaige Maassnabmen betr. 
der Klärung gefärbter Abwässer zurKenntniss 
des Vorstandes zu bringen. 

5. Seit der letzten Vorstandssitzung sind 
folgende neue Mitglieder beigetreten: 
Rheinische Seidendruckerei-Elberfeld und 
Crefeld, Becker (tCamphausen-Hohenlimburg, 

H. W. Küster-Minden, Mühlenthaler Spinnerei- 
Dieringhausen, Jos. Schab-Trier, Rheinische 
Copsfärberei-Barmen. Es soll Bedacht dar- 
auf genommen werden, nach Möglichkeit 
alle noch ausstehenden Firmen für denVerein 
zu gewinnen, um einen noch engeren Zu- 
sammenschluss aller betheiligten Industrieen 
innerhalb des Vereins verwirklichen zu 
können, da dies nach mancher Richtung 
hin als von grossem Vortheil angesehen 
wird. Bei der zunehmenden Ausdehnung 
des Vereins und der ungemein wachsenden 
Arbeit wird in Aussicht genommen, wenn 
es nöthig wird, einen juristisch vorgebiltjeten 
Vereinssecretär anzustellen. 

6. In verschiedenen anderen Bezirken 
sind Vereine gleich dem unsrigen in Vor- 
bereitung, sodass dieselben binnen kurzem 
über ganz Deutschland vertheilt sein werden. 

7. Der Vorstand gieht seiner Sympathie 
für die Einführung des Sparkassenzwangs 
für jugendliche Arbeiter Ausdruck und be- 
absichtigt beigelegenererZeit darauf zurück- 
zukommen. 

8. Die Eisenbahndirection Köln theilt 
mit, dass sie verschiedene, vom Verein 
vorgeschlagene Zugverbesserungen mit dem 

I. Mai einfübren wird. 

9. Ausstellung in Düsseldorf 1902. Der 
Vorstand nimmt mit freudigem Interesse 
davon Kenntniss, dass der Gedanke einer 
Rheinisch-Westfälischen Industrie- und Ge- 
werbe-Ausstellung in Düsseldorf, verbunden 
mit einer Nationalen Kunstausstellung, nun- 
mehr der Verwirklichung nahe gerückt ist 
Angesichts der grossen und verdienstlichen 
Anstrengungen der Eisen-Industrie, bei dieser 
Gelegenheit zeigen zu wollen, welche her- 


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Fach. Lltcrstur. 


vorragende Stellung sie durch ihr? Leistungen ; und so hoch entwickelte Textil-Industrie es 
in den beiden Schwester- Provinzen ein- sich nicht nehmen lassen wird, ihr würdig 
nimmt, ist es zu hoffen, dass die vielseitige an die Seite zu treten. 

Die Arbeiter in der Bleicherei, Färberei, Druckerei und Appretur nach Ihrer besonderen Beschäftigung. 

Auf Grund der Gewerbezählung im Deutschen Reich vom 14. Juni 1895 waren 
an dem Zählungstage in der Gewerbeklasse , Bleicherei, Färberei, Druckerei und 
Appretur“ in 4593 Gehülfenhetrieben . . 64075 männl., 25588 weibl. Personen thätig ; 

davon haben eine gewerbliche Beschäftigung 57054 - 23811 

eine sonstige Beschäftigung 7021 - 1777 

Zu den letzteren gehören u. A. Lohnarbeiter wechselnder Art, Tagelöhner, Hand- 
langer, Ausgeher, Maschinist, Heizer, Knecht, Dienstmädchen u. s. w. 

Von den Arbeitern mit gewerblicher Beschäftigung gehörten zur „Bleicherei, 

Färberei, Druckerei und Appretur“ 52490 männl., 22259 weibl. 

zu einer anderen Gewerbegruppe 4564 - 1552 

Von den Letzteren gehören zur Gewerbegruppe: 

Metallverarbeitung 760 Personen 

(darunter 23 Kupferschmiede, 6 Klempner, 71 Grob- (Huf-) schmiede, 

653 Schlosser) 

Industrie der Maschinen, Instrumente 32 

(darunter 4 Stellmacher) 

Chemischen Industrie 67 

Industrie der Leuchtstoffe, Seifen, Fette, Oele 10 

Papierindustrie 58 

(58 Buchbinder, Kartonnagenarbeiter) 

Lederindustrie 26 

(26 Sattler) 

Industrie der Holz- und Schnitzstoffe 326 

(darunter 311 Tischler, 6 Böttcher, 3 Korbmacher, 3 Drechsler) 

Bekleidungs- und Reinigungsgewerbe 1585 

(darunter 325 Näherinnen, 94 Schneider, 1 1 12 Wäscherinnen) 

Baugewerbe 442 

(darunter 223 Maurer, 197 Zimmerer, 10 Maler) 

Polypraphische Gewerbe 7 

(darunter 3 Stein-, Zink- und Farbendrucker) 

Künstlerische Gewerbe ... 670 

(darunter 416 Graveure, 93 Musterzeichner) 

Handelsgewerbe 1082 

Verkehrsgewerbe (Kutscher u. s. w.) 1033 

llebrige Gewerbegruppen 18 


Fach-Literatur. 

Prof. Dr. Georg von Georgievict, Geepinnet- 
fasern, Wäscherei, Bleicherei, Färberei, 
Druckerei, Appretur. Mit 47 Abbildungen 
im Texte. Leipzig und Wien. Franz Deuticke, 
1898. Preis (geh.) M.9,-. 

Das Buch bildet den zweiten und 
letzten Theil des Lehrbuchs der Chemischen 
Technologie der üespinnstfasern, dessen 
erster Theil im Jahre 1895 unter dem 
Titel „Lehrbuch der Farbenchemie“ er- 
schienen ist und über ulle zur Veredlung 
der Gespinnsl fasern gebräuchlichen or- 
ganischen und anorganischen Farbstoffe 
berichtete. 


Trotz dem bescheidenen Raume von 
etwa 350 Seiten ist es dem Verfasser ge- 
lungen, ein recht anschauliches und dem 
heutigen Stande entsprechendes Bild von 
dem grossen Industriegebiet zu geben, 
welches der Titel des Buches kennzeichnet. 
In Kapitel I werden die wichtigen pflanz- 
lichen und thierischen Gespinnstfasern bezw. 
Wollen besprochen, Kapitel II behandelt 
Wäscherei, Bleicherei und Carbonisation, 
Kapitel III die Beizen- und Fixationsmittel 
(Gerb- und Oelsäuren), Kapitel IV das 
Färben (Farbenlehre, Theorie des Färbe- 
procesBes, Eintlieilung der Farbstoffe, Färbe- 
methoden, Färben der Gespinnstfasern im 
Grossen, Probefärben), Kapitel V Druckerei 
(Hand-, Perrot ine-, Walzendruck, Ketten-, 


4g 



46 


Pat*nt-Li«te. 


W'oll- und Seidendruck, Bedrucken von 
Garnen, Ketten und Kammzug), Kapitel VI 
Appretur. 

Der Verfasser hat sich mit Recht darauf 
beschrankt, nur solche neuere Verfahren 
in seinem vornehmlich für den Unterricht 
bestimmten Buch zu besprechen, welche 
Eingang in die Fraxis gefunden haben. 
Bei den Bleichverfahren ist z. B. das in 
sehr vielen bedeutenden Fabriken einge- 
führte Thies’- und Herzig’sche Verfahren 
ausführlich an der Hand von Abbildungen 
erläutert, doch finden auch das Verfahren 
nach G. Hertel mittels Türkischrothöl, sowie 
das continuirliche Bleichverfahren von 
Mather und Thomson Erwähnung. Zuver- 
lässig und völlig ausreichend sind auch die 
Angaben über die verschiedenen Beizver- 
fahren. 

Besonders dankenswert!» erscheint es, 
dass der in andern Handbüchern der 
Färberei vernachlässigten Farbenlehre und 
im Anschluss daran dem Bemustern ein 
Abschnitt gewidmet ist. In dein Kapitel 
„ Theorie des Färbeprocesses“ entwickelt 
der Verfasser die Anschauungen, welche 
den Lesern der „ Färber-Zeitung“ aus seiner 
Abhandlung in Jahrgang 1895/96, S. 17, 
im Grossen und Ganzen bereits bekannt 
sind. 

Die Mittheilungen über das Färben im 
Grossen lassen erkennen, dass dem Ver- 
fasser die Verfahren, welche sich dauernd 
einzubürgern vermochten, geläufig sind. 
Wenn er den einen oder den anderen 
Farbstoff, welcher für bestimmte Zwecke 
gleichfalls geeignet wäre, übersehen hat, 
so kann ihm daraus bei der Unmenge von 
Farbstoffen, welche heutzutage dem Färber 
und Zeugdrucker zur Verfügung stehen, 
wohl kein Vorwurf gemacht werden. 

In Kapitel V wird ein Ueberblick über 
die im Zeugdruck gebräuchlichen Maschinen 
und Einrichtungen und die wichtigsten Me- 
thoden und Verfahren gegeben. Die sehr 
instructiven, zum Theil schematischen Ab- 
bildungen sind dem ausgezeichneten Werk 
von J. Zipser, Apparate, Geräthe und 
Maschinen der Wäscherei, Bleicherei, Fär- 
berei u. 8. w. entnommen oder eigens von 
Prof. Zipser entworfen worden. Das Buch 
ist zur Einführung an Färbeschulcn und 
für den Selbstunterricht in jeder Beziehung 
geeignet. U k~. 

Eduard Webber, Technisches Wörterbuch in 
vier Sprachen. Berlin, Verlag von Julius 
Springer. IV. Hd. 1899. 

Vor Kurzem ist nun auch der vierte 
und letzte Band dieses von uns bereits 


rpftrber-ZsiUms. 
lJ.hrg.ng litt». 


wiederholt ') besprochenen Wörterbuches 
erschienen. Schon der bei Weitem grössere 
Umfang des letzten Bändchens lässt er- 
kennen, dass der Herr Verfasser sich be- 
müht hat, die vielen Lücken, die die 
früheren Theile aufweisen, einigermaassen 
auszufüllen. Indessen ist dies auch im 
vorliegenden . E n g I i s c h-Italienisch-Deutsch- 
Französiseh“ umfassenden Theil nur sehr 
unvollständig geschehen; wohl aber ist den 
bereits erschienenen Bänden gegenüber 
eine grosse Ungleichmässigkeit geschaffen, 
die bei einer eventuellen Umarbeitung vor 
allem zu beseitigen wäre. Die specielien 
Gebiete der Färberei und der Chemie 
scheinen dem Herrn Verfasser nicht allzu 
vertraut zu sein; wir würden sonst Wörter, 
wie Cutch, Fustic, Gambier. Logwood nicht 
gänzlich vermissen und als Verdeutschung 
für „tannic seid“ nicht nur „Tannin säure“, 
sondern wahrscheinlich auch das ziemlich 
gebräuchliche Wort .Gerbsäure“ finden. 
Einen unverhällnissmässig breiten Raum 
nehmen, ebenso wie in den bereits früher 
erschienenen Theilen, auch hier die Elektro- 
technik und das Maschinenbaufach ein; 
hoffen wir, dass das Wörterbuch wenigstens 
auf diesen Gebieten die sonst mangelnde 
Vollständigkeit besitzt und dort brauch- 
barer ist als auf dem Gebiet der Färberei 
und Chemie. 


Patent • Liste. 

Aufgestollt von der Rodaction der 
„ Färber-Zeitung" . 

P a t e n t - A tun e I d u n g e n . 

Kl. 8. G 12 801. Lungscheermaschine. — 
E. üossner jun., Aue i. 8. 

Kl. 8. T. 5369. Verfahren zur einseitigen 
Verstärkung von Ausfärbungen auf Geweben 
durch Aetzalkalilaugoa und Oxyde. — 
G. Tagliani, Mailand. 

Kl. 8 A. 5:>28. Verfahren zum Farben von 
Haaren oder Pelzen mittels Orthoamido- 
phenol oder dessen Derivaten. — Actien- 
gosellschaft für Anilin-Fabrikation, 
Berlin. 

Kl. 8. C. 7397. Stetig arbeitende Maschine 
zum Schlichtem, Waschen, Beizen, Merceri- 
slren u a. w. von Strabngarn. — B. Coli ne n, 
Grevenbroich. 

Kl. 8. A. 4843. Verfahren zur Vorbereitung 
von chromgarem Leder für die Färberei. — 
E. Avellis, Berlin W. 

Kl. 8. M. 14 515. Verfahren zur Herstellung 
wasserdichter Gewebe, Seilerei*, Wirk- oder 
Flechtwaarou. — The Marsden Company, 
Philadelphia, V. St. A. 

») 1897, S. 387; 1898, S. 209. 


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HdO. 1 
1. Februar 18 W.J 


Patent - Llat«. 



Kl. 8. R. 12 518. Verfahren zur Herstellung 
von Relieftapeten. — A. Ri ege r, Friedenau 
b. Berliu und Anhalter Tapetenfabrik Brust 
Schütz, Desaau. 

Kl. 8. B. 22 490. Kluppe für Gewebe, Spann- 
und Trockenmaschinen. — B. Blank, 
Chemnitz. 

Kl. 8. F. 10 798. Neuerung beim Mercerisiren 
mit alkalischen Laugen oder 8äuren — 
B. W. Friedrich, Chemnitz. 

Kl. 8. R. 11 606. Verfahren der Tränkung 
von Faserstoffen mit leicht schmelzbaren 
Stoffen, wie Paraffin u. dgl. — J. Rudolf, 
Gera- Reusa. 

Kl. 8. D. 9027. Vorrichtung zum Appretiren 
konischer Bänder, Litzen o. dgl. — A. Dau- 
maa, Barmen. 

Kl. 8. H. 20 448. Maschine zum Legen von 
Geweben ln Kalten. — E. Hall, Worceater, 
Maas., V. St. A. 

Kl. 22. F. 10 670. Verfahren zur Darstellung 
neuer Nitroderivate der Anthracenreihe. — 
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., 
Biberfeld. 

Kl 22. F. 10 339. Verfahren zur Darstellung 
blauer basischer Farbstoffe. — Farbwerk 
Mühlheim vorm. A. Leonhardt & Co., 
Mühlheim a. M 

Kl. 22 P. 9091. Verfahren zur Darstellung 
von SäurefArbstoffen. — Prud* homme, 
Paris. 

Kl. 22. V. 3273. Verfahren zur Darstellung 
von schwarzen, die Pflanzenfasern direct 
färbenden Farbstoffen aus SalpeterBäure- 
estern der Cellulose. — The Vidal Fized 
Aniline Dyes Limited, Paris. 

Kl. 22. F. 10 114. Verfahren zur Darstellung 
von Diamidodioxyanthrachinondisulfosäuren. 
— Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer 
& Co., Biberfeld. 

Kl. 22. S. 7690. Verfahren zur Herstellung 
von Ozy- und Sulfoozyhidophenolthiosulfo- 
säuren. — Chemische Fabrik vorm. Sandoz, 
Basel. 

Kl 22. H. 19486. Verfahren zur Herstellung 
von Acetylenschwarz. — L. J. E. Hubou, 
Le Raincy, Seino et Oise. 

Kl. 22. W. 13 303. Verfahren zur Herstellung 
von Wichse aus völlig abgenutzten unge- 
mahleuen Knochenrückstäudeu. — A. Wolff, 
Weerdsingel 0. Z. 81 bis Utrecht, Holl. 

Patent-Ertheilungen. 

Kl. 8. No. 101 658. Vorrichtung zum Auf- 
schueiden der Noppen sammetartiger Gewebe. 
J. Platt, Warriugton, Lancaster, Engl. 
Vom 9. November 1897 ab. 

Kl. 8. No. 101 659. Quer-Scheermaschine zum 
Scheereo der Schläge (Enden) von Geweben. 
— G. Josephy’s Brbeu, Bielitz, Oest.-Schl. 
Vom 28. April 1898 ab. 

Kl. 8. No. 101 709. Verfahren zum Waaser- 
dichtmachen von Geweben. — W. Ch. Kip- 
ling und B. Arnold, Sudbury, Engl. Vom 
9. April 1897 ab. 


Kl. 8. No. 101714. Gaufrirmaachine für Sammet 
und aammetartige Gewebe. — B. Selig - 
mann, Hannover. Vom 18. Mai 1898 ab. 

Kl. 8. No. 101 811. Kluppe für 8pann- und 
Trockenmaschinen. — J. B. Palmer, Middle- 
town, Conn., V. St* A. Vom 11. August 
1897 ab. 

Kl 8. No. 101 812. Kluppe für Spann- und 
Trockenmaschinen. — J. B. Palmer, Middle- 
town, Conn., V. St. A. Vom 11. August 
1897 ab. 

Ki 8. No. 101 813. Haspel zum Imprägniren, 
Färbeu, Waschen u. s w. von Garnen. — 
Th. B. Schiefner, Wien, und Getaner, 
Mutter & Co., Bludenz, Vorarlberg. Vom 
30. April 1898 ab. 

Kl. 8. No. 101 839. Rauhmaschine mit sich 
parallel zur Drehachse verschiebenden Rauh- 
walzen; Zus. z. Pat 76 836. — C. Forst- 
mann, Bocholt i. W. Vom 26. Januar 1898 
ab. 

Kl. 8. No. 101 870. Dämpf- und Decatir- 
cylinder. — F. Del ssld r, Berlin. Vom 
8- März 1898 ab 

Kl. 8. No 101 915. Verfahren zur Herstellung 
gekräuselter Wollstoffe. — K. K. priv. 
Neunkirchner Druckfabrlks-Actien- 
gesellschaft, Neunkirchen und Wien. 
Vom 15. Februar 1898 ab. 

Kl. 8. No. 101 916. Fussboden bezw. Wand- 
belag aus Pappe mit grossm aschiger Gewebe- 
unterlage. — H. und A. Wassermann, 
Burg b. Magdeburg. Vom 2 März 1898 ab. 

Kl. 22 No. 101 760 Darstellung von gelben 
bis orange Farbstoffen aus p-Dinitrobenzyl- 
disulfosäure; Zus. z. Pat. 100 613. — Joh. 
Rud. Gelgy & Co., Basel. Vom 24. August 
1897 ab. 

Kl. 22. No. 101 804. Verfahren zur Herstellung 
eines gelben schwefelhaltigen Farbstoffes 
aus Rhodansalzen. — Dr. A. Goldberg, 
Chemnitz, Dr. W. Siepermanu, Biberfeld 
und Dr. H. Hemming, Kalk. Vom 23. April 
1897 ab. 

Kl. 22. No. 101 805. Verfahren zur Ein- 
führung von Aminresten in Nitroozy- 
anthrachinonsulfosäuron; 6. Zus z Pat. 86150. 
— Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer 
& Co., Elberfeld. Vom 3. September 1897 
ab. 

Kl. 22. No. 101 806. Verfahren zur Ein- 
führung von Aminresten in Ozyanthra- 
chinoue; 7, Zus. z. Pat. 86 150. — Farben- 
fabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., 
Elberfeld. Vom 15. Februar 1898 ab. 

Kl. 8. No. 101 838. Verfahren zur Herstellung 
von Linoleum und künstlichem Leder aus 
den Fettsäuren trocknender Oele; Zus. z. 
Pat. 100 917. — Dr. J. Hertkorn, Berliu. 
Vom 1. Februar 1898 ab. 

Kl. 22. No. 101 861. Verfahren zur Darstellung 
gelber substantiver Disazofarbstoffe aus 
p-Diamidodibeuzyldisulfosäure. — Farben- 
fabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Biber- 
feld. Vom 22. Januar 1898 ab. 


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48 


Briefkasten. 


Kl. 22. No. 101 862. Verfahren zur Darstellung 
eines schwarzen Baumwollfarbstoffes — 
Dahl & Co., Barmen. Vom 13. März 1898 
ab. 

Kl. 22. No. 101 917. Verfahren zur Darstellung 
gelber wasch- und lichtechter Azofarbstoffe 
aus /J-Dikctonen; 2. Zua z Pat. 99 381. — 
Farbwerke vorm. Meister Lucius & 
Brüning, Höchst a. M. Vom 6. August 
1897 ab. 

Kl. 22. No. 101 918. Verfahren zur Herstellung 
eines orangegelbeu Farbstoffes. — Actien 
gcaellschaft für Anilinfabrikation, 
Berlin. Vom 8. Januar 1898 ab. 

Kl 22. No. 101 919. Verfahren zur Darstellung 
von ChinlzaringrünsulfosAure. — Farben- 
fabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., 
Elberfeld. Vom 12. Februar 1898 ab. 

Kl. 29. No. 101 840. Maschine zum Bearbeiten 
vegetabilischen Fasergutes. — 9. Shortor, 
Buffolk House, Lawrence Pountney, 
Hill und 8. Stanbridgo, London. Vom 
1. December 1897 ab. 

Pate nt- Löschungen. 

Kl. 8. No. 89 538. Verfahren zur Herstellung 
von Fussbodenbelag u. dgl. aus vorbereiteten 
Nadelholznadeln mit Zusatzpat. 97 206. 

Kl. 8. No. 93 107. Verfahren, animalischen 
Textilstoffen seideähnlichen Glanz und Griff 
zu verleiben 

Kl. 8. No. 76 515. Verfahren zur Herstellung 
imitirter Ledertapete aus Baumwollstoff. 

Kl. 8. No. 80 000. Farbeapparat für Hut- 
etumpen. 

Kl. 8. No. 84 341. Verfahren und Vorrichtung 
zur Herstellung von Linoleummosaik aus 
Musterplatten. 

Kl. 8. No. 86 812. Verfahreu zur Herstellung 
abwaschbarer Tapeten mit Zusatzpat. 90 157. 

Gebrauchsmuster -Eintragungen. 

Kl. 8. No. 106 059 Vor der Endwalze schräg- 
liegende und nachgiebig einzustellendo Mulde 
für Wäschemangeln mit Walzen und Muldon. 
— Stute & Blumenthal, Hannover- 
Linden. 17. November 1898 

Kl. 8. No. 106 077. Gewebe, bestehend in 
Kette und Schuss aus rohem Baumwollgarn, 
im Stück mercorisirt oder aus mercorisirten 
Garnen gewebt, mit Stickerei. — A. Hoff- 
mann, Altgersdorf i. 8. 24. October 1898. 

Kl. 8. No. 106 103. Leder bezw. Krokodilhaut- 
Imitation aus bedrucktem Segeltuch. — 
Baumann & Lederer, Kassel. 18. No- 
vember 1898 

Kl. 8. No. 106 110. Breitwaecbmaschine mit 
auf- und absteigendem Waarengang. — 
k. Kühnei, Berlin. 19. November 1898. 

Kl. 8. No. 106 645. Zerkleinerter Kork, 
Korkschrot, Korkmehl als Unterlage bezw. 
Rückseite von Fussbodeubelftgen. — 
H. Bremer, Bremen. 19. November 1898. 


Pärber-Zsltanp. 

Jahrgang 1S99. 

Kl. 8. No. 106 675. Anordnung eines ver- 
schlossenen, oben durch die unterste Tuch- 
lage abgedeckten Canals mit regulirbarer 
LuftelnlassOffnung an Spann- und Trocken- 
maschinen. — B. Kruse, Barmen. 26. No- 
vember 1898. 

Kl. 8. No. 106 929. KreuispulhBlse in Schlauch- 
form aus Garn von Pflanzen- oder Thierfasern 
gewebt und an den geschnittenen Enden 
mit Kautschuk getränkt. — F. Sieker, 
Leipzig-Lindunau. 16. August 1898. 

Kl. 8. No. 107 167. Gawebe, bestehend in 
Kette und Schuss aus rohem Baumwollgarn 
im Stack mercerisirt, oder aus mercerisirten 
Garneu gewebt, mit Druckerei versehen. — 
A. Hoffmann, Altgersdorf i. 8. 5. Decem- 
ber 1898. 


Briefkasten. 

Za anentKelüicheia — rein sachlichem — Mrlnungsaaelaaech 
unserer Abonnenten. Jede ausführlich« and heeonden 
werthvolle Aaskaaftsorthellang wird bereitw Hilfst boaorlrt 

{knomjmt Zusrndangea bleiben enberfckilrbtlft.) 

Fragen. 

Frage *2: Wor färbt in Lohn oder liefert 
in loser Baumwolle Echtroth und Bchtblau 
säurcecht, waschecht, bügelecht und koch- 
echt, als Ersatz für Türkischroth und Indigo- 
blau? Offerten, möglichst unter Beifügung von 
Ausfärbungen und Preisangabe, nimmt die 
Redaktion dieser Zeitung entgegen. 

Antworten. 

Antwort auf Frage 1: Seit Jahren färbe 
ich die Garno zu gestreiften Flanellen mit 
Diaminfarb9toffen, und zwar Scharlach mit 
Diaminscharlach B (2%), Cardinal mit Diamin- 
scharlach 3 B (2 — 2 | /*°o) eventuell gemischt 
mit derjersten Marke, Bordeaux mit Diaminecht- 
roth F oder Wollroth B (Cassella & Co.). Ich 
nehme an, dass das Färben mit Diaminfarben 
dem Fragesteller bekannt ist. Wollroth B 
färbt man auf chromirtem Material oder direct 
und chromirt nach. Die directe Färbung wird 
schneller fertig. Man setzt 10% Glaubersalz 
und 5% Essigsäure 30% zu, geht handheiss 
ein, treibt langsam zum Kochen, lässt 45 
Minuten kochen uud setzt, falls die Flotte 
noch nicht ausgezogen ist, nochmals Essig- 
säure nach. Das Nachchromiren mit li /* bis 
2% Chromkali findet, wenn man auf der Farb- 
flotte weiter arbeiten will, auf eiuem anderen 
Bottich statt Um gelbere Nuancen zu er- 
halten. wird mit Anthracengelb gemischt. 

Die angeführten Farbstoffe entsprechen in 
jeder Beziehung auch auf „Weissbodig'* den 
an die besten Flauelle gestellten Anforderungen. 
Die Stücke, bei denen vollkommene Wasch- 
echtheit verlangt wird, färbe ich genau wie 
die Garne und habe damit bisher beste Re- 
sultate erzielt. Rk. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Quellenangabe gestattet. 
Verlag von Jaltas Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer In Berlin ÖW. 




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Färber-Zeitung. 

1899. Heft 4. 


Verbesserung der Waschechthelt mit 
Diaminogenblau gefärbter Waaren. | 

Von 

Dr. Bruno Marquardt. 

Von den verschiedenen Fabriken werden i 
Farbstoffe als Indigoersatzproducte em- | 
pfohlen, doch kein einziger dieser Farb- 
stoff ist geeignet, den Indigo in jeder 
Beziehung zu ersetzen, da die eine Färbung 
nicht waschecht genug, die andere zu wenig 
lichtecht ist, kurz keine einzige alle Vor- 
theile einer Küpenfärbung vereinigt. Allen- 
falls dürfte dies noch von dem Alizarinblau 
zu behaupten sein, indessen sprechen die 
umständliche Fixirung mittels der Chrom- 
beize auf Baumwolle, sowie der hohe Preis 
einer solchen Färbung nicht gerade zu 
ihren Gunsten. Ich habe mich in der 
letzten Zeit damit beschäftigt, eine geeig- 
nete Indigoimitation ausfindig zu machen, 
und gefunden, dass Diaminogenblau BB 
von Leopold Cassella & Co. ein sehr guter 
Farbstoff in dieser Beziehung ist, es liefert 
in Combination mit Diaininazoblnu R oder 
besser RR derselben Firma brauchbare 
Indigotöne. Die Fixirung geschieht in 
bekannter Weise durch Färben im alka- 
lischen Glaubersalzbade, Diazotiren und 
Entwickeln mit ß-Naphtol. Da auf den 
alten Bädern weiter gearbeitet werden 
kann, ist das Färbeverfahren ein ziemlich 
einfaches und bequemes. Auch hinsichtlich 
des Preises bietet das Product einen guten 
Vortheil; denn wie ich gefunden habe, 
stehen die Farbkosten im Verhältniss zur 
Küpenfärbung wie 2 : 3. Die Lichtechtheit 
ist eine gute, allerdings ist das Diainin- 
azobiau weit weniger echt als Diaminogen- 
blau, doch wird dieses nur zum Nüanciren 
bezw. Dunkeln verwandt und beeinträchtigt 
infolgedessen die Echtheit der Färbung 
sehr wenig. Die Reibechtheit ist als vor- 
züglich zu bezeichnen, nur die Waschecht- 
heit erreicht hinsichtlich des Blutens ins 
Weisse nicht ganz den Grad der Küpen- 
färbung. Für die meisten Artikel der 
Buntweberei dürfte allerdings die Echtheit 
genügen; wo es jedoch auf völlige Wasch- 
echtheit ankomrnt, wird man doch immer 
wieder zur Küpe greifen müssen. 

Ich habe nun versucht, die Echtheit 
mit Diaminogenblau gefärbter Waare zu 
verbessern und bin dabei zu einem inunerhin 


bemerkenswerthen Resultate gelangt. Es 
ist mir gelungen, durch Behandeln der 
entwickelten Färbung mit Metallsalzen 
ein Blau zu erhalten, das, wenn es 
auch nicht absolut echt ist, doch nur 
höchst wenig ins Weisse blutet. Am 
geeignetsten für diesen Zweck erwiesen 
sich die Chromverbindungen. Eine Nach- 
behandlung mit 2% Chromkali, 2 •/« Kupfer- 
vitriol uud 1 % Essigsäure ergab gar keine 
Verbesserung, Kochen mit 2 bis 5*/o Fluor- 
chrom machte die Färbung etwas echter, 
am besten zeigte sich Chromacetat und 
Chromalaun, welch' letzterer wegen der 
grösseren Billigkeit den Vorzug verdient. 

Der Versuch wurde derart gemacht, 
dass die diazotirte und entwickelte Färbung 

Stunde in einem kochenden Bade mit 
2 bis 5Vn Chromalaun fleissig hantirt, sodann 
gespült und getrocknet wurde. Wie schon 
vorher gesagt, färbt die so behandelte 
Färbung mitgewaschenes Weiss höchst 
wenig an, das Weiss bekommt nur einen 
ganz geringen bläulichen Schein. 

Wieweit dieses Verfahren für die Praxis 
Vortheile bietet, bleibt noch abzuwarten, 
immerhin ist es aber interessant, dass 
durch Nachbehandlung mit Chrom eine Ver- 
besserung der Waschechtheit möglich iBt. 

Ich hatte ursprünglich die Absicht ge- 
habt, auch noch andere Farbstoffe bezüglich 
ihrer Fähigkeit, nach dem Entwickeln 
Chromlacke zu bilden, zu untersuchen, 
indessen mangele es mir an Zeit, sodass 
ich mich auf das Mitgetheilte beschränken 
musste. 


Tragechte helle, stückfarbige Mode- 
farben auf Herrenstoff. 

Von 

O Hesse. 

Bis vor kurzer Zeit war es nicht mög- 
lich, auf einem Bade halbwegs gut trag- 
echte helle Modefarben herzustellen, ohne 
aur gewisse, mitunter sehr stark hervor- 
tretende Uebelstände zu stossen. 

Bevor das Einbadverfahren bekannt 
wurde, war der Färber gezwungen, eine 
gute tragechte Modefarbe auf der Küpe 
vorzublauen und dann mit Alizarinroth 
oder -Gelb auszufärben. Dies ist eine sehr 

4 


ft. x. 


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50 


Hesse, Tragechte helle, stückfarbige Modefarben auf Herrenstoff. 


umständliche Behandlung, zuraal, wenn 
noch 2 bis 3 mal nüaneirt werden muss, 
um genau auf Muster zu kommen, wie es 
bei hellen Tönen der Fall ist. (Jeberhaupt, 
war dieses Verfahren für die meisten der 
hergestellten Wnaren nicht anwendbar, 
weil der Stoff erstens die Herstellungs- 
kosten und zweitens die Behandlung einer 
solchen Farbe nicht vertrug. Die FSrber 
mussten sich auf die gewöhnlichen sauer- 
fitrbenden Farbstoffe legen, um Qualität 
und Preis der Waare nicht zu beein- 
trächtigen, und diese Farben sind, wie hin- 
reichend bekannt ist, mehr oder minder 
lichtunecht. 

Die Farbenfabriken wetteiferten mit 
einander, um den Färbern einfachere 
Färbeverfahren zur Erzeugung tragechter 
Modefarben zu ermitteln. Es brachten die 
.Höchster Farbwerke das Chromogen I com- 
'binirt mit Säurealizarinblau BB, Alizarin- 
roth und Beizengelb bezw. Alizaringolb, 
welches sauer angefärbt und in demselben 
Bade nachchromirt wird. Die so erzielten 
Farben besitzen eine anerkannt vorzügliche 
Tragechtheit, sobald man nicht viel zu 
nüanciren braucht. Da aber nie, wie 
schon beim Anfang bemerkt, bei hellen 
Farben ein mehrmaliges Nachsetzen ver- 
hütet werden kann, so war auch der 
Färber bei diesem Verfahren ebenfalls auf 
die Verwendung von sauren Nüancirungs- 
farbstofTen angewiesen, welche natürlich 
die Eigenschaften, chrombeständig und 
leicht egalisirbar zu sein, besitzen mussten, 
wenn nicht streifige oder wolkige Stücke 
erhalten werden sollten. 

Die Höchster Farbwerke empfehlen 
auch Säurealizarinblau, Alizarinroth und 
-gelb zum Nüanciren, selbstredend auf gut 
abgekühlton Bädern. Ich für meinen Theil 
jedoch glaube, dass diejenigen Färber, die 
diese echteren Farbstoffe zum Nachsetzen 
benutzen, das Damoklesschwert über sich, 
ich meine das Ausfallen unegaler Waare, 
niemals werden verschwinden sehen. 

Auch von anderer Seite, z. B. von 
Friedr. Bayer & Co., wurde auf diesem 
Gebiete eifrig geforscht. Sie fanden, dass 
Brillantalizarincyanin 3G auch aus schwefel- 
saurer Flotte in Verbindung mit Echtgelb 
oder Indischgelb und Azofuchsin oder 
Grenadin zieht. Die Vorzüge dieses 
Verfahrens waren einfache, schnelle 
Färbe weise und grosse Lichtecht heit der 
Ausfärbungen in hellen Farbtönen. Be- 
kanntlich genügt die Lichtechtheit von 
Echtgelb extra und Azofuchsin oder Gre- 
nadin in den meisten Fällen für stück- 
farbige Artikel. Nur der blaue Farbstoff 


rFarbw-ZeUnng. 

I Jahrgang lSDfl. 

bereitete dem Färber in Bezug auf Licht- 
echtheit Schwierigkeiten. Es war somit 

dieser Uebelstand bei der Anwendung von 
Brillantalizarincyanin 3G zum grössten 

Theil überwunden. In der Praxis jedoch 
zeigte sich ein anderer. Man fand, dass 
dieser Farbstoff nicht gut egalisirte bezw. 
uuegal aufzog. Beim Färben musste viel 
Aufmerksamkeit auf viel Säuregehalt des 
Bades und auf schnelles Antreiben zum 
Kochen gerichtet werden. Durch An- 
wendung von essigsaurem Ammoniak und 
durch langsames Nachsetzen der Schwefel- 
säure wurde diese Unannehmlichkeit später 
etwas, jedoch nicht ganz beseitigt. 

Die Erkenntnis», dass ein blauer Farb- 
stoff. der sich ebenso wie Brillantalizarin- 
cyanin 3G anwenden lässt und dabei die- 
selben Eigenschaften aufzuweisen hat, nur 
dass er noch besser egalisirt, von grossem 
Interesse für die Stückfärberei sein wird, 
veranlasste die Elberfelder Farbenfabriken 
vorm. Friedr. Bayer ft Co. zu weiterem 
Forschen auf diesem Gebiete. Sie fanden 
dabei ein zu den Alizarinfarbstoffen ge- 
höriges Product, das Alizarin Saphirol B. 
Dieser blaue Farbstoff wurde von genannter 
Fabrik im Mai v. J. in den Handel gebracht, 
seine trefflichen Eigenschaften lassen ihn 
geeignet erscheinen, grosse Bedeutung in 
der Wollenstückfärberei zu erlangen. In 
dem diesbezüglichen Kundschreiben wurde 
angegeben, dass die Wolfenstoffe mit Farb- 
stoff unter Zusatz von 10 V« Glaubersalz 
und 3 bis 5% Schwefelsäure in 1 Stunde 
kochend auszufllrben seien. Das Product 
soll ein ganz bedeutendes Egalisirungs- 
vermögen besitzen und sich mit allen sauer- 
färbenden Farbstoffen combiniren lassen. 
Hervorragend soll die Lichtechtheit dieses 
Farbstoffes sein und von keinem anderen 
hier in Betracht kommenden erreicht 
werden, und sie empfehlen deshalb auch 
als Contbinationsproducte ihr Echtgelb extra 
und Azofuchsin, deren Lichtechtheit eben- 
falls sehr gut sein soll. 

Meine Versuche, die ich mit Alizarin- 
Saphirol B auf schwerer Cheviotwaare. wie 
ich sie tagtäglich, besonders in Modefarben 
(Urbe, angestellt habe, bestätigen in jeder 
Beziehung das, was die Elberfelder Farben- 
fabriken in ihren Circularen über dasselbe 
geschrieben haben. 

Für helle Modefarben geht man in das 
38* C. warme Bad unter Zusatz von 
Alizarin-Saphirol,Alizaringelb 3G, Azogrena- 
din S, 10% Glaubersalz und 2“/o Schwefel- 
säure mit der Waare ein, treibt innerhalb 
% Stunden zum Kochen, unterhäll dasselbe 
% Stunde, setzt dann noch 2% Schwefel- 



Erläuterungen zu der Beilage. 


61 


Hoft 4. 1 

14. P&bn iar ltn.J 

säure nach und lässt nochmals '/, Stunde 
kochen. Sollte für die NQance noch blauer 
Farbstoff nothwendig sein, so kann man 
ohne Gefahr Alizarin-Saphirol kochend nach- 
setzen ; es besitzt ein hervorragendes Egali- 
sirungsvermögen und kann sich in dieser 
Hinsicht ebenbürtig an die Seite der 
am besten egalisirenden Süurefarbstoffe 
stellen. Nur ist darauf zu achten, dass 
nach jedesmaligem Zusatz '/, bis 1 Stunde, 
je nach Schwere der Waare, gekocht wird, 
da dieser Farbstoff anfangs unegal anfärbt 
und sich erst während '/ t bis 1 Stunde 
auf der Faser egal kocht. Färbt man mit 
Saphirol, Echtgelb und Azogrenadin, so 
kann man auch beim Beginn des Färbens 
gleich kochend eingehen. Ist nach Gelb 
zu nüanciren, so nimmt man Ecbtgelb, 
während Alizaringelb nur auf gut abge- 
kühltem Bad nachzusetzen ist. Nach Roth 
nüancirt man mit Azogrenadin S. Gleich- 
zeitig will ich bemerken, dass ich statt 
Echtgelb extra Alizaringelb 3G verwendet 
habe, weil dieses, wenn auch nicht so er- 
giebig, so doch bedeutend luftechter als 
Echtgelb extra ist. Nach diesem höchst 
einfachen Verfahren lassen sich die hellsten 
Modefarben auf der schwersten Waare gut 
egal hersteilen. Die Waaren besitzen eine 
ganz hervorragende Tragechtheit und 
werden nach meinen Untersuchungen auch 
von keiner auf diese ungemein einfache 
Art und Weise herzustellenden Ausfär- 
bungen, mögen die hierzu verwendeten 
Farbstoffe heissen wie sie wollen, über- 
troffen, was für helle Modefarben auf 
Herrenstoffe von nichtgenug zu schätzendem 
Werthe ist. Eine mittlere modefarbige 
Ausfärbung, 4 Wochen (September bis Ok- 
tober) an die Luft gehängt, zeigte nicht 
eine Spur von NÜancenverinderung, gewiss 
ein gutes Zeichen von Tragechtheit. Gerade 
jetzt, wo die Schiefertöne und blaugrauen 
Modefarben in den Colleetionen von Herren- 
stoffon immer mehr Aufnahme finden, ist 
Alizarin-Saphirol eine sehr willkommene 
Neuerung, denn diese blauen Modenüancen 
vermochten nie, so oft sie auch in den Collec- 
tionen auftauchten, sich eine dauernde 
Stellung in diesen zu erringen. Als Grund 
hierzu galt stets die ungenügende Tragecht- 
heit. Auch die Decaturechtheit ist eine zu- 
friedenstellende. Unbesorgt kann man die 
nach diesem Verfahren gefärbten Stücke bis 
zu 2 Atm. decatiren. Hierin liegt ein grosser 
Vorzug desAlizarin-Saphirol Die Färbungen 
halten auch die jetzt von so vielen Kaufleuten 
angewendete Wasserprobe aus. Die Färbung 
wird in kochendes Wasser gelegt, darin 
geknetet und erkalten gelassen, wonach das 


Wasser dann nicht angefärbt sein darf. 
Der Preis des Alizarin-Saphirol B ist gegen- 
wärtig zwar ein ziemlich hoher, der jedoch 
meines Erachtens da, wo es sich um 
schonende kurze. Behandlung des Materials 
und besondere Lichtechtheit handelt, nicht 
in Frage kommen dürfte. 

Aus Vorstehendem ist zu erkennen, dass 
in Alizarin-Saphirol ein leicht egalisirender, 
sehr einfach anzuw endender blauer Farbstoff 
von guter Decaturechtheit und vortrefflicher, 
Trag- und Reibechtheit für den Stückfärber 
gefunden worden ist. 

Inwieweit er sich zum Nüanciren von 
in chromhaltiger Flotte gefärbter Waare 
verwenden lässt, z. B. zum Nachsetzen 
beim Chromogenverfahren, werden meine 
weiteren Versuche ergeben. 

Erläuterungen zu der Beilage No. 5. 

No. 1. 

Aus einem Garn gewebt, welches mit 
2% Diaminogenblau BB (Cassella) und 2 •/« 
Diaminazoblau 2 R (Cassella) im frischen 
Bade gefärbt, dann diazotirt, entwickelt und 
mit Chrom nachbehandelt wurde; der Stoff 
ist in starker Waschlauge (10 g Seife und 
5 g Soda im Liter Wasser) bei 40 bis 50* C. 
kräftig gewaschen worden, wie ersichtlich, 
ohne zu bluten. (Vgl. a. S. 49.) 

No. 3. Druckmuster. 

Roth F1)B für Anilinschwarzgrund. 

Vorschrift: 

20 Theile Roth FDB (de Brünn, 
Barmen), 

10 - Blutalbuminlösung, 

5 - Traganthlösung, 

9 - Essigsaures Natron. 

Fr. de Brü ms. 

No. 3. Columbiablau R auf 10 kg Baum 
Wollgarn. 

Gefärbt wurde heiss mit 

300 g Columbiablau R (Berl.Act.-Ges.) 
unter Zusatz von 

10 g kryst. Glaubersalz und 
3 - Seife 

im Liter Färbeflotte. 

DieSilure- undAlkaliechthelt derFärbung 
sind gut, die Chlor- und Waschechtheit 
gering. zw. 

No. 4 Columbiablau R auf 10 kg Baum- 
wollgarn. 

Färben kalt mit 

300 g Columbiablau R (Berl.Act.-Ges.) 
unter Zusatz von 10 g kryst. Glaubersalz 
und 4 ccm Türkischrothöl im Liter Flotte. 

Bezüglich der Echtheitseigenschaften sei 
auf Muster No. 3 hlngewieaen. «,<*. 

4* 


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62 


Rundschau. 


Plrber-ÄHtnöt?. 

Jahrgang lsirt 


No. 5. Wollstoff mit mercerlstrten Baumwoll- 
effecten. 

Gefärbt wurde kochend mit 
0,75 V» Diaminstahiblau L (Casseila), 
1 - DiamingrQn B ( - ), 

0,2 - Diaminschwarz HW ( - ), 

0,5 - Lanacylblau BB ( - ) 

unter Zusatz von 

4 kg kryst. Glaubersalz 
auf 100 Liter Flotte. 

Leopold Coxmlla dt Co . 

No. 6. Wollstoff mit mercerisirten Baumwoll- 
effecten. 

Färben kochend mit 
0,02 % Diaminogen extra (Cassel la), 

1 - Diaminorange B ( - ), 

0,05 - Brillant-Cochenille 4R ( - ), 

unter Zusatz von 

4 kg kryst. Glaubersalz 
auf 100 Liter Flotte. 

Leopold Cauella «fr Co. 

No. 7. Dianilgelb R auf 10 kg gebleichtem 
Baumwollgarn. 

Gefärbt wurde mit 

20 g Dianilgelb R (Farbw. Höchst) 
unter Zusatz von 

1 kg Kochsalz 

Der Farbstoff ist leicht löslich undfiusserst 
ergiebig. Die Säure-, Alkali- und Wasch- 
echtheit sind gut; durch Einlegen in C'hlor- 
kalklösung (1 Theil von 5“ Be : 10 Theile 
Wasser) wurde die Färbung heller. 

Parieret der Furier- '/ei tun; 

No. 8. Dianilgelb R auf io kg gebleichtem 
Baumwollgarn. 

Ausfärben mit 

200 g Dianilgelb (Farbw. Höchst); 
zusetzen 

2 kg Kochsalz. 

Färberei der Färber- Zeitung. 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 
und M usterkarten der Farbenfabriken.) 

Die Actiengesellschart für Aniiin- 
fabrikaliou in Berlin versendet folgende 
Musterkarten: 

Substantive Farben auf Halbwoll- 
Shoddy. Die Karle ist mit 78 erläuternden 
Ausfärbungen ausgestattet, welche auf fol- 
gende Weise hergestellt wurden: Es. wurde 
für 10 kg Waare * kochend etwa l Stunde 
unter Zusatz von 2 kg kryst. Glaubersalz 
gefärbt, übersetzt mit basischen Farben 
im Spülbade unter Zusatz von geringen 


Mengen Essigsäure. Die Nachbehandlung 
erfolgte mit Kupfervitriol, bezw. Chromkali 
und Kupfervitriol auf frischem, kochendem 
Bade während 20 bis 30 Minuten. 

Substantive Farben auf Wollgarn. 
Man färbt kochend etwa 1 Stunde unter 
Zusatz von 15 big 20% kryst. Glaubersalz. 

Walkechte Farben auf loser Wolle 
betitelt sich eine kleine Karte, mit 42 Aus- 
färbungen. Sämmlliche Muster wurden 
kochend eine Stunde gefärbt unter Zusatz 
von 10 kg kryst. Glaubersalz und 5 bis 
10 kg Essigsäure 30 % . Einige Färbungen 
wurden auf frischem, kochendem Bade, 
z. B. mit 2 kg Chromkali und 0,75 kg 
Schwefelsäure etwa 45 Minuten nach- 
behandelt. Alle Angaben beziehen sich 
auf 100 kg Waare. 

Substantive Baumwoilfarben auf 
Halbwollgarn (Vigogne). Die der Karte 
zur Illustration beigefügten Muster wurden 
durch kochendes Färben unter Zusatz von 
0,5 bis 2 kg kryst. Glaubersalz (auf 10 kg 
Material) hergestellt. Einige Färbungen 
wurden kochend gefärbt unter Zusatz von 
50 g Borax und 500 g kryst. Glaubersalz, 
dann auf frischem Bade abgesäuert. 

Die die beiden Musterkarten, „Blaue 
substantive Farbstoffe auf Baum- 
wolle“, erläuternden Färbungen sind unter 
Zusatz von 5 bis 20 % kryst. Glaubersalz. 
3 % Seide oder 1% kryst. Soda angefertigt; 
es wurde zum Färben theils rohes, theils 
gebleichtes Garn verwendet. 

„Abfall - Seide“ betitelt sich eine 
andere Karte, welche eine Reihe der 
gebräuchlichsten Nüancen enthält. Es 
wurde theils unter Zusatz von 1 bis 2,5 
kryst. Glaubersalz (auf 10 kg Seide) ge- 
färbt, theils indem man dem Bade ausser 
Glaubersalz noch Essigsäure zugab. Einige 
Muster wurden auf frischem, kochen- 
dem Bade mit 300 g Kupfervitriol, andere 
wiederum mit 100 g Chromkali uud 
der gleichen Menge Kupfervitriol bezw. 
mit 150 g Chromkali und 50 g Schwefel- 
säure nachbehandelt. Neun Ausfärbungen 
wurden in bekannter Weise diazotirt und 
entwickelt und nachträglich nur frischem, 
50 0 C. warmem Bade unter Zusatz von 
Seife mit basischen Farben übersetzt. Nach 
Angaben derFirma sind die nachbehandelteii 
Färbungen sehr walk- und lichtecht . 

In der Musterkarte „Substantive 
Farbstoffe auf Chromleder“ führt die 
Firma ihre FarbstofTe, wie Curcumiu S, 
Chrysophenin G, Congoorange R, Diamin- 
rot h B, Sambesibraun G, Columbiagrün. 
Congo-Eehtblau B, ColumhiablauQ, Chicago- 
blau ÖB, Chromlederbraun G und R und 


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Haft 4. 

15. Pabruar 1 R93. 


Rundschau, 


63 


Chromlederschwarz, sowohl für sieh wie drei 1 Stunde kalt in einer essigsauren 
auch in geeigneten Combinationcn auf ver- Thonerdelösung 6°Be. behandelt, getrocknet 
sehiedenen Lederarten vor. Man färbt ohne und dann ausgefärbt, 
jede Vorbehandlung und ohne jeden Zu- Die Farbwerke vorm. Meister Lu- 
satz paarweise oder im Walkfass bei einer cius & Brüning, Höchst a. M., bringen 
Eingangstemperatur von mindestens 50* C. unter der Bezeichnung Dianilgelb R einen 
etwa 10 Minuten lang, appretirt, stöast neuen directziehenden gelben Baumwoll- 
eventuell und plättet. Die vorthei lhaftesten farbstoff in den Handel. Das Product besitzt 
und gleichmässigsten Färbungen erzielt grosse Farbkraft, gute Löslichkeit und leuch- 
man, wenn man die Leder unmittelbar aus tende goldgelbe Nüance und ist durch gute 
der Chromgerbung färbt: es ist nicht noth- Wasch-, Walk- und Lichtechtheit bei directer 
wendig, vor dem Färben zu entsäuern. Färbung auf pflanzlichem Material aus- 
Die in der Karte angegebenen FarbstolT- gezeichnet (vgl a. Muster No. 7 u.8 u. S.52). 
mengen beziehen sich auf je ein Paar ln der Halbwollfärberei ist der Farbstoff 
Leder. Sämmtliche Muster sind mit Milch als die Wolle stärker deckender Nüancirungs- 
appretirt und einige vor dem Plätten ge- farhstofT verwendbar. Auf Halbseide er- 
stossen. Dieselbe Färbeweise gilt von den zielt man im alkalischen Bade fadengleiche 
.Färbungen auf Chromleder“. Färbungen beider Fasern. Dianilgelb R 

Für Färbungen auf , Kal bieder“ lautet eignet sich zum Färben von vegetabilischem 
die Vorschrift folgendermaasen : Die Färb- Material in losem Zustande, als Garn und 
stolTe werden für sich in Wasser ge- Stückwaare; seiner guten Löslichkeit halber 
löst und in 2 oder mehreren Bädern auf- ist die Marke auch zum Färben von Cops, 
gefärbt. Die Mengen sind für je ein Paar Kreuzspuleu, Kettenbäumen und losem Ma- 
Felle berechnet. Einige in der Karte vorge- terial in Apparaten geeignet. Gefärbt wird 
führten Producte sind basische Farbstoffe; unter Zusatz von 10 bis 20 r /n Kochsalz 
sie werden unter Zusatz von etwa 5 ccm oder calc. Glaubersalz; die Flotten sind 
Essigsäure gefärbt, einige andrerseits sind möglichst kurz — 10 bis 20fache Wasser- 
saure Farbstoffe; man färbt sie unter Zu- menge, bezogen auf Stoffgewicht — zu 
salz der gleichen Menge Schwefelsäure, halten. Die Bäder können w'eiterbenutzt 
andere Farbstoffe wiederum sind substan- werden; da jedoch nur ’/* bis ‘/s de® an- 
tive Baumwollfarben, welche wie die gewendeten Farbstoffes im Bade zurück- 
Säurefarbstoffe gefärbt werden. Bei Misch- bleibt, so kann man auch stets auf frischer 
färben ist zu beachten, dass Farbstoffe der Flotte arbeiten. Die Nachbehandlung mit 
gleichen Gruppe zusammen in einem Bade Kupfervitriol uud Chromkali erhöht die 
gefärbt werden können. Bei Verwendung Licht- und Waschechtheit des Dianilgelb R; 
von Farbstoffen verschiedener Gruppen färbt die Nüance wird dabei etwas matter. Im 
man zweckmässig mit den sauren bezw. Diazotirungsbade sowohl wie bei der Nach- 
substantiven Farbstoffen vor und übersetzt behandlung mit Azophorroth oder anderen 
auf frischem Bade mit den basischen Färb- Diazoverbindungen verändert das Product 
stoffen. Bei hellen Färbungen kann dies die Nüance nicht wesentlich und kann 
aber auch in demselben Bade geschehen, demnach auch mit Entwicklungsfarhen 
Das bei einzelnen Färbungen verwendete combinirt werden. In der Lichtechtheit 
holzessigsaure Eisen (15° B6.) wird zum kommt es nach Angaben der Firma den 
Theil als Grundirung vorausgegeben, bei im Handel befindlichen guten, direct gelben 
geringen Mengen dein Färbebade zugesetzt; Baumwollfarbstoffen gleich; die Waschecht- 
Chromkaii wendet man in einpm Zwischen- heit der directen Färbung, sowie die Bügel- 
bade an. echtheit sollen gut sein; durch Alkalien, 

„Gefärbte Streichhölzer“, welche Säuren, sowie Schweiss wird der Farbstoff 
mit Aethylgrün kryst., Eosin, MethylviolettöB, nicht verändert, jedoch ist er nicht ganz 
Mandarin G extra, Ponceau 2R, und anderen chlorecht. 

Farbstoffen hergestellt wurden, führt die Dieselbe Firma empfiehlt in einem 
Firma in einer ihrer Musterkarten vor; Rundschreiben ihr Janusschwarz zum 
ebenso Färbungen auf „Stroh“, das vorher Noppen-Decken; es ist dazu vermöge 
2 Stunden in weichem, kalkfreiem Wasser, seiner Eigenschaft, im sauren Bade auf die 
hoi kalkhaltigem Wasser unter Zusatz von Baumwolle zu ziehen, besonders geeignet 
etwas Soda, abgekocht und gespült wird, und wird, wie die Firma berichtet, von 
In das Färbehad geht man ohne Zusatz Tuchfabriken und Stücktärbereien seit 
kalt ein, treibt innerhalb 1 Stunde zum längerer Zeit mit gutem Erfolge verwendet. 

Kochen und kocht je nach Bedarf 1 bis Es wird sowohl bei stückfarbigen wie auch 
2 Stunden. Von den 80 Mustern w r urden bei wollfarbigeti Waaren benutzt, man 

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54 


Rundschau. 


f Ftrbflr-Zshung. 
L Jahrgang IWfc 

erspart dadurch bedeutend an Arbeitslohn salz, 10 kg Essigsäure, 2,5 kg Chromotrop 
und Zeit, indem das Plüstem (Entnoppen) FB, 0,6 kg Patentblau V, 2,5 kg Chromkali. 
ganz wegfällt oder auf ein Minimimi be- 1 Stunde kochen, 2 kg Schwefelsäure zu- 
schränkt werden kann. Die Anwendung«- setzen und '/, Stunde kochen, 
weise ist folgende: Die Waare wird nach Eine wesentlich verbesserte Vor- 
dem Färben wie üblich auf der Wasch- schrift zum Klotzen des Nitrosoblaus 
maschine gespült, entweder nur in Wasser theilt die gleiche Firma mit. Diese Vor- 
oder auch in Erde, jenachdem erforderlich; schrift macht die Anwendung des wegen 
hierauf schliesst man den Ablauf an der seiner grossen Veränderlichkeit unzuver- 
Maschine, lässt genügend Wasser zulaufen lässigen Ammoniumpersulfats überflüssig, 
und setzt ’/ 4 bis '/,“/» Janusschwarz, w elches Ausserdem hat die verbesserte Methode 
vorher in Wasser gut gelöst wurde, stark den grossen Vorzug, dass ohne Essigsäure 
verdünnt nach und nach zu. Man lässt gearbeitet wird und beim Trocknen der 
die Waare '/i Stunde damit laufen und Waare keine Belästigung durch Entweichen 
spült dann gut ab, womit die Operation der Essigsäuredämpfe stattfindet, 
beendigt ist. Die Menge des anzuwendenden 150 g Nitrosobase w erden beispielsweise 
Farbstoffes richtet sich nach der Stärke und mit 250 ccm Wasser 60* 0. angerührt. 
Natur der Noppen. Auch die andern Dann fügt inan 80 ccm Salzsäure 22° Be. 
Janusfarben, z. B, Janusbraun B für Drap- hinzu, rührt gut um und setzt hierauf noch 
färben, können auf gleiche Weise für sich 2 Liter Wasser 60* C. zu, worauf voll- 
oder in Mischungen zum Noppen-Decken ständige Lösung erfolgt. Dann kühlt man 
verwendet werden. ab. Etwa sich abscheidende Krystalle 

Der genannten Firma ist es gelungen, lösen sich bei den weiteren Zusätzen 

ihr patentirtes Färbeverfahren für wieder auf. 

Chromo tropblau auf Stückwaare in der I 1000 g Traganth 60:1000, 

Weise zu vereinfachen, dass das zur | 2 Liter Wasser. 

Entwicklung nöthige Chrom vom Anfang j 60 g Oxalsäure, 

zugefügt wird und das Furbbad weiter be- j 1 Liter Wasser. 

nutzt werden kann. Man verfährt, dabei | 200 g Resorcin. 

wie folgt: Das Bad wird mit 10*/* Glauber- | 1 Liter Wasser. 

salz und 10*/» Essigsäure nebst, dem i 300 g Tannin, 

nöthigen Chromkali und Farbstoffen (Chromo- ( 300 ccm Wasser. 

trop, Patentblau u. s. w.) bestellt, man geht ergieht etwa 8 Liter. Diese Lösung ist 

mit der Waare bei 50 bis 60® 0. ein, treibt sehr gut haltbar. Vor dem Gebrauch setzt 

zum Kochen und kocht. 1 Stunde, setzt man 100 bis 130 g Dinalriumphosphat 

dann 2% Schwefelsäure hinzu und kocht (Na,H.P0 4 -f- 12aq), gelöst in 500 bis 

noch '/t bis 1 Stunde bezw. färbt auf 1000 ccm Wasser zu und ergänzt mit 

Muster. Für die folgenden Partien auf Wasser zu 10 Liter. Man kann auch das 

der Flott** genügen 5 % Essigsäure und secundäre Natriumphosphat mit Natronlauge 

drei Viertel der auf frischem Bade er- abstumpfen und wendet dann entsprechend 

forderlichen Chrommenge. Bei solchen weniger Phosphat an. 100 g Dinatrium- 

Waaren, die nicht leicht schüpperig färben, phosphat verlangen zur Abstumpfung zu 

kann man die Essigsäure ganz entbehren Trinatriumphosphat etwa fiO ccm Natron- 

und dafür 2 1 /, bis 3°/« Schwefelsäure von lauge 22° Be., 130 g demnach 78 ccm 

Anfang nehmen. Man erhält nach dem Natronlauge 22® Be. 

neuen Verfahren mit den gleichen Färb- 85 ccm Salzsäure 22° Be. entsprechen 


stoffmengen annähernd dieselbe Nüance 90,2 - - 21° Be., 

von gleicher Echtheit, wie nach dem alten. 95,25- - 20® Be., 

Man färbt auf Holzbottichen, bei Kupfer- 103 - - 19° Be., 

kesseln setzt man für 1000 Liter Flotte 110,3 - - 18® Be. 


dem Farbbade 50 g Rhodanammonium zu, Wolldruck auf Stoff und Garn 
um der schädlichen Wirkung des Kupfers betitelt sich ein von der Firma Leopold 
zu begegnen. Das neue Verfahren soll Cassella & Co., Frankfurt a. M., heraus- 
besonders da empfelilenswerth sein, wo es ; gegebenes Werk; es umfasst 87 Seiten 
darauf ankommt, durch Weiterarbeiten auf ; und behandelt in ausführlichen, durch 
alten Bädern an Dampf zu sparen, sowie Muster erläuterten Artikeln 1. die Vorbe- 
durch kürzere Kochdauer die Waare mehr reitung. das Drucken und Dämpfen 
zu schonen. der Waare; 2. den Rouleauxdruck und 

Das dem Rundschreiben beigefügte Handdruck; 3. Zinnsalzätzen und 
Muster wurde gefärbt mit 10 kg Glauber- Zinkstaubätzen; 4. Druck auf Woll- 

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Heft 1. 

15. Februar 1899. 


Rundschau. 


56 


Seidenstoffen, zweifarbige Damen- 
tuche und Hüte, Druck auf Wollfilze 
und Natronlaugeeffecte; 5. den 
directen Druck und Aetzdruck. 

Die Vorbereitung der Waare ge- 
schieht in der Weise, dass die Wollstücke, 
bevor sie zum Drucken beziehungsweise zur 
Präparatinn gelangen, in der Kegel mittels 
Wasserstoffsuperoxyd oder in der Schwefel- 
kammer wie bekannt gebleicht werden. 
Das Bleichen mit Wasserstoffsuperoxyd 
erfolgt nach folgendem Verfahren: Die 

Waare passirt breit durch die Bleichflotte, 
welche je nach gewünschter Reinheit des 
„Weiss“ Wasserstoffsuperoxyd 12 Vol. mit 
2 bis 10 Theilen Wasser verdünnt enthüll 
Nach der Passage bleibt die Waare 
24 Stunden aufgerollt liegen, worauf sie 
nach vorhergehendem Waschen ein mit 2 
bis 10 Theilen Wasser verdünntes Bad 
von Natriumbisulflt 38* Be. passirt; hierauf 
wieder einige Zeit aufgerollt liegen lassen, 
näuern und waschen. Das Prüpariren der 
Waare hat den Zweck, die Aufnahmefühig- 
keit der Wollfaser für die Farbstoffe zu 
erhöhen und ist für die meisten Druck- 
artikel unerlässlich. In Betracht kommt 
in erster Linie die (’hlorpriiparation, welche 
darin besteht, dass die Stücke ein Bad, 
enthaltend Chlorkalk und Saure, passiren. 
Das Ansatzbad wird wie folgt besetzt: 
2000 Liter Wasser, 40 Liter Chlorkalk- 
lösung 7* Be., 20 Liter Salzsäure 19" Be 
Nach jedem Stück wird nachgebessert mit 
2'/, Liter Chlorkalklösung 7° Be. und 
1 V» Liter Salzsäure 19" Be. mit 1 '/, Liter 
Wasser verdünnt. Nach dem Passiren 
waschen und trocknen. 

Das Drucken erfolgt in der allgemein 
üblichen Weise. Besondere Berücksichtigung 
verdient die Anwendung von möglichst 
weichen Unterlagen. Ferner soll das 
Trocknen der Waare bei milssiger Tempe- 
ratur geschehen, so d«Bs die Stücke eben 
nur trocken die Mansarde verlassen 

Das Dämpfen wird in geeigneten 
Dümpfapparaten derart vorgenommen, dass 
man die Waare zunächst mit schwach an- 
gefeuchteten Tüchern aufrollt, jo nach 
Bedarf feucht liegen lässt und nach dem 
Abwickeln 1 Stunde ohne oder mit 
schwachem l'eberdruck dämpft. Nach dem 
Dämpfen wird gewaschen und getrocknet. 

Kouleauxdruck. Hauptsächlich findet 
Tür Schwarzdruck auf Roth Naphtolblau- 
schwarz Anwendung und wird zu diesem 
Zwecke mit Säuregrün nüancirt. Die chlor- 
präparirten Stücke werden nass, wie sie 
von der Präparation kommen, mit 2*/« 


Brillant Cochenille 4R unter Zusatz von 
10% Weinsteinpräparat gefärbt. 

Druckfarbe: 

45 g Naphtolblauschwarz und 

30 - Säuregrün extra conc. in 
340cem Wasser lösen, mit 
420 g Britishgum kochen; 

15 - oxalsaures Ammoniak und 
nach dem Krkalten 

30 - Oxalsäure, ln 
120ccm Wasser gelöst, zugphen. 

1000 g. 

Handdruck. Die zu bedruckende 
Waare wird nach beendigter Präparation 
zunächst mit dem sog. Vordruck versehen, 
dies geschieht theils um ein Ineinander- 
fliessen der Farben beim nachfolgenden 
Drucken zu verhindern, theils um das Ein- 
passen der Holzformen zu erleichtern. Zum 
Vordruck wird Oreeilleextrakt mit etwas 
Echtblau nüancirt bezw. für Vordruckblau 
letzteres allein nach folgender Vorschrift 
verwendet: 45 g Echtblau BD in 715 ccm 
Wasser lösen, mit 80 g Weizenstärke. 
160 g gebrannter Stärke kochen. Die 
Zusammensetzung der Druckfarben weicht 
beim Handdruck etwas von der beim 
Rouleauxdruck üblichen ab, weshalb nach- 
stehendes Verfahren, welches in der Praxis 
hauptsächlich Anwendung findet, angegeben 
wird: 

Spiegelfarbe: 

80 g Naphtolschwarz B, welches sich für 
Druck zur Herstellung schwarzer Fonds 
sehr gut eignen soll, in 420 ccm Wasser 
lösen, mit 406 g Gummilösung erwärmen; 
2'/, g Säuregrflnextrakt extra conc,, in 
16 ccm Wasser gelöst und 1 ’/, g Walk- 
gelb O, ln 20 ccm Wasser gelöst, zufügcn; 
kalt 15 g Schwefelsäure 66* Be. mit 40 ccm 
WaBser verdünnt zusetzen. 1000 g. 

Zinnsalzätzen. Nachstehende Aetze 
wird empfohlen: 

Weissätze EZ1I: 

600 ccm essigsaures Zinn 18* Be., 180 g 
Weizenstärke, 240 g weisses Dextrin, 36 g 
Citronensäure zusammen kochen: 360 g 
Zinnsalz und nach dem Erkalten 45 g 
essigsaures Natron zusetzen. Nach dem 
Drucken etwa 10 Minuten dämpfen und 
waschen. 

Zum Buntätzen findet z. B. nach- 
stehende essigsaure Zinnätze Anwendung: 

Essigsäure Zinnätze EI: 

600 ccm essigsaureB Zinn 18° B4., 150 g 
Weizenstürke, 45 g Dextrin zusammen 
kochen; nach dem Drucken 1 Stunde ohne 
Ueberdruck dämpfen und waschen. 


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56 


[ P&rb«r-Z«(tung. 
Jahrgang 188 ». 


ZinkBtaubätze A: 

I kg 600 g Zinkstaub [a. mit 2 kg 
Gummilösung 1 : 1, 270 g Glycerin tüchtig 
verreiben; vor dem Gebrauch 600 ccm 
Ammoniak 0,91 spec. Gew. und 300 ccm 
Bisuiiit 38* Be. zufügen. Nach dem 
Drucken bis 1 Stunde ohne Ueherdruck 
dttmpfen, durch ein schwach mit Schwefel- 
säure ungesäuertes Bad passiren und 
waschen. 

Druck auf Wollseidenstoffen. 
Naphtylaminschwarz giebt nach folgender 
Vorschrift gute Resultate; Druckfarbe: 
85 g Naphtylaminschwarz 4B, 40 g Naphtyl- 
aminschwarz D, 1 V* g Siluregrün extra conc., 
4 gWaikgelbOmit 308’/« ccm Wasser, 240 g 
Gummilösung 1 : 1 und 180 g weissem 
Dextrin erwärmen, 18 g chlorsaures Natron 
in 32 ccm Wasser gelöst zusetzen, kalt 
18 g Alaun in 32 ccm Wasser gelöst und 
9 g Oxalsäure in 32 ccm Wasser gelöst 
hinzufügen. 1000 g. 

Zweifarbige Damentuche und 
Hüte. Die Herstellung zweifarbiger Damcn- 
tuche wird entweder durch Ueberpflatschen 
bezw. Ueberdrucken bewerkstelligt. Damen- 
tuche werden zweckmässig chlorirt, während 
für Hüte eine Prftparation in der Regel 
nicht erforderlich ist. Gefärbt wurde z. B. 
mit 3% Lanacylblau R. Aetzdruck: 
45 g Erythrosin B in 160 ccm Wasser 
lösen, mit 180 g Gummilösung 1:1 er- 
wärmen, kalt 600 g Aetze EZI1 und 15 g 
Glycerin zuBetzen. 1000 g. 

Druck auf Wollfilze: Zur Illustration 
führt die Firma ein Muster nebst folgender 
Vorschrift an. Druckfarbe: 80 g Naph- 
tolblauschwarz, 20 g AnthracensäurebraunG 
mit 400 ccm Wasser, 355 g Gummilösung 1:1, 
70 g Britishgum erwärmen, 15 g chlor- 
Baurcs Natron; kalt 60 ccm Essigsäure 
7'// Be. zugeben. 1000g. 

Natronlaugeeffecte. Durch Auf- 
drucken von Natronlauge unter Zusatz 
von Glycerin erleidet die Wolle eine Ver- 
änderung, welche ihre Aufnahmefähigkeit 
für Farbstoffe wesentlich erhöht. Diese 
Eigenschaft gestattet durch Aufdrucken 
von Natronlauge und nachheriges Aus- 
fftrben, sehr hübsche Effecte ohne Nachtheil 
für die Faser herzustellen. 

Druckfarbe: 

I 450ccm Natronlauge 40° Be., 

, | 375 g Traganth verdickung 100:1000, 

J I 75 Leiogomme, 

I I 76 - Glycerin, 

I 25 - Traganthverdickung. 

1000 g. 


Nach dem Drucken, ohne zu trocknen, 
waschen bezw. zuvor durch ein Salmiakbad 
(5 kg für je 100 Liter Wasser) passiren und 
hierauf auefiirben. 

Directer Druck. Gelb: 30 g Echt- 
gelb 8 in 300 ccm Wasser lösen, mit 400 g 
Gummilösung 1 : 1 und 210 g weissem 
Dextrin erwärmen; kalt 60 ccm Essigsäure 
7 '//Be. zusetzen. 1000 g 

Aetzdruck; Gefärbt wurde beispiels- 
weise mit 3% Echtgelb S, geätzt mit Grün 
und Violett. 

Grün: 

16 g Brillantgrün kryst., 

4 - Thioflavin T in 
380ccm Wasser lösen, mit 
120 g Gummilösung 1:1 erwärmen; 
kalt 

480 - Aetze EZ1I zusetzen. 

Tooo g. 

Violett: 

60 g Formylviolett S411 in 
220ccm Wasser lösen, mit 
240 g Gummilösung 1 : 1 erwärmen ; 
kalt 

480 - Aetze EZH zugeben. 

100G g. 

Die Farbenfabriken vorm. F'riedr. 
Bayer & Co., Elberfeld, geben unter 
dem Namen Benzidinfarbstoffe auf 
mercerisirto und mit Anilinschwarz 
bedruckte Baumwollstoffe gefärbt 
eine neue Musterkarto heraus. Ein der 
Karte beigefflgtes Muster wurde wie folgt 
hergestellt: Das Baumwollgarn wurde 

mercerisirt und dann verwebt. Die Gewebe 
wurden mit Amlinsehwarz überdruckt; das 
Schwarz dann oxydirt, fertig gemacht und 
darauf die Stücke in der üblichen Weise 
mit Benzidinfarbstoffen unter Zusalz von 
5 # /<i Glaubersalz gefärbt. v. 

Compagnie Pariaienne de Couleurs 
d'Anillne, Paris (Farbwerke vorm. Meister 
Lucius und Brüning in Höchst a M.), Ver- 
fahren zum Färben der Halbwolle im sauren 
Bade mit basischen Azofarbstoffen. (Zusatz- 
patent zum franz. Pat. No. 364 579.) 

Das vorliegende Zusatzpatent stellt eine 
Ergänzung des Patentes No. 264 579 dar; 
dieses Patent handelte über das Färben 
der Halbwolle iin sauren Bade mit stark 
basischen Azofarbstoffen, und nach diesem 
Verfahren konnte Wolle und Baumwolle in 
gemischten Geweben gleichstark angefärbt 
werden, weil eben diese basischen Azo- 
farbstoffe eine derart ausgesprochene Affi- 
nität auch zur pflanzlichen Faser haben, 
dass diese selbst nicht durch Gegenwart 
von Wolle herabgemindert werden kann. 


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Heft 4. 

15. Pehrour 18W.. 


Rundacbau. 


67 


Im Verlauf«* weiterer Untersuchungi-n 
hat sich sogar gezeigt, dass mit den ba- 
sischen Azofarbstoffen, welche im Handel 
unter dem Namen „Janusfarben“ be- 
kannt sind, neue eigenartige Rffecte erzielt 
werden können, indem nämlich beim Färben 
der ,. Janusfarben“ ohne Zusatz von Glauber- 
salz und Kochsalz im essigaauren oder 
auch milchsauren, weinsauren, äthylwein- 
sauren oder oxalsauren Bade die Baum- 
wolle sehr stark, die Wolle dagegen fast 
gar nicht angefärbt wird. Dieser Unter- 
schied in der Aufnahmefähigkeit der Jjeiden 
verschiedenen Fasern in der Halbwolle tritt 
ganz besonders zu Tage, wenn die Tem- 
peratur des Färbebades unterhalt) des Koeh- 
punktes gehalten wird. 

Hat man dem Bade zu gleicher Zeit 
saure Farbstoffe zugegeben, so kann man 
auf beiden Fasern auch hier gleich starke 
Färbungen erzielen; je nach Auswahl der 
sauren und basischen Farbstoffe kann ferner 
die vegetabilische und die animalische 
Faser nüancengleich oder auch verschieden- 
farbig gefärbt werden. Denn unter diesen 
Arbeitsbedingungen wird die Baumwolle 
ausschliesslich von den Janusfarben, die 
Wolle hingegen von den sauren Farbstoffen 
gedeckt. 

Beispiel: 

Roth-Grün Changeant auf 2 Stück 
Halbwolle = 20 kg. 

Das Bad wird mit (iOO Liter Wasser, 
soviel Oxalsäure als erforderlich ist, um 
die Carbonate des Wassers zu neutralisiren, 
und mit 2 kg Essigsäure angesetzt, hierauf 
100 g Patentblau V und 60 g Naphtolgelb S 
zugegeben und nun die zuvor gut genetzte 
Waare in das 60' C. warme Bad eingelegt. 
Jlan erhitzt zum Sieden und erhält hei 
dieser Temperatur */, bis 1 Stunde. So- 
dann wird der Dampf abgestellt und nach 
dem Erkalten des Bades auf 70* C. werden 
100 g Janusroth B zugegeben. Nach ein- 
stündigem Färben bei dieser Temperatur 
(70° C.) ist die Operation beendet. Soll das 
Bad von Neuem benutzt werden, so setzt 
man zu demselben — bevor man mit frischer 
Waare eingeht — 10"/« Essigsäur«* und färbt 
nun solange, bis das Janusroth im Bade 
erschöpft ist. Erst dann rügt man den 
sauren und später den basischen Farbstoff 
dem Bade zu. 

Uni-Blau auf 2 Stück Halbwolle = 
20 kg. 

Das, wie oben, mit Wasser, Oxalsäure 
und Essigsäure angesetzte Bad wird mit 
140 g Victoriaviolett 4BS und 60 g Patent- 
blau V versetzt. Man färbt gleichfalls 


*/ 4 bis 1 Stunde kochend, lässt auf 70° C. ab- 
kühlen und giebt 200 g Janusblau U und 
200 g Janusgrau B hinzu. Nach einer 
Stunde und bei 70* C. ist die Färbung be- 
endet. Die Waare wird nun herausge- 
nommen, gespült und auf einem Jigger 
mit 400 g Tannin, 400 g Schwefelsäure und 
200 g Brechweinstein behandelt. 

Anstatt die genannten Farbstoffe in den 
vorstehenden Beispielen nach und nach 
dem Bade zuzusetzen, kann inan sie auch 
auf einmal zugeben, zumal wenn es sich 
um helle Nüancen handelt. n. 

Th. Ingham, Manchester ln England, Ver- 
besserung beim Färben. (Engl. Pat. No. 27937, 
1897.) 

Das Garn oder Zeug wird in einem 
passenden Farbstoffbade, z. B. mit Blau- 
holz, gefärbt, ausge«)uetscht und durch ein 
Beiz- und Fixirungsbad gezogen, dem 
Anilin- oder andere Theerfarbstoffe zu- 
gesetzt werden. Zum Schluss wird gedämpft. 
Auf diese Weise sollen sehr brillante Fär- 
bungen erzielt werden können. M . 

Badische Anilin- und Sodafabrik in Lud- 
wigshafen a. Rh., Verfahren zur Erzeugung 
von Indigofärbungen auf der vegetabilischen 

Faser. (Zusatz - Patent zum französischen 
Patent 267 627.) 

Das Zusatz-Patent hat den Zweck, den 
Wortlaut lies Hauptpatentes 267 627 etwas 
zu modifieiren. Dieses letztere hatte be- 
kanntlich die Erzeugung dunklerer und 
rothstiohigerer Indigo färbungenauf der Baum- 
wolle zum Gegenstand«*, darin besteh«*nd. 
dass der mit künstlichem Indigo angesetzten 
Küpe gewisse Protein-Verbindungen zuge- 
geben wurden, welche die Affinität des In- 
digwelss zur vegetabilischen Fa«*r erhöhen 
sollten. 

Es hat sich jedoch gezeigt, «luss 
auch die Färbekraft und die Nüance des 
natürlichen Indigos in gleicher Weise durch 
Zusatz von Protein- Verbindung«*n beeinflusst 
werden können. Die Voraussetzung des 
Hauptpatentes, dass dieser Zusatz nur für 
den künstlichen Indigo Geltung habe, trifft 
mithin nicht zu, und der Zweck «lieses 
Patentes ist, das Verfahren des Patentes 
267 627 auch auf die Färberei mit natür- 
lichem Indigo auszudehnen. 

Reiner«*, tiefere und röthere Färbungen 
werden also ganz allgemein mit Indigo er- 
zielt, wenn man der Küpe Proteinkörp«*r, wie 
Albumin, Dasein, Pflanzenkleher, Gelatine, 
Knochenleim, Hautleim, Fischleim, Seiden- 
leim, ferner aber auch andere Verbindungen 
wie Seife, Harzseife, Britishgum, Stärke, 
Türkischrothöl u. s. w. zusetzt. *. 


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58 


Rundschau. 


F&rb*r-Z«4Uing. 
J4hrg&ag 189». 


Zur Bobinenfärberei. 

Es sei in der Abbildung (Fig. 2) g das 
Speiserohr für die Färb- oder Bieichflüssig- 
keit und n das auf ihm befestigte Ansatz- 
rohr, in das die Flüssigkeit senkrecht 
hinaufgetrieben wird, so sind die Bobinen 
in der Regel so dimensionirt. dasB das 
Ansatzrohr den inneren Hohlraum der auf- 
gesteekten Bobine gerade ausfüilt. Leo- 
pold König jun. will der Flüssigkeit 
mittels einer anderen 
Anordnung eine frei- 
ere und gleichmflssi- 
gereBewegungdurch 
das auf die Bobine 
gewickelte Garn ver- 
schaffen (Engl. Pat. 

No. 901 1 ). Wie unsere 
Abbildung zeigt, hat 
er der Aushöhlung 
der Bobine einen 
ziemlich grösseren 
Durchmesser als dem 
Ansatzrohr gegeben. 

Letzteres ist an 
seinem unteren , of- 
fenen Ende verstärkt, 
wahrend es oben ge- 
schlossen ist und in 
einem, mit Schrau- 
benwindung verse- 
henen Zapfen e endet. 

Es ist natürlich auf 
seiner Oberfläche 
durchlöchert, gleich 
der Innenwand der 
Bobine. Damit letz- 
tere mit dem Ansatz- 
rohr einen wasser- F| s- J - 

dichten Abschluss bildet, ist sie an ihrem 
unteren Ende gegen innen hei f ver- 
stärkt, oben mit einer Mutterschraube e 
und einem Packring d versehen, so dass 
die innere Hoffnung der Bobine gegen oben 
geschlossen ist und die Bobine mittels der 
Schraubenvorrichtung mit ihrem unteren, 
inneren Vorsprung /' dicht und fest auf 
den äusseren Vorsprung des Ansatzrohres a 
gepresst wird. Die Flüssigkeit tritt also 
aus dem Ansatzrohre durch die Oeffnungen 
zunächst in den Zwischenraum zwischen 
dem Ansatzrohr und der durchlochten 
Innenwand der Bobine und von hier aus 
erst in das Garn über. Selbstverständlich 
gilt dieselbe Anordnung auch für den ent- 
gegengesetzten Fall, dass die Bobine von 
der Färb- oder Bleichflüssigkeit umgeben 
ist und das Rohr g als Saugrohr wirkt, 
um die Flüssigkeit auf dem umgekehrten 
Weg zuerst durch das Garn, die Höhlung 



der Bobine und das Ansatzrohr hindurch- 
zuziehen. n 

Das Auffärben von Mineralfarben durch künst- 
liche Farbstoffe. 

Um den Mineralfarben mehr lieben zu 
geben, werden sie neuerdings ff Red.) mit 
künstlichen Farbstoffen avivirt und unter 
verschiedenen Eigennamen in Handel ge- 
bracht. M. Bottler hat eine Anzahl 
solcher Mischlinge aufgegriffen und sich 
der Mühe unterzogen, sie näher zu unter- 
suchen (Dingl. polyt. Journ. 1898, Bd. 308, 
8. 153). Da giebt es eine Serie soge- 
nannter Carmietterarben, deren Grund- 
stoff Mennige ist, der man mit Hülfe ver- 
schiedener Eosinfarben einen bläulichen 
oder gelblichen Stich ortheilt hat. Gelb- 
licher und bläulicher Zinnoberersatz be- 
steht aus Bleiroth, das man mit Rose 
bengale und Cochenilleschnrlach veredelt 
hat. Chromzinnober, frei von jeglichem 
(Quecksilber, ist einfach das altbekannte ba- 
sische Bleichromat ; es wird ohne besondere 
Schwierigkeiten in sogenannten Carmin- 
zinnober übergeführt, indem man ihm 
etwas F.nglischroth, d. h. Eisenoxyd, bei- 
mengt. Zwei Borten Granatroth stellen 
eine mit Coccin oder auch mit Ponceau 
nüancirte Mennige vor und zwei Sorten 
Sammetroth hat Bottler als ein mit 
Anilinblau und Fuchsin verschönertes Eisen- 
oxyd entlarvt. Purpurlackroth ist nichts 
anderes als ein Rothholz-Thonerdelack, 
also unecht genug. Die verschiedenen 
Varietäten des Goldockers erwiesen sich 
als frei von künstlicher Auffärbung. Bottler 
schlie8st seinen Bericht mit dem berechtigten 
Wunsche, dass, wenn die Mineralfarben 
schon einmal künstlich aufgefärbt werden, 
hierzu nur echte Farbstoffe verwendet 
werden möchten. ri. 

Flüssige Farbseife. 

Ein neues englisches Patent, über das 
The Dyer Calico Printer 1898, 8. 11, 
ohne Nennung des Namens referirt, be- 
schreibt die Darstellung einer flüssigen 
Seife, mit der man Game und Gewebe, 
ohne sie vorher zu beizen, und ohne dass 
man sich die Hände beschmutzt, färben 
kann. Sie soll aus 3 Maasstheilen Pottasche- 
seife, 1 Theil Spiritus und 1 Theil Zucker 
bestehen, der zuvor in 2 Theilen Wasser 
gelöst worden ist. In dieser Mischung 
wird schliesslich heiss irgend ein Anilin- 
farbstoff aufgelöst. Wir nehmen von diesem 
Recept nur desshalb Notiz, weil es offenbar 
auch der gegenwärtig mit grossem Lärm 
empfohlenen, allerdings festen, Maypoleseife 


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Heft L 


) 


Rundschau. 


59 


zu Grunde liegt, die unseren Lappenfärbern 
das Auffärben von Stoffen abnehmen und 
den Hausfrauen möglich machen w ill, ohne 
dass letztere, wie auf den Reclameplakaten 
besonders hervorgehoben wird, befürchten 
müssen, beim Farben mit dieser Seife eolo- 
rirte Finger zu bekommen. n 

S. Wallach & Co. und C. Schocn, Mül- 
hausen 1. Ela., Verbesserung bei der Fixation 
unlöslicher Farben im Zeugdruck. (Bngl. I’at. 
No. 18 916 |97|). 

Das Verfahren bezweckt die Fixation 
unlöslicher Farben im Zeugdruck mit Hülfe 
von Leim oder Casein und freiem Form- 
aldehyd bezw. mit den Bisulfit- und Am- 
moniakverbindungen des Formaldehyds in 
einer dem Albumindruck ähnlichen Weise, 
d. h. durch DJimpfen und erhöhte Tempe- 
ratur. 

Formaidehyd giebt bekanntlich mit 
Casein oder Leim einen Niederschlag, der 
in Wasser unlöslich ist. Setzt man daher 
einer Druckfarbe, welche mit beliebigen 
unlöslichen Farbstoffen hergestellt sein 
kann und welche Gummitraganth als Ver- 
dickungsmittel enthält, Leim oder Casein 
zu, druckt diese auf das Gewebe auf und 
setzt das letztere nun der Einwirkung von 
gasförmigem Formaldehyd oder auch einer 
wässrigen Lösung des Aldehyds aus, so 
wird der Aldehyd den Leim der Druckfarbe 
zur Coagulation bringen und damit die 
aufgedruckten Farbffstoffe unlöslich auf dem 
Gewebe iixiren. 

Die Ammoniak- oder auch die Bisullit- 
Doppel Verbindung des Formaldehyds liefert 
in der Kälte mit Leim oder Casein keinen 
Niederschlag. Erst beim Erwärmen ent- 
steht auch hier eine Coagulation, indem 
die Ammoniak- bezw. die Bisulfitverbindung 
des Formaldehyds zersetzt wird und der 
frei werdende Aldehyd nun wie oben auf 
den Leim coagulirend einwirkt. Die Tliat- 
sache ergiebt gleichfalls eine neueFixirungs- 
methode für Farbstoffe. Die mit dem Farb- 
stoff und Gummitraganthverdickung an- 
gesetzte und mit Formaldehyd, Ammoniak 
oder Natriumbisulflt und Leim oder Casein 
vermischte Druckfarbe (welche in der 
Kälte mehrere Tage haltbar ist) wird auf 
das Gewebe aufgedruckt und hierauf das 
letztere gedämpft. Wie bereits bemerkt, 
findet hierbei eine Zersetzung der Am- 
moniak- bezw. Bisulfitverbindung des Form- 
aldehyds statt und der Aldehyd coagulirt 
den Leim. 

Man kann die Druckfarbe auch mit 
einer verdünnten Leimlösung und mit 
wenig Formaldehyd versetzen und das Ge- 


webe nach dein Bedrucken bei etw r a 80" C. 
trocknen. Diese Druckfarbe ist nicht be- 
sonders beständig und nach einiger Zeit 
coagulirt sie auch in der Kälte von selbst. 
Arbeitet man mit einer verdünnteren Leim- 
lösung. so lässt sich die Druckfarbe un- 
zersetzt aufdrucken; sie coagulirt dann beim 
Trocknen über 80 °C. Vollständige Fixation 
wird durch Zugabe von 4“/„ Formaldehyd 
vom Gewicht des angewandten Leims er- 
zielt. x, 

W. E. Kay und The Tornliebank Company 
in Glasgow, Verbesserung bei der Fixation 
der Pigmente und der metallischen Pulver in 
der Druckerei. (Englisches Patent 611% 1897.1 

Formaidehyd liefert bekanntlich mit 
Gelatine einen unlöslichen Niederschlag. 
Diese Eigentümlichkeit des Formaldehyds 
wird in dem vorliegenden Verfahren tech- 
nisch in der Druckerei verwertet, indem 
Pigmente, wie Zinkweiss. Goldbronze, Alu- 
minium oder andere geeignete Metallpulver 
verdickt und mit einer Lösung von Gelatine 
vermischt werden. Diese Druckfarbe wird 
dann auf das zu bedruckende Gewebe auf- 
gedruckt und hier der Einwirkung von 
Formaldehyd ausgesetzt. Infolge des hier- 
bei entstehenden Niederschlages zwischen 
Formaldehyd und Gelatine wird das in der 
Druckfarbe enthaltene Pigment unlöslich 
flxirt. 

Beispiel: Die mit Gelatinelösung, Gummi- 
traganthverdickung und Zinkweiss angesetzle 
Druckfarbe wird in üblicher Weise aufge- 
druckt und getrocknet. Hierauf wird das 
bedruckte Gewebe durch eine 2procentige 
Formaldehydlöiung gezogen und getrocknet. 

K. 

Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & 
Co., Elberfeld, Verfahren zur Darstellung 
von aromatischen Oxyaldehyden. (I). R. I 1 . 
No. 101 333; Zus z. Pat. No. 99 &68.) 

Das Verfahren besteht in der Einwirkung 
der Blausäure und Salzsäure auf Phenole 
oder saure Phenoläther bei Gegenwart von 
Aluminiumchlorid. 

20 kg l’henol werden beispielsweise 
unter Zusatz eines geeigneten Verdünnungs- 
mittels mit 20 kg wasserfreier Blausäure 
(S. P. 27°) versetzt und in die durch das 
Eis abgekühlte Mischung allmählich 30 kg 
Aluminiumchiorid eingetragen. Man leitet 
darauf unter Kühlung mehrere Stunden 
gasförmige Salzsäure ein und lässt im Ver- 
laufe von etwa 5 Stunden unter weiterem 
Einleiten von Salzsäure die Temperatur bis 
auf 40 bis 50“ C. steigen. Nach dem Er- 
kalten giesst man das Reactionsproduct auf 



Rundachau. 


I Färber-Zeitung. 
Jahr gang 189». 


60 


Eis, kocht kurze Zeit mit Salzsäure auf 
und äthert dann nach dem Sättigen mit 
Kochsalz den entstandenen Aldehyd, sowie 
unverändertes Phenol aus. Man schüttelt 
darauf die ätherische Lösung mit Bisulflt 
aus und setzt den sofort bei 116 bis 116* C. 
schmelzenden p - Oxybenzaldehyd durch 
Schwefelsäure in Freiheit. Mit sauren 
Phenoläthem gelingt die Reaetion in gleicher 
Weise und erhält man z. B. aus Resorcin- 
monomethyläther den bekannten Aldehyd: 
OH 

f] 

x ) OCH. vom F. P. 153°. 

OHO v. 

Zusammenhang des F&rbevermfigens mit der 
Dissoclatlonslähigkeit eines Farbstoffes. 

Schon vor 5 Jahren hat Dr. E. Knecht 
gezeigt, dass, wenn man Fliesspapier mit 
einem Tropfen 1 procentiger Fuchsinlösung 
betupft, der den Farblupfen umgebende 
farblose Hof Salzsäure enthält. Ungefähr 
die Hälfte der Salzsäure des Fuchsins 
geht dabei, wie Knecht nachgewiesen hat, 
in den farblosen Hof (Iber. Er hat in 
diesem Jahr diese Untersuchungen fortge- 
setzt, um zu erfahren, welchen Einfluss 
der Grad der Verdünnung auf die Dis- 
sociation, d. h. nur die Ausbreitung des 
farblosen Hofs ausübt, und hat gefunden, 
dass der Hof bis zu einer gewissen Grenze 
an Umfang mit der wachsenden Verdün- 
nung zunimmt, während gleichzeitig der 
Farbtupfen kleiner wird. Dies gilt, wie er 
in The Journ. of Dyers & Colourists 1898, 
8. 59, auseinandersetzt, namentlich von den 
basischen, weniger von den sauren und 
und den die Baumwolle direct färbenden 
Farbstoffen. Letztere zwei Klassen zeigen 
ein wesentlich verschiedenes Verhalten, so- 
fern z. B. beim Diaminhimmelblau die Dis- 
sociation im gleichen Maasse, wie bei den 
basischen Farbstoffen, auftritt, während sie 
bei den sulfonirten basischen Farbstoffen, 
wie Säuregrün und Säure violett, gänzlich 
fehlt und nur der äussere Rand des Farb- 
tupfens eine schwächere Farbe als die Mitte 
zeigt. Doch will Knecht zunächst von den 
sulfonirten basischen und den die Baum- 
wolle direct färbenden Farbstoffen absehen 
und nur die basischen, sowie die eigentlich 
sauren Farbstoffe in Betracht ziehen. 

Knecht betupfte Filtrirpapier mit 
Fuchsin- und Methylenblaulösungen von ver- 
schiedener Stärke, liess dem farblosen Hof 
5 Minuten Zeit zu seiner Ausdehnung, um- 
ränderte ihn mit Bleistift, trocknete die 
Papierbogen 24 Stunden lang an der Luft 


und schnitt die Tupfen und farblosen Ringe, 
je 50 an der Zahl, aus dem Filtrirpapier 
heraus, um sie zu wägen. Es ergaben 
sich folgende Gewichte in Grammen: 

Methylenblau. 

'/»proc. i/jproc. ’/sproc. 
Lösung Lösung Lösung 
Gewicht der 50 Tupfen 1,34326 1,0771 1.8065 

Gewicht der 50 farb- 
losen Ringe . . . 1,2205 1,4395 1,89425 

Gewicht des von den 
50 Tupfen aufgcnom- 

meuen Farbstoffe . 0,0105 0,00525 0,002626 

Magenta. 

V* proc. Vjiproc. 'swproc. 

Lösung Lösung Lösung 
Gew. d. 50 Tuufen 0,93750 0,64350 0,57900 

Gew. der 50 farb- 
losen Ringe . . 1,98475 2,1092 2,1481 

Gew. des von den 
50 Tuplen aufge- 
nommenen Farb- 
stoffs .... 0,00526 0,0006552 0,0000819 
Hiermit ist bewiesen, dass bei den ba- 
sischen Farbstoffen der Tupfen um bo kleiner 
und der farblose Hof um so grösser wird, 
je mehr man die Farbstofflösung verdünnt. 
Aber Knecht ging einen Schritt weiter, zog 
von der Dissociation Schlüsse auf das 
Färbevermögen eines Farbstoffes und machte 
auf das Verhalten verschiedener Farbstoffe 
in dieser Beziehung aufmerksam. Karamel- 
lösung z. B. giebt keinen Hof und trotz 
seiner braunen Farbe keine Färbung. 
Methylgrün, das Zinkdoppelsalz einer Atn- 
moniumbase, muss in stark gestreckter Ver- 
dünnung gelöst sein, wenn ein Hof sich 
bilden soll, und geht keineswegs leicht auf 
Wolle. Ueberhaupt ziehen die Farbstoffe, 
die auf Filtrirpapier die deutlichste Dis- 
sociation zeigen, am besten auf die Faser 
auf. Ferner hat sich gezeigt, daBs die 
alkoholischen Lösungen der basischen Farb- 
stoffe, wie sie auf Filtrirpapier keinen farb- 
losen Hof erscheinen lassen, auch kein 
Färbevermögen besitzen. Bekanntlich gehen 
die basischen Farbstoffe bei Anwesenheit 
von mineralischer Säure nicht auf Wolle, 
und ebenso fand Knecht, dass Salzsäure- 
zusatz zu den Lösungen der basischen 
Farbstoffe den Hof auf Filtrirpapier ver- 
kleinert und schliesslich, wenn mehr und 
mehr Salzsäure zugefügt wird, den Hof 
ganz verschwinden lässt, womit zugleich 
das Färbevermögen der Farblösung an seiner 
letzten Grenze angelangt ist. Picrinsäure, 
Naphtolgelb, Orange II und andere saure 
Farbstoffe bilden auch in starker Verdün- 
nung nur einen kleinen Hof, der auch bei 
weiterer Verdünnung nicht zunimmt. Die- 
selben Farbstoffe aber färben Wolle nur in 
angesäuertem, nicht ln neutralem Bad. 


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Heft 4 

16 . Februar 18 W., 


Rundschau. 


61 


Fügt man nun einer neutralen, lprocentigen 
Lösung dieser sauren Farbstoffe Salzsäure 
hinzu, so wächst der Hof bis zu einem ge- 
wissen Umfang; mit der Vermehrung der 
Säure w ächst aber zugleich auch das Färbe- 
vermögen der Lösung, 

Um schliesslich auch noch einen Zu- 
sammenhang einerseits zwischen der Grösse 
der Tupfen und Höfe, und andererseits das 
Verhalten der Farbstofflösungen in Capillar- 
röhren herauszufinden, hat Knecht sie mit 
destillirtem Wasser verglichen, dessen Stand 
von 5 Zoll in einer Thermometerröhre er 
zum Vergleichen der Capillarität herange- 
zogen und mit 100 bezeichnet hat. Die 
verschiedenen untersuchten Farblösungen 
von wachsender Stärke erreichten (Wasser = 
100 gesetzt) in den gleichen Capillarröhren 
folgenden Höhestand; 


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too 97 

97 90 

99 96 

96 

97 

99,97 

98 

96,6 

1/8 • 

100 94 

92 89 

99195 

95 

96 

95 93 

93 

94,1 

1/4 * 

100 93 

87 87 

99 95 

90 

96 

88 1 84 

89 

99,8 

l/t - 

ICO 91 

78 86 

97 92 

88 

92 

81 1 81 

89 

87,5 

i ■ 

100 84 

77 82 

97 92 

81 

86 

75 1 76 

80 

81,0 


Wie man sieht, steht diese Tabelle im 
Einklang mit den Resultaten der auf Filtrir- 
papier ausgefübrten Tupfmethode, sodass 
man das Ffirbevermögen eines Farbstoffs 
auch mit Hülfe einer Capillarröhre erfahren 
kann, wenn man eine Lösung des Farb- 
stoffs von bestimmter Verdünnung in ihr 
aufsteigen lässt und die Steighöhe mit dem 
Stande des destillirten Wassers in einer 
Cappillarröhre von derselben Feinheit ver- 
gleicht 

Aus der Debatte, die diesem in der 
Society of Dyers & Colourists gehaltenen 
Vortrage folgte, wollen wir nur den Ge- 
danken herausheben, dass der gelieferte 
Nachweis des Zusammenhangs des Färbe- 
vermögens eines Farbstoffs mit seiner Dis- 
sociation in verdünnter wässriger Lösung, 
wenn man letztere als einen physikalischen 
Frocess betrachtet, schliesslich zu einem 
Compromiss zwischen den Anhängern der 
chemischen und physikalischen Theorie des 
Färbeprocesses führt. iv. 


lieber die Einwirkung des elektrischen Stromes 
auf Resorcin und verwandte Körper. 

F. Alefeld und W. Vaulel haben in 
Prof.Dr.Dieffenbach’s Laboratorium inDarm- 


stadt eine an Goppelsröder’s Untersuchungen 
sich anschliessende Arbeit begonnen, die 
zwar noch keine für die Färbereipraxis 
greifbaren Resultate, geliefert hat, vielleicht 
aber solche in ihrer Fortsetzung noch er- 
geben kann. Die Aufgabe, die sie sich 
gestellt haben, umfasst nicht ausschliesslich 
die Einwirkung des elektrischen Stromes 
bezw. des Anious elektrolytisch zerlegbarer 
Substanz auf Resorcin und verwandte Körper, 
sondern auf Hydroxylderivate der aroma- 
tischen Reihe im Allgemeinen. Zunächst 
handelt es sich aber um das Resorcin und 
die FluoresceTne. 

Die Versuche wurden in der Weise aus- 
geführt, dass die Ausgangsmaterialien in 
wässeriger, neutraler, schwach saurer oder 
schwach alkalischer Lösung in den Anoden- 
raura gegeben wurden, während im Ka- 
thodenraume Salzsäure, Schwefelsäure, Sal- 
petersäurt;, salpetrige Säure oder die Lösung 
eines ihrer Salze sich befanden. Die Span- 
nung des Stromes schwankte zwischen 3 und 
5 Volt, die Dichte zwischen 5 und 10 Am- 
pere pro Quadratdecimeter Elektroden- 
oberfläche. 

Dabei machte sich der Unterschied der 
verwendeten Säure beim [Resorcin in der 
Weise geltend, dass es Körper mit folgen- 
den Färbungen lieferte: 


a) mit HCl . 

b) - H»BÜ4 

c) - HNOs 

d) - HNOs 


Auf Wolle, 
geibliclibraun 


Auf Baum- 
wolle, 
braungruu 
braun 
grau 

graublau. 


braunroth 
gelblichbraun 

Die späteren Ausfärbungen auf Wolle 
erfolgten in saurem, auf Baumwolle in schwach 
alkalischem Bade. Die auf diesem Wege 
erhaltenen Resorcinderivatc stellen schw arze, 
glänzende Körper vor, die in Wasser wenig, 
in Alkohol leichter löslich sind; ihre Fär- 
bungen russen stark ab und lassen sich 
schou wegen ihrer starken Empfindlichkeit 
gegen Alkalien für die Praxis nicht em- 
pfehlen. Der Unterschied der Färbungen, 
je nach der Art der verwendeten Säuren, 
bestätigt die ursprüngliche Vermuthung der 
beiden Analytiker, dass die Säurereste neben 
ihrer Oxydationswirkung, mit Hülfe des elek- 
trischen Stromes zugleich, eine Verbindung 
mit dem Farbstoffbilder eingehen. Dies hat 
sich auch direct an der neutralen Reaetion 
der Flüssigkeit gezeigt, die beim Eindampfen 
das feste Einwirkungsproduct der Schwefel- 
säure auf das Resorcin lieferte. 

Aehnliche Farbstoffe, wie mit Resorcin, 
erhält man mit Gallussäure und Gerbsäurt;. 
Bei Einwirkung verschiedener Säurereste 
auf die FluoresceTne mit Hülfe des elek- 
trischen Stromes, entstehen aus letzteren in 



62 


V«nchl*d*n« Mitteilungen. 


schwach alkalischer Lösung rothe Farbstoffe 
von verschiedener Nüance. So erhält inan 
z. B. aus Tetrachlorfluoresceln mit : 


HCl ponceauroth auf Saide 

RNOj blAulichrotb - 

H»SO« ..... gelblichroth - 

HjSOs - - 


Ebenso hat sich gezeigt, dass die Eosine ' 
je nach der in den Kathodenraum befind- j 
liehen Säure anders nüancirte Farbstoffe ! 
geben, dass z. B. I’hloxin P das eine Mal 
ein mehr blaufärbendes, das andere Mal 
ein mehr lilaffirbendes Derivat liefert. 
Auch die zuletzt besprochenen Farbstoffe 
beanspruchen nach eigener Angabe Ale- 
felds und Vaubels weniger ein praktisches 
als ein wissenschaftliches Interesse, theils, 
weil sie farbfirmer, theils, weil sie trüber 
in der Nüance sind als die betreffenden 
Concurrenzproducte. ri 

Eine neue Küpentheorie. 

Arthur Binz hat im Bonner i'niver- 
sitäts - Laboratorium eingehende Unter ; 

Buchungen über die Vorgänge in der Indigo- 
küpe angestellt und ist dabei auf elektro- 
lytischem Wege zu einem Resultat gelangt, 
das der bisher gültigen Theorie gründlich 
widerspricht. War es bis jetzt doch eine 
ausgemachte Sache und eine in allen 
Lehrbüchern als Grundsatz aufgestellte An- 
nahme, dass in der Küpe das Indigoblau 
durch den nascirenden Wasserstoff zu 
Indigoweiss reducirt werde. Binz hat 
Natriumhydroxyd unter Verwendung von 
Zink als Anode und von Platin als Kathode, 
elektrolytisch zerlegt und dabei gefunden, 
dass der aus dem Elektrolyten frei werdende 
Wasserstoff Indigoblau in der Kälte nicht 
in Indigoweiss überführt, dass aber das 
Zink der Anode diese Reaktion durchzu- 
führen im Stande ist. Er schliesst daraus, 
dass in der Zinkstaubküpe die Einwirkung 
des Zinks auf den Indigo die entscheidende 
Raction bildet und dass die Wasserstoff- 
entwicklungeine nebensächlicheBegleitungs- 
erschelnung ist, die mit der Reduction des 
lndigoblaus nichts zu schaffen hat. Ohne 
Zweifel wird Binz sich veranlasst sehen, 
auch die Wirkungsweise anderer Küpen, 
z. B. der Gährungsküpc, mit seiner neuen 
Theorie in Uebereinstimmung zu bringen 
bezw. anzugeben, welchem Gährungspro- 
ducte (vielleicht der Milchsäure?) die Re- 
duction des lndigoblaus zuzuschreiben ist. 
Vorläufig hat er sich mit der weiteren 
Frage beschäftigt, ob es rationeller ist, mit 
der billigeren, aber viel Schlamm bildenden 
Zinkstaubküpe oder mit der kostspieligeren 
Hydrosulfitküpe zu arbeiten, die frei von 
Schlamm ist. Zur Entscheidung dieser 


rpt*«r-z*itoM. 

[Jahrgan g 18OT . 

Frage hat er analytisch festgestellt, wie 
viel Indidigo zunächst bei der Hydrosulfitküpe 
auf dem Stoff befestigt wird und wie viel von 
I ihm mit den Abwässern verloren geht. Er 
fand, dass 87,89 */„ auf der Faser befestigt 
und 11,247« > n den Abwässern enthalten 
sind. Eine entsprechende Untersuchung 
für den Fall der Zinkstaubküpe ist im 
Gang und dürfte ihrer baldigen Veröffent- 
lichung entgegensehen. rt 

C G. Haubold jr. , Chemnitz, Walze aus ge- 
presstem Fasermaterial, Papier und dgL Stoffen 
fUr Calander, Ausquetschmaschinen u. s. w. 

(D. B. P. No. 99401.) 

Um das Zerstören des Walzenbelages 
der obengenannten Maschinen durch etwa 
eingeschlossene, Bich später bei Benutzung 
der Walze ausdehnende Luft zu verhindern, 
wird bei Herstellung der Walze der Belag 
derselben mit Kanälen versehen, die einen 
Austritt der etwa vorhandenen Luft gestatten. 
! Die Kanäle dürfen weder zu gross sein, 
noch zu nahe der Oberfläche der Walze 
liegen, da im letzteren Falle ja der Zweck 
der Walze verfehlt sein würde. Sie müssen 
deshalb so angeordnet sein, dass die Luft 
nach der Seite, also in der Richtung der 
Achse oder in einer anderen Richtung aus- 
treten eventuell auch eintreten kann. Diese 
Luflcirculationskanäle können in verschie- 
dener Weise angeordnet werden, indem 
man entweder kleine Rohre einsetzt oder in 
jeden einzelnen Kuchen oder Papierbögen 
nur Kanäle anbringt, je nachdem es er- 
forderlich ist. D. 


Verschiedene Mittheilungen. 

Arbeiterauszeichmingen und Wohlfahrtsakte. 

Am 13. ds. wurde in Netzschkau i. V. 
durch Geh. Regierungsrath Amtshauptmann 
von Polenz in Gegenwart des Fabrik- 
besitzers Louis Uehel -Plauen -Netzschkau 
und des Bürgermeisters Zimmer-Netzsch- 
kau mit entsprechenden Worten an 
zwei Arbeiterinnen des den Gebrüdern 
Uebel gehörigen Fabriketablissements die 
von Sr. M«j. dem Könige für Treue in 
der Arbeit gestiflete, am Sammetbande zu 
tragende Medaille, sowie an 28 Angestellte, 
Arbeiter und Arbeiterinnen desselben Eta- 
blissements, das von der Königl. AmtB- 
hauptrnannschaft ausgestellte Anerkennungs- 
diplom für mindestens 25 jährige treue 
Arbeit an einer und derselben Betriebsstelie, 
überreicht. Hierauf fand ein von den Herren 



a<* 4. i 

IS. Ftlrai lTOS.J 


Patent ■ Um. 


63 


Uebel veranstaltetes Abendessen statt, an 
welchem nicht nur die obengenannten 
Herren und eine Anzahl Ehrengäste, sondern 
auch die 30 decorirten Arbeiter und 
Arbeiterinnen theilnahnien. — Der von 
den Erben deB verstorbenen Geh. Com- 
mercienrathes Leopold Schöller errichteten, 
mit einem Capital von 200 000 Mark aus- 
gestatteten „Leopold - Schöller • Stiftung“, 
welche den Zweck bat, alten, der Hülfe 
bedürftigen und würdigen Personen, die 
im Landkreise Breslau ihren Unterstützungs- 
wohnsitz haben, eine Zufluchtsstätte zu ge- 
wahren, ist die Genehmigung des Königs 
unterVerleihungderRechte einer juristischen 
Person ertheilt worden. Das für die Zwecke 
der Stiftung neuerbaute Anstaltshaus in 
Strachwitz, Kreis Bunzlau, wird, der .Schics. 
Ztg.“ zufolge, voraussichtlich im künftigen 
Sommer seiner Bestimmung übergeben 
werden können. 


Patent -Liste. 

Aufgeatollt von der Redaction der 
„Färber-Zeitung*. 

Patent- Anmeldungen. 

Kl. 8. J. 4877. Lager für die Garnwalte von 
Strahngarn tragern. — C. F. Jentach, 
Seifhannersdorf L 8. 

Kl. 8. li. 11711. Maschine zur Hervorbringung 
von Farbmustern auf Geweben durch Druck. 
— Rolffa & Co., Siegfeld b. Siegburg. 

Kl. 8. H, 19 218. Bedrucktes Wollengewebe mit 
Beige- oder Vigoureuxeffect. — L. Hirsch, 
Gera, Reuss. 

Kl. 8. V. 3361. Halter für Spitaen, Bänder 
u. dgl. ln Wickolfonn — W. H. Vogt, 
Neheim 1. W. 

Kl. 8. F. 10 704. Verfahren zur Herstellung 
schwarzer Azofarben auf der Faser aus 
Diamldodlmotyhlcarbazol und ^-Naphtol. — 
Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brfl- 
uing, Höchst a. M. 

Kl. 8. Sch. 13 235. Lagerung für die Rauh- 
walzen von Kauhtrommoln. — J.Schofield, 
Uttleborough, Stubley Hall, EogL 

KL 8. B. 23 004. Vorrichtung zum Glatten 
von Faden mit Paraffin, Wachs u. dgl. — 
H. Beylard, Colombes, Frankreich. 

Kl. 22. B. 23 570. Verfahren zur Herstellung 
von Bieiweiss. — E. Bailey, W. Th. Hey 
und G. R. Cox, York, Engl. 

Kl. 22. C. 6501. Neuerung ln dem Verfahren 
zur Darstellung von Polyazofarbstotfen aus 
AmidonaphtolsulfoaAureu ; Zus. z. Pat. 95415. 
— Leopold Caaselladt Go., Frankfurt a.M. 

Kl. 22 C. 7489. Verfahren zur Darstellung 
neuer Polyazofarbatoffo — Leopold Cas- 
sella St Co., Frankfurt a. M. 


Kl. 22. C. 7631. Verfahren zur Darstellung 

|f eines schwarzen Baumwollfarbstnffea; Zus. z. 

j^Anm. C. 7117. — Leopold Cassolla & 
Co., Frankfurt a. M. 

Kl. 22. F. 11 247. Verfahren zur Darstellung 
von Farbstoffen der Diphenylnaphtylmethan- 
reihe. — Farbwerke vorm. Meister Lucius 
& Brüning, Höchst a. M. 

Kl. 22. A. 5873. Verfahren zur Darstellung 
von Safraninen. — Actiengesellsch aft 
für Anilin-Fabrikation, Berlin. 

Kl. 22. E. 5751. Verfahren zur Darstellung 
eines braunen Azofarbstoffes aus der Diazo- 
verbindung dee m-Phcnylendiamina. — Dr. 
W. Epstein, Griesheim b. Frankfurt a. M. 

Kl. 22. B 6052. Verfahren zur Darstellung 
eines braunen Azofarbstoffes aus der Diazo- 
verbindung des m-Toluylendiatnins. — Dr. 
W. Epstein, Griesheim b. Frankfurt a. M. 

Kl. 22. F. 10 906 Verfahren zur Darstellung 
von Trioxyanthracbinonsulfosöuren. — 
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., 
Biberfeld. 

Kl. 22. K. 13 183. Verfahren zur Darstellung 
primärer Azofarbstoffe unter Verwendung 
der Amidobenzylsulfonsöuren; Zus. z. Pat. 
93 730. — Kalle St Co., Biebrich a. Rb. 

Kl. 22. K. 14 667 Darztellung von Polyazo- 
farbstoffon; Zus. z. Pat. 93 595. — Kalle 
dt Co., Biebrich a. Rh. 

Zurücknahme von Anmeldungen: 

Kl 8. G. 12 236. Verfahren zum Farben von 
Baumwolle mittels Directfarben und Tetra- 
zonltrodiphenyl. Vorn 24. October 1898. 

Patent-Brtbeilungen. 

Kl. 8. No. 101 961. Maschine zum beider- 
seitigen Bedrucken von Strumpfwaaren ; 
Zus. z. Pat. 85 438 und 90 700. — C. Horn 
Kappel b. Chemnitz. Vom 13- Juli 1898 ab. 

Kl. 8. No. 102 017. Vorrichtung zum Merce- 
rieiren von Garnen aus Pflanzenfasern. — 
Th. B. Schiefner, Wien. Vom 17. Sep- 
tember 1897 ab. 

Kl. 8. No. 102 086. Trockenmaecbine mit 
Heiztrommelu und 8pannketten. — C. 
Pieper, Berlin. Vom 25. Januar 1898 ab. 

Kl. 8. No. 102 087. Rauhtrommel mit wahrend 
dea Umlaufs derselben parallel zur Achae 
sich verschiebenden Rauhwalzen. — C. A. 
Roscher, Altgersdorf i. S. Vom 31. Juli 
1898 ab. 

Kl 8. No. 102 088. Mulde für Mehrwalzen- 
muldenpreesen; Zus. i. Pat. 99 815. — 
Schmidt de Schmits, Ges m. b. Haft., 
Kölu. Vom 3. September 1898 ab. 

Kl. 8. No. 102 103. Vorrichtung zum Be- 
handeln von Strahngarn mH Flotten. — 
A Wyaer, Arau, Schweiz. Vom 16. De- 
cember 1897 ab. Der Patentinhaber nimmt 
für dieses Patent die Rechte aus dem Ar- 
tikel 3 des Uebereinkommens mit der 
Schweiz vom 13. April 1892 auf Grund einer 
Anmeldung in der Schweiz vom 7, September 
1897 in Anspruch. 


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64 


Briafkutao. 


rPlrW-ZattM*. 
I Jahrgang l*». 


Kl. 8. No. 102156. Verfahren »um Farben 
vermittelet einee Farbatoffea aus den Hülsen 
der Baumwollenfrucht. — E. J. Stewart, 
London. Vom 3. August 1897 ab. 

Kl. 8. No 102 177. Verfahren »ur Herstellung 
von Linoleummosaik.— F. Walton, London. 
Vom 11. April 1897 ab. 

Kl. 8 No. 102 178. Verfahren »ur Herstellung 
reliefartiger Muster auf Qeweben ohne 
Pressung — 0. Pasta & Co., Krefeld. 
Vom 20. Juli 1897 ab. 

Kl. 8. No. 102231. Verfahren »ur Herstellung 
von Qobelinnaehahmungen. — E. Courbet, 
Paris. Vom 25. Juli 1897 ab. 

Kl. 8. No. 102 232 Verfahren tum Anilin- 
schwärt färben unter Zusatz von Alkohol. — 
A. C. Marot u. A. Bonnet, Troyes, Frank- 
reich. Vom 14. November 1897 ab. 

Kl. 22. No. 101 994. Verfahren zur Herstellung 
von Mustern auf mit Farbe bestrichenen 
Gegenständen. — E Kroker, Berlin. Vom 
9. Juni 1898 ab. 

Kl 22. No. 102 069. Verfahren zur Darstellung 
schwefelhaltiger Baumwollfarbatoffe. — H. 
R. Vidal, Paris. Vom 3. December 1897 ab. 

Kl. 22. No 102070. Verfahren zur Darstellung 
eines gelblichrothen Farbstoffes. — Actien- 
gesellschaft für Anilinfabrikation, 
Berlin. Vom 8. Januar 1898 ab. 

Kl. 22. No. 102071. Verfahren zur Herstellung 
eines gelben Farbstoffes. — Action- 
gesellschaft für Anilin-Fabrikation, 
Berlin. Vom 8. Januar 1898 ab. 

Kl. 22. No. 102 072. Verfahren zur Darstellung 
von unsymmetrischen Diamidophenylacri- 
dincn; Zus. z. Pat. 94 951. — Badische 
Anilin- und Soda-Fabrik, Ludwigs- 
hafen a. Rh. Vom 14. Juli 1898 ab. 

Kl. 22. No. 102 160. Verfahren zur Darstellung 
von Azofarbstoffen aus u,a t -Naphtylendiamin- 
/fj-monosulfoshure. — Levlnstein Limited, 
Crumpsall Vslc Chemical Works, Manchester. 
Vom 29. Mai 1896 ab. 

Kl. 22. No. 102236. Verfahren zur Herstellung 
einer seifenhaltigen Paste zum Farben von 
Textilstoffen. — Dr. C. Uf fei mann, Kassel. 
Vom 2. Juni 1896 ab. 

Patent- Umschreibungen. 

Kl. 8. No. 101 190. Verfahren zur Erzeugung 
echter grauer Druck- und FarbetOoe mit 
Hälfe von Indigo. — Badische Anilin- 
und Soda-Fabrik, Ludwigshafen a. Rh. 

Paten t-LOschun gen. 

Kl. 8. No. 40 047. Apparat zum Gallirou, Ab- 
spülen, Waschen, Trocknen, Farben u. s. w. 
wollener Kammzugbobinen. 

Kl. 8. No. 101 094. Fixirung von Türkisch- 
rothül u. a. Präparaten auf der Textilfaser. 

Kl. 22. No. 87 730. Druckfarbenfirniss. 

Kl. 22. No. 92 996. Konservirende Anstrich- 
farbe. 


Gebrauchsmuster- El nt Tagungen. 

Kl. 8. No. 107 168. Mittels aut den Btell- 
spindeln angebrachter Gegenmuttern be- 
wirkte Sicherung der Walzen an Papier- 
farbemascbinen. — H. Fllnach, Leipzig. 
5. December 1898. 

Kl. 8. No. 107 206. Desinfections-, Einweich- 
und Kochfaaa für Wasche u. dgl. — 
0. Schimmel k Co., Actiengesellschaft, 
Chemnitz. 19. November 1898. 


Briefkasten. 

Za uneatgelUictiam — rata sachlichem — UclaatIc.*a.Uo.ch 
aB.anjr Abonnenten. Jede .cführllch. aad beeoadere 
wenheoUo AaikaafUertheUa.» wird bereltwtlUget booorirt 

(Ircijwi Zueeadeezee bleiben onberirk.ltbUrrM 

Fragen. 

Frage 3: Giebt es ein Mittel, um Eisen 
dauernd oder doch längere Zeit gegen die 
Einwirkung heisser SalzsSuredBmpfe zu 
schützen ? II 

Frage 4: Welche Fabriken, speciell welche 
Kattunfabriken, Btellen Mangan-Biater her? 

z.* Jt 

Frage 5: Wie entfernt man Oel- und Pech- 
spritzer, die von den Lagern der Transmiaaion 
und den Treibriemen entstanden, aus hell- 
farbigen Wollatücken so, dass die Waare noch 
zu dem bestimmten Zweck verwendbar ist? 

P.H. 

Frage 6: Kann mir Jemand eine genaue 
Vorschrift für sog. Voloutine (Durchdruck auf 
Baumwolle) event. gegen Honorar mittheilen? 

tl 

Frage 7: Wer liefert wirklich leistungs- 
fähige, für Türklschrothgarn wie für Selden- 
atrang geeignete Waschmaschinen? 

Frage 8: Wer hat die Waschmaschine 
von Borchtold in Thalwell bei Zürich im Be- 
trieb erprobt uud kann mir Ober dieae 
Maschine unparteiische Auskunft ertheiieu ?. 

Antworten. 

Antwort auf Frage 64 und 65 in Heft 24 
des 9. Jahrgangs (Wie erhalt man ein echtes 
Tiefschwarz und ein lebhaftes Dunkelblau auf 
Kammzug, letzteres als Ersatz für Küpenblau 
mit Aufsatz von Methylviolett beim Farben in 
der P&rbemaschine und auf welche Weise ge- 
schieht die nachfolgende Reinigung von den 
Farbanhängseln, damit der Bplnnproceaa gut 
vor sich geht? und wer liefert reinen Blatt- 
holzextrakt, der beim Farben in der Parbe- 
mascbine keinen Schmutz im Kammzug absetzt?): 

Zum Färben ln der Farbemaschine für Tief- 
schwarz und Dunkelblau ist als sehr reiner und 
vorthellhafter Blauholzextrakt, der im Kamm- 
zug keinerlei Schmutz absetzt, Cbrysohämatine 
der Firma B Dubosc, Havre, bei verschiedenen 
grosseren Etablissements in Anwendung ge- 
kommen und hat sich bestens bewahrt. 

JL K. 


Nachdruck nur mit Genehmigung dar Radaction und mit genauar Quellenangabe gestattet. 
Verlag von Jnllua Springer In Berlin N. — Druck von Emil Dreyer ln Berlin SW. 


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Färber -Zeitung. 

1809. Heft 6. 


Neuerung an der RothfRrbemuachlne 
beim Färben mit Paranitranilin und 
Alphanaphtylamln. 

Ton 

Gustav Grieder. 

Bei dem grossen Aufschwünge, welchen 
die Anwendung des Paranitranilin seit seiner 
Einführung im Jahre 1889 bis heute erfahren 
hat, und bei der Mannigfaltigkeit in der An- 
wendung dieses Productes. ist es wohl zeitr 
gemäss, die Maschinen, welche beim Arbeiten 
damit in der Druckerei verwendet werden, 
etwas naher zu betrachten. 


Zufluss der FarbstofTlösung, 2. das erste 
Quetschwerk, bestehend aus zwei Kautschuk- 
walzen, 3, dem Luftlaufe und 4. drei Wasser- 
behältern mit bombirtem Quetschvverk. 

Der wichtigste Theil an dieser Maschine 
ist unstreitig die Passage durch das Chassis, 
das erste yuetschwerk bis zum ersten Wasser- 
kasten. Alle Fehler, welche der Waare an- 
haften, wie „Wasserflecken“, „fehlerhafte 
Zusammensetzung der Naphtol- und Diazo- 
lösung“ u. s. w. zeigen sich hier, und die 
Waare lasst sich im Voraus daraufhin be- 
urtheilen, ob alle. Operationen_,bis hierher 



In einer modern eingerichteten Druckerei 
sind es hauptsächlich drei Maschinen, welche 
unentbehrlich sind, um gleiehmHssig gute 
Resultate zu erzielen: dieHot-flue, derMather- 
Platt und die besonders für diesen Artikel 
geschaffene RothfBrbemaschine für Dlazo- 
farben. 

Hot-flue und Mather-Platt sind hinläng- 
lich bekannt und bedürfen daher keiner 
näheren Erläuterung, auch wickelt sich das 
Arbeiten hier meistens bei einiger Aufmerk- 
samkeit glatt ab. Etwas anderes ist es bei 
der Rothfärbemaschine, deren Construction 
und Anlage wesentliche Factoren zum guten 
Gelingen der Ausführung!' nbei dem Färben 
von Paranitranilinroth sind. In der An- 
lage kann man diese Maschine in vier Theile 
zerlegen 1. die Anlage für das Chassis, mit 

Fl X. 



richtig ausgefflhrt worden sind oder nicht. 
Am meisten erhielt man fehlerhafte Waare, 
theils schon vor dem Färben, oder während 
deB Färbens beim Uoth-Weissartikel und 
dem Roth-Buntätzartikel. Den bei det 
Fabrikation dieser Artikel zu Tage tretenden 
Uebelständen, soll nun, soweit die Fehler 
in der Anlage der Rothfärbemaschine ihre 
Ursache haben, durch eine maschinelle Ein- 
richtung wirksam entgegen getreten werden. 
— Die Aetzen, die auf Paranitranilin und 
Alphanaphtylamin verwendet werden, sind 
die, Zinnsalzreserven und die Kaliumsuflt- 
reserven. 

Da die Zinnsalzreserven gegenüber den 
Kaliumsulfitreserven keine Vortheile, sondern 
nur Nachtheile haben, so arbeitet man vor- 
theilhafter mit Kaliumsulllt. Da aber diese 

6 


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sPÜu 


88 


Otto« Grau auf WottnizhUten. 


PärW-2*Kung 

(Jalirjjang 1SW . 


Reserve selir concentrirt nngewendet werden 
muss, um gute Resultate zu erzielen, so 
kommt es vor, hauptsächlich bei eliargirten 
Mustern, dass das Muster in der Richtung, 
in welcher das Färbebad passirt wurde, an 
den hinteren Thcilen halbgoätzte schmutzig- 
gelbe Ränder zeigt. Rer erste Gedanke beim 
Auftreten dieser Ränder ist nun der, dass 
man annimmt, die Reserve rackle sich nicht 
scharf, und hätte beim Drucken „geschleift“ 
wie man sagt; oder aber die Reserve wäre 
beim Drucken zu dünn gewesen und deshalb 
ausgetreten, oder aber, man denkt sich, die 
Reserve ist zu scharf u. s. w. Weder das Eine 
noch das Andere ist jedoch der Fall, Dieser 
Fehler entsteht einzig und allein beim Aus- 
(ärben, auf der nach der alten Methode her- 
gestellten Färbemaschine. (Vgl. I'ig. 3.) 

Bei denUebelständen, diesich am Anfänge 
beim Arbeiten mit den Dinzokörpern im 
Reservedruck ergaben, und welche haupt- 
sächlich in der grossen Zersetzlichkeit der 
Flotte wurzelten, war man bestrebt, die 
Passage der Stücke so kurz wie möglich 
zu gestalten. 

Beim einfachen Schwarz-Roth-Artikel ist 
diese Anlage ja gut. ebenso für glattroth 
gefärbte Waare. Beim Aetzartikel hat dies 
jedoch den Nachtheil, dass beim erstmaligen 
Ausquetschen die aufgeweichten Ver- 
dickungshestandtheile der Reserve, welche 
von der Diazollotte noch nicht durchdrungen 
sind, also noch wirksames Kuliumsullit 
enthalten, auf die noch nicht vollständig 
gekuppelte Farbe des Roth in der Weise 
einwirken, dass diese Bestandtheile analog 
da, wo Weiss geätzt worden ist, über das 
gedruckte Muster hinaus ein schmutziges 
Orange ätzen. Eine an der oberen (Quetsch- 
walze angebrachte Längsbürste kann nicht 
verhindern, dass sich einzelne Theile dieser 
abgelösten Reserve durchschleichen, sieh 
auf die Waare übertragen und hier noch 
zu Flecken Anlass geben. 

Dies alles kann vermieden werden, wenn 
die Maschine nach Figur 4 konstruirt ist, 
und so einfach die Vorrichtung ist, so gross 
sind die Erfolge, w elche man damit in der 
Praxis erzielt. 

Wie Figur 4 zeigt, geht die Waare, 
bevor sie ausgequetscht wird, über zwei 
Leitwalzen, dies hat den Zweck, dem Diazo- 
körper Zeit zu geben, sich mit dem Naphtol 
innig zu verbinden, respective vollständig zu 
kuppeln. Die Vortheile dieser Einrichtung 
sind folgende: Keine gelben Ränder mehr an 
den geätzten Stellen, indem abgelöste Theile 
der Reserve auf das vollständig entwickelte 
Roth oder Bordeaux keine Wirkung mehr 
auszuüben vermögen, keine Flecken mehr 


bei w'eitschichtigen Mustern durch Feber- 
tragen der Quetschwalzen, vollständig gleich- 
inässig gefärbte Stücke, selbst in Posten 
von 40 bis 50 Stück, indem das zersetzte 
und verunreinigte Diazobad nicht mehF in 
die noch gute Flotte zurückfliessen kann, 
um dort das Zerstörungswerk weiter zu 
führen. Als Nachtheil wäre anzurühren, 
dass nach diesem Arbeiten der Verbrauch 
an Diazolösung ein grösserer ist; er beträgt 
beim Färben eines Stückes Cotton a 120 m 
mit Reserve-Aufdruck etwa 8 bis 10 Liter 
Farbflotte mehr wie nach dem alten Ver- 
fahren, garantirt jedoch dafür sicheren Aus- 
fall der Färbungen. 

Selbstverständlich müssen sämmlliche 
Reserven, ob für Weiss oder Bunt bestimmt, 
neben den chemisch wirkenden Substanzen 
auch genügend mechanisch wirkende Zu- 
sätze enthalten, um dem Eindringen des 
Diazobades an den geätzten Stellen wirkungs- 
voll begegnen zu können. 

Arbeitet man mit Alpha-Naphtylamin, so 
erzielt man ebenfalls nach der neueren 
Methode sehr gute Resultate, ich habe 
mit dem Alphanaphtylaminsalz S von Meister 
Lucius & Brüning die reinsten Nüancen in 
Bordeaux erhalten. 

Wenngleich diese Neuerung, wie ich 
aus Erfahrung weise, beim Arbeiten im 
Grossen vielem abhiift, so würde man doch 
zu weit gehen, wenn man versprechen 
wollte, inan erhalte nun immer, wenn auf 
diese Weise gearbeitet wird, nur tadellose 
Waare, und man hätte dem Vorgänge 
weniger Aufmerksamkeit zu schenken; dies 
ist nicht der Fall, weil gerade auf diesem 
Gebiete der Erfolg in erster Linie von der 
Umsicht und Erfahrung des Coloristen ab- 
hängt. 


Grau auf WoUfllzhüten. 

Von 

C. A. Otto. 

Gegenwärtig begünstigt die Mode graue 
Farben auf Herrenhüten in allen Abtönun- 
gen. Obgleich (Jrau niemals vernachlässigt 
wurde, spielt es in diesem Jahre mit die 
erste Rolle. So schön ja nun der graue 
Hut mit beliebig farbigem Band garnirt 
aussieht, ebenso schwer ist er zu färben, 
denn Grau ist eine der heikelsten Farben. 

Sobald bei dem Färben eine Kleinigkeit 
versehen wird, ist alle Kunst vergebens. 

Die geringen Mengen Farbstoff lassen sich 
schwer egalisiren und die Stumpen müssen 
ganz rein und noppenfrei sein. Grau kann 
man mit Aiizarin-, Anilin-, Naturfarbstoffen 

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H*ft 5. 1 

l_ M*rz_18M.J 


Otto, Grau auf Wollfllzhüten, 


67 


und Erdfarben hersteilen. Die Lichtecht- anblauen, übersetzt dann mit walkechten 
heit in hellen Tönen wird wohl bei allen Farbstoffen auf frischem Wasser und flxirt zu- 
dieaelbe sein (?Red.), selbst wenn ein letzt mit Fluorchrom, doch macht sich dieses 
zartes helles Silber mit Küpengrau gefärbt für Wolihüte kaum bezahlt. Die Stumpen 
wird, bei dunklerem Grau ist es freilich direct hell anküpen ist ein schwieriges 
was anders. Unternehmen, denn es hfilt zu schwer, 

Beim Farben mit Alizarinfarben wird gleichntässige Bläue zu erhalten. Mit Natur- 
der Stumpen vorher mit Chromkali und farbstoffen erhält man ganz schöne graue 
Weinstein gebeizt und unter Zugabe von Farben, doch ist es hier besser in der 
essigsaurem Ammoniak oder doppeltkohlen- Wolle zu färben oder aber den Stumpen 
saurem Natron ausgefärbt. Es ist dabei so wenig wie möglich vorher zu decatiren. 
zweckmässig, einen Ueberschuss von Essig- Man nimmt für ein Hellgrau auf 100 kg 
säure zu nehmen. Die Farbe steht in Wolle 800 g Gallus, 350 g Sommerröthe 
Decatur und Presse besser und geht nicht oder Krapp, 3 bis 400 g flüssigen Blauholz- 
so schnei! ins Grünliche über. Ebensoistes extract, 1 kg Weinstein, 50 g Eisenvitriol, 
vorthei Ihafter, wenn die lose Wolle gefärbt kocht I Stunde, setzt dann noch 150 bis 
wird und die Stumpen fertig gewalkt sind, 200 g Eisenvitriol zu und kocht '/, Stunde, 
noch 1 bis 2 Liter Essigsäure nachzugeben, fertig. 

um Soda und Salmiakgeist, welche zum Auch folgendes Verfahren giebt gute 
Auswaschen angewandt, zu noutralisiren. Resultate. 100 kg Wolle lichtperl anblauen 
Oft werden auch carbonisirte Wollen vor- und auf frischem Bade mit 1 kg Weinstein, 
arbeitet, welche noch kleine Fetttheilchen 300 g Persio, 900 g Sandei, 350 g Sommer- 
haben; diese lösen sich beim Bügeln und rölhe und 20 g Eisenvitriol 1 '/, Stunden 
in der Decatur, und benutzt man zum kochen. Mit Anilinfarbstoffcn gefärbte Grau 
Färben der Stumpen einen blauen Färb- sind wohl ganz schön, doch können sie nicht 
stoff, so kann man sicher sein, dass diese angewandt werden, wo eine scharfe Decatur 
Stellen dunkler gefärbt worden; bei anderen verlangt wird; auf diese Weise werden beson- 
Modefarben ist dies nicht der Fall. Ein ders Damenhüte gefärbt. Man nimmt auf 
hübsches Silber mit Alizarinfarbstoffen wird, 25 Dutzend = 25 kg 1 2 '/ s kg Glaubersalz, 
wie Muster No. 1 der heutigen Beilage zeigt, 6 g Echtsäureblau K, 3g Echtsäureviolett A2R 
folgendermassen gefärbt. 100 kg lose Wolle und 3 g Patentblau V, sowie '/» Liter Essig- 
beizen mit 1 kg Chromkali, 1 kg Wein- säure, geht mit dem gut genetzten Stumpen 
stein, 250 g Schwereisäure, 1 Stunde bei 60 , C.ein, bringtuntergutemHantirenzura 
kochen; ausfärben auf frischem Bade mit Kochen und kocht */, bis 1 Stunde, dreht die 
200 g Alizarinblau SW pulv. und 18 g Ali- Stumpen unx, und setzt noch 1 bis 2 Liter Essig- 
zarinorange W pulv. unter Zusatz von 2 bis säure zu, kocht 1 Stunde, fertig. 

3 Liter Essigsäure. Will man dieselbe Farbe Es darf aber bei dieser Farbe nicht auf 
auf Stumpen färben (vgl. Muster No. 2), so Kupferkesseln gefärbt, noch Schwefelsäure 
beizt man diese mit je 1 ®/o Chromkali und zum Färben genommen werden. Ich habe 
Weinstein und färbt für 25kg ( = 20 Dutzend) gefunden, dass Echtsäureblau R sonst auf 
mit 20 g Alizarinschwarz SW Teig, 20 g der Waare hei Anwesenheit von Sehwefel- 
Alizarinblau SW und 3 g Alizarinorange W säure gelbliche Flecken erzeugt und aller 
pulv. aus; setzt dem handwarmen Wasser- Liebe Müh’ umsonst ist. 
bade 2'/» kg doppeltkohlensaures Natron Es ist noch das Färben in der Walke 
zu, treibt zum Kochen und kocht '/» Stunde, zu besprechen, das sich bequem und 
dreht die Stumpen um, setzt dem Bade einfach ausführen lässt. Mau kann dabei auf 
5 kg Essigsäure zu und kocht noch '/* bis zweierlei Art arbeiten, entweder man weicht 
1 Stunde, fertig. Zweckmässig ist cs, diese die Stumpen oder Filze in einem Bottich ein, 
hellen Farben auf Zinn- oder Holzkesseln worin vorher schon die Farbe zurecht ge- 
zu färben, und Kupferkessel, besonders recht macht ist, oder die Stumpen werden mit 
blank geputzte, zu vermeiden. Ein Dunkel- Seife oder Schwefelsäure so weit herunter- 
grau, Schiefergrau, wird hergestellt wie gewalkt, dass noch 3 bis 4 cm am Maass 
folgt: Für 20 Dutzend — 20 kg nimmt man fehlen, dann wird ausgewaschen und gefärbt. 

3% Chromkali, 2% Weinstein und 1% Nach ersterer Methode können die Stumpen 
Schwefelsäure; 1 Stunde kochen. Ausfärben nur mit Schwefelsäure gewalkt werden; 
mit 2 '/, kg doppeltkohlensaurem Natron, sollte es nun Vorkommen, dass die Stumpen 
250 g Alizarinschwarz SW Teig, 125 g An- nicht mehr walken, so muss Schwefelsäure 
thraeenbraun W Teig und 20 g Alizarin- zugegeben werden. Die Stumpen müssen 
blau SW eventuell eine sehr geringe Menge aus carbonisirter, nicht geölter Wolle her- 
Gelb. Man kann auch die Wolle ganz hell gestellt sein. Man nimmt zu einem Hell- 

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68 


Entgegnung auf den Artikel „MUchaäura und Lactolin“. — Seidel, Lignorosin. [ Jehr^'ruf 


grau auf 26 kg Stumpen 2'/j kg Erdfarbe j 
Gries III, 1 g Ecbtsiiureviolett A2R und 1 g j 
Säureviolett 6BIN, sowie etwas Schwefel- j 
säure, lässt alles zusammen aufkochen. filtrirt j 
durch ein Sieb und giebt dann handwarm in 
dieWalke. Wenn die Farbe getroffen ist, spült 
man kurze Zeit mit Wasser nach. An Stelle 
der genannten beiden Anilinfarbstoffe kann 
man auch ein gut egalisirendes Methylvioletl 
nehmen. Sollte es Vorkommen, (lass die 
Farbe nicht stimmt, so ist es das Einfachste, 
man wäscht die Farbe mit etwas Soda her- 
unter und färbt nach gutem Spülen nochmals 
auf. Die Erdfarben färben den Stumpen mit 
Leichtigkeit durch, lassen sich gut schleifen 
und dürften die anderen grauen Farben in 
Bezug auf Lichtechtheit übertreffen. 

Entgegnung 

nuf den Artikel „Milchsäure und 

Lactolin“ von l)r. A. Klelineyer 

von 

Dr. C. Dreher. 

Obwohl die Bewerthung der Milchsäure 
und ihrer Abkömmlinge z. K. das Lactolin 
als Beize schon in einer Reihe von Artikeln 
behandelt wurden, verbreitet sieh Herr 
Dr. Kielmeyer nochmals über das Thema, 
und zwar in der Absicht, für das Lactolin 
der Firma Boehringer eine Lanze zu 
brechen. Wenn K. in seiner Abhand- 
lung es nicht für geeignet erachtet hätte, 
meinen Namen „als quasi prlneiplellen 
Gegner des Lactolins ohne begründete 
Ursache“ zu erwähnen, hätte ich wohl 
kaum Veranlassung genommen, auf das 
abgedroschene Thema noch zu reagiren. 
Das Lactolin hat schon längst von allen 
massgeblichen Fachgenossen, z. B. auch 
den Leitern der coloristischen Labora- 
torien der Farbwerke Höchst, ferner der 
Farbenfabriken Elberfeld, die es nach ein- 
gehenden Versuchen abgelehnt haben, 
neben Milchsäure das Lactolin Boehringer 
zu führen, ferner von den Leitern der 
Färbereien W. Spindlor, der Kammgarn- 
spinnerei Kaiserslautern, und vieler Anderer, 
seine gebührende Heurtheilung erfahren, 
so dass, nachdem auch Herr Dr. Buntrock in 
seiner ausführlichen Abhandlung über neue 
Beizen sich darüber ausgesprochen hat, es 
für mich erührigt, noch etwas hinzurügen. 

Lactolin Boehringer stellt sich eben 
für den Oonsumenten weit theurer ein als 
Milchsäure und sollte eben noch Jemand 
den Versuch über die besonderen Beiz- 
eigenschaften des sogen, sauren milchsaureu 
Kalis gegenüber Milchsäure machen wollen, 
so kann er dies einfach, indem er der Beiz- 


flotte pro Kilo zur Verwendung kommender 
Milchsäure kg Kaliumcarbonat (Pott- 
asche) zuselzt, was ihm jedenfalls billiger 
kommt als wenn er das Lactolin, an dem 
meines Wissens nur der Name gesetzlich 
geschützt ist, von der Fabrik bezieht. 

Die Verzögerung des Angehens des 
Chroms auf die Faser und damit die 
bessere und egalere Beizung wird eben 
auf alle Fälle am leichtesten erreicht, 
wenn Milchsäure zusammen mit Ammoniak- 
Balzeu angewendet wird, wovon sich leicht 
Jedermann dadurch überzeugen kann, dass 
er seinem Beizbade, von dem in jeder 
Färberei ja vorräthigen essigsauren Am- 
moniak 3 bis 5 Liter auf 3 kg Milchsäur«' 
zusetzt 

Wenn ich gegen Lactolin auch heute 
noch unverändert bin und noch heute gegen 
das Product ankämpfe, so ist dies haupt- 
sächlich deswegen, weil durch das Lactolin 
als Beize richtig angewandte vorzügliche die 
Mi leb säur«* discreditirt werden kann, ich 
aber der Milchsäure ihren mit Recht 
gut«-n Ruf und Absatz erhalten möchte. 


Lignorosin. 

Von 

l>r. Heinrich Seidel. 

In dem Artikel „Milchsäure und Lac- 
tolin“ hat Herr Dr. A Kielmeyer das von 
mir gefundene Wollbeizmittel Lignorosin 
einer Kritik unterzogen, auf die mir eine 
kurze Entg«*gnung gestattet sei.’) 

Herr Dr. Kielmeyer scheint die Publi- 
kationen, die über Lignorosin erschienen 
sind, zum Theile unrichtig aufgeführl zu 
haben — dadurch sind einige seiner Fehl- 
schlüsse entstanden. Einige andere un- 
richtige Behauptungen mögen in nicht ge- 
nügender Kenntniss des Lignorosins ihre 
Erklärung finden. Herr Dr. Kielmeyer er- 
hebt gegen das Lignorosin folgende Vor- 
würfe : 

1. Die Constitution des Lignins sei un- 
bekannt und das Lignorosin habe eine 
wechselnde Zusammensetzung. 

2. Es reducire die Chromsäure nicht. 

3. Die mit Lignorosin gebeizte Wolle 
sei braun. 

4. Der Kalkgehait des Lignorosin sei 
schädlich. 

5. Die erzielten Färbungen seien licht- 
unecht. 

Nach der Meinung des Herrn Dr. A. 
Kielmever hat also das Lignorosin so ziem- 

i) Heft 2 u. 3 der der „Färber-Zeitung" 1899. 


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Heft 5. 1 
l. Marx 1S99. J 


Seidel, Lignorotin. 


69 


lieh alle Kehler, die ein Wollbeizmittel 
nicht haben darf. 

Ich erwidere auf dieseVorwürfo folgendes : 
ad 1. Der Einwand, dass die Consti- 
tution des Lignins noch nicht genügend 
aufgeklärt ist und deshalb der ligninsulfo- 
saure Kalk etwas ganz Undeflnirbares sei, 
kunn wohl nicht ernst genommen werden. 
Wir kennen die Constitution der Eiweiss- 
körper noch bei weitem nicht so gut wie 
die des Lignins, und es wird deshalb doch 
niemand die Anwendungsfähigkeit der ver- 
schiedenen Eiweisspräparate, auf denen 
heute bereits blühende Industrien basiren, 
in Zweifel zu ziehen wagen. Und war der 
Indigo vielleicht bei den Färbern verpönt, 
ehe man seine Constitution kannte? In 
eine Discussion über die Constitution des 
Lignins mich einzulassen, ist hier wohl 
nicht der Ort, ich muss diesbezüglich auf 
die Literatur verweisen.') 

Dr. A. Kielmeyer citirt ferner meine 
Mittheilung auf dem Congrcss für ang. 
Chemie, wo ich sagte, verschiedene Sulfit- 
ablaugen beizen verschieden, ohne dass 
man die Ursachen des verschiedenen Ver- 
haltens kenne. Dass verschiedene Sulfit- 
ablaugen verschieden beizen, ist voll- 
kommen richtig. Aber ich habe auch nie- 
mals den Färbereien empfohlen, mit be- 
liebigen Sulfitlaugen zu beizen, sondern 
bin durch sehr sorgfältige Versuche in 
Laboratorium und Praxis dazugekommen, 
ein Product unter dem Namen Lignorosin 
einzuführen, das stets die gleiche Zu- 
sammensetzung hat, die von der Fabrik 
garantirt wird. 

Das Lignorosin wird aus der Sulfit- 
ablauge einer einzigen grossen Cellulose- 
fabrik hergestellt, und muss, da diese 
Fabrikation genau so eontrolirt wird, wie 
jede andere Fabrikation, immer genau die- 
selbe Zusammensetzung haben, sowie die 
Cellulose stets die gleiche Zusammensetzung 
hat. Herr Dr. Kielmeyer ist den exacten 
Beweis, dass das Lignorosin, das in den 
Handel gebracht wird, wechselnde Zu- 
sammensetzung hat, schuldig geblieben. 

ad 2. Lignorosin reducirt „Chromkali“ 
nicht! Herr Dr. Kielmeyer hat sich den 
Druck- oder Schreibfehler, der sich in dem 
Artikel von Raaz*) über Lignorosin vor- 
findet, sehr zu Herzen gehen lassen. Ich 

i) Cross & Bovan, Cellulose, London, Long- 
msns, Green & Co., 1895. 

Lindsey & Tollens, A. 267, S 363. 

Strecb, Inaug.-Dissert. Manchen. 

Seidel, Mittheilungen des K. K, Techn. Gew.- 
Mus. 1897, 1898. 

lClason, Rep. der Ch.-Ztg. 1897. 

*) „Färber-Zeitung" 1898, Heft 16. 


habe es für selbstverständlich gehalten, 
dass jeder Fachmann, der in einem im 
Ganzen das Lignorosin günstig mittheiien- 
den Artikel liest, „das ganze Chrom werde 
als Chromsäureanhydrid niedergeschlagen“ 
zuerst an einen Druckfehler denken wird. 
Raaz wollte wohl sicher Chromoxyd sagen. 
Ich habe cb. als ich damals den Artikel 
las, nicht für nothwendig gehalten, die 
Leser der „Färber-Zeitung“ mit einer Be- 
richtigung zu belästigen. 

Ist nun Lignorosin ein Keductionsmittel 
oder nicht? Die Frage beantwortet sich 
dadurch, dass ich mit Lignorosin eine 
Anzahl von Küpen reducirt habe, so 
Methylenblau. Indigo, Indophenol, Dinitro- 
naphtalin, Nitrophonylpropiolsäure. Kalium- 
permanganat, Bleisuperoxyd und Kaliumbi- 
chromat. ') Die starke reducirende Wirkung 
der Sulfitablauge hat mich ja überhaupt 
erst darauf geführt, ein Beizmittel aus ihr 
herzustellen, in dem die redueirenden Eigen- 
schaften noch enthalten sind. Das Ligno- 
rosin enthält keine schweflige Säure mehr 
und zeigt dennoch sämmtliche Reductions- 
wirkungen der Originallauge. Daraus habe 
ich den Schluss gezogen, dass die organi- 
scheSubstanz desLignorosins dasReductions- 
mittel ist. Wenn Herr Dr. A. Kielmeyer 
von einer Abspaltung einer S() i -Gruppe 
spricht, so ist das einer seiner chemischen 
Irrthümer, über die ich mit ihm nicht 
streiten will. 

Zur Herstellung des Lignorosin» wird 
die schweflige Säure (SO,) aus der 
Sulfitablauge ausgetrieben, aber keine 
Gruppe SO, entzogen. Das Lignorosin 
enthält noch 4% organisch gebundenen 
Schwefel, der nach dem jetzigen Stande 
unserer Kenntnisse in Form einer Sulfo- 
säure gebunden angenommen wird. Ob 
Lignorosin Kaliumbichromat reducirt oder 
nicht, habe ich durch eine Versuchsreihe 
festzuhalten versucht, bei der in den üb- 
lichen für den Beizproeess in Betracht 
kommenden Verhältnissen kochende Ka- 
liumbichromatlösung der Einwirkung von 
Weinstein. Lignorosin und Schwefelsäure 
bei Ausschluss von Wolle ausgesetzt 
wurde. Weinstein oder Lignorosin allein 
roducirten je 15 •/«> die Coinbination 
Lignorosin-Sehwefolsäure aber 45 % des 
angewandten Bichromats. Es scheint also 
doch erlaubt zu sein, von einer reduciren- 
den Wirkung des Lignorosins zu sprechen. 
Mit Milchsäure habe ich in diesem Zu- 
sammenhänge keine Vergleichaversuche an- 

i) Siehe Seidel & Hanak, Uober Sulfitcellulose- 
ablauge, 4. Mittheilung. Mittheil. d. K. K. 
Techn. Gew. -Museums in Wien, 1898. 


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70 


gestellt, allein ich habe schon gelegent- 
lich einmal früher constutirt, dass auch 
Milchsäure ohne Anwesenheit von Wolle 
das Bichromnt nicht bis zum Ende reducirt. 

Die Ausnützung des Kaliumbichromats 
bei Weinsteinbeize ist erfaltrungsgeniäss 
60 "/« 1 bei Milchsäure ist sie fast voll- 
kommen, was ja einer ihrer Hauptvorzüge 
ist. Quantitative Beizversuche auf Wolle 
mit Kaliumbichromat und mit Milchsäure 
einerseits, mit Lignorosin-Schwefelsüure 
andererseits ergaben eine fast gleiche Aus- 
nützung de Chroms, nämlich 89, bezw. 
92 7o des angewandten Bichromais. 

ad 3. Die Karbe der mit Lignorosin 
gebeizten Wolle, wenigstens in den Verhält- 
nissen meiner Beizvorschrift (1,5 V, K,Cr,0 7 , 
3 % Lignorosin, 0,8°/« H,SO, im Vergleich 
zu 1,5 */• K»Cr,0 T , 3 V, Milchsäure, 0,6 */« 
H,S0 4 ) ist nicht braun, wie Herr Dr. A. 
Kielmeyer angiebt, sondern graugrün; ich 
habe noch nicht gefunden, dass diese 
Nüance hellen Tönen irgend einen Schaden 
zugerügt hätte. Die braune Karbe, die 

dem Ugnorosin eigen ist, ist noch kein 
Beweis dafür, dass ein Farbstoff darin ent- 
halten ist, der die Wolle braun färbt. 
Uebrigens ist ja auch Milchsäure keines- 
wegs farblos, manche Handelsprodukte sind 
sogar recht dunkel. 

ad 4. Nach den Ausführungen des 
Herrn Dr. Kielmeyer hat es den Anschein, 
als ob ich den Kalkgehalt des Lignorosins 
als einen ganz besonderen Vorzug des 
Lignorosins hinstellen würde. Ich behaupte 
nur, dass der Kalkgehalt des Lignorosins 
in diesem einen Falle nicht schädlich iBt; 
denn der Kalk ist hier so fest gebunden, 
dass er durch die gewöhnlichen Fällungs- 
mittel nicht daraus zu entfernen ist. ich 
habe zum Beispiel gezeigt, dass selbst aus 
dem ligninsulfogauren Baryum, das ich 
dnrgestellt habe, der Baryt durch Schwefel- 
säure erst nach mehrwöchentlichem Kochen 
in der Wärme vollkommen gefüllt wird. 
Ich habe den Kalkgehalt des Lignorosins 
nur zur Erklärung der unleugbar vor- 
handenen feurigen Nüancen der auf 
Lignorosinbeize erhaltenen Färbungen her- 
angezogen. Dass Kalk in verschiedenen 
Fällen die Ursache grösserer Lebhaftigkeit 
der Färbungen ist, ist wohl allgemein an- 
erkannt. Ich halte eine Abspaltung von 
geringen Mengen Kalk, die zur Lackbil- 
dung beitragen, für wahrscheinlich. 

ad 5. Dass die auf Lignorosinbeize 
erhaltenen Färbungen lichtunecht sind, 
bestreite ich. Ich habe seilst ver- 
gleichende Lichtechtheitsversuche angestellt, 
die durchaus nicht zu Ungunsten des 


Lignorosins ausgefallen sind; ihre Richtig- 
keit wurde mir aus Kreisen der Praxis 
wiederholt bestätigt. Auch die Licht- 
echtheitsversuche der Firma Kalle & Co. 
in Biebrich a. Rh., die übrigens den 
Generalvertrieb des Lignorosins für alle 
Länder, ausser Oesterreich, das durch W. 
Neuber in Wien vertreten w ird, übernommen 
hat, haben ein günstiges Resultat ergeben. 

Herr Dr. Kielmeyer hat in seinem Wohl- 
wollen für Milchsäure und Lactolin, dem 
ich ja nicht entgegen treten will, weil ich 
die guten Eigenschaften dieser Beizen voll- 
kommen anerkenne, einige Vortheile des 
Lignorosins ganz übersehen. Das Ligno- 
rosin in Kombination mit Schwefelsäure 
nutzt das Bichromat fast vollkommen aus. 
die Nüancen sind im Allgemeinen sowohl 
lebhafter wie auch intensiver als auf Wein- 
stein oder Milchsäure; der Griff ist weich 
und voluminös. 

Seifen-, Wasser-, Alkali-, Säure- und 
Lichtechtheit sind ebenso gut wie bei Wein- 
stein oder Milchsäure, die Walkechtheit ist 
grösser, als bei irgend einem anderen 
Beiznüttel '). Schliesslich ist der billige 
Preis des Lignorosins wohl auch ein Um- 
stand, der nicht zu den Nachtheilen des- 
selben gerechnet werden darf. Die War- 
nung des Herrn Dr. Kielmeyer, der Färber 
möge sich durch das Lignorosin „nicht aufs 
Eis führen lassen“, ist daher wohl nicht 
allzu tragisch zu nehmen. 


Einfuhr und Ausfuhr^ 
von Farben Ira Deutschen Zollgebiete 
lm Jahre 1898. 

1. Einfuhr. 

100 kg netto 


Indigo 10 361 

darunter von Frankreich .... 83 

Grossbritannien ... 1 121 

Niederlande .... 725 

Oesterreich - Ungarn . 331 

Britisch Ostindien . . 6 561 

Niedorl. Indien . . . 888 

Guatemala 414 

Honduias, Nicaragua, 

Salvador . . . 179 

lm Vorjahro 14 084 

Indigocarmin 134 

daruntervon Frankreich .... 127 

[m Vorjahro 88 

Blauholz 283 389 

daruntervon Britisch Westindien . 57 023 

Iloniinic. Republik . . 25 814 

Haiti 32 796 

Mexiko 153 943 

Vcr. St. v. Amerika , 6 115 

Im Vorjahre 367 795 


>) R. Wunderlich, Deutsche Fftrbor-Ztg. 1898, 
Seite 094. 


Elnftihr und Ausfuhr von Farben Im Deutschen Zollgebiete im Jahre i8g8. 


f Färber- Zeitung. 
[Jahr gang Ibtrt». 


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Heft 5. 1 

1. MÄr» I8M.J 


Einfuhr und Ausfuhr von Farben im Deutschen Zollgebiete im Jahre 1898. 


71 


100 kg netto 


Gelbholz 46 187 

darunter von Honduras, Nicaragua, 

Salvador . . . . 13 682 

Mexiko 10 781 

Im Vorjahre 28 302 

Rothholz 18 279 

darunter von Brasilien 3 867 

Mexiko 4082 

Im Vorjahre 23 670 

Parbholzextrakte 41 601 

darunter von Belgien 492 

Frankreich .... 28 103 

Großbritannien ... 1 384 

Schweiz 1 371 

Ver. St» v. Amerika . 9 691 

Im Vorjahre 44 009 

Krapp iFarbcrröthe) 1 172 

darunter von Niederlande .... 1021 

Im Vorjahre 1 074 

Cochenille 884 

darunter von Spanien 675 

Im Voijahre 761 

Safflor 15 

darunter von Oesterreich-Ungarn 9 

Im Vorjahre 7 

Quercitron 11218 

darunter von Ver. 8t. v. Amerika . 11 159 

Iin Vorjahre 12 242 

Catechu 64 872 

darunter von Grossbritannien . . . 2 439 

Britisch Ostindien . . 60 811 

Im Vorjahre 57 912 

Orseille, Orseille- Extrakt, Persio, 

Lackmus 1 678 

darunter von Frankreich 228 

Britisch Ostafrika . . 844 

Im Vorjahre 1 716 

Ali za rin 392 

darunter von Grossbritannien . . 168 

Oesterreich-Ungrv • . . 30 

Im Vorjahre 695 

Anilin- und andere ThoerfarbstofTe 10 286 

darunter von Belgien 481 

Frankreich .... 1 757 

Grossbritannien ... 1 349 

Niederlande .... 534 

Oesterreich- Ungarn . 309 

Schweiz 5 705 

Im Vorjahre 9 915 

Lackfarben 89 

darunter von Belgien 22 

Im Vorjahre 65 

Kupferfarben 371 

darunter von Frankreich .... 342 

Im Vorjahre 397 

Zinnober, rother 108 

darunter von Frankreich .... 41 

China 16 

Im Vorjahre 147 

Mennige 4 881 

darunter von Grossbritannien . . . 4 637 

Im Vorjahre 4 168 

Berlinerblau 774 

darunter von Großbritannien . . . 408 

Niederlande .... 348 

Im Vorjahre 1 492 

Ultramarin 491 

darunter von Frankreich .... 407 

Im Vorjahre 667 


100 kg netto 


Buchdruckerschwarze 360 

darunter von Frankreich .... 146 

Im Vorjahre 302 

Ruß und Rußbutter 6 991 

darunter von Vor. St. v. Amerika . 5 876 

Im Vorjahre 6 113 

Farberdeu, natürliche 108 292 

darunter von Frankreich .... 58124 

Grossbritannien ... 27 101 

Im Vorjahre 125 769 

Maler- und W aschfarben: Tusche . 1 335 

daruntervon Grossbritaimien . . . 437 

Niederlande ... 224 

Im Vorjahre l 570 

2. Ausfuhr. 

100 kg netto 

Indigo . . . 9 180 

darunter nach Freihafen Hamburg. 71 

Belgien 141 

Dänemark .... 264 

Finnland 131 

Frankreich ... 138 

Grossbritannien . . 767 

Italien 616 

Niederlande . . . 421 

Oesterreich-Ungarn . 2 164 

Russland .... 1 106 

Schweden .... 249 

Schweiz 489 

Ver. St. v. Amerika . 2 225 

Im Vorjahre 6 079 

Indigocarmin 770 

darunter nach Oesterreich-Ungarn . 204 

Im Vorjahre 577 

Blauholz 75 456 

darunter nach Oesterreich-Ungarn . 1 2 697 

Russland 30 062 

Schweiz 4 611 

Im Vorjahre 68 259 

Gelbholz 5 098 

darunter nach Russland 1 511 

Im Vorjahre 4 966 

Rothholz 8 351 

darunter nach Russland 3 129 

Im Vorjahre 9 081 

Farbholzextrakte 11785 

darunter nach Oesterreich-Ungarn . 5 687 

Russland _ 1 263 

Im Vorjahre 11 884 

Krapp (Fftrberröthe) 1 090 

darunter nach Oesterreich- Ungarn . 453 

Im Vorjahre 1 167 

Cochenillo 336 

darunter nach Oestorreich - Ungarn . 84 

Russland 178 

Im Vorjahre 342 

Safflor 1 

Im Vorjahre — 

Quere itron 1 259 

darunter nach Russland 925 

Im Vorjahre 415 

Catechu 11 402 

darunter nach Oesterreich-Ungarn . 2 250 

Rußland 4 350 

Im Vorjahre 13 264 

Orseille, Orseille- Extrakt, Persio, 

Lackmus 1 478 

darunter nach Frankreich .... 523 

Im Vorjahre 804 


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72 


ErlAutcTungvn zu der Beilage. 


J P&rber-Zoltang. 
Jahrgang 1899. 


100 kg netto 


Alizarin 93 205 

darunter nach Belgien 9 08ß 

Frankreich .... 2935 

Grossbritannien . . 20 506 

Italien 1 948 

Niederlande. ... 2 189 

Oosterreich-Ungarn . 4 603 

Russland 3 615 

Schwei* 2 049 

Türkei 1743 

Britisch Ostindien 25 087 

Ver. St ». Amerika 23574 

Im Vorjahre 86 408 

Anilin- und andere TheerfarbstolTe 197 123 

darunter nach Belgien .... 8 889 

Bulgarien .... 303 

Dänemark .... 1115 

Finnland 860 

Frankreich .... 7 451 

Griechenland . . . 175 

Grossbritannien . . 40 072 

Italien 12 385 

Niederlande ... 3 429 

Norwegen .... 941 

Oosterreich-Ungarn . 19 073 

Portugal 1 199 

Rumänion .... 841 

Russland ..... 9 233 

Schweden .... 4 678 

Schwel* 4 908 

Spanien 1 381 

Türkei 1 556 

Britisch Ostindien 10358 

China 14 797 

Japan 6010 

Argentinien. . . . 359 

Brasilien 1 076 

Brit Nordamerika 513 

Mexiko 1 514 

Ver. St. v. Amerika 42 314 

Brit Auetralien . . 408 

Im Vorjahre 176 389 

Lackfarben 9 394 

darunter nach Belgien 2 322 

Groesbritannien , . 1 955 

Im Vorjahre 6 707 

Kupferfarben 4 762 

darunter nach Russland 1 777 

China 793 

Im Vorjahre 3 776 

Zinnober, rother 2 095 

darunter nach Grossbritannien . . 522 

Oesterreich-Ungarn . 183 

Russland 474 

Im Vorjahre 2498 

Mennige 7 h 791 

darunter nach Belgien 7 663 

Frankreich .... 3 955 

Grossbritannien . . 22 988 

Niederlande . . . 9 676 

Russland 5 230 

Britiach Ostindien . 5 499 

Ver. St ». Amerika 2 950 

Im Vorjahre 67 785 

Berlinerblau 6 035 

darunter nach Belgien 863 

Groesbritannien . . 1 312 

Brit. Ostindien . . 605 

China 73 

Ver. 8t. v. Amerika_ 352 

Im Vorjahre 6 667 


100 kg netto 

Ultramarin 

41 202 

darunter nach Belgien 

3 276 

Grossbritannien . . 

17 484 

Italien 

1 882 

Niederlande . . . 

2 242 

Spanien 

1 476 

Ver. St v. Amerika 

1 624 

Im Vorjahre 

39 764 

Buchdruckerschw&rze 

12460 

darunter nach Niederlande . . . 

1405 

Oosterreich-Ungarn . 

2 254 

8chweix 

1 441 

Im Vorjahre 

12067 

Ruaa und Kufläbutter 

13 767 

darunter nach Belgien 

2 658 

Frankreich .... 

5857 

Russland 

1 966 

Im Vorjahre 

11 379 

Parberden, natürliche 

133 235 

darunter nach Belgien 

15 150 

Großbritannien . . 

8 129 

Niederlande. . . . 

14 872 

Oesterreich-Ungarn . 

23 320 

Kussland 

16 571 

Im Vorjahre 

109 225 

Maler* und Waschfarben; Tuache 
darunter nach Freihafen Hamburg . 

22 989 

4 594 

Belgien 

1 706 

Grossbritannien . . 

1 364 

Niederlande. . . . 

1094 

Oesterreich-Ungarn . 

1013 

Russland 

1 931 

Schweix 

2 016 

Ver. St. v. Amerika . 

1 006 

Im Vorjahre 

22 270 

X. 


Erläuterungen zu der Beilage No. 6. 

No. 1 und a. 

(Vgl. C. A. Otto, Grau auf Wollfilzhüte, 
S. 66.) 

No. 3. Ncu-Patentblau GA auf 10 kg Wollgarn. 
Gefärbt wurde mit 
150 g Neu-Patentblau GA (Bayer) 
unter Zusatz von 

1 kg Glaubersalz und 
400 g Schwefelsäure. 

In Säure- und Schwefelchtheit gleicht 
der ParbstofT der Marke B (vgl. 8. 218 des 
IX. Jahrgangs); beim Walken wurde weisses 
mitverflochtenes Garn nicht angef&rbt. (Vgl. 

a. fe. 73.) färbtrh dir Fürbrr-ZiituKj. 

No. 4. Disnilschwarz PR auf 10 kg Baumwollgarn. 

Man färbt in möglichst kurzer Flotte 
eine Stunde kochend mit 

500 g DianilschwarzPR (Farbw.Höchst) 
unter Zusatz von 

500 g calc. Soda. 

Die Säure- und Alkaliechtheit der Färbung 
sind gut, während die Chlorechtheit gering 
ist. Beim Waschen in handwarmer, lpro- 


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Heft 5. 

I. Marx 1899. 


Rundschau. 


78 


centiger Seifenlösung wurde weisses Garn 
nicht angofärbt. ^ 

No. 5. Kryogenbraun auf 10 kg Baumwollgarn. 
Färben kalt während I Stunde mit 
1 kg 500 g Kryogenbraun (B. A. & S. F.) 
unter Zusatz von 

3 kg 750 g Kochsalz. 

Ueberfärben in frischer, möglichst dünner, 
kalter Flotte mit 

10 g Rheonin A (B. A. & S. F.) 
unter Zusatz von 
440 g Alaun. 

Das Garn muss vor dem Farben gut 
abgekocht werden. 

Die Säure-, Alkali- und Waschechtheit 
sind gut, die Chlorechtheit befriedigend. 
(Vgl. a. S. 74.) tärtnl dtr /Virb..- ZMiutff. 

No. 6. Zweifarbiges Halbwollgewebe mit 
mercerlsirten Baumwolteffecten. 

Wolle ohne Kochen gefärbt mit 
Formylviolett S4B (Cassella) und 
Rhodamin O (Farbw. Höchst) 
unter Zusatz von 

5% Weinsteinpraparat und 
3 - Glaubersalz. 

Baumwolle gefärbt mit 
Diaminorange G (Cassella), 
in schwachem Seifenbad gewaschen und 
mit Wasser nachgespült. Otorl 

No. 7. Lavendelblau auf halbwollener Stosslltzc. 

Gefärbt mit 

0,2 •/« Diaminviolett N (Cassella), 

0,2 - Formylviolett 10B ( - ), 

0,1 - Chicagoblau 6G (Berl. Aet.- 
Ges.) 

unter Zusatz von 

40 g kryst. Glaubersalz 
im Liter Flotte. 

Lauwarm eingehen, zum Kochen treiben 
und '/, Stunde kochen. & 0 

No. 8. Altbronce auf Halbwollkammgarn. 
Färben mit 

4*/» Thiazolgelb (Bayer), 

0,6 - Diaminviolett X (Cassella), 
0,024 - Formylviolett S4B ( - ); 

zusetzen 

40 g kryst. Glaubersalz 
für je 1 Liter Färbeflotte. 

Färbeweise s. Muster No. 7. Die 
Säure- und Alkaliechtheit sind gut, die 
Chlor- und Waschechtheit befriedigend. 

d. o. 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 
und Musterkarten der Farbenfabriken.) 

Die Farbenfabriken vorm. Friedrich 
Bayer & Co. in Elberfeld zeigen in einem 
Rundschreiben einen neuen einheitlichen 
Wollfarbstoff unter dem Namen Neu-Pa- 
tentblau GA an; dem Bericht der Firma 
zufolge unterscheidet er sich von den älteren 
Marken B und 4B vor allem dadurch, dass 
die Bäder fast vollkommen erschöpft werden, 
wahrend die älteren Marken bekanntlich 
einen nicht unbedeutenden Theil im Färbe- 
bade zurücklassen. Dazu kommt als weiterer 
Unterschied die etwas grünere und leb- 
haftere Nüance, verbunden mit grösserer 
Farbkraft. Alle anderen Eigenschaften, wie 
Egalisirungsvermögen, Alkali-, Licht-, Rcib- 
und Walkechtheit entsprechen genau denen 
von Neu-Patentblau B und 4B (Vgl. a. 
S. 218 und 343 des IX. Jahrgangs). Die 
neue Marke kommt somit besonders als 
Egalisirungsfarbstoff zur Herstellung von 
Modetönen auf Damenconfectionsstoffen und 
Garnen in Betracht, soll aber auch als 
Nüancirungsfarbstoff für Alizarinfarben ver- 
möge seiner angeblich guten Walkechtheit, 
sowie für Seide geeignet sein. 

Dieselbe Firma giebt ihre Flamm- 
druck-Karte IV heraus, in der Alizarin-, 
Diamant- und Chromfarben mit den ent- 
sprechenden Thonerde-, Chrom-, Eisen- und 
Nickelbeizen vorgeführt sind. Wenngleich 
eine ganze Anzahl im Handel befindlicher 
Chinegarne mit basischen Farbstoffen be- 
druckt sind, so sollen dennoch die mit 
Beizenfarbstoffen geflammten Baumwoll- 
garne sich durch bessere Echtheit aus- 
zeichnen. Da die bedruckten Garne nach 
dem Dämpfen gleich ungeseift verwebt 
werden, so sind sie auch in der von 
der Firma herausgegebenen Musterkarte 
nicht geseift, auch aus dem Grunde, nicht, 
damit sich jeder selbst von der erreich- 
baren Echtheit überzeugen kann. Zum 
Baumwollgarndruck eignen sich z. B.: 

Die beizenfärbenden Farbstoffe, wie: 
Aiizarinroth I, Alizarinorange G, Alizarin- 
gelb 3G pulv., Alizarinviridin in Teig und 
Pulver, Alizarinblau S, Alizarinbordeaux 
u. a. m. 

Die basischen Farbstoffe, wie; Brillant 
Rhodulinroth BD i. Teig. Auramin II, Capri- 
blau G, Methylviolett 5R, Bismarckbraun F, 
Neu Echtgrau, Juteschwarz B u. s. w. 

Von den 56 Mustern wurde z. B. eins 
auf folgende Weise hergestellt: 


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74 


Rundschau. 


[ FArbcr-Zaitang. 
Jahrgang 18 M. 


70 g Alizarinroth SX extra, 

550 - Verdickung F, 

293 - Wasser, 

70- essigs. Thonerdo 12° Be, 

12 - essigs. Kalk 15“ Be, 

5 - oxalsaures Zinn 16" Be 

lööö’iT 

Verdickung F. 

145 g Weizenstärke, 

20 - hellgebrannte Starke, 

105 - Traganthschleim, 65:1000, 

105- Essigsäure 6* Be (30 "/ 0 K 
25 - Olivenöl und 
600 - Wasser werden gekocht 

1000 g. 

Die Muster wurden theils 1 Stunde mit 
'/, Atm. Druck, theils ohne Druck ge- 
dampft, einige auf geöltes Garn gedruckt 
(1 Theil Türkischrothöl, 30 Theile Wasser); 
alle anderen Muster sind auf nicht prilpn- 
rirtes Garn gedruckt. Zum Schluss be- 
merkt die Firma, dass an Stelle einiger 
Pastenfarben auch die Pulvermarken ge- 
braucht werden können, welche sie auch 
in einer kleinen Tabelle anführt. 

Unter dem Namen Kryogenbraun 
bringt die Badische Anilin- und Soda- 
fabrik einen neuen Farbstoff in den Handel. 
(Vgl. Muster No. 5.) Das Färben erfolgt kalt 
unter Benutzung von Holz- oder Eisen- 
kufen. Kupferne Gefässe müssen dabei aus- 
geschlossen werden. Das Umziehen des 
Garns bewirkt man wegen des stark alkali- 
schen Bades mit dem Stecher. Auf 45 kg 
Baumwollgarn rechnet man zum Ansatz 
des Bades etwa 560 Liter kaltes Wasser. 
Man giesst in dasselbe den zuvor in 20 
later heissen Wassers gelösten Farbstoff 
ein, fügt je nach Intensität der Nüance 9 
bis 34 kg Koch-, See- oder Steinsalz zu 
und rührt, bis völlige Lösung erfolgt ist. 
Nun geht man mit dem gut abgekochten 
Garn in die so bestellte Färbeflotte ein, 
zieht */ 4 bis 1 Stunde kalt um, windet 
über der Flotte möglichst ab und spült 
gründlich. Etwaigen AufBatz auf die so 
erzielten Grundnüancen bewirkt man — in 
Rücksicht auf das rasche Aufziehen der 
basiehen Farben — aus frischer, möglichst 
dünner, kalter Flotte unter Zusatz von 
1 kg schwefelsaurer Thonerde, oder der 
doppelten Menge Alaun. Bei Weiterarbeit 
auf altem Grundirbad genügen ’/« der ur- 
sprünglich angewendeten Menge. Bezüg- 
lich der Salzzusätze richtet man sich am 
besten nach dem Aräometer, d. h. man 
spindelt die für eine bestimmte Nüance 
hergerichtete erste Flotte ab und stellt 
nach beendigtem Färben der Parthie und 


Zugabe von neuem Farbstoff, durch Ein- 
werfen von Salz immer wieder auf die ur- 
sprünglichen Grade ein. Werden die 
Bäder bei längerer Arbeit zu dick, so lässt 
man das Salz bei Seite und bringt, durch 
Zugiessen von Wasser auf den gewünschten 
Grad. Nach einer Mitlheilung in dem dies- 
bezüglichen Rundschreiben sind die Wasch-, 
Licht- und Säureechtheit der mit dem ge- 
nannten Product hergestellten Ausfärbungen 
gut; auch soll die Echtheit gegen kochende 
saure Flotten für die meisten Zwecke ge- 
nügen. 

Kryogenblau G und R sind zwei 
neue Farbstoffe derselben Firma. Das 
Färbeverfahren gleicht dem von Kryogen- 
braun; nach dem Spülen wird behufs Er- 
höhung der Echtheit bei 60' C. geseift. 
Die Firma bemerkt zum Schlus, dass die 
hellsten Töne im Interesse lebhafter Nüancen 
am besten auf frischen Bädern ohne Zu- 
satz von Salz gefärbt werden. Kryogen- 
bluu G steht in seinen allgemeinen Echt- 
heitseigenschaftcn dem Kryogenbraun nahe; 
Es soll für Warps- und PlÜscbkettenfärberei 
verwendbar sein, da die Säure- und Dämpf- 
echtheit der hierbei in Frage kommenden 
helleren Blautöne ausreichend befunden 
werden. Kryogenblau R erreicht die Marke 
G in Echtheitseigenscharten nicht voll- 
ständig; die Nüance ist ziemlich roth und 
für dunklere Blau voller. 

AnthrachinonBchwarz derselben 
Firma ist ebenfalls ein ohne Beize ziehender 
neuer Farbstoff. Zum Färben mit diesem 
Product werden wie bei den beiden bereits 
besprochenen Farbstoffen, Holz- oder Eisen- 
kufen verwendet, während kupferne Ge- 
fässe und Heizschlangen augzuschliessen 
sind. Auf 45 kg rechnet man für eine 
satte Sehwarznüance etwa 9 kg Farbstoff, 
4,5 kg Schwefelnatrium, 45 kg Koch-, See- 
oder Steinsalz, 570 Liter insgesammt. 
Diese Flotte zeigt bei 60° C. abgespindelt 
8“ Be. Man übergiesst den Farbstoff und 
das Schwefelnatrium zusammen mit der 
lOfachen Menge kochend heissen Wassers, 
löst unter Rühren und giesst nun in etwa 
480 Liter lauwarmes Wasser. Hierauf wird 
das nöthige Salz in dieser Flotte gelöst, bei 
60° C. mit dem frisch abgekochten Garn ein- 
gegangen, ohne Verzug zum Kochen ge- 
trieben und hierbei 1 Stunde gefärbt. Dann 
spült man behufs Erzielung guter Reibecht- 
heit in gründlicher Weise, verhängt 1 Stunde 
aufSlöcken anderLuftundchromirt '/»Stunde 
bei 40 bis 50* C. unter Verwendung von 
2 '/, kg Chromkali, 2'/ 4 kg Schwefelsäure 
66“ Be. und 680 Liter Wasser. Chromkali 
und Schwefelsäure werden zweckmässig auf 



fl oft 5. 1 

l. Man iww.J 


Rundschau. 


75 


2 mal zugesetzt und die letztere vorher ent- 
sprechend verdünnt ; dann wird gut gespült 
und zwecks Erzielung weichen Griffs geseift 
oder geölt. Die Weiterarbeit auf alter Flotte 
geschieht wie bei Kryogenbraun. Die Arbeit 
mit geschlossenen Heizschlangen (indirecter 
Dampf) ist empfehlenswerter als diejenige 
mit offenen Kochröhren, da bei diesen letzteren 
die Flotte stark verdünnt wird. Wird An- 
thrachinonschwarz aus kalter Flotte gefärbt, 
so erhalt man etwas schwächere Nuancen, die 
auch in Echtheitseigenschaften eine Kleinig- 
keit zurückstehen. Unterlässt man es, die 
Garne nach dem Färben und Spülen an der 
Luft zu verhängen oder chromirt man un- 
genügend nach, so werden zu grünstichige 
Schwarz erzielt. Wird zu lange verhängt 
oder zu stark chromirt, so fallen die Nüancen 
zu roth aus und erleiden gleichzeitig eine 
Einbusse an Farbstärke. In letzterem Fall 
kann nochmals auf dünnen alten Flotten auf- 
gefärbt und, falls dies der Ton verlangt, 
wiederholt chromirt werden. 

Ein neues Blau für Seide, dessen 
Nüance sich durch grosse Reinheit aus- 
zeichnet, giebt die Firma J. R. Geigy 
& Cie. in Setopalin heraus. Das Product 
wird durch Aufkochen unter Zusatz von 
Marseillerseife gelöst; gefärbt wird in neu- 
tralem Seifenbade. Der Farbstoff zieht 
langsam egal auf. Eventuell kann dem 
Bade etwas Essigsäure beigegeben werden. 

A 

G. und E Sykes, Ein verbesserter Sttlck- 
waschspparat. (Engl. Pat. No 14 532.) 

Die Verbesserung besteht darin, dass 
es den Wollgeweben oder Filzwaaren un- 
möglich gemacht wird, wahrend ihres 
Gangs durch den Apparat nach oben oder 
unten vorzuspringen und in Schlingen sich 
zu fangen. Die gleichmässige Förderung 
der Waare innerhalb des Kastens a geht 
von dem Quetschwalzenpaar c d aus, zwei 
mit Kautschuk überzogenen Metallwalzen. 
Walze c erhält ihren Antrieb von einer 
Stufen- oder Conusscheibe auf der Haupt- 
transmission; sie nimmt die obere Walze d 
mit, wenn sie ihr nicht durch Zahnradgetriebe 
ihre Bewegung mittbeilt. Nach dem Durch- 
gang zwischen diesen zwei Kautschuk- 
walzen geht die Waare nach oben, um 
die kleinere Kautschukwalze <y herum und 
zwischen den beiden Kautschukwalzen oder 
den Lieferwalzen g h hindurch und fällt 
dann senkrecht in den unteren Theil des 
Kastens hinunter. Die Hauptsache dabei 
ist, dass das von der Walze c aus durch 
Seilantrieb bewegte Walzenpaar g h, trotz- 
dem es weit kleiner als das Walzenpaar c d 


ist, doch mit derselben Oberflächenge- 
schwindigkeit wie letzteres sich dreht. Für 
die nötige Pressung der Walzenpaare ist 
durch die Schrauben e und die Federn f 
und g gesorgt. Die Waare legt sich am 
Boden des Kastens in breiten, schön ge- 



ordneten Falten ab, wird vom Walzen- 
paare c d wieder heraufgeholt, den Liefer- 
walzen g h von neuem zugebracht und 
so fort, bis der Waschprocess beendet ist. 

ki 

G. Wendler, Manchester, Neues Verfahren zum 
Beizen. (Amerikanisches Patent 309(31.) 

Das neue Verfahren hezieht sich uuf die 
Verwendung einer neuen Hülfsbeizc beim 
Beizen der Wolle mit Chrom. Diese Hülfs- 
beize besteht aus Kalium- oder Natriumboro- 
sulfat oder aus Kalium- bezw. Natriumhoro- 
phosphat. Sie wird gewonnen durch Ein- 
wirkung von Borsäure auf saures Kalium- 
oder Natriumsulfat bezw. -phosphat oder 
durch Einwirkung von Schwefelsäure bezw. 
Phosphorsäure auf Kalium- oderNatriumborat. 

In der Patentschrift wird folgendes Bei- 
spiel gegeben; 60 Theile concentrirter 
Schwefelsäure des Handels werden zum 
Sieden erhitzt und mit 100 Theilen cal- 
cinirtem Natriumsulfat versetzt. Sobald 
Lösung eingetreten ist, werden 15 Theile 
Borsäure zugegeben. Die erkalten» Schmelze 
wird zerkleinert und ist so direct als Zusatz 
zuui Chromsude verwendbar. u. 


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76 


Rundschau, 


fParber-Zeltcnjt. 

(. Jahrgang 


J. Melher, Verfahren rum Chloren von Wolle, 

um ihr das Aussehen und den Griff der 

Seide zu geben. 

Es ist zwar bereits bekannt, dass man 
die gelbe Färbung der gechlorten Wolle 
durch Behandlung mit schwefliger Säure 
beseitigen kann, auch ist dieses Verfahren 
in verschiedenen Ausführungen bereits 
mehrfach patentirt worden. Indessen sollen 
diese Verfahren alle an gewissen Uebel- 
ständen leiden und vor allem nicht einfach 
auszuföhren sein. Dem soll nun durch die 
von Melher angegebene Arbeitsweise ab- 
geholfen werden; darnach verfährt man 
wie folgt: 

Zunächst wird die Wolle behufs Ent- 
fettung mit Ammoniak benetzt; hierauf 
wird sie ’/ 4 Stunde in einem Bade be- 
handelt, welches auf 1 Eiter 10 bis 15 ccm 
Salzsäure von 22* B. enthält. Auswringen 
und, ohne zu spülen, etwa '/* Stunde lang 
in der Kälte in einer verdünnten Chlor- 
kalklösung hantiren, spülen. (Die Chlor- 
kalklösung wird in der Weise hergestellt, 
dass man 1 kg Chlorkalk mit 1 '/« Liter 
Wasser anrührt und zu dieser Paste unter 
zeitweiligem Umrühren 8 1 , Liter Wasser I 
zusetzt. Man lässt absitzen , decantirt 
und giebt zu je 1 '/i Liter der so er- 
haltenen klaren Lösung 8 '/* Liter Wasser.) 
Nach vorstehender Behandlung hat die 
Wolle eine gelbe Färbung, die man be- 
seitigt, indem man sie etwa 25 Minuten 
bei 50° C. in einer lOprocentigen Auf- 
lösung von Natriumbisulfit behandelt; zum 
Schluss wird gespült. Um der so präpa- 
rirten Wolle das Krachen und den Griff 
der Seide zu geben, kommt eine Seifen- 
lösung bei 60° C. zur Anwendung, welche 
auf den Liter 5 g Marseiller Seife ent- 
hält. 

Man kann das Verfahren auch mit Chlor- 
wasser ausführen ; indessen ist dies weniger 
practisch. Man behandelt in diesem Falle 
die w. o. genetzte Wolle 30 Minuten bei 
gewöhnlicher Temperatur mit Chlorwasser, 
welches für je 1 Liter Flüssigkeit 1 bis 3 
Liter gasförmiges Chlor enthält (die 
Concentration des Chlorwassers wird je 
nach der beabsichtigten Wirkung variirt). 
Man spült und behandelt weiter, wie vor- 
stehend angegeben. lHn . gm*. ™, ( . cdj n„. 

Zum Kapitel des Beschwerens der Stoffe. 

Die Handelskammer in Manchester hat 
sich vor Kurzem, wie der Manchester 
Guardian berichtet, mit den Klagen befasst, 
die ihr wegen des Verkaufs von beschwerten 
Geweben zugegangen sind. Es wurde zu- 
gegeben, dass die Gewebe, um ihnen ein 


gefälliges Aussehen und einen angenehmen 
Griff zu verschaffen, einen Appret erhalten 
müssen, aber die Anwendung aller die 
Feuchtigkeit anziehenden Substanzen für 
diesen Zweck verurtheilt, weil sie der Ge- 
sundheit schaden können, wenn die mit 
ihnen beschwerten Stoffe als Unterkleider 
oder als Bettwäsche u. s. w. in Gebrauch 
kommen. Das für die Behandlung der 
Frage eingesetzte Comite hatte bei ver- 
schiedenen Fabrikanten Umfrage gehalten, 
die ihm nachfolgende Auskünfte ertheilten. — 
Bettleinwand, aus Abfallgarn hergestellt, 
1,6 ra breit, hatte per Yard vor dem Ein- 
sprengen ein Gewicht von 430 g, nach 
dem Einsprengen von 500 g. Womit ein- 
gesprengt worden ist. wird nicht gesagt. 
Das Beispiel hat also keine Beweiskraft 
für die vorliegende Frage, da Mangelwaare 
fast ausnahmslos, wenn auch nur mit Wasser, 
eingesprengt wird, damit sie die Menge 
richtig annimmt. Ein Fabrikant von Bett- 
leinen und Hemdenstoffen bekannte sich 
schuldig, Bittersalz zu verwenden, um der 
Waare Gewicht und Griff zu geben. Ein 
Stück Shirting. 6 kg schwer, hat er mit 
Bittersalz auf 9 kg, ferner ein Stück Bett- 
leinen, 6,7 kg schwer, gleichfalls auf 9 kg 
Verkaufsgewicht gebracht. Ein Flanell- 
fabrikant bestätigte, dass bei ihm sehr viel 
Bittersalz verbraucht und die Waare damit 
um 12 bis 25 */„ beschwert werde. Eine 
Appreturanstalt gab an, dass sie Wolldecken 
um 14 7» ihres natürlichen Gewichts be- 
schwere, ebenso Cords, Wolltuche u. s. w. 
Der Berichterstatter des Comites fügt 
hinzu, dass diese Angaben noch durch 
eine Anzahl anderer Fabrikfirmen und 
Appreturanstaiten bestätigt worden seien 
und dass alle einstimmig diese Waaren- 
verfälschung verurtheilten. Das Resultat 
der Enquete und Debatte war, dass die 
Handelskammer beschloss, denUnfug weiter- 
hin .ins Auge zu fassen“ und dann zu 
überlegen, wie ihm in Zukunft zu begegnen 
sei. Aus dem salomonischen Urtheil geht 
hervor, dass die Handelskammer sich nicht 
getraut, dem Unfug auf den Leib zu 
rücken. Sie weisa zu gut, dass ihre 
nächsten Angehörigen ihn eingeführt haben, 
denn der Appreteur thut nur, was der 
Grossist ihm befiehlt. Der Unfug ist auch 
zu alt und ist zu tief itn englischen Stoff- 
gewebe eingewurzelt, als dass er über 
Nacht durch ein Dekret der Handelskammer 
in Manchester ausgetilgt werden könnte. 
Aber wundern muss man sich, wenn man 
angesichts dieser Geständnisse wieder und 
wieder in englischen Consulatsberichten 
zu lesen bekommt, dass die englische 


Rad &. 1 

1 Min 18 9 ä.| 


Industrie auf dem Weltmarkt durch die 
Coneurrenz der stark beschwerten Schund- 
waare, wie sie Deutschland und ConsortPii 
anbieten, schwer geschädigt werde und 
dass Oberhaupt der englische Aussenhandel 
nur deshalb im Rückgang begriffen sei, 
weil die britischen Industriellen, im Gegen- 
satz zu den Industriellen anderer Länder, 
die Gepflogenheit haben, immer Treu und 
Redlichkeit zu üben bis an ihr kühles 
Grab. n 

Badische Anilin - und Sodafabri k.Ludv/igs- 
hafen a. Rh. Verfahren zur Darstellung von Farb- 
stofflösungen zur Bereitung von Zeugdruck 
färben aus neutralen und basischen Theer- 
farbstoffen und Milchsäure. (I). R. F. 
No. 101 278, Zus. z Pat. No. 95 828.) 

Das Verfahren besteht darin, dass man 
anstatt mit Milchsäure gelbst concentrirte 
Lösungen neutraler und basischer Theer- 
farbstoffe aus den Gruppen der Azofarb- 
stoffe, Triphenylmethanfarbstoffe, Diplienyl- 
naphtylmethanfarbstoffe, Thiazine und Azine 
mittels Milchsüureäther bereitet. Der Milch- 
säureäthyläther wird nach der Vorschrift von 
Wislicenus (Annalen 125, 28) dargestellt. 
Milchsäure wird in einer Retorte auf 170 
bis 180° C. erhitzt und alsdann Dampf von 
absolutem Alkohol eingeleitet, wobei in die 
Vorlage Wasser, der Aethyläther und etwas 
Milchsäure übergehen. Durch Rectification 
des Destillates wird der Aether rein ge- 
wonnen; sein Siedepunkt ist 155*0. Die 
Milchsäureäthersollenin noch höheremMasse 
als die Milchsäure selbst zum Lösen schwer 
löslicher Farbstoffe geeignet sein. i>. 

Guignet, Wasserlösliches Berlinerblau. 

Diese Verbindung, die insbesondere für 
anatomische Zwecke zur Injection von 
grosser Wichtigkeit ist, lüssl sich nach den 
Angaben von C. E. Guignet leicht durch 
Auflösen des in üblicher Weise gereinigten 
Berlinerblau in kochender Ferrocyan- 
kaliumlösung herstellen. Am einfachsten 
ist es, gleich bei der Herstellung über- 
schüssiges Ferrocyankalium anzuwenden. 
Daraus ergiebt sich die folgende Vorschrift: 
In eine kochende Lösung von 1 10 g Ferro- 
cyankalium giebt man etwa 70 g Eisenvitriol 
(kryst.), in warmem Wasser gelöst. Man 
lässt 2 Stunden kochen und tiltrirt, bis die 
Waschwässer stark gefärbt ablaufcn. Man 
trocknet bei 100 g. Aus seiner wässrigen 
Lösung lässt sich der so erhaltene Farb- 
stoff durch Glaubersalz, Kochsalz u. s. w. 
unverändert absebeiden. Auch durch lang 
andauernde Einwirkung von Oxalsäure 
auf Berlinerblau lässt sich ein wasserlös- 


77 


liches Product gewinnen. Als Lösungs- 
mittel für Berlinerblau eignen sich ferner 
die Molybdänsäure, sowie das molybdän- 
saure und das wolframsaure Ammoniak. 

tlmd. tut I Hg. 


Verschiedene Mittheilungen. 

Englische Klagen über das englische Patentwesen. 

Es ist nicht das erste Mal, dass wir 
über die Unzufriedenheit der Industriellen 
Englands mit ihren Patentgesetzen berichten, 
und es wird auch nicht das letzte Mal sein, 
denn die Gesetzgeber über dem Canal hängen 
an den Producten ihrer Thätigkeit ungefähr 
mit derselben Zähigkeit wie der britische 
Handelsstand an seinem veralteten Gewichts- 
und Maasssyslem. Im Grunde genommen 
haben wir in Deutschland keine Ursache, 
uns wegen Verbesserung der englischen 
Patentgesetze die Köpfe der Engländer zu 
zerbrechen. Aber ganz ignoriren können 
wir die Klagen doch nicht, weil sie immer 
von einem stechenden Seitenblick auf das 
deutsche Patentwesen begleitet sind, das 
drüben in dem schlimmen Verdacht steht, 
dass es in vielen Fällen, bewusst oder 
unbewusst, die Interessen der englischen 
Industrie schädige. Im Vordertreffen der 
Kämpfer gegen die englischen Patent- 
geBetze stellt der bekannte Farbwaaren- 
fabrikant Levinstein, der sich sogar für 
Fälle interessirt, die mit der Farbenchemie 
nichts zu schaffen haben, so für den 
Streitfall Manchester Evening Chronicle 
contra Manchester Evening News. Letztere 
haben nämlich ein englisches Patent auf 
eine Einrichtung erhalten, die eB ihnen 
ermöglicht, auch die interesselosesten 
Telegramme, die vor Schluss der Redaction 
eintreffen, mit der denkbar grössten 
Schnelligkeit noch ihrem Abendblatt ein- 
zuverleiben. So zu lesen im Joum. of 
Dyers & Colourists 1898, S. 251. Da der 
Manchester Evening Chronicle die Ver- 
pflichtung rühlt, seine Leser ebenso prompt 
zu bedienen, so verlangt er aus Gründen 
des öffentlichen Wohls die Expropriation 
des Patentes, weil es für die Allgemeinheit 
von allergrösster Wichtigkeit sei, dass sie 
so rasch wie möglich in den Besitz der 
neuesten Nachrichten gelange. Es muss 
ein gewürfelter Jurist, vielleicht einer vom 
französischen Generalstab, gewesen sein, 
der den Chronicle assistirt hat, denn die 
Handelskammer in Manchester hat ent- 
schieden, dass letzterer aus genanntem, 
das Volkswohl betreffenden Grund berechtigt 


Verschiedene Mittheilungen. 


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?8 


Verschiedene Mittheflunjjef». 


rPlrber-Zettuiuf. 

[ Jahrgang 1899. 


sei, gegen eine jährliche Entschlldigungs- 
summe von 400 Mk. das Patent der Man- 
chester Evening News zu benutzen und 
auszuiiben. Wer weniger Sinn und Herz 
für das Volkswohl hat. vermag sich natür- 
lich auf diese Höhe der Anschauung nicht 
zu erheben und wird geltend machen, 
dass 99*/« der im Abonnement bezogenen 
Telegramme und letzten Nachrichten die 
Allgemeinheit gar nicht interessiren und 
ebenso gut morgen wie heute oder in 
8 Tagen oder gar nicht erscheinen könnten, 
ohne dass das Volkswohl irgendwie darunter 
zu leiden hatte. Levinstein fasst die An- 
gelegenheit, die in England als res judicata 
behandelt wird, von der ernsteren Seite 
auf und meint, dass, wenn dieses Urtheil 
der Handelskammer zum Vorbild für 
spätere Fülle dienen sollte, es sich nicht 
mehr lohnen würde, ein Patent in England 
zu erwerben. Ein armer Erfinder sei, da 
jede Partei die Hälfte der Processkosten 
zu übernehmen habe, bei solcher .Justiz 
einfach der Habsucht des nächsten besten 
reichen Fabrikanten preisgegeben. 

Im weiteren Verlauf seines vor der 
Society of the Dyers & Colourists gehaltenen 
Vortrages kam Levinstein auch auf die 
deutschen Zusatzpatente zu sprechen. Wenn 
in Deutschland ein schon patentirtes Ver- 
fahren eine Verbesserung durch den Er- 
finder erfährt, so nimmt er ein mit wenig 
Kosten verknüpftes Zusatzpatent, das zu- 
gleich mit dem Originalpatent abstirbt. In 
England aber ist er gezw'ungen, zum ersten 
ein zweites, selbstständiges Patent zu 
nehmen, dessen Lebensdauer von der 
Dauer der Giltigkeit des ersten Patentes 
ganz un bhüngig ist. So kann es kommen, 
dass das Zusatzpatent ln Deutschland längst 
abgelaufen, dieselbe Verbesserung aber in 
England noch durch das Patentamt ge- 
schützt ist, und so kann es kommen, dass 
ein Artikel, der in Deutschland und anders- 
wo 1 Mk. pro Pfund kostet, in England 
noch mit 4 bis 5 Mk. bezahlt werden muss. 
Levinstein wünscht eine Abänderung des 
englischen Patentgesetzes, der zu Folge 
ein mit einem deutschen Zusatzpatent 
identisches englisches Patent zu gleicher 
Zeit mit ersterem ablaufen soll, und be- 
dauert, dass dieser Vorschlag im Frühjahr 
von der Handelskammer einfach zurück- 
gewiesen worden sei, während die Ver- 
einigten Staaten auf der internationalen 
Conferenz für Patentwesen diese auch für 
ihre Industrie wichtige Angelegenheit 
ernstlich ins Auge gefasst haben. 

Der dritte Besehwerdepunkt Levinsteins 
betrifft die Farbenchemie, also das Feld, 


auf dem er selbst arbeitet. Es Ist eine 
bekannte Thatsache, sagt er, dass der 
Umfang der chemischen Patente oft fast 
bis ins Unendliche geht. So kommt es vor, 
dass z. B. ausländische Patentbewerber 
auf dem englischen Patentamt den Schutz 
für die Verbindungen einer langen Reihe 
von Aminen mit einer ebenso langen Reihe 
von SulfosHuren beanspruchen. Vielleicht 
haben sie von den Hunderten der ge- 
dachten Producte nur eines oder zwei in 
minimaler Menge hergestellt, jedenfalls 
aber werden durch die unmässige Aus- 
dehnung des Patentanspruchs andere 
Chemiker abgehalten, auf demselben Ge- 
biete zu arbeiten. Diesem Mangel der 
Gesetzgebung kann nach seiner Ansicht 
abgeholfen werden, wenn man wie in 
Deutschland verlangt, dass von jeder in 
der Patentanmeldung aufgeführten neuen 
Verbindung ein Substanzmuster dem eng- 
lischen Patent vorgelegt wird. Levinstein 
berührt mit diesem Verlangen unbewusst 
den wunden Punkt der ganzen englischen 
Patentgesetzgebung, dass sie eine Vor- 
prüfung der angemeldeten Patente nicht 
vorgesehen hat. Das Einsenden der 
Substanzmuster setzt doch voraus, dass sie 
nicht einfach ad acta gelegt, sondern ge- 
prüft werden, ob sie wirklich die Ver- 
bindungen sind, die sie vorstellen sollen. 
Ist Levinstein mit seinem Verlangen einmal 
so weit gegangen, so sehen wir nicht ein, 
warum er nicht ganz und gar für das 
Verfahren der Vorprüfung nach deutschem 
Muster im englischen Patentwesen eintritt. 

Külmeytr, 

Zur Geschichte der Rheafaser. 

P. Nursey, der frühere Vorsitzende 
der Vereinigung für die Vorbereitung der 
Rheafaser zur technischen Verwendung in 
der Textilindustrie, gab vor Kurzem einen 
Rückblick auf die Versuche, die mit mehr 
oder weniger Erfolg gemacht worden sind, 
um diese längste und stärkte Gespinnst- 
faser der Natur in die Spinnerei einzu- 
führen. Die Rhea- oder Ramiefaser kam 
zuerst im Jahre 1803 nach Calcutta und 
im Jahre 1814 nach England, wo dem 
Ueberbringer Kapitän J. Cotton für diese 
Leistung von der Society of Art s eine 
goldene Medaille zuerkannt wurde. Nach- 
dem die indische Regierung schon im Jahre 
1803 vergeblich einen Preis für eine zweck- 
dienliche Herstellung der Faser ausgesetzt 
hatte, wiederholte sie dasselbe Preisaus- 
schreiben im Jahre 1840 mit demselben 
negativen Erfolg. j Von einem dritten Preis, 
den die indische Regierung im Jahre 1869 



Heft 5. 1 

1 . 


Patent - LUt«. 


in der Höhe von 100000 Mk. ausge- 
schrieben hatte, kam nur ein Bruchtheil 
für eine halbwegs prakliache Lösung der 
Preisfrage zur Vertheilung. Die Preisfrage, 
im .Jahre 1882 wiederholt, führte wiederum 
nicht zum Ziel. Das erste Entschiilungs- 
verfahren, das Nursey im Jahre 1882 zu 
begutachten hatte , stammte von Favier 
und bestand darin, dass die Rheastengel 
gedampft und dann mit der Hand von der 
Rinde befreit wurden, um die Faser blos- 
zulegen. Ihm folgte das Verfahren von 
Fremy-Urbain, das eine sehr schöne Faser 
lieferte, aber, weil ihm die Unterstützung 
durch eine geeignete Maschine fehlte, 
keinen practischen Erfolg hatte. Es traten 
nun der Reihe nach mehrere Erfinder 
von Entschalungsmaschinen auf, zuletzt 
H. Ferguson im Jahre 1896. Nursey lernte 
das Ferguson'sche Verfahren in Brighouse 
kennen, wo er auch die Maschine im Be- 
trieb sehen konnte. Es bestand aus einer 
Vorbehandlung der Stengel mit einer 
alkalischen Flüssigkeit und einer Nach- 
behandlung in einem Oelbad. Die erhaltene 
Faser wurde in derselben Fabrik zugleich 
versponnen. Nach dem System Barron- 
Badciiffe wird in Wruysburg bei Steines 
gearbeitet; bei ihm geht der chemischen 
Behandlung die Arbeit der Maschine vor- 
aus. Die Faser, in der Fabrik selbst ver- 
sponnen , soll befriedigende Resultate 
liefern. Die Systeme Gomez, Macdonald, 
Boyle uml Eyssen hat Nursey nicht kennen 
gelernt, seine Meinung über den Stand der 
Dinge aber geht dahin, dass die Gewinnung 
der Rheafaser einige, freilich kleine, Schritte 
vorwärts gemacht habe, dass jedoch die 
Lösung der Frage vom richtigen Zusammen- 
arbeiten des Ingenieurs und Chemikers 
abhänge und dass sie nicht gelingen 
könne, solange letzterer nur als Hand- 
langer des ersteren an der Arbeit theil- 
nehmen dürfe. 

(Onm. Trndr Jourml 1894, NornmbrrKtfL] Kl. 


Patent -Liste. 

Aufgeatollt von der Rodaction der 
„Färber-Zeitung“. 

Patent-Anmeldungen. 

Kl. 8. R. 12 953. Verfahren zur Erzeugung 
von Bunteffecten mittels basischer Farb- 
stoffe auf Azofarbengrund. — Rolffs & Co., 
Siegfeld b. Siegburg. 

Kl 8. T. 6002. Verfahren zur Hervorbringung 
verschiedenartiger Moirö Wirkungen auf dem- 
selben Gewebe. — P. Timmermans & Cie., 
Crefeld. 


n 


Kl. 8. A 5749. Verfahren zum Farben vege- 
tabilischer Textilstoffo mit atzalkalUchen 
Lösungen substantiver Farbstoffe bei ge- 
wöhnlicher Temperatur. — Actio ngosell- 
schaft für Anilin-Fabrikation, Berlin. 

Kl. 22. F. 10 751. Verfahren zur Darstellung 
eines schwarzen directfftrbenden Baumwoll- 
farbstoffes durch Erhitzen von Trinitro- 
dipheuylamin mit Schwefel und Schwefel- 
alkalien. — Farbwerke vorm. Meister 
Lucius & Brüning, Höchst a. M 

Kl. 22. P. 10 852. Verfahren zur Darstellung 
von Pentaoxyanthrachinoudisulfoaäuren. — 
Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brü- 
ning, Höchst a. M. 

Kl. 22. F. 11 165. Verfahren zur Darstellung 
von Tetraoxyanthrachinonon. — Farben 
fabrlken vorm. Fried r. Bayer & Co. 
Elberfeld. 

Kl. 22. F. 10 756. Verfahren zur Darstellung 
von Farbstoffen aus Tetrauitroanthrachryson. 
— Farbwerko vorm Meister Lucius & 
Brüning, Höchst a. M. 

Kl 22. K. 16 349. Verfahren zur Darstellung 
von Polyazofarbstoffen aus Resorcln. — 
Kalle & Co., Biebrich a. Rh. 

Patent-Brtheilungen. 

Kl. 8. No. 102 313. Einbadschwarz - Farbe- 
verfahren unter Anwendung von Eisonoxyd- 
oxalat, Kupferoxalat und Blauholz. — 
Buch & Landauer, Berlin. Vom 19. Mai 

1897 ab. 

Kl. 8. No. 102 314. Verfahren zum Feuerfest- 
und Wassordichtmachon von Gespinnsten 
oder Geweben. — F. Döpp sen., Berlin. 
Vom 21. November 1897 ab. 

Kl. 8. No. 102 477. Zusammenschiobbare 
Musterkarte. — O. Uuger, Kirchberg i. S. 
Vom 3. Marz 1898 ab. 

Kl 8. No. 102 479. Vorrichtung für Gowebe- 
faltmascbineu zur Bewegung der Preasspahn- 
halter. — J. Maag, Zürich. Vom 10- April 

1898 ab. Der Patentinhaber nimmt für 
dieses Patent die Rechte aus Artikel 3 des 
Uebereinkommens mit der Schweiz vom 
13. April 1892 auf Gruud einer Anmeldung 
in der Schweiz vom 28. Februar 1898 in 
Anspruch. 

Kl. 22. No. 102 317. Verfahren zur Darstel- 
lung von Polyazofarbstoffon aus Amido- 
naphtolsulfosauren; Zus z. Pat. No. 86 1 10. — 
Leopold Cassella & Co., Frankfurt a. M. 
Vom ll.Decembor 1886 ab 

Kl. 22 No. 102 360. Verfahren zur Her- 

stellung einer homogen bleibenden Mischung 
aus Mennigfarbo und Leinöl bezw. Firniss. — 
A. Cortolczia, München. Vom 1. Fobruar 
1898 ab. 

Kl. 22. No. 102 361. Verfahren zur Her- 

stellung eines Politurreinigungsmittels. — 
0. Schwalm und W. Gaukler, Berlin. 
Vom 22. M&rz 1898 ab. 


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80 


Briefkasten. 


Kl. 22. No. 102 362. Verfahren zur Dar- 
stellung von Safraninen; 4. Zus. z. Pat. 
No. 97 118. — Actiengesellschaft für 

Anilin-Fabrikation, Berlin. Vom 19. April 
1898 ab. 

Kl. 22. No. 102 458. Verfahren zur Darstel- 
lung von Azosafraninsulfosäuren. — Actien- 
gesellschaft fQr Anilin-Fabrikation, 
Berlin. Vom 5. Juli 1898 ab. 

Kl. 22. No. 102 530. Verfahren zur Darstel- 
lung schwarzer Baumwollfarbstoffe aus Di- 
nitranilin — Farbwerke vorm Meister 
Lucius & Brüning, Höchst a M. Vom 
29. August 1897 ab. 

Kl. 22. No. 102 532. Verfahren zur Darstel- 
lung eines blauen Farbstoffes aus Dibrom* 
lünitroanthrarufin. — Farbenfabriken vorm. 
Friedr. Bayer & Co, Elberfeld. Vom 
15. Februar lb98 ab. 

Kl 29. No. 102 327. Maschine zur Gewinnung 
von Agavefasern. — H. J. Boeken, Düren. 
Vom 1. Juni 1898 ab. 

Patent-Umschreibungen. 

Kl. 29. No. 97 398. Verfahren zur Entfernung 
von Pechzeichen u. dgl. aus Wolle. — Dr. 
Nassauer, Lichtenberg-Friedrichsfelde. 

Pat ent- Löschungen. 

KI. 22. No. 55 532. Verfahren zur Darstellung 
eines rothvioletten Farbstoffes aus Nitroso- 
dimethylanilin und o-Toluidin. 

Kl. 22. No. 95 189. Verfahren zur Darstellung 
eines rothen basischen Azinfarbstoffes. 

Ge brauchsmuster- Eintragungen. 

Kl. 8. No. 107 237. Im Kreisbogen mit kleinem 
Radius nebeneinanderliegend und radial 
verschiebbar gehaltene Walzen an Papier- 
farbemaschinen. — H. Pli n sch, Leipzig. 
5. Dezember 1898. 

Kl. 8. No. 107 238. Verschiebbar angeordnete 
Farbwalzen an Papierfarbemaschinen. — 
H. Flinsch, Leipzig. 5. December 1898. 

Kl. 8. No. 107 265. U-förmige, federnde 
Schiebedrahtklammer zum Festhalten von 
auf Pappstreifen gepackten, übereinander 
gelegten Handschuhen. — G. Steiner, 
Burgstadt i. 8. 7. December 1898. 


Briefkasten. 

Zu anendteUllchem — rein aechllcliem — MelnunK<»#o«t»«#ch 
unserer Abonnenten. Jede aaefutirllctie un«l besonders 
werthvolle AnikanfUerthelluuic wird bereitwilligst bonorlrt 

(Anonyme Zaseedeagea bleiben aabsrlrkslcbtlgt.) 

Fragen. 

Frage 9: Mit welchen Farbstoffen werden 
am besten die Modefarben für Confectionstuche 
gefärbt, welche sich bei künstlichem Licht 


f Ftrber-Zftitonf . 
[ Jahrgang^«*» . 

nicht verändern? Wir färben dieselben bisher 
mit Tartrazin, Azofuchsin, Alizarinsaphyrol 
(Bayer) und Indigoextrakt; jedoch sind die 
1 mit obigen Farbstoffen hergestellten Nüancen 
bei künstlichem Licht viel grüner. g, g. 

Frage 10: Wer liefert Sternreifen für 
KüpenfBrberei? g & g, 

Frage 11: Wir haben karrirten Baumwoll- 
stoff (Nausoc.) nach dem Bleichen mit Diamin- 
farbstoff in helleren Tönen zu färben; es 
entstehen nun in manchen Stücken Flecko, 
die sogar, nachdem die Waaro vollständig 
wiuder abgezogen ist und von Neuem gefärbt 
wird, an derselben Stelle wieder erscheinen. 
Wir vermutheten, dass die Waare an diesen 
Stellen Uberbäucht ist, obgleich das bei unserem 
Bleichverfahren kaum denkbar ist. 

Nun färben wir aber auch Oxydationsschwarz 
auf dieselbe Waare in rohem Zustande, nach- 
dem sie auf einer Walzen- Waschmaschine 
kochend eine Stunde gewaschen ist; auch 
hier entstehen Flecke von derselben Art, und 
es nützt auch längeres Behandeln mit heissem 
Chromkali nichts, dieselben bleiben grünlich. 

Sollten da nicht unlösliche Substanzen oder 
unverseifbares Mineralöl durch die Schlichte 
in die Waare gekommen sein? 

Auf welche Weise ist diese Fleckenbildung 
wohl zu verhüten? w. 

Frage 12: Wie färbt man ein völlig 

waschechtes Rosa, ausgenommen Türkisch Rosa? 

Unser Rosa, mit Erika gefärbt, entspricht 
nicht ganz den Anforderungen, die an unsere 
Färbung gestellt werden. Die gefärbte Waare, 
welche nach dem Besticken vom Vordruck 
befreit werden muss, verliert beim Waschen 
auf der Walzen-Waschmaschine (25o R. warm 
10 Minuten lang) immer noch eiDen Schein, 
den sie nicht zurückgeben darf. w. 

Antworten. 

Antwort auf Frage 1 : Waschechtes Schar- 
lach erzielt man durch Färben mit 4°o Echt- 
roth WD und 0,2% Walkgelb unter Zusatz von 
10% Glaubersalz und 3% Weinsteinpräparat, 
welch' letzteres allmählich (3 mal) zugesetzt 
wird. Bei 60 (>C. eingehen, innerhalb 4 4 Stun- 
den zum Kochen treiben und *4 Stunden 
kochend färben; nachdem das Bad bereits 
ausgezogen ist, wird das Garn mit 1,5% 
Chromkali *■'* Stunde kochend nachbehandelt. 

Farbwrk Mükthmm, 

Antwort auf Frage 2: Fragesteller möge 
sich an folgende Firmen wenden: Heinr. Kehren, 
M.- Gladbach, färbt lose Baumwolle im Lohn 
in allen walk- und säureechten Farben bei 
Berechnung des Rohgarns. — Carl Wolf, 
Schweinsberg b. Crimmitschau, färbt ausser 
ihrer Specialität Diamantschwarz, ebenso alle 
Farben auf lose Baumwolle wasch-, licht-, 
luft- und säureecht q. g. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Q uellenang abe gestattet. 


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Verlag von Julias Springer ln Berlin N. — Druck von Emil Dreyer ln Berlin SW. 


Färber-Zeitung. 

1890. Heft 0. 


Die Anwendung überhitzten Dampfes 
in der Färberei. 

Von 

Dr. Woldemar Fehrmann, Moskau. 

Wohl wenige Fabriksbetriebe giebt es, die 
im Allgemeinen einen so unregelmässigen 
Dampfverbrauch aufzuweisen haben, wie 
die Färbereien, und jeder erfahrene 
Färber hat wohl schon Gelegenheit ge- 
habt, diesen für ihn oft recht störenden 
Umstand aus eigener Krfahrung kennen 
zu lernen. Waren es bis vor einigen 
.fahren mehr die Wollfflrbereien in ihren 
verschiedenen Variationen, die bei aus- 
schliesslich kochenden Iiädem an der 
Dampf-Calamit&t litten, so schlossen sich 
in den letzten Jahren, seit in den Baum- 
wollfärbereien die auf einem kochenden 
Bade directfärbenden Farbstoffe immer mehr 
Kingang fanden, auch die Baumwollfärber an, 
so dass gegenwärtig der Dampfverbrauch 
einer jeden Färberei ein bedeutender und 
unregelmässiger ist. Ks liegt nun in der 
Natur des Färberei-Betriebes , dass der 
Dampfverbrauch in den Vormittagsstunden 
am grössten ist und mit Vorrücken der 
Tageszeit stetig abnimmt; bei Arbeits- 
anfang am Morgen müssen die kalt ge- 
wordenen Bäder aufgekocht werden, dazu 
kommen noch in den Vonnittagstunden so 
und so viele frische Bäder, am Nach- 
mittage werden dagegen meist schon 
seltener frische Bäder hergestellt und die 
übrigen sind bereits alle kochend und 
brauchen zum Kochenderbalten nicht im 
entferntesten so viel Dampf mehr, wie zu 
ihrem Kochendmachen notliwendig war. 
Daher kommt es, dass in vielen, selbst 
grösseren Färberei-Betrieben die Dampf- 
entnahmc aus den Kesseln zeitweise in den 
Vormittagsstunden eine so bedeutende ist, 
dass selbst der geübte Heizer nicht nach- 
kommt und der Dampfdruck in den Kesseln 
bis zur Hälfte des normalen Druckes und 
gar darunter fällt. In den Nachmittags- 
stunden lässt es sich dagegen häufig beob- 
achten und ist vielen Färberei-Directoren 
längst geläufig, dass man oft bei der 
Hälfte der Dampfkessel zeitweise das 
Feuer ausgehen lässt, weil der Dampfdruck 
sonst über normal steigt und die Sicher- 
heitsventile in Function treten. Wenn wir 
nun weiter beobachten, was diese Unregel- 
Pi. x. 


mässigkeit im Dampfverbrauch zur Folge 
hat, so finden wir, dass bei event. zu 
starker Beanspruchung der Kessel der 
Speisewasserverbrauch in noch stärkerem 
Verhältnis zunimmt als der Brenmnaterial- 
verbrauch, so dass auf ein Gewichtstheil 
Brennstoff mehr Speisewasser kommt als 
bei normaler Beanspruchung. Man ist 
in Versuchung, dieses Speisewasser als 
.verdampft" anzunehmen und dann zu 
folgern, dass die Kessel viel Wasser ver- 
dampfen und somit öconomiscli gearbeitet 
haben. Dem ist aber nicht so, denn wie 
Versuche in den letzten Jahren dargethan 
haben, reisst der Dampf unter solchen 
Verhältnissen so viel Wasser aus dem 
Kessel mit sich, dass häutig nur die Hälfte 
der Speisewassermenge als wirklich ver- 
dampft angesehen werden kann. Die Ver- 
suche nach dieser Hichtung wurden erst 
möglich, nachdem uns Herr M. Gehre, 
Dampf-Kesselfabrik in Kath bei Düsseldorf, 
einen ebenso sinnreichen wie einfachen 
Apparat geschaffen hat, um das Wasser im 
Dampfe und zwar in dem durch ein 
Dampfrohr strömenden Dampfe im Grossen 
während des Betriebes quantitativ zu be- 
stimmen. Bei forcirtem Betriebe kann 
also der Dampf in der Färbereileitung 
mehr als 50 Gewichtsprocente Wasser ent- 
halten, was nur erklärlich wird, wenn 
man berücksichtigt, dass das specifische 
Gewicht des Wassers mehr als das 
400 fache desjenigen des Dampfes beträgt. 

Dieses „mitgerissene“ Wasser bekommt 
der Färber in seine Farbkufen und wenn 
er es gewöhnlich mit der Höhe des Dampf- 
druckes im Dampfkessel auch nicht genau 
nimmt, so ist dieses doch für ihn sehr un- 
bequem. Ks kommt nämlich vor, dass bei 
solchen Umständen das Farbbad so eminent 
an Volumen zunimmt, dass die Kufe über- 
läuft; nun muss aber dasselbe zum Sieden 
gebracht werden und falls die Verhältnisse 
sich inzwischen nicht gebessert haben, 
d. h wenn der Dampfdruck im Dampfkessel 
nicht gestiegen ist, so ist dieses mit so 
nassem Dampf häufig nicht mehr möglich. 

Der Färber ist also in der Gefahr, zeitweise 
zu wenig Dampf zu haben und ausserdem 
hat er die Unannehmlichkeit, dass seine 
Bäder stark verdünnt werden. In wie 
unangenehmer Weise sich der so unregel- 

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82 


Pthrmann, Dl« Anwendung überhitzten Dampfe« in der Färberei. 


f Flrber-ÄeUnog 
Jahrgang 1 89«." 


mässige Dampfbetrieb im Brennmaterial- 
Budget bemerkbar macht, will ich nur 
kurz erwähnen. Wie oben gesagt, zeigt 
in diesem Falle das sehr bedeutende 
Quantum des Speisewassers durchaus nicht 
eine vortheilhafte Arbeit des Dampfkessels, 
sondern im Gegentheil: das unverdampft 
gebliebene „mitgerissene“ Wasser musste 
unnützer Weise in den Kessel gepumpt, 
auf Siedetemperatur erwärmt und durch 
alle Rohre getrieben werden auf Kosten 
des Brennmaterials. Der Kessel aber 
gelbst — weil forcirt — arbeitet viel 
weniger Sconomisch. In den Nachmittags- 
stunden bei geringerem Dampfverbrauch 
wird ein Theil der Kessel ausrangirt und 
steht bis zum anderen Morgen unbenutzt, 
durch seine Abkühlung Verlust bringend. 
Wollte man die Kessel-Anlage so bemessen, 
dass man Vormittags einigermassen normal 
arbeitet, so ist die Zahl der Kessel, welche 
Nachmittags stehen eine noch beträcht- 
lichere. Bekanntlich sind jedoch solche 
Anlagen nicht billig und man macht sie 
in Folge dessen hliufig nicht gern so gross. 

Alle diese Uebelstttnde, die der unregel- 
mllssige Damprverbrauch einer Färberei 
mit sich bringt, machten sich auch in 
meiner bei Moskau gelegtmen Lohnfürberei, 
für welche 7 Dampfkessel von zusammen 
etwa 625 qm Heizfläche den Dampf liefern, 
noch vor ein paar .fahren stark bemerkbar. 
Die Dampfkessel erwiesen sich dabei als 
recht unvollkommen, indem sie, statt das 
Wasser zu verdampfen, es zum grossen 
Theil in die Rohrleitungen warfen. Mein 
Gedanke, einen Apparat anzuwenden, der 
die Arbeit der Dampfkessel vervollständigt, 
indem er das mitgerissene Wasser ver- 
dampft. und den Dampf gar auf eine 
höhere Temperatur als die dem gesättigten 
entsprechende erhitzt, lag nahe. Die da- 
mals, December 1890, für den Grossbetrieb 
existirenden Ueberhitxer 1 ) von Gehre und 
Schwoerer schienen mir jedoch nicht 
passend, ersterer seines hohen Preises, 
letzterer seiner Construction wegen und so 
ging ich denn daran, mir selbst einen 
Dampfüberhitzer zu bauen. Die Um- 
stände waren günstig; nach einigen Ver- 
suchen gelang es mir, einen Dampfüber- 
hitzer zu construiren, der an Einfachheit 
und Dauerhaftigkeit nichts zu wünschen 
übrig lässt, seit 4 Jahren bei meinen 
Dampfkesseln tadellos funetionirt und 
unseren unregelmässigen Dampfverbrauch 
aufs beste regelt. Sobald nun nutge- 

i) Die schon lange vordem in der Che- 
mischen Industrie angewandten kleinen Uehor- 
hitzer konnten liier nicht in Betracht kommen. 


rissenes Wasser in den Ueberhitzer ge- 
langt, verdampft es, vergrössert dadurch 
die Dampfmenge und entlastet somit die 
Kessel. Wir arbeiten gegenwärtig Vor- 
und Nachmittags mit der gleichen Anzahl 
Dampfkessel, nur mit dem Unterschiede, 
dassVormittags bei zeitweiser starker Dampf- 
entnahme die Temperatur des Dampfes bei 
4 Atmosphären Druck bis normal, d. h. 
etwa 145° C., fällt, eine Temperatur, 
welche dem gesättigten Dampf bei 
diesem Druck entspricht; Nachmittags da- 
gegen steigt die Temperatur des Dampfes, 
aus dem Ueberhitzer kommend bis auf 
etwa 280° C., ist somit hoch überhitzt. Bei 
unseren Motoren für Centrifugen, Wasch- 
maschinen, Trockentrommeln u. s. w. haben 
wir keinen schädlichen Einfluss event. 
hohe Temperatur beobachtet, im Gegen- 
theil, die vollkommene Abwesenheit von 
Wasser, sow'io die höhere Dampfwärme ist 
allen diesen Einrichtungen evident zu Gute 
gekommen. Unsere sämmtlichen Trocken- 
und Dämpf-Anlagen sind leistungsfähiger 
geworden und liefern merkbar in gleicher 
Arbeitszeit mehr. In der Wollstückfärberei 
können wir jetzt täglich pro Kufe eine 
Partie mehr färben gegen früher, weil die 
Farbbäder bedeutend schneller zum Kochen 
gebracht werden können, ihr Volumen 
nur ganz unwesentlich ändern und der 
Färber durch das alles viel Zeit spart. 
Dazu kommt noch eine Brennmaterial- 
erspamiss von ungefähr 18 %■ — Alle 
erwähnten Vortheile für die Färberei im 
engeren Sinne, d. h. für die Farbkufen, 
die doch meistentheils durch directes Ein- 
leiten von Dampf erwärmt werden, sind 
— wie cs sich bei uns deutlich gezeigt 
hat — bei Anwendung von Dampfüber- 
hitzern nur oder fast nur auf die voll- 
kommene Abwesenheit von Wasser im 
Dampf zurückzuführen und durchaus nicht 
seiner Ueberhitzung, was man fälschlich 
anzunehmen auf den ersten Blick geneigt 
ist. Dieses wird auch vollkommen ver- 
ständlich, sobald wir einen Blick in die 
Wärmetheorie thun, welche uns zeigt, dass 
der selbst sehr hoch überhitzte Dampf 
nur ganz wenig mehr Wörme enthält als 
der gesättigte, selbstredend bei demselben 
Druck. Ohne den Leser durch lange 
theoretische Erklärungen zu ermüden, will 
ich kurz zusammenfassen; Um 1 kg Wasser 
von 0’ auf 100* C. zu erwärmen braucht 
man bekanntlich 100 Calorien (Wärme- 
einheiten), um dasselbe weiter in Dampf 
von 100* C. zu verwandeln, braucht man 
537 Calorien, also zusanunen, 637 Calorien; 
bei 4 Atmosphären ist der Dampf ungefähr 



Halt * 

15. Man 1839. 


Slttmir, Di« BaumwoUflrbor«! des Jahr«« 189S. 33 


142°(.\ warm und um unter ein Kilo auf diese 
Temperatur zu bringen, benöthigen wir noch 
etwa 21 Calorien, macht zusammen mit den 
obigen 637 — 658 Calorien, dieses ist das 
Wärmequantum, welches ein Kilo ge- 
sättigten Dampfes bei 4 Atmosphären Druck 
enthält. Verfolgen wir nun weiter — wenn 
wir diesen Dampf z. B. auf 200* über- 
hitzen, so nimmt er nur noch 25 Calorien ’) 
auf und enthält somit im Ganzen 658 -|- 25 
— '783 Calorien, was kaum 4 % mehr 
beträgt. Der überhitzte Dampf enthält 
also nur wenig mehr Wärme als der ge- 
sättigte, obgleich seine Teni|>eratur eine 
viel höhere ist. — 


Ule Baumwollfärberel des Jahresl898. 

Von 

W. Stermer 

Gleich meinem vorjährigen Rückblicke 
auf dem Gebiete der Baumwollfärberei 
steht auch mein diesjähriger Bericht vor- 
wiegend noch im Zeichen der Mereerisation. 
Durch diese Veredlungskunst ist der dritte 
Stand, wie man die Baumwollbrauche 
auf Grund der Qualität des von ihr ver- 
arbeiteten Materials benennen könnte, zu 
einem Uusserst glänzenden Ansehen gelangt, 
das er auch beibehalten wird. Die Web- 
branche hat sich dieser Neuheit mit Erfolg 
bemächtigt und sie in der mannigfaltigsten 
Weise verw'erthet. Baumwollene Futter- 
stoffe mit Seidenglanz erfreuen sich reger 
Nachfrage, wollene Kammgarnstoffe und 
baumwollene Imitationen derselben mit 
EITectfäden aus Seidenbaumwolle werden 
gern gekauft, da sie sich billiger als solche 
mit Schappeseide stellen, ohne diesen im 
Aussehen viel nachzustehen. Seidenglän- 
zende Baumw'ollstrümpfe mit krachendem 
Griff sind viel begehrt. Auch andere Er- 
zeugnisse der Weberei und Wirkerei haben 
durch Verwendung mercerisirter Garne er- 
höhten Absatz gefunden. 

Das rege Interesse, welches naturgemäss 
die neue Kunst des Veredelns hat allent- 
halben finden müssen, documentirt sich am 
lebhaftesten in den zahlreichen fachwissen- 
schaftlichen Vorträgen und Aufsätzen, die 
bis jetzt diesem Gegenstände gewidmet 
sind. 

Hierher gehört auch das verdienstliche 
Werk von Paul Gardner über die Mereeri- 
sation der Baumwolle, welches in übersicht- 
lich geordneterWeise dein interessirten Fach- 

1 J Specifische Wärme von Wasserdampf 
— 0,4805. Physik, Jochmann, 8. 250. 


manne das in jeder Richtung Wissenswerthe 
bringt. Durch treffende, klärende, kritische 
Bemerkungen erleichtert der Verfasser dem 
Lesereine Beurtheilung des augenblicklichen 
Standes dieses neuen Gebietes. 

Danach hat es den Anschein, als ob 
in absehbarer Zeit die ganze Erfindung 
Gemeingut würde und die Entdecker der 
Herstellung von Seidenglanz in gewissem 
Sinne der Tragik der Erfinder anheim 
fallen sollten, denen gewöhnlich die Vor- 
theile ihrer Erfindungen nicht zu Gute 
kommen. Dagegen ist den Patentinhabern 
maschineller Neuerungen bei der Mereeri- 
sation von Baumwolle der finanzielle 
Nutzen der Entdeckung in vollem Maasse 
gesichert. 

Mein früheres Urtheil, welches den 
Methoden, die in chemischer Beziehung 
von dem allgemeinen Verfahren abweichen, 
geringe practische Bedeutung beimass, 
dagegen den Neuerungen in maschineller 
Hinsicht besondere Beachtung zuwandte, 
lässt sich auch heute noch als richtig auf- 
recht erhalten. Die Mercerisirung der 
Baumwolle lohnt sich nur, wenn Seiden- 
glanz erzielt wird, da dadurch die Kosten 
des Verfahrens gedeckt werden. Zu mer- 
cerisiren, nur um an Farbstoff zu sparen, 
erweist sich mit wenig Ausnahmen nicht 
als rationell. 

Hier sei auch die Frage berührt, ob 
die Färbungen von mereerisirten Garnen 
echter sind als von gewöhnlichen. Ver- 
gleichende Versuche ergeben, dass z. B. 
die Waschechtheit von substantiven Fär- 
bungen und ihre Neigung, auf ungefärbte 
Baumwolle zu bluten, nicht wesentlich ver- 
bessert wird. 

Das Färben von mereerisirten Garnen 
wird wohl schon manchem Färber schwere 
Stossseufzer entlockt haben wegen unegalen 
Aufziehens der Farbstoffe. Die substantiven 
sind bekanntlich dafür am besten geeignet. 
Wenn die Garne sorgfältig und gleichmässig 
bei der Veredlung mit Natronlauge be- 
handelt sind, so wird man bei vorsichtigem 
Hantiren auch egale Partien erzielen. 
Andernfalls nützen Zusätze, wie Türkisch- 
rothöl und Seife, auch nicht besonders. Bei 
unegalem Ausfall der Partien sollte der 
Färber vor Allem feststellen, ob die Ursache 
davon nicht in unegal mercerisirtein Garn 
liegt. Eine mikroskopische Untersuchung 
der Fasern verschafft da unbedingt klaren 
Aufschluss. (Siehe Färber-Zeitung 1898, 
H. 13, S. 197, und H. 15, S. 234, „Ueber 
das Aussehen der Baumwolle mit Seiden- 
glanz unter dem Mikroskop.) 

ti* 


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84 


St «rin er, Dia Baumwollfärberei des Jahre« 1898. 


tParb«r-!KeHnQg. 
[ Jahrgang 189S. 


Neue Farbstoffe sind in dem vergangenen 
Jahre wieder mehr wie genug erschienen. 
Von dieser Zeitschrift sind regelmässig die 
von den Farbenfabriken ausgegebenen 
Geburtsanzeigen der Färberverwandtschaft 
zur Kenntniss gebracht worden, wenn 
nicht bei besonders lebhaften Beziehungen 
schon vorher durch Circular von dem 
glücklichen Ereigniss Mittheilung gemacht 
worden war. 

Umwälzungen im Färbereigebiete her- 
vorzurufen, scheint keiner der erschienenen 
Farbstoffe berufen zu sein, auch ist keiner 
anzuführen, der durch besondere Eigen- 
schaften andere bereits eingeführte Farb- 
stoffe zu verdritngen möchte. Und doch 
sind zum Theil recht schöne, brauchbare 
Farbstoffe darunter, die ihre Liebhaber 
finden werden. An dieser Stelle mögen 
einmal die Gesichtspunkte erläutert werden, 
die wohl bei den meisten Färbern gegen- 
über dem Angebot so zahlreicher neuer 
Farbstoffe vertreten sind und vertreten sein 
müssen, W'enn sie ihre Färberei nicht zu 
einer kostspieligen Versuchsstation machen 
wollen. Kein Fachmann wird zögern, an- 
zuerkennen, was die Chemie und weiterhin 
die Farbentechnik der Färberei, im be- 
sonderen der Baumwollfärberei, für Vor- 
theile gebracht hat und noch bringt. I)a 
heisst es also, alle Neuheiten aufmerksam 
verfolgen und prüfen, wenn man nicht von 
der Concurrenz überflügelt werden will. 
In der Fabrik das viele Neue auszuprobiren, 
geht aus klar liegenden Gründen nicht an. 
Das einzig Rationelle bleibt die Einrichtung 
einer kleinen Versuchsfärberei im Anschluss 
an den Betrieb. Dort können die neuen 
Producte von dem Betriebsleiter selbst oder 
einem Färbereichemiker, der mit den Be- 
dürfnissen des Betriebes vertraut ist, unter- 
sucht werden. 

Werden solche Versuche von sach- 
kundiger Hand ausgeführt, so werden die 
Unkosten für einsolchesVersuchslaboratorium 
vollauf durch die Vortheile, die für den 
Betrieb entspringen, gedeckt. 

Neben der (Qualität eines neuen Farb- 
stoffes wird vor Allem sein Preis für den 
Färber ausschlaggebend sein, ob er durch 
ihn einen in längerem Gebrauch erprobten 
Farbstoff ersetzt. 

Der berechtigte conservative Sinn des 
Färbers kann nur durch in die Augen 
springende Vortheile gebeugt werden. 

Das sind die Gesichtspunkte, von denen 
auch das Sein oder Nichtsein der in diesem 
Fachblatt registrirten Farbstoffe im Wesent- 
lichen abhängen wird. Vorgänger haben 
sie fast ohne Ausnahme, und zwar solche, 


die sich fest eingebürgert haben. So ist 
an guten gelben Farbstoffen kein Mangel 
und die. Einführung von neuen Producten, 
wie Diphenylechtgelb (Geigy), Directgelh R 
(Bayer), dürfte besonders schwer sein. Hier 
sei auch noch einmal auf die zwar schon 
länger bekannte, aber von den Höchster 
Farbwerken zur allgemeinen Kenntniss ge- 
brachte Methode (Färber-Zeitung 1898, 
H. 20, S. 319) hingewiesen, eine gegen 
Wäsche, Säure, Chlor und Licht echte 
Gelbnüance zu erzielen. Dieselbe besteht 
darin, dass man eine Primulinfärbung in 
einem verdünnten Chlorkalkbade nachbe- 
handelt. 

Orangefarbstolfe, die in dem ergiebigen 
satten Pyraminorange (B. A. & S. F.) und 
dem wegen seiner besseren Löslichkeit 
ersterem noch vorzuziehenden Toluylen- 
orange RO (Oehler) gut vertreten sind, 
haben keine ernstliche Concurrenten ge- 
funden. Auch grüne Farbstoffe weist die 
vorjährige Liste einige neue auf, wie Eboli- 
grün T (Leonhardt), Benzodunkelgrün B 
(Bayer). Ein Färberauge vermögen sie 
gleich ihren Rivalen Diamingrün, Bcnzo- 
grün nicht zu bezaubern und das Bedürf- 
uiss nach einem lebhaft grünen substantiven 
FarbetofT bleibt bestehen. 

Einen von den auf dem Markt er- 
schienenen blauen Farbstoffen besondere 
aufzuführen, liegt keine Veranlassung vor. 

Von neuen Indigoersatzproducten wären 
zu nennen Indolblau R (Bert. Act.-Ges.) und 
Diazoindigoblau B (Bayer), allein oder in 
Verbindung mit Diazoblau 3R, diazotirt und 
entwickelt mit Betanaphtol. Diese Fär- 
bungen spielen ebenso wie die im 
vorjährigen Bericht besprochenen mit 
Diaminogenblau BB (Cassella) erhaltenen 
Töne in der Fabrikation von waschechten 
Buntwebwaaren eine Rolle 

Seit dem Erscheinen des künstlichen 
Indigo im Juli 1897 sind nun bald zwei 
Jahre verflossen Der wirthschaftliche 
Interessenkampf zwischen künstlichem und 
natürlichem Indigo ist vorläufig zum Still- 
stand gelangt und die Praxis hat bereits 
sich wiederholt klärend über das neue 
Product geäussert. (Färber -Zeitung 1898, 
H. 19, S. 297.) 

Danach werden hellere und mittlere 
Töne mit künstlichem Indigo bedeutend 
feuriger und schöner als mit natürlichem, 
dunkle Niiancen stellen sich mit künstlichem 
Indigo zu theuer. Vergl. auch den Artikel 
in dem DeutschenWollengewerbe, 30. Jahrg., 
No. 39. Die dort ausgeführte Kritik über 
künstlichen Indigo entspricht dem vorher- 
gehenden Urtheil. Es wird auch hervor- 



BeR 6. 1 

15. Marx 1889.J 


Stermer, Die BaumwoUfürberei dee Jahres 1898. 


85 


gehoben, dass der künstliche Indigo in 
technischer Hinsicht weder Schwierigkeiten 
noch Nachtheile ergiebt, im Gegentheil 
eher Vortheile. 

Die jetzige Fabrikationsraethode scheint 
noch nicht die Ausbeuten zu geben, die 
in absehbarer Zeit den Handel mit dem 
Naturproduct mit einer übermächtigen 
Concurrenz bedrohen. Und doch ist das 
Erscheinen des künstlichen Indigo nicht 
ohne Einüuss auf rationellere Gewinnungs- 
methoden des natürlichen. Die grosse 
Behar - Pflanzergesellschaft in Indien hat 
einen hervorragenden Chemiker, Chrystopher 
Rawson, in ihre Dienste genommen, der 
eine bedeutende Kenntniss der Indigo- 
industrie besitzt und sich nun bemühen 
soll, ein neues Verfahren zu finden, um 
die Qualität des natürlichen Farbstoffes zu 
verbessern. 

Unter den neu erschienenen directen 
Schwarz verdienen die Directtiefschwarz- 
marken von Bayer ebenso wie Oxydiamin- 
schwarz A und D von Cassella wegen ihrer 
Ergiebigkeit besondere Erwähnung, im 
l’ebrigen theilen sie mit anderen directen 
Schwarz die bekannten Mängel. 

Einer Gruppe von Farbstoffen wendet 
sich seit einiger Zeit ein erhöhtes Interesse 
zu. es sind dies die unter dem Namen Vidal- 
schwarz (Soc. Anon | (8. Färber-Zeitung 1898, 
H. 24, S. 382), Echtschwarz (B. A. & S. F.), 
Immedialschwarz (Cassella), seit längerer 
oder kürzerer Zeit in den Handel kommenden 
Producte. Ihre Färbungen zeichnen sich 
durch grosse Widerstandsfähigkeit gegen 
alkalische Einflüsse sowie gegen Licht aus 
und vertragen eine Behandlung im kochenden 
schwefelsauren Bade. Diese Farbstoffe ver- 
dienen eine ernstliche Prüfung. 

Die Reihe der braunen Farbstoffe, 
welche durch Nachbehandlung mit Chrom- 
kali und Kupfervitriol werthvolle echte 
Färbungen geben, ist durch einige neue 
Marken, wie Benzochrombraun 3R und 5G 
(Bayer), vortheilhaft erweitert worden. 

Das im vorigen Bericht erwähnte Kupp- 
lungsverfahren zur Herstellung gelber, 
brauner, olivgrüner und schwarzer Töne hat 
sich inzwischen zahlreiche Freunde er- 
worben. Von den Farbstoffen, die sich 
als besonders brauchbar für dieses Ver- 
fahren erwiesen haben, seien genannt: 
Primulin, Toluyienorange GO und RO, 
Diamintiefschwarz 00, Diaminbraun V, 
Baumwollbraun A und N, Diaminblau- 
schwarz E, Diaminschwarz BO, Diamin- 
bronce G, Oxydiaminschwarz SOOO, Di- 
aminnitrnzolbraun B, G, BI) und KD, 


Directbraun B. Plutoschwarz B, Direct- 
blauschwarz B, Benzonitroldunkelbraun, 
Benzonitrolbraun G und 2R, Chromanil- 
braun 2G und R, Sambesischw-arz BK und I), 
Columbiaschwarz B u. a. 

Unter den angeführten Farbstoffen stehen 
sich viele bezüglich der mit ihnen erziel- 
baren Nüaneen einander recht nahe, so 
dass man nur einer geringen Anzahl 
derselben bedarf, um eine umfangreiche 
Farbenscala in den verschiedenen Tönen 
hersteilen zu können. Die Wasch- und 
Walkechtheit dieser Färbungen ist fast 
durchweg eine sehr gute. In der Säure- 
echtheit, d. h. bei der Behandlung im 
kochenden schwefelsauren Bade, stehen 
sie mit geringen Ausnahmen hinter diazo- 
tlrten und entwickelten Färbungen weit 
zurück. In der Lichtechtheit sind sie 
nichts werth, geben jedoch darin den alten 
Entwicklungsfarben im Grossen und Ganzen 
nicht viel nach. Von E. Grossmann wird 
in dieser Zeitschrift (Jahrg. 1898, H. 10, 
8. 151, s. auch H. 12, 8. 186) ein Verfahren 
veröffentlicht, welches gestatten soll, die 
Lichtechtheit, sowie auch die Waschechtheit 
gekuppelter Färbungen zu erhöhen und 
zwar durch Zusatz von Kupfervitriol zum 
Kupplungsbade. Versuche in dieserRichtung 
ergaben keine allgemein gültigen Resultate, 
die für die Praxis Werth hätten. 

Zu dem früher erwähnten Diamin- 
nitrazolschwarz B ist jetzt noch Oxydiamin- 
schwarz A und D (Cassella) und Dianil- 
schwarz (Höchst) gekommen. Diese Pro- 
ducte geben für sich allein mit Paranitranilin 
ein sehr volles aber braunstichiges Schwarz 
und erst durch Uebereetzen mit einem 
basischen Bluu erhält man ein schönes 
Schwarz. Beim Färben auf Apparaten 
lässt sich dieses Uebersetzen nicht vor- 
nehmen, da die geringen Mengen Farbstoff 
zu begierigvon der Baumwolle aufgenommen 
w erden und dadurch unegale Partien ent- 
stehen. 

Die Farbwerke vorm. Meister Lucius 
& Brüning in Höchst iliustriren in zahl- 
reichen Musterkarten die Anwendung der 
Janusfarben, doch scheint ihr Liebeswerben 
bei der Färberwelt nicht von rechtem 
Erfolg begleitet zu sein. Von einer leb- 
haften Einführung speciell in die Halbwoll- 
branche verlautet recht wenig, für den 
Baumwollfärber haben diese Farbstoffe 
untergeordnete Bedeutung. 


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86 


Heinrich, Entschälen, Bleichen und Farben von TuisatvSeide. 


e- [SgffSg- 


Einiges Über das Entachftlen, Bleichen 

und Färben von Tussah-Selde. 

Von 

C. Heinrich. 

In den letzten Jahren hat die Tussah- 
Seide in der Textilindustrie immer mehr 
Eingang gefunden; die folgenden in der 
Färberei dieser Seide von mir gesammelten 
Erfahrungen dürften daher von einigem 
Interesse sein. 

Die Tussah-Seide kommt bekanntlich 
als höchst unscheinbare, braune Faser in 
die Hände des Färbers und bedarf, um sie 
zum Färben verwendbar zu machen, einer 
weit schärferen Behandlung als die übrigen 
Seidenarten. Da sowohl der Seidenleim, 
als auch der natürliche Farbstoff, der in 
der Tussah-Seide enthalten ist, äusserst 
widerstandsfähig ist, greift man beim Ent- 
schäien derselben zu stark alkalischen 
Seifenlösungen. Ich habe mit folgendem 
Verfahren die besten Erfolge erzielt. Die 
Waare wird in lprocentiger Sodalösung 
handwarm genetzt und dann auf ein kochend- 
heisses Bad, von 10 bis 12% Schmierseife 
vom VV aarenge wicht gebracht, untergetaucht 
und einige Male umgezogen, dann 2 Stunden 
unter seltenem Umziehen stehen gelassen. 
Man thut gut daran, die Waare noch 1 bis 
2 mal aufzuwerfen und die Temperatur des 
Bades wieder zur Kochhitze zu steigern. 
Verwendet können einfache niedere Holz- 
wannen, eventuell auch KupfergefUsse 
werden. Die so behandelte Tussah-Seide 
ist immer noch bräunlich gefärbt, aber doch 
nur noch so wenig, dass es für die meisten 
Fälle genügt. Bleibt die Seide nach dem 
Entschälen länger liegen, so ist es von 
Vortheil, wenn man sie vor dem Färben 
1 bis 2mal lauwarm wäscht. Die bei dem 
Entschälen der Tussah - Seide abfallende 
Bastseife ist leider werthlos. 

Für Weiss und für sehr helle Farben ist 
es erforderlich, die Tussah - Seide voll- 
kommen zu bleichen. Vor nicht allzu 
langer Zeit vermochte man den natürlichen 
Farbstoff überhaupt nicht vollkommen zu 
entfernen. Schwefeln genügt hier nicht. 
Mehrere Verfahren wurden vorgeschlagen, 
z. B. abwechselndes Behandeln mit Kalium- 
permanganat, schwefelsaurer Magnesia und 
schwefliger Säure. Die besten Erfolge er- 
zielt man entschieden durch längeres Be- 
handeln in alkalischer Lösung von Natrium- 
superoxyd und Wasserstoffsuperoxyd. Ich 
bringe die wie üblich mit Soda genetzte 
Waare auf ein starkes Wasserstoffsuper- 
oxydbad, das mit Borax alkalisch gemacht 
ist und lasse es 8 Iris 10 Stundenbei höchstens 
70" 0. stehen, hier und da umziehen, auf- 


schlagcn und wieder nachwärmen. Hierauf 
kommt die Waare auf ein kochendes Seifen- 
bad (5% vom Gewicht der Waare) und 
kann eventuell im lauen Seifenbade mit 
Methylviolett und Rhodamin geblaut werden, 
da dasselbe sehr rasch aufzieht, ist grosse 
Vorsicht geboten. 

Das Färben selbst kann mit den meisten 
sauren und basischen Farbstoffen geschehen, 
besonders geeignet sind nach meiner Er- 
fahrung Naphtolroth, Orange, Neugelb, Säure- 
violett, Säuregrün, Echtroth, Fuchsin u. a. 

Gefärbt wird, wie bei anderen Seiden- 
arten üblich, im gebrochenen Bastseifenbade 
mit auf 3 bis 4 mal zum Kochen gesteigerter 
Temperatur. Da diu Tussah-Seide ziemlich 
widerstandsfähig ist, vertrügt sie 3 bis 
4 maliges Kochen ohne Schaden zu nehmen. 
Nach dem Färben wird sie in deutlich 
saurem Avivirbade umgezogen. Gewöhn- 
lich kann man Schwefelsäure zum An- 
säuern nehmen. Bei empfindlichen Farben, 
namentlich Roth (Fuchsin), empfiehlt es 
sich, Essigsäure zu verwenden. Ohne zu 
waschen wird die Tussah-Seide hierauf 
liistrirt, indem man sie in mit Dampf er- 
fülltem Raume mittels Walzen streckt und 
bewegt. Die Waare, welche bei der vor- 
hergehenden Behandlung leicht verfitzt, 
wird durch das Lüstriren glatt und glänzend. 


Erläuterungen zu der Beilage ffo,7. 

No. i. Aetzweiss auf Hellblau. 

Färbung: 

2% Neutoluylenblau BB (Oehler) 
unter Zusatz von 

5% calc. Soda, 

20 - kryst. Glaubersalz; 

1 Stunde kochend färben; spülen und 
trocknen. 

Aetzdruck: 

75% Verdickung aus dunkelge- 
brannter Stärke 1:1, 

25 - Natronlauge 44" Be. 

Nach dem Drucken scharf trocknen, 

V* Stunde ohne Ueberdruck dämpfen, in 
Wasser spülen. 

In ähnlicher Weise können auch andere 
Blau, z. B. Neutoluylenblau B, die Nnphta- 
zurine und andere Farbstoffe geätzt werden. 

fW. Ket Kalla'.. 

Die Säure-, Alkali- und Waschechtbeit 
sind gut, die Chlorechtheit befriedigend. 

IM. 

No. a. Actzorange auf Dunkelblau. 

Fftrbung: 

4% ToluylenschwarzbiauM(Oehler) 

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Heft fl. 1 
15. Marx I8»sj 


Erläuterungen zu der Beilage. — Rundschau. 


unter Zusatz von 

5% calc. Soda und 
20 - kryBt. Glaubersalz. 

1 Stunde kochend färben; spülen und 
trocknen. 

Orange- Aetz druck 

wie bei Aetzweiss s. Muster No. 1. 

Ftrd. Viei. Kalla >>. 

Die Säure- und Alkaliechtheit sind gut, 
die Chlor- und Waschechtheit befriedigend. 

iui. 

No. 3. Grün FDB auf Anilinschwarz. 

Druckvorschrift: 

15 Theile Grün FDB (de Brünn, 
Barmen), 

10 - BlutalbuminlSsung (500 g 

im Liter Wasser), 

5 - Traganthlösung (100 g im 

Liter Wasser). 

Fr. dt Brünn. 

Die Säure-, Alkali-, Chlor- und Wasch- 
echtheit sind gut. so. 

No. 4. Grau auf 35 Dutzend = 35 kg Wollfilzhüten. 

Man K^ht mit den gut genetzten 
Stumpen bei 60’ C. ein und färbt während 
> / l bis 1 Stunde kochend mit 

6 g EchtsäureblauR(Farbw. Höchst), 
8 - Echtsäureviolett A2R (Farbw. 

Höchst), 

3 - Patentblau V (Farbw. Höchst) 
unter Zusatz von 

12,5 kg Glaubersalz und 
'/t Liter Essigsäure. 

Hierauf dreht man die Stumpen um 
und 6etzt alsdann noch 

1 bis 2 Liter Essigsäure 
hinzu, kocht 1 Stunde, fertig. 

(Vgl. C. A. Otto, Grau auf Wollfilzhüten, 

S. 66.) 

No. $. Hellblau auf io kg Trame. 

Färben in mit Schwefelsäure gebrochenem 
Bastseifenbade mit 

6,5 g Setopalin (Geigv). 

Der Farbstoff, welcher durch Aufkochen 
unter Zusatz von Marseiller Seife gelöst 
wird, zieht langsam und gleichmässig auf. 
Eventuell kann dem Bade etwas Essigsäure 
beigegeben werden. Aviviren in sehr 
schwach mit Schwefelsäure angesäuertem 
Bade. Man erhält sehr schöne reine Nüancen 
mit diesem Farbstoff: die Färbungen sind 
Wasserecht. fiirbara» dar Furbar-Zait May. 

No 6. Columbiaorange R auf io kg Baumwollgarn. 

Kochend färben mit 

300 g Columbiaorange R (Berl. Act.- 

Ges.) 


87 


unter Zusatz von 

15 g kryst. Glaubersalz und 
3 - Seife 
im Liter Flotte. 

Die Säure- und Alkaliechtheit der 
Färbung sind gut, die Waschechtheit ist 
befriedigend, die Chlorechtheit dagegen 
gering. (Vgl. a. S. 88.) 

F'ärbtrt* i*r F‘orl*r-2*itung. 

No. 7. Zweifarbiges Halbwollgewebe mit merce- 
risirten BaumwollefTecten. 

Wolle kochend gefärbt mit 

Krystallponceau 6R (Cassella); 
zusetzen 10% Weinsteinpräparat. 
Baumwolle gefärbt mit 

Diaminreinblau (Cassella) und 
Thioflavin S ( - ); 

in schwachem Seifenbad waschen, sodann 
mit Wasser nachspülen. 0 . g 

No. 8. Schwarz auf Wolle-Seidenstoff. 

Färben mit 

10% Gloriaschwarz N (Bayer), 

1 - Diamingrün B (Cassella) 
unter Zusatz von 

20% Kochsalz und 

2 - Essigsäure (30%)- 
Lauwarm eingehen, die Temperatur bis 

75* C. erhöhen und 1 Stunde laufen lassen. 
Das l’eberechreiten dieser Temperatur ist 
zu vermeiden, weil sich in diesem Falle 
die Wolle dunkler färbt uls die Seide. 

d. e. 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 
und Musterkarten der Farbenfabriken.) 
Leopold Cassella & Co. machen in 
einer kleinen Broschüre auf eine Neuerung 
beim Färben von Immedialschwarz 
auf Baumwollgarn aufmerksam, die sich 
bereits in der Praxis bewährt hat und 
durch welche das Arbeiten sehr vereinfacht 
wird. Bei diesem Verfahren, das auf Holz- 
kufen ausgeführt wird, verwendet man statt 
der üblichen geraden hölzernen Stäbe solche 
aus Eisenrohr, die in nachstehender Form 

— | gebogen sind; man benutzt hierzu 

bis 1 zölliges Gasrohr, das zur Ver- 
meidung von Rostflecken mit einem leichten 
Baumwollstoff umwickelt wird. Durch die 
gebogene Form dieser Stäbe, die genau 
der Breite der Farbkufen angepasst sind, 
ist es möglich, das Garn stets unter der 
Flotte zu halten und den Zutritt der Luft 
zu beschränken. Beim Färben wird das 
Garn wie auf geraden Stöcken aufgesteckt ; 


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88 


Rundschau. 


f Plrber- Zeitung. 
I Jahrgang Ittvit. 


das Farbbad wird für 50 kg Garn bestellt 
mit etwa 1000 Liter Wasser, 5 kg Soda, 

5 kg Schwefelnatrium, 30 kg Kochsalz und 

6 bis 8 kg Immedialschwarz, Beim Weiter- 
färbeu setzt man für die gleiche Garn- 
menge 4'/* bis 5 kg Immedialschwarz, 2'/j 
bis 3 kg Schwefelnatrium und für je 
1 Liter des zur Ergänzung der Flotte 
nöthigen Wassers 5 g Soda und 30 g Koch- 
salz hinzu. Man geht in das warme Bad 
ein und zieht mittels eines Stechers etwa 
alle 10 Minuten um. Das Färben dauert 
etwa 1 Stunde bei einer Temperatur, die 
zwischen 50 bis 80° 0. beliebig schwanken 
kann. Das Herausnehmen des Garns er- 
folgt stockweise, indem man jeden einzelnen 
Stock erst 1 bis 2 Mal umzieht und dann 
mittels zweier an der Stirnseite der Kufe 
angebrachten Holzwalzen gut abquetscht. 
Durch diese Ausquetschvorrichtung wird 
ein gloichmässiges Abdrücken des Garns 
erreicht und ein Verlust an Farbdotte ver- 
mieden. Das Spülen erfolgt möglichst 
rasch in dicht bei der Farbkufe aufgestellten 
Spülkufen. Zum Nachbehandeln verwendet 
man entweder 3% Kupfervitriol und 3% 
Essigsäure oder 2% Chromkali und 3°/» 
Essigsäure oder 2% Kupfervitriol, 2% 
Chromkali und 3 % Essigsäure in 70 bis 
80* C. heissen Bädern und behandelt 
% Stunde. Nachträgliches Aviviren des 
Schwarz kann, w’enn mit Kupfervitriol oder 
Chromkali nachbehandelt wurde, durch 
heisses Seifen erfolgen, während eine 
Avivage mit 2 bis 4% Kartoffelstärke, 1 
bis 2% Schmalz (Talg, Cocosbutter) zu 
empfehlen ist, wenn die Nachbehandlung 
mit Kupfervitriol und Chromkali geschieht. 
Stärke und Fett werden zusammen auf- 
gekocht und einem 80 4 C heissen Bade 
zugesetzt; man behandelt 20 Minuten und 
trocknet, ohne zu spülen. 

Das Farbwerk Mühlheim vorm. A. 
Leonhardt & Co. macht in einem Rund- 
schreiben auf die Farbstoffe aufmerksam, 
w'elche zum Nüanciren von Walkgrün S 
verwendet werden können. Ausser Toledo- 
blau V, Walkgelb, Pegubraun G, Walk- 
braun G u. s. w. können auch säinmtliche 
Farbstoffe benutzt werden, welche im 
essigsauren Bade auf Wolle ziehen und 
eine genügende Liehtechtheit aufzuweisen 
haben. Gefärbt wird wie folgt: Einem 
Färbebade von etwa 30 4 C. setzt man für 
je 1 Liter Wasser 2 ccm Ammoniak und 
hierauf erst das zu Teig verriebene Walk- 
grün S und die Lösung der übrigen Farb- 
stoffe zu. Nach gutem Umrühren wird mit 
der Waare eingegangen, innerhalb ’/< 
Stunden zum Kochen erwärmt und noch 


1 Stunde gekocht, während welcher Zeit 
noch 1 bis 2 g Essigsäure 8 4 Be. im Liter 
Flotte nachgesetzt werden. Die Essigsäure 
w ird nicht auf einmal, solidem in Abständen 
von 10 bis 15 Minuten auf 3 bis 4 mal zu- 
gesetzt, worauf das Bad allmählich aus- 
gezogen wird. Von Wichtigkeit ist, dass 
unter keinen Umständen in weniger als 
% Stunden zum Kochen erwärmt wird und 
dass dieses Erwärmen sehr gleichmässig 
geschieht. Nach diesem Verfahren soll 
man schöne egale, grüne Färbungen be- 
liebiger Nüance, von grosser Echtheit und 
feuriger Uebersicht erhalten 

Die Aetiengcsellschaft für Anilin- 
fabrikation veranschaulicht in einer mit 
6 Mustern ausgestatteten Karte die Ver- 
wendung ihres Columbiaorange R auf 
Baumwolle. Das Product soll bei niedriger 
Preisstellung grosse Deckkraft besitzen, es 
liegt bezüglich seines Farbtons ungefähr 
in der Mitte zwischen Congoorange und 
Congobraun und w ird am besten unter Zu- 
satz von Glaubersalz, eventl. etwas Seife 
oder Soda gefärbt (Ueberschuss von Soda 
ist zu vermeiden), ln seinen Echtheits- 
graden steht der Farbstoff ziemlich aur 
gleicher Stufe mit Congobraun ; die Wasch- 
echtheit soll besser sein. Durch Säuren 
und Alkalien werden die Färbungen 
schwach geröthet. Die Chlorechtheit ist 
gering, die Liehtechtheit gleicht der von 
Orange TA. Bei Halbwolle wird die 
Wolle röther und stärker angefärbt als die 
Baumwolle. Für Halbseide soll sieh 
Columbiaorange R gut eignen, Tür Wolle 
bietet es nur bedingtes Interesse, weil die 
Färbungen zwar wasch- und lichtecht, aber 
nicht schwefelecht sind. Gefärbt wurde* 
kochend z. B. mit 0,5% Farbstoff unter 
Zusatz von 10 g kryst. Glaubersalz und 
1 bis 2 g kryst. Soda oder 2 bis 3 g Seife 
im Liter Flotte. 

Sambesischwarz R ist ein neues 
Entwicklungssctiwarz derselben Firma. Es 
soll in gleicher Weise wie die anderen 
Samhesischwarz-Marken gefärbt — brauch- 
bare Nüancen von Schwarzblau bezw. 
dunklpm Marineblau, welche auch als 
Untergrund für basische Farbstoffe, Indigo 
u. s. w. verwendet werden können, liefern. 
Für gemischte Gewebe, Halbwolle, Halb- 
seide ist der Farbstoff ebenfalls geeignet, 
da die pflanzliche Faser stärker als die 
animalische angefärbt wird. Die Firma 
berichtet, dass das Product, in bekannter 
Weise diazotirt. mit den gebräuchlichen 
Entwicklern Färbungen von grosser Fülle 
und guter Waschechtheit ergiebt. Man er- 
hält mit Toluylendiamin z. B. gedecktes 


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L/iyi 



Heft ft. 1 
15. Min lftW.J 


Rundschau. 


89 


Tiefschwarz, /f-Naphtol Schwarzbhtu bis 
Blauschwarz, Resorcin Grünliches Schwarz. 
In allen Echtheitseigenschaften steht Sam- 
besischwarz R auf gleicher Stufe mit den 
andern Sambesisehwarzmarken. 

Die Farbenfabriken vorm. Friedr. 
Bayer & Co. bringen unter dem Namen 
Direetblnuschwa rz 2B einen neuen 
billigen Benzidinfarbstoff in den Handel. 
Kr sehliesst sieh in allen seinen Eigen- 
sehaften eng an das filtere Directblau- 
schwarz B an und unterscheidet sieh von 
ihm wesentlich durch den billigeren Preis 
und seine noch lebhaftere blauere Nüance. 
Der neue Farbstoff eignet sich für 
Schwarz allein oder in Combination mit 
Directtiefschwarz R\V oder E gefärbt, so- 
wie als Abdunklungsproduct für lebhafte 
Marineblau, z. B. in Combination mit Benzo- 
chromschwarzblau B. Durch rebersetzen 
mit basischen Farbstoffen soll man ein sehr 
billiges Marineblau erzielen auf loser Baum- 
wolle; man grundirt z. B. mit 2,5% 
Direetblauschwarz 2B und übersetzt mit 
0,25 4 /o Methylviolett OB und 0,15*/* Methylen- 
blau BB auf dem Spülbade. Das Product 
kann zum Farben von loser Baumwolle 
im Kessel oder in Apparaten, zum Farben 
von Garnen, sowie auch für Stückwaare 
verwendet werden. Die Färbung iBt ziem- 
lich gut mit Zinn, gut mit Zinkstaub litz- 
bar. Beim Klotzen erhalt man mit Direkt- 
blauschwarz 2B brauchbare graue Töne 
Für Halbwolle ist das Product weniger 
gut geeignet, da es die Wolle intensiver 
anfarbt. Gefärbt wurde für 100 kg Waare 
mit 6 kg Farbstoff (1 Bad), 16 kg kryst. 
Glaubersalz und ’/, kg calc. Soda 1 Stunde 
kochend, hierauf '/< Stunde ohne Dampf 
nachziehen lassen. 

Die gleiche Firma versendet einen zum 
Aufbewahren ihrer Vorschriften geeigneten 
Einband, der den zweiten Band bilden soll 
zu dem Werk: Die Wollfarbstoffe der 
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & 
Co. in Elberfeld; ihre Anwendung im 
Wolldruck, in der Wollfllrberei, im 
Garn- und Vigoureuxdruck und im 
Aetzdruck. Folgende neue Wollfarbstoffe 
werden empfohlen: Crocein-Scharlaeh 

OB, Chromgelb G, Neu-Patentblau 
GA, Fram-Blau B und Neu-Patent- 
blau 4B. 

Wolle wird mit Croceinscharlach OB 
im saurem Bade (10% Glaubersalz und 
3% Schwefelsfture) gefärbt. Die Färbung 
ist ziemlich schwefelecht, nicht walkecht: 
sie wird beim Betupfen mit conc. Salz- 
säure blau, mit Ammoniak bleibt sie un- 
verändert und ist mit Zinnsalz und Zink- 


staub iltzbar. Der Farbstoff eignet sich 
zur Lackfabrikation, zum direkten Woll- 
druck und zum Aetzdruck, sowie zum 
Färben von Seide und Seidenwolle. Mit 
Chromgelb wird auf Chrombeize (l‘/t bis 
3% Chromkali und 1 '/, bis 2 % Weinstein) 
unter Zugabe von 1 bis 2% Essigsäure, 
kochend in 1 '/, Stunden gefärbt. Die 
Wollfürbung ist alkali- und ziemlich walk- 
echt, durch conc. Salzsäure wird sie roth. 
Der Farbstoff kann im Baumwoll- und 
Vigoureuxdruck Verwendung finden. Zum 
Färben mit Framblau ist ein Zusatz von 
10% Glaubersalz und 2*/« Schwefelsäure 
erforderlich. Der Farbstoff soll gut egali- 
sircn und alkali-, Schwefel-, carbonisations- 
und bügelecht sein, mit Zinkstaub ist er 
nicht ätzbar. Er ist für den Vigoureux-, 
directen Woll- und Seidendruck (jedoch 
nicht wasserecht) verwendbar. Durch Nach- 
behandlung mit Fluorchrom wird die Walk- 
echtheit etwas erhöht. Feber Neu-Patent- 
blau GA und 4B a. Seite 73 des X., 
bezw. Seite 219 des IX. Jahrgangs. 

L. Durand, Huguenin ft Cie. bringen 
einen neuen Farbstoff unter dem Namen 
Blau PRC in den Handel. Für weissen 
Grund wird folgende Vorschrift empfohlen: 
20 Theile Farbstoff, 70 Theile Traganth- 
scbleim 40 : 1000, 10 Theile essigsaures 
Chrom 20* Be. Drucken. 1 Stunde dämpfen, 
waschen und seifen. Der Farbstoff wird 
auch zum Färben von chromirten Bauin- 
wollgeweben verwendet, wobei er den 
Vortheil hat, dass die Dessins vollkommen 
weiss bleiben. Man verfährt hierbei wie 
folgt: 

Beize der Baumwolle: Das Baum- 
wollgewebe wird in folgender Beize fou- 
lardirt: 

9 Theile Chrombisulflt 18* Be., 

18 - Traganthschleim 40:1000 

123 - Wasser, 

150 Theile, 

trocknen, untenstehende Aetzmasse auf- 
drucken, den Mather-Platt-Apparat passiren, 
durch ein Kreidebad nehmen, waschen und 
trocknen. 

Aetzmasse: 

3 Theile Citronensäure, 

8 - Wasser. 

2.5 - kaustische Soda 38 * Be., 

3.5 - gebrannte Stärke 

15 Theile. 

Für dunkle Xüancen ist die Menge des 
Wassers in der Beize zu vermindern und 
dagegen die der Citronensäure, sowie der 
kaustischen Soda in der Aetzmasse zu er- 
höhen. Man färbt, indem man kalt ein- 


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90 


Rundschau. 


f Ff rb«r- Zeitung. 
[Jahrgang 1899 . 


geht und in 1'/, Stunden auf 80' C. steift. 
Dann waschen und leicht seifen. 

Von den dem Rundschreiben bei- 
gefügten Mustern zeigt uns eins das Blau 
l’RC auf Paranitranilinroth geätzt. Das 
Verfahren ist folgendes: 120 Theile Weiss- 
fitze PN (Farbw. Höchst), 7 Theile Stärke, 
8 Theile Traganthschleim. Die Stärke wird 
in der Weissätze PN kalt gelöst, dann der 
Traganth und endlich 40 Theile Farbstoff 
hinzugefügt. (Für helle Nüancen wird 
weniger FarbstofT genommen und die 
Differenz durch Wasser ersetzt.) Die 
Mischung wird hierauf in einem emaillirten 
oder thönernen Oefäss auf kochendem 
Wasser erhitzt und dann zum Abkühlen 
auf die Seite gestellt. Nachdem man sie 
wieder durch Beimischung von Traganth- 
schleim auf das ursprüngliche Gewicht ge- 
bracht hat, wird gedruckt, 8 Minuten im 
Mather-Platt- Apparat gedämpft und ge- 
waschen. 

Im Anschluss hieran empfiehlt die Firma 
ihre Phenocyanine. deren Marke R, auf 
Paranitranilinroth geützl, ebenfalls gute 
Resultate liefern soll. Das Verfahren hier- 
bei ist dasselbe wie für Blau PRO; die 
anderen Marken TB und TV sollen eben- 
falls zum Färben von gechromten Baum- 
wollgeweben geeignet Bein. 

Chromoeyanin V und B sind zwei 
neue Farbstoffe der genannten Firma, 
welche für den Zeugdruck sowohl wie auch 
für die Färberei gut verwendbar Bein sollen. 
Sie geben blauere, lebhaftere und dabei 
chlorechtere Nüancen ab als die bisher 
bekannten Farbstoffe der fiallocyaningruppe. 

Druckmasse: 

200 g Chromoeyanin B oder V, 

680 - Traganthschleim, 

120 - essigsaures Chrom 18° Be., 

1000 g 

Drucken, 1 Stunde dämpfen, waschen, zehn 
Minuten bei 45" C. seifen. 

Alsdann folgen Angaben zur Erzielung 
von gemischten Nüancen beim direeten 
Druck, ferner über die Verwendung der 
Chromocyanine zum Aetzen auf Paranitra- 
nilinroth. 

Die gute Löslichkeit der beiden Farbstoffe 
ermöglicht es, sie auch beim Foutardiren 
zu verwenden, worauf nach folgenden 
Formeln geätzt wird. 

Man foulardirt in einem Bade, enthaltend: 
40 g Chromoeyanin V oder B, 

940 - Wasser, 

20 - essigsaures Chrom 20* Be. 

1000 g. 


Trocknen, die folgende Weissätze aufdrucken, 
1 Stunde dämpfen, waschen und bei 35* C. 
seifen. 

Weissätze : 

Man kocht 
11200 g Dextrin, 

1 1 400 - Wasser, 

[ 50 - Citronensäure, lässt erkalten 

und fügt bei 

250 - chlorsaures Natrium, 

25 - rothes Blutlaugensalz, 

75 - Wasser, 

3000 g. 

Nach Angaben der Firma geben die 
Chromocyanine auch gute Resultate (sei es 
rein oder in Mischung mit Chromgelb zur 
Erzielung von grünen oder Olivenüancen), 
indem man mit essigsaurem Chrom oder 
Chrombisulfit foulardirt undnach dem Seite 89 
beschriebenen Verfahren ätzt. 

In einer mit 114 Mustern ausgestatteten 
Karte derselben Firma finden wir ihre 
Spe.cialitäten für Zeugdruck. Es 
kommen neben Farbstoffen, w r ie Giroflee- 
pulver N, Solidgrün M, Naphtolblau D und 
Blau PRC, besonders die Phenocyanine, 
Chromocyanine u. s. w. zur Anwendung. 

o. 

Vandura-Seide. 

Vandura-Seide ist eine neue Kunstseide, 
die Adam Miliar in Glasgow erfunden hat 
und welche nunmehr die Vandura Silk Co. in 
Glasgow fabrikmässig herstellt. Dr. E. 
Knecht berichtet über diese Kunstseide im 
Journ. of dyers & colourists 1898, S. 252: 
Das Gespinnst entstammt einer wässrigen 
Gelatinelösung von geeigneter Dicke und 
Temperatur, so dass sie sich leicht in 
Fäden ziehen lässt, die durch feine Augen 
auf ein Tuch sich ablegen, das sich end- 
los um eine Anzahl Trommeln bewegt. 
Die Geschwindigkeit der Trommelbewegung 
und die Länge des Weges, den die Fäden 
auf und mit dem endlosen Tuch zurück- 
zulegen haben, sind so bemessen, dass die 
Fäden, wenn sie das Tuch verlassen, 
trocken und fest genug sind, um auf 
Bobinen aufgespult werden zu können. 
Von der Spule wird das Gespinnst auf 
einen Haspel gewunden uud ihm dabei 
etwas Draht gegeben. Und nun kommt 
der Leitgedanke der Erfindung, der auf 
der bekannten Eigenschaft des Form- 
aldehyds beruht, Gelatine unlöslich zu 
machen. Der Haspel mit dem Gespinnst 
wird nämlich für mehrere Stunden in einen 
geschlossenen, mit Formaldehyd gefüllten 
Raum gebracht. Knecht hat Proben der 
neuen Kunstseide zur Beurtheilung er- 


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Rundschau. 


91 


u.n #. 1 

15. Mira 1899. J 

halten und giebt an, dass Vanduraseide 
einen ebenso schonen Lüster wie Natur- 
seide zeige. Doch scheint der Glanz et- 
was unruhig zu sein, denn sie glitzert und 
funkelt im Sonnenlicht. Der Faden ist 
hübsch fest, wie Knecht sich ausdrückt, 
halt aber in dieser Beziehung den Ver- 
gleich mit Naturseide nicht aus. In Wasser 
getaucht, kräuselt er sich, wird zäh und 
weich, jedoch beim Trocknen wieder fest. 
Alkohol, Aether, Alkalien und Säuren 
greifen die Vanduraseide nicht an. Das 
Färben erfolgt durch Zusatz von Anilin- 
farbstoffen zur ursprünglichen Gelatiue- 
flüssigkeit. k 

Bleichbad für Baumwolle. 

Eine grossartige Verbesserung des bis- 
her gebräuchlichen Chlorbleiehbades hat 
sich ein gewisser C. Delescluse aus 
Rouen patentiren lassen. Darnach wird 
dem in der üblichen Weise hergerichteten 
Bleichbade eine Lösung hinzugefügt, welche 
sich zusammensetzt aus 5'/t Pfund Syrup, 
5'/« Pfund Stärke und 22 Pfund Salpeter- 
säure (!) von 1,33 specif. Gewicht. Die 
Substanzen werden kalt gemischt, auf 
dem Wasserbad erhitzt (!) und dann mit 
Wasser verdünnt, bis das specif. Gewicht 
1,007 ist. Mit dieser Bleichflotte w ird die 
Baumwolle behandelt. Die Festigkeit der 
Faser und der weiche Griff sollen dabei 
nicht im geringsten leiden. (Wer’s glaubt!) 

ITvt. Rk.I Hg. 

Professor Lallement, Zur Prüfung gefärbter 
Baumwolle auf Indigo. 

Wenn es sich darum handelt, rasch 
festzustellen, ob Baumwolle mit Indigo 
oder mit Indigo unter Zusatz anderer Farb- 
stoffe gefärbt ist, kann man mit gutem 
Erfolg folgende einfache Reaclionen heran- 
ziehen : 

1. Heisses Wasser löst nur Leim und 
Appretur und event. die als Zusätze zum 
Indigo angewendeteu Farbstoffe; bei reinem 
Indigo wird das wässrige Filtrat nicht 
oder nur ganz wenig grünlich blau gefärbt. 

2. Siedender Alkohol löst reinen 
Indigo nur sehr wenig, schwach bräunlich 
violette Färbung deutet auf Indirubin. Die 
als Zusätze zur Verwendung kommenden 
rothen, violetten und blauen Farbstoffe 
sind zum grössten Theil in heissem Alkohol 
löslich und geben sich durch die intensive 
Färbung des Filtrats zu erkennen. 

3. In lOprocentiger Sodalösung erhält 
man ebenfalls nur bei Anwesenheit fremder 
Farbstoffe ein gefärbtes Filtrat. Handelt 
es sich um reinen Indigo, so bleibt die 
Flüssigkeit so gut wie farblos. 


4. 66grädige Schwefelsäure färbt sich 
bei Anwesenheit von reinem Indigo allein 
grünlich gelb, dann grün und endlich blau. 
Sobald andere Nüaneen auflreten, z. B. 
Roth, darf man auf Beimengungen, 
(Campeeheholz . Indigoersatz u. dergl.) 
schliessen. 

5. Salpetersäure entfärbt ziemlichschnell 
und liefert eine gelbe Lösung, während die 
Baumwolle sich grün, dann gelblich und 
schliesslich schwach röthlich weiss färbt. 

6. Chlorkalk und Essigsäure geben bei 
Anwesenheit von Indigo allein eine blau- 
grüne bis schmutzig grüne Färbung, wo- 
rauf völlige Entfärbung stattfindet. Wenn 
dann aufs neue Färbungen auftreten, z. B. 
mehr oder weniger bräunlich oder gelblich, 
so darf man auf Vidalschwarz, Cachou de 
Laval u. dergl. schliessen. 

7. Einwirkung von Wärme. Eine sehr 
charakteristische Reaction, die in der Weise 
ausgeführt wird, dass man die zu unter- 
suchende Probe auf den Boden eines 
kleinen Tiegels legt und erhitzt. Ist Indigo 
vorhanden, so entwickeln sich bald violette 
Dämpfe, während kein anderer blauer Farb- 
stoff diese Erscheinung zeigt. 

Unter Zuhülfenahine einer Vergleichs- 
probe lassen sich mit vorstehenden Reactionen 
recht brauchbare Resultate erzielen. 

lUndiftru Uxtilr ] Hy. 

La aociete anonyme des mines de Yauli 
(representee par Ulysse Sllhol), Verwendung 
des Vanadiums in der Färberei. (Franz. 
Pat. 270552.) 

Das vorlicgendi“ Verfahren hat die Ver- 
wendung des Vanadiums in der Färberei, 
besonders in der Anilinschwarzflirberei. zum 
Gegenstände. Es zerfällt in 2 Phasen: 
1. die oberflächliche Umwandlung der 
pflanzlichen Fasern, Baumwolle, Leinen, 
Ramie, in Oxycellulose und 2. Durch- 
(ränkung der so vorbereiteten Fasern mit 
dem Färbebade. 

Die Chlorate sind bei gewöhnlicher 
Temperatur ohne Einfluss auf die vege- 
tabilischen Fasern, setzt man ihnen jedoch 
Ammonium vanadat oder Vanadiumtetroxyd- 
cblorid zu, so findet leicht eine Oxydation 
der organischen Substanzen statt. Man 
verwendet als erstes Bad zweckmässig eine 
Mischung von 1800 g Salzsäure, 100 Liter 
Wasser, 6500 g Kaliumchlorat und 10 g 
Vanadiumtetroxydchlorid (V0 4 . 2HCI. 3HO). 
Mit diesem Bade werden die Fasern etwa 
20 Minuten bei 25 bis 35° impräguirt. 

Die so oberflächlich in Oxycellulose 
umgewandelte Faser zeigt eine gross*; Ver- 
wandtschaft für alle Farbstoffe. Soll sie 


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92 


Rundschau. 


[ Fartar-Zeltunff. 
Jahrgang 1899. 


anilinschwarz ge färbt werden, so bringt 
man sie in ein Bad, das Anilinöl, Salz- 
sflure, Vanadiumtetroxydchlorid und Kalium- 
chlorat enthalt. Das Salz des Vanadium- 
tetroxyds wird durch Kaliumchlorat in 
Peroxyd übergeführt, welches auf Anilin 
unter Bildung von Anilinschwarz einwirkt 
und sich dabei wieder in Tetraoxyd um- 
wandelt. Da also das Vanadiumtetraoxvd 
lediglich als Sauerst offübertriiger wirkt und 
stets wieder regenerirt wird, so genügt 
eine verhältnissmässig kleine Menge des 
Salzes zur Erzeugung von Anilinschwarz. 

Man kann dem Anilinschwarzbade auch 
Kaliumbichromat zusetzen. Das Bad würde 
in diesem Falle folgende Zusammensetzung 
haben: Wasser 800 Liter, Vanadiumtetra- 
oxydchlorid 100 g, Anilin 6 kg, Salzsäure 
12 kg. Kaliumbichromat 6 kg und Kalium- 
chlorat 4 kg. 

Sehr gute Resultate liefert auch folgendes 
Bad: Wasser 1000 Liter, Anilin 10 kg, 
Vanadiumtetraoxydchlorid 1 kg. Salzsäure 
19 kg, Schwefelsäure 600 ccm, Eisen- 
perchlorid 600 ccm, Kaliumbichromat ti kg 
und Kaliumchlorat 4 kg, u. s. w. 

(Sollte die socidte anonyme des mines 
de Yauli, bezw. ihr Director Mr. Ulysse 
Silliol, die Erbschaft des Mr. Samuel 
Grawitz angetreten haben?) m . 

Sulfitcelluloseablauge als Redactionsmittel für 
Bichromat. 

Die Anwendung von Bichromat zum 
Beizen von Wolle erfordert gleichzeitig den 
Zusatz eines Reductionsmittels, als welche 
sich Weinsteinsäure und Milchsäure bisher 
am besten bewährt haben. Der Preis dieser 
Säuren ist jedoch ziemlich hoch, und es ist 
daher von einer gew issen Bedeutung, w enn 
neuerdings der Vorschlag gemacht wird, 
diese Reduetionsmittel durch ein billiges 
Abfaliproduct zu ersetzen. Es hat sich 
nämlich gezeigt, dass in der Abfalllauge 
derSulfltcellulosefabrikation eine Verbindung 
enthalten ist, welche sich in ganz besonders 
vortheilhafter Weise zum Reduciren von 
Bichromat verwenden lässt und in Folge 
ihrer Herkunft fast kostenlos zur Verfügung 
steht. Man neutralisirt zunächst die bei 
der C'ellulosefabrikation abfallenden Sulflt- 
laugen mit Natronlauge und dampft bis 
zur Syrupconsistenz ein; man erhält so 
eine dunkelbraune Flüssigkeit von 1,25 
specif. Gewicht mit 50 •/„ Trockensubstanz. 
Die Verbindung eignet sich wegen ihrer 
braunen Farbe selbstverständlich nur zum 
Beizen solcher Waaren, welche in dunkleren 
Tönen gefärbt werden; sie wird als „Lig- 


norosin“ bezeichnet, indem der Name auf 
die Herkunft Bezug nimmt. Die Ver- 
bindung ersetzt das gleiche Gewicht Milch- 
säure und wird im Verhältniss von 2,7 % 
auf 1,26°/« Kaliumbichromat und 0,66 •/• 
Schwefelsäure angewendet, wobei voll- 
ständige Rcduction erfolgt. 

Falls das „Lignorosin" das hält, was 
es zu versprechen scheint und wenn es 
vielleicht ausserdem noch gelingt, die Ver- 
bindung zu entfärben, dürfte man bei der 
Ghrombeize die Weinsäure und die Milch- 
säure bald gänzlich entbehren können. 
(Vgl. Heb 3, S. 34 und Heft 5, S. 08.) 

/ Text ftrconij Hg. 

A. Buntrock, Ueber die Haltbarkeit des diaso- 
tirten p-Nitranilina in salzsaurer und in essig- 
saurer Lösung. 

Die Zersetzlichkeit des diazotirten p- 
Xitranilins ist nach A. Buntrock auch in 
essigsaurer Lösung keineswegs so gross, 
wie gewöhnlich angenommen wird. 

Zur Ermittlung der Beständigkeit von 
Nitrodiazobenzolchlorid sowohl in salzsauror 
als auch iu essigsaurer Lösung bei längerem 
Stehen hat Verfasser folgende Versuche an- 
gestellt: 

Je 20 g p-Nitranilin wurden in be- 
kannter Weise mit 50 ccm Salzsäure 
22* Be. und der erforderlichen Menge 
Natriumnitrit diazotirt. Die aus 20 g p- 
Nitranilin erhaltene Diazolösung betrug je 
1 Liter — sie war vollständig klar. 

Dies«; Diazolösungen, von denen also 
jede '20 g p-Nitranilin enthielt, wurden 
während verschiedener Zeiträume theils 
direct, also mit einem deutlichen Ueber- 
schusse von Salzsäure, theils nach Zusatz 
von Natriumacetat (ohne Ueberschuss), also 
in essigsaurer Lösung, dem directen Tages- 
lichte ausgesetzt. Zum Vergleiche wurden 
Parallelversuche angestellt mit gleich zu- 
sammengesetzt«;!] IMazolösungen bei Aus- 
schluss jeglichen Lichtes während der 
ganzen Versuchsdauer. Die Temperatur 
der Diazolösungen betrug etwa im Mittel 
24» C. 

Nach einer bestimmten Zeit wurde jede 
einzelne dieser Diazolösungen mit einer 
entsprechenden Menge 1,4-Naphtolsulfosäure 
von bekanntem Gehalte in sodaalkalischer 
Lösung gekuppelt, und nach vollendeter 
Kupplung wurde die überschüssige 1,4- 
Naphtolsäure mit einer Lösung von dinz«>- 
tirtera Anilin, deren Gehalt ebenfalls genau 
bekannt war, zurückbestimmt. Aus der 
Menge der zurückbestimmten 1,4-Naphtol- 
sulfosäure wurde der Gehalt der Diazo- 
lösung an Nitrodinzobenzol berechnet. 


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Verschiedene Mittheilungen. 


93 


Heft «. 1 

ir.. HJVn 1KS9 | 


Es ergab sich hierbei Folgendes: 

Von dein ursprünglich in der Diazo- 
lösung enthaltenen diazotirten p-N’itranilin 
waren noch vorhanden 



nach 1 

Stunde: 

% 

in 

salzsaurer Lösung, 

belichtet . . 

100.0 

- 

- 

nicht belichtet 

100,0 

- 

essigsaurer 

belichtet . . 

99,8 

- 

- 

nicht belichtet 

100,0 


nach 12 

Stunden: 

% 

in 

salzsaurer Lösung belichtet . . 

98. 7 

- 

- 

nicht belichtet 

98,9 

- 

essigsaurer 

belichtet . . 

95.9 

- 

- 

nicht belichtet 

97,3 


nach 1 

Tage: 

•/ 

i» 

in 

salzsaurer Lösung, 

belichtet 

97,2 

- 

- 

nicht belichtet 

98,1 

- 

essigsaurer 

belichtet . . 

91,1 

- 

- 

nicht belichtet 

94,2 


nach 7 

Tagen: 

V. 

in 

salzsaurer Lösung, 

belichtet . . 

91,3 

- 

- 

nicht belichtet 

92,6 

- 

essigsaurer 

belichtet . . 

80,2 

- 

- 

nicht belichtet 

85,2 


nach 14 

Tagen: 

•/ 

Io 

in 

salzsaurer Lösung, 

belichtet . . 

88,7 

- 

- 

nicht belichtet 

91.2 

- 

essigsaurer 

belichtet . . 

74,8 

- 

- 

nicht belichtet 

79,4 


nach 28 Tagen: 

V. 

in 

salzsaurer Lösung, 

belichtet 

77,8 

- 

- 

nicht belichtet 

82,4 

- 

essigsaurer 

belichtet . . 

61,6 

- 

- 

nicht belichtet 

69,1 


Die Versuche liefern den Beweis, dass 
bei Störungen irgend welcher Art im 
Fllrbereibetriebe die Diazolösung des p- 
Nitranilins auch bei Gegenwart von Essig- 
säure einen reichlichen Zeitraum ohne er- 
hebliche Zersetzung aufbewahrt werden 
kann. Nach längerem Stehen wird die 
Diazolösung zweckmässig durch ein grobes 
Baumwolltuch gegossen. 

[Lnpngtr MonaUtekrift für Tritt!- In Juttrif. 1898, S. 608. J M. 

Lösliche Formaidehyd-Gelatinc. 

Im Jahre 1893 hat Gegner gefunden, 
dass eine Gelatinelösung durch giesförmigen 
Formaldehyd getrübt oder in eine feste 
Masse verwandelt wird. Späterhin gab 
Hauser an, dass eine derartig veränderte 
Gelatine bei keiner Temperatur mehr in 
Lösung überzugehen vermöge. Beckmann, 
Eigner und Andere waren der Ansicht, 
dass die Keaction des Formaldehyds auf 
Gelatine in einer Wasserentziehung bestehe. 
Eine Verbindung der Imido- oder Amido- 
gruppeu innerhalb der Gelatine mit dem 
Aldehyd ist ausgeschlossen, ebenso eine 


Condensation, da Elsner in der mit Form- 
aldehvd behandelten Gelatine nur ganz ge- 
ringe Spuren der letzteren nachweisen 
konnte. A. C'lassen hat die Untersuchungen 
fortgesetzt und gefunden (Engl. Pot. 25942), 
dass Gelatine (oder sonst ein ProteTnstofl), 
wenn man den Formaldehyd unter Druck 
und bei 120° bis 150 0 C. auf sie ein- 
wirken lässt, nicht eine feste Substanz, 
sondern eine Flüssigkeit liefert, die beim 
Eindampfen und Trocknen bei 120' eine 
gelbbraune, blättrige Masse hinterlässt. 
Das Trockenproduct kann wieder in Wasser 
aufgelöst werden und scheidet sich aus 
der wässrigen Lösung auf Zusatz von 
Alkohol wieder aus, was zu seiner Reini- 
gung von überschüssigem Formaldehvd be- 
nutzt wird. Das neue Product soll in der 
Medizin und Technik schon Verwendung 
finden. »i. 


Verschiedene Mittheil ungen. 

Deutscher Färber- Verband. 

Am Sonntag, den 19. Februar er., fand 
in Chemnitz eine Vorstands-Sitzung des 
Deutschen Färber - Verbandes statt. 

Ausser den Vorstandsmitgliedern betheiligten 
sich Leipziger und Chemnitzer Collegen an 
derselben. — An Stelle des aus persön- 
lichen Gründen ausgeschiedenen Herrn 
Dr. A. Kielmeyer wurde Herr Wilhelm 
Schehl, Leipzig, in den Vorstand ge- 
wählt. Der erste Berathungsgegenstand 
betraf die Auswahl geeigneter Persönlich- 
keiten für die Stellung eines Ehren- 
vorsitzenden des Verbandes. Es wird 
beabsichtigt, ausser dem „geschäfts- 
führenden“, einen Ehren -Vorsitzenden 
zu wählen. Dieser soll aus den Kreisen 
der Grossindustriellen gesucht werden. 
Verschiedene Herren wurden in Vorschlag 
gebracht und soll mit einigen derselben 
in Verbindung getreten werden. 

Der Leipziger Färberverein hatte 
seinen Beitritt zum Verbände davon ab- 
hängig gemacht, dass die Frage erst ge- 
regelt werde, „ob der Verband nur 
die Rechte und Vortheile der Arbeit- 
geber vertrete?® Diese Frage war 
durch eine irrthümliehe Auffassung der 
Stellung des „Verein zur Wahrung der 
gemeinsamen In teressender Färberei-, 
Bleicherei- und Druckerei-Industrie 
von Chemnitz und Umgegend“ zu dem 
Deutschen Färber - Verband entstanden. 

Dieser Verein, der nur aus Färberei- 
besitzern besteht, hatte seinen Beitritt — 

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»4 


Verschiedene Mitteilungen. 


rPtrber-ZHtsiiur. 
[Jah rgang 18 iH>. 


als geschlossener Verein — zum Verbände 
abgelehnt, jedoch den Beitritt seiner 
einzelnen Mitglieder theila schon vollzogen, 
theils in nahe Aussicht gestellt. Oie an- 
wesenden Chemnitzer Coilegen, sllmintlich 
Mitglieder obigen Vereins, widerlegten die 
irrthümliche Ansicht und versicherten, dass 
sie durchaus nicht die Absicht hatten, andere 
Ziele wie der Deutsche Färber-Verband zu 
verfolgen, sondern diesen im Gegentheil 
ausnahmslos sympathisch gegenüberstehen. 

Die Krage der Mitgliedschaft der Ar- 
beitgeber und Arbeitnehmer erledigt sich 
übrigens von selbst, durch tj 5, Abs. 2 der 
Statuten, wo es ausdrücklich heisst: „Als 
ordentliche Mitglieder können nur 
arbeitgebende und arbeitnehmende 
Färber aufgenommen werden“, u. s. w. 

„Beschaffung eines Grundver- 
mögens“ lautete der nächste Punkt. Es 
wurde beschlossen, an die sämmtlichen 
Farbenfabriken und Kaufleute, sowie 
an die Fabrikanten von Dampf-, Appre- 
tur- und Fftrbereimaschinen und an 
alle Firmen, in deren Interesse die 
Hebung der Färberei liegt, Circulare 
zu senden, worin um möglichst hohe Bei- 
steuern gebeten wird 1 ). Die Gepflogenheiten 
der Comitee’s der bisherigen Färbertage, 
die betreffenden Interessenten alljährlich 
um Beiträge zur Abhaltung der Färber- 
tage anzugehen, fallen dann weg. Die 
Unkosten der Färbertage sollen durch den 
Verband getragen werden. Die Gross- 
industriellen der Orte, wo der Färbertag 
stattfindet, werden es sich doch wohl nicht 
nehmen lassen, dem Comitee helfend bei- 
zuspringen. 

Die Frage: „Verhandlungen mit 

schon bestehenden Verein en der Färb er 
und Färberei - Interessenten zwecks 
Zusammenschlusses“ wurde dahin be- 
sprochen, dass der Vorsitzende mit den betr. 
Vereinen unterhandeln soll, damit ein mög- 
lichst grosser, einiger Deutscher Färber- Ver- 
band entstehe. Der diesjährige Färbertag 
soll als I. Verbandstag (XI. Färber- 
tag) des Deutschen Färber - Verbandes 
bezeichnet werden und am 1., 2. und 
3. Juli er. in Chemnitz stattfinden. Der 
Vorstand des Verbandes ladet nur die 
Mitglieder des Verbandes direct ein, 
während die übrigen Interessenten durch 
Annoncen in den Fachblättern zur 
Tbeilnahme am Verbandstage, sowie 
zum Beitritt eingeladen werden 
sollen. Das Chemnitzer Local-Comitee 

*) Sollten die deutschen Färber nicht im 
Stande sein, ihren Verband aus eigenen Mitteln 
zu unterhalten? im 


sorgt für die würdige Gestaltung des 
Festes. Zu Vorträgen Bollen namhafte 
Fachgelehrten gewonnen werden. 

Um nicht wieder, wie bisher, am Ver- 
bandstage gelbst erst vor der Frage zu 
stehen, wo der nächste (1900) Ver- 
bandstag abgehalten werden soll, 
will der Vorstand als nächsten Vorort 
„Berlin“ Vorschlägen. Auch Dresden 
wurde erwähnt, doch fehlt dort noch jede 
Organisation. 

Einen „Pressausschuss“ zu bilden 
wird beabsichtigt. Die Mitglieder des- 
selben sollen ab und zu Berichte und An- 
regungen in den Fachblättem veröffent- 
lichen, damit das Interesse der Coilegen 
zur allgemeinen Färbersache stets rege 
gehalten wird. 

Da noch kein Verbandsorgan ge- 
wählt ist, wohl auch vorläufig davon über- 
haupt abgesehen werden soll, so wird 
sämmtlichen Fachschriften, welche die Be- 
richte und dergl. unentgeldlich auf- 
nehmen, die Veröffentlichung derselben 
übergeben. 

Es haben Letzteres bisher gethan: 
Dr. Lohne'sehe Färber-Zeitung, Berlin, 
Martin, Weigel, Klepzig (Dr. Kuh), 
Leipzig, Geraer„Färber und Wäscher“, 
das Wollengewerbe, Grünberg, brachte 
nur Auszug, Textilzeitung, Berlin, 
erbot sich auch dazu. Die Münchener 
Färber-Zeitung, Callwey, lehnte ab, 
unter der Begründung, „dass die Münchener 
Färber-Zeitung nicht zum Verbandsorgan ge- 
wählt sei.“ Um Angabe weiterer Fach- 
blätter wird hierdurch gebeten unter 
der Adresse: Eduard Hoene, Guben. 

Schliesslich wird allgemein gehofft, 
dass sich nun überall Vereine und Orts- 
gruppen bilden, damit die Organisation 
besser geleitet werden kann. i. r 

Englische und deutsche Herrenstoffe. 

Ein anonymer Mitarbeiter der Leipziger 
Monatsschrift für Textilindustrie (Jahrg. 1898, 
No. 10) ist der Ansicht, dass die deutschen 
Herrenstoffe einzelnen englischenFabrikaten 
etwas in (Qualität und Appretur nachstehen, 
wobei er bemerkt, dass er die hochfeinen 
englischen (Qualitäten meine, die bisher ein 
deutscher Fabrikant wegen des für ihn 
unerreichbaren Verkaufspreises herzustellen 
sich gar nicht getraut habe. Die Vortheile 
der englischen Fabrikation beginnen nach 
seiner Angabe schon beim Spinnprocess. 
Aus der für den fraglichen Artikel ver- 
wendeten englischen Wolle werden in 
England 20 bis 30% Kämmlinge heraus- 
gearbeitet, während der deutsche Kämmer 



Heft 6. 1 

15 . Marx isw.J 


Verschiedene Mittheilungen. 


95 


nur mit 5 bis 7°/o Abgang rechnet. Die 
Folge davon ist, dass dort das Garn weniger 
rauh als in Deutschland nusfällt, wo man 
sich überdies der vom englischen System 
wesentlich verschiedenen, im Klsass ge- 
bauten Spinnmaschinen bedient. Ferner 
geben die Engländer ihren Garnen weniger 
Draht als die deutschen Kammgarnspinner, 
was später bei der Appretur der englischen 
Waare in vortheilhafter Weise sieb geltend 
macht. Dann enthält die englische Waare 
feine Crossbredfasern als Zusatz, der in 
der deutschen meist fehlt und ersterer zu 
einem besonders weichen Griff verhütt. 
Endlich ist die hochfeine englische Qualität 
dichter eingestellt, als es bei der deutschen 
der Fall ist. 

Was die Appretur betrifft, so wird dem 
englischen System, sie zusammen mit der 
Weberei zu verbinden, der Vorzug gegeben, 
weil langsamer und sorgsamer dabei ver- 
fahren werde als in den für die Massen- 
fabrikation berechneten deutschen Lohn- 
appreturen. Ob langsame und sorgsame 
Arbeit immer gleichbedeutend ist, wollen 
wir nicht entscheiden, möchten aber doch 
darauf hinweisen, dass eine grosse Appretur- 
anstalt eher dazu kommt, die neuesten 
Maschinen sich anzuschalfen als eine 
Weberei, die das Appretiren gleichsam im 
Nebenamt betreibt. Der Schwerpunkt aller 
Appretur liegt aber immer in den Maschinen. 

Zum Schluss wird behauptet, dass die 
Engländer im Colorit uns über sind, zu- 
gleich aber zugegeben, dass ihre Farben- 
zusammenstellung für den soliden deutschen 
Geschmack zu bizarr ist und für ihn erst 
angepasst werden muss. Das heisst mit 
anderen Worten: die englische Farben- 
stellung ist gut für die Engländer und ihre 
halbwilden Colonien. Uns ist unser Ge- 
schmack gerade gut genug, und dass 
unsere Fabrikanten mehr auf die Echtheit 
der Farben halten als die englischen, wird 
von dem anonymen Verfasser selbst be- 
stätigt, Was will er also weiter? «. 

Handelsbericht Ober Albumin und Casein 

Die Marktlage des Blutalbumins ist 
eine festere geworden, da die Nachfragen 
sich sehr gesteigert haben. Zudem wird 
Blut jetzt in grossem Massstabe zur 
Herstellung von Viehfutter u. s. w. ver- 
wendet, und wird dasselbe der Fabrikation 
des Albumins entzogen. Vom Auslande, 
namentlich von Russland, werden grössere 
Posten minderwerthiger, schwer löslicher 
Waare hereingebracht. Der niedrige Preis 
dieser Qualitäten steht jedoch in keinem 
Verhältniss zu den Preisen von gut lös- 


licher und ausgiebiger Qualität, abgesehen 
davon, dass die Lieferungen des russi- 
schen Albumins sehr differiren. Der Ex- 
port nach Amerika hat fast ganz aufgehört, 
da es der Firma Amour & Co., Chicago, der 
bedeutendsten amerikanischen Schlächterei, 
gelungen ist, bei der Einrichtung einer 
Albuminfabrik einen hohen Eingangszoll 
für den Import von Europa zu bewirken. 
Der Verlust des Exportes nach der Union 
ist jedoeh nicht zu verspüren, weil sich, 
wie erwähnt, neue Absatzgebiete für den 
Artikel eröffnet, haben. 

Eiweissalbumin. Hiervon sind gerade 
in letzter Zeit viele minderwerthige Quali- 
täten auf den Markt gekommen. Diese 
Sorten, unter andern chinesischer Pro- 
venienz, stehen den Levantiner und russi- 
schen Albuminen an Löslichkeit, Ergiebig- 
keit, Geruch und Farbe bedeutend nach. 
Trotzdem nun die minderwerthigen Sorten 
durch grosses Angebot im Markte einen 
kleinen Preisrückgang bewirkt haben, wird 
für gut lösliches, geruchloses Eialhumin 
der ulte Preis glatt bewilligt, zumal nur 
ein geringer Vorrath vorhanden ist. Der 
Consum hat sich wesentlich gesteigert, da 
ausser den Druckereien, Zucker« aaren- 
fabriken u. s. w. dem Markte grosse Posten 
filr phannuceutische Albuminpräparate ent- 
zogen werden. Der Export nach Amerika 
war verhältnissmässig gross. Bis zu Be- 
ginn der neuen Campagne (Juni/Juli) werden 
diese Preise für gut lösliche, geruchlose 
Qualitäten jedenfalls unverändert fest 
bleiben. 

Casein. Die Nachfrage nach Case'in- 
La c t ar i n - M i I c Ii a 1 b u in i n ist bedeutend ge- 
stiegen und begründet sich durch seine erwei- 
terte Verwendung in der Fabrikation chem. 
u pharm. Präparate. Die Fabrikation des 
Productes hat einen wesentlichen Fortschritt 
erfahren, da es gelungen ist, eine sehr preis- 
werthe und für alle Zwecke, gleichviel ob 
für Futterstoffdruck, Papierfabriken oder 
Nährzwecke, brauchbare Waare herzu- 
stellen. Dieses Fabrikat ist sehr verdickend, 
fadenziehend, entfettet und von grosser 
Viscosität. Auch ist es frei von dem fast 
allen Casein en mehr oder weniger an- 
haftenden Käsegeruch und daher gut für 
pharinaccutische Präparate zu verwenden. 
Der amerikanische Ring hat durch die 
Einfuhr geringerer Waare die Preise des 
europäischen Marktes wenig beeinträchtigt, 
und wird ein Casein, das allen Ansprüchen 
gerecht wird, seinen Preisstand behaupten 
können. /y. «a mwi, nmtm. 


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96 


Patent-Liste. — Briefkasten. 


Patent -Liste. 

Aufgestellt von der Rodaction der 
„Färber-Zeitung“. 

Patent-Anmeldungen. 

Kl. 8. H. 20 269. Vorrichtung zum Färben, 
Waschen u. s. w. von Textilatoffen mit 
kreisender Flotte. — J. Haibach, Barmen. 

Kl. 8. K. 16 220. Verfahren zur Erzeugung 
von Indigo auf Seide. — Kalle & Co., 
Biebrich a. Rh. 

Kl. 8. K. 16 292. Verfahren zur Erzeugung 
schwarzer Färbungen auf Gespinnatfasern 
mit Blauholz — Kalle&Co., Biebrich a. Rh. 

Kl. 8. 0. 2834. Verfahren zum Färben und 
Drucken mit Indigo unter Benutzung von Sul* 
fitcelluloseablaugo. — Oesterreichischer 
Verein fQr Cellulosefabrikation , 
Wien III. 

Kl. 8. Sch. 13 113. Breitbleichmascbine. — 

A. Schmidt, Berlin NW. 

Kl. 22. B. 23356. Verfahren zum Extrahiren von 
Farbstoffen aus vegetabilischen Substanzen. 
— E. Be rin gor, Charlottenburg b. Berlin. 

Kl. 22. L. 11 603. Verfahren zur Stempelung 
von Fleisch. — A. Leonhardi, Dresden-N. 

Kl. 22. V. 2854. Verfahren zur Darstellung 
eines blauen, substantiven Farbstoffes aus 
Sulfanilsäure — H. R. Vidal, Paris. 

Kl. 22. F. 10 768. Verfahren zur Darstellung 
von Authrachinonderi vaten aus Diuitroanthra- 
chinoncn. — Farbenfabriken vorm. Fried r. 
Bayer & Co., Elberfeld. 

Kl. 22. R. 9021. Verfahren zur Herstellung 
in Wasser unlöslicher GclatinekOrper. — 
Chemische Fabrik auf Actien (vorm. 

B. Schering), Berlin. 

Kl. 22. K. 16 632. Verfahren zur Darstellung 
von schwarzen Polyazofarbstoffen. — Kalle 
& Co., Biebrich a. Rh. 

Patent-Ertheilungen. 

Kl. 8. No. 102 548. Vorrichtung zum Mer- 
cerisiren von Garnen in Kettenstrangform. 
— O. Hoffman n, Neugersdorf i S. Vom 
19. October 1897 ab. 

Kl. 8. No. 102 549. Vorrichtung zur Verei- 
nigung von Stotflagen für Hutrüschen, Hals- 
krausen o. dgl. — J. B. Garrod, 99 Sand- 
ringham Road, Dalston, Grfsch. London, 
Vom 22. März 1898 ab. 

Kl. 8. No 102550. Walze für Appreturmaschinen. 
— F. Gebauer, Charlottenburg. Vom 
17. Juni 1898 ab. 

Kl. 8. No. 102 659. Verfahren zum streifigen 
Buntfärben gewebter Stoffe in regeubogen- 
artiger Schattirung. — S ttlckfärberoi 
Zürich, Zürich Vom 18. Februar 1898 ab. 

Kl. 8. No. 102 672. Mercerisiren der Baum- 
wolle in Strangform. — Joh. Kleine- 
wefers Söhne, Krefeld. Vom 27. October 
1896 ab 


J Färber- Z*ltnng. 
Jahrgang WW. 


Kl. 8. No. 102 701. Bügelmaschine. — Kett- 
ling de Braun, Crimmitschau. Vom 19. Juni 
1897 ab. 

Kl. 8. No. 102 702 Maschine zum Spannen 
und Trocknen von Gewebebahnen. — J. E. 
Palmer, Middletown, Conn , V. 8t. A. Vom 
11. August 1897 ab. 

Kl. 8. No. 102 775. Maschine zum Erbreitern 
(Spreizen) des Plüschrandes von Velours- 
schutzborden. — J. Haibach, Barmen. 
Vom 24. Februar 1898 ab. 


Briefkasten. 

Za onentgeiUlcbem — rein sachlichem — Melnnnnsanilaoicb 
unterer Abonnenten Jede anafährllche nnd besonder« 
werthvolle AuikanfUertbellung wird bereitwilligst bonorirt 

(Anen jmt Zuamdanicrn bleib«« eeberfrkelebtiirt.) 

Fragen. 

Frage 13: Was ist das neue amerikani- 

sche Verdickungsmittel .Tragantin “ und wie 
wird es am besten verwendet? j. i. 

Frage 14: Kann mir Jemand den Conti- 

nue-Dämpfapparat beschreiben oder ein Werk 
angeben, io wolchem man eine nähere Beschrei- 
bung desselben findet? j, i, 

Antworten. 

Antwort auf Frage 5: Man weicht die 

Flecke mit Olein ein und reibt solange, bis 
die schwarzen Stellen aufgelöst sind. Hierauf 
wird das Olein mit scharfer (freies Alkali 
enthaltender) Seife verseift und die Seife mit 
heissem bezw. zum Schluss kaltem Wasser 
ausgespült. Auf diese Weise habe ich auch 
von Farbstoff entstandene Pechstellen entfernt. 
Es liegt aber auf der Hand, dass nach solcher 
Behandlung die Farbe je nach ihrer Echtheit 
mehr oder weniger leidet und schmutzige 
Ringe sich bilden. Um diese wieder zu eut- 
fernon, muss das ganze Stück auf der Wasch- 
maschine mittels Seife, Soda und Ammoniak, 
soviel wie möglich, abgezogen und hierauf 
gut ausgespült werden. Dann färbt man von 
Neuem die Farbe auf. bs. 

Antwort auf Frage 10: Sternreifen oder 
Küpensenker liefern folgende Firmen: Fritz 
Zeller, Syntialwerkstatt in Brettniz i. Sa. — 
Ammermann & Biene in Münster. — C. G. 
Hau hold jun. in Chemnitz (Sachsen). — 
Gebrüder Heine in Viersen (Rheinland). 

o. Ä. 

Antwort auf Frage 12: Ziemlich waach- 
und walkechte Rosafärbungon erhält man mit 
Diaminrosa BD oder Diaminscharlach B bezw. 
3B (Cassel la & Co.) oder auf Tannin- Antimon- 
beize mit Acridinroth 3B (Farbwerk Mühlheim) 
unter Zusatz von Alaun zum Färbebade, oder 
mit Brillant- Uhodulin- Roth B von der Elber- 
folder Farbenfabrik. Inwieweit diese Farbstoffe 
den Anforderungen entsprechen, müsste für 
den besonderen Fall durch Proben festgestellt 
werden. g. ä. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Quellenangabe gestattet. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Ureyer in Berlin SW. 


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Färber-Zeitung. 

1899. Heft 7. 


Beiträge 

zum Studium der Verdickungsmittel. 

Yoq 

l)r. Ch. Gaasmann. 

Die Farbstoffchemie hat in den letzten 
Jahren grosse Fortschritte gemacht; die 
Anwendung von ihren Erzeugnissen ist 
aber nicht auf dieselbe hohe Stufe gelangt; 
insbesondere ist die Chemie derVerdickungs- 
mittel um sehr Weniges vorgeschritten, und 
nur von Wenigen wurden Neuerungen an- 
gestrebt, welche von Erfolg gekrönt wurden. 
Die Ansprüche an eine ideale Verdickung 
sind Billigkeit, Fluiditilt, leichte Auswasch- 
barkeit, Reactionalosigkeit auf die Farben 
und Nichtvergilbbarkeit, jedoch ist bis jetzt 
kein Product bekannt, welches diesen An- 
forderungen vollständig entsprochen hätte. 
Die Fortschritte auf dem Gebiet der Ver- 
dickungsmittel beschränken sich auf wenige 
Producte, welche wir kurz analysiren wollen. 

Seit 1884, als zum ersten Male Indisch- 
gummi löslich gemacht wurde, hatte man nach 
keinen neuen Verdickungsmitteln gesucht. 
Wohl wendete man Pflanzenleim und 
andere ähnliche Producte als Verdickungs- 
mittel an, welche sich jedoch keinen 
dauernden Erfolg erobern konnten. 

Bei dem Versuche, Salep als Ver- 
dickungsmittel zu gebrauchen, machte sich 
ein grosser Uebelstand geltend; diese 
Masse nämlich, obwohl Bie Behr ergiebig 
ist, zersetzt sich sehr schnell in Lösungen, 
so dass man nach einigen Stunden nur 
noch wässrige Lösungen vor sich hat. Im 
Handel erschienen datm viele angebliche 
Saleppräparate, die sich aberwegenderange- 
gebenen Mängel nicht einbürgern konnten. 

In letzter Zeit hat ein einziges Product 
und einige Stoffe, welche vermuthlich 
Derivate desselben sind, Bedeutung er- 
hingt, und es scheint, dass dieselben wirk- 
lich im Grossbetrieb sich bewähren. Es 
sind dies die sogenannten Salepite G, H, 
GHO und 22 (Georg Haas, Mülhausen i. E.). 
Diese Producte scheinen wahre Salepab- 
kömmlinge zu sein und besitzen die lästigen 
Missstände der Muttergut stunz, des Saleps 
nicht. Einige Publikationen sind über 
diesen Gegenstand schon erschienen; {wir 
verweisen beispielsweise auf den Aufsatz 
Fi. x. 


von J. J. Wallach, Ueber Vigoureuxdruck, 
Leipz. Färberzeit. 1899, 17, II, S. 123. 

Das Studium dieser Producte hat er- 
geben, dass Salepit G allein nicht vortheil- 
haft zu verwenden ist. Eb bewährt sich 
aber als vorzüglich, sowohl seiner leichten 
Auswaschbarkeit, als auch seines billigen 
Gestehutigsproises halber, als the'dweises 
Surrogat des Traganths, des British-, des 
Leio-, sowie der Senegal- und Indisch- 
gummi. 

a Liter 
zum Preise 
von 

So ersetzt man Britishgummi- 
verdickung ä 400 g im Liter 24 Pfg., 
durch ein Gemisch von 200 g 
Britishgumm und 20g Salepit 

12 + 5,3 = 17,3 - 

ferner Britishgumverdickung 
h 300 g im Liter .... 18 
durch 150 g Britishgum und 

10 g Salepit G 11,6 - 

weiter Britishgumverdickimg 
ä 280 g im Liter .... 16,8 - 

durch Britischgum ä 140g+ 10g 
Salepit G im Liter . . . 10,7 - 

Dasselbe gilt von Leiogummi, und zwar 
erzielt man hierbei eine Ersparniss von 
6 bis 7 Pfg. für den Liter. Diese Br- 
spamiss wurde um so grösser gefunden, 
als man weniger Britishgummi und mehr 
Salepit G anwandte. Massgebend war da- 
bei, dass man von den typischen gleich- 
werthigen Verdickungen : 


400 


1000 ’ 
Salepit G A 


500 

1000 ’ 


Britishgummi » Leiogummi a 

40 

1000 

ausging und diese Verdickungen in wech- 
selnden Verhältnissen unter einander ver- 
mischte. 

Noch grössere Ersparniss soll erzielt 
werden, wenn man statt des Adhärenz 
verleihenden Britishgumzusatzes, den Sa- 
lepit GH22 verwendet. Dieses Product 
wird in 8% Lösung verwendet und kommt 
auf etwa 8 Pfg. für je einen Liter zu 
stehen. Die Resultate von 1 Liter Salepit G 
a 3'/o i 7,9 Pfg. für das Liter und der 
Lösung von Salepit GH22 ä 8 •/« wäre 
etwa 8 Pfg. für das Liter. 


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7 



98 


Ganmann, BcitrJge «um Studium d«t Verdickungamitttl. 


[ P*rber-Z«itan«. 
Jahrgang IdW. 


Diese Verdickung ist wohl das Ideal 
der Billigkeit. 

Wallach schreibt für Vigoureuxdruck 
den Gebrauch eines Gemisches 


Salepit G a 2% ä 5,2 Pfg., 
Salepit GH22 A 8 % a 8 
also einer Verdickung ä 6,6 Pfg. für ein 
Liter vor, während Britishgummiverdickung 


290 

(äquivalent) 17,4 Pfg. kostet. 


Wallach 


erzielt so 9 Pfg. Ersparniss, druckt aber 
mit derselben eine grössere Fläche auf, 
wobei eine Anreicherung der Druckfarbe 
an Farbstoff erforderlich ist, um einen 
gleich hohen Ton zu erhalten. Es muss zu- 
gegeben werden, dass er so an Verdickung 
spart, da es allgemein bekannt ist, dass 
fluide Verdickungen, welche wenig ad- 
häriren, grössere Flächen aufdrucken, und für 
gleiche Töne und gleiche Quantität zu be- 
druckender Waare immer genau dieselbe 
Menge Farbstoff verbraucht wird. 


Ich habe seine Angaben geprüft und 
gefunden, dass 25 kg Wolle in Vigoureux- 

290 

druck 14 kg Druckfarbe, welche — 

1UUU 

procentige Britishgummiverdickung er- 
heischt. Dieselbe Menge Druckfarbe wurde 
160 

von einer , 7 ^ procentigen Britishgum- 
lUUU 

und l'/ 4 procentigen Salepitverdickung als 
Verdickung enthaltende, sonst auf dieselbe 
Weise zusammengesetzte Druckfarbe absor- 
birt. Die Nüance war die gleiche. Es zeigte 
sich nur ein Unterschied der Auswaschbar- 
keit und der Spinnfähigkeit zu Gunsten 
letzterer Verdickung. 

Anders verhielt sich Salepit G, welchen 
ich gerne, der Weichheit des resultirenden 
Druckes wegen, hätte anwenden wollen. 
Von der, wie obige Druckfarben zusammen- 
gesetzten, als Verdickung Salepit G ü 2 '/, % 
enthaltenden Farbe wurden nur 11 kg ab- 
sorbirt. Die Nüance zeigt sich um '/ a 
schwächer, was obige Annahme beweist. 
Als ich nun in Folge dessen die Farbe um 

' Farbstoff stärker nahm, erhielt ich bei 

1 1 Liter gebrauchter Druckfarbe denselben 

2 y t . 2: 64 

100 


Ton. Die Verdickung hatte nur 


= 6,6 Pfg. gekostet, ich hatte 21,4° „ Ver- 
dickung erspart; die Ausgabe an Farbstoff 
war trotz der Anreicherung um 21,4%, 
mit Bezugnahme auf die bedruckte Waare, 
nicht erhöht. Die Ausgabe an Verdickunge- 
mittel für 100 kg Wolle betrug bei An- 
wendung von Britishgummi 37,3 Liter Yer- 


. 330 

diekung (ä jqqq « 60 Mk. = 20 Pfg.) = 

7,46 Mk., bei Anwendung von Salepit G 
2 r > 

29,1 Liter Verdickung (ä ' und 2,64 Mk. 

1 uuu 

= 6,6 Pfg.) blos 1,92 Mk. Es war dem- 
nach für 100 kg au Verdickungsmittel eine 
Ersparniss von 7,46 — 1,92 = 5,54 Mk. 
bei gleicher Ausgabe an Farbstoff, einer 
viel besseren Auswaschbarkeit und eines 
weicheren Fadens im Falle des Gebrauches 
von Salepit G. Namentlich war keine Spur 
Klebens wahrzunehraen. 

Aus diesen Versuchen schliessend, wäre 
ich geneigt, die Anwendung reinen Salepits 
allgemein anzuempfehlen, jedoch zeigte sich 
im Cattundruck, dass die Gemische von 
Salepit und Britishgummi letzteres besser 
ersetzen und dennoch eine grosse Er- 
spamiss zu Tage gebracht wird. Es wurde 
nun ferner versucht, Traganth theilweise 
zu ersetzen und ich kam zu folgendem 
Schlüsse: 

Traganthschleim ä 80 g im Liter 42,80 M. 
kostet 20,4 Pf. Diese Verdickung ist zu 
ersetzen durch das Gemisch von 40 g 
Traganth plus 20 g Salepit im Liter, dessen 
Gestehungspreis 10,2-|-6,2 Pf. = 15,2 Pf. ist. 

Die erzeugte Ersparniss ist etwa 5,2 Pf. 
für das Liter. Für dünnere Schleime er- 
niedrige man den Gehalt proportional. 

Die Hauptsache ist dabei, den Salepit G 
vollständig zu lösen. Zu diesem Zwecke 
wird er oder das Gemisch mit anderen 
Körpern mit Wasser angeteigt, und man 
löst nach Aufquellen des eventuell zuge- 
setzten Traganths unter Kochen. 

Ich 8 tiess auf einige Schwierigkeiten 
beim Verdicken basischer Farben mit 
Salepiten. ln diesem Falle mischte ich 
jedoch mit Erfolg die heisse Verdickung 
mit der heissen Lösung des basischen 
Farbstoffes und erreichte meinen Zweck 
durch späteres Sieben vollständig. 

Auch Arabisch-Gummi ersetzt Salepit G 
in Gemisch mit diesem. In diesem Falle 
mische man 17 Theile Arabisch-Gummi mit 
38 Theilen Salepit G ; dieses Gemisch reicht 
hinreichend für 2 Liter Verdickung. Es 
gilbt Dicht und wäscht sich leicht aus. 

Ferner härten Chromfarben sowohl mit 
diesem Gemisch als mit allen Salepit- 
verdickungen durchaus nicht. 

Für Diazofarben habe ich zweckmässig 
das Gemisch 

1 Liter Traganthschleim a 80 g für 
das Liter, 

1 - Salepit G a 40 g für das Liter 

angewendet. 

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M«*ft 1. 1 

I April 1399. J 


Schmld, Azobraunbeize. 


99 


Als weitere Diazofarben Verdickung, 

welche aber schwieriger auszuwasclien ist, 
empfehle ich 

24 kg Weizenmehl, 

26 Liter Wasser, 

21 - Essigsflure, 

15 - Traganthsohleim zu 60 g im 
Liter, 

15 - Salepit Q-Lösung zu 35 g im 
Liter. 

Im Allgemeinen setze ich für 1 kg 
Verdickung 5 g weisses flüssiges Kuh- 
phenol zu, welches viel zur besseren Halt- 
barkeit beitrftgt. 

Zu erwähnen sei noch, dass von ver- 
schiedenen Seiten her der Ersatz des 
Albumins im Drucke durch Gelatine ver- 
sucht worden ist, und zwar beruht dieses 
auf der Coagulation der Gelatine durch 
Formaldehyd. 

So coagulirt Thornliebaut die Gelatine 
nach dem Drucken durch Formaldehyd- 
Fassage oder Dämpfe. Wallach & Schoen 
hingegen benutzen die Dissociation von 
Formaldehyd- Bisulßt ln Gegenwart von 
Carbonuten bei der Dflmpfhifze und drucken 
dieses Gemisch mit Gelatine auf. 

Es ist sicher, dass noch Manches auf 
dem Gebiete der Verdickungsmittel zu ver- 
bessern ist. Die Zeit wird lehren, inwieweit 
auf Verbesserungen der gegenwärtigen 
Verfahren zu zählen ist. 


Azobraunbeize. 

Von 

Henri Schmid. 

l'nter dem Namen „Azobraunbeize“ 
bringen die Fabriken von Thann & 
Mülhausen in Mülhausen 1. E. eine Paste 
in den Handel, welche sich vortheilhaft an 
Stelle von 0-Naphtol zur Herstellung von 
Braun und Puce vermittelst der Diazover- 
bindungen des Tolidins und Benzidins ver- 
wenden lässt. 

Die Vortheile der neuen Präparation 
über die Naphtolpräparation sind die 
folgenden : 

1. Die damit prflparirten Stücke halten 
sich unbeschrankte Zeit im Gegensatz zu 
der luft- und lichtempfindlichen Naphtol- 
präparation. 

2. Die Azobraunbeize vermag die 
basischen Anilinfarbstoffe zu üxiren, was 
die Herstellung eines bunten Keserveartikels 
dadurch gestattet, dass man verdickten 
AnilinfarbstofT plus Zinnsalz, ohne Tannin- 
zusatz, aufdruckt und dämpft; dann passirt 
man durch das Diazobad. Die Reserve- 


farben gestalten sich in Folge dessen 
billiger und einfacher, abgesehen von ihrer 
leichteren und intimeren Befestigung. Leider 
ist ein gutes Weiss auf diese Weise nicht 
erhältlich, und erhält man durch Druck von 
Protochlorzinn allein ein lebhaftes Chamois. 
Besser ist es, den Beizengrund local durch 
Oxydation zu entfernen. 

3. Die Azobraunbeize erträgt längeres 
Dämpfen im Gegensatz zum Naphtol, was zu 
einer gründlichen Befestigung der Illumi- 
nationsfarben führt, welche beim Naphtol- 
artikel bekanntlich nur oberflächlich haften. 

4. Die mit Azobraunbeize hergestellten 
Farben erhalten durch Nachkupfern (oder 
durch Kupfer in der Diazofarbe) eine 
hervorragende Licht bestflndigkeit, 
welche den gewöhnlichen mit Naphtol er- 
zeugten Tolidin- und Benzidinpuces be- 
kanntlich abgeht, auch wenn sie gekupfert 
sind. Die Seifenbeständigkeit ist ebenfalls 
ausgezeichnet. 

Das Diazotolidin giebt auf der Azo- 
braunbeize dunklere braunere Töne wie 
das Diazobenzidin, welches röthere und 
hellere Farben erzeugt. 

Behandlung. Man klotzt mit Azo- 
braunbeize, 75 g pro Liter, in heissem 
Wasser gelöst und durch einen Lappen 
filtrirt. Man trocknet in der Hot-flue oder 
auf der Trockentrommel. Hierauf druckt 
man für den lieserveartikel die mit 
Kinnsalz gemischten Anilinfarben, dämpft 
5 bis 20 Minuten, entwickelt im Diazobad 
und wäscht. Für den Druckartikel druckt 
man auf obige Präparation in Azobraun- 
beize verdicktes Diazotolidin bezw. -Benzidin, 
trocknet, wäscht und Beift. Dann giebt 
mandieKupfervitriolpassage, 3 bisog Kupfer- 
sulfat pro 1 Liter bei 70 bis 80 4 1 bis 
2 Minuten. Die Druckmuster (No. 1 und 
No. 2 der heutigen Beilage) sind mit fol- 
genden Druckfarben hergestellt: 

Tolidinbraun. 

I 420 g Tolidinbase, 

420 - Salzsäure 20*, 

2 Liter heisses Wassert Kühlen. 

4 kg Eis, 

750 g Salzsäure 20*, langsam hinzu 
1040 - Natriumnitrit. 

Auf 10 Liter stellen. 

Druckfarbe. 

8 Liter obiger Lösung, 

10 - StärkekloUter *•*/„ 

800 g Natriumacetat, 

1 ‘/„Liter Tragauthverdickung 


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1Ö0 


Fehrmann, Di« Anwendung überhitzten Dampfei in der Färberei. 


f Plrber-Zeltnni*. 

[.Jabr#au# 1SW. 


Benzidinbraun. 

620 g Benzidinbase, 

3'/> Liter Wasser, 

532 g Salzsäure 20*. 

3250 g Eis, 

1200 - Salzsäure 20*. 

*/„ Liter Wasser. 

12 Liter Stärkekleister *••/,, 

800 g Natriumnitrat. 

Die Licht- und Seifenechtheit dieser 
beiden l’arben wird ihnen eine bedeutende 
Verwendung in der Druckerei sichern. 

Als Beispiel einer Reservedruckfarbe, auf 
die Azobraunbeizepräparation zu drucken, 
wird angegeben: 

3000 g dicke Stärketraganthverdickung, 
15 bis 20 g Farbstoff (Thiotlavin oder 
Rhodamin oder Mischung 
von Thiotlavin nnd Brillant- 
grün u. s. w.), 

300 ccm Essigsäure 7* Be., 

1500 - Wasser. 

3000 g Verdickung, wie oben. 

900 - Zinnsalz, 

300 - Weinsäure, 

450 - Natriumacetat. 

9460 


Die Anwendung überhitzten Dampfes 
In der Färberei. 

Von 

Dr. Woldemar Fehrmann, Moskau. 

iSckiuu *. 8. 89.] 

Es sei mir gestattet, im Folgenden 
meinen Dampfüberhitzer') genauer zu be- 

‘) Zum Patent angemeldet. 


schreiben in der Voraussetzung, mancher 
Färberei damit Nutzen zu bringen. Der- 
selbe besteht aus einem, zwei oder mehreren 
Elementen, je nach der Grösse der Anlage, 
die im Rauchzug deB Dampfkessels Auf- 
stellung finden; häufig ist es bequemer, 
dafür einen besonderen Rauchkanal auf 
dem Kesselmauerwerk (neben dem Dampf- 
dom) anzulegen und eine Abzweigung der 
Rauchgase durchstreichen zu lassen. In 
diesem Falle lässt sich die Höhe der Ueber- 
hitzung durch eine Drosselklappe bequem 
reguliren. Die Rauchgase müssen hierbei 



Fi*. «. 

dem Ende des ersten Rauchzuges am 
Dampfkessel entnommen werden, wo sie 
noch die genügend hohe Temperatur 
haben, und werden beim Austritt aus dem 
Ueberhitzer in den dritten bezw. vierten 
Rauchzug des Kessels eingeleitet. Jedes 
Ueberhitzer-Element besteht aus zwei 
concentrisch in einander gesetzten eisernen 
Kohren, die an den Enden mit einander 
zusammengeschweis8t sind und so zwischen 
einander einen Hohlraum bilden, in welchem 
der Dampf circulirt. (Fig. 6 und 7). In 
diesem Hohlraum befinden sich kupferne 
Wellblechringe, deren Wellen gegen ein- 



Fl*. 7. 


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Fährmann, Di« Anwendung überhitzten Dampfet in der Färberei. 


101 


Heft 1. 1 

1. April IBOT .J 


ander versetzt sind, was auch in Flg. 6 
ersichtlich ist. 

Die Wellblechringe haben den Zweck, 
den Dampf, der ja für sich ein schlechter 
Wärmeleiter ist und in dicker Schicht nur 


oder mehrere solcher Ueberhitzer-Elemente 
werden durch Parallel-Schaltung') ver- 
mittelst besonderer Stutzenrohre (Guss- 
eisen) mit einander verbunden. * Fig. 7 
zeigt eine solche Anordnung von 3 Ele- 



Flg. 8. 

schlecht durchwärmt werden kann, in 
kleinere Stränge zu zerlegen und so die 
Wärme von den äusseren Ueberhitzer- 
wänden in das Innere der Dampfschicht 
zu übertragen. Diese Wellblechringe pressen 



Flg. io. 

sich durch ihre Federkraft fest an inneres 
und äusseres Ueberhitzer-Rohr und sind 
von Kupfer, weil dieses'Metall die Wärme 0 
bis 7 Mal besser leitet als Eisen. — Zwei 


Flg. 9. 

menten. Diese Schaltung hat den Vor- 
theil, dass alle Flanschen- Verbindungen, 
die den wundesten Punkt eines jeden 
Dampfüberhitzer-Systems bilden, nach dem 
Einmauern ausserhalb des Ofens liegen 
(wie die Figur 8 zeigt) an einer immer 
sichtbaren und leicht zugänglichen Stelle. 

Diese Figur zeigt einen General-Ueber- 
hitzer, aus sieben Elementen bestehend, die 
unteren zwei Elemente sind länger wegen 
des Anschlusses an das Stutzeurohr. Bei 
einem äusseren Durchmesser der Elemente 
von 10 Zoll engl., einem inneren Durch- 
messer von 7 Zoll und einer Länge von 
etwa 10 Fuss engl, hat jedes Element 
ungefähr 50 Quadratfuss äusserer Heiz- 
fläche, also der abgebildete Ueberhitzer 
etwa 350 Quadratfugs, was schon für zwei 
mittelgrosse Fabrikskessel ausreichen würde, 
da laut Erfahrung die Heizfläche des lleber- 
hitzers ungefähr den fünften Theil der- 
jenigen der oder des Dampfkessels be- 
tragen muss. 

in den folgenden Figuren sind Dampf- 
kessel abgebildet mit im dritten Hauch- 
zuge befindlichen je vier Dnmplüberhitzer- 
eiementen; hierbei bestreicht der dritte 
Rauchzug den oberen Theil des Kessels 
und enthält noch bei normaler Arbeit 
genug Wärme, um bei erwähnter 

■) Zum Potent angomeldet. 

7* 

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102 


Klalmeyor, Dupltk In Sachen Milchsäure bei. Lactolin. 


grosser Heizfläche meiner Ueberhitzer den 
Dampf genügend zu erw .'innen. Die ganze 
Anlage wird so ganz besonders bequem 
und zweckentsprechend. Fig. 9 stellt einen 
Kornwallkessel mit zwei Flammrohren dar; 
der zw eite Kauchzug bestreicht den Kessel 
anten und von den Seiten zugleich, wie in 
den letzten Jahren solche Kessel mehrfach 
ausgeführt sind. 


rPtrW-Zeltsnir. 
[jabrgHQK IM». 


Im letzten Jahre sind auch verschiedene 
Ueberhitzer-Constructionen deutschen und 
englischen l'rsprungs zu meiner Kenntniss 
gelangt; meistentheils bestehen sie aus 
engen Kohren mit vielen Verbindungs- 
stellen, von denen bekanntlich jede Ge- 
legenheit zum Umdichtwerden bietet oder 
sie enthalten Flanschen im Kauchzuge. 
Ich überlasse übrigens die Kritik den 



n* ii. 


Fig. 10 zeigt einen Bouilleur-Kessel mit 
ganz Ähnlicher Anlage der Ueberhitzer. 

Meine Dampfüberliitzer lassen sich fast 
bei allen Dampfkessel-Systemen auf die eine 
oder andere Weise bequem anbringen. 


Lesern dieses geschlitzten Blattes und wilre 
es mir ganz besonders angenehm, wenn 
diese Zeilen den vielen erfahrenen Fach- 
leuten unter denselben Veranlassung bieten 
sollten, ihre Ansichten und Erfahrungen 



Letzten Sommer hatte ich Gelegenheit, 
meine Dampfüberhitzer für die Färberei 
einer der bedeutendsten Tuchfabriken bei 
Moskau angewandt zu sehen und wurden 
auch dort die oben beschriebenen Er- 
gebnisse durchaus bestätigt. Gegenwärtig 
stehen mehrere grössere Fabriken mit 
mit sieben und mehr grossen Dampfkesseln 
im Begriff, an allen ihren Kesseln meine 
Ueberhitzer anzubringen. 


bezüglich der Anwendung des überhitzten 
Dampfes in der Fltrberei zu llussem. 


Duplik in Sachen Milchsäure bez. 
Lactolin. 

Von 

Dr. A. Kielmeyer. 

Schreiber dieser Zeilen hat es sich 
sehr zu Herzen genommen, dass sein 


k 


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Ki*lm*yer, Dupllk io Sachen Milchsäur« b«z. Lactolin. 


103 


U«ll 7. 1 

1. ApriJ 189«. j 

Artikel über die genannten zwei Woll- 
beizmittel (Färber - Zeitung 1899, Heft 2 
und 3) nicht ohne Folgen geblieben ist 
und ersucht nun die geehrte Redaction 
um Aufnahme seiner Duplik, obgleich naeh 
Aussage des Herrn Dr. C. Dreher das von 
diesem selbst erst vor kurzer Zeit (Färber- 
Zeitung 1898, Heft 16) behandelte Thema 
ziemlich abgedroschen sein soll. Wenn 
uns nicht Alles täuscht, so war sein Artikel 
direct gegen das Lactolin gerichtet. Ks 
war also erlaubt, ihn für einen Gegner 
des Laetolins zu halten, w'as seine jüngste 
Replik (Färber-Zeitung 1899, Heft 5) ein- 
fach bestätigt. Unsere sachliche Differenz 
zerfällt in zwei gesonderte Theile. Erstens 
bleibt Herr Dr. D. dabei, dass Lactolin 
nichts anderes sei, als eine thoilweise mit 
Potasche unter heftigem Aufbrausen abge- 
stumpfte Milchsäure, während ich auf Grund 
der Arbeiten und Auseinandersetzungen von 
Dr. P. Fuchs (Färber-Zeitung 1897, Heft 9) 
und auf Grund der Zusammensetzung der 
Milchsäure mit ihren 2 nicht wegzu- 
leugnenden Hydroxylgruppen zur Annahme 
neige, dass im Lactolin 1 Metallwasserstoff 
durch 1 Kaliumatom ersetzt und 1 Metall- 
wasserstoff für eine solche Vertretung noch 
freigeblieben ist, dass man also, um dieses 
Verhältniss kurz mit einem Wort anzu- 
deuten, von einem Kaliumbilactat sprechen 
kann, ohne dem einbasischen Character 
der Milchsäure irgendwie nahetreten zu 
wollen. Aus Rücksicht auf den Rahmen 
einer Färber-Zeitung wollte ich mich nicht 
allzu sehr in die reine Theorie vertiefen, 
was ich jetzt doppelt bedauere, weil zu 
meiner freudigen Ueberraschung diese 
Lücke seitens mehrerer practischen Färber 
herausgefühlt und die Fortsetzung der 
theoretischen Speculationen nur ungern in 
meinem Artikel vermisst worden ist. Heute 
giebt es keine Fortsetzung mehr, weil das 
ganze Thema als abgedroschen gebrand- 
markt worden ist. Aber die eigene Ver- 
tiefung in die Theorie, kann Herrn Dr.D. nicht 
schwer fallen und wird auch ihm einen gang- 
baren Weg zeigen, um ohne jedes heftige 
Aufbrausen zu dem von ihm angefochtenen 
Bilactat zu gelangen. Der zweite Punkt, 
der unsere Ansichten entzweit hat, betrifft 
die Wirkungsweise des von ihm der Milch- 
säure beim Chromiren der Wolle zuge- 
setzten Ammoniumsulfats oder des billigen 
Düngersalzes, an dessen Stelle mittlerweile 
das theurere Ammoniumacetat getreten zu 
sein scheint. Ich gestehe, dass mir heute 
noch das Verständniss für seine dies- 
bezügliche Theorie fehlt und fürchte fast, 
dass es mir immer fehlen wird. Dass ein 


Verfahren unter den Zweifeln, denen seine 
Begründung begegnet, mit zu leiden hat, 
ist wohl natürlich und begreiflich. Was 
endlich den von Herrn Dr. D. in seiner 
Replik zum ersten Mal, von mir aber gar 
nicht berührten Kostenpunkt betrifft, so ist 
er schwerlich dazu angethan, in dieser 
Controverse eine ausschlaggebende Rolle 
zu spielen. 

Es ist ein harter Fall, wenn man gleich 
gegen zwei Seiten Front zu machen hat. 

Auch Herr Dr. Seidel in Wien hat seiner 
Unzufriedenheit mit meinem Artikel in 
ziemlich unverblümter Weise Ausdruck 
verliehen und mich durch Aufstellung einer 
langen Besehwerdenscala förmlich in An- 
klagezustand versetzt. Dass die Zusammen- 
setzung der Sulfitabfalllauge, ihres Trocken- 
rückstandes, des ligninsulfosauren Kalks 
wie des Lignorosins noch nicht aufgeklärt 
ist, giebt Herr Dr. S. in seiner Replik und 
in seinem auf dem letzten internationalen 
Chemikercongress gehaltenen Vortrag selbst 
zu und bestätigt, auch der Referent 
Dr. A. Harpf in seinen Bemerkungen zu 
jenem Vortrag, denen w eiter zu entnehmen 
ist, dass es Ablaugen von „gelungenen“ 
und nicht gelungenen, d. h. allzu ener- 
gischen, Abkochungen giebt. DieZusammen- 
setzung der Ablauge kann ausserdem wohl 
auch in ein und derselben Fabrik mit der 
natürlichen Beschaffenheit des verwendeten 
Holzes wechseln, je nach dem Alter der 
Stämme und der Art des Bottens, auf dem 
sie gefällt worden sind. Unter diesen 
Umständen ist doch wohl die Frage erlaubt, 

„ob die Unsicherheit der Zusammensetzung 
der Originalflüssigkeit nicht auch auf die 
Beschaffenheit deB Lignorosins übergehen 
dürfte.“ Im Resume habe ich diesen 
Zweifel nochmals vorgebracht, habe aber 
nirgends gesagt, dass das bis jetzt in den 
Handel gebrachte Lignorosin thatsächlich 
eine wechselnde Zusammensetzung hat. 

Für einen blossen Zweifel ist man keinen 
analytischen Beweis schuldig; den Beweis 
aber, dass jede Lignorosinsendung ganz 
dasselbe Product voretellt, hat seinerseits 
Herr Dr. S. mit Hilfe eines unparteiischen 
Laboratoriums zu erbringen, um meinen 
Zweifel zu widerlegen. Ebenso wenig habe 
ich dem Lignorosin seine reducirend 
wirkende Eigenschaft abgesprochen. Dem» 
wenn ich meiner Verwunderung über die. 

Fixirung von Chromsäureanhydrid auf 
Wolle in der Form einer Frage einen 
etwas lebhafteren Ausdruck verliehen 
habe, so hat wohl Jeder, der es verstehen 
wollte, ohne Schwierigkeit gemerkt, dass 
ich damit ein anderes Ziel als just die 

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104 


Kielmeyar, Dupllk ln Sachen Milchtäure bez. Lactolin. 


Verkleinerung des Lignorosins im Auge 
gehabt habe, ich glaube nämlich heute 
noch nicht, dass ein gewöhnlicher Setzer 
so viel von Chemie versteht, um in dem 
uferlosen Meer der Druckfehler 1 ) gerade 
da» Wort ChromsHureanhydrid zu erwischen. 
Dass „das Lignorosin als Beize für helles 
Blau, Grün und Rosa nicht zu empfehlen 
ist, da diese Nünncen auf dem schon 
braungefärbten Material schmutzig aus- 
fallend dafür berufe ich mich mit seinen 
eigenen Worten auf Herrn A. Raaz als Kron- 
zeugen des Herrn Dr. S. (Färber-Zeitung 1 899, 
S. 245). Was die Lichtechtheit betrifft, so 
liegen mir ein halbes Dutzend mit Lignorosin 
gebeizter und nach dem Färben lege artis 
belichteter Musterflecke vor, deren Farben 
unter dem Bonnenlicht stark gelitten haben 
gegenüber gleichen Färbungen auf einer 
mit Böhringens Lactolinbeize ausgerüsteten 
Wolle. Hier steht also Behauptung gegen 
Behauptung und liegt es wieder im Inter- 
esse des Herrn Dr. S., seine Behauptung 
durch recht zahlreiche Belichtungsversuche 
in einem vollkommen neutralen Färberei- 
laboratorium bestätigen zu lassen. 

In dem mehrfach citirten Vortrag sagt 
Herr Dr. 8. ausdrücklich, „dass das Leb- 
hafterw erden der Färbungen durch den 
Kalkgehalt des Lignorosin» sich erklärt, 
indem eine Lackbildung eintritt, bei welcher 
bekanntlich der Kalk eine wesentliche Rolle 
spielt“. Ich constatire hiermit, dass er 
allerdings den Kalkgehalt des Lignorosin» 
als einen ganz besonderen Vorzug seines 
Präparats hervorgehoben hat. Um diese 
Frage sachlich zu erledigen, müssen wir 
einen kurzen Blick auf die dem Gebiete 
der Hypothese angehörende Constitution 
des ligninsulfosauren Kalks werfen, wobei 
wir, um uns von Seiten des Herrn Dr. S. 
eine gute Note in der Chemie zu sichern, 
ihn wörtlich citiren. Der ligninsul fosaure 
Kalk, der Hauptbestandteil des (aus der 
Sulfitablauge in nicht näher bezeichnter 
Weise gewonnenen) Lignorosins, sagt er, 
ist das Salz einer organischen Säure, 
welche starke Reduetionswirkungen zeigt. 
Der Kalk, fährt er fort, ist mit den Üblichen 
Mitteln nicht aus dem organisch sauren 
Salz zu entfernen. Er bezeichnet diese 
Eigenschaft des Kalksalzes als eine Merk- 
würdigkeit. 

Wenn nun das Lignorosin oder sein 
Hauptbestandteil, der ligninsulfosaure Kalk, 
beim Beizen der Wolle mit Kaiiumbichromat 
und Schwefelsäure zusammenkommt, so 

') Es Ing ein Schreibfehler des Autors vor. 

M. 


[Fftr-ber- Zeitung. 
[ Jahrgang 1899. 


wirkt es oder er reducirend auf das Bi- 
chromat, erfährt selbst alter durch die 
Gegenreaction des letzteren eine Oxydation. 
Nimmt man an, dass die Oxydation eine 
neue organische .Säure mit immer noch 
maskirtem Kalk entstehen lässt, so wird 
das neue organisch-saure Kalksalz, bevor 
die Wolle in das Färbbad kommt, in das 
Waschwasser gehen und jedenfalls keinen 
reaction8fähigen Kalk auf der Faser zurück- 
lassen. Nimmt man aber den wahrschein- 
licheren Fall an, dass die Verbindung des 
ligninsulfosauren Kalks infolge derOxydation 
in die Brüche geht, so wird der nunmehr 
demaskirte, für die gewöhnlichen Reactionen 
wieder freigegebene Kalk nichts Eiligeres 
zu thun haben, als sich mit der Schwefel- 
säure des Beizbades zu unlöslichem Gyps 
zu vereinigen. Der Gyps aber ist keines 
Färbers Freund, dagegen ist er in diesem 
Falt im Stande, durch seine Zwischen- 
lagorung zwischen das auf der Wolle 
fixirte Chromoxyd den Effect der spateren 
Färbung zu stören und herunterzudrücken, 
statt zu erhöhen, wie vom Lignorosin aus- 
drücklich gerühmt worden ist. 

Ich stimme mit Herrn Dr. S. überein, 
dass die Mahnung zur Vorsicht beim Be- 
treten der „Eisbahn“ von den Färbern nicht 
allzu tragisch aufgenommen worden sein 
wird, denn sie haben, wie ich sie kenne, 
überhaupt keine besondere Veranlagung 
für eine tragische Auffassung der Dinge. 
Nicht zu leugnen ist jedoch, dass sich 
ihrer ein gewisser Skepticismus gegenüber 
den häufigen Gaben der niehtfärbenden 
Chemiker bemächtigt hat, von denen den 
practischen Färbern oft genug Steine statt 
Brot für ihr Handwerk geboten worden 
sind. Darum kann es auch der Fall sein, 
dass die Mahnung zur Vorsicht bei der 
Prüfung des neuen Beizmittels nicht ganz 
überhört worden ist. Und zu dieser 
Mahnung hat nicht wenig der Hinblick auf 
die früheren, zum Theii hartnäckigen, aber 
durchwegs vergeblichen Versuche aufge- 
fordert, die gemacht worden sind, um die 
Sulfitablauge oder die aus ihr hergestellten 
Präparate in anderen Gewerben zu fructi- 
flciren. Der Landwirtschaft wollte man 
sie als Viehkraftfutter, Holzbouillon und 
Düngemittel, der Lederfabrikation als Gerb- 
material, der Papiorfabrikation und Appretur 
als Leimsubstanz, Dextron oder Dextrin- 
ersatz empfehlen. Dann hat man sie für 
die Blauküpe und den Indigodruck als 
Reduclionamittel, ja sogar für die Dar- 
stellung eines braunen Farbstoffes zu ver- 
werten versucht. Aber überall, wo man 
bei einer Industrie anklopfte, hat man sieh 



Heft 7. 1 

1. April 1899 .J 


Boehringer Sohn, Lactolin. — Erläuterungen zu d«r Beilage. 


105 


einen Korb geholt. Da ist eg wohl kein 
Pressvergehen, sondern eine vom Gesetz er- 
laubte Wahrung berechtigter Interessen, 
wenn ein Fachjournalist den Filrber zu 
doppelter Vorsicht bei der Prüfung des 
Lignorosins ermähnt, damit er nicht etwa 
schwarzer Peter wird. 


Lactolin. 

Bemerkungen zu der Entgegnung des 
Herrn Dr. Dreher. 1 ) 

Von 

C. H. Boehringer Sohn. 

Die Angriffe, deren sich Herr Dr. Dreher 
gegen mein Lactolin schon seit geraumer 
Zeit befleissigt, nötigen mich ebenfalls zu 
einer kurzen Erwiderung. Zunächst sei 
darauf hingewiesen, dass Herr Dr. D. sich 
zum Theil hinter Gewährsmänner versteckt, 
von denen er ganz genau weiss, dass sie 
ihn, obgleich er keine Autorisation zu der- 
artigen Veröffentlichungen besitzt, nicht 
desavouiren werden, um nicht selbst in die 
Debatte gezogen zu werden. 

Es weiss ferner jeder Praktiker zur 
Genüge, dass über die Anwendbarkeit einer 
neuen Beize nicht in Versuchslaboratorien 
entschieden werden kann, sondern dass 
hier vielmehr ausschliesslich die Praxis 
massgebend ist, die auch bereits das 
Lactolin in umfangreichem, sich täglich 
steigerndem Maasse aufgenommen hat woran 
Herr Dr. D. auch durch sogenannte „abge- 
droschene“ Debatten nichts ändern wird. 

Es erfährt allgemeine Anerkennung, 
dass die Nachtheile des Milchsäure-Chrom- 
sudes, die Stück- und Gamfärbereien in 
dem beschleunigten Angehen des Chroms 
auf die Faser erblickten, gerade durch Ein- 
führung des Lactolins vollständig gehoben 
sind. 

Dasselbe entspricht eben als saures 
milchsaures Kali mehr dem Weinstein 
(saures weinBaures Kali) und weist doch 
bei der Ausfärbung die ganzen Vorzüge 
des von allen Wollfärbereien gleichmässig 
gerühmten Milchsäure-Chromsudes auf. 

Milchsäure und Lactolin wird von mir 
zu demselben Preise geliefert, doch möchte 
ich jeden Färber im eigenen Interesse 
dringend davor warnen, die Recepte des 
Herrn Dr. Dreher, die ja allerdings sehr 
einfach klingen, im Grossen zu befolgen, 
denn selbstverständich bietet nur ein stets 
gleichmässig zusammengesetztes chemisches 

*) Färber-Zeitung 1899, Heft 5. 


Product die in der Färbereipraxis erzielten 
Vortheile. 

Zum Schluss sei noch einmal auf den 
diesbezüglichen Artikel von Dr. P. Fuchs 
(Färber- Ztg. 1897, Heft 9) verwiesen, wo 
die Milchsäure-Lactolin-Frage sowohl in 
chemischer als in technischer Beziehung 
hinreichend erörtert ist. 


Brl&uterungen zu der Beilage No. 8. 

No. l und a. 

(Vgl. Henri Schmid, Azobraunbeize, 

S. 99.) 

No. 3. Chrysophenin auf io kg Baumwollgarn. 

Färben heiss mit 

300 g Chrysophenin (Berl. Act.-Ges.) 
unter Zusatz von 

10 g kryst. Glaubersalz und 

3 - Seife 

für ein Liter Flotte. 

AeUnguMaehaft für A miin fa b rikaUon , Berlin. 

Die Alkali- und Chlorechtheit sind gut, 
die Säure- und Waschechtheit gering. 

Htd. 

No. 4. Chryaophenin auf 10 kg Baumwollgarn. 

Gefärbt wurde kalt mit 

300 g Chrysophenin (Berl. Act.-Ges.); 
dem Färbebade zugesetzt wurden 

10 g kryst, Glaubersalz und 

4 ccm Türkischrothö! für ein Liter 

Flotte. 

AchmgruV schuf t für Anilin fahr iiution, Berlin. 

Bezüglich der Echtheit vgl. Muster No. 3. 

Rtd. 

.No. 5. Naphtalingrän V auf 10 kg Wollgarn. 

Man färbt im sauren Bade mit 
300 g Naphtalingrün V (Farbwerk 
Höchst) 

unter Zusatz von 

1 kg kryst. Glaubersalz und 
200 g Schwefelsäure. 

Färbungen, hergestellt mit diesem neuen 
Wolirarbstoff (Näheres s. S. 107), besitzen 
gute Echtheit. Durch Einlegen in Schwefel- 
säure 1 : 10 und schweflige Säure zeigten die 
Proben keinerlei Veränderung, ebenso war 
nach kräftiger Hand walke weisses mit- 
verllochtenes Wollgarn nicht im Geringsten 
angefärbt. ratimt d «■ fsriw-z** « 4 . 

No. 6. Anthrachinonschwarz auf 10 kg Baum- 
wollgarn. 

Färben mit 

1 kg 500 g Anthrachinonschwarz 
(B. A. & S. F.) 

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100 


Rundschau. 


f Färber- Zoltung. 
L Jahrgang lMi». 


unter Zusatz von 

1 kg 500 g Sehwefelnntrium und 

7 - 500 - Kochsalz. 

Jedoch kann, einem neueren Bericht der 
Fabrik zufolge, auch die Menge Schwefel- 
natrium bis zur Hälfte, sogar bis auf ein 
Drittel herabgesetzt werden, ohne dass die 
Färbungen in Sattheit der Nüance oder 
Echtheit eine Einbusse erleiden. 

Man Übergiesst den Farbstoff und das 
Schwefelnatrium zusammen mit der 10 fachen 
Menge kochend heissen Wassers, löst unter 
Bühren und giesst nun in etwa 106 Liter 
lauwarmes Wasser. Hierauf wird das 
nöthigc Salz gelöst, bei 60* C. mit dem 
frisch abgekochten Harn eingegangen, ohne 
Verzug zum Kochen getrieben und 1 Stunde 
hierbei gefärbt. Sodann spült man gründ- 
lich, verhängt 1 Stunde auf Stöcken an 
der Luft und chromirt '/» Stunde bei 40 
bis 50* C. unter Verwendung von 
500 g Chromkali , 

500 - Schwefelsäure 06* Ile. in 

160 Liter Wasser 

(Chromkali und Schwefelsäure werden 
zweckmässig auf 2 mal zugesetzt). 

Der Farbstoff zeichnet sich durch seine 
volle, schöne Nüance und durch grosse 
Echtheit aus. Die Säure-, Alkali-, Chlor- 
und Waschechtheit. sind vortrefflich. 

Färbern der Färber- Zeitung. 

No. Griln auf loser Wolle. 

Zwei mit Zügen auf der conc. Küpe 
von Gutbier & Co., Leipzig-Lindenau, an- 
geblaute Parthien = 40 kg wurden gemischt 
und zu Grün überfärbt mit 

480 g Anthracengelb C (Cassella) 
unter Zusatz von 

4 kg kryst. Glaubersalz und 

2 - Essigsäure 30*/,; 
flxirt mit 

800 g Fluorchrom. 

Man geht handwarm ein , behandelt 
10 Minuten, treibt zum Kochen, lässt 
40 Minuten kochen, stellt den Dampf ab, 
lässt etwas kaltes Wasser nach und giebt 
Fluorchrom zu. Hierauf wird wieder 
langsam ins Kochen getrieben und dieses 
während 30 bis 40 Minuten unterhalten. 

Anthracengelb C wird erst durch 
Fluorchrom vollständig auf der Faser 
flxirt ; vor diesem Zusatz zeigt die Wolle 
noch nicht den vollen grünen Ton. Das 
nochmalige Abschrecken vor dem Fluor- 
chromzusatz empfiehlt sich deshalb, weil 
durch diesen auf kochender Flotte der 
Best des Anthracengelb Sehl - schnell an 
die Wollfaser geht. 


Die Säure- und Schwefelechtheit der 
Färbung sind gut, die Walkechtheit ist 
befriedigend. e. «*. 

No. S. Taschenfutterbraun. 

Die Waare wurde gut gesäuert, ge- 
waschen, mit Aetznatron und Ammoniak- 
Soda 6 Stunden gebäucht, gewaschen, ge- 
säuert und nochmals gewaschen. Für 
8 Stück zu je 65 tu wurde der Jigger be- 
stellt mit 

2 '/, "/* Diaminnitrazolbraun B 
(Cassella), 

1 - Soda, 

10 - Glaubersalz. 

Für die folgenden 8 Stück wurden je- 
doch nur 

2 % Diaminnitrazolbraun B 

(Cassella), 

*/ 4 - Soda, 

7 - Glaubersalz 

zugesetzt und die Flotte auf das ursprüng- 
liche Maass ergänzt. Eine Stunde kochend 
färben, spülen und am zweiten Jigger 
entwickeln mit 

3 % Benzonitrolteig (Bayer), 

2.4 - Salzsäure, 

*/ 4 - Natriumacetat, 

V 4 - Natriumcarbonat. 

4 Touren geben und gut waschen. 
Appret für 200 Liter Masse; 

12,5 kg Kartoffelstärke, 

7.5 - Weizenstärke, 

3 - Pflanzenleim, 

2 - Unschlitt, 

1 - Palmkemöl, 

0,5 - Japanwachs, 

0,5 - Schmierseife, 

1 - Tttrkischrothöl ; 

zum Anfärben 

150 g Baumwollbraun N (Cassella), 
50 - Diaminschwarz BO ( - ), 

50 - Diaminbraun V ( - ). 

Stärkemischung 37> Minuten kochen. 
Waare wird einseitig gestärkt, getrocknet, 
gut eingesprengt oder, was angezeigter 
ist, gedämpft, einige Stunden liegen ge- 
lassen, je lnial heiss und kalt mit viel 
Druck calandert, fertig. x . m . 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 
und Mustorkarten der Farbenfabriken.) 

Die Farbwerke vorm. Meister 
Lucius & Brüning, Höchst st. M., bringen 
im Naphtalinblau B einen neuen blauen 
Säure fnrbatoff für Wolle in den Handel. 


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Heft 7. 1 

1. April 1899. J 


Rundschau. 


107 


Er soll im kochenden sauren Bade voll 
deckende Marineblau liefern, die gute 
Egalität und Durchfärbung, ebensolche 
Wasch- und Schwefelechtheit und be- 
friedigende Alkali-, Licht- und Keibechtheit 
bei niederem Gestehungspreise besitzen. 
Die Firma empfiehlt das neue Product für 
sich und nüancirt mit Pateulblau V, B, 
Indigoersatz BS und Säureviolett 3 RA zur 
Herstellung billiger, ziemlich echter Marine- 
blau in der Stückfärberei für leichtere 
Kammgarn- und StreichgarnstolTe, sowie in 
der Garnfärberei für Strick-, Stick-, 
Phantasie- und Zephyrgarne. Gefärbt wird 
im sauren Bade unter Zusatz von Glauber- 
salz und Schwefelsäure; Zusätze von Farb- 
stoff auch bei Kochhitze sind zulässig. 
Die Bäder werden gut ausgezogen. Auf 
Chrombeize und im Chromentwicklungs- 
bade ist der Farbstoff nicht anzuwenden; 
man färbt ihn wegen seiner Empfindlich- 
keit gegen die Wirkung blanker Kupfer- 
und Zinngefässe auf Holzkufen. Baum- 
wollene Effectfädeu werden nicht an- 
gefärbt. In Wollstoffen mit Seiden- 
effecten wird die Seide grünlichblau ange- 
färbt. Das neue Product soll den Ein- 
wirkungen von Ammoniak, Strassenkoth 
und Strassenstaub in befriedigender Weise 
widerstehen und dürfte hauptsächlich für 
Artikel, welche nur eine leichte Seifen- 
oder Kaltwassenvalke durchzumachen 
haben, in Betracht kommen. 

Azosäureschwarz 3BL extra und TL 
extra sind zwei neue AzoBäureschwarz- 
marken der gleichen Firma. Das erst- 
genannte Product entspricht in der Nüance 
der Marke 3BL, das zuletzt erwähnt«* der 
Marke TL conc. Nach Angabe der Firma 
zeichnen sich die beiden neuen Farbstoffe 
dadurch aus, dass die damit hergestellten 
Schwarz bei künstlicher Beleuchtung weder 
in Auf- noch Uebersicht röthlich erscheinen. 
Im Egalisiren und in der Durchfärbung 
slehen die neuen Extramarken auf einer 
Stufe mit den L-Markcn; die Licht- und 
Decaturechtheit (bei Trockendecatur) soll 
besser sein. Zur Erzielung gleichmässiger 
Farben ist ein gutes Reinigern der Waare 
erforderlich, doch hat sich in der Praxis 
ergeben, dass für reine Kummgarnwaaren 
nur ein Einbrtthen bezw. Abbrennen 
(Crabbcn) nölliig ist. Das Färbebad wird 
mit Glaubersalz und Schwefelsäure oder 
mit Glaubersalz und Weinsteinpräparat be- 
stellt; man geht nahe an Kochbitze ein 
und kocht 1 bis 2 Stunden ; Zusätze von 
Farbstoff sind zulässig. Um das Egalisiren 
zu begünstigen, spare man «las Glauber- 
salz beim Ansetzen frischer Bäder nicht, 


an Weinsteinpräparat nehme man für das 
erste Bad 15 */», für die weiteren Parthien 
10 •/« (entsprechend ß und 4 % Schwefel- 
säure). Die Färbebäder werden nicht völlig 
erschöpft, sodass ein Weiterarbeiten auf 
alten Flotten zu empfehlen ist, da die 
xNüuneen dann voller ausfallen. Die Durch- 
färbung soll auf gut stehenden Flotten bei 
allen Sorten Waare, auch den schwersten, 
tadellos sein. Man färbt zweckmässig auf 
Holzkufen, auf Kupferkesseln muss dem 
Farbbade für 1000 Liter Flotte 50 g 
Rhodanammonium zugesetzt werden, sonst 
erhält man stumpfe, hässliche Farben. Auf 
Zinnkesseln kann Azosäureschw'arz nicht 
gefärbt werden. Chrom in jeder Form 
treibt die Nüance schon in sehr geringen 
Mengen ins grünliche, es ist daher jede 
Vorsicht geboten, die die Wirkung von 
Chrom beim Färbeprocess ausschlicsst. 
Beim Färben von Stückwaare, welche 
Kunstwolle mit Chrombeize enthält, setzt 
man dem Farbbade etwa 1 •/» Oxalsäure 
zu , die man auch anwondet , um zu 
grünstichiges Schwarz nach der röthlichen 
Seite hin zu nüanciren. Azosäureschw’arz 
3 BL extra soll ein reines Blauschwarz 
und die Marke TL extra ein kräftiges 
Tiefschwarz liefern. Baumwollene Effect- 
fäden und Noppen werden nicht angefärbt, 
für Wollstoffe mit eingewebten Seiden- 
cffecten eignen sie sich jedoch nicht. 
In Alkali-, Schwefel-, Walk- und Wasser- 
echtheit sind die Azosäureschwarz extra 
den L-Marken gleich, während die Wasch-, 
Licht- und Decaturechtheit besser sein 
soll. Die mit den Marken extra herge- 
stellten Nüancen werden in der Nach- 
appretur (beim Trocknen, Leimen, Ca- 
landern, Pressen) ein bis zwei Scheine 
grüner. Im Aufdruck auf Wolle geben 
die Azosäureschwarz extra nach dem Be- 
richt der Firma sehr gute Resultate, da 
sie reine Drucke mit scharfen Contureu 
geben und in der Wäsche das Weiss nicht 
einfürbon, für Aetzartikel sind sie jedoch 
nicht anzuwenden. Die beiden neuen 
Producte sind, wie die Firma am Schlüsse 
des diesbezüglichen Rundschreibens hin- 
weist, für alle Sorten Wollstückwaare, 
Wollhüte, Wolliitzen und Wollgarne ge- 
eignet, bei denen kein höherer Grad von 
Walkechtheit oder keine das Blauholz- 
schwarz weit übertreffende Lichtechtheit 
gefordert werden. 

Dieselbe Firma bietet einen neuen cinheit- 
lichenWolIfarbstoff an, den sie in zw ei Stärken 
unter dem Namen Naplitalingrün V und 
Naphtalingrün conc. in den Handel 
bringt. Naphtalingrün hat die Nüance des 



108 


Rundschau. 


Säuregrüns, unterscheidet sieh von diesem 
aber dadurch, dass das Egalisirungsver- 
mögen, die Lieht- und Alkalibeständigkeit, 
sowie die Wasch- und Schwefelechtheit 
hesser sind. Das Product verdient dem- 
entsprechend Beachtung in der Stück- 
fllrberei von Kammgarn- und Strichwaaren 
aller Art, die sauer gefärbt werden, sowie 
in der Färberei von Strick- und Zephyr- 
garnen. Gefärbt wird im sauren Bade 
unter Zusatz von Glaubersalz und Schwefel- 
säure oder Weinsteinpräparat; ZuBätze auch 
in kleineren Mengen sollen bei Kochhitze 
auf jeder Art Waare gut egalisiren, Naph- 
talingrün kann auch auf Chrombeize und 
im Chromentwicklungsbade gefärbt werden 
und lässt sich sowohl mit allen Säurefarb- 
stoffen als mit Chromcntwicklungs- und 
Alizarinfarbstoffen combiniren. Baumwolle 
wird neben Wolle nicht angefärbt, Seide 
färbt sich neben Wolle im gleichen Farbton 
aber heller an. Die Nüance erscheint bei 
künstlichem Lieht noch feuriger und leb- 
hafter als bei Tageslicht. In der Wasser- 
echtheit hält das Product die Mitte zwischen 
Säuregrün und Patentblau V ; in der Licht- 
echtheit steht es dem Patentblau V etwas 
nach, in der Säureechtheit hält es zwischen 
Säuregrün und Patentblau die Mitte. Die 
damit hergeBtellten Farben widerstehen 
dem Carbonisiren mit Schwefelsäure. Die 
Reibechtheit ist befriedigend; die Presse, 
heisses Trocknen, Bügeln und die 
Trockendekatur wirken nicht merklich 
auf die Nüance ein. Vortheilhaft sollen 
die Oombinationen mit Victoriaviolett 4BS 
für Marineblau, mit reinen Gelb für leb- 
hafte echte Grün (Billardgrün) und mit 
Orange oder Victoriagelb und Chromotrop 
2R oder Azosäurefuchsin für Braun im 
sauren Bade und mit Chromotrop FB für 
echte Blau im Chromentwickelungsbade 
sein. 

Coerulein IiyR pulv. derselben 
Firma ist eine neue Marke ihrer CoeruleYne. 
Sie verhält sich ähnlich in den Färbe- 
und Echtheitseigenschaften wie die Marke B, 
stellt sich jedoch durch grosse Aus- 
giebigkeit vortheilhafter. Die Nüance ist 
stumpfer als die des Coerulein B. 
In allen übrigen Eigenschaften ist die 
neue Marke der alten gleich; besonders 
walk- und lichtechte Einbadfarben soll 
man mit der neuen Marke für sich und in 
Combination mit anderen Chromentwick- 
lungsfarben durch Auffärben im sauren 
Bade und Nachentwickeln mit Chromkali 
erzielen. Als Vorbeize ist sowohl der 
bekannte. Chromkali- (3 %), Weinstein- 
(2 '/, '/») Sud als auch 'das Ansieden mit 


fPlrber-ZeHong. 
I Jahrgang ISW. 

Chromkali (2 •/*), Milchsäure techn. (2'/t '/«) 
geeignet. Beim Ausfärben ist besonders 
darauf zu achten, dass die Färbeflotten 
genügend essigsauer sind, da sonst durch 
Bildung des unlöslichen Kalklacks im 
Bade Farbstoffverluste entstehen und 
magere Färbungen erzielt werden. Unter 
normalen Verhältnissen sind 1 bis 1 */, kg 
Essigsäure 50 °/, für 1000 Liter erforderlich, 
bei sehr hartem Wasser aber bis zu 2 bis 
2'/s kg. Beim Färben in einem Bade wird 
das Färbebad mit 4 kg Schwefelsäure, 
10 kg Glaubersalz und der nöthigen Farb- 
stoffmenge bestellt und mit der Waare bei 
40 *C. eingegangen; man treibt in etwa 
*/< Stunden zum Kochen, fixirt die Farb- 
stoffe durch einstündiges Kochen und setzt 
dann zur Entwicklung Fluorchrom oder 
Chromkali zu Bei den Einbadfarben sind 
besonders zu beachten die Combinationen 
mit Beizen — oder Alizaringelb, mit Säure- 
alizaringrün G und Patentblau A für die 
verschiedensten walkechtcn Grünnüancen, 
sowie die Combinationen mit Chromogen I 
für helle und mittlere Modefarben. Ausser- 
dem wird von der Firma auf die echten 
Grünnüancen aufmerksam gemacht, die 
man durch Uebersetzen vorgeblauter Wolle 
mit Coerulein BWR und Alizaringelb GGW 
einlmdig im sauren Bade mit Fluorchrom- 
entwicklung erlangen kann. Auf Ober- 
meier- und anderen mechanischen Appa- 
raten lässt sich das neue Product nur auf 
Vorbeize, nicht aber einbadig färben. Auf 
Kupferkesseln und kupfernen Apparaten 
fällt die Nüance weit stumpfer und hohler 
aus als auf Holzbottichen , man erhält aber 
ebensolche lebhafte Farben , wenn man 
dem Färbebad für 1000 Litter Flotte 50 g 
Rhodanammonium zugiebt. Das Egalisiren 
des Coerulein BWR auf Vorbeize ist an- 
geblich besser als auf dem alten Product; 
die Durchfärbung bei schwererer Rtück- 
waare jedoch mangelhaft, sodass das Pro- 
duct in erster Linie für loses Material, 
Wolle, Zug und Garn von Bedeutung ist. 
In der Decatur hält sich der Farbstoff gut. 
Im Kammzugdruck wird er mit Fluorchrom 
fixirt und liefert den Mittheilungen der 
Firma nach walk-, wasch- und lichtechte 
Grünnüancen. 

Ein neues walkechtes Schwarz für Wolle 
liefern die Höchster Furbwerke unter dem 
Namen Chromschwarz B und T in zwei 
Marken. Für 100 kg Waare bestellt man 
das Farbbad mit 10 kg Glaubersalz und 
der nöthigen Menge Farbstoff und lässt auf- 
kochen; man geht mit der feuchten Waare 
in das heisse Bad ein, lässt 15 Minuten 
kochen und setzt dann 10 kg Essigsäure 



Heft 7. 1 

1. April 1899. J 


Rundschau. 


109 


8* Be. in 2 bi 3 Portionen in Zwischen- 
pausen von jo 20 bis 30 Minuten Kochen, 
zu. Hierauf wird bei den hellen Nüancen 
1 '/, kg Chromkali und 3 kg Kupfervitriol 
und bei den dunklen 2 kg Chromkali und 
3 kg Kupfervitriol zugesetztund noch ’/s 
bis 1 Stunde gekocht. Bei leicht egali- 
sirenden Waaren kann die nöthige Essig- 
säure auch vom Anfang zugefügt werden; 
die Färbebader können weiter benutzt 
werden. Das Chromschwarz lässt sich auf 
Holz- oder Kupferapparaten ausfärben, 
Blei und Zinn sind nicht geeignet. Gegen 
alle Einwirkungen von Alkalien sowie 
gegen starke Wüsche ist das Product 
widerstandsfähig; es soll docatur-, licht-, 
Schwefel- und carbonisationsecht sein. 
Zum l'eberfärben der mit weisser Wolle 
verarbeiteten Artikel im sauren Bade ist 
Chromschwarz jedoch nicht anwendbar. 

Dieselben Farbwerke theilen ferner 
in einem Rundschreiben eine verbesserte 
Methode zur Fixirung der Chrom- 
entwicklungsfarben mit. Die Ver- 
besserung besteht darin, dass gleichzeitig 
mit dem oxydirenden Chromkali (oder 
-Natron) bei der Entwicklung ein ReductionB- 
mittel, am besten Milchsäure unter Zusatz 
von Schwefelsäure, zur Anwendung kommt, 
wodurch eine Erhöhung der Walkechtheit 
erreicht wird. Das Verfahren ergiebt, wie 
die Firma berichtet, in der Anwendung auf 
Kammzug und Kammgarnen Farben, die 
den Echtheitsanforderungen, die für Kamm- 
gambuxkins, Herren- und Damencheviots 
und melirte Strickgarne verlangt werden, 
in genügender Weise entsprechen. Von 
Interesse soll das Verfahren für die Her- 
stellung des Chromotrop S-Schwarz, von 
Marine- und Dunkelblaunüancen mitChromo- 
trop FB für sieh oder in Coinbination mit 
Patentblau A, Säureviolett 5BF und dem 
Echtsäureviolett, sowie von Braunnüancen 
mit Chrombraun RO als Hauptfarbstoff sein. 
Die Methode kann ein- und zweibadig aus- 
geführt werden; im letzteren Falle wird 
erhöhter Grad von Walkechtheit erzielt; in 
beiden Fällen können die Bäder weiter- 
benutzt werden. 

Mau bestellt das Färbebad für 100 kg 
Waare, z. B. Kammgarn, mit 20 kg Glauber- 
salz, 4 kg (bei sehr hartem Wasser bis zu 
6 kg) Schwefelsäure und den nöthigen Farb- 
stoffmengen, geht bei 40® C. ein, treibt in 
’/, Stunde zum Kochen und kocht 1 bis 
l'/t Stunden. Hierauf wird das Garn auf- 
geschlagen, das Bad etwas abgeschreckt 
und soviel Kilogramm Chromkali als Farb- 
stoff verwendet wurde, zugesetzt ; ausser- 
dem werden aber noch 3 kg Schwefelsäure 


und 3 bis 4 kg techn. Milchsäure zugegeben. 
Man geht mit dem Garn wieder ein, treibt 
schnell zum Kochen und entwickelt die 
Farbe durch s / 4 bis 1 stündiges Kochen. 
Als sichere Merkmale für das Gelingen des 
Färbeprocesses sind anzusehen, dass din 
Flotte vor dem Zusatz des Chroms fast 
wasserhcll ausgezogen war und dass sie 
nach der Entwicklung nur schwach grünlich 
und nicht röthlich oder bräunlich gefärbt 
erscheint. 

Die Walkechtheit wird erhöht, wenn die 
die Entwicklung im zweiten Bade vor- 
genommen wird. Man bestellt das Ent- 
wicklungsbad mit den oben angegebenen 
Mengen Chromkali, Schwefelsäure und 
Milchsäure und geht mit der vorgefärbten 
Waare in die kochende Flotte ein, */ 4 bis 
1 stündiges Kochen entwickelt die Nüance. 

Das Farbwerk Mühlheim vorm, A. 
Leonhardt & Co. gab kürzlich eine mit 
180 Stückfärbungen ausgestattete Karte 
unter dem Titel Modefarben auf Wolle 
heraus. Die Säurefarbstoffe wurden unter 
Zusatz von 10 bis 20*/» Glaubersalz und 5 bis 
10% Weinsteinpräparat oder 1 bis 2% 
Schwefelsäure, Eosin u.dgl.auf mitEssigsäure 
8 # Be. oder Weinsäure angesäuertem Bade ge- 
färbt (für je 1 Liter Flotte '/, g kryst. Wein- 
oder 2,5 g Essigsäure 8" Be.) ; man färbt 
lauwarm an, erhitzt allmählich zum Kochen 
und färbt kochend aus. Bei 3 Mustern mit 
Alkaliblau setzt man dem Bado '/, bis 1 g 
calc. Soda oder 1 bis 2 g Borax im Liter zu, 
geht mit dem Stoff heiss ein und färbt 1 Stunde 
bei 90* C., spült leicht in kaltem Wasser, 
passirt dann etwa 5 Minuten durch ein 
heisses Bad, welches im Liter 1 g Schwefel- 
säure 60® Bö. enthält, spült und trocknet. 

/j. 

W. M. Gardner und T. Caster, Chromiren der 
Wolle. 

Ueber das Chromiren der Wolle haben 
W. M. Gardner und T. Caster neuerdings 
Untersuchungen angestellt, um zu bestimmen, 
welche Bedeutung die beim Kochen der 
Wolle mit Wasser aufgelöste „gelatinöse 
Substanz“ für das Beizen hat. Zunächst 
wurde die Menge dieser .Wollgelatino“ 
bestimmt, welche beim längeren Kochen 
von Wasser aufgenommen wird; dabei er- 
gab sich bei der Behandlung von 50 g 
Wolle mit 1500 ccm Wasser ein Trocken- 
rückstand von 0,825 g, d. h. 1,65%- Der- 
selbe zeigte eine homähnliche Beschaffen- 
heit, war in Wasser löslich, in Alkohol un- 
löslich. Die weiteren Untersuchungen er- 
gaben, dass beim Beizen mit Kaliumbi- 
chromat (auch unter gleichzeitiger An- 
wendung von Schwefelsäure undMiichsäure), 



110 


Rundschau. 


viel geringere Mengen organischer Substanz 
(Wollgelatine) in die Lösung übergehen, 
was in der Weise zu erklären ist, dass 
der gelatinefihnlieke Bestandtheil der Wolle 
durch die Einwirkung der Chromsalze 
unlöslich wird. Die Wollgelatine ist 
alkalisch; ihre Lösung entwickelt beim 
Erwärmen mit Aetznatron kein Ammoniak. 
Die reducirende Eigenschaft ist schwach; 
kochende Lösungen von Permanganat und 
Chromsäure werden nur langsam ange- 
griffen. Auf Zusatz von „Wollgelatine“ 
zu den Beizflotten wird die Reduction der 
Chromsäure verlangsamt; ähnlich verhält 
sich die gewöhnliche Gelatine. Wenn 
man zwei Wollstränge mit 1 % Kalium- 
bichromat heizt, deren einer mit kochen- 
dem Wasser behandelt ist, so kann man 
bemerken, dass der letztere ein stärkeres 
Reductionsvermögen besitzt, aber weniger 
Beize fixirt, als gewöhnliche Wolle. Die 
Verfasser kommen zu folgenden Schlüssen : 

1. Die Wollgelatine ist nicht die 
Hauptursache, dass Chrombeizen, die schon 
mehrmals gebraucht sind, besser wirken, 
als frische. 

2. Die W r ollgelatine spielt indessen 
eine wichtige Rolle beim Beizprocess, 
insofern als sie die Menge des fixirten 
Chroms vennehrt, aber die Reduction der 
Beize verlangsamt. 

3. Es ist möglich, dass der gelatinöse 
Körper an die Lanuginsüure gebunden ist, 
und dass diese Verbindung beim Kochen 
mit der Chrombeize zerlegt wird, wobei 
die Gelatine das Chrom fixirt und dass 
diese Verbindung im weiteren Verlauf unter 
Reduction von Chromoxyd wieder in der 
Weise zerlegt wird, dass das Chromoxyd 
sich mit der Lanuginsüure verbindet. 

JJ. of Soc. Dytrt and Colour. durch Bet. mal. coQ Hg. 

Manufacturc Lyonnaisc de Matteres, 
Colorantes Lyon (L. Cassella k Co., Frank- 
furt a. M.) Herstellung von zweifarbigen 
Effecten und Creponeffecten auf wollener 
StUckwaare. (Französisches Patent 279 381 .) 

Während man bisher wollene Stück- 
waaren, welche in verschiedenen Farben 
gefärbte Garne enthalten, nur auf dem 
Wege des Verwebens vorher gefärbter 
Schuss- oder Kettengarne erzeugte, hat 
man neuerdings mehrfarbige Effecte dieses 
Genre auch in der Weise hergestellt, 
dass man mit Metallsalzen vorgebeizte 
Wolle, beispielsweise chromirte Garne, mit 
nicht gebeizter Wolle verwob und nun 
das fertige Gewebe mit geeigneten Farb- 
stoffen färbte. 


f F&rbnr-ZeltaQjt. 
[Jahrg ang IMO, 

Nach dem vorliegenden Verfahren 
werden sehr gute Resultate dadurch er- 
halten, dass man vorher chlorirte Wolle 
mit unchlorirter Wolle verwebt und das 
Gewebe nachträglich färbt. Auf diese 
Weise können nicht nur mehrfarbige 
Effecte sondern auch eigenartige wellige, 
creponartige Effecte erzielt werden. 

Die chlorirte Wolle hat eine grössere 
Aufnahmefähigkeit für Farbstoffe als die 
gewöhnliche Wolle; infolgedessen entstehen 
beim Färben der gemischten Gewebe 
zweifarbige Effecte. Die chlorirte Wolle 
hat aber auch ferner die Eigentümlich- 
keit, beim Walkprocesse nicht pinzulaufen; 
beim Walken derartig zusammengesetzter 
Gewebe werden daher sogenannte Crepon- 
oder Krimpeleffecte entstehen müssen. 
Dieser letztere Effect kann noch dadurch 
gesteigert werden, dass man zum Chloriren 
weniger contractionsfühige härtere Wollen 
verwendet und diese mit weicheren Woll- 
sorten, die nicht gechlort sind, verwebt. 

Das Färben geschieht mitsauerfärhenden 
oder mit substantiven Farbstoffen. Be- 
sonders die letzteren Farbstoffe erhöhen 
die Zweifarbigkeit der Gewebe, da sie 
gewöhnliche Wolle nur sehr wenig, chlo- 
rirte Wolle dagegen sehr stark anfärben. 

Für die Erzeugung der Walkartikel ist 
es zur Erhöhung des zweifarbigen Effectes 
empfehlenswerth , nicht im alkalischen 
sondern im sauren Bade zu walken. Für 
die Erzielung der reinen Creponeffecte ist 
die Zusammensetzung des Bades jedoch 
gleichgiltig. Schlügt man in das Woll- 
gewebe noch Baumwollen- oder Seiden- 
effectfaden ein, so können die mannig- 
faltigsten Muster erhalten werden. Die 
mit den beiden verschiedenen Wollgarnen 
hergestellteu Gewebe können ferner nach- 
träglich bedruckt und gerauht werden; 
auch hierbei erhält man verschiedenartige 
neue Effecte. n, 

(Das Verfahren ist von L. Cassella & Co. 
durch recht hübsche Muster illustrirt worden.) 

Julius Brandt ln Cosmanos, Alizaringetb FS 
auf Baumwolle gedruckt. 

Das von Durand & Huguenin in Teig- 
form, mit 20% Trockensubstanz in Handel 
gebrachte Alizarin FS wird durch Kupplung 
von diazotirtem Fuchsin und Amidosalicyi- 
süure erhalten. Letzterer Bestandtheil hat 
in der Orthostellung eine Carbonylgruppe 
gegenüber einer Hydroxylgruppe in den 
Farbstoff hineingebraeht und ihm die Eigen- 
schaft crtheilt, auf metallischen Beizen, 
insbesondere auf Chrombeize zu ziehen. 


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Haft 1 . 1 

1. April 1899.J 


Rundschau. 


in 


Er fSrbt Wolle und Seide ohne Mordant 
in lebhaftem Gelb, mit Chromoxyd gebeizte 
Baumwolle in einem Messinggelb, das zwar 
nicht berufen ist, als Hauptfarbe eine grosse 
Rolle in der Musterkarte zu spielen, wohl 
aber als licht- und seifenechte Nebenfarbe 
einen hübschen Effect zu erzielen. Für 
eine solche Nebenrolle ist es besonders 
befähigt durch sein Verhalten gegen Zinn- 
salz einerseits und gegen alkalisch ge- 
haltene Oxydationsmittel andererseits, wie 
ein solches in Form der verdickten Mischung 
von rothem Blutlaugensalz. Chlorst und 
alkalischem Citrat im Baumwolldruck für 
eine Reihe von Farben als Aetzfarbe dient. 

Seiner Zusammensetzung entsprechend 
wird das Alizaringelb FS durch Zinnsalz 
in Fuchsin und farblose Salicvlsäure ge- 
spalten. Wird eine Zinnsalztitzfarbe (mit 
100 g Zinnsalz auf 1 Liter Verdickung) auf 
vorgefürbtes kräftiges Alizaringelb FS ge- 
druckt, dann 3 Minuten lang gedilmpft, so 
verwandelt sich das Gelb an den bedrucktim 
Stellen in ein Braun, das sich bei 50* C. 
seifen lasst. Hat man auf schwächeren 
Chrommordant ein helleres Gelb geftirbt, 
so geht letzteres unter der Wirkung der 
Zinnsalziitzfarbe in ein röthliches Modegrau 
über, wie man die Grundfarbe des Druck- 
musters 1 im Bull, de la Soc. de Mul h. 1898, 
8. 115, am besten bezeichnet. Dieses 
Druckmuster 1 hat einen schwachen Chrom- 
mordant mittels Chromoxydnatron erhalten 
und ist dann mit einer Weissiltzfarbe und 
Anilinschwarz zweifarbig bedruckt worden. 
Ueber das Ganze wurde hernach ein breiter 
FondÜstreifen in verdicktem Chromacetat 
gedruckt, worauf das Stück (denn es handelt 
sich um einen Artikel, der in Cosmanos 
im Grossen hergestellt worden ist) gedilmpft, 
gekreidet, in Alizaringelb FS auage färbt 
und getrocknet worden ist. Es waren nun 
im hellgelben Boden neben dem kräftig 
gelben FondÜstreifen eine weisse und eine 
schwarze Zeichnung zu sehen. Nun wurde 
ein gedecktes Gründelmuster über das 
Ganze gedruckt, und zwar mit einer Zinn- 
salzfarbe, die 100 g Zinnsalz auf 1 Liter 
Verdickung enthielt. Dann wurde 3 Minuten 
lang gedämpft und wieder im Kreidebad 
degummirt. Das Muster bestand schlieslich aus 
Weiss, Schwarz, aus Braun, wo der kräftig 
gelbe FondÜstreifen, aus röthlich nüancirtem 
Modegrau, wo der hellgelbe Boden von 
der Temirungsfarbe oder dem Ueberdruck 
ebenfalls getroffen worden ist, endlich aus 
hellerem und dunklerem Gelb, wo die aus- 
gesparten Partien des GründelmuBters die 
Farbe des Fondüstreifens und des Grundes 
unverändert gelassen haben. 


Ein zweites Muster zeigt einen gelben 
Boden, eine weisse Ramage und ein von 
ihr unregelmässig unterbrochenes Zickzack- 
muster in Grün. Für die Herstellung von 
Muster II ist nachfolgender Weg einge- 
schlagen worden. Das Gewebe erhält eine 
Chrombeize, auf die Beize wird wieder die 
Zinnätzfarbe, und zwar als Ramage, ge- 
druckt, leicht gedämpft, gekreidet, ge- 
trocknet und in einem Gemenge von 
Alizaringelb SF und Cölestinblau ausge- 
färbt. Man hat jetzt eine weisse Ramage 
in grünem Boden. Nun wird das Ganze 
mit der eingangs erwähnten Aetzfarbe 
überdruckt, die aus rothem Biutlaugensalz, 
Chlorat und alkalischem Citrat besteht und 
beim Dämpfen das Alizaringelb SF unver- 
ändert lässt, das Cölestinblau aber durch Oxy- 
dation zerstört. Wo die Ueberdruckwalze 
keine Aetzfarbe aufgetragen hat. sieht man 
ein grünes Zickzackmuster, wo die Aetz- 
farbe gewirkt hat. ist nach der Oxydation 
vom grünen Grund nur noch der gelbe 
Bestandteil, d. h. der reine Chromlack 
des Alizaringelb SF zu sehen. 

Eine ganz merkwürdige Musterung 
liefert der zweifarbige Ueberdruck der 
alkalischen und der Zinnsalzätzfnrbe. Ein 
abgesetztes Blumenmuster wird z. B. auf 
das mit Chromoxyd mordancirte Baumwoll- 
gewebe gedruckt mit einer mittelstarken 
Zinnsalzfarbe, so dass die Blume später 
nicht in reinem Weiss, sondern in heller 
Nüance gegenüber dem Boden auftritt. 
Es wird wieder leicht gedämpft u. s. w. 
Das Ausfärben geschieht diesmal mit einer 
Mischung von Alizaringelb SF und Pheno- 
cyanin R. Man hat nun zunächst in einem 
dunkelgrünen Grund ein hellgrünes Blumen- 
muster, das jetzt zweifarbig, d. h. zugleich 
mit einer Zinnsalzätze (50 g pro Liter 
Verdickung) und jener alkalischen, durch 
Oxydation wirkenden Aetzfarbe überdruckt 
wird. Nach einstündigem Dämpfen, Kreiden, 
Waschen und Trocknen hat man einen von 
dunkelbraunen und gelben Partien durch- 
zogenen Grünboden, der von einer theils 
blassgrünen, theils blassgelben Blume 
unterbrochen ist. Und noch complicirter 
würde schliesslich das Muster ausgefallen 
sein, wenn man die beiden Aetzfarben nicht 
in einem zweifarbigen Muster auf das Dunkel- 
grün gedruckt hätte, sondern eine nach 
der anderen, so dass die eine stellenweise 
auf die andere gefallen wäre. r . 

Verbesserte» Verfahren für den Druck von 
Indigoweisspaste auf Baumwolle. 

Man verdickt 67 Theile Natronlauge 
(37* Be.) mit 32 Theilen Britishgum und 



112 


Rundschau. 


[ Firter-Zeltnng. 
Jahrgang 19W. 


fügt 1 Thoil Terpentinöl oder etwas mehr 
hinzu. An 76 Theiio dieser Verdickung 
werden 20 Tbeile Indigoweisapaste, 4 bis 
10 Theile Glucose und '/» Theil oder mehr 
von fein gesiebtem Zinkstaub gerührt. 
Diese Stammfarbe kann nach Bedarf mit 
Weisspaste verstärkt oder mit der alka- 
lischen Verdickung verdünnt werden, die 
bei Abschluss von Luft und Sauerstoff auf- 
zubewaliren ist. Ebenso ist der Dämpf- 
kasten von Luft möglichst freizuhalten, 
oder durch Zusatz von mehr Zink und 
Glucose oder von Natriumsulfit u. dgl. die 
Druckfarbe gegen den oxydirenden Einfluss 
der Luft beim Dämpfen zu schützen. Das 
Dämpfen der gedruckten Waare soll 1 bis 
3 Minuten dauern und, wie T. Grossmann 
(Engl. Pat. 13 21ö) besonders hinzufügt, 
mit möglichst feuchtem Dampf erfolgen. 
Das aufgedruckte Weiss w ird im Dämpfkasten 
zu Braunolive und geht in der Feuchthänge 
in Indigoblau über, wenn man nicht vor- 
zieht, die gedämpfte Waare mit Wasser 
einzusprengen und dann in der Trocken- 
hänge der Einwirkung der Luft auszu- 
setzen. n. 

A. Scheurer und A. Brylinski, Vergleichende 
Prüfung der Farben auf Ihre Lichtechtheit. 

Das von den Verfassern seit längerer 
Zeit befolgte Verfuhren geht vom Küpen- 
blau auf Baumwolle aus, dessen Veränderung 
oder Abschwächung im Sonnenlicht mit 
der gleichzeitigen Veränderung der zu 
prüfenden Farbe verglichen wird. Vom 
Küpenblau werden drei Abstufungen im 
Vorrath als Type gefärbt: ein Dunkelblau 
mit 4 Zügen, ein Mittelblau mit 2 Zügen 
und ein Hellblau mit 1 Zug. Ebenso wird 
jedes Mal mit dem zu prüfenden Farbstoff 
ein dunkler, mittlerer und hellerer Ton 
für die vergleichende Belichtung gefärbt. 
Die Belichtung unter Glas mit dem 
Marchand'schen Apparat lässt man zunächst 
so lange dauern, bis das Hellindigoblau 
für das Auge um die Hälfte seiner Stärke 
gebracht worden ist. Bemerkt das Auge 
am hellen Ton der zu prüfenden Farbe 
noch keine Veränderung, so wird die Be- 
lichtung fortgesetzt, bis das Mittelblau um 
die Hälfte schwächer geworden ist u. s. w. 
Lichtecht heisst alsdann eine Farbe, wenn 
sie sich dem Sonnenlicht gegenüber verhält 
wie Dunkelküpenblau, halbecht, wenn sie 
mit dem Mittelhlau, wenig echt, wenn sie 
mit dem Hellblau concurrirt, und unecht, 
wenn sie weniger lichtbeständig ist als das 
Hellblau. 

Nach diesem Verfahren haben die Ver- 
fasser eine grosse Anzahl von Farbstoffen 


auf ihre Lichtechtheit geprüft, der Reihe 
nach mit Hell-, Mittel- und Dunkclindigoblau 
verglichen und, wenn sie mit letzterem 
übereinstiiiunten, als echt No. I, bezw. mit 
Mittelblau als echt No. II, bezw. mit Hell- 
blau als wenig echt oder No. III bezeichnet, 
lieber No. I stehen die vom Licht gar nicht 
angegriffenen, unterhalb No. III die vom 
Licht rasch zerstörten, ganz unechten Farben. 
Die Färbungen mit seltenen Beizen, wie 
Ni, Co, Zr, Th u. s. w., übergehen wir, da 
sic mit der Praxis nichts zu thun haben. 

Ueber No. I, gleichsam hors de concours 
in Beziehung auf Lichtechtheit, stehen 
Alizaringelb A (Badische, mit Cu oder Cr), 
Alizarin V (mit Fe, Cr, Cu oder Al), Ali- 
zarin R (mit Al, Fe, Cu), Alizarin .1 (mit 
Al, Fe, Cu), Alizarinblau X (Bad., Al, Fe), 
Cerulelu (Bad., mit allen Mordants), Diamant- 
schwarz (Bayer, Cu, Cr), Nitrosonaphtol 
(Cu, Fe), Carbazolgelb (Bad., Cu, Cr). 

Zur Echtheitsstufe I gehören: alle 

Tanninfarben, alles Cubagelb, dann tjuer- 
citron (mit Cu, Cr, Fe), Kreuzbeeren (Cr, 
Fe), Wau (Cu, Cr, Fe), Würfelcachou (Sn, 
Fe), Pogucachou (Cu), Alizaringelb GG 
(Meister, Cu, Cr, Fe), Alizarinschwarz 
(Badische, Cr), Alizarin R (Sn), Alizarin .1 
(Cr, Sn), Anthracenbraun (Fe, Cu, Cr), 
Nitroalizarin (Al, Cr, Fe), Alizarinmarron 
(Bad., Al, Cr, Cu, Fe), Alizarinblau X 
(Bad., Cr), Alizaringrün S (Bad.), Chrom- 
violett (Geigy, Cu, Cr), Galleln (Bad., Al), 
Gallocyanin (Durand, Al, Fe, Sn), Tuchroth 
(Bayer, Cu), Dinitroresorcin (Fe). 

Dom II. Echtheitsgrad entsprechen : 
Anthracenbraun (Al), Nitroalizarin (Sn), 
Chromviolett (Geigy, Al), Galleln (Bad., Sn), 
Gallocyanin (Durand, Sn), Nitrosonaphtol (Cr), 
Würfel- und Pegucachou (Al), Cochenille 
(Al). Die anderen Farben dieser Kategorie 
sind mit den in der Praxis nicht leicht 
vorkommenden Beizen hergestellt. 

Die Rubrik der III. Echtheitsstufe ist 
fast ausschliesslich mit Farben besetzt, 
denen eine seltene Beize zu Grunde liegt. 
Wir erwähnen deshalb nur das Alizarin- 
blau X (Bad., Sn). 

Nun kommt die Reihe der zweifellos 
unechten Farben, die gegenüber dem 
Sonnenlicht die geringste Widerstandskraft 
besitzen und unter seinem Einfluss ganz 
oder fast ganz zerstört werden. Hierher 
gehören die Rothholzfarben, die ihren 
Character bei der Belichtung ganz verlieren 
und in trübe Modefarben vom Echtheits- 
grad II übergehen. Ebenso verhält sich 
Blauholz mit Ausnahme des Schwarz mit Cu, 
das sich nicht verändert und als lichtechter 



H«ft 7. 1 

l^April 1B99.J 


Verschiedene Mitteilungen. 


113 


wie Indigoblau erwiesen hat. Curcumagelb 
wird zerstört, zeigt aber merkwürdiger 
Weise mit Uranbeize die Lichtechtheit I. 
Cochenille mit Sn geht verloren, ebenso 
Naphtolgelb S (Bad. mit Cu). Ganz licht- 
unecht sind ferner Malachitgrün, Pyronin G 
(Leonhardt, mit Ur jedoch zweiter Echt- 
heitsgrad). Azogrün (Bayer), MethvlviolettB, 
Rhodamin B und Safranin (Bad.), Benzo- 
üavin (Oehler), Sudan (Berlin), Gelb MS 
(Poirrier). /.v«* m. iaes, s. mj si 

Zur Herstellung künstlicher Seide. 

Zur Herstellung künstlicher Seide hat 
Dr. Hermann Pauly neuerdings inter- 
essante Versuche unternommen, bei denen 
im Gegensatz zu den meisten der bisher 
bekannten Verfahren zur Gewinnung künst- 
licher Seide keine Nitrocellulose — sondern 
reine Celluioselösungen zur Anwendung 
kamen. Man kann solche Lösungen mit 
Hülfe von Schwefelsäure, Phosphorsäure, 
Chlorzink in der erforderlichen Concen- 
tratiou und syrupösen Beschaffenheit her- 
stellen, jedoch zeigte sich, dass diese 
Lösungen sich nicht zur Darstellung von 
künstlicher Seide eignen, da sie beim 
HindurehpreBsen durch feine Oeffnungen 
von 0,004 bis 0,006 mm Durchmesser, wie 
dies bei der Seidenfabrikation nöthig ist, 
keine zusammenhängenden Fäden zu liefern 
vermögen. An sich wäre der Ersatz der 
Nitrocelluloselösungen durch solche von 
Cellulose von ganz ausserordentlicher Be- 
deutung, da in letzterem Fall viele um- 
ständliche und kostspielige Operationen, 
vor allem das Denitriren, in Wegfall kämen. 
Indessen ergaben diese Versuche von Dr. 
Pauly auch ein positives Resultat insofern, 
als Bich herausstellte, dass die in vor- 
stehender Weise hergestellten Cellulose- 
lösungen zur Gewinnung der Kohlefäden 
besonders geeignet sind. Des Weiteren 
hat sich ergeben, dass man unter Be- 
nutzung von ammoniaknlischer Kupfer- 
lösung zum Auflösen der Cellulose Cellu- 
losefäden von genügender Festigkeit und 
Feinheit hersteilen kann. Falls es gelingt, 
dies letztere Verfahren im Grossen tech- 
nisch auszuführen, dürfte es dem bisher be- 
kannten zur Herstellung von künstlicher 
Seide aus Nitrocellulose» wegen seiner 
Billigkeit erheblich überlegen sein. Zu 
berücksichtigen ist dabei vor allem, dass 
derartige Celluloselösungen leicht zersetz- 
11 Ch Sind. /TtxL mamif.l Hg. 


Verschiedene Mittheilungen. 

Arbeiterauszeichnungen und Wohlfahrtsakte. 

Auszeichnung für langjährige 
Arbeitsleistungen. Dem Färbergesellen 
Herrn Franz Otto Uhlig, welcher 30 Jahre 
lang ununterbrochen in der Färberei der 
Firma Heinrich Gottschalk in Chemnitz i. S. 
thätig gewesen ist, wurde in Anerkennung 
der bewiesenen Treue von Seiten des 
Rathes der Stadt Chemnitz ein Ehrendiplom 
überreicht. — Der in Hohenstein-Ernstthal 
seit 38 Jahren ununterbrochen bei der 
Firma A. Albert thätäge Weher Gottlob 
Friedr. Vogel hat die Medaille für Treue 
in der Arbeit erhalten. — Dieselbe Aus- 
zeichnung wurde der in der Spinnerei und 
Maschinenfabrik , Germania“ beschäftigten 
Flügeleiarbeiterin Johanne Christiane 8chulz, 
sowie der gleichfalls langjährig in der 
Chemnitzer Actienspinnerei beschäftigten 
Einschlägerin Amalie Auguste Schmied zu 
thcil. — Der Rath der Stadt Chemnitz er- 
theilte den Nachbenannten Ehrendiplome 
in Anerkennung einer 25-bezw. mehrjährigen 
treuen Arbeitathätigkeit in einem und dem- 
selben Etablissement: Weiferin Emilie 

Auguste Müller, OelTnerin Johanne Christiane 
Henriette Dittmann, Fleyerin Juliane Emilie 
Mühlmann, und Wollmischer Friedrich Anton 
Schiller, sämmtlich in der Chemnitzer Actien- 
spinnerei beschäftigt; ausserdem Herrn 
Emst Eduard Eckhardt, Kcttenandreher bei 
der Firma Eduard Lohse in Chemnitz in 
Arbeit. — AusAnlass einerununterbrochenen 
treuen Dienstzeit von durchschnittlich über 
45 Jahren wurden in der Fabrik von 
E. Heintschel & Comp, in Heinersdorf (Böhmen) 
die Herren: Eduard Appelt, Buchhalter, 

Anton Baier sen., Colorist, Franz Preussler, 
Webermeister, Franz Baier, Josef Gürtler, 
Drucker, und Josef Ressel, Fabrikarbeiter, 
mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet. — 
Dem Seidenfärber Herrn Karl Richard Körner, 
welcher seit 30 Jahren bei der Firma 
C. Batky in Meerane i. S. beschäftigt ist, 
wmrde gleichfalls die Medaille für Treue in 
der Arbeit verliehen. — Dem in der Säch- 
sischen Nähfadenfabrik in Witzschdorf als 
Arbeiter beschäftigten Karl Anton Weber 
ist das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit 
verliehen worden. — Dieselbe Auszeichnung 
wurde dem in der Tuchfabrik der Firma 
Gebrüder Gensei in Zschopau seit 30 Jahren 
beschäftigten Rauher und Appreteur Karl 
Wilhelm Winkler zu theil. 

Stiftungen. Herr Fabrikbesitzer Georg 
Liebermann in Falkenau i. S. stiftete seinem 
Beamtenpersonale aus Anlass eines Familien- 
festes 25 000 Mark zu einer Beamten-Unter- 



114 


Pach-Lit«ratur. 


rP*rbfrr-Z«ltan£. 
I Jahrgang lH&y. 


Stützungskasse. — Herr Baron Friedrich 
von Leitenberger, Grossindustrieüer in Wien, 
hat anlässlich des Jubiläums dea österreichi- 
schen Kaisers zwei Stiftungen im Betrage 
von je 200 000 Kronen zur Unterstützung 
seiner Arbeiter errichtet, die in seinen 
Fabriken JoBefsthal-Kosmanos und Grottau 
beschäftigt waren und arbeitsunfähig ge- 
worden sind. — Aus dem gleichen Anlass 
spendete Herr Josef Riedel in Polaun (Be- 
sitzer der Baumwollspinnerei in Wurzels- 
dorf und der mechanischen Baum Wollweberei 
in Maxdorf) 100 000 Kronen zum Zwecke 
einer Altersversorgung für seine Arbeiter. 

Vermächtniss. Der vor 14 Tagen 
verstorbene Herr Otto Essers, Associe der 
Webereiflrma Coenen & Wolters in Oden- 
kirchen, vermachte dem Krankenhause in 
Odenkirchen letztwillig 5000 Mk; die Wittwe 
des Verstorbenen hat der Stadt weiterhin 
10 000 Mk. überwiesen, mit der Bestimmung 
dass die Zinsen des Kapitals während 
25 Jahren zur Unterstützung kranker und 
erhaltungsbedürftiger Arbeiter der Firma 
Coenen & Wolters dienen sollen; nach 
dieser Zeit sollen die Zinsen der Gemeinde 
Odenkirchen zufallen. 


Fach-Literatur. 

Dr. Rudolf Biedermann, Technisch -Chemi- 
sches Jahrbuch 18’. *7 — 1898. Zwanzigster 
Jahrgang. Mit 170 in den Text gedruckten 
Illustrationen. Berlbi 1899. Carl Hevmann's 
Verlag. Preis geb. M. 16,—. 

Die Leser der Färber-Zeitung, welche 
Werth darauf legen, sich über die wichtigsten 
Errungenschaften auf dem Gebiet der ge- 
summten chemischen Technologie zu unter- 
richten, werden auch in diesem handlichen 
Band, ebenso wie in seinen Vorgängern, 
das Gesuchte finden. Der überaus reiche 
Stoff ist auf 37 Kapitel vertheilt. Kapitel XXIX 
behandeltdie anorganischen und organischen, 
sowie die Farbstoffe aus Thier- und Pflanzen- 
reich. Kapitel XXX umfasst die. Gespinst- 
fasern und deren Verarbeitung, Bleichen, 
Appretur u. dcrgl., Färberei, Druckerei und 
Beizen. 

ln der Bücherschuu sind die ein- 
schlägigen neuen Werke aufgeführt, zum 
Theil auch näher besprochen, in dem 
Patentregister die deutschen Patente, welche 
in dem angegebenen Zeitraum erschienen 
sind, unter kurzer Angabe des Gegenstandes 
und unter Hinweis auf die Seite, wo über 
sie berichtet wird, zuaammongestellt. Zweck- 
mässig dürfte es sein, künftig auch eine 


derartige Liste der Gebrauchsmuster bei- 
zufügen. x, 

Dr. O. Dämmer, Handbuch der Chemischen 
Technologie. V. Band. Mit 213 in deu Text 
gedruckten Figuren. Stuttgart. Verlag von 
Ferdinand Enke, 1898. Preis M. 18, — . 

Mit diesem Bande findet das gross 
angelegte Handbuch der Chemischen 
Technologie, welches sich bereits viele 
Freunde erworben hat, seinen Abschluss. 
Der Band behandelt verschiedene Gewcrbs- 
zweige, welche für den Färber und Zeug- 
drucker von besonderer Bedeutung sind. 
Wir lassen eine Uebersicht über die einzelnen 
Kapitel und ihre Bearbeiter folgen. Ge- 
spinnstfasern, Reinigung des Wassers für 
Färbereien, Bleicherei, Beizen, Farbstoffe 
(Anw endung der natürlichen und künstlichen), 
Färberei und Zeugdruck hat Dr. Bur.trock, 
welcher den Lesern der Färber-Zeitung durch 
verschiedene Mittheilungen bekannt ist, in 
sachverständiger Weise bearbeitet. Sehr 
dunkenswerth ist eine umfangreiche Zu- 
sammenstellung der Farbstofle des Handels 
mit kurzen Angaben über ihre Anwendung. 
Der Gerberei (Dr. Bender) sind nur 35 Seiten 
gewidmet; bei der Bedeutung dieser Industrie 
und den grossen Umwälzungen, welche sie 
im letzten Jahrzehnt durch die zunehmende 
Einführung der Schnellgerberei und der 
Chromgerberei erfahren hat, hätte dieses 
Kapitel eine ausführlichere Behandlung 
verdient. Dem Chromleder sind nur etwa 
20 Zeilen gegönnt, die wichtigsten Angaben 
darüber finden sich dabei seltsamer Weise 
nicht unter der Ueberschrift „Chromleder“, 
sondern 2 Seiten vorher. Die Angaben über 
das Färben des Leders sind z. Th. mit Vor- 
sicht aufzunehmen. Wenn z. B. bemerkt wird, 
weissgares Leder werde grün gefärbt mit Jod- 
grün und Pikrinsäure, so möchten wir stark 
bezweifeln, dass heute noch Jodgrün für 
diesen Zweck benutzt wird, da die billigeren 
Farbstoffe Victoriagrün, Malachitgrün u. s. w. 
Jodgrün auf allen Verwenduugsgebieten 
verdrängt haben. 

Ausserordentlich eingehend und sorg- 
fältig sind die Kapitel Abwässer- und 
Düngemittel von Dr. Peters behandelt. 

Ueber Sprengstoffe und Feuerwerkerei 
berichtet v. Helmolt, über metallische Ueber- 
züge, Metallfärbung v. Hagen, über Galvano- 
plastik und Galvanostegie, sowie über 
Elektrochemie Prof. Ahrens. 

Der Druck, die Abbildungen und die 
sonstige Ausstattung Bind, wie bei den 
früheren Bänden, recht gut. z. 


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Heft 7. 1 

1. April 1*99.1 


Patent - Um, 


115 


Patent • Liste. 

Aufgcstellt von der Redaction der 
„Färber-Zeitung“. 

Patent-Anmeldungen. 

Kl. 8. B. 20113. Verfahren zuin Beizen von 
Wolle und anderen animalischen Fasern mit 
chromsauren Salzen und milchsauren Salzen. 
— C. H. Boehringer Sohn, Nieder- 
ingelheim a Rh. 

Kl. 8. K. 16 933. Gewebespanumaschine mit 
selbstthAtiger Sahllcistcu - Einführung. — 
C. H. Knoop, Dresden. 

Kl. 8. S. 9601. Verfahren zum Fixiren dor 
mercerisirten vegetabilischen Fasern. — 

G. F. Dietrich, Glauchau i. S. 

Kl. 22. B. 23 165. Verfahren zur Darstellung 
violett- bis blauschwarzcr secundArer Disazo- 
farbstofTo aus Amidoresorcindlsulfosäuro. — 
Badischo Anilin- und Sodafabrik, 
Ludwigshafen a. Uh 

Kl. 22. D. 8913. Verfahren zur Darstellung 
von Violettblau bis Grünlichblau färbenden 
Oxazinfarbstoifen. — L. Durand, Uuguenin 
& Co., Hüningeu i. E. 

Kl. 29. W 12 604. Maschine zum Brechen 
und Schwingen faserhaltigerPflanzenstengel; 
Zus. z. Pat. 67697 und 85 084. — H. Wolff, 
Nieder Gorpo b. Naumburg a. Bober und 

H. Dedo, Bergedorf b. Hamburg. 

Patont-Versagungen. 

Kl. 22. J. 4088. Verfahren zur Bereitung von 
Bleiweissölfarbe. Vom 4. Mllrz 1897. 

Fatcnt-Ertheilungon. 

Kl. 8. No. 102 819. Verfahren zur Herstellung 
von Dachpappe. — St. Mattar, Biebrich 
a. Rh. Vom 24. Juli 1897 ab. 

Kl. 8. No. 102 986. Coutiuuirlich wirkender 
Färbebottich mit mehreren Färbczellou. — 
A. Schmidt, Mühlhausen i. Th. Vom 
26. Mai 1898 ab. 

Kl. 8. No. 103 041. Verfahren zur Herstellung 
topischer haltbarer seidenartiger GlanzefTecto 
auf Baumwoll- oder Lcinenstoffen auf dem 
Wego der Druckerei. — Farbwerke vorm. 
Meistor Lucius & Brüning, Höchst a. M. 
Vom 23. December 1896 ab 

Kl. 8. No. 103 042. Vorfahren zum Bedrucken 
von Geweben mit theilweiso verdeckten 
Mustortiguren auf dunklem Grunde. — 
Silvor Spring Bleaching & Dyoing 
Company, Providenco, Rhode Island, 
V. St. A. Vom 15. Februar 1898 ab. 

Kl. 8. No. 103 117. Verfahren zum Bleichen 
von Seide. — W. Spindler, Berlin und 
Spindlersfeld. Vom 12. November 1897 ab. 

Kl. 22. No. 102 638. Verfahren zur Einführung 
von Hydroxylgruppen in Authrachinonderi- 
vatc; 6. Zus. z. Pat. 81 481. — Farben- 
fabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., 
Elberfeld. Vom 22. Januar 1898 ab. 

Kl. 22. No. 102 821. Verfahren zur Darstellung 
eines braunen, Baumwolle ohne Beizen an- 
färbenden Farbstoffes. — Dahl & Co., 
Barmen. Vom 10. Juni 1898 ab. 


KL 22. No. 103 060. Verfahren zur Darstellung 
einer Lack- und Farbenbeize. — G. Zonen 
& Co., Kitzingen a. M. Vom 26. Juni 1898 
ab. 

Kl. 28. No. 103 051. Schnellgerbverfahren 
unter gleichzeitiger Anwendung einer Gerb- 
brühe von sehr geringer Stärko und eines 
elektrischen Stromes in einem rotirenden 
Apparat. — J. Bing, Paris Vom 7. Octobor. 
1897 ab. 

KI. 28. No. 103 001. Ledcrwalzmaschine mit 
Druckanzeiger. — J. Weber & Co., Uster, 
Schweiz. Vom 2 März 1898 ab. 

Pa tont- Löse hu n gen. 

Kl. 8. No. 71 920. Schmutzfänger in Flotten- 
zuleitungsrohren von Schleudermaschinen 
zuin Färben, Waschen, Bleichen u. s w. 

Kl. 8. No. 77 097. Maschine zur Herstellung 
eines seidenartigen Glanzes auf Fädeu durch 
Aufträgen von Kollodium 

Kl. 8. No. 77 762. Spaunrahmen zum Diago- 
nalspannen von Gewcbon. 

Kl. 8. No. 80 524. Bandführung für Platt- 
m aachinen. 

Kl. 8. No. 83 048. Verfahren zur Verhütung 
der Selbstentzündung flüssiger Kohlenwasser- 
stoffe. 

Kl. 8. No 101 301. Vorrichtung zum Bleichen 
und Farben von Textilstoffcn mit kreisender 
Flotte. 

Kl 8. No. 58124. Verfahren zum Färben von 
Textilstoffcn in der HyposulßtindigokQpo 
mit Zusatzpnt. 78 794. 

Kl. 8. No. 77 624. Garnbftrstmnsfhine. 

Kl. 8 No. 84 342. Maschine zum Aprclireu 
uiul Imprügn'.ren von Stoff mit durch die, 
aus letzteren ausgepresste, in den Bottich 
zurücklaufende Appreturmasso gebildetem 
Rührwerk. 

Kl. 8. No. 84 701. Verfahren zur Erzeugung 
von unlöslichen Azofarbcn neben Dianisidin- 
blau auf der Faser. 

Kl. 8. No. 88 475. Verfahren zur Erzeugung 
echter Färbungen auf der Faser durch 
Oxydation organischer Farbstoffe mit primären 
Amidogruppen während des Färbens oder 
Aufdruckens. 

Kl. 8. No. 92926. Doublinnascbine für Gewebe. 

Kl. 22. No. 40 340. Verfahren zur Darstellung 
von Farbstoffen der Rosauiliugruppe durch 
Condensatiou von Paranitrobenzaldehyd mit 
Kohle n wasse rstoffe n . 

Kl. 22. No. 66 712. Verfahren zur Darstellung 
von Farbstoffen der Rosanilin reihe mit Zu- 
satzpat. 67 232 und 80 669. 

Kl. 22. No. 90 070. Verfahren zur Darstellung 
von Disazofarbstoffen aus Diphenylin. 

Kl. 22. No. 97 212. Verfahren zur Darstellung 
löslicher indulinartiger Farbstoffe. 

Gebrauchsmuster-Eintragungen. 

Kl. 8. No. 107 381. Mit mechanisch aufgo- 
klebten Seideubaudchcn verzierter Textilstoff, 
für Hutbödon, Schleifen und Hutschmuck. — 

A Hock Sohn, Schiitiglieim i. E. 23. No- 
vember 1898. 

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116 


Briefkaat an. 


( Pirber-ZeltnQ).:. 
Jahrgang IW» . 


Kl. 8. No. 107 317. Vorproduct fOr ße*sU- 
artikel und Poaamonten, gewebt oder ge- 
flochten, aus gleichartigen oder ungleich- 
artigen Garnen von verschiedener Vor- 
bereitung und daher verschiedener Farbe- 
reaction in derselben oder in verschiedenen 
Fnrbflotten. — J. Haibach, Barmen. 
5. December 1898. 

Kl. 8. No. 107 456. Stripponband mit durch 
Guttaperchalösung aufgeklebtem Umklei- 
dungaetoir. — C. Werthelm, Wien 25. No- 
vember 1898. 

Kl 8. No. 107 648. Verstellbarer Apparat »um 
Abstreichen Oberscliüssiger Druckfarben beim 
Bedrucken von Garn, mit gegenQber dem 
Druckrade regulirbaren Abstrichflachon. — 
C. Bareuthor, Bgcr. 12. December 1898. 


Briefkasten. 

Zu aoentgelUlchera — rein sachlichem — Meinungsaualau*ch 
unserer Abonnenten. Jede ausführliche und besonder« 
werthvolle AuskanfUertheUanfr wird bereitwillig«) honorlrt 

(Anonyme Zutendnngen bleiben aaberfekaicfatlgt.) 

Fragen. 

Frage 15: Wie kann man unveirgrünlichea 
Anilinschwarz erhalten? Das Schwarz soll nur 
aus Anilin bestehen ohne Untergrund von 
substantiven Farben. Oiebt es chemische 
Fabriken, die eino oxydirende Lösung zur 
Ueborführung des Emeraldins in unver- 
grünliches Schwarz liefern? g, j/. 

Frage 16: Wie erhalt man den krachenden 
Griff der Seide auf mercerisirter Baumwolle mit 
möglichst wenigen Manipulationen, d. h. mit 
einem oder mit zwei Badern? w. x. 

Frage 17: Welches ist das beste Direct- 
schwarz (einbadig) auf Baumwollgarn als Er- 
satz für Blauholzschwarz? Das Product soll 
gleich im Preis und in der Lichtechtheit sein, 
jedoch neben weicherem Gefühl egalere 
Färbung geben. j f 

Frage 18: Mit welchem blauen Farbstoff 
erhalt man auf Wolle licht-, wasch-, reib- und 
saureechtcs Dunkelblau, das die Farbe bei 
künstlichem Liebt nicht verändert (welches 
nicht roth oder schwarz wird)? x. xt. 

Frage 19: Wie gross ist die Lichtecht- 
heit von Cynnol extra und neuerdings von 
Cyanol FF (Cassella)? Eignen sich diese Farb- 
stoffe zum Farben von stückfarbigen Confec- 

t ionsstoffen in Modetönen? x. a. 

Frage 20: Auf welcho Weise erzielt man 
bei Baumwollgarn, das mit Anilin- oder 
Diaminschwarz gefärbt wurde, ein bestimmtes, 
nur durch Beschwerung zu erreichendes Ge- 
wicht? p H 

Frago 21: Wodurch erzielt man bei mit 
Dextrin und Bittersalz appretirten buntgo- 
webten Bauimvoilexportartikelu eine»« schweren 
und starken Griff? Bei schwarzer bezw. dunkler 
Waare tritt das Bittersalz hervor. Ferner 


appretiren wir Futterstoffe gegenwärtig mit 
Kartoffelmehl; um nun die richtige Starke zu 
bekommen, müssen wir die Stücke dreimal 
appretiren. Wer kann mir einen Ersatz für die 
obengenannten Appreturmittei mittheilen (ab- 
gesehen von Leim, der zu theuer ist)? 

A. Am ur Abonnent. 

A n t w oft e n. 

Antwort auf Frage 9: Der Fehler liegt 
wohl in der Anwendung von Alizarin-Saphirol, 
welches sich bei künstlichem Licht ins Grüne 
verändort; die anderen angeführten Farbstoffe 
üben keinen Einfluss auf das Verändern der 
Nuance aus. Ich würde Ihnen Cyanol extra 
(Cassella) empfehlen; dieses zeigt wenigstens 
nicht so grosse Unterschiede in der Nüance 
bei Tages- bezw. künstlichem Licht. Weshalb 
aber vorwenden Sie neben Indigoextrakt, der 
sich thatsächlich am wenigsten bei ungleichem 
Licht verändert, noch einen andern blauen 
Farbstoff? w j. 

Antwort auf Frage 12: Wenn keine 

weiteren Ansprüche gestellt werden, als ein 
mit Erika gefärbtes Rosa so zu fixiren, dass 
es eine 25 0 R. warme Wasche aushftlt, 
empfehle ich 1. mit Türkischrothöl in der 
Flotte zu färben und nach dem Färben 
durch ein mit 5 bis 10 g Türkischrothöl im 
Liter bestelltes kaltes Bad zu passiren, gut 
abquetscheii und scharf trocknen; oder es ist 
empfehlenswert!), 2. so wie früher weiter zu 
färben und der Flotte Tischlerleim, 5 bis 10 g 
für 1 Liter, zuzugeben und, ohne zu spülen, 
zu trocknen. Daboi fällt aber die Nüance anders 
aus. Diese beiden Methoden fixiren merklich 
den Farbstoff. Sollte das aber noch nicht aus- 
reichen, so ist noch 3. die Leimglycerin- 
Natronlauge-Fixationsmethode auzuwenden, dio 
sehr umständlich ist, odor 4. ist es das beste 
und einfachste, den Farbstoff auf der Faser mit 
dem waschechten Janusantimonlack zu decken, 
welcher denselben vor der Einwirkung der 
Waschflüssigkeit in einem sehr grossen Grade 
schützt und wobei auch, wenn nöthig, eine 
Möglichkeit vorliegt, mit einer Spur Rhodamin 
waschecht zu schönen, wobei sich der basische 
Farbstoff echt an den substantiven Farbstoff 
und den gerbsauren Antimon bindet. Dieses 
geschieht durch zwei, drei Passagen durch 
ein kaltes Tanuinbad mit 5 bis 10 g Tannin 
für das Liter und kaltes Antimonbad, 1 bis 2 g 
Brech Weinstein, 10 bis 20 g Schlemmkreide im 
Liter und, wenn erwünscht, durch eioeBchwacho 
kalte Lösung des basischen Farbstoffs. Die 
Fixirungsbäder werden zum weiteren Gebrauch 
als Fixiruugs- oder Beizbader aufbewahrt. 

x. J. 

Berichtigung 

Seite 68, Spalte 2, 36. Zeile von oben muss 
es heissen statt „aufgeführt“ au {gefasst, 
Seite 69, Spalte 2, 3. Zeile von oben statt 
„raittheilonden“ beurtheilenden und Seite69, 
Spalte 2 statt „Küpen“ Körper. hm. 


Nach druck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Quellenangabe gestattet. 
Verlag von Jullua Springer in Berlin N. — Druck tvb Kmll Ureyer In Berlin bW. 



Färber-Zeitung. 

1899. Heft 8. 


Appretur verschiedener Qualitäten 
von bedruckten Baumwollstoffen. 

Von 

l*r. Eduard Lauber. 

Die Wichtigkeit einer guten Appretur I 
ist jedem Coloristen so einleuchtend, dass 
ich darüber kein Wort zu verlieren brauche. 
Je nach der Fadenzahl des Gewebes, der 
gewünschten Füllung und dem verlangten 
Griff wird die entsprechende Zusammen- 
setzung herzustellen gesucht, was oft nicht 
geringe Schwierigkeiten bietet, denn selten 
geschieht es, dass man unappretirte Waare 
in den Handel bringen kann und in letz- 
terem Falle kann es sich nur um ganz 
schwere Waare handeln, welche dann ge- 
wöhnlich nur calandert und gelegt wird. 

Häufig wird sehr leichte Waare durch 
Füllung zu einer ganz ansehnlichen ge- 
macht; so war ich Colorist in einer Fabrik, 
in welcher “/„fädige Waare durch Links- 
appret (Appretiren von der nicht bedruckten 
Rückseite) derart gefüllt wurde, dass sie 
ein ausserordentliches Ansehen erhielt und 
einer ,, / 1 jfadigen Waare ähnlich war. 

Das Verfahren verlangt eine sehr 
grosso Vor- und Aufsicht. Sehr solid ist 
der neue Artikel allerdings nicht, da von 
einem Waschen dieser leichten Waare 
gar keine Rede sein kann, denn meines 
Wissens existirt wohl kaum eine Wasch- 
maschine, welche die Fäden nicht in furcht- 
barster Weise verziehen würde und da 
dieser billige Artikel wegen des Kosten- 
punktes kein Gerademachen aur Maschinen 
erträgt, wie diejenigen, auf welchen man 
die appretirten in Kluppen festgehaltenen 
Batiste in die richtige Fadenlage bringt. 

Es gehört nicht in den Rahmen dieser 
kurzen Arbeit, auf Beschreibung von 
Appreturmaschinen näher eiuzugehen und 
ich will nur die wichtigsten der während 
meiner Praxis von mir angewendeten 
Apprete beschreiben, weil ich glaube, dass 
manchem, besonders jüngeren Collegen ein 
Dienst damit geleistet wird. 

Der Maschinen, welche zur Appretur 
verwendet werden, giebt es eine Unzahl 
und man findet sie in vielen Werken ge- 
nügend beschrieben, besonders ausführlich 
in dem vorzüglichen Werke über Appretur 
von J. Depierre. 

Fl x 


Um nun auf den Füllappret bezw. Links- 
appret zurückzukommen, so fand ich den- 
selben in der betreffenden Fabrik durch 
Dr. A. Kielmeyer vorzüglich eingerichtet 
vor. Die damalige Einrichtung ist von 
diesem Herrn in „Oesterreichs Wollen- und 
Leinenindustrie“ 1885, No. 14, ausführlich 
beschrieben, ebenso der angewendete 
Appret und das ganze Verfahren. 

Bei der damaligen Anlage ging die 
appretirteWaare über eineTrockonmaschine, 
welche unten eine Reihe von Trocken- 
trommeln hatte, über welchen Haspel der- 
art angebracht waren, dass die linke mit 
Appret versehene Seite zuerst über einen 
Haspel ging, so dass die rechte Seite die 
untenliegende Trockentrommel passiren 
musste, die linke Seite wieder über einen 
Haspel ging, die rechte wieder über eine 
Trockentrommel u. s. f. 

Die Haspelstäbe, über welche die 
appretirte Seite der Waare geht, sind mög- 
lichst feinkantig, so dass die Waare sehr 
wenig Berührungsfläche hat; die Haspel 
sind mit den Trockentrommeln durch Zahn- 
räder verbunden, damit die Waare keinen 
Zug auszuhalten hat, sondern ohne jeden 
Druck auf diese Kanten über die Trocken- 
maschine geht. Durch einen etwa ent- 
stehenden Zug würde die nasse Waare 
scharf auf die Kanten, welche mit sehr 
feinem Messingblech beschlagen sind, ge- 
drückt, wodurch an den Berührungsstelleu 
der Appret von der linken Seite auf die 
rechte durchgedrückt wird und dann nach 
dem Trocknen auf der rechten Seite des 
Gewebes weisse Querstreifen in der Distanz 
der Haspelquerstäbe entstehen, so dass die 
Waare unbrauchbar ist. 

Bei Anwendung der in den meisten 
Druckereien vorhandenen Heisslufttrocken- 
maschinen, der sog. Spannrahmen, sind 
alle diese Uehelstände ausgeschlossen. 

Allerdings sind hier Nadelmaschinen den 
Kluppmaschinen vorzuziehen, weil die 
Kluppen den Appret an den Rändern des 
Stückes durchdrücken, während dies bei 
den Nadeln nicht der Fall ist. 

Da für diese Art der Appretur gekochte 
Stärke nicht anwendbar ist, so verwendet 
man das durch Behandlung einer Mischung 
von Weizen- und Kartoffelstärke mit Natron- 
lauge hergestellte Apparatin, welches man 

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118 


Laub«r, Appretur verschiedener Qualitäten von bedruckten Baumwollstoffen. 


[ Pärber-Zetttin?. 
Jahrgang 188». 


mit Schwefelsäure neutralisirt und dem 
behufs Füllung der Waare Chinaclay zu- 
gesetzt wird. 

Der von Kielmeyer (am angeg. Ort) be- 
schriebene Appret wird selbstverständlich je 
nach derConstruction der Appreturmaschinen, 
der Qualität der angewendeten Stärkemehle 
und besonders des Gewebes abgeändert. 
Man stellt sich einen Stammappret dar, 
sowie eine Dextrinlösung (sog. Appretgummi, 
s. Z. von Neuber in Wien bezogen); letztere 
wird hergestellt aus 

50 kg Appretgummi, gelöst in 
72 Liter Wasser. 

Man lässt diese Lösung in einem kühlen 
Raume stehen, bis sie derart erstarrt ist, 
dass ein hineingesteckter Rührer darin 
aufrecht stehen bleibt. Auf folgende Weise 
bereitete ich den 

Stammappret 

20 kg Weizenstärke und 
22 - Kartoffelstärke werden mit 
84 Liter Wasser verrührt , sodann 
unter fortwährendem Umrühren langsam 
zugegeben eine Mischung von 

11 kg Natronlauge von 36° Be. mit 
48 Liter Wasser. 

Es wird etwa zwei Stunden tüchtig ge- 
rührt, worauf man einige Stunden stehen 
lässt, damit die Lauge gleichinässig und 
gründlich auf die Stärke einwirken kann. 
Nun wird behufs Neutralisation eine Mi- 
schung von ungefähr 

7 kg Schwefelsäure 66* Be. mit 
24 Liter Wasser eingerührt, worauf 
man mit Lackmuspapier prüft, ob die Masse 
neutral ist; ist dies nicht der Fall, so muss 
entweder mit Lauge oder eventuell mit 
Säure nachgcholfen werden. 

Nachdem die Appretmasse neutral ist, 
werden zugefügt 

45 kg Chinaclay, welche vorher 
pinige Stunden lang in 
60 Liter Wasser eingeweicht waren. 

Zu diesem Stammappret wird nun je 
nach der Qualität der Waare mehr oder 
weniger der erstarrten Appretgummimasse 
gegeben. Zum Anrühren des Stärkebreies 
mit der Natronlauge gehören zwei sehr 
kräftige Männer, welche sich gegenüber- 
stehend die gemischten Theile einander 
zuschieben, um die Mischung recht innig 
zu machen. 

Im Sommer ist es nöthig, den Stamm- 
appret an einem kühlen Orte stehen zu 
lassen, da er sonst bald dünnflüssig und 
dadurch unbrauchbar wird. 

Ich will nun einige Beispiele anführen: 


Creton-Appret für Pompadour. 

'7,8 radig. 

Auf das ganze obige Stammappret- 
quantum werden 15 kg Appretgummilösung 
und je nach dem Weiss des Musters 100 
bis 160 g Ultramarin einer passenden Marke 
zugesetzt. Die Waare wird mit der Glas- 
rackel appretirt, eingPBpritzt und nach mehr- 
stündigem Liegen abgelegt. Um die Be- 
merkung „mit der Glasrackel“ verständlich 
zu machen, muss ich eine kleine Scizze 
der betreffenden Appretmaschine bringen, 
wie sie die Zittauer Maschinenfabrik vorm. 
A. Kiessler & Co. vorzüglich herstellt. 



E ist eine mit Wolltuch umnähte, höl- 
zerne Walze, welche den Appret auf die 
mit feinen Piccots versehene Messingwalze D 
überträgt; diese überträgt nun eine gleich- 
mässige dünne Schichte auf die glatte 
Messingwalze C, welche in der Pfeilrichtuug 
läuft. C und D sind mit ineinander grei- 
fenden Zahnrädchen versehen und derart 
eingerichtet, dass man sie mehr oder 
weniger aneinander bringen kann, um so 
eine dickere oder dünnere Appretschiehte 
auf die Walze C zu bringen. Die aus 
Messingrohren hergestellten Leitwälzchen .4 
und .4, ruhen in mit Schrauben versehenen 
Lagern, welche gestatten, die Waare mehr 
oder weniger an die Walze C anzudrücken, 
um den Appret abzunehmen. 

A l und B wieder gestatten, die Waare 
an die Rackel R mehr oder weniger an- 
zudrücken, um den entsprechenden Appret 
auf der Waare zu lassen oder denselben 
nach Belieben wegzunehmen. 

Die Regulirung dieser Leitwälzchen 
lässt sich in den Vorschriften nicht be- 
schreiben, sie ergiebt sich vielmehr ledig- 
lich aus practischer Erfahrung. 

Pompadour mit Satinappret. 

Hierzu verwendet man nur Stamm- 
appret ohne Zugabe von Appretgummilö- 
sung; ein Seifenzusatz ist dabei nicht 
nöthig, da dieser Artikel auf stark geölte 
Waare gedruckt wird und bei dem kurzen 


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Heft 9. 1 

15. April 1SW.J 


Laub er, Appretur verschiedener Quelititen von bedruckten Baumwollstoffen. 


119 


Continueseifen genügend Fettkörper in sieh 
zurüekhält, um beim nachherigen heisseil 
Calandem Glanz und Satingriff zu geben. 
Es wird nach dem Appretiren mit der 
Stahlraekel (an Stelle der Glasraekel) ein- 
gespritzt, zweimal heiss und einmal kalt 
calandert. 

Waare, welche stark geölt ist. wie 
beispielsweise Alizarlndoppelrosa und welche 
mehrere kräftige Seifen braucht, um leb- 
hafte Farben und reines Weiss zu geben, 
wird in Folge davon sehr lappig und 
braucht daher folgenden Appret: 

Appret für Doppelrosa auf n / I4 fädige 
Waare. 

Auf die Portion Stammappret giebt man 
20 kg Appretgummilösung. Es wird mit 
Glasrackel appretirt, eingesprengt und ab- 
gelegt. 

Lichtrosaböden auf n / u erhalten nur 
10 kg Appretgummilösung, sonst wird be- 
handelt wie vorher; ebenso werden alle 
auf ,S / 1B Waare, welche vorher geölt war, 
behandelt, nur werden diese nach dem 
Einspritzen auf einem hölzernen Aufbäum- 
stuhl mit Bombage gemangelt und gelegt. 

Es würde mich zu weit führen, alle 
diese Vorschriften hier zu bringen, nur 
will ich noch bemerken, dass der Zusatz 
von Appretgummilösung, besonders bei ge- 
seifter leichter Waare u / 14 und '*/ l4 bis 
100 kg gehen kann; derartige Waare wird 
dann nach dem Einsprengen einmal lau- 
warm und einmal kalt calandert und ab- 
gelegt. 

Ich komme nun zum 

Vollappret. 

Meist wird die zum Vollappret nöthige 
Appreturmasse direct durch Kochen der 
Stärke hergestellt; beispielsweise bereitet 
man sich nach folgender Vorschrift einen 

Appret für schwarz-weisse Satin- 
tücher. 

6 kg Weizenstärke, 

56 Liter Wasser, 

'/, kg Elai'nseife, 

40 — 60 g Ultramarin werden gut ver- 
kocht. Die Waare wird voll appretirt, 
gut eingesprengt und zweimal heiss ca- 
landert. 

Für gewöhnliche Taschentücher ver- 
wendet man nur 4 kg Weizenstärko und 
V* kg Elai'nseife. Die Behandlung ist die- 
selbe wie oben. 

Appret für sog. Cosmanos-Genre. 

Unter Cosmanos-Genre versteht man die 
s. Z. von der Cosmanoser Fabrik ge- 
brachten schweren Decker, besonders in 
Dunkelblau mit Ombre-Passern, wie z. B. 


Kugeln. Quadrate u. a. in schattirtetj Ab- 
stufungen, beispielsweise eine Kugel, welche 
dunkel anfangend nach und nach bis zum 
hellsten Ton übergeht; ebenso mehrfarbige 
Pompadour. Man giebt entweder Satin- 
appret oder Cretonappret ; für letzteren ver- 
wendet man denselben wie oben für ,7 / ir> - 
fädige Waare. 

Satinappret 

wird auf folgende Weise hergestellt ; 

3 kg Weizenstärke, 

55 Liter Wasser, 

V* kg Elalnseife (fest) und ent- 
sprechend Ultramarin werden gut ge- 
kocht. Nach dem Appretiren wird ein- 
gesprengt und zweimal heiss und zweimal 
kalt calandert. 

Ich will nun verschiedene Appretvor- 
schriften bringen, wie ich sie seit Jahren 
in der Praxis verwendet habe: 
Molinos-Schürzen werden mit Dextrinlösung 
von 4 • Be. appretirt. 

Gedruckte Barchente mit schweren Deckern 
in Bordeaux, licht Methylenblau. 
Chrompuce u. a. erhalten 6 bis 7* Be. 
Croise, ganz weiche, w-eissbödige Waare 
mit Dextriniösung von 4" Be., schwere 
Alizarin-Pucedecker mit Türkischroth 
gefärbte Waare 2 bis 3* Be., dunkle 
Chrompuce- und Dunkelblaudecker, 
überhaupt alle harte Waare erhält 
nur 1* Be. 

Bei allen Croise’s werden auf 50 Liter 
Appretflotte 600 g Appreturöl (O. Starcke 
& Co., Leipzig-Lindenau) zugesetzt. Die 
appretirten Croise’s werden eingesprengt 
und passiren den Holzcalander ohne jede 
Pression, um das Niederdrücken des Köper 
möglichst zu vermeiden, 

Voile, 1B /„ fädige Waare werden mit Dextrin- 
lösung von 4° B6. appretirt, einge- 
sprengt, heiss calandert und nun auf 
Brettchen gewickelt. Puce und Echt- 
roth, welche vom Tttrkischrothöl her 
noch viel Fettkörper enthalten, werden 
mit 6 gnädiger Lösung appretirt, 
Dunkelblaudecker, wie überhaupt alle 
harte Tanninwaare mit nur 3* Be. 
Molinos-Moravia : Mit diesem Ausdruck be- 
zeichnet man bedruckte Molinos, 
welche nach dem Appretiren doublirt 
auf Brettchen mit der bedruckten 
Seite nach aussen aufgewickelt werden; 
sie werden mit 4° Be. Dextrinlösung 
appretirt, welcher man für den Liter 
Flotte 5 g Seife zusetzt Nach dem 
Appretiren wird gut eingesprengt, 
dann heiss scharf calandert. 

Man kann sich einen Dextrinappret 
auch selbst durch Kochen von Stärke mit 


8 * 


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120 Cabtrtl, Einige Bemerkungen aber Druckschwarz auf /i-Naphtolgrund. 


■ptrber-Zeltnng, 

Jahrgang iHtm. 


Schwefelsäure herstellen nach folgender 
Vorschrift: 

Dextrinappret HG. 

100 kg Kartoffelstärke werden mit 

160 Liter Wasser zu einem feinen 
Brei verrührt, zum Kochen erhitzt und 
langsam 

iy» kg Schwefelsäure von 66* Be., 
welche mit 

20 Liter Wasser gemischt sind, nach 
und nach zugegeben; es wird solange ge- 
kocht. bis Jodlösung nur noch eine hell- 
röthliehe Reaction zeigt, dann werden nach 
und nach 

2 kg Solvaysoda eingerührt; man 
kocht bis zur Vertagung der Kohlensäure 
und prüft dann auf Neutralität. Sollte die 
Lösung nicht neutral sein, so wird sie eben 
nach bekannten Methoden neutralisirt; man 
stellt auf 

370 Liter von 12* Be. 

Man kann auch wie folgt verfahren: 

Dextrinappret PL. 

ln eine kochende Mischung von 

1 kg Schwefelsäure von 60° Be. in 
40 Liter Wasser werden 
30 kg Kartoffelstärke mit 
30 Liter Wasser gut verrührt, lang- 
sam unter fortwährendem Rühren durch 
ein Sieb gegossen. 

Kleisterbildung ist durchaus zu ver- 
meiden. und man giebt immer nur wieder 
Stärke zu, wenn die vorher zugegebene in 
Lösung übergegangen ist. 

Man kocht, wie oben angegeben und 
neutralisirt mit etwa 2 Liter Natronlauge 
28° Be.; es resultiren 108 Liter Appret- 
lösung ll 1 /» 0 Be. 

Die beste mir aus meiner Praxis be- 
kannte Appretmethode ist die von Storck 
in der 

Prag-Smichower Cattunmanufactur 
eingeführte; er führte nämlich die Stärke 
durch Einwirkung von Malz in lösliche 
Form über. Dieser sog. Malzappret deckt 
die Farben nicht, wie viele Dextrinsorten, 
welche noch unverändertes Stärkemehl ent- 
halten und daher die Farbe mit einem 
schwachen, trüben Schimmer überziehen. 
Man stellt auf folgende Weise, den 


dar: 


, Malzappret 

,u 

410 Liter Wasser werden 
140 kg Kartoffelstärke und 


1 '/» - feingestossenes und ge- 
beuteltes Malz gegeben und gekocht, bis 
die Masse dick wird; nun werden 100 g 


Salicylsäure eingerührt und gekocht, bis 
die Masse dünn ist, hierauf eine Mischung von 


700 g Seife, gelöst in 
4 Liter Wasser, und 
800 g Talg zugegeben, gut durch- 
gerührt und kalt verwendet. Die ganze 
Menge soll 600 Liter hetragen. 

Dieser Appret wird ohne jeden Zusatz 
für sog. Parisientüchel und für weiche, 
lange Waare, wie z. B. Brechweinstein- 
waare verwendet, wenn sie Glattappret 
erhalten soll. Wird Waare mit viel 
Albuminfarben auf Glattappret gestärkt, so 
setzt man auf 

50 Liter Malzappret 

10 — 15 - Wasser zu, je nach dem 
mehr oder weniger Albuminfarben auf dem 
Gewebe sind, dieses also härter oder 
weicher ist. Bei 

Ia. Waare, 

wie ’Vu, "Vij, werden gleiche Theile Malz- 
appret und Wasser angewendet, gleichviel, 
ob man Cretonappret haben will oder 
glatt; mit 

Alizarindampfrosa 

bedruckte Stücke erhalten aus den schon 
früher angeführten Gründen (Fettgehalt) 
auf 50 Liter Malzappret 20 Liter Wasser 
für Cretonappret; für Glanz ganz Malz- 
appret. [Fortmtrumg fotgtj 


Einige Bemerkungen über Druck- 
schwarz auf /S-Naphtolgrund. 

Von 

Dr. L. Caberti. 

Während die fortgesetzten und um- 
sichtigen Arbeiten mehrerer Farbenfabriken 
zu einer nahezu vollkommenen Lösung der 
Frage der Erzeugung eines echten direct 
gefärbten Schwarz auf Baumwolle mit nach- 
heriger Diazotirung geführt haben, kann 
man nicht behaupten, dass das gleiche 
Problem der Erzeugung eines guten Druck- 
schwarz mit Entwicklung auf der Faser 
neben anderen Azofarbstoffen bereits ebenso 
vollkommen gelöst wäre. 

Wenn man die Bilanz der letzten Er- 
findungen zieht, so kommt man zu dem 
Ergebniss, dass in der Färberei ausge- 
zeichnete Erfolge mit Sambesi- und Columbia- 
Schwarz der Berliner Actien-Gesellschaft, 
dem Jais-, Diamin- und Oxydiamin-Schwarz 
und hauptsächlich den Diaminogenen 
(Cassella), welche mit (J-Naphtol combinirt 
werden, erzielt wurden; es werden damit 
schwarze Färbungen erzeugt, die nach keiner 
Richtung etwas zu wünschen übrig lassen. 

Wenn man noch der letzten Versuche 
in Bezug auf Oxydiamin-Schwarz gedenkt, 
welche Hofacker in der vorliegenden Zeit- 


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v 



121 


Cabertt, Einig» Bemerkungen Uber Druckschwarz auf ,9-Nephlolgrund. 


Ben 9. 1 

15. April 1S99.J 

Schrift veröffentlicht hat, so darf man glauben, 
dass der Tag nicht fern sei, wo man eine 
gute Nachahmung des Prud’homme’schen 
Artikels auf einem gefärbten und auf der 
Faser diazotirten Schwarz erzeugen könne. 

Es ist hier nicht der Platz, von den 
ersten Versuchen zu sprechen, welche man 
anstellte, um ein Schwarz auf /J-Naphtol- 
grund mit natürlichen Farbstoffen zu er- 
halten, wie Rlauholz und seine Derivate 
oder auch mit Albuminfarben. Dies waren 
nur Nothbehelfe, um die grossen Schwierig- 
keiten zu umgehen, deren man sich auch 
heute noch manchmal bedient, welche 
jedoch mit der vorliegenden Aufgabe nichts 
zu thun haben. Man kannte damals von 
den auf der Faser entwickelten Farbstoffen 
nur das Naphtylamin-Roth und Amidoazo- 
benzol, das Toluidin-Kaffeebraun, und das 
«-Naphtylamin -Granat. Erst später, als 
man das Dianisidinblau mit Kupfer heraus- 
brachte, versuchte man die Erzeugung 
eines Schwarz, weiches mittels dieser Ilase 
in Mischung mit anderen Producten wie 
dem Paranitranilin, nachdem sich dieses 
einen bedeutenden Platz in der Technik 
der Azofarbstoffe errungen hatte, ferner 
auch mit dem Benzidin, dem m-Nitranilin 
u. 8. w. In der That ergeben diese nach 
richtigem Verhältniss zusammengesetzten 
Mischungen auf /S-Naphtol-Grund ein Blau, 
ein Roth, ein Braun, ein Orange, sie mussten 
naturgemäss daher auch zu einem Schwarz 
führen. 

Die Hoffnungen, welche man auf der- 
artige Verfahren gesetzt hatte, erfüllten 
sich leider nicht. Die vereinten An- 
strengungen der Farbenfabriken und der 
Coloristen wurden nur von einem relativen 
Erfolge gekrönt. 

Dr. La über und ich machten in dieser 
Zeit unzählige Versuche, um ein Schwarz 
durch Zusatz anderer Basen zu Dianisidin 
zu erhalten, aber ohne dass es uns ge- 
glückt w f äre. Später kam ich mit meinem 
Collegen Peco darauf zurück, jedoch 
immer mit sehr wenig befriedigenden Er- 
gebnissen. Seit dieser Zeit hat man von 
Zeit zu Zeit auf dem Markt Producte er- 
scheinen sehen, welche unter verschieden- 
aiiigen Namen den Anspruch erhoben, die 
bedauerliche Lücke auszufüllen. Alle aber 
sind mehr oder weniger schnell von der 
Bildfiäche verschwunden, da sie dem ge- 
wünschten Zweck nicht entsprachen. Erst 
viel später griff man die Sache mit grosser 
Ausdauer und von verschiedener Seite an 
und erreichte Erfolge, welche, wenn zwar 
noch nicht ganz vollkommen, doch sehr 
interessant und der Besprechung werth 


sind. Ich w’erde das Azophorschwarz 
von Höchst, das Eisschwarz (verschiedene 
Marken) von Kinzlberger, und die beiden 
Producte von Cassella, Amidonaphtol und 
Azotolol besprechen. 

Ich habe hauptsächlich im Auge, die 
Fabrikation der Möbelstoff-Artikel zu zeigen, 
welche mit Alizarin auf Aluminium- und 
gemischte Beizen gefärbt und neben Anilin- 
schwarz gedruckt sind. Dieser Artikel braucht 
lange Zeit zurAusführung und verlangt grosse 
Achtsamkeit. Die Fabrikation mit Eisfarben, 
welche heute dank dem Rose Naphtol ') der 
Fabriken von Thann und Mülhausen möglich 
ist, wenn man sich mit der verhältnissmässigen 
Echtheit, welche dieser Artikel zeigt, be- 
gnügen will, interessirte mich besonders. 
Ebenso die Erzeugung einesSchwarz, welches 
auf Naphtol-Grund anwendbar wäre und 
eine tiefe Nuance, nicht bräunlich und ge- 
nügend echt ergeben würde. Zu diesem 
Zweck unternahm ich vergleichende Ver- 
suche mit diesen verschiedenen Producten 
und wurde zu dem Schluss geführt, dass 
die Aufgabe noch nicht gelöst ist, wenn 
man ein Schwarz von angenehmem Ton 
auf grossen Flächen haben will, wie dies 
bei den Möbelstoffen der Fall ist. Indessen 
kann man sie sehr gut für kleinere Gegen- 
stände, wie Punkte, Streifen, Blumen u. s. w. 
an wenden. 

Ich werde hier nicht näher berichten 
über die angewendeten Mengenverhältnisse 
für die Druckfarben und die Bäder, da ich 
nichts oder beinahe nichts an dem ge- 
ändert habe, was die Fabriken angaben. 
Foulardirt wurde in 0-Naphtol R von Höchst, 
um einen Grund in bläulicherem Roth zu 
erhalten. Im Vergleich mit gewöhnlichem 
/J-Naphtol habe ich in der Endnüance der 
verschiedenen angewendeten Schwarz keinen 
bemerkenswerthen Unterschied gefunden. 
Ein kurzes Dämpfen im Mather-Platt be- 
einflusst weder den Ton noch die Dauer- 
haftigkeit der Farben. Bei dem Vergleich 
der mit den verschiedenen Producten er- 
haltenen Resultate machte ich die Be- 
obachtung. dass die beiden Cassella’schen 
Marken besonderer Bedingungen zu 
ihrer Entwicklung bedürfen, wodurch 
ihre Anwendung beträchtlich beeinflusst 
wird. Wenn das Amidonaphtol auf nicht 
mit /J-Naphtol gebeizte Gewebe ge- 
druckt werden kann, so muss es jedenfalls, 
sei es auf einfach gebleichte Gewebe ge- 
druckt, sei es auf Gewebe, die in Naphtol 

*) Unter diesem Namen liefern die Fabriken 
chemischer Producte von Thann & Mülhausen 
die beständige Diazoverbindung des p-Nitro-o- 
anisidins, welche sehr hübsche Rosatöne liefern. 



122 


Cabcrti, Einige Bemerkungen ilbet 

foulardirt sind, durch eine Diazolösung von 
p-Nitranilin passirt werden. Es ist leicht 
begreiflich, dass diese Bedingung der all- 
gemeineren Anwendung dieses Products 
sehr wenig zuträglich ist. Wenn man auf 
mit /J-Xaphtol grundirte Gewebe druckt, 
so kann man nur einen Schwarz-Artikel 
auf unirothem Grund erzeugen und um- 
gekehrt, wenn man das Amidonaphtol auf 
gebleichte Gewebe, /f-Naphtol gelöst in 
kaustischer gelöster Soda daneben druckt und 
nachher durch ein Diazobad von p-Nitranilin 
passirt, um das iioth und das Schwarz zu 
entwickeln, so ist es sehr schwer, selbst bei 
krittligem Seifen und Chloren, ein gutes 
Weh» zu erhalten. Die Natur des ange- 
wendeten Verdickungsmittels beim Druck 
des Xaphtois spielt eine sehr wichtige 
Bolle, aber es ist unter allen Entstünden 
schwer zu verhindern, dass das Weiss sich 
stark beschmutzt. Mein College Peeo 
hat seiner Zeit mehrere* Versuche gemacht 
und theilte mir mit, dass er ziemlich günstige 
Resultate mit thieriseber Gelatine erhalten 
habe. Ich habe mir jetzt vorgenommen, 
diese Präge zu studiren. Ausserdem ist 
die Passage im gedruckten Amidonaphtol 
im Diazobad nicht ohne Gefahr, da sehr 
leicht ein Auslaufen von dein Schwarz 
des Grundes eintritt, in dem Bad selbst, 
welches mit der Zeit den Ton des Roth 
merklich gelblich macht; das Dämpfen im 
Mather-Platt vermehrt nicht die Echtheit. 
Man muss desshalb darauf achten, dass der 
Kasten des Foulards so klein wie möglich 
sei und nur die gerade nothwendige Menge 
des Bades enthalte; dieses läuft aus einer 
Röhre, welche mit Löchern versehen ist, 
die nur soviel durchlaufen lassen, wie gerade 
verbraucht wird. Von noch grösserem 
Vortheil wäre es, das Stück garnicht durch 
das Bad laufen zu lassen, sondern nur 
durch zwei Quetschwalzen, von welchen 
die innere stark mit Leinwand umwickelt 
wäre, die mit dem Bad durchtränkt ist. 
Die Pression muss sehr stark sein und die 
bedruckte Seite nach unten liegen, um ein 
Ankleben zu vermeiden. 

Man muss aber zugeben, dass das 
auf diese Art erhaltene Schwarz sehr satt 
ist, einen sehr schönen Ton und sehr grosse 
Echtheit besitzt ; aus diesem Grunde ist es 
sehr geignet für den Schwarz-Roth-Artikel 
(Satanelia, Moleskin, Flanell u. s. w.). Bis- 
her hatte man für diese zu dem Anilin- 
druckschwarz, das vor der Foulardirung 
mit /i-Naphtol entwickelt wurde, seine Zu- 
flucht nehmen müssen, und von diesem 
Gesichtspunkte aus wird es eine gute An- 
wendung finden. Betrachten wir die drei 


Druckschwarz auf /».Naphtolgrund. 

| anderen Producte, welche bestimmt sind, 
dem directen Druck auf /J-Naphtol-Geweben 
zu dienen, so erhielt ich bei meinen Ver- 
suchen mit Eisschwarz BOvon Kinziberger 
folgende Resultate. Dieses ergiebt ein 
sehr bräunliches Schwarz, welches beim 
Seifen sieh zu einem Veilchenblau ver- 
ändert und welches nicht für Figuren passt, 
es sei denn, dass sie nicht sehr gross er- 
scheinen. Ich habe versucht, die Farbe 
und im Verhältniss auch die Foulardirung 
eoncentrirter zu machen, aber ohne viel 
bessere Resultate zu erhalten, ausserdem 
hält sich die Farbe nicht, selbst wenn man 
mit allen in der Anwendung von Azofnrben 
üblichen Vorsichtsmaassregeln verrührt ; sie 
schäumt im Verlauf von sehr kurzer Zeit 
und giebt zerflossene Töne ohne irgend 
welchen Werth. Vielleicht wird sich die 
Farbe besser erhalten, wenn man sie mit 
Chassis druckt, welches einen doppelten 
mit Eis gefüllten Boden hat. Da ich je- 
doch keines solches zur Verfügung hatte, 
kann ich hierüber nichts sagen. 

Das A z o p h o r - S c h w a r z von Höchst bietet 
den grossen Vortheil, keine Diazotirung zu 
verlangen. Die Farbe druckt sich sehr gut 
und erhält Bich genügend für die laufende 
Produetion. Unglücklicherweise ist die 
Nüance, welche man erhält, mehr ein sehr 
dunkles Marron als ein Schwarz, besonders 
weun die Druckfarbe nicht sehr frisch be- 
reitet ist, was ihre Anwendung für grosse 
Figuren schwierig macht. Das Azotolol C 
von Cassella ist wie das Eisschwarz von 
Kinziberger ein Product, welches diazotirt 
werden muss, eine Operation, die sich sehr 
bequem vollzieht. Die Farbe lässt sich 
sehr gut aufheben und druckt sehr gleieh- 
mässig. Der Ton des Schwarz ist ziemlich 
gut, ohne jedoch vollkommen zu sein; er 
nähert sich sehr einem guten Biauholz- 
Schwarz, doch mit einem gewissen 
bräunlichen Schimmer, der schon in den 
Figuren mittlerer Grösse recht empfindlich 
ist. Dagegen kann es sehr gut für kleinere 
Gegenstände (Punkte, Streifen u. s. w.) 
dienen ; das Schwarz fällt sehr tief aus und 
hat einen angenehmen Ton. 

Wenn man die Resultate zusammen- 
fasst, so sieht man, dass die Frage noch 
nicht gelöst ist, alter dass nicht mehr viel 
dazu fehlt. Ich bin überzeugt, dass wir in 
Kurzem auf dem Markte irgend ein Product 
erscheinen sehen, welches in dem Druck 
der Diazofarben den Platz einnehmen wird, 
den die am Anfang dieses Berichts 
genannten Farben in der Färberei sich 
erobert haben. 


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123 


H«ft 8. 1 

16. April 18M.J 


Imperator], Gut efalitlrendes Braun auf ZephyrwoU«. — Erläuterungen. 


Gat egalislrendes Braun auf Zephyr- 
wolle. 

Von 

Willy Imperatori. 

Vor einiger Zeit fragte Jemand im 
Briefkasten dieser Zeitung an wegen eines 
gut egalisirenden Brauns auf Zephyrgarn. 
Der Fragesteller gab eine Reihe von Farb- 
stoffen an, sowie einige Färbemethoden, 
welche er angewandt, die ihn jedoch zu 
keinem befriegenden Resultate geführt 
hatten. Unbefriedigt müssen den Betreffenden 
auch, meiner Ansicht nach, die meisten 
Antworten gelassen haben, welche auf 
seine Fragp hin erfolgten, denn einige 
waren unvollkommen und in anderen lag 
keine directe Beantwortung der gestellten 
Frage. Von einer Seite z. B. wurde ihm 
die karge Mittheilung, dass diese und jene 
Farbstoffe — ungefähr alle die, welche 
in der Frage selbst angegeben waren — 
die besten Egalisirungsfnrbstoffe seien. 
Weiter nichts! Trotzdem der Fragesteller 
diese Farbstoffe, wie seine Frage bewies, 
genau gekannt haben muss, hatte er doch 
keine guten Erfolge mit denselben zu ver- 
zeichnen. Die obige Antwort muss ihn 
demnach nach wie vor im Unklaren ge- 
lassen haben, ln einer anderen Zeitschrift 
wurden, auf dieselbe Anfrage hin, ver- 
schiedene Diaminfarbstoffe in Verbindung 
mit Naphtolschwarz (!) empfohlen. Ich hätte 
gerne nachher das enttäuschte Gesicht des 
Fragestellers gesehen , wenn er diesen 
Rath wirklich befolgt hat. Abgesehen von 
der Anwendung von Diaminfarben zur Er- 
zielung eines egalen Brauns auf Zephyr- 
wolle fallen ja auch Färbungen mit 
Naphtolschwarz immer ungleichmässig aus, 
sofern man nicht mindestens 2 bis 3 */o 
Farbstoff anwendet. Waschechtheit und 
Lichtechtheit kommen bekanntlich bei 
Phantasie-Artikeln nicht in Betracht, des- 
halb wählt man vor allen Dingen wohl 
billige und zugleich gut egalisirende Farb- 
stoffe. Das mehr oder minder gewöhn- 
liche Verfahren, mit Glaubersalz und 
Säure direct „einzugehen“, ist jedoch in 
diesem Falle nicht zu empfehlen, da dann 
dunklere Nüancen bei noch so sorgfältiger 
Arbeit unegal ausfallen. 

Vollständig egale Färbungen erhält 
man mit Naphtolroth SfB.A.ü S. F.), Orange II 
und Cyanol (Cassella) und zwar am besten 
auf folgende Weise: Die gut gelösten 
Farbstoffe giebt man dein Färbebade zu, 
geht mit der genetzten Waare bei ca. 60 
bis 70* ein und treibt schnell zum Kochen, 
man kocht unter fleissigem Hantiren 
Vj'St unde und giebt dann erst die nöthige 


Menge Glaubersalz (gelöst) zu, und in 
mehreren Zwischenräumen die stark ver- 
dünnte Schwefelsäure (Ich, für meinen 
Theil, ziehe die Mischung des neutralen 
Salzes mit Schwefelsäure dem säuern Sul- 
fate, sog. Weinsteinpräparat, vor.) Sollte 
ein gelbstichiges Braun verlangt werden, 
so wende ich Echtgelb J (B. A. & 8. F.) an, 
da ich dieses anderen, im Preise zwar 
billigeren Marken, z. B. Metanilgelb, vor- 
ziehe, weil es hervorragend gut egalisirt 
und sich bei rationellem Färben auf die 
Dauer doch nicht theurer stellt als jene. 

Für ein dunkles Rothbraun (siehe Muster 
No. 1 der Beilage) mit gelber Uebersicht 
nehme ich für 15 kg Garn: 

400 g Naphtholroth S, 

450 - Orange II, 

85 - Cyanol extra., 

150 - Echtgelb J, 

6 kg Glaubersalz und ■/* Liter Schwefelsäure. 
Das Bad wird bei weitem nicht erschöpft 
und wird weiter benutzt. Man verfährt 
in derselben Weise, wie oben angegeben, 
natürlich unter Abbruch von Farbstoff und 
Säure. 

An Stelle von Naphtolroth, welches 
sich jedoch bedeutend billiger stellt, kann 
man auch Azofuchsin G (Bayer) oder Azo- 
Orseille BB (Cassella) anwenden, Farb- 
stoffe, welche ebenfalls sehr egale Färbungen 
liefern, ebenso Patentblau A (Höchst) oder 
auch Wollgrün S oder Echtgrün bl. (Bayer) 
an Stelle von Cyanol. Ich habe alle diese 
Farbstoffe versucht, färbe aber jetzt aus- 
schliesslich nach obigem Recept. 


Erläuterungen zu der Beilage No. 9. 

No. I. 

(Vgl. Willy Imperatori, Gut egalisirendes 
Braun auf Zephyrwolle, diese Seite.) 

No. 2 . Dunkelblauer Cheviot 

Kochend gebeizt während l 1 /, Stunde 

mit 3 % Chromkali und 

2% - Weinsteinersatz (Buch & 
Landauer). 

Ausgefärbt mit 

15% Anthracenblau WB in Teig 
(B. A. & S. F) und 
5 - Brillant- Alizarin -Cyanin G in 
Teig (Bayer), 
unter Zusatz von 

Essigsäure. 

Ohne auf die verschiedenen Wollbeizen 
einzugehen, möchte ich bemerken, dass es 
nach meiner Meinung dem Färber wohl 
gleichgiltig sein kann, wie eine Substanz 


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Rundschau. 


rPftrber-Zettung. 
i Jahrgang 18 * 9 . 


124 


heisst und woraus sie besteht, wenn sie 
nur billig im Preise ist und ihren Zweck 
erfüllt. w. iiüiur. 

Die Säure-, Walk- und Sehwofelechtheit 
der Färbung sind gut. 

No. 3. Druck auf Baumwollsatin. 

100 g Alizarinheliotrop R inTeig 

(Bayer) 

700 - essigs. Stärke -Trigranth- Ver- 
dickung, 

150 - salpetersaure Thonerde 20° Be., 

50 - essigsauren Kalk 15" Be. 

1000 g 

Man druckt am besten auf geölten Baum- 
wollstoff, dämpft 1 Stunde ohne Pression, 
kreidet und seift hei 31 bis 50° C. 

Mit essigsaurer Thonerde allein erhält 
man ein blaueres Heliotrop, durch Zusatz 
von essigsaurem Kalk wird es röther. Mit 
essigsaurem Chrom bekommt man im Dampf- 
druck ein schwärzliches Blauviolett. Beim 
Färben auf chromgeklotzten und geätzten 
Baumwollstoff erzielt man ein Prune auf 
Tbonerdemordant ein Heliotrop, das gut 
mit Chloratprussiat'ltze ätzbnr ist. Aiizarin- 
heliotrop R eignet sich gut für Seiden- 
und Halbseidendruck mit Thonerde. 

Cr. s. sie«. 

Der neue Farbstoff verdient besondere 
Beachtung. 

Die Säure- und Alkaliechtheit sind gut; 
die Chlorechtheit ist gering. 

No. 4. Actzdruck auf Baumwollstoff. 

Geklotzt mit Thonerdemordaut. 

Gefärbt mit 10% Alizarinheliotrop R 
in Teig (Bayer). 

Geätzt mit: 

113 g Weizenstärke, 

371 - Tranganthschleim 65:1000, 

311 - Wasser und 

60 - chlorsaures Natron, kochen, 
lau, hierzu 

7 - Ferricyankalium, pulv., kalt, 

138 - Citronensäurelösung 5° Bd. 

1000 g 

Man dämpft */ 2 Stunde ohne Pression, 
wäscht, seift, wäscht wiederum und trocknet. 

Dr. 0. Stein. 

Bezüglich der Kchtheit gilt das bei 
No. 3 Gesagte. ^ 

No. 5, Blau auf Halbwollkammgarn. 

(Kammgarn mit Water gezwirnt.) 

Färben mit 

0,25% DianilblauG (Farbw. Höchst) 
und 

0,2 - Lanacyiblau BB (Cassella) 
unter Zusatz von 


40 g kryst. Glaubersalz 
im Liter Flotte. 

Lauwarm eingehen, zum Kochen treiben 
und >/„ Stunde kochen. d. a. 

Die Säure- und Alkaliechtheit sind gut, 
die Waschechtheit dagegen ziemlich gering. 

flat. 

No. 6 Wollblau aB auf 10 kg Wollgarn 

Gefärbt wurde mit 

150 g Wollblau 2B (Berl. Act.-Ges.) 
unter Zusatz von etwa 

2 kg 500 g kryst. Glaubersalz. 

Kochendheiss eingehen, 1 bis 1 % Stunde 
kochen und % Stunde ohne Dampf nach- 
ziehen lassen. 

Sowohl die Säure- als auch die Schwefel- 
und Walkechtheit der Färbung sind gut. 

Färberei dtr Färber- Leitung. 

No. 7 Grün auf Wollstoff. 

Gefärbt wurde mit 

4% WalkgrünS (Farbw. Mühlheim) 
und 

2 - Walkgelb G ( - - ) 

Die Säureechtheit ist gut, die Schwefel- 
echtheit befriedigend. Durch kräftige Hand- 
walke wurde mitverftochtenes Weiss nicht 
angefärbt. iwowr» jauiM«, 

No. 8. Moosgrün auf Wollstoff. 

Färben mit 

3 % Walkgrün S (Farbw. Mühlheim) 

und 

2,5 - Säureblau EG (Farbw. Mühl- 
heim). 

Bezüglich der Echtheit sei auf Muster 
No. 7 hingewiesen. rww» 11 ., au«,», 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 
und Muaterkarten der Farbenfabriken.) 

Die Farbenfabriken vorm. Friedr. 
Bayer & Co. versenden eine neue Muster- 
karte: Benzidinfarben auf Baumwoll- 
garn, Theil I und II. Die neue Karte 
giebt ein übersichtliches Bild der haupt- 
sächlichsten Marken ihrer gegenwärtigen 
Fabrikatton von Benzidinfarben, und zwar 
enthält Theil I nur Färbungen, welche 
direct einbadig hergestellt sind. Gefärbt 
werden die Benzidinfarbstoffe allgemein 
im schwach alkalischen Glaubersalzbade 
kochend. Man setzt demnach dem Färbe- 
bade für den Liter Flotte, je nach Tiefe 
der Nüanc.e, 2,5 bis 10 g kryst. Glauber- 
salz und 1 bis 2 g calc. Soda zu. Es 
lassen sich selbstverständlich auch die 
anderen üblichen Zusätze, wie Kochsalz, 


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Heft 1 
16. April 18M.J 


Rundjchau. 


125 


phosphorsanres Natron, Borax « a. m., an- 
wenden. Beim Färben mit Chrysamin 
empfiehlt es sieh, für das Liter Flotte 
2,5 bis 10 g phosphorsaures Natron und 
l bis 2 g Marseiller Seife anzuwenden; für 
Färbungen mit Brillantgelb sind ausser 
der oben angegebenen Menge Glaubersalz 
! /» bis 1 g Essigsäure erforderlich. Katigen- 
schwarzbraun N wird ohne jeden Zusatz 
gefärbt; man hält die Färbeflotte möglichst 
concentrirt und färbt entweder kalt oder 
bei 35 bis 50° C. 

Theil II bildet die Fortsetzung und ent- 
hält Ausfärbungen folgender Farbstoff- 
gruppen : 1. Diazofarben; 2. Benzo- 

ni trolfarben ; 3. Benzochromfarben 

und andere mit Metallsalzen nach- 
behandelte Färbungen. 

Der Karte sind allgemeine Färbevor- 
schriften beigefügt, genauere Angaben hier- 
über, sowie über die Eigenschaften der ver- 
schiedenen Producte befinden sich in der 
Broschüre über „Die Baumwollfärberei*. 

Zum Färben benöthigt man neben der 
angegebenen FarbstofTmenge für 100 kg 
Garn 20 kg Glaubersalz oder Kochsalz und 
5 kg Soda; man färbt, wie üblich, 1 Stunde 
kochend. Dann spült man und geht in das 
Diazotirungsbad, welches, kalt ange- 
wandt und je nach der Tiefe der Färbung 
mit 2,5 bis 3 kg Natriumnitrit (in Wasser 
gelöst) und dann mit 8 bis 10 kg Salzsäure 
(20° Bd.) oder 5 bis 6 kg Schwefelsäure 
(60° Be.) bestellt wird. Nach 20 bis 30 Mi- 
nuten schlügt man auf, spült leicht und 
geht in das Entwicklungsbad, welches 
enthält: 

2 bis 3 kg Entwickler A oder 
0,6 - 2 - - B 

(heiss mit Essigsäurezusatz gelöst) oder 
2 bis 3 kg Entwickler F oder 

2 - 2% - - G oder 

1 - - H - 

0,7 - 1 - - J 

(gelöst unter Zusatz von 
1 bis 1,5 Liter Natronlauge 40° Be.) 
oder 2 kg Soda. (Dieses Bad wird kochend- 
heiss angewendet.) 

Man entwickelt durch Umziehen wäh- 
rend 15 bis 20 Minuten, spült, seift event. 
und trocknet. 

Die Badische Anilin- und Soda- 
fabrik bringt unter dem Namen Palatin- 
chromschwarz A einen sauerziehenden 
Wollfarbstoff in den Handel. Er löst sich 
ohne alle Schwierigkeiten in heissem Wasser 
und soll besonders gut egalisiren ; man kann 
also bei weniger empfindlicher Waare direct 
mit Glaubersalz und Welnsteinpräparat 
färben. Liegen schwer durchzufärbende 


oder schwierig egalisirende Stoffe vor, so 
empfiehlt es sich, unter Beigabe von 
Glaubersalz zur Färbeflotte reichlich '/< 

Stunde anzukochen, dann event. einige 
Zusätze von Essigsäure, später solche von 
Weinsteinpräparat oder Schwefelsäure zu 
machen. In dem einen wie im anderen 
Falle giebt man nach genügendem Aus- 
ziehen des Bades für Nüancen, die bis zu 
5% Farbstoff erfordern, etwa 1% Chrom- 
kali (vom Gewicht der Waare), für solche 
von 5 bis 8% Farbstoff etwa 1,25 bis 
1,5% Chromkali zu und kocht noch 
Stunde weiter. 

Das Schwarz verliert hierdurch den 
röthlichen Ton und geht in ein volles 
Tiefschwarz mit blauem Schein über. Das 
Bad selbst bleibt etwas röthlich. Die 
Dekatur-, Carbonisir-, Wasser-, Säure-, 

Alkali-, Licht- und Waschechtheit sind nach 
Angaben der Firma gut ; die Walkechtheit 
soll zwar nicht schlecht sein, aber nicht 
den hohen Grad erreichen, der für eine 
schwere Tuchwalke erforderlich ist. 

Eine mit 96 Mustern nusgestatte Muster- 
karte, „Farben für Spiritus-Lacke* 
giebt die Actien - Gesellschaft für 
Anilinfahrikation, Berlin SO., heraus. 

Verwendung finden, neben Chinolingelb, 
spritl., die verschiedenen Sudan- und Gen- 
tianablaumarken , ferner Farbstoffe, wie 
Methylviolett, Eosin, Rhodamin, Nigrosin 
spritl., Metanilgelb, Malachitgrün kryst., 

Chrysoidin u. a. m. ». 

L. Bonneville, Verfahren rum Mercerisiren 

Nach diesem Verfahren soll es ge- 
lingen, bei der Behandlung der Textil- 
waaren mit Natronlauge die bleibende 
Contraction der Fasern zu vermeiden, und 
trotzdem sollen diese in vortheilhafter 
Weise für die Färberei vorbereitet werden 
und ohne jegliche Spannung seidenartigen 
Glanz bekommen. Zu diesem Zweck wird 
die Cellulosefaser mit einer geringen Menge 
eines fetten oder öligen Stoffes imprügnirt, 
wozu sich z. B. die höheren Alkohole, 

Petroläther, Kohlenwasserstoffe u. dgl. 
eignen. Beim Mercerisiren der so präparirten 
Faser findet eine deutliche Zusammen- 
ziehung statt, die jedoch bei dem darauf- 
folgenden Auswaschen mit ungesäuertem 
Wasser sich leicht wieder vollständig auf- 
heben lässt. Der Seidenglanz, der zu- 
nächst noch nicht zu bemerken ist, kommt 
bei den folgenden, allgemein gebräuch- 
lichen Methoden der Zurichtung, dein 
Aviviren. Calandern u. s. w. zum Vorschein. 

Ganz besonders empfiehlt sich hierbei die 
Verwendung von Citronensäure. 

irimi. Ux.J Hg. 

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126 


Rundschau. 


I 


A. Marot und A, Bonnet, Neues Verfahren 
zum Betzen für Anilinschwarz. (Franz. Pat. 
No. 271 708.) 

Das Beizen der Baumwolle, sei es in 
Form von Garn, Stück oder in losem Zu- 
stande, für die Erzeugung von Anilin- 
oxvdationsschwarz geschieht stets nach 
voraufgegangener gründlicher Auskochung 
des Materials. Baumwollgarn wird über- 
dies meist noch gewaschen und getrocknet. 

Nach dem vorliegenden Verfahren 
sollen diese dem Beizen selbst voraufgehen- 
den Operationen durch passende Zusammen- 
setzung des Beizbades unnöthig gemacht 
werden. Eine bestimmte Menge Wasser 
des Beizbades nämlich wird nach diesem 
Verfahren durch eine entsprechende Menge 
Alkohol ersetzt. Auch so soll eine gründ- 
liche Durchtränkung des zu färbenden 
Materials im Beizbade ermöglicht werden. 

Am zweckmässigsten verwendet man 
Methylalkohol; ein Fünftel desselben von 
der Menge der angewandten Flüssigkeit 
genügen für den gedachten Zweck, m. 

Kalle 4 Co., Biebrich a. Rh., Verbesserung bei 
der Erzeugung schwarzer Färbungen aus Blau- 
holz. (Franz. Pat. 282383.) 

Während man bisher schwarze Fär- 
bungen mittels Blauholz nur in einer ver- 
hältnissmässig umständlichen Weise erhalten 
konnte, gelingt es nach dem vorliegenden 
Verfahren leicht, mit diesem Farbholze 
schwarze Töne dadurch zu erzeugen, dass 
man die Faser mit der Lösung eines Ge- 
misches von Blauholzextrakt, Eisensalz und 
einer organischen Säure tränkt und nun 
durch eine Lösung von Natriumnitrit pas- 
sirt, bezw. mit der Lösung bedruckt. 

Beispiel : 

1 10 g Blauholzextrakt, 

70 - Eisenvitriol, 

14 - Weinsäure. 

360 - British-Gum, 

446 - Wasser 

werden auf das Gewebe gedruckt und dar- 
über 

150 g Natriumnitrit, 

290 - British-Gum und 
560 - Wasser 

gedruckt. Dann dämpft man 3 Minuten, 
wäscht und seift. Oder man klotzt das 
Gewebe mit Nitritlösung, und bedruckt es 
so vorbehandelt mit dem Gemische von 
Blauholzextrakt, Eisensulfat und Weinsäure. 

Ausser Weinsäure als salpetrige Säure 
freimachendes Agens kann auch ein sauer 
reagirendes, anorganisches Salz. wieNatrium- 
bisulfat, verwendet werden. Unter Um- 


PArtar-Zeltnng. 
Jahrgang 1S9S. 

ständen kann die Säure auch vollständig 
fortgelassen werden. Man druckt dann 
110 g Blauholzextrakt, 

70 - Eisenvitriol, 

360 - British-Gum und 
460 - Wasser, 

trocknet und passirt durch eine kochend- 
heisse Lösung von Natriumnitrit, wäscht 
hierauf und seift. 

Das Verfahren soll hauptsächlich für 
animalische Fasern Anwendung finden. 

(Vgl. die T SckiJ artuiltt' ton Kalle & Co.] M. 

F. A. Gatty & Co., Bannister Hall Works bei 
Preston, Lancaster, Verbesserung beim Färben 
gewisser Farbstoffe auf vegetabiliachen Fasern. 

(Englisches Patent 7041, 1897.) 

Um die Echtheit der auf vegetabilischen 
Fasern, Garnen und Stücken, durch Oxyde 
oder unlösliche Salze des Eisens und 
Chroms fixirte Farben gegen die Ein- 
wirkung von Säuren zu erhöhen, behandelt 
man die Garne oder Stücke, auf welche 
die Oxyde oder unlöslichen Salze fixirt 
worden sind, mit einer Lösung eines lös- 
lichen Silicates, beispielsweise Natrium- 
silicat. Die Stärke der Natriumsilicat- 
lösung kann beliebig gewühlt werden, nur 
hat die Behandlung in der Hitze zu ge- 
schehen. Als Zeitdauer werden 15 Minuten 
angegeben. 

Nach der Silicatpassage werden die 
Stücke oder Garne gewaschen und ge- 
trocknet. Die Erhöhung der Säureechtheit 
der so behandelten Färbungen ist eine 
sehr beträchtliche, Farbstoffe (welche denn? 
Red.), die ohne Natriumsilicat-Nachbehand- 
lung durch Säuren fast zerstört werden, 
können so der Einwirkung von Säuren un- 
bedenklich ausgesetzt werden. u 

J. Flintoff, Gerbsäure - Metalllacke basischer 
Farbstoffe 

Beim Drucken mit basischen Farbstoffen 
wendet man in der Rege) die Antimon- 
lacke an, seltener auch die Zinniacke. In 
ersterem Falle löst man zunächst den 
Farbstoff in verdünnter Essigsäure, setzt 
die Gerbsäure nebst einer geeigneten Ver- 
dickung hinzu, druckt und dämpft, worauf 
man durch eine warme Lösung von Brech- 
weinstein passirt. Die Herstellung der 
Zinnlacke erfolgt dagegen in der Weise, 
dass man zunächst das Zinnoxyd auf die 
Faser bringt, indem man das Gewebe nach- 
einander durch eine Lösung von zinn- 
saurem Natron und sehr verdünnter Schwefel- 
säure nimmt. Der Verfasser hat nun durch 
eine Reihe von Versuchen feslzustellen ge- 
sucht, auf welchem Wege eine möglichst 


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Rundschau. 


127 


Haft 8 . 1 

16. April 1898. J 


rationelle Fixirung des Antimons erzielt 
werden kann, dessen hoher Preis die Her- 
stellung dieser Lacke sehr kostspielig 
macht; gleichzeitig wurde noch eine An- 
zahl anderer Metalloxydo ln den Bereich 
der Untersuchungen gezogen, ob eventuell 
durch ihre Anwendung eine Ersparnis an 
Antimon zu ermöglichen wftre. 

Bei den Versuchen wurde ein Stück 
Gewebe, wie vorstehend angegeben, mit 
einer Farbpaste bedruckt, welche etwa 2 "/« 
einer Mischung aus 4 Theilen Auramin 
und 1 Theil Brillantgrün enthielt. Nach 
dem Drucken und Dämpfen wurde das 
Muster in 14 gleiche Theile getheilt und 
durch ebensoviel verschiedene Metallsalz- 
lösungen passirt; man wäscht kalt, seift 
bei 60* C. in einem 3procentigen Seifenbad, 
wäscht und trocknet 


Dabei ergaben sich folgenden Resultate : 


Metallsalzlösung 

Nüance 
Intensität Farbe 

Echtheit 

1. Brechweinstein 

ala Vergleichsprobe 

^ 3 

2. eBiigB. Thonerde 

dieselbe e,w ' B '* rker 

I 6 

3. Rhodan-Alumiii 

etw schwächer 


4. Thoncrdesulfat 

schwächer 


f>. Gelatine 

viel schwächer 

aj | 1 1 

6. Bleiacetat 

stärker bräunlicher 

2 

7. ZinnchlorOr 

geringer grüner 

a£ 12 

8. Zinnoxychlorür 

geringer 

8>„ 13 

9. Cbromaeetat 

stärker 

s-e 14 

10. Chromsulfat 

geringer etw. grüner 

t|'° 

11. cssiga. Eisen 

tief mrrthenrrün 

« 1 

12. eisige. Kalk 

wie No. 7 

s 9 

13- Schwefels. Zink j 

schwächer frrdner 

.2 1 7 

14. essigs. Zink 

geringer grüner 

* , b 


In der letzten Spalte bedeutet 1 die 
grösste, 14 die geringste Lichtechtheit. Es 
ergiebt sich also, dass Eisen- und Blei- 
verbindungen lichtechtere Lacke geben, 
als Brechweinstein, und dass die Acetate 
bessere Resultate liefern als die Sulfate. 
In ähnlicher Weise wurde festgestellt, 
welches der organischen Aluminiumsalze 
die besten Resultate giebt, und dabei zeigte 
sich das Oxalat allen anderen überlegen; 
es könnte mit Vorlheil an Stelle von 
Brechweinstein verwendet werden ; es wurde 
an vielen Farbstoffen erprobt. Alizarinroth 
wird durch ein Bad von oxalsaurem Alu- 
minium feuriger; auf Blauholzschwarz hat 
es keine Wirkung. 

Des Weiteren hat FlintofT versucht, die 
Methode abzuändern. Er fügte zu der 
Druckpaste Aluminiumhydrat und etwas 
Weinsäure oder Oxalsäure; die Lackbildung 
erfolgte während des Dämpfens, indem das 


Aluminiumhydrat sich in der Säure löste. 
Das Unangenehme dabei ist nur das, dass 
die Lackbildung schon in der Druckfarbe 
anfängt, sodass diese Methode in der Praxis 
nicht anwendbar ist. Dagegen ist Antimon- 
oxyd für dieses Verfahren geeignet, und 
man köunte auf diese Weise das Fixir- 
bad nach dem Drucken umgehen. Wie 
man aus Vorstehendem ersieht, gleichen 
die Gerbsäure-Thonerdelacke der basischen 
Farbstoffe in allen Punkten denen des 
Antimons, wenn sie durch Druckern erzeugt 
werden. Ganz verschiedene Resultate er- 
zielt man, wenn man nach der in der 
Färberei allgemein gebräuchlichen Methode 
arbeitet. Ein mit Gerbsäurelösung impräg- 
nirter Baumwollstrang wird in zwei Theile 
getrennt; der eine wird in eine Antimon-, 
der andere in eine Thonerdelösung ein- 
getaucht: man wäscht gesondert, färbt in 
demselben Bade und trocknet. Hierbei 
zeigt sich nun ein wesentlicher Unterschied, 
— der Antimonlack ist dem Thonerdelack 
weit überlegen. Es lässt sich leicht fest- 
stellen, dass der mit Thonerde präparirte 
Strang weit weniger Farbstoff aufnimmt, 
als der andere; die Affinität der Gerbsäure, 
die für alle Farbstoffe dieselbe ist, wird 
also durch diese Behandlung ganz ver- 
schieden verändert. Beim Drucken tritt 
diese Erscheinung nicht auf, da die Farb- 
bildner, der Farbstoff und das Tannin sich 
bereits auf der Faser vereinigt haben, 
wenn das Metallsalz hinzukommt. Während 
also beim Drucken die Intensität der Farbe 
lediglich durch die verwendeten Farbstoffe 
bedingt wird, hängt diese* beim Färben 
unter Anwendung von Metallsalzen wesent- 
lich davon ab, in welcher Weise die Metall- 
beize* auf das Absorptionsvermögen des 
Tannins einwirkt, 

fJoum of ihr toe. of rfjwr» and CoL durch Rtt. g<n. mat. color.f Hg. 

Francis J. Oakcs, New-York, Verfahren zum 
Beizen. (Amerik. Pat. No. 60t 673.) 

Die zu beizenden Fasern, gleichgültig 
ob Garn oder Gewebe, animalischen oder 
pflanzlichen Ursprungs, werden zuerst mit 
einer Lösung eines tauninhnltigen Körpers 
behandelt, wie der von Hemlock, Kastanie, 
Galläpfeln, Sumach u. s. w. Hierauf wird 
von der überschüssigen Tanninlösung be- 
freit und mit einer Lösung von Kalium- 
bichromat oder freier Chromsäure nach- 
behandelt. Dann wird gewaschen und ge- 
trocknet. 

Die so mit Tannin und Chrom gebeizte 
Waare eignet sich zum Färben mit den 
verschiedenartigsten Farbstoffen. x 


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128 


Rundtchau. 


f FtrbrT-Zeltnng. 
iJAhrvTADg I8W. 


W. Spin dl er, Berlin, Verbessertes Verfahren 
zum Färben und Bleichen der Seide. (Franz. 
Pat No. 273 111.) 

Das Bleichen der Seide geschieht mit 
solchen Bleichbädern, die nur die chloro- 
phyllähnlichen Farbstoffe von der gewöhn- 
lichen Seide oder auch der Tussahseide 
abziehen. das Sericin und das Fibroin da- 
gegen intact lassen. 

Zu diesem Zwecke setzt man dem zum 
Bleichen verwandten Superoxydbade eine 
bestimmte Menge Alkohol, Aldehyd, Aceton 
u. s. w. zu. Man verwendet am zweck- 
mässigsten auf 60 Theile Wasserstoffsuper- 
oxyd von 8*/o 40 Theile Alkohol. Die so 
zusammengesetzte, das zu bleichende Ma- 
terial enthaltende Flüssigkeit kann erwärmt 
werden; die Dauer des Erwärmens und die 
Höhe der Temperatur hängt ab von der 
Qualität des zu bleichenden Materials. 
Diese Behandlung der Seide kann sowohl 
vor, während, als auch nach dem Ab- 
haspeln der Cocons vorgenommen werden. 

jr. 

Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer 
& Co. ln Elberfeld, Verfahren zur Darstellung 
eines braunen schwefelhaltigen Baumwotl- 
farbstoffes. (D. K. P. No. 102897.) 

Die Neuerung besteht darin, dass man 
an Stelle der Oxyderivate des Naphtalins 
o Cresol, m-Cresol, p-Cresol oder Gemische 
derselben, z. B. Kohcresol, mit Schwefel 
und Schwefelalkali oder mit Alkalipoly- 
sulflden oder Gemengen von Schwerei und 
Alkalien bezw. analog wirkenden Sub- 
stanzen auf höhere Temperaturen erhitzt. 

50 Theile Kohcresol werden mit 
50 Theilen Schwefelblumen und 200 Theilen 
krystallisirtem Natriumsulfid (Na,,S-j-!IH,0) 
vermischt und das Gemenge in einem mit 
Steigrohr versehenen Kolben auf dem 
Wasserbade digerirt, bis die Masse zu einer 
homogenen dunkelbraunen Flüssigkeit ge- 
schmolzen ist. Nun wird im Oelbade er- 
hitzt, zunächst hei 170° C. (Thermometer im 
Oel) und nach etwa vierstündigem Erhitzen 
die Temperatur auf 250* C. gesteigert und 
weitere 4 Stunden verschmolzen. Nach 
dem Erkalten wird die schwarz gefärbte 
Schmelze in etwa 500 Theilen heissem 
Wasser gelöst, die blauschwarz gefärbte 
Lösung flltrirt und zur Trockne eingednmpft. 
Anstatt die Kohschmelze erst zu lösen, zu 
filtriren und wieder einzudampfen, kann 
man auch direct die zerkleinerte Schmelze 
zum Farben verwenden oder aus der 
Lösung der Schmelze den Farbstoff durch 
Zusatz von Säuren ausfällen. Der so er- 
haltene Niederschlag bildet nach dem Ab- 


filtriren, Pressen und Trocknen ein braun- 
schwarzes Pulver, das sich leicht in einer 
AlkaJisulfidlösung mit grttnbrauner Farbe 
löst, jedoch in Wasser, Alkohol, Soda und 
Ammoniak unlöslich ist. Baumwolle wird 
in wässerigen Lösungen der Rohschmelze 
oder in Schwefelalkaliiösungen des ge- 
reinigten Farbstoffes, je nach der Concen- 
tration der Lösung, in dunkelbraunen bis 
braunschwarzen, äusserst echten Nüancen 
angefärbt. g, 

Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer 
& Co. in Elberfeld, Verfahren zur Darstellung 
eines blauen Farbstoffes aus Dlbromdlnitro. 
anthraruän. (D. R. P. No. 102 532.) 

Das Verfahren bestellt darin, dass man 
das aus der Dinitroantlirarufindisulfosäure 
durch Behandeln mit Brom erhältliche 
Dibromdinitroanthrarufin mit Reductions- 
mitteln behandelt. Zur Darstellung des 
DibromdinitroantbraruQns verfährt man 
z. B. folgendermassen: 10 kg dinitroan- 
thraruflndisulfosaures Natron werden in 
etwa 1000 Liter heissem Wasser gelöst. 

Hierauf trügt man bei 60 bis 80* C. nach 
und nach 8 kg Brom ein, wodurch nach 
kurzer Zeit das Dinitrodibroinantlirarufiu in 
Form eines gelben krystalünischen Nieder- 
schlages in sehr reiner Form abgeschieden 
wird. Dasselbe ist schwer löslich in 
Wasser, in verdünnter Natronlauge löst es 
sich gelbroth, ein Ueberschuss bewirkt 
Fällung eines gelbbraunen Natronsalzes. 

In kalter conc. Schwefelsäure ist eg sehr 
schwer löslich; mit gelber Farbe, Zusatz 
von Borsäure bewirkt Bildung eines roth 
gefärbten Borsäureäthers, der beim Er- 
wärmen blau wird, ln Alkohol löst es 
sieh mit rother, in Eisessig mit gelber 
Farbe. 

Nicolle, Zur Gährung(Fermenttrung) des Indigo. 

In einer Notiz der „Rev. gen. mat. 
color.“ weist M. Nicolle darauf hin, dass 
nach den neueren Beobachtungen die Bil- 
dung dos Indigofarbstoffes aus der Pflanze 
nicht auf einen durch Mikroben ver- 
anlassten Gährungsprocess, sondern viel- 
mehr auf eine rein chemische diastatische 
Wirkung zurückzurühren ist. Hierfür 
sprechen sowohl die Beobachtungen von 
Molink, dass Indigoferahlättcr schon im 
Laufe von 6 bis 8 Stunden fast ihren 
ganzen Gehalt an Farbstoff an das Wasser 
abgeben, als auch die Versuche von 
Boudreat , nach denen die Blätter den 
Farbstoff auch in einer mit einem Anti- 
septicum versetzten Flüssigkeit iu der die 
Existenz von lebenden Mikroben ausge- 

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Rundschau. 


He/t *. 1 

15. April 1899. J 

schlossen ist, Farbstoff liefern. Die Farb- 
stoffbildung wird nach diesen Thatsachen 
veranlasst durch zwei in den Blättern ent- 
haltene Diastasen, deren eine das Indican 
unter Wasseraufnahme zerlegt, wahrend 
die andere die Oxydation bewirkt. Durch 
Erhitzen der Lösung werden beide zer- 
stört, können jedoch nach Versuchen von 
Alvarez durch die Thittigkeit frischer 
Bacterien wieder erzeugt werden und Farb- 
stoffbildung hervorrufen. 

Eine neue künstliche Seide. 

Wie E. Knecht im „Journ. of Soc. of 
Dyers and Col.“ mittheiit, hat Adam Miliar 
in Glasgow ein neues Verfahren zur Her- 
stellung von künstlicher Seide gefunden, 
bei dem als Ausgangsmaterial Gelatine be- 
nutzt wird. Das Product wird als „ Van- 
duraseide’“ in Glasgow fabricirt. Die Her- 
stellung geschieht in der Weise, dass man 
eine ziemlich concentrirte warme Gelatinc- 
lösung aus engen Oeffnungen austreten 
lässt und die so entstandenen Fäden, welche 
durch Verdampfung und Abkühlung er- 
starren, mit Formaldehyd behandelt. Zur 
Herstellung bunter Seide genügt es. der 
Gelatinelösung % Farbstoff zuzusetzen. 
Die Kosten dieses Verfahrens sind gering, 
etwa 7,50 Mk. per kg. Die Vanduraseide 
gleicht in ihrem Aussehen der besten Seide, 
besitzt jedoch eine geringere Festigkeit, 
als jene. Beim Eintauchen in Wasser 
schrumpft sie zusammen und wird weich, 
erlangt aber nach dem Trocknen wieder 
ihre ursprünglichen Eigenschaften ; sie ver- 
brennt mit dem characterlstischeu Geruch 
nach verbranntem Horn. Die Erfindung 
Adam Millars dürfte an Bedeutung der- 
jenigen Chardonnets gleichkommen. (Auch 
diese künstliche Seide zeigt den t'ebelstand, 
dass sie durch Anfeuchten erheblich an 
Festigkeit einbüsst. Red.) 

Leopold Cassella & Co. ln Frankfurt a. M., 

Verfahren zur Darstellung von Phoroglucin. 

(I). R. P. No. 102 368.) 

Das Verfahren beruht auf dem Erhitzen 
der mineralsauren Salze des 1.3.6-Tri- 
amidobenzols bezw. der 1.2.4.6-Triamido- 
benzoösäure mit Wasser auf etwa 100* C. 
Beispiel: 10 kg salzsaures 1.3.5-Triamido- 
benzol oder eine entsprechende Menge der 
Salzsäureverbindung der 1.2.4.6-Triamido- 
benzoesäure werden in 150 Litern Wasser 
gelöst und 8 Stunden bei Luftabschluss 
(zweckmässig bei Gegenwart eines indiffe- 
renten Gases) unter Rückfluss gekocht. Die 
Flüssigkeit concentrirt man sodann auf 
30 Liter und UtBst abkühlen. Das gebildete 


129 


Phoroglucin scheidet sich zum grössten 
Theil ab und kann durch Umkrystallisiren 
gereinigt werden. Es können auch an 
Stelle des salzsauren andere mineralsaure 
Salze des 1.3.5-Triamidobenzols bezw. der 
1. 2.4.6 - Triamidobenzoesflure verwendet, 
werden. Die angegebene Menge des 
Wassers kann innerhalb ziemlich weiter 
Grenzen variiren und das Erhitzen sowohl 
in offenen als in geschlossenen Gefässen 
vorgenommen werden. z>. 

Farbenfabriken vorm. Fried. BayerlCo. 
in Elberfeld, Verfahren zur Darstellung von 
Chinizaringrünsulfosäure. (I). R P. No. 101 919.) 

Das Verfahren besteht darin, dass mau t 
die aus der «-Nitroanthrachinonsulfosäure 
erhältliche 1 : 4-Amidooxyantbraehinonsulfo- 
säure mit primären aromatischen Aminen 
condensirt. 10 kg p-amidooxyanthrachinon- 
sulfosaures Kali werden z. B. mit 100 kg 
p-Toluidin, 10 kg Zinnchlorür und 8 kg 
Borsäure unter gutem Umrühren bei 100 
bis 120“ C. verschmolzen. Die Schmelze 
färbt sich Belir bald grün, und die Reaction 
ist beendet, wenn sich die Farbe der 
Schmelze nicht mehr ändert. Ist dieser 
Punkt erreicht, so lässt man die Schmelze 
auf 50 bis 60“ C. erkalten und rührt sie in 
verdünnte Salzsäure ein, erhitzt zum Kochen, 
flltrirt und wäscht heiss aus. Der Farbstoff 
bleibt als dunkelblaugrün gefärbte Masse 
in Form des p-Toluidinsalzes auf dem 
Filter zurück, er ist selbst in siedendem 
Wasser so gut wie unlöslich. Durch Er- 
wärmen mit verdünnter Natronlauge ent- 
stellt das krystallisirte Natronsalz der Farb- 
stoffsulfoaäure, welche ungeheizte wie 
vorgebeizte Wolle in echten grünen 
Tönen anfärbt. 

Vollständig analoge Farbstoffe erhält 
man. wenn man das p-Toluidin durch 
andere primäre aromatische Amine ersetzt, 

B. 

Acetylengas- Runs. 

WirdAcetylengas mit rauchender Flamme 
verbrannt, so bildet sich drei bis viermal 
so viel Russ wie beim Verbrennen einer 
gleichen Menge von Mineralöl. Dabei ist 
der entstandene Russ sehr leicht und 
zeigt ein Schwarz ohne jeden Braunstich; 
auch ist er frei von Theersubstanzen. wie 
sie der gewöhnliche Lampenruss enthält. 
Er empfiehlt sich deshalb zur Herstellung 
von Tusche, von Baumwoll- und Buch- 
druckfarben. E. Hubon, der ein fran- 
zösisches Patent für die Bereitung von 
Acetylenruss erhalten hat, giebt 3 Dar- 
Btellungsw eisen an. Ein Verfahren besteht 


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180 


Verschieden« Mittheilungen. 


darin, dass Acetylengas unter 2 Atmo- 
sphären in einen geschlossenen Stahl- 
cylinder gepresst und hier durch den 
electrischen Funken oder glühenden Platin- 
draht zur Entzündung bezw. Explosion 
gebracht wird. Da das hierbei frei 
werdende Wasseretoffgaa einen Druck von 
nicht mehr als 12 Atmosphären ausübt, so 
ist hiernach die Festigkeit des Cylinders 
zu bemessen und ohne Schwierigkeit in 
der Construction zu erreichen, so dass die 
Explosion keine Gefahr befürchten lässt. 
Man erhält auf diese Weise allen Kohlen- 
stoff des Acetylens in theoretisch be- 
rechneter Menge als Russ von ganz be- 
sonderer Reinheit. 

IJo «r«. Sw. Otm. tmd. /SM. S. 7/1] HL 


Verschiedene Mittheil ungeti. 

Verein zur Wahrung der Interessen der Färberei- 
und Druckerei-Industrie von Rheinland und 
Westfalen. Vorstandssitzung vom 25. Marz 1899. 

Tages-Ordnung: 1. Neue Mitglieder, 
2. Wahl neuer Vorstandsmitglieder, 3. Ge- 
schäftsführung des Vereins, 4. Aenderung 
der Statuten, 5. Generalversammlung, 
0. Zweigvereine, 7. Verschiedenes. 

Anwesend waren die Herren: Raymond 
Hoddick, Julius Ribbert, Peter Spix, Gustav 
Biermann, Ernst Cramer, Hugo Dungs, 
Hugo Frowein, Albert Herzfeld, Ernst 
Herzog, Heinrich Laag, Richard Lohe sen., 
Gustav Platzhoff. 

ln Jahresfrist sind dem Verein 80 neue 
Mitglieder beigetreten, sodass derselbe nun- 
mehr 189 Mitglieder zählt. Auserdem haben 
noch 16 bedeutende Firmen, die Färberei, 
Druckerei u. s. w. als Nebenbetrieb haben, 
ihren demnächstigen Beitritt angeraeldet. In- 
folge dieser bedeutenden Vergrösserung wird 
eine Aenderung in der Organisation nöthig. 
Herr Ernst Gramer, Düsseldorf, wird zum 
2. stellvertretenden Vorsitzenden und die 
Herren Director Alex Sartorius, Diering- 
hausen bei G ummersbach, E. W. Sondermann, 
Gummersbach, Commerzienrath Silverberg, 
Bedburg. Gustav Holthausen, Krefeld, 
Hermann Leusch, Krefeld, Heinrich Spatz, 
Krefeld, Heinrich Funke, Langenberg, 
Fritz Simons, i. Fa. Joh. Simons Erben, 
Düsseldorf, Dr. Herzog, Barmen in den 
Vorstand gewühlt. Auch sollen noch 
weitere Vorstandsmitglieder aus Elberfeld, 
dem Gladbach-Khevdt-Odenkirchener Be- 
zirke tmd den westfälischen Leinen- und 
Baumwollfabrikations-Districten demnächst 
hinzugewählt werden. 


fPlrb*r-Z«ttting. 

I Jahrgang 1899. 

Der Generalversammlung soll vorge- 
schlagen werden, den § 5 der Statuten der- 
art zu ergänzen, dass aus dem Vorstand 
ein Ausschuss gewählt wird, der mindestens 
'/ s der Zahl der Vorstandsmitglieder um- 
fassen muss. Dieser Ausschuss hätte in 
besonders dringenden Fällen in Thätigkeit 
zu treten, wenn keine Zeit zur Einberufung 
des Gesammtvorstandes vorhanden ist. Der 
Ausschuss soll beschlussfähig sein, wenn 
die Hälfte seiner Mitglieder anwesend ist. 

In der Vorstandssitzung vom 7. Janpar 
war bereits betont worden, dass in Aussicht 
zu nehmen sei, ira Laufe der Zeit einen 
wissenschaftlich vorgebildeten Geschäfts- 
führer zu engagiren. Mittlerweile ist die 
Arbeit derart angewachsen, dass beschlossen 
wurde, demnächst einen solchen Geschäfts- 
führer anzustellen. Es ist auch schon ein 
Herr ins Auge gefasst, der sich durch ge- 
diegene Aufsätze nationalökonomischen und 
handelspolitischen Inhaltes bereits einen 
Namen gemacht hat. 

lieber Generalversammlung und Zweig- 
vereine konnte, wegen vorgerückter Zeit, 
nicht mehr berathen werden. Infolgedessen 
soll am 15. April, zur Erledigung dieser 
Gegenstände, eine Vorstandssitzung statt- 
flnden, in welcher dann auch Endgültiges 
wegen des Geschäftsführers beschlossen 
werden soll. 

Verschiedenes. Unter anderm konnte 
mitgetheilt werden, dass mit der Redaction 
der Zeitschrift für die gesammte Textil- 
industrie, Leipzig, eine Abmachung ge- 
troffen ist, nach welcher die Mitglieder 
unseres Vereins dieses vortrefflich redigirte 
Fachblatt zu Mk. 10,50 pro Jahr, anstatt 
Mk. 16, beziehen können. 

ln der vorigen Vorstandssitzung war 
eine Commission gewählt worden, welche 
Verhandlungen führen sollte über den An- 
trag der Herren Rolffs & Comp., Siegburg: 
„Einrichtung einer Entscheidungsstelle bei 
Streitigkeiten über gelieferte baumwollene 
Rohgewebe und Garne“. Die Verhand- 
lungen hierüber sind dem Abschluss nahe. 

Aus dem Reichsamt des Innern ist dem 
Verein eine Liste der Firmen zugegangen, 
die mit der Beantwortung des Fragebogens 
No. 15 noch im Rückstände sind, mit dem 
Ersuchen, die baldige Ausfüllung und Rück- 
sendung dieses Fragebogen zu veranlassen. 

Casein. 

Die Marktlage des CaseYns ist seit dem 
Bericht vom 16. März in Heft No. 6 un- 
verändert geblieben. Mit den vielen 
schlechten Sorten (americ.) werden von den 
Consumenten immer noch Versuche ange- 

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Patent - Litte. 


131 


Heft 9. 1 

15. April 1999. 1 

stellt, die aber stets mit einem negativen 
Resultat enden. Auch die Papierfabriken 
wenden nur noch den feinen, fettfreien 
Qualitäten ihr Interesse zu. Zur Prüfung 
des Caseins empfiehlt es sich: 

20 Theile Casein in 
80 - Wasser unter Zusatz von 

4 - Ammoniak zu lösen. 

Für Druckereien u. s. w. ist es wichtig, 
dass die Lösung nach längerem Stehen 
nicht dünnflüssig wird, sondern seine Dicke 
behalt. Für Futterstoffdruck würde folgen- 
des Eecept zu empfehlen sein: 

6 kg Casein, 

18 - warmes Wasser, 

0,600 - Ammoniak, 

2 - Terpentin rectif. u. druckt 

man mit 1 Theil Farbe und je nach dem 

1., 2. und 3. Theil obiger Caseinlösung. 

Das Casein kann nach dieser Methode 
für alle Lacke, die sich für Futterstoffdmck 
eignen, verwendet werden. 

Als Antisepticum bei Casein-Lösungen 
wird ein Zusatz von 4 bis 6% Borax 
empfohlen, welcher keinen Einfluss auf die 
Farblacke ausüben soll. Von massgebender 
Seite empfiehlt man einen Zusatz zur Lösung 
von etwa 2% Formaldehyd, welches erst 
beim Trocknen dem Casein eine feste, 
bindende Haut geben soll, wodurch somit 
die Echtheitsansprüche bedeutend gesteigert 
werden können. Inwieweit das letzte Ver- 
fahren und Formaldehyd in den Futterstoff- 
druekereien verwerthet werden können, 
müssen weitere Versuche noch ergeben. 

/V. de Urünn. 

Arbeiterauszeicbnungen und Wohlfahrtsakte. 

Auszeichnungen für langjährige 
Arbeitsleistung. Dem Drucker Döhler 
und der Scheererin Klötzer, welche über 
40 Jahre in der Wollwaarendruckerei von 
Oschatz & Co. in Schönheide i. S. thtttig 
sind, wurde die Medaille für Treue in der 
Arbeit verliehen. — Dieselbe Auszeichnung 
wurde 4 Arbeitern der Firma J. G. Riitze, 
Leinenwaarenfabrik in Cunewalde i. S., für 
langjährige treue Dienste zu Theil. — 

Stiftungen. Die Herren Geh. Commer- 
zienrath Jacob Bücklers und Louis BUcklersin 
Düren schenkten jeder 5000 Mk. zu einer 
Bücklersstiftung, deren Zinsen der Invaliden- 
kasse für die Arbeiter der Firma Schneller, 
Bücklers & Comp, zu Gute kommen sollen. 
— Herr Commerzienrath Silverberg in Bed- 
burg hat aus Anlass des 25jährigen Be- 
stehens der Bedburger Wollindustrie der 
ArbeiterunterstützungskaBse dieser Gesell- 
schaft 10 000 Mk. überwiesen. — Der ver- 
storbene Rentier Ernst Zöth, früherer Mit- 


inhaber der Firma J. G. Zöth & Söhne, hat 
der Arbeiterschaft testamentarisch 25 000 
Mark vermacht, deren Zinsen später solchen 
Arbeitern zufliessen sollen, die 20 Jahre 
ununterbrochen bei der Firma thätig ge- 
wesen sind. — Der am 20. December v. J. 
verstorbene Senior-Chef der Firma Georg 
Schieber A.-G., Herr Commerzienrath Julius 
Sarfert in Reichenbach i. V., hat bedeutende 
Stiftungen gemacht und zwar: der Stadt 
Reichenbach 00 000 Mk., der Gemeinde 
Unter-Hainsdorf 10 000 Mk., der Gemeinde 
Waldkirchen 6000 Mk. Ferner hat der- 
selbe der Actiengesellschaft Georg Schieber 
Reichenbach und Greiz, zur Förderung der 
Wohlfahrt von Beamten und Arbeitern 
200 000 Mk. vermacht. 

/.Yudi ZmheAr. f. d. ge*. Texi.-Imd.j 


Patent «Liste. 

Aufgestelit von der Redaction der 
„Färber-Zeitung“. 

Patent- Anmeldungen. 

Kl. 8. H. 19 656. Verfahren zum Bleichen 
und Waschen von Geweben im 8tQcke. — 
H. Hadfield, J. J. Summer und W. Had- 
fleld, Furnesa Vale bei Stockport, Grfech. 
Chester, Engl. 

Kl. 8. Sch. 13 514. Winkelhalter für Vor- 
richtungen zum Ab- und Aufschlagen, sowie 
Messen von Band, Stoff u. a. w. — P. S c h e n k , 
Dresden-Striesen. 

Kl. 8. F. 11 243. Verfahren zur Herstellung 
von Wellenfilzplatten zur Dachdeckung und 
Isolirung. — Filzfabrik Adlershof, Actien- 
gesellschaft, Adlershof bei Berlin. 

Kl. 8. F. 11 402. Verfahren zur Herstellung 
von Wellenzeugplatten zur Dachdeckung 
und Isolirung; Zus. z. Anrn. F 11 243. — 
Filzfabrik Adlershof, Aktiengesell- 
schaft, Adlershof bei Berlin. 

Kl. 8. H. 20 058. Neuerung im Verfahren 
zum Färben mit Vidalschwarz oder ähn- 
lichen Bchwarzfärbenden schwefelhaltigen 
organischen Farbstoffen. — Holken & Co., 
Barmen. 

Kl. 8. K. 17 181. Maschine zum Spannen, 
Trocknen und Carbonlsiren von Geweben 
u. dgl. — H. Kranz, Aachen. 

Kl. 8. Sch. 13 602. Verfahren zum Auf- 
drucken von Maserung mittels eines Lappens 
mit elastischer Schicht. — Ew. Schluck, 
Langorfeld bei Barmen. 

Kl. 22. P. 11 303. Verfahren zur Darstellung 
von wasserlöslichen Beizenfarbstoffen aus 
Dinitroanthrachinon. — Farbwerke vorm. 
Meister Lucius & Brüning, Höchst a. M. 

Kl. 22 U. 1360. Verfahren zur Darstellung 
eines gelben von Naphtoacridin sich ab- 
leitenden Farbstoffes. — Dr. F. Ul 1 mann, 
Genf. 



Briefkasten. 


182 


Kl. 29. B. 22 627. Verfahren zur Entfernung 
von Pechzeichon u. dgl. aus Wolle; Zus. 
z. Pat. 97 398. — Dr. Nassauer, Lichten- 
berg b. Friedrichsfelde. 

Patent- Brthe Hungen. 

Kl. 8. No. 103 328. Stetig arbeitende Ma- 
schine zum 8chlichten, Waschen, Beizen, 
Merceriairen u. s. w. von Strähngarn. — 
B. Cohnen, Grevenbroich. Vom 4. März 
1898 ab. 

Kl. 22. No. 103 149. Verfahren zur Darstellung 
von substantiven BaurawollfarbstofTen aus 
alky Isubstituirten /?, « 4 -Amidouaphtol-£j-sulfo- 
säuren. — Joh. Rud. Geigy & Co., Basel. 

Kl. 22. No. 103 150. Verfahren zur Darstellung 
von Farbstoffen aus «, « 3 Diuitronaphtalin. 
— Badische Anilin- und Soda-Fabrik, 
Ludwigshafen a. Rh. Vom 7. November 
1897 ab. 

Kl. 22. No. 103 301. Verfahren zur Darstellung 
von Thionol und Thionolin. — H. R. Vidal, 
Paris. Vom 12. März 1897 ab. 

Kl. 22. No. 103 302. Verfahren zur Darstellung 
von schwarzen, die Pflanzenfasern direct 
färbenden Farbstoffen aus Salpetersäure- 
estern der Cellulose. — The Vidal Fixed 
Aniline Dyes Limited, Paris. Vom 
20. Juli 1898 ab. 

Kl. 22. No. 103 395. Verfahren zur Darstellung 
von Diamidodioxyanthrachinondisulfosäuren. 
— Farbenfabriken vorm. Friedr. 
Bayer & Co., Elberfeld. Vom 11. August 
1897 ab. 

Kl. 22. No. 103 396. Verfahren zur Darstellung 
neuer Nitroderivate der Anthracenreihe. — 
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer 
& Co., Elberfeld. Vom 12. März 1898 ab. 

Patent- Löschungen. 

Kl. 22. No. 70 537. Verfahren zur Darstellung 
von m-Cyantetramethyldiamidotriphenylcar- 
binol. 

Gebrauchsmuster-Eintragungen. 

Kl. 8. No. 107 799. Rollen mit mercerisirtem, 
gefärbtem und approtirtem Baumwollenzwirn 
bewickelt. — N. Schlumberger & Cie., 
Gebweiler. 15. December 1898. 

Kl. 8. No. 107 830. Copahtllse, welche aus 
Garn von Pflanzen- oder Thierfasern in 
Schlauchform geflochten und an den Enden 
mit Kautschuk getränkt ist. — F. Sieker, 
Leipzig- Lindenau. 16. August 1898. 

Kl. 8. No. 107 979. Schattirt gefärbte Bänder. 
— O. Schneider, Dresden. 21. December 
1898. 

Kl. 8. No. 108 076. Holzteppich (Linoleum) 
aus Holzfasern, vermischt mit Leinöl, auf 
grossmaschigem Gewebe. — A Mayke 
& M. Laugheinrich, Cottbus. 22. November 
1898. 

Kl. 8. No. 108 134. Darapfinangel mit mehreren 
Überwalzeu und einer Unterwalze. — 
Schmidt & Sc Inuits, Ges. m. b. Haft., 
Köln. 22. December 1898. 


Pirber-Zeltting. 
Jahrgang 1899. 

Kl. 8. No. 108 153. Glanzstärko in Würfel- 
form. — F. Scharowski, Berlin. 12. No- 
vember 1898. 

Kl. 8. No. 108 319. Wolltapeten-Imitation mit 
Holzmehlüberzug. — L. Fiedler, Wurzeni.8. 

Kl. 8. No. 108 585. Rotirender Garnträger au 
Maschinen zur Mercerisation von Garn in 
ßtrangform, darin bestehend, dass die Garn- 
stränge über hohle rotlrende Wellen ge- 
leitet werden und während der Rotation 
sich von einander entfernen. — W. E. Ay- 
kroyd, Aahwell. 29. November 1898. 

Kl. 8. No. 108 780. Vorrichtung zur salbst- 
thätigen Zuführung von Geweben (Breit- 
waare) für Appretur- und Färborcimaschinen, 
bei welcher die einzelnen mit dem Arbeits- 
gut in Berührung kommenden Theile aus 
indifferentem Material, als Hartgummi, V ulkan- 
fiber und dergl.. bestehen. — A. Dietel- 
Reichenbach I. V. 23. December 1898. 

Kl. 8. No. 108 861. Trocken- und Oxydations- 
maschino für Textilfasern, mit in verticalen 
Ständern angeordneten, verstellbaren Leit- 
rollen und um Zugwalzen gelegten, end- 
losen Drahtgeflechten. — Wagner & Ham- 
burger, Görlitz. 6. Januar 1899. 


Briefkasten. 

Zn nnontgelUichem — min sachlichem — Meinungsaustausch 
unserer Abonnenten. Jede ausführliche und beeonden 
werthvoLle Auakunftaerthelluag wird bereitwilligst bonorirt 

(Aaoajraf Znseedeagee bleiben anberärknlehtlirt.) 

Fragen. 

Frage 22: Nach welchem Verfahren färbt 
man am besten Schwarz und Marron auf 
Haseu- und Katzenfelle mit den Haaren? 

L c, 

Frage 23: Welche Farbenfabrik liefert 
Methylenblau in Form eines dunkelblauen Pul- 
vers? 

Antworten. 

Antwort auf Frage 18: Fragesteller sollte 
angebeu, ob das gewünschte Dunkelblau für 
lose Woll-, Garn- oder Stückfärberei und zu wel- 
chen Waareuartikeln dienen soll. Erst dann 
Hesse sich, meines Erachtens, sicher auf die 
Frage eingehon, da bekanntlich manche recht 
gute Farbstoffe sich doch nicht für alle Ma- 
terialien eignen. äa. 

Antwort auf Frage 19: Warum belichtet 
Fragesteller nicht selbst? Wenn mau sich für 
den einen oder anderen Farbstoff interessirt, 
so belichtet man ihn allein oder besser noch 
mit ähnlichen Froducten, die in gleicher Tiefe 
ausgefärbt sind, und das Resultat lässt sich 
oft viel schneller erfahren, als durch den 
Briefkasten einer Fachschrift. Sicherlich 
werden die Cyanol-Marken auch für Damen- 
confection verwendet. äa. 


Nachdruck mir mit Genehmigung der Redaction und mit genauer QueUeaangabe gestattet. 

Verlag Tun Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreier in BerltnSW. 

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Färber-Zeitung. 

1899. Heft 9. 


Zweck und Ziel de» Deutlichen 
Fftrber- Verband es. 

Von 

Wilh. Schehl, 

Voreitxendcr d«3 Färber-Vereinn filr Leipzig und Umgegend. 

Kurz nach der ersten Vorstandssitzung 
des Deutschen Färber-Verbandes, die Milte 
November in Berlin stattfand, bemächtigte 
sieh eines grossen Theiies seiner Mitglieder 
eine nicht geringe Aufregung. 

Ganz im Gegensatz zu den am 1. Juli 
1898 in Leipzig festgelegten Statuten wurde 
von gewisser Seite eine Tendenz in den 
Verband zu bringen gesucht, welche nichts 
Geringeres bezweckte, als eine Trennung 
in unserem Verbände zwischen Arbeitgeber 
und -Nehmer herbeizuführen. 

Ich sage, ganz im Gegensatz zu den 
Verbandsstatuten, denn diese besagen doch 
klar und deutlich, dass uns als Mitglied 
Jeder willkommen ist, einerlei, ob er 
practischer Färber, Drucker, ehern. Wascher 
ist , oder gar nur Lust und Liebe oder 
geschäftliches Interesse an unserem Hand- 
werk hat. 

Jeder ist uns willkommen, soweit seine 
gesellschaftliche und practische Stellung im 
geschäftlichen Leben in nur irgend einer 
Weise ihn mit der Färberei in Berührung 
bringt und gegen seinen Lebenswandel 
nichts einzuwenden ist; selbstverständlich 
ebensowohl Principal als Angestellter. 

Wir leben doch in einer Zeit, in welcher 
der Klassenhass ohnedies schon bis auf's 
Aeusserste geschürt ist, und wir haben 
wahrlich keine Ursache, in unserem jungen 
Verbände einen derartigen Zwiespalt schon 
jetzt, wenn überhaupt, einreissen zu lassen. 

Seien wir ganz offen, sobald wir eine 
wie oben erwähnte Trennung herbeiführen, 
dann haben wir rund herausgesugt auf der 
einen Seite einen sozial organisirten Ver- 
band, und wir stossen wieder mit unseren 
Statuten zusammen, in denen festgelegt 
ist, dass unser Verband sich nicht mit po- 
litischen Dingen befasseu soll. 

Nehmen wir uns doch ein Beispiel an 
dem Verein deutscher Ingenieure; was hat 
dieser festgefügte Verein nicht schon Alles 
erreicht und durchgesetzt, und in demselben 
wohnen doch auch cinmöthig neben ein- 
ander der angestellte Ingenieur neben dem 
grössten Betriebsdirector und Fabriksbesitzer 
Kt x. 


Warum sollte das bei unserem Verbände 
nicht ebenso der Fall sein können? 

Glücklicherweise ist es den Bemühungen 
verschiedener Herren auf der letzten Ver- 
bands-Vorstandssitzung in Chemnitz nun ge- 
lungen, diesen angehenden Zwiespalt in 
unserem Verbände zu entfernen. 

Der Verband steht fest auf dem Grunde 
seiner Statuten und umfasst einmüthig Ar- 
beitgeber und -Nehmer. 

Und nun aber auf. Alle ihr deutschen 
Färber, Drucker. Wäscher und Alles, was 
Interesse an der Färberei hat! 

Lasst Euch nicht abhalten durch klein- 
liche Sonderinteressen, tretet Alle zusammen 
und kommt Mann für Mann herbei, um als 
Mitglieder des Deutschen Färber-Verbandes 
im Interesse unserer gemeinsamen Sache 
zu wirken! 

Lasst alle kleinlichen und lokalen Be- 
denken zurück und schaart Euch, unbe- 
kümmert um innungs- und althergebrachte 
Interessen, einmüthig um den Wahlspruch : 
, Einer für Alle und Alle für Einen*! 
Mögen sich in den verschiedenen Industrie- 
centren Ortsvereine bilden, welche nach 
ihrer Constituirung sich zu dem grossen 
Verbände anmelden. Nur durch den guten 
Willen eines jeden Einzelnen kann das er- 
reicht werden, was uns bei Gründung 
des Deutschen Färber-Verbandes vorge- 
schwebt hat. 

Wir wollen über das ganze deutsche 
Vaterland verbreitet einen Verband haben, 
der lediglich Fachinterossen verfolgt und 
neben seinen idealen Bestrebungen, der 
Stellenvermittlung und Unterstützung be- 
dürftiger Mitglieder, das Zusammenhalten 
sämmtlicher Fachgenossen und Freunde 
bezwecken soll. 

Wir bilden einen Verband, der voll- 
ständig unabhängig dasteht von dem in 
Chemnitz thütigen Vereine, zur .Wahrung 
der Interessen der Färbereien und Drucke- 
reien“. 

In diesem Vereine können selbstredend 
| nur Arbeitgeber resp. Firmen aufgenommen 
| werden, aber keinesfalls ist es ausge- 
I schlossen, dass diese Herren auch bei uns 
■ Mitglieder werden können, sondern sie 
| sind, wie schon oben erwähnt, herzlich 
willkommen. 

‘J 


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Lauber, Appretur verschiedener Qualitäten von bedruckten Baumwollstoffen. 


rPtrber-Zettnn?. 
I Jahrgang IM. 


134 


Gleichzeilig benutzen wir diesen Appell 
an unsere Fachgenossen, um dieselben zu 
dem am 1. Juli 1899 in Chemnitz statt- 
iindenden Färbertago herzlichst einzuladen. 

Allen sollen sie kommen, um dadurch 
zu zeigen, dass man Ernst macht mit den 
im vergangenen Jahre in Leipzig gefassten 
Beschlüssen. Es ist unmöglich, von Ver- 
bandswegen an sJtmmtliche Fachgenossen 
eine Einladung zu senden, da durch das 
häufige Wechseln der Stellen der richtige 
Empfang der Einladungen sehr in Frage 
gestellt wird. 

Deshalb richten wir an Alle im grossen 
deutschen Vaterlande t hängen Färber, und 
deren Zahl ist Legion, die dringende Bitte, 
in Chemnitz zu erscheinen, oder aber doch 
wenigstensihrcMitgiiedschaft zum Deutschen 
Färber- Verbände anzumelden. 

Sage sich Keiner, an mir allein ist 
nichts gelegen; Jeder muss denken, dass 
er mit seinem Beitritt einen Stein einfügt 
in den grossen Bau des Verbandes, auf 
dass wir eines Tages stolz sein können, 
auf die Vereinigung: „Deutseher Färber- 
Verband“. 

Oie Janusfarben. 

Von 

Max Becke. 

In dem Artikel „Die Baumwollfärberei 
des Jahres 1893“ in Heft G dieser Zeit- 
schrift wird die Behauptung aufgestellt, die 
Janusfarben seien für die Baumwollfärberei 
von untergeordneter Bedeutung. 

In der Beilage erlaube ich mir nun den 
Lesern dieser Zeitschrift und insbesondere 
den Fachmännern darunter einige mit 
Janusfarben hergestellte Nüancen mit Echt- 
heitsproben vorzulegen. 

Mir ist keine Farbstoffgruppe bekannt, 
ausser den Janusfarben, die an der Hand 
einer einheitlichen und einfach zu hand- 
habenden Färbemethode Farben von 
gleichen Echtheitseigenschaften auf Baum- 
wolle lieferte — dem Leser wohl auch 
nicht. 

Eine unparteiische und sachliche Prü- 
fung der Junusfarben muss jeden Fachmann 
zu dem Urtheile führen, dass die oben 
eitirte Behauptung eine irrige ist. 

Appretur verschiedener Qualitäten 
von bedruckten Baumwollstoffen. 

Von 

Dr. Eduard Lauber. 

ISckluu t. S. 117 J 

Für Wnare. welche von der linken Seite 
mittels der Kacket apprctirt wird, wie z. B. 


in Alizarin gefärbtes Violett und Puce ver- 
wendet man folgenden: 

Rackelappret. 

27 kg Weizenstärke werden mit 
216 Liter Wasser gekocht und heiss 
70 g Salicylsäure (zur Verhütung 
der Gährungi eingerührt; ausser diesem 
Appret bereitet man sich für Chamois- ge- 
klotzte Waare den 

Chromappret. 
ln 10 Liter Malzappret werden 

1 kg Chromgelb in Teigform und 
200 g Chromorange in Teigform 
eingerührt. Ferner bereitet man sich noch, 
besonders für sogenannten Seidenappret den 

Appret 605/1. 

6 kg Kartoffelstärke und 
500 g Marseiller Seife »-erden mit 
160 Liter Wasser gekocht; bei harter 
Albuminwaare nimmt man nur 4 kg Kar- 
toffelstärke. 

Man mischt nun aus diesen Stamin- 
appreten, die für jeden Artikel nothwendigen 
Apprete, z. B. 

Appret für Türkischroth gefärbte 
Waare. 

Zu 30 Liter Rackelappret setzt man 
10 - Malzappret. 

Appret für harte Chromwanre. 

30 Liter Rackelappret, 

20 - Malzappret. 

Appret Tür gedeckte Ia Waare. 

40 Liter Rackelappret, 

10 - Malzappret. 

Seidenappret für Chamois. 

Die Waare wird zweimal mit folgender 
Mischung appretirt: 

16 Liter Appret 605/1, 

40 - Wasser, 

6 - Chromappret. 

Für lange Waare, Glattappret, 
nimmt man 

30 Liter Malzappret, 

20 - W asser, 

4 - Chromappret. 

Chamoisappret für Farisiens. 

Die Waare wird zweimal appretirt mit 
30 Liter Malzappret, 

26 - Wasser, 

1 '/> - Chromappret. 

Derselbe Appret für 

Brillantine-Tücher. 

Zweimal appretiren mit 
12 Liter Malzappret. 

24 - Wasser, 

4 - Chromappret. 


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136 


Heft 9. 1 
1 Mat 1899. J 


Laubar, Appretur verschiedener Qualitäten von bedruckten Baumwollstoffen. 


Chamoisappret für lange Waare. 

Glattappret. 

Zweimal 

15 Liter Malzappret, 

30 - Wasser, 

6 - Chromappret. 
Chainoisappret für Creton. 

25 Liter Wasser, 

25 - Malzappret, 

4 - Chromappret. 

Will man einen schönen Glanz auf der 
appretirten Waare haben, so kocht man 
sich folgenden 

Glanzappret-Stainm. 

20 kg Weizenstarke, 

10 - Kartoffelstärke, 

160 g Wachs, 

216 Liter Wasser; 
hiervon n imm t man zum Appret 

2 Theile und 

1 Theil Malzappret. 

Kür Molinos-Glatt 

nimmt man ganz Malzappret. für 
Molinos-Creton 
auf 1 Liter Malzappret 
1 - Wasser. 

Lei sämmtlichen einfarbigen Anilin- 
schwarz werden auf 

50 Liter Malzappret 
10 - bei glattem Appret 
(20 - bei Creton-Appret) 

70 g kryst. Soda zugegeben. 

Wie bekannt, werden Batiste und 
Musseline an der Appreturmaschine auf- 
gerollt und dann zur Spannmaschine ge- 
bracht; diese besteht aus zwei parallelen 
Schienen, je nach der Länge des dispo- 
niblen Raumes kürzer oder länger, auf 
welchen die Stücke mittels Kluppen be- 
festigt werden. Dann werden langsam und 
vorsichtig diese Längsschienen auseinander 
gedreht, bis die Waare auf die genügende 
Breite gespannt ist. Man bewegt nun von 
Hand die Längsschienen so lange vor und 
zurück, bis die Kante des gedruckten 
Tuches schön horizontal ist. Hierauf lässt 
man von unten Heissluft zutreten, um die 
Stücke zu trocknen. 

Man appretirt weissbödige 

Batiste und Musseline 
mit einer Mischung von 

50 Liter Malzappret mit 

8 — 12 - Wasser, je nach der Schwere 

des Musters. 

Schwere Böden in Anilinschwarz und 
gefärbtem Alizarinbraun appretirt man mit 
einer Mischung von 

3 Liter Melasse und 

8 — 9 - Wasser. 


Behandlung der nach vorstehenden 
Vorschriften appretirten Waare. 

Seidenappret-Tüchel. 

Die Waare wird zwei Tage nach dem 
Appretiren eingesprengt und bleibt einige 
Stunden aufgerollt liegen. Dunkelbödige 
Waare wird dann zweimal heiss scharf 
calandert. 

Tücher mit Bordüren und Spiegel in 
Grau, Mode, Alizarindampfchamois, Alizarin- 
rosa und ähnliche, sowie weissbödige Waare 
w r erden das erste Mal kalt, das zweite Mal 
heiss scharf calandert. 

Tüchel auf Cretonappret und w'eich, 
Brillantiues und Köperwaare werden nach 
dem Appretiren undAuskühlen eingesprengt; 
man lässt sie einen Tag aufgerollt liegen, 
worauf sie abgelegt werden. 

Lange Waare Ia (Qualität, welche Seiden- 
uppret erhalten soll, wird behandelt wie 
die Tüchel auf Seidenappret. 

Alle Cattune, welche auf Glattappret 
gehen, werden nach dem Appretiren und 
Auskühlen eingesprengt und scharf kalt 
calandert. 

Ia Waare auf Cretonappret wird vor 
dem Appretiren scharf kalt calandert, appre- 
tirt, nach dem Auskühlen eingesprengt und 
zum Ablegen geliefert. 

Leichte Cattune, weiche auf beiden 
Seiten gestärkt werden, sprengt man nach 
dem Auskühlen ein und calandert sie dann 
leicht und kalt, indem man sie auf dem 
Calander durch zwei mit Bombage ver- 
sehene Walzen gehen lässt. 

Creton, welche nur auf einer Seite mit 
der Rackel gestärkt sind, ebenso Brillan- 
tine und Brocat werden nach dem Stärken 
und Auskühlen eingesprengt und abge- 
liefert. 

Im Nachfolgenden gebe ich nun ver- 
schiedene Vorschriften an, welche ich vor 
wenigen Jahren in der Fabrik 

Mazzonis in Torre-Pellice (Piemont) 
angewendet habe; es war in dieser Fabrik 
eine reine Manie eingerissen, jedem Kunden 
auf Wunsch einen besonderen Appret zu 
liefern, und so war es gerade keine an- 
genehme Lagt?, nicht weniger als „sage 
und schreibe“ 58 verschiedene Apprete 
anwenden zu müssen. Selbstverständlich 
ist hier nicht der Platz, um alle diese 
Kunststücke der Oeffentlichkeit zu über- 
geben und so beschränke ich mich darauf, 
nur die wichtigsten hier anzuführen: 

Füllappret für gewöhnliche, leichte 
Cattune ,T /u, "/u u - a - Cretonappret. 

Man appretirt von der linken Seite mit 
der Rackel mit folgendem Appret: 


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1 3ß Laubvr, Appretur verschiedener Qualitäten von bedruckten Baumwollstoffen. [ ' 


240 Liter Wasser, 

12 — 20 kg Dextrin (je nach Qualität 
des Gewebes), 

15 - Kartoffelstärke, 

20—25 - Kaolin feinster Qualität 1 ), 

14 - Bittersalz (schwefelsaure 

Magnesia), 

3 - Marseiller Seife. 

Glanzappret. 

Für diesen verwendet man denselben 
Appret, nur nimmt man biB zu 38 kg 
Dextrin und nur 15 bis 20 kg Kaolin. 

Will man einen sehr starken Appret, 
so dient folgender 

Starker Appret für Creton in leichter 
Waare. 

240 Liter Wasser, 

48 kg Dextrin, 
tö - Kartoffelstärke, 

20 - Kaolin, 

14 - Bittersalz, 

3 - Seife. 

Kür Glanzappret derselben Stärke ver- 
wendet man 50 kg Dextrin. 

Je nach gewünschtem Appret. Kr- 
achwerung der Waare und verlangtem Griff 
kann man bis auf 10 kg Dextrin herunter 
gehen. 

Für sog. Kternel - Muster, wie z. B. 
schwere Decker mit weissen Kugeln in 
Anilinschwarz, Mittel- und Dunkelblau und 
Chrompuce, und welche meist mit Glanz 
appretirt verlangt werden, verwendet man 
folgenden Appret: 

240 Liter Wasser, 

00 kg Dextrin, 

10 - Kartoffelstärke, 

20 - Kaolin, 

14 - Bittersalz, 

3 - Seife. 

Will man recht starken Appret, eben- 
falls auf Glanz, so verwendet man den- 
selben Appret unter Vermehrung des 
Dextrins nur 100 kg. 

Appret Tür Türklschrotl) gefärbte 
Waare ,7 /, r ,. 

240 Liter Wasser, 

13 kg Dextrin, 

15 - Kartoffelstärke, 

14 - Bittersalz, 

3 - Seife. 

>) Die beste Qualität, welche ich während 
meiner Praxis bekam und welche sich auch 
znm Aetzdruck eignet (s Lauber's Handbuch 
des Zeugdrucks, Bd. II, 8. 378), erhielt ich durch 
die Firma Fischer & iiuuoid in Mailand; uh 
die Waare englischer oder olsässer Provenienz 
war. ist mir nicht bekannt. 


Appret für Naphtylamin-Granat auf 
Domestiq ues. 

240 Liter Wasser, 

30 kg Dextrin. 

16 - Kartoffelstärke. 

50 - Kaolin, 

16 - Bittersalz, 

12 - Seife. 

Die so appretirien Domestiques passiren 
einen kleinen Culander derart, dass sie nur 
zwischen der oberen und mittleren Walze 
kalt durchgehen, wobei der Appret dadurch 
gpbroehen wird, dass man die Stücke durch 
passende Stellung der Leitstftbe gespannt 
über eine mit von der Mitte aus diver- 
girenden Rippen versehene breite Eisen- 
schiene führt. 

Alle anderen Cattune, ebenso wie Möbel- 
stoffe erhielten ganz ähnliche Apprete, nur 
mit Abänderungen der Gewichtsverhältnisse 
der verschiedenen Begtandtheile. 

Mit Indigo gefärbte, schw ere Domestiques 
erhielten folgenden Appret: 

240 Liter Wasser, 

82 kg Dextrin, 

12 - Seife, 

20 Liter Traganthwasser (20 g pro 
Liter). 

Ganz schweie Indigowaare, welche auf 
dem Spannrahmen auf 110 cm Breite ge- 
macht wurde, um sie nachher zu doubliren, 
erhält folgenden Appret: 

240 Liter Wasser, 

35 kg Dextrin, 

10 - Seife, 

20 Liter Traganth; 

die gewöhnlichen 05 cm heilen Domestiques 
240 Liter Wasser, 

60 kg Dextrin, 

10 - Seife. 

Kaschmir mit Prud'homtne'schen 
Anilinschwarz 
erhalten einen Appret von 
210 Liter Wasser, 

3 kg Dextrin, 

20 - Seife. 

Dieser Appret giebt einen sehr schönen, 
weichen Griff und das Schwarz wird etwas 
bläulich. 

Appret für glatt gefärbte Waare. 

Glatte, gefärbte Stücke in Indigo, 
Türkischroth, Blauholzschwarz für Trauer 
erhalten einen Appret von 
240 Liter Wasser, 

17 50 kg Dextrin, 

3 - Seife 


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Heft 9. 1 

1 Mai MWj 


Laub er, Appretur verschiedener Qualitäten von bedruckten Baumwollstoffen. 


137 


Appret für Satin. 

240 Liter Wasser, 

12 kg Dextrin, 

6 - Seife, 

4 - Glycerin. 

Behandlung der Stücke nach dem 
Appretiren. 

indigowaare und Kaschmir in geatztem 
A nilinsehw arzfPrud" homme) werden schwach 
eingesprengt und abgelegt. 

Satins werden auf dem grossen Ge- 
bnuer’schen Calander mit vier Cyündern 
scharf calandert. 

Dunkle Indigostücke einmal heiss und 
einmal kalt calandert. 

Weissbödige Waare wird zweimal wann 
calandert. 

Hellere Indigo- und Kleiderstoffe in 
Schwarz- und Granatböden calandert man 
zweimal kalt. 

Was den Anfangs besprochenen Links- 
appret, welcher durch Behandlung von 
Starke mit Natronlauge hergestellt wird, 
betrifft, so ist mir der Erfinder unbekannt. 

Dr. Kieimeyer hat schon im Jahre 1865 
eine Linksappretur versucht, und zwar von 
oben und mit gekochtem Appret. Es ist 
ihm jedoch, wie er mir mittheilte, nicht 
gelungen, befriedigende Resultate zu er- 
zielen; ebenso ging es ihm mit gewöhn- 
lichem Appret und Appret mit Bittersalz. 

Es wurden dann etwas später in ver- 
schiedenen Etablissements Versuche mit 
dem auf kaltem Wege durch Einwirkung 
von Natronlauge auf die Stärke bereiteten 
Appret gemacht, aber bald wieder ein- 
gestellt, weil das Weiss der Stücke gelb 
und die Waare mürbe wurde, und Dr. Kiel- 
meyer gebührt das Verdienst, den Appret 
in einer Weise hergestellt zu halten, dass 
er anwendbar wurde und seither in vielen 
Fabriken mit ausgezeichnetem Erfolg an- 
gewendet wird, namentlich nach Veröffent- 
lichung der oben citirten Arbeit in „Oester- 
reichs Wollen- und Leinengewerbe“ und 
der Copie dieses Artikels, welche Depierre 
in seiner „Appretur“ (S. 408) allerdings 
unbegreiflicher Weise ohne Nennung des 
Urhebers gebracht hat. 

Kielmeyer fand als Chemiker sehr bald, 
dass die Waare nur aus dem Grunde gelb 
und mürbe wurde, weil der Appret ent- 
weder alkalisch oder sauer war und es 
war ihm ein Leichtes, diesem Mangel abzu- 
helfen. 

München-Gladbacher Artikel. 

Appret für starke Moleskin. 

550 Liter Wasser, 

32 kg Chinaclay, 


50 kg weisses Dextrin, 

10 - Fett, 

5 - Softening (OttoSfarcke&Uo., 

Leipzig-Lindenau), 

30 - Weizenstärke, 

1 '/, - feste ElaTnseife werden 

tüchtig gekocht. Bei Moleskin mit ge- 
färbtem Grund lässt man Chinaclay weg, 
giebt aber 4 kg Stärke und 5 kg Dextrin 
mehr. 

Man appretirt die Stücke voll mit 
warmem Appret, sprengt schwach ein und 
calandert nun die Waare mit Weiss, wie 
z. B. einfarbig Anilinschwarz, heiss einmal, 
während Stücke mit gefärbtem Grund kalt 
calandert werden. 

Appret für ganz dünne Moleskin. 
550 Liter Wasser, 

35 kg Chinaclay, 

55 - Dextrin, 

7 - Fett, 

6 Vt - Softening, 

33 - Weizenstärke, 

1 '/, - SeHe. 

Auch hier lässt man bei gefärbtem 
Grund Chinaclay weg und giebt 5 kg 
Weizenstärke und 8 kg Dextrin mehr zu; 
calandert wird wie oben. 

Russischer Moleskinappret für starke 
Waare. 

76 kg Weizenstärke, 

33 - Dextrin, 

6 Liter Kartoffelsyrup, 
l 1 /« kg Unschlitt. 

1V 4 - Seife, 

3 '/, - Kochsalz, 

1 '/ 4 - kryst, Soda, 

580 Uter Wasser werden tüchtig ge- 
kocht; das Ganze giebt ca. 630 Liter. Nach 
dem Appretiren wird eingesprengt und heiss 
einmal calandert. 

Appret für auf gebleichte Waare ge- 
druckte Fustian. 

550 Liter Wasser, 

35 kg Chinaclay, 

60 - Dextrin, 

10 - Fett, 

5 - Softening, 

35 - Weizenstärke, 
l 1 /, - feste ElaTnseife. 

Appret für leichte ('ustian.l 
550 Liter Wasser, 

40 kg Weizenstärke. 

Alles Uebrige wie beim Appret für 
schwere Fustian. 

Angola-Appret. 

450 Liter Wasser, 

20 kg Chinaclay, 


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1S8 


50 kg 

Dextrin. 

10 - 

Fett, 

5 - 

Softening, 

28 - 

Stärke, 

1 ’/a - 

ElaTnseife. 


Ein starker Artikel för Gladbach war 
vor einigen Jahren (und wird es wohl 
noch heute sein?) der sog. Satanella-Ar- 
tikel für Unterröcke auf zweiseitig gerauhte, 
hreite Flanelle; die Stücke werden in 
Benzopurjiurin gefärbt, tüchtig ausge- 
waschen, getrocknet und mit Anilinschwarz 
überdruckt. Nach der Oxydation im 
Mather-Platt wurden sie breit durch ein 
warmes Sodabad gezogen, gewaschen und 
getrocknet, dann wurden sie behufs Be- 
schwerung mit folgender Mischung appretirt: 
100 Theile Dextrinlösung von 28* Be. 
werden mit 

280 Theilen einer concentrirtnn Lö- 
sung von gelbem Bleizucker so zusammen 
gekocht, dass die fertige Lösung 27 bis 
29° B6. zeigt. 

Ob dieses Verfahren noch heute ange- 
wendetwird, ist mir nicht bekannt, jedenfalls 
halte ich es für höchst gesundheitsschädlich 
und ungesetzlich. 

Ein grosser Theil für Moleskin, Pilot, 
zweiseitig gerauhte Kalmuk u. a. erhalten 
Leimappret, und zwar; 

Schwarze Diagonal 

(schwere Waare) Leimappret von fi* Be., 


schwere Pilot 

- 

- 2« - 

Kalmuk 

. 

- 7« - 

Moleskin 

- 

- 3* - 

dünne 

- 

- 6" - 

Mittel Fustian 

(dunkle Farben) 

- 

- 10 '/,* - 

ganz dünne Fustian 

(dunkle Farben) 

- 

- 12 - 

Mittel Moleskin 

(dunkle Farben) 

- 

- 9* - 


Wegen der Schur der gerauhten Waare, 
wird kochend heiss appretirt, die Waare 
breit durch einen mit perforirten Dampf- 
röhren versehenen Kasten langsam gezogen 
und kalt calandert, auf je 450 Liter Appret 
werden stets 10 kg Fett, und 5 kg Softening 
gegeben. Der Leimlösung giebt man zur 
Beseitigung des unangenehmen Geruchs 
etwas Mirbanöl zu. 

Gedruckte Barchente schwerer Qualität, 
welche nur auf der Rückseite gerauht sind, 
werden mit einer Mischung von 

10 Liter Traganthwasser a 82 g und 
10 - Chlorkalklösung von 1* Be. 
voll appretirt. Die Waare wird nach dem 
Appretircn schwach eingesprengt und dann 
die gerauhte Seite mit einer Karde feinster 


I Firtor-ZeltunK 
iJahrgang iww. 

Nummer nachgerauht, um die festgeklebten 
Haare wieder etwas aufzurichten. 

Leichte Barchente erhalten folgenden 
Appret: 

40 kg Traganthgummi werden in 
150 Liter Wasser 24 Stunden eingo 
weicht und dann mit 
20 kg Dextrin 10 bis 12 Stunden 
gekocht. 

Nach dem Appretircn wird wie vorher 
nachgerauht und heiss calandert. 

Appret zweiseitig bedruckter 
Flanelle. 

Ein sehr stark gehender Gladbacher 
Artikel, der hauptsächlich zu billigen 
Hemden verarbeitet wird, sind zweiseitig 
mit Anilinschwarz oder billigem Chrom- 
braun bedruckte Stücke, dieselben sind 
auf beiden Seiten gerauht und erhalten 
nach dem Waschen und Trocknen, was 
stets auf einfachen Breitwaschkufen ge- 
schieht, nach erfolgtem Trocknen einen 
Appret mit Dextrinlösung von '/** Be., 
falle man es mit gebleichter Waare zu thun 
hatte; der Artikel wird aber häutig aus 
Sparsamkeitsrücksichten auf Rohwaare ge- 
druckt, welche nur in etwas Soda aus- 
gekocht und gewaschen wird. In diesem 
Fall setzt man dem Appret etwas Ultra- 
marin zu; nach dem Appretircn wird kalt 
calandert. 

Noch ist ein in Russland sehr gang- 
barer Artikel zu erwähnen. Es werden 
besonders in Polen (Zawicreie, Lodz und 
Pabianice), sowie in Moskau, Iwanowo- 
Wosnesensk u. a. auf ein aus Abfallbaum- 
wolle hergestellles Gewebe hübsche Hosen- 
zeugmuster, beiderseitig in Dampffarben 
gedruckt; diese Waare wird nach dem 
Breitwaschen getrocknet und mit folgender 
Mischung appretirt: 

8 '/, kg Weizenstärke, 

33 - Kartoffelstärke, 

6 Liter Leimlösung, 

580 - Wasser. 

Nach dem Appretiren wird ohne Ein- 
sprengen kalt calandert. 

Es sind dies, wie schon im Eingang 
gesagt, die wichtigsten und besten Apprete, 
welche ich in mehr als 20jähriger Praxis 
angewendet habe und ich wünsche* nur, 
dass meine Publikation einigen Nutzen 
schaffen möge. 

Leipzig-Lindenau, Januar 1899. 

Erläuterungen zu der Beilage No. 10. 

No. i. Lama, schwarz und roth karrirt. 

Das Schwarz wurde gefärbt mit 

4 */o Anthracenchromschwarz F 

(Cassella), 


Erläuterungen zu der Beilage. 


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Heft 'J. 1 

1 . Mal 18 » .] 


Erläuterungen zu der Beilage. 


139 


unter Zusatz von 

10 •/» Glaubersalz krvst., 

5 - Essigsäure (30 procentige). 

IV, - Schwefelsäure und 
1 '/* - Chromkali. 

Man setzt Farbstoff, Glaubersalz und 
Essigsäure zu. Hisst aufkochen, schreckt 
die Flotte ein wenig ab, behandelt die 
Garne 10 Minuten ohne und 45 Minuten 
unter Kochen, giebt die Schwefelsäure auf 
zweimal zu, lässt kochen bis die Flotte 
nur noch einen blassen, bläuliehrothen 
Schein hat und chronhrt hierauf mit der 
angegebenen Chromkalimenge während 
30 Minuten schwach kochend nach. Statt 
der Schwefelsäure kann man auch 5% 
Weinsteinpräparat anwenden. Ueberhaupt 
werden die Säurezusätze, je nach der 
Menge des Farbstoffes bezw. der Tiefe der 
Färbung, um etwas gesteigert. Auch em- 
pfiehlt sich bei hartem Wasser die Mit- 
verwendung von oxalsaurem Ammoniak, 
durch welches der im Wasser enthaltene 
Kalk ausgefällt wird. Die Farbe ent- 
wickelt sich erst durch die Chrom- 
behandlung zu einem vollen, schönen 
Schwarz. Anthracenchromschwarz ist ein 
gutes Product, und wird von der Firma 
in einer reichhaltigen Broschüre auf die haupt- 
sächlichsten Wollmaterialien und denselben 
angepassten Färbeverfahren vorgeführt. 

Die von mir vorgenommenen grossen 
Versuche auf losen Wollen zu Walkwaaren 
mit Weiss, auf Garnen und Stücken (auch 
auf schweren Filzen) befriedigten vollkommen. 
Die Egalisation und Durchfärbung starker 
Stückwaare gebt glatt von Statten. Das Pro- 
duct besitzt, soviel sich bisjetzt erkennen liess, 
wohl alle für die Echtfärberei nothwendigen 
Eigenschaften, und zeichnet sich ganz be- 
sondere durch seinen schönen vollen Ton 
aus. Die Nüance des echten Alizarin- 
schwarz WR der B. A. & S. F. sieht stumpf 
dagegen aus. Ausserdem russt Anthracen- 
chromschwarz F gar nicht ab, weshalb 
nach dem Färben ein kurzes Spülen in 
Wasser vollkommen genügt. Für l'eber- 
färbungszwecke, wie ich das Product vor- 
führ®, genügt vielleicht auch eine 3 bis 
3’/< procentige Ausfärbung. Das Schwarz 
wurde mit weissem Garn verwebt, ge- 
walkt, wobei es gar nichts ablässt, und 
auf 10 kg Waare mit 

300 g Victoriascharlach 2 R (Berl. 

, Act.-Ges.), 

20 - Krystallponceau 6R (Cassella 
& Co.), 

unter Zusatz von 

10*/« Weinsteinpräparat in l 1 /« 
Stunde kochend überfärbt. um-/ &*«*(. 


No. a. Lama, schwarz und hellblau karrlrt. 

Schwarz wurde wie bei Muster No. 3 
gefärbt. Die Waare wurde auf alter Flotte 
mitAlkalihluu 2B (Oehler) gefärbt, hierauf im 
Schwefelsäurebad abgesäuert WeorJ Hetraii. 

No. 3. Hellblau aut io kg HalbwoU-Covertcoatlng. 

Färben mit 

30 g Brillant - Aiizarincyanln 3G 
pulv. (Bayer), 
unter Zusatz von 

1 kg Glaubersalz und 
500 g Essigsäure (SOprocentige). 

Man kocht */, Stunden, giebt 300 g 
Schwefelsäure zu und lässt noch '/* Stunde 
kochen. a. x. 

No. 4 Aetzblau FDB auf Anilinschwarz. 

Vorschrift : 

10 Theile Aetzblau FDB (de Brünn, 
Barmen), 

5 - Blutalbuminlösung 1 : 2, 

5 - Traganthlösung. 

Bei sehr feinen Dessins soll der Zusatz 
von etwas essigsaurem Natron empfehlens- 
werth sein. >v. s. 

Die Säure- und Alkaliechtheit sind gut, 
die t’hlorectatheit gering. 

No. 5 Zweifarbige Halbwollgewebe mit mcrceri- 
sirten Baumwolleflecten. 

Wolle ohne kochen gefärbt mit 
Rhodamin O (Farbw, Höchst), 
unter Zusatz von 

2"/„ Weinsteinpraparat. 

Baumwolle gefärbt mit 

Diaminreinblau (Cassella) und 
Thioflavin 8 ( - ), 

dann wurde in schwachem Seifenbad ge- 
waschen und mit Wasser nachgespült. 

e. h 

No. 6. Druckmuster. 

60 g SchwarzsalzGW (Kallc)werden 
mit 

200 - Wasser (45 bis 50° 0.) ange- • 
teigt, in 

600 - Eisverdickung und 
200 - Traganthschloim 60 : 1000 ein- 
gerührt und gut gesiebt. Man druckt auf 
weissen, unprftparirten Stoff, trocknet und 
nimmt auf dem Foulard durch ein auf 65° C. 
erhitztes Bad von 

1 kg 500 g Nitrit, 

1 - Kochsalz und 

50 Liter Wasser. 

Eine Minute durchnohmen, 15 bis 20 
Minuten liegen lassen, dann waschen, */, 
Stunde bei 50 " C. seifen, wieder waschen 
und trocknen. r«* « a>. 

Vgl. die Mittheilung in Heft 8, S. 126, 
über das französ. Patent No. 282 383, 
Verbesserung bei der Erzeugung schwarzer 
Farben aus Blauholz. 


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Rundschau. 


r Klrber-Zeltun* 
l Jahrgang 189». 


140 

No. 7. Btnzodunkelgrün GG auf io kg Baum- 
wollgarn. 

Gefärbt wurde mit 

300 g Bcnzodtinkelgrün OG (Bayer) 
unler Zusatz von 

2 kg Glaubersalz und 
100 g Soda. 

1 Stunde kochen: dann '/« Stunde ohne 
Dampf nachziehen. Die Stlure- und Alkali- 
echtheit sind gut, die Chlorechtheit ist 
gering, die Waschechtheit befriedigend. 

Färberei der Färber- Zeitung. 

No. 8. Palatinchromschwarz A auf 10 kg 
Wollgarn. 

Gertirbt wurde mit 

000 g Palatinchromschwarz A 
(B. A. & S. F.) 
unter Zusatz von 

500 g Glaubersalz und 
500 - Weinsteinpriiparat. 

Nach genügendem Ausziehen des Bades 
125 g Chromkali 

zusetzon und noch '/ s Stunde weiter kochen. 
Bei schwer durchzufärbenden oder schwierig 
egalisirenden Stoffen soll es sich empfehlen, 
unter Beigabe von Glaubersalz reichlich 
'/< Stunde nnzukuchen, dann event. einige 
Zusätze von Essigstiure, spater solche von 
Weinsteinpriiparat oder Schwefelsäure zu 
machen. — Die Säure-, Schwefel- und 
Walkechtheit der Färbung sind als recht 
gut zu bezeichnen, /-srtwazw nar-ub. 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus deu Kundachroiben 
und Mustorkurten der Farbenfabriken.) 

Die Finna Leopold Cassella & Co. 
in Frankfurt a. kl. giebt eine Broschüre 
über ihre neuen Froducte Anthracen- 
chromschwarz F und 511 heraus. Der 
erstgenannte Farbstoff ist für die Woll- 
filrberei als Hauptmarke zu betrachten und 
soll sieh zur Herstellung von Echtschwarz 
sowohl auf Strang, loser Wolle und Kamm- 
zug als auch für die Stück- und Hut- 
färberei eignen. 

Die Marke 5B kommt für die Hut-In- 
dustrie und besonders zum Färben ge- 
steifter Haarliüte in Betracht und kann 
ferner zum Nüanciren von der Marke F 
verwendet werden. 

Für Schwarz kommt nur das Einbad- 
verfahren in Frage, während in Combi- 
nation mit Alizarin- oder Holzfarben für 
Modefarben, Braun u. s. w. die beiden 
Marken auch auf Chromsud gefärbt werden 
können. Mau besetzt das Färbebad bei 
kalkhaltigem' Wasser je nach dessen 
Härte mit 300 bis 600 g oxalsaurem 


Ammoniak für 1000 Liter Flotte und rührt 
gut um, wodurch der gesummte im Wasser 
enthaltene Kalk ausgefällt wird, fügt hier- 
auf 5% Essigsäure und die erforderliche 
Farbstoffmenge hinzu und geht mit dem 
Material heiss bis kochend ein. Man lässt 
V, bis s /< Stunden kochen, giebt alsdann 
je nach der Tiefe des Schwarz 4 bis 7“/» 
Weinsteinpräparat oder 1 ,5 bis 2,5 u / 0 
Schwefelsäure auf zweimal zu und behan- 
delt nach Erschöpfung des Bados mit 
1 bis 1 ’/, % Chromkali wahrend '/, Stunde 
schwach kochend nach, wobei sich das 
Schwarz vollständig entwickelt. Die an- 
gegebenen Mengen von Weinsteinpräparat 
bezw. Schwefelsäure beziehen sich auf das 
Färben in normaler Wassermenge und sind 
bei Verwendung ungewöhnlich langer 
Bäder entsprechend zu erhöhen. Ein 
grösserer Ueberschuss, sowie zu starkes 
Kochen beim Chromiren sind zu vermeiden, 
ila die Nfiance sonst weniger blumig aus- 
fällt. Die Färbeflotte zieht auch bei 
grösserem Säurezusatz nicht wnssorhell 
aus. Sie behält stets eine schwachrßth- 
liehe Färbung, die beim Chromiren nach 
Grau übergeht. Zum Nüanciren oder Ab- 
dunkeln kommen hauptsächlich Anthracen- 
Bäurebraun G und R oder für grünstichige 
Schwarz Anthracengelh BN und C in Be- 
tracht. Bei Sfüekwaare können auch 
Egalisirungsfarben, wie Cyanol, Echlsäuro- 
grün u. s. w. verwendet werden. Nach 
dein Bericht der Finna sind die Eehthcits- 
eigenschaften von Anthraecnehromschwarz 
recht gut. (Vgl. a. Muster No. 1 der heu- 
tigen Beilage.) 

Anthrncenchromsehwarz F auf 
Wollgarn: Das Huuptanwendungsgebiet 

soll in der Herstellung waschechter Striok- 
und Strumpfgarne, ferner Kamm-, Streich- 
und Cheviotgarne, die zu Uniwaare oder 
gemusterten Stoffen Verwendung finden 
sollen. Man arbeitet hierbei gewöhnlich 
in der Weise, dass man das Bad mit allen 
Zusätzen aufkocht, 15 Minuten ohne Dampf 
umzieht, hierauf kochen lässt und wie oben 
weiter verfährt. Es soll zu empfehlen 
sein, die Garne vor dem Färben zu 
Bchluudem oder abzudrücken, um zu ver- 
hindern, dass die direct nach der Wäsche 
ungleich genetzten Game heim Eingehen 
die Farbe ungieichmässig aufnehmen. 

Hierauf folgen nähere Angaben über 
Anthrncenchromsehwarz F auf Kamm- 
zug und loser Wolle und auf Stück- 
wnnre, die durch mehrere beigefügte 
Muster erläutert werden. 

Während für die Wollfärberei die 
Marke F als Hauptproduct zu betrachten 

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Rundschau. 


141 


llott -J. 1 

I Mal I8SD.J 


ist, sollen in der Hutindustrie beide 
Marken von Werth sein. Wie die Firma 
berichtet, besitzen sie, neben grosser Licht- 
echtheit und schöner Nüance, gute Wasser-, 
Schweiss-, Bügel-, Reib- und Alkaliechtheit 
und kommen infolgedessen für solche Woll- 
und Haarfilze in Betracht, die nach dem 
Farben gesteift und gesehrenkt werden, 
ferner für die sogenannten wetterfesten 
Hüte, welche eine starke Decatur erhalten. 
Die Marke F färbt auf Hüte ein mehr 
röthliches, 5B dagegen ein grünliehesSchw arz. 
Zum NQanciren eignen sich hauptsächlich 
Anthracengelb BN, Echtsäuregrün BN und 
Cyanol 30. 

Für weiche Woll- und Haarfilze 
besetzt man das Farbebad je nach der 
Harte des Wassers mit 300 bis 600 g 
oxalsaurem Ammoniak für 1000 Liter 
Flotte, fügt nach gutem Umrühren 207» 
Glaubersalz, 5*/» Essigsäure (welche bei 
starksauren Hüten fortfallen kann), sowie 
die erforderlichen Farbstofhncngen hinzu, 
geht mit den ausgekochten Hüten bei 
50 bis 60" 0 ein und treibt in etwa 20 
Minuten auf Kochtemperatur. Nach */« bis 
1 ständigem Kochen sind die Stumpen ge- 
wöhnlich durchgeförbt ; alsdann giebt man 
für Wollfilze 3 bis 47»> für Haarfilze 
5 bis 67« Schwefelsäure in mehreren Por- 
tionen zu und chromirt auf frischem Bade 
unter Zusatz von 1,5 bezw. 2,5V« Chrom- 
kali und 2V* conc. Salzsäure 30 bis 40 
Minuten kochend nach. Für gesteifte 
Hüte besetzt man die Flotte mit der früher 
angegebenen Menge von oxalsaurem Am- 
moniak, rügt nach gutem Umrühren 10°/« 
Weinsteinpräparat und den Farbstoff hin- 
zu und geht bei etwa 60 “C mit den in 
heissem Wasser eingebrühten Hüten ein. 
Man treibt in 15 Minuten bis nahe zum 
Kochen, giebt nach 7* ständigem Hantiren 
3 bis 47» Schwefelsäure in mehreren Par- 
thien zu und chromirt auf frischer Flotte 
mit 2 bis 2,5°/» Chromkali und 27* conc. 
Salzsäure 30 bis 40 Minuten kochend heiss. 

Das Chromiren auf frischer Flotte hat 
den Vortheil, dass das Färbe- und Chrom- 
bad weiter verwendet werden kann. Man 
verfährt dann in der Weise, dass man ohne 
Säurezusatz anfärbt und später Schwefel- 
säure nachsetzt. Ausserdem kann bei 
weichen und gesteiften Haarhtiten, deren 
Färbebäder nicht ausziehen, 3 bis2V*weniger 
Farbstoff verwendet werden als beim An- 
satzbad. Zur Verstärkung des Chrombades 
genügen 7* der zuerst angew andten Chrom- 
kali-Salzsäuremengen. 

Diamineralschwarz 3B und 6B sind 
zwei neue directfilrbende Farbstoffe der- 


selben Firma. Sie eignen sich zur Her- 
stellung von Blau- und Tiefschwarz auf 
Baumwollstrang, loser Wolle und Stück- 
waare. Auch für mereerlsirtc Waare sind 
die Produete anzuwenden; vier der Karte 
beigefügte Muster zeigen den Ausfall auf 
solcher. Beide Marken ergeben Schwarz 
mit blauem Schein. 

Baumwolle wird gefärbt unter Zusatz 
von 27* Soda und 207» Glaubersalz. Nach 
dem Färben wird nachbehandelt mit 27» 

Chromkali, 27« Kupfervitriol und 17, 

Essigsäure. Statt mit Chromkali, Kupfer- 
vitriol und Essigsäure, kann auch mit 37» 

Chromkali oder 37« Kupfervitriol allein 
nachbehandelt werden. Die letztere Nach- 
behandlung soll besonders für Stückwaarc 
zu empfehlen sein Dem Bericht der 
Firma zufolge besitzen die nachbehandelten 
Färbungen folgende Eigenschaften: Die 

Färbungen haltch Wäsche und Walke gut 
aus; die Lichtechtheit wird mit dem Prä- 
dikat IV bezeichnet; die Säure- und Bügel- 
echtheit sind gut; mit Zinnsalz lässt sich 
Diamineralschwarz nur bunt atzen, mit 
Zinkstaub dagegen nur weisB; beide Pro- 
ducte sind leicht löslich und können zum 
Färben auf Apparaten gut verwendet werden. 

Dergleichen Firma ist es gelungen, 
unter der Bezeichnung Cyanol FF eine 
neue Marke Cyanol herzustellen, die noch 
lebhaftere und reinere Nüancen als Cyanol 
extra liefern soll. Das neue Product be- 
sitzt sowohl in Bezug auf Egalisirungs- 
fähigkeit, als auch in Alkali- und Licht- 
echtheit die gleichen Eigenschaften wie 
Cyanol extra. 

Die Ac.tiengesellschaft für Anilin 
fabrikation bringt für ihr Sambesi- 
schwarz D einen neuen Schwarzentwikcler 
unter dem Namen Nerogen I) in den 
Handel. Während die mit Toluylendiamin 
entwickelten Färbungen meist zu einem 
Stich ins Bräunliche neigen, werden mit dem 
neuen Entwickler tief sch warze Nüancen 
mit Blaustich erzielt! Das Auflösen ge- 
schieht unter Zusatz von Salzsäure bei 
gewöhnlicher Temperatur (1 Theil Ent- 
wickler, etwa 3 Theile Wasser, 1 Theil 
Salzsäure 20' Be). Für 10 kg Baumwolle, 
gefärbt mit 57» Sambesischwarz D, rührt 
man 90 g Nerogen D mit 300 g Wasser 
von gewöhnlicher Temperatur an, setzt 
90 g Salzsäure 20° Be. hinzu und rührt 
um, bis vollständige Lösung eingetreten 
ist. Diese Lösung giebt man in das Ent- 
wicklungsbad, setzt etwa 300 g calc. Soda 
(bezw. etwa 800 g kryst. Soda) hinzu und 
entwickelt die in bekannter Weise diazo- 
tirtc und gespülte Waare wie gewöhnlich. 

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142 


Rundschau. 


f PArber-Zeltong. 
[Jahrgang 1899. 


Boi weiterpr Benutzung des Entw ieklungs- 
bades genügt für je 10 kg Baumwolle % 
der angegebenen Menge von Nerogen 1 > 
Mit Sambesischwarz D aoll er ein TieL 
8ehwarz mit intensiv blauer l'ebersidit, 
welches an Licht- und Waschechtheit die 
mit Toluylendiamin erhaltenen Färbungen 
noch übertrifft. liefern. 

Die Farbwerke vorm. Meister 
I.ucius und Brüning, Höchst a. M. 
versenden eine Musterkarte Azosäure- 
schwarz TL conc. und 3BL pat. auf 
Stückw&are, welche die Verwendung 
dieser Producte für die Herstellung der 
gangbarsten Schwarznüancen auf ver- 
schiedenen Stoffen zeigt. Das Färbe- 
verfahren ist folgendes: Auf frischem 

Bade nimmt man für 100 kg Wan re 
20 kg Glaubersalz und 5 kg Schwefel- 
säure; für die zweite Partie auf der Flotte ge- 
nügen 10 kg Glaubersalz und 4 kg Schwefel- 
säure und für die dritte und alle folgenden 
fi kg Glaubersalz und 4 kg Schwefelsäure. 
Für sehr harte, schwer durchfärbende 
Waare und solche, die zur Schüpperigkeit 
neigt, ist es rathsam, 50 bis 100 kg Glauber- 
salz auf frischem Bade zu nehmen. Man 
geht ndt der Waare in das heisse Bad ein 
und lässt 1 bis 1 ,5 Stunden kochen. Farb- 
stoffzusätze kann man ohne Abkühlen des 
Bades machen. Beim Abmustern ist darauf 
Rücksicht zu nelunen, dass die Nüance 
etwas grüner wird durch das Trocknen der 
Waare. Wenn zum Färben Apparate be- 
nutzt werden sollen, auf welchen zuvor 
mit Chrom gearbeitet wurde, so muss man 
dieselben zuerst gut auskochen, am besten 
mit Oxalsäure, um die Chronirückstünde, die 
das Azosüureschwarz trüben, zu entfernen. 
Aus demselben Grunde empfiehlt essich.beim 
Färben vonWaaren, die Kunstwolleenthalten, 
dem Färbebad 1 kg Oxalsäure zuzufügen. 

Dieselbe Finna veröffentlicht eine 
Musterkarte, Janusfarben auf loser 
Baumwolle betitelt. Die hellen Farben 
wurden in einem, die satten dagegen nur 
in zwei Bädern hergestellt. Die in Karte 
vorgeführten Farben sollen z. Z. bei einem 
niederen Geste hungspreis sehr walkecht 
sein, d. h. sie bluten nicht nur beim Ver- 
arbeiten mit weisser Wolle und Baumwolle 
nicht aus, sondern auch, mit weisser Wolle 
verarbeitet, halten sie die Vorappretur und 
das Färben im sauren Bade aus. Koch- 
und bleichecht in dem Sinne, dass die 
Farben, neben Rohbaumwolle verarbeitet, 
dem Bleichprocess widerstehen, sind sie 
jedoch nicht, ßämmtliche Färbungen der 
Musterkarto wurden auf frischem Bade her- 
gestellt. In demselben verbleiben 10 bis 15% 


Farbstoff, welche bei weiteren Partieen in 
Abzug zu bringen sind. Entsprechend der 
zu ersetzenden Wassermenge muss mit 
Essigsäure, Fluorchrom und Kochsalz nach- 
gebessert werden. Zur Herstellung heller 
und mittlerer Modetöne sind die am besten 
geeigneten Farbstoffe Janusgelb G, Janus- 
blau G und Janusroth B nusgewählt. Bei 
satten Farben kann beliebige Combi- 
nation sümmtlicher Janusfarbstoffe eintreten. 
Zwecks Färbens werden die Janusfarb- 
stoffe am besten mit dem gleichen Gewicht 
Essigsäure 30V« angeteigt und nach einiger 
Zeit mit kochend heissem Wasser zur Lö- 
sung gebracht. Man färbt in der 

12 bis 13 fachen Wassermenge. Das Färbe- 
bad wird je nach dem Härtegrad des 
Wassers mit s /« bis 1,5 kg Essigsäure 
(30*/«) für 1000 Liter WaBser schw’ach nn- 
gesäuert und hierauf mit 3 bis 4 kg Fluor- 
chrom bestellt. Beim Färben auf Kupfer- 
kesseln oder in kupfernen Apparaten giebt 
man noch einen Zusatz von 50 g Rhodan- 
ammonium für 1000 Liter Wasser, um der 
schädlichen Einwirkung des Kupfers vor- 
zubeugen. Man kann mit dem troekenen 
Material eingehen und lässt in diesem Fall, 
um ein gutes Netzen zu erzielen, etwa */« 
Stunde mit der Beize durchkochen. 
Sodann überspritzt man unter gutem Drehen 
mit der Farbstoff lösung, setzt bei satten 
Farben nach */ 4 ständigem Kochen noch 
15 bis 25 kg Kochsalz bezw . 30 bis 50 kg 
kryst. Glaubersalz nach, lässt im Ganzen 
1 bis 1 '/, Stunden kochen und dann bei 
abgestelltem Dampf noch '/• Stunde im 
Bade nachziehen. Hierauf wird gespült. 
Nachfixirung: Man geht mit dem vor- 
gefärbten, auf gelockertem Material zuerst 
kalt auf das mit der nöthigen Gerbsäure- 
menge bestellte Fixirtiad (wobei vortheil- 
haft ein Theil der Gerbsäurelösung zurück- 
gehalten und nachträglich über die Baum- 
wolle gespritzt wird), hantirt gut '/ 4 bis 
'/, Stunde, setzt dann unter gutem Drehen 
die verdünnte Lösung von Schwefelsäure 
und Antimonsalz zu und wärmt langsam 
an. Schliesslich lässt man ’/ 4 bis V» Stunde 
kochen, spült gut und schleudert. 

In einem Nachtrag wird noch be- 
merkt, dass sich die hellen Farben vor- 
theilhaft sehr echt auch nach der folgenden 
Weise bei der stets kalt gearbeitet wird, 
herstellen lassen. Man bestellt das Färbe- 
bad kalt mit der 12 bis 15 fachen Wasser- 
menge, 6 kg Salzsäure und der Lösung 
der erforderlichen Janusfarbstoffe, geht mit 
der gut genetzten Waare ein und hantirt 
etwa */ 4 Stunde, spritzt dann die Lösung 
von Tannin zu und hantirt noch '/ 4 bis 


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Heft 9. 1 

l. Mai 1899. J 


Rundschau. 


143 


'/» Stunde; bei hellen Farben nimmt man 
V, bis 1 kg Tannin, bei mittleren Nüancen 
mit etwa I*/» Farbstoff 2 kg Tannin, 
welches man für Modefarben zweckmässig 
durch die fünffache Menge Sumach ersetzt. 
20 Minuten nach dem Tanninzusntz kann 
man mustern und durch Zusatz von 
weiterem Farbstoff genau auf Muster färben. 
Weitere Zusätze von Tannin oder Sumach, 
sowie von holzessigsaurem Eisen bewirken 
ein besseres Ausziehen der Flotte bezw. 
ein Naehdunkcln der Farbe. Nach dem 
Färben auf Muster wird die Lösung von 
Antimonsalz, und zwar '/, der angewandten 
Tannintnenge, über die Baumwolle gespritzt 
und noch Stunde hantirt ; mit ganz ge- 
ringen Mengen Janusfarbstoff oder basischen 
Farbstoffen lässt sich auch noch nach dem 
Antimonzusatz nüanciren. Hierauf wird 
zur Entfernung der Salzsäure sorgfältig 
und gut gespült und dann getrocknet. 

L. Bloch und E. Zeidler, Paranitranilinroth 
und Weiss auf Küpenblau geätzt 

Die Combination beider Farben beruht 
auf der Eigenschaft des Pararoths, dass 
ihm die Oxydation durch Blutlaugensalz 
und Chlorat im Dampf nicht schadet. 
Unter Benutzung dieses Verhaltens haben 
Bloch und Zeidler eineAetzrothvorsehrift aus- 
gearbeitet, bei der ein grosser Theil des 
Chlorats in den Xaphtolgrund verlegt und 
der kleinere Theil der Druckfarbe selbst 
einverleibt ist. 

Das in Hellindigoblau vorgefärbte Baum- 
wollgewebe wird auf der Hotflue mit 
folgender Naphtolflüssigkeit grundirt: 
1700 g jS-Naphtol R werden in 1700 g 
Natronlauge 40° Be., sowie in 40 Liter 
Wasser gelöst und mit 5 Liter Türkisch- 
rothöl versetzt, worauf die Lösung von 
10 kg Natriumchlorat in 40 Liter Wasser 
zugefügt wird. Nach Zusatz von 2 Liter 
Ammoniak und 2 kg Natriumacetat wird 
das Ganze mit Wasser auf 100 Liter 
Grundirungsflüssigkeit gestellt. 

Auf den mit ihr präparirten hellblauen 
Kattun werden Aetzweiss und Aetzroth 
zweifarbig gedruckt, dann der Stoff 
2 bis 3 mal durch den mit möglichst 
trockenem Dampf bedienten Mather-PIatt 
genommen, hierauf breit in 1 Minute durch 
60" heisses, 1 procentigesNatronlaugelmd ge- 
zogen, in dem die Schlussreaction vor 
sich gebt, dann gewaschen, bei 40 bis 50" 
im Strang geseift, nochmals gewaschen 
und, wenn nöthig, gechlort. 

Das Aetzweiss besteht aus 600 g Stärke- 
traganthverdickung, 150 g Natriumchlorat, 
80 g Ferrocyannntrium und 130 g Wein- 
säure. (Dus Ganze gestellt auf lilOO g.) 


Das Aetzroth enthält auf 4 */, Liter 
Diazolösung 4330 g Stürketraganthver- 
dickung, 1000g Natriumchlorat, 260g 
Ferricyankalium und 210 g Weinsäure. 

(Das Ganze gestellt auf 10kg.) — Die Diazo- 
lösung wird erhalten durch Auflösen von 
1320 g Azorothteig PN (Meister Lucius) in 
3 ’/., Liter Wasser und 600 ccm Natron- 
lauge 22 Be. (mit Wasser auf 4 '/ 4 Liter 
Flüssigkeit gebracht). 

Dazu bemerken Bloch und Zeidler, 
dass kupferne FarbschilTe zu vermeiden 
sind, und dass sie absichtlich nur 17 g 
/J-Naphtol pro Liter Grundirungsflüssigkeit 
genommen haben, weil das /J-Naphtol der 
oxydirenden Wirkling des Chlorats und des 
Blutlaugensalzes bis zu einem gewissen 
Grade entgegenarbeite. Würde man , 
einem satteren Roth zu Liebe, den 
Naphlolgrund stärker geben, so würde 
man kein klares Weiss mehr erhalten, 
wollte man aber dem letzteren zu Liebe 
zugleich den Gehalt der Grundirungs- 
flüssigskeit, des Aetzweiss sowie des Aetz- 
roths an Oxydationsmitteln erhöhen, so 
würde man für das Roth die Grenze seiner 
Widerstandsfähigkeit gegen Oxydations- 
mittel überschreiten. Die Vorschrift des 
Aetzweiss gcnügl für die gewöhnliche Tiefe 
der Gravüre, hei ganz seichter Gravüre 
muss das Natriumchlorat bis zu 300 g 
pro Liter Druckfarbe vermehrt werden, 
ln gleicher Weise verlangt eine seichte 
Gravüre der rotlien Walze, dass man in 
das Aetzrothrecept 310 g rothes Blutlaugen- 
salz und 250 g Weinsäure statt der oben 
angegebenen Mengen einsetzt. Das Aetz- 
roth enthält nicht das sonst übliche Natrium- 
acetat, weil die Essigsäurelösung der Diazo- 
verbindung bei Gegenwart von Oxydations- 
mitteln nicht haltbar ist; dafür hat mail 
das Acetat in der Naphtolflüssigkeit unter- 
gebracht. 

Für denselben Artikel auf Dunkelindigo- 
blau verwenden Bloch und Zeidler den 
nachfolgenden stärkeren Xaphtolgrund: 

Auf 30 Liter Wasser 2 kg /f-Naphtol R, 

2 kg Natronlauge 40" Be. und 3 Liter 
Türkisehrothöl, dann 45 Liter Wasser und 
16 kg Natriumchlorat, dazu 5 Liter Am- 
moniak und 2 kg Natriumacetat, Alles zu- 
sammenauf lOOLiterFlüssigkeitgcstclit. Die 
Menge des Ammoniaks ist für diesen Zweck 
vermehrt worden, damit das Türkisehrothöl 
nicht durch das grössere Quantum von 
Chlorat ausgesaizen wird. Das Aetzweiss 
für Dunkelblau erfordert 250 g Natrium- 
chlorat, 125 g Ferrocyannatrium und 200 g 
Weinsäure auf 425 g Stärkelraganthver- 
dickung. - Für dus Aetzroth auf Dunkelblau 

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144 


Rundschau. 


r Pärber-Zeltnng. 

[ Jahrgang 1899. 


sind zu nehmen 4 '/< Liier obige Diazolösung, 
4420 kg Verdickung, 1 kg Natriumchlorat, 
310g Ferricyankalium und 250 g Weinsäure, 
womit die für eine haltbare Farbe zulässige 
höchste Grenze betreffs Verstärkung des 
Gehalts an Ferricyankalium und Weinsäure 
erreicht ist. 

Soll das Blau nicht zweifarbig, sondern 
einundeinfarbig zuerst mit Aetzweiss, dann 
mit Aetzroth überdruckt werden, so dass 
letzteres, wo es mit dem Aetzweiss zu- 
sammentrifTt, von diesem abgeworfen wird, 
so giebt man dem Weiss einen Zusatz von 
250 (statt 200) g Weinsäure, 

Will man das Blau zuerst zweifarbig 
mit Aetzweiss und Aetzroth bedrucken, um 
hernach das Ganze noch mit einem 
Dianisidinblaustreifchen zu Überdrucken, so 
bleiben die Recepte für Weiss und Roth 
auf Dunkelindigoblau dieselben, nur erhält 
das Aetzroth pro Liter einen Zusatz von 
20 g Ammoniumoxalat als Schutz für das 
Roth gegen den Kupfergehalt deB Dianisidin- 
blaus. Dieses kann auch durch Alizarin- 
blnu ersetzt werden, das im Mnther-Platt 
auf dem blauen Grund sich befestigt, vom 
Weiss und Roth ober reservirt wird. 

IBua. dt #01». wen, S. SO J Kl. 

Jules Brandt, Beitrag zur Entwicklung von 
Azofarbstoffen auf Baumwolle. 

Bis jetzt hat man nur jJ-Naphtol als 
Grundlage für die auf der Baumwollfaser 
entwickelten AzofarhstofTe verwendet. Sein 
Ersatz durch Oxynaphtoesäure, Naphtol D 
und durch Amidophenole dient nur für 
ganz besondere Zwecke und wird kaum 
eine grosse Bedeutung erlangen. Brandt hat 
sich für die vorliegende Studie an andere 
Verbindungen gehalten, deren Zusammen- 
setzung dem ft - Naphtol möglichst nahe 
steht. 

Man weiss, dass a-Naphtol, mit diazo- 
zirtein a-Naphtylamin gekuppelt, ein Braun 
von geringer Echtheit liefert. Immerhin 
kann man das a-Naphlol, wenn man es 
in geringer Menge mit dem |?-Naphtol zu- 
sainmenbringt, verwenden, um dunklere 
Töne zu erhalten, deren Echtheit durch 
diese Combination nicht herabgesetzt wird. 
Grundirt man z. B. ein Baumwollgewcbe in 
bekannter Weise mit /f-Naphtolnatrium. so 
kann man diesen Grund mit einem Streifen, 
einer Ramage oder sonst einem Muster in 
einer Farbe Überdrucken, die aus einer mit 
Traganth verdickten Lösung von a-Naphtol- 
natrium besteht. Druckt man dann über 
das Ganze ein Gründelmuster mit diazo- 
tirtem a-Naphtylamin, wäscht und seift 
bei 50°, so hat man einen, von ausgespartem 
Weiss unterbrochenen, Bordeauxgrund mit 


braunen I’arthien an den Stellen, wo die 
u-Naphtolfarbe auf die /?-Naphtolpräparation 
gefallen ist. Hat letztere 30 g (f-Naphtol 
im Liter enthalten, so darf die a-Naphtol- 
farbe je nach Muster und Gravüre nicht 
mehr als 4 bis höchstens 8 g im Liter 
enthalten, wenn die Auffallfarbe zu einer 
brauchbaren NQance führen soll. 

Das Dioxynaphtalin (2-7) von 
Ebert und Merz ist in Wasser löslich, ver- 
einigt sich aber mit Diazoverbindungen 
nur, wenn es in Alkalien gelöst ist. Da 
nun diese alkalische Löst ; an der Luft 
schnell braun wird, so uigt ihr Brandt 
ca. 50 g Glucose pro Liter zu, um sie für 
eine Präparationsflüssigkeit haltbar genug 
zu machen. Die Präparationsflüssigkeit hat 
demnach folgende Zusammensetzung: Ö0 g 
Dioxynaphtalin (2-7), 85 g Natronlauge 
40* Be., 100 g Glucose, 100 g Türkisch- 
rothöl, 20 g Thonerdenatron und 2 Liter 
Wasser. Das hiermit grundirto Baumwoll- 
gewebe muss vorsichtig und bei niederer 
Temperatur getrocknet werden. Druckt 
man auf diesen Grund verdickte Diazo- 
lösungen, so erhält man nach dem Waschen 
und Seifen bei 50* eine Auswahl von Azo- 
farben, die an Echtheit den /J-Xaphtol- 
farben gleichkommen. Diazotirtes u-Naph- 
tylamin oder Para- oder Orthonilranilin 
liefern ein lebhaftes Cachou, diazotirtes 
Benzidin eine Bisterfarbe u. s. w. 

Die alkalische Lösung des p-Oxychi- 
nolins hält sich an der Luft so gut wie 
die des /J-Naphtols. Für eine Präparations- 
llüssigkeit hat Brandt genommen: auf 

1 Liter 30 g p-Oxvchinolin, 30 g Natron- 
lauge 40" Be., 60 g Türkischrothöl und 
10 gThonerdenalron. Die Präparation giebt 
auf Baumwolle mit der aufgedruckten Diazo- 
verbindung von a- Naphtylamin ein trübes 
Roth, von p- und o-Nitranilin ein Orange, von 
Benzidin ein Granatbraun, von kupfer- 
haltigem p-Toluidin ein Helleaehou und 
von kuprerbaltigem Dianisidin ein Blau- 
violett, 

Wissenschaftlich interessante Resultate 
erhielt Brandt mit p-Cresylol (00 g auf 
70 g Natronlauge 40° Be. und 2 Liter 
Wasser). Diazotirtes a-Naphtylamin oder 
Benzidin giebt auf diesem Grund ein Gelb 
mit BraunBtfch, diazotirtes p-Nitranilin und 
Fuchsin eine gelbe Modefarbe. Da die Nüan- 
cen von den auf |S-Napbtolgrund erhältlichen 
Azofarben stark abstechen, so hat Brandt 
diese Verschiedenheit zu besonderen Effec- 
ten des Baumwolldruckes benutzt, von denen 
einer wenigstens beschrieben werden soll. 

15s wird z. B. das Gewebe mit der an- 
gegebenen, alkalischen Lösung des p-Cre- 



Rundschau. 


145 


H«n 9 1 

I. M»l IBM. | 


sylols präparirt, dann ein Pekinstreifen in 
einer /J-Naphtolfarbe von folgender Zu- 
sammensetzung aufgedruckt : 30g /J-Naphtol, 
30 g Natronlauge 40° Be., '/, Liter Wasser 
und V, Liter Traganthschleirn (120 im 
Liter). Darüber kommt dann ein zwei- 
farbiges Muster in Noir reduit und in einer 
aus diazotirtem «-Naphtylamin bestehenden 
Druckfarbe. Nach dem Drucken wird 
3 Minuten lang gedilnipft. gewaschen und 
bei 50* geseift. Der Pekinstreifen zeigt 
dann eine bordeauxrothe Farbe und ist zu 
beiden Seiten begrenzt von einem leder- 
gelben Streifen. Das Bordeauxroth stellt 
die Verbindung des diazotirten «-Naphtyl- 
amins mit dem Gemenge von p-Cresylol 
und /f-Naphtol vor, während das Ledergelb 
dort auftritt, wo das «-Naphtylamin direct 
und nur mit dem p - Cresylolgrund zu- 
sammengekommen ist. Leider haben solche 
vom p-Cresylol abstammende Farben, so 
echt sie sonst sind, den Fehler, dass sie 
dasUmschlag- und Musterkartenpapier durch 
freiwillige Sublimation intensiv gelb färben 
und dem Baumwollstoff einen widrigen Ge- 
ruch erthcilen, weshalb ihreHerstellung zwar 
ein hohes wissenschaftliches Interesse, aber 
keine Aussicht für die Praxis bietet. 

f.Vot* Bull, dt Mau. IBM, S. 49 J Ml 

Oswald Hoffmann in Neugersdorf i. S., Vor- 
richtung zum Mercerisiren von Garnen in 
Kettenstrangform. (D. R. P. vom 19. Oct. 1897.) 

Um das Einscbrumpfcn des Garnes in 
der Längt- zu verhindern, wird eine Trommel 
von grossem Durchmesser benutzt. Von 
dieser wickelt sich der schraubenlinig auf- 
gewundene Garnstrang ab, geht an Leit- 
walzen vorüber durch die Mercerisir- 
lauge, wird über dieser durch ein Walzen- 
paar, welches zugleich die Bewegung des 
Garnes bewi kt, abgenuetscht, geht sodann 
durch die Neutralisir- und Waschbäder 
über Leitwalzen und Führungsrollen in 
Folge einer seitlichen Verschiebung der 
Führungsrollen zu der Trommel zurück und 
wird auf dieser schraubenlinig aufgewickelt. 
Durch Mercerisir-, Neutralisir- und Wasch- 
bader geht das Garn in Bandform. 

Man kann auch statt einer Trommel 
zwei benutzen, so dass diu zweite zum Auf- 
wickeln des mercerisirten Strangs dient. 

s. 

Farbenfabriken vorm. Friedrich Bayer 
it Co., Elberfeld, Verfahren zur Einführung 
von Aminresten in Nltrooxyanthrachinonsulfo- 
säure. (6. Zusatz Pat. 88 150.) 

Die Neuerung in dem Verfahren beruht 
auf der Verwendung der p-Dinitroanthra- 
rufin- und p-Dinitrochrysazindisulfosäure, an 


Stelle des p-Dinitroanthrarufln und auf der 
Reaction dieser Substanzen mit primären 
Aminen der Benzolreihe. Man erhält in 
diesem Falle eine neue Reihe direct 
wasserlöslicher Farbstoffe, welche unge- 
heizte Wolle in saurem Bade in blauen 
bis blaugrttnen NÜancen anfürben, aber 
auch zum Färben von chromgebeizter 
Wolle tauglich sind. Die Farbstoffe unter- 
scheiden sich von den aus Dinitroanthra- 
chrysondisulfosäure erhaltenen Producten 
vortheilhaft dadurch, dass sie, namentlich 
die leicht löslichen, auf ungeheizter Wolle 
wesentlich grünstichigere und klarere 
NÜancen erzeugen. Die Reaction geht im 
Allgemeinen schon bei Wasserbadtempe- 
ratur sehr leicht von statten. Es entsteht 
jedoch kein einheitliches Product, sondern 
ein Gemenge von verschiedenen Farbstoffen. 

Beispiel : 

50 kg p - dinitroanthrarutindisulfosaures 
Natrium werden mit einer Lösung von 50 kg 
Anilin in 32 kg Eisessig und 25 kg Wasser 
etwa 12 Stunden auf dem Wasserbade er- 
wärmt. Die Masse färbt sich bald blau 
und es scheiden sich schöne Krystalle 
eines Farbstoffes, der mit A bezeichnet 
sei, ab. Nach beendigter Reaction und 
Erkaltenlassen des Reactionsproductes wer- 
den die Krystalle abgesaugt; beim Ein- 
giessen der Mutterlauge in überschüssige 
verdünnte Salzsäure scheidet sieh ein 
zweiter Farbstoff B aus. Aus der Mutter- 
lauge von B endlich kann durch Aussalzen 
mit Chlorkalium ein dritter, in geringer 
Menge entstehender Farbstoff C gewonnen 
werden. Die Eigenschaften dieser Farb- 
stoffe sind folgende; 

Farbstoff A: Dunkelviolettblaue Krys- 
talle, in kaltem Wasser fast unlöslich, 
etwas leichter löslich in heissem Wasser 
mit indigoblauer Farbe, welche auf Zusatz 
von Natronlauge in olivgrün umschlägt. 
Die Lösung in conc. Schwefelsäure ist 
gelb, die Farbe geht beim Stehen lang- 
sam durch Roth in Blau über. Viel 
rascher erfolgt der Farbenumschlag beim 
Erwärmen. Färbt ungeheizte Wolle 
in saurem Bade in blauen Nüancen. 

Farbstoff B stellt einen dunkelblauen 
Niederschlag dar, der in kaltem Wasser 
schwer, in heissem leichter mit grünblauer 
Farbe löslich ist, welch’ letzteie durch 
Alkalien in Grün umschlägt. Die Lösung 
in conc. Schwefelsäure ist ebenfalls gelb, 
wird aber beim Erwärmen wenig verändert. 
Färbt ungeheizte Wolle in saurem Bade 
in blaugrünen Nüancen an. 

Der in geringer Menge entstehende 
Farbstoff C ist in Wasser mit rein blauer 


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14R 


Verschiedene MittheUungen. - Patent - Liste. 


rP&rbcr-Zeltaiut. 
I Jahrgang IW 


Farbe leicht löslich. Dia galbgeßlrbte 
Lösung in eonc. Schwefelsäure wird auf 
Zusatz von Borsäure grün. Er färbt un- 
geheizte Wolle in saurem Bade in grün- 
blauen Nüancen von hervorragender 
Klarheit. D 


Verschiedene Mittheilungen. 

Unerlaubter Nachdruck. 

Die Zeitschrift , Oesterreichs Wollen- 
und Leinen-Industrie“ veröffentlicht in No. 8 
folgende Erklärung: .In eigener Sache! 
Die Foremen Dyer’s Publishing Com., Limi- 
ted in Philadelphia (Pa.) 31 South Third 
Street, welche die Zeitschrift .The Dyers 
Bulletin“ herausgiebt, hat aus unserem 
Blatte, Jahrgang 1809, Xo. 1, 2 und 3 den 
Artikel: „Notizen und Recepte für die 

Druckerei der Seiden- und Halbseiden- 
stoffe“ von Dr. II. Bourcart nachgedruckt, 
trotzdem dieser Artikel vor Nachdruck ge- 
schützt war. 

Da die Gesellschaft sich nun weigert, 
unseren Ansprüchen gerecht zu werden, 
so werden wir die Angelegenheit auf ge- 
richtlichem Wege zur Austragung bringen, 
wollen aber nicht unterlassen, das Vor- 
gehen dieser Gesellschaft den weitesten 
Kreisen zur Kenntnis* zu bringen.“ — 
'Wir tragen durch Abdruck dieser Er- 
klärung gern zu ihrer Verbreitung bei, 
weil auch wir schon sehr schlimme Er- 
fahrungen mit amerikanischen Fachblätteru 
gemacht haben, ln vielen Fällen wurden 
Artikel aus der Färber-Zeitung ohne Ge- 
nehmigung der Redaction — und selbst 
ohne Angabe der Quelle — nachgedruckt. 
Die Herren Leiter der fraglichen Zeit- 
schriften scheinen sehr lockere Begriffe 
von dem Autorrecht zu haben und Ein- 
griffe in geistiges Eigenthum nicht für das 
zu halten, wofür man es mit Fug und 
Recht in Europa hält. 


Patent • Liste. 

Aufgestellt von der Redaction der 
„Fftrber-Zeitung*. 

Paten t- Anmol du ngon. 

Kl. 8. 8. 10 630. Verfahren des Dämpfens 
nach dem Mercorieiren zur Erzielung vou 
Glanz auf Baumwolle. — La Sociötö 
F. Vanoutryve & Co. , Roubaix, Nord- 
Frankreich. 

Kl. 8. G. 12 321. Verfahren zur Erzeugung 
erhöhten Glanzes auf mercorisirton Textil- 
stoffen. — H. Gassner, Bludenz. Vorarlberg, 


Kl. 8. N. 4202. Messcylinder für Vorrichtungen 
zum Messen von Geweben und gleichzeitigem 
Aufdrucken der Maasse auf den Gewebe- 
rand. — G. Newa um, Leeds, Grfsch York. 

Ki. 8. W. 13 910 Verfahren zur Vorbereitung 
von Ledertuch, Wachstuch u. dgl. für den 
farbigen Druck mittels Hoch- und Flach- 
druckes. — W. W. Wagner, Wien. 

Kl. 8. F. 11 055 Verfahren zur Erzeugung 
echter Farben aus Pikraminsäuremonoaxo- 
farbstoffen auf der Wollfascr. — Farbwerke 
vorm Meister Lucius & Brüning, 
Höchst a. M. 

Kl. 22 F. 10 773. Verfahren zur Darstellung 
von Monoazofarbstoffen für Wolle aus 
Pikraminsäure und Amidonaphtolsulfosäuren 
— Farbwerke vorm. Meister Lucius & 
Brüning, Höchst a M. 

Kl. 22. F. 11 233. Verfahren zur Darstellung 
von Säurefarbatoffen der Diphenylnaphtyl- 
methanreibe. — Farbwerke vorm. Meister 
Lucius & Brüning, Höchst a. M. 

Kl. 22. F. II 410. Verfahren zur Darstellung 
von Mouoazofarbstoffcn für Wolle und 
Pikraminsäure und alkylirten Amidonaphtol- 
sulfosäuren; Zus z. Anm. F. 10 773. — 
Farbwerke vormals Meister Lucius & 
Brüning, Höchst a. M. 

Kl. 22. K. 15 193 Verfahren zur Darstellung 
von Baumwolle ohne Beize färbenden Poly- 
azofarbstoffen ; Zus. z. Pat. 93 595. — 
Kalle & Co,, Biebrich a Rh. 

Kl. 22. D. 8940. Verfahren zur Darstellung 
eines schwarzen Baumwollfarbstoffes; Zus. 
z. Pat. 101 862. — Dahl & Co., Barmen. 

Kl. 22. G 11910. Verfahren zur Darstellung 
von Farbstoffen durch Condensation von 
p-Dinitrodibenzyldisulfosäure mit primären 
aromatischen Aminen; Zus. z. Pat. 100613. 
— Joh Rud Geigy, Basel. 

Kl. 22. A. 5478. Verfahren zur Darstellung 
beizenfärbender primärer Disozofarhstolfe 
aus «,« 4 • Amidoiiaphtol-ft 2 -8ulfosäure — 
Actiengeselischaft für Anilinfabri- 
kation, Berlin. 

Kl. 22. F. 10 592. Verfahren zur Darstellung 
secundärcr Disazofarbfltoffe aus Amido- 
henzylpyridinchlorid. — Farbwerke vorm 
Meister Lucius & Brüning, Höchst a. M. 

Kl. 22. F. 10 878. Vorfahren zur Darstellung 
von zwei isomeren Hexaoxyanthrachinon- 
disulfosäuren. — Farbwerke vorm. Meister 
Lucius & Brüning, Höchst a. M. 

Patent- Er theilungen. 

Kl. 8. No. 103 455. Kluppe für Gewebe-, 
Spann- und Trockenmaschinon. — B. Blank, 
Chemnitz. Vom 13. April 1898 ab. 

Kl. 8. No 103 505. Verfahren zum Färben 
von Haaren oder Pelzen mittels ürthoamido- 
phcnol oder dessen Derivaten. — Actien- 
geeellschaft für Anilin-Fabrikation 
Berlin. Vom 7. Juni 1898 ab. 

K 8. No. 103 541. Vorrichtung zura A pp ro Liren 
konischer Bänder, Litzen oder dergl. — 
A. Daurnas, Barmen. Vom 21. Mai 1898 
ab. 


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H*ft 9. 1 

1. MaitlSM. 1 


Briefkasten. 


147 


Kl. 8. No 103 506. Vorfahren zur Herstellung 
wasserdichter Gewebe, Seilerei-, Wirk- oder 
Flechtw&aren. — The Marsden Com- 
pany, Philadelphia. Vom 28. September 
1897 ab. 

Kl. 8. No. 103 542. Maschine zum Legen von 
Geweben in Palten. — E. Hall, Worcester 
Maas., V. St. A. Vom 1. Juni 1898 ab. 

Kl. 8. No. 103 574. Verfahren zur Uebor- 
fQhrung von Oxy- und Sulfoxyindophenol- 
thiosulfosäuren in die Chromlacke von 
Thiazinfarbstoffen. — Chemische Fabrik 
vorm. Sandoz, Uasel. Vom 31. December 
1893 ab. 

Kl. 8. No. 103 575. Verfahren zur Erzeugung 
der im Patent No. 83 046 und dessen Zu- 
sätzen beschriebenen ThiazinfarbstofTe auf 
der Faser. — Farbenfabriken vorm. 
Friedr. Bayer & Co., Elberfeld. Vom 
10. Juli 1896 ab. 

Kl. 8. No. 103 576 Verfahren zur Be- 
festigung von Farben auf der Faser mittels 
der Ammoniak- oder Biäultitverbindungen 
des Formaldehyds und Leun oder Casein. — 
S. Wallach & Co und C. Schoeu, Mül- 
hausen i. E. Vom 29. Mai 1897 ab. 

Kl. 8. No. 103612. Vorrichtung zum Behandeln 
von Faserstoff mit hin- und hergehonder 
Flüssigkeit ohne Zuhülfenahme von Dampf 
oder Pressluft. — Th. Halliwell, Eccles, 
Lancaster, Engl Vom 2 December 1896 ab. 

Kl. 8. No. 103 613. Maschine zur Hervor- 
bringung von Farbmustern auf Geweben 
durch Druck. — Rolffs & Co., Siegfeld 
b. Siegburg. Vom 14. December 1897 ab. 

Kl. 22. No. 103 439. Verfahren zur Imitation 
von Holxintarsien. — C. M. Lubecius, 
Berlin O. Vom 4. September 1897 ab. 

Kl. 22. No. 103 511. Verfahren zur Darstellung 
von Polyazofarbstoffen aus p-Amidouaphtol- 
sulfosäuro; 3. Zus. z. Pat. 86110. — 

Leopold Cassella & Co., Frankfurt a. M. 
Vom 21 Januar 1896 ab. 


Briefkasten. 

Zu utieut^elllicbam — rein sachlichem — MeinuDgaauetauacb 
unaerer Abonnenten Jede ausführliche and heaonder* 
werthvolle Auaknnflaerthelluiiff wird bereitwillig«! honorirt 

(Aaonjne Znaeadungen bleiben ■■berflrkalfhtigt.) 

Fragen. 

Frage 24: Wer baut oder liefert com- 
plete elektrische Bleichapparate für Stück- 
waaren? j . g u 

Frage 25: Wo findet man nähere An- 
gaben über das Bleichen mit Chlorgas? 

Frage 26: Wo kauft man einen Hygro- 
meter für einen Dnmpfkasten von etwa 
250 cbm Inhalt, auf 102° C. erhitzt und mit 
einer Durchschnittsfeuchtigkeit von 30 bis 
35 °/ 0 ? Der Dampf ist mit Bssigsäurüdämpfen 
gemischt. Die Scala muss ausserhalb des 
Dampfkastens angebracht sein. m. A. B. 

Frage. 27: Nach welchem kurzen Ver- 
fallreu lasst sieb der Säureüberschuss einer 


Chlorzinnlösung genau bestimmen , ohne 
vorher die Menge des Metalles ermitteln zu 
müssen ? e. d. 


Antworten. 

Antwort auf Frage 3: Das beste Mittel, 
um Eisen dauernd oder doch längere Zeit 
gegen die Einwirkung heisser Salzsäure-Dämpfe 
zu schützen, ist wohl nur die Verwendung 
von verbleitem oder emailirtem Bisen; irgend 
ein anderes Mittel, etwa ein Eiscnnnstrich, 
dürfte auf die Dauer kaum genügen. Es 
werden als Schutz gegen hochgradige Säure- 
lösungen etc. und gegen Wasser und Säure- 
dämpfe sogenannte Granitfarben von A. Mecklen- 
burg iu Leipzig , oder von der Kitziuger 
Farbenfabrik C. Pflug, Porzellan • Email und 
säurefeste Emailfarben mit Erfolg verwendet. 

Wie sie sich aber gegen heisse Salzsäure- 
Dämpfe bewähren, müsste wohl erst erprobt 
werden. q, r. 

Antwort auf Frage 5: Zum Entfernen 
vonOelfleckenaus allen Stoffen ausser Soide wird 
Krystallwasser (? Red.) von Curt Worbs in Görlitz, 

Berlinerstrasse 49, empfohlen; oder man wäscht 
die Oelfarbe mit einem Gemisch von Salmiak- 
geist und neutraler Seife auf einem Tisch mit 
einer weichen Bürste; die Flotte soll deutlich, 
jedoch nicht zu stark nach Salmiakgeist 
riechen. Dann nimmt man die Stücke auf 
die Waschmaschine und lässt sie in diesem 
Gemisch , ln möglicht vieler Flotte, einige 
Zeit gehen ; schliesslich wäscht man in reinem 
Wasser gut aus. Pechflecken werden mit 
Benzin-Fleckwasser entfernt. 

Die Farbe der Stücke wird sich allerdings 
verändern, möglicherweise aber wieder her- 
stellen lassen, wenn mau dem Wasser, nach- 
dem die Stücke von Alkalien befreit sind, 
etwas Essigsäure zusetzt und daun fertig 
stellt. 

Da sich solche Fehler nur schwer wieder 
beseitigen lassen, so sollen sie vor allem 
verhütet werden. a. H. 

Antwort auf Frage 7: Die Firma C.G. Hau- 
bold jr., Chemnitz baut neuerdings eine Wasch- 
maschine, welche für die verschiedenartigsten 
Gaine gleich gut geeignet ist und von ersten 
Capacitäten als das beste zur Zeit existirende 
System anerkannt wird. 

Antwort auf Frage 9: So einfach ist die 
Frage nicht zu beantworten; denn nur durch 
Prüfung des OrlginalmusterB und Gegen- 
färbungen läst sich ein genaueres Unheil ab- 
geben. Die Beantwortung in No. 7, betreffend 
Alizarinsaphirol, ist richtig, hingegen die Ver- 
wendung des Cyanol extra, wegeu seines 
grünlichen Scheines beim künstlichen Lichte, 
fraglich. Beim Färben von Modobraun spielt 
auch das Verhältniss der angewandten blauen 
und rothon Farbstoffo eine Rolle und wird 
dort, wo nur eine ganz geringe Spur Blau 
nöthig ist (z. B. Saphirol oder Cyanol) und 
weit mehr rother Farbstoff, der bei künst- 
lichem Lich+e hervortretende grünliche Schein 
des blauen Farbstoffes doch etwas gemildert 

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148 

betw. derNüancenausschlag weniger ersichtlich. 
Ob Indigocarmin in Mischungen mit Azo- 
fuchsin und einem beliebigen gelben Farbstoff 
genügt, lasst sich auch nicht so leicht sagen, 
denn bei dieser Mischung könnte eventuell 
der rotbe Farbstoff in künstlichem Lichte zu- 
viel hervortreten. 

Ich möchte Fragesteller rathen, den dieses 
Thema kurz behandelnden Artikel in Heft 9, 
Seite 133, Jahrgang 1898, durchzulesen und 
dann weitere Versuche anzusteilen; denn so- 
bald man mit dem Weson jedes einzelnen 
Farbstoffes bekannt ist, findet sich die Beant- 
wortung der Frage von selbst h. h. 

Antwort I auf Frage 15: Genaue An- 

gaben über ein praktisch erprobtes Verfahren 
für unvergrünliches Oxydationsschwarz liefere 
ich zu bescheidenem Honorar. 

Besondere fertige Lösungen zur Ueber- 
führung des Gmeraldins in unvergrünliches 
Schwarz giebt es nicht. 

Dr. C. Ihtkrr, fYeiburg i. B. 

Antwort II auf Frage 15: Ich bin im 
im Besitze eines Verfahrens zur Herstellung 
von unvergrünlichem Anilinschwarz auf Baum- 
wolle, welches sicher und billig zu arbeiten 
gestattet, und gebe dasselbe gegen m Aasiges 
Honorar ab. 1. Reytcher, Barmtn-RiUtnhautm. 

Antwort I auf Frage 17: Uas beste 

Directschwarz auf Baumwollgarn, das den ge- 
stellten Bedingungen entspricht , ist Oxy- 
diaminschwarz A (Cassella). k. h. 

Antwort II. auf Frage 17: Das von mir 
gelieferte Walkschwarz (einbadig) giebt walk- 
echtes Schwarz auf Baumwolle und färbt 
Weiss bei der Wäscho fast gor nicht an. 

J. Reytchtr, Hurwu n- Kitter Jiiiuun . 

Antwort III auf Frage 17: Unterzeichnete 
Firma liefert ein sehr gutes einbadiges 
Directschwarz auf Baumwollgarn. Dieses 
Schwarz ist säure- und lichtecht, auch leicht 
löslich. 

Muster und Preis werden auf Wunsch mit- 
getheilt. Georg Simgtr, Aach**. 

Antwort I auf Frage 18: Unterzeichnete 
Firma liefert ein licht-, wasch-, reib- und 
säureechtes Dunkelblau, das sich bei künst- 
lichem Licht nicht verändert (nicht roth oder 
schwarz wird). Die Bezeichnung des Blau ist 
Echt. Brillantblau No. 2668. 

Georg Singer, Atichn. 

Antwort II auf Frage 18: Um ein licht-, 
wasch-, reib- und säuroechtes Dunkelblau zu er- 
zielen, färbt man mit 6 u / 0 Toledoblau unter 
Zusatz von 10 % Glaubersalz und 2 ccm essig- 
saurem Ammoniak 10° B6. für den Liter 
Flotte. Man geht bei 60” C. ein, bringt 
innerhalb 1 Stunde zum Kochen und färbt 
unter allmählichem Zusatz von 1 1 j 2 bis 2 g 
Essigsäure 8° B6. für den Liter Flotte 3 /z 
Stunden kochend. Nachdem das Bad bereits 
ausgezogen ist, wird mit 2 °/ 0 Chromkali 
*/ 2 Stunde kochend nachbehandelt. 

Farbwerk Mühlheim rorm. 4. Leonhardt dk Co., 
Mühlheim a. M. 


Pirber-Zeitnng. 
Jehrgiing 

Antwort in auf Frage 18: Mit Lanacyl- 
blau 2 B und R bezw. Lanacylmarineblau B er- 
halt man auf Wolle ein licht-, wasch- und 
säureechtes Dunkelblau, das die Farbe bei 
künstlichem Licht nicht verändert. ä. r, 

Antwort I auf Frage 21: Zur Richtig- 

stellung Ihrer Anfragen bedarf es noch ge- 
nauerer Angaben über Art und Weise, wie 
die Mischung genannter Appreturmittel vor- 
genoramen, welcher Art des Imprägnirens und 
des Trocknens die Artikel unterzogen werden. 
Was ferner die Futterstoffe anbelangt,* so 
handelt es sich jedenfalls mehr um eine starke 
Füllung, welche durch ein einmaliges Appre- 
tiren der Stoffe erzielt werden kann, da ein 
dreimaliges Appretiren neben der erlangten 
Harte auch wesentliche Verluste erscheinen 
lässt; auch hier gilt die Frage, wie die Mani- 
pulation des Stärkens und Trocknens ge- 
schieht. Nach Beantwortung dieser Fragen 
bin ich in der Lago, dem Fragsteller genaue 
Anweisungen zu ortheilen; meine Adresse ist 
von der Redaction d. Ztg. zu erfahren, s. 

Antwort II auf Frage 21: Für den ge- 
wünschten Zweck empfehle ich meine Steif- 
appretur, die in Verbindung mit Bittersalz 
und auch allein einen so schweren und steifen 
Appret ergiebt, wie auf andero Weise nicht 
möglich, und sich auch billiger stellt, als 

Leim. a. Hey »eher, Barmen -Hi Umbauten. 

Antwort auf Frage 19: Die Licht- 

echtheit des Cyanol extra und FF (Cassella) ist 
bedeutend besser wie die der Indigopräparate 
und mindestens ebenso gross, wie die der bis 
jetzt bekannten, zu gloichem Zwecke dienenden 
blauen, sauren Anilinfarbstoffe. 

Cyanol extra und FF eignen sich daher zum 
Färben stückfarbigor Modetöne gut und finden 
dazu ausgedehnte Verwendung. Gin weiterer 
Vorzug dieser Farbstoffe, der bei Modetönen 
sehr geschätzt wird, ist, dass sie ihre blaue 
lebhafte Nüance auch bei künstlichem Lichte 
nicht ändern. h. r. 

Antwort auf Frage 25: Gin Verfahren 
zum Bleichen von Baumwollgarn mit gas- 
förmigem Chlor und eine dazu geeignete 
Vorrichtung sind in der Patentschrift Kl. 8, 
No. 69 733 von Ferdinand Breinl und Heinrich 
Karrer in Reichenberg (Böhmen) beschrieben. 
Sie erhalten die Patentschrift u. a. durch 
Carl Heymann's Verlag in Berlin W. 

Antwort auf Frage 25: Pfianzengumtni 

(aufgeschlossene Stärke) wird jetzt vielfach 
fabricirt. Handelt es sich um solchen in 
flüssiger Form, so hat man es mit sogen. 
Pflanzenleimen zu thun; solche liefert in vor- 
züglicher Qualität die ehern. Fabrik von Dr. vom 
Rad in Pfersee. Sollte man jedoch festen 
Pflanzengummi wünschen, so kann ich die 
Firma Georges Gontard in Mülhausen i. E. 

I empfehlen. Diese Firma vertreibt auch auf- 
geschlossenen krystallisirten indischen Gummi, 
welcher aber nicht als Pflanzengummi aufge- 
fasst wird. 


firlefkaeten. 


Dr. G. 

Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Quellenangabe gestattet. 

Verlag von Jullu» Springer tu Berlin N. — Druck von Kiuil Dreyer in Berlin SW. 

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Färber-Zeitung. 

1899. Heft 10. 


Die »Schslsche Textilindustrie 

Im .Jahre 1895. 

Von 

Dr. A. Kielmeyer. 

Das Zusammenstellen , Ordnen und 
Richtigstellen des statistischen Materials 
der in Sachsen am 14. Juni 1895 im Zu- 
sammenhang mit der Volkszählung vor- 
genommenen Gewerbezählung hat reichlich 
zwei Jahre in Anspruch genommen, worauf 
das Königl. sfichs. Statistische Bureau die 
Krgebnis.se der Gewerbezahlung der Reihe 
nach in seiner offlciellen Zeitschrift zu ver- 
öffentlichen begann. Das in den letzten 
Novembertagen vorigen Jahres hinaus- 
gegebene Doppelheft. 3 und 4 dieser Zeit- 
schrift befasst sich unter Anderem auch 
mit dem wichtigsten Erwerbszweig des 
Königreichs Sachsen, mit seiner Textil- 
industrie. Die Zahlen stimmen ja nicht 
mehr ganz mit dem heutigen Bestand der 
sächsischen Textilindustrie überein, die seit 
dem Jahre 1895 und gerade im zweiten 
Halbjahre 1895, unmittelbar nach dpr Vor- 
nahme der Gewerbezählung. einen be- 
deutenden, mitunter vielleicht zu grosse» 
Zuwachs erhalten hat. Aber als offlcielle 
Zahlen werden sie, da zwischen zwei 
Gewerbezahlungen meist ein Zeitraum von 
12 und mehr Jahren zu liegen pflegt, 
mindestens noch ein Dutzend Jahre actuell 
bleiben, und zum Vergleich mit früheren 
Zeiten wie mit dem Stoffgewerbe anderer 
Länder herangezogen werden. Es lohnt 
sich also, das Riesenmaterial der amtlichen 
Statistik der sächsischen Textilindustrie, 
die auf dem Weltmarkt eine hervorragende 
Rolle spielt und das deutsche Erwerbsleben 
in würdigster Weise vertritt, in Form eines 
Auszuges auch anderen als nur den stati- 
stischen Kreisen zugänglich zu machen. 

Der Verfasser der statistischen Arbeit, 
Assessor Dr. Georg Wächter in Dresden, 
hat sich nicht mit der trockenen Auf- 
stellung von zahlreichen Tabellen begnügt, 
sondern hat das Skelett seiner Tabellen 
durch Einfügen eines gewerbegeschicht- 
lichen und voikswirthschaftlichen Textes 
mit Fleisch und Blut versehen und ins- 
besondere durch einen Rückblick auf den 
Entwicklungsgang der Bflchsischen Textil- 
industrie lebendig gemacht, den er in der 
Einleitung bis ins 11. Jahrhundert zurück 

FI.X. 


verfolgt. Sie gesellte sich als treue Be- 
gleiterin zu dem damals im Süden des 
heutigen Königreichs Sachsen beginnenden 
Bergbau, nahm gleichlaufend mit ihm an 
Umfang zu. insbesondere gegen Ende des 
15. Jahrhunderts, da zugleich der Bergbau 
im sächsischen Erzgebirge in grösserem 
Maassslabe betrieben wurde. Im Jahre 1560 
führte die aus Elterlein i. S. stammende 
Barbara Uttmann. filier deren erfolgreiche 
Thfttigkeit vor Kurzem eine Monographie 
erschienen ist, das Spitzenklöppeln in Anna- 
berg ein. Dreissig Jahrp später verpflanzten 
flüchtige Protestanten der Niederlande die 
Posamentirkunst nach Buchholz, und bald 
darauf verbreitete sich im östlichen Theil 
Sachsens die mittelst sogen. Bandmühlen 
betriebene Bandfahrikation. In die ersten 
Jahre des 18. Jahrhunderts fallt die Er- 
richtung einer Strumpfweberei zu Limbach 
(bei Chemnitz) durch David Esche, den Er- 
finder des deutschen Strumpfstuhls, und in 
das Jahr 1761 die Anlage der ersten, 
grösseren Bleichanslalt Sachsens in Jonsdorf 
hei Zittau. Im Jahre 1768 führte Kurfürst 
Friedrich August spanische Merinoschafe 
nach Sachsen ein und legte damit den 
Grund zur weltberühmten Schur der säch- 
sischen Klektoralwolle. Um dieselbe Zeit 
war es auch, dass die sächsische Strumpf- 
weherei die erste Baumwolle verarbeitete. 

Eine Etappe der Entwicklung der säch- 
sischen Textilindustrie hat Dr. Wächter 
übersprungen, die Gründung einer Druckerei 
im Jahre 1762. aus der wenige Jahre später 
die bekannte Druckereifirma Bodemer in 
Grossenhnin (1790) hervorging. Sie existirt 
heute noch und befindet sich seit 1888 im 
Besitz von Alfred Lilienfeld. Der Baum- 
wolldruck hatte zu Ende des vorigen Jahr- 
hunderts eine viel grössere volkswirtschaft- 
liche Bedeutung als heute, da er sich auf 
wenige Grossbetriehe zurückgezogen hat, 
in denen ein Rouleauxdrueker 50 mal mehr 
Waare täglich als der ehemalige Hand- 
drucker abzuiiefem im Stande ist. Wo 
damals die Druckerei sich häuslich nieder- 
liess, verbreitete sie allgemeinen Wohl- 
stand in der Gegend, liess rasch neue Be- 
triebe auf dem goldenen Boden ihres Ge- 
werbes erstehen und brachte mit ihren 
vielfachen Nebenhedürfnissen. sowie durch 
reichliche Löhne Leben in alle anderen 

10 Digitizod by Gooslc 

Ä 



150 


Ki«lm*y«r, Die stchsiacbe Textilindustrie im Jahr# 1895. 


Gewerbe und in die gesammte Bevölkerung. 
Es darf somit das Geburtsjahr deB Baum- 
wolldruek8 von der Gewerbegesehiehte 
eines Landes nicht Übergängen werden. 

Wir haben uns hiermit der Zeit der 
bösen Kriegsjahre genähert, von denen 
übrigens Sachsen erst im Jahre 1806 direct 
in Mitleidenschaft gezogen worden ist. 
Das Jahr 1806 brachte zugleich die bis 
1813 dauernde Continentalsperre, von der 
man in allen handeis- und gewerbe- 
geschichtlichen Lehrbüchern lesen kann, 
dass sie Handel und Gewerbe Deutschlands, 
speciell Sachsens, an den Bettelstab ge- 
bracht habe. Auch der Verfasser unserer 
Statistik scheint dieser Ansicht zu sein 
und beruft sich hierfür auf eine seiner 
Zeit von F. G. Wieck veröffentlichte Tabelle 
über den damaligen Niedergang der Ober- 
lausitzer Damastweberei. 

Wieck giebt an, dass die Erzeugung 
der Oberlausitzer Webereien im Jahre 1805 
zusammen 2950 Schock-Ellen fertigerWaare, 
im Jahre 1808 aber 191 Schock und im 
Jahre 1810 sogar 737 Schock weniger be- 
tragen habe. Im Jahre 1812 sei sie auf 
1293 Schock heruntergegangen, dann bis 
zum Jahre 1829 langsam wieder auf 
2177 Schock gestiegen. Sie hat also in 
zwei Dutzend Jahren die Productionsziffer 
des Jahres 1805 nicht mehr erreicht, und 
dies soll die Continentalsperre verschuldet 
haben. Nun hatten aber damals der 
Handel und die gesammte Industrie Eng- 
lands längst einen für die Entwicklung der 
continentalen Industrie bedrohlichen Um- 
fang angenommen, und jedenfalls hat 
England mit seinem zu jener Zeit schon 
weit vorgeschrittenen Maschinenbetrieb un- 
verhültnissmä8sig mehr Textilwaaren nach 
Sachsen und Deutschland ausgeführt als 
von ihnen erhalten. Dies bezeugen schon 
die Waarenconflscattonen, die Napoleon I. 
auf dem von ihm wegen seiner Handels- 
beziehungen zu England mit Argwohn be- 
trachteten Leipziger Platz vornehmen liess. 
Die Continentalsperre, die höchste Potenz 
des Prohibitivsystems, hat zweifellos das 
sächsische Stoffgewerbe von der englischen 
Concurrenz auf heimischem Boden, wenn 
auch nur vorübergehend, befreit und ihm 
Gelegenheit verschafft, sich recht und 
schlecht auf Artikel einzuarbeiten , die 
zuvor von England bezogen werden mussten. 
Und was den Leipziger Zwischenhandel be- 
trifft, so that ihm die Aussperrung und 
Vernichtung englischer Producte gewiss 
sehr wehe, doch konnte er einen theil- 
weisen Ersatz in der Vermehrung des Um- 
satzes deutscher Erzeugnisse innerhalb 


f PArber-Zehttxcg, 

[ Jahrgang 18S»9. 

und ausserhalb der deutschen Grenzen 
finden. 

Und nun kehren wir zu den Verhält- 
nissen der Oberlausitzer Damastweberei 
nach dem Jahre 1806 zurück und ver- 
gegenwärtigen uns, wie zugleich mit der 
Continentalsperre die Franzosenwirthschaft 
die deutschen Länder ausgesaugt, die Be- 
völkerung decimirt und gänzlicher Ver- 
armung preisgegeben, wie noch dazu die 
grosse Hungersnoth im Jahre 1817 die 
Kaufkraft Deutschlands auf Jahre hinaus 
gelähmt, und wie die immer bösartiger 
sich geslaltendeKleinstaaterei demdeutschen 
Binnenhandel mit jedem Jahr ein Hinder- 
niss mehr in den Weg gelegt hat. So er- 
hält die Wieck’sche Tabelle eine andere 
Deutung, und so erklärt es sich auch ohne 
Continentalsperre, warum die Oberlausitzer 
Damastweberei viele Jahre zu ihrer Wieder- 
genesung gebraucht hat. Im Jahre 1829 
war, wie wir gesehen haben, die Pro- 
duction von 1805 noch lange nicht wieder 
erreicht, aber plötzlich stieg sie jetzt von 
2177 auf 5513 Schock-Ellen im Jahre 1832. 
Der deutsche Zollverein hatte noch im 
Stadium der Verhandlungen dies Wunder 
im Voraus bewirkt. 

Die Gründung des grossen deutschen 
Zollvereins 1834, der wenige Jahre darauf 
die Eröffnung der sächsichen Staatseisen- 
bahn folgte, muss von der Gewerbe- 
geschichte als bedeutsamer Meilenstein 
auf dem Wege der Entwicklung von 
Sachsens Textilindustrie, überhaupt der 
ganzen deutschen Industrie, in Ehren ge- 
halten werden. Seine segensreiche Wir- 
kung lässt sich ziffernmässig an der Strumpf- 
waarenfabrikation des Chemnitzer Bezirks 
nachweisen, die im Jahre 1830 auf 13 480, 
im Jahre 1840 auf 22 000 Stühlen arbeitete. 
Freilich ging die Strumpfwirkerei um die 
Mitte der 40er Jahre zurück und erholte sich 
erst wieder gegen Ende der 50er Jahre, 
nachdem man endlich zum Rundstuhl über- 
gegangen war, mit dem Frankreich und 
England einen bedeutenden Vorsprung vor 
der sächsischen Fabrikation gewonnen 
hatten. Zähes Festhalten an veralteten 
Maschinen verursachte um dieselbe Zeit 
auch das Zurückbleiben der sächsischen 
Baumwollspinnerei, die schliesslich, zu 
besserer Einsicht gelangt, das Versäumte 
gleichfalls durch Neueinrichtung ihrer Be- 
triebe nachholte. 

Wir haben soeben das Gründungsjahr 
des Zollvereins als bedeutsamen Markstein 
in der Entwicklungsgeschichte der sächsi- 
schen Textilindustrie bezeichnet. In der 
Folge hat sich das erlösende Jahr 1871 



H*ft 10. 1 
15. Mal 1HJ19. J 


Marquardt, Fortschritte auf dem Gebiete der Baumwollgarnfärberei. 


151 


als ein noch bedeutsamerer Markstein für 
sie erwiesen. Ist es doch, wie wenn seit 
1871 jeder einzelne Gewerbebetrieb Deutsch- 
lands von einem schweren Druck befreit 
worden wfire, der zuvor das gesunde Waehs- 
thum der Industrie gehemmt und den Unter- 
nehmungsgeist der Industriellen auf einen 
engen Horizont beschränkt hatte. Man er- 
kennt die heilsame Nachwirkung des 
Krieges schon an den Zahlen der 1875er 
Gewerbestatistik, noch deutlicher aber an 
den Ergebnissen der Gewerbezählungen 
in den Jahren 1882 und 1895, in denen 
überdies der Segen der Bismarck'schen 
Arbeitergesetze zum Ausdruck gelangt, die 
in kaum erwartetem Maaase die Kaufkraft 
des heimischen Marktes gestärkt haben, 
indem wir die Ziffern der Gewerbezählung 
vom Jahre 1882 in Klammer neben die 
jüngsten Daten des Jahres 1895 setzen, 
beginnen wir mit der Gesammtzahl der 
sächsischen Textilbetriebe. Es wurden am 
14. Juni 1895 gezahlt: 72 965 (109 2781 
Haupt- und 12 463 (13 307) Nebenbetriebe, 
also im Ganzen 85 428 (122 585) Textil- 
betriebe. Die Abnahme der Zahl der Be- 
triebe scheint einen Rückgang der sächsi- 
schen Textilindustrie zu bedeuten, der aber 
sofort durch die Zunahme der von ihr be- 
schäftigten Personen (266 683 gegen 
236 670 im Jahre 1882) widerlegt wird. 
Die Verminderung der Zahl der Betriebe 
erklärt sich von selbst durch die, einem 
unumstösslichen Gesetz der Xational- 
öconomie entsprechende und fortschreitende 
Aufsaugung der Kleinindustrie seitens der 
Orossindustrie mit ihrer Arbeitstheilung, 
Massenproduction und Vermehrung des 
Maschinenparks. Von der Summe der 
Hauptbetriebe gehören 774 (1380) zur 
Spinnerei, 31707 (49 297) zur Weberei, 
17 853 (24 707) zur Strickerei und Wirkerei, 
8459 (14 115) zur Häkelei. Stickerei und 
Spitzenfabrikation, 2562 (6537 ) zur Bleicherei, 
Färberei etc. und 10 558 (12 233) zur Po- 
samentenfabrikation. Im Ganzen wurden 
102 800 mechanische Pferdekräfte benutzt, 
wovon 92 270 vom Dampf und 8900 vom 
Wasser geliefert waren. Mit Kraftmaschinen 
arbeiteten 3092 Hauptbetriebe, darunter 
670 Bleichereien, Färbereien etc. Arbeits- 
maschinen und Apparate überhaupt wurden 
in 13 226 Hauptbetrieben, speciell in mehr 
als der Hälfte der Bleichereien etc. (genau 
58 */,), angetroffen. Die Spinnerei zählte 
2 '/, Millionen Spindeln, von denen 42,7 % 
der Woll-, 29,5 der Bauiuwoll- und 24,7 •/» 
der Vigognespinnerei angehörten. Die ge- 
summte Weberei arbeitete mit 66 108 Web- 
stühlen, darunter 577, '/• Kraftstühle. 


Strumpfstühle zählte man 14 450, Ketten- 
wirkstfihle 2242, englische und französische 
Rundwirkstühle 3650, darunter in allen 
4 Kategorien zusammen 14 883 Kraftstühle. 
Was den Maschinenbetrieb der Bleicherei. 
Färberei, Druckerei und Appretur aller 
Spinnstoffe, Garne und Gewebe betrifft, so 
ist er mit 1079 Walkmaschinen und 
104 Walzendruckmaschinen verzeichnet. 
Schon die für Sachsen übergrosse Zahl 
der Walzendruckmaschinen, unter denen 
der Techniker für gewöhnlich Roulenux- 
druckinasehinen versteht, macht diese 
zwei Zahlen verdächtig. Vermuthlich hat 
der Statistiker bei der Aufnahme nicht 
richtig zu fragen verstanden und dadurch 
sein l.aienthum verrathen, worauf die 
Fabrikanten sich das besondere Vergnügen 
leisteten, ihre Röcke noch um 1 bis 
2 Knöpfe höher hinauf als sonst zuzu- 
knöpfen. • 


Fortschritte auf dem Gebiete der 
Baumwoilgariifiirberei. 

Von 

Dr. Bruno Marquardt. 

Die Färberei ist als Wissenschaft ohne 
Zweifel eine der jüngsten, und trotzdem 
ist in den wenigen Jahren ihres Bestehens 
schon viel Dunkles und Geheimnissvolles, 
womit in früherer Zeit die Färberei ver- 
hüllt war, gelichtet, manches Problem, an 
das man vor 30 oder 40 Jahren noch gar 
nicht zu denken wagte, ist auf diedenkharein- 
fachste Weise gelöst worden, der Recepten- 
krain ist nahezu verschwunden, und die 
heutige Färberei beruht auf den Er- 
gebnissen moderner exacter Forschung. 
Die betheiligten Kreise, vor allen Dingen 
die Farbenfabriken , bemühen sich, die 
Anwendung und Benutzung der künst- 
lichen Farbstoffe immer mehr zu verein- 
fachen und zu verbessern, einfache und 
billige Herstellung der verschiedenen in 
Betracht kommenden Artikel ist das Motiv, 
welches Fabrikanten und Consumenten der 
künstlichen Farbstoffe zu rastlosem Schaffen 
und Forschen anregt. 

So sind auch im verflossenen Jahr*? 
eine Anzahl Methoden ausgearbeitet worden, 
die den Zweck haben, entweder den mit 
künstlichen Farbstoffen hergestellten Fär- 
bungen eine besondere Echtheit zu verleihen 
und insofern den Kreis ihrer Anwendung 
zu vergrössern, oder die durch direete 
Färbung erhaltenen Nüancen mit Hülfe 
einfacher billiger Mittel zu vertiefen und 
infolgedessen den Herstellungspreis so ge- 
färbter Wauren zu verbilligen. 

10 * 


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162 


Marquardt, Fortschritte auf dam 

In erster Linie ist das Nachbehandeln 
director Färbungen mit Metallsalzen zu er- 
wähnen. Wenn auch diese Methode nicht 
mehr ganz neu ist, so hut sie doch erst 
in allerletzter Zeit eine ausgedehntere An- 
wendung erfahren . namentlich zur Her- 
stellung echter schwarzer Artikel, die als 
Ersatz für Oxydationsschwarz gelten sollen, 
und zu (ir wurde die Fixirung durch Metall- 
salze zugleich verbunden mit einem Aufsatz 
von Einbadanilinschwarz: ich erwähne nur 

das Dianilschwarz (Farbwerk Höchst), das 

Chromanilschwarz und Columbiaschwarz 

(Berlin), die Directtiefschwarzmarken der 
Farbenfabriken und das Diamineraischwarz 
und Oxydiaminschwarz der Firma Leopold 
Cassella & Co. Ein anderes Verfahren, um 
direeten Färbungen grössere Wascheehtheit 
zu verleihen und zugleich die Nüance zu 
vertiefen , ist die Nachbehandlung mit 
diazotirtem Paranitranilin , eine Arbeits- 
methode, die sich trotz der kurzen Zeit 

ihrer Verwendung schon jetzt allgemeiner 
Beliebtheit erfreut. Besonders werthvoll 
ist dieses Verfahren für die Herstellung 
von braunen Tönen vom hellsten Gelb- 
braun bis zum dunkelsten Schwarzbraun, 
namentlich durch Anwendung von Diamin- 
nitrazolbrauu und Beuzonitrolbraun, ferner 
ist diese Nachbehandlung geeignet für 
einige Schwarz, so für Diauilschwarz und 
Baumwollschwarz. Wenn man bezüglich 
dieses Nachbehandlungsverfahrens derart 
arbeiten müsste, dass man das Para- 
nitranilin erst in Wasser und Salzsäure 
löst, dann mit Eis abkühlt und iliazotirt. 
um die so erhaltene Lösung von Diazo- 
paranitrobenzol zum Fixiren direct ge 
färbter Farbstoffe zu benutzen, so würde 
diese Methode sich nicht sehr verbreitet 
haben, denn einestheils muss die Diazo- 
tirung des Paranitranilins an und für sich sehr 
sorgfältig und langsam vorgenommen 
werden, was ziemlich viel Zeit erfordert, 
anderentheils hält sich die Diazolösung 
nicht lange, sodass man immer nur kleine 
Parthien auf einmal ansetzen kann; aller- 
dings hält sich die saure Diazolösung 
längere Zeit, aber die neutralisirte Flotte 
ist ziemlich unbeständig. Diesen Uebel- 
ständen ist dadurch abgeholfen worden, 
dass von den Farbenfabriken fertige Pro- 
duete in den Handel gebracht werden, die 
entweder zum grössten Theil aus Diazo- 
paranitrobonzol reep. einem Salz dieses 
Körpers bestehen, oder doch wenigstens 
in Lösung leicht in diese Diazoverbindung 
überzuführeu sind. In die zweite C'ategorie 
gehört das Nitros, •nninroth, das als Com- 
ponente des schönen Paranitranilinroths 


Gehi«t« der Btumwolljiimttibcrci. [ 

ja schon hinlänglich bekannt ist: das 

Benzonitrol braucht wohl nicht näher er- 
wähnt werden, da es nur ein Gemisch 
von Paranitranilin und Natriumnitrit dar- 
steilt. Die erstere Gruppe wird repräsentirt 
durch das Nitrazol und das Azophorroth, 
Producte, welche den Lesern ja eben- 
falls schon seit einiger Zeit bekannt 
sind zur Herstellung waschechter rother 
Farben auf der Faser in Combination mit 
j*-Naphtol. Wenn es darauf ankommt, 
möglichst billig zu arbeiten, so wird man 
mit einer selbst dargestellteu Lösung von 
Diazonitrobenzol am günstigsten arbeiten, 
vorausgesetzt , dass nicht zu grosse 
Partien auf einmal gefärbt worden müssen, 
will man dagegen schnell und bequem 
arbeiten, so empfiehlt sich ohne Zweifel 
die Anwendung von Nitrazol, Nitrosamin- 
rot h oder Azophorroth. Nitrosaminroth ist 
wegen seiner Teigform nicht sehr bequem, 
auch ist es bezüglich der Resultate nicht 
immer ganz zuverlässig, dagegen gebt die 
Lösung schnell vor sich; was die beiden 
anderen Producte anbetrifft. so giebt Ver- 
fasser dem Nitrazol den Vorzug, weil nach 
den vom Verfasser angestellten Versuchen 
das Nitrazol immer seine feste pulver- 
förmige Beschaffenheit bewahrt, während 
das Azophorroth nach einiger Zeit schmierig 
wird. 

Noch einen Schritt weiter ging die 
Actiengesellschafl für Anilinfabrikation, in- 
dem sie empfiehlt, dem Diazobade einen 
Zusatz von Kupfervitriol zu geben, die so 
entwickelten resp. gekuppelten Färbungen 
zeichnen sich durch eine sehr gute Wasch- 
echtheit aus neben mehr oder weniger 
hervorragender Lichtechtheit. Für diese 
Art der Nachbehandlung sind besonders 
geeignet Chrysamin, Congobraun, Toluylen- 
orange, Columbiabrnun, Chromunil braun, 
Chicagoblau. Sambesischwarz und Columbia- 
schwarz. 

Einen wichtigen nicht zu unterschätzenden 
Fortschritt haben wir bezüglich der Färberei 
mit direeten Farbstoffen zu verzeichnen, 
und es ist wohl anzunehmen, dass man 
nunmehr mit viel grösserer Berechtigung 
von einer thatsächüchon Affinität des Farb- 
stolles zur Faser sprechen kann, Verfasser 
meint die Kaltfärberei, d. h. das Färben in 
kalter Flotte. Man hat ja vor längerer 
Zeit schon Farbstoffe gehabt, welche kalt 
gefärbt wurden, z. B. das Safflor - Carmin, 
indessen kann dort von einer wirklichen 
Fixirung des Farbstoffes nicht die Rede 
sein, im Gegentheil der Farbstoff haftete 
nur lose auf der Faser und ging bei der 
geringsten mechanischen Behandlung w ieder 



Heft 10. 
15- Mal !Hy«. 


Marquardt, Fortschritte auf dem Gebiete der Baumwollgarn färber ei. 


153 


herunter. Anders verhält es sich bei dem 
heutigen Kalt färben, der Farbstoff wird 
thatsächlich vermöge seiner Affinität zur 
Faser fixirt, und die so erhaltenen Fär- 
bungen stehen bezüglich ihrer Waschecht- 
heit heissgefärbten Färbungen nur ganz 
unwesentlich nach. Diese Arbeitsweise ist 
so interessant, dass es wohl angebracht 
erscheint, die Originalvorschrift der Ber- 
liner Fabrik wiederzugeben. 

Der Farbstoff wird in heissem Wasser 
gelöst und der kalten Flotte zugegeben. 
Zusätze zum Färbebade pro 1 Liter: 
für hellere Töne: 2 bis 5 g. Glaubersalz 
cryst. und 5 g Seife, 

für dunklere Töne: 5 bis 15 g. Glaubersalz 
cryst. und 3 g Seife, 

oder vortheilhaft anstatt der Seife ca. 1,5 g 
Türkischrothö! und etwas Soda. 

Man geht mit der Waare, welche vor- 
her nicht genetzt zu werden braucht, in 
das kalte möglichst kurze Färbebad, zieht 
’/i bis 1 7, Stunde (je nach Tiefe der Fär- 
bungen) um, spült leicht und trocknet. 
Die Bäder ziehen fast ebenso gut aus wie 
beim heissen Färben. Da diese Färbe- 
weise noch ziemlich neuen Datums ist, 
hat Verfasser über etwaige Resultate im 
Grossbetrieb noch nichts gehört, doch 
unterliegt kar keinem Zweifel, dass diese 
Methode in vielen Fällen von ausserordent- 
lichem Werth ist. (Vgl. a. Muster No. 7 und 
No. 8 der heutigen Beilage. Red.) 

Erwähnt soll noch ein Verfahren der 
Farbenfabriken werden, wonach zu gleicher 
Zeit, gefärbt und mercerisirt wird, allerdings 
ist diese Arbeitsweise nicht immer ange- 
zeigt, das Haupterforderniss ist die Ver- 
wendung von alkalibeständigen Farbstoffen, 
immerhin aber bietet diese Methode Interesse 
und sie wird auch in einigen Betrieben, 
wenn auch nicht in grossem Umfange, an- 
gewendet. Auf dem Gebiete der Merceri- 
sation wird immer noch fieissig forter- 
funden, manches brauchbare ist gezeitigt, 
aber auch viel unbrauchbares Zeug zu 
Tage gefördert worden, der unparteiische 
Beobachter wird zu der Erkenntnis* ge- 
zwungen, dass viele Mercerisat ionspatente 
gar keine Vortheile bieten, sondern nur 
deshalb genommen worden sind, um andere 
Patente zu umgehen. Es ist deshalb wohl 
kaum angezeigt, auf all die berechtigten 
oder unberechtigten Neuerungen auf dem 
Gebiete der Mercerisation einzugehen, er- 
wähnt soll nur w'erden, dass es den Elher- 
felder Farbenfabriken gelungen ist, beim 
Mercerisiren ohne Spannung das Einlaufen 
der Garne durch einen Glycerinzusatz zu 
verhindern. 


Was die Färberei im besonderen an- 
belangt, so werden wohl drei Farben, 
schwarz, blau, braun, augenblicklich im 
Vordergründe des Interesses stehen. Roth 
ist ja ebenfalls eine äusserst gangbare und 
vielgebrauchte Farbe, indessen hat man 
neben dem Alizarinroth ein wunderschönes 
Product in dem Paranitranilinroth, was ja 
zur Genüge bekannt ist, und daher sind 
die Hauptbestrebungen darauf beschränkt 
geblieben, ein gutes Schwarz herzustelleu, 
das neben einfacher Anwendung die Vor- 
züge des Diamantschwarz hat, sowie ein 
vollwerlhiges Ersatzproduet für Indigoblau 
und Catechubraun zu finden. 

Das Diamantschwarz d. h. Oxydations- 
anilinschwarz, ist gewiss eine sehr schöne 
Farbe, wenn nur nicht soviel Arbeit damit 
verknüpft wäre, sodass die Erzeugungs- 
kosten nicht gerade billige sind. Ferner 
ist man nicht immer in der Lage, ein 
gleichmässiges Schwarz zu erhalten, das 
den Faden wenig oder garnicht augreift, 
sondern das Gelingen hängt mehr oder 
weniger von geringfügigen Momenten ab, 
die gar zu leicht übersehen oder ausser 
Acht gelassen werden. Viel einfacher 
und deshalb leichter controlirbar ist die 
Arbeitsweise bei allen Schwarz, die direct 
auf die Faser gefärbt werden, infolge- 
dessen ist der Ausfall immer derselbe, 
dann ein weiterer Vortheil, der Faden 
wird nicht geschwächt. Eines der schönsten 
Schwarz ist ohne Zweifel das Diaminogen- 
schwarz, welches dem Diamantschwarz in 
Blume und Uebersicht am nächsten 
kommen dürfte. Es wird auch überall da 
angewendet werden, wo es weniger auf 
sehr billiges Arbeiten ankommt, als auf 
ein schönes tiefes und volles Schwarz, das 
durch seine Fülle und rein schwarze Ueber- 
sicht ohne einen grauen Schein sich be- 
sonders auszeichnet. Die Färbemethode 
ist einfach, directes Färben, Diazotiren 
und Entwickeln mit Diamin oder für blauere 
Töne mit einem Gemisch von Diamin und 
/f-Naphtol. Für Webgarne und Strickgarne 
dürfte noch ein anderes Schwarz von 
nicht zu unterschätzender Bedeutung sein, 
das vor Kurzem von der Firma Leopold 
Cnssella & Co. auf den Markt gebrachte 
lmmedial8ehwarz. Ich hatte Gelegenheit, 
gerade mit diesem Schwarz umfangreiche 
Versuche anzustellen, die durchweg, soweit 
die Baumwollgarnfärberei in Frage kommt, 
sehr günstige Resultate ergaben. Wenn 
ich richtig unterrichtet bin, hat man es 
hier mit einem Sulflnfarbstoff zu thun; 
wie bekannt, besitzen die Farbstoffe dieser 
Klasse eine hervorragende Affinität zur 


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154 


Erläuterungen *u der Beilage. 


( Plrber-Zeltang. 

Jahrgang lüft'-«.’ 


vegetabilischen Faser, die durch Zugabe 
von Kochsalz oder Glaubersalz zur Farb- 
Botle noch vermehrt wird. Gefärbt wird 
unter Zusatz von Schwefelnatrium und 
Soda, und zwar empfiehlt die Fabrik 
folgende Arbeitsweitsweise : Für 50 kg 

Garn wird eine Flotte von 800 bis 1000 Liter 
hergerichtot mit 

4 V* kg Soda, 

1 */i - Schwefelnatrium, 

6 — 7 - Immedialschwarz, 

24 - Kochsalz. 

Mit dem gut ausgekochten Garn geht 
man nach dem Aufkochen der Flotte bei 
abgestellteni Dampfe in das Färbebad ein, 
zieht einigeniale um und steckt unter, 
nach je ’/* Stunde zweimal umziehen. 
Dann wird das Garn möglichst schnell 
abgewunden und in kaltem Wasser 
gespült. Zur Vertiefung der Nüance 
empfiehlt sich eine nachträgliche Be- 
handlung mit 2 */,, Chromkali, 2 "/„ 
Kupfervitriol und 2 bis .'i •/„ Essigsäure, 
danach spülen und seifen. Statt des 
Seifens kann auch eine Avivage stattfinden, 
indem das Garn bei 70 bis 80° C. durch 
eine Flotte genommen wird, welche 2 bis 
4 % Kartoffelstärke und 1 bis 2 % Schmalz 
enthält. Diese Nachbehandlung bat nicht 
nur zur Folge, dass die Egalität und die 
Nüance verbessert wird, sondern sie ver- 
leiht auch der Färbung einen hohen Grad 
von Reibechtheit, während nicht avivirte 
Färbungen etwas abrussen. Infolge seiner 
ganz hervorragenden Kchtheitseigen- 
schaften dürfte das Immedialschwarz bald 
sich zahlreiche Freunde erwerben, nament- 
lich will ich nicht verfehlen, darauf auf- 
merksam zu machen, dass mit Immedial- 
schwarz gefärbte Waare vollkommen säure- 
echt ist, und sich daher sehr gut für 
halbwollene Artikel eignet, bei denen die 
Wolle im sauren liade nachgefärbt wird. 

Aehnliehe Eigenschaften zeigt das 
Anthrachinonschwarz der Badischen 
Anilin- und Koda-Fabrik, nur wird das Garn 
kochend gefärbt und nach dem Färben 
eine Stunde verhängt, dann chroinirt, event 
geseift oder geölt. Bezüglich der Vortheile 
oder der Anwendungs weisen lässt sich 
noch wenig sagen, da dieses Product erst 
vor ganz Kurzem in den Handel kam. und 
daher grössere Resultate aus der Praxis 
noch nicht vorliegen. /**/„, fätj 

Erläuterungen zu der Hellage No. lt. 

No. l. Nnphtahnbl.ii: B aut io kg Wollgarn 

Gefärbt wurde im sauren Bade mit 
300 g Naphtalinblau B (Farbwerk 
Höchst», 


' unter Zusatz von 

400 g Schwefelsäure und 
1 kg kryst. Glaubersalz. 

Das Bad wird ziemlich klar ausgezogen. 
Die Säure- und Schwefelechtheit der Fär- 
bung sind gut; durch kräftige Handwalke 
wurde mitverflochtenes weisses Garn nicht 
im geringsten ungefärbt. 

Färberei der Färber- Im tun?. 

No. a. Echtroth PR extra auf 10 kg Wollgarn. 

Färben mit 

300 g Echtroth PK extra (Bayer); 
dem Bade wurden 

1 kg kryst, Glaubersalz und 
400 - Schwefelsäure zugesetzt. 
Bezüglich der Echtheit gilt das hei 
•Muster No. 1 Gesagte. 

Färberei dir Farl*T - Zeit m 

No. 3. Dunkeloliv auf 10 kg Halbwoll-Covert- 
coating. 

Färben mit 

50 g Brillant- Alizarineyanin 30 
pulv. (Bayer), 

10 - Eehtgelb extra (Bayer) und 
10- Orange II B (Bayer) 
unter Zusatz von 

1 kg Glaubersalz und 
ÖÜOg Essigsäure (30 %)■ 

Man koeht 3 bis 4 Stunden, setzt 300 g 
Schwefelsäure hinzu und lässt noch 
'/j Stunde kochen. a. v . 

No. 4. Zweifarbiger wollener Damenstoff. 

Vorgefärht 1 Stunde hei 60” G. mit 
3 0 0 Diaminschwarz HW 
(Cassella), 

10 - kryst. Glaubersalz und 

2 - Essigsäure (40 %) ; 

gespült und in frischem kochenden Bade 
übersetzt mit 

3% Cyanol extra (t’assella) und 
10 - Welnsteinpräparat. 

tetopal,! Cassella ■£ £k>. 

No. 5. Zweifarbiges Halbwollgewebe mit merce- 
riairten BaumwollefTecten. 

Wolle schwach kochend gefärbt mit 
Cyanol extra (Cassolla) und 
Naphtolgelb S (Cassella); 
hinzufügen 

3 •/• Welnsteinpräparat. 
Baumwolle gefärbt mit 

Diuininrosa Gl) (Cassella). 

In schwachem Seifenbad gewaschen 
und mit Wasser gespült. tt k 

No. 6. Druckmuster. 

60g Schwarzsalz BW (Kalle) 
werden mit 

200 - Wasser (45 bis 50* C.) 
angeteigt in 


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Heft 10. ) 

15 . Mal 18 SJ 9 .J 


Rundschau. 


156 


600 g Eisverdickung und 
200 - Traganthschleim 60 : 1000 
eingerührt und gut gesiebt. 

Man druckt auf weissen unprüparirten 
Stoff, trocknet und nimmt auf dem Foulard 
durch ein auf 65* C. erhitztes Had von 
1500 g Nitrit, 

1000 - Kochsalz und 

50 Liter Wasser. 

Eine Minute durehnehmen, 15 bis 20 Mi- 
nuten liegen lassen, dann waschen, '/* Stunde 
bei 50* C. seifen, wiederum waschen und 
hierauf trocknen. 

No. 7. Sambesischwarz D auf 10kg Baumwollgarn. 

Gefärbt wurde heiss mit 

300 g Sambesischwarz D (Berl. 

Act. -Ges.) 
unter Zusatz vou 

10 g kryst. Glaubersalz und 

3 - Seife 
im Liter Flotte. 

Die Säure- und Alkaliechtheit sind gut. 
die Chlor- und Waschechtheil dagegen 
ziemlich gering. 

No. 8. Sambesischwarz D auf io kg Baumwollgarn. 

Färben kalt mit 

3O0 g Sambesischwarz D (Berl. 

Act. -Ges.) 
unter Zusatz von 

10 g kryst. Glaubersalz und 

4 ccm TürkiHchrothöl 
für den Liter Flotte. 

Bezüglich der Echtheit gilt das hei 
No. 7 Gesagte. b^Umt tcUm-natiUhi/t 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den ItmidHcliroiben 
und Musterkarton der Farbenfabriken.) 

Die Farbwerke vorm. Meister Lucius 
& Brüning. Höchst a. M. gaben kürzlich 
eine Karte, Saisonfarhen auf Dainen- 
tueh, heraus. Die zur Anwendung ge- 
kommenen Farbstoffe sind u. a. Azogclb 
conc..' Orange No. 2, Victoriascharlach Ft. 
Azosäurefnchsin G, Echtsäureviolett A2K, 
Cyanin B und Patentblau V. Man färbt im 
kochenden sauren Bade für 100 kg Waare 
mit 2 bis 4 kg Schwefelsäure und 10 bis 
15 kg Glaubersalz oder einer entsprechenden 
Menge Weinsteinpräparat . 

Eine Karte, Tragechte Farben auf 
Woll- und Haarhüten, versendet die- 
selbe Firma; sie enthält eine Reihe 
moderner Hutfarben, welche nach dem 
Einhadverfahren hergestellt sind. Die 
Durchfärbung, sowie Liehteehtheit und 


Gleichinässigkeit sollen gut sein. Für 10 kg 
Hüte bestellt man das Färbebad mit 2 kg 
Glaubersalz. 200 g Schwefelsäure und den 
vorgeschriobenen Farbstoffen, geht mit den 
feuchten Hüten in das nicht über 50* C. 
warme Bad ein, treibt langsam zum Kochen 
und kocht •/, Stunde; dann setzt man 200 g 
Schwefelsäure zu (bei denjenigen Mustern 
mit viel Chromogen 300 g) und kocht 
wieder V, Stunde. Hierauf kühlt man das 
Bad auf 70 bis 60’ C. all, setzt das nöthige 
Chromkali oder Chromnatron bezw. Fluor- 
chrom hinzu, treibt nicht zu schnell zum 
Kochen und kocht noch 1 Stunde. Kommt 
es nicht aur gutes Durchfärben an, so 
kann man die erforderliche Menge Schwefel- 
säure von Anfang zusetzen, 1 Stunde 
kochen und ehromiren. Für die Chrom- 
braunnüancen genügen zum Anfärben 200 g 
Schwefelsäure. Bei denjenigen Farben, 
die Säurealizaringrün enthalten, empfiehlt 
es sich, des besseren Durchfärbens halber, 
zuerst mit 10% essigsaurem Ammoniak 
(Glaubersalz und Farbstoff) 20 bis 30 Mi- 
nuten zu kochen und dann erst die nöthige 
Schwefelsäure auf zweimal zuzusetzen. 
Zum Nüanciren verwendet man nach dem 
Chromsusatz gut egalisirende chromsäure- 
beständige Farbstoffe, wie Patentblau, Echt- 
säureviolett, Orange, Victoriagolb und Echt 
blauschwarz, ohne das Bad abzukühlen; 
Säurea liza rinblau, Alizaringelb, Alizarinroth 
und Chromotrop dürfen nur auf ahgekühlfpn 
Bädern zugesetzt werden. 

Zwei neue schwarze Farbstoffe für 
Leder, Lederschwnrz C und Leder- 
schwarz T, liefern ebenfalls die Höchster 
Farbwerke. Die Marke C ist ausschliesslich 
für chromgares, die Marke T dagegen für 
lohgares Leder bestimmt. Die Löslichkeit 
der beiden Produett“ ist nach Angaben der 
Firma gut, sie sollen sich durch gleich- 
tnässiges und schnelles Aufziehen aus- 
zeiclmen. 

Hebe Nero! handelt eine kleine Bro- 
schüre der A et iengesellschaft für 
Anilinrabrikation Berlin SO. Nerol 
ist ein Theerfarhstoff, der in schwach 
saurem Bade, auf ungeheizte Wolle ge- 
färbt, schwarze und waschechte Färbungen 
liefern soll. Seinen Eigenschaften nach 
ist er geeignet, Blauholz beim Färben 
von Wollgarnen zu ersetzen, da er keine 
Beize, also nur ein Bad erfordert, auf 
weichem dauernd weiter gefärbt werden 
kann, ohne dass abgesehreekt zu werden 
braucht. Seine Nüance kann beliebig 
zwischen Tiefschwarz und einem ausge- 
sprochenen Schwnrzblau gewählt werden. 
Das Product ist nach Angaben der Firma 


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150 


Rundschau. 


f FtrW-Zeliung. 
I Jahrgiing 1619. 


säureecht, sogar 'gegen [den’ Einfluss der 
Carbonisation. Es wird durch Schwefeln 
nur etwas rölher. Wasche und Schweis» 
machen es höchstens eine Spur blauer 
und lebhafter. Die Färbevorschrift lautet: 
Für reine Garne: Man bestellt das 

kochende Farbebad, welches für 50 kg 
Garn etwa 2 cbm. Wasser enthalten soll, 
mit 10 bis 20% kryst. Glaubersalz, 3% 
Essigsäure (30%) 0" Be. und löst darin, 
je nach der Feinheit der versponnenen 
Wolle, 4 bis 7% Farbstoff auf, hisst noch- 
mals aufwallen, stellt den Dampf ab, rührt 
gut durch und geht mit dem Garn ein, 
das zuvor gewaschen (fettfrei) ist. Nach- 
dem es 3 bis 4 Mal hantirt worden ist. 
lasst man wieder Dampf einströmen, so- 
dass die Flotte immer schwach siedet und 
hantirt weiter. Ist nach einer Stunde der 
Farbstoff noch nicht ausgezogen (die Flotte 
darf nur noch schwach bräunlich sein), 
so schlägt man das Garn auf, giebt noch 
2 bis 3% Essigsäure nach, rührt gut um, 
färbt weiter, bis das Bad erschöpft ist und 
hantirt dann noch zur besseren Fixirung 
etwa 10 Minuten lang im klaren Bade. 
Die ganze Operation dauert etwa 1 % 
Stunde. Für ungewaschene Garne 
bestellt man das kochende Bad nur mit 
10 bis 20% kryst. Glaubersalz und 4 bis 
7% Farbstoff, hantirt während ’/s bis % 
Stunden bei Kochhitze, bis die Färbung 
gut egal ist, schlägt auf, giebt 3 bis 5% 
Essigsäure zu, färbt weiter, wie oben 
angegeben, bis das Bad klar ausgezogen 
ist, und hantirt, wie vorher, etwa 10 Minu- 
ten lang. Für die folgenden Bäder ver- 
fährt man genau ebenso, nur wird der 
Zusatz von Glaubersalz auf 3% herab- 
gesetzt. 

Kammzug wird in der Kufe, so- 
wie auf Apparaten wie ungewaschene 
Game, also etwa % Stunde ohne Säure ge- 
färbt und dann erst wird die stark verdünnte 
Säure nach und nach zugesetzt. In den 
Bemerkungen, die den Schluss der Bro- 
schüre bilden, wird darauf hingewiesen, 
dass statt der Essigsäure auch Welnstein- 
prüparat (3 bis 5''/,,) oder Schwefelsäure 
(1%) angewendet werden kann; nur muss 
man dann, um ungleichmässige Färbungen 
zu vermeiden, etwas fleiseiger hantiren. 

Um zu verhindern, dass unter ungüns- 
tigen Umstünden beim Färben im ersten 
Bade die Waare braun belegt, broneirt er- 
scheint, empfiehlt die Finna, mehr Glauber- 
salz zu gebrauchen und die alkalische 
Reaction des Wassers durch Zusatz von 
Essigsäure zu beseitigen, ehe der Farb- 
stoff zugesetzt wird. Sollte auch das noch 


nicht genügen, so muss das Wasser für 
das erste Bad vor dem Zusatz des Farb- 
stoffes mit Oxalsäure (sog. Zuckersäure, 

% kg für 1000 Eiter Flotte) aufgekocht 
und der sich bildende Schaum entfernt 
werden. 

Die Farbenfabriken vorm. Friedr. 

Bayer & Co. bringen im Benzodunkel- 
grün GG eine neue Benzodunkelgrün- 
marke auf den Markt. Benzodunkelgrün GG 
ist ein einheitlicher Farbstoff, der sich von 
der B-Marke durch stärkeren Gelbstich 
und klarere Nuance unterscheiden soll. 

Man erhält, wenn auch nicht so lebhafte, 
so doch erheblich billigere Färbungen als 
mit Benzogrün und ähnlichen Producten. 

Die Echtheitseigenschaften sind die gleichen 
wie die von Benzodunkelgrün B. Der 
neue Farbstoff eignet sich in erster Linie 
für pflanzliche Fasern, vor Allem für 
Baumwolle; lose Baumwolle. Rauinwollzug 
in Apparaten oder in Kesseln, Strang wie 
Stückwaare geben gleich gute Resultate. 

Für gemischte Materialien ist er weniger 
gut geeignet, da er die Wolle bezw. Seide 
in neutralem Bade stärker anfärbt als die 
Baumwolle. Im Baumwolldruck eignet sich 
das Product für Klotzzwecke; auch sind 
die Färbungen mit Zinnsnlz gut ätzbar. 
Zinkstaub atzt ebenfalls gut. Der Farb- 
stoff kann als Mercerisirungsartikel benutzt 
werden. 

Unter dem Namen Echtroth FR extra 
geben die Elberfelder Farbenfabriken ein 
neues Product heraus. (Siehe Muster No. 2 
der heutigen Beilage.) Es ist ein saurer 
Wollfarbstoff von ziemlich gutem Egali- 
sirungsvermögen, der sich wegen seiner 
Billigkeit sehr gut zur Herstellung von 
Bordeauxtönen, sowie als Bläue für leb- 
haftere Scharlachtöne verwenden lässt. 

Seine Echtheitseigenschaften entsprechen 
denjenigen der altbekannten Echtroth- 
marken. Im Wolldruck soll der Farbstoff 
für directen Aufdruck geeignet sein, auch 
lässt er sich für Seidendruck verwenden. 

Die Färbungen sind mit Zinnsalz unter 
Zinkstaub gut ätzbar. 

Dieselbe Firma bietet einen neuen 
Alizarinfarbstoff, der speciell für Baum- 
wolle geeignet ist, unter dem Namen 
Alizarin-Heliotrop R in Teig an. Er 
soll auf Baumwolle sphr mannigfaltiger 
Anwendung fähig sein und liefert mit 
den verschiedensten Thonerdemordants 
sehr schöne Heliotropnüancen. Die Licht- 
echtheil ist grösser als die der Nüancen, 
welche mit entsprechenden basischen Farb- 
stoffen hergestellt wurden. Die Seifen- 
echtheit ist eine ausreichende, auch kann 

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Heft 10. ' 
15. Mai 1899.. 


Rundschau. 


157 


man schwach chloren. Schöne und volle 
Nüancen erhalt man beim Drucken mit 
salpetersnurer Thonerde unter Zusatz von 
essigsaurem Kalk. Mit essigsaurer Thon- 
erde allein erhält man blnuere Nüancen 
als bei Zusatz von essigsaurem Kalk, wel- 
cher den Ton röthet. Am besten druckt 
man auf geöltem Stoff und dämpft ohne 
bezw. mit Pression (vgl. Heft 8, Muster 
No. 3 und 4). Die Färbungen auf Thon- 
erdemordant sollen mit Chloraten sehr gut 
ätzbar sein; mit essigsaurem Chrom er- 
hält man ein stumpfes Blauviolett, ähnlich 
dem Alizarin - Eisenviolett auf chromge- 
klotztem und geätztem Baumwollstoff ge- 
färbt. ein hübsches Prune. Gut soll Ali- 
zarin-Heliotrop R auch für Seiden- und 
Halbseidendruck geeignet sein; mit essig- 
saurer Thonerde und Oxalsäure erhält man 
ein Heilbares Heliotrop. Das neue Product 
ist auch für Wolle verwendbar. Sauer 

ohne Beize — aufgefärbt, erhält man 
blaurothe Nüancen; der Chromlack auf 
Wolle ist blauviolett. Der Farbstoff lässt sich 
sauer auf Wolle und Seide aufdrucken und 
auch im Vigoureuxdruck mit sch« efelsaurer 
Thonerde und essigsaurem Chrom ver- 
wenden. 

Plutobraun NB und GG, zwei 
neue Marken des älteren Plutobraun R, 
bringt die gleiche Firma in den Handel. 
Sie eignen sich zum Färben von loser 
Baumwolle in Kesseln oder Apparaten wie 
zum Färben von Garnen und Stückwaare. 
Besonders vcdle und waschechte Braun- 
töne erhält man durch Nachbehandlung 
mit Benzonitrol. Auch sollen die beiden 
Marken gut im Baumwolldruck zum Klotzen 
anzuwenden sein; sic lassen sich, auf 
Baumwolle gefärbt, gut mit Zinnsalz und 
Zinkstaub ätzen oder geben, Überdruck! 
mit Anilinschwarz, brauchbare Artikel, 
speciell im Baumwollflnnelldruck. 

Die der Karte beigefügten Muster 
wurden hergestellt für 100 kg Waare mit 
4 kg Farbstoff, gekuppelt wurde mit Benzo- 
nitrol-Entw ickler in Teig. 1 Stunde kochend 
färben mit 20 kg Glaubersalz und 1 kg 
Soda, 7« Stunde ohne Dampf nachziehen 
lassen, spülen und kuppeln wie folgt: Für 
100 kg Garn, das z. B. mit 2% FarbstofT 
grundirt ist, sind erforderlich 3 kg Benzo- 
nitrol-Entwickier in Teig. Diese werden 
mit möglichst wenig kaltem Wasser (etwa 
V* bis % Eiter) zu einer gleich- 
förmigen Masse angerührt, und unter 
gutem Umrühren in das Kupplungsbad 
gegeben, welches mit etwa 2000 Liter 
kaltem Wasser und 2,4 Liter roher Salz- 
säure 19“ Be. bestellt ist. Man lässt nun 


das Bad in diesem Zustande unter zeit 
«eiligem Umrühren etwa */» Stunde stehen, 
wodurch es vollkommen klar wird, und 
giebt, bevor man mit der grundirten Waare 
eingeht, 750 g essigs. Natron und 250 g 
calc. Soda, die man beide in Wasser ge- 
löst hat, zu und rührt sofort gut um. Man 
geht nun mit der grundirten Waare ein 
und zieht in dem kalten Kupplungsbad 
7s Stunde um, worauf man spült und mit 
4 kg Marseiller Seife und 1,5 kg Olivenöl 
Reift. 

In Benzonitrolschwarz B und T 
bringt die Firma zwei Farbstoffe zur Ver- 
öffentlichung, welche die Herstellung von 
Schwarz durch Nachbehandlung mit diazo- 
tirtem Paranitranilin oder Benzonitrol 
ermöglichen. Die Marke B liefert blau- 
schwarze, T tiefschwarze, etwas kohlige 
Töne, die durch Aufsatz von Methylenblau 
geschönt werden können. Die Wascheclit- 
heit ist geringer als die von B; in der 
Lichtechtheit stehen beide Schwarz auf 
dem Durchschnitt der durch Diazotiren 
und Kuppeln erhaltenen Färbungen. Der 
Preis ist bei der Marke T in Anbetracht 
ihrer Ausgiebigkeit ein billiger. Die 
Färbeweise ist die gleiche wie bei Pluto- 
braun; nur treten an Stelle von 3 kg 
Benzonitrol-Entwiekler 5 kg, 2,4 Liter roher 
Salzsäure 19“ Be. 4 Liter, von 750 g 
essigs. Natron 1,25 kg und von 250 g 
calc. Soda 425 g. 

ln einem Rundschreiben (heilt die 
Firma mit, dass sie eine bedeutende Preis- 
ermässigung von Victoriablau B hat ein- 
treten lassen. Der seit Jahren eingeführte 
Farbstoff giebt auf Wolle lebhafte klare Blau- 
nüaneen und wird sowohl in Garn wie in der 
Kunstwolllärberei angewendet; er wird auch 
als walkecht gerühmt, ln der Halbwoll- 
färberei findet er besonders zur Erzeu- 
gung von Marineblau auf kunBtwolIhaltiger 
Waare Anwendung. Baumwolle wird ge- 
färbt, nachdem sie in üblicher Weise mit 
Tannin und Antimonsalzen vorgebeizt ist. 
Fenier soll sich Victoriablau B auch für Baum- 
woilgewebe- und Garndruck , für Wollen-, 
Seiden- und Halbseidendruck eignen. 

Von Neu-Victoriablau B gilt das 
oben Gesagte, jedoch ist dieser Farbstoff 
alkaliechter, wird vielfach in der Fabrikation 
w’ollener Decken verwendet, und ist speciell 
im Druck brauchbar wegen seiner leichten 
Aetzbarkeit durch Oxydationsmittel. 

ZweiMustcrkarlen führen unsdieNüancen 
der beiden genannten Farbstoffe, sowie 
ihre Anwendungsweise vor Augen. Wolle 
wird mit Victoriahlau B gefärbt unter Zusatz 
von 3 bis 5“/ 0 kryst. Alaun und 3 bis 5“/, 



Rundschau. 


( PArbor-Zeilong 
Jahrgang 1699. 


158 


Essigsäure 1 Stunde kochend. Beim Färben 
mit Neu- Victoriablau B werden 2 '/„ Essig- 
säure oder die gleiche Menge kryst. Alaun 
verwendet. Baumwolle färbt man, wie be- 
reits gesagt, auf Tannin-Antimonbeize unter 
Zusatz von 2 bis 4*/« Alaun. 

Druckvorschrift. 

Bau mwollge webedruck: 

20 g Farbstoff in 

100 - Essigsäure 6" Be. (30*/o) und 
160 - Wasser lösen, verdicken mit 
600 - (iummiwasser 1:1, hinzu 
120 - Ossigs. Tanninlösung 1 : 1 

1000 g. 

Man druckt auf geölten Baumwollstoff, 
dämpft 1 Stunde ohne Pression, zieht 
durch ein Brechweinsteinhnd, wäscht und 
seift bei etwa 31* C. 

Baumwol Igarndruck: 

10 g Farbstoff in 

250 - Essigsäure 6* Be. (30'/») und 
395 - Wasser lösen, verdicken mit 
285 - Traganthschleim 65 : 1000, hinzu 

60 - essigs. Tanninlösung 1 : 1 

TÖÖÖg. 

Man druckt auf geöltes Oarn und dämpft 
1 Stunde ohne Pression. 

Ferner geben die Farbenfabriken vorm. 
Friedr. Bayer & Co. noch folgende Muster- 
karten heraus: 

Benzidinfarbstofre auf Baumwoll- 
stoff gefärbt und mit Khodanzinn- 
oxydul geätzt. Mit diesem Aetz mittel 
wird ein leidliches Weiss, besser als mit 
früher bekannten Aetzen, erzielt. Man 
dämpft 4 Minuten ohne Pression, wäscht, 
seift kalt 2 Minuten, wäscht und trocknet. 

Aelzw eiss: 610 g Stärke - Traganth- 
verdickung, 240 g Zinnsalz, lOOgRhodan- 
ammoniuin, 50gCitronensäurelösung22'Be., 
10 ccm Alkaliblau 4B-Lösung (2 1 /,"/»). 
Einige Ausfärbungen mit Benzochrombraun 
S und Benzoazurin S wurden nachbe- 
handelt mit 3"/» Chromkali, 3% Kupfer- 
vitriol und 2% Essigsäure. 

Benzidinfarbstoffe auf Baumwoll- 
flanell gefärbt und bunt geätzt. In 
dieser Karte wird berichtet, dass neuer- 
dings heim ßenzidinfarbcnälzartikel mit 
Zinn wieder auf ein Verfahren zuriiek- 
gegriffen wird, dass sich namentlich zum 
Buntätzen grösserer Flächen besser eignen 
soll wie das allgemein übliche. Es beruht 
darauf, dass die mit Benzidinfarben ge- 
färbten Baumwollstücke mit etwa 20 g 
Tannin im Liter Wasser präparirt werden, 
dann eine Zinnätzfarbe mit den hetr. basi- 
schen Farbstoffen (ohne Tanninzusatz) auf- 
gedruckt wird. Darauf wird wie üblich 


kurz gedämpft event. gewaschen, oder vor 
dem WaBchen eine Brech Weinsteinpassage 
gegeben, die auch vor dem Aetzen er- 
folgen kann, ist Tannin neben Zinnsalz 
in der AetzFarbe, so Rillt diese manchmal 
etwas heller aus, da bei Gegenwart von 
Tannin ein Theil des Farbstoffes schon in 
der Druckfarbe als Lack niedergeschlagen 
wird, nur mechanisch auf die Faser geht 
und sich später tierunterwäscht. 

Tanninfarbstoffe und Benzidin- 
farbstoffe auf raercerisirte Baum- 
wolle gefärbt. In der Karte werden ba- 
sische und Benzidin-Farbstoffe im Aetzartikel 
behandelt. Man sieht z. B. raercerisirte 
Waare mit basischen Farbstoffen gefärbt und 
mit Oxydationsmitteln geätzt ; sodann tannirte 
und mit Natronlauge geätzte mercerisirte 
Waare mit basischen Farbstoffen ausgefärbt. 
Das Verfahren ist folgendes: Das Baum- 
wollgarn w urde mercerisirt und dann verwebt. 
Dann w urde z.Thl. mit 10g Tannin und dann 
mit 10 g Brechweinstein im Liter geklotzt. 
Muster No. 1 bis 6 der Karte wurden mit ba- 
sischen Farbstoffen, wie Türkisblau BB, Neu- 
Victoriablau B, Methylviolett 1B, Crystall- 
violett, Türkisblau G, Auramin II und 
Bismarekbraun F gefärbt, gewaschen, ge- 
trocknet und dann mit Chloratätze be- 
druckt, 

Chloratätze: 

450 g Chlorsaures Natron 40' Be., 

166 - Chinaelay und 
203 - Britishgum kochen, hinzu 
23 - rothblausaures Kali, 

45 - Citronensäure und 
113 - W asser 

1000 g. 

Man dämpft ’/ 4 Stunde ohne Pression, 
wäscht und trocknet. 

Thonerdeheize - Farbstoffe, ge- 
pflatscht, gedruckt, gefärbt, geätzt. 
Aus dieser Karte ersieht man die Ver- 
wendung der bekannten Alizarin Farbstoffe, 
wie Alizarin - Bordeaux BI) und GD, 
Alizarin-CyaninR, Anthracenbraun, Alizarin- 
orange, Alizarinroth (Blau- und Gelbstich) 
u. a. m. />. 

O. Piequet und Rene Koech lin, Färberei und 
Zeugdruck, Studie anlässlich der nationalen 
und colonialen Ausstellung in Rouen. (Bulletin 
de la boc. induetr. de Rouen.) 

Für jeden Industriezweig ist. es von 
grösstem Nutzen, wenn die Interessenten 
von Zeit zu Zeit den Entwicklungsgang in 
einem Rückblick zusammenfassen, um die 
während eines bestimmten Zeitabschnittes 
erzielten Fortschritte würdigen zu können. 
Derartige Studien haben einerseits den 


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Heft in. 1 

15. Mai IK99.J 


Rundschau. 


169 


Vortheil, über den momentanen Stand der 
einschlägigen Kenntnisse Klarheit zu 
schaffen, andererseits körn en sie gewisser- 
inassen als Marksteine für die weiteren 
Arbeiten auf diesem Gebiete dienen. 
Wenn auch derartige Studien für jeden 
Industriezweig vor! heilhaft sind, so ist dies 
in noch viel höherem Matisse der Fall Tür 
unsere Industrie, in welcher auf jeden 
Fortschritt auf theoretischem Gebiete sofort 
eine Rückwirkung in der Welt der Praxis 
folgt. 

Die Abtheilung für Chemie hat die 
nationale und coloniale Ausstellung zu 
Rouen, welche in so hervorragender Weise 
die ganze chemische Industrie unserer 
engeren Hcimath vereint, als geeignetsten 
Ausgangspunkt für die vorliegende Studie 
gehalten. Thatslfchlieh sind auch nur bei 
einer solchen Gelegenheit die handgreif- 
lichen Beweise für die neuesten Fortschritte 
vorhanden, da Jedermann mit Recht darauf 
stolz ist, der Oeffentlichkeit das Ergehniss 
seiner Forschungen, die industrielle Ver- 
wirklichung seiner langjährigen Labora- 
toriumsbeobachtungen vorzuführen. 

Die Beschreibung allein aller hier ver- 
tretenen Artikel würde ganze Bünde füllen: 
die leichtesten Gew ebe, Mousselines.Jaconas, 
Organdis u. a. m. verwirklichen oder über- 
flügeln sogar die Launen der Mode; die 
Möbelstoffe, Kleidungsstoffe, die schweren 
Damaststoffe und Bauimvollsainmete, welche 
der Laie einerseits kaum von Wolle, 
andererseits kaum von Seide unterscheiden 
kann, all' dieses bezeugt durch die Viel- 
seitigkeit. und die Abwechslung im Colorit 
das stetige Bestreben der Fabrikanten, 
fortwährend Neuheiten zu ersinnen. 

Hat der Besucher den ersten über- 
wältigenden Eindruck überwunden, so 
sucht er natürlich das Gesehene zu ver- 
stehen, er bemüht sich, den Grundton der 
gesummten Ausstellung herauszufinden, das 
Characteristikuni der jetzigen Mode fesizii- 
stellen: vergebliches Bemühen, denn das 
Wesen selbst der Mode bringt es mit sich, 
dass sie sich jeder logischen Zergliederung 
entzieht, man müsste eben Alles anführen, 
um dieses zum Ausdruck zu bringen. 

Wir haben hier die beste Gelegenheit, 
uns von der Richtigkeit des industriellen 
Schlagwortes zu überzeugen: „Die Mode 
ist ein fortwährendes Wiedererstehen!“ 

Eine bemerkenswert!!!* Beobachtung 
haben wir in dieser Beziehung machen 
können: unter Berücksichtigung denjenigen 
Theiles der Ausstellung, welcher sich der 
besonderen Gunst des Publikums erfreute, 


haben wir nachträglich die reichhaltige 
Sammlung von (ndiennemustern. welche 
Benner der „Societe industrielle“ ge- 
widmet hat, durchgesehen und da fanden 
wir aus den 40er und 60er Jahren den 
grössten Theil der Muster wieder, welche 
heute als „letzte Neuheit“ angestaunt 
werden, die also durch Neuzusammen- 
stellung von Zeichnung und Farben ge- 
wissermaassen eine Nachernte des ur- 
sprünglichen Erfolges darstellen. Die 
älteren Artikel kommen wieder in Auf- 
nahme: die Nachahmung alter Tapisserie- 
und Renaissancemuster, die Artikel „Liberty“ 
mit ausgiebigster Farbenausnutzung — 
4 bis 12 verschiedene Farben — das 
Ganze von feinen ein- oder höchstens 
zweifarbigen Zeichnungen durchbrochen, 
für welche das öravircn einer Walze oft 
mehr kostet als ft bis 10 gewöhnliche 
Druckwalzen. I de künstlerische Sehöpfungs- 
kraft kommt zum Ausdruck sowohl bei den 
Geweben, als auch bei den Zeichnungen, 
die „Braches“, „Brillantes", Satines und 
Faconnes aller Arten haben die Unistoffe 
verdrängt, für Möbelstoffe sowohl wie für 
Damen-Indienneartikel. 

Zu den neueren Appretirungsverfahren 
hat sich noch das Mercerisiren von Stoffen 
aller Art gesellt, und die Zahl derjenigen 
Besucher, welche die so behandelten Baum- 
wollstoffe für Seide hielten, ist nicht gering. 
Bevor wir nun auf die neueren Verfahren 
eingehon, sei es uns gestattet, aur die im 
Laufe der Zeit in Vergessenheit gerathenen 
alten Verfahren von Mülhausen und Rouen 
zurückzukommen, w elche den Weltruf dieser 
Städte und den Wohlstand der dortigen 
Fabrikanten begründet haben. Gewiss 
waren die früheren Farben oft weniger 
feurig als heute, aber die Indiennestoffe 
aus der guten, alten Zeit behielten doch 
etwas länger ihr bescheidenes Aussehen; 
sie konnten, ohne Schaden zu nehmen, 
der Einwirkung von Luft und Lieht aus- 
gesetzt werden und vertrugen auch ein 
tüchtiges Waschen und Seifen. Soll das 
heissen, wie unsere Hausfrauen behaupten, 
dass heutzutage nur unechte Färbungen 
hergestellt werden/ Es entspricht dies 
durchaus nicht den Thatsachen, aber es 
muss zugegeben werden, dass die Noth- 
wendigkeit, grosse Quantitäten zu Preisen 
herzustellen, welche die älteren Fabri- 
kanten in maassloses Erstaunen versetzt 
halten würden, zur Anwendung verein- 
fachter Verfahren geführt hat, welch' 
letztere allein die Fortsetzung des täglich 
schärfer werdenden Concurreuzkauipfes er- 
möglichen. 


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160 



[ Fftrber-ZeHuttg. 

Jahrgang i — •. 


Die Artikel : Garancines, Provencales, 
Parisiennes, Mandarine», Aurileres sind 
durch andere von grösserer Farbenpracht, 
aber auch geringerer Haltbarkeit ersetzt 
worden. 

Die Provenfale- oder Parisienne-Artikel 
hatten gleichfarbigen Grund mit weissen 
oder schwarzen Mustern: die Grundfarbe 
war gewöhnlich in Braun oder Bordeaux 
gehalten, d. h. die Beize bestand aus einem 
Gemenge von Thonerde- und Eisenacetat, 
und wurde durch Nuanciren beliebig ver- 
ändert ; Krapp allein angewendet gab 
Bordeauxtöne, welche mittels Gelbholz, 
l^uercitron oder Sumac nuancirt wurden. 
Zimmetfarbe, Reseda, Bronce u. s. w. wurde 
erhalten durch zweckmässige Mischung 
dieser natürlichen Farbstoffe, denen man 
öfter noch Blauholz, Galläpfel und Granat- 
rinde zusetzte. 

Der Garancine-Artikel wurde mittels 
derselben Farben wie die Provencales er- 
halten. jedoch herrschte das Roth vor; die 
Grundfarbe, eine Mischfarbe, war in gleich- 
niässig hellen Cachou-, Stroh- oder Lila- 
Tönen gehalten, ausserdem war das Haupt- 
muster feiner und unter Anwendung vom 
Strichelschatten gezeichnet. Die Aus- 
führung dieser Zeichnung war verhültniss- 
mttssig schwierig und spielte eine grosse 
Rolle für den Erfolg des Artikels. 

Die Mandarine-Artikel waren ausserdem 
noch buntgeätzt: Reserve- und Aetzdruck. 
Anilinschwarz, Cachou, die verschiedensten 
rothen, violetten, Bordeaux-Töne, alle die 
einfachen und gemischten Krappfarben, die 
Dampffarben, all’ dieses kam auf demselben 
Stoffe zur Anwendung und trug zu dem 
Gesammtcharacter des Artikels hei. Einige 
dieser Operationen waren einfach und 
leicht auszuführen und boten besonderen 
Vortheil: man war im Stande, hierzu alte 
Arbeiter zu verwenden, welche auf diese 
Weise einen zwar geringen aber ständigen 
Verdienst hatten. 

Mit einigen Worten können wir das 
Verfahren skizziren: Man druckte zuerst 
Schwarz, Roth, Braun und Weiss auf. Als 
Schwarz fungirte das Anilinschwarz, oder 
wenn wir mehr als .‘10 Jahren zurückgreifen, 
die alte Eisenbeize ; Roth wurde mit Thon- 
erdeacetat, Braun mit einem Gemisch von 
Thonerde- und Eisenacetat, Weiss mit 
Citronensaft unter Zusatz von Oxalsäure 
oder saurem Schwefelsäuren) Natron her- 
gestellt. 

Nachdem in der feuchten warmen Hänge 
2 Tage fixirt worden war, folgte das 
Pflatschen mit Cachou und nochmaliges 
2 tägiges Fixiren. 


Auf diese Weise wurde das Vermischen 
des Roths mit Cachou vermieden, ausser- 
dem hätte der Cachou bei sofortiger An- 
wendung nach dem Druck das Fixiren 
des Roth verhindert. Nach der Hänge 
wurden die Stoffe zum Färben hergerichtet 
und zu 6 bis 10 Stück auf einmal in den 
Krnppbottich gebracht. Anbei einige Bei- 
spiele für die Zusammenstellung des Fiirhe- 
bades : 

I. Grund: Dunkelbordeaux, schwarze 

uud weisse Zeichnungen , welche etwa 

1 der Grundfläche in Anspruch nehmen. 

Für 6 Stück ä ICH) m: 12 kg Krapp 

(Garancine), ti kg Lima, 7 kg (Juercitron, 

2 kg Sumach und 0,250 kg Kreide. 

II. Resedagrund, bei gleicher Zeichnung, 
H Stück a 100m: Mit kg tjuercitron, 2,5 kg 
Granatrinde, 1 kg Galläpfel, 2 kg Kreide 
und 2,5 kg Gelatine. 

III. Gleiche Zeichnung, Grund Zimmt- 
farben, 6 Stück ä 100m: 2,75 kg Krapp, 

22.5 kg tjuercitron, 6,5 kg Gelbbeeren, 
2,25 kg Granatrinde, 1 .75 kg Kreide und 

2.5 kg Gelatine. 

IV. Gleiche Zeichnung. Grund Bronze, 

5 Stück i'i 100 Meter. 55 kg ljuercitron, 

6 kg Campeeheholz, 1,25 kg Galläpfel, 6 kg 
Granatrinde, 2,5 kg Kreide und 1,5 kg Ge- 
latine. 

Nach dem etwa 2 Stunden dauernden 
Färben wurden die ausgerungenen Stoffe 
geseift und je nachdem gesäuert oder ge- 
chlort: das Säuern (Avivage) wurde nun hei 
vorherrschendem Roth in Anwendung ge- 
bracht. 

Das Buntätzen der „Mandarine» “-Artikel 
geschah mit der Platte, und es kamen ge- 
wöhnlich sehr lebhafte Farbtöne zur An- 
wendung, wie Violett, Rosa, Poneeau, 
Grün u. s. w. welche mittels Eiweiss oder 
Tannin fixirt wurden. Ein 15 bis 20 Mi- 
nuten langes Dämpfen bildete den Schluss 
und es blieb nun noch übrig, die Stücke 
zu appretiren, aufzurollen und zu falten. 

Bei den „Aurifere - - Artikeln, der Spe- 
cialität einiger weniger Firmen, bestand 
die Eigenthümlichkcit darin, dass sie durch 
Zusammenstellung mehrerer solcher Farben 
erhalten wurden, die a priori als nicht zu- 
sammenpassend angesehen werden. Durch 
einen sehr einfachen Kunstgriff war man 
jedoch in der Lage, folgende Combination 
echter Farben zu erzielen: Krapproth, 

Chromorange, Anilinschwarz und Eisen- 
chamois. Das Fixiren des Chromorange 
schien von vornherein die Anwendung von 
Krapproth auszuschliessen, denn einerseits 
war zu erwarten, dass die mit Krapproth- 
färben zusammeuhängenden Operationen 


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Rundschau. 


101 


B«n 10 . l 

15. Mal 1S9».[ 


die Bildung eines Orangi“ verhinderten 
oder dasselbe zerstörten , andererseits 
musste die Entwicklung des Chromorange 
das Roth vor und nach dem Karben stark 
angreifen. 

Das Umgehen dieser Schwierigkeit be- 
stand in Folgendem: Anwendung von Ani- 
linschwarz und Kethbeize in wirksamster 
Form und grösste Sorgfalt beim Entwickeln 
und Farben. Das Chromorange besland 
einfach in einer durch gewöhnliche und 
geröstete Stärke verdickten Lösung von 
Bleinitrat, unter Zusatz von etwas Indigo- 
carmin zur besseren Erkennung beim Druck. 
Die Rothbeize war essigsaure Thonerde- 
lösung, verdickt mit weisser Starke, unter 
Zusatz von essigsaurem Kalk, Zinnsalz und 
Salzsäure und etwas Kaliumbichromat. 

Nach dem Druck wurde 8 Tage in der 
Wärme stark lixirt, sodass die Rothent- 
wicklung durch einfaches, nachträgliches 
Waschen beendet werden konnte; als Wasch- 
flüssigkeit diente eine Lösung von Glauber- 
salz. um das Bleisnlz in der Faser zu fixiren. 
Chromirt wurde in der Kalte im Krapp- 
bottich; nach gründlichem Waschen wurde 
das Türkischroth. wie gewöhnlich, ausge- 
färbt, geseift und mit salpeter-salzsaurem 
Zinn | Nitromuri ate d'etaim avivirt. Der 
Farbenumschlag des Chromorange wurde 
durch kochende verdünnte Kalktnileh be- 
wirkt, sodann gewaschen und schliesslieh 
noch geseift und gechlort. Die Chamois- 
Nüance wurde im Bedarfsfälle nach all’ 
diesen Operationen durch mehrmalige l’as- 
sage durch Eisenvitriol und Krystallsoda 
und leichtes Nachchloren erhalten, 

Wenn wir auf diese Einzelheiten, welche 
doch nur historischen Werth haben, näher 
eingegangen sind, so geschah dies um zu 
zeigen, wie wenig eine derartige Herstel- 
lungsweise, welche doch hervorragende 
Artikel lieferte, sich für die heutigen Be- 
triebe eignen würde. Für die Herstellungs- 
kosten des Druckes allein würde man heute 
die fertiggedruckten Stoffe haben können, 
ausserdem kommt noch in Betracht, dass 
die Palette des Coloristen durch eine grosse 
Anzahl sehr echter Farben bereichert worden 
ist. deren Anwendungsweise viel einfacher 
ist und in einer Behandlung Wirkungen 
erzielen lässt, zu welchen früher eine ganze 
Reihe von Behandlungen nötliig war. 

Das künstliche Alizarin hat die Krapp- 
farben in allen Anwendungsweisen ver- 
drängt; das Färben ist durch das Dämpfen 
ersetzt worden; man vereinigt so viel wie 
möglich die BestandtheLle einer Nüauce, 
statt diese einzeln anzuwenden; man er- 
zielt die Entwicklung der Farbe als solche 


in der Faser selbst, indem es jetzt gelingt, 
organische Farbstoffe gerade so in der 
Faser niederzuschlagen, wie früher eine 
kleine Anzahl bestimmter Mineralfarben. 

( FortaetMt**g folgt.) 


Ed. Justin-Müller, Nachbehandlung substan- 
tiver Baumwollfärbungcn. 

Ed. Justin-Müller hat in „(/Industrie Tex- 
tile“ über das Nachbehandeln der directen 
BaumwollfarbstolTe nach dem Färben, Mit- 
I bedungen gemacht, denen wir folgendes 
entnehmen: Beim Diuzotiren und Entwickeln 
kann das Waschen zwischen diesen beiden 
Operationen umgangen werden, wenn man 
mit Phenolen entwickelt, indem man dem 
Entwicklungsbade '/, bis 1 */o Natrium- 
carbonat zufügt. 

Sehr waschechte Färbungen erhält 
man in gewissen Fällen, wenn man mit 
Aminen, z. B. Phenylendiamin entwickelt 
und nach dem Entwickeln nochmals diazo- 
tirt und durch kochendes Wasser passirt. 

Die Wirkung des Kupfervitriols beim 
Xacbbehandeln der Färbungen mit diesem 
Salz schreibt der Verfasser der Bildung eines 
Kupfcrsalzes der FarbstoiTsäure zu, nach 
folgendem Schema: 

R stellt die Parbstoffarl dar. 


SO, Na , ,, , 

SO;Na + (uSO «=R 


S0 ’\-n 

SO,/ 1 " 


+ S °i 

Die Eigenschaften der Kupfersalze der 
Farbstoffsäuren sind je nach dem angewand- 
ten Farbstoff verschiedene, weshalb auch die 
erhaltenen Resultate sehr verschiedene sind 
und nur eine gewisse Zahl von Farbstoffen 
durch diese Nachbehandlung brauchbare 
Färbungen geben. 

Die Wirkung des Kalium- bezw Natrium- 
biehromats nimmt derVerfasserals eine mecha- 
nische an, und zwar aus folgendem Grund. 
Behandelt man eine Färbung, erhalten z B. 
mit Diamintiefschwarz t’R, in einem kochen- 
den Bade mit Kaliumbichromat. so wird aller 
nicht vollständig auf der Faser fixirte Farb- 
stoff entfernt, und die so behandelte Färbung 
verliert w eniger beim nachherigen Waschen, 
blutet weniger in das Weiss als dieselbe 
nicht nachbehandelte Färbung. Die Wirkung 
des Bichronints ist demnach diejenige eines 
einfachen VVaschens. Nur mit dem Unter- 
schiede, dass der Farbstoff in einem Biehro- 
mathade weniger löslich ist. weshalb diese 
Nachbehandlung vortheilhafler ist als eine 
Heisswasser-Passage oder ein Seifen. Eine 
mit Bichromat naehbehandelte Färbung ist 
thalsächlich immer etwas heller als zuvor, 
und nur die Färbungen derjenigen Farb- 
stoffe, die so wie so schon sehr waschecht 



162 


Rundschau. 


sind, mithin diese Nachbehandlung- aushalten 
können, werden als mit Biehromat fixirbar 
bezeichnet. Beim Nachbehandeln mit einem 
Gemisch von Biehromat und Kupfervitriol 
schreibt der Verfasser dem Kupfervitriol 
die Hauptwirkung zu. x. z. 

E B r a n d e nb er g er , Para - Roth auf Blau 
geatzt. 

Das Verfahren coneurrirt im Ganzen, 
nicht im Einzelnen mit dem neulich 
Seite 143) beschriebenen Aetzdruck von 
Bloch und Zeidler, beruht auf demselben 
Grundgedanken , ist aber von Branden- 
burger vollkommen selbstständig ausge- 
arbeitet worden. Es gilt für alle Boden- 
farben, die sich mit Chlorat und Blut laugen- 
salz titzen lassen, wie Alizarinblau, Indigo- 
blau, Gullein, Phenocyanin, Gallocyanin. 
Alkalibiau u. s. w. Nehmen wir an, ein 
Baumwollgewebe habe einen alizarinhlauen 
Grund erhalten und soll nun mit Paranitra- 
nilinroth gemustert, d. h. geätzt werden, 
so wird der blaue Stoff zuvörderst mit 
Naphtol prftparirt. Brandenburger löst 
hierfür 30 g ß-Naphtol in 31 g Natron- 
lauge 36" B. und 1 Liter Wasser, wozu 
noch 50 g Türkischrothöl (50 %) zugefügt 
werden. Die hiermit imprftgnirte Waare 
wird mit einem Aelzroth von folgender 
Zusammensetzung bedruckt: 9 kg Stannn- 
farbe, 0,6 kg Ferricyankalium, 2 kg Gummi- 
pulver , 2,2 kg Natriumchlorat , 3 Liter 

Diazolösung , 0,5 kg Natriumacetat und 
0,13 kg Weinsäure. 

Genannte Slammfarhe besteht aus 2 kg 
Kerricyankalium, 4 Liter Wasser, 6 kg 
Gummilösung (60 "/„) und 7 kg Natrium- 
chlorat. — Die Diazolösung erhält man 
durch Einwirkung von 0,31 kg Natrium- 
nitrit auf 0,55 kg Paranitranilin bei Gegen- 
wart von 1,4 kg Salzsäure, 4,7 Liter Wasser 
und 1,5 kg Eis. 

Nach dem Drucken wird 3 Minuten lang 
gedämpft, schwach gesäuert und schliesslich 
geseift. Als besonders wichtig bezeichnet 
Brandenberger den Gehalt des Aetzroths 
an Weinsäure, der sich nach der Zusammen- 
setzung des Naphtolbades und der Tiefe der 
Gravüre richtet, auch durch andere Säuren 
wie Citronensäure, Milchsäure u. s. w. er- 
setzt werden kann. 

IHM. dt MüU. ms, S. SI1I Kl 

Farbenfabriken vorm. Frtedr. Bayer & Co. 
In Elberfeld, Verfahren zur Darstellung von 
Triacetaten der Oxyhydrochlnonc. (I). R. P. 
No. 101 607.) 

Das Verfahren besteht darin, dass man 
Kssigsäureanhydrid und Chinone der Benzol- 
und Naphtalinreihe bei Gegenwart von 


f P&rb«r-Z®ltcnj;. 

I Jahrgang 1899. 


coneentrirter Schwefelsäure auf einander 
einwirken lässt. 

15 kg Benzoehinon werden beispiels- 
weise allmählich in ein Gemisch von 40 
bis 45 kg Kssigsäureanhydrid und etwa 
1 Liter coneentrirter Schwefelsäure ein- 
getragen. Es findet starke Wärmeentwick- 
lung statt und das Chinon geht, in Lösung. 
Die Temperatur wird zweckmässig auf 40 
bis 50" C. gehalten. Die Bildung des 
TriacetalB verläuft nach folgenderGleichung: 


CH, CO\ 


c « H ‘°' + 2 c^co> 


y> = 


/OCOCH, 
CH.COOH + C,H, OCOCH,. 

'OCOCH, 

Die Reaction ist beendet, wenn eine 
Temperatursteigerung nicht mehr eintritt. 
Die Masse wird nun in Wasser eingetragen, 
worauf sich das Triacetat des Oxyhyuro- 
chinons als schnell erstarrendes Oel ab- 
scheidet. Der Schmelzpunkt des so er- 
haltenen Rohproductes liegt bei 92 bis 94“ C. 
Durch Cmkrystallisiren aus Aethyl- oder 
besser Methylalkohol erhält man die Sub- 
stanz in harten Krusten und völlig rein 
vom Schmelzpunkt 96,5 bis 97* C. Der 
Siedepunkt des Oxyhydrochinontriacetats 
liegt weit über 300° C., es lässt sich jedoch 
fast vollkommen unzersetzt destilliren. Beim 
Verseifen des Oxyhydrochinontriacetats, 
z. B. mit Salzsäure, wird das bekannte 
Oxyhydrochinon vom Schmelzpunkt 140,5“ 
erhalten. 

In analoger Weise verläuft die Reaction 
bei Anwendung von Homologen des Benzo- 
chinons, z. B. des Toluchinons. Hierbei 
ist es von Vortheil, die Temperatur bei 
Einwirkung des Ksaigsüureanhydrids etwas 
höher zu halten. d. 


Farbenfabriken vorm. Frtedr. Bayer & Co. 
ln Elberfeld, Verfahren zur Einführung von 
Aminrceten in Oxyanthrachinone. (D. R. P. 

No. 101 806 : 7. Zusatz t. l’at. No. 86 150.) 

Durch l’ntersuchungen ist festgestellt 
worden, dass Dibromanthrarufln, welches 
man z. B. durch Einwirkung von Brom auf 
die Anthrnrufindisulfosäure erhalten kann, 
sich sehr leicht und glatt mit primären 
aromatischen Aminen zu stickstoffhaltigen 
Anthracenderivaten vereinigt, welche be- 
sonders dadurch hohen technischen Werth 
besitzen, dass sie beim Sulfiren in üusserst 
werlhvolle Farbstoffe übergehen. Zur Dar- 
stellung des üibromanthrarutlns verfährt 
man z. B. folgendermassen : Man trägt in 
eine kochende Lösung von 10 kg authra- 
rutlndisuifosaurcm Natron 15 kg Brom nach 

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Heft 10 . 1 

1.%. Mal 1RB9. 1 


Verschiedene Mitteilungen. 


tes 


und nach ein. worauf das Dibromanthra- 
rufin sieh als hellrother krystalliniseher 
Niederschlag in sehr reiner Form abscheidet. 
Das Dibromanthrarufln löst sich in Natron- 
lauge roth, in Schwefelsäure rothgelb ohne 
Fluoreseenz und ohne charakteristisches 
Spectrum, auf Zusatz von Borsäure ent- 
steht sofort eine blaue Lösung, die nun- 
mehr ein charakteristisches Absorptions- 
spectrum zeigt. Es ist ziemlich schwer 
löslich in heissem Alkohol und Eisessig, 
leichter löslich in heissem Wasser mit 
gelber Farbe. Die Condensation verläuft 
leicht und glatt bei Gegenwart eines t’on- 
drnsationsmittels. man erzielt jedoch auch 
ohne ein solches befriedigende Resultate. 

u 

Mercerislrte Leinengarne. 

Nachdem sich die Behandlung der 
Baumwolle mit Natronlauge als ein so 
fruchtbares Verfahren herausgestellt hat, 
lag cs nahe, auch die übrigen pHanz- 
üchen Fasern in ähnlicher Weise zu prä- 
pariren. Die Flachsspinnerei H. C. Müller 
in Hirschfelde bringt jetzt niercerisirte und 
als solche geiärbte Leinengarne in den 
Handel. Die vorliegenden Proben sollen 
durch schönes Aussehen. Weichheit und 
vor allem durch seidenartigen Glanz aus- 
gezeichnet sein. fZriteSrgf f. j. Tut-M i 


Verschiedene Mittheilungcii. 

Verein zur Wahrung der Interessen der Färberei- 
und Druckerei-Industrie von Rheinland und 
Westfalen Vorstands-Sitzung, ahgehalton zu 
Düsseldorf am 15. April 1833. 

Anwesend waren die Herren Raymond 
Hoddick, J. Ribbert, E. Gramer. Peter Spix. 
Regierungsrath von Krüger. G. Biermann, 
Hugo Dungs. Albert Herzfeld, Dr. Herzog, 
F. Laag, Commerzienrath Silverberg, Direc- 
tor Sartorius. Karl Erken«, H.Frowein, Ernst 
Herzog, H. Spatz. 

Herr Dr. S. Tschierschky aus Breslau 
wird einstimmig zum Vereinssecrelär ge- 
wählt und durch den Vorsitzenden einge- 
führt. Es sind, wie der Vorsitzende als- 
dann bekannt giebl, dem Verein seit der 
letzten Vorstamlssitzung am 25. März d. .1. 
zehn neue Mitglieder boigetreten, 
sodass nunmehr der Verein 199 Mit- 
glieder zählt. 

Die diesjährige Generalversammlung 
wird auf Sonnabend, den 6 Mai, nach 
Düsseidorr anberaumt und für dieselbe 
folgende Tagesordnung festgesetzt : 1. Kas- 
senbericht, 2. Bericht über die Thätigkeit 


des Vorstandes im abgelaufenen Geschäfts- 
jahre, 3. Aenderung des tj 5 der Statuten, 

4. Vortrag des Vereinssecretärs über „Die 
Grundzüge der deutschen Handelspolitik“, 

5. Verschiedenes, 6. Vortrag des Leiters 
der Färberei- und Druckerei -Abtheilung 
der Farbenfabriken Elberfeld, Herrn Dr. 

G. Stein, über: .Die neueren Alizarin-Farb- 
stofle in Druckerei und Färberei, unter 
Vorlegung von Färb- und Druckmustern. 

Eine ausführliche Discussion, an der 
«ich auch Herr Regierungsrath von 
Krüger betheiligte, entspann sich über 
Punkt 4 der Tagesordnung, betreffend die 
Gründung von Orts- bezw. Localvereinen. 

In der Debatte herrschte prineipielle Uehor- 
einstimmung über den Werth der Local- 
vereine, und man beschloss deshalb mit 
einzelnen Versuchen nach der Bedürfniss- 
frage vorzugelien. 

In den Vorstand werden neugewählt:. 

1. Herr Garl Ruscher i. F. Gebr. Schuitze 
& Ruscher, M.- Gladbach; 2. Herr Peter 
Verweyon i. F. Gebr. Verweyen, Rheydt; 

3. Herr Arthur Schroers i. F. C.A.Köttgen, 

Krefeld. 

Es wird beschlossen, die Mitglieder 
atifzu fordern, eingehenden 1 Angaben über 
ihre Wünsche hinsichtlich der Neuregelung 
der Handelsverträge au den Vorsitzenden 
des Vereins nach Langenberg (Khld.l ge- 
langen zu lassen, welches Material vom 
Vereinssecrctär zu sichten und zu bear- 
beiten ist, um sowohl zu Eingaben von 
Denkschriften, als auch bei den münd- 
lichen Verhandlungen in den Ministerien 
als Grundlage zu dienen. Ferner wird 
beschlossen, gegen die Einführung eines 
Zolles auf holzessigsauren Kalk durch eine 
Eingabe Stellung zu nehmen. 

Der Vereinssecretär macht eine kurze 
Mittheilung über die event. gesetzliche 
Stellung des Vereins nach dem neuen 
bürgerlichen Gesetzbuche. Sodann theilt 
der Vorsitzende mit, dass wiederum die 
Gerbstoffzollfrage, welche seinerzeit zur 
Gründung des Vereins den unmittelbaren 
Anlass bot, zu drohen beginne. 

Als Sachverständige für die Verneh- 
mungen im Reichsamte des Innern zur 
Vorbereitung der Handelsverträge sollen 
noch Herr Gommerzienrath Silverberg-Hel- 
iiurg und ein Vereinsinitglied aus dem 
Uummersbueher Bezirke benannt worden. 

Centralveretn der deutschen Wollenwaaren- 
fabrikanten. 

Die 34. Delegirten - Versammlung 
des Centralvereins der deutschen Wollen- 
waarenfabrikanten hat am 7., S. und 9. Mai 

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164 


Verschiedene Mittheüungen. 


[ F4rt>«rZeltnD£ 
JAhrgonc 1*9 'j. 


d. J. in Cottbus stattgefunden. Die 
Tagesordnung für Montag, den 8. Mai ent- 
hielt folgende Punkte: 1. Bericht des Vor- 
sitzenden über die Vorgänge im Central- 
verein während der Zeit vom 15. Mai 1 St tri 
bis Anfang Mai 1899. 2. Etwaige Aus- 

sprache hierüber. 3. Verlesung des Proto- 
kolls der am 7. Mai stattgefundenen Aus- 
schusssitzung. 4. Vortrag der Jahres- 
rechnung des Fonds aus der Ausstellung 
der deutschen Wollenindustrie in Leipzig 
im Jahre 1880. 6. Wahl von zwei Herren I 

zur Prüfung der Rechnungen. 7. Vortrag 
des Herrn Generalsekretär H. G. Bueck 
über „Die neueren Bestrebungen auf social- 
politischem Gebiet. *• 8. Vortrag des Herrn 

Chemikers Dr. Albert Beil vom Farbwerk 
Höchst a. M. über „Chromentwicklungs- 
farbeu." 9. Rieht igsprechung der Jahres- 
rechnungen. 10. Wahl von 3 Ausschuss- 
mitgliedern. 1 1 . Beschlussfassung über Ver- 
gebung des Ehrengeschenks. 12. Wahl des 
Orts für die nächste 35. Deligirten-Versamm- 
lung, zugleich Festversammlung zur Feier 
des 25jährigen Bestehens des Centralvereins. 
13. Etwa noch Eingehendes. 

Die Ausschuss-Sitzung fand am 7. Mai 
statt: auf der Tagesordnung standen : 1. Be- 
sprechung über die Tagesordnung der 
34. Delegirten -Versammlung am 8. Mai. 

2. Allgemeines über den Stand der Vereins- 
kasse. 3. Desgleichen über die aus dem 
Ausstellungsfonds zu Ehrengeschenken ver- 
fügbare Summe. 4. Besprechung über die 
der Delegirten-Versammlung vorzuschlagen- 
den Personen für das Ehrengeschenk. 

5. Besprechung über die vorzuschlagenden 
Herren für den Ausschuss. 6. Wald eines 
Vorsitzenden an Stelle des ausscheidenden. 

7. Etwa noch Eingehendes. 

Handelsbericht über Eialbumin und Indigo. 

Eialhumin. Seit dem letzten Bericht 
vom 15. März a. c. sind keine Preisverän- 
derungen für gutes Eialbumin zu ver- 
zeichnen, obwohl die Vorrüthe hierin immer 
knapper werden und bald erschöpft sein 
dürften. 

Wie stets vor Beginn der neuen Cam- 
pagne häufen sich die Zufuhren geringerer 
und alter Waare, welche kaum Nehmer 
findet. Auf einzelnen Audionen kamen 
Parthien zur Versteigerung, welche durch 
ihr schmutziges Aussehen. Unlöslichkeit und 
Eäulnissgeruch zu und unter der Hälfte 
des ursprünglichen Werthes losgeschlagen 
werden mussten. Diese Waare kann in den 
Druckereien nicht verwandt werden, selbst 
nicht bei den geringsten Ansprüchen. 

Für die nächste Saison dürfte wieder 


mehr chinesische Waare auf den Markt 
kommen, nachdem in Shanghai ein neues, 
grösseres Unternehmen in Eialbumin zu 
Stande gekommen ist. Die chinesischen 
Erzeugnisse sind jedoch sehr dünn und 
mager in Lösung, sodass sie von Kennern 
der besseren (Qualitäten für Druckzwecke 
nicht genommen werden sollten. 

Feber die Preise der neuen Campagne, 
welche gegen Ende Mai beginnt, lässt sich 
noch nichts Genaues sagen. Dieselben 
hängen theila von den Eierpreisen ab und 
thoiis davon, wie der Absatz und die Preise 
des Eigelbs für die Sämischledergerbereien 
sich gestalten werden. 

Indigo. Die Stellung des Indigo hat sich 
seit Beginn dieses Jahres bedeutend gebessert. 
Von Java wurden seitdem in Rotterdam 
4000 Kisten verkauft, beinahe alles für 
Consum. Die Preise sind nur wenig ge- 
stiegen, sodass eine Verminderung des 
Consums aus diesbezüglichem Grunde nicht 
zu gewärtigen ist. 

Java-Indigo ist augenblicklich bestimmt 
noch die billigste Sorte; den gegenwär- 
tigen Preisen bietet auch die Concurrenz 
von Indigorein keine Gefahr. Viele Con- 
sumenton. die bei dem erstem Auftreten 
vod Indigorein Versuche machten und sehr 
stark davon eingenommen waren, kamen 
bereits von dem Gedanken, dass Indigorein 
per Procent Farbgehalt mehr als guter 
Java-Indigo werth wäre, vollständig ab. 

Die kleinen Vorrät he von Indigo auf 
allen Märkten und das dadurch entstan- 
dene minder dringende Angebot, wird die 
Preise zunächst befestigen; eine weitere 
Aufbesserung ist höchst wahrscheinlich. 
Die Berichte von Java über die Ernte 
sind sehr schlecht; was die Menge anbe- 
tritn, so ist bereits mehr als in früheren 
Jahren für Russland u. s. w verkauft worden, 
sodass bestimmt kleinere Zufuhren zu er- 
warten sind. Ausserdem werden verschie- 
dene Marken in Folge der niedrigen Preise 
eingehen, z. B. CB, RA, KT, GBG ganz, 
und BA, FWB, JGWB. MTT zum Theil. 
Die Marken TW und Pagoe produciren 
nur noch in diesem Jahre und gehen 
dann, wie die übrigen, ebenfalls zum 
Zucker- und Tabakbau über. 

Während der letzten 14 Tage war 
die Kauflust sehr rege und wurden etwa 
100 Kisten aus erster Hand verkauft, wo- 
für meist etwas höhere Preise bewilligt 
wurden. Der Vorrath besteht jetzt nur 
noch aus etwa 1850 Kisten gegen 4150 
Kisteu Anfangs April vorigen Jahres. 

Von Java wird berichtet: Die Ernte- 
berichtu bleiben ungünstig infolge des 


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Paeh-Literatur. — Patent-Liste. 


105 


«»ft 10. 1 
IS. Mal 1»8*. | 

vielen Regens. Quantitativ bleibt die Pro- 1 
duction gegen dip normaler .lahrp zurück. 
Die Preise hielten sich aufrecht und ver- 
besserten sich selbst etwas in den letzten 
Wochen, indem endlich der (’onsum in 
Europa sich besser fühlbar macht und da- 
durch in den alten Vorrflthen eine Ver- 
ringerung eintrat. Auch die anderen aus 
ländischen Märkte verliehen dem hollän- 
dischen Markte eine gute Stütze. 

fr. </e Kr 'tut. Kirir**ti. 

Indigo-Auction. 

Sal. Schönlank Söhne Nachf. melden: 
Das Resultat der Auction vom 17. und 
18. April d. J. war: 

Von deklarirten 
2618 Kisten Bengal, 

51)0 - Benares und Oude. 

511 - Kurpah, 

97 - Bimlipatam und Vellore. 

627 - Madras, 

115 - Hoody, Tigs und Muster, 

4258 Kisten: wozu nicht gedruckt 
292 - 

4550 Kisten gegen 9200 Kisten im April 1898. 

Es wurden zurückgezogen und eiu- 
gekauft 

3358 Kisten; in Auction verkauft 
1192 Kisten, und privatim fanden Nehmer 
360 - : Gesammtverkauf demnach 

1552 Kisten. 

Die Preise stellen sich gegen Januar 

wie folgt: 

Bengals mittel-fein pari 2 d Avunz, 

unter 3 - 2 d 

Oudes - 2 d 

Kurpah .... - 2 d 


Fach-Literatur. 

Max Haller, Die Klcinfärberet und ihre Neben- 
indu9trieen. Vierte vollständig umgcarlioitete 
Auflage von Curl Kriedr. Scherf s unter dem- 
selben Titel erschienenen Werke. Mit 41 Text- 
abbildu ngon und (ifi8 Fftrhevorschriften. Leipzig | 
1899, Verlag von Bernli. Friodr. Voigt. Preis I 
brocli. M. 6, — . 

Der Verfasser gieht in Messender. leicht 
verständlicher Darstellung ein anschauliches 
Bild von dem heutigen Stand der Klein- 
ffirberei und von der in engster Beziehung 
dazu stellenden Kunstwäscherei, Bensin- 
wäscherei und Appretur. Kr ist sich sehr 
wohl bewusst, dass sein Buch manchem Leser 
in die Hand kommen wird, der von der 
chemischen Natur der Stoffe, die er täg- 
lich benutzt, blutwenig versteht, und in 
Folge dessen ein willkommenes Opfer der 


Geheiimnittel-Lieferanten wird. Es ist des- 
halb besonderer Werth darauf gelegt, ein- 
gehende Belehrung über die Beschaffen- 
heit und Wirkungsweise der Wasch-. 
Bleich- und Appreturmittel, sowie der Farb- 
stoffe und Beizen zu geben. 

Der in starkem Missverhältnis zu ihrem 
Preis stehende Werth von Waschmitteln, 
wie Polysulfln, Ammonin, Wollwasch-Com- 
posilion, Seifenextrakte u dgl., welche 
mit grosser Reclame augepriesen werden, 
wird von dem Verfasser rückhaltslos klar- 
gestellt. Seine Angaben über Wäscherei, 
Bleicherei, Färberei und Appretur, sowie 
über die dazu erforderlichen HilfsstofTe 
sind durchweg genau und zeigen, dass er 
mit den neuesten Errungenschaften auf 
diesen einzelnen Gebieten wohl vertraut ist. 

Das vortreffliche Buch wird nicht nur 
dem Kleinfärher. sondern jedem Wäscher, 
Bleicher und Färber nützlich sein. i. 


Patent - Liste. 

Aufgostellt von der Redaction der 

„ PHrben-Zeitung* . 

Patent-Anmeldungen. 

Kl. 8. J. 4749. Druck Warenlagerung für Druck- 
maschinen. — Dr. A. Jachn, Penig. 

Kl. 8. K. 17 211. Verfahren zum ErhArten 
und Fouerslchermachen von Filz. — 
II Kumpf, Stuttgart. 

Kl. 8. D. 9390. Gewebespann- und Trocken- 
maschine. — P. Deissler, Berlin. 

Kl. 22. B. 23 190. Verfahren zur Darstellung 
von orangefarbenen substantiven Baumwoll- 
farbstoffen mittels Nitro-m-phenylendiamin 
oder Nitro-m-toluylendiamin. — Badische 
Anilin- und Soda-Fabrik, Ludwigs- 
hafen a. Rh, 

Kl, 22. P. 10 398. Verfahren zur Darstellung 
von basischen Disazofarbstoffen au9 Amido- 
ammoniuinhason; Zus. z. Pat. 95 530. — 
Farbwerke vorm. Meister Lucius & 
Brüning, Höchst a M. 

Kl. 22. W. 14 037 Verfahren zur Herstellung 
von speclflach schwerem Lampenruss. — 
G. Wegelin, liondorf b. Köln. 

KL 22. W. 14 754 Verfahren zur Herstellung 
einer Anstrichmasse für Schiffe. — 
Dr. J. Wiernik & Co., Ges. ui. b. H., 
Halle a. S. 

Kl. 22. P. 11 318. Verfahren zur Darstellung 
von wasserlöslichen basischen Safranin- 
azofarbstoffeu. — Farbwerke vorm. Meister 
Lucius & Brüning, Höchst a. M. 

Paten t-Ert heilunge». 

Kl. 8 No. 103 778 Halter für Spitzen, Bänder 
u. dgl. in Wickelform. — W. H. Vogt, 
Neheim i. W. Vom 21. October 1898 ab. 


Di ed y Go< igle 



166 


Pat*nt-LUt«. 


Flrtar-Z*faiB<t 
Jahrgang 1499. 


Kl. 8. No. 103 899. Heizvorrichtung für die 
Presawalzen von Maschinen zur Herstellung 
von Dachpappe u. dgl. — W. Höpfner, 
Bleckendorf b. Egeln. Vom 29. Juli 1898 
ab. 

Kl. 22. No. 103 660. Verfahren zur Darstellung 
eines braunen Azofarbstoffes aus der Diazo- 
Verbindung des m - Phenylendiamin«. — 
Dr. W. Epstein, Griesheim a. M. Vom 
29. Januar 1898 ab. 

Kl. 22. No. 103 861. Verfahren zur Darstellung 
eines schwarzen Baumwollfarbstoffes aus 
Oxydiuitrodiphenylamin. — Leopold Caa- 
sella & Co., Frankfurt a. M. Vorn 24. Oc- 
tober 1897 ab. 

Kl. 22. No. 103 862. Verfahren zur Herstellung 
vou Acetylenschwarz. — L. J. E. Houbou, 
Lg Raincy, Seine et Oise. Vom 16. Juni 
1898 ab. 

Kl. 22. No. 103 898. Verfahren zur Abspaltung 
von Sulfogruppen aus Hexaoxyanthrachinon- 
sulfos&uren. — Farbenfabriken vorm. 
Friedr. Bayer & Co., Elberfeld. Vom 
11. Juni 1897 ab. 

Patent-Umschreibungen. 

Kl. 22. No. 81 643. Verfahren zur Gewinnung 
von Dextron aus den bei der Holzstoff- 
und üolzcelluloscfabrikation sich bildenden 
Sulfitlaugen. — The Bkmaa Pulp and 
Paper Company, London. 

Kl. 22. No. 98 436. Verfahren zur Darstellung 
rother Triphenylmethanfarbstoffo. — The 
Vidal Fixed Aniline Dyes Limited, 
W«8tmin8ter SW., London. 

Kl. 22. No. 100655. Verfahren zur Darstellung 
eines Seide und Wolle acharlachühnlich 
färbenden Triphenylmothanfarhstoffes. — 
The Vidal Fixed Aniline Dyes Limited, 
Westminster SW., London. 

Patent-Löschungen. 

Kl. 8. No. 60 302. Maschine zum Aufwickeln 
von Faden auf Garnhalter mit sternförmigen 
Armen. 

Kl. 8. No. 91 230. Verfahren zum BeiztMi 
vegetabilischer Geapiunstfasern mittels 
milch sauren Zinks. 

Kl. 8. No. 100 801. Verfahren zur Muster- 
erzeugung auf Webketten. 

Kl. 8. No. 88 432. Verfahren zum Entfernen 
von Mineralölflecken aus Geweben. 

Kl 22. No. 50 9S3. Neuerung in den durch 
die Patcnto 31 658, 32 958. 44 797 und 
44 906 geschützten Verfahren zur Dar 
Stellung gelber bis orangerother und brauner, 
die Baumwolle direct färbender Azofarbstoffe. 

Kl. 22. No. 59 063. Verfahren zur Darstellung 
vou Azinfarbstoffen aus alkylirten Meta- 
diaininen. 

Kl. 22. No. 72 833. Verfahren zur Herstellung 
der «(/^'Naphtylaminsulfosäuro. 

Kl. 22. No. 76 230. Verfahren zur Darstellung 
von «, -Chlornaphtalin- tt., ^ ^-trisulfosflure 
aus «-Chlornaphtalin oderwjrt.-Chlornaphtaliu- 
sulfosäure. 

Kl. 22. No. 77 329. Verfahren zur Darstellung 
von Auramin. 


Kl. 22 No. 87 620. Verfahren zur Darstellung 
von Oxyanthrachinonen und vou Sulfosäuren 
derselben. 

Kl. 22. No. 53 986 Verfahren zur Darstellung 
rother, Baumwolle direct färbender Farb- 
stoffe aus Diamidophenyltolyl. 

Kl. 22. No. 79 082. Verfahren zur Darstellung 
von Polyazofarbstoffen aus Dioxydiphenyl- 
inetban mit Zusatzpat. 80 816. 

Gebrauchsmuster- Ei nt Tagungen. 

Kl. 8. No. 109 175. Durchlöcherte Kreuz- 
spulhülsen aus Papier. — F. Macco, 

Nachf., Aachen. 11. Januar 1899. 

Kl. 8. No. 109 176 Metallgusswalzen aus 
einem Stück für Schlichtmaschinen u dgl. 

— F. Stuckmann, Gronau i. V. 11. Ja- 
nuar 1899. 

Kl. 8. No. 109425. Druckwalzen zur Erzeugung 
eines seidenartigen Glanzes auf Stoffea mit 
unter bestimmtem Winkel zum Einschlag 
angebrachten, parallelen Rillen. — S. Reit zen- 
bau m, Berlin. 31. December 1898. 

Kl. 8. No. 109493. Dampfmaugel mit mehreren 
anhebbaren Transportwalzen zwischen don 
Mangelwalzen. — Schmidt & Schinits, 

G. ra. b. H., Köln a Rh. 19. Januar 1899. 

Kl. 8. No. 110 434 Plissirapparat für Seiden- 
stoffe u. dgl , bestehend aus zwei mit corre- 
spondirenden Erpressungen versehenen 
Platten aus Papier und ähulichern Material, 
zwischen welchen der Stoff unter seitlichem 
Zusainmendrücken der Platten plissirt werden 
kann. — C. Röstel, Berlin 4 Februar 1899. 

Kl. 8. No. 110 466. Aufwickolbretter für 
Stoffe der Manufacturbranche, mit Löchern 
oder Oesen am Rande zum Befestigen der 
Etiketts. — M. Schäfer, Bocholt. 17. Januar 
1899. 

Kl. 8. No. HO 540 Säurebeständiger dreh- 
barer Asbestbohlstab von dreieckigem Umriss 
mit einwärts gebogenen Seiten zum Auf- 
wickeln von gesäuertem Garn. — Industrie- 
werke Landsberg a. Lech, Lands- 
berg a. Lech. 7. Januar 1899. 

Kl 8. No. 110 598. Kratzenstreifen mit schief- 
winklig zu den Kratzenbodenlängskanten 
angeordneten, stufenförmig aneinander ge- 
reihten rhomboidförmigen Kratzenfeldern 
für Ausputzer an Rauhmaschiuen mit schräg 
angeordneten künstlichen Rauhkarden. — 

A. Seele mann, Neustadt a. Orla. 8. Fe- 
bruar 1899. 

Kl. 8. No. 111 029. Halter für Blumenblätter- 
Ausschlageisen, aus einer mit Klemmschrauben 
und einem Einspannzapfen versehenen Hülse 
bestehend. — B. Fiedler, Dresden. 

13. Februar 1898. 

Kl. 8. No. lll 041. Kaualartige Tapetenborte 
zum Schutze gegen Ungeziefer. — A. Kuh n, 

Berlin. 15. Februar 1899. 

Kl. 8. No. 111 223. Langscheermaschine mit 
schräg angeordnete in Scheermesser unil 
stumpfwinklig gegen die Lagerarmführung 
einzustellender Führung des Cylinderlagere. 

— B. Geasuer, Aue i. S. 23. Januar 1899. 

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Heft 10. 1 
15. Mal 1899. j 


Briefkasten, 


167 


Kl. 8. No. 111125. Mit einer verdeckt 
liegenden, einstellbaren Lochstecbnadel aus- 
gestattete Metallunterlage fQr Stanzzwecke. 

— E. Fiedler, Dresden. 14. Februar 1899. 

Kl. 8. No. 111 129. Dainpfdekatireinrichtung 

mit auf der oberen Seite gewölbtem Dampf- 
kasten und darüber laufendem, gespanntem 
endlosem Tuche. — B. Gessner, Aue i. S. 
16. Februar 1899. 

Kl. 8. No. 111 268. Einspaunvorrichtung mit 
nachgiebig angeordneter Einspannplatte für 
den Stanzeisenhaltor einer Stanzmaschino 
für künstliche Blumen und Blatter. — 
E. Fiedler, Dresden. 17. Februar 1899. 

Kl. 8. Nr. 111 269. Dampfmangel mit beider- 
seits in der Höhe gleichmassig und parallel 
zu einander verstellbaren Walzenköpfen. 

— Schmidt & Schmits G. m. b H. 
Köln a Rh. 17. Februar 1899. 

Kl. 8. Nr. 111 316. Schlichtekocher mit zwei- 
armigem, durch das Rührwerk in Umlauf 
versetztem Dampfkochrohr. — R. Prüfer, 
Greiz, Reuss. 7. Februar 1899. 

Kl, 8. No. 1 1 1 406. Selbstthatige Zuführvor- 
richtung für Gewebe (Breitwaare) bei 
Färberei und Appreturmaschinen mit au 
einem hakenförmigen, zu den Leitwalzen- 
achsen glelchliegendon Hebel verschleb- 
und feststellbarem Gegengewicht für die 
Leitwalzen. — A. Dietel, Reichenbach i. V. 
4. Februar 1899. 

Kl. 8. No. 112 016. Flachendruckapparat aus 
auf- und ab beweglicher Färb- und Druck- 
platte und hin- und hergehender, die tiefer 
gelagerte Farbwalze tragender Druckform. 
— F. Als eher, Hannover • Linden. 
15. Februar 1899. 

Kl. 8. No. 112 274. Vorrichtung zum Imprägniren 
von Baumwollgarnen mit einem beweglichen 
event. verschüessbaren Baurebehalter, ver- 
stellbaren gerippten Garnbewegungswalzen 
und besonderen Auspress walzen . — Ti lim. 
Gerber Söhne, Krefeld. 7. Februar 1898. 


Briefkasten. 

Za unentgeltlichem — rein sachlichem — Meinunc*Äu*taui<ch 
unserer Abonnenten. Jede ausführliche und besonders 
werthvolle Atukunftaertheiiung wird bereltwilligat bonurlri 

(Aaoajme Zusendungen bleiben unberfifksirbtlfft.) 

Fragen. 

Frage 28: Wie bewährt sich die Kessol- 
spelsung mit Condenswasser und welche Nach- 
theile hat das mitgeführte Schmieröl für den 
Kessel, bezw. wie lässt sich das Oel trennen? 
Ist es überhaupt empfehlenswert!!, Londons- 
wasser für die Kesselspeisuug zu benutzen? 

jr. ä. 

Frage 29: Wieviel Kohlen sind nöthig, 
um 1 cbm Wasser mittlerer Feuerung von 
10° Warme auf 50° zu bringen? y. u. 

Frage 30: Giebt es eiu Mittel, um Wolle, 

welche durch Licht oder sonstige Einwirkung 
gelb geworden ist, im bunten Gewebe wieder 
weise zu machen? 


Frage 31: Wie verfahrt man am besten 

um unerkannte Flecken aus Kleidern u. s. w. 
bei der Reinigung zu entfernen? f. w. 

Frage 32: Welches System von Strang- 

farbemaschineu für Kamm- und Streichgarne 
(namentlich für weiche Cheviotkammgarne) 
hat sich in der Praxis bis jetzt am bosten 
bewahrt? a n . 

Antworten. 

Antwort auf Frage 11: Da die Flecken 
auch in Oxydationsschwarz auftreten, so können 
es nur Bäuchflecke sein. Solche kommen bei 
der bosten Einrichtung zeitweilig vor und 
verschwinden wieder, ohne dass die Bäuch- 
Operation verändert worden ist. 

Autwort auf Frage 15: Unvergrünlichea 
Anilinschwarz giebt es nicht, sondern nur 
mehr oder minder vergrünendes; der höchste 
Grad von Widerstandsfähigkeit wird erreicht, 
wenn man erstens nicht zu schwach grundirt, 
zweitens das Material nach dem Oxydiren 
6 bis 8 Stunden an der Luft verhäugt und 
dann wenigstens l j 2 Stunde in einem kochend 
heissen Bade von 

4 °/ 0 Bichromat und 
1 - Schwefelsäure entwickelt. 

Je schwächer grundirt wird, desto weniger 
tief wird das Schwarz und desto leichter vor- 
grünt es. Dasselbe ist die Folge, je weniger 
man Bichromat anwendet und je niedriger 
man die Temperatur des Chrombades hält. 

Eine oxydirendo Lösung behufs Ueber- 
führung des Emeraldins in unvergrünlichea 
Schwarz ist meines Wissens nach nicht im 
Handel. 

Autwort auf Frage 16: Seidenähnlicher 
krachender Grill' wird auf mercerisirter Baum- 
wolle durch aufeinander folgende PaBsagen 
in Marsciller Seife und Essigsäure erzeugt. 

Mit je einer Passage ist jedoch der Griff 
noch kein kräftiger. Es sei denn, dass man 
die Bäder sehr concentrirt macht. Dann aber 
verschwindet er viel schneller, als wenn jo 
3 Passagen in weniger concentrirten Flotten 
gegeben werden. Nach der letzten Säure- 
passage wird nicht gespült, sondern nur cen- 
trifugirt und so scharf getrocknet, dass alle 
Essigsäure verdunstet. Je vollkommener dies 
erfolgt, desto länger bleibt der Griff krachend. 

— #. 

Antwort auf Frage 17: Ein einbadiges 
Directschwarz, welches sich nicht theuer stellt 
und ebenso lichtecht wie Blauholzschwarz 
(sog. Blausteinschwarz) ist, giebt es nicht. 

Ebenso billig arbeitet man mit Oxydiainin- 
achwarz A (Cassella), gekuppelt mit Nitrazol 
(Cassella); aber nur dann, wenn grössere 
Mengon und Bolche fortlaufend zu färben sind. 
Bratens, weil mau dann eino grössere Menge 
ln diesen Farbstoff zu schliessen vermag, und 
damit den niedrigsten Preis erzielt. Zweitens, 
weil dann das erste Bad zur Weiterbenutzung 
aufbewahrt werden kann. Dies ist nicht 
möglich, wenn im Winter länger wie 8 Tage, 
und im Sommer länger wie 3 Tage nichts zu 
färben ist. Die Flotte schlägt dann um und 
ist nicht mehr so ausgiebig wie vorher. 



168 


Briefkasten. 


Färber-Zeitung. 
J ahrgang 189a. 


Gebraucht wird im ersten frischen bade 
je nach Garnstarke 3 bis 4% Oxydiamln- 
schwarz A und im zweiten Bade 1 % Nitraznl. 
Letzteres ist nach jeder Partie zu erneuern. 
Auch kann demselben bis zu 0,2 % Methylen- 
blau BB zugesetzt worden, wodurch die Farbe 
mehr Blume erlangt. />. o. 

Antwort auf Frage 18: Alle geforderten 
Echtheiten besitzt ßrillantalizarinblau G von 
den Elberfelder Farbenfabriken 

Mit 12 1 2 ° 0 Farbstoff erhalt man auf vor- 
gebeizter Wolle eine sehr dunkle Farbe, welche 
in der Aufsicht röthlich blau und in der Ueber- \ 
sicht lebhaft grünlich blau aussieht und bei 
künstlicher Beleuchtung keine andere Nüauce 
annnimmt. Auch hello Töne sind im Gegen- 
satz zu denen von anderen Beizenfarbstoffen 
gut lichtecht. 

Die Farbeweise ist eine von der üblichen 
abweichende. 

Gebeizt wird mit 2 bis 2 1 / 2 % Bichromat 
und 1 bis 1 l l2 ö / 0 Oxalsäure. 

Ausfarbeb&d mit 20° 0 kryst. Glaubersalz, 

5 Minuten aufkochen, Dampf absperren, den 
Farbstoff mittels Haarsieb in der Flotte lösen, 
ohne letztere abzukühlen mit dem Material 
eingehen, 10 Minuten ohne Dampf und 20 bis 
30 Minuten kochend laufen lassen, Dampf 
absperren, 2% Essigsäure (50procentig) zu- 
geben, 10 Minuten ohne Dampf und 1 bis 
1 */ 2 Stunden kochend laufen lassen Bei 
schwer durchzufarbender Waare giebt man die 
Essigsäure auf zwei Mal zu mit einer Pause 
von 30 bis 45 Minuten. 

Obige Beizenroengen genügen für 127,% 
Farbstoff. Wird weniger gebraucht, so ist. 
auch von ersteren abzubrechen. Für 5% 
Farbstoff genügt 1 1 4 % Bichromat und l 4 % 
Oxalsäure. L 

Antwort auf Frage 19: Zu stückfarbigen 
Confectionsstoffen eignet sich als blauer Farb- 
stoff nur Indigoextrakt oder Indigocarmin. 
Alizarinsaphirol (Bayer) ist wohl bedeutend 
lichtechter, aber damit gefärbte Nuancen sehen 
bei künstlicher Beleuchtung grüner aus wie 
bei Tageslicht. Cyanol extra und FF stehen 
in Lichtechtheit dem Alizarinsaphirol bedeutend 
nach. _i 

Antwort auf Frage 22: Aus der Frage- 
stellung kann inan wohl mit Recht schliessen, 
dass kein Verfahren zum Streichen, sondern 
zum Tunken gewünscht wird. 

Die erste nothwendige Operation ist die 
sogenannten Tötung, von deren Ausführung 
die Schönheit dor Farbe ganz wesentlich ab- 
hängt. Bezüglich der Einzelheiten kann auf 
die Arbeit von Edward Gruenc, Einiges über 
Kauchwaarenf&rberei, Heft 14 u. 15, IX Jahrg. 
d. Bl. verwiesen werden. 

Man koche in einem Holzbottich 
37* kg Sumachextrakt 30° B6., 

4 - Kochsalz, 

6 • Eisenfnilsp&hue, 


20 kg festen Blauholxextrakt, 

16 • geröstete und gemahlene Aleppo- 

Galläpfel und 
200 g Grünspahn 

in 25 bis 30 Liter Wasser während 2 1 / 2 bis 

3 Stunden auf. 

Man sperre den Dampf ab und setze unter 
kräftigem Umrühren noch 

20 kg Eisenvitriol zu. 

Diese Mengen reichen für 1000 Liter Farb- 
brtthe aus und sind dementsprechend zu ver- 
theilen. 1 Stunde nach Zugabe des Eisen- 
vitriols bezw. vor dem Gebrauche filtrirt man 
die Masse durch ein feines Sieb und verdünnt 
sie obigem Verhältnis entsprechend mit Wasser 
Dann wird mit den vorbereiteten Fellen bei 
| etwa 44" C eingegangen, 7* —1 _• Stunde gut 
1 hantirt, die Felle auf ein Lattengesteli geworfen 
und einen Tag liegen gelassen. Hierauf die- 
selbenu mlegen und einen zweiten Tag liegen 
lassen und so fort, bis die Felle fünf Tage 
gelegen haben Das Umlegen bezweckt, der 
Luft zu jedem einzelnen Haar Zutritt zu ver- 
schaffen. Die Felle dürfen jedoch hierbei 
nicht antrocknen Dann wird gründlich ge- 
spült und hierauf 1 J i bis ] f 2 Stunde in einem 
Walkrade mit 5° BÄ starker Kochsalzlösung 
behandelt. Die Felle kommen jetzt wieder 
auf ein Lattengestell und bleiben hier 12 Stunden 
liegen. Dann wird leicht geschleudert und in 
einem schattigen, luftigen, aber nicht über 
25° C. wurmen Raum getrocknet. Hierauf 
folgt lstündigos Behandeln in einem rotiren- 
den Rado mit feuchteu Fichtensägespähnen 
und nochmalige Passage sämratlichor Farbe- 
operationen incl. derjenigen mit Kochsalz. 
Zum Schluss wieder leicht centrifugiren uud 
in dem rotirenden Rado mit Cedernhoizsäge- 
spähnen unter Zutritt von 25° C. warmer Luft 
so lange laufen lassen, bis die Felle voll- 
ständig trocken sind und das Haar den natür- 
lichen Glanz erlangt hat. 

Die Felle werden geklopft, um die Säge- 
spähne daraus zu entfernen. Letztere sind 
zur Wiederverwendung zu sammeln und auf- 
zubewahren. 

Diese Färbeweise ist zwar sehr umständlich, 
giebt aber ein sehr tiefes, schönes Schwarz. 

Für Marron übersetzt man die Felle nach 
dem erstmaligen Farben mit Cariae, Chrysoi- 
din, Biamarckhraun oder dergl. im frischen 
37,5 bis 44° C. warmen Bade. Dann folgt die 
Behandlung in feuchten Fichtensägespähnen 
und schliesslich Trocknen in Cedernholzsäge- 
späbnen. 

Mit den Ursolfarhen ist auf diesen Fellen 
ein annähernd so schönes Schwarz meines 
Wissens nicht zu erzielen, ganz abgesehen 
von den viel höheren Herstellungskosten. 


ä. 

Antwort auf Frage 23: Das Farbwork 
Mühlheim vorm. A. Leonhardt & Co. empfiehlt 
an Stelle von Methylenblau Cresylblau. 

Rtd. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Quellenangabe gestattet. 

Verlag >«u Julia» Springer m Berlin N. — Druck von £mil Ürej»r in Berlin bW. 

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Färber-Zeitung. 

1899. Heft 11. 


Die Verfahren 

zur Darstellung der künstlichen Seide. 

Von 

Dr. C. SUvern. 

Seitdem im Verlauf der letzten fünf 
Jahre durch die verschiedenen Mercerisir- 
verfahren gezeigt worden ist, in welcher 
Weise der Baumwolle das Aussehen der 
Seide verliehen werden kann, hat sich die 
erfinderische Thätigkeit auch wieder mehr 
der Darstellung künstlicher Fäden von 
seidenähnlicher Beschaffenheit zugewandt. 
Dieser Industriezweig, in welchem bisher 
nur die Namen von Chardonnet, Vivier 
und Dehner bekannt waren, ist durch eine 
Reihe von Verfahren bereichert worden, 
deren l’roducte zum Theil in den Fachzeit- 
schriften günstig beurtheilt w erden und bereits 
eine ausgedehnte gewerbliche Verwendung 
gefunden haben. So haben neben dem als 
Vandura-Seide bekannten, nach dem Ver- 
fahren von Miliar (D. R. P. No. 88 225) 
hergestellten Producte besonders noch die 
nach dem Verfahren von Pauly (D. R. P. 
No. 98 642) aus reiner Cellulose sowie die 
aus Viscose, dem nach dem Cross und 
Bevan'schen Verfahren (D. R. P. 70 999, 
92 590) erhältlichen, wasserlöslichen Cellu- 
losexanthogenat dargestellte Kunstseide 
(vergl. Zeitschrift für angewandte Chemie 
1899, Heft 1, Seite 14) die Aufmerksamkeit 
der Fachleute erregt. Und da in der 
Darstellung neuer Cellulosepräparate noch 
immer rüstig weiter gearbeitet wird. — es 
sei nur auf die Darstellung von Fettsäure- 
estern der Cellulose nach Cross und 
Bevan, D. R. P. 85 329, 86 368, und 
nach Henckel von Donnersmarck, 
Französisches Patent No. 280 848, hinge- 
wiesen, — so darf man wohl erwarten, 
dass auch unter diesen neuen Körpern 
Ausgangsmaterialien für die technische 
Darstellung von künstlicher Seide sich 
finden werden. Vom Cellulosetctracetat 
wird beispielsweise hervorgehoben, dass 
es sich, in geeigneten Mitteln aufgelöst, 
wie Collodium verhalte, auch schwachen 
Glanz besitze, vor Schiessbaumwolle aber 
den Vorzug der Nichtexplodirbarkeit und 
Gefahrlosigkeit habe, alles Eigenschaften, 
welche Cellulosetetracetat als Ausgangs- 
material für Kunstseide wohl [geeignet er- 
scheinen lassen. Doch begnügen wir uns 
Ft x. 


mit dem, was sich bereits als werthvoll 
erwiesen hat und wovon beachtenswerthe 
Resultate vorliegen. 

Der Zweck vorliegender Arbeit ist, eine 
möglichst erschöpfende Zusammenstellung 
und historische Uebersicht aller bisher in 
der Fachliteratur bekannt gewordenen Ver- 
fahren zur Darstellung von künstlicher Seide 
zu geben, wobei naturgemäss die Patent- 
iiteratur besonders berücksichtigt ist. Die 
älteren Verfahren sind in thunlichster Kürze 
behandelt, die neueren Verfahren, besonders 
vom Jahre 1895 ab, sind dagegen ein- 
gehender besprochen. 

Die Erfindung der künstlichen Seide 
durch den Grafen Hilaire de Chardonnet 
stammt aus dem Jahre 1884, auf der Pariser 
Ausstellung im Jahre 1889 wurde nach 
seinem Verfahren hergestellte Seide gezeigt. 
Gleichsam als Vorläufer aller derjenigen 
Verfahren, welche als Ausgangsmaterial 
Nitrocellulose verwenden, können die 
folgenden drei Verfahren gelten. Magnier 
und Doerflinger in Paris (D. R. P. 7276. 
Klasse 29) nitrirten gereinigte Cellulose, 
desoxydirten das Nitrirungsproduct mit 
schwefliger Säure und behandelten danach 
mit einer Lösung von Seide in Essigsäure 
bei 190° und unter der Einwirkung des 
elektrischen Stromes. In ihrem Zusatzpatent 
No. 10 416, Klasse 29, wandten die Erfinder 
eine Lösung von Seide in Oxalsäure, 
Ammoniak, Soda oder Potasche zur Ueber- 
kleidung der vegetabilischen Faser an. 
Aubert in Lyon (D. R. P. 24795, Klasse 29) 
gab Pflanzenfasern das Aussehen von Seide 
dadurch, dass er gereinigte Pflanzenfaser 
mit Zuckerlösung tränkte, nitrirte und da- 
nach mit Gerbsäure und doppelt weinsaurem 
Antimon behandelte. 

Dem Chardonnet’schen Verfahren 
schon etwas näher steht das Verfahren 
von J. Wilson Swan in Bromley, England 
(D. R. P. 30 291, Klasse 21), der Fäden 
für elektrische Glühlampen dadurch her- 
stellte, dass er eine Lösung von Nitro- 
cellulose in z. B. Essigsäure durch enge 
Oeffnungen in ein Coagulirungsbad, z. B. 
Alkohol, presste und den Fäden durch 
Schwefelammoniumlösung ihre rasche Ent- 
flammbarkeit nahm. 

Chardonnet’s Erfindung wurde in 
Deutschland durch das Patent No. 38 363, 

11 


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1 70 


SQvtrn, Die Verfahren zur Darstellung der künstlichen Seide. 


Färber-Zeitung. 
Jahrgang 1899. 


Klasse 29, vom 29. December 1885 ab 
unter Schutz gestellt. Das Verfahren be- 
steht darin, dass eine heisse Lösung von 
Pyroxylin inAether-Alkohol, der reducirende 
Metallchloriire, oxydirbnre organische Basen 
und löslicher Farbstoff zugesetzt sind, durch 
feine Röhrchen in eine kalte Erstarrungs- 
flüssigkeit, z. B. Wasser, austritt und der 
entstehende, innen noch flüssige Faden an 
der Luft noch feiner ausgezogen und dabei 
getrocknet wird. Die das gleiche Verfahren 
schützenden ausländischen Patente (fran- 
zösische No. 165 349, 172 207, englisches 
Patent 221 1 vom Jahre 1886, amerikanisches 
Patent 394 559) enthalten noch einen zur 
Ausführung des Verfahrens dienenden 
Apparat. Chardonnet hat an seinem 
Verfahren mancherlei Verbesserungen vor- 
genommen. Im D. I?. P. 46 125, Klasse 12 
(entsprechend dem französischen Patent 
188 304, dem englischen Patent 5270 vom 
Jahre 1888, dem amerikanischen Patent, 
410 404) wird die nitrirte Cellulose durch 
Behandeln mit Salpetersäure (spec. Gew. 
1,32) bei 32 bis 35° denitrirt, danach erst 
gefärbt und in lauwarmer Luft getrocknet. 
Eine vont'hnrdonnct angegebene Maschine 
zur Herstellung künstlicher Seide ist im 
D. R. P. 56 331, Klasse 29 (entsprechend 
dem französischen Patent 199 494, dem 
englischen Patent 1656 vom Jahre 1890, 
dem amerikanischen Patent 460 629) be- 
schrieben. Die durch heisBes Wasser 
erwärmte Pyroxylinlösung tritt durch 
Capillaren in fliessendes kaltes Wasser aus. 
Die gebildeten Fäden werden von schwingen- 
den Zangen erfasst und gekreuzt auf aus- 
wechselbare Spulen aufgelegt. Ein durch 
den. ganzen Apparat kreisender Luftstrom 
führt die Aether-Alkoholdämpfe zu C'onden- 
satoren. 

In seinem D. R. P. 56 655, Klasse 78, 
erwähnt Chardonnet, dass Cellulose, die 
vor dem Nitriren gebleicht ist, kein zähes, 
zur Herstellung von Fäden geeignetes 
Collodium liefert. Er bleicht deshalb die 
fertige Nitrocellulose in viel Wasser mit 
Chlor und denitrirt danach mit Salpeter- 
säure, Sulliden. Polysulfiden, Sulfoearbonaten 
in der Weise, dass er die Nitrocellulose 
mit verdünnter Säure benetzt und in das 
Sulfid- oder dergl. Bad taucht, somit 
Schwefelwasserstoff im Status nascens zur 
Reduction verwendet. Um ein leichter 
lösliches Pyroxylin zu erhalten, erhitzt 
Chardonnet (D. R. P. 64 031, Klasse 78) 
rohe Cellulose aller Art in Trockenkammern 
auf 150 bis 170°, zerstört so die in- 
crustirenden Stoffe und taucht die Cellulose | 
noch lauwarm in das Nitrirbad; von der I 


so erhaltenen Nitrocellulose sind 20 bis 
25 proeentige ätheralkoholische Lösungen 
darstellbar. 

Auf die Herstellung einer leicht lös- 
lichen Nitrocellulose bezieht sich auch das 
folgende Patent Chardonnet's (D. R. P. 
81 599, Klasse 29). Das Verfahren besteht 
darin, dass die nitrirte und ausgewaschene 
Nitrocellulose nicht vollständig, sondern 
nur bis zu einem Wassergehalt von 25 bis 
30% getrocknet wird, das so gebildete 
Pyroxylinhydrat ist leicht löslich und der 
daraus gebildete Faden gerinnt augen- 
blicklich, ein Verkleben mehrerer Fäden 
ist demnach ausgeschlossen. Die diesem 
Patente entsprechenden Auslandspatente 
(französisches Patent 231 230. englisches 
Patent 24 638 vom Jahre 1893, ameri- 
kanisches Patent 531 158) geben genau an, 
wie die Cellulose nitrirt werden soll, auch 
dass der ätheralkoholischen Lösung gewisse 
Stoffe, wie Chlormethyl, Chloräthyl, Metall- 
chloride, Essigsäure, Aldehyd, Aceton, 
Schwefelkohlenstoff oder auch Mineralsäuren 
zugesetzt werden sollen, um die Fliess- 
barkeit, der Lösung zu erhöhen. . Für die 
Denitrirung wird ein Gemisch von Calcium- 
monosulfid und Ammoniaksalz empfohlen. 

Dem ersten Chardonnet’schen Patent 
steht der Zeit nach das Verfahren von 
M. P. E. Gerard, Paris, am nächsten 
(D. R. P. 40 373. Klasse 22, vom 14. Sep- 
tember 1886 ab). Nach diesem Verfahren 
wird eine Lösung von Trinitrocellulose in 
Eisessig, der Fette, Oele, Honig, Glycerin 
und, um das herzustellende Product un- 
verbrennlich zu machen, Chlorcalcium zu- 
gesetzt ist, zu Fäden ausgezogen, die dann 
durch Kochen in Eisenchlorttr oder Eisen- 
acetat denitrirt werden. 

Grösseres Interesse als das Gtl rar d sehe 
Verfahren beansprucht das Verfahren von 
,J. H. de Vivier, Paris (D. R. P. 53 977 
vom 7. März 1889 ab, entsprechend dem 
französischen Patent 195 655, dem eng- 
lischen Patent 2570 vom Jahre 1889 und 
dem amerikanischen Patent 563 214). Er 
stellt aus Cellulose, die mit Aetznatron 
und Ammoniak vorbehandelt ist, Trinitro- 
cellulose dar und löst diese, statt wie 
Chardonnet in Aether-Alkohol, in Eisessig 
auf. Diese Lösung wird mit Lösungen 
von Fischleim in Eisessig und von Gutta- 
percha in Schwefelkohlenstoff oder Ricinusöl 
vermischt und das Gemisch unter Wasser 
durch enge Oeffnungen ausgepresst. Der 
entstandene Faden wird mit Alkali neu- 
tralisirt, wenn nöthig, mit Bisulfit gebleicht, 
zur Verleihung animalischer Beschaffenheit 
durch ein Albuminbad genommen, mit 



Hott 11. 1 
I. Juni 1899. j 


Silvern, Die Verfahren zur Darstellung der künstlichen Seide. 


171 


Quecksilberchlorid' coagulirt und, um den 
l-'aden unverbrennlich zu machen, mit 
Thonerdesulfat und Ammoniak behandelt. 
Schliesslich wird der Kaden nochmals durch 
ein Albuminbad gezogen, um die Oberfläche 
zu glatten und ihn geschmeidig zu machen. 
Das nach diesem Verfahren hergestellte 
Product ist als „Soie de France“ in den 
Handel gekommen. 

An dieser Stelle sei auch das Verfahren 
von E. Breuer in Crefeld (D. K. P. 05293, 
Klasse 29, vom 26. .lanuar 1890 ab) zur 
Herstellung gefärbter oder metallglanzender 
Käden aus Collodiutn erwähnt. Collodium 
wird auf eine Walze aufgetragen, während 
der Drehung der Walze wird die Collodium- 
schicht von einem Schneidewerkzeug in 
Spirallinien durchschnitten, der Faden ist 
dann zum Spulen fertig und wird von der 
Walze abgehaspelt. 

Wie in dem Verfahren von Vivier, so 
wird auch in dem nun folgenden Verfahren 
von Dr. K. Dehner, Augsburg bez. Zürich, 
nicht reine Nitrocellulose zur Herstellung 
der künstlichen Seide verwendet. Dehner 
nimmt (D. R I’. 55 949, Klasse 29, vom 
9. November 1889 ab) diei verschiedene 
Düsungen : eine Dösung von Copal oder 
Sandarak in Aether, eine Dösung von 
nitrirter Celluio,e (zur Erleichterung der 
Xitrirung wird die Cellulose vorher in 
Kupferoxydammoniaklösunsr gequellt) und 
Leinöl in Holzgeist und eine Dösung von 
Xatriumacetat oder Ammoniaksalzen in 
Weingeist. Die Salze sollen die Verbrenn- 
lichkeit des Kadens vermindern. Ein 
Gemisch dieser drei Dösungen tritt aus engen 
OefTnungen auf einen röhrenden Cylinder 
aus: während durch ein in nächster Nähe 
des (’v lindere angeordnetes Dampfrohr die 
Lösungsmittel verdampft werden, bildet 
sich der Kaden und wird durch eine 
OefPnung abgezogen. Durch Mitlaufen- 
lassen eines fertigen Kadens aus anderem 
Material, z. B. Wolle oder Baumwolle, 
lassen sich Mischfiiden erzeugen. Die 
verdampften Lösungsmittel werden durch 
geeignete Kühlvorrichtungen wiederge- 
wonnen. Der in dpn entsprechenden aus- 
ländischen Patentschriften (englisches Patent 
11831 vom Jahre 1891, amerikanisches 
Patent 562 732, schweizerisches Patent 
3740) dargestellte Apparat ist weit voll- 
kommener als der in der deutschen Patent- 
schrift beschriebene, auch das Verfahren ist 
in den genannten Auslandspatenten bereits 
ausgehildeter, es findet sich z. B. erwähnt, 
dass der Faden unter Flüssigkeit austriil, 
dass er noch mit verdünnter Schw eleisflure 
oder mit Lauge denitrirt wird u. a. m. 


In einem D. R. P. 58 508 vom 16. Sep- 
tember 1890 stellt Dehner durch Auflösen 
von Abfallseide in concentrirter Alkali- 
oder Kupferoxydammoniakiösung, Fällen 
mit Säure und Auflösen des Niederschlages 
in concentrirter Essigsäure eine Lösung 
von reiner Seidensubstanz dar. Ferner 
erwärmt er eine Dösung von Nitrocellulose 
in Holzgeist, Aether und Aethersehwefel- 
säure auf 30° C., wobei unter Entwicklung 
von Salpeteräther Dpnitrirung der Nitro- 
cellulose erfolgt. Die so behandelte Lösung 
und die Setdenlösung werden nun gemischt 
und treten unter Pflanzen- oder Mineralöl, 
Benzol oder Chloroform aus, der gebildete 
Faden wird zu beliebiger Feinheit aus- 
gezogen und aufgewickelt. Der Kaden 
wird dann noch durch Erwärmen auf 80° 
von den flüchtigen Bcstandtheilen befreit 
und durch Wasserglas schwer verbrennlich 
gemacht. Der in der Patentschrift abge- 
bildelo Apparat ermöglicht die Wieder- 
gewinnung der Lösungsmittel. 

Zur Erzielung eines gleichmässigen und 
festen Fadens ist es nach der amerikanischen 
Patentschrift 562626 Dehner’s vortheilhaft, 
die gereinigte Cellulose in das Nitrirbad 
in einzelnen Portionen einzutragen und 
bei jedem Einträgen die Temperatur etwas 
zu steigern, und zwar so, dass die Tempe- 
ratur des Nitrirbadea, die anfangs 30“ C. 
war. am Schlüsse 40“ C. beträgt. Es soll 
auf diese Weise ein nur aus Tri- und 
Tetranitroceilulose bestehendes Gemisch 
entstehen. Das Nitrirungsproduct wird 
durch Centrifugiren und durch Waschen 
mit Schwefelsäure von 1,35 spec. Gewicht 
von aller Salpetersäure befreit und, ohne 
mit Wasser in Berührung gekommen zu 
sein, Bäurefeucht gelöst. Von der Auf- 
lösung an stimmt das Verfahren mit dem 
des I). R. P. 82 555, Klasse 29, vom 
15. November 1894 ah, überein. Die 
Auflösung geschieht nach Zusatz eines 
vulcanisirten trocknenden Oeles in Aether, 
Alkohol oder Aceton, die Dösung wird zu 
Fäden ausgezogen und diese mit Wasser 
gekocht. Die noch anhaftende Süure wird 
dadurch entfernt, das Lösungsmittel aus- 
getrieben und dem Kaden durch eine, vom 
Erlinder angenommene Verbindung der 
Nitrocellulose mit dem geschwefelten Oel 
grössere Festigkeit verliehen. Schliesslich 
wird der Faden durch ein Gemisch von 
Alkalisulfhydrat mit Magnesium- und event. 
Ammoniaksaizen denitrirt, seine Brennbar- 
keit soll nicht grössor sein als die eines 
gewöhnlichen Baurawollfadens. 

fForUitaung folgt.) 

11 * 


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172 


Marquardt. Fortschritte auf dem Gebiete der Bauntwoilgarofhrherei. f Jahrgsi^isaf 


Fortschritte auf dem Gebiete der 
Baum Wollgarn fürberoi. 

Voo 

Dr. Bruno Marquardt. 

[Seth * I r. S. l.UJ 

Auf die anderen direct färbenden 

schwarzen Farbstuffe neueren Datums ist 
schon vorher aufmerksam gemacht worden, 
erwähnt soll nur noch werden, dass das 
Dianilschwarz und das Directtiefschwarz, 
namentlich die Marken E, E extra und 
KW infolge ihres niedrigen Preises Be- 
deutung erlangen dürften, wenn sie auch 
nicht gerade berufen sind, das Diamant- 
schwarz zu ersetzen, so sind sie doch 
brauchbare Ersatzproduete des Blauholz- 
schwarz, besonders durch die Uebersetzung 
mit Einbadanilinschwarz erhält man sehr 
wasch- und lichtechte Färbungen. 

Für blaue Farbstoffe, die einen Ersatz 
des Küpenblaus versprechen können, 
interessirt man sich nicht weniger als 
für ein gutes Schwarz. Das verflossene 
Jahr hat in dieser Hinsicht für eine 
wesentliche Bereicherung unseres Farben- 
scbatzes gesorgt, und zwar treten mit 
einander in Concurrenz basische, direct- 
färbende und Alizarinfarbstoffo. 

Das Indolblau R der Berliner Actien- 
gesellschaft scheint ein Safraninazonaphtol 
zu sein und liefert auf Tannin-Antimon- 
gruml liefe röthliche Blaus, die im Ton 
dem Indigo entsprechen, leider ist jedoch 
die Färbung nicht absolut waschecht, in- 
sofern imtgewascbenes Weiss etwas ange- 
färbt wird, immerhin ist jedoch Indolblau 
R ein Farbstoff, der mit dem Indoinblau, 
Naphtindon und Diazinblau vollständig auf 
eine Stufe gestellt werden kann. Von 
den Farbwerken Höchst wird Aethylbluu 
BF und Indaminblau XB empfohlen, Pro- 
ducte, von denen bezüglich ihrer Echtheit 
dasselbe gilt was oben gesagt wurde. 
Janusdunkelblau B und K liefern volle 
dunkle röthliche Xüancen, infolge seiner 
Ausgiebigkeit und Deckkraft färbt Janus- 
dunkelblau sehr billig, besonders wenn es 
direct auTgefärbt und in einer Flotte mit 
Tannin und Brechwcinstein fixirt wird. 
Sambcsiblau BX liefert die besten Resultate, 
wenn es, wie Üblich, direct gefärbt wird, 
dann mit Natriumnitrit unter Zusatz von 
etwas Kupfervitriol diazotirt und mit 
ff-Xaphtol entwickelt wird: man erhält auf 
diese Weise Färbungen von hervorragender 
Wasch- und Lichtechtheit. DiazoindigoblauB 
und Diazobluu .'IR dürften Concurrenten 
der schon mehr bekannten Diaminogen- 
blau und Diaminnzoblau sein. Ich habe 
mit diesen Farbstoffen Versuche gemacht 


und gefunden, dass sie vor den älteren 
Farbstoffmarken der Firma Uassella keine 
Vortheile bieten. ln Betracht kommen 
natürlich nur entwickelte Färbungen, die 
sich allerdings durch sehr gute Wasch- 
und Lichtechtheit auszeichnen. Zwei neue 
interessante Dinminogenblaumarken wurden 
im Laufe des verflossenen Jahres auf den 
Markt gebracht: RA und 2 RA. Es sind 
Mischungen des bekannten Diaminogenblau 
mit Alizarinroth; der Vortheil, den diese 
neuen Marken gewähren, liegt darin, dass 
die Lichtechtheit der damit hergestellten 
Färbungen geradezu eine vorzügliche ist. 
Von beizenfärbenden Farbstoffen ist das 
Alizarinblau wieder mehr benutzt worden; 
früher war das Färben mit diesem Farb- 
stoffe ziemlich umständlich, jetzt ist die 
Anwendung durch Benutzung der Gerb- 
säurechrombeize bedeutend vereinfacht 
worden, das Garn wird wie gewöhnlich 
tannirt oder für dunkle Töne schmackirt, 
dann mit Chromchlorid gebeizt und aus- 
gefärbt. Ich fand, dass die auf Oelbeize 
hergestellten Färbungen weicher und 
schöner sind, billiger und einfacher ist 
das Gerbsäureverfahren. Um die ange- 
nehme Weichheit, die den (tarnen durch 
das Oelen verliehen wird, beizubehalten, 
trotzdem aber den Herstellungspreis blau- 
gefärbter Waare zu verbilligen, schlug die 
Badische Anilin- und Sodafabrik vor, das 
Garn zu ölen, zu verhängen, zu trocknen 
und zu spülen. Dann wird mit abge- 
stumpfter Chromalaunlösuug gebeizt und 
wieder gespült, ausfärben von kalt bis 
heiss, 1 '/i Stunden bei Siedetemperatur 
halten. Die Resultate fallen sehr gut aus, 
und dieses Verfahren dürfte in allen Fällen 
angewendet werden, wo es darauf an- 
kommt, wasch- und reibechte Blaus zu er- 
zielen. Will man helle Indigotöne mit 
Alizarinblau färben, so wird man Anden, 
dass die Färbungen zu roth ausfullen, man 
muss daher vortheilhafterWeise mit Alizarin- 
grün nüanciren. Die so hergestellten 
Nüancen fallen bei sorgfältigem Arbeiten 
durchaus reibecht aus und haben vor 
Indigofärbungen den grossen Vortheil fast 
absoluter Wascbechtheit. Während Indigo- 
geßlrbte Waare nach mehrmaligem Waschen 
etwa die Hälfte der Farbintensität verliert, 
bleiben alizarinblaue Färbungen auch nach 
wiederholter Wäsche in der ursprünglichen 
NUance. 

Der künstliche Indigo ist immer noch 
etwas zu theuer, als dass er dem natür- 
lichen Product viel Abbruch thun könnte, 
ausserdem sind die Ansichten über die 
grösseren oder geringeren Vortheile des 



tiofi u. 

l Juni ISO». 


Marquardt. Fortschritte auf dem Gebiete der Bauntwotlgarnfhrberel. 


künstlichen Indigo nocli sehr getheilte. 
Die Färbungen mit Indigo rein sollen nicht 
so reibecht sein, wie die mit natürlichem 
Indigo erhaltenen, wenn auch bei diesen 
der Grad der Reibechtheit nicht gerade 
ein sehr hoher ist. Man hat versucht, 
diesem Uebelstand durch einen Zusatz von 
Leim zur Küpe abzuhelfen, Einwirkung 
hat ja der Leimzusatz auf die bessere 
Befestigung des Indigo, aber doch ist die 
Einwirkung nicht so gross, dass man von 
reibechten Färbungen reden könnte. Dann 
soll man mit künstlichem Indigo nicht im 
Stande sein, rothe Töne zu erzielen, 
wenigstens nicht in gleichem Maasse wie 
mit natürlichem Indigo. Meine Erfahrungen 
gehen dahin, dass man für helle reine 
Karben vortheilhaft mit Indigo rein arbeitet, 
namentlich in der Hydrosulfitküpe, die fast 
gar keinen Bodensatz zurücklilsst, für dunkle 
rothe, weniger reine als volle Töne ist ein 
guterBengalindigo besser, wenigstens bin ich 
dazu übergegangen, nur noch natürlichen 
Indigo, und zwar gute Bengalsorten zu 
verwenden. 

Ueber Indigoersatzproducte wäre nicht 
mehr viel zu sagen, dagegen verdienen 
noch einige andere blaue Farbstoffe Er- 
wähnung, so besonders das Kryogenblau 
der Badischen Anilin- und Sodafabrik. 
Dieser Farbstoff dürfte das Kinwirkungs- 
product von Schwefel und Schwefelnatrium 
auf ein Dinitronaphtalin und zur Gruppe 
der Sulflnfarbstoffe zu zahlen sein, er löst 
sich nicht in reinem Wasser, sondern nur 
in einer Lösung von Schwereinatrium; 
gefärbt wird eine Stunde kalt, dann event. 
seifen. Man sieht, die Anwendungsweise 
ist sehr einfach und liefert Färbungen von 
sehr guter Echtheit, deren Schönheit aller- 
dings zu wünschen übrig lässt. 

Für reine helle und mittlere Blau 
eignen sich Toledoblau V und Eboli- 
blau B (Farbwerk Mühlheim), sie besitzen 
gute Löslichkeit, färben gleiehmässig und 
egal auf und erlangen durch Nachbehand- 
lung mit Chromalaun oder Chromsulfat 
eine hervorragende Waschechtheit, sodass 
diese Farbstoffe sich sehr gut für die 
Artikel der Buntweberei eignen. Die 
erhaltenen Färbungen sind säure-, soda-, 
reib- und bügelecht, die Lichtechtheit 
ist dieselbe wie bei den bekannten 
blauen substantiven Farbstoffen. Toledo- 
blau V färbt ein schönes röthliches Blau, 
während die Nüanee des Eboliblau B mehr 
ins grüne neigt. Zum Nüanciren sind be- 
sonders geeignet Hessischgelb, üirect- 
grün CO und Eboligrün T , namentlich 
letzterer Farbstoff zeichnet sich durch eine 


1?3 

gute Waschechtheit aus, die ihm durch 
die Nachbehandlung mit Chromalaun ver- 
liehen wird. 

Ein anderer mit Vortheil anwendbarer 
grüner Farbstoff ist Benzodunkelgrün B 
(Farbenfabriken Elberfeld) , man erhält 
schon mit wenig Procent ein schönes ge- 
decktes Grün, das in dunklen Tönen fast 
als Russisch Grün bezeichnet werden kann, 
leider ist die Waschechtheit der erhaltenen 
Färbungen keine besondere, sodass der 
Farbstoff in der Strangfärberei nur wenig 
Anwendung ündet. 

Es erübrigt noch auf die braunen 
Farben etwas näher einzugehen, um damit 
den Bericht zu beschliessen. Von basischen 
Farbstoffen ist als ganz gelbes Braun nur 
das Homophosphin (Farbwerk Mühlheim) 
zu erwähnen, das eigentlich kein Braun, 
sondern ein sehr rothes Gelb ist. Gut ge- 
eignet ist dieser Farbstoff in Combination 
mit Acridinroth 3B oder Rhodamin fiG für 
feurige Rothnüancen, Wasch- und Licht- 
echtheit 6ind befriedigend. Von rein 
braunen Farbstoffen kommen nur einige 
substantive Farben in Betracht, und zwar 
solche, die mit Chromkali und Kupfer- 
vitriol nachbehandelt werden, und solche, 
die sich mit Diazoparanitrobenzol fixiren 
lassen. 

Zu derersteren Gruppe gehören Benzo- 
e.hrombraun 5G und 3R, mau erhält mit 
diesen Farbstoffen lebhafte sehr echte 
Braunnüancen, deren Benutzung für Bunt- 
webereizwecke zu empfehlen wäre, und 
die sehr gut als Ersatz für Catechutöne 
gelten können. Nur einen Nachtheil haben 
alle mit Chromkali und Kupfervitriol nach- 
fixirten Färbungen, die Baumwolle wird 
etwas hart und verliert an Glanz, wenn 
auch der letztere Umstand allerdings nicht 
so hervortritt, dass er von besonderer Be- 
deutung wäre. Das Hartwerden haben 
diese Färbungen mit Catechu gefärbter 
Waare gemein, und Catechu wird daher für 
Strumpfgarne fast garnicht oder doch nur 
wenig gebraucht. Sehr angenehm und 
brauchbar für diese Artikel sind die mit 
Diazoparanitrobenzol flxirten Farbstoffe, wie 
Benzonitrolhraun und Diaminnitrazol- 
braun, sie zeichnen sich durch sehr gute 
Waschechtheit und nicht weniger gute Licht- 
echtheit aus, und sind dadurch noch beson- 
ders werthvoll, dass sie schon mit wenig 
Proeent ein tiefes volles Braun ergeben, wo- 
durch die Herstellungskosten solcher Braun- 
nüancen ziemlich billige werden. Von den 
Diaminnitrazolbrauns lassen sich die 
Marken BD und RD auch ohne nachherige 
Kuppelung verwenden, allerdings ist dann 



174 Seid«l, Lignorosin. — Erläuterungen ru der Beilage. ( Jahrgang^ 


die Waschechtheit nicht so gut wie bei 
den gekuppelten Tönen, sie liefern direct 
gefärbt ein schönes Roth- resp. Caffeebraun, 
die Marken G und B sind dagegen nur 
für nachherige Kuppelung verwendbar. 
Auch Dianilbrnun BI) lässt sich recht gut 
für dunkle blaustichige Braun verwenden, 
es ist auch in directer Färbung ziemlich 
wasch- und sftureecht, und wird durch die 
Nachbehandlung mit Azophorroth resp. 
Diuzoparanitrobenzol fast absolut w'asch- 
und walkecht. 

Ein Farbstoff soll noch berücksichtigt 
werden, das Kryogenbraun der Badischen 
Anilin- und Sodafabrik. Dieses Product 
schliesst sich eng an das Kryogenblau an 
und wird wie dieses in ziemlich con- 
centrirter Flotte kalt, gefärbt. Es liefert 
sehr echte Färbungen, die nach Oliv hin- 
neigen, durch Debersetzen mit basischen 
Farbstoffen, z. B. Cerise, Vesuvin, Malachit- 
grün in kalter verdünnter Flotte erhält 
man recht angenehme Töne. 

Es wären noch manche Farbstoffe zu 
erwähnen, die im verflossenen Jahre auf 
den Markt gebracht wurden, indessen war 
es nicht meine Absicht, alle Farbstoffe 
namentlich aufzuzählen und zu besprechen, 
sondern ich wollte nur eine kurze Ueber- 
sicht über die hauptsächlichsten Neuerungen 
geben, die auf dem Gebiete der Baum- 
wollgarn lärberei in letzter Zeit erschienen 
sind. 

Lignorosin. 

Zur Duplik des Herrn Dr. Kiclmeyer. 

Von 

l)r. Heinrich Seidel. 

Ohne auf die „theoretischen“ Betrach- 
tungen des Herrn Dr, K. nochmals einzu- 
gehen, sei mir folgende Constatirung ge- 
stattet : 

1 dass Herr Dr. K. das Reductions- 
vermögen des Lignorosina nun nicht mehr 
bezweifelt, 2. dass er die Gleiehmässigkeit 
des Handelsproductes zugiebt, 3. dass er 
keine einzige seiner auf l.ignorosin be- 
züglichen Behauptungen durch eigene Ver- 
suche bewiesen hat. 

Die Richtigkeit meiner Darlegungen 
wird demnächst noch von anderer Seite 
durch eine Veröffentlichung des gesammten 
bisherfiber Lignorosin vorliegenden Materials 
erhärtet werden. 

Erläuterungen zu der Beilage No. 12. 

No. i. Halbwoll-Covertcoats. 

Wolle wurde kochend gefärbt mit 
1,5% Lanacylblau R (Caseella) 


unter Zusatz von 

2 bis 3 % Essigsäure ; 
nach T 2 ständigem Kochen wurde zum voll- 
ständigen Ausziehen des Bades 
5% VVeinsteinpräparat 
nachgesetzt. 

Das Färben der Baumwolle erfolgte 
nach gutem Spülen der Waare kalt in 
möglichst kurzem Bade (Waschmaschine) mit 
Diaminechtgelb A (Cassella) und 
Diaminreinblau FF ( - ). 

Dem Bade setzt man 

10 g Glaubersalz 

im Liter zu. Man Hess ’/* bis ’/< Stunde 
laufen, spülte und behandelte mit 
4% Kupfervitriol 

im frischen 30° C. warmen Bade. Hierauf 
wurde gespült und getrocknet. 

No, a. Halbwoll-Covercoats. 
Hergestellt mit 

0,8% Lanacylviolett B (Cassella) und 
1,5 - Lanuruchsin SG ( - ); 

übersetzt mit 

Diaminechtgeib A (Cassella) und 
Diaminreinblau FF ( - ). 

Die Färbeweise entspricht derjenigen 
von Muster No. 1. 

No. 3. Alizarin Heliotrop BB auf chromgeklotztem 
Baumwollstoff. 

Chromgeklotzter und mit Citrononsäure 
geätzter Baumwollstoff wurde mit 

10% Alizarin-Heliotrop BB Teig (Bayer) 
1 Stunde bis kochend unter Zusatz von 
57» Essigsäure 

gefärbt; dann gewaschen und schwach 
geseift. Dr. O. SUm. 

Die Säure- und Alkaliochthcit sind gut. 
die Chlorechtheit gering. 

No. 4 . Druck auf Halbeeide. 

100 g Alizarin-Heliotrop BB Teig (Bayeri, 
300 - Britishgum und 
440 - Wasser kochen, hinzu 
10 - Oxalsäure, kalt hinzu 
150 - essigsaure Thonerde 12° Be. 

1000 g. 

Man dämpft 1 Stunde ohne Pression, 
seift breit 2 Minulen bei etwa 32“ C. 
(25° R.|, wäscht und trocknet. Die Thon- 
erdelacke von Alizarin - Heliotrop BB wie 
von der Marke R auf Seide und Halbseide 
sind wasserecht. Der Farbsloff eignet sich 
wie die R-Marke (vgl. Seife 124 No. 3 und 
No. 4) zum Baumwolldruck. Dr. a. su*. 

No. 5. Rosophenin-Geranin auf io kg gebleichtem 
Baumwollgarn. 

Gefärbt wurde direkt während 1 Stunde 
kochend mit 


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175 


Rundschau. 


Heft 11. 1 
1 . Juni 1 *» 9 .J 


25 g Rosophenin-Geranin (The Olayton 
Aniline Co. Ltd.); 
dag Bad enthielt 

1 kg Kochsalz 
auf "30 Liter Wasser. 

Dieser neue Farbstoff zeichnet sich, wie 
aus dem Muster ersichtlich, durch grosse 
Ergiebigkeit aus. Um gleich massige Fär- 
bungen zu erzielen, ist es empfehlenswerth, 
allmählich zum Kochen zu treiben und den 
Farbstoff in mehreren Portionen dem Bade 
zuzugeben. 

Die Sdure- und Alkaliechtheit sind gut, 
die Chloreehlheit dagegen sehr gering. 
Durch Waschen in einprozentiger hand- 
warmer Seifenlösung wurde mit verflochtenes 
weisses Garn etwas angeflirbt. 

Farhw«* <Ur Färber- Zeitung. 

Ko. 6. Rosophenin-Geranin auf Flannelette. 

Bezüglich der Farbmengen, Färbeweise 
und Echtheit sei auf Muster No. 5 hinge- 
wiesen. 

No. 7. Coerulein BWR auf 10 kg Wollgarn. 

Geflirbt wurde 1 Stunde, kochend mit 
200 g CoeruleYn BWR (Farbw. Höchst); 
zusetzen 

1 kg Glaubersalz und 
400 g »Schwefelsäure. 

Hierauf 

300 g Ohromkali 

hinzufügen und noch 1 Stunde, kochen. 
Man geht mit der Wau re bei 40* C. ein 
und treibt in etwa % Stunden zum Kochen. 

Die Schwefelechtheit ist gut, die 
Säureechtheit befriedigend. Beim Walken 
wurde die Nüanee etwas lebhafter; mit- 
verflochtenes weisses Garn wurde nicht 
angefärbt. <Ur Nr Imr-ltilum,. 

Ko. 8. Druckmuster. 

Roth X auf Indigogrund. 

20 Theile Roth N (de Brünn, Barmen), 
10 - Hlutalbuminlösung, 

10 - Verdickung C. 

Verdickung C: 

100 Theile Traganthguimnilüsung, 

50 - Chromnatron, 

37 - KryBtallsoda. 

Säurebad: 

75 Theile Oxalsäure, 

75 - Schwefelsäure fiti“ Be., 

100 - Kartoffelstärke, 

250 - heisses Wasser. 

Erwärmen, bis die Kartoffelstärke voll- 
ständig gelöst ist; dann 750 Theile kaltes 
Wasser zusetzen und zum Schluss das be- 
druckte Stück in kaltem Wasser waschen. 


Obiger Vorschrift muss genau entsprochen 
werden. Die Echtheit ist gut. * Sru*„. 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 

und Musterkarten der Farbenfabriken.) 

Die Firma L. Durand, Huguenin & 
Cie. in Basel versendet eine Musterkarte 
über Alizarinschwarz V, B. R, RR Teig 
20% auf Wolle. 

Ein Muster der Karte zeigt mit 20*/* 
Alizarinschwarz Teig gefärbtes Wollgarn, 
welches mit weisser Wolle verwebt ist. 
Das Gewebe wurde während 2 Stunden in 
kochendem Wasser behandelt, mit Seife 
gewaschen und noch feucht 8 bis 10 
Minuten lang gedämpft. Vermöge der 
guten Säureechtheit kann die weisse 
Wolle dieses Gewebes noch mit irgend 
einer im sauren Bade aufgehenden Farbe 
gefärbt werden, ohne dass das Schwarz 
irgendwie darunter leidet. Zum Schluss be- 
merkt die Firma, dass die verschiedenen 
Alizarinsehwarzmarken auch neben guter 
Säureechtheit leichte Löslichkeit, grosse 
Licht-, Walk- und Decatureehtheit, sowie 
Egalität, brillante Nüancen und schönen 
Reflex besitzen. 

Die Waare wird vor dem Färben ge- 
beizt mit 3% doppeltchromsaurem Kalium 
(oder Natrium) und 25% Weinstein. Man 
geht ein, treibt zum Kochpn und kocht 

1 big 2 Stunden. Dann lierausheben, gründ- 
lich waschen und in das Färbebad ein- 
gehen. Dieses wird zubereitet mit der 
nöthigen Menge Farbstoff unter Zusatz von 

2 bis 5% Essigsäure. Dann wird kalt ein- 
gogangeu, langsam innerhalb einer Stunde 
zum Kochen getrieben, mindestens 1 Stunde 
gekocht, bis das Bad erschöpft ist. Heraus- 
heben, waschen u. 8. w. wie üblich. 

Unter der Bezeichnung Grundir- 
schwarz für Baumwolle bringt die 
Badische Anilin- und Sodafabrik in 
Ludwigshafen a. Rh. ein Schwarz in den 
Handel, welches speciell für die Halbwoll- 
färberei in Betracht kommt und das, ohne 
«lie Wolle stark anzufärben, unter leicht 
durchführbaren Arbeitsbedingungen die 
Baumwolle kräftig deckeu soll. 

Man färbt die Kette unter Zusatz von 
10 kg Glaubersalz und 2 kg calc. Soda 
während 1 bis 1'/* Stunde bei 45* C. mit 
6 kg Farbstoff für 100 kg Stoff. Am ein- 
fachsten geschieht dies auf der Spül- 
maschine. 

Färbenjder Wolle: Nach dem Spülen 
der grundirten Waare stellt man sie fertig 


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176 


Rundschau. 


in gewöhnlicher W T eise auf stark saurer Flotte 
(ß kg Schwefelsäure 66* Be. von Anfang an 
zu gesetzt) mittels geeigneter sauerziehender 
Farbstoffe (Fuchsin SN, Säure violett 6BN, 
3BN, Wollhlau R, SSN, Uchtgrün BP bläu- 
lich, Orange II, Naphtolroth S, Palatin- 
schwarz 4B u. s. w.). 

Die Firma weist in ihrem Rundschreiben 
darauf hin, dass Grundirsehwarz für Baum- 
wolle auch die Wolle mehr oder weniger 
anftlrbt, sobald man es bei höherer 
Temperatur als angegeben färbt und dass 
das Anfärben der Wolle, wie bei allen 
derartigen Farbstoffen, durch Vorhanden- 
sein von Säure sehr begünstigt wird. Indess 
ist der schädlichen Wirkung der in der 
Kunstwolle etwa noch vorhandenen Spuren 
von Säure in genügender Weise vorge- 
beugt, wenn die oben angegebene Menge 
calc. Soda zugesetzt wird. 

Muster No. 1 der Karte zeigt den 
Grad des Anfärbens der weissen Wolle 
unternormalen Arbeitsbedingungen, w ährend 
Muster No. 2 Waare zeigt, welche für der- 
artige Artikel meist in Frage kommt, und 
als Unterlage für die in der Musterkarte 
vorgeführten Bordeaux und Marineblau 
diente. 

Die Farbenfabriken vorm. Friedr. 
Bayer & Co. in Elberfeld bieten in 
Diamantschwarz 2B eine rein blau- 
stichige Marke ihres Diainantschwarz an. 
Sie zeigt eine blaue Uebersicht und giebt 
dem Blauholzschwarz an Blume und Feuer 
wohl nichts nach. Das Produkt eignet sich 
allein oder in Combination mit der Marke F 
zur Erzeugung von Schwarztönen nach der 
von der Firma eingeführten Einbadfärbe- 
methode (Nachbehandlung mit Chromkali). 
Der Farbstoff gleicht im Wesentlichen den 
älteren Marken; nur in der Echtheit gegen 
schwerste Walke und Decatur mit nassem 
Dampf steht er zurück, weshalb er z. B. 
für lose Wolle und Kammzug nicht zu 
empfehlen ist. Dagegen eignet er sich 
nach Angaben der Firma gut für Strumpf- 
und Strickgarne, insbesondere aber für die 
Stückfärberei. Man färbt mit 10% Glauber- 
salz und 2% Essigsäure, geht bei 30 bis 
40° C. ein, treibt langsam zum Kochen, 
lässt eine halbe Stunde kochen und setzt 
dann zum vollständigen Ausziehen der 
Flotte noch 1% Essigsäure zu. Alsdann 
chromirt man auf demselben oder auf 
frischem Bade mit 1 '/ 4 kg Chromkali durch 
% ständiges Kochen. 

Eine Broschüre von Leopold Cassella 
& Co. in Frankfurt a. M. behandelt die 
Eigenschaften und Anwendungsweise ihres 
neuen Immedialblau C. Die Anwendung 


fFarb*r*Zelwng. 

I Jahrgang 1*99. 

des Farbstoffes soll einfach und sicher sein. 
Die Färbeoperation ist im Allgemeinen 
analog der Färbemethode von Immedial- 
schwarz (vgl. S. 87). Die Nachbehandlung 
geschieht im warmen, schwach alkalischen 
Bade. Er hält sehr starke Wäsche aus, 
ohne an Tiefe zu verlieren und ohne 
mitgewaschenes Weis« anzufärben. Die 
Licht-, Reib- und Säureechtheit sollen eben- 
falls gut sein, die Färbungen halten das 
Nachkochen im sauren Bade aus unn 
widerstehen auch dem gebräuchlichen Ad- 
sud mit Chromkali und Schwefelsäure. 
Zwecks Lösens des Farbstoffes wird er mit 
der zum Färbeu erforderlichen Menge 
Schwefelnatrium mit heissem Wasser über- 
gossen und hierdurch ohne Weiteres gefärbt. 

Für die Nachbehandlung werden ver- 
wendet für helle Töne 1,5% Natriumsuper- 
oxyd und 1.5% Schwefelsäure 66“ Be; 
für mittlere und dunkle Töne 2 bis 2,5 % 
Natriumsuperoxyd und die gleiche Menge 
Schwefelsäure. (An Stelle von Natrium- 
superoxyd lässt sich mit gleichem Erfolg 
Wasserstoffsuperoxyd verwenden ; man 
rechnet für helle Töne 12 bis 20’/» Wasser- 
stoffsuperoxyd und 1 */ 4 bis 2*/„ Ammoniak; 
für mittlere und dunkle Nüancen 20 bis 
25% Wasserstoffsuperoxyd und 2 bis 2,57» 
Ammoniak.) Man giebt zuerst die Säure in 
das kalte Bad und zieht das Garn einige- 
mal um. Sodann schlägt man auf, rührt 
das pulverförmige Natriumsuperoxyd lang- 
sam ein und lässt zum völligen Lösen der- 
selben einige Minuten stehen. Dann geht 
man mit dem Gant wieder ein, zieht etwa 
15 Minuten um und erwärmt langsam 
während 20 Minuten auf etwa 60" C. 
Hierauf wird wie üblich gespült und heiss 
geseift. 

Die Entwicklungsbäder sind stets erst 
im Bedarfsfälle zu bestellen, da sie sich 
bei längerem Stehen zersetzen; die Auf- 
bewahrung der gebrauchten Bäder, die 
völlig ausgenutzt werden, ist zwecklos. 

Die Nüance der Färbungen ist wesent- 
lich abhängig von der Menge des ange- 
wendeten Natrium- bezw. Wasserstoffsuper- 
oxyds. Bei Verwendung geringerer Mengen 
erhält man mattere Nüancen; wird zu viel 
angewendet, so werden zwar lebhaftere 
Töne erzielt, doch verringert sich dann 
die W'aschechtheit. 

Da das neue Produkt die basischen 
Farbstoffe gut fixiren soll, ist ein Aufsatz 
in allen Fällen, in denen die Nüance ge- 
schönt werden soll, zu empfehlen. Ge- 
eignet hierzu sind die verschiedenen 
Neumethylenblau-Marken, sowie Indazin M 
und Naphtiudon BB; letzteres giebt speziell 



Heft 11. 1 

. Jial 1899. J 


Rundschau. 


177 


bei dunklen Nuancen den Kupferschein von 
Indigo. Das l’ebersetzen erfolgt auf kaltem, 
mit Essigsäure oder schwefelsaurer Thon- 
erde versetztem Bade; der Farbstoff wird 
in mehreren Portionen zugesetzt. Man er- 
wärmt, wenn ausgezogen, bis zum Kochen, 
behandelt % Stunde und spült. 

In den nächsten Kapiteln der Broschüre 
wird das Färben loBer Baumwolle, 
Färben von Stückwaare, Baumwolle 
in Kettenform, Leinen und Leinen- 
garnen und das Färben auf mechani- 
schen Apparaten behandelt. Hierauf 
folgt noch ein kurzer Bericht, in welchem 
darauf hingewiesen wird, dass die Ent- 
wicklung zu Blau statt durch eine Nach- 
behandlung mit Natriumsuperoxyd bezw. 
Wasserstoffsuperoxyd auch durch einfaches 
Dämpfen unter Luftzutritt bew'irkt werden 
kann, ein Verfahren, welches die Firma zum 
Patent angemeldet hat. Das erzielte Blau 
ist zwar nicht ganz so lebhaft, aber der 
Unterschied kommt besonders bei Geweben 
keineswegs in Betracht, weshalb auch bei 
der Einfachheit der Ausführung diese 
Methode für Gewebe und Cops zu em- 
pfehlen ist. Das Färben erfolgt wie ange- 
geben; es ist zu berücksichtigen, dass ein 
Zusatz von Alkalien beim Färben die Leb- 
haftigkeit der Nüance erhöht; zu diesem 
Zwecke kann dem Färbebad bei Garnen 
und Cops etwas Natronlauge (etwa 1% vom 
Gewicht der Baumwolle) zugegeben werden. 

Nach dem Färben wird nicht gespült, 
sondern die gerarbte Baumwolle wird direkt 
in feuchtem Zustande oder nach vor- 
herigem Abtrocknen unter Luftzutritt ge- 
dämpft. Das Dämpfen kann bei Geweben 
entweder aur dem Mather-PIatt erfolgen, in 
welchem mit 1 bis 2 Passagen fertig ge- 
dämpft wird, oder in geschlossenen Dämpf- 
apparaton. Bei letzteren muss ausser Dampf 
demselben auch Luft zugeführt werden, 
und wird dies in einfacher Weise dadurch 
bewirkt, dass man bei Vorhandensein von 
Druckluft diese dem Dämpfer zuführt oder 
am Dämpfer einen Koerting'scben Luft- 
druckapparat anbringt, der gleichzeitig mit 
dem Dampf auch Luft zuführt. 

Das Dämpfen erfolgt ’/v Stunde ohne 
oder nur mit sehr schwachem Ueberdruck. 
Gewebe kommen auf Stangen oder Rollen 
in den Apparat, während Garne und Cops 
darin beliebig vertheilt untergebrachl werden. 
Nach dem Dämpfen wird gewaschen und, 
falls erforderlich, geseift. 

Mit dem Hinweis, dass Immedialblau 
ein gutes Grundirungsmittel für Indigo- 
färbungen ist und dadurch Färbungen von 
besserer Wasch-, Licht- und Keibechtheit 


als mit Indigo allein erzielt werden, schliesst 
der Bericht. 

Dieselbe Firma giebt eine Musterkarte 
Diaminfarben mit diazotirtem Para- 
nitranilin (Nitrazol) gekuppelt her- 
aus; in dieser sind die wichtigsten Kupp- 
lungsfarben allein und in Mischungen vor- 
geführt. Ausser für Schwarz (Diaminnitrazol- 
schwarz B und Oxydiaminschwarz A) ist 
das Verfahren zur Herstellung waschechter 
Braun- und Oliv - Nüaneen von Werth. 
Gefärbt wurden sämmtliche Färbungen 
1 Stunde kochend, und zwar die l,5%igen 
mit 2% Soda und 15% cale. Glaubersalz, 
die 2%igen mit 2% Soda und 20% caic. 
Glaubersalz und die 3% mit 2% Soda und 
30% calc. Glaubersalz. Eine Ausnahme 
hiervon bilden die Combinationen mit 
Primulin, bei welchen bei den gleichen 
Glaubersalzmengen nur '/» # /n Soda ange- 
wendet wurde. 

Das Kuppeln geschieht mit Paranitra- 
nilin C oder Nitrazol C. 

Die gefärbte und gespülte Baumwolle 
kommt in das kalte Kupplungsbad und 
wird in diesem '/» Stunde hantirt. Es wird 
besetzt bei Anwendung von Paranitra- 
nilin C für 1,5 bis 2%ige Färbungen mit 
36 Liter diazotirtem Paranitranilin C, kg 
Soda und 200 g essigsaurem Natron; für 
3%ige Färbungen mit 54 Liter diazotirtem 
Paranitranilin C, % kg Soda und 300 g 
essigsaurem Natron. Die Mengen beziehen 
sich auf 100 kg Baumwolle. Das diazotirte 
Paranitranilin wird wie folgt bereitet: 2 kg 
werden mit 15 Liter kochend heissem 
Condenswasser übergossen, kurze Zeit um- 
gerührt und dann 5 Liter Salzsäure 
20" Be zugegeben. Nach einigem l’mrühren 
tritt vollständige Lösung ein, alsdann werden 
35 Liter kaltes Wasser zugegossen, wo- 
durch Bich das salzsaure Solz in gelber 
Breiform ausscheidet. Diese Lösung wird 
immer einige Stunden vorher angesetzt, 
damit sie während einiger Zeit zum Er- 
kalten stehen bleiben kann. Nach voll- 
ständigem Erkalten werden 1% kg Na- 
triumnitrit, vorher in 7 Liter kaltem Wasser 
gelöst, unter Umrühren zugegeben. Nach 
etwa 15 bis 20 Minuten resultirt eine klare 
Lösung, die man mit kaltem Wasser auf 
200 Liter emsteilt. Die Diazolösung kann 
in Holz- oder Steingutge fassen längere Zeit 
aufbewahrt werden, nur wähle man einen 
nicht irgendwie der Hitze oder dem Sonnen- 
lichte ausgesetzten Aufbewahrungsort. 

Wenn man Nitrazol C benutzt, so 
sind erforderlich: bei den 1,5 bis 2%igen 
Färbungen 2 kg Nitrazol C, ’/* kg Soda 
und 200 g essigsaures Natron; bei den 


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178 


Rundschau. 


fPllrbftr-Z»Uanjt. 

I Jahrgang IW. 


3%lgen Färbungen 3 kg Nitrazol C. % kg 
Soda und 200 g essigsaures Natron. 

n 

O. Piequet und Rene Koechlin, Färberei und 
Zeugdruck, Studie anlässlich der nationalen 
und colonialen Ausstellung in Rouen, (Bulletin 
de la eoc. industr. de Rouen.) 

/ftrfo/n .»j r a teil 

Oie Graveurkunst für Zeugdruck hat 
zwar bemerkenswerthe Fortschritte zu ver- 
zeichnen, diese sind jedocli nicht mit den 
Fortschritten der Farbstoffohemie zu ver- 
gleichen. Das ßedürfniss, alles möglichst 
zu vereinfachen und in allen Zweigen der 
Fabrikation Ersparnisse zu erzielen . hat 
dazu geführt, für vielfarbige Muster und 
Zeichnungen die Anzahl der Walzen zu 
verringern, ohne den (iesammtelTect zu 
beeinträchtigen. Dank einigen Kunstgriffen 
des Zeichners und des Graveurs und ziel- 
bewussten Combinationen ist es gelungen, 
mit 4 oder 5 Walzen vielfach den Ein- 
druck eines Musters mit 8 oder 10 Farben 
vorzutäuschen; die so erzielten Effecte sind 
natürlich viel enger begrenzt, als nach den 
gewöhnlichen Verfahren, aber die Erspar- 
nis ist nicht unbedeutend. 

Das Material selbst für die Walzen ist 
so ziemlich dasselbe geblieben; die Walzen- 
druckmaschinen sind ungefähr dieselben 
wie vor 15 Jahren, viele Fabriken be- 
nutzen nocli ihre vor 50 Jahren herge- 
stellten Maschinen. Indessen hat man in 
einigen Druckereien an Stelle der Dampf- 
kraft die Electricität verwendet. Tür 
welche sielt folgende Vortheile ergeben 
haben: Vor allem Kraftersparniss bis zu 
40%, wie uns mitgetheilt wurde, sodann 
ein viel leichteres Ingangsetzen der Ma- 
schine und äusserst leichte Regulirung der 
Geschwindigkeit. Die einzige Schattenseite 
sind wohl die hohen Anschaffungskosten. 

Die einzige neue Maschine, welche den 
alten Tafeldruck ersetzen soll, ist die von 
Samuel erfundene Druckmaschine. 
Wir müssen gleich voruusschicken, dass 
'die nach Samuel druckenden Fabriken 
schwer zugänglich sind, sodass wir nur 
eine oberflächliche Beschreibung dieser 
Maschine geben können. 

Dieselbe arbeitet auf einem in Mauer- 
werk ausgeführten Druckertisch von (iO bis 
SO, sogar bis 100 Meter Länge. Die w alzen- 
führenden Wagen laufen in Schienen, mul 
jede Druckwalze ist auf einem besonderen, 
von den anderen unabhängigen Wagen be- 
festigt. Die Zeichnung ist in Relief aus- 
geführt, und die Walzen selbst bestehen 
aus einem Eisenkern, der mit besonderem 
Stuck belegt ist; bemerkt sei auch, dass 


plötzliche Temperatur- oder Feuchtigkeits- 
Veränderungen dieselben leicht zum Zer- 
springen bringen. Alle Mnscliinentheile 
werden durch electrische Kraft bewegt; 
der Gang ist etwa folgender: 

Eine Kleisterwalze überzieht den Tisch 
mit einem verdünnten Stärkekleister; der 
Stoff wird auf dem Tisch nusgebreitot. ge- 
glättet, und durch eine electrisch erwärmte 
Walze getrocknet. Ist das Trocknen be- 
endet, so werden die einzelnen Druck- 
waizen in Gang gesetzt, säintntliche von 
einem Haltepunkt ausgehend, um Uehcr- 
einstiinmung zu erzielen: jede Walze führt 
einen Farbtrog mit sich, und der Druck 
vollzieht sich ebenso gut, wie der alte 
Tafeldruck, ausserdem ist besondere der 
Grund so hervorragend gleichmässig, dass 
Aehnliches auf keine andere Weise erzielt 
werden kann. Die Walzen werden auf 
einer Seitenfübrung wieder zurückgebracht, 
auch können sie über den Drucktisch 
zurückgeführt werden. Es scheint, dass 
die Samuelmaschine eine hervorragende 
Leistung ist, die Anzahl der Farben ist 
unbegrenzt, zwanzig und mehr Walzen 
sind keine Seltenheit. Selbstverständlich 
lohnen sich die Anschaffungskosten dieser 
Maschine nur bei grosser Stückzahl, auch 
ist hierzu ein ungeheurer Kaum erforder- 
lich, der jedoch für die auf auf Handdruck 
eingerichteten Fabriken nichts ausserge- 
wöhn liehe« ist - kann man doch in einer 
Werkstätte oft zehn Druckertische zählen, 
von denen jeder 100 m Länge besitzt! 

Im Walzendruck hat man auch ver- 
sucht. das Kupfer durch ein weniger kost- 
spieliges Metall zu ersetzen; verschiedene 
Blei-Zink-Logirungen sind ausprobirt worden, 
ohne jedoch gänzlich befriedigende Resul- 
tate zu geben. Zur Zeit sollen Walzen 
aus Krystallglas in Versuch sein, von 
denen viel rühmliches zu hören Ist. Sicher- 
lich würde ein derartiges Material in Folge 
seiner Härte, seiner Beständigkeit gegen 
Chemikalien und seiner Fähigkeit, die zar- 
testen Gravirungen deutlich wiederzugeben, 
von grösster Bedeutung sein, mit dem Vor- 
behalt, dass all’ diese Vortheile nicht durch 
zu grosse Sprödigkeit, eine allzugrosse 
Empfindlichkeit gegen Temperaturschwan- 
kungen und endlich durch zu hohen Preis 
wieder aufgehoben werden. 

Einstweilen hat man den Vorschlag 
gemacht, auf den mehrere Druckereien 
eingegangen sind, die gewöhnlichen Kupfer- 
walzen zu vernickeln, da das Nickel be- 
deutend härter als Kupfer und Messing 
und auch viel weniger säureempfindlich 
ist. Besondere die so empfindlichen Druck- 



Heft 11. 1 

I. Juni 1899. J 


Rundschau. 


walzen seihst gewinnen hierdurch und 
brauchen nicht mehr so oft wie früher 
neu gravirt zu werden. Ausserdem hat dieses 
Verfahren, z R für den Seidendruck, bei 
welchem leicht schmutzende, stark be- 
schwerte Farben angewendet werden, den 
Vortheil, dass die nicht gravirte Flüche 
der Walze weit weniger von dem Ab- 
streicher angegriffen wird. 

Das Vernickeln geschieht auf electro- 
lytischem Wege; das ßad enthüll als 
Doppelsalz schwefelsaures Nickel- Ammoniak 
unter Zusatz von Chlomatrium. Die ge- 
walzten Nickel-Anoden haben gleiche Dünge 
wie die Druckwalze und werden parallel zu 
dieser angebracht; der Strom entstammt 
einer Batterie oder einer kleinen Dynamo- 
maschine. Während des Vernickelns dreht 
sich die Walze um ihre Axe und der 
Wasserstolfüberzug. der sich auf der Ober- 
fläche bildet, wird durch eine feine, am 
oberen Hilde der Walze angebrachte Bürste 
continuirlieh entfernt. 

Aus Ersparnissrücksichten hat man. wie 
schon erwähnt, auch versucht, an Stelle 
von Kupfer- oder Messingwalzen solche 
aus einer billigeren Legierung anzuwenden, 
in welcher das Zink vorherrscht. Da nun 
dieses Metall sehr leicht sowohl von Säuren 
als auch von Alkalien angegriffen wird, 
war man gezwungen, es mit einem schüt- 
zenden Ueberzug zu versehen, als welcher 
eleetrolytisoh niedergeschlagenes Kupfer 
verwendet worden ist. Das Verkupfern 
geschieht in einem Bade, das essigsaures 
Kupfer, Cyankalium und Ammoniak enthält. 
Nach einem von uns besichtigten Verfahren 
muss die Walze vorher sorgfältig gravirt 
und polirt und mit Olivenöl leicht eingeölt 
sein. Die Dicke der so erzeugten Kupfer- 
chicht soll 1 'jg bis mm betragen, 
und eine Electrolyse von 15 bis IS Stunden, 
unter Benutzung einer Batterie von 10 
Bunsenelementen erfordern. 

Wir haben nicht in Erfahrung bringen 
können, ob sich dieses Verfahren einge- 
bürgert. hat. die Ersparnis« beträgt, gegen- 
über den gewöhnlichen Walzen, etwa 50" „. 
ein nicht zu unterschätzender Vortheil für 
diejenigen Druckereien, in welchen die 
Walzen allein ein Kapital von einigen 
hunderttausend Francs vorstellen. 

Wir haben schon angedeutet, «lass die 
Purbstoflchemie einen grossen Zuwachs an 
neuen Farbstoffen erhalten bat, deren Auf- 
zählung allein einen Band ausfüllen würde; 
es darf übrigens auch nicht vergessen 
werden, dass die concurrircnden Firmen 
oh identische ndpr sehr nahe verwandte 
Farbstoffe unter verschiedener Bezeichnung 


179 

ausbieten, in einer Studie, wie es die 
vorliegende ist, kann von einer Auswahl 
in dieser Unmenge neuer Farbstoffe keine 
Rede sein, andererseits w f ird cs unserem 
Zweck entsprechen, so wenige als mög- 
lich davon zu übergehen. Um jeden Ver- 
dacht der Begünstigung auszuschliessen, 
lassen wir in alphabetischer Reihe die für 
den Drucker wichtigsten Farbstoffe folgen: 
Blaue Farbstoff« 1 ; Acetinblau, Aothylen- 
blau, Alkaliblau, Alizarinbiau, Anthracen- 
blau, Baslerblau, Diaminblnu, Gailaminblau. 
Indaminblau, Indazinblau, künstlicher In- 
digo, Methylenblau. I’araphenylenhlau. 
Phenocyuninhlau. Victoriablau. 

Braune Farbstoffe: Anthrac« i nbruun, 
Bismarckhraun, Diauiinhraun, Thiocatechin- 
hraun. 

Gelbe Farbstoffe; Aliznringelb, Aura- 
min, Chloramingelh, Chrysoidingelb, Diamin- 
gelb. 

Schwarze Farbstoffe; Caehou de 
Lavni (für Schwarz? Red.l, Alizarinsehwarz, 
Anilinschwarz, Diaminschwarz, Naphtol- 
schwarz, Vidalschwarz. 

Orange Farbstoffe- Aiizarinorange, 
Baumwollorangc, Diaminorange, Naphtol- 
orange, Tanninorange. 

Rothe Farbstoffe: Alizarinroth, Dia- 
minscharlach, Erica, Fuchsin, Paranitranilin- 
rotli, Fonceau’s und Croceine, Rhodamin. 
Safrunin. 

Grüne Farbstoffe: Säuregrün, Ali- 
zaringrün. Anlhracengrün, Malachitgrün, 
Coerulein. Methylengrün, Naphtolgrün. 

Violette Farbstoffe: Methylviolett, 

Diaminviolett, Methylenviolett, Gnllocvanin- 
violett. 

In den Artikeln mit Koservago und Aelz- 
druck geht die Färberei Hand in Hand mit 
der Druckerei, ebenso in den Anilinschwarz- 
Artikeln. 

Zum Verdicken der Farbstoffe hat man 
versucht, das in den letzten 20 Jahren 
beständig im Preise steigende Senegal- 
Gummi durch eine Anzahl Surrogat« 1 zu 
ersetzen, wie Britishgum, das geröstete 
Maisstärke ist. Traganthschleim, Elsässer- 
gummi etc. Dieselben haben sich durchweg 
als brauchbar erw iesen, jedoch bedauert der 
Fabrikant immer, dass die Zeiten vorbei sind, 
wo er das natürliche Gummi verwenden 
konnte, dass immer noeli für die emfind- 
lichen Artikel «las ideal eines Verdickungs- 
mittels ist; vergessen wir aber nicht, dass 
selbst bei den früher für Senegalgummi 
geltenden Freisen dieses heute, in Anbe- 
tracht^ der jetzigen Gestehungskosten ilcr 
Druckereiartikel, viel zu theuer wäre. 


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180 


Rundschau. 


Der Druck mit Metallfarben- 
Bronze-, Gold-, Aluminiumpulver, mit 
Anilinfarben überfärbt, hat, Dank einigen 
neuen Kunstgriffen, beinerkenswerthe Fort- 
schritte zu verzeichnen. Sowohl der ein- 
fache, Druck, Streifung oder einfache Zeich- 
nungen, als auch combinirt mit stellen- 
weiser Mercerisiruug der Faser hat in 
neuester Zeit sehr interessante Neuheiten 
hervorgebracht. Das Mercerisiren selbst, 
d. h. die Veränderung in der Structur, 
welche kaustische Laugen auf Baumwoll- 
stoffen oder Garnen hervorbringt, ist in 
ein neues Stadium getreten. 

John Mercer hat diese schon 1846 1 ) 
von Persoz erwähnte Einwirkung näher 
studirt. Die Baumwolle geht im Verhält- 
nis von 3 : 2 ein, während sie gleich- 
zeitig die Eigenschaft erlangt, im Färbe- 
bad viel tiefere Nüancen zu geben als ge- 
wöhnliche Waare. Abgesehen vom Fixiren 
einiger Metallbeizen hatte das Verfahren 
keine Verwendung gefunden. 

Voriges Jahr sind diese Arbeiten wieder 
aufgenommen worden, und man beoachtete, 
dass die mereerisirten Garne und Stoffe 
beim Trocknen im gespannten Zustande 
ein seidenartiges Aussehen und ein viel 
grösseres Aufnahmevermögen für färbende 
Substanzen erlangen. 

Das ganze Verfahren besteht in einer 
Passage durch kaustische Soda. Trocknen 
in gespanntem Zustande und nachträglichem 
Waschen. 

Einige der heute so viel gebrauchten 
Substantiven Farbstoffe gestatten ohne Nach- 
theil das Mercerisiren mit dem Färben zu 
vereinigen und die Anwendung des ver- 
besserten Mercer-Verfahrens nimmt jeden 
Tag grössere Ausdehnung an. 

Eine weitere Eigenschaft der merceri- 
sirten Cellulose hat soeben eine ganz be- 
sondere Anwendung gefunden: es ist die 
Löslichkeit in Schwefelkohlenstoff. Die so 
erhaltene Lösung, mit Pfeifenthon verdickt, 
wird mit der Walze aufgedruckt und kann 
durch Dämpfen vollständig echt flxirt werden. 
Man kann auch die Rohstoffe damit auf 
diese Weise behandeln und der so erhaltene 
stumpfe Druckeffect widersteht der Bleiche, 
so dass auf diese Weise ausser Damast- 
effecten eine ganze Reihe Contrastwirkungen 
erhalten werden, welche besonders bei den 
leichten Stoffen hervortreten. 

Die Appretur mit Nitrocellulose bildet 
den Gegenstand einer grossen Anzahl von 
Patenten; die Schiessbaumwolle, das Aus- 
gangsmaterial für die künstliche Seide, wird 

') Persoz, Traitö de 1' impression des tissus 
Bond 1, S. 310. 


FArb«r-ZeltsBg 

Jahrgang 18OT. 

in verschiedenen Lösungsmitteln gelöst, als: 
Aether-Alkohol, Amylacetat, Aceton, Misch- 
ungen von Kampfer mit Oelen, w ie Ricinusöl 
und den verschiedensten plastischen Sub- 
stanzen: so werden glänzende wasserdichte 
U ubersüge erhalten, welche den Stoffen 
vollständig die Eigenschaften und das 
Aussehen von Leder ertheilen. 

Di** Nitrocellulose muss so vollständig 
als möglich denitrirt werden, um ihre 
Brennbarkeit herunterzudrücken und die 
explosiven Eigenschaften aufzuheben. 

lu den folgenden drei Abschnitten werden 
wir besprechen: 

1. Die Neuerungen im Bleichen der 
Baumwolle, 

2. die auf der Faser erzeugten Azofarb- 
stoffe, 

3. neue Buntätzverfahren für mit Anilin- 
schwarz gefärbte oder bedruckte Ge- 
webe. 

Das Bleichen der Baumwolle. 

Das Bleichen der Baumwolle hat in den 
letzten 10 Jahren eine vollständige Um- 
wälzung erfahren, nachdem auf die be- 
merkenswerthen Arbeiten von E. Schwarz 
und A. Scheurer-Rott aus dem Jahre 1837 
ein jahrzehntlanger Stillstand eingetreten 
war. Vor dieser Zeit wurde das Bleichen 
der Baumwolle in sehr mangelhafter Weise 
erreicht durch wiederholtes Auskochen mit 
kaustischer Soda und abwechselnder Rasen- 
bleiche und Chloren. Diese zahlreichen 
Behandlungen schwächten oder veränderten 
die Stoffe, ohne eine vollständige Verseifung 
der Fette zu erzielen, daher auch die zahl- 
reichen Flecken, welche die Febrikanten 
von Indiennestoffen oft zur Verzweiflung 
brachten. 

Die Industrie der farbenreichen ge- 
druckten Artikel war damals im Aufblühen 
begriffen und ein rationelles Bleichverfahren 
geradezu eine Nothwendigkeit geworden. 
Die „Industrielle Gesellschaft " von Mülhausen 
hatte sich der Sache angenommen und 
Arbeiten auf diesem Gebiete veranlasst; 
daraus entsprangen die diesbezüglichen 
Aufsätze und Abhandlungen, welche in den 
Berichten dieser Gesellschaft in den Jahren 
1829 bis 1839 veröffentlicht sind. Nach 
einer Reihe von Versuchen hatte E. Schwarz 
im Jahre 1835 seine Ansicht dahin zu- 
sammengefasst, dass die Kalkmilch für das 
Auflösen von Eettkörpern nicht nur unge- 
eignet, sondern ohne nachherige Säure- 
passage geradezu schädlich sei; bemerkt 
sei hierzu, dass die letzten Bleichen damals 
mit kaustischer Soda ausgeführt wurden. 
Dana, Chemiker in Boxton, halte im 


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Rundschau. 


181 


Heft II. 1 

l .Jnnl ISSa.j 


Jahre 1837 dieser Ansicht widersprochen, 
und behauptet, das die Kalkbleiehe das 
sicherste Mittel sei zur Entfernung der 
Fettflecken. August Scheurer-Rott, der 
hierfther referiren sollte, stellte Versuche 
an welche endlich die Lösung brachten, 
indem er als geeignetstes Verfahren die 
Anwendung von Kalkmilch vorschlug, mit 
darauffolgender Säurepassage, aber unter 
der Bedingung dass die letzte Bleiche nicht 
in kaustischer Soda, sondern in Pottasch- 
lauge vorgenommen wird. Er sagte sehr 
zutreffend: die Wirkung der kohlensauren 
Alkalien unterscheidet sich scharf von den- 
jenigen der kaustischen Alkalien: die Pott- 
asche, nach einem Kalkmilchbadc ange- 
wendet, entfernt die Fettflecken, welche der 
Einwirkung von Aetnatron und Aetzkali 
widerstehen. Man hat also zuerst mit 
Kalkmilch zu kochen, um die Fettkörper 
in Kalkseifen überzuführen, nacher mit 
Salzsäure zu behandeln und schliesslich ein 
oder mehrmals mit Pottasche auszukochen. 
Das Wiederholen der Pottaschebehandlung 
hat nur den Zweck, die Güte des erzielten 
Weiss zu erhöhen, die vollständige Ent- 
fernung der Fettkörper ist schon beim 
ersten Bade erfolgt. 

Scheurer-Rottgebührt somit das Verdienst, 
die theoretische Erklärung der Soda- und 
Pottaschebleiche gegeben zu haben, indem 
er eine Kalkbleiche vorhergehen Hess. Aus 
dem Jahre 1839 stammt also ein rationelles 
Bleichverfahren, das sich sehr bald ver- 
breitete und den Bleichereibesitzern oder 
Indiennefabrikanten aus der Verlegenheit 
half. 

Eine Verbesserung erfuhr das Verfahren 
im Jahre 1840 dadurch, dass behufs Bildung 
einer Harzseifc der Sodalauge t'olophonium 
zugesetzt wurde. Später, als sich das Be- 
dürfnis geltend machte, die Dauer der Soda- 
bleiche abzukürzen, wurde unter Druck ge- 
arbeitet und damit war auch der Anstoss 
zur Herstellung der verschiedensten Appa- 
rate gegeben; bis zum Jahre 1887 blieb 
jedoch der rein chemische Vorgang un- 
verändert. 

In diese Zeit fallen die ersten Versuche, 
dieses Bleichverfahren, dessen Ergebnisse 
i mm er noch allen Ansprüchen genügten, 
das also keiner Verbesserung bedurfte, ein- 
facher und weniger zeitraubend zu gestalten. 
Dieses Bestreben war sehr natürlich, denn 
der Zeugdruck selbst hatte eine grosse 
Vereinfachung erfahren: die Krappartikel 
mit ihren zahlreichen Operationen waren 
durch die viel schneller erzeugbaren Dampf- 
farbenartikel ersetzt worden. Da nun (las 
Färben nicht mehr so schwierig w ar, konnte 


man auch in Bezug auf das Bleichen die 
Ansprüche niedriger stellen, eine nicht ganz 
tadellos gebleichte Waare bereitete nicht 
mehr dieselben Schwierigkeiten wie früher, 
aber besonders die Dauer der Bleichopera- 
tionen wurde lästig, da sie in keinem Ver- 
hültniss zum Druck und zur Fertigstellung 
stand. 

Schon im Jahre 1883 hatte Horace 
Koechlin den bemerkenswerthen Versuch 
gemacht, ein Schnellbleichverfahren 
einzuführen. Nach einer Passage in kochender, 
sehr verdünnter Schwefelsäure sollte man 
nach Koechlin eine Aetznatronwalke unter 
Zusatz von Colophonium und Bisulfit. geben, 
sodann 2 Stunden im Mather-Platt dämpfen. 
Nach dem Dämpfen war das Gewebe stark 
braun gefärbt, wurde jedoch beim Waschen 
weiss. Diese Bleiche erforderte nur einige 
Stunden, aber die Anwendung einer solch’ 
concentrirten Lauge stellte sich zu theuer. 
Obschon dieses Verfahren keinen Eingang 
in die Praxis gefunden hat, so liegt ihm doch 
ein kühner, origineller Gedanke zu Grunde. 

Aus dem Jahre 1886 stammt das erste 
in der Praxis verwendete Schnellbleichver- 
fahren. ln chemischer Beziehung ist es 
von Horace Koechlin ausgearbeitet w orden, 
die maschinelle Ausführung erfolgte durch 
die Firma Mather-Platt. nach welcher es be- 
nannt wird. Bekanntlich besteht der Bleich- 
apparat vonMather-Plattaus einem horizontal 
gelagerten Cy linderkessel, in welchem auf 
Schienen laufende Wagen mitdenzubleichen- 
den Stoffen eingeführt werden. Eine kleine 
Pumpe saugt eontinurlich die Lauge aus 
dem unteren Theil dieser Wagen, um die- 
selbe wieder auf die Oberfläche zu spritzen. 
Durch diese Anordnung wird ein rascher 
Kreislauf und eine gleichmässige Ver- 
theilung der Natronlauge erreicht. Von 
dieser ist nur eine verhältnissmässig geringe 
Menge erforderlich, sodass ihre Concentra- 
tion ziemlich stark gehalten werden kann, 
was wiederum eine Dampfersparniss zur 
Folge hat. Die Vertbeilung der Stücke auf 
mehrere bewegliche Wagen hat, ausser 
dem raschen beendeten Kreislauf noch den 
Vortheil, das Ein- und Auspacken an dem 
Kessel gelbst überflüssig zu machen, so das 
in einem Tag mehrere Einsätze gemacht 
werden können. 

Das Verfahren beginnt nach dem Sengen 
mit einer Schwefelsäurepassage und darauf- 
folgendem Waschen und Tränken mit Natron- 
lauge. Die auf die Wagen gebrachten 
Stoffe werden sodann etwa 6 Stunden unter 
3 /i Atm. Druck im Apparat gedämpft; eine 
schwache Chlorbleiche und eine Sflure- 
passage beenden das Bleichen ganz wie beim 



182 


Rundschau. 


Pirb*r-Z«K»ae 

Jahrfrang 1899 , 


alten Verfahren. Wie man sieht, besteht 
die Neuerung im Wegfall der Kalkmilch 
und in der Anwendung einer einzigen 
Flüssigkeit, der Natronlauge, während ti bis 
8 Stunden, gegenüber der 2 früheren Laugen, 
welche 50 bis (50 Stunden lang einwirkten. 
Es wird somit gleichzeitig Ersparnis* an 
Zeit, Arbeitslohn und Brennmaterial erzielt. 
Wn nun die (Qualität des so erhaltenen 
Weis» anlangt, so beweist der grosse Erfolg 
des Verfahrens zur Genüge, dass dasselbe 
den jetzigen Ansprüchen genügt; mau 
kann jedoch nicht behaupten, dass die Er- 
zeugnisse des neuen Bleichverfahrens den- 
jenigen des alten Verfahrens überlegen 
sind, dieses bot durch seine beiden combi- 
nirten Bleichen eine grössere Garantie für 
die Geschmeidigkeit, und das gleichmiissige 
Aussehen der Gewebe. 

Auf das Mather-Platt’sche Verfahren sind 
andere, ebenfalls mit nur einer Lauge ar- 
beitende Verfahren gefolgt. Der Apparat 
von Thiess und Herzig, der in Deutschland 
Bohr verbreitet ist, wurde kürzlich in einigen 
französischen Fabriken eingeführt. Er besteht 
im Wesentlichen aus einem aufrecht stehen- 
den Cylinderkessel, der mit einem Dampf- 
mantel versehen ist. Nach dem Einfüllen 
der Stoffe wird wahrend 2 bis 4 Stunden, 
von unten nach oben hin, Dampf durch- 
gejagt, so dass die in den Stoffen ein- 
geschlossene Luft durch dieses Dämpfen voll- 
ständig ausgetrieben wird. Der Dampf wird 
sodann abgestellt und der Kessel mit dem 
Laugenreservoir in Verbindung gebracht. 
Die Lauge steigt ebenfalls von unten nach 
oben und durchtränkt, die Gewebe voll- 
ständig, ohne dass noch Luft zurückbleibt. 
Sodann wird Druck gegeben und mittels 
einer Pumpe die Lauge vom Boden des 
Kessels aufgesogen und, nachdem Anw ärmen 
durch den äusseren Dampfmantel, wieder 
auf die Stoffe gegossen. Das gründliche 
Austreiben der Luft durch das Dämpfen 
hat, abgesehen von der vollständigen Durch- 
tränkung, hauptsächlich den Zweck, die 
stellenweise nachtheilige Einwirkung der 
Lauge aufzuheben, denn bekanntlich greifen 
die kaustischen Alkalien die Baumwolle nur 
bei Gegenwart von Luft an. Sodann werden 
die Stücke durch Säure gezogen, gewaschen 
und gechlort. Zum Schluss wird noch eine 
Sodapassage gegeben mit nachfolgendem 
Auswaschen. 

Ein Scbnellbleichapparat ist ferner von 
Bentz, Edmeston und Grether in Man- | 
ehester eonstruirt worden. Durch eine ori- 
ginelle Anordnung wird erreicht, dass das 
Gewebe abwechselnd und unter Druck die 
Natronlauge und den Dampf passirt; dieses 


Bleichvorfahren gestattet eine Massenpro- 
duction. Das erzielte Weiss mag für den 
directen Consunt genügen, reicht aber in 
Bezug auf Haltbarkeit nicht aus für weisse 
Stoffe, die noch gefärbt und bedruckt 
werden sollen. 

Der Benlz’sche Apparat ist in der 
Bleicherei und Appreturanstalt von Schultz in 
Darnetal im Betrieb. 

Die elektrolytische Bleiche (Verfahren von 
Hermite) bildet an und für sich kein abge- 
schlossenes Ganze: sie wird im Anschluss 
an die anderen Bleichverfahren verwendet. 

Im Princip besteht sie in der Verwendung 
eines chlorabgcbenden Elektrolyten an Stelle 
der bisher üblichen bleichenden Hvpochlo- 
rite. Als Elektrolyt bedient man sich 
einer Kochsalzlösung, welche mit (’hlormag- 
nesium in demselben Verhältniss versetzt 
wird, wie dies im Meerwasser der Kall ist. 
also etwa 7 Theile Kochsalz auf 1 Theil 
Magnesiumchlorid. 

Dieses in einigen grösseren Fabriken 
versuchte Verfahren scheint bedeutende 
Ersparnisse zu ermöglichen, besonders seit 
man erkannt hat, dass die Anwendung be- 
sonderer Dynamomaschinen gar nicht er- 
forderlich ist, dass vielmehr die gewöhn- 
lichen Maschinen für Beleuchtungszwecke 
dieselben Dienste leisten können. 

ISMuu folgt/ 

Silver Spring Bleaching 4 Dyeine Com- 
pany in Providence (Rhode Island, V. St. A.), 
Verfahren zum Bedrucken von Geweben 
mit theiiweise verdeckten Musterfiguren auf 
dunklem Grunde. (I>. K. P. No. 103 042.) 

Die Erfindung betrifft ein Musterdruck 
verfahren für Anwendung auf Gewebe, 
welche dadurch mit einem abwechslungs- 
reichen Muster versehen werden sollen. 

Das Verfahren besteht in der Zusammen- 
legung eines schwarzen oder dunklen, 

Farben auslöschenden Grundes mit hell 
ausgespartem Figurenmuster und eines 
farbigen Aufdrucks, dessen Muster von ah- 
stechender Farbe im Vergleich zum aus- 
gesparten Figurengrunde und von derartiger 
Anordnung im Verhältniss zu demselben 
sein soll, dass die Figurenfelder nicht auf- 
einander passen, sondern theiiweise durch 
den dunklen Untergrund unsichtbar gemacht, 
nur insoweit mit abwechslungsreicher Farb- 
wirkung hervortreten, als sich nur Bruch- 
stücke des farbig aufgedruckten Musters 
mit dem hellen, ebenfalls dadurch viel- 
fältig aufgetheilten und durchsetzten Grund- 
muster decken. 

Unter Benutzung des Reservagedruck- 
vrrfahrens kann die Erfindung z. B. in 

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Verschiedene Mirtheilungeh. 


Heft lt. 1 

1. Jini 1999.1 

folgender Weise ausgeführt werden: Man 
klotzt das Gewebe zuerst mit einem Schw arz 
erzeugenden Anilinbade und lässt es trock- 
nen; alsdann wird das erforderliche Muster 
bezw. die Figuren Wiederholung mit Reser- 
vage auf dem so geklotzten Gewebe auf- 
gedruckt, indem man die Gewebebahn 
durch eine Druckmaschine gehen lässt. 
Das Grundschwarz wird demnächst durch 
bekannte Weiterbehandlung des Gewebes 
entwickelt, so dass sich ein schwarzer 
Stoffgrund mit weissen Figuren ergiebt. 
Das Gewebe lässt man nun von Neuem 
durch eine Druckmaschine gehen, damit 
es einen farbigen Musteraufdruck erhält. 
Nach Dämpfung, etwa erforderlicher Ab- 
waschung und Fertigbehandlung geht das 
Gewebe als fertige Waare aus dem Ver- 
fahren hervor. 

Uebrigens ist an Stelle dieses Druckes 
auch jedes andere Verfahren anwendbar, 
welches zu dem Zweck führt, auf schwurzem 
oder dunklem Grunde ein hellfarbiges 
Muster zu erhalten. Die zum Fixheit etwa 
nothwendigen Beizen können den Druck- 
farben von vornherein beigemischt werden, 
damit das. Bedrucken und Beizen gleich- 
zeitig erfolgt. Bei Anwendung des Reser- 
vagedrucks ist es vortheilhaft. die Beize 
mit der Reservage zu mischen und mit 
solchem Gemisch den Druck auszuführen. 

B. 

Leopold Cassella & Co. in Frankfurt a M., 
Verfahren zur Darstellung von Farbstoffen 
aus Amidophenolen und Chlorschwefel. 
(D. K. R. No. 103 64C.) 

Das Verfahren besteht darin, duss man 
durch Behandlung von Amidophenolen 
mit Chlorschwefel bei Gegenwart eines 
Verdünnungsmittels ein Zwischenproduct 
bildet und dieses durch Erhitzen auf 180 
bis 200* C. in Farbstoff überführt, oder 
dass man Chlorschwefel und Amidophenole 
allmählich bis auf 180 bis 200° C. erhitzt. 

50 kg p-Amidophenol werden mit 150 kg 
Einfach - Chlorschwefel in einem mit ab- 
wärts gerichtetem Kühler versehenen Kessel 
langsam auf etwa 70° C. erhitzt; man hält 
etwa 5 Stunden bei dieser Temperatur 
und steigert sie dann allmählich auf 190 
bis 200” C., wobei sich die Farbstoffbildung 
unter lebhafter Salzsäureentwicklung voll- 
zieht. Das Reactionsproduct bildet eine 
trockene, spröde, schwarze Masse, die ge- 
pulvert und zunächst, um etwa unver- 
ändertes Amidophenol-Chlorhydrat zu ent- 
fernen, mit Wasser ausgekocht wird, in 
welchem die freie Farbstoffsäure unlöslich 
ist. Um den Farbstoff in löslicher Form 


183 

zu erhalten, führt, man ihn mit Natronlauge 
in das Natronsalz übe und dampft die 
Lösung des letzteren zur Trockue ein 

Das so erhaltene I’roduct löst sich in 
Wasser mit blauschwarzer Farbe und färbt 
besondere im kochsalzhaltigen Bade unge- 
heizte Baumwolle direct tief btauschwarz. 

In analoger Weise erhält man bei Be- 
nutzung von o- und m-Amidophenol braun- 
schwarze, aus p-Amido-o-kresol schwarze, 
aus p-Oxyiliphenyiamin braunviolette Farb- 
stoffe von gleichen Färbeeigenschaften wie 
das oben beschriebene Derivat des p-Ami- 
dophenols. D 

Emile Blondel, Zur „Entwicklung“ der Azo- 
farben auf der Faser. 

Die relativ geringe Echtheit der sub- 
stantiven Azofarbstoffe lässt sich bekannt- 
lich in vielen Fällen durch Behandeln der 
gefärbten Faser mit Diazoverbindungen 
erheblich steigern. Der Erfolg dieses Ver- 
fahrens beruht, im Wesentlichen darauf, 
dass durch die Vereinigung mit den Diazo- 
verbindungen auf der Faser unlösliche oder 
doch schwerer lösliche Coinbinationen ge- 
bildet werden. Als der beste Entwickler 
hat sich bisher das p-Nitraniiin bewährt. 
Es ist nun neuerdings unter der Bezeichnung 
„Entwickler NB“ von der Gesellschaft für 
chemische Industrie eine Verbindung auf 
den Markt gebracht worden, die eine mannig- 
fache Anwendung gestattet, im Allgemeinen 
jedoch bis jetzt, gegenüber dem p-Nitranilin, 
nichts wesentlich neues bietet. Dieser Ent- 
wickler ist das Nitrobenzidin, Heber seine 
Verwendung lässt sich zur Zeit ein ab- 
schliessendes Urtheil nicht fällen, und wird 
die Zukunft lehren, ob ihm besondere Vor- 
züge zukommen. /«„. „,,t a ,u*.i Hg. 


Verschiedene Mittheilungen. 

Ramiebau in Kamerun. 

Noch sind wir nicht so weit, dass in 
Kamerun Ramie wächst, aber duss sie 
wachsen wird, dafür will ein Comite sorgen, 
das sich jüngst unter Führung des be- 
kannten Uolonialpolitikers G. Moinecke in 
Berlin W. 10 gebildet hat, um vorerst in 
Kamerun eine mit dem Uacaobau ver- 
bundene Versuchsplantago für Ramie an- 
zulegen. Zu gleicher Zeit hat der Deutsche 
Colonialverlag in Berlin eine Brochüre 
herausgegeben, in der nachgewiesen wird, 
dass die klimatischen Verhältnisse in 
Kamerun für den Ramiebau so günstig 
als möglich liegen. Der Verfasser 
Dr. A. Schulte im Hofe hat die Kamie- 


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<84 


Verschiedene Mittheilungert. 


fFÄrher-Äeltnn^, 

[ Jahrgang lsw. 


cultur practisch in Calcutta studirt und 
tritt zunächst der in England verbreiteten 
Ansicht entgegen, dass Indien, z. B. 
Bengalen, sich besonders gut für eine ausge- 
dehnte Cultur der Kheapilanze eigne. Die 
Böhmeria nivea oder tenacissima verlangt 
vielmehr ein gleiehmüssig feuchtwarmes 
Klima das ganze .lahr hindurch, wie auf 
Java und Sumatra, wo die Temperatur 
während des ganzen Jahres nur wenig 
differirt und häufiger, regelmässiger Kegen 
die Atmosphäre feucht genug erhält. Nach 
J. Hann’s Regen- und Temperaturtabellen 
entspricht das Klima von Neu-Guinea und 
Kamerun vollkommendiesen Vorbedingungen 
für eine Ramiecultur mit jährlich 6 Schnitten, 
wie sie Schulte für möglich und nothwendig 
hält, wenn die Ramie- und Elachspreise 
in ein richtiges Verhältniss zu einander 
kommen sollen. Die Trennung der Roh- 
faser vom Pflanzenstengel darf natürlich 
licht wie in China manu propria vorge- 
aommen, sondern muss, wenn die Rhea 
oder das Chinagras einen marktfähigen 
Preis erhalten soll, einer Entschälungs- 
maschine überlassen werden. Solcher 
Maschinen sind seit dem Jahre 1873 bis 
1893 in Frankreich, England und Amerika 
nicht weniger als 454 nebst zugehörigen 
Verfahren bekannt geworden. Schulte hat 
sich für die Decorticationsmaschine von 
P. Faure in Limoges entschieden, da sie 
auf billigem Wege eine Rohfaser liefere, 
die vollständig der aus China zu uns 
kommenden Ramie entspreche. Sie stammt 
aus dem Jahre 1891; neuere Maschinen 
hat die Färber-Zeitung, zuletzt in Heft 5 
dieses Jahrganges S. 78, namhaft gemacht. 
Dort findet man auch das Urtheil P. N'ursev's, 
des früheren Vorsitzenden der englischen 
Vereinigung für die Vorbereitung der 
Rhealaser zur technischen Verwendung in 
der Textilindustrie, über den gegenwärtigen 
Stand der Ramiegewinnung. Es seien 
einige, freilich kleine, Fortschritte zu ver- 
zeichnen; sie würden aber, meint Nursey, 
grösser sein, wenn man die Behandlung 
der Stengel nicht dem Ingenieur allein, 
sondern zusammen mit dem Chemiker über- 
lassen würde. Schulte hingegen scheint dem 
mechanischen Theil der Behandlung weit 
mehr Gewicht als dem chemischen beizu- 
legen, womit wir nicht ganz einverstanden 
sind. — Die Degummirung der durch die 
Maschine von der Epidermis möglichst be- 
freiten Rohfaser erfolgt auf chemischem 
Wege in den Ramiefabriken und Spinnereien, 
deren Frankreich und England je zw r ei, 
Deutschland, Oesterreich, die Schweiz, 
Nordamerika und Japan je eine besitzen. 


Der Marktpreis der degumiuirten Ramie 
stellt sich heute pro Doppelcentner auf 
150 bis 200 Mk. gleich der besten Marke 
belgischen Flachses. Bringt man es dahin, 
dass die Rohfaser zu 25 bis 30 Mk. für 
den Doppelcentner auf das Schiff geliefert 
wird, so kann man die degummirte Waare 
zu 65 bis 68 Mk. oder zum Preise eines 
Flachses mittlerer Qualität hier zu Lande 
abgeben. Diese niedrige, für die erfolg- 
reiche Concurrenz mit Flachs von mittlerer 
Qualität erforderliche Preislage der Roh- 
faser kann aber nur beim Bau in solchen 
Ländern erreicht werden, deren klimatische 
Verhältnisse jährlich nicht bloss 2 bis 
4 Schnitte, wie in China, Algier u. s. w., 
sondern 6 Schnitte, wie voraussichtlich in 
Kamerun, erlauben. Auf Grundlage eines 
Verkaufspreises von 25 Mk. pro Doppel- 
centner Rohfaser loco Kamerun calculirt 
schliesslich Schulte den Betrieb einer 
Ramieplantage in Kamerun und gelangt 
zu Resultaten, die für das vierte Jahr zum 
ersten Mal einen Reingewinn erwarten 
lassen. Die Plantage, bis dahin von an- 
fänglich 20 auf 150 Hectar vergrössert, 
liefert im vierten Jahre 7200 Doppelcentner 
von au Ort und Stelle entschälter Ramie 
und wirft einen erstmaligen Reingewinn 
von 60500 Mk. ab. Im 5. Jahr wird 
die Anlage auf 300 Hectar erweitert, so 
dass Bie einen Ertrag von 14 400 Doppel- 
centnern und einen Gewinn von 136 500 Mk. 
ergiebt als 50 procent ige Verzinsung des 
auf dem Wege der Subscrintion in der Höhe 
von 250 000 Mk. zusammenzubringenden 
Gründungskapitals. — Wir wollen keinen zu 
grossen Werth auf solche Calculationen am 
grünen Tisch legen, da sie nicht selten 
von der Praxis allerhand Correcturen sich 
gefallen lassen müssen, sind aber ebenso 
weit davon entfernt, dem Berliner Ramie- 
faser-Comite den Spass durch Zweifelsucht 
verderben zu wollen. Wir halten im 
Gegentheil sein Unternehmen für einen 
guten Griff, glauben mit ihm an die Zu- 
kunft der deutschen Ramie, bescheiden uns 
aber auch mit einer kleineren Dividende, 
als die Calculntion verheisst, und wünschen 
dem (Jomite von ganzem Herzen besten 
Erfolg für seine deutsche That. 

Paul Wolff, Der heutige Stand der Acetylen- 
beleuchtung. tZeitschr. f. angew. Chemie 1898.) 

Wer sich für diese Frage interessirt, 
möge auf diese ausführliche Abhandlung 
hingewiesen werden. Der Verfasser ist der 
Ansicht, dass das Acetylen in den grossen 
Städten, in welchen fast ausschliesslich 
Aueriicht eingeführt ist, mit dem Gas wohl 



Heft 11 . 1 

1. Juni l«9fl.J 


Pach-Litrratur. 


185 


nicht in Wettbewerb treten könne, dass essich 
dagegen in kleinen Orten, auf dem Lande, bei 
isolirten Anlagen errolgreieh einföhren und 
behaupten werde. Die Einführung habe 
grosse Fortschritte gemacht; ausser hun- 
derten von kleinen Anlagen seien auch 
schon ganze Stadtanlagen damit versehen 
worden. 

Wie nun kürzlich mitgetheilt wurde, 
erstrahlten zum ersten Mal kurz vor Ab- 
lauf des alten Jahres am 2t). December 
die Strassen der Stadt Schönsee in der 
Beleuchtung mit Acetylen licht. Obwohl die 
Strassenflammcn bedeutend vermehrt worden 
sind und ein unvergleichlich helleres 
und schöneres Licht gewähren, soll die 
Beleuchtung der Stadt nicht mehr kosten 
als die bisher gebrauchten Benzinflammen. 
Die Centralanlage ist von der Allgemeinen 
Carbid- und Acetylengesellschaft m. b. H. in 
Berlin errichtet worden, welche binnen 
Kurzem auch eine zweite Stadtbeleuchtung 
in Oliva bei Danzig in Betrieb setzen 
wird. D 

Arbeiterauszeichnungen und Wohlfahrtsakte. 

Auszeichnung für langjährige 
Arbeitsleistung. Der bei der Firma 
Franz Schmidt & Söhne, Tuchfabrik in 
Reichenberg i. B., beschäftigte Arbeiter Con- 
stantin Neuhäuser und die bei derselben 
Firma in Proschwitz beschäftigten Arbeiter 
Wilhelm Hanke, Wilhelm Fischer und Karl 
Möller erhielten für 40jährige treue Dienste 
die Verdienst-Medaille. 

Stiftungen. Der Grossindustrielle 
Arthur Seige stiftete. 30 000 Mk. für die 
Arbeiter der Firma Fischer & Seige in 
I’össneck i. Th. — Der Seidenwaaren- 
Fabrikant. Herr Paul Fr. W. (Ireef in 
Viersen hat aus Anlass des Eintrittes 
seines ältesten Sohnes in das Geschäft 
eine Stiftung von 25 000 Mk. gemacht, 
deren Zinsen zur Unterstützung in Nolh 
gerathener Arbeiter dienen sollen. — Die 
Inhaber der Firma C. H. Wölfel & Sohn 
in Pössneck i. Th., die Herren Oscar Baum- 
hach und Volkmar Schubarth stifteten, an- 
lässlich ihres vor 25 Jahren erfolgten Ein- 
trittes als Theilhaber in das Geschäft, zum 
Besten ihrer Arbeiter die Summe von 20 000 
Mark. 

Farbwerke vorm. Meister Lucius 4 Brüning 
in Höchst a. M. 

Nach einem Bericht der „Zeitschrift f. d. 
ges. Text.-Ind.“ besteht bei dem Aufsichts- 
rathe, in Folge der fortwährenden Aus- 
dehnung des Geschäftes die Absicht, der 
ordentlichen Generalversammlung eine Ka- 


pitalerhöhung von zwei Millionen Mark 
vorzuschlagen. Es würden alsdann auf 
15 alte 2 junge Actien entfallen. 

Actlengesellschaft für Anilinfabrikation in Berlin. 

Dr. C. Martius ist kürzlich aus der 
Direction, der er über 25 Jahre angehört 
hat. ausgeschieden. 

Deutsche Vidal-Farbstoff-Actien-Gesellschaft. 

Unter diesem Namen ist eine Actien- 
gesellschaft mit eineinKapital von 125000Mk. 
gegründet worden, deren Sitz in Cobleuz 
ist. Die Fabrik befindet sich in Grenz- 
hausen (Hessen-Nassau). 

Zollfreie Einfuhr von Indigo rein nach Amerika. 

Nach langen Verhandlungen unter Zu- 
ziehung verschiedener Sachverständiger 
hat der Board of General Appraisers in 
Washington entschieden, dass künstlicher 
Indigo als identisch mit Pflanzen-lndigo 
zu betrachten sei und demgemäBS zollfrei 
eingeführt werden könne (§ 580 des 
Tarifs vom Jahr 1897). Diese Ent- 
scheidung wird rechtskräftig werden, da das 
Schatzamt nicht appelliren will. a». 


Fach-Literatur. 

Prof. Otto Lueger, Lexikon der gesammten 
Technik und ihrer Hilfswissenschaften. 

Deutsche Verlagsanstalt. Stuttgart, Leipzig, 

Berlin, Wien, XXL bis XXXV. Abth, /.u M. 5, 

Das im Jahr 1894 begonnene grossartige 
Werk hat mit der vor einigen Wochen 
erschienenen Abtb. XXXV seinen Abschluss 
erhalten. 

Das günstige Urtheil über die vier ersten 
Bände (vergl. Jahrg. 1895/90, S. 14, 24ß, 

474), kann den drei weiteren Bänden gegen- 
über durchaus aufrecht erhalten werden. 

Jeder billig Denkende wird dem Heraus- 
geber gern zugeben, dass er sein Ver- 
sprechen, allen Technikern ein zuverlässiges, 
gründliches und vielseitiges Nachschlage- 
buch bieten zu wollen, eingelöst hat. Das 
Lexikon ist vortrefflich geeignet für alle 
Betriebsführer und Fabrikdirectoren, die 
häufig genöthigt sind, sich rasch Belehrung 
über die verschiedensten technischen Fragen 
zu verschaffen; der Färbereileiter und 
Colorist erhält an der Hand guter Ab- 
bildungen präcise Auskunft über Maschinen 
und Geräthe aller Art, Arohitecten, In- 
genieure und Maschinenbauer können sich 
bequem über die verschiedenen Zweige und 
Bedürfnisse der chemischen Technologie, 
für welche sie Bauten errichten oder 

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m 


Pattnt*Unc. 


Pirber-JMluAtf. 
Sihrgxng I&W. 


Maschinen und Apparate conslruiren snllen, 
unterweisen. 

Die Bearbeitung der zahllosen Berichte 
lag in den Handelt von etwa 130 nam- 
haften und erfahrenen Sachverständigen; 
wir finden in der Liste der Mitarbeiter u a. 
Namen wie Nernst, König, Linde, Friod- 
iänder, Kielmeyer, Möhlau, H. W. Vogel, 
Kudolf Weber, Kudeloff, Hanausek. Der 
Herausgeber hat sich auch eine Heihe von 
österreichischen Fachschriftstellern zu sichern 
verstanden, was den Werth eines derartigen 
Sammelwerks, welches allen Deutschen 
dienen soll, sehr erhöbt. 

Aus den letzten drei Banden mögen 
noch folgende, für die Leser der .Färber- 
Zeitung“ besonders w erthvolle ausführlichere 
Artikel und ihre Bearbeiter hervorgehoben 
sein. Indigodruck. Indigoküpe (Möhlau), 
Kammgarnspinnerei (Ernst Müller). Carboni- 
siren (Möhiau), Klaranlagen (Brix), Kleb- 
mittel (Hanausek), Krapp (Möhlau). Leder. 
Lederfarberei(Passler), Mercerisireni Möhlau), 
Seidenbleiche (Möhlau) . Seidenfiirberei 
(Möhlau), Seidenspinnerei (E. Müller). Seifen 
(Deite), Seife in Druckerei und Färberei 
(Möhlau), Spinnfasern (Hanausek), Streich- 
garnspinnerei (K. Müller), Tuchfabrikation, 
Tuchsorten (Maxim. Kraft), Wasserreinigung, 
Zeugdruck (Möhlau). 

Ch. Gros-Rcnaud, Des Mordants en teinture 
et en impression, Bibliotheque de la Revue 
generale des matieres colorantes. Paris, Avenue 
des Villiers 140. et cliez Massen & Cie., 
öditeure. 

Dr. F. Friedländer, Fortschritte der Theer- 
farbenfabrtkation und verwandter Industrie- 
zweige. An der Hand der systematisch ge- 
ordneten und mit kritischen Anmerkungen ver- 
sehenen Deutschen Reichspatente dargestellt. 
IV. Theil 1804—1897. Berlin, Verlag von Julius 
Springer 1899 Preis brosch. M. 50, — . 


Patent • Liste. 

Aufgestellt von der Rodaction dor 
„ Färber-Zeitung“ . 

Patent-Anmeldungen. 

Kl. 8. B. 21 963. Spülmaschine zum gleich- 
zeitigen Spulen und Schlichten oder Farben 
von Garn. — R. Brandts, M. -Gladbach. 

Kl. 8. B. 23 640. Verfahren zur Herstellung 
schwarzer Färbungen auf Wolle durch Nach- 
chromiren der mittels secundärer Disuzo- 
färbst offe aus o- Amidopheuol-p- sulfosäure 
erhaltenen Färbungen. — Badische Anilin- 
und Soda -Fabrik, Ludwigshafen a Rh 
Kl. 8. G 12 754. Verfahren zum Bedrucken 
von Wolle. — 11. Giesler, Molsheim i. E. ■ 


Kl. 8. I'. 10 193. Verfahren zum Einfassen 
von auf englischen GardiuenstUlilen oder 
ähnlichen Maschinen horgostcllten Geweben 
mit Band. — A. Philipsborn, Berlin. 

Kl. 8. S. 12 122. Färbemasehinu für Bänder 
u. dgl — O. S eh Ibach, Barmen. 

Kl. 8. Sch. 14 337. Breitwaschmasrhino für 
Gewebe. — V. Schuster, Reichenbach i. V. 

Kl. 8. B 22 241. Verfahren zur Herstellung 
von Holznachbilduugen. — J. Buy ton & 
Söhne, Düsseldorf. 

Kl. 8. R. 11 507. Einrichtung zum Trocknen 
geweifter Garne. — E. Rone hi, Busto- 
Arsizio, Italien. 

Kl. 8. A. 5704. Vorrichtung zu gleichzeitiger 
Behandlung vieler Garnstränge beim Mer- 
cerisiren baumwolleuer Garne. — W. E. 

Akyroyd, Aahwell. Manninghatn. Bradford, 
England. 

Kl. 8. D. 9243. Verfahren zur Erzeugung 
echter gelber bis brauner Färbungen auf 
Leder mittels Titanaalzen. — Dr. C. Dreher, 
Freiburg 1, B. 

Kl. 8. T. 5878. Stoffprägeinaschine. — 
M. S. Ti tu nh endler, Warschau. 

Kl 22. B. 23 167. Verfahren zur Darstellung 
von Indigo. — Badische Anilin- und 
Soda- Fabrik, Ludwigshafen a Rh. 

Kl. 22. C. 7669. Verfahren zur Darstellung 
echter Triphenylmethanfarbstotfe. — Th« 
Claytou Anilino Limd. Clayton, Man- 
chester. 

Kl. 22. F. 11 327. Neuerung im Verfahren 
zur Darstellung von Dlamidoanthrarufin- 
disulfosäure und Diamidochrysazindisuifo- 
säure; Zua. z. Pat. 9G364. — Farben- 
fabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., 
Elberfeld. 

Kl. 22. C. 8033. Vorrichtung zum Aufrollen 
von Blattmetall. — W. Hamilton Coe, 
Providence, Rhode Island. 

Kl. 22. F. 10 672. Verfahren zur Darstellung 
eiues blauen Sä urefarbst olles — Farbwerke 
vorm. Meister Lucius & Brüning, 
Höchst a. M. 

Kl. 22 . F. 11 174. Vorfahren zur Darstellung 
von Chinizaringrünsulfosäure; Zus. z. Pat. 
101 919. — Farbenfabriken vorm. Friedr. 
Bayer & Co., Elberfeld. 

Kl. 22. K. 15 981. Verfahren zur Erzeugung 
von Schriftzügen auf sensitivem Papier. — 
F. Kornmacher, Frankfurt a. M. 

Kl. 22. A. 6071. Vorfahren zur Herstellung 
eines blauschwarzen substantiven Baumwoll- 
farbstoffcs aus Diainidodiphenylaminmono- 
sulfosäure. — Actlengescllschaft für 
Anilinfabrikation, Berlin. 

Kl. 22. 1) 9412 Verfahren zur Darstellung 
von violett- bis blaufärbeuden üallocyanin- 
farbstolle u ; Zus. z. Amn D. 9813. — 
L Durand, 11 ug neu in & Co., Hüningen 
i. Eis. 

Kl. 22. C. 7616, Verfahren zur Darstellung 
schwefelhaltiger substantiver Farbstoffe. — 
The Claytou Auiline & Co., Limited, 
* Clayton-Manchester, Engl. 


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Patent-List«. 


187 


Hen 11. 1 

l. Juni 1S M.J 

Kl. 22. 13.22 581. Verfahren cur Darstellung 
von gelbrothen, basischen Farbstoffen der 
Phtaleinreihe. — Basler Chemische 
Fabrik, Basel. 

Kl. 22. C. 7758. Verfahren zur Darstellung 
von Azoderivaten des Orthochlorpara- 
nitranilins. — Leopold Cassella & Co., 
Frankfurt a M. 

Kl. 22. D. 9091. Verfahren zur Herstellung 
eines Siccativs. — DQngerfabrik Kaisers- 
lautern. 

Kl. 29. K. 17 005. Verfahren cur Herstellung 
eines filzartigen Stoffes aus Cellulose. — 
E. K rusche, Pabianico b. Lodz. 

Kl. 29 F. 10 953. Vorrichtung zum Zurack- 
leiten der FaserbOndel fUr Maschinen zum 
Entrinden fsserhaltiger Pflanzentheile. — 
P. P. Faure, Limoges, Haute Vienne. 

Patent- Versagungen. 

Kl. 8. K. 15 866. Linoleum mit vertieft ge- 
drucktem Farbenmustor. — Vom 28. No- 
vember 1898. 

Fatont-Ertheilungen. 

Kl. 8. No. 103 902. Vorrichtung cum Platten 
vun Faden mit Paraffin, Wachs u. dgl. — 
H. Beylard, Colombes, Frankr. Vom 
14. Juli 1898 ab. 

Kl. 8. No. 103 921. Verfahren zur Erzeugung 
der Tannin-Antimon- oder der Chromver- 
bindungen der ChinonimidfarbBtoffe auf der 
Faser. — Farbwerke vorm Meister Lucius 
& Brüning, Höchst a. M. Vom 1. Marz 
1898 ab 

Kl 8. No. 103 945. Lagerung für die Rauh- 
walzen von Rauhtrommeln. — J. Schofleld, 
Stubley Hall, Littleborough, Engl Vom 
30. December 1897 ab. 

Kl. 8. No. 103 946. Vorrichtungen zum Auf- 
bringen und AndrOckcn von Blattmetall 
o. dgl. auf beliebig gestaltete Flachen. — 
W. H. Coe, Providence, Rhode Island, 
V. 8t. A Vom 26. Juli 1898 ab. 

Kl. 8. No. 103 947. Verfahren zur Hervor- 
bringung verschiedenartiger Moiröwirkungen 
auf demselben Gewebe — Peter Timm er- 
mans & Cie., Krefeld. Vom 28. Juli 
1898 ab. 

Kl. 8. No. 104 102. Vorfahren zum Farben 
vegetabilischer Textilstoffe mit atzalkalischen 
Lösungen substantiver Farbstoffe bei ge- 
wöhnlicher Temperatur. — Actiengosell- 
echaft für Anillnfabrikation, Berlin. 
Vom 26. April 1898 ab. 

Kl. 22. No. 103 926. Verfahren zur Darstellung 
von Azofarbstoffen aus 1 Molekül a,a ( -Amido- 
naphtol-n 2 -sulfosaure und 3 Molekülen Diazo- 
verbindung. — Actiengesell schaft für 
Anilinfabrikation, Berlin. Vom 14. Fe- 
bruar 1895 ab. 

Kl. 22 No. 103 987. Verfahren zur Darstellung 
violetter, blauer und schwarzer schwefel- 
haltiger Baumwollfarbstoffe. — Badische 
Anilin- und Soda -Fabrik, Ludwigs- 
hafen a. Rh. Vom 1. Januar 1898 ab. 


Kl. 22. No. 103 988. Verfahren zur Darstellung 
von Tetraoxyanthrachinonen. — Farben- 
fabriken vorm. Friedr. Bayer 4 Co., 
Elberfeld. Vom 27. Mai 1898 ab. 

Kl. 22. No. 104 105. Verfahren zur Darstellung 
eines blauen substantiven Farbstoffes aus 
Sulfanils&ure. — H. R. Vidal, Paris. Vom 
25. Marz 1897 ab. 

Kl. 22. No 104 106. Verfahren zum Extrabiren 
von Farbstoffen aus vegetabilischen Sub- 
stanzen — B. Be ringer, Charlottenburg. 
Vom 6. September 1898 ab. 

Kl. 22. No. 104 244. Verfahren zur Ueber- 
fahrung von Amidooxyanthrachinonsulfo- 
sauren in Polyoxyanthrachinonsulfosauren. 
— Farbwerke vorm.. Meister Lucius & 
Brüning. Höchst a. M. Vom 31. October 

1897 ab. 

Kl. 22. No. 104 282. Verfahren zur Darstellung 
von Anthrachinonderivaten aus Dinitro- 
anthracliinonen. — Farbenfabriken vorm. 
Friedr. Bayer & Co., Elberfeld. Vom 

6. April 1898 ab. 

Kl. 22. No. 104 283. Verfahren zur Darstellung 
eines schwarzen Baumwollfarbstoffes; Zus 
z. Pat. 103861. — Leopold Cassella & Co., 
Frankfurt a. M. Vom 26. Juni 1898 ab. 

Kl. 22. No. 104 317. Verfahren zur Darstellung 
eines violetten Farbstoffes der Anthraceo- 
reihe. — Farbenfabriken vorm. Friedr. 
Bayer 4 Co., Elberfeld. Vom 24. Mai 

1898 ab. 

Patent- Löschungen. 

Kl. 8. No. 97 456. Schablone für Tapeten- 
druckmaschinen. 

Gebrauchsmuster-Eintragungen. 

Kl. 8. No. 112 281. Breitwaschmaschine mit 
zicksackförmig geführtem Gewebe und 
zwischen den einzelnen Gängen ungeord- 
neten Scheidewänden, welche das Wasser 
aus den einzelnen Etagen gesondert ab- 
fahren. — R. KOhnel, Berlin 1. No- 
vember 1898. 

Kl 28. No. 110 221. Ledersatinirmsschine mit 
einer als Dampfleitung dienenden hohlen, 
die Satinirmaschine tragenden Welle. — 
Aug. Metzger, Homburg v. d. H. 2. Fe- 
bruar 1899. 

Kl. 8. No. 112 293. Messvorrichtung fOr 
Gewebe-Wickelmdschinen mit auf Schienen 
an einer Traverse verschiebbaren, in Seiten- 
schildern gelagerten Messbandrollen. — 
W. Knepper, M. -Gladbach. 1. Februar 1899. 

Kl. 8. No. 112 297. Durch Vorfarben im Stück 
und darauffolgendes Bedrucken gemustertes 
Gewebe aus rohen Garnen für Matratzen 
und Betten. — L. Cohn 4 Cie., Nordhausen. 
11. Februar 1899. 

Kl. 8. No. 112 328 Schnittmuster mit seitlich 
angeordneten, sich im gerundeten Zustande 
strahlenförmig erweiternden FlOgeln für 
runde Spulen. — F, Syhre, Leipzig. 

7. März 1899. 


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188 


Briefkasten. 


[rlrber-Zettnng. 
[ Jahrgang lifti'J. 


Kl. 8. No. 112 760. Mit Seidenstoff beklebtes 
Papier (Carton) für Druckzwecke aller Art. 
— E. Feldmann und 8. Sackmann, 
Krefeld. 19. Januar 1899. 

Kl. 8. No. 112 789. Garnsträhno mit um die 
einzelnen Gebinde geschlungenen, durch 
eine Metallöse verbundenen Etiketts. — 
C. Gronert, Berlin. 28. Februar 1899. 

Kl 8. No. 113 003. Mangel mit Zuführung»- 
platte zwischen Zuführungsbändern und 
erster Presswalze. — M. Schmits, Köln 
a lihein. 18. Marz 1899. 

Kl. 8. No. 113 128. Apparat für Plissöe-, 
Rüschen- und Tollfaltenarbeiten, dessen 
beiden Seitenwände abnehmbar und recht- 
winklig zu den Schlitzen verstellbar sind. 
— J. Drum, Kaiserslautern. 31 Januar 
1899. 

Kl. 8. No. 113 299. Paspelir - Apparat für 
Mützen o.dgl an Nähmaschinen. — H. Rund 6, 
Hamburg-Eimsbüttel. 15. März 1899. 


Briefkasten. 

Zu unentgeltlichem — rein unehlichem — MulnungaansUoecb 
unserer Abonnenten. Jede ausführliche nnd besonder« 
wertbvolle Anaknnfteerthellung wird bereitwilligst bonorirt 
< Anonyme Zssendsngen bleiben oabericktirhUgt.) 

Fragen. 

Frage 33: Welche Firmen liefern Appa- 

rate, eventuell vollständige Einrichtungen zum 
Bleichen von ßaumwollspitzen und Piquödecken 
und in welcher Gegend werden diese am 
besten gebleicht? l. h, 

Frage 34: Sind Sumachextrakt oder 

Su machblätter vorteilhafter im Gebrauch? 
Wir verwenden 30° Sumachextrakt von 30 
bis 33 Mark für 100 kg und Ia. (Siciliancr) 
Sumachblätter von 17 bis 18 Mark für 100 kg, 
letztere werden bei uns unterDruck ausgekocht. 

Frage 35: Ist flüssiger Blauholzextrakt 
oder fester Sanfordextrakt vortheilhafter, 
und welcher liefert die echtesten Farben? 

Frage 36: Werliefert ganz leinene Bänder 

für Mitläufer in Kettgarnfarbmaschinen? 

Antworten. 

Antwort auf Frage 9: Die beiden Ant- 

worten in Heft 7 und 9 müssen den Frage- 
steller völlig unbefriedigt lassen, und doch 
liegt die Sache sehr einfach. Es giebt keinen 
blauen sauer färbenden und leicht egalisiren- 
den Farbstoff, der sich im künstlichen Lichte 
nicht wesentlich veränderte. Deshalb ist zu 
genanntem Zweck neben Azofuchsin und Tar- 
trazin nur schwefelsaurer Indigo (Indigocarmin 
oder Extrakt) zu verwenden. Letzterer lässt 
sich weder durch Alizariosaphirol noch Cyanol 
u. dergl. ersetzen. x 

Antwort auf Frage 13: Unter den ver- 

schiedenen Namen, wie Tragantin, Arubil, 
Neuleim, Pflanzenleim u. s. w., kommen seit 
längerer Zeit weissliche, durchscheinende bis 
durchsichtige Producte von mehr oder weniger 
gallertartiger oder auch flüssiger Beschaffen- 


heit in den Handel. Sie werden als Ersatz der 
bekannten Klebmittel, Gummi und Leim, sowie 
auch des Stärkekleisters zu allen Zwecken, 
weichen diese Producte dienen , empfohlen. 
Alle zeichnon sich durch grosse Billigkeit 
gegenüber den anderen Producten aus, und 
sie können auch in der That billig geliefert 
werden, weil sie säromtlich ohne Ausnahme 
grosse Mengen Wasser enthalten können, ohne 
ihre gallertartige Beschaffenheit zu verlieren. 
Die verschieden benannten Fabrikate bestehen 
der Hauptsache nach aus aufgeschossener 
Stärke o. R. 

Antwort auf Frage 18: In Heft 9 wird 
vom Farbwerk Mühlheim Toledoblau empfohlen 
und von anderer Seite Lanacyiblau 2B, R und 
Lauacylmarineblau B. 

Bezüglich Wasch-, Reib- und Säureechtheit 
können sie in Betracht kommen, vermögen 
jedoch in Lichtechtheit mit den meinerseits 
genannten Brillant-Alizarinblau von Bayer nicht 
zu concurriren und ausserdem entspricht 
nebnn letzteren nur Lanacyiblau 2B der 
Forderung, sich bei künstlicher Beleuchtung 
nicht zu verändern. Alle übrigen schlagen 
nach Roth bezw. Violett um. 

Antwort auf Frage 19: Die Antwort in 

Heft 9 entspricht nach zwei Richtungen nicht 
den Thatsachen. 

Erstens sind Cyanol extra und FF nicht 
ebenso lichtecht wie alle bis jetzt bekannten 
blauen, sauren Anilinfarbstoffe. Sie worden 
von Alizarinsaphirol weit übertroffen. Zweitens 
bleiben sie im künstlichen Licht nicht unver- 
ändert, sondern schlagen bedeutend nach Grün 
um. Nach letzterer Richtung können nur 
Indigopräparate in Befracht kommen. x. 

Antwort auf Frage 23: Methylenblau oder 
Neumethylenblau liefert u. a. in den verschieden- 
sten Marken in Pulverform die Firma Leopold 
Cassella & Co. in Frankfurt a M. In Bezug 
auf das Aeussore variiren dieselben von Dunkel- 
rothbraun bis nach Olive. Dies hat aber doch 
mit den Fttrboeigenschaften des Productes 
garnichts zu thuu. Falls Fragesteller eine 
gefärbte Vorlage zur Imitation eiusenden 
würde, so könnte ihm ja die entsprechende 
Marke bemustert werden. g. h. 

Antw ort auf Frage 24: Am zweckmässig- 
sten ist es, wenn sich der Fragesteller an 
einen Specialisten auf diesem Gebiet, z B. 
an Herrn Ingenieur Alfred Vogelsang in Dresden, 
wendet; dieser richtet bekanntlich ganze elek- 
trische Bleichereianlagen für Baumwolle, Kotten, 
Cops, Waaren u s. w. ein. g. r, 

Antwort auf Krage 27: Ein Verfahren 

zur genauen Bestimmung einer Chlorzinn- 
lösung ohne Zinnbestiinmung ist unbekannt, 
da es an einem geeigneten Indikator fehlt. 
Alles Nähere tiudet mau in den spezialaualy- 
tischen Werke „Färboreichemische Unter- 
suchungen“ von Dr. P. Heermann 1898, 
Verlag von Julius Springer. Preis geh. M 4,-. 

H. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redacwon und mit genauer Quellenangabe gestattet. 
Verlag von Jalla« Springerin Berlin N. — Druck ygn Emil Dreier ln Berlin SW. 


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Färber-Zeitung. 

1800. Heft IS. 


Die Verfahren zur Darstellung: künst- 
licher Seide. 

Von 

Dr. C. Süvem. 

[Fortutiung non 8. 171 J 

Alle bisher besprochenen Verfahren 
lassen zur Darstellung der Fäden die Nitro- 
celluloselösung aus den SpinnöfTnungen 
unter Druck austreten. E. Oberle und 
Harry Newbold führten die Neuerung ein, 
dass sie den Faden mit Hülfe des luftver- 
dünnten RaumeB bildeten. Ihr Apparat 
(Leipziger Färber-Zeitung 1897, Seite 311) 
besteht aus einem beiderseits verschlossenen 
Glascylinder, welcher an eine Luftpumpe 
angeschlossen wird. Oben auf dem Cy- 
iinder befindet sich der Behälter für die 
Nitrocelluloselösung, welcher durch ein 
Capillarrohr mit dem Cylinder und mit der 
Aussenluft in Verbindung steht. Wird in 
dem Glascylinder ein Vacuum erzeugt, so 
tritt die Nitrocelluloselösung in Form eines 
dünnen Strahls aus, das Lösungsmittel ver- 
dampft sofort, und der gebildete Faden 
wird am Boden des Cyiinders angeBammelt. 
Das verdunstete Lösungsmittel wird durch 
geeignete Coudensationsapparate zurückge- 
nommen. 

Wahrend Chardonnet, Vivier und Lehner 
Nitrocelluloselösungen verwendeten, sind 
auch plastische Massen aus Nitrocellulose 
zur Herstellung von Kunstseide verwendet 
worden. Nach dem Verfahren von Eug. 
Cadoret (l’Industrie textile 1896, Seite 229) 
werden Baumwolllumpen mit Soda, Seife 
und verdünnter Schwefelsäure gereinigt, 
durch halbstündiges Einlegen in ein Ge- 
misch von Salpetersäure von 42° Be. und 
Schwefelsäure von 66° Iie in Dinitrocellu- 
lose verwandelt und diese mit einem Ge- 
misch von Chlorkalk, Aluminiumsulfat und 
Magnesiumsulfat gebleicht. Nach Cadoret 
soll das unbeständige Aluminium-Magne- 
siumhypochlorit sehr gut bleichen. Die mit 
Hyposulfit entchlorte Nitrocellulose wird in 
bennetisch verschlossenem Gefäss mit soviel 
Eisessig, Aether, Aceton, Alcohol und To- 
luol unter Zusatz von Iticinusöl verarbeitet, 
dass nach mehreren Stunden eine Paste 
entsteht, die dann auf erhitzten Cylindem 
zu einer plastischen Masse verarbeitet wird. 
Dieser werden nun Gelatine, Albumin oder 
andere Proteinkörper zugesetzt und aus 
Kl X. 


diesem Gemisch Fäden von y i0 bis */ 20 mm 
Stärke geformt. Die Fäden werden schliess- 
lich durch Behandlung mit Tannin elastisch 
gemacht. Die Vorzüge dieses Verfahrens 
vor dem Chardonnet’sehen Verfahren sollen 
nach Angabe des Erfinders in dem billi- 
geren Preise der erzeugten Seide liegen, 
der nur etwa % von dem der Chardonnet- 
seide sein soll. Auffallend ist, dass Ca- 
doret eine Denitrirung seines Productes 
nicht angiebt. 

Als neues Lösungsmittel der Nitrocellu- 
lose für die Zwecke der Kunstseidefabri- 
cation sind uuch Dichlor- und Epichlor- 
hydrin von H. Flemming in Kalk bei Köln 
vorgeschlagen (D. E. P. No. 91819 Klasse 22 
vom 12. September 1896, Zusatz zum Pa- 
tent No. 84146 vom 9. März 1896 ab). 
Mit diesem Körper Bollen sich sehr con- 
centrirte, nicht feuergefährliche Nitrocellu- 
loselösungen herstellen lassen. 

Die nun folgenden Verfahren unter- 
scheiden sich von den bisher beschriebenen 
wesentlich dadurch, dass sie alle nicht Ni- 
trocellulose, deren Anwendung trotz der 
zahlreichen Denitrirungsvorschiäge doch 
noch Nachtheile hat, sondern Cellulose in 
irgend einer anderen chemischen Ver- 
bindung von mindcrgefährlichen Eigen- 
schaften oder überhaupt andere Ausgangs- 
materialien verwenden. R. Langhans in 
Berlin (D. R. P. No. 72672 Klasse 21, vom 
17. Juni 1891 ab) wandelt Cellulose da- 
durch in eine formbare Masse um, dass er 
sie nach einander mit Schwefelsäure ver- 
schiedener Concentrationsstufen behandelt. 
Gereinigte Cellulose wird mit Schwefel- 
säure von 40 bis 50% an K,80 4 , welche 
die Cellulose in ihrem Bau noch unver- 
ändert lässt, behandelt und danach mit 
Schwefelsäure von 70 bis 80% H„S0 4 
durchgeknetet. Hierbei löst sich die Cellu- 
lose und wird nach Angabe der Patent- 
schrift in Sulfocellulo8e übergeführt. Der 
so erhaltenen Masse setzt man dann 
soviel Säure von 63 bis 45% H.,SQ 4 zu, 
als nöthig ist, um den für die weitere 
Verarbeitung zweckmässigen Grad von Con- 
sistenz zu erreichen. Man kann so in 
100 g Schw efelsäurehydrat 10 g Cellulose 
aufiösen und erhält als Endproduct einen 
homogenen, glasigen Kleister, welcher mit 
Wasser sofort gerinnt und zwur unter Be- 

18 


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190 


Dr«h«r, Der Quebracho-G*Tb*toff in der Färberei. 


[ PArtar-Zeitnng. 
Jahrgang 1999 


Wahrung der Form, welche die Masse 
vorher besass. Aus diesem Kleister werden 
durch Auspressen aus engen Oeffnungen 
Faden hergestellt, welche hinreichende 
Festigkeit haben, um sofort ein Auf- 
haspeln zu vertragen. Die Faden werden 
durchEinlegen in Wasser von Saure befreit — 
die Snlfocellulose wandelt sich dabei in 
Hydrocellulose uni — , mit Alkohol und 
Aelher behandelt und langsam an der Luft 
getrocknet. Die Faden haben nach An- 
gabe der Patentschrift eine glänzende Ober- 
fläche, sind glasartig, durchsichtig und von 
bedeutender Zug- und Biegungsfestigkeit, 
Um ihr Aufquellen durch Feuchtigkeit zu 
verhindern, werden die Fäden mit Harzen 
oder Fetten imprägnirt, auch lassen sie 
sich färben. In weiterer Ausbildung dieses 
Verfahrens wird von Langbans (D. R. P. 
No. 82857, Klasse 29, vom 16. April 1893 
ab, entsprechend dem amerikanischen Pa- 
tent No. 571530) statt Schwefelsäure ein 
Gemisch von Schwefelsäure und Phosphor- 
säure auf die Cellulose zur Einwirkung ge- 
bracht. Um die Uelierführung der sauren 
Cellulose in Dextrin bezw. Zuckerkörper zu 
verlangsamen, «'erden dem Syrup aus Cellu- 
lose und Säuren die Aethyl- bezw. Glycerin- 
ester der Phosphorsäure, Schwefelsäure, 
Salpetersäure oder Alkohole beigemischt. 

Grössere technische Bedeutung hat das 
Verfahren zur Herstellung von für Textil- 
zwecke geeigneten und in Wasser unlös- 
lichen Fäden und Gespinnsten aus Gelatine 
von Adam Miliar in Glasgow erlangt (D. 
R. P. No. HS 226, Klasse 29, vom 11. Juli 
1895 ab, französisches Patent No. 248830, 
englisches Patent No. 15522 vom Jahre 
1894, amerikanisches Patent No. 611814, 
schweizerisches Patent No. 12728). Thie- 
rischer Beim, Hausenblase oder Handels- 
gelatine, wird in Wasser gelöst, die Lösung 
zu der erforderlichen Consistenz einge- 
dampft und in heissem Zustand in ein Ge- 
fäss gebracht, welches am Boden eine An- 
zahl feiner, durch Hähne abstellbarer Aus- 
ströinungsöffnungen hat. Das Gefiiss selbst 
wird durch umgebendes heisses Wasser 
auf 93° C gehalten, die^ Ausströmungsöff- 
nungen werden auf dieselbe Weise auf 
38“ C. erwärmt. Durch Druckluft wird 
die Gelatinelösung durch die feinen Oeff- 
nungen ausgepre.sst und die Fäden werden 
von einer Trommel, deren Umdrehungs- 
geschwindigkeit entsprechend einzustellen 
ist, nach Bedürfnis zu einem noch 
grösseren Grade von Feinheit ausgezogen. 
Die Fäden werden dann entweder einzeln 
abgehaspelt oder in der Art von Seidengarn 
zu mehreren in beliebiger Weise zusammen- 


gesponnen. Um die Fäden wasserunlös- 
lich zu machen, wird der Gelatinelösung 
entweder vor dem Bilden der Fäden Kalium- 
bichromat, Alaun, Chromalaun, Tannin, 
Gallussäure, Chromsäure, Wolframsäureoder 
dergl. zugesetzt, oder die fertigen Fäden 
werden durch nachträgliche Behandlung 
mit z. B. Formaldehyd unlöslich und un- 
empfindlich gegen Wasser gemacht. Die 
Festigkeit und Steifigkeit der erzeugten 
Fäden kann nach üedürfniss durch Zusatz 
entsprechender Mengen von Glycerin, Ri- 
cinusöl u. dergl. zu der flüssigen Masse 
abgeändert werden, auch kann diese Masse 
durch Zusatz fein geriebener Farbstoffe 
oder flüssiger Farbextracte nach Belieben 
gefärbt werden. Das nach diesem Ver- 
fahren hergestellte Product findet unter 
dem Namen „ Vandura-Seide “ oder ,Van- 
duara-Seide -1 bereits ausgedehnte tech- 
nische Verwendung, die Urtheile darüber 
in Fachzeitschriften lauten recht günstig. 

Auch aus der gelatinösen Substanz 
der Seidenraupen sind künstliche, als 
Seidenersatz dienende Fäden herge- 
stellt worden. Ebenfalls Adam Miliar in 
Glasgow presst (D. R. P. No. 93795, 
Klasse 29 vom 24. Februar 1897 ab) die 
auB den Weichtheilen der Seidenraupen 
entnommene gelatinöse Substanz durch 
feine Oeffnungen in Form langer Fäden 
aus. die über Trockenbänder oder Rollen 
weitergeführt und am Ende auf Spulrollen 
aufgewickelt werden. Die nach diesem 
Verfahren gewonnenen Fäden sind sehr 
zähe und fest und werden im Gebrauch 
durch Wasser nicht angegriffen; ihre An- 
wendbarkeit soll eine äusserst mannig- 
faltige sein. (a^u 


Der Quebracho>Gerbsloflr 
in der Färberei und besonders uls 
Beizenfarbstoff lür Wolle. 

Von 

Dr. C. Dreher. 

Der Quebracho-QerbstofT, wie er theils 
als Holz, theils als fester Extrakt mit 65 
bis 70"/ 0 Gerbstoff in letzter Zeit in grössten 
Mengen aus Südamerika (Argentinien) bei 
uns eingeführt wird, hat bis heute seine 
ausschliessliche Verwendung in der Gerberei 
gefunden, wo er seiner grossen Billigkeit 
wegen den einheimischen Gerbstoffen, be- 
sonders der Eichenrinde, so gefährliche 
Concurrenz macht, dass man von Seiten 
der einheimischen Gerbstoffproducenten 
selbst versucht hat, durch Schaffung hoher 
Eingangszölle den unliebsamen Concurrenten 
für den deutschen Markt unschädlich zu 



Heft 12. 1 

15. Juni 1*99. J 


191 


Laub er, Das Farben von 

machen: dieser Versuch ist aber an dem 
Einspruch der (Konsumenten gescheitert, 
die eben dieses billigen Gerbstoffes heute 
bedürfen, um mit ihren Ledern auf dem 
Weltmarkt concurrenzfähig zu bleiben. 

Das yuebraehoholz enthält 20 bis 24°/o 
Gerbstoff, also das Doppelte der Eichen- 
rinde, der trockene Extrakt, wie er in 
Hamburg ä Mk. 20 bis 22 die 100 kg ge- 
handelt wird, enthält 00 bis 70% Gerbstoff, 
und da in Argentinien riesige Waldungen ! 
des Quebrachoholzes existiren, die noch 
des Abbaues harren und an Ort und Stelle 
die Extraktbereitung heute schon in aus- 
gedehntem Maasse, der Fraehterspamiss 
Tür das Holz wegen, vorgenommen wird, 
dürfte yuebrachoproduction und -Verbrauch 
in nächster Zeit immer noch zunehmen. 

Der yuebracho-Gerbstoff, wie er durch 
Auslaugen des Holzes mit Wasser gewonnen 
wird, ist zwar nicht identisch mit den 
anderen bekannten Gerbstoffen und zeigt 
von diesen einige für die Verwendung 
auch in der Gerberei unliebsam abweichende 
Eigenschaften, so besonders schwerere 
Löslichkeit gegen Eichengerbstoff und 
stark röthliche Farbe, die sich auch dem 
damit erhaltenen Leder mittheilt, doch 
trotz dieser unliebsamen Eigenschaften hat 
er seiner Billigkeit wegen den Sieg davonge 
tragen, besonders da man gelernt hat, durch 
bestimmten Zusatz, wie z. B. Bisulfit, Borax 
oder phosphorsaures Natron die Löslichkeit 
zu heben und die rothe Farbe durch ge- 
eignete Mischung mit anderen Gerbstoffen 
abzuschwächen. 

Bei der grossen Billigkeit des Quebracho- 
Gerb8toffsundderau8gedehn ton Verwendung, 
die er bei uns schon gefunden hat, ist es 
befremdend, dass man noch nicht mehr 
versucht hat, dieses Material auch in der 
Färberei sich dienstbar zu machen, wo 
doch Gerbstoffe, sei es als Tannin- oder 
( iallusgerbstoff, ferner als Sumach oder 
als Catechu in grosser Menge und für die 
verschiedensten Zwecke verwendet werden. 

Mit dem Tannin oder Gallusgerbstoff 
wird der Quebracho direct, d. i. ohne dass 
für eine rationelle Reinigung oder Bleichung 
ein Weg gefunden wird, wohl nie in 
Concurrenz treten können, indem er mit 
Metalloxyden zu stark gefärlite Verbindungen 
ergiebt; den Sumach und insbesondere den 
Catechu dagegen dürfte er in vielen Fällen 
mit Erfolg ersetzen können, z. B. da, wo 
es sich um die Erzeugung von Metalloxyd- 
gerbstoff- Verbindungen für trübere oder 
dunklere Farben handelt, also z. B. für 
die Herstellung der Antimon-, Zinn-, Zink- 
oder Eisenlacke für dunkle Blau, Schwarz 


Katzen- und Hasenfallen. 


u. s. w., ferner zum Beschweren von Seide 
zusammen mit Zinnsalz für den Catechu. 

ISd Uu folgt! 

Färben von Katzen- und ITasenfellen. 

Von 

Dr. Ed. Lauber. 1 ) 

Die Frage, nach welchem Verfahren 
man am besten Hasen- und Katzenfelle 
mit Haaren schwarz und marron färbe, 
ist grö88tenthei!s schon in der Färber-Ztg., 
Jahrgang 1896 bis 1896, Heft, 13 von 
Eduard Gruene und im letzten Jahre von 
demselben Verfasser beantwortet. Es wird in 
dem zuerst erwähnten Artikel über Schwarz 
auf Katzen, Kaninchen und Hamster nach 
dem Streichverfahren, ebenso für Füchse, 
Fischottern, Marder und Iltisse berichtet. 
Ueber Marron ist dort allerdings nichts ver- 
zeichnet, und da ich speciell über Färbung mit 
künstlichen Farbstoffen bei höherer Tempe- 
ratur Versuche anstellte, so will ich meine 
erhaltenen Resultate, die allerdings weiterer 
Verbesserung bedürfen, hier mittheilen. 
Vielleicht wird der eine oder andere der 
Herren Rauchwaaren-Chemiker durch diese 
Notizen veranlasst, sich mit der Sache 
weiter zu beschäftigen. Es wurde mir 
ein Stückchen eines angeblich bei hoher 
Temperatur zu färbenden präparirten 
Felles zur Analyse übergeben, um festzu- 
stellen, welche Metallsalze dasselbe ent- 
halte ; ich fand darin Chromoxyd, 
studirte nun eingehend in verschiedenen 
Werken über Metallgerbung des Leders 
und fand es nun am vortheilhaftesten, 
meine Versuche mit Fell zu machen, 
welches mit Chromoxydhydrat durch 
Reduction von doppcltchromsaurem Kali 
mittels Schwefelkalium imprägnirt wurde. 
Die sogenannte „Tödtung“ des Felles 
nahm ich durch Behandlung mit einer 
lauwarmen Soda-Lösung auf folgende Weise 
vor: Ein Fell von 560 g wurde in ein Bad 
von 1 kg 120 g kryst. Soda in 6 Liter 
Wasser von 37 l / 2 ° C. l /a Stunde lang 
eingelegt, hierauf gewaschen, geschleudert 
und präparirt. Es wurde in eine Lösung 
von 4 g doppeltchromsaurem Kali für den 
Liter Wasser bei 3l'/ 2 0 C. eingelegt, über 
Nacht liegen gelassen und hierauf ge- 
schleudert. 

Ich versuchte nun, die Reduction des 
Chromsalzes zu Chromoxyd durch Natrium- 
bisultit zu bewerkstelligen und zwar da- 
durch, dass ich in Bäder von 50. 75 und 
100 ccm Natriumbisulfit 37° Be. 3 Stunden 
lang einlegte, worauf gewaschen und ge- 

>) Ata Antwort auf Frage 22 in Heft 8. 

12 * 



192 


La über. Da* Färben von Katzen- und HaaenfeUen. 


P&rber-ZeHani?. 
Jahrgang 1*99. 


schleudert wurde, um dann zum Farben 
zu gehen. Dieselbe Reduction nahm ich 
vor, indem ich die mit doppeltchromsaurem 
Kali imprägnirten Fellstückchen in eine 
Lösung von 10, 20 und 30 g Schwefel- 
kalium pro Liter Wasser bei einer Tempe- 
ratur von 31 7 2 u C. einlegte. In dem Bade 
von 30 g pro Liter können die Felle nach 
meinen Versuchen bis zu 30 Stunden 
liegen bleiben, ohne dass ein Locker- 
werden der Haare im Fell eintreten oder 
sonst das Fell leiden würde. Doch ist 
eine dreistündige Ruluctionszeit genügend, 
um das Fell gegen ziemlich hohe Tem- 
peratur beim Färben widerstandsfähig zu 
machen. Aber auch bei dieser Präparation 
ist es nothwendig, nicht über etwa 50° C. 
beim Färben zu gehen, und es ist deshalb 
vorzuziehen, die Dauer des Färbens zu 
verlängern, um bei möglichst niederer 
Temperatur färben zu können. Die erste 
Reihe färbte ich in einer Mischung von 
75% Alizarin orange 20% (Nitroalizarin) und 
25% Blauholzextrakt von 30“ B6. Ich ging 
kalt ein und steigerte in % Stunden bis 
zu 75° C., nahm dann vom Feuer und 
liess das Fell im Färbebade erkalten, wo- 
rauf gewaschen wurde. Da ich diesen 
Färbeversuch nur anstellte, um zu sehen, 
welche Methode der Reduction vorzuziehen 
sei. so unterlie88 ich jede weitere Be- 
handlung, wie Streichen mit Kochsalz- 
lösung u. s w.; natürlich wurden die 
Fellstückchen nachher sehr hart. Allein 
das Resultat war ein überraschendes. Das 
angewendete Fell w r ar Opossum und gab 
bei der Bisulfitreduetion ein schönes bräun- 
liches Orange, wuraus ersichtlich war, dass 
das Blauholz sehr wenig aufgezogen hatte. 
Das mit Schwefelkalium reducirte Fell da- 
gegen zog das Blauholz viel mehr an, und 
besonders das mit 30 g Schwefelkalium 
pro Liter reducirte ergab schon ein sehr 
hübsches röthliches Mittelbraun. Um nun 
weiter den Werth der Präparation zu 
prüfen, machte ich vergleichende Versuche 
mit einem direct ziehenden Farbstoffe auf 
unpräparirtem Fall im Vergleich mit dem 
mit Chrom präparirtem Fell; ich färbte 
in einem Bade von 

66 g WollschwarzfOtto Starcke &Jo. 
in Leipzig-Lindenau) in 
665 ccm Wasser unter Zusatz von 
2 g Oxalsäure für ein Fellstückchen 
von etwa 160 qcm. Es wurde bei 31 ‘/ 2 ° C. 
eingegangen und die Temperatur in einer 
Stunde bis zu 67 l / 2 u C. gesteigert, worauf 
vom Feuer genommen wurde, um das 
Fell im Bad erkalten zu lassen. Auch 
hier wurde wie oben keinerlei weitere Be- 


handlung des Felles nach dem Färben 
vorgenommen. Das unpräparirte Fell 
wurde hart, und die Haare verloren ihre 
Geschmeidigkeit; auch war das Schwarz 
nicht so gleichntässig, wie beim präparirten 
I Fell. Es ist übrigens eine so hohe Tem- 
peratur beim Färben kaum nothwendig, 
und es dürfte zu empfehlen sein, 
i einen Versuch im Kleinen mit diesem 
Wollschwarz bei längerer Färbedauer und 
etwas niederer Temperatur zu wiederholen 
Bei der präparirten Wann* blieben Leder 
und Haare verhältnissmässig geschmeidig 
und würden zweifelsohne noch besser ge- 
worden sein, wenn sie nach dein Färben 
die richtige Behandlung von Seiten eines 
erfahrenen Rauchwaarenfärbers erhalten 
hätten; ich stellte diese Versuche mit 
Opossumfellen an. 

Ein sehr hübsches Braun erhielt ich 
mit dem Blauschwarz N der Farbenfabriken 
Elberfeld vorm. Friedr. Bayer & Co., und 
zwar färbte ich in V/„ Stunden mit 2 g 
pro Liter bis zu 75° C. Es wurden nun 
weitere Versuche mit demweissen sibirischen 
Hasen (L. variabilis Palb), gemacht: Die 
j „Tödtung'* war dieselbe, ebenso die 
Präparation und ich erhielt sehr gute 
Resultate mit folgender Mischung: 

70 g gut ausgeschleudertes feuchtes 
Fell wurden in einem Bade von 
4 - Anthracenbraun GG in 
70 ccm Wasser gefärbt. Es wurde 
kalt eingegangen, in 2 l / 2 Stunden bis 
82° C. getrieben, dann liess ich das Fell 
im Bade erkalten ; es wurde nun gewaschen, 
geschleudert, hierauf mit Kochsalzlösung 
von 11° Be. gestrichen, die gestrichenen 
Stücke dann 3 bis 4 Stunden auf einander 
liegen gelassen und dann mit Sägespähnen 
: trocken geläutert. 

Ein Marron, wie überhaupt eine Menge 
verschiedener Farben dürften am ein- 
fachsten mit den Diaminfarben von Cassella 
herzustellen sein. Ich bekam eine sehr 
hübsche dem Marron ähnliche Farbe nach 
folgendem Verfahren : 

Ein Stückchen imprägnirtes Fell von 
40 qcm wurde mit 
2 g Baumwollbraun N., 

0,7 - Diaminschwarz BH unter Zu- 
satz von 

25 - krystallisirtem Glaubersalz 
in 2 Stunden bis 75° C. in I Liter Wasser 
' gefärbt. 

Ich machte nun auch Versuche, die 
| Präparation mit Chrom durch Streichen 
der Rückseite des „getödteten“ Felles mit 
; den nöthigen Salzen zu bewerkstelligen, 
und zwar wurden die Proben zuerst mit 



Hfift 12. 1 

IS. Jaul 1899. J 


193 


Erliut«ning«n r.u der Beilage. — Rundschau. 


einer Lösung von 10 g Chromkali im Liter 
Wasser gestrichen. dann Rücken auf 
Rücken 3 Stunden liegen gelassen und 
nun mit 30 g Schwefelkalium im Liter 
mehrmals gestrichen , wieder einige 
Stunden liegen lassen, gut ausgewaschen, 
geschleudert und nun gefärbt. Es zeigte 
sich jedoch, dass die Spitzen der Haare 
nicht genügend mit Chrom imprägnirt 
waren, und sie blieben deshalb verhältniss- 
mässig hell. 

Es soll mich freuen, wenn ich mit der 
Veröffentlichung meiner Versuche, die 
eigentlich nicht beabsichtigt war und nur 
infolge der Anfrage geschieht, dem Frage- 
steller irgend welchen Nutzen habe bringen 
können. 

Eri&uterungen zu der Beilage No. 13. 

No. 1. Biebricher Säureroth 3G auf 10 kg 
Wollgarn. 

Gefärbt wurde 1 Stunde kochend mit 
150 g BiebricherSttureroth 3G (Kalle) 
unter Zusatz von 

1 kg Glaubersalz und 
400 g Schwefelsäure. 

Die Säure-, Schwefel- und Walkecht- sind 
gut. (Vgl. S. 194.) FirUnl dr nrtm-z* Iw«». 

No. 1. Biebricher Säureviolett 6B auf 10 kg 
Wollgarn. 

Färben bei Kochtemperatur während 
1 Stunde mit 

150 g Biebricher Säureviolett 6 B 
(Kalle). 

Dem Bade wurden 

1 kg Glaubersalz und 
400 g Schwefelsäure, 
zuge setzt. 

Die Säureechtheit ist befriedigend, die 
Schwefel- und Walkechtheit gut. (Vgl. 

S. 194 .) <lf FmUr-Zmtumg. 

No. 3. Brillant-Benzogrün B auf 10 kg gebleichtem 
Baumwollgarn. 

Gefärbt wurde mit 

120 g Brillant-Benzogrün B (Bayer) 
unter Zusatz von 

1 kg kryst. Glaubersalz. 

Man geht bei 40° C. ein und färbt in 
1 Stunde kochend aus. 

Die Säure- und Alkaliechtheit sind gut, 
die Waschechtheit ist befriedigend, die Chlor- 
echtheit gering. /urw-zga», 

No. 4. Brillant-Benzogrün B auf 10 kg gebleichtem 
Baumwollgarn. 

Gefärbt wurde mit 

25 g Brillant - Benzogrün B (Bayer). 
Bezüglich Färbeweise und Echtheit vergl. 
Muster No. 3. rwMra - tmi - 


No. 5. Zweifarbiges Halbwollgewebe mit mer- 
cerisirten Baumwolleffecten. 

Wolle schwach kochend gefärbt mit 
Formylviolett 6 B (Cassella); 
zugefügt wurden 

6*/i Weinsteinprüparat und 
3 - Glaubersalz. 

Baumwolle gefärbt mit 
Diaminorange G (Cassella) und 
Diaminrosa GD ( - ); 

in Wasser gespült. no»r*kt 

No. 6. Zweifarbiges Halbwollgewebe mit mer- 
certslrten Baumwolleffecten. 

Wolle schwach kochend gefärbt mit 
Tropäolin OO (Cassella) 
unter Zusatz von 

8% Weinsteinpräparat. 

Baumwolle gefärbt mit 
Diaminviolett N (Cassella); 
in Wasser gespült. amri 

No. 7. Diphenyl- Chrysoin G auf 10 kg 
gebleichtem Baumwollgarn. 

Gefärbt wurde 1 Stunde kochend mit 
100 g Diplienyl-Chryso'in G (Geigy) 
unter Zusatz von 

2 kg Glaubersalz. 

Das Bad zieht nicht aus. Die Säure-, 
Alkali- und Waschechlheit sind gut, die 
Chlorechtheit ist befriedigend. BeimWaschen 
in einprocentiger, handwarmer Seifenlösung 
wurde mitverflochtenes weisses Garn nicht 
angefärbt. /ürtmi &r /iw».- 

No. 8. Diphenyl-Chrysofn RR auf 10 kg Baum- 
wollgarn. 

Färben mit 

100 g Diphenyl-ChrysoYn RR (Geigy), 
Färbeverfahren und Echtheit s. Muster 

No. 7. Färberei der Färber-Zeitung 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 
und Musterkarten der Farbenfabriken.) 

Die Firma Kalle &. Co. in Biebrich 
a. Rh. giebt in Naphtaminindigo RE 
einen neuen directen Baumwollfarhgtoff 
heraus. Er ist in erster Linie bestimmt 
zum Färben von Garn, welches verwebt 
werden soll; ferner findet er im Druck 
Verwendung, da er selbst noch in tiefen 
Tönen bunt ätzbar ist. 

Man färbt die Baumwolle kochend unter 
Zusatz von 15 bis 25% Kochsalz (bezw. . 
calc. Glaubersalz). Nach dem Diazotiren 
erhalt man durch Entwickeln mit jf-Naph- 
tol tiefblaue, mit Phenylendiamin oder 


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194 


Rundschau. 


Toluylendiamin schwarze und mit Naphtyl- 
aininlither indigoblaue Farbtöne, welche sich 
durch gute Wascllechtheit auszeichnen 
sollen. 

Durch Nachbehandlung der mit Xapht- 
aminindigo hergestellten Färbungen mit dia- 
zotiiler Paranitranilinlösung erhalt man 
tiefdunkelbraune Nüancen von guter Wasch- 
echtheit. Die diazotirte Paranitranilin- 
lösung wird folgenderraassen hergestellt: 
200 g Paranitranilin werden in 5 later 
Wasser, welche 500 g Salzsäure 22" B4. 
enthalten, kochend gelöst. Man scheidet 
durch Eingiessen in 7 Eiter kaltes Wasser 
das Paranitranilin fein aus und diazotirt 
unter kräftigem Rühren durch schnelle Zu- 
gabe einer Lösung von 100 g Natrium- 
nitrit in 2,5 Liter Wasser bei etwa 12° C. ; 
wenn nöthig, kühlt man mit Eis. Man 
ergänzt die so hergestellte Diazolösung auf 
20 Liter und setzt vor dem Gebrauch 25 g 
essigsaures Natron im Liter zu. 

Verwendung im Zeugdruck: Man 
pflatscht unter Zusatz von etwa 5 g phos- 
phorsaurem Natron für den Liter. Gedruckt 
wird entweder mit oder ohne Zusatz von 
Blutalbuminwasscr. Nach dem Druck wird 
% Stunden gedämpft. Der Farbstoff ist 
nur mit Zinkstaub in hellen Tönen weiss 
ätzbar. 

Naphtaminschwarz RE ist ein 
neuer directfärbender Baummollfarbstoff 
derselben Firma. Baumwolle wird gefärbt 
eine Stunde kochend im Salzbade mit 20 
bis 25% Kochsalz (oder calc. Glaubersalz) 
mit oder ohne Zusatz von 5% Soda. Nach dem 
Diazotiren werden mit (f-Naphtol indigo- 
blaue, mit Phenylendiamin oder Toluylen- 
diamin tiefschwarze und mit Naphtylamin 
äther reine, rothstichig blaue Farbtöne er- 
zielt, Der Farbstoff ist wegen seiner gulen 
Löslichkeit besonders zum Färben auf 
Färbeapparaten geeignet. 

Halbwolle färbt man im kochenden 
Bade unter Zusatz von 30% calc. Glauber- 
salz (Kochsalz) und */ 4 % Soda. Die 
Baumwolle wird hierbei dunkler und 
blauer angefärbt als die Wolle. Halb- 
seide wird kochend unter Zusatz von 
15% Glaubersalz und 5% Seide gefärbt. 
Hierbei wird die Baumwolle dunkler und 
blauer angefärbt als die Seide. 

Bei der Verwendung im Zeugdruck 
wird gepflatscht und gedruckt, wie oben 
angegobeu. Der Farbstoff ist ausBer 
mit Zinkstaub auch mit Zinnsalz weiss 
ätzbar. 

Die gleiche Firma bringt ausserdem 
noch directziehende Farbstoffe, wie Napht- 
amintiefblau R und Xaphtaininbraun 


Farber-Zelltm. 

Jahrgang 18W. 

2G, RE, B, 2B und 4G auf den Markt, 
Naphtam inblau R eignet sich auch für 
Druckartikel und ist mit Zinnsalz oder 
Zinkstaub leicht bunt ätzbar. 

Gefärbt wird mit dem erstgenannten 
Product die Baumwolle 1 Stunde kochend 
int neutralen oder soda-alkalischen Salz- 
lmde. Je nach der zu erreichenden Tiefe 
des Farbtones nimmt man 5 bis 25% 

Koch- oder Glaubersalz. Soda kann bis 
zu 5% zugesetzt werden. Zum Klotzen 
verwendet man den Farbstoff unter Zusatz 
von 5 g phosphorsaurem Natron auf einen 
Liter Lösung. 

Mit Naphtaminbraun 2G, KE, B, 2B 
färbt man 1 Stunde kochend unter Zusatz 
von 15 bis 20% Kochsalz oder calc. 
Glaubersalz mit oder ohne Zusatz von Soda, 

(etwa 5%). Sämmtliche der Musterkarten 
beigefügte Nüancen wurden durch % stän- 
dige Nachbehandlung mit 2% Fiuorchront 
auf frischem kochendem Glaubersalzbade 
waschechter. Färbungen auf Halbwolle 
und Halbseide werden wie oben her- 
gestellt. 

Naphtaminbraun 40 wird auf 
Baumwolle im Salzbadc (20% Glauber- 
salziohne Zusatz von Soda. 1 Stunde kochend 
gefärbt und soll gute Licht-, Wasch- und 
Säureechlheit besitzen. Eine Nachbehand- 
lung mit Chromsalzeu erhöht die Wasch- 
echtheit. Halbwolle und Halbseide 
werden mit 30% bezw. 15% Glaubersalz 
gefärbt, letztere unter Zusatz von 5% 

Seife. 

ln einer Musterkarte, Kgalisirende 
saure Wollfarbstoffe betitelt, macht die 
Firma, u. a. auch auf ihre neuen egalisirenden 
Wollfarben Biebricher Säurcroth 3G 
(vgl. Muster No. 1), B, 2B und 4B, sowie 
Biebricher SHureviolett 2B und OB 
(vgl. Muster No. 2) aufmerksam. Sie be- 
sitzen hohes Egalisirungsvermögeu. so- 
dasa man sie ohne Gefahr sogar dem 
kochenden Färbebad zusetzen kann. L)ie 
mit denselben auf gewöhnliche Art unter 
Zusatz von Weinsteinpräparat oder Schwefel- 
säure und Glaubersalz hergestellten Fär- 
bungen sollen Schwefel-, reib-, säure-, wasch- 
und lichtecht sein; die Beständigkeit gegen 
Walken ist gut 

Verwendung finden die neuen Farb- 
stoffe besonders in der Strang- und Slüek- 
fftrberei ; ferner eignen sie sich wegen ihrer 
guten Löslichkeit und leichten Aetzbarkeit 
für Druckzwecke; sie können hier sowohl 
für sieh als auch mit andern sauren Farb- 
stoffen combinlrt werden. 

Die Farbwerke vorm. Meister Lu- 
cius & Brüning in Höchst a. M. bieten 

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Rundschau. 


195 


Hrf» 12. ) 

12, Ju ni 1S99.J 


ein neues Schwarz unter der Bezeichnung 
Dianilschwarz CR an. Für die Baum- 
wollfärberei eignet es sich besonders in der 
Entwicklung mit Azophorroth PN, w'obei 
gute waschechte und blaustichige Schwarz- 
nüancen erzielt werden. Werthvoil soll 
auch das Product alH Untergrund für Ani- 
linschwarz sein, ferner verdienen die wasch- 
echten Dunkelblau, die man durch Diazo- 
tiren und Entwickeln mit Soda erhält, Be- 
achtung. 

Nach praktischer Erprobung ist Dianil- 
schwarz CR gut beim Färben von Baum- 
wolle in Stück und Garn, im losen Zustand 
in offenen oder geschlossenen Apparaten 
sowie für die Halbwoli- und Halbseiden- 
färberei anwendbar. 

100 kg Baumwollstoff werden in 600 
bis 1000 Liter Wasser mit 5 kg Natron- 
lauge 40° Be., dem nöthigen FarbBtoff 
(vorher gelöst) und 15 bis 20 kg Kochsalz, 
welches man zweckmässig erst später zu- 
giebt, % bis 1 Stunde kochend gefärbt. 
Für Färbungen auf frischer Flotte als Direct- 
schwarz oder für die Nachbehandlung mit 
Chrom-Kupfer sind 6 kg Farbstoff erforder- 
lich. Zur Fixation behandelt man die ge- 
spülte Färbung auf frischem Bade in 2000 
bis 3000 Liter Wasser */ 4 bis % Stunde 
bei 80" C, mit 2 kg Kalium- oder Natrium- 
bichromat und 3 kg Kupfervitriol. Die 
Azophorrothentwicklung erfordert 4 kg 
Farbstoff. Man entwickelt ’/ 4 bis 1 (, Stunde 
kalt in 2000 bis 3000 Liter Wasser mit 

1.5 kg Azophorroth PN und 750 g essig- 
saurem Natron. 

Für den Anilinaufsatz grundirt man 
mit 2 kg Farbstoff und entwickelt auf 
frischem kaltem Bade in 800 bis 1500 Liter 
Wasser mit 1 kg Azophorroth PN ohne 
Zusatz von essigsaurem Natron */< bis */ 2 
Stunde. Hierauf werden demselben Bade zu- 
gesetzt: 2,5 kg Anilinöl, 5 kg Schwefel- 
säure 66° Be., 1,5 kg Kupfervitriol, 5 kg 
KaUumbichromat. Man bantirt % Stunde 
kalt, wobei die Bichromntlösung in etwa 5 
Portionen zugegeben wird, erwärmt im 
Laufe einer halben Stunde auf 55° C. und 
behält diese Temperatur '/„ Stunde bei, 
spült und seift kochend /., Stunde mit 
etwa 1 g Seife im Liter. Für die Soda- 
entwicklung sind erforderlich 3 kg Farb- 
stoff. Die Färbung wird gespült und '/ 4 
bis ’/i Stunde diazotirt in 2000 bis 3000 
Liter kaltem Wasser mit 2,5 kg Nitrit und , 

7.5 kg Salzsäure 20° Be., leicht gespült i 
und kommt */ 4 bis */ 2 Stunde auf das 40° C. ) 
warme Entwicklungsbad, welches für den 
Liter Flotte mit 2,5 g calc. Soda be- ! 
stellt ist. 


100 kg Baumwollgarn oder loses 
Material werden in 1500 bis 2000 Liter 
Wassser unter Zusatz von 5 kg Natron- 
lauge 40° Be. und 20 bis 25 kg Koch- 
oder calc. Glaubersalz ’/ 2 bis 1 Stunde 
kochend gefärbt. 

Halbwollstoffe jeder Arl werden in 
möglichst kurzer Flotte unter Zusatz von 
30% Glaubersalz im neutralen Bade nahe 
an Kochhitze gefärbt. Dianilschwarz CR 
ist, wie die Firma berichtet, als die Baum- 
wolle besser deckendes Schwarz ein guter 
Hülfsfarbstoff nicht nur für Halbwollschwarz, 
sondern auch für Dunkelbraun, Dunkelblau 
und andere Misch- und Modefarben. AufHalb- 
seide wird das Product ebenfalls in kurzer 
Flotte nahe an Kochhitze gefärbt. Dem Bade 
werden 2% Seife, 0,2% Soda und 10% 
Kochsalz zugegeben. 

Dianilschwarz HW ist ein speziell 
für die Halbwolllärberei geeigneter Farb- 
stoff der genannten Firma. Er färbt im 
neutralen Bade die Baumwolle kräftiger 
an als die Wolle und giebt in Combination 
mit Chromschwarz B und Dianilgelb G ein 
fadengleiches Schwarz auf Halbwolle. 

Halbwolle färbt man im möglichst 
knappen Bade unter Zusatz von 20 bis 30 kg 
(für 100 kg Waare) kryst. Glaubersalz 
nahe an Kochhitze. Erhöhen der Tempe- 
ratur begünstigt das Aufziehen auf die 
Wolle, Erniedrigen das Aufziehen auf die 
Baumwolle. Zur Erzielung eines schönen 
und gleichmässigen Schwarz combinirt man 
ausser mit dem Chromschwarz B und 
Dianilgelb G, mit Naphtalingrün V; und 
zwar sind auf alten Bädern 3 kg Dianil- 
schwarz HW, 1 bis 1,5 kg Chromschwarz B, 

1 kg Naphtalingrün V und 200 bis 400 g 
Dianilgelb G erforderlich. Infolge der 
guten Säureechtheit lässt sich das neue 
Product auf einzelnen Halbwollartikeln auch 
in der Weise verwenden, dass man die 
Baumwolle auf der Waschmaschine vorher 
mit demselben deckt, und dann im sauren 
Bade oder mit Chromogen u. s. w. die 
Wolle nachfürbt. 

Halbseide wird in kurzer Flotte, mit 

2 kg Seife, 0,2 kg Soda und 10 kg Koch- 
salz nahe an Kochhitze gefärbt. Die Seide 
bleibt unverhältnissmässig heller als die 
Baumwolle. 

An Musterkarten versenden die 
Höchster Farbwerke noch: 

Dunkeiküpenblau mit Chromotrop 
FB - Grund auf Kammzug und loser 
Wolle. Der Grund wird einbadig mit 
Chromotrop FB gefärbt; man bestellt zu 
diesem Zwecke das Färbebad mit 15 kg 
Glaubersalz uud je nach der Härte des 


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196 


Rundschau. 


f Färber- Zeit DDR 
l Jahrgang IAki. 


Wassers mit 4 biB 6 kg Schwefelsäure, so- 
wie 2 bis 3 kg Chroniotrop KB. geht mit 
dem gut genetzten Material (100 kg) bei 
etwa 50" C. ein, treibt zum Kochen und 
kocht eine Stunde. Hierauf setzt man die 
in der Karte angegebenen Mengen Chrom- 
kali (oder Natron) Schwefel- und Milch- 
säure zu und entwickelt die Nüance durch 
weiteres lstündiges Kochen. (Beim Karben 
auf Apparaten werden die Zusätze vorteil- 
haft mit Hülfe eines Tropfapparates zuge- 
geben.) Nach dem Farben wird die Waare 
gut gespült, hierauf mit Sodalösung neu- 
tralisirt uod auf der Küpe in der ge- 
wünschten Dunkelheit übcrfhrbt. 

Baumwoll - Kammgarnstoffe (Ho- 
senzeuge), gefärbt mit Dianilfarben 
und mit Janusfarben. In dieser Karte 
hat sich die Firma auf einige gangbare 
Nüancen der Hauptfarben Blau (Marine), 
Braun und Schwarz beschrankt und fast 
jedes Muster nach 2 Methoden gefärbt. 
Einmal für billige Artikel, mit Dianilfarben 
direct gefärbt; die zweite Reihe der Karben 
ist zum kleinen Theil mit nachßxirten 
Dianilfarben hergestellt, grösstentheils aber 
mit Janusfarben gefärbt und fixirt. 

Sämmtliche Farben wurden auf dem 
Jigger in möglichst kurzem Bade gefärbt. 
Für Dianilfarben enthält das Färbebad 
(100 kg Waare) neben der Menge Farb- 
stoff 15 bis 20 kg Kochsalz oder calc. 
Glaubersalz. Man geht mit der vorher 
ausgekochten und gereinigten Waare direct 
in das kochende Färbebad ein und lässt 

1 Stunde kochen. Hierauf wird gewaschen, 
ausgequetscht und getrocknet bezw. über- 
setzt oder entwickelt. Das Uebersetzen mit 
basischen Farbstoffen geschieht auf frischem 
kaltem Bade unter Zusatz von 2 kg Essig- 
säure oder Alaun. Das Entwickeln mit 
Azophorroth findet ebenfalls auf frischem 
Bade statt. Zu diesem Zwecke löst man 

2 kg Azophorroth PN in 25 Liter kaltem 
Wasser, indem man dasselbe im Wasser 
umrührt und einige Zeit stehen lässt; dann 
giesst man die klare Lösung durch ein 
Kattunfilter ab. Das Entwicklungsbad ent- 
hält 400 bis 600 Liter kaltes Wasser und 
25 Liter Azophorrothlösimg, vor dem Ge- 
brauch fügt man die kalte Lösung von 
1 kg essigsaurem Natron zu. Der Waare 
werden darin 6 Touren gegeben, dann wird 
gespült, ausgequetscht und getrocknet bezw. 
übersetzt. 

Janusfarben. Man setzt dem kochen- 
den Färbebade 5 kg Zinksulfat zu, geht 
mit der Waare ein, lässt 2 Touren machen, 
giebt dann die sorgfältig bereitete Farb- 
stofflösung hinzu, fügt nach 6 Touren 15 


bis 20 kg Kochsalz oder calc. Glaubersalz 
allmählich bei und färbt kochend zu Ende. 
Die Kochdauer beträgt 1 Stunde. Hierauf 
wird gut gespült und auf frischem Bade 
fixirt. Das Fixirbad bestellt man mit den 
angegebenen Mengen Tannin oder Sumach- 
extrakt, giebt 6 Touren, fügt dann t kg 
Schwefelsäure und die entsprechende Menge 
Brechweinstein oder Antimonsalz hinzu, 
giebt noch 5 Touren in der Kälte und 
treibt in */ 4 bis Stunde bis auf 70" C. 
Zum Schlüsse wird gespült und getrocknet 
bezw. übersetzt. Das Uebersetzen mit ba- 
sischen Farbstoffen geschieht auf frischem 
Bade unter Zusatz von 2 kg Essigsäure 
oder Alaun. 

Walkechte Cbromentwicklungs- 
farben auf Kammgarn und -Zug. Die 
in der Musterkarte angewandten Farbstoffe 
Chromotrope und Chrombraun sollen neben 
Billigkeit sehr echt sein und sehr gleich- 
mässig auf die Faser aufziehen. Durch 
Zusatz von Milch- und Schwefelsäure zu 
dem Chromat wird jetzt das Ausbluten der 
gewöhnlich chromirten Färbungen ver- 
mieden, und es können deshalb die Farb- 
stoffe für alle Materialien, die keine über- 
mässig starke Walke auszuhalten haben, 
verwendet werden. 

Für 100 kg Waare (Garn, Kammzug, 
Wolle u. dgl.) bestellt man das Färbebad 
mit 20 kg Glaubersalz und 3 bis 4 kg 
Schwefelsäure, man geht mit der Waare 
in das etwa 40° C. warme Bad ein, treibt 
langsam zum Kochen und kocht 1 bis l 1 /. 
Stunden. Hierauf werden die nöthigen 
Mengen Chromkali, Schwefelsäure und Milch- 
säure zugesetzt, wieder zum Kochen ge- 
trieben und noch 1 Stunde gekocht. Bei 
Garnen empfiehlt es sich, das Bad nach 
dem Chromzusatz etwa 10 Minuten aufzu- 
kochen, dann erst die Milchsäure zuzu- 
setzen und hierauf einzugehen, man erzielt 
dadurch bessere Egalität. Beim Färben 
mit Chrombraun auf Apparaten (Obermaier) 
ist es rathsam, zuerst mit 5% Essigsäure 
(Glaubersalz und Farbstoff) Stunde an- 
zukochen und dann erst die nöthige Menge 
Schwefelsäure zuzusetzen. Zum Nüanciren 
verwendet man zweckmässig gut egalisi- 
rende echte Säurefarbstoffe, wie Patentblau A 
und Echtsäureviolett. Mau kann aber 
auch Beizenfarbstoffe (Alizarin, Holz u. s. w.) 
genau so wie auf vorgebeiztem Material 
zugeizen. Das alte Bad kann weiter be- 
nutzt werden, wenn wenigstens die Hälfte 
davon durch frisches Wasser ersetzt wird. 

ZweifarbigeKleiderstoffe au sW olle 
undBa umwolle, gefärbt mitSäu re- und 
Janusfarben. Die Wolle (100 kg) wird 



Rundschau. 


197 


H«ft IS. 1 

IS. Ja»! I»99. | 


in der für Säurefarben üblichen Weise mit 
10 bis 20 kg Glaubersalz und 2 bis 4 kg 
Schwefelslluro im Stückbottich oder Kessel 
kochend vorgefllrbt. Hierauf wird die 
Waare auf den Jigger oder auf die Padding- 
maschine genommen und zuerst gut aus- 
gespült, dann die Baumwolle mit den 
nöthigen Janusfarben und .'1 bis 5 kg Essig- 
sllure im kurzen kalten Bade nachgefärbt. 
Die Janusfarben müssen vor ihrer Ver- 
wendung in kochendem Wasser, womöglich 
durch Anrühren mit etwas Essigsäure, gut 
gelöst werden. In einem Nachtrag wird 
seitens der Firma berichtet, dass zum Auf- 
färben an Stelle von Essigsäure die gleiche 
Menge Salzsäure genommen werden kann. 
Auch die basischen Farbstoffe lassen sich 
auf die gleiche Weise anwenden und mit 
Janusfarben combiniren. Die Echtheit der 
Baumwollfarben kann durch Nachbehand- 
lung mit Tannin und Brechweinstein be- 
deutend erhöht werden; man verfährt 
dabei folgendennassen : Nachdem die Janus- 
farben mit Hülfe von Salzsäure aufgefärbt 
sind, was */ 2 bis 1 Stunde dauert, setzt man 
dem Bade je nach der Tiefe 1 bis 2 kg 
Tannin (ungefähr 2 bis 3mal so viel wie 
Farbstoff) zu, und lässt damit 15 Minuten 
laufen; dann wird halb so viel Brechwein- 
stein hinzugefügt und noch 15 Minuten 
laufen gelassen. Das Bad wird gut er- 
schöpft und muss jedesmal erneuert 
werden. 

Nitrosoblau MR, gedruckt und ge- 
färbt auf Baumwollstoff. In dieser 
Karte theilt die Firma ihre neuesten Er- 
fahrungen mit, welche sie bei der Aus- 
arbeitung und Einführung dieses Verfahrens 
in die Praxis gesammelt hat. Die Ver- 
einfachungen und Verbesserungen sind im 
Wesentlichen folgende: 1. Anstatt den 

Stoff vor dem Bedrucken mit Soda zu 
präpariren, setzt sie den Druckfarben und 
Klotzbädern zur Vermeidung der Corrosion 
der Faser geeignete Alkalien, z. B. 
Natriumacetat , Natriumphosphat , Brom- 
kalium, Khodankalium u. s. w., zu, behufs 
Neutralisation des salzsauren Salzes. 2. Er- 
satz der Nitrososalze durch die wesentlich 
beständigeren Nitrosobasen. 3. Erhöhung 
der Recorcinmenge in den Druckfarben 
und Klotzbädern wodurch lebhaftere und 
dampfechtere Farben erzielt werden. 4. Er- 
zielung seifechter Buntreserven durch 
Einverleibung von Brechweinstein in die- 
selben. 5- Ausscheidung der Essigsäure in 
den Klotzbädern, sowie als neueste Ver- 
besserung 6. Anwendung einer stark- 
alkalischen Sulfitfarbe als Weissreserve. 

Bereitung der Druckfarben und ' 


Klotzbäder. Die Nitrosobase M wird mit 
kaltem Wasser und der genau berechneten 
Menge Salzsäure angerührt; sodann Re- 
sorcin in Wasser gelöst zugefügt, worauf 
nach kurzem Rühren klare l.ösung erfolgt. 
Sodann wird die Lösung von Oxalsäure 
in Wasser zugesetzt, das Ganze in die 
Verdickung eingerührt, event. die Nüan- 
cirungsfarben (Krystallviolett, Methylenblau 
u. s. w.), gelöst in Wasser und etwas 
Essigsäure und zum Schluss Tanninlösung 
zugefügt. Vor Gebrauch rührt man langsam 
die phosphorsaure Natronlösung ein und 
passirt. 

Um beim Drucken mit Nitrosofarben 
reine und volle Nüancen zu erhalten, 
sind folgende Umstände zu beachten: 
1. Die Druckfarben müssen sorgfältig und 
frisch bereitet sein. 2. Beim Drucken sollen, 
wenn möglich , Holzchassis angewendet 
werden. 3. Die Druckwalzen sollen möglichst 
tief gravirt sein. 4. Die Druckfarben sollen 
nicht auf der Walze stehen bleiben. 
5. Die Waare darf nicht auf den heissen 
Trockenplatten liegen bleiben. 6. Das 
Dämpfen im Mather-Platt soll bei möglichst 
hoher Temperatur (etwa 98 bis 100° C.) 
mindestens während 3 Minuten vorge- 
nommen werden. Wenn der Stoff nach 
dem ersten Dämpfen auf der Rückseite 
gelb ist, empfiehlt es sich, eine zweite 
Passage zu geben, 7. Die mit Nitroso- 
blau bedruckten Stücke werden vortheilhaft, 
nach der Antimonpassage gewaschen und 
gemalzt, damit der Stoff wieder den 
weichen Griff erhält, das darauffolgende 
Seifen braucht nur während 5 Minuten bei 
etwa 50 bis 60° 0. vorgenommen zu 
werden. 

Beim Klotzen des Nitrosoblaus 
auf dünnen Stoffen genügt ein Zweiwalzen- 
foulard, dagegen muss man bei dicken 
Stoffen (Veloutine u. s. w.) entweder einen 
Dreiwalzenfoulard anwenden oder in Er- 
mangelung eines solchen den dicken Stoff 
auf einem Zweiwalzenfoulard zuerst rasch 
durchnehmen, ohne zu trocknen, aufrollen 
oder abtafeln, um gleich darauf nochmals 
zu klotzen und langsam behufs vollständiger 
Trocknung durch die Hoflue laufen zu 
lassen. Durch die Weglassung der Essig- 
säure kann man den geklotzten Stoff ohne 
Gefahr auch bei 50 bis 60° C. trocknen, 
Vortheilhaft ist es, den geklotzten und 
gelb getrockneten Stoff sobald als möglich 
zu bedrucken und fertig zu machen. Die 
besten Weissreserven auf vorgeklotzten 
Stoff erhält man mit Kaliumsulflt, wenn 
man ganz reine grosse Seifenbäder zum 
Fertigstellen benutzen kann Für bunte 



198 


Rundschau. 


Reserven lassen sieh einige der basischen 
Farbstoffe durch Zusatz von Brechwein- 
stein zur Druckfarbe am echtesten fixiren. 
Zum Schluss giebt die Firma, da es sehr 
darauf ankommt, die genaue Menge Salz- 
säure bei den Druckfarben zu verwenden, 
eine Tabelle der Mengenverhältnisse bei 
verschiedenen Beaumegraden. B 

O. Ptequet und Rene Koechlin, Färberei und 
Zeugdruck, Studie anlässlich der nationalen 
und colonialen Ausstellung in Rouen. (Bulletin 
de la soc. induatr. de Rouen.) 

ISthlua w. 8 IStJ 

Auf der Faser erzeugte Azofarbstoffe. 

Die auf der Faser selbst erzeugten 
Azofarbstoffe sind seit einigen Jahren in 
stetigem Gebrauch und haben in der Fär- 
berei und im Zeugdruek endgültig eine 
hervorragende Stellung errungen. Zahl- 
reiche Vertreter dieser Farbstoffklasse waren 
in den Auslagen für Indiennestoffe zu be- 
merken; Rie haben in Folge ihrer ausge- 
dehnten Verwendung vermocht, die Alizarin- 
farbstoffe theilweise zu verdrängen, wenig- 
stens gilt dies für einen Theil der viel- 
seitigen Anwendungsweisen der Aiizarin- 
derivate. Selbstverständlich hat das Ali- 
zarin z. B. für Aetzdruckmuster auf Damen- 
und Möbelstoffen keine Kinbusse erlitten 
und wird auch eine solche nie erleiden, 
aber für die Unistoffe und Buntätzarlikel 
sind die auf der Faser dargestellten Azo- 
farbstoffe von solch' bequemer und vor- 
thellhafter Handhabung, dass sie immer mehr 
dazu berufen erscheinen, die Alizarinfarben 
auf Thonerde-, Chrom- und Eisenbeize zu 
ersetzen. 

Diese neuen Farbstoffe zeichnen sich 
durch eine Lebhaftigkeit in der N'üance 
aus, wie diese auf Baumwolle feuriger nicht 
erhalten werden kann. In Bezug auf Echt- 
heit können sie natürlich mit den Alizarin- 
farbstoffen nicht concurriren, obgleich einige 
derselben ziemlich echt sind, als solche 
nennen wir besonders die mit /J-Naphtol 
entwickelten Farbstoffe und unter den letz- 
teren ganz besonders das Paranitranilinroth 
und das u-Naphtylaminbordeaux. 

Das allgemein angewandte Verfahren 
zur Bildung von Azofarbstoffen auf der 
Faser besteht bekanntlich darin, dass das 
vorher mit /t-Naphtolnatrium imprägnirte 
und getrocknete Gewebe mit der Lösung 
eines diazotirten Amins behandelt wird. 
Diese alkalische Naphtollösung hat den 
Nachtheil, sehr wenig haltbar zu sein und 
an der Luft schnell eine schmutzige Braun- 
fltrbung des Stoffe hervorzurufon, wodurch 
man gezwungen wird, die so behandelten 


f PArbf'r-S«tt*ng. 

iJ&hrgmag 18W. 

Gewebe noch an demselben Tage fertig 
zu färben oder zu drucken. Lauber & 
Caberti haben im Jahre 1894 eine dies- 
bezügliche Abänderung getroffen: Der 

Naphtollösung wird eine kleine Menge einer 
alkalischen glycerinhaltigen Antimonoxyd- 
lösung zugefügt. Die so präparirten Stoffe 
können, ohne dass Brannfärbung an der 
Luft eintritt, mehrere Tage aufbewahrt 
werden. 

Dank dieser Verbesserung war man in 
der Lage, die Erzeugung- von Azofarbstoffen 
auf der Faser auch auf Garne auszudehnen, 
welche nach der Imprügnirung nur durch 
tagelanges Hängen an der Luft hätten ge- 
trocknet werden können und nach dem ge- 
wöhnlichen Verfahren sich an der Ober- 
fläche stark braun gefärbt hätten 1 ). 

Das Paranitranilinroth, welches auch 
„rouge francais“ genannt worden ist, tritt 
in scharfe Concurrenz. einerseits nüt Tür- 
kischroth für Fnisstoffe und die Rothälz- 
artikel in Baumwollstoffen, andererseits aber 
auch mit den substantiven Roths wie Congo, 
Benzopurpurin etc., welche eine gewisse 
Bedeutung in der Stückfärberei und be- 
sonders in der Garnfärberei erlangt hatten, 
aber viel unechter sind. 

Jedermann weiss, dass die Türkisch- 
rothfärbe.rerei eine heikle, zeitraubende 
Sache ist. Obwohl dieselbe seit 25 bis 
30 Jahren durch die Einführung des künst- 
lichen Alizarins, des Türkischrothöls und 
des Dämpfens bedeutend vereinfacht worden 
ist, bietet sie immerhin noch Schwierig- 
keiten; sie ist vielen Unregelmässigkeiten 
in der Nüance und Zufällen, wie die so 
schwer vermeidlichen Eisenftecke, unter- 
worfen, Das Paranitranilinroth jedoch wird 
nach einem einfachen, schnellen Verfahren 
hergi>8tellt und erfordert nur leicht zu hand- 
habende Materialien. Das ganze Verfahren 
besteht im Durchziehen des mit /J-Naphtol- 
natrium und aulforicinussaurem Natron prä- 
parirten Stoffes durch eine gut abgekühlte 
Lösung von Diazonitrobenzol, welch’ letztere 
erhallen wird durch Diazotiren eines Para- 
nitranilinsalzes in saurer Lösung zwischen 
0 bis 5° und Neutralismen der Salzsäure 
mit Kreide oder Natriumacetat. Der rothe 
Farbstoff' bildet sich auf der Faser fast 
momentan, und es bleibt nur noch übrig, 
den Stoff zu waschen und zu trocknen, 
um ein sehr lebhaftes Roth zu erhalten, 
das ebenso schön, wenn auch etwas gelb- 
stichiger als Türkischroth ist. Das Pnra- 

■) Die Gegenwart des Antimons auf der 
Faser hat noch den weiteren Vortheil, dass 
hierdurch die fnr den Buntätxdruek benutzten 
basischen Taiminlarhstofl'e Uxirt werden. 


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Heft 11 1 

15. Juni 1899. 1 


Rundschau. 


199 


nitranilinroth besitzt zwar nicht die Echt- 
hoit d<‘8 Alizarinroths, welche ja ganz 
hervorragend ist, aber es kann doch noch 
zu den echten Farbstoffen gezahlt werden, 
denn seine Widerstandsfähigkeit im All- 
gemeinen ist etwa die gleiche wie die- 
jenige des auf Baumwollstoff gefärbten 
Indigos. 

Auf /S-Naphtolgrund werden auch rothe 
Farbstoffe mittels anderer Basen als Para- 
nitranilin erzeugt; /f-Naphtyiamin giebt ein 
weniger gelbstichiges, dem Tiirkischroth 
lihniiches Koth, das aber bedeutend un- 
echter ist; Amidoazobenzol giebt ein sehr 
lebhaftes Roth, und seine Diazolösung ist 
haltbarer und folglich bequemer im Ge- 
brauch als diejenige des Paranitranilins, 
aber es ist sehr zu bedauern, dass die 
waschechtere Ausfärbung wenig licht- und 
seifenecht ist. Cumidin und Nitrophene- 
tidin geben mit 0-Nnphtol ebenfalls eine 
rothe Nüanee, die aber noch keine indus- 
trielle Verwendung gefunden haben. 

Das Paranitranilinroth eignet sich gut 
für Aetzartikel; weisse Muster auf rothem 
Grund werden erzielt, indem die mit 
/f-Naphtol priiparirten Stoffe vor dem Ent- 
wickeln mit der Diazolösung, mit einem ver- 
dickten Reductionsmittel bedruckt werden, 
welches die Azoverbindung znrstdrt oder 
ihre Bildung auf der Faser überhaupt ver- 
hindert. Zu diesem Zweck wird allgemein 
Zinnsalz verwendet, das den Diazokörper 
in das Hydrazin überführt; man hat auch 
Kalium- oder Natriumsulfit vorgeschlagen, 
hauptsächlich die leichter lösliche Kaliver- 
bindung. welche concentrirter angewendet 
werden kann. 

Bis vor kurzer Zeit war es nicht mög- 
lich, das fertig entwickelte Rolh weiss zu 
Atzen, da es auf der Faser in unlöslicher 
Form niedergeschlagen ist und dem 
Reductionsmittel hartnäckig widersteht. 
H. Schmid hat nun kürzlich eine sehr 
elegante Lösung dieser Aufgabe gefunden. 
Dem an und für sich energisch wirkenden 
Reductionsmittel. wie Zinnsalz, wird eine das 
Roth lösende Substanz zugegesetzt, z. B. 
der Glycerinester einer organischen Säure. 
Beim Dampfen löst sich der Farbstoff all- 
mählich in diesem Lösungsmittel auf und 
wird sodann von dem Reductionsmittel mit 
Leichtigkeit reducirt; durch DÄmpfen wah- 
rend einiger Minuten im Mather-Platt wird 
so ein Weiss erhalten. Nach diesem kurzen 
Dämpfen wird der Stoff durch verdünnte 
Salzsäure gezogen, welche das von der 
Reduetion herrührende Paraphenylendiamin 
und das Amidonaphtol als salzsnure Salze 
auflöst, ebenso das auf der Faser befind- 


liche Zinn, welches auf die Dauer das 
Weiss trüben würde. Buntätzen können 
erzielt werden, indem man der Weissfltze 
solche Farbstoffe zusotzt, die mit dem Zinn 
flxirt werden können, z.B. Blau durch Pheno- 
eyanin. Gelb durch Gelbbeeren, Grün durch 
Mischung von Blau und Gelb unter Zusatz 
von Säuregrün. Endlich kann die Aetze 
auch mit Anilinschwarz combinirt werden, 
was mit /?-NaphtoIreserve nicht möglich 
ist, da das alkalische /i-NaphtoI selbst eine 
Schwarzreserve ist. Wie man hieraus er- 
sieht, kann man nach diesem Verfahren in 
sehr befriedigender Weise die alten Tür- 
kischrothartikel nachahmen, die mit saurer 
Beize und Chlorkalk weiss geätzt waren. 
Das diazotirto «-Naphtylamin, als essig- 
saures Diazonaphtalin, giebt mit /f-Naphtol 
ein sehr klares, lebhaftes Bordeaux, das 
in Folge seiner Haltbarkeit und seines 
niedrigen Preises sehr viel verwendet wird. 

Das Anilin bildet unter denselben Be- 
dingungen ein sehr lebhaftes Orange, das 
zwar lichtecht ist, aber den Naehtheil be- 
sitzt, auf der Faser zu sublimiren und so 
die weissen Stellen anzubluten. Die ver- 
schiedenen isomeren Nitrotoluidine geben 
ebenfalls ein etwas rötheres Orange, das 
zwar weniger flüchtig, aber lichtunechter 
als das Anilinorange ist. Von den Dia- 
minen geben Benzidin und Tolidin ein 
dunkles, wenig echtes Braun, dasselbe 
wird vielfach zum Dunkeln und Nüanciren 
des «-Naphtylaminbordeaux verwandt. Das 
Dianisidin giebt mit /f-Naphtol unter Tür- 
kischrothölzusatz nur ein stark violett- 
stichiges Blau, wird aber dem Diazobad 
ein Kupfersalz zugesetzt, so erhält man 
ein schönes Indigoblau, das verhällniss- 
mässig echt ist. Die leichte Zersetzbar- 
keit der Diazoverbindung und die schwan- 
kende Stärke der Ausfärbung stehen je- 
doch einer ausgedehnten Anwendung des 
Dianisidinblaus im Wege. Durch seine 
grosse Reibechtheit und sonstige Wider- 
standsfähigkeit würde dieses Blau dem 
Indigo gegenüber viele Vortheile bieten. 

Im Allgemeinen erhöht das Kupfern 
die Echtheit der auf der Faser erzeugten 
Farbstoffe, dieselben büssen jedoch da- 
durch erheblich an Klarheit ein. So geht 
das Paranitranilinroth durch Kupfern in 
ein Cachouhraun über, das zwar sehr 
lichtecht ist. aber durch Säuren und Re- 
ductionsmittel in ein schmutziges Koth 
zurückverwandelt wird. 

Im Anschluss an das Aetzen von Para- 
nitranilinroth hat A. Dubosc kürzlich die 
Aufmerksamkeit der Forscher auf eine 
interessante Paranitranilinroth- Weissälze auf 


by Goqgle 



200 


Rundschau. 


Färber-Zeltanc 

. Jahrg ang 1M9. 


elektrolytischem Wege gelenkt. Wird eine 
löprocentige Aetznatronlauge elektrolysirt, 
indem als Kathode eine amalgamirte Zink- 
platte benutzt wird, auf welcher der mit 
Paranitranilinroth gefärbte Stoff befestigt 
ist, so wird nach Dubosc, unter Anwendung 
eines Stromes von 3 Volt und 10 Ampere, 
in einer Viertelstunde eine vollständige 
Entfärbung des an der Kathode befind- 
lichen Stoffes erzielt. Bei Anwendung 
eines stärkeren Stromes würde die Ent- 
färbung sicher augenblicklich vor sich 
gehen. Hier eröffnet sich für die Indienne- 
industrie eine ganz neue Perspective. 

Das Buntätzen von Anilinschwarz. 

Die im Jahre 1884 von Prud'homine 
erdachten buntgeltzten Anilinschwarzartikel 
werden auf folgende Weise hergestellt: 
Die nach dem Perrocyanverfahrcn auf 
Schwarz vorbereiteten Stoffe werden bei 
massiger Temperatur getrocknet, mit alka- 
lischen oder reducirenden Heservagen über- 
druckt und sodann durch kurzes Dämpfen 
entwickelt. Anfänglich fand dieses Ver- 
fahren keine grosse Anwendung, hat sich 
aber in den letzten Jahren vielfach Ein- 
gang verschafft und hatte sogar zeitweise 
einen grossen Erfolg. Die Anzahl der ge- 
färbten Reservagen, welche man zuerst 
herzustellen im Stande w r ar, beschränkte 
sich aber auf die gefärbten Metallpulver 
und einige Anilinfarblacke. Allmählich ge- 
lang es aber, eine grosse Anzahl basischer 
oder saurer Anilinfarbstoffe zu verwenden, 
welche, mit Eiweiss fixirt, sich vorzüglich 
zur Frzielung lebhaft gefärbter, sich scharf 
abhebender Reservagen eigneten. Auf diese 
Weise wurden die verschiedensten hübschen 
Muster erhalten, welche z. B. dem Baum- 
wollsatin vollständig das Aussehen von 
Seidenbroches verliehen, oder es wurde 
durch die Buntätze der Eindruck verschie- 
dener Grundirungen hervorgerufen, welche 
eine für das Auge sehr angenehme Ab- 
wechslung gegen den einförmigen, schwär- 
zen Grund boten. 

An Stelle dieser gefärbten Albumin- 
lacke hat man zum Buntätzen von Anilin- 
schwarz auch die substantiven Farbstoffe 
herangezogen, welche direct mit der alka- 
lischen Reserve fixirt werden können; sie 
geben jedoch keine besonders starke Fär- 
bungen. Zu besseren Resultaten ist man 
mit basischen Farbstoffen gelangt. Die 
Firma Grafton hat sich ein Verfahren 
patentiren lassen, welches darin besteht, 
dass das Gewebe zuerst mit gerbsaurem 
Antimon imprägnirt wird und nun als 
Buntätzfarben, die mit essigsaurem Natron 
versetzten basischen Farbstoffe verwendet 


werden. Dieses Verfahren hat den Nach- 
theil, die Herstellungsweise um vier Ope- 
rationen zu vermehren, ausserdem kann 
das Imprägniren mit Tannin der Schwarz- 
pntwickung nachtheilig werden und das 
essigsaure Natron wirkt zersetzend auf die 
meisten basischen Farbstoffe. 

Auf viel einfachere und practischere 
Weise kann diese Anwendung von basi- 
schen Farbstoffen zur Reservage auf Prud‘- 
hommeschwarz benutzt werden, nach dem 
1804 von Oswald angegebenen Verfahren, 
nach welchem die Eigenschaft der Ferro- 
und Ferricyanverbindungen benutzt wird, 
mit den meisten Anilinfarbstoffen Lacke 
zu bilden. Das mittels Ferrocyankalium 
vorbereitete Grundschwarz wird mit einer 
Reservage bedruckt, welche ausser dem 
basischen Farbstoff noch ein Salz enthält, 
welches die Ferrocyanverbindung fällt, z. B. 
Zinksulfat; auf diese Weise werden die 
Farbstoffe ln befriedigender Weise fixirt. 

Als Weiss- und Buntätze für Anilin- 
schwarz haben Bloch und Schwarz im 
Jahre 1895 Rhodanzinnoxydul vorge- 
schlagen, wobei Albuminfarben zur An- 
wendung kommen. Bemerkt sei hierzu, 
das die Zinksulfatreservage von Oswald 
diesen Zweck vollständiger und einfacher 
erreicht, denn ausser der Eigenschaft, 
basische Farbstoffe zu fixiren, ist sie auch 
durch das Zinksulfat zum Reserviren von 
Albuminfarben befähigt. 

Kürzlich hat Pluzanski neue und ori- 
ginelle Effecte erzielt durch gleichzeitiges 
Aufdrucken von verschieden gefärbten Aetz- 
mustern und Anilinschwarz. Die alkalische, 
farblose oder gefärbte Reservage wird mit 
einem Anilinschwarz bedruckt, dem sub- 
stantive Farbstoffe zugefügt sind; auf 
den reservirten Stellen bildet Bich kein 
Anilinschwarz. aber der beigemengte Farb- 
stoff färbt die Reservage an. 

Bei Anwendung einer gleichzeitig alka- 
lischen und reducirenden Reservage und 
Drucken auf Diaminfarbengrund können 
noch weitere. Effecte erzielt werden, wenn 
dem Anilinschwarz verschiedene basische 
Farbstoffe beigemengt werden, und die 
entsprechenden Mischungen nacheinander 
zur Einwirkung kommen. 

Auf mit Chromfarben geklotztem, oder 
mit Tanninfarben gefärbtem Grund kann man 
auch eine Oxydationsätze — ein Chlorat 
unter Zusatz von essigsaurem Natron — 
aufdrueken, dämpfen und sodann mit ver- 
schiedene basische Farbstoffe enthaltendem 
Schwarz Überdrucken. 

Die Schlussfolgerung, welche aus un- 
serer Studie zu ziehen ist, stimmt voll- 



H»fl 11 

3.0, Juni 1«9B 

ständig mit derjenigen von Wurtz, 
Schfltzenberger, Persoz und M.Vachon 
überein, welche diese Forscher schon früher 
zum Ausdruck gebracht haben; die Fär- 
berei und die Druckerei, mehr als jede 
andere Industrie, beruhen auf scharf be- 
grenzter wissenschaftlicher Grundlage: alle 
erzielten Fortschritte waren das Ergebniss 
systematischer, logischer Forschung, und 
die Chemie wird immer mehr zum Leit- 
stern des Coloristen, nicht nur bei der 
alltäglichen Anwendung der Producte, 
welche sie ihm zur Verfügung stellt, son- 
dern auch bei der Erfindung neuer Artikel 
und bei der Verbesserung älterer Fabri- 
kationsmethod en . 

Deshalb wird Alles, was zur Verbesse- 
rung der wissenschaftlichen Ausbildung 
geschieht, sofort einen günstigen Einfluss 
auf die Färberei und Druckerei ausüben, 
jene Industriezweige, auf welche die Nor- 
mandie im Allgemeinen und Rouen im 
Besonderen mit vollem Rechte so stolz 
sind. j, 

Acttengesellscbaft für Anilinfabrikation 
in Berlin, Verfahren zum Färben von Haaren 
oder Pelzen mittels Ortho-Amidopbenol oder 
dessen Derivaten. (D, R. P. No. 103505.) 

Das Verfahren besteht darin, dass man 
die Haare mit Lösungen von o-Amido- 
phenol oder seinen folgenden Derivaten: 
4-Chlor-o-amidophenol, 4- 6-Dichlor-o-ami- 
dophenol , 4-Nitro-o-amidophenol , 4 • 6-Di- 
nitro-o-amidophenol, sowie 4-Chlor-6-nitro- 
o-amidophenol und Oxydationsmitteln be- 
handelt. 

Das Verfahren zum Färben der Pelze, 
welches in sämmtlichen Fällen fast das- 
selbe ist, soll an nachstehendem Beispiel 
erläutert werden: Die zu färbenden Felle 
werden vorbehandelt mit einer wässerigen 
Lösung von chromsaurem Kali und Wein- 
stein, welche im Liter 2 g Chromkali und 
1 g Weinstein enthält. Nachdem die 
Felle in dieser Lösung etwa 12 Stunden 
gelegen haben, werden sie herausgenommen, 
gespült, geschleudert und nunmehr in eine 
Lösung gelegt, welche je nach der Tiefe 
der Nüance */, bis 2 g o-Amidophenol im 
Liter enthält. Dieser Lösung setzt man 
überdies noch eine kleine Menge Wasaer- 
stoffsuperoxydlösung, sowie vortheilhaft 
eine ganz geringe Menge Ammoniakflüssig- 
keit zu. Nach mehrstündigem Liegen in 
diesem Bad werden die Fette gut gespült 
und in der üblichen Weise weiter be- 
handelt. 

Die erhaltenen Färbungen zeichnen 
sich vor den mit p-Amidopheno! erhaltenen 


201 


durch eine mehr gelbbraune Nüance aus. 
Auch als Nüancirmittel z. B. mit Pyrogallus- 
säure, p-AmidophenoI, p-Phenylendiamin 
lassen sich o-Amidophenole und seine 
Derivate vortheilhaft verwenden; sie er- 
theilen dabei den mit letztgenannten Sub- 
stanzen erhältlichen Pelzfärbungen den 
häufig gewünschten mehr gelbbraunen 
Stich B 

Leopold Cassella 4 Co. in Frankfurt a. M., 
Verfahren zur Darstellung eines schwarzen 
Baumwollfarbstoffes aus Oxydlnitrodiphenyl- 
amln. (D. R. P. No. 103 861.) 

Das Verfahren beruht auf dem Erhitzen 
von p-Oxy-o’-p'-dinitrodiphenylamin mit 
Schwefelalkalien und Schwefel. 

15 kg p-Oxy-oLp'-dinitrodiphenylamin 
werden mit 75 kg krystallisirtem Schwefel- 
natrium und 30 kg Schwefel bei Gegen- 
wart von wenig Wasser allmählich erhitzt. 
Man hält einige Stunden bei dieser 
Temperatur, bis die Masse nahezu völlig 
trocken ist. Dann erhitzt man, um den 
letzten Rest Wasser zu entfernen, kurze 
Zeit auf etwa 160* C. Man erhält so den 
Farbstoff direct in löslicher Form in einem 
für den Gebrauch in der Färberei ge- 
eigneten Zustande. Durch Säuren wird er 
aus seinen Lösungen gefällt und kann auf 
diese Weise isolirt und rein erhalten 
werden. Das Product unterscheidet sich 
wesentlich von den bisher aus Nitro- 
phenolen in analoger Weise erhaltenen. Es 
färbt unmittelbar die Baumwolle tief 
b lausch warz, und ohne jede weitere 
Fixirung sind solche Färbungen völlig wasch-, 
walk- und reibocht. Die Lichtechtheit ist 
ebenfalls eine gute. Ferner kann bei der 
Anwendung im Grossen in dem gleichen 
Bade weiter gearbeitet werden, ohne dass 
die nachfolgenden Färbungen in der 
Nüance irgendwelche Unterschiede zeigen. 

B. 


Verschiedene Mittheilungen. 

Deutscher Färber-Verband. 

Der Vorstand des Deutscheil Färber- 
Verbandes und das Comite für den 
Verbandstag in Chemnitz vereinigten 
sich am 28. Mai c. in „Stadt Gotha“ zu 
Chemnitz zueinergemeinschaftlicheoSitzung, 
an der auch eine Anzahl Collegen aus 
Chemnitz und den umliegenden Städten 
theilnahmen. Vorerst wurde das Programm 
des bevorstehenden Verbandstages be- 
sprochen und festgestellt. 

Eine directe Einladung durch 
Karte erhalten uur die Mitglieder 


Verschiedene Mittheilungen. 



202 


Verschieden* MittheUungsn. 


f Plrber-Zeltsna;. 
I Jahrgang l«99 


dos D. F.-V. Dio Tag«' vom 1. bis 3. Juli c. 
werden als Festtage boibehalten und soll 
am Sonnabend, den 1. Juli abends im „Gast 
Itof zur Linde“ in Chemnitz von 8 bis 12 
Uhr ein Commers mit Musik (Militärkapelle) 
abgehalten werden. Ein Vortrag über .. Be- 
leuchtung der Färbereien“ soll, wenn 
Stimmung dazu vorhanden ist. gehalten, 
sonst aber sollen diverse Beleuehtungs- 
apparnte practisch erläutert werden. Sonn- 
tag, 2. Juli, früh 9 Uhr findet ein „Dele- 
girtentag“ statt. Die Theilnehmer desselben, 
Abgesandte der Färbervereinc und Orts- 
gruppen, halten Vorberathungen ab Ober 
Fragen, die dem Verbandstage vorgelegt 
werden sollen, damit die Vorlagen, schon 
in feste Form gebracht, am Verbandstage 
raschere Erledigung finden können. An- 
träge zu stellen ist jedes Mitglied 
berechtigt und wird event. um Ein- 
sendung solcher an den Vorstand ge- 
beten. Um 11 Uhr Eröffnung des Ver- 
bandstages und Begrüssung desselben durch 
die Stadt und die Handelsamtsbehörden. 
Herr Dr. TrObsbach wird einen Vortrag 
über ..Das Wasser und seine Bedeutung in 
der Färberei“ halten und falls das Thema 
„Beleuchtung der Färbereien“ nicht Sonn- 
abend besprochen wurde, wird diese Frage 
von einem fachkundigen Ingenieur be- 
handelt werden. Hierauf kommen die 
Verbnndsangelegenheiten zur Berathung. 
Erledigung gestellter Anträge, Fragekasten 
u. s. w. Um 2 Uhr nachmittags findet ein 
Festessen statt. 

Montag, 3. Juli: Besichtigung (in Gruppen) 
verschiedener Chemnitzer industrieller Eta- 
blissements, wie: Sächs. Maschinenfabrik, 
C. G. Hauboldt, Strumpffabrik C. H. Stärker, 
Elektricitätawerke von Föge-Altchemnitz, 
Diamantschwarzfärberei von L. Hermsdorf- 
Wittgensdorf. ChemnitzerSchlossbrauerei etc. 
NachmittagsAbschiedsfeier in „Stadt Gotha“. 

Der Vorstand beschloss, dem Delegirten- 
tage Anträge zu überweisen, betreffend die 
Unterstützungs- und Stellenvermittelungs- 
fragen, Umlage bei Sterbefällen, Festsetzung 
einer Altersgrenze bei Aufnahme neuer 
Mitglieder, Vertretung erkrankter Collegen 
u. s. w. Die durch diese Fragen nothwendig 
werdenden Nachträge zu den Statuten sollen 
präcise auage arbeitet werden. 

Der Vorsitzende theilte mit, dasR auf 
ein an 250 Finnen gesandtes Circular, 
w elches um Beisteuern zur Erlangung eines 
Grundcapitals für den D. F.-V. ersuchte, 
schon mehrere Eingänge zu verzeichnen 
sind, und zwar haben eingesandt und als 
jährliche Beiträge bezeichnet: Act.-Ges. f. 
Anilinfabr. Berlin 300 Mk., Bad. Anilin- u. 


Sodafnbrik Ludwigshafen 300 .Mk., Fr. Bayer 
& Co., Elberfeld 300 Mk., Leop. Cassella 
& Co., Frankfurt a. M. 300 Mk., Durand, 
Huguenin&Co., Basel 50Mk., Leonhardt &Co. 
Mühlheim 500 Mk., Meister Lucius & Brü- 
ning. Höchst 300 Mk. Als einmalige Zu- 
wendung sandten ein: Eiektro-chem. Fabrik 
„Natrium*, Frankfurt a. M. 100 Mk., Oskar 
Beters, Chemnitz 50 Mk., Zschimmer & 
Schwarz, Chemnitz 50 Mk. Der Verband 
verfügt jetzt über ein Vermögen von ca. 
4000 Mk., genau lässt sich dasselbe nicht 
angeben, weil viele Vereine die Abrech- 
nungen noch nicht eingesandt haben. 

Es ist eine Liste der beisteuernden 
Firmen gedruckt w orden, die den Mitgliedern 
zur Verfügung steht, damit jeder die etwa 
„Vergessenen“ nachmelden und zu Beiträgen 
ermuntern kann. 

Der Kassirer beklagte sich, dass viele 
Mitglieder mit den Jahresbeiträgen im Rück- 
stände seien. Es wurde beschlossen, der 
Einladungskarte einen Vermerk beizufügen, 
dass die Beiträge per Post eingezogen 
werden sollen, falls solche nicht bis 15. Juni 
eingesandt sind, da andernfalls die Mitglied- 
schaft erlischt. Mitglieder, welche den 
Wohnort gewechselt haben, sollten 
ihre neuen Adressen einsenden, da- 
mit unnütze Porti vermieden werden. 

Für die Delegirten-Versammlung w urde 
vorberathen, dass man neuzuw'ählende Vor- 
standsmitglieder möglichst aus allen Theileu 
Deutschlands heranziehe, damit nicht eine 
einseitige Leitung einlrete. (Es werden 
zwei Vorstandsmitglieder beim Delegirten- 
tage ausgelost, es müssen also zwei Neu- 
wahlen stattllnden.) 

Angeregt, wie schon oft, wurde die 
Wahl einer Vorbandszeitung. Die be- 
stehenden Fachblätter eignen sich nicht 
Rümmtlich zu der Verbandszeitung. Theil- 
weise sind sie für den Einzelnen zu theuer, 
erscheinen zu selten, sind theils zu wenig 
„allgemein" gehalten, und viele behandeln 
nur hauptsächlich einzelne Zweige der 
Färberei. Um die Stellenvermittlung und 
dergl. schnellstens zu erledigen, muss ein 
Blatt mindestens wöchentlich einmal er- 
scheinen, und dieses müsste vom Verbände 
bezahlt und den Mitgliedern unentgeltlich 
geliefert werden. Es wurde beschlossen, 
die bestehenden Zeitungen um dahingehende 
Vor- bezw. Rathschläge zu bitten, — was 
hiermit geschehen sei! — 

Ein Schreiben dps Vorstandes des „Ver- 
eins zur Wahrung der Interessen der Fär- 
berei- und Druckerei- Industrio von Rhein- 
land und Westfalen“ wurde verlesen. Der 
Inhalt desselben, welcher die Mittheiiung 



Heft 12. 1 

15. Juni 1899.] 

bringt, dass dieser Verein dem D. F.-V. 
sympathisch gegenüherstehe und gegebenen 
Falles gern ein gegenseitiges Zusammen- 
wirken ermöglichen will, wurde freudig be- 
grüBst und die Hoffnung daran geknüpft, 
dass Färber-Vereine, welche bestimmte 
Sonder-lnteressen verfolgen, nicht als Verein 
dem Allgemeinen Deutschen Färber-Verband 
beitreten, doch aber die einzelnen Mit- 
glieder dies thun mögen. 

Mit dem Wunsche, dass der junge Ver- 
band wachse, sich festige und zeige, dass 
er lebenskräftig ist, dass die guten Ab- 
sichten desselben bald bekannt werden und 
in alle Fürberkreise dringen und kein einziger 
College dem Verbände fern bleiben möge, 
wurde die Versammlung geschlossen. 

Ä. H. 

Badische Anilin- und Soda-Fabrik in 
Ludwigshafen a. Rh., Bericht des Vorstandes 
und des Aufsichtsrathes Uber das Geschäfts- 
jahr 1898. 

Der Geschäftsabschluss für das Jahr 1898 
ergiebt ein Krträgniss von 8466480,68 Mk. 
gegen 7 803 872,01 in 1897. U nt erden neuen 
Fabrikationen nimmt die wichtigste Stelle 
der künstliche Indigo ein. In der Erkennt- 
niss der Tragweite des neuen Fabrikations- 
zweiges sollen die Anlagen und Einrich- 
tungen (ür die Herstellung des Indigo nach 
Möglichkeit gefördert werden. Um die zu- 
nächst erforderlichen Fonds bereit zu stellen, 
wurde die Kapitalsvermehrung im Jahre 
1897 beschlossen, deren Ergebniss mit 
etwa 5000000 für die erwähnten Neuan- 
lagen alsbald Verwendung gefunden hat. 

Die Preise der wichtigsten Rohmate- 
rialien, Benzol, und Anthracen, sind im 
Laufe des Jahres 1898 weiter gesunken. 
Dieser Rückgang hat erhebliche Abschrei- 
bungen auf die Bestände auch in Haib- 
und Ganzfabrikaten nothwendig gemacht. 
Kohlen sind in dauernder Preissteigerung 
begriffen, wodurch bei dem grossen Ver- 
brauch an Brennmaterial eine bedeutende 
Mehrbelastung erwächst. Die Löhne der 
Arbeiter haben im Berichtsjahre eine ausser- 
gewöhnlieheSteigerungerfahren, wasauf die 
Ausgaben um so nachhaltiger einwirkt, als 
die Zahl der Arbeiter bedeutend vermehrt 
werden musste. Dieselbe betrug Ende De- 
zember 5495 und die im Berichtsjahr 1898 
bezahlte Lohnsumme beziffert sich auf 
6204821,48 Mk. 

Dem Ausbau der Wohlfahrtseinrich- 
tungen für Arbeiter und Beamte hat die 
Gesellschaft auch in diesem Jahre die ge- 
wohnte Aufmerksamkeit und Sorgfalt an- 
gedeihen lassen. So hat sie ein grösseres 


2Ö3 

Gut (Limburger Hof) erworben, um auf 
demselben eine Arbeiterkolonie anzulegen. 
Sie lieg» unmittelbar am Bahnhof von 
Mutterstadt, welcher mit der Fabrik durch 
die Bahn verbunden und nur 8 Kilometer 
entfernt ist. , 

Die Liegenschaften, Bauten und Appa- 
rate stehen Ende 1898 mit 49284814,77 Mk. 
zu Buch gegen 44241512,48 Mk. im Vor- 
jahr. Zur Amortisation, welche wieder mit 
15% festgehalten wurde, ist gegen das 
Vorjahr ein Mehr von 420445,08 Mk, in 
Anspruch genommen worden. 

Waaren-, Betriebs- und Fabrikations- 
Conti stehen mit 1779768,96 Mk. mehr zu 
Buch. Debitoren-Conto weist eine Ver- 
minderung von 107417,32 auf; die in den 
Fabriken Butirki und Neuville festgelegten 
Buchwertlie sind darin eingeschlossen, nach- 
dem auf diesen gleichfalls eine 1 5 % ige Ab- 
schreibung vorgenommen worden ist. Für 
Verluste auf Aussenstände hatte die Gesell- 
schaft etwa 85000 Mk. überDelcredere-Conto 
abzuschreiben. Der letztere wurde wieder 
auf seinen vollen Bestand ergänzt. Von der 
Gewinnvertheilung für 1897 erübrigte ein 
Vortrag von 930348,73 Mk. Die General- 
versammlung vom 7. Mai 1898 überwies 
hiervon an den Arbeiter-Unterstützungsfonds- 
Conto 100000 Mk. und an den Vorstand zur 
Verwendung für gemeinnützige Zwecke unter 
Genehmigung des Aufsichtsrathes 30000 Mk. 
Der neue Abschluss weist daher einen Ge- 
winn-Vortrag von 800348,73 Mk. auf. 

Der Aursichtsrath berichtet, dass er 
beschlossen bat, eine Erhöhung des Grund- 
kapitals um 3 Millionen Mark herbeizu- 
führen. Diese Summe lässt sich auf 2 Jahre 
vertheilen und wird zunächst bei der be- 
vorstehenden ordentlichen Generalversamm- 
lung um die Bewilligung von 1 800000 Mk. 
nachgesucht werden, während die Beschluss- 
fassung wegen der restlichen 1200000 Mk. 
einer späteren Generalversammlung Vorbe- 
halten bleibt. 

Diantlschwarz PG und PR. 

Die Firma F. I’etersen & Co. in 
Schweizerhalle b. Basel theilt uns, an- 
lässlich der beiden in Heft 1 und 5 der 
Färber-Zeitung erschienenen Artikel betr. 
Dianilschwarz PG und PR, mit, dass 
beide Farbstoffe, welche von den Farb- 
werken vorm. Meister Lucius & 
Brüning, Höchst a. M., in den Handel 
gebracht werden, von ihr entdeckt sind 
und auch durch sie unter der Bezeichnung 
Cubaschwarz K und G bezogen werden 
können. Die Finna bat mit den Höchster 


Verschieden« Mitthethingen. 


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fPlrbw-Zettnag. 
I Jahrgang 18»«. 


Briefkasten. 


204 


Farbwerken einen Vertrag abgeschlossen, 
der diesen erlaubt, den Farbstoff als I)i- 
anilschwarz darzustellen und zu ver- 
treiben. 

Dianilschwarz und Cubascbwarz 
seien identisch, und es könne die Firma 
F. Petersen & Oo. laut Vereinbarung die 
eine wie die andere Bezeichnunggebrauchen. 


Briefkasten. 

Zu unentgeltlichem — rein sachlichem — Meinungsaustausch 
unserer Abonnenten. Jede ausführliche und besonders 
werthvolle Auskunftserthellung wird bereitwilligst hounrirt 

(inonjm« Zssendunges bleiben aaberBckslebtigt.) 

Fragen» 

Frage 37: Wie lassen sich wollene Stoffe 

welche mit Patentblau oder Cyanol, Iudigoblau 
und Formylviolett zu dunkel gefärbt sind, am 
besten abziehen und ohne Nachtheil für den 
Stoff wieder hell färben? q , h . 

Frage 38: Wie bleicht man besten und 

sichersten Rohwaare mit rothen (TQrkischroth) 
und blauen (Indigo) BordQren oder Mustern? 
Ist es angezeigt, die Waare statt aus Rohgarn 
aus bereits vorgebleichtem Garu zu weben? 
Unsere Rohwaare ist sehr reich an Schalen 
und wir haben Schwierigkeiten, eine auch 
nur halbweisse, schalenfreie Waare herzu- 
stellen. Besonders unsicher ist aber der Ge- 
sammtausfall, da einige Stücke gut, andere 
schlecht sind. j. p. 

Frage 39: Welche Farbstoffe sind zum 
Färben von baumwollenem Kettgarn geeignet, 
welches mit Wolle verwebt wird, die im Stück 
mit Säure-Farbstoffen gefärbt werden soll? 
Es kommen hauptsächlich marineblaue und 
olivgrüne Farben in Betracht 5. 

Antworten. 

Antwort auf Frage 18: Dio Behauptung 

von L. in No. 10, dass die Aufsicht des Brillant- 
alizarinblau G rot blich - blau ist, ist den That- 
sachen vollständig widersprechend. 

Wenn der Ausdruck .Dunkelblau“ allge- 
mein gebraucht wird, so denkt man sich über- 
haupt eine ganz andere Nüance, die in Auf- 
sicht eher noch röthlicher ist wie Brill&nt- 
alizarinblau R, und man erhält eine solche, 
die bei künstlichem Lichte nicht oder doch 
nur wenig umschlägt, am besten durch 
Mischung eines grünlichen oder röthllchen 
Productes. 

Das von L. angeführte Färbeverfahren ist 
sicherlich vorsichtig und lässt, wenn gut be- 
handelt wird, egalen Ausfall des Materials 
erwarten. Indessen ist das Verfahren nicht über 
Bausch uud Bogen für Alles gut zu heissen, 


denn es erfordert sehr lange Kochzeit und 
greift durch diese io Verbindung mit der 
Beize und dem zu reichlichen Glaubersalzzu- 
satz zum Ausfärbebad manches Material viel 
zu viel an. 

Mit Lanacylblau 2B färbt man Sächsisch- 
blau, aber in Mischung mit der Marke R oder 
Lanacylmarineblau B erhält man sehr 
hübsche Dunkelblau, die bei künstlichem 
Liebte kaum eine Veränderung zeigen, weil 
das Lanacylblau 2B ausgleichend wirkt, d. h. 
den rothen Stich der anderen drückt. 

Ich möchte L. rathen, einmal eine Färbung 
aus 1 bis 1 Vj'Yo Lanacylblau 2B und 1 bis 
1 V 2 °/o Lanacylmarineblau B herzustellen, und 
diese mit dem neuen Bayer'schen Product 
„ Alizarincyanin WRN“ bei künstlichem Lichte 
zu vergleichen. — Vielleicht schlägt dann 
seine Meinung etwas um. — 

Zwar sind solche Färbungen nicht ganz so 
echt, wie die auf zwei Bädern mit Brillant- 
alizarinblau hergestellten, indessen wegen der 
einfacheren und weit billigeren Herstellung 
für viele Artikel besser am Platze. 

Das alte Sprichwort: „Eins schickt sich 

nicht für Alles“ ist fast immer anzu wenden 
und würde dem Fragesteller viel an sachge- 
mässer Beantwortung gelegen haben, so hätte 
er auf meine diesbezügliche Notiz in No. 8 
reagiren müssen. 

Antwort auf Frage 33: Die Einrichtung 

von completten Bleichereien übernimmt die 
Firma C. G. Haubold jr., Maschinenfabrik in 
Chemnitz, welche auf Anfrage Projecte und 
alle wünschenswerten Auskünfte ertheilt. 

Antwort auf Frage 34: Die Anwendung 
von Sumachextrakt ist derjenigen von Sumach- 
blättem im Allgemeinen vorzuziehen, wenn es 
sich um reine Extrakte handelt. In der 
Praxis wird heute zum grössten Theil Sumacb- 
oxtrakt verwandt. x. fr. 

Antwort auf Frage 35: Sandfordextrakt 
dürfte seines Gerbstoffgehaltes wegen in erster 
Linie für Baumwolle in Frage kommen, und 
werden derartige Product« sowohl in fester 
als auch in flüssiger Form von der Firma 
Alph. Huillard & Co. in Leipzig geliefert. 
Die Echtheit wird bei beiden die gleiche sein. 

A. H. 


Briefliche Auskunft 

auf Fragen im Briefkasten kann die Kedaction 
nur ausnahmsweise ert heilen, wenn es sich um 
Angabe einer Adresse oder um sonstige kurze 
Mittheilungen handelt. Anfragen, denen nicht 
eine mit deutschen Postwert hzoichen frank irte 
Postkarte oder ein Couvert mit der Adresse 
des Fragestellers beiliegt, werden fernerhin 
unberücksichtigt bleiben. ru . 


Na chdruck nur mit Genehm igung dar Redaction und mit genauer Quellenangabe gestattet. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Druyor io Berlin SW. 


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Färber-Zeitung. 

1800. Heft 13. 


Heutige I.nge der Mercerlslr- Patente 
in Deutschland. 

Von 

Alb. Römer. 

Nach wie vor sind die näher interessirte 
Industrie sowohl als auch weitere Kreise 
von Consumenten in grosser Spannung über 
den Verlauf der Patentfragen, welche das 
Mercerisiren von Baumwolle betreffen. Die 
verschiedenen einschlägigen Verfahren und 
Patente sind in dem bekannten Buche von 
Gardner ziemlich ausführlich besprochen wor- 
den und bieten einen hinlänglichen Ueber- 
blick über diese Angelegenheit. Die einge- 
streuten kritischen Bemerkungen sind fast 
alle zutreffend, zum Theilaberauch nicht ganz 
den Verhältnissen entsprechend, was bei 
der seitr schwierigen und complicirten 
Lage der Angelegenheit weiter nicht zu 
verwundern braucht. Unsere deutsche 
Industrie wird vor Allem durch die Thomas 
& Prevost’schen Patente berührt. Die von 
Gardner an diese Patente geknüpften Be- 
merkungen sind nun durch die Zeit über- 
holt und es ist daher von Interesse, die 
gegenwärtige Lage dieser Patente näher 
zu beleuchten. 

Von dem ersten Patent D. R. P. No. 
85564 sagt Gardner richtig, dass sein 
Zweck gewesen sei, zweifarbige Stoffe in 
verbesserter Form in der Weise herzusteilen, 
dass man die Baumwolle mercerisirte, um 
eine erhöhte Aufnahmefähigkeit für Farb- 
stoffe zu geben. Dieses Patent wurde in 
der Nichtigkeits-Instanz am 9. Juni löt)8 
für nichtig erklärt. Gegen diese Ent- 
scheidung wurde von Thomas & Prevost 
rcBp. der Baumwoll-Industrie-Gescllschaft 
J. P. Bomberg-Barmen, welche sämmtliche 
Patente der ersten Firma übernahm, Be- 
rufung beim Reichsgericht erhoben. Die 
Verhandlungen waren insofern interessant, 
als die Basis der die Patente vertheidigenden 
Firma eine gegen früher ganz veränderte 
war. Während man früher Werth darauf 
legte, dass diu Bedeutung des Patentes 
darin zu finden sei, die ursprünglichen 
Dimensionen des Garns oder Gewebes 
wieder zu gewinnen, nahm man jetzt in 
Anspruch, dass die Neuheit darin bestehe, 
durch das Mercerisiren der Baumwolle neue 
Effecte im Gewebe erzielen zu können and 
zwar Effecte, wie man sie bisher nicht 
Ft. X. 


erhalten habe. Diese veränderte Stellung- 
nahme rührte daher, dass sich schon in der 
Nichtigkeits-Instanz die Unmöglichkeit her- 
ausgestellt hatte, an dem Standpunkt fest- 
zuhalten, dass die Streckung als solche 
etwas Neues darstelle. Weder das Letztere 
noch der Gesichtspunkt — Erzielung zwei- 
farbiger Effecte in gemischten Geweben — 
konnte vom Reichsgericht als zutreffend 
anerkannt werden und die Bemühungen 
der Paten! inhaberin blieben erfolglos. Am 
2t. Januar 1899 hat das Reichsgericht für 
Recht erkannt, dass es bei der Nichtigkeits- 
erklärung des Patentamtes sein Bewenden 
haben müsse. Bei der allgemeinen Be- 
deutung, die die Mercerisirfrage gewonnen 
hat, haben die Leser dieser Zeitschrift ein 
Interesse daran, den Wortlaut der Gründe 
des Reichsgerichts kennen zu lernen. 

Gründe: 

„Der Firma Thomas & Prevost zu 
Crefeld ist auf das „Mercerisiren vege- 
tabilischer Fasern in gespanntem Zustande* 
das vom 24. März 1895 ab gültige Patent 
No. 85564 ertheilt, dessen Inhaberin gegen- 
wärtig die Actiengesellschaft, J. P. Bemberg, 
Baumwoll-lndustrie-Gesellschaft zu Oehde 
bei Barmen-Rittershausen ist.“ 

Der Patentanspruch lautet: 

„Neuerung bei dem Mercerisiren von 
vegetabilischen Fasern mit alkalischen 
Laugen oder Säuren, dadurch gekenn- 
zeichnet, dass die vegetabilische Faser 
in Strang- oder Gewebeform in stark 
gespanntem Zustande der Einwirkung 
der Basen oder Säuren ausgesetzt und 
unter Beibehaltung dieses Zustandes 
ausgewaschen wird, bis die innere 
Faserspannung nachgelassen hat, behufs 
Vermeidung des Einlaufens der Faser.* 
Die Kläger sind der Meinung, dass die 
geschützte Erfindung zur Zeit ihrer An- 
meldung nicht neu gewesen sei, und bean- 
tragen deshalb, das Patent für nichtig zu 
erklären. Schon seit dem Jahre 1890 sei 
die englische Patentschrift über daB dem 
Horace Arthur Lowe ertheilte Patent 
No. 4452, in der das angeblich von der 
Rechtsvorgängerin der jetzigen Patent- 
inhaberin erfundene Verfahren deutlich und 
ausführlich beschrieben werde, käuflich und 
Jedermann zugänglich gewesen. Dieses 

13 


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Römer, Heutige Lage der Merceriair-Patente in Deutschland. 


206 


rPtrber-2*Uun£ 

l Jahrgang !«♦*. 


Patent beziehe sich ebenso wie das ange- 
fochtene Patent auf die Spannung der 
vegetabilischen Kaser bei dem längt be- 
kannten Mereerisiren, um dadurch ihr Ein- 
schrumpfen, das das Mereerisiren unrentabel 
mache, zu verhüten. Gerade durch das 
von Lowe erfundene Spannungsverfahren 
sei das Mereerisiren practisch verwerthbar 
geworden und in allgemeinen Gebrauch 
gekommen. Auch auf die eigentbUmiiche 
Erhöhung der Aufnahmefähigkeit der Kaser 
für Karbstoffe, die sieh mit einer Reihe 
sonstiger Vorthoile als Kolge der Merceri- 
sirung ergebe, werde in der Englischen 
Patentschrift bereits besonders hingewiesen. 
Das Mercerisirungsverfahren unter Spannung 
habe demnach nicht aufs Neue patentirt 
werden dürfen. 

Die Beklagte hat demgegenüber ein- 
gewandt, dass Inhalt und Bedeutung ihres 
Patentes von den Klägern missverstanden 
würden. Wenn nach der Passung des 
Anspruchs selber vielleicht auch noch 
Zweifel bleiben möchten, so lasse doch 
die hinzugefügte Beschreibung klar er- 
kennen, dass als der eigentliche Gegen- 
stand der unter Schutz gestellten Erfindung 
das Mereerisiren und Kärben von gemischten, 
d. h. aus vegetabilischen und animalischen 
Kasern bestehenden Geweben im Stück zur 
Erzielung zweifarbiger Effecte zu gelten 
habe. Gegenüber dem schon bekannten 
Mereerisiren und gegenüber dem ebenfalls 
schon bekannten Färben gemischter Gewebe 
zu dem bezeichneten Zwecke erscheint als 
die Neuerung des patentirten Verfahrens, 
dass die vegetabilische Kaser des gemischten 
Gewebes vor dem Kärben in stark ge- 
spanntem Zustande mercerisirt werde. 

Das Kaiserliche Patentamt hat in seiner 
Entscheidung vom !). Juni 1898 das Patent 
für nichtig erklärt, indem es davon ausging, 
dass als Gegenstand der geschützten Er- 
findung die Spannung der vegetabilischen 
Kaser während der ganzen Dauer des 
Mercerisirungsverfahrens angesehen werden 
müsse, dass aber die vollkommenste Ueber- 
einstimmung dieser Erfindung mit der durch 
das erwähnte Englische Patent geschützten 
und dadurch bekannt gewordenen Erfindung 
nicht zu bestreiten sei. Das Verfahren 
werde auch in der englischen Patentschrift 
derartig beschrieben, dass es durch einen 
Sachkundigen ausgeübt worden könne. 

Hiergegen hat die Beklagte Berufung 
eingelegt mit dem Anträge, „die Ent- 
scheidung der ersten Instanz aufzuheben, 
das Patent No. 85 664 für rechtsgültig zu 
erklären, eventuell unter schärferer Prfici- 
sirung seines Anfangs durch Abänderung 


des Patentanspruchs in der durch die 
Anlage gekennzeichneten Weise, und den 
Nichtigkeitsklagen! und Berufungsbeklagten 
die Kosten beider Instanzen aufzuerlegen-. 
Die Kormulirung. die danach eventuell dem 
Patentansprüche gegeben werden soll, 
lautet wie folgt: „Verfahren zur Erzeugung 
von mercerisirten gemischten (d. h. aus 
mercerisirbaren und nicht mercerisirbaren 
Fasern bestehenden) Geweben, gekenn- 
zeichnet durch die Anwendung von 
Spannung beim Mereerisiren.“ 

Zur Begründung ihrer Berufung hat 
die Beklagte dargelegt, dass nach Massgabe 
der Patentbeschreibung der Gegenstand 
ihrer geschützten Erfindung ganz offen- 
sichtlich in einer Verbesserung des be- 
kannten Verfahrens zur Erzeugung von 
mercerisirbaren und gemischten Geweben 
gefunden werden müsse und zw ar in einer 
Verbesserung, die in der Anwendung der 
Spannung beim Mereerisiren bestehe. Dieser 
Bedeutung des Patents widerspreche auch 
derVerlauf des Ertheilungsverfahrens keines- 
wegs, sofern nämlich von vornherein immer 
nur von gemischten Gew’eben die Rede 
gewesen sei. Die neue, jetzt vorgeschlagene 
Fassung des Anspruchs bringe daher recht 
eigentlich zum Ausdruck, was sie habe 
schützen lassen wollen und was vom Patent- 
amt geschützt worden sei. Schlimmsten 
Falls werde damit eine theilweise Nichtig- 
keit des bestehenden Patents herbeigeführt, 
nicht aber ein neues Patent ertheilt. Inso- 
weit stehe dem Ansprüche aber auch die 
englische Patentschrift nicht im Wege, die 
sieh mit der Mercerisirung gemischter 
Gewebe im Stück gar nicht beschäftige. 
Dass ihr Verfahren zu practisch brauch- 
baren Ergebnissen führe, sei durchaus 
nicht als selbstverständlich und ohne 
Weiteres sicher gewesen. Ein wesentlicher 
gewerblicher Fortschritt werde aber um 
deswillen gewonnen, weil das Zweifarbig- 
färben, die Erzeugung dunklerer Nüance 
auf der Baumwolle und hellerer auf der 
beigemischten thierischen Kaser, dadurch 
ermöglicht werde. 

Die Kläger haben diesen Ausführungen 
widersprochen. Sie halten dafür, dass das 
Patentamt den Inhalt und Umfang des 
angefochtenen Patents richtig bestimmt 
habe und dass danach die Vorwegnahme 
der Erfindung durch das englische Patent 
unmöglich in Abrede gestellt w'erden könne. 
Es handle sich einzig und allein um die 
Spannung der vegetabilischen Kaser beim 
Mereerisiren, ohne Unterschied, ob dieses 
vor oder nach der Verwebung mit der 
animalischen Kaser vorgenommen werde. 


izeu uy 


josle 



Heft IS. 1 

I. Juli 1899. J 


Frankl, Ueber Schwarz in der HutfSrberei. 


20t 


Gerade dasselbe sei aber auch Gegenstand 
des englischen Patents und in der eng- 
lischen Patentschrift naher beschrieben. 
Der Hinweis auf die Erzielung verschiedener 
Farbeneffecte erscheine verfehlt. Denn 
einerseits sei sie auch in der englischen 
Patentschrift als eine Folge des Mercerisirens 
hervorgehoben, und andererseits beziehe 
sich z. B. schon das — um seiner Nicht- 
neuheit willen später wieder vernichtete — 
deutsche Patent Xo. 41089 vom Jahre 1886 
auf ein Verfahren zur Herstellung von 
zweifarbigen im Stück gefärbten Möbel- 
plüschen. Sie bäten deshalb, die Berufung 
zurückzuweisen. 

Demnächst hat die Beklagte zur Anzeige 
gebracht, dass ihr Patent No. 85 564 in- 
zwischen durch Cession auf die Actien- 
Gesellschaft J. P. Bemberg, Baumwoll- 
industrie-Gesellschaft zu Oehde bei Barmen- 
Kittershausen übergegangen sei. Diese hat 
erklärt, dass sie an Stelle der ursprünglichen 
Beklagten in den Process eintrete. Die 
Kläger haben solcher Processübemahme 
sowohl als auch der Erhebung einer Haupt- 
intervention widersprochen. Die gegen- 
wärtige Patentinhaberin ist deshalb der 
Beklagten als Nebenintervenientin beige- 
treten, wogegen die Klüger keine Ein- 
wendungen erhoben haben. 

Die Berufung muss zurückgewiesen 
werden. 

Es ist nicht mehr streitig und kann 
füglich auch nicht bestritten werden, dass 
das englische Patent von 1890, auf das 
sich die Kläger berufen, u. A. auch die 
Spannung beim Mercerisiren der vege- 
tabilischen Faser zum Gegenstand hat. Sein 
erster Anspruch lautet: 

The process of treating cellulosic 
fibrous material which consists in 
subjecting it to a strong solution of 
an alkaline hydrate preferably sodium 
hydrate and Stretching the alkalized 
flbre during or subsequent thereto 
before the fibres set rigid to prevent 
or recover shrinkage substantially as 
and for the purpose described. 

Und in der provisional wie in der com- 
plete specification wird wiederholt hervor- 
gehoben, dass das schädliche Einlaufen des 
gesponnenen oder gewebten Fabrikats ver- 
hindert oder wieder ausgeglichen werde, 
by keeping the material mechanlcally atret- 
ched whilst subjected to the treatment or 
by subjecting it to a Stretching Operation 
immediately after the treatment and during 
the subsequent Operation of dissipating the 
combination of the caustic soda with the 
cellulose. /fviao««« foifti 


Ueber Schwarz in der Hutfürberei. 

Von 

Emil Frankl. 

Welche Wichtigkeit ein gutes und sattes, 
vollkommen durehgefürbtes Schwarz in der 
Hutfabrikation hat, braucht wohl nicht erst 
betont zu werden, besondere heute, wo fast 
nur der matte Hut verlangt wird; bei letzteren 
ist die Arbeitsweise derartig, dass duB obere 
Deckhaar beim Keiben (Bimsen) mehr ab- 
genommen wird als bei Glanzhüten. Nach 
meinen Erfahrungen ergaben Naphtylamin- 
schwarz 4B und Naphtolblauschwarz-Coui- 
bination von Leopold Cassella & Co. ein allen 
Anforderungen entsprechendes Schwarz. 

Auf diese Art gefärbte Hüte sind voll- 
kommen luft- und wasserecht und lassen 
speciell für englisch matte Zuricht nichts 
zu wünschen übrig. 

Wenn man alle vorgeschriebenen 
Regeln in der Färberei aufmerksam und 
vorsichtig verfolgt, so darf bei diesen Farb- 
stoffen ein Bluten beim Uniformen nie 
Vorkommen. Sollte jemals bei der Be- 
rührung mit heissem Wasser ein Bluten 
eintreten, so ist dies ein Zeichen, dass zu 
wenig Säure genommen und der Farbstoff 
nicht fixirt wurde, mit einem Worte, es ist 
nicht richtig gearbeitet worden. 

Es muss daher soviel Schwefelsäure 
genommen werden, bis die Bäder ziemlich 
klar ausgezogen sind, hierzu sind mindestens 
5 °/a nöthig, bei schwachen Hanrfilzen ge- 
nügen 8 bis 4 %. 

Richtig gefärbtes Naphtylaminschwarz 
4B allein oder in Combination mit N'aphtol- 
blauschwarz ist sehr gut wasser- und licht- 
echt, die Hüte sind ganz durchgernrbt, und 
deshalb ist ein Unegalwerden beim Reiben 
in der Zuricht nicht denkbar. Dazu kommt 
noch, dass derartig gefärbte Hüte äusserst 
zart und mild bleiben, da das lästige, zeit- 
raubende und den Filz stark angreifende 
Vorbeizen wegfällt. — Nachstehend an- 
gewandte Methoden geben durchaus schöne 
glatte und egale Ausfärbungen: 

Die Stumpen werden vor dem Färben 
in kochendem Wasser gut genetzt. Al- 
kalisch gewalkte Hüte färbt man dann mit 
5% Essigsäure und 10% Glaubersalz und 
der nöthigen, wie unten angegebenen, 
Menge Farbstoff, treibt in einer halben 
Stunde von handwarm, 38 °C., zum Kochen. 
Nach dieser Zeit sind die Stumpen meistens 
durchgcfärbt. Man setzt dann zum Aus- 
ziehen des Bades 5 bis 6% Schwefelsäure 
in mehreren Portionen und mit Wasser 
verdünnt nach und kocht bis zur fast 

18* 



208 


PtrW-jUkani!. 
Jahrgang l*S«. 


Süvern, Di« V*r fahren cur Darstellung künstlicher Seide. 


völligen Erschöpfung des Bades. ] Ich lasse 
einige Vorschriften folgen: 

No. 1 auf Haarhutstumpen: 

14*/» Naphtylaminschwarz 4B, 

2 - Tropäolin 00. 

No. 2 auf Haarhutstumpen: 

10% Naphtylaminschwarz 4B, 

4 - Naphtolblauschwarz, 

2 - Tropäolin 00. 

No. 3 auf Haarhutstumpen: 

12% Naphtylaminschwarz 4B, 

4 - Naphtolblauschwarz, 

2 - Indisehgelb O. 

Sämmtliche Recepte eignen sich für 
matte Hüte sehr gut, bei Wolle ist die 
Menge von Säure und Farbstoff fast um 
ein Drittel herabzusetzen. 

Um dem Färber ein richtiges Bild über 
die Intensität und Haltbarkeit der Marke 
Naphtylaminschwarz 4B zu geben, sei in 
der heutigen Beilage unter No. 4 eine Muster- 
ausfärbung dieses Farbstoffes beigefügt. 

Sie wurde mit 14*/, Naphtylaminschwarz 
4B allein nach oberiBtehendem Verfahren 
gefärbt. Will man die Farbe tief schwarz 
haben, so nimmt man Tropäolin 00 oder 
Indischgelb, jedoch nicht mehr als vor- 
geschrieben, da sonst die Töne zu grünlich 
werden. 

Ich behalte mir vor, in späteren Muster- 
Beilagen Ausfärbungen in Couleuren folgen 
zu lassen. 


Die Verfahren zur Darstellung künst- 
licher Beide. 

Von 

Dr. C. Süvern. 

{fkkiuu f, Ä 190 J 

Die aus Nitrocellulose hergestellte Kunst- 
seide hat den Nachtheil, in nassem Zu- 
stande etwa 90% ihrer Zugfestigkeit ein- 
zubüssen. Um dies zu verhüten, muss man 
der Collodiumseide ihre Neigung, Wasser 
aufzusaugen, nehmen. 

Dies geschieht nach R. W. Strehlenert 
(englisches Patent No. 22540 vom Jahre 
1896) dadurch, dass man dem Lösungs- 
mittel der Nitrocellulose Formaldehyd, 
oder andere Aldehyde, z.B. Acetaldehyd, Par- 
aldehyd, ßenzaldehyd, vor der Bildung der 
Fäden zusetzt, oder dass man die fertigenFäden 
mit z. B. Formaldehydlösung behandelt. 
Von Strehlenert stammen auch einige Vor- 
richtungen zum Spinnen künstlicher Seide, 
die hier kurz erwähnt seien. Die durch 
das D. R. P. No. 96208, Klasse 76, vom 
10. Februar 1897 ab, entsprechend dem 


englischen Patent No. 3832 vom Jahre 1897, 
geschützte Vorrichtung ermöglicht, dass ein 
zwischen dem Pressmundstück und der Bo- 
bine abreissender Faden, der bei den bis- 
her bekannten Apparaten meist von Hand 
unter grossem Zeitverlust wieder ange- 
knüpft werden musste, von einem folgenden 
gespannten Faden erfasst und an die an- 
deren Fäden angelegt wird; Betriebsunter- 
brechungen werden dadurch vermieden. 

Die Pressmundstücke des Strehlenert’schen 
Apparates rotiren und beschreiben ausser- 
dem noch eine Bewegung in kreisförmiger 
Bahn, sodass erst die Fäden eines jeden 
Presskopfes (bei mehreren Mundstücken), 
und darauf die Fäden sämintlicher Press- 
köpfe vereinigt werden. In einem ersten 
Zusatzpatent No. 101 844 vom 10. De- 
cember 1897 ab, wird dem mit mehreren 
AustrittsölTnungen versehenen Pressmund- 
stück nur eine rotirende Bewegung, nicht 
auch eine solche im Kreise ertheiit, und in 
einem zweiten Zusatzpatent No. 102573 
vom 10. December 1897 ab steht das 
Pressmundstück still und der bezw. die 
Fäden treten in eine in Drehung versetzte 
Flüssigkeit ein. 

Ein sehr wichtiges Verfahren scheint 
das nun zu besprechende von Dr. Hermann 
Pauly in M.-Gladbach zu sein (D. R. P. 

No. 98642, Klasse 29, vom 1. December 
1897 ab, englisches Patent No. 28631 vom 
Jahre 1897). Cellulose irgendwelcher Her- 
kunft wird mit verdünnter Alkalilauge ent- 
fettet, getrocknet und in einer Kupferoxyd- 
ammoniaklösung gelöst. In einer Lösung, 
die etwa 15 g Kupfer und etwa das 
lOfache an Ammoniakgas im Liter enthält, 
werden 45 g Cellulose aufgelöst. Um Zer- 
setzungen zu vermeiden, muss die Auf- 
lösung der Cellulose bei möglichst niedriger 
Temperatur geschehen. Die flltrirte Lö- 
sung tritt durch feine Oeffnungen in eine, 
die Cellulose abscheidende Fällflüssigkeit, 
z. B. verdünnte Essigsäure, in dieser Fäll- 
flüssigkeit rotirt eine Walze, auf welche die 
abgeschiedenen Cellulosefäden nass aufge- 
wickelt werden. Die Fäden werden dann 
abgehaspelt, durch warme Luft oder er- 
wärmte Walzen getrocknet und gespult, 
die angewendeten Chemikalien werden 
wiedergewonnen. Mit der Cellulose zu- 
sammen können auch noch Substanzen, 
welche zur Beschwerung, zur Erhöhung des 
Ulanzes und derFestigkeit des Fadens dienen 
z.B. Seidenabfälle, Casein, Horn, in derKupfer- 
oxydammoniaklösung aufgelöst w'erden. Mit 
dem soeben beschriebenen Verfahren sind 
das amerikanische Patent No. 617009 und 
das schweizerische Patent No. 16007 von 

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H»n is. 

I.Jull 1999. 


Dr«btr, Der Quebraeho-Gerbttofl ln der Färberei. 


209 


Dr. M. Fremery und Jäh. Urban In Ober- 
bruch im Wesentlichen identisch. Es ist 
noch zu erwähnen, dass das Pauly’scho 
Verfahren nach einer Mittheilung von J. 
Persoz (Revue göndrale des Matieres colo- 
rantes, III. Jahrgang, No. 27, Seite 86 
bis 89), durch das französische Patent No. 
203741 von Louis Henri Despeissi bereits 
im Jahre 1890 bekannt gewesen sein soll. 
Das von Persoz veröffentlichte Despeissi’sche 
Verfahren stimmt allerdings in allen Punkten 
mit dem Pauly’schen Verfahren überein, es 
bleibtabzuwarten, was die Inhaber des Pauly- 
Bchen Patentes auf die Persoz'schen Ver- 
öffentlichungen entgegnen werden. 

Statt einer Kupferoxydammoniaklösung 
verwenden W. Porter Dreaper und Harry 
Kneebone Tompkins (englisches Patent 
No. 17 901 vom Jahre 1897) eine Lösung 
von Chlorzink oder anderen geeigneten 
Zinksalzen als Lösungsmittel für Cellulose. 
Dieser Lösung setzen sie bis 5% Krd- 
alkalisalze zu, pressen das Gemisch in Al- 
kohol oder Aceton und trocknen die aus- 
ge fällten und aufgewickelten Fäden in 
stark gestrecktem Zustande. Um gefärbte 
Fäden herzustellen, lösen Dreaper und 
Tompkins gefärbte Cellulose auf oder setzen 
der Celluloselösung Farbstoffe zu; um die 
Fäden unlöslich zu machen, wird z. B. 
Gelatine zugesetzt, die in den fertigen 
Fäden durch die bekannten Mittel unlös- 
lich gemacht wird. 

Als letztes der Verfahren zur Herstel- 
lung künstlicher Seide sei das Verfahren 
von Cb. H. Stearn (englisches Patent 
No. 1020 vom Jahre 1898) erwähnt, das als 
Ausgangsmaterial die von Cross und Bevan 
entdeckte Viscose (Cellulosexanthogenat) 
verwendet. Das durch Einwirkung von 
Schwefelkohlenstoff auf Natroncellulose ent- 
stehende Cellulosexanthogenat wird unter 
Rühren in soviel Wasser gelöst, dass eine 
Lösung von 9 1 / 2 bis 10% Cellulose ent- 
steht. Die flltrirte Lösung lässt der Er- 
finder unter Druck in eine Chlorammonium- 
lösting eintreten, der ausgefällte Faden 
bleibt in der Kälte mit der Fällflüssigkeit 
längere Zeit in Berührung und wird zu- 
letzt noch kurze Zeit mit einer frischen 
Chlorammoniumlösung gekocht, wodurch er 
in Cellulose übergeht. Der Faden wird 
schliesslich mit hcisser Sodalösung be- 
handelt, mit Natriumhypochlorit gebleicht, 
ausgewaschen und getrocknet. 

Interesse beanspruchen noch einige Ver- 
fahren, die den Zweck haben, fertige Ge- 
webe mit Seide zu überziehen oder den 
Geweben das Aussehen von Seide zu geben. 
Charles Brodbeck in Paris (D. R. P. No. 


64457, Klasse 8, vom 12. Juli 1890 ab) 
hydratisirt Baumwolle mit verdünnter 
Schwefelsäure oder Alkalien und behandelt 
danach abwechselnd mit einer concentrirten 
Lösung von Seide in Alkali oder Kupfer- 
bezw. Nickeloxydammoniak und mit einer 
Lösung von Seide in Salzsäure, Phosphor- 
säure oder Schwefelsäure, fällt darauf die 
Seide durch angesäuertes Wasser aus und 
glättet die Gewebe durch Reibung. E. 
Ungnad in Berlin-Rixdorf (D. R. P. No. 
98968, vom 20. Januar 1898 ab) löst Seide 
in Alkalilauge, tränkt mit dieser Lösung 
vegetabilische StofTe und bringt die ge- 
tränkten Gewebe in ein Bad von doppelt- 
kohlensaurem Alkali oder behandelt mit 
gasförmiger Kohlensäure, z. B. gewaschenen 
Feuergasen. Ch. Woltereck in New- York 
(englisches Patent No. 3898 vom Jahre 1898) 
tränkt Baumwoll- oder andere Fäden mit 
einer Lösung von Cellulose in Kupfer- 
oxydammoniak oder von Nitrocellulose in 
den bekannten Lösungsmitteln oder mit dem 
nach Cross und Bevan erhältlichen Cellulose- 
thiocarbonat. Durch z. B. verdünnte 
Säuren oder reducirende Metallverbindungen 
wird Cellulose auf dem ursprünglichen 
Faden als feine Schicht niedergeschlagen, 
welche dem Faden das Aussehen, und, 
wenigstens in gewissen Beziehungen, die 
Eigenschaften der natürlichen Seide ver- 
leihen. 

lieber die technische Verwendung und 
über die Unterscheidung der nach den ver- 
schiedenen Verfahren hergestellten künst- 
lichen Seide soll Bpäter berichtet werden. 


Der Quebracho.Gerbstoff 
In der Färberei und besonder» als 
Beizen färbst o IT für Wolle. 

Von 

Dr. C. Dreher. 

[Sckkua km 5. 191 J 

Indem der Quebracho-Gerbstoff ferner 
ähnlich dem Catechugerbstoff mit Chrom- 
säure sich intensiv braun färbt, dürfte er 
in der Baumwollfärberei für die Catechu- 
braun den doppelt so theuren Catechu er- 
setzen können. Catechuextrakt mit etwa 
40 bis 50% Gerbstoffgehalt wird bekannt- 
lich ä Mk. 40 bis 50 pro 100 kg gehandelt, 
und da Quebracho bei halbem Preis noch 
intensiver braun färbt, wird sich ein Ver- 
such, den Catechu für Baumwollbraun zu 
ersetzen, wohl lohnen. 

Ich selbst habe gelegentlich von Ver- 
suchen, mit Qucbracho in Gegenwart von 
chromsauren Salzen zu gerben, zuerst 



210 Erllm«vn*«i «i dar BaUaf*. 


beobachtet, dass Quobracho durch Chrom- 
säure viel dunkler wird wie alle übrigen 
Gerbstoffe und habe dann auch versucht, 
den entstehenden braunen Körper für »ich 
zu gewinnen. 

Bei Zusatz von Chromsäure zu einer 
Quebracliolösung erhält man Bchon in der 
Kälte einen tiefbraunen, wasserunlöslichen 
Niederschlag, der sich auch in selbst 
stark alkalischen Lösungen nicht löst, 
überhaupt sich ausserordentlich indifferent 
zeigt. 

Ich trachtete nun zunächst danach, diesen 
braunen unlöslichen Körper auf der Textil- 
faser zunächst auf Wolle und damit echt 
braune Färbungen zu erzielen, und es ge- 
lang mir, auf folgende Arbeitsweise auf 
Wollgarn ein schönes, sattes Naturbraun 
zu erzielen, welches sich als ausserordent- 
lich echt sowohl gegen starke Wäsche als 
gegen Walke erwies. 

In 40 Liter kochendem Wasser wurden 
100 g Quebrachoextrakt trocken gelöst, 
der heissen Lösung 80 g Kochsalz zugesetzt 
und dann hierauf bei gelindem Kochenlassen 
1 kg Wollgarn eine Stunde hantirt. 

Die nur schwach fleischroth aussehende 
Wolle wird nach Abtropfenlassen */ 4 Stunde 
auf einem 80° C. wannen frischen Bade 
untgezogen. welches 30 g Kaliumbichrontal 
und 10 g Schwefelsäure conc. enthält; 
hierauf wird gespült und getrocknet. 

Die Wolle zeigt eine schöne natur- 
braune NÜance, wie sie für viele besonders 
melirte Artikel sehr geschätzt wird, und 
diese eventuell noch etwas zu verbessernde, 
billige Färbemethode dürfte gewiss in 
manchen Fällen die walkechten Braun, 
wie sie viel theurer auf Ohrotnsud mit 
Holz- oder Alizarinfarben erhalten werden, 
ersetzen. 

Die Wolle zeigte nach dem Färben 
auch einen ganz guten Griff, so dass 
schädliche Wirkungen bei einem guten 
Quebrachoextrakt für die Wolle nicht zu 
befürchten sind. 

ln Stärke entsprach die erhaltene 
Nüance etwa einer Färbung mit 2 % An- 
thracenbraun, Pulver, oder 1 ,5% Chromogen 
(nachchromirt). Der Quebrachoextrakt ist 
also gegen die genannten Farbstoffe immer- 
hin farbschwach, auf Preis gefärbt aber 
natürlich viel billiger. 

Nach meinen weiteren Beobachtungen 
ist anzunehmen, dass der Quebracho- 
Gerbstoff aus einem Gemisch zweier oder 
mehrerer Gerbstoffarten, und zwar aus 
zusammen mit ChromBäure stark färbenden, 
und mit Chrontsäuro nur schwach färbenden 
Gerbstoffen besteht, und gelingt es vielleicht, 


diese zu trennen und so ein viel farb- 
kräftigeres Product zu gewinnen. Der 
ausserordentlich billige Rohpreis gestattet 
in dieser Beziehung ja uoch reichlich einen 
Aufschlag für ein eventuelles Reinigungs- 
verfahren, um so mehr, da das nicht 
färbende Product, ja als Gerbstoff ander- 
weitig Verwerthung linden würde. 

Erwähnen will ich noch, dass ich ver- 
gleichend nach gleicher Färbemethode auf 
Wolle eine Reihe anderer Gerbstoffe gefärbt 
habe, welche aber alle ganz andere Re- 
sultate bezw. Farben ergaben, die für die 
Praxis keinen Werth haben. 

So ergab z. B. 

Tannin ein schmutziges blasses Gelb, 
Sumach ein schmutziges Gelbbraun, 
Eichengerbstoff ein schmutzig mattes Gelb- 
braun, 

Miraholan ein schmutziges Gelb, 

Dividivi ein schmutziges Braun-Olive, 
Catechu ein röthliches Braun, in Nüance 
etwa halb so stark wie Quebracho. 

Die mit 10 % Catechuextrakt gefärbte 
Wolle zeigte sich überdies von hartem 
Griff und staubig. 

Ich hoffe, mit der vorstehenden Dar- 
legung weitere Faehcollegen zum Studium 
der Verw endung des Quebracho-Gerbstoffes 
in der Färberei anregen zu können, und 
ich werde selbst wohl in Kurzem weitere 
Erfahrungen auf diesem Gebiete bringen 
können. 


Erläuterungen zu der Beilage No. 14. 

No. I Eboliblau aR auf 10 kg gebleichtem 
Baumwollgarn. 

Gefärbt wurde kochend 1 Stunde mit 
50 g Eboliblau 2R (Farbw. Mühlheim) 
unter Zusatz von 

3 kg Gewerbcsalz. 

Die Säure-, Alkali- und Waschechtheit 
sind gut, die Chlorechtheit ist sehr gering. 

rtrUrm im Fmtm-Zm tu v . 

No. a. Baumwollcorinth G auf io kg 
gebleichtem Baumwollgarn 

Färben 1 Stunde kochend mit. 

75 g Baumwollcorinth (B.A. & S.F.), 
hinzufügen 

400 g kryat. Glaubersalz. 

Für helle Töne geht man zweckmässig 
in die lauwarme Flotte ein. Die Säure- 
und Alkaliechtheit sind gut, die Waschecht- 
heit ist befriedigend, die Chlorechtheit ist 
gering. Fartmm im rmtm-Zatwi. 

zed by Google 





H «ft IS. ] 

1 , Juli 18 OT .J 


Rundschau. 


211 


No. 3. Pluto-Orange G auf 10 kg Schappe. 
Gefärbt wurde in mit Schwefelsäure 
gebrochenem Bastseifenbade mit 
^J9292 g Pluto-Orange G (Bayer). 

Nach dem Färben spülen und mit 
Schwefelsäure aviviren. 

Die Wasserechtheit ist gut. 

rirtw« dm- F<mbm--Zmtum t 

No. 4. 

Vgl. Emil Frankl, Ueber Schwarz in 
der Hutfärberei, S. 207. 

No. 5. Blau auf 10 kg Wollgarn. 
Färben 1 Stunde kochend mit 
300 g Victoriaviolett 4BS (Farbw. 
Höchst) und 

50 - NaphtalingrünV(Farbw. Höchst) 
unter Zusatz von 

400 g Schwefelsäure und 
1 kg Glaubersalz. 

Färbtrti dir FäHnr-Ztiiung . 

No. 6. Grün auf 10 kg loser Wolle. 
Färben 1 Stunde kochend mit 
150 g Coerulein BWR (Farbw. Höchst) 
und 

150 - Alizaringelb GGW (Farbw. 
Höchst); 

zusetzen 

400 g Schwefelsäure und 
1 kg Glaubersalz. 

Nachbehandeln 1 Stunde kochend mit 
300 g Fluorchrom. 

Tdrbmm dtr Fdrtmr- ZtUmmi 

No. 7. Perlblau auf to kg Halbwoll-Lüatre. 
Färben mit 

20g Lanacylblau BB (Cassella); hinzu 
500 - Glaubersalz und 
250 - Essigsäure (30%). 

Handheiss eingehen, % Stunde kochen 
lassen, Dampf absteiien, dann 
500 g Weinsteinpräparat 
auf 2 mal zugeben, wieder kochen lassen 
und mit einer Spur 

Lanafuchsin SK (Cassella) 
nöanciren. K 

No. 8. Mode auf 10 kg Halbwoll-LUstre. 
Färben nach dem für Muster No. 7 an- 
gegebenen Verfahren mit 

20 g Lanacylblau R (Cassella) 

10 - Orange ENZ ( - ) und 

7 - Tropäolin OO ( - ) 

unter Zusatz von 

500 g Glaubersalz, 

260 - Essigsäure (30%) und 
500 - Weinsteinpräparat. «. 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 
und Musterkarten der Farbenfabriken.) 
Die Farbenfabriken vorm. Friedr. 
Bayer &. Co. in Elberfeld bringen einen 
neuen einheitlichen Farbstoff Pluto- 
schwarz FR in den Handel; er eignet 
Bich besonders für Baumwolle und Halb- 
wolle und zeichnet sich auf Baumwolle 
gefärbt durch gute Säureechtheit aus. Er 
steht in dieser Beziehung auf gleicher 
Stufe mit den alten Plutoschwarzmarken 
und besitzt auch die gleichen Verwendungs- 
arten. Für Halbwolle ist das Product 
gut verwendbar, und dies dürfte jedenfalls 
das Hauptanwendungsgebiet für Pluto- 
schwarz FR sein. Es färbt die Wolle 
selbst bei höherer Temperatur nicht stärker 
an als die Baumwolle. In kaltem oder 
lauwarmem Bade wird die Wolle gamicht, 
wohl aber die Baumwolle angefärbt. Auch 
auf Halbseide giebt der Farbstoff brauch- 
bare Resultate. Ferner kann er zur Er- 
zielung grauer Klotztöne im Baumwolldruck 
dienen. Mit Zinkstaub sind die hellen und 
dunklen Färbungen gut ätzbar, mit Zinn 
hingegen wird ein Weise nur bei hellen, 
bei dunklen Nüaneen aber ein Crüme erzielt. 

Brillant-Benzogrün B ist ein neuer 
einheitlicher Benzidinfarbstoff der gleichen 
Firma. (Vgl. auch Seite 193, No. 3 und 4.) 
Er eignet sich vor allem zum Färben 
von Baumwolle und giebt so lebhafte 
Färbungen, wie sie bisher nur durch Mischung 
der reinsten blauen und gelben Farbstoffe 
dieser Gruppe zu erzielen waren. Er soll 
sehr lichtecht sein, färbt sehr gleichmässig 
| und besitzt angeblich gute Säure-, Schweiss-, 
Bügel- und Reibechtheit. Die Waschecht- 
heit ist annähernd die gleiche wie bei 
Benzogrün. Sie wird erhöht durch Nach- 
behandlung mit Fluorchrom oder Chrom- 
alaun. Im Baumwolldruck ist das neue 
I Product zum Klotzen gut verwendbar; die 
! Färbungen sind mit Zinkstaub weise, mit 
Zinnsalz nur rothbraun ätzbar. 

Ferner versenden die Elberfelder Farben- 
fabriken Rundschreiben über: 

1. Alizarin-Cyanin WRN in Teig. 
Diese neue Marke der Alizarinfarbstoffe ist 
ein einheitliches Fabrikationsprodruct und 
besitzt die Eigenschaften von Alizarin-Cy- 
anin WRR und WRB. Die Nüance liegt 
zwischen den genannten beiden Marken 
und ist etwas mehr deckend. Der neue 
Farbstoff ist besonders geeignet zur Her- 
stellung von echten Dunkelblaus; zum Nü- 
anciren nach Grün sind die Marken NSV 
; oder GG, zum Abdunkeln besonders Alizarin- 



212 


Rundschau. 


hlauschwarz 15 geeignet. Ferner ist er mit 
essigsaurein Chrom gut für Vigoureuxdruck 
nnwendbar. 

2. Victoriaviolett 4BS und Azo- 
säureblau 6B. Beide Wollfarbstoffe ge 
hören zu den im schwefelsauren Bade leicht 
egalisirenden. besitzen mittlere Alkali- und 
Lichtechtheit, stellen sich im Preise billig 
und sind sehr reibecht. Beim Farben nach 
Muster ist darauf zu achten, dass beim 
Mustern gut gespült wird, da besonders bei 
Azosäureblau ungenügend gespülte Muster 
rother aussehen als gut gespülte. Baurn- 
wolleffecte werden nicht angefärbt. Vic- 
toriaviolett 4B8 lässt beim Färben von 
wollenen Stoffen mit Seideneffecten letztere 
nahezu ungefärbt und ist mithin gut zur 
Herstellung zweifarbiger Muster in der Fär- 
berei dieser Spezialartikcl zu verwenden. 
Beide Farbstoffe eignen sich zur Her- 
stellung billiger und reibechter Marineblau- 
töne auf Garnen (Strumpfgarne), sowie 
Damenstoffen (Gera-Greizer Artikel.) Sie 
können ferner für directen Wolldruck Ver- 
wendung finden. Die Färbungen auf Wotl- 
gewebe und Garn sind gut mit Zinnsalz 
und Zinkstauh ätzhar. 

3. Benzoroth SG. Das Product giebt 
auf Baumwolle Färbungen von guter Säure- 
echtheit. Mit Zinn und Zinkstaub sind sie 
gelb ätzbar. 

4. Diazo-Indigoblau M. Dieser neue 
Benzidinfarbstoff zeichnet sich durch gute 
Lichtechtheit seiner diazotirten und mit 
Entwickler A behandelten Färbungen aus 
und soll in dieser Hinsicht den Indigo (auf 
Baumwolle), sowie die anderen Diazotirungs- 
producte überragen. Die Waschechtheit 
der diazotirten Färbungen ist gut. In di- 
recten Färbungen ist der Farbstoff 
weniger von Werth, jedoch für stumpfe 
Blautöne immerhin zu verwenden. Die 
diazotirten und entwickelten Färbungen 
kommen in erster Linie zur Anwen- 
dung auf Baumwolle in Stück, Garn 
und losem Zustande ln Betracht. Zur 
Illustrirung der Nüaneen sind dem Rund- 
schreiben zwei 2 ‘/ 2 und 6%ige Ausfär- 
bungen mit Färbevorschrift beigefügt, 
während ein anderes Muster die Verwend- 
barkeit im Baumwollätzdruc.k darthut. 

5. Pluto-Orange G. Der Farbstoff 
besitzt gute Lichtechtheit und giebt Töne 
vom zarten Crömo bis zum lebhaftesten 
Orange. Von Interesse sind die Färbungen 
auf Baumwolle, Halbseide und Seide 
(vgl. Muster No. 3 der heutigen Beilage), 
da die Waschechtheit der Baumwoll- wie 
Seidenfärbungen und ebenso die Wasser- 
echtheit gut sind. In der Halbwollfärberei 


f Firbtr-ZeHnnx. 
[ Jahrgang 1BW. 


lässt sich Pluto-Orange 0 in Combination 
mit anderen Halbwollfarbstoffen verwenden. 
Mit Benzonitrol inTeig, nach dein Kupplungs- 
verfahren behandelt, giebt es auf Baum- 
wolle gelbbraune Töne von guter Wasch- 
echtheit. Die directen Färbungen sind mit 
Zinnsalz und Zinkstaub gut weiss ätzbar. 
Der Farbstoff eignet sich zum Klotzen 
und zum Ueberfärben von Anilinschwarz- 
Vordruck 

Zum Schluss berichten die Farbenfa- 
briken über eine neue Verwendungsart von 
Chromgrün im Eisfarbonartikel, die sich 
in der Praxis bewährt hut. 

Der Baumwollstoff wird in üblicher 
Weise mit (J-Naphtolnatrium und Türkisch- 
rothöl geklotzt, getrocknet, dann mitChroin- 
grün und Auramin bedruckt, 2 Minuten 
ohne Pressen gedämpft und durch die 
Diazolösung von « Naphtylamin (oder Para- 
nitranilin) gezogen, gewaschen, 5 Minuten 
bei etwa 32° C. geseift, dann gewaschen 
und getrocknet. 

DiphenblauB und R sind zwei neue 
Baumwollfarbstoffe der Actiengesell- 
schaft für Anilinfabrikation, Ber- 
lin SO. 

Als Hauptvorzüge besitzen sie gute 
Löslichkeit, lebhafte Nüance, Echtheit gegen 
Soda, gute Licht- und Dampfechtheit. 
Diphenblau findet vortheilhafte Verwen- 
dung zum Färben von Baumwolle und 
pflanzlichen Fasern. Um ein vollkommenes 
Ausziehen des Bades zu erreichen, färbt man 
auf Tannin-Brechweinsteinbeize, und zwar 
für dunkle etwa 3%ige Nüaneen unter 
Zusatz von 0,3% oxalsaurem Natron und 
5 bis 10% Essigsäure 6° Be. (je nach 
Härte des Wassers). Für hellere Nüaneen 
wird der Zusatz an oxalsaurem Natron ent- 
sprechend verringert; l%ige Nüaneen 
färbt man ohne jeden Zusatz. 

Ueber die Verwendung der beiden 
Marken im Baumwolldruck und Halb- 
seidendruck giebt eine Musterkarte Auf- 
schluss. Weder Diphenblau B noch II 
lassen sich nach den übrigen Verfahren 
ätzen. Oxydationsätzen (Chlorat, rothes 
Biutlaugensalz) zerstören wohl den Farb- 
stoff, ohne jedoch ein Weiss zu geben. 
Beide Farbstoffe eignen sich gut zur Her- 
stellung blau geätzter Nüaneen auch mit 
substantiven Baumwollfarben vorgefärbten 
Stoffen, ferner zum Druck dunkelblauer 
Fonds; je nach der gewünschten Nüance 
können die Blaus gemischt, oder auch mit 
anderen basischen Farbstoffen nüancirt ver- 
wendet werden. Diphenblau B nüancirt 
man z. B. mit etwa 6% Methyl violett 2B, 


igitized by (Joogl 



Rundschau. 


213 


Heft 13. 1 

1 Juli 1.99. | 


Diphenblau R mit etwa 8% Methylenblau 
2B neu D. 

Feiner versendet die Berliner Actien- 
gesellschaft ein sehr geschmackvoll aus- 
gestnttetes Buch, in welchem sie eine 
Üebersicht über die Eigenschaften 
ihrer Farbstoffe und über ihre Verwen- 
dung in der Textilfärberei giebt. Die An- 
gaben über die Eigenschaften sind in 
vergleichenden Tabellen zusaimnengestellt, 
und bieten den Färber ein erwünschtes 
Material für die Beurtheiiung und Verwen- 
dung der Farbstoffe. Die Filrbevorschrirten 
sind möglichst kurz gefasst, da auch 
nicht von der Firma beabsichtigt wurde, 
ein umfangreiches, durch Muster illu- 
strirtes Sammelwerk zu schaffen, sondern 
nureine kurze, möglichst übersichtliche Anlei- 
tung zurVerwendung der Farbstoffe zu geben. 

Was den Inhalt dos Buches anhetrifft, so 
behandelt es im 1. Theil Allgemeines 
über die Färberei der Textilfasern, 
während der 2. spezielle Theil Artikel über: 
Die Farbstoffe und ihre Eigenschaf- 
ten enthält; ihm sind noch 4 Abtheilungen 
untergeordnet, nämlich: 1. Tabella- 

rische Üebersicht der Eigenschaften 
der Farbstoffe bei ihrer Verwendung 
auf den verschiedenen Fasern; 
2. Oruppirung der Farbstoffe nach 
Echtheitsgraden und Egalisirungs- 
vermögen; 3. Oruppirung der Farb- 
stoffe nach ihrer Verwendung für 
die verschiedenen Zweige der Fär- 
berei und 4. Woll-, Baumwoll- und 
Halbwollfärberei (Oruppirung der 
verschiedenen Textilmaterialien). 

In einem Nachtrag vereinigt die Ge- 
sellschaft einige während des Druckes des 
Buches entstandene Neuheiten. Sie be- 
spricht die Kaltfärberei der substan- 
tiven Baumwollfa rben und giebt die 
Farbstoffe an, die hierfür Verwendung 
finden (z. B. Chrysophenin. Kambesischwarz D, 
Erika BN, 2GN und andere). 

Als Neue Farbstoffe finden Erwäh- 
nung für Wolle Wollblau R, Nerol B und 
2B, Guineacarmin B; für Baumwolle Co- 
lumbiaschwarz FF extra, Sambesischwarz R, 
Sambesiindigoblau R, Nerogen D u. a. m. 

Ein umfangreiches Sachregister, welches 
das Auffinden der in dem Buche enthalte- 
nen Notizen erleichtert, bildet den Schluss. 

Das Farbwerk Mühlheim vorm. 
A. Leonhardt & Co. bringt im Eboli- 
blau 2R (vgl. Muster No. 1 der heutigen 
Beilage) ein neues substantives Blau in den 
Handel: es liefert röthere Nuancen als die 
Marke B. Die Färbungen sind nach den 
Angaben der Firma auf Baumwolle nlkali-, 


säure-, bügel-, schwefel- und reibecht. 
AufWolle erhält man waschechte Färbungen, 
welche eine neutrale und alkalische Seifen- 
walke von etwa 40° C., ohne auf weiss zu 
bluten, aushalten. Gefärbt wird unter Zu- 
satz von etwa 1 bis 4 ccm essigsaurem 
Ammoniak 10° Be. im Liter Flotte und 
10% Glaubersalz. Man geht bei t!0" C. 
ein, bringt bis % Stunde zum Kochen 
und färbt % Stunde bei dieser Temperatur. 

Baum wolle färbt man 1 Stunde kochend 
unter Zusatz von 10 bis 30% Glauber- 
salz oder Gewerbesalz; der Farbstoff zieht 
auch in alkalischer Flotte und kann infolge 
dessen mit sämmtlichen substantiven Farben 
gemischt werden. 

Halbwolle wird unter Zusatz von 20% 
Glaubersalz */ 4 bis '/» Stunde kochend, 

% Bis 1 Stunde bei geschlossenem Dampf 
gefärbt. 

Seide wird in mit Schwefelsäure ge- 
brochenem Bastsei fenbade gefärbt und mit 
Schwefelsäure avivirt. 

H albseide färbt man mit 2 g Seife und 
5 g Kochsalz für den Liter Flotte, zuerst 
*/ 2 Stunde bei 90° C. und lässt dann 
3 / t Stunde lauwarm bis kalt nachziehen. 

Gloria wird mit 2% Essigsäure 8° Be, 
l Stunde bei 90° C. gefärbt. 

Leinen, Ramie und Jute färbt man 
Baumwolle. 

Joh. Bud. Geigy & Co._ in Basel 
zeigen in einem Rundschreiben zwei neue 
direetfärbende Farbstoffe Di phenyl -Chry- 
soin G und RR an. (Vgl. auch Seite 193 
No. 7 und 8.) Diese beiden Gelb sind 
leicht löslich und sehr iicht- und waschecht. 

Durch Nachbehandeln mit einer kochenden Lö- 
sung von Chromkali (3 % vom Gewicht der 
Baumwolle) erhält man Färbungen, die in 
der Walke nicht biuteu. Beide Farbstoffe 
sind kupferbeständig, sie empfehlen sich 
daher auch für Färberei von Baumwolle 
auf Cops, auf Spulen und in losem Zu- 
stande. Bei Halbseide ziehen sie unter 
Zusatz von Seife und Soda auf Baumwolle 
kräftig, die Seide aber färben sie nur 
schwach an. Gefärbt wird mit 20 % 
Glaubersalz 1 Stunde kochend. Die Färbe- 
bäder ziehen nicht aus und werden weiter- 
benutzt. 

Directe Farbstoffe auf Baumwoll- 
stttck betitelt sich eine Karte der Baseler 
Firma; die in dieser veranschaulichten 
Farbstoffe sind auf gebleichten Stoff in 
zwei Schatten unter Zusatz von 20 % 
Glaubersalz zum Färbebad in 1 Stunden 
kochend nusgefärbt. Hiervon sind ausge- 
nommen Directrosa, das mit 20 % Glauber- 
salz und 2 % Seife und Diphenylbrauu T, 

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214 


Rundschau. 


rFirtflr-Zattam;. 
[ Jahrgang _1W9 


welche« mit der gleichen Menge Glauber- 
salz und 5 % Soda ausgefärbt wurde. 

Die Firma Ford. Petersen & Co., 
Schweizerhaile, versendet eine Muster- 
karte , in welcher die beiden Farbstoffe 
Cubaschwarz R und G illustrirt werden. 
(Vgl. 8. 203, H. 12.) 

Man fiirbt in möglichst kurzer Flotte mit 
5 % ealc. Soda 1 Stunde kochend, spült 
und entwickelt in dem wie folgt be- 
schriebenen Entwicklungsbade. 

Entwicklungsbad. Man löst in kaltem 
Wasser für je 1 kg Farbstofl 400 g 
Azophorroth PN, geht kalt ein , behandelt 
darin ’/, Stunde, spült und seift mit 2 g 
Seife im Liter bei etwa 70° C. Um dunklere 
blaustichige Nüancen zu erhalten, setzt 
man dem Entwicklungsbad vor dem Ein- 
gehen, je nach der gewünschten Nüance, 
’/jo bis ■/,% Methylenblau zu. Tiefschwarze 
Nüancen erreicht man durch Grundiren mit 
Cubaschwarz und Cebersetzen mit einem 
schwachen Anilinfarbeschwarz. Der ge- 
färbte Stoff wird in der mit Anilin, Säure 
und Kupfervitriol versetzten Flotte 1 / t Stunde 
kalt umgezogen, wobei man die Biehromat- 
lösung in 3 bis 5 Portionen zugiebt. Dann 
erwärmt man innerhalb l / 2 Stunde auf 
55° C. und behandelt den Stoff noch eine 
weitere halbe Stunde bei 55° C. Hierauf 
wird gewaschen, V, Stunde kochend ge- 
seift (1 g Seife im Liter), nochmals ge- 
waschen und getrocknet. j>_ 

G. v. Georgievics, Ein Beitrag zur Kenntniss 
des Tannirena der Baumwolle. (Mittheilungen 
des Technologischen Gewerbemuaeume in 
Wien, 1898, Hoft U und 12.) 

Beim Tanniren der Baumwolle hat man 
bisher folgende Beobachtungen gemacht: 

1. Eine Tanninflotte wird nie erschöpft; 
es bleibt immer ein geringer Theil des 
gelösten Tannins unabsorbirt. 

2. Wenn man Baumwolle, die man in 
einer concentrirten Tanninlösung behandelt 
hat, in eine verdünnte Tanninlösung bringt, 
so wird nicht etwa noch etwas Tannin 
aufgenommen, sondern vielmehr ein Theil 
des absorbirten Tannins wieder abgegeben, 
.ln man kann sogar aus tannirter Baumwolle 
durch wiederholte Behandlung mit Wasser 
das aufgenommene Tannin so gut wie voll- 
kommen auswaschcn 

3. Man weiss, dass die von der Baum- 
wolle aufgenommene Tanninmenge weniger 
von der absoluten Menge des angewendeten 
Tannins, als von der Concentration der 
Tanninflotte abhängig ist; daher werden 
aueh in der Praxis möglichst .kurze“ 
Tanninflotten, d. h. solche, die auf eine 


bestimmte Menge Tannin möglichst wenig 
Wasser enthalten, angow endet. 

4. Endlich ist bekannt, dass die Auf- 
nahme des Tannins durch die Baumwolle 
zwar langsam stattfindet, nach einer ge- 
wissen Zeit aber vollkommen aufhört. 

Aus dem Gesagten lässt sich nun 
unschwer folgern, dass die Aufnahme des 
Tannins durch die Baumwolle ein gesetz- 
mässiger Absorptionsvorgang, und zwar 
ein vollkommen umkehrbarer (reversibler) 
Vorgang ist. Um dies mit Bestimmtheit 
zu constatiren. müsste man wissen, wieviel 
Tannin aus verschieden concentrirten 
Lösungen von einer bestimmten Baumwoll- 
tnenge aufgenommen wird. 

Solche Bestimmungen sind von E. Knecht 1 ) 
gemacht worden; aus den ermittelten Zahlen 
lässt sich aber eine strenge Gesetzmässig- 
keit rechnerisch nicht ableiten. Es schien 
inir sicher, dass bei diesen Bestimmungen 
des von der Baumwolle nufgenommenen 
Tannins durch Titriren der in den betreffenden 
Lösungen verbliebenen Tanninmengen mit 
Kaliumpermanganat luidlndigcarmin, infolge 
der Mangelhaftigkeit der Methode, Fehler 
gemacht worden waren. 

Thatsächlieh zeigte eine Reihe von 
Titrationen einer reinen Tanninlösung nach 
der sogenannten Löwenthal’schen Methode, 
dass man nur dann genaue Resultate er- 
hä.t, wenn die zu titrirenden Lösungen 
die ganz gleiche Concentration besitzen; 
die Methode ergiebt um so mehr Tannin, 
je concentrirter die Tanninlösungen zur 
Titration angewendet werden. 

Hat man also beispielsweise zwei 
Tanninlösungen zu titriren, von welchen 
die erste etwa einen Theil, die zweite zwei 
Theile Tannin in demselben Flüssigkeits- 
volumen enthält, so wird man, um genaue 
Resultate zu bekommen, die zweite Tannin- 
lösung vor dem Titriren mit dem gleichen 
Volumen Wasser verdünnen müssen und 
gleiche Flüssigkeitsmengen der beiden 
Tanninlösungen zur Titration verwenden. 

Um nun die Verkeilung von Tannin 
zwischen Wasser und Baumwolle mit mög- 
lichster Genauigkeit zu ermitteln, wurden 
sechs Versuche (jeder Versuch zweimal) 
angestellt, bei welchen die Concentrationen 
der angewandten Lösungen bis auf den 
sechsfachen Werth verändert waren. Als 
Baumwolle wurde Bruns’sche Watte ver- 
wendet; die Versuche wurden bei gewöhn- 
licher Temperatur angestellt; ihre Dauer 
betrug etwa 37 Stunden, nach welcher Zeit 

’) Knecht, Rawson und Löweuthal, Hand 
buch der Färberei, S. 280. 


i by Google 



H«Cl 13. 1 

I Ju’l 1H9Ö. I 


Verschieden* Mltthelhinfen. 


215 


(wahrscheinlich schon etwas früher) voll- 
kommenes Gleichgewicht eingetreten war. 
Die übrigen Details sind aus der nach- 
stehenden Tabelle ersichtlich. 


fs n o i E e 

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5 £ S 

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§§ 

a 

fllill 

M 

I. 0.5 3 100 

0 357 

0.143 

13.4 0.12 

II. 0.5 3 200 

0 394 

0.106 

17.9 0.12 

IB. 0.5 3 300 

0.404 

0.096 

23.8 0.11 

rv. 0.6 1 3 400 

0.4097 

0.0903 

29.3 0.1 1 

V. I 0.5 3 500 

0.4156 

0.0844 

33.9 0.10 

VI. 0.6 3 600 

0.4261 

0 0749 

35.2 0 11 


In der obigen Tabelle bedeutet C Faser die 
von der Baumwolle aufgenommene Tannin- 
menge auf 100 Theilo (Gramm) Baumwolle um- 

f erechnet; und ebenso G Flotte die nach dem 
anniren im Wasser verbliebene Tanninmenge 
auf 100 cm s Wasser umgerechnet. Für den 
Versuch II. beispielsweise ist C Faser = 3.63 
und C Flotte = 0.197. 

So wie beim Farben von Seide mit 
Indigcarmin 1 ) und von mercerisirter Baum- 
wolle mit Methylenblau 1 ) findet also auch 
hier eine gesetzmässige Vertheiluug des 
Tannins zwischen Baumwolle und Wasser 

I* 1 USFf 

statt. Der Theilungscoefficient „j ' ^ 
steigt allmählich mit zunehmender Ver- 
dünnung, während der Ausdruck ^ * I lolk 

C Faser 

eine befriedigende Constanz besitzt. Wenn 
wir daher annehmen, dass in kalten wässe- 
rigen Tanninlösungen Doppelmolecüle des 
Tannins enthalten sind, so müssen wir 
folgern, dass die Baumwolle aus solchen 
Lösungen einfache Tannmmolecüle auf- 
nimmt. 

Für die Praxis des Tannirens ergiebt 
eich aus der ermittelten Gesetzmässigkeit 
eine volle Bestätigung der eingangs ange- 
führten Regeln. Dieselben finden aber 

nunmehr in dem Ausdruck ^ 1 — g.l 1 

(J Faser 

eine viel präcisere Fassung. Ein Beispiel 
dürfte genügen, um das Gesagte klar zu 
machen : 

In dem Versuch V. wurden von 3 g 
Baumwolle aus einer Flotte von ’/ 2 g 
Tannin in 500 cm 3 Wasser 0.0344 g Tannin 
aufgenommen. Um die doppelte Menge 
Tannin — bei sonst unveränderten Versuchs- 
bedingungen — auf die Faser zu bringen, 

') Monatshefte für Chemie, Bd. XV, S. 705 
bis 717. 

! ) Ibid. Bd. XVI, S. 345 bi» 350. 


würde man nach den bisherigen dies- 
bezüglichen Erfahrungen etwa 1 g Tannin 
anwenden. Aus der oben gegebenen 
Formel lässt sieh aber leicht ableiten, dass 
diese Menge vollkommen ungenügend wäre 
und dass man, um den genannten Zweck 
zu erreichen, rund 2 g Tannin zur An- 
wendung bringen müsste. 

Die Formel lehrt uns in erster Linie, 
dass die Menge des von der Baumwolle 
aufgenominenen Tannins von der Menge 
des Wassers weit stärker abhängt, als man 
bisher angenommen hat. Mit Hülfe der- 
selben wird man in solchen Baumwoll- 
färbereien, welche einen chemisch ge- 
schulten Färber besitzen, ohne grosse 
Schwierigkeiten das Tanniren der Baum- 
wolle zu einer vollkommen sicheren und 
geregelten Operation machen können, was 
sie jetzt gewiss noch nicht ist. 

Stück färb erel Zürich ln Zürich, Verfahren 
zum streifigen Buntfärben gewebter Stoffe in 
regen bogenförmiger Schattirung. (D. R P. 

No. 102 859.) 

Das den Gegenstand dieser Erfindung 
bildende Verfahren besteht darin, mittels 
einer Reihe von Dampfstrahlen eine Reihe 
flüssiger Farben aus offenen, durchsichtigen 
Behältern anzusaugen, zu zerstäuhen, zu 
erwärmen und auf einen wandernden Stoff 
derartig zu sprühen, dass sich die Grund- 
flächen der benachbarten Aussprühkegel 
in der Stoffbahn theilweise Überechneiden, 
um die in ihnen aufgesprühten Farbtheilchen 
an diesen Ueberschneidungsstelien mit all- 
mählichem Uebergange zu mischen. 

Das Verfahren besitzt gegenüber dem 
früheren, welches darin bestand, dass man 
die Stoffe mittels Hand- oder Walzendrucks 
oder auch durch Eintauchen des Stoffes in 
Fllrbebäder bunt färbte, den Vortheil einer 
raschen Arbeit bei unbedeutenden Kosten 
des Färbens. n. 


Verschiedene Mittheilungen, 

The Foremen Dyers’ Publishing Co. Ltd 

Der Herausgeber der Zeitschrift .The 
Foremen Dyers’ Publishing Co. Lmtd.% 
Herr L. M. Carriat, schreibt uns: 

„No. 9 der Färber-Zeitung enthält eine 
Erklärung „In eigener Sache“ der Zeit- 
schrift .Oesterreichs Wollen- und Leinen- 
Industrie“ unter der l'eberechrifl „Uner- 
laubter Nachdruck“, und mit der zusätz- 
lichen Bemerkung, dass man schlimme Er- 
fahrungen mit amerikanischen Fachblättern 



216 


V*r«ehl*d*Q« Mitteilungen. 


f Flifcar-Mtac. 

I Jahrgaö« IW. 


gemacht hat, und dass .die Herren Leiter 
der fraglichen Zeitschriften sehr lockere 
HegrifTe von dem Autorenrecht zu haben 
scheinen und Eingriffe in geistiges Eigen- 
thum nicht für das halten, wofür man es 
mit Fug und Recht in Europa hält.“ Ob- 
gleich diese Schlussbemerkung wohl nicht 
ganz richtig ist (die deutschen Ansichten 
sind nämlich keineswegs Tür ganz Europa 
massgebend), freuen wir uns, dass uns da- 
mit die Gelegenheit zu einer Gegenerklä- 
rung gegeben wird, die zur Klärung des 
Verhältnisses swischen Autoren und Ver- 
legern, bezw. Herausgebern verschiedener 
Zeitschriften in verschiedenen Sprachen bei- 
tragen dürfte, und deren Veröffentlichung 
wir erwarten, denn: .Eenes Mannes Rede“ 
u. 8. w. 

Vor allen Dingen dürfte festzuhalten 
sein, dass hier sehr deutliche Gesetze 
über Verlagsrecht (copy-right) bestehen, 
welche die Jurisdiktion in Verlags-Streitig- 
keiten aus den Händen der einzelnen 
Staaten genommen und ausschliesslich den 
Ver. Staaten-Gerichten zugewiesen haben, 
und welche im Allgemeinen sehr gewissent 
haft befolgt, namentlich von den .Ver- 
bündeten Press- und Journalisten-Vereinen“ 
zur Richtschnur genommen werden. Zum 
Schutz des Verlagsrechts wird eine Ein- 
tragung in die Bücher gewisser Behörden 
verlangt, die für Zeitschriften von Jahr zu 
Jahr erneuert werden muss, und die den 
ganzen Inhalt solcher eingetragenen Blätter 
»chützt. Das Gesetz gestattet aber die Be- 
nutzung, bezw. Abdruck der anderwärts 
bereits veröffentlichten Arbeiten unter An- 
gabe der Quelle und des Namens des 
Verfassers. Will der Verfasser oder Ver- 
leger solche Benutzung eines Artikels durch 
andere Zeitschriften verhindern, so muss er 
das spezielle Verlagsrecht, etwa zum Zweck 
der späteren Veröffentlichung in Buchform, 
durch spezielle Eintragung sichern, und den 
bezüglichen Vermerk der Uebersehrift des 
Artikels beifügen. Nur so kann die Be- 
nutzung einer Publikation durch einen an- 
deren Verleger absolut verhindert werden ; 
es sei denn, dass durch Uebereinkommen 
mit dem Verfasser das Recht des ersten 
Verlegers auf eine gewisse Zeit oder eine 
bestimmte Auflage eingeschränkt war, oder 
dass der erste Verleger den Abdruck des 
geschützten Artikels speziell gestattet. Wird 
ein durch allgemeine oder spezielle Ein- 
tragung geschützter Artikel ohne Angabe 
der Quelle anderweitig abgedruckt, so ist 
die .Nachdruck" (illegitimste reprint) 
und winl als Fälschung behandelt, ge- 
wöhnlich aber nur mit Schadenersatz und 


Wegnahme noch vorhandener Exemplare 
geahndet. 

Nachdruck mit Täuschung durch Aende- 
rung des Titels ist Betrug, und mit Ver- 
schweigung des Namens des Autors quali- 
flcirler Betrug, oder Nachdruck mit er- 
schwerenden Umständen und kann kriminell 
verfolgt werden. Dies ist der einzige so- 
genannte .Eingriff in geistiges Eigenthum“, 
welcher von den Gerichten anerkannt wird, 
weil dasselbe durch Publikation aufgegeben 
und zum öffentlichen Eigenthum mit den 
angegebenen Beschränkungen der Be- 
nutzung gemacht wird, — und das ist 
sicherlich gesunde Logik, da nur in diesem 
Falle das intellectuelle Interesse des Au- 
tors und das finanzielle des ersten Ver- 
legers geschädigt wird. 

Was Uebersetzungen aus fremden 
Sprachen angeht, so geht man von der 
sehr richtigen Ansicht aus, dass dieselben 
besondere Kenntnisse, Arbeit und Zeit er- 
fordern. Die Ver. Staaten-Gerichte haben 
daher zahlreiche übereinstimmende Ent- 
scheidungen dahin abgegeben, dass Ueber- 
setzungen aus fremden Sprachen 
neue Arbeiten (reproductions) sind,, und 
nicht Nachdruck (reprintsl und Jedermann 
freistehen, es sei denn, dass der Autor oder 
Verleger der Original-Ausgabe nicht bloss 
den .Nachdruck verboten“, sondern sich 
.alle Rechte Vorbehalten“ hat. Ein 
solcher Vermerk wird denn auch von allen 
anständigen Redactionen und Literaten un- 
weigerlich respectirt, wie auch die gute 
Sitte der Quellenangabe, selbst wenn nicht 
ausdrücklich verlangt, aus collegialischer 
Höflichkeit beobachtet, aber auch verlangt 
wird. Es giebt freilich leider auch .Re- 
dacteure“, die nicht Literaten sind und daher 
von solcher Sitte keinen Begriff, solidem 
nur den einen Zweck haben, ihre Spalten 
mit allem Erreichbaren zu füllen und vor 
allen Dingen Geld zu machen, sofern sie 
nicht durch das Gesetz gehindert werden. 

Die Verhältnisse liegen hier aber ganz 
anders als dort, wie ja auch Land und 
Leute ganz anders sind, und man dürfte 
sich nach Obigem überzeugen, dass man 
hier nicht nur nicht sehr lockere, sondern 
sehr klar deflnirte und begrenzte Begriffe 
von Verlagsrecht und geistigem Eigenthum 
hat, die dagegen in Deutschland (nicht 
allgemein in Europa) etwas unklar, jeden- 
falls übertrieben sind. Und sind z. B. 
Fälle bekannt, wo Deutsche, keineswegs 
obskure Schriftsteller, Abschriften ihrer Ar- 
beiten gleichzeitig (natürlich in aller Un- 
schuld!) an mehrere Zeitschriften, auch 
hiesige, versandten, um ihr geistiges Eigen- 



H«A II. 1 

I. Juli IKK. I 


Verschieden* Mittheilungeft. 


217 


thum auf möglichst ausgiebige Weise zu 
verwerthen. Solche, dem deutschen Volke 
eigenthfimliche Sentimentalität oder Pietät 
wie diejenige, wodurch die Herren von 
Goethe ohne eigenes Verdienst von dem- 
jenigen ihres grossen Vorfahren heute noch 
Nutzen ziehen, oder wenigstens lange Zeit 
hindurch gezogen haben, ist hier aller- 
dings unbekannt. Dagegen beweist aber 
auch der Pall von A. Sansone, welcher 
seiner Stellung am Textile Manufacturer 
ohne Weiteres enthoben wurde, da er 
innerhalb eines Jahres 31 Artikel des Tex- 
tile Colorist benutzt hatte, ohne Kredit zu 
geben, dass die deutschen Ansichten in 
Europa nicht allgemein getheilt werden, 
sondern dass man vielmehr die Regeln der 
journalistischen Etiquette vorzugsweise zur 
Richtschnur nimmt. Auch glauben wir, 
dass selbst deutsche Rechtsgelehrte der 
amerikanischen Ansicht beipflichten würden, 
dass Nachdruck in der mechanischen Ver- 
vielfältigung einer literarischen Arbeit durch 
einen Anderen als den Verfasser, oder in 
zweiter Linie durch den Verleger besteht, 
und dass derselbe ohne Kreditirung dieses 
Eigenthums- oder Prioritätsrechtes uner- 
laubt ist, selbst wenn zwischen den be- 
treffenden Zeitschriften ein Austausch-Ver- 
hältniss besteht. Was hätte überhaupt der 
Austausch zu bedeuten, wenn er nicht ein 
Uebereinkommen zwischen Zeitschriften zur 
wechselseitigen Benutzung ihres Inhaltes 
selbstverständlich immer mit Quellenangabe? 
Sicherlich nicht blos unfruchtbare Unter- 
haltungs-Lektüre, sondern weiteste Ver- 
breitung von Kenntnissen aller Art, und 
nicht nur Mittheilung von kommerziellen 
Verhältnissen, die überhaupt gar nicht in 
ein technisches Blatt gehören und daher 
z. B. von der „Leipziger Monatsschrift“ in 
ein besonderes Beiblatt verwiesen worden 
sind. Deutsche Juristen werden ebenfalls 
wohl zugehen, dass eine Uebersetzung be- 
sondere Kenntnisse erfordert und Zeit, Ar- 
beit und Geld kostet und daher Jedermann 
freisteht, der dieselben darauf verwenden 
will, wenn der Verfasser oder Verleger des 
Originals cs nicht thun will oder ausdrück- 
lich Vorbehalten hat. Uebrigens gewährt 
eine Uebersetzung beiden den Vortheil, sie 
in fremden Ländern bekannt zu machen, 
wo man, mit Ausnahme vielleicht einiger 
wenigen Literaten, vorher von ihrer Exi- 
stenz nichts wusste, und dadurch eventuell 
Beiden nützlich zu werden. 

Was nun die Phrase „Nachdruck ver- 
boten“ oder die gleichbedeutende „Nach- 
druck ohne Angabe der Quelle untersagt“, 
die ja an die Spitze fast jeder Original- 


Arbeit gesetzt wird, so wird dadurch an 
den durch den Austausch gewährten Be- 
fugnissen und daran geknüpften Bedin- 
gungen nichts geändert, am allerwenigsten 
die Befugniss zur Uebersetzung aufgehoben; 
und wenn das die Stelle gesetzlicher Be- 
stimmungen vertreten oder deren Wirkung 
haben soll, so muss es mit der deutschen 
Pressgesetzgebung übel stehen, die uns 
beiläufig unbekannt ist, und kann sowenig 
wie letztere über die Grenzen Deutsch- 
lands hinausreichen. Wir haben nun in 
dieser ganzen Angelegenheit von Anfang 
an durchaus in gutem Glauben gehandelt, 
ohne den geringsten Gedanken an etwaigo 
Rechtsverletzung, da wir den hier geltenden 
Gesetzen vollkommen Genüge geleistet und 
den Anforderungen journalistischer Etiquette 
Rechnung getragen. Als wir am Nach- 
mittag des 23. März einen geharnischten 
Brief von der Reichenberger Redaction er- 
hielten, haben wir noch in selbiger Stunde 
Obiges derselben auseinandergesetzt und 
gleichzeitig an die Druckerei, welche den 
vierten Abschnitt des betreffenden Artikels 
in Händen hatte, Anweisung geschickt, den 
Druck bis auf Weiteres zu sistiren. Auch 
davon benachrichtigten wir „Oesterreichs- 
Wollen- und Leinen-Industrie“, und haben 
wir uns des Abdruckes deB Weiteren ent- 
halten. Leider aber benachrichtigte die 
Druckerei uns am nächsten Tage, dass der 
Abdruck schon am vorhergehenden Tage 
erfolgt sei. Da war nichts mehr zu ändern, 
wir glaubten aber die Aufregungder Reichen- 
berger Collegen beschwichtigt zu haben, 
und waren nicht wenig überrascht, als wir 
statt der No. 8 des Blattes einen Separat- 
Abdruck der „Erklärung in eigener Sache“ 
erhielten. 

Es würde uns Leid thun, wenn wir uns 
unbewusst einer Rechtsverletzung schuldig 
gemacht hätten. Wasaberdie „Ansprüche“ 
des Reichenberger Blattes angeht, so hat 
die verehrliche Redaction die Rollen von 
Klüger, Richterund Jury „in eigener Sache“ 
übernommen und unter Androhung gericht- 
licher Hülfe uns mit einer Busse von 
$ 100 belegt, fordert also von uns etwa 
das Doppelte von dem Honorar des Dr. 
Bourcart. Dass eine solche Forderung aus 
den angeführten Gründen, und nachdem 
das Reichenborger Blatt den vollen Nutzen 
von dem Artikel gehabt hat, abgelehnt 
werden musste, ist nur natürlich. Die 
Drohung der verehrl. Redaction lässt uns 
vollkommen kühl, sollte dieselbe aber den 
Weg Rechtens beschreiten, so wird sie es zu- 
nächst ziemlich schwierig finden, den Be- 
weis eines wirklich erlittenen Schadens zu 



218 


Patentliste. 


FurW-Zeltim*. 

Jahrgang IHM. 


führen, der in solchen Fällen stets ver- 
langt wird; gip würde ferner die bittere 
Erfahrung machen, mit ihrer Klage auf 
Grund zahlreicher Präzedenzfälle einfach 
abgewiesen zu werden 

Wir sehen der weiteren Entwicklung 
der Angelegenheit mit Gleichmut h entgegen, 
wenn nicht etwa „ Oesterreichs Wollen- und 
Leinen-Industrie“ eine Revokation ihrer 
Erklärung rathsam linden sollte.“ — 

Zum Belege dafür, dass die Auffassung 
des Herrn Carriat auch nicht von allen 
seiner Oollegen in der Union getheilt wird, 
möge eine Mittheilung der bekannten 
Schriftstellerin Bertha von Suttner hier 
Platz finden. Sie veröffentlichte in den 
„Beiträgen zum Urheberrecht“, Berlin 1895, 
S 137, folgendes Schreiben des Heraus- 
gebers eines amerikanischen Blattes, welcher 
ihr für einen abgedruckten Roman frei- 
willig ein kleines Honorar übermittelt hatte: 
„Wie gerne wollten wir einen anständigen 
Betrag für ausländische Beiträge zahlen, 
wenn wir dadurch nur das alleinige Recht 
der Wiedergabe erwerben könnten. Aber 
bei diesem unseligen Mangel an lite- 
rarischer Convention steht es ja Jedem frei, 
jedes ausländische literarische Product be- 
liebig zu vervielfältigen ; die zahlenden 
Verleger könnten dann neben den nicht- 
zahlenden unmöglich aufkoinmen. Indessen, 
um dem eigenen Redlichkeitsgefühl 
zu genügen und um dem Principe zu 
huldigen, dass dem Urheber eines Werkes 
Cohn gebührt, erlaube ich mir, anbei den 
Betrag u. s. w.“ 

Jahresbericht der König! höheren Webeachule 

zu Cottbus Uber das Etatsjahr i8g8. (1. April 

1898/99.) 

Das Schuljahr begann am 18. April 1898 
und schloss mit dem 25. März 1899. Die 
Schule wurde im verflossenen Jahre im 
Sommersemester von 64, im Wintersemester 
von 76 Schülern besucht. Den für die 
Webereiabtheilung eingeführten Abgangs- 
prüfungen unterzogen sich am Schlüsse 
des Sommersemesters 6 Schüler des Fa- 
brikanten- und 21 Schüler des Werkmeister- 
kursus, am Schlüsse des Wintersemesters 
wurden 6 Schüler des Fabrikantenkursus 
geprüft. Den Vorsitz führte Herr Ober- 
bürgermeister Werner, während als Re- 
gierungskommissar Herr Professor Gürtler 
aus Berlin anwesend war. 

In der zu der Schule gehörigen Fär- 
berei wurden 40 kg Garn, 27 Stück Tuch 
und 9 Musterschablonen gefärbt. In der 
Appretur wurden 78 Stücke und 34 Muster- 
schablonen appretirt. In der Weberei wurden 


hergestellt: auf den Webstühlon 102 m 
Streichgarn-, 82 m Damenkleidcr- und 70 m 
Kammgarn-Anzugstoffe, 16 m Ratine. 30 m 
verschiedene Musterschablonen; auf dem 
Rundstuhle 40 ra Trikothemdenstoff und 
70 m Krimmerpaletotstoff. 

Ferner wurden von den Schülern unter 
Leitung der Lehrer zahlreiche Ausflüge 
gemacht, auf denen 7 Tuchfabriken, 2 Webe- 
reien, 1 Teppichfabrik, 2 Färbereien, 1 Car- 
bonisiranstalt und Kunstwollfabrik, 1 Appre- 
turanstalt, 1 Deckenfabrik, 1 Hulfabrik. 
1 Kratzenfabrik, 1 Kammgarnspinnerei und 
5 Textilmaschinen besichtigt wurden. 


Patent -Liste. 

Aufgestellt von der Redaction der 
„Färber-Zeitung* . 

Patent-Anmeldungen. 

Kl. 8. C, 6857. Vorrichtung für Raubmaschinen 
zum Putzen der Karden in der Maschine. 

— L. Clären b ach jr., Philadelphia. 

Kl. 8. H. 19 379. Waschvorrichtung für den 
Bezug des Druckcylinders von Zeugdruck- 
maschineu. — E. W. Hopkins, Berlin. 

Kl. 8. Sch. 14 199. Vorrichtung zum Impräg- 
niren, Bleichen, Färben, Waschen, Spülen, 
Schleudern und Trocknen von Textilstoffen. 

— H. Schirp u. F. Hoffmann, Barmen. 

Kl. 8. St. 5850. Vorrichtung zur ununter- 
brochenen Bereitung von Schlichte- und 
Appreturmasse; Zua. z. Pat. 101 594. — 

A. Stephan, Breitenbach b. Münster. 

Kl. 8. K 16 548. Copsträger für Vorrich- 
tungen zum Impr&gniren u. a. w. von Garnen 
ln Copeforra. — M Koehn, Leubnitz b. 

Werdau i. 8. 

Kl. 8. Sch. 14 327. Mulde für Mehrwalzen- 
muldenpreaeen ; 2. Zus. z. Pat. 99 815. — 
Schmidt & Scbmits, G m.b.H., Köln a.Rh. 

Kl 8. W. 14 793. Walze für Kalander u. dgl. 

— C. Weatermann, Krefeld. 

Kl. 22. B. 22 509. Verfahren zur Darstellung 
von einfachen und gemischten Indigoroth- 
farbstoffen — Badische Aniliu- und 
Soda -Fabrik, Ludwigsbafen a. Rh. 

Kl. 22. K. 17 138. Verfahren zur Imitation 
von Marmor. — lt. Kessler, Elberfeld. 

Kl. 22. K. 17 223. Verfahren zur Herstellung 
eines Beizpulvers. — Kochen & Beeck, 

Krefeld. 

Kl. 22. R. 12 443. Verfahren zur Herstellung 
einer Grundirungsmasae für Oelfarbenan- 
striche. — K. Ko hl off, Gr. Lichterfelde 
b. Berlin 

Kl. 22. A. 6120. Verfahren zur Darstellung 
eines schwarzen Baumwollfarbstoffea. — 
Actiengesel lschaft für Anilinfabri- 
kation, Berlin. 

Kl. 22. H. 21 029. Verfahren zur Herstellung 
von gebleichtem Schellack. — F. Hu ff, 

Mainz. 

Digitized by Google 



Pat«ntll*te. 


219 


Saft IS. 1 

1. Juli 18M.J 

Kl. 22 0. 2865 Verfahren zur Darstellung 

von substantiven Polyazofarbstoflen aus 
Toluylendlaminsulfosäure. — K. Oohler, 
Offenbach a. M. 

Kl. 29. B. 5713. Maschine zur Abscheidung 
der Paaem von Pflanzenstengeln. — R. J. 
Eke, Pentonville, Grfsch. London. 

Kl. 29. B 20 627. Verfahren zur Verbesserung 
der Färbung von Jutefaser. — Ch. O’Brien 
u. J. Shoarer, Dundee. 

Paten t-Brtheilungen. 

Kl. 8. No. 104 359. Vorfahren zum Farben 
und Drucken mit Indigo unter Benutzung 
von Sulfitcelluloseablauge. Uesterreichi- 
scher Verein fürCelluloaefabrikation, 
Wien. Vom 24. Februar 1898 ab. 

Kl. 8. No. 104 397. Ueberguasapparat für 
Färberei* und ähnliche Zwecke. — A. Urban, 
Sagan. Vom 12. Mai 1898 ab. 

Kl. 8. No. 104 467. Umwandelbares Ketten- 
glied für Breitspannmaschinen. — F. Deiss* 
ler, Berlin. Vom 19. Marz 1898 ab. 

Kl. 8. No. 104 494. Verfahren zur Herstellung 
haltbarer Bleichmittel aus Superoxyden und 
Alkallsilikat. — L. H. F reutz, Laeken- 
Brüasel. Vom 23. November 1897 ab 

Kl. 8. No. 104 513. Breitwaachmaachiuo mit 
Kopf walzen. — E. lieiny, Mülhausen i. E. 
Vom 10. September 1897 ab. 

Kl. 8. No. 104 514. Walzendruckmaschine mit 
fortschreitenden Druckwalzen. — Dr. A. 
Jaehn, Penig. Vom 29. April 1898 ab. 

Kl. 8. No 104 515 Rotirender Spannrahmen 
für Gewebe. — P. Schubach, Leitelshain- 
Crimmitschau. Vom 14. Juli 1898 ab 

Kl. 22. No. 104 365. Verfahren zur Herstellung 
in Wasser unlöslicher Gelatinekörper. — 
Chemische Fabrik auf Actien (vorm. 
E. Schering), Berlin. Vom 27. Februar 
1894 ab 

Kl. 22. No. 104 366. Neueruug in dem Ver- 
fahren zur Darstellung von Polyazofarbstoflen 
aus y-AinidonaphtolsuIfosäure; 2. Zus. z. 
Pat. 64 398. — Leopold Cassella & Co., 
Frankfurt a. M. Vom 22. Januar 1895 ab. 

Kl. 22. No. 104 367. Verfahren zur Darstellung 
eines blauen beizenfärbeudeu Farbstoffes der 
Anthracenreihe; 2. Zus. z. Pat. 75 490. — 
Farbwerke vorm. Meister Lucius & 
Brüning, Höchst a. M. Vom 21. October 
1898 ab. 

Kl. 22. No. 104 498. Verfahren zur Darstellung 
violett- bis blauschwarzer sekundärer Dis- 
azofarbstoffe aus Amidoresomndisulfosäure. 
— Badische Anilin- und Soda-Fabrik, 
Ludwigshafen a.Rh. Vom 5. August 1898 ab. 

Kl. 22. No. 104 545. Verfahren zur Herstellung 
von Haargemälden. — Körber & Rünzi, 
Bonndorf i. B. Vom 30. August 1898 ab. 

Kl. 22. No. 104 569. Verfahren zur Herstellung 
eines Putzmittels. — J. Hirsch, Wien. 
Vom 2. August 1898 ab. 


Kl. 29. No. 104 504. Verfahren zur Aufbe- 
reitung von Pflanzenfasern, insbesondere 
Jute, Rbea und Ramie — Dr. A. H. Prinz, 

H. Haber, E Tomischka u. J Frh. v. 

Brenner, Wien. Vom 17. November 1897 ab. 

Patent- Löschungen. 

Kl. 8. No. 68 688. Färb*. Imprägnir-, Wasch- 
und Spülmaschine für Textilstoffe in losem, 
gesponnenem und gewebtem Zustande, mit 
Zusatzpatent 69 448. 

Kl. 8. No. 92 716. Gravirmaschine für Zeug- 
druckwalzen. 

Kl. 22. No. 62 703. Verfahren zur Darstellung 
von Alizarinblau mit Methylalizarinblau durch 
Kondensation von Amidoalizarin mit Acro- 
lein bezw. Acetaldehyd, mit Zusatzpatent 
68 649. 

Gebrauchsmuster- Eintragungen. 

Kl. 8. No. 113 694. Transportvorrichtung für 
Fftrbemaschinen mit die das Gut tragenden 
Walzen selbstthätig ergreifenden, hoch- 
hebenden und jenseits uiedersotzenden 
Rollenzügen. — J. W. Crowther, Kirk- 
heaton. 27. März 1899. 

Kl. 8. No. 113 797. Mehrwalzen-Muidenpresse 
mit an den verstellbaren Walzenköpfen 
gelagerten Aotriebszahnräderu für die 
Walzen uud Kettenantrieb. — M. Schmits, 

Köln a. Rh. 1. April 1899. 

Kl. 8. No. 113 933. Garnbündel mit zwei 
Etiketts für jedes Gebinde, von denen das 
eine Etikett zur Vereinigung der Gebinde 
dient, das andere jedes abgerissene Gebinde 
noch in sich zusammenhält. — C. Gronert, 

Berlin. 28. Februar 1899. 

Kl. 8. No. 114 015. Scbeermascbine - Schutz- 
gitter, auf Böcken drehbar gelagert, uud 
oberhalb des Staubbretts abgefangen. — 

Kettling & Braun, Crimmitschau. 27. Fe- 
bruar 1899. 

Kl. 8. No. 114 062. Wachstuchuntersatz mit 
Papierüberzug. — J. W. Spear & Söhne, 

Fürth i. B. 8. April 1899. 

Kl. 8. No. 114 155. Dampfmangel-Transport- 
vorrichtung aus endlosem Tuch mit Seil- 
einlage an den Seiten und Transport walzen 
mit seitlichen, die Seileinlage aufnehmenden 
Rillen — M. Schmits, Köln a. Rh. 21. März 
1899. 

Kl. 8. No. 114 175. Wolltapete, bei welcher 
die rauhe, wollige Oberfläche durch Pflanzen- 
fasern gebildet ist. — H. Engelhard, 

Mannheim. 20. Januar 1899. 

Kl. 8. No. 114 182. Scheennaschinenschutz- 
gitter mit eingeschnittenem Segment auf 
seiner Drehachse. — Kettling & Braun, 

Crimmitschau. 27. Februar 1899. 

Kl. 8. No. 114 207. Schild für Schnittwaare. 

0. Soyd, New- York. 4. April 1899. 

Kl. 8. No. 114 314. Buchstaben aus Sammet 
zum Aufkleben auf Kranzschleifen. — 

C. A. Klecker, Krefeld. 9. Februar 1899. 

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220 


Briefkasten. 


PirberZelting. 
Jahrgang 18W. 


Kl. 8. No. 114 381. Apparat zur Behandlung 
von Textilstoffen mit sclbstthätig um ge- 
steuertem Druckmittel zum Durchpressen 
der Flüssigkeit durch den Stoff. — F. Deiasler, 
Berlin. 13. April 1899. 

Kl. 8. No. 114392. Copsiraprägnirbehälter aus 
Verthellungs- und Sammelstück mit zwischen- 
liegenden Copseinsätzen zusammengesetzt, 
mit Probireinrichtung. — M. Koehn, Leub- 
nitz b. Werdau. 20. October 1898. 

Kl. 8. No. 114 467. Trägerwellenfilz. Filz- 
fabrik Adlorshof, A.-G., Adlershof bei 
Berlin. 29. September 1898. 

Kl. 8. No. 114558. Quetschwalze für Färberei* 
und Appreturzwecke mit festem Walzen- 
körper und Weichgummiüberzug. J. Koner- 
mann, Borghorst. 18. April 1899. 

Kl. 8. No. 114839. Sammetartige, gepresste 
Stoffe, bei welchen die Pressfiguren nach 
einer Seite abgeschrägt sind, sodass die 
einzelnen Figuren übereinandergeschoben 
erscheinen, etwa wie Schuppen oder Dach 
ziegel u. ä. — A. Uentschel, Berlin 
7. April 1899. 

Kl. 8. No. 114840. Fächerartig auseinander 
schlagbare mehrtheilige Musterkarte, in 
welcher plastisch im verkleinerten .Maassstabe 
nachgebildeto Handschuhe aus farbigen 
Stoffen dargestellt sind. — A. View eg, 
Chemnitz. 8. April 1899. 

Kl. 8. No. 114969. Scheorcylinder mit gegen 
den Cylinder fest angezogenen und mit ihm 
fest xerschraubten oder genieteten Spiral- 
messern. — Kettling & Braun. Crimmit- 
schau. 27. Februar 1899. 

Kl. 8. No. 114986. Vorrichtung zum Ausein- 
anderschneiden von nebeneinander ge- 
webten Stücken mit ciuem seitlich beweg- 
lichen und in der Höhe vorstellbaren 
Messer. — Schölling & Sträubli, Horgen. 
25 März 1899. 

Kl. 8. No. 115032. Vorrichtung zum Auf- 
wickeln von Stoffen und Bändern, bestehend 
aus einer Welle, die mit zwei gegen ein- 
ander verstellbaren Scheiben versehen ist 
und einerseits zwecks Abnahme des auf- 
gewickelten Materials aus dem Lager ge- 
schoben werden kann. — W. Höckmann, 
Naumburg a. S. 19. April 1899. 

Kl. 8. No. 115060. Elastische Lattenbahn au 
Maschinen zur Herstellung von Staubfäden 
für künstliche Blumen. — K Maaz, Neu- 
stadt i. S. 11. Juli 1898. 

Kl. 8. No. 1 15067. Guruträgcrwalzen ausCellu- 
loid für Straiigwasclunaschinen. — Lanke r 
Collu loidfabri k G. ra. b II., Lank b. Kre- 
feld. 19. Januar 1899. 

Kl. 8. No. 115 127. Streckvorrichtung für Ge- 
spinnst« nach dem Färben, bestehend aus 
Schraubkloben, welche beim Drehen des 
Mutterrahmens die Schraubspindeln und da- 
mit die Gcspinnstträger auseinanderdrücken. 
— J. O. Moskau, Chemnitz. 21. April 1899. 


Briefkasten. 

Zu uueutgellllcliem — rein sachlichem - Ueiauageaustaaicb 
unserer Abonnenten. Jede anaföhrUcb« eod besonder« 
werthvolle Autkunftaerthellang wird bereitwilligst bonorirt 

(tsoejrnie Zasendnngen bleiben ■ nbcrtrkelchtljrt.) 

Fragen. 

Frage 40: Auf welche Weis« schützt man 
Leisten gegen Mitfärben? et 

Antworten. 

Antwort auf Frage 34*. Es ist selbst- 
redend vorteilhafter, Su mach- Extrakt zu ver- 
wenden als Blätter-Sumach, da hierbei erstens 
das Auskochen des Sumachs wegfällt und 
zweitens, weil das Verhältnisa zwischen 
Blätter-Sumach und Sumach-Extrakt sich wie 
100 zu 45 stellt; d. h. man verwendet, um 
dasselbe Resultat zu erreichen, welches man 
mit 100 kg Blättern erzielt, 45 kg Extrakt, 
wobei noch zu berücksichtigen ist, dass der 
angegebene Preis von Mk. 17,— bis 18, — 
für Ia. Sicillaner 8 u mach den gegenwärtigen 
Verhältnissen nicht entspricht. — Ich empföhle 
dem Fragesteller, bei den Herren Grünberger 
& Seidel, Zittau i.S., welche seit langen Jahren 
Sumachextrakt in allorgrösstcm Maassstabe 
herstellen und daher sehr leistungsfähig in 
diesem Artikel sind, Specialofferte einzuholen. 

F.d.B. 

Antwort auf Frage 40: Die Firma 

Benrath & Frank, Gelbe Mühle, Düren (Rhld.j 
bringt unter dem Namen „Pcrgamcntleinen" 
einen Stoff in den Handel, dem der beregte 
Uebclstand der Durchlässigkeit nicht anhaftet. 
Zwecks Anwendung wird das Pergamentleineil 
zunächst der Länge nach zusaromongefaitet 
und zwar das Rohleinen nach aussen lassend. 
Hierauf wird der beiderseitige Rand des Streifens 
nochmals um soviel nach innen geschlagen, 
als die Breito beträgt. Der so horgorichtete 
doppelt gefalzte Streifen wird nun über die 
Leiste geschoben und mittels der Nähmaschine 
aufgenäht. x. 


Auf die Antwort auf Frage 19 in Heft 1 1 
ist zu erwidern, dass die Behauptung in 
Heft 9 bezüglich Cyanol extra und FF 
(Cassella) vollkommen berechtigt ist; denn 
Alizarinsapliyrol ist kein Anilin-, sondern, wie 
der Name sagt, ein Alizarinfarbstoff Alizarin- 
saphyrol ist aber so schwcissunecht und hat 
die unangenehme Eigenschaft, beim Nass- 
werden nach dem Decatiren ganz seine Farbe 
zu verändern, so dass es für die Slückfärberei 
nicht in Betracht kommt. Das Umschlagen 
der Nüance von Cyanol bei künstlicher Be- 
leuchtung nach Grün ist, wie jeder Praktiker 
bestätigen wird, ganz minimal und bei den 
Concurrenzproducten und Indigopräparatön 
viel grösser. ä. r . 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Quellenangabe gestattet. 
Verlag von Julius Springer ln Uerlln N. — Druck von Km II Dreyer In Berlin SW. 


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Färber-Zeitung. 

1899. Heft 14. 


Einige Farbstoffe für schwarze, blaue 
und braune Nünncen auf Halbwoll- 
herrenkieldeistoffen. 

VoB 

Willy Imperator!. 

Die Fabrikation von Halbwollaachen hat 
sieh in den letzten Jahren ganz gewaltig 
entwickelt und aueh besonders auf dem 
Gebiete der Confectionsstoffe grosse Fort- 
schritte gemacht. Es ist dies die natür- 
liche Folge der Concurrenz, welche seiner- 
seits wieder durch das Publikum hervor- 
gerufen wurde. Der ehrsame Bürger von 
dazumal, der seinen Rock zwei Jahre hin- 
durch ununterbrochen getragen hatte, über- 
legte noch recht lange, ob er es nicht noch 
ein drittes Jahr mit ihm versuchen solle, 
ehe er ihn seinem Sohne vermachte, denn 
der Rock war noch „ganz gut“ und noch 
gar nicht „aus der Mode“. Heule liegt die 
Sache anders. Auch der weniger Bemittelte 
will heute wenigstens einmal im Jahre einen 
neuen Anzug erstehen, und der Sohn 
von heute erklärt sich gar nicht mehr da- 
mit einverstanden, die getragenen Sachen 
seines Vaters zu versehleissen. Es war 
klar, dass der so veränderliche Geschmack 
des grossen Publikums und die schliesslich 
dadurch bedingte, häufig wechselnde Mode, 
die Herstellung einer vor allem billigeren 
VVaare erforderten, und dass die Fabri- 
kanten von Confectionsstoffen sich dieser 
Forderung fügen mussten. Da waren wohl 
im Anfänge viele, die ruhevoll herabsahen 
auf das Treiben verschiedener Concurrenten, 
welche, untereinander wetteifernd, damit 
anflngen, „Schundwaare“ alias Halbwoll- 
sachen zu fabriciren, die jedoch gar bald, auf- 
geschreckt aus ihrer Ruhe, genöthigt waren, 
sich an dem Wettstreite ihrer Collegen zu 
betheiligen. Wie schon erwähnt, hatte dies 
die weitere Entwicklung der neuen In- 
dustrie zur Folge, die sich bald Bahn brach 
in allen möglichen Betrieben der Wollen- 
branche. 

In der Färberei rief die Herstellung der 
neuen Waaren manche unbequeme Neue- 
rungen hervor, die jedoch nach und nach, 
besonders auch durch die Einführung der 
direct, färbenden Baumwollfarbstoire in die 
neue Branche, wieder abgeschallt wurden, 
oder aber minder abweichend erschienen. | 
Pt. x. 


Das — wenigstens für die meisten Betriebe 
lästige Zweibad verfahren wurde durch die 
Anwendungder erwähnten Farbstoffe, welche 
in Verbindung mit aus neutralem Bade 
ziehenden sauren Farbstoffen gefärbt 
werden konnten, aus der Welt geschalTt. 
und überhaupt wurde das Färben von 
Halbw'ollsaehen in den meisten Fällen be- 
deutend vereinfacht. 

Dies gilt besonders von der Behand- 
lung der Herreneonfectionsstoffe, da vor 
allem die geringe Anzahl von gangbaren 
Farben für diese Art Waare in Betracht 
kommt, und besondere Schwierigkeiten 
eigentlich nur da entstehen, wo die Baum- 
wolle zur Bildung des DessinB hervortritt. 
Selbstverständlich erfordert auch das Färben 
der anderen Waaren die nöthige Erfahrung, 
und jeder Halbwollfärber kennt gewiss die 
Schwierigkeiten, welche er auch auf diesem 
Gebiete oft zu überwinden hat. 

Abgesehen von der Behandlung der 
Waare ln der Färberei, liegt eine Haupt- 
sache in der Auswahl geeigneter Farb- 
stoffe. Ueber eine allzu geringe Anzahl 
ihm zu Gebote stehender Farbstoffe kann 
sich der Halbwollfärber eigentlich nicht 
beklagen, da ihm die Farbenfabriken 
immer wieder neue bescheeren. Gerade 
diese häufigen Bescheerungen jedoch machen 
ihm die Auswahl manchmal schw ierig, be- 
sonders auch, weil der SkepticismuB, den 
der Färber so zu sagen instinktiv dem 
neuen Farbstoff entgegenbringt, schliesslich 
manchmal am Platze ist. 

Ausser den beiden Halbwollsehwarz- 
Marken B und BB (B. A. & S. F.), die sich 
allein gefärbt bezw. miteinander vermischt, 
für Schwarz gut eignen und eine volle Nü- 
ance liefern, eignet sich auch das licht- 
echtere Oxydiaminschwarz BM (Cassellal 
für Tiefschwarz unter Zusatz von etwas 
Chrysophenin (Bayer) sehr gut. Für ein 
sog. Blauschwarz dagegen wäre vielleicht 
eher das Halbwollschwarz S (Cassella) zu 
empfehlen, welches eine weitaus bläulichere 
Nüance liefert. Ebenso wie das Oxydi- 
aminschwarz BM, gab auch Halbwoll- 
schwarz 8, belichtet neben Halbwoll- 
schwarz B und BB, ein günstigeres Re- 
sultat; demgegenüber steht jedoch auch 
der bedeutend billigere Preis der beiden 
letzten Producte. Als Woilnüancirungs- 

14 

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222 


farbstoffe, falls solche erforderlich, kommen 
u. a. die Palatinschwarz- (B. A. & S. F.) und 
die Naphtylaminschwarz-Marken (Cassella) 
in Betracht. 

Das oben erwähnte HalbwollBchwarz 8 
lässt sich auch für Blau auf Halbwollherren- 
kleiderstoffen gut verwenden, z. B. in Ver- 
bindung mit Oxaminhlau RX (B. A. & S. F.), 
sowie Sulfoncyanin GR extra (Bayer) und 
Oxaminhlau RX, es färbt bei etwa 50° C. die 
Wolle fast gar nicht, die Baumwolle sehr 
intensiv an, wogegen es bei etwa 90° C. 
Wolle und Baumwolle ziemlich gleich- 
mässig anfärbt. Als Farbstoff selbst ist 
es sehr ergiebig, und es ist daher klar, 
dass es wegen dieser Vorzüge dem Färber 
von Halbwollsachen ein willkommenes 
Product ist. Allerdings liefert es eine 
ziemlich röthliche Xüance, ein Umstand, 
dem jedoch leicht durch Zusatz eines 
anderen Farbstoffes derselben Firma, 
Oxaminhlau B, leicht abgeholfen werden 
kann. Auf der Wolle treibt übrigens das 
Sulfoncyanin die Nüance mehr in Grünliche. 

Mit 

3,75% Halbwollschw'arz S, 

0,7 - Oxaminhlau RX, 

0,3 B und 

1 - Sulfoncyanin GR extra 
erhält man ein schönes, sattes Blau auf Halb- 
wollkammgarnstoff (reine Wolle und Baum 
wolle); der Zusatz irgend eines Säure- oder 
Formylvioletts ist nicht erforderlich, da die 
Xüance bei richtiger Behandlung lebhaft 
genug ausfällt. 

Von den Farbstoffen, die uns für dunkel- 
braune Xüancen auf Halbwollherrenkleider- 
stoffen zur Verfügung stehen, wäre das 
Diaminbraun M (Cassella) hervorzuheben, 
dessen etwas rothe Xüancen durch einen 
geringen Zusatz von Diamin-Catechin G 
derselben Fabrik leicht ins Gelbliche über- 
geführt werden kann, ohne dabei allzuviel 
gelbe Farbstoffe anzuwenden. A1 b solche 
eignen sich das schon oben erwähnte 
Chrysophenin (Bayer) sowie Bauntwollgelb R 
(B. A. & S. F.), Diaminechtgelb A und R 
(Cassella) u. a. m. Als Wollnüancirungs- 
farbstoffe kommen u. a. wiederum die 
oben erwähnten Naphtylamin- und Palatin- 
schwarz-Marken, sowie für Gelb Indischgelb 
oder Azogeib, Azosäuregelb u. s. w r . und 
event. Orange X (B. A. & 8. F.), bezw. 
Orange IV (Cassella) in Betracht, letztere 
allerdings mehr für solche» Braun, die schon 
mehr in Olive gehen. Zum Dunkeln wendet 
man endlich ausser anderen Farbstoffen 
das schon besprochene Oxydiaminschwarz 
BM mit Vortheil an. 


f Firbor-Zftli--,,’ 
[Jahrgang läW. 

2,5 % Diaminbraun M, 

0,5 - Diamin-Catechin G, 

2 - Oxydiaminschwarz BM, 

0,4 - Palatinschwarz 4B, 

2,3 - Chrysophenin 

geben ein volles, gelbstichiges Braun auf 
Hai bwol I kammgarnstoff. 

Es ist klar, dass ausser den angeführten 
Farbstoffen noch andere gutp Producte her- 
vorgehoben werden könnten, und ist es gar 
nicht die Absicht, die angegebenen als die 
„einzig wahren“ dahinzustellen, jedoch 
können mit denselben nach meinen Er- 
fahrungen bei sachgemässer Behandlung 
die günstigsten Resultate erzielt werden. 

Sollte sich bei gefärbter Waare nachher 
zeigen, dass die Baumwolle auf irgend eine 
Weise zu hell geworden ist, so ist dem 
leicht dadurch abzuhelfen, dass man den 
Stücken auf der Waschmaschine je nach 
Bedarf Directschwarz VT (Bayer) zusetzt. 
Dasselbe wird gefärbt unter Zusatz von 
10% Glaubersalz und 2% Essigsäure. 
Die Stücke lässt man etwa % Stunde laufen 
und erhöht, wenn möglich, die Temperatur 
des WaBsers auf etwa 20 bis 25°. 


Heutige Lage der Mercerialr-Patente 
iu Deutschland. 

Von 

Alb. Römer. 

[FortmtMumg von 8. 207.] 

Wenn sich daher das Patent der Be- 
klagten lediglich darauf bezieht, dass die 
Pflanzenfaser bei ihrer Behandlung mit 
alkalischen Laugen oder starken Säuren zur 
Verhütung des Einschrumpfens mechanisch 
gestreckt wird, so hätte nach §§ 1, 2 des 
Patentgesetzes ein Patent allerdings nicht 
ertheilt werden dürfen. Nach Anspruch 
und Beschreibung besteht nun aber die- 
jenige Erfindung, für die Schutz gewährt 
worden ist, in der That. in der Spannung 
der vegetabilischen Faser während des 
Mercerisirungsprocesses. Das wird von der 
Beklagten auch nicht eigentlich mehr ver- 
kannt, Sie hält aber dafür, dass das 
Spannungsverfahren in einer einzelnen 
bestimmten Richtung, in seiner Verwendung 
beim Mercerisiren gemischter Gewebe, 
d. h. solcher Gewebe, die aus animalischen 
und vegetabilischenFasern zusammengesetzt 
sind, den Gegenstand ihres Patentes bilde. 

Sie bezeichnet die Uebertragung des 
Spannungsverfahrens auf das gemischte 
Gewebe für patentirbar, weil es dadurch 
erst möglich geworden sei, beim nach- 
folgenden Färbeprocess verschiedenartige 

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Römer, Heutig« Lege der Merceriair- Patente In Deutschand. 



M«#l 14. 1 

15. Juli 1890. J 


ftämcr. Heutige Lag« der Mercerieir-Patentc in Deutschland. 


223 


Farbennüancen nicht wie bisher auf Krepp- 
artikeln, sondern auf glatten Stoffen zu 
erzielen. Aus dem Patentanspruch selber 
wird nun jedenfalls solche Specialisirung 
so wenig wie der Effect, den es angeblich 
giebt, ersehen werden können. Er thut 
des gemischten Gewebes überhaupt nicht 
Erwähnung, sondern beschäftigt sich so 
allgemein wie ausschliesslich mit der 
Spannung der vegetabilischen Faser in 
Strang- oder Gewebeform, während sie der 
Einwirkung der Basen oder Säuren aus- 
gesetzt ist. Auch in der Beschreibung 
wird das Neue des angemeldeten Verfahrens 
darin gefunden, dass „die vegetabilische 
Faser in Strangform oder schon gewebt 
oder endlich lose vor dem Verspinnen, in 
stark gepanntem Zustande" zur Zeit der 
merceriBirenden Behandlung erhalten wird. 

Auf der anderen Seite muss anerkannt 
werden, dass das gemischte Gewebe zum 
Ausgangspunkte der Darstellung gewählt 
worden ist und dass der Vortheil, in Folge 
des Mercerisirens der mit animalischer Faser 
verbundenen gespannten vegetabilischen 
Faser zweifarbige Effecte erreichen zu 
können, eine besondere Erörterung erfahren 
hat. Es könnte daher in Frage kommen, 
ob, wenn die Spannung beim Mereerisiren 
durch das englische Patent schon vorweg- 
genommen war, die Spannung beim 
Mereerisiren gemischter Gewebe aber einen 
neuen schutzfähigen Erfindungsgedanken 
enthielt, anstatt einer Vernichtung des an- 
gefochtenen Patents nicht vielmehr nur 
eine Einschränkung des in seiner allgemeinen 
Fassung unzutreffenden, partiell aher doch 
gerechtfertigten Patentanspruches Platz 
greifen müsste. Das ist hier aber doch 
nicht der Fall. Eb genügt nicht, dass der 
Erfinder zu einer gewissen Erkenntniss — 
die Beklagte also zur Erkenntniss der 
Möglichkeit, das Spannungsverfahren mit 
einem besonderen Erfolge auch beim ge- 
mischten Gewebe zur Anwendung zu bringen 
— gelangt ist. Er muss auch den Patent- 
schutz für seinen Gedanken nachgesucht 
und erhalten haben. Und eben daran 
fehlt es, wie — abgesehen ganz vom 
Patentanspruch selber — der Inhalt der 
Ertheilungsacten ergiebt. Die Antrag- 
stellerin wollte anfangs das Mereerisirungs- 
verfahren als Vorbereitung des Färbens 
unter Schutz gestellt wissen. Der ange- 
meldete Anspruch ging auf „ein besonderes 
Verfahren, gemischte Gewebe ein- oder 
mehrfarbig zu färben, durch Behandeln der 
vegetabilischen Stoffe vor dem Färben mit 
starken Laugen oder Säuren“. Vom Patent- 
amte auf das Unzureichende der Anmeldung 


und das Bekanntsein des Mercerisirens 
aufmerksam gemacht, wurde eine veränderte 
Beschreibung eingereicht, mit der Begleit- 
bemerkung, dass sie „auf die Vermeidung 
des Einlaufens der mit starken Basen oder 
Säuren behandelten Fasern eingeschränkt 
worden“ sei. Da das Patentamt lediglich 
in der — ihm bis dahin unbekannten — 
Spannung der Faser das Neue des Verfahrens 
erblickte, brachte es unter besonderem 
Hinweis auf diesen Umstand diejenige 
Fassung in Vorschlag, die der Patent- 
anspruch demnächst erhalten hat. Die 
Antragstellerin erklärte sich aher aus- 
drücklich damit einverstanden. Hiernach 
erstreckt sich der Schutz des Patents 
gemäss der Absicht der Betheiligten, der 
Behörde sowohl wie der Patentsucherin, 
auf die Spannung der vegetabilischen Faser 
während des Mercerisirungsverfahrens, ohne 
dass der momentane Zustand, in der sich 
diese Faser gerade befindet, oder die Ver- 
bindung, die sie mit anders gearteten Fasern 
eingegangen sein möchte, von besonderer 
Erheblichkeit wäre. Gerade das bildet 
aber auch den Gegenstand des englischen 
Patentes No. 4452. 

Die Aufrechterhaltung des angefochtenen 
Patentes würde aber auch dann nicht be- 
rechtigt sein, wenn die Auffassung der 
Beklagten über dessen Inhalt Billigung 
finden könnte. Das Patent des H. A. Lowe 
lautet ganz allgemein. Es heisst in der 
ihm beigegebenen Beschreibung: 

„The material may be treated either 
in form of eloth, yarn, or as may be 
desired;“ und an einer' anderen Stelle: 
„The material may be treated by this 
process in the form of w r oven lengths of 
cloth or as yarn in the hank or cop or after 
being warped.“ Es umfasst also nicht blos 
die Spannung in einer bestimmten Phase 
des Fabrikationsprocesses und nicht blos 
die Spannung der für sich allein stehenden 
vegetabilischen Faser, sondern die Spannung 
schlechthin, ohne Unterschied, in welcher 
Verfassung sich der zu mercerisirende Ge- 
spinnststoff gerade befinden möchte. Wenn 
der Möglichkeit, die Spannung auch bei 
einer auf die Verwebung folgenden Be- 
handlung der vegetabilischen Faser anzu- 
wenden, ausdrücklich und ohne Ein- 
schränkung gedacht wird, so ist nicht wohl 
einzusehen, warum dabei die überaus 
gebräuchliche Verwebung mit animalischen 
Fasern ausgeschlossen SPin sollte. Nun ist 
freilich in der englischen Patentschrift 
davon nicht besonders die Rede, dass beim 
Färben eines gemischten Gewebes nach 
dessen unter Spannung vollzogener Meree- 

14 * 



224 


Römer, Heutige Lag« der Mercerieir-Petent« ln Deutschland. 


fPirbar-ÄelfcdBg. 
(Jahrgang i*w. 


risirung zweifarbige Effecte erzielt werden 
und das« sich über die eingewebte vege- 
tabilische Faser ein seidenartiger Glanz 
verbreitet. Diese von der Beklagten in 
der Berufungsinstanz namentlich hervor- 
gehobenen Thatsachen vermögen aber die 
Entscheidung nicht zu ihren Gunsten zu 
wenden. Denn wenn der englische Erfinder 
die angedeuteten Wirkungen in der That 
nicht erkannt hat und wenn mit Rücksicht 
auf die solcher Erkenntnis« anscheinend 
zukominende wirtschaftliche Bedeutung 
ihre Patentfähigkeit in der einen oder 
anderen Richtung angenommen werden 
musste : so würde doch die Beklagte dafür 
keinen gesetzlichen Schutz gewonnen haben. 
Nicht ein Färbeverfahren, sondern aus- 
schliesslich das Spannungsverfahren, das 
während des das Färben vorbereitenden 
MercerisirungsverfahrenB vor sich geht, 
bildet den Gegenstand ihres Patentes. Die 
Umwandlung des Patents in ihrem Sinne 
würde daher der Ertheilung eines neuen 
Patentes gleichkommen. 

Hiernach musste die Entscheidung des 
Kaiserlichen Patentamtes bestätigt und die 
Beklagte in die Kosten des Berufungs- 
verfahrens verurtheilt werden.“ 

Nachdem so der endgültige Fall dieses 
Haupt-Patentes besiegelt ist, kommt nur 
noch das als Zusatzpatent angemeldele 
Patent D. R. P. 97 664 in Frage. Es giebt 
zwar ausser diesem noch eine Anzahl 
anderer Patentanmeldungen von Thomas 
& Prevost 

T. 5090 vom 24. August 1896. 

T. 5091 - 24. - 1896, 

T. 5092 - 24. - 1896, 

T. 5135 - 30. September 1896. 

T. 5181 - 13. November 1896, 

doch sind diese Zusatz-Anmeldungen noch 
alle in dem Dunkel der Mappen des Patent- 
amtes verborgen, obwohl sie in einem 
Rundschreiben der Patentinhaberin und 
ihrer Licenz-Nehmer vom Mürz 1897 als 
Zusatzpatente bezeichnet werden, um 
andere Producenten damit zu schrecken. 
Das genannte Zusatzpatent ist ertheilt am 
18. März 1898 und zwar mit dem Anmelde- 
tage vom 3. September 1895. Es sei auf 
die Eigenthümlichkeit hingewiesen, dass 
die Druckschrift erst Ende Juli erschien 
und den Vermerk eines Literatur-Nachweises 
enthält, welcher im Juli in der Lehne'sehen 
Färber-Zeitung erschien und zwar im Heft 13 
vom 1. Juli 1898. Dieser Literatur-Nach- 
weis ist also noch nachträglich in die 
Patentbeschreibung aufgenommen worden, 
nachdem dieselbe schon 4 Monate vorher fest- 
stand und die Ertheilung dazu gegeben war. 


Bald nach Bekanntwerden der Ertheilung 
des genannten Patentes wurde von einer 
Anzahl westdeutscher Finnen im Mai 1898 
Nichtigkeitsklage erhoben, welche sich 
darauf stützte, dass das Verfahren keine 
Neuheit enthalte und dass man nach 
früheren aus Druckschriften bekannten 
Verfahren dieselben Resultate erhalten 
könne, wie sie nach dem geschützten 
Verfahren des Thomas & Prevost'schen 
Patentes zu erzielen sind. Diese Bachlage 
konnte natürlich die Patentinhaberin nicht 
hindern, auf Grund des ihr zustehenden 
Rechtsschutzes diejenigen wegen Patent- 
verletzuug zu verklagen, welche mercerisirte 
Baumwolle hersteilen und in den Handel 
bringen, bei deren Herstellung gemäss 
Behauptung der Klägerin das ihr geschützte 
Verfahren benutzt ist. Seit die Firma 
Thomas & Prevost in derjenigen von 
J. P. Bemberg, Baumw oil-Industrie-Gesell- 
schaft. aufgegangen ist, ist eine stattliche 
Anzahl von Firmen der Textil-Industrie 
und von Engros-Häusern in allen Gauen 
Deutschlands in dieser Weise bedroht. Man 
spricht von 40 Klagen und mehr. 

Der ordentliche Richter ist nun einst- 
weilen vor eine nicht ganz leichte Aufgabe 
gestellt. Auf der einen Seite soll er auf 
Grund des bestehenden Rechtes die Patent- 
inhaberin vor Nachahmungen schützen, 
auf der anderen Seite steht die grosse Zahl 
derjenigen, welche angeben, dass sie ein 
altbekanntes Verfahren benutzen und da- 
nach vorzügliche Effecte erzielen. Sie 
sagen: .Wenn die Effecte nach unserer 
Methode, die wir ausüben nach den Vor- 
schriften, wie w ir sie in der Literatur vor- 
finden, dieselben sind, wie die nach dem 
Patent D. R. P. 97 664, so ist damit nicht 
der Beweis erbracht, dass wir das genannte 
Patent verletzen, sondern dass jenes Patent 
keine Neuheit mehr darstellt.“ Sie erbieten 
sich, den Beweis hierfür in ihren Betrieben 
zu liefern, dass sie Punkt für Punkt nach 
diesen alten Vorschriften arbeiten, ohne 
irgendwie die Angaben von Patent D. R. P. 
97 664 in Betracht zu ziehen. Was soll 
nun der Riehter thun? Soll er die neuer- 
dings erworbenen Rechte der Patent- 
inhaberin schützen, oder soll er die ültereu 
Rechte derer in Schutz nehmen, welche 
eben weiter nichts thun, als dass sie nach 
den alten längst bekannten Angaben ar- 
beiten“ 

Es kommen für letztere, wie bekannt, 
das englische Patent Lowe No. 4452 von 
1890 und das französische Patens Brodbeck 
& Es(|uiron vom 14. Juni 1890 in Betracht. 
Wer nun nach den in den beiden genannten 


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Hfrfl 14. 1 

15. Jttl l 1899.J 


Römer, Heutige Lage der Merceriair-Patente in Deutschland. 


225 


Druckschriften niedergelegten Verfahren 
arbeitet, weise sehr wohl, dass der erzielte 
Seidenglanz nicht bei allen Baumwollsorten 
gleichartig ausfällt. Er weiss, dass, wenn 
er gewöhnliche Baumwollsorten nimmt, 
nur ein geringer Glanz entsteht, und wenn 
er edle Baumwollsorten verwendet, dass 
dann ein erhöhter Glanz auftritt. Ebenso 
weiss er, dass sich hierin keinerlei Grenzen 
exact feststellen lassen, sondern eben je 
nach der Baumwollenqualität ein mehr 
oder weniger glänzendes Fabrikat erzeugt 
wird. Es stehen aber alle Baumwollsorten, 
wie sie von den Spinnereien erhältlich 
sind, einem Jeden zur Verfügung, und 
Jeder, der sich mit dem Mercerisiren in 
technischen Betrieben zu beschäftigen hat, 
muss nothwendiger Weise bei der Ver- 
wendung von langstapeliger Baumwolle 
bei entsprechender Verspinnung oder 
Zwirnung den Glanz erzielen, welcher der 
betreffenden Baumwolle entspricht. 

Die einfachste Schlussfolgerung wäre 
nun die, dass die Patent in haberin nach 
ihrer Art Baumwolle mit Seidenglanz 
erzeugen könne, während die anderen 
Benutzer der älteren Verfahren denselben 
eben auf diese ihnen bekannte Art her- 
steilen. Doch kann dies selbstverständlich 
nicht als befriedigende Lösung der Sache 
angesehen werden, wenn ein salomonischer 
Richter etwa solcherart bis zur Entscheidung 
der Nichtigkeitsklage urtheilen sollte; und 
bo haben einzelne Landgerichte denn bis- 
her dahin Stellung genommen, dass sie die 
Verhandlungen betreffs der Patentver- 
letzungsklagen ausgesetzt haben, bis die 
Nichtigkeitsklage entschieden ist. 

Andere Landgerichte haben dagegen 
einen der Patentinhaberin günstigen Stand- 
punkt eingenommen. Wir haben eben das 
Schauspiel, dass je nach sachgemässer 
Vertretung der Parteien und je nach In- 
formation und Stellungnahme des Richters 
der Gang der Verhandlung ein verschieden- 
artiger gewesen ist, und dass das Zünglein 
der Waage bald so, bald so ausschlägt. 

Entspricht ein solcher Zustand dem 
Ansehen der Gerichte, und kann dabei 
eine zielbewusste Fabrikation aufkoinmen? 
Sicherlich nicht. Bei dem durch Ertheilung 
des D. R. P. 97 664 geschaffenen Dilemma 
kann aber der Richter zu keinem be- 
friedigenden Spruch kommen, und im 
Publikum nistet sich ein Gefühl der Un- 
sicherheit und des Unbehagens ein. Eine 
Klärung dieser bedenklichen Lage kann 
nur gefördert werden durch möglichste 
Beschleunigung der Nichtigkeitsklage gegen 


Patent 97 664; gegen diese Einsicht kann 
sich das Königliche Patentamt nicht ver- 
schliessen. 

Infolge der vielen Patent-Verletzungs- 
klagen ist es übrigens in der letzten Zeit 
dahin gekommen, dass eine Anzahl weiterer 
Nichtigkeitsklagen neben jener aus dem 
Mai 1898 beim Patentamt eingeroicht 
worden ist. Doch bleibt immerhin zu be- 
denken. dass die älteste Nichtigkeitsklage 
aus dem Mai 1898 herrührt und somit nicht 
die Deutung zulässig erscheint, dass ein 
wegen Patentverletzung Beklagter zu dem 
bequemen Mittel der Nichtigkeitsklage gegen 
das Patent selbst gegriffen habe, um sich 
nun darauf zu berufen. 

Es ist von Werth, sich von dem Inhalt 
des D. R. P. 97 664 ein klares Bild zu 
machen. Gardner spricht davon auf Seite 29 
und 30 seines Werkchens und trifft zum 
Theil das Richtige mit seinen Ausführungen, 
zum Theil muss sein Urtheil verbessert und 
ergänzt, werden. Die Entstehung des 
Patentanspruchs ist eigenartig und die 
jetzige Fassung hat sich erst nach und 
nach herausgebildet. 

Am 24. März 1895 erschien die An- 
meldung T, 4457 resp. Patent 85 564 mit 
dem Anspruch: 

„Neuerung bei dem Mercerisiren von 
vegetabilischen Fasern mit alkalischen 
Laugen oder Säuren, dadurch gekenn- 
zeichnet, dass die vegetabilische Faser 
in Strang- oder Geweheform in stark 
gespanntem Zustande der Ein- 
wirkung der Basen oder Säuren aus- 
gesetzt und unter Beibehaltung dieses 
Zustandes ausgewaschen wird, bis die 
innere Faserspannung nachgelassen 
hat, behufs Vermeidung des Einlaufens 
der Faser.“ 

Dieses Patent ist, wie oben gesagt, 
nunmehr endgiltig gefallen. 

Am 3. September 1895 wurde folgendes 
Patentgesuch eingereicht als Zusatzpatent 
zu dem vorigen: 

„Beschreibung 
zum Patentgesuche 

der Herren Thomas & Prevost in Crefeld 
auf 

Mercerisiren vegetabilischer Fasern 
in gespanntem Zustande. 

Zusatz zur Anmeldung T. 4457. 

Nach dem Verfahren T. 4457, IV 8 b 
werden die vegetabilischen Faserstoffe behufs 
Vermeidung des Einlaufens der Fasern in 
stark gespanntem Zustande merce- 
risirt. 


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226 


Kiolmoycr, Zum Artikel „Appretur verschied. Qualitäten von Baumwollstoffen“. 


rPlrber-Zettaog 
[Jahrgang IW9. 


Wie sich nun herausgeslellt hat. kann 
man das Einlaufen der Fasern bei der 
Behandlung mit Säuren oder Basen auch 
dadurch unschädlich machen, dass man 
die vegetabilischen Faserstoffe — in 
Gewebe- oder Strangform — ohne Spannung 
mit den Reagentien behandelt und die 
dadurch eingelaufenen Stoffe, wahrend sie 
noch mit der PrHparirtlüssigkeit benetzt 
sind, auf die ursprünglichen Dimensionen 
ausreckt. 

Das Auswaschen muss, wie beim Haupt- 
verfahren. unter Spannung geschehen und 
so lange fortgesetzt werden, bis die innere 
Faserspannung nachlässt. 

Die practische Ausführung des Ver- 
fahrens ist derjenigen des Hauptverfahrens 
analog. 

Patentanspruch. 

Das Verfahren der Patentanmeldung 
T. 4457 wird dabin abgeiindert, dass die 
vegetabilischen Faserstoffe in Gewebe- 
oder Strnngform ohne Spannung mit 
Basen oder Säuren behandelt, die 
eingelaufenen, noch mit der I’rä- 
parirflüssigkeit benetzten Stoffe auf 
die ursprünglichen Dimensionen 
ausgereckt und sodann in ge- 
spanntem Zustande gewaschen 
werden, bis die innere Faser- 
spannung nachgelassen hat.“ 

Ueber den letzteren Anspruch wurde 
nun im Patentamt verhandelt bis zum 
23. Februar 1898, und derselbe erhielt dann 
die von dem ursprünglichen Wortlaut voll- 
kommen abweichende Fassung: 

„Eine Abänderung des im Patent 
No. 85564. sowie im englischen Patent 
No. 4452/90 beschriebenen Verfahrens 
zum Mercerisiren von Baumwolle unter 
Spannung, dadurch gekennzeichnet, 
dass die mit Natronlauge durchtränkte 
Baumwolle einer erheblich stärkeren 
Streckkraft, als bisher mit den zu 
gleichem Zweck in der Strang- und 
Stückfärberei üblichen Maschinen bei 
normalem Gebrauch erzielt worden 
ist, ausgesetzt wird, sodass auch 
langfaserige und stark versponnene 
Baumwolle auf die ursprüngliche Länge 
und darüber hinaus gestreckt werden 
kann und die Faser durch das Merce- 
risiren unter Spannung infolge Aende- 
rung ihrer Structur, einen bleibenden, 
seidenartigen Glanz erhält.“ 

[Schluu folgt 7 


Zu dem Artikel Dr. I.aubers über die 
Appretur verschiedener Qualitäten 
von Baumwollstoffen. 

Von 

Dr. A. Kielmeyer. 

Herr Dr. Lauber hatte die Freundlich- 
keit, in seiner interessanten Arbeit über 
Baumwollappretnr (Heft 8 und 9) auch 
meiner zu gedenken. Um etwaigen Miss- 
verständnissen vorzubeugen, möchte ich 
hinzufügen, dass die Aufschliessung der 
Stärke durch Lauge nicht etwa von mir 
herrührt. Ich weise nicht, woher dieser 
Gedanke stammt, auch nicht, wer zuerst an 
eine wirkliche Linksappretur gedacht hat. 
Nehmen wir an, dass bpide Gedanken in 
der Luft der damaligen Coloristenwelt lagen. 
Es fehlte nur an der zweckmässigen und 
sicheren Ausführung des ganzen Verfahrens, 
das zweifelsohne in verschiedenen Druck- 
fabriken probirt, aber wegen mangelnden 
Erfolgs oder positiven Misserfolgs thatsäeh- 
lich wieder aufgegehen wurde, um zum 
alten Linksappret auf der gewöhnlichen 
Appreturmaschine mit zwei combinirten 
Messingwalzen und mit Contreracle an der 
oberen Walze zurückzukehren. Dieser so- 
genannte Linksappret sah aber auf dem 
Gewebe nicht viel anders aus als ein ge- 
wöhnlicher Vollappret. Er verschleierte die 
Farben, weil das Durchschlagen der ge- 
kochten Appretmasse durch das Gew ebe in 
Folge des Drucks der beiden Messing- 
walzen, zwischen denen die Waare durch- 
lief, nicht zu vermeiden war. Und hiermit 
komme ich auf einen Punkt zu sprechen, 
den Herr Dr. Lauber in seiner Abhandlung 
nicht berührt hat. Das damalige Bestreben, 
der Waare einen wirklichen Linksappret zu 
geben, dachte nicht an eine Verbesserung 
der Qualität und des Aussehens der Gewebe, 
sondern ausschliesslich an die Conservirung 
des Lüsters und Lehens der Farben. Der 
Unterschied im Effect der Farben auf einem 
vollappretirten und einem linksappretirten 
Baumwollstoff ist so gross, dass er einem 
Coloristen keine Ruhe lässt, bis er den 
Stärkeschleier von der rechten Seite des 
Gewebes ganz entfernt hat. Dies ist eben 
nur mit der ungemein zähen Apparatin- 
masse möglich, und wenn dieser Appret 
ohne jeden Druck auf die Rückseite des 
Gewebes gestrichen wird. Letzteren Zweck 
kann man auf verschiedene Weise erreichen; 
die Anordnung richtet sich hauptsächlich 
nach der Trocken Vorrichtung, die man in 
einer Fabrik antrifft. Dass zugleich die 
Qualität, d. h. das Aussehen des Gewebes, 
wie Dr. Lauber zutreffend bemerkt, durch 
diesen Linksappret in hohem Grade ver- 

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Heft 14. \ 

l&.JoIl 18 OT.J 


Römer, Bemerkungen. 


227 


bessert, wurde, nahm man natürlich gerne 
mit in Kauf, war aber, um es offen einzu- 
gestehen, ursprünglich nicht beabsichtigt, 
weil nicht vorausgesehen. Die Wirkung 
erklärt sich dadurch, dass die Metallwalze 
des Calanders direct auf der natürlichen, 
nicht gestärkten rechten Seite des Gewebes 
arbeitet und den Faden auf der hornartigen, 
zusammenhängenden Unterlage des scharf 
getrockneten Linksapprets anders zusammen- 
drückt, als wenn er ringsum mit gekochtem, 
hartem, rauhem Appret überzogen ist. Im 
Zusammenhang damit steht auch der 
lederartige Griff, der solcher Waare mit 
wirklichem Linksappret eigen und sehr 
beliebt ist. 


Bemerkungen zu den beiden Artikeln 
„Die .Janusfarben von Max Becke“ 
und „Fortschritte auf dem Gebiete 
der BaumwollgarnfSrberei von 
Dr. Bruno Marquardt“. 

Von 

W. Römer. 

Am Schlüsse des Berichtes über die 
Baumwollfärberei des Jahres 1898 von 
W. Stermer (Heft 6 ds. Jhrgs.) wird die 
Bedeutung der Janusfarben für dieseBranche 
als „untergeordnet“ bezeichnet. 

Dem widerspricht Max Becke in Heft 
9, S. 134. Kr erklärt diese Behauptung 
für eine irrige und versucht dies durch 
veranschaulichte Kochechtheiten in Wasser, 
Alkali und Säure zu beweisen. Der Be- 
weis wäre erbracht, wenn genannte Echt- 
heiten den heutigen Anforderungen allein 
genügten. Das ist aber nicht der Fall, denn 
man verlangt auch Keibechtheit. Zum 
mindesten in dem Maasse. dass die Garne 
nach der Verarbeitung zu verkaufsfertigen 
Geweben, Tricotagen u. s. w. nicht mehr 
abschmieren. Mit Janusfarben ist jedoch 
selbst dieser niedrigste Grad von Reibecht- 
heit nicht zu erreichen. Deren Färbungen 
bleiben nach allen Operationen so reib- 
unecht wie zuvor. Deshalb wird jeder 
Fachmann der Behauptung Stermers bei- 
stimmen und diese Producte werden trotz 
aller sonstigen Vorzüge so lange für die 
Baumwollfärberei von untergeordneter Be- 
deutung bleiben, so lange es nicht gelingt, 
das Höchster Verfahren in dieser Richtung 
zu verbessern, so lange die Janusfarbstoffe 
nicht mindestens so reibecht zu flxiren sind 
wie die damit hezeichneten basischen Farb- 
stoffe wie bisher auf gerbsaurem Antimon- 
grund. 


Den Thatsachen gleichfalls nicht ganz 
entsprechend sind die Ausführungen des 
Herrn Dr. Marquardt zu Gunsten von Im- 
medialschwarz in Heft 10, S. 153 und 154. 

Wohl zeigen auch dessen Färbungen 
absolute Alkali- und Säureechtheiten und 
ebenso scheint die Lichteehtheit von nicht 
zu unterschätzender Bedeutung zu sein, 
aber um so unbefriedigender lässt die Reib- 
echtheit, so dass die Verwendung des 
Farbstoffes für viele Branchen ausge- 
schlossen ist, namentlich für Strick- und 
Strumpfgarne und Strümpfe. Denn selbst 
die Nachbehandlung mit Kartoffelstärke und 
Schmalz steigert die Reibechtheit nicht bis 
zu dem erforderlichen Grade. Ganz abge- 
sehen davon, dass Schmalz für solche Ge- 
spinnste und alle daraus gefertigten 
Tricotagen gar nicht anwendbar ist. 

Als zweiter erschwerender Umstand 
kommt hinzu, dass es noch nicht gelang, 
grössere. Partieen Garn von 50 kg aufwärts 
fadengleich zu erhalten. 

Als dritter, dass der Vergleich mit dem 
hier dominirenden Oxydationsschwarz, be- 
züglich Fülle und Schönheit der Farbe und 
bezüglich der Erzeugungskosten sehr zu 
seinen Ungunsten ausfällt. Die von Dr. M. 
ins Vordertreffen gestellte „viele Arbeit* 
existirt in einem regelrechten Betrieb und 
bei zeitgemässen Oxydationseinrichtungen 
nicht. Sie ist sicher nicht umfangreicher, 
wie sich dieselbe in einem Grossbetrieb mit 
Immedialschwarz gestalten würde, sofern 
es nicht gelingt, die rasch oxydirende Ein- 
wirkung der Luft auf mechanisch der Faser 
anhaftenden Farbstoff in einfacherer Weise 
wie augenblicklich unschädlich zu machen. 
Auch die von Dr. M. betonte Möglichkeit 
eines ungleichmässigen Ausfalles der Farbe 
und Beeinträchtigung der Festigkeit des 
Fadens bei Oxydationsschwarz sind längst 
überwundene Standpunkte. Der Verlust in 
letzterer Richtung darf 5% nicht über- 
schreiten, und diese Höhe wird nur in ein- 
zelnen Fällen erreicht. In den meisten 
leidet die Faser nicht mehr als bei jeder 
anderen Art der Färberei. 

Für Webgarne zu besseren Stoffen hat 
Immedialschwarz wiederum mit Oxydations- 
schwarz und zu billigeren mit Einbad- 
anilinschwarz zu coneurriren. 

Beide sind zw'ar säureunechter, aber 
die ursprüngliche Farbe kehrt nach Ent- 
fernung der Säure zurück. Einbadanilin- 
schwarz ist viel reibunechter wie Immedial- 
schwarz, der Uebelatand wird jedoch durch 
die mechanische Reibung beim Verweben 
und sonstige Behandlung zum grössten Theil 
beseitigt. Dagegen stellt sich Einbad- 



228 ErlMut«rung*n zu 

anilinschwarz ganz unverhültnissm&Bsig 
billiger, besonders bei gegenwärtigen nied- 
rigen Anilinölpreisen und erfordert keinerlei 
Sorgfalt mul Aufinerksamkeit. Oer Kampf 
gegen dasselbe wird deshalb dem Immedial- 
schwarz nicht so leicht werden und gegen 
Oxydationsschwarz ist er mich in der Web- 
branche vorläufig vollständig aussichtslos. 


Erläuterungen zu der Beilage No. 15. 

No. t, Guinea-Carmin B auf lo kg Wollgarn. 
Man färbt kochend mit 

50 g Guinea-Carmin B(Beri. Act-fies.) 
unter Zusatz von 

1 kg kryat. Glaubersalz und 
400 g Schwefelsäure. 

Der Farbstoff löst sich nur in nnge- 
säuertem Wasser (etwa 1 g Schwefelsäur»' 
im Liter). Das Egalisirungsvermögen ist gut. 

Die Säure-, Schwefel- und Walkecht- 
heit sind gut. Fm-htrti dtr FMtr-Ztihmt 

No. a Benzoroth SG auf io kg gebleichtem 
Baumwollgarn. 

Färben mit 

300 g Benzoroth SG (Bayer); 
dem Bade wurden zugesetzt 

1 kg 500 g Glaubersalz und 
100 - Soda. 

Die Säure- und Alkaliechtheit sind gut, 
die Waschechtheit ist ziemlich, die Chlor- 
echtheit sehr gering. FmUr „ Fartm . M i,.„. 

No. 3. Schwarz auf 10 kg Halbwolle. 
Gefärbt wurde in möglichst kurzem 
Bade nahe an Kochhitze mit 

500 g Dianilschwarz HW (Karl). Höchst), 
220 - Chromschwarz B ( - - ), 

1 10 - Naphatalingrön V ( - - ), 

20 - Dianilgelb R ( - - ), 

unter Zusatz von 

4 kg krysl. Glaubersalz. 

Erhöhen der Temperatur begünstigt das 
Aufziehen auf die Wolle, Erniedrigen das 
Aufziehen auf die Baumwolle. 

Forbfre* der Färber -Zettuwg. 

No. 4. Zweifarbiges Halbwollgewebe mit mer- 
cerialrten Baumwollcffecten. 

Wolle schwach kochend gefärbt mit 
Formylviolett S4B (Cassella), 
Lanafuchsin SB ( - ); 

hinzufügen 

8 '/„ Weinsteinpräparat und 
4 - Glaubersalz. 

Baumwolle gefärbt mit 

Diaminorange D (Cassella); 
in Wasser gespült, 9 . g*. 


No. 5. Rosa R auf Indigogrund. 
Druckvorschrift; 

20 Thoile Rosa R (de Brünn), 

10 - Blutalbuminlösung, 

10 - Verdickung. 

Verdickung: 

100 Theile Traganthlösung 1 : 10. 

50 - doppelehroiiisaures Kali, 

37 - kryst. Soda. 

Säurebad : 

76 Theile Oxalsäure, 

75 - Schwefelsäure (!ß® Be., 

100 - Kartoffelstärke, 

250 - kochendes Wasser. 

Erwärmen, bis die Kartoffelstärke völlig 
gelöst ist, dann 750 Theile kaltes Wasser 
zusetzen. Das gedruckte Stück w ird durch 
kaltes Wasser passirt, gewaschen und ge- 
trocknet. 

Die Säure-, Alkali- und Chlorechtheit 
sind gut. 

No. 6. Rosa B auf Anilinschwarz-Grund. 
Druckvorschrift: 

15 Theile Rosa B (de Brünn), 

10 - Blutalbuminlösung und 

5 - Tragnnthgummi. 

Das Product kann auch ohne Blut- 
albumin gebraucht werden und zwar 
10 Theile Rosa B und 
10 - Verdickung. 

Verdickung: 

150 Theile weisse Stärke, 

250 - Wasser, 

130 - Essigsäure 7“ Re.. 

100 - Traganlhgummi-Iiösung. 

Bezüglich der Echtheit sei auf Muster 
No. 5 hingewiesen. 

No. 7. Marineblau auf to kg Halbwoll-Liislre. 

75 g Lanacylmarineblau B (Cassella), 

75 - Lanacylblau BB ( - ), 

hinzu fügen 

500 g Glaubersalz und 
500 - Essigsäure (30%). 

Handheiss eingehen, % Stunde kochen 
lassen and 500 g Weinsteinpräparal auf 
zweimal zugeben. u 

No. 8 Dunkeloliv auf 10 kg Halbwoll-Lilstre 

75 g Lanacylmarineblau B (Cassella), 

75 - l»anacylblau BB ( - ), 

50 - Tropäolin OO ( - ), 

zusetzen 

500 g Glaubersalz, 

500 - Essigsäure (30%) und 
500 - Weinsteinpräparat. 

Nach dem für Muster No. 7 angege- 
benen Verfahren gefärbt. 8 . *», 

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Heft U. 1 

Iä Juli IH9S.) 


Rundschau. 


229 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 
und Musterkurten der Farbenfabriken.) 

Die Aotiengeseilsehnft für Anilin- 
fahrikation bringt in Guinea-Carniin B 
ein neues, sauer färbendes NOaneirroth für 
Wolle in den Handel. (S. Muster No. 1 
der heutigen Beilage.) Das Lösen ge- 
schieht nur in ungesäuertem Wasser (etwa 
1 g Schwefelsäure im Liter) bezw. durch 
l'ehergiessen mit heisser, saurer Flotte. 
Gefärbt wird, wie bei Säurefarben üblich, 
kochend unter Zusatz von Glaubersalz und 
Schwefelsäure oder Weinsteinpräparat. Der 
neue Farbstoff cgalisirt gut, ist alkalibe- 
ständig, Schwefel- und lichtecht. 

Das Färben selbst geschieht am besten 
auf Holzkufen; auf Kupfer fallen die Nü- 
ancen trüber aus; Zimigefässe sind un- 
geeignet. 

Sambesi- Indigohlau K ist ein neuer, 
diazotirbarer substantiver BaumwollfarbstofT 
der gleichen Firma, welcher, mit /f-Naphtol 
entwickelt, satte Küpontönc von guter 
Waschechtheit liefern soll. Das Product 
eignet sich für Baumwolle, Leinen u. s. w., 
und zwar in gleicher Weise zum Färben 
von Stranggarnen, Cops, Bobinen, loser 
Baumwolle, wie für Stückwaare. Seine 
leichte Löslichkeit, sowie die Unempfind- 
lichkeit gegen Metalle machen ihn auch 
besonders brauchbar für das Färben auf 
mechanischen Apparaten. Auf Halbseide 
erhält man mit der ff-Naphtolentwieklung 
fast seitengleiche Färbungen. Der Farb- 
stoff ist leicht löslich und zieht im neu- 
tralen oder alkalischen Bade unter Zusatz 
von geringen Mengen Glaubersalz oder 
Kochsalz. Da er fast unempfindlich gegen 
Metalle ist, kann anstandslos auf Kupfer- 
geffissen gefärbt werden. Die directen 
Färbungen ergeben graue bis grauschwarze 
Nüancen ohne besonderen Werth. 

Baumwollcorinth G ist ein neuer 
substantiver Farbstoff der Badischen 
Anilin- und Sodafabrik. Er liefert 
schöne und satte Bordeauxtöne, wie man 
aus dem Muster No. 2 der Beilage No. 14 
ersehen konnte. 

Die Firma Leopold Cassella & Co. 
in Frankfurt a. M. bietet einen neuen 
diazotirbaren Diaminfarbstoff Diaminbeta- 
schwarz B an. 

Gefärbt wird 1 Stunde kochend, unter 
Zusatz von 2 g Soda und 20 bis 30 g calc. 
Glaubersalz für den Liter Flotte. Ent- 
wickeln mit jJ-Naphlol, a-Xaphtol, Naphtyl- 
aminäther N oder Uesorcin. 


Dieselbe Firma veröffentlicht aus der 
Reihe der Diaminfarben einen neuen rothen 
Farbstoff Oxydiaminroth S. Baumwolle 
färbt man für helle Nüancen unter Zusatz 
von 0,5% Soda und 10% Glaubersalz, 
dunkle Nüancen unter Zusatz der gleichen 
Menge Soda und 20 bis 30% Glaubersalz. 

Halbseide wird gefärbt mit 3 g Seife, 
V 4 g Soda, 2 g phosphorsaurem Natron und 
6 g kryst. Glaubersalz für den Liter Flotte. 
Das Product besitzt die Eigenschaft, die 
Baumwolle tiefer als die Seide zu decken. 

Bei den hellen Nüancen wird das Färbe- 
bad meist ganz ausgezogen; bei den 
dunklen bleibt ein Theil des Farbstoffes im 
Bade zurück, und das Ansatzbad muss dem- 
entsprechend etwas stärker besetzt werden. 
Die erforderliche Menge richtet sich in 
erster Linie nach der Flottenmenge, und 
es kann als Anhaltspunkt gelten, dass bei 
der 18 fachen Wassermenge vom Gewicht 
der Waare etwa %, 20 fachen etwa 
25 fachen etwa % und 30 fachen etw a das 
Doppelte an Farbstoff zu nehmen ist. 

Beim Weiterfärben auf alten Bädern 
werden vom Farbstoff immer die ange- 
gebenen Mengen zugefügt, während von 
Soda und Glaubersalz etwa % der ur- 
sprünglich angewendeten Menge nachzu- 
setzen ist. p, 

Job. Kleinewefers Söhne in Krefeld, Mer- 

cerislren der Baumwolle in Strangform. (D. 

R. P. No. 102 672.) 

Das Einlaufen der Baumwolle beim Mer- 
cerisiren verhindert man im Allgemeinen 
dadurch, dass man die Faser in stark ge- 
spanntem Zustande mercerisirt und aus- 
wäscht. Nach dem neuen Verfahren wird 
die Baumwolle in Strangform in losem Zu- 
stand über die Trommel einer Centriruga! 
maschine gelegt. Der Centrifugenmantel 
ist. entweder rostnrtig ausgelilldet oder be- 
steht aus gelochtem Blech u. dgl. Die 
Welle dieses Centrifugalapparates ist hohl, 
gleichfalls gelocht und wird von einem 
Vorrat hsgefäss mit Lauge beschickt. Die 
Wirkung der Lauge auf die Faser ist nach 
diesem Verfahren in kurzer Zeit die denk- 
bar vollkommenste, weil die Einzelfaseni 
der Stränge nicht nur von aussen von der 
Lauge umspült werden, sondern vermöge 
der Ceutrifugalkraft von den Flüssigkeits- 
theilchen vollständig durchdrungen werden ; 
ausserdem werden die Stränge im weiteren 
Verlauf auf derselben Maschine ausge- 
waschen und trocken geschleudert. Ein 
nonnenswerthes Einlaufen der Stränge 
findet während und nach dieser Behänd- 



230 


Rundschau. 


lung nicht statt'), sodass die Stränge noch 
lose von der Trommel genommen werden. 
Das Verfahren bietet nach den Angaben 
der Patentschrift gegenüber den bisher be 
kannten Verfahren zum Mereerisiren wesent- 
liche Vorzüge. — 

Das Kaiserliche Patentamt hat im An- 
spruch dieses Patentes zum Ausdruck ge- 
bracht, dass bei dem Verfahren die Er- 
findung des Patentes No. 97 5(54 (Thomas 
& Prevost) mitbenutzt wird. 

Mrs. Elisa Jessie Stewart in London, Ver- 
fahren zum Farben vermittelst eines Färb* 
Stoffes aus den HUlsen der Baumwollenfrucht. 
(D. R. P. No 102156.) 

Durch Auskochen der Süsseren Hülsen 
oder Schalen der Baumwollfrucht mitheissem 
Wasser lässt sich ein brauner Farbstoff ge- 
winnen, der zur Herstellung brauner bis 
gelblich-grüner Töne Verwendung finden 
kann. 

Damit die Faser des zu färbenden 
Stoffes in gehöriger Weise von der Farbe 
durchtränkt wird, wendet man zweckmässig 
als Beizmittel ein Myrobalanenbad an; durch 
Zusatz von Eisen-, Kupfer- oder anderen 
Salzen und Kaliumbichromat lässt sich die 
hervorgerufene Färbung variiren und be- 
festigen. Die Farbe ist beständiger als 
Catechu; mit einer schwachen heissen Lö- 
sung des Extraktes gefärbte Stoffe, welche 
nur der oxydirenden Wirkung des Luft- 
sauerstoffes ausgesetzt sind, nehmen eine 
röthlichbraune bis braune Farbe an, welche 
weder durch Waschen mit Seife noch durch 
Kochen angegriffen wird. n s . 

Buch & Landauer in Berlin, Einbad-Schwarz - 
Färbeverfahren unter Anwendung von EUen- 
oxydoxalat, Kupferoxalat und Blaubolz (D. 

R. P. No. 102313.) 

Die bisher bekannten Verfahren zur Er- 
zeugung von Einbadschwarz unter Be- 
nutzung von Blauholzextrakt, Eisen- und 
Kupfersulfat in Verbindung mit Oxalsäure 
leiden sämmtlich an dem grossen Uebel- 
stand, dass sich allmählich bedeutende 
Mengen von unlöslichem oxalsuuretn Eisen- 
oxydul in dem Färbebad ausscheiden, ein 
citronengelbes Pulver, welches sich in und 

') Diese Behauptung scheint nicht im vollen 
Umfang zutreffend. Im Momente der Merceri- 
Hirung ist jedenfalls auch nach dem vorliegen- 
den Verfahren eine Spannung in der Baum- 
wolle vorhanden, ebenso wird dio Spannung 
beim Auswaschen durch die lebendige Kratt 
der abgeschleudcrtcn Flüssigkeit erhalten. 

b. Btt 


rparber-z«ttug 

[ Jahrgang 18OT. 


auf der gefärbten Waare ablagert. Durch 
Anwendung von Ferrioxalat, oxalsnurem 
Eisenoxyd, wird dieser Uehelstand ver- 
mieden. Dieses Salz ist in Wasser voll- 
kommen löslich und löst auch das etwa 
vorhandene oxalsaure Eisen- und Kupfer- 
oxydul mit Leichtigkeit auf. Das Färbe - 
bad bleibt somit vollständig klar und man 
erhält in kurzer Zeit lebhafte Farbtöne von 
grosser Echtheit. Am vortheilhaftesten hat 
sich für dieses Verfahren eine Mischung 
von zwei Theilen oxalsaurem Eisenoxyd 
und 1 Theil Kupferoxalat erwiesen. 

Mangelhaftes Durchfärben allzarinfarbiger Stück- 
waare. 

Diese Erscheinung wird, wie das 
.Deutsche Wollen-Gewerbe“ mittheilt, am 
stärksten dann auftreten, wenn der (’hrom- 
sud reichlich sauer gewesen ist und zu 
warm eingegangen wurde. 

Als Grundprincip für die Alizarin-Stück- 
fürberei muss Folgendes gelten; Vorzüg- 
liche Reinheit der Waare, gutes Netzen vor 
dem Eingehen in den Chromsud und niedrige 
Anfangstemperatur schon beim Sud (höch- 
stens 50 bis 00° C.). Das Ausgehen der ge- 
sottenen Stücke muss durch einen Kühlbottich, 
welchem fortwährend frisches Wasser zuge- 
führt wird, erfolgen, wodurch erreicht wird, 
dass kein überschüssiger Chromsud in der 
Waare verbleibt. Zwischen Absud und Aus- 
färben ist die Waare zur Vermeidung der 
bekannten Lichtstreifen gegen die Ein- 
wirkung von Licht zu schützen. Vor dem 
Ausfärben lässt man die gesottenen Stücke 
entweder Stunde in vollem Wasser auf 
dem Spülkumpen laufen oder haspelt sie 
mindestens auf dem Kühlbottich einigemal 
durch frisches Wasser, um etwa betrocknete 
Stellen zu beseitigen. Das Ausfürbebad, 
dem zur langsameren Entwicklung der 
Farbe für das Stück (26 kg) etwa */ 2 bis 
*/, Liter essigsaures Ammoniak zugesetzt 
wird, darf eine Anfangstemperatur von 25 
bis 32° C. nicht überschreiten und muss 
dann möglichst langsam zum Kochen ge- 
trieben werden. Die vollkommene Fixirung 
der Farbe geschieht durch darauf folgenden 
Zusatz von Essigsäure zum Färbebad, was 
auch mit der nöthigen Vorsicht nusgeführt 
werden muss, um ein gleichmüssiges An- 
fallen der Farbe zu erzielen. Bleibt die 
Nüance nach Erschöpfung des Bades zu 
hell und ist ein Zusatz erforderlich, so 
muss die Flotte entsprechend abgekühlt 
und erst allmählich wieder zum Kochen 
gebracht werden. Jedoch ist bei Mode- 
farben der Zusatz von einem Alizarin- 



Heft 14, 1 

16. Jul» 1899.1 


Rundjchau. 


231 


farbstoff nicht empfehlenswerth, sondern 
man hilft hier, um auf die vorgeschriebene 
Nuance au kommen, besser mit einem 
leicht egalisirenden Farbstoff nach. Es sei 
noch darauf bingewisen, dass die Be- 
messung des Chromsuds sich nach der 
Tiefe der gewünschten Farbe richten muss: 
für ein dunkles Alizarinblau sind mindestens 
3% Chromkali nebst dem entsprechenden 
Weinstein erforderlich, wahrend für Mode- 
farben durchschnittlich 1% genügen. u , 

Lignorosin, eine neue Hillfebeize fllr Chromsud 1 ) 

Seit Kurzem ist neben der Milchsäure 
ein Product aufgetaucht, welches diese in 
technischer Hinsicht zwar nicht übertrifft, 
aber doch, soweit es sich bis jetzt fest- 
stellen lasst, ebenfalls sehr günstige Re- 
sultate liefert, es ist das Lignorosin. 

Wie beim Milchsauresud, hat sich auch 
bei der Verwendung des Lignorosin ein 
Zusatz von Schwefelsäure zum Beizbad als 
die Reduction günstig beeinflussend er- 
wiesen. Auch in seiner Wirkung kommt 
das neue Product der Milchsäure ziemlich 
nahe, sodass man für den Sud ungefähr 
der gleichen Menge Lignorosin wie Milch- 
säure bedarf. Dementsprechend 6ind auch 
t'hromkali und Schwefelsäure ungefähr in 
gleicher Menge wie beim Milchsfluresud zu 
verwenden. Als geeignetes Verhäitniss 
hat sich folgendes erwiesen: 1,6 % Chrom- 
kali, 2,8% Lignorosin und 0,8% Schwefel- 
säure.. Vor dem Zusetzen muss das Ligno- 
rosin gut mit heissem Wasser verdünnt 
werden. Im Gegensatz zum Weinstein- 
und Milchsäuresud zeigt der Lignorosinsud 
eine bräunliche Färbung, die auch nach 
dem Auskochen des Bades nicht ver- 
schwindet und von der Farbe des Lignorosin 
selbst herrührt. Ebenso nimmt auch das 
gebeizte Material eine braune Färbung an, 
weshalb das Beizen mit Lignorosin nur für 
dunkle Farbtöne in Betracht kommt, da 
hellere Karben in Folge des trübbräun- 
lichen Grundes des Materials stumpf und 
trübe ausfalien. 

Die Untersuchung des ausgekochten 
Beizbades hat ergehen, dass es nur noch 
geringe Mengen Chrom enthält, weit ge- 
ringer als das ausgekochte Bad von Chrom- 
weinsteinsud. Hat das neue Product so- 
mit vor Weinstein den Vorzug der besseren 
Ausnutzung der Beizflotte, so besitzt es 
andererseits der Milchsäure gegenüber eine 
bessere Egalisirfähigkeit. Die Färbungen 

*) Vgl. auch die verschiedenen Berichte 
aber Lignorosin in diesem Jahrgang, S 34, 
8. 68, 3. 92, 8. 103, 8. 174. äs. 


auf Lignorosinheize sind durchweg sehr 
voll und lebhaft. Die Unterschiede in 
Nüance und Intensität gegenüber den auf 
Milchsauresud erzielten Färbungen sind je 
nach dem Farbton und Charakter der ver- 
wendeten Farbstoffe mehr oder weniger 
auffallende. 

Was die Kehtheitseigenschaften der auf 
Lignorosinbeize hergestellten Farben be- 
trifft, so halten sie bezüglich der Walk- 
echtheit jeden Vergleich mit auf Weinstein- 
oder Milchsäuresud erzielten Farben aus. 
Dasselbe gilt von der Säure-, Decatur- und 
Wasserechtheit. Weniger gut ist dagegen 
die Lichtechtheit, wie eingehende Ver- 
gleiehsbeiichtungen gezeigt haben. ln 
Fällen, wo auf besonders gute Lichtecht- 
heit Bedacht zu nehmen ist, ist demnach 
doch Vorsicht bezüglich der Verwendung 
des neuen Productes empfehlenswerth. 

Was seine Einführung in die Praxis 
besonders wünschenswerth erscheinen lässt, 
das ist sein billiger Preis gegenüber Milch- 
säure und Weinstein; es dürfte sich des- 
halb ein Versuch mit Lignorosin für den 
Practiker wohl empfehlen. 

I Auwufttctitt au« ,lku IhutscJu WoUtm~Qcu*rU!*.l D. 

Erzeugung von Indigo auf der Faser. 

Einem Bericht der „Chemiker-Zeitung“ 
zufolge kann Indigo in folgender Weise 
auf der Faser erzeugt werden: Man in- 
corporirt das Indigosalz einer geeigneten 
Verdickung und fügt derselben einen 
Ueberschuss an Natronlauge unter gutem 
Umrühren und unter Abkühlung zu. Mit 
der so erhaltenen Druckfarbe wird das 
Gewebe bedruckt, dann getrocknet, längen* 
Zeit gedämpft und zum Schluss gewaschen. 
Fügt man der Druckfarbe noch ein anderes 
Reductionsmittel zu, so kann die Dämpf- 
dauer verkürzt werden. Die Vortheile 
dieses neuen Verfahrens bestehen darin, 
dass klarere und egalere Färbungen erzielt 
werden und dass es in der Druckerei vor- 
züglich mit der Fixirung der Dampffarben 
combinirt werden kann. Man verrührt bei- 
spielsweise 1,5 kg Indigosalz mit 3 kg 
Britishgum und setzt langsam und unter 
Abkühlung 5,5 kg Natronlauge 40° Be. 
hinzu. Nach dem Drucken wird getrocknet 
und 40 Minuten gedämpft, dann gewaschen, 
gesäuert, nochmals gewaschen und schliess- 
lich getrocknet. Man erhält so ein röth- 
liches Blau von grosser Reinheit. Wird 
der Druckfarbe vor ihrer Verwendung 
0,1 kg Traubenzucker zugesetzt, so kann 
der Dämpfprocess unter sonst gleichen Be- 
dingungen aul 30 Minuten reducirt werden. 

v. 


Google 



232 


Vanchtateat Mitteilungen. 


rPlrberZclWBX 
I Jahrgang I8W. 


W. Ch. Kipling und Edward Arnold in 
Sudburg (England), Verfahren zum Wasser- 
dichtmachen von Geweben (D. K. P. No. 
101 709 .) 

Nachdem vorliegenden Verfahren werden 
TextilBtoffe, insbesondere Seide, in einem 
Bade gleichzeitig mit Aluminiumacetat und 
Gerbsäure, behandelt. 

Beim Vermischen dieser beiden Stoffe 
entsteht unlösliches Aluminiumtannat ; im 
Filtrat ist gleichzeitig Aluminiumacetat und 
Gerbsäure neben freier Essigsäure enthalten. 
Die Anwendung einer derartigen Flüssig 
keit zum Behandeln von Textilstoffen, wie 
Seide, bildet den Gegenstand des Patentes. 
Durch Behandeln mit Aluminiumacetat allein 
wird bekanntlich der Handelswerth der Seide 
stark herabgesetzt; dies ist bei dem vor- 
liegenden Verfahren nicht der Fall; die 
Seide wird dadurch dauernd unempfindlich 
gegen Feuchtigkeit gemacht, die Haltbar- 
keit und Festigkeit wird erhöht, die Farb- 
stoffe werden auf der so präparirten Seide 
besser fixirt und zugleich wird ein feinerer 
Griff und Glanz erzielt. - Alles, ohne dass 
die Faser äusserlich die Merkmale der er- 
folgten Behandlung aufweist. g a . 


Verschiedene Mittheilungen. 

Lösen von Blutalbumtn. 

Die Hauptsache bei der Verwendung 
des Blutalbumins ist das richtige Lösen. 
Dieses wird nach Erfahrung alter Practiker 
zweckmässig in folgender Weise ausgeführt: 

„Einem Bade von 36" C., welche Tem- 
peratur nach Möglichkeit nicht über- 
schritten werden darf, wird das zu 
lösende Albumin beigegeben und eine 
Stunde, ohne umzurühren, stehen gelassen. 
Nachdem das Wasser genügend in die 
Albuminblättchen eingedrungen, versuche 
man mit einem Stock festzustellen, ob das 
auf den Boden gesunkene Albumin eine 
schleimige Form angenommen hat. Ist 
dies der Fall, so rühre man langsam, von 
oben nach unten gehend, die Lösung 
einigemale um, jedoch der Länge nach, 
da durch die Kreisbewegung Klumpen 
bezw. Ballen entstehen, die längere Zeit 
zur Lösung gebrauchen. Um das Coagu- 
liren zu vermeiden, darf die Temperatur 
36" C. nicht übersteigen. Nach einiger 
Zeit stellt man das Erwärmen ein und 
rührt kalt. Ein gutes Albumin muss nun 
vollständig gelOst sein. Alkalien in die 


Lösung zu bringen, ist streng zu ver- 
meiden, da diese ebenso wie eisen- 
haltiges Wasser die Farbtöne bedeutend 
beeinträchtigen. Zu 3,6 kg Albumin 
nehme man 180 Liter Wasser und füge 
von dieser Lösung je nach Farbe und 
Verfahren dem Färbebade hinzu. Ob ihm 
Sumach oder andere Gerbstoffe zugegeben 
werden können, kommt ganz auf die 
Arbeitsmethode an. Das Albumin bildet 
einen festen Lack, der durch andere 
Präparate nicht annähernd erreicht werden 
kann. Auf300kgGarn für Türkischroth 
werden etwa 2,5 kg Albumin oder 
mehr verwendet.“ & Bnm. 

Aus dem Bericht der Handels- und Gewerbe- 
kammer ln Brünn für das Jahr 1898. 

Für die Lohnfärberei gestaltete sich 
das Berichtsjahr, mit den letzten Jahren 
verglichen, besonders in der Sommersaison 
etwas günstiger. Vorherrschend wurden 
noch immer Kammgarne und Kammgarn- 
cheviots gefärbt; lose Wollen kamen gar- 
nicht in Betracht, da sie nur in einzelnen 
Fabriken in kleinen Quantitäten verarbeitet 
wurden. Die Stückfärberei hat im ver- 
flossenen Jahre etwas nachgelassen, da die 
nordböhmischen Fabrikanten ihre Erzeu- 
gung reducirten. 

Der Import der gefärbten Garne, wo- 
runter ganz besonders die so viel verar- 
beiteten Moulines zu erwähnen sind, gereicht 
noch immer den Färbereien zum Nachtheile. 
Carbonisation und Wollwäscherei haben sich 
auf ein Minimum reducirt, da das Material 
dazu in Brünn fehlt. Carbonisirl werden 
Kämmlinge und andere Spinnereiabgänge 
für auswärtige Hutfabriken und für hiesigen 
Bedarf, zumeist nur Enden und Hadem. 

Der künstliche Indigo ist noch nicht 
in dem Umfange durchgedrungen, als man 
hoffte. Die Erzeugung ist noch zu theuer 
und daher auch der Preis, im Verhältnisse 
zur Ausgiebigkeit des Färbemittels, zu hoch. 

Die Technik in der Färberei hat, im ver- 
flossenen Jahre jedenfalls einen Erfolg zu 
verzeichnen, der nicht ohne Erweiterung 
bleiben kann. Es werden jetzt schon fast 
durchweg Halbwollsachen auf einem Bad 
gefärbt; auch wurden in diesem Jahre gute 
Farbstoffe zu billigen Preisen mit grosser 
Ausgiebigkeit auf den Markt gebracht. In 
Brünn speciell konnten die Färbereien aber 
trotzdem keine wesentlichen Erfolge erzielen. 

Es notirten pro 100 Kilogramm: Blau- 
holzextrakt fest 53 fl., Blauholzextrakt flüssig 
41 fl., Gelbholzextrakt fest 67 fl., Gelbbolz- 
extrakt flüssig 43 fl., Blauholz in Spänen 



Verschiedene Mlt1hellung«ft. 


233 


Mttft 14. 1 

IS. Juli I89t.| 


16 fl,, Rothholzextrakt 80 fl., Chromkali 4011., 
Weinstein 70 bis 80 fl., Röthe 30 fl., Zucker- 
sflure 40 fl., Alaun 10 fl., Colcothar 16 bis 
18 fl., Kupfervitriol 28 fl., Eisenvitriol 32 fl.; 
ferner pro Kilogramm: Cochenille 2 fl., 
Alizarinfarben 2 bis 10 Mk., Aniline 2 bis 6 
Mark, Indigo 6 bis 8 fl., Urseil 2,50 fl. 

Ueber „Indigo“ heisst es in dem 
Bericht; 

Dieser filralle Färbereien und Druckereien 
im höchsten Maas«' wichtige Artikel befindet 
sich derzeit in einer eigenthömlichen Situa- 
tion. Er war bisher in den Factoreien 
in Ostindien, in Java und in Mittel-Amerika 
erzeugt und von dort aus auf die euro- 
päischen Märkte verführt worden. Speciell 
der ostindische Indigo wurde zum grössten 
Theile in Calcutta und theilweise auch in 
Madras zum Markte gebracht. Ausschlag- 
gebend waren jederzeit die Auctionen in 
Calcutta, welche, anfangs November be- 
ginnend, bis zur Ausschüttung der ge- 
sammten Ernte, bis gegen Mitte oder Ende 
Februar, zu wahren pflegten. In Calcutta 
vollzog sich auch, mit Rücksicht auf den 
l’mfang und die Qualität der dortigen Ernte, 
die für den gesammten Artikel und meist 
auch für das ganze Jahr maassgebende 
Preisbildung, sodass die übrigen Productions- 
gebiete, so die Präsidentschaft Madras, so 
auch Java und Guatemala im Wesentlichen 
sich nach dieser Preisentwicklung zu richten 
bemüsHigt waren. 

Die Thataache, dass der Indigo nun- 
mehr auch künstlich in grösserem Umfange 
in der reinsten Qualität von der Badischen 
Anilin- und Sodafabrik in Stuttgart und 
anderen Farbenfabriken erzeugt und in den 
Handel gebracht wird, war geeignet, den 
Grundaufbau des bisherigen Indigomarktes 
zu zerstören. Im vergangenen Jahre schon 
hatte die Verkaufscampagne in Calcutta 
unter dem mangelnden Vertrauen der Con- 
8umenten sowohl, als auch der dortigen 
Commissionflre schwer zu leiden, und die 
Preise erlitten schon deswegen eine ganz 
beträchtliche Einbusse, weil durch die 
Existenz und Marktfähigkeit des als „In- 
digo rein“ künstlich erzeugten, mit dem 
natürlichen Indigo concurrirenden Productes, 
jedenfalls für die Preisentwicklung des natür- 
lichen Indigos eine Grenze nach oben ge- 
setzt erschien. Der Artikel verlor deswegen 
seine Conjunctur. Man sagt sich, trotzdem 
es damals sowohl unter den Indigohflndlem, 
als auch unter den Färbern viele Zweifler 
gab, dass jedes künstliche Product un- 
abhängig von den Wechselfällen, denen die 
Naturproducte unterworfen sind, immer die 
Tendenz hat, die Naturproducte zu ver- 


drängen, und dass im Verlaufe einer viel- 
leicht nicht allzu langen Zeit die Production 
des „Indigo rein“ sich nicht blos in un- 
geahntem Maasse steigern, sondern auch 
in einer Weise verwohlfeilen könne, welche 
die Concurrenzfäbigkeit des natürlichen In- 
digos unter allen Umständen ausschliessen 
könnte. 

Naturgemflss hatte dieses geminderte 
Vertrauen in die künftige Preisbeständig- 
keit des natürlichen Indigos den Erfolg, 
dass die Preise desselben schon in der 
Calcuttasaison 1897/98 auf ein ehemals nie 
gekanntes Niveau herabgedrückt wurden. 
Calcutta verzeichnete vergangenen Jahres 
eine Ernte von 110 000 Fy mounds ä 33,86 
Kilogramm, welche in ungefähr 27 000 
Kisten zur Ausfuhr gelangten. Von diesem 
Quantum hatte England ungefähr 7000, 
Frankreich 2500, Deutschland und Oester- 
reich zusammengerechnet ca. 7200 Kisten 
aufgenommen. Auf den regelmässigen 
Quartal-Auctionen, welche in London jedes 
Jahr im Januar, April, Juli und October 
abgehalten werden, macht die Abbröcke- 
lung der Indigopreise weitere Fortschritte. 
Im Juli wurden in London die billigsten 
Preise verzeichnet, welche man jemals ge- 
sehen hatte. Die October-Auction hat eine 
kleine, aber auch nicht nennenswerthe 
Besserung gebracht. Seit Mitte November 
1898 hat die diesjährige Auction in Calcutta 
begonnen. Die Ernte ist diesmal reichlich 
ausgefallen und wird auf 125000 Fy mounds 
geschätzt. Die Auctionen nahmen einen 
äusserst trägen Verlauf, und es ist bis An- 
fang December nicht mehr als ein Quantum 
von 10 000 Fy mounds verkauft worden. 
Soweit man die bisherige Preisentwicklung 
auf denCalcutta-Auctionen Überblicken kann, 
so sind feine Qualitäten, welche im ver- 
gangenen Jahre 255 Rupees gekostet haben, 
gegenwärtig um 220 Rupees erhältlich. 
Mittelfeine Sorten, vergangenen Jahres 
durchschnittlich um 220 Rupees verkauft, 
stellen sich gegenwärtig auf 185 Rupees. 
Gute Mittelwaare, welche im vergangenen 
Jahre mit 170 Rupees bezahlt wurde, wird 
mit 145 Rupees jetzt ausgeboten. Gute 
ordinäre Sorten, welche im Jahre 1897 
150 Rupees kosteten, sind um 135 Rupees 
zu haben. (Jude, welche noch immer von 
Amerika bevorzugt werden, sind in allen 
Qualitäten um ungefähr 15 Rupees im Preise 
zurückgegangen, Der Kurs der Rupie be- 
wegte sich im Laufe des Jahres um den 
Stand von 1 Shilling 4 Pence, in den 
Sommermonaten war er etwas darunter und 
steht gegenwärtig, zum Schlüsse des Jahres, 
etwas über diesem Satze. r 



234 Vsrzehlsdsn« 

Statistisches aus dem Gebiete des Patent- und 
Gebrauchsmusterschutzes. 

Nach der vergleichenden Statistik des 
Kaiserlichen Patentamtes für das abge- 
laufene Jahr hat die Zahl der Patentan- 
meldungen, ebenso wie die der Gebrauchs- 
musteranmeldungen aur den Gebieten, 
welche mit der Färberei in Beziehung 
stehen, wiederum zugenommen. In Be- 
tracht kommen die Klassen 8: Bleichen, 
Farben, Zeugdruck und Appretur; 22 : 
Farbstoffe, Firnisse, Lacke; 29: Gespinst- 
fasern; 76; Spinnerei und 86: Weberei. 

Trotz der Steigerung der Anzahl der 
Anmeldungen hat die Zahl der ertheilten 


Mitthatiungsn. [SSSSmS?' 

Patente auch im Jahre 1898 procentualisch 
abgenommen — eine auffallende Erscheinung, 
deren Gründe sich vorläufig noch nicht 
mit Bestimmtheit angeben lassen. 

Von allgemeinem Interesse mögen noch 
folgende Gesammtzahlen sein: Im Ganzen 
wurden im Jahre 1898 20 321 Patentan- 
meldungen. d. h. nahezu 2000 mehr als 
im Jahre 1897 (18 347) eingereicht und 
23 199 Gebrauchsmusteranmeldungen. 

Aus der nachstehenden Übersicht der 
letzten fünf Jahre ergiebt sich das Ver- 
hältnis in den oben genannten Klassen: 
8, 22, 29, 76 und 86; die Zahlen der 
Patentertheilungen sind unter die Zahlen 
der betr. Patentanmeldungen gesetzt: 


6 

ö 

© 

Gegenstand 

der 

Patentanmeldungen und 
Patentertheilungen 

Auf je 100 Anmel- 
dungen kommen 
Ertheilungen*) 

CO 
S Ci 
O CO 

VfcrH 

§5 

-C Xi 

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4m 

i c 

fl 
«s © 

s 

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c 

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o 

© 

3 

Ui 

Kl aase 

1894 

1895 

18961897 

1898 

1877 

1898 

1894 

1895 

1696 

18971898 

V 

to t- 

«o r- 

J® 

"X © 

fl _© 
2 

£ 

J3 


Bleichen, Färben, 

308 

265 

312 

366 

369 

4455 

46,5 

49,8 

43,7 


1381 

621 

27,4 


Zeugdruck., Appretur 

145 

129 

117 

133 

122 

190: 



22 

Farbstoffe, Firnisse, 

348 

254 

295 

319 

375 

5264 

49,8 

54,2 

57,8 

50.1 37.6 

1044 

1282 

55,1 


Lacke 

224 

208 

144 

133 

133 

2326 




29 

Gespinnstfasern 

26 

33 

23 

24 

27 

477 

46,3 


43,9 

47,5 

50 

159 

55 

26,7 

13 

13 

10 

15 

12 

214 


76 

Spinnerei 

147 

160 

153 

186 

162 

> ‘i 

68 

56,8 

52,2 

49,6 

52 


316 

24,2 

78 

77 

85 

86 

85 

1306 

8G 

Weberei 

162 

160 

173 

206 

232 

3186 

51,3 

49,6 

40,8 

88,8 

37,4 

1071 

261 

19,6 

7. 

76 

55 

78 

95 

1332 


*) Das procentuale Verhältnis zwischen Anmeldungen und Patentertheilungen ist nach der 
dreijährigen Bruchberechnung festgestellt. 


Von besonderem Interesse ist das Ver- 
hältnis der in Kraft gebliebenen Patente 
zu der Zahl der ertheilten Patente, weil 
dieses bis zu einem gewissen Grad als 
Werthmesser für die in einer Klasse er- 
theilten Patente gelten kann; darnach 
wären die in der Klasge 22 ertheilten 
Patente als die weitaus werthvollsten zu 


bezeichnen; jedoch darf auch in den 
anderen Klassen der Procentsatz der noch 
in Kraft gebliebenen Patente als gut be- 
zeichnet werden, insofern er den all- 
gemeinen Durchschnitt wesentlich über- 
steigt. 

Die Gebrauchsmusteranmeldungen ver- 
j theilen sich in folgender Weise: 


Klnss»»n- 

No. 

Gegenstand der Klasse 

1891 

1892 

1893 

1894 

1895 

1896 

1897 

1898 

1891 bis 1898 

8 

Bleichen, Farben etc. 

10 

60 

65 

124 

143 

173 

1% 

226 

997 

22 

Farbstoffe, Firnisse 

, 

17 

11 

19 

J7 

35 

29 

20 

158 

29 

Gespinnst fasern 

— 

0 

1 , 

1 

6 i 

3 

1 | 

2 

15 

76 

Spinnerei 

Weberei 

n 

43 

68 

94 

104 

90 

102 

95 

607 

86 

40 

149 

167 

183 

228 

258 

253 i 

262 

1540 


Dass auf dem Gebiete des Gebrauchs- I Klassen 8, 76 und 86 überwiegen, ist 
musterschutzes die Zahlen in den Apparat- | leicht verständlich. h . 


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Heit 14. 1 

15. Juli 18WJ 


PatenUUte. 


235 


Patent • Liste. 

Aufgestellt von dpr Redaction der 
.Färber-Zeitung* . 

Patent-Anmeldungen. 

Kl. 8. C. 7965. Messerwalze für Gewebo-i 
Brech- und Scheuermaschinen. — W. Krone, 
Krefeld. 

Kl. 8. I. 4670. Vorrichtung sum Mercerislren 
von Strähngarn. — N. Istomin, Moskau. 

Kl. 8. M 14 «04. Rauhwalze. — F. Müller, 
München-Gladbach. 

Kl. 8. R. 11 853. Verfahren zum Aufträgen 
von Appretiymitteln auf Textilstoffe, Filze 
und Papier zum Zwecke des Wasserdicht- 
inacheus, des Schutzes gegen Flecken, 
Motten u s. w. — Internationales Pa- 
tent-Bureau C. Fr. Reichelt, Berlin. 

Kl. 8. B. 23 530. Verfahren zum Beizen von 
Baumwolle oder anderen Pflanzenfasern 
mittels Chrombisulfits — Badische Ani- 
lin- und Soda-Fabrik, Ludwigshafen a. Rh. 

Kl. 8. E. 6810. Verfahren zur Erzeugung 
echter Bruck- und Färbetöno mit Hülfe 
von Indigo; Zus. z. Pat. 101 190. — Badi- 
sche Anilin- und Soda-Fabrik, Lud- 
wigsbafeu a. Rh. 

Kl. 8. G. 12 023. Farbevorrichtung mit durch 
ein Flügelbad angcbobener kreisender Flotte. 
— Th. J. Godt, Kopenhagen. 

Kl. 8. H. 21 933. Neuerung im Verfahren 
zum Färben von Vidalsehwarz und ver- 
wandten schwefelhaltigen Farbstoffen. — 
Holken & Co, Barmen. 

Kl. 8. Sch. 13 648. Träger zur Behandlung 
von Garnstrahnen mit Flüssigkeiten, insbe- 
sondere zur Behandlung von Baumwollgarn 
in gespanntem Zustande mit Alkalien. — 
J. Schneider, Hrdly-Theresienstadt. 

Kl 8. T. 5202. Farbevorrichtung für Garne 
in Spulenform u. dg!.; Zus. z. Pat. 92659. 
— B. Thies, Coesfeld i. W. 

Kl. 22. B. 23 751. Maschine zum Ueberziehen 
kleiner Gegenstände mit einer flüssigen oder 
halbflüssigen Becke — G. S. Baker und 
W. K. Baker, London. 

Kl. 22. D. 9635. Verfahren zur Darstellung 
eines schwarzen schwefelhaltigen Baumwoll- 
farbstoffes — Dahl & Co., Barmen. 

Kl. 22. F. 11 230. Vorfahren zur Darstellung 
von Diamidooxyanthrachinonen. — Farben- 
fabriken vorm Friedr. Bayer & Co., 
Elberfeld. 

Kl. 22 B. 22 502 Verfahren zur Darstellung 
eines blauen Farbstoffes der Naphtalinreibe. 
— Badische Anilin- und Soda-Fabrik, 
Ludwigshafen a. Rh. 

Kl. 22. B. 23 418. Verfahren zur Darstellung 
einer Sulfosäure des Naphtazarine. — Badi- 
sche Anilin- und Soda-Fabrik, Ludwigs- 
bafen a. Rh. 

Patent-Brtheilungen. 

Kl. 8. No. 104 662. Verfahren zum Farben 
von Pelzen. — P. Bertram, Niedor-Schön- 
hausen b Berlin. Vom 22. Marz 1898 ab. 


Kl. 8. No. 104 691 . Maschine zu genauen 
Messen und Bedrucken von leicht dehn- 
baren Stoffen. — F. Lehmann und A. 
van Kempen, Berlin. Vom 14. Mai 1897 ab. 

Kl. 8. No. 104 804. Wickelhalter für Vor- 
richtungen zum Ab- und Aufschlagen sowie 
Messen von Band, Stoff u s. w. — P. 
Schenk, Dresden-Striesen. Vom 27. März 
1898 ab. 

Kl. 8. No. 104 988. Verfahren zum Aufdrucken 
von Maserung mittels eines Lappeus mit 
elastischer Schicht. — E. Schluck, Langer- 
feld b. Barmen. Vom 24. April 1898 ab. 

Kl. 22. No. 104 625. Verfahren zur Dar- 
stellung von violettblau bis grünllchblau 
färbenden Oxazinfarbstoffen. — L. Durand, 
Huguenin & Cie., Hüningen 1. Bis. Vom 
27. März 1898 ab. 

Kl. 22. No. 104 748 und 104 667. Verfahren 
zur Darstellung eines gelben, von Naphto- 
acrldin sich ableitenden Farbstoffes. — Dr. 
F. Ullmann, Genf. Vom 7. Juli 1898 ab. 

Kl. 22. No. 104 749. Verfahren zur Herstellung 
einer Glanzwichse. — Ph. Emanuel, H. 
Wächtor und H. Zugt, Hamburg. Vom 
31. August 1898 ab. 

Kl. 22. No. 104 750. Verfahren zur Darstellung 
von wasserlöslichen Beizenfarbstoffen aus 
Dinitroanthrachinon. — Farbwerke vorm. 
Meister Lucius & Brüning, Höchst a. M. 
Vom 4. November 1898 ab. 

Kl. 22. No. 104 789. Verfahren zum Oxy- 
diren trocknender Oele. — A. Ehrhardt, 
Schöneberg b. Berlin. Vom 21. Mai 1898 ab. 

Kl. 22. No. 104 906. Verfahren zur Darstellung 
wasserlöslicher Safraninazofarbstoffe. — Farb- 
werke vorm. Meister Lucius & Brüning, 
Höchst a. M. Vom 25. September 1897 ab. 

Pat ent- Löschungen. 

Kl. 8. No. 78 120. Kalander mit durch Zahn- 
stangengetriebe bewegten Druckhebeln. 

Kl. 8. No 83 549 ßreitwaachmaschine für 
Gewebe. 

Kl. 8. No. 93 957. Vorrichtung zum Trocknen 
kODisch gewebter bezw. geflochtener Bänder. 

Kl. 8. No. 65 479. Rauhmaschine 

Kl. 8. No. 84 979. Kalander mit Vorrichtung 
zum Ausgleichen des seitens der Glättwalze 
auf die Waare ausgeübten Zuges. 

Kl. 8. No. 90 774. Spann- und Trocken- 
maschine für Gewebe mit Vorrichtung zur 
Aendcrung der Bewegungsrichtung des 
Trockenluftstromes. 

Kl. 8. No. 90 913. Rauhmaschine zum gleich- 
zeitigen Rauhen der Waare auf beiden Seiten. 

Kl. 8 No. 93 990. Verfahren zur Herstellung 
von Steifeinlagen für Kragen u. s. w. mit 
direct auf- oder eingewebten Annähstreifen. 

Kl. 8. No. 100 312. Verfahren zur Herstellung 
faltiger oder bauschiger Gewebe mittels ein- 
genähter Hülfsfäden. 

Kl. 22. No. 90 357. Verfahren zur Darstellung 
substantiver Azofarbstoffe, welche neben der 
Azo- gleichzeitig die Aldazingruppe enthalten. 



286 


Srlefkuteft. 


Kl. 22. No. 84 627. Darstellung von Azo- 
farbstoffen aus ^,^-NaphtylendLiamindisulfo 
saure. 

Kl. 22. No. 86 198. Verfahren zur Darstellung 
von Trieazofarbatoffen. 

Kl. 22. No. 90341. Verfahren zur Darstellung 
eines Parbatofles aus Diresorcin und Phtal- 
eaureaohydrid. , 

Kl. 22. No. 95 488. Verfahren zur Darstellung 
von wasserlöslichen Safraninazonaphtolen. 

Geb rauchsmuster- Eintragungen 

Kl. 8. No. 115 285. Putzkratzenhalter mit auf 
der Unterseite gekrümmter Halterplatte und 
geschwungenem Stiel. — C. H. Feustol, 
Lengenfcld i. Vogtl. 18. Marz 1899 

Kl. 8. No 115 868. Kurbelwalke mit über- 
einandergreifender Hammerlagerung — L. 
Ph. Hemmer G. in. b. H., Aachen 13. April 
1899. 

Kl. 8. No. 115 506. Starkmaschiue mit frei 
in der Trommel beweglicher Riffelwalze. — 
B. Bernards, Köln. 29 April lh99. 

Kl. 8. No. 115 507. Dampfmangelwalze mit 
durch Metallbandor an der Verschiebung 
gehindertem Filzbezug. — B. Bernards, 
Köln. 29. April 1899. 

Kl. 8. No. 115 780. Bewegungs- Vorrichtung 
an Farbemaschinen aus langsam bewegten 
Bändern und Zahnradgetriebe. — J. W. 
Crowther, Gawthorp Green. 5. Mai 1899. 

Kl. 8. No. 115 937. Maschine zum Aufrollen 
von Bandwaareu mit zwei verschieden ge- 
lagerten drehbaren Scheiben zum Einspaunen 
der Wickelforraen. — F. Bittrolff, Bretten. 
21. April 1899. 

Kl. 8 No. 115 953. Deckelverschluss für 
Laugenbehalter aus einer den Deckelrand 
aufnehmenden Flüssigkeitsrinne mit Ueber- 
lauf-Ableitung nach dem Behälter Innern. 
— Erste deutsche Bauanstalt für vollständige 
Wäscherei-Einrichtungen Stute & Blume n- 
thal, Hannover-Linden. 2. Mai 1899. 

Kl. 8. No. 116 090. Koch (Crabbing-)Maschine 
mit einer oder mehreren hohlen Walzen zur 
Aufnahme des Gewebes. — A. und E. 
Mathonet, Aachen. 9. Mai 1899. 

Kl. 8. No. 116 091. Koch-(Crabbing-)Maschinc 
mit aus einem hohlen perforirten Cylinder 
bestehender Walze zur Aufnahme des Ge- 
webes. — A. und E. Mat honet, Aachen. 
9. Mai 1899. 


Briefkasten. 

Za unentgeltlichen — rein sachlichen — Meinungsaustausch 
unserer Abonnenten Jede aasführllche and beaondera 
werlbvolle Anskunftserthelluug wird bereitwillig»! bonorirt 

(Anonyme Zusendungen bleiben spberurknirhtigt.) 

Fragen. 

Frage 41: Worauf ist die Erscheinung 
zurückzuführen, dass gefärbte Sc happe abfetlat 

Nachdruck nur mit Genehmigung der Reduc 
Verlag von Juliue Springer in Berlin N. 


f Ftrber-ZeHang. 
l Jahrgang 


oder nach längerem Liegen den Griff voll- 
ständig verliert, einen penetranten Geruch an- 
nimmt und sich gleichzeitig klebrig anfühlt? 

x. 

Frage 42: Wer liefert die praktischsten 

und leistungsfähigsten Mercerisationsmaschinen 
für Strauggarn bezw. für Ketten (Warps)? 

Frage 43: Wie entfernt man am besten 

durch Toluylendiamin entstandene orange- 
farbige Flecken? u . n. 

Frage 44: Welche künstlichen Farbstoffe 
liefern auf Baumwolle graue, möglichst licht- 
echte Nüaucen? Es handelt sich um eine 
graue Färbung auf dichtem Baumwollgewebe. 
Die Nuancen können variiron, von Graublau, 
Bleigrau bis zu Havannagrau, Beigegrau und 
müssen besser der Einwirkung des Lichtes 
widerstehen als diejenigen Producte, welche 
mit Sumach, Blau-, Gelbholz und Cachou ge- 
mischt und mit Eisenkochsalz, Kupfer u. a. w 
fixirt sind. c. 

Antworten. 

Antwort auf Frage 37: Zum Abziehen 
von Wolle (Strang und Stück), welche mit 
blauen Wollfarbstoffen zu dunkel gefärbt 
wurde, verfährt man folgendennassen: Man 
lässt ein Bad, enthaltend 300 bis 500 Gramm 
Glaubersalz auf 100 Liter Wasser, gut auf- 
kochen, schöpft allen Schaum ab und taucht 
die Wolle in diesem Bad unter (eventuell 
beschweren). Mit indirectem Dampf hält man 
das Bad auf 90 bis 95 Grad C. und hantirt 
so wenig wie irgend möglich. Nach einer 
Stunde oder kürzer sind die Stücke im Allge- 
meinen gut abgezogen. Hierauf ein warmes 
und ein kaltes Spülwasser. Zu bemerken ist 
noch, dass dieses Verfahren bei Farben wie 
Krioglaucin, Eriocyanin, Chromazonblau und 
Säureviolett (Geigy) gute Resultate gab und 
man auf den abgezogenen Stücken mit den 
gleichen Farbstoffen klare, egale, helle Töne 
erhält. Vielleicht leistet es dem Fragesteller 
für Patenthlau, Cyanol und andere blaue VVoll- 
färben gleich gute Dienste. a*. h . 

Antwort auf Frago 39: Zum Färben 

von baumwollenen Kettgarnen, welche mit 
Wolle verwebt im Stück im sauren Bado 
überfärbt werden sollen, eignen sich die 
Janusfarben der Farbwerke Höchst in aller- 
erster Linie. Dunkle Marineblau färbt man 
mit Janusdunkelblau R und B, hellere Blau 
mit Janusblau R bezw. G. — Olivgrüne Farben 
durch Combination von Janusblau G mit Janus- 
gelb G, oder — wenn sie lebhafter ausfallen 
sollen — durch Combination von Janusgrün G 
und Janusgelb G. Gefärbt wird nach dem 
in der Musterkarte No. 492 der Farbwerke 
angegebenon Verfahren durch Anfärben im 
mit Zinkvitriol uud Glaubersalz bestellten 
Farbbade und nachfolgendes Entwickeln im 
zweiten Bade mit Gerbstoff und Antiinonsalz. 
(Siehe auch Färber-Zeitung No. 9 und Beilage, 
welche die Proben der Säurekochechtheit der 
JauuBfarben enthält.) jr. t 

on und mit genauer Quellenangabe gestattet. 

— Druck ron KiuiJ Dreyer in Berits SW. 

Digiti* 


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Färber-Zeitung. 

1890. Heft 15. 


Heutige I>age der Mercerlair- Patente 
in r>eu1«ch!an<L 

Von 

Alb. ROmer. 

ISdtlun f. « stej 

Mit dem letzteren Wortlaute wurde das 
Patent alsdann angenommen. Man sieht 
sofort, dass derselbe etwas ganz Anderes 
besagt, als der Wortlaut der ersten An- 
meldung aus 1895 und es ist bis auf 
Weiteres für den nicht Eingeweihten nicht 
verständlich, inwiefern § 20 des Patentge- 
setzes in diesem Zusammenhänge gewahrt ist. 

Im 3. Absatz des (j 20 des Patentge- 
setzes heisst es ausdrücklich: „Bis zum 
Beschluss über die Bekanntmachung der 
Anmeldung sind Aenderungen der darin 
enthaltenen Angaben zulässig“. Es soll 
dadurch ermöglicht werden, dass während 
der Verhandlungen, also vor der Auslegung, 
eine Ergänzung des Ausspruchs für den 
Erfinder noch ermöglicht wird. Nach ge- 
schehener Auslegung sollen indess solche 
grundsätzliche Abänderuugen nicht mehr 
stattfinden. Es ist ja denkbar, dass während 
der Verhandlungen mit dem Patentamte 
die Beziehungen zwischen den beiden ganz 
verschiedenartigen Ansprüchen aus 1895 
und 1898 erörtert worden sind; so wie 
sie neben einander gestellt erscheinen, ist 
nicht zu verstehen, dass der letztere aus 
dem ersteren sich hat entwickeln können. 
Es wird gesagt, dass denen, weiche Be- 
schwerde gegen die Anmeldung erhoben 
haben, von dieser nachträglichen Aenderung 
nichts bekannt geworden sei, doch kann 
man das kaum annehmen, weil diese Hand- 
habung vollkommen den gesetzlichen 
Rahmen verlassen hätte. 

Es ist bedauerlich, dass die ganze Sach- 
lage dem Auslande zu Aeusserungen Anlass 
geben kann, welche für unser Patentamt 
keineswegs schmeichelhaft sind. In „Oester- 
reiehische Wollen- und Leinen-Industrie“ 
No. 7 d. J. bespricht Dr. A. G. die öster- 
reichischen Patente von Thomas & Prevost 
und kommt zu folgendem Schluss: 

„Es ist ausserordentlich interessant, 
die Ansprüche dieser (österreichischen) 
Anmeldungen zu verfolgen; denn sie 
geben, wir möchten sagen, in natür- 
licher Weise den Uedankengang der 
Fl X. 


Erfinder wieder, während in den 
deutschen Patenten schon die corri- 
girende Hand des Patentamts 
wahrzuuehmen ist.“ 

Sonst kann man wohl mit berechtigtem 
Stolz als Deutscher das Urtheil des Aus- 
landes über unser Patentamt und sein 
Prüfungsverfahren hinnehmen, wenn als 
entscheidende Instanz in Patentfragen „le 
Patentamt allemnnd“ willig angenommen 
wird. Das Vertrauen des Auslandes scheint 
hier einen bedenklichen Stoss erhalten zu 
haben. 

Aber nicht nur, dass der Zusammen- 
hang zwischen dem Zusatzpatent 97664, 
wie es ertheilt ist im Anschluss an D. K. P. 

85564 und im Anschluss an die ursprüng- 
liche Anmeldung aus September 1895 in 
keiner Weise zu erkennen Ist, Bondern auch 
die Fassung des nunmehr vorliegenden 
Patentanspruchs lässt zwei ganz verschiedene 
Deutungen zu. Am nächsten liegt die- 
jenige, wie sie Gardner auf Beite 29 seines 
Buches giebt. Demnach wäre der Anspruch; 

„Ein Verfahren zum Mercerisiren von 
Baumwolle unter Spannung, dadurch 
gekennzeichnet, dass die Baumwolle 
einer erheblich stärkeren Streckkraft 
ausgesetzt wird, als bisher möglich 
war“ mit den beiden zusätzlichen 
Momenten: a) „sodass auch langfaserige 
und stark versponnene Baumwolle ge- 
streckt werden kann“ und b) „die 
Faser infolge Aenderung ihrer Structur 
einen bleibenden seidenartigen Glanz 
erhält.“ 

Den letzteren zu b) genannten Erfolg 
hat Gardner nicht einmal näher genannt. 

Wie sich später ergeben wird, soll aber 
gerade in diesem angehängten Zusatz der 
Kern der Erfindung enthalten sein. Das 
Characteristische ist hiermit also darin zu 
suchen, dass nach dem neuerdings paten- 
tirten Verfahren eine angeblich stärkere 
Streckkraft beim Mercerisiren ausgeübt 
wird, als bisher ausgeübt w urde, als bisher 
ausgeübt wurde; denn sie ist ja mit den 
bisher gebräuchlichen Maschinen nach 
dem Wortlaute des Patentes nicht zu er- 
reichen. Nur auf dieser Grundlage ist 
auch die Anmeldung als Zusatzpatent zum 
ersten Patent zu verstehen , weil das 
. 15 

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238 

Merkmal des ersten Patentes auch in der 
Ausübung einer Streekkraft bestand. Das 
Kennzeichen eines Zusatzpatentes wäre 
also vollkommen gewährt, wenn hier eine 
modiflcirte Streckkraft mit Bezug auf daB 
erste Patent als zu schützen in Anspruch 
genommen wäre. Auf diesem Standpunkt 
muss auch das Patentamt selbst gestanden 
haben, als es dem D. R. P. 97 664 Rechts- 
kraft verlieh ; denn es ertheilte dasselbe 
als „Abänderung zu D. R. P. 85 564“. 

Wenn so dem normalen Verständniss 
diese Auffassung durchaus zugänglich und 
gangbar erscheint, und ausserdem die amt- 
liche Auffussung diesen Standpunkt ge- 
wissermassen bestätigt, so berührt es 
eigenthümlich, dass die heutige Auslegung 
des D. R. P. 97 664 eine ganz andere ist. 
Diese Auslegung läuft darauf hinaus, dass 
der Erflndungsgedanke die Strukturänderung 
der Baumwolle mit dem Erfolge seiden- 
artigen Glanzes darstellen soll. Die 
Streckung sei das Mittel, diesen Erfolg zu 
erreichen. Die schwierige Frage, wo denn 
nun die Domäne des neuen Patentes in 
Bezug auf Strukturänderung mit sich er- 
gebendem seidenartigen Glanze anfangs 
— denn nach den früheren Verfahren kann 
man ja eben auch mercerisiren und noth- 
wendigerweise damit Seidenglanz erzielen 
und hat zu dieser Mercerisation alle Baum- 
wollsorten zur Verfügung — wird von der 
Patentinhaberin dahin beantwortet, dass 
dies eine Thatfrage sei. Wenn ein ge- 
wisses Baumwoll-Xlaterial beim Recken nur 
eine relativ geringe Streckkraft erfordere 
und dementsprechend keinen Seidenglanz 
annehme, so falle das nicht unter ihr 
Patent. Wenn dasselbe aber eine ausser- 
gewöhnliehe starke Streckkraft verlange 
und infolge der gewaltsamen Faserreckung 
Seidenglanz gebe, so falle das unter ihr 
Patent. 

Auch das Patentamt hat diese Auf- 
fassung sich anscheinend zu eigen ge- 
macht, dass Structuränderungen mit Seiden- 
glanz den Inhalt des neuformulirten An- 
spruches ausmachen. In den Gründen 
zu einer Abhängigkeitserklärung eines 
anderen Patentes zum vorliegenden Mer- 
cerisirpatent von Thomas & Prevost 
heisst es: 

„Die weitere Ausbildung, welche 
das bekannte Verfahren des Mer- 
cerisirens von Baumwolle unter An- 
wendung von Spannung durch das 
ü. R. P. 97 664 erhalten hat, und 
welche den Inhalt dieses Patentes 
ausmacht, hat den Zweck, der Baum- 


rruw-Zftitntut 

iJ&hrg&Dg 1H99. 

wolle einen durch gewaltsame Structur- 
änderung der Faser herbeigeführten 
seidenartigen Glanz zu ertheilen.“ 

Während also Gardner und wohl mit 
ihm die Mehrzahl der Leser nach ihren 
natürlichen Auffassungen erheblich stärkere 
Streckkraft als Merkmal des Anspruches 
herauslesen, muss man nach jetziger amt- 
licher Auslegung des Patentamts sich 
damit abflnden . dass Strukturänderung 
mit sich ergebendem Seidenglanze das 
Charakteristikum sei. 

Auch die Nichtigkeitskläger werden 
demnach nicht umhin können, diese 
Schwenkung mitzumachen. So also liegt 
die Sache nach ihrem heutigen Stand, 
auch in ihrer officiellen Färbung. Was 
haben nun aber die Patentsucher selbst 
mit ihrer Anmeldung vom 3. September 
1895 geschützt haben wollen? 

Die nachfolgende Erörterung wird 
zeigen, dass diese Absicht nachweislich 
eine von der „aus Structuränderung sich 
ergebendem Seidenglanz“ ganz ver- 
schiedene ist. Man muss zu dem Zw’eck 
die englischen Patente von Thomas 
& Prevost genauer auf ihren Inhalt an- 
sehen. Dieselben geben über die soeben 
aufgeworfene Frage klaren Aufschluss. 

Arn 18. September 1896 meldeten 
Thomas dt Prevost für England Patent 20 7 1 4 
an. Dasselbe lautet am Anfang: 

„Our patent No. 18 040 of 1895 
relates to Stretching the vegetable 
(ihre or fabric during the mercerisiug 
process to obviate the very great 
shrinking of the same and increase 
the affinity of the fibre for colouring 
matters and mordants.“ 

In deutscher Uebersetzung : 

„Unser Patent No. 18040 von 1895 
hat darauf Bezug , vegetabilische 
Fasern p. oder Gewebe während des 
Mereerisir-Processes zu strecken, um 
das sehr starke Schrumpfen derselben 
zu verhindern und die Affinität der 
Faser für Farbstoffe und Beizen zu 
vergrössern.“ 

Demnach behaupten Thomas & Prevost 
am 18. September 1896 selbst, dass ihr 
älteres englisches Patent gemäss dem von 
ihnen erstrebten Zweck und Ziel nur ein 
Färberei-Patent gewesen sei, nach welchem 
man habe mercerisiren wollen, um die 
Faser empfänglicher für Farbstoffe zu 
machen und um keine Einbusse an Ma- 
terial bezüglich dessen Dimensionen zu er- 
leiden. Der Anspruch dieses älteren eng- 
lischen Patentes von Thomas 4 Prevost 

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Römer, Heutige Lege der Mercericir-Patente in Deutschland. 



Heft 15 1 

L AugUKt 18*9. J 


Römer, Heutige Lage der Mereeritir-Patente in Deutschland. 


239 


No. 18 040 vom 26. September 1895 lautet 
aber folgendermassen : 

„Our invention is: 

1. the herein deacribed improvement in 
treating vegetable fibres for dyeing 
purposes with alcaiine lyes or with 
acids consisting in subjecting the 
vegetable flbre (in the hank or as a 
woven fabric) for the purpose of 
preventing shrinking of the flbre 
whilest firmly stretehed to the action 
of the baseg or acids and then was- 
hing the flbre whilest still stretehed 
until the internal stress or tension 
thereof has seased. 

2. the herein described improvement in 
treating vegetable fibres for dyeing 
purposes with alcaiine lyes or with 
acids consisting in subjecting without 
Stretching the vegetable flbre (in the 
hank or asa woven fabric) to the 
action of baseB or acids and then — 
whilest 1t is still wet with the lye 
und shrunken-stretching same to its 
original length and breadth and 
thereafler washing same whilest 
stretehed as before.“ 

Das heisst in deutscher Uebersetzung: 
, Unser Anspruch ist: 

1 Die oben beschriebene Verbesserung 
bei Behandlung vegetabilischer Fasern 
für Färbereizwecke mit alkalischen 
Laugen oder mit Säuren besteht darin, 
dass man die vegetabilische Faser (in 
Strangform oder als Oewebe) zum 
Zwecke der Verhinderung des Ein- 
laufens der Faser unter starker 
Spannung der Einwirkung von Basen 
und Säuren aussetzt und dann die 
noch gestreckte Faser ausspült, bis 
die innere starke Spannung nachge- 
lassen hat; 

2. Die oben beschriebene Verbesserung 
bei Behandlung vegetabilischer Fasern 
für Färberei-Zwecke mit alkalischen 
Laugen oder mit Säuren besteht 
darin, dass man die vegetablische 
Faser (in Strangform oder als Gewebe) 
ohne Spannung der Einwirkung von 
Basen oder Säuren aussetzt und sie 
dann — während sie noch von der 
Lauge durchdrungen und zusammen- 
geschrumpft ist, auf ihre ursprüng- 
liche Länge und Breite streckt und 
sie hiernach unter andauernder 
Streckung ausspült.“ 

Ausführlich findet sich dieser zweifache 
Anspruch wiederholt in der Beschreibung 
dieses englischeu Patentes, dass man die 


Faserstoffe mercerisiren will im ersten 
Falle unter andauernder Spannung mit 
nachfolgendem Waschen unter Spannung, 
und im zweiten Falle ohne Spannung, so 
dass sie einlaufen, mit darauffolgendem 
■Strecken während des Waschprozesses. 
Vergleichen wir diesen zweifachen An- 
spruch mit den oben wörtlich angeführten 
Ansprüchen der deutschen Patente vom 
24. März 1895 und 3. September 1895, 
so ergiebt sich augenfällig, dasB der erste 
Fall des englischen Patentes sich direkt 
mit der ersten deutschen Anmeldung, und 
der zweite Fall mit der zweiten deutschen 
Anmeldung deckt. Auch die zeitlichen 
Umstände Bind dem vollkommen ent- 
sprechend, Die Kenntniss des Mercerisir- 
Prozesses war bei der englischen An- 
meldung am 26. September 1895 eben 
genau die, wie sie bei der deutschen An- 
meldung bis zum 3. desselben Monats sich 
entwickelt hatte, man hatte nur ein reines 
Färberei-Patent vor Augen, nichts anderes. 
Man sieht also, dass z. B. Gardner auf 
Seite 15 seines Buches im Irrthum ist, 
wenn er das englische Patent 18 040 vom 
26. September 1895 gleichstellt mit D.R.P. 
85 664 vom 24. März 1895. Das englische 
Patent enthält eben noch ein Plus, näm- 
lich noch das Plus der Anmeldung vom 

3. September 1895. 

Um kurz zu wiederholen: Thomas & 
Prevost sagen selbst am 18. September 
1896, dass ihre Ansprüche bis zum 26 Sep- 
tember 1896 nur darauf sich bezogen 
hätten, das Einschrurapfen der Fasern zu 
verhindern und grössere Empfänglichkeit 
für Farbstoffe zu erzielen. Daraus ist 
nun, wie anfänglich entwickelt während 
oder in Folge der Verhandlungen mit dem 
deutschen Patentamt bis zum 23. Februar 
1898 und mit Anwendung der neuesten 
Auslegung, der Anspruch entstanden, dass 
man eine Strukturänderung der Baumwolle 
erfunden habe mit dem Erfolge eines 
seidenartigen Glanzes. 

Es liegt auf der Hand, dass dieser 
Widerspruch irgendwie seine Aufklärung 
finden müsse. Jedenfalls muss er im Ver- 
laufe der Nichtigkeitsklage zur Erörterung 
kommen. Für die deutsche Textil-Industrie 
ist es dringend zu wünschen, dass diese 
Klage recht bald zum Abschluss kommt. 
Hat die Patentinhaberin eine sachgeinässe 
Begründung für ihren jetzigen Anspruch 
und findet sich im Rahmen des rechtlichen 
Verfahrens eine Aufklärung der Wider- 
sprüche und Eigenthiimlichkciten, von 
denen das obige nur einen einzelnen Fall 
darsteUt, so mag sie ihre Rechte gemessen. 

15 * 



*240 


AMflibnppint — Blumvr u. Källs, Riicttomn von künstlichen Par betoffen. [jafrga^'lHett 


Andernfalls hat aber die Gesammtheit der 
deutschen Textil-lndustrie den berech- 
tigten Anspruch, ungehindert nach einem 
durch Druckschriften bekannten Verfahren 
zu arbeiten und Baumwolle mit seiden- 
artigem Glanze herznstellen. Beim jetzigen 
Zustand kann die Mercerisation keinen ge- 
deihlichen Aufschwung nehmen und es 
kann nicht erwartet werden, dass die Con- 
sumenten von mercerisirten Gurnen und 
Geweben mit Vertrauen diesen Artikel in 
den Bereich ihrer Geschäfte ziehen. Aber 
nicht nur für die Entwicklung des in- 
ländischen Handels und Verkehrs, auch 
für die deutechen Export-Beziehungen 
thut es dringend noth, dass der jetzt 
schwebende Patentstreit über die be- 
sprochenen Mercerisir-Patente thunlichst 
bald ein Ende findet, damit dem Wett- 
streit mit dem ausländischen Fabrikat in- 
folge ungeklärter Patentverbilltnisse kein 
Hemmschuh mehr angelegt ist. 


Ein neuer Ausf&rheapparat. 

Bei der neuen Einrichtung für Gas- 
heizung ist, um eine zweckmässige Ueber- 


sicht über die Kllrbebecher zu haben, die 
rechteckige Form gewählt worden. Das 
eigentliche Gefüss, das zur Aufnahme der 



Färbebecher dient, ist aus Kupferblech ge- 
arbeitet: als Krhitzungatlüssigkeit dient 

Wasser, Chlorcalciumlösung u. s. w. Bei 


Reactionen von neueren kfinatllchen Farlt- 

Von Dr. E. Blumer 


Farbe fcoff 

Wässrige Lösung 

conc. H ? 80, 

10% H 2 80 4 

conc. HCl 




Grüne Farben 

JanusgrUn G 

blau 

grüngelb 

boi grossem Uober- 
schuss Niederschlag 

grüngelb 

Janusgrttn B 

blaugrün 

grüngelb 

blau 

blaugrün 

Alizarin-CyaningrOn E 

grün 

graublau 

keine Veränderung 

schmutzig violett 

Italienergrün 

schwarzgrün 

geringe Veränderung 

brauner Niederschlag 

geringe Veränderung 

Benzo-Olive 

olivgrün 

violett, beim Verd. 
grün 

grüner Niederschlag ' 

geringe Veränderung 

DiamingrOn B 

grün 

violettblau 

grauer Niederschlag ! 

geringe Veränderung 

Wollgrün 

blaugrün 

gelb 

grüner Niederschlag 

gelbroth 

Walkgrän 

blau 

rothgelh 

schmutzig gelbgrün 

gelbroth 

Gallanilgrün 

blau 

roth 

violett 

roth 


>) Veranlassung zu diesen Untersuchungen gab die vom Unterzeichneten Übernommene Bearbeitung 
Buches „Chemisch-technische Untersuchungsuiethoden“, in welche dieses Material als Ergänzung bekannter 
! ) FOr die Reartionon mit »Losungen“ wurde je 1 ccm der betreffenden Karbstuffiösung verwendet. 
Porzellanschälchen und versetzten mit ca. 1 ccm Rengeiizlösung. Die Angaben der Tabellen beziehen sich 
Keagentien eintraten. 


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Heft 15. 1 

1. Angost 181». J 


241 


Blumer u. Kdllt, Reacilonen von Farbstoffen ln Ldaung und auf der Faa«r. 


Anwendung; von Wasser zeigt die eigent- 
liche Farbflotte in den einhängenden Farb- 
l)echeni wenig Ober 90 • C. ; da, wo die 
Farbflotte zum Sieden gebracht werden soll, 
ist eine ziemlich eoncentrirte Chlorcalcium- 
lösung o. ä. als Erhitzungsflüssigkeit zu ver- 
wenden. 

Das Kupfergefäs« selbst ist, wie aus 
Figur 14 ersichtlich, mit einem Mantel 
umgeben, der der Billigkeit halber aus 
Eisenblech besteht un d eventuell auch mit 
einer Isolirschicht umgeben werden kann, 
was jedoch nicht von Belang ist. Die 
Heizung erfolgt durch eine Gasschlange, 
welche in geeignetem Abstand unter dem 
Kupfergefäss selbst angebracht ist; die 
Flammen brennen bei entsprechender Luft- 
regulirung blau. Die Dimension des Gas- 
zufuhrhahnes ist nicht zu klein zu wählen, 
um am Anfang rasch erhitzen zu können; 
die Höhe der Flammen soll zuerst 
etwa 2 cm betragen. Ist die Hrhitzungs- 
flüssigkeit zum Kochen gebracht, so ist 
nur wenig Gas nöthig, um das Kochen zu 
erhalten. In Folge der doppelten Wan- 
dung wird die durch das Gas erzeugte 
Hitze vollkommen ausgenutzt; es wird mit- 
hin wenig Gas verbraucht, die Rauchgase 


ziehen durch die auf der Rückseite oben 
befindlichen OefTnungen ab. 

Der Deckel des Gefitsses, der die Färbe- 
becher aufnehmen soll, ist auswechselbar 
und nimmt 8 Becher von etwa */, Liter 
Inhalt auf, die zum Färben von 5 bis 10 g 
Waare geeignet sind. Sollten Becher von 
ungefähr 1 Liter Inhalt benutzt werden, 
so wird ein Deckel mit 6 OefTnungen 
verwendet. Das Gefäss kann natürlich 
auch in kleineren oder grösseren Dimen- 
sionen, wie oben angegeben , benutzt 
werden. Die Farbbecher selbst hängen in 
losen, konisch zulaufenden Kupferringen, 
um bei etwaigem l’eberkochen ein Ein- 
laufen in die Farbbecher zu vermeiden, 
und um andererseits die Becher bequem 
aus dem GeRlss herausnehmen zu können. 

Die Einrichtung hat sich seit längerer 
Zeit in der Berliner Städtischen Höheren 
Webeschule bei täglicher Benutzung bestens 
bewährt. Der Ausfärbeapparat wurde von 
Dr. Rudolf Hömberg construirt und wird 
von der Fabrik chemischer Apparate, 
Max Kaehler & Martini, Berlin W., 
Wilhelmstr. 50, hergestellt. 


stoffen In Lösung und auf der Faser. 1 ) 

und Dr. G. Kölle. 5 ) 


10% HCl 

HNO, 81 ’“ 

NH,"'* 1 

Na OH 10% 

BnCL + HCl 

Alkohol 

1 % Lösung. 





Niederschlag 

grüngelb 

keine Veränderung 

Niederschlag 

gelblich 

blau 

blau 

blaugrün 

keine Verftnderung 

dunkler 

gelblich 

blaugrün 

keine Veränderung 

grün o. braun- 
schwarz 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verftnde- 1 
rung 

langsam heller 

grün 

brauner Nieder- 
schlag 

schmutzig gelb- 
grün 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verftnde- , 
rung 

schmutzig braun 

gelblichgrün 

grüner Nieder- 
schlag 

hraunroth 

schwarzgrün 

violettschwarz 

schwach bläulich 
bis grau 

schwach grün 

dunkler Nieder- 
schlag 

braunroth 

dunkler 

dunkler 

violett 

grün 

braunrothe Lösung 

gelbroth 

blauer 

blauer 

braunroth 

blau 

schmutzig gelb- . 
grün 

gelbroth 

geringe Verände- 
rung 

blauer Nieder- 1 
schlag 

gelbroth 

blau 

violett 

rothbraun 

geringe Verftnde- 
rang 

geringe Verftnde- i 
rung 

orange 

i 

blau 

, 


des Kapitels .Farbstoffe' för die von Professor Dr. G. Lunge besorgte Neu-Ausgabe des Böckraann'schen 
Tabellen aufgenommen werden soll. R. Gnehra 

Zur Prüfung auf der .Kaser“ brachten wir kleine Abschnitte des gefärbten Gewebes oder Garnes in 
auf die Erscheinungen, welche sufort oder doch nur sehr kurze Zeit nach dem Zusammenbringen mit den 


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242 Blumaru. Ko Ile, Reactionen von Farbttoffvn in Lösung und auf der Faser. ( JJlSjSiigSSf 


Farbstoff 

Wässrige Lösung 

conc. H, 80 t 

10% HjBO, 

conc. H CI 

Gelbe Farben 

Janusgelb 

orange 

kirachroth 

hellgelber Nieder- 

braun 



schlag 


Directgelb R 

gelbrotb 

braunroth, beimVerd. 

gelb 

gelb 

dunkler 

schwach gelblich 

Phenoflavin PFL 

gelbroth 

röther 

braunroth 

Alizaringelb A 

Paste 

K«lb 

keine Veränderung 

; geringe Veränderung 

Pvraminorange 

orange 

schmutzig braun 

rotlier Niederschlag 

geringe Veränderung: 

Diaminguldgolb 

orange 

violettrot h 

brauner 

schwach rothviolctt 

Üiaminechtgelb A 

braunroth 

roth 

, geringe Veränderung 

schmutzig braun 

Alkaligelb R 

braunroth 

roth 

brauner Niederschlag 

schmutzig braun 

Oriol 

gelbroth 

roth 

Niederschlag 

roth 

Acridingelb 

— 

gelblichgrün 

heller 

hraungelb 

Acridinorange extra 

gelbroth 

gelbgrüne Fluores- 

röther 

gelhgrüno Fluores- 



cenz 


cenz 

Tanninorange B 

roth 

roth 

1 Niederschlag 

roth 

Beizengelb 

gelbroth 

I roth 

gallertartiger Nieder- 
schlag 

braunroth 

Neuphosphin ü 

gelbroth 

braunroth 

geringe Veränderung 

roth 

Rheonin A 

braungrüne Fluores- 

. braungrüne Fluor- 

röther 

roth 


cenz 

escenz 



Braune Farben 

Janusbraun B 

grau 

schmutzig grün 

keine Veränderung 

schmutzig roth violett 

Janusbraun R 

braun 

blau 

keine Veränderung 

schmutzig roth violett 

Pegubraun 

schmutzig braun- 

kirachroth, beimVerd. 

brauner N ieelerechlug 

schmutzig roth, beim 


schwarz 

bräunlichgelb 


Verd. gelblich 

Alizarinbraun (i 

braun 

blau, beiin Verd. 

braunschwarz 

schmutzig rothviolett 



braungelb 


Alizarinrothbraun R 

rothbraun 

roth 

rothbrauner Nieder- 
schlag 

schmutzig violettroth. 
beim Verd. gelb 

Diazobraun R extra 

braun 

blau, beimVerd. roth 

violetter Niederschlag 

schmutzig violettroth. 




beim Verd. schmut- 
zig gelbgrün 


Benzonitrolbraun 2R 

rothbraun 

roth 

brau ner X iedersclilag 

schmutzig violett 

Benzonit roldunkel- 

dunkelbraun 

blau 

brauner Niederschlag 

schmutzig violett 

braun N 




öxaminmarron 

roth 

blau 

röther Niederschlag 

geringe Einwirkung 

Thiocatechin 1 

braun 

braun 

brauner Niederschlag 

geringo Veränderung 

Thiocatechin S 

braun 

rothbraun 

heller 

schmutzig’braungelb,' 


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1. AogtJBt'lSW.] Blum,t “• Köll«, R*actlonen von Parbstoffen in Lösung und auf der Fpser. 243 



10% HCl 

HNO,“ lM 

NH, 0 -» 1 

Na OH 10% 

8 n CI, + H CI 

Alkohol 

1 % l' ö s u n g. 





hellgelber Nlcdor- 

kirschroth 

rothbrauner Nie- 

braunroth 

hellgelb, d. Nieder- 

gelb 

schlag 


derschlag 


schlag zuletzt 
farblos 


dunkel gelbbraun 

schmutzig brftun- 

keine Veränderung 

keine Veränderung schmutzig braun- 

gelb 


lichgelh 



gelb 

röther 

roth 

geringe Verände- 

geringe Verände- 

farblos 

gelb 



rung 

rung 



keine Veränderung 

braunroth 

gelbe Lösung 

dunkel braunrotbe 

geringe Verände- 

gelblich 




Lösung 

rung 

rother Nieder- 

schmutzig violett- 

heller 

braunrother Nie- 

roth 

gelb 

schlag 

schwarz 


derschlag 


brauner 

schmutzig roth- 

heller 

braunrother Nie- 

schmutzig gelb- 

gelb 


violett 


derschlag 

grün 

geringe Verände- 

gelbbraun 

geringe Verände- 

schwach trübe 

rothhraun 

gelb 

rung 


rung 




brauner Nieder- 

roth 

heller 

dunkler 

braunrother Nie- 

gelblich 

schlag 




derschlag 

Niederschlag 

roth 

röther 

röther 

Niederschlag 

schwach gelblich 

geringe Verände- 

braun 

gelblicher 

heller 

orange 

gelbgrtlne Flu- 

rung 





ore8cenz 

rother 

gelbgrüno Fluor- 

schwach gelbgrün 

heller 

röthlichgelb 

roth 


escenz 





Niederschlag 

roth 

hellrother Nieder- 

hellrother Nieder- 

rother N iederschlag 

roth 



schlag 

schlag 


gallertartiger Nie- 

roth 

röther 

Niederschlag 

braunrother Nie- 

schwach gelb- 

derschlag 




derschlag mit der 
Zeit schwach 
gelblich 

lich 

röther 

roth 

röther 

heller 

gelb 

roth 

röther 

hraunroth 

Niederschlag 

Niederschlag 

gelbliehroth 

gelbroth 

1 °/„ Lösung. 

keine Veränderung 

braun 

keine Veränderung keine Veränderung 

Niederschlag 

braun 





braunroth 


N iederschlag mehr 

schmutzig grün- 

keine Veränderung 

keine Veränderung 

braunroth 

braun 

grauschwarz 

schwarz 




brauner Nieder- 
schlag 

rothhraun 

keine Veränderung 

keine Veränderung 

- 

schwach gelb- 
lich 

braunschwarz 

roth violett, beim 

keine Veränderung 

keine Veränderung 

blau 

braun 


Verd. schwach 
gelb 





rothbrauner Nie- 

braun 

keine Veränderung 

röther 

bräunlich gelb 

roth 

derschlag 





violetter Nieder- 

braun 

geringe Verände- 

heller 

Violetter Nieder- 

braunroth 

schlag 


rung 


schlag, dann 

bräunlich 


braunrother Nie- 

blauviolett, beim 

hellroth 

heller 

braun 

gelbroth 

derschlag 

Verd. roth 




braunrother Nie- 

braun 

violetter 

röther 

bräunlich gelb 

rothhraun 

derschlag 





rother Nieder- 

roth 

rother Nieder- 

rother Nieder- 

schw'ach röthlich 

roth 

schlag 


schlag 

Bchlag 



brauner Nieder- 

Entwickelung von 

dunkler 

dunkler 

braun 

schmutzig grau- 

schlag 

Stickoxyden 




grün 

heller 

schmutzig braun- 

heller 

heller 

heller 

schwach bräun- 


gelb 




lich 


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•244 


Erläuterungen zu der Beilage. 


[ Firber-Zeltaog 
Jahrgang 1899 


Farbstoff 

Wässrige Lösung 

conc. H 2 80 4 

10 % h 2 so 4 

conc. HCl 

Plutobraun li 

braun 

roth 

braunrother Nieder- 
schlag 

schmutzig violett 

Thiazinbraun G 

braun 

braunroth 

Trübung 

schwach braunroth 

Thiaiinbrauu R 

braun 

roth 

brauner Niederschlag ; 

geringe Veränderung 

Diuminbrouce 

braun 

blau 

brauner Niederschlag 

I schwach rothviolett 

Diphenylbraun 

grnuschwara 

violett 

brauner Niederschlag 

schmutzig rothviolett 

Terra cotta F 

rothbraun 

braunroth 

brauner Niederschlag 

roth 


Krliiuterungen zu der Beilage No. 16. 
No. l. Druckmuster 
Nitrosoblau MR (Farbw. Höchst) 
Weiss-, Rosa-, Gelb- und Grünreserve. 
Weissreserve (Aufdruck): 


2500 g 

Britishgumpulver, 

3800 ccm Wasser, 

700 g 

Glycerin, 

3000- 

Kaliumsulfit 45° Be. 

10 kg. 

Rosareserve 

l 400 g 

Rhodamin 6 G(Farbw. Höchst), 

(2500 ccm Wasser, 

.1000 g 

Weizenstärke, 

400 - 

Britishguinpulver, 

12000 - 

Wasser, 

* 300 - 

Glycerin kochen, kalt 

200 - 

Natriumbrechweinstein, 

3300 - 

Kaliumsulfit 45° Bö. 

10 kg. 

Gelbreserve: 

i 400 g 

Auramin O (Farbw. Höchst). 

(2500 ccm Wasser, 

l 600 g 

Weizenstärke, 

400 - 

Britishgum, 

<2400 ccm Wasser, 

300 g 

Glycerin kochen, kalt 

200 - 

N'atriumbrechweinstein, 

3300 - 

Kaliumsulfit 45° Be. 

10 kg. 

Grünreserve: 

/ 200 g 

Brillantgrün Krystalle extra 
(Farbw. Höchst), 

1 200 - 

Auramin O (Farbw. Höchst), 

(2500 ccm Wasser, 

( 800 g 

Wolzenstäxke, 

400 - 

Britishgumpulver, 

'2200 ccm Wasser, 

300 g 

Glycerin kochen, kalt 

200 - 

Natriumbrechweinstcin, 

3000 - 

Kaliumsulflt 45° He. 


10 kg. 

Höcht tar Farbuarka tora. Maiitar Lucius dt Brümuf. 


No. a. Echtsäurephloxin A auf 10 kg Wollgarn. 
Man förbt im sauren Bad mit 

100 g Echtsäurephloxin A (Farbw. 
Höchst) 

unter Zusatz von 

400 g Schwefelsflure und 
1 kgGlaubersalz. 

Um die volle Schönheit der NÜance zu 
erzielen, ist darauf zu achten, dass das 
Bad ausgesprochen sauer reagirt. 

Die Säure-, Schwefel- und Walkecht- 
heit sind gut. Firbwti itr 

No. 3. Isochrysamin N extra auf 10 kg Flanell. 

Man beizt mit 
400 g Fluorchrom und 
ICK) - Schwefelsäure, 
färbt dann in frischem Bade mit 

200 g Isochrysamin N extra (Farbw. 
Griesheim) 

und setzt 

200 g Essigsäure 28° Be. zu. 

Die Säure-, Schwefel- und Walkecht- 
heit Sind gut. ikrhMrt MS.S. 

No. 4 Isochrysamin N auf 10 kg Flanell. 

Bezüglich der Farbmengen, Färbeweise 
und Echtheit sei auf Muster No. 3 hin- 
gewiesen. M . 

No. 5. Druckmuster. 

4% Diphenblau R (Berl. Act.-Ges.). 
400 g Diphenblau R 

(Berl. Act. -Ges.), J 
200 ccm Essigsäure 6° Bö), ' heiss 

940 - Wasser, / lösen 

60 g Weinsäure, \ in 

100 ccm Glycerin, 

6700 g Verdickung B (s. Muster No. 6), 
1600 g Tannin-Essigsäure 1:1, 

10 kg. 

AcHengeaaütduift für AmUnfabrtkahon, Berit», 


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Erläuterungen zu der Beilage. 


Heft 15 1 

1 Angtjgt lltftj 


245 


10% HCl 

HNO,* M ° 

NH, 1 - 91 

NaOH 10% 

Sn CI, HCl 

Alkohol 

braunrother Nie- 
derschlag 

braunroth 

röther 

roth 

braungelb 

braunroth 

braui.rother Nie- 
derschlag 

braunroth 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

braunroth 

schwach braun- 
gelblich 

braunrother Nie- 
derschlag 

roth 

geringe Verände- 
rung 

etwas röther 

gelb 

bräunlich 

brauner Nieder- 

schwach roth 

brauner 

brauner 

schmutzig braun 

brAunlichgelb 

echlag 





brauner Nieder- 

roth 

röther 

röther 

roth 

braun 

schlag 






brauner Nieder- 
schlag 

braunroth 

1 

geringe Veründe- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

schmutzig roth 

1 

schwach gelb- 
lichroth 

pMmtmmg fotgtj 


No. 6. Druckmuster. 

13,3 •/. Diphenblau B. (Berl. Act-Ges.), 
|0,2 - Methylviolett 2B ( - - .), 

Rhodamin -Rosa, Hellblau RD, 
Chrom-Echtgelb. 

! 330 g Diphenblau B (Beri.Act.-Ges.), 
20 - Mothylviolett2B( - ), 

1050 ccm Wasser, 

100 - Essigsäure 6® Be., 

100 g Glycerin, 

7000 g Verdickung B, 

1400 g Tannin-Essigsäure 1 : 1. 

Rhodamin -Rosa: 

45 g Rhodamin6GM(Berl.Act.-Ges.), 
50ccmEssigsäure 6° Be., 

90 - Wasser, 

190 g Britishgum 1:1, 

15 - Weinsäure, 

9Ög Tannin-Essigsäure 1:1. 

25 g Terpentinöl. 

Hellblau RD: 

1 200gMethyienblauRD(Berl. Act.-Ges.), 
3000 ccm Essigsäure 6° Be., 

100 g Weinsäure, 

9000 g Verdickung R, 

1200 g Tannin-Essigstture 1:1. 

Chromechtgelb: 

500 g Chromechtgelb 2G, Teig (Berl. 

Act.-Ges.), in 
2000ccm Wasser, 

6000 g Stilrkotraganthwasser ein- 
röhren und 
öOOccni Essigsäure, 

500 - es8igsauresChromoxyd22 0 Be., 
1000 - essigsauren Kalk 16° Be. zu- 
setzen. 

1 Stunde bei */ 2 Atm. Druck dämpfen. 


Verdickung B: 

1475 g Weizenstärke, 

585 - techn. Milchsäure (50%), 

425 - Traganthwasser 80/1 L, 

3400 ccm Essigsäure 6 0 Be., 

315 - Olivenöl, 

3800 - Wasser. 

10 kg. 

Verdickung R: 

1500 g Stärke, 

750 ccm Essigsäure 6* Bö., 

1500 g Traganthwasser 80/1 L, 

370 ccm Ricinusöl, 

5880 - Wasser. 

10 kg 

Actümffu»U$ckaft für Amtinfabrikation, Btriim. 

No. 7. Gelber schwefelhaltiger Farbstoff (D.R.P. 
No. 101804) auf 10 kg gebleichtem Baumwollgarn. 

Man färbt mit 

500 g Farbstoff (Kaliumsalz) 

(H Flemming, Kalk b. Köln) 
unter Zusatz von 

1 kg calc. Soda. 

Näheres über Eigenschaften und An- 
wendung s. 8. 246. 

Die Säure-, Alkali- und Waschechtheit 
sind gut, die Chlorechtheit ist ziemlich 
gering. Färttrpi iw Fwtw-ZMt *mf. 

No. 8. Oelber schwefelhaltiger Farbstoff (D.R.P. 
No. 101804) auf 10 kg gebleichtem Baumwollgarn. 

Färben mit 

500 g Farbstoff (Natriumsalz) 

(H. Flemming, Kalk b. Köln); 

zusetzen 

1 kg calc. Soda. 

Bezüglich der Echtheit sei auf Muster 
No. 7 hingewiesen. rurw« <ur nfim-uth«* 


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246 


Rundschau. 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 

und Musterkarten der Farbenfabriken.) 

Die Firma H, Flemming, Kalk bei 
Köln, Überliess der Redaction Proben von 
einem gelben schwefelhaltigen Farb- 
stoff, welcher nach D. R. P. No. 101 804 
hergestellt ist und zweifelsohne dem Ka- 
narin sehr nahe steht. Er wird aus Rhodan- 
salzen durch geeignete Einwirkung von 
Halogen oder auch Sehwefelsäureanhydrid 
gewonnen und ist ein substantiver, für pflanz- 
liche wie für thierische Faserstoffe ver- 
wendbarer Farbstoff. Auch wirkt er anderen, 
nicht direct auffärbbaren Farbstoffen (z. B. 
Methylenblau, Safranin u. s. w.) gegenüber 
als Beize und kann somit auch Verwendung 
finden zur Erzeugung der verschiedensten 
Mischfarben. Besonders geeignet soll das 
Product für Baumwolle, Leinen und diesen 
ähnliche pflanzliche Faserstoffe, für Papier, 
Cellulose, Holzschliff, sowie auch für Halb- 
wolle und Halbseide sein. Wolle färbt 
man am zweckmässigsten in neutralem Bad. 
Doch ist auch ein Zusatz von 2 bis 4% 
calc. Soda zulässig. 

Vegetabilische Fasern sind in der für sub- 
stantive Farbstoffe üblichen Weise unter 
Zusatz von Soda, phosphorsaurem, schwefel- 
saurem Natron, Kochsalz oder auch Borax 
zu färben. Eine schöne Nüance erhält man 
bei Zusatz von etwa 10% Soda. Die Fär- 
bungen mit phosphorsaurem Natron u. s. w. 
fallen röther aus. Die Lichtechtheit lässt 
sich erhöhen durch Nachbehandlung mit 
Zink-, Thonerde- oder Kupfersulfat. Bei 
Anwendung der beiden letztgenannten Salze 
wird die Nüance der Färbung etwas dunkler. 
Für Halbwolle und Halbseide ist der Soda- 
zusatz einzuschränken. Bei weichem 
Wasser dürfte für Halbwolle ein Zusatz 
von 2 bis 4% zweckmässig sein, für Halb- 
seide ist noch eine -Steigerung des Soda- 
zusatzes zulässig. Es empfiehlt sich, in 
diesen Fällen auch die Färbeflotten etwas 
stärker anzuwenden. 

Zum Schluss sei noch bemerkt, dass der 
Farbstoff zum Aufklotzen werthvoll, als 
Farbe für Nahrungsmittel unschädlich und 
zum Färben von Papier und Papierstoff 
aussichtsreich ist. (Vgl. Muster No. 7 und 8 
der heutigen Beilage.) 

Die Farbwerke vorm. Meister Lucius 
& Brüning, Höchst a. M., bieten in ihrem 
Rundschreiben unter der Bezeichnung 
Echtsäurephloxin A einen neuen ein- 
heitlichen Farbstoff an. (Vgl. Muster No. 2 
der heutigen Beilage.) Er gehört zu der- 
selben Klasse von Farbstoffen wie Echt- 


rrukaa-Stftug. 

jUsösijs. 

säureeosin G und zeichnet sich durch 
Reinheit der Nüancen und gutes Egali- 
sirungsvermögen aus. Das Product liefert 
blauere Färbungen als Echtsäureeosin G; 
er ist geeignet sowohl für sinh allein, wie 
auch in Mischung mit Echtsäureeosin G, 
Rhodamin u s. w., für Zephyr- und Phan- 
tasiestoffe, wollene Musseline, Ballkleider- 
stoffe, Flanelle, sowie im Wolldruck für 
Maschinen- und Handdruck. Man färbt am 
besten auf hölzernen Gefäsaen, doch sind 
auch Zinn- und Zinkkessel zulässig. Kupfer 
und Eisen wirkt nachtheilig auf die Klar- 
heit der Nüance, auch Blei trübt etwas 
den Farbton. Die Färbungen reiben nicht 
ab und erscheinen bei künstlichem Licht 
nur wenig gelber. Baumwollene Effectfäden 
werden nicht angefärbt, Seide wird fast 
ebenso tief und wenig blauer alB Wolle 
angefärbt. Wie bereits eingangs erwähnt, 
egalisirt Echtsäurephloxin A gut im 
Maschinen- und Handdruck und lässt sich 
vortheilhaft als Spiegel färbe im Tücher- 
genre anwenden. 

Druckvorschrift für 

1. Maschinendruck: 

20 g Farbstoff A, 

400 ccm Wasser, 

400 g dickes Gummiwasser, 

10 - Oxalsäure, 

7 - Weinsäure, 

163 ccm Wasser. 

2. Für Handdruck: 

20 g Farbstoff, 

100 ccmWasser, 

600 g dünnes Gummiwasser, 

6 - Oxalsäure, 

12 - oxalsaures Ammoniak, 

12 - Doppolchlorzinn, kryst., 

250 ccm Wasser. 

Nach dem Drucken 1 Stunde feucht 
dämpfen und dann waschen. 

Säurealizarinbraun B ist ein neuer 
ChromentwicklungsfarbBtoff für Wolle und 
wird von derselben Firma herausgegeben. 
Er ist für Braunnüancen auf loser Wolle, 
Kammzug, Kammgarnen sowie auf schwerer 
Stückwaare geeignet. Gefärbt wird im 
sauren Bad unter Zusatz von 10 kg Glauber- 
salz und 3 bis 4 kg Schwefelsäure sowie 
10 kg Weinsteinpräparat; man geht in das 
heisse Färbebad ein, treibt zum Kochen, 
kocht 1 Stunde, setzt dann 3 kg (bei ganz 
dunklen Nüancen 4 kg) Chromkali oder 
Chromnatrium zu und entwickelt die Nüance 
durch 1 ständiges Kochen. Auf kalkhaltigem 
Wasser fällt die Nüance des Säurealizarin- 
brauns etwas kräftiger aus als auf kalk- 
freiem. Die Farbe des Säurealizarinbrauns 
verändert sich, wenn e inm al entwickelt, 



Heft IS. 1 

1. Ahrti 81 1*90.1 


Rundschau. 


247 


weder durch längeres Kochen noch durch 
vermehrten Chromzusatz. Färbt und ent- 
wickelt man Säurealizarinbraun B im esBig- 
sauren oder neutralen Bade, so wird die 
Nüance dunkler, als mit Schwefelsäure. 
Der Farbstoff kann zu jeder Zeit in der 
Kochhitze oder nach dem Chromzusatz zu- 
gegeben werden, ohne dass die Egalität 
der Färbung leidet. Zur vollen Entwick- 
lung des Sfturealizarinbrauns sind erforder- 
lich: für 1 kg Farbstoff 1 kg, für 2 kg 
Farbstoff 1,5 kg, für 3 kg Farbstoff 2 kg, 
für 4 bis 5 kg Farbstoff 3 kg, für ö bis 
8 kg Farbstoff 4 kg Chromkali. 

Das Weiterarbeiten auf alten Bädern 
ist zulässig, nur ist darauf zu achten, die 
Färbebäder nicht zu sauer zu halten, weil 
ein Ueberschuss an Säure die Intensität 
der Färbung nachtheilig beeinflusst. 
Nüanciren kann man vor der Entwicklung 
mit jedem Chromentwicklungsfarbstoff, ins- 
besondere Alizaringelb GGW, Beizengclb O, 
Aüzarinroth 1WS, Säurealizarinbiau BB und 
GK, Säurea] izaringrün, CoeruleTnBundBWR, 
Chromotrop S, SB, F4B, nach dem Chrom- 
zusatz mit Patentblau A, Echtsäureviolett R, 
A2R u. s. w., sowie mit Säurealizarinbraun 
selbst. 

Das neue Product kann auch auf Chrom- 
vorbeize gefärbt und mit Alizarinfarben 
combinirt werden, jedoch nur, wenn man 
es nach dem Auffärben mit Chromkali 
entwickelt; es liefert kräftige Farbtöne. 

Ausserdem ist es als die Wolle stärker 
deckender Hülfsfarbstoff in der Halbwoll- 
färberei verwendbar, weil es im neutralen 
Bad kräftig auf die Wolle zieht. 

Nach dem Bericht der Firma ist. die 
Licht-, Säure-, Alkali-, Wasch- und Walk- 
echtheit, sowie das Egalisirungsverinögen 
gut, die Reibechtheit steht auf derselben 
Stufe wie die desAlizarinbrauns: in der Hitze, 
beim Trocknen, Pressen, Calandern ver- 
ändert sich die Nüance wenig; der Trocken- 
und Nassdecatur, sowie dem Pottingsprocess 
widersteht Säurealizarinbraun gut, es findet 
kein Ausbluten auf Weise oder helle Neben- 
farben statt, die Nüance wird eine Spur 
gelber. 

In der dem Rundschreiben beigegebenen 
Musterkarte führt die Firma verschiedene 
mit ihrem neuen Product hergestellte 
Nüancen auf loser Wolle, Kammzug, Kamm- 
garn und Stückwaare vor. 

Die gleiche Firma macht in einem 
ihrer Circulare auf die Erzeugung und 
Anwendung von Nitrosoblau auf Halb- 
seidenstoff aufmerksam. Die erzielten 
Dunkel- und JMarineblau sollen von be- 
friedigender Licht-, Wasser- und Wasch- 


echtheit sein und lassen sich mit Leichtig- 
keit weiss und in bunten Farben reserviren. 
(Vgl. Muster No. 1 der heutigen Beilage.) 

Das Verfahren ist im Allgemeinen das- 
selbe wie jenes auf Baumwolle und besteht 
in folgenden Operationen: 1. Bereitung 
der Klotzbäder, 2. Klotzen und Trocknen 
des Stoffes, 3. Dämpfen, 4. Brechweinstein- 
passage, Waschen und Seifen. Will man 
das Blau reserviren, so druckt man ent- 
weder vor dem Klotzen eine geeignete 
Zinnsalzreserve auf oder bedruckt den 
gelben geklotzten Stoff vor dem Dämpfen 
mit Kaliumsulfitweiss. Werden dem Kalium- 
sulfitweiss basische Farbstoffe und Brech- 
weinstein zugefügt, so erhält man bunte 
Reserven von guter Echtheit. Um ein 
gutes und egales Anfärben der Seide zu 
erzielen, ist es durchaus nothwendig, dass 
die Halbseide in abgekochtem und gut ge- 
reinigtem Zustande zur Verwendung ge- 
langt. 

Die Klotzbäder müssen, wenn sorgfältig 
bereitet, vollkommen klar und gelblich 
ohne Grünstich gefärbt sein und sind vor 
dem Zusatz des Abstumpfungsmittels (phos- 
phorsaures Natron) gut haltbar, doch em- 
pfiehlt sich, stets nur frische Bäder zu ver- 
wenden. Man klotzt am Foulard (Zwei- 
oder Dreiwalzenfoulard) und trocknet in 
der Hotflue bei 50 bis 60° C. Der ge- 
klotzte, reingelb, ohne Grünstich aus- 
sehende Stoff hält 1 bis 2 Tage, ohne zu 
vergrünen, doch ist es rathsam, demselben 
behufs Erzielung eines reinen Weiss bal- 
digst zu bedrucken. Faltenbildung ist beim 
Klotzen und Trocknen zu vermeiden, da 
jede Falte beim, Trocknen sich als heller 
Streifen inarkirt und zu Unegalitäten An- 
lass giebt. 

Das Dämpfen des geklotzten und mit 
Reserven bedruckten Stoffes soll bei mög- 
lichst hoher Temperatur im Mather-Platt- 
Schnelldämpfer (98 bis 100° C.) oder im 
geschlossenen Dämpfkasten mit kräftigem 
Dampf erfolgen. Die mittels Nitrosobase M 
erzeugten Blau erfordern 3 bis 5 Minuten, 
und jene unter Verwendung von Nitroso- 
base M hergestellten etwa 10 Minuten 
Dämpfzeit. Nach dem Dämpfen wird durch 
ein antimonhaltiges Fixirbad (5 g Antimon- 
salz und 10 g Kreide im Liter bei 50° C.) 
passirt, sehr gut gewaschen und leicht 
geseift. 

Bei vorgedrucktem Zinnsalz-Reserve- 
weiss empfiehlt es sich, den gedämpften 
Stoff nach der Antimon passage behuts Ent- 
fernung der hartnäckig anhaftenden Zinn- 
verbindung gut abzusäuern, gründlich zu 
waschen und erst dann zu seifen. 



248 


Rundschau. 


Directe Farben für Stoffe aus 
Kunstwolle und Baumwolle betitelt 
sieb eine Musterkarte der Höchster Farb- 
werke, welche die Verwendung der Dianil- 
farbstoffe’ in Verbindung mit dazu geeig- 
neten Säurefarbstoffen für dunkelgrundige 
Waare veranschaulicht. Besonders die 
neuen Farbstoffe Dianilbraun BD und 
Dianilschwarz HW sind es, die sich für 
derartige Waaren die Eigenschaft, die 
Baumwolle kräftiger als die Wolle anzu- 
fftrben, gut eignen. 

Für 100 kg Waare bestellt man ein 
Bad von 1000 bis 1500 Liter Inhalt mit 
10 kg Glaubersalz und 10 kg Kochsalz oder 
30 kg Glaubersalz und den angegebenen 
Farbstoffmengen ; man geht mit der Waare 
in das 50* C. warme Bad ein, treibt auf 
85 bis 90° C. und bleibt eine Stunde bei 
dieser Temperatur. Hierauf wird zum 
Kochen getrieben und 1 /„ Stunde gekocht. 
Sollte die Baumwolle nicht genügend ge- 
deckt sein, so setzt man noch etwas 
Dianilfarbstoff zu und hantirt, ohne zu 
kochen, 20 bis 30 Minuten. 

Beim Weiterfärben auf alter Flotte sind 
nur ein Drittel Salz und drei Viertel bis 
die Hälfte Farbstoff von der anfänglichen 
Menge erforderlich. Es empfiehlt sich, alle 
Farben, besonders aber die satten, mit 
Walkerde zu waschen. Die blauen Nü- 
ancen, bei welchen Alkaliblau gebraucht 
ist, werden beim Waschen mit 2 kg 
Schwefelsäure abgesäuert. Für die hellen 
Nüancen wird die Waare vor dem Färben 
abgezogen, indem man sie in einem Bade 
mit 3 kg Chromkali und 6 bis 10 kg 
Schwefelsäure % bis 1 Stunde kochen 
lässt. Hierauf kühlt man das Bad auf 
etwa 30° C. ab und setzt soviel Soda zu, 
bis die Waare nicht mehr sauer reagirt, 
und lässt damit 15 Minuten laufen. Das 
Neutralismen kann auch in einem zweiten 
Bade oder auf der Waschmaschine nach 
vorherigem Ausspülen der Waare vor- 
genommen werden und erfordert dann 
etwa halb soviel Soda als auf dem Abzug- 
bade. Das Trocknen der gefärbten Waare 
soll nicht zu heiss erfolgen. 

Die Farbwerke vorm. Friedr. 
Bayer & Co. In Elberfeld veröffent- 
lichen ein sehr hübsch ausgestattetes Werk, 
welches betitelt ist: Die basischen Farb- 
stoffe der Farbenfabriken vorm. 
Friedr. Bayer & Co., Elberfeld, ihre 
Anwendung auf dem Gebiete der 
Druckerei und Färberei und eine 
Besprechung ihrer basischen Farbstoffe in 
besonderer Berücksichtigung der Druckerei 


rFirber-Zeltaog. 
[Jahrgang 1H9V. 

und der damit verbundenen Färberei 
enthält. 

Das Werk zerfällt in Einleitung, 
allgemeinen und speciellen Theil. 

Die Einleitung behandelt im Wesent- 
lichen die Fixation der basischen Farb- 
stoffe auf der Baumwollfaser, welche da- 
durch bewirkt wird, 1. in der Druckerei: 
dass man die in Wasser, Essigsäure, Wein- 
säure, Aethylweinsäure, Acetin, Oxalsäure, 
Glycerin, Milchsäure u. s. w. gelösten ba- 
sischen Farbstoffe mit einer essigsauren 
Tanninlösung versetzt, genügend verdickt 
und nach dem Aufdrucken und Dämpfen 
durch ein Bad von Brechweinstein, Doppelt- 
antimonfluorid, Antimonsalz u. s. w. passirt. 
Zu beachten ist, dass in den Druckfarben 
genügend Säure vorhanden ist, um die 
gerbsauren Farbstoffbasen in Lösung zu 
erhalten. Diese müssen in der Druckfarbe 
in Lösung vorhanden sein, weil der gerb- 
säurehaltige Farbstofflack erst durch 
Trocknen und nachheriges Dämpfen sich 
unlöslich auf der Faser niederschlagen soll, 
wobei sich die das Lösen bewirkende 
Essigsäure verflüchtigt; 2. in der Fär- 
berei: dass man das Baumwollgewebe 
oder Baumwollgarn zuerst mit einer 
wässrigen Tannin- (4 bis 6"/ 0 ) oder Humach- 
lösung (30 bis 50% vom Gewicht der 
Waare) imprägnirt, oder mit 10 bis 40 g 
Tannin im Liter klotzt, dann in einem 
getrennten Bad durch eine Antimonlösung 
(etwa 1 bis 1,5% Brechweinstein zieht oder 
mit 5 bis 20 g Brechweinstein im Liter 
klotzt, darauf wäscht und schliesslich die 
Garne oder Stoffe in diversen Lösungen 
von basischen Farbstoffen in kalten bis 
wannen Bädern meistens nur bei 50 bis 
60 * C. ausfärbt, zuweilen unter Zusatz von 
1 bis 2% Essigsäure event. etwas Alaun. 
Da die basischen Farbstoffe gut ziehen, 
so giebt man die Parbgtofflösungen nur in 
Portionen «um Bade. Das Vorbeizen der 
Baumwolle darf nur in Holz- oder Steingut- 
gefässen geschehen, nie in Eisenkufen, da 
Eisen mit Tannin schwarze Flecken giebt. 
Einige basische Farbstoffe, wie die Rhodamine, 
Victoriablau B u. s. w., lassen sich ausser mit 
Tannin auch mit essigsaurem Chrom flxiren. 
Zuweilen befestigt man Methylviolett, 
Methylgrün, Diamantfuchsin u. s. w. auch 
mit Blut- oder Eieralbuminwasser bezw. 
mit CaseTn aur der Baumwollfaser. Auf 
Wolle werden die basischen Farbstoffe 
sauer oder mit Tannin fixirt, gleichfalls mit 
Tannin in grossem Maassstabe auf Halb- 
seide, auch Halbwolle, Leinen, Halbleinen 
u. s. w. 

Der allgemeine Theil handelt über 


Heft 15. 1 

1. Anglist 1899. J 


Rundschmu. 


249 


Antimon - Tanninbeize, Vordiekungsrnittel, 
basische Farbstoffe für Baumwollgewebe- 
und Garndruck, rothe, gelbe, grüne, blaue, 
violette, braune, graue und schwarze Farb- 
stoffe. 

Der specielle Theil zerfallt in acht 
Abschnitte, nämlich Baumwoll-, Wollen-, 
Halbwollen-, Seiden-, Halbseiden-, Leinen-, 
Jute- und Papierdruck, denen wiederum 
verschiedene Abtheilungen untergeordnet 
sind. u. 

Kalle & Co,, Biebrich a. Rh., Verfahren zur 

Darstellung von Farbstoffen auf der Faser. 

(Französisches Patent 281 226.) 

Obwohl in den letzten .fahren die Er- 
zeugung der Azofarbstoffe auf der Faser 
eine fast allgemeine Anwendung gefunden 
hat, ist es doch noch nicht gelungen, eine 
Reihe von Schwierigkeiten, welche diese 
Färbemethode immerhin bietet, zu umgehen. 
In der Fachliteratur wird die Erzeugrung 
der sogenannten Eisfarben in folgender 
Weise beschrieben: 

Man imprägnirt das Gewebe mit der 
Phenollösung und entwickelt die Farbe mit 
Hülfe einer Lösung einer geigneten Diazo- 
verbindung eines Amins. Hierbei ist genau 
darauf zu achten, will man grub' Resultate 
erzielen, dass die richtigen Mengen an 
Base, Säure, Nitrit, Natriumacetat, Naphtol 
und Alkali verwendet werden. Zumal für 
die Bereitung der Diazolösung ist peinliche 
Sorgfalt zu beobachten. 

Das vorliegende Verfahren nun gestattet 
die Darstellung der Azofarbstoffe auf der 
Faser nach einer einfachen, weniger Sorg- 
falt erfordernden Methode. Setzt man 
nämlich ein Gemisch eines diazotirbaren 
Amins, einer Säure und eines Phenols 
auf der Faser der Einwirkung eines Nitrits 
aus, so bildet sich der den angewandten 
Componenten entsprechende Azofarbstoff 
direct auf der Faser und wird hier in un- 
löslicher Form flxirt. 

Bei Befolgung dieser neuen Methode 
umgeht man also die Bereitung einer be- 
sonderen Diazolösung, d. h. man vermeidet 
die in der Erzeugung der Eisfarben um- 
ständlichste Operation der Diazotirung des 
Amins, einer Operation, welche stets eine 
gew’isse Erfahrung in der Ausführung solcher 
Manipulationen erfordert. 

Die Einwirkung des Nitrits vollzieht 
sich am besten in der Weise, dass man 
das mit der oben angegebenen Mischung 
von Naphtol, Säure und Base imprägnirte 
Gewebe nach voraufgegangener Trocknung 
durch ein Nitritbad passirt. Man kann 
indessen auch so verfahren, dass man die 


Naphtoi-Amin-Mischung auf das mit Nitrit 
imprägnirte Gewebe druckt, oder dass man 
das mit der Mischung bedruckte Gewebe 
mit einer Nitritlösung fouiardirt. 

Das Verfahren bietet mannigfache Vor- 
theile vor dem im D. R. P. 14 590 be- 
schriebenen, welch’ letzteres überhaupt nur 
mangelhafte Resultate liefert. 

Man erhält sehr lebhafte und sehr 
waschechte Färbungen ohne Dämpfen, 
wenn man in folgender Weise verfährt: 

1. Darstellung eines lebhaften und gelb- 
stichigen Roths. 

20 g p-Nitranilin, 32 g Naphtol und 
70 g Weinsäure werden in 200 g Eisessig 
gelöst und mit 678 g Verdickung verrührt. 
Man bedruckt das Gewebe mit dieser 
Druckfarbe, trocknet und passirt durch 
eine neutrale Lösung eines Nitrits (Natrium- 
nitrit), wäscht und seift. 

2. Darstellung eines bläulichen Roths. 

Man bedruckt das Gewebe mit einer 

Mischung von 30 g Xylidin, 46 g Naphtol, 
20 g Weinsäure, 360 g Britisch-Gummi, 
485 g Essigsäure und 50 g Wasser, trocknet 
und zieht durch eine 60° warme Nitrit- 
lösung. 

3. Darstellung eines dunklen Brauns. 

Man erhält diese Farbe durch Aufdruck 

einer Mischung von 15 g Benzidin, 34 g 
Naphtol, 10 g Weinsäure, 360 g Britisch- 
Gummi, 581 g Essigsäure 1 : 1. Nach dem 
Trocknen passirt man auch hier durch ein 
heisses Nitritbad. Ersetzt man in diesem 
Beispiele das Benzidin durch 20 g Dianisidin, 
so erhält man ein echtes und intensives 
Indigobiau. 

4. Darstellung eines blaustichigen Roths 
auf gelbem Grunde. 

Eine Mischung von 5 g Naphtol, 0,5 g 
Weinsäure, 50 g Eisessig und 944,5 g Ver- 
dickung wird auf ein mit 5% Primulin 
gefärbtes Gewebe gedruckt, und letzteres 
nach dem Trocknen durch ein heisses, 
öprocentiges Nitritbad gezogen. Färbt man 
das Gewebe nicht mit Primulin, sondern 
mit dem Farbstoffe 

/Amidonaphtoldisulfosäure K 

Benzidin. 

Amidonaphtolmonosuifosäure G 
vor, so erhält man unter sonst gleichen 
Bedingungen ein Tiefschwarz auf blauem 
Grunde. *_ 

Künstliche Seide. 

Künstliche Seide wird neuerdings auch 
aus Eiweisstoffen hergestellt (Textile Manu- 
facturer 1899, S. 228), und zwar aus Eier- 
eiweiss, Bluteiweiss, Casein und der 


Digil 


iogle 



250 


Verschiedene Mittheil ungert. 


f PArber-Zottang. 
I Jahrgang 1H99. 


gelatinösen Substanz der Seepflanzen. Ein 
Glasgower Fabrikant bringt diese Eiweis- 
körper durch Hitze in plastische Form oder 
löst sich in z. B. Wasser oder Eisessig auf 
und formt die Faden in bekannter Weise 
durch Auspressen der Masse aus engen 
Oeffnungen. Die Faden werden durch 
Alaun, Bichromat oder Formaldehyd unlös- 
lich gemacht. Durch einen Zusatz von 
Balzen der alkalischen Erden, z. B. von 
Calciumphosphat oder Aluminiumphosphat 
zu den Eiweissstoffen wird die Elasticitllt 
und Festigkeit des daraus gebildeten Fadens 
erhöht, bei Lösungen von Eiweissstoffen 
wird die Viscositat erhöht. Die Eiweiss- 
faden werden in bekannter Weise gefärbt 
oder der Farbstoff wird der Eiweisslösung 
vor der Fadenbildung zugesetzt. Das neue 
Verfahren hat Aehnlichkeil mit dem von 
Miliar zur Herstellung der Vandura-Seide 
(D. R. P. 88 225). c. ««n.. 

Eugene Courbet in Paris, Verfahren von 
Gobelin-Nachahmungen. (I). R. P. No. 102231.) 

Bei diesem Verfahren wird mittels litho- 
graphischer Fettfarben auf besonders prit- 
parirtes veloutirtes Papier gedruckt. Man 
verHlhrt folgendennassen : Das gewöhnliche 
veloutirte Papier wird zunächst mit einer 
Beize bezw. mit einer Art Fixativ über- 
zogen (z. B. aus 1 kg Silberweiss, 50 g 
gewöhnlichem Leinölfirniss und 25 g ge- 
wöhnlichem Druckfarbensiccativ), Dadurch 
erhält die Seheerwollsehicht genügende 
Festigkeit, um einer beliebigen Anzahl von 
Druckoperationen Widerstand zu leisten. 
Man kann das Fixativ selbstverständlich 
auch bereits beim Ueberziehen des Pa- 
pieres mit der Seheerwollsehicht verwenden. 
Die so erhaltenen Effecte geben nach den 
Angaben der Patentschrift in ausserordent- 
lich naturgetreuer Weise eine Nach- 
ahmung echter Stofftapeten, Canevas u. dgl. 

«»■ 

Maurice Prud’homme, lieber Ammontum- 
hydrosulfit. 

Bei der Ueberführung des Natriumbi- 
suifits in Hydrosulfit mit Zink nach der Me- 
thode von Schützenberger wird unter Bil- 
dung von saurem Xatriumhydrosullit nur 
ein Drittel des Bisuifits ausgenützt. Pru- 
d'horame ist es nun gelungen, durch An- 
wendung des neutralen Aminoniumsulfits 
zu einem neutralen Ammoniumhydrosullit 
zu gelangen unter Ausnützung der Hälfte 
des Ainmoniumsulflts. Das so erhaltene 
Salz reducirt die Salze des Silbers, Kupfers, 
Quecksilbers, fällt Leukometbylenblau etc. 
Allein reducirt es Indigo nicht gut, wohl 


aber im Gemisch mit Natronsalz. Gegen- 
über dem gebräuchlichen sauren Natriura- 
hydrosulflt bietet das neutrale Ammonium- 
hydrosulfit den Vorzug der grösseren Halt- 
barkeit, der Hilligkeit und der erhöhten 
Wirkung; die Gewinnung ist wesentlich 
einfacher. l T m den Werth dps neuen Pro- 
ductes genau festzustellen, müsste ein Ver- 
such im Grossen beim Ansetzen einer In- 
digoküpe gemacht werden; voraussichtlich 
kann man damit eine ganz erhebliche Er- 
sparnis an Natriumhydrosulfit erzielen. 

/Ä#f gm. mal. colar.J Hg. 

Fixirung von Metalloxyden auf Baumwolle. 

Bekanntlich lassen sich die Oxyde des 
Chroms und Eisens als färbende Sub- 
stanzen für Baumwolle verwenden ; be- 
sonders linden die so gefärbten Stoffe zur 
Herstellung von Tropenanzügen Verwen- 
dung, obgleich gerade, hier die Eigen- 
schaft der Farbe, sehr liclitunecht zu sein 
(? Red.), von besonderem Nachtheil ist. Dieser 
Uebelstand lässt sich nun nach den An- 
gaben eines englischen Patentes wesent- 
lich vermindern, wenn man die betreffenden 
Oxyde mit Hülfe von Wasserglas fixirt 
und zwar in der Weise, dass man zunächst 
diu Oxyde als solche auf der Faser nieder- 
schlägt — sei es durch Alkali, sei es 
durch Zersetzen der essigsauren Salze in 
der Hitze - - und dann durch eine kochende 
Wasserglaslösung passirt. Man soll nach 
diesem Verfahren eine wesentlich andere 
und bessere Wirkung erzielen, als wenn 
man die Abscheidung der Oxyde Belbst mit 
Wasserglas ausführt. ,r«n. k*.i % 


Verschiedene MittheiJuugen. 

Handelsbericht über Albumin und Casein. 

Blut alb umin. Seit dem Bericht vom 
15. März d. J. ist im Markte keine wesent- 
liche Veränderung vorgegangen. Durch 
den zunehmenden Consum in den Fabriken 
pharmaceutischer Präparate wird dem Markt 
immer mehr Blutalbumin entzogen. Die 
Papierfabriken haben jetzt auch ein regeres 
Interesse für heilere Sorten, während die- 
selben bisher nur schwarze s Albumin ver- 
wandten. Die Preise werden jedenfalls 
zu Beginn der Saison der Kattundruckereien 
anziehen, weshalb die Oonsumenlen ihren 
Bedarf vorher zu decken gut thun. 

Eialbumin. Wir gehen nunmehr der 
neuen Campagne entgegen, und sind die 
ersten Zufuhren in Eialbumin in aller Kürze 
zu erwarten. Das Sammeln des Roh- 



Heft 15. 1 

i. August 18M.J 


Fach-Litera htf. 


251 


material» bereitet in diesem Jahre sowohl 
in Russland und in der Levante wie auch 
in den übrigen in Betracht kommenden 
Landern besonders grosse Schwierigkeiten. 
Die Händler verlangen für die Eier Preise, 
die nicht ohne Bedenken bewilligt werden 
können ; das Kisico erscheint den Produ- 
centen um so höher, als das mitgenommene 
Eigelb, abgesehen von deij niedrigen Preisen, 
die hierfür geboten werden, kaum anzu- 
bringen ist. Die Preise des Eialbumins 
selbst dürften, da der grösste Theil der 
diesjährigen Production bezw. aus neuer 
Campagne bereits in festen Händen ist, 
demnächst wesentlich anziehen. wie dies 
die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt 
haben. Mit den Producenten selbst ist es 
schwierig, in Eialbumin allein selbst zu 
höheren Preisen zum Abschluss zu kommen, 
vielmehr verkaufen sie fast nur das Albumin, 
wenn gleichzeitig die 6 fache Menge ge- 
salzenes Eigelb mitgenommen wird. 

Von Shanghai wird nach neuesten Nach- 
richten, entgegen meinem Bericht vom 
15. Mai, keine nennenswerthe Menge Ei- 
albumin mehr zu erwarten sein, weil die 
Fabrikation daselbst mangels Absatz in 
Eigelb und anderer Hindernisse wegen ein- 
gestellt werden musste. Die Preise für 
die neue Saison 1899/1900 dürften nun 
auch bessere und constante bleiben, da 
eine Ueberproduction in chinesischer Waare, 
wie geglaubt wurde, ausgeschlossen ist. 

Die geringen Vorräthe minderwerthiger 
Eialbumine alter Campagne sind durch 
Versteigerung, theilweise unter dem Her- 
stellungswerthe, angebracht worden; sie 
beunruhigen den Markt nicht mehr, und 
sind daher die Notirungen für den Artikel 
in guter Waare älterer und derjenigen 
neuer Campagne fest, und so wurden denn 
auch zu denselben wesentliche Abschlüsse 
auf Lieferung bis April n. J. seitens der 
Consumenten bereits gethätigt. 

Casein. Die Marktlage des Caseins 
ist seit dem Berichte vom 15. März und 
April unverändert geblieben, doch wachsen 
die Anfragen seitens der chemisch- 
pharmaceutischen Branche beständig. Die 
Versuche in den Druckereien (nach Angabe 
vom 15. April, Heft 8), unter Zusatz von 
Formaldehyd eine bedeutend echtere Farbe 
auf Kattun- und Blaudruck zu erzielen, 
haben günstige Resultate ergeben. Auch 
soll der Zusatz bei allen Albuminfarbcn 
zur Hebung der Echtheit empfohlen werden 
können, sofern dieselben nachher gedämpft 
werden. rv. * Mn. Bamm. 


Fach-Literatnr. 

Dr. P. Friedländer, Fortschritte der Theer- 
farbenfabrikation und verwandter Industrie- 
zweige. An der Hand der systematisch 
geordneten und mit kritischen Anmerkungen 
versehenen Deutschen Reichs-Patente darge- 
steUt. IV. Theil, 1894 bis 1897. Berlin, Verlag 
von Julius Springer 1899. Preis broch. M.&0, — . 

Die Anordnung der Patente ist im 
Wesentlichen dieselbe wie bei den früheren 
drei Bänden geblieben. Die Chinonimid- 
farbstoffe, Naphtalinderivate und Azofarb- 
stoffe werden nach den Anthracenfarbstoffen 
und vor Indigo und Akridinfarbstoffen — 
statt wie früher nach diesen — behandelt. 

Von besonderem Werthe sind wieder 
die Einleitungen zu den zwölf einzelnen 
Gruppen. Die Ausbeute an Patenten auf 
Zwischenproducte ist verhältnissmässig 
sehr gering gewesen. Dies ist mit der 
gründlichen Durcharbeitung dieses Arbeits- 
gebietes und wohl auch mit dem Umstand 
zu erklären, dass ein Verfahren zur Her- 
stellung eines Zwischenproductes häufig 
nicht mehr für eine patentfähige Erfindung 
anerkannt wird, weil ein erheblicher Erfolg 
eines solchen Verfahrens nicht so unmittel- 
bar wie bei der Gew innung neuer Farbstoffe 
nachzuweisen ist. 

Bei den Triphenylmethanfarb- 
stoffen spielen die Condensationen mit 
Form- und Benzaldehyd, Benzhydrol und 
Benzophenon eine grosse Rolle. Auf dem 
Gebiete der Anthracenfarbstoffe sind prin- 
cipiell neue Methoden nicht aufgefunden 
worden, man hat aber die alten Methoden 
wesentlich ausgearbeitet, z. B. die An- 
wendung der Borsäure (D. R. P. No 81481) 
bei der Oxydation vonAnthrachinonderivaten 
mit anhydridhaltiger Schwefelsäure; durch 
die Bildung von Borsäureestem werden 
bekanntlich die Hydroxylgruppen geschützt. 
Unter Chinonimidfarbstoffon finden wir 
die patentirten Verfahren zur Herstellung 
von Azin-, Thiazinfarbstoffen (u. A. Brillant- 
alizarinblau G und R, Uraniablau) und 
Oxazinfarbstoffen. 

Die Zahl der für Naphtalinderivate 
ertheilten Patente ist Btark zurückge- 
gangen, weil, wie erwähnt, die Patentirung 
der nach gebräuchlichen Reaclionen er- 
folgenden Darstellung eines Zwischen- 
productes von dem oft schw er zu führenden 
Nachweis eines besonderen gewerblichen 
Fortschritts abhängig gemachtwird. Ausser- 
dem ist nach Ansicht des Verfassers das 
Gebiet in technischer Hinsicht einiger- 
massen erschöpft. Besonders zweck- 
dienlich ist die tabellarische Zusammen- 



262 


Rateotllate. 


Stellung der Constitutionsformeln der ver- 
schiedenen Naphtalinderivate, welche auch 
die Ueberführbarkeit des einen Derivates 
in die anderen veranschaulicht. 

Bei den Azofarbstoffen bilden die 
Patente, welche ihre Urzeugung auf der 
Kaser betreffen, eine besondere Gruppe, 
dies entspricht der hohen Bedeutung dieser 
Verfahren für Färberei und Zeugdruck. Eine 
ganze Reihe von Patenten ist auf die Dar- 
stellung haltbarer Diazokörper gerichtet, es 
wird dadurch dem Färber oder C'oloristen die 
immerhin aussergewöhnliche und Sorgfalt 
erheischende Diazotirung erspart. Es ge- 
hören hierher u. A. Azophorroth N (Farb- 
werke Höchst) und Nitrazol (Cassella). 

Unter Indigo sind besonders hervor- 
gehoben die Verfahren, welche sich auf 
„Indigo rein“ der Bad. Anilin- und Soda- 
fabrik und „Indigosalz“ von Kalle & Co. 
beziehen. Bei den Farbstoffen ver- 
schiedener Zusammensetzung werden 
u. a. Vidalschwarz und die übrigen ana- 
logen schwefelhaltigen Producte, Ursol 
sowie Chromogen behandelt. Die phitr- 
maceu tischen Producte umfassen die 
Fiebermittel, Antiseptica, Anaesthetica, Ad- 
stringentia, ferner die Süssstoffe, wie 
Saccharin. Dulcin, und die Riechstoffe, wie 
Vanillin, Moschus. 

Die Zusicherung des Herrn Verfassers, 
dass die ferneren Bände wieder einen 
kleineren Zeitraum umfassen werden, wird 
den Besitzern des werthvollen Nachschlage- 
werkes besonders erfreulich sein, da man 
gerade über die neueren Patente gern 
thunlichst rasch unterrichtet ist und bei 
öfterem Erscheinen der Bände ein die 
Benutzung erschwerendes Anschwellen 
derselben — der vorliegende Band um- 
fasst 87 Bogen — vermieden wird. l . 


Patent -Liste. 

Aufgestellt von der Redaction der 
„Fftrber-Zeitung 4 * . 

Patent- Anmeldungen. 

Kl. 8. 8. 11514 Farbausgleicher für Ketten- 
garndruckmascbinen; Zus. z. Pat. 89033. 
— W. Shaw, Brooklyn. 

Kl. 8. F. 1 1 572. Apparat zur Herstellung von 
gewellten oder glatten Dachplatten aus Filz- 
oder Zeuglagen. — Filzfabrik Adlers ho f, 
A.-G., Adlershof b. Berlin. 

Kl. 8. S. 12163. Vorrichtung zum Farben, 
Waschen, Bleichen u. s. w. von Garnen in 
aufgewickeltem Zustande. — W. Simon, 
Barmen. 


rP&rb*r-Zetttmg. 
I Jahrgang 1H09. 

Kl. 22 C. 7873. Verfahren zur Darstellung 
su b9tantiver brauner Farbstoffe. TheClayton 
Aniline Co., Limited, Clayton-Maucheeter. 

Kl. 22. C. 5660. Verfahren zur Darstellung 
von Polyazofarbstoffen mit Amidonaphtol- 
sulfosäuren; Zus. z. Pat. 95415. — Leopold 
Cassella & Co., Frankfurt & M. 

Kl. 22. F. 10 859. Verfahren zur Darstellung 
indoinartiger Farbstoffe. — Farbwerk 
Griesheim, Noetzel, Istel & Co., Gries- 
heim a. M. 

Kl. 22. G. 13105. Verfahren zur Darstellung 
von Farbstoffen aus o-ChlorznonoAthyl- 
(methyl-) p-amidn-in-toluylaldehyd. — Joh. 
liud. Geigy & Co., Basel. 

Kl. 22. G. 13 106. Verfahren zur Darstellung 
von Chlorderivaten des Hexaäthylp-rosanilins. 
— Joh. Rud. Geigy & Co., Basel. 

Patent-Brtheilungen. 

Kl. 8. No 105048. Verfahren zum Beizen 
von Wolle und andereu animalischen Fasern 
mit chromsauren Salzen und milchsaureu 
Salzen. Ch. Boeh ringer Sohn. Nieder- 
ingelheim a. Rh. Vom 3. Januar 1897 ab. 

Kl. 22. No. 105057. Verfahren zur Darstellung 
von Farbstoffen durch Condensation von 
p-Dinitrodibenzyldisulfosäure mit primären 
aromatischen Aminen; 2. Zus. z. Pat 100613. 
— Joh. Rud. Geigy & Co., Basel. Vom 
19. November 1897 ab. 

Kl. 22. No. 105 058. Verfahren zur Darstellung 
eines schwarzen Baumwollfarbstoffes; Zus. 
z. Pat. 101862. — Dahl & Comp., Barmen. 
Vom 10. April 1898 ab. 

Pate nt- Löschungen. 

Kl. 8. No. 95 482. Verfahren zur Herstellung 
von Moiröglanz auf Geweben durch Merce- 
risiren. 

Kl. 22. No. 61 571. Verfahreu zur Darstellung 
von Nitrooxyazoverbindungeu und lieber- 
fQhrung derselben in Nitroamidoazover- 
bindungen. 

Kl. 8. No. 75 261. Verfahren zur Darstellung 
eines Diphenylinethanderivates durch eloktro- 
lytische Reduction von p-Nitrotoluol in 
schwefelsaurer Lösung. 

Kl. 22. No. 99 545. Vorfahren zur Darstellung 
eines rothen, basischen Naphtazoniumfarb- 
Stoffs. 

Gebrauchsmuster- Bin tragun gen. 

Kl. 8. No. 116167. Waschmaschine, deren 
Trommelwelle in ausziehbaren Rollenlagern 
läuft. — Barthel Bernards, Köln a. Rh. 
12. Mai 1899. 

Kl. 8. No. 116043. Mess- und Aufwickel- 
apparat für Stickereimusterstreifen. M. O. 
Köhnert, Plauen i. V. 3. Mai 1899. 

Kl. 8. No. 116 786. Wickelmaschine für Stoffe, 
Binden und Bänder mit zwei gegeneinander 
\ erstellbar Scheiben tragender und einer- 
seits zwecks Abnahme des Wickels aus dem 
Lager zu hebender Welle. — W. Heck- 
mann, Naumburg a. S. 6. Mai 1899. 


Nachdruck our mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Quellenangabe gestattet. 
Verlag voa J alias Springer ln Berlin N. — l>rack von Kmil Drejer in Berlin SW. 



Färber -Zeitung. 

1800. Heft 10. 


lieber Garndruckerei. 

Von 

Edw. Gruene. 

Eine kurze Beschreibung der Garn- 
druckerei, wie ich sie im Folgenden zu 
geben versucht habe, dürfte vielleicht 
manchen Leser interessiren. Ich spreche 
hierbei ausschliesslich von Maschinendruck 
und zwar vornehmlich von Baumwollgarn- 
druck. 

Die für den Garndruck, sei es nun 
Baumwolle, Wolle, Jute oder Seide, an- 
gewandten Maschinen sind alle von fast 
derselben einfachen und practiBchen Con- 
struction; ich habe speciell mit der von 
der Firma Gebr. Donath Nachf. in Chemnitz 
gebauten gearbeitet. 

Zuerst möchte ich über die Coustruction 
und Arbeitsweise dieser Maschinen nach 
der Beschreibung der Firma selbst sprechen. 

„Die Gamdruckinaschine No. 1 für ein- 
farbigen Druck dient hauptsächlich zum 
Drucken feiner Muster ( ’/* bis l&mm) sog. 
Perldruck 

Die Maschine trägt auf einem eisernen 
Untergestell 3 Paar symmetrisch zu ein- 
ander angeordnete Walzen, von denen die 
eine Serie mit der anderen mittels Cbamier 
und Bolzen auf der hinteren Seite, und 
vom durch einen Hebel mit Klinke und 
Feder beim Druck zu einem Ganzen ver- 
einigt werden. Die Walzen sind aus Hoth- 
guss, Phosphorbronze oder Hartgummi und 
durch Räderwerk mit einander verbunden, 
sowie nach allen Seiten hin verstellbar, so 
dass ein genaues Keguliren der Pressung 
des Garnes beim Druck, sowie ganz gleich- 
mässiges Auflegen der Farbe möglich ist. 
Das unterste der Walzenpaare taucht in 
den darunter befindlichen Farbkasten und 
giebt die daraus entnommene, entsprechend 
verdickte Farbe an die darüber liegenden, 
mit Tuch überzogenen Abstrichwalzen ab, 
die sie dann ihrerseits an die darüber- 
liegenden, gereifelten Musterwalzen über- 
tragen. 

Um das Garn auflegen zu können, wird 
der auf der linken Seite der Maschine be- 
findliche, zu kurzer und langer Weife ver- 
stellbare Spannrahmen nach rechts gelegt, 
die Maschine geöffnet und das auf Stäb- 
F*. X. 


chen bereits breit geschlagene Garn ver- 
mittelst dieser, unter Zuhülfenahme eines 
U-förmig gebogenen Eisens, aufgeschoben, 
dann der Spannrahmen wieder nach aussen 
gelegt und das Garn nachgekämmt, damit 
es zum Drucken möglichst dünn und gleich- 
mässig auf der ganzen Länge der Garn- 
walze aufliegt. Ist dies geschehen, so 
wird die linke Hälfte der Maschine mittels 
Drehens der Kurbel von rechts nach links 
in Bewegung gesetzt, wobei das Garn über 
drei Holzwalzen, die sog. Führungswalzen 
geleitet, zwischen dem Musterwalzenpaar 
hindurchgeführt und hierbei gleichzeitig 
auf beiden Stuten gleichmilssig bedruckt 
wird. 

Die Garndruckmaschine No. 2 dient 
zum Drucken breiterer Muster in einer oder 
in mehreren Farben (Muster von iy 2 nun 
bis zum breitesten Strich). Auch diese ist 
in Folge ihrer praktischen Uonstruction ' 
zu einer correcten Arbeit geeignet und 
erlaubt bei einfacher Bauart ein schnelles 
Arbeiten. Die Maschine enthält eine Muster- 
walze, eine oder zwei Auftragewalzen und 
einen Farbkasten, sowie einen in Prismen 
vor- und rückwärts beweglichen Schlitten, 
welcher mit Zahnstange und Trägern für 
zwei Garnrollen in horizontaler Anordnung 
versehen ist. 

Das Garn wird horizontal über diese 
zwei Garnrollen gespannt ; dann wird, 
wenn man die Druckwalze durch die 
Auftragwalze, welche in dem Farbkasten 
liegt, mit Farbe gespeist hat, der Schlitten 
mit dem aufgelegten Garn mittels Zahn- 
rades und Zahnstange zwischen den beiden 
Walzen hindurch nach hinten gezogen und 
auf diese Weise gedruckt. (Das Zahnrad 
befindet sich an der Druckwalze und die 
Zahnstange am Schlitten.) Alsdann setzt 
man das Zahnrad ausser Thlltigkeil, indem 
man den Schlitten möglichst weit nach 
hinten schiebt, giebt der Druckwalze durch 
Umdrehung um ihre eigene Achse neue 
Farbe, bewegt das bereits bedruckte Garn 
bis zum Rapportstrich und druckt dann in 
der angegebenen Weise von hinten nach 
vorn. Der nöthige Druck auf die Druck- 
walzen wird durch zwei lange, nach hinten 
stehende Hebel, die mit verstellbaren und 
zusammengesetzten Gewichten belastet 
sind, erzielt. Um die Muster so einrichten 

IG 

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254 


Gruen«, Ueber Garndrucker«!. 


f Pnrt>«r-2«ttaöß. 

IJahrKangllSVU. 


zu können, dass eie in der Weife auf- 
gehen, ist der eine Lagerarm der Maschine 
seitlich verstellbar.“ 

Hierzu möchte ich bemerken, dass man 
bei Bestellung einer solchen Maschine von 
der betreffenden Firma stets um Zusendung 
einer Probeweife der gangbarsten Garn- 
nummer ersucht wird, damit danach die 
Breite der bestellten Musterwalzen be- 
rechnet werden kann, uin das Muster in 
der Weife aufgehen zu lassen. Die Garn- 
nummern, welche bedruckt wurden, waren: 

10er, 16er, 20er, 36er einfach, 

20er, 40er doppelt, 

20er dreifach. 

Ich will ein Beispiel anführen. Von 
der Spinnerei kommend, hatten die Garne, 
mit denen zu arbeiten ich Gelegenheit 
hatte, über die Haspeln der Maschine 
No. 2 gespannt, einen Weifenumfang von 
etwa 1380 mm. Ausgekocht oder gebleicht 
verminderte sich der Umfang im Durch- 
schnitt: 

für 10er, 16er einfach auf ungefähr 
1320 mm, 

- 20er, 36er einfach, sowie 40er 
doppelt auf 1340 mm, 

- 20 er doppelt auf 1320 mm, 

- 20er dreifach auf 1280 mm. 

Die nach 20er einfach und 40 er dou- 
blirt bestellten Druckwalzen waren 275 mm 
breit und gingen, da sich diese Garne bis 
1365 bis 1.370 mm auf den Haspeln spannen 
lassen, 5 Mal in dieser Weife auf. Den 
geringen Ueberschuss von 5 bis 10 mm 
Breite des Musters beim fünften Male 
Passiren des Schlittens je nach dem 
Muster 1 bis 3 Streifen — kann man, wenn 
es sich um einfarbigen Druck handelt, 
entweder durch erhöhtes Spannen des 
Garnes zwischen Anfang und Ende des 
Druckes einsehieben, oder durch Ver- 
minderung der Spannung auf die ersten 
Streifen von Druck bringen. Bei mehr- 
farbigem Druck (bei welchem man sich in 
Fllcher getheilter Farbkilsten bedient, in 
denen mit verschiedenen Farben gefüllte 
FScher die Ringe der Auftragwalze tauchen) 
hilft man sich in der Weise, dass man 
einen oder zwei, je nach der Feinheit des 
Musters, Ringe fortlflsst und durch Regu- 
lären der Spannung das Muster zum Fassen 
bringt. Bei Garnen, welche sehr kurze 
Weife haben, z. B. *®/ t mit 1280 mm, so 
dass die obige Breite der Druckwalze 
275 mm nicht ohne grösseren Ueberschuss 
5 Mal gedruckt werden könnte, wird sowohl 
bei ein- als mehrfarbigem Drucke unter 
Auslassung von 1 bis 4, je nach Feinheit 
des Musters, Ringen 5 Mal gedruckt. Es 


erlernt sich dies am besten practisch. Die 
Garndrnckmaschine No. 3 ist eigentlich nur 
eine doppelte No. 2, indem sie mit zwei 
Druckapparaten (an jeder Seite einer, be- 
stehend aus oberer Druckwalze und unterer 
Auftragw'alzen, sowie je einen der Ring- 
zahl der Druckwalzen entsprechenden 
Fächerfarbenbebülter) versehen ist, zwischen 
welchen der in der Mitte liegende Schlitten 
mit dem ebenso wie bei Maschine 2 über 
Garnrollen gespannten Garne alternirend 
hin und her geführt w ird. Diese Maschine 
dient hauptsächlich für mehrfarbigen Druck, 
und da jeder Druckring aus einem be- 
sonderen Feld des Ffleher-Farbenbehältere 
gespeist wird, erhiilt man, weil ein jedes 
Feld mit einer beliebigen Farbe ungefüllt 
werden kann, Drucke von grösstem Farben- 
reichthum und die denkbarsten Nüancirun- 
gen, sogenannte Irisdrucke. Natürlich kann 
man auch einfarbig drucken. Es lassen sich 
überhaupt mit dieser Maschine sowohl Theil- 
drucke. Drucke in gewissen Abständen, mit un- 
bedruckten Zwischenräumen, als auch Voll- 
drucke, Drucke ohne freibleibende Zwischen- 
räume, bei welchen die Grundfarbe des 
Games verschwindet, darstellen. Auch 
kann man, sowohl bei ein- als meltr- 
farbigem Drucke in Folge dessen mit 
einem einzigen Satze Druckwalzen, zwei 
oberen und zwei oder vier unteren, durch 
Erweiterung der Strichbreite um ein 
Vielfaches der Einheitstheilung und An- 
füllen von mehr oder weniger Fächern der 
Farbkästen mit ein und derselben Farbe, 
eine grosso Anzahl in Strichbreite ver- 
schiedene Muster herstellen. 

Maschine 1 fordert zum Montiren einen 
Raum von 1 <jm, 

Maschine 2 einen Raum von 1 1 /. i m Länge. 
1 m Breite, 

Maschine 3 einen Raum von 3 m Länge, 
l 1 /., m Breite. 

Man druckt im Durchschnitt pro Tag 
8 Bündel Garn aur jeder dieser Maschinen. 

Die Musterwalzen werden auf Wunsch 
aus Rotbguss, PhoBphorbronze, Hartgummi 
o<lcr gepresstem Papier gefertigt und sind 
besondere die Hartgummiwalzen in Folge 
ihrps Widerstandes gegen Alkalien und 
Säuren zu empfehleu. 

Was die Herstellung der Druckfarben 
anbetrifft, so ist deren Zusammensetzung 
dieselbe wie im Zeugdruck, nur bei der 
Herstellung der Verdickungen stellt sich 
die Sache anders, indem im Allgemeinen 
die beim Garndruck angewandten Farben 
dünner gehalten werden müssen, als es 
beim Zeugdruck gewöhnlich der Fall ist. 



Heft 1«. 1 

15. Aagnst 1899. J 


Qra«n«, Ueber Gamdruckerei. 


255 


Schwarz. 

25 Liter Blauholzbrühe 100 /ioooi 
2 7-, kg Reisstärke, 

1 7< - Leiogomme 

werden 3 /< Stunden lang verkocht, abgc- 
kühlt. Darauf rührt man bei ca. 75° C. ein: 
850 g pulverisirtea Ferrocyankali 
(gelbes Blutlaugensalz), 

850 - pulverisirtea Ferricyankaliuni 
(rothes Blutlaugensalz), 
ferner bei ca. 40 biB 50° C.: 

i Liter Essigsäure 8“ Be und 
Y„ - holzessigsaures Eisen 20 °Be. 
Wenn die Farbe erkaltet ist, setzt man 
eine kalte Lösung von 

500 g chlorsaurem Natron in 

1 Liter Wasser zu. 

Vor dem Drucke wird die Farbe ge- 
schärft mit 100 ccm Chromacetat von 
20® B4. Nach dem Drucke 1 Stunde bei 
1 At.m. Druck dämpfen. Hierauf wird bei 
75° C. chromirt. 

Auf 10 Bündel gedrucktes Garn 
1000 Liter Wasser, 

2 kg Chromkali 

bei 75° C. 7« Stunde umziehen, spülen, 
trocknen. 

Druckfarben für Maschine No. 2. 
Roth. 

50 g Safranin G extra (Berl. -Act. 
Ges.), in 

200 ccm Essigsäure 8° B4. 

800 - Wasser gelöst, filtrirt, in 

3 Liter Leiogomme 2<H y i( H>o einge- 

rührt. 

Nach dem Erkalten 

300 ccm Glycerin-Tannin zugefügt. 
Behandlung wie oben für Roth ange- 
geben. 

Blau. 


Die Farben, welche für den einfarbigen 
Druck mit Maschine No. 1 bestimmt sind, 
werden stärker verdickt als diejenigen, 
welche für den Druck mit Maschine No. 2 
und 3 verwendet werden sollen. 

Beim Druck mit der Maschine No. 2 
und 3 ist ferner zu beobachten die Stärke 
des Garnes, und man muss, um ein gleich- 
massiges Durchschlagen der Farben zu er- 
zielen, für gröbere Game stärker verdicken 
als für feinere. Ganz bestimmte Angaben 
lassen sich hierbei nicht geben, sondern 
entscheidet hierüber am beBten ein Probe- 
druck. 

Ich lasse einige practisch erprobte Re- 
cepte folgen: 

Druckfarbe für Maschine No. 1, 
Perldruck. 

Roth. 

Mit 8 Liter Wasser werden 

1 kg Reisstärke angerührt und 

7, - Leiogomme zugesetzt. 

Andererseits löst man 

130 g Safranin G extra (Berl. Act.- 
Ges.), 

30 - Auramin O (B. A. & 8. F.) in 

2 Litern Wasser, 

500 ccm Essigsäure von 8° B4. unter 
Kochen auf und filtrirt die Lösung. 

Die FarbstofTlösung wird nun mit der 
Stärke und dem Leiogomme vermischt und 
das Ganze 40 Minuten lang unter gutem 
Umrühren gekocht. Unter Rühren erkalten 
lassen und darauf: 

960 ccm Glycerin - Tannin zusetzen. 
Nach dem Druck wird */ 4 Stunden ge- 
dämpft, bei 1 Atm. Druck und auf ein 
Antimonsatzbad gestellt: 

Auf 10 Bündel gedrucktes Garn: 

1000 Liter Wasser 50 * C. warm 

3 kg Antimonsalz (Sb. FL,(NH 4 )„ 

S0 4 1, 

1 7* * Schleratnkreide. 

Umziehen bis das Garn sinkt und dann 
6 bis 8 Stunden untergesteckt liegen lassen. 
Hierauf spülen und, wenn nöthig, seifen. 

Blau: 

8 Liter Wasser, 

1 kg Reisstärke, 

7, - Leiogomme, 

I 200 g Nilblau R. (B. A. & S. F.), 
|'2000 ccm Wasser, 

| 500 - Essigsäure 8° B4., 

11200 - Glycerin-Tannin. 

Behandlung wie für Roth. 


100 g Nilblau R (B A. & S. F.), 

150 ccm Essigsäure 8° Be., 

1800 - Wasser, 

3 Liter Leiogomme 2# %#o<» 

600 ccm Glycerin-Tannin. 

Rostbraun. 

30 g Rhodamin S (B. A. & S. F.), 

20 - Auramin O ( - - - ), 

1000 ccm Wasser, 

200 - Essigsäure 8° Be., 

3 Liter Leiogomme 200 / lom , 

350 ccm Glycerin-Tannin. 

Glycerin-Tannin. 

1000 g Tannin in 
1000 ccm Essigsäure 8° Be., 

750 - Wasser, heiss lösen und 
250 - Glycerin 28° Be. zusetzen. 

M* Digitized by C 



256 


Kamp«, Färben von marcamirtar Baumwolle. 


Firbar-Zohnntf. 

^Jahrgang ltMH». 


Auf ähnliche Weise setzt man auch 
andere Farhen für diese Drucke zusammen. 

Für 10 er und 16 er Garn muss man, 
wenn auf Maschine 2 und 3 gedruckt wird, 
etwas stärker verdicken. Man wendet 
ausser den basischen Farbstoffen auch 
Holzfarben, Catechufarben, Alizarin färben 
an. Durch Vorfftrben der Garne mit sub- 
stantiven Farbstoffen und Bedrucken mit 
bunten Aetzfarben lassen sich sehr schöne 
Kffecte erreichen. 


F&rben von uiercerislrter Baumwolle. 

Von 

Dr F. Kampe. 

Ueber die Bedingungen, unter welchen 
auf grösseren Partieen mercerisirter Baum- 
wolle, Gam und Stück, mit Sicherheit 
gleichmässige Färbungen zu erhalten sind, 
herrscht noch ziemliche Unklarheit. Auch die 
einschlägige Literatur einschliesslich der 
zahlreichen Publikationen der Anilinfarben- 
werke schweigt sich über bestimmte 
Directiven vollständig aus. Wohl wird 
immer die bedeutende Krhöhung des Auf- 
nahmevermögens der Faser betont, jedoch 
ebenso consequent ignorirt, dass gerade 
dieser Factor die Hrreichung fadengleicher 
Färbungen sehr erschwert, insofern, als 
die mit der Flotte zunächst in Berührung 
kommenden Garn- oder Gewebetheile zu 
grosse Mengen Farbstoff au sich ziehen 
und die nachfolgenden zu wenig vorfinden, 
um sich in gleicher Intensität anfärbett zu 
können. Zwar ist auch bei unmercerisirtem 
Material mit dieser Thatsache zu rechnen, 
dort aber in viel geringerem Umfange 
und lediglich hei helleren Xüancen, wäh- 
rend hier auch Tür dunklere weit aus- 
holende Vorsichtsmassregeln nöthig sind. 

Als erste wäre zu nennen eine zweck- 
entsprechende Auswahl unter den Farb- 
stoffen. Man wird um so leichter und 
schneller zum Ziele gelangen, je strenger 
darauf geachtet wird, dass nur langsam 
aufziehende Farbstoffe verwendet werden 
und gegenteilig sich verhaltende mög- 
lichst ausgeschlossen bleiben und dass, 
wenn mehrere zusammen gebraucht werden, 
nur solche von gleicher oder nahezu glei- 
cher Neigung zur Faser in Anwendung 
kommen. Der beste Maassstab hierfür ist 
die Löslichkeit. Farbstoffe, die in gleicher 1 
Menge im gleichen (Quantum erkalteter I 
Flotte gelöst bleiben, ziehen mit wenig 1 


Ausnahmen auch gleichmässig auf. Bei 
Feststellung des Löslichkeitsgrades sind dem 
Wasser dieselben Mengen Glaubersalz u. s. w. 
zuzusetzen, mit denen gefärbt werden soll. 

Viel wuchtiger sind die Vorsichtsmass- 
regeln. welche sich auf die Menge der 
Flotte, auf deren Temperatur, auf die 
Mengen von Glaubersalz oder Kochsalz 
einerseits und Seife oder Soda oder dergl. 
andererseits erstrecken können. Die Farb- 
stoffe ziehen um so langsamer und färben 
infolgedessen um so gleichmässiger, je 
länger die Flotte ist, je niedriger deren 
Temperatur gehalten wird, je weniger 
neutrale und je mehr alkalische Zusätze 
verwendet werden. 

Die gleiche Wirkung dieser vier Fae- 
toren lässt annehmen, dass sie sich gegen- 
seitig ersetzen können und dass die er- 
höhte Inanspruchnahme des einen oder 
anderen oder auch von zweien die Be- 
rücksichtigung der übrigen unnöthig macht. 
Dies ist jedoch nur in sehr engen Grenzen 
der Fall. Thatsächlieh kann man ja ein- 
zelne dunklere Farben mit den für un- 
mercerisirtes Material üblichen Mengen an 
Flotte, Glaubersalz. Soda u. s. w. hersteilen, 
wenn einerseits heisehr niedrigerTemperatur 
eingegangen und diese erst später lang- 
sam gesteigert wird, und w r enn man an- 
dererseits das über die Auswahl unter den 
Farbstoffen Gesagte besonders streng be- 
achtet. Aber diese und ähnliche Verein- 
fachungen sind nicht hei allen und nament- 
lich nicht bei hellen Xüancen anwendbar. 
Die meisten Farben erfordern mehr oder 
minder sorgfältige Beachtung aller Vor- 
sichtsmassregeln. 

Deren für jeden einzelnen Fall noth- 
wendige Abwägung wäre eine in der 
Praxis kaum zu lösende Aufgabe. Hie 
wird am einfachsten dadurch umgangen, 
dass man bei allen Farben , auch den 
dunkelsten unter den für die hellsten 
erforderlichen Bedingungen eingeht und 
erforderliche weitere Zusätze oder höhere 
Temperaturen später nachhoit. Auf diese 
Weise werden nach und nach für alle 
Farbenkategorien bestimmte Verhältnisse 
erhalten, die im Wiederholungsfälle von 
vornherein anzuwenden sind. Damit kommt 
die anfänglich nothwendige grössere Vor- 
sicht und Aufmerksamkeit in Wegfall und 
man gelangt zu derselben Sicherheit und 
Productionsgeschwindigkeit wie auf un- 
mercerieirtem Material. 

Gleich an dieser Stelle sei betont, dass 
ilie vielfach empfohlene Verwendung von 
piiosphorsaurem Natron, Türkischrothöl, 
Wasserglas, Borax und dergi. keine an- 

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Heit 16. 1 

15. Aiigrast 189*. J 


Kampe, Plrben von mwrcerie liier Baumwolle. 


257 


deren und besseren Resultate ergiebt wie 
Glaubersalz, Seife und Soda. Wer sie 
ausser Betracht lasst, vereinfacht und ver- 
billigt nicht unwesentlich seine Arbeits- 
weise. Wohl wirkt der eine oder andere 
dieser Zusatze auf einzelne Farbstoffe 
günstig, aber die Anwendung der letzteren 
lasst sich bei der grossen Zahl der zur 
Verfügung stehenden in den meisten 
Fallen vermeiden. 

Als Glaubersalz ist nur krystaliisirtes 
empfehlenBwerth. Das ealcinirte Handels- 
product variirt in seiner Zusammensetzung 
zu sehr, man wird ebenso oft alkalisches 
wie saures vorilnden. 

Sehr helle Töne, wie Creme, Blassrosa, 
Blassblau u. dergl. sind auf Garn wie folgt 
zu färben. 

Man erwärmt die vierzig- bis fünfzig- 
fache Flottenmenge (vom Gewicht des 
Materials) auf 40* C. (32* R.) Setzt bei 
kalkfreiem Wasser so viel Marseiller Seife 
zu, bei kalkhaltigem an dessen Stelle 
Soda, dass sich die Flotte schlüpfrig an- 
fühlt, also ziemlich kräftige Alkalinität zeigt. 
Man geht mit dem vorher genetzten Garn 
ein und lasst es 10 bis 15 Minuten unter 
öfterem Umziehen stehen. Dann auf- 
sehlagen, den FarbstolT als Lösung durch 
ein Haarsieb zugeben, wieder eingehen 
und bis zum Schluss ohne wesentliche 
Unterbrechung flott umziehen. 

Zur Erreichung der Vorlage ist höch- 
stens mehr Farbstoff nöthig, keinesfalls 
Glaubersalz oder Kochsalz, ebensowenig 
darf die Temperatur die anfängliche 
Höhe von 40* C. übersteigen. Besser ist 
es sogar, sie etwas darunter zu halten. 
Im ungünstigsten Falle bedingt dies etwas 
mehr Farbstoff, verhindert jedoch mit 
Sicherheit Unegalitflten. 

Wenn unter Zusatz von Seife gefärbt 
wurde, so kann das Spülen unterbleiben. 

Meist wird das Garn mit seidentthn- 
lichem krnehendem Griff verlangt. Dieser 
ist durch auf einanderfolgende Passagen 
in Seifen- und Säurebädern zu erzeugen. 
Je öfter man diese wiederholt, desto kräf- 
tiger wird der Griff, Als Säure ist Essig- 
säure zu empfehlen, weil nach dieser nicht, 
wie bei Schwefelsäure, gespült zu werden 
braucht. Dagegen verlangt Essigsäure 
schärferes Trocknen, damit sie möglichst 
vollständig entweicht. Je vollkommener 
dies erreicht wird, desto krachender ist 
der Griff, und desto länger bleibt er dies. 

Für Gewebe sind, entsprechend den 
viel geringeren Flottenmengon, wesentlich 
andere Verhältnisse einzuhalten. Gefärbt 


wird entweder auf dem Jigger oder vor- 
theilhafter auf der Paddingmasehine 1 ). 

Auf dieser arbeitet man mit nicht mehr 
wie 25 bis 35 Litern Flotte für eine Pas- 
sage von 200 m 140 cm breiter Waare, 
also in so kurzer Flotte, dass die anderen 
Vorsichtsmaasregeln in ausgedehntestem 
Maasse anzuwenden sind. In erster Linie 
ist nur kalt und in zweiter kräftig alka- 
lisch zu färben. In gleicher und ganz 
hervorragend günstiger Weise wirkt hier 
der Druck der Quetschwalsen mit. Dieser 
beschleunigt nicht nur das Durchfarben, 
sondern verhindert auch unegales Auf- 
gehen der Farbstoffe dadurch, dasB direkt 
nach dem Passiren der Farbflotte alle 
überflüssigen Theile derselben aus der 
Waare ausgequetscht werden und den 
darin gelösten Farbstofftheilchen gar keine 
Zeit zum weiteren Anfärben der Faser ge- 
lassen wird. Diese egalisirende Wirkung 
der Quetschwalzen ist um so werthvoller, 
weil sie immer das gleiche sichere Re- 
sultat ergiebt, ohne unsere Aufmerksam- 
keit zu beanspruchen. Dies ist ein Grund, 
weshalb sich die Paddingmasehine zur 
Herstellung heller Nüancen besonders vor- 
theilhafl erweist. Hierzu kommen noch 
andere, w'eiche den Finish der Gewebe 
günstig beeinflussen und die als nicht in 
diesen Rahmen gehörend nur angedeutet 
werden können. 

Nasser Waare giebt man zuerst 2 Pas- 
sagen durch 40* C. warme Seifen- oder 
Sodaflotte. Für trockene ist die Tempe- 
ratur bis 80° zu steigern, damit sich das 
Gewebe vollständig durchnetzt. Zur Ab- 
kühlung desselben hat aber dann noch 
eine dritte Passage durch ein kaltes Bad zu 
folgen. Hierauf erneuert man die Flotte, 
setzt ausser Seife oder Soda annähernd 
den vierten Theil des im Ganzen nöthigen 
Farbstoffes zu und lässt die Waare kalt 
durch. Dann ergänzt man das Bad mit 
Wasser, Seife oder Soda und Farbstoff auf 
die ursprüngliche Menge und Stärke und 
giebt die zweite Passage. Jetzt wird ge- 
mustert, hiernach der weiter nöthige Farb- 
stoff bestimmt und zugegeben, das Bad 
wie oben mit Wasser und Alkali ergänzt 
und die Waare das dritte Mal durchgelassen. 
In dieser Weise ist bis zur Erreichung der 
Vorlage weiter zu arbeiten. Wenn mit 
Seife gefärbt wird, so ist auch hier Spülen 
unnöthig. 

') Die seitens einzelner Anilinfarben- 
fabriken ftir mercerisirte Wanren besonders 
wann empfohlenen Strnngkufen können als 
nicht zweckentsprechend ausser Betracht ge- 
lassen werden. 



268 


Blütner u. Kölle, Reactionen von Farbstoffen in Lösung und auf der Faaer. 

Krachender Griff läsBt sich in gleicher Dieser Vergleich der Färbung mit der 
WeUe wie auf Garn erzeugen. Man be- Flotte hat sich auch für dunklere Nüan- 

nutzt dazu die gleiche Paddingmaschine een als der zuverlässigste Wegweiser be- 

wie zum Färben. währt. Nur ist hier ein anderer Maass- 

Die geringen Flottenmengen ermög- stab anzulegen. Mit zunehmendem Ver- 
liehen immer Verwendung von kalkfreiem brauch von Farbstoff muss von diesem 

Wasser. Enthält das natürliche Kalk, so mehr auf die Faser aufgehen, als in der 

entfernt man diesen durch Aufkochen mit Flotte zurückbleibt oder mit anderen 

Natronlauge in besonderen Gefässen. Vor Worten, je satter die zu erzielende NÜance 

dem Gebrauche lässt man abkühlen und ist, desto tiefer soll die Färbung, desto 

absetzen, oder man benutzt gesammeltes heller die Flotte aussehen. Erreicht wird 

Condenswasser. dies theils durch weitere Erhöhung der 

Auf dem Jigger ist die Flotte viel Temperatur bis 80* C., bei sehr dunklen 

länger. Trotzdem muss hier unter den- Farben bis zur Kochhitze, theils durch 

selben Bedingungen gearbeitet werden wie Zugabe von Glaubersalz oder Kochsalz, 

auf der Paddingmaschine, weil der Walzen- Für alle dunkleren Nüancen auf Üe- 

druck fehlt. weben ist die Paddingmaschine nicht geeig- 

Diese zunächst für ganz zarte Nüancen net. In Folge der kurzen Berührung der 

gegebenen Verfahren genügen auch für Waare mit der Flotte wären einerseits zu 

kräftigere helle Farben mit der einzigen grosse Mengen Farbstoff nöthig, die sich 

möglichen Abänderung, dass die Tempe- andererseits in der geringen Flüssigkcits- 

ratur der Flotte zu erhöhen wäre, wenn menge kaum in Lösung erhalten lassen 

in letzterer mehr Farbstoff zurückbleibt, würden. Man benutzt hierzu ausschliess- 

als auf die Faser aufgeht. Dies lässt sich lieh den Jigger. 

durch Vergleich einer Flottenprobe im Am Anfänge dieses Artikels ist gesagt, 
Reagensglase mit der Färbung feststellen, dass die für die einzelnen Farbenkategorien 

Das geübte Auge des Praktikers erlangt festgestellten Verhältnisse im Wieder- 
sehr schnell die nöthige Sicherheit in holungsfalle von vornherein anzuwenden 

dieser Beurtheilungsweise. Jede Steige- seien. Dies bezieht sich nicht auf die 

rung der Temperatur bewirkt eine Zu- Temperatur der Flotte. Es empfiehlt sich, 

nähme der Tiefe der Färbung und dem- nie über 40' warm einzugehen und die 

entsprechende Verminderung des Farbstoff- Temperatur erst während des Färbens bis 

gehaltes der Flotte. Man hört damit auf, zur erforderlichen Höhe zu steigern. Um 

wenn der Farbstoff annähernd gleich stark so langsamer, je näher sie der anfäng- 

auf der Faser und im Bade vertheilt er- liehen liegt. 

scheint, was in der Regel bei ca. fiO • C. Wenn trotz Beachtung aller Vorsichts- 
eintritt. Was dann noch zur Erreichung massregeln dennoch ungleichmässige Für- 
der Vorlage fehlt, ist durch mehr Färb- bungen erhalten werden, so ist deren 

Stoff zu erzwingen. Ursache in der Regel im Mercerisiren 


Reactlonen von neueren künstlichen Farb- 

Von Dr E. Blumer 



Farbstoff 

Wflaarige Lösung 

conc. H,SO, 

10% H,80, 

conc. HCl 





Rothe Farben 


Janusroth B 

roth 

griln 

Niederschlag 

blauviolett 


Janusbordeaux B 

bordeauxroth 

grün 

Niederschlag 

! hlmiviolett 

i 


Brillantbordeaux S 

bordeauxroth 

I 

blau, beim Verd. rothi 

i geringe Veränderung 

i 

Hclnvnch bläulich- 
violett, beim Verd. 
roth 


Glycinroth 

braunroth 

blau, beim Verd. 
violett 

blauvioletter Nieder- 
schlag 

blau 


Azofuchsin GN extra 

roth 

1 

roth 

I 1 

rotber Niederschlag ftchmutrig rotlivioleft 

1 

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16 AvgntllW ] BlumaI u - Käll«, R«actkm«o von Parbooffen in Lösung und auf dar Faaer. 259 


selbst zu suchen und zweifellos dann, 
wenn die Unegalitilten den Charakter von 
mehr oder minder scharf abgegrenzten 
Flecken zeigen. 

Ziemlich häufig begegnet man der An- 
sicht, dass eB gleich sei, ob das Material 
trocken oder nass mercerisirt werde. Dies 
ist nicht zutreffend. 

Bringt man unabgekochtes Garn in 
noch so dünnen Lagen aufgespannt in 
Natronlauge, so sind in den meisten 
Fällen verschieden schwer netzende Stellen 
zu beobachten, die erst nach längerer 
Zeit und theilweise nur unter Anwendung 
von mechanischem Druck das bekannte 
glasige Aussehen annehmen. Werden solche 
Stellen bezeichnet, so sind sie nach dem 
Färben oftmals leicht wiederzuflnden als hel- 
lere oder andersfarbige Flecken, auch wenn 
sie Bchliesslich in der Natronlauge nicht 
mehr sichtbar waren. Die gleiche Er- 
scheinung wurde auch in Geweben beob- 
achtet, die man direct vom Sengen aus, 
also ohne sie vorher zu krabben, mcrceri- 
Birte. Ausserdem stellten sich hier aber 
auch dunkler gefärbte Flecken in ver- 
schiedenen Grössen ein, die auf folgende 
zwei Ursachen zurückzuführen waren. 

Wenn Waare zum Mercerisiren ange- 
legt wird, so ist es fast unvermeidlich, 
dass Tropfen von Natronlauge auf das 
trockene noch ungespannte Gewebe fallen 
und diese sich unter günstigen Umständen 
beliebig ausbreiten. Andererseits war zu 
bemerken, dass theils in Folge fehler- 
hafter Construction der Maschine, theils 
durch Unachtsamkeit der Arbeiter auf die 
bereits gesäuerte Waare Natronlauge 
spritzte. In beiden Fällen wurde festge- 


stellt, dass sich diese Stellen dunkler 
färbten, wenn die Stücke nicht gekrabbt 
waren. Dagegen fielen gekrabbte, mit 
ersteren zusammen mercerisirte und ge- 
färbte fleckenlos aus. 

Die zweite Ursache veranlasste aus- 
gesprochenere, gleichfalls dunkelfarbige 
Ketten- und Schussstreifen. Diese waren 
entweder auf ein Schlichtmaterial zurück- 
zuführen, welches durch die kurze Pas- 
sage in kalter Natronlauge nicht entfernt 
w'urde oder auf eine gleich widerstands- 
fähige Masse, die einzelne Weber zum 
Einreiben des Schusses benutzten, damit 
sich dieser leichter und schneller verar- 
beite. Auch in diesem Falle war der 
Uebelstand gehoben, nachdem die Waare 
vor dem Mercerisiren gekrabbt wurde. 

Es erscheint ja befremdend, dass das 
Krabben besser reinigend wirken soll wie 
20 bis 25proeentige Natronlauge. Berück- 
sichtigt man aber einerseits, dass die 
Lauge nur kalt angewendet wird und dass 
das Gewebe sehr kurze Zeit in derselben 
verbleibt und andererseits, dass beim 
Krabben die Waare in kochendem Soda- 
wasser unter kräftigem Walzendruck ver- 
hältnissmässig viel länger rotirt, so ist die 
energischere Wirkung doch erklärlich. 
Ausserdem ist in diesem Falle die An- 
nahme berechtigt, dass beides zusammen, 
Krabben und Mercerisiren, Unreinigkeiten 
aus der Waare vollständiger entfernen, wie 
das Mercerisiren allein. 

Jedenfalls wurde durch umfangreiche 
Versuche in genannten Richtungen fest- 
gestellt, dass das Mercerisiren weder das 
Abkochen des Games noch das Krabben 
der Gewebe entbehrlich macht. 


stoffen tn Lösung und auf der Faser. 


10% HCl 

HNO,* 

N Hj 0 ' 91 

Na OH 10% 

Sn CI, + HCl 

Alkohol 

1 °/o Lösung. 

Niederschlag: 

blau 

hlauviolett 

hlauviolett 

schwach gelblich 

roth 

rothhrauner Nie- 
derschlag: etwas 
rftther 

jothbraun, d. 
schmutzig 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verflnde- 
rung 

Niederschlag röth- 
lichgelb 

fuchsinroth 

geringe Verftnde- j 

rothbraun 

geringe Verftnde- 

etwas rothbraun 

schwach gelblich 

roth 

jung 


rung 




hlnu violetter Nie- 
derschlag 

graugrün 

roth 

roth 

blau 

roth 

rother Nieder- 
schlag 

rothbraun 

hellroth (bräunlich) 

roth 

1 

schwach gelbroth, 
d. gelblich 

carrainroth 


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260 


Erlftut«rung*n su der Beilage. 


[ F&rtar-Zeltaaff. 
Jahrgjmg \Hirt. 


Farbstoff 

Wässrige Lösung 

conc. H 2 80 4 

10 % H,SO t 

conc. HCl 

Chromotrop 2R 

roth 

roth 

heller 

roth 

Azocarmin G 

rothpaate 

grün 

rother Niederschlag 

schmutzig braunroth 

Pyronin G 

roth mit gelber Fluor- 

brauugelb 

roth mit gelber Fluor- 

orauge 


escenz 


escenz 


Sorbinrotli 

roth 

roth 

geringe Veränderung 

roth 

Thiazinroth G 

roth 

fuchsinroth 

rother Niederschlag 

; blassrot h 

Thiazinroth R 

roth 

roth 

rother Niederschlag 

schmutzig rothvioktt 

Rosindulin 2 G 

orange rotli 

schwarzgrtln 

braunrother Nieder- 

brauugelb 



schlag 


Eoaamin B 

roth 

violett 

heller 

schmutzig rothvioleu 

Apolloruth 

braunroth 

roth 

dunkler 

i roth 

Brillantgerauin B 

blaust ichigroth 

blau 

rother Niederschlag 

roth 

IndullnBrharlach 

dunkelroth 

roth 

ge r in ge Ve ränd e run g 

grün 

Chromazonroth 

— 

i blau 

heller 

roth 




Blaue 

und violette 

Janusblau G 

blau 

schmutzig grüngelb 

| " . ’ | 

keine Veränderung 

blaugrUn 

Janus blau R 

blau 

schmutzig grüngelb 

keine Veränderung 

blaugrün 

Rrie-Blau GG 

blau 

blau 

blauer Niederschlag 

keine Veränderung 

Indol-Blau R 

violett 

; schmutzig schwarz- 

violetter Niederschlag 

schwach bläuliehgrUrh 



grün, beim Verd. 

beim Verd. röthlich- 



blau 


violett 

Diazoblau 

violett 

blau 

blauer Niederschlag 

1 schmutzig rothviolett 

(ilyrinblau 

braunroth 

blau, beim Verd. roth 

violetter Niederschlag 

schmutzig blau 

Cyanol extra 

| blau 

gölblichgrüne Fluor- 

roth mit grüner Fluor- 

brauugelb. beim Verd 



escenz 

escenz 

grUn 


Krliiuterungen zu der Beilage No. 17. | 

No. 1. Neu-Helgolandbraun N extra auf io kg 
gebleichtem Baumwollgarn. 

Man Tfirbt kochend wahrend einer. Stunde uiit 
300 g Neu - Helgolandbraun N extra 
(Farbw. Griesheim), setzt 
1 kg 500 g Glaubersalz odcrKochsalz hinzu 
und lasst im Bade erkalten. 

Das Bad zieht nicht vollständig aus und 
kann weiterbenutzt werden. 

Die Säure- und Alkaliechtheit sind gut, 
die Chlorechtheit ist ziemlich gering, die 
Waschechtheit befriedigend. 

tarturm Ar FrSr-Z. fünf 


Mo. a. Neu-Helgolandbraun NFX auf 10 kg 
gebleichtem Baumwollgarn. 

Bezüglich der Farbmengen, Farbeweise 
und Kigenschaften sei auf Muster No. I 
verwiesen. Ar r„r Ar- 

No. 3. Roth SLP für Futterstoffdruck. 

10 Theile Roth 8LP (de Brünn). 

20 - Traganthlösung, 

10 - Biutalhuminlüsung. 

Von der Druckmaschine geht das be- 
druckte Gewebe direct auf die heisse 
| Trockentronnnel. Nachher kann die Waare 

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15 A^jjiaM.] ErlZutwuns« »u da r Bell.;«. 261 








10% HCl 

HNO,* 

NH, 0 ’ 91 

Na OH 10% 

SnCL + HCl 

Alkohol 

heller 

roth 

geringe Verande- 

geringe Verftnde- 

bläulich, fast färb- 

roth 



rung 

rung 

los 


rother Nieder- 

braunroth 

rotke Lösung 

rollte Lösung 

grUnschwara 

farblos 

schlag 

roth mit gelber 

roth 

schwach trübe 

orange 

roth mit gelber 

rosa Fällung 

Fluorcscenz 




Fluoresccnz 

geringe Verftnde- 

gelb roth 

braun 

braun 

schwach bräunlich- 

schwach gelb- 

rung 



gelb 

roth 

rother Nieder- 

roth 

geringe Verftnde- 

geringe Verftnde- 

rothe Fällung 

röthlich 

schlag 


rung 

rung 



rother Nieder- 

roth 

violetter 

violetter 

gelb 

röthlich 

schlag 





braunrother Nie- 

braungelb 

violetter 

dicker gelatinöser 

violettschwarz 

roth 

derechlag 


Niederschlag 



heller 

roth 

geringe Verände- 
rung 

etwas dunkler 

fast farblos 

schmutzig roth- 
violett 

röther 

roth 

geringe Verftnde- 

geringe Verftnde- 

schwach gelblich 

roth 



rung 

rung 



rother Nieder- 

violeUroth 

geringe Verftnde- 

geringe Verftnde- 

röthlich gelb 

schwach röth- 

schlag 


rung 

rung 


lieh 

geringe Verftnde- 

schmutzig grün 

rother Nieder- 

rother Nieder- 

rothviolett 

roth 

rung 


schlag 

schlag 



heller 

roth 

bordeauzroth 

rother Nieder- 

gelbroth 

röthlich 




schlag 



Farben 1 °/ t 

Lösung. 





keine Veränderung 

blaugrün, daun 

blau 

blauer Nieder- 

brilunlich gelb 

blau 


grUn 


schlag 



etwas blauer 

blaugrün, dann 

blauer Nieder- 

blauer Nieder- 

gelblich 

blau 


grün 

schlag 

schlag 



blauer Nieder- 

gelbbraun, beim 

violettblau 

violett 

langsam entfftrbt 

schwach hlftu- 

schlag 

Verd. gelb 




lieh 

violetter Nieder- 

bluugrlln, beim 

Niederschlag, Lö- 
sungetwas blauer 

Niederschlag, Lö- 

rasch grünlich gelb 

blau 

schlag, Lösung 

Verd. blau 

sung graublau 



blauer Nieder- 

braunroth 

roth 

roth 

schwach bräunlich 

rothviolett 

schlag 




gelb 

violett 

violetter Nieder- 

schmutzig grün, 

geringe Verftnde- 

geringe Verftnde- 

violett 

schlag 

beim Verd . braun- 
gelb 

braungelb 

rung 

rung 



gelblichgrün 

roth mit blauer 

roth mit grüner 

gelb 

blau 

Fluoresccnz 

Fluorescenz 




in der heissen Appretur passirt werden, 
ohne dass dos Rot h abschmiert. 

Bel Verwendung von Casein in Futter- 
stoffdruck beachte mnn folgendes: 

Caseinlösung: 

6 kg Casein, 

18 - warmes Wasser. 

0,600 - Ammoniak, 

2 - Terpentin. 

Gedruckt wird: 

1 kg Farbe, 

1, 2, 3 - obiger Caseinlösung. 

/V. tU ikrünt », Aimut.. 


No. 4. Indulin B auf gechlortem Wollmusaelin 
gedruckt. 

30 g Indulin B (Bayer), 

300 - Britishgum und 
600 - Wasser kochen, hinzu 
70 - Ammoniak. 

"1000 £ 

Man dämpft 1 Stunde ohne Pression, 
wäscht und trocknet. 

No. 5. Dunkelblau und Braun auf to kg 
Halbwoll-LQetre. 

Die Wolle wurde mit 
200 g Lanacylmarineblau B (Cassella) 
unter Zusatz von 

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262 


Rundschau. 


500 g Glaubersalz, 

500 - Essigsäure (30%), 

500 - Weinsteinpräparat 
gefärbt, indem inan handheiss einging und 
% Stunde kochen liess; hierauf gut spülen. 

Die Baumwolle wurde auf kaltem 
Bade mit 

Diaminhraun M (Cassella) 
gefärbt; hinzugefügt wurden 
10 g Glaubersalz 

per Liter Flotte; dann */., Stunde naehbe- 
handelnauf frischem, 35 °C. warmem Bade mit 
260 g Kupfervitriol. a , 

No. 6. Schwarz auf io kg Wollstoff. 
Färben mit 

575 g NaphtylaminschwarzS (Cassella) 
und 

10 - Tropäolin OO ( - ) 

unter Zusatz von 

500 g Glaubersalz, 

500 - Essigsäure, 

800 - Weinsteinpräparat. 

No. Säureallzartnbraun B auf io kg Wollgarn. 
Man färbt 1 Stunde kochend mit 
400 g Säurealizarinbraun B (Farbw. 
Höchst) 

unter Zusatz von 

1 kg Glaubersalz und 
300 - Schwefelsäure. 

Man geht bei etwa 50 bis 60" C. mit 
der Waare ein, setzt nach einstündigem 
Kochen 

300 g Chromkali 

zu und lässt zur Entwicklung der Nüance 
noch 1 Stunde kochen. 

Die Säure-, Schwefel- und Walkechtheit 
sind gut. FirUrti itr nrtw-ZMhms. 

No. 8. Dlphenyl-Catechln G auf io kg 
gebleichtem Baumwollgarn. 

Gefärbt wurde mit 
100 g Dlphenyl-Catechin G (Geigy) 
unter Zusatz von 

2 kg Koch- oder Glaubersalz 

1 Stunde kochend. Das Bad zieht nicht 
aus und kann weiterbenutzt werden. 

Die Säure- und Alkaliechtheit sind gut. 
die Chlorechtheit ist sehr gering, die Wasch- 
echtheit befriedigend. 

Firtwwi dtr Farbw-Xmi unf. 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 
und Muaterkarten der Farbenfabriken.) 

Von neuen Producten, die bisher in der 
„Färber-Zeitung“ noch nicht besprochen 
wurden, sind einem Bericht in der „Zeit- 


rrtrkw-ZMteag, 

( Jahrgang ISM. 

Schrift für angewandte Chemie“ zu- 
folge noch folgende zu erwähnen. 

Substantive Farbstoffe. 

Chlornntinlila B, Chlorantingelb T 
und Chlorantinbraun R (Gesellschaft 
für chemische Industrie). 

Man färbt in einem Bade mit 20 bis 
25 hl Wasser, der erforderlichen Menge 
Farbstoff, 10 bis 25 kg Glaubersalz und 
2 kg Soda Für hellere Töne genügt eine 
entsprechend geringere Menge Glaubersalz; 
an Stelle von Soda verwendet man in diesem 
Falle besser Marseiller Seife. Bemerkens- 
werth ist die Widerstandsfähigkeit der Farb- 
stoffe gegen Chlorkalk. Die Lichtechtheit 
von Chlorantingelb und Chlorantinbraun 
sind gut, die der Chlorantinlilafärbungen 
jedoch nicht grösser als diejenige der vio- 
letten Baumwoilfarbstoffe. 

DirectindonblauR.Directschwarz V, 
Melogenblau BH, Trisulfonviolett B, 
Trisulfonblau R und B (Chemische 
Fabrik .vorm. Sandoz). 

Die Farbstoffe können sowohl aus neu- 
tralem, als auch aus alkalischem Kochsalz- 
oder Glaubersalzbade gefärbt werden. Die 
Bäder werden beim Färben mit den Tri- 
8ulfonfarbstoffen nicht erschöpft, Direct- 
indonblau R, Directschwarz V und Melo- 
genblau BH lassen sich auf der Faser di- 
azotiren und mit (f-Naphtol oder m-Toluy- 
lendiamin entwickeln. Diese Farbstoffe ent- 
sprechen in ihren Echtheitseigenschaften 
dem Durchschnitt der bekannten directen 
Farbstoffe von gleicher Nüance. 

Kaltscbwarz B und R (Actiengesell- 
schaft für Anilinfabrikation) sind zwei neue, 
speciell für dieKaltfärbereigeeignete Marken, 
über welche bereits Seite 37 ausführlich be- 
richtet worden ist (vgl. auch die Muster in 
Heft 3, 4 und 7 dieser Zeitschrift). 

Im Anschluss hieran sei noch auf ein 
neues Färbeverfahren der Berliner Actien- 
gesellschaft aufmerksam gemacht, welches 
die Färberei der Baumwolle im stark alka- 
lischen Bade bei gewöhnlicher Temperatur 
behandelt. (Franz. Patent No. 278282.) 

Die Baumwolle wird auf dem Jigger 
mit einem etwa 100 g eines substantiven 
Farbstoffes und 330 ccm Natronlauge 40°Be. 
in lOLiter enthaltendem Bade gepflatscht, bei 
gewöhnlicherTemperatur, dann etwa 1 Stunde 
liegen gelassen, hierauf gewaschen und 
getrocknet. Das Kaltfärbeverfahren lässt 
sich auch mit der Methode des Kupferns 
zu einer Operation vereinigen, wenn man 
dem Färbebade eine alkalische Lösung von 
Kupferoxyd zugiebt. Das Maximum der 
Intensität der Färbungen hängt zusammen 

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Haft 16. 1 

15. August 1899. | 


Rundschau. 


263 


mit der Löslichkeit des Farbstoffes in alka- 
lischem Wasser. 

In manchen Fallen wird dieses Verfahren, 
da es ja thatsächlich ein billiges Arbeiten 
gestattet, mit Vortheil anzuwenden sein. 
Allerdings ist die Waschechtheit der so er- 
zielten Färbungen weniger gut als die der 
normalen. 

Basische Farbstoffe: 

ßrillantcresylblau 2B (Farbw. Mühl- 
heim) besitzt die gleichen Eigenschaften 
wie die älteren Marken, zeichnet sich jedoch 
durch besondere Reinheit und Brillanz vor 
diesen aus und ist wesentlich dampfechter, 
daher für Druck vorzuziehen. 

Janusschwarz 0, 1 und 2 (Farbwerke 
vorm. Meister Lucius & Brüning). 

Die Marken 0 und 1 sind besonders für 
die Zwecke der Halbwollfärberei bestimmt, 
während Janusschwarz 2 in erster Linie 
für das Färben von Jute (Cocos, Piassava 
u. dgl.) zu empfehlen ist. Janusschwarz 0 
liefert auf Zanella und ähnlichen Halbwoll- 
stoffen ein lebhaftes Blauschwarz mit blu- 
miger Uebersicht, während Janusschwarz 1 
ein gedecktes Tiefschwarz ergieht. Durch 
Combination der beiden Marken lassen sich 
die gangbarsten Sehwarznüancen in allen 
Schattirungen hersteilen. Diese Janus- 
schwarzmarken weisen die gleichen Vorzüge 
auf, die auch die übrigen Janusfarben für 
dieZwecke derHalbwollfärberei auszeiehnen. 

NeuacridinorangeR(Farhw. Mühlheim) 
übertrifft alle existirenden Orange für Baum- 
wolle an Reinheit und Brillanz, zeigt grosse 
Echtheit und ist vorzüglich geeignet zum 
Nüanciren anderer durch ihre Brillanz aus- 
gezeichneter Farbstoffe, z. B. Aeridinroth, 
Rhodamin u. dgl. Der Farbstoff ist vor 
allem zum Druck für Baumwolle, Wolle 
und Seide, sowie zum Garndruck und ferner 
zum Färben von Baumwolle, Seide und 
Leder geeignet. • A 

Dr. Springer, Gutachten ln einem Patent- 
proceaa der Firma J. P. Bemberg gegen die 
Actiengeseilschaft für Textilindustrie vormals 
Dollfus, Mieg & Cie., Mülhausen i. E. 

An die 

Actiengeseilschaft für Textilindustrie vormals 
Dollfus, Mieg & Cie., Mülhausen i. E. 

Durch die Firma F. C. Glaser hier- 
selbst haben Sie mir die Klageschrift der 
Actiengeseilschaft in Firma J. P. Bemberg, 
Baumwoll-Indnstrie-Geaellschaft zu Krefeld 
und Oekde, sowie das thatsächliche Material, 
betreffend die in dieser Klage eine Rolle 
spielenden patentirten Verfahren, vorgelegt, 
zwecks Erstattung eines Gutachtens über 
die massgebenden Rechtsverhältnisse. 


Ich fasse den Thatbestand kurz wie 
folgt zusammen: Das Patent der Firma 

Thomas & Prevost No. 85 564, ange- 
meldet am 24. März 1896, schützte eine 
Neuerung bei dem Mercerisiren von vege- 
tabilischen Fasern mit alkalischen Laugen 
oder Säuren, dadurch gekennzeichnet, dass 
die vegetabilische Faser in Strang- oder 
Gewebeform in stark gespanntem Zustande 
der Einwirkung der Basen oder Säuren 
ausgesetzt und unter Beibehaltung dieses 
Zustandes ausgewaschen wird, bis die 
innere Faserspannung nachgelassen hat. 
behufs Vermeidung des Einlaufens der 
Faser. Am 3. September 1895 ging bei 
dem Kaiserl. Patentamt die Anmeldung 
eines Zusatzpatents der Firma Thomas 
& Prevost ein, betreffend eine Abände- 
rung des durch das erwähnte Hauptpatent 
geschützten Verfahrens dahin, 

dass die vegetabilischen Faserstoffe in 
Gewebe- oder Strangform ohne Spannung 
mit Basen oder Säuren behandelt, die 
eingelaufenen, noch mit der Präparir- 
flüssigkeit benetzten Stoffe auf die ur- 
sprünglichen Dimensionen ausgereckt und 
sodann in gespanntem Zustande ge- 
waschen werden, bis die innere Faser- 
spannung nachgelassen hat. 

Bevor dies Zusatzpatent ortheilt wurde, 
meldete die Firma Joh. Kleinewefers 
Söhne in Crefeld ihrerseits am 25. Oc- 
tober 1896 ein Verfahren zum Mercerisiren 
der Baumw'ollfaser in Strangform zum 
Patent an, welches dadurch gekennzeichnet 
ist, dass man die Stränge in dichter Lage 
lose über den durchlochten oder sonstwie 
für möglichst gleichmässigen Flüssigkeits- 
durchgang geeignet gemachten Mantel 
eines Centrifugalapparates legt und die 
alkalische Lauge aus der Centrifuge heraus 
durch die Faserdecke hindurchschleudert, 
welchem Process ein Nachspülen der Stränge 
in losem Zustand mit Wasser folgen kann. 

Vor Ertheilung wiederum dieses von 
Kleinewefers nachgesuchten Patentes reich- 
ten Thomas & Prevost am 23. Februar 1898 
eine vollständige Neubeschreibung nebst 
einem neuen Patentanspruch mit dem Er- 
suchen ein, dem nachgpsuchten Zusatz- 
patent von 1895 diese Fassung zu geben. 
Auf diese abgeänderte Anmeldung wurde 
das genau mit ihr übereinstimmende Pa- 
tent 97 664 ertheilt. Die Abänderung war 
erst nach dem Beschluss über die Bekannt- 
machung der Anmeldung vom 3. Sep- 
tember 1895 erfolgt. (§ 20 Abs. 3 P.-G.) 

Hierauf erfolgte die Ertheilung des 
Kleinewefers'schen Patentes mit der 
No. 102 672, wobei das Patentamt im 



264 


Rundschau. 


f Flrber>ZeUang. 
[ Jahrgang INS. 


Patentanspruch die Worte einschob: „ Unter 
Benutzung des durch Patent No. 97 664 
geschützten Verfahrens." Seit dein 27. Sep- 
tember 1897 haben Sie mit Genehmigung 
der Firma Kleinewefers das Verfahren des 
Patentes 102 672 in thataächliche Benutzung 
genommen. 

Das Patent No. 85 664 ist inzwischen 
wogen mangelnder Neuheit rechtskräftig 
für nichtig erklärt worden. Gegen das 
Zusatzpatent No. 97 664 schweben Nichtig- 
keitsklagen. 

I. Es entstehen folgende Rechtsfragen: 

1. Hat der Vermerk des Patentamts im 
Patent Kleinewefers No. 102 672 „unter 
Benutzung des durch Patent No. 97 664 
geschützten Verfahrens" die Wirkung, dass 
das Verfahren Kleinewefers nur mit Ge- 
nehmigung des Patentinhabers No. 97 664 
ausgeübt werden darf ? Oder hat im Streit- 
fall das Proeessgericht selbstständig zu 
prüfen, ob eine Collision beider Patente 
vorliege und das eine ' ohne Genehmigung 
deB Besitzers des anderen ausgeführt 
werden dürfe? 

Nach der bekannten Entscheidung des 
Reichsgerichts vom 7 Juli 1894 (Entsch. 
Bd. 33, S. 149 fT, insbesondere S. 161) ist 
diese früher wiederholt aufgetretene Streit- 
frage gelüst. Die Streitigkeiten über das 
Verhältniss der mit einander eollidirenden 
Rechte aus verschiedenen Patenten sind 
bürgerliche Rechtsstreitigkeiten und ge- 
hören vor die ordentlichen Gerichte: über 
das Verhältniss der Patente unter einander 
hat nicht das Patentamt im Ertheilungs- 
verfahren, sondern das ordentliche Gericht 
im Process verfahren zu entscheiden. 

2. Falls angenommen werden sollte, 
dass im technologischen Sinne die that- 
säcbliche Anwendung des im Patent Kleine- 
wefers No 102 672 niedergelegten Ver- 
fahrens nothwendigerweise dasjenige Ver- 
fahren mitbenutze, welches in dem Patent 
No. 97 664 geschützt ist, so entsteht die 
fernere Frage, ob das Patent 97 664 die 
Priorität vor dem Patent Kleinewefers 
besitzt. 

Verbunden hiermit ist die Frage, ob im 
Falle einer ColliBion beider Verfahren in 
technologischer Hinsicht, Ihre seit dem 
September 1897 ausgeübte Benutzung des 
Verfahrens Kleinewefers eine Vorbenutzung 
im Sinne des § 5 des Patentgesetzes gegen- 
über dem Patent 97 664 darstellt oder nicht. 

Auf dem Patente 97 664 befindet sich 
der Vermerk: „Patentirt im Deutschen 

Reiche vom 4. September 1895 ab.“ Nach 
§ 7 P.-G. beginnt die Dauer des Patentes 
mit dem auf die Anmeldung folgen- 


den Tage. Das Patentamt hat daher, 
wie jener Vermerk ergiebt, für die Frage 
der Dauer des Patentes die am 3. Sep- 
tember 1895 eingegangene, im Jahre 1898 
durch eine neue ersetzte Anmeldung zu 
Grunde gelegt, den Inhalt des Patentes 
jedoch aus der Anmeldung vom September 
1895 entnommen. 

In der Literatur wird von dem Re- 
gierungsrath Damme, welcher dem Patent- 
amt angehört, die Ansicht vertreten, dass 
durch einen derartigen Vermerk im Er- 
theilungsverfahren das Patentamt die Prio- 
rität des Patentes unverrückbar und mit 
Rechtswirkung gegen Dritte feststelle, und 
dass eine Nachprüfung der Richtigkeit 
dieser Feststellung, sei es im Nichtigkeits- 
verfahren, sei es im bürgerlichen Rechts- 
streite, unzulässig sei. 

Der Unterzeichnete hat von jeher die 
entgegengesetzte Auffassung vertreten und 
die für diese sprechenden Gründe in einem 
Aufsatz in der Zeitschrift „Gewerblicher 
Rechtsschutz“ 1898 No. 2 niedergelegt, 
auf welchen verwiesen wird. Die Judikatur 
des Reichsgerichts steht constant auf dem 
Standpunkt, dass, in welchem Verfahren ns 
auch immer sei, bei einem Streite oder 
Zweifel über die Priorität eines Patentes 
nicht der vom Patentamt auf die Urkunde 
gesetzte Anfangstag als solcher mass- 
gebend iBt, sondern dass als Incidentpunkt 
selbstständig zu prüfen ist, an welchem 
Tage die massgebende Anmeldung beim 
Patentamt eingegangen ist. (Vergl. die in 
dem obenerwähnten Aufsatze citirten Ent- 
scheidungen des Reichsgerichts.) 

Das Gesetz hat dem Patentamt eine 
endgültige Festsetzung der Priorität gegen 
Dritte nicht übertragen, sondern sie un- 
mittelbar an den Zeitpunkt der An- 
meldung geknüpft. 1 ) Die Priorität ist 
insbesondere wichtig bei der Frage nach 
dem Vorbenutzungsrechte auB § 5 P.-G. 
Nach S 5 tritt die Wirkung des Patentes 
gegen denjenigen nicht ein, welcher zur 
Zeit der Anmeldung bereits im Inlande 
die Erfindung in Benutzung genommen 

hatte. 

Thatbestand für den civilrechtlichen 
Anspruch des Vorbenutzers ist also nicht 
die vom Patentamt angenommene oder 
festgesetzte Priorität des Patentes, sondern 

') Der singulare Pall der entwendeten Er- 
findung, welche widerrechtlich zum Patent an- 
gemeldet, durch den Einspruch des Berech- 
tigten verfolgt, von diesem zum Gegenstand 
einer neuen Erfindung gemacht ist, und gesetz- 
lich eine besondere Priorität erhalt (§ 3 Abs. 2 
P.-G.) gehört hier nicht her. 



Heft 16 . 1 

15. Angust 1899J 


Rundschau. 


265 


die Zeit der thatsächiichen Anmel- liehen Rechtsschutz 1893, 8. 204 ff., ins- 
dung der Erfindung. Da der Streit über besondere S. 217, 234 Sp. 2, 235, 276.) 
ein Vorbenutzungsrecht ein bürgerlicher Für den vorliegenden Fall kommt bei 
Rechtsstreit ist, so hat in einem solchen der Prüfung der Verschiedenheiten der der 
folgerichtig das ordentliche Gericht selbst- Patenterteilung voraufgehenden beiden 
ständig zu prüfen, zu welcher Zeit die Er- Anmeldungen noch die gesetzliche Vor- 
findung angemeldet worden ist. So hat schrift in Betracht, dass nach dem Be- 
such das Reichsgericht in dem Band 7 Schlüsse über die Bekanntmachung der 
S. 414 ff. der Strafsachen abgedruckten Anmeldung Aenderungen der darin ent- 
Urtheile, ebenso wie der erste Richter, das haltenen Angaben unzulässig sind. (§ 20 
Landgericht Saarbrücken, gerade bei einem Abs. 3.) Spätere Aenderungen anderer 
streitigen Vorbenutzungsrecht gegenüber Natur, als rein redactioneller, lassen eine 
einer Erfindung, für welche mehrere er- Neuanmeldung entstehen. foiftj 

gänzende Patentanmeldungen Vorlagen, 

selbstständig geprüft, welche Anmeldung Farbenfabriken vorm Friedr Bayer h 
nach Lage des Falls die massgebende war. Co in Elberfeld, Verfahren zur Darstellung 

Daher ist in Ihrem Falle zu untersuchen, von Trioxyanthrachinonsulfosäuren. (D. R. P. 

an welchem Tage die Anmeldung der No. 108 686.) 

durch Patent 97 664 demnächst geschützten Zwecks Darstellung von Trioxyanthra- 
Erfindung bei dem Patentamt einging. W ar chinonsulfosäuren ersetzt man in der Anthra- 
dies der 3. September 1895, so besitzen rufindisulfosäure und Chrysazindisulfosäure 
Sie, „die Collision des Kleinewefers'schen durch Verschmelzen mit Alkalien eine Sulfo- 
Verfahrens vorausgesetzt“, kein Vor- gruppe durch Hydroxylgruppen, 
benutzungsrecht. War es aber der 23. Fe- Die partielle Verschmelzung der Anthra- 
bruar 1898, so besitzen Sie, unter der rufindisulfosäure zur Oxyanthraruflnsulfo- 
gleichen Voraussetzung, das Vorbenutzungs- säure wird durch folgendes Beispiel erläutert : 
recht. 5 kg anthrarufindisulfosaures Natron werden 

Da der Patenteinteilung die beiden An- in 25 kg Aetzkali uud ebensoviel Wasser 
meldungen vom September 1895 und vom gelöst und solange auf 180 bis 21 0°C erwärmt, 
Februar 1898 vorauagegangen sind, so bis die Schmelze plötzlich zu einem dicken 
müssen infolgedessen dieselben mit ein- Krystallbrei erstarrt. Bei diesem Punkte 
ander verglichen werden. Denn wenn die wird die Schmelze unterbrochen, erkalten 
Anmeldung vom Februar 1H98 nur dem gelassen und mit verdünnter Säure zersetzt. 
Wortlaut nach eine üusserliche , also nur Man erhält auf diese Weise das saure Kali- 
scheinbare Abweichung von der Anmeldung salz derOxyanthrarufinsulfosäure in krystalli- 
von 1895 enthält, so ist in ihr lediglich nischer Form. Beim Umkrystallisiren aus 
eine andere Redaction der älteren An- heissem schwach saurem Wasser scheidet 
meldung zu erblicken. Enthält sie aber sich das saure Kalisalz in glänzenden gold- 
gegenüber der älteren Anmeldung andere gelben Krystallen aus, die beim Trocknen 
oder neue Angaben, giebt sie gar tech- bei Wasserbadtemperatur Krystallwasser ab- 
nische Ziele an, die in der älteren keine geben und ihren Glanz verlieren. 
Erwähnung fanden, fordert sie zur Er- Aus der Chrysazindisulfosäure lässt sich 
reiehung solcher Ziele technische Mittel, die entsprechende Trioxyanthrachinonsulfo- 

welche in der älteren Anmeldung nicht säure auf gleiche Weise darstellen, man 

genannt wurden, so ist die in ihr be- verschmilzt hier mit Alkali bei 140 bis 190°C., 

schriebeue Erfindung erst mit ihrem bis sich eine Probe in Wasser mit violetter 

Eingänge, also im Februar 1898, beim Farbe auflöst. Die Eigenschaften der nach 

Patentamt angemeldet worden. (Vergl. dem Verfahren erhaltenen chemisch reinen 
hierüber die Aufsätze des Regierungsraths Substanzen sind in folgender Tabelle zu- 
Dr. Rhenius in der Zeitschrift für gewerb- sammengesteilt: 



Losung 

in conc. 
Schwefel- 
säure 

Lösung 
In 1 

Schwefel- 
säure und 
Borsäure 

Losung 

In 

Natrium- 

carbonat 

Losung 

ln 

Ammoniak 

Losung 

ln 

Natron- 

lauge 

Färbung 
auf chrum- 
gebelzter 
Wolle 

Färbung 
auf mit 
Thouerde 
gebeutcr 
Wolle 

Oxyanthrarufinsuitüd&ure aud 
Anthrarufindisull'ud&ure 

rosuroth 

grünblau 

blau 

reinblau 

i 

blau 1 

blau 

violett- 

rotli 

OxychrysazinsulfosAure aus 
Chryiazindisultoufture 

rofch 

1 violett 

violett- 

roth 

violctt- 

rotli 

violett- ! 
roth | 

roth- 
violett : 

bordeaux- 

rote 

t 


■ A 


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Rundschau. 


266 


A. C. Marot und A. Bonnet in Troges, Ver- 
fahren zum Anilin schwarz färben unter Zu- 
satz von Alkohol. (D. R. P. No. 102232.) 

Bei der Bildung des Anilinschwarz durch 
Oxydation von Anilin auf der Faser wird 
letztere fast immer geschwächt, indem die 
Cellulose durch Oxydation in Oxycellulose 
verwandelt wird ; nebenher findet auch wohl 
Bildung von Hydrocellulose statt. Die vor- 
liegende Erfindung bezweckt nun sowohl 
die Vorbereitung durch Abkochen, Spülen 
und Trocknen zu vermeiden, als besonders 
auch die Faser möglichst zu schonen. Es 
gelingt dies durch Anwendung von Alko- 
hol (denaturirtein Spiritus z. B.) Durch 
diesen Zusatz erhlllt die Imprägnirungs- 
flüssigkeit die Eigenschaft, die rohe Baum- 
wolle leicht und vollständig zu durchdringen 
und zweitens wird dadurch die Oxydation 
der Faser verhindert. Im Allgemeinen er- 
setzt man ein Fünftel des anzuwendenden 
Wassers durch Alkohol, man arbeitet also 
mit 20°/ 0 igen Alkohol. Bei der Oxydation 
tritt deutlicher Aldehydgeruch auf. u } . 

Schlechtes Walken allzarinschwarzer Stocke. 

Dieser Uebelstand scheint, wie das 
„ Deutsche W ollen-Gewerbe“ berichtet, darauf 
zurückzuführen sein, dass trotz wiederholten 
Sllurezusatzes und ziemlich klaren Aus- 
ziehens des Färbebades der Farbstoff nicht 
sämmtlich von der Faser gebunden wird. 
Eine weitere unangenehme Folge ist das 
Verschmieren der Spinnoreiroasöhinen durch 
die von der Wollschmelze zum Theil ge- 
lösten Farbrückstände, welches die Erzie- 
lung guten Vorgarns und eines glatten 
Fadens mehr oder weniger erschwert und 
häufiges Putzen der Maschinen erforderlich 
macht Das Verschmieren der Faser durch 
Farblack macht sich naturgemäss auch in 
Wäsche und Walke unangenehm bemerk- 
bar. Die Waare bedarf zu ihrer gründ- 
lichen Keinigung stärkerer Waschlaugen; 
dadurch wird die Faser mehr oder weniger 
angegriffen, die Waare hart und brettig 
und die Walkfähigkeit beeinträchtigt; andrer- 
seits bleibt bei mangelhafter Wüsche die 
Faser mehr oder weniger verschmiert; zu 
dem aus Farblack und Schmelze gebildeten 
Schmier kommen eventuell noch Säurerück- 
stände von der Carbonisation, und der da- 
durch entstehende Cement bildet einen 
förmlichen Ueberzug auf der Faser und 
erschwert den Walkprocess. 

Die Ablagerung von Verunreinigungen 
auf der Faser durch das Alizarinschwarz wird 
noch wesentlich verschlimmert, wenn bei 
dem Einbadverfahren mehrere Partieen 
hintereinander in derselben Flotte gefärbt 


r hikw-fstm. 

I J&hrg&ng IHOT, 

werden, wenn also jede frische Partie gleich 
in das durch Chromkali gebrochene Bad 
gegeben und weiter gefärbt wird. Wenn 
man einbadig färben und dabei die Bäder 
weiter benutzen will, so sollte man Färbe- 
i und Chromirbad getrennt halten. Auf 
jeden Fall erreicht man reinlicheres und 
besseres Arbeiten sowohl in der Spinnerei 
als auch in der Walke am besten, wenn 
auf vorgebeiztem Material gefärbt wird. 
Bei hohen Anforderungen an Walkechtheit 
müsste allerdings auch in diesem Fall ein 
schwaches Nachchromiren erfolgen, was 
aber weiter keine nachtheiligen Folgen 
haben dürfte. 

Zur Unerträglichkeit steigert sich aber 
das Verschmieren der Faser mit seinen 
üblen Folgen, wenn auf mangelhaft ge- 
waschener Wolle einbadig gefärbt wurde. 
Nur zu häufig wird auf das Spülen der 
gefärbten Wolle wenig Werth gelegt. Man 
sagt sieh: für Schwarz ist jede Wäsche 
bezw. Spülung gut genug: diese Anschauung 
rächt sich jedoch gerade beim Alizarin- 
schwarz oft in der schlimmsten Weise. 

D. 


Rothe Streifen in indigoblauer Stückwaare. 

Diese entstehen zuweilen dann, wenn 
Wolle oder Waare vor dem Färben auf der 
Küpe mit einem rothen Farbstoff, wie Azo- 
fuchsin, Alizarinroth u. dgl., grundirt werden. 

Beim Carbonisiren und mehr noch beim 
Neutralisiren mit Soda löst sich das minder- 
echte oder vielleicht auch nicht genügend 
fixirte Roth unter dem Küpenaufsatz und 
setzt sich falten- oder lagenweise fest. Zu- 
weilen fliesst das Roth schon beim Waschen 
und wird dann an den Stellen, wo es sich 
festgesetzt hat, durch Säure und Hitze bei 
der Carbonisation fixirt. Ausserdem können 
die Streifen auch dadurch entstehen, dass 
die Waare mit oder direct hinter anderen 
roth auslaufenden Stücken carbouisirt wurde. 

IIum ,Dal Dtubcht D. 

Das Schwärzen des Leders. 

Das Schwärzen des Leders gehört zu 
den Arbeiten, die von den meisten Arbeitern 
ungern ausgeführt werden. Man darf sich 
darüber nicht wundern, denn, abgesehen 
von den schwarzen Fingern, die als unan- 
genehme Zugabe damit unbedingt verknüpft 
sind, kann das Schwärzen gutgeschmierten 
Leders den Arbeiter die Geduld verlieren 
lassen, wenn nicht alles ist, wie es sein 
soll. Wer schon lange gelagertes wo- 
möglich verschimmeltes Leder geschwärzt 
hat und dabei bemerken musste, dass 
trotz des unermüdlichen Ausreibens die 

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tieft 18. 1 

15. Aogußt 1899. J 


RuadxchAu. 


26t 


Sohwftrze nicht an Tassen wollte, sondern 
wie Wasser auf dem Leder stand, und 
dass schliesslich auf der Fleischseite des 
Leders die Feuchtigkeit durchdrang und 
hier schwarze Flecke erzeugte, die von 
der Narben- bis zur Fleischseite reichten, 
wtlhrend auf der Narbenseite i mm er noch 
braune, ungesehwärzte Flecke waren, dem 
wird zuletzt auch die Geduld und die 
Freude an solcher Arbeit vergangen sein. 

Um das Schwarzen zu einer leicht und 
sicher auszuführenden Arbeit zu gestalten, 
ist folgendes erforderlich: Ein gut er- 

wärmtes Zimmer, eine ebene Zurichtetafel, 
eine aus den Wurzelenden bester Borsten 
hergestelltp Ausreibebürste, eine Borsten- 
bürste für die l'arbholzstoffe und eine 
weichere Bürste für die Schwarze, Ammo- 
niaksoda, teigförmiger Blauholz- und Gelb- 
holzextrakt und holzsaures Eisen. Die 
Ausreibebürsten, wie sie in Hamburg, 
Elmshorn und Umgegend hergestellt und 
in dortigen Lederfabriken benutzt werden, 
haben jedenfalls die passendste Form. Als 
Schwarzbürste kann jede zum Stiefelblank- 
putzen hergestellte Bürste dienen. Ammo- 
niaksoda dient zur Anfertigung der eigent- 
lichen Ausreibebrühe. Wie viel davon 
dem zur Ausreibebrühe nothwendigen 
Wasser oder der Lohbrühe zuzusetzen ist, 
hingt ganz davon ab, wie stark das zu 
schwärzende Leder geschmiert wurde. 
Man verwendet am besten soviel Ammoniak- 
soda, bis die Brühe sich glatt anfühlt. 
Man kann immer noch etwas davon zu- 
fügen. wenn das zu bewältigende Fett auf 
dem betr. Leder durch die Brühe nicht 
entfernt bezw. verseift werden sollte. Die 
Farbbrühe stellt man aus 3 / t Blauholz- und 
v 4 Gelbholzextrakt und dem erforderlichen 
Wasser her. Der teigförmige Extrakt ist 
deshalb dem trocknen vorzuziehen, weil 
er reiner und leichter mit Wasser zu ver- 
mischen ist. Die Schwärze gewinnt man, 
indem man in eine Tonne altes, von Rost 
und Schmutz befreites Eisen soviel hinein- 
geht, wirft und dann diese Tonne ganz 
mit rohem Holzessig füllt. Nach etwa 
14 Tagen wird dieses holzsaure Eisen vor 
jedesmaligem Gebrauch mit Wasser verdünnt 
— auf 1 Liter durchgeseihtes Eisen setzt 
man */a Liter Wasser zu — und damit 
gebrauchsfertig gemacht. 

Die eigentliche Arbeit des Schwärzens 
wird am besten und raschesten dadurch 
ausgeführt, dass man das zu schwärzende 
Leder, nachdem es von dem auf der 
Fleischseite etwa haftenden Fett befreit 
worden, mit der Narbenseite nach oben 
auf die Tafel legt, in ganzer Länge und 


so breit, dasB man noch kräftig ausreiben 
kann: es wird dann mit der Ausreibebürste 
die Ausreibebrühe aufgetragen, und hierauf 
das zuerst angefeuchtete Leder bis zu einer 
halben Länge gründlich ausgerieben, wo- 
bei die sich vorfindenden Fettflecke be- 
sonders stark gebürstet und dadurch ent- 
fernt werden müssen. Bevor man nun mit 
dem Ausreiben fortfflhrt, ist das bereits 
ausgebürstete Stück Leder zum zweiten 
Male anzufeuchten und liegen zu lassen, 
bis das einmal angefeuchtetc Leder ebenso 
behandelt und wieder angefeuchtet worden 
ist. Dann wird das Ausreiben der Reihen- 
folge nach weiter ausgeführt. Nunmehr 
wird genau nachgesehen, ob nicht noch 
Fettstellen auf dem Leder sind. Diese 
sind durch nochmaliges Anfeuchten und 
vollständiges Ausreiben zu beseitigen. 
Dadurch, dass das Leder vor dem eigent- 
lichen Ausreiben angefeuchtet wird, schafft 
man eine Erleichterung dieser Arbeit — 
das Fett auf dem Leder wird rascher auf- 
gelöst. Alsdann trägt man mit der anderen, 
minder guten Ausreibebürste die Farbholz- 
brühe auf und bürstet sie ein. Das nun 
folgende Aufträgen der Schwärze mittels 
der dazu bestimmten Bürste ist eine leichte 
Arbeit, vorausgesetzt, dass das Ausreiben 
gewissenhaft ausgeführt wurde. Hierbei 
ist jedoch darauf zu achten, dass bei einem 
grösseren, nicht in einem Mal zu schwärzen- 
den Stück Leder keine Schwärze auf den 
nicht ausgeriebenen Theil kommt. Man 
verhütet dieses dadurch, dass innerhalb 
der Grenze des ausgeriebenen Theils zu- 
erst ein Strich mit der gefüllten Schwärz- 
bürste gemacht wird, über den hinaus 
keine Schwärze kommen darf. 

Das Vermischen der Ausreibebrühe mit 
der Farbholzbrühe kann nicht empfohlen 
werden. Es wird dadurch nämlich das gründ- 
liche Ausreiben erschwert, da die Fettstellen 
mehr verdeckt werden. 

Wesentlich wird das Ausreiben durch 
vorhergehendes, gründliches Erwärmen 
des Leders erleichtert. Kann der Schwärz- 
tafel in der Nähe einer gut geheizten 
Troekenstube Platz gegeben werden und 
hängt man das zu schwärzende Stück Leder 
solange in bezüglicher Trockenstube auf, 
wie ein vorhergehendes geschwärzt wird, 
bo wird das Ausreiben zum Vergnügen. 
Das Warmhalten der Ausreibebrühe darf 
auch nicht versäumt werden. 

Das Schwärzen oder Nachschwärzen 
schimmlig gewordenen Leders wird dadurch 
vereinfacht und gründlich ausgeführt, dass 
man es mit Ausreibebrühe gut anreuchtet, 
dann mit gemahlener Valonea, Knoppern 



268 


Patentliate. 


f Färber- Zettung. 

I Jahrgang 198«. 


oder Myrobalanen ordentlich bestreut und 
mit diesem Mehl gehörig ausreibt und 
dann wie anderes nicht schimmeliges Leder 
weiter fertig schwürst. 

Die in neuerer Zeit vielfach ange- 
priesenen und mit gutem Erfolg ange- 
wendeten AnstreichBchwürzen sind bei dem 
Leder, welches nach dem Schwarzen noch 
einer gründlichen Bearbeitung unterworfen 
werden muss, und welches durch das 
Schwarzen älterer Art den erforderlichen 
Grad von Feuchtigkeit erhalt, schlecht zu 
gebrauchen. 

ISdnth und Uder, Kcunj>fm»^tr‘icke UwUr-Zalung] 


Patent • Liste. 

Aufgestetlt von der Redaction der 
.Färber-Zeitung“. 

Patent-Anmeldungon. 

Kl. 8. U. 11 717. Selbstthltig wirkende Garn- 
spannvorrlchtung für Maschinen zum Im- 
prügniren. Waschen, Spannen und Trocknen 
von Str&bngarn. — A. Röm er undE. Höl keil, 
Barmen. 

Kl. 22. A. 6219. Verfahren zur Herstellung 
schwarzer Disaznfarbatoffe unter Verwendung 
von Amidophenyl-jj-naphtylaminsulfosBuron. 
— Actien-Gesellschaft for Anilin- 
Fabrikation, Berlin. 

Kl. 22 F. 10 682. Verfahren zur Darstellung 
gelber, basischer Acridinfarbstoffo — Farb- 
werke vorm. Meister Lucius & Brü- 
ning, Höchst a M. 

Kl. 22. R. 12 716. Verfahren zur Darstellung 
eines Farbstoffes aus Birkenrinde. C. J. 
Reichardt, Tiefenort i. Th. 

Kl. 22. V. 3238. Verfahren zur Herstellung 
von Triphenyl- und Diphenylmethaufarb- 
stoffen. — The Vidal fixed aniline dyes 
Limited und Louis Haas, Paris. 

Patont-Brtheilungen. 

Kl. 8. No. 106 227. Messcylinder für Vor- 
richtungen zum Messen von Geweben und 
gleichzeitigem Aufdrucken der Maaase auf 
den Geweberand. — G. N'ewsum, Fairfax 
Road 5 Beeston Hill, Leeds, Grfsch. York, 
Engl. Vom 26. September 1897 ab 

Kl. 8. No. 105 257. Spann- und Trocken- 
maachine für Gewebe mit einem zweiten 
in den Kettenlauf eingeschalteten schrägen 
Feld zum Nachspannen bezw Entspannen 
der Waare. — C. G. Haubold jr., Chem- 
nitz. Vom 13. April 1897 ab. 

Kl. 8. No. 105258. Druckwalzenlagerung für 
Druckmaschinen. — Dr. A. Jaehn, Penig. 
Vom 29. April 1898 ab. 

Kl. 22. No. 105201. Verfahren zur Darstellung 
neuer Polyazofarbstoffe. — Leopold 
CaBSolla & Co, Frankfurt a. M. Vom 
15. Januar 1895 ab. 


Kl. 22. No. 105 202. Verfahren zur Darstellung 
sekundärer Disazofarbstoffe aus Amidoben- 
sylpyridinchlorid. — Farbwerke vorm. 
Meister Lucius und Brüning, Höchst a.M 
Vom 18. Februar 1898 ab. 

Patent-Löschungen. 

Kl. 8. No. 87 998. Herstellung von wasser- 
dichten Geweben unter Anwendung von 
l'heerfarbstoffen mit Cuprammon, mit Zu- 
satzpat 90 156. 


Briefkasten. 

Zu unentgeltlichem — rein nacbllcbera — Meinungii*a»tau«cb 
unserer Abonnenten Jede »nafuhrllche nnd besonder« 
wertfafoUe Au*kunfUerthellanK wird bereitwilligst honorirt 

(tnonyme Zoaeedugee bleiben nnberflekalebtlgt.) 

Fragen. 

Frage 45: Wie erhält man mercerisirte 
Baumwolle am schönsten und dauerhaftesten 
seidengriffig? Marseiller Seife und Essigsäure 
genügen nicht. ü. t. 

Antworten. 

Antwort auf Frage 42: Eine Maschine 
xum leichten und schnellen Mercerisiren von 
pflanzlichen Fasern. Garn, Stoffen u. s. w. hat 
sich Bugen Cropy (Lille, Frankreich) in England 
patentiren lassen (Engl. Patent No 9056, 1897); 
möglicherweise kann der Fragesteller von ge- 
nannter Firma Näheres erfahren. u. R. 

Antwort auf Frage 44: Zur Herstellung 
grauer Töne in möglichst guter Lichtechtheit 
kommen als Ersatz für Catechu, Blauholz, 
Gelbholz u.s w. folgende Farbstoffe in Betracht: 
Diaminschwarzblau B, Diamiublau HW, Diamin- 
echtgelb A,B, Diaminorange B, Diaminbraun M, 
Diamincatechin B und G, Diaminneublau R, 
Diamineralblau li und Diamineralschwarx B. 
Diese Marken ergeben, mit Kupfervitriol nach- 
behandelt, lichtechte Färbungen. Sie eignen 
sich wegeu ihres guten Bgalisirungsvermögens 
für dichte Baumwollgewebe. Hellere Färbungen 
färbt man unter Zusatz von x j 2 g Soda, 5 bis 
10 g Glaubersalz per Liter, die dunklen mit 
V, g Soda und 15 bis 20 g Glaubersalz per 
Liter. Nach dem Färben erfolgt die Nach- 
behandlung mit Kupfervitriol in bekannter 
Weise und zwar für die hellen Nüancen mit 
2% Kupfervitriol und 1 °/ 0 Essigsäure, für die 
dunklen mit 4°/ 0 Kupfervitriol und 1 °/ 0 Essig- 
säure Gut lichtechte Färbungen erhalt man 
mit Diaminechtgelb A und B, Diaminorange D 
und G, Diaminschwarzblau B, Diaminbraun B 
und M, Diamintiefschwarz Cr. 

Für dichte Baumwollstoffe ist es besonders 
bei hellenTönen zwecks guten Durchfftrbens und 
Egalisirens vorteilhaft, dem Bado Türkisch - 
rothöl oder Seife (2 bis 3 g per Liter) zuzu- 
setzen und die Glaubersalzmengen uicht zu 
hoch zu nehmen; es empfiehlt sich, letzteres 
erst nach mehrmaligem Durchlaufen der Stücke 
durch die Flotte dem Färbebado zuzugeben. 

O. & 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Quellenangabe gestattet. 
Verlag tob JiIIdb Springer ln Berlin N. — Druck tod Emil Dreyer ln Berlin SW. 


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Färber-Zeitung. 

1899. Heft 17. 


Stampfcalander. 

Von 

Regierungarath Glafey, Berlin. 

Dio Stampf- oder Stossealander (Machine 
ä maillocher, Beatle, Beetle, Beadle) sind 
dazu bestimmt, die Gewebe mit Stoss zu 
pressen und denselben so eine grössere 
Dichte und eine schöne glanzende Ober- 
fläche zu geben. 

Die Stampfcalander sind englischen 
Ursprungs und wurden zunächst lediglich 
zum Appretiren von Leinengeweben ange- 
wendet, erst um das Jahr 1850 fanden sie 
auch Eingang in den Appreturen für Baum- 
wollgewebe. 

Der Stampfcalander besteht in seiner 
einfachsten Ausführungsform aus einem 
wagerecht gelagerten Wickelbaum a aus 
Holz (Fig. 15), auf dem das Gewebe auf- 
gebäumt ist, und durch eine Reihe lothrecht 
über dem Waarenbaum stehender 
Stampfen b aus Holz bearbeitet 
wird, die, durch Daumen einer 
rotirenden Welle c nach einander 
angehoben, in gleicher Weise 
frei auf das mit einer Schutz- 
hülle versehene Gewebe fallen, 
während der Waarenbaum gleich- 
zeitig eine Drehung empfängt. 

Pi* iS. Die Drehung des letzteren er- 
folgte zunächst durch eine 
Handkurbel. Später wurde dieselbe durch 
ein mechanisches Getriebe ersetzt und 
ferner ertheilte man dem Waarenbaum 
noch eine achsiale Verschiebung, um eine 
ringförmige Bearbeitung des GewebewickelB 
auszuschüessen. 



Anordnung und zweitens auf die Stampf- 
werkzeuge nebst deren Gruppirung und 
Antrieb. 

Wie bereits erwähnt, wurde der Wickel- 
baum zunächst aus Holz gefertigt. Später 
ging man, um denselben widerstandsfähiger 
gegen die Stösse zu machen, dazu über, 
denselben aus Elsen herzustellen. John 
Smith, Manchester, schlug im Jahre 1874 
(vergl. Englische Patentschrift No. 2748, 
A. D. 1874) vor, den Eisenkern des Gewebe- 
baumes mit einer Hülle aus Gummi zu 
versehen, um die durch das Holz verloren 
gegangene Elasticität wieder herzustellen. 
Weitere Bestrebungen bestanden darin, das 
Gewicht der Waarenbäume herabzumindern 
und sie so für den Gebrauch handlicher 
zu machen. Man ersetzte den massiven 
Holz- und EiBencylinder durch einen Hohl- 
cylinder aus Eisen oder Stahlblech und 
versah denselben an seinen beiden Enden 
mit Einsätzen aus Holz oder Eisen zur 
Aufnahme der Zapfen. Die sich in kurzen 
Zeiträumen rasch wiederholenden Schläge 
führten jedoch eine Lockerung der ge- 
nannten Einschläge, sowie eine Durch- 
biegung des Mantels des Wickelbaums 
herbei, welche schliesslich zu einem Bruch 
desselben führte. Zwecks Beseitigung 
dieses Uebelstandes behielt man zwar die 
genannten, den Hohlcylinder an seinen 
Enden abschliessenden Einsätze bei, ersetzte 
aber die beiden Zapfen durch eine durch- 
gehende, mit Zapfen ausgestattete Achse. 

Einen Waarenbaum der letztgenannten 
Art zeigen die Figuren 16, 17. Derselbe 
ist Gegenstand des Englischen Patents 



Um Störungen im Betriebe zu vermeiden 
und gleichzeitig die Arbeitsleistung des 
Stampfcalanders bei möglichster Schonung 
des Gewebes zu erhöhen, sind eine grosse 
Zahl von Verbesserungen in Vorschlag ge- 
bracht worden, die in den nachstehenden 
Zeilen einer Besprechung unterzogen werden 
sollen. Diese Verbesserungen beziehen sich 
erstens auf den Materialträger, sowie dessen 
PL x. 


No. 5775, A. D. 1894 und nach demselben 
eine Erfindung von William Kane der 
Firma Kane Brothers, Millwrights, Bollymena 
und Robert Campbell Ross, Kildrum, Antrim, 

Irland. Die Erfinder verwenden als Mantel 
für den Wickelbaum einen Stahlcylinder a 
und befestigen in demselben die durch- 
gehende Achse c mit Hülfe zweier Holz- 
cyiinder b. Die letzteren finden ihren 

17 

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270 


Glmfey, Stampfcalandcr. — Backe, Nochmals die Januafarben. 


rP»rber-2ettnng. 
[Jahrgang 189V. 


Stützpunkt gegen achsiale Verschiebung 
nach innen durch Bundringe d auf der 
Achse c, wahrend die Verbindung zwischen 
dem Mantel a und den H&rtholzeinsHtzen b 
durch Reibung hervorgebracht wird, die 
durch Eintreiben von ringförmigen Metall- 
ringen e und Eisenkeilen f erzeugt wird. 
Soll der Wickelbaum einen Rand an beiden 
Enden erhalten, so wird der Mantel mit 
Umbörtelungen versehen. 

Um die Verschiebung der Abschluss- 
stttcke für den Mantel des Waarenwickels 
gegenüber dem Mantel und der in ihnen 
gelagerten Achse völlig zu verhindern, hat 
Alexander Basil Wilson, Halpwood, Irland, 
in der Englischen Patentschrift No. 27 815, 
A. D. 1896, einen Wickelbaum in Vorschlag 
gebracht, welcher in Figur 18 dargestellt 


wollfarberei von untergeordneter Bedeutung 
sein, so lange es nicht gelingt, das Höch- 
ster Verfahren in dieser Richtung (nämlich 
in Bezug auf Reibechtheit) zu verbessern, 
so lange die Janusfarbstoffe nicht mindestens 
so reibecht zu flxiren Bind, wie die damit 
bozeichnoten basischen FarbstofTe wie bis- 
her auf gerbsaurem Antimongrund.“ 

Herr W. Römer hatte zweifellos nach 
dem von Höchst zuerst herausgegebenen 
Verfahren des Nachiixirens gearbeitet, bei 
welchem Gerbstoff und Antimonsalz gleich- 
zeitig und sofort in der Wärme zur Wir- 
kung gebracht wurden. 

Nach diesem Verfahren war allerdings 
die Reibechtheit — man kann ruhig sagen 
— herzlich schlecht. Inzwischen ist aber 
das Nachflxirverfahren durch die Erfahrun- 



rig. l«. 


ist. Bei diesem sind die die Achse b ab- 
nehmenden Einsatzstücke a aus Guss- oder 
Schmiedeeisen hergestellt und mit Rand- 
scheiben ausgestattet, welche sich gegen 
den Manie] c legen. Das Anpressen gegen 
die Stirnflächen des Mantels erfolgt mit 
Hülfe der Achse a, die einerseits mit einer 
kegelförmigen Verdickung d in einer 
achsialen Bohrung des einen Einsatzstückes 
sitzt und andererseits mit einem Schrauben- 
gewinde e versehen ist, auf welches die 
Muttern / rj angebracht werden, die sich 
gegen das zweite Einsatzstück legen. 
Zwischen die Mutter g und das Einsatz- 
stück eingetriebene Holzkeile h verhindern 
eine Zurückdrehung der Mutter g. 

I FarlmUung fuigt./ 


Nochmals die .Janusfarben. 

Von 

Max Becke. 

Herr W. Römer stellt den Janusfarben 
in seinen Ausführungen auf 227 im Hefte 14 
dieser Zeitschrift folgendes Proguosticon: 
.Diese Producle werden trotz aller 
sonstigen Vorzüge so lange für die Baum- 


gen der Praxis sehr wesentlich verbessert 
worden, indem die l’ixirung zuerst nur mit 
Gerbstoff allein begonnen wird; erst nach 
15 bis 20 Minuten langer Einwirkung wird 
dann das Antimonsalz und die Säure zu- 
gefügt und die Fixirung durch Zufuhr von 
Wärme vervollständigt. Diese Farben sind 
unverhältnissmässig reibechter. 

Das verbesserte Verfahren ist in den 
Musterkarten 492, 494 und 501 der Höch- 
ster Farbwerke, sowie in der Beilage zur 
Färber-Zeitung Heft 9 beschrieben. Die so 
hergestellten Farben sind noch reib- 
echter als basische Farbstoffe auf Vor- 
beize; die von Herrn W. Römer gestellte 
Forderung ist also mehr als erfüllt. 1 ) 

Da Herr Römer allen sonstigen Vor- 
zügen der Janusfarben in Bezug auf ihre 
hervorragenden Echtheitsgrade volle Aner- 
kennung angedeihen lässt, der von ihm 
gerügte Fehler aber durch die Erfahrungen 
der Praxis nunmehr behoben ist, so wird 

! ) Mehrere Vergieichafitrbungen, einerseits 
mit .Jnnusfnrbc» andrerseits mit basischen Farb- 
stoffen hergestellt, liegen der Redaction vor; 
sie beweisen, dass mit Janustarben reibeebtere 
oder mindestens ebenso reibechte Farben wie 
mit basischen Farbstoffen hentustellen sind. 

L. 


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Heft lt. 1 

I. September 


Weither, AnthrecenchromschwarC. 


271 


er mit mir einverstanden sein, dass die 
.Janusfarben für die Baumwollfärberei nicht 
von untergeordneter Bedeutung sind. 


Anthracenchromschwarz. 

Von 

Otto Walther. 

In der Stückfärberei wie in der Färberei 
der loBen Wolle geht die Herrschaft des 
Blauholzschwarz meltr und mehr zu Ende. 
Es giebt thatsttchlich heute schon viele 
Färbereien, in denen Blauholz nur noch 
dem Namen nach bekannt ist oder höchstens 
noch in Form von Extrakt zu gewissen 
Zwecken gehalten wird. 

Die Vorzüge des Blauholzschwarz, 
billiger Preis, schöne blumige Nüance und 
gute Walkechtheit, welche ihm zu Anfang 
des ConcurrenzkampfeB mit den Theer- 
farbstoffen eine gewisse Ueberlegenheit 
sicherten, sind beute. Dank des rastlosen 
Erfindungseifers der deutschen Farben- 
industrie, längst überholt. In manchen 
Punkten, so in Bezug auf Licht- und 
Säureechtheit, war die Ueberlegenheit der 
Theerfarbstoffe von vornherein vorhanden. 
Die ersten schwarzen Theerfarbstoffe konnten 
infolge mangelnder 'Walkechtheit vorerst 
nur in der Stüekfärberei Fuss fassen. 
Gegenwärtig hat man jedoch eine Anzahl 
künstlicher Schwarz von hervorragender 
Walkechtheit, wie Alizarinschwarz, Diamant- 
schwarz, Anthracensäureschwarz, welche 
in der Wolifilrberei ausgedehnte Verwen- 
dung finden. 

Die Bedingungen, welche die Praxis 
an ein solches Echtschwarz für lose Wolle 
stellt, sind: Billiger Preis, einfache An- 
wendungsweise, gute Walk-, Licht-, Säure- 
und Deeaturechtheit, gutes Deckvermögen 
und, last not least, Schonung der Faser 
mit Rücksicht auf Spinnrendement und 
Walkfähigkeit. Gerade in letzterer Hinsicht 
ist das sonst sehr echte und daher viel 
verwendete Alizarinschwarz nicht ganz 
einwandfrei, vorzugsweise dann, wenn es 
auf einem Bad gefärbt, also nachchromirt 
wird, was heute im Interesse der Billigkeit 
fast allgemein geschieht. Bei der Einbad- 
methode wird noch viel von der Faser 
nicht gebundener Farblack auf derselben 
niedergeschlagen, der in der Kegel so fest 
haftet, dass er durch das gebräuchliche 
Spülen der Wolle in reinem Wasser nicht 
beseitigt wird. Dieser ungebundene Farb- 
lack verschmiert in Verbindung mit der 
Wollschmelze die Beschläge der Krempeln 
und die Spinnmaschinen, wodurch ein 


häufiges Putzen der Maschinen bedingt 
und das Spinnrendement nachtheilig beein- 
flusst wird. Der durch Farblack und Oel 
gebildete Schinutz bereitet auch beim 
Waschen und Walken der Waare Schwierig- 
keiten, um so mehr, da in der Regel auch 
noch Säure- und Alkalirückstände aus der 
Carbonisation hinzutreten. Die verschiedenen 
Verunreinigungen haben ausserdem den 
Nachtheil, dass sie die Wolle hart machen. 

Merkwürdigerweise ist bei den anderen 
echten Schwarz von diesem Missstand 
weniger wahrzunehmen, dagegen lassen 
diese wieder insofern zu wünschen übrig, 
als sie häufig nicht gleichmässig aufziehen, 
und besonders die Spitzen des Wollstapels 
nur grau, blau oder röthlich anfärben, wie 
man dieB vielfach beim Diamantschwarz 
beobachten kann. Dieses „Spitzigfärben 4 , 
wie es der Färber nennt, wird oft zu einer 
Calamität, indem die fertige Waare dadurch 
ein melirtes Aussehen erhält. 

Als ein geeignetes Product sowohl in 
Bezug auf Rein- und Weicherhaltung der 
Faser als auch auf gleichmässiges Decken 
der Spitzen hat Bich das seit Kurzem von 
der Firma Leop. Cassella & Co. heraus- 
gegebene Anthracenchromschwarz F er- 
wiesen, das ausserdem gute Walk-, Licht- 
und Säureechtheit besitzt, so dass es als 
Echtschwarz auf lose Wolle Verwendung 
finden kann. Ich arbeite schon seit einiger 
Zeit mit diesem Product und erziele damit 
in jeder Hinsicht günstige Resultate. 

Das Färbeverfahren weicht wenig von 
der bekannten Einbadmethode für die ver- 
schiedenen Echtschwarz auf loser Wolle 
ab. Das Bad wird ausser mit der nöthigen 
Menge Farbstoff mit 5% Essigsäure be- 
schickt. Bei kalkhaltigem Wasser werden 
ausserdem für 1000 Liter Flotte 300 bis 
600 g oxalsaureB Ammoniak zugesetzt, und 
zwar verfahre ich in der Weise, dass ich 
dem handheissen Bad zuerst das oxalsaure 
Ammoniak und nach gutem Umrühron 
dann die Essigsäure und den Farbstoff 
zufüge. Man geht mit der trockenen oder 
nassen Wolle in das heisse Farbbad ein, 
lässt '/ 2 bis 3 / t Stunden kochen, setzt 5 bis 
7% Weinsteinpräparat oder 2 bis 2 •/. % 
Schwefelsäure in 2 Portionen zu und kocht, 
bis die Flotte nur noch schwach röthlich 
gefärbt ist. Hierauf wird mit 1 '/* bis 
1 Vs % Chroinkali nachchromirt, wobei 
man noch l /„ Stunde kochen lässt, Zieht 
das Bad nach dem Zusatz von Weinstein- 
präparat oder Schwefelsäure nicht genügend 
aus, so setzt man noch Weinsteinpräparat 
bezw. Schwefelsäure, jedoch nur in geringen 
Mengen, nach, da ein Säureüberschuss die 

17 * 



272 


Blum«r u. Kölle, Rcactlonen von Farbstoffen ln Lötung und auf der Faaer. 


Schönheit der Xüance etwas beeinträchtigt. 
Auch lasse ich beim Chromiren nur gelinde 
kochen, weil dasSchwarz dann am blumigsten 
ausfällt. 

Bei richtiger Beobachtung der Färbe- 
vorschriften erhält man ein schönes, volles, 
im Schein dem Blauholzschwarz ähnliches 
Schwarz, wie es kaum mit einem anderen 
der in Betracht kommenden Producte er- 
reicht werden kann. Nur in seltenen, 
besonders gebotenen Fällen greife ich zum 
Nilanciren. Die geeignetsten Nüancir- 
farbstoffe sind für Tiefschwarz Anthraeen- 
aäurebraun R und Q, für grünliches Schwarz 
Anthraeengelb BN. 

Ein Vorzug des Anthracenchromschwarz 
ist sein gleichmassiges Anfallen. Die ver- 
schiedensten, zum Theil schwer färbenden 
Wollgattungen erscheinen trotz heissen, ja 
trotz kochenden Eingehens ins Färbebad 
gut und gleichmässig gedeckt und zeigen 
keine grauen oder röthlichen Spitzen. 

Wie bei Alizarin- und Diamantschwarz, 
kann man auch bei Anthracenchromschwarz 
mehrere Partieen hintereinander auf gleichem 
Bad färben. Es empfiehlt sich in diesem Fall, 
jede frische Partie zuerst etwa 20 Minuten 
ohne Zusatz in dem alten Bad kochen zu 
lassen, dann mit Wasser etwas abzukühlen, 
nun erst den Farbstoff zuzusetzen und nach 
einigem Kochen mit Weinsteinpräparat oder 
Schwefelsäure aufzutreiben. Zieht man es 
vor, auf 2 Bädern, Färbebad und Chromir- 
bad, zu arbeiten, was bei einer grösseren 
Anzahl Partieen das geeignetste ist, so sind 
dem Chromirbad 1 */ s bis 2°/<> Salzsäure 
zuzusetzen und für jede weitere Partie 
s / 4 der erstmaligen Cbromkali- und Säure- 
menge zu verwenden. 

Was die Echtbeitseigcnschaften des 
Anthracenchromschwarz anlangt, so ist zu- 
nächst die Lichtechtheit eine gute. Bis 
jetzt kann ich feststellen, dass drei- 


Pirb*f -Zoil-in* 

Jahrgang 1899. 

monatliche Belichtung ohne allen Einfluss 
auf die Farbe geblieben ist. Daneben ist 
das Schwarz hinreichend säureecht und 
I widersteht sowohl dem Kochen in sauren 
Bädern als der Uarbonisation. Durch 
letztere tritt eine kaum merkbare Xüanee- 
veränderung ein, die aber in den meisten 
Fällen nicht weiter in Betracht kommen wird. 

Die Färbungen widerstehen nicht nur 
Alkalien und Seife sehr gut, sondern halten 
auch eine schwere Fabrikwalke, ohne zu 
bluten, aus. Mitgewalktes WeiBS färbt sich 
nicht an, so dass das Schwarz ohne Bedenken 
zu der in dieser Hinsicht ziemlich peniblen 
Marengomelange venvendet werden kann. 
Unter Anderem wurde Anthracenchrom- 
schwarz F zu blaumelirter Militärtuchwaare, 
in Melange und Ausführung genau wie 
die Depotw'aare, verwendet. Die schwarze 
Wolle färbte ich nach folgender Vorschrift : 

Dem 70° C. heissen Bad wurden auf 
100 kg Wolle, 

ß kg 500 g Anthracenchromschwarz F 
und 

Ö kg Essigsäure 

zugesetzt, zum Kochen getrieben und 
*/. j Stunde gekocht, sodann 
[ 2 kg 300 g Schwefelsäure 

nachgesetzt, das Kochen bis zur Erschöpfung 
des Bades ca. bis :, / 4 Stunden unterhalten 
und mit 

1 ’/s kg Uhromkali 

bei ‘/j stündigem schwachen Kochen nach- 
chromirt. 

Die blaue Melirwolle wurde mit An- 
thracenblau WR und WG gefärbt. Die 
Waare fiel in Bezug auf Farbe bezw. 
Melange genau im Sinne der Depotwaare aus. 

Auch für feinere schwarze, grau- und 
blaumelirte Stoffe habe ich Anthracen- 
chromschwarz F mit Erfolg angewandt. 
Hier ist jedoch zu beachten, dass, falls 
die Stoffe der Nassdecatur unterworfen 




Re&ctlonen von neueren künstlichen Farb- 

Von Dr E. Blum er 

Farbstoff 

Wässrige Lösung 

cone. H,S0 4 

10% HjSO, 

conc. HCl 

Alizarin-Saphirol B 

blau 

gelb 

geringe Veränderung 

schwach gelblich 

Patent blau 

blau 

schwach gelb 

braun mit gelbgrflner 
Fluorescenz 

braungelb 

Patentblau A 

blau 

gelb 

blAiigrtlner Nieder- 
schlag 

braungelh 

Patoatblau N 

blau 

gelb 

gelbgrlln 

braungelb 

Patent blau V 

i blau 

gelb 

schmutzig gelbgrQn 

braungelb 


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273 


t Sepomjbar* 1S99 ] Blumer«. Kölle, Reactionsn von Farbstoff«** in Lösung und auf dar Faaer. 


werden, das Decatir- oder Kochbad mit 
Essigsäure schwach ungesäuert werden 
muss, w r eil sonst die Farbe beim Kochen, 
besonders in stark kalkhaltigem Wasser, 
oder wenn nach der Walke schlecht aus- 
gewaschen wurde, etwas nachlässt. Es 
hat sich hierbei gezeigt, dass ein geringer 
Zusatz von Essigsäure zum Decatirbad der 
Waare nicht nur nichts schadet, sondern 
im Gegentheil vortheilhaft ist, indem sie 
dadurch ein angenehmeres und weicheres 
Gefühl und etwas mehr Lüstre erlangt. 
Hellmelirte Stoffe schützt man am besten 
gegen das Anbluten des Melirweiss, indem 
man dem Dekatirhad wenig Chromkali, 
vielleicht 0,05 g pro Liter Wasser zusetzt. 
Mehr Chromkali zu nehmen, ist nicht rath- 
sam, weil sich sonst das Weiss gelblich färbt. 
Durch die Trockendecatur tritt selbst bei 
hoher Dampfspannung eine Nüancever- 
änderung nicht ein, so dass Anthraeen- 
chromschwarz zu den decaturechtesten 
Producten zu zählen ist. 

Sehr zu Gunsten des Products spricht 
noch das Verhalten deB mit demselben 
gefärbten Materials in Spinnerei, Wäsche 
und Walke. Bei der Beurtheilung eines 
Farbstoffs für lose Wolle spielt der Einfluss, 
den er auf die Spinn- und Walkfähigkeit 
der Wollfaser ausübt, für den Fabrikanten 
eine bedeutende Rolle. Von dem An- 
thracenchromschwarz lässt sich sagen, dass 
sein Einfluss zunächst auf die Spinnfähig- 
keit der Wolle ein äusserst günstiger ist. 
Die Wolle wird durch nur leichtes Spülen 
in klarem Wasser vollkommen rein. Un- 
gebundener Farblack ist nicht vorhanden; 
sie bleibt daher weich und offen, Krempei- 
beschläge und Spinnmaschine werden nicht 
verschmiert, das Spinnrendement ist das 
denkbar günstigste, mit anderen Worten, 
man erhält wenig Abfall bezw. Ausputz 
und einen glatten runden Faden. 


Dem guten Verhalten der Wolle in der 
Spinnerei entspricht auch das Verhalten 
der Waare in Wäsche und Walke. Die 
Stoffe lassen eich leicht und gut reinigen 
und, was noch wichtiger ist, sie walken gut 
Stoffe vom Genre des Militärhosentuchs, 
von gleicher Qualität und Einstellung, die 
bekanntlich ziemlich schwer w alken, wurden 
um 2 bis 3 Stunden früher fertig gewalkt 
als bei Verwendung von Alizarinschwarz, 
was einer Zeitersparniss von 25 bis 30% 
entspricht, der Ersparniss an Arbeitskraft 
und Material gar nicht zu gedenken. Dazu 
kommt noch der geringere Verlust der 
Waare infolge kürzerer Walkzeit. 

Hervorzuheben ist noch die Schwefel- 
echtheit der Färbungen aus Anthracen- 
chromschwarz, die für manche Fabrikations- 
branchen besonderen Werth hat. Bekannt- 
lich schlagen die meisten walkechten 
Schwarz infolge des Schwefelns nach 
Braun oder Roth um. 

Was die Preisfrage betrifft, so stellt 
sich nach meiner Caiculation das neue 
Schwarz wenig theurer als Blauholzschwarz, 
was jedoch in Anbetracht seiner grösseren 
Echtheit keine Rolle spielen dürfte, im 
Vergleich zum Alizarinschwarz ist der Preis 
um ein geringes, vielleicht % bis 1 Pfg. 
pro Kilo, billiger. 

Der Farbstoff soll auch für die Garn- 
und Stückfärberei Interesse bieten, jedoch 
hatte ich noch keine Gelegenheit, ihn in 
diesen Ressorts auszuprobiren Vielleicht 
komme ich später noch einmal auf diesen 
Gegenstand zurück. 

Für die Wollfärberei dürfte Anthracen- 
chromsehwarz von hohem Interesse sein, 
und möchte ich einen Versuch mit dem- 
selben allen Fachgenossen empfehlen. 


stoffen ln Lösung und auf der Faser. 

und Dr. G. Kölle. I Fort*riru*v *. 8 itjl j 


10% HCl [ 

HNO,*- 1 - 40 

NH, 0 - 91 

— 

NaOH 10% 

8n Clj + H CI 

Alkohol 

geringe Verände- 
rung 

bläulichgrün 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

schwach grünlich 
gelb 

bläulich grau 

braungelb 

braungelb 

heller 

geringe Verände- 
rung 

braungelb 

blau 

grüner Nieder- 
schlag 

braungelb 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

braungelb 

blau 

braungelb 

braungelb 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

braungelb 

blau 

braungelb 

| braungell) 

geringe Ver&nde- 
rung 

geringe Verände- 
rung 


blau 

1 


Digitizecf by Googjc 



274 Erl»ut«nm*w ru dw B«Us(*. 







Farbstoff 

Wftasrige Losung ■ 

conc. H 2 S0 4 

10% H, SO, 

conc. H CI 

Neu-Patentblau 

blau 

gelb 

braungelb 

braungelb 

Prune pur 

roth violett 

blau 

blau mit rother 
Fluorescenz 

blau 

Azo-Schwarzblau 

schmutzig violett 

blau 

violetter Niederschlag 

geringe Veränderung 

Muscarin J 

violettblau 

grünblau 

violettrother Nieder- 
schlag 

blau, geringe Ver- 
änderung 

Lanacylblau BB 

violett 

grünblau 

blauer 

blau 

Wollvio]ett S 

roth violett 

roth 

gelbroth 

roth 

Delphinblau B 

violettblau 

rothviolett 

— 

roth mit braunem 
Stich 

Setoglaucin 

grünblau 

braunroth 

gelbgrün 

gelbroth 

Betocyanin 

blau 

gelbroth 

grüner Niederschlag 

gelb 

Helvetiablau 

blau 

braunroth 

keine Veränderung 

schwach grünlichblsc 

Neumethylenblau N 

blau 

gelbgrün 

keine Veränderung 

blaugrün 

Chromazonblau 

blau 

violett 

etwas röther 

roth 

Phenaminblau Ci 

violett 

Bchmutzig grünblau 

Niederschlag 

keine Veränderung 

Capriblau 

| blau 

grün 

roth 

roth 

Wollblau BB 

blau 

röthlichgelb 

gelbgrüner Nieder- 
schlag 

braunroth 

Wollhlau R 

blau 

röthlichgelb 

] blauer Niederschlag 

braunroth 

Brioglaucin 

blau 

! gelb 

braungrün 

orange 

Kriocyanin 

I blau 

gelb 

braun 

braun 

Trisulfonblau B 

blau 

hläulichgrün 

geringe Veränderung 

schmutzig grau 

Trisulfonblau R 

blauviolett 

blau 

violetter Niederschlag 

schmutzig grau 

Trieulfonvlolett B 

1 violett 

blau 

violetter Niederschlag 

schmutzig grau 

Ox am inblau RRR 

violett 

blau 

violettrother Nieder- 
schlag 

geringe Veränderung 

< ixaminviolett 

rothviolett 

blau 

violettrother Nieder- 
schlag 

geringe Veränderung 

Gailazin 

blau (Paste) 

blau 

blauer Niederschlag 

blau mit Violettstich 

Corefn AB 

blau (Paste) 

roth 

braunrot her Nieder- 
schlag 

roth 

Phenocyanin 

blau (Paste) 

violett 

violett 

violett 


Erläuterungen zu der Beilage No. 18. 

No. i. Chloramingelb GG auf io kg Baum- 
wollstoff. 

Färben eine Stunde kochend mit 
200 g Chloramingelb GQ (Bayer) 
unter Zusatz von 

1 kg 500 g Glaubersalz 
Die Säure-, Alkali- und Waschechtheit 
sind gut, die Chlorechtheit ist befriedigend. 

Fttrbani dar Forbar-Zaitwf. 


No. a. Indigosalz T. 

Walzendruck auf Seidenstoff. 
Beklotzt mil 

25 g Indigosalz T (Kalle), in 
75 ccm Natriumbisulfit 38° Be. gelöst, 
und 

0,5 g Directgelb G (Kalle) 
per Liter. 

Hierauf trocknen und bedrucken mit 


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H «ft 17. 

1. S+pf mbor IBM., 


Erlluterungvn su dir Billag». 


276 


io % Ha 

HNO,* 

N H, 0 - 91 

Na OH 10% 

BnO,+ Ha 

Alkohol 

grtln 

braungelb 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

1 

^ blau 

röther 

braunroth 

blauviolett 

| 

i blauviolett 

| grünlich gelb 

blauviolett 

violetter Nieder- 
schlag 

schmutzig roth- 
violett 

blauer 

braunrother Nie- 
derschlag 

1 braunrother Nie- 
derschlag 

violett 

violettrother Nie- 

blau mit Violett- 

* schwach rothvio- 

schmutzig grau- 

schwach gelb bis 

blau 

dorachlag 

, stich, d. roth- 
] violett 

lett, geringe 
Trübung 

schwarz 

farblos 


blauer 

braunroth 

geringe Verände- 
rung 

blasser Nieder- 
schlag 

schwach schmutzig 
gelb 

bläulich 

gelbroth 

roth 

roth violett 

blauer Nieder- 
schlag 
röther 

grünlich gslb 

roth violett 

— 

braun 

röther 

braungelb 

blauviolett 

gelbgrün 

gelbroth 

blauer Nieder- 
schlag 

blauer Nieder- 
schlag 

, bräunlich gelb 

blau 

grUiter Nieder- 
schlag 

gelb 

braungelber Nie- 
derschlag 

braungelber Nie- 
derschlag 

grünlich gelb 

blau 

keine Veränderung 

blau 

schwach bräunlich 

braunroth 

röther 

blau 

keine Veränderung 

bl au grün 

rothvioletter Nie- 
derschlag 

rothvioletter Nie- 
derschlag 

farbloB 

blau 

etwas röther 

schwarz 

roth 

violett 

roth, dann rothgelb 

blau 

Niederschlag 

rothbraun 

blauer 

blauer 

grünschwarz 

schwach bläu- 
lich 

roth 

braun 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

röthlichgelb 

blau 

blaugrüner Nie- 
derschlag 

braunroth 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

braun 

blau 

blauer Nieder- 
schlag 

braunroth 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

braun 

blau 

grün 

braun 

heller 

heiler 

orange 

blau 

grün 

braun 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

orangeroth 

violett 

geringe Verände- 
rung 

roth 

geringe Verände- 
rung 

röther 

violetter Nieder- 
schlag 

violett 

violetter Nieder- 
schlag 

roth 

röther 

violettrother Nie- 
derschlag 

violetter Nieder- 
schlag 

violett 

violetter Nieder- 
schlag 

roth 

röther 

roth 

braunrother Nie- 
derschlag 

violett 

violettrother Nie- 
derschlag 

braunroth 

Trübung 

Trübung 

violetter Nieder- 
schlag 

violett 

violettrother Nie- 
derschlag 

violettschwarz 

etwas röther 

Trübung 

violetter Nieder- 
schlag 

roth 

blauer Nieder- 
schlag 

roth 

violett 

violett 

farblos 

blau 

braunrother Nie- 
derschlag 
violett 

braun 

violett 

violett braungrau 

blau 

roth 

i 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

orange 

blau 

ffortmtnmg folgt] 


500 ff Natronlauge 40° Be. und 
500 - Briüshgum -Verdickung. 

Nach dem Druck wurde, ohne zu 
trocknen, gewaschen und gesäuert. 

KaUt * <*. 

No. 3. Wollener BloueenatofT mit mercerieirten 
BaumwoUstrelfan. 

Das Baumwollgarn wurde marineblau 
gefärbt mit 


10 % Immedialblau C (Caasella) und 
0,3 - Neumethylenblau N (Caasella). 
(Färbeverfahren s. Heft 11, Seite 176 
und vorliegendes Heft, Seite 277.) 

Dunkelscharlach auf Wolle wurde im 
Stück auf alter Orangeflotte in l l / 2 Stunde 
kochend gefärbt mit 

1 % Orange II (Cassella) und 
1,7 - Rhodamin B (Chemische In- 
dustrie Basel). g, a». 


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276 


[ FtTtor-ZeUadfi 
Jahrgang 1*19. 


Rundschau. 


No. 4. Sarnbesi-Indigoblau R auf 10 kg 
gebleichtem Baumwollgarn. 

Färben im neutralen oder alkalischen 
Bade mit 

400 g Sambesi - Indigoblau R (Berl. 
Act.-Ges.) 

unter Zusatz von geringen Mengen Glauber- 
salz oder Kochsalz. 

Diazotiren und entwickeln in üblicher 
Weise mit /S-Naphtol. 

Die Säure-, Alkali- und Waschechtheit 
sind gut, die Chlorechtheit ist befriedigend. 

hjrberei der Färber- Zeitung. 

No. 5. Chromgelb S auf 10 kg Wollgarn, 

Gefärbt wurde mit 
250 g Chromgelb S (Kalle) 
unter Zusatz von 

500 g Schwefelsäure 66° Bö. und 
1 kg Glaubersalz 
1 Stunde kochend. 

Die Silure-, Schwefel- und Walkechtheit 
sind gut. rärhm i* r<rbw -Zeitung. 

No, 6. Chromgelb S auf io kg Wollgarn. 
Gefärbt wie Muster No. 5. 

Nachchromirt wurde die Färbung auf 
demselben Bade mit 

150 g Natriumbiehromat. 

Färberei der Färber- Zeitung. 

No. j. Clayton-Echtachwarr D auf io kg Baum- 
wollgarn. 

Färben bei 90 bis 100 11 C. eine Stunde 
lang mit 

lkg 650 g Clayton- Echtschwarz D (The 
Clayton Aniline Co., Ltd.) 
unter Zusatz von 
1 kg calc. Soda, 

1 - 400 g cryst, Schwefelnatrium und 
9 - Kochsalz. 

Die Säure-, Alkali- und Waschechtheit 
sind gut, die Chlorechtheit ist befriedigend. 

No. 8. Clayton-Echtschwarz D auf io kg mer- 
cerisirtem Baumwollgarn. 

Gefärbt wurde mit 

lkg 400 g Clayton-Echtschwarz D (The 
Clayton Aniline Co., Ltd.) 
Bezüglich der Zusätze, Echtheit u. s. w. 
sei auf Muster No. 7. verwiesen. M 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 
und Musterkarten der Farbenfabriken.) 
Durch einen neuen FarbstofT, Chrom- 
gelb S, hat die Firma Kalle & Co. die 


Reihe ihrer Walkfarbon erweitert (vergl. 
Muster No. 5 und 6 der heutigen Beilage). 
Er wird unter Zusatz von 5% Schwefel- 
säure und 10% Glaubersalz (oder Wein- 
steinpräparal) im kochenden Bade gefärbt 
und, wenn ein hoher Echtheitsgrad ver- 
langt wird, nachchromirt. Diese Nach- 
behandlung kann auf demselben oder 
frischem Bade geschehen; Bichromat giebt 
hierbei etwas röthere aber walkechtere 
Farben als Fluorchrom. Der Farbstoff, 
welcher natürlich auch auf chromgebeizle 
Waare gefärbt werden kann, egalisirt 
sehr gut und eignet sich deshalb zum Aus- 
mustern von Mischtönen. Seine Hauptver- 
wendung ist jedoch die als Beizenfarbstoff. 
Kupferne Gefässe sind beim Färben zu 
vermeiden. Für Druckzwecke auf Kammzug 
(Vigoureux) soll sich Chromgelb 8 gut 
eignen. 

Chrompatentschwarz NB, NG und 
Chrompatentgrün N der gleichen Firma 
Bind mit Vortheil an Stelle der Chrom- 
patentfarbstoffe in allen den Fällen zu ver- 
wenden, wo es sich nicht um stark alka- 
lische Walke handelt. Auf Wolle im sauren 
Bade gefärbt und mit Kalium- bez. Natrium- 
biehromat auf derselben Flotte nachbe- 
handelt, sollen sich diese Producte durch 
eine schöne Uebersicht auszeichnen. Her- 
vorzuheben ist, dass der Ton der Ausfärbung, 
besonders bei tiefen Nüancen, sich durch 
das Nachchromiren so wenig ändert, dass 
man bezüglich des Ausmusterns keine 
Schwierigkeit hat. Die obengenannten 
drei Farbstoffe können auf Kammzug, Strang 
und Stück gefärbt werden. Zwecks Färbens 
wird das Bad mit 10% Glaubersalz, 5% 
Essigsäure 7° Bö. und der nöthigen Menge 
Fnrbstoff beschickt; man geht bei 70° C. 
ein, treibt in 20 Minuten zum Kochen und 
fügt nach weiteren % Stunden zum völligen 
Ausziehen des Bades etwa 1 % Schwefel- 
säure 66° Be. hinzu. Darauf wird mit 1% 
Bichromat 20 bis 30 Minuten kochend 
nachbehandelt und gewaschen. Für Stück- 
waare empfiehlt es sich, die vorgeschriebene 
Säuremenge erst während des Färbens nach 
und nach zuzusetzen. Zum Lösen der 
Farbstoffe ist am besten Condenswasser, 
zum Färben möglichst kalkfreies Wasser 
zu verwenden, jedenfalls ist der eventuelle 
Kalkgehalt durch Soda oder andere Mittel 
unschädlich zu machen. 

Die Farbenfabriken vorm. Friedr. 
Bayer & Co. zeigen durch ein Rund- 
schreiben einen neuen Benzidinfarbstoff, 
Chloramingelb GG, an (vgl. Muster No. 1 
der heutigen Beilage). Er besitzt leichte 
Löslichkeit, gutes Egalisirungsvermögen, 


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Rundschau. 


277 


] 


Heft 17. 

1 S»ptonbw iw ». 


sowie Echtheit gegen die Einflüsse von 
Alkalien, Säuren, Chlor, Hitze u. s. w. und 
unterscheidet sich von der älteren Marke 
durch grössere Klarheit und reineren gelben 
Ton, durch bessere Wasch- und ge- 
ringere Lichtechtheit. Die neue Marke 
eignet sich zum Färben in Kufen, Kesseln 
und Apparaten für lose Baumwolle, Garne, 
Strumpfwaaren, Stückwaare, Halbwolle und 
Halbseide. Im Baumwolldruck lässt sich 
Chloramingelb GG zum Klotzen verwenden. 
Die Färbungen sind mit ZinkBtaub nur 
massig, mit Zinnsalz gar nicht ätzhar 
(braunroth). 

Ferner versendet die Firma eine Muster- 
karte, in der man die kürzlich erschienenen 
neuen Farbstoffe Azosäureblau dB und 
Victoriaviolett 4BS allein als auch in 
Combination mit anderen Egalisirungsfarb- 
stoffen, wie Echtgrün bläulich, AzogrenadinS, 
Orange IIB und Echtgelb extra vorgeführt 
findet. Wollstoffe färbt man kochend unter 
Zusatz von 10% Glaubersalz und 5 % 
Schwefelsäure. Beim Färben von Stoffen 
aus Wolle und Seide zeigen Azosäure- 
blau dB und Victoriaviolett 4BS die Eigen- 
schaft, die Seide annähernd weise zu lassen 
und zwar tritt diese Erscheinung am besten 
beim Färben in stark essigsaurem Bade 
hervor; man bestellt demnach das Färbebad 
mit der nöthigen Farbstoffmenge und 10 
bis 15 kg Essigsäure und färbt '/ 2 bis 
% Stunden kochend. 

Halbwolle, gefärbt und geätzt, 
betitelt sich eine Musterkarte der Elber- 
felder Farbenfabriken, in der eine reich- 
haltige Collection der verschiedensten 
Halbwollstoffe (Flanell, Zanella, Cheviot, 
Wolle mit mercerisirter Baumwolle) theils 
einbadig mit Benzidinfarbstoffen gefärbt, 
theils zweibadig hergestellt und dann mit 
basischen Farbstoffen n. s. w geätzt sind. 
Aus der ausführlichen Einleitung der 
Musterkarte ersieht man das Verhalten der 
verschiedensten Benzidinfarbstoffe gegen- 
über Wolle und Baumwolle, sodann findet 
man eingehende Angaben über die Fürbe- 
verfahren, das Dämpfen, Aetzen, Waschen 
u. s. w. 

Acht Nachträge zu Band II „Die 
Wollfarbstoffe der Farbenfabriken 
vorm. Friedr. Bayer & Co. werden uns 
übermittelt, aus ihnen ersieht man die 
Verwendungsart ihrer neuen Producte, wie 
Echtroth PK extra, Echtgrün W, Diamant- 
grün GS, Azosäureblau OB. Alizarin- 
cyanin WK\, Victoriaviolett 4BS und 
Phenylaminschwarz T und 4B. 

Die Firma Leopold Cassella & (’o. 
theilt in einem Nachtrag über Immedial- 


blau C einige Aenderungen bezw. Neue- 
rungen in der Anwendung dieses Farbstoffes 
mit, die sich beim Arbeiten in der Praxis 
ergeben haben. 

Für 50 kg Garn bestellt man die 
Bäder zweckmässig folgendermassen : etwa 
1000 Liter Wasser, 5 kg Soda, 5 kg 
Schwefelnatrium, 10 bis 30 kg Kochsalz 
(je nach der Tiefe) und 5 bis 10 kg 
Immedialblau C. Beim Weiterfärben setzt 
man 4 bis 7 kg Farbstoff. 4 kg Schwefel- 
natrium und pro Liter des zur Ergänzung 
nöthigen Wassers 5 g Soda und 10 bis 
30 g Kochsalz zu. Für 50 kg lose Baum- 
wolle: etwa 800 Liter Wasser, 4 kg Soda, 
4 kg Schwefelnatrium, 16 bis 24 kg Koch- 
salz, 1 bis 1,5 kg Türkischrothöl und 5 bis 
10 kg Immedialblau C. Beim Weiterfärben 
fügt man 4 bis 9 kg Farbstoff, 4 kg 
Schwerelnatriuni, 0,5 kg Türkischrothöl und 
pro Liter des zur Ergänzung nöthigen 
Wassers 5 g Soda und 20 bis 30 g Koch- 
salz hinzu. Ferner ist noch von Aende- 
rungen bezw. Neuerungen Folgendes zu 
bemerken : 

Das Natriumsuperoxyd soll thunlicbst 
nicht im Entwicklungsbad, sondern besonders 
gelöst werden. 

Bei der Nachbehandlung in mechanischen 
Apparaten ist ein Zusatz von 25 bis 30% 
Wasserstoffsuperoxyd und 2 bis 2,5 % 
Ammoniak empfehlenswerth. 

Bei Garn und Copsen ist das Fürbebad 
ausser mit den vorstehend angegebenen 
Zusätzen mit 5 g Natronlauge 40° Be. pro 
Liter Flotte zu besetzen ; daun empfiehlt 
es sich bei Strang, nach dem Abquetschen 
ohne Verzug 1 bis 2 mal abzuwinden. 

Für dunkle oder weniger lebhafte 
lndigonüancen kann eine Entwicklung der 
Färbungen durch Dämpfen oder Nach- 
behandlung mit Superoxyd unterbleiben. 

Bezüglich Stückwaare wird am 
Schlüsse auf eine in Kurzem erscheinende 
Broschüre über das Aetzen von Immedial- 
blau verwiesen. 

ln Cyanolgrün B bietet die gleiche 
Firma einen grünen Wollfarbstoff an, welcher 
im sauren Bad gefärbt wird und weder 
beim Lösen noch Färben irgendwelcher Vor- 
sichtsmassregeln bedarf. In den Echtheits- 
eigenschaften ist Cyanolgrün im wesent- 
lichen Cyatiol extra ähnlich. 

ln Wollstoffen werden Baumwolleffeete 
nicht angefärbt, das Product färbt in Wolle- 
Seiden-Stoffen beide Fasern gleichmassig an. 
Beim Färben, welches während 1 Stunde 
kochend geschieht, werden als Zusatz 15 "/o 
Glaubersalz und 10% Weinsteinpräparat 
verwendet. 


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278 


Rundschau. 


f Plrber-Z«4tnng. 
[Jahrgang 1899. 


Eine Musterkarte „Diaminfarben auf 
baumwollenen Strumpf- und Tricot- 
waaren“ wird von derselben Firma heraus- 
gegeben. Bei Herstellung der Färbungen 
werden als Zusätze Soda, Seife und 
Glaubersalz benutzt. Das Farben ge- 

schieht in der Regel durch J / 4 bis 1 ständiges 
Kochen; nur bei Herstellung heller Nüancen 
kann die Zeitdauer auf '/j Stunde und die 
Temperatur auf 70 bis 80° C. ermässigt 
werden. Bei den hellen Färbungen wird 
das Bad metat ganz ausgezogen, bei den 
dunklen bleibt ein Theil des Farbstoffes 
im Bade zurück, und muss dementsprechend 
das Ansatzbad etwas stärker besetzt werden. 

Das Diazotiren geschieht am besten 
in hölzernen Ge fassen ; nach diesem wird 
die Waare in einem schwach mit Salzsäure 
oder Schwefelsäure angesäuerten Bade ge- 
spült und dann sofort entwickelt. 

Nachzubehandelnde Färbungen 
werden nach dem Färben gespült und in 
einem zweiten Bade mit Metallsalzen ‘/ 4 
bis '/„ Stunde bei Kochlemperatur nach- 
behandelt. 

Das Verfahren für die gekuppelten 
Färbungen ist folgendes; Die gefärbte 
und gespülte Baumwolle kommt in das 
kalte Kupplungsbad und wird in diesem 
*/ 2 Stunde hantirt. Das Kupplungsbad kann 
mit Paranitranilin C oder Nitrazol C besetzt 
werden. 

„Geätzte Färbungen aufBaum woli- 
stoffen“ betrifft eine Musterkarte derselben 
Firma. Neben einigen anderen Diaminfarben 
ist in der Karte besonders Diaminoralblau R 
vertreten, das sich zur Herstellung geätzter 
Indigonüancen gut eignen soll. 

Das Färben geschieht am besten auf 
dem Jigger in möglichst kurzem Bad, 
dem Va S calc. Soda und je nach der Tiefe 
der Nüance 5 bis 10 g Glaubersalz pro 
Eiter Flotte zugesetzt werden. Man färbt 
bei Kochhitze, indem man vor der Passage 
die Soda und die eine Hälfte des vorher 
in heissem WaBser gelösten Farbstoffs zu- 
giebt und vor der zweiten Passage den 
Rest des Farbstoffs hinzufügt; das Glauber- 
salz wird ebenfalls auf 2 mal zugesetzt. 
Beim Färben auf der Kufe wird das Bad 
mit der 18 bis 20 fachen Wassermenge 
dem Farbstoff und */„ g calc. Soda und 
10 bis 20 g calc. Glaubersalz im Liter 
Flotte besetzt. Färben kochend während 
3 / 4 Stunden und dann noch */ 4 Stunde im 
erkaltenden Bade nachziehen lassen. 

Hierauf folgen nähere Angaben über 
Aetzen für kurzes und längeres 
Dämpfen. 


Für kurzes Dämpfen werden angeführt 
die Weissätzen: 1. die Ferroc.yanzinn- 
ätze AN und 2. die alkalische Zinnätze, 
als Buntätzen: Die Gelb- (Thioflavin T), 
Rosa- (Rhodamin (!G|, Gelblichgrün- (Solid- 
grün kryst. O, Thioflavin T), Bläulichgrün- 
(Solidgriln kryst. O) und Violett- (Methyl- 
violett R No. 1) Aetzen, 

Unter Aetzen für längeres Dämpfen 
sind als Weissätzen: 1. Aetze Eli und 
2. Aetze ZL verzeichnet. Die Buntätzen 
gleichen im wesentlichen denen für kurzes 
Dämpfen. o. 

Photographisch» Druck auf Baumwolle und 
Leinen. 

Versuche, dem Licht die Musterung von 
Geweben zu überlassen, sind wiederholt 
gemacht worden, wobei dieLichtempflndlich- 
keit des Kaiiumbichromats eine erste Rolle 
spielte. Auch diazotirtes Primulin, sowie 
Kalle s Indigosalz wurden in den Bereich 
der Untersuchungen gezogen. So inter- 
essant die Versuche waren, sind Me doch 
nur Versuche geblieben , weil sie dem 
Drucker keine Vereinfachung, wohl aber 
eine Verlangsamung seiner Praxis ver- 
sprechen konnten. Von diesem Standpunkt 
sind auch die neuesten Versuche Carter s 
zu betrachten, die auf photographischem 
Wege Berlinerblau auf der Baumwolle be- 
festigen, das hernach auf chemischem 
Wege in Eisenhydroxyd übergeführt wird. 
(Journ. Soc. of chem. Ind. 1898, S. 436.) 
Sie sind für den Chemiker hoch interessant, 
für die Praxis aber nicht verwerthbar. 
Doch der Leser mag sich selbst sein Ur- 
theil bilden. Das zuvor gut gebleichte 
Gewebe wird mit einer Mischung von 75 g 
citroncnsaurem Eisenoxydammoniak und 
75 g rothem Blutlaugensalz (zusammen ge- 
löst in 400 ccm Wasser) imprägnirt, dann 
bei Abschluss des Lichtes getrocknet. Nach 
dieser Präparation wird der Stoff unter 
einem Negativ dem Sonnenlicht exponirt 
und in kaltem Wasser gewaschen. Wo 
das Licht wirken konnte, hat sich gewöhn- 
liches Berlinerblau auf der Faser flxirt, 
wo es keinen Zutritt hatte, ist die Mischung 
von Eisensalz und Ferricyankalium unver- 
ändert geblieben und vom Wasser weg- 
gewaschen worden. Man hat also zunächst 
eine blaue Zeichnung auf weissem Grund 
erhalten. Um das Berliner Blau auf dem 
Gewebe in Eisenhydroxyd überzuführen, 
giebt man jetzt ein kaltes Laugenbad (auf 
1 Liter Wasser 2,5 ccm Natronlauge vom 
speciflschen Gewicht 1,35) und wäscht man 
den nunmehr rostgelb gemusterten Stoff in 
heissem Wasser, das einen etwaigen Ueber- 



Heft 17. 

1. Keptemb« 1W9. 


Rundschau. 


279 


schuss von dem bei der Belichtung ent- 
standenen Ferrocyankaiium zu entfernen 
hat. Es foigt ein Aussiedbad, bestehend 
aus phosphorsuurem Natron, von dem 3 g 
auf 1 Liter Wasser von 75° C. gelöst sind, 
dann wiederholtes Waschen in kaltem und 
in 70° warmem WasBer, womit das Gewebe 
für das Körben fertig ist. Carter bemerkt 
ausdrücklich, dass das Aussieden in phos- 
phorsaurem Natron unerlässlich ist, wenn 
man satte Karben erhalten will. Den auf 
diese umständliche und kostspielige Weise 
fixirten Eisenmordant hat er in Gallocyanin, 
Alizarin, Alizarinbraun u. s. w. gefärbt und 
dabei durchweg licht- und waschechte Töne 
erhalten. Für Resorcingrün (Dinitroresorcin) 
giebt er an, dass daB Farbbad mit 3 bis 
5 g Resorcingrün, 1 Liter Wasser und 
5 ccm flüssigem Leim angesetzt wird. 
Man geht bei 70° C. ein, färbt bei 80° aus, 
wäscht in kochendem Wasser, seift bei 
70°, wäscht wieder in heissem und zuletzt 
in kaltem Wasser. Der Leimzusatz soll 
das Weiss vor dem Einfärben schützen. 
Das ist Alles gut und schön, aber es fehlt 
nicht an Wegen, Baumwolle oder Leinen 
auf einfachere Weise mit einem Eisen- 
mordant zu versehen. n 


J. A. O’Loughlin in Mayfield, Manchester, 
Weiss, Gelb, Grün oder Hellblau auf einem 
indigoblauen Baumwollgewebe geätzt. (Eng- 
lisches Potent 21 287.) 

Das rohe Baumwollgewebe geht doublirt 
oder, wenn es normale Breite hat, in zwei 
zusammengeschweissten Lagen durch die 
Continuküpe. Das Zusammenschweissen 
erfolgt nach dem uralten Beispiel der 
Schweizer Türkenkappenfabriken in der 
Weise, dass man zwei Stücke einzeln mit 
Wasser einsprengt und dann zusammen, 
eines über dem anderen, feucht durch den 
Kalander laufen lässt. Nach dem Blau- 
färben wird die rechte Seite des Gewebes 
mit einem verdickten Gemenge von Blei- 
acetat, -nitrat und -chromat bedruckt, dann 
in sehr bekannter Weise durch ein mit 
Schwefelsäure, Oxalsäure und etwas Glycerin 
angesetztes Durchzugbad genommen. Hier- 
auf wird der Stoff gewaschen, durch ver- 
dünntes Ammoniak gezogen und wieder 
gewaschen, womit das aus Bieisulfat be- 
stehende Weiss fertig ist. Für Gelb wird 
noch ein Chromkalibad gegeben. Für 
Hellblau erhält die Druckfarbe einen Zu- 
satz von (gelöstem?) Berliner Blau, das, 
wenn die Weare schliesslich durch das 
Chromkalihad genommen wird, statt Gelb 
ein Grün hervorkommen lässt. KL 


Dr. Springer, Gutachten ln «tnem Patent- 
process der Firma J. P. Bemberg gegen die 
Actiengesellschaft für Textilindustrie vormale 
Dollfua, Mleg & Cie., Mülhausen i. E. 

ffortmtMung statt Schluss ton 8. iSSJ 

II. Im Nachstehenden will ich versuchen, 
kurz das Verhältniss der Anmeldung 
vom 3. September 1895 und vom 23. Fe- 
bruar 1898 zu beleuchten: 

a) Das inzwischen vernichtete Haupt- 
patent 85 504 will Baumwolle oder andere 
Faserstoffe wie folgt mercerisiren : Die 

Baumwolle wird im stark gespannten 
Zustande der Einwirkung alkalischer 
Laugen oder Säuren unterworfen und 
unter Beibehaltung dieses Zustandes der 
Spannung ausgewaschen, behufs Ver- 
meidung des Einlaufens der Fasern. 
Es findet daher eine starke Spannung der 
Fasern sowohl bei der Behandlung mit 
Sauren oder Basen als auch bei der Aus- 
spülung, somit in beiden Stadien des 
Verfahrens, statt. 

Die dem Hauptpatent bald folgende 
Anmeldung eines Zusatzes sagt sodann 
wörtlich: „Wie sich nun herausgestellt hat, 
kann man das Einlaufen der Fasern bei 
der Behandlung mit Säuren oder Basen 
auch dadurch unschädlich machen, dass 
man die vegetabilischen Faserstoffe ohne 
Spannung mit den genannten Reagentien 
behandelt und die dadurch eingelaufenen 
Stoffe, während sie noch mit der Präparir- 
flüssigkeit benetzt sind, auf die ursprüng- 
lichen Dimensionen ausreckt. Das 
Auswaschen muss wie beim Hauptpatent 
unter Spannung geschehen. Dement- 
sprechend lautet auch der für das Zusatz- 
patent damals nachgesuchte Patentanspruch. 
Die Anmeldung ist klar und deutlich. Im 
Gegensatz zu dem Hauptpatent 85564 
werden die beiden Stadien der Behand- 
lung der Fasern mit Säuren oder Basen 
einerseits und deB Auswaschens anderer- 
seits verschieden behandelt. 

Im Hauptpatent fand bei beiden Stadien 
die Spannung der Fasern statt. In der 
Anmeldung des Zusatzpatentes soll das 
Einlaufen der Fasern im ersten Stadium, 
bei der Behandlung mit den genannten 
Reagentien, nicht verhindert werden. Die 
Fasern bleiben in diesem Stadium ohne 
Spannung. Nun erst folgt ein Ausrecken 
der Fasern auf die ursprünglichen Dimen- 
sionen, welches auch während des Aus- 
waschens andauert, um das Einlaufen der 
Fasern wieder unschädlich zu machen. 
Wie das Hauptpatent, so setzt sich 
auch die erste Anmeldung eines 
I Zusatzpatentes vom September 1895 


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280 


Run<Uch«u. 


fPlrW-ZollnnR. 
I Jahrgang 18»9. 


zum Ziele, das Einlaufen der Fasern 
unschädlich zu machen. Die Mittel 
zur Erreichung dieses gleichen Zieles sind 
in der Anmeldung vom September 1895 
nur wenig von den dem gleichen Ziele 
dienenden Mitteln des Hauptpatenteg ver- 
schieden und rechtfertigen vom Standpunkte 
des Anmelders aus, die Nachsuchung eines 
Zusatzpatentes. 7 Satz 2 des P.-O. lautet: 
Bezweckt eine Erfindung die Verbesserung 
oder eine sonstige weitere Ausbildung 
einer anderen, zu Gunsten des Patent- 
suchers durch ein Patent geschützten 
Erfindung, so kann dieser die Ertheilung 
eines Zusatzpatentes nachsuchen, 
ln dem angegebenen Wortlaute (vergl, 
Anlage II) ist die klare und verständliche 
Patentanmeldung vom September 1895 auch 
bekannt gemacht und öffentlich ausgelegt 
worden. 

b) Ein solches Patent ist aber dpr 
Anmelderin niemals ertheiit worden. Das 
Patent 97664, welches sie im Sommer 1898 
erhielt, giebt vielmehr lediglich diejenige 
Patentanmeldung wieder, welche im 
Februar 1898 eingereicht worden ist. 
und welche weder im Anspruch noch in 
der Beschreibung irgendwie mit der Patent- 
anmeldung vom September 1895 überein- 
stimmt. In ausführlicher Weise schildert 
diese Neuanmeldung, dass bei Anwendung 
einer erheblich stärkeren Streckkraft 
als bisher üblich gewesen, die mercerisirte 
Baumwolle infolge Aenderung ihrer Structur 
einen bleibenden seidenartigen Glanz 
erhalt. Der Patentanspruch der Neuan- 
meldung ist demgemäss darauf gerichtet: 
„Dass die mit. Natronlauge durchtriinkte 
Baumwolle einer erheblich stärkeren 
Streckkraft als bisher aus- 

gesetzt w'ird, sodass auch langfaserige 
und stark versponnene Baumwolle 
auf die ursprüngliche Länge und 
darüber hinaus gestreckt werden 
kann, und die Faser durch das Merce- 
risiren unterSpannung infolge Aende- 
rung ihrer Structur einen bleiben- 
den seidenartigen Glanz erhält.“ 

Ich will die mir von technischer Seite 
gemachten Mittheilungon unberührt lassen, 
dass die Erzielung des Seidenglanzes nicht 
etwas Neues war, daBs derselbe nicht nur 
durch eine erheblich stärkere Streckkraft 
als bisher, sondern auch bei dem Merce- 
risiren nach dem älteren Patent 85 564 
(das wiederum nicht neu war) auftritt, 
sondern ich will die beiden Anmeldungen 
vom September 1895 und Februar 1898 
lediglich nach ihrem Inhalt vergleichen 
und hierbei das, was sie als neu und 


eigenthümlich bezeichnen, auch als solches 
zu Grunde legen, Es ist dies unbedingt 
erforderlich, um ihre ITebereinstimmung 
oder ihre Verschiedenheit mit Rücksicht 
auf ihre Eigenschaft als Anmeldung von 
Erfindungen beurtheilen zu können. Ala 
Ziel setzt die Anmeldung vom Februar 
1898 die Erzeugung des Seidenglanzes. 
Es ist dies der „gewollte Effect“, wie es 
in der Klageschrift heisst. Das Ziel, 
welches sich die Anmeldung vom Sep- 
tember 1895 setzte, w’ar dagegen: das 
Einlaufen der Fasern in einer gegen das 
Hauptpatent 85 564 variirten Weise un- 
schädlich zu machen. Die Ziele, oder 
anders ausgedrückt, die Aufgaben der in 
beiden Anmeldungen beschriebenen Er- 
findungen sind daher verschiedene. 

Von der Erzeugung des Seidenglanzes, 
von welcher in dem ortheilton Patente und 
der wortgetreuen, damit übereinstimmenden 
Anmeldung vom Februar 1898 so ausführ- 
lich die Rede ist, findet sich in der An- 
meldung vom September 1895 nicht einmal 
eine Andeutung. /sau uu ftiiu 

Stücklärbebottich mit Doppelheizung. 

In No. 32 des „Deutschen Wollen- 
gewerbe“ wird in einer Abhandlung „Ab- 
schmutzen eisenschwarz gefärbter Stücke“ 
ausgeführt, dass man die l'rsache des Ab- 
färbens in der Einrichtung der modernen 
Stückfärbereien zu erblicken habe, eine 
Beobachtung, die jeder Stückfärber, der 
mit den alten Unterfeuerungkesseln gear- 
beitet hat und heute mit Dampf färbt, be- 
stätigen wird. 

Nicht allein das Abfärben, sondern 
auch das Nichtdurchfärben tritt heute viel 
häufiger auf als bei der alten Einrichtung, 
und der Mehrverbrauch an Farbstoffen 
(Blauliolz, Gelbholz, Kaliatur u. 8. w.) ist 
hierbei eine feststehende Thatsache. Die 
Erklärung hierfür ist folgende: Seit Ein- 
führung der Selbstgänger war man unaus- 
gesetzt darauf bedacht, diese Apparate 
nach der Richtung ihrer Betriebssicherheit 
hin zu verbessern, d. h. ihnen eine Form 
und Anordnung zu geben, durch welche 
ein Verschlingen der nur durch eine Britte 
von einander getrennten Stücke möglichst 
vorgebeugt wurde. Dies ist in hohem 
Mass erreicht, freilich auf Kosten eines 
anderen höchst wichtigen Factors, der ra- 
tionellen Beheizung. 

Erst durch die Construction von hölzernen 
Färbekufen, denen man annähernd dieGestalt 
des Spülkumpens gab, glaubte man vielen 
UnzuträglichkeitenundUebelständen, welche 
die Dampffärberei mit sich brachte, zu be- 


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Verschiedene Mitteilungen. 


281 


B«fl 17. 

IUS«pt«ab«r 

gegnen, und brachte man hierbei die 
Dsmpfeinströmung seitlich an. Jedoch weist 
ein auf diese Weise construirter Farbebottich 
trotz anscheinend Hotten Kochens in Wirk- 
lichkeit nur eine Temperatur von 80 bis 
90° C. auf, die zwar für die heut vorwiegend 
zur Verwendung kommenden künstlichen 
Farbstoffe meistentheils zu guter Fixirung 
ausreicht; doch hapert es auch hier schon, 
namentlich bei den Alizarinproducten, die 
erst durch übermassig langes Kochen an 
die Faser zu bringen sind. Bei Holzfarben 
jedoch und namentlich beim Eisenschwarz 
ist die Siedetemperatur (100° C.) Bedin- 
gung, ohne welche eine innige Fixirung 
für ausgeschlossen gelten muss. 

Fm nun eine rationelle Beheizung des 
Färbebottichs zu erzielen, ohne wiederum 
etwa seine Betriebssicherheit zu gefährden, 
könnte man zweckmässig folgendennassen 
verfahren: Eine zweite Heizkammer, genau 
analog der bisherigen, aber auf der gegen- 
überliegenden Seite angeordnet, würde den 
Inhalt des ganzen Behälters in gleich- 
massige Siedehitze versetzen und den Be- 
trieb in keiner Weise beeinflussen. Die 
Dimensionen des Färbebottichs würden sich 
hierbei nur um ein geringes verändern, 
und zwar würde nur eine Verlängerung 
in der Längsachse um 20 bis 25 cm er- 
forderlich sein, um dem zweiten Heizrohr 
eine bequeme und leicht zugängliche Pla- 
cirung zu geben. Der geringfügige Mehr- 
verbrauch an Dampf bei der in Vorschlag 
gebrachten ConBtruction würde durch die 
beim Färbeprocess selbst erzielten Vor- 
theile reichlich aufgewogen werden. Ob 
sich hierbei die Regulirung bezw. Ab- 
sperrung der .Dampfeinströmung durch ein 
für beide Heizrohre gemeinschaftliches 
Ventil ermöglichen lässt, müsste in jedem 
einzelnen Falle die Praxis entscheiden. 

D 

R. Brandts in M.-Gladbach, Einrichtung für 
die Bobinenfärberei. (EnglischesPatent 10206 I 

Die hohlen, seitlich durchlochlen Bobinen- 
schäfte stecken mit ihren conischen Enden 
in entsprechend conischen Löchern einer 
Metallplatte. Jede Bobine ist oben und 
unten von einem Kupfercylinder gegen 
aussen abgeschlossen ; auch seine Seiten- 
wandung ist durchlocht, aber mit feineren 
Oeffnungen als der Bobinenschaft versehen. 
Ist die Metallplatte mit den Bobinen voll 
besetzt, so wird sie mittels der Ketten eines 
Krahnes so w'eit in einen Behälter hinunter- 
gelassen, bis der Bobinenträger auf zwei 
vorspringenden Leisten im Innern des Be- 
hälters aufsitzt und diesen luftdicht gegen 


oben nbschliesst. Nun wird von unten die 
Farblösung oder sonst eine Flüssigkeit in 
dem Raum zwischen dem Boden des Be- 
hälters und dem Bobinenträger gepumpt. 
Sie steigt in der Höhlung der Bobine 
hinauf, dringt durch ihre seitlichen Oeff- 
nungen in das Gespinnst und durch das 
Gespinnst zum Kupfermantel jeder Bobine. 
Danun seine seitlichen Oeffnungen kleiner als 
die des ßobinenschaftes sind, und weniger 
Flüssigkeit als letztere durchlassen wollen, 
so übt der Kupfermantel einen gewissen 
Gegendruck auf die durch das Gepinnst 
ziehende Flüssigkeit aus. deren chemische 
Wirkung auf die F’aser hierdurch verlängert 
und auf mechanischem Wege verstärkt 
wird. n 


Verschiedene Mitthei Jungen. 

August Leonhardt i. 

Am 16. Juli ist in Medenbach bei Wies- 
baden August Leonhardt, der Begründer 
der Finna A. Leonhardt & Co., Mühlheim 
a. M. (jetzt Actiengesellschaft) im Alter von 
72 Jahren am Gehimschlage gestorben. 

Er wurde am 20. Mai 1827 in Schmiegel, 
Provinz Posen, geboren und arbeitete nach 
beendeter Schul- und Lehrzeit als Indigo- 
färber in verschiedenen Stellungen. 

Später gelang es ihm, infolge seiner 
tüchtigen chemischen wie technischen Kennt- 
nisse, die er sich auf den Gewerbeschulen 
zu Frankfurt a. O. und Berlin erworben 
hatte, eine Stellung als Chemiker und Colo- 
rist in der Kattundruckerei von Bres- 
lauer, Meier & Co. in Berlin zu erhalten. 
Nach mehreren Jahren zog er nach Eng- 
land, wo damals die Aninilinfnrbcn-lndustrie 
in ihren Anfängen stand; nach seiner Rück- 
kehr aus England w'ar er einige Jahre in der 
Chemischen Fabrik von Jordan Berlin 
(jetzt Actiengesellschaft für Anilinfabrikation) 
thätig und beschäftigte sich dort eingehend 
mit der Herstellung von Anilinfarben, beson- 
ders mit der Fuchsinfabrikation. Hierauf zog 
er wiederum nach England und war daselbst 
längere Zeit bei der Firma Roberts Dale 
& Co. angcstellt. Nach seiner Rückkehr 
richtete er sein Verfahren zur Herstellung 
von Fuchsin bei Kalle & Co. ein, Bpäter 
in Höchst und etablirte dann 1869 mit 
den damaligen Inhabern der Firma Cassella 
ÄCo.dieFrankfurterA nilin färben fabrik 
von Gans & Leonhardt auf der Mainkur 
bei Frankfurt a. M. Nach nahezu lOjähriger 
Thätigkeit schied er aus und begründete 
nun unter Mitwirkung seines ältesten Sohnes 
die Firma A. Leonhardt, Mühlheim a. M , 



282 


Patentiste. 


f Plrber-ZeitoBR. 
I Jahrgang 1899. 


die nach einigen Jahren in A. Leonhardt 
& Co. und vor etwa 4 Jahren in die Ac- 
tiengeaellschart Farbwerk MQhlheim, 
vorm. A. Leonhardt & Co. umgewandelt 
wurde; bei dieser Umwandlung trat Leon- 
hardt als Vorsitzender in den Aursiehtsrath 
der Gesellschaft über und hat bis zu seinem 
Tode der weiteren Entwicklung derselben 
das regste Interesse gewidmet. D 

Arbeiterauazeichnungen und Wohlfahrtsakte. 

Auszeichnungen für langjährige 
Arbeitsleistung. Herr Franz Anton 
Weise wurde in Anerkennung 25jfthriger, 
treuer Dienstleistung in der Chemnitzer 
Actien-F&rberei und Appreturanstalt vor- 
mals Heinrich Körner durch Verleihung 
des städtischen Ehrenzeugniases ausge- 
zeichnet. — Am 17. d. M. wurden 13 Ar- 
beiter und Arbeiterinnen, welche der Firma 
Adolf Krügelatein in Werdau i. S. bis zu 
26 Jahren ununterbrochen angehört haben, 
mit Diplomen und Geldprämien bis zu 
300 Mk. bedacht. 

Stiftungen. Der Seniorenchef der 
Firma Adolf KrügelBtein in Werdau i. S. 
errichtete eine Stiftung von 12 000 Mk., 
woraus alljährlich an seinem Geburtstage 
Arbeiter oder Arbeiterinnen mit einer 
Dienstzeit von 10 Jahren aufwärts durch 
grössere Geldprämien für Treue in der Ar- 
beit belohnt werden sollen. — Die Firma 
C. A. Preibisch in Dittersbach i. Bö. stiftete 
3000 fl. zur Einrichtung des im Bau be- 
griffenen neuen Schulhauses. — Die Hinter- 
lassenen des kürzlich verstorbenen Herrn 
Conunerzienrathes Emil Hösch in Düren 
haben der Privatunterstützungekasse der 
Fabrik der Firma 25 000 Mk. überwiesen, 
deren Zinsen in Nothfällen zum Wohie der 
Arbeiter verwendet werden sollen. 

Actien gesell seht ft für Anilinfabrikation ln Berlin. 

Die Generalversammlung beschloss die 
Erhöhung des Actiencapitals auf 7 Millionen 
Mark durch Ausgabe von 2 000 000 Mark 
neuer ab 1. Januar nächsten Jahres divi- 
dendenberechtigter Actien, die den bis- 
herigen Actionären (auf je 2500 Mk. alter 
Actien eine neue zu 1000 Mk.) zum Preise 
von 150% !ium Eezuge gestellt werden 
sollen. Der Erlös ist bestimmt zur Er- 
weiterung der Fabriken in Rummelsburg 
und Greppin, zum Bau einer neuen Fabrik 
in Libau, der einer Erweiterung der Mos- 
kauer Fabrik der Gesellschaft vorzuziehen 
sei, zur Vergrösserung des französischen 
Unternehmens, endlich zur Errichtung einer 
besonderen Gesellschaft in Boston mit Fili- 


alen in New-York und Philadelphia, die 
den Vertrieb der gesellschaftlichen Fabri- 
kate für Amerika übernehmen soll. 

fZM&cftr. f. tt. an. Tnt-lmdJ 


Patent ■ Liste. 

Aufgestellt von der Redaction der 
„Färber-Zeitung“. 

Patent- Anmeldungen. 

Kl. 8. T. 6066. Verfahren und Vorrichtung 
lum Färben, Bleichen u. s. w. von Textil- 
waaren. — - Bernh. Thioa, Cooafeld i. Westf. 

Kl. 8. A. 3627. Neuerung im Beizen thieriacher 
Gespinnstfaaern. — O. P. Amend, New- 
York, V. St. A. 

Kl. 8. C. 6837. Verfahren zur Beschwerung 
von Seide oder anderen Fasern mit Biweias- 
körpern und Formaldehyd; Zus. z. Pat.88114. 

— Chemische Fabrik auf Actien (vorm. 
B. Schering), Berlin. 

Kl. 8. A. 6968. Scheuervorrichtung für Gewebe. 

— Andriesaen - Weyermanns & Co., 
Krefold. 

Kl. 8. P. 9683. Spannkluppe für Gewebe- 
spann- und Trockenmaschiueu. — J. B. 
Palmer. 

Kl. 8. D. 8989. Vorrichtung zum Mer- 
cerisiren, Färben, Waschen u. s. w. von 
Strfthngarn in gespanntem Zustande. — 
H. David, Paris. 

Kl. 8. K. 17 039. Vorrichtung zum Mer- 
cerisiren, Bleichen und Waschen von Garnen. 

— U. Krisamanek u. Franz Auderieth, 
Wien. 

Kl. 22. F. 8683. Darstellung primärer 

Disazofarbstofle aus 1 • 8 - Amidonaphtol • 
3 5 - disulfosäure. — Leopold Cassella 

& Co., Frankfurt a. M. 

Kl. 22. K. 17 532. Verfahren zur Er- 
haltung des Glanzes schwarzer Gelatine- 
körper — Dr. M. Klett u. Dr. Rudolf 
8peidel, Langfuhr b. Danzig. 

Kl. 22. X. 4647. Verfahren zur Herstellung 
eines feathaftenden Anstrichs auf Aluminium. 
P. Nauhardt, Paris. 

Kl 22. A. 6183. Verfahren zur Darstellung 
einer Dinitrooxydiphenylaminsulfosäure. — 
Actiengese Dschaft für Anilinfabri- 
kation, Berlin. 

Kl. 22. ti. 24024. Verfahren zur Darstellung 
von Diamidophenylnaphtoiäthersulfosäuren. 
— Badische Auilin- und Sodafabrik, 
Ludwigshafen a. Rh. 

Kl. 22. F. 11918. Verfahren zur Ueberführung 
von Amidooxyanthrachinousulfosäuren; Zus. 
z. Pat. 104244. — Farbwerke vorm. 
Meister Lucius & Brüning, Höchst a. M. 

Kl. 22. V. 2925. Verfahren zur Darstellung 
direktfärbender schwefelhaltiger Farbstoffe 
aus m-Amidooxyverbindungen der Benzol- 
reihe bezw. aus den entsprechenden Nitro- 
verbindungen. — H. R. Vidal, Paris. 


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Heft 17. 1 

I. SepUunbor 189». J 


Briefkasten. 


283 


Kl 22. D. 9365. Verfahren zur Darstellung 
neuer violetter basischer Farbstoffe. — 
L. Durand, Huguenln & Cie., Hö- 
ningen i. Bis. 

Der Patentaucher nimmt fQr diese An- 
meldung die Hechte aus Artikel 3 und 4 
des Ueberelnkommens zwischen dem 
deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn 
vom 6. December 1891 auf Grund einer 
Anmeldung in Oesterreich vom 18. October 
1898 (österreichisches Privilegium 49.633) 
in Anspruch. 

Kl. 22. C. 7932. Verfahren zur Darstellung 
beizen färbender Azofarbstoffe aus Äftj 
Trioxyuaphtalin. — Leopold Cassella 
& Co., Frankfurt a. M. 

Kl. 22. F. 9709. Verfahren zur Darstellung 
von Azofarbstoffen aus 1 - 8 Alkylaraido- 
naphtol-3 • 5-disulfosSure. — Farbwerk 
Mühlheim vorm. A. Leonhardt & Co., 
Mahlheim a. M. 

Kl. 22. D. 9337. Verfahren zur Her- 
stellung von Farben; Zus. z. Fat. 101068. 

— Dordtsche Petroleum Musisch «ppij, 
Amsterdam. 

Kl. 22. D. 9394. Verfahren zum Ueber- 
zieben von Flüchen mit Farbe, Lack u. dgl. 

— J. H. Davis, L. L. Merriman und A. 
Jessurun, Chicago. 

Kl. 22. D. 9743. Vorrichtung zum ZufQhren 
und Vertbeilen von Farbe, Lack u. dgl. auf 
der Oberfläche einer Tragflüssigkeit. — J. H. 
Davis, L. Merriman, A.B. Jessurun und 
W. K. Rummler, Chicago. 

Patent-Brtheilungen. 

Kl. 8. No. 105566 Verfahren zur UeberfOhrung 
von Sulfooxyindophenolthiosulfosüuren in 
die Chromlacke von Thiazlnfarbetoffen ; Zus. 
z. Pat. 103574. — Chemische Fabrik 
vorm. Sandoz, Basel. Vom 6. November 
1894 ab. 

Kl. g No. 105592. Breitwaschmaschine für 
Gewebe. — V. Schuster, Reichenbach i. V. 
Vom 3. Januar 1899 ab. 

KI. 8. No. 105593. Pftrbemaaehine für Bünder 
u. dgl. — 0. Sehlbach, Barmen. Vom 
21. Januar 1899 ab. 

Kl. 8 No. 105 630. Verfahren zur Erzeugung 
von Indigo auf Seide. — Kalle & Co , 
Biebrich a. Rh. Vom 4. Februar 1898 ab. 

Kl. 22. No. 103 319. Verfahren zur Darstellung 
von basischen Disazofarbstoffeu aus Arnido- 
ammoniumbasen ; 5 Zus. z Pat. 95 530. — 
Farbwerke vorm. Meister Lucius & 
Brüning, Höchst a. M. — Vom 12. De- 
cember 1897 ab 

Kl. 22. No. 105 348 Verfahren zur Herstellung 
eines Ersatzmittels für l-emölftrnisa. — 
J. Goldblum, Lublin, Kuss-Polen. Vom 
9. Mai 1897 ab 

Kl. 22. No. 105 349. Verfahren zur Darstellung 
von orangefarbenen substantiven Baumwoll- 
farbetoffen mittels Nitro-m-phenylendiamln 
oder Nitro-m-toluylendiainin. - — Badische 
Anilin- u. Soda-Fabrik, Ludwigshafen 
a. Rh. Vom 10. August 1898 ab. 


Kl. 22. No. 105390. Verfahren zur Darstellung 
schwarzer Baumwollfarbstoffe aus p-NItro- 
o-phenylendlamin; Zus. z. Pat. 102 530. — 
Farbwerke vorm. Meister Lucius & 
Brüning, Höchst a. M. Vom 22. Fe- 
bruar 1898 ab 

Kl. 22 No. 105 433 Verfahren zur Darstellung 
von wasserlöslichen basischen Safraninazo- 
farbstoffen. — Farbwerke vorm. Meister 
Lucius ä Brüning, Höchst a. M Vom 
11 November 1898 ab. 

Kl. 22. No. 105 501. Neuerung im Vorfahren 
zur Darstellung von Diamidoanthrarufindi- 
sulfosüure und Diamidochrysazindisulfosüure ; 
3. Zus. z. Pat. 96364. — Farbenfabriken 
vorm. Friedr. Bayer 4t Co., Biberfeld. 
Vom 15. November 1898 ab. 

Kl. 22. No 105669. Verfahren zur Darstellung 
von Indigo. — Badische Anilin- und 
Soda-Fabrik, Ludwigshafen a. K. Vom 
6. August 1898 ab. 

Kl. 22. No. 105 632. Verfahren zur Darstellung 
eines schwarzen, direct färbenden Baumwoll- 
farbstofles durch Brhitzen von Trinltro- 
diphenylamln mit Schwefel und Schwefel- 
alkalien. — Farbwerke vorm. Meister 
Lucius & Brüning, Höchal a. M. Vom 
April 1898 ab. 

Kl 22. No. 105 634. Verfahren zur Darstellung 
von Chinizaringrünsulfosüure, Zus. z. Pat. 
101 919. — Farbenfabriken vorm Friedr. 
Bayer & Co., Biberfeld. Vom 14. Sep- 
tember 1898 ab. 

Kl. 22. No. 105 667. Verfahren zur Herstellung 
von schwarzen Polyazofarbstoffen aus o,« ( - 
Amidonaphtol-O]- bezw. «,-monoeulfosüure. 
— Badische Anilin- u. Soda-Fabrik, 
Ludwigshafen a. Rh. Vom 19. April 1895 ab. 

Paten t- Löschungen. 

KI. 8. No. 102 775 Maschine zum Brbreitem 
(Spreizen) des Plüschrandes von Velours- 
schutzborden. 

Kl 8. No. 103 747. Nassdekatirmaschine für 
Gewebe. 

Kl. 8. No. 72 768. Apparat zum Behandeln 
von Faaermaterial mit Flotten. 

Kl. 8. No, 94173. Verfahren zum Farben in 
einem stark sauren Bade aus Naphtylamin - 
derivaten und Tetrazoverbindungen von Para- 
diaminen. 


Briefkasten. 

Zu unentgeltlichem — rein unehlichem — Melnnoxennetnaech 
an gerer Abonnenten. Jede «aeführltcbe and besondere 
wertbvolle Auekunruerthellang wird bereitwilligst honorirt 
(tioifw« /,««idu|r»i bleiben eeberf rhairktlfrt.) 

Fragen. 

Frage 46: Was versteht man unter 

Gummiren von wollenen Stoffen nach dem 
Walken; wie wird diese Operation praktisch 
angewendetund mit wolchen Mitteln nusgeführt ? 

Angeblich sollen Walkwaaren hierdurch 
einen besseren Griff und grösseren Widerstand 
gegeu Brüche erhalten. g. r. 


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284 


Briefkasten. 


PsrW-Zettobg 
Jahrgang 1899. 


Antworten. 

Antwort auf Frage 19: Färbungen aus 

den für die Herstellung von Modetönen auf 
leichten Wollstoffen in saurem Bade in Be- 
tracht kommenden blauen, violetten, rothen, 
gelben und Orangefarbstoffen zeigen bei 
Lampenlicht durchaus verschiedenes Verhalten. 
Färbungen aus dem unter dem Namen Pense* 
lack in den Handel kommenden sulfoaauren 
Indigo verändern ihre NQance bei Lampen- 
licht nicht; sehr wenig ins Grüne fallen Indigo- 
carmine und die Cassella' sehen Cyanoie. 
Starker grün erscheinen verschiedene Patent- 
blau — Patentblau B ändert sich nur wenig 
— und sehr stark grtln Cyauin B. Von den 
mit Öäureviolett erzeugten Tönen verändern 
sich die mit den rötheren Marken hergestellten 
bei Lampenlicht nach Koth hin stärker als 
die mit den blaueren Marken gefärbten. Von 
den rothen Tönen gewinnen die mit Azocannin, 
Azofuchsin und Azosäurefuchsin gefärbten bei 
Lampenlicht bedeutend an Intensität; Cliromo- 
trop 2K ändert sich weniger stark. Färbungen 
aus Orange 2, K, RR ändern ihre Nüance bei 
Lampenlicht nicht. Ebenso verhalteu sich 
Tartrazin, Naphtolgelb, Echtgelb und Azogelb 

Bei den reinen Färbungen aus genannten 
Farbstoffen ist das Umschlagen der NQance 
bei Lampenlicht mehr oder weniger scharf 
erkennbar, bei Mischfarben dagegen weit 
deutlicher. 

Aus Gesagtem erhellt zur Genüge, dass 
in der Praxis aberall da, wo ein bestimmtes 
Verhalten der Färbungen bei Lampenlicht be- 
absichtigt ist, die Auswahl der blauen — 
eventl. auch violetten — und rothen Farb- 
stoffe eine wesentliche Rolle spielt. 

Die Praxis der Wollstückfärberei stellt 
nicht selten die Aufgabe, Stoffe derart nach 
gegebenem Muster zu färben, dass die Nüance 
auch bei Lampenlicht dem Originale gleich 
iet. In solchem Falle orientirt eine einfache 
Uebcrlegung nicht hinreichend Uber die an- 
zuweudonden Farbstoffe. Hier ist es zweck- 
mässig, das fremde Orlginaimuster erst bei 
Tages- und dann auch bei Lampenlicht mit 
vorhandenen bekannten Färbungen zu ver- 
gleichen. Ist so eine Richtschnur gewonnen, 
so lässt sich die NQance unschwer treffen. 
Anders verhält es sich, wenn ähnliche Fär- 
bungen zum Vorgleich nicht vorhanden sind. 
Da müssen allgemeine Erfahrungssätze die Farb- 
stoffe bestimmen helfen. 

Hier einigo Beispiele: Es liegt ein Blau- 
grau vor, das bei Licht erheblich röther er- 
scheint, als bei Tage. Da ist selbstredond 
die Verwendung ciues bei Lampenlicht ins 
ÜrOne ziehenden Blau, also Patentblau und 
Cyauin B, ausgeschlossen. Damit die Färbung 
bei Lampenlicht röther erscheine, ist als rotber 
Farbstoff (neben Cyanol z B ) Azocarmin, Azo- 
fuchsin oder Azosäurefuchsin mit einem der 
genannten Gelb zu verwenden. iDie B- Marken 
dieser Farbstoffe röthen bei Lampenlicht 

Nachdruck nur mit Genehmigung der Redacti 
Verlag ton Julias Springer 1 a Berlin N. 


etwas stärker als die G-Marken.) Erreicht 
die so hergestellte Färbung noch nicht den 
gewünschten Grad von Röthe bei Lampenlicht, 
so ist an Stelle von Cyanol ein Säureviolett 
zu setzen — freilich auf Kosten der Echtheit 
der Färbung. 

Ein weiteres Beispiel: Bin Blaugrau soll 
bei Licht grün erscheinen. Neben Cyanin B 
wird Orange 2 oder R oder RR verwendet. 
Cyanin fällt bedeutend ins Grüne bei Licht, 
während die Orange ihren Ton nicht ändern. 

Oder: Ein Blaugrau soll bei Lampenlicht 
unverändert Aussehen. Neben Cyanol, das nur 
sehr wenig nach Grün sich verändert, wird 
Orange in Anwendung gebracht und eine Spur 
AzofucliBin, Carmin, bezw. Azosäurefuchsin, 
das als bei Licht röthendes Element das 
Grünen des Cyanol aufhebt. 

Durch entsprechende Combination bei Licht 
iu Grün fallender Blau mit stark röthendem 
Roth — Gelb flpielt als mitverwendetor Farb- 
stoff keine ausschlaggebende Rolle — lassen 
«ich Mischtöne herstelien, die bei Lampenlicht 
unverändert erscheinen, vorausgesetzt natürlich, 
dass die Nüance erlaubt, von dem einen die 
verändernde Wirkung des anderen authebenden 
Farbstoffes die zum Ausgleich erforderliche 
Menge zuzusetzen. So lassen sich mit Cyanin B, 
Azofuchsin B und Echtgelb Mischfarben er- 
zeugen, die bei Licht weder röther noch grüner 
aussehen als bei Tage. Für die Praxis sind diese 
Combinationen indessen nicht empfehlenswerth, 
wenn es sich einzig darum handelt, bei Tages- 
und Lampenlicht gleich aussehende Töne her- 
zustellen. Aus Componeuten, die an sich bei 
Licht unveränderte Töne liefern, lassen sich 
ohne Schwierigkeit ebenso sich verhaltende 
Mischfarben erzeugen. 

Zum Schlüsse möchte ich noch darzuthun 
versuchen, von welch eminenter Bedeutung 
für das genaue Treffen einer gegebenen Nüance 
überhaupt die richtige Auswahl der Farbstoffe 
nach dem Verhalten ihrer Färbungen bei 
Lampenlicht ist. Zwei Färbungen, z. B. ein 
chocoladenbrauner Ton, können bei einer be- 
stimmten Beleuchtung — etwa an einem nach 
Norden gelegenen Fenster — ganz gleich sein, 
wenn die eine Färbung mit Cyanol und Orange, 
die andere mit Cyanol, Azofuchsin und Echt- 
gelb hergestellt ist. Die Färbungen zu einer 
anderen Tageszeit an demselben Fenster be- 
sehen, sind nicht mehr gleich. Im Sonnen- 
schein weisen sie einen grösseren und bei 
Lampenlicht den grössten Unterschied auf. 
So kann es kommen, dass eine gewissenhaft 
genau rausterconform gefärbte Waare bei 
nachherigem Mustern am anderen Orte doch 
nicht mit dem Muster stimmt. 

Uebrigeus unterscheiden sich obige beide 
Färbungen dadurch, dass die mit Azofuchsin 
erzeugte fluoruscirt, was allen diesen mit Azo- 
fuchsin, Carmin und Azosäurefuchsin herge- 
stellten Tönen mehr oder weniger eigen ist. 

Och. 

D und mit genauer Quellenangabe gestaltet. 

— Druck Ton Emil Dreyer in Berlin SW. 



Färber-Zeitung. 

1809. Heft 18. 


Stampfcalander. 

Von. 

Retcierungsrath Glafey, Berlin. 


gesetzt. Zwischen letzteren sind die Vor- 
richtungen zur Einschaltung der ausserhalb 
der Maschine aufgebäumten Keulen befestigt. 
Eine sulche Einlegevorrlchtung besteht aus 


[FartutMung t. 8. 870 J 


Um die Arbeitsleistung des Stampf- 
ealanders zu erhöhen, ging man zunächst 
dazu über, an Stelle eines Waarenbaumes 
deren zwei anzuordnen, wie die Figur 19 
erkennen lässt. Es war hierdurch die Mög- 
lichkeit geboten, erstens durch Umbäumen 
des Gewebes beide Seiten desselben der 
Wirkung der Stampfen h nach Parallel- 
verschiebung der Waarenbäume a auszu- 
aetzen, ferner aber auch den leer gewordenen 
Baum neu zu bewickeln, während der 
zweite noch der Wirkung der Stampfen 
unterlag. 




pig. *>. 


Zuin Zwecke, die Parallelverschiebung 
der Waarenbäume entbehrlich zu machen 
und Arbeitsunterbrochungen beim Betriebe 
des (Isländers nach Möglichkeit zu be- 
seitigen. ersetzte man später die beiden 
Waarenbäume durch drei solche und lagerte 
dieselben in der aus Kig. 20 ersichtlichen 
Weise unter den Stampfen. 

Biese Walzenrevolver zeigen beim Ca- 
landern gewisser Waaren den UebelstaDd, 
dass das Auf- und Abbäumen der Gewebe 
längere Zeit in Anspruch nimmt, als die 
Behandlung der aufgebäumten Wnare selbst. 
Bie Maschine muss also auf kurze oder 
längere Zeit zum Stillstand kommen und 
kann infolgedessen nicht vollständig aus- 
genutzt werden. Um diesem Uebelstand 
abzuhelfen, hat Fr. Gebauer im B. R. P. 
No. 79 968 vorgeschlagen, die bisher ge- 
bräuchlichen Walzenrevolver mit Einlege- 
vorrichtungen zu versehen, welche die Ein- 
setzung von auf besonderen Bäumsliihlen 
aufgebäumten Keulen ermöglichen. 

Bie Walzend (Pig. 21 und 22) sind auf 
bekannte Weise in die Revolverscheiben b 
drehbar, jedoch nicht herausnehmbar eiu- 
n. x. 



PI*. 31. 


der Keulenfübrung /, welche auf den die 
Verbindung zwischen den Revolverscheiben b 
herstellenden Traversen c ruht und so an- 
geordnet ist, dass man, um die ganze 
Arbeitsbreite der Maschine auszunutzen, 
auch zwei oder mehr Keulen neben ein- 
ander einlegen kann. Ber Arbeitsprocess 
ist nun folgender: 

Während sich die aufgebäumte Revolver- 
w’alze a in Arbeit befindet, wird die auf 
dem Bäumstuhl ferliggestellte Keule in die 
schon erwähnte Einlogevorrichtung f ge- 
bracht und nach Beendigung des Arbeits- 
processes für « durch Brehung des Re- 
volvers unter die Stampfen geführt. Die 
erste Walze kommt auf diese Welse in 
eine Stellung, wo sie abgewickelt werden 
kann, während die vorgerückte Revolver- 
walze vollends aufgewickelt wird. Bie 
Manipulation gellt nun continuirlich weiter, 
so dass abwechselnd eine festgelagerte 
Revolverwalze und eine eingelegte Keule 
unter die Stampfen gelangt. 



Fl*, m. 


ltj 


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286 


Glafcy, SlampfcalancUr. 


fJ'lrb«r-2eltulij:. 

I Jahrgang 1*90. 


Wahrend bei allen vorerwähnten Stampf- 
calamlern die Walzen oder Keulen ent- 
weder sämmtlich oder auch nur theiiweise, 
wie bei dem Walzen- 
revolver von Gebauer, 
untrennbar mit der Ma- 
schine verbunden sind, 
hat C. G. Haubold jr. in 
Chemnitz im D. K. P. 

Ko. 74 377 angeregt, 
den Stosscalander so zu 
constuiren, dass für jede 
Keule das Auf- und Ab- 
wickeln des Gewebes 
ausserhalb des Calan- 
ders bewirkt wird und 
so die Waarenbüume vor Einführen in den 
Calander bezw. nach dem Kalandern noch 


Fl*. 2«. 

einem besonderen Arbeitsprocess unter- j 
worfen werden können. Nach Figur 23 | 
und 24 ruht die Auf- 
büumwalze a mit ihren 
beiden Zapfen aus- 
wechselbar in Schlitz- 
lageru des Maschinen- 
gestells, wahrend nach 
Figuren 25 und 26 die 
Arbeitswalze auf einer 
Bogenannten Trag- 
walze e liegt und an 
den achsialen Bewe- 
gungen der Trag- 
walze, sowie Drehun- F *s- 85 

gen derselben theilnimmt. Die Zapfen der 


Fl*. 26. 






Tragwalze haben in diesem Falle allein 
nichts weiter auszuhalten als den Seiten- 
druck, ihre Zapfen sind also entlastet. Nach 
Figur 27 ist Sorge 
dafür getroffen, dass 
die Arbeitswalze a noch 
weniger auszuhalten 
hat. In diesem Falle 
liegt die Arbeitswaize a 
auf zwei Tragwalzen c 
und nimmt infolge des- 
sen an den Rück- und 
Vorwartsdrehungen so- 
wie Seitenverschiebun- 
gen der Tragwalzen c 
vollständig Theil. 

Infolge des grossen Gewichts, welches 
die leeren und bewickelten Waarenbltume 
haben, ist deren Handhabung in der Maschine 
schwierig; besonders kommt dies beim Ab- 
und AufbAumen des Gewebes in Betracht, 
wo der Arbeiter die Hände zur Leitung 
der Gewebebahn mitgebraucht. Man hat 
deshalb die Calander derart eingerichtet, 
dass nicht nur der jeweilig unter den 
Stampfen liegende Waarenwickel eine 
Drehung aur mechanischem Wege em- 
pfängt, sondern auch derjenige Wickel, 
welcher nach Beendigung des Arbeitspro- 
cesses in dem Calander ab- bezw aufge- 
baumt werden soll. Zur Durchführung 
dieser Arbeiten ist es erforderlich, dass der 
Waarenbaum in eine Rechts- oder Links- 
drehung versetzt oder auch stillgestellt 
werden kann. 

Figuren 28 und 29 veranschaulichen 
eine Antriebsvorrichtung, welche diesen 



Ftg. 2S. 

Bedingungen entspricht. Dieselbe ist eine 
Erfindung von Alexander Basil Wilson, 
Holywood, Ireland, und Gegenstand des 

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Fl*. 27. 




Heft IS. 1 
15. 8np(ember 1890. J 


Clafey, Starapfcalandsr. 


287 


Englischen Patents Xo. 27 815 AD 1896. 
Der aus dem Bereich der Stampfen ge- 
brachte Waareubaum a kommt mit dem auf 
seiner Achse b sitzenden Triebrad c mit dem 
Kad f in Eingriff. Die Achse q dieses Trieb- 
rades sitzt in einem Hebel d, welcher mit 
Hülfe eines Pusstritts e derart in Schwingung 



versetzt, bezw. verstellt werden kann, dass 
das Reibungsrad f auf der AehBe q entweder 
mit dem Rad h oder «, der Triebwelle k 
in Eingriff tritt bezw. eine Mittelstellung 
zwischen beiden einnimmt. 

Um die Wirkung der auf dem Waaren- 
baum aufschlagenden Stampfen zu erhöhen, 
hat Alfred Austin Whitley, Bury, Lancaster, 
in der Englischen Pa- 
tentschrift No. 5284 
AD 1896 vorgeschla- 
gen, den Waarenbaum 
auf seiner ganzen 
Lange in gleicher 
Weise wie bei den 
Calandem von Hau- 
bold durch eine Wal- 
zezuunterstützen, hier 
ist jedoch der mit dem 
Gewebe bewickelte 
Baum u, auf welchen 
die Stampfen b ein- 
wirken, mit Band- 
scheiben c versehen. 

Figur 30 ruht, mit 
seinen Zapfen in den 
Hohllagern d geführt, auf der Walze e auf 
Die die Zapfen der letzteren aufnehmenden 
Lager f sitzen lothrecht verschiebbar in den 
Führungen g und werden von Keilen h ge- 
stützt. die mittels Stellschrauben i in achsi- 
aler Richtung verschoben werden können. 



Flg so. 


Geschieht dies, so wird die Walze e gehoben 
oder gesenkt und demgemäss auch der 
Waarenbaum, und die Folge davon ist, dass 
einerseits die Stampfen mit mehr oder 
weniger grosser Kraft auf das Gewebe 
treffen, gleichzeitig dieses aber auch einen 
entsprechenden Druck von unten durch die 
Walze e empfängt. Die Drehbewegung und 
achsiale Verschiebung wird dem Waaren- 
baum durch die letztgenannte Walze e er- 
theilt. Der eine Zapfen derselben ist zu 
diesem Zweck mit einem Stirnrad ausge- 
stattet, welches mit einem zweiten Stirnrad 
in Eingriff steht, das von einem Vorgelege 
aus in Drehung versetzt wird und schrauben- 
förmig gestaltet ist. Dreht sich dieses Trieb- 
rad, so setzt es auch das auf der Walze e 
befindliche Rad und somit die Walze selbst 
in Drehung, gleichzeitig ertheilen die Rand- 
leisten des schraubenförmig gestalteten 
Triebrades der Walze e eine achsiale Ver- 
schiebung und diese überträgt sich auf den 
Waarenbaum durch die Randscheiben c des- 
selben, da dieselben die Walze e um- 
schliessen. 

Von denjenigen Bestrebungen, welche 
darauf hinausgehen, den cylindrischen 
Waarenbaum durch einen solchen anderer 
Gestaltung zu ersetzen bezw. völlig entbehr- 
lich zu machen, sind in erster Linie diejenigen 
von John Smith, Manchester, zu nennen. 
Der Genannte hat im Jahre 1872 in der 
Englischen Patentbeschreibung No. 1291 
vorgeschlagen, das Gewebe auf eine Stahl- 
platte aufzuwickeln und diese auf einer 
wagerechten Unterlage mit Hülfe eines 
Wendegetriebes unter den Stampfen hin- 
und herzubewegen. In der Englischen 
Patentbeschreibung No. 2748 AD 1874 hat 
Smith den gewöhnlichen cylindrischen 
Waarenträger durch zwei Walzen ersetzt, 
die, lothrecht über einander ungeordnet, 
von einem endlosen Mitläufer aus Gummi 
umgeben sind, auf den das Gewebe auf- 
gewickelt wird und unter den Stampfen 
in Umlauf gesetzt wird. 

Einen weiteren Schritt in der Umge- 
| staltung des Waarenträgers hat C.G.Haubold 
jr. in Chemnitz in der Deutschen Patent- 
schrift No. 74 999 gemacht. Er hat vor- 
I geschlagen, das zu bearbeitende Gewebe 
j in ein- oder mehrfach über einander liegen- 
den Lagen und in ausgebreitetem Zustand 
über eine Arbeitsfläche unter Entbehrlich- 
machung einer besonderen Einlagt! oder 
eines Materialträgers hinwegzuführen. Der 
Erfinder will hierdurch die Uebelstände bei 
den bisherigen Stampfcalandern, bestehend 
in der geringen Leistungsfähigkeit, der 
ganz bedeutenden und umständlichen Be- 
ls* 

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288 


rP&rbflr-2eltHQff. 
[.Jahrgang IHM. 


Blumer u. Kölle, Reactionen von Farbstoffen In Lösung and auf der Faser. 


dienungsweise durch das fortwährend nöthige 
Auf- und Abrollen des Gewebes auf die 
Arbeitswal sen, umgehen und endlich die 
ungünstige Wirkungsweise der Calander 
beseitigen, welche darin gipfelt, dass folge- 
richtig das aufgerollte Gewebe an den sehr 
nach aussen gelegenen Theilen intensiver 
gestampft wird und dadurch an den Enden 
des Gewebes ein stärkerer Beatle-Effect 
und gleichzeitig dadurch auch eine Breiten- 
veründerung des Gewebes bewirkt wird. 
Haubold führt das Gewebe direct von den 
Wickelwalzen in ein- oder mehrfachen Lagen 
über eine Arbeitsfläche, woselbst es der 
Stampfoperation unterworfen wird. 

Der Lauf des Gewebes . kann hierbei 
z. B. nach Eigur 31 ein direct durchgehender 



Hg. 81. 

sein, so dass das Gewebe sich von c ab- 
rollend über h bewegt, wobei es, durch die 
Hämmer h bearbeitet, sich auf d wieder 
aufwickelt, oder es wird nach Figur 32 
das Gewebe durch Walzen d theilweise 
um den Walzenumfang oder aber, nach 
Figur 33, durch eine Leitwalze f zum 
zweiten Male über die Arbeitsfläche geführt. 

o 


Fl*. 3S. Ftg. 88. 

Die Durchführung des Gewebes durch die 
Arbeitsstelle kann hierbei entweder durch 
directe Aufwicklung oder durch besondere 
Zugwalzen erfolgen. Dadurch wird an allen 
Stellen des Gewebes ein vollkommen 
gleicher Beatle-ElTect erreicht, die umständ- 
lichen und zeitraubenden Wickeloperationen 
werden vermieden und ausserdem wird zur 


gleichzeitigen Bearbeitung mehrerer Stücke 
nur eine einfach breite Maschine erforder- 
lich, während bei den bisherigen Beatle- 
Calandern die Breite nach der gleichzeitig 
zu bearbeitenden Stückzahl sich richtete. 

Die Stampfen wurden ursprünglich 
und werden noch heute mit ihbem Kopf 
aus einem Stück und zwar Hartholz herge- 
stellt, Der Kopf selbst bekommt dabei 
eine ebene bezw. wenig gekrümmte Ober- 
fläche. Später ging man, um die Wirkung 
der Stampfen zu erhöhen, dazu filier, der 
Arbeitsfläche derselben einen wellenförmigen 
Querschnitt zu geben (vorgl. die Engi. 
FatenteNo. 1291 AD 1872 und 2748 AD 1874). 
W. Chambers schlug im Jahre 1854 vor, 
die Stampfen aus zwei Theilen herzustellen 
und den eigentlichen Stampfkopf aus Metall 
zu bilden. (Englisches Patent No. 2152 
AD 1854.) An Steile der Metallköpfe 
kommen auch MetallBtampfen und Stampfen 
mit ausw echselbaren Holzköpfen, sowiesolche 
zur Verwendung, welche mit Blei ausge- 
gossen sind. Um die Bildung von Ringen 
auf dem Waarenbaum zu verhindern für 
den Fall, dass der Maferialträger eine Be- 
wegung in Richtung der Stampfen nicht 
erfährt, ersetzte John Smith in Manchester 
im Jahre 1874 (Englisches Patent No. 2748) 
die Stampfen mit senkrecht zur Achse des 
Waarenl aums verlaufenden Seitenflächen 
durch gekrümmte schräg verlaufende oder 

OZD^CO 

mm 

Fig. M. 

einander übergreifende Seitenflächen, wie 
Figur 34 erkennen lässt. 

Zum Zwecke des Anhebens der frei 
fallenden Stampfen durch Hubdaumen hat 
man die Stampfen an ihren oberen zwischen 
den Gestellw'andungen lothrecht geführten 
Theilen mit eingesetzten Nasen ausgestattet. 

IForttdUung folgt.,! 




Reactionen von neueren künstlichen Färb- 

Von Dr. E. Blumer 


Farbstoff Wässrige Lösung conc. H ? SO« 10% H 2 S0 4 conc. HCl 


Schwarze Farben 

Diazoschwarz R rothviolett blau, beim Verd. j violetter Niederschlag geringe Veränderung 

violett 

Vidal-Schwarz Mereap- grünblau grün, beim Verd. grauschwarzer Nie- geringe Veränderung 

toi j Niederschlag derachtag 


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15 September 1B89 ] Ulrle h , Neue WalkfarbBtoffe - Blumer u. Kölle, Reactlcnan von Parbttoffen 


289 


lieber neue Walkfarbstoffe. 

Von 

Gustav Ulrich. 

Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, 
in dieser Zeitschrift 1 ) über einige, neue 
schwarze WalkfarbBtoffe für Wolle der 
Firma Kalle & Co. zu berichten. Seit dieser 
Zeit haben sich die genannten Farbstoffe 
in vielen Industriebezirken eingeführt und 
bewahren sich sowohl ihrer Deckkral't als 
auch ihrer Walkechtheit wegen Die 
Reihe dieser Farbstoffe wurde später durch 
einen grünen, walkechten Azofarbstoff, 
Chrompatentgrün A. ergänzt, übet* welchen 
Eugen Schiierer 2 ) berichtet hat. Weitere 
walkechte Farbstoffe brachte nun Kalle & Co. 
in den drei neuen Marken: Chrompatent- 
schwarz NG und NB, sowie Chrom- 
patentgrün N, welche die alten Marken 
sowohl durch die Lebhaftigkeit ihres Farb- 
tons als durch die schöne Uebersicht der da- 
mit erhältlichen Nüancen noch Übertreffen. 

Von den schwarzen Farbstoffen dürfte 
das Chrompatentschwarz NB wegen der 
besonders reinen, blauen Uebersicht bald i 
vielfach Aufnahme finden. Die Färbe- 
methode ist wegen der besseren Löslichkeit 
gegenüber den früheren Schwarzmarken 
eine einfachere. Man färbt in der Weise, 
dass man in das auf 70 bis 80" C. ange- 
heizte Färbebad, welches das Glaubersalz 
bereits enthält, eingeht, innerhalb 20\linuten 
zum Kochen treibt, allmählich etwa 2 bi» 
6% Essigsäure (80%) zusetzt und zum 
völligen Erschöpfen des Färbebades dann 
1 bis 1 y s % Schwefelsäure von 66" Be. 
hinzugiebt. um endlich durch 20 Minuten 
andauerndes Kochen mit 1 bis l'/ 2 °/ 0 Na- 
trlumbichromnt den Farbstoff walkecht zu 
tixiren. Der Zusatz der Essigsäure kann- 
bei leichterer Waare auch unmittelbar mit 
dem Glaubersalz erfolgen. Zum Färben 
ist möglichst weiches Wasser zu verwenden. 

Das Chrompatentgrün N ist ein ein- 

’) Färber-Zeitung 1898, 8. 342. 

3 ) Färber-Zeitung 1899, 8. 2. 


heitlicher Azofarbstoff gleich der älteren 
Marke A und bietet gegenüber derselben 
die Vortheile besserer Löslichkeit und einer 
etwas reineren NÜance, dürfte aber eine . 
schwere Walke nicht so gut aushalten wie 
das Chrompatentgrün A. 

Beide Farbstoffe zeigen eine eigenthüm- 
liche Erscheinung: Den verschiedenen Salzen 
derFarbsäuren kommen verschiedene Farben 
und verschiedene Löslichkeitsverhaltnisse zu. 
Man kann dies leicht beobachten, wenn 
man die Farbstoffe auf die Oberfläche von 
Quellwasser oder auf mit Wasser befeuch- 
tetes gewöhnliches Filterpapier aufbläst, 
wobei sie sich theils rothviolett, theils blau- 
grün lösen. Diese Erscheinung könnte 
die irrige Anschauung erwecken, als lägen 
Gemische vor. Dies ist aber nicht der 
Fall, denn bläst man die fein gepulverten 
Farbstoffe auf in Ruhe befindliches etwas 
angewärmtes destillirtes Wasser oder 
auf angefeuchtetes aschenfreies Filter- 
papier auf. so kann man sich davon über- 
zeugen, dass keine Gemische, sondern ein- 
heitliche Producte vorliegen. Man erhält 
dann homogene grünblaue bis blaue Lö- 
sungserscheinungen. Ich bphaltc mir vor, 
auf diese Erscheinungen, die man auch 
noch bei anderen Farbstoffen beobachten 
kann, gelegentlich zurückzukommen. 

Die Muster der Beilage No. 1 und No. 2 
sind wie folgt hergestellt: Mit 60 kg gut 

genetztem Aachener Kammgarnstoff geht 
man in das TO 1 ' C. wanne Färbebad ein, das 
mit 4 kg Chrompatentschwarz NB bezw. 
1,5 kg Chrompatentgrün N gut gelöst und 
6 kg Glaubersalz beschickt, ist; */ 4 Stunde 
durchgeliaspelt, dann % Stunden unter 
allmählichem Znsatz von 3 later Essig- 
säure 7 0 Be. bei Kochtemperatur gefärbt, 
Dampf abgestellt, abgeschlagen, 600 g 
Schwefelsäure zugesetzt, noch Stunde 
gehaspelt, hierauf 600 g Natriumbichromat 
hinzugefügt; 20 Minuten bei Kochtemperatur 
noch gehaspelt und gewaschen. 


stoffen in Lösung und auf der Faser. 

und Or. G. Keile. iFartmtwumi e. £ tnj 


10% HCl 

HNO,* *•“ 

NH,“-»' 

Na OH 10% 

SnClj+HCI 

Alkohol 

1 % Lösung. 

violetter Nieder- 
schlag 

graimch warz, beim 
Verd. braun rot li 

etwas röther 

braun roth 

blau 

! violett 

graiinchwarzcr Nie- 
(1 erschlag 

hraungelb 

keine Veränderung 

keine Veränderung nchmutzig braun- 
gelb 

ganz hc b wach 
gelb 


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090 Blurncr u. Kölle, Reactiooco von Farbstoffen ln Löeunf und auf der Faser. (Jahrgan^lS®* 


Farbstoff 

Wässrige Lösung 

cottc. H_. SO, 

10% H,S0, 

conc. H CI 

Vidal-Schwnrz S Mcr- 
captol (Fast«) 

blau mit Grünstich 

grün, heim Verd. 
braun gelb 

braunroth 

braungelb 

Plntoschwarz (i 

grauschwarz 

violett 

brauner Niederschlag 

geringe Veränderung 

Poly phenylschw arz 1 5 

grau sch war/, mit 
violettem Stich 

blau 

grauschwarzer Nie- 
derschlag 

schmutzig violett 

Seidengrau 0, wasser- 

blaugrau 

schmutzig grün 

geringe Veränderung 

schmutzig blaugrün 

echt 





Seidengrau R 

blauviolett 

schmutzig grün 

geringe Veränderung 

schmutzig Maugrün 

Neutralgruu G 

grünschwarz 

grünblau 

schmutzig rothviolett 

blau 

Palatinseh war/. 4B 

violett 

blau 

keine Veränderung 

violett 

Dlamintieföchwarz SS 

violett 

blauschwarz 

blau schwarzer Nie- 
derschlag 

schmutzig rothviolett 

Nyanzaechware B 

grauschwarz mit 
violettem Stich 

blau 

blauviolett 

violett 

Chromechtachwarz B 

rothviolett 

blau 

blauer 

geringe Veränderung 

Nerol B 

violettschwarz 

blau 

blauer 

blauviolett 

Nerol BB 

violettschwarz 

blau 

blauer 

geringe Veränderung 

Coluntbiaschwarz FF 

blauschwarz 

blau 

violetter Niederschlag 

rothviolett 

extra 




Diphenylhlauschwar/. 

violettblau 

blau 

röther 

violett 

Diaminogen 

graublau 

blau 

violetter Niederschlag 

blau 

Chromanilscliwarz F 

blauviolett 

blaugrün, beim Verd. 
rothviolett 

Niederschlag, Losung 
etwas röther 

schwach grau, fast 
farblos, beiin Verd. 
farblos 

Chromanilscliwarz BF 

braunroth, Stich inV 
Violette 

biuu 

Niederschlag, Lösung 
blau 

fast farblos 

Chromanilscliwarz RF 

braunroth. Stich in s 
Violette 

blau, beim Verd. 8t ich 
in's Röthlicho 

blauvioletter Nieder- 
schlag 

keine Veränderung 

Biebricher Patent- 
Hcliwarz 

violett mit rothem 
Stich 

grün mit Blaustich, 
beim Verd. violett 

schmutzig braunroth 

keine Veränderung 

Samhrsischwar/. L) 

hlauBchwarz mit 
violettem Stich 

grünblau, beim Verd. 
braunroth 

etwas röther 

schwach Mau, heim 
Verd, gelblich roth 

Sambesischwarz F 

rothviolett 

f 

graublau mit grün- 
lichem Stich, beim 
Verd. violett 

blauvioletter Nieder 
schlag 

schwach Mau 

SambeaUchwarz BR 

blau 

grünblau, beim Verd. 

blauer Niederschlag 

geringe Veränderung 

Alizarin-Blauschwarz B 

rothviolett 

violett 

röther Niederschlag 

violett 

Wollschwans 4BF 

violett mit rothbrau- 
nem Stich 

blau, beim Verd. 
violett 

Niederschlag und Lö- 
sung grünlich hlai 

roth 

Wollschwarz 6B 

violett mit rothem 
Stich 

blau 

blauer Niederschlag 

röthlieh mit violettem 
Stich, beim Verd. 
rosa 

Wollt iefechwarz 2B 

rothbraun mit vio- 
lettem Stich 

blauschwarz 

schmutzig hlaugrün 

blau, beim Verd. roth 
mit violettem Stich 


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291 


15 Septomb«r 1889 J ®* umer u * Kölle, Readionen von Farbstoffen ln Lösung und auf der Faser. 


10% HCl 

HN0,‘ 1 ’ 40 

NH, 0 ’ 91 

NaOH 10% 

8nC4, + HCl 

Alkohol 

roth violett, dann 
hraunroth 

lebhafte Reactlou, keine Veränderung keine Veränderung 
Entwicklung von 
Stickoxydcn.beim 
Vord. grauschwarz 

bräunlich gelb 

rüthlich violett 

brauner Nieder- 
schlag 

hraunroth 

keine Veränderung 

braunrother Nie- 
derschlag 

braunrother Nie- 
derschlag 

geringe Ver- 
änderung 

grim schwarzer Nie- 
derschlag 

braun 

geringe Verände- 
rung 

dunkler Nieder- 
schlag 

roth 

blau 

geringe Verände- 
rung 

| schmutzig schwarz- 
grün 

violett 

violetter Nieder- 
schlag 

grauer Nieder- 
schlag 

blau 

geringe Verände- 
rung 

g rausch warz 

rothviolett 

violetter Nieder- 
schlag 

grauer Nieder- 
schlag 

blau 

schmutzig rothvio- 
lett 

blau 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

— 

schwach röth- 
lich 

keine Veränderung 

braun 

blau 

blauer Nieder- 

schlag 

gelblich 

roth mit bläu- 
licher Fluor- 
osconz 

blauschwarzer Nio- 
dorschlag 

hrauuroth 

dunkler 

: violetter Nieder- 
schlag 

blauer Nieder- 
schlag, dann vio- 
lette Lösung 

keine Verände- 
rung 

blauviolett 

roth 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

blau 

blau 

blauer 

braunschwarz 

roth er 

röther 

schwach gelblich 

blau 

blauer 

hraunroth 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

braungelb 

1 

violett 

blauer 

hraunroth 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

graublau 

blau 

violetter Nieder- 
schlag 

roth 

etwas blauer 

Niederschlag 

blau 

keine Verände- 
rung 

rot her 

’olauviolett 

geringe Verände- 
rung 

roth 

geringe Verände- 
rung 

keine Verände- 
rung 

violetter Nieder- 
schlag 

roth 

blauer 

.blauer Nieder- 
schlag 

fast farblos 

blau 

Niederschlag, Lfl- 
sungetwasröthei 

hraunroth, bei län- 
gerem Stehen 
braun 

etwas blauer 

röther 

bräunlich golb 

geringe Einwir- 
kling 

blauer Nieder- 
schlag 

braunrot h 

etwas violetter 

geringe Verände- 
rung 

schwach bräunlich 
gelb 

violett 

blauvioletter Nie- 
derschlag 

dunkelgrtln, dann 
grauschwarzund 
rasch rothhraun 

etwas violetter 

geringe Verände- 
rung 

schwach gelb 

blauviolett 

schmutzig graublau 

schmutzig braun, 
beim Verd. braun- 
roth 

blau 

graublau 

bräunlich gelb 

blau 

etwas röthor 

blau violett, beim 
Vord. rot her Nie- 
derschlng 

etwas violetter 

grau bis schwarz 

bräunlich gelb 

graublau, 

schwach rot he 
Fluorescenz 

blauer Nieder- 
schlag 

über blau u. grau 
rasch rothhraun 

lilauviolett 

etwas rothbraun 

gelblich 

blau 

blauer Nieder- 
schlag 

roth mit stark vio- 
lettem 8t ich 

geringe Verände- 
rung 

geringe Verände- 
rung 

grünlich gelb 

blau 

rolher Nieder- 
schlag 

grauschwarz mit 
Grünstich, beim 
Vord. braungelb 

blauviolctt 

blau mit violettem 
Stich 

Niederschlag, Lö- 
sung hraunroth 

rothviolett 

graublau mit ge- 
ringem violetten 
Stich 

violett, dann roth- j 
braun, beim Verd. 
hraungelb 

dunkelblau 

blauer Nieder- 
schlag 

grdnlich gelb 

blauviolett 

gra lisch wäre mit 

Blaustich 

blaugrün, dann : 
rasch rothbraun 

blau 

blauer Niedor- 
schlag 

schmutzig gelblich 

blau 

graublaugrtin 

braun, beim Verd. 
braungolb 

blau 

blauer Nieder- 
schlag 

rothviolett, dann 
braun, dann 
bräunlich gelb 

schmutzig grün 


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292 


Rundkchdu. — Erläuterungen zu der Beilage. 


J Karber-Zeltang. 
[ Jahrgang 1699. 


Farbstoff 

Wässrige Lösung 

conc. H. 80, 

10»/„ H. SO, 

conc. HCl 

Wollticfschwarz SB 

rothvioiett 

grauseh warz mit 

Blaustirh, beim 
Verd. violett 

graublauer Nieder- 
schlag 

blau, heim Verd. roth 
mit violettem Stich 

Taliora8Clnvnrz X 

graublau 

blau, beim Verd. 
violett 

graublauer Nieder- 
schlag 

schwach violett, beim 
Verd. schwach röth* 
lieh, fast farblos 

Diani lech war/. G 

rothvioiett 

blau 

hlaner Niederschlag 

geringe Veränderung 

Dianilschwarz R 

rothvioleU» 

blau 

blausehwarzer Nie- 
schlag 

geringe Veränderung 

Direct-Tiefschwarz E 

grauschwarz 

i 

blau, beim Verd. 
violett 

rothviolottcr Nieder- 
schlag 

schmutzig roth violett, 
schwach 


Erläuterungen zu der Beilage No. 19. 
No. 1 und No. 2. 

(Vgl. Gustav Ulrich, Ueber neue Walk- 
farbstuff« S. 289.) d. iim. 

No. 3. Wollblau N extra auf 10 kg Wollgarn. 
Farben 1 Stunde kochend mit 
60 g Wollblau X extra (Bayer) 
unter Zusatz von 

1 kg Glaubersalz und 
500 g Schwefelsäure. 

Die Säure-, Schwefel- und Walkechtheit 
sind gut. Fariwm dm Fartm-lmtumt 

No. 4. Wollblau N extra auf 10 kg Wollgarn. 
Gefärbt wurde mit 
120 g Wollblau N extra (Bayer) 

Betreffs Zusätze und Kohl heit sei auf 
Muster No.3 verw iesen. rmUmt*, rmUr-x*>mt. 

No. 5. Neu-Rubramin auf 10 kg gebleichtem 
Baumwollgarn. 

Beizen mit Tannin und Brechweinstein 
wie üblich. Ausfärben mit 

43 g Xeu-K u bramin (Farbw. Griesheim), 
in etw a '/„ Stunde unter allmählichem Znsatz 
lier Farbslolflösung bei etwa 40° C. 

Die Säure-, Alkali- und Waschechtheit 
sind gut, die Chlorechtheit ist ziemlich gering. 

Färbern der Färber -Zeitung. 

No. 6. Thiogenbraun auf 10 kg Baumwollgarn. 
Man löst 

5 kg Thiogenbraun (Farbw. Griesheim) 
in 100 Liter heissetn Wasser. 

in diesem Bade wird die Baumwolle 
hanlirt, bis sie durchnetzt ist, und hierauf 
einige Stunden im Bade bis zum Erkalten 
liegen gelassen. Allstündlich wird die 
Waare umgezogen. */s Farbstoff bleibt im 
Bade zurück und kann für weitere Färhe- 
Operationen benutzt werden. 

Die Säure- und Alkaliechtheit der Fär- 
bung isl gut, ebeuso die Wnscheehtheit; 


nach dem Waschen in handheisser 1 pro- 
centiger Seifonlösung war woisses Garn 
nicht angefflrbt. Die Chlorechtheit ist gering. 

tariere t der Färber -Zeitung. 

No. 7. Grün auf 10 kg loser Wolle. 

Färben mit 

200 g Brillant- Walkgrün B (Cassella) und 
200 - Walkgelb O ( - ) 

unter Zusatz von 

1 kg Glaubersalz und 
300 g Essigsäure 

1 Stunde kochend, Man geht bei 60° C. 
ein, treibt in 20 Minuten zum Kochen und 
erschöpft nach '/.stündigem Kochen das 
Bad durch Zusatz von 

500 g Weinsteinpräparat. 

Färberei der Furier- Zrttumy. 

No. 8. Grünlich Blau auf 10 kg loser Wolle. 
Färben mit 

25 g Cyanolgrün B (Cassella) und 
8 - I.anafuchsin SG ( - 1 

I Stunde kochend unter Zusatz von 
1 kg 500 g Glaubersalz und 
1 • Weinsleinpräparat. 

Färberei der Färber- Zeitung. 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Biuidschreibcn 
und Musterkarten der Farbenfabriken.) 

Das Farbwerk Mühlheim vorm. 
A. Lconhardt & Co., Mühlheim a. M. bringt 
in Domingoblauschwarz B, 2B, BN und 
2BN vier neue schwarze Farbstoffe in den 
Handel; sie eignen sich hauptsächlich zum 
Färben von Wolle und Halbwolle, aber 
auch für Seide und zeichnen sich durch 
schöne blaue Ueliersicht aus. Nüanc.iren 
kann man mit Domingoviolettschwarz S, , 
Domingogrün H, Säuregrün, Echlgelb, Me- 
tanilgeib u. s. w. Für Garne und leichtere 


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tun is. 

15. SlJ^ober I8M. 



10% HCl 

HNO,* 

NH, 0 ’» 1 

NaOH 10% 

BnClä-j- HCl 

Alkohol 

graublauer Nieder- 
schlag 

grauschwan, dann 
rasch braun 

blau 

rothviolettor Nie- 
derschlag, rasch 
blau werdend 

gelb 

schmutzig roth- 
violetr 

dunkelblauer Nie- 
derschlag 

braun, beim Verd. 
gelb 

violetter Stich ins 
Rothe 

schmutzig roth- 
1 violett 

gelblich 

rothvlolett 

blauer Nieder- 
schlag 

braunschwarz, heim 
Verd. braungelb 

blauer 

blauer 

schwach rosa 

| roth violett 

schwarzer Nieder- 
schlug 

grauschwarz, beim 
Verd. bräunlich 
gelb 

blauer 

, blauer 

braungelb 

violett 

rothviolettor Nie- 

braunroth, beim i 

dunkler 

i dunkler 

violett , dann 

grünschwarz 


derschlag Verd. braungelb | 

Damenstoffe verfährt man wie folgt: Man 
geht hei etwa 60° C. mit 10% Glauber- 
salz und etwa 1 % Weinsteinpräparat ein, 
erwärmt in '/„ Stunde zum Kochen und 
kocht unter allmählichem Zusatz von noch 
8 bis 9% Weinsteinpräparat, bis das Rad 
ausgezogen ist. Man kann auch mit 10% 
Glaubersalz kochend eingehen, nach %- 
ständigem Kochen 8 bis 10*/« Weinstein- 
präparat nach und nach zuselzen. Für 
schwerere Waare (Eskimo, Kammgarnstoffe, 
schwere Cheviots u. s. w.) geht man nach Zu- 
satz von 10% Glaubersalz bei etwa 80*0. 
ein. erwärmt in J / 4 Studen zum Kochen, 
kocht ’/ a Stunde, setzt etwa 2 “/„ Essigsäure 
8* He. zu, kocht wieder V« Stunde, setzt 
hierauf etwa 6 bis 8*/« Weinsteinpräparat 
eventl. auf 2 Male hinzu und kocht, bis das 
Rad klar ausgezogen. Die Marke B ist 
in der Uebersicht dem Rluuholzschwarz 
ähnlich. Die Lieht-, Alkali-, Säure-, 
Wasser-, Schwefel-, Schweise-, Bügel- und 
Dekaturechtheit sind gut. Sämmtliche 
Marken sind nicht walkecht und werden es 
auch durch Nachbehandeln mit Metallsalzen 
nicht Die Nüanee wird jedoch durch Nach- 
behandeln mit Chromkali nicht verändert. 

Für die Halbwollfärberei soll Do- 
mingoblauschwarz von grossem Werth 
sein, da es Wolle im neutralen Bade an- 
färbt; man färbt in Combination mit Direct- 
schwarz S, Domingoviolcttschwarz SO und 
Säuregelb M unter Zusatz von 20 bis 25% 
Glaubersalz, kocht '/» bis % Stunden und 
lässt 1 bis 1% Stunden lauwarm bis kalt 
nachziehen, gut waschen und trocknen. 
Die für das erste Bad angewendeten Farb- 
Btoffmengen reduciren sich fiir die nach- 
folgenden Parthieen um etwa % bis 
Das Verhältniss zwischen Domingoblau- 
schwarz undDirectschwarzS variirt je derZu- 
sammenselzung der zu färbenden Halbwolle. 

Seide wird auf mit Schwefelsäure ge- 
brochenem Bastseifenbade gefärbt. 


| schwach gell) 

[Fcrtutmumy folgt/ 

Der neue Farbstoff lässt sich mittels 
Zinnsalz und mit Zinkstaub ätzen. 

Druckvorschrift für Wolle: 50 bis 
60 g Farbstoff, 360 g Britishgum, 360 g 
Wasser, 40 ccm Glycerin, verkochen, kalt 
hinzu 15 g oxalsaures Ammoniak (oder 
Oxalsäure). 10 g ehlorsaures Natron. Auf 
gechlorte Waare drucken, feucht, ohne oder 
mit Druck % Stunden dämpfen, waschen, 
seifen und waschen. Domingoblauschwarz 
ist mit Zinnsalz genügend ätzbar. um im 
Buntätzverfahren Anwendung finden zu 
können: man verfährt wie folgt: 

Aetzvorschrift für Wolle: 12 g 

Farbstoff (Safranin, Auramin, u. s. w.), 

90 ccm Essigsäure 8* Be, 300 g Stammätze. 

Stammätze: 900 g Britishgum, 750 
Wasser, 100 ccm Glycerin, 675 g Zinn- 
salz, 300 essigsaures Natron. ’/« Stunde 
ohne Druck feucht dämpfen, waschen, seifen 
und wiederum waschen. 

Für Druck auf Seide wird die Farbe 
ebenso bereitet, nur das Glycerin und 
chlorsaure Natron weggelassen und ohne 
Druck gedämpft. 

In einer Musterkarte illustrirt die- 
selbe Firma ein neues substantives Blau 
unter der Bezeichnung Eboiiblau 6B. 

Es liefert blauere und reinere Nüancen als 
die Marke B. Die Färbungen sind alkali-, 
säure-, bügel-, Schwefel- und reibecht. 

Die Licht- und Waschechtheit auf Baum- 
wolle ist wie bei den bekannten substan- 
tiven Blau; auf Wolle erhält man wasch- 
echte Färbungen. 

Baumwolle färbt man unter Zusatz 
von 10 bis 30% Glaubersalz oder Gewerbe- 
salz; der Farbstoff zieht auch in alkalischer 
Flotte und kann infolgedessen mit säninit- 
lichen substantiven Farbstoffen gemischt 
werden. Wolle färbt man unter Zusatz von 
etwa 1 bis 4 ccm essigsaurem Ammoniak 
10* Be pro Liter Flotte und 10*/» Glauber- 

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294 


Rundschau. 


f P&rber-ZHtang. 

i Jahrgang IBM. 


»alz. Man geht bei 60" C. ein, bringt 
innerhalb '/» hi» y* Stunden zum Kochen, 
färbt % Stunden kochend ; zum vollständigen 
Ausziehen <ier Flotte giebt man V 4 bis '/* °/n 
Essigsäure 8° Be. nach. Halbwolle wird 
unter Zusatz von 20% Glaubersalz '/« bis 
'/, Stunde kochend, % bis 1 Stunde lau- 
warm bis kalt, Seide in mit Schwefel- 
säure gebrochenem Bastseifenbade gefiirbt 
und mit Schwefelsflure avivirt. Halbseide 
färbt man unter Zusatz von 2 g Seife und 
5 g Glaubersalz pro Liter Flotte zuerst 
V, Stunde bei 90° C. und llisst dann % 
Stunden lauwarm bis kalt nachziehen. Um 
Seide und Baumwolle gleich stark zu er- 
halten, arbeitet man zuerst unter Zusatz 
von 20% Glaubersalz V* bis % Stunde 
kochend, um die Baumwolle möglichst stark 
zu färben, lässt hierauf auf etwa 75* C. ab- 
kühlen und setzt dann 2% EssigsHure 
8* Be. nach, wodurch die Seide gefärbt 
wird. Gloria wird unter Zusatz von 2*/, 
EssigsHure 8® Be. eine Stunde lang bei 
90° C. gefiirbt. 

Druckvorschrift für Wolle: Man 

druckt auf gechlorte Wolle; 30 g Farb- 
stoff, 380 g Britishgum, 500 g Wasser 
verkocht, nach dem Abkühlcn zusetzen 
30 ccm Ammoniak, 15 g oxalsaures Ammon, 
45 g Glycerin. 1 Stunde feucht ohne 
Druck gedämpft, gewaschen und getrocknet. 
Für Seide ist die Druckvorschrift dieselbe, 
nur dass statt 500 g Wasser 545 g ver- 
wendet werden und das oxalsaure Ammon 
in Wegfall kommt. Gedämpft wird eine 
Stunde ohne oder mit % Atmosphäre Druck, 
sodann gewaschen und getrocknet. 

Eboliblau 6B ist sowohl mit Zinkstaub, 
als auch mit Zinnsalz und essigsaurem 
Zinn ätzbar. welch letzteres besonders zuin 
Buntätzen geeignet sein soll. 

Wollblau N extra, Säure -An- 
thracenbraun R, Naphtalinsäure- 
schwarz 4B, Katigengelbbraun GG 
und Phenylaminschwarz T und 4B sind 
neue Prodncte von den Farbenfabriken 
vorm. Friedr. Bayer & Co., Elberfeld, 
lieber ihre Anwendung, Eigenschaften u.s.w. 
möge folgendes erwähnt werden.: 

Wollblau N extra ist ein neuer 
einheitlicher Wollfarbstoff (vgl. Muster 
Nr. 3 u. 4 der heutigen Beilage); er be- 
sitzt eine klare und lebhafte Nüance, 
verbunden mit gutem Egalisirungsver- 
mögen und einer für diese Farbstoff- 
klasse ebenfalls guten Alkali- und Licht- 
echtheit, und eignet sieh besonders zur 
Erzielung von reinblauen Nüancen, sowie 
von .Modetönen auf Damonstoffen. in 
Combination mit Säuruviolett 4B extra 


hezw. 3B extra erhält man Marineblautöne, 
die auch bei künstlicher Beleuchtung ihre 
Nüance beibehalten. 

Da der Farbstoff im kochenden, neu- 
tralen Glaubersalzbade energisch auf die 
Wollfaser aufzieht, ist er für die Halb- 
wollfärberei nach dem Eiiibadverfahren 
vortheilhaft und dürfte hauptsächlich für 
lebhafte Nüancen auf dunklen Kunstwoll- 
stoffen in Frage kommen. Auf Seide er- 
hält man reinblaue Töne von guter Wasser- 
echtheit. Für directen Woll- und 
Vigoureuxdruck ist Wollblau N extra 
gut zu verwenden. Die Färbungen sind 
wohl mit Zinkstaub, nicht aber mit Zinn- 
salz ätzbar. 

Säure - Anthracenbraun R ist vor 
allem für die Kinbadfärbemethode bestimmt. 
Es wird mit Essigsäure unter Schwefel- 
säurenachsatz oder nur mit Schwefelsäure 
aufgefärbt, und ergiebt dann ein klares 
Braun von massiger Lichtechtheit; durch 
Nachbehandlung mit Chromkali geht 
es in Kastanienbraun über. Die Walk-, 
Alkali-, Carbonisations-, Säure-, Dekatur-, 
Lichtechtheit und das Egalisirungsvermögen 
sollen gut sein; die Reibechtheit ist etwa 
der von Anthracenbraun gleich 

Die Färbebäder werden zwar nicht 
völlig ausgezogen, aber die noch vor- 
handenen Spuren von Farbstoff wirken 
beim Chrnmiren in keiner Weise störend. 
Baumwolleffectfäden werden nicht ange- 
färbt. Neben den einbadigen Färbungen 
lässt sich Säure-Anthracenbraun R auch 
vortheilhaft auf chromgebeizter Waare ver- 
wenden; man erzielt dann sattere und 
tiefere Töne, die jedoch in Walk- und Licht- 
echtheit den nachchromirten nachstehen. 

Zum Schluss sei noch bemerkt, dass 
der Farbstoff für lose Wolle, Kammzug, 
Garne und Stückwaare, sowie im Baum- 
wolldruck zum Färben von chromge- 
klotzten und geätzten Baumwollstoffen ge- 
eignet ist. 

Naphtalinsäurescjiwarz 4 B zeigt, 
wie aus den der Karte beigefügten Mustern 
ersichtlich, eine lebhafte Schwarznüance, 
welche dem Blauholzton ähnlich ist; es 
lässt sich direct mit Schwefelsäure auf- 
färben. egalisirt gut und soll selbst bei 
festgeschlagener und stark gewalkter Waare 
ein bemerkenswerthes Durehfürbevermögen 
besitzen. Die Decatur-, Wasch- und Licht- 
echtheit entsprechen normalen Anforde- 
rungen, die Reibechtheit ist gut. Das 
Product eignet sich für wollene Garne 
(u. a. Teppichgarne), Stückwaare, Con- 
fectionsstoffe, Filze und im besonderen 
Maasse für Hüte. 


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*N 



Heft 18. 

!5. September 1899. 


Rundschau. 


295 


Katigen-Gelbbraun Gß. Der Farb- 
stoff löst eich leicht unter Zusatz einer 
gleichen Menge Sehwefelnatrium inkochend- 
heissem Wasser und wird dann mit 25 bis 
50% Kochsalz in kochendem Bade auf 
Baumwolle gefärbt. Er giebt gleichmitssige 
Färbungen in schönen Cateehunüancen. 
Besonders ist das Product nach dem Be- 
richt der Firma für sich oder in Combination 
mit Katigenschwarzbraun N für die mannig- 
faltigsten Verwendungsarten lebhaft zu 
empfehlen. 

Phenylaminschwarz T und 4B färbt 
man für 100 kg Waare unter Zusatz von 
10 kg kryst. Glaubersalz und 2 kg Essig- 
säure ; eingehen bei 50° C., allmählich zum 
Kochen bringen und */ 2 Stunde kochen: 
alsdann noch 1 kg Schwefelsäure nachgeben 
und eine weitere % Stunde färben. 

Im Anschluss hieran veröffentlichen die 
Elberfelder Farbenfabriken noch 2 Muster- 
karten über Basische Farbstoffe auf 
Baumwollgarn und Benzonitrolfarben 
auf loser Baumwolle. 

Basische Farbstoffe auf Baum- 
wollgarn: Zwecks Beizens bringt man 
das genetzte Garn in das Tanninbad, das 
je nach Tiefe der gewünschten Nüance auf 
100 kg Waare 3 bis 5 kg Tannin, gelöst 
in 2000 Liter Wasser, enthält. Die Tempe- 
ratur des Bades ist 50 bis 60° C. in 
diesem zieht man einige Male um und 
lässt das Garn mehrere Stunden liegen. 
Für dunkle Töne bedient man sich statt 
des Tannins einer Abkochung von Sumach, 
und zwar hat man statt 1 Theil Tannin 
etwa 10 Theile Sumach zu nehmen. 

Man windet das Garn gut und gleieh- 
mässig ab und bringt es in das Brech- 
weinsteinbad, das für 2000 Liter Wasser 
2 bis 3 kg Brechweinstein enthält. ln 
diesem Bade wird das Garn '/ 2 Stunde 
ohne Erwärmen umgezogen, dann gut ge- 
spült und gefärbt. 

Färben: Gelöst werden die Farbstoffe 
folgendermassen : Man rührt mit etwas 

Essigsäure an, giebt soviel kaltes Wasser 
zu, dass der Farbstoff gut vertheilt ist und 
setzt nun unter Umrühren genügend heisses 
Wasser nach, dass eine vollkommen klare 
Lösung entsteht. Diese Lösung giebt, man 
zum Färbebad. Alsdann geht man mit der 
vorgebeizten Baumwolle in das lauwarme 
Färbebad ein, zieht gut um und erwärmt 
nur langsam (bis 50 bis 60° C.), In den 
meisten Fällen empfiehlt es sich, die Farb- 
stofflösung in kleinen Portionen dem Bade 
zuzugeben und dasselbe von Anfang an 
schwach sauer zu halten (durch 1 bis 2% 
Essigsäure oder ebensoviel Alaun). 


Benzonitrolfarben auf loser Baum- 
wolle. Grundiren: Eine Stunde auf 

kochender Flotte mit dem betr. Benzonitrol- 
farbstoff anfärben unter Zusatz von 10 bis 
20% kryst. Glaubersalz oder 10 bis 15% 
Kochsalz und 1 bis 2% calc. Soda, je nach 
der Tiefe der Nüance. Flottenverhältniss 
1 : 20. Die Operation des Kuppeins kann 
entweder mit Hülfe von Benzonitrolent- 
wickler in Teig oder von Paranitranilin 
vorgenommen werden: Mit Benzonitrol- 
entwickler in Teig: Für 100 kg Waare, 
die z. B. mit 2% Farbstoff grundirt ist. 
benöthigt man 3 kg Benzonitrolentwickler 
in Teig. Diese werden mit möglichst 
wenig kaltem Wasser (etwa */ 2 bis % Literl 
zu einer gleichförmigen Masse angeteigt 
und durch weiteren Wasserzusatz auf 
30 Liter angefüllt, gut durcheinander ge- 
arbeitet und unter Umrühren in das Kupp- 
lungsbad gegeben, welches mit der nöthigen 
Menge kalten Wassers und 1900 ccm roher 
Salzsäure 21 * Be. bestellt ist. Man lässt 
nun das Bad in diesem Zustande unter 
zeitweiligem Umrühren etwa % Stunde 
stehen und giebt vor dem Eingehen 400 g 
essigs. Natron und 620 g calc. Soda gelöst 
zu und rührt sofort gut um. Man geht 
nun mit der grundirten Waare ein und 
zieht in dem kalten Kupplungsbade '/»Stunde 
um, worauf man gut spült. 

Paranitranilin - Kupplung: Man 

rechnet auf helle bis mittlere Nüancen 
(bis 2% Farbstoff) % % Paranitranilin, für 
dunkle auf 100 kg Waare 1000 g Parani- 
tranilin. Diese werden mit 5 Liter Wasser 
gjeichmässig angeteigt, dann setzt man 
2,5 Liter Salzsäure 21“ Be. unter gutem 
Umrühren zu. Durch Zusatz von conc. 
Salzsäure geht das Paranitranilin an- 
fänglich in Lösung, scheidet sich aber bald 
wieder als Krystallbrei aus. Nach ungefähr 
% Stunde fügt inan 30 Liter kaltes Wasser 
hinzu und giesst eine Lösung von 650 g 
Nitrit in 3 Liter Wasser ein, während gut 
umgerührt wird. Nach '/ 2 stündigem Stehen 
ist der Process beendet und die Flüssig- 
keit klar bis auf geringe Mengen obenauf 
schwimmender Verunreinigungen, welche 
man entfernt, indem man die Diazolösung 
durch ein über ein Sieb gelegtes Baum- 
wolltuch in das Kupplungsbad giesst. Kurz, 
ehe inan in letzteres eingeht, wird das 
Bad mit 600 g calc. Soda und 550 kg 
essigs. Natron beschickt. Hierauf '/ 2 Stunde 
arbeiten, gut spülen event. noch seifen. 

Die Firma Leopold Cassella & Co., 
Frankfurt a. M. bringt unter der Be- 
zeichnung Brillant-Walkgrün B einen 
neuen Farbstoff in den Handel (vgl. Muster 



296 


Rundschau. 


( P*rt>nr*Z*UODR. 
Jahrgang iwm». 


Nr. 7 der heutigen Beilage). Er ist mit 
ErFolg namentlich zum Nüanciren und 
Schönen von Aliznrin- und Anthracen- 
färbungen, sowie zur Herstellung der mo- 
dernen grünen und blaugrünen Effekte in 
Walkwaaren anzuwenden. Das Gleiche 
gilt Für die Karamzugfiirberei und Für den 
Kammzugdruck, wobei nach Angabe der 
Firma die gute Wasserechtheit der Fär- 
bungen gut zu statten kommt. Brillant- 
Walkgrün ß kann direkt in saurem Bade 
aut chromgebeizter Wolle, sowie auch mit 
Chromnachbehandlung geFärbt werden. 

Für den Wolldruck kann Folgende 
Vorschrift dienen : HO g Farbstoff in 400 ccm 
Wasser lösen, einrühren in 450 g Traganth- 
verdickung (100: 1000). 20 g Oxalsäure ge- 
löst in 100 ccm Wasser. 

Dieselbe Firma theiit in einer Broschüre 
mit, dass Immedialblau C sich mit der 
bekannten Chloratfitze weiss atzen 
lasst. Das Farben der Stoffe erFolgt aur 
einer gewöhnlichen Klotzmaschine (Foulard) 
bei etwa 90° C. mit 2 bis 4 Passagen. 
Das Bad wird besetzt mit 15 bis 25 g 
lmmedialblau C, 5 bis 6 g Schwereinatrium, 
20 g Kochsalz und 5 g Natronlauge 
40" Be. Nach dem Färben werden die 
Stücke in noch Feuchtem Zustande l /„ Stunde 
ohne Feberdruck gedämpft, und zwar soll 
es sich empFehlen, bei grösseren Partieen 
das DämpFen unter Luftzutritt vorxunehmen, 
wahrend das der Versuchsstücke auF 
dem gewöhnlichen DämpFer vorgenommen 
werden kann. 

Nach dem DämpFen können die Stücke 
je nach Bedarf mit Neumethylenblau auF 
kaltem mit Essigsäure oder schweFelsaurer 
Thonerde versetztem Bade übersetzt werden; 
der Farbstoff wird in mehreren Portionen 
zugesetzt. Man erwärmt, sobald der Farb- 
stoff ausgezogen, bis zum Kochen, be- 
handelt ’/ 4 Stunde und spült wie üblich. 

Das Aetzen geschieht ganz wie bei 
Indigo mittels Chloratätze. Die geFärbten 
Stücke werden mit DampFweisa I bezw. 
entsprechenden Coupürcn bedruckt, dann 
1 bis 2 mal durch den Mather-Platt passirt 
und auF der Breitwaschmaschine, deren 
erster und event. auch zweiter Behälter 
mit heisser Natronlaugelösung (10 g Natron- 
lauge pro Liter) besetzt ist, gewaschen oder 
auch geseilt. 

DampFweiss I; 

6000 g Giunmiverdickung 1 : 1,» kochen; 
3000 - chlorsaures Natron | lauwarm, 
2175 - WeinBäure, nach dem Erkalten 
1275 - Ferrocyan .Natrium, in 
2550 - Wasser gelöst, zusetzen. 

. 15 kg. 


An Stelle von Ferrocyan-Natrium kann 
auch Ferrocyan - Ammonium Anwendung 
finden. 

Bunte AetzeFfecte lassen sich her- 
steilen, indem der Chloratätze Albumin- 
Farben oder geeignete DiaminFarben (wie 
Diamineehtgelb A, B, Diaminorange DC, 
Diamincatechin B, G und Diaminrosa BD, 
GD) zugesetzt werden. 

The Clavton A niline Co. Ltd. bringt 
einen neuen kürzlich entdeckten schwarzen 
Baum wo! I Farbsto ff C 1 a y t o n - E c h t s c h w a r z 
D auF den Markt, der bereits in der vorigen 
Beilage No. 18 durch Muster No. 7 und 8 
illustrirt worden ist. Besonders gut an- 
wendbar ist er beim Färben von Baumwolle 
entweder lose, in StrangForm, Kette oder 
Cops. Nach dem Färben kann die 
Baumwolle stark gewalkt und gesäuert 
werden, ohne dass die Farbe sich ver- 
ändert oder in weisse Baumwolle oder 
Wolle blutet. Gegen basische Farbstoffe 
verhält sich Clayton-Echtschwarz 1) wie 
eine Beize; so können z. B. Methylenblau 
und Indazin benutzt werden, um das 
Schwarz zu nüanciren. Beim Färben, 
welches während I Stunde bei 90 bis 
100° C. geschieht, ist Sorge zu tragen, 
dass die Baumwolle immer ganz von 
der Flotte bedeckt ist; letztere musB 
stets aus der geFärbten Baumwolle beim 
Verlassen des Bades ausgequetscht und die 
Baumwolle sogleich abgespült werden. Die 
Echtheit und Nüance lässt sich durch eine 
Nachbehandlung mit einer warmen 
Lösung von Biehromat oder KupFersulFat 
oder einer Mischung von diesen beiden 
verbessern. t>. 

Drucken ohne Drucktuch-Unterlage oder Mit- 
läufer. 

Jedem Druckereibeflissenen ist es be- 
kannt, dass die nicht unbedeutenden Aus- 
gaben einer Druckerei Für die wollenen 
oder aus Kautschuk hergestellten Druck- 
tücher und Für die schweren, als Unterlage 
benützten Baumwollgewebe, die zwischen 
der Waaro und dem Drucktuch durch die 
Rouleauxmaschine gehen, als unrruchtbare 
und drückende Steuern von den Fabrikanten 
angesehen werden. Also lohnt es sich 
wohl, auF Mittel und Wege zu sinnen, um 
den Druckereibetrieb von der Last dieser 
Steuer zu beFreien. J. A. Sackville und 
J. H. Smallon machen im Journ. oF Dycr 
& Colourists 1898, S. 25, einen diesbezüg- 
lichen Vorschlag, den wir uns etwas näher 
ansehen wollen. Sie überziehen die Press- 
walze des Rouleau mit mehreren Lagen 
Kautschuktuch. Dieses Kautschuktuch bildet 
dann die directe und einzige Unterlage für 



Verschiedene Mittheilungen. 


Heft 18 . 

15. September 1W9. 

die «wischen der Presswalze und den 
Druckwalzen von hinten nach vorne 
durchgehende Druekwaare. Die Farbe, die 
durch die Maschen des Gewebes gedrückt 
wird und der Ueberschuss von Farbe, der 
an den beiden Leisten der Druekwaare 
sich sammelt, beschmutzt also nicht wie 
sonst das mit der Waare lautende Druck- 
tuch und das Unterlagengewebe, sundern 
die Kautschukbombage des Presscylinders. 
Um sie zu reinigen, ist ein Spritzrohr über 
dem Presscylinder angebracht, das sein 
Wasser auf den oberen, hinteren Theil 
der Kautschukbombage ergiesst, so dass 
das Spritzwasser die Richtung nach unten 
und hinten gegen den Waareneingang 
nimmt. Es weicht die Farbe auf dem 
Kautschuktuch auf, die nunmehr als dünner 
Brei mit der Drehung des Presscylinders 
dem Waareneingang ein kleines Stück 
näher kommt, während sie unterhalb des 
Kohrs von einer horizontal hin- und her- 
gehenden Rundbürste auf dem Kautschuk- 
tuch verarbeitet wird. Noch etwas weiter 
unten ist eine Rakel oder eigentlich C’ontre- 
rakel an die Peripherie des Presscylinders 
angelegt und hält den Brei von der Weiter- 
bewegung gegen unten (gegen die Druck- 
walzen) zurück. Wieder etwas niedriger 
gestellt ist eine kleinere Kautschukwalze; 
sie drückt fest auf den Presscylinder und 
reibt die feuchte Kautschukbombage ab, 
bevor sie mit der Druckwalze wieder zu- 
sammentrifft. Der Brei, der sich auf der 
Rakel sammelt, läuft rechts und links vom 
Presscylinder in je eine schief gestellte 
Kinne und von hier in zwei untergestellte 
Geschirre ab. Gegen die Einrichtung 
spricht die gefährliche Nachbarschaft des 
Wassers und der Druekwaare und die 
Schw ierigkeit. Unreinlichkeiten beim Drucken 
zu vermeiden. Ferner ist es ausgeschlossen, 
dass die als Wischer benutzte Kautschuk- 
walze die Kautschukbombage vollkommen 
trocken reibt, also undenkbar, dass sie für 
eine trockene Unterlage der Druekwaare 
sorgt. Drittens nimmt diese Kautschukwalze 
an dem Presscylinder genau so viel Platz 
wie eine Druckwalze ein, so dass man, wenn 
man diese Einrichtung z. B. an einer füuf- 
farhigen Druckmaschine an bringt, nur noch 
4rarbig mit ihr drucken kann. Bei 1 oder 
2 oder 3 farbigen Maschinen ist die Ein- 
richtung überhaupt nicht unlerzubringen, 
weil der Umfang des Presscylinders zu 
klein ist, um für Wasserrohr, Kundbürste, 
Rakel und Kautschukwalze der Reihe nach 
den nüthigen Kaum zu lassen, für den in 
Wirklichkeit kaum ein Viertel der Peripherie 
des Presscylinders zur Verfügung steht, ij. 


297 


J. Robb und J. Crime in Lanark, Wetsae 
und farbige Reserve unter einem nachträglich 
auf Baumwolle entwickelten Azofarbstoff. 

(Nachtrag zum englischen i'atent 256.1 
Es werden 2 kg Wein- oder Citronen- 
säure, 2 kg Britishgum und ‘/a kg Leim 
mit so viel Wasser aufgelöst, dass die 
Druckfarbe samnit einem Zusatz von */» kg 
Paraffin 5 Liter ausmacht. Sie wird heiss 
auf das gebleichte Baumwollgewebe auf- 
gedruckt und getrocknet, worauf letzteres 
zu dem bekannten Zweck mit alkalischer 
Naphtoliösuug geklotzt wird, um mit Hülfe 
eines diazotirten, aromatischen Amids eine 
Azofarbe auf der Faser zu entwickeln. An 
den mit der Reserve vorgedruckten Stellen 
kommt diese Entwicklung nicht zu Stande, 
so dass ein weisses Muster in farbigem 
Boden entsteht. Eine farbige Reserve er- 
hält man, wenn obigem Recept Bleinitrat, 
Berlinerblau oder eine Mischung von beiden 
zugesetzt werden. Berlinerblau für sieh 
allein zugefügt, giebt ein blaues Muster 
im Azofarbengrund. Bleinitrat dient für 
Gelb, verlangt aber nach dem Entwickeln 
der Azofarbe eine Passage durch Chrom- 
kali. Grün liefert die Mischung von Blei- 
nitrat und Berlinerblau in der Druckfarbe 
nebst einer Chromatpassage. Die Patent- 
beschreibung legt besonderen Werth auf 
das Paraffin, als einen Zusatz, der die 
chemische Wirkung der Säure auf mecha- 
nischem Wege wesentlich unterstützt. 

Dr. Springer, Gutachten in einem Patent- 
process der Firma J. P. Bemberg gegen die 
Actiengesellschaft für Textilindustrie vormals 
Dollfue, Mieg & Cie., Mülhausen i. E. 

tDckkm Ma 8. SSO J 

Aber auch die Mittel, durch welche 
diese beiden Ziele erreicht werden sollen, 
sind in tieiden Anmeldungen vom Sep- 
tember 1895 und Februar 1898 nicht die 
gleichen. In der, enteren ist nur von der 
Ausreekung auf die ursprünglichen Dimen- 
sionen die Rede, um deren Innehaltung 
es sich auch in dom Hauptpatent 85504 
handelte. (Patentschrift S. 1 , Sp. 2, Zeile 1 
bis 7, S. 2, Sp. 1, Zeile 12, 13.) In der 
Anmeldung vom Februar 1898 wird als 
Hauptcharacteristicum eine erheblicli 
stärkere Streck kraft eingefügt, welche 
so gross sein soll, dass auch langfaserige 
und stark versponnene Baumwolle auf die 
ursprüngliche Länge und darüber hinaus 
gestreckt werden kann. Die ganz neue 
seitenlange Beschreibung vom Februar 1898 
geht darauf hinaus, die Wirkung der er- 
heblich stärkeren Streckkraft durch aus- 
führliche Angaben über die Natur der 
Baumwolle und ihrer Faserschichten zu 



298 


Rundschau. 


f Parher-fcltuftg. 
[ Jahrgang 1899 


erläutern und die Entstehung des Seiden- 
glanzes durch Erhöhung der Streckkraft 
gegen früher zu erklären. Beide An- 
meldungen sind daher keineswegs identisch 
und nur redactionell verschieden, vielmehr 
suchen sie den Schutz auf 2 ganz ver- 
schiedene Erfindungen nach: 

1. die ältere: auf l'nschild lieh machen 
des Einlaufens der Fasern durch eine 
Modiflcation des Patentes 85 564. (Ver- 
schiedene Behandlung der Baumwolle 
in beiden Stadien des Verfahrens als 
Characteristicum .) 

2. die jüngere: auf Erzeugung des 
Seidenglanzes durch Anwendung erheb- 
lich stärkerer Streckkraft als früher 
üblich. (Die Verschiedenheit der Be- 
handlung der Baumwolle in beiden 
Stadien verschwindet alsCharacteristicum.) 

Es ist in der Thal schwer zu begreifen, 
dass das Patentamt entgegen der gesetz- 
lichen Bestimmung im § 20 Abs. 3 P.-G. 
diese Abänderung der Anmeldung in dem 
gleichen Verfahren nach dem Beschluss 
über die Bekanntmachung überhaupt zu- 
gelassen hat- (Vergl. Khenius, Zeitschrift 
für gew r erbl. Rechtsschutz 1893, S. 217.) 
Dies berührt jedoch die gegenwärtig zu 
entscheidende Frage nicht, da hier nicht 
zu untersuchen ist, ob das Patent mit Recht 
ertheilt wurde, sondern zu welchem Zeit- 
punkte diejenige Erfindung bei dem Patent- 
amte zur Anmeldung gelangte, welche jetzt 
durch das Patent 97 664 geschützt ist. 
Das Patent 97 664 schützt aber nicht das- 
jenige, was iin September 181*5 angemeldet 
wurde, vielmehr dasjenige, was den Inhalt 
der Neuanmeldung vom Februar 1898 
bildet, es stimmt wortgetreu mit dieser 
überein. Der Zeitpunkt der Anmeldung 
der durch Patent 97 604 geschützten Er- 
findung fällt daher erst in den Februar 
1898. Wenn somit von demjenigen Ver- 
fahren, welches Sie im September 1897 
in Benutzung genommen haben, in der 
Thnt der Nachweis geführt werden sollte, 
dass es technologisch mit demjenigen 
eollidirt, welches jetzt den Gegenstand 
des Patentes 97 664 bildet, so würde der 
Thatbestand des tj 5 des P.-G. zu Ihren 
Gunsten vorliegen, und die Wirkung des 
Patentes 97 664 gegen Sie nicht eintreten, 
weil Sie bereits vor der Anmeldung vom 
Februar 1898 dasselbe in Benutzung ge- 
nommen hatten. Ihr Verfahren ist nup 
dasjenige des Kleinewefers’schen Patentes 
No. 102 672 , welches am 25. October 1896 
beim Patentamt angemeldet worden ist. 
Aus denselben Gründern, welche soeben 
hinsichtlich des Vorbenutzungsrechts er- 


örtert worden sind, ergiebt sich, dass das 
Kleinewefers 'sehe Patent früher angemeldet 
ist, als das Patent No. 97 664, nämlich 
etwa 1 Jahr und 4 Monate vor der An- 
meldung vom Februar 1898. Hieraus 
folgt, dass der Inhaber des Patentes 97 664, 
unter der Annahme einer Collision, der 
Benutzung des Patentes Kleinewefers 
No. 102 672, als des früher angemeldeten, 
nicht widersprechen kann, da er der spätere 
Anmelder ist. (Cfr. § 4, § 3, Satz 1 P.-G.) 

3. Hiernach liegen die processualen 
Voraussetzungen zur technischen Prüfung, 
ob Ihre Arbeit nach Kleinewefers eine 
Benutzung des später angemeldeten Patentes 
97 664 enthält, überhaupt nicht vor. Diese 
Untersuchung würde im Wesentlichen tech- 
nischer Natur sein, aber doch die Beachtung 
wichtiger rechtlicher Momente erfordern. 
In dem Patent Kleinewefers ist von der 
Erzeugung des Seidenglanzes keine Rede. 
Die Gegenpartei setzt aber offenbar mit 
Recht voraus, dass das Mercerisiren nach 
Kleinewefers die nothwendige Folge hat, 
der Baumwolle den Seidenglanz zu ver- 
leihen. Daraus folgt aber noch nicht, dass 
auch das wesentliche Mittel des Patentes 
97 664 angewandt sein muss, um diesen 
Seidenglanz zu erzeugen, nämlich die er- 
heblich stärkere Streekkraft gegen früher. 
Dies erscheint sogar sehr unwahrscheinlich, 
denn nach dem Patent Kleinewefers werden 
die Baumwollstränge in losem Zustande 
über die Trommel einer Centrifugo gelegt. 
Die anzuwendende I.auge wird unter Be- 
wegung der Centrifuge vermittelst der 
Centrifugalkraft durch die Baumwolle ge- 
trieben und die Baumwolle dann trocken 
geschleudert, welchem Process ein Nach- 
spülen der Stränge in loBem Zustande mit 
Wasser folgen kann. (Vergl. Patentschrift. 
102 672.) Eine mechanische Spannung des 
Fadens soll nach der Patentschrift vermieden 
werden, um ein Zerreissen des Fadens aus- 
zuBchliessen. Man kann nicht, wie es in 
der Klageschrift versucht wird, diesen 
Nachw'eis dadurch unentbehrlich machen, 
dass man die Präsumtion des § 35 Abs. 2 
heranzieht, wonach bei einem putentirten 
Verfahren zur Herstellung eines neuen 
Stoffes bis zum Beweis des Gegentheils 
jeder Stoff von gleicher Beschaffenheit als 
nach dem patentirten Verfahren hergestellt 
gilt. Denn einmal ist hier das Verfahren, 
nach welchem Sie arbeiten, genau ange- 
geben, der Beweis, wie und dass anders 
gearbeitet wird, als nach dem Patent 97 664, 
somit erbracht. Sodann aber handelt es 
sich in dem Patente 97 664 nicht um eine 
Erfindung, welche das Verfahren zur Her- 



Heft 1A. 

15. September 18W. 


Verschiedene Mitthcilungef). 


299 


Stellung eines neuen Stoffes zum Gegen- 
stand hat, sondern um ein Verfahren zur 
Bearbeitung eines bekannten Stoffes, 
welches sich selbst nur als eine Ab- 
änderung anderer bekannter ähnlicher 
Verfahren im Patentanspruch bezeichnet. 
Die Vermuthung des § 35 Abs. 2 hat daher 
hier keinen Kaum. Es müsste daher aus 
dem Verfahren heraus von der Gegenpartei 
der Nachweis geführt werden, dass und in 
welchen Punkten technologisch das Ver- 
fahren nach Patent 102 672 überhaupt mit 
dem Verfahren des Zusatzpatents 97 664 
übereinstimmt. In der mir vorgelegten 
Klageschrift habe ich einen Versuch dazu 
nicht gefunden. 

Wie aber auch diese technische 
Untersuchung ausfallen möge, so ist 
meines Dafürhaltens aus den weiter oben 
erörterten rechtlichen Erw'ägungen die 
erhobene Klage unbegründet. 


Verschiedene Mittheilungeii. 

Handelsbericht über Albumin, Casein und 
Gummi. 

Blutalbumin. Wie bei Eialbumin, so 
ist auch bei Blutalbumin die Nachfrage 
in den Druckereien bei der beginnenden 
Saison eine sehr lebhufte, und es werden 
infolgedessen auch viele Abschlüsse ge- 
thätigt 

Das in meinen früheren Berichten er- 
wähnte Patent zur Herstellung von Vieh- 
futterstolTen, wofür Blut zur Verwendung 
kommt, wurde von verschiedenen be- 
deutenden Blutalbumin-Pabrikanten durch 
Licenz erworben und wird von denselben 
heute au Stelle von Albumin das Vieh- 
Nährmittel fabricirt; es geht daher das 
Blut von verschiedenen grossen Schlacht- 
häusern für die Albumin-Fabrikation ver- 
loren. 

Die Ansichten, ob höhere Preise zu 
erwarten sind, sind getheilte, doch werden 
die Preise, aus den angeführten Gründen 
zu schüessen, wahrscheinlich wohl nach 
oben gehen. 

Eialbumin. Die Nachfrage nach 
Albuminen hat sich in letzter Zeit sehr ge- 
steigert, zumal die Cattun- und Blaudrucke- 
reien Jetzt wieder starker zu arbeiten be- 
ginnen und ausser dem augenblicklichen 
Consum den Bedarf für die ganze Saison 
theilweisu mit decken. Desgleichen die 


grossen Zuckerwaarenfnbriken, welche ihren 
Weihnachtsbedarf mit eindecken. Durch 
die geringen Zufuhren chinesischer Pro- 
venienzen, wie in meinem Bericht vom 
1. August 1899 (Heft 15) erwähnt, werden 
für die verschiedenen anderen Sorten von 
Eialbumin gute Preise erzielt. Hier und 
da tauchen allerdings noch billige Partieen 
auf, die der alten Campagne entstammen, 
und nur scheinbar die neuen Preise be- 
einflussen. Die alte Waare ist gelbst bei 
billigerem Preise, gegenüber der Waare 
neuer Campagne, in Anbetracht der 
schlechten Löslichkeit und grossen Rück- 
stände, zu theuer. 

Die zu erwartenden Productionen für 
die Campagne 1899/1900 sind denen der 
Vorjahre gegenüber bedeutend geringer, 
zumal, wie schon früher mitgetheilt, ver- 
schiedene Fabriken der wenigen Renta- 
bilität wegen die Fabrikation eingestellt 
haben. Aus den verschiedenen Branchen, 
Druckereien, Zuckerwaarenfabriken und 
pharmac. Fabriken werden durch Abrur 
und Contructe die Bestände und Zufuhren 
reducirt und hierdurch die Preise gehoben, 
sodasg viele Verkäufer auf Lieferung bis 
zu Beginn der neuen Campagne etwa Mai 
1900 nicht mehr eingehen wollen und 
höhere Preisbewilligungen für später an- 
nehmen. 

Casein. Die Marktlage seit dem 
jüngsten Berichte ist eine unveränderte 
geblieben und gesellen sich zu den ge- 
ringen 8. Zt. besprochenen amerikanischen 
leider andere europäische Produete. Die 
hohen Frachten, gegenüber den geringen 
Sorten und zu erzielenden Preisen, lassen 
annehmen, dass diese neuen Marken wieder 
vom Markte verschwinden, wie auch jetzt 
die amerik. Sorten wenig genannt werden. 
Die. guten, inländischen Marken, wie in 
meinem Bericht vom 15. März 1899 be- 
sprochen, erhalten stets bei Einkäufen den 
Vorzug. Die Preise dürften weiter ihren 
niedrigen Stand behalten, sofern nicht der 
Consum in der pharmac. Branche, wie 
bisher, noch mehr zunehmen wird. 

Gummi kryst. (Naturgummi.) Viel- 
fach wurde aus der Praxis der Wunsch 
nach einem in der Ausgiebigkeit stets 
gleichen Gummi laut, schon um die jedes- 
malige neue Wahl beim Einkauf zu be- 
seitigen, und ferner, um für die Druck- 
vorsebriften einen festen Anhalt zu haben. 
Diesen Ansprüchen entspricht das kürzlich 
in den Handel gekommene Gummi kryst. 
vollkommen und ist dasselbe dem Platten- 
gummi, sowie anderen ähnlichen Produclen 
gegenüber als grosser Fortschritt zu be- 


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300 


Patent-Liate. — Briefkasten. 


zeichnen. Das sogenannte Gummi cryst. 
ist ein garantirt reines N'aturgummi ohne 
jede Beimischung und zeichnet sich neben 
seiner guten Löslichkeit, in kaltem Wasser, 
durch seine hervorragende Reinheit, ausser- 
ordentliche Billigkeit und Ergiebigkeit aus 

1 Theil Gummi geben zu 3 Theilen, ja 
sogar zu 4 Theilen Wasser eine Lösung 
bezw. Verdickung, die jeden Ansprüchen 
in der Druckerei genügt. Durch die ver- 
minderte Gummi - Proportion bleibt die 
Lösung sehr klar. Diese Gummisorte, die 
stets gleiehmilssig in Ergiebigkeit ge- 
wonnen wird, kann an Stelle eines jeden 
zur Verwendung kommenden Gummis in 
der Druckerei und Appretur verwendet 
werden. Die meisten Producte müssen in 
der Proportion von 1 Theil Gummi auf 

2 Theile Wasser verwendet werden und 

kostet das Liter Verdickung z. B. bei 
einem Gummi von 90 Mk. pro 100 kg 
.= 30 I’fg., hingegen von Gummi kryBt., 
dem Preise entsprechend, höchstens 22 bis 
23 Pfg. pro Liter. Das Gummi hat sich 
seiner Billigkeit, grossen Reinheit und 
Annehmlichkeiten wegen schnell für den 
Grossverbrauch in den Druckereien ein- 
geführt. Fr 4 Drim*. 


Patent • Liste. 

Aufgestellt von der Redaction der 
.FArber-Zcltung“ . 

Patent« Anmeldungen. 

Kl. 8. F. 11 429. Verfahren zum Farben von 
Fellen mit Blaultolz. — 8. Flatow, Königs- 
berg i. P. 

Kl. 8. K. 17 805. Vorrichtung für Cylinder- 
walken mit Gewichtsbelastung zur Höhen- 
oinstellung des übercylindors. — M. Kemme- 
rich, Aachen. 

Kl. 8. K. 17 841. Ausrückvorrichtung für 
Walzenwalken. — M, Kemmerich Aachen. 

Kl. 8. T. 5091 Mercerisiren vegetabilischer 
Fasern in gespanntem Zustande bei einer 
Temperatur unter 0°. Zusatz z. Pat. 86 564. 
— J. P. Hemberg, Baum woll- Indus trie- 
A.-G., Oehde b. Barmen- Rittershausen. 

Kl. 8. G. 18 263 Vorrichtung zum Paraffiniren 
von Garnen — G. Gerat, Metzingen. 

Kl. 8. B 24 075. Maschine zum Reinigen und 
Wiederauffrischen von Teppichen, Decken 
und andereu Webstoffen mit flüssigen 
Reinigungsmitteln. — W. Bowle und 
J Bowie, Glasgow. 

Kl. 8. M. 15 976. Vorrichtung zum Behandeln 
von Cops mit Flotten u s. w. — A. Marr, 
Manchester. 


fFirber-ZeltuSg. 
I Jahrgang 1*W. 


Kl. 8. U 1385. Uebergussapparat für Färberei 
und ähnliche Zwecke; Zus. z. Pat. 104397. 
A. Urban, Sagan. 

Kl. 8. V. 3398. Antriebvorrichtung für die 
Garnwalzen von Garnatrfthnf&rbemaschinen. 
— P. Villette, Lille. 

Kl. 8. Sch. 13 866. Maschine zum Imprägniren, 
Farben oder Mercerisiren vou Strahngarn. 
— Th. B. 8chiefner und Getaner, Mutter 
& Co, Bludenz, Vorarlberg, Oesterr. 

Kl 22. A. 6455 Verfahren zur Darstellung 
eines braunen, direetfarbenden Farbstoffs 
für Baumwolle. — Actiengesellschaft 
für Anilinfabrikation, Berlin. 

Kl. 22. A. 6478. Verfahren zur Darstellung 
eines braunen direetfarbenden Farbstoffs 
für Baumwolle; Zus. z. Aum A. 6455. — 
Actiengesellschaft für A nilin- Fabri- 
kation, Berlin 

Kl. 22. B. 24348. Verfahren zur Darstellung 
von orangefarbenen substantiven Disazofarb- 
stoffen mittels Nitro-m-pheiiylendiami» oder 
Xitro-ra-toloylendiamin ; Zus. z. Aura. B. 23190. 
— Badische Anilin- und Sodafabrik, 
Ludwigshafen a. Rh. 


Briefkasten. 

/a un »atgel Ulchem — rein sachlichen! — Meinnngaaaatauncb 
(innerer Abonnenten Jede ausführliche und besondere 
werthroile AuskanfUerthellnng wird bereitwilligst bonorlrt 

(Asoajwe Zeseedaagea bleiben aaberftcksirktlgt.) 

Fragen. 

Frage 47: Welchem Umstande ist es zu 
zuschreiben, dass beim Farben neben einander 
hangende Cheviot-Kammgarne (32/H) licht und 
dunkel ausfallen? 

30 kg wurden nach dem Waschen mit Soda 
und nach gutem Spülen zuerst in einem Bottich 
mit directer Dampfheizung (otwa 1200 Liter 
Wasser enthaltend) mit 1,5 kg Chromkali und 
1,25 kg Weinstein kryst. wahrend 2 Stunden 
schwach kochend gebeizt und hierauf gespült. 

Am dritten Tage wurde die Hälfte iu einem 
kleineren Bottich mit etwa 600 Liter Wasser 
auf Bronce und Oliv mit Gelbholz, Blauholz, 
Anthracenbraun W unter Zusatz von Essig- 
säure gefärbt. Vor dem Haspeln erfolgte 
Dampfen des Garns etwa 3 / 4 Stunden lang. 
Die Egalität der Färbungen ist ziemlich gut. 

8. u. 

Berichtigungen. 

In Hoft 17, Seite 277, Spalte 2 muss es 
heissen: 

Absatz 4: „Bei Garn und Copsen, bei denen 
die Blauen tw ie klung durch Dampfen 
erzeugt werden soll, ist das Farbebad 

u s. w. . . .* 

Absatzö: «Bei Immediaibiaufarbungen, 
die einen Aufsatz von Küpenblau er- 
halte u sollen, kann für dunklo u. a. w. . . .“ 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Quellenangabe gestattet. 
Verlag tob Julius Springer In Berlin N. - Druck tob Emil Dreyer In Berlin SW. 


’fc. 


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Färber-Zeitung. 

1809. Heft 19. 


Das Chromlren der Wolle. 1 ) 

Von 

Dr, Richard Loewenthal. 

Eine der wichtigsten und am heutigsten 
in der Kehtfärberei der Wolle ausgeführten 
und daher dem Wollfärber am besten be- 
kannten Arbeiten ist das Beizen der Wolle 
mit Chromverbindungen. Im Laufe des 
letzten halben Jahrhunderts und besonders 
seit der Einführung der Alizarinfarben hat 
sich das Beizen mit Chrom immer mehr 
eingebürgert und die übrigen Metailbeizen 
fast ganz aus der Wollfilrborei verdrängt. 
Auch sind für die Ausführung des Beizens 
feste befriedigende Regeln gewonnen, so- 
dass sich vom rein practischen Standpunkte 
nicht allzu viel Neues hierüber sagen lässt. 
Jedoch ist das Chromiren der Wolle, wie 
es gemeiniglich ausgeführt wird, durchaus 
kein ganz einfacher Vorgang, und es dürfte 
daher wohl lohnen, ihn einmal im Zusammen- 
hang zu betrachten. 

Die wichtigsten Chrombeizen des Woll- 
färbers sind das sogenannte Chromkali und 
Chromnatron, vom Chemiker Kalium- bezw. 
Natriumbichromat oder doppeltchromsaures 
Kali bezw. Natron genannt. Beide ver- 
halten sich als Beizmittel gleich und ein 
gutes, krystallisirtes Chromnatron und das 
technische Chromkali sind auch fast genau 
gleich stark. Chromnatron ist erheblich 
billiger und (was allerdings für den Wolien- 
filrber meist ohne Bedeutung! viel leichter 
löslich als Chromkali, hat aber diesem 
gegenüber den Nachtheil, dass es an der 
Luft, z. B. beim Lagern in offenen Fässern, 
Wasser anzieht und zerfliesst und dass es 
sich schwieriger rein darstellen lässt und 
daher in sehr wechselnder Güte in den 
Handel kommt. Beide enthalten als allein 
für das Beizen in Betracht kommenden 
Stoff die Chromsfture, welche im wasser- 
freien Zustande, als Chromtrioxyd, purpur- 
rothe, sehr leicht lösliche KryBtallnadeln 
bildet. 

Beim Ansäuern der Lösungen von 
Chromkali und Chromnntron mit Schwefel- 
säure wird Chromsäure frei. In neuerer 
Zeit ist auch freie Chromsäure an Stelle 
ihrer Salze zum Beizen empfohlen und 

*| Vortrag, gehalten im Fttrliervercin zu 
Cottbus. 

Pj- x. 


soll in den Vereinigten Staaten vielfach 
nach einem besonderen, später zu be- 
sprechenden Verfahren gebraucht werden. 

Wenn nun auch die ChrontBäure in 
Form ihrer Salze das am meisten gebrauchte 
Chrombeizmittel des Wollfärbers ist, so ist 
sie doch als solche keine eigentliche Beize, 
sondern muss erst in das sauerstoffärmere 
Chromoxyd übergeführt werden, um als 
Beize wirken zu können Diese Umwand- 
lung derChromsäure in das niedrigere Chrom- 
oxyd vollzieht sich entweder während des 
Beizens oder zwischen dem Beizen und 
Färben oder endlich beim Färben selbst, 
und ist in den beiden ersten Fällen durch 
den Umschlag der rothgelben Farbe der 
Beize in grün zu erkennen. Im Reagens- 
glase ist diese Umwandlung leicht durch 
Zusatz von ein wenig Bisutfit zu einer an- 
gesäuerten Lösung von Chromkali nachzu- 
ahmen. 

Anstatt nun die Chromsäure erst bei 
der Beiz- oder Färbearbeit in Chromoxyd 
überzuführen, sollte man wohl auch das 
Chromoxyd in Form eines seiner Salze 
unmittelbar zum Beizen verwenden können, 
und in der That ist dies nicht nur häutig 
vorgeschlagen, sondern wird auch vielfach 
unter Anwendung von Chromalaun, und 
namentlich Chromfluorid oder Fluorchrom 
ausgeführt; im Allgemeinen erreicht man 
ober mit chromsauren Salzen bessere 
Beizungen, als mit Chromoxydsalzen, und 
jene werden daher vorwiegend gebraucht. 
Da jedoch das Beizen mit diesen sich 
chemisch einfacher gestaltet, so möge 
unsere Betrachtung mit ihnen beginnen. 

Wird Wolle mit einem Cbromoxydsalze 
gekocht, so zersetzt sich das Salz in Chrom- 
oxyd und die darin enthaltene Säure, z. B. 
Flusssäure beim Fluorchrom oder Schwefel- 
säure beim Chromalaun (welcher aus Chrom- 
sulfat oder schwefelsaurem Chromoxyd und 
Kaliumsulfat, das nicht am Beizvorgang 
theilnimmt, besteht!. Soweit die Zersetzung 
innerhalb der Wollfaser stattfindet, wird 
das Chromoxyd in ihr dauerhaft befestigt. 
Indessen vollzieht sich die Spaltung in 
Chromoxyd und Säure theilweise auch 
ausserhalb der Faser, was am Trübwerden 
des Bades durch ausgeschiedenes Chrom- 
oxyd zu erkennen ist. Diese Zersetzung 
ausserhalb der Faser lässt sich aber durch 

19 



302 


Lo*w*nthal, Da* Chromiren der Wollt. 


Färber- Zeitung, 

Jahrgang » «rm. 


Zusatz von Säure zur Flotte hintnnhalten 
und namentlich durch Zusatz von Oxalsäure 
oder Weinsäure, oder von deren saurem 
Salz, Weinstein, aber auch durch llineral- 
siiuren, wie Schwefelsäure oder Salzsiiure; 
und der Säurezusatz beim Beizen mit 
Chrom-, Thonerde-, Zinn- oder Eisensalzen 
hat in der Hauptsache den Zweck, diese 
Zersetzung des Beizsalzes ausserhalÄ der 
Faser zu verhindern. Das sich aus der 
Flotte ausscheidende Chromoxyd und dergl. 
geht nämlich nicht einfach für den Beiz- 
procesa verloren, sondern wird im Verlauf 
des Kochens allmählich oberflächlich auf 
der Faser befestigt, so zwar, dass es durch 
einfaches Spülen nicht mehr entfernt 
wird; beim spateren Färben verbindet es 
sich ebenso wie das richtig in der Wolle 
abgelagerte mit dem Farbstoffe und liefert 
nun nur oberflächlich auf der Faser be- 
festigte Farblacke, welche sehr zum Ab- 
russen neigen; es ist deshalb für die Er- 
zeugung sauberer Färbungen auf Beizen 
sehr wichtig, durch zweckmässige Zusätze 
von Sauren oder sauren Salzen den Beiz- 
process richtig zu leiten, und zwar eignen 
sieh Oxalsäure und Weinstein für Thonerde-, 
Eisen-, Zinn- und Chromoxydsalze un- 
zweifelhart am besten ; bei den Chromsäure- 
salzen liegen die Verhältnisse verschieden, 
worauf ich später zurückkomme. 

Für das Beizen der Wolle mit Chrom- 
oxydsalzen kommt hauptsächlich das Fluor- 
chrom oder Chromfluorid (flusssaures Chrom- 
oxyd) in Betracht, und zwar braucht man 
meist 4% Fluorchrom nebst 2% Oxal- 
säure vom Gewicht der Wolle, geht lau- 
warm ein, treibt in % Stunde zum Kochen 
und kocht 1 bis 1 Stunden ; spülen, fertig. 
Die Beizungeu fallen im Allgemeinen sehr 
gut aus; jedoch wird die Wolle ziemlich 
hart; auch ist Fluorchrom nicht gut in 
Kupfergefässen zu verwenden und steht im 
Preise bedeutend höher als Chromkali und 
Chromnatron. Aus diesen Gründen hat es 
nur in beschränktem Maasse in der Woll- 
färberei Aufnahme gefunden und wird fast 
nur dann zum Vorbeizen gebraucht, wenn 
die chromsauren Salze wegen ihrer oxy- 
direnden Wirkung nicht gut verwendbar 
sind. Für das Einbadfärben dürfte Fluor- 
chrom in den meisten Fällen dem Bichromat 
vorzuziehen sein, sowohl wenn man Beize 
und Farbstoff gleichzeitig zur Flotte gielit, 
als auch, wenn man zuerst mit der Beize 
ansiedet und später den Farbstoff zufiigt. 
Für gewisse Farbstoffe, wie Chromogen, 
kann die oxydirende Chromsäure allerdings 
durch das nicht oxydirende Fluorchrom nicht 
vertreten werden. 


Wenig gebraucht wird Chromalaun, weil 
die Wollfaser ihn zu ungleichmässig auf- 
nimmt und die Färbungen daher leicht 
scbipperig ausfallcn. Man braucht etwa 
10"/ 0 Chromalaun (das Salz enthält von 
dem allein wirksamen Chromsulfat nur 
39,3% neben 17,5% Kaliumsulfat und 
43,2% Krystallwasser) unter Zusatz von 
etwa 2% Oxalsäure oder 3 bis 3 1 /., % 
Weinstein. 

Nach Liechti und Hummel ist Chrom- 
oxalat, welches durch Lösen von Chrom- 
oxyd in Oxalsäurelösung leicht darzustellcn 
ist, eine vorzügliche und billige Beize, es 
soll nur eine 4% Chromalaun chemisch 
gleichwerthige Menge Chromoxalat ohne 
weitere Zusätze nöthig sein; diese Beize 
scheint jedoch nicht gebraucht zu werden 1 ) 

Zum Einbadfärben von Alizarinfarben 
in hellen Tönen ist neuerdings auch das 
im Zeugdruck viel gebrauchte Chromacetat 
(essigsaures Chrom) von der Badischen 
Anilin- und Sodafabrik empfohlen worden. 

Wichtiger als die Chromoxydbeizen sind 
jedenfalls die Chromsäurebeizen. 

Die freie Chromsäure selbst wird aller- 
dings nur in geringem Umfang und an- 
scheinend nur in den Vereinigten Staaten 
gebraucht, wo ihre Anwendung vor einigen 
Jahren durch O. P. Amend eingefiihrt und 
durch Patente geschützt wurde. Das wesent- 
lich Neue an dieser Beizmethode ist nicht 
allein die Anwendung freier Chromsäure, 
sondern auch das Vermeiden des Kochens 
beim Beizen, wodurch ohne Beeinträchtigung 
der Echtheit der Farben das Färben von 
Kammzug sehr erleichtert wird und die Spinn- 
fähigkeit loser Wolle und die Elasticität 
der Garne besser als beim gebräuchlichen 
Beizen unter Kochen erhalten bleiben. Die 
Arnend Process Co. in New-York schreibt 
hierfür folgende Arbeitsweise vor: Das 

Beizlmd wird auf 75 bis 80" erwärmt und 
zunächst nur mit 6% Essigsäure 30% 
vom Gewicht der Waare besetzt; die 
Waare wird hierin ohne weiteres Erwärmen 
'/., Stunde genelzt; alsdann wird 1 % Chrom- 
säure zugegeben, noch % Stunde umge- 
zogen; darauf wird ßprocentige Natrium- 
bisulfitlösung hinzugefügt und unter Wieder- 
erwärmen auf 75 bis SO" eine weitere halbe 
Stunde umgezogen ; hiernach wird die Beiz- 
flotte abgelassen, und nach gutem Ab- 
tropfen ist die Waare jetzt zum Färben 
bereit, sodass die ganze Behandlung nur 
1% Stunde dauert. Gefärbt wird wie ge- 
wöhnlich, nur dass — offenbar in Kück- 

') Journ.Soc.Chem. Imlustry 1894. 922 und 
356. Färber-Zeitung 1893/94, 388. 

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Alt, Ueber Lignoxoain. 


303 


Hell 19. 1 

1. October 1899. J 


sicht auf den hohen Säuregehalt der Wolle 
durch das Beizen in stark saurer Flotte — 
dem Färbebade 1 % Ammoniak ('20procentig) 
zuzusetzen ist und der übliche Essigsäure- 
zusatz fortfallen soll. 

Da beim Mischen von Chromkalilösung 
und Schwefelsäure Chromsäure frei wird, 
so liegt der Gedanke nahe, anstatt der 
freien Chromsiture in obiger Vorschrift 
Chrorakali und Schwefelsäure zu verwenden, 
und nach von mir im Kleinen nusgeführten 
Versuchen, die im Grossen vollständig be- 
stätigt wurden, ist dies sehr wohl möglich ; 
es ist nur mehr Bichroirmt als obiger Menge 
(1%) Chromsäure entspricht (die übrigens 
auch nicht für dunkle Töne genügt) und 
noch mehr Schwefelsäure und dement- 
sprechend auch mehr Bisulüt anzuwenden; 
die Menge des von der Wolle aufgenom- 
menen Chroms hängt nach meinen Ver- 
suchen hauptsächlich von der Menge der 
zugesetzten Schwefelsäure ab; je mehr 
Schwefelsäure gebraucht wird, desto mehr 
Chrom nimmt die Faser auf; auch kann 
die zuerst zuzusetzende Essigsäure ganz 
gut durch Schwefelsäure ersetzt werden. 
Vorzügliche Ergebnisse bezüglich Egalität, 
Durclifärben und Reibechtheit erhielt ich 
beim Beizen von Stückwaare im Grossen 
genau nach obiger Vorschrift, wobei nur 
die Chromsäure durch 3 °/ 0 Chromkali und 
3°/„ Schwefelsäure ersetzt und alsdann 
12°/o Bisuifitlösung gebraucht wurde; 
ein Abschnitt des Stückes wurde an ein 
anderes Stück angenäht und im Grossen 
einer schweren Tuchwalke unterworfen, 
wobei sich auch die Walkechtheit als tadel- 
los erwies. Da Chromsüure nicht angenehm 
zu handhaben und sehr viel theurer als 
Bichromat ist, so sind die grösseren Mengen 
Bichromat, Schwefelsäure und Bisulflt, die 
durcii die Abänderung nöthig wurden, nicht 
als Vertheuerung des Processes zu be- 
trachten. Uebrigens kann das Chrombad 
fortdauernd gebraucht und dadurch sowohl 
an Chromkali wie an Bisulfit gespart werden, 
nenn man nach dem Chromiren gut ab- 
tropfen lässt und dann auf einem beson- 
deren Bade mit Bisultit behandelt. Dehnt 
man dann die Behandlung im Chrombade 
etwus länger aus, so unterscheidet sich 
das Chromsäureverfahren von dem üblichen 
in der Hauptsache nur noch durch das 
Arbeiten unter Siedehitze, und in diesem 
Unterschied beruhen auch seine Vortheile 
und seine Nachtheile. Erstere wurden 
schon früher aufgeführt und bestehen in 
der Schonung der Wollfaser. Als einziger 
Nachtheil ist anzuführen, dass unter Siede- 
hitze ebenso wie beim gewöhnlichen Chrom- 


kaliverfahren nur begrenzte Mengen Chrom 
in der Faser befestigt werden, die zwar 
für helle und mittlere Farbtöne völlig aus- 
reichen, über für dunkle nicht genügen. 

(FortattMung foigl./ 


Ueber Lignorosin. 

Von 

Dr. H. Alt. 

Das von H. Seidel als Hülfsbeize beim 
Chromsud empfohlene Lignorosin kommt 
als braungeibe, syrupdieke Masse in den 
Handel, welche sich mit Wasser in allen 
Verhältnissen mischen lässt. Der Keductions- 
werth wird nach sorgfältigen analytischen 
Methoden stets auf ein und dieselbe Grösse 
„eingestellt“, sodass die mit einer Sendung 
gemachten Erfahrungen auch tür alle 
späteren Fälle Gültigkeit besitzen. Die 
neue Handelswaare zeigt weder auf Zusatz 
von Schwefelsäure noch von schwefel- 
sauren Salzen Kalkgehalt an; die eventuell 
auf anderem Wege nachweisbaren ge- 
ringen Mengen Kalk treten beim Beizen 
niemals störend auf und kommen also 
ebensowenig in Betracht wie der geringe 
Kalkgehalt der meisten zu Färbezwecken 
verwendeten Wässer. Man kann somit das 
Lignorosin im fürbereitechnischen Sinne 
als kalkfrei bezeichnen. 

Betreffs seiner reducirenden Eigen- 
schaften habe ich die neue Hülfsbeize mit 
anderen sonst beim Chromsud verwendeten 
Beizmitteln verglichen. Ich benutzte Wein- 
stein, Weinstein und Schwefelsäure, Milch- 
säure, Milchsäure und Schwefelsäure, Lac- 
tolin, Oxalsäure, Oxalsäure und Schwefel- 
säure, Lactamin, Imetamin und Schwefel- 
säure, Schwefelsäure als solche und schliess- 
lich Chromfixateur und Essigsäure. In 
seiner Wirkung, in der Art der Reduction 
der Chromsäure zum Oxyd, in der Schnellig- 
keit, mit der dies geschieht, im späteren 
Fixiren der Farbstoffe , kurz in seinem 
ganzen chemischen und fürbereitechnischen 
Verhalten steht Lignorosin ungefähr in der 
Mitte zwischen Weinstein und Milchsäure. 
Von beiden vereinigt es die guten Seiten 
in sich, indem es zugleich die Schatten- 
seiten vermeidet. Es reducirt sehr gl ei eh - 
massig, nicht so rasch wie Milchsäure, 
aber weit schneller als Weinstein, und das 
Material wird gleichmässig durchbeizt. 
Der Practiker, der die Milchsäure z. B. bei 
Garnen, die egal gefärbt sein sollen, oft 
deshalb verwirft, weil sie ihm zu energisch 
„arbeitet“ im Hiuhlick auf das nicht ent- 
sprechend rasch zu ermöglichende Umziehen 




304 


Alt, U*b«r Lignorotin. 


der Stränge von Hand aus, kann unbesorgt 
seine Zuflucht zum Lignorosin nehmen 
und wird stete gut durchbeizte und 
egale Waare erhalten. Dasselbe gilt vom 
Stück und naturgemä88 von loser Wolle. 
Vor dem Weinstein hat die neue HÜlfsbeize 
wiederum das voraus, dass sie das Bad 
völlig erschöpft. — Das gesammte 
Chrom ist bei richtigem Sud auf der Faser 
flxirt, was bekanntlich beim Weinstein in 
der zum Beizen üblichen Zeitdauer nicht 
der Fall ist. Die Wirkung des Lignorosins 
im Vergleich zur Milchsäure und zum 
Weinstein ersieht man am besten aus dem 
Ergebniss des folgenden Versuchs: Es 

wurden drei Stränge Wolle gleichzeitig bei 
Kochtemperatur mit je 4“/« Bichromat ge- 
beizt unter Zuhülfenahme von gleichen 
Mengen Milchsäure (50%), Lignorosin und 
Weinstein. Bei Milchsäure war nach 
1 Stunde 35 Minuten, bei Lignorosin 
nach 2 Stunden 30 Minuten, bei Wein- 
stein nach 3 Stunden 50 Minuten die 
Chromsäure im Bade verschwunden. Als 
ein guter Ansatz für eine mittlere Beize 
hat sich folgende Vorschrift bewährt: 

3,5 % Lignorosin, 

1,2 - Schwefelsäure 66 # Be, 

2 - Bichromat. 

Man geht mit der Wolle etwa bei 40" C. 
ein, treibt zum Kochen und kocht 1 bis 
1'/, Stunden. Das gebeizte Material ist 
weniger grünstichig als das im Milchsäure- 
Chromsud erhaltene, es hat mehr das Aus- 
sehen von Wolle, die mit Weinstein und 
Bichromat angesotten wurde. Die Farbe 
des Chromsuds hat auf die Nüance beim 
nachträglichen Färben keinen Einfluss um! 
die Behauptung, man könne auf mit 
Lignorosin gebeizter Wolle keine hellen 
Modetöne erzeugen, ist unzutreffend. Ich 
beweise dies durch drei dieser Abhandlung 
beigegebene Muster. (Vgl. Muster No. 1, 
No. 2 und No. 3 der heutigen Beilage.) Der 
Sud ist absichtlich für alle drei Muster sehr 
kräftig gewählt. Es wurde 1 Stunde an- 
gekocht mit 

4,5% Lignorosin, 

3 - Bichromat, 

1,8 - Schwefelsäure 06° Be., 
hierauf gewaschen. 

Muster No. 1 blieb ungefärbt. 

Muster No. 2 wurde mit 
12% Alizarinorange, 

Muster No. 3 wurde mit 
6 % Oelbholz, 

0,3 - Alizarin WR, 

0,1 - Blauholz 

gefärbt. 


Pirbar-Zeltucx 
Jahrgang lass. 

Die Muster sprechen für sich 

Ich habe ferner die auf Lignorosin- 
Chromsud mit verschiedenen Farbstoffen 
hergestellten Färbungen auf ihren Echtheits- 
grad untersucht und mit Ausfärbungen ver- 
glichen, die unter Zuhülfenahme der bis 
jetzt am meisten verwendeten Hülfsbelzen, 
Weinstein und Milchsäure, hergestellt waren. 
Diese vergleichende Untersuchung ergab, 
dass betreffs Wasch-, Walk-, Seifen-, Säure-, 
Alkali-, Reib- und Decaturechtheit zwischen 
dem Lignorosin und den anderen beiden 
eben genannten Hülfsbeizen gar keine 
Unterschiede bestehen. 

Etwas anderes ist es mit der Licht- 
echtheit; diese wechselte je nach Farbstoff 
und Beize. Während z. B. Blauholz und 
Alizarin ziemlich gleichwertige Resultate 
für Milchsäure, Weinstein und Lignorosin 
zeigten, waren die Färbungen von Gelbholz 
und Aiizaringelb beim Lignorosin weitaus 
am echtesten, dann folgte Milchsäure und 
schliesslich Weinstein; dem Anthracenblau 
gegenüber verhielt sich Weinstein am 
besten, Milchsäure und Lignorosin gaben 
etwas weniger günstige Resultate. Beim 
Anthracen braun fiel die Belichtung wieder 
für Lignorosin und Weinstein gleich gut, 
für Milchsäure ungünstiger aus. So wird 
man bei eingehenderen Studien in dieser 
Richtung bei allen in Frage kommenden 
Farbstoffen Unterschiede finden, die bald 
zu Gunsten dieser, bald zu Gunsten jener 
HÜlfsbeize sprechen. Jedenfalls kann von 
einer geringeren Lichtechtheit der auf 
Lignorosinchromsud hergestellten Färbungen 
nicht die Rede sein. Ich halte es für 
wichtig, das an dieser Stelle zu betonen, 
da gerade die angebliche Lichtunechtheit 
als eine böse Zugabe der neuen Beize be- 
zeichnet und als Beweis dafür ins Treffen 
geführt wurde, dass das Chrom in der 
denkbar ungünstigsten Form auf die Woll- 
faser gehe. 

Aus den vorstehenden Thatsnchen geht, 
hervor, dass das Lignorosin den bisher am 
meisten verwendeten Hülfsbeizen in seinen 
Eigenschaften theils völlig gleichwertig 
gegenübersteht, theils dieselben übertriffl. 
Hierzu kommt noch, dass das Lignorosin 
sich bedeutend billiger stellt als die anderen 
Beizen, dag Kilo kostet 40 Pf. Dieser Vor- 
zug im Verein mit den anderen oben er- 
wähnten guten Eigenschaften dürfte dem 
neuen Product gute Aufnahme in der 
Praxis sichern. 


\ 


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Heft 19. 1 

1. Octob«r 1899. J 


Glafey, Stampfcalander. 


306 


Stampfcalander. 


Von 

Regienmgsnith Glafey, Berlin. 

l> . a. aaaj 

Die auf einer rotirenden Walze an- 
geordneten Hubdaumen bestehen entweder 
aus Holz oder aus Eisen. Im ersteren 
Fall sind die Hubdaumen in die Walze 
eingesetzt, im letzteren Fall dagegen theils 
eingesetzt, theils mit der Walze aus einem 
Stück hergestellt. Die Herstellung der 
Walzen mit den Daumen aus einem Guss- 
stück bietet den Xachtheil, dass die Walzen 
sehr schwer ausfallen und unbrauchbar 
werden, sobald ein Hubdaumen abbricht. 
Alexander Basil Wilson, Holywood, Down 
Ireland, hat deshalb in der Englischen 
Patentschrift No. 27 816 A D 1806 vor- 
geschlagen, die Walze aus Scheiben a 
mit angegossenem Daumen, Figur 35, 
zu ersetzen, diese Scheiben auf eine mit 
Federn versehene Walze c aufzureihen 
und auf dieser mittels zweier Spann- 
scheiben d und e in zusammengepresstem 
Zustand unverrückbar zu erhalten. — In 



gleicher Weise wie Wilson stellen auch 
Jacob Bidge in Aurington und John New- 
ton, Antrim, Irland, die Daumenwalze aus 
Scheiben her, bringen jedoch die Hub- 
daumen auswechselbar an diesen Scheiben 
an und verbinden die Scheiben Lnnenseita 
durch an denselben vorgesehene Nasen 
und Aussparungen, sowie Spann Stangen, 
welche durch sflmmtliche Scheiben und die 
auf der Achse der Daumenrolle angeord- 
neten Randscheiben hindurchreichen. Die 
so konstruirte Damnenwalze, welche Gegen- 
stand des Englischen Patents No. 27 170 
A D 1896 ist, ist in Figur 36 dargestellt. 
Die aus Metall hergestellten Scheiben a 
sind einerseits mit Nasen e und anderer- 
seits mitdiesen entsprechenden Aussparungen 
sowie den Lochungen c versehen und tragen 
am Rande die zur Aufnahme der Hub- 
daumen d bestimmten Büchsen b. Die 
Befestigung der aus gepresstem Papier 
hergestellten Huiidaumen in den genannten 
Büchsen erfolgt durch Keile f, wahrend 


die Verbindung der Daumenscheiben unter 
sich und mit den Randscheiben durch die 
Spannstangen g herbeigeführt wird. 



Um bei Anwendung von aus einem 
Stück hergestellten Daumenwalzen eine 
unnöthige Schwächung der letzteren, wie 
sie das Einsetzen der Daumen mit sich 
bringt, zu vermeiden und gleichzeitig ein 
elastisches Anheben der Stampfen, also 
auch hierdurch eine weitere Schonung 
der Walze zu erreichen, wendet John 
William Frazer, Hillmaunt, nach der Eng- 
lischen Patentschrift No. 28 037 A D 1896 
aus Stahlblech gebogene Hubdaumen (l, 
Figur 37, an und befestigt diese durch 
radial durch die Daumenwalze b gehende 
Bolzen c auf dein Umfang der Walze. 



Um die Wirkung der mit freifallenden 
Stampfen ausgestatteten Ualander zu er- 
höhen, hat man die ursprünglich nur mit 
einer nach einer Schraubenlinie verlaufen- 
den Reihe von Knaggen oder Hubdaumen 
versehenen Walzen durch solche ersetzt, 
welche mit mehreren Reihen von Daumen 
versehen sind und erreichte dadurch, dass 
die Stampfen bei einer Umdrehung der 
Daumenrolle mehrmals angehoben wurden. 

[FortmUumg folgt,] 


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306 


lmperatori, Der Quebracho-Getbctoff in der Färberei. 


Der Quebracho-GerbstolT In der 
Färberei. 

Von 

Willy lmperatori. 

Die interessanten Ausführungen des 
Herrn Dr. Dreher in No. 12 und 13 dieser 
Zeitschrift gaben rairVeranlassung, Versuche 
mit^uebrachoextrakt im Grossen anzustellen. 
Ich fand die Fflrbemethode des Herrn 
Dr. Dreher auch für die Praxis am ge- 
eignetsten. Um ein Resultat auf anderem 
Wege zu erzielen, habe ich einige andere 
Verfahren eingeschlagen, die jedoch in 
keiner Weise, vornehmlich in Bezug auf 
Einfachheit und Billigkeit, dem angegebenen 
gleichkamen. 


Pftrber-Zeltang. 
Jahrgang 

Für 15 kg Wollgurn verwendete ich 
2,250 kg yuebrachoextrakt und 
15 - Glaubersalz, 

kochte eine Stunde und nahin dann die 
Waare auf ein frischeB Bad mit 
400 g Chromkali und 
120 - Schwefelsäure. 

Auf diesem Bade wurde dann das Garn 
noch etwa 1 / 2 Stunde lang behandelt (bei 
etwa SO“ C.J, dann gewaschen, geschleudert 
und getrocknet. 

Die so erzielte mittelbraune Farbe 
widerstand vollständig einer sehr starken 
Wilsche. 

Eine bedeutend gelbere und auch in 


Keactlonen von neueren künstlichen Farb- 

Von Dr E. Blumer 


Farbstoff 

conc. H,S0 4 

10% Hj SO, 

conc. HCl 

10% HCl 




Grüne Farben. 

Januegrün GG 

Baumwolle, Wolle, 
Beide 

1 

moosgrün 

blau 

grün 

blau 

Januagrtln B 

Baumwolle, Wolle, 
Seide 

moosgrün 

keine Veränderung 

grün 

keine Veränderung 

Alizarin-CyaningrUii E 
Wolle 

grünlich blaugrau 

keine Veränderung 

grau 

keine Veränderung 

Italien ergrtln 

Baumwolle 

dunkler 

keine Veränderung 

dunkler 

keine Veränderung 

Benzo-Olivo 

Baumwolle 

blauachwarz 

keine Veränderung 

blau 

keine Veränderung 

Diamingrün B 

Baumwolle 

blauschwarz 

keine Veränderung 

blauachwarz 

keine Veränderung 

Wollgrün 

Wolle 

gelhgrün 

keine Veränderung 

braungelb 

keine Veränderung 

Woikgrün 

gelb 

keine Veränderung 

faat farblos 

keine Veränderung 

Gallanilgrün 

bordeauxrot!) 

keine Veränderung 

violettroth 

keine Verftnderung 




Gelbe Farben. 

Janusgelb R 
Baumwolle, Wolle, 
Beide 

f 

kirschroth 

keine Veränderung 

roth 

keine Veränderung 

Diroetgelb R 

roth 

keine Veränderung 

schmutzig gelbbraun 

keine Veränderung 

Phonoflavin DFL 
Wolle 

braungelb 

keine Veränderung 

roth 

röther 

AHzaringelb A 

schmutzig gelbgrün 

keine Veränderung 

schwacher 

keine Veränderung 

Pyraminorango 

Baumwolle 

braungelb 

keine Veränderung 

röther 

keine Veränderung 

Diamiugoldgelb 

Baumwolle 

violett 

keine Veränderung 

violett 

keine Veränderung 

Diaminochtgolb A 
Baumwolle 

roth 

keine Veränderung 

braungelb 

keine Veränderung 


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Hflft 19. 

1. Oet>ib«r 1899 . 


Blumsr u. Kölle, Reaetionen von Farbstoffen ln Lötung und aut der Paaer. 


3U7 


der Uebcrsieht lebhaftere Nüance erhalt 
man. wenn man die Waare vorbeizt und 
nachher auafärht. Die Farbe jedoch ist 
in dem Falle aus naheliegenden Gründen 
(siehe die theoretischen Ausführungen bei 
Dr. Dreher) nicht so echt gegen Wüsche, und 
dieses Arbeitsverfahren verliert, in Folge 
dessen seinen practischen Werth, da die 
Berufung des Quebracho- Gerbstoffes als 
Farbstoff doch hauptsächlich darin liegt, 
die theueren echten Farbstoffe zu er- 
setzen. 

Nach Dr. Dreher soll die erhaltene 
Farbe einer Ausfärbung von 2% Anthracen- 
braun Pulver bezw. Anthraeenbraun SW 
entsprechen, welche Angabe doch wohl 


auf irgend einen Irrthum zurückzuführen 
sein dürfte, da die Ausfärbung höchstens 
einer solchen von 0,5% Anthraeenbraun SW 
(also ungefähr 2% Anthraeenbraun W Teig) 
entspricht. Nichtsdestoweniger aber stellt 
eich (iuebrachoextrakt im Preise bedeutend 
billiger als seine Concurrenten, und es wird 
sich wohl auch wegen dieses Vorzuges 
mit der Zeit Eingang in die Färberei ver- 
schaffen, falls ihm die Herren Empiriker 
nicht allzu grossen Widerstand leisten 
werden. 


ütoffen ln Lösung und nuf der Faser. 


und Dr. G. Kölle. 



[FortuUung «. 8. S08.J 

HNO,' 

N H,*' 0 ’“ 1 

Na OH 10% 

SnCL^ + HCl 

Faser. 




Baumwolle: bläulich grün, 
Wolle: grOn, daun hellblau, 
Seide: bläulich grtln 

keine Veränderung 

etwas dunkler 

Baumwolle: farblos, 

Wolle: blau, 

Seide: schwach röthlich 

Baumwolle: bläulich grün, 
Wolle: bläulich grün, 
Seide: gelblich grttn 

blatlgrön 

blau 

Baumwolle: gelblich, 
Wolle: gelblich grün, 
Beide: schwach rosa 

bräunlich gelb 

keine Veränderung 

geringe Veränderung 

langsam heller, Lösung 
schwach gelb 

färbt braunroth ab, Faser fast 
schwarz 

— 

gelblich grün 

braungolb 

rothviolett 

dunkler 

braunschwarz 

farblos 

rothviolett 

dunkler 

grünsehwarz 

farblos 

braun gelb 

blauer 

blauer 

geringe Veränderung 

gelb 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

grüner 

braungelb 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

lebhafter 


Faser. 


kirachroth 

schmutzig gelbbraun 

roth 

gelblich 

blau 

rothviolett 

braungelb 


färbt schwach gelb ab 

roth 

Baumwolle: farblos, 
Wolle: gelblich, 
Seide: gelblich 

lebhafter 

röther 

gelblich, fast farblos 

röther 

röther 

schwächer 

brauner 

brauner 

farblos 

lebhafter 

lobhalter 

röthlich, fast farblos 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

farblos 

röther 

röther 

schwächer 


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308 Eri«utming.n tu <l.r B.lltg., [ feh^i^utw. 


Farbstoff 

conc. H 2 S 0 4 

10% H, 80 4 

conc. H Ci 

10% HCl 

Alkaligelb R 

Baumwolle 

roth 

orange 

braunroth 

orange 

Oriol 

Baumwolle 

roth 

geringe Veränderung 

roth 

geringe V o ran d eru n g 

Acridingelb 

Wolle 

grüngelb 

geringe Veränderung 

roth 

geringe Veränderung 

Acridinorange 

Wolle 

grüngell» 

röther 

grüngelb 

roth 

Tanninorange B 
Baumwolle 

rothviolett 

fhrbt orange ab 

tiefroth 

geringe Veränderung 

Beizengelb 

Wolle 

roth 

keine Veränderung 

rothbraun 

röther 

Neuphosphin Q 
Baumwolle 

brauner 

keine Veränderung j 

brauner 

röther 

Rheonin A 

Baumwolle 

gelblichgrfln 

keine Veränderung 

1 

schmutzig braunroth 

geringe Veränderung 


Erläuterungen zu der Beilage No. 20. | 

No. l. No. l und No. 3. 

(Vgl. Dr. H. Alt, Ueber I.ignorosin, S. 303.) 

No. 4. Grün auf 10 kg Wollgarn. 

Gefärbt mit 

160 g Naphtalingrün conc. (Farbw. 

Höchst) und 

20 - Naphtolgelb S (B. A. & S. F.) 
unter Zusatz von 

1 kg Weinsteinprfiparat. 

Naphtalin grün, ein neuerer Farbstoff, 
über welchen schon auf Seite 107 eingehend 
berichtet wurde, zeichnet sich durch seine 
Kgalisirungsflihigkeit aus und kann daher 
zum Combiniren mit anderen leicht egali- 
sirenden Sflurefarbstoffen empfohlen werden. 

Färberei dar Färber- Z*i tu nf. 

No. 5. Eboliblau 6B auf 10 kg gebleichtem 
Baumwollgarn. 

Man färbt 1 Stunde kochend mit 

50 g Eboiibau6K (Farbw. Mühlheim) 
unter Zusatz von 

3 kg Gewerbesalz. 

Die Säure-, Alkali- und Waschechtheit 
der Färbung sind gut, die Chlorechtheit ist 
sehr gering. ish«* <i»r rurt^-z^ru*?. 

No. 6. Katigengelbbraun GG auf 10 kg 
Baumwollgarn. 

Man gehl mit der Baumwolle bei etwa 
90° C. ein und färbt 1 Stunde ohne weiteres 
Erhitzen mit 

1 kg Katigengelbbraun GG (Bayer) 
unter Zusatz von 

2 kg 500 g Kochsalz. 

Die Säure- und Alkaliechtheit sind gut; 
durch Waschen in 1 procentiger handwarmer 
Seifeniösung wurde weisscs Garn nicht an- 
gefärbt. Die Chlorechtheit ist gering. 

Färberei der Färber- Zeitu mg. 


No. 7. Dampfcitron V auf Indigo rein. 

Dieser neue Dampfätzlack (Fabriken 
chemischer Producte von Thann & Mül- 
hausen) wird mit einem besonderen von 
derselben Firma gelieferten „Fixateur 1, und 
Albumin zusammen aufgedruckt und ge- 
dämpft , wobei Aetzung des Küpenblaus 
stattfindet. Die Oxalsäurepassage fällt also 
weg, was namentlich bei schwerer Waare, 
welche grosse Mengen des Bades aufnimmt, 
von Bedeutung ist. Die Farben zeichnen 
sich durch ihre Lebhaftigkeit und Keinheit, 
sowie durch Licht-, Luft-, Säure- und Alkali- 
echtheil aus. Dumpffitzlacke werden auch 
in Grün (vgl. Muster No. 8), Gelb, Orange, 
Roth, Blau, Cachou u. s. w. geliefert; sie 
lassen sich auch zum Aetzen und Bunt- 
illuminiren von Alizarinblau, Violett solide 
und anderen Chrom- sowie vieler Tannin- 
farben verwenden. Eine krllftige Gravüre 
ist für diese Aetzgenres wesentlich. 

Besonders schön und glatt geht der 
Aetzartikel auf den künstlichen Indigo 
(B. A. & S. F.); die Farben treten auf dem 
reinen, violettstichigen und lebhaften Grund 
mit besonderem Glanz hervor. Aber auch 
die übrigen Eigenschaften dos Indigo rein: 
völlige Regelmiissigkeit in der Lieferung, 
welche die langweiligen und oft dubiosen 
Indigoanaiysen überflüssig macht, ferner 
Leichtigkeit und Sicherheit der Küpen- 
führung u. s. w. empfehlen ihn für den 
Ffirbe- und Illuminationsartikel und gewinnen 
dieser interessanten chemischen Neuheit 
jeden Tag mehr Terrain. 

No. 8. Dampfgrün V auf Indigo rein. 

Betreffs Arbeitsweise und Anwendung 
sei auf Muster No. 7 verwiesen. /w 


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Rundschau. 


309 



HNO,“ 1 ' 10 


Na OH 10% 

BnClj-f- HCl 

gelb roth 

lebhafter 

roth 

faat farblos 

roth 

orange 

i roth 

fast farblos 

braun 

geringe Veränderung 

schwach gelb 

rftther 

gelb 

grünlich gelb 

grünlich gelb 

gelblich abfärbend 

roth 

brauner 

brauner 

langsam farblos 

braunroth 

geringe Veränderung 

orange 

rftther 

h raun roth 

geringe Veränderung 

dunkler 

farblos 

schmutzig gelbgrün 

geringe Veränderung 

heller 

| 

schwacher 

iFortmUung folgt.] 


Rundschau. Chromotrop F4B Hisst sich mit allen 

Chromentwicklungsfarbstoffen und chrom- 
Ncur Farbstoffe. (Auszug aus den Itundschreibe» beständigen Säurefarbstoffen conibiniren 
und Musterkarton der Farbenfabriken.) bezw. nfianeiren. 

Die Badische Anilin- und Soda- Blank geputzte Kupfergefüsse und 
fabrik illustrirt in einer Musterkarte ihr Karbeapparate beeinträchtigen etwas die 
Anthraeenblau WO neu in Teig auf Schönheit und die Echtheit; man arbeitet 
loser Wolle, Kammzu^ und Garn. Es soll jedoch ohne Naehthe il, wenn das Kupfer 
gegenüber den WG-, WO extra- und WOG- nicht blank, sondern mit einer Oxydschicht 
Marken den Vorzug besserer Walkechtheit bedeckt ist. Weisse BaurawollefTecte werden 
besitzen; die Färbungen bluten bei starker nicht ungefärbt. Durch die hohen Echt- 
Walke nicht in mitverarbeiteles Weiss. In heitsgrade in Bezug auf Walke, Wasche, 
seinen anderen Eigenschaften sowie in dem Wasserkochechtheit (einschliesslich der 
Farbeverfahren entspricht der neue Färb- Nassdecatur) und Carbonisation, sowie durch 
Stoff den bereits erwähnten Marken. die gute Lichtechtheit tritt das Product auf 

Einen neuen t'hroinentwicklungsfnrbstolf eine Stufe mit den besten Alizarinfarben. 
bringen die Farbwerke vortn. Meister Es eignet sieh zur Herstellung von Marine- 
Lucius & Brüning, Höchst a. M., in und Dunkelblau, Bowie als Dunklungs- 
Chromotrop F4B in den Handel. Er ist farbstolT für Mischfarben aller Art für die 
in der Chromentwicklung beträchtlich blauer Echtwollfflrberei. 

als Chromotrop FB und braucht deshalb Beizenfarben auf Wolle betitelt 
für die gangbaren Nüancen von Dunkel- sich eine Musterkarte der gleichen Firma, 
blau nicht mit patentblauartigen Farbstoffen Die darin enthaltenen Muster sind theils 
combinirt zu werden. Besonders aber soll Ausfärbungen von Beizenfarbstoffen für 

der Hauptvorzug in der Walkechtheit, die sich, theils durch Combination hergestellte 

nach den Angaben der Fabrik noch grösser Nüancen, wie sie in der Fabrikation von 

als bei der FB-Marke ist, zu finden sein. Ruxkins, Tuchen und Lodenstotfen Ver- 

Man bestellt das Filrbebad für 1 00 kg Wendung linden. 

Waare mit 20 kg Glaubersalz, 4 kg (bei Für 5 Muster der Karte wurde die gut 

hartem Wasser bis zu 6 kg) Schwefelsäure gereinigte Wolle (auf 100 kg Waare) mit 

und der nöthigen Menge Farbstoff, geht bei 10 kg Alaun, 3 kg Weinstein und 2 kg 
40" C. ein, treibt in 1 _, Stunde zum Kochen Oxalsäure durch Inständige* Kochen ge- 

und kocht 1 bis 1 '/., Stunden. Hierauf wird beizt und dann gespült. Zum Ausfärben 

das Bad etwas abgesehreckt und soviel wird ein frisches Bad mit 2 kg essigsaurem 

Chromkali wie Farbstoff zugesetzt; wenn Kalk, l kg Tannin und dem nöthigen 

man volle Walk- und Wasserechtheit erzielen Farbstoff bestellt, alsdann geht man mit 

will, werden ausserdem noch 3 kg Schwefel- der gebeizten Wolle ein, treibt langsam 

säure und 3 bis 4 kg techn. Milchsäure zu- zum Kochen und kocht 1 */ 2 Stunden. Bei 

gegeben. Man entwickelt nun die Nüance Aüzarinroth WS setzt man nach 1 stündigem 

durch */ 4 bis 1 ständiges Kochen. Kochen 3 kg Essigsäure 8° Be. zu. Für 

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310 


Rundschau. 


alle übrigen Muster wird die Wolle mit 
Chrom vorgebeizt: die hellen Xöaucen mit 
1,5 kg Chromkali und der gleichen Menge 
Weinstein, die dunklen mit 3 kg Chromkali 
und 2,5 kg Weinstein; 1 '/„ Stunden kochen, 
dann leicht spülen. 

Zum Ausfärben wird ein frisches Und 
hergerichtet, zuerst die nöthige Menge 
Essigsäure und dann die Farbstoffe zuge- 
fügt, mit der gebeizten Wolle eingegangen, 
langsam zum Kochen getrieben und 1 1 
bis 2 Stunden gekocht. 

Beim Arbeiten auf Kupferkesseln ist 
darauf zu achten, dass sie nicht blank 
gescheuert werden und dass nach dem 
Anrichten des Fllrbebades sogleich mit der 
Wolle eingegangen wird. 

Kerner versenden die Hftchster Farb- 
werke ein Verfahren zum Keserviren 
von Nitrosofarhen unter Para- 
nit ranilinrot h ; dieses gründet sich auf 
die reservirende Wirkung, welche einer- 
seits starke organische Säuren auf den 
Naphtolgrund ausüben, andererseits aber 
auf die Einwirkung des verwendeten 
Nitrosokörpers auf das /f-Naphtol. wodurch 
letzteres der Bildung des Paranitrnnilinroths 
entzogen wird. 

Man druckt auf die in üblicher Weise 
mit /f-Naphtol grundirte Waare die Nitroso- 
farbe, dämpft im Mather-Plattdämpfkasten 
1 bis 1 t/j Minuten, um das Blau zur Ent- 
wicklung zu bringen, färbt am Foulard mit 
dem Diazobade aus, wäscht, pnssirt durch 
ein Brechweinsteinbad, wäscht und seift 
gründlich. Dem Dämpfen der bedruckten 
Stücke ist besondere Sorgfalt zu widmen, 
da eine zu lange Einwirkung des Dampfes, 
sowie auch saure Dämpfe dem Xaphtol- 
grund und infolge dessen auch dem nach- 
her zu entwickelnden Roth schaden. Zum 
guten Gelingen ist es nothwendig, sich einer 
maschinellen Vorrichtung, welche eine Ab- 
änderung der Foulards vorstellt und die 
seitens der Finna auch durch eine kleine 
Skizze veranschaulicht wird, zu bedienen. 
Aus dieser ist ersichtlich, «lass die be- 
druckte unil gedämpfte Waare mit der 
rechten Seite nach oben direct die Pres- 
sionswalzen passirt. Die Zufuhr des Ent- 
wicklungsbades geschieht durch einen end- 
losen Sack, welcher über zwei Leitrollen 
im Färbetrog und zwischen beiden unbom- 
birten Pressionswalzen circulirt. 

Die Reserven sind nach dem Dämpfen 
schon so gut fixirt, dass sie weder auf die 
Pressionswalzen abladen, noch das Ent- 
wicklungsbad durch abfallenden Farbstoff 
beschmutzen. Nachdem die Waare das 
Färbebad verlassen hat, lässt man sie zur 


I Parb«r-ZeituDg. 
[Jahrgang 1899. 

vollen Entwicklung des Roths einige Meter 
in der Luft laufen und geht dann direct 
in eine Rollenwaschkufe, die, mit Spritz- 
röhren ausgerüstet, die überschüssige Diazo- 
verbindung durch Waschen entfernt. Nach 
gutem Waschen wird in üblicher Weise 
durch Brechweinstein pnssirt, gut gewaschen 
und bei 60° C. etwa 10 Minuten geseift. 

a 

Prüfung von /f-Naphtol auf eine Verunreinigung 
durch H-Naphtol. 

Nachdem in der Fabrik von Heller & 
Merz Co. eine frisch augekonimene Sendung 
von /J-Naphtol auffallend schlechtere Farb- 
resultate als frühere Sendungen ergeben 
hatte, sahen sich J. Prochazka und 
H. N. Herman veranlasst, die neue Sendung 
näher zu untersuchen. Der naheliegende 
Verdacht, dass dem /f-Naphtol etwas 
«-Xaphtol heigeinengt sein könnte, fand 
seine Bestätigung, und es handelte sich 
nun darum, die beste Methode für den 
Nachweis dieser Verunreinigung ausfindig 
zu machen. Eine solche hat schon 
Dr. A. Liebmann dem Zweigverein der 
Soc. of Chem. Ind. in Manchester mitge- 
theilt (Journ. Soc. Chem. ind. 1897, S. 294). 
Er hatte als Reagens diazotirtes p-Xitranilin 
vorgeschlagen, sofern es sich rascher mit 
«-Xaphtol als mit /f-Naphlol verbindet und 
dabei einen ziemlich leicht löslichen Farb- 
stoff entstehen lässt. 

Prochazka und Herman verwenden zu 
gleichem Zweck und in gleicher Weise die 
Xaphtionsäure, d. h. Ptria's a-Naphlvlamin- 
«-sulfosäure oder die 1 — 4 Xaphtylamin- 
sulfosäure und beschreiben ihr Verfahren 
eingehend im Journ. Soc. Chem. Ind. 1897, 
S. 894. 

Das zu untersuchende /f-Naphtol wird 
in Naphtolnntrium übergeführt, indem 15 g 
davon mit 200 g 20proeentiger Natronlauge 
und 140 ccm lOproeentiger Sodalösung bis 
zur Lösung des Naphtols miteinander ver- 
kocht werden. Dann stellt man die Lösung 
auf 250 ccm und lässt sie vor dem Gebrauch 
auf 5 n erkalten. 

Andererseits w erden 27 '/ 2 g 90procentigen 
Xatriumnaphüonats in 185 g Wasser gelöst, 
dann mit (1,2 ccm Schwefelsäure von 66° Be. 
verrührt. Nachdem die Flüssigkeit mit 
ihrem Niederschlag auf 5° abgekühlt ist, 
wird die lOprocentige Lösung von 7 g 
Natriumnitrit (98procentig) unter lebhaftem 
Rühren zugefügt und schliesslich das Ganze 
auf 750 ccm gestellt. 

Diese Naphtionsäurellüssigkeit nun wird 
langsam zur Naphtolnalriumlösung gegeben. 
Ist das /f-Naphtol rein,, so fällt die ent 


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Heft 19. 1 

1. Octuber 1R99. 1 


Rundschau. 


311 


Rtehende Azoverbindung in Form eines 
krystallinischen Pulvers zu Boden, kaum eine 
Färbung der überstehenden Flüssigkeit zu- 
rüeklassend. Enthalt es aber auch nur eine 
Spur von a-Naphtol, so bildet sich beim 
Zufügen der ersten Tropfen der diazotirten 
Naphtionsäure ausser dem entstehenden 
Niederschlag ein zweiter Farbstoff, der die 
überstehende Flüssigkeit intensiv blau färbt. 
Die Flüssigkeit zeigt die Färbung, auch 
wenn das /J-Naphtol durch weniger als Vio% 
a-Naphtol verunreinigt ist. Bei weiteren 
Zusätzen der diazotirten Naphtionsäure geht 
die Keaction in der Kälte infolge des Auf- 
tretens eines starken Niederschlags für das 
Auge verloren; man beobachtet sie wieder, 
wenn man schliesslich die Flüssigkeit zum 
Kochen erhitzt, wobei der krystallinische 
Niederschlag zu Boden sinkt und die blaue 
Färbung der überstehenden Flüssigkeit un- 
verhüllt zum Vorschein kommt. 

Es folgt aus der Beschreibung des 
Verfahrens, dass es nicht nöthig ist, die 
ganze Portion des aufgelösten Naphtols zu 
verwenden, es genügt, den zwanzigsten 
Theil Lösung mit dem zwanzigsten Theil 
der diazotirten Naphtionsäure zu versetzen. 
Auch hat man nicht nöthig, zu kochen, 
wenn man sich eines Filtrirpapiers bedient, 
das man in die Flüssigkeit eintaucht und 
dessen Farbe man mit der Farbreaction 
vergleicht, welche die Lösung eines 
/Ü-Naphtols mit bekanntem Gehalt von 
n-Nnphtol auf dem Piltrirpapier erscheinen 
lässt. Oder man hält sich zum Vergleichen 
eine Reihe von FarbstoiTlösungen vorräthig, 
mit bekanntem Farbstoffgehalt und mit der 
Nüance des Farbstoffs, die beim Zusammen- 
kommen von diazotirter Naphtionsäure und 
a-Naphtol entsteht. Es empfiehlt sich, 
nicht zu kleine Proben in Arbeit zu 
nehmen, doch können sie, wenn sorgfältig 
gearbeitet wird, auch weniger als 1 g be- 
tragen. Uebrigens haben Proehazka und 
Herman gefunden, dass man ohne Schwierig- 
keit ganz reines /f-Naphtol im Handel er- 
halten kann und dass es nicht viel theurer 
zu stehen kommt, als ein mit a-Naphtol 
verunreinigtes Product. *•/. 

Die Pariser Gobelinmanufactur. 

Von der Pariser Gobelinmanufactur 
etwas zu hören, ist eine Seltenheit, l’m 
so dankbarer müssen wir Herrn Ernst 
Lambert sein, dass er uns im Journ. Soc. 
Dvers & Colourista 1898, 8. 131, an seiner 
Wanderung durch dieses berühmte Staats- 
institut theilnehmen lässt, wennschon er 
uns um eine Enttäuschung bereichert, auf 
die er freilich selbst am wenigsten gefasst 


gewesen sein mag. — Bevor wir das Heilig- 
thum betreten, lohnt es sich, einen kurzen 
Rückblick auf seine Geschichte zu werfen. 
Die Gobelinmanufactur hat ihren Namen 
von der Färberfamilie Gobelin geerbt, die 
im 15. Jahrhundert von Rheims nach Paris 
verzogen ist und am Bievrefluss eine durch 
ihr Scharlachroth renommirte Färberei ge- 
gründet hat. Unter Heinrichs II. Regierung 
(1547/59) wurde die königliche Fabrik von 
gewirkten Teppichen und Tapeten aus 
Fontainebleau nach Paria in das Hospital 
de la Tunite verlegt und mit dem Gobe- 
lin’schen Färbereinnwesen zu einem ära- 
rischen Betrieb vereinigt, der in der darauf- 
folgenden Zeit der Ligue geschlossen war, 
von Heinrich IV. jedoch wieder aufgenommen 
wurde. Dieser Regent liess auBserdem 
Färber aus Flandern kommen und brachte 
die ganze Gobelinmanufactur im Palais des 
Tournelles unter (1603). Louis XIV. ver- 
grösserte den Bau, gab dem Ganzen den 
Namen Manufacture royale des meubles 
de la Couronne, verband mit dem Betrieb 
noch die Stickerei, die Fabrikation von 
Meubeln, sowie die Herstellung von JloBaik- 
und Juwelierarbeiten und stellte Alles zu- 
sammen unter die Leitung von Charles 
Le Brun. Während des Hexensabbaths 
der Commune brannten die Baulichkeiten 
am 23. Mai 1871 grossentheils ab; doch 
wurde der Betrieb schon im Juni desselben 
Jahres wieder von Chevreul eröffnet, der 
die Färberei und Gobelinfabrikation seit 
1843 leitete, nachdem im Jahre 1825 noch 
die Savonnerie und die Aufgabe, auch für 
Beauvais zu färben, hinzugekommen war. 
In Beauvais wurden gleichfalls im ärarischen 
Betrieb Haushaltungsartikel , künstliche 
Blumen und Früchte, Vasen und allerlei 
Decorationsgegenstände erzeugt, während 
die Gobelinmanufactur die von Louis XIV. 
eingeführte Betriebserweiterung aufgegeben 
und die Erzeugung der grossen Teppiche 
und Tapeten mit ihren kunstvollen, histo- 
rischen, allegorischen und mythologischen 
Bildern als ihre vornehmste und ausschliess- 
liche Aufgabe beibehalten hat. 

Die Gobelinmanufactur ist jeden Mitt- 
woch und Sonnabend von 1 bis 3 Uhr 
Nachmittags für das Publikum geöffnet, 
dem hier eine reiche Sammlung alter und 
neuer Wandteppiche gezeigt wird. Auch 
in den Weberei- und Wirkereisaal wird 
man geführt, wo die Arbeiter an Stühlen 
sitzen, die zum Theil noch aus den Zeiten 
Louis XIV. stammen. Aber fast so wenig 
als man das Gras wachsen sieht, vermag 
man bei einem solchen Besuche einen Fort- 
schreiten der Arbeit zu bemerken, denn 



312 


die Jahreserzeugung eines Arbeiters betrügt 
durchschnittlich nur 1 qm, der freilich einen 
Werth von 4500 bis 5000 Fr. repräsentirt. 
So braucht unter Umstünden ein gewirkter 
Teppich von einigen Quadratmetern Flüche 
mehrere Jahre, bis er fertig wird. Die 
Färberei darf Niemand betreten, was Jeder- 
mann in der Ordnung findet, da man ihr 
nicht zumuthen kann, dass sie aller Weit 
ihre Geheimnisse offenbart und ihre neuesten 
Apparate vor Augen führt. Nun ist aber 
E. Lambert ein Mann von der Färberzunft 
und war deshalb besonders begierig, die 
Mysterien dieser mit historischem Nimbus 
umgebenen Färberei näher kennen zu lernen. 
Im Hinblick auf seine vom französischen 
Cultusministerium abgestempelte Eintritts- 
karte bat er einen derTrinkgelder nehmenden 
Aufseher um Einlass in die Färberei. Der 
aber sagte mit grösster Bestimmtheit: 
„Lassen wir das gut sein, mein Freund, mit 
der Färberei, Sie sind der Erste, der Eintritt 
verlangt. Abgesehen davon, dass Niemand 
die Färberei besuchen darf, würden Sie 
sich nur nasse Füsse und vielleicht einen 
Stockschnupfen holen.“ Dies war im Jahre 
1S84, aber zwei Jahre später hatte Lambert 
diese wohlmeinende Warnung schon wieder 
vergessen und machte sich, um seinen 
Zweck zu erreichen, mit dem hochbejahrten 
Prof. Decaux bekannt, der seit 1879 an 
Stelle des im Jahre 18*9 im Alter von 
103 Jahren verstorbenen Directors Chevreul 
die Leitung der Gobelinmanufactur über- 
nommen hatte. Lambert besuchte ihn in 
seinem Laboratorium, einem geräumigen 
Saal mit grossem Arbeitstisch, etlichen 
Glasschränken mit wundersamen Präparaten 
und mit einem Rauchfang ältester Bauart in 
einer Ecke des Locals. Der Hut des Rauch- 
fangs trug eine zolldicke Staubschicht und 
diese war mit zwei ca. ti Monate alten In- 
schriften geziert. Irgend ein Finger hatte 
in den Staub die Worte eingegraben : „Fort 
mit dem Staub“ und ein anderer Finger hat 
die Antwort darunter gesetzt: „Zu Befehl“. 
Da Lambert diese Art des amtlichen Ver- 
kehrs neu war, so erkundigte er sich beim 
Director Decaux nach der Provenienz der 
Hieroglyphen und erhielt die Auskunft, 
dass die Antwort von dem Burschen 
Chcvreuls, übrigens einem steinalten Mann, 
herrühre. Chevreul lebte damals noch, hatte 
aber dieses Laboratorium seit 15 Jahren 
nicht mehr betreten, und sein Bursche 
hatte sich in Kopf gesetzt, dass er nur 
vom grossen Chevreul Befehle entgegen- 
zunehmen habe. Eine Wasserleitung war 
nirgends zu bemerken, dafür ein 15 Liter 
fassender Glasballon mit ■ der "Aufschrift: 


fPtrt er- Zeitung 
l Jahrgang IBM. 

Protoxydum Hydrogenii, die jedenfalls die 
Etiketten unserer Apotheker: Aqua deetillata 
und Aqua fontana an Gelehrsamkeit um 
einige Grade überragt. An Färbversuche 
erinnert hier gar nichts, wohl aber waren 
photographische Einrichtungen zu bemerken, 
die vielleicht zur Aufnahme der neuen 
Teppichmuster dienten. Decaux, der ausser- 
dem Professor an der Ecole Centrale war 
und vermuthlich dort fleissig experimentirte, 
wurde sehr gesprächig und zeigte alle 
seine Belichtungsversuehe vor, die er mit 
sämmtlichen. natürlichen und künstlichen, 
Farbstoffen gemacht hatte. Als er aber 
von Lambert um die Erlaubniss des Besuchs 
der Färberei angegangen wurde, war er 
sichtlich unangenehm berührt und sagte 
kurz: „Was fällt Ihnen ein? In der Färberei 
müssen Sie bis an die Knie im Wasser 
waten.“ Das Wasser war also seit dem 
ersten Besuche Lamberts bedeutend ge- 
stiegen, aber der waghalsige Mann schreckte 
auch vor einer Wassersnoth nicht zurück, 
um zu seinem Ziel zu gelangen. Er kaufte 
sich für alle Fälle ein Paar hoheWasserstiefel, 
und wusste nach einiger Zeit den Assistenten 
Courtot des Directors mit List daran zu 
kriegen, dass er ihn in die geheimnissvolle 
Färberei führte. Lambert war in seinen 
Wasserstiefeln auf das Schlimmste gefasst, 
aber sehr überrascht, als er auf dem Fuss- 
boden der Färberei auch nicht einen Tropfen 
Wasser entdeckte. Er hatte natürlich er- 
wartet, eine grossartige Färberei mit den 
neuesten Einrichtungen zu finden. Dafür 
bekam er ein kleines Local zu sehen mit 
dürftiger Beleuchtung von nur einer Seite, 
und darin stunden 4 oder 5 rechtwinklige, 
kupferne Kochgefässe, darunter das grösste 
für das Färben von 10 kg, das kleinste 
für das Färben von 1 kg Strähne Wolle be- 
stimmt, dazu noch eine Scharlachkufe mit 
10 cm dickem Boden, die ganz aus Zinn 
hergestellt ist. Ausserdem bemerkte er 
einige Holzgestelle, Holzstöbe und -Böcke. 
Die Kochbottiche sind durchweg für directe 
Holzfeuerung eingerichtet. Sie ist, meinte 
der Assistent, für uns geboten, denn eine 
Dampfheizung setzt einen Heizer voraus, 
der eine Stunde früher als die anderen 
Arbeiter kommen müsste, was gegen unser 
republikanisches Princip der Gleichheit und 
Brüderlichkeit verstossen würde. Ausser- 
dem, fügte er mit einiger Ironie hinzu, 
würden wir vom Cultusministerium auf ein 
Gesuch um Bewilligung der Mittel für Ein- 
führung des Dampfbetriebs die prompte 
Antwort erhalten: „300 Jahre lang ist in 
dieser Weise geheizt und gearbeitet worden, 
ohne dass eine Klage gehört worden wäre. 



Heft 18. 1 

l.Oct ober 1888 . j 


Verschiedene MÜtheilungen, 


313 


Ist die jetzige Leitung der Gobelinmanufactur 
etwa weniger geschickt als die frühere?“ 
Als Lambert nach dem Receptenschatz sich 
erkundigte, erwiderte Courtot: Receptegiebt 
es bei uns nicht, hier wird Alles nach dem 
Gefühl gefärbt und so lange Farbstoff zu- 
gefügt, bis die gewünschte N’üance erreicht 
ist. Wir brauchen auch keine Waage. Man 
spricht in der Welt draussen viel von der 
Genauigkeit, die Chevreul hier eingeführt 
haben soll, und dass in unserer Färberei 
eine Präcisionswaage neben der anderen 
stehe. Das ist ein Mythus. Wir haben, 
wie gesagt, keine einzige Waage und 
brauchen sie auch nicht, weil wir uns auf 
das wunderbar ausgebildete Augenmass 
unserer Arbeiter besser als auf die feinste 
Waage verlassen können. Unsere Farb- 
stoffe sind bald aufgezählt. Wir verwenden 
Indigo, Cochenille, Krapp, Waid und zum 
Nüanciren wohl auch etwas Indigocarmin 
oder Orseille. Auch Orange II wird ge- 
braucht, da eB nach Prof. Decaux’s Angabe 
derCocbenille an Lichtechtheit gleichkommt. 
Preussiscli Blau ist trotz seines verhassten 
Namens und trotz des energischen Wider- 
spruchs von Charles Lauth, dem früheren 
Elsässer und Director der Porzellanmanufactur 
in Sevres, wegen seiner hervorragenden 
Lichtechtheit eine sehr beliebte Farbe in 
der Gobelinmanufactur. Schwarz wird mit 
Galläpfeln, Blauholz und Eisen gefärbt. 
Sonstige Beizen sind Alaun, Weinstein und 
Zinnpräparate. Von Chrom scheint kein 
Gebrauch gemacht zu werden. Die Zahl 
der Arbeiter in der Färberei betrügt 7 bis 
8 gelernte Wollfärber je mit einem Fixum 
von 1400 bis 1600 Fr. nebst freier Wohnung 
in eigenem Häuschen mit Garten und 
sonstigen Annehmlichkeiten. 

Lambert s viel ausführiichereBeschreibung 
macht keinen Hehl aus der Enttäuschung, 
die ihm der Besuch der Färberei der Pariser 
Gobelinmanufactur bereitet hat. Er war 
auf eine Mustcranstalt gefasst mit den 
neuesten Einrichtungen und auf einen 
grossartigen Betrieb mit Hunderten von 
fleissigen Händen. Statt dessen fand er 
eine kleine Winkelfärberei mit schläfrigem 
Betrieb, mit veralteter Einrichtung und 
patriarchalischer Einfachheit. 

Uns aber ist es jetzt klar, warum die 
Geheimnisse dieser Färberei vor den pro- 
fanen Augen des Publikums versteckt ge- 
halten werden. Man soll in Paris und 
anderwärts nicht erfahren, dass es hier 
nichts zu verbergen giebt. * 1 . 


Verschiedene Mittheilimgen. 

Aus dem Bericht der Aeltesten der Kaufmann- 
schaft von Berlin für das Jahr 189S. 

Indigo. Die indignernte Ostindiens im 
Jahre 1807, welche in der Zeit vom November 
1897 bis Februar 1898 in Calcutta durch 
Auctioncn zum Verkauf kam, war mit Aus- 
nahme des Jahres 1892, welches nur 


87 663 Maund» 

lieferte , 

seit 1885 die 

kleinste und in 

Qualität 

unerfreulichste. 

Sie ergab 

im Jahre 

im Jahre 

im Jahre 


1897/98 

1890-97 

1895/96 

in: 

Factory 

Maunds ä 

32 l fr kg 

Niederbengalen 

18 250 

17 650 

25 750 

Behar 

40 250 

63 700 

73 300 

Benares . . . . 

14 000 

18 950 

20 171 

Doab (Oude) . . 

37 590 

58 500 

42 979 


UOOOO 

158 800 

162 200 

von welchen Buntmen 

1897 98 

189697 

1895 96 

in Aurtion . . . 

92 5C0 

129 000 

125 000 

privatim . . . . 

tiOOO 

7 300 

20 000 

verkauft, 

9 500 

17500 

15 400 

von den Pflanzern 

verschifft 

wurden. 



2000 Maunds «ordinäre Qualitäten! blieben 
für den indischen Cunsuni hczw unverkäuflich. 


Die Verthei lung war folgende: 



im Jahre 

im Jahre 

im Jahre 


1897/98 

1896.97 

1895 96 

für: 

Deutschland, 
Oesterreich. Hol- 

Kisten 

k 3»/ 2 — 4 Maunds 

land, Belgien 

7 146 

11 720 

14 588 

England . . . . 

6 918 

12 160 

8 181 

Frankreich . . . 

2 505 

4 142 

6 349 

Italien, Schweiz . 

895 

1 303 

1 088 

Russland .... 

1023 

1677 

2 774 

Amerika . . . . 
Kleinusien, Arahiei 

7 652 

7 878 

6 735 

Aegyplen . . . 

1 145 

1 003 

826 


27 28t 

39 873 

40510 


Nied erb engaleu hatte ausserordent- 
lich unerwünschte Qualitäten producirt, 
farbarme, unreine und geringe Waare. 
Behar lieferte die schlechteste Ernte seit 
vielen Jahren; die überaus ungünstigen 
Witterungsverhältnisse im Jahre 1897 hatten 
dies voraussehen lassen. Benares und 
Oude hatten während des Wachsens der 
Pflanze günstigere Chancen und brachten 
daher Waare ungefähr in Durchschnitts- 
qualität an den Markt. Die nach Fertig- 
stellung der Ernte gefallenen starken Regen 
hinderten an der rechtzeitigen Verpackung 
und Beförderung der Waare. 

Gegen die Durchschnittswerthe des Vor- 
jahres zeigten pro Maund 

Rnpens 

Bengal und Beharjfnr bessere Qualitäten 10— 15 


- Mittelwaare 20—25 

- geringe 30 — 40 

Oude .... - gutmittel 10 — 15 

- geringe 16—20 


Abschlag bei Eröffnung der Saison. Gegen 


Googk 


uy 



314 Verschieden« 


Anfang Januar fand ein weiterer Rückgang 
von 10 bis 15 Rupces statt, welcher 
steigendes Interesse erweckte, sodass sich 
die Preise bis zum Schlüsse der Auctionen 
nach und nach erholten und die wenigen 
besseren Sachen zu hohen Eröffnungspreisen 
stark bestritten wurden. 

Die bereits im Vorjahre eingetretene 
Steigerung der Wechselkurse Ostindiens 
setzte sich fort, und man bezahlte die 
Rupee mit 1 Shilling 3% pence bis 1/4 % 
gegen 1 Shilling 3 % pence bis 1/3% im 
Jahre 1896/97. 

Durch den höheren Kurs wurden die 
Preisdifferenzen gegen das Vorjahr in Cal- 
cutta beinahe ausgeglichen, und die Im- 
porteure und Speculanten hatten die Er- 
fahrung, dass die Saison eine verlust- 
bringende war, weil noch vor Eintreffen 
der neuen Ernte in Europa die Londoner 
Januar- Auction unter Calcutta - Werthen 
schloss, und dieser Rückgang im Preise im 
April, Juli und Bpeciell im October noch 
mehr zum Ausdruck kam. Man konnte 
1,20 Mk. bis 1,80 Mk. pro ‘/ a kg billiger 
als in der Saison in Ostindien kaufen. 

Dieser Abschlag basirte auf der An- 
nahme, dass wir iin Jahre 1898 eine grosse 
Ernte mit qualitativ recht gutem Ausfall 
haben würden, und diese wurde bei den 
vorhandenen mehr oder weniger mangel- 
haften Qualitäten discontirt. 

Diese neue Ernte, deren Verkauf sich 
noch in Calcutta bis zunt Februar 1899 
vollziehen wird, scheint aber hinsichtlich 
der Qualität und Quantität etwas Ent- 
täuschung bereitet zu haben: trotzdem 

zahlte man bis jetzt draussen willig über 
October- und sogar über Juli-Marktwerthe 
in Europa. 

Die Madras-Provinzen lieferten 412 498 
Bazar Maunds (ä ll'/ 2 kg) gegen 167 575 
Bazar Maunds im Jahre 1896/97, von 
denen 

Kisten 
1896 97 

1 905 Kisten nach dem Continent gegen 910 
3 969 - - London - 2 800 

744 - - Amerika - 950 

16 904 - - Kleinasien, Arabien -1 , , 

8 649 - - Aegypten, Japan -j 14 ™ 

31471 Kisten gegen 18 750 

zur Verschiffung gelangten. 

Die Gewinnung deB blauen Farbstoffes 
in Niederländisch Indien (Java) hat in 
Folge eines neuen Verfahrens Fortschritte 
gemacht, und zwar wurden 930 000 kg 
gegen 804 000 im Vorjahre und 495 000 
im Jahre 1694 produclrt, Die Preise gingen 
nach Beendigung der Auctionen in Sa- 
marang in Europa herunter und erreichten 


»*•»-«- tSBSggg 

im Deeember den niedrigsten bisher ge- 
kannten Standpunkt 

Von Guatemala kamen 2768 Seronen 
nach Europa gegen 1955 Seronen im Jahre 
1897. 

Die sichtbaren Vorräthe am 31. De- 
cember betrugen:] 

Kisten 

1897 

10 203 Kisten Bengal, Kurpnh, Oude, 

Madras gegen 15 636 

4 806 - Java - 3 720 

1 332 Seronen Guatemala - 1 192 

Gegen Ende des Jahres trat eine zu- 
versichtlichere Stimmung für Indigo ein 
und brachte für alle Arten Preissteigerungen, 
welche sich anscheinend für die nächste 
Zeit befestigen dürften, weil der Consuin 
mehr Interesse für das Nnturproduct zeigt. 

Cochenille hielt sich während des 
ganzen Jahres in bisheriger Nachfrage, so 
dass die alten Lager geräumt werden 
konnten. Die Vorräthe am 31. Deeember 
beliefen sieh auf 3015 Seronen. 

Farbhölzer und Gerbstoffe haben 
sich in einer verhältnissmässig niedrigen 
Preislage gehalten und waren in Folge 
dessen in der Lage, der Concurreuz der 
sich mehrenden chemischen Ersatzmittel zu 
begegnen. Die Lage der Textilbranche 
hat auch diesen Artikeln manche Hoff- 
nungen und Wünsche nicht erfüllt. 

Von Blauholz-Laguna kamen wieder 
grosse Quantitäten geringer Hölzer und zu 
wenig bessere Waare zur Abladung. Es 
stellte sieb ziemlich lebhafte Nachfrage 
ein, und in der zweiten Hälfte des Jahres 
wurden bessere Preise bezahlt. 

Domingo und Haiti erfreute sich 
regsten Zuspruches. Die eingeführten 
Quantitäten, hauptsächlich Wurzeln, waren 
grösser als im Vorjahre und fanden ohne 
wesentliche Preisschwankungen schlanken 
Absatz. 

Yucatan- und Campeche-Hölzer. 
Die im Vorjahre niedrigen Preise ver- 
anlaasten die Ablader, mit der Verschiffung 
zurückzuhalten, so dass die erwartete Preis- 
erhöhung nicht ausbleiben konnte. Ausser- 
dem hatten die Witterungsverhäitnisse den 
Export von den Abladeplätzen sehr er- 
schwert, und die kleinen Zufuhren scheinen 
auch ferner anhalten zu sollen. 

Gelbhölzer hatten im Laufe des 
Sommers wegen grösserer Zufuhren im 
Preise nachgeben müssen, erholten sich 
aber später wieder und dürften sich auch 
bei kleinen Vorrüthen fest halten. 

Rothholz kann wiederum nur in 
kleinen Quantitäten bei festen Preisen nach 


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316 


Heit 10. 
l.October 1800 


Europa und dörrt«» keine Veränderungen 
zeigen. 

Quebracho wurde in grossen Posten 
importirt und erfreute sieh permanent zu- 
nehmender Verwendung. Mit wenigen 
Ausnahmen war die Marktlage eine feste; 
im letzten Viertel des Jahres zogen die 
Preise wegen niedrigeren Goldagios an. 

Quercitron wurde stark zugertihrt, 
wurde daher billiger, erholte sieh aber 
bald, weil die Ablader hei den niedrigen 
Preisen keine Rechnung fanden. 

Dividivi. In Folge der grossen Zu- 
fuhren im Jahre 1807 und der eingetretenen 
Preisreduction wurde bedeutend weniger 
an den Markt gebracht. Trotzdem konnten 
sich die Preise nicht erholen. 

Myrabolanen hatten viel Beachtung 
zu höheren Werthen als im Jahre 1897; 
die kleine Ernte in Folge der Pest dürfte 
weiter zur Festigung dieses Artikels bei- 
tragen. 

Catechu. Die im Vorjahr einge- 
schränkte Production in Rangoon hat 
weitere Preiserhöhungen hervorgerufen, 
welche aber von den Abnehmern nicht be- 
willigt werden. Es fand daher nur ein 
beschränkter Umsatz statt, während Ersatz- 
mittel lebhafteren Zuspruch hatten. 

Japonica hat die niedrigen Werthe 
des Vorjahres behalten, trotzdem Ver- 
besserungen im Preise versucht - wurden. 
Von Singapur«.» wird die Einschränkung der 
Production gemeldet, so dass bei ein- 
trelender Speculation höhere Notirungen 
erwartet werden können. 


Patent -Liste. 

Aufgcstellfc von der Rodaction der 
„ Fftrbcr-Zcitung“ . 

Patent - Anmeldungen. 

Kl 22. P. 11315 Vorfahren zur Darstellung 
violetter bis blauschwarzcr substantiver 
Azofarbstoffe aus p-Diazobenzol-o-sulfos&ure- 
üzo-m -phcnylendiamin bezw. m toluyleu- 
diamin. — Farbwerke vorm. Mcistor 
Lucius & Brüning, Hüchel a. M. 

Kl 22. F. 10 67.3. Verfuhren zur Darstellung 
gelber basischer Acridiufarbstoifc — Farb- 
werke vorm Meister Lucius & Brüning, 
Höchst a. M. 

Kl. 22. L. 11 381. Verfahren zur Herstellung 
wetterbeständiger Farben. — D r. H Loosner, 
Leipzig- Lindcnau. 

Kl. 22. F 11262. Verfahren zur Darstellung 
neuer stickstoffhaltiger Farbstoffe der An- 
ihraconreihe. — Farbenfabriken vorm. 
Friedr. Bayer & Co., Elberfeld. 


Kl 22. A. 6184. Verfahren zur Darstellung 
von Nitro-p-oxydiphenylaminsulfoaüuren. — 
Actiongoaellschaf t für Anilin - Fab ri- 
kation, Berlin. 

Kl. 22 V. 3237. Verfahren zur Darstollung 
eines braunen directftkrbeuden schwefel- 
haltigen Farbstoffes. — H. R. Vidal, Paris. 

Patont-Erthoilungon. 

Kl. 8. No. 105783. Vorrichtung zum Farben 
Waschen u. s. w. von Textilstoffen mit 
kreisender Flotte — J Haibach, Barmen. 
Vom 19. April 1898 ab. 

Kl. 22. No 105 736. Vorfahren zur Darstellung 
von violett bis blau färbenden Gallocyanin- 
fnrbstoffen; Zus. z. Pat. 104625. — L. Du- 
rand, lluguenin & Cie., Hüuingen i. Bis. 
Vom 27. Mftrz 1898 ab. 

Pa te n t- L öa c h u ngo n . 

Kl. 8. No. 92 426. Vorrichtung zum Packen 
von Faserstoffen in Bleich- und Farbe- 
apparaten mit kreisender Flotte. 

Kl. ». No. 95 296. Farbausgleicher für Ketten- 
garn- Druckmaschinen. 

Kl. 8. No. 100 996. Vorrichtung zum Ab- 
strichen des überflüssigen Loims o. dgl. 
von appretirteu Garnstrüngen. 

Kl. 22. No. 67 000 Verfahren zur Darstellung 
oinor Dioxynaphtoömonosulfosüure bezw. 
deren Balze. 

Kl. 22. No. 84772. Verfahren zur Darstellung 
golber beizenfärbender Azofarbatotfe aus 
Auüdophenolftthern und Salicylsilure. 

Kl. 22. No. 96 497. Verfahren zur Herstellung 
von Mineralfarben, welche neben Zinkoxyd 
ein anderes Metalloxyd enthalten. 

Kl. 22. No. 100 065. Verfahren zur Herstellung 
von Leim aus LeimrohstofTeii mittels 
Ammoniak. 

Kl. 22. No. 94 634. Verfahren zur Darstollung 
von sekundären Disuzofarbstoffen aus Car- 
bony i-m-diamidosalicylsüure. 

Kl. 8. No. 95 905. Rotirender Trockencylinder 
für Faserstoffe, Papier, Pappe und Gewebe. 

Kl. 8 No 96 361. Verfahren zur Darstollung 
blauschwarzcr Azofarbstoffe auf der Faser. 

Kl. 8. No. 97 343. Materialträger für Vor- 
richtungen zum Farben u. s. w. von Cops. 

Kl. 8. No. 103 613. Maschine zur Hervor- 
bringung von Farbmustern auf Geweben 
durch Druck. 

Kl. 8. No. 94 520. Breitspannmaschine für Ge- 
flechte (z. B. Litzen). 

Kl. 8. No. 97 037. Vorrichtung zuin Reinigen 
von Druckunterlagen in der Kattundruckerei 
u. dgl. 

Kl. 22. No. 46 711. Verfahren zur Darstellung 
eines neuen rothen Farbstoffs. 

Kl. 22. No. 52 616. Verfahren zur Darstollung 
schwarzfürbender Azofarbstoffe. 

Kl. 22. No. 84 893. Verfahren zur Darstellung 
von Azofarbstoffeu der Bonzidinreiho aus 
Monoazofarbatolfen — mit Zusatzpat. 87 976, 
88 595, 88 596, 88 597. 

Kl. 22. No. 86 071. Verfahren zur Darstellung 
rothvlolettor Azofarbstoffe — mit Zusatzpat. 
87 617, 87 618, 87 619. 


Digitized by Googje 



sie 


P&rber-2eltnftg. 
Jahrgang 18W. 


Briefkasten. 


Kl. 22. No. 98 438. Verfahren zur Darstellung 
von directf&rbenden Polyazofarbstoffen. 

Kl.. 22 No. 81 008. Herstellung einer gut 
deckenden Bleisulfat- Anstrichfarbe. 

Kl. 28. No. 103932. Lederbearbeitungsmaschine. 

Gebrauchsmuster- Bin tragun gen. 

Kl. 8. No. 116 787. An einem Tisch zu be- 
festigende Wickelvorrichtung für Stoffe, 
Binden und Bänder mit von Hand zu Hand 
zu drehender, zwei gegeneinander verstell- 
bare Scheiben tragender und einerseits 
zwecks Abnahme des Wickels aus dem 
Lager zu hebender Welle. — W.Heckmanu, 
Naumburg a. S. 6. Mai 1899. 

Kl. 8. No. 116823. Mit mechanisch aufge- 
klebten Bündchen aus Metallgcspinnst ver- 
zierter TeztUstoff für Hutschmuck, Sachets, 
Luzus-Cartonagen u. s. w. — A. Hock Sohn, 
Schiltigheim. 24. April 1899. 

Kl. 8. No. 116 824. Durch Hebel werk regel- 
bare Umsteuerung für Plättraaschinen. — 

G. Krausebitz, Berlin. 24. April 1899. 

Kl. 8. No. 116 846. Unterlagen aus Wachs- 
tuchimitation mit chromolithographischem 
Aufdruck. — Leipziger Metallwaren- 
fabrik Gustav Bahr & Co., G. m. b. H., 
Leipzig. 19. Mai 1899. 

Kl. 8. No. 116 847. Wachstuchimitation mit 
an Stelle des Tuches verwendetem Papier. 
— Leipziger Metallwaarenfabrik 
Gustav Bähr & Co., G. m. b. H., Leipzig. 
19. Mai 1899. 

Kl. 8. No. 116 905. Aus Schleuder, Pumpe 
und Flottenbehälter, sowie Verbindungs- 
rohreu und Hahnen bestehende Farbevor- 
richtung für Faaermaterialicn — 0. G ru h n e, 
Görlitz. 16. Mai 1899. 

Kl. 8. No. 117 423. Klopfapparat für Teppiche 
und andere Deckon, mit einem Staubab- 
sauger oberhalb der Klopfstolie. — Sch epp 
& Schüpple, Hamburg. 1. Juni 1899. 

Kl. 8. No. 117 499 Rauh Vorrichtung für Ge- 

webe, bestoheud aus einer Auzahl vertikal 
zur Gewebeflacho gerichteter, in zur Faden- 
richtuug entgegengesetzter Richtung ro- 
tirender, cylindrischer Bürsten. — A. L a ng e n, 
Krefeld. 1. Juni 1899 

Kl. 8 No. 117 715. Röhre mit aufschraubbarem 
Deckel zur Aufnahme von hülsenlosen 
Kreuzspulen wahrend des Färbens. — 
Obermaier & Cie., Lambrecht. 24 Mai 1899. 

Kl. 8. No. 117 973. Nach Höhe und Breite 
verstellbarer Gardinen • Spannrahmen mit 
festem und verschiebbarem Ständer. — 
0. Petzold, Döbeln i. S. 29. Mai 1899. 

Kl. 8. No. 118 075. Copsimprägnir Hinrichtung 
mit selbstdichtenden, durchlocbten Spulen- 
hülsen und durchlochten, führenden Auf 
steckspiodeln. — M. Koehn, Leubnitz bei 
Werdau. 20. Octobor 1898. 

Kl. 8. No. 118 477. Linoleum aus mehreren 
Schichten mit durch Rillen oder Stangen 
und Auflagen gemusterter Oberseite. — 

H. Zahn, Hamburg. 13. Juni 1899. 


Kl 8. No. 118 493. Fächerartig ausbreitbarer 
Musterkurtonstapel. — Albers & Li pp old, 
Berlin. 22. Juni 1899. 

KI 8. No. 118 501. Dampfzu- und Konden- 
sationswasserableitung für Muldendampf- 
mangeln. — P. K. Schmidt, Köln. 23. Juni 
1899. 

Kl. 8. No. 118 502. Hebelverschluss mit Mehr- 
verschlusslaschen für Wasch- und dgl. 
Maschinen F. K Schmidt, Köln. 

23. Juni 1899 

Kl. 8. No. 118 577. Walkcylinder mit Hart- 
gummibelag F. Bernhardt, FUchendorf- 
Leisnlg. 3. Juni 1899. 

Kl. 8. No. 119157. Grundirmaschine für Baum- 
und Halbwollwaareu mit unter dem Fiotten- 
spiegel laufenden Leitwatzen und abge- 
deckten Bottichen. — J. W. Hunt, Grottau. 
5. Juli 1899. 

Kl. 8. No. 119 347. Binstell Vorrichtung für 
Spannmaschinen mit oberhalb des Flüssig- 
k ei tsbe hülters angeordneten Schraubspindeln. 
— E. Kruse, Barmen 10. Juli 1899. 

Kl. 8. No. 119 387. Vorrichtung zum glatten 
Uebereinanderlegen von Stoffmustern mit 
Hülfe eingespannter Drahte. — W.Hornung, 
Frankfurt a. M. 5 Juli 1899 

Kt. 22. No. 114 380. Siegellackbarren mit 
einem oder mehreren, der Länge uach durch- 
geführten Lichtdochten. — J. Benn, Ham- 
burg. 13. April 1899. 


Briefkasten. 

Zu unentgelülcbem — rein sachlichem — Meinangeaaitausch 
unserer Abonnenten Jede ausführliche and besonder« 
werthvolie Auakannserlhellttag wird bereitwilligst honorlrt 
(tnoeyna* Zesendaateit bleiben ■■berfiekaichtJfrt.) 

Fragen. 

Frage 48: Welchem Umstande ist es zu- 

zuschreiben, dass englische Waaro den matten 
Glanz lange Zeit beibehalt und beim Bügeln 
sich besser verhalt, wie die deutsche? g 
Antworten. 

Antwort auf Frage 48: Abgesehen davon, 
dass die Walke in England meist viel fester 
ist und zwar gluichra&ssig, sowohl auf Kette, 
wie auf Schuss, beruht diese Eigentümlichkeit 
der Waare auf dem Dekaturverfahren. Dieses 
besteht in der Anwendung von wechselweise 
heissein Dampf und warmem Wasser. Nach 
dem Haarrauhen, Waschen, Trocknen, kurzen 
Scheeren und Aufrauhen wird die Waare auf die 
Walze aufgowickelt und 12 bis 24 Stunden in 
warmes, weiches Wasser eingelegt. Dann felgt 
Waschen, Strichrauhen, Scheeren, Pressen und 
Dekatiren in ganzer Breite (zwei Stück Rechts- 
seite auf Rechtsseite) nur kurze Zeit, schnelles 
Abziehen, Waschen, Strichrauhen, Wasserbe- 
handlung wie oben, Rauhen, Scheeren und je 
nach dem Glanz nochmals Dekatur u. s. f. 
Dadurch gewinnt die Faser an Fülle, und der 
Glanz wird dauernd iizirt. ,«#*. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Quellenangabe gestattet. 
Verlag von Julias Springer ln Berlin N. — Druck Ton fcmll Dreyer ln Berlin SW. 


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Färber -Zeitung. 

1899. Heft »0. 


Das Chromlren der Wolle. 

Von 

I)r. Richard Loewenthal. 

(ScMluu ttait FurtuUumg rtm S, 808.1 

Das heute fast ausschliesslich zum Ver- 
heizen der Wolle mit Chrom gebrauchte 
Verfahren besteht im Erhitzen der Waare 
mit einer I.ösung von Chromkali oder 
Chromnatron allein oder zusammen mit 
gewissen Zusätzen. Man beschickt das Uad 
mit 2 bis 4% Bichromat (vom Gewicht der 
Waare) und den etwaigen Zusätzen, geht 
handwarm ein. bringt langsam zum Kochen 
und kocht noch 1 bis 1*/* Stunden: nach 
leichtem Spülen oder (weniger gut) scharfem 
Schleudern kann gefärbt werden. 

Beim Beizen mit Bichromat allein wird 
die Flotte nur sehr unvollkommen ausge- 
nutzt. Von 3% Chromkali kommt nur 
etwa 1 % zur Wirkung. Im Uebrigen ist 
der Erfolg des Beizens sehr befriedigend. 
Die mit Bichromat allein gebeizte Wolle 
sieht gelb aus und enthält daher Chrom- 
säure in irgend einer Form. 

Um das Beizmittel besser auszunutzen, 
setzt man dem doppeltchromsauren Salz 
häufig 1 bis 3 0 „ Schwefelsäure (vom Gewicht 
der Waare) zu, wodurch die Chromsäure 
freigemacht wird; hierdurch erhält man be- 
deutend stärkere Beizungen, wie schon aus 
der tieferen gelben Färbung der Wolle zu 
erkennen ist, und zwar um so stärkere, je 
mehr Schwefelsäure man anwendet; es 
liegt jedoch hier die Gefahr vor, dass die 
freie Chromsäure allzu schnell und daher 
ungleichmassig auf die Faser zieht, und 
der Zusatz von Schwefelsäure ist daher 
nur für dunklen* Farben zu empfehlen. 
Auch in diesem Falle wird das Chromkali 
nur unvollkommen, wennschon etwa doppelt 
so stark wie bei Abwesenheit von Säure, 
ausgenutzt; von 3% bleibt etwa ein Drittel 
(1%) im Baile. Wesentlich kräftiger als 
Schwefelsäure sollen nach Hummel und 
Gardner 1 ) Salzsäure und Salpetersäure 
wirken, indem bei Anwendung von 2°/ 0 
Chromkali und 4*/s bi» 7% Salzsäure die 
Wolle stark gelb gebeizt und die Flotte 
erschöpft werde, vielleicht In Folge von 
zeitweiliger Bildung von Chlorchromsäure, 
welche die Wolle chloren und dadurch für 

') Journ. Soc Chem Industrv l*9f>, 452. 

rz. i 


die Beize empfänglicher machen würde; 
vermuthlieh aber fallen die Beizungen 
unter diesen Umständen noch leichter als 
bei Anwendung von Schwefelsäure unegal 
aus. Ob das neuerdings als Egalisol ■) in 
den Handel gebrachte Product, welches 
eine Verbindung von Borsäure mit Schwefel- 
säure sein soll, besser als reine Schwefel- 
säure wirkt, muss noch durch Erfahrungen 
der Praxis festgestellt werden. 

Zur Ueberführung der bei den vor- 
stehenden Biehromatverfabren in der Wolle 
abgelagerten Chromsäure in Chromoxyd 
kann das Nutriumbisulfit (ähnlich wie im 
Amend’schen Verfahren) dienen; es ist nur 
ein kurzes Umziehen der gebeizten und 
geschleuderten Wolle in einem lauwarmen 
Bade von 6 proe. Bisulfitlösung 32° B. (auf das 
Gewicht der Wolle berechnet) nöthig. um 
die Chromsäure zu Chromoxyd zu reduciren 
und die gelbe Farbe der Wolle in Grün zu 
verwandeln. Diese Nachbehandlung ist 
schon länger bekannt -) und für das Färben 
von Farbstoffen, die gegen Oxydations- 
wirkungen empfindlich sind, wie z. B. Ali- 
zarinblau S und fermentirtes Blauholz sehr 
vortheilhaft ; sie hat sich indessen wenig 
eingebürgert, weil sie die Anwendung eines 
besonderen Bades erheischt. 

Einfacher gestaltet sich diese Reduction 
durch Zusatz organischer Säuren oder 
saurer Salze, wie Oxalsäure, Milchsäure und 
Weinstein, zum Bade, und diese werden 
für diesen Zweck vorwiegend gebraucht, 
zumal dadurch die Beizungen überhaupt 
sehr gut ausfallen. 

Von allen diesen Zusätzen wird Wein- 
stein am meisten gebraucht, weil mit ihm 
die gleichmässigsten Beizungen und Fär- 
bungen erhalten werden und auch die 
Beize in einem den meisten Zwecken 
günstigen Reductionsgrade in der Faser 
befestigt wird. Beim Kochen der Wolle 
in der Flotte zersetzt sich das Bichromat 
unter theilweiser Reduction der Chrom- 
säure zu Chromoxyd, welches mit der 
Säure des Weinsteins weinsaures Chrom- 
oxyd bildet; diese Zersetzung findet theils 
in der Wolle, theils in der Flotte statt; 
das in der Flotte gebildete weinsaure 

i| Kftrber- Zeitung 1897, i)46; 1898, 202 und 138. 

*, Färber-Zeitung 1889/99, 118. 

20 


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318 


Loewenlhal, Da« Chromiren der Wolle. 


Färber -Zeitung. 
Jahrgang 18 W. 


Chromoxyd wird zum Theil hei fortgesetz- 
tem Kochen von der Wolle nufgenommen, 
und ein besonderer Vorzug des Weinsteins 
gegenüber anderen Zusätzen liegt gerade 
in der Entstehung des weinsauren Chrom- 
oxyds, da dieses besser als irgend ein an- 
deres Chrom6alz in der Faser befestigt 
wird; von einem vollständigen Ersatz des 
Weinsteins durch irgend eine andere or- 
ganische Verbindung (ausgenommen die 
freie Weinsäure oder andere ihrer Salze) 
oder gar durch eins der vielen im Handel 
vagirenden „Weinsteinsubstitule“ und ähn- 
licher Geheimmittel kann daher überhaupt 
nicht die Rede sein. Die in der Faser 
befestigte Beize scheint zum Theil aus 
ChromsÄure, zum grösseren Theil aus 
Chromoxyd zu bestehen, worauf sowohl ihre 
gelbgrüne Färbung wie ihr Verhalten in 
der Wolle hinweisen. Die Menge des 
beim Beizen von der Faser aufgenommenen 
Chroms wird durch den Zusatz von Wein- 
stein nicht erheblich vermehrt. Das zum 
Beizen in der Regel angewendete Ver- 
hältniss ist etwa 3% Chromkali (oder 
Chromnatron) und 2'/ 2 % Weinstein; für 
helle Farben geht man wohl auf 1% 
Chromkali und 1 % Weinstein herunter, 
während man für dunkle bis zu 4% 
Chromkali und 3°/ 0 Weinstein nimmt. 

An Stelle des Weinsteins wird auch 
die billigere Oxalsäure, und zwar in 
Mengen von 1 bis 2 V2V0 für 3 bis 4% 
Chromkali zum Beizen gebraucht. Im 
Vergleich zum Weinstein wirkt die Oxal- 
säure mehr als Säure und befestigt 
grössere Mengen Chrom , wenn auch 
nicht ebensoviel wie die Schwefelsäure 
in der Faser. Die Beizung fällt daher 
auch nicht ebenso sicher wie mit Wein- 
stein gleichmässig aus, weshalb sie nur 
für mittlere und dunklere Töne zu em- 
pfehlen ist, und naeh der mehr bräunlichen 
Färbung der Wolle scheint die ChroinBäure 
auch in geringerem Umfang als durch 
Weinstein reducirt zu sein. 

Zu diesen älteren Zusätzen ist in den 
letzten Jahren mit grossem Erfolge die 
Milchsäure hinzugekommen. Mit 2 bis 
3% Bichromat und 3 bis 5% Milchsäure 
50% erhält man etwa gleich gute, aber 
stärkere und weniger grüne Beizungen 
als mit gleichen Mengen Bichromat nebst 
Weinstein. Viel besser wird die Flotte 
durch Zusatz von Schwefelsäure neben der 
Milchsäure ausgenutzt, so dasH man für 
dunkle Farben die Mengen bis auf 172% 
Chromkali, 3% Milchsäure 50% und f % 
Schwefelsäure herabmindern kann; man 
geht dann bei 30° mit der Waare ein, 


treibt langsam zum Kuchen und kocht 
v 4 Stunde; ist die Flotte dann nicht klar 
und die Wolle nicht grün geworden, so 
giebt man noch 74 bis 7a % Schwefel- 
säure zu und kocht etwa l / t Stunde länger, 
dass die Wolle grün wird. Nach diesem 
Verfahren soll zwar das Chrombad gut 
erschöpft werden; jedoch zieht diese Beize 
sehr schnell und daher ungleichmässig 
auf und ist deshalb nicht einmal für lose 
Wolle bei hellen Tönen zu empfehlen; 
auch bei mittleren Tönen auf Garnen und 
Stück ist lieber mehr Bichromat und weniger 
Schwefelsäure anzuwenden. C. Dreher, 
von welchem diese Vorschrift herrührt, 
empfiehlt daher auch neuerdings, statt 
1% Schwefelsäure zunächst 1% Ainmo- 
niumsulfat zu nehmen und später 7« bis 
7 S % Schwefelsäure zur Erschöpfung der 
Flotte nachzusetzen: beim längeren Kochen 
zersetzt sich das Ammoniumsulfat in Ammo- 
niak. w elches entweicht, und freie Schwefel- 
säure, welche allmählich zur Wirkung 
kommt 1 ). 

Ein Product, über dessen Zusammen- 
setzung noch Zweifel bestehen, ist das 
Lactolin'-’), angeblich ein saures Salz der 
Milchsäure, wie Weinstein das saure Salz 
der Weinsäure, und daher in ähnlicher 
Weise egalisirend wirkend; nach den Mit- 
theilungen von C. H. Böhringer Sohn soll 
man für die ersten Bäder l'/ ä % Bichromat, 
für die folgenden 1% Bichromat und 
jedesmal die doppelte Menge Uactolin 50"/* 
anwenden, wobei 4 /j des in der Flotte ent- 
haltenen Chroms ausgenützt würden; um 
das Bad vollständig zu erschöpfen, könne 
1 % Schwefelsäure zu- oder nachgesetzt 
werden. 

Schliesslich bleibt noch ein neuer, von 
H. Seidel erfundener und unter dem 
Namen Lignorosin' 1 ) in die Färberei ein- 
geführter Zusatz zu erwähnen, welcher 
aus den Abwässern der Sulfitcellulose-Fa- 
brikation gewonnen wird und ligninsulfo- 
saurer Kalk sein soll; er kommt als dunkel- 
brauner, schwach brenzlich-sauer riechen- 
der, in Wasser leicht lösliche^ Syrup in 
den Handel. Nach Seidel soll Lignorosin 
stark reducirend wirken; jedoch ist dies 
beim Kochen mit einer angesäuerten Bi- 
chromatlösung kaum zu beobachten. Nach 
der Vorschrift soll man für helle Farbtöne 

*) KUrber-Zeitung 1896/96 , 233 und 477; 

1898, 248. 

*) D. It. P. 1Ü6 048. Färber-Zeitung 1897. 

133; s. a. Journ. Soc. Chem. Industry 1891,362. 

s ) Mitth. ti. Technol. Gew.-Mus. in Wien 

1897. 219 und 1898. 348; Zeitschr. f. ang Chemie 

1898, 881 ; Fftrber-Zeitung 1898. 245, 310 und 380. 

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16. (fftowiiaa.1 Lo«w«mh»l, Pa. Ch romlr« Sw Wolk. 31fl 

1,3% Bichromat, 2,7% Lignorosin und grösstentheils im Bade verbleibt, weshalb 
0,8% Schwefelsäure, für dunkle Töne das Beizmittel nur sehr unvollständig aus- 
2,7 % Bichromat, 4,5% Lignorosin und genützt wird. Bei fortgesetztem Kochen 
1,8% Schwefelsäure gebrauchen und l'/ 2 der Wolle im Bichromatbade wird die von 
bis 2 Stunden kochend beizen. Die mit der Kaser aufgenommene Chromsäure theil- 
Lignorosin gebeizte Wolle ist leicht bräun- weise reducirt, so dass die Wolle Chrom- 
lich gefärbt oxyd neben Chromsäure enthält und eine 

Im Anschluss hieran sei noch kurz die bräunlichgelbe, an chromsaures Chrom- 
gemischte Chrom-Kupfer- Beize erwähnt, oxyd erinnernde Färbung annimmt, wes- 
welche für BlaubolzBchwarz und andere halb die Vermuthung ausgesprochen ist, 

Holzfarben häufiger gebraucht wird, um dass dieses Salz thatsächlich in der Faser 
diesen die Lichtechtheit und Fülle, welche enthalten Bei 1 ). Das Reductionsmittel beim 
ihnen die Kupferbeize verleiht, zu ge- Beizen mit Bichromat allein, ohne Zusätze, 
währen. Zum Beizen braucht man hier kann natürlich nur die Wolle selbst sein, 

2 bis 3% Bichromat und 2 bis 3% Kupfer- soweit nicht etwaige Verunreinigungen der 
vitriol oder auch wohl Bichromat und Waare oder des Wassers mitwirken. Eine 
Kupfervitriol im VerhältniBs von 2:3; ge- irgendwie erhebliche Oxydation der Wolle, 
wöhnlich wird ohne alle Zusätze gebeizt; welche ihre Festigkeit beeinträchtigen 
manche Färber setzen aber 1 bis 2% könnte, scheint jedoch nicht stattzuilnden. 
Schwefelsäure oder auch etw'as Oxalsäure Durch Zusatz von Schwefelsäure beim 
oder Weinstein zu. Während diese ge- Beizen mit Bichromat wird ein gewisser 
mischte Beize Tür Blauholz und auch für Theil Chromsäure in Freiheit gesetzt und 
andere Holzfarben sehr günstig ist, bietet zun Wirkung gebracht und die Wolle 
sie für die meisten Alizurinrarben keine nimmt daher mehr Chromsäure auf, als 
Vortheile und ist für die, welche gegen beim Beizen mit Bichromat ohne Schwefel- 
Oxydationsmittel empfindlich sind, direct säure. Indessen wird auch in diesem Falle 
schädlich. wahrscheinlich genau wie im vorigen freie 

Schliesslich sei noch kurz auf das Chromsäure von der Faser aufgenommen 
gelbe, neutrale chromsaure Kali oder und theilweise in ihr zu Chromoxyd redu- 
Natron hingewiesen, wennschon es keine cirt. Wird das Bichromat in Mengen von 
oder nur geringe Verwendung zum Beizen mehr als 4% zusammen mit Schwefelsäure 
findet, da es nur wenig Chrom an die gebraucht (wie es bei fortdauernder Be- 
Wolle abgiebt. Bekanntlich geht das gelbe nutzung des Bades leicht eintritt), so liegt 
Salz beim AnBäuern in das rothe saure die Gefahr des „Verbrennens“ oder „Ueber- 
und dieses wieder auf Zusatz von Alkalien chromirens“ vor, dass nämlich die Wolle 
in das gelbe neutrale über; beide unter- durch Oxydation leide, namentlich aber, 
scheiden sich dadurch voneinander, dass dass durch übermässige Anhäufung von 
das rothe saure Salz auf dieselbe Menge Chromsäure in der Faser später der Farb- 
Kali oder Natron doppelt soviel Chrom- Stoff oxydirt werde; auf solcher Wolle er- 
säure wie das gelbe neutrale Salz enthält, hält man mit Blauholz nur ein bräunliches 
Der eigentliche Vorgang beim Beizen Schwarz; auch verschiessen die meisten 
der Wolle mit Chromsäure oder ihren Farbstoffe schneller auf überchromirter 
Salzen ist noch nicht in dem Maasse, wie Wolle. Der Nachtheil des Ueberchromirens 
der des Beizens mit Chromoxydsalzen auf- kann, soweit die Wolle noch nicht gelitten 
geklärt. Beim Beizen mit freier Chrom- hat, durch Auskochen mit Wasser oder 
säure wird diese theils als solche, theils Sodalösung oder durch Reduction der 
als Chromoxyd (vielleicht auch beide in Chromsäure mittels Bisulüts beseitigt 
Verbindung mit einander als chromsaures werden. 

Chromoxyd, s. u.) aufgenommen und ge- Etwas verschieden verläuft der Beiz- 
gebenen Falls durch den nachfolgenden process jedenfalls bei Zusatz von Wein- 
Zusatz von Bisulflt vollständig in Chrom- fi tein, Oxalsäure oder Milchsäure zur Flotte, 
oxyd übergeführt. indem diese Zusätze reducirend wirken und 

Beim Beizen mit saurem chromsaurem daher die Chromsäure mehr als in den vor- 
Kali oder Natron (ohne Zusätze) scheinen hergehenden Fällen, jedoch noch nicht voll- 
diese Salze in neutrale chromsaure Salze ständig, in Chromoxyd übergeführt wird; 
und freie Chromsäure zersetzt zu werden 1 ); gleichzeitig dürfte aber auch die organische 
die freie Chromsäure zieht auf die Faser, Säure, wenigstens die Weinsäure (des 

während das neutrale Chromat ganz oder — 

*) Färber-Zeitung 1889/90. 8 u. 206; Journ. 

Soc. Chem. Industry 1893, 242. 

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*) Färber-Zeitung 1889/90, 115. 


20 ' 



520 


Locwtnthal, Das Chromirsn dar Wo le. 


I PM-W-Zollon*. 
Jahrgan g I8> ». 


Weinsteins) und die Oxalsäure von weiterer 
Bedeutung; sein, indem sie mit dem in der 
Flotte entstehenden Chromoxyd und viel- 
leicht auch mit dem in der Faser Salze 
bildet und so die Zusammensetzung und 
Befestigung der Beize mehr oder minder, 
und zwar erfabrungsgemäss in günstiger 
Weise beeinflusst. 

Will man die Chromsäure vollständig 
zu Chromoxyd reduciren, so bedient man 
sich am besten der Nachbehandlung mit 
Bisulfit. Jedoch scheint das Chromoxyd 
dann nicht in genau der gleichen Weise 
wie bei Anwendung von Weinstein, Oxal- 
säure oder Milchsäure in der Faser be- 
festigt zu werden, da die Färbungen häufig 
verschieden ausfallen; vielleicht wird das 
Chromoxyd durch das Bisulfit nur mecha- 
nisch gefällt, durch die Wirkung der orga- 
nischen Zusätze aber irgendwie chemisch 
an die Faser gebunden. 

Die oxydirende Wirkung der Chrom- 
säure und ihrer Salze erweist sich beim 
Auffürben von manchen Farbstoffen, wie 
Alizarinblau, Alizarincyanin und Anthracen- 
blau auf Chromsäurebeizen, als unvortheil- 
haft. Besonders schädlich wirkt sie aber 
beim Beizen von Wolle, welche in der 
Indigoküpe angeblaut ist, indem der Indigo 
durch Kochen mit Chromsäurelösung zer- 
stört wird. Angeblaute Wolle beizt man 
daher nicht mit Chromkali unter Zusatz von 
Schwefelsäure oder gar Oxalsäure, welche 
die Zerstörung des Indigoblau in erster 
Linie befördert, sondern mit Chromkali 
allein oder unter Zusatz von nur geringen 
Mengen Weinstein oder Milchsäure. Die 
Zerstörung des Indigo durch das heisse 
Chromsäurebad w'ird natürlich vermieden, 
wenn das Färben in der Küpe erst nach 
dem Chromiren vorgenommen wird, in 
welchem Falle es sich empfiehlt, nach dem 
Beizen durch Bisulfit zu nehmen, um einen 
nachtheiligen Einfluss der Chromsäure auf 
den Küpenfärbeprocess zu verhindern 
(I). R. P. No. 84 974). Nach Versuchen von 
E. Schnabel und K. Ernst 1 ) wird die zer- 
störende Wirkung des Bichromats durch 
Zusatz von Weinstein und ziemlich ebenso 
gut durch Milchsäure abgeschwächt, durch 
Schwefelsäure aber und noch mehr durch 
Oxalsäure verstärkt; noch kräftiger als 
Bichromat allein wirkt ein Gemisch mit 

>) Färber-Zeitung 1892 93. 129; 1896 96, 281 
u. 298. Nach K. Ernst ist eine mit 3° „ Bicliro- 
nmt, 2% Kupfervitriol und f»°/ 0 Oxalsäure (vom 
Gewicht der Waare) bereitete Flotte ein be- 
sonders kräftiges Mittel zum Abziehen von 
Färben von Kunstwollc. 


Kupfervitriol , zumal bei Zusatz von 
Schwefelsäure oder Oxalsäure, und ist des- 
halb das Beizen von angeblauter Wolle 
mit Bichromat und Kupfervitriol zusammen 
auch ganz ungebräuchlich. 

Bei der Besprechung der verschiedenen 
Chrombeizen wies ich schon darauf hin, 
dass das Chromkali nur sehr unvollständig 
ausgenützt wird. Es ergeben sich daraus 
bedeutende MaterialverluBle und um diese 
zu vermeiden, benutzt man die Chrom- 
bäder fortlaufend unter Zusatz neuer 
Mengen Chromkali und der betreffenden 
Hülfsbeizen. Jedoch wird so im Allge- 
meinen noch keine Ersparniss erzielt, in- 
dem das saure chromsaure Salz Chromsäure 
an die Wolle abgiebt und in das wenig 
wirksame neutrale Salz übergeführt wird 
und dieses sich allmählich in so grossen 
Mengen im Bade ansammelt, dass es ab- 
gelassen und erneuert werden muss. Von 
E. Knecht 1 ) wurde z. B. eine im Grossen ge- 
brauchte Beizflotte analytisch controllirt, wel- 
che mit 3% Chromkali angeselzt wurde und 
nach jeder Beizoperation wieder 3% Chrom- 
kali erhielt; der Gehalt an saurem chrom- 
saurem Kali blieb hier beharrlich bei etwa 
’/ 2 g im Liter stehen, während sich all- 
mählich 2,16 g neutrales Salz (. '(sprechend 
3,24 g saurem Salz) im Bade ansammelte 
und es unbrauchbar machte. Um diese 
Chromverluste zu vermeiden, empfiehlt es 
sich, nicht mehr Bichromat zur Auf- 
frischung des Bades zu gebrauchen, als 
ihm entzogen ist, gleichzeitig aber auch 
genügend Schwefelsäure zuzusetzen, um 
das entstandene neutrale Chromat wieder 
in saures zurückzuverwandeln. Hierfür wird 
beim üblichen Beizen mit 3 u / 0 Bichromat 
allein oder unter Zusatz von Weinstein, 
Oxalsäure oder Milchsäure 1 bis l l / 2 °/ u 
Chromkali und l /„ bis s / 4 % Schwefelsäure 
der richtige Betrag sein. Auf einfache 
Weise lässt sich mit Hülfe von Lackmo'id- 
papier (Filterpapier, welches nach Art des 
Lackmuspapiers mit einer Lösung von 1 g 
Lackmoid in 50 ccm Weingeist und 50 ccm 
Wasser getränkt ist) der richtige Zustand 
der Flotte erkennen: ist neutrales chrom- 
saures Salz im Bade, so wird rothes Lack- 
moldpapier blau gefärbt; ist alle Chrom- 
säure als saures Salz vorhanden, so wird 
weder rothes noch blaues Papier verän- 
dert; ist dagegen (durch Zusatz von zu viel 
Schwefelsäure) schon freie Chromsäure 
und damit die Gefahr ungieichmässigen 
Beizens vorhanden, so wird blaues Laek- 
inoldpapier geröthet. 

Färber-Zeitung 1889/90, 116. 



H«fi 20. \ 

15. 0ctob«r 1829. J 


S*id«l und Po llak, Das Rtdudionsvtrmögen des Lignorosins. 


321 


Zur Bestimmung der Menge Schwefel- 
säure, welche das neutrale Salz wieder in 
das saure überführt, genügt eine sehr ein- 
fach auszuführende Titrirung: Man löst 

von derselben Schwefelsäure, welche im 
Grossen benutzt werden soll, 10 g in 
1 Liter und füllt hiermit eine Bürette; von 
der zu verbessernden Chromflotte misst 
man genau 1 Liter in eine weisse Por- 
zellanschaale und lässt unter beständigem 
Umrühren aus der Bürette soviel Schwefel- 
säurelösung zutropfen, dass Lackmofdpapier 
davon nicht verändert wird, also rothes 
Papier nicht mehr wie anfangs gebläut, 
aber auch blaues noch nicht geröthet wird; 
für 100 Liter Flotte sind dann genau so 
viele Cubikcentimeter der unverdünnten 
Schwefelsäure nöthig, wie von der ver- 
dünnten aus der Bürette zum Titriren von 
1 Liter verbraucht wurden. 

Da erfahrungsgemäss 2 bis 3 mal ge- 
brauchte Chrombäder besser als ganz frische 
arbeiten sollen, so empfiehlt es sich vielleicht, 
etwas weniger Schwefelsäure, als obiger 
Versuch ergiebt, zu verwenden und somit 
in einer Flotte zu beizen, die noch etwas 
neutrales chromsaures Salz neben haupt- 
sächlich saurem Salz enthält. 

Die vorstehenden Ausführungen bean- 
spruchen nicht, zu den vielen Neuerungen 
des Chrombeizens der letzten Jahre weitere 
hinzuzufügen. Sie wollen nur das Vor- 
handene im Ganzen überschauen und so 
ermöglichen, das Wesen des Beizens in 
seinen Einzelheiten zu verstehen und das 
Gleichartige und das Verschiedene der ein- 
zelnen Methoden zu erkennen. 


Das Reductionsvermögen des 
Lignorosins. 

VOB 

Dr. H. Seidel und J. Pollak. 

Der seiner Zeit von anderer Seite aus- 
gesprochene Zweifel, ob das Lignorosin 
überhaupt das doppeltchromsaure Kali zu 
Chromoxyd zu reduciren vermöge, hat uns, 
obwohl der eine von uns schon in ein- 
wandfreier Weise dargethan hatte, dass das 
Lignorosin ein ziemlich kräftiges Reductions- 
mittel sei, das Kaliumbichromat stärker redu- 
cire, als Weinstein 1 ), veranlasst, nach einer 
Methode zu suchen, welche gestatten sollte, 
das Reductionsvermögen des Lignorosins 

') Dr. H. Seidel und C. Hanak, Mittheilungen 
des Technologischen Gewerbe-Museums in Wien, 
1898, und Dr. H. Seidel, Revue gdndralo dee 
Mutiere» coloruntes 1898, X. 


an sich und im Vergleich zu den Reductions- 
wirkungen anderer Chromhilfebeizen quan- 
titativ zu verfolgen. 

Zu Beginn der Versuchsreihe wurde zu- 
nächst der qualitative Beweis für die He- 
duction des Chromtrioxyds zu Chromoxyd 
durch Lignorosin dadurch erbracht, dass 
beim Kochen von Lignorosin, Kaliumbichro- 
mat und einem kleinen Ueberschuss von 
Schwefelsäure die gelbe Farbe der Lösung 
in die rein grüne der Chromoxydsalze ura- 
schlug. In der Lösung wurde mit Am- 
moniakderbekannte charakteristische Nieder- 
schlag vom Chromhydroxyd erhalten, wäh- 
rend sich auch nicht mehr eine Spur von 
Chromsäure analytisch nachweisen liess. 

Zu den quantitativen Bestimmungen 
wurden die Verhältnisse der in Betracht 
kommenden Substanzen — Lignorosin und 
Kaliumbichromat — so gewählt, dass nicht 
das ganze Chromtrioxyd reducirt wurde, 
sondern nur ein Theil, dessen Grösse eben 
das Maass für das Reductionsvermögen des 
Lignorosins darstellen sollte. In gleicher 
Weise wurden die Vergleichsversuche mit 
Milchsäure und Weinstein durchgeführt. 

Es wurde zunächst das nach dem Kochen 
unreducirt gebliebene Chromtrioxyd jodo- 
metrisch zu bestimmen gesucht; obwohl 
die Resultate untereinander bei scharfer 
Einhaltung der Versuchsbedingungen gut 
stimmen, möchten wir die jodometrische 
Methode zur Werthbestimmung des Handels- 
lignorosins 1 ) nicht empfehlen, da beim Beiz- 
process des Lignorosins keinesfalls bis zur 
Kohlensäure und Wasser oxydirt wird, son- 
dern organische Körper resultiren, »'eiche 
langsam Jod addiren oder durch freies Jod 
weiter oxydabel sind. 

Zur Ausführung der Versuche wurden 
folgende Lösungen benutzt: 


KjCTjOj • • • 

6 g im Liter 

Jodkalium 

10 - - - 

R.SO, conc. 

10 - - - 

Lignorosin . . 

10 - - - 

Nao&^Og -|- 5aq . 

24,8- - - 

Milchsäure . . 

10 - - - 

Weinstein kryst. 

10 - - - 

Versuch 1. 


100 ccm Lignorosin-Lösung (1 g) 1 

100 - K 2 Cr„0 ; - 

- (0,5 -) 

50 - Hj80 4 - 

- (0,5 -) 

250 - H.,0 

1 


') Zu den hier besprochenen Versuchen 
wurde Lignorosin benutzt, wie es jetzt in den 
Handel kommt: es ist nach einem etwas um- 
ständlichen Verfahren vom Kalk befreit worden 
und ist dementsprechend das Natronsalz der 
Ligninsnlfosllure. 


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322 


Seide und Pollek, Des Reductionaverroögen dea Lignorosin«. 


Pirbfir-Zettnnjj 

Jah rg ang 18 >». 


Stunde auf freiem Feuer gekocht, auf 
*/ 2 Liter aufgefilllt, erkalten gelaasen, 

100 ccm wurden mit 20 ccm .Jodkalium- 
lösung (0,2 g) und 1 ccm concentrirter Salz- 
säure versetzt und, mit Stttrkekleister alslndi- 
cator, gegen Natriumthiosulfatlösung abtitrirt. 

Bei drei auf einander folgenden Ver- 
suchen wurden verbraucht: 
a) 2,4 ccm Natriumthiosulfatlösung. - _ 

bl 2 6 - - I 2,5 ccm 

D “•? lim Mittel, 

c) 2,5 - 

demnach blieben 0,0574 g K 2 Cr 2 0 7 un- 
reducirt, und 1 g Lignorosin entspricht da- 
her 0,4426 g KjCr 2 0 T . 

Versuch 2. Dieselbe Menge 1 Stunde 
gekocht. 0,0248 g IC.Cr.O, blieben un- 
reducirt; 1 g Lignorosin entspricht daher 
0,4752 g KjCtjO,. 

Versuch 3. 

30 ccm Lignorosin-Lösung | 

20 - K.,Cr„0 7 - - l J /a Stunde 

15 - H 2 S0 4 - - j gekocht. 

300 - Wasser 

1 g Lignorosin entspricht 0,313g K 2 G.,<> 7 . 

Versuch 4. Dieselben Mengen 1 Stunde 
gekocht; es wurde alles Chromoxyd re- 
ducirt. 1 g Lignorosin entspricht daher 
0,333 g K 2 Cr.,0 7 . 

Versuch 5. 


*/ ä Stunde 
gekocht. 


10 ccm 

Lignorosin-Lösung | 


20 - 

K.Cr.O-- 

Stunde 

15 - 

H.,SÖ 4 - 

gekocht. 

300 - 

Wasser 


0,0459 g K.,G 2 0 7 blieben 

unreducirt 


1 g Lignorosin entspricht 0,541g K_,Cr,().. 

Versuch 6. Dieselben Mengen 1 Stunde 
gekocht. 0,0349 g K 2 Cr 2 0 7 blieben un- 
reducirt; 1 g Lignorosin entspricht 0,651 g 
K.Cr.,0,. 

Versuch 7. Dieselben Mengen, wie bei 
Versuch 3, ! / 4 Stunde gekocht. 1 g Ligno- 
rosin entspricht 0,213 g K 2 Cr 2 0 7 . 

Versuch 8. Dieselben Mengen, wie bei 
Versuch 5, 3 / 4 Stunden gekocht. 1 g Ligno- 
rosin entspricht 0,601 g K..('r,0 7 . 

Versuch 9. 

30 ccm Milchsäure-Lösung | 

20 - KjCTjO,- - | */j Stunde 

15 - H.SÖj- - gekocht. 

300 - Wasser 

1 g Milchsäure = 0,277 g K 2 Cr 2 0 7 . 

Versuch 10. Dieselben Mengen 1 Stunde 
gekocht. 1 g Milchsäure entspricht 0,319 g 
K 2 Cr 2 0 7 . 

Versuch 11. 

130 ccm Weinstein-Lösung , ,, Stunde 

■im " % Crs<V ‘ I gekocht. 

300 - Wasser ' 

1 g Weinstein entspricht 0.1 1 15gK 2 G 2 ü 7 . 


I '/„ Stunde 
| gekocht. 


Versuch 12. Dieselben Menge 1 Stunde 
gekocht. 1 g Weinstein entspricht 0,1834 g 

k.,g 2 o 7 . 

Aus diesen Versuchen geht viererlei 
mit aller Deutlichkeit hervor: 

1. dass das Lignorosin unzweifelhaft 
das l'hromtrioxyd redueirt; 

2. dass die Keduction eine allmähliche, 
mit der Dauer des Beizprocesses regel- 
mässig fortschreitende ist; 

3. dass die reducirte t'hrommenge nicht 
allein abhängig ist von der Zeit, sondern 
auch vom Verhältnisse des Lignorosins zum 
Chromkali. Die absolute Menge des redu- 
cirtcn Chroms ist natürlich desto grösser, 
je grösser der Lignorosinüberschuss ist. 
Die relative Menge steigt im umgekehrten 
Verhältnisse; 

4. dass das Lignorosin ein weit besseres 
Reductionsmittel ist, als Weinstein, und 
dass es auch die Milchsäure an Keductions- 
vermögen noch etwas übertrifft. 

Wir geben zur besseren Uebereicht 
folgende Tabelle: 



Verhältnis* de« 
Llgnoruein« 
ro«p. der 
Milchsäure oder 
des Weinsteins 
xara K/'r/Jj 

Dauer 

1 K 

Heilmittel 

Menge de* 
nicht 

CoL 

de« 

1 Arnried«»« 

entspricht 

g 

K,Cr*0 T 

r»dacirten 

KaJium- 

blchromat» 



1 : 1 

'/» Stunde 

0,541 g 

45,9% 

1. 


1 : 1 

jV« - j 

o,eoi - 

40.9 - 


g 

1 ; 1 

1 - 

0,651 - 

34,9 - 

2. 

1 1 

2:1 

% Stunde 

0,443 g 

1 1 ,48 % 

c 

2:1 

i • 

0,475 - 

4,96 - 


3 

3:1 

'/, Stunde 1 

0,213 p 

36,12 % 

8. 


3: 1 

1*/ - 

0,313 

5,97 - 



3:1 

1 

0,333 - 

0,0 - 


u u 

3:1 

■/. Stunde 

0,277 R 

17,80“/, 



3:1 

1 

0,319 - 

4,18 - 


-c * 




r = j 

3:1 

'/, Stunde 

0,1115 R 

06,56% 



3:1 

i 

0,1834 - 

45,88 - 


Diese Zahlen geben ohne Zweifel in 
ihrer Gesiuiuntheit ein gutes Bild über den 
Verlauf des Beizens und den Werth des 
Lignorosins als Beizmittel für sich und im 
Vergleich zu Milchsäure und Weinstein. 

Durch diese rein analytischen Daten 
erscheint sowohl qualitativ als quan- 
titativ der exacte Beweis erbracht, dass 
das Lignorosin ein Reductionsmittel ist. 
Bei Gegenwart von Wolle ändern sich 
die Verhältnisse in der qualitativen Er- 
scheinung nur insofern, als die Chromsäure 
durch Lignorosin langsamer redueirt und 
somit das Chromoxyd gleichmässiger auf 


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323 


1». Ow beMB«.] GUf.y, Sl«mpfc« l»n<l... 


die Faser gebracht wird als durch Milch- 
säure. 

Für diese Verschiedenheit des Ver- 
haltens des Lignorosins je nach An- oder 
Abwesenheit von Wolle können wir vor- 
läufig eine bestimmte Erklärung noch nicht 
geben. 

Wie wir oben angaben, eignet sich die 
Jodometrie nicht zu einer bequemen Me- 
thode der Handelswerthbestimmung des 
Lignorosins. Wir haben indessen gefunden, 
dass sich der Werth des LignorosinB genau 
eruiren läsBt, wenn man die Menge un- 
reducirt gebliebener Chromsäure nach 
irgend einer Tüpfelmethode bestimmt. Wir 
waren dadurch in der Lage, das Reductions- 
vermögen deB Lignorosins auch in Bezug 
auf die Zeitdauer des AnsiedenB quantitativ 
zu bestimmen. 

Wir arbeiteten auf einem mit Dampf 
heizbaren Wasserbade, wie es uns in un- 
serer Versuchsfärberei zur Verfügung steht, 
und in das 20 absolut gleiche Porzellan- 
becher eingelassen sind. Dadurch ist die 
Garantie vollkommen gleichmässigen Er- 
hitzens wohl genügend gegeben. 

Um zu sehen, ob 
die Probe thatsächlich 
scharf ist, d. h. ob 
gleiche Beizmengen in 
der gleichen Zeit glei- 
che Kaliumbichromat- 
mengen reduciren, 
wurde folgender Ver- 
such angesetzt: 

In 9 Porzellan- 
becher wurden je 300 
ccm Wasser, 15 ccm 
H 2 S0 4 -Lösung, 20 ccm 
Bichromatlösung ge- 
geben und in den 
drei ersten je 30 ccm, 
den zweiten drei je 
35 ccm, den dritten 
drei je 40 ccm Lig- 
norosinlösung zuge- 
setzt. Die Chromsäure 
verschwand in je 3 
Bechern gleichzeitig 
auf die Minute genau, und zwar im 
Verhältnisse der zugesetzten Lignorosin- 
mengen. 

Da seiner Zeit augezweifelt wurde, ob 
das Lignorosin stets in gleicher Zusammen- 
setzung bezw. mit demselben Wirkungs- 
werthe, der bei dem Beizmittel ja allein 
in Betracht kommt, werde in den Handel 
gebracht werden, so erscheint wohl nun- 
mehr experimentell dieMöglichkeit gegeben, 
jede einzelne Charge Handelslignorosin auf i 


einen und denselben Typ einzustellen, wie 
dies auch thatsächlich geschieht. 

Wien, Laboratorium des K. K. Techno- 
logischen Gewerbe-Museums. 


Stampfcalander. 

Von 

Regierungsrath Glafey, Berlin. 

[FortmtMumfj t. S. 806J 

Die Figuren 38, 39, 40 und 41 stellen 
vier Ausführungsformen von Stampfkalan- 
dern neuester Construction mit freifallenden 
Stampfen und zwei Waarenbäumen vor. 
Die erste derselben wird von der Zittauer 
Maschinenfabrik, vorm. Albert Kiesler & Co. 
hergestellt. Dieselbe wird gewöhnlich für 
3000 mm Stampfbreite mit 36 solid ge- 
führten Holzstempeln a ausgeführt, welche 
sich sowohl gemeinsam als auch einzeln be- 
quem ausrücken lassen. Die Bäumwalze b wird 
durch Schnecke und Schneckenrad angetrie- 
ben und erfährt durch eine sogenannteChangir- 
vorrichtung eine achsial hin- und hergehende 
Bewegung. Die Daumenwalze e, auf deren 
Umfang die Hubdaumen d mittels Schrauben 


Kl* 3*. 

befestigt sind, erhält durch Stirnräder e ihre 
Drehbewegung. Die Auf- und Abbäum- 
vorrichtung kann mittels Handkurbel g oder 
Riemenbetrieb bethätigt werden. Die Auf- 
stellung erfordert einen Raum von 3000 X 
5000X2700 mm. Der Stampfcalander, 
Figur 39, wird von C. G. Haubold jr., 
Chemnitz, ausgeführt. Das Gewebe wird 
durch Spannstäbe o geführt, auf eine Holz- 
oder Eigenwalze b gewickelt, meistens 2 
oder mehrere Breiten c nebeneinander, 



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324 


Clafay, Stampfcalandar 


welche die Bahnlönge von 3750 mm bei 
36 Stampfen ausfüllen. Der Durchmesser 
der Walze b betrögt 400 mm. Durch 


Mitte der Stampfenreihe d gebracht; die 
Zahl der Stampfen betrögt gewöhnlich 
36 Stück, jede 100 mm breit. 


i’lanecheibe und Papierconus erfolgt der 
Antrieb der Aufwickelung. Die so be- 
wickelte Walze b wird dann unter die 


Die Stampfen werden jede abwechselnd 
in 1 Minute 60 Mal gehoben und stossen 
resp. pressen beim Hinabfallen durch ihr 

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«s Zu 



Httft 30. ] 

1&. Oc t obor 18 89. | 


Qlafey, StampfcaUndor. 


825 


Gewicht die Kasern des Gewebes, wodurch 
dasselbe grössere Dichte und eine schöne 
glanzende Oberfläche erhalt. Das Heben 
wird durch eine Daumenwelle bewirkt; die- 
selbe besteht aus einer Holzwalze, auf 
welche die Hebedaumen in schrauben- 
förmigen Windungen aufgesetzt sind, und 
zwar jedesmal 2 gegenüber durch gemein- 
schaftliche Schrauben verbunden. Der 
Effect dieser Construction mit in 2 Schrauben- 
linien vertheilten Hebedaumen steht der 
gewöhnlichen Anordnung mit 4 Daumen- 
reihen nahezu gar nicht nach und weist 
andererseits ganz bedeutende für den er- 
zielten Effect massgebende Vortheile auf. 


Vorrichtung g durch Schraubenräder ein 
an Ketten h hangender, längs der Stampfen 
laufender Balken t aufgewunden, der die 
an den Stampfen seitlich hervorragenden 
Nasen k erfasst und mit denselben empor- 
hebt, bis die Stampfen ausser Eingriff mit 
der Daumenwelle gekommen sind. 

Die dritte Ausführungsform, Figur 40, 
rührt von Friedr. Gebauer, Charlottenburg, 
her. Zwischen zwei kräftigen, stark ver- 
bundenen Gestellwanden befinden sich in ent- 
sprechenden Führungen die Holzstampfen a, 
welche durch die Daumen der Welle 6 ab- 
wechselnd gehoben werden, um auf das 
in der Walze c aufgewickelte Gewebe frei 



Plg. 40. 


Die Stampfen werden oben und unten von 
gehobelten Ei6enverbindungen e geführt, 
die untereinader in gewissen Zwischen- 
räumen durch Stehbolzen / Versteifung 
erhalten und auch gleichzeitig eine seit- 
liche Verschiebung der Stampfen verhin- 
dern. Um das Entstehen von Streifen auf 
der Waare zu verhüten, besitzen die Walzen 
nicht nur eine drehende, sondern auch 
eine hin- und hergehende Bewegung. 
Um die Stampfen ausser Thätigkeit zu 
bringen, was geschehen muss, wenn die 
fertig bearbeitete Walze durch die wahrend 
dieser Zeit neu aufgebüumte zweite ver- 
tauscht werden soll, wird mittels^ einer 


zu fallen. Die Maschine ist mit drei An- 
trieben versehen, deren einer g die ge- 
nannte Daumenwelle in Umdrehung ver- 
setzt, deren zweiter h die Drehung und Hin- 
und Herbewegung der Klopfwalze veran- 
lasst, wahrend der dritte Antrieb i die 
schnelle Drehung der Klopfwalze behufs 
Auf- und Abbäumen8 des Gewebes er- 
möglicht. Ausserdem ist die Maschine mit 
der gemeinsamen Abstellvorricbtung d für 
alle Stampfen, sowie mit den erforder- 
lichen Ausrückungen für die einzelnen 
Arbeitsvorrichtungen versehen. Die Klopf- 
walzen ruhen in einem gemeinsamen 
Schlitten e. der durch Zahnstangengetriebe f 

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326 


Blumcr u. Kölla, Raactionvn von Parbstofftn in Lösung und auf d«r Faser. 


J Firber-Zeltang. 
[Jahrgang i«W\ 


eine Bewegung den Klopfwalzen senkrecht 
zu den Stampfen behufs Auswechslung 
derselben ermöglicht. 

Der Stampfcalander, Figur 41, wird 
nach Angabe von Textil-Manufacture von 
Lang Bidge, Paradise Works Aurington, 
ausgeführt. Um zu verhindern, dass die 
aus Holz hergestellten Stampfen a der 
einen Gruppe von den aufsteigenden 
Stampfen der nächstfolgenden Gruppe mit 


ordnete Kegelrad g setzt mittels des 
gleichartigen Rades i die mit demselben 
verbundene iothrechte Welle in Umdrehung, 
an deren unteren Ende ein Schneckenrad 
angeordnet ist, das mit Rad k auf der 
Welle m in Eingriff steht. Diese letztere 
dient mit ihren beiden durch Hand um- 
stellbaren Kegelrädern n zum Antrieb der 
Welle o, von welcher aus der Gewebe- 
baum in Rückwärts- und Vorwflrtsdrehung 



«*■ 

angehoben werden, Bind zwischen die ein- 
zelnen Gruppen dünne Stahlplatten ein- 
gesetzt. Der Antrieb der Maschine er- 
folgt nicht durch Riemenscheiben, sondern 
durch eine mit der Stampfe direct ge- 
kuppelte Diagonal-Dampfmaschine b. Die 
Kraft wird dabei von der Kurbelwelle aus 
durch Stirnräder c auf die Vorgelegewelle d 
übertragen, die ihrerseits durch die Kegel- 
räder e die Daumenwelle f in Bewegung 
setzen. Das zweite auf der Welle d ange- 


41 . 

versetzt werden kann. Zum Zweck des 
Auf- und Abbäumens empfängt der aus- 
gerückte Waarenbaum einen Antrieb durch 
Reibungsgetriebe. 

Richard Roberts ersetzte 1897 die 
Stampfen durch Zähne auf Walzen und be- 
arbeitete mit diesen die Gewebe. -- Walter 
Clum glaubte 1854 die Stampfen durch 
Knaggen oder Stampfköpfe ersetzen zu 
können, die mittels eines Rahmens durch 
den Kolben einer Dampfmaschine gegen 


Reactlonen von neueren künstlichen Färb- 

Von Dr E. Blumer 


Farbstoff 

conc. H,80, 

10% HjSO, 

conc. HCl 

10% HCl 

Braune Farben. 

Janusbraun B 

Baumwolle, Wolle, 
Beide 

grauschwarz 

keine Veränderung 

braunschwarz 

keine Vcrflndci ung 


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IS OctobrMSw] Blumar u. KAU«, Raadlon«n von Parbototfen ln Lötung und auf dar Pasar. 327 

das Gewebe gepresst wurden. — Chambers einer zweitheiligen Schelle e e, ausgestattet 
ordnete nach dem Englischen Patent ist. Das Aufheben der Stampfen erfolgt 
Nr. 2152 A D 1854 zwei Reihen von durch die mittels des Rädergetriebes 

Stampfen Uber einem Waarenbaum an. k„ k 3 k l k in Umdrehung versetzten Daumeu- 

Einen Stampfcalander neuester Construc- wellen fj, deren Hubdaumen h auf die 
tion, welcher nach dem Vorschlag Chambers Nasen f der Stampfen wirken, welche in 
ausgeführt ist. zeigt Figur 42. Derselbe schlitzförmigen Aussparungen der letzteren 
ist eine Erfindung von Edward Wilson mittels der Keile /„ f 3 gehalten werden. 

Hunf, Bolton, und besitzt nach dem Eng- Beim Anheben der Stampfen schlagen die 

lischon Patent No. 3616/97 folgende Ein- oberen freien Enden derselben gegen die 

Blattfedern l. welche von einer ge- 
meinsamen auf Trägern m 1 ruhen- 
den Schiene m getragen werden. 
Die genannten Blattfedern werfen 
die Stampfen zurück und veranlassen 
so ein rasches Senken, also Auf- 
schlagen derselben auf den Waaren- 
baum. Um zum Zwecke des Aus- 
wechselns des letzteren alle Stam- 
pfen auszurücken, also in gehobe- 
ner Lage zu erhalten, ist auf jeder 
Seite der Maschine ausserhalb der 
Stampfen eine Schiene m., vorge- 
sehen, welche frei verschiebbar 
von den Querstangen n getragen 
wird und mittels der Ketten p ge- 
gen die Stampfen d bewegt werden 
kann, sobald durch das Handrad o 
die Kettentrommel o, in Richtung 
des Pfeiles gedreht wird. Geschieht 
dies, so werden die Stampfen gegen 
die Federn m l geschoben und da- 
bei gleichzeitig gehoben. Thos. 
Forschau umgab den Waarenbaum 
allseitig mit durch Dampfcvlinder 
bewegten Stampfköpfen , während 
A. Buchmann jede Stampfe mit 
zwei Köpfen ausstattete, die gleich- 
es **• zeitig auf zwei Waarenwickel wirk- 

richtung: Der sich jeweils in Bearbeitung ten. — Th. Auchindoss ersetzte die Stampfen 

befindende Waarenbaum i ruht mit seinem durch schwingende Hämmer in Form von 
Zapfen in muldenförmigen Vertiefungen <j auf Hebeln gelagerten Rollen. — Im .lahre 
der beiden Seitenwandungen des Calanders. 1863 schlug Will. Chambers vor, zwischen 
Die beiden auf den Waarenbaum einwir- zwei Waarenbäumen eine Reihe von 



kenden Reihen von Stampfen d werden | 
von Lenkern c getragen, die frei drehbar 
auf Achsen b ruhen, welche in den Lager- 
böcken a mittels der Klemmschrauben b, 
gehalten werden und deren jeder zum 
Zwecke der Aufnahme einer Stampfe mit 


schwingenden Hämmern aufzustellen, welche 
bethätigt durch eine Daumenrolle abwech- 
selnd jeden Zeugbaum bearbeiten sollten, 

{ForUstrumg folg Lj 


stoffen in Lösung und auf der Faser. 

und Dr. G. Kalif. />vi»u<.r. t ». s aosj 


HNO,*" 1,40 NH,* "’ 9 ‘ NaOH IO«/, Sn CI, + HCl 

Faser. 

schmutzig braun färbt schwach röthlich keine Veränderung brmingelli. fast farblos 

ab 

I I 

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328 


Blumaru. Köllt, Rcaciionen von Farbttoffen In Lötung and auf dar Pas*r. 


{ Plrber-ZeltuQK. 
Jahrgang 189». 


Farbstoff 

conc. HjSO, 

10% HjSO, 

conc. HCl 

10% HCl 

■lanusbraun R 

Baumwolle, Wolle, 
Seide 

blauschwarz 

keine Veränderung 

blauschwarz 

keine Veränderung 

Pegubraun 

Seide 

kirschroth 

keine Veränderung 

braunrot h 

keine Veränderung 

Ali/.arin braun G 
Wolle 

blau 

geringe Veränderung, 
brauner 

schwarz, Lösung 
röthiieh 

geringe Veränderung, 
brauner 

AUzarinrothbraun H 
Wolle 

schwant, Lösung 
hraunroth 

keine Verftndenmg 

Bchwarz , Lösung 
schwach bräunlich 
roth 

keine Veränderung 

Diazobraun R extra 
Baumwolle 

violettschwarz 

keine Veränderung 

färbt röthiieh ah 

keine Veränderung 

Benzonitrolbraun 2R 
Baumwolle 

violett 

geringe V er&nderung 

geringe Veränderung 

keine Veränderung 

Benzonitroldunkel- 
braun N 

Baumwolle 

violett 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

keine Veränderung 

Oxaminmarron 

blau 

geringe Veränderung 

blau 

keine Veränderung 

Thioeatechin 1 

Baumwolle 

brauner 

keine Veränderung 

dunkler 

keine Veränderung 

Thioeatechin S 

Baumwolle 

lebhafter 

keine Veränderung 

geringe Veränderung 

keine Veränderung 

Plutobraun R 

Baumwolle 

violett 

keine Veränderung 

dunkler 

keine Veränderung 

Thiazinbraun G 
Baumwolle 

braunrotk 

keine Veränderung 

braun 

keine Veränderung 

Thiazinbraun R 
Baumwolle 

roth 

keine Veränderung 

braun 

keine Veränderung 

Diaminbronce 

Baumwolle 

blau 

keine Veränderung 

violettroth 

keine Veränderung 

Diphenylbraun 

Baumwolle 

blau 

röther 

violett 

rdther 

Terra cotta F 

dunkelroth 

ge ringe Veränderung 

roth 

keine Veränderung 


Rothe Farben. 


Janusroth B 

Baumwolle, Wolle, 
Seide 

blaugrün 

keine Veränderung 

! | 

blau 

keine Veränderung 

Janushordcaux B 
Baumwolle, Wolle, 
Seide 

bl au grün 

keine Veränderung 

blau 

keine Veränderung 

Brillantbordeaux S 
Wolle 

blau 

keine Veränderung 

violettroth 

schwach rosa ab- 
färbend 

Glycinroth 

Baumwolle 

blauschwarz 

blau 

blau 

blau 

Azofuchsin GN extra 
Baumwolle 

violettroth 

färbt schwach ab 

etwas violetter 

färbt schwach ab 

Chromotrop 2R 
Wolle 

dunkler 

keine Veränderung 

schwächer 

keine Veränderung 

Azocarmiu G 
Wolle 

dunkelgrün 

brauner, färbt gelb ab 

schmutzig grün 

i 

brauner, färbt gelb ab 

Pyronin G 

Baumwolle 

gelb 

geringe Veränderung 

orange 

geringe Veränderung 

Sorbinroth 

lebhafter 

geringe Veränderung 

färbt roth ah und 
wird etwas brauner 

geringe Veränderung 

Thi&zinroth G 

Baumwolle 

fuchsinroth 

geringe Veränderung 

fuchsinroth 

geringe Veränderung 


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15 (Wnbw WWj Bluratr u. Kölle, Reactlonen von Farbstoffen In Lösung und auf dar Faser. 329 


HNO, 8 - 1 - 40 


NH, 8 w 

NaOH 10»/ 0 

SnClj + HCl 

Baumwolle: blauschwarz, 

dann 

färbt gauz schwach ab 

färbt schwach bräunlich 

Baumwolle: gelblich, fast 

rothbraun 


roth ab 

farblos 

Wolle: blauschwarz, 

dann 



Wolle: braunroth 

braungelb 

Seide : blauschwar/. , 

dann 



Beide: braunroth 

grauschwarz 





brftunlich roth 


keine Veränderung 

keine Veränderung 

gelblich 

schwarz, Lösung rothbraun 

braunroth 

braunroth 

braun, langsam entfttrbt 

gelb 


etwa« röther 

dunkler, Lösung roth 

langsam heller werdend 

schmutzig braunroth 


geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

rasch schwach gelb werdend 

braunroth 


geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

langsam gelb werdend 

braunroth, Faser etwas heller 

keine Veränderung 

geringe Veränderung 

langsam gelb werdend 

violett 


keine Veränderung 

rÖthiich abfärbend 

farblos 

gelbroth 


dunkler 

dunkelbraun 

schmutzig braun, dunkler 

gelb 


dunkler 

etwas schwächer 

fast farblos 

braunroth 


röther 

röther 

farblos 

braunroth 


röther, färbt gelb ab 

röther 

schwach gelblich 

braunroth 


röther, färbt gelb ab 

röther 

schwach gelblich 

hrauuroth 


dunkler 

brauner 

farblos 

violett 


dunkler 

brauner 

farblos 

braunroth 


geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

lnngsam entfärbend 

Faser. 

Baumwolle: schmutzig braunroth 

keine Veränderung 

bläulich violett 

Baumwolle: röthlich 

Wolle | blaugrün, ilann braun- 


Wolle: rothviolett 

Seide j gelb 




Seide: rothviolett 

Baumwolle: schmutzig 

blau. 

rothviolett 

röthlich violett 

rothviolett 

daun rothbraun 





Wolle | schmutzig blau, 
Seide f braungelb 

dann 




orangegelb 


abf&rbend 

rothbraun abfärbend 

langsam entfärbend 

färbt schmutzig golhgrtln ab, 

lebhaft roth 

lebhaft roth 

farblos 

Faser grllngrau 
gelbroth 


färbt roth ab 

färbt roth ab 

farblos 

gelb 


violetter 

gelblich 

langsam heller 

roth 


färbt roth ab 

färbt 'roth ab 

dunkler, färbt violett ab 

roth 


schwächer 

fast farblos 

orange 

gelbbraun 


geringe Veränderung 

braun 

geringe Veränderung 

fuchsinroth 


dunkler 

dunkler 

farblos 


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380 imin » 


Farbstoff 

conc. H 2 SO« 

10% H,80, 

conc. HCl 

io«/. Ha 

Thiazinroth R 

Raumwolle 

1 

braunroth 

geringe Veränderung 

violottroth 

1 geringe Veränderung 

Rosindulin 2G 
Wolle 

dunkelgrün 

geringe Veränderung 

braungelb 

geringe Veränderung 

Hosamin B 

Wolle 

blauschwarz 

geringe Veränderung 

violett 

geringe V eränderu ng 

Apolloroth 

Wolle 

rothviolett 

geringe Veränderung 1 

violett 

geringe Veränderung 

Brillantgerunine B 
Baumwolle 

blaugrün 

dunkler 

violett 

dunkler 

Indulinschurlach 

Baumwolle 

braunrot h 

keine Veränderung 

grün 

keine Veränderung 

Chromazonroth 

Wolle 

blauschwarz 

keine Veränderung 

violetter 

1 

keine Veränderung 


ErlKuterungen za der Beilage No. 21. 

No. l. Mikadobraun M auf io kg Ramie. 
Gefärbt wurde mit 

500 g Mikadobraun M (Farbw. Mühl- 
heim) 

unter Zusatz von 

2 g Seife und 
5 - Glaubersalz 

für 1 Liter Flotte. Man lässt erst '/ 2 Stunde 
mit der Seife kochen und setzt dann das 
nöthige Salz zu. MMaräMr-MM,. 

No. a. Mikadogoldgelb 8G auf 10 kg Leinengarn. 
Gefärbt wurde mit 

300 g Mikadogoldgelb 8G (Farbwerk 
Mühlheim) 
wie bei Muster No. 1. 

Förbtrti dtr Färiw-Zfituny. 

No. 3. Alizarin-Saphirol SE auf 10 kg Wollgarn. 

Färben mit 

25 g Alizarin-Saphirol SE (Bayer); 
zugesetzt wurden 

1 kg kryst. Glaubersalz und 
300 g Schwefelsäure 66° Be. 

Die Säureeehtheit der Färbung ist be- 
friedigend, die Schwefel- und Walkechtheit 
sind gut. Färbtni itr Färbtr-Itihmt- 

No. 4. Plutoschwarz BS extra auf 10 kg Baum- 
wollgarn. 

Färben mit 

500 g Plutoschwarz BS extra (Bayer) 
unter Zusatz von 

2 kg krvst. Glaubersalz und 
100 g Soda. 

Die Säure- und Alkaliechtheit sind gut, 
die Chlor- und Waschechtheit ziemlich 

gering. färbt r#i dar Färbtr~Zail**t. 


No. 5. Rothbraun auf 10 kg Wollgarn. 
Gelärbt im sauren Bade mit 
110 g Patentblau A (Farbw. Höchst), 
310 - Azocarmin BX (B. A. & S. F.), 
210 - Süuregelb extra (Berl. Act.-Ges.). 

Färbern dir Farbrr-Zmtwmg. 

No. 6. Tabakbraun auf 10 kg Kammgarn. 
Das 60° C. warme Färbebad enthält 
250 g Chromogen I (Farbw. Höchst), 
50 - Beizengelb O ( - - ), 

1 kg Glaubersalz und 
400 g Schwefelsäure. 

Man geht mit dem Garn ein, treibt zum 
Kochen, kocht eine Stunde, kühlt gut ab, 
setzt dem gleichen Bade 
300 g Chromkali und 
60 - Schwefelsäure zu, 
treibt zum Kochen und kocht eine Stunde, 
Die Echtheit entspricht vollkommen den 
an Alizarinfarben gestellten Ansprüchen. 

Färbrrrt dtr Ftirbtr-Zrihmg. 

No. 7. Oliv FDB auf Indigo-Grund. 

Druckvorschrift. 

20 Thoile Oliv FDB (de Brünnl, 

10 - Blutalbuminlösung, 

4 - Traganthlösung, 

8 - Aetzfarbe A. 

Aetzfarbe A. 

40 Theile Traganthlösung, 

10 - Ammoniak, 

20 - doppelt chromsaures Kali. 

Säurebad. 

30 Theile Oxalsäure, 

60 - Schwefelsäure, 

1500 - Wasser. 

Die Aetzfarbe ist für einen mittleren 
Indigo-Grund berechnet. Für helleren oder 
dunkleren Grund muss entsprechend weniger 
oder mehr genommen werden. Der Lack ist 
auch auf Anilinschwarz-Grund zu verwenden. 


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H*ft20 1 
16. Ortobw 1899. 1 


Rundschau. 


381 


HNO,* ‘- 40 

NH,“ 0 ' ,,, 

No OH 10% 

SnCIj + HCI 

roth 

violett 

violett 

| farblos 

gelb 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

braun 

braunroth 

geringe Veränderung 

brauner 

lebhafter 

roth 

lebhafter 

brauner 

dunkler 

violett 

violetter 

violetter 

farblos 

braungelh 

dunkler 

dunkler 

schwach violett 

braungelb 

violetter 

braunroth 

schwächer 


[PortMtMung folgt,/ 


No. 8. Braun FDB auf Indigo -Grund. 

Druck vor schrift. 

100 g Braun FDB (de Brönn), 

100 - Verdickung. 

Verdickung. 

3 Liter Thrnganthw asser, 

500 g doppelt chromsaures Kalium, 
300 - Ammoniak, flüssig, 

1 Liter Albuminwasser. 

Nach dem Drucken trocknen. Hierauf 
passirt man wahrend 1 '/„ Minuten in einer 
Kollenkufe das nachstehende Aetzbad bei 
30° C., welche Temperatur wahrend der 
Passage auf dieser Höhe zu erhalten ist. 

Aetzbad. 

75 kg Oxalsäure, 

75 - Schwefelsäure Ö6° Be., 

100 - Kartoffelstärke, 

250 Liter Wasser. 

Das Ganze erwärmen bis zur vollstän- 
digen Transformation der Stärke, dann 
750 Liter kaltes Wasser hinzufQgen: in 
kaltem Wasser waschen. 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 
und Musterkarten der Farbenfabriken.) 

Die Farbenfabriken vorm. Friedr. 
Bayer & Co. bringen unter dem Namen 
Plutoschwarz BS extra einen neuen ein- 
heitlichen Farbstoff in den Handel, welcher 
schon mit etwa 3% int stehenden (gleich 
4 bis 5% Farbstoff im ersten Bade) sowohl 
auf Baumwollgarn (vgl. Muster No. 4 der 
heutigen Beilage), als auf losem Material 
ein schwach blaustichiges Tiefschwarz 
liefert, also durch grosse Ergiebigkeit aus- 
gezeichnet ist. Hierzu gesellt sich eine 
gute Säureechtheit, sowie die für Halbwolle 


wichtige Eigenschaft, im lauwarmen Glauber- 
salzbade die Baumwolle intensiv, die Wolle 
nur spurenweise anzufärben, so dass einer- 
seits beim Ueberfärben der Halbwolle in 
saurem Bade ausgezeichnete Resultate er- 
zielt werden, andererseits sich der Farb- 
stoff zum Kaltfärben der Noppen auf der 
Waschmaschine eignet. Auf Jute erhält 
man im Glaubersalzbade ein blaustichiges 
Tiefschwarz. Das Product liefert mit Zink- 
staub ein gutes Weiss, mit Zinnsulz creme- 
farbige Muster. 

Die gleiche Firma versendet in Ali- 
zarinsaphirol SK eine neue Marke ihres 
Alizarinsaphirols. Der Farbstoff besitzt 
neben Licht-, Alkali- und Walkechtheit 
auch eine gute Tragechtheit (Schweiss- 
echtheit u. s. w.) und eignet sich daher 
besonders zur Herstellung von echtfarbigen 
Herrenconfectionsstoffen in Combination mit 
Azofuchsin, Azogrenadin, Echtgelb extra, 
Alizaringelb 3G u. a., wie auch aus der 
dem Rundschreiben beigefügten Musterkarte 
ersichtlich ist. Ebenso gut lässt er sich nach 
Angaben der Firma für Damenstoffe, Kasch- 
mir (lichtechte Grau), für Garn (vgl. Muster 
No. 3 der heutigen Beilage) und Kammzug 
verwenden. 

Einen in der Nüance dem Congorubin 
gleichenden Farbstoff, der jedoch den 
Vorzug grösserer Säureechtheit besitzt, 
bietet das Farbwerk Mühlheim vorm. 
A. Leonhardt & Co. in Hessisch-Echt- 
rubin B an. 

Auf Wolle erhält man waschechte Fär- 
bungen, die auch eine neutrale Seifenwalke 
bei etwa 40° C., ohne auf Weiss zu bluten, 
aushalten. 

Baumwolle, Leinen, Ramie und 
Jute färbt man mit 10 bis 30% Glaubersalz 
1 Stunde kochend. Der Farbstoff zieht 


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332 


Rundachau. 


fFftrfeer-Zeitnng. 
I J&hr^&og 1B99. 


auch in alkalischer Flotte und kann in- 
folgedessen mit sämmtlichen Bubstantiven 
Farbstoffen gemischt werden. 

Wolle färbt man unter Zusatz von 
i bis 4 cc essigsaurem Ammoniak 10° Be. 
pro Liter Flotte und 10 % Glaubersalz. 

Man geht bei 60° C. ein, bringt inner- 
halb l / 2 bis 8 / i Stunden zum Kochen, färbt 
% Stunden kochend; zum vollständigen 
Ausziehen setzt man ’/ 2 bis 1 V 2 % Essig- 
säure 8° Be. nach. Halbw olle wird unter 
Zusatz von 20% Glaubersalz '/ 4 bis '/» 
Stunde kochend. % bis 1 Stunde lauwarm bis 
kalt gefärbt. Zwecks Färbens von Seide 
arbeitet man in mit Sehwefel- oder Essig- 
säure gebrochenem Bastseifenhad. Für 
Halbseide benöthigt man 2 g Seife und 
5 g Glaubersalz für 1 Liter Flotte ; zuerst 
% Stunde bei 90° C. färben, dann % Stunden 
lauwarm bis kalt nachziehen lassen. Gloria 
wird mit 2% Essigsäure 8" Be. 1 Stunde 
bei 90° C. gefärbt. 

Druckvorschrift für Wolle: Man 

druckt auf gechlorte Wolle folgende Druck- 
farbe: 30 g Farbstoff, 380 g Britlshgum, 
600 g Wasser, verkocht, nach dem Ab- 
kühlen zusetzen 30 cc Ammoniak, 15 g 
oxalsaures Ammon, 46 g Glycerin. 1 Stunde 
feucht ohne Druck gedämpft, gewaschen 
und getrocknet. 

Druckvorschrift für Seide: 30 g 

Farbstoff, 380 g Britishgum, 545 g Wasser, 
verkocht, nach dem Abkühlen zusetzen 
30 cc oxalsaures Ammon. 

Hessisch-Echtrubin ß ist sowohl mit 
Zinkstaub als auch Zinnsalz und essig- 
saurem Zinn ätzbar, welch letzteres sich 
besonders zur Buntätzung eignet. 

Die gleiche Firma giebt unter dem 
Titel: Verwendung der Mikadofarb- 
stoffe zum Färben und Drucken auf 
Baumwolle, Seide, Halbseide, Halb- 
wolle, Leinen, Jute, Kamie eine 
Broschüre heraus, in der sie unter Bei- 
fügung von entsprechenden Ausfärbungen 
die umfangreiche Verwendung der Mikado- 
farben darlegt. Die 51 Seiten umfassende 
Broschüre zerfällt in sechs einzelne Ab- 
schnitte und behaudelt. abgesehen von dem 
ersten allgemeinen Theil, in ausführlicher 
Weise das Färben der Mikadofarben auf 
den verschiedensten Fasern. Muster No. 1 
und No. 2 der heutigen Beilage zeigen 
zwei Ausfärbungen, welche mit Mikado- 
braun M auf Kamie und Mikadogoldgelb SG 
auf Leinengarn hergestellt sind. u. 

S. F. Carter, Weissdruck auf Baumwolle. 

Cm auf farbigem Grund ein w'eisses 
Muster zu erhalten, wird sonst wohl Zink- 


weiss aufgedruckt. S. F. Carter schlägt 
für den gleichen Zweck die Verwendung 
von wolframsaurem Baryt vor und verführt 
nach U. 8. A. Patent 656 723 in der Weise, 
dass er den durch Zusammenbringen der 
Lösungen von Chlorbarium und wolfram- 
saurem Natron entstehenden, weissen Nieder- 
schlag von wolframsaurem Baryt sammelt, 
mit Albumin verdickt, auf das Baumwoll- 
gewebe druckt und dämpft, um die weisse 
Körperfarbe auf dem Faden zu befestigen. 
Das Weiss soll klarer und satter sein als 
das mit Albumin aufgedruckte Zinkweiss. 
Man könnte auch daran denken, das Gewebe 
mit der verdickten Lösung von Chlorbarium 
(oder wolframsaurem Natron) zu bedrucken 
und dann durch ein Bad von wolframsaurem 
Natron (oder Chlorbarium) zu nehmen, um 
auf die eine oder andere Weise wolfram- 
sauren Ban t auf der Faser niederzuschlagen. 
Nach Carter’s Angabe macht jedoch das 
Weiss der Aibuminfarbe einen besseren 
Effect als der auf dem Gewebe selbst er- 
zeugte Niederschlag. n 

Mercerlsiren der Baumwolle durch Aufträufeln der 

Lauge nach dem Verfahren von A. G. Bonbon. 

(Englisches Patent 3218.) 

Das Gewebe geht nicht durch ein 
Laugenbad, sondern breit, von einer Docke 
zu einer zweiten und wird in gespanntem Zu- 
stand unterwegs durch die von oben herab- 
tropfende Natronlauge genetzt, die man 
dann 12 bis 24 Stunden lang auf das 
stramm aufgerollte Stück Waare einwirken 
lässt, — Die für da» Verfahren erforderliche 
Einrichtung besteht aus einem stückbreiten 
Presswalzenpaar, das wagerecht zwischen 
zwei Gerüstbalken gelagert ist. Vor und 
hinter dem Walzenpaar bemerkt man vom 
Gerüst ausgehende Seitenarme zur Aufnahme 
von Waarenwalzen oder Docken. Das zu 
mereerisirende Stück wird zuvörderst auf 
eine Walze gerollt, dann die Docke mit 
ihren Zapfen in die Lager eines Paares der 
Seitenarme eingelegt. Hierauf lässt man 
von der Docke weg das Stück um die 
beiden i’resswalzen herum und zwischen 
ihnen hindurch gehen, um auf der entgegen- 
gesetzten Seite des Gerüstes auf eine neue 
Walze aufzuluufen, deren Spindelzapfen 
gleichfalls in den Lagern eines Paares von 
Seitenarmen sich drehen. Das Stück rollt 
sich hier mit seiner wachsenden Peri- 
pherie, immer die obere Presswalze be- 
rührend, in gespanntem Zustand auf die 
Walze auf und während die Docke sich 
bildet, fällt von oben auB einem horizon- 
talen, stückbreiten Spritzrohr Natronlauge 
genau in den Winkel, unter dem das von 



Rundschau. 


3S9 


B«n so. 1 

16. Oktober 18SS. I 


der olleren Presswalze nach unten ablau- 
fende Stück auf die obere Lage der fort- 
während anwachsenden Docke aufläuft. Das 
Gewebe wird auf diese Weise rechts und 
links mit der Lauge getränkt, der ablau- 
fende Ueberschuss der Lauge aber in einem 
Trog unterhalb der Docke gesammelt. Um 
den Laugenüherschusss gänzlich aus dem 
Stoff heraus- und die aufgenominene Lauge 
mit Gewalt in den Stoff hineinzudrücken, 
lässt man die nasse Docke nochmals 
zwischen den Presswalzen durch- und auf 
eine neue Docke auflaufen, wobei der 
herausgepresste Laugenüberschuss direct 
von der unteren Presswalze abfällt, ohne 
mit der Waare weiter in Berührung zu 
kommen. Die neue Docke lässt man 12 bis 
24 Stunden ruhig liegen, und in dieser 
Zeit verliert das festgerollte Gewebe seine 
Elasticität so vollständig, dass es abgerollt 
und gewaschen werden kann, ohne weiter- 
hin dem Einschrumpfen in den Wasch- 
flüssigkeiten unterworfen zu sein. m. 

Badische Anilin- und Sodafabrik, Redu- 
cirend wirkende Aetzfarbe auf küpenblauer 
BaumwoUe. (Englisches Patent 90 210.) 

Die Aetzfarbe besteht aus Zinkstaub, 
Natriumbisulfit, Britishgum und Acetin. Sie 
wird auf das indigoblaugefärbte ßaumwoll- 
gewebe gedruckt, getrocknet und 1 Stunde 
lang bei l / 2 Atmosphäre Ueberdruck ge- 
dämpft, worauf der Stoff durch verdünnte 
Schwefelsäure gezogen, gewaschen und 
getrocknet wird. Die bedruckten Stellen 
zeigen dann ein reinweisses Muster in 
blauem Grund. Ein farbiges Muster in 
blauem Grund erhält man durch Zusatz 
von solchen Theerfarbstoffen, die durch 
den Inhalt der weissen Aetzfarbe nicht 
reducirt werden. Für Gelb empfiehlt sich 
ein Primulinzusatz zur Druckfarbe, Wählt 
man basische Anilinfarbstoffe, z. B. Safranin T 
extra, Methylenblau, Nilblau A, Phosphin 
u. s. w., so erhält das blaue Gewebe vor 
dem Bedrucken mit der farbstoffhaltigen 
Aetzfarbe eine Präparation mit 2procentiger 
Tanninlösung und die verdünnte Schwefel- 
säure einen Zusatz von 0,2% Brechwein- 
stein. i'(. 

Vergleich zwischen Renard’s und Brylineki's 
Indlgottnbestlmmung. 

A. Binz und F. Rung haben beide genann- 
ten Methoden geprüft, verglichen und etwas 
modifleirt. Die Renard sehe Methode führten 
sie ln der Weise aus. dass sie eine ge- 
wogene Probe des küpenblauen Baumwoll- 
gewebes mit Hydrosulfitlösung unter Er- 
wärmen im Wasserbade entfärbten, jedoch 
für die Bestimmung des Indigotins durch 


Oxydation der erhaltenen indigweisshaltigen 
Flüssigkeit (mittels eines Luftstroms) nicht blos 
einenTheil der Indigweisslösung, wieRenard, 
sondern den ganzen Inhalt des Kolbens 
auf einmal benutzten. Sie nahmen diese 
Aenderung vor, weil sie befürchteten, dass 
von der Faser eine gewisse Menge Indig- 
weiss festgehalten und der Flüssigkeit im 
Kolben entzogen werde, wodurch das 
Arbeiten mit nur einem Theil des Kolben- 
inhalts zu quantitativ geringeren Ergeb- 
nissen führen müsse, als wenn man die 
ganze Flüssigkeit mit Luft oxydirt und 
zuvor die farblose Baumwoliprobe im Glas- 
kolben mit heissem Wasser gründlich ab- 
wäscht. Die grosse Menge des hierfür 
erforderlichen Waschwassers hat ihre Be- 
fürchtung bestätigt, zugleich aber das von 
ihnen verbesserte Verfahren etwas umständ- 
lich gemacht. 

Binz und Rung geben der von Brylinski 
eingeführten, einfacheren Esaigmethode den 
Vorzug, extrahiren im Soxhlet’schen Apparat 
über freier Flamme 10 g des zu unter- 
suchenden, küpenblauen Baumwollgewebes 
mit 150 ce Eisessig und verdünnen nach 
der Extraktion mit 100 cc Wasser. Statt 
dass sie jetzt, wie Brylinski, die ganze Menge 
Flüssigkeit mühsam filtriren, fügen sie ihr 
löOcctn Aether zu, der eine Schicht über der 
wässerigen Essigsäure bildet und das in 
letztertu' suspendirte Indigotin quantitativ 
in diese Schicht aufnimmt. Dann wird die 
untere Flüssigkeit im Seheidetrichter abge- 
lasgen und nur die ätherische Schicht auf 
das Filter gegeben, auf dem das zurück- 
bleibende Indigotin mit Alkohol und Aether 
ausgewaschen wird. 

Nachfolgende Zusammenstellung von 
8 Indigotinbestimmungen nach beiden 
Methoden giebt an, wieviel (bei 110") ge- 
trocknetes Indigotin auf 100 Gewichtstheile 
der küpenblauen Baumwolle bei jedem der 
8 untersuchten Muster gefunden worden ist. 

Hydrosulfitmethode Eiaessiginethode 



Proecnt« 

Procente 


Indigotin 

Indigotin 

1 . 

1,05 

1.77 

2. 

1,87 

1,81 

3. 

1,79 

1.88 

4. 

2,10 

2.28 

5. 

1,83 

1.89 

6. 

1.50 

1,50 

7. 

1,39 

1.47 

8. 

1,89 

2,00 


Mit einer einzigen Ausnahme hat also 
die Eisessigmethode einen höheren Procent- 
satz an Indigotin ergeben als die Hydro- 
sulfltmethode, bei der im Allgemeinen viel- 
leicht die Reduction weiter als bis zur Indig- 


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334 


Verochi«dene Mltthetlungen. 


f Plrb«r-Z*ltnnir 
I Jahrgang lü»B. 


weissbildung vorgeschritten ist und dasMinus 
veranlasst hat. Wollte man das Plus bei der 
Eisessigmethode einem etwaigen Gehalt des 
gewogenen Indigotins an Acetylcellulose (ent- 
standen durch die Einwirkung des kochenden 
Eisessigs auf die Baumwolle) zuschreiben, 
so steht dieser Annahme die Beobachtung 
Brylinski's entgegen, dass das betreffende 
Cellulosederivat in Aether löslich ist, eine 
Beobachtung, die von Binz und Rung durch 
directe Versuche bestätigt worden ist. Beim 
Filtriren der Aetherschicht geht eventuell 
das Cellulosederivat in Lösung fort und 
hinterlasst unter allen Umständen auf dem 
Filter reines Indigotin. 

/.Vook der TMUtkrift für angln . Oemu 1898, S. 904. J KL 


Verschiedene Mittheilungen. 

G. A. Le Roy, Ueber Irichromatin. 

Wieder ein neuer Farbstoff — denkt 
inan vielleicht, wenn man nur die Ueber- 
schrift liest. Dass es sich dabei vielmehr 
um einen alten Farbeffect handelt, der 
ohne Farbstoff entsteht, darüber hat uns 
kurz schon eine frühere Notiz in der 
Färber-ZeitungS. 10 belehrt, und belehrt uns 
eingehend eine Mittheilung von Le Roy an 
die Soc. Ind. de Rouen (Bull. 1898, S. 290). 
Der auf der Interferenz des Lichtes be- 
ruhende, iriairende Effect, Irichromatin ge- 
nannt, wird auf Papier. Holz, Metall, Por- 
zellan, Glas u. s. w. hervorgerufen, indem 
man den irisirenden Effect einer dünnen 
Schicht ätherischen Oeles aur den be- 
treffenden Gegenständen gewissermassen 
fixirt. Man kennt das glänzende Farben- 
spiel, das den ätherischen Oelen, wenn sie 
über Wasser eine äusserst dünne Flüssig- 
keitsschicht bilden, eigen ist. Aber es ver- 
geht mit der Verdunstung des ätherischen 
Oeles. Der Erfindung des Irichromatins ist 
es nun gelungen, das Farbenspiel gleich- 
sam auf fester Unterlage restzunageln, so 
dass es dem Auge nicht mehr entrinnen 
kann. Im ätherischen Oel wird eine feste, 
nicht flüchtige Substanz, wie Harz, Asphalt 
u. s. w., aufgelöst, die, nachdem das Oel 
aus der dünnen Schicht der Lösung ver- 
dunstet ist, auf dem mit ihr benetzten 
Gegenstand noch nach dem Trocknen den 
Iriseffect dauernd festhält; z. B. ein Blatt 
wasserdichtes, satinirtes Papier wird auf 
den Boden eines Gelässes von genügend 
grossem Querschnitt, aber niedriger Höhe 
llach ausgelegt. Das Gefäss wird mit 
Wasser gefüllt und die Oberfläche des 
Wassers mit ein Paar Tropfen der äthe- 
rischen Harzlösung übergossen, die mit 


einem Spatel auf dem Wasserspiegel ver- 
theilt wird, bis sie eine feine zusammen- 
hängende Haut über ihm bildet. Bemerkt 
man das Auftreten des Irisirens, so lässt 
man das Wasser aus dem für diesen Zweck 
mit seitlichen Ablaufhähnen versehenen 
Gefäss ruhig unter der dünnen Oelschicht 
abfliessen. Diese bedeckt nach Entfernung 
des Wassers das Papier, das nun zum 
Trocknen aus dem Wassertrog heraus- 
genommen wird. 

Le Roy hat mit Erlauhniss des Erfinders 
dem Museum und Bulletin der Rouener Ge- 
sellschaft Proben solchen Papiers übergeben, 
die allerdings auf dem violettfarbigen Grunde 
bei schiefem Auffallen des Sonnenlichtes 
einen wunderbaren Iriseffect zeigen, in 
Grün, Gelb, Bronze und Rothviolett schillern 
und je nach dem Gesichtswinkel bald dieses, 
bald jenes Wolken- und Streifenmuster er- 
scheinen lassen. Nach welchem Verfahren 
das Papier wasserdicht gemacht worden 
ist, kann Le Roy nicht angeben. Es 
schein! sogar, dass der Erfinder selbst be- 
treffs dieser Frage noch nicht ganz mit 
sich im Reinen ist, da sie ihm noch einige 
Schwierigkeiten bei seinen Versuchen macht. 
Er hofft jedoch die Schwierigkeiten zu über- 
winden, wie Le Roy zugleich hofft, dass das 
Irichromatinverfahren auch auf bedruckten 
wie auf glattfarbigen Geweben mit Erfolg 
Anwendung finden wird. n. 

Aus dem Bericht der Aeltesten der Kaufmann- 
schaft von Berlin für das Jahr 1898. 

fFortmtwumg *om & 815.J 

DieTheerindustrie fand zwar während 
des Jahres 1898 volle Beschäftigung, hatte 
aber für eins ihrer werthvollsten Erzeug- 
nisse, das Benzol, einen weiteren erheb- 
lichen Preisrückgang zu verzeichnen. Der 
Preis für Benzol, welcher im Vorjahre von 
80 Mk. auf 35 Mk. pro 100 kg zurückge- 
gangen war, fiel im Laufe des Berichts- 
jahres weiter auf 20 Mk. und darunter, 
hauptsächlich aus dem Grunde, weil die 
Farbenindustrie die durch die neu er- 
richteten Benzolfabriken vergrösserte Er- 
zeugung nicht voll aufzunehmen vermochte. 

Toluol folgte in der Preislage dem 
Benzol; dagegen hielten sich Xylol, 
Naphtalin und Pyridin im Preise besser. 

In der Theerfarben-lndustrie war 
der Geschäftsgang befriedigend; der Absatz 
stieg infolge erneuter Ausdehnung der 
Verwendung von Theerfarben. 

Die Ausfuhr von Pigment- und 
Mineralfarben nach Amerika und Japan 
konnte mit Hülfe von Preisconcessionen 
noch erweitert werden. Der Absatz nach 


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Patent;. sie. 


llctl 20. 1 

15. Octotar löln» 


England aber ging ssurück, weil auch auf 
diesem Gebiete die englische Concurrenz 
unter günstigeren Bedingungen arbeitet 
als die deutsche Industrie. Russland ist 
als Absatzgebiet den deutschen Erzeug- 
nissen infolge der hohen Zölle gänzlich 
.-erschlossen. 

In der Lack- und Firnissindustrie 
trat eine Besserung der Preise ein. Unter 
den in der Industrie verwendeten Hiilfs- 
stoffen ist als neues Product seit kurzem 
das sog. chinesische Holzöl in Ver- 
wendung gekommen, das seiner technisch 
werthvollen Eigenschaften wegen für diu 
Lackindustrie von grösster Wichtigkeit ist. 
Der Bezug des Artikels wird zur Zeit aber 
dadurch erschwert, dass das Holzöl als 
, anderes Oel in Fässern“ nach Pos. 26 f 
mit einem Zoll von 9 Mk. für 100 kg be- 
lastet ist. Seinen natürlichen Eigen- 
schaften nach sollte das Holzöl, das von 
einer Palmenart gewonnen wird, im Zoll 
wie Palmöl behandelt und nur mit 2 Mk. 
für 100 kg verzollt werden. 

Wollengarn-Fftrberei. Die Berliner 
Wollengarn-Filrbereien haben im Jahre 1898 
in ihren Umsätzen einen weiteren Rückgang 
erfahren, der schJltzungsweise etwa 10% 
betragen mag, und so sahen sich denn 
diese Werke genöthigt, weitere Beschrän- 
kungen an Arbeitskraft und Arbeitszeit 
eintreten zu lassen. 

Die Fitrberei Berlins wird künftig nur 
noch darauf angewiesen sein, für die in 
Berlin anzufertigenden Posamentierwaaren 
und den Strickgarn-Detailhandel die Iioh- 
garne zu tflrben, ebenfalls Branchen, die 
mit der Zeit wahrscheinlich an Ausdehnung ; 
verlieren werden. , 

Bezüglich der erzielten Farblöbne lasst 
sich annehmen, dass mit wenigen Ausnahmen 
die vorjährigen Satze sich gehalten haben, 
nur mögen die Partieen im Grossen und 
Ganzen noch kleiner geworden sein, was 
ebenfalls dazu beiträgt, die Färberei un- 
rentabel zu machen. 

Die Leistungen der Wollengam-Fär- | 
bereien sind auf der Höhe geblieben. Neue 
Farbstoffe wurden zwar unausgesetzt an- 
geboten, ihre besseren Eigenschaften gaben 
aber kaum einen wirklich handgreiflichen 
Vorzug, Das unaufhaltsame Drängen nach 
billigeren Preisen und demgemäss nach 
billigerer Herstellung hat einen Grad er- 
reicht, dass ein Schwinden der Qualitäts- 
farben zu bemerken ist und bei Farben 
für Massenartikel auf besondere Echtheit 
nicht mehr so grosser Werth gelegt wird. 

ISeUmi folgt) 


335 


Patent -Liste. 

Auf goa tollt von der Rodaction der 
* Färber-Zeitung*. 

Patent-Anmeldungen. 

Kl 8 H 21 817. Verfahren zur Erzielung 
langer Farbenrapporte auf Garnen durch 
Färbung. — O. Hoffmann, Neugorsdorf 1. 8. 

Kl. 8. 6 13 022 Pftrbobotdch'mU innerer 

aus- und einrttckbnrer Schleudertrommel. — 
0. Grub ne, Görlitz 

Kl. 8. V. 3 -199. Vorrichtung zum Waschen, 
Bleichen, Beizen und Farben u. s. w. mit 
durch den Materialbohftltcr kreisender Flotte. 

— 0. Venter, Chemnitz 

Kl. 8. H. 20 872. Erzeugung von Azofarb- 
stoffen auf der Faser unter Anwendung von 
wolframsaureu Salzen. — Dr. G. G. Hep- 
burn, Schlüsselburg bei St. Petersburg. 

Kl. 8. Ü. 12 851. Trommel- Rauhmaschino. 

— D. Gessner, Woreester, Maas., V. St. A. 

Kl. 8. G. 13 002 Dampfvorrichtung für 

Üewebebahnou. — D. Gessner, Woreester, 
V. St. A. 

Kl. 22. A. 6 227. Verfahren zur Darstellung 
eines schwarzen Baumwollfarbstoffes — 
Aktiengesellschaft für Anilin -Fabri- 
kation, Berlin. 

Kl. 22. E. 6 297. Verfahren zur Herstellung 
von Siegellack. — C. Prusse, Lodz. 

Kl. 22. F. 11 485. Verfahren zur Darstellung 
von ungeheizte Baumwolle echtschwarz 
färbenden Farbstoffeu. — Farbwerke 
vorm. Meister Lucius & Brüning, 
Höchst a. M. 

Kl 22. K. 17 865. Verfahren zur Darstellung 
schwarzer BaumwollfarbstofTe. — Kalle & 
Co , Biebrich a. Rh. 

Kl. 22. H 21 004 Verfahren, Gelatinefolien 
zum Ucberziehen mit einer irisirendeu Schicht 
geeignet zu haben. — E. Housch, Paris. 

Kl 22. B. 23887. Verfahren zur Darstellung 
von wasserlöslichen, gelblichrothen bis roth- 
violetten Farbstoffen der Anthracenreihe. — 
Badische Anilin- und Soda-Fabrik, 
Ludwigshafen a. Rh. 

Kl. 22. P. 11679. Verfahren zur Darstellung 
von Diamidoanthrarufin- bexw. Diamido- 
ehrysazindisulfosäure; Zus. z. Pat. 96 364. 
— Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer 
& Co., Elberfeld 

Kl. 22. U. 1 365. Verfahren zur Darstellung 
von Farbstoffen der Naphtacridinjeihe; Zus. 
z. Pat. 104 667. — Dr. F. Ullmann, Genf. 

Kl. 22. F. 11 904. Verfahren zur Alkylirung 
von Dialkylrhodaminen. — Farbwerke 
vorm. Meister Lucius & Brüning, 
Höchst a. M. 

Patent- Erthe Hungen 

KL 8. No. 105869. Verfahren zur Erzeugung 
schwarzer Färbungen auf Gespinnstfasern 
mit Blauholz. — Kalle & Co., Biebrich a. Uh. 
Vom 10. Juni 189b ab. 


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S38 


Kl. 8. No. 105 890. Kluppe für Spann-, 
Rahm- und Trockenmaschinen der mit Patent 
No. 46845 geschützten Art. — O Schmidt, 
Berlin. Vom 29. April 1898 ab. 

Kl. 8. No. 105 924. Maschine zum Spannen, 
Trocknen und Carbonisiren von Geweben 
u. dgl. — H. Krantz, Aachen. Vom 
25. Oktober 1898 ab. 

Kl. 22. No. 105 862. Verfahren zur Darstel- 
lung von Säurefarbstoffen. — M, Pru- 
d'homme, Paria. Vom 7. August 1897 ab. 

Kl. 22. No. 106 029 Verfahren zur Darstel- 
lung eines blauen Farbstoffs der Naphtalin- 
reihe. — Badische Anilin- und Soda- 
Fabrik, Ludwigshafen a. Rh. Vom 13 April 
1898 ab. 

Kl. 22. No. 106030 Verfahren zur Darstel- 
lung schwefelhaltiger substantiver Farbstoffe. 
— The Clayton Anilino Co., Ltd., 
Clay ton -Manchester. Vom 19. Juni 1898 ab. 

Kl. 22. No. 106033. Verfahren zur Darstel- 
lung einer Sulfosäure des Naphtazarins — 
Badische Anilin- und Soda-Fabrik, 
Ludwigshafen a, Rh Vom 17. September 
1898 ab. 

KI. 22. No. 106034. Verfahren zur Darstel- 
lung von Diamidooxyanthrarhinonen. — 
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer 
& Co., Elberfeld. Vom 8 October 1898 ab. 

Kl. 22. No. 106036. Verfahren zur Darstel- 
lung substantiver brauner Farbstoffe. — 
The Clay ton Aniline Co., Ltd., Clayton- 
Manchester. Vom 8. November 1898 ab. 

Kl. 22. No. 106039 Verfahren zur Darstel- 
lung eines schwarzen schwefelhaltigen Baum- 
wolifarbatotfes. — Dahl & Comp., Barmen. 
Vom 23. Februar 1899 ab. 

Kl 29. No 106043. Verfahren zur Herstel- 
lung eines filzartigen Stoffes aus Cellulose 
— E. Kruse he, Pabianice bei Lodz. Vom 
3 September 1898 ab. 

Patcut-Lßschungen. 

Kl. 8. No. 91 009 Rakel für Maschinen zum 
Bedrucken von Geweben u. dgl mit Farb- 
streifen. 


Briefkasten. 

Za unentgeltlichem — rein sachlichem — Meinungsaustausch 
unserer Abonnenten Jede ausführlich« and besonders 
werthvolie AaskaoftsertheUang wird bereitwilligst honorlrt 
(imooynie Zusendsagea bleiben naberlrkslrhUirt.) 

Fragen. 

Frage 49: Auf welcher Presse werden 
Tricotagen gepresst? g. 

Frage 50: Wie dekatirt man am besten 
feine Satins, behufs Erzielung fester Strichlage 
und matten Glanzes? g 

Frage 51 : Ich fabricire Kammgarn-Doubles, 
die mit Chromkali und Blauholz schwarz ge- 
färbt werden, während Weinstein der Baum- 
wolle wegen nicht verwendet werden darf. 


[Färber Zeitung. 
[Jahrgang 18W. 

Die Dekatur ist ausgeschlossen, weshalb die 
Waaro keinen rechten Glanz zeigt. Giebt es 
ein anderes Mittel zu dem Zweck? & 

Frage 52: Wie wird der Glanz auf scharf 
ausgeschorene Strickgarnwaare (Kammgarn- 
Imitation) erzielt, ohne sie hartgriffig zu 
machen? & 

Antworten. 

Antwort auf Frage 49: Auf einer ein- 
fachen Cylinderpresso lassen sich die Tricots 
nicht gut behandeln, weil sie durch die 
Führungen zu sehr gespannt worden und dann 
heim Gebrauch einlaufen. Besser eignen sich 
die Pressen mit Doppelmulde und mit hydrau- 
lischem Druck. Falls die Brüche nicht stören, 
so sieht man nicht ein, warum die Spnnuprosse 
nicht gut zu gebrauchen wäre! Bio vermeidet 
das Ausdehnen und giebt dauerhaften Glanz. 

ä A'. 

Antwort auf Frage 50: Die Waare wird 
gut ausgerauht, getrocknet, einige Schnitt ge- 
schoren, gebürstet und haud warm auf derWalzen- 
p resse gepresst. Alsdanu wickelt man halbfest 
auf die Dekatirwalze, lässt 1 j 4 Stunde Dampf 
eiustromen, verkühlt auf der Walze 5 bis 
10 Minuten und wickelt rasch ab. Nach dem 
Spülen auf der Waschmaschine wird gut ver- 
strichen und geschoren; ist die Decke noch 
nicht glatt genug, so wird das Prossen, De- 
katiren und Spülen wiederholt. Ein anderes 
Verfahren wäre folgendes: Die einige Schnitt 
geschorene Waare wird kalt in der Spann- 
presse gepresst, halbfcst auf die Dekatirwalze 
gewickelt und in heisses Wasser eingelegt. 
Nach 6 bis 12 Stunden nimmt man sio heraus, 
wäscht aus und verstreicht, scheort und presst 
handwarm auf der Cylinderpresso. r. 

Antwort auf Frage 51: Hier muss eben 
eine glanzreiche Wolle, z B. Neu-Seelaud, ver- 
wendet werden Ferner kann man dom letzten 
Waschbad etwas Glycerin hinzusetzen (1 Pfund 
pro 100 Liter Flotte), schleudern und trocknen. 
In dem Glycerinbado, das etwas mit Essig- 
säure versetzt werden kann, soll die Waare 
V* bis 3 / 4 Stunden laufen. Schliesslich kann in 
der Spannpresse scharf und heiss gepresst 
werden. a jy. 

Antwort aufFrago52: ln diesemFalle muss 
dasselbe Verfahren augewendet werden, wie für 
feine Kammgarne, d. i. die Wasserdekatur und 
Trocknen vermittelst dos Filzcalandere. Die 
Waare geht durch heisses Wasserbad in ganzer 
Breite, gelangt zwischen 2 heisse Glattwalzen, 
wo sie gestreckt wird und kommt auf dio 
Trommel des Filzcalandere, wonach sie ver- 
kühlt wird. Dann folgt Waschen, Verstreichen, 
Dämpfen und Scheeren. Nur schnelles Operiren 
unter Druck führt zum Ziel. Hat man Filz- 
calander nicht zur Verfügung, so wickle man 
fest auf Dokatircy linder, dämpft stark > / 4 8tunde, 
lässt 20 Minuten auf der Walze verkühlen, 
abziehen und w aschen. Dann folgt Verstreichen, 
Trocknen, Pressen, Dekatiren, Scheereu, 
Waschen, Verstreichen, Scheeren, Pressen 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer QueUenangabe gestattet. 
Verleg von J alias Springer in Berlin N. — Druck von Ktnil Dreier ln Berlin SW. 


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Färber-Zeitung. 

1800. Heft 81. 


l’cber Mercerlsatlou der Baumwolle. 

Von 

Paul Gardner. 

Von Horm A. Römer erschien in No. 13, 
14 und 15 der „Färber-Zeitung“ eine ein- 
gehende Abhandlung über die bestehen- 
den Mereerisirungs-Patente, und sehe ich 
mich veranlasst, auf einzelne Punkte dieser 
Publikation zurückzugreifen. 

Ich möchte hierbei vor Allem bemerken, 
dass Herr Römer — obgleich er im Laufe 
seiner Abhandlung nicht umhin kann, seine 
Zustimmung zu den Ausführungen meines 
Huches „Die Mercerisation der Baumwolle“ 
zu geben — doch mehrfach auch die An- 
deutung gebraucht, meine Angaben seien 
nicht ganz zutreffend, ohne aber die Be- 
hauptung entsprechend zu begründen. 

Er sollte mir nur willkommen sein, 
wenn begründete Richtigstellungen ent- 
wickelt würden. Ich habe auch daraufhin 
seine Publikation genau durchgesehen, 
konnte jedoch nur den einen Punkt 
finden, dass in meinem Buche das eng- 
lische Patent No. 18 040 vom 20. 9. 1895 
mit dem deutschen Patent No. 85 804 vom 
24. 3. 1895 alB gleichlautend hingestellt 
wird, während, wie Herr Römer nachweist, 
dieses englische Patent ausser dem Inhalt 
des betreffenden deutschen Patents auch 
den Patentanspruch der späteren deutschen 
Anmeldung T. 4653 vom 3. 9. 1 895 mit 
enthält. 

Bei Abfassung meines Buches musste 
ich sehr darauf bedacht sein, nur die noth- 
wendigsten Patentschriften übersichtlich 
mitzutheilen. 

Das ZuBammonfassen mehrerer deutscher 
Anmeldungen in ein ausländisches Patent 
ist eine so allgemein übliche Sache, dass 
darauf hinzuweisen für mich nicht die min- 
deste Veranlassung vorlag und ich hätte 
dann neben dem Inhalt der deutschen 
Patente auch die vielen Abweichungen der 
englischen , französischen, österreichischen 
Patente anführen müssen, wofür mir Nie- 
mand Dank gewusst hätte. 

Wenn Herr Römer auf dieses neben- 
sächliche Moment Gewicht legt, so kommt 
es daher, dass er bei dieser Argumentation 
überhaupt von einer unrichtigen Basis aus- 
geht, — Um die Berechtigung des frag- 
lichen Patents anzugreifen, glaubt Hen- 
ri. x. 


Römer nämlich ausfindig machen zu müssen, 
was die Erfinder bei Einreichung der An- 
meldung patentireu lassen wollten. 

So löblich dieses Unternehmen sein 
mag, so möchte ich doch darauf auf- 
merksam machen, dass es nicht darauf 
ankommt, was die Erfinder am Tage ihrer 
Patentanmeldung w-ussten oder behaupten 
gewusst zu haben, sondern auf das, was 
sie zum Patent anmeldeten. Nur der 
Wortlaut bezw. der Sinn der Patentanmel- 
dung kann für das Urtheil über die Be- 
deutung eines Pntents massgebend sein 
und wenn ein Patentnehmer aus irgend 
welchen Gründen in der Beschreibung und 
im Anspruch wesentliche Punkte anzu- 
führen unterlässt, so giebt es kein Mittel, 
den Gegenstand der Erfindung auf Grund 
des Standes seiner Kenntnisse bei Ein- 
reichung der Anmeldung zu erweitern oder 
zu verändern. 

Wo sollte es auch hinführen, wenn der 
entgegengesetzte Standpunkt zur Geltung 
käme. Dem Patentamt würde dann nicht 
die Prüfung des Inhalts der Patentanmel- 
dung, sondern die Prüfung des historischen 
Thatbestaudes Zufällen; es müsste sich 
zum Untersuchungsgericht conBtituiren, 
Zeugen vernehmen etc. und die Ein- 
sprechcnden hätten daun die schwierige 
Aufgabe, gegen Angaben Vorgehen zu 
müssen, deren Unterlagen sie nicht kennen 
und nicht controlliren können. 

Das Patentamt hat gewiss das Recht, 
sachlich einzugreifen und mitzuhelfen und 
ist hierbei an Formen wenig gebunden, 
aber die rechtskräftige Unterlage 
hierzu kann nur die niedergeschrie- 
bene begrenzte Patentanmeldung 
sein. 

Es bleibt demnach in dieser Richtung 
nach wie vor die Frage offen, ob das er- 
theilte Patent No. 97 664 mit der anders 
lautenden Patentanmeldung vom 4. 9. 
1895 sachlich übereinstimmt bezw. ob der 
Sachverständige die wesentlichen Punkte 
des ertheilten Patents aus der Anmeldung 
herauslesen kann. Meine unmassgebliche 
Ansicht darüber habe ich bereits in meinem 
Buche ausgesprochen und irgend welche 
neue Momente, die eine Aenderung dieser 
Ansicht bewirken könnten, sind inzwischen 
nicht aufgetreten. 

21 


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338 


Gardner, lieber Mer», erliation der Baumwolle. 


[ Färber-Zeitung. 
Jahrgang IW». 


Von Ähnlich geringer Bedeutung ist 
Herrn Römer'« Hinweis auf die Eigen- 
thttmlirhkeit, dass das fragliche Patent, 
welches am 18. März 1898 ertheilt wurde, 
eine Bezugnahme auf eine erst später er- 
schienene Publikation enthält. Ich hatte 
schon in meinem Buche darauf aufmerksam 
gemacht, — und formell könnte dies viel- 
leicht beanstandet werden, aber es darf 
nicht unberücksichtigt bleiben, — dass das 
Patentamt nicht genöthigt ist, sich an 
Reglements zu halten: es hat in erster 
Linie für klare Darlegung der Erfindung 
zu sorgen. Die Bezugnahme auf jene Pu- 
blikation ist zur Klarstellung der Sachlage 
geeignet und rein nebensächlicher Art. 

Ein weiterer Punkt, den Herr Römer 
streift, ist meine Auslegung des Patent- 
anspruchs des Thomas & Prevost'schen 
Patents. Herr Römer weist darauf hin. 
dass aus der Auslegung des Patentamtes 
geschlossen werden muss, dass auf den 
Nachsatz des Patentanspruchs: „so dass 
auch langfaserige etc.“ das Hauptgewicht 
gelegt werden soll. 

Eine dlvergirende Ansicht über den 
Schwerpunkt dieses höchst unklar gefassten 
Patentanspruchs ist wohl möglich, aber es 
wäre nach meiner Ansicht augenblicklich 
zw ecklos, eine Discussion über jene Frage 
zu eröffhen, da sie dem Patentamt zur 
Entscheidung vorliegt und nicht unwahr- 
scheinlich ist, dass schliesslich eine andere 
Auslegung durchdringen wird. 

* * 

# 

Ich glaube richtiger zu thun, wenn ich 
damit das patentrechtliche Gebiet verlasse 
und einen mehr sachlichen Punkt berühre. 

Bei verschiedenen Versuchen hat sich 
die nicht uninteressante Thatsache ergeben, 
dass die Angaben des Patentes No. 97 664, 
dass es, je nach der Qualität der Baum- 
wolle zweierlei Streckung gebe, nicht zu- 
treffend ist. Nach dem Patent wäre die 
Sache so aufzufassen, dass es ausser der 
Streckung, die Lowe gefunden hat, noch 
eine zweite existirt, die „durch Anwendung 
einer Streckkraft, wie sie bisher mit den 
zu gleichen Zwecken in der Strang- und 
Stücklärberei üblichen Maschinen bei nor- 
malem Gebrauch erzielt worden ist“ nicht 
gleichwertig ist und erst .bei Anwendung 
etner erheblich stärkeren Streckkraft 
eintritt“. 

Mercerisirt man nun beispielsweise ver- 
schiedene gleich gesponnene Baumwoll- 
sorten und zwar solche aus ägyptischer 
neben solcher aus amerikanischer Baum- 
wolle und bestimmt matt die Streckkrafl, 
die nöthig ist, um das Garn beim Mer- 


cerisiren auf die ursprüngliche Länge zu 
bringen, so findet man bald, dass Unter- 
schiede überhaupt nicht vorhanden sind 
oder doch nur in ganz geringem Maasse 
und zwar bald zu Gunsten der egyptischen, 
bald zu Gunsten der amerikanischen Baum- 
wolle. Dabei nimmt natürlich nur die 
Maceo-Baumwolle Glanz an und die ameri- 
kanische weisse Baumwolle kann selbst bei 
der wiederholten höchsten Streckung den 
Glanz nicht erreichen. 

Das Resultat ist nicht weiter zu ver- 
wundern, wenn man berücksichtigt, dass, 
um beim Mercerisiren mit 30grädiger Lauge 
die Baumw-olle auf der ursprünglichen 
Länge zu halten, eine so bedeutende Kraft 
nöthig ist, dass dabei der geringe Unter- 
schied, den die Qualität der Baumwolle 
bewirken könnte, ganz verschwindend ist. 

Man sieht daraus, wie schwankend die 
ganze Hypothese der Seidenglanz-Erzeu- 
gung im Patent eonstruirt ist, denn im 
Gegensatz zu den Behauptungen des Pa- 
tents giebt es immer nur ein und das- 
selbe Strecken und nur von dem 
Unterschied in der Qualität der 
Baumwolle rührt es her, dass dabei 
wohl die feine Maceo-Baumwolle , nicht 
aber anderes Material den seidenähnlichen 
Glanz erhält. 

* * 

* 

Was die practische Ausführung der 
Mercerisation selbst betrifft, so dehnt sich 
dieselbe sowohl in Deutschland als auch 
in England und in den anderen Staaten 
immer weiter aus. 

In Garnen ist es ausser der Barmener 
und Crefelder Industrie besonders die In- 
dustrie der Halbwollwaaren, der Tricotagen, 
wie überhaupt der Baumwollwebstoffe, die 
sich dieser Neuerung bedienen und heute 
ist Sachsen incl. der Lausitz eines der 
grössten Absatzgebiete in mercerisirten 
Garnen. 

Das Mercerisiren selbst betreffend sind 
inzwischen eine grosse Anzahl neuer Pa- 
tente über neu construirte Maschinen er- 
schienen, aber eine grössere Bedeutung 
ist denselben bis jetzt nicht beizumessen. 

Es liegt ln der Natur der Sache, dass 
bei einem so einfachen Gegenstand, wie 
das Mercerisiren in Strangform, Viele sich 
die Freude verschaffen wollen, neue Appa- 
rate zu ersinnen und die Fluth dieser 
Erfindungen wird sich kaum eindämmen 
lassen. 

Wie sehr jedoch die Auffassung der 
Constructeure immer noch irrigerweise von 
dem Gedanken beherrscht ist, als würde 
da6 Rütteln und Schütteln der Garne von 


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Gardner, Ueber Merceritation der Baumwolle. 


339 


Heft 21. 1 

1. November 1*90.] 

wesentlicher Bedeutung für den Ausfall 
des Mercerisirens sein, beweisen eine An- 
zahl derartiger Neuerungen, darunter auch 
eine solche der Maschinenfabrik Cohnen 
in Grevenbroich, deren Maschine schon 
früher besprochen wurde. Cohnen ver- 
sieht die Walzen mit einem Curvenlauf, 
so dass die Walzen das Garn nachlassen 
und wieder spannen. Das Garn lauft also 
zuerst locker, dann gespannt, dann wieder 
locker u. s. w. u. s. w. Ob mit dieser 
Cohnen 'sehen Maschine gearbeitet wird, 
kunn Schreiber dieses nicht sagen; aber 
es ist ausser Krage, dass sie kein besseres 
Garn als das normal gestreckte liefern 
kann , und durch den unregelmässigen 
Gang der Maschine wird wohl eine stär- 
kere Abnutzung die Folge sein. Nachdem 
naehgewiesen ist, dass nur die starke 
Streckung als solche den Glanz bewirkt, 
ist es ganz nebensächlich, welche sonstige 
Bewegungen die Maschine noch macht. 
Es muss nur dafür gesorgt sein, dass das 
Garn die Anlegestellen ohne Verminderung 
des Streckens wechselt und hierzu genügt, 
die geringste Cireulation. 

Eine sehr wesentliche Verbesserung 
heim Garn-Mercerisiren ist dadurch erreicht, 
dass heute bereits die Anwendung der 
Säure ganz oder zum grössten Theil ver- 
mieden wird. — Man benutzt stark wir- 
kende Sprilzrohre, bei denen das kalte 
Wasser durch einströmendeu Dampf er- 
wärmt wird. 

Eine nicht unwichtige Frage, der früher 
oder später noch grössere Bedeutung zu- 
kommen wird, ist die Wiedergewinnung 
der Natronlauge beim Mercerisirungsprocess. 
Man hilft sich heute damit, dass man das 
starke Waschwasser aufTängt und mit 
festem Aetznatron wieder auf die ur- 
sprüngliche Stärke stellt. So wird bei- 
spielsweise beim Arbeiten mit dem be- 
kannten Haubold'schen Streckrahmen die 
Flotte der ersten Waschkufe zur Weiter- 
verstärkung benutzt und nur die der 
zweiten Waschkufe laufen gelassen. Dies 
wird sich bei vielen Maschinen mehr oder 
minder in gleicher Weise einrichten lassen. 
Nur wenn eine Anhäufung von Natronlauge 
haltiger Flotte eintritt, oder wenn dieselbe 
überhaupt nicht leicht angereichert werden 
kann, wird eine Regenerirung ins Auge 
zu fassen sein, und zwar kommen hierfür 
die sogenannten Vacuumabdampf-Apparate, 
wie sie u. A. die Firma Wegelin & Hübner 
in Halle a. S. liefert, in Frage. Im Preis 
stellen sich dieselben ziemlich hoch, aber 
das Eindampfen selbst erfordert wenig 


Mühe und Kosten und ist von lOgrädiger 
Lauge ah schon lohnend. 

Eine Schwierigkeit bei der Qam-Mer- 
cerisation besteht im nachherigen Schlichten. 

Wendet man die bisherigen Sehlichlmittel, 
besonders Stärke, an, so wird der Glanz 
des Garnes wesentlich vermindert. Man 
wählt besser solche Schlichtmittel, deren 
Basis Dextrin ist. 

Schliesslich sei auch noch der Ver- 
besserung gedacht, dass die mercerisirten 
Game durch nachheriges Gasiren an Glanz 
gewinnen, wie überhaupt das gute Gasiren 
der Garne nicht ohne Einfluss auf den 
Ausfall des Glanzes wirkt. 

lieber Stück-Mercerisation ist nur 
so viel zu berichten, dass dieselbe in 
gleicher Weise wie bei Strang in weiterer 
Zunahme begriffen ist, daBs heute ausser 
Elberfeld auch die anderen Stückfärbereien 
incl. Mülhausen daran participiren und dass 
vornehmlich die auf dem Spannrahmensystem 
basirenden Maschinen bevorzugt werden. 

Die Verbesserungen, die neuerdings 
vorgenommen wurden, beziehen sich 
meistens auf das Spülen der mercerisirten 
Waare. Ferd. Mommer & Co. in Barmen 
haben ihre Maschine in der Weise ergänzt, 
dass sie der Spannmaschine einige Wasch- 
kufen attachirten, so dass das Spülen und 
Waschen gleich continuirlich beim Mer- 
cerisiren erfolgen kann, während Haubold 
in Chemnitz das Spülen mit heissem Wasser 
einrichtet, um so die Zugabe von Säure 
entbehrlich zu machen. 

Gleichviel wie immer mercerisirt wird, 
die Hauptfrage ist immer die Nachbehand- 
lung der Stücke. 

Wenn der bekannte Futterstoff-Artikel 
in Frage kommt, muss, wie in meinem 
Buch genauer beschrieben, die Nachbehand- 
lung entweder durch Pressen auf einer 
stark wirkenden Spahnpresse, oder mittels 
PasBirens des feingeriffelten Calanders. 

Versuche, die in Ermanglung der einen 
oder der anderen Vorrichtung mittels ge- 
wöhnlichen Calanders oder gewöhnlicher 
Presse vorgenommon wurden, zeigten nie 
deD speciellen schönen Finish dieses Ar- 
tikels. — Andererseits werden heute aller- 
dings auch Artikel hergestellt, hei denen 
überhaupt nur eine schwache Pressung in 
Frage kommt; es sind dies vornehmlich 
feinbroehirte Baumwollstoffe, die für Damen- 
kleider verwendet werden und die durch 
das Mercerlsiren den Glanz der billigen 
Seidenstoffe erlangen sollen. Bei diesen 
Stoffen genügt dann in den meisten Fällen 
auch der gewöhnliche Calander oder die 
normale Stückpresse. 

21 * 

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340 


SUvern, Neuere Cellulosederivate. 


Neuere Ccllulosederlvate In der 
Patuntliteratur. 

Von 

Dr. C. Süvern. 

In einer Mittheilung dieser Zeitschrift 
(S. ‘209 dies. Jahrg.) war erwähnt w orden, dass 
Ch. H. Stearn aus Cellulosexanthogenat 
(Viscose) künstliche Seide hergesteilt hat 
(englisches Patent No. 1020 vom .fahre 1898), 
die an Festigkeit die bisher bekannten 
ähnlichen Fabrikate übertrifft. Auch zu 
anderen, für die Textilindustrie wichtigen 
Zwecken findetViscose bereits Verwendung, 
so z. H für Druck und Appretur von Ge- 
weben, zum Wasserdichtmachen u. a. m. 
Im Folgenden sollen Miltheilungen über die 
in den Patentschriften niedergelegten Ver- 
fahren zur Darstellung dieses interessanten 
Producta gemacht werden, im Anschluss 
daran werden auch die neueren Patente 
über die auch bereits eine ausgedehnte 
gewerbliche Verwerthung findenden Celiu- 
losefett8flureester kurz besprochen werden. 

Die Erfinder der Viscose sindCh. Fr. Cross 
und E. J. Bevan in London. Nach ihrem 
I). R. P. 70 999, Klasse 8, vom 13. Januar 
1893 ab, entsprechend dem englischen 
Patent 8700 vom Jahre 1892, wird Cellulose 
mit Natronlauge vom specifischen Gewicht 
1,15 imprügnirt, von der überschüssigen 
Lauge durch Pressen und Schleudern be- 
freit und die so gewonnene feuchte Natron- 
cellulose, die 40 bis 50°/ o an Alkali ent- 
halt, in einem geschlossenen GefHss mit 
Schwefelkohleustoffbebandelt, dessen Menge 
etwa 30 bis 40 % des angew endeten 
Materials betragen soll. Bei guter Durch- 
mischung ist die Bildung des Celluiose- 
sulfocarbonats nach 3 bis 4 Stunden voll- 
endet, man lässt den überschüssigen 
Schwefelkohlenstoff verdunsten und löst 
alsdann unter starkem Rühren in soviel 
Wasser, dass eine etwa 10% Cellulose 
enthaltende Lösung entsteht. Diese sehr 
schleimige Lösung ist die Viscose. Will 
man daraus Cellulose abscheiden, so über- 
lässt man die Lösung der freiwilligen Zer- 
setzung, die nach einiger Zeit immer ein- 
tritt, oder man erhitzt auf 80 bis 100° C., 
oder man setzt die Lösung der Einw irkung 
von Oxydationsmitteln aus. Will man eine 
von den gefärbten Nebenproducten der 
Löslichmachung der Cellulose freie Lösung 
erhalten, so säuert man die rohe Viscose- 
lösung mit einer schwachen Säure, Kohlen- 
säure. Milchsäure oder Essigsäure an und 
entfernt den freigew ordenen Schw efelwasser- 
stoff durch Einblasen von Luft, oder man 
führt durch Bisulfit oder schweflige Säure 
die vorhandene Natriumschwefelverbindung 


r tWrber-Zeltmur 
J Jthr^axiK li 84 W» 

in Thiosuifat über, wobei gleichzeitig die 
Lösung gebleicht wird. Am reinsten erhält 
man das Cellulosexanthogenat durch Aus- 
fällen der rohen Lösung mit Salzlösung 
oder starkem Alkohol, Abflltriren, Pressen 
und Wiederauflösen in reinem Wasser. 

Ein Uebelstand des eben geschilderten 
Verfahrens besteht darin, dass die so 
hergestellte Viscose einen verhältniss- 
müssig hohen Gehalt an Alkali und 
Schwefelverbindungen besitzt. Cross hat 
durch weitere Versuche festgestellt, dass 
man mit der Hälfte der in dem eben 
geschilderten Verfahren angewendeten 
Mengen an Alkali und Schwefelkohlen- 
stoff auskommt, wenn man die Cellu- 
lose vor der Ueberführung in Alkaü- 
zellstoff mit verdünnten Säuren behandelt 
(D. R. P. No. 92590, Klasse 12, vom 21. No- 
vember 1890 ab, englisches Patent No. 47 13 
vom Jahre 1896). Und zwar geschieht 
dies durch Kochen der faserigen Cellulose 
(Halbstoff, Ganzstoff, Papier, Lumpen u.s. w.) 
mit 2proeenliger Salz- oder Schwefelsäure 
oder durch Trocknen der mit verdünnter 
Salzsäure getränkteu Cellulose bei 60 bis 
80“ oder durch Digeriren mit verdünnter 
Säure bei 120 bis 140“. 

Die Angaben der Patentschriften werden 
durch die folgenden Mittheilungen aus der 
Praxis von S. Ferenczi (Zeitschrift für 
angewandte Chemie 1899, S. 11 bis 141 
ergänzt. Die Darstellung des Alkalizellstoffs 
muss möglichst unter Luftabschluss erfolgen, 
bei der Aufbewahrung ist darauf zu achten, 
dass Alkulizellstoff nicht warm in die Auf- 
bewahrungsgefilsse gebracht wird, dass 
nicht zu grosse Mengen davon und nicht 
bei Temperaturen über 15° C. aurbewahrt 
werden. Wird das Product bei Tempe- 
raturen über 20° C. länger als 3 Tage 
aufbewahrt, so tritt Zersetzung ein, die aus 
solchem Alkalizellstoff hergestellte Viscose 
ist für die meisten gewerblichen Zwecke 
unbrauchbar. Fertige Viscose wird am 
besten in Holz- oder Zinkgefässen aufbe- 
wahrt und versandt. Wegen ihrer Zersetz- 
lichkeit an der Luft muss Viscose stets, 
auch wenn sie nur für einige Stunden auf 
bewahrt werden soll, unter einer Schicht 
Wasser und nur in kühlen Räumen aufbe- 
wahrt werden. Bei Temperaturen unter 
10° hält sie sich 14 Tage und länger, 
zwischen 10 und 20° bleibt sie etwa 6 bis 
10 Tage in Lösung, hei höheren Tempe- 
raturen findet rasche Zersetzung statt. Um 
die Zersetzung der Viscose, die Aus- 
scheidung der Hydroeellulose bezw. Cellu- 
lose, einzuleiten und zu beschleunigen, 
werden z. B. beim Leimen von Papier der 



Heft ftf. 1 
1. Novwnber irw. j 


Süvfrn, Neuer« Cellulosederivat«. 


Viscose schweflige Säure oder Metallsalze, 
besonders Magnesium- oder Zinksulfat, 
auch Ammonsalzc, zuge setzt. Technische 
Verwendung findet Viscose zum Leimen 
von Packpapieren, deren Reisslänge und 
Dehnung dadurch um 30 bis 50% zu- 
nehmen, zum Bedrucken, Appretiren und 
Wasserdichtmachen von Geweben, zur Her- 
stellung von Lederersatz, zur Erzeugung 
abwaschbarer Tapeten und von Films. 
Viscosefllms zeichnen sich vor solchen aus 
Gelatine durch grössere Widerstandsfähig- 
keit gegen Feuchtigkeit und Wärme, vor 
solchen aus Celluloid oder Collodium da- 
durch aus, dass sie nicht explosiv sind und 
nicht lebhafter brennen als Papier von 
gleicher Dicke. Aus Viscose durch frei- 
willige Zersetzung, event. bei erhöhter 
Temperatur, in grösseren Blöcken abge- 
schiedener Zellstoff wird als „Viscoid“ 
bezeichnet und dient zur Herstellung von 
Billardbällen. Schraubenmuttern u. dgl. 

Die aus Viscose erzeugte Hydrocellulose 
bildet auch das Ausgangsmaterial für die 
Cellulosefettsäureester. Die Darstellung des 
Cellulosetetracctats beschreiben Ch. F. 
Cross und E. J. Bevan folgenderweise 
(D B P. No. 85 329, Kl. 12, vom 12. De- 
cetnber 1894 ab, englisches Patent No. 9670 
vom Jahre 1894): 100 Gewichtstheile 

Trockencellulose (Cellulosehydrat) werden 
mit einer concentrirten wässerigen Lösung 
von 150 Gewichtslheilon krystallisirten 
Zinkacetats innig gemischt und bei 110" C. 
vollkommen entwässert. Das erhaltene 
Product (eine lockere Verbindung von 
Cellulose mit Zinkacetat?) wird fein ge- 
pulvert und mit 2 Molecülen Acetylchlorid 
auf 1 Molecfll Zinkacetat langsam unter 
stetem Umrühren versetzt, wobei darauf 
geachtet wird, dass das Gemisch nicht 
wärmer als 30 u C. wird. Nach Beendigung 
der Reaction wird das Product durch 
Waschen mit Wasser von Zinksalzen und 
durch Lösen in Chloroform von unange- 
griffener Cellulose befreit, beim Verdunsten 
der Lösung hinterbleibt Cellulosetetracetat. 
Zur Mässigung der Keaction kann man das 
Acetylchlorid in Aethylacetat oder Chloro- 
form gelöst verwenden. In einem Zusatz- 
patent (No. 86 368 vom 11. Oclober 1895 
ab) ersetzen die Erfinder das Zinkacetat 
durch Magnesiumacetat, ohne aber sonst 
etwas au dem Vorfahren zu ändern. Der 
technischen Ausführung des eben be- 
schriebenenVerfahrens stehen aber mancher- 
lei Schwierigkeiten entgegen. Die Inne- 
haltung der Temperatur von 30° C. Ist 
nicht leicht; die an Tangs langsam ver- 
laufende Acelyiirung wird leicht so heftig, 


341 

dass beim Arbeiten im Grossen sich das 
Cellulosetetracetat durch Erhitzung zersetzt 
oder sich zu einem zähen Kuchen zu- 
sammenballt, der sich schlecht weiter be- 
handeln lässt. Durch den Zusatz von 
Lösungsmitteln zu dem Acetylchlorid lässt 
sich die Temperaturerhöhung auch nicht 
immer vermeiden, die Reaction kommt 
dann meist nicht zu Ende. Nach dem 
englischen Patent No. 18 238 vom Jahre 
1898 von C. O. Weber, Ch. Fr. Cross 
und J. Frankenburg wird ein glatter 
Reactionsverlauf dadurch erzielt, dass man 
in dem Acetylirungsgemisc-h die Reaction 
eintreten lässt und dann erst zunächst 
kleine, mit dem Fortschreiten der Reaction 
immer grösser werdende Mengen von 
Lösungsmitteln, wie Nitrobenzol, Dinitro- 
verbindungen, Epi- und Dichlorhydrin, zu- 
setzt. Die zugesetzte Portion Lösungsmittel 
muss in dem, in einer Knetmaschine durch- 
gearbeiteten Gemisch vollkommen ver- 
schwunden sein, ehe man weiteres Lösungs- 
mittel zusetzt; man leitet den Zusatz so, 
dass beim Einträgen der letzten Mengen 
Lösungsmittel die Temperatur des Gemisches 
70° C. erreicht hat. Bei weiterem Durch- 
mischen erhält man eine dünnflüssige 
Lösung des Cellulosetetracetats. welches 
beim Eingiessen in Alkohol in weissen 
Flocken ausfällt. Es wird abifltrirt, mehr- 
mals ausgewaschen und bei einer 80° C. 
nicht übersteigenden Temperatur getrocknet. 
Ein mit. dem geschilderten Verfahren im 
Wesentlichen identisches ist in Deutschland 
dem Grafen Henckel von Donnersmarck 
durch Patent No. 105 347, Klasse 12, vom 
26. August 1898 ab, geschützt. 

Nach dem englischen Patent No. 22 029 
vom Jahre 1898 von Weber, Cross und 
Frankenburg lassen sich in analoger Weise 
auch die Celluloseester höherer Fettsäuren 
darstellen (vergl. über Cellulosetetrabutyrat 
C. O. Weber, Zeitschrift für angewandte 
Chemie 1899, S. 5). 

Die Cellulosefettsäureester sind nicht 
explosiv, nur schwer brennbar und sehr 
widerstandsfällig gegen chemische Agentien, 
höhere Temperatur und Feuchtigkeit. Als 
Ersatz von Collodium finden sie unter 
Anderem Verwendung zur Herstellung von 
Verbänden, Films, Firniss; da ihr Isolations- 
Vermögen grösser ist als das von Kautschuk 
und Guttapercha, dürften Bie auch bei 
elektrischen Anlagen ausgebreitete Ver- 
wendung finden (vergl. C. (). Weber, a. a. O). 



R öfter, Dl« Pärber«i vor ««chzig Jahren. 


Ö42 


f Pirber-ZeJtnnR 
(Jahrgang Uw. 

1. Schönroth auf Wolle. 


Die Färberei vor sechzig Jahren. 

Von 

Edmund Rotter. 

Lange Zeh schon bin ich ein eifriger 
Sammler von alten Farbe- und Druekvor- 
schriflen, uni diese eingehend zu studiren. 

Da nach altem Sprichwort probiron über 
studiren gebt, habe ich mich nicht allein 
mit dein Studium derselben begnügl, son- 
dern war selbst in die angenehme Lage 
versetzt, viele der Keeepte auch practisch 
im Grossen zu versuchen. 

Ich darf wohl nicht dem Leser vorent- 
halten, dass ich nach manchen Recepten oft 
recht ungenügende Resultate erhielt, dass 
mir manches ein Rathsei darin war, und 
heule noch ist: ja dass ich nach meinen 
Abänderungen viel bessere Resultate er- 
hielt. Dies bietet aber noch immer keinen 
Gegenbeweis, dass nicht nach diesen Re- 
cepten früher gefärbt wurde; ja ich bin 
sogar dessen gewiss, da viele geschriebenen 
Vorschriften und solche geschriebene 
Bücher, von verschiedenen Fllrbern ver- 
fasst, fast ganz Übereinstimmen. 

Der grösste Procentsatz der Recepte, 
die ich, soweit es geht, hier im Original 
wiedergebe um diesen nicht den altmodi- 
schen Reiz zu benehmen, stammt aus dem 
Farbenbuch von Rockmann. Es ist im Jahre 
1835 angelegt worden und enthält etwa 
3000 verschiedene Woll-, Bnumwoll-,Seiden- 
Färbe- und Druckrecepte aus verschiedenen 
Orten, die in mustergiltiger Weise in das 
ansehnliche Buch eingetragen sind. In 
den Recepten finden wir oft wundersame 
Beizen bezw. Hilfsbeizen vertreten. Doppelt- 
chromsaures Kali, die jetzige Vorzugsbeize, 
ist in keinem Färberecept der damaligen 
Zeit enthalten, nur Anden wir es für den 
Baumwolidruck angeführt zur Herstellung 
von Chromgelb und Chromorange. Ich 
habe mich bemüht, nur das Beste von dem 
Guten wiederzugeben, und muss mich 
sehr zusammennehmen, um nicht zu weit- 
schweifend zu werden, was bei dem vielen 
Interessanten, welches uns diese alten Vor- 
schriften liefern, allzuleicht möglich ist. 

Die Vorschriften habe ich, leichterer 
Uebcrsicht halber, nach dem Farbton ge- 
ordnet. Da allen Recepten das alte Maass ' 
und Gewicht eigen ist, habe ich mir die 1 
Mühe genommen, die Pfund, Loth und ! 
yuentchen, sowie Maass und (juart umzu- 
rechnen, und gebe die Materialien auf 
100 kg Waare, also in Procenten umge- 
reebnet, oder in Kilogramm, Gramm und 
Liter auf das (Quantum Warne bezogen, an. 1 


13,3 % Scheidewasser, 

21,6 - Flusswasser, 

4,9 - Englisches Zinn, 

21,6 - w eissen Weinstein, 

4,9 - Stärke, 

6,7 - Cochenille. 

Auf zweimal gefärbt und jedesmal die 
Hälfte von den Speeies in den Kessel ge- 
than. 

2. Scharlachroth auf Wolle. 

10 % Scheidewasser (Salpetersäure), 

1,3 - Englisches Zinn, 
dies zusammen angesetzt; die Hälfte davon 
kommt in den Sud. 

3,33 % Gelbholz */ 2 Stunde sieden, 

2 - Weinstein und 

2 - Stärke dazu gegeben. 

In dem Ganzen die Wolle zwei Stunden 
gesotten, dann gespült und ausgefärbt mit 

4.1 % Cochenille, 

6.2 - Weinstein, 

4.1 - Stärke, sowie die vom Sud 
übriggebliebene Hälfte von Scheidewasser. 
1 Stunde sieden, gut. 

3. Scharlachroth auf Wolle (einbadig). 
Sud: 

20 % Stärke, 

3.3 - Alaun, 

4,9 - Cochenille, 

3,3 - Salpeter, 

6.6 - Weinstein. 

Ausfärben: 

4,8% Weinstein, 

4,9 - Scheidewasser(Scharlachsäure|, 

3,3 - Stärke. 

Auf einem Wasser gesotten und gefärbt. 
4, ScheidewasBer (Scharlachsäure) 
anzusetzen. 

% kg Scheidewasser (Salpetersäure). 

*/. - Regenwasser, 

668 g Englisches Zinn. 

Man kann auch etwas Salmiak dazu 
geben. 

5. Falsch-Scharlach auf Wolle. 
Sud: 

33 % Alaun, 

2.1 - Weinstein, 

1.1 - Curcuma. 

Ausfärben in: 

25 % Fernambukholz, 

4,2- Gelbholz. 

6. Purpur auf Wolle. 

Zuerst hellblau (Küpe) gefärbt, dann 
rein gewaschen, gebeizt mit 

3.1 % Scheidewasser(Scharlachsäure), 
2 - Salmiak, , 

7.7 - Weinstein, | % Stunden sieden. 

7,7 - Alaun, I 


X 


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H«ft 21. 

1. November isus. 


R ottcr, Dia Färberei vor sechzig Jahren. 


343 


Ausfärbeu mit 6 % Cochenille. Wird 
die Waare zu roth, nimm sie heraus und 
gieb 0,4 % Lackmus herein, % Stunde 
kochen, dann wird die Waare schön. 

7. Lacdyeroth auf 12 kg Wolle. 

Der Lacdye wird fein gestossen, gesiebt 
und in einer reinen Reibschale mit rost- 
freien Kugeln gut zerrieben. Nachdem 
dies geschehen, giebt man selben in einen 
gut glasirten Topf und gebe auf */„ kg 
Lacdye 76 g beste rauchende Salzsaure, 
setze den Topf an einen warmen Ort und 
lasse ihn unter öfterem Umriihren 48 Stunden 
stehen. Je langer er steht, desto besser. Jetzt 
bereitet man die Scharlachsaure in folgender 
Weise: Man löse in 500 g Scheidewasser 
(Salpetersäure) und 1 kg Salzsäure 270 g 
englisches Zinn. Hat die Säure abgear- 
beitet und wirft keine Perlen mehr, so ist 
die „Säure“ fertig. 

Die Waare wird 2 Stunden in folgendem 
gesotten: 

% kg Kristall-Tartari(feinerWeinstein), 
% - der angesetzten „Säure“ und 
260 g der angesetzten Lacdyelösung. 

Die Waare bleibt über Nacht in dem 
Sud liegen, dann wird gespült. 

Aus färben: 

Man bestelle den Kessel mit reinem 
Wasser. Sobald cs kocht, thue man den 
übrigen Lacdye und den Rest der Zinn- 
auflösung („Säure“) hinzu, koche gut 
durch, und nehme die Waare hinein; eine 
Stunde kochen, verkühlen bis handwarm, 
dann in reinem warmen Wasser waschen. 
Hiervon hängt viel die Schönheit der 
Waare ab, sobald der Lacdye ganz erkaltet, 
löst er sich nicht auf, und bleibt auf der 
Waare. 

Anmerkung. 

Will man Scharlach färben, so muss 
man sich die „Säure“ vorher Besetzen. 

Auf '/„ kg Waare nimmt man 42 bis 
50 g Cochenille, zerreibe sie unter Zu- 
giessen von 134 g Salmiakgeist auf */., kg 
Cochenille fein und gebe dies in die warme 
Flotte. Man lässt überwallen und gehe 
mit der Waare ein. Soll das Roth einen 
gelben Schein haben, so setze man etwas 
Fisetholz zu. 

8. Holzroth auf Wolle. 

Beize : 

20 % Alaun. 

1,3 - Weinstein, 

0,83 - Curcuma, 

2 Stunden kochen. 

Ausfärben mit 
25 % Fernainbukholz, 

1,3 - Fisetholz. 

Lasse allmählich zum Sieden kommen. 


9. Holzroth auf 12 kg Tuch. 

Beizbad : 

2 kg Salzsäure werden mit 
27 g Zinn gesättigt. Dies und 
5 kg Alaun in die Sudflotte. 

2 Stunden darin kochen und einige 
Tage im Sud liegen lassen. Vor dem 
Färben waschen. 

Aus färben: 

6 kg Kothholz in kaltem Wasser über 
Nacht eingewässert, das Wasser abgegossen. 
in frischem Wasser sodann ausgekocht. 
Darin die Waare hantiren bis Bie verkühlt 
ist, dann spülen. 

10. Carmoisinroth auf Wolle. 

Beize: 

10 % Alaun, 

10 - Weinstein. 

Färben mit 

6.3 % Cochenille, 

6.7 - feinem Krapp. 

11. Carmoisinroth auf Wolle. 

Beize : 

1,3% Stärke, 

4 - Alaun, 

1.3 - Weinstein, 

2.7 - ScheidewaBser. 

Färbebad enthält: 

3.3 % Cochenille, 

2,7 - Weinstein, 

2.7 - Stärke, 

2 - Scheidewasser. 

12. Holzcarinoisin auf Wolle. 

Sud: 

25 % eisenfreier Alaun, 

4,2 - Kristall-Tartari, 

2 Stunden sieden. 

Färbebad: 

50 % Rothholz etwas kochen, die Waare 
heraus, abkühlen und mit 2,1 % Pottasche 
carmoisiniren. 

13. Rosenroth auf Wolle. 

Beize : 

20 % Alaun, 

10 - weissen Weinstein, 

10 - Kleie, 

2 Stunden kochen. 

Ausfärben mit 

5 % Weinstein, 

6.7 - Stärke, 

2,5 * Cochenille, 

1 Stunde kochen. 

14. Pompadour auf Wolle. 

Beize: 

25 % Alaun, 

10 - Weinstein, 
darin 2 Stunden sieden. 


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244 


Glafey, Stampfcalander. 


Ftrber-ZvUnDS- 
Jahrgang 1H9» 


Ausfärben mit 

6.3 % Cochenille, 

6,7 - Krapp, 

■/., Stunde kochen. 

in derselben Flotte mit Kalklauge nach- 
dunkeln. 

15. Englisch Krapproth auf Wolle. 
Sud: 

26.7 % Alaun, 

3.4 - Weinstein, 

0,34 - Schmack, 

2 Stunden sieden. 

Färbebad: 

20 % Krupp, 

0,34 - Borax, fein gestossen. 
Anmerkung : 

1. l'm ein schönes Roth au bekommen, 
weicht man den Krapp vor dem Auskochen 
über Nacht in kaltem Wasser ein, und 
giesst Morgens das Wasser ab. 

2. Krapprothe Tuche müssen sofort 
gewaschen werden, sonst werden sie fleckig. 

16. Krapproth auf Tuch. 

Beize : 

16.8 Yi> eisenfreier Alaun, 

2,1 - Kristall-Tartari, 

2 • Zinnsalz, 

2 Stunden gesotten. 

Out verkühlen und einige Tage in 
feuchter Leinwand eingewickelt an rho- 
wahren Erst vor dein Färben waschen. 

Ausfftrben mit: 50% feinem Krapp. 
Man weiche denselben über Nacht in kaltem 
Wasser ein, und gebe pro '/., kg Krapp 
67 g geschabte Kreide hinein, um den 
fahlen FarbstolT auszuscheiden. 

Mit der Waaro warm eingehen, bis zum 
Kochen bringen, heraus, gut verkühlen, 
sofort waschen. 

17. Pcnsee auf Wolle. 

Beize : 

1,3 % Weinstein, 

1,3 - Erbsenmehl, 

1,3 - exportirter Alaun (wahrschein- 
lich eisenfreier) 

1 • Salmiak, 

0,7 - Scheidewasser, 

0,07 - Borax, 

1 - Cochenille. 

Ausgefftrbt mit: 

0,35 •/• Cochenille, 

0,7 - Scheidewasser, 

0,7 - Weinstein, 

1 - Salmiak (jedenfalls Salmiak- 

geist = Ammoniak). 

/Iurtefraot folftl 


Stainpfcalander. 

Von 

Regierungsrath Gtafey, Berlin. 

ira-Lttounf t. S. M7J 

Ein Stampfcalander, bei welchem die 
von einer Daumenwelle angehobenen 
Stampfen durch Vermittlung von Spiral- 
federn oder Kegelfedern gegen die Waare 
geworfen werden, um die Leistungsfähigkeit 
des Calanders zu erhöhen, veranschaulicht 
die Figur 43. Dieser Stampfcalander ist 
eine Erfindung von Fr. Gebauer, Char- 
lottenlmrg, und nach dem Patent No. 67 4!l<> 
ausgeführt. a sind die in drehbaren 
Scheiben b gelagerten Klopfwalzen zur 
Aufnahme der Waare, e die Stampfen, di“ 
an Führungsstangen <1 befestigt sind, e ist 
das Federgehiiuse, welches über die ganze 
Breite der Maschine geht und gleichzeitig 
die beiden Gestellwände g mit einander 
verbindet. Im Gehäuse e und Deckel f 
sind sämintliche Führungsstangen d ge- 
lagert. Zwischen dem Boden des Ge- 
häuses e und dessen Deckel / befindet 
sich ein freier Raum, in welchem sich die 
an den Stangen d befestigten Scheiben k 
führen (Figur 14). Seitwärts vom Gehäuse 
und mit diesem gleichlaufend befindet sich 
eine Welle t mit ein- oder mehrarmigen 
Daumen k. Der Antrieb der Welle i er- 
folgt mittels Riemscheiben n, Figur 43, 
direkt von der Transmission aus. Diese 
Welle i kann, um den Hub der Klöppel 
beliebig zu verändern, in horizontaler 
Richtung verstellt werden. Nach der Aus- 
führungsform Figur 44 sind nun zwischen 
den Scheiben h und Deckel f Federn l 
gelagert und hieraus ergieht sich folgende 
Arbeitsweise: 

Durch Drehen der Welle i greifen die 
Daumen k unterhalb der Scheiben h, heben 
dieselben mit Stangen d und Stampfen c 
an und drücken dadurch die Federn l zu- 
sammen. Sobald nun die Daumen k die 
Scheiben h verlassen, fallen die Scheiben h 
mit Stangen d und Stampfen c durch ihr 
eigenes Gewicht herunter und es wird 
deren Schlag durch die zusammengdrückte 
Feder beschleunigt und verstärkt. Die 
Stampfen schnellen sofort wieder in die 
Höhe, drücken die Federn von neuem zu- 
sammen und w erden durch diese und durch 
ihr eigenes Gewicht wieder herabgeschleu- 
dert, was sich einige Male wiederholt, bis 
die Federkraft erschöpft ist und der 
Daumen k von neuem eingreift. Die Feder 
verstärkt und beschleunigt also den Schlag 
und vermehrt gleichzeitig durch ihr Spiel 
die Anzahl der Schläge, so dass eine 


\ 


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Heft 21 
1. November 


Olafey, StamplcaUnder. 


345 


Stampfe schon mehrere Schlage gemacht 
hat, ehe ein anderer Daumen zur Wirkung 
gekommen ist. 


der Scheiben h gelagert. Beide Federn 
unterstützen sich hier in ihrer Wirkung. 
Zum Zwecke des Auf- und Abbllumens 



Nach der Ausführungsform Figur 45 
sind die Federn l unterhalb der Scheiben A 
gelagert. Die Arbeitsweise ist bei dieser 
Anordnung dieselbe, wie zuvor beschrieben. 


Plg. «3. 

der nicht unter den Stampfen stehenden 
Gewebebäume kann jeder derselben mittels 
eines Vorgeleges o, Figur 43, in ent- 
sprechende Drehung versetzt werden und 



ng. <4. 



es wird hier durch den freien Fall der 
Stampfen die Feder zusammengedrückt 
und das ISmporschnellen der Stampfen wird 
von der Feder unterstützt. 

Figur_46 stellt einen aus Figur 44 und 
45 zusammengestellten Stampfcaiander dar, 
eine Feder ist oberhalb und eine unterhalb 


es ist der (Isländer zwecks Zuführung des 
Gewebes unter erforderlicher Spannung 
mit einer Reihe von Spannstäben ausge- 
stattet, während das Ablegen des be- 
handelten Gewebes durch den Faltenleger x 

erfolgt. [ForiMtMung folgt.] 


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346 BJumsr u. Köll«, Rsactionen von Farbstoffen in Lösung und auf der Faser. [ J HlirKfijfii * i'sS» 


Reactlonen von neueren künstlichen Färb- 

Von Dr E. Bluracr 


Farbstoff 

conc. H,80 4 

10% h,so 4 

conc. HCl 

10% HCl 

Blaue und violette 

Janusblau G 
Baumwolle, Wolle, 
Seide 

schmutzig gelblich 
grün 

keine Veränderung 

dunkelgrün 

keine Veränderung 

Janusblau R 

Baumwolle, Wolle, 
Seide 

schmutzig gelblich 
grün 

keine Veränderung 

dunkelgrün 

keine Veränderung 

Rm-Blau GG 

Baumwolle 

grünblau 

keine Verflnderung 

grünblau 

keine Veränderung 

Indol-Blau R auf Tan- 
nin-Antimon 
Baumwolle 

dunkelgrün 

keine Veränderung 

blaugrün 

keine Veränderung 

Diazoblau 

Baumwolle 

blau 

keine Veränderung 

graublau 

keine Veränderung 

Glycinblau 

Baumwolle 

blau 

etwas blauer 

violett 

etwas blauer 

Cyanol extra 
Wolle 

grün, dann heller, 
zuletzt gelb 

keine Veränderung 

grün, dann golb 
wordend 

grün 

Alizarin-Saphirol B 
Wolle 

gelbbraun 

keine Veränderung 

braungelb 

keine Veränderung 

Patentblau 

grün, dann gelb 

grün 

gelb 

grün, dann hellgelb 

Patentblau A 
Seide 

grün, dann gelb 

geringe Veränderung 

grün, dann gelb 

grasgrün 

Patentblau N 
Seide 

grün, dann hraungelb| 

grün 

grün, dann gelb 

grün, daun gelb 

Patentblau V 
Seide 

grün, dann braungelb 

grün 

grün, dann gelb 

grün, dann gelb 

Neupatentblau 

Wolle 

grüngelb 

geringe Veränderung 

farblos 

grünlicher 

Prune pur 

Baumwolle 

blau 

roth 

blau 

roth 

Azo-Schwarzblnu 

Baumwolle 

blauer 

blauer 

violetter 

geringe Veränderung 

Muscarin J 

Baumwolle 

grün 

geringe Veränderung 

färbt blau ab 

geringe Veränderung 

Lanacylblau Bß 
Wolle 

grün 

geringe Veränderung 

violettroth 

keine Veränderung 

Wollviolett S 
Wolle 

roth 

geringe Veränderung 

roth 

rolli 

Delphinblau B 
Wolle 

rothviolett 

keine Veränderung 

j roth 

keine Veränderung 

Setoglaucin 

Baumwolle 

braungelb 

Lfisung grünlich gelb 

orange 

Losung grünlich geh 

Setocyanin 

Baumwolle 

braungolb 

Lösung grünlich gelb 

orange 

Losung grünlich gelb 

Helvetiablau 

roth 

keine Veränderung 

grünblau 

keine Veränderung 

Neuroethylenblau 

moosgrün 

geringe Veränderung 

grün 

geringe Veränderung 

Chromazonblau 

Wolle 

geringe Verbind enitig 

geringe Veränderung 

rotb 

geringe Veränderung 

Phenaminblnu 

Baumwolle 

grün 

geringe Veränderung 

etw’ns schwächer 

geringe Veränderung 

Capriblau 

Seide 

grün 

! f&rbt roth ab 

1 

roth 

1 

1 färbt roth ab 

i 


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1. November 1890.] B *“n»er u. Kolle, Reactionon von Farbstoffen ln Losung und auf der Faser. 347 


stoffen ln Lösung und auf der Faser. 

und Dr. G. Kölle. 


[FortMlwng t. 8. 881.1 

HNO,® 1,40 

NH,” , ’' 91 

Na OH 10»/, 

SnCI, + HCl 

Farben. Faser. 




blaugrUn 

Baumwolle: gelbgrün 
Wolle: gelb^rün 
Seide: bläulich grün 

braungelb 

keine Veränderung 
keine Veränderung 
violettblau 

keine Veränderung 
keine Veränderung 
violettblau 

Baumwolle: farblos, 
Wolle: farblos, 

Heide: blaugrau, etwas 
geschwächt 
Baumwolle: farblos, 
Wolle: farblos, 

Seide: blaugrau, etwas 
geschwächt 
entfärbt 

gclbgrttn 

violett 

färbt bräunlich gelb ab 

färbt röthlich ab 

braunroth 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

rasch rosa werdend 

grttn 

etwas rother 

etwas röther 

violett, langsam entfärbend 

gelb 

dunkler, blau abfärbend 

schmutzig grün 

dunkelgrün 

grUn 

färbt schwach ab 

färbt schwach ab 

geringe Veränderung 

gelb 

fftrbt schwach ab 

färbt schwach ab 

blaugrün 

grün, sofort gelb 

dunkler 

dunkler 

grün, färbt gelb ab 

grün, Bofort gelb 

färbt schwach ab 

färbt schwach ab 

grün, färbt gelb ab 

grün, sofort gelb 

färbt schwach ah 

färbt schwach ab 

bläulich grün 

grün, eofort gelb 

geringe Veränderung 

färbt schwach ab 

geringe Veränderung 

graugrün 

färbt violett ab 

färbt violett ab 

schwach gelbgrün 

schmutzig braunroth 

geringe Veränderung 

violetUchwarz 

blauviolett 

violettroth 

färbt schwach ab 

grau 

farblos 

braungelb 

geringe Veränderung 

roth 

langsam schwächer 

gelb 

geringe Veränderung 

violetter 

langsam schwächer 

braun 

violetter 

violetter 

etwas schwächer 

braunschwarz 

heller 

geringe Veränderung 1 

orange 

braunroth 

dunkelgrün 

braiuigelb 

orango 

blau 

farblos 

braun 

färbt ab 

dunkelgrün 

violett 

roth 

farblos 

braun 

geringe Veränderung 

violetter 

schwächer 

violettroth 

geringe Veränderung 

schwächer 

farblos 

moosgrün 

geringe Veränderung 

1 

heller 

i geringe Veränderung 


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348 


Erlluterungen zu der Beilage. 


FArber-Zeltung. 
Jahrgang 18W. 


Farbstoff 

conc. HjSO, 

10% h,so 4 

conc. H CI 

10% HCl 

Wollblau BB 
Wolle 

grün 

geringe Veränderung 

gelb 

geringe Veränderung 

Wollblau R 

Wolle 

grün 

geringe Veränderung 

gelb 

geringe Veränderung 

Krioglaucin 

Wolle 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

gelb 

geringe Veränderung 

Eriocyanin 

Wolle 

geringe Veränderung 

keine Veränderung 

gelbgrün 

geringe Veränderung 

TriBulfonblau B 

grünblau 

geringe Veränderung 

dunkler 

keine Veränderung 

Trisulfonblau R 

grünblau 

geringe Veränderung 

dunkler 

keine Veränderung 

Trisulfonviolett B 

dunkelblau 

geringe Veränderung 

violetter 

keine Veränderung 

Oxaminblau RRR 

dunkel blaugrün 

geringe Veränderung 

dunkler 

keino Veränderung 

Oxaminviolett 

dunkelblau 

l geringe Veränderung 

dunkler 

keine Veränderung 

Gailazin 

grünlich blau 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

keine Veränderung 

Coratno AB 

bordeaux roth 

färbt rötlilich ab 

roth 

färbt röthlich ab 

Phenocyanin 

blaugrün 

geringe Veränderung 

schwächer 

geringe Veränderung 


Erläuterungen zu der Beilage No. 22. 

No. 1. Rothbraun auf io kg türkischer Wolle. 

400 g Schmack, 

80 - Weinstein, 

2 kg 700 - Samte! (Flug), 

600 - Golbholzextrakt, 

80 - Blauholzextrakt, 

660 - Krapp 

1 '/„ Stunden ankochcn. ^ Ä 

No. 2. Dunkelbraun auf io kg türkischer Wolle. 

Hergestellt wie Muster No. t; sodann 
wurde auf demselben Wasser die Wolle mit 
150 g Eisenvitriol 

abgeschwärzt; ’/, Stunde kochen, fertig. 

H. K 

No. 3. Druckmuster, 

Vorschrift; 

A. 401 g Verdickung A, 

56 - essigsaurer Kalk 16* Be., 

162 - Alizarin für Roth 20%, 

27 - Olivenöl, 

82 - Türkischrothöl, 

100 - milchs. Zinnoxyd 26“ Be., 

82 - Rhodan-Thonerde. 
lÖOOg.' 

Verdickung A: 

200 g Stärke, 

450 - Wasser, 

350 - Essigsäure 6° Be. 

Ein anderes Recept würde folgendes sein; 

B. 7 kg Alizarin für Roth 20%, 

18 - Verdickung B, 

2.5 - essigsaurer Kalk 16° Be., 
0.5 - Milchsäure 50%, 

3.5 - Rhodan-Aluminium 20° Be., 

3,5 - m ilchs. Zinnoxyd 26“ Be. 

35 kg. 


Verdickung B: 

8 kg Stärke. 

10 - Traganth 60: 1000, 

25 I.iter Wasser, 

0,5 kg Toumnntöl, 

2 - Milchsäure 50%, 

2 - Essigsäure 6' 1 Be. 

Auf geölter Waare drucken, einmal 
durch den Mather Platt, dann eine halbe 
Stunde mit % k(f Ueberdruck dämpfen, 
pn6siren durch; 1000 I.iter Wasser 75*0. 
mit 10 kg Schlemmkreide, dann eine Mi- 
nute breit durch Spritzrohre passiren, 
waschen und bei 70° seifen in 1000 Liter 
Wasser mit 2 kg Marseiller- oder 10 kg 
flüssiger Eläinseife. 

Die Aliznrindruckc, Dampfroth nach 
dem alten Verfahren flecken leicht ah, 
nach der Kreidepassage bei Anwendung 
von milchsaurem Zinnoxyd ist die Lack- 
bildung vollständiger, und Ahflecken tritt 
nicht ein. c. h. sokm. 

No. 4. Druckmuster 

wurde hergestellt wie Muster No. 3 (Vor- 
schrift A); nur wurde an Stelle des milch- 
sauren Zinnoxyds, oxalsaures Zinnoxyd 
verwendet. c s. 

No. 5. Regattastoff. 

Das Grünoliv wurde gefärbt mit 

2.5 % Brillant-Walkgrün B 

(Cassella), 

1.5 - Anthracengelb C ( - ), 

0,15- Wollroth B ( - ), 

unter Zusatz von 

10*/« Glaubersalz und 
5 - Essigsäure 30%. 

Man geht handwarm ein, treibt lang- 
sam zum Kochen, lässt eine Stunde kochen, 


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1 Nov«*mber'ltlS9 ] 0 1 u ITI e r u, Kölle, Reactlonen von Farbstoffen ln Lösung und auf der Faser. 


319 


HNO,* ‘■ 40 

NH,“ ®-* 1 

Na OH 10% 

SnClj + HCl 

bruungelb 

schwacher 

schwacher 

dunkler mit Grünstich 

braungelb 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

dunkler mit Grünstich 

rothgell) 

färbt blau ab 

Stich ins Grüne 

grüner 

ruthgelb 

lebhafter 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

röthlich 

rftthlich 

rothlichbraun 

roth 

.schmutzig violett 
braungelb 
gelbbraun 
braungelb 

violett 

geringe Veränderung 

violett 

violett 

röther 

geringe Veränderung 
1 blauer 

geringe Veränderung 

violett 

violett 

violett 

violett 

riither 

schmutzig rothviolett 
blauer 

goriugo Veränderung 

violett 

violett 

schwach violett 
schwach violett 
schwach violett 
schwächer 
schwächer 
lebhafter 


[Stitltut fvlgtl 


und behandelt mit 2Vo Chromkali 30 bis l 
•10 Minuten kochend nach. Es ist vortheil* 
halt, wenn die Flotte, nachdem das Chrom- 
kali aufgekochl worden ist, etwas abge- 
achreckt wird, damit das Anthracengelb 
tadellos egalisirl. Brillant -Walkgrün B er- 
fordert beim Fiirben keine besonderen 
Vorsichtsmassregeln, es egalisirt auch auf 
kochender, scharf saurer Flotte, wie die 
besten EgalisirungsfarbstofTe. Sollte nach 
obigem Verfahren das Brillant- Walkgrün B 
vor dem Chromkalizusatz noch nicht ge- 
nügend ausgezogen sein, so wird vor der 
Nachehromirung nochmals Essigstiure oder 
2 bis 5 "/ii Weinsteinprltparat zugesetzt. 

Das Brillant -Walkgrün B scheint be- 
rufen zu sein, den Wollfärbern hei Er- 
reichung walkechter, feuriger, grüner 
Töne, oder zum Schönen verschiedener 
Alizarin färben gute Dienste zu thun. 

Die Waare wurde ziemlich lnnge mit Seife 
gewalkt, nach dem Auswaschen schwach 
abgesliuert, abgetrocknet, decatirt und über 
Nacht geschwefelt, Man kann auch die 
Waare in nassem Zustande über Nacht, 
schwefeln, ohne dass das Grün die geringste 
Spur in Weiss fliesst. c . n . 

No. 6. Wollstoff mit mercerisirten Baumwoll- 
str elfen. 

Das mercerisirte Baumwollgarn 
wurde mit . 

4% Primulin (Cassella), 

20 - Glaubersalz 

in einer Stunde kochend gefiirbt, diazotirt 
und entwickelt mit Beta-Naphtol. 

Die Wolle wurde im Stück auf frischer 
Flotte gefärbt mit 


1,76°/# Brillant-Walkgrün B (Cas- 
sella), 

10 - Weinsteinprilparat, 

8 - Glaubersalz. 

Primulin ist in Folge seiner Säureecht- 
heit vortheilhaft zu Ueberfilrbungsartikeln 
geeignet. v. n. 

No. 7. Naphtalin-Säureschwarz 4B auf io kg 
Wollgarn. 

Das Bad enthalt 

300 g Naphtalin - Slturcsch warz 
4B (Bayer), 

1 kg Glaubersalz und 
300 g Schwefelsäure. 

Man geht hei 30 bis 40“ C., treibt in 
'/., Stunde zum Kochen, kocht '/. Stunde 
und setzt dann zum vollständigen Aus- 
ziehen der Flotte noch 1 bis 2*/® Schwefel- 
säure nach. 

Die Säure-, Schwefel- und Walkechtheit 
der Färbung ist gut. 

Färberei der Färber- Zeitung . 

No. 8. Hcssisch-Echtrubin B auf 10 kg ge- 
bleichtem Baumwollgarn. 

Färben mit 

75 g Hessisch-Echtrubin B (Farbw. 

Mühlheim), 
unter Zusatz von 

1 kg 500 g Glaubersalz 
1 Stunde kochend. 

Die Säure- und Alkaliechtheit der 
Färbung ist. gut, die Chlor- und Wasch- 
eehtheit dagegen ziemlich gering. 

Färberei der Färber- Zeitung 


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350 Kundachzu. 

Rundschau. einseiner Garnfaden in ununterbrochener 

Operation gestattet. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rumlschreibeu Die von der Zwirnerei und Spinnerei 

und llusterkarten der Farbenfabriken.) herkommenden Spulen, Bobinen und Cops aa 

Immedialsch warz für Webartikel (Fig. 47) werden derart angeordnet, dass die 
betitelt sich ein Rundschreiben der Firma sich von ihnen abwickelnden Fäden einzeln 
Leopold Cassella & Co., Frankfurt mit Hülfe der Rollen bh durch die Küsten e 
a. M. ln diesem wird dargelegt, dass beide und c, pnssiren, um auf den Haspel d auf- 
Schwarzmarken, durch ihre Verwendung in gewickelt werden zu können; die Kästen ee, 
der Industrie der Wehartikel, täglich an enthalten Natronlauge bezw. verdünnte 
Bedeutung gewinnen. Die Färbungen Säuren. Aus dem letzten Kasten werden 
reiben nicht ab, besitzen eine beinahe die mercerisirten Fäden dem Haspel zuge- 
völlige Widerstandsfähigkeit gegen Wüsche, führt und in der gewünschten Länge auf- 
Licht, Luft und Schweiss, können nach gehaspelt. Der Haspel läuft in dem Kasten f 
dem Verweben beliebig nachgefürbt oder um, welch' letzterer beständig mit frischem 
sauer nachbehandelt werden und halten Wasser versorgt wird. Infolgedessen werden 
die stärkste Wäsche aus. die einzelnen Fäden, die die verschiedenen 

Ein aus der Praxis stammendes Web- Mercerisirungsbäder und Neutralisations- 


muster legt die Firma dem 
Rundschreiben zur Vor- 
nahme von Echtheitsver- 
suchen bei. Die zu dessen 
Herstellung verwendete 
schwarze Baumwolle wur- 
de im Strang (nach der 
Vorschrift auf S. 87) mit 
10% Immedialschwarz V extra (altes Bad) 
gefärbt und mit 3% Kupfervitriol und 3% 
Essigsäure nachbehandelt. 

3 Musterkarten, in denen Lactolin als 
Beize gegen Weinstein verwendet wurde, 
giebt die Firma C. H. Boehringer Sohn, 
Nieder - Ingelheim a. Rh., in 1. einer 
Wollgarnkarte, 2. Alizarinfarben 
auf Lactolin gebeizter Stückwaare 
und 3. Alizarin- und Holzfarben auf 
Stückwaare heraus. 

Die Arbeitsweise mit Lactolin richtet 
sieh bei jeder Waare nach dem beim 
Weinstein angewandten Verfahren. Die 
genügende Fixirung des Chrome auf der 
Wollfaser isl leicht an der grünen Farhe 
der angesottenen Waare zu erkennen. Die 
Bäder ziehen ohne Säurezusatz nicht aus, 
sind daher wie beim Weinstein auch conti- 
nuirlich zu benutzen. Beim stärksten Sud 
2 : 4 genügt dann für den folgenden eine 
Zugabe von 1,5 Bichromnt -f- 3 Lactolin, 
beim gewöhnlichen Sud 1,5 : 3 eine solche 
von 1+2. Bei stark fetthaltigen Wollen 
empfiehlt es sich, 3 bis 5% Glaubersalz 
dem Sude zuzugeben. Stark kalkhaltiges 
Wasser ist vorher zu corrigiren. 

Th. E. Schicfncr, Wien, Verfahren zum Mer- 
ceristren vegetabilischer Fasern. (Engl. Pat. 
7088: 1H98.) 

in der Patentschrift wird ein Apparat 
beschrieben, welcher die Mercerisation, das 
Absäuern, das Waschen und das Trocknen 




bäder durchlaufen haben, gründlich aus- 
gewaschen. Die Waschung isl gerade des- 
wegen (-ine so vollkommene, weil sie wäh- 
rend einer schnellen Drehbewegung und 
hei natürlicher Lage der aufgewickelten 
Fäden erfolgt. 

Sobald die Waschung beendet ist, wird 
das Waschwasser abgelassen und das Garn 
auf demselben Haspel unter beständiger 
Drohung getrocknet; zu diesem Zwecke 
w ird der Haspel in einem geheizten Trocken- 
raume aufgestellt. m. 

Fernaud Dommer, Neues Verfahren zum 
Färben von Geweben. I Franz. Pat. 281059.) 

Das vorliegende Patent bezieht sich auf 
ein Verfahren zum Färben von Geweben 
aus Seide, Wolle, Baumwolle, Ramie, Jute, 
Leinen (auch Pergament), darin bestehend, 
dass die betreffenden Gewebe mit Nitro- 
prussidkalium imprüguirt und der Einw irkung 
des Lichtes (Sonnenlicht, elektrisches Licht, 
Acotylengasiicht) unter einem Negativ oder 
einer ausgeschnittenen Figur ausgesetzt 
werden. Unter dem Einflüsse dea Lichtes 
wird auf dom Gewebe eine Eisenbeize 
niedergeschlagen, und diese dient nach 
gründlicher Waschung des ganzen Stückes 
als Grundlage für beizenziehende Farbstoffe. 
Nach dem Färben wird das Gewebe in 
üblicher Weise ausgerüstet (geseift u.s.w.). 

In gleicher Weise kann man auch 
andere lösliche Nitroferricvansalze zum 


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Heft 21. 

1. November IHM. 


351 


Rundschau. 


Farben von Geweben benutzen. Die Em- 
pfindlichkeit der der Einwirkung des Lichtes 
weniger unterworfenen Nitroferricyansalze 
kann erhöht werden durch einen Zusatz 
von Oxalsäure, Weinsäure, oder besser 
eines Anüinsalzes wie Anilinsulfat oder 
Anilinacetat. 

Der Vortheil dieses Verfahrens vor dem 
Schützenberger’schen Bichromat verfahren 
besteht darin, dass man rein weisse Muster 
erhält und dass ferner eine Schwächung 
der Faser vermieden wird. Denn dag 
Bichromat besitzt eine derartige Affinität 
zur Faser, dass es unmöglich ist, es an 
den Stellen, welche weiss bleiben sollen, 
vollständig fortzuwaschen — noch mehr, 
es schwächt die Faser direkt. u. 

Maurice Prud'homme, Ueber den Einfluss 
verschiedener Reagentien auf die Schafwolle 
und ihre Aufnahmefähigkeit filr Farbstoffe. 

I. Einwirkung von schwefliger Säure 
auf ein zuvor in üblicher Weise gerei- 
nigtes Wollgewebe. — Eine Probe des Stoffes 
wird 12 bis 24 Stunden lang in ein kaltes 
Bad gelegt, das aus 100 Thln. Wasser, 
50 Thln. Xatriumbisulfltlösung 34" Be. und 
3 Thln. Schwefelsäure besteht. Will man 
die Zeitdauer der Reaction auf 1 Stunde 
abkürzen, so fügt man dem Bade noch 
400 Thle. Wasser zu und hält es 70° 
warm. In beiden Fällen zeigt sich nach- 
her beim Färben, dass durch die Behand- 
lung mit schwelliger Säure die Aufnahme- 
fähigkeit der Wolle für basische Farbstoffe 
verstärkt, für saure Farbstoffe ahgeschwächt 
worden ist. 

II. Wasserstoffsuperoxyd nach der Be- 
handlung mit schwelliger Säure. — Das Bad 
besteht aus 1 Thl. Wasserstoffstiperoxyd 
(von 12 Volumproc.) und 2 bis 4 Thln. 
Wasser von 70" C., dem man lieber etwas 
Magnesia als Säure zufügt. Das Einlegen 
des nach dem Verfahren I vorbehandelten 
Gewebes in dieses zweite Bad erhöht die 
Aufnahmefähigkeit der Wolle für saure, 
noch mehr aber für basische Farbstoffe. 

III. Zuerst schwellige Säure, dann Al- 
kali. — Ein Abschnitt des geschwefelten 
Stoffmusters von Versuch 1 wird 2 bis 
3 Minuten in kalte 5procentige Natron- 
lauge oder 5 Minuten in eine 1 procentige, 
00 bis 70" warme Sodalösung gelegt, was 
nur den sauren Farbstoffen zu Gute kommt, 
beim Färben mit basischen Farbstoffen je- 
doch durch schwächere Färbung sich 
geltend macht. 

IV. Zuerst schwellige Säure, dann 
Wasserstoffsuperoxyd und zuletzt Alkali, 
wie soeben angegeben. — Diese 3 fache Be- 


handlung ist wiederum günstiger für die 
sauren, als für die basischen Farbstoffe. 

Die Färbe versuche erstreckten sich auf 
Fuchsin, Methylviolett, Malachitgrün und 
Rhodamin B einerseits, andererseits auf 
Säure-Fuchsin, -Violett und -Grün, auf 
Xylidinponceau und verschiedene Patent- 
blaumarken. Setzt man den Effect des 
besten Färberesultats gleich 100. so haben 
die verschiedenen Reactionen nach folgender 
Abstufung gewirkt. 

durchschnittliches 
Pärhcrcaultat mit 
basischen sauren 
Farbstoffen Farbstoffen 


I. 

so., . 


50 

40 

n. 

so., -| 

b H..O, . . 

100 

50 

m. 

so., - 

b CO , Na., . 

30 

100 

IV. 

so., - 

CO 

- H ' ( J, -f 

1 Na„ , . 

SO 

»0 

V. 

H 2 () (Behandlung 
in heissem Wasser) 

20 

70 


Die Behandlung No. IV ist also die- 
jenige, welche für basische und saure 
Farbstoffe gleich günstige Färberesultate 
giebt. Sulfonirtes Fuchsin, Violett und 
Malachitgrün verhalten sieh wie Xylidin- 
ponceau, das seinen zwei S0 3 H-Gruppen 
die Färhekraft, auf Wolle verdankt. Das 
Höchster Patentblau (sulfonirtes Malachit- 
grün) macht insofern eine Ausnahme von 
den anderen sauren Farbstoffen, als seine 
Färbungen auf der mit heissem Wasser 
vorbehandelten Wolle (V) nur die Stärke 
der mit basischen Farbstoffen hergestellten 
Färbungen zeigen. Sonst aber verhält es 
sich ganz wie die anderen sauren Farb- 
stoffe. 

l’m die chemische Wirkung jeder dieser 
Reactionen, die der Färbereipraxis keines- 
wegs fern stehen, zu erklären, greift 
Prud'homme auf frühere Arbeiten Schützen- 
bergers zurück, die dafür sprechen, dass 
das Albumin und das Keratin der Wolle 
eine analoge Zusammensetzung haben, und 
fasst eine Gruppe X . C „ H , „ . C< ) ins Auge, 
die nach Schützenberger der Zusammen- 
setzung des Albumins, also vermuthlich 
auch des nahe verwandten Keratins an- 
gehört und bei den angeführten Reactionen 
als der angegriffene, für das passive Färbe- 
vermögen massgebende Theil der Wolle 
angesehen wird. Prud'homme nimmt nun 
an, daBs aus dieser Gruppe unter der Ein- 
wirkung der schwefligen Säure eine Gruppe 
N.(SO,H).C n H , „ . COH entstanden sei. dass 
hierdurch der zuvor schon saure Charakter 
dieses Molecüls verstärkt, also die Auf- 
nahmefähigkeit der Wolle für basische 
Farbstoffe erhöht worden sei. Die darnuf- 


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352 Verschieden* MUth.liun,.». [ 'S « ' 


folgende Behandlung der Wolle mit H_,0 2 
Hess dann die (iruppe N . (SO.,H)C U H ; ,. COÖH j 
oder bei Gegenwart von Magnesia vielleicht 
die Gruppe NH . C „ H, „ . COOH entstehen. J 
So erklärt es sich ferner, dass der Zusatz 
von Magnesia in Folge des Auftretens von 
NH die Fixation der sauren Farbstoffe be- 
günstigt (Fall II). Die alkalischen Flüssig- 
keiten (Fall III) zerlegen die durch Ein- 
wirkung der schwelligen Säure entstandene 
Verbindung N . (SO,H)C „ II, „ . COH . ver- 
wandeln sie vermuthlieh in die Gruppe 
NH.C B H 2B .COH und bewirken dadurch, 
dass die Wolle für basische Farbstoffe eine 
weit geringere Aufnahmefähigkeit als für 
saure Farbstoffe bekundet. Geht der 
alkalischen Reaction (wie in Fall IV) die 
Behandlung nicht blos mit SO_,, sondern 
auch mit H.,0* voraus, so wird von 
Prud'homine angenommen, dass im alka- 
lischen Bad aus der für den Fall 11 ailop- 
tirlen Gruppe NH .C n H 2 „. COOH eine neue 
Gruppe von mehr alkalischen Charakter, 
vielleicht mit der Zusammensetzung 
NH,.C„H., „ . CO, entsteht, die der Wolle 
eine geringere Aufnahmefähigkeit für ba- 
sische Farbstoffe und zugleich eine grössere 
für saure Farbstoffe ertheilt, als die Tabelle 
für den Fall II verzeichnet. 

Die Wirkung von lldL ohne voraus- 
gegangenes Schwefeln der Wolle besteht 
in allgemeiner Erhöhung der Aufnahme- 
fähigkeit der Wolle für alle Farbstoffe, 
insbesondere aber für basische (durch Bil- 
dung einer Gruppe NH.C„ H_, „COOH). wo- 
bei vorausgesetzt ist, dass das unter II. an- 
gegebene Wasserstoffsuperoxyd einen Zu- 
satz von Magnesia erhalten hat. 

Desgleichen bewirkt ein einstündiger 
Aufenthalt in 2procentiger, 95 bis HX) 11 
heisser Schwefelsäure, dass die Wolle im 
Allgemeinen leichter sich färbt, was in 
diesem Fall namentlich für die sauren 
Farbstoffe gilt. Es folgt daraus, dass ein 
Säurezusatz zur Farbtlotte, wenn sonst 
nichts gegen ihn spricht, immer von 
Nutzen ist. 

Legt man «las in anderer Weise nicht 
vorbehandelte, nur wie sonst gereinigte 
Wollgewebe für längere Zeit in ein alka- 
lisches Bad von «ler Stärke und Temperatur, 
die bei Fall 111 angegt'ben worden ist, so 
wird die Faser für basische gleichwie für 
saure Farbstoffe empfänglicher gemacht. 
Eine Nachbehandlung mit H,< >, wirkt 
kräftiger, als wenn man das Wasserstoff- 
superoxyd ohne vorausgegangenes Sodabad 
auf die Wolle reagiren lässt, und zwar 
tritt der günstige Effect deutlicher beim 


Färben mit basischen als mit sauren Farb- 
stoffen hervor. 

Das Chloren der Wolle hat Prud'homme 
in der Weise vorgenommen, dass er sie 
10 Minuten lang in saurer Chlornatron- 
Iftsung (auf 1 Liter Wasser 20 g unter- 
chlorigsaures Natron 3° Be. und 5 g JL,80 4 ) 
hegen liess und dann gründlich in Wasser 
spülte. Er führte das Chloriren mit dem 
ungeschwefelten und geschwefelten, wie 
auch mit dem in H.,0* behandelten und 
nachher geschwefeltim Stoff aus und er- 
hielt, was das Färben der Wolle betrifft, 
immer mit der Wirkung des Wasserstoff- 
supi-roxyds ibei Zusatz von MgO) parallel 
laufende Resultate, Doch hat sich gezeigt, 
dass H a O a , wenn man es stark genug auf 
sonst nicht vorbehandelte Wolle einwirken 
lässt, einen ausgesprochen günstigeren 
Effect für basisch« 1 , einen weniger günstigen 
für saure Farbstoffe giebt, als das Chloren 
des sonst gleich behandelten Stoffes. Wird 
letzterer vor dem Behandeln mit H..O., oder 
vor dem Chloren in ein alkalisches Bad ge- 
legt, so ergiebt sich der weitere Unter- 
schied. dass das Chloren für die basischen 
Farbstoffe günstiger nusfüllt als das 11,0,- 
Bad, während ein Unterschied betreffs der 
sauren Farbstoffe kaum zu bemerken ist. 

Das Resumü seiner Untersuchungen 
fasst Prud’homme mit den Worten zu- 
sarnmen: Mit Rücksicht auf das Weiss und 
die Aufnahmefähigkeit der Wolle für Farb- 
stoffe empfiehlt es sich, ihr zuerst ein 
alkalisches, dann «‘in H..O,-Ba«l zu geben, 
hernach zu schwefeln, worauf ein zweites 
ILO, -Bad oder ein Chlorbad zu folgen hat, 
was Alles so ziemlich mit dem von der 
Praxis eingesehlagenen Weg übereinstimmt. 

Ilm Zuuiif «ui Mtm. FcitmUf. /»PS, S. M7J Kt. 


Verschiedene Mittheil uiigen. 

Aus dem Bericht der Aettestcn der Kaufmann- 
schaft von Berlin für das Jahr 1898. 

isciiua S ä, Kl 

Bericht der Oeffentlichen Con- 
ditionir-Anstalt zu B««rlin. Die Oeffent- 
liche Conditionir-Anstalt wurde von einer 
grösseren Anzahl von Firmen als im Vor- 
jahr«« in Anspruch genommen. Es kommt 
hierbei besonders das mit ihr verbundene 
Oeffenlliche Chemische Laboratorium in 
Betracht. Hier wurden vor Allem Unter- 
suchungen auf Fettgehalt der Garne, 

Seifen- und Oelunterauchungen, Fest- 
stellungen von Beschwerungen sowohl in 
Rohmaterialien als auch auf Stoffen geliefert. 

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Rundschau. 


358 


Heft 21. 

1. November 1899. 

Dass man auch über die Güte' der 
Artikel, die in den Betrieben als neben- 
sächlich gelten und deshalb wenig beachtet 
werden, Klarheit haben muss, zeigt in 
hohem Grade ein Kall, in dem festgestellt 
wurde, dass durch Verwendung unreiner 
Schneiderkreiden ein grösserer Posten con- 
fectionirter Waare vollkommen unansehnlich 
und unverkäuflich geworden war. 

Geber die Inanspruchnahme der Oeffent- 
liehenCondilionir-Anstalt giebt nachstehende 
Tabelle Aufschluss: 

Zur Conditionirung gelangten: 

Wolle Garn Seide 

1H97: 180086 kg 2085 kg 1922 kg 

1898: 118 45'l - 2396 • 7886 - 

Diese Quantitäten vertheilen 6ich bei : 
Wolle Garn Seide 

1897 aur 122 114 27 Fälle 

1898 - 116 66 1 04 - 

Ein Untergewicht, d. h. ein die Zu- 
lässigkeit überschreitender Feuchtigkeits- 
gehalt, wurde ermittelt bei: 

Wolle Garn Seide 

1897 in 91 29 19 Fällen 

1898 - 78 26 77 

Die Zahl der Gnrnausmessungen betrug: 

1897 . ... 29 

1898 .... 74 

Ueber die weitere Beschäftigung der 
Anstnlt und des damit verbundenen che- 
mischen Laboratoriums ist folgendes zu 
berichten. Es wurden ausgeführt: 



1897 

1898 

Oolnntersuchtmgcn 

8 

7 

Prüfung auf Fasergchnlt .... 
Peithestiimmuigen iu Garn, Stoff 

26 

18 

U. 8. w 

75 

123 

Untersuchungen auf Beschwerung«- 

mittel 

Probon auf Festigkeit und Dehn- 

9 

29 

burkeit 

16 

15 

Waaaeruntersuehungen .... 

3 

7 

Seifemintersuchuugcn 

— 

8 

Approturuntorauchuiigen .... 
Untersuchungen von Bckleidungs- 

* 

4 


gegenständen 8 5 


Es wurden ferner ausgeführt eine Reihe 
einzelner Untersuchungen specieller Art. 

Seiden für berei. Die Beschäftigung 

der Berliner Seiden färbenden war im Jahre 
1898 im Vergleich zu dem Vorjahr« 1 fast 
dieselbe; sie hatte am Schluss des Jahres 
eine kleine Abschwächung. Der Auf- 
schwung, den andere Industrien nahmen, 
wollte Bich nicht einfinden, die vorhandenen 
Einrichtungen und Arbeitskräfte konnten 
deshalb nicht voll ausgenutzt werden; auch 
war die Beschäftigung kein«* gleiehmässige, 
es musste sogar wiederholt mit verkürzter 
Arbeitszeit gerechnet werden. 

Passementerie-, Tapisserie- und Phan- 
tasie-NV aalen nebst NähfUden gaben wie 


in den Vorjuhren die Hauptbeschäftigung, 
wobei zu bemerken ist, dass das Mehr, 
das die Tapisseriebranche (namentlich in 
waschechten Farben) brachte, durch das 
geringere Quantum der I'hantasiewaaren- 
Branc.he, deren Bedarf, wohl der Mode 
entsprechend, zurückgegangen ist, absorbirt 
wurde. 

Neue Artikel, für welche Seiden in 
grösseren Mengen zur Verwendung gelangt, 
wurden nicht gebracht, und so ist das 
Bereich, für welches Seidenfärbungen ver- 
langt werden, gleich beschränkt und die 
Quantitäten der einzelnen Färbungen gleich 
gering geblieben. 

An eine Aufbesserung der Färbepreise, 
die schon auf sehr niedrigem Niveau an- 
gelangt sind, war bei dem zeitweise ge- 
ringen Bedarf, der zum Theil durch Angebot 
ganz minimaler Färbepreise seitens hiesiger 
weniger umfangreicher Betriebe wett ge- 
macht werden sollte, nicht zu denken; im 
Gegentheil gaben diese bei Gelegenheit 
mangelnder Arbeit gemachten Unter- 
bietungen den Auftraggebern Veranlassung, 
weiter auf die Farbpreise zu drücken und 
ein Zurückweichen dersidben zum Theil 
auch zu erlangen, so dass die Rente der 
Berliner Seidenfärberei hierdurch weiter 
g«*schmälert wurde; auch zeigten Arbeits- 
löhne, einzelne Farbstoffe und Rohmate- 
rialien, wie Kohlen u. s. w., meist eine stei- 
gende Tendenz. 

Von «1er Mode bevorzugt waren neben 
ruhigen, satten Tönen, wie in den letzten 
Jahren, auch einzelne helle, besonders 
leuchtende Nüancen in l’ouleuren, während 
in Schwarz neben den tiefen auch mehr 
blaue Töne für Confection u. s. w. verlangt 
wurden. 

Appretur und Färberei. Die Berliner 
Appreturen und Färbereien werden das 
Jahr 1898 lange im Gedächtniss behalten; 
denn es war noch ungünstiger als die 
vorangegangenen, obwohl man eine weitere 
Verschlechterung des Geschäfts gar nicht 
mehr für möglich gehalten hätte. Soinmer- 
waare fehlte wieder vollständig; in früheren 
Jahren half diese über die stillen Monate 
des ersten Quartals einigermaassen hinfort, 
jetzt scheint dieser Artikel für Berlin über- 
haupt verloren zu sein. — Im Frühjahr 
und in den Sommermonaten war das Ge- 
schäft in Stoffen sehr unregelmässig; aus- 
reichende Beschäftigung war nur seiten zu 
erlangen. Krimmer-, speciell Federkriinmer- 
Sloffe wurden dagegen Hott bearbeitet; 
dieser Genre brachte bis zum December 
Beschäftigung. Der Umsatz in Tüchern 
war ungefähr so wie im Jahre 1897. 


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864 


Verschieden« Mittheilungen. 


Die Preise sind weiter zurückgegangen. 
Es scheint jetzt der Zeitpunkt gekommen 
zu sein, wo die Färbereien und Appretur- 
anstalten Geld zusetzen müssen, wenn sie 
weiter arbeiten wollen. 

Handelsbericht Ober Casein und Albumin. 

Casetn. Der Preisstand ist seit dem 
Bericht vom 15. September ungefiihr der- 
selbe geblieben: es sind die Anstrengungen, 
welche gemacht werden, um die geringeren 
amerikanischen Qualitäten abzusetzen, ohne 
Erfolg. Die Futterstoffdruckereien bedürfen 
ein fett freies und stets frisch bereitetes 
Casein, welche Eigenschaften bei den über- 
seeischen Sorten fehlen. Das frische Casein 
enth.'llt: 83/85% reines Casein und 
0,16/0,17% Fett, 
ohne Ascherückstand, 
Feuchtigkeitsgehalt, 

ist frei von Fett und stickstofffreien orga- 
nischen Substanzen und nach der Auflösung 
behält es seine Consistenz. In der phur- 
maceutlschen Branche kommt noch der An- 
spruch der Geschmacklosigkeit hinzu. Der 
Bedarf in Casein ist beständig zunehmend 
und dürften über kurz oder lang die Preise 
des Productes steigen. 

Eialbumin. In Folge des eingetretenen 
grösseren Bedarfs durch den Beginn der 
Saison der Kattun- und Blaudruekereien 
hat es sich bestätigt, dass höhere Preise 
verlangt und angelegt werden müssen. 
Es ist auch zu erwarten, dass die Preise 
noch mehr anziehen werden, da grössere 
Posten Eialbumin für bestimmte Zwecke in 
der pharmaceutischen Branche glatt Absatz 
finden. Den Druckereien ist jedenfalls zu 
empfehlen, ihren Bedarf bis zur neuen 
Eiweiss-Campagne zu decken und zwar bis 
Anfang Juli, da die neuen Zufuhren im 
letzten Jahre später hereinkamen als in 
Vorjahren und dies auch für das nächste 
Jahr so bleiben dürfte. Bei Einkauf dürfte 
auch darauf zu achten sein, dass man eine 
einheitliche Waare erhält, zumal in dieser 
Saison ausserordentlich viel Mischwaare 
auf den Markt gebracht worden ist, nur 
um scheinbar eine billige Waare anbringen 
zu können, was für den Käufer bestechend 
ist. Es sind Posten auf dem Markte, die 
aus Gemischen von drei und mehr Pro- 
venienzen zusammengesetzt sind und wo- 
raus man diese als grüne, gelbe und weisse 
Stücke sortiren kann. Diese gemischte 
Waare ist anscheinend billiger als wirklich 
gute einheitliche Waare, in Wirklichkeit 
aber theurer. 

Für Eigelb, das jetzt auch in trockenem 
Zustande mehr Absatz als bisher findet, 


[Färber-Zeitung. 
I Jahrgang 1899. 

ist die Sorge des Absatzes mehr gehoben, 
was auf die Eiweiss-Preise erklärlich sehr 
einwirkt. 

Blutalbumin. Die Preise sind constant 
geblieben, obw r ohl viel Seeunda-Sorten auf 
dem Markte erscheinen. Die Seeunda-Sorten 
Bind meist von hellem Aussehen, blätterig, 
mit Körnern untermischt. Die täuschend 
helle Farbe rührt lediglich von langem 
Lagern her und nimmt mit demselben meist 
noch zu: die Körner sind unlösliches, über- 
hitztes Albumin, die für die Verwendung 
verloren gehen. Es ist entschieden rathsam, 
vom Gebrauch derartiger Albumine abzu- 
sehen, denn wenn auch die Preise billig 
scheinen, sind diese durch die Unlöslichkeit 
der Waare und geringe Coagulationsfähig- 
keit dennoch bedeutend höher, als die 
üblichen Preise für gute Waare. In grossen 
Betrieben, sowohl in der Kattun- und Blau- 
druekerei, als uucli Türkischrothfärberei ver- 
langt man die weitestgehenden Garantieen 
der völligen Reinheit stets frischer und 
gleicher Waare. Es ist demnach zu er- 
klären, dass viel billige Waare lagert, da 
kein Absatz hierfür zu finden ist. Wie 
schon früher gesagt, hat sich auch in anderen 
Branchen, z. B. der pharmaceutischen. nicht 
zu unterschätzender Absatz gefunden; und 
die Blulalbumine, für welche Reinheitsgaran- 
tieen u. s. w. geleistet werden können, gehen 
schlank ab. Die Preise des Albumins 
dürften eine Erhöhung erfahren, weil die 
jetzigen den Fabrikanten nur einen geringen 
Nutzen lassen und mancher derselben nach 
anderer Blutverw endung, um besseren Nutzen 
zu hahen, sucht und zudem seit Kurzem 
der Artikel auch in der Papierfabrikation 
weitere Verwendung gefunden hat. 

Ft. it br'<nn. 

Indigo-Auction 

Sal. Schönlank Söhne Nachf. melden: 
Das Resultat der in London am 9. und 
10. October stattgefundenen Auction war: 
Von declarirten 


1856 Kisten 

Bengal, Tirhoot, 

Benares, 

329 - 

Oude, 


357 - 

Kurpah, 


227 

Bimlipatam, 


135 - 

Madras, Dryleaf, 


246 - 

Vellore, Hoody, 

Figs u. s. w 


3150 Kisten, wovon nicht gedruckt und vor 
Eröffnung der Auetionen zu- 
rückgezogen wurden 

750 Kisten 

3900 Kisten, ln Auction wurden verkauft 
556 Kisten und privatim 
844 - ; Gesammtverkauf demnach 

1400 Kisten. 


's. 


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H«lt 21. 

1. NoT«nb*r 18W. 


Fach-Literatur. — Patent-Liste. 


365 


Die Preise stellen sieh gegen Juli- 
Werth wie folgt: 

Bengal u.Tirhoot.gutu. fein 8- 9d Aufsehlag, 
mittel 8d 
niedrig 7 — 8d 

Oudes 6 — 7 d 

Kurpah 4 — 6d 

Madras 3 — 4 d 

Von Calcutta liegen für die bevor- 
stehende Ernte folgende endgültige Zahlen 
vor: 1898 

Maunds Maunds 

Nieder-Bcngal . 16000 gegen 21000 

Tirhoot, Chumpa- 

rum, Uhuprah . 45000 - 74000 

Benares .... 7000 - fiOOO 

Doub 18000 - 23000 

86 IKK) gegen 124000. 


Fach-Literatur. 

Kalender für die Textilindustrie 1900 . Mil 
mehreren Fabrikplanen und vielen Illustra- 
tionen. Dresden, Verlag von ti. Ktltlmiann, 
Preis in l.einwandhand M. 3, — , in Brief- 
taschenledcrband M. 5, — . 

Für die Brauchbarkeit dieses Fach- 
kalenders spricht der Umstand, dass er, in 
stets vervollkommneter Form, bereits den 
21. Jahrgang erreicht hat. Weil er für 
Spinnerei- und Webereitechniker bestimmt 
ist, so berücksichtigt er die Färberei u. s. w. 
nicht. Da er jedoch allgemeine Fabrikations- 
plitue u. 8. w. enthalt und sehr handlich 
und reich an Informationen ist, so kann er 
allen Textilinteressenten bestens empfohlen 
werden. a 

Chemiker -Kalender 1900 . Bin Htllfsbuch ftlr 
Chemiker, Physiker, Mineralogen, Industrielle, 
Pharmnceuten, Huttenmünner u. s. w. Von 
Dr. Rudolf Biedermann. XXI. Jahrgang. 
Berlin. Verlag von Julius Springer. I. Theil 
geh., II. Theil geheftet, Preis r.ns. M. 4,—. 

Der Kalender kann, wie seine Vorgiinger, 
den Lesern der Filrber-Zeitung bestem 
empfohlen werden. 

EngelbertBeyer .Kaufmann und Bücherrevisor, 
Gewerblicher Volksrathgcber. Ein zuverlässiges 
HUlfs- und Formularbuch ftlr Kaufleute, Ge- 
werbetreibende, Fabrikanten, Handwerker, 
Bauunternehmer, Haus- und Grundbesitzer 
u. s. w. Berlin. Verlag von A. W. llayn's Erben. 
Preis gcb. M. 2,60. 

DaB Buch enthält auf 250 Seiten eine 
recht geschickte Zusammenstellung wissens- 


werther Angaben aus dem Gebiete des 
Gewerbewesens, des Handels, über Grund- 
stücks-, Mieths-, Bau-, Gerichts- und Steuer- 
sachen. Zahlreiche Formulare und Beispiele 
werden das Buch besonders auch dem 
kleinen, in schriftlichen Ausarbeitungen un- 
geübten Gewerbetreibenden empfehlen. 

Als eine buchlillndlerische Unsitte ist es zu 
bezeichnen, dass auf dem Titelblatt das Jahr 
der Ausgabe des Buches nicht angegeben ist. 


Patent - Liste. 

Aufgestellt von der Redactlon der 
.Färber-Zeitung“. 

Pateut • Anmeldungen. 

KI. 8. K. 17 305 Trocken Vorrichtung für auf 
dem Haspel gewaschene, sowie mit Flotten 
behandelte Garne. — H. Krissm aneck 
und F. Audorieth, Wion. 

Kl. 8 . G. 12 887. Verfahren zur Herstellung 
von weissen oder farbigen Reserven unter 
Parauitranilinroth mittels kaustischer Al- 
kalien. — W. Gandou rine, Mülhausen i. E. 

Kl 8 . F. 1 1 754. Vorfahreu zum Färben mit 
basischen Farbstoffen; Zus. z. Pat. 95 718. 
— Farbwerke vorm. Meister Lucius 
& BrQnlng, Höchst a M. 

KI. 8 . G. 13 199. Verfahren zur Herstellung 
einer Indigo-Hydrosulfitküpe. — Dr.J. Gross- 
mann, Harpurhey Chemikal Works. Man- 
chester. 

Kl. 8 . H. 21 427. Verfahren zur Erzeugung 
gesteifter uud inercerisirter vegetabilischer 
Garne oder Gewebe mit Seidenglanz. — 
Heberlein & C,o., Wattwil, Schweiz. 

Kl. 8 . K. 17 254 Verfahren zur Verwendung 
des Indigosalzes im Zeugdruck. — Kalle 
& Co., Biebrich a. Rh. 

Kl. 8 . D. 9819. Verfahren zum Feuerfest- und 
Wasserdichtmachen von Gespinnsten oder 
Geweben; Zusatz z. Pat. 102 314. — 

F. Dopp son., Berlin. 

Kl. 8 . G. 12 893. Verfahren zum Abziehen 
der Farbe von Textilstoffen, welche mit 
künstlichen oder natürlichen organischen 
Farbstoffen gefärbt sind. — Gron ewald 
& Stominel, Elberfeld. 

Kl. 8 . K. 17 304. Spülvorrichtung für aufge- 
haspelto Garne. — H. Kris am aneck 
& F. Anderieth, Wien. 

Kl. 22. F. 10 674. Verfahren zur Darstellung 
von Auraminen; Zus. z. Pat. 99 542. — 
Farbwerke vorm. Meister Lucius 
& Brüning, Höchst a. M. 

Kl. 22. F. 11 371. Verfahren zur Darstellung 
eines neuen Rhodaminfarbstotfes. — Farb- 
werke vorm. Meister Lucius & Brüning, 
Höchst a. M. 

Kl. 22. F. 11 793. Verfahren zur Darstellung 
von Chlorindigo. — A. von Jan son, Schloss 
Gcrdauen, Ostpr. 


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350 


Kl. 22. B. 23419. Verfahren zur Darstellung 
eines grünen Farbstoffes der Napbtaliurelhe. 
— Badische Anilin- und Soda-Fabrik, 
Ludwigshafen a. Rh. 

Kl. 22. B. 23 420. Verfahren zur Darstellung 
eines blauen Farbstoffes der Naphtalinreihe. 
— Badische Anili n • und Soda-Fabri k, 
Ludwigshafen a Rh. 

Kl. 22. A. 6345. Vorfahren zur Darstellung 
eines braunen, direct färbenden Farbstoffes. 

Actiengcsellschaft für Anilin- 
Fabrikation, Berlin. 

Kl. 22. C. 7868. Verfahren zur Darstellung 
von Azofarbstoffen mit Hülfe des Orthochlor- 
paranitranilins. — Leopold Cassella 
& Co. f Frankfurt a. M. 

Kl. 22. F. 1 1 440 Verfahren zur Darstellung 
blauer basischer, wasserlöslicher Farbstoffe. 
— Farbwerke vorm. Meister Lucius 
& Brüning, Höchst a M. 

Kl. 22. G. 12 656 Verfahren zur Darstellung 
orthosubstituirter Farbstoffe der Rosanilin- 
reihe — Joh. Rud. Geigy & Co., Basel. 

Kl. 22. V. 2855. Verfahren zur Darstellung 
eines substantiven schwarzen Farbstoffes. — 
H. R. Vidal, Paris. 

Kl 22. A. 6451 Verfahren zur Darstellung 
eines schwarzen, Baumwolle direct färbenden 
Farbstoffes. — Actiengesellschaf t für 
Anilinfabrikation, Berlin. 

Kl. 22. B. 24 633. Verfahren zur Darstellung 
des bei der Naphtazarindarstelluug ent- 
stehenden Zwischcnproductos. — Badische 
Anilin- und Soda -Fabrik, Ludwigs- 
hafen a. Rh. 

Kl. 22. B. 24 619. Verfahren zur Darstellung 
des bei der Naphtazarindarstellung ent- 
stehenden Zwischonproducts. — Badische 
Anilin* und Soda • Fabrik, Ludwigs- 
hafen a. Rh. 

Kl. 22. I). 9316 Verfahren zur Darstellung 
von Leukoderivatcn der Gallocyanine. — 
L. Durand, Huguenin & Cie., Hüningen 
i. Bis 

Kl. 22. F. 11 354. Verfahren zur Darstellung 
blauer Azofarbstoffo. — Farbwerke vorm. 
Meistor Lucius & Brüning, Höchst a. M. 

Kl. 22. K. 17 338. Verfahren zur Darstellung 
eines Baumwolle direct schwarz färbenden 
Farbstoffes. — Kalle & Co., Biebrich a. Rh. 


Briefkasten. 

Za unontxolUichom — rein sachlichem — Meinung sauslauich 
unserer Abonnenten. Jede ausführliche and beeonden 
werthvolle AaskanfUerthetlang wird bereitwilligst honorirt 
(Anonym* Zusendungen bleiben unberichslcbtlgt.l 

Fragen. 

Frage 53: Welches sind die zweck* 
massigsten DAmpfunterlageu, und wer liefert 
dieselben am billigsten? 

Frage 54: Wie kann man aus Cheviot* 
wollabf&ilen, welche zum Putzen der 


IFtrber- Zeltn ng. 
I Jahrgang 1SM. 

Maschinen benutzt werden, das von ihnen 
aufgesogene Mineralöl entfernen? e. b. 

Frage 55: Wer kann darüber Auskunft 
geben, ob sich die Klauder’sche Garnf Arbe- 
m aschine (beschrieben in dem Worke «Die 
Praxis der Farborei“, herausgegeben von 
Dr. J. Herzfeld, Mitte Novbr. 1892) in der 
Praxis bewahrt hat und wer sieconstruirt u.s. w.? 

Frage 56: Welches System von St&rkc- 
maschinen für Baumwolle im Strang hat sich 
am besten bewahrt und wer liefert die betr. 
Maschine? 

Frage 57: Ich beabsichtige, eine Korrektur- 
anlage für hartes Wasser anzulegen. Ich 
appretire 20000 Stück Waare jährlich und 
zwar 14000 Stück Winterwaare (6000 mit 
Strich, 8000 Fantasiostoff) und 6000 Stück 
Sommerw&are, die einen Kammgarnappret 
erhalt. Auf wie hoch kann man den Wasser- 
bedarf abschatzen? r. 

Frage 58: Wie walkt man am besten 
Tricotstoffe, damit keine Verfilzung stattfindet? 

V. E. 

Antworten. 

Antwort auf Frage 57: Die Winterwaare 
braucht nach dem Kntgorberu und Walken je 
eine Stunde Waschzeit Der Zufluss beträgt 
im Maximum, d. i. beim vollen Lauf ca. 50 Liter 
für die Minute, macht 6000 Liter für das Stück; 
da anfangs der Zufluss schwacher ist, so kann 
man 20°/ o in Abzug bringen und definitiv 
4800 Liter in Ansatz bringen. Bei 14000 Stück 
somit 67200 Kubikmeter. Für Sommerwaare 
betragt der Bedarf 3000 Liter pro Stück, macht 
18000 Kubikmeter. Für dioRauhereiu.s. w. kann 
man durchschnittlich 100 Liter für das Stück 
rechnen, d. i. 6000 X 100 = 600 Kubikmeter. 
Im Ganzen 85800 Kubikmeter. Bs kommt 
noch hinzu, der infolge der Störungen u. s w. 
erforderliche Mehrbedarf so dass man im 
Ganzen auf etwa 90000 Kubikmeter rechnen 
dürfte. Die Wassormonge für die Dampf- 
kcsselaulage, Decatur, Heizung u. dergl. ist 
hier natürlich nicht mit berechnet worden. 

8. ff. 

Antwort auf Frage 68: Abgesehen davon, 
dass es jetzt Specialwalken für solche Zwecke 
giebt, kann man Ihnen nur rathen, Ihre Walk- 
cylinder mit Metallbloch bekleiden zu lassen, 
z. B. Kupfer, Zinn, Messing u. s. w. Auch 
sollen solche Tricots auf der Breitwasch- 
maschine mit Gummiwalzen gewaschen werden. 

ü . 


Berichtigung 

In dom Bericht des Herrn E. Lambert über 
die Pariser Gobelinmanufactur (Heft 19, S. 311) 
hat der Referent irrthUmlicher Welse ange- 
nommen, dass die Original-Mittheilung ln dem 
Journ. Soc. Dyors & Colourists erschienen sei, 
wahrend dieselbe der französischen Zeitschrift 
Rövue gönerale des Matiöres Colorantes von 
Herrn Lefövre entnommen ist. jttd. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Quellenangabe geetattet. 
Verlag tob Jaltas Springer In Berlin N. — Drack von.Kmtl Dreyer ln .Berlin SW. 


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Färber-Zeitung. 

1890. Heft 82. 


Zur Einheitlichkeit de» Chrom- 
Patentierung A. 

Von 

Prof. P. Fricdlaendcr. 

Die Mühe, bestimmte Nüancen zu er- 
zielen, wird sich heute im Allgemeinen nur 
noch der kleine Färber, aber nicht der 
theoretisch geschulte Colorist, der sich 
Rechenschaft darüber ablegen muss, womit 
er färbt, von den Farbenfabriken abnehmen 
lassen. Für diesen wird die Entdeckung, 
dass ein neu in den Handel kommender 
Farbstoff nicht einheitlich, sondern stark 
gestellt ist, aus einer Mischung verschiedener 
besteht, nicht gerade zur Empfehlung dienen, 
vielmehr geeignet sein, den betr. Farbstoff 
von vornherein zu discreditiren. Den da- 
raus entspringenden Ansprüchen nach reinen 
einheitlichen Farbstoffen tragen ja auch die 
Farbenfabriken nach Möglichkeit Rechnung 
und das Stadium, in dein beispielsweise 
massenhaft „Indigblau“ aus Grün und Violett 
gemischt, verkauft wurde, ist ziemlich über- 
wunden. Wie weit man nun billigerweise 
in den Ansprüchen an die Einheitlichkeit 
eines Farbstoffs gehen darf, hängt aller- 
dings sehr von der Natur desselben ab. 
Nahezu chemisch rein kommen ja nur 
wenige gut krystallisirende Farbstoffe, wie 
Malachitgrün, Krystallviolett und ähnliche 
in den Handel. Die grosse Mehrzahl ist 
aus wässeriger Lösung einfach durch Koch- 
salz abgeschieden, enthält ulso letzteres 
und meist noch kleine Mengen anders ge- 
färbter Verunreinigungen, was namentlich 
bei Azofarbstoffen der Fall sein wird, die 
aus mehreren Componenten zusammenge- 
setzt sind. Im Allgemeinen sind derartige 
Beimengungen aber so gering, dass man 
durchaus berechtigt ist, von einer Reinheit 
resp. Einheitlichkeit im technischen Sinne 
zu sprechen, während sich absichtliche 
Zusätze leicht als solche nachweisen lassen. 
Die Methoden hierfür sind ja bekannt : Auf- 
b lasen des Farbstoffpulvers auf feuchtes 
Filtrirpapier, Aufstreuen auf Wasser oder 
cone. Schwefelsäure etc., Aufsaugenlassen der 
Lösung durch Filtrirpapier (Goppelsroeder). 
Sie geben anscheinend ein unzweideutiges 
Resultat. Trotzdem sind bei oberflächlicher 
Betrachtung auch hier Irrthümer nicht aus- 
geschlossen und eine Mahnung zur Vorsicht 
Fl. x. 


sei das Ergebniss einer Controverse, die 
kürzlich zwischen der Firma Kalle & Co. 
und dem (offenbar der Concurrenz nahe- 
stehenden) Referenten der Chem.-Ztg. 
über die Einheitlichkeit von Chrompatent- 
grün A (von Seiten des Referenten mit 
bedauerlicher Schärfe und Mangel an Sach- 
lichkeit) geführt wurde. Letzterer be- 
hauptet, dass dein genannten Farbstoff ein 
blauer, absichtlich oder unabsichtlich, bei- 
gemischt sei — ich finde, dass Chrom- 
patentgrün A 1 ) technisch vollkommen ein- 
heitlich ist und höchstens Spuren eines 
fuchsinrothen (Monoazo-) Farbstoffs enthält, 
die auf die Ausfärbungen ohne jeden Ein- 
fluss sind. 

Allerdings sind die Eigenschaften des 
Chrompatentgrüns derart, dass eine ober- 
flächliche Untersuchung zu Unrichtigkeiten 
verleiten kann. Streut man den Farbstoff 
auf gewöhnliches (etwas kalkhaltiges) Wasser, 
so ziehen die untersinkenden Partikelchen 
grüne Fäden, umgeben sich aber am 
Boden leicht mit einem braunrothen 
Rami. Nach einigem Stehen sieht man in 
der Flüssigkeit aber auch blaue Fäden 
und bat dann durchaus den Eindruck eines 
Farbstoffgemenges. Aehnlich ist die Er- 
scheinung beim Aufblasen auf gewöhnliches 
angefeuchtetes Filtrirpapier, wo einzelne 
braune Tupfen neben überwiegenden 
grünen zu conslatiren sind. Diese Er- 
scheinung ist schon besprochen, sie beruht 
auf der bekannten Empfindlichkeit fast aller 
Salicylsäureazofarbstoffe gegen Kalksalze, 
mit denen auch Chrompatentgrün A einen 
unlöslichen braunrothen bis braun violetten 
Niederschlag giebt. Sie ist hier so gross, 
dass sie geradezu zum Nachweis von Kalk 
in gewöhnlichem Filtrirpapier dienen kann. 
Eine heisse (blaue) Lösung des Farbstoffs 
zeigt darauf eine deutliche rothe Zone 
innerhalb und am Rande der blauen; bei 
mit Säure extrahirtem Papier fällt diese 
Erscheinung fort. 

i) Icli untersuchte mit gleichem Erfolg Muster, 
die ich der Freundlichkeit österreichischer 
Färbereien verdanke (vom November und 
Decembor 1898), wie von der Firma Ratio & Co. 
bezogene. Ich stellte mir den Farbstoff' auch 
selbst dar und keimte dabei dio Angaben von 
Dr. Elbel (Cheni -Ztg. 1899, S. K28) durchaus be- 
stätigen, worüber ich an anderer Stelle aus- 
führlicher eingeben werde. 


22 



358 


Erdmann, Amidonaphtoldiaulfoature K und Chrompatantgrün A. 


rFarbOT-Zeltxmg. 

I Jalirg&DK 1899 


Das Auftreten von blauen und grünen 
Ffiden rührt dagegen von einer anderen 
weniger bekannten Ursache her. Es giebt 
eine ganze Anzahl von Farbstoffen, die 
aus ihrer Lösung (nicht unter allen Be- 
dingungen) in einer Form ausgeschieden 
werden können, in welcher sie sich nach 
dem Filtriren und Trocknen in kaltem 
Wasser so fein vertheilen, dass man den 
vollständigen Eindruck einer wahren Lösung 
erhält So giebt die Combination Ben- 
zidin-)- 2 Molekülen R-Salz in der Külte 
eine völlig klare filtrirbare „ Lösung“ von 
rein blauer Farbe; beim Kochen schlägt 
die Farbe nach Rothviolett um und geht 
erst beim Stehen in der Kälte allmählich 
wieder in Blau über. Nicht so frappant, 
wenn auch deutlich wahrnehmbar, ist der 
Farbenunterschied zwischen kalten und 
warmen Lösungen von Diamantschwarz und 
Diamantgrün, und auch Chrompatentgrün A 
zeigt ein ähnliches Verhalten, ln der Kälte 
erhält man eine grüne „Lösung“, die aber 
beim Stehen und sofort beim Kochen in 
Blau umschlägt. Derartige kalte Lösungen 
scheinen nur feine Suspensionen krystalli- 
nischen Farbstoffs zu sein, sie besitzen 
eine andere Färbung im auffallenden, wie 
im durchgehenden Licht. Bei Chrom- 
patentgrün A ist diese Erscheinung beson- 
dere prägnant. Tröpfelt man die grüne 
„Lösung* in destillirtes Wasser, bo er- 
scheinen die Farbstofffäden und Wolken 
nur in der Durchsicht grün, in der Auf- 
sicht braunroth, die blaue wirkliche 
Lösung zeigt hierin keine Differenzen. Ich 
glaube, dass auf einem analogen Verhalten 
auch die bekannte Bügelunechtheit so 
vieler blauer Baumwollazofarbstoffe beruht, 
die in der Hitze ihre Nüance auf der Faser 
nach Roth hin ändern. (Es braucht kaum 
hervorgehoben werden, dass auch für obige 
Proben destillirtes Wasser genommen werden 
muss; andernfalls entsteht beim Eintröpfeln 
der blauen Lösung eine rothbraune Ab- 
scheidung des Kalksalzes.) 

Diese Eigenschaft kann natürlich die 
Zuverlässigkeit der Goppelroeder’schen 
Capillaritätsprobe, die ich bisher noch 
immer bewährt gefunden habe, nicht be- 
einträchtigen, wenn man sie mit der blauen 
Lösung und mit reinem extrahirten Filtrir- 
papier anstelle Hierbei erweist sich der 
Farbstoff als einheitlich und es waren nur 
bei einem Muster Spuren eines rothen 
Farbstoffs zu entdecken, vermuthlich eines 
Monoazoderivats der K- Säure, die aber, wie 
ich mich durch Herstellung von Mischungen 
überzeugte, nur sehr kleine Bruchtheile 
eines Procents ausmachen können. 


Heber die Kupplungsfähigkeit 
der Amldonaphtoldlsulfosäure K und 
über Chrompatentgrfin A der Firma 

Kalle & Co. In Biebrich a. Rh. 

Von 

Professor Dr. H. Erdmann. 

Mittheilung aut dem ünterrichtilaboratorium für 
angewandte Chemie tu Halle. 

Nachdem mir von der Anilinfarbenfabrik 
Kalle & Co. unterm 27. September 1898 
Ausfärbungen und Substanzmuster ihres 
Chrompatentgrüns A für meine technische 
Sammlung zugegangen waren , kam die 
genannte Firma unter Hinweis auf die 
kürzlich inderChemiker-Zeitung entstandene 
Controverse 1 ) auf den im vorigen Jahre 
ausgegebenen Farbstoff in einer Zuschrift 
vom 2. October 1899 zurück und forderte 
mich auf, über Darstellung und Eigen- 
schaften des Chrompatentgrüns A, sowie 
über einige damit im Zusammenhang 
stehende Fragen auf Grund eigener Ver- 
suche ein Gutachten abzugeben. Ich bin 
dieser Aufgabe um so bereitwilliger näher- 
getreten, als mich frühere Untersuchungen 
bereits mit dem Gegenstand vertraut ge- 
macht hatten. Da meine wissenschaftlichen 
Ergebnisse an anderer Stelle veröffentlicht 
werden, beschränke ich mich hier darauf, 
von meinem thatsächlichen Material das- 
jenige kurz zusammenzufassen, was zur 
Klärung der strittigen Punkte nothwendig 
erscheint. 

Das wichtigste Ausgangsmaterial für die 
Darstellung des Chrompatentgrüns uud an- 
derer Farbstoffe der gleichen Gruppe ist 
die von mir bereits besprochene 2 ) 1-Ainido- 
8-Naphtol-4-6-disulfosäure oder Amidonaph- 
toldisulfosäure K. Diese Amidonaphtoldi- 
sulfosüure K hat die individuelle Eigen- 
tümlichkeit, auch in saurer Lösung mit 
gewissen Diazoverbindungen leicht zu com- 
biniren unter Bildung von Monoazofarb- 
stoffen, die bei der Einwirkung eines 
zweiten Moleküls einer Diazoverbindung 
unter geeigneten Bedingungen in Disazo- 
fnrbstoffe übergehen. Ueber das Verhalten 
der in mancher Beziehung eigenartigen 
Diazophenole und Diazophenolcarbonsäuren 
gegen K-Süure war bis zum vorigen Jahre 
nichts bekannt. In dem französischen 
Patent No. 282619 vom 2. November 1898 
theilte nun die Firma Kalle & Co. mit, 
dass den Salicylsäurerest enthaltende 

*) Chemiker-Zeitung 1899, No. 3E> (Seite 383), 

No 42 (Seite 446), No. 61 (Seite 628), No. 73 
(8eite 789); vgl. auch daselbst No. 78 (Seite 822 
Anmerkung). 

2 ) Fortschritte der Farbenindustrie im Jahre 
1897, Chemische Industrie 1898, No. 24 (Seite 
528). 

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\ 



359 


HflJt £2. 

15. Nwvomb« 1890. _ 


Erdmann, Amidonaphtoldisulforaur« K und Chrompat aßt grün A. 


K-Säurefarbstoffe »ich nur dadurch in 
glatter Weise technisch herstellen lassen, 
dass man die Diazosalicylsäure zuerst mit 
«-Naphtylamin (bezw. mit 1-6- oder 1-7- 
Naphtylaminsulfosäure) combinirt, nochmals 
diazotirt und nun mit der K-Säure oder 
deren Monoazofabstoffen vereinigt. Eine 
directe Kupplung von Diazosalicylsäure 
mit K-Säure oder deren .Monoazofarbstoffen 
soll dagegen nach Angabe des genannten 
Patentes technisch nicht durchführbar sein. 
Dem gegenüber ist von anderer Seite zu- 
nJtchst die Behauptung aufgestellt worden, 
dass das Kalle 'sehe Verfahren nicht glatt 
verliefe 1 ); dann ist in einer weiteren 
Ausführung zwar zugegeben worden, dass 
man nach dem französischen Patent 
No. 282619 ein einheitliches Product er- 
halt 2 ), aber gleichzeitig behauptet, dass 
auch die directe Kupplung von Diazo- 
salieylsüure mit K-Säure bei sorgfältiger 
Arbeit keine Schwierigkeiten biete. 

55m - Nachprüfung dieser widersprechen- 
den Angaben habe ich unter ganz gleichen 
Bedingungen folgende Parallelversuche an- 
gestellt. 

I. Der aus K-Säure mit einem Molekül 
diazotirten Anilins in saurer Lösung ge- 
wonnene Monoazofarbstoff wurde in alka- 
lischer Flüssigkeit gekuppelt: 

a) mit Diazosalicylsäure. 

b) mit dem diazotirten Combinations- 
product aus «-Naphtylamin und Diazo- 
salicylsfiure. 

II. Ein Molekül diazotirten Anilins liess 
man einlaufen in eine sodaalkalische Lö- 
sung: 

a) des in saurer Flüssigkeit hergestellten 
Combinationsproductes von Diazosali- 
cylsäure mit K-Säure, 

b) des in saurer Flüssigkeit hergestellten 
Combinationsproductes von a-Naph- 
tylamin-azo-salieylsüure mit K-Säure. 

Die gebildeten PolyazofarbstofTe wurden 
durch Aussalzen von Nebenprodueten ge- 
schieden, was sehr leicht und glatt von 
statten ging 3 ), abgepresst, bis zum con- 
stanten Gewicht getrocknet und gewogen. 
Z ur Beurtheilung der Farbstärke wurden 
zweiprocentige Ausfärbungen auf Wolle 
unter Zusatz von 10% Glaubersalz, 4% 
Essigsäure (1:10) und 2 1 / 2 % Schwefel- 
säure hergestellt und die Ausbeuten da- 

«) Chemiker-Zeitung 1899, 383. 

-) Daselbst 1899, 447. 

ä ) Bei den Versuchen la und Ha blieben 
grosse Mengen leichtlöslichen rotben Monoazo- 
farbstoffs in der Lauge; bei lb und II b waren 
gefltrbt« Ncbenproducte in irgendwie uennens- 
werther Menge überhaupt nicht entstanden. 


nach corrigirt. Duplikate der Ausfärbungen 
wTirden mit 0,8% Natriumbichromat nach- 
chromirt. 

Praktische Ausbeuten an Polyazofarb- 
stoffen der K-Säure, in Procenten der 
theoretischen Ausbeute: 

Ia. Ib. 


Direct gewogen 
Differenz 
Corrigirt. . . 

Dillbrenz 
Chromirte Aus- 
färbung . . 

Differenz 


52% 82% 
30% 

527« aov« 

38% 

457 « 907 « 

45% 


II a. II b. 

127 « 57% 

45% 

137 « 57 % 

44% 

147 « 57 % 

43% 

Auf die chroiuirten Ausfärbungen be- 
zogen, weiche doch bei Salicylsäurefarb- 
stolfen practisch hauptsächlich in Frage 
kommen, steigt die Ausbeute an Farbstoff 
durch die Zwischenschiebung eines Naph- 
tylaminrestes zwischen Salicylsäure und 
K-Säure um rund 457«- Wohl gemerkt, 
in Procenten der Theorie unter Berück- 
sichtigung des Gewichts, welches durch 
das verwandte «-Naphtylamin bezw. dessen 
Sulfosäure hinzukommt. Die absolute Aus- 
beute an Farbstoff, auf die gleiche Menge 
angewandter K-Säure berechnet, beträgt 
nach dem Verfahren des französischen 
Patentes No. 282619 das Drei- bis Sechs- 
fache der bei directer Kupplung mit Diazo- 
salicylsäure gewonnenen Menge, 

Für den Verlauf des KaUe’schen Ver- 
fahrens kommt auch noch in Betracht, dass 
die bei den Versuchen Ib und II b erhal- 
tenen Farbstoffe sich sowohl beim Auf- 
blasen, Aufstreuen als auch bei der Capillar- 
probe als einheitlich erweisen. Damit 
stimmt auch das Resultat des Färbens 
überein: in den Farbbädern von Ib und II b 
ist nach Fertigstellung der Färbungen keine 
Spur eines rothen Farbstoffes zu bemerken, 
während die Farbbäder von I a und nament- 
lich von Ha noch reichlich einen röthlichen 
Farbstoff enthalten. Der Farbstoff Ib er- 
wies sich in Reactionen und Ausfärbungen 
als vollkommen identisch mit dem mir 
seinerzeit als technische Prob«* von der 
Firma Kalle & Co. übersandten Chrom- 
patentgrün A. Ich betone besonders, dass 
auch diese Probe, welche einem der ersten 
grösseren Farbstoflposten entstammt, die 
dem Handel übergeben worden sind, sich 
als vollkommen einheitlich zeigte und 
namentlich keine Spur eines „röthlich- 
blauen i ‘ Productes enthielt. Für Diejenigen, 
welche nach einer Erklärung für das trotz 
der exacten zahlenmässigen Nachweis«* von 
Herrn Dr. Elbe! 1 ) in der Chemiker-Zeitung 
immer wiederkehrende „röthlich - blaue 


■) Chemiker-Zeitung' 1899, 628. 


22 * 


iy Google 



360 


Kalle & Co., Bemerkungen über „ChrompatentgrUn". 


[ FArixtr-ZeltimR. 
[Jahrgang isst». 


Product“ ') suchen, sei bemerkt, dass das 
Chrompatentgrün A ein sehr charakteristi- 
sches, äusserst schwerlöBlicites, basisches 
Kalksalz liefert, welches auf Zusatz von 
etwas Calciumdicarbonatlösung und Gyps- 
lösung zur Lösung des Chrompatentgrüns A 
in zarten Flocken von röthlich- blauem 
Oberflüchonschiminer ausfallt. Natürlich 
bilden sich derartige irisirende Flocken 
auch dann, wenn man Chrompatentgrün A 
auf gemeines Brunnenwasser aufstreut oder 
auf ordinäres kalkhaltiges Fliesspapier auf- 
bläst. 

Schlüsse : 

1. Diazosalicylsäure lässt sich in saurer 
Lösung mit Amidonaphtoldisulfosäure K in 
technisch befriedigendem Maasse nicht 
kuppeln. 

2. Diazosalicylsäure lässt sich mit den 
o-Amidoazofarbstoffen aus K- Säure mit 
Diazobenzol und dergl. in technisch befriedi- 
gendem Maasse nicht zu DisazofarbstofTen 
vereinigen. 

3. Die unter 1. und 2. beschriebenen 
Reactionen verlaufen in technisch befriedi- 
gendem Maasse, wenn man an Stelle der 
Diazosalicylsäure deren Combination mit 
a-Naphty)amin oder mit den Cleve’schen 
u-Naphtylaminsulfosäuren anwendet, im 
Sinne des französischen Patentes No. 2826 19. 

4. Die nach dem Verfahren des fran- 
zösischen Patentes No. 282619 darge- 
stellten Farbstoffe entstehen in glatter 
Reaction und sind einheitlich. 

5. Der im Handel befindliche Farbstoff 
Chrompateutgrün A wird von der Firma 
Kalle & Co. nach dem Verfahren deB 
französischen Patentes No. 282619 darge- 
stellt und ist einheitlich. 

Halle a. S., den 20. October 1899. 


Bemerkungen zu den vorstehenden 
Abhandlungen Uber „Chrompatent- 
grün“. 

Von 

Kalle & Co. 

Die beiden vorstehenden Gutachten ver- 
danken ihre Entstehung einer Controverse 
zwischen der Firma Kalle & Co und einem 
Referenten der Chemiker-Zeitung, der ent- 
gegen unseren wiederholten Erklärungen die 
Behauptung hartnäckigaufrecht erhielt, unser 
Chrompatentgrün sei uneinheitlich, es ent- 
halte beträchtliche Mengen eines lilauen 
Monoazofarbstoffes und die Kupplung von 
Amidosalicylsäure mit der Amidonaphtoi- 

') Chemiker-Zeitung 1899, 740. 


disulfosäure K verlaufe auch ohne die 
Dazwischenschiebung des a-Naphtylamin- 
restes glatt. Diese Controverse wurde 
seitens des Referenten der Chemiker-Zeitung 
nicht sachlich, sondern persönlich mit 
Ausfällen gegen unsere Firma geführt. 
Diese Art des lteferirens machte es uns 
zur Pflicht, zunächst objectiv feststellen zu 
lassen, auf wessen Seite die Wahrheit in 
der Discussion stand. Die beiden Gut- 
achten bestätigen, dass der Referent der 
Chemiker-Zeitung sich — milde gesagt — 
geirrt hat. l ) 

Wir könnten hiermit die Angelegenheit 
alB erledigt betrachten, wenn nicht die Art. 
in der in einem weit verbreiteten Organe 
die Kritik gegen uns geübt wurde, uns zu 
einem Worte der Richtigstellung nöthigte. 

Zunächst ein Wort der Aufklärung. Der 
Kritiker hat ganz ohne jeden Zusammen- 
hang mit der eigentlichen Streitfrage uns 
eine unberechtigte Anmaassung durch die 
Bezeichnung ,K" Säure und eine Art man- 
gelnden Muthes mit der angeblichen Ver- 
läugnung des Namens eines Farbstoffes 
auf dem französischen Markte vorgeworfen. 

1. „K“Säure. Das Darstellungs- Ver- 
fahren dieser Säure ist von uns am 11. Sep- 
tember 1893 zu Patent angemeldet worden, 
in einer unserer Anmeldungen vom 3 No- 
vember desselben .lahres K. 11 223 (Fried- 
länder IV., S. 957) und in dem englischen 
Patent 516 vom 9. Januar 1894 ist sie be- 
reits als Amidonaphtoldisulfosäure „K“ be- 
zeichnet worden. Um diese Zeit war nichts da- 
von bekannt, dass diese Säure etwa3 Wochen 
vor uns auch von anderer Seite (Farben- 
fabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.) ange- 
meldet worden war, da die betr. Anmel- 
dung erat am 10. Mai 1894 ausgelegt 
worden ist. 

Der Vorwurf, wir hätten eine „fremde“, 
nicht von uns erfundene Säure mit unserem 
Namen belegt, müsste daher schon aus 
diesen jedem Sachverständigen bekannten 
Thatsachen als völlig aus der Luft ge- 
griffen bezeielmet werden, zudem haben 
wir aber nie und nirgends, wie der Refe- 
rent uns unterschieben möchte, die Säure 
„Kalle’sche Säure” genannt, es ist dies 
vielmehr eine willkürliche Uebersetzung 
des Referenten; der Buchstabe K hat 
eine andere Begründung, wie dies aus dem 
amerikanischen Patente No. 563 382 her- 
vorgeht. Bemerken wollen wir noch, dass 

■) Prof. Friedlniuler mul Prof. Erdmami 
haben Proben des Chrompateutgrün A unter- 
sucht. die aus einer Zeit vor der Kritik unsorcs 
französischen Patentes No. 282 619 stammen 
(vgl. dio vorhergehenden Artikel) 


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Heft 22 

lö. November ltSIW. 


Rottor, Die Färberei vor sechzig Jahren. 


36 1 


wir bis vor wenigen Monaten die Einzigen 
waren, die die K-Säure technisch ver- 
wertheten. 

2. Sedanblau. Anfangs der achtziger 
Jahre haben wir einen blauen, für die In- 
dustrien von Elboeuf und Sedan bestimmten 
blauen Wollfarbstoff in den Handel ge- 
bracht, der in unseren Preislisten lateini- 
scher Lander Bleu d'Elboeuf, in den deut- 
schen Sedanblau genannt wurde. 

Im Jahre 1898 nun hat Herr Dr. A. 
Buntrock in Frankreich als „neue basische 
Farbstoffe“ ein Bleu-Sedan von Kalle & Co. 
besprochen. Wir verkaufen nun in Frank- 
reich kein .Bleu-Sedan“, wie Herr Bunt- 
rock als Kenner unserer Preisliste wissen 
müsste, sondern nur — wie bereits gesagt 
— ein mit diesem identisches Bleu 
d’Elboeuf. Auffallend war aber die Theil- 
nahme, mit der sich Herr Buntrock, der 
deutsche objective Kritiker, des Sedanblaus 
unserer deutschen Preisliste in Frankreich 
annahm und diesen aus dem Jahre 1883 
stammenden, seit vielen Jahren kaum 
mehr im Handel befindlichen sauren 
Rosanilinfarbstoff — in der von Herrn 
Buntrock eitirten Preisliste ist Sedanblau 
als Farbstoff für Wolle und Seide ange- 
führt — im Jahre 1898 als neuen 
Farbstoff anführte, und, um ihn besprechen 
zu können, auch rasch in einen basi- 
schen Farbstoff umtauft — dies Alles im 
Namen objectiver Sachkenntniss. 

Wenn ein Blatt von der Verbreitung 
der Chemiker-Zeitung Kritik üben ltlsst, so 
dürfte man erwarten, dass die Anonymität 
keine falsche Flagge deckt und dass nicht 
hinter dem scheinbar unbefangenen, ob- 
jectiven Kritiker der Angestellte eines Con- 
currenz-Unternehmens steckt, der Con- 
currenz-Artikel kritisirt und eine Con- 
eurrenz-Firma herabzuwürdigen sucht. 

Der Kritiker der Chemiker-Zeitung ist 
derselbe Herr Dr. A. Buntrock, Angestellter 
der Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer 
& Co. in Elberfeld. 

Es ist auffallend, w ie geflissentlich Herr 
Dr. Buntrock, der sich bald „technischer 
Chemiker“ in Elberfeld, bald Lehrer an 
der Elberfelder Fitrbersehule nennt, seine 
eigentliche Stellung zu verdecken sucht. 
Wir können es ihm selbstverständlich nicht 
verbieten, nach Belieben zu kritisiren. 
Wenn er aber die Kühnheit hat, eine Er- 
klärung eines bei uns thätigen Chemikers, 
der für seine Arbeit mit seinem Namen 
einstand, halb verächtlich, halb mitleidig 
mit dessen Beziehungen zu uns abzuthun 
(No. 61 der Chemiker-Zeitung) und gleich- 
zeitig, durch die Anonymität gedeckt, den 


Glauben erwecken will, dass bei ihm alle 
Voraussetzungen einer objectiven Kritik 
gegeben seien, so ist das eine Handlungs- 
weise, die sich von selbst richtet. 

Wir nehmen nicht an, dass die Farben- 
fabriken von den Mittheilungen des 
Herrn Dr. Buntrock vor deren Veröffent- 
lichung Kenntniss erhalten, für dieselben 
verantwortlich sind, oder gar dieselben 
veranlassen, wir sind überzeugt, dass andern- 
falls im Interesse der in unserer Industrie 
bislang bestandenen Gepflogenheiten diese 
Art der Kritik unterblieben wäre. 

Wenn wie hier ein Product ohne jede 
Sachkenntniss heruntergerissen wird, wenn 
der Ehre einer Firma ohne jede Berechti- 
gung zu nahe getreten wird, so hat der 
Unbefangene ein Recht, zu fragen, zu 
wessen Vortheil das geschieht. Nachdem 
die Oeffentlichkeit den Kritiker kennt, be- 
antwortet sich diese Frage von selbst. 

Im Interesse unserer Wissenschaft und 
Industrie, in gleicher Weise im Interesse des 
Fort dauems eines loyalen Wettbewerbes wur- 
den wir zu dieser Abwehr gezwungen. Die- 
selbe ist unser letztes Wort auf Angriffe von 
dieser Seite. Wünscht HerrB. die Oeffent- 
lichkeit noch weiter über seine Meinungen 
und Ansichten zu unterhalten, so mag er 
das thun. Wir glauben, dafür gesorgt zu 
haben, dass beide Theile, er und wir, 
verstanden werden. 


Die Färberei vor sechzig Jahren. 

Von 

Edmund Rotter. 

{ Forts* t**u*g roa 8. 844 J 

18. Berlinerrosa mit bläulichemSchein 
auf 12 kg Wollgarn oder Flanell. 

2'/ 2 kg Scheidewasser (Salpetersäure), 

2 1 /. - reines Wasser und 
6 - Salzsäure dazu 

400 g gedrehtes Zinn in einem gla- 
sirten Topf langsam in die Säure thuen. 

Das Klare ist für den Gebrauch. In einen 
anderen gut glasirten Topf thue man 
2 kg Salmiakgeist, dazu 500 g gemahleue 
Cochenille, erhitze dies unter fortwähren- 
dem Umrühren, lasse 20 Minuten kochen, 
verdünne es mit 3 kg reinem Wasser. In 
den kochenden Kessel setze man für jedes 
*/., kg Waare 

33,5 g Alaun, 

16.7 - Kryslall-Tartari, 

66.8 - der angesetzten Cochenille und 
8,4 - der abgeklärten Zinnauflösung. 

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362 


[Färber-Zeitung 

{.Jahrgang 1899. 


Rotier, Di« Färberei vor sechzig Jahren. 


Alles 5 Minuten kochen lassen, die Wanre 
hinein, 20 bis 25 Minuten kochen lassen, 
spülen, fertig. 

19. Orange auf Wolle. 

Beize: 

16,6 % Alaun, 

3,9 - Weinstein, 

1 Stunde sieden. 

Färbebad : 

1,5 */« Krapp, 

3,9 - Curcuma, mit wenig Scheide- 
waaser abschärfen. 


20. Goldgelbe Wolle. 

Beize: 

25 */• Alaun. 2 Stunden sieden. 
Färbebad : 

6,6 •/, Weinstein. | 

25 - Gelbholz, | '- StundP 8IPdPn ' 

3,3 - Krapp do. 

Mit wenig Kalk abgeschärft. 

21. Gelbe Schattirung. 

12,5% Alaun, l /.. Stunde sieden, spülen, 
mit gelben Blumen (oder Gelbkraut, wurde 
auch zur Herstellung von Tiefschwarz, siehe 
55., verwendet) ausfärben. 


22. Kanneei. 

13 */« Krapp, 1 Sieden, bis die Farbe 

6,5 - Sandei, j gelb genug ist, 

4.3 - Gelbholz, \ dann mit 

1.4 - Kupferwasser (Eisenvitriol) ab- 
dunkeln. 

23. Berliner- oder Hochgelb. 

12.6 % Salzsäure, 

4,2 - Scheidewasser (Salpetersäure). 
Mit Zinn absättigen. das Klare abgiessen, 
dazu 3,1 */o Kristall-Tartari. 

16,8 - eisenfreier Alaun, 

2 Stunden mit dem ganzen sieden lassen. 
Ausfärben : 

50 */r, bestes (^uercitron abkochen, 

2,1 - Leim hinzu, erkalten lassen, 

das Klare abgiessen und die Gallerte zu- 
rücklassen, diese in den Kessel, darin die 
Waare 1 Stunde kochen lassen. 

24. Rehgrün auf Wolle. 

16.7 •/» Kochsalz, 

16.7 - Seife, 2 Stunden sieden lassen, 
8,35- Blaustein (Kupfervitriol), 

in handwarmes Wasser gethan, Stunde 
darin die Wolle umziehen, einen Kübel 
obiger Brühe dazu, durchgezogen, dann ist 
die Farbe gut. 

25. Sächsisch Blau und Grün 
Conversition 

(wahrscheinlich abgeleitet von Convertiren, 
umändern). 

66.8 g Indigo, 

tU5,S - Aurum (— Auripigment. Oper- 
ment, Arsentrisulfld), 


8,35 g Oleum (Nordhauser Schwefel- 
säure), für Grün mit Alaun 
und Gelbholz nachfärben. 

26. Neugrün. 

Beize : 

22,5 •/• Alaun, 

1.3 - Weinstein, 

2 Stunden sieden. 

Ausfärben : 

45 % Gelbholz, 

6 - Oleum, 

1,5- Indigo. 

Sieden lassen, bis die Farbe gut ist. 

Grün auf Wolle. 

1. Bad: 

2,5 % Indigo. 

10,7 - Oleum, 

2. Bad: 

15 u /o Alaun, 

50 - Gelbholz. 

27. Solidgrün. 

20% weisse Seife, 1 Stunde sieden. 
Auslärben : 

10 % blauer Galizienstein (eine volks- 
tümliche Benennung und zwar 
weisserGalizienstein ist schwefel- 
saueres Zink; blauer, Kupfer- 
vitriol), 

40 • Essig. 

Spülen in folgendem: 

5 7, weisse Seife aufs Feuer 
40 - Essig dazu, 

darin waschen, bis die Farbe gut ist. 

28. Olivgrün auf Tuch. 

Sud: 

4,2 % Salz, 

8.4 - Alaun, 

3,1 - Weinstein, 

1 */ s Stunde sieden, und etwas Indigocom- 
position (Indigoearmin) hinzugeben, dass die 
Waare gut hellblau ist, schwach spülen. 
Färbebad : 

42 7 0 Gelbholz, 

8,4- Röthe. 

Soll die Farbe dunkler werden, so setze 
man Biauholz zu und dunkle dann mit 
0,8% Cvper (Kupfervitriol). 

29. Billardgrün. 

Perlblau anblaueit, spülen. 

Sud: 

10.5 */« Alaun, 

2,1 - Kochsalz, 

ungefähr 0,2 - Indigoextrakt (Indigo- 
carmin), 

1 '/, Stunde sieden, spülen und färben mit 
16 bis 20% Gelbholz, % Stunden sieden, 
rertig. 

30. Anstellung einer Waidküpe. 
Man fülle die Küpe mit reinem Fiuss- 


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Heft 22 

15. NoTember 18W. 


R ott er, Die Färberei vor Bechzig Jahren. 


303 


wasser. erhitze bis nahe zum Sieden und 
setze folgendes zu: 

25 kg besten Waid, 
t .5 - Krapp, 

1,6 - Kleie, 

3 - Pottasche. 

1.5 - Bengalindigo, der mit 

250 - Pottasche abgerieben und ge- 

schlemmt ist. Nun wird die Küpe alle 
2 Stunden aufgerührt. In 8 bis 10 Stunden 
ist die Küpe angekommen. 

31. Blau zu färben ohne Indigo. 

Wenn man schwarz gefärbt hat, stecke 

man die Waare in die Flotte, so wird sie 
graublau. Hernach nimmt man warmes 
Wasser und giebt Lauge (Holzaschen- 
abkochung) zu, so wird die Farbe blau 
werden. 

32. Zu einer „Blaufarbe“, welche mit 
1 kg Indigo angesetzt wird, kommt 

2.5 - Pottasche, 

1 - Rfithe, 

1 - Kleie, 

10 - Waid, 

umrühren und gegen Abend schärfen, d. h. 
wenn der Indigo angekommen ist. 

33. Blau auf Wolle. 

In der kalten Küpe färben, dann mit 
Salzsäure warm abzichen, spülen und mit 
„süssem Indigo“ (ein mit Pottasche oder 
Soda neutralisirter Indigoearmin) und Alaun 
ausfärben. 

34. Kaliblau. 

Erst auf lauwarme Blauholzflotte, dann 
auf eine Flotte von 

20 •/» Baipetersaurem Elsen, 

10 - Zinnsalz, sodann auf 

10 - blausaures Kali und Salzsäure. 

Die Hälfte Wasser zu dem Bade und 
darin spülen. 

35. Aufsatzblau auf Tuch. 

In der Wolle komblau anblauen, im 
fertigen Tuch 2 Stunden ansieden mit 

4.2 % Alaun, 

4.2 - Weinstein, 

3.2 - Oleum, 

0,6 - Zinnsalz, 

2,1 - Cyper, 

über Nacht stehen lassen, gut spülen und 
färben mit 8,4 bis 12.6 V» Blauholz siedend 
heiss eingehen, zum Kochen treiben, bis 
die Flotte gut klar ist. auskühlen und spülen. 

30. Chemischblau. 

40 % Eisenbeize Lässt darauf 

% Stunde stehen, dann 
10 - blausaures Kali. 

Mehrmals „stellen“, bis die Farbe dunkel 
genug ist. Ein helleres Blau mit 


10 % Eisenbeize und 

2.5 - blausaures Kali. 

So wie das erste behandelt. 

37. Schwarzblau auf weisBes Tuch. 
Beize: 

3,2% Cyper, 

6,3 - Weinstein, 

16,8 - Kupferwasser (Eisenvitriol) 

2 Stunden gesotten. Ausfärben mit 42 bis 
50% Blauholz. 

38. Echtviolett (schwach angeblaut). 

Sud: 

14,2 % Alaun, 

10.6 - Weinstein, 

2 Stunden sieden. 

Färbebad : 

1,9 % Cochenille, 

1,9 - Weinstein, 

1 Stunde sieden. Falls zu roth, durch 
schwache „Blaufarbe“ blauen. 

39. Violett, in’s Rothe spielend. 
Anblauen, dann 2 Stunden sieden. 

14.7 •/« Alaun. 

6.3 - Weinstein, 

1.3 - Zinnsalz. 

Ausfärben mit: 

12.6 •/« Krapp, 

17.7 - Fernainbuk, 
oder statt dessen mit: 

19,8*/« Kothholz. 

Mit Blauholz dunkeln. 

40. Lila. 

Hellblau anblauen, ansieden mit: 

25 % Alaun, '/„ Stunde, mit 
25 - Cudbear 

ausfärben. Falls die Farbe zu roth ist, mit 
Blaufarbengrund abschärfen. 

41. Violett aus Persio auf Wolle. 
Dunkel anblauen, waschen, 

19 % Persio in heissem Wasser und 
etwas Urin über Nacht einweichen, dann 
’/ 4 Stunde im Kessel aufkochen, abkühlen, 
mit der Wolle eingehen, 2 Stunden kochen 
lassen, abkühlon, mit Pottasche schauen 
(abdunkeln), fertig. 

42. Silberfarbe (einwässrig). 

0,8 V« Gallus, 

1.6 - Salzburger Vitriol, 

1,1 - Alaun, 

0,6 - Blauholz. 

43. Silberfarbe (einwässrig). 

1.7 V« Knoppern, 

1,7 - Schmack, 

2.4 - Blauholz, 

1,7 - Weinstein, 

3.4 - Alaun, 

1 Stunde sieden, sodann mit 

0.7 V. Kupferwasser abdunkeln. 

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364 Blum.r u. Holle, Reaclionen von Farbetaffen ln Lotung und auf der Fater. [ Jehrgjuil^'lsS?' 

47. Rothbraun. 


44. Perlfarbe (einwässrig). 

0,4 % KupfprwaBBpr (Fisenvitriol), 

0,4 - Blauholz, 

6,9 - Weinatpin, 

6,9 - Blaustem (Kupfervitriol), 

3,5 - Alaun, 

1 Stunde sieden, dann durch ein wenig 
„ Blauwasser“ (ist das Waschwasspr von 
küpenblauer Waare: dasselbe wurde mit 
Kalk versetzt, und der Niederschlag zum 
Farben benutzt) und Blauholz nehmen. 

45. Fle iachfarbe. 

Beize : 

18 % Alaun, 

3.3 - Weinstein, 

1 Stunde sieden. 

Farbebad : 

6,8 % Fernambuk. 

In reinem Wasser mit Poltasehe ab- 
schttrfen. 

46. Modebraun. 

Sud: 

8.3 % Alaun, 

8,3 - Weinstein, 

0,6 - Blauholz. 

0,3 - Gallus, 

0,6 - Krapp. 

Anfärben mit: 

11,1 % Krapp. 

0,17 - Blattholz 

Abschärfen mit „Blaufarbengrund“. 


5 % Gelbholz, 

5 - Weinstein, 

1 .7 - Blauholz. 

V, Stunde sieden, sodann 

12.5 % Röthe dazu geben, milder Wolle 
eingehen, 1 Stunde sieden ; mit 

2.5 - Kupferwasser, welches zuvor 
in Lab ausgesotten wurde, abdunkeln. 

48. Nelkenbrnun auf Wolle oder 
Seide. 

13,3% Knoppern, 

13.3 - Krapp, 

6.7 - Weinstein, 

6,7 - Gelbholz, 

6.7 - ßlauholz, 

1 ’/s Stunde sieden, sodann mit 3,3% 
Kupferwasser dunkeln. 

49. Oliv auf hellblaue Wolle. 
Folgende drei Sachen ’/» Stunde sieden 
lassen: 

7,1 % Nusswurzel, 

7,1 - Gelbholz, 

1.8 - Knoppern; dann kommt dazu: 

3.5 - Krapp, 

10 • Sandei, 

Mit der Waare eingehen, 2 Stunden 
sieden. 10% Kupferwasser zum Abdunkeln. 

50. Sandcl- oder Caliaturbraun. 

16 % Sandei, 

13.4 - Schmack, 


Reactlonen von neueren künstlichen Färb- 

Von Dr E. Blumer 


Farbe toflf conc. H,B0 4 

10% HjSO, 

conc. HCl 

10% HCl 



Schw 

a r z e Farben 

Diazoschwarz R blau 

Baumwolle 

keine Veränderung 

Faser blauer 

keine Veränderung 

Vidal-SchwarzMercaptol grUnschwarz 
Baumwolle 

keine Veränderung 

goringe Veränderung 

keine Veränderung 

Vidal-Bchwarz 8 Mer- Mau schwarz 
captol 

Baumwolle 

keine Veränderung 

geringe Veränderung 

keine Veränderung 

Plutoachwan G brau nach war/. 

keine Veränderung 

violett 

keine Veränderung 

Polyphenylschwarz B blau 

Baumwolle 

keine Veränderung 

blau 

keine Veränderung 

Seidengrau O, waaaor- gelbgrttn 
echt 

Seide 

keine Veränderung 

grtl n lieh 

keine Veränderung 

Seidengrau K gelbgrthi 

Seide 

keine Veränderung 

grünlich 

keine Veränderung 

Neutralgrau G schwarzgrün 

Baumwolle 

violett 

blau 

violett 

Palatinschwarz 4B färbt blau ab 

geringe Verftuderung 

färbt etwas blau- 
violett ab 

geringe Veränderung 

Diamintiofschwur/. SS blauschwarz 
Baumwolle 

goringe Veränderung 

Muuviolett 

1 

geringe Veränderung 


'S 


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NoTMnlM>r |R98 j ® ,um * r u * K 61 1«, Rüactionen vou Parbstolf.n ln Lösung und aui dar Pater. 3t>5 


6 7 - Weinstein, 

5.4 - Blauholz, 

2 Stunden sieden, sodann mit 4 •/• Kupfer- 
wusser nlidunkeln. 

51. Sandei- oder (’alinturhrnun auf 
weissein Grund und einer Flotte mit 
rother Uebersicht. 

42 % Caliaturholz und 

26,2 - Blauholz mit einander aus- 
kochen, eingehen. 1 '/, Stunde kochen lausen, 
herausnehmen, 8,1 bis4,2'/ 0 Kupfervitriol zu- 
setzen, eingehen, '/2 Stunde kochen lassen. 

Will man die Farbe ganz dunkel haben, 
so nimmt man zum Ansud Schmack und 
dunkelt mit Kupferwasser. 

52. Braun. 

20 % Nusswurzeln, 

2.5 • Gallus, 

12,5 - Röthe, 

7.5 - Sandei, 

zusammen 1 Stunde sieden lassen, ein- 
gehen, 2 Stunden sieden, mit Kupferwasser 
nach Belieben dunkeln. 

53. Ein schönes Braun auf Tuch. 
Zuvor in „ Blaufarbe“ anblauen (Sud 
und Farbe sind auf 12 kg Waare berechnet). 
500 g Alaun, 

200 - Weinstein, 

2 Stunden sieden, über Nacht liegen lassen, 
spülen und ausflirben in: 

1 kg Röthe, 

1 ’/j - Knoppern, 


200 g schwarzen Gallus (es ist die 

beste Sorte von Galläpfeln, 
zum Unterschied der grünen, 
viel grösseren Gallapfel), 

750 - Schmack, 

Mit „Blaufarbengrund“ abschfirfen. 

54. PeiiBeebraun auf weissem Grund. 
Sud: 

10.8 •/„ Alaun. 

4,2 - Kristall-Tartari, 

1,8 - Zinnsalz, 

über Nacht liegen lassen, spülen. 
Ausflirben mit: 

25,2 % Fernambuk, in Ermangelung 
dessen : 

37.8 - Rothholz und 
12,6 - Blauholz. 

Nicht kochen, füllt die Farbe zu blftu- 
lich aus, dann mit 1 ,8 •/# Pottasche schauen, 
verkühlen, spülen, fertig. 

55. Castorschwarz. 

Sud: 

23 */» Gelbkraut (gelbe Blumen), 

15,5 - Salzburger Vitriol, 

7,7 - Weinstein. 

2 Stunden sieden. 

Ausflirben mit 45,5*/.. Blauholz. 

Mit ein w'enig Blaufarbengrund ab- 
schürfen. fd,u 


stoffen ln Lösung und 

und Dr. G. Kölle. 

auf der Faser. 


[Scklutt 9 . 8. 849 J 

HNO,“ 140 

NH,“ -** 

NaOH 10°/o 

Sn CI, + HCl 

Fase r. 

schmutzig rothbraun 

geringe 

Veränderung 

wird etwas violett 

farblos 

färbt grau ab 

geringe 

Veränderung 

färbt blaugrün ab 

schmutzig gelbbraun 

violett 

geringe 

Veränderung 

färbt blaugrün ab 

schmutzig gelbbraun 

braunroth 

blauer 


blauer 

farblos 

hraunroth 

blauer 


blauer 

farblos 

gelbgrün 

geringe 

Veränderung 

etwas röther 

farblos 

gelb grün 

geringe 

Veränderung 

etwas röther 

farblos 

blau 

geringe 

Veränderung 

geringe Veränderung 

farblos 

braun abfärbend 

blau 


blau 

geringe Veränderung 

braunroth 

dunkler 


violett 

farblos 


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366 


Erläuterungen zu der Beilage. 


i Flrber-ZeUang. 







Farbstoff 

conc. R, 80 4 

10 % Hj HO, 

conc. HCl 

10 % HCl 

Nyanzascbwarz B 
Wolle 

dunkler mit Grtln- 
etlch 

blauer 

blau violett 

blauer 

Chroraechtsc.hwarz B 
Wolle 

blau 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

geringe Verftmlenj« 

Nerol B 

Wolle 

blau 

keine Veränderung 

geringe Veränderung 

keine Veränderung 

Nerol BB 

Wolle 

blau 

keine Veränderung 

blauer 

keine Veränderung 

Columbiaschwarz FF 
extra 

grünschwarz 

keine Veränderung 

blauschwarz 

keine Veränderung 

Diphenylblauschwarz 

Baumwolle 

blauer 

keine Veränderung 

violetter 

keine Veränderung 

Tliaminogen mit ,-f-Naph- 

violettschwarz 

keine Veränderung 

blau 

keine Veränderung 

Baumwolle 





Chromanilschwarz F 
Baumwolle: grau- 
schwarz 

blau 

keine Veränderung 

Lüsung bräunlich 
gelb 

keine Veränderung 


Chrom an i lach warz BF blau schwarz 
Baumwolle : grau- 
schwarz 

Chromanilschwarz RF Mauschwarz 
Baumwolle: grau- 
schwarz 

Biebricher Patent- Maugrün 
schwarz 

Wolle: blauschwarz 
Sambesischwarz D 
Baumwolle: grauhlau 


keine Veränderung Lösung gelb 


keine Veränderung 


I 


keine Veränderung Losung grünlich gell keine Veränderung 


keine VerRndening fRrbt schwach röth- keine Veränderung 
lieh ab 


Sambesischwarz P 
Bauinwolle: graublau 

Sambesischwarz BR 
Baumwolle: graublau 


Faser und Losung Faser röthlich violett schmutzig braungelb, röthlirh violett 
grün mit blauem Lösung bläulich 

Stich 

blauschw arz geringe Veränderung geringe Veränderung, geringe Veränderung 

Lösung schwach 
bläulich 

grün mit bläulichem keine Veränderung | geringe Veränderung geringe Veränderung 
Stich 


Alizarin-Blauschwarz B 
Wolle 

blauviolett 

keine Veränderung 

violett 

geringe Veränderung 

Wollsch warz 6B 

blauschwarz 

keine Veränderung 

[«ösitng röthlich 

keine Veränderung 

Wolle 



Wollschwarz 4 BF 

blauschwarz 

keine Veränderung 

violettrot h 

keine Veränderung 

Wolle 




Wolltiet'schwarz 2 B 

blauschwarz 

keine Veränderung 

violettroth 

keine Veränderung 

Wolle 





Wolltiefschwarz 3 B 

blauschwarz 

keine Veränderung 

violettroth 

keine Veränderung 

Wolle 




Taboraschwarz X 
Wolle 

blauschwarz 

keine Veränderung 

keine Veränderung 

keine Veränderung 

Dianilschwarz G 
Baumwolle 

blau 

keine Veränderung 

Faser bläulich, Lö- 
sung röthlich 

keine Veränderung 

Dianilschwarz R 
Baumwolle 

blau 

keine Veränderung 

Faser bläulich, Lö- 
sung röthlich 

keine Veränderung 

Direct-Tiefschwarz E 

bläulich violett 

keine Veränderung | 

färbt röthlich ab 

keine Veränderung 

Erläuterungen zu der Beilage No. 

, 23 . I 3 kg Sande 1 (Plug), 



No. u Küpengrund auf 10 kg türkischer Wolle. 

Die Wolle ist auf der Waidküpe an- 
geblaut, gewaschen. Kotiw. 

No a. Dunkelbraun auf 10 kg türkischer Wolle. 
Auf Küpengrund, wie Muster No. 1. 
400 g Schmack, 

80 - Weinstein. 


700 g Otelbholzextrakt, 

300 - Kropp 

2 Stunden kochen. ja«..,} imut. 

No. 3. Dunkelbraun auf 10 kg türkischer Wolle. 

Hergestellt wie Muster No. 2; sodann 
wurde mit 75 g Eisenvitriol abgeschwärzt. 
15 Minuten kochen, fertig. ummu Hotur. 


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U-NoTwÄlgW.] ErHu.CTUng.nruderB.ua*.. 307 


HNO,* I ' 40 

NH,* 

Na OH 10% 

8n CI, + H CI 

braunroth 

dunkler 

grauer 

gelinge Veränderung 

schmutzig braun 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

braunrot!» 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

braunroth 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

roth 

geringe Veränderung 

geringe Veränderung 

farblos 

grau 

violetter 

violetter 

farblos 

roth 

violetter 

blauer 

farblos 

Losung graulich blau mit 

geringe Veränderung 

färbt ganz schwach ab 

gelblich 

violettem Stich 


Lösung rothbraun 

färbt schwach ab 

färbt ganz schwach ab 

bräunlich gelb 

Losung rothbraun 

färbt ganz schwach ab 

färbt etwas röthlich ab 

gelblich grtln 

braunroth 

färbt blau ab 

färbt bläulich ab 

keine Veränderung 

blauviolett 

färbt schwach graublau 
ab 

färbt graublau ab 

farblos 

blaugrün, noch einiger Zeit 

färbt bläulich ab 

geringe Veränderung 

farblos 

rothbraun 




violett mit röthlichem 8tich 

färbt blau ab 

färbt bläulich al) 

schwach bläulich grün 

bratingelb 

geringe Veränderung 

färbt bläulich ab 

Kaser heller, Utsung braun- 
gelb 

bordeauxrot h 

blau 

blau 

keine Veränderung 

tief bordeaux 

blau 

rothstichig blau 

keine Veränderung 

rothbraun 

lilau 

blau 

keine Veränderung 

braunroth 

blau 

blau 

keine Veränderung 

braunroth 

blau 

rftthlich violett 

farblos 

rothbraun, Faser grauschwarz 

keine Veränderung 

geringe Veränderung 

farblos 

grauscbwarz 

keine Veränderung 

geringe Veränderung 

schwach braungelb 

braunroth 

— 

geringe Veränderung 

bleibt lange unverändert 


No. 4. Echtblauer Blouacnstoff. 

Färbe- und Appreturvorschrift: 

Die Waare wurde mit Aetznatron und 
Ammoniaksoda gut ausgekocht, gewaschen, 
mit Schwefelsäure abgesäuert und gut ge- 
waschen. 

Sodann wurde am Jigger gebeizt mit 
9% Sumachextrakt, und zwar eine Stunde 
kochend, dann der Dampf abgestellt und 


noch eine Stunde nachziehen gelassen, ge- 
spült und durch ein 85° C. warmes Brech- 
weinsteinbad (1,5%) genommen, hierauf 
gut gewaschen und ausgefärbt mit 
1,5 % Uiazlnblau B (Oasselia), 
unter Zugabe von 
3% Alaun. 

Man geht kalt ein und steigert die 
Temperatur nur langsam auf 85° C.; bei 

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368 


Rundschau. 


Pftrtor>Z*ltuDg. 
Jahrgang 189!». 


dieser Temperatur wurden vier Touren ge- 
geben, dann gut gewaschen. 

Die trockene, ausgestreckle Waare 
wurde zweiseitig mit folgender Appretur- 
masse gestärkt: 

Kür 30 Liter SUlrkemasse: 

10 kg Kartoffelstärke, 

30 - Bittersalz, 

20 - Dextrin, 

15 - Apparatin, 

5 - Tlirkischrothöl, 

300 g Krystallsoda 
eine Stunde gekocht. 

Die hiermit imprägnirte Waare wird auf 
der Trockenstube getrocknet, nachher 
etwas egalisirt, schwach gedämpft und 
kurze Zeit liegen gelassen; fertig. H . 

No. 5 Alkalivtolett 4B auf 10 kg Wollgarn. 

Man färbt kochend mit 

150 g Alkaliviolett 4B (B. A. & S. F.), 
unter Zusatz von 

2 kg kryst. Glaubersalz. 

Die Säure- und Walkechtheit sind gut, 
die Schwefelechtheit ist befriedigend. 

Färberei der Färber- Zeitung. 

No. 6. Alkaliviolett R auf 10 kg Wollgarn. 

Hergestellt mit 

150 g Alkaliviolett R (B. A. & S. F.), 
wie Muster No. 5. 

Färbern der Färber- Zeitung. 

No. 7. Clayton-Echtgrau D auf io kg 
Baumwollstoff. 

Gefärbt wurde in einem Bade, welches 
enthielt: 

200 g Clayton-Echtgrau D (The 
Clayton Aniline Comp. Ltd.). 

200 Liter W asser, 

250 g calc. Soda, 

75 - kryst. Schwefelnatrium und 
5 kg Kochsalz, 

während 1 Stunde bei 90 bis 100" C 

(Näheres über die Eigenschaften u. s. w. 
des neuen Farbstoffes siehe Seite 369 des 
heutigen Heftes.) tu j«km um*. Ltd. 

No. 8. Clayton-Echtgrau S auf 10 kg 
Baumwollstoff. 

Färben mit 

200 g Clayton-Echtgrau S (The Clayton 
Aniline Comp Ltd.). 

Bezüglich der Färbeweise sei auf Muster 
No. 7 verwiegen. tun. 


Rundschau. 

Industrielle Gesellschaft zu Mülhausen i. E. Sit- 
zung vom 13. September 1899 
Ferd. Oswald beschreibt ein Verfahren 
zur Erzeugung weisser und gefärbter 
Reservemuster auf Gewebe, das mit ß- 
Xaphtolnatrium gepflatscht werden soll. Die 
Reserve färben enthalten eine organische 
Säure und einen Feltkörper, Paraffin, 
tler das Eindringen des Natriumnaphtolats 
in das Gewebe verhindern soll. Durch 
dies Verfahren wird die Behandlung mit 
ff-Naphtol und die Entwicklung des Naphtyl- 
amingrenats unabhängig von der Bunt- 
musterung. die Fabrikation wird beschleunigt 
und ein Gelbwerden der imprägnirten 
Stellen vermieden. — ln dem versiegelten 
Schreiben No. 678 vom 3. April 1 889 be- 
schreibt Alfred Abt die Bildung violett- 
rother Farbstoffe durch Einwirkung von 
salzsaurem Nitrosodimethyianilin auf Fluor- 
escein und dessen Derivate in Eisessig- 
lösung bei Wasserbadlemperatur. in dem 
versiegelten Schreiben No. 583 vom 3. Juni 
1889 beschreiben Carl Otto Finkh, G. 
Silber und Th. Mayer die Darstellung 
von Antimondoppelsalzen, welche 
neben Chlor- und Fluorantimon Kalium- 
oder Natriumchlorid oder -sulfat enthalten, 
vollkommen wasserlöslich sind und als Er- 
satz für Brechweinstein empfohlen werden. — 
ln zwei versiegelten Schreiben No. 213 
vom 9. Juni 1875 und No. 281 vom 12. Fe- 
bruar 1879 behandelt Horace Koechlin 
Schnellverfahren für Türkischroth- 
färberei, bei Zusatz von Zinnoxyd zu dem 
Färbebad kann das Avi viren wegfallen. - 
Die versiegreiten Schreiben No. 374 vom 
21. Mai 1883, No. 483 vom 26. Januar 1887 
und No. 566 vom 28. December 1888 von 
Horace Koechlin enthalten Verfahren 
zum Bleichen von Baumwolle durch 
Dämpfen, durch Calciuinbisulfit und durch 
Wasserstoffsuperoxyd. — In dem ver- 
siegelten Schreiben No. 576 vom 11. März 
1889 beschreibt Horace Koechlin die 
Anwendung einer Aluminium-Magne- 
sium-Zinkbeize für Baumwolle, die es 
ermöglicht, Baumwolle mit Azofarben 
(Ponceau, Bordeaux, Orange) zu färben. — 
ln dem versiegelten Schreiben vom 29. März 
und 6. Mai 1881 beschreibt Horace 
Koechlin die Einwirkung von Nitroao- 
dimethylanilin bezw. Dimethyl-p-phenylen- 
diamin auf Amine und Phenole (D. R. P- 
15 915), der wichtigste Farbstoff dieser 
Klasse ist das aus salzsaurem Nitroso- 
dimothylanilin und a-Naphtol entstehende 
Indophenol. 


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Heit 22. 

15. November I8OT. 


Rundschau. 


369 


Sitzung vom 4 . October 1899. 

M. G. Wyss macht Mittheilungen über 
Ferrocyancarbonyle. Diese Körper sind 
gegen Sonnenlicht sehr empfindlich. Eine 
wiissrige Lösung des Knliumsalzes ent- 
wickelt im Iiichte einen dauernden Strom 
von Kohlenoxyd, gleichzeitig bildet sieh 
Ferrocyanür und Kisenoxvd. Ferrocyan- 
cisencarbonyl verliert unter der Einwirkung 
der Sonnenstrahlen seine schöne violette 
Farbe und wird blau unter Kohlenoxyd- 
entwicklung und Bildung von Berliner Blau. 

St. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den itundschroiben 
und Musterkarton der Farbenfabriken.) 

Zwei neue Farbstoffe bietet die Ba- 
dische Anilin- und Sodafabrik in Al- 
kaliviolett 4B und R an (vgl. Muster 
No. 5 und No. 6 der heutigen Beilage) und 
erwähnt bei dieser Gelegenheit, dass sie 
ihrem bisherigen Alkaliviolett zur Unter- 
scheidung die Benennung Alkaliviolett 
6B gegeben hat. AlkaliviolcttR ist eine roth- 
stichige Marke, während 4B eine häufig 
verlangte Mittelnüance besitzt. Die Farb- 
stoffe zeichnen sich durch ihre besondere 
Walkechtheit aus. Man färbt am besten 
ohne Säure, lediglich mit 5% Glaubersalz 
und erhält auf diese Weise vollkommen 
egale Färbungen. Die Eigenschaft des 
Alkaliviolett, im neutralen Bade aufzuziehen, 
macht den Farbstoff werthvoll für die 
Halbwollfftrberei. Das neue Product 
eignet sich auch zum Zusammenfärben mit 
Rlauholz zur Herstellung billiger walk- 
echter Dunkelblau mit lebhaftem Ueber- 
schein. Ferner findet es Verwendung zum 
Färben von Kunstwolle, wofür ihm seine 
Walkechtheit zu statten kommt. 

Eine Musterkarte, welche Ausfärbungen 
des in Heft 18, Beite 294, besprochenen 
Säure-Anthracenbraun R auf loser Wolle, 
Kammgarn und Cheviot enthält, geben die 
Farbenfabriken vorm, Friedr. Bayer 
& Co. heraus. 

Sämmtliche Färbungen wurden her- 
gestellt unter Zusatz von 10 kg Glauber- 
salz und 3 kg Essigsäure. Man geht bei 
30 bis 40° C. ein. treibt in l /.. Stunde zum 
Kochen, kocht l'/ 2 Stunden und Betzt zum 
besseren Ausziehen der Flotte noch 1 bis 
2% Schwefelsäure zu. Das Bad wird 
dann mit kaltem Wasser etwas abgekühlt 
und 2 kg chromsaures Kali zugesetzt; man 
lässt 1 / t Stunde ohne Dampf ziehen und 
kocht dann noch '/ 2 Stunde. Bei den 
nachchromirten Färbungen sind die 
Licht- uud Alkaliechtheit besser als bei An- 
thracenbraun; die Säure-, Carbonisations-, 


Decatur- und Walkechtheit, sowie das Egali- 
sirungsvermögen sind sehr gut. Die vor- 
chromirten Farben stehen in Walk- und 
Lichtechtheit hinter den nachchromirten 
zurück, erreichen aber denselben Grad der 
Echtheit durch schwaches Nachchromiren 
mit */ s °/ 0 Chromkali. 

Chloraminfarben auf Baumwolle, 
Halbwolle und Halbseide betitelt sich 
eine Musterkarte der Chemischen Fabrik 
vorm. Sandoz in Basel. Baumwolle 
färbt man bei 80 bis 100" C. mit 20 bis 
25 °/ 0 Glaubersalz oder Kochsalz und, mit 
Ausnahme von Chloramingrün B, mit bis 
2% Soda. Aur Halbwolle arbeitet man 
1 Stunde bei 80 bis 90° C. mit 40 g kryst. 
Glaubersalz für ein Liter Flotte. Halb- 
seide wird 1 Stunde bei 80 bis 90" C. mit 
etwa 3 g Marseiller Seife, 6 g kryst. 
Glaubersalz, 3 g Natriuinphosphat, 1,5 g 
conc. Essigsäure für ein Liter Flotte ge- 
färbt. 

Die in der Karte angegebenen Farb- 
stoffmengen sind die Verbrauchsinengen 
bei stehender Flotte- Für das Ansatzbad 
sind bei lOfacher Flottenmenge etwa l / h , 
bei lhfacher etwa */<. bei 20facher etwa 
'/ 3 und bei 25 bis 30facher ungefähr die 
Hälfte des angegebenen Farbstoffes mehrzu- 
nehmen. 

The Clayton Aniline Co. Ltd. bringt 
zwei neue, zum Patent angemeldete Farb- 
stoffe, Clayton-Echtgrau D und S, auf 
den Markt. Sie zeichnen sich durch Echt- 
heit gegen Reagentien und atmosphärische 
Einflüsse aus und eignen sich besonders 
zum Färben von Baumwolle, lose, in Strang- 
form, in der Kette oder in Cops. Auch 
auf Stückwaare (vgl. No. 7 und 8 der Bei- 
lage) werden gute Resultate erzielt. Nach 
dem Färben kann die Baumwolle stark ge- 
walkt und gesäuert werden, ohne dass die 
Farbe sich irgendwie verändert oder in 
weisse Baumwolle oder Wolle blutet. Nach 
den Angaben der Fabrik halten Färbungen 
fortgesetzte Hauswäsche ohne jede Ver- 
änderung aus, und Sehweiss afficirt die 
Farbe nicht. Auch ist das Product alkali-, 
säure-, seifen- und lichtecht. Schöne 
Effecte werden damit auf raercerisirter 
Baumwolle erzielt. Behufs Lösens des 
Farbstoffes giesst man heisses Wasser 
darauf und fügt die zum Färben noth- 
wendige Menge kryst. Schwefelnatrium und 
calc. Soda hinzu; dann rührt man, bis alles 
in Lösung gegangen ist. Gefärbt wird 
unter Zusatz von Kochsalz eine Stunde 
lang bei 90 bis 100° C., wobei man Sorge 
zu tragen hat, dass die Baumwolle immer 
ganz von der Flüssigkeit bedeckt ist. Hölzerne 



370 


Rundschau. 


t Plrber-Zeftunsc. 
Jahrgang 1899. 


oder eiserne Filrbekiipen mit eisernen 
Dampfröhren, hölzerne, eiserne oder Hart- 
gummiwalzen können verwendet werden, 
während Kupfer und Messing weder für 
Gefflsse noch für Dampfzuleitungsröhren 
und Walzen benutzt werden sollen. Die 
Färbeflotte muss stets sofort aus der ge- 
färbten Baumwolle beim Verlassen des 
Bades ausgequetscht und das Material so- 
gleich abgespült werden. 

Durch Nachbehandlung mit einer warmen 
Lösung eines Oxydationsmittels w r ie Bichro- 
mat oder Kupfersulfat oder einer Mischung 
von diesen beiden lässt sich die Echtheit und 
Nüance erheblich verbessern. Zu diesem 
Zwecke setzt man dem nöthigen Wasser 
1 % Kupfersulfat und 0,35% Biehromat zu, 
zieht die Baumwolle in diesem Bade 
*/ 2 Stunde bei 70 bis 75° C. um, spült 
gut und avivirt durch 5 Minuten langes 
Kochen in einer '/„procentigen Seifenlösung 
oder Durchziehen durch ein warmes Bad, 
welches eine Emulsion von Olivenöl und 
calc. Soda enthält. 

Die Finna Joh. Kud. Geigy & Cie., 
Basel, empfiehlt in Isodiphenylschwarz 
R einen directen Baumwollfarbstoff, der mit 
Hülfe von Formaldehyd zu einem wasch- 
und säureechten Schwarz entwickelt wird. 

Die Waschechtheit der auf diese Weise 
nachbehandelten Färbungen soll diejenige 
sämmtlicher Bubstantiven Schwarz über- 
treten, die auf der Faser durch Diazotiren 
und Entwickeln oder durch Kupfern 
bezw. Chromiren waschecht werden. Der 
weiche Griff der Baumwolle wird durch 
den Formaldehyd nicht beeinträchtigt, so- 
dass das neue Verfahren nicht nur für 
Garne und Stückwaare, sondern speciell 
auch für lose Baumwolle in Betracht kommt. 
Die Färbevorschrift lautet: Man setzt das 
Bad mit 10 bis 15 g Glaubersalz und g 
Soda für ein Liter an, kocht auf, giebt 
den Farbstoff zu und färbt 1 Stunde 
kochend auB. Hierauf spülen, dem letzten 
Spülbad 3 bis 4% Formaldehyd zusetzen, 
% Stunde kalt behandeln, ausschleudern 
und trocknen. Die Schönheit der Nüance 
wird durch ein Seifenbad etwas erhöht: 
man giebt dann die Seife (etwa 2 g im 
Liter) in das Formaldehydbad und erwärmt 
auf etwa 50° C. Ebenso kann auch zur 
Nüancirung dem Formaldehyd ein wenig 
Methylenblau beigefügt werden. 

Mit dem Hinweis, dass dieses neue 
Verfahren sehr einfach und billig aus- 
zuführen ist, schliesst die Firma ihren 
Bericht. u . 


G Bumcke und R Wolffenstein , Ueber 
Cellulose. | Berichte der deutschen chemischen 
Gesellschaft 32, Seite 2493 bis 2507.) 

Nach den Angaben der Verfasser giebt 
es eine durch Sauerstoffaufnahme aus Cellu- 
lose entstandene Oxycellulose nicht, sondern 
bei der Einwirkung < von Oxydationsmitteln 
auf Cellulose findet gleichzeitig Hydrolyse 
statt. Bei der Einwirkung von Wasserstoff- 
superoxyd auf Cellulose, wobei entsprechend 
der Formel R.O, — H,0-f-0 Wasser in 
statu naseendi ein wirkt, wurde dasAuftreten 
eines Cellulosederivates mit Aldehydeigen- 
schaften constatirt, welches die Verfasser als 
..Hydraleellulose“ bezeichnen. Der Körper, 
dem die Molecularformel 6C,.H 10 O.-(-R,O 
zukommt , reducirt Fehling'sche LöBung, 
aramoniakalische Silberlösung, röthet farb- 
lose fuchsinschweflige Säure und bildet ein 
Hydrazon. Durch Einwirkung von Nutron- 
lauge geht die Hydraleellulose einerseits in 
den Alkohol (Cellulose), andererseits in die 
Säure (Acidcellulose) über. Acidcellulose 
die auch aus Cellulose direct durch Natron- 
lauge sowie durch Schweizer'sches Reagens 
entsteht, reducirt nicht, bildet kein Hydrazon, 
löst sich in Natronlauge, nicht in Ammoniak 
und wird von conc, Salzsäure gelöst. Durch 
Erhitzen geht sie in das entsprechende 
Lacton über. Beim Erwärmen mit Salz- 
säure wird Acidcellulose hydrolysirt. Da 
auch durch Salpetersäure aus Cellulose 
Hydrocellulose entsteht, so sind auch 
stimm tliche Nitroce 1 1 u lose n Nitro h y d r o ce 1 1 u- 
iosen. Der Cellulose kommt nach Angabe 
der Verfasser die Formel C^H^O^, zu. 

St. 

O. v. Faber und B. Totlens, Untersuchungen 
Uber die Oxycellulose. (Berichte der deutschen 
chemischen Gesellschaft 32, Seite 2589bis2601.) 

Die beim Oxydiren der Cellulose ent- 
stehenden Oxyceliulosen haben je nach der 
Darstellungsweise etwas verschiedene Eigen- 
schaften und enthalten neben Cellulose eine 
Substanz, welche ein Atom Sauerstoff mehr 
enthält als Cellulose. Diese Substanz 
nennen die Verfasser „Ceiloxin“, es kommt 
ihr wahrscheinlich die Formel C (1 H,O n (d. h. 
die eines Glucuronsäure-Lactons) zu. Beim 
Kochen von Oxycellulose mit Wasser und 
Kalk wird Ceiloxin gelöst unter Bildung 
von IsosaccharinBfture und Dioxybuttersäure, 
während Cellulose ungelöst bleibt. Alle 
Oxyceliulosen geben beim Erwärmen mit 
verdünnter Natronlauge eine goldgelbe, 
reduc.irende Flüssigkeit. Als Nebenproducte 
bei der Oxydation der Cellulose isolirten 
die Verfasser Zuckersäure sowie Säuren 
mit 4 und 5 Atomen Kohlenstoff. 



Heft 22. 

15. November 1 HOT. 


Rundschau. 


371 


Farbenfabriken vorm. Friedrich Bayer & 
Co. in Elberfeld, Diamidooxyanthrachinone und 
deren Sulfosäuren. (Französisches Patent 
288999 vom 18. Mai 1899.) 

Diese Verbindungen werden durch Oxy- 
dation von Diamidoanthrachinonen bezw. 
deren Sulfosäuren in schwefelsaurer Lösung 
hergestellt. So entsteht aus 1 • 5 Diamido- 
anthrachinon p-Diamidoanthrarufin und 
Diamidoanthrachryson, aus 1 • 5 Diamido- 
anthrachiuondisulfosäure ein Farbstoff, der 
ungeheizte Wolle violettblau, gechromte 
Wolle grünblau färbt s,. 

Farbwerke vorm. Meister Lucius und 
Brüning in Höchst a. M., Grüne Farbstoffe 
der Dtphenylnaphtylmethanrethe. (Zusatz vom 
20. Mai 1899 zu m französischen Patent 282 128 
vom 13. October 1898.) 

Die Farbstoffe werden erhalten, indem 
statt der im französischen Patent 282128 
vom 13. October 1828 verwendeten Tetra - 
alkyldiamidodiphenvlnaphtylmethane bezw. 
deren Monosulfosäuren gechlorte Tetranikyl- 
diamidodiphenylnaphtyliuethune liezw. deren 
Monosulfosäuren (z.B. ausTetraaikyldiamido- 
benzhydrol und Chlomaphtalinen bezw. 
Chlornaphtalinsuifosäureni mit rauchender 
Schwefelsäure behandelt und die Leuko- 
polysulfosäuren oxydirt werden. *. 

Actiengcsellschaft für Anilinfabrikation 
in Berlin, Schwarzer, direct färbender Baum- 
wollfarbstofT. (Französisches Patent 289128 
vom 23. Mai 1899.) 

Der Farbstoff wird durch Krhitzen von 
Chinonchlorimid mit Natriumhyposullitlösung 
und Mineralsäuren erhalten. ss. 

H. R. Vidal, Blauer, licht- und säureechter 
Baumwollfarbstoff. (Französisches Patent 
289244 vom 26. Mai 1899.) 

Der Farbstoff wird durch Krhitzen von 
p-Amidooxydiphenylamin mit Schwefel und 
Schuefelnatrium auf KiO bis 180° herge- 
stellt. s>. 


Actien Gesellschaft für Anilinfabrikation 
in Berlin, Braune direct färbende Baumwoll- 
farbstoffe. (Französisches Patent 289594 vom 
5. Juni 1899.) 

Die Farbstoffe werden durch Erhitzen 
der Condensationsproducte aus m-Toluylen- 
diarnin und p-Nitrochlorbenzol-o-sulfosäure 
bezw. o-Nilrochiorbenzol-p-sulfosäure mit 
Schwefel und Schwefelalkali hergestelit. 

ss. 

Dr. Karl Kolbe, Saure Ester der Phenylglycln- 
o-carbonsäure. (Französisches Patent 289621 
vom 6. Juni 1899.) 

Die Ester werden durch Einwirkung von 
Monochloressigsäure auf Anthranilsäureester 
oder von Monochloressigsäureestern auf 
Anthranilsäure erhalten. Die trocknen Salze 
dieser sauren Ester liefern beim Erhitzen 
mit Essigsäureanhydrid und darauf folgende 
Behandlung mit wässrigen Alkalien und 
Luft Indigo, intermediär dürft«' hierbei 
Aeetylindoxyl auflreten. Auch substituirte 
Indigos lassen sich so darstellen. s , 

Manufacture Lyonnaise (Leop. Cassella 
& Co.), Schwarze primäre DisazofarbstofTe. 

(Französisches Patent 289693 vom 7 Junil899.) 

Die Farbstoffe wurden durch Kuppeln 
der 2 • 3-Amidonaphtol-5-sulfosäure mit 
2 Mol. Diazoverbindung uub a-Naplitylamin 
oder tiessen Sulfosäuren, z. 11. mit 2 Mol. 
Diazonaphthionsäure oder 1 Mol. diazotirter 
1 • 7 - Naphtylaminsulfosäure und 1 Mol. 
u-Diazonaphtaiin erhalten. 

Actiengcsellschaft für Anillnfabrikation 
in Berlin, Schwarze directe Baumwollfarbetoffe. 
(Zusatz vom 9. Juni 1899 zum französischen 
Patent 289 128 vom 23. Mai 1899.) 

Die Farbstoffe werden erhalten, indem 
statt des im französischen Patent 282128 
verwendeten Chinoncblorimids dessen Ha- 
logen-, Nitro- und Amidoderivate sowie 
dessen Cnrbonsäure oder Suifosäure oder 
auch indem Chinondichlorimid bezw. dessen 
Derivate mit Natriumhyposulfit und Mineral- 
sliuren erwärmt werden. sw 


Actiengesellschaft für Anillnfabrikation 
in Berlin, Naphtophenazoniumverbindungen. 

(Französisches Patent 289519 vom 2. Juni 1899.) 

Die Verbindungen werden durch Er- 
hitzen der Azokörper aus Methyl-phenyl-/?- 
naphtylamin, dessen Homologen und Sulfo- 
süuren mit Mineralsäuren dargestellt. Die 
Azoniumverbindungen färben tannirte Baum- 
wolle orange und sind werthvolle Aus- 
gmigsmaterialien für die Durstellung von 
Safrauin- und Kosinduiinfarbstoffen 4 >. 


Socletc Franyaise de Couleurs d’Anlline 
de Pantln, Schweielnaltige directe Baum- 
wollfarbstofle. (Französisches Patent 289881 
vom 13. Juni 1899 ab.) 

Die Farbstoffe werden erhalten durch 
Verschmelzen von Pyroninfarbstoffen (Phtu- 
leinen, Eosinen, Coeruleinen, Suceineinen) 
mit Schwefel und Schwefelalkalien unter 
Zusatz von Salzen oder Oxyden der Alka- 
lien, alkalischen Erden oder Schwermetalle. 


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372 

Actiengesellschaft für Anilinfabrikation 
in Berlin, Ein neues Verfahren zur Darstellung 
von Farbstoffen der Vidalschwarzgruppe, 

(Französisches Patent 290068 vom 19..luni 1899.) 

Nitrooxyderivate dos Diphenylamins, 
m-Dinitrooxydiphenylamin, m-Dinilruuxydi- 
phenylaminsulfo- bezw. -carbonsäure liefern, 
mit Schwefel und Schwefelalkali erhitzt, 
Farbstoffe, welche Baumwolle schwarz 
färben, ohne dass eine Nachoxydation 
nöthig wäre. Erhitzt ntan dieselben Körper 
mit weniger Schwefel und weniger Schwefel- 
natrium, so entstehen Körper, welche von 
den zuerst erwähnten Farbstoffen ver- 
schieden sind und erst oxydirt werden 
mfissen, um Farbstoffe zu werden. Die 
Oxydation wird z. B. so ausgeführt, dass 
durch die wässrige Lösung der Schmelze 
Luft durchgeleitet wird, wobei sich der 
Farbstoff als dunkler Niederschlag ab- 
scheidet. St. 

Soclcte Bonnet, Ramel, Girand, Savigny 
und Ma rnas, Erzeugung von Aetzmustern 
auf gefärbten Seidengeweben mittels Ammo- 
niumsulfits. (Französisches Puten! 289 499 
vom 5 Mai 1899.) 

Die damit bedruckten Gewebe werden 
bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet, 
man erhält so weisse Muster auf farbigem 
Gründe, die dann in bekannter Weise 
gefärbt werden können. Das Verfahren 
hat vor dem gewöhnlichen Aetzver- 
fahren mit Zinkstaub oder mit Zinnsalz den 
Vortheil, dass das Aelzen bei gewöhnlicher 
Temperatur erfolgt, dass nicht gedämpft 
und danach nicht ausgewaschen zu werden 
braucht und eignet sich daher besonders 
für empfindliche Seidenstoffe. s ,, 

P Bertram in Nieder-SchOnbausen b Berlin, 
Verfahren zum Färben von Pelzen. (I). R. 

P. 104 «62, Klasse 8, vom 22. März 1898.) 

Das Verfahren besteht darin, dass der 
Pelz zuerst mit untersehwefligsaurem Natron, 
danach mit (’hromkali und hierauf mit einer 
heissen Lösung leicht oxydabler Substanzen, 
wie p- Phenylendiamin, p-Amidophenol, 
Pyrogallussäure und dergl. gemäss den 
Verfahren der Patente No. 47341) und 
No. 51073, oder mit einer Lösung von 
Holzfarben, wie Blauholz u. s. w., behan- 
delt wird. Es wird z. B. der Pelz in einer 
20° Be. starken Lösung von unterschweflig- 
saurem Natron bei einer Temperatur von 
ca. 25° und dann in einem gleichfalls etwa 
25° w'armen Chromkalibad unter Zusatz 
von etwas Säure (2 bis 5 g im Liter) be- 
handelt. Der durch diese Vorbehandlung 
gelb gefärbte Pelz wird gut gespült und 
dann durch eine etwa 90“ warme Lösung 


[ P*rt«r-ZeUuos. 

Jahrgang 1 **>•). 

von p-Phenylendiamin gezogen (5 bis 10 g 
p-Phenylendiamin im Liter); Nach wenigen 
Minulen ist das Fell tief schwarz gefärbt. 
Es wird dann gespült und in der Wärme 
rasch getrocknet. Die so gefärbten Felle 
sollen ebenso weich wie vorher sein und 
infolge dessen direct verwendet werden 
können, ohne dass es erforderlich ist, ihnen 
durch Einfetten oder mechanische Behand- 
lung die beim Färben verloren gegangene 
Geschmeidigkeit wieder zu geben, wie dies 
die bisher üblichen Färbeverfahren noth- 
wendig machten. s,. 

Dr. A. H. Prinz, H. Haber, E. Tomischka 
und J. Freiherr von Brenner in Wien, 
Verfahren zur Aufbereitung von Pflanzen- 
fasern, insbesondere Jute, Rhca und Ramie 

(D. R. P. 104 604, Klasse 29, vom 17. No- 
vember 1897 ) 

Die Rohfasern werden in kalte Aetz- 
natronlauge von 1,035 spec. Gew. eingelegt, 
abgepresst, mit Chlorgas und zuletzt 
wiederum mit kalter Aetznatron lauge be- 
handelt. Die gewaschene Faser gelangt 
alsdann zur Bleichung. 

A. M. P. Boullliant in Paris, Verfahren, 
pflanzliche Fasern zu degummiren und ihnen 
ein glänzendes, seidenartiges Aussehen zu 
geben. (D. R. P. 106 824, Klasse 29, vom 
6 October 1898) 

Die Fasern w’erden zunächst mit einer 
gesättigten Salzlösung bei 105 bis 1 10° 
erwärmt, danach mit kaltem Wasser ge- 
waschen und 2 Stunden lang in einem 
10%igen Seifenbad aufgekocht. Nach 
abermaligem Auswaschen werden sie in 
sehr verdünnte Schwefelsäure eingetaucht, 
getrocknet und gebleicht. Ä . 

E. Kruscbe tn Pabianice b. Lodz, Verfahren 
zur Herstellung eines filzartigcn Stoffes aus 
Cellulose (D. R. P. 106043, Klasse 29.) 

Eine auf einer Kupferplatte ausgebreitete 
Cellulosefaserschicht wird mit einer Kupfer- 
oxydammoniaklösung begossen. Hierdurch 
wird die Cellulose theilweise aufgelöst. Die 
gelöste Cellulose wird durch Aufgiessen 
von Alkalilauge ausgefällt; die Faserschicht 
wird mit einer Kupferrolle gepresst und so 
die einzelnen Fasern durch die-ausgeflillte 
Cellulose zusammengeklebt. Nach dem 
Waschen in verdünnter Säure, Spülen und 
Trocknen ist der Stoff gebrauchsfertig. 

(Besonders für Futterstoffe und andere 
billige Stoffe, an deren Festigkeit keine 
hohen Ansprüche gestellt werden, dürfte 
das Product geeignet sein. D. Ref.) 


Rundschau. 


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Heft 22. 

LV November 1*99. 


Kundicbeu. 


373 


Kalle A Co., Biebrich a Rh. Verfahren zur 
Erzeugung schwarzer Färbungen auf Gespinst- 
fasern mit Blauholz. (D. R, 1*. I 05 869, Klasse 8.1 

Das Gewebe wird mit einem Gemisch 
aus Blauholzextrakt, Eisensalz und einer 
organischen Säure bedruckt und mit einer 
neutralen Nitritlösung behandelt. Die Säure 
kann durch ein sauer reagirendes Salz, 
z. B. saures schwefelsaures Natron ersetzt 
oder auch ganz weggelassen werden. 

Man druckt z. B. mit 
110 g Blauholzextrakt. 

70 - Eisenvitriol, 

1 4 - Weinsäure, 

360 - Britishgum und 
446 - Wasser 
und üherdruekt mit 
150 g Nitrit, 

290 - Britishgum und 
560 - Wasser. 

Darauf wird gedämpft, gewaschen und 
geseift; oder man verfährt umgekehrt, d. h. 
man klotzt den StotT mit Nitrit und be- 
druckt darauf mit einem Gemisch aus Blau- 
holzextrakt. Beize und Säure. Druckt man 
ein nicht mit Nitrit und Säure versetztes 
Gemisch auf, so wird danach getrocknet 
und durch eine siedend heisse Nitritlfisung 
passirt. darauf wird gewaschen und geseift. 

*. 

Kalle & Co, Biebrich a. Rh., Verfahren zur 
Erzeugung von Indigo auf Seide. (D. U. P. 

105630, Klasse 8.) 

Das Seidengewebe wird mit Indigosalz 
(D. K. P. 73377) imprägnirt und an den 
Stellen, wo die Nüanee erzeugt werden 
soll, mit Natronlauge bedruckt. Man klotzt 
z. B. ein Stück Seidenstoff mit einer Lösung 
von 2 kg Indigosalz T in 6 Liter Bisulfit- 
lauge von 38" Be. und 40 Liter Wasser, 
trocknet scharf und druckt mit einem Ge- 
misch aus 5,5 kg Natronlauge von 40° Be. 
und l,5kg Dextrin- (Traganth-) Verdickung. 
Durch Trocknenlassen ohne Temperatur- 
erhöhung entwickelt sich der Indigo; wenn 
die dunkelgrün erscheinenden Druckmuster 
an Intensität nicht mehr zunehmen, wird 
sehr gut, am besten breit, gewaschen, ge- 
säuert, gewaschen und getrocknet. Man 
erhält so ein Tiefblau auf weissein Grunde. 

s>. 

Chemische Fabrik vorm. Sandoz ln Basel, 
Verfahren zur Ucberführung von Sulfooxylndo 
phenolthiosulfosäuren ln die Chromlacke von 
Thiazinfarbstoffen (D. R. P. 105566. Zus. zuin 
D. R. P. 103574, Klasse 8.) 

Statt der im Hauptpntent verwendeten 
Oxy- und Sulfooxyindophenolthiosulfosäuren 
werden die aus den Thiosulfosäuren des 


p-Ainidodimelhylanilins und des p-Amido- 
diaethylanilins mit der 1 ,2-Naphtoehinon- 
6-monosulfosäure, 1 ,2-Naphtochinon-7 -mono- 
sulfosäure, l,2-Naphtochinon-8-monosulfo- 
säure bezw. der l,2-Naphtochinon-4,6-di- 
sulfosäure, 1,2-Naphtochinon- 1,7 -disulfo- 
säure , 1 ,2-Naphtochinon -4,8 - disulfosäure 

entstehenden Sulfooxyindophenolthiosulfo- 
säuren in Gegenwart von C'hromacetat zum 
Druck verwendet. Es werden z. B. 30 g 
sulfooxyindophen«lthiosuifosaure8 Natron 
aus p-Anudodimetbylanilinthiosuifosäure und 
l,2-Naphtochinon-4,7-disulfosäure mit 400 
ccm Wasser und 490 g Stärke-Traganth- 
Verdickung bei 70" ungerührt und nach 
dem Erkalten mit 30 g Essigsäure von 40% 
und 60 g Chromacetat von 20" Be. versetzt. 

Man siebt, druckt zweckmässig auf geölten 
Baumwollstoff und dämpft 1 '/., bis 2 Stunden 
bei '/, bis 1 Atm. Ueberdruck. Dabei 
fixirl sich das anfänglich unscheinbar blau- 
violette Druckmuster in schön indigoblauer, 
sehr waschechter Nüanee. *, 

Erzeugung steifer, mcrcerisirtcr Garne und Ge- 
webe mit Seidenglanz. (Französisches Patent 
288839 vom 15. Mai 1899. E. Heberlein.) 

Das Garn oder Gewebe wird in ge- 
spanntem Zustande mit einer Natronlauge 
von 15 bis 40" Be,, welche 2 bis 20% 

Stärke vom Gewicht der Waare gelöst ent- 
hält, mercerisirt. in gespanntem Zustande 
so lange gewaschen, bis die innere Faaer- 
spannung nachgelassen hat, dann mit einer 
verdünnten Säure gespült und getrocknet. 

Man erhält so eine Baumwolle, die ausser 
den Eigenschaften des Seidenglanzes die 
Steifheit der sog. Eisengarne besitzt. Die 
Faser kann auch zuerst durch Stärkelösung 
gezogen und hierauf in bekannter Weise 
mercerisirt werden. Schliesslich kann die 
Faser auch mit. der stärkehaltigen Lauge 
in ungespanntein Zustande mercerisirt, dann 
auf die ursprüngliche Länge wieder nus- 
gereckt, in gespanntem Zustande ausge- 
waschen, wie üblich entsäuert und ge- 
trocknet werden. 

The Marsden Company, Philadelphia, Ver- 
fahren zur Herstellung wasserdichter Gewebe, 

Seilerei-, Wirk- oder Flechtwaaren (D. R. P. 

103506, Klasse 8, vom 28. September 1897.) 

Zwischen die zur Herstellung der 
Wanren benutzten Fäden werden Fäden 
von Nitrocellulose eingearbeitet und die 
gemischte Waare dann mit einem Lösungs- 
mittel Tür die Nitroeellulose, z. B. Essig- 
säureamyl- oder äthyläther befeuchtet. Hier- 
durch bildet sich in der Umgehung der 
NitrocelluloBefäden eine Lösung derselben, 

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f Plrfeer-ZeltanK. 
[Jahrgang 1#99. 


374 Verachicdsn« 


welche sich den inneren Schichten des 
Gewebes mittheilt und die Zwischenrilume 
der Faden und Fasern ausfüllt, wahrend 
die Aussenseiten der Waare ihr natürliches 
faseriges Aussehen beibehaltcn. Das so 
behandelte Gewebe erscheint daher nicht 
glasirt und wird nicht steif und spröde. 

a. 

Abfärbendes Naphtolschwarz. 

Als eine besonders werthvolle Eigen- 
schaft der Naphtolfarben wird von Fach- 
leuten die völlige Reibechtheit hervorge- 
hoben. Es muss daher die l'eberschrift 
dieses Artikels befremden, da sie im vollsten 
Widerspruch zu fachmännischen Aus- 
lassungen steht. Der Widerspruch ist 

allerdings nur ein scheinbarer, denn nichts 
ist. wie „Das Deutsche Wollengewerbe“ 
berichtet, leichter, als eine an sich durch- 
aus solide Naphtolfarbe zum Abfarben oder 
Ausbluten zu bringen. Verständlicher wird 
der Vorgang, wenn man denselben an dem 
Farbeverfahren selbt erläutert. Die Naphtol- 
farbstolfe gehören zu den „sauren* Farben, 
d. h. sie werden mittels Säuren oder saurer 
Salze auf der Wollfaser fixirt. Ein halb- 
stündiges Kochen nach dem Absüurem ge- 
nügt vollauf, um die Farbe vollständig zu 
fixiren. Werden nun durch anhaltendes 
Spülen, Nachwaschen oder gar Nachkochen 
(in der Appretur) die Fixirungsmittel aus- 
gelaugt, so geht nalurgemäss der Farbstoff 
allmählich wieder ln Lösung, und die vor- 
her vollständig widerstandsfähige Farbe 
verliert ihre Haltbarkeit, färbt beim Reiben 
ab und blutet, namentlich an Stellen, die 
dem Schweiss besonders ausgesetzt sind, 
aus und schmutzt unter Umständen Futter 
und Leibwäsche an. 

Eines eigentlichen Spülens bedürfen 
die Naphtolfarben überhaupt nicht; will 
man indessen, vielleicht aus Rücksicht auf 
die Qualität der Waare, es dennoch bei 
dem einfachen Durchpassiren durch den 
Kühlbottich nach dem Färben nicht be- 
wenden lassen, so begnüge man sich 
wenigstens mit einem halbstündigen Spülen 
in reinem Wasser, um auch die letzte Spur 
etwa überschüssiger Salze zu entfernen, und 
man wird nie Gefahr laufen, abschmutzende 
oder auslaufende Naphtolfarben zu be- 
kommen. 

Manche Kammgarn- und Cheviotartikel 
neigen beim Färben zur Faltenbildung und 
bedürfen zu ihrer Glättung einer besondern 
Naehappretur, welche vielfach auf der so- 
genannten Kcchmaschine vorgenommen 
wird Diese besteht aus zwei überein- 
ander angebrachten Walzen, von denen die 


Mittbeilungen. 


untere zum Aufwickeln der Waare in einem 
Trog angeordnet ist, welcher das Koch- 
wasser enthält, während die Oberwalze als 
Druckwalze dient und mittels Gewichts- 
hebeln auf die unten in ganzer Breite 
aufgerollte Waare gepresst wird. Bei einer 
Temperatur von 75 bis 94° C. lässt man 
die Waare unter Druck im heissen Wasser- 
bad etwa Stunde laufen und sie dann, 
nachdem das Kochwasser aus dem Trog 
abgelassen ist, auf der Walze erkalten. 
Wird die beschriebene Manipulation an 
naphtolartiger Waare vorgenommen, so 
ist dem Kochwasser für das Stück Waare 
etwa 3 / 4 bis 1 Liter Essigsäure beizufügen, 
um ein Auslaugen der Fixirsalze und 
somit ein Abtärben oder Ausbluten zu 
verhüten. 


Verschiedene Mittheilungen. 

Handelskammerbcricbte 1898. 

Bonn. Tür kischroth-Garn färberei. 
Für die Textilindustrie ist das Geschäfts- 
jahr 1898 im Allgemeinen nicht günstig 
gewesen. Die Baumwollweberei litt schon 
im Jahre 1897 unter einer starken Ueber- 
production und im laufenden Jahr trat auch 
bei der Spinnerei immer deutlicher zu 
Tage, dass die Production dem Verbrauch 
entschieden vorausgeeilt ist. Die Baum- 
wollpreise erlitten keine grossen Schwan- 
kungen und blieben auf einem niedrigen 
Durchsehnittsniveau. Von etwa 3 l / 8 d für 
Middling-Orleans im Sommer erholten sich 
die Preise auf 3 '/., bis 3 6 / s d im April, da 
die ersten Erntearbeiten in Amerika an- 
geblich nicht sehr günstig verliefen. Dann 
trat aber Abschwächung ein, im Juni wurde 
noch 3 3 / 8 d notirt, und von du ab blieb, 
unter immer grösseren Ernteschätzungen 
die Tendenz weichend, bis Anfangs No- 
vember der Preis auf ca. 2"/ 8 d an langte 
und damit fast den niedrigsten Stand des 
Jahres 1895 erreichte. Die Differenz in 
den Baumw ollpreisen zwischen Anfang und 
Ende des Jahres betrug also höchstens 
*/ 4 d — 2 Pfg. pro Pfund, dagegen gingen 
Garnpreise um mindestens ö Pfg. pro Pfund 
zurück, da die Spinner ihre Production 
nicht unterzubringen wussten. Zwar w urden 
zu den niedrigen Preisen im November 
grosse Garnabschlüsse auf Lieferung ge- 
thätigt, aber die Abnahme seitens der 
Webereien blieb schleppend und bei den 
Spinnern häuften sich theilweise grosse 
Gamvorräthe an. Die Färberei war im 
ganzen Juhr mässig beschäftigt; für das 



Halt 22. 

15. N ovember 1 SO®. 


Pmtsntllst*. 


376 


inländische Geschäft trat in den Sommer- 
monaten mit dem Rückgang der Garnpreise 
eine Abschwächung ein, die auch bis zum 
Spätherbst mehr oder weniger anhiell. Das 
Exportgeschäft nach dem Osten wird immer 
schwieriger und hat neuerlich unter einer 
starken Concurrenz der Italiener zu leiden, 
die, besonders in Folge niedriger Arbeits- 
löhne u. s. w., billiger fabriciren und viel- 
fältig zu Preisen ausbieten, die entfernt 
nicht die hiesigen Herstellungskosten decken. 
Die Arbeitsverhältnisse waren im Ganzen 
normal und sind besondere Veränderungen 
in dieser Beziehung nicht vorgekommen. 

Aachen. Auch im Jahre 1898 war 
der Absatz in den von der Wollindustrie 
benöthigten Farben und Chemikalien nur 
gering, da nach wie vor hauptsächlich 
wollfarbige Tuche verlangt wurden und die 
Stückfärbereien des Bezirks sehr schwach 
beschäftigt waren. 

Die Preise für Blauholz blieben bis 
zum Herbst ohne wesentliche Aenderung, 
dann trat aber wegen knapper Zufuhren 
der hier bevorzugten Sorten eine nicht un- 
wesentliche Steigerung ein. 

Der Werth des Gelbholzes ging im 
Sommer zurück, befestigte sich aber wieder, 
als sich herausstellte, dass die Einfuhren 
den erwarteten Umfang nicht erreichten. 

Caliaturholz blieb bei schwachem Ver- 
brauch billig. Ebenso behielt Weinstein 
seinen niedrigen Stand und ist gegen An- 
fang des Jahres noch etw a 5% ' m Werthc 
gesunken. 

Trotzdem die vorletzten Ernten kein 
grosses Quantum auf den Markt brachten, 
konnten sich die Indigopreise nicht er- 
holen, mussten vielmehr unter dem Drucke 
des synthetischen Indigos der Badischen 
Anilin- und Sodafabrik im Laufe des Jahres 
weiter nachgeben und haben nunmehr 
einen solch niedrigen Stand erreicht, dass 
schon manche Pflanzer ihr Land nicht mit 
Indigo, sondern mit Tabak, Zucker u. s. w. 
bebauen. 

Die zum Färben erforderlichen Chemi- 
kalien haben meistens einen niedrigen 
Stand. Obschon einige Artikel unter Con- 
vention stehen, gingen die Preise dafür 
ganz erheblich zurück, da neu entstandene 
Fabriken anhaltend billigere Angebote 
machten. 

Alizarin- und Anilinfarben verdrängen 
die NaturfarbstofTe immer mehr. Der Wett- 
bewerb unter den verschiedenen Fabriken 
ist sehr scharf und die Preise für die 
meisten Artikel sehr gedrückt. 

Der Stückfärberei hat das Berichtsjahr 
keine Aenderung der wenig befriedigenden 


Lage gebracht. Die Nachfrage nach stück- 
farbiger Waare ist, abgesehen von Eskimo- 
und Paletotstoffen anhaltend gering. Ueber- 
dies hat auswärtige Concurrenz durch 
Unterbietung der Preise einen Theil der 
Aufträge sich zu verschaffen gewusst. 

Die Einrichtung der monatlichen Rech- 
nungsausstellung, die für ein Lohngeschäft 
als die allein zweckmässige erscheint, ist 
zur allgemeinen Durchführung gelangt. Die 
dadurch ermöglichte glatte Abrechnung 
wird die vereinzelt aufgetretene Unzu- 
friedenheit bald überwinden helfen. 


Patent - Liste. 

Aufgoatcllt von der Rodaction der 
.Färber-Zeitung“. 

Patent-Anmeldungen. 

Kl. 22. R. 11 419. Apparat zum Oxydiren von 
Oelen. — 8. Rosenblum, S. Rideal und 
Ch. J. Yarnhold, London. 

Kl. 22. F. 11 917. Verfahren zur Alkylirung 
von Dialkylrhodaminen. — Farbwerke 
vorm. Meister Lucius A Brüning, 

Höchst a M 

Kl. 22. K. 17 850. Verfahren zur Darstellung 
gechlorter Roeinduline. — Dr. F. Kehrmann, 

Genf, Schweiz. 

Kl. 22. W. 14 164 Verfahren zur Herstellung 
einos Lackes förWacbstuch, Fussböden u.dgl. 

— J. R. Wood, Glasgow. 

Kl. 28. B. 23 613. Verfahren zum Gerben und 
Farben von Häuten und Fellen unter Be- 
nutzung des elektrischen 8troms. — George 
Dexter Burton, Boston, V. 8t. A. 

Kl. 29. St. 5696. Verfahren zur Herstellung 
von Fäden, Bogen, Films u. dgl. aus 
Vlscoee. — Ch. H. Stearn, Westminster. 

17. October 1898. 

Paten t-Brthellun gen. 

Kl. 8. No. 106 146. Vorrichtung fOr Rauh- 
maachinen zum Putzen der Karden in der 
Maschine. — L. Clarenbach jr., Phila- 
delphia. Vom 2. Juni 1897 ab. 

Kl. 8. No. 106 342. Verfahren zum Färben 
von Geweben auf dem Jigger (Breltfärbe- 
maschine mit Geweberücklauf). — H. Laag 
& Cie., Düsseldorf. Vom 12. November 1897 
ab. 

Kl. 8. No. 106 343. Stoffprägemaschine. — 

M. B. Tltunhendler, Warschau. Vom 
3. Mai 1898 ab. 

Kl. 8. No. 106 344. Farbautglelcher für Ketten- 
garndruckmaschlnen; Zua. z. Pat. 89033. — 

W. Shaw, Brooklyn. Vom 12. Juni 1898 ab. 

Kl. 8. No. 106 490. Verfahren zur Erzeugung 
echter gelber bis brauner Färbungen auf 
Leder mittels Titansalxen, — Dr. C. Dreher, 

Freiburg I. Br. Vom 8. September 1898 ab. 

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876 


Kl. 8. No. 106 589. Farbevorrichtung für 
Garne in Spulenform u. dgl. ; Zus. z. Pat. 
92 659. — B. Thies, Coesfeld i. W. Vom 
6. December 1896 ab. 

Kl. 8. No. 106 590. Träger zur Behandlung 
von Garnsträhnen mit Flüssigkeiten, Ins- 
besondere zur Behandlung von Baumwollgarn 
in gespanntem Zustande mit Alkalion. — 
J. Schneider, Hrdly-Theresienstadt. Vom 
27. April 1897 ab. 

Kl. 8. No. 106 591. Einrichtung zum Trocknen 
geweifter Garne. — E. Konchi, Busto- 
Arsizio, Italien. Vom 25. September 1897 ab 

Kl. 8. No 106 592. Wasch Vorrichtung für den 
Bezug des Druckcylinders von Zeugdruck- 
maschinen. — E. W. Hopkias, Berlin. 
Vom 17. October 1897 ab. 

Kl. 8. No. 106 598. Selbstthätig wirkende 
Garn-Spaunvorrichtung für Maschinen zum 
Imprägniren, Waschen, Spannen und Trock- 
nen von Strahngarn. — A. Kötner und 
E. Hölken, Barmen Vom 17. December 
1897 ab. 

Kl 8. No. 106 59 4. Farbevorrichtung mit 
durch ein Flügelrad angehobener kreisender 
Flotte. — Th. J. Godt, Kopenhagen. Vom 
21. December 1897 ab. 

Kl. 8. No. 106 596. Vorrichtung zum Merce- 
risireu von Strahngarn. — N. Ist o min, 
Moskau. Vom 18. Marz 1898 ab. 


Briefkasten. 

Zu uneutKelUlcbeai — rein eachllchrtn — ftfolnungMnudtnarcb 
unserer Abonnenten. Jede aaefiitirllclie und besondere 
werilivolle Auekanfteorthellang wird bereitwillig»! bonorlrt. 

(Anonyme Zu*rmlung«n blrlbrn eeberflrkairbtigt.l 

Fragen. 

Frage 59: Farbige Tuche werden behufs 

Fixirung des Mattgiauzes nach dem Fressen 
auf Walzen gewickelt und ins Wasser 
(60 bis 70“) gelegt. Es entstehen dabei dunkle, 
glanzlose Stellen. Wie ist dem abzuhelfen? 

z . 

Frage 60: Ich möchte meinen Flanellen 

einen festen, tuchartigen Griff beibringen und 
möchte wissen wie? r. 

Frage 61: Wie ist Kunstwolle zu prüfen 

bezw. zu analysireu? b. 

Frage 62: Meine feinen Loden kommen 

oft blasig und faltig aus der Walke; die 
Falten sind gebogen und unegal Uber die 
Stück breite vertheilt, öfters auch parallel. 
Schwere Farben zeigen diesen Cebclstand mehr, 
als andere leichte. Wie ist dem abzuhelfen? 

p. 

Frage 63: Wie bestimmt man den Wasser- 
gehalt einer Starkesorte mit dem Stürke- 
Wassergohaltsprober von Adolf Beck? u. 

Antworten. 

Antwort auf Frage 17: Als Ersatz für 

Blauholzschwarz kann der verhältnissmässig 


f Ptrber-Zeitang. 

I Jahrgang 1*9». 

billige Farbstoff Directtiefschwarz E, G oder 
KW (Bayer) empfohlen werden. Gefärbt wird 
unter Zusatz von Kochsalz wie bekannt nach 
Angaben der Firma. <?. Hg. 

Antwort auf Frage 44: Als üusaerst licht- 
echtes Grau auf Baumwolle kann noch em- 
pfohlen werden der Farbstoff Neu -Echtgrau 
(Bayer). Gefärbt wird wie bekannt auf Tannin- 
Brech Weinstein o. Eg. 

Antwort auf Frage 59: Die Wasserbe- 

handlung der vorher scharfgepressten und 
ganz trocknen Waare ist immerhiu bedenklich, 
da sie das Wasser nur sehr schwer annimmt. 
Besser ist es, gleich nach dom Rauhen und Ver- 
streichen die nasse Waare gut auf der Cen- 
trifuge zu entwässern und nun auf Walzen 
gewickelt mit Wasser zu kochen. Es ist ja 
immerhin nicht ausgeschlossen, dass bei stück- 
farbigen Tuchen die betreffenden dunklen 
Flecke von der dem Färben vorangehenden 
Decatur herrühren, indem die Stellen durch 
zu heissen oder zu feuchten Dampf ange- 
griffen sind. Die obigen glanzlosen Stellen 
lassen sich aus den Tuchen durch nasses Ver- 
streichen und Rahmen, wonach nochmal ver- 
strichen und mit Wasser gekocht wird, ent- 
fernem j. 

Antwort auf Frage 60: Bei der leichten 
Webart ist dies eine schwere Aufgabe Es 
ist vor allem eine stark lilzende Wolle zu 
verwenden Das Walken ist genau auf die 
Breite und Länge einzuhalten, damit beim 
Kähmen das Stück nicht ausgezogen wird, wo- 
durch es lappig wird Das Rauhen hat nur ober- 
flächlich zu geschehen, am besten mit Roll- 
karden Nach dem Rauhen empfiehlt es sich, 
auf Walzen zu wickeln und in heissem Wasser 
stehen zu lassen. Handelt es sich um Filz- 
flanell, so rauhe man nach dem Bntgerbern 
und walke die Decke dann in der Cylinder- 
walke wieder auf b. 

Antwort auf Frage 61: Man weicht eine 

gewogene, bei 100° getrocknete Probe in 
Schwefelsäure von 6° Bö. eine Stunde ein 
und trocknet, ohne zu waschen, bei 80°, worauf 
die Probe tüchtig geklopft und dann gewogen 
wird Vermuthet man einen starken Procent- 
satz Baumwolle, so kann mau statt des 
obigen Carbonisirvorfahrons folgenden Kou- 
troll versuch anstellen : Man kocht die Probe 
eine halbe Minute mit einer Aetznatronlauge 
(1 : 10), wobei sich die Wolle auflöst. Mau 
filtrirt, wäscht den Rückstand, trocknet und 
wiegt ihn; or stellt die Baumwolle dar. 

K. K. 

Antwort auf Frage 62: Offenbar stammt 
der Fehler von der Walke her; man solle 
untersuchen, ob der Stauchapparat gut und 
glatt functionirt. Dann sorge inan für fette 
(olelohaltige) VValkseife und lasse dio Waare 
etwas langsamer durch dio Walke schlossen. 
Ferner untersuche man, ob nicht etwa die 
Waschmaschine daran Schuld ist. Br. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Quellenangabe geelattet. 

Verlag von J n lla e Springer ln Berlin N. — Druck tou Emil Dreier in Berlin SW. 

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Färber-Zeitung. 

1869. Heft »8. 


Erklärung. 

Von 

Dr. Buntrock. 

Obwohl die von Kalle & Co. angezogene 
Kritik in der „Chemiker-Zeitung“ nicht 
meiner Feder entstammt, stehe ich keinen 
Augenblick an, die dort aufgestellten Be- 
hauptungen bezüglich der Zusammensetzung 
des Chrompatentgriins A u. s. w., Behaup- 
tungen, welche sich grösstentheils mit meinen 
schon früher in der „Revue generale des 
matieres colorantes“ ausgesprochenen An- 
schauungen decken, zu unterschreiben. 

Gleichzeitig weise ich die Angriffe der 
Firma Kalle & Co., welche sich gegen 
mich richten, zurück. 

Es ist mir absolut unverständlich, wie 
die genannte Firma die falsche Behauptung 
aufstellen kann, dass ich geflissentlich 
meine Stellung zu verdecken suche, und 
dass ich mich bald technischer Chemiker 
in Elberfeld, bald hehrer an der Elber- 
felder Flirberschule nenne. 

Ich unterlasse es, für diese Behaup- 
tungen die passenden Ausdrücke zu wählen : 
es würde mich dies zu Unfreundlichkeiten 
nöthigen, welche ich nur in den aller- 
zwingendsten Fällen anzuwenden beabsich- 
tigen kann. 

In dem am 1. März 1898 erschienenen 
Heft 5, Jahrgang 1898, der Färber-Zeitung 
habe ich auf Seite 69 eine Untersuchung: 
„Ueber die Einwirkung der Natronlauge 
auf Wolle“, veröffentlicht, am Kopfe der 
Abhandlung ist zu lesen: „Mittheilung 
aus dem färbereitechnischen Labo- 
ratorium der Farbenfabriken vorm. 
Friedr. Bayer & Co. in Elberfeld“. 
Referate dieser Arbeit finden sich ausser 
Anderem auch in der Leipziger Monats- 
schrift für Textilindustrie und im Chemischen 
Centraiblatt; auch hier ist als Ort der 
Ausführung angegeben: Laboratorium 

der Farbenfabriken vorm. Friedr. 
Bayer & Co. 

In dem im September 1898 erschienenen 
Hefte 9 der Leipziger Monatsschrift für 
Textilindustrie habe ich ferner auf Seite 608 
eine Untersuchung: „Ueber die Haltbarkeit 
des diazotirten p-Nitranilins in salzsaurer und 
in essigsaurer Lösung", veröffentlicht. Auch 
diese Arbeit führt im Titel die Worte: „Mit- 
theilung aus dem färbereitechnischen 


Laboratorium der Farbenfabriken 
vorm. Friedr. Bayer & Co.; die Referate, 
welche im Chemischen Centralblatt u. s. w. 
über diese Arbeit erschienen sind, führen 
gleichfalls den Zusatz: „Mittheilung 

aus dem Laboratorium dpr Farben- 
fabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. 

Die Mitgliederliste des Vereins deutscher 
Chemiker 1898 und 1899, die Jedermann 
zugänglich ist und die der Zeitschrift für 
angewandte Chemie beigegeben wird, führt 
meinen Namen mit dem Zusatze: Farben- 
fabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. in 
Elberfeld, auf. 

Für Jeden werden diese Hinweise auf 
meine Zugehörigkeit zu den Farbenfabriken 
vorm. Friedr. Bayer & Co. genügt haben. 
Wie kann man da behaupten, ich habe 
jemals meine Stellung zu verdecken ge- 
sucht, und wie kann man ferner gar be- 
haupten, ich habe mich für einen Lehrer 
det (bekanntlich gar nicht existirenden) 
Färberschule in Elberfeld ausgegeben? 

Gelegentlich einer kritischen Besprechung 
der Fortschritte auf dem Gebiete der 
Färberei und Druckerei, welche auch die 
während des Jahres 1897 erschienenen 
substantiven, basischen, sauren und beizen- 
färbenden Farbstoffe berücksichtigte, habe 
ich in der „Revue generale des matieres 
colorantes“ (1898, Seite 298) das Sedanblau 
der Firma Kalle & Co. ganz kurz mit 
folgenden zehn Worten erwähnt: „Presente 
beaucoup d'analogies avec le bleu pour 
coton 2R.“ 

Hierzu hat die genannte Firma in der 
oben citirten französischen Zeitschrift (1898, 
Seite 400) schlankweg erklärt, sie führe 
eine Marke Sedanblau nicht. Ja noch mehr, 
sie lässt eines ihrer Organe erklären, hier 
müsse eine Verwechslung mit Dtazinblau 
vorliegen. 

Ich war in der Lage, in der Revue 
generale (1898, Seite 432) an der Hand 
des Kalle’schen Preisverzeichnisses unil 
einer Rechnung, welche die Lieferung von 
Sedanblau bestätigte, die Unrichtigkeit 
dieser Behauptung nachzuweisen, ln den 
ersten Momenten nach Einsichtnahme der 
Kalle’schen Reclamation war ich erstaunt 
über die Ableugnung der Vaterschaft des 
Sedanblaus; ich gab diesem Erstaunen 
einem meiner Collegen gegenüber Aus- 


Fz. X. 


2 » 


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378 


Bu&trock, Erklärung. 


[Ftrb«r*Z«ltaDg. 
iJahxK&Qg iwra 


druck, erst nach längerem Ueberlegen sind 
wir damals auf den Gedanken gekommen, 
dass es Kalle & Co. möglicherweise un- 
angenehm sein könne, wenn es in Frank- 
reich bekannt würde, dass diese Finna ein 
Sedanblau führe. 

r Mir hat selbstverständlich jede Absicht, 
welche Kalle & Co. mir unterschieben 
möchten, fern gelegen. Für mich war 
das Kalle'sche Sedanblau ein Product, 
welches zum Färben bestimmter Tuche, 
der sogenannten Sedantuche, des „Drap 
de Sedan“, dienen sollte. So wird es ge- 
wiss auch jeder französische Färber und 
jeder unbefangene Leser aufgefasst haben, 
bis er durch die Keclamationen Kalle s 
eines anderen belehrt worden ist. 

Meines Erachtens hatte die Firma Kalle 
& Co., nachdem der Name Sedanblau ge- 
fallen war, wenn sie nicht vorzog, über- 
haupt zu schweigen, wenn sie es für 
durchaus unerlässlich hielt, eine theil- 
weise Revocation erscheinen zu lassen, 
erklären müssen: „Wir haben ein Sedan- 
blau, aller dieses verkaufen wir nur 
in Deutschland unter dem Namen Sedan- 
blau, in Frankreich nennen wir es Bleu 
d’Elboeuf.“ Am allerwenigsten aber durfte 
sie sich stellen, als liege eine Verwechslung 
mit Diazinblau vor. 

Nachdem ein Referat meines Berichtes 
über die Fortschritte auf dem Gebiete der 
Färberei u. s. w. in der Revue generale auch 
in der „Leipziger Monatsschrift für Textil- 
industrie“ (1898, Heft 10 u. ff.) erschienen 
war, hielt es die Firma Kalle & Co. für 
angezeigt, auch hier eine Berichtigung — 
ganz beiläufig gesagt, sprechen Kalle & Co. 
hier sehr anerkennend über meinen Be- 
richt — (1899, Heft 1) erscheinen zu 
lassen; sie gab in dieser an, dass das 
Sedanblau schon seit dem Jahre 1883 im 
Handel sei, dass dieser Farbstoff jedoch 
kein badscher, sondern ein saurer Farb- 
stoff sei. 

Man wird mir ernstlich keinen Vorwurf 
daraus machen, dass ich diesen Farbstoff, 
der nach den eigenen Worten der Herren 
Kalle & Co. eine höchst untergeordnete Be- 
deutung hatte und noch hat und ganz im 
Stillen seiner Anwendung harrte (in der 
Literatur ist er nirgends erwähnt), erst im 
Jahre 1897 kennen lernte und nun in dem 
Glauben, das Product sei erst seit Kurzem 
im Handel, auf diesen Farbstoff mit w enigen 
Worten aufmerksam machte, ihm damit zu 
einem neuen Dasein, sei es auch nur in 
den Spalten einiger Fachblätter, verhelfend. 

Wenn die Herren Kalle & Co. selbst 
nicht genau wissen, ob sic einen Farbstoff 


mit Namen Sedanblau führen, dann wird 
man auch von mir kaum verlangen können, 
dass ich über das Datum der Geburt dieses 
umstrittenen Farbstoffes genau orientirt bin. 

Es würde dem Werthe des Objectes 
nicht entsprechen, hier auszuführen, aus 
welchen Gründen Sedanblau zu den 
basischen Produrten gezählt wurde. Wenn 
die Herren Kalle & Co. Werth darauf 
legen, es zu den sauren Farbstoffen zu 
zählen — ich bin gern bereit, ihrem Wunsche 
zu entsprechen. Die Aehulichkeit mit 
Baumwollblnu 2R würde damit noch mehr 
zuin Ausdruck kommen. Ich betone noch- 
mals, das Sedanblau hat auch entschieden 
basische Eigenschaften. 

Gleichzeitig mit dem Chrompatentgrün A 
kamen in den Handel Chrompatent- 
schwarz T, TB, TG, TR und NG, feiner 
Patentschwarz M extra. 

Diese Producte sind grösstentheils der- 
artige Mischungen, dass ihre Spritzproben 
auf Filtrirpapier an Farbenfreudigkeit den 
Neuruppiner Bilderbogen in nichts nach- 
stehen. Man wird nicht im Stande sein, 
die Zusammensetzung dieser Producte auf 
die Gegenwart verschiedener Salze in dem 
Filtrirpapier zurückzuführen, seihst dann 
nicht, wenn man die Gegenwart der 
seltensten Erden, einschliesslich des Gno- 
miums im Filtrirpapier, voraussetzt. 

ich habe der Finna Kalle & Co. einen 
Vorwurf aus der Einstellung ihrer Farbstoffe 
mit anders gefärbten Producten niemals 
gemacht und ich weiss nicht, ob Kalle & Co. 
sich den Satz ihres Gutachters P. Fried- 
länder: „Die Thatsache. dass ein Farbstoff 
des Handels aus einer Mischung ver- 
schiedener Farbstoffe besteht, kann nicht 
zur Empfehlung dienen“, zu eigen machen. 
Aber ich stelle Folgendes fest: 

Entweder haben Kalle & Co. sich diesen 
Satz zu eigen gemacht — dann verstehe 
ich nicht, wie man die Chrompatentschwarz- 
Marken hat in den Handel bringen können, 
oder Kalle & Co. hüben sich diesen Satz 
nicht zu eigen gemacht — dann ist mir 
in genau dem gleichen Grade die Heftig- 
keit, mit der man mich angeht, weil ich 
dem Chrompatentgrün A eine blaurothe 
Beimischung zugesprochen habe, unver- 
ständlich. 

Oder ist die einfache Erklärung dieses 
genau diametral entgegengesetzten Ver- 
haltens darin zu suclion, dass Kalle & Co. 
nicht so sehr gegen mich, gegen meine 
Person und gegen meine Kritik kämpfen, 
als gegen eine Kritik überhaupt? 

Ob die Einstellung von Farbstoffen er- 
laubt oder nicht erlaubt sein kann, das 



Han 23. 

1 . Dezember 1899.. 


Buntrock, Erklärung. 


379 


ist eine Frage, die bei dieser Gelegenheit 
vollständig unerörtert bleiben kann. Gewiss 
giebt es auch durchaus brauchbare Farb- 
stofTmischungen, und eine Bestreitung dieser 
Thatsaehe würde einen Mangel an Kennt- 
uiss der neueren Entwicklung der Farben- 
industrie documentiren. 

Ich kehre zu dem Chrompatentgrün A 
zurück und präciaire meine Anschauung 
über die Zusammensetzung dieses Farb- 
stoffes folgendermassen : 

Chrompatentgrün A enthalt etwa 2 % 
eines röthlichblauen Produetes als Bei- 
mischung. Die Gegenwart dieser Bei- 
mengung tritt ebenso deutlich hervor bei 
Ausführung der Spritzprobe auf gewöhn- 
lichem Papier und bei Verwendung von 
Brunnenwasser als auch auf aschenfreiem, 
analysenreinem Filtrirpapier und bei Ver- 
wendung von destiliirtem Wasser. Am 
deutlichsten tritt die Beimischung auf ent- 
kalktem Papier zu Tage. 

Reinigt man das Chrompatent- 
grün A des Handels durch mehr- 
maliges l'mlösen von den beige- 
mischten Verunreinigungen, so ge- 
langt man zu einem reinen Producte, 
welches auf allen Sorten Filtrirpapier 
durchaus einheitliche Zusammen- 
setzung zeigt. 

Im Verhältniss zu den Chrompatent- 
schwarz-Marken enthält allerdings Chrom- 
patentgrün A nur geringe Beimengungen. 
Aber warum geben Kalle & Co. dies nicht 
einfach zu? 

Für 4 Marken der Chrompatentschwarz- 
und Cbrompatentgrün-Reihe haben Kalle 
& Co. in der „Revue generale des matieres 
colorantes“ in einer gegen mich gerichteten 
Polemik stillschweigend die Mischung zu- 
gegeben. Sie bestreiten sie jedoch für 
Chrompatentschwarz TS und Patentschw'arz M 
extra und sagen vor Allem vom Chrom- 
patentgrün A, es sei absolut einheitlich. 
Man Behe sich doch die Spritzprobe von 
Chrompatentschwarz TS und Patentschwarz M 
extra an! 

Auch in der Chemiker-Zeitung sagen 
Kalle & Co., dass es ihnen unerklärlich 
sei, wie man in der Spritzprobe des Chrom- 
patentgrün A verschieden gefärbte Sub- 
stanzen sehen könne. Dann aber kommt 
Herr Ulrich (bisher Colorist der Firma 
Kalle & Co., jetzt, wenn ich nicht irre, 
Lehrer der Färberei in Oesterreich) und 
erklärt in der Färber-Zeitung: Man könne 
mit Leichtigkeit bei Ausführung der Spritz- 
probe des Chrompatentgrüns A verschieden 
gefärbte Substanzen in diesem Farbstoff 
sehen, das liege jedoch an den verschie- 


denen anorganischen Salzen, welche in dem 
Filtrirpapier. wenn es nicht besonders ge- 
reinigt werde, enthalten seien. 

Dieser Ansicht Ulrichs schliessen sich 
Friedländer und Erdmann (vgl. deren Gut- 
achten in der Färber-Zeitung 1899, S. 357 u. 

358) an. Ich verzichte darauf, auf die Wider- 
sprüche bezüglich der Entstehung der blauen 
Farbenersc.heinungen in den beiden Gut- 
achten näher einzugehen. Indessen können 
die dortigen Erklärungen aller jener Farben- 
erscheinungen, welche die Herren Gutachter 
hei Betrachtung des Chrompatentgrüns A 
(Fuchsinroth, Grün. Braunroth, Blau, Braun, 

Braunviolett , Roth, Rothbraun, Röthlich- 
braun) und bei Verwendung gewöhnlichen 
und destillirten Wassers als eine Wider- 
legung meiner Anschauungen bezüglich 
des Chrompatentgrüns nicht angesehen 
werden. 

Ja, wenn Kalle & Co. von Anfang an 
der Ueberzeugung waren , warum er- 
klären Bie dann nicht frei und offen auch 
von Anfang an: „Chrompatentgrün A zeigt 
ein eigenthümliches Verhalten in der Spritz- 
probe, aber unseres Wissens ist irgend eine 
Beimengung zu dem Farbstoffe nicht hin- 
zugefügt worden". Statt dessen erklären 
sie anfangs mit Hartnäckigkeit, dass Chrom- 
patentgrün A ein vollständig homogenes 
Verhalten auf dem Filtrirpapier zeige; erst 
nachträglich machen sie dann allerlei 
Einschränkungen und kommen schliesslich 
mit einer neuen Theorie, welche etwas 
ganz anderes zur Voraussetzung bat, als 
das, was sie früher angegeben haben. 

Meines Erachtens wäre es auch hier 
richtig gewesen, von Anfang an zuzugeben : 

, Im Gegensatz zu den Chrompatentschwarz- 
Marken enthält Ckrorapatentgrün A nur 
geringe Beimengungen“, und Kalle & Co. 
hätten in ihrem Interesse hinzufügen 
können: .auf das Färbevermögen des Farb- 
stoffes sind jedoch diese ohne Einfluss*. 

Auch bei der Benennung der 1,8-Amido- 
naphtoI-4,6-disulfosäure als K-Säure finde 
ich wieder den unglückseligen Widerspruch 
zw ischen deu anfänglichen und den späteren 
Behauptungen. Zuerst wird in der Chemiker- 
Zeitung zugegeben, dass K-Säure Kalle ’sche 
Säure heissen solle; dann heisst es indessen 
später, die Bezeichnung K-Säure sei durch- 
aus nicht als Kalle ’sche Säure zu ver- 
stehen. 

Auf die Kupplungsverhältnisse zwischen 
Amidosalicylsäure und 1,8- Amidonaphtol- 
4,0-disulfosäure, welche den Färber kaum 
interessiren dürften, werde ich an anderer 
Stelle eingehen. 

ed by Google 


23 ' 



380 

Die Aeusserung Kalle & Co.’«, Chrom- 
patentgrün A sei .heruntergerissen*' worden, 
ist eine l/ebertreibung. Nirgends finde 
ich auch nur den geringsten Anlass für 
diese Aeusserung. Denn die beiläufige 
Bemerkung, dass in diesem Farbstoffe ein 
blaues Product enthalten sei, kann als ein 
.Herunterreissen 1 ' nicht angesehen werden. 
Wo blieben dann die Chrompatentschwarz- 
Marken, jene notorischen Gemische! 

So ist denn von den Kalle'scben Be- 
schuldigungen nichts, rein gar nichts übrig 
geblieben. 

Ich wäre damit am Schlüsse meiner 
Auseinandersetzung mit Kalle & Co. ange- 
langt. Möge der Autor der Kalle’scben 
Erklärungen sich abgewöhnen, bei Nennung 
meines Namens in jenen Zustand der Er- 
regung zu geralhen, welcher ihn die Grund- 
regeln einer collegialon Handlungsweise 
vergessen lässt. 

Für mich wird die Firma Kalle & Co. 
auch in Zukunft zu allen jenen Firmen 
zählen, über deren Erzeugnisse und deren 
Verfahren auf dem Gebiete der Farben- 
industrie und der Veredlung der Gespinnst- 
fasern ich mich freuen werde, sofern sie 
einen Fortschritt bedeuten. 


lieber die neueren Alizarinfarbstoffe 1 ). 

Von 

Dr. Gottlieb Stein. 

Vor etwa 10 Jahren war die Ansicht 
allgemein verbreitet, dass auf dem Alizarin- 
gebiet nichts Neues mehr zu finden wäre, 
da das Alizarin ein zu wenig reactions- 
fähiger Körper sei. Die Sachlage ändern* 
sich jedoch mit einem Schlage, als in den 
Elberfelder Farbenfabriken gefunden wurde, 
dass sich aus dem Alizarin und anderen 
Anthrachinonderivaten durch Behandeln mit 
rauchender Schwefelsäure, und durch eine 
grosse Anzahl neuer Reaetionen, eine un- 
geahnte Zahl neuer Farbstoffe darstellen 
lassen: Bordeaux, Indigoblau, Himmelblau, 
Violett, Grün, Roth u. s. w. 

Ehe wir uns nun zu den neueren 
Alizarin - Farbstoffen wenden, sei es 
mir gestattet, die alten bis dahin bekannten 
Alizarinfarbstoffe kurz in's Gedächtniss zu- 
rückzurufen, sei es in ihrer Verwendung 
auf Baumwolle, Wolle, sei es auf Seide, 
Halbseide u. s. w. 

*) Vortrag, gehalten in Düsseldorf am 
f>. Mai 1899 im Verein zur Wahrung der 
Interessen von Färberei und Druckerei von 
Rheinland und Weatphulen. 


( Farbe r-ZöHung. 

Das Alizarin-Roth findet auf Thun- 
erdebeize Verwendung zum Färben von 
Türkischroth auf Baumwollstück und Garn, 
dann im Baumwolidruck für Roth und 
Robb, im Baumwoll-Chine-Druck für Roth, 
Rosa (mit Thonerde), Braun (mit Chrom), 
Violett (mit Eisen). Zum Färben von mit 
Thonerde mordancirter Seide auf Stück- 
und Garn (Roth); in Braun auf Chrom- 
beize; in Violett auf Eisenbeize; zum 
Färben von Woliatücken, Wollgarnen und 
loser Wolle auf Thonerdebeize (Alizarin- 
Roth W Pulver), ferner im Vigoureuxdruck. 
Mit Chrombeizen erhält man auf Wolle in 
der Stückfärberei, auf Garn und losem 
Material brauchbare Brauns, desgleichen 
im Vigoureuxdruck: im Baumwolidruck er- 
zielt man beim Drucken und Färben mit 
Eisen-Mordant ein Violett. Mit gemischten 
Mordants aus Thonerde und Eisen erhält 
man schöne Brauns. Man hat eine ganze 
Skala von blaustichigen bis gelbstichigen 
Alizarinen. Blaustichige Marken sind z. B. 
Alizarin-Roth 1 extra, Alizarin-Roth 2AB; 
ein feuriges Roth liefern Alizarin-Roth W 
extra neu und SX extra neu; einen 
starken Gelbatich hat die Marke XGD. 

Alizarin-Purpurin findet Anwendung 
im Vigoureuxdruck als Roth mit Thonerde- 
beize, im Baumwolidruck als Braun mit 
Chromacetat. Klotzmuster von Alizarin- 
Purpurin mit Chrombeizen sind mit Oxy- 
dationsmitteln gut ätzbar. 

Anthracenroth ist beliebt zuin Roth- 
färben loser Wolle; von Wollgarnen und 
Stücken, sei es sauer gefärbt oder auch 
auf Chromheize, besonders bewährt es 
sich auch in Kammzugdruckereien mit 
Chrom. 

Alizarin-Orange wird benutzt auf 
Wollstück, Wollgarn, loser Wolle und 
Seidengarn, wobei es auf Thonerdebeize 
ein schönes echtes Orange liefert, des- 
gleichen im Vigoureuxdruck, sowie im 
Baumwollstückdruck, und im Baumwoll- 
Chinedruck und in der Baumwollgarn- 
färberei ; auf Chrombeize erhält man durch 
Färben schöne echte Brauns, sei es auf 
Wollstück, Wollgarn, loser Wolle, Kamm- 
zug, Seidengaru, sei es im Vigoureuxdruck 
u. s. w. Im Baumwolidruck bekommt man 
beliebte braune bis fleischfarbige Nttancen 
auf Gewebe und Garn, desgleichen beim 
Färben von Baumwollgarn, sowie im Seiden- 
und Halbseidendruck. 

Alizarin-GelbR liefert auf mit chrom- 
gebeizter Wolle ein brauchbares Orange- 
gelb; im Baumwolidruck eine ähnliche 
Nüance mit essigsaurem Chrom. 


Stein, lieber di« neueren AlLzarinfarbetoffe. 


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H*n 23. 
i. Dwwber 


Stein, Ueber die neueren Alizarin färbst offe. 


3«1 


Anthracengelb ist trotz seines hohen 
Preises wegen guter Walk- und Lieht- 
echtheit beliebt; auf ehromirten Woll- 
stücken und Wollgarn erhält man grün- 
stichige Gelbs, desgleichen im Vigoureux- 
druck mit Fluorchrom und essigsaurein 
Chrom, sodann im Baumwolldruck, ferner 
beim Färben von Baumwollgarnen, im 
Halbseidendruck u. s. w. 

Mit Coerulein bekommt man auf 
ehromirter Wolle auf Stück und Garn 
olive grüne Nüancen ; auf Seide (Garn und 
Gewebe) grüne bis olive Töne, je nach- 
dem man mit Thonerde, Chrom oder 
Eisen vorgebeizt hat. Der Farbstoff er- 
giebt gute Resultate im Vigoureuxdruek; 
auf Chrombeize wird er noch häufig im 
Baumwolldruck auf Stück und Garn ange- 
wendet, wenngleich er in letzter Zeit 
etwas durch das später zu erwähnende 
Alizarin-Viridin in seiner Anwendung be- 
einträchtigt wurde. Man benutzt ihn aur 
Chrombeize in den Baumwollgarnfärbereien, 
ferner zum Färben von chromgeklotzten 
und bedrucktem Baumwollstoff und in den 
Halbseidendruckereien. 

Im Alizarin-Blau GW doppelt und 
R doppelt besitzen wir als Concurrenten 
gegen den Indigo, auf ehromirter Wolle 
einen walk-, reib-, trag- und säureechten 
Alizarinfarbstoff. der gut durchfärbt; er 
dient zum Färben loser Wolle, für Woll-, 
Stück- und Gamfärberei. Er liefert schöne 
röthliche bis grünliche Blaus auf Seiden- 
strang. Für Baumw'ollgew'ebe- und Garn- 
druck haben sich die Bisulfitverblndung 
des Alizarinblaus, die S und SR Marken, 
mit Chrom, Nickel, Zink überall mit Erfolg 
eingebürgert, auch für Baumwollgam- 
färberei, sowie für Seiden- und Halbseiden- 
druck. 

Gal lein liefert auf ehromirter Woll- 
stückwaare, auf Wollgarn, loser Wolle, 
auf Seidengarn und Stück violett - blaue 
Töne. Hin und wieder wird der Farbstoff 
mit essigsaurein Chrom auch noch im 
Baumwoll- und Halbseidendruck verwendet. 

Das Anthracenbraun gehört nicht 
nur zu den echtesten, sondern auch zu 
den billigsten Alizarinfarbstoffen. Es 
egalisirt auf ehromirter Wolle sehr 
leicht, ist ausserordentlich lichtecht, sehr 
walkecht und gut dekaturecht. Man be- 
nutzt es auf ehromirter loser Wolle, 
auf Wollstückwaare und Garn, auf mit 
Thonerde, Eisen und Chrom gebeiztem 
Seidengarn, im Seidenchinedruck, im 
Vigoureuxdruek, im Baumwollstück- und 
Gamdruck mit essigsaurem Chrom, im Aetz- 


artikel auf Chrom und Thonerdebeize mit 
Chlorat-PrussiatAtze u. s. w. 

Wenden wir uns nun zu den neueren 
Alizarinfarbstoffen. Den Reigen eröffnete im 
December 1890 das Alizarinbordeaux B. 
C, , H.O u , ein Tetraoxyanthrachinon, er- 
halten durch Einwirkung von hoch- 
procentiger rauchender Schwefelsäure auf 
Alizarin und Verseifen des zuerst ge- 
bildeten Schwefelsfiureesters, ein Ver- 
fahren, das die Welt dem Erfindungsgeist 
des Herrn Dr. Rob. E. Schmidt verdankt. 
Das Alizarinbordeaux B bürgerte sich bald 
in der Baumwollgarnfärberei ein, da es 
nach dem Türkisehroth - Verfahren auf 
Thonerdebeize ein echtes Bordeaux ergab; 
es eroberte sich rasch ein grosses Feld im 
Zeugdruck, woselbst es mit Thonerde- 
Kalk-Zinn-Mordant brauchbare bordeaux 
Töne lieferte, die früher nur mit ge- 
mischten Eisen-Thonerdebeizen zu erhalten 
waren. Die Thonerde- Drucke des Alizarin- 
bordeaux BD sind leicht mit Oxydations- 
mitteln ätzbar. Mit Chromacetat erhält 
man aus Alizarinbordeaux schwarze bis 
hellviolette Nüancen, ähnlich dem Alizarin- 
eisenlllla. 

Auch in der Wollfärberei für Stück 
und Garn erwarb sich das Alizarinbordeaux B 
auf 2 bis 4 % Chromkali- und 1 bis 2 % 
Weinsteinbeize, wegen seiner schönen 
violettblauen Nüance manche Freunde, 
desgleichen im Vigoureuxdruek. Man er- 
hält mit dem Alizarinbordeaux ß namentlich 
in der Stückfärberei ein sehr billiges 
dunkles Blau, billiger wie mit Indigo und 
Alizarinbiau, reibechter wie Indigo und 
von vorzüglicher Licht- und Tragechtheit, 
so dass eine neue Aera für die Bekleidungs- 
industrie geschaffen wurde, zumal durch 
die bald nach dem Alizarinbordeaux B in 
rascher Reihenfolge auf dem Weltmarkt 
erscheinenden Alizarincyanine die ver- 
schiedensten Schattirungen vom röthlichsten 
bis zum grünsten Blau erzielt werden 
konnten. Das erste 1890 aufgefundene 
Cyanin war das Alizarincyanin R, dem 
sich in demselben Jahre das Alizarin- 
cyanin G anschloss. 

Die Reihenfolge der Nüancen der 
Alizarincyanine vom röthesten bis zum 
grünsten Blau ist die folgende; Alizarin- 
cyanin 3R doppelt (sehr lichtecht), gut 
für Färberei von Wollstück-Garn und losem 
Material und Vigoureuxdruek (October 1891); 
Alizarincyanin WRR (1893) für dieselbe 
Verwendung; Alizarincyanin R extra 
(besonders klar) (September 1890) ; A 1 i z a r i n - 
cyanin 2R egalisirt vorzüglich (Juli 1891); 
Alizarincyanin WRB (1893); Alizarin- 


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382 


Rotier, Di« Färber»! vor «echxig Jahren. 


f Färber-Zeitung. 
[Jahrgang 1*99. 


cyanin WB: Alizarincyanin G extra 
(sehr klare Nüancen): Brillantalizarin- 
cyanin G sehr klare Nüaneen (1894): 
Alizarincyanin GG (Juli 1891): bei 

letzterer Marke ziehen die Bader leicht 
und vollkommen aus, die Färbung ist sehr 
walkecht; daher für loses Material vor- 
züglich geeignet, auch für Vigoureuxdruek. 
Alizarincyanin NS (October 1895): 
Alizarincyanin N8V; Brillantalizarin- 
cyanin .')G (April 1894): 

Die Farbstoffe kommen in Paste und 
in Pulver in den Handel; sie werden 
namentlich in der Wollenstück- und 
Kammzugfürberei gebraucht, wobei man 
fast nur auf mit Chrom vorgebeiztem 
Material färbt, sei eg auf Chromkali-Wein- 
stein-, Chromknli-Milchsiture-, Chromkali- 
Oxalsäure- oder auf Fluorchrombeize. 
Letztere liefert die grünstichigsten Töne. 
Der Fluorehrominordant erfreut sich auch 
grosser Beliebtheit im Woll-Kammzugdruck 
a la Vigoureux, da man bei den Alizarin- 
cyaninen vielfach grünere und lebhaftere 
Töne damit erzielt wie mit oxalsaurem 
Chrom. 

Interessant ist das abweichende Ver- 
halten der Brillantalizarine G und 3G 
gegenüber den meisten anderen Alizarin- 
farbstoffen. Sie ziehen nicht nur auf 
chromgebeizte Wolle, sondern lassen sich 
auch direct sauer, wie die Egalisirungs- 
farbstoffe, auf nicht vorgebeizter Wolle 
ausfilrhen und geben auch in diesem Falle 
hervorragend lichtechte Fürbungen. Auch 
im Wollgewebedruck flxirt man die 
Brillantalizarincyanine mit Erfolg als saure 
Farbstoffe. 

Beim Färben mit Alizarincyaninen ist. 
auf ein sorgfältiges Beizen der Wolle mit 
Chrom zu achten, sodann auf nachheriges 
gutes Spülen vor dem Färben. Vor Allem 
ist darauf zu sehen, dass zum Färbebade 
genügend Essigsäure zugegeben wird. 
Auch ist von grosser Wichtigkeit, dass 
hinreichend lange gekocht wird, da es 
nicht genug ist, dass das Bad klar aus- 
gezogen; der Chromlack muss auch durch 
Kochen entwickelt werden, je länger man 
kocht, um so spül-, reib-, walkechter und 
schöner werden die Färbungen. Bei ganz 
dunkler Farbe ist eg empfehlenswert)!, 
falls grosse Anforderungen an Reib- und 
Walkechtheit gestellt werden, nach dem 
Färben noch mit °/* Chromkali unge- 
fähr '/„ Stunde zu kochen. 

Auch im Vigoureuxdruek erhält man 
bei den Alizarincyaninen nur durch ein 
längeres Dämpfen oder ein Dämpfen mit 
Ueberdruck die richtigen Chromlacke. 


Im Baumwolldruck liefert das Alizarin- 
cyanin R auf mit Türkischrothöl impräg- 
nirtem Baumwollstoff einen brauchbaren 
blauen Chromlack, mit essigsaurer Thon- 
erde ein hübscheB Violett . beide mit 
Chloraten ätzlmr. Auch die Färbung auf 
Thonerdebeize nach dem Türkischrothver- 
fahren liefert auf Baumwollgarn und Stück- 
waare ein beliebtes Heliotrop, ätzbar mit 
Oxydationsmitteln. 

Erwähnen möchte ich dann noch das 
Alizarincyanin WR8, das im sauren Bade 
auf Wollenstückwaare gefärbt und dann 
mit Fluorchrom nach chromirt wird. 

/&*(■»■ fotfLI 


Die Färberei vor sechzig Jahren. 

Von 

Edmund Rotter. 

(Srkluf* ton 8. SHi.J 

5(5. Castorschwarz. 

Sud: 

4.2 “/• Weinstein, 

12.6 - Salzburger Vitriol, 

2.1 - Cyper. 

2 Stunden sieden, über Nacht liegen lassen. 

Will man kohlschwarz, so giebt man dem 
Sud 8,4 •/• Gelbholz zu. 

Ausfärben mit 37,8 •/• los 42 •/, gutem 
Blauholz und einigen Händen Weizenkleie. 

57. Scbmacksch warz auf weisses 
Tuch. 

33.6 % Blauholz, 

16,8 - Schmack, 

6.3 - Cyper, 

1.2 - Salzsäure, 

8.4 - Gelbholzabkochung, 

l'/t Stunde darin die Waare gut gekocht, 
kalt getäfelt, 1 */, Stunde kalt liegen ge- 
lassen, sodann 

16,8 '/# Kupferwasser (Eisenvitriol), 

1,2 - Pottasche, 
darin '/, Stunde haspeln und 

8,4 */o Kupferwasser (Eisenvitriol), 

1,2 - Pottasche zusetzen, in der 
Hitze ■/, Stunde drehen, verkühlen und 
spülen. 

Seiden färb ungen. 

Erstlich die Waare rein waschen, dann 
in Seifenwasser sieden lassen, bis der Bast 
gut abgezogen ist. 

68. Carnioisinroth auf Seide. 

In 26,7 •/• Alaun gut umziehen, über 
Nacht liegen lassen. In rother Brühe (Fer- 
namhuk) ausfärben. Braun wird auch so 
gefärbt, jedoch nacher mit Blauholz abge- 

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Holt 23. 

1. December 18W. 


R o(t«r, Die Färberei vor sechzig Jahren. 


38S 


dunkelt. Nussbraun wird mit Gelbholz 
und ein wenig Alaun gegilbt. 

59. Echtearraoisinroth auf Seide. 

In 100% Alaun gelegt, Ober Nacht 
stecken gelassen, spülen, dann färben in 
l.'l,3 % Cochenille, 

4,9 - Arsenicum (?), 

4,9 - feinem Gallus, herausnehmen, 

3,3 - Gummi und 

4,9 - Weinstein dazugeben, V, Stunde 
kochen ; wenn die Farbe zu wenig blau ist, 
durch frisches Wasser und ein wenig Ar- 
senicum durchziehen. 

60. Buntfarbe auf Seide. 

Zuerst in Lab aussieden, dann in Orlean 
gefärbt. 

61. Granat auf Seide 

In Gallus, dann in Kupferwasser be- 
schlagen, spülen, über Nacht in Alaun 
legen, dann in Fernambuk ausfärben. 

62. Lila auf Seide. 

1 kg Orseille, 

1 - Pottasche, 

67 g Alaun. 

Out aussieden, mit der Waare eingehen, 
üeissig hantiren. Man kann auch von 
früh bis Abend stecken lassen. Dann wird 
die Waare in einer weissen Leinwand gut 
ausgewunden. 

63. Grün auf Seide. 

Lakmus wird in einer Schaale unter 

gutem ITmrühren gekocht, das Klare in 
den Kessel gethan, aufsieden lassen, abge- 
schäumt, Alaun, sodann Gelbholz dazu 
geben. Heiss mit der Waare eingehen. — 
Blau wird ebenso, nur ohne Gelbholz ge- 
färbt. Braun auf Seide. 

62.5 Sandei, 

16.6 - Gallus, 

16,6 - Weinstein, 

62,5 - Röthe; 

2 Stunden sieden lassen, dann mit Kupfer- 
wasser dunkeln. 

65- Blauschwarz auf Seide. 

In Alaun, Salzburger Vitriol und Wein- 
stein sieden, dann auf ein Bad von Alaun 
und salpetersaurem Eisen, spülen. Aus- 
färben in Rlauholz mit etwas Blaustein, 
kalt eingehen, bis zum Kochen treiben; 
dadurch wird die Seide röthlich. Sodann 
wird sie in einem kalten Alaunbad gespült 
und kalt mit Blauholz ausgefärht. 

Bau mwollfärb ungen. 

66. Scharlach auf Baumwollgarn. 

Das Garn wird stark sehmaekirt, bleibt 
eine Nacht darin liegen, windet es gut ab; 
stellt ein Fixirbad (Zinnbeize, s. u.) von 
7 bis 8°, lässt das Garn % Stunde darauf, 


windet es ab, lässt es 6 Stunden liegen und 
färbt es auf 2 mal in Kothholzbrühe aus. 
Dem zweiten Bade giebt man etwas Cur- 
cuma zu. Kirschroth wird mit Rothholz- 
und Blauholzbrühe gefärbt. 

67. Türkischroth aus Rothholz. 

Die Baumwolle wird stark sehmaekirt, 
abgetrocknet, dann auf Zinnbeize */, Stunde 
hantirt, abgewunden, auf Alaunbeize han- 
tirt, 12 Stunden darin liegen gelassen, ab- 
gewunden und in Flusswasser gespült. 

Ausfärben in 2 Bädern Rothholz. Das 
erste Bad lauwarm und schwächer als das 
zweite, darin '/, Stunde hantiren, gut ab- 
winden; in demzweitenRothholzbad, welches 
Galläpfelbrühe enthält, % Stunde umziehen, 
egal abwinden und ohne zu spülen auf- 
hängen, fertig. 

Die Zinnbeize (Fixirbad) bereitet man 
sich in folgender Weise: 

2,5 kg Salzsäure, 

500 g Scheidewasser (Salpetersäure), 
nach und nach 

500 g geraspeltes Zinn eintragen. 
Das Klare vom Bodensatz abgiessen und 
aufbewahren. Das Alaunbad enthält für 
12 l / 2 kg Baumwolle 2kg eisenfreies Alaun, 
das erste Rothbolzbad 1 kg, das zweite 6 kg 
Rothholz, ausserdem das zweite noch 167 g 
gepulverten Gallus. 

68. Carmoisinroth auf Baumwolle. 
15% Schmack eine Nacht liegen lassen, 
dann auf 

10 - Zinnbeize 1 Stunde dann 
60 - Rothholz; 

will man es dunkel haben, nimmt man etwas 
Blauholz dazu. 


69. Violett auf 25 kg Baumw'ollgarn. 
l*/ 4 kg Gallus, überNachtliegenlassen, 

*•> p* ff 10 ’ h ( über Nacht liegen 

J n - ottaSch( ‘- lassen, spülen, 
ca. 400 Liter Wasser, ) > r • 

ausfärben in 

36 kg Alcannawurzei (Anchusa tinc- 
toria). 

Diese Wurzel wird gepresst, feiner Spiri- 
tus daraufgegossen, über Nacht weichen 
gelassen, gieBsn die Flotte ab und verwende 
eie zum Färben. Das gebeizte Baumwoll- 
garn bleibt über Nacht in der Färb flotte 
stecken. 


70. Rostgelb auf Baumwolle. 

23.3 % Kupferwasser (Eisenvitriol), 

24,5 - Pottasche, 

33.3 - Orlean, mit 

40 - Seife abgekocht. 

71. Kohlschwarz auf Baumwolle. 
Heber Nacht in starkem Schmack, dann 
auf holzessigsaurem Eisen behandeln, dann 


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384 


Glafvy, 3tampfcaland»r. 


f PArb«r Zeitung. 
I JahTRaiiR 1SW. 


in Kalklauge spülen, sodann nochmals hand- 
heiss in Schmack behandeln. Ausfärben mit 
doppelt so viel Blauholz als Schmack. Soll 
es schön schwarz werden, nochmals auf 
Kalklauge nehmen, spülen und nochmals 
auf Blauholz und Schmack nehmen. 

Ich glaube den Leser schon zu viele 
Wollrecepte mitgetheilt zu haben, ich habe 
mich daher bezüglich der Färberei von 
Seide und Baumwolle sehr kurz gefasst. 

Aus diesem Grunde und da ich ausser- 
dem glaube, dass die Recepte so allgemein 
verständlich abgefnsst sind, dass sie keiner 
weiteren Erklärung bedürfen, sehe ich von 
einer solchen ab. Wo ich eine derartige 
für nöthig hielt, habeiehdieselbeinKlammern 
angebracht. Es sei mir nur noch gestattet, 
im Fluge die Recepte zu durcheilen um 
das Wesentlichste hervorzuheben. Für Roth- 
und Rosatöne spielte Cochenille die Haupt- 
rolle (ich besitze über 100 verschiedene 
Recepte, von denen ich nur die wenigen 
hier anführte), für ein walkechtes Scharlach 
„Lacdyeroth“, für ein Falsch- oder Uneeht- 
Roth Femambuk-, Roth- oder Brasilienholz. 

Ein schönes Roth und ein guter Küpen- 
ansatz resp. -führung waren die Haupt- 
sache der alten Schönfärber. Von diesen 
zwei Gegenständen besitze ich eine ganze 
Sammlung oft sehr von einander abweichen- 
der Vorschriften, auf die weiter einzu- 
gehen mich viel zu weit führen würde. 
Das Rehgrün (24.) sowie das Solidgrün (27.) 
dürften wohl sehr ein helles „Grün“, eher 
ein „Meergrün“ durch den einfachen Nieder- 
schlag von fettsaurem Kupferoxydul werden ; 
von der Echtheit desselben ganz abgesehen. 
Bei der Herstellung von .Blau" und „Grün“ 
finden wir ausser Indigocarmin und der 
Waid-Pottasche-Kttpe noch die alte „Oper- 
mentküpe“ unter dem Namen „Convereition“ 
verteten. Die Waidküpe, die wir auch 
unter dem Namen .Blaufarbe“ finden, 
spielt jedenfalls für alle Blau-, Grün- und 
Modenüancen eine Hauptrolle. Bei dem 
Ansatz für die Waidküpe, welcher für eine 
Küpe von ca. 400 bis 500 Liter Fassungs- 
raum sein dürfte, kann ich mich mit dem 
zweistündigen Rühren nach dem Ansatz 
nicht befreunden. Auf jeden Fall kommt 
dann die Küpe in 8 bis 10 Stunden nicht 
an. Die „Blaufarbe“, ebenso der Satz, der 
„Blaufarbengrund“ (eine Waid-Pottasehe- 
Küpe in Miniaturausgabe), diese beiden 
werden zum „Dunkeln“, zum „Abschärfen“ 
u. a. m. verwendet. Weshalb man aber 
den Waid-, Kleie-, Röthe-, Kalksatz (den 
Blaufarbengrund) in den Farbkessel giebt, 
ist mir etwas unverständlich; ebenso die 
Verwendung von Kfipenfiotte und da« mit 


Kalk versetzte Spülwasser („Blauwasser“) 
von küpenblauer Waare in der Kessel- 
färberei (die Blaufarbc). Auf die alte Urin- 
küpe und die Sauerteigküpe, welche im 
Orient noch sehr viel angewandt, werden, 
da dies von der Landbevölkerung verlangt 
wird, näher einzugehen, würde mich aus 
den Schranken des eigentlichen Themas 
herauBführen. 


Stampfcalander. 

Von 

Refrierungsrath Glafey, Berlin. 

[Fortut*ung nm 5 . 846. J 

.John Smith, Manchester, ersetzte im 
Jahre 1883 nach dem Englischen Patent 
No. 2063 die freifallenden Stampfen durch 
Stampfen, welche von Kurbeln oder Ex- 
centern bewegt wurden. Um zu ver- 
hindern, dass bei starker Bewicklung des 
Waarenbaums das Gewebe zu kräftig be- 
arbeitet oder nach einiger Dauer des 
Arbeitsprocesses in Folge Schwindens des 
Waarenbaums nicht mehr von den Häm- 
mern getroffen wurde, hat der Erfinder 
die Hämmer mit Zwischenfedern an die 
Kurbeln oder dergi. angehängt. Dieser 
Gedanke ist zunächst von John Patterson in 
Belfast in den Amerikanischen Patentbe- 



schreibungen No. 141 725 A,D 1873 und 
No. 211 520 AD 1879 weiter ausgeführt 
worden und hat seine Verwirklichung durch 
die Firma Mather & Platt, Salford, ge- 

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H®ft SÄ. 

1. Dacmber IHM». 


GJafey, Stampfca1and*r 


»85 


funden, vergl. Dinier? polyt. Journal 1 8T0, 
233, 90. Beistehende Figuren 17 und 18 
veranschaulichen schematisch die beiden 
in den Amerikanischen Patentbeschreibungen 
dargestellten, nach Art der Schnellfeder- 
hümmer arbeitomlen Stampfcalander. ln 
beiden Fllllen und ebenso auch bei dem 



Stampfcalander von Mather & F'iatt kommen 
drei in einem Revolver gelagerte Wiekel- 
baume zur Verwendung. Bei der älteren 
Patterson 'sehen Ausführung liegen die 
Hämmer a unter den Waarenbäumen bed, 
während sie der Erlinder später seitwärts 
von denselben angeordnet und durch einen 
Lenker c, unterstützt hat und die Firma 
Mather & Platt über den Revolvern auf- 
bängt. Nach Figur 48 werden die Stampfen 
oder Hämmer von den Lenkern c, getragen, 
welche derart int Kreisbogen schwingen, 
dass die von den Excentern /’ bewegten 
Federbügel <j die Hämmer gegen die je- 
weilig eingestellte Walze werfen 



2,2» m Breite 6 PS., mit 21 Stampfen bei 
3,20 m Breite 8 PS., mit 28 Stampfen bei 
4,42 m Breite 10 PS. Der Antrieb erfolgt 
von der Hauptwelle aus oder durch einen 
besonderen Motor und es beträgt die Zahl 
der Schläge 420 in der Minute; während 
die durch Daumen gehobenen Holzstampfen 
50 bis 60 Schlägt' in der 
gleichen Zeit machen. Eine 
Maschine mit 14 Stampfen 

erfordert etwa 3,8 -f- 1 .7 qm 
Fläche und 3,1 m Höhe. Der 
-fjjb Waarenwickel hat 2,3 m 

0 Länge. 

Eine weitere Ausbildung 
des Stampfcalander* von Pat- 
terson haben John Phillips, 
Beifast und William Nicholson 
Brown im Verein mit William 
Fleck Reynolds, BelfaBt, an- 
gestrebt. Die letztgenannten 
Erfinder hängen den Stampfkopf nicht ein- 
fach an der C- förmig gestalteten Bßgel- 
feder auf wie Mather & Platt, sondern be- 
festigen denselben zwischen zwei Traversen, 
die zu beiden Seiten der Feder in dem 
Maschinengestell Führung erhalten, wäh- 
rend gleichzeitig die die Federn ein- 
schliessenden und spannenden Riemen 
durch eine Bohrung des Stampfkopfes 
gehen. Der letztere empfängt auf diese 
Weise eine genaue Parallelführung. Das 
Gleiche strebt der mitgenannte Erfinder, 
Phillips, in der Englischen Patentschrift 
No. 1909 A I) 1897 an. Er verlegt die 
Führung des Stampfkopfes, wie Figur 49 
und 50 erkennen lassen, loth- 

recht über diesen. Der ge- 

I q/ ' nannte, von den Riemen e ge- 

J L trägem* Kopf a ist nach oben 

f mit einem cylindrischen Fort- 

i - i satz b versehen und diese sitzt 

in einer mit Lederfutter h (Figur 
e 51 bis 52) ausgestatteten Buchse 

U <7, die ihrerseits wieder zwi- 

schen dem zweitheiligen Spann - 
I futter c Cj gehalten wird, das 


\ldw 



Der Kraftverbrauch des Stmupfcalanders 
von Mather & Platt ist gegenüber den 
altonjHolzstampfen ein geringer. Es er- 
fordert nach Grothe’s Appretur der Ge- 
webe eine Maschine mit 14 Stampfen bei 


mit dem Kopf f der Stampfe verbunden ist, 
durch den die Bügelfeder d und die Spann- 
schrauben e 1 für die Riemen e hindureh- 
gehen. 


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386 


Glafey, Stampfcalandei. 


f Färber- Zeitung. 
[Jahrgang IM. 


William Nicholson Brown und William 
Fleck Reynolds stützen nach dem Englischen 
Patent No. 6784/96 die Stampfen ebenfalls 
durch Federn, aber nicht zu dem Zweck, die 
Anzahl der Schläge desselben zu erhöhen, 
sondern um eine zwanglilulige Verbindung 
zwischen denStampfen und den ilireBewegung 
herbeiführenden Kurbelzapfen entbehrlich 
zu machen. Figur 63 veranschaulicht eine 
derartige Ausführungsform 
des Stampfealanders. Die 
die Stampfköpfe tragenden 
Stangen 8 sind an ihrem 
oberen Ende mit einem Kol- 
ben 3 ausgestattet, der in 
einem Gehäuse 4 Führung 
erhält und in demselben 
auf einer Feder 6 aufruht, 
dio bestrebt Ist, den Kol- 
ben 3 zu heben. Der letz- 
tere ist auf seiner Ober- 
fläche mit einer schalen- 
förmigen Aussparung ver- 
sehen, und in dieser sitzt 
der kugelförmig ausgebil- *'*• **■ 
deteKopf desLenkers2. Auf der diesemKopf 
entgegengesetzten Seite ist der Lenker mit 
einer muldenförmigen Aussparung aus- 
gestattet und in diese fasst der Kurbel- 
zapfen 1 der Antriebwelle für die Stampfen. 
Die Spannung der Feder 6 ist nun derart 
bemessen, dass zwischen Kolben und Lenker 
einerseits, sowie diesem und Kurbelzapfen 
andererseits zwar stet« Kraftschluss herrscht, 
der Lenker aber jederzeit ohne Weiteres 
entfernt und so die Stampfe ausgerückt 
werden kann. 

Figur 54 veranschaulicht einen von den 
gleichen Erfindern in Vorschlag gebrachten 
Calander, bei dem die durch Excenter be- 




wegten Stampfen 10 zwischen Federn auf- 
gehängt sind. Jede Stampfe wird zu 
diesem Zweck von einem Querhaupt 11 ge- 
tragen, das einerseits zwischen den Wan- 
dungen 14 Führung erhält, andererseits auf 
den Federn 13 ruht, die in den Büchsen 12 
untergehracht sind, welche von dem Quer- 


haupt 9 getragen werden, mit welchem die 
Antriebskurhel oder das Excenter in Ver- 
bindung steht. Oberhalb des Querhaupts 1 1 
sind weitere Federn 13 vorgesehen, welche 
den Stoss des Hammers oder Stampfkopfes 
auffangen und den letzteren wieder nach 
abwärts treiben. Es wird auf diese Weise 
ebenso wie bei dem Gebauer’schen Os- 
lander der Stoss des Stampfkopfes zu einem 
hochelastischen gemacht und die Zahl der 
Schläge erhöht. 

Die Wirkungsweise und erhöhte Leis- 
tungsfähigkeit des Gebauer’schen Stampf- 
ealanders nach Patent No. 67 496 lässt sich 
in gleicher Weise wie durch Vermittlung 
von Spiral- und Kugelfedern auch durch 
gepresste und verdünnte Luft erzielen. 
Ein Calander, bei dem dies geschieht, ist 
ebenfalls eine Erfindung von Fr. Gebauer 
und Gegenstand des Patents No. 7 1 999. 
Der Calander ist in bekannter Weise mit 
drei aus Gusseisen hergestellten, in einem 
Revolver gelagerten Gewebebäumen aus- 
gestattet, die alle drei ihren Antrieb von 
einem gemeinsamen Vorgelege empfangen 
und von denen der eine der Wirkung der 
Stampfen ausgesetzt wird, während der 
zw'eite Baum die zu behandelnden Gewebe- 
bahnen mittels Spannstangen zugeführt und 
die vom dritten Baum ablaufenden Stoff- 
bahnen über die Lattentrommel dem Falten- 
leger zugeführt werden. Der letztere em- 
pfingt seine Bewegung von einer Daumen- 
welle aus. Die Daumen der letzteren 
greifen unter die Nasen der Stampfen 
und heben so die letzteren. Hierdurch wird 
der im Gehäuse einerseits durch den mit 
Liderungen versehenen Kolben, andererseits 
durch Stopfbüchsen luftdicht abgeschlos- 
sene Kaum verkleinert und die darin ent- 
haltene atmosphärische Luft comprimirt. 
Sobald nun der Hubdaumen die Nase ver- 
lässt, wird die Stampfe unter der Expan- 
sionskraft der comprimirten Luft im freien 
Fall beschleunigt und mit verstärkter 
Energie zurückgeworfen, wobei analog der 
Federbelastung durch die Elasticität der 
Luft einige widerholte kräftige und sehr 
rasch aufeinander folgende Rückschläge 
erzeugt werden bezw. die Stampfen wieder 
in die Höhe geschnellt, die Luft aufs Neue, 
wenn auch in etwas schwächerem Maass- 
stabe comprimiren und die Stampfe von 
neuem herabgeschleudert wird, so lange, 
bis der Hubdaumen von neuem eingreift. 

Nach einer anderen Ausführungsform er- 
folgt das Anheben der Stampfe mit dem 
Unterschied, dass die Luft im Gehäuse 
verdünnt wird und die äussere atmosphä- 
rische Luft die Fallbeschleunigung und 



Erlluterungen zu der Beilage. — Rundcchau. 


387 


lief! 23 . 

1 . D©c«mb«r 1889 . 

den verstärkten Schlag der Stampfe ausübt 
und gleichfalls eine Folge von Rückschlägen 
bezw. Federschiftgen verursacht. 

Durch gleichzeitige Compression der 
Luft auf der einen und Verdünnung auf 
der anderen Seite des Kolbens kann ferner 
eine gesteigerte Wirkungsweise des Stampf- 
calanders erzielt werden. fofoi.; 


Erläuterungen zu der Beilage No. 24. 

No. l. Prune auf io kg loser Bourrette. 
Diese ausgiebige und sehr lichtechte 
Färbung wurde erzielt durch Aus färben bei 
Kochtemperatur wahrend etwa 1 Stunde mit 
50 g Diaminscharlach 3B (Cassella), 
50 - Diaminreinblau FF (Cassella) und 
30 - Diaminbordeaux S ( - ). 

B. Sa. 

No. 2. Prune auf io kg Noppenseide. 
Hergestellt wie Muster No. 1. g 

No. 3. Anthracenblau WG neu in Teig auf io H 
Wollgarn. 

Beizen mit 
100 g Chromkali und 
100 - Weinstein 

durch l'/ 2 stttndiges Kochen. Hierauf gut 
spülen und färben mit 

100 g Anthracenblau WG neu in Teig 
IB. A. & S. F.). 

Nach '/ 4 stündigem Umziehen in der 
Kälte erwärmt man das Bad langsam in 
etwa 1 Stunde zum Kochen und kocht 
l'/ 2 Stunden. Nach ‘/„stündigem Kochen 
setzt man nach und nach 
500 g Essigsäure (30%) 
auf 500 Liter Wasser dem Bade zu. 

Die Säure-, Schwefel- und Walkechtheit 

sind gut. fmbmM im FmUr-Zmium,. 

No. 4. Flaschengrün auf 10 kg Wollgarn. 
(Jefärbt mit 

15 g Azorubin S (Berl. Act.-Gea.) und 
80 - Naphtalingrün conc. (Farbw. 
Höchst) mit 
1 kg Weinsteinpräparat. 

Beide Farbstoffe zeichnen sich durch 
gutes Egalisiren aus; man erhält daher 
leicht gleichmässige Färbungen. 

Färbern der Färber -Zntung. 

No. 5. Chloraminviolett R auf to kg gebleichtem 
Baumwollstoff. 

Färben 1 Stunde kochend mit 
100 g Chloraminviolett R (Bayer), 


unter Zusatz von 

1 kg Glaubersalz. 

Die Säure-, Alkali-, Chlor- und Wasch- 
echtheit der Färbung sind gut. 

Hrfantf im Ferbm-Uitum,. 

No. 6. Chloramingrün B auf 10 kg gebleichtem 
Baumwollgarn. 

Färben während einer Stunde bei 
80 bis 100° C. mit 

65 g Chioramingrün B (Sandoz, Basel) 
unter Zusatz von 

2 kg Glaubersalz. 

Die Säure-, Alkali- und Waschechtheit 
sind gut, die Chlorechtheit ist gering. 

Färbern der Färber-Zeitung. 

No. 7. Druckmuster. 

Beize : 

Man foulardirt das Gewebe mit folgender 
Beize: 

9 Liter Chrombisulflt 20° Be., 

18 - Traganthwasser, 

123 - Wasser. 

150 Liter. 

Trocknen, dieAetze aufdrucken, dämpfen 
iMather-Platt), durch ein Kreideimd nehmen, 
waschen und trocknen. 

Aetze: 

3 kg Citronensäure, 

6 - Wasser, 

2.5 - caustische Soda, 

3.5 - Weizenstärke. 

15 kg. 

Für dunklere Töne wird das Wasser in 
der Beize vermindert und mehr Citronen- 
säure und caustische Soda genommen. 
Gefärbt wurde mit 
10% IndalizarinR (Durand, Huguenin, 
Basel). 

Man geht kalt ein, treibt in 40 Minuten 
zum Kochen und lässt '/« Stunde kochen; 
hierauf waschen. 

L. Durand, Huguenin & Oie., Botel. 

No. 8. Druckmuster. 

Gebeizt und geätzt wie Muster No. 7. 

Gefärbt mit 

25*/» Indalizarin R (Durand, Huguenin, 
Basel). 

L. Durand, Huguenin db Oie., Botel. 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 
und Musterkarten der Farbenfabriken.) 
ln einem ihrer Rundschreiben theilen 
die Farbwerke vorm. Meister Lucius 


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888 


Rundschau. 


rPirb«r*Z«itun£;. 
L Jahrgang 1899 . 


& Brüning mit, dass sie die Fabrikation 
von Cbinoiingeib O aurgenommen haben. 
Der Farbstoff giebt reine grünstiehige Gelb- 
nüancen und wird daher in der Woll- und 
Seidenfärberei als Hülfsrarbatoff verwendet. 
Er ist für die Seiden- und Wollfftrberei empfeh- 
lenswert und eignet sich als NUancirungs- 
farbstoff namentlich in der Tuchfärberei in 
Combination mit Patentblau N oder L, 
Naphtalingrün u. 8. w. zur Herstellung der 
sogenannten Billardgrün, in der Färberei 
von Zephyr und Phantasiegarnen, Ball- 
kleiderstoffen, Mousselinen und feinen Fla- 
nellen in Combination mit den genannten 
Farbstoffen zur Herstellung schwefelechter, 
zarter, grüner und gelbgrüner Nüaneen 
oder in Combination mit Echtsäureeosin G, 
EehUäurephloxin A für schwefelechte Gelb-, 
Creme- und Lachsfarben. 

Die gleiche Firma bringt einen neuen 
Wollfarbstoff in Kupfersehwarz 8 in den 
Handel. Er liefert im sauren Bade ein kräftiges 
Tiefschwarz und bildet durch seine Färbe- 
und Echtheitseigenschaften im besonderen 
durch seine Lichtechtheit eine werthvolle 
Ergänzung zu dem bekannten Azosäure- 
schwarz; empfehlenswert!! ist das Product 
für die Zwecke der Garnfärberei, be- 
sonders für Strick und Webegarne, welche 
Wasser-, Thon- oder leichte Seifenwalke 
durchzumachen haben, ferner für die Stück- 
färberei, wo die höchsten Anforderungen 
an die Lichtechtheit gestellt werden. 
Zwecks Färbens bestellt man das Färbebad 
mit ."10% Glaubersalz und 4% Schwefel- 
säure oder 10% Weinsteinpräparat und 
20 % Glaubersalz. Man geht bei 30 bis 
40° C. ein, treibt zum Kochen und kocht 
1 Stunde, hierauf setzt man 3% Kupfer- 
vitriol zu und entwickelt die Nüance durch 
weiteres halbstündiges Kochen. Bei den 
meisten Waaren kann man jedoch auch 
das Kupfervitriol gleich von Anfang zu- 
setzen. Die Nüance wird in diesem Falle 
ein wenig trüber, und die Färbung neigt 
etwas mehr zur „ Schüpperigkeit “ . Man 
kann Kupferschwarz S mit Kupferblau B 
und den „alten“ Marken Azosäureschwarz, 
aber nicht mit den „L“-Murken combiniren, 
ferner auch mit nicht kupferempfindlichen 
Säurefarbstoffen, wie Tartrazin, Naphtalin- 
grün, Patentblau A und V. Weiterarbeiten 
auf demselben Bade, sowie Zusätze 
von Farbstoff bei gutstehenden (glaubersalz- 
reichen) Bädern in der Kochhitze sind 
zulässig. Kupferschwarz S färbt gleich- 
mässig und gut durch auch hartgeschla- 
gene Stoffe. Bei sehr glatten Kammgarn- 
gew eben (Kaschmiron u. s. w.) empfiehlt es 
sich, jedoch das Kupfer erst nachträglich 


zuzugeben. Da man im stets sauren Bade 
arbeitet, so sind Knillen und Färbefalten 
ausgeschlossen. 

Kupferblau B ist ein neuer dunkel- 
blau färbender Wollfarbstoff derselben Firma. 

Man bestellt das Färbebad mit 30 bis 
00% Glaubersalz und 4% Schwefelsäure 
oder 10% Weinsteinpräparat und 20 bis 
40% Glaubersalz, sowie der erforderlichen 
Menge Farbstoff. Man geht bei 30 bis 
40“ C. ein, treibt zum Kochen und kocht 
1 Stunde, hierauf setzt man 2% Kupfer- 
vitriol hinzu und entwickelt die Nüance 
durch weiteres halbstündiges Kochen. Bei 
den meisten Waaren kann jedoch das 
Kupfervitriol von Anfang an mit dem Farb- 
stoff zusammen dem Färbebad zugesetzt 
werden, die Nüance wird in diesem Falle 
nur wenig stumpfer, und die Färbung neigt 
bei schwer gleichmässig färbenden Waaren 
etwas zur „Schüpperigkeit“, W'eshalb es sich 
bei glatten Kammgarnstoffen (Kaschmiren 
u. s. w.) empfiehlt, das Kupfervitriol nach- 
träglich zuzugeben. Beim Abmustern halte 
man die Nüaneen etw T as röther, da der 
Farbstoff um 2 bis 3 Scheine grüner 
trocknet. Er kann mit Kupfersehwarz S 
zusammengefärbt werden. Zum Nüanciren 
bedient man sich der alten Azosäureschwarz- 
marken, sowie anderer nicht kupferempfind- 
licher Säurefarbstoffe, wie Tartrazin, Naph- 
talingrün, Patentblau A und V, Säure- 
violett N, Echtsäure violett A2R u. 8. w. 
Die Bäder ziehen gut aus, jedoch kann ohne 
Nachtheil auf alten Flotten weiter gear- 
beitet werden, wie denn auch Zusätze von 
Farbstoff zum Bad bei gutstehenden Bädern 
zulässig sind. Da Kupferblau B von vorn- 
herein im schwefelsauren Bad gefärbt wird, 
erspart man die Mehrkosten für die beim 
Färben des sogenannten Aachener Brillant- 
blau bisher nothwendige theuere Essig- 
säure, ausserdem vermeidet man die bei 
dieser Färbemethode durch das neutrale 
bezw. gchwach essigsaure Bad bedingte 
Bildung von Hitzfalten und erzielt durch 
das schwefelsaure Färbebad einen grösseren 
Glanz der Waare als bisher. Das neue 
l’roduct färbt Seide nur hell ein und lässt 
Baumwolle rein weiss, es eignet sich daher 
zum Färben von Waare mit weissen Baum- 
wolleffecten; aber auch für die Her- 
stellung dunkelblauer Farbtöne von grosser 
Lichtechtheit für die Färberei von Stück- 
waare aller Art, besonders Herrenconfec- 
tionswaare, sowie in der Färberei von 
Strickgarnen und Webgamen, an die kein 
hoher Grad von Walkechtheit gestellt wird, 
ist der Farbstoff anwendbar. 

Einen neuen directen Baumwollfarbstoff 



Heit 23. 

1. Derember 1*99. 


Rundschau. 


389 


für Dunkel- und Marineblnunüaneen liefern 
die Höchster Farbwerke unter der 
Bezeichnung Dianildunkelblau R. Er 
soll sich im Vergleich mit ähnlichen Pro- 
ducten durch die grosse Fülle der directen 
Fftrbung, sowie durch eine bessere Wasch-, 
Walk-, Licht- und Säureechtheit aus- 
zeichnen. Durch Diazotiren und Ent- 
wickeln mit Soda erhält man eine etwas 
mattere, durch Entwickeln mit /S-Naphtol 
eine lebhaftere und grünere Nüance; die 
Entwicklung mit Azophorroth ergiebt ein 
Schieferblau. Durch die Entwicklungen 
wird die Wasch- und Walkechtheit der 
Färbungen verbessert, dagegen ist die 
Säureechtheit für die Zwecke der Halbwoll- 
industrie nicht ausreichend. Durch Be- 
handlung der directen Färbung mit den 
gebräuchlichen Metallsalzen findet im Ver- 
gleich mit den Entwicklungen eine ge- 
ringere Erhöhung der Walk- und Wasch- 
echtheit statt, während eine Erhöhung der 
Lichtechtheit nur beim Kupfern eintritt. 
Die Nüance wird jedoch sowohl mit Chrom- 
kupfer als auch mit Kupfer allein ein 
dunkles Graublau. Der neue Farbstoff 
eignet sich direct als auch in seinen Ent- 
wicklungen sehr gut zum lleberfitrben mit 
basischen Farbstoffen, sowie auch zum 
Nüanciren von Schwarz und kann sowohl 
für loses Material, Cops und Spulen, so- 
wie auch für Stranggarne, Warps und 
Stückwaare, Trieotagen, Strümpfe Anwen- 
dung finden. 

Das Product ist in schwach alkalischem 
Wasser leichter löslich wie in reinem Wasser 
und wird am besten unter Zusatz von etwas 
Natronlauge kochend gelöst. Beim Weiter- 
färben auf alter Flotte wird da Laugen- 
zusatz entsprechend reducirt. Bei langen 
Flotten und nicht zu grossen Farbstoff- 
mengen kann auch Soda an Stelle der 
Lauge benutzt werden. Man färbt etwa 
% Stunde kochend und setzt hierauf erst 
das Koch- oder Glaubersalz zu, um ein 
Aussalzen des Farbstoffes zu vermeiden. 
Die erforderliche Salzmenge richtet sich 
nach der Wassermenge im Färbebade und 
beträgt etwu 10 bis 15% Koch- oder calc. 
Glaubersalz, die man event. auch auf zwei 
Portionen zugeben kann, indem man noch 
Vj bis 1 Stunde weiter kochen lässt. Will 
man ein unvollständiges Durchflirben 
(helleren, blauen Schnitt) bei satter, kupfe- 
riger Aufsicht erzielen, so erfolgt der Salz- 
zusatz entsprechend früher; durch schwach 
lauwarmes Absäuern der gespülten Waare 
lässt Bich das Bronciren wieder beseitigen; 
das Absäuern ist aber auch zum Zwecke 
der vollständigen Entfernung des Alkalis 


zu empfehlen, wenn die Waare basisch 
überfärbt werden soll. 

Für die Azophorroth-Entwicklung geht 
man mit der leicht gespülten Färbung auf 
ein frisches, kaltes Bad, das mit 1,5% 
Azophorroth PN und 0,75 % essigs. Natron 
beschickt ist und hantirt */ 4 bis % Stunde. 
Zum Zwecke des Kupfers bezw. Chro- 
mirens kann man die gespülte Färbung 
mit 3% Kupfervitriol (bezw. 3% Kupfer- 
vitriol und 2% Chromkali) unter Zu- 
satz der zur (’orrectur des Wassers nöthi- 
gen Essigsäure % Stunde kochend be- 
handeln. 

Aufsätze oder Ueherfürbungen mit ba- 
sischen Farbstoffen können sowohl auf 
directe als auch auf entwickelte Färbungen 
angewendet werden. Die directe Färbung 
wird in diesem Falle entweder gut gespült 
oder besser zur Entfernung des Alkalis 
zweckmässig erst schwach gesäuert; jeden- 
falls geht man mit der Waare zuerst in 
die mit 5% Essigsäure oder 3% Alaun 
angesäuerte Flotte ein, ehe man den ge- 
lösten Farbstoff in Portionen zugiebt und 
langsam anwärmt. Die Soda- und Naphtol- 
entwicklungen werden ebenso behandelt. 
Bei der Azophorrothentwicklung kann man 
nach % ständigem Hantiren die Lösung des 
basischen Farbstoffs dem Entwicklungsbade 
zugeben und dann langsamerwärmen. Beider 
Behandlung mit Kupfervitriol können basische 
Farbstoffe gleichzeitig dem Bade zugegeben 
werden, nur darf man in diesem Falle 
nicht über 30° C. eingehen. Bei Ver- 
wendung grösserer Mengen basischer Farb- 
stoffe ist ein nachheriges Fixiren mit 
Tannin und Brechweinstein für die Erzielung 
einer möglichst grossen Echtheit günstig. 
Dianildunkelblau lässt sich nach den ge- 
bräuchlichen Methoden sowohl weiss als 
auch bunt ätzen. 

Aiizaringelb N ist ein neuer gelber, 
für die Zwecke des Kattundrueks zu em- 
pfehlender Beizenfarbstoff derselben Farb- 
werke. Er zeichnet sich, mit Chrom auf 
Baumwollstoff flxirt, durch gute Seif- und 
Lichtechtheit aus. Vermöge seiner guten 
Löslichkeit in Wasser eignet er sich auch 
zum Klotzen, und scheidet sich bei län- 
gerem Stehen nicht aus. In der Nüance 
kommt Aiizaringelb N dem Kreuzbeeren- 
gelb sehr nahe. Es lässt sich sowohl 
mit Methylenblau zu lebhaft grünen, wie 
auch mit Alizarinfarbstoffen zu dunkel- 
grünen und Olivnüancen von guter Egalität 
nüanciren. Sehr brauchbar ist der Farb- 
stoff auch für die Herstellung waschechter 
Chamois; man klotzt mit verdünnten I.ö- 



390 


Rundschau. 


T Ftrb«r>Z«Uang 
( Jahrgang 18 OT. 


Bungen mit Chromzusatz und fixirt durch 
eine kurze Matber-PlatH’assage. 

Die Farbenfabriken vorm. Friedr. 
Bayer haben die Reihe ihrer substantiven 
Baumwollfarbstoffe durch Chloramin- 
vlolett R erweitert (vgl. Muster No. 5 
der heutigen Beilage). Diese Bezeichnung 
führt der neue Farbstoff, weil er eine be- 
merken8werthe Chlorechtheit zeigt, während 
er die dem Chloramingelb M, Chloramin- 
orange und Chloraminhrauu eigene be- 
sondere Lichtechtheit nicht besitzt; er steht 
in dieser Beziehung auf etwa gleicher Stufe 
wie das in der Nüanee ihm nahestehende 
Benzolviolett R. Neben den Baumwoll- 
fllrbungen verdienen auch die auf Halbseide 
Interesse. Chloraminviolett R eignet sich 
im Baumwolldruck gut zum Klotzen; auch 
sind die Färbungen mit Zinn und Zink ziem- 
lich gut ätzbar. Der Farbstoff kann ferner 
mit Oxydationsmitteln zusammen zumAetzen 
vomChrombeizefarbstoffen und Indigo dienen 
oder auch für Anilinschwarzätzartikel Ver- 
wendung finden. Gefärbt wird 1 Stunde 
kochend mit 10 bis 15'/* Glaubersalz. 

Ueber Indalizarine handelt ein Rund- 
schreiben, welches die Firma L. Durand, 
Huguenin & Cie., Basel, versendet. 
Diese neue Gruppe'gehört zu der bekannten 
Familie der Gallocyanine. Die lndalizarine 
(Leucoderivate und sulfitirte Derivate) besitzen 
bezüglich ihrerErhtheitdie hauptsächlichsten 
Eigenschaften jener Reihe, welche unter 
dem Namen Chromocyanin B, V, Blau PRC, 
Brillant-Gallocyanin bekannt sind. Betreffs 
Verwendbarkeit im Allgemeinen besitzen 
sie vermöge ihrer leichten Löslichkeit die 
sämmtlichen Vortheile der genannten Pro- 
ducte. Beim Baumwolldruck mit Ithrom- 
beize geben sie dem Aiizurinblau ähnliche 
Nüancen, dieselben sind indessen etwas 
lebhafter als die mit den letzteren er- 
zielten Schattirungen ; ausserdem aber 
halten sich die mit den ludalizarinen her- 
gestellten Druckmassen gut, was bei den 
bisulfltirten Alizarinblaus nicht zutrifft. Von 
den von der Firma hergestellten Marken 
wird Indalizarin R (vgl. Muster No. 7 und 
No. 8 der heutigen Beilage) angewendet zum 
Färben von mit essigsaurem oder doppelt- 
schwefligsaurem Chrom foulardirtem Ge- 
webe, welches hierauf geätzt wird. Beim 
Färben wird kalt eingegangen, in 40 Mi- 
nuten zum Kochen getrieben, % Stunde 
kochen lassen, dann waschen. Zum Aetzen 
auf Paranitrauilinroth Bind die lndalizarine 
gut zu gebrauchen, und die so erhaltenen 
blauen Schatten stechen weniger ins Vio- 
lette als die mit den Chromocyaninen er- 
zielten. d 


Dr. C. Dreher in Freiburg i. B„ Verfahren zur 
Erzeugung echter gelber bis brauner Färbungen 
auf Leder mittels Titansallen. (I). R. P. 
106490, Klaase 8, vom 8. September 1898.) 

Statt der bisher für Lederfürberei ver- 
wendeten Theerfnrbstoffe (Chrysoidin, Bis- 
marckbraun. Vesuvin, Phosphin u. a. m.), 
die den Einflüssen von Licht, Wasser, 
Strasscnstaub und Sch weise nur schlecht 
widerstehen, werden Titansalze verwendet. 
Die damit behandelten lohgaren Leder 
zeigen echte ledergelbe Töne, welche 
durch chromsaure oder Kupfersalze oder 
Anilinfarbstoffe nüancirt werden können. 
Man hängt z. B. noch feuchtes, nicht zu- 
gerichtetes Kalbleder 6 Stunden in eine 
Lösung von 5 g Titan-Ammonium-Oxalat 
auf je 1 Liter Wasser ein. Statt des 
Titan-Ammonium-Oxalats lässt sich auch 
eine Lösung von 5 g Titan-Kaliumfluorid 
mit 0,2 g Kaliumbichromat oder 2 g Kupfer- 
lactat auf je 1 Liter Wasser verwenden. 
Statt die Leder in die Lösungen einzu- 
hflngen. kann man die Behandlung auch 
in Walkfässern oder Walktrommeln vor- 
nehmen. s*. 

Badische Anilin- und Sodafabrik in Lud- 
wigabafen a. Rh., Verfahren zur Erzeugung 
echter Druck- und Färbetöne mit Hülfe von 
Indigo. (D. R. P. 106 708, Klasse 8, vom 
26. Februar 1898, Zusatz zum D. R. P. 101 190.) 

Das Verfahren des Hauptpatentes be- 
steht darin, dass man Indigo in fein ver- 
theiltem Zustande auf die Baumwollfaser 
bringt, den Stoff dann lange Zeit unter 
massigem oder kurze Zeit unter höherem 
Drucke dämpft, degummirt und seift, wobei 
vortheilhaft zur Erzielung besonderer 
Gleichmässigkeit und Schönheit der Nüanee 
der Druckfarbe noch grössere Mengen 
thierischer oder pflanzlicher Oele zugesetzt 
werden. Zu wesentlich echteren grauen 
Druck und Färbetönen gelangt man. wenn 
man den mit Indigo bedruckten oder ge- 
färbten oder geklotzten Stoff nach dem 
Dämpfen und Degumtniren nochmals 
längere Zeit bei verhältnissmässig hohem 
Druck (0,7 bis l Atm.) dämpft. Dabei ist 
es noth wendig, dass der Stoff vor dem 
zweiten Dämpfen durch Waschen und 
Malzen vollständig von der Verdickung 
befreit wird. Man bedruckt z. B. den in 
üblicher Weise vorbereiteten Baumwoll- 
stoff mit 

960 bis 900 g Verdickung, 

20 - 50 - Indigo von 20%, 

20 - 50 - Olivenöl. 

Nach dem Drucken wird der Stoff 
2 Stunden bei 1 Atm. gedämpft, dann 



Heft 23. 

l. Oeeenb« 1«99. 


Verschiedene Mittheilungen. 


gewaschen, gemalzt und getrocknet. Hier- 
auf dämpft man nochmals V/ t Stunde 
bei 0,7 bis 1 Atm. und macht dann den 
Stoff in der üblichen Weise fertig. Das 
Verfahren liefert auch bei Woll- und 
Seidenstoffen gute Ergebnisse, doch darf 
dann nicht bei so hohem Druck gedämpft 
werden, man dämpft am besten ohne Druck. 

9i. 

Compagnie Parisienne de Couleurs 
d’Aniline (Farbwerke vorm. Meister 
Lucius It Brüning ln Höchst a. M ), Ver- 
besserungen in der Herstellung von Farbstoffen, 
die sich auf der Wollfaser durch Chromiren 
entwickeln. (Französisches Patent 390 070 
vom 19. Juni 1899.) 

Die nach dem Verfahren der D. K. P. 
66 838 und 67 240 und des englischen 
Patentes 9371, 1898, erhaltenen Azofarben 
werden durch die Nachbehandlung mit 
Chromsflure nicht vollständig in die un- 
löslichen Chromlacke übergeführt, ein Theil 
davon bleibt bei der bisher gebräuchlichen 
Arbeitsweise unverändert und blutet beim 
Waschen oder Walken auf das initver- 
arbeitete Weis« aus. Dieser Uebelstand 
Iflsst sich dadurch vermeiden, dass dem 
Chrombade reducirende Substanzen, wie 
.Milchsflure, milchsaure Salze, Weinsäure, 
Citronensäure und ihre Salze oder Bisulfit 
zugesetzt werden. Man färbt z. B 50 kg 
lose Wolle in einem Bade aus 1500 Liter 
Wasser, 7,5 kg Glaubersalz, 1,5kg Schwefel- 
säure und 2 kg Chrombraun KO, geht bei 
40° C. ein, treibt in einer halben Stunde 
zum Kochen und kocht eine Stunde; man 
setzt darauf eine Lösung von 2 kg Kalium- 
bichromat, 1 kg Schwefelsäure u d 1,25 kg 
Milchsäure zu und entwickelt das Dunkel- 
braun durch etwa einstündiges Kochen. 
Das Braun ist durchaus walkecht, mit 
Chromotrop S erhält mau ein walkechtes 
Schwarz. 

Alcime & Henri Sinan, Verfahren zur Ent- 
färbung und Klärung tanninhaltiger Extrakte. 

(Französisches Patent 290 159 vom 21. Juni 1899.) 

Das Klären und Entfärben geschieht 
durch Zusatz einer geringen Menge von 
Milchsäure, rein oder in Form irgend einer 
Verbindung, zu dem 60 bis 80° C. warmen 
Extrakt. 

Farbenfabriken vorm. Friedrich BayerA 
Co. ln Elberfeld, Verfahren zur Continue- 
Färberei von Baumwolle. (Französisches Patent 
290491 vom 3. Juli 1899.) 

Das Verfahren besteht darin, dass die 
Baumwolle vor dem Färben mit einer 
alkalischen Lauge von solcher Stärke be- 
handelt wird, dass eine Mercerisirung nicht 
eintreten kann. Man lässt z. B. ein Stück 


391 

Baumwolltlanell durch 4 hintereinander 
aufgestelile Tröge laufen, von denen der 
erste Natronlauge von 40° Be., der zweite 
Waschwasser, der folgende eine kochende 
Lösung 8 kg Directecbwirz G und 35 kg 
Glaubersalz in etwa 200 Liter Wasser und 
der letzte wieder Waschwasser enthält. 
Fertiggemacht und appretirt wird wie ge- 
wöhnlich. Man erhält durch eine einmalige 
Passage ein tiefes Schwarz. *. 

Compagnie Parisienne de Couleurs 
d'Antltne (Farbwerke vorm. Meister 
Lucius & Brüning in Höchst a. M.), An- 
wendung der ameisensauren Salze des Alu- 
miniums und der Metalle der Eisengruppe als 
Beizen. (Französisches Patent 290 551 vom 
4. Juli 1899.) 

Um mit Alizarin ohne vorheriges Beizen 
und naehherigcB Fixiren in einem Bade 
färben zu können, hat man bisher leicht 
dissocilrbare Salze organischer Säuren 
(oxalsaure, citronensäure, laevulinsaure , 
phtalsaure und C86igsaure Salze) ange- 
wendet, die beim Kochen basische Salze 
bilden. Vorliegendes Verfahren wendet 
statt der genannten ameisensaure Salze 
an, die sich beim Kochen sehr leicht in 
Säure und Mptalloxyd zersetzen und sehr 
gute Resultate geben. Nothwendig ist es, 
ohne Anwesenheit anorganischer Säuren 
zu arbeiten. s,. 

Farbenfabriken vorm. Fri edrich Bayer & 
Co. ln Elberfeld, Verfahren zur Herstellung 
neuer Azofarbstoffe und Zwischenprodukte. 

(Französisches Pateut 290205 vom 22 Julll899.) 

Durch Kuppeln von diazotirter Pikramin- 
säure mit von Metadiaminen abgeleiteten 
Amidophenylglycinen, Amidophenvlglycin- 
sulfosfluren, Diglycinen. deren Sulfosäuren 
und den Alkylderivaten dieser Körper 
werden Farbstoffe erhalten, welche Wolle 
röthliehbraun bis braun färben und durch 
Xaehcbromiren licht- und walkechte braune 
Nüancen geben. Die betr. Glycine werden 
durch Einwirkung von 1 bezw. 2 Mol. 
Monochloressigsäure auf 1 Mol. eines 
m-Diaiuins bezw. dessen Derivate erhallen. 

*. 


Verschiedene Mittheilungen. 

Verein zur Wahrung, der Interessen der Färberei- 
und Druckerei-Industrie von Rheinland und 
Westfalen, Bericht über dieBaumwolldruckerei 
und die Seidenveredlungsindustrie im Geschäfts- 
jahre 1898 / 99 . 

Baum Wollindustrie: Wiederholt haben 
in letzter Zeit Pressberichte die öffentliche 



392 VendUtdtai 

Aufmerksamkeit auf die ungünstige Ge- 
schäftslage der Baumwollindustrie im allge- 
meinen, und ihrer Veredelungsindustrie im 
besonderen gelenkt, und zwar wurden als 
ganz besonders schwierig die Verhältnisse 
der Baumwolldruckerei geschildert. 

Dieses ungünstige Urtheil wird nun 
durch die Berichte der hier hauptsächlich 
in Betracht kommenden Handelskammern 
nicht nur leider vollauf bestätigt, sondern 
vielfach sogar noch erheblich verschärft. 

Die in hohem Grade schwierige Lage 
der in Frage stehenden Industrie im ver- 
flossenen Geschäftsjahre muss dabei um so 
schmerzlicher auffallen, als im übrigen das 
Wirtschaftsjahr 1898/99 für Deutschland 
wiederum einen sehr erfreulichen Auf- 
schwung bedeutet. 

Dabei handelt es sich für die vorliegen- 
den Zweige der Textilindustrie nicht etwa 
nur um den einen oder anderen, als einen 
vorübergehenden anzusprechenden ungün- 
stigen Factor, sondern es zeigt sich viel- 
mehr. dass die Verhältnisse auf der ganzen 
Linie, vom Rohstoff angefangen bis zur 
fertig veredelten Waare. für diese deutschen 
Industrieen in hohomGrade ungünstig liegen. 

Zunächst machte, wie der Bericht der 
Düsseldorfer Handelskammer — um nur 
diese hier zu nennen — ausführt, „diu 
Besserung des Baumwollgeschäftes, die im 
Frühjahr 1898 eingetreten, bald wieder 
einer unruhigeren Bewegung Platz“. An 
Stelle der ohnedies erwarteten grossen 
amerikanischen Ernte ergab sich schliess- 
lich die ausserordentliche Ernte von 12 Mil- 
lionen Ballen. 

Zwar wurde der als Folge hiervon ein- 
setzende Preisfall durch Gegenströmungen 
bald wieder zum Stillstand gebracht, aber 
er hatte doch genügt, um im Verein mit 
einer Ausdehnung der Spinnerei von 
1895: rund 5 1 /« auf fast 7Millionen Spindeln 
im Jahre 1898, die Preise der Gespinnste 
bi6 zum Dezember „um weitere 10% herab- 
zudrücken . . . auf einen so niedrigen 

Punkt, wie ihn Händler und Konsumenten (!) 
vorher niemals gekannt haben“. (Handels- 
Kammer Barmen.) 

Dieselben ungünstigen Verhältnisse 
treffen aber nicht nur für die westdeutsche 
Industrie zu, sondern werden in sämmtlichen 
deutschen Baumwollcentren beklagt. 

Es genügt in dieser Beziehung, auf die 
gut orientirten Marktberichte in der »Zeit- 
schrift für die gesummte Textilindustrie“ 
zu verweisen; man vergleiche z. B. nur 
die „Rundschau“ vom 5. August d. J. in 
No. 76, in der es heisst: „Am wenigsten 
Grund zur Zufriedenheit hat die so viel 


Mlttbellung*ii. _..[K2£5?SE- 

geplagte Baumwollbranehe . . .“ und 

derartige Klagen sind seit langem an der 
Tagesordnung. 

Diese ungünstige Lage der Spinnerei 
konnte natürlich auch die Weberei nicht 
unbeeinflusst lassen. Hier wirkt, neben den 
sinkenden Garnpreisen, die stellenweise 
selbst niedriger als Rohbaumwolle notirten, 
ebenfalls die Ueberproduetion in schädlicher 
Weise auf das Geschäft ein, wenn auch 
nicht in dem gleichen hohen Grade wie 
bei der Spinnerei; jedenfalls sprechen auch 
hier die angezogenen Quellen von „uner- 
träglich niedrigen“ Preisen. 

Am schwersten leidet jedoch unter 
diesen Verhältnissen die Veredlung und 
vor allem die Baumw'olldruckerei. Denn 
diese Veredlungsindustrie befindet sich 
doch wohl in einer viel weiter gehenden 
Abhängigkeit von der Fabrikation, der 
Spinnerei und Weberei, als es beispiels- 
weise nach einer Ausführung der „Frank- 
furter Zeitung" den Anschein haben könnte. 

Dieselbe kommentirte nämlich im Han- 
delstheil ihrer No. 224 einen von unserem 
| Verein übersandten Situationsbericht der 
Baumwolldruckerei, in welchem auch auf 
die Ueberproduetion in Spinnerei und 
Weberei verwiesen wurde, dahin, es scheine 
die Einschränkung der Production: „von 
den Druckereien mehr für die Spinner und 
Weber empfohlen zu werden, als für die 
Drucker selbst“. Dieser hierin versteckte 
Vorwurf kann u. E. als berechtigt nicht 
angesehen werden, denn der Aufbau der 
Industrie ergiebt von selbst eine engste 
Abhängigkeit der Veredlung von der Pro- 
duction der Itohwaare. Nicht die erstere 
giebt den Anstoss zur Production, sondern 
sie nimmt die ihr gebotenen Quantitäten 
zur Veredlung an. 

Wenn hiermit selbstredend ja auch nicht 
gesagt sein kann und soll, dass damit 
seitens der Veredlung jeder Ansporn zur 
Production fehle, so zeigt doch gerade die 
Baumwolldruckerei ihrer Entwicklung nach 
sich ursprünglich der Fabrikation direct an- 
gegliedert, und erst später entwickelte sie 
sich, dank der immer grossartigeren Aus- 
gestaltung ihrer Technik, zu einer eignen 
Industrie. 

Auf diesen Gang der Entwicklung und 
das schon hierdurch bedingte Abhängigkeits- 
verhältniss weist sowohl die auch heute 
noch bestehende Lohndruckerei hin, als 
auch die Thatsache, dass Fabrikation und 
Veredlung noch vielfach in ein und dem- 
selben Betriebe sich vereinigt vorfiuden. 

Ganz gewiss aber ruht auf der Druckerei 
als der letzten Instanz im Laufe des ganzen 



Heft 23. 1 

1. Dwember 1R99.J 


Verschiedene Mittheilungen. 


393 


Productionsprocesses noch dadurch eine 
sehr schwierige Aufgabe, dass sie zugleich 
auch die Sorge für den Absatz der fertigen 
Waare an den Handel zu tragen hat. 

Welche Lasten dadurch unter Umstünden 
derselben erwachsen, Lasten, von denen 
die Fabrikation meist gar nicht oder doch 
niemals in dem Umfange betroffen werden 
kann, dies zeigen die lebhaften Klagen 
über zu hohe Musteransprüche und schlechte 
Zahlungsbedingungen, die in letzter Zeit 
ebenfalls in der Presse zur Sprache ge- 
kommen sind, unter anderen auch in der 
„ Kölnischen Zeitung“, und über deren Ab- 
stellung in letzter Zeit eifrige Verhand- 
lungen in unserem Verein gepflogen wurden, 
deren Ergebniss zur Zeit noch aussteht, 
von denen ein Erfolg indess wohl zu 
hoffen ist. 

Es heisst von diesen Missstünden in 
dem cit. Artikel der „Köln. Ztg.“ (No. 448): 
„Seit längerer Zeit schon können die Fabri- 
kanten mit nur zwei Rechnungsstel- 
lungen im Jahre rechnen; es kommen 
aber auch noch längere Fristen vor, sodass 
stets ein erheblicher — auf jeden Fall viel 
zu grosser — Theil des umlaufenden Ka- 
pitals brach gelegt ist. Als ein Unwesen 
müssen ferner die kostenlosen und unver- 
hältnissmüssig grossen Musterforderun- 
gen der Abnehmer gegeisselt werden. 
Der starke Wettbewerb hat. es hier all- 
mählich zuwege gebracht, dass fast die 
gesammten Kosten des Mustermaterials von 
den Schultern des dabei mindestens ebenso 
sehr interessirten Orosshändlers auf die- 
jenigen des Fabrikanten abgewälzt worden 
sind.“ 

Demgegenüber muss es als ein erfreu- 
liches Resultat bezeichnet werden, dass 
dank der Verhandlungen bereits von 
einigen grösseren Firmen auf eigne Hand 
gegen diese bei der schwierigen Allge- 
meinlage doppelt fühlbaren Lasten vorge- 
gangen wird und hierdurch dem Vorgehen 
der sflmmtlichen Interessenten Bahn ge- 
brochen ist. 

Keinem Zweifel unterliegt es ferner, 
dass der Druck der Ueberproduction ausser- 
ordentlich verschärft wird durch die wach- 
senden Schwierigkeiten dos Export- 
geschäftes. 

Denn wenngleich auch allgemein eine 
erfreuliche Hebung des inneren Konsums 
als Folge der im allgemeinen günstigen 
Lage der deutschen Volkswirtschaft fest- 
gestellt werden kann, so kam doch für 
den Konsum von Baumwollwaaren in Rech- 
nung, dass sowohl das laufende wie das 
verflossene Jahr recht ungünstige Witte- 


rungsverhültnisse brachten, die einen fühl- 
baren Druck auf den Absatz der Waaren 
äusserten. 

Ueberdies vermehrte die erwähnte Aus- 
dehnung der Werke ja auch in einer viel- 
fach über das Steigen des Konsums hin- 
ausgehenden Weise das Angebot, sodass 
die Baumwollindustrie eher mehr als w eniger 
auf den Export angewiesen bleibt. 

Mit Recht führt hierzu eine „Rund- 
schau“ der „Zeitschrift für die gesummte 
Textilindusrie“ (No. 31) aus: „An den in- 
ländischen Konsum hat die deutsche Textil- 
industrie nicht nur im Seidenhandel, son- 
dern auch im Woll- und Baumwollgeschäft 
in den letzten Jahren fortgesetzt steigende 
Ansprüche gestellt, und so gut auch die 
wirthschaftlichen Verhältnisse sein mögen, 
man fühlt an dem schmäler und schmäler 
werdenden Verdienst doch, dass man sich 
der zulässigen Grenze nähert, und dass 
uns neue Märkte mit frischer Absorptions- 
kraft noth thun. Mögen Seidenindustrie 
und ähnliche Erwerbszweige , die höher 
bewerthete Artikel produciren, einen Rück- 
gang im Export noch leidlich ertragen, so 
werden andere Industriezweige, deren 
Producte auf Massenabsatz ange- 
wiesen sind, durch jede Verkleinerung 
des Marktes empfindlich getroffen.“ 

ISMmt folgt.) 

Handelsbericht. 

Gummi. Wie zu erwarten war, hält 
die Hausse in sämmtlichen Gummi -Sorten 
an. ln den Productionsländern ist Gummi 
arabicum kaum noch zu erhalten, und für 
sämmtliche Arten dieses Gummi müssen 
sehr höbe Preise angelegt werden, ln 
Gummi Senegal haben die Zufuhren 
grösserer Partien aufgehört, und für die 
geringen Vorräthe herrscht eine rege Kauf- 
lust. Die anderen Gummis, wie Kordofan, 
Ghezireh, ferner die indischen, er- 
scheinen nur noch sehr selten auf dem 
Markte, für welche Qualitäten sich dann 
auch sofort Käufer finden. — Unter diesen 
Umständen lenken die Interessenten ihr 
Augenmerk immer mehr auf die Krystall- 
Qummi. Die Fabriken, wenigstens 
grösstentheils, haben die Preise nur un- 
wesentlich erhöht, da sie noch von den 
alten Abschlüssen profitiren. Jedoch steht 
zu erwarten, dass auch diese Gummis in 
kürzester Frist eine Preissteigerung er- 
fahren. 

Casein. Die Preise dieses Artikels 
sind seit dem letzten Bericht vom 1. No- 
vember unverändert geblieben, doch w erden 
Nachfragen seitens der pharmaceutischen 


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394 


Patvnüial«. 


f Ftrb«r-Z*itaög. 
[Jahrgang 1*9« 


Brauche immer reger und ist bestimmt an- 
zunehmen, dass über kurz oder lang von 
derselben noch ganz bedeutend grössere 
Quanten gefordert werden Die CaseKn- 
Fabrikanten haben der geringeren Mehr- 
kosten wegen und der in der pbarma- 
ceutischen Branche zu erzielenden höheren 
Preise ein gewisses Interesse daran, das 
technische Produkt umzuarbeiten und ge- 
schmack- und geruchlos zu machen. Es 
dürfte sich bald zeigen, ob hierdurch ge- 
ringere Mengen für die Druckereien zu 
haben sind und wie sich hiernach der 
Preisstand verhalten dürfte. 

Eialbumine nehmen beständig stei- 
gende Tendenz, zumal die Zufuhren immer 
geringer werden. Wie aus den früheren 
Berichten schon zu ersehen war, laufen 
die Interessenten ein gewisses Kisico, ihren 
vermuthlichen Bedarf ungedeckt zu lassen. 
Eine weitere Steigerung in diesem Artikel, 
die bis zur ersten Hälfte des nächsten 
Jahres anhalten wird, ist als bestimmt an- 
zusehen. Das geringe Albumin ver- 
schwindet mehr, da sich Firmen darauf 
gelegt haben, dieses zu mahlen und als 
Klärmittel abzusetzen. Gewisse Vorräthe 
geringer Waare sind eingespeichert und 
gelten als unverkaufbar, ob und wann 
diese auf dem Markte noch einmal auf- 
taucben werden, bleibt abzuwarten, doch 
haben sie auf die Preise für gute lösliche 
Waare wohl keinen Einfluss mehr. 

Eigelb, trocken und flüssig, findet 
regen Absatz. 

Blutal bumin. Ueber die verschiedenen 
Qualitäten und die daran zu stellenden An- 
sprüche giebt mein Bericht vom 1. November 
(vgl. Heft‘21, S.354) genügenden Aufschluss. 
Dass die Preise dieses Productos nicht mehr 
zu halten sein werden, beweist schon, dass 
langjährige Fabrikanten ihre Fabriken, 
wenn nicht anders möglich, ihre Apparate 
zu verkaufen suchen. Die Herstellung des 
Vieh-Futtermittels greift beständig um sich 
und reducirt die Quanten des Rohmaterials, 
das für Albumine sonst verwendet wurde. 
Auf einem der bedeutendsten Schlachthöfe 
Deutschlands z.B., der etwa. 50 bis 60000kg 
Albumin erzeugt, w ird lediglich Vieh-Futter- 
stoff aus Blut nach erworbenen schwe- 
dischen Patenten hergestellt. Die Inter- 
essenten können sich somit selbst ein Bild 
über den zu erwartenden Preisstand dieses 
Productes bilden. * a, n , lklrm „. 


Patent • Liste. 

Aufgestellt von der Redaction der 
„ Färber-Zeitung“ . 

Patent- Br the Hungen. 

Kl. 22. No. 106 597. Coptrftger für Vor- 
richtungen zum Imprägniren u. a, w. von 
Garnen in Copform. — M. Koebn, 
Leubnitz b. Werdau i. 8. Vom 31. Mai 
1898 ab. 

Kl. 8. No. 106 598. Vorrichtung zum Irapräg- 
niren, Bleichen, Farben, Waschen, Spülen, 
Schleudern und Trocknen von Textilstoffen. 
— H. Schirp und F. Hoffmann, Barmen. 
Vom 18. November 1898 ab. 

Kl. 22. No. 106 230. Verfahren zur Darstel- 
lung von gelben Farbstoffen der Stilben- 
reihe. Joh Rud. Geigy, Basel. Vom 
24. August 1897 ab. 

Kl. 22. No. 106 599. Walze für Kalander 
u. dgl. — C. Weste rmann, Krefeld. Vom 
19- Januar 1899 ab. 

Kl. 22. No. 106 600. Vorrichtung zum Farben 
Waschen, Bleichen u. a. w. von Garnen in 
aufgewickeltem Zustande. — W. Simon, 
Barmen. Vom 4. Februar 1899 ab. 

Kl. 22. No. 106 601. Vorrichtung zur ununter- 
brochenen Bereitung von Schlichte- und 
Apprcturmasae; Zu«, z. Pat. 101 594. — 
A. Stephan, Breitenbach b. Münster O.-Bls. 
Vom 10. Februar 1899 ab. 

Kl. 22. No. 106 669. Scheuervorricbtung für 
Gewebe. — Andriess en - Wey ermanne 
& Co., Krefeld. Vom 27. August 1898 ab. 

Kl. 22. No. 106 708. Verfahren zur Erzeugung 
echter Druck- und Färbetöne mit Hülfe von 
Indigo; Zua. z. Pat. 101 190. — ^Badische 
Anilin- und Soda • Fabrik, Ludwigs- 
hafen a. Rh. Vom 26. Februar 1898 ab. 

Kl. 22. No. J06 709 Apparat zur Herstellung 
von gewellten oder glatten Dachplatten 
aus Filz- oder Zeuglagen. — Filzfabrik 
Adle rs ho f A -G., Adlershof bei Berlin. 
Vom 5. Februar 1H99 ab. 

Kl. 29. No. 106 359. Maschine zur Abscheidung 
der Fasern von Pflanzenstengeln. — 
R. J. Eke, Pentonville, Grfsch. London. 
Vom 29. December 1897 ab. 

Kl. 29. No. 106 517. Verfahren ’zurl Verbesse- 
rung der Färbung von Jutefaser. — 
Cb. O’Brien und J. Shearer, Dundee. 
Vom 10. April 1897 ab. 

Paten t- Lös chu ngen. 

Kl. 8. No. 91 010. Vorrichtung zum Befeuchten 
der Druckwalzen von Maschinen zum Be- 
drucken von Geweben u. dgl. mit Farb- 
streifen. 

Kl. 8. No. 97 525. Verfahren zum Färben 
mittels der Salze der Ceriumgruppe. 

Kl. 8. No. 90933. Vorrichtung zum Dämpfen 
und Bleichen von auf Rollen gewickelten 
Gow r cben. 

Kl. 8. No. 42246. Verfahren und Vorrichtung 
zum Aufwickeln von Fäden auf Garnhalter 
mit sternförmigen Armen. 


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Heft 23. 1 

1. December 1699.J 


Briefkasten. 


395 


Kl. 8. No. 59 423. Zwillings • Dampfbügel* 
npparat; mit Zusatzpat. 63 511. 

Kl. 8. No. 89 792. Ausputzvorrichtung für 
mit Rollkarden arbeitende Rauhumschineu. 

Kl. 8. No. 98 290. Selhstthätige Ausrück- 
vorrichtung für Appreturmaschinen u. 8. w. 

Kl. 8. No. 79 657. Bügelmaschine. 

Kl. 8. No. 91 809. Verfahren zur Herstellung 
von Asphalt-Dachfilz mit Metalldrahteinlage. 

Kl. 8 No. 103 576. Verfahren zur Befestigung 
von Farben auf der Faser mittels der 
Ammoniak* oder Bisulfitverbindungen des 
Formaldehyda und Leim oder Casein. 

Kl. 22. No. 77804. Verfahren zur Darstellung 
von Hexazofurbstoffen ausTriamidobcnznniüd. 

Kl. 22. No. 51 570. Verfahren zur Darstellung 
di re kt färbender AzofarbstofTo aus Diamido- 
diphenylenoxyd; mit Zusatzpat. 54 154. 

Kl. 22. No. 50 534 Verfahren zur Isolinmg 
eines Farbstoffes der Induliureihe — mit 
Zusatzpat. 51 657. 

Kl. 22. No. 75 674. Vorfahren zur Dnrstelluug 
schwefelhaltiger Basen der Gruppe des 
Thiochromogons. 

Kl. 22. No. 105 348 Verfahren zur Herstellung 
eines Ersatzmittels für Leinölfirnis». 

Kl. 29. No. 96 541. Verfahren zur Herstel- 
lung künstlicher Rosshaare. 

Kl. 76. No 80241 Einrichtuug zum Entfetten 
von Wolle in geschlossenem Behälter mittels 
Schwefelsäure o. dgl. 

Gobrauchsmustcr-Bintragu ngou 

Kl. 8. No. 119 432. Klemmvorrichtung für 
Stoffmuster u.dgl, aus zwei mit Zahnen 
versehenen, gegeneinander federnden, durch- 
brochenen Platten. — W. Lindauer, Reut* 
liegen und J. Geuss, Esslingen a. N. 
22 April 1899. 

Kl 8. No. 119817. Baumwollgespinnst, welches 
morcerisirt und von glanzlosen Bestand* 
thoilen befreit ist. — H. Kleb ha, Berlin, 
8. Juli 1899. 

Kl. 8. No. 120007. Musterkarte mit zweck- 
massig eingestanzteu Vertiefungen, auf deren 
Boden die einzelnen Farbmuster aufgebracht 
sind. — Kitsing er Farbenfabrik C. Pflug 
Kitzingen n. M. 7. Juni 1899. 

Kl. 8. No. 120965. Imprägnirvorriehtung für 
Garne, bestehend aus einem mit perf'orirten 
Stutzen versehenen luftdichten Kasten, der 
mit einer Saugleitung in Verbindung steht 
und au einem Flüssigkcitsbehältcr augeordnet 
ist. — R. Bern heim, Pfersee- Augsburg. 
31. Juli 1899. 

Kl. 8. No. 121 104. Dem Alpacca * Wollstoff 
durch Färbung, Appretur und Pressung 
ähnliches Baumwollgewebe. — Berliner 
Bleiche, Färberei und Druckerei, 
Oberspree, Niedorschönweide. 10. Juli 1899. 

Kl. 8. No. 121 180. Excenter als Hebevor- 
richtung für Mulden-, sowie Stickerei* und 
Spitzen -Plattmaschinen. — O. Gutmann, 
Plauen i. V. 14. Juli 1899. 

Kl. 8 No. 121 349. Linoleum mit Auflagen 
und gerillter, geschnitzter oder gestanzter 
gemusterter Oberseite. — H. Zahn, Ham- 
burg. 8. August 1899. 


Kl. 8. No. 121 367. Färb-, Imprägnir-, Bleich- 
und Boizapparat aus über einem Fiotten- 
behältcr angoordneten WaarenbehAltern und 
drehbarem, mit dem PlottenbehAlter durch 
eine Pumpe verbundenem Sturzrohr. — 
P. Schirp, Barmen. 15. August 1899. 


Briefkasten. 

Zu unentKvIllirhoiB — relo •»ehllcbem — Jdeluuujcw*o«t»a*cb 
nnnerer Abonnenten. Jede aa*ffthr!tehe and beaondera 
wertb volle Aaakunftaertheilnng wird bereitwilligst honorirl 

(Aauajne Zoaraduogen bleiben anberfirkalebUfft.) 

Fragen. 

Frage 64: Wie erhält man ein sehr 
schönes, billiges Schwarz auf Stroh, mit Blau- 
holz oder einem Anilinfarbstoff? a. k. 

Frage 65: Wie färbt man Hasen-, Roh-, 

Fuchs-, Katzen-, Ziegen-, Schaffolle schwarz 
und braun? Gicht es eine Firma, die vielleicht 
mit einem genauen Verfahren dienen und die 
erforderlichen Farbstoffe liefern kann? a K. 

Frage 06: Wie erhält man ein sehr 
schönes billiges Blauholz und Anilinschwarz 
auf Baumwolle? a. k. 

Frage 67: Wie färbt man mittels Blau- 
holz Wolle direkt schwarz? a. k. 

Frage 68: Wie färbt man mittels Blau- 
hol* Schwarz auf Halbseide? a. k. 

Frage 69: Soll für Militärtuche eine Walzen* 
presse oder eine hydraulische Verwendung 
finden, und welches ist der Unterschied? x. 

Frage 70: ln modefarbigon Buckskins 

zeigen sich nach der Appretur der Länge der 
Kette nach schmutzige Streifen. Ist es möglich, 
dass dieselben von einer in noch feuchtem 
Zustande gebäumten Kette herrühren? u. 

Fiago 71: Welche Wollgarn waschmaschi- 
nen haben sich in der Praxis am besten be- 
währt und wer liefert diese? Die Maschine 
soll sohr wenig Platz ausfüllen und dazu dienen, 
feine schwarze Wollgarno so zu waschen, dass 
der Faden stark aufläuft. Es ist also ein 
ruhiges Hantiren noth wendig. w. n. 

Frage 72: Wer liefert stark wirkende 
Spahnpressen für mercerisirto Bauwwollgo* 
webe? jp. //. 

Antworten. 

Antwort auf Frage 47: Wie alle derartigen 
Fragen, so lässt sich auch diese nur mit all- 
gemeinen Untersuchungen und Hinweisen beant- 
worten. Ira vorliegenden Falle können mehrere 
Ursachen zuaainmon wirken, wie auch oin 
einziger Umstand den in Frage stehenden 
Misserfolg verursacht haben kann. Und dieser 
einzige Umstand wäre das Dämpfen der Garuo 
vor dom Färben. 

Angenommen einmal, ein Thcil des Garnes 
sei 3 / 4 Stunde ohne Druck gedämpft worden, 
der andere Theil aber mit l / 4 Atmosphäre 
Druck, so iuubs nothwendig letzteres Garn 
dunkler ausfallen in Farbe. Denn je stärkerem 
Dampfdruck mau Wolle aussetzt, desto gelber 

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896 


Briefkasten. 


f Ftrber-Zeitung. 
I J ehrgang 1899. 


wird sie und desto dunkler fallt sie in Farbe 
aus, wenn mit nicht gedampfter Wolle zu- 
sammengofftrbt. Ihre Aufnahmefähigkeit für 
Farbstoffe nimmt durch die Einwirkung ge- 
spannter Dampfe zu Dies festhaltend, versteht 
man leicht, dass dei gewissenhaften Durch- 
führung des Dämpfens der Oarno vor dem 
Farben grosse Bedeutung für den Ausfall dor 
Garne in dor Farbe zukommt. 

Ich will das mit einem Fall aus meiner 
Praxis illustriren. Ein grosser Posten schwerer 
Kammgarnstoffe wurde in verschiedenen Farbeu 
gefftrht, da zeigte sich nach dem Trocknen 
der Waare, dass eammtliche Stücke quer ge- 
streift waren. Die Streifen waren von sehr 
verschiedener Breite, manche eine Hand breit, 
andere meterbreit, alle dunkler als die eigent- 
liche Färbung. Es war zwar unschwer zu er- 
kennen, dass es eich um Schussstreifen han- 
delte,. doch hatte unterdees dio Leitung der 
hetr. Fabrik unter der Hand festgestellt, dass 
in der Färberei sich Tressen befanden, deren 
Lattenbreite mit einigen der genannten Streifen 
übereinstimmte. Nun wurde der Weg des 
Beweises angetreten, die Tressen entfernt u.s w. 
Aber die Streifen waren in jedem neuen 
Posten zu finden. Nun ging’s denn nicht 
mehr anders: die wirkliche Ursache musste 
beseitigt werden. Und da fand sich, dass der 
Einschlag zu dieser Waare vor dem Verweben 
auf Pfeifen gedampft worden war und zwar 
von jedem Weber aus freier Hand nach dem 
Gefühl. Uhr und Manometer hatte der Dämpf- 
k asten nicht mehr. Der verschieden stark 
gedampfte Einschlag war vermischt worden 
und damit das Unglück fertig! 

Sollte sicli’s bei dem in Frage Stehenden 
nicht um Aehnliches handeln? 

Es sind ja andere Möglichkeiten vorhanden. 
Z. B. können in einer Kufe mehrere Farben 
orzielt werden, wenn die einzolnun Stöcko für 
die ganze Dauer des Farbeprocesses denselben 
Platz in der Kufe behalten. Allerdings sind 
dann nebeneinander hangende Strange nur 
wenig verschieden. 

Nicht recht erfindlich ist mir, warum man 
stollenweiso immer noch dio directe Dampf- 
heizung für Garnkufen der indirecten vorzieht. 
Vielleicht um Dampf zu ersparen? Der Ge- 
winn ist winzig; die Unzutrüglichkeiten, die 
überall und immer damit verbunden sind, — 
nicht gleichmassig gefärbte oder verfilzte 
Garne — sind zu bekannt, als dass sie nicht 
laut für indlrecte Beheizung Sprüchen. Feiuo, 
ungezwirnte Kammgarne bei dirccter Heizung 
nach Muster zu färben, ist ein Kunststück, 
das häufig nicht gelingt. Bei indirecter 
Heizung ist der Erfolg ein ungleich sicherer. 

Der Herr Fragesteller hat die mit Chrom- 
kali gebeizten Garne erst am dritten Tage 
ausgefarbt. Auch durch Lagern des gebeizten 
Materials können Ungleichraftssigk eiten in der 
Färbung entstehen. Die dom Licht mehr aus- 
gesetzten Theile färben dunkler, obeuso die 


angetrockneten Stränge. Muss das 'gebeizte 
Material schon lagern, so bedecke man es mit 
nassen und evtl, wieder zu netzenden Tüchern. 

Aufgefallen ist mir auch der hohe Procent- 
satz Kaliumbichroraat. Wenn grosse Mengen von 
Alizarin-Cyani», Anthracenblau fixirt werden 
müssen, so geht man wohl bis zu 4°/ 0 Kallum- 
bichroroat. Aber wo die grösste Menge oder 
doch ein grosser Theil Holzfarbetoff ist, da 
genügt doch 3 bis 3*/,%. Trotz des Plus 
von 2% ist die genannte Färbung bezüglich 
ihrer Verwendung neben Woiss nicht ganz 
einwandfrei. Die vielen neueren Einbadfarb- 
Stoffe bieten da entschieden Vortheile. Indess 
hat wohl weder die starke Chrommonge, noch 
die verwendeten Farbstoffe mit dem ungleichen 
Ausfall der Game zu thun. Diese rührt, so- 
weit ich es zu erkennen vermag, von nicht 
regelrechter Dampferei her. 

Antwort auf Frage 65: Bezüglich des 
Färbens von Fellen soi auf die in der Färber- 
zcltung erschienenen Abhandlungen hinge- 
wiesen (Jahrg. 1895 96 8. 197; Jahrg. 1898 
S. 213, 231, 380, Jahrg 1899 8. 191, 201). 

. tud 

Antwort auf Frage 69: In den meisten 
Fallen genügt die Wnlzenpresse nicht, weil 
die Waare nicht unter Druck vorkühlt, und 
somit der Presseffoct nicht von langer Dauer 
sein kann. Ausserdem trocknet die Waare 
in der Walzenpresse mehr aus, während sie 
in der Spanupresse dio Feuchtigkeit zurück- 
halt; Stücke der Waare, die iu der Walzen- 
presse gepresst wurde, sind um 200 bis 600 g 
leichter als die anderen. Es giobt 

I zwar Walzenpressen. z B. mit zwei Mulden, 
die manchmal die hydraulische Spannpresse 
ersetzen können, für Militärtuche ist dieso 
jedoch nicht zu empfehlen. x. 

Antwort auf Frage 70: Es ist sehr wahr- 
scheinlich, dass es ßtock- oder Mod erstreiten 
sind. Dor Uebolstand tritt bei den letzten 
Stücken, deren Kette also zu unterst auf dem 
Garnbaum liegt, am stärksten auf. Ferner 
muss dann zwischen der Farbe der Schusa- 
und Kettfäden in der fertigen Waare ein 
grösserer Unterschied vorhanden sein (voraus- 
gesetzt, dass sie etollenweise von gloicher 
Farbo seien), da die Kette während des 
Webene doch gewiss schon abtrocknen konnte. 
Es erfolgt in einor solchen Kette, besonders, 
wenn das zum Schmelzen benützte Oel und 
der Leim säurehaltig sind, eine Schimmel- 
bildung, wodurch die Farbe und dann selbst 
dio Wolle angegriffen worden. Es ist ja auch 
möglich, dass die Ursache eine andere sei, 
z. B ungleichmässiges und heis9es Aufträgen 
I der Walkseife, ferner wenn die Partie in 
der Spinnerei nach einer andersfarbigen ohne 
J vorheriges Ausputzen gespounen wurde u. s. w. 
j Die betreffenden Stockflecke müssten mikro- 
skopisch untersucht werden. (Vgl. einen Auf- 
; satz überStockfleckeim Jahrg. 1891/92, Seite389 
I der Färber-Ztg.) 8n. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaction und mit genauer Quellenangabe gestattet. 
Verlag too Julia» Springer la Berlin N. — Drück van Krall Dreyer la .Bnrlia sw. 



Färber -Zeitung. 

1899. Heft 24r. 


Einiges Uber Garndruck. 

Von 

Dr. Bruno Marquardt. 

In No. 31, 8'2 und 33 der Zeitschrift für 
die gesammte Textilindustrie hat Dr. Eduard 
l.aulier einige Mittheilungen über Garndruck 
veröffentlicht. — Leider habe ich erst jetzt 
Gelegenheit gehabt, von diesen Ausführungen 
Kenntnis» zu bekommen, und ich beeile 
mich deshalb, auch über meine Erfahrungen 
auf diesem Gebiet zu berichten. 

Dr. Lauber empfiehlt für Rothdruek die 
Anwendung des Paranitranilins, mit Rück- 
sieht darauf, dass Dampfalizarinroth nicht 
genügende Weissen giebt. Ich möchte 
mich für die Verwendung des Paranitranilins 
nicht aussprechen und zwar aus folgenden 
Gründen. Das mit Naphtol präparirte Garn 
muss, bevor es bedruckt wird, gehörig 
breit geklimmt werden, damit der Druck 
überall durchdringt und das Garn regel- 
tnllssig bedruckt erscheint, andernfalls 
werden wohl die oberen Fäden bedruckt, 
nicht aber die darunter liegenden, es muss 
also nach Möglichkeit Faden neben Faden 
liegen, namentlich bei feineren Drucken, 
dem sogenannten Perldruck. Wahrend 
ölpräparirtes Garn ohne Schaden geklimmt 
werden kann, geht beim Kämmen von 
naphtolpräparirtem Garn immer etwas von 
der Naphtolpräparation durch die mecha- 
nische Erarbeitung herunter und die 
Prilparation wird einerseits nicht vollständig 
ausgenutzt, andererseits giebt dieser Um- 
stand leicht zur Streifen- oder Flecken- 
bildung Anlass, derart, dass sich dunkle 
neben helleren Stellen finden. Ein anderer 
Nachtheil des naphtolprllparirten Garnes 
ist der, dass das Garn möglichst vor Nässe 
geschützt werden muss. Wird das Garn 
durch irgend einen Zufall nass, so ent- 
stehen ohne Zweifel beim Bedrucken 
Flecken, wird ölpräparirtes Garn nass, so 
wird es einfach in die Mansarde gehängt 
zum Trocknen und nach dem Bedrucken 
ist gar nichts zu merken. Alizarindruck- 
farbe von einer Consistenz, wie sie für 
Garndruck benutzt wird, kann bei nöthigem 
Essigsäurezusatz ohne Umstände mehrere 
Tage aufbewahrt werden, während dies 
bei Paranitranilindruckfarbe nicht der Fall 
ist, am längsten hält sich noch Nitrazol- 
farbe, indessen habe ich auch hiermit un- 
fi. x. 


gleichen Druck erhalten. Für Betriebe, 
in denen kein grosser Bedarf in roth- 
bedruckten Garnen ist, mag die Anwendung 
von Nitrazol wohl angebracht sein, aber 
bei grösserem Umfange der Fabrikation 
dürfte man leicht auf Schwierigkeiten 
stossen. Was den weissen Grund anbetrifft, 
so kann ich bei Verwendung von Dampf- 
alizarinroth für feinere Drucke mich nicht 
sonderlich über ein Anfärben beklagen, 
bei breiten Drucken tritt dieser Uebelstand 
allerdings ein, doch habe ich die Erfahrung 
gemacht, dass der Verbrauch in feineren 
Drucken, d. h. Rothdrucken, unverhältniss- 
mfissig grösser ist, als in breiten Drucken. 
Ich drucke täglich 400 bis 500 Pfd. in 
engen rothen Drucken, während breite 
Drucke vielleicht alle Monat 50 bis 100 Pfd. 
gedruckt werden. Es mag sein, dass 
andererorts der Verbrauch in breiten 
Drucken ein grösserer ist, und ich will 
deswegen den Ausführungen Dr. Laubers 
nicht so ohne Weiteres entgegentreten, 
sondern ich will nur kurz ein Resume 
meiner eigenen bisherigen Erfahrungen 
geben. 

Für Blau verwendet man in Oesterreich 
fast nur Alizarinblau. Die Fabrikation ist 
ausserordentlich einfach, drucken, dämpfen 
allenfalls waschen. Manchmal ist es mir 
vorgekommen, dass mit Alizarinblau be- 
drucktes Garn nach dem Dämpfen zerfällt, 
ich führe diesen Umstand auf die Bildung 
von Schwefelsäure aus dem Alizarinblau S 
zurück, doch kommt dieser Uebelstand im 
Allgemeinen ziemlich selten vor. Methylen- 
blau wird auch hin- und wieder gedruckt, 
doch nicht in dem Maasse wie Alizarinblau. 

Für Brauudruck empfiehlt Dr. Lauber 
eine Mischung von Blauholzextrakt, Kreuz- 
beerenextrakt und Alizarin. Abgesehen 
davon, dass die angegebene Druckfarbe 
nicht sonderlich billig ist, weiss ich nicht, 
warum die Anwendung von C’atechu ver- 
worfen wird. Wenn Catechudruck nach- 
chromirt wird, glaube ich allerdings, dass 
der Grund sehr unansehnlich wird, doch 
das Chromiren ist ja nicht unbedingt noth- 
wendig, Catechu lässt sich sehr gut durch 
Verhängen mit Kupfervitriol befestigen. 

Ausser Roth-, Blau- und Braumlruck 
ist noch Schwarzdruck ein bedeutender 
Artikel, alle anderen Farben sind für 

24 

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39« 

österreichische Bedürfnisse von unterge- 
ordneter Bedeutung Noir reduit ist ja 
sonst ein sehr brauchbares Product, 
namentlich wenn Schwarz im Buntdruck 
neben Dampffarben gedruckt werden soll. 
Für Einzelfarbe ist Noir reduit etwas theuer 
und auch nicht für alle Fälle zu gebrauchen, 
für viele Artikel wird Sftureechtheit des 
Schwarz verlangt, und in diesem Falle ist 
Noir reduit geradezu unbrauchbar. Das 
beste Schwarz bleibt ohne Zweifel Anilin- 
oxydationsschwarz, und, wenn man etwas 
sorgfältig arbeitet, ist auch bezüglich der 
Festigkeit der Faser nichts zu befürchten. 

Im Allgemeinen glaube ich, dass die 
Vorschriften, die Dr. Lauber für den Oam- 
druck giebt, nicht gerade den Vorzug der 
Billigkeit haben. Buntwebereien, welche 
ihre eigenen Druckereien und nur w f enig 
Bedarf in gedruckten Garnen haben, können 
wohl in dieser Weise arbeiten, nicht aber 
Druckfabriken, die grosse Quantitäten für 
Webereien zu liefern haben. Hier in 
Oesterreich werden bedruckt« Garne in 
grossen Mengen auch für weniger theure 
Artikel gebraucht, so für Hemden- und 
Betlzeugstoffe, und da kommt es besonders 
darauf an, billig zu arbeiten. 

Die von Dr. Lauber angeführten Druck- 
farben könnten in mancher Hinsicht ver- 
einfacht werden und ein Theil der Ope- 
rationen überhaupt in Wegfall kommen. 
Man muss durchaus den Garndruck von 
dem Cattundruck trennen, die bedruckten 
Garne werden ja meistens verwebt, und 
somit kommt der Einzeleffect nicht zur 
Geltung, ganz anders ist es bei dem 
Cattundruck, wo die Dessins klare und 
scharf begrenzte Conturen haben müssen. 
Durchweg gleichmassige Drucke zu erzielen, 
ist beim Garndruck fast nicht möglich. 
Das liegt ja auch in der Natur der Sache, 
für den Cattundruck sind Druckfarben von 
ziemlicher Consistenz erforderlich, die von 
den tiefgravirtenWalzen aufgetragen w erden, 
ein Ueberschuss von Farbe wird durch die 
Rackel abgeschnitten. Im Garndruck werden 
viel dünnere Farben gebraucht, und das 
Drucken erfolgt mit Walzen, auf denen 
das Druckdessin erhaben ist, ein Mehr von 
Farbe abzuschneiden ist nicht angängig, 
und infolgedessen kann der Druck nicht 
so gleichmässig ausfnllen, wie beim Druck 
auf dem Rouleaux. 

Es dürfte daher in vielen Fällen gar 
nicht nöthig sein, die Drucke zu seifen 
oder sonst zu schönen. Beim Blaudruck 
ist z. B. ein Seifen nach dem Dämpfen 
als überflüssig zu verwerfen, Rotbdruek 
wird allerdings besser geseift. Basische 


I Kfirber-Zeitung. 
[Jahr sang 18W. 

Farben werden gedämpft, gebrechweinsteint 
und gewaschen. Es Hesse sich noch viel 
über Garndrucke sagen, doch habe ich 
nicht die Absicht gehabt, für einzelne 
Fälle. Recepte anzugeben, sondern ich 
wollte nur in kurzen Worten einen Ueber- 
blick über dieses Gebiet der Textilindustrie 
geben. 


Ueber die neueren Allzarln Farbstoffe. 

Voo 

Dr. Gottlieb Stein. 

(8tM»W ton s. sag] 

Als Ereigniss von grosser Bedeutung 
für die Wollfärberei kann man die Auf- 
tindung desAlizarineyaningrün G extra 
bezeichnen (Angust 1896), das als erster, 
echter, reingrliner Farbstoff bezeichnet 
werden muss. Derselbe hat ebenfalls wie 
die Brillantalizarmcyanine die Fähigkeit, 
ehromirte und gewöhnliche Wolle (sauer, 
mit essigsaurem Ammon und Essigsäure, 
unter Nachsetzen von Schwefelsäure), her- 
vorragend lichtecht, bedeutend lebhafter 
w r ie das alte Coerulein, zu färben. Es 
kann auch nachchromirt werden und findet 
Verwendung zum Färben von loser Wolle 
(Wagentuche), von Garnen (Teppichgamen. 
Wollkamrazug) und in der Stückfärberei 
(Uniformtuchej. Auch in der Kunstwoll- 
färberei wird Alizarineyaningrün wegen 
des nur minimalen Ausblutens auf Baum- 
J wolle angewandt. 

Ein etwas stumpferes und billigeres 
Product ist die Marke E. Beide finden 
grosse Verwendung in Wollkaininzug- 
: druck ä la Vigoureux. Desgleichen die 
Marke Alizarineyaningrün K. die 
etwas löslicher ist wie die vorhergehenden 
und deshalb leichter im Wollgewebedruck 
egalisirt wie die anderen. 

Ein ähnlicher Farbstoff ist das Ali- 
zarin-Viridin in Teig, seit August 1897 
in Handel. Wenngleich es ähnlich wie 
das Alizarineyaningrün in der Wollfärberei 
und im Kammzugdruck benutzt werden 
könnte, so hnt cs ausschliesslich im Baum- 
wolldruck Verwendung gefunden, für den 
bisher ein lichtechtes, lebhaftes grünes 
Product fehlte. Der Farbstoff hat sogar 
einen Preis in Form einer Medaille von der 
Soe. Ind. de Rouen erhalten, die seinen 
Werth richtig zu schätzen verstand. Die 
Nachfrage nach Alizarin-Viridin war zeit- 
weilig so gross, dass nicht genug geliefert 
werden konnte, sei es für directen Auf- 
druck mit essigsaurem Chrom als Dampffarbe, 
sei es für Baumwollcarndriick. oder im 


Stein, Ueber die neueren Alizariniarbetoffe. 


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Heft 24. 

15. Diffmber 1690. 


Stein» Ueber die neueren Alirannfarbstoffe. 


39!) 


Chloratprussiatätzartikel, wie zum Farben 
von chromgeklotztem und mit Citronensäure 
geatztem Baumwollstoff. 

Von den neueren schwarzen Alizarin- 
farbstofTen erschien im Juli 1892 das 
Aiizarincyaninschwnrz G in Teig und 
in Pulver. Wolle wird damit auf Chrom- 
kali- Weinsteinbeize unter Zusatz von 
10% Glaubersalz und 3% Essigsäure ge- 
fltrbt. Man erzielt mit geringen Procent- 
sittzen Farbstoff, je nach der angewandten 
Beize blau-graue (Chromkalibeize) bis blau- 
grüne Töne (Fluorchrom - Oxalsäurebeize). 
Mit 25 bis 30% erhalt man ein schönes 
Blauschwarz. Die schwarze, walk- und 
schwefelechte Färbung ist sehr lichtecht. 
Der Farbstoff wird im Wollkammtugdruck 
und im Bnumwolldrurk mit essigsaurem 
Chrom benutzt, in letzterem namentlich 
für beliebte Graus. 

Man färbt ihn auf chromirtes Baum- 
wollgarn und auf chromgeklotzten und ge- 
ätzten Baumwollstoff, man jitzl ihn mit 
Oxydationsmitteln, man verwendet ihn zu 
Schwarz im Seidendruck. 

Das im Juni 1895 erschienene Alizarin- 
blauschwarz B in Teig und in Pulver 
machte grössere Carriere. Als Schwarz 
ist es allerdings noch etwas theuer, als 
N’tiancirungsfarbstoff für Graustellungon 
und als Abdunklungsmittel findet der Farb- 
stoff seiner vorzüglichen Echtheitseigen- 
schaften wegen die ausgedehnteste An- 
wendung, besonders in der Woll-, Stück-, 
Garn- und Kammzugfärberei, der Färberei 
von loser Wolle, desgleichen im Viguoreux- 
druck, sei es auf weissem, sei es auf vor- 
geküplera Kammzug. 

Man färbt auf mit Chromkali- Wein- 
steinbeize vorgebeizter Wolle unter Zu- 
satz von 10% Glaubersalz und 3% Essig- 
säure, oder färbt sauer auf Wolle und 
chromirt nach. Die auf letzten* Weise er- 
haltenen Färbungen sind tiefer und noch 
walkechter als die vorc.hromirten. 

(in Baumwolldruck verwendet man das 
Aiizarinblauschwarz B ähnlich wie das 
Alizarincyaninsehwarz G mit essigsaurem 
Chrom. 

Der dritte schwarze Alizarinfarbstoff, 
das A I i zu ri n e c h t sc h w a rz T in Teig, kommt 
seit Anfang 1898 in den Handel. Die 
schwarze, reib-, sehweiss-, walk-, carbonisir- 
und schwefelechte Färbung ist recht licht- 
echt. Das Alizarinechtschwarz T findet 
auf Chromheize Verwendung zum Färben 
von loser Wolle, Wollenkammgarn und 
Stücken , besonders auch von Kamm- 
zier. Letzterer wird mich mit Erfolg da- 


mit bedruckt, desgleichen Baumwollgewebe 
und -Garn. 

Im Vigoureuxdruek verwendet man es 
stark in ähnlicher Weise wie Aiizarinblau- 
schwarz B auf weissem und vorgeküptem 
Kammzug. auch auf mit bunten sauren 
Farbstoffen vorgefärhtem Zug. 

Der vorletzte Sprössling auf dem Ali- 
zarin farbstoffgebiet, das A lizarinsaphiroi 
B, kommt seit Anfang 1898 in den Ver- 
kehr, das jn der Praxis wegen seiner 
ausserordent liehen Lichtechtheit und vor- 
züglichen Egalisirungsfähigkeit eine ge- 
rn iezu begeisterte Aufnahme gefunden hat. 
Der Wolle gegenüber verhält sich das 
A lizarinsaphiroi B (auch unterhalb des 
Kochpunktes) w ie ein richtiger saurer Ega- 
lisirungsfarbstofi; es zieht gut aus den 
Bädern aus. liefert ein schönes lebhaftes 
Blnu. Die grünere Färbung auf Chrom- 
heize ist reibecht und schwefelecht. Beide 
Färbungen sind ausserordentlich lichtecht. 
In hellen Tönen ist die Lichtechtheit von 
Alizurinsaphirol B so gut, dass eine ge- 
wisse Vorsicht in der Auswahl der Com- 
hinntionsfarben geboten, da, falls die letz- 
teren schnell verschiessen , das zurück- 
bleibende Alizarinsaphirol B eine zu starke 
Veränderung der Nüancen nach Blau hin 
verursacht. Baumwollene Leisten oder 
baumwollene Effectfäden werden von Ali- 
zarinsaphirol nicht angerärbt. 

Der Farbstoff findet auch Verwendung 
im Vigoureuxdruek und im Wollgewebe- 
druek. 

Alizarinsaphirol B eignet sich auch in 
hervorragendem Maasse zum Färben gew isser 
Artikel auf Halbseide (Wolle und Seide), 
insofern es sich ähnlich verhält wie Indigo- 
carniin, d. h. die Seide, beim Färben in 
kochendem essigsaurem Bade, fast rein 
weiss lässt. 

Auch in der Seidengarnfärberei er- 
rangen sich für helle Töne die neuen 
Alizarinfarhstoffe eine gute Position. So 
liefern auf Alaunheize: AlizarinbordeauxGG, 
B und Alizarincyanin 8R doppelt brauch- 
bare Bordeauxtöne: Alizarincyanin R, Ali- 
zarincyanin G extra und GG rothviolette 
bis blauviolette Nüancen: auf Chrombeize: 
Alizarinbordeaux B, Alizarincyanin 3K 
doppelt, Alizarincyanin R, GG und G extra 
und Brillantalizarincyanin 3G violelt-blaue 
bis grün-blaue Töne etc. Auch verschie- 
dene von den obigen Farbstoffen ergeben 
auf Eisenbeize recht brauchbare Nüancen, 
so Alizarinbordeaux B, GG, Alizarincyanin 
3R doppelt und Alizarincyanin R u. s. w. 

Von den neueren Farbstoffen müssen 
wir min noch kurz die Brillantaiizarinhlan 

24 ’ 



400 


Glafey, Stampfcalandtr 


rFArber-Zeltttnjt. 
I Jahrgang tWJfl. 


G und R besprechen, Farbstoffe, die vom 
chemischen Standpunkt aus eigentlich zu 
den Thioninfarbstoffen gehören, wegen ihrer 
guten Echtheitseigenschaften jedoch zu den 
Alizarinfarbstoffen gezahlt werden. Sie 
übertreffen die Alizarincyanine an Licht- 
echtheit, Reibechtheit und Walkechtheit, 
gegenüber Wolle wie Baumwolle; des- 
gleichen beim Carbonisiren mit Schwefel- 
säure. Bei künstlichem Licht bleiben sie 
lebhaft blau und zeigen, mit Salpetersäure 
betupft, den Indigotest. Man verwendet 
sie in der Wolllärberei. auf Chromkali- 
Weinsteinbeize zum Färben von Stücken, 
Garnen, loser Wolle. Kaminzug u. s. w. Sie 
lassen sich auch einhadig färben und mit 
Fluorchrom naehbehandeln. Eine grosse 
Verwendung finden beide Marken im Vi- 
goureuxdruck mit Fluorchrom, auch können 
sie mit essigsaurem Chrom im Dampfdruck 
fixirt werden. Sie eignen sich vorzüglich 
zum Färben von chromgeklotztem und ge- 
ätztem Baumwollstoff, sowie für Seiden- 
und Halbseidendruck. 

Die Marke Hrillant-Alizurinblau 
SD, die speciell für den Zeugdruck be- 
stimmt ist, führte sich daselbst wegen der 
guten Lichtechtheit des Chromlacks bei 
Möbelstoffen ein, sei es für directen Druck, 
sei es gepflatscht und mit Oxydationmitteln 
geätzt für Imitationsartikel von hellindigo 
Blau. Bei der Marke D muss der Stoff 
zuerst mit unterschwefligsaurem Natron 
und Türkischrothöl imprägnirt werden, um 
ein schönes lebhaftes Blau im Dampfdruck 
zu entwickeln. 

Alle Alizarinfarbstoffe lassen sich auch 
zur Darstellung lichtechter Lacke verwen- 
den, so Alizarinroth, Anthracenbraun, Cö- 
rulein, Anthracengelb, Gallein, Alizarin- 
ryaninschwarz. Alizarincyanine, Brillant-Ali- 
zarinblaus, Brillant-Alizarincyanine u. s. w. 

Wenn mir ja persönlich, in Folge 
meiner Stellung, die Alizarinfarbstoffe der 
Elberfelder Farbenfabriken näher liegen, 
wie die von anderen Alizarinfabriken. so 
wäre es jedoch Unrecht, die neueren Ali- 
zarinfarbstoffe der anderen Alizarinfabriken 
ganz unerwähnt zu lassen. 

Da sind zunächst die Säure-Alizarin- 
blau und -grün der Höchster Farbwerke 
zu erwähnen, Farbstoffe die sauer auf- 
gefärbt und mit Fluorchrom nachbehandelt 
werden. 

Als Concurrenten gegen die Alizarin- 
cyanine brachte die Badische Anilin- und 
Soda-Fabrik die verschiedensten Marken 
von Anhracenblau auf den Markt. Dieselbe 
Fabrik empfahl für Baumwolldruck : Alizarin- 
griin. Alizarinindigoblau, Alizarinschwarz 


u. 8. w. Letzterer Farbstoff, zwar auch kein 
eigentlicher Alizarinfarbstoff. findet jedoch 
grösseren Absatz in der Wollfärberei. Auch 
dasAlizaringelb GG von Höchst, kein eigent- 
liche Alizarinfarbstoff, fand in den Wo! I färbe- 
reien und im Baumwolldruck gute Aufnahme. 
Demselben wird von Seiten der Elberfelder 
Farbenfabrik das Alizaringelb 3G für 
Wollfärberei und Bauinwoll- und Vigoureux- 
druek entgegen gestellt. 

Als letzte Neuheit auf dem Alizarin- 
farben-Gebiet brachten die Elberfelder 
Farbenfabriken unlängst das Alizarin- 
Heliotrop R und BB, zwei Farbstoffe in 
Pastenform, die speciell für den Baum- 
woll-, Seiden- und Halbseidendruck brauch- 
bar sind, auch für Wollfärberei im sauren 
Bade. 

Man fixirt die neuen Farbstoffe für 
Baumwolle mit Thonerde- und Kalkbeize 
auf geöltem Stoff und erhält röthliche 
bezw. bläuliche Heliotropnüancen von 
grosser Fülle, ähnlich wie mit basischen 
Farbstoffen. Die entsprechenden basischen 
Tanninfarben-Lacke sind jedoch nicht so 
lichtecht, wie die Alizarin-Heliotrop-Thon- 
erdelacke. Mit Chromacetat erhält man 
mit Alizarin-Heliotrop schwarzblaue Lacke, 
ähnlich dem Alizarin-Eisenlack; auf chrom- 
geklotzten und geätzten Baumwollstoff ge- 
färbt, brauchbare Prunes. 

Die Färbungen auf Thonerdebeize sind 
mit Chloraten ätzbar. Mit Thonerdedruck- 
farben bekommt man schöne Effecte im 
Seiden- und Halhseidendruck, die Farb- 
stoffe lassen sich daselbst auch sauer auf- 
drucken resp. sauer färben. 

So schreitet der Erfindergeist auf dem 
Alizarinfarbengebiet immer weiter, einem 
Gebiet, dessen hauptsächlichste Repräsen- 
tanten durch gute Licht-, Trag- und Walk- 
echtheit u.s.w. ausgezeichnet sind. Ich hoffe 
später über weitere neue epochemachende 
Alizarinfarbstoffe für Druckerei und Färberei 
berichten zu können. 

(Anmerkung. Der Vortrag W'urde 
den Zuhörern durch zahlreiche Druek- 
utid Färbemuster auf Baumwolle, Wolle, 
Seide, Halbseide u. s. w. erläutert, und zwar 
auf Geweben, Garnen, losem Material, 
Kammzug u. s. w., sowohl an kleinen 
Mustern, wie an solchen aus der Praxis.) 


Stamptcalander. 

Von 

Regierungsrath Glafey, Berlin. 

ISeMluu n» 8. 387 ] 

Ein Stampfcalander, bei welchem die 
Stosswirkung der durch Excenter bezw. 


V 


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Hefl 24. 

15. December 1»W. 


Clafcy, Stampfcalander. 


401 


Kurbeln beeinflussten Stampfen dadurch zu 
einer elastischen gemacht wird, dass die 
letzteren durch in den zwischen sie und 
ihre Bewegungsmechanismen eingeschal- 
teten Cylindern erzeugte comprimirte Luit 
aufgefangen werden, die gleichzeitig den 
Schlag verstärkt, ist Gegenstand des Pa- 
tents Xo. 86384 und ebenfalls eine Erfindung 
von Kr. Gebauer, Charlottenburg. Das Stampf- 
werk der Maschine besteht entweder aus 
Cylindern, die sich frei nach oben oder 
unten bewegen können, wobei einmal der 
Kolben, das andere Mal der Cylinder durch 
Lenkerstange mit der Kurbel- oder Ex- 
centerwelle in Verbindung steht und der 
Kolben bezw. Cylinder die Stampfe trägt 
oder die fest mit einander verbundenen 
Cylinder nehmen je einen Kolben und die 
daran befindliche Stampfe, sowie den 
Betriebskolben, verbunden durch Lenker- 
stange mit der Kurbelwelle, in sich auf. 
Indem nun die Kurbelwelle oder Excenter- 
welle eine Umdrehung vollendet, werden 
die Stampfen durch Vermittlung der im 
Cylinder sich bildenden Luftkissen auf den 
Stoff geworfen und können vermöge der 
comprimirten Luft vor und hinter dem 
Kolben noch mehr oder weniger elastische 
Schläge ausführen. Diese sind durch ver- 
stellbare Ventile im Cylinder ganz der ver- 
schiedenen Qualität und Beschaffenheit der 
VVnare entsprechend regulirbar. 



PI*, bb. Pt*. 46. 


Nach Figur 55 und 56 tragen die Kolben 
mit den Kolbenstangen die auswechselbaren 
Stampfen und es ist der Cylinder mit der 


Kurbel welle oder dem Excenter (Figur 55) 
verbunden. Der auf- und abwärtsscbwin- 
gende Cylinder C nimmt die Stampfe S, 
welche durch die Kolbenstange B mit dem 
Kolben in Verbindung steht, mit. Die 
über und unter dem Kolben befindlichen 
Luftpolster verhindern nicht nur ein Auf- 
bezw. Anstossen des Kolbens im Cylinder, 
sondern bewirken auch eine kräftige und 
elastische Federung der Stampfen selbst. 
Oberhalb und unterhalb des Kolbens sind 
bei V und \\ eine oder mehrere Oeffnungen 
vorhanden, welche durch Ventile 0 U ge- 
schlossen sind, die sich nach innen frei 
öffnen können und der atmosphärischen 
Luft beim Auf- und Abschwingen des 
Cylinders freien Eintritt in den Cylinder 
gestatten. Die unterhalb des Kolbens be- 
findliche Oeffnung V ist ferner so ein- 
gerichtet, dass sich das Ventil U durch 
ein Handrad mit Schraube H von aussen 
mehr oder weniger öffnen bezw. ganz 
schliessen lässt. Wenn das Ventil V ge- 
; öffnet wird, sodass der Luft unter dem 
i Kolben der Austritt bei Bewegung des 
Cylinders ganz oder theilweise gestattet 
ist. so strömt durch das obere Ventil 0 
atmosphärische Luft in den Cylinder, welche 
beim Hubwechsel, da sich das Ventil 0 
selbstthätig bei dem geringsten inneren 
Atmosphärenüberdruek schliesst, zu einem 
kräftig wirkenden Luftpolster comprimirt 
wird Diese comprimirte Luft ertheilt dem 
Kolben mit der Stampfe einen energischen 
Stoss, je nach dem das Regulirventil U 
geöffnet ist. Da sich nun auch unterhalb 
des Kolbens ein entsprechendes Luftkissen 
bildet, so wird der harte Stoss der Stampfe 
aufgefangen, die Stampfe zurückgeschnellt 
und es kann dieselbe durch das abwech- 
selnde Werfen von den beiden sich bildenden 
Luftkissen während einer Umdrehung noch 
mehrere Schläge je nach Bedarf, aus- 
führen. Bei geschlossenem unteren Ventil 
wird die Compression über dem Kolben 
geringer, da sich unter dem Kolben schon 
bei Beginn der Aufwärtsbewegung des 
Cylinders ein Luftkissen bildet, und dem- 
entsprechend der Schlag leichter. Auf 
diese Weise lässt sich durch Verstellung 
des Regulirventils U eine ganz beliebige 
Stärke des Schlages erzielen. 

Nach Figur 57, 58 ist an dem unteren Ende 
des Cylinders C die Stampfe S angebracht 
und der Kolben K mit der Kolbenstange B 
steht mit der Kurbelwelle oder dem Ex- 
center in Verbindung. Der auf- und ab- 
wärtsschwingende Kolben K nimmt den 
Cylinder C mit. Oberhalb und unterhalb 
' des Kolbens sind wiederum bei 0 und I ’ 


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402 


Glafcy, Stampfialander. 


[ Flrfcer-Zeltang. 
{Jahrgang 1W9 


eine oder mehrere OefTnungen vorhanden, 
welche durch Ventile V lj geschlossen sind, 
die sich nach innen frei öffnen können und 
der atmospärischen Luft heim Auf- und I 



Kt*. 5J, Fig. 59. 


Abschwingen des Kolbens freien Eintritt in 
den Cylinder gestatten. Die oberhalb des 
Kolbens befindliche Oeffnung 0 ist ferner 
so eingerichtet, dass sich das Ventil V 
durch ein Handrad mit Schraube von aussen 
mehr oder weniger öffnen bezw. ganz 
schliessen lasst. Wenn das Ventil V ge- 
öffnet wird, so dass der Luft über dem 
Kolben der Austritt gunz oder theilweise 
gestattet ist, so strömt bei Aufwürtsbewe- 
gung des Kolbens in den unteren Theil 
des Cylinders durch das selhstthiitige 
Ventil V’, atmosphärische Luft ein. wahrend 
die Luft über dem Kolben entweichen kann, 
je nach dem die Oeffnung des Regulir- 
ventils es gestaltet. Heim nächsten Ilub- 
wechsel wird die Luft unterhalb des Kolbens 
comprimirt, hierdurch das Ventil V, ge- 
schlossen und der Cylinder mit der Stampfe 
vermöge der Ausdehnung der compriinirten 
Luft mit voller Wucht auf die Waare ge- 
schleudert. Im nächsten Augenblick je- 
doch tritt dem Cylinder mit der Stampfe 
oberhalb des Kolbens ein mehr oder weniger 
starkes Luftkissen, der Oeffnung des Ke- 
gulirventils V entsprechend, entgegen, wo- 
durch der harte Stoss der Stampfe auf- 
gefangen wird und letztere zurücksehnollt. j 
Dieses gegenseitige Auffangen und Zurück- i 
werfen der Stampfe durch die entsprechen- 
den Luftpolster lasst sich wahrend einer 
Umdrehung noch einige Male ermöglichen, 
indem das Ventil mehr oder weniger ge- 
schlossen wird. Hei geschlossenem Ventil V 
wird die Compression unter dem Kolben 
geringer, da über dem sich bewegenden 
Kolben sofort ein Luftkissen entsteht, und 




dementsprechend der Schlag leichter. Auf 
diese Weise lässt sich durch Verstellung 
des Regulirventils V eine ganz beliebige 
Stärke des Schlages erzielen. 

In Figur 5i) ist der 
Cylinder V nur unten, 

“““ • und zwar durch die 

Q ' 1 Stampfe S geschlossen. 

Der Kolben steht durch 
^ die Lenkerstange L mit 

■ der Kurbelwelle in Ver- 

bindung und kann sich 
: • ' 1 ;i in dem Cvlinder frei nach 

i JaJEjCj oben und unten bewe- 

. .2, ..j gen. In dem oberen 

Theile des Cylinders C, 
sowie in dem Kolben 
ist je eine Oeffnung an- 
gebracht. Letztere ist 
durch ein Ventil mit 
directer Federbelastung 
Fi*. 59 . geschlossen, welches sich 

nur bei einem bestimmten 
Atmosphärenüberdruck öffnet. Bei Auf- 
wärtsbewegung des Kolbens wird die Luft 
unter demselben verdünnt Das Eigen- 
gewicht des Cylinders mit der Stampfe plus 
Reibung zwischen Kolben und Cylinder hebt 
sich jedoch so lange mit dieser verdünnten 
Luft auf. bis der Kolben die dementsprechend 
angeordnete Oeffnung im Cylinder passirt 
hat. Nun ist diese Oeffnung frei und es 
kann sich der untere Cylinderraum mit atmo- 
sphärischer Luft füllen. In dem näehsten 
Augenblick beginnt der Hubwechsel, wo- 
bei die Cylinder - Oeffnung durch den 
Kolben wieder geschlossen und die Luft 
unterhalb desselben comprimirt wird. Durch 
diese Abwärtsbewegung des Kolbens, sowie 
durch die comprimirte Luft wird der Cy- 
linder mit der Stampfe mit voller Wucht 
auf die Waare geschleudert. Sobald je- 
doch der Kolben sein Hübende erreicht 
hat. welches fast zu derselben Zeit ge- 
schieht, bildet sich im Cylinder der grösste 
Druck, welcher gerade genügt, das Ventii im 
Kolben zu lüften und die entsprechende Luft 
entweichen zu lassen. Durch diese plötzliche 
Druckentnahme, sowie durch den Hub- 
wechsel, wobei ein luftverdünnter Ruum 
entstellt, kann die Stampfe wieder empor- 
schnellen. und ist somit ein elastischer 
Schlag derselben hergestellt. 

Bei Figur 00 ist der Cylinder ein fest- 
stehender und unten durch einen Boden 
geschlossen. In dem oberen Theile des 
Cylinders wird mittels Kurbel und Leuker- 
stange L ein Kolben K auf- und abbewegt, 
während sich im unteren Theile des Cy- 
linders ein Kolben JT, befindet, welcher 

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N 




Erläuterungen zu der Beilage. 


403 


Heft 24. 

jr>. December 1H9S. 

durch die Kolbenstange B mit derStainpfe S 
in Verbindung steht. Zwischen beiden 
Kolben, sowie zwischen Cylinderboden und 
unterem Kolben Ist im Cylinder ein Re- 
gulirventil U bezw. V vorhanden, um den 
entsprechenden Luftraum mit der atmo- 
sphärischen Luft in Verbindung setzen zu 
können, Bei Abwärtsbewegung des Be- 
triebskolbens wird bei geschlossenem 
Ventil U der Kolben K t mit der Stampfe S 



Fi*. <0. Kl*. 61. 


angesaugt und beim nächsten Hubwechsel 
durch die comprimirte Luft, welche sich 
zwischen beiden Kolben bildet, energisch 
herabgeschleudert. Durch Verstellung des 
Ventils V kann der Austritt der Luft be- 
werkstelligt werden und trifft der Kolben 
somit ein weniger starkes Luftkissen, wo- 
durch die Stampfe tiefer schwingt und 
bezw. eine langsamere Aufeinanderfolge 
der Schläge während einer Umdrehung 
hergestellt werden kann. 

In Figur öl endlich ist der Cylinder C 
oben und unten offen. Oben im Cylinder 
belindet sich ein Kolben K, welcher durch 
Lenkerstange L mit der Kurbelwelle in 
Verbindung steht, während sich im unteren 
Theile des Cylinders der Kolben A’,, ver- 
bunden durch Kolbenstange ß mit der 
Stampfe S, frei auf- und abbewegen kann. 
Zwischen beiden Kolben bleibt ein ent- 
sprechender Luftraum, welcher mittels 
eines Regulirventils V mit der äusseren Luft 
in Verbindung gesetzt werden kann. So 
lange dieses Ventil geöffnet ist und der 
Betriebskolben seine Auf- und Abwärts- 
bewegung macht, bleibt der Kolben mit 
der Stampfe in Ruhe, weil die Luft im 


Cylinder sich frei ein und aus bewegen kann. 
Schliesst man jedoch den Luftweg ab, so 
wird der Kolben A”, mit der Stampfe 8 an- 
gesaugt und im nächsten Augenblick durch 
den umkehrenden Betriebskolben mit 
grosser Wucht herabgeschleudert. Eine 
Berührung der beiden Kolben ist ausge- 
schlossen, weil die Luft ein vorzügliches 
Mittelglied bildet. Durch mehr oder weniger 
Oefftten des Ventils V und Veränderung 
des Zwischenraums der beiden Kolben 
kann man die Stärke der Schläge nach Be- 
lieben reguliren. 


Erläuterungen zu der Beilage No. 25. 

No. l. Flavaiin S auf io kg Wollgarn. 
Färben mit 

200 g Plavazin S (Farbw. Höchst) 
unter Zusatz von 

1 kg Glaubersalz und 
400 g Schwefelsäure 
kochend. (Vgl. S. 406.) 

Die Säure- und Schwefelechtheit sind gut, 
beim Walken blutet die Färbung nur wenig. 

Färtrr* im Farim-Zmtung 

No. a. Tartrazin O auf io kg Wollgarn. 
Gefärbt wurde mit 
200 g Tartrazin O (Farbw. Höchst) 
unter Zusatz von 

1 kg Glaubersalz und 
400 g Schwefelsäure 
kochend, (Vgl. S. 40<i. Absatz 4.) 

Die Säur*»-, Schwefel- und Walkechtheit 
Sind gUt. Fort«™ im Fartm- Mw* 

No. 3. Mercerialrter Stoff. 

Gefärbt mit 

0,8 % Benzogrün G (Bayer), 

0,96 - Benzochrombraun B ( - ) und 
0,20 - Benzochrombraun G ( - ) 
unter Zusatz von 

10 '/• Glaubersalz und 
2 - Soda. 

Geätzt mit: 

75 g Kreuzbeerenextrakt 30° Be., 
25 - Essigsäure 6° Be. (30 u /o). 

90 - Weizenstärke, 

180 - Wasser und 

330 - Gummiwasser 1 : 1 kochen, hinzu 
250 - essigsaures Zinn 20" Be., 

30 - Zinnsalz, 

20 - Citronensäure 

1000 g. 

Ueberdruekt mit: 

130 g Khodulinroth GD (Bayer) und 
»10 -Rhodamin 6G, ( - ) in 

140 - Wasser und 


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404 


Rundschau. 


[ Färber- Zeitung. 
[ Jahrgang 1899. 


100 - Essigsäure 6° Be. (30%) lösen, 
verdicken mit 

600 - Gummiwasser 1:1, hinzu 
120 - essigsaure Tanninlösung 1 : 1 

1000 ff- Farbtwfahrdka* tan*. fri»d. Ragt r Jk Oo. 

No. 4. Rhodamin laGF extra auf Weissgrund. 
Bedrucken mit 

25 g Rhodamin 12GP extra (Basler 
chemische Fabrik), 

200 - Wasser, 

100 - Essigsäure (40%), 

515 - Verdickung, bestehend aus 
120 g Weizenstärke, 

495 - WaBser, 

175 - Traganthlösung 1 : 10, 

140 - Essigsäure 40 %> 

75 - Tournantöl, 

160 - Tanninweinsäurelösung, be- 
stehend aus 
1 120 g Tannin, 

I 10 - Weinsteinsäure. 

*120 - Wasser. 

Trocknen, 1 Stunde dampfen im Mather- 
Platt, durch 10 g Brechweinstein für den 
Eiter Wasser passiren, heiss seifen, waschen. 

Ilaaltr ckimtakl falaik. Battl. 

No. 5. Alpengrün auf io kg Kammgarn. 
Dem 60° 0. warmen Färbebad setzt man 
80 g Chromogen I (Farbw. Höchst), 
10 - Beizengelb O ( - ), 

4 - Patentblau A ( - ), 

400 - Schwefelsäure und 
1 kg Glaubersalz zu. 

Man geht mit dem Garn ein, treibt zum 
Kochen und kocht eine Stunde; alsdann 
wird herausgegangen, das Bad gut abgekühlt, 
200 g (’hromkali und 
60 - Schwefelsäure 

zugesetzt, eingegangen, zum Kochen ge- 
trieben und eine Stunde gekocht. 

Die Echtheit der Färbungen entspricht 
den an Alizarinfarben gestellten Anfor- 
derungen. Farkm-m dar t arlar.Za.tumg. 

No. 6. Modegrün auf io kg Cordonneta. 
Gefärbt wurde in mit Schwefelsäure 
gebrochenem Bastseifenbad mit 


100 g Walkgelb O 

(Cassella), 

200 - Indigoblau 8GN 

1 - > 

und 


50 - Säuregrün extra conc. B ( - ). 


Diese Färbung ist an sich nicht als 
waschecht zu bezeichnen; sie erlangt je- 
doch diese Eigenschaft durch Nachbehand- 
lung mit Tannin und Brechwein- 
stein, was im vorliegenden Fall, um 
die Nüanee nicht zu trüben, vermieden 
worden ist. H ^ 


No. 7. Aetxgelb D auf Indigogrund. 

100 g Aetzgelb D (de Brünn) und 
100 - Verdickung. 

Verdickung: 

3 Liter Traganthlösung, 

50 g dopp. chroms. Kali, 

300 - Ammoniak flüss., 

1 Liter Albuminlösung. 

Auf dunklem Indigogrund gedruckt, 
dann getrocknet. Man passirt nun 1 % Minute 
in einer Rollenkufe das Aetzbad bei 30° C„ 
welche Temperatur beibehalten werden muss. 

Aetzbad: 

75 kg Oxalsäure, 

75 - Schwefelsäure 66° Be.. 

100 - Kartoffelstärke. 

250 Liter Wasser. 

Das Ganze erwärmen bis zur völligen 
Lösung der Stärke. 750 Liter kaltes Wasser 
hinzu und in kaltem Wasser waschen. 

Fr. dt Brünn, Barmtn. 

No 8. Aetzgelb H auf Indigogrund. 

100 g Aetzgelb H (de Brünn) und 
100 - Verdickung. 

Bezüglich der Druckvorschrift sei auf 
Muster No. 7 verwiesen. 

/V. dt J Uarmtn. 


Rundschau. 

Neue Farbstoffe. (Auszug aus den Rundschreiben 
und Musterkarten dor Farbenfabriken.) 

Folgende neue Producte bringen die 
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer 
in den Handel: 

Diamantbraun 3R ist ein dem Diamant- 
schwarz nahestehender Farbstoff und wird 
mit Essigsäure unter Nachgabe von 
Schwefelsäure aufgefärbt und in üblicher 
Weise nachchromirt. Man erzielt damit 
violettbraune Töne, wie sie sich bisher 
durch Nüanciren von Anthracenbraun 
mittels Alizarinroth hersteilen Hessen. 
Die Färbungen sollen eine gute Licht- 
und Walkechtheit besitzen und in dieser 
Hinsicht auf etwa gleicher Stufe mit den 
gewöhnlichen mit Anthracenbraun herge- 
stellten Zweibadfarben stehen. Diamant- 
braun 3R lässt sich auf loser Woile, 
Garnen und Stüekwaare färben; und zwar 
arbeitet man in einem Bade, das mit 20% 
kryst. Glaubersalz, 3 % Essigsäure und 
1 bis 2% Schwefelsäure bestellt ist; das 
Nachbehandeln erfolgt mit 2% Chromkali 
% Stunde kochend. Vorhandene Baum- 
wollleisten werden schwach angefärbt. 




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Heft 24. 
li. De< t'itiber 


Rundschau. 


Tronaroth OG, 3B, 7B, Trona- 
vioiett H sind neu« 1 Baumwollfarbstofie. 
welche die Herstellung aller Rothnüancen 
von Scharlach bis Cardinal ermöglichen. 
Die Gruppe dieser Farbstoffe wurde mit 
einem besonderen Namen bezeichnet, weil 
ihre Färbeweise von der für Benzidinfarb- 
stoffe gebräuchlichen abweicht. Die Trona- 
farben zeigen nach Angabe der Firma 
neben ihrer Echtheit gegen organische und 
verdünnte kalte Mineralsäuren (Säurestift) 
eine grosse Klarheit, die vor allem auf 
mercerisirten Garnen hervortritt. Die Licht - 
und Waschechtheit ragt nicht über den 
Durchschnitt hervor; mit Alkalien und durch 
Hitze werden die Färbungen gelber. Die 
I’roducte werden sich in erster Linie zum 
Färben von Baumwollgarnen, besonders 
solchen für Matratzenstoffe, daneben aber 
auch zum Färben von loser Baumwolle und 
Stückwaare eignen; die Färbungen auf 
Baumwolle sind mit Zinnsalz und Zink- 
staub ätzbar. Auf Wolle, welche übrigens 
entweder in essigoder schwefelsaurem Bade 
gefärbt wird, besitzt die Marke 3B eine 
bemerkenswerthe W a 1 kecht heit . 

Die Färbevorschrift lautet: 

Flottenansatz: Der Farbstoff wird in 
heissem Wasser unter Zusatz von 0,750 kg 
Aetznatron fest oder 2,200 kg Natronlauge 
40° Be. für 1 kg Farbstoff in kochendes 
Wasser eingetragen und mit 100 bis 150% 
Kochsalz versetzt. Darauf bringt man das 
Garn in die kochende Flotte, dreht den 
Dampf ab und zieht bei einer knapp unter 
dem Kochpunkt liegenden Temperatur % 
Stunden um. Dann wird das Garn auf- 
geschlagen, gutgeschleudert(nicht spülen!), 
in kalter 1 procentiger Schwefelsäure kurze 
Zeit umgezogen und dann gründlich in 
kaltem Wasser gespült. Beim Weiter- 
färben auf alter Flotte verringert man die 
Zugabe an Farbstoff um % 5er zuerst ver- 
wendeten Menge. Der Salzzusatz richtet 
sich nach der durch Herausnehmen des 
Games verloren gegangenen Flüssigkeits- 
menge. 

Wollblau R extra zeigt alle bei der 
N extra -Marke bereits hervorgehobenen 
Vortheile (vgl. Heft 18, S. 292, 294). unter- 
scheidet sich jedoch von ihm durch seine 
etwas röthere Nüance und billigeren Preis. 
Sie ist einerseits als Egalisirungsfarbstoff 
(Ersatz für Säureviolett), andererseits als 
Halbwollfarbstoff zu empfehlen; der Farb- 
stoff eignet sich für Wollgewebe- und 
Vigoureuxdruck und ist mit Zinnsalz nicht, 
mit Zinkstaub nur massig ätzbar. 

Framblau G ist ein^ neuer Wollfarb- 
stoff. der sich neben der Lebhaftigkeit 


405 


seiner N'üance vor Allem durch Coneen- 
tration und billigen Preis auszeichnet. Er 
wird sich daher, allein gefärbt oder mit 
Naphtalinsäureschwarz 4B (s. S. 294, 349) 
abgedunkelt, gut für Marineblau als Ersatz 
für das Aachener ßrillautblau , Blau 
Patry u. s. w. eignen. Unter Anderem 
giebt er auch mit Blauholz in einem 
Bade gefärbt saftige, dunkelblaue Töne. 
In der Lichtechtheit steht das neue 
Blau zwischen Säureviolett und den Indu- 
linen, genügt also mittleren Ansprüchen. 
Die Walkechtheit der sauren Färbungen 
ist nur massig und w ird erhöht durch Aus- 
färben auf chromirter Waare oder durch 
Nachchromiren; der Farbstoff dürfte sich 
daher auch für mit Chrom abgezogene 
Kunstwolle eignen. Gefärbt wird entweder 
mit Schwefelsäure und Glaubersalz, oder 
aber man fängt mit Essigsäure an und 
bringt mit Schwefelsäure zum Ausziehen. 
Framblau G ist auch für directen sauren 
Druck auf Wollgewebe und Kammzug an- 
wendbar. Da es weder durch Zinnsalz 
noch Zinkstaub ätzbar ist. ist es zum Blau- 
ätzen anderer Färbungen geeignet. 

Echtlichtgelb G ist ein klares, in Auf- 
sicht röthliches, in Uebersicht grünstichiges 
Gelb von guter Lichtochtheit. Es soll vor- 
nehmlich als Combinationsfarbstoff für Ali- 
znrin-Saphirol da Verw endung linden, wo die 
bisher verwandten gelben Farbstoffe in 
ihrer Echtheit oder Nüance nicht genügten. 
Das Product eignet sich für Zug. Garne 
und Stückwaare und lässt sich auch für 
directen Woll- und Seidendruck verwenden. 


Naphtalinsäureschwarz S giebt, im 
Gegensatz zu dem blauschwarzen 4B (vgl. 
S. 294, 349), ein Tiefschwarz und wird 
im schwefelsauren Bade gefärbt, wobei das 
gute Egalisirungs- und Durchfärbevermögen 
auffällt. Der Farbstoff ist mit Vorzug für 
wollene Garne, Stückwaare, Confections- 
stoffe, Filze und Hüte geeignet. 

Zum Schluss theilen die Elberfelder 
Farbenfabriken mit, dass sich gewisse 
moderne Seideneffecte leicht mit Ben- 
zidinfarben auf Baumwollengeweben 
imitiren lassen, wie in dem Rundschreiben 
auch aus den Mustern, welche mit Benzo- 
grün G in Combinalion mit Benzoebrom- 
braun G, B oder Chrysopbenin und Rhodulin- 
roth GD als Ueberdruckfarbe hergestellt 
sind, ersichtlich ist. (Vgl. a. Muster No. 3 
der heutigen Beilage.) 

Die Farbwerke vorm. MeisterLucius 
& Brüning, Höchst a. M., bieten folgende 
neue Farbstoffe in ihren diesbezüglichen 
Rundschreiben an. 


iby Google 



406 


Rundschau. 


rFirbcr-ZHttin»;- 
(.Jahnritni: »*»*- 


Flavazin S ist ein gelber Säurofarb- 
stoff und soll in Folge seines bedeutenden 
Egalisirungsvermögens besonders für die 
Zwecke der Stückfitrberei, ferner für Strick-, 
Teppich- und Phantasiegarne Anwendung 
finden. Man färbt im sauren Bade unter 
Zusatz von Glaubersalz und Schwefelsäure 
oder Weinstpinpr.'lparat. Zusätze bei Koch- 
hitze sind zulässig. Helle Modefarben färbt 
man auf schwer egalisirenden Waaren 
möglichst auf alten, gut stehenden Flotten. 
Man kann Flavazin S mit allen Siiurefarb- 
stoffen combiniren und es als gut egali- 
sirende echte Gilbe für Misch- und Mode- 
farben, sowie als gelben Nüancirungsfarb- 
sloff im Chromentwicklungsbade verwenden. 
Man färbt auf Holzkufen, Kupfer trübt die 
Nüance. Baumwollene Effecte bleiben un- 
gefärbt, während aber Seide neben Wolle 
ziemlich stark ein färbt. Für Wolldruck, 
sowohl für Aufdruckfarben wie für Stüek- 
färbungen. die bunt oder weiss geätzt 
werden, soll Flavazin S gute Dienste leisten. 

Indophenbtau B, ein neuer basischer 
blauer Farbstoff, kann, wie die Firma an- 
gielil, seiner indigoähnlichen Nüance, seinen 
Färbe- und Echtheitseigenschaften nach, so- 
wie durch billigen Preis, in der Baumwoll- 
und Leinenfärberei, besonders in der Garn- 
färberei für Buntwebereiartikel aller Art, 
als lndigoersatzproduct gelten: ferner iixirt 
er auch sehr gut auf mit Dianilfarben oder 
Indigo vorgefärbter Waare, sodass er auch 
als Aufsatzblau vielfacher Verwendung 
fähig ist. Indophenblau B ist in kochendem 
kalkarmen Wasser gut löslich; steht nur 
kalkreiches Wasser zur Verfügung, so über- 
giesst man mit ungefähr dem gleichen 
Gewicht Essigsäure, teigt mit wenig Wasser 
an und bringt mit kochendem Wasser in 
Eösung, zu welch' letzterem Kupfergefässe 
zweckmässig nicht verwendet werden. 
Fixirl wird nur der pfianzlichen Faser in 
üblicher Weise; man bedarf nur schwacher 
Beizen. Man rechnet für 1 % Farbstoff im 
Durchschnitt 5% Sumachextrakt und 0,7% 
Antimonsalz (62 bis Üäprocentig), für 1,5'% 
Farbstoff 7,5% Sumachextrakt und 1 % 
Antimonsalz, für Farbstoff 10% Su- 

machextrakt und 1,25% Antimonsalz. Statt 
Sumachextrakt kann auch die entsprechende 
Menge Sumnch in Blättern zum Beizen an- 
gewendet werden; die Nuancen fallen mit 
Sumachblättern etwas grüner und stumpfer 
aus. Bei Erhöhung der Gerbstoffinengen 
in der Beize werden reinere, grünere Nu- 
ancen erzielt. Die Echtheitseigenschaften 
werden bei Verwendung stärkerer Beizen 
verbessert. Für Dunkeitiefbiau dunkelt 
man mit llolzeBsigsnurem Eisen ab. Zuin 


Auslärben wird das Bad mit 2 bis .‘5 °/ ll 
Alaun oder schwefelsauier Thonerde be- 
stellt und das vorgebeizte Garn zuerst 
I mal umgezogen und dann aufgeschlagen. 
Man fügt die Hälfte der Farbstofflösung zu. 
zieht 4 bis 6 mal um, schlägt aur, giebt 
die zweite Hälfte der Farbstofflösung zu. 
zieht 6mal um und schlägt wieder auf. 
Hierauf erw ärmt man die Flotte auf 50° C-, 
zieht 6 mal um, schlägt auf. erwärmt auf 
75" C., zieht abermals 6 mal um und treibt 
schliesslich zum Kochen. Man lässt das 
Garn 1 , bis ■/, Stunde auf der kochenden 
Flotte. Beschickt man das Bad stall mit 
schwefelsaurer Thonerde mit Essigsäure, 
so erzielt man indigoähnliche Blau mit 
kupfnger Aufsicht. 

Methylen - Heliotrop 0 ist ein vor 
kurzem erschienener, besonders für die 
Cattundruckerei zu empfehlender Farbstoff. 
Er wird angewendet in gleicher Weise, wie 
die anderen Methylenfarben, und man be- 
hält, wie aus den dem Kundsehreiben bei- 
gefügten Mustern ersichtlich, mit Methylen- 
violett 3RA extra nüancirt, rothvioletle und 
mit Thioninhlau GO blauviolette Töne, die 
mit den entsprechenden Coupüren die 
gegenwärtig modernen Heliotropnüancen 
illustriren. 

In gleicher Weise wie Thioninhlau GO 
eignet sich Methylenheliotrop O für Re- 
serven im Prud'homme-Artikel. Man klotzt 
das Anilinschwarz mit oder ohne Tannin- 
zusatz und druckt mit Zinkacetat oder 
Ziukoxyd haltigen Druckfarben, wobei das 
sich bildende Ferrocynnzink die Farbstoffe 
Iixirt. 

Ferner tlieilt die Firma mit. dass sie 
die Fabrikation von Tartrazin O aufge- 
nominen hat; sie empfiehlt cs für die Garn- 
färberei von Wehgaruen. wo die Wasser- 
echtbeit von besonderem Werthe ist, und 
in der Stück- und Hulfärberei überall dort, 
wo nicht die höchsten Ansprüche an das 
Egalisirungsvermögen gestellt werden. Ge- 
färbt wird im sauren Bade unter Zusatz 
von Glaubersalz und Schwefelsäure oder 
Weinsteinpräparat; es ist thunlich. um das 
Egalisiren zu begünstigen, die Säuremenge 
möglichst knapp zu halten, während man 
das Glaubersalz nicht spare. Tartrazin O 
lässt sich mit den meisten Säurefarben, be- 
sonders gut mit Cyanin B, Palentldau A 
und V, Chrouiotrop 2K, Azosäurefuchsin G, 
Echtsä uro violett , Azosäureblau B und 
Victoriaviolett IBS, combiniren und als 
Gilbe für Misch- und Modefarben benutzen ; 
ferner kann es, weil chromsäurebeständig, 
auch im Chromentwickiungsbade ange- 
wendet werden, ebenso wie es auch im 


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Heft 24. 
15. Deceraber 


Rundschau. 


essigsauren Bade auf Crombeize zieht und 
daher als Nüancirungsfarbstoff von Alizarin- 
farben Verwendung findet. Baumwollene 
Effeetfäden werden nicht angefärbt, auch 
für Wollstoffe mit Seidenoffecten ist es, 
weil die Seide nicht anfärbend, anwendbar. 
In der Pigment fabrikation thut das Product 
wegen seiner guten Fällbarkeit (mit Chlor- 
barium) gleichfalls gute Dienste. 

Bei dieser Gelegenheit berichtet die 
Firma in einem Rundschreiben auch Einiges 
über Nitrosobase M. Sie bringt, um 
eine bessere Haltbarkeit beim Lagern auch 
in nicht genügend kühl und trocken zu 
haltenden Räumen zu erzielen, die Nitroso- 
base von nun an in einer besonders herge- 
stellten Pastenform alB 50 %igen Teig 
in den Handel. Das für die Herstellung 
der Druckfarben und Klotzbäder erforder- 
liche salzsaure Salz wird durch Vermischen 
des Teiges mit Salzsäure erhalten, und be- 
nöthigen 1000 g Nitrosobase M 50 "/„ Teig, 
333 ccm Salzsäure 20° Be. In dem Rund- 
schreiben findet sich eine kleine Tabelle, 
in welcher die Mengen von Nitrosobase M 
und Salzsäure 22° Be umgerechnet auf 
Nitrosobase M 50 %'i ? er Teig zusammen- 
gestellt sind; aus diesen ersieht man, dass 
die letztere relativ mehr Salzsäure erfordert, 
wie die pulverförmige Nitrosobase M. 

Die in dem Teig enthaltene Nitroso- 
verbindung kann als chemisch rein ange- 
sprochen werden. Sie hat ein lebhaft 
hellgrünes Aussehen und zeigt den richtigen 
Schmelzpunkt von 85° C. Durch diese 
Reinheit w ird nun ein gleichmässigerer und 
besserer Ausfall der mittels Kaliumsulflt 
hergestellten Weissreserven ermöglicht. 

Cm ein Nachgilben des Weiss beim 
Appretiren und Fertigstellen der Waare 
zu verhüten, soll es sich empfehlen, die 
gedämpften Stücke mit Behr verdünnter 
Essigsäure zu behandeln. Dies geschieht 
in der Weise, dass man unmittelbar vor der 
Brechweinsteinpassagc auf der Rollenkufe 
ein Bad von 2 bis 5 ccm Essigsäure 
(50 %) für den Liter 15 Secunden bei 40 
bis 60“ C. giebt oder dem Brechweinstein 
eine entsprechende Menge Essigsäure zu- 
fügt. 

An Must er karten versenden die 
Höchster Farbw erke die nachstehenden: 

Marineblau-Nüancen auf Wollgarn 
und Stoff. Als Hauptfarbstoff wurde in 
dieser Karte das Naphtalinblau B an- 
gewendet, während zum Nüanciren und 
Abdunkeln Vict oria violett 4 BS und Flavazin S 
(vgl. S. 406) empfohlen wird. Diese drei 
Farbstoffe zeichnen sich durch Egalisi- 
rungsverrnögen, sowie durch gute Wasch-, 


407 


Licht- und Alkaliechtheit aus. Betreffs 
der Löslichkeit sei bemerkt, dass man die 
Farbstoffe direct in saurer Färbeflotte lösen 
kann, ohne befürchten zu müssen, dass 
Substanzflecke entstehen. Die der Karte 
beigefügten Muster wurden im sauren 
Bade mit 10 bis 15 % Glaubersalz und 4 
bis 5 % Schwefelsäue oder 10 bis 12,5 % 
Weinsteinpräparat durch 1 bis 1 ‘/„ständiges 
Kochen fertig gefärbt. 

Die gangbarsten wasch- und licht- 
echten Lila- und Heliotrop -Nüancen 
und Baumwollgarn iilustrirt eine weitere 
Musterkarte; für die Herstellung derselben 
wurde hauptsächlich das neue Methylen- 
Heliotrop O (vgl. S. 406. Absatz 21 verwen- 
det. Es wird ähnlich wie die bisherigen Me- 
thylenfarben unter Zusatz von etwas Essig- 
säure gelöst und in schwach angesäuertem 
Bade auf Tanninbeize gefärbt. Man färbt in 
etwa 30fa eher Wassermenge unter Zusatz von 
5°/ 0 Essigsäure (50%) oder 3 % Alaun, giebt 
den gelösten Farbstoff in mehreren Portionen 
zu, zieht r , Stunde kalt um und erw'ärmt 
in % Stunden bis zum Kochen, worauf 
man noch ’/ 2 Stunde bei dieser Temperatur 
verweilt. Dann wird gespült und ge- 
trocknet. event. nachtannirt. Das Nach- 
tanniren geschieht auf frischen, schwächeren 
Bädern indem man die Operationen des 
Beizens mit Tannin und Brechweinstein 
wiederholt und zum Schlüsse spült und 
trocknet. 

In einer Halb wollstoff-Druckkarte 
wird eine Reihe von lebhaften Nüancen, 
mit basischen und direct ziehenden Farb- 
stoffen hcrgestellt , vorgeführt. Das zu 
bedruckende Material wird zur Erzielung 
satter und egalen Farben neben gutem 
Weiss einer nothwendigen Vorbehandlung 
unterworfen, welche in dem Reinigen und 
Bleichen, dem Chloren und Präpariren le- 
steht. 

Reinigen und Bleichen: Die ent- 
schlichteten Stücke werden behufs gründ- 
licher Reinigung in einem lauwarmen 
Bade, (2(Tfaehe Wassermangel 8% Seife 
und 12 % Ammoniaksoda bei 45“ C. be- 
handelt, gewaschen und dann noch zur 
Entfernung etwaiger Seifenreste durch 
Sodalösung ] /. 2 ° Be. passirt. Hierauf wird, 
ohne zu waschen, continuirlich oder über 
Nacht in der Kammer mit schwefeliger 
Säure gebleicht, mit verdünnter Schwefel- 
säure (1 g für den Liter) entschwefelt, und 
in Wasser so lange gewaschen his durch 
Congorothlösung in der Waare keine Säure 
mehr nachzuweisen ist. 

Chloriren: Die Waare (100 kgl passirt 
im breiten Zustande das Chlorirungslmd, 



408 


Rundschau. 


t-'arber-ZatiuniT 
Jahrgang IMS«*. 


da« durch Vermischen einer Chlorkalk- | 
lösung aus 200 Liter Wasser und 36 kg 
Chlorkalk 6° Be mit verdünnter Salzsäure 
aus 200 Liter Wasser und 15 Liter Salz- 
säure 22" Be bereitet wird. Nun wird so- 
lange in reinem Wasser gewaschen, bis 
durch Congorothlösung in der Waare keine 
Säure mehr nacbzuweiseti ist. 

Das Präpariren erfolgt in 2 Bädern. 

1. Bad: Doppeltchlorzinn 3° Be, die Waare 
passirt das kalte Bad am Foulard und 
bleibt dann 2 Stunden aufgerollt liegen. 

2. Bad : 50 g phosphorsaures Natron für 
den Liter kaltes Wasser, auf der Rollen- 
stufe. Hierauf wird sehr gut gewaschen, 
geschleudert, getrocknet. 

Nach dem Druck werden die Stücke in 
bekannter Weise ange feuchtet, 1 Stunde 
ohne Druck mit trockenem Dampf ge- 
dämpft und hierauf sorgfältig und in viel j 
reinem Wasser gewaschen. 

Die Musterkarte „Dianilfarben auf ' 
loser Baumwolle“ enthält Farben in ; 
directer Färbung neben der Azophorroth- j 
entwiekluug der dazu geeigneten Farb- 
stoffe. ferner directe und entwickelte 
Combinationen. Die directen Färbungen 
besitzen gute Echtheit, während die Azo- 
phorrothentwicklungen mit Ausnahme von 
Dianilbraun 3GO hohe Walkechtheit zeigen. 
Der Vergleich des entwickelten Dianilbraun 
mit der directen Färbung ergiebt, dass 
wohl eine Sättigung des Tones aber kein 
tiefgehender Nüancenuin schlag stattgefunden 
hat, wodurch das Abraustern bei Verwen- 
dung der Produete zu walkechten Farben 
wesentlich erleichtert wird. 

Alle in der Karte enthaltenen Fär- 
bungen wurden auf frischem Bade her- 
grstellt. Man besetzt das Bad mit der 
nöthigen Menge Farbstoff und Alkali und 
lässt alles zusammen kochen. Hierauf geht 
man mit der trockenen Waare ein, lässt 
*/ 4 Stunde kochen und fügt dann das 
Glaubersalz hinzu, dann kocht man noch 
während einer Stunde und lässt endlich 
t/ 2 Stunde bei abgestelltem Dampf ziehen. 
Zwecks Entwicklung mit Azophorroth oder 
Metallsalzen spült man die Waare nach 
dem Färben und trocknet, während für die 
directen Farben meistentheils das erstere 
nicht erforderlich ist. 

Azophorroth - Entwicklung: Man 

handhabt die lose Baumwolle % Stunde 
lang in einem frischen kalten Bade unter 
Zusatz von 2 n /o Azophorroth PN und 
1% essigsaurem Natron, hierauf gut spülen. 
Die Bereitung des Entwicklungsbades ge- 
schieht, indem man zuerst die erforderliche 
Menge Azophorroth mit wenig kaltem 


Wasser anteigt und dann diesen Teig mit 
einer zwölffachen Menge Wasser verdünnt. 
Man rührt gut um, giesst die Lösung nach 
% Stunde durch ein Sieb in das Bad, spült 
den kleinen Rückstand mit wenig Wasser 
nach und fügt hierauf das gelöste essig- 
saure Natron hinzu. 

Leopold Cassella & Co. bieten in 
Diaminbraun S einen neuen Diaminfarb- 
stolf an. Er zeichnet sieh durch leichte 
Löslichkeit aus und wird bei seiner, dem 
Diaininbraun V ähnlichen, bläulich deckenden 
Nüanee ausser für directe Nüancen auch 
speciell für MiBChfärbungen gute Dienste 
lernten. Besonders empfehlenswert ist die 
Kupplung mit Nitrazol C, die ein schönes 
Dunkelbraun von grosser Walkechtheit 
ergiebt. 

Baumwolle. Helle Nüancen werden 
unter Zusatz von 1% Soda und 5 bis 
10% calc. Glaubersalz, dunkle Nüancen 
unter Zusatz von 2% Soda und 20% calc. 
Glaubersalz gefärbt. Halbwolle färbt man 
mit 40 g kryst. Glaubersalz für den Liter 
Flotte. Das Product ist hierfür gut ge- 
eignet. da es die Baumwolle ln tieferer, 
etwas mehr bläulicher Nüanee wie die 
Wolle färbt. Halbseidefärbungen werden 
hergestellt unter Zusatz von 2 bis 4 g Seife, 
3 g phospborsaurem Natron und 5 g kryst. 
Glaubersalz für den Liter Flotte. 

Die Basler Chemische Fabrik bringt 
einen Tür die Stoffdruckerei bestimmten 
Farbstoff unter der Bezeichnung Rhod- 
amin 12GF auf den Markt (vgl. Muster 
No. 4 der heutigen Beilage). Der Farb- 
stoff eignet sich zum Druck auf sämintiiche 
Textilfasern; ein specielleres Interesse bietet 
er für den Aetzdruck auf Anilinschwarz, 
wobei besonders lebhafte Töne durch Zu- 
satz von etwas Tannin zur Grundirflolte 
erhalten werden. Für Druck auf Weiss- 
grund empfiehlt sich zur Erzielung grosser 
Lebhaftigkeit die Verwendung von geöltem 
Baumwollstoff. Geliefert wirdRhodamin 12GF 
in zwei Concentrationen ; die Extra-Marke 
ist fünfmal stärker als die gewöhnliche 
und wird zur Erzeugung von Hochroth 
.erwandt. B 

“rof. Dr. R. Gnchm und Dr. E. Rötheli, 
Zur Theorie des Färbeprocesses. 

Nicht blos wer die Farbenchemie vom 
rein wissenschaftlichen Standpunkt aus be- 
treibt, sondern auch wer der Färberei und 
Druckerei als ausübender Praktiker ange- 
hört, ist sich stets einer Lücke seines 
Wissens bewusst. Es wäre doch ein ganz 
anderes Arbeiten im Laboratorium und im 
Farbhaus, wenn man endlich einmal 



Heft 24. 

15.' Dw«mb*r 1899. 


Rundschau. 


409 


wüsste, was beim Farben mit. auf und in 
der GespinnstfasBereigontliehvorgeht. Welche 
Fortschritte dürfte man auf der ganzen 
Linie der Färberei, Druckerei und Farben 
fahrikntion erwarten, wenn endlich einmal 
ein freundlicher Lichtstrahl die Nebel der 
Hypothese durchbrechen und den Process 
des Fftrbens in seiner wahren Gestalt er- 
kennen lassen möchte! Keine von allen 
bisher für das Wesen des Fflrhens auf- 
gestellten Theorieen liess sich auf alle 
Fasern und Farben anwenden, keine hat 
alle Fälle erklärt, alle Zweifel behoben. 
Dr. Rötheli's Inauguraldissertation, unter 
den Auspicien Prof. Dr Gnehms in Basel 
hinausgegeben, zählt in der Einleitung die 
verschiedenen Theorieen auf, die auch die 
Färber-Zeitung der Reihe nach registrirt 
hat, sowie sie aufgetaucht sind. 

Um dem Leser die Hauptpunkte der 
wissenschaftlichen Streitfrage kurz ins Ge- 
dächtniss zurückzurufen, dürfen wir uns 
deshalb damit begnügen, an die Namen 
Knecht. Vignon und Reisse, als Vertreter der 
rein chemischen, an die Namen v.Georgievics, 
Hwass und v. Perger, als Vertreter der rein 
mechanischen Theorie, dann an Witt's rein 
physikalische Erklärung des Färbeprocesses, 
endlich an Webers und Gnehm s, den 
Compromissweg einschlagende, Erklärungen 
zu erinnern. 

Gnehtn insbesondere hat den Standpunkt 
eingenommen, dass der Färbeprocess auch 
für ein und dieselbe Faser und den gleichen 
Farbstoff, nicht als einheitlicher Vorgang 
zu betrachten sei. In dieser Richtung be- 
wegten sich seine früheren Versuche, 
deren Wiederholung und Bestätigung 
Rötheli zunächst sich zur Aufgabe machte, 
bevor er an den weiteren Ausbau von 
Gnehms vermittelnder Theorie dachte. 

Ein Wiederholungsversuch bestand im 
Färben von entschälter, bei 100" getrock- 
neter und mit absolutem Alkohol behandelter 
Seide. Die .‘1 verwendeten Farbbäder waren 
mit Fuchsin, Rosanilin und mit ammoniaka- 
lischer Fuchsinlösung gleichprocentig an- 
gesetzt, und als die gefärbten und ge- 
waschenen Seidenstränge mit Alkohol 
extrahirt wurden, zeigte sich, wie bei den 
früheren Versuchen Gnehms, dass die 
Puchsinfärbung (also die Färbung mit dem 
Farbsalzt, bedeutend stärker als die von 
Rosanilin und von ammoniakalischer Fuchsin- 
lösung blieb, womit zunächst ein ver- 
schiedenes Verhalten der Färbungen mit 
Farbsalz und Farbbase constatirt ist. Zu- 
gleich aber zeigte sich, dass auch wochen- 
langes Extrahiren in allen 3 Fällen nicht 
vermochte, allen Farbstoff von der Faser 


abzuziehen. Diese Beobachtung führt auf 
den Gedanken, dass die Fuchsin färbung 
t Heils auf chemischem, theiis auf mecha- 
nischem Wege zu Stande kommt. Die 
Menge des nicht extrahirbaren Farbrestes 
hängt, wie weitere Versuche bewiesen, 
von der Dauer des Färbeprocesses ab; 
immer aber wird der mechanisch hewirkte 
Theil der Färbung das l'ebergewicht über 
den chemisch gebundenen Theil haben. 

Unter dem Mikroskop zeigten eine mit 
Krystallviolett. und eine mit Malachitgrün 
gefärbte Wollprobe Schnittflächen, die vom 
Farbstoff vollkommen homogen durch- 
setzt waren. Dieselbe Beobachtung wurde 
an einer in Fuchsin gefärbten Seide ge- 
macht und dahin ausgelegt, dass die 
homogene Durchfärbung der Faser irgend- 
wie auf eine chemische Bindung des Farb- 
stoffs schliessen lasse. — Anders bei der 
Baumwolle, die, mit Congo und Benzo- 
azurin gefärbt, die grösste Intensität der 
Färbung im Säuren zeigte. Diese Er- 
scheinung spricht für die Weber'sche Auf- 
fassung des Färbeprocesses der Baumwolle, 
die ausserdem in anderen Control versuchen 
ihre Bestätigung gefunden hat. So haben 
Gnehtn und Rötheli gleich ihm gefunden, 
dass die Benzidinfarbstoffe iu Form ihrer 
Natrium- wie auch ihrer Bariumsalze, also 
mit vollem Metallgehalt, auf die Faser 
aufgehen. und zwar die Natriumsalze 
(z. B. des Benzopurpurins und Benzoazurins) 
leichter als die mit schwächerem Diffusions- 
vermögen begabten Bariumsalze. Dass die 
Benzidinfarbstoffe in unveränderter Form 
mit ihrem Metallgehalt von der Baumwolle 
aufgenommeu werden, zeigt ferner das 
Verhalten einer gewöhn liehen Congofärbung, 
welche die Röntgenstrahlen theilweise ab- 
sorbirt. Färbt man aber statt mit dem 
Natriumsaiz die Baumwolle mit der dem 
Congo entsprechenden Bariumverbindung, 
so erweist sieb die gefärbte Faser für die 
Röntgenstrahlen noch weit undurchlässiger 
als im ersten Fall, während sie von Wolle 
und Beide, die in Fuchsin, Krystallviolett 
und Malachitgrün (Oxalat) gefärbt worden 
sind, vollkommen frei wie von der unge- 
färbten Faser durchgelassen werden. 

Die chemische Theorie stützt sich unter 
anderem auf die nachgewiesene Spaltung 
sogenannter basischer Farbstoffe beim 
Färben der Wolle und Seide, wobei 
erwiesenermassen die Säure des Farbstoffs 
quantitativ im Bade verbleibt, also folge- 
richtig die Base des Farbstoffs mit der 
Faser ein Salz bildet. Was den letzteren 
Punkt betrifft, so haben Gnehm und 
Rötheli direct gezeigt, dass eine Fuchsin- 



410 


Rundachau. 


f Firtar-ZtHoiiic 
[ Jahrgang 1S99. 


färbung auf Seide gegenüber Alkylirungs- 
vereuehen mit Jodmethyl und Methyl- 
alkohol wie ein Rosanilinsalz. nicht etwa 
wie die Rosanilinbase sich verhalt. - l T m 
neue Beweise für die Spaltung der 
Karbsalze zu erbringen, haben sie eine 
Reihe von Farbstoffen mit möglichst hoch- 
moIecularemSäure«bezw.Basencomponenten 
dargestellt, einerseits die Farbsalze der 
basischen Farbstoffe mit Palmitin- und 
Stearinsäure u. s. w., andererseits die Salze 
von sauren Farbstoffen mit organischen 
Basen. Bei den Färbungen mit ersteren 
konnte auf indirectem Wege leicht nach- 
gewiesen « erden, dass beispielsweise keine 
Palmitin- bezw. Stearinsäure mit der Farb- 
base auf die Woll- oder Seidenfaser ge- 
gangen war. Dagegen wurde für die Salze 
der sauren Farbstoffe mit organischen 
Basen die Abspaltung der Base oder ihr 
Zurückbleiben im Bade auf directem Wege 
ermittelt. Mit der Darstellung genannter 
Farbsalze wollten die Verfasser ausserdem 
den Nachweis liefern, dass überhaupt die 
Farbbasen mit relativ schwachen Sauren 
oder gar deren Amidoderivaten beständige, 
w'ohl characterisirte Verbindungen zu bilden 
und dass auf gleiche Weise auch die 
Farbsiluren mit schwachen Basen oder 
Amidosiluren sich zu verbinden vermögen. 
Lassen sich derartige Farbsalze herstellen, 
so haben etwaige Zweifel, ob Wolle und 
Seide mit ihren schwachsauren oder 
schwachbasischen Componenten im Stande 
sind, mit den Farbbasen oder -Sauren 
wirkliche Salze zu bilden, ihre Widerlegung 
gefunden. 

In der That ist den Verfassern die 
Darstellung einer Reihe von Salzen der 
Palmitinsäure und Stearinsäure mit den 
Basen des Auramins, Fuchsins, Neufuchsins, 
Nachtblaus, Krystailvioletts und Victoria- 
blaus B und 4R gelungen. Ebenso erhielten 
sie Verbindungen des NeurosanilinB mit 
Amidoessigsäure, Amido-, Stearin- und 
Palmitinsäure , mit Amidocapronsäure 
(Leucin) und Phenvlamidopropionsäure 
(Tyrosin), durchweg Amidosäuren, deren 
saure Gruppen durch die Anwesenheit von 
basischen Gruppen in Schach gehalten 
werden und deren Zusammensetzung zum 
Theil an die sauren und basischen Compo- 
nenten des Keratins, Sericins und Fibroins 
erinnert. Um endlich zu beweisen, dass 
auch chemische Verbindungen saurer Farb- 
stoffe mit schwach basischen Körpern mög- 
lich sind, wurde die Farbsäure des Xaphtol- 
gelbs S an Anilin, Benzidin und Amido- 
palmitinsäure gebunden und wurden ent- 
sprechende Verbindungen der Farbsliuren 


desTHelvctiablaus und Benzopurpurins mit 
Anilin, des /?-Xaphtolorange mit Benzidin 
hergestellt, auch die Pikrinsäure mit Benzidin 
sowie mit Amidopalmitinsäure zu krystalli- 
sirten Körpern vereinigt. 

Gnehm und Rötheli gründen schliesslich 
auf die von ihnen gewonnenen Resultate 
die Ansicht, dass die substantiven Färbungen 
auf thierischer Faser Gemische sind von 
chemischer Verbindung mit einem Ueber- 
schuss von mechanisch zurückgehalteneni 
Farbstoff, so dass der Färbeprocess für die 
Thierfaser, wenn man von einzelnen Aus- 
nahmen absieht, in einer Salzbildung be- 
stände. die von einer reichlichen Adsorption 
des Farbstoffes durch die Seide oder Wolle 
begleitet wäre. In gleicher Weise werden 
die Beizen zugleich auf chemischem Wege 
und auf dem Wege der Adsorption oder 
einfachen Präcipitation von den animalischen 
Fasern aufgenommen. Anders verhält es 
sich mit der Pflanzenfaser. Während die 
Färbungen mit Pigmentfarben und mit den 
auf der Cellulose entwickelten Azofarb- 
stoffen als reine Präcipitationen zu betrachten 
sein dürften, die mechanisch den capillaren 
Räumen der Fasern anhaften, kann man 
für Indigo und die basischen substantiven 
Baumwollfarbstoffe mit Georgievics an- 
nehmen, dass sie von der Baumwolle ad- 
sorbirt werden, und betreffs der directen 
Baumwollfärbungen mit Benzidinfarben an 
Weber's Anschauung sieh halten, dass sie 
Lösungen der mit geringer Diffusions- 
geschwindigkeit begabten Farbsalze im 
Zellsaft vorstellen. 

Alles in Allem genommen ist das 
Färben der verschiedenen Gespinnstfasem 
kein einheitlicher Vorgang. Die Färberei 
der Pflanzenfasern beruht nicht oder nur 
zum Theil auf denselben Processen wie 
die der Thierfasern. Aber auch die Färberei 
der Thierfaser ist nach Gnehm und Rötheli 
für jeden Einzelfall kein einheitlicher Vor- 
gang, sondern das Product des Zusammen- 
treffens der chemischen Reaction mit 
mechanischen Kräften oder Adsorptions- 
erscheinungen. n. 

Joh. Rud. Geigy 4 Co. ln Basel, Verfahren 

zur Herstellung schwefelhaltiger Farbstoffe. 

(Zusatz vom r>, Juli 1899 zum französischen 

Patent 286 671 vom 6. Marz 1899.) 

Das Verfahren des Hauptpatents wird 
dahin abgeändert, dass statt der dort ver- 
wendeten Acetyl Verbindungen aromatischer 
Basen hier Acetylverbindungen von Amido- 
azo- oder Oxyazokörpern mit p-Amido- 
phenoi, p-Phenvlendiamin, p-Toluylendiamin, 
p-Amidosalicylsäure u. s. w. und Schwefel 



Heft 24 

15. Deremb«r 1*M. 


Verschiedene Mittheilungen. 


4)1 


erhitzt werden. Ein Zusatz von Glycerin, 
Aethylenglycol, Naphtalin, Anthracen, Kre- 
sol oder von anderen Verdünnungsmitteln 
lasst die Schmelze längere Zeit flüssig 
bleiben, sodass der Schwefel energischer 
reagiren kann. s,. 

Actiengesellüchaft für Anilinfabrikation 
in Berlin, Verfahren zur Darstellung blauer 
directer Baumwollfarbstoffe (Zusatz vom 
6 . Juli 1899 zum französischen Patent 287 678 
vom 10. April 1899.1 

Im Hauptpatent waren blaue Farbstoffe 
beschrieben worden, welche aus den vom 
Nitrooxydiphenvlamin und dessen Substi- 
tutionsproducten abgeleiteten Schwefelfarb- 
stoffen durch Kochen mit Alkohol erhalten 
werden. Kocht man die durch Erhitzen 
aequiinolekularer Gemische von einem 
Nitrooxydiphenylaminderivat und von p-Ami- 
dophenol, p- oder m- Phenylendiamin, p- 
oder m-Toluylendiatnin mit Schwefel und 
Schwefelalkalien erhältlichen Farbstoffe mit 
Alkohol, so werden ebenfalls blaue Farb- 
stoffe erhalten. s,. 

Badische Anilin- und Sodafabrik in Lud- 
wigshafen a. Rh.. Verfahren zur Darstellung 
blauer und blaugrüner walkecbter Farbstoffe 
der Anthraeenreibe. (Französisches Potent 
290 706 vom 10. Juli 1899.) 

Die Farbstoffe werden dadurch erhalten, 
dass die aus Dinitroanthrachinonen durch 
Behandeln mit rauchender Schwefelsäure 
event. unter Zusatz von Reductionsmitleln 
und von Borsäure entstehenden Farbstoffe 
und das Brillant-Alizarin-Cyanin im ge- 
schlossenen Gefäss der gleichzeitigen Ein- 
wirkung von Ammoniak und kaustischem 
Alkali ausgesetzt werden. 


Verschiedene Mittheilungen. 

Verein zur Wahrung der Interessen der Färberei- 
und Druckerei-Industrie von Rheinland und 
Westfalen, Bericht über dieBaumwolldruckerei 
und die Seldenvcredlungsinduatrle im Geschäfts- 
jahre 1898 / 99 . /Setloxv von s. 3M.1 

Der Export in Baumwollwaaren begegnet 
aber wachsenden Schwierigkeiten. 

Namentlich wird in den Berichten über 
die sich stetig mindernde Ausfuhr nach 
den Vereinigten Staaten Klage geführt, 
eine Folge der jenseits des Oeeans herr- 
schenden Bchutzzöllnerischen Strömung. 
Da nun überdies in der Union seit dem 
glücklichen Ausgange ihres Krieges mit 
Spanien der „panamerikanische“ Gedanke 


neue Anhänger gefunden, und man nament- 
lich auch nach einer Erweiterung des 
Kolonialbesitzes strebt, so dürfte auch hier- 
durch dem deutschen Export nicht un- 
wesentlicher Abbruch geschehen, zumal 
die Amerikaner mit grösstem Eifer die Aus- 
breitung und Vervollkommnung eigener 
Industrieen pflegen, wobei ihnen gerade auf 
dem Gebiete der BaumwoUindustrie der 
günstigere Bezug des Rohstoffes sehr zu 
statten kommen muss. 

Der Absatzmarkt OstaBien wird — so 
vor allem in Ostindien, China und Japan 
— noch immer von England beherrscht, 
andererseits wird derselbe in steigendem 
Maasse durch das letztgenannte Land ein- 
geengt werden, dessen industrielle und 
kommerzielle Verhältnisse allem Anscheine 
nach in schnellstem Aufschwung begriffen 
sind. 

Bis aber unsere ostasiatische Kolonial- 
politik die zu erhoffenden Früchte tragen 
wird, werden noch eine Reihe von Jahren 
verstreichen müssen. 

In Mittel- und Südamerika, auf 
welche noch immer grosse Hoffnungen ge- 
setzt werden, halten die ungünstigen poli- 
tischen und die dadurch bedingten un- 
sicheren Valutaverhältnisse den Export 
dauernd zurück, überdies ist uns in Süd- 
amerika, nach einer Notiz der Breslauer 
Handelskammer, in Italien eine starke 
Coneurrenz erwachsen; und die Balkan- 
staaten haben „theils selbst ihre Industrie 
erweitert, theils ihre Zölle ausserordentlich 
erhöht“. 

Nun steht ja gewiss zu hoffen, dass 
diese ungünstigen Exportverhältnisse in 
nicht zu ferner Zeit sich in ihr Gegentheil 
umkehren, dann ist aber die Voraussetzung 
dafür, dass unsere handelspolitischen Ver- 
hältnisse zum Auslande sich entsprechend 
gestalten, und dass namentlich nicht rück- 
schrittliche Bestrebungen in Bezug aur 
unsere Handelsvertragspolitik Platz greifen. 

Denn gerade die Textilindustrie und 
besonders ihre reichgestaltete Veredlungs- 
industrie bringen durch die Pflege des 
Exportgeschäftes, neben der des heimischen 
Marktes, der Landeswirthschaft reiche Ge- 
winne ein, während bekanntlich die Eisen- 
industrie, speeiell die Masehinenbranehe, in 
dieser Beziehung auf ganz anderer Basis 
ruht. Denn so ausserordentlich auch ihr 
Werth für die Entwicklung der Landwirth- 
schaft ist, so bald sie zur Exportindustrio 
sich ^erweitert, schafft sie in der Regel 
keine andere Wirkung als eine Erweckung 
oder Stärkung auswärtiger Coneurrenz. 

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412 


V«rachl»d*nr Mttih«Uung*o. 


fFIrber-ZelUiQg. 
' JlhncatiK 1899. 


Voraussetzung för die Erhaltung einer 
thatkräftigen deutschen linumwollindustrifi 
ist aber ferner in allererster Linie die 
energische Abwehr einer solchen Depression, 
wie sie nunmehr schon über zwei Jahre 
auf dieser deutschen Industrie lastet. 

Es ist darum unbedingt nothwendig, 
dass namentlich seitens der Baumwoll- 
druckerei auf der ganzen Linie für baldige 
und durchgreifende Aufbesserung der Preise 
Sorge getragen wird. 

Denn wiederum hat sich ja bei der 
Aufstellung der diesjährigen Bilanz heraus- 
geslellt, dass — abgesehen von günstigen 
Resultaten einzelner grösserer Werke, die 
jedoch auf andere von der Branchenkon- 
junktur wesentlich unabhängige Factoren 
zurückzuführen sind, — dass der erzielte 
Gewinn in gar keinem Verhältnis zu den 
Aufwendungen an Kapital, Arbeitsleistung 
und Intelligenz steht, Aufwendungen, die 
bei den dauernd steigenden Anforderungen 
an die Ausrüstung der veredelten Waaren 
für die Zukunft noch gesteigert werden 
müssen. 

Der Grund für diese ungünstigen Bilan- 
zen liegt vornehmlich auch darin, dass die 
sinkenden Preise in gar keinem entsprechen- 
den Verhältnisse mehr stehen zu den fort- 
während in die Höhe gegangenen Pro- 
ductionskosten. Zunächst kommen hier 
die dauernd gestiegenen Arbeitslöhne in 
Betracht. 

Die Barmer Handelskammer giebt bei- 
spielsweise aus den Nachweisen der Section 
IV der Rheinisch - Westfälischen Textil- 
berufsgenossenschart folgende Aufstellung 
von der Lohnsteigerung in der Barmer 
Textilindustrie: 1894: 805 Mk. , 1895: 

820 Mk., in dieser Weise steigend bis auf 
878 Mk. pro Kopf im Jahre 1898, im 
laufenden Jahre aber ist die Aufwärtsbe- 
wegung ebenfalls nicht zum Stillstände ge- 
kommen. 

So erfreulich ja nun auch ganz gewiss 
die darin ausgedrückte Besserung in der 
Lage der arbeitenden Klassen erscheinen 
muss, so darf dabei doch nicht verkannt 
werden, dass diese Steigerung der Löhne 
im wesentlichen durch die Montan- und 
Eisenindustrie provozirt wird, welche sich 
auch im abgelaufenen Geschäftsjahre eines 
weiteren, selten günstigen Aufblühens er- 
freute und in Folge dessen wiederum be- 
strebt war, durch Aufbesserung der Löhne 
ihren stetig steigenden Bedarf an Arbeits- 
kräften zu docken. 

So musste denn auch die Lohnsteige- 
rung in der Textilindustrie hinter derjenigen 
in den ebengenannten noch erheblich zu- 


rückstehen, wenngleich die relative Höhe 
der Löhne mit Rücksicht auf die Arbeits- 
leistung. die ja in der Montan- und Eisen- 
industrie eine ganz erheblich grössere ist, 
schon jetzt als ausgeglichen gelten kann. 

Es betrug nach dem Bericht der Düssel- 
dorfer Handelskammer die Lohnsteigerung 
im Oberbergamtsbezirke Dortmund von 
1895: 968 Mk. bis 1898: 1175 Mk., also 
21,4%; in Siegen-Nassau betrug sie sogar 
33,4%. und das Gleiche zeigt sich in allen 
deutschen Bergwerksbezirken. 

Hierdurch wird aber namentlich der 
Textil in dstrie gerade der beste und leistungs- 
fähigste Theil der Arbeiterschaft entzogen, 
werden doch von den westfälischen Gruben 
direct Werber z. B. in die schlesischen In- 
dustriebezirke gesandt, um von dort Arbeits- 
kräfte heranzuziehen. 

Die Folge dieser Verhältnisse ist, dass 
in der Textilindustrie, wie eine stattliche 
Anzahl der Berichte hervorzuheben nicht 
unterlassen, ein derartiger Arbeitermangel 
sich herausgebildet hat, dass ein Theil der 
Werke nicht mehr in die Lage kommt, die 
Anlagen entsprechend auszunutzen; so 
fehlten im Düsseldorfer Bezirke in einzelnen 
Werken an 100 bis 200 Arbeiter. 

Durch diese Lohnerhöhungen allein ver- 
mehrten sich aber die Productionskosten 
bis zu 3%, was Tür eine Industrie, wie 
namentlich für die Baumwolldruckerei, ge- 
genüber den bis zur Unrentabilität gesun- 
kenen Preisen sehr Bchwer ins Gewicht 
fallen muss. 

Entweder wird also eine Preisaufbesse- 
rung erzielt werden müssen, um die stei- 
genden Löhne auszuhalten, oder aber die 
Industrie geht einer Zeit chronischen Ar- 
beitermangels und Fehlens besserer ge- 
lernter Arbeiter entgegen. Niehl zu ver- 
gessen, dass bei alledem die Baumwoll- 
druckerei gerade eines leistungsfähigen 
und betriebskundigen Arbeiterstammes drin- 
gend bedarf, um den steigenden Anforde- 
rungen an ihre Leistuugen gerecht werden 
zu können. 

Was nun hier bezüglich der Arbeiter- 
frage über das Missverhältnis zwischen der 
Textilindustrie und vor allem ihrer Vered- 
lung auf der einen und der Montan- und 
Eisenindustrie auf der anderen Seite gesagt 
werden musste, gilt in gleicher Weise auch 
für die in dauernder Steigerung begriffenen 
Kohlenpreise, welche gegen den nied- 
rigsten Stand bereits eine Erhöhung um 
30% erfahren haben. Solange günstige 
Conjuncturen es ermöglichen, den auch 
hierdurch wiederum gesteigerten Produc- 
tionskosten bei der Bilanz Rechnung zu 



Ut.lt 24. 

15. Dfr«mb«.r 1H99. 


Verschiedene Mittheilungen. 


41 S 

tragen, können dieselben sehr wohl ge- Verein nieht immer in der Lage, „die 

tragen werden; wenn jedoch die Verhalt- bessernde Hand“ anzulegen, wie die Zeit- 
nisse derart darniederliegen, wie seit langem schritt ..Seide“ es mehrfach gefordert hat. 

in der Baumwolldruekerel, so wird jede, Es ist nun aber diese ungünstige Lage 
auch die kleinste Erhöhung der Productions- der Veredlungsindustrie, vor allen Dingen 

kosten, um wieviel mehr aber die durch der Färberei um so bedauerlicher, als die 

die hohen Kohlenpreise herbeigeführte Ver- Zukunft der deutschen Seidenindustrie allem 

theuerung derselben eine empfindliche Ver- Anscheine nach eine recht günstige zu 

Schürfung der Lage herbeirühren. werden verspricht. Zeigt es sich doch 

Auch hier deuten aber alle Anzeichen immer mehr, dass die Seide aufhört, ein 

darauf hin, dass die, durch den allgemeinen Luxusartikel zu sein, dass vielmehr ihr 

Aufschwung der xvirthschaftlichen Verhalt- Consum in immer breitere Schichten ein- 

nisse und insbesondere durch das Aufblühen dringt. 

der Eisenindustrie stellenweise sogar über Dabei erscheint bei der Naturseide jede 
ihre Krflfte beschäftigten und überdies noch GefahreinerUeberproductionausgeschlossen, 
durch Syndicate geeinten Zechen den Vor- da ja schon im abgelaufenen Berichtsjahre 
theil der herrschenden C'onjunctur durch constatirt werden konnte, dass das Angebot 
weitere Preissteigerungen sich nicht werden von Rohseide langsam hinter dem Bedarr 
entgehen lassen. zurückzustehen beginnt. 

Das Facit der vorstehenden Erörterungen Dadurch wird aber die gesammte Ent- 
kann demnach nur sein, dass die Baum- Wicklung der Industrie einen ungleich 

Wollindustrie im allgemeinen, und die uns ruhigeren und solideren Gang erhalten, 

vor allem interessirende Baumwolldruckerei als es leider oben für Baumwolle infolge 

im besonderen, mit aller Energie bestrebt Ueberproduction nicht festgestellt werden 

sein muss — wie es ja auch schon in den konnte. 

citirten Pressberichten gefordert wurde — Trotz dieser günstigen Vorbedingungen 
ihre Preise so zu stellen, dass sie gegen- gelang es, wie bemerkt, der Veredlungs- 

über den vertheuerten Productionskosten Industrie nicht, irgendwie bessere Preise 

und den sonstigen ungünstigen C’onjunctur- im abgelaufenen Jahn» zu erzielen, in be- 

verhaltnissen wiederum zu einer Rentabi- sonders hohem Grade gilt dies leider von 

lität gelangt, die nicht nur ihre Existenz der Seidenstrangfärberei- 
sicher stellt, sondern ihr auch eine Fort- Der vornehmlichste Grund dürfte darin 

entwicklung ihrer Leistungsfähigkeit er- liegen, dass eine durchaus ungesunde Con- 

möglicht. curretiz die Preise fortdauernd herabzu- 

Seidenveredlungsindu8trie. Musste drücken keinen Anstoss nimmt, 
in der Baumwollbranche von einem un- Dabei sind auch hier die Product ions- 
günstigen Ergebniss des Geschäftsjahres auf kosten seit den letzten Jahren in fort- 

der ganzen Linie berichtet werden so liegen währender Steigerung begriffen, vor allem 

im Gegensatz dazu bei der Seide die Ver- hat eine ausserordentlich starke Preis- 

hältnisse derart, dass die Fabrikation im All- erhöhung der Farbmaterialien Platz go- 

gemeinen recht günstige Resultate erzielte, griffen, welche bei einzelnen der wichtigsten 

zumal derConsum an Seide ein stetig steigen- Farbstoffe bis zur Verdoppelung des Preises 

der ist, dass aber trotz alledem gerade die hinaufgeht. 

Seidenveredlungsindustrie nicht nur nicht aus Es genügt anzuführen, dass das Chlor- 
dieser soliden Lage ihren berechtigten zinn, mit der bedeutsamste Farbstoff, um 

Antheil ziehen konnte, sondern ganz im fast 100" „ bereits im Preise gestiegen ist, 

Gegentheil sich hinsichtlich der von ihr und dass nach den neuesten Marktberichten 

erzielten Preise und Geschüftsgewinne auf die feste Tendenz zu weiterer Steigerung 

einer völlig abschüssigen Bahn befindet. desselben vorhanden ist. 

Leider muss aber gleich hier betont Die Arbeiterverhältnisse sind für die 
werden, dass die Unternehmer an dieser Seidenfärberei womöglich noch schwierigere 

ungünstigen Lage zu gutem Theil selbst als in der Baumwollveredlungsindustrie, 

die Schuld zu tragen scheinen, indem sie wobei noch hinzukommt, dass das Färben 

entschieden viel zu wenig Solidaritäts- der Seide doch noch geeignetere Arbeits- 
gefühl zum Ausdruck bringen und infolge- kräfte erheischt, da das Rohmaterial un- 

dessen auch nicht die Stellung einnehmen, gleich w’erthvoller ist und schon deshalb 

die ihnen nach Umfang und Werth ihrer seine Behandlung weit grössere Sorgfalt 

Betriebe zustehen müsste. und Vorsicht nothwendig macht. 

Bedauerlicherweise ist diesem geringen Gerade im abgelaufenen Berichtsjahre 
Solidaritätsgefühl gegenüber auch unser sind fast in der gesummten westdeutschen 

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414 


Verschiedene Mittbeitungen. 


[ P&rber-Zeltanjc. 
[Jahrgang ist»® 


Seiden Veredlungsindustrie Lohnbewegungen 
seitens der Arbeiter grösstentheils mit 
Ertolg durchgeführt worden, so dass liis 
20 ja bis 25% Lohnerhöhungen bewilligt 
wurden bei durchschnittlicher Einführung 
des zehnstündigen Arbeitstages und Be- 
zahlung der Feiertage. 

Hierzu wäre zu bemerken, dass der 
Arbeiterschaft die hierdurch herbeigeführte 
Aufbesserung ihrer wirthsehaftlichen Lage 
sehr wohl zu gönnen ist, nur dass es für 
den Färbereibesitzer alsdann nothwendig 
wird, bei den ohnehin sehr bescheidenen 
oder zum Theil schon fehlenden Gewinnen, 
energisch dafür Sorge zu tragen, dass auch 
er zur Tragung dieser erhöhten Productions- 
kosten in höheren Preisen wieder eine 
entsprechende Rentabilität des Betriebes 
erzielt. 

Keineswegs darf dabei angenommen 
werden, dass mit den jetzigen Löhnen und 
Arbeitsbedingungen ein gewisser Stillstand 
in der Arbeiterbewegung erreicht wJtre, 
vielmehr ist mit ziemlicher Sicherheit zu 
erwarten, dass weitere Ansprüche erfolgen 
so lange wenigstens gewiss, als Montan- 
und Eisenindustrie zufolge ihres grossen 
Bedarfes an Arbeitskräften zur Zahlung 
immer höherer Löhne sieh bereit finden 
lassen. 

Im Wesentlichen dasselbe ungünstige 
Bild bezüglich unverhiiltnissmässig schlechter 
Preise gewährten die Seidenstückfärberei 
und Appretur. 

Auch hier w r ar es wenngleich nicht 
in solchem Umfange wie bei der vorer- 
wähnten Strangfärberei — trotz der guten 
Lage des Rohseidenmarktes und trotz des 
guten Absatzes nicht möglich, die I’reise 
auf ein Niveau zu bringen, das eine, wenn 
auch bescheidene Rentabilität durchweg 
sicher stellt. 

In der Stückfärberei erweist sich dabei 
vom grossem Schaden die im August 1S97 
erfolgte Auflösung der Färberei-Convention, 
wodurch sich alsbald ein äusserst heftiger 
Wettkampf entspann, der dafür sorgte, dass 
die Preise gehörig niedrig gehalten wurden. 

Auf der anderen Seile ist es gerade 
der bestehenden, gut functionirenden Con- 
vention der Sammetappreteure wesentlich 
zu danken, dass die Verhältnisse in dieser 
Branche bessere geworden sind. 

Jedenfalls ist dies ein immerhin sehr 
beachtenswerther Fingerzeig, auf welchem 
Wege noch am ehesten Hoffnung auf 
Besserung der Lage erblüht. 

Leider haben nun aber die seitens des 
Vereins unternommenen Verhandlungen über 


eine Einigung zwecks gemeinsamer Auf- 
besserung der Preisverhältnisse zu keinen 
Resultaten geführt. 

Und wenn aus diesen zahlreichen Ver- 
handlungen sich auch ergab, dass die Inter- 
essen, namentlich auch in Folge von relativ 
seitgehender Zersplitterung der Betriebe, 
recht verschiedene waren, so dass sich — 
zumal in der Strangfärberei — allseitig 
befriedigende Grundlagen für ein Zusammen- 
gehen gewiss recht schwer würden fest- 
stollen lassen, so muss doch der, in den 
Verhandlungen erneut zum Ausdruck ge- 
kommene, schon eingangs erwähnte Mangel 
an Solidaritätsgefühl aufs lebhafteste beklagt 
werden, wird doch vielleicht über kurz oder 
lang die Notbw endigkeit zu gemeinsamem 
Vorgehen alle entgegenstehenden Bedenken 
noch besiegen müssen. 

Jedenfalls kann den Färbern nicht 
dringend genug empfohlen werden, recht 
genaue Calculationen anzustellen, was 
eigentlich die Färbungen ihnen selbst 
kosten, es dürften sonst bei der General- 
controle, nämlich der Bilanz, recht unan- 
genehme Ueberraschungen unausbleiblich 
sein. 

Syndicaten u. s. w. soll dabei keineswegs 
das Wort geredet werden, wohl ist mög- 
lich, dass jeder Einzelne bei energischem 
Willen das Seinige zur Aufbesserung der 
Preise beitragen kann — worauf man hin- 
zuweisen sich verpflichtet hält, ist die 
stricte Nothwendigkeit einer Herbeiführung 
günstigerer Geschßftsergebuisse für die 
Seidcnfärherei und Appretur. 

Denn schliesslich muss die ganz unzu- 
längliche oder gar fehlende Rentabilität 
der Betriebe dazu führen, dass auf Kosten 
der Güte der verwandten Farbmaterialien, 
und durch sonstige unrationelle Ersparungs- 
versuche, welche nur nachtheilig auf die 
Qualität der Färbungen einwirken können, 
versucht wird, einen Theil des Deflcits 
wieder einbringen zu wollen. 

Da aber hierdurch der Industrie das 
Gefährlichste drohen würde, was sie über- 
haupt treffen kann, dass nämlich das ihr 
bisher mit Recht entgegengebrachte volle 
Vertrauen zu Gunsten der ausländischen 
Concurrenz gemindert würde, so muss mit 
aller Energie und mit allen Mitteln danach 
getrachtet werden, durch Aufbesserung der 
Rentabilität mit den der Lage voll ent- 
sprechenden höheren Farbpreisen diese 
schwere Gefahr rechtzeitig abzuwenden. 


N 


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Heit 24. 

15. December ISS». 


415 


Patent • Liste. 

Aufgestellt von dor Rodaction der 
„Färber-Zeitung“. 

Patent-Anmeldungen. 

Kl. 8. F. 11 075. Verfahren zur Erzeugung 
der Tannin • Antimon- oder der Chromver- 
bindungen der Chinonimidfarbsfotfe auf der 
Faser; Zus. z. Pat. 103921. — Farbwerke 
vorm. Meister Lucius & Brüning, 
Höchst a M. 

Kl. 8. F. 11588 Neuerung beim Dämpfen 
von mercorlBirten Garnen und Geweben. — 
Fisch er- Rose n fei dor, Reutlingen. 

Kl. 8. H. 1952 2. Spann- u. Trockenmaschine 
für Gewebe mit einem zweiten in den 
Kettenlauf eingeschalteten schrägen Feld 
zum Nach- bezw. Entspannen der Waare; 
Zus. z. Pat. 105257. — C. G. H aubold jr, 
Chemnitz. 

Kl. 8. F. 9577 Verfahren zur Erzeugung von 
Tliiazinfarbstofl'en auf der Faser; Zus. zum 
Pat. 103675. — Farbenfabriken vorm. 
Friedr. Bayer & Co., Elberfeld. 

Kl. 8. F. 10 625. Verfahren beim Mercerisiren 
von vegetabilischen Geapinnsten oder Ge- 
weben- — E. W. Friedrich, Chemnitz. 

KI. 8. K. 17 303. Garnhaspel zum Aufspannen 
von Garnstr&hnen und zum Behandeln der- 
selben mit Flotteu. — H. Krise manek & 
F. Auderieth, Wien. 

Kl. 8. E. 6057. Umsteuerungsvorrichtung für 
die Druckschraube von Plattenpressen. — 
H. Edgar, Nesherfield b. Nottingham, Engl. 

Kl. 8. K. 17473. Vorschubvorrichtung für 
Maschinen zum Schneiden von Stoffen, 
Papier u. dgl. — K. Krause, Leipzig. 

Kl b. O. 3090. Neuerung b«*im Pressen von 
Stärke-Tafeln und -Würfoln. — R. Oppel, 
Frose i. A. 

Kl. 8. It. 13293. Trockenmaschine für Bast- 
bänder u. dgl. — F. Bahlenbeck, Barmen. 

Kl 8. U. 1446. Uebergussapparat. — A. 
Urban, Sagan. 

Kl 8. W. 14975. Kluppe für Gewebe-, Spann- 
und Trockeumaschinen. — A. A. Whitley 
& E Nuttall, Bury. 

Kl. 8. N. 4787. Verfahren zum Fixiren von 
Thonerde oder Chromoxyd, namentlich für 
die Türkischrothfärberei. — Dr. H. von 
Niederhäusorn, Happoltsweiler, Eis. 

Kl. 22. F. 8930. Verfahren zur Darstellung 
violetter bis rotlier Disazofarbstoffe; Zus. 
z Pat. 95624. — Farbwerk Mühl- 

heim vorm. A. Leonhardt & Co., Mühl- 
he m a. Rh. 

Kl. 22. F. 11 896. Verfahren zur Darstellung 
von Säurefarbstotlen der Diphenyluaphtyl- 
inethaureihe; Zus. z. Amu. F. 11233. — 
— Farbwerko vorm. Meister Lucius 
& Brüning, Höchst a. M. 

Kl. 22. 0. 3066. Verfahren zur Darstellung 
von Baumwollfarbstoffen. — K. Gehler, 
Offenbach a. M. 


Kl. 22. C. 8147. Neuerung in dem Ver- 
fahren zur Herstellung von Azofarbstoffen 
aus /y,-/y 2 -a 4 -Trioxynaphatalin; Zus. z. Aum. 
C. 7932. — Leopold Caeaella & Co., 
Frankfurt a. M. 

Kl. 22. D. 8380. Verfahren zur Herstellung 
von Farbstoffen durch Condensation von 
Authrachinon und Anthrachlnonderivaten mit 
Rcsorcin. — Ch. Deich ler, Nieder-Ingel- 
heini a. Rh. 

Kl. 22. S. 11429. Verfahren zur Umwandlung 
von substituirten Amidobenzoylbenzolsäuren 
in Anthracenvcrbindungen. — Sociötö 
Anonyme des matieroa colorantns et 
produits chimiques de St Denis, Paris. 

Kl. 22. S. 12194. Verfahren zur Darstellung 
von Eosin und anderen Halogenderivaten 
der FluoresceYngruppo mit Hülfe des elek- 
trischen Stromes. — 8oci6t6 Chimique 
des Usines du Rhone, anct Gilliard, 
P. Monnet & Cartier, Lyon. 

Kl. 22. B 24 672. Verfahren zur Darstellung 
von chromgebeizte Wolle blauviolett bis 
violettbraun färbendeu Nitrodinmidoanthra- 
chinonsulfosäuren. — Badische Anilin- 
und Soda- Fabri k. Ludwigshafen a Rh. 

Kl. 22. C. 8287. Verfahren zur Darstellung 
schwarzfärhender primärer Disazofarbstoffe 
aus -^,-Amidonaphtol - • sulfosäure. — 

Leopold Cassella & Co., Frankfurt a. M. 

Kl. 22. F. 11 884 Verfahren zur Darstellung 
eines schwarzen Beizenfarbstoffes aus 
ß- Oxynaphtoösäurc — Farbwerk Gries- 
heim Noetzel, Istel & Co., Griesheim a. M. 

Kl 22. 1). 96ö2. Verfahren zur Darstellung 
eines grünen schwefelhaltigen Baumwoll- 
farbstoffes. — Dahl & Co., Barmen. 

Kl. 22. E. 6178. Verfahren zur Herstellung 
von Malerfarben. — J. Bischer, München. 

Kl. 22. F. 11 272. Vorfahren zur Darstellung 
von schwarzen Monoazofarbstoffen aus 
acetylirten Amidonaphtoldisulfosäuren. — 
Farbwerke vorm. Meister Lucius & 
Brüning, Höchst a. M. 

Kl 22. F. 12021 Verfahren zur Darstellung 
eines braunen Baumw'ollfarbstoffes aus Oxy- 
dinitrodiphenylamin. — Farbw. Gries- 
heim a M. 

Kl. 28. B. 24419. Verfahren, Leder, insbesondere 
minderwertbiges Leder, kernig und wasser- 
dicht zu machen — J. Baetz, Harburg a. E. 

Zurücknahme von Anmeldungen. 

Kl. 8. K. 16933. Gewebespannmaschine mit 
selbatthätiger Sahlleisteneinführung. 

Patont-Ertheiluugen. 

Kl. 8. No. 106855. Maschine zum Schneiden 
von Geweben in abgepassten Längen und 
zum gleichzeitigen Aufschichten der letzteren; 
Zus. z. Patent 97036. — H. Couzineau, 
Lide. Vom 17. Juli 1898 ab 

Kl. 8. No. 106958. Verfahren zur Beschwerung 
von Seide oder anderen Fasern mit Eiweiss- 
körpern u. Formaldehyd. Zus. z. Patent 
88114. — Chemische Fabrik auf Actien 
(vorm. E. Schering), Berlin. Vom 25. Mai 
1897 ab. 


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Briefkasten. 


Flrber Ze'tnnr. 
Jahrgang 


416 

Kl. 8. No. 107 093. Verfahren zum Bleichen 
und Waschen von Geweben im Stück. — 
U. & W. Hadfield und J. J. Suinncr, 
Furaea Vale b. Stockport, Grfsch. Chester, 
Engl. Vom 17. December 1897 ab. 

Kl. 8. No. 107 112. Spannkluppe für Gewebe- 
spann* und Trockenmaschinen. — J. E. 
Palmer, Middletown, Conn. V.-8t A Vorn 
11. August 1897 ab. 

Kl. 8. No. 107113. Verfahren u. Vorrichtung 
zum Farben, Bleichen u. a. w. von Textil- 
waaren. — B. Thiea, Coesfeld i. W. Vom 
14 September 1898 ab. 

Kl. 8 No. 107222. Neuerung im Verfahren 
zum Farben mit Vidn lach warz und verwandten 
schwefelhaltigen Farbstoffen. — Hölkeu 
& Co., Barmen. Vom 8. April 1899 ab. 

Kl. 8. No. 107378. Vorrichtung zum Merceri- 
fliren. Färben, Waschen u. s. w. von Strähn- 
garn ln gespanntem Zustande. — H. David, 
Paris Vom 3. Mai 1898 ab 

Kl. 8. No. 107 379. Vorrichtung zum Mercerl 
eiren, Bleichen und Waschen von Garnen — 
B. Krissmanek und F. Auderieth, 
Wien. Vom 13. September 1898 ab. 

Kl. 8. No. 107381. Scheuervorrichtung für 
Gewebe; Zus z. Pat 106669, — Andricssen- 
Weycrmanns & Co., Krefeld. Vom 18. Ja- 
nuar 1899 ab. 

Kl. 8. No. 107382. Vorrichtung für Cylinder- 
walken mit Gewichtsbelastung zur Höhen- 
oinstellung des Obercylinders. — M Kemme- 
rich. Aachen. Vom 8. März 1899 ab. 

Kl. 8. No. 107639. Verfahren zur Herstellung 
von Wellen-Filzplatten zur Dachdeckung 
und Isolirung. — Filzfabrik Adiershof 
b. Berlin. Vom 14. Mai 1899 ab. 

Kl. 22. No. 107061. Verfahren zur Darstellung 
eines braunen, direkt färbenden Farbstoffes 
für Baumwolle. — Actiengesellsch af t 
für Anilinfabrikation, Berlin. 

Kl. 22. No. 107 236. Verfahren zur Darstellung 
direkt färbender schwefelhaltiger Farbstoffe 
aus m- Amidooxyvorbindungen derBenzolreihe 
bezw. aus den entsprechenden Nitrover- 
bindungen. — H. R. Vidal, Paris. Vom 
22. August 1896 ab. 

Kl. 22. No 107237. Verfahren zur Herstellung 
einer conservirend wirkenden Anstrich- 
masse für Schiffsböden. — Dr. H. Alexander, 
Hamburg. Vom 23. September 1898 ab. 

Kl. 22. No. 107 238. Verfahren zur Ueber- 
führung von Amidooxyanthrachinonsulfo- 
säuren in Polyoxyanthrachinonsull'osfluron; 
Zus. zu Patent 104 244 — Farbwerke vorm. 
Meister, Lucius & Brü u ing, Höchst a. M. 
Vorn 30. Mai 1899 ab. 

Kl. 22. No. 107516. Verfahren zur Darstellung 
von Azofarbstoffen aus ri,-a 4 Alkylamidonaph- 
toi-^-Oa-Disulfosäure. — Farbwerke vorm. 
Meister Lucius & Brüning, Höchst a. M. 
Vom 21. Februar 1897 ab. 

Nachdruck nur mH Genehmigung der Redact 
Verlag von Jo litis Springer in Berlin S 


Kl. 22. No. 107517. Verfahren zur Darstellung 
von Acridinfarbstoffen mittels Formaldehyd. 
H. Terrisse & G. Darier, Genf. Vom 
13. Februar 1898 ab. 

Kl. 22. No. 107 519. Verfahren zur Herstellung 
von Farben; Zusatz zum Patent 101068. — 
Dordtsche Petroleum Maatschappij, 
Amsterdam. Vom 27. October 1898 ab 


Briefkasten. 

Zu unentgetUichem — rein sachlichem — Helnongesastaaech 
unterer Abonnenten Jede ausführliche and besondere 
wertbvolle Aaekaaftsertbeilang wird bereitwillige! bonorirt 

(Anonymr Zneeedangee bleiben enberfirkelrbtlgU) 

Fragen. 

Frage 73: Ich möchto gern ein gut be- 
währtes Recept zur Herstellung der Walkseife 
erfahren? 

Frage 74: Auf der Rückseite schwarzer 
Tuche zeigt sich nach dem Färben ein hand- 
breiter, brauner Streifen auf beiden Seiten 
des Bruchea, woher kommt derselbe wohl? 

Antworten. 

Antwort auf Frage 73: Für eino nou- 
tralo Walkseife, wie sie Öfters unbedingt 
nöthig ist, löst man 20 bis 25 Pfund catcinirte 
Soda in kochendem Wasser auf und fügt 
unter Umrühren und Darapfeinleiten 30 kg 
Olein langsam hinzu; man achte, dass sich 
keine Klumpen bilden. Alsdann füge man 
350 bis 400 Liter Wasser hinzu. Für sehr 
penible Farben kaun man statt Soda ein Ge- 
misch von Soda und Salmiakgeist verwenden. 
Sollte die obige Seife zu mild sein, d. i. den 
Schmutz nicht lösen wollen, so muss man 
etwas mehr Soda nehmen. Für eine alka- 
lische Walkseife nehme man 5 kg Olein 
zu 100 Liter Wasser, lasse gut durchkochen 
und setze ganz allmählich 5 kg calcinirter 
Soda hinzu; nach dem Erkalten füge man 
2 Liter Salmiakgeist bei Ein drittes gutes 
Verfahren ist folgendes : 5 kg gutes 

Newsky- Olein werden in einem Fass mit 
50 Liter heissem Wasser gemischt, und 300 ccm 
Salmiakgeist hi nein ge rührt, um eine innige 
Verbindung des Oleins mit Wasser zu bewerk- 
stelligen. Alsdann giebt man in kleinen 
Portionen 3 kg catcinirte Soda hinzu uud 
bringt nach längerem Urarühren zum Kochen. 

H. 9m. 

Antwort auf Frage 74: Die Ursache 
liegt in der Dekatur, indem der freiliegende 
Rücken infolge der Dampfcondenslrung feucht 
wird und Farbstoffe viel intensiver aufnimmt. 
Man bedecke den Rücken mit trockenen 
Wolldecken, docatire in der Haube und mit 
nicht zu niedriger Dampfspannung. Sollte 
aber ein Stück doch stellenweise feucht 
werden, so trockne man es, presse und 
decatire nochmals. Die bereits gefärbten 
Stücke lassen sich nicht mehr verbessern. 

H. 9m. 

on und mit genauer Quellenangabe gestatte L 

— Druck von Emil Dreyer Id Berlin SW. 


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Sachregister, 


A. 

Abfallseide 52. 
Acetylenbeleuchtung 
IM. 

Acetylengasruss 129. 
Aethvlblau FB 172 
Aetablau FDB 129. 
Aetzgelb D, H. 404. 
Aetzfarbe, auf Küpen- 
blau reducirend wir- 
kende 33a. 

Aetzmuster auf ge- 
färbtem Seidengo- 
webe 373 

Albumin (Handelab.l 
05, 250, 290. 354 
Alizarin WR auf Lig- 
norosinbeize 304. 
Alizarin blau 35, 172. 

— P und SB iL 

— GW doppelt 381. 

— R doppelt 381. 

— Bordeaux B 381. 
Alizarin blausch war/ B 

399. 

Alizarincyanin 35, 381. 
382. 

- WRN 2l_L 
Alizarincy an ingrün G 
extra 398 

Allzarin cy a n i n se h w ar/. 
G 399- ‘ 

Alizarindruck mit 
Milch- bezw. oxal- 
saurera Zinnoxyd 
348. 

Alizarin-BchtschwnrzT 

399. 

Alizarinfarbige Stück- 
waare, mangelhaftes 
Durchfarben von 2:10 
Alizaringelb GGW 211 

— N 381 . 

— R 380. 

-8FUÜ 
Alizarinheliotrop BB 

174, 400 

— K 124. 156. 400 
Alizarinorango 304, 380, 
Alizarin-Saphirol B4, 

50, aas. 

— SE 330. 331 
Alizarinschwarz 175 
Alizarinschwarze 

Stücke, schlechtes 
Walken 266. 
Alizarinviridin 398 
Alkaliblau 2B m 


Alkaliviolett 4B, R 362. 
Alpha-Naphtylamin- 
Bordeaux, Misehnü- 
ancen aus 6. 
Altbronce 13. 
Ameisensäure Salze als 
Beizen 391. 
Amidonaphtol 121 . 
Amidonaphtuldisulfo- 
sÄure K, Kupplungs- 
fahigkeit der 358. 
Ammoniumhydrosulfit 
25t). 

Anilingrau B. äZ. 
Anilinschwarz, Bunt- 
atzen vcn 200 

— unvergrünliches 148 
Anilinschwarzbildung, 

eine gefährliche 27 
Anilinschwui zßlrben 
unter Zusatz von 
Alkohol 266. 
Anthracenblau 35, 

— wb m 

— WG neu 309. 387. 
Anthraceubraun 381. 
Anthracenchrom- 

Bckwarz, 271. 

— ff 138. 140. 

— 5B 1411 

Anthracengelb C 348. 
Anthracenreihe, walk- 
echte Farbstoffe der 
A1L 

Anthracenroth 380, 

— 3H 1 

Anthrach inonsch wa rz 
74, 105, IM 
Apprete für Baumwoll- 
stoffe 184. f. f. 
Appretur von Baum- 
wollstoffen 117, 226. 

Appretur der Flanelle2i 
Arbeiterauszeichnun- 
gen und Wohlfahrt«- 
acte 62, 131, 185, 982 
Auramin G, Gelbätze 
mit 2 0. 

Ausfärbeappnrat, neuer 
240. 

Aussen handel, Frank- 
reichs LL 
Azobraunbeize 93. 
Azocarmin BX 3:40. 
Azofarbstoffe Ent- 
wickelung der 144. 
183. 

Azofarbstoffe, 198, 39 1 
Azogrenadln 51. 


Azophorschwarz 6, 122. 
Azurubin 8 387. 
Azosäurehlau 6B 212, 
♦221. 

Azosflureschwarz TL 
cone. 38. 142. 

— TL iräB, 142 

— 3BL IfiL 112. 
Azotolol 122. 


». 

Bauchkessel, Erschei- 
nungen im & 

Basische Farbstoffe auf 
Baumwollgarn 295. 

Baumwollcorinth (5 
210. 229. 

Baumwolle. Merserial- 
ren der 229. 337. 

Baumwolle, zur Prü- 
fung gefärbter auf 
Indigo 91. 

Baum wollenfrucht. 
Farbstoff aus 23Q 

Baurawollftlrberei 1898 
83. 

Baumwollfärbungen, 
nachbehandelte 161. 

Baumwollfarbatoff, 
brauner 371. 

— schwarzer 371. 
schwefelhaltigerSlL 

Baumwollgarn fftrberei 
151. 172, 227. 

Baumwollstoffe, Appre- 
tur von 226. 

Beizengelb O 330, 404. 

Boizverfabren, neues, 
75. 116. HL 

Benzidinbraun 100 

Benzidinfarben auf 
Baumwollgarn 124. 

Benzidinfarbstoffe, mit 
Rhodanzinnoxydul 
geätzt 158. 

Benzidinfarbstoffe auf 
mercerisirten Stoffen 

56. 

ßenzochrombraiin 5G, 
3B 173. 

— BS 22 

— B, G 405. 

Benzod unkelgrün B 20, 

3L 125. 

— GG 139, 156. 

Benzogrün G 4Q3. 

Benzonitrolhraun 173. 

Benzonitrolfarhen 295. 


Benzonitrolschwarz 
B. T 15L 

Benzoroth 8G 212, 228. 
Berlinerblau, wasserl. 
TL 

Beschweren 26, 
Biebricher Säureroth 
SG 193, 194. 

— Säureviolett 6B 193, 
194. 

Blanket- Waschma- 
schine 8 
Blau PRC 89. 
Blauholz, schwarze 
Färbungen aus 126- 
Plauholzdruck 139, 
Bleichbad für Baum- 
wolle 9L 

Bleichorei-Einrichtung 

204. 

Blutalbumin 232, 394. 
Bobinenfärberei 58.281 . 
Bordeaux 32. 

Braun FDB 331, 

Braun auf Zephyrwolle 
123 

Brillant - Alizarinblau 
SD 400. 

Brillant -Alizarincyanin 
G 123, SG 
59. 154. 

Brillant -Benzogrün B 
193. 211. 

Brillantcresylblau 2B 

Brillant - WalkgrUu B 

292, 295. 348, 349. 
Buckskins, Streifen in 
395. 396, 


C. 

Calaudermuschinen, 
Walze für 42, 62. 
Casein (Handelst* ) 9^ 

131, 250, 299, 354. 
393 : 

Cellulose, tilzartiger 
Stoff 322. 

— Oxydation der 370. 
Celluloaederivate 340. 
Chemikerkalenderl899 

14. 

— 1900: 355. 
Cheviotwollabfälle, 

Reinigen der 356. 
Chicagoblau 6G 13. 
Chinizaringrünsulfo- 
säurc 129. 


Digitized 


418 


Sachregister. 


{Färber Zeitong^ 


Chloraminfarben 309. 
Chinolingelb 0 388. 
Chloramingelb OG 274. 
226. 

Chloramingrün B 38L 
Chloramin violett R3S7, 

390. 

Chlorantinbraun K 262. 
Chlorantingelb T 2b2. 
Chlorantinlila B 202. 
Chloren der Wolle IiL 
Clorgas, Bleicheu mit 
14L 

Chromappret 134. 
Chromcyanin B, V OL 
Chromechtgelb 20 
Teig 24h. 

Chromentwicklungs- 
färben 196. 
Chromtixateur 1 2. 
Chromgelb G 8a 

— - S 276 . 

Chrorairen der Wolle 
301, 317. 

Chromleder, substan- 
tive Farben auf 52. 
Chromogen 1 37. 50. 
404. 

Chromotrop F4 B 309. 
Cbromotropblau 54. 
Chrompatentgrün A 2, 
357, 358, 308, 

— N 276. m 

( 'hrompatentschwarz 
B, NO 276, 20L 

— NB m 
Chrompatentschwarz 

T 2iL 

Chromreductenr IL 
( ’hromschwarz B 108, 

228. 

— T 108. 

Chromsud prftparate 12. 
Chrysophenin 105. 

< 'layton - Echtgrau D, 
S 3b8^ 3iiiL 

— Echtschwarz I) 276, 
296. 

Coerulein 381. 

— BWH 108, Ho, 211. 
Coluinhiablau K 5L 
Columbiaorange K 87, 

88 . 

Columbiaschwarz FF 

38 . 

Continuefilrberei 391. 
Cops, Farben von IiL 
Cosmanos-Genre, App- 
ret für 1 10. 
O-reponeffecte 1 10. 
Crocein acharlach 9B 22, 

m, 

Cubaschwarz O, H 214. 
Cyanol extra 1*23, 151. 
Cyan ol grün B 277, 2lLL 

1». 

Damentuche 56, 155. 
Dampf, überhitzter 10Q. 
Dampfcitron V 3UH. 
Dampfgrttn V 308. 
Decatur, englische 3 16. 
Diamnutbraun 3K 404. 
Diamuntschwarz SB 
176. 


Diaminazoblau R, RR 
41L 

Diaminbetusch war/. B 

222 . 

Diaminboi deaux 8 387. 
Diaminbraun B 32. 

— M 252. 

— S 408. 

Diaminbronze O 3L 
Diaminechtgelb A 174. 
Diammornlschvarz 3B, 
6B 141. 

Diamin färben 27H. 

— , gekuppelt© 177. 
Diamin färbst offe 41L 
Diaminnitrazolbraun 

173. 

| — BD 2 a 
! — RD 2 a 
Diamingrün B ÖL 
Diaminogcn extra 52 
Diaminogonblau 42 
Diaminorange B 52* 
-G11& 

— GC 32. 

— D 228. 

Diaminreinblau 87, 139, 
— PP 174,381 
Diaminrosa GD 154, 

193. 

Diaminscharlach 3B 

387. 

Diaminschwarz HW 15, 
52, 1 li4 

Diaminstahlblau L 52, 
DlaminviolettN 73, 193, 
Diazinblau B 367. 
Dianilblau G 125. 

, Dianilbraun BD 6, 
Dianildunkelblau R 

m 

Dinnilfurben 4Q8. 
Diauilgelb R 52. 53. 

228. 

Dianilschwarz CR, HW 
195. 228. 

- PO, PR 5, 22. 
Diazoindigoblau M 212. 
Diazosalze 23, 
Dluoflchvan SB 22 
Dibromdinitroanthru- 

rufin, blauer Farb- 
stot)' aus 128. 
Diphenblau B, R 212. 

244, 245, 

— G 244, 245. 
Diphenvl-Catechin 0 
262 

Diphonyl-Chrysoln G, 
RR 193, 213. 
Dipheuylnaphtylme- 
thanreihe, grüne 
Farbstoffe der 371. 
Direktblauschwarz 2B 

ua 

Direkt gelb G 274. 
Direktindonblau R 262. 
Direktschwarz 148. 

- V 2£L. 
Disuzoiarbstoffe, 

schwarze primilre371. 
I Domingoblauschwarz 
I B, 213. BN, 2BN 232, 
I Drucken ohne Druck- 
tuchunterlage 296. 


Druckschwarz auf ß- 
Naphtolgrund 120. 
Dunkelblau, licht-, 
wasch-, reib- und 
saureecht 168. 
Dunkelblau auf Kamm- 
zug IiL 

Dunkelblau auf Wolle 
148 

Dunkelküpenblau mit 
Chromotrop FB 195. 

E. 

Eboliblau B 173. 

— 6B 293, 308. 

— 2R 210, 213. 
Echtblau 48, 

Echtgelb J 123. 

— extra 154. 
Echtlichtgelb G 405. 
Echtroth 48. 

— PR extra 157. 
Eehtsäureblau R 82. 
Echts<lurephloxinA244. 
Echtsaureviolett A2R 

8L 

Egalin 34, 

Egalisol 12. 

Eialbumin (Hundelsb.) 
164, 394. 

Eigelb I Handels!).) 394. 
Einbadsch w arz farbe- 
verfahren 230. 

Ein- und Ausfuhr von 
Farben 70 
Eisschwarz 121. 
Englisches Patentwe- 
sen 77 


F. 

Farbebottich mit ein- 
gebautem Flotten- 
mischraum 25. 
Fftrbeu von Geweben 

35a 

Farbeprozess, zurTheo- 
rie des L 

Färberei vor fiQ Jahren 
342, 361- 

Fftrberverband, deut- 
scher 201. 

Farbseife, flüssige 58, 
Fermentirung des In- 
digo 12 s. 

Flachs, Bleichen von 3a 
Flachsbau 43 
Flanelle, Appretur 2, 
Flanelle, tuchartiger 
Griff 316, 

Flavnzin 8 403, 400. 
Fluvinduiin 0 31, 
Fiickolin 1L 
Formaldehyd im Zeug- 
druck 5a 

Formaldehydgelatine , 
lösliche 93. 

Formylviolett 6B 193. 
— lüB 73. 

— S4B 73, 228, 
Foulard-Dunkelbraun 

a, 

Framblau B 8a 

. — G 405. 


G, 

Gahrungdeslndigo 128. 

Galleln 381. 

( i amdruckerei 253, 397. 

Gelb auf Baumwoll- 
gewebe geatzt 279. 

Gelber schwefelhalti- 
ger Farbstoff 245. 

Gelbholz-Extrakt 366. 

Gern einst und jetzt 2 L 

GerbsAuro-. Metalllacke 
basischer Farbstoffe 
126. 

Gewebe, Bedrucken 
von 182 

— Wasserdichtmachen 
von 232. 

Gewerblicher Volks- 
rathgeber 355. 

Gloria, Bedrucken von 
56. 

Gloriaschwarz N 82. 

Gobelinnachahmungen 

250. 

Gobelinmanufactur, 
Pariser 311. 

Grau auf Baumwolle 

376. 

— Grau auf Wolltilz- 
hüten 66. 

Griff auf mercerisirter 
Baumwolle 167. 

Grün FDB 87. 

Grün auf Baumwoll- 
gewebe geatzt 279. 

Grün auf Wolle 2, 106. 

Grundirsch warz für 
Baumwolle 175. 

Guineacarmin B 228. 

qqp 

Gummi (Handelsb.) 299, 
393. 


2L 

Haare, Farben von 201. 

Haarhüte, tragechte 
Farben auf 155. 

Halbwollherrenklei- 
derstofl'e, verschiede- 
ne Nüancen auf 221. 

Halbwoll-Shoddy, Sub- 
stantive Farben auf 
52. 

Halbwollstoff - Druck- 
karte 407. 

Handelsbericht über 
Albumin und Casein 
250 

Haudelskainmerbe- 
richte lrt9v Aachen 
315, Bonn 374. 

Hasen feile, Farben von 
132, 168, 10L 

Heliotropnuancen 407. 

Hellblau auf Baumwoll- 
gewebo geatzt 279. 

Hellgrün auf Schappe 
4. 

llematin 16. 

Herreustoffe, deutsche 
und englische 24, 

Hessisch- Echtrubin B 
331, 34a 

Holz, Farben von 5a 

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Jahrgang 1*99.) 


Sachregister. 


Homnphnsphin 173. 
Hosenstoffe, Appretur 
von 26. 

Hüte, zweifarbige 56. 
Unifärberei . Schwarz 
in der 207. 

L 

Im medial blau C1 70.275. 
277. 29h. 

Immedialsehwarz 87. 

153, 227. 35U 
Indalizarin S 387, 390. 
Imlaminhlau NB 172. 
3511 

Indigo 164* 32iL 
Indigo, künstlicher 172, 

232. 

Indigo rein, zollfreie 
Einfuhr 1£5. 

Indigo nul'derFaser231. 

auf Seide 373. 
Indigo, Garung des 128. 
Imligoauction 165, 375. 
Indigoblau SGN 4Q4. 
Indigoblaue Stück- 
waare, Rothe Strei- 
fen in 260. 

Indigot'ärbe- u. Druck- 
nrtikel 2. 

Imligofärbungeti , auf 
der vegeta Di lisehen 
Faser erzeugt 52. 
Indigoimitation auf 
Baumwolle ÜL 
Indigosalz T auf Seide 
211, 

Indigotinbestimmung, 
Vergleich 333. 
Iiidigoweisspaste. 
Druck auf Baum- 
wolle 11t. 

Imlolblau R 172. 
lndophcnblaii B 406. 
Indulin B 2t» i. 
Indulinschurlach 3 L 
Irichromatiu lü, 334. 
Isochrysamin N 244. 

N' extra 24 4 . 
Isodipbenylschwarz R 
370. 

J. 

Jahrbuch, Technisch- 
chemisches 1 1 1, 
Janusfarben 5L. 130, 
Janusschwarz 0, 1, 2 

263. 

142, 227. 270. 
Janusschwarz zum 
Noppendecken 53, 

K. 

Kalbloder 52, 

Kalender für die Textil- 
industrie 1000: 355. 
Kaltschwarz BR 2' «2 
Kutigengolhhraun (10 
20.>, 3ülL 

Katzenfelle . Farben 
von 132. 108* IÜL 
Kaufmannschaft , Be- 
richt der Aeltesten 
der 313* 331. 


Kettgarne, Färben von 
baumwollenen 23b. 
Kleiderstoffe, zweifar- 
bige 106. 

Kleinfärberei und ihre 
Nebenindustrieen 

165. 

Kryogenblau G, R 74, 

m. 

Kryogenbraun 13. 174. 
Krvstallponceau 6R 87. 

1 39 . 

Künstliche Farbstoffe, 
Keactionen von 240. 
Künstlicher Indigo 232. 
Künstliche Seide 189, 
208, 249 

Küpentheorie, eine 
neue 02. 

Kunst wolle, Prüfen von 
37b 

Kupferblau B 388. 
Kupferschwarz S 388. 

L. 

Lactolin 33, 68* 92* 
102* 105. 

LunacylhlauBB52. 124. 
211, 228. 

-- R 174. 21 L 
Lanacvlmarineblnii B 
228**231, 

Lanacylviolett B 174. 
Lanafuchsin SG 174. 
202 . 

— R 74* 2iL 

— SB 228. 

— SR 21L 

La nu ginsau re 1 10, 
Lavendel blau 13, 
Leder, Schwarzen von 
260. 

I.ederscliwarz C, T 155 
Leinengarn, Bleichen 
von 39. 

Leinenga rn, mercerisir- 
tes 163 

Lichtechtheit, Verglei- 
chung der LLL 
Lignorosin 34^ 68* 92* 
103* 104,231,303,321. 
Lilauuaucen 407 

n. 

Malzappret 123. 
Manchesterhraun FF 
3 L 

Mangan-Bister 34. 
Marineblau - Nüancon 

407. 

May poleseife 58, 
Methvlcnheliotrop 0 
4u»l. 407. 

Mercerisiren von Gar- 
nen in Kettenstrang- 
t'orm 1 45 

Morcerisirpatente 205, 
222. 23L 

Mercorisirte Baumwol- 

le 25* 231* 256, 268* 
303* 3*1* 337* 

350. 

Mikadobraun M 330. 
Mikadofarbstoffe 23. 


.Mikadogoldgelb 8G 
3311 

Mikadoorauge 4K 1 
Milchsäure FF* 33, 
Milchsäureersatz 28 
Milchsäure für Zeug- 
druckfarben LL 
Milchsäure - Chromsud 
105, 

Militärtuchfärberei 35. 
Mineralfarben 58. 
Modefarben 147. 

— auf Hemmstoff 13. 

— auf Wolle 109- 

N. 

Nachdruck, unerlaub- 
ter 146. 

Xaplitulinblau B 106. 
154. 

Naphtalingrün conc. 
308, 33L 

— in 05, 107,211,228. 
Naphtalinsäure- 
schwarz 4B 294, 349. 

— S 405. 

Nnphtaminbraun 2G, 
RE, B, 2B. 4G IM, 
Naphtaminindigo RE 

193 

Naphtaininschwarz RE 
124, 

Nnphtamintiefhlau R 

194 

^-Naphtol, Prüfung von 
310. 

Naphtolschwarz, ahfär- 
heudes 374 
Naphtolroth S 123. 
Nuphtophenazonium- 
verbindungen 371. 
Naphtylaminschwarz 
4B 208. 

— 8 20. 262 
Natronlauge int Woll- 

druck 57. 

Nerogen D 141. 

Nerol B, 2B 38, 155, 
Neu- Acridinorange R 
263. 

Neu-Helgolandbraun N 
extra, NFX 260. 
Neu-Patentblau GA Z3. 
Neu-Ruhramin 292 
Neu-Toluylenblan BB 
86, 

Neu-Victoriablau B 157. 
p-Nitranilin, Haltbar- 
keit des diazotirten 

92 

Nitrosobase A, M 21* 
197, 244, 40L 
Nitrosoblau MR 2L 
— , Klotzen von 54. 

— auf Halbseide 247. 
Nitrosofarben, Reser- 

viren von 310. 
Noppen, Decken von 53, 

O. 

Oelllecke, Entfernen 
von 147. 

Oliv FI )B 33Ö, 

Orange II 123. 

— KNZ 21L 


419 


Orimgohrbig« Flecke, 

Entfernen von 236. 

Oxyaldehyde, Darstel- 
lung von 52. 

Oxyceilulose, Unter- 
suchungen Uber die 
3711 

Oxydationsschwarz 

227. 

Oxydiaminachwarz S 
222 . 

P. 

Pnlatinchromschwarz 

123 

— A 140. 

Papierwulze 26. 

Pnrunitranilinroth 7, 

65, 143. 

Paranitranilinweisa 

143 

Paruroth 162. 

Patentblau A 330. 4tM. 

— V 82. 

Patentwesen, engli- 
sches TL 

Pelze, Farben vun 201. 

322. 

Petroleuiufilsser, Rei- 
nigen 32. 

Phcnocyanin K 2£L 
Phenvlnminschwarz T, 

4b* 224. 

Phenylglycin - o - enr- 
honsluire, Saure Ester 
der ÜIL 

Phon igluein 129. 

Photographischer 
Druck auf Baum- 
wolle und Leinen 276. 

1 Pigmente, Fixation der 
6S. 

Plutobruun NB, OG 157. 

— R QL 

Plutoorange G 211. 

Plutoschwarz FR 211. 

— BS extra 330. 331. 

Pulypheny lach wurz b 

2L 

Preisaufgaben Li. 

Primulin auf mcrceri- 
»irtem Baumwoll- 
garn 349 

Purpurfärlierei QU 
Pyraminorange 3G 4, 

m 

<t- 

Quebrachogerhstoti 
1 209* 3Ö6, 

K. 

Ramiebau in Kamerun 
183. 

Keactionen von künst- 
lichen Farbstoffen 
240. 258, 272, 288, 

300, 3*6. 346, 364. 

Reducirend wirkende 
Aetzfarbe 333. 
Roductionsvcrmügen 
des Lignorosins 321. 

Reserve, farbige und 
weisse 297. 

Keservireu von Nitro- 
sofarben 310. 

Digitized by Google 


420 . 


Sachregister. 


| Färber-Zeit uns 


Rheafoser, Geschichte 
der 28. 

Rheonin A 78. 
Rhodamin 0 71k 139. 

— 6G 20. 241. 403. 

— 12 GF extra 404. 

— 6GM 215, 
Rhodanammonium f>4 
Rhodulinroth GD 403. 
Rösten des Flachses 4L 
Rosa BR für Druck 228. 
Rose Naphtol 121, 
Rosophenin - Geranin 

174. 135, 

RothFDB fürDruckRl. 

— N für Druck 175. 

— SLP m 

Rothe Streifen in indi- 
goblauerStÜckwaare 
2fi£L 

Rothfärberaaschine 65* 
Rouens Baumwollindu- 
strie 12» 

H. 

Säurealizarinblau BB 
5Q* 

Säurealizarin braun B 
202 . 

Saure an thracenbraun 
R 294. 363. 
Säureblau EG 124. 
Säuregelb extra 330. 
Säuregrün 5G 32 extra 
conc. B 4Q4. 
Safranin E 150: 32- 
Salep 92* 

Salepit 92* 
Sambesiindigoblau R 
229, 276. 

SarabesischwarzD IRR. 

— R 88. 

Sandfordextrakt 204. 
Satins, Dekatiren von 
336. 

Schafwolle, Einfluss 
verschiedener Ren- 
gentien auf 351. 
Schappe, Abfetten u. s. 

w. von 236. 
Scharlach , waschech- 
tes, 32. 

Schnellbleichverfah- 
ren 181. 

Schwärzen des Leders 
266. 


Schwarz in der Hut- 
färberei 207. 

Schwarz auf Halbseide 
und Stroh 39R. 

Schwarzsalz BW 154. 

— GW 132. 

Schwefelhaltige Farb- 
stoffe 4 IQ. 

Seide, Beschweren 4L. 

— . Bleichen und Fär- 
ben 128. 

— , künstliche 113. 129, 
170. 169, 208. 242. 

S etocvanin 36. 

Setoglaucin 36. 

Setopalin 7^ 8L 

Spahupressen 325. 

Spirituslacke, Farben 
für 125. 

Stärk e-Wasaorgehalts- 
prober 376. 

Stampfcalander 269, 
285, 305, 323, HU. 
384, 400. 

Stoffe, Beschweren von 
26. 

Streichhölzer, gefärbte 

53. 

Streifen, schwarze 416. 

Streifiges Buntfärben 
gewebter Stoffe 215. 

Strickgamwaare, 

Glanz auf 336. 

Stroh, Färbungen auf 
53. 

Stückfärbebottich 280. 

Stückwaschapparat 25. 

Sulfitcelluloseablauge 

22 . 

T. 

TanninfarbstofTe auf 
mercerisirter Baum- 
wolle 158. 

TunninhultigeExtrakte 

391 . 

Tanninorange R 3L 

Tanniron 211* 

Tartu rfl uv in 1L 

Tartrazin Ü 403, 406. 

Taschenfutterbrauu 

106 

Technologie, chemi- 
sche 114. 

Textilindustrie, sächsi- 
sche 149. 


Theegrün auf Wolle 20. 

Theerfarbenfabrika- 
tion 251. 

Theorie des Färbepro- 
cesses L 408. 

Thiazolgelb 23. 

Thioflavin 81 

— 8 132. 

Thingen braun 292. 

Thonerdebeizefnrb- 
stoffe, gepflatscht, ge- 
druckt, geätzt 158. 

Tiefschwarz 16* 

Titansalze 390. 

Toledoblau V 173. 

Tolidinbraun 92. 

Toluylen8chwarzblau 

M 86. 

Tricotageu, Pressen 

von 336. 

Tricotstoffe , Walken 
von 3R6. 

Triooxyanthrachinon- 
sulfosäureu 265. 

Trisulfonblau B, R 262. 

Trisulfonviolett B 262. 

Tronaroth GO, 98, 7B 
405. 

Tronaviolett B 405. 

Tropäolin 00 193, 211, 
228, 262* 

Tussahseide, Bleichen, 
Entschälen, Färben 
von 86. 


IT. 

Ueberhitzter Dampf £L 


V. 

Vanadium 2L 
Vanduraseide 20. 
Veloutinevorsehrift 6L 
Verdickungsmittel 22. 
Victoriablau B 157. 
Victoriascharlach 2R 
132. 

Victoria violett 4BS 
211 . 212 . 221 
Vidalschwarzgruppe 
322. 

Vigogne 52» 
Vulkanisation wasser- 
dichter Stoffe 4L 


W. 

Walkechte Färbungen 
auf loser Wolle 52. 
Walkechtes Grün auf 
Wolle 2. 

Walken alizarin- 
schwarzer Stücke 
266» 

Walkfarbstoffe 289. 
Walkgelb 0 292. 404 

— 00 3L 

— G 12L 

Walkgrün S.Nüanciren 
von 88, 124. 

Walk seife 116. 
Walzenpresse für Mi- 
litärtuche 395, 396, 
Wasserdichte Gewebe 

323. 

— Stoffe 4L 
Wasserdichtmachen 

von Geweben 232 
Wasserstoffsuperoxyd , 
Bleichen 55. 
Weinsteinersatz, flüs- 
sig 12* 

Weiss auf Baumwoll- 
gewebe geätzt 279. 
Wohlfahrtsakte 113. 
Wollbeizen 3i* 
Wollblau 2B 38, 12L 

— N extra 292, 294. 

— R extra 405. 
Wolldruck 5L 
Wolle, Chloren der 26. 
— , Chromiren der 109, 

301, 312» 

Wollfarbstoffe, egali- 
sirende, saure 194. 
Wollfilzhüte, Grau auf 
66 . 

Wollgarn, substantive 
Farben auf 52. 
Wollgarn Waschma- 
schine 395. 
Wollgelatine 109. 
Wollhüte, tragechte 
Farben auf 155» 
Wollroth B 348. 


Z. 

Zephyrwolle, Braun auf 

12& 

Zeugdruckfarben 21 


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Namenregister, 


A. 

Actiengesellschaft für 
Anilin - Fabrikation, 
Neues Verfahren zum 
Farben mit sub- 
stantiven Baumwoll- 
iarbstoffen 9. 

— Verfahren zum Far- 
ben von Haaren oder 
Pelzen mittels Ortho- 
Amiilophenol oder 
dessenPerivaten 201 . 

— 282 

— Braune, direkt fftr- 
bendeBaumwollfarb* 
Stoffe 371. 

— Schwarzer, direkt 
färbender Baum woll- 
farbstoff 371. 

— Naphtophenazoni- 
u m Verbindungen 371. 

— Schwarze direkt fttr- 
bendeBaumwollfarb- 
stoffe 371. 

— Eiu neues Verfah- 
ren zur Darstellung 
von Farbstoffen der 
Vidalschwarzgruppe 
372. 

Ve fahren zur Dar- 
stellung blauer di- 
rekter Buumwoll- 
farbstoffc 411. 

Alcine & Sinan H , Ver- 
fahren zur Entfär- 
bung und Klärung 
tanninhaltiger Ex- 
trakte 991. 

Alt, Dr. H., Ueber Lig- 
norosin 303. 

Arnold, E, s. unter 

Kiepling. 

B. 

Badische Anilin- und 
Sodafabrik, Verfah- 
ren zur Darstellung 
von Indigo - Färbe- 
und Druckartikeln 9. 

— Verfahren zur Er- 
zeugung von Indigo- 
fltrbungen auf der 
vegetabilischen Fa- 
Ber 57. 


I — Verfahren zur Dar- 
stellung von Farb- 
atofflosuug zur Be- 
reitung von Zeug- 
druckfarben aus neu- 
tralen und basischen 
Theerfarbstoffen und 
Milchsäure 77. 

— Bericht des Vor- 
standes und Auf- 
sichtsrathes Uber das 
Geschäftsjahr 1898 
203. 

— Keducirend wirken- 
de Aetzfarbe aufkU- 
penblauor Baum- 
wolle 333. 

— Verfahren zur Er- 
zeugung echter 
Druck- und Farbtone 
mit Hülfe von Indigo. 
390. 

I — Verfahren zur Erzeu- 
gung echter Druck- 
und Fftrbetfine mit 
Hülfe vou Indigo 
i 390. 

— Verfahren zur Dar- 
stellung blauer und 
blaugrüner, walk- 
echter Farbstoffe der 
Anthracenreihe 411. 

Bautz. .J. R., Verfahren 
zur Itnprägnining 
von Wollstoffen 40. 

Bayer, E., Gewerblicher 
Volksrathgeber 355. 

! Becke, M., Die Jauus- 
farben 134, 270. 

Bemerkungen zu der 
Entgegnung dos 
Herrn Dr. Dreher 105. 

Bertram, P., Verfahren 
zum Färben von 
Pelzen 372. 

Biedermann, Dr. R., 
Technisch - Chemi- 
sches Jahrbuch 1897- 
98: 114. 

Bloch, L. und Zeidler, 
E., Paraniiranilinroth 
und Weiss auf Kü- 
penblau geätzt 143. 


I Bloede, V. G., Neues 
Färbe verfuhren 25. 

Blondei, E., Zur Ent- 
wicklung der Azo- 
farben auf der Faser 

! 183. 

Blumer, Dr E., und 
Kölle, Dr. G., Keac- 
tionen von neueren 
künstlichenFarbstof- 
fen in Losung und 
auf der Faser °40, 
258. 273, 288, 300. 
896, 346, 364. 

Boehringer Sohn, Ver- 
fahren zur Darstel- 
lung von Farbstoff- 
lösungen zur Berei- 
tung von Zeugdruck - 
farbon aus neutralen 
basischen Theerfarb- 
stoffen und Milch- 
säure 7. 

— Bemerkungen zu 
der Entgegnung des 
Herrn Dr. Dreher 105. 

, Bonbon, A. G., Ver- 
fahren zum Merr.eri- 
eiren der Baumwolle 
durchAuft räufeln der 
Lauge 332. 

Bonnet, s. unter Marot. 

Bonneville, L., Verfah- 
ren zum Mercerisiren 
125. 

, Bouilliant, P., Verfah- 
ren, pflanzl. Fasern 
zu degummiren und 
ihnen ein glänzendes 
seidenartiges Aus- 
sehen zu geben 372. 

Brandenberger, E., Pa- 
raroth auf Blau ge- 
ätzt 162. 

Brandt, Alizaringelb SF 
aut Baumwolle ge- 
druckt 110. 

Brandt. J., Beitrag zur 
Entwicklung von 
Azofarbs toll eil auf 
Baumwolle 144. 

Brandts, R., Einrich- 
tung für die Bobi- 
neufärberei 281. 


Brenner, J. v., s. unter 
Prinz. 

Brylinski, A., s. unter 
Scheurer. 

Brylinski s. unter Re- 
i nard. 

Buch- & Landauer, Ein- 
badschwarz - Färbe- 
verfahren unter An- 
wendung von Eisen- 
oxydoxalat, Kupfer- 
oxalat und Blauholz 
230. 

Bündgens,F.W. t Färbe- 
bottich mit in den 
Färboraum einge- 
bautenFlottenraisch- 
raum 25. 

! Bumcke, G.,& Wolffen- 
stein.R. Ueber Cellu- 
lose 370. 

Buntrock, Dr.A., Ueber 
die Haltbarkeit des 
diazotirten p-Nitra- 
nilins in salzsaurer 
und essigsaurer Lö- 
sung 92. 

— Erklärung 377. 


C. 

Caberti, Dr. L., Einige 
Bemerkungen Uber 
, Druckschwarz auf ß- 
Naphtolgrund 120. 

Carter, S. F., Weiss- 
druck auf Baumwolle 
332. 

Caster , T., s. unter 
Gardner. 

Cassella, L. & Co., Ver- 
i fahren zur Darstel- 
lung vou Disazosal- 
zen in festerbestän- 
diger Form 23. 

— Verfahren zur Dar- 
stellung von Phoro- 
glucin 129. 

— Verfahren zur Dar- 
stellung von Farb- 
stoffen aus Amido- 
phenolen und Chlor- 
schwefel 183. 


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[Purber-ZttUunn- 


422 


— Verfahren zur Dar- 
stellung eines 
schwarzen Baum- 
woll Farbstoffes aus 
Oxydinitrodiphenyl- 
amin 201. 

Chemische Fabrik vor- 
mals Sandoz, Ver- 
fahren zur Ueberfüh- 
rung von Sull'ooxy- 
induphcnolthiosulfo- 
sauren in die Chrom- 
laeke von Tinzin- 
farbstoffen 373. 

Compagnie Parisienne 
de Couleurs d‘Ani- 
llne, Verfahren zur 
Erzeugung der Tan- 
nin-, Antimon- oder 
derChrom Verbindun- 
gen der Chinonimkl- 
nrbaloff« auf der 
mit /?-Naphtoi prfipa- 
rirten oder direct 
auf der unpr/tparir- 
ten Faser auf dem 
Wege des Drückens 
23. 

— Verfahren zum Far- 
ben der Halbwolle 
im sauren Bade mit 
basischen Azofarb- 
stoffen 53. 

— Verbesserungen in 
der Herstellung von 
Farbstoffen, die sich 
auf der Wollfaser 
durch Chromiren 
entwickeln 391. 

— Anwendung der 
ameisensauren Balze» 
des Aluminiums und 
der Metalle der Eisen- 
gruppo als Beizen 

391 

— Verbesserungen in 
der Herstellung von 
Farbstoffen, die sich 
auf der Wollfaser 
durch Chromiren ent- 
wickeln lassen 390- 

— Anwendung der 
ameisensauren Salze 
dos Aluminiums und 
Metallo der Eisen- 
gruppe als Beizeu 
391. 

Courbet. K„ Verfahren 
von Gobelin-Nachah- 
mungen 250. 

D. 

Dämmer, Dr. 0 , Hand- 
buch der chemischen 
Technologie 114. 

Dommor, F., Neues 
Verfahren zum Far- 
ben von Geweben 
350. 

Dreher, Dr. C., Ent- 
gegnung auf den 
Artikel „ Milchsäure 
und Luctolin« von 
Dr. A. Kielincyor »iS. 


Namenregister. 


— Der Quehracho- 
Gerbstoff in der Fär- 
berei und besonders 
als Beizenfarbstoff 
für Wolle 190, 209. 

— Verbesserung zur 
Erzeugung echter 
gelber bis brauner 
Färbungen auf Leder 
mittels Titansalzeu 
390. 


E. 

Elbers, Dr. W., Verfah- 
ren zur Erzeugung 
echter grauer Druck- 
und Farbetöne mit 
Hülfe von Indigo 40. 

Erdmann, Prof Dr. H., 
UeberdieKupplungs- 
tahigkeit der Ami- 
donaphtol - Disuifo- 
saure K und über 
Chromputentgrün A 
der Firma Kalle & 
Co. in Biebrich a. Rh. 
85« 

F. 

Faber. O. v., und 
Tollens, B. Untersu- 
chungen über die 
Oxycelluloee 370. 

Farbenfabriken vorm. 
Fri«>dr. Bayer ife Co., 
Vorfahren zurstufen- 
weisen Hydroxyli- 
rung von Anthrachi- 
non 26. 

— Verfahren zur Dar- 
stellung von aroma- 
tischen Oxyahlehy- 
den 59 

— Verfahren zur Dar- 
stellung eines brau- 
nen schwefelhaltigen 
Buuinwollfarhstoires 
128 

Verfahren zur Dar- 
stellung eines blauen 
Farbstoffs aus Di- 
hromdinitroanthra- 
rufin 128 

— Verfahren zur Dar- 
stellung von Chini- 
zarin grü n su I fosil u re 
1*29 

— Grüne Farbstoffe 
derDiphenylnaphtyl- 
met han reihe 371 

Verfahren zur Ein- 
führung von Ainin- 
resten in Nitrooxy- 
anthrnchinonsulfo- 
sfture 145. 

— Verfaliren zur Dar- 
stellung von Trince- 
taten der Oxyhjdro- 
ebiuone 162. 

— Verfahren zur Ein- 
führung von Amin- 
resten der Oxyan- 
thraehinone 162. 


— Verfahren zur Dar- 
stellung von Trioxy- 
anthrachinonsulfo- 
saure 265. 

— Diamidooxyanthra- 
chinono und deren 
Sulfosnuren 371. 

— Verfahren zur Con- 
tinue - Färberei von 
Baumwolle 391. 

— Verfahren zur Her- 
stellung neuer Azo- 
farbstoffe und Zwi- 
schenprodukte 391. 

— Verfahren zur Con- 
tinuefftrbeiei von 
13aumw r olle 391. 

— Verfahren zur Her- 
stellung neuer Azo- 
farbst »ffe und Zwi- 
schenprodukte 391. 

Farbwerke vorm Meis* 
ter Lucius. Brüning, 
Neuerung beim Mer- 
eerisiren von Baum- 
wollgarnen mit al- j 
knitschen Laugen 25. 

— Grüne Farbstoffe 
der Diphenylnaph- 
tvlmethan reihe 371. 

Fehrmann. Dr. W.. Die 
Anwendung über- 
hitzten Dampfes in 
der Färberei 81, 100. 

Flintoff. J , tierhsAure- 
Metalllacke basi- 

scher Farbstoffe 127. 

Frankl, E., Ueber 

Schwarz in der Hut- 
fftrberei 207. 

Friedlander, Dr.F„Fort- 
schritte der Theor- 
farben - Fabrikation 
und verwandter In- 
dustriezweige 186, 
251. 

— Zur Einheitlichkeit 
des Chioinparent- 
grtliis A 357. 


ii. 

Gardner, W. M., & Ca- 
ster, T., Chrotnireu 
der Wolle 109. 

Gardner, P., Ueber 
Mercerisation der 
Baum wolle 337. 

Gassmnnn, Dr.Ch., Bei- 
trüge zum Studium 
der Verdickungsmit- 
tel 97 

Gatty, F. A., & Co. 
Verbesserung beim 
Farben gewisser 
Farbstoffe auf vege- 
tabilischen Fasern 
126. 

Geigy. 3. R. & (>., Ver- 
fahren zur Herstel- 
lung schwefelhalti- 
ger Farbstoffe 11 U. 


Georgievica, Prof. I>r. 
(i. von, Gespinnst- 
fasern, Wascherei, 
Bleicherei, Fflrherei, 
Druckerei, Appretur 
45. 

— Ein Beitrag zur 
Kenntnis.* des Tan- 
nirens der Baum- 
wolle 214 

Giraud s. unterSoci6t6 
Bonnet. 

Glafey, Reg. -Rath. Vor- 
richtung zum Farben 
von Cops 19 

— Stampfcalander 269, 
285, 305,323,344.384, 
400. 

Gloria, R . Betrachtun- 
gen überden Aussen- 
haudel Frankreichs 
int ersten Halbjahr 
1898: 11. 

Gnehm, Prof. Dr & 
Köthel i, Dr. E. Zur 
Theorie des Fftrbe- 
prozesses 408. 

Grieder, G , Neuerung 
an der RothfUrbe- 
maschine beim Far- 
ben mit Paranitrani- 
lin und Alphanaph- 
tylamiu 66. 

Grös-Renanü, Cb., Des 
Mordunts en teinture 
et eu impression 186. 

Gruenc, E., UeberGam- 
druckeroi 253. 

Guignet, Wasserlösli- 
ches Berlinerblau 77. 


II. 

Huber, H., s. tmlcr 
Prinz. 

Haller, M., Die Klein- 
farberei und ihre Ne- 
benindustri en 165. 

Hnubold,C.G jr , Walze 
aus gepresstem Fa- 
sermaterial, Papier 
u. dgl. Stoffen für Ca- 
lander, Ausquetsch- 
maschinen u s w. 62. 

Heinrich, C , Einiges 
Über das Entschalen, 
Bleichen und Farben 
von Tussahseide 86. 

Hesse, O., Tragechte 
helle, stückfarhige 
Modefarben auf Her- 
renstoff 49. 

Hoffmann,E.,l*ebor Mi- 
lirartuchrarborei 35 

Hoffmann. O., Vorrich- 
tung zum Merceri- 
sireu von Garn in 
Kettonst rangform 
145 


I. 

Imperatori, \Y. f Gut 
egalisirendes Braun 
auf Zephvrwolle 128. 

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Jahrgang 1881*.J 


Namenregister. 


423 


— Einige Farbstoffe 
für schwarze, blaue 
und braune Nuancen 
aufHalbwoll-Herren- 
k leid erst offen 2‘21. 

— Der Quebraehofarb- 
Stoff in der Färberei 
306. 

Industrielle Gesell- | 
schalt zu Mlllhausen 
i. E. 8. 

Ingham, Th., Verbesse- , 
rung beim Färben 57. j 

K. 

Kalle & Co., Verbesse- 
rung bei der Erzeu- 
gung schwarzer Fär- 
bungen aus Blauholz 
126 

— Verfahren zur Dar- 
stellung von Färb- i 
stoffen auf der Faser I 
249. 

* — Bemerkungen zu 
den vorstehenden i 
Abhandlungen Uber 1 
„ Chrompaten tgrlln “ 
360. 

— Verfahren zur Er- 1 
zeugung schwarzer 
Färbungen auf Ge- 
winnst fasern mit 

Blauholz 373. 

— Verfahren zur Er- 
zeugung von Indigo 
auf Seide 373. 

Kampe, F., Färben von 
mercerisirter Baum- 
wolle 256. 

Kay,W.C„ & TheTorn- 
liobank Company, 
Verbesserung bei der 
Fixation der Pigmen- 
te und der metalli- 
schen Pulver in der 
Druckerei 59. 

Kielmeyer, Dr. A.. 
Milchsäure und Lac- 
tolin 17, 33. 

— Duplik iu Sachen 
Milchsäure bezw. 
Lactolin 102. 

— Die sächsische Tex- 
tilindustrie im Jahre 
1895: 149. 

— Zu dem Artikel Dr. 
Laubers Uber die 
Appretur verschie- 
dener Qualitäten von 
Baumwollstoffen *226 

Kipling. W. Ch., & Ar- 
nold, E , Verfahren 
zum Wasserdicht- 
machen von Gewe- 
ben 232. 

Kleincwefers Söhne, 
J., Mercerisiren der 
Baumwolle inStrang- 
form 229. 

Koechlin, R., a. unter 
Pirquet. 

Koelle, Dr. G., s unter 
Blun.er. 


Kolbe, Dr. K., Saure 
Ester der Phenylgly- 
cin - o - carbonattu re 
371 

Kretschmar. M , Ueber 
die Appretur der 
Flanelle 2 

Krusche, E., Verfahren 
zur Herstellung eines 
filzartigen Stoffes » 
aus Cellulose 372. 

I.. 

Lallement. Zur Prü- 
fung gefttrbterBaum- 
wolle auf Indigo 91. 

Lauber, Dr. E., Appre- 
tur verschiedener 
Qualitäten von be- ; 
druckten Baumwoll- 
stoffen 117, 134. 

— Färben von K atzen - 
und Hasenfellen 191. 

Lieb mann, Dr. A., Ver- 
fahren, gelbe bis 
braune Mikadofarb- | 
Stoffe aus p-Nitroto- 
luolsulfosäure auf | 
der Pflanzenfaser zu 
erzeugen 25. 

Lftwenthal, I)r. R , Das 
Chromiren der Wolle 
301, 317. 

Lueger, Prol’. 0., Lexi- j 
kon der gesummten 
Technik und ihrer 
H Ul fia Wissenschaft en 
186. 

E 

ManufactureLyonnaise 
desMatieresCuloran- 
tes, Herstellung von 
zweifarbigen Effec- 
ten und Croponeffec- 
ten auf wollener 
Stück waare 110. 

— Schwarze primäre 
Disazofarbstoffe 371. 

Marnas, s. unter Sociöte 
Bonnet. 

Blarot, A. C., ft ßonnet, 
A., Neues Verfahren 
zum Beizeu für Ani- 
linschwarz 126. 

— Verfahren zum Ani- 
linschwarzfärben un- 
ter Zusutz von Alko- 
hol 266. 

Marquardt, Dr. B., Ver- 
besserung derWasch- 
ochtheit mit Diamin- 
ogenblau gefärbter 
Waaren 49 

-- Fortschritte auf dem 
Gebiete der Baum- 
wullgarnfftrbereilöl, 
172. 

— Einiges über Gnrn- 
druck 397. 

Melher, J., Verfahren 
zum Chloren der 
Wolle, um ihr das 
Aussehen und den 
Griff der Seide zu 
geben 76. 


Müller. E. J., Nachbe- 
handlung suhstanti- 
verBaumwollfftrbun- 
gen 161. 


BL 

Nicolle, Zur Gtthrung 
(Ferment innig) des 
Indigo 128. 


O. 

Oakes, F J., Verfahren 
zum Beizen 127. 

O’Louglin, J. A., Weiss, 
Gelb, Grün oder 
Hellblau auf einem 
indigoblauen Baum- 
wollgewebe geatzt 
279. 

Otto, C. A., Grau auf . 
Wollfilzhüten 66 


P. 

Pirquet, 0., & Koech- 
lin, R„ Färberei und 
Zeugdruck 158, 178, 
198. 

Plaetscbke.ZurHebung 
des Flachsbaues 43. 

Pollak, J., s. unter Sei- 
del. 

Prinz, Dr. A., Haber, 
H., Tomischka, E., 
Brenner, J. v.. Ver- 
fahren zur Aufberei- 
tung von Pflanzen- 
fasern, insbesondere 
Jute, Rhea und Ra- 
mie 372. 

Prud’homme, M., Ueber 
Aimnoniumhydrosul- I 
fit 250. 

— Ueber den Einfluss 
verschiedener Rea- 
gan tlen auf dieSchaf- ! 
wolle und ihre Auf- \ 
nahmef&hlgkeit für 
Farbstoffe 351. 


R. 

Ramel, s unter Societe 
Bonnet. 

Reld, J. Th., ft Thorp, 
H., Neues Farbever- 
fahren 40. 

Renard’s & Brylinski’e 
Indigo tinbestimmung, 
Vergleich 833. 

Robb, J., ft Grirne. J., 
Weisse und farbige 
Reserve unter einem 
nachträglich auf 
Baumwolle ent- 
wickelten Azofarb- 
stoffe 297. 

Römer, A , Heutige 
Lage der Mercerisir- 
patente in Deutsch- 
land 205, 222, 237. 


Römer, \V. f Bemerkun- 
gen zu den beiden 
Artikeln „Die Janus- 
farben von M. Becke* 
und „Fortschritte auf 
dem Gebiete der 
Baumwollgarnfttrbe- 
reien von Dr. Bruno 
Marquardt“ 227. 

Rotter, E.,Die Färberei 
vor 60 Jahren 342. 
361, 382. 

Le Roy, G. A., Ueber 
Irichromatin 334. 

H. 

Savigny, s. unter Soci- 
6tö BonneL 

Schrill, W., Das Be- 
schweren der Seide 
und seine Folgen 
für die chemische 
Wäscherei und Fftr- 
berei 41 

— Zweck und Ziel des 
deutschen Färber- 
Verbandes 133. 

Scheurer A.. und Brv* 
linski, Vergleichende 
Prüfung der Farben 
auf ihre Lichtecht- 
heit 112. 

Sehiefner, Th E , Ver- 
fahren zum Merceri- 
ren vegetabilischer 
Fasern 350. 

Schloepfer, Wennor ft 
Co., Verfahren zum 
Weiss - und Bunt- 
ätzen von Paranit- 
ranilinroth und an- 
deren auf der Faser 
entwickelten Azofnr- 
ben 7. 

Schlierer, E., Ueber 
die Herstellung eines 
walkechten Grün auf 
Wolle meinem Bade2. 

Schmid, H., Azobraun- 
beize 99. 

Schmidt, M., Papier- 
walze für Calander 
und Satinirmaschi- 
nen 26. 

Schoen, C„ s. unter 
Wallach, S ft Co. 

Seidel. Dr. H., Ligno- 
rosin 68, 174. 

— Das Reductionsver- 
mögen des Lignoro- 
sins 321. 

Silver Spring Blea- 
chingft Dyeing-Com- 
paoy, Verfahren zum 
Bedrucken von Ge- 
weben mit theil weise 
verdeckten Muster- 
figuren auf dunklem 
Grunde 182. 

Sinau, A. u, H., Vor- 
fahren zur Entfär- 
bung und Klärung 
tanninhaltiger Ex- 
trakte 391. 


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424 


Namenregister. 


(F&rber-ZeMung. 


La sociöt6 Auonytuc 
dea mines de Yauli, 
Verwendung dea Va- 
nadiums in der Fär- 
berei 91. 

Soci4t6 Bonnot Ramel, 
Girant!, Savigny & 
Mamas, Erzeugung 
von Aetzmuatem auf 
gefärbten Seidenge- 
weben mittels Am- 
moniurosultits 372. 

Soci6t6 Fran<;aise de 
Couleurs d Anilino 
de Pantin, Schwefel- 
haltige direkteBaum- 
wollfarbatoffe 371. 

Spindler. W., Verbes- 
sertes Vorfahren zum 
Farben und Bleichen 
der Seide 128. 

Springer, Dr., Gutach- 
ten in einem Patent- 
prozess der Firma 
J. P. Bemberg gegen 
die Actiengesell- 
achaft für Textilin- 
dustrie vorm Dollfus, 
Mieg & Cie. 2(53, 279, 
297. 

Stein, Dr. G., Ueber 
die neueren Aliznrin- 
farbatoffe 380, 398 


Btermer W., Die Baum- 
wollfärberei des Jah- 
res 1898: 83. 

I Stewart, Mrs. E., Ver- 
fahren zum Farben 
vermittelst eines 
Farbstoffs aus den 
Hülsen der Baum- 
wollfrucht 230. 

StückfArherei Zürich, 
Verfahren zum strei- 
tigen Buntfarben ge- 
webter Stoffe in re- 
genbogenfarbiger 
Schattimug 215. 

Süvern, Dr. C., Die 
Verfahren zur Dar- 
stellung der künst- 
lichen Seide 169, 189, 
208. 

— Neue Cellulosederi- 
vate in der Patent- 
literatur 340. 

Sykes, G. u. E., Eiu 
verbesserter Stück- 
waschapparat 75. 

T. 

Tabary. E., Bleichen 
von Flachs, Leinen- 
garn oder Leinewand 
mittels salpetriger 
Saure 39. 


The Foremen Dyera* 
Publishing Co. Ltd. 
215. 

The Marsden Company, 
Verfahren zur Her- 
stellung wasserdich- 
ter Gewebe, Seilerei-, 
Wirk- oder Flecht- 
waaren 373. 

The Tornliebank &Co. 
s. unter Kay. 

Thorp, H.,s. unter Reid. 

Tollens, B., s. unter | 
Faber. 

Tomischka, s. unter 
Prinz. 

U. 

Ulrich, G. t Ueber neue 
Walkfarbstoffe 289. 

V. 

Vhlal, H R, Blauer, 
licht- und sftureech- 
ter Baumwollfarb- 
atoff 371. 


Wallach, S. & Co., und 
Schoen, C., Verbesse- 
rung bei der Fixa- 
tion unlöslicher Far- 
ben im Zeugdruck 59. 


Walther, 0., Antbracen- 
chromschwarz 271. 

Webber, E., Techni- 
sches Wörterbuch in 
4 Sprachen 46. 

Weber, Dr. C. O., Zur 
Theorie des Farbe- 
processes 1. 

— Zur Vulkanisation 
wasserdichter Stoffe 
4L 

Wendler, G., Neues 
Verfahren zum Bei- 
zen 75. 

Wenner, Schlacpfer & 
Co. a. unter Schlaep- 
fer Wenner ft Co. 

Wulff, P, Der heutige 
Stand der Acetylen- 
beleuchtuug 184. 

Wolffonstein, R., s. un- 
ter Bumcke. 


Z. 

Zeidler, E„ s. unter 
Bloch. 


Verl«? von Julius Springer in Burlm N. — Druck von Emil Drtyor in Berlin SW. 


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